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VSAO JOURNAL Nr. 6 - Dezember 2018

Wunder - Kardiologie Bluthochdruck Massnahmen zur Kostendämpfung

Wunder -
Kardiologie
Bluthochdruck
Massnahmen zur Kostendämpfung

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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Wunder<br />

• Kardiologie<br />

• Bluthochdruck<br />

• Massnahmen zur<br />

Kostendämpfung


INHALT<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Wunder über Wunder<br />

POLITIK<br />

7 Gesundheitspolitik<br />

Das Ostergeschenk ist ausgepackt<br />

10 ZV – «Nur mit dem <strong>VSAO</strong>»<br />

WEITERBILDUNG /<br />

ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

12 Orientierungshilfe im Dschungel der<br />

Arztberufe<br />

15 Auf den Punkt gebracht:<br />

Die gute Frau Doktor<br />

16 Lesen lernen: Gutes Mittelmass<br />

17 Gut betreut zum Ziel<br />

<strong>VSAO</strong><br />

22 Sektion Aargau<br />

23 Sektion Basel<br />

24 Sektion Bern<br />

25 Sektion Zentralschweiz<br />

26 Sektion Zürich/Schaffhausen<br />

27 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

29 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />

FOKUS WUNDER<br />

30 Wie Wunder gemacht werden<br />

32 Gras wächst nicht schneller, wenn man<br />

daran zieht<br />

34 Das Flüstern des Apfelbaumes<br />

36 Wunder gibt es nicht, oder?<br />

37 Die Top Seven der Antike<br />

39 Corriger la nature<br />

PERSPEKTIVEN<br />

42 Fachserie – Aktuelles aus der Kardiologie:<br />

extrakorporale Herzunterstützungssysteme:<br />

Provisorium oder definitive Lösung<br />

45 Leserbrief<br />

46 Aus der «Therapeutischen Umschau»:<br />

Kardiovaskuläre Risikostratifizierung bei<br />

arterieller Hypertonie und therapeutische<br />

Implikationen<br />

53 Das erlesene Objekt: Als das Heldentum<br />

in Rauch aufging<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

55 Briefkasten<br />

57 Partnervermittlung fürs Jobsharing<br />

VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

59 Freiwilliger Einkauf in die Pensionskasse<br />

62 Impressum<br />

Vertrauen<br />

CH-3860 Meiringen<br />

Telefon +41 33 972 81 11<br />

www.privatklinik-meiringen.ch<br />

Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />

Ärztliche Leitung:<br />

Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />

Wo Patienten auch Gäste sind.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


STS 0292<br />

INNO<br />

VATION<br />

Viollier Preis 2019<br />

Engagement fordern,<br />

um Wissenschaft zu fördern<br />

Unter dem Patronat der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Allgemeine Innere Medizin SGAIM schreibt Viollier<br />

einen Preis aus.<br />

Der Preis ist mit CHF 10’000.– dotiert und wird am<br />

Frühjahrskongress der SGAIM 2019 überreicht.<br />

Die eingereichte Originalpublikation soll sich auf experimentelle<br />

oder klinische Forschungsarbeiten mit labormedi<br />

zinischer Relevanz beziehen.<br />

Einsendeschluss: 22.02.2019<br />

Preisträger<br />

<strong>2018</strong> PD PhD Nicolas Bonnet | 2017 Dr. med. Bettina Felicitas<br />

Winzeler | 2016 PD Dr. med. Dr. phil. Michael Nagler | 2015<br />

Prof. Dr. med. Daiana Stolz | 2014 PD Dr. med. Jens Kuhle |<br />

2013 Prof. Dr. med. Pierre Fontana | 2012 PD Dr. Alexandre<br />

Harari 2011 | Dr. Thomas von Känel | 2010 Prof. Dr. med.<br />

Gilbert Greub | 2009 Prof. Dr. med. Tobias Reichlin | 2008 PD<br />

Dr. med. Lukas A. Altwegg | 2007 Dr. Patrice François | 2006<br />

PD Dr. med. Spasenija Savic | 2005 Prof. Dr. med. Mirjam<br />

Christ-Crain | 2004 Prof. Dr. med. Christian Müller | 2003 Prof.<br />

Dr. med. Kaspar Berneis<br />

viollier.ch/viollier-preis


EDITORIAL<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Wunder über Wunder<br />

Glauben Sie an Wunder? Ja? Nein? Vielleicht? Ganz egal wie<br />

die Antwort ausfällt: Selbst die hartgesottensten Skeptiker haben<br />

wohl schon Situationen erlebt, in denen sie auf ein Wunder<br />

gehofft haben. Im Fokusteil befassen wir uns mit Wundern<br />

aller Art, mit göttlichen, solchen aus Menschenhand und von<br />

der Natur erschaffenen. Und wir haben einen Onkologen und<br />

eine Gynäkologin gefragt, ob sie in ihrem Berufsleben je ein<br />

Wunder erlebt haben.<br />

Im Frühjahr hatte der Bundesrat ein Überraschungspaket geschnürt,<br />

nun hat er es geöffnet, und die Überraschung hält<br />

sich in Grenzen. Kern war der Bericht der Expertengruppe<br />

Diener zu kostendämpfenden Massnahmen im Gesundheitswesen.<br />

Das Gremium unterbreitete 38 Vorschläge. In vielen<br />

Fällen geht der Bundesrat in seinem Paket darauf ein, zu einem<br />

geringeren Teil unterbreitet er zusätzliche Vorschläge.<br />

Wie sich der <strong>VSAO</strong> dazu stellt, ist im Politikteil nachzulesen.<br />

Dort orientieren wir Sie auch über die Ergebnisse der Herbstsitzung<br />

des Zentralvorstands <strong>VSAO</strong> und der Delegiertenversammlung<br />

von MEDISERVICE.<br />

Am 3. November fand in Bern der zwölfte MEDIfuture-Kongress<br />

vor vollbesetzten Reihen statt. Medizinstudierende sowie<br />

junge Ärztinnen und Ärzte konnten sich nicht nur über mögliche<br />

Berufsziele und den Weg dorthin informieren. Eine Anwältin<br />

referierte zum Thema maximale Arbeitszeiten und<br />

Überzeitenregelung, und Fachleute aus der Personalabteilung<br />

der Solothurner Spitäler erklärten, wie man sich heute richtig<br />

bewirbt. Mehr zu MEDIfuture <strong>2018</strong> findet sich in der Rubrik<br />

«Weiterbildung/Arbeitsbedingungen».<br />

Seit 2014 bereichert die Medizinhistorikerin Iris Ritzmann mit<br />

ihrer Kolumne «Das erlesene Objekt» unser Journal. Mit dieser<br />

Ausgabe beendet sie diese Reihe. Wir danken Iris Ritzmann an<br />

dieser Stelle für all die speziellen, interessanten, teils wunderbaren,<br />

teils wunderlichen Objekte, die sie in den vergangenen<br />

fünf Jahren gesucht und vorgestellt hat.<br />

Die Redaktion des <strong>VSAO</strong>-Journals dankt an dieser Stelle auch<br />

Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse und<br />

wünscht Ihnen wunderbare Festtage und ein ebenso wunderbares<br />

neues Jahr!<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


An ESC Update Meeting, Davos, 16 – 20 February 2019<br />

23 rd International Postgraduate Course on Cardiovascular Disease<br />

Main Topics<br />

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Hypertension • Sports cardiology • Lipid management • Cardiac imaging • Adult congenital heart disease •<br />

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Features<br />

State of the art lectures • Clinical decision seminars • Video live presentations •<br />

Meet the expert sessions • Poster sessions • Webcasts<br />

Course Directors<br />

Thomas F. Lüscher, M. D. Bertram Pitt, M. D.<br />

Professor of Cardiology<br />

Professor of Medicine Emeritus<br />

Royal Brompton & Harefield, London University of Michigan, Ann Arbor, USA<br />

Organisation<br />

On behalf of Zurich Heart House:<br />

Medworld AG<br />

CH-6312 Steinhausen<br />

Phone +41 41 478 23 00<br />

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POLITIK<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Das Ostergeschenk ist ausgepackt<br />

Vor Ostern hat der Bundesrat sein erstes Massnahmenpaket gegen die wachsenden Gesundheitskosten<br />

vorgestellt – mit Schlagworten und noch schön verschnürt. Für den Herbst war der<br />

definitive Inhalt samt Vernehmlassung angekündigt. Fazit des <strong>VSAO</strong> nach dem Auspacken: Etliches<br />

geht in die richtige Richtung, manches mündet in Sackgassen.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Geschenke machen immer dann besonders<br />

Freude, wenn man nicht mit ihnen<br />

rechnet. Oder wenn sie in Aussicht stehen,<br />

aber man keine Ahnung hat, was einen<br />

erwartet. In beiderlei Hinsicht fehlt dem<br />

Osterpaket aus dem Bundeshaus der Überraschungseffekt.<br />

Drin ist, was nach Ankündigung<br />

drin sein sollte. Weitgehend<br />

jedenfalls.<br />

Ihren Anfang nahm die Vorlage mit dem<br />

Bericht einer Expertengruppe unter der<br />

Leitung der früheren Ständerätin und alt<br />

Regierungsrätin Verena Diener (GLP/ZH).<br />

Das Gremium empfahl 38 Massnahmen<br />

zur Umsetzung. Zum grösseren Teil geht<br />

der Bundesrat in seinem Paket darauf ein,<br />

zum kleineren beinhaltet es zusätzliche<br />

Vorschläge.<br />

Ja oder ja, aber<br />

Der Geschäftsausschuss des <strong>VSAO</strong> hat die<br />

Vorschläge in der Vernehmlassung auf<br />

Herz und Nieren geprüft. «Konstruktiv<br />

und differenziert», unterstreicht Verbandspräsidentin<br />

Anja Zyska, «was wir<br />

angesichts der kritischen Stimmung in<br />

der Politik gegenüber den Ärzten als wichtiger<br />

denn je erachten. Unser Berufsstand<br />

braucht im Bundeshaus nämlich ebenso<br />

ein offenes Ohr – momentan zum Beispiel<br />

bei der Revision des ambulanten Tarifs<br />

und der Zulassungssteuerung.» Mehrheitlich<br />

sei der Verband mit der Bundesratsvorlage<br />

einverstanden, «zum Teil mit<br />

Vorbehalten», fasst Zyska die Diskussion<br />

zusammen. Im Einzelnen:<br />

• Experimentierartikel <br />

(Massnahme 2 im Expertenbericht)<br />

Ermöglicht thematisch, zeitlich und<br />

räumlich begrenzte Pilotprojekte, die<br />

über das Bundesgesetz über die<br />

Krankenversicherung (KVG) hinausgehen.<br />

Aus Sicht des <strong>VSAO</strong> eine grundsätzlich<br />

löbliche Idee. Allerdings fordert er, dass<br />

die Kompetenzen für solche Versuche<br />

nicht einseitig beim Bundesrat liegen.<br />

Leistungserbringer, Versicherer und<br />

Kantone sollen als gleichberechtigte<br />

Partner mitwirken können. Und: Es<br />

darf nicht nur um die Kosten gehen. Die<br />

medizinische Sicht, das heisst die Qualität<br />

und damit der Nutzen für die Patienten,<br />

muss Gewicht haben.<br />

• Nationale Tariforganisation<br />

(Massnahme 34 im Expertenbericht)<br />

Für den ambulanten Bereich, analog<br />

zur heutigen Lösung im stationären<br />

(SwissDRG). Besetzung: paritätisch<br />

mit den Tarifpartnern. Ziel:<br />

bestehende Blockaden lösen.<br />

Der <strong>VSAO</strong> unterstützt den Vorschlag,<br />

sofern die Struktur- und Organisationsautonomie<br />

der Tarifpartner gewährleistet<br />

bleibt (analog SwissDRG). Zudem<br />

soll der Bundesrat den Tarif auf Vorschlag<br />

der neuen Organisation weiterhin<br />

nur genehmigen.<br />

• Tarifstruktur aktuell halten<br />

(Massnahme 25 im Expertenbericht)<br />

Die Tarifpartner/die neue Tariforganisation<br />

(siehe oben) muss dazu<br />

dem Bundesrat auch für den ambulanten<br />

Bereich Daten liefern. Verstösse<br />

können bestraft werden. Ziel:<br />

das Leistungswachstum begrenzen.<br />

Eine regelmässige Überprüfung und<br />

Anpassung der Tarife ist zu begrüssen.<br />

Doch in seiner jetzigen Form stellt der<br />

Vorschlag die Autonomie der Tarifpartner<br />

in Frage. Denn neu würde der Bundesrat<br />

die Daten auch bekommen,<br />

wenn es nicht um eine Tarifgenehmigung<br />

geht. Dadurch könnte er die Tarife<br />

unabhängig von Tarifverhandlungen<br />

selbst festlegen. Deshalb sollten die<br />

Daten zunächst an die neue Tariforganisation<br />

gehen. Der Bundesrat erhält sie<br />

wie bisher, sobald die Anpassung durch<br />

die Tarifpartner erfolgt ist. Jährliche<br />

Änderungen dürften freilich kaum realisierbar<br />

sein.<br />

Gegen die Demontage des Arbeitsgesetzes<br />

Im März 2016 haben die Ständeräte Konrad Graber (CVP/LU) und Karin Keller-Sutter (FDP/SG) zwei<br />

parlamentarische Initiativen zum Arbeitsgesetz eingereicht. Beim Vorstoss Graber kann der Arbeitgeber<br />

für bestimmte Kategorien von Erwerbstätigen ein Jahresarbeitszeitmodell einführen, im Fall Keller-<br />

Sutter wird der Verzicht auf die Erfassung der Arbeits- und Ruhezeit möglich. Beide Initiativen wollen<br />

somit den Arbeitnehmerschutz abbauen. Sie würden Hunderttausende Personen betreffen, was selbst<br />

die in den Dossiers federführende Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats (WAK-S)<br />

einräumt. Der <strong>VSAO</strong> hat sich in der Vernehmlassung entschieden gegen die beiden Vorlagen ausgesprochen<br />

und angekündigt, die Unterstützung eines Referendums zu prüfen.<br />

Mehr zum Thema: www2.vsao.ch, Stellungnahmen/ Positionen<br />

• Pauschalen im ambulanten Bereich<br />

(Massnahme 15 im Expertenbericht)<br />

Basierend auf einer gesamtschweizerisch<br />

vereinbarten einheitlichen<br />

Tarifstruktur (wie bei den Einzelleistungstarifen).<br />

Der Bundesrat<br />

kann bei Uneinigkeit der Tarifpartner<br />

eingreifen.<br />

Grundlage jeder Pauschale muss ein<br />

sachgerechter und betriebswirtschaftlich<br />

korrekter Einzelleistungstarif<br />

sein. Ist dies erfüllt, stimmt der <strong>VSAO</strong><br />

zu.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


POLITIK<br />

Das Schweizer Gesundheitswesen ist ein komplexes System. Wer an einem Rädchen dreht, muss mit Risiken und<br />

Nebenwirkungen an anderer Stelle rechnen. Das zeigt sich beim Blick ins erste Massnahmenpaket zur Kostendämpfung.<br />

(© Kapley/fotolia.com)<br />

• Rechnungskopie für Versicherte<br />

(NEU) Die Patientinnen und Patienten<br />

erhalten immer (auch bei<br />

Spitalaufenthalten) eine Rechnungskopie.<br />

Bei Unterlassung drohen den<br />

Leistungserbringern Sanktionen.<br />

Für den <strong>VSAO</strong> eine Selbstverständlichkeit.<br />

• Rechnungskontrolle stärken<br />

(Massnahme 9 im Expertenbericht)<br />

Der Bund verstärkt die Aufsicht über<br />

die Versicherer. Sollte dies nicht fruchten,<br />

könnte eine unabhängige Rechnungskontrollbehörde<br />

zum Thema<br />

werden (Massnahme 35).<br />

Es macht Sinn, die Kontrollen zu vereinheitlichen<br />

und weiter zu professionalisieren.<br />

Solche Bemühungen dürfen<br />

indes nicht in mehr Bürokratie und<br />

Kosten münden.<br />

So nicht<br />

Ablehnend äussert sich der Verband hingegen<br />

zu den drei übrigen Vorschlägen:<br />

Noch mehr «Medizin statt<br />

Bürokratie!»<br />

Mit der Lancierung der Website www.medizin-statt-bürokratie.ch<br />

fiel im September der Startschuss für die zweite Kampagnenwelle.<br />

Deren bisheriger Höhepunkt war ein Anlass im Bundeshaus, an<br />

dem bestehende Kontakte mit den Parlamentariern vertieft und<br />

zahlreiche neue geknüpft wurden. Doch die Welle ist noch nicht<br />

abgeebbt: Es geht weiter, und gefragt sind nach wie vor Beispiele,<br />

die zeigen, mit welchen Ideen Spitäler das Kampagnenmotto umsetzen<br />

(Rückmeldungen via Website oder an marti@vsao.ch).<br />

• Massnahmen der Tarifpartner<br />

zur Steuerung der Kosten (NEU)<br />

Dahinter steht die parlamentarische<br />

Initiative «Steuerung der Kosten im<br />

KVG durch die Vertragspartner» der<br />

Kommission für soziale Sicherheit<br />

und Gesundheit des Nationalrats<br />

(SGK-N). Sie sieht vor, dass Leistungserbringer<br />

und Versicherer vertraglich<br />

Massnahmen zur Kostensteuerung<br />

vereinbaren. Unberechtigte<br />

Erhöhungen der Mengen und<br />

Kosten hätten Rückvergütungen<br />

durch die Leistungserbringer zur<br />

Folge. Scheitern die Vereinbarungen,<br />

kann der Bundesrat eingreifen.<br />

Der Nationalrat hat die Initiative<br />

im Frühling <strong>2018</strong> mit 97:91<br />

Stimmen verworfen. Damit ist sie<br />

im Parlament erledigt. Trotzdem<br />

hat sie der Bundesrat in seine Vorlage<br />

aufgenommen.<br />

In diesem Fall sagt der <strong>VSAO</strong> klar Nein.<br />

Bei Lichte besehen geht es um die Einführung<br />

degressiver Tarife und/oder<br />

jährlicher Globalbudgets.<br />

• Referenzpreissystem bei Arzneimitteln<br />

(Massnahme 22 im<br />

Expertenbericht) Für wirkstoffgleiche<br />

Arzneimittel mit abgelaufenem Patent<br />

soll ein maximaler Referenzpreis<br />

gelten. Dies dann, wenn wenigstens<br />

drei solche Medikamente<br />

auf der Spezialitätenliste stehen. Ziel:<br />

die Abgabe von Generika und patentabgelaufenen<br />

Originalpräparaten<br />

fördern. <br />

Und nochmals Nein: Der <strong>VSAO</strong> befürchtet<br />

Versorgungsengpässe und eine Gefährdung<br />

der Patientensicherheit.<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


POLITIK<br />

• Beschwerderecht der Versicherungen<br />

gegenüber den Kantonen<br />

(NEU) Versicherungen sollen<br />

gegen Beschlüsse der Kantonsregierungen<br />

zur Planung und Liste der<br />

Spitäler, Geburtshäuser und Pflegeheime<br />

Beschwerde erheben können.<br />

Nicht einverstanden. Die Macht der<br />

Krankenversicherungen würde damit<br />

weiter ausgebaut, und ihr Veto hätte<br />

Planungsunsicherheiten bei den Kantonen<br />

und Spitälern zur Folge. Mit unbekannten<br />

Auswirkungen auf die Versorgung<br />

der Patienten, denen keine<br />

Beschwerdemöglichkeit zur Verfügung<br />

steht.<br />

Zulassungssteuerung: Das Gesagte gilt<br />

Auch in der laufenden Wintersession liefert die Zulassungssteuerung Gesprächsstoff. Zwar herrscht<br />

Einigkeit darüber, die aktuelle Beschränkung bis Mitte 2021 zu verlängern. Alles andere aber ist noch<br />

in der Schwebe, vor allem der Forderungskatalog der nationalrätlichen Gesundheitskommission (SGK-N).<br />

Auf festem Boden mit der FMH an seiner Seite steht dagegen der <strong>VSAO</strong>. Er betreibt weiter Lobbying für<br />

seine von der SGK-N verwässerten Kernforderungen:<br />

• Für die Zulassung zur selbständigen Tätigkeit soll es wie bisher mindestens drei Jahre Tätigkeit an<br />

einer anerkannten Weiterbildungsstätte brauchen – neu aber zusätzlich in der für die Zulassung<br />

beantragten Fachdisziplin.<br />

• Die in der Tätigkeitsregion erforderliche Sprachkompetenz muss mit einer Sprachprüfung in der<br />

Schweiz nachgewiesen werden, und zwar vor Berufsantritt. Für Personen mit Schweizer Maturität<br />

oder Staatsexamen in der Amtssprache der Tätigkeitsregion entfällt die Prüfung.<br />

Mehr zum Thema: www2.vsao.ch, Gesundheitspolitik/Zulassungssteuerung<br />

Abgerechnet wird später<br />

Bleibt die Frage, was das Ideenpaket am<br />

Ende punkto Kostendämpfung bringt. Der<br />

Bundesrat ist in seinem erläuternden Bericht<br />

ehrlich: «Die finanziellen Auswirkungen<br />

eines grossen Teils der Massnahmen<br />

können nicht genau quantifiziert<br />

werden (…).» Was hingegen<br />

feststeht: Bis spätestens Ende 2019 geht ein<br />

zweites Massnahmenpaket in die Vernehmlassung.<br />

Schwerpunkte sind dann<br />

die Bereiche Arzneimittel, angemessene<br />

Versorgung und Transparenz. Der <strong>VSAO</strong><br />

ist schon heute gespannt aufs Auspacken<br />

…<br />

■<br />

Mehr zum Thema:<br />

www2.vsao.ch<br />

Stellungnahmen/Positionen<br />

www.bag.admin.ch<br />

Versicherungen/Krankenversicherung/<br />

Laufende Revisionsprojekte/KVG-Revision:<br />

Massnahmen zur Kostendämpfung<br />

– Paket 1<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


POLITIK<br />

«Nur mit dem <strong>VSAO</strong>»<br />

Die Themen ähnelten sich, die Gesichter waren grösstenteils vertraut, nicht aber die<br />

Umgebung: Zum ersten Mal fand die Herbstsitzung des Zentralvorstands (ZV) in den neuen<br />

Räumlichkeiten des Zentralsekretariats statt. Im Mittelpunkt der Beratungen standen am<br />

24. November in Bern Diskussionen und Entscheidungen über das weitere Vorgehen bei<br />

einzelnen Strategiemassnahmen.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Severin Nowacki.<br />

Was in der Strategie 2017 zu Papier gebracht<br />

wurde, erwächst allmählich zum<br />

Leben: Das Projekt Teilzeitarbeit etwa oder<br />

die Entwicklung eines Kommunikationskonzepts.<br />

Zentral ist bei all diesen Projekten,<br />

dass die jungen Ärztinnen und Ärzte<br />

einen direkten Mehrwert erfahren<br />

Das WIR-Gefühl stärken<br />

Kurz vor dem Abschluss steht das Kommunikationskonzept.<br />

Marcel Marti, Verantwortlicher<br />

Politik und Kommunikation,<br />

stellte es vor und erläuterte die Zielsetzungen.<br />

Im Wesentlichen strebt die Kommunikation<br />

zwei Ziele an: Unter dem Schlagwort<br />

«Nur mit dem <strong>VSAO</strong>» wird die Absicht<br />

zusammengefasst, dass der Verband bei<br />

seinen Kernthemen als unentbehrlich<br />

wahrgenommen wird, sowohl bei den andern<br />

Akteuren wie und vor allem auch bei<br />

den Mitgliedern. Zudem soll das WIR-<br />

Gefühl gestärkt werden: Die Mitglieder<br />

sollen sich mit dem Verband identifizieren;<br />

der Dachverband und die Sektionen<br />

sollen vermehrt zusammenrücken, ebenso<br />

die Sektionen untereinander. Die Forderung,<br />

dass man bei wichtigen Geschäften<br />

vermehrt mit einer Stimme sprechen<br />

solle, sorgte für Stirnrunzeln bei einzelnen<br />

Sektionsvertretern. Es gehe nicht um<br />

Gleichschaltung, sondern um Koordination,<br />

stellte Simon Stettler, Geschäftsführer<br />

des Berufsverbands, richtig. Beabsichtigt<br />

ist eine «Vielfalt in der Einheit». In<br />

erster Linie wird eine Vereinheitlichung<br />

und Verjüngung des Auftritts, beispielsweise<br />

auch eine Präsenz in den sozialen<br />

Medien angestrebt.<br />

Einen Schritt in diese Richtung macht die<br />

Sektion Zürich, welche eine neue Online-<br />

Plattform für Mitglieder lanciert. Das<br />

aufwändige Projekt soll im Februar 2019<br />

starten und einen geschlossenen Raum<br />

bieten, in dem nebst allen möglichen arbeits-<br />

und sachbezogenen Informationen<br />

auch Platz für Austausch und leichtere<br />

Kost ist. Zum Einsatz kommen sämtliche<br />

digitalen Kommunikationsformen. Damit<br />

nicht nur die Mitglieder der Sektion Zürich<br />

diese Plattform nutzen können, gab<br />

der ZV einem Antrag der Zürcher für einen<br />

Datenaustausch zwecks Überprüfung der<br />

Mitgliedschaft statt. Die technischen Details<br />

werden hinsichtlich des Datenschutzes<br />

noch ausgearbeitet.<br />

Vertrautes Procedere, neue Umgebung: Die erste Zentralvorstandssitzung<br />

am Bollwerk 10 in Bern.<br />

Blaupausen und Vorbilder<br />

Das Rad neu zu erfinden ist nicht nur<br />

aufwändig, sondern schlicht sinnlos. Gute<br />

Lösungen zu kopieren oder so zu modifizieren,<br />

dass sie auf die eigenen Gegebenheiten<br />

angepasst werden können, erspart<br />

folglich viel Mühe und Arbeit. Das ist der<br />

Grundgedanke, auf dem das Konzept<br />

«Bauplan Teilzeitklinik» fusst. Um die<br />

Schaffung von Teilzeitarbeit in den Kliniken<br />

zu fördern, sollen erfolgreiche, bereits<br />

existierende Modelle quasi als «Blaupausen»<br />

andern Kliniken zur Verfügung gestellt<br />

werden. Entscheidendes Kriterium ist<br />

dabei natürlich, dass die Kliniken, was<br />

Aufgabe und Organisation angeht, vergleichbar<br />

sind. Zum einen können die<br />

Verantwortlichen auf diese Weise sehen,<br />

dass Teilzeit andernorts funktioniert und<br />

dem oft gehörten Vorurteil «das geht bei<br />

uns nicht» wird die Grundlage entzogen.<br />

Zum andern kann so relativ rasch eine<br />

Neuerung eingeführt werden, die nicht<br />

nur den Bedürfnissen der jungen Ärzteschaft<br />

entspricht. Zunehmend geraten<br />

Kliniken bei der Personalsuche ins Hintertreffen,<br />

wenn sie keine modernen Arbeitszeitmodelle<br />

anbieten.<br />

Die Förderung von Teilzeit gehört zu den<br />

Strategiemassnahmen des <strong>VSAO</strong>. Das<br />

Konzept «Bauplan Teilzeitklinik» überzeugte<br />

die ZV-Delegierten und sie stimmten<br />

der Umsetzung zu, welche im kommenden<br />

Frühjahr beginnen soll.<br />

Unerlässliches Instrument bei allen Massnahmen<br />

im Bereich Arbeitsbedingungen<br />

ist die Dienstplanberatung. Die bislang<br />

wohl erfolgreichste Dienstleistung des<br />

<strong>VSAO</strong> geniesst gleichermassen hohes Ansehen<br />

bei den Sektionen und den Spitälern.<br />

Da die Nachfrage sehr gross ist, droht<br />

die Dienstplanberatung Opfer des eigenen<br />

Erfolgs zu werden. In einem Workshop<br />

sollen alle Fragen rund um diese Dienstleistung<br />

erörtert und die künftige Marschrichtung<br />

bestimmt werden.<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


POLITIK<br />

Die Kommunikation funktioniert: <strong>VSAO</strong>-Präsidentin Anja Zyska (Mitte), Patrizia Kündig (Vizepräsidentin) und<br />

Angelo Barrile (Vizepräsident) im Austausch mit den ZV-Delegierten.<br />

Neu im<br />

Geschäftsausschuss<br />

Helen Manser<br />

Mitglied der Geschäftsleitung der<br />

Sektion Zürich<br />

Assistenzärztin bei sihldoc4kids,<br />

Praxis für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Vorbilder und Blaupausen sind ebenso<br />

gefragt, wenn es um den Kampf gegen die<br />

überbordende Bürokratie geht. Die Kampagne<br />

«Medizin statt Bürokratie!» läuft<br />

weiter: Im September wurde im Bundeshaus<br />

ein erfolgreicher Anlass für Parlamentarierinnen<br />

und Parlamentarier<br />

durchgeführt. Insbesondere die anwesenden<br />

Assistenzärzte, die den Politikern aller<br />

Couleur einen Einblick in ihre tägliche<br />

Arbeit gaben, öffneten vielen die Augen<br />

und wurden zu Sympathieträgern. Die<br />

Kontakte zu den damals anwesenden National-<br />

und Ständeräten werden nun vertieft.<br />

Zugleich soll die Kampagne aber<br />

vermehrt in die und von den Sektionen<br />

getragen werden. Sie alle sind aufgerufen,<br />

vorbildliche Massnahmen zum Abbau des<br />

bürokratischen Überhangs zu melden.<br />

Diese sollen dann für andere Kliniken<br />

wiederum als Blaupausen dienen. Im Weiteren<br />

soll auch die Spitalrose 2019 an ein<br />

Spital oder eine Klinik vergeben werden,<br />

welche sich auf diesem Gebiet speziell verdient<br />

gemacht hat.<br />

Die ZV-Delegierten wählten einstimmig<br />

eine neue Vertreterin in den Geschäftsausschuss<br />

(GA). Mit Helen Manser, Vorstandsmitglied<br />

der Sektion Zürich, zieht nicht<br />

nur ein mit der lokalen Verbandsarbeit<br />

bestens vertrautes Mitglied in das nationale<br />

Exekutivgremium ein. Da Helen seit<br />

zwei Jahren regelmässig als Gast an den<br />

Sitzungen des GA teilnimmt, ist ihr dessen<br />

Arbeit bereits geläufig (s. Kasten). Schliesslich<br />

bestimmte der ZV noch neue ordentliche<br />

und Ersatzdelegierte für die Ärztekammer.<br />

Anpassung<br />

an Realität nötig<br />

Gesetzesänderungen oder gesellschaftliche<br />

Entwicklungen machen Anpassungen<br />

nötig. Das betrifft zum Beispiel die <strong>VSAO</strong><br />

Stiftung für Selbständigerwerbende. Seit<br />

Kurzem kann eine neue Form der Kadervorsorge<br />

(sog. 1e-Vorsorgelösung) angeboten<br />

werden. Heinz Wullschläger, Geschäftsführer<br />

der <strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende,<br />

machte deutlich, dass<br />

auch seine Stiftung diesen Zug nicht<br />

verpassen will. Ungefähr 25 Prozent der<br />

bei der Stiftung Versicherten könnten von<br />

einer solchen Möglichkeit Gebrauch machen.<br />

Angestrebt wird nicht die Gründung<br />

einer weiteren <strong>VSAO</strong>-Stiftung, sondern ein<br />

Anschluss an einen bereits bestehenden<br />

Anbieter. Momentan wird eine entsprechende<br />

Lösung ausgearbeitet. Da der Zentralvorstand<br />

im kommenden April darüber<br />

beschliessen muss, werden Vertreter<br />

des Zentralsekretariats und der Sektionen<br />

in der Arbeitsgruppe Einsitz nehmen.<br />

Ja zur Statutenänderung<br />

Auf gesellschaftlichen Veränderungen<br />

beruhte das wichtigste Traktandum, über<br />

welches an der Delegiertenversammlung<br />

von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC zu beschliessen<br />

war. Da zunehmend mehr Mitglieder<br />

der Dienstleistungsorganisation in<br />

Gruppenpraxen arbeiten, wurde eine Änderung<br />

bei den Mitgliederkategorien und<br />

somit der Statuten nötig. Die Delegierten<br />

stimmten dieser Anpassung ebenso einstimmig<br />

zu wie dem Budget und der Vereinfachung<br />

der Struktur bei Budget und<br />

Reporting. Die Delegiertenversammlung,<br />

welche wie üblich in die Sitzung des Zentralvorstands<br />

eingeschoben wurde, stand<br />

erstmals unter der Leitung des neuen Präsidenten<br />

Daniel Schröpfer, für den es nach<br />

Jahren als <strong>VSAO</strong>-Präsident ein Heimspiel<br />

war. <br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Orientierungshilfe im Dschungel<br />

der Arztberufe<br />

Spital oder Praxis? Das war früher die grosse Frage. Heute ist das Betätigungsfeld für Ärzte so<br />

breit gefächert, dass eine vertiefte Beschäftigung mit den Jobmöglichkeiten und Karrierewegen<br />

ratsam ist. Dafür gibt es den MEDIfuture-Kongress. Gestandene Fachärztinnen und Fachärzte<br />

berichteten über ihre beruflichen Erfahrungen und gaben den über 300 Jungärzten wertvolle<br />

Tipps für den Berufsweg.<br />

Dr. med. Alan Niederer, Wissenschaftsredaktor NZZ. Bilder: Micha Riechsteiner.<br />

Du bist Arzt? Dann brauchst du dir wenigstens<br />

keine Sorgen um die Zukunft zu machen.<br />

So denken viele. Arbeitslosigkeit<br />

scheint nahezu ein Ding der Unmöglichkeit,<br />

das Einkommen ist je nach Gebiet<br />

und Tätigkeit ansehnlich. Für Medizinstudenten<br />

und Jungärzte könnte die Wahl des<br />

Fachgebiets und der Arbeitssituation also<br />

relativ klar sein. Doch der Verdienst ist bei<br />

der Berufswahl nur eines von vielen Kriterien.<br />

Aus Studien weiss man zudem, dass<br />

gerade zu Beginn der Karriere die meisten<br />

Mediziner mehr von idealistischen denn<br />

materiellen Motiven getrieben sind.<br />

Was also wählen? Und wenn ich schon<br />

weiss, was ich werden will: Wie erreiche<br />

ich mein Ziel am besten? Zu solchen Fragen<br />

gab auch die zwölfte Ausgabe des<br />

beliebten MEDIfuture-Kongresses wiederum<br />

viele nützliche Inputs. Organisiert<br />

vom <strong>VSAO</strong> und der Dienstleistungsorganisation<br />

MEDISERVICE, fand die Veranstaltung<br />

am 3. November im Stade de Suisse<br />

in Bern vor vollbesetzten Reihen statt.<br />

Durch den Tag führte der Journalist Daniel<br />

Lüthi, der mit seiner kompetenten<br />

und unterhaltsamen Moderation viel zum<br />

Gelingen des Anlasses beitrug.<br />

Christoph Hänggeli vom Schweizerischen<br />

Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung<br />

(SIWF) sprach über die Anforderungen<br />

auf dem Weg zum Facharzttitel. «Eine<br />

gute Planung ist die halbe Miete», sagte<br />

Hänggeli. Dabei gelte es zu beachten, dass<br />

fast alle der 45 Facharzttitel heute auch in<br />

Teilzeit erreicht werden könnten. Das minimale<br />

Pensum betrage allerdings 50<br />

Prozent und die kürzeste Weiterbildungsperiode<br />

sechs Monate. Ausnahmen könnten<br />

wegen des Gebots der Rechtsgleichheit<br />

kaum je gewährt werden.<br />

Laut dem Weiterbildungsspezialisten werden<br />

Auslandaufenthalte grosszügig an die<br />

geforderte Zeit angerechnet. Die Einsätze<br />

müssten aber in anerkannten Institutionen<br />

stattfinden. «Es ist sinnvoll, diese<br />

Frage frühzeitig zu klären», betonte<br />

Hänggeli. Für die anerkannten Weiterbildungsstätten<br />

in der Schweiz verwies er auf<br />

die Website des SIWF.<br />

Herzblut ist gefragt<br />

Um den Facharzttiteln ein Gesicht zu geben,<br />

wurden einige näher vorgestellt. Sven<br />

Streit präsentierte den beliebtesten Titel<br />

überhaupt, jenen für allgemeine innere<br />

Medizin, der für den Beruf des Hausarztes<br />

prädestiniert. Die entsprechende Fachgesellschaft<br />

zählt rund 7000 Mitglieder. Er<br />

sei froh, dass das Berufsziel Hausarzt wieder<br />

attraktiv sei, sagte Streit. In seiner<br />

Studienzeit habe man sich das nur zugeflüstert,<br />

denn die grosse Mehrheit habe<br />

sich für ein Spezialgebiet interessiert, das<br />

mehr Prestige versprochen habe. Arthur<br />

Helbling stellte die Schweizerische Gesellschaft<br />

für Allergologie und Immunologie<br />

und den entsprechenden Facharzttitel vor.<br />

Den Jungärzten riet er: «Bei der Wahl des<br />

Titels sollte uns nicht das Geld regieren.»<br />

Es brauche vor allem Herzblut.<br />

Stefan Bützberger berichtete über seine<br />

Begeisterung für die physikalische Medizin<br />

und Rehabilitation. Alexander Minzer<br />

hob die Bedeutung der psychosomatischen<br />

Medizin hervor, die mehr sei als<br />

«nichts». Er spielte damit auf die Beurteilung<br />

vieler Berufskollegen an, die, wenn<br />

sie für die vorgebrachten Beschwerden<br />

keine organische Ursache fänden, dem<br />

Patienten lapidar sagen: «Es isch nüt.» Im<br />

Gegensatz zu den anderen Fachgebieten<br />

kann für die psychosomatische Medizin<br />

kein Facharzttitel, sondern ein Fähigkeitsausweis<br />

erlangt werden.<br />

Den Weg zum Facharzttitel ebnet eine gute Planung: Christoph Hänggeli<br />

vom SIWF orientiert über die wichtigsten Grundsätze.<br />

Herzblut und Begeisterung: Davon war an<br />

diesem Samstag viel die Rede. Und von<br />

ärztlichen Vorbildern. Ein solches ist die<br />

Gynäkologin Franziska Maurer Marti<br />

zweifellos. Sie hat nicht nur in der Medizin<br />

Karriere gemacht, sondern auch erfolgreich<br />

Beruf und Familie unter einen Hut<br />

gebracht. Zudem hat sie auch heute noch<br />

sichtlich Spass an ihrem Beruf.<br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Hausärztin oder Herzchirurg? Ein interessiertes Publikum hörte zu, fragte<br />

nach und diskutierte mit.<br />

In einem witzigen Vortrag erzählte sie, wie<br />

sie als Kind der 68er-Generation aufwuchs<br />

und den gesellschaftlichen und<br />

politischen Umbruch jener Zeit miterlebte.<br />

Als durchsetzungsstarke und kommunikative<br />

Persönlichkeit hat sie später ihren<br />

Weg von der Assistenzärztin zur Chefärztin<br />

der Frauenklinik am Bürgerspital<br />

Solothurn gemacht. Bis es so weit war,<br />

musste die frühere Chefärztin in Grenchen<br />

aber erst noch die beiden Frauenkliniken<br />

und damit zwei Kulturen zusammenführen.<br />

Es sei nicht immer einfach gewesen, resümierte<br />

Maurer Marti ohne Nostalgie. Als<br />

Oberärztin habe sie «gelitten, geheult und<br />

geflucht, aber auch viel gelernt», zum<br />

Beispiel Verantwortung zu übernehmen.<br />

Und später, in der Chefetage, habe sie «das<br />

Schwimmen im Haifischbecken gelernt».<br />

Was ist ihr Fazit? Man müsse sich im Beruf<br />

entscheiden, denn «alles geht nicht». Ihre<br />

Schwerpunkte sind die Klinikführung,<br />

eine qualitativ hochstehende Medizin für<br />

die Patientinnen – und das eigene Familienleben.<br />

«Für Forschung bleibt da keine<br />

Zeit», sagte die Gynäkologin.<br />

alle es von mir erwarten?» Er wollte es<br />

selber. Inzwischen hat er die väterliche<br />

Praxis zu einer Gemeinschaftspraxis umgebaut.<br />

An seiner Tätigkeit schätzt er nicht<br />

nur das breite medizinische Spektrum,<br />

das für Abwechslung sorge. Er ist auch<br />

gerne die Vertrauensperson für seine Patienten.<br />

Im Gegensatz zu den Spitalärzten<br />

habe er auch mehr Zeit für die Patienten,<br />

da der administrative Aufwand in der Praxis<br />

geringer sei. Und Negativpunkte? Als<br />

Hausarzt fühle er sich gelegentlich «aussen<br />

vor», weil viele wichtige Entscheide für<br />

die Patienten im Spital gefällt würden.<br />

Um Einfluss ging es auch im Referat von<br />

Marcel Marti, stellvertretender <strong>VSAO</strong>-Geschäftsführer,<br />

und Nationalrat Angelo<br />

Barrile, Co-Vizepräsident <strong>VSAO</strong>. Sie sprachen<br />

davon, wie man <strong>VSAO</strong>-Themen wie<br />

ärztliche Weiterbildung, Arbeitsbedingungen<br />

oder Gesundheitspolitik in die Bundespolitik<br />

einbringt. Aktuell läuft zum<br />

Beispiel die Kampagne «Medizin statt<br />

Bürokratie». Damit soll der Entwicklung<br />

begegnet werden, dass Assistenzärzte heute<br />

nur noch ein Drittel ihrer Arbeitszeit für<br />

den Patienten einsetzen können.<br />

Barrile sprach auch über die «Grosswetterlage»<br />

unter der Bundeshauskuppel.<br />

Viele Politiker hätten zwar Sympathien für<br />

die jungen Ärzte, sagte er. Doch es dominiere<br />

derzeit «die andere Seite». Damit<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

Breite statt Tiefe<br />

Wer als Kongressteilnehmer nicht die<br />

fachliche Spezialisierung, sondern die<br />

medizinische Breite suchte, fand im Sempacher<br />

Hausarzt Cyrill Bühlmann ein<br />

passendes Beispiel. Aus einer Ärztefamilie<br />

stammend – schon der Vater war Hausarzt<br />

in Sempach –, habe er seit Kindertagen<br />

zu hören bekommen, er werde Arzt. Sogar<br />

seine Lehrerin in der Primarschule habe<br />

gesagt: «Du bist noch nicht Arzt, also<br />

schreib bitte schöner!»<br />

Bühlmann fragte sich: «Will ich wirklich<br />

Medizin studieren, oder mache ich es, weil<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

buhlten auch Privatkliniken sowie Dienstleister<br />

für Ärztebedarf, Standesorganisationen<br />

und Pharmaunternehmen um die<br />

jungen Talente. «Starten Sie bei uns Ihre<br />

ärztliche Laufbahn», stand am Stand des<br />

Inselspitals. Noch selbstbewusster verkündete<br />

das Universitätsspital Zürich: «Wir<br />

schreiben Medizingeschichte, die andere<br />

lesen.»<br />

Junge Ärztinnen und Ärzte sind begehrt: Kliniken und NGOs buhlen ebenso<br />

um ihre Aufmerksamkeit wie Fachgesellschaften oder Dienstleister aller Art.<br />

meinte er, dass viele Politiker die Ärzteschaft<br />

als egoistisch wahrnehmen, sie<br />

würde nur dann laut werden, wenn es um<br />

ihr Einkommen gehe. Zur aktuellen<br />

Lohnstudie des Bundes sagte Barrile, dass<br />

dabei die Assistenzärzte nicht berücksichtigt<br />

worden seien; mit ihnen wäre das<br />

mittlere Einkommen deutlich tiefer ausgefallen.<br />

Neben gestandenen Ärztinnen und Ärzten<br />

sprachen auch andere Berufsleute zu den<br />

Jungärzten. Eine Anwältin referierte zum<br />

Thema maximale Arbeitszeiten und Überzeitenregelung<br />

und Fachleute aus der<br />

Personalabteilung der Solothurner Spitäler<br />

erklärten, wie man sich heute richtig<br />

bewirbt: Welche Nebenbeschäftigungen<br />

und Erfahrungen interessieren Chefärzte<br />

und HR-Spezialisten und was lässt man<br />

lieber weg?<br />

Kein Schwarz und Weiss<br />

Ernst Herzig vom Pharmaunternehmen<br />

Mundipharma griff mit seinem Thema<br />

«Zusammenarbeit Ärzteschaft und Pharmaindustrie<br />

– Chancen und Gefahren»<br />

das heikelste Thema des Tages auf. Im<br />

An dieser Stelle danken wir allen Sponsoren und Ausstellern,<br />

namentlich Mundipharma, ganz herzlich für<br />

ihre Unterstützung. Ebenso danken wir den Referentinnen<br />

und Referenten. Ohne sie wäre MEDIfuture <strong>2018</strong><br />

nicht zustande gekommen. Der nächste MEDIfuture-<br />

Kongress findet am 2. November 2019 wiederum im<br />

Stade de Suisse in Bern statt.<br />

Gespräch mit einem Hausarzt erklärte der<br />

Verkaufschef das Geschäftsmodell der<br />

Pharmabranche. Dass dieses Modell in<br />

früheren Zeiten für einige Skandale sorgte,<br />

weil die Industrie mit ethisch heiklen<br />

Mitteln wie Direktzahlungen und Einladungen<br />

zu Luxusreisen ihren Einfluss auf<br />

die Ärzteschaft vergrösserte, blendete der<br />

Pharmavertreter nicht aus.<br />

«Diese Zeiten sind aber vorbei», betonte<br />

Herzig. Heute sei die professionelle Zusammenarbeit<br />

durch Gesetze (HMG, KVG) und<br />

Richtlinien (SAMW, Kodex der Industrie)<br />

«zwei- bis dreifach abgesichert». Sein Gesprächspartner,<br />

der Hausarzt, sagte, dass<br />

er in seiner Einzelpraxis fünf bis zehn Mal<br />

im Jahr einen Ärztebesucher empfange<br />

und diesen Kontakt schätze. Von der Industrie<br />

erwarte er aber, dass sie respektiere,<br />

dass Ärzte unabhängig entscheiden<br />

wollen, welche Medikamente sie ihren<br />

Patienten verschreiben.<br />

Dass es in der Zusammenarbeit zwischen<br />

Ärzteschaft und Pharmaindustrie kein<br />

einfaches Schwarz und Weiss gibt, machte<br />

Herzig anhand eines weiteren heissen<br />

Politikums deutlich: der gesponserten<br />

Weiterbildung. Obwohl viele Mediziner der<br />

Meinung seien, die Pharmaindustrie nehme<br />

zu viel Einfluss auf die ärztliche Weiterbildung,<br />

sei die Mehrheit nicht bereit,<br />

diese aus dem eigenen Sack zu zahlen.<br />

Herzigs Kommentar: «Unabhängigkeit<br />

hat seinen Preis.»<br />

Wie heiss begehrt der ärztliche Nachwuchs<br />

ist, zeigte sich auch in der Kongressausstellung,<br />

die über 40 Stände umfasste.<br />

Neben Kantons- und Universitätsspitälern<br />

Einsatz und Begeisterung<br />

Spannend war auch das Gespräch mit<br />

dem bekannten Herzchirurgen Thierry<br />

Carrel. Ursprünglich habe er einen Bauernhof,<br />

eine grosse Familie und Tiere<br />

haben wollen, sagte er. Es sei dann alles<br />

etwas anders gekommen. Seine Lehrer am<br />

Spital hätten ihn für die Herzchirurgie<br />

begeistert. Carrels Fazit: «Man muss die<br />

Freiheit haben, Umwege zu machen.»<br />

Auch der Starchirurg äusserte sich kritisch<br />

über die Zunahme der administrativen<br />

Aufgaben im Spital: «Krankenkassen und<br />

Politik wollen immer genauer wissen, was<br />

wir machen und warum.» Vor der Kostendiskussion<br />

müsse aber die Diskussion um<br />

die Qualität geführt werden, betonte Carrel.<br />

Andere Dinge haben sich seiner Meinung<br />

nach aber auch zum Besseren entwickelt.<br />

So begrüsste der Chirurg ausdrücklich<br />

die heutigen Arbeitszeiten.<br />

«Früher waren sie unsinnig, krankhaft.»<br />

Auf welche Eigenschaften schaut er bei<br />

seinen Assistenzärzten? «Wir geben ihnen<br />

ein Jahr Beobachtungszeit», sagte Carrel.<br />

Dabei schaue er vor allem auf die Motivation<br />

und die Faszination für das Fachgebiet.<br />

Natürlich brauche es auch etwas<br />

manuelles Geschick und ein gutes dreidimensionales<br />

Vorstellungsvermögen.<br />

«Denn ohne Blut wird das Herz zu einem<br />

Sack.» Da könne die Orientierung schwierig<br />

sein.<br />

Frauke Jochims gewährte einen ebenso<br />

faszinierenden wie aufwühlenden Einblick<br />

in die Arbeit bei Médecins Sans Frontières<br />

(MSF). Sie ist seit 1999 bei der medizinischen<br />

Notfallorganisation dabei<br />

und hat schon viele Einsätze als Feldärztin<br />

und Tbc-Spezialistin absolviert. Wie<br />

sie erzählte, wurde MSF 1971 als Antwort<br />

auf die Schrecken des Biafra-Kriegs in<br />

Nigeria von 20 jungen Männern gegründet.<br />

Die unabhängige und unparteiische<br />

Organisation sollte ein Sprachrohr für<br />

Menschen in Not sein. Heute zählt sie über<br />

45 000 Mitarbeiter und ist in 73 Ländern<br />

tätig.<br />

■<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Die gute Frau Doktor<br />

Was macht eine gute Ärztin aus? Theoretisches<br />

Wissen? Natürlich, das ist notwendig.<br />

Allerdings müssen wir bei der heutigen<br />

Masse an Wissen vor allem wissen, wo<br />

nachschauen. Manuelles Geschick? Kann<br />

nie schaden. Erfahrung? Stets von Vorteil.<br />

Doch letztlich behandeln wir Patienten;<br />

Menschen, die uns Vertrauen schenken<br />

(müssen) und sich Hilfe von uns erhoffen.<br />

Deshalb, glaube ich, ist Empathie ganz<br />

entscheidend.<br />

Die Schwierigkeit dabei ist, dass all die<br />

anderen Punkte wesentlich einfacher zu<br />

vermitteln, zu erwerben und zu messen<br />

sind.<br />

Die Medizin wird immer moderner, technischer,<br />

schneller, präziser. Man kann<br />

Patrizia Kündig, Vizepräsidentin <strong>VSAO</strong><br />

heute fast immer «noch etwas machen»;<br />

die Möglichkeiten, scheint mir manchmal,<br />

sind fast unbegrenzt. Früher musste<br />

man Patienten bald einmal sagen, dass<br />

ihnen die Medizin nicht mehr helfen könne.<br />

Man musste sich mit ihren Leiden<br />

auseinandersetzen, ihnen diese erklären,<br />

ihnen vielleicht im Umgang mit den<br />

Krankheiten helfen und menschlich beistehen.<br />

Heute bietet man ihnen einfach<br />

die nächste Therapie oder Operation an<br />

oder überweist sie an den nächsten Spezialisten.<br />

Das Menschliche, die Bedürfnisse<br />

der Kranken, ihr Umgang mit der Situation<br />

treten dabei teilweise in den Hintergrund.<br />

Meist schätzen es die Patienten, wenn<br />

man sich etwas Zeit für sie persönlich<br />

nimmt, mal einen Moment nicht über die<br />

nächste medizinische Prozedur spricht,<br />

Anteilnahme zeigt. Doch wie vermittelt<br />

man das den Assistenzärztinnen und<br />

-ärzten? Wo hat Empathie Platz in der<br />

Weiterbildung? Mit dem Bestreben, die<br />

Aus- und Weiterbildung noch moderner,<br />

objektiver und vergleichbarer zu gestalten,<br />

werden Evaluationsformate wie OSCE,<br />

DOCE, Mini-CEX, DOPS und dergleichen<br />

etabliert. Prüfungen finden mit Schauspielern<br />

statt, welche die Kranken mimen.<br />

Dabei verliert aber das Menschliche, das<br />

eben oft unstrukturiert, wenig objektiv<br />

und nicht planbar ist, zunehmend an Bedeutung.<br />

Auch Untersuchungen belegen,<br />

dass Expertise und Kommunikationskompetenz<br />

schwierig in Checklisten abzubilden<br />

sind. Entsprechend kontrovers<br />

diskutiert wird die Beurteilung dieser Fähigkeiten<br />

im Bereich der Medical Education.<br />

Trotzdem wünsche ich mir nicht das<br />

Schreibmaschinenzeitalter zurück. Genauso<br />

wie der Computer und moderne<br />

Kommunikationsmittel ihre Vorteile haben,<br />

haben auch die neuen Hilfsmittel für<br />

Evaluationen ihre guten Seiten. Analog<br />

zur Forderung des <strong>VSAO</strong> «Medizin statt<br />

Bürokratie!» plädiere ich jedoch dafür,<br />

dem Menschlichen gelegentlich etwas<br />

mehr Raum zu geben (vielleicht nach<br />

dem Motto «Empathie statt Checklisten!»).<br />

Schauen wir unseren Patienten<br />

doch ab und zu in die Augen, versuchen<br />

wir, sie als Ganzes zu sehen und ihnen das<br />

Gefühl von Sicherheit und Aufgehobensein<br />

zu vermitteln. Anstatt nur abzuhaken,<br />

ob der Assistenzarzt alle Symptome<br />

erfragt hat und die Medikamentenliste<br />

vollständig ist, könnte man auch den Umgang<br />

(so wenig greifbar und konkret zu<br />

definieren dieser Begriff ist) mit den Kranken<br />

beurteilen. Schliesslich sind wir Ärztinnen<br />

und Ärzte und nicht Manager von<br />

Laborwerten und Röntgenbildern. Und<br />

gut sein sollte für uns eben mehr heissen<br />

als checken und verwalten. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Gutes Mittelmass<br />

Lukas Staub, klinischer Epidemiologe, Redaktionsmitglied des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />

Zur Beschreibung von quantitativen Daten<br />

verwenden wir statistische Masszahlen,<br />

welche die Lage und Streuung der Daten<br />

darstellen. Die zwei wichtigsten Masszahlen<br />

der mittleren Lage sind der Mittelwert<br />

(engl. mean) und Median (median).<br />

Der Mittelwert ist der Durchschnitt<br />

(arithmetisches Mittel) der Daten, also die<br />

Summe aller beobachteten Werte dividiert<br />

durch die Anzahl der Beobachtungen.<br />

Der Median, auch Zentralwert genannt,<br />

ist der Rangmittelpunkt der nach Grösse<br />

geordneten beobachteten Werte. Falls eine<br />

gerade Anzahl Beobachtungen vorliegt,<br />

werden die zwei der Mitte am nächsten<br />

liegenden Werte gemittelt (siehe Beispiel 2<br />

in der Tabelle).<br />

In guten Publikationen werden beide<br />

Masszahlen präsentiert, da deren Vergleich<br />

sehr informativ sein kann. Der<br />

Mittelwert wird von einzelnen Werten beeinflusst,<br />

die deutlich höher (oder niedriger)<br />

als der Rest der Daten liegen.<br />

Der Median hingegen ist gegenüber solchen<br />

Ausreissern robust. Sind der Mittelwert<br />

und Median gleich, liegt vermutlich<br />

eine symmetrische Verteilung vor (z.B.<br />

eine Normalverteilung, Beispiel 1); sind sie<br />

unterschiedlich, ist von einer schiefen<br />

Verteilung auszugehen (Beispiel 2). ■<br />

Mittelwert<br />

Median<br />

Definition Arithmetisches Mittel der Daten Zentralwert, der die Daten in die obere und<br />

untere Hälfte unterteilt<br />

Eigenschaften<br />

Fasst alle beobachteten Werte rechnerisch<br />

zusammen<br />

Gibt einen typischen Wert im Zentrum der<br />

Verteilung wieder<br />

Beispiel 1:<br />

Symmetrische Verteilung<br />

Daten: 2, 3, 3, 5, 8, 10, 11<br />

Mittelwert = 6<br />

Daten: 2, 3, 3, 5, 8, 10, 11<br />

Median = 5<br />

Beispiel 2:<br />

schiefe Verteilung<br />

Daten: 2, 2, 3, 3, 5, 7, 8, 130<br />

Mittelwert = 20<br />

Daten: 2, 2, 3, 3, 5, 7, 8, 130<br />

Median = 4<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an ribeaud@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Sabrina<br />

Ribeaud, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (ribeaud@vsao.ch).<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Gut betreut zum Ziel<br />

Den Weiterbildungsgang Allgemeine Innere Medizin (AIM) in klare Bahnen lenken will das neue<br />

Berner Curriculum. Assistenzärztinnen und -ärzte, welche dieses Programm absolvieren, profitieren<br />

von einem langjährigen Mentoring und einer individuellen Karriereberatung. Ob künftiger Spitalinternist<br />

oder angehende Hausärztin – allen stehen erfahrene Mentorinnen und Mentoren zur Seite.<br />

Cornelia Biner, Beatrice Diallo, Patricia Baud, Christine Roten, Kristina Tänzler,<br />

Fachärztinnen für Allgemeine Innere Medizin und Mentorinnen des Berner Curriculums für Allgemeine Innere Medizin<br />

Unser Gesundheitssystem braucht Generalisten,<br />

besonders angesichts des Mangels<br />

an Hausärzten und Spitalinternisten.<br />

Zwar ist die Weiterbildung zum<br />

Facharzttitel für Allgemeine Innere<br />

Medizin (AIM) sehr flexibel und kann<br />

in vielen Weiterbildungsstätten absolviert<br />

werden, gleichzeitig ist sie aber mit<br />

einer durchschnittlichen Weiterbildungsdauer<br />

von acht bis neun Jahren<br />

häufig auch unkoordiniert und fragmentiert.<br />

Deswegen sind ein longitudinales<br />

Mentoring und eine individuelle<br />

Karriereberatung besonders wichtig. Im<br />

Mai <strong>2018</strong> startete das Berner Curriculum<br />

für Allgemeine Innere Medizin (BECAIM)<br />

in Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsspital<br />

und den Landspitälern der<br />

Insel Gruppe AG sowie dem Berner Institut<br />

für Hausarztmedizin (BIHAM). Mit<br />

136 Rotationsplätzen in 25 Fachgebieten<br />

ist es das grösste Curriculum für Assistenzärzte<br />

auf dem Weg zum Facharzt für<br />

AIM in der Schweiz. Das Interesse und<br />

die Anzahl Bewerber sind steigend, und<br />

es stellen sich bei Bewerbungs- und Mentoringgesprächen<br />

verschiedene Fragen,<br />

die an dieser Stelle beantwortet werden<br />

sollen.<br />

Ziele und Beschreibung<br />

Was ist das BECAIM und welche Ziele<br />

hat es?<br />

Das Berner Curriculum AIM umfasst eine<br />

vollständige und strukturierte bis fünfjährige<br />

Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine<br />

Innere Medizin gemäss aktuellem<br />

Weiterbildungsprogramm. Es ist<br />

zweistufig aufgebaut und flexibel und<br />

passt sich somit an persönliche Weiterbildungsziele<br />

wie auch an private und familiäre<br />

Bedürfnisse an. Generalisten werden<br />

auf ihrem Weg zum Facharzttitel von erfahrenen<br />

Mentorinnen und Mentoren<br />

langfristig begleitet und bei ihrer Karriereplanung<br />

unterstützt.<br />

Welche Vorteile hat die Teilnahme für<br />

mich?<br />

• Durch die Aufnahme in das BECAIM<br />

erhalten die Kandidaten folgendes Angebot:<br />

• Exklusive Karriereberatung und -planung<br />

aus einer Hand bis zum Facharzttitel AIM<br />

• Strukturierte Ausarbeitung der Weiterbildung<br />

nach den Wünschen der Kandidaten<br />

• Persönliche Mentoringgespräche durch<br />

erfahrene Fachärzte des BIHAM und<br />

der KAIM<br />

• Zugang zu attraktiven Rotationstellen<br />

ambulant und stationär (am BIHAM<br />

und an der KAIM)<br />

• Zugang zu wertvollen theoretischen<br />

und praktischen Weiterbildungen<br />

• Karriereoptionen und Begleitung ins<br />

Berufsleben (Praxis oder Spital) durch<br />

Mentorinnen und Mentoren auch nach<br />

Erreichung des Facharzttitels<br />

Voraussetzungen:<br />

Wer kann sich bewerben?<br />

Das BECAIM steht allen Assistenzärztinnen<br />

und -ärzten mit dem Weiterbildungsziel<br />

AIM offen, unabhängig von ihrem<br />

Weiterbildungsstand. Sowohl Mediziner<br />

ab Staatsexamen wie auch Assistenzärzte<br />

mit beruflicher Vorerfahrung können daran<br />

teilnehmen.<br />

Muss ich meinen Wohnsitz im Kanton<br />

Bern haben, um mich zu bewerben?<br />

Nein. Eine Bewerbung ist auch von ausser-<br />

Aufbau des Berner Curriculum für Allgemeine Innere Medizin AIM<br />

1. JAHR<br />

Allgemeine Innere<br />

Medizin, Landspital<br />

Münsingen, Riggisberg,<br />

Aarberg*<br />

4./5. JAHR<br />

CURRICULUM<br />

HAUSARZT/-ÄRZTIN<br />

– Praxisassistenz<br />

– HNO, Dermatologie, Psychiatrie,<br />

Pädiatrie, Nephrologie, Notfall<br />

– Ambulante Onkologie, Hämatologie,<br />

Kardiologie, Diabetologie<br />

– Chirurgie<br />

– Forschung<br />

– Sonografie<br />

STUDIUM MEDIZINISCHE FAKULTÄT BERN<br />

(oder andere Uni)<br />

BASISWEITERBILDUNG<br />

2. JAHR<br />

Stationäre Allgemeine<br />

Innere Medizin, Universitätsklinik<br />

für Allgemeine<br />

Innere Medizin, Inselspital*<br />

*oder anderes Spital<br />

3. JAHR<br />

Notfallzentrum Inselspital/Medizinische<br />

Poliklinik/Praxisassistenz<br />

4./5. JAHR<br />

CURRICULUM<br />

SPITALINTERNIST/-IN<br />

– Intensivstation<br />

– Bettenstationen Onkologie,<br />

Palliativmedizin, Pneumologie,<br />

Kardiologie, Neurologie,<br />

Nephrologie<br />

– Polikliniken Hepatologie, Infektiologie<br />

– Forschung<br />

– Sonografie<br />

FACHARZT/-ÄRZTIN ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN AIM<br />

Praxisübernahme, Oberarztfunktion, Akademische Karriere (Forschung, Lehre)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

halb des Kantons Bern möglich. Jedoch<br />

sind die Partnerspitäler des BECAIM alle<br />

innerhalb des Kantons Bern.<br />

Welche Vorerfahrung muss ich mitbringen,<br />

um mich bewerben zu können?<br />

Ein Einstieg ist jederzeit möglich, auch<br />

nach begonnener Weiterbildung. Auch<br />

schon während des Medizinstudiums<br />

können die Kandidaten vom Mentoring<br />

z.B. für die Planung der ersten Stellen<br />

profitieren.<br />

Kann ich mich bewerben, wenn ich<br />

meine Weiterbildung in einem anderen<br />

Fach begonnen habe?<br />

Ja, es sind auch Assistenzärzte nach ihrer<br />

bereits begonnenen Weiterbildung willkommen.<br />

Je nach Vorerfahrung kann<br />

diese angerechnet werden für die Weiterbildung<br />

gemäss Weiterbildungsprogramm<br />

SIWF. Bei Vorerfahrung in einem Spital<br />

ausserhalb der Inselgruppe oder in einem<br />

anderen Fach wird das Curriculum individuell<br />

angepasst, je nach Weiterbildungsstand.<br />

Welche Fristen muss ich für die Bewerbung<br />

einhalten?<br />

Es gibt keine Frist für die Bewerbung am<br />

Curriculum selber, die Anmeldung kann<br />

jederzeit erfolgen. Eine Bewerbung in den<br />

einzelnen Spitälern muss jedoch separat<br />

und zusätzlich erfolgen, idealerweise<br />

gleichzeitig mit der Bewerbung fürs Curriculum.<br />

Mit welchen Spitälern arbeitet das<br />

BECAIM zusammen?<br />

Die Anstellungen im Rahmen des Berner<br />

Curriculums erfolgen mittels spezifischer<br />

Arbeitsverträge zu den jeweiligen Rotationsstellen.<br />

Die primären Partnerspitäler<br />

des Curriculums sind:<br />

• die Landspitäler der Inselgruppe AG,<br />

d.h. die Spitäler Aarberg, Münsingen<br />

und Riggisberg<br />

• die Universitätsklinik für Allgemeine<br />

Innere Medizin, House-Staff.<br />

Weiter bietet das Curriculum durch das<br />

BIHAM z.T. auch Rotationsstellen an anderen<br />

Spitälern an.<br />

Wann muss man sich definitiv entscheiden,<br />

ob man das Ziel Hausarzt<br />

oder Spitalinternist wählt?<br />

Sobald dies in der Karriereplanung klar<br />

ist: Je früher, desto besser, so kann die<br />

Planung des Curriculums individuell angepasst<br />

werden und ein allfälliger Wechsel<br />

zu einem zum Karriereziel passenden<br />

Mentor erfolgen.<br />

Verpflichtungen<br />

Welche Verpflichtungen gehe ich bei der<br />

Teilnahme am BECAIM ein?<br />

Die Kandidaten verpflichten sich mit der<br />

Teilnahme am BECAIM, regelmässig<br />

• an Mentoringgesprächen und<br />

Teachings teilzunehmen,<br />

• an Evaluationen (per E-Mail/Brief)<br />

teilzunehmen,<br />

• gemeinsam vereinbarte Rotationsstellen<br />

anzutreten.<br />

Was passiert, wenn ich das Curriculum<br />

vorzeitig abbreche?<br />

Ein Ausstieg ist grundsätzlich möglich<br />

unter Einhaltung der vereinbarten Kündigungsfristen<br />

des Arbeitsvertrages. Die<br />

Anrechnung an die Facharztweiterbildung<br />

erfolgt entsprechend den SIWF-Regelungen.<br />

Betreuung<br />

Wer betreut mich während des BECAIM?<br />

Die Kandidaten erhalten entsprechend<br />

ihrem Karriereziel einen fixen ärztlichen<br />

Mentor zugeteilt. In regelmässigen Gesprächen<br />

wird eine Standortbestimmung<br />

durchgeführt und die weitere Rotationsplanung<br />

gemäss Wünschen und Möglichkeiten<br />

definiert. Die Mentoren kennen die<br />

Bedingungen zur Erlangung des Facharzttitels<br />

Allgemeine Innere Medizin und<br />

können die Kandidaten optimal darauf<br />

vorbereiten. Ausserdem engagieren sich<br />

die Mentoren für die Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie.<br />

Wer hilft mir bei der Planung meiner<br />

Weiterbildung im BECAIM?<br />

Der zuständige Mentor, welcher je nach<br />

Angabe des Karriereziels zugeteilt wird.<br />

Was beinhaltet das Mentoring?<br />

Ein persönliches und aktives Mentoring<br />

durch im Spital oder in der Hausarztpraxis<br />

tätige Generalisten begleitet die Teilnehmer<br />

durch das ganze Curriculum.<br />

Zusammen mit dem Mentor wird die aktuelle<br />

Situation des Kandidaten analysiert<br />

und mit ihm zusammen definiert, was die<br />

nächsten Schritte in seiner Weiterbildungsplanung<br />

sind.<br />

Arbeitspensum/<br />

Unterbrüche<br />

Gibt es die Möglichkeit, Teilzeit zu<br />

arbeiten?<br />

Teilzeitstellen und Jobsharings sind<br />

möglich. Das Mindestpensum beträgt<br />

aber 50 Prozent. Die beiden Tracks (die<br />

dreijährige Basisweiterbildung AIM sowie<br />

die zweijährige Aufbauweiterbildung)<br />

sind flexibel, modular und durchlässig<br />

gestaltet und ermöglichen eine weitestgehend<br />

individuell angepasste Weiterbildung.<br />

Welche Fächer<br />

bietet das Berner<br />

Curriculum AIM?<br />

• Allgemeine Innere Medizin<br />

(Poliklinik)<br />

• Allgemeine Innere Medizin<br />

(stationär)<br />

• Angiologie<br />

• Chirurgie<br />

• Dermatologie<br />

• Endokrinologie<br />

• Gastroenterologie/Hepatologie<br />

(stationär)<br />

• Hämatologie<br />

• Hepatologie (Ambulatorium)<br />

• Herzgefässchirurgie<br />

• HNO<br />

• Infektiologie<br />

• Intensivmedizin<br />

• Kardiologie inkl. Rehabilitation<br />

• Klinische Forschung<br />

• Klinische Pharmakologie<br />

• Nephrologie (Ambulatorium)<br />

• Nephrologie (Bettenstation)<br />

• Neurologie inkl. Notfall<br />

• Notfallmedizin<br />

• Onkologie (Ambulatorium)<br />

• Onkologie (stationär)<br />

• Orthopädie<br />

• Pädiatrie (Notfall)<br />

• Palliativmedizin<br />

• Pneumologie<br />

• Praxisassistenz<br />

• Psychiatrie<br />

• Radiologie (Ultraschall)<br />

• Rheumatologie (Ambulatorium)<br />

• Rheumatologie (stationär)<br />

• Viszeralchirurgie<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Ist es möglich, das BECAIM zu unterbrechen<br />

und wieder einzusteigen? (z.B. bei<br />

Mutterschaft, unbezahltem Urlaub etc.)<br />

Ja, das ist möglich, wobei man auch weiterhin<br />

vom Mentoringangebot profitieren<br />

darf.<br />

Rotationen/Inhalte<br />

Welche Rotationsstellen kann ich wählen?<br />

In der Tabelle 1 sind die aktuellen Rotationsstellen<br />

aufgelistet. Mit HA sind Rotationen<br />

gekennzeichnet, die primär für<br />

Hausärzte, mit SI die, welche vor allem für<br />

Spitalinternisten interessant sind. Man<br />

kann diese grundsätzlich frei kombinieren.<br />

Pro Disziplin wird max. 1 Jahr klinische<br />

Weiterbildung anerkannt (s. auch<br />

Weiterbildungsprogramm AIM Kap 2.3).<br />

Es ist zudem möglich, eine Praxisassistenz<br />

bei einem Pädiater zu machen. Zu<br />

beachten ist hierbei, dass eine nicht internistische<br />

Praxisassistenz nur bis zur im<br />

Weiterbildungsprogramm AIM angegebenen<br />

Höchstdauer des jeweiligen Fachgebiets<br />

anrechenbar ist.<br />

Kann ich die Rotationsstellen selber<br />

wählen?<br />

Man kann die Rotationsstellen grundsätzlich<br />

frei wählen, es gibt keine Pflichtrotationen.<br />

Der Fokus bei der Wahl liegt beim<br />

persönlichen Interesse oder Karriereziel.<br />

In der Basisweiterbildung kann zwischen<br />

300 stationären Weiterbildungsstätten<br />

AIM und 1200 Praxisrotationen gewählt<br />

werden.<br />

Welche Rotationen machen am meisten<br />

Sinn?<br />

Die Wahl der Rotationen ist abhängig von<br />

eigenen Vorlieben und Fähigkeiten sowie<br />

davon, was man künftig in der Praxis<br />

anbieten möchte oder worauf man sich als<br />

Spitalinternist spezialisieren möchte.<br />

Wie verläuft die Stellenauswahl für die<br />

Rotationsstellen?<br />

Interessiert sich ein Kandidat für eine Rotationsstelle,<br />

muss der ordentliche Bewerbungsprozess<br />

eingehalten werden. Durch<br />

die Teilnahme am BECAIM ist kein Anspruch<br />

auf eine Rotationsstelle begründet.<br />

Die Entscheidung, ob man die Stelle erhält,<br />

liegt beim entsprechenden Chefarzt oder<br />

verantwortlichen Planer, und ist abhängig<br />

von der Verfügbarkeit der Stellen. Aus diesem<br />

Grund ist eine langfristige Planung sinnvoll.<br />

Die Mentoren haben die Möglichkeit, ein<br />

entsprechendes Empfehlungsschreiben zuhanden<br />

des Chefarztes zu machen.<br />

Zu welchem Zeitpunkt in der Weiterbildung<br />

sollte die Weiterbildung in einem<br />

Kategorie-A-Spital absolviert werden?<br />

An welchen Spitälern kann ich dies absolvieren?<br />

Es macht Sinn, das A-Jahr nicht zu Beginn<br />

der Weiterbildungszeit zu planen,<br />

sondern dann, wenn man mindestens ein<br />

Jahr klinische Erfahrung in Allgemeiner<br />

Innerer Medizin mitbringt.<br />

AllGEMEInE<br />

InnERE MEDIZIn<br />

30. Jan. – 2. Feb. 2019, Basel<br />

22. – 25. Mai 2019, Zürich<br />

32 h<br />

Update Refresher<br />

CHIRURGIE<br />

17. – 18. Januar 2019, Zürich<br />

16 h<br />

GYnäKoloGIE<br />

16. – 18. Mai 2019, Zürich<br />

21 h<br />

InnERE<br />

MEDIZIn<br />

18. – 22. Juni 2019, Zürich<br />

40 h<br />

AnästHEsIoloGIE<br />

UnD IntEnsIVMEDIZIn<br />

20. – 21. Mai 2019, Zürich<br />

14 h<br />

PsYCHIAtRIE UnD<br />

PsYCHotHERAPIE<br />

13. – 15. Juni 2019, Zürich<br />

21 h<br />

Veranstaltungsorte<br />

Technopark Zürich | Novotel Zürich City West |<br />

UniversitätsSpital Zürich | Congress Center Basel<br />

Information / Anmeldung<br />

Tel.: 041 567 29 80 | Fax: 041 567 29 81<br />

info@fomf.ch | www.fomf.ch


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Skills Training (© Pascal Gugler, Insel Gruppe)<br />

Praxisassistenz<br />

Welcher Zeitpunkt ist günstig für eine<br />

Praxisassistenz?<br />

Das ist vor allem typabhängig, grundsätzlich<br />

gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Je<br />

nach Weiterbildungsstand stehen andere<br />

Dinge im Zentrum. Für eine frühe PA<br />

spricht, dass man frühzeitig sieht, wohin<br />

man zielt, was die Arbeit eines Hausarztes<br />

ist, und was man dafür können muss, sodass<br />

die darauffolgenden Weiterbildungsjahre<br />

besser diesem Ziele dienen. Für einen<br />

eher späten Zeitpunkt spricht, dass man<br />

dann schon mehr klinische Erfahrung<br />

hat, evtl. selbständiger arbeiten kann und<br />

mehr den Blick fürs Ganze hat, also nebst<br />

der Medizin auch z.B. für das Betriebliche.<br />

Wie viel Praxisassistenz kann ich mir<br />

für meine Weiterbildungszeit anrechnen<br />

lassen?<br />

Lehrpraktiker haben üblicherweise eine<br />

Weiterbildungsanerkennung für ein Jahr,<br />

d.h. pro Praxis ein Jahr, insgesamt können<br />

theoretisch alle drei nicht stationären<br />

Weiterbildungsjahre in Praxen (also in<br />

drei verschiedenen) absolviert werden.<br />

Wie gestaltet sich normalerweise die<br />

Arbeit während einer Praxisassistenz?<br />

Das ist sehr individuell, je nach Persönlichkeit<br />

und Weiterbildungsstand erfolgt<br />

die Mitarbeit in der Praxis rasch sehr selbständig,<br />

oder eine intensive Supervisionsphase<br />

dauert länger. Grundsätzlich gilt<br />

immer: Fragen, fragen! Die Dauer einer<br />

Konsultation beträgt üblicherweise für<br />

Assistenzärzte 30 Min./Patient. Auch das<br />

kann individuell angepasst werden.<br />

Wissenschaft<br />

Gibt es die Möglichkeit, während des<br />

BECAIM wissenschaftlich tätig zu sein?<br />

Da wie in diversen anderen Fachgebieten<br />

auch in der AIM ein akademischer Nachwuchsmangel<br />

existiert, bietet das BECAIM<br />

ein Maximum an Forschungsmöglichkeiten<br />

im Bereich der stationären und der<br />

ambulanten AIM und am BIHAM an,<br />

wobei der Fokus klar auf der patientenzentrierten<br />

klinischen Forschung liegt.<br />

Die Forschungstätigkeit wird begleitet von<br />

einem akademischen Mentoring und Training<br />

(z.B. Verfassen von wissenschaftlichen<br />

Artikeln, erfolgreiches Verfassen von<br />

Forschungsprotokollen). Bei entsprechendem<br />

Wunsch und entsprechender Eignung<br />

folgt ein Forschungsaufenthalt an einer<br />

nordamerikanischen Spitzenuniversität,<br />

welcher auch den Besuch eines Masterprogramms<br />

in Clinical Research beinhaltet.<br />

Alternativ kann an der Universität Bern<br />

oder im Ausland der Titel eines Master of<br />

Medical Education erworben werden.<br />

Kann ich eine akademische Karriere<br />

während des BECAIM beginnen?<br />

Ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten für<br />

akademische Tätigkeiten innerhalb des<br />

BECAIM. Bei Interesse sollte dies mit dem<br />

Mentor besprochen werden.<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Welche internen Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

habe ich während des<br />

BECAIM?<br />

In der Universitätsklinik für Allgemeine<br />

Innere Medizin (KAIM) werden regelmässig<br />

sogenannte Skills Trainings angeboten,<br />

bei denen an Modellen sämtliche<br />

Punktionen geübt werden können. Auf<br />

den Bettenstationen werden regelmässig<br />

(je nach Patientenaufkommen) Punktionen<br />

durchgeführt, welche auch auf einem<br />

Testatblatt aufgelistet werden. Mithilfe<br />

dieses Testatblatts kann der Mentor<br />

sehen, wo noch Unterstützungsbedarf<br />

besteht.<br />

Die internen Weiterbildungen in der KAIM<br />

bestehen aus einem wöchentlich stattfindenden<br />

Curriculum, Journal Club und<br />

Skills Training. Zusätzlich gibt es zweimal<br />

wöchentlich eine Teaching Session<br />

mit breit gefächertem Kurzteaching durch<br />

einen Kaderarzt.<br />

Auf den Bettenstationen können selbständig<br />

Sonografien durchgeführt werden,<br />

eine entsprechende Supervision ist in<br />

naher Zukunft möglich. Es wird auch<br />

eine spezifische zwei- bzw. dreimonatige<br />

Sono-Rotation auf der Radiologie angeboten.<br />

Wie und welche externen Weiterbildungen<br />

werden im Rahmen des BECAIM<br />

unterstützt?<br />

In der KAIM hat jeder Assistenzarzt Anspruch<br />

auf drei Weiterbildungstage/Jahr,<br />

bei den anderen Spitälern kann diese Regelung<br />

evtl. leicht abweichen. Eine finanzielle<br />

Unterstützung kann auf Antrag<br />

bewilligt werden.<br />

Wo erhalte ich detaillierte Informationen<br />

zum BECAIM?<br />

Informationen sind auf unserer Website<br />

www.bernercurriculum-aim.ch ersichtlich.<br />

Weitere Auskünfte erhalten die Kandidaten<br />

bei persönlichen Gesprächen mit<br />

unseren Mentoren (Kontakt via info@<br />

bernercurriculum-aim.ch oder mittels<br />

Kontaktformular).<br />

Wie und wo kann ich mich fürs BCEAIM<br />

bewerben?<br />

Eine Bewerbung ist jederzeit via Kontaktformular<br />

oder E-Mail möglich. Nach Prüfung<br />

der Unterlagen werden die Bewerber<br />

von unseren Mentoren oder einer Sekretärin<br />

kontaktiert.<br />

■<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


Das Risiko bleibt.<br />

Trotz präventiver Sekundärmassnahmen erleidet<br />

1 von 10 Patienten mit KHK *<br />

innerhalb von 2 Jahren ein weiteres Ereignis. 1<br />

*KHK: Koronäre Herzkrankheiten<br />

Referenz: 1. Bhatt, D. et al.: Patients With Prior Mycordial Infarction, Stroke or Symptomatic<br />

Peripheral Arterial Disease in the CHARISMA Trial (2007). J Am Coll Cardiol 2007; 49:1982-8.<br />

Bayer (Schweiz) AG, Grubenstrasse 6, 8045 Zürich<br />

L.CH.MKT.PM.10.<strong>2018</strong>.0434-DE/FR/IT


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION AARGAU<br />

Zeiterfassung<br />

Im Umgang mit Spitälern erleben wir als<br />

Sektion teilweise Situationen, bei denen<br />

man nur staunen kann, wie mit Mitarbeitern<br />

umgegangen wird. Als Beispiel ist<br />

wiederum eine anonymisierte Korrespondenz<br />

einer Assistenzärztin mit einer Rehabilitationsklinik<br />

im Kanton Aargau<br />

abgebildet. Die Assistenzärztin wandte<br />

sich an die Personalabteilung mit der<br />

Bitte, ihr die Zeitausweise ihrer Anstellungsperiode<br />

zuzustellen. Obwohl die<br />

Personalabteilung hierfür natürlich zuständig<br />

ist, wurde die Anfragerin konsequent<br />

abgewimmelt und an die Klinik<br />

verwiesen. Dort wiederum erhielt sie über<br />

Monate keinerlei Rückmeldung auf ihr<br />

Anliegen. Erst durch ihr Mail an den CEO<br />

mit Kopie an die Sektion wurde ihr postwendend<br />

geantwortet – von der Personalabteilung.<br />

Darüber können wir nur den<br />

Kopf schütteln.<br />

Die Korrespondenz zeigt, dass es sich<br />

lohnt, immer stets sachlich und ohne Angriffe,<br />

aber konsequent und beharrlich ein<br />

berechtigtes Anliegen einzufordern. Bei<br />

Bedarf kann der Einbezug der Sektion<br />

sinnvoll sein und Wunder wirken.<br />

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Arbeitszeiten<br />

der Angestellten korrekt und vollständig<br />

dokumentieren zu lassen. Er muss<br />

dafür geeignete Instrumente zur Verfügung<br />

stellen. Der Arbeitnehmer muss seinerseits<br />

die korrekten Zeiten deklarieren.<br />

Die Zeitausweise müssen den Arbeitnehmern<br />

ausgehändigt und vom Spital aufbewahrt<br />

werden. Im Idealfall geschieht<br />

dies monatlich durch die Abgabe der Zeitausweise<br />

an die Mitarbeiter. Die Zeitausweise<br />

sollten vom Mitarbeiter jeweils gut<br />

geprüft werden und bei Unstimmigkeiten<br />

korrigiert werden lassen. Einmal genehmigte<br />

Arbeitszeiten können nachträglich<br />

nicht mehr in Frage gestellt werden. Zu<br />

empfehlen ist es, die Zeitausweise konsequent<br />

zu sammeln und aufzubewahren,<br />

damit später im Bedarfsfall auf diese zurückgegriffen<br />

werden kann. Forderungen<br />

aus dem Anstellungsverhältnis verjähren<br />

nach fünf Jahren. Umso wichtiger ist es,<br />

gut dokumentiert zu sein. ■<br />

Philipp Rahm,<br />

Co-Präsident Sektion Aargau<br />

Von: AA<br />

An: via Spital an HR<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrte Frau XX<br />

Bis im Mai 2017 war ich als Assistenzärztin<br />

in der KK angestellt. Für die damalige<br />

Anstellungsperiode fehlen mir<br />

die Zeitausweise, da wir diese jeweils<br />

nicht automatisch bekamen.<br />

Gerne hätte ich Sie gebeten, mir den Zeitausweis<br />

für die gesamte Anstellungszeit<br />

per Post oder elektronisch zuzustellen.<br />

Besten Dank<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: HR<br />

An: AA<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Guten Tag Frau AA<br />

Was für einen Zeitausweis meinen Sie?<br />

Wenn es um die Arbeitszeiten geht, bitte<br />

ich Sie, sich an Ihren Vorgesetzten zu<br />

wenden. Er kann Ihnen sicher einen<br />

PEP-Auszug zukommen lassen.<br />

Freundliche Grüsse<br />

XX<br />

Fachspezialistin Human Resources<br />

Von: AA<br />

An: HR<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrte Frau XX<br />

Danke für Ihre rasche Rückmeldung.<br />

Ja genau, die PEP-Zeitausweise für die<br />

Anstellungsperiode. Wenn Sie mir diese<br />

organisieren und zustellen könnten,<br />

wäre ich Ihnen dankbar. Ich gehe davon<br />

aus, dass Sie bzw. das HR diese haben<br />

wird.<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: HR<br />

An: AA<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Ich bitte Sie, sich an Ihren ehemaligen<br />

Vorgesetzten zu wenden.<br />

Freundliche Grüsse<br />

XX<br />

Fachspezialistin Human Resources<br />

Von: AA<br />

An: HR<br />

Cc: HR-Leitung; Chefarzt<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrte Frau XX<br />

Ich gelangte mit einem einfachen Anliegen<br />

an Sie als Fachspezialistin des HR.<br />

Ohne nachvollziehbaren Grund verwiesen<br />

Sie mich auf meinen ehemaligen<br />

Vorgesetzten Dr. CA. Meine Anfrage hat<br />

aber nichts mit ihm, sondern mit meinem<br />

Anstellungsverhältnis in der KK zu<br />

tun. Ich bitte Sie, mir die Zeitausweise<br />

zuzustellen.<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: HR<br />

An: AA<br />

Guten Tag Frau AA<br />

Der Vorgesetzte ist für die Zeiterfassung<br />

zuständig, nicht das HR. Ich bitte Sie<br />

deshalb nochmals, sich an Ihren ehemaligen<br />

Vorgesetzten zu wenden.<br />

Freundliche Grüsse<br />

XX<br />

Fachspezialistin Human Resources<br />

Von: AA<br />

An: CA<br />

Cc: HR-Fachspezialistin, HR-Leitung<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrter Herr Dr. CA<br />

Von Seiten HR verweist man mich bezüglich<br />

meines Anliegens an Sie (siehe<br />

Mailverlauf). Wenn Sie veranlassen<br />

könnten, dass man mir die Zeit-Dokumente<br />

zustellt, wäre ich Ihnen dankbar.<br />

Warum das Zustellen nicht seitens HR<br />

erfolgen kann, ist für mich nicht nachvollziehbar.<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: AA<br />

An: CA<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrter Herr Dr. CA<br />

Da ich bisher keine Rückmeldung bekommen<br />

habe, bin ich unsicher, ob Sie<br />

mein Mail auch wirklich erreicht hat.<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Könnten Sie mir bitte die Dokumente<br />

zustellen lassen?<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: AA<br />

An: CA<br />

Cc: HR-Leitung, HR-Fachspezialistin<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrter Herr Dr. CA<br />

Auf meine beiden bisherigen Mails vom<br />

30.07.<strong>2018</strong> und 26.08.<strong>2018</strong> habe ich von<br />

Ihnen bisher keine Rückmeldung erhalten.<br />

Frau XX vom HR hat mich jedoch<br />

explizit an Sie verwiesen und erklärt, Sie<br />

seien für mein Anliegen zuständig. Ich<br />

bitte Sie, mir bis in einer Woche (spätestens<br />

bis zum 23. September <strong>2018</strong>) eine<br />

Rückmeldung zu geben und mir die Zustellung<br />

der Dokumente zu veranlassen.<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: AA<br />

An: CEO<br />

Cc: HR; CA; Co-Präsident Sektion Aargau<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrte Frau CEO<br />

Seit zwei Monaten versuche ich, bezüglich<br />

meiner Anstellung auf der KK, wo<br />

ich bis Mai 2017 angestellt war, Zeitausweise<br />

zu bekommen. Vom HR verwies<br />

man mich an Dr. CA – er sei dafür zuständig.<br />

Trotz wiederholter Nachfrage<br />

bekomme ich aber auch von ihm keine<br />

Rückmeldung. Daher bitte ich nun Sie,<br />

mir diese zustellen zu lassen. Die Kopie<br />

geht auch an unseren <strong>VSAO</strong>-Verbandsvertreter.<br />

Ich bitte Sie um Eingangsbestätigung<br />

und Mitteilung, bis wann ich diese bekommen<br />

werde.<br />

Freundliche Grüsse<br />

AA<br />

Von: HR-Teamleitung<br />

An: AA<br />

Cc: CA, CEO, HR-Fachspezialistin, HR-<br />

Leitung<br />

Betreff: Anfrage Zeitausweis<br />

Sehr geehrte Frau AA<br />

Besten Dank für Ihre Nachrichten bezüglich<br />

der Thematik rund um Ihre<br />

Zeitwirtschaft.<br />

In der Beilage lassen wir Ihnen die Jahresplan-Übersicht<br />

2016 und 2017 zukommen.<br />

Gerne sind wir bereit, Ihnen<br />

die detaillierte Ausgangslage im Zeitwirtschaftssystem<br />

persönlich oder am<br />

Telefon aufzuzeigen. Diesbezüglich dürfen<br />

Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen,<br />

sollte Bedarf gegeben sein.<br />

Besten Dank für Ihre Kenntnisnahe und<br />

bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Freundliche Grüsse<br />

HR<br />

Teamleitung Human Resources<br />

SEKTION BASEL<br />

Dieses ständige<br />

Lohnbashing …<br />

Zwar stehen die Verhandlungen für einen<br />

neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), geschuldet<br />

der geplanten Spitalfusion vom<br />

Kantonsspital Baselland mit seinen<br />

Standorten Liestal, Bruderholz und Laufen<br />

und vom Universitätsspital Basel zum<br />

Universitätsspital Nordwest AG, aktuell<br />

nach wie vor im Mittelpunkt der Tätigkeiten<br />

der Geschäftsleitung des <strong>VSAO</strong> Basel.<br />

Doch ein beherrschendes Thema sind die<br />

anhaltenden Diskussionen um die Löhne<br />

auch bei uns. Und sie treiben nach unserer<br />

Ansicht immer seltsamere Blüten.<br />

Vor allem die jüngste Kampagne aus dem<br />

Bundesamt für Gesundheit (BAG) Ende<br />

Oktober mit der Aussage, dass sich der<br />

mittlere Lohn für Ärzte und Ärztinnen in<br />

der Schweiz auf über 250 000 Franken pro<br />

Jahr belaufe, werten der Vorstand und die<br />

Geschäftsleitung des <strong>VSAO</strong> wie viele andere<br />

als unverfroren, als Kommunikation<br />

mit dem Zweihänder, zumal offenbar die<br />

Saläre von Abertausenden von Assistenzärzten<br />

in dieser Statistik nicht erfasst sind.<br />

Kurzum, für das anhaltende Lohnbashing<br />

ist nach unserer Meinung Bundesbern<br />

mitverantwortlich.<br />

Der <strong>VSAO</strong> Basel sah sich aus diesem Grund<br />

motiviert, den regionalen Medien eine<br />

Stellungnahme zur BAG-Statistik zuzustellen,<br />

mit dem Ziel, die Zahlen aus dem<br />

Bundesamt einzuordnen und vor allem<br />

zu relativieren. So veröffentlichte der <strong>VSAO</strong><br />

im Sinn einer grösseren Transparenz die<br />

Minimallöhne, die Assistenz- und Oberärzten<br />

je nach Dienstalter zustehen.<br />

Allerdings erlebt auch der <strong>VSAO</strong> Basel einmal<br />

mehr, dass die von den Medien breit<br />

gestreute Meinung, wonach die Arztgehälter<br />

Hauptursache der hohen Gesundheitskosten<br />

seien, mit normalem Kommunikationsaufwand<br />

kaum richtigzustellen ist.<br />

Vielmehr besteht die Wahrnehmung, dass<br />

– mit einigen Ausnahmen – viele Medien<br />

solche sich wiederholenden Aussagen aus<br />

offiziellem Haus (u.a. BAG oder Bundesrat<br />

Alain Berset) relativ unkritisch übernehmen<br />

und zum Bespiel die Methodik von<br />

Umfragen nicht näher unter die Lupe<br />

nehmen. Die Ärzteschaft zu kritisieren<br />

und in Lohnfragen quasi in Sippenhaft<br />

zu nehmen, obschon es offensichtlich ist,<br />

dass einige krasse Ausreisser nach oben<br />

das Gesamtbild verschärfen, ist für einen<br />

Teil der Medien auf der Jagd nach schnellen<br />

und vor allem einfachen Schlagzeilen<br />

der bevorzugte Weg und nicht eine vertiefte<br />

Überprüfung von Statistiken und Aussagen.<br />

Stellvertretend für diesen Vorwurf sei ein<br />

Kommentar zum Thema in der «Basellandschaftlichen<br />

Zeitung», einem Kopfblatt<br />

der «Aargauer Zeitung», erwähnt, dass<br />

Assistenzärzte als Auszubildende zu betrachten<br />

seien. Damit hätte der Kommentator<br />

gewiss nicht einfach unrecht gehabt,<br />

wenn er diese Berufsgruppe vielleicht etwas<br />

respektvoller als «auch Auszubildende»<br />

bezeichnet hätte, statt sie eins zu eins und<br />

wortwörtlich auf der Stufe von «Lehrlingen<br />

und Praktikanten» anzusiedeln.<br />

Der <strong>VSAO</strong> Basel hält es für wichtig, sich<br />

unter dem Lead des gesamtschweizerischen<br />

Verbandes und in Zusammenarbeit<br />

mit allen Sektionen zu engagieren, um<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


<strong>VSAO</strong><br />

die Kommunikationshoheit (auch) über<br />

diesen thematischen Dauerbrenner nicht<br />

einfach der Politik und der Verwaltung zu<br />

überlassen, sondern von der ärztlichen<br />

Belegschaft und damit von der Basis Gegensteuer<br />

zu geben. <br />

■<br />

Josef Zindel,<br />

Öffentlichkeitsbeauftragter<br />

der Sektion Basel<br />

SEKTION BERN<br />

Porträt<br />

<strong>VSAO</strong> Bern<br />

Der <strong>VSAO</strong> Bern hat aktuell 3504 Mitglieder<br />

und setzt sich mit dem engagierten<br />

Vorstand für die Anliegen der Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte und Oberärztinnen<br />

und -ärzte ein. Die Geschäftsstelle<br />

wird von Janine Junker geführt und steht<br />

den Mitgliedern für Fragen und Anliegen<br />

sehr gerne zur Verfügung.<br />

Sie erreichen uns per Mail (junker@vsaobern.ch)<br />

oder Telefon (031 381 39 39). Auf<br />

unserer Website vsao-bern.ch sind viele<br />

Informationen verfügbar und wir vernetzten<br />

uns auf Facebook (<strong>VSAO</strong> Bern). Zudem<br />

findet jährlich eine ordentliche Mitgliederversammlung<br />

statt – die nächste am<br />

Donnerstag, 25. April 2019, um 19 Uhr<br />

im Restaurant Tramdepot in Bern. Neu-<br />

Interessierte sind herzlich willkommen!<br />

<br />

■<br />

Janine Junker,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Nora Bienz<br />

Präsidentin<br />

Miriam Grädel<br />

Vize-Präsidium<br />

Marius Grädel-Suter<br />

Vize-Präsidium<br />

Benjamin Hess<br />

Vize-Präsidium<br />

Gerhard Hauser<br />

Stellvertretung<br />

Janine Junker<br />

Geschäftsführung<br />

David Schreier<br />

Kernvorstand<br />

Valentine Mercier<br />

Kernvorstand<br />

Helene Mellerowicz<br />

Kernvorstand<br />

Anna Meister<br />

Kernvorstand<br />

Gerlinde Heil<br />

Kernvorstand<br />

Katharina Stegmayer<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Dario Häberli<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Nicolas Clément<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Anne Lafranchi<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Luzia Gisler<br />

Erweiterter Vorstand<br />

Kristina Tänzler<br />

Erweiterter Vorstand<br />

www.vsao-bern.ch<br />

collage_<strong>2018</strong>_de-fr.indd 1 12.11.18 10:43<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION ZENTRALSCHWEIZ<br />

Grosse Ziele<br />

erreicht, neue<br />

warten<br />

Das grösste Projekt der<br />

letzten Jahre ist beinahe<br />

abgeschlossen: Die<br />

Umsetzung des Arbeitsgesetzes<br />

für alle Angestellten,<br />

d.h. auch der<br />

OA, am Kantonsspital<br />

Luzern. Viele Kliniken<br />

haben die Gelegenheit<br />

genutzt und die Dienstpläne<br />

nicht nur auf<br />

dem Papier «arbeitsgesetztauglich»<br />

gemacht,<br />

sondern auch im Hinblick<br />

auf Effizienz und<br />

Bedürfnisse der AA und<br />

OA überprüft. Von Anfang<br />

an hatten wir<br />

nebst dem Vermeiden<br />

von Lohnkürzungen ein Hauptziel: Die<br />

Arbeitszeit soll vor allem im administrativen<br />

Bereich und bei ineffizienten «Präsenzzeiten»<br />

gesenkt werden, aber nicht<br />

bei der Weiterbildung und den interessanten<br />

Anteilen der ärztlichen Tätigkeiten.<br />

Grosser Dank gleich an dieser Stelle auch<br />

an Philipp Rahm und sein Team des<br />

Dienstplanprojekts des <strong>VSAO</strong> Schweiz.<br />

Parallel dazu waren wir in den letzten<br />

Jahren quer durch die Innerschweiz tätig<br />

und waren mindestens einmal wegen<br />

Überzeitentschädigungen, Lohnverhandlungen,<br />

Arbeitsgesetzeinführungen, Weiterbildungsqualität<br />

usw. in den Kantonen<br />

NW, OW, SZ, GL, ZG und mehrfach im<br />

Kanton LU unterwegs. Fast immer haben<br />

wir auf dem Verhandlungsweg und in<br />

enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen<br />

gute Lösungen gefunden. Und die<br />

nächsten Projekte stehen schon an: Weiterbildungsqualität,<br />

Einhalten des Arbeitsgesetzes,<br />

Vermeiden von Kürzungen<br />

der Weiterbildungsfinanzierung, Förderung<br />

von Teilzeitstellen, Abfedern von<br />

Sparmassnahmen, Spitalhochzeiten …<br />

Bei all diesen Themen ist es wichtig, junge<br />

Kolleginnen und Kollegen im Vorstand<br />

zu haben, die ihre Anliegen einbringen.<br />

Nächste Gelegenheit dafür ist unsere Mitgliederversammlung<br />

Anfang Februar<br />

2019 oder jederzeit im Vorstand. Erfahrungsgemäss<br />

verteilt sich die Arbeitslast<br />

besser auf mehreren Schultern, und als<br />

Berufsverband ist es sinnvoll, dass Betroffene<br />

mitbestimmen, worauf die Schwerpunkte<br />

gelegt werden sollen. So wie die<br />

politische (und finanzielle) Situation in<br />

den Innerschweizer Kantonen aktuell<br />

aussieht, wird zudem ein Stillstand der<br />

Bemühungen unweigerlich zu Rückschritten<br />

bei den Arbeitsbedingungen und<br />

Löhnen führen.<br />

Hast Du gute Ideen, was man verbessern<br />

könnte? Weisst Du, wo es immer wieder<br />

klemmt? Bist Du unglücklich über die<br />

Arbeitsbedingungen oder umgekehrt so<br />

glücklich, dass Du Dein Wissen gerne weitergeben<br />

würdest? Arbeitest Du in einem<br />

der Spitäler der Zentralschweiz? Ich freue<br />

mich auf viele Kolleginnen und Kollegen,<br />

die sich bei mir oder der Geschäftsstelle<br />

melden. Die Einladung für die Mitgliederversammlung<br />

folgt im neuen Jahr, wie<br />

immer per Mail an die Mitglieder unserer<br />

Sektion.<br />

■<br />

Regula Wiesmann,<br />

Präsidentin Sektion Zentralschweiz<br />

COACHING<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben<br />

Telefonische Beratung:<br />

044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />

Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION ZÜRICH /<br />

SCHAFFHAUSEN<br />

Ende der<br />

Diskriminierung<br />

von schwangeren<br />

Ärztinnen?<br />

Schon länger besteht das Problem, dass<br />

schwangere Ärztinnen im Rahmen ihrer<br />

unfreiwillig befristeten Anstellung im Fall<br />

einer Schwangerschaft/Mutterschaft diskriminiert<br />

werden und der Willkür ihrer<br />

Vorgesetzten ausgeliefert sind. Betroffen<br />

sind vor allem Assistenzärztinnen. Im Kanton<br />

Zürich werden aber teilweise sogar noch<br />

Oberärztinnen befristet angestellt. Die hin<br />

und wieder gehörte Behauptung, die Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte seien seit jeher<br />

mit gutem Grund, nämlich der Weiterbildung<br />

wegen, befristet angestellt worden,<br />

trifft jedenfalls für den Kanton Zürich nicht<br />

zu. Vielmehr wurden bis ins Jahr 2000 auch<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

durchwegs unbefristet angestellt.<br />

Die Befristung von Anstellungen kann<br />

sich in Fällen von Krankheit oder Schwangerschaft/Mutterschaft<br />

für die Mitarbeitenden<br />

einschneidend negativ auswirken,<br />

weil etwa Lohnfortzahlung und bezahlter<br />

Mutterschaftsurlaub mit dem Ende der<br />

Anstellung dahinfallen. Von der Beendigung<br />

der Lohnfortzahlungspflicht bei<br />

Krankheit und Unfall sind beide Geschlechter<br />

gleichermassen betroffen. Dieses<br />

Risiko kann immerhin mit einer privaten<br />

Versicherung individuell abgesichert<br />

werden. Hingegen verlieren befristet angestellte<br />

Ärztinnen im Zusammenhang mit<br />

Familienplanung, Schwangerschaft und<br />

Mutterschaft nicht selten den ganzen oder<br />

einen Teil des Mutterschaftsurlaubs. Zwar<br />

gelten die befristeten Anstellungen für<br />

beide Geschlechter, doch wirken sie sich<br />

für Ärztinnen (noch) nachteiliger aus als<br />

für Ärzte. Es ist deshalb davon auszugehen,<br />

dass eine nach Gleichstellungsgesetz<br />

verbotene Diskriminierung vorliegt (Art.<br />

3 GlG). Dabei handelt es sich um eine indirekte<br />

Diskriminierung, da die im Vergleich<br />

zum übrigen Personal eines Spitals<br />

oder einer Institution ungleiche Behandlung<br />

zwar an ein neutrales Merkmal, d.h.<br />

an die Weiterbildung, geknüpft wird, diese<br />

Anknüpfung die Frauen jedoch überproportional<br />

benachteiligt.<br />

Dank des konkreten Falls einer schwangeren<br />

Ärztin am Stadtspital Triemli, welche<br />

am Ende ihrer befristeten Anstellung<br />

geboren hatte und nicht bereit war, auf<br />

ihre Mutterschaftsentschädigung zu verzichten,<br />

konnte der <strong>VSAO</strong> ZÜRICH eine<br />

Einschätzung der Rechtslage durch die<br />

Fachstelle für Gleichstellung der Stadt<br />

Zürich und auch durch jene des Kantons<br />

Zürich erlangen, welche beide die indirekte<br />

Diskriminierung als erfüllt erachteten.<br />

Diese Diskriminierung könnte mit dem<br />

generellen Verzicht auf befristete Anstellungen<br />

beseitigt werden. Mindestens aber<br />

sind befristete Arbeitsverhältnisse von<br />

Ärztinnen, welche zum Zeitpunkt der Beendigung<br />

des Arbeitsverhältnisses<br />

schwanger oder im Mutterschaftsurlaub<br />

sind, automatisch bis zum Ende des Mutterschaftsurlaubs<br />

zu verlängern. Der neue<br />

Stadtrat des Gesundheits- und Umweltdepartements<br />

der Stadt Zürich hat die sofortige<br />

Beseitigung dieser Diskriminierung<br />

angeordnet. Somit kommen nebst der<br />

besagten Ärztin nun alle bei der Stadt Zürich<br />

beschäftigten schwangeren Ärztinnen<br />

in den Genuss von 16 Wochen voll bezahlten<br />

Mutterschaftsurlaubs.<br />

Der <strong>VSAO</strong> ZÜRICH wird nun auch die übrigen<br />

Spitäler im Kanton Zürich freundlich<br />

dazu anhalten, ihre Reglemente und<br />

Verträge entsprechend anzupassen, um<br />

diese Diskriminierung zu beseitigen.<br />

Ansonsten, liebe Mitglieder, werden wir<br />

euer Recht auf dem Rechtsweg durchsetzen!<br />

■<br />

Jana Siroka (Präsidentin) und<br />

Susanne Hasse (Geschäftsführerin)<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Susanne Hasse, Rechtsanwältin SHlegal,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> ZÜRICH<br />

Eine Assistentenvertreterin<br />

eines Zürcher Spitals will<br />

vom <strong>VSAO</strong> ZÜRICH wissen,<br />

ob Ärztinnen und Ärzte<br />

streiken dürfen. Seit gefühlter<br />

Ewigkeit seien sie<br />

notorisch unterbesetzt,<br />

weshalb die gesetzlichen<br />

Arbeitszeiten nicht eingehalten<br />

werden könnten. Es<br />

zeichne sich einfach kein<br />

Wandel ab, und nun hätten<br />

sie langsam die Nase voll.<br />

Das Streikrecht ist ein unter bestimmten<br />

Voraussetzungen in der Bundesverfassung<br />

garantiertes Grundrecht (Art. 28<br />

BV). Der Streik ist gemäss bundesgerichtlicher<br />

Rechtsprechung die «kollektive<br />

Verweigerung der geschuldeten Arbeitsleistung<br />

zum Zwecke der Durchsetzung<br />

der Forderung nach bestimmten Arbeitsbedingungen<br />

gegenüber einem oder<br />

mehreren Arbeitgebern». Ein Streik zur<br />

Durchsetzung politischer Ziele, z.B. die<br />

Änderung des Arbeitsgesetzes, wäre unzulässig.<br />

Weiter verweist der Verfassungsartikel<br />

auch darauf, dass die Pflicht zur<br />

Wahrung des Arbeitsfriedens oder zur<br />

Durchführung von Schlichtungsverhandlungen<br />

vorgehen muss. Insbesondere<br />

trifft dies dann zu, wenn ein Gesamtarbeitsvertrag<br />

abgeschlossen wurde,<br />

weshalb die Friedenspflicht nach Art.<br />

357a OR zu wahren ist (GAV für Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte, welcher im<br />

Kanton ZH noch für die vier kantonalen<br />

Spitäler gilt), oder die Parteien vereinbart<br />

haben, ein Schlichtungsverfahren<br />

durchzuführen.<br />

Der Streik als Kampfmassnahme (wie der<br />

Zürcher Bleistiftstreik 1998) ist somit nur<br />

als letztes Mittel, als Ultima Ratio, erlaubt,<br />

wenn sich der Arbeitgeber Verhandlungen<br />

verschliesst oder diese zu keinem Ergebnis<br />

führen. Denn bei Streik droht dem Arbeitgeber<br />

wirtschaftliche Schädigung.<br />

Gemäss Bundesverfassung kann bestimmten<br />

Personenkategorien per Gesetz<br />

der Streik ganz verboten werden. So erwähnt<br />

das Bundespersonalgesetz die Möglichkeit,<br />

zur Wahrung der Staatssicherheit,<br />

von wichtigen Interessen in auswärtigen<br />

Angelegenheiten oder zur Sicherstellung<br />

der Landesversorgung das Streikrecht<br />

zu beschränken oder aufzuheben. Das<br />

Personalgesetz des Kantons Zürich sowie<br />

die Personalrechtverordnung der Stadt<br />

Zürich äussern sich hingegen nicht zum<br />

Streikrecht. In Zürich ist man aber der<br />

Ansicht, dass, gestützt auf die in den Personalgesetzen<br />

verankerte Treuepflicht, für<br />

gewisse Personalkategorien der Streik<br />

verboten bzw. beschränkt werden darf,<br />

etwa der unbedingt notwendigen Spitalversorgung.<br />

Mit anderen Worten: Sofern der Notfalldienst<br />

in einem Spital sichergestellt ist<br />

und die Assistenzärzte nicht der Friedenspflicht<br />

des GAV unterstellt sind, dürften<br />

sie kollektiv organisiert für ihre Forderung<br />

nach rechtmässigen Arbeitsbedingungen<br />

streiken. Dies aber erst, wenn mit<br />

dem Arbeitgeber Verhandlungen aufgenommen<br />

wurden und diese zu keinen<br />

Ergebnissen führten. Da sich für solche<br />

Verhandlungen Assistenzärzte aus Karrieregründen<br />

meist nicht exponieren wollen,<br />

ist hierfür der <strong>VSAO</strong> ZÜRICH einzuschalten.<br />

Dieser übernimmt die Vertretung<br />

der Arbeitnehmer in den Verhandlungen<br />

mit dem Arbeitgeber und schaltet,<br />

falls nötig, das Arbeitsinspektorat des<br />

Kantons Zürich ein. In diesem Zusammenhang<br />

ist es sicher auch sinnvoll, als<br />

möglichst rasche Massnahme, die Dienstplanungsabläufe<br />

mit Hilfe der Dienstplanberatung<br />

des <strong>VSAO</strong> Schweiz zu analysieren<br />

und zu schauen, wie die Planung<br />

mit dem bestehenden Personal wenigstens<br />

optimiert werden kann. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


Publireportage<br />

IFAS als gefragte Drehscheibe der Gesundheitsbranche<br />

bestätigt<br />

Aussteller lobten die hohe Besucherqualität<br />

Die IFAS, Fachmesse für den Gesundheitsmarkt,<br />

ist weiterhin ein äusserst<br />

beliebter Treffpunkt der Branche. An<br />

der 35. Durchführung in Zürich informierten<br />

sich vom 23. bis 26. Oktober<br />

<strong>2018</strong> rund 16’000 Besucher über<br />

Trends und Neuheiten. Damit knüpfte<br />

die IFAS an das erfolgreiche Ergebnis<br />

von 2016 an. Der erstmals<br />

durchgeführte Start-up-Wettbewerb<br />

«IFAS Innovation Challenge» stiess<br />

auf grosses Interesse und kürte das<br />

Jungunternehmen Scewo mit einer<br />

Weltneuheit, einem treppengängigen<br />

Rollstuhl, zum Sieger.<br />

Messeleiter Heinz Salzgeber zieht eine<br />

positive Bilanz: «Eine hohe Besucherqualität,<br />

401 Aussteller, das IFAS<br />

Forum, die Sonderschau ‹Hotellerie<br />

im Gesundheitswesen›, die IFAS<br />

Innovation Challenge und die integrierte<br />

Jobmesse CareFair machten<br />

die IFAS erneut zur wichtigsten<br />

Drehscheibe der Branche.» Die Besucher<br />

schätzten laut der Erhebung<br />

eines unabhängigen Befragungsinstituts<br />

die Fachkompetenz an der<br />

Messe, den Wissenstransfer und die<br />

Networking-Möglichkeiten.<br />

Auch die Aussteller sind mehrheitlich<br />

zufrieden und loben die hohe Besucherqualität.<br />

Stefano Prosia, Leiter<br />

Verkauf der Bigla Care AG, sagt: «Die<br />

IFAS ist die wichtigste Messe für uns.<br />

Dieses Jahr empfingen wir zwar insgesamt<br />

weniger Besucher als an der IFAS<br />

2016, dafür qualitativ bessere.» Ein<br />

ähnliches Fazit zieht Rolf Häller, CEO<br />

und Geschäftsleiter von medi-lan:<br />

«Die Qualität der Kontakte war so gut<br />

wie noch nie. Es gibt in der Schweiz<br />

keine vergleichbare Veranstaltung.»<br />

Mit Raupen die Treppe hoch<br />

Zu den Höhepunkten der Messe zählte<br />

die IFAS Innovation Challenge. Im<br />

Finale standen 14 Jungunternehmen.<br />

Sie hatten sich im Vorfeld gegen rund<br />

50 weitere Bewerber durchgesetzt<br />

und durften an der IFAS ihre Innovationen<br />

präsentieren. Am zweitletzten<br />

Messetag verkündete Nik Hartmann<br />

die Sieger: Das Start-up Scewo holte<br />

sich den mit 10‘000 Schweizer Franken<br />

dotierten Fachjury-Preis. Das<br />

Jungunternehmen aus dem Technopark<br />

Winterthur beeindruckte die Jury<br />

mit ihrem treppengängigen Rollstuhl<br />

«Bro» – eine Weltneuheit. Er<br />

vereint sportliches Design mit Funktionalität.<br />

Sein grösster Trumpf: Dank<br />

zweier ausfahrbarer Raupen überwindet<br />

er Treppenstufen zuverlässig.<br />

Steuern lässt sich der Rollstuhl über<br />

einen Joystick und eine App. Ende<br />

2019 sollen die ersten Auslieferungen<br />

erfolgen.<br />

Sicherheit im Gesundheitswesen<br />

Zu den bewährten Veranstaltungen<br />

der Messe zählte das IFAS Forum.<br />

Es stand unter dem Motto «Sicher<br />

in die Zukunft». In Referaten<br />

und Diskussionsrunden erläuterten<br />

Experten Themen wie Informatik in<br />

der Praxis, Versorgungssicherheit<br />

durch interprofessionelle Netzwerke<br />

oder künstliche Intelligenz als Helfer<br />

für die Mediziner. «Die interessanten<br />

und vielfältig gewählten Themen haben<br />

zahlreiche Besucher angezogen»,<br />

resümiert der Messeleiter.<br />

An der Sonderschau «Hotellerie im<br />

Gesundheitswesen» zeigten zehn<br />

Aussteller, wie für Menschen im Alter<br />

oder mit Krankheit Lebens- und<br />

Wohnqualität auch in Zukunft sichergestellt<br />

werden kann. Interessante<br />

und praxiserprobte Lösungen dazu<br />

wurden in der Sonderschau wie auch<br />

im Forum präsentiert.<br />

Nächste IFAS 2020<br />

«Die erfolgreiche IFAS <strong>2018</strong> bestätigt,<br />

dass die Messe für die Gesundheitsbranche<br />

– gerade auch in Zeiten<br />

zunehmender Digitalisierung – weiterhin<br />

sehr gefragt ist», freut sich<br />

Salzgeber. Und er kündet bereits die<br />

nächste Durchführung an: Vom 20.<br />

bis 23. Oktober 2020 wird die 36. IFAS<br />

stattfinden. Geplant ist unter anderem<br />

eine Weiterentwicklung der IFAS<br />

Innovation Challenge.<br />

Exhibit & More AG<br />

www.ifas-messe.ch<br />

T +41 (0)44 806 33 77


<strong>VSAO</strong><br />

-INSIDE<br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Sergio Sesia<br />

Wohnort: Huningue<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: 2013<br />

Der <strong>VSAO</strong> für Dich in Kürze:<br />

Gemeinschaft, Vertretung<br />

ärztlicher Interessen, Gesundheitspolitik<br />

Beruf oder Berufung? Wer mit Sergio<br />

Sesia spricht, merkt: Bei ihm ist der Arztberuf<br />

Berufung. Zunächst brauchte es<br />

aber einen Umweg. «Mediziner war zwar<br />

immer mein Traumberuf. Die Ausbildung<br />

musste ich mir jedoch selbst finanzieren.<br />

Nach einigen Jahren bei der Bank für<br />

Handel und Industrie in Berlin hatte ich<br />

genug gespart, um auf dem zweiten Bildungsweg<br />

das Studium zu beginnen.»<br />

Dieses absolvierte er in Berlin, Mailand<br />

und Nancy, wo er 2002 als Assistenzarzt<br />

in der Allgemeinchirurgie seine praktische<br />

Tätigkeit aufnahm. Im Folgejahr<br />

setzte er seine Ausbildung in Liestal fort,<br />

2005 wechselte er in die Kinderchirurgie<br />

in Basel (Bruderholz). Dort wirkte er ab<br />

2011 als Oberarzt. Seit 2017 ist er stellvertretender<br />

Oberarzt in der Thorax-Chirurgie<br />

des Berner Inselspitals. Spezialgebiet:<br />

Thoraxwand-Deformitäten, das Thema<br />

seiner laufenden Habilitation.<br />

Beruf oder Berufung? Wer mit Sergio Sesia<br />

spricht, merkt auch: Der Arztberuf kann<br />

nicht nur Berufung sein. «Privatleben,<br />

Forschung und Klinikalltag unter einen<br />

Hut zu bekommen, erwies sich für mich<br />

als schwierig. Etwas kommt immer zu<br />

kurz – meine vier Kinder und meine Frau<br />

wissen, wovon ich rede.» Als er mit dem<br />

<strong>VSAO</strong> Basel in Berührung kam, erkannte<br />

der Familienvater, «wie wichtig es ist, dass<br />

wir Ärztinnen und Ärzte uns gesundheitspolitisch<br />

einbringen, damit unsere Arbeitsbedingungen<br />

nicht einfach von Dritten<br />

bestimmt werden». Deshalb wurde er<br />

2013 Vorstandsmitglied und Co-Präsident<br />

der Sektion. Vor einem Jahr wählte ihn<br />

dann der Zentralvorstand in den Geschäftsausschuss<br />

des Dachverbands. In<br />

diesem Gremium widmet er sich besonders<br />

den Themen E-Health und Qualität.<br />

Doch Dreh- und Angelpunkt seines Engagements<br />

bleiben die Arbeitsbedingungen.<br />

Der 48-Jährige wünscht sich, dass alle<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

in der Schweiz dem <strong>VSAO</strong> angehören. So<br />

könnte der Verband mit noch mehr Gewicht<br />

für ihre Anliegen kämpfen. Denn es<br />

gehe nicht an, dass ihm eine Spitalverwaltung<br />

sage, «junge Ärzte brauchen keine<br />

unbefristeten Arbeitsverträge, die lernen<br />

ja noch – und schliesslich ist Arztsein eine<br />

Berufung und kein Beruf»!<br />

Nochmals: Beruf oder Berufung? Für<br />

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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


FOKUS WUNDER<br />

Wie Wunder gemacht werden<br />

Jedes Jahr pilgern mehrere Millionen Menschen nach Lourdes, Fátima, Medjugorje und<br />

Częstochowa – alles bedeutende Wallfahrtsorte, an denen die Muttergottes erschienen sein<br />

soll. Diese Form der Volksfrömmigkeit stellt eine Herausforderung für die katholische<br />

Glaubens- und Kirchenlehre dar. Nach welchen Mustern verlaufen Marienerscheinungen?<br />

Und wer bestimmt, wann es sich um ein «echtes Wunder» handelt?<br />

Prof. Dr. Michaela Schäuble, Professorin für Sozialanthropologie an der Universität Bern<br />

Nachdem im Jahr 1858 dem vierzehnjährigen<br />

Hirtenmädchen Bernadette Soubirous<br />

dort die Muttergottes erschienen sein<br />

soll, entwickelte sich die verschlafene südwestfranzösische<br />

Kleinstadt Lourdes<br />

schnell zu einem internationalen Wallfahrtsort<br />

und wurde zum Schauplatz eines<br />

«modernen Spektakels». Auf der extra für<br />

diesen Zweck verlegten und ausgebauten<br />

Eisenbahnstrecke reisten schon bald Hunderttausende<br />

in die Pyrenäen; in den Zügen<br />

gab es neu entwickelte Abteile für Kranke,<br />

die auf Bahren nach Lourdes transportiert<br />

wurden, nachdem Berichte von spontanen<br />

Wunderheilungen in den neu aufkommenden<br />

Massenmedien kursierten.<br />

Der Erscheinungsort wurde architektonisch<br />

modern und barrierefreier ausgebaut,<br />

zahlreiche neue Hotels und Restaurants<br />

entstanden. Zudem wurden Geschäfte<br />

für religiöse Paraphernalien (wie Rosenkränze,<br />

Medaillons, Abzeichen oder<br />

Kerzen) und ein Unterhaltungsangebot<br />

geschaffen, was die Pilgerfahrt zu einer<br />

frühen Form des modernen Massentourismus<br />

werden liess. Durch die publikumswirksam<br />

inszenierten Rekonstruktionen<br />

der Visionen von Bernadette konnten die<br />

Pilger zu Zuschauern einer religiö sen Offenbarung<br />

werden und an dem Wundernarrativ<br />

teilhaben. In den Folgejahren gab<br />

es so viele Berichte von spontanen Wunderheilungen,<br />

dass in Lourdes ein eigenes<br />

medizinisches Büro eingerichtet wurde.<br />

Von den dort registrierten 6000 Heilungen<br />

hat die römisch-katholische Kirche bislang<br />

rund 2000 als medizinisch unerklärlich<br />

eingestuft und 69 davon als Wunder<br />

anerkannt. In diesem Jahr, am 11. Feb ruar<br />

<strong>2018</strong>, erkannte die Kirche offi ziell die<br />

70. Wunderheilung an.<br />

Ähnliche Muster<br />

Lourdes ist in vielerlei Hinsicht paradigmatisch,<br />

und die meisten Marienerscheinungen<br />

seit dem 19. Jahrhundert laufen<br />

nach einem ähnlichen Muster ab: So erscheint<br />

die Muttergottes in der Regel in<br />

ländlichen, abgelegenen Regionen und<br />

zeigt sich hauptsächlich nicht privilegierten<br />

Personen; sehr häufig ist es ein junges<br />

Mädchen oder eine Gruppe von Hirtenkindern,<br />

die von einem visionären Erlebnis<br />

berichten. Auch das, was geschildert wird,<br />

ist bemerkenswert ähnlich: Physisch wird<br />

Maria als junge, schöne Frau beschrieben,<br />

die einen langen blauen oder weissen Mantel<br />

trägt und deren Haupt von einem Sternenkranz<br />

oder einem leuchtenden Schein<br />

umgeben ist. Ihre Stimme ist deutlich zu<br />

hören und sie spricht in der jeweiligen Landessprache.<br />

Manchmal berichten Seherinnen<br />

und Seher auch von einem Rosenduft,<br />

der die Muttergottes umgebe. An den meisten<br />

Marienerscheinungsorten entspringen<br />

im Nachhinein Quellen, denen eine heilkräftige<br />

Wirkung nachgesagt wird – so<br />

eben auch in Lourdes.<br />

Auch was den Zeitpunkt der Erscheinungen<br />

betrifft, lässt sich ein klares Muster<br />

erkennen: Gesamtgesellschaftlich relevante<br />

Visionen ereignen sich vor allem in Zeiten<br />

politischer Bedrohungs- und Krisensituationen.<br />

Eine signifikante Häufung gibt<br />

es zum Beispiel im Ersten Weltkrieg, dem<br />

Krisenjahr 1933, oder während des Kalten<br />

Krieges (Scheer 2006). Aus diesem Grund<br />

sind auch die Botschaften der Muttergottes<br />

ähnlich: Sie warnt vor dem drohenden<br />

Untergang der Welt, ruft zu Umkehr und<br />

Busse auf und verspricht, bei ihrem Sohn<br />

Fürbitte für die Menschheit zu leisten, um<br />

die bevorstehende Apokalypse abzuwenden<br />

und Frieden zu stiften. Die Muttergottes<br />

wird deshalb auch oft als Friedensfürstin<br />

bezeichnet, selbst wenn ihr Erscheinen<br />

und ihre Botschaften schwelende Konflikte<br />

in der Vergangenheit erst recht entfachten<br />

oder eskalieren liessen.<br />

Hoffen auf eine Wunderheilung: Pilger in Lourdes. (© mimohe/shutterstock.com)<br />

Vor Ort und in Rom<br />

Ob eine Erscheinung lokal begrenzt bleibt<br />

oder sich ein Ort zu einer internationalen<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS WUNDER<br />

Prüfsiegel für Wunder<br />

Das Verfahren sieht vor, dass nach Berichten<br />

einer vermeintlichen Erscheinung<br />

zuerst eine lokale Untersuchungskommission<br />

vor Ort eingesetzt wird, der beispielsweise<br />

Theologen, Historiker und Psychologen<br />

angehören. Diese Kommission prüft<br />

die geistige Verfassung und Zuverlässigkeit<br />

der Seherpersonen und klärt ab, ob die<br />

Botschaft mit den Lehren der Kirche übereinstimmt.<br />

Die entscheidungsbefugte Diözese<br />

beurteilt daraufhin die Ereignisse<br />

entweder als:<br />

a) «Constat de supernaturalitate» («Die<br />

Übernatürlichkeit steht fest»). Dieses<br />

Urteil erging beispielsweise für Lourdes<br />

und die Privatoffenbarung von Bernadette<br />

Soubirous wurde als echt anerkannt.<br />

b) «Constat de non supernaturalitate»<br />

(«Die Nichtübernatürlichkeit steht<br />

fest»). Mit diesem Urteil wird die Echtheit<br />

einer Vision oder Offenbarung<br />

abgelehnt.<br />

c) «Non constat de supernaturalitate»<br />

(«Die Übernatürlichkeit steht nicht<br />

fest»). So ist im Fall von Medjugorje beispielsweise<br />

dieses dritte, neutrale Urteil<br />

ergangen, das besagt, dass die Kirche<br />

noch kein endgültiges Urteil gesprochen<br />

hat. Die Wallfahrt ins herzegowinische<br />

Medjugorje und die dortige Marienverehrung<br />

werden also vom Vatikan geduldet,<br />

die Auslegung der Botschaft wird<br />

dem dort zuständigen Franziskanerorden<br />

und der Diözese überlassen, solange<br />

sie mit der Doktrin der römischkatholischen<br />

Kirche konform ist.<br />

Bernadette Soubirous, einem einfachen Bauernmädchen aus Lourdes,<br />

erscheint die Maria. (© GoneWithTheWind/fotolia.com)<br />

Wallfahrtsdestination wandelt, hängt von<br />

verschiedenen Faktoren wie beispielsweise<br />

der Erreichbarkeit des Ortes, der Glaubwürdigkeit<br />

der Seher, der Massentauglichkeit<br />

oder der politischen Manipulierbarkeit<br />

der Verkündungsbotschaft ab. Von zentraler<br />

Wichtigkeit ist aber immer die «Verwaltung»<br />

der Erscheinung durch den lokalen<br />

Klerus und die Einschätzung der Vorkommnisse<br />

durch kirchliche Autoritäten.<br />

Die römisch-katholische Kirche behandelt<br />

Marienerscheinungen als so genannte<br />

«Privatoffenbarungen», und generell gilt,<br />

dass kein Wunder, keine Vision oder Offenbarung<br />

ohne Approbation des zuständigen<br />

Bischofs zugelassen werden darf.<br />

Im Vatikan ist die Heilige Kongregation<br />

für die Glaubenslehre – ein Zusammenschluss<br />

aus 26 Mitgliedern, bestehend aus<br />

Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen,<br />

die vom Papst für jeweils fünf Jahre berufen<br />

werden – für solche Fälle zuständig.<br />

Diese Glaubenskongregation hat einen<br />

Normenkatalog für das «Verfahren zur<br />

Beurteilung mutmasslicher Erscheinungen<br />

und Offenbarungen» erlassen, der<br />

jeweils die «moralische Gewissheit oder<br />

wenigstens grosse Wahrscheinlichkeit<br />

über die Wirklichkeit des Ereignisses» und<br />

die «Wahrheit und Irrtumslosigkeit der<br />

theologischen und geistlichen Lehre» feststellen<br />

soll. (http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/<br />

documents/rc_con_cfaith_doc_1<br />

9780225_norme-apparizioni_ge.html)<br />

Dieses Votum wird dann jeweils an die<br />

vatikanische Glaubenskongregation weitergeleitet,<br />

die es abermals prüft und eine<br />

offizielle Erklärung oder ein Dekret erlässt.<br />

Objektive Kriterien für die Feststellung<br />

eines Wunders wird es ebenso wenig geben<br />

können wie faktische Beweise für eine<br />

Marienerscheinung. Wissenschaftlich wie<br />

theologisch entzieht sich das Phänomen<br />

also letztlich der Erklärbarkeit, auch<br />

wenn einzelne Umstände – wie etwa politische,<br />

historische, ökonomische oder<br />

soziokulturelle Hintergründe – analysiert<br />

werden können. Aus sozialanthropologischer<br />

Perspektive wird nicht die Authentizität<br />

einer Erscheinung geprüft oder beurteilt,<br />

sondern als körperlich und mit den<br />

Sinnen erfahrbare Begegnung von Gläubigen<br />

mit dem Göttlichen verstanden und<br />

untersucht.<br />

■<br />

Literatur:<br />

Scheer, Monique, Rosenkranz und Kriegsvisionen.<br />

Marienerscheinungskulte im<br />

20. Jahrhundert. TVV: Tübingen 2006.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31


FOKUS WUNDER<br />

Gras wächst nicht schneller,<br />

wenn man daran zieht<br />

Ein Achtjähriger besucht die Universität, eine Fünfjährige verblüfft mit ihrem virtuosen Klavierspiel.<br />

Wunderkinder sind nichts Neues; nicht nur Mozart, auch Marie Curie oder der Philosoph Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz zeigten ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten bereits sehr früh. Woran aber erkennt<br />

man Wunderkinder? Und was ist wirklich Talent und was das Resultat elterlichen Drills?<br />

Gerhard Müller, Direktor Konservatorium Bern<br />

Goethe war bereits 72 Jahre alt, als er im<br />

Jahr 1821 von einem 12-jährigen Jungen<br />

aus Berlin Besuch bekam. Über zwei<br />

Stunden spielte dieser dem Dichterfürsten<br />

und seinen Gästen vor, vor allem Fugen<br />

von Bach. Anschliessend improvisierte er<br />

über eigene Stücke und spielte zur Verblüffung<br />

der Anwesenden aus Originalmanuskripten<br />

Werke von Mozart und Beethoven<br />

makellos vom Blatt. Der junge Felix Mendelssohn<br />

war nicht zum ersten Mal in<br />

Weimar. Bereits vier Jahre davor hatte er<br />

sich mit Goethe getroffen. Viel früher kam<br />

es zu einer Begegnung zwischen Goethe,<br />

er war selbst gerade vierzehn, und dem<br />

jungen Mozart. Wer ihn mehr beeindruckte,<br />

belegt folgende Aussage, die er gegenüber<br />

Carl Friedrich Zelter, dem strengen<br />

Berliner Musiklehrer Mendelssohns,<br />

machte: «Was dein Schüler jetzt schon<br />

leistet», so Goethe, «mag sich zum damaligen<br />

Mozart verhalten wie die ausgebildete<br />

Sprache eines Erwachsenen zum Lallen<br />

eines Kindes.» Beide haben, wie wir wissen,<br />

unvergängliche Werke geschaffen<br />

und beide werden als Wunderkinder gehandelt.<br />

Wunderkinderboom<br />

Wunderkinder gibt es auch heute viele:<br />

Ein Sechsjähriger aus den USA spricht<br />

fliessend acht Sprachen, darunter Hindi<br />

und Chinesisch, löst Mathematikaufgaben<br />

von Siebtklässlern und lernt leidenschaftlich<br />

Primzahlen auswendig. Ein<br />

achtjähriger Holländer hat soeben die<br />

Matura bestanden. Noch weiss er nicht, ob<br />

er Mathematik oder Ingenieurwissenschaft<br />

studieren wird. Der Studienplan<br />

steht aber schon fest: ein Jahr für den Bachelor,<br />

ein Jahr für den Master und die<br />

Dissertation. Eine 13-jährige Geigerin<br />

komponiert Opern im Stil des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts. Spezielle Begabungen<br />

gibt es demnach in den verschiedensten<br />

Ausprägungen. Und es hat sie schon<br />

immer gegeben. Christian Heinrich Heineken<br />

wurde nur vier Jahre alt. Er wurde<br />

1721 in Lübeck geboren und soll bereits<br />

als Zweijähriger Latein und Französisch<br />

beherrscht haben. Mit drei Jahren verfasste<br />

er eine Geschichte Dänemarks. Immanuel<br />

Kant nannte ihn ein «frühkluges<br />

Wunderkind von ephemerischer Existenz»<br />

und prägte damit einen Begriff, der<br />

bis heute vor allem im Bereich der Musik<br />

teilweise inflationär in Gebrauch ist.<br />

Was aber ist eigentlich ein Wunderkind?<br />

Wo ist der Unterschied zu einer Hochbe-<br />

Begegnung zweier Giganten: Mendelssohn spielt für Goethe.<br />

(Moritz Oppenheim, 1864; © wikipedia)<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS WUNDER<br />

gabung? Wie manifestiert sich eine Hochbegabung<br />

und welchen Einfluss hat das<br />

elterliche Umfeld? Wo geht sie einher mit<br />

gesundheitlichen und sozialen Beeinträchtigungen?<br />

Wo handelt es sich um<br />

eine seltene «Inselbegabung», um das<br />

sogenannte Savant-Syndrom? Wo ist die<br />

Grenze zwischen Genie und Wahnsinn?<br />

Und wo beginnt das eigentliche Wunder?<br />

Abgrenzungen sind schwierig und letztlich<br />

subjektiv.<br />

Konsi Bern:<br />

Zahlen und Fakten<br />

Das Konservatorium Bern zählt zu den bedeutendsten<br />

Einrichtungen seiner Art in der Schweiz.<br />

Derzeit werden 2800 Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />

in über 3000 Fachbelegungen von rund 120 Lehrkräften<br />

unterrichtet.<br />

Vermittelt wird ein äusserst breites Instrumentenspektrum,<br />

das vom Schwyzerörgeli bis zum Barockcello reicht.<br />

Ensembles, Orchester und Bands gehören ebenso zum<br />

Angebot wie Kurse für Kleinkinder. Auch für erwachsene<br />

Schülerinnen und Schüler ist das Angebot breit und vielgestaltig.<br />

Informationen dazu gibt eine Broschüre, die<br />

auf www.konsibern.ch aufgeschaltet ist.<br />

Spielen für die Mächtigen: Alma Deutscher mit Sebastian Kurz und Wladimir<br />

Putin. (© www.kremlin.ru.)<br />

Das programmierte<br />

Wunder<br />

Derzeit wird auch die 13-jährige Alma<br />

Deutscher aus London in den Feuilletons<br />

als Wunderkind gehandelt. Ohne Zweifel<br />

ist das Mädchen sehr begabt. An Wunder<br />

mag man indes nicht so recht glauben.<br />

Ihre Ausbildung gleicht einem Masterplan:<br />

Klavierunterricht mit zwei Jahren,<br />

Geigenunterricht mit drei, Homeschooling<br />

ist angesagt, sie wird gefüttert mit Kompositionstechniken<br />

des 18. Jahrhunderts,<br />

schreibt Sonaten, Sinfonien und Opern im<br />

Stil der alten Meister. Moderne Musik ist<br />

für sie «Krach, der in den Ohren wehtut».<br />

Pop oder Jazz hat sie überhaupt noch nie<br />

gehört. Dabei wird sie immer wieder mit<br />

dem jungen Mozart verglichen. Ein Vergleich,<br />

der auch deshalb hinkt, weil Mozart<br />

sich bereits als Kind mit der Musik<br />

seiner Zeit auseinandersetzte. Seltsamerweise<br />

wird das Beispiel Mozart auf der<br />

ganzen Welt als Argument gebraucht, um<br />

Kinder von klein auf zu drillen, sehr oft<br />

weit über die Grenzen des Erträglichen<br />

hinaus. Hat nicht Mozarts Vater das genauso<br />

gemacht? Kinder werden oft missbraucht<br />

für die Projektionen und unerfüllten<br />

Wünsche der Eltern und Lehrpersonen,<br />

Konzertagenturen wittern dabei<br />

ein Geschäft und das Publikum ergötzt<br />

sich an zugegeben manchmal sehr erstaunlichen<br />

Leistungen. Was dabei in aller<br />

Regel zu kurz kommt, ist die Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Dabei braucht es, wenn<br />

die klassische Musik überhaupt eine Zukunft<br />

haben soll, genau das: Persönlichkeit.<br />

Und die ist nicht durch noch so viel<br />

Drill zu haben. Dafür gibt es reihenweise<br />

Beispiele von angeblichen Wunderkindern,<br />

die in jungen Jahren grosse Erfolge<br />

feierten, danach aber auf oft tragische<br />

Weise im Meer der Mittelmässigkeit versanken.<br />

Dennoch stehen die nächsten<br />

Wunderkinder bereits Schlange.<br />

Kreativ statt gedrillt<br />

Einige schaffen es dennoch, die Karriere<br />

fortzusetzen. Man fragt besser nicht, zu<br />

welchem Preis. Zu selten sind die Beispiele,<br />

die von sich selbst sagen, sie seien<br />

glückliche Wunderkinder gewesen. Anne-<br />

Sophie Mutter gehört nach eigener Aussage<br />

dazu. Wer hingegen die Biografie von<br />

Lang Lang gelesen hat, ahnt, welche Abgründe<br />

sich hinter der polierten Oberfläche<br />

auftun. Interessant ist zudem, dass es<br />

sich im Bereich der (klassischen) Musik<br />

meist nur um Interpreten handelt. Das<br />

Schöpferische, das gerade Mozart und<br />

Mendelssohn auszeichnet, zeigt sich<br />

höchstens in kompositorisch epigonalen<br />

Stilkopien. Selbstbestimmt geht anders.<br />

Wie, das hat der junge Mendelssohn vorgemacht.<br />

Er, der in keinem Musikerhaushalt<br />

aufgewachsen ist, der sich für alle<br />

möglichen Formen der Kunst interessierte,<br />

der (wie übrigens seine mindestens so<br />

begabte Schwester Fanny auch) zudem<br />

ein Sprachgenie war, wurde in einem kulturaffinen<br />

Umfeld bestmöglich gefördert.<br />

Felix Mendelssohn ging schon sehr früh<br />

eigene Wege und setzte sich bald schon<br />

gegen das strenge Regime seines Lehrers<br />

Zelter zur Wehr. Der vielen Kontrapunktübungen<br />

überdrüssig brach es nach einer<br />

ersten Schaffenskrise aus ihm heraus: Als<br />

16-Jähriger schrieb er mit dem Oktett und<br />

kurz darauf mit dem Sommernachtstraum<br />

Werke, die bis heute zu den schönsten<br />

und bedeutendsten der Romantik<br />

zählen.<br />

«Gras wächst nicht schneller, wenn man<br />

daran zieht» sagt ein afrikanisches<br />

Sprichwort. Wie wahr! Pflanzen gedeihen<br />

aber je nach Umgebung, Licht, Wärme,<br />

Boden und Dünger unterschiedlich.<br />

Schnelles Wachstum allein ist kein Garant<br />

für die Qualität. Am Konservatorium Bern<br />

beschäftigen wir uns seit Generationen<br />

mit musikalischer Erziehung. Unter unseren<br />

Schülerinnen und Schülern finden<br />

sich Begabungen aller Art, einige würden<br />

andernorts vielleicht auch als Wunderkind<br />

bezeichnet werden. Unabhängig von<br />

Talent und Begabung entdeckt man bei<br />

genauerem Hinsehen in jedem Kind wunderbare<br />

Anlagen. Diese den individuellen<br />

Möglichkeiten und Bedürfnissen entsprechend<br />

zu entwickeln und zu fördern, ist<br />

unser Auftrag. Wir erfüllen ihn mit Sorgfalt<br />

und Leidenschaft, aber auch mit der<br />

gebotenen Demut.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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FOKUS WUNDER<br />

Spatzen eilen ebenfalls zu Hilfe, wenn Schädlinge einen Baum befallen. (© Natalia Bachkova/ Shutterstock)<br />

Das Flüstern des Apfelbaumes<br />

Je mehr wir über Tiere wissen, desto grösser wird unser Staunen über ihre Fähigkeiten. Pflanzen<br />

hingegen gelten oft als eine Art «Bioautomaten», deren einziges Kunststück die Photosynthese ist.<br />

Neuere Forschungen lassen Pflanzen jedoch in einem ganz andern Licht erscheinen. Ihre unterschiedlichen<br />

Kommunikationsformen oder ihre Möglichkeit, Tauschhandel zu betreiben, grenzen<br />

ans Wunderbare.<br />

Florianne Koechlin, Biologin und Autorin<br />

Der älteste Apfelbaum der Schweiz steht in<br />

einem Pfarreigarten in Interlaken und ist<br />

fast 150 Jahre alt. Seit Beginn seines Lebens<br />

bedrohen ihn Tausende Generationen von<br />

Insekten, Bakterien, Viren, Tieren oder<br />

Pilzen – ohne Erfolg. Stürme, Winde,<br />

Kälteeinbrüche, Hitzesommer, Überflutungen<br />

– der Apfelbaum überlebte, und zwar<br />

an Ort und Stelle. Der Baum konnte bei<br />

Gefahr nicht einfach fliehen wie Tiere und<br />

Menschen. Um so erfolgreich zu überleben,<br />

braucht der Baum vor allem ein ausgeprägtes<br />

Kommunikationsvermögen: die<br />

Fähigkeit zum Beispiel, unterschiedlichste<br />

Verbündete anzulocken. Das denken heute<br />

viele Wissenschaftlerinnen und Forscher.<br />

«Dialekte»<br />

Wird ein Apfelbaum von den gefrässigen<br />

Raupen des Kleinen Frostspanners (Operophthera<br />

brumata L.) heimgesucht, lockt<br />

er mit einem Duftstoffcocktail Kohlmeisen<br />

an. Diese riechen das SOS-Signal des befallenen<br />

Apfelbaums und machen so gezielt<br />

eine reichhaltige Raupenbeute. Wird<br />

der Apfelbaum hingegen von Obstbaumspinnmilben<br />

(Panonychus ulmi Koch)<br />

angegriffen, sendet er ein etwas anderes<br />

Duftstoffgemisch aus, mit dem er Raubmilben<br />

(Amblyseius andersoni Chant) –<br />

natürliche Feinde der Spinnmilben – anzieht.<br />

Doch wie merkt der Apfelbaum, wer<br />

an ihm frisst? Die Antwort lautet: Er erkennt<br />

es am Speichel, der durch die Bisswunde<br />

ins Blattinnere tropft. Forschungen<br />

an andern Pflanzen (z.B. an Tomaten,<br />

Limabohnen oder Tabakpflanzen) haben<br />

ergeben, dass die Gewächse an den chemischen<br />

Verbindungen des Insektenspeichels<br />

erkennen, um wen es sich gerade handelt.<br />

Dann ruft die Pflanze mit Duftstoffen den<br />

geeigneten Bodyguard herbei, je nachdem,<br />

wer an ihr frisst – ein grossartiges Kommunikationskunststück!<br />

Alle Bäume, alle Pflanzen kommunizieren<br />

mit Duftstoffen. Mit Duftstoffen senden<br />

sie SOS-Signale aus, locken gezielt<br />

Nützlinge an, warnen sich gegenseitig vor<br />

einer kommenden Gefahr und koordinieren<br />

sogar ihr Verhalten. Bis heute konnten<br />

bei 900 Pflanzenfamilien rund 2000<br />

«Duftstoffvokabeln» identifiziert werden.<br />

Es gibt einen Grundstock von fünf bis zehn<br />

chemischen Duftstoffsignalen, der allen<br />

Pflanzen gemein ist. Jede Pflanze kann<br />

zusätzlich eine grosse Zahl von verschiedenen<br />

Duftstoffmixturen herstellen. Es<br />

scheint also eine pflanzliche Grundsprache<br />

zu geben und dazu kommen viele<br />

«Dialekte», die für jede Pflanzenart charakteristisch<br />

ist. Die «Dialekte» ergeben<br />

sich durch leicht unterschiedliche Rezepturen<br />

der chemischen Duftmoleküle.<br />

Unterirdischer Marktplatz<br />

Ein Wald besteht oberirdisch gesehen aus<br />

einzelnen Bäumen – Buchen, Eichen, Fichten<br />

oder Erlen. Unterirdisch ist der Wald zu<br />

einem einzigen, hochdynamischen und<br />

komplexen Ganzen verbunden. Dieses<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS WUNDER<br />

Netzsystem aus Baumwurzeln und Pilzfäden<br />

nennt man Mykorrhiza, was auf Griechisch<br />

Pilzwurzel heisst. Die meisten Waldbäume<br />

und viele Pilze, zu denen auch<br />

Steinpilze, Eierschwämme oder Röhrlinge<br />

gehören, sind Teil von diesem Netz, das in<br />

der wissenschaftlichen Literatur WWW genannt<br />

wird: das Wood Wide Web.<br />

Die meisten Krautpflanzen, viele Sträucher<br />

und Bäume (auch unser Apfelbaum)<br />

bilden ebenfalls unterirdische Mykorrhizanetze<br />

mit einer andern Gruppe von<br />

Pilzen. Interessant ist nun, dass Pflanzen<br />

über das gemeinsame Netz im Boden<br />

auch Nährstoffe und Informationen untereinander<br />

austauschen.<br />

In geeigneten Mischkulturen, wie sie früher<br />

in Landwirtschaft und Gartenbau<br />

gang und gäbe waren, bilden die Pflanzen<br />

unter dem Boden mit dem Mykorrhizageflecht<br />

eine Art dynamischen Marktplatz,<br />

in dem jede Pflanze überschüssige Nährstoffe<br />

abgeben und gegen solche eintauschen<br />

kann, die sie gerade dringend benötigt.<br />

Klee zum Beispiel kann Stickstoff<br />

in das Netz liefern. Pflanzen mit langen<br />

Wurzeln wiederum, wie Sträucher und<br />

Bäume, können bei Trockenheit aus der<br />

Tiefe Wasser holen und an das gemeinsame<br />

Mykorrhizanetz abgeben. Es handelt<br />

sich um eine grosse, unterirdisch verbundene<br />

Lebensgemeinschaft.<br />

Erste Versuche zeigen, dass Pflanzen über<br />

dieses Netz auch Informationen untereinander<br />

austauschen, sich zum Beispiel vor<br />

einer kommenden Gefahr warnen. Das<br />

Mykorrhizanetz funktioniert also auch<br />

wie ein unterirdisches Internet der Pflanzengemeinschaften,<br />

in noch ungeahntem<br />

Ausmass.<br />

Doch Pflanzen können sich über das Mykorrhizanetz<br />

auch konkurrenzieren, wie<br />

dieses Beispiel zeigt: Eine Forschergruppe<br />

der Freien Universität Berlin setzte eine<br />

Tagetes neben einen Gartensalat. Die<br />

Pflanzen waren nur durch Mykorrhizanetze<br />

miteinander verbunden. Der Gartensalat<br />

gedieh deutlich schlechter, als<br />

wenn er ohne Tagetes aufgewachsen<br />

wäre. Die Gruppe wies nach, dass die Tagetes<br />

pflanzentoxische Stoffe, sogenannte<br />

Thiophene, aus den Wurzeln ausschied<br />

und über das gemeinsame Mykorrhizanetz<br />

in ihre Umgebung aussandte. Das<br />

hinderte den benachbarten Gartensalat<br />

am Wachsen.<br />

Gemeinsame Wurzeln<br />

Solche neuen wissenschaftlichen Befunde<br />

stellen unsern Apfelbaum in ein neues<br />

Licht. Galten Bäume und Pflanzen in der<br />

Wissenschaft bisher als mehr oder weniger<br />

isolierte «Objekte», die einfach Wasser und<br />

Nährstoffe aufnehmen, Photosynthese<br />

betreiben und Früchte produzieren, also<br />

als fein tarierte «Bioautomaten», die ihren<br />

genetischen Programmen folgen, so erscheinen<br />

sie heute als aktive, kommunikative<br />

und stark vernetzte Lebewesen.<br />

Es ist unbestritten: Pflanzen sind ganz<br />

anders als wir. Doch je mehr wir uns der<br />

Zellebene nähern, desto mehr Ähnlichkeiten<br />

treten auf. Pflanzenzellen kommunizieren<br />

mit Signalstoffen und elektrischen<br />

Signalen wie Tierzellen auch. Pflanzen<br />

haben eine Art Immunsystem und ihre<br />

Wurzeln können auf geheimnisvolle Art<br />

zwischen «Selbst» und «Nichtselbst» unterscheiden.<br />

Das ist vielleicht gar nicht so<br />

erstaunlich, wenn wir an die Evolution<br />

denken. Pflanzen, Tiere und Menschen<br />

haben als gemeinsame Vorfahren die Einzeller,<br />

die sich über drei Milliarden Jahre<br />

entwickelt haben. Aus diesen interagierenden<br />

einzelligen Lebewesen entwickelten<br />

sich in den letzten 300 bis 400 Millionen<br />

Jahren Pflanzen und Tiere parallel in eine<br />

andere Richtung weiter. Wir sind also mit<br />

Pflanzen verwandt.<br />

Unsere Ähnlichkeiten auf der Zellebene<br />

sind in unserer gemeinsamen Geschichte<br />

begründet. Auf den darüber liegenden<br />

Ebenen – auf der Ebene des Gewebes, erst<br />

recht auf der Ebene der einzelnen Lebewesen<br />

– unterscheiden sich Pflanzen und<br />

Tiere radikal. Der Punkt ist aber: Beide<br />

haben im Laufe der Evolution eine grosse<br />

Flexibilität erreicht, um sich an eine sich<br />

ständig verändernde Umwelt anpassen zu<br />

können.<br />

Dank seiner stupenden Flexibiliät, dank<br />

seiner hochentwickelten Kommunikations-<br />

und Vernetzungsfähigkeiten konnte<br />

der Apfelbaum fast 150 Jahre allen<br />

Frassfeinden und allen Wetterkapriolen<br />

trotzen. Er wusste auch immer, wann er<br />

blühen sollte, wie seine Blätter dem Schatten<br />

ausweichen konnten, wie er Bienen<br />

und andere Bestäuber anziehen konnte<br />

oder wie stark der Wind an ihm rüttelte.<br />

Sonst wäre er längst untergegangen. ■<br />

www.blauen-institut.ch<br />

Soeben erschienen: Was Erbsen hören<br />

und wofür Kühe um die Wette laufen<br />

(Lenos Verlag, <strong>2018</strong>) und<br />

Schwatzhafte Tomate, wehrhafter Tabak<br />

(Lenos-Verlag, 2016)<br />

Unsichtbar, aber hochdynamisch: das Wood Wide Web. (© Günter Albers/Shutterstock)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


FOKUS WUNDER<br />

Wunder gibt es nicht, oder?<br />

Beim Wort Wunderheilung runzeln wohl die meisten von uns die Stirn. Diese Geschichten gehören<br />

wahrscheinlich eher ins Reich der Mythen und Legenden als in den klinischen Alltag. Dennoch<br />

haben wir Stephanie von Orelli, Chefärztin der Frauenklinik Triemli, und den emeritierten Professor<br />

für Onkologie Thomas Cerny gefragt, ob sie in ihrem Berufsleben je so etwas wie ein Wunder erlebt<br />

haben. Hier ihre Antworten.<br />

Frau von Orelli, haben Sie<br />

jemals ein Wunder erlebt?<br />

Ja, für mich und die Patientin war das<br />

wirklich ein Wunder, es geschah so:<br />

Frau S. kam in meine Sprechstunde, sie<br />

war wider Erwarten von einem neuen Partner<br />

mit 46 Jahren schwanger geworden. Sie<br />

ist eine jünger wirkende Frau, sehr sportlich,<br />

also in guter körperlicher Verfassung.<br />

Alle pränatalen Tests waren unauffällig,<br />

und trotzdem hatte ich immer ein etwas<br />

ungutes Gefühl. Weitere Kontrollen fielen<br />

ebenfalls unauffällig aus, das Paar freute<br />

sich sehr auf das Kind.<br />

Eines Morgens war ich wie üblich um<br />

7 Uhr im Büro, ein Oberarzt rief mich an,<br />

da er mich gesehen hatte. Er berichtete,<br />

Frau S. sei im Gebärsaal, sie blute stark,<br />

sei in der 33. Schwangerschaftswoche und<br />

er könne im Ultraschall keine kindliche<br />

Herzaktion mehr sehen. Ich rannte in den<br />

Gebärsaal und sah es mit eigenen Augen:<br />

Das Herz macht nur noch ganz feine Bewegungen,<br />

fast nicht sichtbar; bewegt<br />

hatte sich das Kind schon länger nicht<br />

mehr. Aus einem Bauchgefühl heraus und<br />

in Absprache mit der Patientin haben wir<br />

einen Notfallkaiserschnitt ausgelöst, zwölf<br />

Minuten später war das Kind da und wurde<br />

von den Neonatologinnen reanimiert.<br />

Es kam alles gut, das Mädchen ist inzwischen<br />

acht Jahre alt und vollkommen<br />

gesund. Im Nachhinein habe ich mich<br />

wiederholt gefragt, was mir damals diesen<br />

starken Impuls zum Handeln gegeben<br />

hatte. Es hätte ebenso wirklich schief gehen<br />

können, und das Mädchen hätte<br />

durch den Sauerstoffmangel schwerste<br />

Behinderungen davontragen können.<br />

Aber eben, es war ein Wunder.<br />

Herr Cerny, haben Sie jemals<br />

ein Wunder erlebt?<br />

Nein, etwas ausserhalb jeder Erwartung<br />

habe ich nicht erlebt. Es gab Fälle von<br />

Lymphomen mit spontaner Regression<br />

über Jahre. So etwas kennen wir letztlich<br />

jedoch gut, selbst wenn die Patienten einen<br />

solchen Verlauf wie ein Geschenk oder<br />

Wunder erleben. Allerdings ist die Krankheit<br />

meistens nicht wirklich weg, sondern<br />

kommt wieder, auch wenn sie oft viele<br />

Jahre («watch and wait») nicht behandelt<br />

werden muss.<br />

Dann gab es mehrere Fälle von Patienten<br />

mit metastasiertem Nierenzellkarzinom,<br />

welche z.B. nach einer Pneumonie eine<br />

eindrückliche Regression ihrer Metastasen<br />

erfuhren. Daran erinnere ich mich<br />

nicht zuletzt deshalb so gut, weil es so<br />

verblüffend ist, im Röntgenbild die Metastasen<br />

mit der Pneumonie schrumpfen zu<br />

sehen. Die Pneumonie löst aber physiologisch<br />

eine Zytokinschwemme aus, welche<br />

ebenso gegen diese Metastasen wirken<br />

kann, wie z.B. das dafür zugelassene Interferon.<br />

Neu ist ein immunologisch ausgelöstes<br />

kollaterales Phänomen wie z.B.<br />

auch der abskopale Effekt bei lokaler Bestrahlung<br />

also nicht. Bereits der russische<br />

Schriftsteller und Arzt Anton Tschechow<br />

soll über solche Fälle berichtet haben. Alle<br />

diese «Wunder» lassen sich folglich erklären;<br />

völlig unerklärbare Fälle kenne ich<br />

persönlich keine.<br />

■<br />

Beratungspartner von<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Mit unseren Beratungspartnern stehen wir für Qualität, Unabhängigkeit und kompetente<br />

Beratung ein. Beachten Sie, dass nur folgende Partner offiziell für uns arbeiten:<br />

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Publikation<strong>2018</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS WUNDER<br />

Die Top Seven der Antike<br />

Tourismus ist nichts Neues. Bereits in vorchristlicher Zeit interessierte man sich dafür, was es in<br />

der «bewohnten Welt» zu sehen gibt. So entstand der erste Reiseführer, der die sieben herausragendsten<br />

Sehenswürdigkeiten aufführte, die sogenannten sieben Weltwunder. Beurteilt wurde<br />

neben schierer Grösse und Schönheit vor allem die technische Leistung, die hinter den Bauten stand.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Die sieben Bundesräte aufzuzählen, fällt<br />

einem halbwegs politisch Interessierten<br />

wohl nicht so schwer. Bei den sieben Weltwundern<br />

wird es schon etwas schwieriger:<br />

Die Cheops-Pyramide von Gizeh, die Hängenden<br />

Gärten von Babylon, der Koloss<br />

von Rhodos sind vermutlich geläufig; das<br />

Grab des Mausolos II. zu Halikarnassos,<br />

die Zeusstatute in Olympia, der Artemistempel<br />

in Ephesos sowie der Leuchtturm<br />

auf der Insel Pharos vor Alexandria sind<br />

hingegen ein wenig in den Hintergrund<br />

gerückt. Im zweiten Jahrhundert v. Chr.<br />

galten diese sieben Bauwerke als die<br />

schönsten und beeindruckendsten der<br />

damals bekannten Welt. Erstellt hat die<br />

Liste der phönizische Schriftsteller Antipatros<br />

von Sidon, der Mitte des zweiten<br />

Jahrhunderts v. Chr. den ersten überlieferten<br />

Reiseführer verfasste. Die Bezeichnung<br />

Weltwunder benutzte er nicht, genauso<br />

wenig erstellte er innerhalb seiner<br />

Auswahl eine Rangliste. Ursprünglich<br />

führte er anstelle des Leuchtturms von<br />

Pharos die Stadtmauern von Babylon auf,<br />

da diese jedoch zerstört wurden, passte<br />

Gregor von Tours im 6. Jahrhundert die<br />

Liste kurzerhand an.<br />

Beeindruckt waren Antipatros und seine<br />

Zeitgenossen von der Schönheit, aber vor<br />

allem auch von der Grösse der Bauwerke<br />

und von den technischen Meisterleistungen,<br />

die diese Dimensionen möglich gemacht<br />

hatten. Das 50 Meter hohe Mausoleum<br />

von Halikarnassos war nicht nur ein<br />

gelungener Stilmix aus griechischen,<br />

ägyptischen und persischen Elementen,<br />

sondern der erste zweigeschossige Monumentalbau<br />

der griechischen Architektur.<br />

Der Koloss von Rhodos soll beinahe 36 Meter<br />

hoch gewesen sein und zwölf Tonnen<br />

gewogen haben. Der riesige Artemistempel<br />

ruhte auf 117 Säulen von je ca. 18 Metern<br />

Höhe und bis zu seiner Fertigstellung vergingen<br />

120 Jahre. Nur gerade 20 Jahre<br />

dauerte hingegen der Bau der Cheops-Pyramide,<br />

dem neben der chinesischen Mauer<br />

grössten je erstellten Bauwerk.<br />

Vergängliche Grösse<br />

Ausser dem ältesten Weltwunder, den Pyramiden,<br />

sind alle andern heute entweder<br />

gänzlich verschwunden oder höchstens<br />

noch stückweise erhalten. Naturkatastrophen<br />

oder menschliche Zerstörungswut<br />

haben für ihr Ende gesorgt. Ironischerweise<br />

traf es das jüngste Bauwerk zuerst: Der<br />

Koloss von Rhodos wurde nur 66 Jahre<br />

nach seiner Erstellung von einem Erdbe-<br />

Die sieben Weltwunder der Antike, mehr oder weniger phantasievoll umgesetzt (© ArtMari/shutterstock.com)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


FOKUS WUNDER<br />

Die 2007 erkorenen, nicht ganz umstrittenen neuen Weltwunder (© Angelica Ermakova/shutterstock.com)<br />

ben zerstört. Seine Überreste lagen aber<br />

rund 700 Jahre herum und konnten bestaunt<br />

werden. Als die Araber Rhodos eroberten,<br />

verkaufen sie die Bronzeteile, die<br />

danach eingeschmolzen wurden. Ebenso<br />

spurlos verschwunden sind die Hängenden<br />

Gärten von Babylon oder die Zeusstaute<br />

von Olympia. Ausgrabungen und erhaltene<br />

Artefakte zeugen noch heute von den andern<br />

Wundern. Und mindestens zwei haben<br />

auch sprachliche Spuren hinterlassen:<br />

Die Bezeichnung Mausoleum für prunkvolle<br />

Gräber geht auf den König Mausolos<br />

II. zurück, das italienische bzw. französische<br />

Wort für Leuchtturm («faro» bzw.<br />

«phare») erinnert an die Alexandria vorgelagerte<br />

Insel Pharos, auf der der höchste<br />

jemals errichtete Leuchtturm stand.<br />

Neue Listen, neue Wunder<br />

Antipatros war nicht der einzige, der Listen<br />

von Sehenswürdigkeiten erstellte. Bereits<br />

in der Antike erwuchs ihm Konkurrenz.<br />

Aufgelistet wurde etwas das Kapitol in<br />

Rom oder der Altar der Göttin Artemis auf<br />

Delos. Die Listen wurden je nach Weltgegend<br />

und Zeitalter angepasst. So zählten<br />

zeitweise die gesamt Stadt Rom, die Hagia<br />

Sophia und selbst die Arche Noah zu den<br />

Weltwundern.<br />

2001 gründete der Schweizer Bernhard<br />

Weber die New7Wonders Foundation mit<br />

dem Ziel, das kulturelle Erbe sowie die<br />

Naturwunder weltweit ins Bewusstsein zu<br />

rücken. Inspiriert von Pierre de Coubertin,<br />

der Ende des 19. Jahrhunderts die Olympischen<br />

Spiele wieder aufleben liess, sollte<br />

eine neue Liste der sieben Weltwunder<br />

erstellt werden. Diesmal jedoch in einem<br />

demokratischen Verfahren, an dem theoretisch<br />

jeder Mensch teilnehmen konnte.<br />

Aus den eingegangenen Vorschlägen erstellte<br />

ein Expertenteam eine 21 Bauten<br />

umfassende Shortlist. Am 7. 7. 2007 wählten<br />

ca. 100 Millionen Menschen die sieben<br />

neuen Weltwunder, nämlich: die Mayapyramide<br />

Chichén Itzá in Yucatan, die<br />

Chinesische Mauer, die Christusstatue in<br />

Rio, das Kolosseum in Rom, die Inkastadt<br />

Machu Picchu in Peru, die Felsenstadt<br />

Petra in Jordanien sowie das Taj Mahal in<br />

Indien. Nachdem es zu Unstimmigkeiten<br />

wegen Einflussnahme auf den Abstimmungsprozess<br />

gekommen war, zog die<br />

UNESCO ihre anfängliche Unterstützung<br />

zurück. Folglich haben die neuen Weltwunder<br />

kein «amtliches Siegel», was sie<br />

letztlich mit jenen auf Antipatros’ Liste<br />

verbindet. Unverändert ist auch die Freude<br />

am Erstellen von Listen, weshalb immer<br />

wieder neue Weltwunder aller Art erkoren<br />

werden. <br />

■<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS WUNDER<br />

Corriger la nature<br />

Seit der Antike streben Menschen danach, ihr von der Natur gegebenes Äusseres zu verbessern.<br />

Im 19. Jahrhundert wurde dies erstmals auf chirurgischem Weg getan. Heute hat sich die ästhetische<br />

Chirurgie weltweit etabliert. Wunder kann auch sie nicht vollbringen, aber oft eine Verbesserung.<br />

Die Kunst besteht jedoch nicht zuletzt darin, Patienten die Grenzen des Machbaren aufzuzeigen.<br />

Rosmarie Adelsberger, Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Klinik Pyramide am See, Zürich<br />

Ein bisschen schöner geht immer. Der<br />

Mensch strebt seit jeher danach, sein<br />

Äusseres zu verbessern. Archäologen machen<br />

immer wieder Entdeckungen, die<br />

vom Schönheitssinn unserer Vorfahren<br />

erzählen. Bereits im antiken Ägypten dienten<br />

nebst Schminke, Duftölen, Bädern und<br />

Salben Perücken nicht nur dazu, schön<br />

und gesund auszusehen, sondern um den<br />

gesellschaftlichen Stand zu betonen. Im<br />

römischen Reich schminkten sich die<br />

Frauen nicht nur, sie lackierten sich auch<br />

Finger- und Zehennägel und epilierten<br />

unerwünschte Körperhaare.<br />

Goldener Schnitt<br />

Doch was ist Schönheit? Was der Mensch<br />

als schön empfindet, ist sicherlich den<br />

Lebensumständen und der Mode der aktuellen<br />

Epoche unterworfen. Schönheit<br />

ist jedoch nicht nur eine Frage von dick<br />

und dünn, klein oder gross, sondern eine<br />

Frage der Proportionen, der Symmetrie<br />

und wie sich einzelne Teile zu einem vollendeten<br />

Ganzen vereinigen: dem berühmten<br />

Goldenen Schnitt. Darin waren<br />

sich bereits die Philosophen der Antike<br />

einig.<br />

Schönheit signalisiert bei der Frau Gesundheit,<br />

gute Gene und Fruchtbarkeit.<br />

Bei der Beurteilung der männlichen Attraktivität<br />

fällt neben der Schönheit auch<br />

der verfügbaren Macht ein wichtiger Stellenwert<br />

zu. Napoleon beispielsweise lagen<br />

die Frauen zu Füsse, trotz seines eher<br />

unvorteilhaften Äusseren. Auch im Tierreich<br />

spielt die Schönheit eine enorme<br />

Rolle. Dies zeigte beispielsweise ein Experiment<br />

mit Hahnenschweif-Widas-Vögeln<br />

in Afrika. Je grösser der Schweif des Männchens,<br />

desto mehr Interesse haben die<br />

Weibchen an ihm und desto grösser ist die<br />

Anzahl seiner Nachkommen. Im Experiment<br />

wurden die grössten Schweife gestutzt<br />

(für die Vögel ein schmerzloses<br />

Unterfangen) und die Federn denjenigen<br />

Männchen angeklebt, welche bis dahin<br />

eher uninteressant für die Weibchen waren.<br />

Plötzlich hatten die Weibchen mehr<br />

Interesse an diesen Vögeln und die ehemaligen<br />

Prachtkerle blieben unbeachtet.<br />

Aktive Verbesserung<br />

Wir Menschen sind jedoch die einzige Spezies,<br />

die ihre Schönheit aktiv verändern<br />

kann, weshalb wir dies auch tun. D.h.,<br />

sind die Möglichkeiten zu Verbesserung<br />

der eigenen Schönheit vorhanden, werden<br />

diese auch genutzt.<br />

Die erste Operation, welche nur zwecks<br />

Verbesserung der Schönheit durchgeführt<br />

wurde, war eine Otopexie. Vorgenommen<br />

wurde sie durch den deutschen Chirurgen<br />

Jacques Joseph 1896 in Berlin an einem<br />

Kind. Dieses wurde wegen seiner abstehenden<br />

Ohren von anderen Kindern so<br />

gehänselt, dass die Mutter um eine ästhetische<br />

Korrektur bat.<br />

Im Folgenden haben der medizinische<br />

Fortschritt, die immer sicher werdenden<br />

Anästhesieverfahren und die Zunahme<br />

des Wohlstandes den Stellenwert der Ästhetischen<br />

Chirurgie wesentlich erhöht.<br />

Die Menschen sind immer weniger dazu<br />

bereit, das eigene Aussehen als Schicksal<br />

hinzunehmen.<br />

In den 80er und 90er Jahren erlebte die<br />

Ästhetische Chirurgie einen weiteren Auftrieb,<br />

da die Menschen so aussehen wollten,<br />

wie berühmte Schauspieler oder Models.<br />

In den 2000er Jahren waren es die<br />

Reality-TV-Shows und heutzutage sind es<br />

die sozialen Medien, welche die Akzeptanz<br />

und Nachfrage nach ästhetischen Behandlungen<br />

und Operationen weiter steigen<br />

lassen.<br />

Brust, Fett, Augenlid<br />

Die Top 5 der ästhetischen Operationen<br />

weltweit haben sich in den letzten acht<br />

Jahren nicht verändert. Zu ihnen gehören<br />

nach wie vor die Mammaaugmentationsplastik,<br />

Liposuktion, Blepharoplastik,<br />

Rhinoplastik und Abdominoplastik. Lediglich<br />

die Reihenfolge hat sich in diesem<br />

Zeitraum immer wieder leicht geändert.<br />

So stand 2010 und 2011 die Liposuktion<br />

an erster Stelle, 2013 die Mammaaugmentationsplastik,<br />

2014 die Blepharoplastik<br />

und seit 2015 unbestritten wieder die<br />

Mammaaugmentationsplastik.<br />

Der weltweit grösste Zuwachs mit +45<br />

Prozent an Operationen zeigt aktuell die<br />

Labienkorrektur. Das ist der am schnells-<br />

Top 5 ästhetischen Operationen weltweit 2016<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


FOKUS WUNDER<br />

ten wachsende OP-Trend. Weitere zunehmende<br />

Trends sind<br />

• beim Lower Body Lift (Bauch-, untere<br />

Rücken-, Oberschenkelstraffungen)<br />

mit +29 Prozent,<br />

• beim Upper Body Lift (obere Rücken-,<br />

Brust-, Armstraffung) +22 Prozent,<br />

• bei der Mammaaugmentation mit<br />

Eigenfett +22 Prozent<br />

• und beim Gesässlift mit +20 Prozent<br />

zu erkennen.<br />

Top 5 Trends von ästhetischen Operationen weltweit 2016<br />

Griechenland an der<br />

Spitze<br />

Die Top 5 der Länder mit den meisten<br />

durchgeführten ästhetischen Operationen<br />

2016 waren: 1. USA 2. Brasilien 3. Japan<br />

4. Italien 5. Mexiko<br />

Etwas anders sieht die Statistik aus, wenn<br />

man nicht absolute Zahlen, sondern die<br />

am meisten durchgeführten ästhetischen<br />

Operationen pro 10 000 Einwohner betrachtet:<br />

Hier liegt Griechenland weit vorne,<br />

gefolgt von Belgien, Italien und dem<br />

Libanon. Die USA schaffen es in dieser<br />

Statistik lediglich auf Platz 5. Speziell<br />

Griechenland auf Platz eins zeigt deutlich,<br />

dass auch in Krisenzeiten das Geschäft<br />

mit der Schönheit florieren kann.<br />

Top 5 Länder mit den meisten ästhetischen Operationen<br />

Schweiz auf Rang 7<br />

Im Gegensatz zu den oben genannten<br />

Ländern gibt es in der Schweiz leider kein<br />

zentrales Register für ästhetische Operationen<br />

oder Behandlungen. Schätzungen<br />

ergeben jedoch, dass die Schweiz bei den<br />

ästhetischen Operationen pro 10 000 Einwohner<br />

an 7. Stelle stehen würde, und<br />

dass die am meisten durgeführte Operation<br />

die Liposuktion ist.<br />

Die am häufigsten durchgeführten ästhetischen<br />

Operationen in der Klinik Pyramide<br />

am See 2017/<strong>2018</strong> sind:<br />

1. Mamma-Operation (Vergrösserung,<br />

Verkleinerung, Straffung)<br />

2. Blepharoplastik<br />

3. Liposuktion<br />

4. Rhinoplastik<br />

5. Abdominoplastik<br />

6. Face-Neck-Lift<br />

7. Otopexie<br />

8. Labienkorrektur<br />

Top 5 Länder mit den meisten ästhetischen Operationen<br />

pro 10 000 Einwohner<br />

Das durchschnittliche Alter aller Patienten<br />

liegt bei 40,3 Jahren. Das durchschnittliche<br />

40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS WUNDER<br />

Alter der weiblichen Patienten liegt bei 39,8<br />

Jahren, während es bei den männlichen<br />

Patienten bei 47,6 Jahren liegt. Der Männeranteil<br />

ist im weltweiten Vergleich mit<br />

5,5% (noch) eher niedrig. Die Top-5-Operationen<br />

bei den Männern weicht von der<br />

oben aufgeführten Rangliste ab: 1. Blepharoplastik,<br />

2. Liposuktion, 3. Otopexie,<br />

4. Rhinoplastik, 5. Abdominoplastik.<br />

Botulin und Hyaluron<br />

Neben den chirurgischen Eingriffen nehmen<br />

nicht- und minimalinvasive Behandlungen<br />

wie Faltenbehandlung mit<br />

Botulinumtoxin oder Hyaluronsäure jährlich<br />

weiter zu. In den USA wurde eine<br />

enorme Zunahme von 40,6 Prozent zwischen<br />

2012 und 2017 festgestellt.<br />

Die häufigsten ästhetischen Operationen in der Klinik Pyramide am See,<br />

Zürich 2017/<strong>2018</strong> (*Mammaaugmentation und -reduktion, Mastopexien)<br />

Die am häufigsten durchgeführten<br />

nicht- und minimalinvasiven Behandlungen<br />

in der Klinik Pyramide am See<br />

2017/<strong>2018</strong> sind:<br />

• Faltenbehandlung mit<br />

Botulinumtoxin A<br />

• Faltenbehandlungen mit<br />

Hyaluronsäure<br />

• Skin Rejuvenation mit Laser<br />

• Skin Rejuvenation oder Förderung<br />

des Haarwachstums mit Platelet Rich<br />

Plasma<br />

• Haartransplantation<br />

Zeigen, was möglich ist<br />

Neben dem eigentlichen Eingriff besteht<br />

eine weitere wichtige Aufgabe des plastisch-ästhetischen<br />

Chirurgen darin, dem<br />

Patienten die Möglichkeiten, Risiken und<br />

Grenzen von ästhetischen Eingriffen und<br />

deren Resultaten zu erklären. Es ist bei<br />

weitem nicht alles durch eine Operation<br />

lösbar. Vieles muss der Patient auch weiterhin<br />

als naturgegeben akzeptieren.<br />

Auch in der Ästhetischen Chirurgie gilt<br />

manchmal «weniger ist mehr». Die<br />

grosse Kunst eines guten plastisch-ästhetischen<br />

Chirurgen besteht darin, diese<br />

Balance zu finden und sie den Patienten<br />

verständlich zu machen. Auf keinen Fall<br />

sollten ästhetische Operationen dazu<br />

führen, dass die Menschen künstlich<br />

aussehen. <br />

■<br />

Top 5 ästhetischen Operationen bei Männern<br />

in der Klinik Pyramide am See, Zürich 2017/<strong>2018</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

Quellen: ISAPS, ASAPS, Watson, Klinik<br />

Pyramide am See<br />

Top 5 ästhetische nicht- oder minimalinvasive Behandlungen<br />

in der Klinik Pyramide am See, Zürich 2017/<strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER KARDIOLOGIE: EXTRAKORPORALE HERZUNTERSTÜTZUNGSSYSTEME<br />

Provisorium oder definitive Lösung<br />

In der Schweiz könnten ca. 5000 Patienten mit einer hochgradigen Herzinsuffizienz von einem Spenderherz<br />

profitieren. Vorhanden sind alljährlich 30 bis 40 Organe. Zur Überbrückung oder als dauerhafte<br />

Lösung dienen extrakorporale Herzunterstützungssysteme. Künftig wird nicht nur eine weitere<br />

Miniaturisierung dieser Systeme erwartet, sondern auch eine «kabellose» Antriebssteuerung.<br />

David Reineke und Thierry Carrel, Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie, Schweizer Herz- und Gefässzentrum,<br />

Inselspital Bern<br />

Weltweit leiden etwa 25 Millionen Menschen<br />

an einer Herzinsuffizienz; die Prävalenz<br />

hat in den letzten 20 Jahren, nicht<br />

zuletzt wegen der höheren Lebenserwartung<br />

der Bevölkerung, vor allem in der<br />

westlichen Welt, zugenommen. Eine optimierte<br />

medikamentöse Therapie bleibt die<br />

anzustrebende Behandlung der Herzinsuffizienz,<br />

währendem die Herztransplantation<br />

heute noch die beste Option für die<br />

Behandlung der terminalen Herzinsuffizienz<br />

darstellt, wenn sämtliche konservative<br />

Möglichkeiten ausgeschöpft sind.<br />

In der Schweiz leben schätzungsweise<br />

circa 200 000 Menschen mit einer Herzinsuffizienz.<br />

Davon sind ca. 2–3 Prozent<br />

in der funktionellen Klasse NYHA III bis<br />

IV (ca. 5000 Patienten). Jährlich stehen<br />

schweizweit zwischen 30 und 40 Spenderherzen<br />

für diese Patientengruppe zur<br />

Verfügung. Ist eine Herztransplantation<br />

aufgrund der strikten Auswahlkriterien<br />

oder der oftmals langen Wartezeit nicht<br />

zeitgerecht durchführbar, können Unterstützungssysteme<br />

Abhilfe schaffen.<br />

Unterstützungssysteme<br />

Seit über 40 Jahren wird versucht, die Leistung<br />

des Herzens durch extra- oder intrakorporale<br />

Pumpsysteme zu unterstützen<br />

oder vollständig zu ersetzen. Ein kompletter<br />

anatomischer Ersatz (klassisches<br />

Kunstherz) wird nur in den seltensten<br />

Fällen durchgeführt und hat sich bis heute<br />

nicht durchgesetzt. In der Regel werden<br />

die eingesetzten Systeme am im Körper<br />

belassenen Herzen angeschlossen.<br />

Die Behandlungsstrategie richtet sich vor<br />

allem nach Alter und Zustand des Patienten.<br />

Folgende Strategien werden heute –<br />

in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit – verfolgt:<br />

––<br />

Überbrückung zur Transplantation<br />

(bridge to transplant)<br />

––<br />

Endgültige Therapie (destination therapy)<br />

––<br />

Überbrückung bis zur Erholung (bridge<br />

to recovery)<br />

––<br />

Überbrückung bis zu einer Entscheidung<br />

(bridge to decision).<br />

Es wird auch zwischen kurz- und langfristiger<br />

Unterstützung unterschieden. Bei<br />

der kurzfristigen Überbrückung werden<br />

meistens beide Herzkammern vollständig<br />

entlastet, um so eine rasche Erholung des<br />

Herzens zu erwirken. Manchmal aber<br />

auch, um Zeit zu gewinnen, bis eine Entscheidung<br />

möglich ist, zum Beispiel nach<br />

einer Reanimationssituation mit unklarer<br />

Neurologie oder nach einer herkömmlichen<br />

Herzoperation bei schwerst eingeschränkter<br />

Pumpleistung des Herzens<br />

(bridge to decision). Eine Entlassung nach<br />

Hause ist in diesen Fällen in der Regel<br />

nicht möglich.<br />

Linksventrikuläres implantierbares Unterstützungssystem<br />

Zur langfristigen Überbrückung (Monate<br />

oder Jahre) haben die im Körper liegende<br />

Ein-Kammer-Systeme die früheren<br />

ausserhalb des Körpers liegenden pneumatischen<br />

Systeme weitgehend ersetzt. Es<br />

handelt sich dabei um kleine künstliche<br />

Pumpsysteme, die zum Beispiel mit einer<br />

Art Schraube (ähnlich wie eine Schiffsschraube)<br />

angetrieben werden.<br />

Die Energie wird über ein Versorgungskabel<br />

vermittelt und die Batterie wird ausserhalb<br />

des Körpers mitgetragen. Es muss<br />

also dauerhaft ein Kabel aus dem Körper<br />

ausgeleitet werden. Die Pflege dieser Kabel<br />

ist sehr wichtig, um Infekte zu verhindern.<br />

Mittlerweile wurden diese Systeme miniaturisiert,<br />

sodass sie auch bei Kindern<br />

eingesetzt werden können.<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

sind zu erwarten. Die Kombination von<br />

elektromagnetischen und hydrodynamisch<br />

gelagerten Turbinen ermöglicht die<br />

Entwicklung extrem kleiner und hochtouriger<br />

Aggregate für die partielle oder komplette<br />

Herzunterstützung. Der nächste<br />

Entwicklungsschritt wird die «kabellose»<br />

Antriebssteuerung (TET = transkutanes<br />

Energietransformer-System) sein, der die<br />

infektionsgefährdete Austrittsstelle des<br />

Steuerungskabels überflüssig machen<br />

wird.<br />

Miniaturisierte Herzunterstützungssysteme, Systeme der Zukunft<br />

INTERMACS-Kriterien und Implantationszeitpunkt<br />

Zuweisung und Zeitpunkt<br />

der Implantation<br />

Gemäss den Leitlinien der European Society<br />

of Cardiology (ESC) 2017 entspricht<br />

die Implantation eines Kunstherzens bei<br />

einem hochselektiven Patientengut, welches<br />

für die Herztransplantation geeignet<br />

ist, einer Klasse-IB-Empfehlung.<br />

Dabei handelt es sich um Patienten, die<br />

unter einer schweren symptomatischen<br />

Herzinsuffizienz leiden, bei denen sämtliche<br />

konventionellen chirurgischen, medikamentösen<br />

und elektrophysiologischen<br />

Massnahmen ausgeschöpft sind und die<br />

Wartezeit für ein Spenderherz zu lang ist<br />

(bridge to transplantation) respektive zuerst<br />

der Zustand der Transplantierbarkeit<br />

erreicht werden muss (bridge to candidacy).<br />

Die Kunstherzimplantation bei einem<br />

ähnlichen Patientengut, welches sich aber<br />

nicht für eine Herztransplantation eignet,<br />

entspricht einer Klasse-IIA-Empfehlung<br />

(destination therapy).<br />

Die Implantation muss erfolgen, bevor<br />

irreversible Nieren-, Leber- oder Lungenschäden<br />

entstanden sind. Eine grosse<br />

Entscheidungshilfe sind die INTERMACS-<br />

Kriterien, nach welchen der Krankheitsgrad<br />

des Patienten eingeschätzt wird und<br />

so der optimale Zeitpunkt für die Implantation<br />

eines Herzunterstützungssystems<br />

abgeleitet werden kann.<br />

Die guten Erfahrungen vor allem mit den<br />

vollständig implantierbaren linksventrikulären<br />

Unterstützungssystemen haben<br />

dazu geführt, dass diese Systeme bei dafür<br />

geeigneten Patienten, die aufgrund des<br />

Alters oder der Summe der Nebenerkrankungen<br />

für eine Herztransplantation<br />

nicht mehr infrage kommen, als Dauerlösung<br />

(sogenannte Destinationsbehandlung),<br />

also mit dem Ziel einer Herzunterstützung<br />

von ≥ 5 Jahren, eingesetzt werden<br />

können.<br />

Zukunft<br />

Eine weitere Miniaturisierung der Pumpen<br />

sowie auch eine Verkleinerung und<br />

Vereinfachung der Steuerungskonsolen<br />

Neben dem idealen Zeitpunkt der Implantation<br />

ist die rechtzeitige Zuweisung durch<br />

Hausärzte und niedergelassene Kardiologen<br />

an ein erfahrenes Herzinsuffizienzteam<br />

entscheidend. Dieses Team muss<br />

nach Implantation eines Unterstützungssystems<br />

in regelmässigen Abständen die<br />

Einstellungen überprüfen, die Blutgerinnung<br />

anpassen und engmaschige Wundkontrollen<br />

vor allem im Bereich des Ver-<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


PERSPEKTIVEN<br />

www.swisstransplant.org Grafik 4.2. | Stand 3/18<br />

Herztransplantationen und Warteliste | 2017<br />

Herztransplantationen und Warteliste<br />

160<br />

1481<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2009<br />

2011<br />

2013<br />

2015<br />

2017<br />

2017<br />

40/112<br />

1<br />

Die Zahlen setzen sich zusammen aus<br />

der Anzahl Patienten auf der Warteliste<br />

(Stand 31. <strong>Dezember</strong> 2016) plus<br />

der Anzahl Patienten, welche 2017<br />

neu gelistet wurden.<br />

2<br />

davon im Urgent-Status<br />

Warteliste<br />

Warteliste<br />

Transplantationen<br />

Transplantationen<br />

1<br />

Zahlen setzen sich zusammen aus der Anzahl Patienten auf der Warteliste (Stand 31. <strong>Dezember</strong> 2016)<br />

Herztransplantationszahlen und Patienten auf der Warteliste in der Schweiz (Quelle Swisstransplant, Jahresbericht 2017)<br />

plus der Anzahl Patienten, welche 2017 neu gelistet wurden.<br />

2<br />

davon im Urgent-Status<br />

www.swisstransplant.org<br />

sorgungs- und Steuerungskabels durchführen.<br />

Nicht frühzeitig erkannte Probleme<br />

können weitreichende Folgen nach<br />

sich ziehen.<br />

Während Patienten mit anderen schweren<br />

Organstörungen oder Krebsleiden<br />

dem spezialisierten Zentrum häufig<br />

frühzeitig vorgestellt werden, scheint es<br />

leider nach wie vor nicht selbstverständlich,<br />

Patienten mit Grafik einer 4.1. fortgeschrittenen<br />

Herzinsuffizienz, die in ihrer Morta-<br />

| Stand 3/18<br />

lität und Morbidität einem metastasierenden<br />

Tumor in nichts nachkommt, einem<br />

spezialisierten Team zuzuweisen. Es<br />

muss verhindert werden, dass sich Folgeschäden<br />

wie eine begleitende Niereninsuffizienz<br />

(kardiorenales Syndrom), eine<br />

pulmonal-arterielle Hypertonie oder eine<br />

kardiale Kachexie bilden.<br />

Zukunft der<br />

Herztransplantation<br />

Seit Jahren besteht in der Schweiz, aber<br />

auch in anderen europäischen Ländern<br />

ein Mangel an Spenderorganen. Die Anzahl<br />

von 30 bis 40 Herztransplantationen<br />

pro Jahr ist, im Vergleich zu den 80 bis 100<br />

Patienten, die auf der Warteliste stehen,<br />

zu niedrig.<br />

Die gespendeten Organe bleiben (dies gilt<br />

besonders für Deutschland) oft nur den<br />

dringlichen Fällen vorbehalten. Da sowohl<br />

die Qualität der gespendeten Organe<br />

bei geringer Auswahl eher schlechter wird<br />

und die Empfänger (durch ihre Hochdringlichkeitsstufe<br />

bedingt) meistens sehr<br />

krank sind, sind die Ergebnisse der Transplantation<br />

nicht zu verbessern. In den<br />

letzten Jahren ist das Ein-Jahres-Überleben<br />

deswegen unter den kritischen Wert<br />

von 80 Prozent gesunken.<br />

Obwohl die Herztransplantation weiterhin<br />

eine wichtige Rolle in der Behandlung der<br />

terminalen Herzinsuffizienz spielt, wird<br />

die Kunstherztherapie vor allem als Destinationstherapie<br />

an Bedeutung zunehmen.<br />

Und zieht man in Betracht, dass die<br />

Überlebensdaten in der Kunstherztherapie<br />

bei 1, 3 und 5 Jahren liegen, so sind diese<br />

jenen nach Herztransplantation weitgehend<br />

ebenbürtig.<br />

■<br />

Überleben nach Herztransplantation (Deutsche Stiftung für Organspende)<br />

Empfohlene Literatur<br />

Parameshwar J, Hogg R, Rushton S, Taylor R,<br />

Shaw S, Mehew J, Simon A, MacGowan GA,<br />

Dalzell JR, Al Attar N, Venkateswaran R, Lim<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

HS, Schueler S, Tsui S, Banner NR. Patient<br />

survival and therapeutic outcome in the UK<br />

bridge to transplant left ventricular assist<br />

device population. Heart. <strong>2018</strong>, pii:<br />

heartjnl-<strong>2018</strong>-313355. doi: 10.1136/<br />

heartjnl-<strong>2018</strong>-313355.<br />

Walther CP, Niu J, Winkelmayer WC, Cheema FH,<br />

Nair AP, Morgan JA, Fedson SE, Deswal A,<br />

Navaneethan SD. Implantable Ventricular<br />

Assist Device Use and Outcomes in People<br />

With End-Stage Renal Disease.<br />

J Am Heart Assoc. <strong>2018</strong>; 7. pii: e008664. doi:<br />

10.1161/JAHA.118.008664.<br />

Koval C. VAD infection during bridge-to-transplant,<br />

unique aspects of treatment and prevention.<br />

Curr Opin Organ Transplant. <strong>2018</strong>;<br />

3: 400–406.<br />

Buchholz S, Guenther SPW, Michel S, Schramm<br />

R, Hagl C. Ventricular assist device therapy<br />

and heart transplantation: Benefits, drawbacks,<br />

and outlook. Herz. <strong>2018</strong>; 43: 406–414.<br />

Ponikowski P Voors AA, Anker SD, Bueno H, Cleland<br />

JD, Coats AJ.<br />

2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment<br />

of acute and chronic heart failure. The<br />

Task Force for the diagnosis and treatment of<br />

acute and chronic heart failure of the European<br />

Society of Cardiology (ESC). Developed<br />

with the special contribution of the Heart<br />

Failure Association (HFA) of the ESC Authors/<br />

Task Force. European Heart Journal, 2016; 27:<br />

2129–2200.<br />

Stevenson L, Pagani F, Young J, et al. Intermacs profiles<br />

of advanced heart failure: the current picture.<br />

J Heart Lung Transplant 2009; 28: 535–41.<br />

Netuka I, Sood P, Pya Y et al. Fully Magnetically<br />

Levitated Left Ventricular Assist System for<br />

Treating Advanced HF: A Multicenter Study.<br />

Am Coll Cardiol. 2015; 66: 2579–89.<br />

Takeda K, Takayama H, Kalesan B et al. Longterm<br />

outcome of patients on continuous-flow<br />

left ventricular assist device support. J Thorac<br />

Cardiovasc Surg 2014; 148: 1606–14.<br />

LESERBRIEF<br />

Für eine<br />

bessere Welt<br />

Für eine bessere Welt investieren Medizinstudierende<br />

und junge Ärztinnen und<br />

Ärzte eine sehr lange Zeit ihres Lebens in<br />

ihre Aus- und Weiterbildung, nehmen<br />

diverse Mühen und Strapazen auf sich für<br />

einen der schönsten Berufe dieser Welt<br />

und um ihre Patienten bestmöglich beraten<br />

und versorgen zu können. Im Zentrum<br />

stehen das Mitgefühl und der individuelle<br />

Mensch.<br />

Wie alle Menschen bewegen wir uns in<br />

einer immer komplexeren Welt und für<br />

übergeordnete oder gar politische Dinge<br />

fehlt uns oft schlicht die Zeit. Das ging mir<br />

in jüngeren Jahren genauso.<br />

Für eine bessere Welt und aus aktuellem<br />

Anlass möchte ich Euch alle einladen,<br />

Mitglied bei den ÄrztInnen für soziale<br />

Verantwortung/zur Verhütung des Atomkrieges<br />

IPPNW Schweiz zu werden.<br />

Die Organisation erhielt 1985 den Friedensnobelpreis<br />

und ihre Tochterorganisation<br />

ICAN den gleichen Preis 2017 für den<br />

Versuch, im Rahmen der UNO und mithilfe<br />

von bisher 122 Nationen einen globalen<br />

Atomwaffenverbots-Vertrag durchzusetzen.<br />

Dieser Einsatz verdient unsere Unterstützung,<br />

insbesondere da der Bundesrat diesen<br />

Vertrag aktuell nicht ratifizieren will.<br />

Alternativ oder zusätzlich könnt Ihr für<br />

weniger Geld auch der neuen Friedensbewegung<br />

friedenskraft.ch beitreten (Partnerschaft<br />

mit IPPNW) oder die Gratisapp<br />

«Friedenskraft» runterladen, um informiert<br />

zu bleiben.<br />

Alternativlos aus unserer Sicht – ist nur<br />

der Gewaltverzicht.<br />

Dr. med. Paul Steinmann, Augenarzt<br />

Worb, Mitglied IPPNW Schweiz<br />

& friedenskraft.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


PERSPEKTIVEN<br />

AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU»<br />

Kardiovaskuläre Risikostratifizierung<br />

bei arterieller Hypertonie<br />

und therapeutische Implikationen<br />

Für eine zielgerichtete Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bzw. Komplika tionen ist es wichtig,<br />

die individuellen kardiovaskulären Risikofaktoren und eventuell bereits vorhandene subklinische<br />

oder klinische Endorganschäden zu erfassen und hierüber das individuelle Risiko des Patienten<br />

adäquat abzuschätzen. Die Kenntnis des individuellen Risikos bildet die Grundlage für die patientenzentrierte<br />

nicht-medikamentöse und medikamentöse Therapie und damit eine optimale Senkung<br />

des kardiovaskulären Risikos. In diesem Artikel werden die wichtigsten Neuerungen der Guidelines<br />

zusammengefasst und die Bedeutung von einfachen diagnostischen Tools für die Durchführung der<br />

kardiovaskulären Risikostratifikation bei hypertensiven Patienten aufgezeigt.<br />

Medizinische Universitätsklinik, Kantonsspital Baselland, Liestal<br />

Anja Handschin, Katja Henny-Fullin, Daniel Buess, Thomas Dieterle<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />

Umschau» 2015; 72 (6): 361–368. <br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Therapeutische<br />

Umschau» zu äusserst günstigen Konditionen<br />

abonnieren. Details siehe unter www.hogrefe.ch/<br />

downloads/vsao.<br />

Einleitung<br />

Die arterielle Hypertonie ist weltweit der<br />

wichtigste Risikofaktor für einen frühzeitigen<br />

Tod und mit einer erhöhten kardiovaskulären<br />

Morbidität und Mortalität assoziiert<br />

[1 – 3]. Trotz guter Behandlungsmöglichkeiten<br />

ist jedoch eine Vielzahl der<br />

Hypertoniker ungenügend eingestellt und<br />

das Therapiemanagement stellt oft eine<br />

grosse Herausforderung dar. So stellt sich<br />

beispielsweise die Frage, ob eine 40-jährige<br />

rauchende und übergewichtige Patientin<br />

mit Blutdruck werten von 150/90<br />

mmHg gleich behandelt werden soll wie<br />

ein 60-jähriger normalgewichtiger Nicht-<br />

Raucher mit identischen Blutdruckwerte,<br />

aber einer leichten Niereninsuffizienz<br />

(GFR 55 ml/min/1.73 m 2 ) und positiver<br />

kardiovaskulärer Familienanamnese.<br />

Wann sind Lifestylemodifikationen genügend?<br />

Wann und wie schnell muss eine<br />

medikamentöse antihypertensive Therapie<br />

eingeleitet werden und welche medikamentöse<br />

Therapie ist zu empfehlen?<br />

Die beiden Beispiele illustrieren, dass ein<br />

erhöhter Blutdruck (BD) nicht gleich einem<br />

erhöhten Blutdruck ist. Entsprechend<br />

wird in den aktuellen Richtlinien zur Diagnostik<br />

und Therapie der arteriellen Hypertonie<br />

auch empfohlen, die Wahl der therapeutischen<br />

Strategie nicht alleine an den<br />

absoluten Blutdruckwerten, sondern gezielt<br />

am initialen kardiovaskulären Risiko auszurichten,<br />

da die Wahrscheinlichkeit kardialer<br />

oder zerebrovaskulärer Komplikationen<br />

stark von der Anzahl und Kombination<br />

existierender kardiovaskulärer Risikofaktoren<br />

und gegebenenfalls schon bestehender<br />

Endorganschäden abhängt.<br />

Einführung in die<br />

Guidelines<br />

1999 wurden durch die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) erstmals Guidelines<br />

für Hypertoniker erarbeitet, welche eine<br />

ausführliche kardiovaskuläre Risikostratifizierung<br />

empfahlen [4]. Die kardiovaskuläre<br />

Risikostratifizierung wurde auch<br />

Tabelle 1: Gradierung der Hypertonie [8]<br />

in die Leitlinien der European Society of<br />

Hypertension und European Society of<br />

Cardiology (ESH/ESC) [5] implementiert,<br />

im Laufe der Jahre weiter angepasst und<br />

in nationale Richtlinien umgesetzt. Diese<br />

sollen praktizierende Ärzte in der Wahl des<br />

therapeutischen Vorgehens, abhängig<br />

vom kardiovaskulären Risiko, unterstützen.<br />

Kardiovaskuläre<br />

Risikostratifizierung<br />

Ein exakter Schwellenwert des Blutdrucks,<br />

ab dem ein erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko vorliegt, kann nicht definiert werden.<br />

Vielmehr stellt der Blutdruck hinsichtlich<br />

kardiovaskulärem Risiko ein<br />

Kontinuum dar [6].<br />

In der Praxis ist die Hypertonie für<br />

Erwachsene jeden Alters definiert als systolischer<br />

Blutdruck ≥ 140 mmHg und/<br />

oder diastolischer Blutdruck ≥ 90 mmHg.<br />

Klasse Systolisch (mmHg) Diastolisch (mmHg)<br />

Optimaler Blutdruck < 120 < 80<br />

Normaler Blutdruck 120 – 129 80 – 84<br />

Hochnormaler Blutdruck 130 – 139 85 – 89<br />

Hypertonie Grad 1 140 – 159 90 – 99<br />

Hypertonie Grad 2 160 – 179 100 – 109<br />

Hypertonie Grad 3 ≥ 180 ≥ 110<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Art der BD-Messung Systolisch (mmHg) Diastolisch (mmHg)<br />

Praxis/Klinik ≥ 140 ≥ 90<br />

24-Stunden BD<br />

Tag<br />

Nacht<br />

≥ 130<br />

≥ 135<br />

≥ 120<br />

≥ 80<br />

≥ 85<br />

≥ 70<br />

Heimmessung ≥ 135 ≥ 85<br />

Tabelle 2: Grenzwerte für die Diagnose einer arteriellen Hypertonie nach<br />

Blutdruckmessmethode [8]<br />

Des Weiteren wird eine Einteilung in die<br />

Hypertoniegrade 1 – 3 vorgenommen (siehe<br />

Tab. 1). Zur Dia gnosestellung ist ein<br />

Minimum von zwei Messungen zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten notwendig. Dabei<br />

ist, zumindest initial, auch seitenvergleichend<br />

zu messen. Neben dieser sogenannten<br />

Praxisblutdruckmessung hat die<br />

24-Stunden-Blutdruckmessung in der<br />

Diagnostik und dem Monitoring der Hypertonie<br />

in den letzten Jahren einen grossen<br />

Stellenwert erlangt. Wie die 24-h-<br />

Blutdruckmessung ermöglicht auch die<br />

Heim-Blutdruckmessung häufige Messungen<br />

und korreliert, wie die 24-Stunden-Blutdruckmessung,<br />

verglichen mit<br />

der Praxisblutdruckmessung, besser mit<br />

Hypertonie-assoziierten Endorganschäden,<br />

erfordert aber eine gute Patientenschulung<br />

[7]. Nachteilig gegenüber der<br />

24-h-Blutdruckmessung ist die fehlende<br />

Möglichkeit nächtlicher Blutdruckmessungen.<br />

Diese können beispielsweise bei<br />

fehlendem nächtlichem Blutdruckabfall<br />

Hinweise auf ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom<br />

geben. Ein Zusammenspiel<br />

der verschiedenen Blutdruck-Messmethoden<br />

ermöglicht eine optimale Behandlung<br />

des Patienten.<br />

Neben der Höhe des Blutdrucks fliessen<br />

weitere kardiovaskuläre Risikofak toren wie<br />

z. B. Rauchen, Dyslipidämie (ins besondere<br />

Cholesterin > 4.9 mmol/L), Übergewicht,<br />

männliches Geschlecht, Alter ≥ 55 bei<br />

Männern und ≥ 65 bei Frauen, eine positive<br />

kardiovaskuläre Familienanamnese<br />

und erhöhte Blutglukosewerte in die Risikostratifizierung<br />

ein (siehe Tab. 3).<br />

In vielen Berechnungen des kardiovaskulären<br />

Risikos wie beispielsweise nach Systematic<br />

Coronary Risk Evaluation<br />

(SCORE) [9], Prospective Cardiovascular<br />

Münster (PROCAM) [10] und Framingham<br />

[11] werden Endorganschäden nicht<br />

berücksichtigt, obwohl subklinische Endorganschäden<br />

das kardiovaskuläre Risiko<br />

signifikant beeinflussen [12, 13]. Die<br />

wichtigsten Zeichen allfälliger Endorganschäden,<br />

nach denen gesucht werden<br />

sollte, sind die linksventrikuläre Herzhypertrophie<br />

(LVH), die Mikroalbuminurie,<br />

die Niereninsuffizienz und atherosklerotische<br />

Gefässplaques (siehe Tab. 3).<br />

Zu den manifesten kardiovaskulären Endorganschäden<br />

gehören Begleiterkrankungen<br />

wie Herzkrankheiten (KHK, Herzinsuffizienz,<br />

Status nach Myokardinfarkt<br />

oder Revaskularisa tion), zerebrovaskuläre<br />

Erkrankungen (Hirnschlag, Transitorische<br />

ischämische Attacke), peripher arterielle<br />

Verschlusskrankheit (PAVK), schwere<br />

Nephropathie und die schwere Retinopathie<br />

(siehe Tab. 3).<br />

Zusammen mit dem Hypertoniegrad<br />

kann unter Berücksichtigung aller genannten<br />

Faktoren, beruhend auf Daten<br />

der Framingham Heart Study, das 10-Jahres-Risiko<br />

für kardiale und zerebrovaskuläre<br />

Ereignisse genauer ermittelt werden<br />

[11]. Das Risiko wird in vier Klassen (tiefes,<br />

moderates, hohes und sehr hohes<br />

Risiko) eingeteilt (siehe Tab. 4).<br />

Risikostratifizierung:<br />

Must haves und Nice<br />

to haves<br />

Die oben erwähnten kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren sollten bei allen Patienten<br />

erfasst werden. Dazu ist eine ausführliche<br />

Anamnese inklusive der kardiovaskulären<br />

Familienanamnese und Raucheranamnese,<br />

ein klinischer Status einschliesslich<br />

Blutdruckmessung, Körpergrösse, Gewicht,<br />

Bauchumfang und eine laborchemische<br />

Untersuchung mit dem Lipidstatus<br />

und der Plasma-Glukose die optimale<br />

Basis. Bei allen Patienten, vor allem bei<br />

denen, die aufgrund der erhobenen Befunde<br />

nicht bereits zu einer Hochrisikogruppe<br />

gehören, sollte zusätzlich nach<br />

subklinischen End organschäden gesucht<br />

werden. Dabei sind Überlegungen zur Kosteneffizienz,<br />

Verfügbarkeit und zum kardiovaskulär<br />

prädiktiven Wert essentiell.<br />

Als Mindestabklärung bezüglich der subklinischen<br />

Endorganschäden wird aktuell<br />

die laborchemische Messung des Kreatinins<br />

zur Errechnung der GFR und der<br />

Nachweis bzw. Ausschluss einer Mikroalbuminurie<br />

zur Abklärung eines möglichen<br />

subklinischen Nierenschadens empfohlen.<br />

Ausserdem sollte bei jedem Pa tienten<br />

ein Elektrokardiogramm (EKG) unter<br />

Anderem zur Suche einer LVH durchgeführt<br />

werden. Die genannten Untersuchungen<br />

sind kosteneffizient, gut verfügbar<br />

und reproduzierbar. Eine echokardiographische<br />

Suche nach LVH oder sonstigen<br />

strukturellen Änderungen sollte im<br />

Falle einer Reevaluation des kardiovaskulären<br />

Risikos, zur Diagnosebestätigung<br />

eines auffälligen Befundes im EKG oder<br />

bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit<br />

durchgeführt werden. Einige<br />

weitere Untersuchungen zur Suche nach<br />

Endorganschäden zeigen eine niedrigere<br />

Kosten-Effektivität, eine geringere klinische<br />

Relevanz oder schlechtere Verfügbarkeit<br />

und sind deshalb nicht immer erforderlich,<br />

so zum Beispiel der sonographische<br />

Nachweis von atherosklerotischen<br />

Plaques, die sonographische Messung der<br />

Karotis-femoralen Pulswellengeschwindigkeit<br />

und der Knöchel-Arm-Index. Neben<br />

der Suche nach Endorganschäden<br />

sollte in jedem Fall eine pathologische<br />

Glukosetoleranz bzw. ein Diabetes mellitus<br />

gesucht werden.<br />

Therapeutische<br />

Implikationen<br />

Eine sorgfältige Risikostratifizierung, wie<br />

oben beschrieben, hilft Patienten ganzheitlich<br />

zu erfassen und dadurch ein individuell<br />

angepasstes Therapieschema zu<br />

erarbeiten.<br />

Generell sind bei Hypertonikern Zielblutdruckwerte<br />

< 140/90 mmHg anzustreben.<br />

Nach neuesten Erkenntnissen gilt<br />

auch bei Diabetikern der systo lische Zielblutdruckwert<br />

< 140 mmHg, der diastolische<br />

Grenzwert wurde für Diabetiker<br />

bei < 85 mmHg festgelegt [14]. Eine striktere<br />

Einstellung auf Werte unter<br />

130 mmHg systolisch kann ausnahmsweise<br />

bei Patienten mit ausgeprägter Proteinurie<br />

erwogen werden [15].<br />

Basis jeder antihypertensiven Therapie<br />

sind die sogenannten Lifestyle-Modifikationen,<br />

welche in Tabelle 5 zusammengefasst<br />

sind.<br />

Ist die Indikation für eine medikamentöse<br />

Therapie gegeben (s. Tab. 4), stellt sich<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


PERSPEKTIVEN<br />

Kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

Schweregrad der arteriellen Hypertonie (siehe Definition): ≥ 140/90 mmHg<br />

Männliches Geschlecht<br />

Alter (Männer ≥ 55 Jahre; Frauen ≥ 65 Jahre)<br />

Rauchen<br />

Dyslipidämie<br />

• Gesamtcholesterin > 4.9 mmol/L (190 mg/dL), und/oder<br />

• LDL-Cholesterin > 3.0 mmol/L (115 mg/dL), und/oder<br />

• HDL-Cholesterin: Männer < 1.0 (40 mg/dL), Frauen < 1.2 mmol/L (46 mg/dL), und/oder<br />

• Triglyceride > 1.7 mmol/L (150 mg/dL)<br />

Nüchternblutzucker 5.6 – 6.9 mmol/L (102 – 125 mg/dL)<br />

Pathologischer Glukosetoleranztest<br />

Adipositas [BMI ≥ 30 kg/m2]<br />

Abdominale Adipositas (Bauchumfang: Männer ≥ 102 cm, Frauen ≥ 88 cm)<br />

Positive kardiovaskuläre Familienanamnese (Männer < 55 Jahre, Frauen < 65 Jahre)<br />

Diabetes Mellitus<br />

• Nüchternblutzucker ≥ 7.0 mmol/L (126 mg/dL) in zwei unterschiedlichen Messungen und/oder<br />

• HbA1c > 7 % (53 mmol/mol) und/oder<br />

• Postprandialer Blutzucker > 11.0 mmol/L (198 mg/dL)<br />

Subklinische Organschäden<br />

Linksventrikuläre Hypertrophie (LVH)<br />

• Elektrokardiogramm (EKG): (Sokolow-Lyon-Index: > 3.5 mV; Cornell-Produkt > 244 mV*ms),<br />

und/oder<br />

• Echokardiographie: [LVM-Index: Männer > 115 g/m2, Frauen > 95 g/m2]<br />

Chronisches Nierenversagen<br />

• Verminderte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) 30 – 60 ml/min/1.73 m2 KOF<br />

(Geschätzt nach Cockroft-Gault oder MDRD)<br />

• Mikroalbuminurie (30 – 300 mg/24 h) oder pathologischer Albumin/Kreatinin-Quotient<br />

≥ 2.26 mg/mmol oder Uristix ≥ 2++<br />

Gefäße<br />

• Verdickung der Arteria carotis (Intima-Media-Dicke > 0.9 mm) oder atherosklerotische Plaques<br />

• Karotis-Femoralis-Pulswellengeschwindigkeit > 10 m/s<br />

• Knöchel-Arm-Index (ABI) < 0.9<br />

Blutdruckamplitude (bei Älteren) ≥ 60 mmHg<br />

Manifeste, Hypertonie-assoziierte Erkrankungen; chronische Niereninsuffizienz<br />

Zerebrovaskuläre Erkrankungen: Hirnschlag (ischämisch oder hämorrhagisch), TIA<br />

Kardiopathie: Myokardinfarkt; Angina pectoris; koronare Revaskularisation; Herzinfarkt<br />

Peripher arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)<br />

Schwere Niereninsuffizienz: GFR < 30 ml/min/1.73 m2; Proteinurie (> 300 mg/24 h)<br />

Fortgeschrittene Retinopathie Stadium 3 und 4 (multiple Blutungen, weiche Exsudate, Papillenödem)<br />

Tabelle 3: Kardiovaskuläre Risikostratifizierung [8]<br />

BMI: Body Mass Index; HDL: High Density Lipoprotein, KOF: Körperoberfläche; LDL: Low Density Lipoprotein; LVM: Linksventrikuläre Masse; MDRD:<br />

Modification of Diet in Renal Disease<br />

die Frage nach der Wirkstoffwahl. Dabei<br />

helfen die in der Risikostratifizierung erhobenen<br />

Daten. Je nach Komorbiditäten<br />

ist der Einsatz bestimmter Wirkstoffgruppen<br />

zu bevorzugen bzw. sollte vorsichtig<br />

erfolgen oder ist sogar kontraindiziert. Die<br />

Tabellen 6 und 7 fassen die wichtigsten<br />

Aspekte zusammen.<br />

Mono- oder<br />

Kombinationstherapie<br />

Bei der Initiierung einer medikamentösen<br />

antihypertensiven Therapie sollte je nach<br />

Risikohöhe mit einer Mono- (niedriges bis<br />

moderates Risiko) bzw. Kombinationstherapie<br />

(hohes bis sehr hohes Risiko) begonnen<br />

werden. Bei sehr hohen Blutdruckwerten<br />

ist auch bei moderatem oder<br />

niedrigem Risiko der direkte Einsatz einer<br />

Kombinationstherapie gerechtfertigt [16].<br />

Durch diese Strategie werden nur die Patienten<br />

mit einer Monotherapie behandelt,<br />

bei denen auch Aussicht auf Erfolg besteht.<br />

Dies ist von fundamentaler Wichtigkeit,<br />

da jeder nötige Therapiewechsel<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Hochnormal Grad1 Grad2 Grad3<br />

SBP130139<br />

oder<br />

DBP8589<br />

SBP140159<br />

oder<br />

DBP9099<br />

SBP160179<br />

oder<br />

DBP100109<br />

SBP≥180<br />

oder<br />

DBP≥110<br />

KeineRisikofaktoren<br />

KeineTherapiederAHT<br />

Lebensstiländerungen für<br />

einigeMonate,<br />

dannauchmedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Lebensstiländerungen für<br />

einigeWochen,<br />

dannauchmedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Sofortigemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

12Risikofaktoren<br />

Lebensstiländerungen<br />

Keinemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Lebensstiländerungen für<br />

einigeWochen,<br />

dannauchmedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Lebensstiländerungen für<br />

einigeWochen,<br />

dannauchmedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Sofortigemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

≥3Risikofaktoren<br />

Lebensstiländerungen<br />

Keinemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Lebensstiländerungen für<br />

einigeWochen,<br />

dannauchmedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Medikamentöse Therapie<br />

derAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Sofortigemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Subklinische<br />

Endorganschäden,<br />

Diabetesmellitus<br />

Lebensstiländerungen<br />

Keinemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Medikamentöse Therapie<br />

derAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Medikamentöse Therapie<br />

derAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Sofortigemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Klinischmanifeste<br />

Endorganschäden<br />

Lebensstiländerungen<br />

Keinemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

Medikamentöse Therapie<br />

derAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Medikamentöse Therapie<br />

derAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Sofortigemedikamentöse<br />

TherapiederAHT<br />

und<br />

Lebensstiländerungen<br />

Kardiovaskuläres10JahresRisiko:<br />

NiedrigesRisiko<br />

30%<br />

und -ausbau die Adherence der Patienten<br />

beeinträchtigen kann. Mangelnde Adherence<br />

ist bei der Behandlung von Bluthochdruck<br />

ein bekanntes und grosses<br />

Problem, dem wenn immer möglich,<br />

Rechnung getragen werden sollte. Der<br />

Nachteil einer direkt initiierten Kombinationstherapie<br />

besteht natürlich darin, dass<br />

für den behandelnden Arzt nicht ersichtlich<br />

ist, welcher Wirkstoff bei bestimmten<br />

Patienten den grössten Benefit bringt bzw.<br />

nicht wirksam ist, was im Krankheitsverlauf<br />

wiederum zu Therapie- und Dosierungswechseln<br />

führen kann.<br />

Auch bei der Kombinationstherapie kann<br />

die Wirkstoffwahl durch obenstehende<br />

Salzrestriktion<br />

Reduzierter Alkoholkonsum<br />

Diätetische Massnahmen<br />

Gewichtsreduktion<br />

Körperliche Aktivität<br />

Rauchstopp<br />

Tabelle 5: Lifestyle-Massnahmen bei<br />

Patienten mit arterieller Hypertonie<br />

[8]<br />

Tabellen vereinfacht werden. Welche<br />

Kombination gewählt wird, stellt aber eine<br />

weitere Herausforderung dar. Grundsätzlich<br />

können die Wirkstoffgruppen Diuretika,<br />

ACE-Hemmer, ATII-Blocker (Sartane)<br />

und Kalziumantagonisten frei miteinander<br />

kombiniert werden. Eine wichtige<br />

Ausnahme stellt die Kombination von<br />

Renin-Angiotensin-System (RAS)-Blockern<br />

(z. B. Sartane und ACE-Hemmer)<br />

dar. Diese sollte wenn immer möglich<br />

vermieden werden, da ein deutlich erhöhtes<br />

Auftreten von Nierenschäden festgestellt<br />

werden konnte [17]. Verschiedene<br />

grosse Studien zeigten mögliche Vorteile<br />

der Kombination eines ACE-Hemmers mit<br />

einem Kalziuman tagonisten auf, diesbezüglich<br />

sind aber weitere Studien nötig.<br />

Betablocker bleiben in den aktuellen Leitlinien<br />

etwas aussen vor, haben jedoch<br />

aufgrund ihrer Bedeutung in der Herzinsuffizienztherapie<br />

trotzdem eine massgebliche<br />

Rolle im Management von Patien<br />

ten mit arterieller Hypertonie.<br />

Bezüglich der Adherence konnte eindeutig<br />

festgestellt werden, dass die Kombination<br />

mehrerer Wirkstoffe in einer Pille<br />

Vorteile bringt [18]. In der Folge sind<br />

nebst den bereits gut etablierten Zweierkombinationen<br />

zudem Präparate in Dreierkombination<br />

auf dem Markt erhältlich.<br />

Dabei wird fast ausschliesslich auf die<br />

Kombination von RAS-Blockern mit Kalziumantagonisten<br />

und Diuretika gesetzt,<br />

was bereits bei der Therapieinitiierung<br />

eine Favorisierung dieser Wirkstoffgruppen<br />

nahelegt.<br />

Therapie assoziierter<br />

Risikofaktoren<br />

Neben den Lifestyle-Modifikationen und<br />

der medikamentösen antihypertensiven<br />

Therapie sollten auch die Risikofaktoren<br />

behandelt werden. Bei Hypertonikern mit<br />

erhöhten Choles terinwerten und/oder<br />

niedrigem HDL besteht ein erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko [19, 20]. In verschiedenen<br />

Studien konnte die Effektivität der<br />

Statine in der Prävention von kardiovaskulären<br />

Ereignissen bei hypertensiven<br />

Patienten gezeigt werden, weswegen der<br />

Gebrauch von Statinen in hypertensiven<br />

Patienten mit einem hohen oder sehr hohen<br />

kardiovaskulären Risiko unabhängig<br />

von den Lipidwerten empfohlen wird [21,<br />

22]. Des Weiteren hat Aspirin einen festen<br />

Platz in der Sekundärprävention bei Hypertonikern<br />

mit Status nach Myokardinfarkt<br />

[23]. Ausserdem ist die Behandlung<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


PERSPEKTIVEN<br />

Zustand<br />

Asymptomatischer Endorganschaden<br />

Linksventrikuläre Hypertrophie<br />

Asymptomatische Atherosklerose<br />

Mikroalbuminurie<br />

Chronische Niereninsuffizienz<br />

(GFR 30 – 59 ml/min/1,73 m 2 KOF)<br />

Klinische kardiovaskuläre oder renale Erkrankung<br />

Status nach Schlaganfall<br />

Status nach Myokardinfarkt<br />

Angina pectoris<br />

Herzinsuffizienz<br />

Aortenaneurysma<br />

Vorhofflimmern, Prävention<br />

Vorhofflimmern, Frequenzkontrolle<br />

Chronische Nierenerkrankung (< 30 ml/min/1,73 m2 KOF)/<br />

Proteinurie<br />

Periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />

Andere<br />

Isoliert systolische Hypertonie (ältere Patienten)<br />

Metabolisches Syndrom<br />

Diabetes mellitus<br />

Schwangerschaft<br />

Schwarze<br />

Wirkstoffgruppe<br />

ACE-Hemmer, Kalziumantagonist, ARB<br />

Kalziumantagonist, ACE-Hemmer<br />

ACE-Hemmer, ARB<br />

ACE-Hemmer, ARB<br />

Tabelle 6: Endorganschäden und empfohlene medikamentöse Therapie [8]<br />

ACE: Angiotensin-konvertierendes Enzym; ARB: Angiotensin-Rezeptor-Blocker; DHP: Dihydropyridin<br />

Jedes wirksame Antihypertensivum, bevorzugt ACE-Hemmer<br />

Betablocker, ACE-Hemmer, ARB<br />

Betablocker, Kalziumantagonist<br />

Diuretikum, Betablocker, ACE-Hemmer, ARB,<br />

Mineralokortikoidrezeptorantagonist<br />

Betablocker<br />

Zu erwägen: ARB, ACE-Hemmer, Betablocker oder<br />

Mineralokortikoidrezeptorantagonist<br />

Betablocker, Nicht-DHP-Kalziumantagonist<br />

ACE-Hemmer, ARB<br />

ACE-Hemmer, Kalziumantagonist<br />

Diuretikum, Kalziumantagonist<br />

ACE-Hemmer, ARB, Kalziumantagonist<br />

ACE-Hemmer, ARB<br />

Methyldopa, Betablocker, Kalziumantagonist<br />

Diuretikum, Kalziumantagonist<br />

einer Hypergly kämie bei Hypertonikern<br />

mit Diabetes Mellitus wichtig, um kardiovaskuläre<br />

Ereignisse zu reduzieren [24,<br />

25].<br />

Spezielle<br />

Patientengruppen<br />

Da die arterielle Hypertonie ein<br />

weitverbreitetes Krankheitsbild ist, sind oft<br />

spezielle Patientengruppen (Schwangere,<br />

Jugendliche, Diabetiker usw.) betroffen,<br />

die ein angepasstes Management erfordern.<br />

Besonders erwähnenswert scheinen<br />

Modifika tionen, die bei betagten Menschen<br />

beachtet werden sollten und in einem<br />

weiteren Artikel in dieser Ausgabe der<br />

«Therapeutischen Umschau» ausführlich<br />

behandelt werden.<br />

■<br />

Korrespondenzadresse<br />

PD Dr. med. Thomas Dieterle<br />

Medizinische Universitätsklinik<br />

Kantonsspital Baselland<br />

Rheinstrasse 26<br />

4410 Liestal<br />

thomas.dieterle@ksbl.ch<br />

Literatur<br />

1. Institute for health Metrics and Evaluation<br />

(IHME). 2010. (Accessed 9. February, 2015,<br />

at www.healthdata.org.).<br />

2. MacMahon S, Peto R, Cutler J, et al. Blood<br />

pressure, stroke, and coronary heart disease.<br />

Part 1, Prolonged differences in blood pressure:<br />

prospective observational studies corrected<br />

for the regression dilution bias. Lancet<br />

1990; 335: 765 – 74.<br />

3. Lewington S, Clarke R, Qizilbash N, et al. Agespecific<br />

relevance of usual blood pressure to<br />

vascular mortality: a meta-analysis of individual<br />

data for one million adults in 61 prospective<br />

studies. Lancet 2002; 360: 1903 – 13.<br />

4. 1999 World Health Organization-International<br />

Society of Hypertension Guidelines for<br />

the Management of Hypertension. Guidelines<br />

Subcommittee. Journal of hypertension<br />

1999; 17: 151 – 83.<br />

5. Cifkova R, Erdine S, Fagard R, et al. Practice<br />

guidelines for primary care physicians: 2003<br />

ESH/ESC hypertension guidelines. Journal<br />

of hypertension 2003; 21: 1779 – 86.<br />

6. Pickering G. Hypertension. Definitions, natural<br />

histories and consequences. The American<br />

journal of medicine 1972; 52: 570 – 83.<br />

7. Gaborieau V, Delarche N, Gosse P. Ambulatory<br />

blood pressure monitoring versus selfmeasurement<br />

of blood pressure at home:<br />

correlation with target organ damage. Journal<br />

of hypertension 2008; 26: 1919 – 27.<br />

8. Mancia G, Fagard R, Narkiewicz K, et al.<br />

2013 ESH/ESC Guidelines for the manage-<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Wirkstoff absolute KI relative KI<br />

Diuretika (Thiazide) Gicht Metabolisches Syndrom<br />

Glukoseintoleranz<br />

Schwangerschaft<br />

Hyperkalzämie<br />

Hypokaliämie<br />

Betablocker<br />

Asthma<br />

AV-Block Grad 2<br />

AV-Block Grad 3<br />

Metabolisches Syndrom<br />

Glukoseintoleranz<br />

Athleten und sportlich aktive<br />

Patienten<br />

Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung<br />

(ausser für vasodilatatorische<br />

Betablocker)<br />

Kalziumantagonisten<br />

(Dihydropyridine)<br />

Kalziumantagonisten (Verapamil,<br />

Diltiazem)<br />

ACE-Hemmer<br />

Angiotensin-Rezeptor-Blocker<br />

Mineralokortikoidrezeptorantagonisten<br />

AV-Block Grad 2<br />

AV-Block Grad 3<br />

Trifaszikulärer Block<br />

Hochgradige LV-Dysfunktion<br />

Herzinsuffizienz<br />

Schwangerschaft<br />

Angioneurotisches Ödem<br />

Hyperkaliämie<br />

Bilaterale Nierenarterienstenose<br />

Schwangerschaft<br />

Hyperkaliämie<br />

Bilaterale Nierenarterienstenose<br />

Akute oder schwere Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min)<br />

Hyperkaliämie<br />

Tabelle 7: Kontraindikationen bei antihypertensiver Therapie [8]<br />

ACE: Angiotensin-konvertierendes Enzym; AV-Block: Atrioventrikulärer Block<br />

Tachyarrhythmie<br />

Herzinsuffizienz<br />

Frauen im gebärfähigen Alter<br />

Frauen im gebärfähigen Alter<br />

ment of arterial hypertension: the Task Force<br />

for the management of arterial hypertension<br />

of the European Society of Hypertension<br />

(ESH) and of the European Society of Cardiology<br />

(ESC). Journal of hypertension 2013;<br />

31: 1281 – 357.<br />

9. Conroy RM, Pyorala K, Fitzgerald AP, et al.<br />

Estimation of ten-year risk of fatal cardiovascular<br />

disease in Europe: the SCORE project.<br />

European heart journal 2003; 24:<br />

987 – 1003.<br />

10. Assmann G, Cullen P, Schulte H. Simple<br />

scoring scheme for calculating the risk of<br />

acute coronary events based on the 10-year<br />

follow-up of the prospective cardiovascular<br />

Munster (PROCAM) study. Circulation 2002;<br />

105: 310 – 5.<br />

11. D’Agostino RB, Sr., Vasan RS, Pencina MJ, et<br />

al. General cardiovascular risk profile for use<br />

in primary care: the Framingham Heart<br />

Study. Circulation 2008; 117: 743 – 53.<br />

12. Sehestedt T, Jeppesen J, Hansen TW, et al.<br />

Risk prediction is improved by adding markers<br />

of subclinical organ damage to SCORE.<br />

European heart journal 2010; 31: 883 – 91.<br />

13. Volpe M, Battistoni A, Tocci G, et al. Cardiovascular<br />

risk assessment beyond Systemic<br />

Coronary Risk Estimation: a role for organ<br />

damage markers. Journal of hypertension<br />

2012; 30: 1056 – 64.<br />

14. Patel A, Group AC, MacMahon S, et al. Effects<br />

of a fixed combination of perindopril and<br />

indapamide on macrovascular and microvascular<br />

outcomes in patients with type 2<br />

diabetes mellitus (the ADVANCE trial): a<br />

randomised controlled trial. Lancet 2007;<br />

370: 829 – 40.<br />

15. Appel LJ, Wright JT, Jr., Greene T, et al. Intensive<br />

blood-pressure control in hypertensive<br />

chronic kidney disease. The New England<br />

journal of medicine 2010; 363: 918 – 29.<br />

16. Wald DS, Law M, Morris JK, et al. Combination<br />

therapy versus mono therapy in reducing<br />

blood pressure: meta-analysis on 11,000<br />

participants from 42 trials. The American<br />

journal of medicine 2009; 122: 290 – 300.<br />

17. ONTARGET Investigators, Yusuf S, Teo KK,<br />

et al. Telmisartan, ramipril, or both in patients<br />

at high risk for vascular events. The New<br />

England journal of medicine 2008; 358:<br />

1547 – 59.<br />

18. Gupta AK, Arshad S, Poulter NR. Compliance,<br />

safety, and effectiveness of fixed-dose<br />

combinations of antihypertensive agents: a<br />

meta-analysis. Hypertension 2010; 55:<br />

399 – 407.<br />

19. Prospective Studies Collaboration. Blood<br />

cholesterol and vascular mortality by age,<br />

sex, and blood pressure: a meta-analysis of<br />

individual data from 61 prospective studies<br />

with 55,000 vascular deaths. Lancet 2007;<br />

370: 1829 – 39.<br />

20. Chapman MJ, Ginsberg HN, Amarenco P, et<br />

al. Triglyceride-rich lipoproteins and highdensity<br />

lipoprotein cholesterol in patients at<br />

high risk of cardiovascular disease: evidence<br />

and guidance for management. European<br />

heart journal 2011; 32: 1345 – 61.<br />

21. Sever PS, Poulter NR, Dahlof B, et al. Antihypertensive<br />

therapy and the benefits of<br />

atorvastatin in the Anglo-Scandinavian<br />

Cardiac Outcomes Trial: lipid-lowering arm<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


PERSPEKTIVEN<br />

extension. Journal of hypertension 2009; 27:<br />

947 – 54.<br />

22. Ridker PM, Danielson E, Fonseca FA, et al.<br />

Rosuvastatin to prevent vascular events in<br />

men and women with elevated C-reactive<br />

protein. The New England journal of medicine<br />

2008; 359: 2195 – 207.<br />

23. Antithrombotic Trialists Collaboration. Aspirin<br />

in the primary and secondary prevention<br />

of vascular disease: collaborative meta-analysis<br />

of individual participant data from randomised<br />

trials. Lancet 2009; 373: 1849 – 60.<br />

24. Nathan DM, Cleary PA, Backlund JY, et al.<br />

Intensive diabetes treatment and cardiovascular<br />

disease in patients with type 1 diabetes.<br />

The New England journal of medicine 2005;<br />

353: 2643 – 53.<br />

25. Ray KK, Seshasai SR, Wijesuriya S, et al. Effect<br />

of intensive control of glucose on cardiovascular<br />

outcomes and death in patients with diabetes<br />

mellitus: a meta-analysis of randomised<br />

controlled trials. Lancet 2009; 373: 1765 – 72.<br />

Cardiovascular risk stratification and therapeutic<br />

implications in arterial hypertension<br />

To improve the prevention of cardiovascular complications and events in hypertensive<br />

patients, it is of major importance to estimate the patient’s individual risk for<br />

cardiovascular events. Antihypertensive treatment should not only be based on blood<br />

pressure values anymore, but also on the patient’s comorbidities and risk profile. Risk<br />

stratification takes into account cardiovascular risk factors, diabetes, asymptomatic<br />

organ damage and established cardiovascular or renal disease. The most important<br />

markers for asymptomatic organ damage which should be searched for are microalbuminuria<br />

and LVH.<br />

Current guidelines emphasize the importance of the adaption and selection of<br />

treatment according to asymptomatic and established organ damage and provide<br />

assistance for treatment decisions. They focus also on the different non-pharmacological<br />

therapy options and lifestyle modifications. The goal of this article is to<br />

summarize the most important innovations and to point out the importance of<br />

simple tools for the implementation of cardiovascular risk stratification in hypertensive<br />

patients.<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

D as erleseneObjekt<br />

Als das Heldentum in Rauch<br />

aufging<br />

Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />

«Diese Schachtel wurde gefüllt und gestiftet<br />

von den teilnehmenden Kriegereltern<br />

Dir, dem tapfern Vaterlandsverteidiger».<br />

So steht es auf einem vorgefertigten und<br />

handschriftlich ergänzten Kärtchen, das<br />

sich noch immer im leeren Blechkästchen<br />

befindet. 50 edle Orientzigaretten lagen<br />

einst darin. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs<br />

brachte die Dresdener Zigarettenfabrik<br />

Laferme eine neue Marke auf den<br />

Markt, die «Deutsche Helden Zigarette».<br />

Nicht nur der Markenname, auch die<br />

Frakturschrift und das Behältnis sollten<br />

im zurückhaltenden und edlen Design<br />

national wirken.<br />

Der Besitzer des Kästchens war Walter<br />

Lutz, ein Maschinentechniker aus dem<br />

wunderschönen Städtchen Esslingen am<br />

Neckar. Er hatte sich gleich zu Beginn des<br />

Kriegs als Freiwilliger gemeldet, wenige<br />

Wochen nach seinem 19. Geburtstag. Das<br />

Geschenk seiner Eltern erreichte ihn während<br />

der ersten Flandernschlacht im<br />

Herbst 1914.<br />

Für die Hersteller von Zigaretten und<br />

Schnaps, Seife und Schokolade entpuppte<br />

sich der Versand von «Liebesgaben» als<br />

wahrer Verkaufsschlager. Zwischen 1914<br />

und 1918 versandte die Post durchschnittlich<br />

16 Millionen Postsachen pro Tag. Sie<br />

lesen richtig: pro Tag!<br />

Hundert Jahre ist es her, seit der grosse<br />

Krieg mit seinen entsetzlich hohen Verlusten<br />

endlich zu Ende war. Lutz wurde im<br />

<strong>Dezember</strong> 1918 mit 55 Mark Entlassungsund<br />

Marschgeld entlassen. Im Gegensatz<br />

zu Millionen anderen jungen Männer<br />

kehrte der tapfere Vaterlandsverteidiger zu<br />

seinen Eltern zurück. Die «Deutschen<br />

Helden Zigaretten» waren ausgeraucht.<br />

Während der vergangenen vier Jahre stellte<br />

das Stadtmuseum Esslingen in Süddeutschland<br />

Monat für Monat ein neues<br />

Relikt aus dem Ersten Weltkrieg vor. Momentan<br />

können diese 48 sorgfältig ausgesuchten<br />

Gegenstände nochmals in einer<br />

Gesamtschau unter dem Titel «Heimatfront<br />

und Zeitenwende» bestaunt werden,<br />

auch die leere Zigarettendose. ■<br />

1914–1918. Esslingen und der Erste Weltkrieg.<br />

Heimatfront und Zeitenwende<br />

9. November <strong>2018</strong> bis 3. März 2019<br />

Stadtmuseum im Gelben Haus, Hafenmarkt 7, 73728 Esslingen am Neckar<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 14–18 Uhr<br />

Sonn- und Feiertag 11–18 Uhr<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


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54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


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BRIEFKASTEN<br />

Schaden am Arbeitsplatz – wer haftet?<br />

Auf den Strassen herrscht dichter Verkehr. Dr. Z. ist auf dem Rückweg<br />

von einem Patientenbesuch. Eine Unaufmerksamkeit von Dr. Z. führt<br />

zum Auffahrunfall mit dem Firmenfahrzeug der Gemeinschaftspraxis.<br />

Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert und die Haftpflichtversicherung<br />

der Praxis übernimmt den aus dem Verkehrsunfall entstandenen<br />

Sachschaden. Allerdings hat die Gemeinschaftspraxis einen Selbstbehalt<br />

von CHF 1000.– zu bezahlen. Wer muss diesen tragen? Kann die<br />

Gemeinschaftspraxis den Arbeitnehmer für den Verkehrsunfall haftbar<br />

machen und eine Verrechnung mit Dr. Z.s Lohn vornehmen?<br />

In der Schweiz hält Art. 321e OR klar fest, dass der Arbeitnehmer für den Schaden verantwortlich<br />

ist, den er dem Arbeitgeber absichtlich oder fahrlässig zufügt. Persönlich<br />

haftet der Arbeitnehmer somit grundsätzlich für jeden Schaden, unabhängig davon,<br />

warum und wie er ihn verursacht hat.<br />

Allerdings muss der Arbeitnehmer nicht immer den vollen Schaden übernehmen. Welche<br />

Kosten dem Arbeitnehmer auferlegt werden können, ist, wie so oft bei juristischen<br />

Fragen, vom konkreten Einzelfall abhängig.<br />

Lea Halter, Key Account Manager,<br />

Worksite/Affinity, Allianz Suisse<br />

Arbeitnehmerhaftung: leichte oder grobe Fahrlässigkeit?<br />

Zur Beurteilung findet zunächst eine grobe Einteilung aufgrund des Verhaltens des<br />

Arbeitnehmers statt.<br />

Beachtet der Arbeitnehmer etwas nicht, was er bei genauerem Überlegen eigentlich hätte<br />

beachten müssen, liegt leichte Fahrlässigkeit vor. In diesem Fall kann der entstandene<br />

Schaden höchstens in symbolischem Umfang auf den Arbeitnehmer überwälzt werden.<br />

Lässt der Arbeitnehmer dagegen elementare Vorsichtspflichten ausser Acht, welche jeder<br />

vernünftige Mensch in seiner Lage bedacht hätte (grobe Fahrlässigkeit), oder verursacht<br />

er den Schaden gar absichtlich, haftet er in vollem Umfang.<br />

Bei sämtlichen Fällen, in denen weder leichte noch grobe Fahrlässigkeit vorliegt, liegt<br />

die Haftung irgendwo dazwischen (mittlere Fahrlässigkeit). Als Faustregel gilt dabei,<br />

dass bei leichter und mittlerer Fahrlässigkeit Schäden im Umfang von höchstens einem<br />

Monatslohn vom Arbeitnehmer eingefordert werden können.<br />

Haftung von Arbeitnehmern: individuelle Faktoren<br />

In einem zweiten Schritt müssen dann zusätzliche Faktoren wie z.B. das allgemeine<br />

Berufsrisiko, der Bildungsgrad, die Fachkenntnisse und die konkreten Eigenschaften<br />

des Arbeitnehmers, aber auch der Umstand, ob und wie der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber<br />

instruiert und überwacht worden ist und wie hoch sein Lohn ist, berücksichtigt<br />

werden. Es spielt also insbesondere eine Rolle, welchen Beruf, was für eine Ausbildung<br />

und welche Fachkenntnisse der Arbeitnehmer hat. Die Berücksichtigung dieser individuellen<br />

Faktoren kann dazu führen, dass dem Arbeitnehmer keine oder nur sehr geringe<br />

Kosten auferlegt werden können.<br />

In unserem Beispiel muss Dr. Z. somit dann keine Kosten übernehmen, wenn er z.B. die<br />

Geschwindigkeit um lediglich 5 km/h überschreitet oder ihm ein anderer, kleinerer und<br />

entschuldbarer Fahrfehler unterläuft (leichte Fahrlässigkeit) und er ein langjähriger,<br />

zuverlässiger Mitarbeiter ist. Schreibt er dagegen während der Fahrt eine SMS oder fährt<br />

er gar alkoholisiert, muss er den vollen Selbstbehalt tragen, da eine grobe Fahrlässigkeit<br />

vorliegt. Würde Dr. Z. allerdings einen weit unterdurchschnittlichen Lohn verdienen,<br />

würde dies berücksichtigt und er müsste allenfalls trotz grober Fahrlässigkeit nur einen<br />

Teil des Schadens bezahlen.<br />

Will die Gemeinschaftspraxis den Selbstbehalt oder einen Teil davon von Dr. Z. einfordern,<br />

ist es wichtig, dass sie dies gleich bei der nächsten Lohnzahlung tut. Wird der Lohn<br />

nämlich ohne Vermerk oder Abzug vollumfänglich weiterbezahlt, kann angenommen<br />

werden, dass die Gemeinschaftspraxis auf eine Forderung verzichtet. Eine nachträgliche<br />

Einforderung ist dann unter Umständen nicht mehr möglich, insbesondere dann nicht,<br />

wenn das Arbeitsverhältnis in der Zwischenzeit beendet worden ist oder die allgemeine<br />

Verjährungsfrist von zehn Jahren eingetreten ist.<br />

Weiter muss beachtet werden, dass der Arbeitgeber vor allem bei grösseren Schäden, die<br />

durch den Arbeitnehmer verursacht wurden, nicht den vollen Lohn einbehalten darf.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

55


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Gemäss den gesetzlichen Bestimmungen<br />

muss dem Arbeitnehmer immer mindestens<br />

das Existenzminimum ausbezahlt<br />

werden. In einem solchen Fall ist es sinnvoll,<br />

dem Arbeitnehmer die Berechnung des<br />

Schadens sowie die geplanten künftigen<br />

Lohnabzüge sofort schriftlich mitzuteilen.<br />

Da die Arbeitnehmerhaftung stark von<br />

den konkreten Umständen abhängig ist<br />

und die Gerichte im Streitfall einen grossen<br />

Entscheidungsspielraum haben, lohnt<br />

es sich vor allem bei höheren Schäden,<br />

rechtzeitig eine juristische Beratung in<br />

Anspruch zu nehmen, um keine Rechte<br />

zu verlieren.<br />

Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass<br />

Vereinbarungen, welche eine pauschale<br />

Haftung des Arbeitnehmers begründen,<br />

unzulässig sind. Eine Diskussion über die<br />

Arbeitnehmerhaftung kann also nicht auf<br />

diese Art umgangen werden. ■<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und Allianz Suisse arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich<br />

zusammen. Ihr Mehrwert als Mitglied bei MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC sind vorteilhafte<br />

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56 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Partnervermittlung fürs Jobsharing<br />

Ein Drittel aller Schweizer Ärztinnen und Ärzte würden gerne Teilzeit arbeiten. Dennoch bieten<br />

noch zu wenige Spitäler Teilzeitstellen an. Jobsharing bietet eine Lösung, bei der Arbeitnehmer und<br />

Spitäler profitieren. Auf der Suche nach einem geeigneten Jobsharingpartner hilft die Plattform<br />

Doppeldoc.<br />

Salome Kisker, Mitbegründerin von Doppeldoc<br />

Das eigene Bedürfnis nach einer besseren<br />

Work-Life-Balance, nach mehr Zeit für die<br />

Familie waren gute Gründe und Ansporn<br />

für Salome Kisker, die Plattform Doppeldoc,<br />

Jobsharing-Partner für Ärztinnen<br />

und Ärzte, zu gründen. Unterstützung<br />

erhielt die Ärztin und zweifache Mutter<br />

dabei von ihrem Bruder Jakob Kisker. Gemeinsam<br />

mit Leila Eppenberger bringen<br />

die beiden heute Ärzte und Ärztinnen zusammen,<br />

die auf der Suche nach einem<br />

Partner für Jobsharing sind, und arbeiten<br />

mit fortschrittlichen Spitälern.<br />

Ausschlaggebend für die Zukunft ist es,<br />

die Bedenken gegenüber Jobsharing und<br />

Teilzeitarbeit abzubauen und im Gegenzug<br />

die vielen Vorteile neuzeitlicher Arbeitsmodelle<br />

zu erkennen. Vor allem<br />

Männer sollen motiviert werden, im Jobsharing<br />

zu arbeiten. Um weiterhin die<br />

besten Ärztinnen und Ärzte gewinnen zu<br />

können, müssen sich Arbeitgeber den demografischen<br />

Veränderungen anpassen.<br />

Erfolgreiches Jobsharing<br />

Dass das Modell unübersehbare Vorteile<br />

hat, zeigen zunehmend mehr Beispiele.<br />

Hier sei nur eines erwähnt: Zwei Assistenzärztinnen<br />

waren in einer Vollzeitstelle auf<br />

der Inneren Medizin am Kantonsspital<br />

Chur und mit je einem eigenen Vertrag zu<br />

55 Prozent angestellt. Sie haben wochenweise<br />

gearbeitet, so dass sie abwechselnd<br />

bei den Chefarztvisiten anwesend waren<br />

und auch das Weiterbildungsprogramm<br />

optimal nutzen konnten. Vor dem wöchentlichen<br />

Wechsel waren sie je einen<br />

Nachmittag gleichzeitig im Spital. So<br />

konnten sie sich austauschen und die<br />

Übernahme der stationären Patienten<br />

vorbereiten. Dank Jobsharing konnten<br />

Familie und Beruf gut vereinbart werden.<br />

Was bietet Doppeldoc?<br />

Möchten Sie einen bestimmten Facharzttitel<br />

machen, bei dem Teilzeitarbeit bisher<br />

unmöglich erschien? Registrieren Sie sich<br />

bei doppeldoc.ch, laden Sie ein Inserat<br />

hoch und finden Sie schnellstmöglich<br />

eine/n Wunschpartner/in.<br />

Zusätzlich bietet die Plattform Informationen<br />

rund ums Jobsharing (Erfahrungsberichte,<br />

juristische Hilfe beim Arbeitsvertrag<br />

etc.). Natürlich können auch Arbeitgeber<br />

Jobsharinginserate aufschalten. Beispielsweise<br />

wenn sich kurzfristig ein Jobsharingpaar<br />

auflöst oder wenn der Arbeitgeber<br />

durch das Angebot an alternativen Jobmöglichkeiten<br />

positiv auf sich aufmerksam<br />

machen will. Doppeldoc soll eine<br />

Community sein, die wirkungsvoll ist.<br />

Was sind die am<br />

häufigsten gestellten<br />

Fragen zu Doppeldoc?<br />

In meiner Region/Spezialisierung gibt<br />

es keine Partner. Was soll ich tun?<br />

Wenn dies möglich ist, könntest Du deine<br />

Wunschstelle annehmen und Deinen Chef<br />

fragen, ob Jobsharing möglich ist. Vielleicht<br />

gibt es im Team jemanden, der<br />

gerne vorübergehend Teilzeit arbeiten<br />

möchte.<br />

Worauf muss ich bei der Jobsharing-<br />

Partnerwahl achten?<br />

In erster Linie muss die Chemie zwischen<br />

Euch stimmen. Ihr müsst Euch gut ergänzen<br />

können, die Arbeit des anderen wertschätzen<br />

und Euch gegenseitig unterstützen.<br />

Ein zu grosser Unterschied des Weiterbildungsstandes<br />

könnte schwierig sein.<br />

Wie wird Doppeldoc finanziert?<br />

Doppeldoc wird von Sponsoren getragen.<br />

Wir freuen uns aber über jede Spende.<br />

Falls Du uns unterstützen willst, melde<br />

Dich bei mir (salome@doppeldoc.ch).<br />

Hilf mit, Doppeldoc noch bekannter zu<br />

machen, und empfehle unsere Seite Deinen<br />

Arbeitskollegen! ■<br />

Anregungen oder Feedback gerne an:<br />

salome@doppeldoc.ch<br />

www.doppeldoc.ch<br />

www.facebook.com/doppeldoc/<br />

Doppeldoc hilft, Jobsharing-Partnerschaften zu vermitteln.<br />

(© HNFOTO/Fotolia.com)<br />

Neu am Start<br />

An dieser Stelle präsentiert MEDISER­<br />

VICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC in loser Folge Startups,<br />

deren Ideen und Ziele überzeugen<br />

und die deshalb von MEDISERVICE<br />

unterstützt werden.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

57


Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />

Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />

verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />

Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />

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VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

Freiwilliger Einkauf<br />

in die Pensionskasse<br />

Personen, welche aktiv versichert sind oder eine Invalidenrente beziehen, können sich bis zu den<br />

maximal reglementarischen Altersleistungen einkaufen. Mit einem Einkauf werden das Alterssparkapital<br />

und die daraus resultierende Altersrente erhöht.<br />

Christoph Rytz, Leiter der Geschäftsstelle Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Liebe Versicherte<br />

Die Höhe des künftigen Alterssparkapitals<br />

und der daraus resultierenden Altersrente<br />

hängt unter anderem von der Lohnhöhe,<br />

der Beitragshöhe, der Verzinsung des Kapitals,<br />

der eingebrachten Freizügigkeitsleistungen<br />

und von freiwilligen Einlagen<br />

(reglementarische Einkäufe) ab. Der Einkauf<br />

ist definitiv, dauernd und unwiderruflich<br />

der Vorsorge gewidmet und kann<br />

nicht zurückbezahlt werden. Nachstehend<br />

informieren wir Sie über den Zweck, die<br />

Einschränkungen, welche es zu beachten<br />

gilt, die Berechnungsart und das administrative<br />

Vorgehen bei einem Einkauf bei<br />

der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>.<br />

Was wird mit einem<br />

Einkauf bezweckt?<br />

––<br />

Erhöhung des künftigen Alterssparkapitals,<br />

d.h. höhere Altersrente bei der<br />

Pensionierung<br />

––<br />

Lücken im Sparprozess wegen fehlenden<br />

Beitragsjahren auffüllen<br />

––<br />

Steuerbegünstigung nutzen<br />

Was gibt es für<br />

Einschränkungen?<br />

––<br />

Wurde ein Vorbezug für Wohneigentum<br />

getätigt, können Einkäufe erst abgewickelt<br />

werden, wenn der Vorbezug vollständig<br />

zurückbezahlt worden ist.<br />

––<br />

Bei einem Zuzug aus dem Ausland beschränkt<br />

sich die maximale Einkaufssumme<br />

auf 20 Prozent des versicherten<br />

Lohnes innerhalb der ersten fünf Jahre<br />

nach dem Zuzug, sofern die versicherte<br />

Person zuvor nie einer Vorsorgeeinrichtung<br />

angehört hat.<br />

––<br />

Guthaben aus der Säule 3a werden an<br />

die Einkaufssumme angerechnet,<br />

wenn sie das grösstmögliche 3a-Guthaben<br />

gemäss Tabelle vom Bundesamt<br />

für Sozialversicherungen überschreiten.<br />

Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> übernimmt<br />

die Überprüfung.<br />

––<br />

Sämtliche Freizügigkeitsleistungen von<br />

Freizügigkeitskonten und Freizügigkeitspolicen<br />

müssen eingebracht werden.<br />

Ist eine Einbringung nicht möglich,<br />

werden die nicht eingebrachten<br />

Guthaben an die Einkaufssumme angerechnet.<br />

––<br />

Bestehen mehrere Vorsorgeverhältnisse<br />

und überschreitet die Summe aller<br />

AHV-pflichtigen Löhne und Einkommen<br />

das Zehnfache des oberen Grenzbetrages<br />

nach Art. 8 Abs. 1 BVG (zurzeit<br />

CHF 846 000), ist die Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong> entsprechend zu informieren.<br />

Was gibt es weiter zu<br />

beachten?<br />

––<br />

Einkäufe inklusive Zinsen sind während<br />

dreier Jahre für Kapitalbezüge<br />

(Vorbezug Wohneigentum, Kapitalbezug<br />

bei Pensionierung, Barauszahlung<br />

infolge Verlassen der Schweiz und Barauszahlung<br />

infolge Aufnahme einer<br />

selbstständigen Erwerbstätigkeit) gesperrt.<br />

––<br />

Einkäufe sowie Wiedereinkäufe infolge<br />

Scheidung können in der Regel vom<br />

steuerpflichtigen Einkommen in Abzug<br />

gebracht werden.<br />

––<br />

Der Steuervorteil nach einem Einkauf<br />

wird rückwirkend von der Steuerbehörde<br />

nicht mehr zugestanden, wenn innerhalb<br />

von drei Kalenderjahren nach<br />

Einzahlung des Einkaufs ein Kapitalbezug<br />

geltend gemacht wird.<br />

––<br />

Ein getätigter Einkauf kann von der<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> nicht zurückbezahlt<br />

werden.<br />

––<br />

Wiedereinkäufe infolge Ehescheidung<br />

gelten nicht als Einkäufe.<br />

––<br />

Übertragungen von Geldern aus der<br />

Säule 3a in die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

gelten nicht als Einkäufe.<br />

––<br />

Der Einkauf wird vollumfänglich dem<br />

überobligatorischen Teil des Alterssparkapitals<br />

gutgeschrieben.<br />

Wir empfehlen, dass zuerst der maximale<br />

Betrag in die Säule 3a einbezahlt wird,<br />

bevor ein Einkauf getätigt wird.<br />

Wie berechnet sich<br />

die maximal mögliche<br />

Einkaufssumme?<br />

Bei der Berechnung der maximal möglichen<br />

Einkaufssumme spielen das Alter,<br />

der versicherte Lohn und das vorhandene<br />

Alterssparkapital per 31. <strong>Dezember</strong> des<br />

Berechnungsjahres eine Rolle.<br />

Das Alter entspricht einem Prozentsatz1,<br />

welcher mit dem versicherten Lohn2 multipliziert<br />

wird (siehe Anhang 1 des gültigen<br />

Stiftungsreglements). Von der davon<br />

errechneten Summe3 wird das vorhandene<br />

Alterssparkapital per 31. <strong>Dezember</strong> des<br />

Berechnungsjahres4 in Abzug gebracht.<br />

Ergibt diese Berechnung eine Summe5<br />

grösser als ein Franken, kann ein Einkauf<br />

getätigt werden.<br />

Berechnungsbeispiel für eine<br />

45-jährige Person:<br />

295% 1 × CHF 10 000 2 = CHF 295 000 3<br />

./. CHF 250 000 4<br />

= CHF 45 000 5<br />

Sie möchten einen Einkauf tätigen?<br />

So gehen Sie vor:<br />

––<br />

Das Antragsformular für den Einkauf<br />

kann telefonisch oder per E-Mail, bei<br />

der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> (www.vorsorgestiftung-vsao.ch)<br />

angefordert werden.<br />

Das Formular ist zwingend auszufüllen.<br />

––<br />

Nach Erhalt des ausgefüllten und unterzeichneten<br />

Antragsformulars (Selbstdeklaration)<br />

wird der versicherten Per­<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

59


• Geriatrie/Depressionen<br />

• TripAdvisor für Ärztejobs<br />

<strong>Nr</strong>. 1 Februar <strong>2018</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Nachwuchs<br />

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Publikation<strong>2018</strong><br />

60 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

son die Einkaufsberechnung inklusiv<br />

Einzahlungsschein zugestellt. Der in<br />

der Berechnung aufgeführte Betrag entspricht<br />

der maximalen Einkaufssumme.<br />

Ist diese Summe sehr hoch, kann<br />

es aus steuertechnischer Sicht Sinn<br />

machen, die Einkäufe über mehrere<br />

Jahre hinweg zu verteilen.<br />

Wichtig: Einkäufe für das Jahr<br />

<strong>2018</strong> müssen bis spätestens am<br />

21. <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> auf das Konto<br />

der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> einbezahlt<br />

worden sein.<br />

Damit wir unsere Adressdatenbank «à<br />

jour» halten können, bitten wir alle versicherten<br />

Personen, uns immer die aktuelle<br />

Wohnadresse unter http://adresse.<br />

vorsorgestiftung-vsao.ch mitzuteilen. ■<br />

Ich wünsche Ihnen schöne Festtage<br />

und einen guten Start in<br />

das Jahr 2019.<br />

© Ron Haviv / VII<br />

Engagiert, motiviert, kompetent.<br />

So sind wir beim Rotkreuzdienst SRK.<br />

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info@rkd-scr.ch, www.rkd-scr.ch<br />

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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

61


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IMPRESSUM<br />

KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />

<strong>Nr</strong>. 6 • 37. Jahrgang • <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold, Kerstin<br />

Jost, Lukas Staub, Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig (Vizepräsidentin),<br />

Angelo Barrile (Vizepräsident), Nora<br />

Bienz, Christoph Bosshard, Michel Clément, Karin<br />

Etter, Marius Grädel-Suter, Dina-Maria Jakob, Helen<br />

Manser, Gert Printzen, Miodrag Savic, Sergio Sesia,<br />

Hervé Spechbach, Robin Walter (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Markus Haas<br />

Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 550 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung <strong>2018</strong>: 21 893 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1/2019 erscheint im Februar 2019.<br />

Thema: Künstlich<br />

© <strong>2018</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

AG <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />

8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />

3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont, marie.maulini@h-ju.ch<br />

NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />

Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

TG <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />

8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

VD<br />

VS<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Publikation<strong>2018</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, Rechtsanwältin Susanne Hasse,<br />

Rämistrasse 31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />

62 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>


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Produkte und Laborgeräte<br />

• Röntgen-Kompetenzzentrum<br />

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in Glattbrugg!<br />

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Für die Ärzte im Einsatz<br />

Polymed – auf uns können Sie zählen!<br />

E-Mail: info@polymed.ch


RUNDuMsSCHUTZ<br />

FÜR ÄRZTINnEN UND<br />

ÄRZtE AM STEUeR<br />

Hausbesuche, Notfalltransporte, Arbeitswege: Als MedizinerIn benötigen Sie beim<br />

Autofahren besonderen Schutz. MediDRIVE – die individuelle Motorfahrzeugversicherung<br />

der Allianz und des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC – schützt Ihre berufliche Mobilität mit<br />

einem bedarfsgerechten Leistungspaket.<br />

MediDRIVE: All-inclusive-Schutz nach Mass<br />

Mit MediDRIVE sind Sie während beruflichen Einsätzen am Steuer bestens gesichert. Kommt es<br />

während einer Dienstfahrt zu einem Schaden, hat dies keinen Einfluss auf Ihre Bonusrückstufung;<br />

auch ein Selbstbehalt wird nicht fällig. Sogar bei Grobfahrlässigkeit oder Führerscheinentzug<br />

haftet Ihre Fahrzeugversicherung. Daneben bezahlt MediDRIVE die Reinigung Ihres Autos, sollte<br />

diese nach einem Einsatz nötig sein.<br />

Umsichtig fahren zahlt sich aus<br />

Sie wissen, was die Folgen eines Verkehrsunfalles sein können. Vorsichtig fahren lohnt sich deshalb<br />

doppelt: das bringt Ihnen ganz konkrete Vorteile: Bei Schadenfreiheit reduziert sich Ihre Prämie im<br />

Jahresrhythmus. Das heisst, Ihr Bonus kann bis auf komfortable 70 Prozent steigen, sowohl für Haftpflicht<br />

als auch für Vollkasko.<br />

Ihre Deckung auf einen Blick<br />

Haftpflicht/Kasko bei Unfällen auf dem Arbeitsweg, bei Hausbesuchen oder Notfalltransporten<br />

Bonusschutz bei Dienstfahrten<br />

Keine Leistungskürzung und kein Regress bei Grobfahrlässigkeit<br />

Kein Selbstbehalt bei Dienstfahrten<br />

Diebstahlversicherung des ärztlichen Notfallkoffers<br />

24-Stunden-Pannenhilfe<br />

Gerne beraten wir Sie umfassend und persönlich, damit Sie sich im entscheidenden Moment<br />

voll auf die Leistungen der Allianz verlassen können – informieren Sie sich jetzt über unsere<br />

attraktiven Versicherungslösungen.<br />

Kontaktieren Sie uns unter<br />

verguenstigungen@allianz.ch oder<br />

einen unserer Versicherungsberater<br />

(siehe www.allianz.ch)<br />

für eine individuelle Offerte.

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