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Berliner Zeitung 08.12.2018

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B10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 287 · 8 ./9. Dezember 2018<br />

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Mobile Welten<br />

Kaum zu glauben, dass<br />

diese Wuchtbrumme mal<br />

aus der M-Klasse hervorgegangen<br />

ist. Der Mercedes<br />

GLE ist inzwischen ein Riese. In<br />

jeder Beziehung. Vollgestopft mit<br />

Technik wächst und wächst der Luxus-SUV.<br />

Nicht nur in der Länge.<br />

Auch beim Preis.Mindestens 65 807<br />

Euro für den Einstiegsdiesel 300d<br />

(245 PS) reißen ein gewaltiges Loch<br />

in die Haushaltskasse. Preistreiber<br />

Nr. 1:die Flut an Wohlfühltechnik<br />

und Assistenzsystemen. Vondenen<br />

werden im neuen GLE inzwischen<br />

mehr verbaut, als es Apfelsorten im<br />

gut sortierten Supermarkt gibt.<br />

Der Mercedes GLE setzt auf pure<br />

Überwältigung. Vorm Fahrer ploppt<br />

das bisher größte verbaute Headup-Display<br />

auf. In Laptopformat<br />

werden Fahrdaten auf die Windschutzscheibe<br />

projiziert –gefahrenes<br />

Tempo, zulässige Höchstgeschwindigkeit,<br />

Navisymbole, Verkehrszeichen,<br />

die gewählte Radiostation.<br />

Anfangs stört die Größe,<br />

doch gewöhnt man sich schnell<br />

daran. Ja, man fährt konzentrierter,<br />

da man den Blick nicht mehr auf die<br />

beiden je 12,3 Zoll großen Bildschirme<br />

abschweifen lassen muss.<br />

Eine Wellnessoase auf vier Rädern<br />

Ablenken lassen wir uns aber doch.<br />

Denn bei den ersten Testfahrten ist<br />

man darauf konzentriert, alle Spielereien<br />

zu entdecken, mit denen<br />

Mercedes im GLE lockt.<br />

Der „Energizing Coach“ macht<br />

aus ihm so eine Art Wellnessoase<br />

auf vier Rädern, aktiviert über ein<br />

Lotusblüten-Symbol. Je nach<br />

Stresszustand des Fahrers wird die<br />

passende Musik eingespielt, wechseln<br />

Farben von Armaturen und<br />

Leuchtbändern, wird der Innenraum<br />

beduftet, die Temperatur verändert.<br />

Wer’sbraucht.<br />

Schon sinnvoller: Der Sitz gibt<br />

sanfte Stöße ab, um Rücken und<br />

Oberschenkel zu massieren –und<br />

wirdsogar zum Personal Trainer.Im<br />

Workoutprogramm soll man beim<br />

Fahren genau gegen jene Punkte<br />

drücken, die vom Sitz angestoßen<br />

werden –das soll dann die Muskeln<br />

entspannen und entkrampfen,<br />

lange Autofahrten erträglicher machen.<br />

Fahren kann der Mercedes GLE<br />

natürlich auch, aber auch das fühlt<br />

sich anders an.Wasauch an den vielen<br />

Assistenzsystemen liegt, die<br />

man schon aus der S-Klasse kennt.<br />

Der Stau-Assistent, kombiniert mit<br />

Echtzeitverkehrsinformationen<br />

und aktivem Lenk-Assistent, sieht<br />

etwa den Stau im Voraus, reduziert<br />

die Geschwindigkeit rechtzeitig –<br />

und bringt das Auto so zum Stehen,<br />

Mercedes GLE:<br />

Wenn das SUV hüpft<br />

Dynamik ist das Zauberwort, wenn es um das neue Luxus-SUV aus Stuttgart geht.<br />

Geschmeidig liegt er auf der Straße. Speziell, wenn es mit der Weltneuheit, dem<br />

aktiven Fahrwerk namens E-Active Body Control, ausgestattet ist<br />

Dank aufwendiger Fahrwerkstechnik ist der neue GLE prädestiniertfür Langstrecken. MID (5)<br />

Der neue GLE ist etwas rundlicher ausgefallen.<br />

Und auch länger.Der Luxus-SUV hat im Vergleich<br />

zum Vorgänger zugelegt: Nur noch acht<br />

Zentimeter fehlen an der 5-Meter-Marke.<br />

2,2 Tonnen wiegt die Wuchtbrumme, die sich<br />

aber trotzdem dynamisch fahren lässt.<br />

Schemenhaft erkennt man hier das riesige<br />

Head-up-Displayauf der Frontscheibe vordem<br />

Fahrer.Angezeigt werden gefahrenes Tempo,<br />

zulässigeHöchstgeschwindigkeit oder Navisymbole.<br />

Zwei riesige12,3 Zoll große Bildschirme<br />

stehen außerdem zur Verfügung.<br />

VonStefan Henseke<br />

DER MERCEDES GLE IM DETAIL<br />

Die acht Zentimeter mehr Radstand kommen<br />

auch der Beinfreiheit in der zweiten Reihe zugute,<br />

auf Wunsch ist die Rückbank vollelektrisch<br />

verstellbar.Und gegenAufpreis kann man<br />

sich auch noch eine dritte Sitzreihe einbauen<br />

lassen. Dortist der Platz allerdings beschränkt.<br />

Ohne Stufe, mit einem Netz auf der linken Seite<br />

zum rutschfesten Verstauen kleinerer Gegenstände:<br />

Der GLE-Kofferraum ist leicht gewachsen,<br />

630 bis 2055 Liter –wenn man die<br />

Rücksitze umklappt. Ein dritte Sitzbank<br />

würde den Platz allerdings reduzieren.<br />

dass die Rettungsgasse ordnungsgemäß<br />

eingehalten wird.<br />

Aber vor allem das elektrohydraulische<br />

E-Active-Body-Control-<br />

Fahrwerk (7735 Euro), das es anfangs<br />

aber nur im GLE 450 (Sechszylinderbenziner<br />

mit 367 Euro) gibt,<br />

macht Fahren zu einer ganz besonderen<br />

Erfahrung. Je nach Situation<br />

hebt oder senkt sich die Karosserie<br />

vollautomatisch bis zu sechs Zentimeter<br />

–das gelingt durch Pumpen<br />

an den Rädern, die blitzschnell Öl in<br />

die Dämpfer schießen können. Ergebnis:<br />

Der GLE rauscht ohne fühlbare<br />

Neigung durch die Kurve. Früher<br />

war der Vergleich „Fährt jawie<br />

'ne Sänfte“ ein Schimpfwort, heute<br />

kann man wie in einer Sänfte um<br />

die Kurve getragen werden – und<br />

trotzdem sportlich unterwegs sein.<br />

Auch Schlaglöcher werden so<br />

dank Frontkamera und Oberflächenscanner<br />

(Road Surface Scan)<br />

ganz locker ausgebügelt. Und falls<br />

man wirklich mal mit dem GLE ins<br />

Gelände geht und im Sand stecken<br />

bleibt: In Kombination mit dem<br />

„Offroad-Paket Plus“ kann man sich<br />

mit dem „hüpfenden“ Fahrwerk<br />

wieder aus dem Dilemma befreien.<br />

Fünf Meter Länge für mehr Freiheit<br />

Viel Technik, die kaschiert, wie groß<br />

der etwas rundlicher gewordene<br />

Luxus-SUV heute ist. Die M-Klasse<br />

kam vor 20Jahren auf 4,64 Meter.<br />

DerGLE hat zugelegt: Nuracht Zentimeter<br />

fehlen an der 5-Meter-<br />

Marke. 2,2 Tonnen wiegt die Wuchtbrumme,<br />

für die aber die Einstiegsmotorisierung<br />

ausreicht. Der Mercedes<br />

GLE 300d 4Matic, der bei<br />

Anstrengung allerdings etwas rau<br />

klingt, holt 245 PS aus einem 2-Liter-Vierzylinder.<br />

Erschiebt ordentlich<br />

und unaufgeregt vorwärts,auch<br />

der Spurt von 7,2 Sekunden von 0<br />

auf 100 km/h ist bei dem Gewicht<br />

beachtlich.<br />

DerZuwachs an Länge und beim<br />

Radstand (um acht Zentimeter)<br />

kommt natürlich auch innen an.<br />

Selbst hinten haben groß gewachsene<br />

Beifahrer keine Probleme.<br />

Genug Platz fürs Gepäck gibt es<br />

auch: 630 bis 2055 Liter schluckt der<br />

Wagen. Das alles hat seinen Preis:<br />

Ab 65 807 Euro für den 300d, beim<br />

GLE 450) dürfen es noch mal 7000<br />

Euro mehr sein.<br />

Dieser Testwagen wurde uns vonMercedes zur<br />

Verfügung gestellt. Mercedes GLE 300d 4Matic -<br />

Motor:2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit<br />

245 PS,Drehmoment: 500 Nm,<br />

Spitze: 225 km/h, 0auf 100 km/h: 7,2 Sekunden,<br />

Verbrauch: 6,1 Liter Diesel, CO 2 -Wert:<br />

161 g/km, Länge/Breite/Höhe in Millimeter:<br />

4924/1 947/1 772, Kofferraum: 630 bis<br />

2055 Liter,Preis: ab 65 807 Euro<br />

Polizeiauto oder Militär-Bulli gefällig?<br />

Die Welt der Gebrauchtwagen ist vielfältig. Eine vielleicht noch nicht jedem bekannte Option aus zweiter Hand sind ausrangierte Behördenfahrzeuge<br />

VonIngaStracke<br />

Wer hoch auf dem gelben Wagen<br />

nicht nur sitzen, sondern<br />

privat selbst fahren will, kann sich<br />

ein gebrauchtes gelbes Postauto<br />

kaufen. Auch einen gebrauchten<br />

olivgrünen Bundeswehr-Bulli oder<br />

die inzwischen nicht mehr immer<br />

„grüne Minna“ der Polizei sind Optionen.<br />

Doch damit nicht genug, es<br />

stehen auch mal Ferraris, gebrauchte<br />

U-Boote, Straßenkehrmaschinen,<br />

ein Airbus A300 oder ein<br />

ganzer Transrapid zum Angebot. Im<br />

normalen Autohaus gibt es solche<br />

gebrauchten Behördenfahrzeuge<br />

natürlich nicht.<br />

Wo es all das gibt?<br />

Die Vertriebsgesellschaft für<br />

bundeseigenes Gerät (Vebeg), das<br />

Verwertungsunternehmen des<br />

Bundes, bietet online vieles: „Bei<br />

uns bekommen Sie alles, vom Amphibienfahrzeug<br />

über den Hubschrauber<br />

bis hin zur verschlissenen<br />

Trompete“, sagt Vebeg-Geschäftsführer<br />

Oliver Jasper. Nur<br />

Panzer, Kriegsschiffe und Waffen<br />

werden nicht angeboten, hier greift<br />

das Gesetz über die Kontrolle von<br />

Kriegswaffen (KWKG). Auf der Vebeg-Seite<br />

lassen sich „Artikel des<br />

Bundes, der Länder und Kommunen,<br />

deren nachgeordneten Institutionen,<br />

der Bundeswehr sowie weiterer<br />

öffentlicher Einrichtungen<br />

und Unternehmen“ kaufen. Dazu<br />

gehören Scheinwerfer oder Schlafsäcke,<br />

aber auch mal ein orangener<br />

Tieflader-Anhänger aus dem kommunalen<br />

Dienst.<br />

In den Live-Auktionen kann man<br />

beispielsweise einen Feuerwehrwagen<br />

Mercedes 1120 AF TLF ersteigern<br />

-der Meistbietende bekommt<br />

den Zuschlag. Damit bestimmt<br />

letztendlich die Nachfrage auch den<br />

Verkaufswert.<br />

Dienstwagen des Bürgermeisters<br />

Es gibt Live-Auktionen, bei denen<br />

man die Preise sehen kann, aber<br />

auch länger eingestellte Fahrzeuge,<br />

im sogenannten „blauen Bereich“.<br />

„Dort haben wir das sogenannte<br />

„verdeckte Verkaufsverfahren“, sagt<br />

Jasper. „Der Interessent bietet den<br />

Preis, den ihm die Ware wert ist, in<br />

der Hoffnung, dass er der Meistbietende<br />

ist.“<br />

1951 gegründet, verkaufte dieVebeg<br />

ursprünglich besatzungseigene<br />

Güter, also Material der Alliierten<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg. Jasper<br />

betont: „Inzwischen bieten wir ne-<br />

Nicht nur PKW,auch ausrangierte Lkw können Interessierte kaufen.<br />

ben militärischen Gütern aus<br />

Deutschland, England oder Österreich<br />

schon lange auch Fahrzeuge<br />

aus den kommunalen Diensten an,<br />

wie beispielsweise den Dienstwagen<br />

des Bürgermeisters.“<br />

DPA<br />

Doch Achtung: Prüfen und anschauen<br />

geht, aber Probefahren in<br />

der Regel nicht. „Das hat versicherungstechnische<br />

Hintergründe, die<br />

Fahrzeuge sind normalerweise<br />

nicht mehr zugelassen. Es sind aber<br />

Ansprechpartner vor Ort da, die<br />

zum Zustand etwas sagen können“,<br />

sagt Jasper.Zur genauen Prüfung rät<br />

auch der ADAC: „Der Kauf von Behördenfahrzeugen<br />

ist oft nur für Autofahrer<br />

interessant, die gute technische<br />

Modellkenntnisse mitbringen<br />

oder einen Experten dabei haben“,<br />

sagt ADAC-Unternehmenssprecher<br />

Christian Buric.<br />

Der Zustand der Fahrzeuge ist<br />

bisweilen nicht mehr straßentauglich,<br />

wie beispielsweise bei einem<br />

Mercedes-Benz 250 GD Wolf, der als<br />

Schussziel gedient hatte und total<br />

zerlöchert war.„Grundsätzlich werden<br />

alle Fahrzeuge demilitarisiert.“<br />

Eine Lafette für das MG müsse raus,<br />

aber normale Halterungen wie beispielsweise<br />

bei einem Geländefahrzeug<br />

wie dem Steyr-Puch Pinzgauer<br />

könnten durchaus bleiben. „Sogenannte<br />

taktische Zeichen des Militärs,<br />

Feuerwehr- oder Polizei-Aufschriften<br />

müssen unkenntlich gemacht<br />

werden.“<br />

Autos muss man umbauen<br />

Philip Puls, technischer Leiter beim<br />

Tüv Süd, ergänzt: „Das Fahrzeug<br />

darf nicht den Anschein erwecken,<br />

dass es immer noch ein Behördenfahrzeug<br />

ist, es darf also keinen<br />

Amts-Charakter mehr haben.“<br />

Nicht nur Aufschriften wie „Polizei“,<br />

„Feuerwehr“ oder „112“ müssten<br />

entfernt werden. Auch Licht- und<br />

Tontechnik muss man abbauen<br />

oder unbrauchbar machen.<br />

Mit Blaulicht und Martinshorn<br />

darf man also auch mit dem eigenen<br />

Polizeiauto nicht fahren.<br />

„Leuchtfarbe oder Nachtleuchtfarbe<br />

sind genauso wenig wie retroreflektierenden<br />

Beklebungen erlaubt“,<br />

sagt Puls. Generell gilt: „Alle<br />

nicht Pkw-ähnlichen Behördenfahrzeuge<br />

brauchen eine neue Betriebserlaubnis<br />

und damit ein Gutachten<br />

nach Paragraf 21 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung.“<br />

Auch andere Stellen versteigern<br />

online oder bei Vor-Ort-Auktionen<br />

ausrangierte, beschlagnahmte Autos<br />

oder ehemalige Behördenfahrzeuge.<br />

Hinweise dazu geben beispielsweise<br />

die Internetseiten des<br />

Bundesministeriums für Finanzen,<br />

die des Finanzamts Bayern oder die<br />

der Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen.<br />

Sinnvoll ist sicher,<br />

sich regional im eigenen Bundesland<br />

auch nach solchen Möglichkeiten<br />

zu erkundigen, wie und wo<br />

solche Autos unter den Hammer<br />

kommen. (dpa)

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