Berliner Zeitung 08.12.2018
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4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 287 · 8 ./9. Dezember 2018<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Verfassungsschutz-Chef will<br />
AfD beobachten lassen<br />
Derneue Präsident des Bundesamts<br />
fürVerfassungsschutz (BfV), Thomas<br />
Haldenwang, will einem Focus-Bericht<br />
zufolge den Einsatz seiner Behörde<br />
gegen die rechte Szene in<br />
Deutschland verstärken. Haldenwang<br />
setzt sich für eine nachrichtendienstliche<br />
Beobachtung der AfD<br />
ein, wie das Magazin in seiner neuen<br />
Ausgabe berichtet. (AFP)<br />
Ermittler sollen leichteren<br />
Zugriff auf Mails bekommen<br />
Ermittler sollen zurVerfolgung<br />
schwerer Straftaten einfacher Zugriff<br />
auf E-Mails und Chat-Mitteilungen<br />
aus anderen EU-Ländernerhalten.<br />
DieJustizminister der EU-Staaten<br />
sprachen sich am Freitag in Brüssel<br />
mehrheitlich dafür aus,neue Regeln<br />
für die länderübergreifende Datenfreigabe<br />
zu schaffen. Siesehen vor,<br />
dass Dienstanbieter wie die Telekom<br />
künftig innerhalb vonzehn Tagen auf<br />
Auskunftsanträge aus dem EU-Ausland<br />
antworten müssen. In Notfällen<br />
soll sogar verlangt werden können,<br />
Informationen binnen sechs Stunden<br />
herauszugegeben. (dpa)<br />
Aus für Rettungsschiff<br />
„Aquarius“<br />
Panama hatte dem Flüchtlingsrettungsschiff<br />
„Aquarius“ die Flagge entzogen. DPA<br />
Nach massivem Druck aus der Politik<br />
stellt das Flüchtlingsrettungsschiff<br />
„Aquarius“ seine Mission im<br />
Mittelmeer endgültig ein. DieEntscheidung<br />
sei „äußerst schwierig“<br />
gewesen und die Folge „dauernder<br />
Attacken“ auf die Einsätze, erklärte<br />
am Donnerstag der Geschäftsführerder<br />
Hilfsorganisation SOS<br />
Méditerranée,Frédéric Penard. Die<br />
Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen,<br />
der zweite Betreiber der<br />
„Aquarius“, sprach voneinem<br />
„finsteren Tag“. Panama hatte der<br />
„Aquarius“ Ende September auf<br />
Betreiben Italiens die Flagge entzogen.<br />
(AFP)<br />
Resolution zur Verurteilung<br />
der Hamas vor UN gescheitert<br />
In der UN-Vollversammlung ist ein<br />
Resolutionsentwurfzur Verurteilung<br />
der radikalislamischen Hamas gescheitert.<br />
Zwar unterstützte eine<br />
Mehrheit von87Staaten am Donnerstag<br />
den vonden USA eingebrachten<br />
Entwurf, die erforderliche<br />
Zwei-Drittel-Mehrheit wurde aber<br />
verfehlt. Israels Ministerpräsident<br />
Benjamin Netanjahu lobte am Freitag<br />
dennoch, dass sich eine „große<br />
Mehrheit“ hinter den Entwurfgestellt<br />
habe. (AFP)<br />
Neue Verhaftungswelle in<br />
der Türkei<br />
Dietürkischen Behörden haben erneut<br />
Dutzende Haftbefehle gegen<br />
mutmaßliche Anhänger der Gülen-<br />
Bewegung im Militär ausgestellt.Wie<br />
die amtliche Nachrichtenagentur<br />
Anadolu am Freitag berichtete,wurden<br />
41 der 87 Haftbefehle der Staatsanwaltschaft<br />
in AnkaraamVormittag<br />
vollstreckt. Beiden Verdächtigen<br />
handelte es sich zumeist um frühere<br />
UnteroffiziereimKommando der<br />
Luftwaffe,die eine führende Rolle<br />
beim Putschversuch im Juli 2016 gespielt<br />
hatte. (AFP)<br />
Dem System den Schrecken nehmen<br />
VonRasmus Buchsteiner<br />
Wir werden HartzIVhinter<br />
uns lassen“, hatte<br />
Andrea Nahles Anfang<br />
November bei einem<br />
Debattencamp ihrer Partei angekündigt.<br />
Doch wie? Die SPD-Chefin<br />
blieb vage. Nebulös kündigte sie ein<br />
„Bürgergeld“ als neue Grundsicherung<br />
an, Zuschüsse zu Sozialabgaben<br />
und den weitgehenden Wegfall<br />
von Sanktionen. Ein Detailkonzept<br />
blieb sie schuldig.<br />
Wenn der Parteivorstand der SPD<br />
am nächsten Freitag zu seiner Klausurtagung<br />
zusammenkommt, wird<br />
die Zukunft von Hartz IV ein zentrales<br />
Thema sein. Auf der Gästeliste<br />
steht der Name eines Mannes, der<br />
dagegen kämpft, das System völlig<br />
infrage zu stellen: Detlef Scheele,der<br />
Chef der Bundesagentur für Arbeit<br />
(BA).<br />
Der Mann ist Sozialdemokrat,<br />
war früher Sozialsenator in Hamburg.<br />
Als Chef der Bundesagentur für<br />
Arbeit trägt er Verantwortung für<br />
Zehntausende Jobcenter-Mitarbeiter<br />
und registriertderen Verunsicherung<br />
angesichts der nicht nur von<br />
der SPD,sondernauch vonden Grünen<br />
befeuerten Debatte über die Abschaffung<br />
vonHartz IV.<br />
Druck aus den Landesverbänden<br />
Liebe Yael,<br />
pünktlich zum ersten Advent bin ich<br />
wieder in TelAviv gelandet, es war<br />
auch der erste Tagvon Chanukkah.<br />
Im Flugzeug saßen viele Israelis, die<br />
Stimmung war gut. Kaum hatte das<br />
Flugzeug aufgesetzt, riss eine Frau<br />
die Arme in die Luft, klatschte,trampelte,<br />
juchzte. Andere stimmten in<br />
ihren Freudengesang ein. Das Flugzeug<br />
bebte. Als wären wir auf dem<br />
Mond gelandet.<br />
Die Frau sah aus wie ein in die<br />
Jahre gekommenes Hippie-Mädchen.<br />
Keine Ahnung, was mit ihr los<br />
war, was sie genommen hatte, wie<br />
lange sie in Indien gewesen war.<br />
Aber ehrlich gesagt, glaube ich, der<br />
Grund für ihre überschwängliche<br />
Reaktion war ganz banal: Sie war<br />
froh, zu Hause zu sein.<br />
Fast jedes Mal, wenn ich nach Tel<br />
Aviv fliege, gibt es Beifall bei der<br />
Landung, können Fluggäste es<br />
kaum erwarten, von Bord zugehen<br />
und ihre Koffer abzuholen. Neulich<br />
stand ich neben einer Frau am Gepäckband,<br />
die kaum, dass sie ihren<br />
Koffer bekommen hatte, mehrere<br />
Outfits ausprobierte.Wie vor einem<br />
Date.<br />
Der schönste Moment aber ist<br />
der, wenn man den geschlossenen<br />
Teil des Ankunftsbereichs verlässt<br />
und die Flughafenhalle betritt. Hinter<br />
der Absperrung warten Scharen<br />
von Frauen, Männern, Kindern,<br />
Großfamilien. Siehaben sich schick<br />
gemacht, halten Luftballons in<br />
Herzform und Willkommens-Schilder<br />
in die Höhe. Man hat das Gefühl,<br />
mitten in eine Überraschungsparty<br />
geplatzt zu sein.<br />
Statt Hartz IV komplett abzuschaffen, setzen die Gewerkschaften auf eine Reform<br />
Mehr Geld für Kinder –auch das sieht der Entwurf des Gewerkschaftsbundes vor.<br />
Für den Auftritt bei der SPD-Klausur<br />
hat BA-Chef Scheele extraeinen<br />
TagUrlaub genommen –wohl vor<br />
allem, um seinen Genossen ins Gewissen<br />
zu reden. „Drangsalieren,<br />
das findet in den Jobcentern nicht<br />
statt“, hatte sich Scheele kürzlich<br />
erst zu Wort gemeldet und einer völligen<br />
Abschaffung der Sanktionen<br />
bei Hartz IV eine Absage erteilt.<br />
Nicht ohne Wirkung. Mancher in<br />
der SPD-Führung zweifelt bereits,<br />
ob es tatsächlich klug wäre, die<br />
Schröder'schen Arbeitsmarktreformen<br />
komplett abzuwickeln. Doch<br />
der Druck aus den Landesverbänden<br />
ist erheblich.<br />
In diese laufende Debatte hinein<br />
platzieren die Gewerkschaften nun<br />
ein neues Reformkonzept. Das Bemerkenswerte<br />
daran: Das Elf-Seiten-Papier<br />
des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
(DGB), das der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) vorliegt, sieht keinesfalls<br />
die völlige Abschaffung von<br />
Hartz IV vor, 1,6 Millionen Menschen<br />
sollen jedoch dauerhaft aus<br />
dem System herausgeholt werden.<br />
Zu den möglichen Kosten der Reformgibt<br />
es in dem Papier keine Angaben.<br />
IMAGO<br />
Der Winter beginnt<br />
TelAviv –Berlin<br />
Anja Reich<br />
Eine Kollegin findet die israelischen<br />
Flughafenbegrüßungsszenen<br />
kitschig und übertrieben, hat sie mir<br />
gesagt. Mich dagegen fasziniert es<br />
immer wieder aufs Neue, wie sich<br />
supercoole Israelis in aufgeregte Kinder<br />
verwandeln, nur weil sie wieder<br />
zu Hausegelandet sind.<br />
Nurein einziges Malhabe ich etwas<br />
Vergleichbares erlebt, auf einem<br />
Flug von Miami nach Havanna.<br />
An Bord waren Exilkubaner,<br />
beladen mit Geschenken für die Familien.<br />
Als das Flugzeug in Havanna<br />
landete, war die Hölle los. Jubel,<br />
Schreien, Lachen, Weinen. Auch mir<br />
schossen Tränen in die Augen. Ich<br />
kannte die Leute um mich herum<br />
nicht, ich wusste nicht, was sie erlebt<br />
hatten, wie schwer der Abschied<br />
von ihren Familien gewesen<br />
war, die Flucht, der Anfang in der<br />
neuen Welt. Aber ich konnte ihre<br />
Freude spüren, wieder in der Heimat<br />
gelandet zu sein –und die Wehmut,<br />
zu wissen, dass die Heimat<br />
nicht mehr das Zuhause ist.<br />
Als ich am Sonntag in Israel landete,<br />
konnte ich es kaum erwarten,<br />
in mein Viertel zu fahren, die Tür<br />
zum Haus aufzuschließen, wo mein<br />
Bett und mein Schreibtisch stehen<br />
und meine Bücher im Regal. Heimatgefühl<br />
würde ich es nicht nennen,<br />
aber es war ein neues Gefühl.<br />
Schon in Delhi auf dem Flughafen<br />
habe ich es gespürt, als ich das erste<br />
Mal seit Tagen wieder Hebräisch<br />
hörte. Und sogar ein paar Brocken<br />
verstand. Wieduweißt, lerne ich seit<br />
Zentrales Ziel des DGB ist es, Abstiegsängste<br />
zu nehmen. Unter anderem<br />
wirdeine deutlich verlängerte<br />
Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld<br />
Igefordert –auf bis zu 34 Monate.<br />
„Das Hartz-IV-System würde seinen<br />
Schrecken verlieren und die sozialstaatlichen<br />
Auffangversprechen sowie<br />
die Verbesserungen bei den vorgelagerten<br />
Sicherungssystemen<br />
würden die Ängste vieler Menschen<br />
vor sozialem Abstieg deutlich minimieren“,<br />
argumentieren die Gewerkschaften.<br />
Arbeitnehmer mit mindestens<br />
zehn Beschäftigungsjahren sollen<br />
laut dem Reformvorschlag länger<br />
Arbeitslosengeld Ibeziehen –für je<br />
zwei Jahre imJob würde demnach<br />
ein zusätzlicher Leistungsmonat<br />
gewährt. „Wer beispielsweise insgesamt<br />
20 Jahre sozialversicherungspflichtig<br />
gearbeitet hat, bekäme bis<br />
zu zehn Monate länger Arbeitslosengeld“,<br />
heißt es in dem Papier.<br />
Unter 50-Jährige erhalten nach jetziger<br />
Rechtslage Arbeitslosengeld I<br />
höchstens für ein Jahr, über 50-Jährige<br />
gestaffelt nach dem Alter bis zu<br />
zwei Jahre. Experten warnen jedoch,<br />
eine verlängerte Bezugsdauer<br />
könne ein Anreiz sein, früher aus<br />
dem aktiven Berufsleben auszusteigen.<br />
Rechtauf Weiterbildung<br />
Geht es nach dem Gewerkschaftsbund,<br />
soll künftig kein Vollzeit-Beschäftigter<br />
mehr auf die Grundsicherung<br />
angewiesen sein, nur weil<br />
er oder sie Kinder hat. Dazu wird<br />
eine massive Aufstockung von<br />
Wohngeld und Kinderzuschlag vorgeschlagen.<br />
Zudem soll der Regelsatz<br />
von aktuell monatlich bis zu<br />
416 Euro neu berechnet und ein<br />
Recht auf Weiterbildung sowie einen<br />
geförderten Arbeitsplatz eingeführt<br />
werden. Das bestehende<br />
„Sanktionsregime“ bei Hartz IV<br />
müsseüberwunden werden.<br />
DerVorstoß des DGB ist insofern<br />
bemerkenswert, weil dessen Positionen<br />
zuletzt immer wieder mehr oder<br />
weniger direkt zu SPD-Politik geworden<br />
waren –etwainder Rentenpolitik.<br />
Folgt Nahles nun den DGB-Überlegungen<br />
und erklärtsie kurzerhand<br />
zur Blaupause für eine Hartz-IV-Reform?<br />
Bundesagentur-Chef Scheele<br />
dürfte bei dem Gedanken schwindelig<br />
werden.<br />
Rasmus Buchsteiner findet:<br />
Die SPD ist in der Hartz-<br />
IV-Debatte unter Zugzwang.<br />
ein paar Monaten Hebräisch. Einmal<br />
in der Woche kommt eine freundliche<br />
ältereDame namens Zipi zu uns<br />
nach Hause, und Alex und ich werden<br />
für eine Stunde zu Erstklässlern<br />
und lernen, was: „Ich wohne in Tel<br />
Aviv.“ –„Ichtrinke Kaffee mit Milch.“<br />
– „Das Fenster ist groß“, heißt.<br />
Manchmal frage ich mich, wozu ich<br />
mir solche Mühe gebe, wenn man<br />
sich in Israel doch so gut mit Englisch<br />
durchschlagen kann und hier in<br />
Jaffa sowieso fast alle Arabisch sprechen.<br />
Aber wenigstens kann ich jetzt<br />
im Gemüseladen fragen, was die Tomaten<br />
kosten.<br />
Die letzte Stunde mit Zipi hatten<br />
wir vor drei Tagen, wir haben die<br />
Zahlen gelernt, Misrapim, und was<br />
Regen heißt: „Geschem“ und viel Regen:<br />
„harbä Geschem“. Es war der<br />
Tag, an dem es zu stürmen begann,<br />
es hat bis jetzt nicht wieder aufgehört.<br />
Unser Hof ist überschwemmt.<br />
Im Haus ist es kühl. Ich habe meine<br />
Hausschuhe in Berlin vergessen und<br />
trage Flipflops wie im Hochsommer.<br />
Mit Socken. Nicht mal der Kater hat<br />
Lust rauszugehen. Nachts ist der Regen<br />
stärker geworden. Ichwurde von<br />
einem fremden Geräusch geweckt.<br />
Es klang wie der Sekundenzeiger einer<br />
Uhr. Wirhaben keine Uhrmit Sekundenzeiger.Ich<br />
standauf und sah,<br />
wie der Regen durch die Decke ins<br />
Wohnzimmer tropfte.Tick, tick.<br />
DerHandwerker,der das Dach reparieren<br />
soll, begrüßt Alex mit Handschlag.<br />
Als ich ihm meine Hand hinhalte,dreht<br />
er sich weg.<br />
Ich glaube, in Tel Aviv hat der<br />
Winter begonnen.<br />
Deine Anja<br />
Verkaufen<br />
statt<br />
verhandeln<br />
Ex-Moderatorin von Fox wird<br />
UN-Botschafterin der USA<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Präsident Bill Clinton schickte die<br />
Ex-Sicherheitsberaterin und<br />
Georgetown-Professorin Madeleine<br />
Albright. Barack Obama beauftragte<br />
seine außenpolitische Beraterin Susan<br />
Rice.Die deutsche Kanzlerin Angela<br />
Merkel beförderte ihren langjährigen<br />
außenpolitischen Vordenker<br />
Christoph Heusgen: Der Botschafterposten<br />
bei den Vereinten<br />
Nationen gilt als äußerst anspruchsvoll<br />
–die Materie ist extrem komplex,<br />
das diplomatische Parkett vermint.<br />
Insofern überrascht es zunächst,<br />
dass US-Präsident Donald Trump<br />
nach übereinstimmenden Medienberichten<br />
eine Frau namens Heather<br />
Nauertausgewählt hat, um sein Land<br />
künftig in NewYork zuvertreten. Die<br />
48-Jährige arbeitet erst seit anderthalb<br />
Jahren im State Department und<br />
verfügt über eine sehr begrenzte außenpolitische<br />
Erfahrung. Doch die<br />
zweifache Mutter bringt etwas mit,<br />
das für Trump von entscheidender<br />
Bedeutung ist: Sie ist ihm gegenüber<br />
unbedingt loyal. Und sie hat in der<br />
Vergangenheitals Moderatorinseiner<br />
Lieblings-Fernsehsendung „Fox &<br />
Friends“ eine gute Figur gemacht.<br />
Nauerts Vorgängerin Nikki Haley,<br />
die im Oktober ihren Abschied vom<br />
Botschafteramt angekündigt hatte,<br />
war zwar auch keine außenpolitische<br />
Expertin gewesen, als sie den<br />
Posten im Frühjahr 2017 übernahm.<br />
Als ehemalige Gouverneurin von<br />
South Carolina brachte sie aber politisches<br />
Gewicht mit und entwickelte<br />
sich schnell zu einer internationalen<br />
Heather Nauerthat als Moderatorin bei<br />
„Fox &Friends“ Karriere gemacht.<br />
Ansprechpartnerin, die den blassen<br />
Außenminister Rex Tillerson in den<br />
Schatten stellte. Mehrfach –vor allem<br />
in der Russlandpolitik –vertrat<br />
sie eigene, vom Präsidenten abweichende<br />
Positionen.<br />
Unbedingte Treue<br />
Beides ist vonNauertnicht zu erwarten.<br />
Siedurfte als Sprecherin des State<br />
Departments erst unter dem neuen<br />
Amtschef Mike Pompeo in Erscheinung<br />
treten und dankt dies mit unbedingter<br />
politischerTreue.Weder muss<br />
Trump künftig mitWiderworten noch<br />
Pompeo mit Konkurrenz rechnen.<br />
Offenbar wolle Trump bei den UN lieber<br />
„eine hochkarätige Verkäuferin“<br />
haben als „jemanden, der eine wichtige<br />
Rolle bei der Festlegung vonPolitik<br />
hat“, urteilt dieNewYork Times.<br />
Tatsächlich waren inder Vergangenheit<br />
eine Reihe von Namen für<br />
den Posten gehandelt worden –<br />
darunter auch der des amerikanischen<br />
Botschafters in Deutschland,<br />
Richard Grenell, dessen Bestätigung<br />
im Kongress aber mutmaßlich auf<br />
zähenWiderstand gestoßenwäre. Im<br />
Sommer hatte Trump sogarkurzfristigventiliert,<br />
seine Tochter Ivanka in<br />
ihre Heimatstadt New York zuschicken.<br />
Doch diewinkte ab.<br />
Dass Trump nun die weitgehend<br />
unbekannte Außenamts-Sprecherin<br />
Nauert schickt, die ervor allem lobt,<br />
weil sie„seit langem eine Unterstützerin<br />
ist“, enthält als Subtext auch<br />
eine klare Botschaft an dieVereinten<br />
Nationen. Eine respektvolle Verbeugung<br />
istesnicht.<br />
AFP