<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 287 · 8 ./9. Dezember 2018 – S eite 36 * ························································································································································································································································································· Panorama LEUTE Otto Waalkes meint, dass das Alter dabei keine Rolle spiele,obman lustig sei.„Gute Komik altertgut“, so der 70- Jährige in der Rheinischen Post. Die Leute mit neuen Scherzenzum Lachen zu bringen, sei keine große Kunst, mit alten dagegen schon. Udo Lindenberg lebt getreu dem Motto„Wer bin ich und wenn ja, wieviele?“ DurcheineVereinbarung mit niemand geringerem als sich selbst habe der Panikrocker seine Alkoholsucht gebändigt. Manmüsse einfach etwas finden, das besser sei als die Droge,soder 72-Jährige im Magazin Focus.Erselbst habe die Musik und das durch die Abstinenz bessereAussehen für sich entdeckt. Undansonsten:„Die Knete kommt, Frauen kommen, Männer kommen, alles ist fantastisch. Dasist echt ein Rock’n’Roll- Leben, aber eben ohne diese Mengen. Einbisschen Eierlikör,ein bisschen fernöstliche Dingerchen, das reicht.“ Fein, aber was sind„fernöstliche Dingerchen“? Mariella Ahrens bleibt ebenfalls unkonkret. BVG-Fahrten vermeide sie, so die Schauspielerin:„Ich fühle mich in U-Bahnen nicht sicher“, so Ahrens. Warumsie sich nicht sicher fühle, sagte sie allerdings nicht. Sind es die Erkältungsviren der anderen, die sie (49) das Fürchten lehren? DerEssensgeruch des Sitznachbarn, oder gar mögliche Gewalt?Warumauch immer –sie fahredeshalb vermehrt mit dem Auto. Liebe Frau Ahrens,mit solchen Statements tragen sie weder konstruktiv zum Geschehen bei, noch bedenken Sie, dass man der Umwelt zuliebe in der Stadt auf das Auto verzichten sollte. Sofernman sich denn eines leisten kann. (mpw./mit dpa) TIERE In die U-Bahn steigt sie nur,wenn es sein muss. GETTY/RENTZ Sieht nett aus, kann aber unangenehm werden. DPA/YU FANGPING „Hallo“ scheint der Braunbär in einem chinesischen Zooden Besuchernzurufen zu wollen. Daskann er natürlich nicht, und wenn er sprechen könnte,dann würde er vielleicht eher darum bitten, freigelassen zu werden. Denn das natürliche Habitat des Braunbären (Ursus arctos) ist in der Regel das offene Gelände,Wälder und bewaldete Gebirgsregionen. DerPetz ist ein wanderfreudiger Geselle,eine Nationalität kennt er nicht und er ist nicht besonders anspruchsvoll bei der Wahl seiner Heimat. Einen Zoo würde er sich indes wohl nicht aussuchen, denn der Braunbär liebt es umherzustreifen. (mpw.) „Mein Beruffüllt mich voll aus.“ Wenn es doch nur der Berufwäre, aber nein: DerEhrgeizige unterwirft das ganzeLeben einem postkartenschönen Leitbild, zumindest aber einem lückenlosen Masterplan. Als Perfektionist duldet er keine Schwäche und damit eigentlich auch keinen anderen Menschen neben sich, seine Mission ist die bedingungslose Selbstvollendung (Top-Management, Halo-Jumping, TQM-Buddhismus) und der Hass auf jeden Kompromiss.Eroder sie wird sich mit dem Partner arrangieren, auch in eine gemeinsameWohnung ziehen, sich sogar gut mit den Schwiegerelternverstehen –und nebenbei weitersuchen. (schl.) Die Sportliche Der Ehrgeizige „Man trifft mich häufig im Gym.“ Das ist eine Untertreibung –den sportlichen Typen findet man immer im Fitnessstudio. Dort wird die körperliche Fron an den Eisen und auf den Steppern weit über die Grenzen der Gesundheit hinaus zur sinnstiftenden Betätigung. Alles wird unter dem Aspekt der Fitness und Kalorienreduktion betrachtet, da wird der Sex zum Leistungssportund jedes romantische Dinner zum Low-Carb-Spießrutenlauf. Natürlich duldet der sportliche Type auch keine Ausflüchte, Muskelfaserrisse und ausgekugelte Gelenke bedeuten für ihn nur Drückebergerei. (mpw.) Der Zögerliche „Trotz vieler Enttäuschungen hoffe ich immer noch, endlich meine Traumfrau zu finden.“ Bei der Partnersuche sind die Statusjäger und Empfindsamen gleichermaßen als die großen Verzögerer gefürchtet –weil nichts und niemand gut genug für sie ist, weder für den Trophäensammler (Aussehen, Bildung, Erfolg) noch für den Zartbesaiteten (Gefühl, Innigkeit, Einssein). Sie sind die Dauerenttäuschten, in endlosen Chats verschieben sie immer wieder das Date, lassen andere zappeln und feiern das als ihren kleinen schäbigen Triumph. (schl.) „Ach, wie süüüüß!!!!“ Der Humorvolle „Ich nehme mich selber nicht so ernst.“ Ja, genau das ist die Krux. Datet man jemanden, dessen Alleinstellungsmerkmal der Humor ist, dann wird schnell klar,dass alles und jedes durch den Witze-Filter muss.Der Humorvolle ist nämlich in der Regel jemand, der sein Dauergescherz dazu missbraucht, Menschen auf Abstand zu halten. Egal, wie ernst oder romantisch die Situation wird, er wird einen Witz machen, um Gefühle zu relativieren.WasamAnfang noch für einen heiteren Abend sorgt, wirdsoauf die Dauer zum nervenzerrenden Geplänkel und im schlimmsten Falle verletzend –Sie trauernumihrenEx, er sagt: „Ist doch super,bist du frei für mich.“ Viel Spaß! (mpw.) Vorsicht, Falle! Sie wollen sich wieder verlieben? Schön! Wirhaben sechs typische Kandidaten, um die man beim Dating einen großen Bogen machen sollte Die Niedliche Der Gockel „Mich kann man nicht beschreiben, mich muss man erleben!“ Vorwegsollten wir uns eingestehen, dass vonder schnöden <strong>Zeitung</strong>sannonce („vermögender Herr“) bis zum reißerischen Partnerportal („dauergeile Schmusekatze“) geflunkertund gelogen, alsoWerbung in eigner Sache betrieben wird. Beim Gernegroß allerdings dient die ganze Beeindruckungsgockelei (Waschbrettbauch, Oxford-Abschluss,Cabrio-Fahrer) vorallem dem Zweck, beim Gegenüber den Impuls zum Nach- und Hinterfragen zu ersticken, damit er ungestörtsobleiben kann, wie er ist. Kurzum, der Blender ist ein schnell überforderter,veränderungsschwacher,entscheidungsängstlicher,nachdenkfauler Mainstreamspießer,der auf dicke Hose macht und sich damit dieWelt vom Halse schafft. (schl.) Esgibt ihn wirklich noch den Frauentyp,der eine hausbackene Form der Niedlichkeit pflegt. Anhängerinnen dieses verzopften Gehabes klimpernauch noch jenseits der 50 kokett mit den Lidernund haben beim digitalen Dating gerne Aliasse wie „Sternenschnecke1965“ oder „Deine_Diddlmaus“. Wie bei allen anderenPhänotypen des Stelldicheins ist das zuerst einnehmend und dann enervierend. Jeden Satz in einem ritualisierten Kichern enden zu lassen und schnuteziehend Dinge zu kommentieren, ist süß. Wenn man 15 ist. Ab 30 indes wird esalbern, dann tragisch. Dasselbe gilt für Rocklängen weit oberhalb des Knies,Bärchenpulloverzum Fest und Ugg-Boots mit Strassbesatz. (mpw.) GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO (7) NACHRICHTEN 13 Tote bei Banküberfall in Brasilien Beieinem versuchten Banküberfall in Brasilien sind mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Laut lokalen Medien blockierten die Bankräuber eine Straße mit einem Lastwagen und stoppten das Auto einer Familie,die sie als Geiseln nahmen. Es kam zu einem fast 20 Minuten dauernden Schusswechsel mit der Polizei, durch den die Familie und weitereMenschen getötet wurden. (AFP) Krankenkasse muss Behandlung in USA bezahlen Diegesetzlichen Krankenkassen müssen unter Umständen auch sehr hohe Kosten für eine Behandlung im Ausland bezahlen. Dasentschied das Sozialgericht Bremen zugunsten eines lebensbedrohlich kranken Jugendlichen in einem am Freitag veröffentlichten Urteil, bei dem es um eine 300 000 Euro teureBehandlung in den USA ging. DerJugendliche wurde mit einem schweren Herzfehler geboren und litt als Folge auch an einer seltenen Erkrankung, einer Bronchitis fibroplastica. 2016 stellte ein Arzt aus Philadelphia in den USA in einer medizinischen Fachzeitschrift eine neue Behandlungsmethode vor. Als die Elterndes Jugendlichen davon erfuhren, beantragten sie die Kostenübernahme für eine Behandlung in den USA. Alle deutschen Kliniken und Ärzte des Jungen befürworteten dies,ebenso der Medizinische Dienst der Krankenversicherung. (AFP) Weihnachtsmarktbesucher greift zu Pfefferspray Nicht nur besinnlich: der Weihnachtsmarkt in Leipzig. DPA/WALTRAUD GRUBITZSCH Nach einem Streit um den letzten Baumstriezelaneinem Leipziger Weihnachtsmarktstand hat ein Mann Pfefferspray versprüht. Opfer war eine 27-Jährige.Sie stand als erste in der Schlange vordem Verkaufsstand, als dortder letzte Baumstriezelüber die Theke gehen sollte.Damit waren drei ebenfalls wartende Männer nicht einverstanden. Sieforderten die 27-Jährige auf, ihnen das Naschwerkzuüberlassen und kündigten andernfalls den Einsatz vonPfefferspray an. DieLeipzigerin ließ sich jedoch nicht einschüchtern. DieMänner verließen daraufhin aufgebracht den Verkaufsstand, wobei einer vonihnen Pfefferspray in die Luft über der verdutzten Kundin sprühte. Er muss sich nun mit einer Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung auseinandersetzen. (dpa) 14-Jähriger will Schwester zur Schule fahren –Unfall Ein14-Jähriger hat im hessischen Eschwege seine 18 Jahre alte Schwester mit dem Auto zur Schule fahren wollen und dabei einen schweren Unfall gebaut. Der38-jährige Fahrer des zweiten Wagens,dessen 14-jährige Beifahrerinund die Schwester des Unfallverursachers wurden leicht verletzt. (dpa)
MAGAZIN Hello again! Vor50Jahren begann in Berlin die Karriere eines jungen Mannes aus Südafrika. Er wurde Deutschlands liebster Schlagersänger. Ein Gespräch mit dem unverwüstlichen Howard Carpendale Seiten 2/3 Unter dem Mistelzweig Für immer 13 Die Geschenktipps der Redaktion Seiten 4/5 Kleine Trommler, große Lieder ... küsst es sich am besten in der Weihnachtszeit. Wasdie Wunderpflanze außer Glück bringen noch alles kann Seite 6 Junge Leser lieben Comic-Romane wie „Gregs Tagebuch“. Warum eigentlich? Das haben wir Jeff Kinney gefragt, der Greg erfunden hat Seite 7 Die meisten Weihnachts-Popsongs sind schauerlicher Kitsch. Bei einigen wenigen brennen jedoch Kerzen und Herzen gleichermaßen Seite 10 IMAGO/ROBA SCHWEIGMANN