Berliner Zeitung 26.11.2018
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Anders leben: Ein Sportwagendesigner entwirft jetzt Lastenräder – Berlin Seite 13<br />
Heute mit<br />
Stadt-<br />
Geschichte<br />
Seite 10<br />
0°/4°<br />
Meist wolkig<br />
Wetter Seite 2<br />
Der neue Spreewaldkrimi<br />
mit Nadja Uhl<br />
Feuilleton Seite 23<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Das Bundesliga-Gefühl:<br />
Union gegen den HSV<br />
Sport Seite 18<br />
Montag,26. November 2018 Nr.276 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Endlich Glühwein:<br />
Katja Berlins Kolumne<br />
Meinung Seite 8<br />
Literaturnobelpreis<br />
Die<br />
Jurorin aus<br />
Neukölln<br />
VonHarry Nutt<br />
Sie liest und schreibt Gedichte,<br />
aber bislang nur für sich. Zu eigenen<br />
Veröffentlichungen wird die 27-<br />
jährige schwedische Literaturkritikerin<br />
Rebecka Kärde in den nächsten<br />
Monaten wohl auch keine Gelegenheit<br />
finden. Die seit etwa vier Jahren<br />
in Neukölln lebende und an der<br />
Humboldt-Universität für ein Master-Studium<br />
eingeschriebene Studentin<br />
muss zunächst<br />
einmal<br />
den Nobelpreis<br />
retten. Zumindest<br />
den für Literatur,der<br />
vonder<br />
Schwedischen<br />
Akademie in<br />
Stockholm ver-<br />
Rebecka Kärde,<br />
schwedische<br />
Literaturkritikerin<br />
geben wird. In<br />
diesem Jahr<br />
musste die traditionell<br />
im Oktober<br />
stattfindende Preisbekanntgabe<br />
abgesagt werden, weil die Akademie<br />
und deren 18 Mitglieder, die in das<br />
einst ehrwürdige Gremium eigentlich<br />
auf Lebenszeit berufen sind, sich<br />
heillos in Vorwürfe um Korruption<br />
und sexuellen Missbrauch verstrickt<br />
hatten, die gegen den Ehemann eines<br />
Jury-Mitglieds erhoben wurden.<br />
Es hagelte Rücktrittsforderungen<br />
und freiwillige Demissionen, und<br />
noch immer kann man in derWelt, in<br />
der man Bücher liest, nicht sicher<br />
sein, ob für 2018 noch ein Preisträger<br />
nachgereicht werden wird. Die Zukunft<br />
des Literaturnobelpreises ist<br />
weiter ungewiss,deshalb hat ja kürzlich<br />
das Telefon bei der jungen<br />
Schwedin in Berlin geklingelt. Rebecka<br />
Kärde gehört zu den externen<br />
neuen Juroren, mit deren Hilfe sich<br />
die beschädigte Akademie frischen<br />
Wind und eine erhöhte Akzeptanz<br />
verschaffen will. Warum ausgerechnet<br />
durch sie,weiß Kärde auch nicht.<br />
Im Interview mit der Tageszeitung<br />
Die Welt hat Kärde versichert,<br />
dass sie keine persönlichen Kontakte<br />
zur Akademie habe. Soviel Absicherung<br />
muss inzwischen wohl sein. Da<br />
die für die schwedische Tageszeitung<br />
Dagens Nyheter schreibende Journalistin<br />
aber bereits einen Kritikerpreis<br />
der Akademie erhalten hatte,<br />
verfügte man dort wohl auch über<br />
ihreTelefonnummer.<br />
Rebecka Kärde ist sich der ihr<br />
plötzlich zugewachsenen Verantwortung<br />
durchaus bewusst. Sie<br />
räumt ein, dass die Aufgabe eine<br />
Überforderung sei. Aber das wäresie<br />
wohl auch für erfahrenere Literaturprofis.Erste<br />
Gehversuche als Kritikerinhat<br />
sie im Kulturteil des schwedischen<br />
Blattes Arbetaren unternommen,<br />
einer kleinen Gewerkschaftszeitung.<br />
Als Lieblingsautoren nennt<br />
sie Thomas Bernhard und Elias Canetti,<br />
und die Vergabe des Literaturnobelpreises<br />
an den Musiker Bob<br />
Dylan hält Kärde zumindest für problematisch.<br />
„Rein als Dichter betrachtet“,<br />
gestand sie der Welt, „ist er<br />
ziemlich mies.“ Für den bevorstehenden<br />
Trubel setzt sie auf ihren klaren<br />
Kopf und die Anonymität des<br />
<strong>Berliner</strong> Großstadtlebens.<br />
Start-ups gegen den Heimatminister<br />
Unternehmen und Politiker kritisieren die Plakat-Kampagne zur freiwilligen Rückkehr von Asylbewerbern<br />
VonMarkus Decker und Stefan Strauß<br />
Yann Leretaille ist wütend,<br />
und deshalb hat der 27-jährige<br />
Geschäftsführer des<br />
<strong>Berliner</strong> Start-ups 1aim<br />
eine E-Mail an das Bundesministerium<br />
von Horst Seehofer (CSU) geschrieben,<br />
zuständig für Inneres,<br />
Bauund Heimat.<br />
Mit dem Slogan „Dein Land.<br />
Deine Zukunft. Jetzt!“ wirbt die Behörde<br />
derzeit bundesweit dafür,<br />
dass Asylbewerber freiwillig in ihre<br />
Herkunftsländer zurückkehren. Die<br />
Plakate hängen in Großstädten wie<br />
Berlin. Mehrsprachig und mit den<br />
Flaggen vieler Länder steht dort:<br />
„Bis zum 31.12. gibt es für freiwillige<br />
Rückkehrer für bis zu zwölf Monate<br />
die Möglichkeit einer Übernahme<br />
von Wohnkosten.“ Im Gegenzug<br />
müssen die Flüchtlinge ihren Asylantrag<br />
zurückziehen und auf alle rechtlichen<br />
Mittel verzichten, „die auf eine<br />
Sicherung des Verbleibs in der Bundesrepublik<br />
Deutschland oder einer<br />
Einreise hierher gerichtet sind“, fordert<br />
die Behörde. Sollten sie erneut<br />
nach Deutschland zurückkehren,<br />
müssen sie alle erhaltenen Beträge<br />
zurückzahlen.<br />
Geld statt Asyl –auf diesen umstrittenen<br />
Deal reagieren Politiker,<br />
Flüchtlingshelfer und Unternehmer<br />
wie Yann Leretaille empört. Leretaille<br />
hat Seehofers Ministerium aufgefordert,<br />
die Kampagne „schnellstmöglich<br />
abzubrechen“ und die Plakate<br />
zu entfernen. „Ich bin mir nicht<br />
sicher, obIhnen klar ist, was für einen<br />
Schaden diese Kampagne anrichtet“,<br />
schreibt er.ImGespräch mit<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erzählt der<br />
Jungunternehmer mit deutsch-französischen<br />
Wurzeln: „Alle Migranten<br />
dieser Stadt fühlen sich von der<br />
Kampagne angesprochen. Siehaben<br />
das Gefühl, hier nicht erwünscht zu<br />
sein.“ Viele der Plakate sind mittlerweile<br />
beschmiert und mit Farbbeuteln<br />
beworfen worden. „Refugees<br />
welcome“ steht auf manchen –als<br />
Zeichen des Protests.„Geld und Zeit<br />
dieser Kampagne hätte man lieber in<br />
die Integration stecken sollen“, sagt<br />
Berlins Integrationssenatorin Elke<br />
Breitenbach (Linke) der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Viele Geflüchtete können wegen<br />
der unsicheren Lage in ihren<br />
Heimatländern derzeit gar nicht zurückkehren.<br />
Dasist CSU-getriebener<br />
Populismus.“<br />
Auch die Flüchtlingshilfsorganisation<br />
Pro Asyl kritisiert die Kampagne.<br />
„Ich bezweifle, dass das einen<br />
Sinn hat. Es wird nicht funktionieren“,<br />
sagte Karl Kopp, Leiter der Europa-Abteilung<br />
von Pro Asyl dieser<br />
<strong>Zeitung</strong>. Viele Migranten empfänden<br />
das in dieser Penetranz als Affront.<br />
„Das macht nur Sinn, wenn<br />
Menschen freiwillig etwas aufbauen<br />
wollen und ihreHerkunftsländer befriedet<br />
sind.“ Stattdessen verschlechtere<br />
sich die Menschenrechtslage<br />
in vielen Herkunftsländern.<br />
Zudem seien die vomBundes-<br />
Gesprühter Protest: Ein Plakat am U-Bahnhof Weinmeisterstraße in Mitte. THOMAS UHLEMANN<br />
ministerium in Aussicht gestellten<br />
Summen „allzu kümmerlich“.<br />
Yann Leretaille protestiert auch<br />
deshalb gegen die Kampagne, weil<br />
ein Großteil seiner Beschäftigten aus<br />
dem Ausland stamme, aus Ländern<br />
wie Brasilien, Taiwan, Kanada und<br />
Russland. Das Start-up arbeitet im<br />
Bereich Gebäudevernetzung, die<br />
Mitarbeiter sind hoch qualifizierte<br />
Ingenieure. Die Plakate hätten sie<br />
verwirrt, sie hätten gefragt, ob sie<br />
Goodbye<br />
Ein historischer Tag:<br />
Die Europäische Union lässt<br />
Großbritannien ziehen.<br />
Seiten 2und 8<br />
jetzt Deutschland verlassen müssten.<br />
„Diese Kampagne ist völlig unangebracht<br />
für Flüchtlinge“, sagt<br />
Yann Leretaille. Und nicht nur das:<br />
Sie wirke sich auch auf Berlin als Innovationsstandort<br />
„katastrophal“<br />
aus.„Ichhätte ein solches Niveau an<br />
Fremdenfeindlichkeit vom Bund<br />
nicht erwartet“, sagt Leretaille.<br />
Dabei ist das Programm nicht<br />
neu. Vielmehr gibt es Hilfen bei der<br />
freiwilligen Ausreise schon seit 1990.<br />
Flüchtlinge, die Deutschland aus<br />
freien Stücken verlassen, durften<br />
bisher einen Zuschuss von 1 200<br />
Euro erwarten. Ab September 2018<br />
folgte nochmals ein Bonus, mit dem<br />
das Bundesministerium nun wirbt.<br />
DerHilfssatz steigt bis Ende Dezember<br />
um 1000 Euro für Einzelpersonen.Vierköpfige<br />
Familien dürfen mit<br />
bis zu 3000 Euro zusätzlich rechnen.<br />
Mit dem Geld sollen etwa die Miete,<br />
Bau- und Renovierungsarbeiten im<br />
Heimatland gefördert werden. Die<br />
Hilfsprogramme waren bisher nicht<br />
besonders erfolgreich. 2016 haben<br />
laut Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge 54 006 Rückkehrer die<br />
Zuschüsse für ihre Ausreise genommen,<br />
2017 waren es noch 29 522 Personen<br />
und 2018 lediglich 14 183.<br />
Yann Leretaille will nun mit anderen<br />
Start-up-Gründern und internationalen<br />
Firmen in Berlin einen Brief<br />
auf einer eigens erstellten Internetseite<br />
veröffentlichen und somit öffentlich<br />
gegen die Plakat-Aktion protestieren.<br />
„Diese Kampagne betrifft<br />
uns alle“, sagt er. „Und jelänger sie<br />
läuft, desto größer wirdder Schaden<br />
für Berlin, für seine internationale<br />
Kultur und für alle Menschen, die in<br />
dieser Stadt zusammenleben.“<br />
DPA/WOLFGANG KUMM<br />
Rückkehr von<br />
Hubertus Knabe<br />
unterbunden<br />
Gedenkstätten-Stiftungsrat<br />
beruft Direktor ab<br />
VonElmar Schütze<br />
ImStreit um den langjährigen Leiter<br />
der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen,<br />
Hubertus Knabe,<br />
hat sich der Stiftungsrat am Sonntag<br />
zu energischem Vorgehen entschlossen.<br />
In einer außerordentlichen Sitzung<br />
wurde Hubertus Knabe mit sofortiger<br />
Wirkung als Vorstand und Direktor<br />
der Gedenkstätte abberufen.<br />
Dasgehtaus einer Mitteilung der Senatskulturverwaltung<br />
vom Sonntagabend<br />
hervor.<br />
DieklareReaktion des Stiftungsrates<br />
erfolgte, nachdem Hubertus<br />
Knabe vordem Landgericht am Freitag<br />
in einer Eil-Entscheidung eine<br />
Einstweilige Verfügung gegen seine<br />
Freistellung vom Dienst erreicht<br />
hatte.Damit war die Möglichkeit entstanden,<br />
dass Knabe an diesem Montag<br />
in der Gedenkstätte erscheinen<br />
und seine Tätigkeit vorläufig hätte<br />
wieder aufnehmen können. Demsoll<br />
der Beschluss des Stiftungsrates entgegenwirken.<br />
Als Begründung wird angeführt,<br />
nach Abschluss der Untersuchungen<br />
habe der Stiftungsrat diverse<br />
Rechtsverstöße festgestellt, „die<br />
gleichzeitig Pflichtverletzungen als<br />
Vorstand darstellen, sowie eine Zerrüttung<br />
des Vertrauensverhältnisses<br />
zwischen Stiftungsrat und Vorstand<br />
in einem Maße festgestellt, dass die<br />
weitereWahrnehmung des Amts als<br />
Vorstand durch Herrn Dr. Hubertus<br />
Knabe ausschließt“.<br />
Die Kulturbeauftragte der Bundesregierung,<br />
Monika Grütters,<br />
CDU, wird gebeten, umgehend das<br />
Ausschreibungs- und Nachbesetzungsverfahren<br />
einzuleiten. Bis zu<br />
dessen Abschluss wird Jörg Arndt,<br />
bis vorkurzemstellvertretender Vorstand<br />
und Verwaltungsleiter der Stiftung<br />
Zentral- und Landesbibliothek,<br />
zum Vorstand und Direktor der Gedenkstätte<br />
bestellt. Gegen dieergangene<br />
Einstweilige Anordnung seien<br />
Rechtsmittel eingelegt worden.<br />
Hintergrund der Freistellung und<br />
Kündigung Knabes war,dassernach<br />
Ansicht des Stiftungsrates nicht entschieden<br />
genug gegen sexistische<br />
Verhaltensweisen unter anderem<br />
seines Stellvertreters gegenüber Mitarbeiterinnen<br />
der Gedenkstätte vorgegangen<br />
war.<br />
Berlin Seite 9<br />
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11048
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Tagesthema<br />
Brexit<br />
Die EU verabschiedet sich von Großbritannien –das Austrittsabkommen ist gebilligt. Nun beginnt das bange Warten<br />
auf das Votum des britischen Parlaments. Dort ist keine Mehrheit für den Deal in Sicht<br />
Die Folgen<br />
Ein Vertrag,<br />
der jeden<br />
betrifft<br />
Mit dem Brexit am 29. März<br />
2019 ändert sich im Alltag<br />
im besten Fall erstmal gar nichts.<br />
Der beim Sondergipfel gebilligte<br />
Austrittsvertrag der EU mit Großbritannien<br />
sieht eine Übergangszeit<br />
bis mindestens Ende 2020<br />
vor. Das gilt aber nur, wenn der<br />
Pakt auch ratifiziertwird. Wasbedeutet<br />
das Vertragspaket...<br />
... für Bürger und Unternehmen?<br />
Zentral ist die Übergangsphase<br />
bis Ende 2020. Siekann einmal<br />
bis Ende 2022 verlängertwerden.<br />
In dieser Zeit bleibt Großbritannien<br />
im EU-Binnenmarkt und<br />
in der Europäischen Zollunion,<br />
alle EU-Regeln gelten weiter.<br />
Würde der Vertrag nicht rechtzeitig<br />
vor Ende März ratifiziert, gäbe<br />
es keine Übergangsfrist und es<br />
drohte ein abrupter Bruch, unter<br />
anderem mit langen Wartezeiten<br />
am Zoll und großer Unsicherheit.<br />
... für EU-Bürger in Großbritannien<br />
und Briten in der EU?<br />
DerVertrag sichert zu, dass die<br />
mehr als drei Millionen EU-Bürger<br />
in Großbritannien und eine Million<br />
Briten auf dem Festland auch<br />
nach der Übergangsphase so weiterleben<br />
können wie bisher. Das<br />
betrifft unter anderem ihr Recht<br />
auf Aufenthalt, Erwerbstätigkeit,<br />
Familiennachzug und auf Ansprüche<br />
an die Sozialkassen. Träte der<br />
Vertragnicht in Kraft, würde diese<br />
Rechtssicherheit fehlen.<br />
... für Irland und Nordirland?<br />
Im Vertrag ist garantiert, dass<br />
die Grenze zwischen dem EU-<br />
Staat Irland und dem britischen<br />
Nordirland offen bleibt. Für den<br />
Fall, dass es nicht gelingt, eine<br />
dauerhafte Lösung zu finden,<br />
müsste die Republik Irland eigentlich<br />
die neue EU-Außengrenze<br />
kontrollieren. Eine solche Teilung<br />
der irischen Insel widerspräche<br />
aber dem Karfreitagsabkommen<br />
von 1998, das Jahrzehnte der Gewalt<br />
in Nordirland beendete.<br />
... für den europäischen Steuerzahler?<br />
Großbritannien sagt im Vertrag<br />
zu, für finanzielle Pflichten aus der<br />
Zeit seiner EU-Mitgliedschaft einzustehen.<br />
Geschätzt geht es um 45<br />
Milliarden Euro,die noch vonLondon<br />
an Brüssel fließen. Ohne den<br />
Vertrag müssten EU-Steuerzahler<br />
einspringen. (dpa)<br />
Der erste Schritt ist geschafft, nun muss die britische Premierministerin Theresa Mayhoffen, dass man auch in ihrer Heimat dem Austrittsvertrag zustimmt.<br />
Nach Feiern war niemandem<br />
zumute. „Es ist tragisch,<br />
dass Großbritannien<br />
nach 45 Jahren die<br />
Europäische Union verlässt“, sagte<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel, als<br />
der historische EU-Sondergipfel zum<br />
Brexit am Sonntagmittag nach zwei<br />
Stunden vorbei war.Auch Kommissionspräsident<br />
Jean-Claude Juncker<br />
sprach von einem „traurigen Tag. Er<br />
bringt mich nicht in Hochstimmung.“„Niemand<br />
gewinnt etwas,wir<br />
verlieren alle“, betonte der niederländische<br />
Premier Mark Rutte.<br />
Die EU nimmt Abschied. Zum<br />
ersten Mal inihrer Geschichte. Am<br />
29. März 2019 endet die Mitgliedschaft<br />
des Vereinigten Königreiches.<br />
Doch Zeit für Trauerarbeit bleibt der<br />
Gemeinschaft nicht. Denn ob es<br />
wirklich –wie Merkel sagte –zueinem<br />
„Austritt in geordneten Verhältnissen“<br />
kommt, steht in den Sternen.<br />
Vermutlich am 10. Dezember entscheidet<br />
das britische Parlament.<br />
Eine Mehrheit von Premierministerin<br />
Theresa May ist nicht in Sicht –<br />
obwohl sie in den vergangenen Tagen<br />
einen Strategiewechsel vollzogen<br />
hat und vermehrtandie Öffentlichkeit<br />
geht. „Ein neues Kapitel in<br />
unserem Leben beginnt“, schrieb sie<br />
in einem „Brief an die Nation“, der<br />
am Wochenende in mehreren <strong>Zeitung</strong>en<br />
auf der Insel veröffentlicht<br />
wurde. AmSonntag nutzte sie ihre<br />
Pressekonferenz in Brüssel für eine<br />
Botschaft an ihre Landsleute: „Ich<br />
werde mich mit ganzem Herzen für<br />
diese Vereinbarung einsetzen.“<br />
Dann zählte sie auf, was nun erreicht<br />
würde –„alles im britischen Interesse“:<br />
„Erstens gibt es keine Freizü-<br />
Ein trauriger<br />
Tag<br />
„Niemand gewinnt etwas,<br />
wir verlieren alle.“<br />
gigkeit mehr, sondern wir können<br />
uns die Immigranten danach aussuchen,<br />
ob wir sie brauchen… Zweitens<br />
werden die Zahlungen an die<br />
EU beendet und wir können 395 Millionen<br />
Pfund (441 Millionen Euro),<br />
die wir proWoche nach Brüssel überwiesen<br />
haben, in unser Gesundheitssystem<br />
stecken… Drittens haben<br />
wir die Hoheit über unsere Gesetze<br />
wieder.“ Es waren die gleichen<br />
Positionen und (falschen) Zahlen,<br />
die die Brexit-Befürworter so lange<br />
heruntergebetet haben, bis im Juni<br />
2016 eine knappe Mehrheit der Briten<br />
für den Austritt aus der EU<br />
stimmte. Doch an diesem Sonntag<br />
durften die Staats- und Regierungschefs<br />
nicht widersprechen. „Das ist<br />
VonDetlef Drewes, Brüssel<br />
Mark Rutte, Ministerpräsident der Niederlande,<br />
zum Ausscheiden Großbritanniens aus der EU<br />
der beste und einzige Deal“, hieß es<br />
immer wieder. Der österreichische<br />
Bundeskanzler,Sebastian Kurz –erist<br />
im Rahmen der halbjährlichen wechselnden<br />
Ratspräsidentschaft derzeit<br />
auch EU-Vorsitzender –, wurde noch<br />
deutlicher: „Wichtig ist, dass sich jeder<br />
in Großbritannien bewusst ist,<br />
dass das Ergebnis, das jetzt vorliegt,<br />
auch das Ergebnis ist“, sagte er. „Es<br />
wirdsicher nicht nachverhandelt und<br />
es gibt auch keinen weiteren Spielraum.“<br />
Wirklich nicht? „Von mir bekommen<br />
sie auf eine spekulative<br />
Frage keine Antwort“, sagte Merkel.<br />
Kommissionspräsident Jean-Claude<br />
Juncker konterte eine ähnliche „Was<br />
wäre, wenn…“-Frage gar mit dem<br />
Bonmot: „Wenn der Esel eine Katze<br />
GETTY IMAGES/SEAN GALLUP<br />
wäre, würde er sich täglich in der<br />
Baumkrone aufhalten.“ EU-Chefunterhändler<br />
Michel Barnier versuchte<br />
es dagegen sachlicher: „Wir haben<br />
immer mit den Briten gearbeitet, nie<br />
gegen sie.“ Fazit: Bei den 27 Staatsund<br />
Regierungschefs geht die Angst<br />
vor einer Ablehnung des Deals im<br />
Londoner Unterhaus um.<br />
Da versuchte man es am Sonntag<br />
doch lieber mit Ausblicken in eine rosige<br />
Zukunft, wie sie in der ebenfalls<br />
gebilligten 26-seitigen politischen Erklärung<br />
enthalten ist. „Großbritannien<br />
wird nie ein Drittstaat wie andere<br />
sein“, meinte Juncker. Die jetzt<br />
beschlossenen Dokumente zeigten,<br />
dass die künftigen Beziehungen zum<br />
Vereinigten Königreich „eine noch<br />
nie dagewesene Intensität zu einem<br />
Drittstaat haben werden“, gab sich<br />
die Bundeskanzlerin sicher.Und Parlamentspräsident<br />
Antonio Tajani<br />
kündigte bereits an, die europäische<br />
Volksvertretung werde„spätestens im<br />
Februar“ die Austrittsabkommen ratifizieren.<br />
DieEUgab sich zumindest<br />
an diesem Sonntag alle Mühe, den<br />
Briten zu signalisieren, dass sie zustimmen<br />
sollten. Befürchtungen, angesichts<br />
der geplanten Übergangsfristen<br />
bis Ende 2020 (sie kann bis<br />
Ende 2022 noch einmal verlängert<br />
werden) handele es sich um keinen<br />
„richtigen“ Brexit, wies Merkel sogar<br />
ausdrücklich zurück: „Natürlich ist<br />
das eine Trennung“ –und sie zählte<br />
dann eine ganze Liste von Bereichen<br />
auf, in denen die Insulaner künftig<br />
auf eigenen Füßen stehen werden. Im<br />
Übrigen würden die eigentlichenVerhandlungen<br />
ja erst beginnen, wenn<br />
es um die künftigen Beziehungen<br />
und ein Freihandelsabkommen geht.<br />
Deutsche Stimmen<br />
„Jetzt<br />
ist London<br />
am Zug“<br />
VonMarina Kormbaki<br />
InDeutschland ist die Annahme<br />
des Brexit-Vertrags durch die<br />
verbleibenden 27 EU-Mitgliedstaaten<br />
auf Erleichterung gestoßen.<br />
„Die EU hat in den Verhandlungen<br />
mit Großbritannien bewiesen,<br />
dass sie auch in schweren<br />
Stunden Einigkeit und Zusammenhalt<br />
bewahren kann“, sagte<br />
Achim Post, stellvertretender Vorsitzender<br />
der SPD-Bundestagsfraktion.<br />
„Das ist ein starkes Zeichen<br />
und macht Mut, dass sich<br />
die EU künftig auch bei anderen<br />
Herausforderungen nicht auseinanderdividieren<br />
lässt.“ „Brüssel<br />
hat vorgelegt, jetzt ist London am<br />
Zug“, betonte der SPD-Politiker.<br />
Beim Blick in die nähere Zukunft<br />
überwiegt allerdings Skepsis.<br />
Der FDP-Europaexperte Alexander<br />
Graf Lambsdorff äußerte Zweifel<br />
daran, dass die britische Premierministerin<br />
Theresa May bei<br />
der für den Dezember geplanten<br />
Abstimmung über das Brexit-Abkommen<br />
im britischen Parlament<br />
eine Mehrheit erhalten wird.<br />
Pflicht erfüllt<br />
„Mitleid mit May wäre aber fehl<br />
am Platz, schließlich hat sie sich<br />
dieses Schlamassel durch willkürlich<br />
vorgezogene Neuwahlen<br />
selbst eingebrockt“, sagte Lambsdorff.<br />
Die EUhabe ihre Pflicht erfüllt.<br />
„Vom Kontinent aus können<br />
die europäischen Staats- und Regierungschefs<br />
jetzt nicht mehr<br />
tun, als die Entscheidung des Unterhauses<br />
abzuwarten und an die<br />
Vernunft der britischen Abgeordneten<br />
zu appellieren.“ Hier sieht<br />
Lambsdorff die Sozialdemokraten<br />
in besonderer Verantwortung: „Sie<br />
sollten die pro-europäischen Labour-Abgeordneten<br />
ermuntern,<br />
sich den Aufrufen ihrer Parteiführung<br />
zu widersetzen und klar für<br />
ein EU-Abkommen eintreten.<br />
Denn die Leidtragenden eines<br />
‚No-Deals‘ wären vor allem die<br />
Bürgerinnen und Bürger auf beiden<br />
Seiten des Ärmelkanals.“<br />
Katja Leikert, stellvertretende<br />
Vorsitzende der Unionsfraktion im<br />
Bundestag, sieht in dem Abkommen<br />
„das bestmögliche Ergebnis<br />
unter sehr schwierigen Umständen“.<br />
„Klar ist allerdings: Nach der<br />
aus unserer Sicht falschen Grundsatzentscheidung<br />
für den Brexit<br />
konnte es keine perfekte Lösung<br />
geben“, so die CDU-Politikerin.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute ist der Himmel verbreitet wolkenverhangen. Zwischendurch gibt es<br />
selten etwas Sonnenschein. Die Temperaturen erreichen Wertevon 3bis<br />
5Grad. Der Wind weht mäßig, in Böen frisch aus Nordost. Inder Nacht<br />
finden die Sterne trotz einer Menge Wolken am Himmel auch Lücken. Die<br />
Tiefsttemperaturen belaufen sich auf minus 1bis minus 4Grad.<br />
Biowetter: Die derzeitige Wetterlage<br />
führt zu beschleunigter Durchblutung.<br />
Menschen, die zu hohem<br />
Blutdruck neigen, sollten Anstrengungen<br />
vermeiden und auf aufputschende<br />
Getränke verzichten.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 5µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 21 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 44 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 90%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 1Grad.<br />
Wind: schwach aus Nordost.<br />
Wittenberge<br />
-2°/4°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
-1°/5° 0°/4°<br />
Luckenwalde<br />
1°/4°<br />
Prenzlau<br />
-1°/3°<br />
Cottbus<br />
1°/4°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
wolkig stark bewölkt stark bewölkt<br />
-2°/3° -2°/3° 3°/10°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
0°/4°<br />
Mit böig auffrischenden Nordostwinden gelangt am Südrand von Nordmeerhoch<br />
Dominik allmählich kältere Luft zu uns und lässt die Temperaturen wieder etwas<br />
sinken. Vom nordwestlichen Mittelmeerraum bis zum westlichen Schwarzmeerraum<br />
dominieren Regenwolken. Zwischen Ägäis und Bosporus kann es lokal zu<br />
Unwettern kommen.<br />
Köln<br />
3°/9°<br />
Sylt<br />
2°/5°<br />
Saarbrücken<br />
2°/5°<br />
Hannover<br />
1°/5°<br />
Konstanz<br />
3°/5°<br />
Hamburg<br />
-2°/5°<br />
Erfurt<br />
0°/2°<br />
Frankfurt/Main<br />
3°/7°<br />
Stuttgart<br />
3°/4°<br />
Rostock<br />
-1°/4°<br />
Magdeburg<br />
1°/5°<br />
Nürnberg<br />
1°/5°<br />
München<br />
2°/4°<br />
Rügen<br />
4°/6°<br />
Dresden<br />
0°/4°<br />
Deutschland: Heute fällt bei größtenteils<br />
stark bewölktem Himmel im<br />
Süden örtlich Regen oder Schneeregen.<br />
Dabei werden 2bis 9Grad erreicht,<br />
nachts kühlt esdann auf<br />
2bis minus 4Grad ab. Der Wind<br />
weht mäßig, in Beön frisch aus Nordost.<br />
Morgen werden Höchstwerte<br />
von 0bis 5Grad erzielt. Dazu erwarten<br />
uns bei wechselnder bis starker<br />
Bewölkung vor allem südlich der<br />
Donau Schneeregen oder Schnee<br />
mit Glättegefahr. Der Wind weht<br />
schwach aus östlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 6°-10°<br />
Nordsee: 7°-12°<br />
Mittelmeer: 15°-24°<br />
Ost-Atlantik: 10°-16°<br />
Mondphasen: 30.11. 07.12. 15.12. 22.12.<br />
Sonnenaufgang: 07:47 Uhr Sonnenuntergang: 16:00 Uhr Mondaufgang: 19:16 Uhr Monduntergang: 10:57 Uhr<br />
Lissabon<br />
16°<br />
Las Palmas<br />
23°<br />
Madrid<br />
13°<br />
Reykjavik<br />
4°<br />
Dublin<br />
8°<br />
London<br />
9°<br />
Paris<br />
8°<br />
Bordeaux<br />
10°<br />
Palma<br />
19°<br />
Algier<br />
20°<br />
Nizza<br />
15°<br />
Trondheim<br />
4°<br />
Oslo<br />
-2°<br />
Stockholm<br />
0°<br />
Kopenhagen<br />
3°<br />
Berlin<br />
4°<br />
Mailand<br />
9°<br />
Tunis<br />
22°<br />
Rom<br />
15°<br />
Warschau<br />
2°<br />
Wien<br />
5° Budapest<br />
8°<br />
Palermo<br />
18°<br />
Kiruna<br />
-5°<br />
Oulu<br />
-2°<br />
Dubrovnik<br />
18°<br />
Athen<br />
21°<br />
St. Petersburg<br />
1°<br />
Wilna<br />
0°<br />
Kiew<br />
1°<br />
Odessa<br />
12°<br />
Varna<br />
14°<br />
Istanbul<br />
16°<br />
Iraklio<br />
21°<br />
Archangelsk<br />
-5°<br />
Moskau<br />
-3°<br />
Ankara<br />
12°<br />
Antalya<br />
17°<br />
Acapulco 33° heiter<br />
Bali 34° Gewitter<br />
Bangkok 32° wolkig<br />
Barbados 28° heiter<br />
Buenos Aires 26° wolkig<br />
Casablanca 15° Regen<br />
Chicago 2° Schnee<br />
Dakar 30° wolkig<br />
Dubai 28° Schauer<br />
Hongkong 22° bedeckt<br />
Jerusalem 18° heiter<br />
Johannesburg 27° wolkig<br />
Kairo 22° wolkig<br />
Kapstadt 24° wolkig<br />
Los Angeles 22° heiter<br />
Manila 31° heiter<br />
Miami 31° heiter<br />
Nairobi 29° wolkig<br />
Neu Delhi 27° sonnig<br />
New York 14° Regen<br />
Peking 10° wolkig<br />
Perth 24° sonnig<br />
Phuket 34° heiter<br />
Rio de Janeiro 27° wolkig<br />
San Francisco 18° wolkig<br />
Santo Domingo 30° sonnig<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 31° wolkig<br />
Sydney 23° heiter<br />
Tokio 18° heiter<br />
Toronto 10° Regen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 3· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Gemischte Gefühle<br />
NewYorkerJuden beten an Rosh Hashana, dem Neujahrsfest, am Ufer des Hudson.<br />
GETTY IMAGES<br />
Der Eingangsbereich des Hebrew<br />
Tabernacle im New Yorker<br />
StadtbezirkWashington Heights<br />
ist ein gespenstischer Ort. Es ist<br />
schwer,sich eines Gefühls der Beklemmung<br />
zu erwehren, wenn man durch den niedrigen<br />
Raum geht, der zur großen Andachtshalle<br />
der Synagoge führt. Die Wände hier<br />
dienen als Hintergrund für eine ganz besondere<br />
Fotogalerie. Essind vergilbte Fotos<br />
aus Deutschland vor1938 zu sehen, Erinnerungsstücke<br />
an die prachtvollen Synagogen,<br />
die es damals in Städten wie Frankfurt<br />
am Main, Berlin, Hamburg, München, Heidelberg<br />
und Nürnberg gab. Keine der Synagogen,<br />
die hier abgebildet sind, hat unbeschadet<br />
den 9. November 1938 überstanden.<br />
Seit mehr als 80 Jahren dient die Galerie<br />
den Mitgliedernder Gemeinde als schmerzliche<br />
Gedenkstätte. Schon zu Beginn der<br />
30er-Jahre, als der deutsche Antisemitismus<br />
eine immer hässlichereFratzezeigte,kamen<br />
deutsche Juden hierher in den Norden Manhattans,<br />
woesFachwerkhäuser und großartige<br />
Ausblicke über den Hudson River gibt,<br />
der durch sein weites Taldem Atlantik entgegenrollt.<br />
Sie fanden hier eine neue Heimat.<br />
Aber die gewaltsame Abtrennung vonder alten<br />
schmerzt bis in die zweite und dritte Generation.<br />
Ein Schmerz, der bei jedem Tempelbesuch<br />
wieder in die Glieder fährt.<br />
Mark Hamburger etwa geht es so, dessen<br />
Vater Max 1938 nach Washington Heights<br />
kam, und der seit seiner Kindheit in den<br />
50er-Jahren Mitglied des Hebrew Tabernacle<br />
ist. Auch wenn er keine persönliche Erinnerung<br />
an Deutschland hat, tun ihm die Bilder<br />
vom untergegangenen jüdischen Leben in<br />
der Heimat seines Vaters Maxjedes Malweh.<br />
DerImpuls, die Sachen zu packen<br />
Max Hamburger ist Ende der 80er-Jahre gestorben,<br />
inzwischen gibt es kaum mehr jemanden<br />
in Washington Heights, der sich<br />
noch an Deutschland erinnert. Deshalb stellt<br />
sich Mark Hamburger schon seit langem die<br />
Frage, wie man wohl in Washington Heights<br />
der Schoah gedenken wird, wenn keine Zeitzeugen<br />
mehr da sind.<br />
Seit wenigen Wochen hat Hamburger<br />
seine Antwortgefunden. Beider Gedenkfeier<br />
zur Pogromnacht im Hebrew Tabernacle tritt<br />
der große schlanke Anwalt vordie Gemeinde<br />
und hebt zu einer zornigen Rede an: „Jelänger<br />
diese Ereignisse zurückliegen“, sagt<br />
Hamburger, „desto schärfer rücken sie in<br />
den Blick. So kurz nach den Ereignissen von<br />
Pittsburgh ist uns die Pogromnacht näher<br />
denn je.“<br />
Hamburger spricht aus,was viele Juden in<br />
Amerika empfinden, seit am 27. Oktober<br />
GregoryBrewerwährend der Sabbat-Feier in<br />
die Tree-of-Life-Synagoge marschierte,„Tod<br />
allen Juden“ schrie und 20 Minuten lang mit<br />
einem Sturmgewehr um sich schoss. Am<br />
Juden haben sich in den USA meistens sicher gefühlt. Dann erschoss ein<br />
Mann in einer Pittsburgher Synagoge elf Menschen.<br />
Die Mitglieder einer Gemeinde im Norden Manhattans haben sich<br />
entschieden, die Angst zu besiegen –und für das tolerante Amerika zu<br />
kämpfen, das sie kannten<br />
Ende lagen elf Menschen tot in ihrem Blut,<br />
sieben waren schwer verletzt.<br />
Es war der schlimmste Akt antisemitischer<br />
Gewalt in der Geschichte de USA, ein<br />
Schock, der den amerikanischen Juden ins<br />
Mark fuhr. Amerika, das war bislang für Juden<br />
neben Israel das eine Land in der Welt<br />
war,indem man sich sicher wähnen konnte,<br />
frei von Verfolgung und Diskriminierung.<br />
Nunsteht das plötzlich in Frage.<br />
Susanne Arbitman, die sich als nicht sonderlich<br />
religiös bezeichnet, aber an diesem<br />
Tagtrotzdem zum Gedenkgottesdienst in das<br />
Hebrew Tabernacle gekommen ist, sagt, dass<br />
die Ereignisse in ihr etwas ganz Tiefsitzendes<br />
berührthätten.„Ich bin lange nach dem Krieg<br />
geboren, aber wir tragen alle die Erinnerung<br />
in uns“, sagt die etwa 50-Jährige, die in Pittsburgh<br />
aufgewachsen ist, aber seit mehr als 30<br />
Jahren mit ihrer Familie in Washington<br />
Heights lebt. „Wir Juden haben dann sofort<br />
wieder den Impuls, unsere Sachen zu packen.“<br />
So wie Juden das über Hunderte von<br />
Jahren immer wieder tun mussten.<br />
DieAndachtshalle des Hebrew Tabernacle<br />
ist hell und prachtvoll, das Dach der Rotunde<br />
besteht aus buntem Glas,und auch die hohen<br />
Seitenfenster sind mit Glasmalereien geschmückt.<br />
Man hat hier versucht, ein wenig<br />
von dem Glanz der großen Synagogen von<br />
Deutschland nach New York zutransportieren,<br />
die wiederum alle ein wenig vom Prunk<br />
ihrer christlichen Nachbarninspiriertwaren.<br />
In das Glas der Fenster eingelassen sind<br />
die Namen verdienter langjähriger Gemeindemitglieder,Namen<br />
wie Siegfried und Hedwig<br />
Frank, Norbert Lehmann und Emil<br />
Hartog, Namen deutscher Juden, die hier Zuflucht<br />
gefunden haben. In der Ecke hängt<br />
eine steinerne Tafel zum Gedenken an die<br />
Opfer des Holocaust. „Let us not forget. Our<br />
six million“, steht darauf.<br />
Der Rabbiner Jeffrey Gale steht der Gemeinde<br />
erst seit wenigen Jahren vor, und er<br />
sagt von sich, dass er das Gemeindeleben<br />
nicht mehr so sehr auf das Andenken an den<br />
Holocaust ausrichten möchte. „Wir müssen<br />
nach vorne schauen, wir haben eine neue<br />
Generation.“ Doch heute,amGedenktag zur<br />
Pogromnacht, steht die Vergangenheit im<br />
Mittelpunkt.<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
„Wenn Afroamerikaner<br />
wegen ihrer Hautfarbe<br />
erschossen werden,<br />
dann geht uns das alle<br />
an. Wenn Einwanderer<br />
deportiert werden, dann<br />
geht das uns alle an.“<br />
Jeffrey Gale,<br />
Rabbi in Washington Heights<br />
ZumHöhepunkt des Gedenkgottesdienstes<br />
werden in einem Kaddisch feierlich die<br />
Namen der Vernichtungslager von Auschwitz<br />
bis Treblinka verlesen. Es ist eine<br />
schmerzvolle Erinnerungsübung, die alle<br />
Anwesenden erschaudernlässt. Doch in seiner<br />
Ansprache kehrtder 65 JahrealteGeistliche,<br />
dessen Vorfahren aus Russland stammen<br />
und der in seiner Freizeit Romane<br />
schreibt, in die Gegenwartzurück.<br />
Rabbi Gale weiß, was seine Gemeinde bewegt.<br />
Er weiß, welche Gefühle das Massaker<br />
von Pittsburgh bei ihnen ausgelöst hat, er<br />
weiß, dass viele von ihnen wie Susanne Arbitman<br />
den Reflex haben, wieder die Koffer<br />
zu packen. Und das möchte der Rabbiner<br />
heute ansprechen.<br />
Gale berichtet vonden Gesprächen, die er<br />
seit Pittsburgh mit den Nachbarn des Hebrew<br />
Tabernacle geführt habe, mit Anwohnern<br />
und Anführern nicht-jüdischer Gemeinden,<br />
mit christlichen und muslimischen<br />
Geistlichen. Er berichtet von dem<br />
überwältigenden Zuspruch, der Anteilnahme<br />
und der Solidarität. Und das macht<br />
ihm Hoffnung.<br />
„Wir dürfen uns heute nicht zurückziehen<br />
und glauben, dass es wieder einmal die gesamte<br />
nicht-jüdische Welt auf uns abgesehen<br />
hat“, sagt Jeffrey Gale.„Im Gegenteil, wir<br />
müssen uns daran erinnern, dass die Schicksale<br />
aller ethnischen und religiösen Gruppen<br />
in diesem Land miteinander verwoben<br />
sind.“<br />
Gale spielt auf die Gemeinde inWashington<br />
Heights an, einen Stadtbezirk, der stolz<br />
darauf ist, immer wieder Verfolgten und<br />
Minderheiten Zuflucht geboten zu haben.<br />
Hier haben katholische irische Bauern eine<br />
Heimat gefunden, Juden aus Osteuropaund<br />
Deutschland, Afroamerikaner, Kubaner<br />
und Dominikaner. Und sie haben sich nie<br />
gegeneinander gewandt, sonderndie anderenstets<br />
mitEmpathie und Herzlichkeit behandelt.<br />
So ist Washington Heights auch ein Zentrum<br />
des Widerstands gegen Donald Trump.<br />
Seit dessen Anti-Einwanderungstruppen<br />
hier Razzien durchführen, um undokumentierte<br />
Latinos zu verhaften, ist man zusammengerückt.<br />
Die liberalen Juden von Washington<br />
Heights und die dominikanischen<br />
Organisationen, die neue Einwanderer zu<br />
schützen suchen, arbeiten eng zusammen.<br />
Als sich im vergangenen Sommer eine<br />
Gruppe weißer Suprematisten im Fort Tryon<br />
Park,dem zentralen Park des Viertels,getroffen<br />
hatte, gab es am nächsten Tageine massiveGegendemonstration.<br />
Für Rabbi Gale kann nur das die Lehreaus<br />
Pittsburgh sein: Widerstand gegen das Klima<br />
des Hasses in den USA, geschürt durch die<br />
Mächtigen in Washington, die er zwar nicht<br />
mit Namen nennt, aber ganz unmissverständlich<br />
meint. „Wenn Afroamerikaner in<br />
einem Supermarkt wegen ihrer Hautfarbe<br />
erschossen werden, dann geht uns das alle<br />
an“, sagt Gale.„Wenn undokumentierte Einwanderer<br />
eingesperrt und deportiert werden,<br />
dann geht das uns alle an“, sagt er.<br />
„Hasserfüllte Worte führen zu hasserfüllten<br />
Taten.“<br />
Die Botschaft, mit der Gale seine Gemeinde<br />
in die nasskalte Novembernacht von<br />
Washington Heights entlässt, ist die, dem<br />
Impuls zu widerstehen, zu packen und weiterzuziehen<br />
oder sich zumindest einzuigeln.<br />
Gale will, dass die Juden bleiben und für ihr<br />
Amerika kämpfen. Für ein offenes,multikulturelles<br />
Amerika, für das Land, das ihnen seit<br />
Jahrhunderten meistens freundlich begegnet<br />
ist.<br />
Robert Snyder, ein 60 Jahre alter Geschichtsprofessor,<br />
der in Washington<br />
Heights aufgewachsen ist, nimmt diese Botschaft<br />
gerne mit, sie entspricht seiner Überzeugung.<br />
Unddoch kann er nicht verhehlen,<br />
wie sehr ihm das Amerika Donald Trumps<br />
Unbehagen bereitet.<br />
Snyder ist weggezogen aus Washington<br />
Heights, er lebt mit seiner Frau in einem<br />
großzügigen Apartment an der Upper East<br />
Side. Die Bücherwände quellen über, der<br />
Wohnzimmertisch ist mit Papieren übersät.<br />
Snyder entspricht dem Klischee eines jüdischen<br />
Intellektuellen, tief in seinen geistigen<br />
Welten versunken.<br />
Nichtwarten, bis es zu spät ist<br />
Wenn Snyder redet, hat er die Augen halb geschlossen,<br />
so als wolle er seine Gedanken<br />
besser hören, Gedanken, die er überaus<br />
sorgsam und zaudernd artikuliert. „Ich sage<br />
mir, dass viele Afroamerikaner trotz allem,<br />
was ihnen in diesem Land widerfahren ist,<br />
nicht an Amerika verzagen. Also haben wir<br />
erst recht keinen Grund zu verzagen.“<br />
Aber Snyder gibt auch zu, dass er mit<br />
Zweifeln ringt. „Ich habe Gedanken, die ich<br />
lieber nicht hätte“, sagt er. Etwa, sich eine<br />
Waffe zuzulegen. Wasertun würde,wenn jemand<br />
mit einem automatischen Gewehr seinen<br />
Seminarraum stürmt, während er unterrichtet.<br />
Oder wann für ihn der Zeitpunkt gekommen<br />
ist, in den Widerstand gegen das<br />
Regime Trump zu gehen.<br />
Erst vor kurzem, erzählt Snyder, habe er<br />
ein Buch seines Kollegen Sheridan Allen wiedergelesen,<br />
das die Machtübernahme durch<br />
die Nationalsozialisten in einer deutschen<br />
Kleinstadt der 30er-Jahre dokumentiert.<br />
Darin spielt eine Gruppe von Sozialdemokraten<br />
eine Rolle,die während des gesamten<br />
Dritten Reiches auf den Aufruf zum bewaffneten<br />
Aufstand gewartet hat. Doch der kam<br />
nie.<br />
Snyder mag nicht auf den Aufruf warten,<br />
bis es zu spät ist. Er geht regelmäßig auf die<br />
Straße, umgegen Trump zudemonstrieren,<br />
und er hat bei den Zwischenwahlen im November<br />
aktiv demokratische Kandidaten unterstützt.<br />
Er hält zudem viele Vorträge und<br />
leitet Diskussionen.<br />
„Amerikaner müssen heute lernen, dass<br />
Demokratien fragil sind“, sagt Snyder.„Sie<br />
müssen es schnell lernen, und sie müssen<br />
es mit Demut lernen.“ Und sohat Snyder<br />
für sich als Lehre aus Pittsburgh formuliert,<br />
diesen Nachhilfeunterricht anzubieten,<br />
wo er nur kann. Die Koffer kann er<br />
dann immer noch packen, wenn all das<br />
nichts fruchtet.<br />
Sebastian Moll lebt schon langein<br />
Washington Heights und hat nun die<br />
Vergangenheit des Viertels entdeckt.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Verletzte durch Giftgas<br />
im syrischen Aleppo<br />
Diesyrische Regierung hat Rebellen<br />
vorgeworfen, Dutzende Raketen mit<br />
Giftgas auf die Großstadt Aleppo abgefeuertzuhaben.<br />
107 Menschen<br />
seien verletzt worden, berichtete die<br />
staatliche syrische Nachrichtenagentur<br />
Sana. DieOpfer litten unter<br />
teils schweren Atemproblemen.<br />
Rebellengruppen bezeichneten die<br />
Anschuldigungen als Lüge.Die syrische<br />
Luftwaffe griff als Reaktion auf<br />
den Angriff am Sonntag jedoch erstmals<br />
wieder Rebellenstellungen in<br />
einer entmilitarisierten Pufferzone<br />
in Nordsyrien an. DieEskalation<br />
kommt wenige Tage vorneuen Syrien-Verhandlungen<br />
im kasachischen<br />
Astana. Dortwollen ab Mittwoch<br />
Vertreter der syrischen Regierung<br />
und einiger Rebellen sowie der<br />
Garantiemächte Russland, Türkei<br />
und Iran zusammenkommen. (dpa)<br />
Immer mehr Todesfälle<br />
durch Medizinprodukte<br />
Fehlerhafte Medizinprodukte wie<br />
Implantate verursachen nach Medienrecherchen<br />
immer häufiger Verletzungen<br />
und auch Todesfälle.In<br />
Deutschland seien im vergangenen<br />
Jahr 14 034 Fälle gemeldet worden,<br />
bei denen es zuVerletzungen, Todesfällen<br />
oder anderen Problemen gekommen<br />
sei, die im Zusammenhang<br />
mit Medizinprodukten stehen könnten.<br />
Diese Verdachtsfälle nähmen<br />
starkzu, berichteten die Sender NDR<br />
und WDR sowie die Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> am Sonntagabend. (dpa)<br />
Hunderte Migranten stürmen<br />
Grenze zu den USA<br />
Auch Familien mit kleinen Kindernversuchten,<br />
die Grenze zu überwinden.<br />
Hunderte Menschen aus dem Flüchtlingstreck<br />
aus Zentralamerika haben<br />
am Sonntag in der mexikanischen<br />
Stadt Tijuana die Grenzezuden USA<br />
gestürmt. Mindestens 500 Migranten<br />
versuchten, die Sperranlage zu überwinden,<br />
berichtete ein AFP-Reporter.<br />
DieVereinigten Staaten schlossen die<br />
GrenzezwischenTijuana und der US-<br />
Metropole SanDiego,wie der US-<br />
Grenzschutz mitteilte.AmSonntag<br />
hatte zunächst eine friedliche Demonstration<br />
der Migranten stattgefunden.<br />
Schließlich lösten sich mehrere<br />
hundertTeilnehmer aus dem Demonstrationszug,<br />
um die Grenzezu<br />
überwinden und in ihr Zielland zu gelangen.<br />
Unter ihnen waren auch<br />
Frauen mit Kindern. DieUS-Sicherheitskräfte<br />
setzten zum Teil Tränengas<br />
ein, um die Migranten zurückzudrängen.<br />
(AFP)<br />
Schuster bleibt Präsident<br />
des Zentralrats der Juden<br />
Josef Schuster bleibt Präsident des<br />
Zentralrats der Juden in Deutschland.<br />
DasPräsidium wählte den 64-Jährigen<br />
am Sonntag im Rahmen einer<br />
nicht-öffentlichenVersammlung in<br />
Frankfurteinstimmig für eine weitere<br />
vierjährige Amtszeit. DerWürzburger<br />
Arzt hat das Ehrenamt seit dem 30.<br />
November 2014 inne.Von 2010 bis<br />
2014 war SchusterVizepräsident des<br />
Zentralrats.„Auch in Zeiten eines<br />
wachsenden Antisemitismus lassen<br />
wir uns nicht entmutigen“, erklärte<br />
Schuster nach seinerWiederwahl.<br />
„Wir werden unseren Beitrag zu einem<br />
toleranten und weltoffenen<br />
Deutschland leisten.“ (dpa)<br />
AP<br />
Friedrich Merz (r.) wirft den CDU-Verantwortlichen vor,nichts gegen den Aufstieg der AfD unternommen zu haben. Damit greift er auch die Generalsekretärin der CDU an.<br />
Ein Schlag ins Gesicht<br />
Friedrich Merz attackiert die CDU –Annegret Kramp-Karrenbauer verbittet sich die Kritik<br />
VonMarina Kormbaki<br />
Der Wettstreit um den<br />
Vorsitz der CDU geht in<br />
dieser Woche in die<br />
zweite Halbzeit –und er<br />
wird zunehmend härter ausgetragen.<br />
Friedrich Merz hat seiner Partei<br />
am Wochenende vorgeworfen, die<br />
Wahlerfolge der AfD in Bund und<br />
Ländern mit einem „ich will jetzt<br />
mal etwas zugespitzt sagen –Achselzucken“<br />
zur Kenntnis genommen<br />
zu haben. Die Partei sei damit<br />
zufrieden gewesen, selbst so stark<br />
zu sein, dass ohne sie nicht regiert<br />
werden könne.<br />
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk<br />
beklagte Merz, dass die<br />
CDU „erkennbar keine Antwort“ auf<br />
das Phänomen habe, dass in<br />
Deutschland wieder braune Hemden<br />
auf der Straße zu sehen seien<br />
und der Hitlergruß gezeigt werde. Er<br />
empfinde es daher als persönliche<br />
und staatsbürgerliche Verantwortung,<br />
seiner Partei Hilfe anzubieten.<br />
„Mit mir gibt es keine Achsenverschiebung<br />
der Union nach rechts“,<br />
betonte Merz.<br />
Scharfe Widerworte kamen von<br />
Merz’ Konkurrentin im Rennen um<br />
den CDU-Vorsitz, Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer.„Solche Behauptungen<br />
sind ein Schlag ins Gesicht für alle in<br />
der CDU, die vorOrt und in den Parlamenten<br />
seit Jahren gegen ständige<br />
Falschinformationen, gegen gezielte<br />
Vergiftungen des politischen Klimas,<br />
gegen Anfeindungen sowie gegen in<br />
Teilen offene Hetze durch die AfD<br />
kämpfen und Tagfür Taginder CDU<br />
Haltung zeigen“, sagte die CDU-Generalsekretärin<br />
der „Frankfurter Allgemeinen<br />
Sonntagszeitung“.<br />
Kramp-Karrenbauer betonte: „Das<br />
verkennt alle, die in den extrem harten<br />
Wahlkämpfen der letzten Jahre<br />
um jede Stimme für die CDU und gegen<br />
die AfD gekämpft haben.“<br />
Unterstützung erhielt die Saarländerin<br />
von der Frauen-Union:<br />
„Kramp-Karrenbauers klare Worte<br />
stärken all denen in der Mitte unsererGesellschaft<br />
den Rücken, die sich<br />
aktiv engagiert und persönlich Courage<br />
gezeigt haben“, sagte Annette<br />
Widmann-Mauz, Vorsitzende der<br />
Frauen-Union und Integrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung, dem<br />
Redaktionsnetzwerk Deutschland.<br />
CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer<br />
verteidigte in der „FAS“ zudem<br />
den in der Union umstrittenen<br />
Schritt Merkels, die Grenze im<br />
Herbst 2015 für Flüchtlinge offen gehalten<br />
zu haben. „Ich stand und<br />
stehe immer noch zu der Entscheidung<br />
der Bundesregierung“, sagte<br />
Kramp-Karrenbauer.<br />
Deutschlands Souveränität<br />
Am Montag kommen in Berlin die<br />
Spitzen der Partei zu Gremiensitzungen<br />
zusammen. Am Dienstag folgt<br />
im baden-württembergischen Böblingen<br />
die fünfte vonacht CDU-Regionalkonferenzen,<br />
in denen sich die<br />
Kandidaten Kramp-Karrenbauer,<br />
Merz sowie Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn den Fragen der Basis stellen.<br />
Die letzte Regionalkonferenz ist<br />
für Freitag in Berlin anberaumt –<br />
exakt eine Woche später wählen die<br />
1001 CDU-Delegierten in Hamburg<br />
eine neue Parteispitze.<br />
DieMigrationspolitik dürfte auch<br />
in dieser Woche die parteiinternte<br />
Auseinandersetzung dominieren.<br />
Am Dienstag will die Unionsfraktion<br />
im Bundestag ihrePosition zum UN-<br />
Migrationspakt beschließen. Das<br />
Dokument, das eine weltweit abgestimmte<br />
Steuerung und Ordnung<br />
von Migrationsbewegungen zum<br />
Ziel hat, soll im Dezember bei einer<br />
UN-Tagung in Marokko angenommen<br />
werden. Nachdem die USA,<br />
Australien, Österreich, Ungarn, Polen<br />
und weitere Staaten unter dem<br />
Druck von rechten Parteien und Bewegungen<br />
ihre Mitwirkung zurückgezogen<br />
haben, steht das rechtlich<br />
unverbindliche Abkommen auch in<br />
Deutschland in der Kritik.<br />
Mehrere CDU-Politiker, allen<br />
voran Spahn, hatten gefordert, das<br />
Thema auf dem Parteitag zu debattieren.<br />
Die Unionsfraktion will nun am<br />
Dienstag eine Zusatzerklärung formulieren,<br />
die die rechtliche Souveränität<br />
Deutschlands garantieren soll.<br />
Die AfD erklärt diese für gefährdet,<br />
obwohl der UN-Pakt Einschnitte in<br />
die Souveränität ausschließt. Eine<br />
Zusatzerklärung würde die Kritiker in<br />
der Union besänftigen: Selbst die nationalkonservative<br />
Werteunion kündigte<br />
unter dieser Bedingung ihreZustimmung<br />
zum Abkommen an.<br />
„Europa muss seinen Bürgern mehr anbieten“<br />
Ska Keller,Spitzenkandidatin der europäischen Grünen, über die Herausforderungen, vor denen die EU steht<br />
Die 37-jährige Brandenburgerin<br />
Ska Keller wurde am Samstag<br />
von den europäischen Grünen zur<br />
Spitzenkandidatin bei der Europawahl<br />
im Mai 2019 gewählt. Im Anschluss<br />
sprach sie über ihreZiele.<br />
Frau Keller,Sie waren 2014 schon mal<br />
Spitzenkandidatin bei der Europawahl<br />
und sind es jetzt erneut. Wasist<br />
denn diesmal anders?<br />
Diese Wahl ist existenzieller als<br />
die letzte. Esgeht ja wirklich um die<br />
Frage: Wiestehen wir überhaupt zur<br />
Europäischen Union? Denn wir haben<br />
Angriffe von Rechtsaußen und<br />
Europafeinden. Und esgibt Regierungen,<br />
die die EU zerstören wollen.<br />
Wir halten dagegen und stehen zu<br />
ihren Idealen. Gleichzeitig wissen<br />
wir, dass die EU weit davon entfernt<br />
ist, perfekt zu sein. Wirkämpfen deshalb<br />
für ein soziales, ökologisches<br />
und demokratisches Europa.<br />
Das heißt, wenn es gelänge, die EU<br />
überhaupt zu erhalten, wäre aus IhrerSicht<br />
schon viel gewonnen?<br />
Moment! Das ist nur die Kernvoraussetzung<br />
für weitere Reformen,<br />
ohne die es nicht gehen wird. Denn<br />
wir sehen zwar auch andere Parteien,<br />
die die EU verteidigen wollen.<br />
Aber wenn sie gleichzeitig nur den<br />
Status quo erhalten möchten, etwa<br />
im sozialen Bereich, dann reicht uns<br />
das nicht. Europa muss seinen Bürgerinnen<br />
und Bürgern mehr anbieten.<br />
Da gibt es noch einiges zu tun.<br />
Die EUleidet unter mindestens zwei<br />
Bedrohungen, dem Nationalismus<br />
und der Euro-Krise.Welche ist gefährlicher?<br />
Der Nationalismus. Denn er verhindert<br />
auch eine Lösung der Euro-<br />
Krise. Die Regierungen blockieren<br />
viel mehr, etwa bei der Banken-<br />
Union. Dasgeht nicht. Wirbrauchen<br />
ein gemeinsames europäisches<br />
Vorgehen. Die Kommission<br />
hat Vorschläge gemacht.<br />
Das Parlament hat<br />
sich geäußert. Die Mitgliedstaaten<br />
dürfen jetzt<br />
nicht blockieren.<br />
Wie groß ist die Gefahr einer<br />
Rückkehr der Euro-<br />
Krise, etwa in Italien?<br />
Wir hätten die Instrumente<br />
gegen die Krise voranbringen<br />
müssen. Dann wäre die Bedrohung<br />
nicht so groß. Andererseits ist Italien<br />
eine starke Wirtschaft; wir sollten<br />
also mit Besonnenheit an die Sache<br />
herangehen. Klar ist: Wir brauchen<br />
endlich langfristige Lösungen.<br />
Wie nah sind Sie daanden Vorstellungen<br />
des französischen Präsidenten<br />
Emmanuel Macron?<br />
DieFrage ist: Welchen?<br />
Vorallem denen eines gemeinsamen<br />
Haushalts und eines europäischen<br />
Finanzministers.<br />
Da sind wir sehr nah dran –wobei<br />
es auch eine Finanzministerin sein<br />
Ska Keller,37,<br />
Brandenburgerin.<br />
darf. Beim Haushalt ist uns wichtig,<br />
dass er Teil des EU-Haushalts ist und<br />
parlamentarisch kontrolliertwerden<br />
kann. Außerdem sollte er offen sein<br />
für Nicht-Euro-Länder.Und drittens<br />
ist die Frage: Waswirddann mit dem<br />
Geld gemacht? Wir brauchen nicht<br />
noch mehr Beton, sonderneine ökologische<br />
Transformation der Wirtschaft.<br />
Dann wären wir<br />
sehr dafür.<br />
AFP<br />
Es wird nach der Wahl ein<br />
ziemliches Gerangel geben<br />
um die Zusammensetzung<br />
der nächsten EU-Kommission<br />
und die Auswahl von<br />
deren Präsidenten oder<br />
Präsidentin. Wie positionieren<br />
Siesich da?<br />
Die Mitglieder der<br />
Kommission müssen vorher als Spitzenkandidaten<br />
angetreten sein. Das<br />
ist die Grundvoraussetzung. Denn<br />
wir wollen einen demokratischen<br />
Prozess. Wir wollen nicht, dass die<br />
Mitgliedstaaten jemanden ausgucken<br />
und uns dann vorsetzen. Ferner<br />
müssen sich Kandidatinnen und<br />
Kandidaten klar von Rechtsaußen<br />
abgrenzen. Drittens schauen wir auf<br />
Inhalte. Danach entscheidet sich,<br />
werambesten passt.<br />
Der Spitzenkandidat der Europäischen<br />
Volkspartei, Manfred Weber, ist<br />
für einen CSU-Politiker aus Ihrer<br />
Sicht doch eigentlich ganz manierlich,<br />
oder?<br />
Die Abgrenzung nach Rechtsaußen<br />
müssten wir genauer prüfen. Da<br />
war er bisher nicht immer klar. Und<br />
bei den Inhalten sind wir nicht auf<br />
CSU-Linie. Deshalb wäre Manfred<br />
Weber nicht unser Favorit.<br />
Haben Siedenn einen Favoriten?<br />
Nein. Außerdem haben wir eigene<br />
SpitzenkandidatInnen.<br />
Ehrgeizig, ehrgeizig.<br />
Nein, nein, im Ernst, wir bleiben<br />
auf dem Teppich. Die Inhalte sind<br />
das Entscheidende.<br />
Die Grünen haben beim letzten Mal<br />
6,7 Prozent geholt. Unddiesmal?<br />
Wir sind zuversichtlich, unsere<br />
Fraktion vergrößern zukönnen, was<br />
nicht so einfach ist, weil wir sechs<br />
britische Kolleginnen und Kollegen<br />
durch den Brexit verlieren werden<br />
und kompensieren müssen. Das<br />
wird schon mal eine ganz harte<br />
Nummer.Trotzdem wollen wir Mandate<br />
dazugewinnen. Die Chancen<br />
dafür sind gut.<br />
Haben Sie persönlich für die Zeit<br />
nach der Wahl weitereAmbitionen?<br />
Nein, ich habe die Ambition,<br />
mein Bestes zu geben als grüne Spitzenkandidatin<br />
und den Doppelpack<br />
einer deutschen und europäischen<br />
Spitzenkandidatin zu erledigen. Das<br />
ist schon mal eine Aufgabe.<br />
DasGespräch führte Markus Decker.<br />
DPA<br />
„Ihm war das<br />
nicht mal einen<br />
Cent wert“<br />
Alte Geschichte, neuer Ärger:<br />
Merz und die Obdachlosen<br />
VonJan Sternberg<br />
Die Geschichte klingt wie eine<br />
dieser Legenden der Großstadt.<br />
Ein Spitzenpolitiker verliert<br />
am Bahnhof sein Notebook mit den<br />
Kontaktdaten der gesamten Bundesregierung<br />
darauf. Zwei Obdachlose<br />
finden es,tippen darauf herum.<br />
Sie sehen Angela Merkels Handynummer<br />
und ahnen, wie viel das<br />
Gerät wert sein könnte. Dann aber<br />
geben sie es bei der Polizei ab. Der<br />
Politiker schickt ihnen zum Dank<br />
einen Brief. Darin war kein Geld,<br />
kein Gesprächsangebot, sondern<br />
ein Buch. Der Titel: „Nur wer sich<br />
ändert, wird bestehen. Vom Ende<br />
der Wohlstandsillusion – Kursbestimmung<br />
für unsere Zukunft“. Innen<br />
stand eine Widmung: „Dem<br />
ehrlichen Finder“.<br />
DieGeschichte ist keine Legende.<br />
Sie stimmt höchstwahrscheinlich.<br />
Der Politiker, von dem die Rede ist,<br />
heißt Friedrich Merz, erwill CDU-<br />
Vorsitzender werden. 2004, als er am<br />
Taxistand des <strong>Berliner</strong> Ostbahnhofs<br />
sein Notebook verlor,war er stellvertretender<br />
Fraktionschef der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das<br />
Buch über das „Ende der Wohlstandsillusionen“<br />
stammt aus seiner<br />
Feder, eswar damals ganz frisch erschienen.<br />
Einneues Leben<br />
DieObdachlosen, die sein Notebook<br />
fanden und abgaben, heißen Enrico<br />
und Micha. 14 Jahre später hat Micha<br />
die Stadt verlassen, Enrico aber<br />
ist nach wie vorinBerlin und hat ein<br />
neues Leben begonnen. „Von ihm<br />
dachte ich, der wird demnächst<br />
wieder den Weg<br />
raus aus der<br />
Obdachlosigkeit<br />
schaffen“,<br />
sagt Jutta<br />
Herms, die<br />
seine Geschichte<br />
mit<br />
Merz 2010 in<br />
der Obdachlosenzeitung<br />
„Straßenfeger“<br />
aufgeschrieben<br />
hat. „Er kam<br />
WWW.TAZ.DE<br />
Enrico J. fand<br />
2004 den Laptop<br />
von Friedrich<br />
Merz.<br />
mir helle und aufgeweckt vor“,<br />
sagt sie.IhreVermutung war richtig:<br />
Enrico J. lebt heute nicht mehr auf<br />
der Straße, sondern mit seiner Lebensgefährtin<br />
in einer Wohnung.<br />
Der 53-Jährige arbeitet als Steinsetzerund<br />
sagt: „Mir geht's gut.“<br />
Sauer auf Friedrich Merz ist er immer<br />
noch, hat er derTageszeitung taz<br />
erzählt. „Das fand ich echt total unverschämt.<br />
Ichhabe das Buch sofort<br />
in die Spree geschmissen. Er wusste<br />
ja durch die angegebene Adresse genau,<br />
dass ich obdachlos war, doch<br />
ihm war das nicht mal einen Cent<br />
wert.Richtig scheiße.“<br />
„Ich fand es unverschämt“<br />
Beim Bundesgrenzschutz am Ostbahnhof,<br />
der heutigen Bundespolizei,<br />
hinterließen Enrico und Micha<br />
die Adresse der <strong>Berliner</strong> Treberhilfe.<br />
Vier Wochen später, beim<br />
Grillfest, überreichte ihnen eine<br />
Sozialarbeiterin namens Heike das<br />
Buch.<br />
Die Treberhilfe gibt es nicht<br />
mehr, Heike S. arbeitet heute beim<br />
Verein Gangway in Berlin. Auch sie<br />
erinnert sich noch genau an diese<br />
Geschichte,obwohl sie 14 Jahreher<br />
ist: „Ich fand das richtig unverschämt“,<br />
sagt sie.<br />
„Erhätte einfach mal vorbeikommen<br />
und sich ordentlich bedanken<br />
können“, beschwertsich Enrico S. in<br />
der taz. „Immerhin habe ich verhindert,<br />
dass geheime Infos über wichtige<br />
Politiker in die falschen Hände<br />
geraten.“<br />
Auf Anfragen mehrerer Medien<br />
möchte sich Friedrich Merz nicht<br />
mehr zu den Vorgängen aus dem<br />
Jahr 2004 äußern.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 5 **<br />
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Politik<br />
Härte und Verständnis<br />
Frankreichs Präsident Macron reagiert scharf auf die Ausschreitungen in Paris und verspricht zugleich eine Verbesserung der Lebenssituation in armen Regionen<br />
VonStefan Brändle, Paris<br />
Die „schönste Straße der<br />
Welt“, wie sie die Franzosen<br />
nennen, bot am<br />
Sonntag kein schönes<br />
Bild. Eingeschlagene Schaufenster,<br />
umgestürzte Verkehrsampeln und<br />
zerstörte Bushäuschen zeugten von<br />
schweren Zusammenstößen zwischen<br />
Demonstranten und der Polizei<br />
auf der Avenue des Champs-<br />
Élysées. Auch in die Fenster des Nobelrestaurant<br />
Le Fouquet's flogen<br />
Pflastersteine, von vermummten<br />
Männern aus dem Bürgersteig geklaubt.<br />
ZurPlace de la Concorde hin<br />
hatten sie eine brennende Barrikade<br />
aus Baumaterial errichtet, eine<br />
ganze Baracke ging dabei in Flammen<br />
auf. Bilanz: 24 Verletzte, darunter<br />
fünf Polizisten; 101 Personen<br />
wurden festgenommen.<br />
Sperren vordem Élysée-Palast<br />
Die„gilets jaunes“, wie die Demonstranten<br />
genannt werden, weil sie<br />
gelbe Warnwesten tragen, hatten am<br />
zweiten Samstag in Folge zu Protesten<br />
gegen die geplante Erhöhung der<br />
Diesel- und Benzinsteuer um bis zu<br />
sieben Prozent aufgerufen. Landesweit<br />
gingen laut Regierungsangaben<br />
106 000 „Gelbe Westen“ auf die<br />
Straße, die meisten Blockade-Aktionen<br />
blieben gewaltfrei. Doch alle Augen<br />
waren auf Paris gerichtet, 2500<br />
Bereitschaftspolizisten riegelten das<br />
Sonst der Stolz von Paris: die Champs-Élysées am Sonntag.<br />
Viertel um den Präsidentensitz hermetisch<br />
ab.Anden Sperren vordem<br />
Élyséepalast skandierten die Gelbwesten<br />
immer wieder: „Macron,<br />
démission“, Staatspräsident Macron<br />
solle zurücktreten.<br />
Der Angesprochene dankte den<br />
Ordnungshütern per Twitter und<br />
meinte unüblich scharf: „Schande<br />
über die, welche die Polizei, andere<br />
Bürger und Journalisten angegriffen<br />
haben.“ Innenminister Christophe<br />
Castaner erklärte, Rechts- und –in<br />
geringerem Ausmaß – Linksextremisten<br />
hätten die Bürgerbewegung<br />
unterwandertund auf den Champs-<br />
Elysées die Gewaltakte inszeniert<br />
und angeführt. Geheimdienstberichte<br />
nennen als Drahtzieher vorallem<br />
die rechte Gruppe der Barjols,<br />
die vor Wochen auch einen –ziemlich<br />
amateurhaften – Anschlag auf<br />
Macron geplant hatte; vier Mitglieder<br />
wurden deshalb verhaftet.<br />
Vorallem machte Castaner ausdrücklich<br />
die Rechtsextremistin Marine<br />
Le Pen für die Ausschreitungen<br />
auf den Champs-Elysées verantwortlich.<br />
Siehabe zu der unbewilligten<br />
Aktion aufgerufen, meinte er. Le<br />
Penhatte sich allerdings nur beklagt,<br />
dass die Regierung die„Champs“ am<br />
Samstag für Demonstrationen gesperrt<br />
hatte. Nach dem Krawall warf<br />
sie der Staatsführung vor, sie habe<br />
die „Gelben Westen“ bewusst in eine<br />
AFP/FRANCOIS GUILLOT<br />
Falle gelockt, um sie der Gewaltanwendung<br />
bezichtigen zu können.<br />
Castaner bezeichnete die Demonstranten<br />
zudem als „séditieux“,<br />
Aufständische,eine Wortwahl, die in<br />
Frankreich an die rechtsextremen Ligen<br />
erinnert, die 1934 die Nationalversammlung<br />
in Paris angriffen. Alles<br />
deutet daraufhin, dass Macron<br />
die seit einer Woche anhaltenden<br />
Proteste nicht länger tatenlos hinnehmen<br />
will.<br />
Seine neue Taktik besteht darin,<br />
einen Keil in die Bewegung zu treiben:Während<br />
er gegen die Gewalttäter<br />
mit entsprechender Härte vorzugehen<br />
gelobt, zeigt erVerständnis für<br />
die große Masse der Protestierenden,<br />
die weder parteipolitisch noch<br />
gewerkschaftlich organisiertsind.<br />
Ausdruck sozialer Not<br />
DerPräsident weiß, dass die Proteste<br />
gegen die Erhöhung der Benzinpreise<br />
und -steuern Ausdruck sozialer<br />
Not in ärmeren Landregionen<br />
sind. Am Dienstag will er, wie es aus<br />
dem èlysée heißt, „konkrete Vorschläge“<br />
machen. An der Erhöhung<br />
der Benzin- und Dieselsteuer hält er<br />
fest, dafür will er dezentrale und für<br />
Frankreich neuartige Diskussionsforenschaffen.<br />
Delegierte der Gelbwesten sollen<br />
dabei mit Behördenvertretern, Lokalpolitikern,<br />
Sozialdiensten und<br />
Berufsverbänden greifbare Verbesserungen<br />
des Alltags beschließen<br />
oder zumindest ansprechen. Ein<br />
wichtiges Thema dabei ist die Kombination<br />
sozialer und umweltverträglicher<br />
Maßnahmen. Denn die<br />
Erhöhung der Benzinsteuer wirdvon<br />
der Macron-Regierung ökologisch<br />
begründet.<br />
Viele„gilets jaunes“ haben bereits<br />
erklärt, sie seien nicht gegen solche<br />
Maßnahmen an sich, sie dürften<br />
aber nicht ihre ohnehin knappe<br />
Kaufkraft schmälern.<br />
Konflikt zwischen Moskau<br />
und Kiew spitzt sich zu<br />
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Farbprüfung bestanden<br />
Anzeige<br />
Zwischenfall auf dem Meer sorgt für neue Spannungen<br />
Der Konflikt zwischen Russland<br />
und der Ukraine droht erneut<br />
zu eskalieren. Die Ukraine beschuldigte<br />
Russland am Sonntagabend,<br />
am Schwarzen Meer Schiffe des<br />
Nachbarlandes beschossen zu haben.<br />
Ukrainischen Medienberichten<br />
zufolge wurden dabei sechs Besatzungsmitglieder<br />
verletzt. Russlands<br />
Inlandsgeheimdienst FSB, der auch<br />
für den Grenzschutz zuständig ist,<br />
sprach laut russischen Medien von<br />
drei Verletzten. Es seien Waffen eingesetzt<br />
worden, um die ukrainischen<br />
Schiffe zum Stopp zu zwingen, hieß<br />
es. Drei Boote des Nachbarlandes<br />
seien beschlagnahmt worden.<br />
Zuvor hatte die ukrainische Marine<br />
bereits mitgeteilt, dass ein Schiff<br />
des russischen Grenzschutzes einen<br />
ihrer Marineschlepper gerammt<br />
habe. Ein Motor und der Rumpf des<br />
Schiffes seien dabei beschädigt worden.<br />
Am Abend tagte in der Ukraine<br />
ein Krisenstab.<br />
Die Lage hatte sich bereits am<br />
Morgen zugespitzt, als drei ukrainische<br />
Schiffe nach Angaben aus Kiew<br />
die Meerenge zwischen dem Schwarzen<br />
und dem Asowschen Meer passieren<br />
wollten. Russland stoppte sie<br />
und sperrte die Meerenge ab. Kiew<br />
schickte daraufhin zwei weitere<br />
Schiffe zum Asowschen Meer. Diese<br />
kehrten inzwischen wieder um.<br />
Die Nato rief am Abend zur Zurückhaltung<br />
und Deeskalation auf. In<br />
einer Mitteilung hieß es,man verfolge<br />
die Entwicklungen im Asowschen<br />
Meer und in der Straße von Kertsch<br />
aufmerksam. Die Nato unterstütze<br />
uneingeschränkt die Souveränität<br />
der Ukraine und ihreterritoriale Integrität.<br />
Russland hatte das Passieren der<br />
ukrainischen Schiffe als Provokation<br />
gedeutet. Das Nachbarland wolle<br />
eine „Konfliktsituation“ schaffen, zitierten<br />
Medien aus einer Stellungnahme<br />
der russischen Behörden.<br />
Russland warfdemnach der ukrainischen<br />
Marine vor, die russische<br />
Grenze ohne Erlaubnis passiert zu<br />
haben. Kiew dementierte. Die Russen<br />
sprachen von„gefährlichen Manövern“.<br />
In Kiew hieß es den Angaben zufolge,<br />
Moskau verstoße gegen das<br />
UN-Seerechtsübereinkommen und<br />
den Vertrag zwischen der Ukraine<br />
und Russland zur Nutzung des<br />
Asowschen Meers und der Straße<br />
vonKertsch. DieSchiffe waren demnach<br />
in der Nacht zum Sonntag auf<br />
dem Wegvon der ukrainischen Hafenstadt<br />
Odessa nach Mariupol am<br />
Asowschen Meer.<br />
Das Asowsche Meer nordöstlich<br />
der Halbinsel Krim entwickelt sich zu<br />
einem weiteren Schauplatz des Konflikts<br />
der Nachbarländer.DasVerhältnis<br />
ist wegen der 2014 von Russland<br />
annektierten Krim und der Ostukraine,woMoskau<br />
aus westlicher Sicht<br />
die prorussischen Separatisten militärisch<br />
unterstützt, zerrüttet.<br />
Kiew hatte angekündigt, die Präsenz<br />
der Marine im Asowschen Meer<br />
zu erhöhen. In den vergangenen Monaten<br />
hatten beide Seiten Fischkutter<br />
in dem Meer festgesetzt und beschlagnahmt.<br />
Am Sonntag soll Moskau<br />
auch zwei Kampfhubschrauber<br />
dort eingesetzt haben. Auf Bildern<br />
war zu sehen, dass ein großes Frachtschiff<br />
direkt unter der Brücke zur<br />
Halbinsel quer im Wasser stand und<br />
so die Durchfahrtblockierte. (dpa)<br />
Die Aufgabe war<br />
nicht leicht: Ein<br />
Farbshampoo zu<br />
entwickeln, das<br />
die ersten Grauen<br />
kaschiert und<br />
auch noch hilft,<br />
bis zum Termin<br />
für die nächste<br />
Colorierung<br />
besser<br />
auszusehen.<br />
Die Prüfung bestanden hat dieses<br />
blonde Color Shampoo von<br />
Plantur39. Seine Farbleistung hält<br />
bei regelmäßiger Anwendung erstaunlich<br />
lange vor. Und sobald<br />
die ersten Grauen hervorblitzen,<br />
sind sie mit der nächsten Colorwäsche<br />
auch wieder kaschiert.<br />
Das echte Farbwunder ist die<br />
Farb-Spülung. Denn sie enthält<br />
ungewöhnlich kräftige Farbstoffe.<br />
Sie sind so dosiert, dass sich<br />
der schöne Gesamteindruck der<br />
Haare mit jeder Anwendung noch<br />
intensiviert. Und niemand kriegt<br />
mit, wie Sie das erreicht haben.<br />
(Es sei denn, Sie verraten Ihr Geheimnis.)<br />
Zu guter Letzt: Auch diese Plantur-<br />
Artikel enthalten den Coffein-<br />
Complex, um menopausalem<br />
Haarausfall vorzubeugen.<br />
Plantur 39 Color Blond Phyto-Coffein-<br />
Shampoo mit der farbintensiven Farb-<br />
Spülung erhalten Sie in ausgewählten<br />
Drogerieabteilungen und -märkten.<br />
Farbintensität mit jeder<br />
Haarwäsche steigern.<br />
Gewaschen und gepflegt<br />
mit dem neuen Plantur 39<br />
Color Blond Phyto-Coffein<br />
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*Einwirkzeit: mindestens 2 Minuten<br />
Ein Schiff unter der Kerch-Brückeblockiertdie Passage.<br />
DPA
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Israel plant Riesenpipeline<br />
nach Europa<br />
Israel will nach Angaben seines<br />
Energieministers bis 2025 durch<br />
eine Riesenpipeline Erdgas nach<br />
Europa liefern. Einentsprechendes<br />
Abkommen mit Griechenland, Zypernund<br />
Italien solle bis Anfang<br />
Februar unterzeichnet werden, sagte<br />
Minister JuvalSteinitz dem israelischen<br />
Armeesender am Sonntag.<br />
Auch aus Zypernsind Gaslieferungen<br />
vorgesehen. EinJahr nach Abschluss<br />
einer Machbarkeitsstudie<br />
der Europäischen Union mit positivenErgebnissen<br />
hätten die vier beteiligten<br />
Länder sich grundsätzlich<br />
geeinigt, sagte Steinitz. Die2100 Kilometer<br />
lange Pipeline soll ersten<br />
Studien zufolge rund 6Milliarden<br />
Euro kosten. (dpa)<br />
Zahl der Arbeitslosen<br />
sinkt im November<br />
DerArbeitsmarkt in Deutschland<br />
dürfte sich nach Einschätzung von<br />
Experten im November weiter positiv<br />
entwickelt haben. Derauslaufende<br />
Herbstaufschwung und die gute<br />
Konjunktur im Land haben die Zahl<br />
der Arbeitslosen weiter sinken lassen,<br />
berichteten Volkswirte deutscher<br />
Großbanken in einer Umfrage<br />
der Deutschen Presse-Agentur.<br />
Nach den Berechnungen waren im<br />
November etwa 2,183 Millionen<br />
Frauen und Männer ohne Job. Das<br />
wären rund 21 000 weniger als im<br />
Oktober und rund 185 000 weniger<br />
als voreinem Jahr.Die offiziellen<br />
Arbeitsmarktzahlen gibt die Bundesagentur<br />
für Arbeit an diesem<br />
Donnerstag bekannt. (dpa)<br />
Porsche-Chef kritisiert<br />
Diskussion um Abgasskandal<br />
HältTeileder Debatte fürpopulistisch:<br />
Porsche-ChefOliverBlume. KAPPELER/DPA<br />
DerVorstandschef des Sportwagenbauers<br />
Porsche,Oliver Blume,hält<br />
die aktuelle Diskussion um den<br />
Schadstoffausstoß und die Autohersteller<br />
teils für überzogen. „Teile der<br />
aktuellen Debatte um das Automobil<br />
sind populistisch und unsachlich“,<br />
sagte Blume der<strong>Zeitung</strong> „Welt am<br />
Sonntag“.Sowerden aus seiner Sicht<br />
die Emissionswerte vonFeinstaub,<br />
Kohlendioxid (CO 2 )und Stickoxiden<br />
(NO x )vermengt. „Damit tut man weder<br />
den Kunden noch der Umwelt<br />
etwas Gutes.“ Allerdings müssten<br />
sich die Herstellerauch ihrer Verantwortung<br />
bewusst sein. (dpa)<br />
Kunden wechseln<br />
nur selten die Bank<br />
Viele Verbraucher scheuen den<br />
Wechsel ihres Geldhauses.Das zeigt<br />
eine Befragung der Unternehmensberatung<br />
Oliver Wyman unter mehr<br />
als 2000 Bankkunden. Demnach lag<br />
der Anteil der Kunden, die binnen<br />
eines Jahres die Bankbeziehung<br />
wechselten, in den vergangenen<br />
30 Jahren durchschnittlich bei nur<br />
ein bis 2Prozent. In denvergangenen<br />
fünf Jahren sei dieser Wert deutlich<br />
auf 3Prozent gestiegen –immer<br />
noch ein niedriges Niveau. „Die traditionellen<br />
Geldhäuser wie Sparkassen,<br />
Volks- und Raiffeisenbank sowie<br />
andereFilialbanken nehmen<br />
immer noch die Vormachtstellung<br />
in der Rolle als Hausbank ein“, sagt<br />
Studienautor Tobias Dziggel. (dpa)<br />
Steuerlast drücken<br />
WerAusgaben bündelt oder jetzt noch einen Freibetrag beantragt, muss 2019 mit weniger Abgaben rechnen<br />
Von Theresa Dräbing<br />
Arbeitnehmer zahlen regelmäßig<br />
mehr Steuern, als<br />
sie müssten. Schließlich<br />
handelt es sich bei der<br />
Lohnsteuer um eine Vorauszahlung,<br />
die monatlich vom Bruttogehalt abgeht.<br />
Wenn über das Jahr aber hohe<br />
Ausgaben zu einer übermäßigen Belastung<br />
geführthabenwie etwa Spritkosten,<br />
die für den Arbeitsweg anfielen,<br />
oder eine aus eigener Tasche gezahlte<br />
Fortbildung, können sich<br />
Arbeitnehmer ihr Geld mit der<br />
Steuererklärung im folgenden Jahr<br />
zurückholen. Die Rückerstattung<br />
gleicht die zu viel gezahlten Steuern<br />
dann wieder aus. Soist es gängige<br />
Praxis.<br />
Wernunschonweiß,dassimkommenden<br />
Jahr Mehrausgaben anstehen,<br />
die steuerlich geltend gemacht<br />
werden können,für den kann es sich<br />
lohnen,einen Steuerfreibetrag zu beantragen,<br />
damit erst gar nicht so viel<br />
Geld vom monatlichen Einkommen<br />
abgezogen wird.Nicht nur deswegen<br />
hilft zumJahresende ein Blick auf anstehendeAusgaben:Werimaktuellen<br />
JahrnocheinpaarKostenbündelt,für<br />
den fällt die Steuerrückzahlung im<br />
kommenden Jahr womöglich größer<br />
aus.Auf diese und andereTippsweist<br />
der Bund der Steuerzahlerhin.<br />
Steuerfreibetragbeantragen<br />
Wereinen Steuerfreibetrag beantragt,<br />
erhält am Ende des Monats<br />
mehr Nettolohn auf seinem Konto.<br />
Das gilt natürlich nur für Steuerzahler,<br />
die durch hohe Ausgaben wie<br />
Werbungskosten oder außergewöhnliche<br />
Belastungen eine Steuerrückerstattung<br />
erwarten.AbAufwendungen<br />
in einer Höhe von 600 Euro,<br />
die sich auf Werbungskosten wie<br />
doppelte Haushaltsführung oder<br />
Unterhaltsleistungen verteilen, kann<br />
ein Freibetrag beantragt werden. Das<br />
bedeutet dann, dass die Ausgaben,<br />
die sich inZukunft steuermindernd<br />
auswirken, gleich zu Beginn einkalkuliert<br />
werden undgar nicht erst abgezogen<br />
werden.<br />
DerVorteil: direkt mehr Nettovom<br />
Brutto. Ein höherer Nettolohn kann<br />
zudem noch mehr Vorteile mit sich<br />
bringen: So wird beim Elterngeldder<br />
Nettolohn als Berechnungsgrundlage<br />
genutzt. Ein höheres Nettogehalt<br />
führt so zu mehr Elterngeld. Werdavonnoch<br />
dieses Jahr profitieren will,<br />
sollte denAntrag bis Ende November<br />
stellen, empfiehlt der Bundesverband<br />
Lohnsteuerhilfevereine. Wird<br />
ein Freibetrag in Anspruch genommen,<br />
ist der Steuerzahler allerdings<br />
auch verpflichtet, eine Steuererklärung<br />
abzugeben,umdie Mehrausgaben<br />
nachzuweisen.<br />
Geplante Ausgaben vorziehen<br />
Werbis zum Jahresende noch ein<br />
paarAusgabenbündeltund zum Beispiel<br />
erst für 2019 geplante Ausgaben<br />
vorzieht, übersteigt womöglich die<br />
Pauschbeträge für Werbungskosten<br />
oder Gesundheitsausgaben und erhält<br />
letztlich mehr vom Finanzamt<br />
zurück, als wenn sich die Ausgaben<br />
Mehr Zeit: Für die Steuererklärung 2018 gibt<br />
es mehr Zeit, bis spätestens Ende Juli 2019<br />
muss sie beim Finanzamt vorliegen und nicht<br />
mehr wie bisher bis Ende Mai. Eine längere<br />
Frist gilt auch, wenn ein Steuerberater oder<br />
Lohnsteuerhilfeverein zurate gezogen wird.<br />
Dann ist der Stichtag der 28. Februar 2020.<br />
vonrund2,3 Billionen Euro –das entspricht<br />
mehr als 130 Prozent der<br />
Wirtschaftsleistung. Zulässig sind<br />
nach den sogenannten Maastricht-<br />
Kriterien höchstens 60 Prozent. Rom<br />
müsste die Verschuldung deshalb<br />
eigentlich abbauen.<br />
Die Regierung aus populistischer<br />
Fünf-Sterne-Bewegung und rechter<br />
Lega plant für 2019 trotzdem eine<br />
deutlich höhere Neuverschuldung<br />
als die Vorgängerregierung. Damit<br />
will sie unter anderem eine Grundsicherung,<br />
Steuererleichterungen und<br />
ein niedrigeres Renteneintrittsalter<br />
finanzieren.<br />
NEUE FRISTEN<br />
WenigeWochen: Die Neuregelung betrifft<br />
erst das kommende Jahr.Für diejenigen, die<br />
für 2017 noch keine Erklärung abgegeben<br />
haben, bleibt nicht mehr viel Zeit. Werzur Abgabe<br />
verpflichtet ist und Hilfe vonSteuerberater<br />
oder Lohnsteuerhilfeverein bekommt,<br />
hat nur noch bis zum bis 31. Dezember Zeit.<br />
GRAFIK: SASCHA JAECK<br />
gestückelt auf zwei Jahre verteilen.<br />
Der Arbeitnehmerpauschbetrag beträgt<br />
1000 Euro proJahr,Ausgabenin<br />
dieser Höhe berücksichtigt das Finanzamtpauschal.<br />
Liegt der Steuerzahler derzeit nur<br />
nochknapp unter dieser Grenze, hat<br />
also das Jahr über schon einige Kosten<br />
den Job betreffend begleichen<br />
müssen, und steht ohnehin demnächst<br />
die Anschaffung neuer Fachbücher,<br />
Arbeitskleidung oder neuen<br />
Schreibmaterials an, empfiehlt sich<br />
die Anschaffungnochindiesem Jahr,<br />
so der Bund der Steuerzahler.<br />
Denn wird der Pauschbetrag von<br />
1000 Euro in einem Jahr überschritten,<br />
wirken sich auch die Ausgaben<br />
darüber hinaus steuerminderndaus.<br />
Ausgaben werden immer dem Jahr<br />
zugezählt, indem die Rechnung beglichen<br />
wurde. Findet eine Fortbildung<br />
beispielsweise erst im kommenden<br />
Jahr statt, kann der Posten<br />
dem aktuellen Steuerjahr trotzdem<br />
zugerechnet werden. „Wer hingegen<br />
im laufenden Jahr mit seinen Werbungskosten<br />
weit unter demPauschbetrag<br />
liegt und die Grenze nicht<br />
mehr erreicht, sollte mit der Investition<br />
bis ins kommende Jahr warten.<br />
Vielleicht wird dann der Werbungskostenpauschbetrag<br />
geknackt“, rät<br />
der Bund der Steuerzahler.<br />
Arbeitszeit von Minijobs anpassen<br />
DerMindestlohnsteigt vom1.Januar<br />
2019 an von 8,84 Euro auf<br />
9,19 Euro jeStunde. Das hat Auswirkungen<br />
auf Minijobber, die auf 450-<br />
Euro-Basis arbeiten und durch ihren<br />
Status als Minijobber von höheren<br />
Steuern und Sozialabgaben befreit<br />
sind. Arbeiten sie 2019 mit unveränderter<br />
Stundenzahl weiter undüberschreiten<br />
durch den höheren Mindestlohn<br />
die Grenze von 450 Euro,<br />
verlieren sie den Status als Minijob.<br />
Um das zu vermeiden muss die<br />
Arbeitszeit also verringert werden.<br />
Um rund zwei Stunden, hat der Bund<br />
der Steuerzahler errechnet.<br />
Steuerklassewechseln<br />
Wenn sich auch bei sozialversicherungspflichtig<br />
beschäftigten Ehepaaren<br />
oder eingetragenen Lebenspartnern<br />
voraussichtlich das Gehalt<br />
im kommenden Jahr ändert, sollte<br />
man über einen Wechsel der Steuerklasse<br />
nachdenken. Ändert sich das<br />
Gehaltsverhältnis, kann eine andere<br />
Steuerklassekombinationals die bisherige<br />
sinnvoller sein. Ist die Steuerklassekombination<br />
4/4 bei annähernd<br />
gleichen Einkommen günstig,<br />
wirkt sich die Kombination 4/5 bei<br />
unterschiedlichen Einkommen auf<br />
die Steuerlast besser aus.<br />
„Falls beispielsweise einem Partner<br />
im kommenden Jahr Arbeitslosigkeit<br />
droht, kann mit einer günstigen<br />
Steuerklassedie Höheder Lohnersatzleistung<br />
beeinflusst werden,<br />
wenn die Änderung spätestens mit<br />
Wirkung ab1. Januar eingetragen ist“,<br />
heißt es beim Bundesverband Lohnsteuerhilfevereine.Beantragtwerden<br />
muss der Wechsel bis zum 30. November,<br />
damit er im kommenden<br />
Jahr Gültigkeit erhält.<br />
Rom hofft auf Vermeidung von EU-Sanktionsverfahren<br />
Regierungschef Conte will nicht von den Hauptreformen abweichen, Italien und die EU bleibenaberinVerhandlung<br />
Von Alkimos Sartoros<br />
Der italienische Regierungschef<br />
Giuseppe Conte hofft trotz des<br />
Verstoßes gegen Euro-Schuldenregeln,<br />
ein offizielles Strafverfahren<br />
gegen sein Land abzuwenden. Er sei<br />
zuversichtlich, dass der Dialog dazu<br />
führen könnte, sagte Conte am späten<br />
Samstagabend nach einem Treffen<br />
mit EU-Kommissionschef Jean-<br />
Claude Juncker. Allerdings blieb unklar,<br />
welche Zugeständnisse Italien<br />
machen könnte. Juncker selbst betonte,derDialogsollenichtabreißen.<br />
Italien hat einen Schuldenberg<br />
Conte sagte, er habe selbstverständlich<br />
keine Abkehr der Hauptreformen<br />
des Regierungsprogramms<br />
angeboten. Er sei jedoch immer ehrgeizig,<br />
wenn er verhandele. Italiens<br />
Vizepremier Matteo Salvini sagte, er<br />
billige Contes Taktik. Italien mache<br />
keinen Rückzieher.<br />
Kommissionschef Juncker bezeichnete<br />
die Zusammenkunft mit<br />
Conte als „lebhaftes Treffen“. Die<br />
Kommission und Romsollten in permanentem<br />
Kontakt bleiben, um die<br />
Differenzen zu schmälern, sagte Juncker<br />
am Sonntag am Rande des Treffens<br />
der EU-Staats- und Regierungschefs.<br />
„Ich habe sehr deutlich gemacht,<br />
dass wir nicht im Krieg mit<br />
Italien sind.“<br />
Die EU-Kommission hatte kürzlich<br />
den italienischen Haushalt 2019<br />
wegen einer zu hohen Neuverschuldung<br />
endgültig zurückgewiesen. Aus<br />
Sicht der Brüsseler Behörde verstößt<br />
er gegen die verbindlichen Regeln<br />
der Euro-Zone und gegen Auflagen<br />
der europäischen Finanzminister.<br />
Derzeit wird dies im Kreis der EU-<br />
Staaten analysiert. Die Kommission<br />
könnte das offizielle Defizitverfahren<br />
gegen Italien in den kommenden<br />
Wochen einleiten. (dpa)<br />
Bahn-Chef will<br />
mehr Geld<br />
investieren<br />
Lutz warnt vor einem<br />
langen Wegaus derKrise<br />
Von André Stahl<br />
Bahn-Kunden müssen sich angesichts<br />
der vielen Probleme bei<br />
Technik und Pünktlichkeit auf eine<br />
längereFahrtdes Staatskonzerns aus<br />
der Krise einstellen. Bahn-Chef RichardLutz<br />
sieht zwar Unterstützung<br />
für seinen Kurs, erstellt aber auch<br />
klar: „Zur Wahrheit gehört: Dieser<br />
Wegwirdlänger dauernals gedacht.“<br />
In einemBrief an Führungskräfte<br />
der Bahn schreibt der Konzernchef<br />
weiter:„Wirmüssen mehr Geld in die<br />
Hand nehmen als geplant: mehr für<br />
eine modernere Infrastruktur, mehr<br />
für bessere Fahrzeuge und mehr für<br />
zusätzliches Personal ebenso wie für<br />
Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.“<br />
„Wir setzen in den kommenden<br />
Jahren voll auf Wachstum“, heißt es<br />
in dem am Sonntag bekannt gewordenen<br />
Schreiben weiter.Gleichzeitig<br />
müsse die Ertrags- und Finanzkraft<br />
in den nächsten Jahren deutlich gesteigertwerden.DieaktuellenZahlen<br />
bestätigen laut Lutz, „dass wir die abgesenkte<br />
Ergebnisprognose von<br />
2,1 Milliarden Euro für das Jahr 2018<br />
voraussichtlich erreichen werden,<br />
wenn wir weiterhin konsequent<br />
gegensteuern“. Die Oktober-Zahlen<br />
sehen nach seinen Worten „jedenfalls<br />
für den gesamten Konzernrecht<br />
ordentlich aus“.<br />
Investitionen„auf Rekordniveau“<br />
Am Ende des Mittelfristzeitraums<br />
sollen alle für das Geschäft und die<br />
Zukunft notwendigen Ausgaben ohne<br />
zusätzliche Verschuldung gestemmt<br />
werden, betonte Lutz. „Die<br />
Herausforderungen dabei sind<br />
enorm“, heißt es in dem Brief.<br />
Lutz äußerte sich nach einer zweitägigen<br />
Sitzung des Aufsichtsrates<br />
der bundeseigenen Bahn AG. Das<br />
Kontrollgremium hatte nach der<br />
Klausurtagung Investitionen „auf<br />
Rekordniveau“ in den kommenden<br />
Jahren angekündigt. Allerdings<br />
nannte der Staatskonzernkeine Zahl<br />
zum geplanten Volumen. Damit<br />
bleibt der Umfang der „Agenda für<br />
eine bessere Bahn“ offen. Unklar ist<br />
auch, wie viel der Bund als Eigentümer<br />
beisteuern wird. Dazu sind in<br />
nächster Zeit Gespräche zwischen<br />
Vorstand und Verkehrsministerium<br />
geplant.<br />
5Milliardenaus eigener Kasse<br />
ZuvorwarausdemUnternehmendie<br />
Summe von 5Milliarden Euro bekannt<br />
geworden, die allein in den<br />
kommenden vier Jahren zusätzlich<br />
nötig sei, um Pünktlichkeit und Kapazitäten<br />
zu erhöhen. Diesen Betrag<br />
wolle die Bahn selbst aufbringen,<br />
hatte Lutz jüngst klargestellt. Aus<br />
Aufsichtsratskreisen verlautete, der<br />
Investitionsstau bei der Bahn belaufe<br />
sich derzeit auf 50 Milliarden Euro.<br />
Die Bahn steht wegen vieler Verspätungen<br />
in der Kritik. Im Oktober<br />
kamen nur 71,8 Prozent der Fernzüge,also<br />
ICE und IC, pünktlich an ihre<br />
Ziele. Nach einem Bericht des ARD-<br />
Magazins „Kontraste“ fehlen derzeit<br />
rund 5800 Mitarbeiter im „betriebskritischen<br />
Bereich“ des Zugverkehrs.<br />
Darüber hinaus seien im Sommer<br />
nur 20 Prozent der eingesetzten ICE-<br />
Züge „voll funktionsfähig“ unterwegs<br />
gewesen. (dpa)<br />
„Wirsetzenvoll auf Wachstum“: Bahn-<br />
ChefRichardLutz.<br />
SOEREN STACHE/DPA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 7· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Staedtler<br />
soll nicht<br />
stiften gehen<br />
Schreibgerätehersteller<br />
verlässt Tarifgemeinschaft<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Nürnberg und Umgebung ist<br />
nicht nur für Lebkuchen bekannt.Nirgendwoweltweitistzudem<br />
das Geschäft mit Blei- und Buntstiften<br />
so auf engem Raum konzentriert<br />
wie dort. Zusammengeschlossen hat<br />
sich die kleine Branche in der Tarifgemeinschaft<br />
Deutsche BleistiftindustrieimIndustrieverbandSchreib-und<br />
Zeichengeräte, der nur aus vier Firmen<br />
besteht. Dassind Faber-Castell,<br />
Schwan Stabilo,Lyraund Staedtler.<br />
Letzterer sorgt nun für Aufruhr,<br />
weshalb vergangene Woche erstmals<br />
überhaupt300Beschäftigtevorallem<br />
vonStaedtler,aber auch der anderen<br />
Firmen zu einer Demonstration auf<br />
die Straße gegangen sind. „Staedtler<br />
darfnicht stiften gehen“, forderndie<br />
Demonstranten. DieIGMetall fürchtet<br />
gar das Ende des Tarifverbunds.<br />
Staedtler tritt dortaus.<br />
ZumEnde des Jahres will das 1835<br />
gegründete Unternehmen ausscheiden.<br />
Beschäftigte und Gewerkschafter<br />
fürchten als Folge geringere Löhne,<br />
längere Arbeitszeiten und<br />
schlechtere Arbeitsbedingungen.<br />
„Die Entscheidung hat keinen Kostenaspekt“,<br />
betont dagegen Staedtler-Geschäftsführer<br />
Mischa Franz.<br />
Ein Haustarifvertrag würde für<br />
Staedtler besser passen. DasQuartett<br />
der vier Bleistifthersteller habe sich<br />
auseinanderentwickelt.<br />
Was Staedtler gern neu geregelt<br />
sehen will, verschweigt das Unternehmen.<br />
Sowohl IG Metall als auch<br />
die Konkurrenz tappen im Dunkeln.<br />
„Wir sind völlig verblüfft vom AusstiegStaedtlersundwissen<br />
nicht,was<br />
die antreibt“, heißt es von örtlichen<br />
1200Menschen stellenfür Staedtler in<br />
Franken Stifteher.<br />
DANIEL KARMANN/DPA<br />
Wettbewerbern. Wirtschaftlich<br />
schlecht geht es jedenfalls weder<br />
Staedtler noch der kleinen Branche<br />
als solcher mit ihren insgesamt<br />
knapp 5000 Beschäftigten allein in<br />
Deutschland. Verschiedene Wege gegangen<br />
ist das Bleistiftquartett aber<br />
zuletzt in der Tat. Schwan Stabilo fertigt<br />
mittlerweile vorallem Kosmetikstifte<br />
und ist dort Weltmarktführer.<br />
Zudem wurde ein Outdoorbereich<br />
mit Marken wie Deuter und Ortovox<br />
zugekauft. Kosmetik hat auch Faber-<br />
Castell im Angebot. Lyra ist seit zehn<br />
Jahren ein kleiner Teil der italienischen<br />
Fila-Gruppe. Staedtler dagegen<br />
ist mit 336 Millionen Euro Jahresumsatz<br />
noch am stärksten auf<br />
Bleistifte und anderes Malgerät konzentriert.<br />
Dazu kommen Modelliermassen.<br />
Produziertwirdzumehr als<br />
80 Prozent in Deutschland an drei<br />
fränkischen Standorten mit 1200 Beschäftigten.<br />
Das passt angeblich<br />
nicht mehr zur Tarifgemeinschaft.<br />
Ein Kenner der örtlichen Verhältnisse<br />
weiß offenbar mehr.Demnach<br />
ist der Ausstieg Staedtlers dem Konkurrenten<br />
Schwan Stabilo geschuldet<br />
und zwar in Person des dortigen<br />
geschäftsführenden Gesellschafters<br />
Sebastian Schwanhäußer. Der habe<br />
sich bei Tarifgesprächen der kleinen<br />
Zunft zuletzt immer wieder als Bremser<br />
erwiesen und vor allem bei<br />
Staedtler Unmut erzeugt. Deshalb<br />
würde man dortwohl nun die Konsequenzen<br />
ziehen. Seitens Schwan Stabilo<br />
will man dagegen nichts von<br />
einem Zerwürfnis wissen.<br />
Wenn die Maschine zur Hand geht: Roboter undMensch arbeiten zunehmend zusammen.<br />
Mensch schlägt Roboter –meistens<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Traut man dem Urteil der<br />
Fachleute und vor allem<br />
den eigenen Augen, sind<br />
die meisten Roboter noch<br />
weit davon entfernt, die besseren<br />
Mitarbeiter zu sein. „Alles, was Sie<br />
hier sehen, kann in fünf bis sieben<br />
Jahren Realität werden“, sagt ein Entwickler<br />
im Forschungszentrum des<br />
Augsburger Roboterherstellers Kuka.<br />
Dabei geht es um mutmaßlich<br />
Einfaches.Geradeist ein Roboterarm<br />
damit beschäftigt, Holzklötzchen zu<br />
greifen. Sie sind gemischt kantigquadratisch<br />
und rund-länglich. Wäre<br />
es immer dasselbe Teil und immer<br />
derselbe Vorgang, hätte der Roboter<br />
wenig Probleme.Variieren Form und<br />
Größe,sieht es anders aus.Der Stand<br />
der Robotertechnik wirkt auf Laien<br />
ernüchternd.<br />
„Der Mensch ist deutlich schneller“,<br />
sagt ein Forscher und meint damit<br />
vermeintlich simple Sortiertätigkeiten.<br />
Refil heißt eines der Programme,<br />
an denen im Kuka-Labor geforscht<br />
wird. Am Ende soll ein fahrbarer<br />
Roboter im Supermarkt leere<br />
Regale auffüllen. So weit wieinAugsburg<br />
sei dabei noch niemand, beschwörtderProjektleiter.Aberbisder<br />
Refil-Robo seine Aufgabe im Alleingang<br />
erfüllen könne, werde wohl<br />
noch ein Jahrzehnt vergehen, schätzt<br />
er. Mobile Inventar-Roboter, die nur<br />
Ware zählen,trauensichdieEntwickler<br />
binnen ein bis zwei Jahren in Serienreife<br />
zu.<br />
„Die Menschen sind zu Recht empört“<br />
CSU-Sozialpolitikerin Emmi Zeulner fordert, Betriebsrenten nicht mehr mit dem vollen Krankenkassenbeitrag zu belegen<br />
Frau Zeulner, an Siewendensichmassenhaft<br />
Menschen, die über die starke<br />
Belastung von Betriebsrenten mit<br />
Krankenkassenbeiträgen erbost sind.<br />
Das Stichwort heißt Doppelverbeitragung.<br />
Erleben Siedas auch?<br />
Ja.UnddieMenschensindzuRecht<br />
empört. Da wird ihnen jahrelang gepredigt,dasssiefürdasAltervorsorgen<br />
sollen.Sie schließen eine Betriebsrente<br />
ab, weil die Politik ihnen zusichert,<br />
dassdieAuszahlungenbegünstigtsind<br />
und nicht mit dem vollen Krankenkassenbeitrag<br />
belegt werden. Aber dann<br />
wird 2004 aus Kostengründen dieses<br />
Versprechen einfach wieder einkassiert–und<br />
zwar auch rückwirkend für<br />
bereitslaufendeVerträge.DieBetroffenen<br />
verlieren dadurchTausendeEuro.<br />
Diese Ungerechtigkeit müssen wir so<br />
schnell wie möglich korrigieren.<br />
Die Maschinen sindauf dem Vormarsch –aber bisher nur in der Assistentenrolle<br />
Der Abgang: Kuka-Vorstandschef<br />
Till Reuter steht<br />
kurz vorder Ablösung.Aufsichtsratschef<br />
AndyGuund<br />
Reuter führten Gespräche<br />
„über die vorzeitigeBeendigung<br />
der Vorstandstätigkeit“,<br />
teilte das börsennotierte<br />
Unternehmen in der Nacht<br />
zum Samstag mit. AusKreisen<br />
verlautete, die Chinesen<br />
wollten im Tagesgeschäft<br />
stärker durchgreifen.<br />
KUKA-VORSTANDSCHEF VOR DER ABLÖSUNG<br />
Der Konzern: Die börsennotierte<br />
Kuka AG mit Sitz in<br />
Augsburg ist einer der führenden<br />
Hersteller vonRobotern.<br />
Das Unternehmen beschäftigt<br />
weltweit mehr als<br />
14 000 Mitarbeiter und<br />
macht jährlich 3,5 Milliarden<br />
Euro Umsatz. Reuter ist<br />
seit 2009 Vorstandschef der<br />
Kuka AG.Sein Vertrag wurde<br />
im Frühjahr 2017 bis Ende<br />
März 2022 verlängert.<br />
„Einen Menschen durch einen<br />
Roboter komplett wegzurationalisieren<br />
ist kosteneffizient derzeit meist<br />
nicht möglich“, sagt ein Kuka-Spezialist<br />
nüchtern. Der Programmierungsaufwand<br />
steige mit der Komplexität<br />
der mechanischen Aufgabe<br />
ins Unermessliche.<br />
Unabhängige Roboterexperten<br />
unterstreichen, was man im Kuka-<br />
Labor sieht. „Motorisch können wir<br />
noch gar nichts“, sagt Torsten Kröger<br />
vom Karlsruher Institut für Technologie,<br />
der auch an der US-Elite-Uni<br />
Stanfordlehrt. Mit„wir“ meint er Roboter.<br />
Sein Kollege Stefano Stramigioli<br />
von der niederländischen Universität<br />
Twente pflichtet ihm bei.<br />
Wie?<br />
ZusammenmiteinerReihe<br />
von Abgeordneten der<br />
CDU und der CSU treten wir<br />
dafür ein, dass künftig auf<br />
Betriebsrenten wie vor 2004<br />
nur der Arbeitnehmeranteil<br />
entrichtetwerdenmuss,also<br />
der halbe Beitragssatz.<br />
Denkbar wäre auch, stattder<br />
heutigen Freigrenze einen Freibetrag<br />
von 152 Euro einzuführen. Das heißt,<br />
dieser Betrag bleibt für jeden beitragsfrei,<br />
auch wenn seine Betriebsrente<br />
höher ist.<br />
Wiegeht es jetzt weiter?<br />
Sowohl zum CDU-Parteitag Anfang<br />
Dezember als auch für den CSU-<br />
Parteitag im Januar liegen Anträge für<br />
die beschriebenen Änderungen vor –<br />
Emmi Zeulner<br />
Der Eigentümer: Seit 2016<br />
gehörtKuka dem chinesischen<br />
Haushaltsgerätehersteller<br />
Midea. Die Bundesregierung<br />
versuchte vergeblich,<br />
die Übernahme des<br />
Hightech-Konzerns zu verhindernund<br />
stattdessen ein<br />
deutsches Konsortium zu<br />
bilden. In einer Investorenvereinbarung<br />
wird Kuka bis<br />
2023 weitgehende Unabhängigkeit<br />
garantiert.<br />
„Solange ich lebe,kommt kein Robo-<br />
Klempner bei mir ins Haus“, ist er sicher.<br />
Die menschliche Hand sei für<br />
Robotertechnik noch auf Jahrzehnte<br />
unerreichbar. Ineinzelnen Nischen<br />
sieht das anders aus.<br />
Das sind dann jene Beispiele, die<br />
Öffentlichkeit, Politik und Gewerkschaften<br />
elektrisieren und vielfach<br />
beängstigen. „Brustkrebs erkennen,<br />
eine Gewebeentnahme durchführen<br />
und den Krebs dann direkt entfernen<br />
kann Murab besser als ein Mensch“,<br />
sagt Kuka-Forschungschef Rainer Bischoff.<br />
Murab ist der Prototyp eines<br />
Biopsie-Roboters, andem Kuka zusammen<br />
mit Stramigiolis Team<br />
forscht. Dieser glaubt, dass Murabin<br />
bei der CDU vonder Mittelstandsvereinigung,<br />
bei der<br />
CSU vonder Frauen-Union.<br />
Ichgehe fest davon aus,dass<br />
sie auf beiden Parteitagen<br />
eine Mehrheit bekommen.<br />
Dann haben wir eine klare<br />
Beschlusslage der gesamten<br />
Union.Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn müssen wir allerdings<br />
nicht mehr überzeugen. Er<br />
unterstützt die Änderungen. Jetzt<br />
muss sich die SPD bewegen.<br />
DAVID EBENER/CSU<br />
DieSPD istdochauch dafür?<br />
Das behaupten SPD-Politiker wie<br />
Karl Lauterbach immer wieder. Tatsächlich<br />
habe ich aber noch keine InitiativevonseitendesBundesfinanzministers<br />
Olaf Scholz wahrgenommen.<br />
Klar ist doch, dass die Einnahmeaus-<br />
RÜDIGER WÖLK/IMAGO<br />
etwa acht Jahren serienreif ist. „Robotik<br />
wird das Gesundheitswesen<br />
verändern“, sagt der Experte und<br />
denkt dabei nicht nur an Pflege-Robos,sondernvor<br />
allemansolche zur<br />
Diagnostik. „Bei Bilderkennung sind<br />
Algorithmen besser als Menschen“,<br />
unterstreicht Kröger.<br />
Aber die Fachleute sind sich einig,<br />
dass Roboter nur in den seltensten<br />
Fällen im Alleingang die Arbeit eines<br />
Menschen übernehmen können. In<br />
der Regel gehe es darum, dass sie<br />
einem Menschen assistieren und<br />
ihm einzelne Aufgaben abnehmen.<br />
Fachleute fürchten allerdings um<br />
die deutsche Position auf diesem<br />
Feld. „Deutschland treibt Spezialisten<br />
für künstliche Intelligenz und Robotik<br />
ins Ausland“, warnt Philippe<br />
Lorenz vonder <strong>Berliner</strong> Stiftung neue<br />
Verantwortung. Spezialisten für Robotik<br />
und künstliche Intelligenz (KI)<br />
würden aus aller Welt in die USA und<br />
nach China gelockt. „Einschlägige<br />
Uni-Abgänger werden mit Einstiegsgehältern<br />
von jährlich 300 000 Euro<br />
und mehr geködert“, weiß auch Kröger.US-Firmen<br />
würden KI-Spezialisten<br />
eigene Forschungsbiotope schaffen<br />
und sie gezielt an einer Aufgabe<br />
forschen lassen, einen eigenen Mentor<br />
zur Seite stellen und bei Lösung<br />
des Problems eine Festanstellung zusichern.<br />
„Davon sieht man in<br />
Deutschland nichts“, sagt Lorenz<br />
und sieht traditionelle UnternehmenshierarchienalsBremser.„Esbesteht<br />
die Gefahr, dass wir an kluge<br />
Köpfe nicht mehr rankommen.“<br />
fälle von 2,7 Milliarden Euro nicht allein<br />
vonder Krankenversicherung geschultert<br />
werden können. Deshalb<br />
brauchenwir höhereSteuerzuschüsse<br />
aus dem Bundeshaushalt. Olaf Scholz<br />
muss sich daher bewegen und den<br />
Worten Taten folgen lassen.<br />
Mit der Änderung erreichen Sie aber<br />
nur eine Entlastung für künftige Auszahlungen.<br />
Betroffene fordern jedoch<br />
eine rückwirkende Korrektur.<br />
Eine komplette Rückerstattung ist<br />
unbezahlbar. Das würde fast 40 MilliardenEurokosten.Auchnachderangestrebten<br />
Korrektur bleibt es also bei<br />
Ungerechtigkeiten.Aberdaskannkein<br />
Argument sein, gar nichts zu tun.<br />
DasGesprächführte Timot Szent-Ivanyi .<br />
Vergaberegeln<br />
für 5G<br />
in der Kritik<br />
Vodafone hält Entwurf für<br />
„klar rechtswidrig“<br />
Von Wolf von Dewitz<br />
Vor einer wegweisenden Entscheidung<br />
der Bundesnetzagentur<br />
zum künftigen Mobilfunkausbau<br />
in Deutschland haben Netzbetreiber<br />
scharfe Kritik geäußert. DieVergaberegeln<br />
seien in ihrem finalen Entwurf<br />
„klar rechtswidrig“, teilte Vodafone<br />
mit. Sollten die Regeln wie im Entwurfenthalten<br />
bestätigt werden, behalte<br />
man sich vor, vorGericht zu ziehen.<br />
DieBundesnetzagentur hatte Regeln<br />
im Entwurf publiziert, die nach<br />
einer Sitzung des Beirats der Behörde<br />
an diesem Montag beschlossen werden<br />
könnten. AufBasis dieses Textes<br />
sollen im Frühjahr 2019 die 5G-Frequenzen<br />
für den ultraschnellen Mobilfunk<br />
versteigert werden. Bis Ende<br />
2024 sollen alle Autobahnen, Bundes-<br />
und Landesstraßen sowie Zugstrecken<br />
mit schnellem Internet versorgt<br />
werden. Die Behörde setzt zudem<br />
darauf, dass neue Wettbewerber<br />
in den Marktkommen, was alteingesessene<br />
Netzbetreiber verärgert.<br />
Ultraschnelles Internet<br />
Die5.Mobilfunkgeneration (5G) soll<br />
für die Industrie und andere Wirtschaftszweige<br />
eine zentrale Rolle<br />
spielen, um wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben. Innovationen wie autonomes<br />
Fahren oder Telemedizin benötigen<br />
ultraschnelles Internet. Die<br />
Politik wertet 5G zudem als Chance,<br />
damitDeutschlandbeimInternetauf<br />
die Überholspur kommt.<br />
Auch die Deutsche Telekom ist<br />
kritisch. Der Entwurf der BundesnetzagenturenthaltefürdieFlächenversorgung<br />
„weiter verschärfte Auflagen,<br />
die deutlich über das hinausgehen,<br />
was die Behörde zuvor selbst<br />
als zumutbar und verhältnismäßig<br />
bezeichnet hat“, heißt es in einem<br />
Schreiben der Telekom an die Bundesregierung.<br />
Die Vorgaben wären<br />
zudem „kontraproduktiv für Investitionen“.<br />
LascheRegeln fürWettbewerber<br />
Negativ werten die Netzbetreiber Regeln<br />
für neue Wettbewerber. United<br />
Internet mit seiner Marke 1&1 hat<br />
bisher kein eigenes Mobilfunknetz.<br />
Daskönnte sich ändern. Dann müsste<br />
das Unternehmen schwächere<br />
Auflagen einhalten als die Deutsche<br />
Telekom, Vodafone und Telefónica.<br />
Zunächst soll ein Neueinsteiger<br />
Netze der alteingesessenen Konkurrenz<br />
mitbenutzen dürfen. Nach dem<br />
sogenannten National Roaming sollen<br />
Mobilfunkanbieter ihre Netze<br />
miteinander teilen. Für das National<br />
Roaming schreibt die Bundesnetzagentur<br />
aber keine Pflicht vor, sondern<br />
nur ein Verhandlungsgebot an<br />
Marktteilnehmer.Verweigertsich ein<br />
Unternehmen, schaltet sich die<br />
Netzagentur ein, und es drohen Bußgelder.<br />
Die Netzbetreiber fürchten<br />
hohe Investitionslasten, während die<br />
neue Konkurrenz dank milder Auflagen<br />
erstarken könnte.<br />
Auch Kanzleramtschef Helge<br />
Braun lehnt ein verpflichtendes National<br />
Roaming in ganz Deutschland<br />
ab.„Wenn das schädlich ist für Investitionen,<br />
sollten wir es nicht machen“,<br />
sagte er der ZDF-Sendung<br />
„Berlin direkt“. (dpa)<br />
Der NetzbetreiberVodafone behält sich<br />
vor zu klagen.<br />
OLIVER BERG/DPA
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Meinung<br />
AfD<br />
ZITAT<br />
Eine riskante<br />
Affäre<br />
JanSternberg<br />
findet, dass die AfD unklug mit den<br />
Spendenvorwürfen umgeht.<br />
Schon 2010 hat August von Finck, 88,<br />
für Schlagzeilen gesorgt: Großspenden<br />
des Eigners der Mövenpick-Hotels an<br />
die FDP waren bekannt geworden, gerade<br />
als die Liberalen die Senkung der Mehrwertsteuer<br />
für Hotelübernachtungen<br />
durchgesetzt hatten. Sie brauchten Jahre,<br />
um sich von der sogenannten Mövenpick-Affärezuerholen.<br />
Nun ist offenbar die AfD der Verlockung<br />
des Geldes erlegen. Ein Bevollmächtigter<br />
vonFincks soll sich beim Projekt<br />
einer AfD-nahen Gratiszeitung engagiert<br />
haben, Sponsoringmittel flossen offenbar<br />
in Parteiveranstaltungen, selbst<br />
beim AfD-Goldhandel soll von Finck die<br />
Finger im Spiel gehabt haben. Immer offenkundiger<br />
wird, dass die AfD von Anfang<br />
an ein finanzstarkes Umfeld hatte.<br />
Nicht nur die Ideologie trieb die Gönner<br />
an. Sie verfolgten auch handfeste wirtschaftliche<br />
Interessen und unterstützten<br />
nicht zufällig den libertären Flügel der<br />
Partei. Für die AfD,die sich so gernals Partei<br />
der kleinen Leute inszeniert, ist die Finanzaffäre<br />
hochriskant. Die mantraartig<br />
wiederholte Behauptung, besser als die<br />
etablierten Parteien zu sein, fällt gerade in<br />
sich zusammen. Zumal die AfD die Fehler<br />
anderer Parteien wiederholt. Anstatt aufzuklären,<br />
hält Parteisenior Alexander<br />
Gauland die Reihen geschlossen. Das ist<br />
unklug. Denn die Erfahrung lehrt, dass<br />
am Ende doch alles ans Licht kommt.<br />
Es wird spannend sein, zu sehen, wie<br />
die AfD-Anhänger reagieren. Wenden sie<br />
sich ab oder ist ihre Filterblase inzwischen<br />
so dicht, dass sie auch diese Affäre<br />
einfach ausblenden? Belastete Führungsfiguren<br />
wie Weidel und Parteichef Meuthen<br />
hängen nun endgültig vom Wohlwollen<br />
der rechtsradikalen Teile der AfD<br />
ab.Obdas den reichen Spenderngefällt?<br />
Grüne<br />
Opfer des<br />
Erfolgs<br />
Markus Decker<br />
sieht die Grünen in einem völlig<br />
neuen Dilemma.<br />
Der Siegeszug der Grünen setzt sich<br />
fort. In den Umfragen liegt die Partei<br />
längst stabil über 20 Prozent. Sie hat die<br />
SPD hinter sich gelassen; mittlerweile<br />
sind die Grünen gar der Union auf den<br />
Fersen. Der Vorsitzende Robert Habeck<br />
rangiert auf der Liste der beliebtesten<br />
deutschen Politiker auf Rang zwei. DieUrsachen<br />
für den Erfolg sind ebenso bekannt<br />
wie vielfältig. DieGrünen haben ein<br />
zentrales Thema: die Klimakrise. Inder<br />
Flüchtlingspolitik hörtman vonder Partei<br />
weniger, inder Sozialpolitik dafür umso<br />
mehr. Zugleich ist den Grünen die Erneuerung<br />
an der Spitze gelungen. Dabei<br />
sind Habeck und seine Ko-Vorsitzende<br />
Annalena Baerbock gleichrangig. Beide<br />
haben das Ziel, die Grünen vomRuf einer<br />
elitären Akademikerpartei zu befreien. Sie<br />
wollen in die Mitte der Gesellschaft. Steigende<br />
Mitgliederzahlen sowie die Umfragewerte<br />
belegen, dass ihnen dies gelingt.<br />
DieSchwäche der SPD und der Rechtsruck<br />
der CDU in der einsetzenden Nach-<br />
Merkel-Ära lassen zudem vermuten ,dass<br />
der Höhenflug der Grünen anhält. Würde<br />
Friedrich Merz neuer CDU-Chef, würden<br />
die Christdemokraten in der Mitte verlieren.<br />
Die Grünen hingegen könnten weiter<br />
fleißig einsammeln. An einem Umstieg in<br />
eine Jamaika-Koalition hätten sie deshalb<br />
aktuell kein Interesse. Neuwahlen wären<br />
für die Grünen ein Fest. Zwischen dem Anspruch,<br />
in die Mitte der Gesellschaft auszustrahlen,<br />
und dem Versuch, es allen<br />
recht zu machen, verläuft ein schmaler<br />
Grat. Gut möglich, dass die Grünen dereinst<br />
dastehen wie die SPD –als eine Partei,<br />
deren Profil verschwimmt. Langfristig<br />
könnte den Grünen drohen, was vielen<br />
Parteien droht, die oben angelangt sind:<br />
Siewerden Opfer des eigenen Erfolgs.<br />
Hartz IV –die Diskussion weitet sich aus.<br />
Der EU-Sondergipfel vomSonntag<br />
gehört zuden bedeutsamsten in<br />
der Geschichte der Europäischen<br />
Union –und auch zu den<br />
kürzesten. Viel gab es nicht zu besprechen.<br />
Dasknapp 600 Seiten lange Abkommen zum<br />
EU-Austritt Großbritanniens lag längst vor.<br />
Offengebliebene Fragen konnten in den Tagen<br />
zuvor geklärt werden, sodass der Zustimmung<br />
der EU-Staats- und Regierungschefs<br />
der verbleibenden 27 EU-Mitgliedstaaten<br />
nichts mehr im Wege stand. In nur einer<br />
halben Stunde besiegelten sie an diesem<br />
düsteren Novembermorgen das Ende der 45<br />
Jahre währenden EU-Mitgliedschaft Großbritanniens.<br />
Sämtliche EU-Spitzenpolitiker beteuern<br />
nun ihre Trauer über den bevorstehenden<br />
Brexit. Sie ist so glaubhaft wie berechtigt –<br />
und doch ist nicht zu übersehen, dass die<br />
Spitzen der Union eine Chance erblicken,<br />
eine willkommene Gelegenheit:Wieleicht es<br />
doch plötzlich fällt, sich neben dem chaotischen<br />
Treiben in London als Hüter von Einheit<br />
und Verlässlichkeit zu präsentieren und<br />
darüber die eigenen tiefen Differenzen vergessen<br />
zu machen. Als EU-Kommissionschef<br />
Juncker,Ratspräsident Tusk und Brexit-<br />
Chefverhandler Barnier am Sonntag vor die<br />
Presse traten, sandten sie die markige Botschaft<br />
aus: Wir stehen zusammen, wir bleiben<br />
bei unserer Linie,mögen die Verwerfungen<br />
in London noch so heftig ausfallen. Triumphgehabe<br />
ist tabu. Und doch tritt man<br />
den EU-Spitzen wohl kaum zu nahe, wenn<br />
man ihnen unterstellt, dass sie sich in der<br />
Pose des Überlegenen gefallen.<br />
Dieses Empfinden ist nachvollziehbar.Es<br />
ist ja auch begrüßenswert, wenn es trotz der<br />
Differenzen in der Migrationsfrage, beim<br />
Euro oder im Verhältnis zu Russland noch<br />
Die Adventszeit wird uns von Marketingfachleuten<br />
und Kirchenoberhäuptern<br />
ja gerne als Zeit der Ruhe und Einkehr verkauft.<br />
Keine Ahnung, wie es Ihnen geht, aber<br />
ich bin selten so sehr im Stress wie am Jahresende.Ich<br />
weiß gar nicht, wo ich anfangen<br />
soll. Alle Aufträge müssen noch schnell abgearbeitet<br />
werden, Weihnachtsfeiern stehen<br />
an, Adventskaffeekränzeauch, dann die Feiertagsplanung<br />
und natürlich die elende Geschenkesucherei.<br />
Dabei will ich eigentlich am liebsten<br />
draußen stehen und Glühwein trinken.<br />
Schon seit Wochen sehe ich nämlich in sozialen<br />
Netzwerken einen Veranstaltungshinweis<br />
nach dem nächsten für Berlins riesige<br />
Auswahl an Weihnachtsmärkten. Klassische,<br />
vegane, skandinavische, alternative und sogar<br />
über einen japanisch-koreanischen<br />
Weihnachtsmarkt bin ich bei Facebook gestolpert.<br />
Es scheint, als verwandle sich die<br />
ganze Stadt nun in einen Marktplatz, auf<br />
dem pausenlos „Last Christmas“ läuft.<br />
In manchen dunklen Teilen des Internets<br />
hält sich hartnäckig der rechte Mythos, die<br />
Islamisierung des christlichen Abendlandes<br />
zeige sich schon darin, dass wir jetzt aus religiöser<br />
Rücksichtnahme nicht mehr Weihnachtsmarkt<br />
sagen dürfen. Das fällt allerdings<br />
in die gleiche Kategorie wie „Wir<br />
schenken uns dieses Jahr nichts, ok?“ Hört<br />
man immer wieder,man darfaber bloß nicht<br />
glauben, dass das stimmt.<br />
Immerhin sollte einem eigentlich schon<br />
der gesunde Menschenverstand sagen, dass<br />
Brexit<br />
Nutzen des<br />
Brexits<br />
Marina Kormbaki<br />
erklärt, wie raffiniertdie Spitzenpolitiker der EU den Austritt<br />
Großbritanniens zu ihren Gunsten nutzen.<br />
Verbindendes gibt. Doch die demonstrative<br />
Einigkeit vermag nicht darüber hinwegzutäuschen,<br />
dass der Kontinent von Furchen<br />
durchzogen wird. Und die Verhandlungen<br />
über den Brexit und über die künftigen Beziehungen<br />
mit Großbritannien bergen die<br />
Gefahr,dass diese Furchen sich vertiefen.<br />
Einen Vorgeschmack darauf bot zuletzt<br />
Spanien. Madrid drohte im Streit um das zu<br />
Großbritannien gehörende,von Spanien beanspruchte<br />
Gibraltar mit einem Veto beim<br />
Brexit-Deal. DieKonfrontation konnte rechtzeitig<br />
beigelegt werden. Doch sie hat gezeigt,<br />
dass die so viel beschworene Geschlossenheit<br />
in der EU keine Selbstverständlichkeit<br />
ist. Je konkreter die Austrittsbedingungen für<br />
Großbritannien und die Modalitäten der<br />
KOLUMNE<br />
Glühwein und<br />
herrliche Socken<br />
aus Alpakawolle<br />
Katja Berlin<br />
Autorin<br />
es mit der Islamisierung nicht so weit her<br />
sein kann, wenn man ab September in allen<br />
Supermärkten Schokoladenweihnachtsmänner<br />
kaufen kann.<br />
Nichtsdestotrotz fällt auf, dass tatsächlich<br />
immer mehr Weihnachtsmärkte anders heißen.<br />
In Berlin erwarten uns etwa der Heissa<br />
Holzmarkt, XMAS in FHAIN, Holy Shit Shopping<br />
oder der Naughty Xmas Market. Letzterer<br />
nimmt das Fest der Liebe sehr wörtlich<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
künftigen Beziehung zwischen der EU und<br />
London werden, desto stärker werden die<br />
nationalen Sonderinteressen jedes einzelnen<br />
EU-Mitglieds hervortreten. Polen wird<br />
auf die Rechte polnischer Arbeitnehmer auf<br />
der Insel pochen, Deutschland auf den<br />
Marktzugang für seine Autoindustrie.Mögliche<br />
Sollbruchstellen im Gefüge der EU<br />
zeichnen sich bereits ab –unabhängig davon,<br />
ob es einen Brexit mit oder ohne Abkommen<br />
geben wird.<br />
Zudem ist hinter der Beteuerung von der<br />
Untrennbarkeit der vier Grundfreiheiten des<br />
europäischen Binnenmarktes – also des<br />
freien Verkehrs von Waren, Personen,<br />
Dienstleistungen und Kapital –mit Blick auf<br />
das Austrittsabkommen ein dickes Fragezeichen<br />
zu setzen. Großbritannien soll während<br />
der Übergangsphase und womöglich<br />
darüber hinaus in der Zollunion bleiben,<br />
seine Warenhätten über Nordirland de facto<br />
einen grenzenlosen Zugang zum EU-Binnenmarkt,<br />
während etwa der Personenverkehr<br />
beschränkt wäre. Hier zeichnet sich<br />
eine Aufweichung des Prinzips von den<br />
Grundfreiheiten ab, über die man in Brüssel<br />
nicht gern spricht. Man ist dankbar dafür,<br />
dass alle Augen auf London gerichtet sind.<br />
Premierministerin Theresa May schreibt<br />
Briefe an die Briten, steht ihnen im Radio<br />
Rede und Antwort, um sie davon zu überzeugen,<br />
dass sie keine Wahl haben: ihr Deal oder<br />
die Katastrophe. ObMay ihren Deal durch<br />
das Unterhaus bekommen wird, ist fraglich.<br />
Für kein Austrittsszenario gibt es dort eine<br />
Mehrheit.InBrüssel erschien MayamSonntag<br />
mit großem, silbernen Halsschmuck. Er<br />
erinnerte an eine Eisenkette und sollte wohl<br />
Stärke ausstrahlen. Tatsächlich aber bekräftigte<br />
der Schmuck nur den Eindruck von<br />
May, derGefangenen.<br />
und verkauft Sexspielzeug, falls Sie sich das<br />
gefragt haben.<br />
Ohne jetzt ausgewiesene Religionsexpertin<br />
zu sein, wage ich mal die tollkühne Behauptung,<br />
dass niemand diese Namen aus<br />
Rücksicht auf muslimische Mitbürger gewählt<br />
hat. Ob Pegida jetzt also auch gegen die<br />
Hipsterisierung des christlichen Abendlandes<br />
demonstrieren geht, bleibt abzuwarten.<br />
Für alle,die ihren Glühwein gerne auf traditionelle<br />
Art konsumieren, gibt es immer noch<br />
die klassischen Weihnachtsmärkte etwa in Alt-<br />
Spandau, Köpenick, in der Sophienstraße oder<br />
in Alt-Rixdorf. Sogar Menschen, dieWeihnachten<br />
hassen und ihm nur das Schlechteste wünschen,<br />
werden auf dem Alexanderplatz oder<br />
dem Potsdamer Platz fündig.<br />
Die Begeisterung für ebenso überteuerten<br />
wie überzuckerten Alkohol, wässrige<br />
Bratwürste und Kerzenverkaufsstände kann<br />
ich elf Monate des Jahres nicht nachvollziehen.<br />
Ich weiß aber aus Erfahrung, dass sich<br />
das in dem Moment ändernwird, in dem ich<br />
wegen der kalten Hände den dritten Glühwein,<br />
Glögg oder von mir aus auch Sake<br />
trinke, Mariah Carey aus den Lautsprechern<br />
schmettert und die Menschen alle langsam<br />
gelöster werden. Der Weihnachtsstress fällt<br />
ab. Man sieht die herrlichen Alpakawollsocken<br />
am Verkaufsstand neben sich, und die<br />
Geschenkesuche für die gesamte Familie hat<br />
sich damit dann auch erledigt. Am nächsten<br />
Tagwirdman zwar feststellen, dass die zu 95<br />
Prozent aus Polyacryl bestehen, aber egal,<br />
lustig war es trotzdem.<br />
„Das ist ein<br />
rauschender Malstrom.<br />
Es ist nicht eine Musik,<br />
sondern die Gesamtheit<br />
aller Musik, ein weißes<br />
Rauschen, aber nicht grau.<br />
Eventuell auch rosa.“<br />
Jean-Michel Jarre, Musiker, inder Frankfurter Allgemeinen<br />
Sonntagszeitung über den Klang des Internets<br />
AUSLESE<br />
Macron und<br />
die gelbe Wut<br />
Seit mehr als einer Woche halten Massendemonstrationen<br />
Frankreich in<br />
Atem, am Sonnabend randalierten Menschen<br />
in gelben Warnwesten in Paris auf<br />
den Champs-Élysées. Die Kommentatoren<br />
grübeln, wie Präsident Macron auf<br />
den Gelbwesten-Protest reagieren sollte.<br />
Die Neue Zürcher <strong>Zeitung</strong> am Sonntag<br />
schreibt:„Es sind keine organisierten Kräfte,<br />
die in gelben Warnwesten Straßensperren<br />
errichten und Einkaufszentren blockieren,<br />
sondern Leute, denen es schlicht an Geld<br />
zur Bewältigung ihres Alltags mangelt.<br />
Noch isteskeiner politischen Gruppierung<br />
gelungen, die neue Protestbewegung für<br />
ihre Zwecke zuinstrumentalisieren. Und<br />
genau dies ist das Bedrohliche für den jungen<br />
Präsidenten, der ja auch von (...) einer<br />
zivilgesellschaftlichen Bewegung in den<br />
Elysée-Palast getragen wurde.“<br />
Diefranzösische Libération fragt: „Verhandeln<br />
... Istdas so schwer? Es heißt, die<br />
,Gelbwesten‘ seien bunt zusammengewürfelt,<br />
uneins, widersprüchlich und in<br />
ihren Forderungen manchmal extravagant.<br />
Sicherlich. Doch glaubt man, dass<br />
der Dialog, bei dem Polizisten eingreifen<br />
müssen, die beste Lösung ist?“<br />
Die belgische De Tijd analysiert: „Die<br />
,Gelbwesten‘ stehen für eine neue Form<br />
des Protestes, auf die selbst der ungewöhnliche<br />
Präsident nicht sofort eine<br />
Antwort parat hat. (...) Es scheint, dass<br />
dieser Artvon Protestdie Zukunft gehört,<br />
auch wegen der mobilisierenden Kraft der<br />
sozialen Medien.“ Bettina Cosack<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Wiedie<br />
Weihnachtsmärkte vor<br />
200 Jahren aussahen.<br />
Seite 10<br />
Besuch in einer der sogenannten Problemschulen in Neukölln Seite 11<br />
Warum ein Sportwagendesigner Tret-Transporter für Paketboten baut Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Vonden Alten<br />
lernen<br />
BarbaraWeitzel<br />
wird ab jetzt weniger<br />
jammern<br />
Vor einigen Tagen habe ich eine<br />
alte Freundin wiedergesehen.<br />
Eine Zeit lang haben wir es geschafft,<br />
uns regelmäßig zu treffen, zum Frühstücken<br />
oder zum Spazierengehen.<br />
Dass die Abstände größer werden,<br />
liegt vor allem an meinem ungnädigen<br />
Kalender,aber auch an den vielen<br />
Arztterminen, die sie wahrnehmen<br />
muss. Und daran, dass sie schneller<br />
erschöpft ist, nicht mehr so viele<br />
Ereignisse in einen Tagpacken kann.<br />
Ihr70. Geburtstag ist viele Jahreher.<br />
Spazieren können wir nicht mehr.<br />
Nach mehreren Operationen braucht<br />
sie Krücken auch für kurze Strecken.<br />
Wir gehen ins Café. Langsam. Den<br />
Blick hält meine Freundin gesenkt,<br />
aber nicht, weil sie niedergeschlagen<br />
ist. Im Gegenteil, die Freude über das<br />
Wiedersehen läuft zwischen uns.Unter<br />
uns jedoch fordern Kopfsteinpflaster,Herbstlaub,Müll,<br />
Löcher,wo<br />
früher Steine waren, bis zum Ziel alle<br />
Aufmerksamkeit. Jede Unebenheit ist<br />
eine Falle.AnEis und Schnee will ich<br />
nicht denken, während ich in kleinen<br />
Schritten neben ihr gehe. Ich tue es<br />
natürlich trotzdem.<br />
Undspäter,imCafé, noch einmal.<br />
DieFreundin erzählt, dass ihr Augenlicht<br />
schwindet. Bücher zu lesen sei<br />
schon kaum mehr möglich, das E-<br />
Paper vergrößeresie maximal. Sieberichtet<br />
das ohne jede Klage in der<br />
Stimme. Dass es sie bekümmert, erzählen<br />
ihre Augen. Erzählen können<br />
sie wie eh und je.Dann sprechen wir<br />
über gemeinsame Bekannte, meine<br />
Arbeit und ihre ehrenamtliche, über<br />
den Zustand der Stadt und der Welt,<br />
über Kinder und Enkel, über den langen<br />
Sommer und meine Pläne für das<br />
kommende Jahr.<br />
Sie macht nicht mehr viele Pläne.<br />
Nicht aus Resignation, sondern einfach,<br />
weil ihr Körper zu viele davon in<br />
den letzten Jahren zerschossen hat<br />
wie Tontauben. Sie lässt die Dinge<br />
jetzt auf sich zukommen, wachen Blickes<br />
und mit aller Zuversicht.<br />
Nur manchmal verspüre sie eine<br />
kleine Angst, sagt sie. Dass ihr zu<br />
Hause etwas passieren könnte, und<br />
keiner merkt es oder erst, wenn es zu<br />
spät ist. Meine Freundin hat viele<br />
Freunde,guten Kontakt zu den Nachbarn,<br />
bewegt sich sicher in der digitalen<br />
Welt und fühlt sich nicht einsam,<br />
obwohl sie seit dem Auszug der Kinder<br />
allein lebt. Trotzdem. Manchmal<br />
komme es ja auf Stunden an. Sagt sie,<br />
und verscheucht das Thema mit einem<br />
fast trotzigen Kopfschütteln.<br />
Als wir zurückgehen, gesenkten<br />
Blickes und mit aller gebotenen Vorsicht,<br />
denke ich an all das, worüber<br />
man sich so aufregt und beschwert.<br />
DerBus zu voll, der Fahrer unfreundlich,<br />
das Kind zu laut, der Bote zu faul,<br />
derWinter zu plötzlich, die Familie zu<br />
anstrengend, die Nachbarn zu<br />
schlampig, das Essen zu teuer, der<br />
Zugzuspät, das Internet zu langsam.<br />
Denke, dass ja immer wieder beschworen<br />
wird, wie wichtig es ist, dass<br />
die Generationen in Kontakt bleiben.<br />
Denke mal wieder, dass das stimmt.<br />
Weil wir von den Alten so viel lernen<br />
können. Nicht nur über die Vergangenheit,<br />
sondern auch, wie man es<br />
milde und beherzt mit der Gegenwart<br />
aufnimmt. Und nehme mir vor,<br />
meine Freundin wieder häufiger zu<br />
treffen. Statt über den vollen Kalender<br />
zu jammern.<br />
Roter Invasor auch in Spree und Havel<br />
Der große Rauschmiss<br />
Erst lässt ein Gericht Gedenkstättenleiter Knabe zurück an seinen Arbeitsplatz. Dann kommt die Abberufung<br />
VonElmar Schütze,<br />
Gerhard Lehrkeund Martin Klesmann<br />
Der Fall schien gelöst,<br />
dann wieder offen und<br />
geht nun doch offenbar<br />
in die finale Phase. Hubertus<br />
Knabe, langjähriger Direktor<br />
der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen,<br />
war vom Dienst freigestellt<br />
und schließlich gekündigt<br />
worden, weil er nicht genug gegen<br />
sexistische Verhaltensweisen gegenüber<br />
Mitarbeiterinnen vorgegangen<br />
war. Dann hatte der 59-Jährige am<br />
Freitag einen juristischen Erfolg gegen<br />
seine Freistellung erreicht. Damit<br />
brachte Knabe den Stiftungsratsvorsitzenden,<br />
Kultursenator Klaus<br />
Lederer (Linke), und die Kulturstaatsministerin<br />
Monika Grütters<br />
(CDU) in Bedrängnis. Die Reaktion<br />
am Sonntag fiel entschlossen aus:<br />
DerStiftungsrat berief Knabe alsVorstand<br />
und Direktor der Gedenkstätte<br />
ab.Eine schwereZerrüttung des Verhältnisses<br />
mache eine Zusammenarbeit<br />
unmöglich.<br />
Daniel Bartsch, Sprecher des Kultursenators,<br />
bestätigte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, dass Hubertus Knabe die<br />
Mitteilung am Sonntagabend zur<br />
Kenntnis gebracht wurde.ObKnabe<br />
trotz der Wendung auf dem Gelände<br />
des früheren Stasi-Gefängnisses erscheinen<br />
würde,war allerdings nicht<br />
Leben: Hubertus Knabe<br />
wurde 1959 im westfälischen<br />
Unna geboren, wohin<br />
seine Elternaus der DDR<br />
geflüchtet waren. Der promovierte<br />
Historiker profilierte<br />
sich schon früh als<br />
DDR-Kritiker.Zeitweilig war<br />
ihm die Einreise verboten.<br />
SCHARFER KRITIKER<br />
IMAGO<br />
Werk: Nach seiner Arbeit in<br />
der Forschungsabteilung<br />
der Stasi-Unterlagenbehörde<br />
wurde er am 1. Dezember<br />
2000 wissenschaftlicher<br />
Direktor der Gedenkstätte<br />
Hohenschönhausen.<br />
Kritiker werfen ihm Einseitigkeit<br />
undEngstirnigkeit vor.<br />
absehbar. Ein solcher Auftritt wäre<br />
gleich ein doppelter Affront. Knabe<br />
brächte die Mitarbeiterinnen der<br />
Gedenkstätte in Not, die mit ihren<br />
anonymen Hinweisen und Briefen<br />
den Prozess in Gang gesetzt hatten.<br />
Und ein solcher Auftritt würde Knabes<br />
Interims-Nachfolgerin Marianne<br />
Birthler beschädigen. Die frühere<br />
Chefin der Stasi-Unterlagenbehörde<br />
war im September von Lederer<br />
darum gebeten worden, in<br />
Hohenschönhausen einen Neuanfang<br />
einzuleiten.<br />
Über das Wochenende konnte<br />
sich Knabe über die EinstweiligeVerfügung<br />
des Landgerichts gegen seine<br />
Freistellung freuen. Knabes Kündigung<br />
(zum 31. März 2019) blieb davonnicht<br />
berührt. Zunächst hatte er<br />
versucht, beim Arbeitsgericht gegen<br />
die Entlassung vorzugehen. Wegen<br />
seiner leitenden Position hatte sich<br />
das Gericht für unzuständig erklärt.<br />
Deshalb zog ervor das Landgericht,<br />
seine Klage liegt vor.<br />
Die Gegenseite war bei der Verhandlung<br />
um seine Freistellung<br />
nicht angehört worden, obwohl die<br />
Verwaltung des Stiftungsratsvorsitzenden<br />
Klaus Lederer das rechtliche<br />
Verfahren führt. Das Gericht droht<br />
der Stiftung ein Ordnungsgeld von<br />
25 000 Euro an, falls Knabe nicht an<br />
seinen Arbeitsplatz gelassen wird.<br />
Die Gedenkstättenstiftung kann<br />
DPA/DANIEL BOCKWOLDT<br />
Rote Amerikanische Sumpfkrebse sind in Berlin weiter verbreitet als<br />
bisher angenommen. Bei Probefischungen seien mehrere Exemplare<br />
in der Stadtspree und der Unterhavel entdeckt worden, sagte Derk Ehlertvon<br />
der <strong>Berliner</strong> Umweltverwaltung. Im Vergleich zum massenhaften<br />
Vorkommen der essbaren TiereinGewässernimTiergarten und im<br />
Britzer Garten handele es sich aber bisher nur um „Einzelfunde“. Die<br />
bis zu 15 Zentimeter langen Krebse mit dornigen Scheren haben sich<br />
seit dem ersten Aussetzen 1973 in Spanien in Europa massiv vermehrt<br />
und sind beharrlich Richtung Norden vorgedrungen. Siegelten als Delikatesse;<br />
ein Fischer darf seit diesem Jahr in Berlin die Krebse fangen<br />
und vermarkten. Zurgroßen Gefahr wirdder invasiveZuwanderer aus<br />
Nordamerika für einheimische Arten wie den Edelkrebs,aber auch für<br />
Fische und Amphibien. So überträgt er die Krebspest, die für hiesige<br />
Krebsarten tödlich ist. In Gewässern, in denen sich die nordamerikanische<br />
Flusskrebsart ausbreitet, sterben einheimische Arten aus. Dadie<br />
invasiven Tiere flache, ruhige Gewässer als Lebensraum bevorzugten,<br />
nimmt Dirk Ehlertan, dass sie die Flüsse,wosie jetzt entdeckt wurden,<br />
eher zum Wandernnutzen. (dpa/BLZ)<br />
nach Auskunft des Gerichts Widerspruch<br />
gegen die Verfügung einlegen.<br />
Dann käme es zu einer mündlichen<br />
Verhandlung.<br />
Knabes juristischer Erfolg konnte<br />
bei manchem die Vermutung befeuern,<br />
der langjährige Direktor der<br />
Stasi-Gedenkstätte sei Opfer einer<br />
Intrige geworden. Seine Unterstützer<br />
unterstellen, Kabe sei in seiner<br />
unerbittlichen antikommunistischen<br />
Haltung insbesondere der<br />
Linken als Nach-Nachfolgerin der<br />
SED ein DornimAuge. So sagt CDU-<br />
Politiker Michael Braun, er vermute<br />
eine „Kampagne von Kultursenator<br />
Lederer“. Kritiker finden es seltsam,<br />
dass Knabe gekündigt wurde, obwohl<br />
die Anschuldigungen (gegen<br />
seinen Vize) aus einer Zeit stammten,<br />
in der Knabe nicht die Personalhoheit<br />
über diesen gehabt habe.Zudem<br />
hätte Lederer Knabe in einem<br />
Gespräch über die Vorwürfe aufklärenund<br />
ihm eine Frist vondreiTagen<br />
setzen können. Den Brief mit den<br />
Anschuldigungen habe Knabe im<br />
Übrigen bis heute nicht gesehen.<br />
Stefan Förster vonder FDP wertet<br />
die einstweiligeVerfügung als„deutliches<br />
Signal dafür,dass dem unbequemen<br />
Gedenkstättenleiter eben doch<br />
aus politischen Gründen der Stuhl<br />
vordie Tür gestellt wurde.Dafür sind<br />
Klaus Lederer und Monika Grütters<br />
die Hauptverantwortlichen.“<br />
NACHRICHTEN<br />
8. März soll schon<br />
2019 Feiertag werden<br />
SPD-Fraktionschef Raed Saleh drückt<br />
bei der Einführung des 8. Märzals zusätzlichen<br />
Feiertag in Berlin aufs<br />
Tempo.Erwolle,dass der Feiertag<br />
noch für 2019 eingeführtwerde,sagte<br />
er am Sonntag. Am Sonnabend hatten<br />
sich auch die Grünen als letzter<br />
Koalitionspartner dafür ausgesprochen,<br />
den Internationalen Frauentag<br />
am 8. Märzzum Feiertag zu erheben.<br />
Saleh kündigte an, am Montag mit<br />
den KoalitionspartnernLinke und<br />
Grüne über das weitereVorgehen zu<br />
sprechen. Ziel sei, den Gesetzentwurf<br />
am 13. Dezember in erster Lesung ins<br />
Abgeordnetenhaus einzubringen.<br />
Beschlossen würde der Feiertag dann<br />
voraussichtlich nach der zweiten Lesung<br />
am 24. Januar. (dpa)<br />
Kranzniederlegung für<br />
gestorbene Feuerwehrleute<br />
Hunderte <strong>Berliner</strong> Feuerwehrleute<br />
haben amTotensonntag in Kreuzberg<br />
ihrer im Dienst umgekommenen Kollegen<br />
gedacht. Dietraditionelle<br />
Kranzniederlegung mit Schweigeminute<br />
am Feuerwehr-Ehrenmal auf<br />
dem Mariannenplatz wurde neben<br />
Vertretern der<strong>Berliner</strong> Feuerwehren<br />
vonInnensenator Andreas Geisel<br />
(SPD) begleitet. (dpa)<br />
2022 beginnt Abriss der<br />
Mühlendammbrücke<br />
DieArbeiten für Abriss und Neubau<br />
der Mühlendammbrücke in Berlin-<br />
Mitte sollen im Jahr 2022 beginnen.<br />
DieKosten schätzt die Senatsverwaltung<br />
fürVerkehr auf 44 Millionen<br />
Euro,wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage<br />
sagte.Wegen der Lage am historischen<br />
Zentrum Berlins sei für 2019<br />
ein Realisierungs- und Gestaltungswettbewerb<br />
geplant. DerStraßenverkehr<br />
soll während der Bauzeit aufrechterhalten<br />
werden.Mit täglich<br />
mehr als 72 000 passierenden Fahrzeugen<br />
gehörtdie Brücke zu den<br />
wichtigsten Spreequerungen. (dpa)<br />
Polizist singt gegen<br />
Hasskriminalität<br />
Mitseiner Teilnahme an einer TV-<br />
Gesangsshowstrebt ein <strong>Berliner</strong> Polizist<br />
paradoxerweise nicht den großen<br />
Durchbruch an. „Auf gar keinen<br />
Fall“ gebe er aus diesem Grund seinen<br />
Jobauf, sagte Sebastian Stipp.Er<br />
kam kürzlich in der Sendung „The<br />
Voice of Germany“ eine Runde weiter.Als<br />
Ansprechpartner für<br />
Schwule,Lesben und Transsexuelle<br />
beim LKA in Berlin gehe es ihm<br />
darum, Opfer vonhomo- und transfeindlichen<br />
Straftaten zur Kontaktaufnahme<br />
zu ermutigen. Schon Beleidigungen<br />
seien inakzeptabel und<br />
sollten angezeigt werden, sagt der<br />
33-Jährige. (dpa)<br />
Sebastian Stipp ist der singende Polizist<br />
des <strong>Berliner</strong> LKA.<br />
DPA
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Stadtgeschichte<br />
Könige, Bürger,Bettler:Der Weihnachtsmarkt in der Breiten Straße im Jahr 1776. BesondersinStädten mit protestantischer Mehrheit blühte diese vorweihnachtliche Tradition früh auf. Katholische Städte zogen nach.<br />
BERLIN-LESE/UNBEKANNTER KÜNSTLER<br />
Lichterglanz, Honigkuchen und „derley leckerhafte Dinge“<br />
Berichte von den frühen <strong>Berliner</strong> Weihnachtsmärkten –der größte und berühmteste hatte mehr als 120 Jahre seinen Platz in der Breiten Straße am Schloss<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Am glänzendsten aber sind<br />
die Abendstunden, in welchen<br />
diese breite Straße<br />
von vielen tausend Lichtern<br />
aus den Buden von beiden Seiten<br />
erleuchtet wird, dass fast eine Tageshelle<br />
sich verbreitet, die nur hie<br />
und da durch das Gedränge der<br />
Menschen sich scheinbar verdunkelt“,<br />
so beschrieb der romantische<br />
Dichter Ludwig Tieck seine Empfindungen<br />
beim Gang über den <strong>Berliner</strong><br />
Weihnachtsmarkt in der Breiten<br />
Straße im Jahr 1791.<br />
Voller Sympathie beobachtete er<br />
die Leute und fand alle Arten Volk:<br />
„Alle Stände wogen fröhlich und laut<br />
schwatzend durcheinander. Hier<br />
trägt ein bejahrter Bürgersmann sein<br />
Kind auf dem Arm und zeigt und erklärtdem<br />
laut jubelnden Knaben alle<br />
Herrlichkeiten. Eine Mutter erhebt<br />
dort die kleine Tochter, dass sie sich<br />
in der Nähe der leuchtenden Puppen,<br />
deren Hände und Gesicht von<br />
Wachs die Natur anmuthig nachahmen,<br />
näher betrachten könne. Ein<br />
Kavalier führt die geschmückte<br />
Dame,der Geschäftsmann lässt sich<br />
gernvon dem Getöse und Gewirr betäuben,<br />
und vergisst seiner Akten, ja<br />
selbst der jüngere und ältere Bettler<br />
erfreut sich dieser öffentlichen, allen<br />
zugänglichen Maskerade, und sieht<br />
ohne Neid die ausgelegten Schätze<br />
und die Freude und Lust der Kinder,<br />
von denen auch die geringsten die<br />
Hoffnung haben, dass irgend etwas<br />
für sie aus der vollen Schatzkammer<br />
in die kleine Stube getragen werde.“<br />
Zu kaufen gab es „süßduftende,<br />
mannigfaltige Zucker- und Marzipangebäcke“,<br />
„tausendfaches Spielzeug<br />
aus Holz in allen Größen gebildet,<br />
Männer und Frauen, Hanswürste<br />
und Priester, Könige und<br />
Bettler, Schlitten und Kutschen,<br />
Mädchen, Frauen, Nonnen, Pferde<br />
mit Klingeln, ganzer Hausrat, oder<br />
Jäger mit Hirschen und Hunden, was<br />
der Gedanke nur spielend ersinnt“.<br />
Mehr als 600 Buden<br />
Der größte, prächtigste und weit<br />
über Berlin hinaus bekannte Weihnachtsmarkt<br />
lockte seit 1750 in die<br />
repräsentative Breite Straße nah am<br />
Schloss und blieb dort bis 1872 –in<br />
ständiger Ausdehnung zum Schlossplatz<br />
hin. Im Jahr 1805 standen dort<br />
303 Buden plus zahlreiche Kleinhändler,<br />
die nur über Tische und<br />
Körbe zum Ausstellen derWarenverfügten.<br />
25 Jahrespäter waren es doppelt<br />
so viele Buden.<br />
Friedrich der Große, Sohn des<br />
Soldatenkönigs und seit 1740 selber<br />
Monarch, ging nicht zum Bummeln<br />
auf den Markt, griff aber regulierend<br />
in die Weihnachtsbräuche ein: Er<br />
setzte den 25. Dezember als Tagder<br />
Bescherung fest, zuvor war das am<br />
Neujahrstag üblich gewesen. Bis dahin<br />
lief der Marktvom 11. Dezember<br />
Weihnachtsbäume waren bis Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts nur auf dem Weihnachtsmarkt<br />
zu erwerben. Die Tradition, einen Baum zu<br />
schmücken, soll nach der Reformation unter<br />
Handwerksgesellen aufgekommen sein, die<br />
einen Gabenbaum mit Äpfeln und Oblaten in<br />
ihren Gesellschaftsstuben aufstellten.<br />
bis zum 6. Januar, fortan schloss er<br />
am 27. Dezember. Erst ab etwa 1865<br />
bekamen die Kinder ihreGeschenke<br />
am 24. Dezember.<br />
Ihre Freude an den Adventswochen<br />
hatte eine andere Schlossbewohnerin:<br />
Königin Luise (1776-<br />
1810). Legenden berichten, sie habe<br />
ihren etwas steifen Gatten ins Marktgetümmel<br />
gelotst.<br />
Vorweihnachtlichen Handel mit<br />
Wachskerzen und Pfefferkuchen<br />
hatte es schon vorden Preußenkönigen<br />
gegeben, allerdings liegen die Anfänge<br />
im Dunklen, womöglich im 13.<br />
Jahrhundert. Das Köllnische Stadtbuch<br />
kündet aus der <strong>Berliner</strong> Geschichte,<br />
Mitte des 15. Jahrhunderts<br />
sei „reellen Krämern der Handel mit<br />
Honigkuchen und anderen Syrupteiggebäcken<br />
gegen ein Stättegeld<br />
vonzweiMariengroschen proTag zur<br />
DER BAUM: EINE NEUE TRADITION<br />
Erste Kunde von einem Baum mit Lichtern<br />
in Berlin gab1815 Caroline vonHumboldt in<br />
einem Brief an ihren Mann Wilhelm: „An zwei<br />
Enden eines langen Tisches brannten zwei<br />
kleine Weihnachtsbäume.“ <strong>Zeitung</strong>sberichte<br />
über grüne Fichten in <strong>Berliner</strong> Wohnstuben<br />
gibt es schon Mitte des 18. Jahrhunderts.<br />
Weihnachtszeit auf dem Petriplatz<br />
und dem Köllnischen Fischmarkt<br />
ausdrücklich gestattet“ worden. Kurfürst<br />
Friedrich III. (König ab 1701) ließ<br />
aus dem Angebot der Buden „Syrupteiggebackenes<br />
und derley leckerhafte<br />
Dinge“ beschaffen. Ein früher<br />
königlicher Besucher wurde aktenkundig:<br />
Friedrich Wilhelm I., der eigentlich<br />
gestrenge und Prunkereien<br />
verschmähende Soldatenkönig, hat<br />
demnach am Heiligabend 1729 die<br />
auf dem „Weynachts-Marckt feilgestelleten<br />
Sachen in den aufgestellten<br />
Boutiquen in Augenschein“ genommen<br />
und „hernach verschiedene<br />
Kostbarkeiten von Silber und allerlei<br />
Spielsachen nach dem Schlosse bringen“<br />
lassen.<br />
Um 1650 breiteten sich die mittlerweile<br />
50 Buden über den Mühlendamm<br />
hinweg aus sowie in Richtung<br />
Molkenmarkt und die Gassen um die<br />
Nikolaikirche. Polizeidirektor Carl<br />
David Kircheisen ersuchte den König<br />
schließlich um die Genehmigung,<br />
das Treiben ordnen zu dürfen –<br />
so kam es 1750 zur Verlegung in die<br />
Breite Straße, verbunden mit immer<br />
mehr Regeln: Aufstellen der Buden<br />
nicht vor sechs Uhr morgens, sonst<br />
drohten zwei Thaler Strafe. Fuhrwerke<br />
durften in der Weihnachtsmarktzeit<br />
die Straße nur in eine<br />
Richtung durchfahren, zwei Gendarmen<br />
kontrollierten den Betrieb tagsüber,amAbend<br />
vier.<br />
Trotz aller Bemühungen um Ordnung<br />
wuchsen die Spannungen mit<br />
den ganzjährig an der Breiten Straße<br />
ansässigen Geschäftsleuten, die ihre<br />
Umsätze in der Adventszeit geschmälertsahen.<br />
Vorallem der Kaufmann<br />
Rudolph Herzog, der 1839 in<br />
der Breiten Straße 13 ein Manufakturwarengeschäft<br />
eröffnet hatte und<br />
unter anderem durch Versandhandel<br />
mit Möbeln, Teppichen, Modewaren<br />
und Stoff zu Erfolg kam, stritt<br />
gegen die Marktbuden. Zumal sein<br />
Geschäft im Lauf der Jahrzehnte entlang<br />
der Straße expandierte. Aber<br />
auch die Kaufleute vomSchlossplatz<br />
klagten. Schließlich verlegten die Behörden<br />
den Markt 1873 auf die andereSeite<br />
des Schlosses in den Lustgarten.<br />
Doch auch dortstieß er recht bald<br />
auf Gegner: ImFortschrittsschwung<br />
der frühen Gründerjahre nach der<br />
Bildung des Deutschen Reiches 1871<br />
fanden einige Übereifrige sogar,<br />
man solle das ganze Traditionsgedöns<br />
vollständig abschaffen, denn<br />
der Weihnachtsmarkt sei eine „in der<br />
That gänzlich veraltete, den Verhältnissen<br />
und der Würde der Reichs-<br />
Hauptstadt in keiner Weise mehr<br />
entsprechende Krämereinrichtung“.<br />
DerStandortLustgarten<br />
1891 scheiterte ein Antrag des Polizeipräsidiums,<br />
den Weihnachtsmarkt<br />
komplett einzustellen, weil er<br />
dem Verkehr im Wege stehe, ander<br />
Stadtverordnetenversammlung. Als<br />
dann aber kurz darauf der Bau des<br />
neuen, gewaltigen Doms beschlossene<br />
Sache war, musste das volkstümliche<br />
Adventsgetümmel auch<br />
aus dem Lustgarten weichen –indie<br />
Nebenstraßen.<br />
1937 kehrte der Marktbis kurzvor<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs in den<br />
Lustgarten zurück und wies in seiner<br />
Hochzeit bis zu 2000 Händler auf.<br />
Dort drehten sich auch im ersten<br />
Friedenswinter 1945 wieder die Karusselle<br />
–aber inmitten von Ruinen<br />
und durch Lebensmittelmarken eingeschränkten<br />
Kauf von Genussmitteln.<br />
Mitder Teilung Berlins etablierten<br />
sich neben den zahllosen kleinen<br />
Weihnachtsmärkten zwei größere:<br />
im Westen auf dem Breitscheidplatz,<br />
im Osten im Lustgarten und dort, wo<br />
bis zur Sprengung 1950 das Schloss<br />
gestanden hatte.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Unbekannte Mitte<br />
Groschenbahn und 6er-Bus<br />
Nikolaus im Dom<br />
Im <strong>Berliner</strong> Stadtkern, dem Ursprungsort der heutigen<br />
Metropole, erinnert nur wenig an deren 800-jährige Geschichte.Bis<br />
auf einige wenige Denkmale,die die Kriegszerstörungen<br />
und späteren Abrisswellen überstanden<br />
haben, gibt es kaum Zeugnisse des historischen Stadtgefüges.<br />
Die Fotoausstellung „Unbekannte Mitte. Straßen<br />
und Plätzeim<strong>Berliner</strong> Stadtkerngesternund heute“, organisiert<br />
von der Planungsgruppe Stadtkern imBürgerforum<br />
Berlin, lädt dazu ein, die unbekannte Mitte Berlins<br />
kennen und lieben zu lernen.<br />
Fotoausstellung, Palais Podewils, Klosterstraße 68, Eröffnung 27. November,17Uhr.Mo-Fr<br />
9bis 17 Uhr,Do9bis 19 Uhr –bis 18. Dezember<br />
Nach den Erfolgen der ersten elektrischen Straßenbahn<br />
der Welt in Lichterfelde, errichtet von Siemens &Halske<br />
und ab dem 1. Mai 1881 betrieben, lösten elektrische<br />
Triebwagen die Pferdebahnen in Berlin ab. 1893 erhielt<br />
die Firma den Vertrag zur Elektrifizierung des gesamten<br />
<strong>Berliner</strong> und Charlottenburger Pferdebahnnetzes. Zunächst<br />
wurde die erste Pferdebahnstrecke Brandenburger<br />
Tor–Charlottenburgauf elektrisch umgestellt, da hier<br />
die 1865 ausgestellte Konzession für die Pferdebahn 1895<br />
auslief. Mit der Elektrifizierung der Straßenbahn erzwang<br />
die Stadt Berlin auch den Einheitsfahrschein für<br />
zehn Pfennige –also für einen Groschen. Dieser Preis ließ<br />
allerdings die Gesellschafter nicht wirtschaftlich arbei-<br />
ten, was am Zustand von Streckennetz und Wagenpark<br />
erkennbar war. Der Fahrpreis gab der <strong>Berliner</strong> Straßenbahn<br />
den Namen „Groschenbahn“. Zudem erweiterten<br />
sich zur gleichen Zeit mit dem Ausbau der Stadtbahn die<br />
Wahlmöglichkeiten für Passagiere –der Pferdeomnibus<br />
verlor Fahrgastanteile. Die Konkurrenz belebte das Geschäft<br />
und wirkte sich günstig für die Kundschaft aus: Es<br />
entbrannte nämlich ein Preiskampf. Der Omnibus warb<br />
mit dem Slogan „Für ’nen 6er mit dem Bus“, was bedeutete,<br />
für fünf Pfennig etwas länger unterwegs zu sein,<br />
aber Geld zu sparen. Groschenbahn und 6er-Bus blieben<br />
über lange Zeit gängige Bezeichnungen für die <strong>Berliner</strong><br />
Verkehrsmittel. (mtk.)<br />
Hauptstadtblech –das sind sechs Musiker, die seit 2005<br />
ihrekünstlerischen Möglichkeiten und ihreHauptstadt-<br />
Liebe in verschiedenen gemeinsamen Orchesterprojekten<br />
ausleben. Jetzt bringen sie bei einem Nikolauskonzert<br />
für die ganze Familie den Dom zum Swingen und<br />
Singen. Auf dem Programm stehen Klassiker wie „Lasst<br />
uns froh und munter sein“, Lieder zum Mitsingen, aber<br />
auch adventliche Musik vonBach und Händel. Dompredigerin<br />
Dr. Petra Zimmermann trägt zwischen den Musikstücken<br />
Texte und Gedanken zum Advent vor.<br />
Nikolauskonzert im <strong>Berliner</strong> Dom, Bläsermusik, Kinder- und Familienkonzert,<br />
6. Dezember,18Uhr,Karten unter Tel.: 20 26 91 36
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 11 *<br />
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Berlin<br />
Montag, 26.11.18 –Samstag, 01.12.18<br />
Bald kommt<br />
der Nikolaus!<br />
Milka Schokolade<br />
versch. Sorten, 87 –100 g<br />
(-.65 –-.75 /100 g)<br />
Aktion<br />
–. 65 *<br />
Der Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund liegt in Berlin im Schnitt bei 45 Prozent. In manchen Klassen ist er allerdings mehr als doppelt so hoch.<br />
GETTY<br />
Adventskranzoder<br />
Adventsgesteck<br />
Stück<br />
weihnachtlichdekoriert<br />
in versch.Farben<br />
Deutsch als Fremdsprache<br />
Besuch in einer Schule in Neukölln, an der die meisten Kinder aus arabischen Großfamilien stammen<br />
Aktion<br />
VonMartin Klesmann<br />
Astrid-Sabine Busse leitet<br />
das,was man landläufig als<br />
Problemschule bezeichnet.„Wir<br />
sind hier im sozial<br />
schwächsten Gebiet von Neukölln“,<br />
sagt sie. Die High-Deck-Siedlung<br />
grenzt an das Schulgelände, und<br />
auch die Al-Nur-Moschee liegt in der<br />
Nachbarschaft. In dem Bezirk lebt<br />
die größte arabische Community der<br />
Stadt, die Menschen stammen aus<br />
dem Libanon oder Palästina. Dasalles<br />
schlägt sich in den Klassenzimmern<br />
nieder: Unter den 103 Erstklässlernander<br />
Schule in der Köllnischen<br />
Heide ist nur noch ein Schüler<br />
mit Muttersprache Deutsch. Insgesamt<br />
sind 77 Prozent der Schüler<br />
arabischstämmig. „Das ist schon ein<br />
Geflecht hier“, sagt die Schulleiterin.<br />
Undeine Herausforderung.<br />
Astrid-Sabine Busse sitzt in ihrem<br />
Büround schenkt Kaffee nach. An einer<br />
Wand steht ein großes Aquarium,<br />
das soll ihr Ruhe geben, der Erbauung<br />
dienen, erzählt sie. Die 61-<br />
Jährige ist gerne hier, „alles ist so<br />
schön grün hier im südlichsten Teil<br />
von Nord-Neukölln“. Astrid-Sabine<br />
Busse, rote Haare und resoluter Auftritt,<br />
klingt fröhlich. Sieist eine Optimistin,<br />
sagt sie,jemand, der zupackt.<br />
Meistens jedenfalls. Und sie macht<br />
sich Gedanken, wie sie die Herausforderungen<br />
an ihrer Schule meisternsoll.<br />
Zu Hause fehlt der Schreibtisch<br />
Viele Kinder haben zu Hause keinen<br />
eigenen Schreibtisch, sie müssen<br />
sich ein Zimmer mit Geschwistern<br />
teilen. Rektorin Busse wundert sich<br />
über Eltern, die den Geburtstag ihrer<br />
Kinder nicht wahrnehmen oder über<br />
Zweitklässler, die schon komplizierte<br />
deutsche Worte wie „Bolzenschneider“<br />
aussprechen können.<br />
Gerade erst habe ein Zweitklässler<br />
sie nach einem solchen Gerät gefragt,<br />
um sein Fahrradschloss aufzuschneiden.<br />
Er hatte den Schlüssel<br />
vergessen.<br />
Astrid-Sabine Busse führt über<br />
das weitläufige, ansprechend gestaltete<br />
Gelände. Wenn die Kinder am<br />
Nachmittag abgeholt werden, fahren<br />
oft große, teure Autos vor. „Mein<br />
Auto ist dann das älteste auf dem<br />
Parkplatz“, sagt sie. ImFreizeithaus<br />
gibt es eine Lern- und eine Holzwerkstatt<br />
sowie einen Kreativraum,<br />
in dem Schüler und Schülerinnen<br />
sich stylen können. Die Kinder können<br />
am Computer spielen oder im<br />
Astrid-Sabine Busse leitet eine Schule mit einem besonderen Profil.<br />
„Ich wünsche mir eine<br />
andere Arbeitszeit für Lehrer,<br />
eine ganz normale Arbeitswoche<br />
von 8bis 16 Uhr.“<br />
Astrid-Sabine Busse ist Leiterin der Schule in der Köllnischen Heide –einer Schule,<br />
an der 77 Prozent der Schüler arabischstämmig sind<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
Märchenraum in Fantasiewelten<br />
eintauchen. Betreut werden sie von<br />
Honorarkräften oder Ehrenamtlichen.<br />
Die Mutter einer ehemaligen<br />
Schülerin aus der High-Deck-Siedlung<br />
gehört dazu, ein Rentner, eine<br />
portugiesische Künstlerin. Immer<br />
wieder drängen sich Schüler an Astrid-Sabine<br />
Busse, suchen ihre Nähe,<br />
wenn sie den Gang entlang kommt.<br />
Schon seit 40 Jahren ist die Einrichtung<br />
eine Ganztagsschule. Unterricht<br />
und Freizeitangebote wechseln<br />
sich bis in den Nachmittag ab.<br />
„Unsere Schule soll wie ein Zuhause<br />
sein“, sagt die Rektorin. Es gebe kein<br />
„Lehrerzimmer“, sondern ein „Personalzimmer“,<br />
in dem Lehrer und<br />
Erzieher gemeinsam arbeiten.<br />
Über das Bonusprogramm für<br />
Schulen in schwieriger Lage wurden<br />
Ergotherapeuten und Integrationserzieher<br />
geholt. Und unten in der<br />
Mensa werden immer noch Gerichte<br />
mit Schweinefleisch angeboten. Andere<br />
Schulen mit einem geringeren<br />
Anteil an muslimischen Schülern<br />
verzichten längst darauf. „Aber wir<br />
sind ja immer noch eine Schule in<br />
Deutschland“, sagt Busse, die auch<br />
Vorsitzende des Interessenverbandes<br />
<strong>Berliner</strong> Schulleitungen ist. Die<br />
61-Jährige hat aber noch weitergehende<br />
Vorstellungen, die geradezu<br />
revolutionär wären: „Ich wünsche<br />
mir auch eine andere Arbeitszeit für<br />
Lehrer, eine ganz normale Arbeitswoche<br />
von 8bis 16 Uhr“, sagt sie,<br />
und anstelle der Ferien „meinetwegen<br />
35 Tage Urlaub“. Dann wären die<br />
Lehrer wirklich vorOrt präsent.<br />
Am Vortag haben in der Schule<br />
die Elternabende stattgefunden.<br />
„Wir haben gestaunt, dass da plötzlich<br />
viele Väter kommen“, sagt die<br />
Schulleiterin. Früher habe sich, etwas<br />
verschämt, höchstens mal ein<br />
Vater dazu gesellt. Aber immer mehr<br />
Frauen würden mit Kopftuch zum<br />
Elternabend erscheinen, sagt die koordinierende<br />
Erzieherin Mirjana<br />
Reetz-Telalbasic. Gemeinsam mit<br />
Astrid-Sabine Busse bildet sie ein<br />
seit Jahrzehnten eingespieltes Team.<br />
Zwei Frauen, die so leicht nichts erschütternkann.<br />
Oft sprechen die Schüler untereinander<br />
darüber, was „haram“ ist,<br />
und was nicht. Also ob es zum Beispiel<br />
nach islamischem Glauben zulässig<br />
ist, Gummibärchen mit Gelatine<br />
vom Schwein zu essen. Und<br />
auch übers Kopftuch wirddiskutiert.<br />
„Leider tragen auch immer mehr<br />
Schülerinnen Kopftücher, inzunehmenden<br />
Maße auch diese schwarzen<br />
Kopftücher, die als streng islamisch<br />
geltem“, sagt Astrid-Sabine<br />
Busse.„Ichfinde,Frauen sollten erst<br />
abVolljährigkeit entscheiden dürfen,<br />
ob sie Kopftuch tragen wollen“, ergänzt<br />
die aus Kroatien stammende<br />
Erzieherin Mirjana Reetz-Telalbasic.<br />
Erstaunlich ist, dass die Frage des<br />
Kopftuchs an der Schule zwar eine<br />
Rolle spielt, andere religiöse Fragen<br />
allerdings nicht. Letztens war Opferfest.<br />
Doch kaum ein Kind konnte sagen,<br />
was da eigentlich gefeiert wird,<br />
sagt die Schulleiterin. „Es ist ein Bildungsproblem.“<br />
Seit vielen Jahren ist die Quote der<br />
Schüler, die zu Hause eine andere<br />
Sprache als Deutsch sprechen, an<br />
dieser und den umliegenden Schulen<br />
hoch. Auch berlinweit ist der Anteil<br />
vonKindernnichtdeutscher Herkunftssprache<br />
auf 45 Prozent eines<br />
Jahrgangs gestiegen. Bald dürften<br />
Kinder mit einer solchen Erfahrung<br />
an <strong>Berliner</strong> Schulen in der Mehrheit<br />
sein. Die Schulleiterin wünscht sich<br />
deshalb, dass Erstklässler bald mehr<br />
Deutschunterricht erhalten.<br />
EinProblem sind die Sprachdefizite<br />
In einer Erdkundestunde wird erkennbar,<br />
wodie Sprachdefizite liegen.<br />
Zwar sprechen die Kinder umgangssprachlich<br />
einigermaßen gut<br />
Deutsch. Aber es gibt in der deutschen<br />
Sprache viele Spezialworte,<br />
die sie sich nicht erklären können.<br />
„Gebirgskamm“ oder „Talkessel“<br />
sagt ihnen gar nichts.InMathematik<br />
kommen längst sprachvereinfachte<br />
Unterrichtsmaterialien zum Einsatz.<br />
Textaufgaben sind dort besonders<br />
verständlich formuliert.<br />
Früher,Anfang der 80er-Jahre, als<br />
die Schulleiterin und die Erzieherin<br />
hier anfingen, war die Wohngegend<br />
noch beliebt bei der Mittelschicht.<br />
„Das waren schön große Wohnungen,<br />
umgeben von der Mauer –und<br />
teurer als in Charlottenburg“, sagt<br />
Mirjana Reetz-Telalbasic. Doch<br />
dann wurde die Fehlbelegungsabgabe<br />
eingeführt. Nach und nach zogen<br />
die ursprünglichen Bewohner<br />
aus. „Die Politik hat die Gegend<br />
selbst zum sozialen Brennpunkt gemacht“,<br />
sagt sie. Und die Schule vor<br />
immense Herausforderungen gestellt.<br />
Astrid-Sabine Busse glaubt, dass<br />
ein gutes Ganztagskonzept, das die<br />
Eltern einbezieht, für die Kinder am<br />
hilfreichsten ist. „Wir haben nun mal<br />
die Schülerschaft, die wir haben.<br />
Und um die wollen wir uns kümmern.“<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Attackiert.<br />
Am U-Bahnhof Heinrich-Heine-<br />
Straße in Mitte bewarfein 24-Jähriger<br />
am Sonnabend gegen 16 Uhr<br />
zwei Männer mit Steinen aus dem<br />
Gleisbett. Anschließend bedrohte er<br />
weitereFahrgäste mit einem Messer.<br />
Laut Polizei soll er dabei gezielt<br />
Stichbewegungen ausgeführtund<br />
einen U-Bahn-Waggon beschädigt<br />
haben. Diealarmierten Polizeikräfte<br />
beleidigte er zudem. Derunter Drogeneinfluss<br />
stehende 24-Jährige<br />
wurde festgenommen und in ein<br />
Krankenhaus eingewiesen. Er wurde<br />
wegen gefährlicher Körperverletzung,<br />
Bedrohung sowie Sachbeschädigung<br />
angezeigt.<br />
Aufgeflogen.<br />
Einvermeintlicher Rettungseinsatz<br />
führte in der Nacht zu Sonntag in<br />
Weißensee zu einem überraschenden<br />
Fund. Gegen 0.45 Uhralarmierte<br />
eine Bewohnerin eines<br />
Mehrfamilienhauses an der <strong>Berliner</strong><br />
Allee die Polizei. VorOrt berichtete<br />
die Frau, dass seit einigen Tagen<br />
ein Fernsehgerät in der Wohnung<br />
eines Nachbarnununterbrochen<br />
zu hören sei. Sievermute<br />
einen Unglücksfall. Nachdem die<br />
Beamten mehrfach vergeblich geklopft<br />
und geklingelt hatten, öffnete<br />
die ebenfalls alarmierte Feuerwehr<br />
die Wohnung. Statt eines<br />
Bewohners fanden die Einsatzkräfte<br />
jedoch eine Drogenplantage<br />
mit rund 80 Cannabispflanzen.<br />
Jetzt wirdermittelt.<br />
Überschlagen.<br />
Aufder <strong>Berliner</strong> Stadtautobahn<br />
überschlug sich am Sonntag ein<br />
Auto.Vier Menschen wurden verletzt,<br />
einer davon schwer,wie die<br />
Feuerwehr mitteilte.Der Unfall<br />
ereignete sich gegen Mittag in Fahrtrichtung<br />
Neukölln vorder Einfahrtin<br />
den Tunnel Innsbrucker Platz in<br />
Schöneberg. Nach Polizeiangaben<br />
waren vier Fahrzeuge beteiligt. Der<br />
genaue Unfallhergang war zunächst<br />
unklar.Polizei und Feuerwehr rückten<br />
mit einem Großaufgebot aus,<br />
auch das Technische Hilfswerkkam<br />
zum Einsatz. DieAutobahn Richtung<br />
Neukölln wurde gesperrt, der<br />
Verkehr staute sich zeitweise bis zum<br />
Dreieck Funkturm.<br />
Gesunken.<br />
In der Rummelsburger Bucht ist am<br />
Samstagabend ein Boot gesunken.<br />
Wiedie Feuerwehr mitteilte,mussten<br />
die Einsatzkräfte eine Ölsperre<br />
auslegen, damit sich die verschiedenen<br />
umweltschädlichen Betriebsstoffe<br />
aus dem Boot nicht in der<br />
Spreeverteilten. DieFeuerwehr war<br />
mit rund 20 Kräften vorOrt.Weshalb<br />
das Boot unterging, muss nun untersucht<br />
werden. (pde.)<br />
Gespannt auf 2019: Auf dem Landesparteitag der Grünen in Kreuzberg bezeichnete der Bundesvorsitzende RobertHabeck das kommende Jahr als Lackmustest für die Partei. DPA<br />
Arbeiten und nicht abheben<br />
Überflieger Robert Habeck mahnt die <strong>Berliner</strong> Grünen zur Demut –und die Partei jubelt ihm zu<br />
VonElmar Schütze<br />
In Zeiten glänzender Umfragewerte<br />
haben die <strong>Berliner</strong> Grünen<br />
der Versuchung widerstanden,<br />
sich vom schwächelnden<br />
Koalitionspartner SPD abzusetzen.<br />
Aufihrem Landesparteitag am Sonnabend<br />
in einem Kirchenraum in<br />
Kreuzbergbeschäftigten sich die Grünen<br />
vor allem mit Themen, die ihr<br />
Selbstverständnis berühren. Kaum<br />
ein Redner kam auf die prekäre Lage<br />
der SPD zu sprechen, die bei Umfragen<br />
in der Stadt nur noch auf 15 Prozent<br />
kommt. DieGrünen liegen bei 24<br />
Prozent und sind damit mit Abstand<br />
stärkste Partei der Stadt.<br />
ZumAuftakt hatte vorden 150 Delegierten<br />
Robert Habeck den Tongesetzt,<br />
Bundesvorsitzender und Star.<br />
Erst lobte er brav die <strong>Berliner</strong> für„ihre<br />
richtige Mischung aus Lockerheit<br />
und Klarheit“. Dann mahnte er, niemand<br />
solle angesichts des Höhenfluges<br />
„wie ein Orang-Utan“ durch die<br />
Gegend laufen. „Lasst uns arbeiten<br />
und nicht abheben.“<br />
Habeck identifizierte das Jahr 2019<br />
als Zeitraum für den „Lackmustest“,<br />
wie er es nannte. Dasei die Europawahl<br />
Ende Mai. Danach kommen die<br />
„ostdeutschen Wahlen“ in Brandenburg,<br />
Sachsen und Thüringen, „und<br />
da wird die Ente fett. Da entscheidet<br />
es sich“, rief Habeck und erntete stehende<br />
Ovationen.<br />
Landeschef Werner Graf sprach<br />
von „noch drei Jahren vor uns“ im<br />
Werte: Die Grünen befinden<br />
sich seit Monaten auf einem<br />
Höhenflug –das gilt für den<br />
Bund wie für Berlin. Bei der<br />
jüngsten Umfragefür Berlin<br />
würden sie 24 Prozent erhalten<br />
–der mit Abstand<br />
höchste Wert aller Parteien.<br />
<strong>Berliner</strong> Senat. „Wir haben vieles<br />
schon angefangen, aber in den drei<br />
Jahren wollen wir Berlin weiter umbauen.“<br />
Und dalasse man sich von<br />
Umfragen nicht beeinflussen. „Sondernwir<br />
klotzen da weiter ran.“<br />
Also machten sich die Delegierten<br />
an die Arbeit, und die bestand zu großen<br />
Teilen aus zwei Leitanträgen des<br />
Vorstands zur Schulpolitik und zum<br />
ökologischen Stadtumbau.<br />
Mehr als ein Jahr lang war um den<br />
Schulantrag gerungen worden. Um<br />
„bessere Schulen“ sollte es gehen,<br />
„mehr Qualität und gerechtere Bildungschancen“.<br />
Diese Chancen<br />
seien aktuell aus vielen Gründen<br />
stark beschnitten. „Was da gerade<br />
passiert, das raubt den Kindern und<br />
Jugendlichen ihre Chancen“, sagte<br />
Parteichefin Nina Stahr. „Da können<br />
wir nicht einfach danebenstehen und<br />
BEDROHTE STATIK<br />
Wirbel: Die Umfragen bringendie<br />
Statik des rot-rotgrünen<br />
Senats ins Wanken,<br />
ist doch die SPD nur noch<br />
drittstärkste Kraft. Das zu<br />
moderieren wird die Aufgabe<br />
für die kommenden drei<br />
Jahre bis zur nächsten Wahl.<br />
Wahl: Beide Vorsitzende wurden<br />
bestätigt. Nina Stahr erhielt<br />
89 Prozent der Delegiertenstimmen,<br />
Werner Graf<br />
88 Prozent. Zwei Jahre zuvor<br />
hatte Stahr etwa 80 Prozent<br />
erhalten, für Graf hatten<br />
rund 70 Prozent votiert.<br />
zugucken.“ Harsche Töne aus dem<br />
Mund einer Vorsitzenden, deren Partei<br />
in der Regierung sitzt.<br />
In dem Antrag wirdeine Übernahmegarantie<br />
für Studienanfänger gefordert,<br />
aber auch bessere Qualitätssicherung<br />
sowie eine Öffnung von<br />
Schulen nach Unterrichtsschluss.<br />
Das umstrittene Modell des Senats,<br />
bei dem neue Schulbauten über die<br />
landeseigene Wohnungsbaugesellschaft<br />
Howoge finanziertwerden sollen,<br />
sehen die Grünen skeptisch. Sie<br />
lehnen eine Kreditfinanzierung ab<br />
und wollen das Vorhaben lieber mit<br />
Haushaltsmitteln stemmen.<br />
Auffällig ist vorallem, wie sehr die<br />
Gemeinschaftsschule mit der 1. bis<br />
zur 13. Klasse unter einem Dach als<br />
Zukunftsmodell besungen wird. Dagegen<br />
zementiere das gegliederte<br />
Schulsystem mit Integrierter Sekundarschule<br />
und Gymnasium Chancenungleichheit.<br />
Insbesondere die<br />
grundständigen Gymnasien ab Klassenstufe<br />
5seien problematisch, deshalb<br />
wolle man keine weiteren<br />
grundständigen Gymnasien.<br />
Auch die privaten Schulen werden<br />
überaus skeptisch gesehen – diese<br />
seien zu heterogen, Kinder aus ärmeren<br />
und bildungsfernen Schichten<br />
seien dort nur selten anzutreffen.<br />
Künftig solle die öffentliche Finanzierung<br />
für private Schulen mit wenigen<br />
armen Kindernschlechter ausfallen.<br />
In der anschließenden Debatte offenbarte<br />
sich, dass ein Jahr Arbeit am<br />
Antrag nicht immer ausreicht. Besonders<br />
scharf ging Stefanie Remlinger<br />
mit dem Text ins Gericht. Diefrühere<br />
bildungspolitische Sprecherin erkannte<br />
darin „Gewalt, mit der eine<br />
bestimmte Schulform durchgesetzt<br />
werden“ solle. ImÜbrigen mache es<br />
„keinen Sinn, wieder einen Schulkrieg<br />
zu suchen“. Dennoch ging der<br />
Antrag am Ende durch.<br />
Unumstritten war der Leitantrag<br />
„Grün statt Grau“. Darin setzen sich<br />
die Grünen für eine stärkereNachverdichtung<br />
in bestehenden Quartieren<br />
aus. Durch Aufstockung auf Wohnhäusern,<br />
Dachgeschossausbau und<br />
Wohnungsbau über Supermärkten<br />
könnten mehr als 100 000 Wohnungen<br />
entstehen, hieß es. Großbauvorhaben<br />
auf der grünen Wiese wie etwa<br />
Elisabeth-Aue in Pankow, wie sie der<br />
rot-schwarze Vorgängersenat geplant<br />
hatte,werden abgelehnt.<br />
FDP fordert<br />
mehr Hilfe<br />
für Obdachlose<br />
Koordinierungsstelle<br />
soll Leistungen bündeln<br />
Die FDP fordert einen<br />
neuen Ansatz bei der<br />
Unterstützung vonMenschen<br />
ohne eigene Wohnung<br />
oder von Obdachlosen in Berlin.<br />
Statt zahlreicher Einzelmaßnahmen<br />
sei ein ganzheitliches Konzept<br />
nötig, sagte der sozialpolitische<br />
Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus,<br />
Thomas Seerig. Dieses<br />
bleibe der Senat bisher schuldig.<br />
Die FDP schlägt einen ganzen<br />
Strauß von Maßnahmen vor, nicht<br />
zuletzt eine Ausweitung des Angebots<br />
an preiswerten Wohnungen im<br />
sogenannten geschützten Marktsegment<br />
sowie von öffentlichen Trägerwohnungen<br />
für Menschen, die ihre<br />
eigene Unterkunft schon verloren<br />
haben. Antragstellernvon Wohngeld<br />
müssten automatisch begleitende<br />
Hilfen angeboten werden, um ein<br />
Abrutschen in die Wohnungslosigkeit<br />
zu verhindern.<br />
Aus Sicht der FDP ist auch eine<br />
Koordinierungsstelle Wohnungslosigkeit<br />
auf Landesebene nötig, die<br />
die Wirksamkeit von Konzepten<br />
überprüft und diese weiterentwickelt.<br />
In jedem Bezirk müsse es eine<br />
zentrale Fachstelle Wohnungslosigkeit<br />
geben, die alle relevanten Leistungen<br />
unter einem Dach bündele.<br />
Für Menschen, die schon auf der<br />
Straße leben, fordert die FDP eine<br />
bessere medizinische Versorgung<br />
vor allem in Schwerpunktpraxen<br />
und mehr Angebote zur Körperpflege.<br />
Umihnen witterungsabhängig<br />
einen Unterschlupf zu bieten,<br />
könnten modulareUnterkünfte oder<br />
Traglufthallen vorgehalten werden.<br />
Gleichzeitig hält die FDP in einem<br />
Antrag für das Abgeordnetenhaus<br />
eine „Verbesserung des Miteinanders<br />
im öffentlichen Raum“ für nötig.<br />
Dazu müssten Lager von Obdachlosen<br />
in S- und U-Bahn-Stationen<br />
sowie Parks aufgelöst werden,<br />
wenn diese „durch ihr Sozialverhalten“<br />
Störungen verursachten. „Obdachlose<br />
Passagiere inBahnen, bei<br />
denen eine starke Geruchsentwicklung<br />
eine hygienische Gefährdung<br />
der Mitfahrenden auslöst, sind von<br />
der Weiterfahrt auszuschließen und<br />
dem sozialpsychologischen Dienst<br />
zu übergeben“, heißt es weiter.<br />
Diegenaue Zahl der Obdachlosen<br />
in Berlin steht nicht fest. Nach Schätzungen<br />
liegt sie zwischen 4000 und<br />
bis zu 10 000 Menschen. Die Caritas<br />
geht davon aus, dass weit über die<br />
Hälfte vonihnen aus EU-Ländernin<br />
Osteuropa stammt. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 13 *<br />
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Berlin<br />
Ersatzverkehr<br />
Murat Günak hat einst den Mercedes SLK entworfen. Jetzt baut der Sportwagendesigner einen Tret-Transporter für Paketboten –aus Liebe zum Auto<br />
VonJochen Knoblach<br />
Murat Günak klopft sich<br />
den Staub von der<br />
Hose.Erkommt direkt<br />
aus der Werkstatt, einem<br />
mit weißen Spanholzplatten<br />
abgetrennten Teil einer ehemaligen<br />
Fabrikhalle im östlichen Hinterland<br />
des Görlitzer Parks. Der 61-Jährige<br />
hatte schon komfortablere Arbeitsplätze.<br />
Designstudios in Kalifornien<br />
und Barcelona zum Beispiel oder am<br />
Comer See in Norditalien. In den<br />
Neunzigern bis Mitte der 2000er-<br />
Jahre war Günak ein gefeierter Star<br />
unter den Automobildesignern. Er<br />
hat Autos von Peugeot jünger, Mercedes<br />
eleganter und Volkswagen frischer<br />
gemacht, den Mercedes SLK<br />
ebenso entworfen wie etliche Modelle<br />
des VW-Konzerns,woerzuletzt<br />
Chefdesigner war. „Lange her“, sagt<br />
Günak und lacht. 2008 ist er ausgestiegen.<br />
Nun also Treptow statt San<br />
Diego.Alles auf Anfang.<br />
Labor der Mobilität<br />
MotionLab nennt sich die Halle mit<br />
der Werkstatt. Es war einmal die<br />
Halle 20 eines volkseigenen Maschinenbaubetriebs.Jetzt<br />
ist es ein Laboratorium,<br />
in dem ein knappes Dutzend<br />
Start-ups an neuen Spielarten<br />
der Mobilität tüftelt. EinSchmelztiegel<br />
der Ideen samt Selbsthilfewerkstatt<br />
mit 3D-Druck-Studio und Laserschneidtechnik.<br />
Hier ist auch das Start-up Onomotions<br />
zu Hause.Murat Günak hat<br />
es vor zwei Jahren zusammen mit<br />
dem Fahrzeugtechniker Philipp<br />
Kahle und dem Betriebswirt Beres<br />
Seelbach gegründet, um nach Blechdach-Cabrios<br />
und viertürigen Coupés<br />
abermals „eine neue Fahrzeugklasse“<br />
auf die Räder zu stellen. Diesmal<br />
hat das Gefährt allerdings keinen<br />
Tank, sondern Akkus, ist auch<br />
nicht schnell, sondernschafft höchstens<br />
Tempo 25. Es ist ein Hybrid aus<br />
E-Bike und Kleintransporter,der den<br />
wachsenden Lieferverkehr in den urbanen<br />
Zentren nicht nur bewältigen,<br />
sondern leiser, abgasfrei und ohne<br />
zugeparkte Fahrspuren möglich machen<br />
soll. Ein Öko-Transporter, mit<br />
dem ein Sportwagendesigner den<br />
Großstadtverkehr retten will.<br />
MuratGünak, der geläuterte Automobilist,<br />
konvertiertins Lager der Automobilgegner?<br />
Er winkt ab. „Unsinn“,<br />
sagt er. „Ich liebe Autos.“ Tatsächlich<br />
hatte er sich nach seinem<br />
Ausstieg bei VW der Elektromobilität<br />
verschrieben. In Frankreich brachte<br />
er mit einer eigenen Firmadas E-Auto<br />
Der Vermarkter,der Künstler und der Schrauber:Beres Seelbach, Murat Günak und Philipp Kahle (v.l.) wollen den Lieferverkehr revolutionieren.<br />
Mia auf den Markt, bis er nach 2500<br />
verkauften Autos Insolvenz anmelden<br />
musste.„Wirwaren zu früh“, sagt<br />
Günak heute, bleibt aber der Überzeugung,<br />
dass für den Stadtverkehr<br />
neue Lösungen gefunden werden<br />
müssen.„Wenn wir so weitermachen,<br />
geht bald gar nichts mehr“, sagt er<br />
und mag sich das nicht vorstellen.<br />
Dafür fahreerzugernAuto.Draußen<br />
vor der Halle steht sein kleiner Fiat<br />
500. 160 PS. Loslassen fällt schwer.<br />
Dass für das Ono-Mobil in Großstädten<br />
wie Berlin Bedarf besteht,<br />
steht außer Zweifel. Denn der Onlinehandel<br />
floriert, und in der Folge<br />
schwingt sich der Lieferverkehr von<br />
RekordzuRekord. Wurden schon im<br />
vergangenen Jahr in Deutschland<br />
über 3,3 Milliarden Pakete verschickt,<br />
so soll in zwei Jahren die<br />
Vier-Milliarden-Marke geknackt<br />
werden. Allein in Berlin muss demnach<br />
mit wenigstens 580 000 Sen-<br />
Sieht aus wie ein Motorrad, ist<br />
aber ein Transporter.„Paketboten<br />
haben ein cooles Fahrzeug<br />
vedient“, sagen die<br />
Ono-Macher.<br />
ONOMOTIONS<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
dungen am Taggerechnet werden.<br />
Fast 3000 Transporter werden dafür<br />
in der Stadt unterwegs sein.<br />
Das Treptower Start-up<br />
empfiehlt seinen Tret-<br />
Transporter als Ersatz<br />
für die dieselgetriebenen<br />
Sprinter-Flotten.<br />
Ono sei der „neue<br />
Maßstab im E-Cargo-<br />
Markt“ heißt es selbstbewusst<br />
im Motion-<br />
Lab.Ein etwa zwei Meter<br />
langes Dreirad, mit<br />
dem Paketboten die<br />
sogenannte letzte<br />
Meile bis zum Empfänger<br />
zurücklegen sollen.<br />
Es besteht aus einem<br />
Fahrgestell<br />
mit Kabine und einer<br />
abnehmbaren<br />
Transportbox. Rund<br />
50 Pakete sollen sich<br />
darin verstauen lassen. Ist eine Box<br />
leer, wird sie in der Vision der Ono-<br />
Macher in Citydepots gegen eine beladene<br />
ausgetauscht, wie ein Sattelschlepper<br />
seinen Auflieger wechselt.<br />
14 Monate haben sie gebraucht,<br />
um Ono von den ersten Entwürfen<br />
bis zur Prototypenphase zu bringen.<br />
Philipp Kahle nennt das Tempo<br />
sportlich. Als Ingenieur für Fahrzeugtechnik<br />
ist er gewissermaßen der<br />
Schrauber im Team. Während der<br />
Entwicklung haben sie eng mit Lieferdiensten<br />
und Paketboten zusammengearbeitet.<br />
Siehaben gelernt, wie<br />
man ein Lastenrad so konstruiert,<br />
dass das Ein- und Aussteigen den Rücken<br />
des Boten möglichst wenig belastet.<br />
Demnach gleitet der Ono-Fahrer<br />
stehend auf den Sattel und sitzt<br />
aufrecht wie auf einem Fahrrad. Das<br />
Ono-Mobil sei das fahrerfreundlichste<br />
Fahrzeug seiner Art.„Paketboten<br />
machen einen Knochenjob. Die<br />
haben ein cooles Fahrzeug verdient“,<br />
sagte Kahle.Eskann wegen der Tempobegrenzung<br />
auf 25 km/h ohne<br />
Führerschein gefahren werden, verlangt<br />
auch keine separate Versicherung<br />
und ist zudem zuverlässig resistent<br />
gegen Fahrverbote.Lieferdienste<br />
würden mit Onoetwa 20 Prozent der<br />
laufenden Kosten sparen.<br />
Fertigung in Deutschland<br />
Im nächsten Jahr soll eine Testphase<br />
bei den bekannten Lieferdiensten<br />
beginnen. Danach will Onoindie Serienfertigung<br />
einsteigen. Diese soll<br />
in jedem Fall in Deutschland erfolgen.<br />
Man habe einen großen Automobilzulieferer<br />
für die Fertigung gewinnen<br />
können. Namen will man<br />
noch nicht nennen. Die Ziele indes<br />
sind klar: 2023 sollen bereits 5000<br />
Fahrzeuge gebaut werden. In Berlin<br />
könnte Ono bis dahin die Diesel-<br />
Transporter ersetzt haben.<br />
Für die Treptower Lieferdienst-<br />
Revoluzzer ist das Paketbox-Dreirad<br />
allerdings nur ein Anfang. Längst<br />
denkt man dortüber verschiedenste<br />
Varianten nach: über Arbeitswagen<br />
für die BSR, Leih-Transporter für<br />
Ikea und Baumärkte oder über solche<br />
mit zwei Sitzplätzen und gläserner<br />
Box als Kurzstreckentaxi. „Amazon<br />
hat zunächst auch nur mit Büchern<br />
angefangen“, sagt Beres Seelbach.<br />
Und auch Murat Günak<br />
träumt voneiner ganzen Palette von<br />
Fahrzeugen, die stets das markante<br />
Sechseck-Fenster auf der linken<br />
Seite tragen. „Die Spange“, sagt Günak.<br />
Siesei die Signatur einer künftigen<br />
MarkeOno.Das Markenzeichen.<br />
„Die Spange ist der Stern.“<br />
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Berlin<br />
„Es ist eine Notaufnahme für kaputtes Spielzeug“<br />
Philipp Schünemann repariert seit 22 Jahren Teddys, Puppen und Blechspielzeug. Grund ist seine „Öko-Mentalität“, sagt er<br />
VonMartina Doering<br />
An dieser Stelle berichten<br />
montags <strong>Berliner</strong> über ihren<br />
Berufsalltag. Heute:<br />
Philipp Schünemann. Der<br />
Inhaber eines Spielzeugladens in<br />
der Choriner Straße führt soziemlich<br />
alles, was Kinder glücklich<br />
macht und große Menschen an ihre<br />
Kindheit erinnert. Aber vorallem ist<br />
„Onkel Philipps Spielzeugwerkstatt“<br />
eine Art Rettungsstelle für<br />
Puppen, Teddybären, Blechspielzeug<br />
–sie werden repariert und suchen<br />
dann einen neuen Besitzer.<br />
Der Laden ist eine Wunderkiste:<br />
In den Regalen stehen Teddybären<br />
in allen Größen, Autos aus Holz<br />
oder Plastik sowie Karussells, die<br />
sich per Knopfdruck drehen. Neben<br />
Plüschtieren verstecken sich<br />
kleine Blechkrokodile, und Gesellschaftsspiele<br />
stapeln sich neben<br />
Puppenstuben. Wohlsortiert ist<br />
hier auf den ersten Blick nichts,<br />
aber man kann alles finden.<br />
In einer Ecke warten Sandmännchen,<br />
Trabi-Modelle und andere<br />
Spielzeuge aus DDR-Zeiten<br />
auf Käufer. Philipp Schünemann<br />
fand die Sachen auf Flohmärkten,<br />
oder Kunden und Besucher brachten<br />
sie vorbei. Der 49-Jährige hat<br />
die Stücke gesäubert, repariert,<br />
aufgehübscht und in den Laden gestellt.<br />
Denn Philipp Schünemann<br />
versteht sich nicht nur als Verkäufer,<br />
sondern hauptsächlich als Retter<br />
von altem Spielzeug. Mit dieser<br />
Idee hat er im März 1997 in der<br />
Choriner Straße „Onkel Philipps<br />
Spielzeugwerkstatt“ eröffnet. Der<br />
Laden existiertschon 22 Jahre–das<br />
hatten anfangs weder er noch<br />
Freunde oder Familie erwartet.<br />
Als Beruf hatte er etwas ganz anderes<br />
gelernt. „In unserer Familie<br />
gab es schon immer eine ganz<br />
starke Öko-Mentalität“, sagt Philipp<br />
Schünemann, der 1969 in Braunschweig<br />
geboren wurde. „Also umweltbewusst<br />
leben, Ressourcen sparen,<br />
sich selbst versorgen.“ Er war<br />
noch ein Kind, als seine Elterneinen<br />
Bauernhof kauften und in ein 500-<br />
Einwohner-Dorf in die Nähe von<br />
Goslar zogen. Er hatte dort, sagt er,<br />
eine glückliche Kindheit.<br />
MitHundehütte übernDorfteich<br />
Nach dem Abitur absolvierte Philipp<br />
Schünemann seinen Zivildienst,<br />
studierte dann Verfahrensund<br />
Umwelttechnik in Berlin und<br />
machte hier seine Praktika bei einem<br />
großen Unternehmen. Dabei<br />
verging ihm die Lust, sein Leben<br />
lang in solch einer Firma zuarbeiten.<br />
Kläranlagen bauen, Verfahren<br />
zur Schadstoff-Entsorgung in der<br />
Produktion zu entwickeln: unter<br />
„Umwelttechniker“ hatte er sich<br />
etwas anderes vorgestellt.<br />
„Ich wollte eigentlich schon immer<br />
ein eigenes Geschäft aufmachen,<br />
also selbstständig sein“, erzählt<br />
Philipp Schünemann. Zudem<br />
habe er schon als Kind gern gebastelt,<br />
zum Beispiel aus Brettern<br />
Flugzeuge gebaut. Aus einem mit<br />
Teichfolie bespannten Hundehüttendach<br />
hat er ein Boot gemacht,<br />
mit dem er auf dem kleinen Dorfteich<br />
herumschipperte. „Ich<br />
Philipp Schünemann in seiner Spielzeugwerkstatt<br />
MEINE WOCHE<br />
Name: Philipp Schünemann<br />
Beruf: Diplomingenieur für Verfahrens- und Umwelttechnik<br />
Wasverdient man in dem Beruf? Es reicht für meine Familie und mich.<br />
Wiewar Ihre Ausbildung? Studium, Geschäftsgründung<br />
Wielangearbeiten Sie pro Woche? 60 Stunden<br />
Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen: Immer wieder!<br />
VOLKMAR OTTO<br />
musste also Verkäufer und Bastler<br />
vereinen“, erzählt er. Daerbereits<br />
eine Menge Spielzeug vor dem<br />
Schicksal in der Mülltonne gerettet<br />
hatte, kam Philipp Schünemann<br />
schließlich auf die Idee, Spielzeug<br />
zu reparieren und die Möglichkeit<br />
zu bieten, Spielzeug auszuleihen.<br />
Er fand ein kleines Ladenlokal in<br />
der Choriner Straße und eröffnete<br />
dort „Onkel Philipps Spielzeugwerkstatt“.<br />
In den ersten Jahren<br />
wohnte er dort auch in einem Hinterzimmer.<br />
Später konnte er dann<br />
das Geschäft um einen zweiten Laden<br />
direkt nebenan erweitern und<br />
in einem Raum ein Museum mit<br />
den von ihm gesammelten DDR-<br />
Spielzeugen einrichten.<br />
„Verleih. Reparatur. Annahme.<br />
Verkauf.“ stand auf dem ersten<br />
Handzettel, den er als Werbung<br />
verteilte.„Die ersten fünf Jahre waren<br />
ziemlich schwierig. Aber seither<br />
läuft es ganz gut“, sagt er. Zum<br />
20-jährigen Jubiläum jedenfalls hat<br />
er diese Handzettel noch mal drucken<br />
lassen. „Das Museum habe<br />
ich mittlerweile im Keller eingerichtet,<br />
der Laden ist voller,und ich<br />
führe und verkaufe schon lange<br />
auch neues Spielzeug“, sagt er.<br />
„Aber am Konzept hat sich in den<br />
22 Jahren nichts verändert.“<br />
Von vielen Kunden und Nachbarn<br />
bekommt er kaputtes oder<br />
ausrangiertes Spielzeug geschenkt.<br />
Selbst der Verleih funktioniert: Ab<br />
und an bräuchten Fotografen oder<br />
Filmproduzenten etwas und seien<br />
froh, dass sie die Ausstattungsstücke<br />
nicht kaufen und dann entsorgen<br />
müssten.<br />
Inzwischen wohnt er mit Frau<br />
und drei KinderninSchildow, wo er<br />
demnächst eine Filiale eröffnen<br />
und dort auch eine „Spielzeugklappe“<br />
einrichten will –also eine<br />
Annahme für nicht mehr gebrauchtes<br />
oder kaputtes Spielzeug. Philipp<br />
Schünemann kann inzwischen so<br />
ziemlich alles reparieren: Bei Puppen<br />
die Gummis erneuern und Augen<br />
einsetzen, ferngesteuerte Autos<br />
und mechanische Figuren wieder<br />
zum Laufen bringen oder Teddys flicken.<br />
Nach wie vor haben es ihm<br />
besonders Stücke aus DDR-Zeiten<br />
angetan. „Ich habe die DDR über<br />
das dortproduzierte Spielzeug noch<br />
mal neu kennengelernt“, sagt er.<br />
Einharter Kampf<br />
Inzwischen helfen ihm zwei Mitarbeiter<br />
im Laden und öfter mal seine<br />
Frau. Doch an drei Tagen in der Woche<br />
steht er selbst im Geschäft, berät<br />
Kunden und hilft ihnen, Gewünschtes<br />
in den Regalen und<br />
Schränken aufzuspüren. „Manchmal<br />
muss ich Kunden sagen, dass<br />
ich das Gesuchte ganz sicher im Laden<br />
habe –aber nicht weiß, wo.“ Oft<br />
kämen auch Leute, die etwas Bestimmtes<br />
wollten, aber mit etwas<br />
völlig anderem den Laden verließen.<br />
Natürlich bleibe es ein Kampf,<br />
sich in Zeiten der globalen Konkurrenz<br />
und des Internethandels über<br />
Wasser zu halten, sagt Philipp Schünemann.<br />
Aber was er tue, mache<br />
ihm Spaß. „Und was passt besser in<br />
dieser Zeit wachsender Müllberge<br />
als mein Wiederaufbereitungsunternehmen,<br />
meine Notaufnahme<br />
für kaputtes Spielzeug?“<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 15 *<br />
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Brandenburg<br />
Suche nach<br />
DHL-Erpresser<br />
dauert an<br />
Immerhin gab es seit April<br />
keine Paketbombe mehr<br />
Ein Jahr nach dem Versand der<br />
ersten Briefbombe hat die Brandenburger<br />
Polizei trotz intensiver Ermittlungen<br />
noch keinen Täter fassen<br />
können, der den Paketdienstleister<br />
DHL um einen Millionenbetrag erpressen<br />
will. Dennoch spricht Polizeisprecher<br />
Torsten Herbst zumindest<br />
von einem Teilerfolg der Sonderkommission<br />
„Quer“, die seit Dezember<br />
2017 nach dem oder den<br />
Erpressernfahndet.„Seit Aprildieses<br />
Jahres ist keine Paketbombe mehr<br />
vondem oder den Unbekannten verschickt<br />
worden“, sagt Herbst. Das<br />
Ziel der Gefahrenabwehr, die für die<br />
Polizei absoluten Vorrang habe, sei<br />
erreicht worden:„Es gab bisher keine<br />
verletzte Person, es sind keine Menschenleben<br />
durch Paketbomben gefährdet<br />
worden.“<br />
Bei der Auslieferung einer Paketbombe<br />
am Rande des Potsdamer<br />
Weihnachtsmarkts am 1. Dezember<br />
2017 war diese Gefahr sehr groß. Der<br />
Umsicht des Apothekers, der das<br />
Päckchen erhalten hatte, war es mit<br />
zu verdanken, dass keine Menschen<br />
verletzt wurden. Er hatte beim Öffnen<br />
ein Zischen gehörtund bemerkt,<br />
dass Drähte herausragten. Mitarbeiter<br />
trugen das Paket nach draußen,<br />
und es wurde von Spezialisten der<br />
alarmierten Polizei zerlegt. Im Paket<br />
befanden sich eine Sprengvorrichtung,<br />
Nägel und ein als QR-Code verschlüsseltes<br />
Schreiben, mit dem<br />
DHL um eine Millionensumme in<br />
Bitcoins erpresst wurde.<br />
Tausend Spuren und Hinweise<br />
Später stellte sich heraus,dass Anfang<br />
November eine erste explosive Sendung<br />
des DHL-Erpressers im Postzentrum<br />
Frankfurt (Oder) eingegangen<br />
war. Diese geriet beim Öffnen in<br />
Brand, wodurch auch das Erpresserschreiben<br />
zerstörtwurde.Weitereexplosive<br />
Sendungen gingen im Januar<br />
bei einer <strong>Berliner</strong> Bankfiliale und im<br />
April bei der Handwerkskammer in<br />
Berlin ein. Seitdem ist Ruhe.<br />
Nicht so bei der Sonderkommission<br />
„Quer“, die im Dezember mit<br />
rund 50 Beamten die Ermittlungen<br />
aufnahm. „Die Ermittler haben rund<br />
1000 Spuren und Hinweise ausgewertet“,<br />
berichtet Herbst. Unddiese<br />
führten auch dazu, dass Verdächtige<br />
ins Visier der Fahnder gerieten. Es<br />
gab Durchsuchungen, Vernehmungen<br />
und eine Reihe von verdeckten<br />
Maßnahmen. „Das hat allerdings<br />
nicht dazu geführt, dass wir bei irgendeiner<br />
Person einen dringenden<br />
Tatverdacht hätten erhärten können“,<br />
sagt der Polizeisprecher. Seit<br />
August wurde die Sonderkommission<br />
auf 15 Beamte heruntergefahren,<br />
die nun noch etwa 100 Restspurenabarbeiten.<br />
(dpa)<br />
Auf dem Gelände der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung im Süden Brandenburgs werden zum Beispiel Autos in Brand gesetzt, die mit Erdgas betrieben werden. BAM<br />
Brennen für die Sicherheit<br />
Auf einem Gelände in Horstwalde gehören Explosionen zum Alltag. Denn dort werden Produkte geprüft<br />
VonTorsten Müller<br />
Nach 12 Minuten ist es soweit.<br />
Der brennende<br />
Pkw explodiert. Die hintere<br />
Hälfte des Wagens<br />
geht in einem gewaltigen Feuerball<br />
auf. Wissenschaftler,Ingenieureund<br />
Techniker der Bundesanstalt für Materialforschung<br />
und -prüfung (BAM)<br />
beobachten das Ereignis durch die<br />
schmalen Fenster eines Schutzbunkers<br />
auf dem behördeneigenen Testgelände<br />
Technische Sicherheit in<br />
Horstwalde (Teltow-Fläming).<br />
Der große Knall in 200 Metern<br />
Entfernung auf dem Sprengfeld<br />
kommt erwartet. Die Experten hatten<br />
einen im Kofferraum eingebauten<br />
Erdgastank auf 200 Bar gefüllt<br />
und das Fahrzeug über einen automatischen<br />
Zündmechanismus in<br />
Brand gesetzt. Trotzdem zucken<br />
selbst die erfahrenen „Feuerwerker“<br />
kurzzusammen, als der Worst Case –<br />
der schlimmste Fall, der eintreten<br />
kann –tatsächlich eintritt.<br />
Beobachtung per Drohne<br />
DieSpezialisten der Bundesbehörde<br />
wollten diesen Fall simulieren. Aus<br />
diesem Grund hatten sie auch die Sicherheitsvorkehrungen<br />
deaktiviert,<br />
die in Gasautos eingebaut sind. „Das<br />
war heftig. Da hätte kein Feuerwehrmann<br />
danebenstehen sollen“, sagt<br />
der Leiter des Testgeländes, Kai Holtappels.<br />
Tatsächlich ist so etwas aber<br />
schon vorgekommen, als sich vor<br />
vier Jahren in Norddeutschland ein<br />
solcher Unfall mit anschließender<br />
Explosion eines LPG-Tanks ereignete.<br />
Mehrere Feuerwehrleute, die<br />
das Löschen vorbereiteten, wurden<br />
verletzt.„Zum Glück gab es keine Toten<br />
und zum Glück tritt dieses Szenario,<br />
bei dem die Sicherungssysteme<br />
komplett versagen, auch nicht<br />
oft ein“, sagt Holtappels. „Aber wir<br />
wollen im Interesse der Gesundheit<br />
der Einsatzkräfte vorOrt wissen, wie<br />
solch ein Ernstfall im Einzelnen abläuft.<br />
Deswegen arbeiten wir seit fast<br />
drei Jahren an diesen Szenarien.“<br />
Es sind Explosionen wie unter<br />
dem Röntgenauge.MehrereSpezialkameras<br />
zeichnen das Geschehen<br />
auf dem Sprengplatz aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven auf, selbst<br />
per Drohne für den Blick von oben<br />
auf das Fahrzeug. DasAuto und sein<br />
Umfeld werden zuvor mit einem<br />
Netz von Leitungen und Sensoren<br />
ausgestattet, um die Druckentwicklung,<br />
das Verhalten der Wärmestrahlung<br />
des Feuers bis hin zur Stichflamme<br />
der eigentlichen Explosion,<br />
die Flugrichtung und -entfernung<br />
der zersprengten Fahrzeugfragmente<br />
und noch vieles mehr minuziös<br />
zu erfassen. Insgesamt überwachen<br />
14 Experten den Testablauf.<br />
„BAM macht bumm“, so heißt es<br />
fast täglich mit einem Augenzwinkern<br />
unter den hoch spezialisierten<br />
Mitarbeitern auf dem 12 Quadratkilometer<br />
großen Gelände im Süden<br />
von Brandenburg. Auf mehreren<br />
Testfeldern und Sprengplätzen sowie<br />
in Falltürmen werden nach dem<br />
Leitspruch der Behörde „Sicherheit<br />
in Technik und Chemie“ Materialien<br />
und Produkte umfassenden Checks<br />
unterzogen –imAuftrag des Bundes,<br />
aber auch vonexternen Firmen, Versicherungen<br />
oder Forschungseinrichtungen.„Wir<br />
haben hier so etwas<br />
wie eine perfekte Spielwiese“, sagt<br />
Kai Holtappels, der vor 20Jahren als<br />
Chemiker in die Behörde kam, dort<br />
seinen Doktor machte und inzwischen<br />
nicht nur das Testgelände,<br />
„Wir appellieren, nur von uns zertifiziertes<br />
Feuerwerk zu verwenden.“<br />
Kai Holtappels, Leiter des Fachbereichs konstruktive Brand- und Explosionsschutz<br />
bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />
sondern auch den Fachbereich konstruktiver<br />
Brand- und Explosionsschutz<br />
leitet.„Aber bei allem, was wir<br />
hier tun, lassen wir selbstredend die<br />
höchsten Sicherheitsstandards gelten,<br />
für die wir ja selber einstehen.“<br />
Nicht nur Gas- und Batterieantriebe<br />
von Autos stehen derzeit im<br />
Fokus der interdisziplinären Teams.<br />
Es wird auch untersucht, wie sich<br />
Fahrzeuge,Laborgeräte,Maschinen,<br />
Klimaanlagen verhalten, in denen<br />
zum Beispiel neue umweltfreundliche<br />
–aber eben leider auch brennbare<br />
– Kühlmittel zur Anwendung<br />
kommen.<br />
Ein stets aktuelles Thema ist die<br />
Sicherheit der Pyrotechnik, die zu<br />
Silvester und anderen Anlässen millionenfach<br />
in die Luft geschossen<br />
wird. „Wir wissen sehr genau, was da<br />
für Kräfte walten und appellieren aus<br />
gutem Grund, nur von uns zertifiziertes<br />
Feuerwerk zu verwenden“,<br />
sagt der 49-jährige Cheftester.<br />
An einer Referenzbrücke beschäftigen<br />
sich die Forscher zudem mit allen<br />
Fragen rund um die Sicherheit<br />
von Brücken. Aktuelle Themen sind<br />
auch die Standfestigkeit von Off-<br />
Shore-Windkraftanlagen sowie die<br />
„Unzerstörbarkeit“ von Castor-Behältern.<br />
Zu diesem Zweck steht auf<br />
dem Testgelände der weltweit modernste<br />
Fallturm, in dem Lasten von<br />
bis zu 200 Tonnen aus einer Höhe<br />
von35Meternabstürzenkönnen.<br />
Noch brennt zwar das Erdgas-<br />
Versuchsauto. Aber der Sperrkreis<br />
von 1000 Metern, in dem sich während<br />
des Tests bis auf das Team im<br />
Beobachtungs-Bunker kein Mensch<br />
aufhalten durfte, ist mittlerweile<br />
wieder aufgehoben. Einige Kollegen<br />
der Versuchsmannschaft nähern<br />
sich dem Fahrzeug, um sich direkt<br />
am Unfallortein erstes Bild vomAusmaß<br />
der Zerstörungen zu machen.<br />
Die Feuerwehr wartet<br />
Am Rand des Versuchsfeldes stehen<br />
derweil bereits zwei weitere, ebenfalls<br />
schon verkabelte Autos.Sie wird<br />
in den nächsten Tagen das gleiche<br />
Schicksal ereilen, ein simulierter<br />
Motorbrand. ImVerlauf der Untersuchungen<br />
wurden zuvor schon mehrere<br />
mit LPG-Gas betriebene PKW<br />
unterfeuert, wie die Experten es nennen.<br />
„Wenn alle Daten gründlich<br />
ausgewertet sind, werden wir die<br />
wichtigsten Erkenntnisse für die<br />
Feuerwehren zusammenfassen“,<br />
sagt KaiHoltappels.„Wirstehen über<br />
Arbeitsgruppen mit den Verantwortlichen<br />
in Kontakt und wissen, dass<br />
die darauf warten.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Einbruch bei Nachbarnvon<br />
Vizekanzler Scholz<br />
DiePotsdamer Wohnung vonVizekanzler<br />
Olaf Scholz (SPD) wirdvon<br />
Polizisten bewacht –trotzdem ist in<br />
einer anderen Wohnung in dem<br />
Mehrfamilienhaus eingebrochen<br />
worden. DasBrandenburger Polizeipräsidium<br />
bestätigte am Sonntag<br />
den Vorfall. Davorhatten die Potsdamer<br />
Neuesten Nachrichten berichtet.<br />
EinSprecher des Polizeipräsidiums<br />
betonte,die Wohnung des Bundesfinanzministers<br />
sei nicht betroffen<br />
gewesen. DerbesondereObjektschutz<br />
gelte nicht für andereindem<br />
Haus.Der Einbruch ereignete sich<br />
nach Polizeiangaben am Freitag. Unbekannte<br />
öffneten gewaltsam eine<br />
Wohnungstür und erbeuteten EC-<br />
Karten und Wertgegenstände. (dpa)<br />
Claudia Roth kritisiert<br />
Woidkewegen Braunkohle<br />
Bundestags-Vizepräsidentin Claudia<br />
Roth (Grüne) hat in der Kohleausstiegs-Debatte<br />
den brandenburgischen<br />
Ministerpräsidenten Dietmar<br />
Woidke (SPD) kritisiert. Woidke<br />
oder Andrea Nahles müssten verstehen,<br />
dass sich Kohleausstieg und<br />
Verantwortung für die Beschäftigten<br />
nicht ausschließen, sondernbedingen,<br />
sagte Roth am Sonntag auf dem<br />
Landesparteitag der brandenburgischen<br />
Grünen in Wildau. (dpa)<br />
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691 =100 Euro<br />
7332 =1000 Euro<br />
13 799 =10000 Euro<br />
880 330 =100 000 Euro<br />
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7189 420 gewinnt 1000 000 Euro<br />
544 434 gewinnt 100 000 Euro<br />
18 053 gewinnt 10 000 Euro<br />
5182 gewinnt 1000 Euro<br />
05 gewinnt 10 Euro<br />
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Lesen Sie am Mittwoch in Ihrer<br />
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Vor dem Fest<br />
Die Themen indieser Beilage:<br />
Vordem<br />
Fest<br />
GESCHENKE –Was für<br />
wen passend ist<br />
GLÜHWEIN –Welche<br />
Gewürze dazu gehören<br />
GANS –Wie sie<br />
am besten schmeckt<br />
• Geschenke<br />
Was für wen passend ist<br />
• Glühwein<br />
Welche Gewürze dazu gehören<br />
• Gans<br />
Wie sie am besten schmeckt<br />
• Adventlich bummeln<br />
Weihnachtsmärkte<br />
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Dervon hier
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Lokalsport<br />
Hat ein Jahr Zeit, um Viktoria in einen Aufstiegskandidaten zu verwandeln: Jörg Goslar<br />
VOLKMAR OTTO<br />
Positive Dynamik<br />
Viktoria Berlin schlägt nach dem Tabellenführer in einem besonderen Duell auch den zweitplatzierten BAK. Es ist eine erste leise Kampfansage an die Liga<br />
VonChristian Schlodder<br />
Ruhig und fast schon emotionslos<br />
nahm Jörg Goslar,<br />
Trainer des FC Viktoria<br />
1889, das Führungstor in<br />
der 19. Minute zur Kenntnis. Auch<br />
nach Abpfiff des taktikgeprägten 2:0-<br />
Sieges gegen den <strong>Berliner</strong> AK wählte<br />
er die sachliche Analyse statt große<br />
Worte der Freude. Dabei besiegte er<br />
in den letzten zwei Partien den Tabellenführer<br />
aus Chemnitz und nun<br />
dessen Verfolger, den BAK. Bei dem<br />
stand er vor zwei Jahren noch selbst<br />
an der Seitenlinie. Und dessen jetziger<br />
Trainer Ersan Parlatan war ironischerweise<br />
vorher Chefcoach bei<br />
Viktoria. Eigentlich ein besonderes<br />
Duell zweier Trainer,die seit jeher einen<br />
sehr respektvollen Umgang pflegen.<br />
„Ich habe keinerlei Emotionen<br />
mehr, was die Sache angeht“, sagte<br />
Goslar dennoch vor dem Spiel. Goslar<br />
wurde 2016 vomBAK verpflichtet,<br />
um den späteren Aufsteiger Carl<br />
Zeiss Jena noch abzufangen. Nach 18<br />
Spielen und der Niederlage im Direktduell<br />
war trotz durchschnittlich<br />
2,3 Punkten Schluss für ihn. „Es gab<br />
die Idee, aufzusteigen. Als das nicht<br />
klappte, gab es keine Ideen mehr“,<br />
sagt Goslar. Damals schossen viele<br />
Gerüchte ins Feld. Es wurde über ein<br />
Traineramt für Thomas Häßler gemunkelt.<br />
Ein rein auf Jugendarbeit<br />
basierendes Konzept wurde intern<br />
diskutiert. Selbst Spekulationen,<br />
dass Präsident und Investor Ali Han<br />
das Projekt BAK aufgeben wolle,<br />
standen im Raum. In dieser Debatte<br />
endete die kurze Ära Goslar beim<br />
BAK. „Es war damals einzig und allein<br />
eine Strategiefrage gegenüber<br />
Ali Han“, sagt Goslar heute.„Und er<br />
hatte damals keine klareAntwortzur<br />
Zukunft des Vereins. Sohaben wir<br />
uns getrennt. Es gab aber keinen<br />
Streit.“<br />
Die Zukunft der Viktoria wurde<br />
dagegen sehr wohl verortet. Nach<br />
dem Einstieg des chinesischen Hotelmilliardärs<br />
Alex Zheng heißt die<br />
Marschrichtung Profifußball. Dafür<br />
fließen Millionen in dieVereinskasse.<br />
Über die genaue Summe (gerüchteweise<br />
90 Millionen Euro) schweigt<br />
sich der Verein weiterhin aus. Für<br />
den 54-jährigen Cheftrainer ergeben<br />
sich trotzdem weitreichende Möglichkeiten.<br />
Als er den Verein Anfang<br />
der Saison übernahm, startete er mit<br />
18 nominellen Kräften den Kaderumbruch<br />
im Schnelldurchlauf.<br />
Neun davon sind noch an Bord. 22<br />
Neue wurden verpflichtet, darunter<br />
viele bekannte Namen mit Zweitund<br />
Drittligaerfahrung. Neustürmer<br />
Petar Sliskovic kam sogar mit zwei<br />
Bundesligatoren in der Referenzmappe<br />
in den <strong>Berliner</strong> Südwesten.<br />
Sein gestriges Elfmetertor zum 2:0<br />
war sein achter Saisontreffer.<br />
Bestandsaufnahme im Winter<br />
REGIONALLIGA NORDOST<br />
Nordhausen−Altglienicke 2:0<br />
Dynamo −RWErfurt 0:3<br />
Hertha II−Rathenow 1:1<br />
Meuselwitz−Bautzen 2:0<br />
Oberlausitz−Lok Leipzig 0:2<br />
Babelsberg −Auerbach 5:0<br />
Bischofswerda−Chemnitzer FC 2:1<br />
Viktoria−<strong>Berliner</strong> AK 2:0<br />
Fürstenwalde −Halberstadt 2:2<br />
1Chemnitzer FC 17 44: 13 45<br />
2 <strong>Berliner</strong> AK 17 32: 18 35<br />
3 RW Erfurt 17 30: 14 33<br />
4 Hertha II 17 34: 22 31<br />
5 Nordhausen 17 20: 14 30<br />
6 Viktoria 17 25: 17 27<br />
7 Babelsberg 17 28: 21 24<br />
8 Lok Leipzig 17 23: 22 22<br />
9 Bischofswerda 17 15: 25 21<br />
10 Fürstenwalde 17 22: 27 20<br />
11 Dynamo 17 20: 31 20<br />
12 Halberstadt 17 22: 24 19<br />
13 Altglienicke 17 27: 30 19<br />
14 Auerbach 17 18: 27 19<br />
15 Oberlausitz 17 18: 29 19<br />
16 Bautzen 17 11: 25 18<br />
17 Meuselwitz 17 27: 37 16<br />
18 Rathenow 17 15: 35 9<br />
Die großen Namen und das große<br />
Geld können schnell Ungeduld verursachen,<br />
das weiß auch Goslar.„Aktuell<br />
muss man hier mehrereSachen<br />
zusammenführen. Dasist als Trainer<br />
schon herausfordernd. Denn auch in<br />
der Mannschaft ist eine Ungeduld zu<br />
spüren. Die Jungs wollen natürlich<br />
dabei sein, wenn es hier ernsthaft<br />
um Profifußball geht“, sagt er. Noch<br />
bleiben Goslars Ziele trotz der Investoreneuphorie<br />
überschaubar.Zuerst<br />
wolle man zu den Verfolgern des<br />
Chemnitzer FC aufschließen. Die<br />
machen vorerst nichts anderes als<br />
dem Ligaprimus aus Sachsen hinterherzuhecheln<br />
–trotz dessen erneuter<br />
Niederlage.Ist man am Ende besser<br />
als Platz sechs, sosei das schon<br />
ein erster Erfolg. Dort steht der Verein<br />
aktuell. „Im nächsten Jahr wird<br />
der Blick auf Platz eins gerichtet<br />
sein“, sagt Goslar.<br />
Doch trotz der aktuell positiven<br />
sportlichen Dynamik ist der Profifußball<br />
strukturell noch ein gutes<br />
Stück vonLichterfelde entfernt. „Anfangs<br />
gab es keine vorausschauende<br />
Planung, und wir suchen in manchen<br />
Bereichen noch immer händeringend<br />
nach Struktur“, sagt Goslar.<br />
Undinder Liga tummeln sich im Gegensatz<br />
dazu andere bekannte Vereine<br />
mit ähnlich großen Ambitionen<br />
aber auch größerem infrastrukturellen<br />
Umfeld, vom Zuschauerzuspruch<br />
ganz abgesehen. Nur 438 Interessierte<br />
lockte das Stadtderby gegen<br />
den BAK an, worüber sich auch<br />
Goslar enttäuscht zeigte.<br />
„Dennoch ist es bei Viktoria<br />
schon ein ganz anderer Schnack als<br />
beim BAK. Hier ist irgendwie mehr<br />
Verein“, sagt er.Sein Vertragdortendet<br />
nächstes Jahr im Sommer. Noch<br />
im Winter wollen sich alle Verantwortlichen<br />
zusammensetzen und<br />
die erste Bestandsaufnahme machen,<br />
Investor inklusive. Zwei Ligaspiele<br />
stehen bis dahin noch an. „Bis<br />
Weihnachten wollen wir im Fluss<br />
bleiben“, sagt Goslar und befürchtet,<br />
dass die Winterpause vor dem Hintergrund<br />
der aktuellen Leistung vielleicht<br />
ein bisschen zu früh kommen<br />
könnte.<br />
Im letzten Heimspiel der Saison<br />
wirdder FC Viktoria im kommenden<br />
Maidann übrigens ausgerechnet gegen<br />
den Chemnitzer FC antreten. Als<br />
Goslar kurzdarüber nachdenkt, wird<br />
er sogar einen winzigen Moment<br />
emotional:Wasdas bedeuten könne,<br />
solle man doch mal überlegen. „Das<br />
Jahr ist also noch lange nicht vorbei!“,<br />
sagt er dann. Dabei bleibt er im<br />
Tonwieder so ruhig, dass man sich<br />
nicht sicher sein kann, ob das schon<br />
zur Kampfansage an die Liga taugt.<br />
Ein Schub für den Anschieber<br />
Wieder Wechsel zum Bobsport das Sportlerleben des Leichtathleten Eric Franke verändert hat und was eine olympische Silbermedaille für das Familienleben bedeuten kann<br />
VonChristian Kattner<br />
Die Freude ist Eric Franke anzuhören.<br />
Während ein Teil seines<br />
Teams derzeit in Kanada trainiert,<br />
weilt der <strong>Berliner</strong> in der Heimat,<br />
kann ein paar Tage mit der Frau und<br />
dem fast zwei Jahre alten<br />
Sohn verbringen. Die<br />
Stammbesatzung des Viererbobs<br />
von Nico Walther<br />
wird geschont, was nicht<br />
heißt, dass Franke auf der<br />
faulen Haut liegt. Aber:„Es<br />
gibt nichts Besseres, als zu<br />
Hause zu trainieren“, sagt<br />
Familienmensch:<br />
Eric Franke<br />
IMAGO/KOCH<br />
der 29-Jährige. Ingewohnter<br />
Umgebung kann sich<br />
der Anschieber perfekt auf<br />
die bevorstehende Saison<br />
vorbereiten.<br />
In diese geht Franke als Olympiazweiter<br />
von Pyeongchang. Sein bislang<br />
größter, sportlicher Erfolg, der<br />
Veränderungen mit sich brachte.<br />
„Die Wahrnehmung von mir als<br />
Sportler hat sich zum Positiven verändert.<br />
Für manche Leute bin ich<br />
jetzt so eine Art Promi“, sagt der<br />
Sportsoldat. Viele Interviewanfragen<br />
habe er erhalten, viele Termine gehabt.<br />
Einige habe er wahrgenommen,<br />
manche abgesagt. Denn: „Das<br />
Jahr vor Olympia war so entbehrungsreich,<br />
da ist zu Hause viel auf<br />
der Strecke geblieben.“ Gerade deshalb<br />
ist die Familie für den früheren<br />
Leichtathleten ein sehr hohes Gut. Er<br />
habe „die Prioritäten wieder<br />
auf die Familie gelegt“,<br />
sagt Franke.<br />
Doch in den vergangenen<br />
Wochen und Monaten<br />
war er natürlich nicht<br />
untätig. Er habe in Vorbereitung<br />
auf die neue Saison<br />
ein paar neue Übungen<br />
in das Krafttraining<br />
eingebaut, darauf den Fokus<br />
gelegt, um auch zu sehen,<br />
was passiert. „In der<br />
Olympiasaison wollte ich nichts riskieren,<br />
das war nicht das richtige<br />
Jahr,umetwas zu probieren. Da war<br />
mir die Leistung das Wichtigste.“<br />
Und Silber war der Lohn. Das<br />
wurde im Juni mit einer weiteren silbernen<br />
Auszeichnung belohnt. Aus<br />
den Händen von Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier erhielt<br />
Franke das Silberne Lorbeerblatt, die<br />
höchste sportliche Auszeichnung,<br />
Silberlauf: Kevin Kuske, Eric Franke, Nico Walther (v.l.), Alex Roediger (verdeckt) IMAGO<br />
und es hat mich stolz gemacht. Das<br />
Bild davon hängt bei mir zu Hause,<br />
und da hängen nicht viele“, sagt<br />
Franke und lacht.<br />
Auch auf seiner Facebook-Seite<br />
ist das Foto mit Frank-Walter Steinmeier<br />
ebenfalls zu sehen, neben vielen<br />
Trainingseindrücken des Somdie<br />
man in Deutschland erhalten<br />
kann. Selbst für Eric Franke,der sich<br />
sonst nicht so viel aus Auszeichnungen<br />
macht, war das ein ganz besonderer<br />
Moment, als er auf das Schloss<br />
Bellevue zulief, um den obersten<br />
Mann des Staates zu treffen. „Die<br />
Möglichkeit zu bekommen, war toll,<br />
mers und einem Video der Harting-<br />
Challenge. Denn noch immer ist<br />
Franke auch der Leichtathletik eng<br />
verbunden. Dreimal sei er bei der<br />
Europameisterschaft in Berlin im<br />
Stadion gewesen. „Da schlägt mein<br />
Herz noch wie früher“, sagt der frühere<br />
Sprinter. Auch wenn er gerne<br />
ein sehr guter Leichtathlet geworden<br />
wäre und als solcher Medaillen bei<br />
internationalen Wettkämpfen gewonnen<br />
hätte, so ist er jetzt froh,<br />
dass er seine Talente sehr gut in den<br />
Bobsporteinbringen kann.<br />
Immer draußen<br />
EinStück seines früheren Sportlerlebens<br />
ist ihm geblieben. „Ich habe<br />
mich als Leichtathlet ja auch im<br />
Sommer draußen aufgehalten, da<br />
war ich auch auf dem Trainingsplatz“,<br />
sagt er. Aber:„Ich genieße es<br />
jetzt, dass ich mehr Zeit und nur<br />
noch eine Saison habe.“ Als Läufer<br />
hatte er eine Hallen- und Freiluft-<br />
Saison, die fast nahtlos ineinander<br />
übergingen. Nun dient die eine Jahreshälfte<br />
der Vorbereitung auf die<br />
andere.<br />
Dennoch gibt es in der neuen<br />
Sportart Dinge, die eine große Um-<br />
stellung erforderten. „Gewöhnungsbedürftig<br />
war für mich die Witterung.<br />
Als Bobfahrer müssen wir bei<br />
jedem Wetter immer draußen sein,<br />
da wird nicht abgesagt“, erzählt der<br />
29-Jährige. Auch das Gesamtpaket<br />
Bobsport, in dem man nicht nur für<br />
sportliche Leistung, sondern auch<br />
für das Team, das Präparieren und<br />
Beförderndes Schlittens verantwortlich<br />
ist, waren Sachen, an die er sich<br />
erst gewöhnen musste.<br />
In der Woche vom 10. bis 16. Dezember<br />
muss das Material nach<br />
Winterberg zum ersten Weltcup der<br />
Saison gebracht werden. An deren<br />
Ende stehen diesmal keine Winterspiele,<br />
olympisch wird estrotzdem.<br />
Vom25. Februar bis 10. Märzgeht es<br />
in Whistler/Kanada auf die dortige<br />
Olympiabahn. Diesmal wirddortum<br />
den Weltmeistertitel gefahren. Auch<br />
dort hat sich Eric Franke eine Medaille<br />
als Ziel gesetzt und träumt ein<br />
wenig von der Farbe: „Nach Silber<br />
und Bronze spekuliere ich insgeheim<br />
auf Gold. Aber an dem Tag<br />
muss alles passen.“ So,wie an jenem<br />
Tag bei den Olympischen Spielen<br />
2018, der das Sportlerleben des Eric<br />
Franke veränderte.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 17 *<br />
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Sport<br />
Argumente<br />
zum<br />
Abschied<br />
Warum Alba zuversichtlich<br />
in die spielfreie Zeit geht<br />
Clint Chapman hat sich ordentlich<br />
verabschiedet. Albas Center<br />
stand in Würzburg 10:20 Minuten<br />
auf dem Parkett, erzielte acht<br />
Punkte, sammelte zwei Rebounds,<br />
ihm gelangen ein Steal und ein<br />
Block. Der94:75-Sieg im Bundesligaduell<br />
in Franken war der letzte Auftritt<br />
des US-Amerikaners im Trikot<br />
der <strong>Berliner</strong> Basketballer. Chapman<br />
war für die verletzten Dennis Clifford<br />
und Johannes Thiemann mit einem<br />
Ein-Monats-Vertrag eingesprungen.<br />
Der Sieg in Würzburg zeigte,<br />
warum Angebot und Nachfrage im<br />
Fall Chapman nicht zusammenkamen.<br />
Power Forward Thiemann<br />
konnte wieder 17 Minuten absolvieren,<br />
die er zu zehn Punkten und fünf<br />
Rebounds nutzte. Center Clifford<br />
schaffte in 18 Minuten acht Punkte.<br />
Angeführt wurde das Team erneut<br />
von Niels Giffey, 25Zähler, effizientester<br />
Akteur der Gäste, der mit<br />
Tim Schneider nun zum Nationalteam<br />
reist, während die Kollegen<br />
spielfrei haben. Neben den routinierten<br />
Kräften brachten sich die Talente<br />
ein, allen voran Franz Wagner<br />
(13 Punkte, 4 Rebounds). „Es war<br />
schwierig für uns“, sagte Albas Trainer<br />
Aitio Garcia Reneses mit Blick auf<br />
die angeschlagenen Guards Peyton<br />
Siva, Martin Hermannsson und Joshiko<br />
Saibou. „Aber unsere jungen<br />
Spieler haben uns geholfen.“ (BLZ)<br />
Wenn Trainer tüfteln<br />
Die Füchse Berlin bezwingen Aalborg und erreichen die nächste Runde des Europapokals<br />
VonCarolin Paul<br />
AmEnde konnte auch Silvio<br />
Heinevetter wieder lachen.<br />
Er umarmte seine Teamkollegen,<br />
holte die Verletzten<br />
auf das Spielfeld und ließ sich<br />
vom Publikum feiern. Nach einer<br />
atemberaubenden Partie bezwangen<br />
die Handballer der Füchse Berlin<br />
in der dritten Runde der Qualifikation<br />
des EHF-Cups Aalborg 28:23<br />
(11:13). Dabei hatte die Partie so begonnen<br />
wie das Hinspiel geendet<br />
war. Nach der 31:29-Niederlage in<br />
Aalborgwollte es auch in der Schmelinghalle<br />
erst nicht klappen. Die Dänen<br />
punkteten mit Tempospiel, Berlin<br />
lief vonAnfang an hinterher.Trotz<br />
einer zu Beginn ausgeglichenen Partie<br />
nutzten die Gäste ihre Chancen<br />
besser und hatten auch in der Abwehr<br />
den besseren Zugriff. Nach 15<br />
Minuten lagen die Füchse mit vier<br />
Toren zurück, der Rückstand wuchs<br />
weiter an. Denn in der Offensivegab<br />
es viele Abspielfehler, wurden Würfe<br />
schlecht verwertet, sie forderten den<br />
gegnerischen Torhüter nicht.<br />
Matzken bringt Belebung<br />
Füchse-Trainer Velimir Petkovic reagierte,<br />
baute die Abwehr um und<br />
stellte Bjarki Elisson auf die Spitze.<br />
Die Gastgeber begannen, den Aalborgern<br />
Paroli zu bieten, auch weil<br />
Heinevetter einige wichtige Bälle<br />
hielt. Petkovic tüftelte weiter,<br />
brachte den jungen Torben Matzken<br />
im Rückraum, und so gelang es den<br />
Füchsen, einen Rückstand vonsechs<br />
Ballverteiler,Ballreinwerfer:Fabian Wiede<br />
IMAGO<br />
Toren bis zur Halbzeit binnen acht<br />
Minuten auf zwei zu verkürzen.<br />
Kämpferisch kamen die <strong>Berliner</strong><br />
aus der Kabine. Marsenic erzielte in<br />
der 38. Minute die erste Führung für<br />
die Füchse. Johan Koch erhöhte auf<br />
17:15. Die Trommeln der <strong>Berliner</strong><br />
Fans wurden lauter, das Publikum<br />
tobte.Und auf dem Parkett hielt Heinevetter,<br />
was zu halten war, schaffte<br />
insgesamt 20 Paraden. Es war der<br />
Torwart, der Aalborgzeigte,dass hier<br />
nichts mehr zu holen war. Inder 45.<br />
Minute traf Heinevetter noch selbst<br />
ein Tor. Im Angriff funktionierte es<br />
ebenfalls besser.Der zurückgekehrte<br />
Fabian Wiede organisierte das Spiel.<br />
Besonders motiviertzeigten sich dabei<br />
die Dänen im Team: Jacob Holm<br />
traf fünfmal und Hans Lindberg war<br />
mit sechs Treffern erfolgreichster<br />
Werfer der Partie.<br />
„Glücklich eine Runde weiter“<br />
Nach dem Spiel gab sich Heinevetter<br />
gewohnt wortkarg, die Erleichterung<br />
war ihm dennoch anzumerken: „Es<br />
hat bescheiden angefangen, aber<br />
letztlich sind wir ins Spiel gekommen<br />
und sind jetzt glücklich, eine<br />
Runde weiter zu sein“, sagte der<br />
Schlussmann. Nachdem sich am<br />
Sonnabend schon die TSV Hannover-Burgdorf<br />
für die Gruppenphase<br />
des Europapokals qualifiziert hatte,<br />
schafften auch die Füchse Berlin sowie<br />
der THW Kiel den Einzug in die<br />
nächste Runde. Der SC Magdeburg<br />
verpasste dagegen überraschend die<br />
Qualifikation durch eine 27:34-Niederlage<br />
beim FC Porto.<br />
Starke Quote<br />
in<br />
Brandenburg<br />
Im Pokal-Halbfinale treffen<br />
die BR Volleys auf Lüneburg<br />
Imersten Satz ist es für die BR Volleys<br />
imViertelfinale des deutschen<br />
Volleyball-Pokals ein harter Kampf<br />
gewesen bei den Netzhoppers KW-<br />
Bestensee. Da lagen beide Teams<br />
lange gleichauf. „Immer, wenn wir<br />
gegen solche Mannschaften spielen,<br />
schlagen die mit vollen Risiko auf.<br />
Das hat heute bei den Netzhoppers<br />
gut geklappt“, sagte Volleys-Manager<br />
KawehNiroomand. Aber schließlich<br />
setzte sich der deutsche Meister<br />
am Sonntag gegen den Bundesliga-<br />
Konkurrenten aus Brandenburg mit<br />
3:0 (25:20, 25:22, 25:19) durch.<br />
Zuletzt hatte Niroomand beklagt,<br />
dass seinem Team auf der Diagonalposition<br />
eine echte Punktemaschine<br />
fehle. Zuinkonstant hatten sich die<br />
US-Angreifer Benjamin Patch und<br />
Kyle Russell gezeigt. Offenbar wollte<br />
Patch das Gegenteil beweisen. Mit<br />
einer Angriffsquote von 85Prozent<br />
waren er, sowie die Franzosen Nicolas<br />
Le Goff und Samuel Tuia vor 736<br />
Zuschauerndie Sieggaranten.„Patch<br />
hat das heute sehr gut gemacht. Ich<br />
hoffe,dass er so eine Quote auch annähernd<br />
gegen andere Gegner erreicht“,<br />
sagte Niroomand.<br />
Im Halbfinale am 13. Dezember<br />
müssen die <strong>Berliner</strong> bei der SVGLüneburg<br />
ran. Das Spiel findet in der<br />
Hamburger CU Arena statt. Im zweiten<br />
Halbfinale empfängt Friedrichshafen<br />
die Powervolleys Düren. (kah.)<br />
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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
ZAHLEN<br />
Conmebol will alle zwei Jahre<br />
eine Fußball-WM<br />
FUSSBALL.Der südamerikanische<br />
Kontinentalverband Conmebol plädiertfür<br />
die Austragung der WM alle<br />
zwei Jahre. Einen entsprechenden<br />
Vorschlag habe Conmebol-Präsident<br />
AlejandroDomínguezbereits<br />
bei der vergangenen Fifa-Council-<br />
Sitzung Ende Oktober in Kigali/Ruanda<br />
eingereicht, berichtet die New<br />
York Times.Das größte,ertragreichste<br />
Turnier des Weltverbandes<br />
öfter auszurichten, sei die bessere<br />
AlternativezuKontinental-Meisterschaften<br />
wie der EM oder Copa<br />
América. Chancen auf Erfolg dürfte<br />
dieser Vorstoß aber nicht haben.<br />
Dreßen erreicht zum Auftakt<br />
die WM-Norm<br />
SKI ALPIN. Thomas Dreßen ist mit<br />
zwei Top-Ten-Ergebnissen in den<br />
Winter gestartet und hat seine Position<br />
als bester deutscher Speedfahreruntermauert.<br />
Einen Tagnach<br />
Platz sieben in der Abfahrtwurde<br />
Dreßen am Sonntag in Lake Louise<br />
im Super-G Neunter.Die WM-Qualifikation<br />
hat er damit sicher.Dagegen<br />
schied Viktoria Rebensburgbeim<br />
Weltcup-Riesenslalom in Killington/USA<br />
nach einem Fahrfehler aus.<br />
Sané mit Doppelpack beim<br />
Sieg von Manchester City<br />
FUSSBALL. Auch dank eines Doppelpacks<br />
des deutschen Nationalspielers<br />
Leroy Sané hat der englische<br />
Meister Manchester City seine Tabellenführung<br />
verteidigt. DieMannschaft<br />
vonTeammanager PepGuardiola<br />
besiegte West HamUnited souverän<br />
mit 4:0. DerFCLiverpool mit<br />
Teammanager Jürgen Klopp liegt mit<br />
33 ZählernzweiPunkte hinter City<br />
auf Platz zwei. DieReds gewannen<br />
3:0 gegen den FC Watford.<br />
Eisbären besiegen<br />
Tabellennachbar Ingolstadt<br />
EISHOCKEY. DieEisbären Berlin haben<br />
einen wichtigen Auswärtssieg in<br />
der Deutschen Eishockey Liga (DEL)<br />
verbucht. DerTabellensechste gewann<br />
am Sonntag beim Fünften ERC<br />
Ingolstadt mit 4:2 (1:2, 1:0, 2:0) und<br />
verkürzte den Rückstand auf die<br />
Oberbayernauf einen Punkt. Den<br />
Erfolg verdankten die <strong>Berliner</strong> vor<br />
3707 Zuschauerninder Ingolstädter<br />
Arena Treffernvon Brendan Ranford,<br />
Sean Backman, Frank Hördler und<br />
André Rankel sowie einer starken<br />
Leistung ihres Torhüters Kevin Poulin.<br />
„Beide Teams waren sehr gut,<br />
beide Torhüter waren sehr gut. Aber<br />
wir waren aggressiver“, sagte der<br />
<strong>Berliner</strong> Verteidiger Frank Hördler.<br />
Weltmeister Lewis Hamilton<br />
gewinnt auch in Abu Dhabi<br />
FORMEL 1. Weltmeister Lewis Hamilton<br />
hat auch das Saisonfinale in<br />
AbuDhabi gewonnen. Derbritische<br />
Mercedes-Pilot verwies am Sonntag<br />
auf demYasMarina Circuit denWM-<br />
Zweiten Sebastian Vettel im Ferrari<br />
auf den zweiten Platz und feierte seinen<br />
elften Saisonsieg. Dritter wurde<br />
MaxVerstappen im RedBull vor<br />
Teamkollege Daniel Ricciardo.Nico<br />
Hülkenbergschied nach einem<br />
Crash in der ersten Runde aus.<br />
Urlaubsbeginn: Lewis Hamilton kann den<br />
WM-Titel jetzt genießen. GETTY IMAGES/C.MASON<br />
Bundesligareifer Hexenkessel: Im WM-Stadion von Hamburg muss der 1. FC Union heute gegen den HSV bestehen.<br />
Erstklassiges Duell<br />
Das Spiel gegen den HSV wird für Union zum Gradmesser: Sind die Eisernen reif für die Bundesliga?<br />
VonMax Ohlert<br />
Eigentlich ist es nur ein Ligaspiel<br />
mitten in der Saison,<br />
dessen Ausgang keine unmittelbar<br />
konkrete Auswirkung<br />
auf den weiteren Verlauf des<br />
Spieljahres haben dürfte. Eigentlich.<br />
Dennoch blickt alles auf den heutigen<br />
Abend, an dem der 1. FC Union<br />
im Zweitliga-Topspiel gegen den<br />
Hamburger SV (20.30 Uhr) dem großen,<br />
endgültigen und zuletzt dennoch<br />
nur leise geflüsterten Ziel Bundesliga<br />
so nahe kommt, wie nie zuvor.<br />
Denn kaum eine Mannschaft<br />
verkörpert das deutsche Oberhaus<br />
so, wie die „Unabsteigbaren“ vom<br />
HSV, die in der Saison 2017/18 irgendwie<br />
aus Versehen doch erstmals<br />
abgestiegen, in ihrem Selbstverständnis,<br />
ebenso wie sportlich aber<br />
schon längst wieder auf demWegzurück<br />
in die Erstklassigkeit sind.<br />
Eine Partie also, die von Unions<br />
Trainer Urs Fischer und der Mannschaft<br />
zwar als ganz normaler Spieltag<br />
angekündigt wurde, deren Bedeutung<br />
aber fast 6000 mitreisenden<br />
und unzähligen daheim vordem<br />
Fernseher mitfiebernden Unionern<br />
bekannt sein sollte.<br />
Ruhig aus der Defensive<br />
Es ist, nach dem starken 1:1 gegen<br />
den 1. FC Köln im August, der zweite<br />
ultimative Gradmesser um herauszufinden,<br />
wie reif die noch ungeschlagenen,<br />
aber selten richtig überzeugenden<br />
Eisernen nun wirklich<br />
sind. Kurzfristig für den Aufstiegskampf<br />
−langfristig für die Bundesliga.<br />
In die Karten spielt dem 1. FC<br />
Union dabei, dass die Mannschaft in<br />
den vergangenen Monaten stets zur<br />
Höchstformauflief, wenn sie eigentlich<br />
als Underdog in die Partie startete.<br />
Die Eisernen konnten dann ruhig<br />
und ohne Druck aus ihrer vortrefflichen<br />
Defensive (erst acht Gegentore<br />
− Zweitligaspitze) heraus<br />
agieren und mit gefährlichem Umschaltspiel<br />
und dem konzentrierten<br />
Aufrücken der Außenverteidiger<br />
Christopher Trimmel und Ken Reichel<br />
die gegnerische Hintermannschaft<br />
überraschen. So geschehen<br />
bei besagtem Auswärtsspiel in Köln<br />
oder auch beim aufregenden Pokalduell<br />
gegen Borussia Dortmund.<br />
Zusätzlicher Bonus: Statistisch<br />
gesehen gehört der Hamburger SV,<br />
trotz Spitzenposition in der Liga, zu<br />
den konteranfälligsten Teams des<br />
Unterhauses. Unter Neu-Trainer<br />
Hannes Wolf, seit Oktober im Amt,<br />
wurde gar die Stuttgarter Leihgabe<br />
Orel Mangala, eigentlich eher ein<br />
Spielmachertyp,als Absicherung vor<br />
die Abwehr geschoben. Ein Vorteil<br />
im Offensivspiel der „Rothosen“,<br />
aber ein Unsicherheitsfaktor in der<br />
Defensive, den Union besonders im<br />
Konter ausnutzen sollte.<br />
„Natürlich hoffen wir, dass uns<br />
auch der HSV so liegen wird, wie<br />
Köln oder Dortmund“, erklärte Trainer<br />
Fischer im Vorlauf der Begegnung,<br />
betonte aber auch, dass die<br />
Hamburger in ihrer mannschaftlichen<br />
Gesamtheit eine echte Herausforderung<br />
darstellen.<br />
„In einem Zweitligaspiel ist nicht der Name<br />
des Gegenspielers entscheidend,<br />
sondern welche Mannschaft wie viel in die<br />
Waagschale wirft.“<br />
Grischa Prömel kehrt nach abgesessener Sperre gegen den HSV<br />
wieder in die Mannschaft des 1. FC Union zurück<br />
und trifft auf den früheren Premier-League-Spieler Lewis Holtby<br />
„Nicht nur Pierre-Michel Lasogga<br />
oder Lewis Holtby, auch Aaron Hunt,<br />
Khaled Narey, Hee-Chan Hwang oder<br />
Fiete Arp sind brandgefährlich. Hier<br />
ist die gesamte Mannschaft gefragt,<br />
um diese Spieler zu verteidigen“,<br />
warnte der 52 Jahrealte Schweizer.<br />
Das fordert auch Unions Mittelfeldspieler<br />
Grischa Prömel, selbst<br />
wenn die teils großen Namen des favorisierten<br />
gegnerischen Teams keinen<br />
sonderlichen Wert für den Antreiber<br />
besitzen.„Ineinem Zweitligaspiel<br />
ist nicht der Name des Gegenspielers<br />
entscheidend, sondern<br />
welche Mannschaft wie viel in die<br />
Waagschale wirft“, betonte der 23-<br />
Jährige unter der Woche. Nach einer<br />
Comeback nach Plan<br />
IMAGO<br />
Gelb-Rot-Sperre beim 4:0 gegen<br />
Greuther Fürth wird Urs Fischers<br />
wichtigster Mittelfeldmann zum<br />
Topspiel in Hamburg inden Kader<br />
zurückkehren.<br />
Markige Worte<br />
„Die Mannschaft hat sein Fehlen gut<br />
kompensiert, aber wir sind natürlich<br />
froh, dass er wieder zur Verfügung<br />
steht“, erklärte der Trainer am Wochenende<br />
und ließ sich damit vor<br />
dem Spiel ausnahmsweise ein klein<br />
wenig in die Aufstellung schmulen,<br />
sonst für gewöhnlich eine Unmöglichkeit.<br />
Doch vorallem in der Balleroberung<br />
gegen die spielstarken<br />
Hamburger ist die Aggressivität Prömels<br />
ungemein wichtig, schließlich<br />
wirdder,der dem einstigen Bundesliga-Dino<br />
den Ball überlässt, schnell<br />
auskombiniert. „Ohne Ballbesitz<br />
wirdesschwierig für uns“, weiß auch<br />
UrsFischer.<br />
Grischa Prömel wehrtsich jedoch<br />
gegen den Begriff des „Über-Gegners“:<br />
„Man hat im bisherigen Saisonverlauf<br />
gesehen, dass man dem<br />
HSV durchaus Schwierigkeiten bereiten<br />
kann. Wir haben die Qualität,<br />
um sie zu ärgern und fahren nach<br />
Hamburg um zu gewinnen.“ Markige<br />
Worte des Unioners, die dem<br />
Anlass des erstklassigen Duells<br />
durchaus gerecht werden. Und: Mit<br />
übertriebener Demut ist noch niemand<br />
aufgestiegen. Der1.FCUnion<br />
nicht und der HSV schon gar nicht.<br />
Max Ohlert<br />
freut sich auf ein richtungsweisendes<br />
Spiel.<br />
Nach zwei Kreuzbandrissen kehrt Severin Freund in den Skisprung-Weltcup zurück –und freut sich mit einem Kollegen<br />
Severin Freund gratulierte seinem<br />
Kumpel Andreas Wellinger freudestrahlend<br />
zum Podestplatz, selbst<br />
der so knapp verpasste zweite<br />
Durchgang konnte dem früheren<br />
Weltmeister in Finnland nicht die<br />
Freude über die gelungene Rückkehr<br />
in den Skisprung-Zirkus verderben.<br />
„Ich nehme viel Gutes vonhier mit“,<br />
sagte Freund nach seinem Comeback<br />
in Kuusamo:„Zuerwarten, dass<br />
es nur noch Zackbumm und nur<br />
noch vorne reingeht, wäre vermessen.“<br />
Platz 29 und zwei Weltcup-<br />
Punkte am Sonnabend, Rang 31 am<br />
Sonntag: Keine spektakulären Ergebnisse,<br />
dennoch stellten Freunds<br />
erste Wettkämpfe nach knapp 700<br />
Tagen und zwei Kreuzbandrissen<br />
aus deutscher Sicht beinahe selbst<br />
den ganz starken zweiten Platz von<br />
Olympiasieger Wellinger beim zweiten<br />
Sieg des überragenden Japaners<br />
RyoyuKobayashi binnen 24 Stunden<br />
in den Schatten.<br />
„Wenn man so lange wegwar und<br />
so lange gekämpft hat, dann ist das<br />
schon ein sehr schöner Moment,<br />
wieder da oben zu sein“, sagte der 30<br />
Jahre alte Anführer des deutschen<br />
Teams. 0,2 Punkte oder umgerechnet<br />
elf Zentimeter fehlten Freund am<br />
Sonntag zum zweiten Durchgang.<br />
Dass sein alter Erfolgsgarant erstmals<br />
seit dem 1. Januar 2014 (Platz 32<br />
in Garmisch) zur Halbzeit scheiterte,<br />
nahm auch Bundestrainer Werner<br />
Schuster gelassen. „Severin kann<br />
ganz gut mithalten. Es waren seine<br />
ersten Sprünge mit Startnummer<br />
nach fast zwei Jahren. Darauf kann er<br />
aufbauen“, sagte der Österreicher,<br />
der generell bester Laune sein durfte<br />
– im dritten Springen der Saison<br />
sorgteWellinger bereits für den zweiten<br />
deutschen Podestplatz nach<br />
Rang zwei für Stephan Leyhe eine<br />
Wochezuvor in Wisla.<br />
Wellingers zweiten Platz hinter<br />
Überflieger Kobayashi quittierte<br />
Schuster erfreut. „Das ist ein fantastisches<br />
Ergebnis, eswar ein Superwettkampf<br />
vom Andi“, sagte der<br />
Bundestrainer, „aber der Japaner<br />
springt absolut fantastisch vom<br />
Schanzentisch, da ist er der Stärkste.<br />
Er wirdlänger an der Spitzebleiben.“<br />
Wellinger sprang von der Rukatunturi-Schanze<br />
auf 136,0 und 145,5<br />
m(288,4 Punkte) und hatte schließlich<br />
22 Zähler Rückstand auf den<br />
überragenden Kobayashi (310,4/<br />
140,0+147,5), der im zweiten Durchgang<br />
den Schanzenrekorddes Österreichers<br />
Stefan Kraft einstellte und<br />
die Führung im Gesamtweltcup ausbaute.<br />
Dritter wurde der Pole Kamil<br />
Stoch (285,4). (sid)<br />
Fußball<br />
2. Bundesliga, 14. Spieltag<br />
Arm. Bielefeld −Duisburg 0:1<br />
Gr.Fürth −Magdeburg 3:2<br />
Kiel−Sandhausen 2:1<br />
VfL Bochum −Erzg.Aue 2:1<br />
Darmstadt 98 −1.FCKöln 0:3<br />
Regensburg −FCSt. Pauli 1:1<br />
Heidenheim −SCPaderborn 1:5<br />
Dyn. Dresden −Ingolstadt 2:0<br />
Hamburger SV −Union Berlin Mo., 20.30<br />
1 1. FC Köln 14 35: 18 27<br />
2 Hamburger SV 13 17: 12 27<br />
3 FC St. Pauli 14 20: 19 24<br />
4 Union Berlin 13 19: 8 23<br />
5VfL Bochum 14 24: 16 23<br />
6 Gr.Fürth 14 21: 20 23<br />
7 SC Paderborn 14 31: 25 21<br />
8 Regensburg 14 25: 21 21<br />
9 Kiel 14 24: 22 21<br />
10 Dyn. Dresden 14 19: 20 21<br />
11 Heidenheim 14 21: 19 20<br />
12 Darmstadt 98 14 17: 21 17<br />
13 Erzg.Aue 14 14: 20 14<br />
14 Arm. Bielefeld 14 16: 22 13<br />
15 Duisburg 14 13: 20 13<br />
16 Sandhausen 14 14: 22 10<br />
17 Magdeburg 14 18: 27 9<br />
18 Ingolstadt 14 13: 29 8<br />
3. Liga, 16. Spieltag<br />
SF Lotte −Hansa Rostock 1:0<br />
Hallescher FC−Großaspach 2:0<br />
KFC Uerdingen −VfR Aalen 2:0<br />
VfL Osnabrück−Cottbus 3:1<br />
FC CZ Jena −Unterhaching 4:5<br />
Fortuna Köln −Würzb.Kickers 0:0<br />
FSV Zwickau −SVMeppen 1:1<br />
Karlsruher SC−München 3:2<br />
Kaiserslautern−SVWehen 0:0<br />
Pr.Münster −Braunschweig Mo., 19.00<br />
1 VfL Osnabrück 16 24: 11 33<br />
2 Karlsruher SC 16 23: 18 29<br />
3 KFC Uerdingen 16 20: 18 28<br />
4 Unterhaching 16 32: 19 27<br />
5 Hallescher FC 16 20: 15 27<br />
6 Pr.Münster 15 24: 18 26<br />
7 Hansa Rostock 16 24: 24 25<br />
8 SV Wehen 16 32: 23 24<br />
9 SF Lotte 16 18: 19 21<br />
10 Kaiserslautern 16 21: 23 21<br />
11 München 16 25: 19 19<br />
12 FSV Zwickau 16 20: 19 19<br />
12 Würzb.Kickers 16 20: 19 19<br />
14 Großaspach 16 14: 14 19<br />
15 Cottbus 16 20: 25 19<br />
16 Fortuna Köln 16 17: 31 18<br />
17 FC CZ Jena 16 21: 29 17<br />
18 VfR Aalen 16 17: 24 14<br />
19 SV Meppen 16 19: 28 13<br />
20 Braunschweig 15 17: 32 9<br />
Berlin-Liga, 15. Spieltag<br />
TuSMakkabi Berlin−Frohnauer SC 0:1<br />
BFC Preussen−SpVgg Hellas-Nordwest 2:4<br />
SFC Stern−<strong>Berliner</strong> SC 0:1<br />
Reinickend. Füchse −Eintr.Mahlsdorf 1:1<br />
Türkiyemspor −FSV Spandauer Kickers 4:3<br />
SV Sparta Lichtenberg−SVEmpor Berlin 5:3<br />
FSV Berolina Stralau −SCCharlottenburg 0:2<br />
BSV Al-Dersimspor −Tasmania 1900 0:4<br />
TSV Rudow−SDCroatia Berlin 0:0<br />
1SV Sparta Lichtenberg 15 51: 18 35<br />
2 <strong>Berliner</strong> SC 15 26: 15 33<br />
3 Tasmania 1900 15 39: 19 30<br />
4 SFC Stern 15 31: 14 28<br />
5 Eintracht Mahlsdorf 15 34: 20 26<br />
6 TSV Rudow 15 26: 20 24<br />
7 SD Croatia Berlin 15 22: 28 24<br />
8 SpVgg Hellas-Nordwest 15 28: 26 23<br />
9 SV Empor Berlin 15 26: 28 22<br />
10 Türkiyemspor Berlin 15 24: 23 21<br />
11 TuSMakkabi Berlin 15 20: 19 18<br />
12 Frohnauer SC 15 17: 21 17<br />
13 FSV Spandauer Kickers 15 23: 36 14<br />
14 BSV Al-Dersimspor 15 16: 34 14<br />
15 FSV Berolina Stralau 15 16: 26 12<br />
16 BFC Preussen 15 24: 38 12<br />
17 SC Charlottenburg 15 14: 33 12<br />
18 Reinickend. 15 16: 35 7<br />
Basketball<br />
1. Bundesliga<br />
Vechta−Bremerhaven 85:64<br />
Frankfurt−Braunschweig 82:77<br />
Ulm −Bonn 96:85<br />
Göttingen−Bayreuth 80:89<br />
Würzburg −Alba 75:94<br />
Oldenburg−Crailsheim 87:79<br />
Bamberg −Jena 99:67<br />
Bayern−Gießen 94:79<br />
1 Bayern 9 806: 657 18: 0<br />
2 Alba 8 755: 596 14: 2<br />
3 Oldenburg 8 709: 632 12: 4<br />
4 Bamberg 8 720: 684 12: 4<br />
5 Gießen 9 815: 816 12: 6<br />
6 Bayreuth 8 686: 645 10: 6<br />
7 Vechta 9 706: 711 10: 8<br />
8 Bonn 9 760: 768 10: 8<br />
9 Ludwigsburg 8 624: 612 8: 8<br />
10 Göttingen 9 721: 714 8:10<br />
11 Ulm 8 692: 705 6:10<br />
12 Frankfurt 8 633: 667 6:10<br />
13 Jena 8 618: 710 6:10<br />
14 Braunschweig 9 672: 709 6:12<br />
15 Bremerhaven 9 723: 790 6:12<br />
16 Würzburg 8 633: 667 4:12<br />
17 MBC 8 594: 703 2:14<br />
18 Crailsheim 9 732: 813 2:16
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Runder<br />
Rücken<br />
Gut, dass Koen Casteels<br />
keinen Silberrücken hat,<br />
dafür ist der Belgier mit seinen<br />
26 Jahren einfach noch<br />
zu jung und auch nicht lange<br />
genug Stammtorwart beim<br />
VfL Wolfsburg. Von einem<br />
solch breiten Kreuz<br />
wäre der Ball nach<br />
dem Schuss von<br />
Leipzigs Diego<br />
Demme, den Casteels<br />
in der 48. Minute<br />
erst mit den<br />
Fingerspitzen an<br />
den Pfosten gelenkt<br />
hatte, sicher<br />
direkt ins Torgeflogen.<br />
Auch ein klassisches<br />
Hohlkreuz hätte die<br />
Wolfsburger kaum voreinem<br />
in diesem trüben Spiel wohl<br />
verderblichen Rückstand bewahrt.<br />
Es brauchte schon einen<br />
ausgeprägten Rundrücken,<br />
um die Kugel dazu zu<br />
bewegen, in einem Bogen,<br />
wie ihn sonst höchstens ein<br />
Tischtennisball hinbekommt,<br />
über die Torlatte ins<br />
Auszufliegen.<br />
Die folgende Ecke wehrten<br />
die Wolfsburger locker<br />
VfL Wolfsburg<br />
Lottogewinner:<br />
Casteels IMAGO/HÜBNER<br />
Fortuna Düsseldorf<br />
ab, und während sich die<br />
Leipziger immer noch verwundert<br />
die Augen rieben,<br />
schloss Jérôme Roussillon einen<br />
Konter zum in diesem<br />
trüben Spiel verderblichen<br />
Rückstand für die Gäste aus<br />
Sachsen ab.Das sei<br />
wie ein Sechser im<br />
Lotto gewesen,<br />
sagte ein immer<br />
noch fassungsloser<br />
Demme nach der<br />
0:1-Niederlage seines<br />
RB Leipzig<br />
über die unkonventionelle<br />
Klärungsaktion<br />
des<br />
VfL-Keepers.<br />
Koen Casteels wiederum<br />
hegt weiterhin die Hoffnung,<br />
mal ein Länderspiel für Belgien<br />
bestreiten zu dürfen,<br />
kam aber auch zuletzt bei<br />
den Treffen mit Island und<br />
der Schweiz nicht an Real<br />
Madrids Thibaut Courtois<br />
vorbei. Das könnte sich vielleicht<br />
ändern, wenn es ihm<br />
gelingt, noch Paraden mit<br />
Kniekehle,Ohrläppchen und<br />
Gesäß in sein Repertoire zu<br />
integrieren. (mali.)<br />
Bleischuhe<br />
für den Privatgebrauch<br />
Beim FC Watford dürfte<br />
man am Sonnabend etwas<br />
wehmütig nach München<br />
geschaut haben. Einen<br />
pfeilschnellen Stürmer, der<br />
kurz mal drei Tore gegen ein<br />
Spitzenteam schießt, hätte<br />
der Premier-League-Klub<br />
beim 0:3 gegen den FC Liverpool<br />
gut gebrauchen können.<br />
Doch Watfordhat Dodi Lukebakio<br />
für eine Saison an Fortuna<br />
Düsseldorf ausgeliehen,<br />
und spätestens mit dem Dreierpack<br />
des 21-jährigen Belgiers<br />
beim 3:3 in München<br />
dürfte sich die Gebühr rentierthaben.<br />
Drei Treffer in einem Spiel<br />
gegen die Bayern hatte in jün-<br />
Zu leichtfüßig für Süle und Neuer:Dodi Lukebakio<br />
gerer Zeit nur Cristiano Ronaldo<br />
geschafft, in der Bundesliga<br />
gelang das zuletzt<br />
dem Dänen Ebbe Sand vor17<br />
Jahren. Routiniert floskelte<br />
der Stürmer hinterher auf<br />
Englisch, dass man mit den<br />
Füßen auf dem Boden bleiben<br />
müsse,verriet aber nicht,<br />
dass ihm diese Worte zuvor<br />
ein berüchtigter Spielerflüsterer<br />
vorgegeben hatte.<br />
Er werde Lukebakio<br />
zwecks Bodenhaftung Bleischuhe<br />
verpassen, hatte Fortuna-Trainer<br />
Friedhelm Funkel<br />
diesem auf dem Platz gesagt.<br />
Vonder Bayern-Abwehr<br />
hätte er wohl günstig ein Paar<br />
bekommen können. (mali.)<br />
IMAGO/STRAUBMEIER<br />
BUNDESLIGA<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 Bor.Dortmund 12 9 3 0 35: 13 30<br />
2 M'gladbach 12 8 2 2 30: 14 26<br />
3 Eintr.Frankfurt 12 7 2 3 29: 14 23<br />
4 RB Leipzig 12 6 4 2 22: 10 22<br />
5 München 12 6 3 3 23: 17 21<br />
6 Hoffenheim 12 6 2 4 27: 18 20<br />
7 SV Werder Bremen 12 5 3 4 20: 20 18<br />
8 Hertha BSC 12 4 5 3 19: 20 17<br />
9 VfL Wolfsburg 12 4 3 5 16: 17 15<br />
10 Mainz 05 12 4 3 5 11: 14 15<br />
11 SC Freiburg 12 3 5 4 16: 20 14<br />
12 Leverkusen 12 4 2 6 18: 24 14<br />
13 FC Augsburg 12 3 4 5 20: 21 13<br />
14 FC Schalke04 12 4 1 7 13: 17 13<br />
15 Nürnberg 12 2 4 6 13: 29 10<br />
16 Hannover96 12 2 3 7 15: 26 9<br />
17 Düsseldorf 12 2 3 7 13: 28 9<br />
18 VfB Stuttgart 12 2 2 8 8: 26 8<br />
Bange Momente<br />
13. Spieltag,30.11. bis 03.12. 2018:<br />
Düsseldorf -FSV Mainz Fr., 20.30<br />
Dortmund -SCFreiburg Sa., 15.30<br />
VfB Stuttgart-FCAugsburg Sa., 15.30<br />
Werder Bremen -FCBayern Sa., 15.30<br />
Hannover-Hertha BSC Sa., 15.30<br />
Hoffenheim -FCSchalke Sa., 15.30<br />
RB Leipzig -M’gladbach So., 15.30<br />
Frankfurt-Wolfsburg So., 18.00<br />
1. FC Nürnberg -Leverkusen Mo., 20.30<br />
Torjäger<br />
9Tore: Alcácer (Dortmund), Haller,Jovic<br />
(beide Frankfurt)<br />
8Tore: Reus (Dortmund), Pléa (M’gladbach),<br />
T. Hazard (Mönchengladbach),<br />
7Tore: Finnbogason (Augsburg), Lewandowski<br />
(Bayern München)<br />
6Tore: Duda (Hertha BSC), Werner ,<br />
Poulsen (bde Leipzig), Reiss (Hoffenh.)<br />
IMAGO SPORTFOTODIENST<br />
Dass seine Mannschaft am Ende Hannover mit<br />
einer 1:4-Niederlage vom Platz schickte, hat<br />
Fußball-Nationalspieler Matthias Ginter, 24, am<br />
Sonntagabend allenfalls im Krankenhaus mitbekommen.<br />
Der Mönchengladbacher Profi wurde<br />
nach einem Zusammenprall mit Noah Joel Sarenren<br />
Bazee inder 37. Minute mit einer möglicherweise<br />
schweren Gesichtsverletzung heftig<br />
blutend vom Platz getragen und zehn Minuten<br />
im Krankenwagen behandelt. An seiner Seite<br />
bangten seine Frau Christina und die Eltern. Die<br />
Partie war minutenlang unterbrochen. „Das sah<br />
nicht so gut aus,aber mehr kann ich noch nicht<br />
sagen“, meinte Borussia-Trainer Dieter Hecking.<br />
Schalke 04<br />
Zwei Tore<br />
aus Mitleid<br />
Steven Skrzybski hat das<br />
Kunststück vollbracht, in<br />
Gelsenkirchen zum Publikumsliebling<br />
zu werden,<br />
noch ehe das Publikum ihn<br />
jemals zu Gesicht bekommen<br />
hatte. Eine rührselige Geschichte<br />
brachte ihn schon<br />
bei der Vertragsunterzeichnung<br />
im Sommer in die Herzen<br />
der Schalker: Als Knirps<br />
sah er im Fernsehen traurige<br />
Spieler in blau (Niederlage<br />
gegen Bayern)und wünschte<br />
sich, dass es den Menschen<br />
doch gutgehen solle. Daher<br />
die Sympathie für Schalke.<br />
Dass Skrzybski aus Mitleid<br />
erst Schalke-Fan und dann<br />
Fußballer wurde, darüber<br />
freute man sich zunächst vor<br />
allem beim 1. FC Union, wo<br />
der Junge aus Kaulsdorfnicht<br />
minder geliebt wurde.Weil er<br />
Ehrlichkeit, Einsatzwillen<br />
und Leistung vereint. Wasdie<br />
Schalker so begeistert, ist ja<br />
auch nicht die Geschichte des<br />
Sechsjährigen, der in blauer<br />
Bettwäsche schlief, sondern<br />
die Tatsache,dass sie stimmt.<br />
Dass hier einer in erster Linie<br />
für ihren Verein spielen will<br />
und nicht für den Scheck. Da<br />
tat es der Begeisterung keinen<br />
Abbruch, dass der neue Liebling<br />
bislang nur mal fünf Minuten<br />
eingesetzt wurde.<br />
„Steven war oft im Kader,<br />
aber wir haben nie den richtigen<br />
Zeitpunkt gefunden,<br />
ihn mal spielen zu lassen“,<br />
entschuldigte sich Trainer<br />
Domenico Tedesco. „Immer<br />
Absicht, das lehrt uns das<br />
Leben, ist fest beabsichtigtes<br />
Wollen. Beim Fußball<br />
ist es komplizierter. Etwa bei<br />
einem absichtlichen Handspiel<br />
mit Elfmeterfolge.<br />
Da muss der Schiedsrichter<br />
beachten, ob die Handbewegung<br />
zum Ball geht oder<br />
umgekehrt. Zu bewerten ist<br />
auch die Entfernung zwischen<br />
Spieler und Ball und<br />
damit die Frage, ob einer<br />
eine Chance hatte, den Kontakt<br />
zu vermeiden. Und um<br />
es richtig kompliziertzumachen:<br />
Ist die Handposition<br />
eine unnatürliche, muss ihr<br />
und damit dem Besitzer in<br />
der Elfmeterregel eine Absicht<br />
unterstellt werden.<br />
Für Bastian Dankert ist<br />
das alles natürlich nichts<br />
Neues.Als Schiedsrichter des<br />
Sonntagsspiels Freiburg ge-<br />
Werder Bremen<br />
Natürlich<br />
unabsichtlich<br />
Kein Kind mehr:Steven Skrzybski<br />
IMAGO/TEAM 2<br />
kam etwas dazwischen.“ Erst<br />
die Bundesligaeingewöhnung,<br />
später eine Verletzung,<br />
und dann, nun ja, das ist Tedescos<br />
Geheimnis.<br />
Gegen die bekennenden<br />
Schalke-Freunde vom 1. FC<br />
Nürnberg, war es jetzt soweit:<br />
erster Startelfeinsatz, erstes<br />
Tor(zur Führung), ein zweites<br />
kurz vor Schluss (zur Entscheidung).<br />
Vorher hatten Tedescos<br />
matte Schalker nur acht Treffer<br />
in elf Partien zustande gebracht.<br />
Nun die Erweckung<br />
durch Skrzybski, 5:2, und die<br />
Gewissheit, mit der Erfüllung<br />
seines Kindheitstraums viele<br />
Menschen glücklich gemacht<br />
zu haben. Sie alle riefen bei<br />
der Auswechslung seinen Namen.<br />
Trotzdem wird sich der<br />
26-Jährige bald auch mal wieder<br />
in Berlin blicken lassen,<br />
im Dezember zur Hochzeit<br />
mit Anja. (mbo.)<br />
gen Bremen war er sich trotzdem<br />
nicht sicher,wie (un)natürlich<br />
die Hand von Niklas<br />
Moisander vier Minuten vor<br />
der Pause zum Ball gegangen<br />
war –oder eben umgekehrt.<br />
Also Videobeweis und dann<br />
erst: Elfmeter für Freiburg,<br />
1:0 durch Luca Waldschmidt.<br />
Alles klar? Nicht ganz. Denn:<br />
Man hätte auch anders entscheiden<br />
können. Hat man<br />
sogar schon.<br />
Absicht wollten die Bremer<br />
Dankertnicht unterstellen,<br />
aber gezweifelt an seiner<br />
(un)natürlichen Autorität<br />
haben sie schon. Aus Gründen<br />
der Konfliktentschärfung<br />
entschied sich dann das<br />
Schicksal in der Nachspielzeit,<br />
Ludwig Augustinsson<br />
mit dem 1:1 zu beschenken.<br />
Unabsichtlich natürlich. So<br />
ist das Fußballleben. (pal.)<br />
ZWÖLFTER SPIELTAG<br />
5:2 (2:1)<br />
SCHALKE–NÜRNBERG<br />
1:2 (0:0)<br />
MAINZ–DORTMUND<br />
3:3 (2:1)<br />
BAYERN–DÜSSELDORF<br />
4:1 (2:1)<br />
GLADBACH–HANNOVER<br />
1:0 (0:0)<br />
WOLFSBURG–LEIPZIG<br />
3:3 (1:2)<br />
HERTHA–HOFFENHEIM<br />
1:3 (0:0)<br />
AUGSBURG–FRANKFURT<br />
1:1 (1:0)<br />
FREIBURG–BREMEN<br />
2:0 (0:0)<br />
LEVERKUSEN–STUTTGART<br />
Schalke: Fährmann -Stambouli,<br />
Salif Sané, Nastasic -Caligiuri,<br />
Rudy(80. Mascarell),<br />
Oczipka -Bentaleb,Harit (86.<br />
Schöpf) -Burgstaller,Skrzybski<br />
(88. Wright)<br />
Nürnberg: Mathenia (44. Bredlow)<br />
-Bauer,Margreitter,Mühl,<br />
Leibold -Petrak -Behrens,<br />
Rhein -Kubo (79. Misidjan) -Ishak<br />
(71. Zrelak), Palacios<br />
SR: Guido Winkmann (Kerken)<br />
Zuschauer:62271 (ausverk.)<br />
Tore: 1:0 Skrzybski (26.), 2:0<br />
Harit (32.), 2:1 Palacios (38.),<br />
3:1 Burgstaller (70.), 3:2 Zrelak<br />
(78.), 4:2 Skrzybski (84.), 5:2<br />
Oczipka (90.+3)<br />
Gelb-Rot: Bauer (67.)<br />
Gelbe Karte: Stambouli -<br />
Mainz: Zentner -Brosinski, Bell,<br />
Alexander Hack (77. Boetius),<br />
Niakhate, Martin -Kunde -Gbamin,<br />
Latza (83. Maxim) -Mateta,<br />
Quaison (71. Onisiwo)<br />
Dortmund: Bürki -Piszczek,<br />
Akanji, Zagadou, Hakimi (83.<br />
Diallo) -Delaney, Witsel -Sancho,<br />
Reus, Bruun Larsen (77.<br />
Pulisic) -Mario Götze (64. Paco<br />
Alcácer)<br />
Schiedsrichter:Deniz Aytekin<br />
(Oberasbach)<br />
Tore: 0:1 Paco Alcácer (66.),<br />
1:1 Quaison (70.), 1:2 Piszczek<br />
(76.)<br />
Zuschauer:33305 (ausverk.)<br />
Gelbe Karten: Alexander Hack,<br />
Kunde (2) -Delaney(3)<br />
München: Neuer -Kimmich,<br />
Süle, J. Boateng,Alaba -Martinez<br />
-Sanches (80. Rafinha),<br />
Goretzka -Thomas Müller<br />
(90.+2 Hummels), Lewandowski,<br />
Ribery(71. Robben)<br />
Düsseldorf: Rensing -Matthias<br />
Zimmermann, Bormuth, Kaminski,<br />
Gießelmann -Bodzek (85.<br />
Hennings) -Zimmer,Stöger,<br />
Fink (76. Karaman), Usami (70.<br />
Raman) -Lukebakio<br />
SR: Sven Jablonski (Bremen)<br />
Zuschauer:75000 (ausverk.)<br />
Tore: 1:0 Süle (17.), 2:0 Thomas<br />
Müller (20.), 2:1 Lukebakio<br />
(44.), 3:1 Thomas Müller<br />
(58.), 3:2 Lukebakio (77.), 3:3<br />
Lukebakio (90.+3)<br />
Gelbe Karte: -Fink<br />
Mönchengladbach: Sommer -<br />
Lang,Ginter (40. Jantschke),<br />
Elvedi, Wendt -Strobl -Neuhaus,<br />
Hofmann -T.Hazard,<br />
Stindl (81. Raffael), Pléa (75.<br />
Zakaria).<br />
Hannover: Esser -Korb,Anton,<br />
Elez, Ostrzolek -Bakalorz, Fossum<br />
(65. Wimmer) -Sarenren-<br />
Bazee (45.+3 Haraguchi),<br />
Maina (71. Weydandt) -Füllkrug,Wood.<br />
Schiedsrichter:Daniel Siebert<br />
(Berlin)<br />
Zuschauer:48692<br />
Tore: 0:1 Wood (1.), 1:1 T. Hazard<br />
(7.), 2:1 Lang (44.), 3:1<br />
Stindl (58.), 4:1 Zakaria (77.)<br />
Gelbe Karten: T. Hazard -Ostrzolek<br />
(2)<br />
Wolfsburg: Casteels -William,<br />
Knoche, Brooks, Roussillon -Arnold<br />
-Gerhardt, Rexhbecaj (87.<br />
Uduokhai) -Mehmedi (73. Steffen)<br />
-Weghorst, Ginczek (73.<br />
Brekalo)<br />
Leipzig: Gulacsi -Klostermann,<br />
Konate, Orban (70. Saracchi),<br />
Halstenberg (70. Augustin) -Ilsanker<br />
-Laimer (80. Cunha),<br />
Demme -Bruma -Poulsen, Timo<br />
Werner<br />
Schiedsrichter:Tobias Stieler<br />
(Hamburg)<br />
Zuschauer:22832<br />
Tor: 1:0 Roussillon (50.)<br />
Gelbe Karten: Rexhbecaj -Orban<br />
(2), Konate (3)<br />
Berlin: Jarstein -Lazaro, Luckassen,<br />
Lustenberger,Plattenhardt<br />
-Grujic, Arne Maier -Leckie,<br />
Duda (62. Selke), Kalou -Ibisevic.<br />
Hoffenheim: Baumann -Bicakcic,<br />
Vogt, Akpoguma -Kaderabek,<br />
Nordtveit (88. Nelson),<br />
Schulz -Demirbay, Kramaric<br />
(79. Bittencourt) -Joelinton,<br />
Szalai (70. Belfodil)<br />
Schiedsrichter:Tobias Welz<br />
(Wiesbaden)<br />
Zuschauer:44508<br />
Tore: 0:1 Demirbay(1.), 0:2<br />
Kramaric (10.), 1:2 Ibisevic<br />
(12.), 1:3 Bicakcic (55.), 2:3<br />
Leckie (71.), 3:3 Lazaro (87.)<br />
Gelbe Karten: Leckie (2) -Joelinton,<br />
Kaderabek (4)<br />
Augsburg: Luthe -Schmid, Gouweleeuw,Khedira,<br />
Hinteregger,<br />
Max -Baier -Jensen (46. Richter),<br />
Gregoritsch (82. Cordova),<br />
Caiuby-Schieber (72. Koo)<br />
Frankfurt: Trapp -Abraham (5.<br />
Russ), Hasebe, Ndicka -da<br />
Costa, de Guzman (89. Willems),<br />
Fernandes, Kostic -Rebic<br />
-Haller,Jovic (78. Gacinovic)<br />
Schiedsrichter:Felix Zwayer<br />
(Berlin)<br />
Zuschauer:30660 (ausverk.)<br />
Tore: 0:1 de Guzman (1.), 0:2<br />
Haller (47.), 0:3 Rebic (68.),<br />
1:3 Cordova (90.)<br />
Gelbe Karten: Richter (2) -de<br />
Guzman, Fernandes<br />
Freiburg: Schwolow-Gulde,<br />
Koch, Heintz -Stenzel, Haberer,<br />
Gondorf (80. Frantz), Günter -<br />
Waldschmidt (89. Kammerbauer),<br />
Höler,Terrazzino (68.<br />
Petersen). -Trainer:Streich<br />
Bremen: Pavlenka -Gebre Selassie,<br />
Veljkovic, Moisander,Augustinsson<br />
-M:Eggestein, Sahin<br />
(63. Rashica) -J.Eggestein<br />
(77. Pizarro), Klaassen -Harnik<br />
(63. Osako),<br />
Schiedsrichter:Bastian Dankert<br />
(Rostock)<br />
Zuschauer:24000 (ausverk.)<br />
Tore: 1:0 Waldschmidt (42.,<br />
Handelfmeter,Videobeweis),<br />
1:1 Augustinsson (90.+2)<br />
Gelbe Karten: -Moisander (2),<br />
Sahin (3)<br />
Leverkusen: Hradecky -Lars<br />
Bender (78. Wendell), Tah, Sven<br />
Bender,Jedvaj(66. Weiser) -<br />
Baumgartlinger,Aranguiz (66.<br />
Alario) -Bellarabi, Havertz,<br />
Brandt -Volland<br />
Stuttgart: Zieler -Beck, Pavard,<br />
Kempf, Emiliano Insua -Aogo<br />
(81. Akolo) -Ascacibar,Gentner<br />
(81. Castro) -Maffeo (46.<br />
Thommy), Gonzalez -Gomez<br />
Schiedsrichter:RobertSchröder<br />
(Hannover)<br />
Zuschauer:24632<br />
Tore: 1:0 Volland (76.), 2:0 Volland<br />
(83.)<br />
Gelbe Karten: Jedvaj, Sven Bender<br />
(2), Lars Bender -Gentner,<br />
Maffeo, Kempf
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 20<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Endlich Titelkampf<br />
Danke,<br />
Herr Hoeneß!<br />
Matti Lieske<br />
hat kein Mitleid für den<br />
kriselnden FC Bayern.<br />
Das war ein bemerkenswerter<br />
und gleichzeitig verräterischer<br />
Satz, der Lucien Favredaentfleuchte<br />
in der für seine Verhältnisse an Euphorie<br />
grenzenden guten Laune,die<br />
ihm weder der Regen noch ein kurioser<br />
Feueralarm imMainzer Stadion<br />
trüben konnte.Die neun PunkteVorsprung<br />
auf den FC Bayern würden<br />
nichts bedeuten, sagte der Trainer<br />
von Borussia Dortmund, es gebe<br />
noch anderestarke Mannschaften in<br />
der Bundesliga. Konnte das heißen,<br />
dass der sonst so vorsichtige Favre<br />
die Münchner nicht mehr ganz<br />
vorne hat auf der Liste der Meisterkonkurrenten<br />
und stattdessen Gladbach,<br />
Frankfurt, Leipzig fürchtet?<br />
Das ist eine möglicherweise trügerische<br />
Einschätzung, zumindest<br />
wenn es den Bayern gelingt, einmal<br />
mehr Jupp Heynckes aus dem Winterschlaf<br />
zu wecken und ihn die<br />
Dinge in Bayerns Landeshauptstadt<br />
ordnen zu lassen, wo derzeit alles ins<br />
Bröckeln gerät, was einstmals in<br />
Stein gemeißelt schien, vonder CSU<br />
bis hin zu UliHoeneß.<br />
Wie eine vorgezogeneMeisterfeier<br />
Ohne Zweifel ist etwas gekippt an<br />
diesem Spieltag. Daszeigte allein der<br />
Blick in die Dortmunder Kabine,den<br />
Axel Witsel per Smartphone gewährte.<br />
Dort wurde nicht nur das<br />
hart erkämpfte 2:1 gegen die Mainzerbejubelt,<br />
als gäbe es keinen Morgen,<br />
sondern vor allem der späte<br />
Punktverlust der Bayern beim 3:3 gegen<br />
Düsseldorf. Es wirkte wie eine<br />
vorgezogene Meisterfeier,von anderenstarken<br />
Mannschaften hatte hier<br />
jedenfalls keiner was gehört. Natürlich<br />
wurden Favreund Sportdirektor<br />
Michael Zorc nicht müde zu betonen,<br />
dass gerade erst ein Drittel der<br />
Saison absolviert sei. Doch dass erneut<br />
Undenkbares passiert war in<br />
München, sich die Kette der Misslichkeiten<br />
fortsetzt, hat die Konkurrenz<br />
dazu bewogen, ein Scheitern<br />
der Bayern nicht nur für möglich zu<br />
halten, sondern ernsthaft daran zu<br />
glauben. Die Aura der Unantastbarkeit<br />
ist endgültig dahin.<br />
Ähnlich sieht das der Präsident<br />
des FC Bayern, der sich in einer besonders<br />
pikanten Situation befindet.<br />
Eine falsche Kaderplanung, zu langes<br />
Festhalten etwa an verdienten<br />
Spielern, die er nun des Slapstick-<br />
Fußballs bezichtigt, mag Hoeneß auf<br />
keinen Zufall zugeben, das hat er bei<br />
seiner bizarren Grundgesetz-Pressekonferenz<br />
deutlich gemacht. Also<br />
muss er dieVerantwortung demTrainer<br />
zuschreiben, aber er selbst war<br />
es,der mit der Interimslösung Heynckes<br />
die Probleme vertagt und dann<br />
die Verpflichtung von Kovac forciert<br />
hat.Wieman es auch dreht und wendet,<br />
man landet bei Hoeneß, dem gar<br />
nicht genug dafür gedankt werden<br />
kann, dass die Liga endlich mehr zu<br />
bieten hat als Abstiegskampf.<br />
Präsidiale Unzufriedenheit auf der Ehrentribüne:<br />
Uli Hoeneß<br />
DPA/BALK<br />
Fliegt manchmal über den Platz: Valentino Lazaro<br />
Valentino Lazaro hat zurzeit<br />
keine Freundin. Jedenfalls<br />
klang das so. Und<br />
wer zurzeit keinen Freund<br />
hat, darf bei diesem Satz auf amouröse<br />
Gedanken kommen: „Mal<br />
schauen, vielleicht finde ich ja ein<br />
Frauchen, das es besser kann.“<br />
Heißt: Besser als der Kollege Davie<br />
Selke, der Lazaro nach dem späten<br />
Ausgleichstreffer gegen Hoffenheim<br />
erst ein zärtliches Küsschen gab.<br />
„Knutscher“, korrigierte Selke,„und<br />
dann er hat auch noch eine gefangen.<br />
Weil es ein überragendes Tor<br />
war – war einfach geil.“ War: ein<br />
großartiges Fußballspiel.<br />
Hertha BSC hat zum sechsten Mal<br />
in Serie nicht gewonnen in der Bundesliga.<br />
So miesepetrig könnte man<br />
das natürlich sehen. Doch dieses 3:3<br />
am Sonnabend im vorwinterlich abgekühlten<br />
<strong>Berliner</strong> Olympiastadion,<br />
fühlte sich wie eine angenehm nachglühende<br />
Ohrfeige an. Gleich zweimal<br />
zwei Tore musste Hertha aufholen,<br />
ein 0:2 nach zehn Minuten, ein<br />
1:3 zwanzig Minuten vor dem Ende.<br />
Undfast wäreSelke („Man sieht, dass<br />
ich heiß bin, man sieht, dass ich<br />
brenne“) in der Hitzeder Nachspielzeit<br />
noch der Siegtreffer gelungen.<br />
Dieses Unentschieden gegen<br />
nicht minder engagierte Hoffenheimer<br />
werteten viele der beteiligten<br />
Herthaner aber auch so wie einen<br />
halben Sieg, wie einen heimlichen<br />
Zusatzpunkt für Leidenschaft und<br />
Einsatzwillen –und vorallem für die<br />
Bereitschaft, die Wende bis zuletzt<br />
mit spielerischen Mitteln zu erzwingen.<br />
„Mit systematischem Ballbesitz“,<br />
präzisierte Trainer Pal Dardai.<br />
DieEnttäuschung schien daher auch<br />
nicht viel kleiner zu sein als die Zufriedenheit.<br />
„Ach, zufrieden“, sagte<br />
Lazaro auf dem Wegindie Kabine,<br />
„beim Schuss selbst schon, aber mit<br />
dem Spiel allgemein nicht.“ Es sei so<br />
ein Taggewesen, „wo du sechs, sieben,<br />
vielleicht sogar acht Tore machen<br />
kannst“.<br />
Zwei Nikolausgeschenke<br />
Dasist nur die halbeWahrheit, denn<br />
zur ganzen gehörtnun mal auch die<br />
Tatsache, dass Herthas Abwehrarbeit<br />
mit einer ähnlich hohen Anzahl<br />
an Gegentreffernhätte bestraft werden<br />
können. „Wir haben Nikolaus<br />
vorgezogen“, sagte Dardai, „und<br />
zwei Tore geschenkt.“ Die passende<br />
Geschenkanleitung liest sich so:<br />
Hinten bei langen Bällen nicht aufpassen,<br />
sich auf den anderen verlassen,<br />
zu spät loslaufen. Dardai gab<br />
Jordan Torunarigha Mitte der ersten<br />
Halbzeit das Zeichen zum Warm-<br />
56,5<br />
Prozent erfolgreiche Dribblings<br />
Bundesligaplatz 17<br />
Valentino Lazaro ist eine ArtSpielmacher auf dem rechten Flügel.<br />
Mal zieht er mit Temponachinnen,willDoppelpässe,<br />
schießt einfach selbst. Mal sucht er den Zweikampf und<br />
schlängelt sich an seinen Gegenspielernvorbei bis zur Grundlinie.<br />
Der erfolgreichste Dribbler der Bundesligaist übrigens der<br />
Nürnberger Mikael Ishak (83,3).<br />
2,18<br />
Torschussvorlagen<br />
Bundesligaplatz 10<br />
Lazaro hat bislang keine Spielsekunde verpasst, und in seinen<br />
zwölf Einsätzen hat er insgesamt 28 Torschüsse vorbereitet.<br />
Besser ist keiner bei Hertha, und ligaweit liegt er damit auf<br />
Platz zwei hinter dem Gladbacher Thorgan Hazard.<br />
Den besten Schnitt hat übrigens James Rodriguez (3,03)<br />
vom FC Bayern.<br />
0,47<br />
Kreierte Großchancen<br />
Bundesligaplatz 7<br />
Wiewichtig der Rechtsverteidiger für Herthas Offensive ist,<br />
zeigt sich am deutlichsten an dieser Statistik. Sechs<br />
Großchancen hat Lazaro bislang aufgelegt, zweimal warder Ball<br />
drin. Zweimal hat Lazaro auch schon selbst getroffen. Der im<br />
Schnitt beste Chancenvorbereiter der Ligaist übrigens der<br />
Hoffenheimer Joelinton (0,56).<br />
Start: An diesem Montagabend<br />
lädt das Präsidium<br />
des Hertha BSC e. V. die<br />
Klubmitglieder in die Messehalle<br />
18, Masurenallee. Die<br />
Veranstaltung beginnt um<br />
19 Uhr,Einlass ist bereits<br />
eine Stunde früher.<br />
MITGLIEDERVERSAMMLUNG<br />
Spannung: Fünfzehn Tagesordnungspunkte<br />
stehen auf<br />
dem Programm. Neben den<br />
üblichen Berichten und Aussprachen<br />
und der zu erwartenden<br />
Entlastung des Präsidiums<br />
verspricht wie immer<br />
der letzte Punkt Spannung.<br />
Streit: Unter „Vermischtes“<br />
kommt es traditionell zu vielen<br />
Wortmeldungen, die<br />
auch zum Streit werden können.<br />
Zu den wichtigsten Themen<br />
des Abends wird wohl<br />
der Fanstreit und der geplante<br />
Stadionbau gehören.<br />
Zum<br />
Knutschen<br />
Herthas Valentino Lazaro ist<br />
Abwehrspieler und Stürmer in einem,<br />
Fachausdruck: Unterschiedsspieler.<br />
Das weckt natürlich Begehrlichkeiten<br />
VonPaul Linke<br />
OTTMAR WINTER<br />
machen und drohte damit den Innenverteidigern<br />
Fabian Lustenberger<br />
und mehr noch Derrick Luckassen<br />
ein bisschen mit Auswechslung<br />
oder Umstellung auf Dreierkette.<br />
Hinterher sprach der Trainer von<br />
vielen „Chaosmomenten“. Mit Verspätung<br />
kam die Ordnung zurück,<br />
Torunarigha doch nicht zum Einsatz.<br />
Chaos ist das, was auch Lazaro,<br />
22, gestiftet hat am Sonnabend,<br />
ständig und überall, aber nie vor<br />
dem eigenen Tor. Über seinen rechten<br />
Flügel liefen die meisten Angriffe,spielte<br />
sich Hertha einige gute<br />
Chancen heraus. Lazaro, dazu der<br />
erstmals in dieser Saison in die Startelf<br />
gerückte Mathew Leckie und der<br />
wieder genesene Marko Grujic waren<br />
das Bermuda-Passdreieck, in<br />
dem sich die Hoffenheimer immer<br />
wieder verirrten. Trainer Julian Nagelsmann<br />
sagte anerkennend, dass<br />
Hertha sogar „einen Tick besser“ gewesensei.<br />
EinFleißbienchen dazu<br />
Die Linksausleger Marvin Plattenhardt,<br />
Salomon Kalou und Arne<br />
Maier waren deutlich unterlegen im<br />
teaminternen Seitenvergleich. Vor<br />
allem Plattenhardt ist zurzeit nicht<br />
mehr als ein solider Verteidiger.<br />
Vornefehlt seinen Flanken die Präzision,<br />
falls er überhaupt mal dazu<br />
kommt, seinen Teilzeitjob in der Offensiveanzutreten.„Jeder<br />
Spieler hat<br />
heute gezeigt, was er kann“, behauptete<br />
Plattenhardt trotzdem.<br />
Dabei wird auch ihm sicherlich<br />
nicht entgangen sein, dass Lazaro<br />
die Umschulung zum Außenverteidiger<br />
mit Bestnoten bestanden hat<br />
in den vergangenen Monaten, dass<br />
er konsequenter Verteidiger und<br />
kunstvoller Stürmer in einem sein<br />
kann. Gegen Hoffenheim kam ein<br />
Fleißbienchen dazu: für erfolgreiche<br />
Dribblings, Torschussvorlagen und<br />
den wuchtigen Distanzschuss zum<br />
Ausgleich, Lazaros zweiten Saisontreffer.<br />
Dem nach Leverkusen verkauften<br />
Mitchell Weiser trauert keiner<br />
mehr hinterher.<br />
Wenn Valentino Lazaro sich weiterhin<br />
in diesem rasanten Tempo<br />
zum Unterschiedsspieler entwickelt,<br />
wird auch erschon bald Begehrlichkeiten<br />
wecken. Nicht nur die amourösen.<br />
Noch aber dürfen ihn seine<br />
Kollegen knutschen.<br />
Paul Linke<br />
wurde noch nie vonder Kiss<br />
Cam im Stadion erfasst.<br />
Clever<br />
wie ein<br />
Spitzenteam<br />
Eintracht Frankfurt baut<br />
seine erstaunliche Serie aus<br />
VonMaik Rosner,Augsburg<br />
Marco Russ konnte sich nicht erinnern,<br />
in seiner Karriere jemals<br />
solch eine Erfolgsserie erlebt zu<br />
haben. An wettbewerbsübergreifend<br />
neun Siege und ein Unentschieden<br />
aus zehn Spielen war der 33 Jahre<br />
alte Defensivspieler in seiner Laufbahn<br />
zuvor„nie ansatzweise“ herangekommen,<br />
wie er sagte.Und dass er<br />
sich über einen 3:1 (1:0)-Sieg beim<br />
FC Augsburg und den zumindest<br />
vorübergehenden Sprung auf Platz<br />
zwei freuen konnte,obwohl er einige<br />
Unannehmlichkeiten erlebt hatte,<br />
fügte sich ins Bild jenes Laufs, den<br />
Eintracht Frankfurtgerade genießt.<br />
„Caiuby hat mich in der ersten<br />
Halbzeit komplett durch den<br />
Fleischwolf gedreht“, sagte Russ<br />
über seinen Gegenspieler, nachdem<br />
er schon in der fünften Minute ziemlich<br />
unaufgewärmt für den an der<br />
Wade verletzten David Abraham eingewechselt<br />
worden war. Dennoch<br />
und trotz eines ausgeglichenen<br />
Spiels stand am Ende der verdiente<br />
Erfolg zu Buche, der erste Auswärtssieg<br />
der Eintracht beim FCA.<br />
MitEuphorie und Wucht<br />
An der Rechtmäßigkeit des Frankfurter<br />
Sieges bestand trotz etwas Spielglücks<br />
kein Zweifel. Denn die Eintracht<br />
hatte vor allem mit Geschick<br />
und Können agiert, getragen vonder<br />
sichtbaren Selbstgewissheit, die sich<br />
durch jeden weiteren Erfolg verstärkt.<br />
„Frankfurt hat einen Wahnsinnslauf,<br />
eine absolute Überzeugung,<br />
sie spielen sich die Bälle ganz<br />
ruhig zu“, erkannte Augsburgs Manager<br />
Stefan Reuter. Die Eintracht<br />
dagegen nutzte nach 50 Sekunden<br />
auf der Stadionuhr durch Jonathan<br />
de Guzmán gleich kühl die erste<br />
Chance zur Führung. Später sorgten<br />
Sebastién Haller (47.) und Ante Rebic<br />
(68.) für die Vorentscheidung.<br />
Es war eine clevere Darbietung<br />
gewesen. Ein ruhiger Aufbau wechselte<br />
sich mit plötzlichen Tempoverschärfungen<br />
ab. Zwischendurch<br />
sammelten die Gäste immer wieder<br />
Kraft, indem sie die Augsburger anrennen<br />
ließen, um diese dann mit<br />
schnellen Zügen wie beim Blitzschach<br />
zu überlisten. Es war trotz einiger<br />
Abstrichedurchausein Auftritt<br />
im Stile einer ökonomischen Spitzenmannschaft,<br />
die ein eigentlich<br />
recht ausgeglichenes Spiel souverän<br />
für sich entschieden hatte.<br />
VonEuphorie war hinterher allerdings<br />
wenig zu vernehmen bei den<br />
Frankfurtern, sondern vielmehr<br />
Selbstkritik wie jene von Russ mit<br />
dem Fleischwolf. Es war sogar fast so,<br />
als müssten die Chefs ihre Belegschaft<br />
dazu animieren, nicht zu sehr<br />
an den Verbesserungsbedarfzudenken,<br />
sondern auch ein bisschen zu<br />
genießen. Die Ziele seien, sagte<br />
Sportdirektor Bruno Hübner, „dass<br />
wir für Euphorie, Power und Wucht<br />
stehen“.<br />
Zwei kompromisslose Kämpfer und ein<br />
Ball: Caiubyund Marco Russ IMAGO/JAN HUEBNER
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 21<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
WarumCharlotte-Link-<br />
Leser recht haben.<br />
Die Lesungskolumne auf<br />
Seite 24<br />
„Das Glück hat sich nicht erfüllt, die Sehnsucht ist geblieben.“<br />
Frank Junghänel über den neuen „Spreewaldkrimi“ Seite 23<br />
Theater in Russland<br />
In der<br />
Gefahrenzone<br />
PetraKohse fragt sich, wie<br />
viele „soziale Partisanen“ es<br />
wohl in Deutschland gibt .<br />
Informationen sind gut, Erfahrungen<br />
sind besser. Klitzekleine wenigstens.Die<br />
den Dingen ein Gesicht<br />
geben, einen Klang (Geruch muss<br />
nicht sein), ein Fitzelchen Authentizität.<br />
Wasden „Fall Serebrennikow“<br />
angeht, bot sich gestern zum Abschluss<br />
des diesjährigen Festivals<br />
„Russischer Theaterfrühling“ bei einer<br />
Matinee im Deutschen Theater<br />
die Gelegenheit, Akteure der unabhängig<br />
operierenden Theaterkunst<br />
Russlands im Gespräch über Zensur<br />
zu erleben. Denn der aktuelle Prozess<br />
gegen den Regisseur Kirill Serebrennikowwegen<br />
angeblicher Geldunterschlagung<br />
zeigt, wie DT-Intendant<br />
Ulrich Khuon sagte, „die Gefährdetheit<br />
einer ganzen Szene“.<br />
Nunbeginnen russische Redebeiträge<br />
meist mit einer biografischen<br />
Vorbemerkung und einem Kommentar<br />
zur Gesamtsituation, bevor<br />
die gestellte Frage diplomatisch umkreist<br />
wird. Dennoch war hier im O-<br />
Ton zu erfahren, dass erstens die<br />
Freiheit der Kunst zwar Gesetz, trotzdem<br />
„Vulgärsprache“ auf der Bühne<br />
verboten ist und die staatlich geförderten<br />
Theater auch durch Personalpolitik<br />
und Subventionsentzug mittlerweile<br />
recht engmaschig in Schach<br />
gehalten werden. Dass es zweitens<br />
trotzdem einige wenige unabhängige<br />
Theater gibt, die mit der –gesetzlich<br />
zunehmend erschwerten –<br />
Hilfe wohlhabender „sozialer Partisanen“<br />
winzige Inseln derWeltoffenheit<br />
schaffen, wie das Theater Doc<br />
oder das Theater 18 plus in Rostow.<br />
Dass drittens die Solidarität unter<br />
jenen wächst, die nicht im nationalen<br />
Blockdenken gefangen sind. Und<br />
dass viertens im Klammergriff des<br />
Nationalismus der internationale<br />
Austausch als das Allerwichtigste angesehen<br />
wird. Weil „Russe“ doch<br />
nicht gleich „Putin“ sei. (Oder Kulturminister<br />
Wladimir Medinski). Mit<br />
dem Berlin der 20er-Jahre, das derzeit<br />
bei uns gerne als Referenzpunkt<br />
des deutschen Heute gesehen wird,<br />
vergleicht der Dramaturg Walerij<br />
Petscheikin übrigens eher das heutige<br />
Moskau. Auch interessant.<br />
Horváth’sche Sozialdemokraten beim geselligen Selbstzerfleischen. Und nebenan im Saal versammeln sich die Nazis.<br />
Wieesheute Brauch ist<br />
Thomas Ostermeier inszeniert Ödön von Horváths „Italienische Nacht“ in der Schaubühne<br />
VonUlrich Seidler<br />
ImBühnendunkel ist zuerst der<br />
Leuchtkasten des Gasthauses<br />
„Lehninger“ zu sehen, der<br />
Handlungsort von Ödön von<br />
Horváths „Italienische Nacht“. Wir<br />
sitzen in einer Thomas-Ostermeier-<br />
Premiere imgroßen Saal der Schaubühne;<br />
das langsam einsickernde<br />
Licht macht die Fassade des sich drehenden<br />
Hauses erkennbar, die bald<br />
in voller Härte eine motivgebende<br />
Tristesse zeigt. Offenbar wurde ein<br />
gasundurchlässiger Kunstharzputz<br />
verwendet, Moos- und Rostflecken<br />
erscheinen auf der Außenhaut wie<br />
Ausschläge kranken Schweißes –<br />
sehr naturalistisch.<br />
Aber dann sieht man –inHöhe einer<br />
Jungfrau-Maria-Statuette –eine<br />
schmale horizontale Auskragung,<br />
denkt noch, diese Banausen haben<br />
es nicht geschafft, Kabelschächte in<br />
den Unterputz zu stemmen, bevor<br />
klar wird, dass es sich um eine Kulissenleiste<br />
handelt. Festgespaxt mit<br />
Aluschrauben, die den Zuschauer<br />
gedanklich sofortzurück in den Saal<br />
holen. Dashier (Bühne: NinaWetzel)<br />
sieht zwar ein bisschen so aus wie<br />
die Welt da draußen, ist aber ehrliches<br />
altes Volkstheater.Sowirdauch<br />
gespielt: Die Figuren sind mit der<br />
Gegenwart und Leiblichkeit ihrer<br />
von Ann Poppel originalgetreu kostümierten<br />
Spieler ausgestattet, lassen<br />
als solche im Gang der Handlung<br />
ordentlich aktualisierten Horváth-<br />
Text und echten Schweiß fließen,<br />
bleiben aber ungeniert zusammengeschraubte<br />
Klischees.<br />
Das Stück stammt von 1931. Der<br />
sozialdemokratische Ortsverband<br />
will den geselligen Jahreshöhepunkt<br />
begehen, seine traditionelle „Italienische<br />
Nacht“. Leider marschieren<br />
gleichzeitig die Faschisten auf und<br />
begehen ihrerseits einen deutschen<br />
Taginebendem Stammlokal der geschäftstüchtigen<br />
Wirtin Josefine<br />
Lehninger (Traute Hoess). Einig ist<br />
sich die Linke gerade mal in ihrem<br />
Hass auf die korrupte Wirtin. Statt<br />
die Faschisten zu verkloppen, zerlegt<br />
man sich selbst: Hier die in trägem<br />
Demokratievertrauen eingeschlafenen<br />
Opportunisten, angeführt vom<br />
Stadtrat (Hans-Jochen Wagner), da<br />
die Radikalen, die sich hinter den<br />
übellaunigen, fanatischen Martin<br />
(Sebastian Schwarz) stellen. Das<br />
Ganze wird dramaturgisch unter<br />
moralisch-libidinösen Heckenbeschuss<br />
genommen, der den Kontrast<br />
der alten sozialdemokratischen und<br />
der jungen faschistischen Bewegung<br />
hinsichtlich von Potenz und Aggression<br />
symbolisiert. In Sachen Frauenverachtung<br />
nehmen sie sich nicht<br />
viel, die Inszenierung spielt es aus.<br />
An diesem Punkt tut der satirische<br />
Abend mal kurzweh. Diebrave<br />
Anna (Alina Stiegler) bewundert ihren<br />
Martin aus reinem Herzen und<br />
soll auf sein Geheiß mit den Faschisten<br />
flirten und deren Pläne ausspionieren.<br />
Es kommt, was kommen<br />
muss: Anna wird von einem hübschen<br />
Faschisten (Laurenz Laufenberg)<br />
erst ganz züchtig angebaggert,<br />
dann aber im Gasthausklo vergewaltigt.<br />
Man sieht es nicht, aber muss<br />
zuhören mit Blick auf die beschriebene<br />
Fassade. Der Faschist schließt<br />
seine Hose, springt auf die Wirtshausbühne,grölt<br />
was von„Deutschland<br />
erwache!“ (angetrieben von einer<br />
dreiköpfigen Liveband, Musik:<br />
Nils Ostendorf), Neonazis tanzen<br />
Pogo, grüßen Hitler. Die Bühne<br />
macht eine Drehung, und auf einmal<br />
herrscht wieder„Italienische Nacht“:<br />
Dieselbe Band spielt nun Schlager<br />
wie „Santa Maria“, die Sozialdemokraten<br />
sind besoffen und lassen den<br />
SCHAUBÜHNE/ARNO DECLAIR<br />
stumpfen Frohsinn in einer internen<br />
Schlägerei enden, während draußen<br />
die Faschisten in Stellung gehen.<br />
Das Stück lässt sich verdächtig<br />
leicht der Gegenwart anpassen: Die<br />
antisemitischen Agitationen aus<br />
dem Original werden verbrämt, wie<br />
es heute Brauch ist. Finanzkapitalismus-<br />
und Globalisierungsverschwörungen<br />
sind leicht eingestrickt, die<br />
Neonazi-Statisten brüllen, was<br />
heute so gebrüllt wird. Aber sind wir<br />
damit tatsächlich im Heute angekommen?<br />
Stehen wir vor dem<br />
nächsten Zivilisationsbruch? Wäre<br />
es sinnvoll, die Faschos und vielleicht<br />
auch gleich die besorgtenWutspießer<br />
ohne falsche Rücksichten<br />
noch rechtzeitig und gründlich<br />
durchzuprügeln? Der Abend endet<br />
offen –vor der Rettung der feiernden<br />
Opportunisten durch die wehrbereiten<br />
linken Kräfte. „Volksverräter!“,<br />
wird draußen gebrüllt, und dann<br />
geht das Licht aus. Dass das Theater<br />
keine Antwort gibt, muss man vielleicht<br />
hinnehmen. Das hier aber tut<br />
in seiner ästhetischen Selbstgerechtigkeit<br />
so,als hätte es gar keine Frage.<br />
Italienische Nacht 26., 27.11., 23., 26.,<br />
31.12.,Schaubühne, Karten unterTel.: 890023<br />
NACHRICHTEN<br />
NDR erhält gestohlenes<br />
Ölbild von Emil Nolde zurück<br />
Ausdem Hamburger NDR-Funkhaus<br />
gestohlen und jahrzehntelang<br />
verschollen: Nach fast 40 Jahren hat<br />
der Norddeutsche Rundfunk sein Ölbild„Sonnenblumen“<br />
des Expressionisten<br />
Emil Nolde (1867–1956) zurückerhalten.<br />
1950 hatte Adolf<br />
Grimme,der erste Generaldirektor<br />
des damaligen NWDR, das 1926 entstandene<br />
Gemälde vondem Maler<br />
aus Seebüll in Schleswig-Holstein für<br />
damals 10 000 Mark gekauft. Pfingsten<br />
1979 sei das Werk dann aus einem<br />
Bürogestohlen worden, sagte<br />
NDR-Intendant Lutz Marmor bei der<br />
Vorstellung des Bildes.Laut NDR taxiertdas<br />
Auktionshaus Sotheby's<br />
den heutigen Wert des Bildes auf<br />
rund eine Million Euro. (dpa)<br />
Zauberer und Schauspieler<br />
RickyJay gestorben<br />
DerZauberkünstler und Schauspieler<br />
Ricky Jayist in Los Angeles gestorben.<br />
Kinozuschauernist Jay, der als<br />
RichardJay Potash 1946 oder 1948 in<br />
NewYorkzur Welt kam, als Techno-<br />
Terrorist HenryGupta aus dem<br />
James-Bond-Film „Der Morgen<br />
stirbt nie“ von1997 bekannt. Auch in<br />
den Dramen „Boogie Nights“, „Magnolia“<br />
und der Fernsehserie „Akte X“<br />
hatte er Auftritte.Jay begann früh mit<br />
Zaubertricks und trat damit bereits<br />
in den 60er-Jahren im „Electric Circus“<br />
in NewYorkauf. Seine Spezialität<br />
waren Kartentricks und das Kartenwerfen.<br />
(dpa)<br />
Rolf Hoppe wird im Weißen<br />
Hirsch in Dresden beerdigt<br />
DerSchauspieler Rolf Hoppe<br />
(1930–2018) wirdauf dem Friedhof<br />
Weißer Hirsch in Dresden die letzte<br />
Ruhe finden. DieBeisetzung ist für<br />
die erste Dezemberwoche und gemäß<br />
dem Wunsch des Verstorbenen<br />
„im engsten Familienkreis“ geplant.<br />
Im Januar oder Februar werdees<br />
eine öffentliche Erinnerungsfeier im<br />
Hoftheater geben, das der Künstler<br />
vorJahren gründete und dessen<br />
Prinzipal er bis zuletzt war.Hoppe<br />
war am 14. November in seinem<br />
Haus im Stadtteil Weißig gestorben,<br />
dreiWochen vorseinem 88. Geburtstag<br />
am 6. Dezember. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Egal<br />
Frühlingsgefühle<br />
im November<br />
VonAhne<br />
Der November gehört eindeutig zu meinen<br />
zwölf Lieblingsmonaten. Bedeckter<br />
Himmel. Sattes Grau. Nieselregen tröpfelt<br />
von oben herab. Ein paar zarte Flöckchen<br />
mischen sich in ihn hinein. Drei Grad Celsius.<br />
Schneidiger Ostwind. Da kann mich<br />
nichts mehr halten, ich muss hinaus.Hinaus<br />
aus meinem zugemüllten Kämmerlein. Hinaus<br />
in den frischen Dunst aus Abgasen.<br />
Die Menschen huschen gebückt herum,<br />
es sieht richtig schön scheiße aus. Als wenn<br />
sie lieber in der Badewanne liegen würden.<br />
Eine Krähe friertauf der Laterne.Eine Sirene<br />
heult. Ein Krankenwagen bahnt sich seinen<br />
Wegdurch eine Blechkarawane unwillig zur<br />
Seite kriechender Personenkraftwagen. Vor<br />
mir drei Jungen im zarten Alter von zehn Jahern,<br />
geschätzt. Sie unterhalten sich über<br />
Scheißeltern, Scheißlehrer und die ganzeandereScheiße,sowie<br />
es seit Menschengedenken<br />
alle zehnjährigen Jungen tun im November<br />
und in den anderen Monaten ebenfalls.<br />
Da unterscheiden sie sich nicht von sämtlichen<br />
anderen Altersgruppen und Geschlechternjeglicher<br />
Klassen und Schichten.<br />
„Primarkist voll geil“, sagt der eine.„Ja,daist<br />
alles billig“, pflichtet der Zweite ihm bei. Der<br />
Dritte gibt zu bedenken: „Meine Alten können<br />
den bloß nicht leiden wegen der Scheißkinderarbeit.“<br />
−„Ist doch scheißegal“, argumentiert<br />
wiederum der Erste. ,Egal?’, denke<br />
ich, was er wohl damit meint?<br />
Mirist meine letzte heile Hose neulich im<br />
Schritt gerissen, deshalb zieht es da ordentlich<br />
durch. Ich versuche mit beiden Händen<br />
mein Gemächt zu schützen, was gar nicht<br />
mal so einfach ist, denn ich habe ein sehr<br />
großes Gemächt und nur sehr kleine Hände.<br />
HENDRICK JONAS<br />
Aber guckt ja sowieso keiner hin im November.Deshalb<br />
liebe ich den November so.Und<br />
Berlin, wo es scheißegal ist, wie man durch<br />
die Gegend rennt und wie oft man scheiße<br />
sagt. „Geht mal aus dem Weg, ihr Scheißkinder“,<br />
blöke ich die drei vonhinten freundlich<br />
voll. Sie machen bereitwillig Platz, nicht<br />
ohne mir natürlich eine saftige Ladung Aule<br />
ins Gesicht zu rotzen. Angenehm warm.<br />
„Scheißblagen“, bedanke ich mich und<br />
sparenicht mit guten Ratschlägen: „Geht arbeiten!“<br />
Manmuss die Kinder vonder Straße<br />
holen, kommt mir, ein Mantra der SPD variierend,<br />
in den Sinn. Passend zum November.<br />
Ein Bauarbeiter lehnt am Gerüst und<br />
klatscht ironisch Beifall. Ob deshalb die ganzen<br />
Touristen nach Berlin kommen? Ist es<br />
woanders vielleicht noch scheißer?<br />
Vormir an der Bushaltestelle traktierteine<br />
wütende Menge das Objekt ihrer Begierde<br />
mit Fäusten und Füßen. Alle Türen scheinen<br />
kaputt zu sein. Siegehen nicht auf. DerFahrer<br />
zuckt mit den Schultern. Vielleicht hat er<br />
ja Pause. Vorsichtig schubse ich mich durch<br />
das Gewühl. „Hau ab“, brüllt es mir hinterher,<br />
„Merkel muss weg“ und „Scheiß Nazi“.<br />
Das darf man alles nicht so ernst nehmen.<br />
Kiez-Slang eben. Mediterran geht anders.<br />
Immerhin ist nun ein Hubschrauber zu hören.<br />
„Polizei!“, schreit jemand. Dann fallen<br />
die ersten Bomben.<br />
Ich aber habe mein Ziel längst erreicht,<br />
das Outlet-Bekleidungsfachgeschäft in der<br />
Oranienburger Straße. Drei Hosen kosten<br />
hier zusammen 29 Euro 90. „Kinderarbeit?“,<br />
frage ich. „Klar“, lächelt die Verkäuferin mit<br />
Blick auf mein heraushängendes Gemächt.<br />
Vielleicht geht ja heute noch was.<br />
UnserAutorAhne liestjeden Sonntag20Uhr beider<br />
Reformbühne Heim &Welt in der Jägerklause<br />
(Grünberger Straße 1), ab 6.1.2019 im Roten Salon
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
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Feuilleton<br />
Spirale der Desillusionierung<br />
Immerhin bleibt der Vorsatz, sich anzustrengen: Barrie Kosky inszeniert Leonard Bernsteins „Candide“ in der Komischen Oper<br />
VonMartin Wilkening<br />
Seelisch verwundet: Allan Clayton als Candide inmitten des Tanzensembles der Komischen Oper.<br />
Candides Geschichte beginnt<br />
mit einer ArtVertreibung<br />
aus dem Paradies.<br />
Allerdings ist es nur er,der<br />
mit einem Fußtritt aus der unschuldigen<br />
Kindheit hinausbefördert<br />
wird. Seine Liebe zur Königstochter<br />
Kunigunde ist nicht standesgemäß.<br />
Wasfolgt, ist eine Reise durch die alte<br />
und die neueWelt in der Mitte des 18.<br />
Jahrhunderts. Hier erfährt der Titelheld<br />
von Voltaires philosophischem<br />
Kurzroman nicht nur menschliche<br />
Gräuel –vom schlichten Diebstahl<br />
über Justizterror bis zu Kriegsverbrechen<br />
–, sondern wird auch mit den<br />
Kräften der Natur konfrontiert. Das<br />
Erdbeben von Lissabon krümmt<br />
ihm, dem Gutgläubigen, zwar kein<br />
Haar, aber beim anschließenden Inquisitionsgericht<br />
entkommt er nur<br />
knapp dem Tod.<br />
Szenen wie die des Gerichts gehören<br />
zum Stärksten, was die Neuproduktion<br />
von Leonard Bernsteins<br />
„Candide“ zu bieten hat. Der reine<br />
Tor, der als Schelm durch die Welt<br />
kommt, trägt von Station zu Station<br />
seiner Reise neue Wunden davon,<br />
körperlich, aber auch seelisch, und<br />
in dieser Spirale der Desillusionierung<br />
zieht sich eine immer stärker<br />
werdende Traurigkeit über dem satirisch<br />
aufklärerischem Witz zusammen.<br />
Dasmacht Barrie Koskys Inszenierung<br />
sehr deutlich, indem sie die<br />
Gewalt, die dem Titelhelden widerfährt<br />
und ihn schließlich zum Mörder<br />
macht, zunehmend aus dem Bereich<br />
des Comic Strip herausführt<br />
und in Momente echter Anteilnahme<br />
umkippen lässt.<br />
Als Candide, der ewig Suchende,<br />
wieder seiner Kunigunde gegenübersteht,<br />
muss er erkennen, dass er<br />
einem Trugbild nachgejagt ist. Kosky<br />
zeigt das nicht wie die Vorlage im<br />
simplen Verfall äußerer Attraktivität,<br />
sondern in der Erkenntnis psychischer<br />
Korruption. Hier treten sich<br />
die beiden fern aller Rollenspiele als<br />
echte Menschen gegenüber,und das<br />
Ergebnis ist alles andere als erfreulich.<br />
Liebe jedenfalls existiert nicht<br />
mehr.Was bleibt, ist der guteVorsatz,<br />
sich anzustrengen, „ehrlich und bemüht,<br />
bis unser Garten blüht“.<br />
Gedrechselte Verse wie diese entstammen<br />
einer 2017 für eineWeimarer<br />
Produktion entstandenen deutschen<br />
Übersetzung. Sie stehen der<br />
Pointensicherheit von Bernsteins<br />
Musik ebenso entgegen wie Voltaires<br />
Original, das in Koskys Inszenierung<br />
weite Strecken bestimmt. Wasbeim<br />
bloßen Lesen als spitzzüngig empfunden<br />
werden kann, wirkt als Erzählerstimmevon<br />
derBühne aus zunehmend<br />
angestrengt und öde.<br />
Franz Hawlata ackert sich mit forciertem<br />
Wiener Tonfall durch die<br />
Textmassen, so als glaube er selbst<br />
nicht ganz an deren dramaturgische<br />
MONIKA RITTERSHAUS<br />
Wirkung. Voltaire wusste schon,<br />
warum er hier die Prosa wählte.<br />
Bernsteins für den Broadway geschriebenes<br />
Stück, das man behelfsweise<br />
als Operette bezeichnen kann,<br />
floppte bei seiner Uraufführung<br />
1956. In der Folge fand es eine ganze<br />
Serievon Umarbeitungen. DieAutoren-Riege<br />
auf dem Programmzettel<br />
dieser Aufführung zählt vierzehn Namen<br />
oder Institutionen, die an Text<br />
und Musik beteiligt sind, dazu kommen<br />
noch die kleinen und witzigen<br />
Eingriffe, die Kosky selbst an Voltaires<br />
Text vornimmt, etwa beim Auftritt<br />
einer „Putzfrau, die Martin<br />
hieß“, in deren beißendem Pessimismus<br />
TomErik Lie Abgründe des Komischen<br />
aufreißt. Insgesamt wirkt<br />
diese Version mit mehr als drei Stunden<br />
einfach zu lang.<br />
DieMusikstücke werden so zu Inseln,<br />
an deren Ufer man sich mal<br />
mehr mal weniger gerne rettet. Das<br />
Orchester unter der Leitung vonJordan<br />
de Souza lässt die unterschiedlichen<br />
Tonfälle, mit denen Bernstein<br />
hier jongliert, gekonnt ineinander<br />
umschlagen, das Sentimentale findet<br />
ebenso wie das Zugespitzte seinen<br />
Platz. Allan Clayton in der Titelrolle<br />
wirkt einfarbig und nicht immer<br />
ganz intonationssicher. Nicole<br />
Chevalier verleiht der Kunigunde kapriziöse<br />
Launenhaftigkeit. Als Stargast<br />
spielt Anne Sofie von Otter die<br />
lebenserfahrene Dienerin mit hippiemäßiger<br />
Gelassenheit, leider<br />
mehr sprechend als singend. Innere<br />
Heiterkeit strahlen die von Otto<br />
Pichler choreografierten Tanzszenen<br />
aus, indenen sich Geschlechterrollen<br />
spielerisch auflösen, als Utopie<br />
ein fröhlicher, aber immer fragiler<br />
Kontrapunkt zu der verdorbenen<br />
Welt, in der Candide Stück für Stück<br />
seinen Optimismus ausgetrieben<br />
bekommt.<br />
Candide,wieder am 1., 12.,21. und 31.12.,Komische<br />
Oper,Behrenstr.55-57<br />
Keiner fragt, wohin man jetzt noch will<br />
Die <strong>Berliner</strong> Band 17 Hippies ist mal wieder ins Studio gegangen. Herausgekommen ist eine musikalische „Kirschenzeit“<br />
VonHarry Nutt<br />
Ich bin gekommen, um Adieu zu<br />
sagen“ heißt es in dem Song<br />
„Adieu“ der 17 Hippies. Erbefindet<br />
sich auf dem Album„ElDorado“, das<br />
vor knapp zehn Jahren mit einer Art<br />
Leistungsschau an Musikstilen reüssierte.Die<br />
<strong>Berliner</strong> Fusion-Band, die<br />
in wechselnden Besetzungen meist<br />
13 Musiker zu ihren zahlreichen<br />
Konzerten und der gelegentlichen<br />
Produktion von Studio-Alben versammelt,<br />
schien damals zeigen und<br />
erklingen lassen zu wollen, was sie<br />
kann. Unddas ist eine ganzeMenge.<br />
17 Hippies tupfen Jazz-Elemente,<br />
Gipsy-Rhythmen, Folk, Chanson<br />
und Rock auf die Palette und mischen<br />
es nach eigenem Gutdünken.<br />
Dasist ein etwas altmodisches Wort,<br />
aber 17 Hippies erwecken stets das<br />
Gefühl, nichts mit musikalischen<br />
Moden zu tun zu haben. Gesungen<br />
wird auf Deutsch, Englisch und<br />
Französisch, alles selbstgemacht. Sie<br />
sind auch nicht hippieesk, obwohl<br />
die Lebensläufe der nicht mehr ganz<br />
so jungen Musiker ein Stück gesättigter<br />
und bewegter Popgeschichte<br />
ergeben. Der <strong>Berliner</strong> Musiker Lüül<br />
zum Beispiel, der mit bürgerlichem<br />
Namen Lutz Graf-Ulrich heißt und<br />
vorübergehend mit dem Pop-Mythos<br />
Nico liiertwar und auch mit ihr<br />
musiziert hat. Bei den Hippies spielt<br />
er Banjo,gelegentlich singt er auch.<br />
Der Gestus der Zurückgenommenheit<br />
ist ein markantes Merkmal<br />
der 17 Hippies,und auf ihrem neuen<br />
Album „Kirschenzeit“ haben sie das<br />
noch verfeinert.<br />
Der Titel spielt an auf „Le temps<br />
de cerises“, ein Lied, das heute in der<br />
Regel mit den Revolutionären der<br />
Pariser Kommune assoziiert wird,<br />
tatsächlich aber ein paar Jahrefrüher<br />
als 1871 entstand. Der zugespitzte<br />
symbolische Bezug ist aber einmal<br />
mehr eine Art Irreführung der Hippies,<br />
die Songs handeln von Liebe,<br />
Zerissenheit („Ich lache laut, rauche<br />
viel /eskracht in mir ein Scheißgefühl“)<br />
und Fremdheitsgefühlen<br />
(„Keiner fragt, wohin man jetzt noch<br />
will“). Fast alle Texte stammen von<br />
Kiko Sauer,die auch so etwas wie die<br />
wiedererkennbare Stimme der 17<br />
Hippies ist, wenn da nicht dieses immer<br />
wieder herauszuhörende Prinzip<br />
wäre, dass alles auch ganz anders<br />
sein kann. Mehr als auf den vorangegangenen<br />
Studioalben haben die 17<br />
Hippies aber bei „Kirschenzeit“ so<br />
etwas wie ein Soundgefühl hervorgebracht,<br />
das nicht von Stück zu<br />
Stück wechselt. Da wirdposaunt und<br />
trompetet und dezent mit Klarinettenklang<br />
gemischt. Die fein instrumentierten<br />
Songs sind sorgsam aufeinander<br />
abgestimmt, und man<br />
könnte,wenn es metaphorisch nicht<br />
der Kirschenzeit in die Quere käme,<br />
von einem schönen Herbstalbum<br />
sprechen.<br />
17 Hippies: Kirschenzeit,HipsterRecords/Soulfood<br />
BERLIN<br />
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www.berliner-zeitung.de/sonderbeilagen<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 23<br />
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Feuilleton<br />
Der Nahtod<br />
wird<br />
lieblich<br />
Spiritualized beim<br />
Synästhesie-Festival<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Geiler Raucherbereich“, so ein<br />
spät ankommender Gast im<br />
Kesselhaus am Prenzlauer Berg, als<br />
hier am Sonnabendabend die vierte<br />
Ausgabe des Synästhesie-Festivals<br />
zu Ende ging. Tatsächlich hat es etwas,umhalb<br />
zehn am Abend bei einer<br />
Rockmusikveranstaltung zu erscheinen,<br />
die bereits seit 14 Uhr<br />
läuft, besonders, wenn diese Veranstaltung<br />
Musikernund Zuhörerngewidmet<br />
ist, die sich verstärkt für die<br />
Effekte erweiterter und gekoppelter<br />
Sinneswahrnehmungen interessieren.<br />
Und als weit nach 23 Uhr der<br />
Headliner des Festivals, die langgediente<br />
britische Opiat-Rock-Band<br />
Spiritualized, die Bühne betrat, hatte<br />
so mancher im Publikum schon<br />
mehrere Wahrnehmungsstufen<br />
transzendiert –mit offenen Armen<br />
tanzte mich ein Mann in„Abercrombie“-Sweater<br />
an und sang das Lied<br />
„Come Together“ eine Oktave höher<br />
mit. Er klang wie ein guter Rod-Stewart-Imitator,<br />
wurde aber dennoch<br />
von anderen ärgerlich weggeschubst.<br />
Wenn man den entschleunigten<br />
Gospel-aus-der-Drogenhölle<br />
von Bandkopf Jason Pierce durchdringen<br />
möchte, will man nicht von<br />
RodStewartangerempelt werden.<br />
Denn seit seinen Anfängen mit<br />
der Drone-Band Spacemen 3 widmet<br />
sich Pierce über simplen Akkorden<br />
und dafür umso komplexerer Instrumentierung<br />
den großen Dingen<br />
im Leben: Sex, Verlust, Gott und<br />
harte Drogen! 1997 erschien mit„Ladies<br />
And Gentlemen We AreFloating<br />
In Space“ sein Opus Magnum, doch<br />
hat Pierce seither beharrlich weitergearbeitet<br />
und seine Mission sehr<br />
ernst genommen –nämlich das musikalische<br />
Äquivalent einer jahrzehntelang<br />
andauernden Nahtoderfahrung<br />
zu kreieren. Dabei hat er<br />
keine Mühe gescheut, Gospelchöre<br />
wurden ebenso eingesetzt wie ein<br />
Krankenwagensirenenorchester.<br />
Das neue Album „And Nothing<br />
Hurt“ist nun so etwas wie ein weises<br />
Alterswerkgeworden; im Kesselhaus<br />
Singt über Sex, Gott und Drogen: Jason<br />
Pierce von Spiritualized ROLAND OWSNITZKI<br />
spielte seine Band im Halbkreis aufgestellt,<br />
Pierce selber sitzend, nach<br />
einigen Klassikern wie „Broken Heart“<br />
das neue Album komplett. Und<br />
obzwar auch hier die typische Spiritualized-Spannung<br />
aus Velvet-Underground-Akkorden,<br />
dicken Klangwänden<br />
und gebrochen emittierten<br />
Beschwörungen des „Lord“ oder eines<br />
„Light“, welches scheinen möge,<br />
erkennbar bleibt, war das Material in<br />
seiner Ganzheit im Kesselhaus etwas<br />
zu lieblich, und man wünschte sich<br />
die furchterregenden Druckwellen<br />
früherer Konzerte zurück.<br />
Immerhin, im walzernden Stück<br />
„The Prize“ schnippten die drei<br />
Backgroundsängerinnen sehr pointiert<br />
die Schläge auf die Snaretrommel<br />
mit, wie wenn man einen Alptraum<br />
hat, in dem Lähmung und<br />
Buddy Holly eine Rolle spielen. Ein<br />
weiterer erleuchteter Mann im Publikum<br />
öffnete die Arme und rief<br />
mehrfach „Jesus“, woraufhin eine<br />
Dame sagte: „Geh mir nicht auf den<br />
Sack, Alter“.<br />
VonFrank Junghänel<br />
Der Film beginnt mit<br />
dem Song „Hurt“, hier<br />
nicht gesungen von<br />
dem todgeweihten<br />
Johnny Cash, sondern von einer<br />
zarten Frauenstimme. „Ihurt myself<br />
today, tosee if Istill feel.“ Ich<br />
habe mich heute selbst verletzt, um<br />
zu sehen, ob ich noch etwas fühle.<br />
Dazu Nadja Uhl inGroßaufnahme.<br />
Damit ist das Leitmotiv gesetzt,<br />
stimmungsmäßig und auch visuell.<br />
Nadja Uhlspielt hier nach fast zehn<br />
Jahren noch einmal die Rolle der<br />
Tanja Bartko, die den Spreewald<br />
einst verlassen hat, nachdem ihr<br />
Mann ermordet worden war.<br />
Nun, da sie zurückkehrt, um mit<br />
ihrem Sohn und ihrem Partner noch<br />
einmal von vorn anzufangen, geschieht<br />
etwas Entsetzliches. AmAnfang,<br />
der das Ende ist, sitzt sie in den<br />
Trümmern ihres Lebens und sieht<br />
sehr traurig aus. Und natürlich sehr<br />
schön. „Ich habe gehofft, dass Sie<br />
kommen werden“, sagt die junge<br />
Frau zum alten Kommissar Krüger<br />
(Christian Redl), dem sie sich auf besondereWeise<br />
verbunden fühlt.<br />
Tiefgreifende Durchwirkung<br />
Der Spreewaldkrimi gehört seit der<br />
Premiere eines Pilotfilms im Jahr<br />
2006 zu den formal interessantesten<br />
Reihen im deutschen Fernsehen.<br />
Das Konzept, regional verwurzelte<br />
Geschichten mit einem Mordfall zu<br />
kombinieren, wird inzwischen flächendeckend<br />
strapaziert, aber meistens<br />
sind die kriminalisierten Gegenden,<br />
ob nun Taunus oder Harz,<br />
austauschbar.Ein bisschen Lokalkolorit,<br />
das war’s dann schon.<br />
Im Spreewald ist das anders und<br />
zu danken ist diese tiefgreifende<br />
Durchwirkung von Landschaft und<br />
Sujet dem <strong>Berliner</strong> Drehbuchautor<br />
Thomas Kirchner („Kruso“, „Der<br />
Turm“), der von Beginn an für die<br />
Reihe verantwortlich zeichnet und<br />
nun auch den elften Fall geschrieben<br />
hat. Obwohl beim vorigen Mal hätte<br />
Schluss sein können. Nach einem<br />
Brandanschlag lag Krüger im Koma<br />
und sah sich schon auf dem Wegins<br />
Totenreich, wo ihm lauter Bekannte<br />
aus früheren Fällen begegnen. Wie<br />
immer im Spreewaldkrimi sind die<br />
Übergänge fließend.<br />
Das Spiel mit den Zeitebenen<br />
macht auch den Reiz des aktuellen<br />
Films aus.Wenn Tanja Bartko in die<br />
Gefilde ihrer Heimat zurückkehrt,<br />
überblenden sich die Bilder von<br />
heute mit jenen vonvor zehn Jahren<br />
(„Der Tote im Spreewald“), da sie<br />
sich von ihrem später getöteten<br />
Mann (Hinnerk Schönemann) im<br />
Dämonen tauchen auf<br />
Eine wundervoll traurige Nadja Uhl im Spreewaldkrimi „Tödliche Heimkehr“<br />
Tanja Bartko(Nadja Uhl) sucht Schutz bei Kommissar Krüger (Christian Redl) HARDY SPITZ<br />
Für die Kunstfreiheit der Politik<br />
Kahn durch die Kanäle staken ließ.<br />
DasGlücksversprechen, an das sie so<br />
fest glaubte, hat sich nicht erfüllt,<br />
aber die Sehnsucht ist geblieben.<br />
Tanja Bartko ist gekommen, um<br />
sich mit ihrem Gefährten Holger<br />
Bingel (Matthias Lier) eine neue<br />
Existenz aufzubauen, von ihrem<br />
Vater hat sie einen Streifen Wiese<br />
gleich am Fließ geerbt, ein „Filetstück“,<br />
wie Bingel meint, der dort<br />
ein Wellness-Hotel hinstellen will.<br />
Tanja ist skeptisch, lässt sich jedoch<br />
überreden, als sie bemerkt,<br />
wie sehr sich ihr Sohn für die sagenhafte<br />
Welt des Spreewalds begeistert.<br />
Besonders fasziniert ist er<br />
vom Plon, einem Flugdrachen, der<br />
Glück und Reichtum verspricht.<br />
Für Kirchner, der seine Geschichten<br />
stets heimat-mythologisch<br />
grundiert, die Gelegenheit, ein<br />
weiteres Fabelwesen aus dem sorbisch-wendischen<br />
Kulturkreis vorzustellen,<br />
im Film von Jan Fehse<br />
flügelschwingend animiert.<br />
Doch nichts an dem, was folgt, ist<br />
aus der Luft gegriffen. Tanja Bartko<br />
gerät mit ihrem Hotelprojekt in die<br />
Fänge globaler Finanzinvestoren, die<br />
im Spreewald ein Spekulationsobjekt<br />
sehen. Auch diese Kritik an den realkapitalistischen<br />
Verhältnissen ist eine<br />
Konstante der Filmreihe, die mit ihrem<br />
Publikumserfolg längst selbst zu<br />
einem Wirtschaftsfaktor in der ökologisch<br />
sensiblen Region geworden ist.<br />
Verratene Ideale<br />
Schließlich wird ein Mensch getötet<br />
und der Heimkehrerin gibt man die<br />
Schuld daran. In einer Vorverhandlung<br />
muss sie sich der Richterin<br />
(Inka Friedrich) und dem Geschehenen<br />
stellen. Nach und nach setzt sich<br />
in Rückblenden und Versatzstücken<br />
(wiederum typisch Spreewaldkrimi)<br />
ein Puzzle aus trügerischen Hoffnungen,<br />
falschen Vorstellungen und<br />
verratenen Idealen zusammen. Die<br />
Kamera sucht immer wieder Tanja<br />
Bartkos Blick und findet doch nur<br />
Verlassenheit.<br />
Kommissar Krüger allerdings hält<br />
zu ihr. Das Koma hat er überlebt,<br />
aber er ist ein anderer geworden.<br />
Weniger grämlich, nahezu milde.<br />
Das Schicksal der Frau geht ihm<br />
nahe und die Begegnungen dieser<br />
beiden zaghaften Menschen, denen<br />
das Leben nicht das geben konnte,<br />
was sie sich erhofft hatten, sind im<br />
Film berührend inszeniert.<br />
Angesichts des fatalen Finales ist<br />
man geneigt, den Showdown für den<br />
Schlusspunkt im Spreewaldkrimi<br />
überhaupt zu halten. Aber die<br />
nächste Episode ist schon abgedreht.<br />
Spreewaldkrimi 20.15 Uhr,ZDF<br />
Nora Abdel-Maksouds Stück „The Sequel“ dreht den Diskurs über Political Correctness im Gorki-Studio durch den Wolf<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Actionfilm-Regisseurin<br />
Gordon<br />
hat eine Grundformel: Ein Film<br />
ist „entweder politisch oder er ist<br />
gut“. Und weil sie selbstredend nur<br />
gute Filme macht, wobei gut heißt:<br />
Kassenschlager, hält sie sich strikt<br />
daran, politisch taub zu sein. Genau<br />
besehen ist das natürlich Unsinn,<br />
denn demonstrative Politikferne,<br />
Gordon nennt es gezielt „politisch<br />
unkorrekt sein“, ist natürlich selbst<br />
durch und durch politisch. Doch<br />
geht es ihr nicht um Sinn oder Genauigkeit,<br />
sondernumGeld.<br />
Um die Politik auch darin geht es<br />
ihrer Erfinderin Nora Abdel-Maksoud,<br />
die uns an diesem Abend in<br />
eine neue Folge ihrer skurril-ironischen<br />
„Making Of“-Reihe im Gorki-<br />
Studio vorein Filmset dieser Gordon<br />
setzt. Bühnenbildnerin Katharina<br />
Faltner hat es hinter eine Wand gelegt,<br />
auf dass wir durch ein Fenster<br />
wie durch eine offene Kinoleinwand<br />
hindurch ins Live-Geschehen des<br />
Filmemachens blicken. Auch dort<br />
wirdnun die x-te Folge der Superhelden-Reihe<br />
„Fledermausmann“ gedreht.<br />
Diesmal aber will Gordon ein<br />
großes „Manifest“ daraus machen:<br />
für die Meinungs- und Kunstfreiheit<br />
–von Politik! „1984 oder DieFreiheit<br />
zu sagen, dass ein Fledermausmann<br />
ein Fledermausmann ist“ heißt der<br />
Schinken, der das Abendland vorder<br />
„Political Correctness“ retten soll.<br />
Denn seit „MeToo“ macht sie der<br />
Superhelden-Filmindustrie das Leben<br />
zur Hölle.„Political Correctness<br />
gehört einfach auf den Müllhaufen<br />
der Gesch...“ nein, das sagt Gordon<br />
nicht, der Stella Hilb schönste Verbissenheit<br />
gibt. Aber es hallt hörbar<br />
mit und schon stecken wir tief drin in<br />
der braun-bunten PC-Gemengelage,<br />
die Abdel-Maksoud mit dieser<br />
schrillen Diskurs-Komödie durch<br />
den Ironiewolf dreht.<br />
„The Sequel“, die Fortsetzung,<br />
heißt sie und schreibt das Stück „The<br />
Making Of“ weiter, das vor knapp<br />
zwei Jahren am selben Ort Erfolge<br />
Rolle hier,Rolle da: Taner Sahintürkals<br />
Dolph Lundgren.<br />
UTE LANGKAFEL/MAIFOTO<br />
feierte. Damals kreisten die hitzigen<br />
Kippfiguren um die brandaktuelle<br />
Frauenempörung gegen Gewalt.<br />
Nun müssen die antifeministische<br />
Hardcore-Kämpferin Gordon und<br />
ihr verirrt-femininer „Fledermausmann“<br />
Mads (Eva Bay) wieder ran<br />
und die vonlinks anrückende Bereinigung<br />
diskriminierender Sprache<br />
bekämpfen. Denn wichtiger als jede<br />
Rücksichtnahme ist Gordon die urwüchsige<br />
Ausdruckskraft zufälligerweise<br />
nun mal meist weißer Männer.<br />
Es muss nach Schweiß und Erde riechen,<br />
und dafür hat Gordon diesmal<br />
einen zweiten Helden engagiert:<br />
Dolph Lundgren persönlich, der groteskerweise<br />
Mads Vater ist und in Taner<br />
Sahintürk einen wunderbar begriffsstutzigen,<br />
öl- und blutverschmierten<br />
Muskelmann bekommt.<br />
Beide müssen sich gegen die linksextreme,<br />
blutrünstige Hashtag-Soldatin<br />
Matteo wehren, die Svenja Liesau<br />
zwischen Naivität und Übermut<br />
schön hölzernparodiert.<br />
Das alles switcht rasant hin und<br />
her zwischen Spiel- und Reflexionsebenen,<br />
Rolle hier,Rolle da, und tatsächlich<br />
führt Nora Abdel-Maksoud<br />
das Verschwinden jeden Gespürs für<br />
Realität und Mythenbildung geschickt<br />
vor. Doch bleibt alles extrem<br />
verwitzelt. Reicht Weglachen noch?<br />
Gorki-Studio,wiederam1., 2.12., 20.30Uhr<br />
Der Herr<br />
der<br />
Bilderrätsel<br />
Zum Toddes britischen<br />
Regisseurs Nicolas Roeg<br />
VonHarry Nutt<br />
Obwohl er seine Zuschauer stets<br />
in opulente Bilderwelten entführte,<br />
hat er es ihnen nie leicht gemacht.<br />
Das lag vor allem an der<br />
nicht-linearen Erzählweise, die für<br />
fast alle Filme des britischen Regisseurs<br />
Nicolas Roeg charakteristisch<br />
ist. Er inszenierte Gefühle und<br />
Ängste, und um deren suggestive<br />
Wirkung noch zu verstärken, löste er<br />
absichtsvoll alles auf, was den Zuschauer<br />
in Sicherheit zu wiegen vermag.<br />
Nachvollziehbare<br />
Plots<br />
sucht man in<br />
Roegs Filmen<br />
meist vergeblich,<br />
weshalb sie in<br />
den frühen 80er-<br />
Jahren zu einem<br />
beliebten Spiel<br />
für Cineasten Nicolas Roeg<br />
wurden. Roegs (1928 –2018)<br />
Filme erschließen<br />
sich oft erst nach dem dritten Sehen,<br />
aber das kam der ästhetischen<br />
Postmoderne gerade recht.<br />
Nicolas Roegs erster Spielfilm gilt<br />
heute als Meisterwerk. „Wenn die<br />
GondelnTrauer tragen“ wurde durch<br />
die gezielte Verwirrung von Raumund<br />
Zeitgefühl zu einer Art Genre-<br />
Klassiker des artifiziellen Horrors.<br />
Donald Sutherland und Julie Christie<br />
spielen darin ein Ehepaar, das seine<br />
Tochter durch einen Unfall verloren<br />
hat und vonder sie annehmen, dass<br />
sie sich ihnen während eines Aufenthalts<br />
in Venedig fortwährend zeigt.<br />
Hauptdarsteller des Films aber ist<br />
die morbid-schöne Lagunenstadt<br />
mit ihren verwinkelten Gassen, die<br />
dem Paar die Orientierung raubt.<br />
DerFilm von1973 war Roegs Debüt<br />
als Regisseur, doch die formale<br />
Sicherheit von „Don’t Look Now“,<br />
wie der Film im Original hieß, ließ erkennen,<br />
dass hier kein Anfänger am<br />
Werk war.Als Kameramann vonFred<br />
Zinneman, John Schlesinger,<br />
François Truffaut („Fahrenheit 451“)<br />
und Richard Lester hatte Roeg bereits<br />
kräftige Spuren im Filmgeschäft<br />
hinterlassen. Durch letzteren hat er<br />
auch die Verknüpfung von Pop und<br />
Kino kennengelernt.Während Lester<br />
John Lennon für das Kino entdeckte,<br />
beschäftigte Roeg Popstars wie David<br />
Bowie („Der Mann, der vom<br />
Himmel fiel“), Mick Jagger („Performance“)<br />
und Art Garfunkel („Black<br />
out“)vor der Kamera. Dabei interessierte<br />
er sich weniger für deren darstellerische<br />
Begabung, sondern für<br />
deren unmittelbarePräsenz. Nicolas<br />
Roeg entwarfseine Filme als psychologische<br />
Rätsel, am heitersten in „Insignificance“,<br />
in dem er eine Begegnung<br />
zwischen Albert Einstein, Marylin<br />
Monroe und dem Kommunistenjäger<br />
McCarthy stattfinden ließ,<br />
in deren Verlauf Monroe anhand herumliegender<br />
Spielzeuge die Relativitätstheorie<br />
erklärt. Dargestellt wird<br />
sie vonTheresa Russel, mit der Roeg<br />
eine Reihe weiterer Filme drehte und<br />
mit der er auch einige Jahreverheiratet<br />
war. AmFreitag ist Nicolas Roeg<br />
im Alter von90Jahren gestorben.<br />
GETTY IMAGES<br />
TOP 10<br />
Sonnabend, 24. November<br />
1 Tagesschau ARD 6,10 22 %<br />
2 Sportschau ARD 5,09 21 %<br />
3 Wer weiß denn...? ARD 4,85 17 %<br />
4 Das Supertalent RTL 3,97 13 %<br />
5 Quiz-Champion ZDF 3,25 11 %<br />
6 Sportschau ARD 3,03 15 %<br />
7 heute ZDF 2,90 12 %<br />
8 Der Bergretter ZDF 2,82 10 %<br />
8 heute-journal ZDF 2,82 13 %<br />
10 RTL aktuell RTL 2,80 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
19.00 Studio: Alles beginnt mit Liebe (Maksim<br />
Averin)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
20.00 Kleines Haus: Aufder Straße<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Zwei wie Bonnie und Clyde<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
20.00: Die Glasmenagerie<br />
Glaspalast auf dem Pfefferberg (& 939 35 85 55)<br />
19.30: One Night Stand –Ein Shakespeariment: Maß<br />
für Maß<br />
Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />
19.30: Anatevka<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Lö Grand Bal Almanya –57Jahre Scheinehe.<br />
Ein Singspiel<br />
Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />
19.00 Märchenhütte: Rotkäppchen /Hase und Igel<br />
19.30: Fischer und sin Fru/Kaiser Trojan<br />
Prime Time Theater (& 49 90 79 58)<br />
20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00 Bruckner-Foyer: Pink –Manchmal braucht’s<br />
nur einen Lippenstift ...<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
20.00: Italienische Nacht<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
18.00: L’incoronazione di Poppea<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.00: Des Menschen Unterhaltsprozess gegen<br />
Gott. Ein Funkoratorium vonB.A.Zimmermann nach<br />
Calderón<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic –English Comedy<br />
(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundART&Comedy Theater<br />
(& 017 95 34 66 96) 20.00: Männer über 40<br />
(MargaBach)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Pss Pss (Camilla Pessi &Simone Fassari)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30: Frauen HAUEN! (Kuhn &Leibold)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Deutschland sucht den Weihnachtsmann<br />
(Lars Kemter,Susanne Menner)<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
19.45: Die große radioeins Satireshow(Florian<br />
Schroeder &Gäste)<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
19.00: Krimidinner:Der Teufel der Rennbahn<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Hören Sie es riechen...? (UweSteimle)<br />
KLASSIK<br />
Hochschule für MusikHanns Eisler<br />
(& 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Klavierforum –<br />
Tänze auf dem Klavier<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: Boulez Ensemble XVI, Donatienne Michel-<br />
Dansac (Mezzosopran), Ltg.François-Xavier Roth<br />
(Moderation), Pierre Boulez: Le Marteau sans maître<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
15.00 Apollosaal: Recital Alexandre Tharaud (Klavier),<br />
Barocktage2018, Jean-Philippe Rameau: Suite en La<br />
Allemande, Sarabande, Fanfarinette und Gavotte et<br />
doubles aus „Nouvelles suites de pièces de clavecin“;<br />
François Couperin: Sechs Stückefür Klavier –La<br />
Logivière, Les Calotines, Les Rozeaux, Passacaille, Les<br />
Ombres errantes, Tictoc choc; Ludwig vanBeethoven:<br />
Sonate Nr.31As-Dur op. 110<br />
UdK Kammersaal (& 318 50)<br />
19.30: Vortragsabend Studiengang Künstlerisch-Pädagogische<br />
Ausbildung<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />
19.00: Vortragsabend Klavierklasse Prof. Björn<br />
Lehmann<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama<br />
(ab 4bis 8J.)<br />
10.30: Spaghettihochzeit (ab 9J.)<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Ausdie Maus (ab 8J.)<br />
Humboldt-Box (Schlosspl. 5)<br />
9.00: Das ist auch unsere Baustelle!<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
Martin-Gropius-Bau (& 25 48 60)<br />
16.30: Kinderakedemie: Zeitkapsel, zur Ausstellung<br />
„Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ (ab 9<br />
bis 12 J.)<br />
me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />
12.00: ART &KIDS<br />
Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />
21.00 Märchenhütte: Hase und Igel /Der Wolf und<br />
die sieben Geißlein,<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
10.00: Die Zauberflöte, Oper vonMozartals Marionettentheater<br />
(ab 6J.)<br />
Schaubude Puppentheater (& 423 43 14)<br />
10.00: MutigePrinzessin Glücklos, Erzähltheater mit<br />
Zauberfaden und Papier (ab 7bis 12 J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Mias Hase lebt im Himmel, PingPonyCompany<br />
(ab 5J.)<br />
Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />
11.00 Alter Orchesterprobensaal: KinderkonzertI,<br />
Barocktage2018 (ab 3bis 5J.)<br />
Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />
10.00: Das Tierhäuschen (ab 5bis 9J.)<br />
Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />
10.00: Frau Holle, Theater LaKritz, Erzähltheater (ab 3<br />
bis 9J.). Anm. erf.<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
11.00: Just Thirteen, PlatypusTheater,English Theater<br />
(ab 11 bis 14 J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Brasilianische Botschaft (& 72 62 81 31)<br />
19.00: DieHälfte der Neuen Welt, Carola Lambelet,<br />
Mod.: Christiane Quandt. Anm. erf.<br />
Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />
19.30: Der aufblasbare Engel, Zaza Burchuladze<br />
21.00: Wortservierung: Wutist ein Geschenk –Das<br />
Vermächtnis meines Großvaters Mahatma Gandhi,<br />
Arun Gandhi mit Richard Burger<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Der StachelimGesäss der Bourgeoisie, Kaleb<br />
Erdmann &Jakob Mayer<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: LiteraturLive: Die Suche, Charlotte Link,<br />
Buchpremiere<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
Tschechisches Zentrum (& 206 09 89 11)<br />
19.00: Tschechien erlesen: Hana, Alena Mornštajnová<br />
Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />
20.00: offene Lesebühne Pankow<br />
Kino<br />
Zwillinge, nach<br />
der Geburt<br />
getrennt<br />
Für „Mein 20. Jahrhundert“<br />
wurde Ildikó Enyedi 1989<br />
in Cannes als Debütantin mit<br />
der Goldenen Kamera als<br />
beste Nachwuchsregisseurin<br />
ausgezeichnet. Fast 30 Jahre<br />
später gewann sie mit „Körper<br />
und Seele“ bei der Berlinale<br />
den Goldenen Bären. Endlich<br />
gibt es wieder Gelegenheit, ihr<br />
Erstlingswerk imKino zu sehen.<br />
Nach dem Todder Mutter<br />
werden Zwillingsschwestern<br />
getrennt und in verschiedene<br />
Richtungen verschlagen, ehe<br />
sie sich am Silvesterabend<br />
1899 im Orient-Express wiedertreffen.<br />
Der Rückblick auf<br />
die gegensätzlichen Lebenswege<br />
der Schwestern–die eine<br />
ist Anarchistin geworden, die<br />
andere schlägt sich als Hochstaplerin<br />
durch –macht Hoffnungen<br />
und Erwartungen am<br />
Ausgang des 19. Jahrhunderts<br />
deutlich. Dorota Segda meistert<br />
indem Film die Dreifachrolle<br />
der Zwillinge und ihrer<br />
Mutter. Frank Junghänel<br />
Mein 20.Jahrhundert 18 Uhr,Kino in<br />
der Brotfabrik,Caligariplatz 2<br />
Hinter all diesen<br />
Fenstern<br />
Wenn jäh das Grauen über unser Leben<br />
kommt: Die famose Charlotte Link liest in<br />
Berlin aus ihrem Bestseller „Die Suche“<br />
WasSie schon immer über Ihr Leben wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Charlotte Link weiß es und sie schreibt darüber.<br />
Wer nennt die Namen,<br />
zählt die Klagen? Kein<br />
Mensch liest mehr ein<br />
Buch, so heißt es landaus,landein.<br />
Charlotte Link kann da<br />
nur lässig die Augenbraue lupfen. 28<br />
Millionen Bücher stehen auf ihrem<br />
Verkaufskonto. Ihr neuer Roman<br />
„Die Suche“ war auch schon wieder<br />
auf dem Spitzenplatz der Spiegel-<br />
Bestsellerliste. Und wenn sie liest,<br />
wie am heutigen Montag im <strong>Berliner</strong><br />
Pfefferberg-Theater, dann grundsätzlich<br />
vorausverkauften Rängen.<br />
Klar, sagt sie, sei es von Vorteil,<br />
„wenn sich ein Autor, sowie ich, in<br />
einer Zeit aufbauen konnte, als es<br />
dem Buchhandel noch viel besser<br />
ging“. Andererseits gelingt ihr mit<br />
ihren geschmeidig geschriebenen,<br />
psychologisch ausgefeilten Krimis<br />
genau das,was alle wollen und doch<br />
nur so wenige hinbekommen: junge<br />
Menschen zu begeistern, solche, die<br />
das Interesse für bedrucktes Papier<br />
gemeinhin für einen therapieresistenten<br />
Fimmel von Menschen über<br />
50 halten. Was umso erstaunlicher<br />
ist, da man noch bei jedem ihrer<br />
Romane 600 und mehr Seiten zu<br />
bewältigen hat.<br />
Christian Seidl<br />
mag Krimis, erst recht, wenn sie in<br />
Britannien spielen –und umso mehr,<br />
wenn die Klippen und Hochmoore<br />
mehr sind als bloße Kulisse, so wie bei<br />
Charlotte Link: Die erfolgreichste<br />
deutsche Schriftstellerin ist auch die<br />
erfolgreichste deutsche Schriftstellerin in<br />
England. Kate Linville darf in Würde in<br />
Northumberland ermitteln.<br />
Charlotte Link ist viel zu bescheiden,<br />
um in den Umstand, dass „auch<br />
die Jungen, die Anfang bis Mitte<br />
zwanzig sind“, zu ihren Lesungen<br />
strömen, irgendetwas hineinzugeheimnissen:<br />
eine Formel, die sie gefunden<br />
hat, ein Rezept, das nur sie<br />
kennt. In stillen Momenten gesteht<br />
sie gleichwohl ein, dass sie bei allem<br />
genau darauf „besonders stolz“ ist.<br />
„Die Suche“ ist nicht die schlechteste<br />
Wahl, um ihrem Geheimnis zumindest<br />
ansatzweise auf die Spur zu<br />
kommen. Der Roman spielt, wie so<br />
oft bei Charlotte Link, im Nordosten<br />
Englands. Esgeht um drei vermisste<br />
Teenager-Mädchen und um ein viertes,<br />
das von zuHause ausreißt. Ob<br />
die Fälle miteinander zu tun haben,<br />
ist unklar. Sie liegen Jahre auseinander,die<br />
Biografien der Mädchen und<br />
die Umstände vonderen Verschwinden<br />
sind grundverschieden.<br />
Dann wird von einem der Mädchen<br />
die Leiche gefunden, ein anderes<br />
taucht wieder auf und spricht<br />
nicht. Ein vertrackter Fall, der das<br />
aus „Die Betrogene“ bekannte Ermittlerpaar<br />
Caleb Hale und Kate Linville<br />
wieder zusammenbringt: beide<br />
vom Leben selbst und dem Leben<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Vorname<br />
15.00, 20.30; AStar Is Born 17.30<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe 15.15, 20.30; Was uns nicht umbringt<br />
17.30<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26)Bohemian Rhapsody<br />
14.15,17.20,20.30<br />
Delphi LUX (& 322 931040) ColdWar: Der Breitengrad<br />
der Liebe –Zimna wojna (OmU) 16.00;<br />
#Female Pleasure 18.10; Aufbruch zum Mond<br />
–First Man (OmU) 20.30; Girl 13.40; Bohemian<br />
Rhapsody (OF) 21.00; Loro –Die Verführten 14.00,<br />
17.20;The Cakemaker (OmU) 15.30,20.40; Juliet,<br />
Naked (OmU) 14.15, 17.30; Juliet, Naked 15.00,<br />
20.00; Der Trafikant 15.40, 18.20; Suspiria (OmU)<br />
21.30; Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachtenerfand<br />
14.00, 16.30; Russische Filmwoche: Die<br />
Begleiterin –Provodnik (OmU) 21.00; Werk ohne<br />
Autor 16.30; DerAffront 19.00<br />
Filmkunst 66 (& 882 1753) Auf der Suche nach<br />
dem alten Tibet –Eine Reise zu Buddhas Erben (m.<br />
Gast u. Gespräch) 18.00, 20.00; Wasuns nicht umbringt<br />
17.30; Der Dolmetscher 20.15<br />
Kant Kino (& 319 98 66) 25 km/h 15.10,<br />
17.50, 20.30; Aufbruch zum Mond – First Man<br />
(OmU) 14.30, 17.30, 20.30; The Guilty 14.30,<br />
19.00; Book Club –Das Beste kommt noch 16.40;<br />
BlacKkKlansman 21.00; Jupiter‘s Moon 14.30,<br />
20.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.15; Der Vorname 15.40, 17.50, 20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.20,<br />
17.25, 20.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
14.45;Bohemian Rhapsody17.00, 20.00;3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
23.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.30, 16.30, 19.40, 22.50; Charles Dickens:<br />
Der Mann, der Weihnachten erfand 15.00;<br />
Nur ein kleiner Gefallen 17.30, 20.10; Bohemian<br />
Rhapsody 22.50; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 15.15; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 17.45; 25km/h 20.15; Halloween 23.00;<br />
Bohemian Rhapsody 15.00; 25 km/h 18.00;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald (OF)<br />
20.40;25km/h 15.10;Charles Dickens: Der Mann,<br />
der Weihnachten erfand 17.50; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 20.15; Abgeschnitten 22.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Der Affront<br />
–L‘insulte (OmU) 11.00; 25 km/h 13.00; A<br />
Star Is Born (OmU) 15.15; Reise nach Jerusalem<br />
17.30; Loro –Die Verführten 19.45; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 22.15; Bad Times atthe El Royale<br />
(OmU) 11.00; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel<br />
als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 13.20;<br />
Wo bist du, Joao Gilberto? –Where Are You, Joao<br />
Gilberto? (OmU) 14.50; Mein Bruder heißt Robert<br />
und ist ein Idiot 16.50; Suspiria (OmU) 20.00; Leto<br />
22.40;Venom (OF) 11.00; Isle of Dogs –Ataris Reise<br />
(OmU) 12.50; Elliot, das kleinste Rentier 14.40;<br />
Die Unglaublichen II 16.15; Charles Dickens: Der<br />
Mann, der Weihnachten erfand 18.15; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 20.15; Halloween 22.30<br />
Intimes (& 29 77 76 40) 25 km/h 16.45; Der Trafikant<br />
19.00; Assassination Nation (OmU) 21.15;<br />
Herr Lehmann (OmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Der Vorname<br />
16.00, 20.15; Gundermann 17.45; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 22.00; Unser Saatgut: Wir ernten, was<br />
wir säen –Seed: The Untold Story (OmU) 16.15;<br />
Pink Elephants (OmU) 18.00; Wo bist du, Joao<br />
Gilberto? –Where Are You, Joao Gilberto? (OmU)<br />
19.45;Why AreWeCreative? (OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 13.30, 14.10,<br />
16.15, 19.30, 22.45; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 13.50; Die Unglaublichen II 14.00;<br />
Bohemian Rhapsody (OF) 14.00; Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 14.05; Juliet, Naked 14.15;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.15, 16.30,<br />
18.45; Verschwörung 14.20, 17.20, 20.20, 23.10;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.30, 17.15, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween 14.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />
14.30; Bohemian Rhapsody 14.30, 16.40, 19.50;<br />
Ballon 15.00; IMAX 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 16.45, 20.00, 23.15;<br />
Night School 16.45, 19.30; Nur ein kleiner Gefallen<br />
16.55, 19.45, 22.45; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 16.55; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes<br />
of Grindelwald (OF) 17.00; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.30, 20.15; Aufbruch zum<br />
Mond 17.30; 25km/h 17.30, 20.20; Der Vorname<br />
18.00, 20.30; Verschwörung –The Girl in the<br />
Spider‘s Web (OF) 20.20; Halloween 20.25, 23.00;<br />
Sneak Preview 21.00; Charles Dickens: Der Mann,<br />
der Weihnachten erfand 21.15; Assassination Nation<br />
22.55<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Girl (OmU)<br />
18.00; AStar IsBorn (OmU) 20.00; Gundermann<br />
22.30;Reise nachJerusalem 18.00;Murer –Anatomie<br />
eines Prozesses 20.15; Dogman (OmU) 22.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) 3D: Phantastische<br />
Tierwesen II 16.15, 19.30; 25 km/h 16.40; Bohemian<br />
Rhapsody 16.45, 19.50; Der Vorname 16.50;<br />
Verschwörung 17.00, 20.00; Phantastische Tierwesen<br />
II 17.15, 20.30; 3D: Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 17.15, 20.10; Nur ein kleiner Gefallen<br />
19.40; Halloween 19.45<br />
Kino Kiste (& 9987481) The Guilty 14.00; Smallfoot–Ein<br />
eisigartiges Abenteuer16.00;Wuff 17.55;<br />
Gundermann 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00,<br />
17.00, 19.30, 20.00; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />
17.00, 19.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
14.20, 18.10; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 14.20, 19.40; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween 14.30; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.40; Die Unglaublichen II 14.45; Elliot, das<br />
kleinste Rentier 14.50; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 15.00, 16.20, 20.15;<br />
Verschwörung 16.50, 19.50; Klassentreffen 1.0 –<br />
Die unglaubliche Reise der Silberrücken 16.50; 25<br />
km/h 17.10;3D: DerNussknacker unddie vier Reiche<br />
17.20; Venom 17.30; Halloween 19.50; Night<br />
School 20.00; Nur ein kleiner Gefallen 20.10<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B BlacKkKlansman<br />
(OmU) 16.10, 19.00; Suspiria (OF) 22.00<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Back tothe<br />
Fatherland (OmU) 18.00; Leto (OmU) 18.15; Reise<br />
nachJerusalem 19.30; In My Room20.45;Matangi<br />
/Maya /M.I.A.(OmU) 21.45<br />
Moviemento (& 692 47 85) Wunder 12.00; #Female<br />
Pleasure (OmU) 15.15,17.30,19.45, 22.00;<br />
Cinefete: Der kleine Fuchs und seine Freunde: Das<br />
große Kinoabenteuer –Legrand mechant Renard et<br />
autres contes... (OmU) 11.00; Elliot, das kleinste<br />
Rentier 14.15; Der kleine Spirou 16.15; Cold War:<br />
Der Breitengrad der Liebe –Zimna wojna (OmU)<br />
18.15,20.15, 22.15; Die Migrantigen 9.00; Liliane<br />
Susewind –Ein tierisches Abenteuer14.30;Wildhexe<br />
16.45; Der Dolmetscher –The Interpreter (OmU)<br />
19.00; Suspiria (OmU) 21.30<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Afabrica de<br />
nada (OmU) 20.00<br />
Sputnik (& 694 11 47) Der Klang der Stimme<br />
16.00; A Star Is Born (OmU) 17.30; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 20.00; Mandy (OmU) 22.15;<br />
Durch die Wand –The Dawn Wall (OmU) 16.00; #Female<br />
Pleasure (OmU) 18.00; Dogman (DF) 19.45;<br />
Suspiria (OmU) 21.30; Kinobar im Sputnik Why<br />
Are We Creative? (OmU) 19.00; Matangi /Maya /<br />
M.I.A. (OmU) 21.15<br />
Yorck (& 78 91 32 40) 25km/h 17.00, 20.30;<br />
#Female Pleasure 18.15; New Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe 16.00, 19.40, 21.50<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 14.45; Charles Dickens: Der<br />
Mann, der Weihnachten erfand 15.00, 20.30; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
15.15,17.00,20.00; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 15.45; Bohemian Rhapsody 17.15, 20.15;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.30;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 18.00; Der<br />
Vorname 18.15, 20.15; 25 km/h 20.30<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Reise nach<br />
Jerusalem 13.00;ColdWar:Der Breitengradder Liebe<br />
13.00, 18.15, 20.15; 25 km/h 13.00, 17.45;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
15.00, 20.15; Elliot, das kleinste Rentier 15.30;<br />
Bohemian Rhapsody 15.30; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.30; 3D:<br />
Venom 20.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 14.00;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00, 16.45,20.00;Der Nussknackerund die vier<br />
Reiche 14.00; Bohemian Rhapsody 14.00, 16.35,<br />
19.45; Die Unglaublichen II 14.10; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.15,<br />
17.10, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
14.20; Night School 14.45, 19.50; Verschwörung<br />
17.00, 20.00; Nur ein kleiner Gefallen 17.10,<br />
20.05; 25km/h 17.15; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 17.30; 3D: Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 17.30; Abgeschnitten 19.50; Halloween<br />
20.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Wildhexe 17.00; Nanouk<br />
(OmU) 19.00; Glücklichwie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(OmU) 21.00; Wo bist du, Joao Gilberto? –Where<br />
Are You, Joao Gilberto? (OmU) 18.00; Familie<br />
Brasch (DFmenglU) 20.00; The Guilty –Den skyldige<br />
(OmU) 22.00<br />
Babylon (& 242 59 69) Champagner &Macarons:<br />
Ein unvergessliches Gartenfest – Place publique<br />
(OmU) 17.15; Wackersdorf 17.30; Watch! Indonesia:<br />
Lima (OmU; m. Gast u.Diskussion) 18.00;<br />
Rams (OmenglU) 19.30; Dogman (OmU) 20.00;<br />
Watch! Indonesia: Mata tertutup –The Blindfold<br />
(OmenglU) 20.15; 2001: Odyssee imWeltraum –<br />
2001: ASpace Odyssey (OmU) 21.30; Watch! Indonesia:<br />
Paradise Later /Jakarta Disorder (OmU)<br />
22.15; The Guilty –Den skyldige (OmU) 22.15<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />
Cinefete: Ein Sack voll Murmeln –Unsac de billes<br />
(OmU) 8.30; Suspiria (OmU) 11.15; Der Dolmetscher<br />
–The Interpreter (OmU) 14.15, 19.00; The<br />
Cakemaker (OmU) 16.30; AStar Is Born (OmU)<br />
21.30; Elliot, das kleinste Rentier 12.15; Cinefete:<br />
Avoix haute –Laforce de la parole (OmU) 14.00;<br />
Wildhexe 16.15; Suspiria (OmU) 18.30, 21.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 11.00; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 11.00,<br />
13.30, 16.10, 19.30, 23.00; Wuff 11.10; Elliot, das<br />
kleinste Rentier 11.10; Wildhexe 11.20; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 11.30,<br />
14.20, 17.10, 20.30, 22.30; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 11.45, 13.30; Ballon 12.00;<br />
Der Vorname 13.50, 17.50; 3D: Venom 14.00; Die<br />
Unglaublichen II 14.15; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 14.40; 25km/h 15.00; Nur ein kleiner<br />
Gefallen 16.20, 20.00, 22.50; Bohemian Rhapsody<br />
16.40, 19.40, 22.50;AStar Is Born 16.50; 3D:<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 17.00, 19.45;<br />
Night School 17.20, 20.10, 23.00; Verschwörung<br />
17.30, 20.20, 23.15; Aufbruch zum Mond 19.20;<br />
Halloween 20.20, 23.10; Abgeschnitten 23.00<br />
Hackesche Höfe (& 283 4603) Nanouk (OmU)<br />
14.30; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />
16.30,19.30; InMyRoom (DFmenglU) 22.30; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 19.30, 22.15; Girl (OmU)<br />
15.00; Juliet,Naked (OmU) 17.15, 19.30; AStar Is<br />
Born (OmU) 21.45;Was uns nicht umbringt 14.30,<br />
17.15; #Female Pleasure (OmU) 20.00; Touch Me<br />
Not (OmU) 22.15; Cold War: Der Breitengrad der<br />
Liebe (OmU) 15.00, 17.00, 19.00; Mein Bruder<br />
heißt Robert und ist ein Idiot 21.00<br />
International (& 24 75 60 11) Bohemian Rhapsody<br />
16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00,<br />
22.00; MonGay: Preview:Alexander McQueen –Der<br />
Film (OmU) 22.15<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00, 16.00, 19.30; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 14.00, 16.30; Gänsehaut 2 14.10;<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.15; HotelTranssilvanien<br />
3:Ein Monster Urlaub 14.15; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 14.20, 17.00; 25<br />
km/h 14.20; Müslüm (OmU) 14.35, 16.45, 20.00;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.30, 19.45; Die Unglaublichen II 16.35;<br />
So viel Zeit 17.05; Night School 17.10, 20.40;<br />
Verschwörung 17.30, 20.15; ultrAslan –AVRUPA<br />
(OmU) 18.50; Bizi Hatirla (OmU) 19.40; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />
Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF) 19.50;<br />
Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak Preview 20.00<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Girl (OmU) 14.00<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Suspiria (OF) 17.15;<br />
Suspiria (OmU) 20.30<br />
Passage (& 68 23 70 18) Jupiter‘s Moon 14.45;<br />
Bohemian Rhapsody (OmU) 17.30, 20.30; Loro<br />
–Die Verführten (OmU) 16.10; Werk ohne Autor<br />
19.30; Cold War: Der Breitengrad der Liebe 15.15,<br />
20.00; Der Trafikant 17.20; An den Rändern der<br />
Welt 14.45;Juliet,Naked (OmU) 16.45, 19.00;Bad<br />
Times atthe El Royale (OmU) 21.15<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts:<br />
The Crimes of Grindelwald (OmU) 17.15, 20.15;<br />
Bohemian Rhapsody (OF) 17.40,20.40; Verschwörung<br />
–The Girl in the Spider‘s Web (OmU) 16.20,<br />
19.00; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />
17.30, 21.30; AStar IsBorn (OmU) 17.00,20.00<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Die Unglaublichen II13.50; Phantastische Tierwesen:Grindelwalds<br />
Verbrechen 14.00, 16.45; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 14.15; Bohemian<br />
Rhapsody 16.30, 19.45; 3D: PhantastischeTierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 17.10, 20.30; Sneak<br />
Preview 20.15<br />
Wolf (& 921 039333) In My Room (DFmenglU)<br />
12.00, 21.10;Glücklichwie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(Omdt+englU) 12.00; Die andere Seite von allem<br />
–Druga strana svega (OmU) 14.20; Touch Me Not<br />
(OmU) 16.30; Das kleine Gespenst 16.50; Matangi<br />
/Maya /M.I.A. (OmU) 19.00; Dogman (OmU)<br />
19.00; Suspiria (Omdt+englU) 21.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 25 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
mit dem Verbrechen schwer deformiert.<br />
Und beide, wie Hale an einer<br />
Stelle sagt, nur in einem Punkt sicher<br />
–„dass die Eltern bestimmt nicht<br />
alles über ihreTochter wussten“.<br />
Es ist der zentrale Punkt, in „Die<br />
Suche“, aber auch sonst bei Charlotte<br />
Link: die in jedem schlummernde<br />
Furcht, dass sich das Leben<br />
oder das, was man dafür hielt, als<br />
Trugbild erweist: dass man ein kleines<br />
Teil übersehen hat beim mühsamen<br />
Zusammenzimmern dieses Lebens<br />
–und deshalb nun alles zusammenbricht.<br />
Link spielt bravourös mit<br />
diesen Ängsten und schickt ihre Figuren<br />
respektive die Leser durch genau<br />
das Grauen, von dem sie stets<br />
hofften, dass es nur ihren bösen<br />
Träumen entsprang.<br />
Unddas alles nicht um des Grauens<br />
willen. Charlotte Link interessiert<br />
daran, „dass die Fassaden bröckeln,<br />
wenn normalen Menschen etwas<br />
ganzund gar Unerwartetes passiert:<br />
was sie sich aufgebaut haben,<br />
das Bild, das sie nach außen vermitteln.<br />
Dahinter zu schauen und zu sehen,<br />
was steckt wirklich hinter diesem<br />
Menschen, wie konnte er in<br />
diese Situation kommen, in der er<br />
LITERATUR<br />
Charlotte Link: Die Suche<br />
26.11., 20 Uhr,Pfefferberg-Theater,<br />
Schönhauser Allee 176. 14,50 Euro<br />
Maik Brüggemeyer:<br />
I’ve been looking for Frieden<br />
27.11., 19.30 Uhr,Maschinenhaus,<br />
Knaackstr.97. 12 Euro<br />
Kolja Mensing: Fels<br />
30.11., 20 Uhr,Buchhandlung Montag,<br />
Pappelallee 25. 5Euro<br />
WWW.JULIABAIER.DE<br />
jetzt ist – das finde ich das Spannende.“<br />
Für alle, die keine Karte für Charlotte<br />
Links Lesung im Pefferberg-<br />
Theater ergatternkonnten, bietet die<br />
Krimibuchhandlung Miss Marple in<br />
der Weimarer Straße in Charlottenburg<br />
einen kleinen Trost: Dort gibt<br />
die Autorin amDienstag ab 16 Uhr<br />
eine Zugabe und signiertBücher.<br />
Am Abend geht eswieder hoch<br />
nach Prenzlauer Berg: Im Maschinenhaus<br />
in der Kulturbrauerei liest<br />
Maik Brüggemeyer aus seinem sehr<br />
brillanten Essay-Band„I’ve been looking<br />
for Frieden“. DasBuch hat zehn<br />
Kapitel, und jedes ist einem Lied gewidmet,<br />
in dem sich die Geschichte<br />
des Landes widerspiegelt: von den<br />
Capri-Fischern bis Rammstein. Wer<br />
Brüggemeyers in dieser <strong>Zeitung</strong> vorabgedruckten<br />
Aufsatzkennt über die<br />
Liebe der Deutschen zu David Hasselhoff<br />
und was das alles mit dem<br />
Fall der <strong>Berliner</strong> Mauer zutun hat,<br />
der ahnt schon: Um Musik geht es<br />
eher nicht – aber wann ging es<br />
darum je im Pop? Diese und andere<br />
Fragen wird ermit dem Radioeins-<br />
“Literaturagenten“ Thomas Böhm<br />
klären, der die Lesung moderiert.<br />
Pop<br />
Sarah,<br />
sag<br />
was<br />
Indem Video zu Judith Holofernes’<br />
Stück „Sarah, sag<br />
was“ wird recht hübsch mit<br />
der Idee gespielt, den Liedtext<br />
auf Hinweisschilder aller Art<br />
zu projezieren. „Sarah, sag<br />
was“ auf dem blauen Autobahnschild.<br />
Oder die mehr<br />
oder weniger sinnfreie Zeile:<br />
„Du fühlst dich unwohl zwischen<br />
Wildschweinen und<br />
Zahnarztfrauen“ auf der Hinweistafel<br />
für ein Restaurant am<br />
Waldesrand. Judith Holofernes<br />
quäkt dazu mit ihrer unverwechselbaren<br />
Stimme, die einem<br />
nicht mehr aus dem Gedächtnis<br />
geht, seit sie mit den<br />
„Helden“ so etwas wie die<br />
neue Hoffnung einer inzwischen<br />
auch etwas älter gewordenen<br />
Pop-Jugend war. Habe<br />
ich „quäken“ gesagt? Falls ja,<br />
dann spricht daraus eine nicht<br />
vergehende Grundsympathie,<br />
die mich beim immer schwerer<br />
zuertragenden TV-Format<br />
„Sing meinen Song“ bei Laune<br />
gehalten hat. HarryNutt<br />
Judith Holofernes Admiralspalast, 20<br />
Uhr,Friedrichstraße 101,T.: 32533141<br />
FÜHRUNG<br />
Alte Münze Berlin (Molkenmarkt 2)<br />
15.00: Werkshallen, Keller und Tresore –„Alte Münze<br />
neu geprägt“, Eberhard Elfert, Treff: im Hof am Molkenmarkt<br />
2, Eingang zur Ausstellung.. Anm. erf.<br />
17.00: Kuratorenführung Ausstellung –„Alte Münze<br />
neu geprägt“, Eberhard Elfert, Katharina Wolf, Treff: am<br />
Eingang der Ausstellung im Hof<br />
Alter Fritz (& 017 59 50 74 36)<br />
14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />
Schloss in den Reichstag,Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor<br />
Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />
Ansichtssachen (& 99 54 80 53)<br />
11.00: Reichstag &Regierungsviertel: Mit Plenarsaal,<br />
Dachterrasse und Kuppel, Treff: BrandenburgerTor,vor<br />
der Touristeninformation. Anm. erf.<br />
11.00: Bingo, Bunker &Bikini: Geheimnisse des<br />
Kurfürstendamm, Treff: Kurfürstendamm/Ecke Rankestr.,<br />
gegenüber der Gedächtniskirche. Anm. erf.<br />
14.30: 28 Jahre <strong>Berliner</strong> Mauerbau und -fall: Die<br />
Bernauer Straße, Treff: U-Bhf. Eberswalder Str., Schönhauser<br />
Allee/EckeEberswalder Str.. Anm. erf.<br />
14.30: Kreuzberg SO 36: Schillerndster Bezirk<br />
Berlins, Treff: U-Bhf. Kottbusser Tor, Adalbertstr.unterm<br />
Brückenhochhaus. Anm.erf.<br />
<strong>Berliner</strong> Unterwelten (& 49 91 05 17)<br />
12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />
Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
14.00: Die Novembergruppe 1918–1935, Kurator*innenführung<br />
Bärentouren (& 46 06 37 88)<br />
14.00: Berlin auf den zweiten Blick –Insider-Führung<br />
zu historischen Sehenswürdigkeiten, Treff: Granitschale,<br />
Lustgarten. Anm. erf.<br />
14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />
Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />
2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />
Hochstr.. Anm. erf.<br />
16.00: Berlin zur Zeit derRomantik –Literaturführung<br />
vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />
AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />
Anekdoten: Romantiktour zwischen Hackeschem<br />
Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />
U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm.erf.<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
13.00: Europe andthe Sea (in Englisch), Public<br />
guided tour in English in the exhibition<br />
Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />
13.00: Drei berühmte Dreieckplätze zum Prenzlauer<br />
Berg –Rosa-Luxemburg-, Senefelder-, Kollwitzplatz.,<br />
Bernd S. Meyer, Treff: Eing.Volksbühne<br />
Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
Schloss Charlottenburg (& 32 09 14 40)<br />
15.30: Der Neue Flügel und dieFestsäle Friedrichs<br />
des Großen, Treff: Gruppenkasse im Ehrenhof,<br />
Führung für blinde und sehbehinderte Besucher<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
21.45: Führung Barocktage, Treff: Kassenfoyer<br />
Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />
10.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />
Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />
Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie –Haus 7<br />
(Ruschestr.103) 15.00: Einblick ins Geheime, Treff:<br />
Foyer<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Nicola Conte &Spiritual Galaxy<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Judith Holofernes<br />
Alte Bahnhofshalle (Bahnhofstr.4a-d)<br />
20.00: Harry Manx<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: guitar4friends –SilkeFell, Kathrin Redlich,<br />
Georg Kempa, Veronika Vogel<br />
Badehaus (& 95 59 27 76)<br />
20.00: SG Lewis<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Lucien Parker,DJayMando, Bravo<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue Moonday Jazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
20.00: Shining,Alithia, Null Positiv<br />
exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />
19.00: The ArtofSelfie: Fridhelm Klein, Matthias<br />
Schwabe &Ensembles des exploratorium, Improvisation<br />
International<br />
Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />
20.00: GaryNuman<br />
KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />
14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />
17.00: Mia Zabelka (Violine), SolistInnen-Konzerte<br />
21.00: Mia Zabelka (Violine), SolistInnen-Konzerte<br />
Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />
21.30: Ido Bukelman, Sarram, Experimontag<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: H.E.A.T,special guests: Shiraz Laneu.a.<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.PianoSeries: Larry Porter<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: Deer Tick, Support: Joanna Barbera Assets<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />
Bailey<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.00: White Noise Trio<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
20.00: Uncle Acid &The Deadbeats, La Witch<br />
CLUB<br />
Duncker (& 445 95 09)<br />
22.00: Der Møntagsduncker,Terrorwave<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: ElectricMonday, Bert, Phillip Autuori, Frankie<br />
Flowerz<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (& 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, Meo<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
21.00: Strange Tunes on Monday!<br />
Stereo 33 (& 89 20 93 09)<br />
21.30: Tape!<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 Globus: House of Waxx: Rawax, Future Beat<br />
Alliance, Thomas Hammann, RobertDrewek<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) 25km/h<br />
15.00, 20.00; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
15.15; Bohemian Rhapsody 17.PRENZLAUER<br />
BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) #Female<br />
Pleasure 15.00; Aufbruch zum Mond –First Man<br />
(OmU) 17.15; Bohemian Rhapsody 20.15; Sneak<br />
Preview 22.00; Juliet, Naked 14.45; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.00, 20.00;<br />
Cold War: Der Breitengrad der Liebe 15.00, 17.15,<br />
19.30; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
15.30; Gundermann 17.45; AStar Is Born (OmU)<br />
20.30; 25 km/h 15.20,18.00, 20.40<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
Was uns nicht umbringt 13.30; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 13.30; Juliet, Naked (OmU)<br />
13.30; 25km/h 13.30, 19.00; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche –The Nutcracker and the Four<br />
Realms (OmU) 13.45; ColdWar:Der Breitengrad der<br />
Liebe –Zimna wojna (OmU) 13.45, 16.15, 19.30;<br />
#Female Pleasure 13.45; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen – Fantastic Beasts: The<br />
Crimes ofGrindelwald (OmU) 14.00, 16.15, 19.30,<br />
22.45; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />
15.50; So viel Zeit 16.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.20, 19.30, 22.40; Der Trafikant 16.30;<br />
Charles Dickens: Der Mann,der Weihnachtenerfand<br />
16.30; Verschwörung –The Girl inthe Spider‘s Web<br />
(OmU) 17.15, 20.00, 22.50; Around The World in<br />
14 Films: Ray &Liz 19.00;Around TheWorld in 14<br />
Films: The Roundup 19.15; Sneak Preview 20.00;<br />
Around TheWorld in 14 Films: Ruz-egar-e ma–Our<br />
Times 20.45; Around The World in14Films: The<br />
Wild Pear Tree 21.15;Suspiria(OmU) 21.45; Loro –<br />
DieVerführten (OmU) 21.50<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Back to the Fatherland<br />
(OmU) 18.00; Der Dolmetscher –The Interpreter<br />
(OmU) 19.15; Leto (OmU) 21.15<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79)Hamburger Gitter<br />
–Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
17.00; Reise nach Jerusalem (OmenglU)<br />
18.30; Mädchen in Koffer (OF) 20.30; Matangi /<br />
Maya /M.I.A. (OmU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.15, 16.40, 19.50; Die Unglaublichen II 14.15;<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.20; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 14.20; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 14.25; Elliot, das kleinste<br />
Rentier 14.30; Der Vorname 14.30, 19.55; Verschwörung<br />
14.35, 17.25, 20.10, 22.55;<br />
JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal 14.45, 17.00;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
15.10, 17.00, 20.15, 22.45; Nur ein kleiner<br />
Gefallen 16.40, 19.35; 25km/h 16.55, 19.45;<br />
Bohemian Rhapsody 17.00, 20.15, 22.40; Abgeschnitten<br />
17.05; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 17.20; Aufbruch zum Mond 19.30, 22.30;<br />
Verschwörung –The Girl inthe Spider‘s Web (OF)<br />
20.00; AStar IsBorn 20.00; Bad Times atthe El<br />
Royale 22.35; Operation: Overlord 22.55; Venom<br />
23.00<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />
Juliet,Naked 15.00; AStar IsBorn 17.30, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Der Vorname 18.00; Der<br />
Trafikant 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 17.30, 20.30<br />
Xenon (& 78 001530) Becks (OmU) 18.00; The<br />
Cakemaker (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.20;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
10.00, 12.50, 14.00, 16.10, 19.30; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 10.00, 12.00, 14.40;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00, 12.10,<br />
14.30, 17.15; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 12.15; Die Unglaublichen II 14.15; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
17.00, 20.10; Verschwörung 17.05, 20.15; Bohemian<br />
Rhapsody 17.10, 19.50; Sneak Preview<br />
20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Eldorado<br />
9.00; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
13.30; 25km/h 15.30, 20.15; Ballon 17.45<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Der Vorname 15.00,<br />
17.30, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />
12.10, 14.05; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 10.00, 12.50, 14.15, 16.00,<br />
19.30, 22.45;Johnny English: Manlebt nur dreimal<br />
10.00, 12.05, 14.20; Hotel Transsilvanien 3:Ein<br />
Monster Urlaub 10.00; Die Unglaublichen II10.00,<br />
12.00,14.20; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
10.00, 12.10, 14.45, 17.25; Wildhexe 12.00; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 12.30;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.30, 20.00, 23.00; Bohemian Rhapsody<br />
16.40, 19.45, 23.00; Aufbruch zum Mond 17.00,<br />
19.45; Verschwörung 17.15, 20.15, 23.00; 25<br />
km/h 17.15, 20.15; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes<br />
of Grindelwald (OF) 20.00; Venom 22.55; Sneak<br />
Preview (OF) 23.00; Sneak Preview 23.00<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Die Unglaublichen<br />
II 15.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 15.00; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 15.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />
16.00; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 17.45, 20.30; Bohemian Rhapsody<br />
17.45, 20.30; Verschwörung 18.00, 20.30; Intrigo:<br />
Todeines Autors 18.15; DerVorname 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Filmspotting: Kurzfilmprogramm<br />
(m. Gästen) 19.00; Sergej Paradschanow:<br />
The First Lad –Pervyyparen (OmenglU)19.15;<br />
Filmspotting: Wochenschau I: Requiem für eine<br />
Firma 21.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80806969)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
12.30, 13.30, 16.00, 18.00, 19.30, 22.45; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 12.30; Die Unglaublichen<br />
II 12.30, 15.20, 17.00; Werk ohne Autor 12.55;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.00, 14.45, 17.00, 20.30, 21.15, 22.50;<br />
Wuff 13.10; Bohemian Rhapsody 13.20, 16.40,<br />
20.45, 22.10; Night School 13.40, 14.00, 16.40,<br />
19.30, 22.20; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
13.50; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.00, 20.10; Soviel Zeit 14.20, 20.00; Der Vorname<br />
14.40, 17.00, 19.15; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 15.00, 16.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.30; Klassentreffen 1.0 –<br />
Die unglaubliche Reise der Silberrücken 16.00; Der<br />
Trafikant 16.10; Juliet, Naked 16.30;Nur einkleiner<br />
Gefallen 16.40, 19.45, 22.50; 25 km/h 16.50,<br />
19.05; Aufbruch zum Mond 17.00, 19.00, 22.10;<br />
Verschwörung 17.15, 20.00, 23.00; Cold War:<br />
Der Breitengrad der Liebe 17.15, 20.10; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 17.25; Halloween<br />
18.15, 20.20, 23.15; Bizi Hatirla (OmU) 19.00;<br />
Ballon 19.40; Sneak Preview 20.00;AStar Is Born<br />
20.00; Venom 21.00; Suspiria 22.00; 3D: Venom<br />
22.30; Mission: Impossible –Fallout 22.40; Hunter<br />
Killer 22.40; Abgeschnitten 22.45; Müslüm (OmU)<br />
23.00; Operation: Overlord 23.10<br />
CineStar imSony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />
(OF) 13.30; Bohemian Rhapsody (OF) 13.40,<br />
22.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />
(OF) 13.45, 21.30; Charles Dickens: Der<br />
Mann, der Weihnachten erfand –The Man Who Invented<br />
Christmas (OF) 14.00; Verschwörung –The<br />
Girl in the Spider‘s Web (OF) 14.10; 100 Dinge<br />
20.00<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –<br />
Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF)<br />
12.00, 15.15,21.10<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Hard Paint<br />
17.45; HerrLehmann 20.00;Dogman(OmU) 22.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 14.00, 17.00, 20.15;<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.00; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 14.00, 16.00; Der Vorname<br />
14.00, 16.00; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
15.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.00,19.00,22.00;Bohemian Rhapsody<br />
17.15, 20.00; Verschwörung 18.00, 20.15, 22.30;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 18.00;<br />
25 km/h 20.15; Operation: Overlord 22.30; Night<br />
School 22.30<br />
Casablanca (& 677 57 52) Stanley Kubrick: Eyes<br />
Wide Shut 17.45; Wuff 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.50, 16.15, 19.30; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 13.50; Müslüm (OmU) 13.55;<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; Die<br />
Unglaublichen II 14.00; Charles Dickens:Der Mann,<br />
der Weihnachten erfand 14.15, 19.50; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30,<br />
17.00, 20.15; Elliot, das kleinste Rentier 14.30;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.50; 25<br />
km/h 16.45; 3D: Venom 16.50; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.05; Bohemian Rhapsody<br />
17.10, 20.00; Verschwörung 17.15, 20.20;<br />
Night School 17.15, 20.00; Der Vorname 17.35; A<br />
Star IsBorn 19.40; Nur ein kleiner Gefallen 19.45;<br />
Halloween 19.55<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00,<br />
16.00, 19.50; Die Unglaublichen II 14.10, 17.10;<br />
Müslüm (OmU) 14.15, 16.50, 20.10; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.20, 17.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.50;3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.30, 20.00;<br />
Verschwörung 17.10, 20.15; Bizi Hatirla (OmU)<br />
17.20; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />
(OF) 19.45; Sneak Preview 20.00; Sneak<br />
Preview (OF) 20.10<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Ildiko Enyedi: Mein<br />
20. Jahrhundert –Az en XX. szazadom (OmenglU)<br />
18.00; Murer –Anatomie eines Prozesses 20.00<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pettersson und<br />
Findus: Findusziehtum12.15; Wildhexe 14.15; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 16.30; ColdWar: Der Breitengrad<br />
der Liebe 18.30, 20.30; Der Dolmetscher<br />
10.00, 17.45; Gundermann 12.30; Wuff 15.15;<br />
Aufbruch zum Mond 20.15<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Mein Bruder<br />
heißt Robert und ist ein Idiot 15.00; Der Trafikant<br />
18.00; Loro –Die Verführten 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Der Trafikant<br />
15.15; Der Dolmetscher 17.45; Was uns nicht umbringt<br />
20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 4678) Seestück 18.00; Polnische<br />
Filmwochen: Powidoki –Afterimage 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) 25km/h 15.30, 20.30;<br />
ColdWar: Der Breitengrad der Liebe 18.15<br />
30, 20.30; Der Vorname 17.45<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Mein<br />
Bruder heißt Robert und ist ein Idiot 12.45; Der<br />
Vorname 14.00, 21.00; 25km/h 14.00, 18.30;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
–Fantastic Beasts:The Crimes of Grindelwald<br />
(OmU) 15.00, 17.45, 20.30; Juliet, Naked (OmU)<br />
16.00; Der Dolmetscher –The Interpreter (OmU)<br />
16.00; #Female Pleasure (teilw.OmU) 16.30; Was<br />
uns nicht umbringt 18.15; Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe –Zimna wojna (OmU) 18.45, 20.45;<br />
Bohemian Rhapsody (OmU) 20.45<br />
UCIKinoweltPotsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.30, 16.20, 19.45; Smallfoot – Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 13.45; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 13.45; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 14.00, 16.50, 20.20; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 14.10, 17.15; Bohemian<br />
Rhapsody 16.30,19.50; 3D: Der Nussknacker<br />
und dievierReiche17.20; Aufbruch zum Mond<br />
19.35; Halloween 20.05<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.15;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
19.30<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
25 km/h 17.15;Alles ist gut 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.20, 19.30; Bohemian Rhapsody 16.50, 19.55;<br />
Aufbruch zum Mond 16.50; Verschwörung 17.00,<br />
20.00; AStar Is Born 17.00; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 17.05, 20.15; Night<br />
School 17.10, 19.50; 3D: Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 17.20; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 17.25; Nur ein kleiner Gefallen 17.30,<br />
20.15; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 19.50; Der Vorname 20.00; Halloween<br />
20.10; 25 km/h 20.10<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Die<br />
Unglaublichen II 14.45; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 15.00; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 15.15; Bohemian Rhapsody<br />
17.30, 20.30; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 17.45, 20.30; Intrigo: Tod eines<br />
Autors 18.00; 25km/h 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 15.00; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 15.15; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 17.00, 20.00; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 17.15; Bohemian<br />
Rhapsody 17.30; Nur ein kleiner Gefallen 17.45;<br />
Kindeswohl 19.45; Verschwörung 20.15; 25km/h<br />
20.30<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Der Vorname<br />
14.00, 20.45; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 15.30; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 17.15, 20.15; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 18.30
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Klartext<br />
Wählen ab null<br />
Jahren? Quatsch!<br />
VonHannes Beyer, 17Jahre<br />
Hannes findet ein<br />
Mindestalter bei<br />
Wahlen richtig.<br />
PRIVAT<br />
Das Alter, abdem die Deutschen<br />
so einiges dürfen –be-<br />
18.<br />
sonders wichtig: wählen –, sei willkürlich<br />
gewählt, sagen einige. Sie<br />
finden, dass unser Wahlrecht zu Unrecht<br />
eine massive Zahl an Wählern<br />
ausgrenzt. Die radikale Idee, die aus<br />
diesem Gedanken folgt, ist dasWahlrecht<br />
ab null. Dassagte kürzlich Serina<br />
Taylor, 17Jahre alt und Mitglied<br />
im Kinder- und<br />
Jugendbeirat des<br />
Deutschen Kinderhilfswerks,<br />
im<br />
Interview mit radioeins<br />
(„Nur für<br />
Erwachsene“).<br />
Sie argumentiert,<br />
die Erwachsenen<br />
seien nicht<br />
zwangsläufig reif;<br />
man sehe ja an<br />
den vergangen<br />
Jahren, dass sich<br />
auch die über Achtzehnjährigen auf<br />
dem Wahlzettel durchaus „verkreuzen“<br />
könnten, während Jüngeresich<br />
mehr mit Politik auseinandersetzten<br />
als gemeinhin angenommen. Weshalb<br />
also sollten Kinder nicht wählen<br />
dürfen?, fragt Taylor. Und zwar<br />
bitteschön selbst, nicht vertreten<br />
durch die Eltern.<br />
Kinder können nicht mal lesen<br />
Geht man dieser Idee auf den Grund,<br />
so stößt man bald gegen Wände.Wie<br />
soll ein Kind wählen, das noch nicht<br />
reden kann, geschweige denn in der<br />
Lage ist, zu lesen und zu schreiben?<br />
Das Einschätzungsvermögen der<br />
politischen Tragweite des Kreuzchens<br />
sei an dieser Stelle mal dahingestellt.<br />
Dazu kommt, so meine Vermutung,<br />
dass Kinder zunächst kaum<br />
eine andere Meinung als ihre Bezugspersonen<br />
haben –essei denn,<br />
ihnen wird jedes Parteiprogramm<br />
heruntergebrochen und ausführlich<br />
erklärt. Das kann Schule nicht leisten.<br />
Und Eltern tun es nicht. Dass<br />
diese ihreKinder so früh wie möglich<br />
politisch feinfühlig erziehen sollten,<br />
da gebe ich Serina Taylor Recht. Aber<br />
Politisierung braucht eben auch<br />
Zeit, nicht jeder will sich schon in<br />
jungen Jahren mit Haushaltsdebatten<br />
und Mietpreisbremsen auseinandersetzen.<br />
Deshalb ist es nach wie vor richtig,<br />
eine gewisse „Schadensbegrenzung<br />
für Unreflektiertheit“ sicherzustellen,<br />
indem das Wahlrecht mit einem<br />
Mindestalter verknüpft ist. Es<br />
muss ja nichtbei 18 bleiben.<br />
Für Erika Lust sind Pornos kein unangenehmes Thema. Problematisch findet sie, was Jugendliche auf kostenlosen Video-Plattformen zusehen bekommen.<br />
Von Margarathe Neubauer, 24 Jahre,<br />
und Leonie Schlick, 23 Jahre<br />
Mit ihren feministischen<br />
Filmen hat Erika Lust<br />
den Porno revolutioniert.Seit<br />
sie Mutter ist,<br />
sorgt sie sich auch um die Aufklärung<br />
junger Menschen.Deshalb hat<br />
sie das gemeinnützige Projekt „The<br />
Porn Conversation“ (dt.: DasPorno-<br />
Gespräch)ins Leben gerufen.<br />
„Tabus schaffen Neugier“<br />
Sexuelle Aufklärung darf Pornografie nicht ausklammern, findet Erotikfilm-Regisseurin Erika Lust<br />
Sie bieten Beratung für sexuelle Aufklärung<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
ab 11 Jahren an. Ist das nicht<br />
ein bisschen jung?<br />
Es gibt kein„richtigesAlter“, um<br />
über Sex zusprechen. Das sollte als<br />
ein angenehmer Teil des Alltagsgesprächs<br />
verstanden werden – und<br />
wenn Kinder noch jung sind, fragen<br />
sie wahrscheinlich ohnehin nach ihremKörper,einschließlich<br />
der Genitalien,<br />
fragen, wie sie in den Bauch<br />
ihrer Mutter gekommen sind, oder<br />
sie werden neugierig, wenn sie eine<br />
schwangere Frau sehen. Wenn Eltern<br />
mit ihren Kindern nicht über<br />
Sex sprechen, dann also nicht aus<br />
Mangel an Gelegenheiten, sondern<br />
weil es ein Thema ist, über das Eltern<br />
nicht sprechen möchten. Vielleicht,<br />
weil sie nicht wissen, wie sie<br />
das Gespräch beginnen sollen, oder<br />
weil sie denken, dass ihre Kinder zu<br />
jungsind undsie sie„schützen“ wollen.<br />
Aber Schweigen ist auch Erziehung.<br />
Ergo: keine Lösung. Gilt das auch für<br />
Pornos?<br />
Selbst wenn es unangenehm ist,<br />
über Pornografie zu sprechen, müssen<br />
wir es tun. Pornografie wirdniemals<br />
einfach verschwinden. Das<br />
Ignorieren macht die Sache nur<br />
schlimmer. Unabhängig von der<br />
Meinung der Eltern zuPornos müssen<br />
sie darüber reden und erklären,<br />
dass Pornos gespielt sind, eine oftmals<br />
unrealistische Darstellung sind<br />
und kein Leitfaden für echten, emotionalen<br />
und sicherenSex.<br />
Sex ist allgegenwärtig. Warum ist es<br />
2018 immer noch soschwierig für<br />
uns, darüber zu sprechen?<br />
Es ist paradox. Als Kinder lernen<br />
wir, dass Sexualität etwas Persönliches<br />
ist, das im Geheimen zu<br />
erforschen ist, mit Gefühlen wie<br />
Schuld und Scham. Aber wie wir alle<br />
wissen, schaffen Tabus Neugier.<br />
Weshalb Kinder und Jugendliche<br />
früher oder später auf Porno-Seiten<br />
landen.<br />
Diese Generation ist die erste,<br />
die mit Smartphones und unmittelbarem<br />
Zugang zum Internet aufwächst.<br />
Kinder und Jugendliche bekommen<br />
ihr Wissen über Sex nicht<br />
vorrangig in der Schule oder von ihrenEltern,<br />
sonderneher vonkostenlosenVideo-Plattformen.<br />
DieArt von<br />
Porno, die siedortsehen, ist oft problematisch:<br />
gewalttätig, rassistisch,<br />
sexistisch und homophob, ohne<br />
Emotionen und Intimität. Auch die<br />
Geschlechterrollen, die da gezeigt<br />
werden, können für junge Menschen<br />
äußerst problematisch sein. Sie sehen<br />
dominanten Männern dabei zu,<br />
wie sie Frauen wie Sex-Maschinen<br />
qualvoll vögeln, bevor sie auf sie abspritzen,<br />
ohne um ihreZustimmung<br />
zu bitten.<br />
Homogen –und trotzdem nicht gleich<br />
Beobachtungen vom Schüleraustausch in St. Petersburg, Teil 3–Thema: Diskriminierung<br />
LUST FILMS<br />
Wie wäre es, Jugendlichen die Art<br />
von Porno anzubieten, die Sie produzieren?<br />
Quasi feministischer Porno<br />
als Aufklärungsmaterial.<br />
Ich hänge an dem Gedanken,<br />
dass das Erwachsenenfilme für …<br />
Erwachsene sind! Genauso wie<br />
Thriller oder Zigaretten und Alkohol.<br />
Es gibt Dinge,die in einem bestimmten<br />
Alter nicht gesehen oder konsumiert<br />
werden sollten. Als Lehrmaterial<br />
würde ich einen „Soft Porno“<br />
vorschlagen, in dem zwei Menschen<br />
zusammenkommen, um etwas<br />
Schönes zu machen: Liebe.<br />
Warum richtet sich „The Porn<br />
Conversation“ eigentlich an Eltern?<br />
Wenn zum Beispiel Schulen diese<br />
Aufgabe übernähmen, bliebe vielen<br />
der ein oder andere peinliche Moment<br />
erspart.<br />
Es ist wichtig, über Sexund Pornografie<br />
in einer anderen Umgebung<br />
als in der Schule zu sprechen.<br />
Zu Hause ist Raum für eine persönlichere<br />
und individuellere Kommunikation<br />
mit einem Erwachsenen, dem<br />
das Kind vertraut. Die Wahrheit ist<br />
außerdem, dass die Schulen bei dieser<br />
Aufgabe versagen. In der Regel<br />
geht es dortdarum, wie Geschlechtsverkehr<br />
funktioniert, wie man ein<br />
Kondom anwendet und sich vor sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten<br />
schützt. Versteht mich nicht falsch,<br />
das ist sehr wichtig, aber esist nur<br />
einTeil vonSex.Für Schüler,die weitergehende<br />
Antworten suchen, nach<br />
denen sie ihre Lehrer nicht fragen<br />
möchten, füllen dann Pornos die<br />
Lücken, die die Aufklärung in den<br />
Schulen offenlässt.<br />
Einfach<br />
mitmachen<br />
und Autor sein<br />
Diese Schreibwettbewerbe<br />
laufen dieses Jahr noch<br />
Von Jessica Schattenberg, 19 Jahre<br />
Wer sich gelegentlich inseinen<br />
Gedanken verliert und diese<br />
auch noch aufschreibt, ist vielleicht<br />
unbemerkt zum Autor geworden.<br />
Bevor die eigenen Reime, Erzählungen<br />
oder gar Theaterstücke in der<br />
Schublade landen und vergessen<br />
werden, könnten sie doch auch der<br />
Öffentlichkeit vorgestellt werden –<br />
zum Beispiel bei einem dieser<br />
Schreibwettbewerbe für dieJugend:<br />
Mobbing (Kiel &Feder)<br />
Dieses Wort macht traurig und den<br />
Betroffenen Angst. Nun sind Autorinnen<br />
und Autoren zwischen 10 und<br />
19 Jahren aufgerufen, ihre Kurzgeschichten<br />
einzureichen, um zum<br />
Nachdenken anzuregen und Mut<br />
zu machen. Einsendeschluss: 1. Dezember<br />
2018.<br />
Morgengrün (LizzyNet)<br />
Wiewohl die Zukunft unseres Planeten<br />
aussieht? Undwie kann sie gerettet<br />
werden? Finde die Worte für deine<br />
Ängste, deine Visionen und Fragen<br />
und lasse sie deine Protagonisten<br />
durchleben. Einsendeschluss:<br />
5. Dezember 2018.<br />
Bibbernacht (Christoph Kolb)<br />
Warumsieht niemand außer mir das<br />
seltsame Mädchen auf dem Schulhof?<br />
Wieso fallen die Bilder von der<br />
Wand? Wer Fan von „Gänsehaut“<br />
und„Scooby-Doo“ ist, kann sich hier<br />
regelrecht austoben. Einsendeschluss:<br />
31. Dezember 2018.<br />
Wie aus dem Ei gepellt (MTM)<br />
Zwar ist nicht mal Weihnachten,<br />
doch ostert es schon. Hoppelnde<br />
Häschen, singendeKüken und Frühlingsduft.<br />
Für den 5. Band der „Wie<br />
aus dem Ei gepellt“-Reihe werden<br />
Gedichte, Märchen oder Erzählungen<br />
passend zur Osterthematik gesucht.<br />
Einsendeschluss: 31. Dezember<br />
2018.<br />
Die Teilnahmevoraussetzungen<br />
und Informationen stehen auf den<br />
Webseiten der Wettbewerbe.<br />
Leseprobe<br />
MELDUNG<br />
Studie: Angst vor Mobbing<br />
im Netz ist groß<br />
Etwa jeder zweite der 14- bis24-Jährigen<br />
hat Angst, dass peinliche oder<br />
intime Posts vonihm oder ihr im<br />
Internet veröffentlicht werden. Fast<br />
zwei Drittel der Befragten nehmen<br />
eine „Beleidigungskultur“ wahr,die<br />
mehr als einDrittel davon abhält,in<br />
der Netzöffentlichkeit die eigene<br />
Meinung zu äußern. Diese Zahlen<br />
sind Ergebnisse einer repräsentativenStudie<br />
des Deutschen Instituts<br />
für Vertrauen und Sicherheit im<br />
Internet. In der Vorgängerstudie aus<br />
dem Jahr 2014 war die Wahrnehmung<br />
vonNutzen und Risiken des<br />
Internets positiver ausgefallen. (SW)<br />
Von Helene Harnisch, 16 Jahre<br />
Meine russische Gastschwester<br />
hat mir erzählt, dass sie Angst<br />
davor hatte,nach Berlin zu kommen,<br />
weil dort soviele Geflüchtete und<br />
Ausländer leben. Ein anderes Mädchen<br />
hat mir gesagt, dass sie Menschen<br />
mit dunkler Haut komisch<br />
findet und dass sie sich immer erschreckt,<br />
wenn sie „einen von denen“<br />
sieht. Ich wurde auch schon<br />
davor gewarnt, an der Moschee vorbeizulaufen.Wegen<br />
der vielen Muslime,<br />
denn sie könnten mich angreifen.<br />
Eine Freundin vonmir sagt, dass<br />
sie immer ihr Portemonnaie und<br />
Handy ganz doll festhält, wenn sie an<br />
der Moschee vorbeiläuft. Außerdem<br />
soll ich beim Marktaufpassen, denn<br />
dort seien „Zigeuner“, die versuchen,<br />
einen zu hypnotisieren, um<br />
einen dann bestehlen zu können.<br />
Auf die Frage, ob ihnen das denn<br />
schon mal passiertist, haben sie mit<br />
Nein geantwortet –aber die Eltern<br />
haben ihnen ja gesagt …<br />
Muslime, Schwule, starke Frauen: Vor welchem Gespenst rennen die zwei wohl weg?<br />
Das ist genau das Problem: Wie<br />
soll man weltoffen denken, wenn die<br />
Elterneinem vonklein auf erzählen,<br />
dass Menschen anderer Herkunft<br />
gefährlich sind?<br />
Leider mangelt esSt. Petersburg<br />
an Vielfalt. Frauen gibt es hier aber<br />
ausreichend, und trotzdem werden<br />
H. HARNISCH<br />
sie wie Dekoration behandelt. Es<br />
fängt in der Schule an. Im geschlechtergetrennten<br />
Sportunterricht dürfen<br />
wir nur Aerobics machen, und<br />
wenn wir doch mal mit den Jungs<br />
Sporthaben,müssen wir zuschauen.<br />
Mädchen können sich beim Volleyball<br />
javerletzen. Im Deutschunterricht<br />
ist beim Thema „Familie“ –Vater,<br />
Mutter, Kind –der Vater für das<br />
Geldverdienen und das Auto zuständig,<br />
die Mutter kann dafür aber besser<br />
putzen, kochen und sich um die<br />
Kinder kümmern. Als jemand erwähnt,<br />
dass man nicht zwingend jemanden<br />
vom anderen Geschlecht<br />
heiraten muss,sagt unsereLehrerin,<br />
dass sie darüber nicht sprechen will.<br />
Auch wenn immer mehr Jugendliche<br />
hier das Thema LGBTIQ akzeptieren<br />
und unterstützen, sind Sexismus<br />
und Rassismus hier scheinbar<br />
noch normal. Undich weiß nicht so<br />
recht, wie ich damit umgehen soll.<br />
Normalerweise rede ich mit den<br />
Leuten hier wie mit meiner Oma,<br />
wenn sie sich über „die Ausländer“<br />
aufregt –ich lache, stimme zu oder<br />
sage gar nichts. Obdas so richtig ist,<br />
weiß ich nicht. Jedenfalls werde ich<br />
hier auch nichts Politisches mehr in<br />
den sozialen Medien posten. Ich<br />
habe schon mehrereböse Kommentare<br />
von Mitschülern deswegen bekommen.<br />
„To all the boys I’ve loved before“ –<br />
Jenny Han.<br />
An jeden Jungen, in den sie sich<br />
verliebt, schreibt Lara Jean einen<br />
Brief und versteckt ihn in einer Hutschachtel.<br />
Als plötzlich alle Briefe<br />
ungewollt denWegzuihren Adressaten<br />
finden, gerät LaraJeansLiebesleben<br />
völlig außer Kontrolle.Das Buch,<br />
das indiesem Jahr zur Vorlage einer<br />
Netflix-Serie wurde,erzählt eine humorvolle<br />
Geschichte über die Liebe<br />
und die großen und kleinen Probleme<br />
des Erwachsenwerdens. Laura<br />
Krüger,23Jahre<br />
Fazit Für Freunde von tollpatschig-verplanten<br />
Liebesabenteuern.<br />
„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />
Thema berufliche Ausbildung:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
10171 Berlin<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
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twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 27<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)Meister des<br />
Alltags 11.15 (für HG)Wer weiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />
Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />
15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)Sturm<br />
derLiebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />
HG) Verrückt nach Meer. Nassrasur in Singapur<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)Brisant<br />
18.00 (für HG)Wer weiß denn sowas? 18.50 (für<br />
HG) Großstadtrevier. Pauls Abschied. Krimiserie<br />
19.45 (für HG) Wissen voracht –Zukunft 19.55<br />
(für HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Was Deutschland bewegt<br />
21.00 (für HG) Hart aber fair<br />
Moderator Frank Plasberg diskutiert<br />
mit seinen Gästen ein aktuelles politisches,<br />
wirtschaftliches oder gesellschaftspolitisches<br />
Thema.<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Wölfe –Schützen oder<br />
schießen?<br />
23.30 (für HG) Die Hälfte der Welt gehört<br />
uns Als Frauen das Wahlrecht erkämpften.<br />
Dokumentarfilm, D2018<br />
1.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
5.15 Der Nächste, bitte! 6.00 Guten Morgen<br />
Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten 9.00 Unter uns. Daily Soap<br />
9.30 Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
10.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 11.00 Der Nächste,bitte! 12.00<br />
Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 15.00 Auf fremden Sofas 16.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Bauer sucht Frau<br />
TV-Romanze mit Inka Bause<br />
Niels überwindet für Laura-Martina<br />
seine größte Angst und Dirk meint,<br />
was sich neckt, das liebt sich.<br />
Hat er recht?<br />
22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTVKeine Gaskammern, keine<br />
toten Juden –wie sich Holocaustleugner<br />
auf die Meinungsfreiheit berufen<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Die Alltagskämpfer –ÜberLeben in<br />
Deutschland Gestrandet im Paradies<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Ab<br />
MDR WDR der sterbende Malchownochden Namen Arte<br />
11.55 (für HG) Inaller Freundschaft 12.40 (für<br />
HG) Wir haun die Pauker in die Pfanne. Komödie,<br />
D1970 14.00 (für HG) MDR um zwei<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG)<br />
MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für<br />
HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00<br />
(für HG) MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />
19.50 (für HG) Mach dich ran! 20.15 (für HG)<br />
Polizeiruf 110. Discokiller.TV-Kriminalfilm, D<br />
1998 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />
Fakt ist! 23.05 (für HG) Herbert. Drama, D<br />
2015 0.45 LastTrain Home. Drama, D2015<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für<br />
HG) Hinter deiner Hecke 16.00 (für HG) Rundschau<br />
16.15 (für HG)Wir in Bayern 17.30 Regional<br />
18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für<br />
HG) Rundschau 19.00 (für HG) Querbeet<br />
19.30 (für HG) Dahoam isDahoam 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Landfrauenküche<br />
21.00 (für HG) Kelten, Klöster,Kraftorte –<br />
Spurensuche im Steigerwald 21.45 (für HG)<br />
Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />
22.45 Heut’ Abend 23.30 Schlachthof<br />
0.15 Rundschau Nacht 0.25 Ringlstetter<br />
Vox<br />
10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 ZwischenTüll<br />
und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />
Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />
Queen 16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Die geheimnisvolle<br />
Welt der Kinder. Wir sind 4! 22.15<br />
Richtig (v)erzogen –Wir erziehen anders 23.20<br />
Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn?<br />
Katharina vs. Sabrina 0.20 nachrichten<br />
Super RTL<br />
12.10 Friends 12.40 Trolls –Die Party geht<br />
weiter! 13.10 Spirit: wild und frei 13.40 Weihnachtsmann<br />
&Co. KG 14.40 Dragons 15.10<br />
Tomund Jerry 15.45 Voll zu spät! 16.15 Zig &<br />
Sharko –Meerjungfrauen frisst man nicht!<br />
16.45 HotelTranssilvanien –Die Serie 17.15<br />
Zak Storm –Super Pirat 17.45 Sally Bollywood<br />
18.15 Weihnachtsmann &Co. KG 18.45<br />
Woozle Goozle und dieWeltentdecker 19.15<br />
Tomund Jerry 19.45 Angelo! 20.15 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 22.20 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 0.30 Infomercials<br />
Sport1<br />
15.30 Storage Hunters 16.30 Container Wars<br />
17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
17.55 Darts: Weltmeisterschaft. Auslosung<br />
18.30 Bundesliga aktuell. Die tägliche News-<br />
Sendung für Fußballfans 19.00 Futeboool! –<br />
Das brasilianische Fußball-Magazin 19.30<br />
Goooal! –Das internationale Fußball-Magazin<br />
20.00 Fußball: Regionalliga Südwest. Vorberichte<br />
20.15 Fußball: Regionalliga Südwest. FC<br />
08 Homburg –VfR Wormatia Worms 22.15 Die<br />
Premier League Highlights 23.30 3. Liga pur<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Krimiserie<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Krimiserie<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />
HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Im Banne der<br />
Koi. Krimiserie 17.00 (für HG) heute 17.10<br />
(für HG) hallo deutschland 17.45 (für HG)<br />
Leute heute 18.00 (für HG) SOKO München.<br />
Rabaukenhaus. Krimiserie 19.00 (für HG) heute<br />
19.25 (für HG) WISO<br />
20.15 (für HG) Spreewaldkrimi –Tödliche<br />
Heimkehr<br />
TV-Kriminalfilm, D2018. Mit Christian<br />
Redl, Thorsten Merten, Claudia<br />
Geisler-Bading u.a. Regie: Jan Fehse<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Die purpurnen Flüsse<br />
Kreuzzug der Kinder.TV-Kriminalfilm,<br />
F/D/B 2018.Mit Olivier Marchal, Erika<br />
Sainte, Nicolas Grandhomme u.a.<br />
23.50 heute+<br />
0.05 (für HG) 4Könige<br />
Drama, D2015. Mit Paula Beer u.a.<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />
Killing,Christian Wackert, Marlene Lufen, Alina<br />
Merkau 10.00 Alles oder Nichts. Soap 10.30<br />
Total gesund! Mit Britt Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />
12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />
14.00 AufStreife.Reportagereihe 15.00 Auf<br />
Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe 16.00<br />
KlinikamSüdring 17.00 Klinik am Südring –Die<br />
Familienhelfer 17.30 Promis Privat –Mein (fast)<br />
perfektes Leben 18.00 Endlich Feierabend!<br />
18.30 Alles oder Nichts. Soap 19.00 Genialdaneben<br />
–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Navy CIS<br />
Home Sweet Home.Krimiserie.<br />
Mit Mark Harmon, David McCallum,<br />
Pauley Perrette u.a.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Ausweglos. Krimiserie<br />
22.15 Hawaii Five-0 Jäger des Verlorenen<br />
Grabes. Krimiserie<br />
23.10 Scorpion<br />
Im Minenfeld.Actionserie<br />
0.10 Hawaii Five-0<br />
Heiße Spur.Krimiserie<br />
1.05 MacGyver Actionserie<br />
13.05 (für HG) PlanetWissen 14.05 (für HG)<br />
Morden imNorden 15.45 Erlebnisreisen<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />
HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Land und lecker 21.00 (für<br />
HG) Land und lecker 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.10 (für HG) Unterwegs im Westen 22.40<br />
(für HG) Westart 23.20 (für HG) Amour fou.<br />
Drama, A/D/LUX 2014 0.50 (für HG) Menschen<br />
hautnah 1.35 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />
nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Die<br />
Nordreportage 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Dr.Wimmer:Wissen<br />
ist die beste Medizin 21.45 (für<br />
HG) aktuell 22.00 (für HG) 45 Min 22.45 (für<br />
HG) Kulturjournal 23.15 Herzstein. Drama,<br />
ISL/DK 2016 1.15 (für HG) Anne Will<br />
Kabel eins<br />
5.50 Without aTrace 6.35 The Mentalist 7.35<br />
EUReKA –Die geheime Stadt 9.25 Navy CIS:<br />
L.A. 10.20 Navy CIS 11.10 Without aTrace<br />
12.05 Numb3rs 13.05 Castle 14.00 The Mentalist<br />
14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00<br />
Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi<br />
kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern<br />
uns drum 20.15 Fantastic Four. Fantasyfilm,<br />
USA/GB/D/CDN 2005 22.25 Aliens vs. Predator<br />
2.Sci-Fi-Horror,USA 2007 0.15 Fantastic<br />
Four. Fantasyfilm, USA/GB/D/CDN 2005<br />
RTL 2<br />
6.50 Die Straßencops Süd –Jugend im Visier<br />
8.55 Frauentausch 10.55 Family Stories<br />
11.55 Traumfrau gesucht 14.00 Köln 50667<br />
15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />
Leben.Lieben.Leipzig 18.05 Köln 50667<br />
19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die Geissens<br />
–Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />
21.15 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 22.15 Naked Attraction –Dating hautnah<br />
23.15 exklusiv –Die Reportage 0.15 exklusiv<br />
–Die Reportage<br />
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8.30 Ski alpin: Weltcup 9.00 Fußball: U17-<br />
WM der Frauen 11.00 Skispringen: Weltcup.<br />
Einzelspringen 12.30 Ski alpin: Weltcup 14.00<br />
Ski alpin: Weltcup 14.30 Fußball: U17-WM der<br />
Frauen 16.30 Eiskunstlauf: Grand Prix Serie<br />
18.30 Olympische Spiele 19.55 News 20.05<br />
Skispringen: Weltcup. Einzelspringen 21.30 Ski<br />
alpin: Weltcup 22.30 Ski alpin: Weltcup 23.00<br />
Ski alpin: Weltcup 23.45 News 23.50 WATTS.<br />
Die Motorsport-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />
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ARTE, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
Die feine Gesellschaft<br />
Anfangdes 20. Jahrhunderts fristet die Familie des Jugendlichen Lümmel Rohbrecht<br />
in Nordfrankreich ein LebeninArmut.Daesnichtmal für das nötigste<br />
reicht,gibt sich die Familie der kannibalischenZweitverwertunggut betuchter<br />
Touristen hin. Unter ihnen befindet sich auch die Familie des wohlhabenden Industriellen<br />
AndréVan Peteghem (Fabrice Luchini). Filmemacher Bruno Dumont<br />
bedientsich wiegewohntungewöhnlicher Bilder und beherrschtauchin„Die<br />
feineGesellschaft“ gekonntdas Spiel der Kontraste. Anders als beivielenseiner<br />
anderen Filme entschiedsich Dumontbei dieser Komödie dafür,nichtausschließlich<br />
mit Laiendarstellern zu arbeiten. Bereits im Jahr 2013 machte er eine<br />
Ausnahme und verpflichtete für „Camille Claudel 1915“ die Oscarpreisträgerin<br />
Juliette Binoche,mit der es in „Die feine Gesellschaft“ ein Wiedersehengibt.<br />
(Frk./Dtl./Bel./2016)<br />
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Elfter Fall fürChristian Redl als Kriminalhauptkommissar<br />
ThorstenKrüger,der<br />
sich diesmalgezwungen sieht, gegeneine<br />
Freundin zu ermitteln: Im Spreewald wird<br />
der Rechtsanwalt Günther Malchowdurch<br />
einen tödlichen Schuss voneiner Armbrust<br />
niedergestreckt. Bevorder Todeintritt, kann<br />
28.November<br />
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TanjaBartkoflüstern.<br />
Kiosk<br />
Ermittler Thorsten<br />
Krüger (Christian Redl) istinheller Aufregung,handeltessich<br />
beiTanjaBartkodoch<br />
um eine Bekannte, in dieereinst schwer<br />
verliebt war. Gewohntgrundsolide inszenierteKrimiunterhaltungmit<br />
überraschender<br />
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3 1 8 4 9 7 6 5 2<br />
4 3 7 6 2 5 1 8 9<br />
8 5 1 3 4 9 2 6 7<br />
6 9 2 1 7 8 4 3 5<br />
1 7 9 8 5 2 3 4 6<br />
2 8 6 7 3 4 5 9 1<br />
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8 9 7 1 3 2 4 6 5<br />
2 4 3 8 5 6 7 1 9<br />
5 1 6 9 4 7 8 3 2<br />
3 5 1 7 9 8 2 4 6<br />
7 6 8 5 2 4 1 9 3<br />
4 2 9 3 6 1 5 7 8<br />
5.15 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.50 Kinder stellen Fragen<br />
6.05 Kinder stellen Fragen 6.20 Rote Rosen<br />
7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />
9.45 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />
10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25 Zoobabies<br />
12.15 Krieg der Ameisen 13.00 rbb24 13.10<br />
Verrückt nach Meer 14.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt<br />
–Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger<br />
&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />
Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />
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/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />
Experten beantworten Fragen und<br />
geben nützliche Tipps<br />
21.00 Die Charité –Auf Leben undTod<br />
Doku-Soap<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tatort<br />
Schuldlos schuldig.TV-Kriminalfilm,<br />
D1988. Mit Heinz Drache u.a.<br />
23.30 Polizeiruf 110<br />
Glassplitter.TV-Kriminalfilm, DDR 1981<br />
0.45 Alles Klara<br />
Hitverdächtig. Krimiserie<br />
ProSieben<br />
7.30 Scrubs –Die Anfänger 9.15 The Middle<br />
10.10 Mike &Molly 10.35 How IMet Your Mother<br />
11.30 2Broke Girls 12.25 Mom. Romantik<br />
mit Hindernissen/Verleih' nie Kohle an eine<br />
Plunkett! Comedyserie 13.20 Twoand aHalf<br />
Men. Unmusikalisch und arrogant/Ein Mann<br />
braucht höhere Ziele/Die Samenspende. Comedyserie<br />
14.40 The Middle. Der Buchstabierwettbewerb/Die<br />
Trennung.Comedyserie 15.40 The<br />
Big Bang Theory. Ein Prosit auf Mrs.Wolowitz/<br />
Die Intimitäts-Beschleunigung/Die Mars-Bewerbung.Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Fett ist fabelhaft/Driving<br />
Miss Marge. Zeichentrickserie 19.05 Galileo.<br />
Generation „Galileo”–Das Tauschexperiment<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Es waren doch nur Küsse. Comedyserie<br />
20.45 The Big Bang Theory<br />
21.15 The Middle<br />
Die Streithammel. Comedyserie<br />
21.45 The Big Bang Theory Comedyserie<br />
22.15 The Big Bang Theory<br />
Feynmans Van /Zurück nach 2003.<br />
Comedyserie<br />
23.10 Late Night Berlin<br />
Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />
0.05 The Big Bang Theory<br />
Es waren doch nur Küsse. Comedyserie<br />
14.05 Der große Crash –Margin Call. Thriller,<br />
USA 2011 15.50 (für HG) Expedition Sternenhimmel<br />
16.45 X:enius 17.10 3000 Kilometer<br />
Yukon–Mit dem Kanu bis zum Beringmeer<br />
17.40 360° Geo Reportage 18.35 (für HG)<br />
Bahnhofskathedralen –Europas Reise-Paläste<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: Schwerpunkt:<br />
ARTE FilmFest 20.15 Die feine Gesellschaft.<br />
Komödie, F/D/B 2016 22.10 Im Banndes Jadeskorpions.<br />
Krimikomödie, USA/D2001 23.50<br />
Neapolitanische Nächte: Èpiccerella. Drama, I<br />
1922 0.55 'A Santanotte. Kurzfilm,I1922<br />
3Sat<br />
12.30 (für HG) sonntags 13.00 (für HG) ZIB<br />
13.15 Notizen aus dem Ausland 13.20 Das<br />
Wüstenparadies (1-2/2) 14.50 Griechenland<br />
–Von Insel zu Insel .Die Kykladen /Der<br />
Dodekanes /Kreta /Die Ionischen Inseln /<br />
Der Peleponnes 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />
heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Südstadt. TV-Drama, D<br />
2018 21.45 (für HG) Fremder Feind. TV-Drama,<br />
D2018 23.15 (für HG) Der Chinese. TV-<br />
Thriller, D/S/A 2011 0.45 (für HG) Mutig,cool<br />
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Anne Will 17.00 Aktuelle Reportage 17.30<br />
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Harry Potter 18.30 Australiens Küsten 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Australiens Küsten.<br />
Great Barrier Reef /Tasmanien 21.45 heutejournal<br />
22.15 unter den linden 23.00 phoenix<br />
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Küsten 2.15 Flanieren mit Nostalgie<br />
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12.00 Tupu –Das wilde Mädchen ausdem Central<br />
Park 12.25 (für HG) DieMaus 12.55 (für<br />
HG) Geronimo Stilton 13.20 Ein Fall für TKKG<br />
13.40 Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein<br />
15.00 Hank Zipzer 15.25 Mirette ermittelt<br />
15.45 (für HG) Miaand me 16.40 Pippi Langstrumpf<br />
17.25 Die Piraten vonnebenan 18.00<br />
Ein Fall für die Erdmännchen 18.10 Sam 18.30<br />
Inui 18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Yakari<br />
19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für<br />
HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live 20.10 (für<br />
HG) Find me in Paris –Tanz durch die Zeit<br />
Dmax<br />
12.15 Die Wildlife-Cops 13.10 YukonMen –<br />
Überleben in Alaska 14.15 Meine Frau, die Wildnis<br />
und ich 15.15 Ed Stafford:Wie ich die Welt<br />
überlebte 16.15 Border Control –Spaniens<br />
Grenzschützer 17.15 Fang des Lebens –Der<br />
gefährlichste JobAlaskas 19.15 A2 –Abenteuer<br />
Autobahn 20.10 Chris &Mäx: Die Oldtimer-<br />
Spezialisten 21.15 Shifting Gears mit Aaron<br />
Kaufman 22.15 Mexicanicos –Die Schrauber<br />
vonGuadalajara 23.15 Die Auto-Messies 0.15<br />
Chris &Mäx: Die Oldtimer-Spezialisten<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Unterwegs im<br />
Westen 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30<br />
Europamagazin 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Anne Will. Polit-Talk 21.17 Extra 21.30 Zeit<br />
Matinee 22.15 Markt 22.45 Tagesthemen 23.30<br />
Kowalski &Schmidt. Deutsch-polnischesJournal<br />
0.00 sportinside 0.30 Europamagazin 1.00 Dienen<br />
bei der NVA 1.45 Schätzeder Welt 2.00<br />
Nachtmagazin 2.20 Sachsen-Anhalt Heute 2.50<br />
Extra 3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburgaktuell<br />
4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
9.35 Bezaubernde Jeannie 10.25 Lindenstraße<br />
10.55 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
11.45 Verrückt nach Meer 12.35 Sturmder Liebe<br />
13.20 Sturmder Liebe 14.10 DerLieblingdes<br />
Himmels. TV-Beziehungsgeschichte, D2015<br />
15.40 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />
16.30 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />
20.15 PrivateEyes 20.55 Private Eyes 21.40 extra<br />
3 22.25 Der Amsterdam-Krimi: Todinder Prinzengracht.<br />
TV-Kriminalfilm, D2018 23.55 Private<br />
Eyes 0.35 Private Eyes 1.20 Lindenstraße 1.50<br />
Hustle –Unehrlich währtamlängsten 2.40 extra 3<br />
3.30 Startrampe 4.05 Hart aber herzlich<br />
ZDF NEO<br />
8.15 Topfgeldjäger 9.10 Lafer! Lichter! Lecker!<br />
9.50 Bares für Rares 11.40 kaputt und ... zugenäht!<br />
12.25 DieRettungsflieger 13.50 (für HG)<br />
Columbo. Blumen des Bösen. TV-Kriminalfilm, USA<br />
1972 15.05 DieSpezialisten –ImNamender Opfer<br />
15.45 Die Rettungsflieger 17.15 (für HG) Columbo.<br />
Blumen desBösen. TV-Kriminalfilm, USA<br />
1972 18.30 Baresfür Rares 19.20 Baresfür Rares<br />
20.15 (für HG)Inspector Barnaby. DerTrüffelschwein-Mörder.TV-Kriminalfilm,<br />
GB 2014 21.45<br />
(für HG)Inspector Barnaby. Flieg,Mörder,flieg.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 2014 23.15 No Offence 1.35<br />
heute-show 2.05 Die Anstalt 2.55 Die glorreichen<br />
10 3.40 Die glorreichen 10 4.30 Callin’Mr. Brain<br />
ZDF INFO<br />
6.30 Rätselhafte Geschichte 8.00 Mördern auf<br />
der Spur 10.30 Täterjagd 12.00 Warrior Women<br />
12.45 Arena der Gladiatoren –Das Kolosseum<br />
13.30 Gladiatoren –Kampfmaschinen<br />
der Antike 14.15 Ursprung der Technik<br />
16.30 Von der Keule zur Rakete –Die Geschichte<br />
der Gewalt 18.00 Ursprung der Technik<br />
19.30 Von der Keule zur Rakete –Die Geschichte<br />
der Gewalt 20.15 Panzer! Der Erste<br />
Weltkrieg 23.15 Von der Keule zur Rakete –<br />
Die Geschichte der Gewalt. Waffen für jedermann<br />
0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Fukushima<br />
–Tagebuch einer Katastrophe 2.00<br />
Uran –Das unheimliche Element<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Die spanische Violinistin Lina Tur<br />
Bonet. Mit Bernhard Schrammek, ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert Cécile McLorin Salvant &Aaron<br />
Diehl Trio. Mit Cécile McLorin Salvant (Gesang),<br />
Aaron Diehl (Piano), Paul Sikivie (Bass),<br />
Kyle Poole (Schlagzeug). Moderation: Matthias<br />
Wegner,ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schöne Stimmen Der bulgarische Bass Boris<br />
Christoff, ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Die Donaueschinger<br />
Musiktage 2018. Mit Andreas Göbel. Im Zentrum<br />
der diesjährigen Donaueschinger Musiktage<br />
standen Kompositionen, die sich als<br />
Reaktion auf das aktuelle Zeitgeschehen verstehen,<br />
darunter Auseinandersetzungen mit<br />
gesellschaftlichen, sozialen oder technischen<br />
Themen wie Medienarchäologie, Roboter oder<br />
öffentliche Gewalt. Ein akustischer Rückblick.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
2. Raderbergkonzert 2018/2019 Mit Sylvia<br />
Systermans, ca. 105 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Eine leuchtende Spur.Roman<br />
Pfeifers instrumentales Theater.Von Florian<br />
Neuner Mit seiner 2012 gegründeten Compagnie<br />
‚Kammereletronik' realisiert Roman Pfeifer<br />
Konzertperformances im Kammermusikformat.,<br />
ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Männer mit Erfahrung“ Kriminalhörspiel<br />
nach dem Roman „Go with me“ von Castle<br />
Freeman. Mit Wolfgang Pregler,Walter Renneisen,<br />
Meike Droste, Stefan Haschke, Karl Kranzkowski,<br />
Berthold Toetzke, Friedhelm Ptok,<br />
Holger Kunkel, Florian von Manteuffel, Thomas<br />
Höhne, Götz Schulte, Robert Besta u.a., Regie:<br />
Irene Schuck, ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Judith Schalansky: „Verzeichnis einiger<br />
Verluste“ (11/18), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin „Ganz ohne Kaiserschnitt“.<br />
Schwanger trotz HIV? Von Marie Wildermann,<br />
ca. 26 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Robert Johnson. Mit Ortrun Schütz,<br />
ca. 30 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Harry und Meghan ziehen bald um.<br />
Noch vorder Geburtihres Kindes<br />
verlassen sie den Kensington Palast<br />
in London, wo auch Prinz William<br />
mit seiner Frau Kate wohnt, in Richtung<br />
Windsor ins FrogmoreAnwesen.<br />
Dortnahmen sie schon ihreVerlobungsfotos<br />
auf und feierten ihre<br />
Hochzeitsparty.Romantisch, könnte<br />
man meinen, doch der britische<br />
BoulevardwittertStress.Demnach<br />
sind es keine Sentimentalitäten oder<br />
der Wunsch nach zehn Schlafzimmern,<br />
die die royalen Bald-Eltern<br />
zum Umzug bewegen, sondernStreit<br />
zwischen Harryund William. Eine<br />
Quelle dafür gibt es aber nicht. Und<br />
so scheint es auch möglich, dass die<br />
Queen, die selbst gerne in Windsor<br />
residiert, ihren Lieblingsenkel einfach<br />
gerne bei sich hätte.<br />
Schauspieler<br />
RupertGrint<br />
DPA<br />
RupertGrint (30)<br />
orientiertsich an<br />
Prinz Harry,<br />
nicht nur was die<br />
Haarfarbe angeht.<br />
DerSchauspieler,der<br />
sich<br />
weiterhin von<br />
seiner Rolle aus<br />
den „HarryPotter“-Filmen<br />
zu<br />
emanzipieren<br />
versucht, verkörpertinder Krimi-Serie„Snatch“<br />
einen chaotischen<br />
Kleinkriminellen. Grint sagt: Prinz<br />
Harryhabe ihn zu dieser Figur inspiriert,<br />
auch wenn der Herzog von<br />
Sussex inzwischen artiger geworden<br />
sei. Dasgilt übrigens auch für den<br />
Schauspieler selbst, wenn auch aus<br />
anderen Gründen. „Ich vertrage einfach<br />
nicht mehr so viel Alkohol wie<br />
früher“, sagte er in einem Interview.<br />
„Ich fühle mich richtig alt.“<br />
Joe Bausch (65) reagiertebenfalls auf<br />
sein Alter.Der Gefängnisarzt, der als<br />
Schauspieler im Kölner „Tatort“ den<br />
Gerichtsmediziner Dr.Joseph Roth<br />
spielt, hängt seinen bürgerlichen Berufnach<br />
32 Jahren an den Nagel. Die<br />
neu gewonnene Zeit will er aber<br />
nicht auf dem Golfplatz verplempern,<br />
sondernwieder mehr auf Theaterbühnen<br />
stehen, sich als Bildhauer<br />
versuchen oder als Arzt für<br />
Hilfsorganisationen arbeiten –und<br />
auch dem ARD-Krimi will er treu<br />
bleiben. Klingt nach einem arbeitsreichen<br />
Ruhestand. (dma./mit dpa)<br />
TIERE<br />
Elegant schnippt sich das Tier den<br />
Wurm in den Schnabel.<br />
AFP<br />
So viel Zeit muss sein. Beieiner Cricket-Partie<br />
zwischen SriLanka und<br />
England in Colombo,der Hauptstadt<br />
des Inselstaates,ließ sich ein Reiher<br />
auf dem Spielfeld nieder,pickte sich<br />
genüsslich einen Wurm aus der Erde<br />
und verspeiste ihn. Für die Athleten<br />
kein Problem, denn Zeitdruck gibt es<br />
beim Cricket nicht –vor allem nicht<br />
bei der klassischen Variante,die aktuell<br />
im Sinhalese Sports Club ausgespielt<br />
wird. Eine Partie kann schonmal<br />
fünf Tage dauern. Übrigens gibt<br />
es nicht nur Cricket, sondernauch<br />
Reiher in vielen verschiedenen Varianten.<br />
Mehr als 100 Arten gibt es auf<br />
der Welt, allein in Südostasien sind<br />
es 24. Beidiesem hungrigen Exemplar<br />
handelt es sich wahrscheinlich<br />
um einen Silberreiher. (dma.)<br />
Seit diesem Monat ist auf<br />
Netflix der Film „Outlaw<br />
King“ zu sehen, in dem<br />
Chris Pine den schottischen<br />
Unabhängigkeitskämpfer Robertthe<br />
Bruce spielt, der im 14. Jahrhundert<br />
gegen die englische Armee ins Feld<br />
zog. Wer auf brutale Historienepen<br />
steht, kommt hier voll auf seine Kosten,<br />
zumindest wenn man sich nicht<br />
von Pines Vokuhila-Frisur ablenken<br />
lässt. Im Interview spricht Pine von<br />
seinem besten Stück, Freundschaften<br />
in Hollywood und seinem „verrückten“<br />
Leben.<br />
Mr. Pine, seit der Weltpremiere<br />
von„Outlaw King“ ist Ihr Körper<br />
Gesprächsthema, man sieht Sie<br />
gleich zu Beginn nackt. Überrascht<br />
Sie diese Aufmerksamkeit<br />
für eine so winzige Szene?<br />
Winzig ist hier das falsche<br />
Wort... Aber ja, das kann man<br />
wohl sagen. Erwachsene Menschen<br />
kichern online über meinen<br />
Penis,als seien sie Schulkinder.<br />
Soganz kann ich die Aufregung<br />
nicht verstehen, immerhin<br />
haben doch die meisten von<br />
uns schon mal einen nackten<br />
Mann gesehen, oder?<br />
Aber dass ein Star mal mehr zeigt<br />
als seinen Hintern, ist in Hollywood<br />
doch wohl eher die Ausnahme...<br />
In den USA ist es kein Problem,<br />
dass 13-Jährige im Kino Filme sehen,<br />
in denen jemandem der Kopf abgesägt<br />
wird. Aber wenn zwei Menschen<br />
Sexmiteinander haben, ist die Sache<br />
gleich nur noch für Zuschauer über<br />
17 Jahren freigegeben. Oder kurzgesagt:<br />
Intimität zu zeigen ist verboten,<br />
Gewalt dagegen wird locker durchgewunken.<br />
Das ist schon absurd.<br />
Undbeweist mal wieder, wie puritanisch<br />
unsere Gesellschaft tickt.<br />
Selbstgeißelung, Scham und Wut<br />
werden groß geschrieben, aber Sex<br />
ist etwas Schlechtes.<br />
Allerdings geht es in diesem Fall ja<br />
nicht allgemein um Sex, sondern<br />
konkret um Ihre nackte Haut. Ärgert<br />
Siedas?<br />
Ich fand es schon ziemlich daneben,<br />
dass selbst Vanity Fair einen Artikel<br />
veröffentlichte, dessen Überschrift<br />
klang, als hätte ein 15-Jähriger<br />
sie geschrieben. Andererseits ist<br />
es vielleicht gar nicht verkehrt, mal<br />
über das Thema zu sprechen. Wenn<br />
meine Filmpartnerin Florence Pugh<br />
ihreBrüste und mehr zeigt, ist das für<br />
niemanden der Rede wert. Von<br />
Frauen wird das einfach erwartet.<br />
Aber warum erwartet niemand von<br />
mir, dass ich mich nackt zeige?<br />
Macht man sich als Mann damit zu<br />
verletzlich?<br />
Sointeressant sie auch sind, wissenschaftliche<br />
Themen können<br />
für den Laien ziemlich ermüdend<br />
sein. Einfacher ist es für Zuhörer von<br />
sogenannten Science-Slams, bei<br />
dem Wissenschaftler ihre Forschungen<br />
in zehnminütigen Vorträgen in<br />
populärwissenschaftlicher Sprache<br />
präsentieren und dabei um den Applaus<br />
des Publikums buhlen.<br />
Das Format gibt es inzwischen<br />
seit zwölf Jahren. Ende 2006 führte<br />
es der Verständlichkeitsforscher<br />
Alex Dreppec in Darmstadt ein.<br />
Seit 2010 gibt es sogar eine deutsche<br />
Meisterschaft. Dieses Jahr<br />
konnte der Metallforscher Aniruddha<br />
Dutta aus Düsseldorf das<br />
Der nackte Mann<br />
Der Schauspieler Chris Pine über das prüde Amerika und wahre Freundschaften<br />
Smartund für<br />
einen Hollywood-Star<br />
bemerkenswert<br />
freizügig:<br />
Schauspieler<br />
Chris Pine GETTY<br />
Angezogen ebenfalls nicht unattraktiv: Pine als schottischer Rabauke. NETFLIX /DAVID EUSTACE<br />
VonMetallen und Keksen<br />
Gabesirgendeinen Grund, weswegen<br />
Siegezögerthätten, die Rolle in „Outlaw<br />
King“ zu spielen? Vielleicht weil<br />
Sie als Amerikaner nicht die naheliegendste<br />
Besetzung für einen schottischen<br />
Volkshelden sind?<br />
Ach kommen Sie, warum sollte<br />
ich da zögern? Ich bin doch Schauspieler.<br />
Glauben Sie, Cate Blanchett<br />
zögert, wenn jemand sie bittet, eine<br />
Amerikanerin zu spielen? Klar, der<br />
schottische Akzent hat mir gehörigen<br />
Respekt eingeflößt. Doch bei<br />
Regisseur David Mackenzie wusste<br />
ich mich in besonders guten Händen.<br />
Weil Mackenzie selbst Schotte ist,<br />
wurde sicher besonders darauf geachtet,<br />
dass auch historisch alles korrekt<br />
gezeigt wird, oder?<br />
Ganz genau. Und natürlich hatten<br />
wir auch diverse historische<br />
Berater dabei. Deswegen weiß ich<br />
zum Beispiel, dass eine Hochzeitsnacht<br />
damals wirklich so ablief,<br />
wie wir es zeigen: irgendwann<br />
während der Feier kam da der<br />
Priester und schickte das Brautpaar<br />
gezielt ins Bett, weil es an der<br />
Zeit war, Sex zu haben. Angeblich<br />
war es sogar üblich, dass die Familien<br />
von Braut und Bräutigam mit<br />
im Raum waren um dafür zu sorgen,<br />
dass die Ehe auch wirklich<br />
vollzogen wird.<br />
Mackenzie bezeichnen Sie auch privatals<br />
Freund.Wieleicht ist es eigentlich<br />
als Hollywoodstar, Freundschaften<br />
zu pflegen?<br />
Es ist natürlich die Frage,wie man<br />
„leicht“ definiert. Oft ist es natürlich<br />
praktisch, wenn man sich gut versteht<br />
mit den Menschen, mit denen<br />
man zusammenarbeitet. Denn die<br />
verstehen mein etwas verrücktes Leben<br />
zwischen Dreharbeiten, Reisen<br />
und roten Teppichen am besten. Allerdings<br />
dauertes, bis ich Leute wirklich<br />
an mich heranlasse.<br />
Warum ist das so?<br />
Dazu müssten wir vielleicht mal<br />
einen Psychologen befragen. Ich<br />
brauche einfach Zeit, um anderen<br />
Menschen mein innerstes Seelenleben<br />
zu präsentieren. Und natürlich<br />
ist es in meinem Job nicht einfach,<br />
viel und lange Zeit miteinander<br />
zu verbringen. Deswegen sind<br />
meine intensivsten Freundschaften<br />
tatsächlich die,die am längsten<br />
bestehen. Zwei Freunde habe ich<br />
noch aus High-School-Zeiten. Wir<br />
sehen uns nicht ständig. Aber<br />
wenn, dann ist das für mich immer<br />
ein Gefühl von nach Hause kommen.<br />
DasGespräch führte<br />
Patrick Heidmann.<br />
Dank Vanillecreme wird ein Düsseldorfer Forscher deutscher Science-Slam-Meister<br />
Er konnte seine Forschung gut an den Laien<br />
bringen: Aniruddha Dutta<br />
DPA<br />
Publikum überzeugen –mit einem<br />
Keksvergleich.<br />
5000 Zuschauer lauschten am<br />
Sonnabend in Mainz den unterhaltsamen<br />
Vorträgen vonDutta und seinen<br />
Kontrahenten. Kurz vor Mitternacht<br />
fiel die Entscheidung: Der<br />
Wissenschaftler vom Max-Planck-<br />
Institut für Eisenkunde bekam den<br />
größten Applaus und wurde so zum<br />
neunten deutschen Science-Slam-<br />
Meister. Inseinem zehnminütigen<br />
Vortrag„Stealing weight from Steel“<br />
(Gewicht von Stahl stehlen) ging es<br />
darum, wie man Stahl leichter machen<br />
kann –etwa um spritsparendereAutos<br />
zu konstruieren. DerMetallkundler<br />
erklärte seinen wissenschaftlichen<br />
Ansatz mit der Hilfe<br />
vonDoppelkeksen, zwischen denen<br />
eine Vanillecreme klebt. Bei dem<br />
Gebäck komme es auf die richtige<br />
Kombination von härteren (Keks)<br />
und weichen (Creme) Materialien<br />
an –und genauso sei es beim leichten<br />
Stahl.<br />
Auf den weiteren Plätzen landeten<br />
die Materialforscherin Anastasia<br />
August aus Karlsruhe,die mit einer<br />
Kerze und einem Messer die<br />
Wärmespeicherung erklärte, und<br />
der Psychologe Moritz Kirchner aus<br />
Potsdam, der erklärte, warum komplexe<br />
Themen in der Politik den Erfolg<br />
vonPopulisten begünstigen.<br />
(BLZ/dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Kinderpornoring in Spanien<br />
hochgenommen<br />
Beieiner großangelegten Operation<br />
gegen einen Kinderpornoring in<br />
Spanien hat die Polizei fast 80 Verdächtige<br />
festgenommen. DerPolizei<br />
ist damit einer der bisher schwersten<br />
Schläge gegen Kinderpornografie in<br />
Spanien gelungen. BeiHausdurchsuchungen<br />
wurden unter anderem<br />
45 Laptops,113 Festplatten und<br />
rund 300 DVDs sichergestellt. Unter<br />
den Inhaftierten ist den Angaben zufolge<br />
auch eine Frau, die ihreTochter<br />
und ihreNichte wiederholt missbraucht<br />
haben soll. (dpa)<br />
Noch immer 249 Vermisste<br />
nach Waldbränden<br />
Nach den verheerenden Waldbränden<br />
in Kalifornien werden noch immer<br />
249 Menschen vermisst. Derweil<br />
wurde die Zahl der Todesopfer<br />
erneut nach oben korrigiert. Beim<br />
„Camp Fire“imNorden des Bundesstaates<br />
starben 87 Menschen, beim<br />
„Woolsey Fire“inder Gegend um<br />
Malibu gab es drei Tote.Immerhin:<br />
98 Prozent der Brände sind inzwischen<br />
unter Kontrolle. (AFP)<br />
Grab eines Chef-Mumifizierers<br />
in Ägypten entdeckt<br />
Ein Archäologe untersucht einen Sarkophag<br />
in Luxor.<br />
DPA<br />
Ägypten hat ein antikes Grab,einen<br />
Sarkophag und weitereBegräbnisartefakte<br />
in der Thebanischen Nekropole<br />
Al-Asasif in der Tempelstadt Luxorenthüllt.<br />
Unter den Funden sind<br />
Sarkophage,Statuen und etwa 1000<br />
Begräbnis-Figürchen aus Holz,<br />
Lehm und Stein. DasGrabstammt<br />
aus dem Mittleren Reich (2137 bis<br />
1781 vorChristus) und gehörte nach<br />
Angaben des Ministeriums Thau-Irchet-If,<br />
dem Chef-Mumifizierer am<br />
Mut-Tempel in der berühmten Karnak-Anlage<br />
in Luxor. (AFP)<br />
Volksabstimmung: Schweiz<br />
gegen Hornkuh-Initiative<br />
DerSchweizer Bergbauer Armin Capaul<br />
hat seinen Kampf für mehr<br />
Kühe mit Hörnerninder Schweiz<br />
verloren. Seine Initiative, Bauernmit<br />
Geld für das Halten vonHornviechernzubelohnen,<br />
ist bei einer<br />
Volksabstimmung gescheitert. 54,7<br />
Prozent der Teilnehmer sprachen<br />
sich am Sonntag gegen den Vorstoß<br />
aus.Capaul hält Kühe mit Hörnern<br />
für glücklicher.AndereBauernhalten<br />
dagegen: Hörner seien eine tödliche<br />
Gefahr.(dpa)<br />
Mindestens 210 Verletzte<br />
bei Erdbeben im Iran<br />
Im Westen des Iran sind am Sonntag<br />
bei einem schweren Erdbeben mehr<br />
als 200 Menschen verletzt worden. In<br />
den benachbarten Städten Sarpol-e<br />
Sahab und Gilan-e Gharb gebe es<br />
mindestens 210Verletzte,sagte der<br />
Gouverneur der Provinz Kermanschah.<br />
Berichte über Todesopfer gebe<br />
es bislang nicht. DasGeophysikalische<br />
Institut des Iran erklärte,nach<br />
dem Beben der Stärke 6,4 habe es<br />
mehrereNachbeben gegeben. (AFP)
LEBEN MIT HANDICAP<br />
EINE VERLAGSBEILAGE DER BERLINER ZEITUNG<br />
Ein Lebensziel:<br />
Die eigenen vier Wände<br />
Eine kleine Sensation:<br />
Die Special Olympics in Berlin<br />
Therapeuten mit Hufen:<br />
Unterricht auf Pferden
2 I LEBEN MIT HANDICAP<br />
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Wie genau wirkt sich eine Behinderung auf das Studium aus? Braucht derjenige mehr Zeit, technische Hilfen, eine Assistenzkraft?<br />
Handreichung auf dem Weg zum Abschluss<br />
Hochschulen sind zum individuellen „Nachteilsausgleich“ für Studierende mit Handicap verpflichtet –das erfordert Einfallsreichtum<br />
Elf Prozent der rund 2,8 Millionen<br />
Studierenden in<br />
Deutschland haben eine studienrelevante<br />
Beeinträchtigung,<br />
so die jüngsten Daten. Dabei sind<br />
nur verschwindend wenige auf<br />
den ersten Blick erkennbar, etwa<br />
am Rollstuhl oder dem Blindenstock.<br />
Gut die Hälfte der Betroffenen<br />
hat ein psychisches Leiden<br />
wie Depressionen, rund 20 Prozent<br />
eine chronische Krankheit<br />
wie Rheuma, MS oder Diabetes,<br />
andere eine Sinneseinschränkung<br />
wie Schwerhörigkeit oder eine Teilleistungsstörung<br />
wie Legasthenie<br />
oder Konzentrationsstörungen.<br />
Allen Betroffenen gemeinsam<br />
ist: Sie haben einen gesetzlichen<br />
Anspruch auf die Hilfe, die nötig<br />
ist, damit sie ihr Studium absolvieren<br />
können. Dabei unterstüt-<br />
Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen<br />
• Umbau &Modernisierung<br />
• Gezielt Ihr Leben erleichtern<br />
• Selbstständigkeit im gewohnten Umfeld<br />
• für Barrierefreies &zukunftsgerechtes Wohnen<br />
DOC-DARMER<br />
Rüdiger Darmer ·Pistoriusstr. 33·13086 Berlin<br />
zen sie Menschen wie Katja Barth<br />
oder Georg Classen. Die beiden<br />
arbeiten in der Beratung für Studierende<br />
mit Behinderungen und<br />
chronischen Erkrankungen, Katja<br />
Barth an der Beuth-Hochschule,<br />
Georg Classen an der Freien Universität<br />
Berlin.<br />
Strukturelle Barrieren<br />
Eine solche Stelle gibt es an jeder<br />
Hochschule, hier geht es um das<br />
Studium an sich. Zudem unterhält<br />
das Studierendenwerk drei Beratungsstellen<br />
in Berlin. Es ist für<br />
die sozialen Belange zuständig,<br />
bevorzugt Betroffene beispielsweise<br />
bei der Wohnungsvergabe.<br />
Während die bauliche Barrierefreiheit<br />
etwa an der FU „inzwischen<br />
bei über 90 Prozent der<br />
Gebäude gewährleistet“ ist, gibt<br />
Zuhause wohnen...<br />
...ein Leben lang<br />
Tel.: 030 516 41 330 ·Handy 0162 192 48 20 ·Fax 030 516 41 331<br />
es eine Vielzahl kommunikativer,<br />
struktureller und didaktischer<br />
Barrieren, die das Studium beeinträchtigten<br />
können. Untersuchungen<br />
zeigen: Betroffene brauchen<br />
länger bis zum Abschluss,<br />
unterbrechen öfter. „Es ist wie<br />
Studieren als Alleinerziehender<br />
oder neben einer Erwerbstätigkeit“,<br />
sagt Classen. „Es ist zeitund<br />
energieaufwändiger.“<br />
Die Hochschulen unterstützen,<br />
indem sie einen „Nachteilsausgleich“<br />
ermöglichen. Das kann<br />
mit einer erleichterten Zulassung<br />
beginnen, etwa, wenn eine fortschreitende<br />
Krankheit vorliegt:<br />
Zwei Prozent der Studienplätze<br />
sind für Härtefälle reserviert.<br />
Der Numerus Clausus greift dann<br />
nicht zwingend. Die Formalitäten<br />
sind nicht einfach, daher sollten<br />
sich Betroffene beraten lassen.<br />
Im Studium geht es weiter mit<br />
angepassten Studier- und Prüfungsbedingungen.<br />
„Nur ein kleiner<br />
Prozentsatz der Betroffenen<br />
braucht persönliche Assistenz<br />
oder technische Hilfsmittel, zum<br />
Beispiel eine FM-Anlage für Hörbehinderte<br />
–dafür gibt es beim<br />
Studierendenwerk Berlin einen<br />
Finanztopf“, berichtet Classen.<br />
Viel häufiger geht es um Schreibzeitverlängerungen<br />
in Prüfungen,<br />
die Verteilung von Skripten vorab<br />
oder die Erlaubnis für den Einsatz<br />
von Laptops in Prüfungen. „Die<br />
Herausforderung ist, den Nachteilsausgleich<br />
zu finden, der den<br />
individuellen Nachteil tatsächlich<br />
ausgleicht“, sagt Katja Barth.<br />
„Denn es geht nicht um Erleichterungen,<br />
sondern um die Herstellung<br />
gleicher Bedingungen.<br />
So bekommt ein Rollstuhlfahrer<br />
nicht automatisch eine Schreibzeitverlängerung.<br />
Aber ein Studierender<br />
mit ADHS braucht vielleicht<br />
eine Begleitperson, die ihm<br />
Stabilität vermittelt.“<br />
Gemeinsam Lösungen suchen<br />
GETTY IMAGES/WAVEBREAKMEDIA<br />
Sie berät Betroffene daher am<br />
liebsten vor Studienbeginn und<br />
bespricht, welche spezifischen<br />
Schwierigkeiten auftreten können.<br />
Einige Wochen nach Studienbeginn<br />
wird dann gemeinsam die<br />
Erfahrung beleuchtet.<br />
„Manchmal lösen sich dann<br />
Probleme in Luft auf. So hat ein<br />
Studienanfänger mit Asperger-<br />
Syndrom per Zufall gleich zu Anfang<br />
in eine Arbeitsgruppe gefunden,<br />
in der es perfekt harmoniert.<br />
Er kommt wunderbar zurecht.“<br />
In anderen Fällen treten unvorhergesehene<br />
Schwierigkeiten<br />
auf, für die dann gemeinsam<br />
Lösungen gesucht werden. Oft<br />
ist dies ein Studienhelfer, der als<br />
Assistenzkraft für den Betroffenen<br />
mitschreibt oder seine soziale Interaktion<br />
moderiert. Meist sind es<br />
Kommilitonen, die sich etwas dazuverdienen<br />
können.<br />
Georg Classen erarbeitet gemeinsam<br />
mit seinen „Klienten“<br />
über den konkreten Hilfebedarf hinaus<br />
ein Empfehlungsschreiben,<br />
in dem die Beeinträchtigung und<br />
ihre Auswirkung auf das Studium<br />
möglichst genau skizziert ist.<br />
Darin werden den Lehrenden<br />
Vorschläge macht, wie sie den<br />
Nachteil ausgleichen können.<br />
Zum Beispiel, indem Fragen aus<br />
dem Publikum stets vom Dozenten<br />
wiederholt werden, damit der<br />
Hörbehinderte sie über die FM-<br />
Anlage auch versteht.<br />
Oder indem ein Studierender<br />
mit Sozialphobie von der Aufgabe<br />
ausgenommen wird, einen<br />
Vortrag vor Publikum zu halten<br />
und stattdessen eine schriftliche<br />
Arbeit einreichen kann. „Leider<br />
gibt es in dieser Hinsicht keine<br />
systematischen Fortbildungen<br />
für die Lehrenden“, bedauert<br />
Classen. Er beobachtet aber insgesamt<br />
große Bereitschaft, sich<br />
darauf einzustellen.<br />
Er stellt ebenso wie Katja Barth<br />
fest, dass sich nur ein kleiner Teil<br />
der Betroffenen beraten lässt. Gerade<br />
Studierende mit psychischen<br />
Beeinträchtigungen hätten Hemmungen,<br />
sich zu „outen“ und Hilfe<br />
in Anspruch zu nehmen. (fwo)
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
LEBEN MIT HANDICAP I3<br />
Neue Ämter geplant<br />
Zweck: Antragstellung für Menschen mit Behinderung<br />
Das Gesetz soll Menschen mit<br />
Behinderung das Leben erleichtern,<br />
sicherstellen, dass<br />
sie ihre Rechte wahrnehmen können<br />
und ihnen Zugang zum gesellschaftlichen<br />
Leben verschaffen:<br />
Das Bundesteilhabegesetz (BTHG)<br />
vom Dezember 2016 wurde als<br />
Meilenstein in der Gesetzgebung<br />
rund ums Thema Behinderung<br />
gefeiert. Zwei Jahre ist das her,<br />
doch die Umsetzung verläuft inder<br />
Hauptstadt stockend, sagt Dominik<br />
Peter, Vorsitzender und Sprecher<br />
des Behindertenverbands Berlin.<br />
Bisher entscheiden Sozialämter<br />
Besonders in einem zentralen<br />
Punkt scheint der Weg zur konkreten<br />
Maßnahme noch weit. Menschen<br />
mit Behinderung sollen es<br />
leichter haben, behördliche Anträge<br />
zu stellen. Da geht es zum Beispiel<br />
darum, dass sie auf einen<br />
Rollstuhl angewiesen sind oder<br />
Assistenzleistungen benötigen. In<br />
Berlin entscheiden das zurzeit die<br />
Sozialämter in den Bezirken. „Und<br />
dabei fällt die Entscheidung –je<br />
nach Bezirk – manchmal unterschiedlich<br />
aus“, sagt Peter.<br />
Im BTHG werden die Bundesländer<br />
aufgefordert, einen Träger<br />
zu schaffen, der als Anlaufstelle<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
dient. In Berlin sind verschiedene<br />
Optionen möglich, sagt Sibyll-<br />
Anka Klotz, die als Leiterin der<br />
Projektgruppe Bundesteilhabegesetz<br />
bei der Senatsverwaltung für<br />
Integration, Arbeit und Soziales<br />
die Umsetzung des BTHG in Berlin<br />
begleitet.<br />
Ein Modell sieht vor, vier zentrale<br />
Teilhabeämter im Land Berlin<br />
zu schaffen. Dieser Vorschlag<br />
wurde kürzlich auf einer Konferenz<br />
vorgestellt, an der Peter sowie<br />
weitere Vertreter von betroffenen<br />
Institutionen und Interessengruppen<br />
teilnahmen. „Die Idee ist<br />
eigentlich gut“, sagt Peter. Es<br />
sei richtig, die Bearbeitung der<br />
Anträge im ganzen Land zu<br />
vereinheitlichen.<br />
Doch die vier Ämter sind noch<br />
nicht beschlossene Sache, betont<br />
Klotz. Es gibt bisher keinen Senatsbeschluss<br />
dazu. Viele Details<br />
müssten noch geklärt werden: wie<br />
die personelle Ausstattung sein<br />
soll, welche Qualifikation die Mitarbeiter<br />
haben müssen und wie<br />
sie bezahlt werden.<br />
Sie verweist auf einen Stichtag,andem<br />
die Bundesländer die<br />
neuen Behörden geschaffen haben<br />
sollen: zum 1. Januar 2020.<br />
In Berlin sei dieser Zeitrahmen<br />
angesichts der Doppelstruktur<br />
aus Land und Bezirken wohl kaum<br />
einzuhalten. Dennoch will Klotz<br />
die Schaffung der neuen Ämter<br />
so schnell es eben geht vorantreiben.<br />
„Bis zum Stichtag sollen die<br />
Weichen gestellt sein.“ Klotz weiß<br />
immerhin die beteiligten Senatsverwaltungen<br />
wie Gesundheit,<br />
Integration, Jugend und Finanzen<br />
dabei hinter sich.<br />
Freizeitaktivitäten koordinieren<br />
Das Bundesteilhabegesetz regelt<br />
viele Bereich des Lebens. Es will<br />
auch fördern, dass Menschen<br />
mit Behinderung ihre Freizeit aktiv<br />
gestalten. Assistenten sollen<br />
sie dabei begleiten. „Das Gesetz<br />
sieht vor, dass mehrere Behinderte<br />
sich bei ihren Freizeitaktivitäten<br />
zusammentun, damit nicht zu viele<br />
Assistenten benötigt werden“,<br />
sagt Peter.<br />
Mehrere solche Fälle seien<br />
beim Verband bekannt geworden.<br />
In einer betreuten Wohngemeinschaft<br />
wolle zum Beispiel ein Mitbewohner<br />
am Wochenende gern<br />
zum Eishockeyspiel der Eisbären,<br />
ein anderer wolle lieber ins Kino<br />
gehen. „Da heißt es dann, die beiden<br />
sollen sich einigen.“ Mit dieser<br />
Vorgehensweise ist Peter nicht einverstanden.<br />
(Mechthild Henneke)<br />
Mit dem Rollstuhl ins Taxi –das wünschen sich viele Menschen mit Behinderung.<br />
Mehr Inklusionstaxis bitte<br />
Droschkenbesitzer erhalten 15 000 Euro für behindertengerechte Umrüstung<br />
Spontan mit Freunden ins<br />
Restaurant gehen? Das ist<br />
für Dominik Peter schwer.<br />
Der Vorsitzende des <strong>Berliner</strong> Behindertenverbands<br />
sitzt im Rollstuhl.<br />
„In Berlin gibt es nur sieben<br />
barrierefreie Taxis, und das bei<br />
insgesamt etwa 8200 Taxis in der<br />
Stadt“, sagt er.<br />
Doch die Situation könnte sich<br />
ändern. Taxifahrer können seit<br />
diesem Monat eine Förderung von<br />
bis zu 15000 Euro beantragen,<br />
wenn sie ihr Auto behindertengerecht<br />
umrüsten. Die Initiative geht<br />
auf Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />
(Linke) zurück. Anlaufstelle<br />
für die Taxiunternehmer ist das<br />
Landesamt für Gesundheit und<br />
Soziales (LAGeSo). „Das Inklusionstaxi<br />
ist ein wichtiger Schritt<br />
zur inklusiven Stadt“, sagt Breitenbachs<br />
Sprecherin Regina Kneiding.<br />
Übrigens: Inklusionstaxis<br />
helfen allen Menschen mit „Mobilitätseinschränkung“<br />
–das kann<br />
auch ein Kinderwagen sein.<br />
Sowohl Kleintransporter wie<br />
Pkw können umgerüstet werden.<br />
Die Taxiinnung begrüßt die neue<br />
Regelung. „Wir sind erfreut, dass<br />
wir das Projekt starten können“,<br />
Wohnen für Menschen mit Behinderung<br />
Lebensräume<br />
Berlin<br />
GETTY IMAGES/OSTAPENKOOLENA<br />
sagt der Vorsitzende Leszek Nadolski.<br />
Er hofft, dass rund 100<br />
Taxis innerhalb der Förderzeit von<br />
drei Jahren umgerüstet werden.<br />
Das zur Verfügung gestellte Geld<br />
hält er für ausreichend, es müsse<br />
aber bei den Fahrern noch Überzeugungsarbeit<br />
geleistet werden.<br />
Peter denkt, dass es nicht<br />
nur finanzielle oder technische<br />
Schwierigkeiten sind, die das Taxigewerbe<br />
bisher zurückgehalten<br />
haben. „Es gibt Berührungsängste“,<br />
sagt er. Mancher Taxifahrer<br />
scheue sich davor, Behinderte zu<br />
transportieren. (mh.)<br />
Wir betreuen in unterschiedlichen Wohnformen und an verschiedenen<br />
Standorten Menschen aller Altersstufen mit geistiger<br />
Behinderung, Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung,<br />
Menschen mit speziellen Syndromen (Prader-Willy-Syndrom,<br />
Autismus) und Menschen, die durch Unfall oder Krankheit eine<br />
Behinderung erworben haben.<br />
Wir bieten Wohnen mit rund-um-die-Uhr-Betreuung, Trainingswohngruppen, Wohngemeinschaften<br />
und Betreutes Einzelwohnen sowie Beschäftigungs- und Förderbereiche (BFBTS).<br />
GETTY IMAGES/APEYRON<br />
In Behörden zum Ziel zu kommen, soll in Zukunft leichter werden.<br />
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4 I LEBEN MIT HANDICAP<br />
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Das größte Sportfest<br />
2023 gibt es Special Olympics in Berlin<br />
Die Special Olympics World<br />
Games finden 2023, also<br />
in fünf Jahren, erstmals in<br />
Berlin statt. Das hat vor wenigen<br />
Tagen das Präsidium der Special<br />
Olympics International (SOI) bei<br />
einer Tagung in der Dominikanischen<br />
Republik entschieden.<br />
Das teilte der Verband SOI mit.<br />
Konkurrent bei der Entscheidung<br />
war Moskau.<br />
Die Special Olympics World<br />
Games sind eine der größten<br />
Sportveranstaltungen der Welt.<br />
Sie wollen inspirierend und<br />
fördernd wirken für das Ziel<br />
einer Welt der vollständigen Inklusion<br />
für Menschen mit geistiger<br />
Behinderung.<br />
Bei den Special Olympics<br />
World Games 2023 werden voraussichtlich<br />
rund 7000 Athletinnen,<br />
Athleten und Unified<br />
Partner aus 170 Nationen in<br />
25 Sportarten teilnehmen. Sie<br />
werden von mehr als 3000 Betreuenden<br />
sowie 12 000 Familienmitgliedern<br />
begleitet. „Wir<br />
sind sehr, sehr glücklich über die<br />
Entscheidung, die wir auch als<br />
Wertschätzung für unseren Verband,<br />
für Berlin und für Deutschland<br />
wahrnehmen“, sagte Christiane<br />
Krajewski, Präsidentin von<br />
Special Olympics Deutschland.<br />
„Wir freuen uns mit unseren Athletinnen<br />
und Athleten.“<br />
Mit den Weltspielen 2023 sollten<br />
Selbstbestimmung und gleichberechtigte<br />
Teilhabe von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung<br />
in allen Lebensbereichen selbstverständlicher<br />
werden.<br />
Die Inklusion im und durch<br />
Sport wurde zu einem der wichtigsten<br />
Bestandteile der <strong>Berliner</strong><br />
Bewerbung. Dazu zählt das Host<br />
Town-Programm, das die gesamte<br />
Nation in die Aufnahme von<br />
Delegationen aus aller Welt einbindet.<br />
Unter Einbeziehung von<br />
Sportvereinen und Schulen in<br />
ganz Deutschland soll das Programm<br />
ein besseres Bewusstsein<br />
für die Belange von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung,<br />
für kulturelle Vielfalt und Inklusion<br />
bewirken. (mh.)<br />
Vom 14. bis 18. Mai fanden in Kiel die nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung statt. Die Fotos zeigen I<br />
„Ein Meilenstein für Berl<br />
Ein Gespräch mit zwei Athletensprechern des Verbands „Special Olympics De<br />
@ JOERG BRUEGGEMANN / OSTKREUZ<br />
Auch im Schwimmen fand in Kiel ein Wettbewerb statt.<br />
Kontakt:<br />
WIB –Weißenseer Integrationsbetriebe GmbH<br />
Geschftsstelle assostr Berlin<br />
el a <br />
infowibverbundde wwwwibverbundde<br />
Jeder Mensch ist der Experte für seine Lebensgeschichte.<br />
Der WIB Verbund bietet soziale und berufliche Integration für psychisch<br />
kranke, suchtkranke und behinderte Menschen durch Beratung,<br />
Betreuung, rbeit, Wohnen und agesstruktur Mit dem ufzeigen<br />
individueller Lösungswege unterstützen wir die Rehabilitation und eine<br />
selbstbestimmte Lebensführung<br />
ontakt und Beratungsstelle Beschftigungstagessttten<br />
Betreutes Wohnen Integration geflüchteter Menschen<br />
Inklusionsunternehmen rgotherapie<br />
nerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung<br />
Mark Solomeyer und Dennis<br />
Mellentin sind Sportler<br />
und engagieren sich dafür,<br />
dass Menschen mit geistiger Behinderung<br />
mehr Akzeptanz finden<br />
im Breitensport. Im Gespräch erklären<br />
sie, warum die Vergabe der<br />
Special Olympics nach Berlin für<br />
sie besonders ist.<br />
Wieder ein großes Sportfest in<br />
Berlin und dieses Mal ein ganz<br />
besonderes: die Weltspiele von<br />
Special Olympics. Was sagen Sie<br />
dazu?<br />
Mark Solomeyer: Ein Traum ist<br />
wahrgeworden. Es ist ein Meilenstein<br />
für Berlin und für Deutschland.<br />
Die Entscheidung macht<br />
uns unheimlich stolz, denn Inklusion<br />
ist unser zentrales Thema.<br />
Übrigens wird nicht nur Berlin profitieren,<br />
sondern alle Gemeinden<br />
und Städte.<br />
Dennis Mellentin: „Für mich<br />
als <strong>Berliner</strong> sind die Weltspiele<br />
Heimspiele. Die harte Arbeit als<br />
Atlethensprecher trägt jetzt Früchte.<br />
Mehr als drei Jahre haben wir<br />
daran gearbeitet und können jetzt<br />
zeigen, was inuns steckt.<br />
Waren Sie schon einmal bei internationalen<br />
Wettbewerben?<br />
Solomeyer: Ich war 2007 bei<br />
den internationalen Weltfestspielen<br />
in Shanghai 2007 und habe<br />
dort Gold und Bronze im Badminton<br />
geholt. Wir hatten dort ein<br />
Team, das das Herz am rechten<br />
Fleck getragen hat. Das wird<br />
2019 bei unserem Team in Abu<br />
Dhabi auch wieder so sein.<br />
Melletin: An diesen Spielen<br />
werde ich als Radsportler teilnehmen.<br />
Wir fahren dort auf der<br />
Formel 1-Rennstrecke –das wird<br />
ein Highlight.<br />
Treiben Sie Leistungssport, um<br />
sich vorzubereiten?<br />
Mellentin: Es fällt nicht unter<br />
Leistungssport. Wir rufen unser<br />
Pensum ab, was wir schaffen.<br />
Wir stehen nicht so unter Druck<br />
wie andere Sportler,zum Beispiel<br />
in der Bundesliga. Wir trainieren<br />
für uns.<br />
Mark Solomeyer (l.) und Dennis Mellentin s<br />
Solomeyer: Das ist das Besondere<br />
bei Sportlern mit geistiger<br />
Behinderung. Jeder soll es so<br />
machen, wie er es wünscht. Leistungsdruck<br />
gibt es nicht. Special
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
LEBEN MIT HANDICAP l 5<br />
SPORT<br />
ERMÖGLICHEN<br />
Special Olympics International<br />
(SOI) ist die weltweit<br />
größte Sportbewegung für<br />
Menschen mit geistiger und<br />
mehrfacher Behinderung,<br />
die vom Internationalen Olympischen<br />
Komitee (IOC) offiziell<br />
anerkannt ist.<br />
Im Jahr 1968 wurde Special<br />
Olympics inden USA durch<br />
Eunice Kennedy-Shriver,<br />
einer Schwester des früheren<br />
US-Präsidenten John F. Kennedy,<br />
gegründet.<br />
Die Idee, die dahinter steckte,<br />
war es, Menschen mit geistiger<br />
Behinderung, wie der gemeinsamen<br />
Schwester von<br />
John F. Kennedy und Eunice<br />
Kennedy-Shriver, Rosemary,<br />
eine Teilhabe anSportaktivitäten<br />
und Sportveranstaltungen<br />
zu ermöglichen.<br />
Mit mehr als fünf Millionen<br />
Athleten ist Special Olympics<br />
heute in 174 Ländern vertreten.<br />
Chairman von SOI ist Timothy<br />
Shriver, der Sohn von<br />
Eunice Kennedy-Shriver.<br />
Der Eid der Special-Olympicslautet:<br />
„Ich will gewinnen!<br />
Doch wenn ich nicht gewinnen<br />
kann, so will ich mutig mein<br />
Bestes geben!“ SOI bietet<br />
Menschen mit geistiger Behinderung<br />
mit den Mitteln des<br />
Sports die Chance zu mehr<br />
Selbstbewusstsein, Anerkennung<br />
und Teilhabe.<br />
Unter dem Stichwort Empowerment<br />
fördert Special<br />
Olympics die selbstbestimmte<br />
Partizipation von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung.<br />
Mit dem Athlete Leadership<br />
Programm setzt Special Olympics<br />
den Focus auf die Übernahme<br />
von Leitungsfunktionen<br />
durch Menschen mit<br />
geistiger Behinderung.<br />
In diesem Sinne versteht sich<br />
Special Olympics International<br />
als Organisation, die ihren<br />
Spirit und ihre Ziele von den<br />
Athletinnen und Athleten mit<br />
geistiger Behinderung bezieht<br />
und durch sie und mit ihnen<br />
zum globalen Player für Inklusion<br />
wird.<br />
SASCHA KLAHN/SASCHAKLAHN.COM<br />
mpressionen von den Spielen.<br />
SASCHA KLAHN/SASCHAKLAHN.COM<br />
Handball und Segeln zählen zu den Sportarten, die vertreten waren.<br />
in und für Deutschland“<br />
utschland“, die an dem Sportfest 2023 in Berlin teilnehmen werden<br />
MECHTHILD HENNEKE<br />
ind Athletensprecher bei Special Olympics.<br />
Olympics ist unter Breitensport<br />
zu sehen.<br />
Wie ist es, auf einem internationalen<br />
Wettbewerb zu sein?<br />
Mellentin: Wir gründen demnächst<br />
eine WhatsApp-Gruppe,<br />
mit der wir uns austauschen können.<br />
Vor zwei Wochen war ich im<br />
Trainingslager mit dem Radteam.<br />
Ich habe einen Kontakt zu einem<br />
Sportler aus Dresden. Mit dem<br />
tausche ich mich sehr gut aus.<br />
Es ist ein Team mit sehr viel<br />
Freude. Man muss als Team zusammenhalten.<br />
Vor Ort steht die<br />
eigene Leistung dran und dann<br />
gucken wir, wie es geht.<br />
Solomeyer: Es ist eine Herzenssache.<br />
Das Gemeinsamstark-Gefühl<br />
kommt auch bei den<br />
internationalen Sportlern an.<br />
Fühlen Sie sich als Sportler genügend<br />
anerkannt?<br />
Mellentin: Noch nicht. Wir machen<br />
aber viel Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Zum Beispiel haben wir von<br />
den Special Olympics in Kiel im<br />
Mai Live-Schalten ins Morgenmagazin<br />
gemacht.<br />
Solomeyer: Wir wollen mehr<br />
Akzeptanz. Wir wollen in der<br />
Gesellschaft mehr wahrgenommen<br />
werden. Wir gehören dazu.<br />
Wir wollen uns Ländern angleichen,<br />
die Vorreiter sind. In Holland<br />
ist die Inklusion viel weiter<br />
als bei uns zum Beispiel in<br />
Schwimmbädern.<br />
Nervt Sie etwas an den allgemeinen<br />
Sportlern?<br />
Mellentin: Nerven nicht, aber<br />
manche kennen Special Olympics<br />
nicht. Sie sagen, sie haben<br />
noch nie davon gehört. Wenn<br />
man es erklärt, denken die, wir<br />
seien Paralympcis. Das sind wir<br />
aber nicht. Allgemein geht es<br />
aber. Menschen mit geistiger<br />
Behinderung fallen nicht so auf.<br />
Viele machen deshalb imnormalen<br />
Verein Sport.<br />
Solomeyer: Was für uns<br />
wichtig ist, ist leichte Sprache.<br />
Das brauchen wir zum Beispiel<br />
für Anträge, umMitglied im Verein<br />
zu werden. Da wollen wir<br />
auch gern hin.<br />
(Das Gespräch führte: Mechthild<br />
Henneke)<br />
SASCHA KLAHN/SASCHAKLAHN.COM<br />
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6 I LEBEN MIT HANDICAP<br />
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Zora Schemm in ihrer Wohngemeinschaft. Die junge Frau ist Schauspielerin am RambaZamba-Theater.<br />
Ein Lebensziel: die eigenen vier Wände<br />
Eine Wohnung mieten, eine WG gründen –die Lebenshilfe bietet einen sicheren Rahmen für den selbstbestimmten Alltag<br />
Mit guten Freunden eine WG<br />
gründen, tagsüber seinem<br />
Beruf nachgehen, den Alltag<br />
daheim in Gemeinschaft erleben<br />
oder für sich sein –eine ganz<br />
normale Sache für junge Leute.<br />
Für Zora Schemm und ihre fünf<br />
Mitbewohner aber ist dieses Leben<br />
etwas ganz Besonderes.<br />
Die sechs jungen Leute haben<br />
alle ein Handicap und sind von<br />
Beruf Künstler, zum Beispiel spielen<br />
sie am Theater RambaZamba.<br />
Und sie zeigen der Nachbarschaft<br />
und der ganzen Stadt, was möglich<br />
ist. Kürzlich ist die WG aus<br />
ihrer bisherigen Wohnung in den<br />
Möckernkiez umgezogen und fühlt<br />
sich dort richtig wohl.<br />
Unterstützung bekommt Zoras<br />
Wohngemeinschaft von den Angehörigen<br />
und von der Lebenshilfe<br />
Berlin. Die hat auch die Genossenschaftsanteile<br />
gekauft. Die<br />
„Möckernkiez Genossenschaft für<br />
selbstverwaltetes, soziales und<br />
ökologisches Wohnen eG“ hat<br />
das Quartier am Gleisdreieckpark<br />
mit nach ökologischen Standards<br />
gebaut. Es ist durchgehend barriere-<br />
und autofrei.<br />
Der Möckernkiez steht überdies<br />
für selbstbestimmtes,<br />
generationenübergreifendes,<br />
ganzheitliches Wohnen. Wohngemeinschaften<br />
waren hier von Anfang<br />
an auch baulich vorgesehen.<br />
Betreutes Einzelwohnen: Hier<br />
handelt es sich um einen ganz<br />
normalen Mietvertrag zwischen<br />
Vermieter und dem Mieter mit<br />
Handicap. Unterstützung kommt<br />
von der Lebenshilfe, wo sie gebraucht<br />
wird: Hilfe beim Einkaufen,<br />
in rechtlichen Angelegenheiten<br />
oder imBehördenkontakt,<br />
bei der Gestaltung sozialer Kontakte<br />
und der Freizeit.<br />
Wohngemeinschaften: Hier ist<br />
die Lebenshilfe Hauptmieter<br />
der Wohnung, sie schließt mit<br />
„Unsere WG ist hier willkommen,<br />
der Kontakt zu den Nachbarn war<br />
von Anfang an gut und erfreulich“,<br />
berichtet Götz Wegner, bei der<br />
Lebenshilfe Regionalleiter im Geschäftsbereich<br />
Wohnen.<br />
Zoras Truppe ist die prominenteste<br />
von rund 50 solcher Wohngemeinschaften,<br />
die die Lebenshilfe<br />
in Berlin betreut. Doch auch<br />
in den anderen findet täglich statt,<br />
was lange für Menschen mit Handicap<br />
gar nicht vorgesehen war:<br />
Ein selbstbestimmtes Leben nach<br />
eigenen Zielen und Wünschen.<br />
„Personenzentrierung“ ist das<br />
Stichwort: Menschen mit Handicap<br />
wurden bisher meist fremdbestimmt<br />
betreut. „Ich weiß doch<br />
selbst, was ich will“, war zuBeginn<br />
der 1990er Jahre ihr trotziger<br />
Slogan.<br />
Erst 2009 formulierte die UN-<br />
Behindertenrechtskonvention das<br />
„Recht, ihre individuellen politischen,<br />
wirtschaftlichen, sozialen<br />
und kulturellen Interessen zu<br />
verfolgen. Daraus resultiert das<br />
Recht auf Teilhabe an und Inklusion<br />
in die Mehrheitsgesellschaft<br />
und die dazu notwendige, individuelle<br />
Unterstützung“. Das Bundesteilhabegesetz<br />
greift diese Leitlinien<br />
verbindlich auf.<br />
Für die Lebenshilfe sind diese<br />
Ziele längst Verpflichtung.<br />
„Selbstständig zu wohnen ist für<br />
die meisten ein wichtiger Aspekt<br />
und der Start in ein neues Leben.<br />
Zu erleben, dass man das<br />
DIE WOHNFORMEN DER LEBENSHILFE<br />
den Bewohnern Untermietverträge<br />
ab. Täglich kommt jemand<br />
von der Lebenshilfe in die Wohnung.<br />
Wie genau die tägliche<br />
Unterstützung gestaltet ist,<br />
wann und in welchem Umfang<br />
sie stattfindet, hängt vom Bedarf<br />
der Bewohner ab. In der<br />
Regel leben sechs Personen in<br />
einer Wohngemeinschaft.<br />
Mietverträge: Da die Lebenshilfe<br />
nur Gewerbemietverträge abschließen<br />
kann, die vom Gesetzgeber<br />
weit weniger reguliert und<br />
schafft, gibt einem auch Antrieb<br />
für weitere Ziele“, so Wegner.<br />
Die Lebenshilfe organisiert die<br />
Wohngemeinschaften, indem sie<br />
die Wohnungen anmietet oder<br />
über Genossenschaftsanteile ein<br />
Wohnrecht erwirbt.<br />
Unterstützung kommt aber<br />
auch im Alltag in Form engagierter<br />
Mitarbeiter: Je nach Zusammensetzung<br />
ist nachmittags und<br />
abends eine Betreuung vor Ort,<br />
in manchen Fällen kommt auch<br />
früh jemand, um die Bewohner zu<br />
unterstützen. Diese Betreuung ist<br />
unabhängig von der ambulanten<br />
Pflege, die zusätzlich individuell<br />
organisiert wird.<br />
Für Zora Schemm und ihre Mitbewohner<br />
ist ein Mitarbeiter der<br />
geschützt sind als Wohnraummietverträge,<br />
sind die Wohngemeinschaften<br />
zumindest theoretisch<br />
immer von kurzfristiger<br />
Kündigung bedroht. Die Lebenshilfe<br />
bemüht sich daher um Genossenschaftsanteile,<br />
weil in<br />
dieser Rechtsform ein lebenslanges<br />
Wohnrecht garantiert ist.<br />
Wohnstätten: Vollstationäre Einrichtungen,<br />
nur hier gibt eseine<br />
24-Stunden-Betreuung. Oft ist<br />
hier die Lebenshilfe auch Eigentümer<br />
der Immobilie.<br />
JULIA NITZSCHKE<br />
Lebenshilfe da, wenn sie nach<br />
ihrem Arbeitstag im Theater RambaZamba<br />
nachmittags oder nach<br />
den Vorstellungen spätabends<br />
heimkommt. Die Mitarbeiter helfen<br />
ihr auch, wenn sie für Gastspiele<br />
in eine andere Stadt oder<br />
gar ins Ausland reist.<br />
„Wir haben 750 Mitarbeiter im<br />
Bereich Wohnen und Soziale Teilhabe<br />
für rund 1000 Klienten, von<br />
denen etwa 280 in stationären<br />
Wohnstätten, fast 450 in eigenen<br />
Wohnungen mit Unterstützung und<br />
ungefähr 360 in betreuten Wohngemeinschaften<br />
leben“, zählt Wegner<br />
auf. Die Mitarbeiter sind fest<br />
angestellt und haben in der Regel<br />
eine Qualifikation als Heilerziehungspfleger,<br />
Erzieher, Sozialarbeiter<br />
oder Pädagoge.<br />
Weil das Thema Wohnen so<br />
wichtig ist, bieten zwei Mitarbeiterinnen<br />
der Lebenshilfe Wohn-<br />
Vorbereitungs-Gruppen an. Hier<br />
bereiten sich junge Menschen mit<br />
Behinderung auf ihren Auszug –<br />
von Zuhause oder aus einer stationären<br />
Einrichtung –vor. Wohnraum<br />
zu finden ist oft nicht leicht,<br />
gerade weil viele Betroffene von<br />
der Grundsicherung leben, wie<br />
Wegner berichtet. Manche Vermieter<br />
und Nachbarschaften haben<br />
auch Vorbehalte. „Aber die lösen<br />
sich rasch auf, wenn man einander<br />
kennenlernt.“ (fwo)
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
LEBEN MIT HANDICAP I7<br />
Die Bundes-Kanzlerin ist die<br />
Chefin der Bundes-Regierung.<br />
Zur Bundes-Regierung<br />
gehören: die Bundes-Kanzlerin<br />
und die Bundes-Ministerinnen<br />
und Bundes-Minister. Ein anderes<br />
Wort für Bundes-Regierung ist<br />
Bundes-Kabinett.“ So stellt sich<br />
die Bundeskanzlerin im Internet in<br />
Leichter Sprache vor. Wer schon<br />
einmal auf einer Webseite gelandet<br />
ist, die in diesem Sprachstil<br />
verfasst ist, wundert sich vielleicht<br />
im ersten Moment: Kurze,<br />
einfache Sätze, Bindestriche und<br />
einfache Wörter prägen ihn.<br />
Auto statt Kraftfahrzeug<br />
Ein Satz hat nur acht Wörter<br />
Zahlreiche Menschen können Texte nur in „Leichter Sprache“ verstehen<br />
GETTY IMAGES/MONKEYBUSINESSIMAGES<br />
Das Erfassen von Texten ist nicht für jeden selbstverständlich. Leichte Sprache macht Texte besser lesbar.<br />
„Leichte Sprache“ soll es Menschen<br />
mit geringem Leseverständnis<br />
erleichtern, Texte zu<br />
verstehen. Die Hauptzielgruppe<br />
sind Menschen mit geistiger<br />
Behinderung oder geistiger Einschränkung.<br />
„Auch wer nie richtig<br />
lesen und schrteiben gelernt hat<br />
gehört zur Zielgruppe“, sagt Lyam<br />
Bittar, der in Berlin als Übersetzer<br />
für die Leichte Sprache tätig ist.<br />
Darüber hinaus richten sich so gestaltete<br />
Texte an alle Menschen,<br />
deren Wortschatz gering ist, sowie<br />
an Menschen, die dabei sind,<br />
Deutsch zu lernen.<br />
Sie können Inhalte eher erfassen,<br />
wenn die Sätze kurz und die<br />
Wörter einfach sind: Statt Kraftfahrzeug<br />
benutzt die Leichte Sprache<br />
das Wort Auto. „Sätze haben<br />
etwa acht Wörter, es gibt keine<br />
Nebensätze, im Idealfall wird jeder<br />
Satz bebildert“, sagt Bittar.<br />
Bei zusammengesetzten Hauptwörtern<br />
machen Bindestriche die<br />
Bestandteile erkennbar.<br />
Neben diesen formalen Regeln<br />
gibt es auch gestalterische Vorgaben.<br />
„Man benutzt, eine Schriftgröße<br />
von 14 Punkt und anderthalb<br />
Zeilen Abstand. Jeder Satz<br />
fängt mit einer neuen Zeile an“,<br />
sagt Bittar. Der 37-Jährige hat<br />
erst vor kurzem die Ausbildung in<br />
Leichter Sprache bei der Lebenshilfe<br />
abgeschlossen. Über ein<br />
halbes Jahr lang übte er in einer<br />
Gruppe die Übertragung von Inhalten<br />
in die verständliche Form.<br />
„Das Besondere bei Leichter<br />
Sprache ist, dass die Texte von<br />
Betroffenen geprüft werden“, sagt<br />
Bittar. Erst wenn die sagen, dass<br />
sie den Text verstanden haben,<br />
darf er als „Leichte Sprache“<br />
veröffentlicht werden. Hierin besteht<br />
der wichtigste Unterschied<br />
zur „einfachen Sprache“, einem<br />
Sprachstil, der etwas komplexer<br />
ist, sich aber ebenfalls an Menschen<br />
mit eingeschränktem Leseverständnis<br />
richtet.<br />
Die Lektorin Melanie Willmann<br />
bietet die Übertragung von Texten<br />
in einfache Sprache an. Sie hat<br />
zum Beispiel Texte aus Schulbüchern<br />
in einfache Sprache übertragen.<br />
„Das ist sinnvoll, wenn Inklusionsschüler<br />
mit in der Klasse<br />
lernen“, sagt sie. Der Komplexitätsgrad<br />
sei höher als bei Leichter<br />
Sprache, Satzgefüge seien<br />
möglich, doch auch hier wird der<br />
Sprachschatz eingeschränkt. „Synonyme<br />
sollten nicht verwendet<br />
werden, denn sie könnten den Leser<br />
verwirren.“<br />
In Deutschland gibt es nach<br />
Schätzungen 7,5 Millionen „funktionale<br />
Analphabeten“. Das sind<br />
in der Mehrzahl Menschen, die<br />
nur mit Mühe lesen und schreiben<br />
können. Ihnen fällt es zum<br />
Beispiel schwer, einen <strong>Zeitung</strong>sartikel<br />
oder eine Gebrauchsanweisung<br />
zu lesen und den Inhalt<br />
zu erfassen. So etwas schließt<br />
sie von der Teilhabe an vielen<br />
Lebnesbereichen aus. Spezielle<br />
Angebote versuchen, die Defizite<br />
aufzufangen. Melanie Willmann<br />
weist auf das Nachrichtenportal<br />
in einfacher Sprache www.nachrichtenleicht.de<br />
hin.<br />
Romeo und Julia umgeschrieben<br />
Der Verlag Spaß am Lesen gibt<br />
Belletristik in einfacher Sprache<br />
heraus. „Darunter sind neu geschriebene<br />
Werke, aber auch Klassiker<br />
wie Romeo und Julia werden<br />
nacherzählt“,sagt Willmann.<br />
Die Herausforderung bei der<br />
Übertragung in einfache Sprache<br />
sei, dass nicht nur die Sprache<br />
sondern auch die Struktur beachtet<br />
werden muss. „Manchmal<br />
bietet es sich, an eine neue<br />
Struktur zu wählen“, sagt Willmann.<br />
Abstrakte Wörter werden<br />
durch konkrete ersetzt, Metaphern<br />
werden aufgelöst. „Der<br />
Übersetzer muss aber dafür<br />
sorgen, dass der Inhalt nicht verfälscht<br />
wird“, sagt sie.<br />
Für Willmann ist die Übertragung<br />
in einfache Sprache „fast<br />
eine Art Übersetzung“. Diese<br />
geschehe nicht in eine Fremdsprache,<br />
sondern ineine andere<br />
Sprachebene. „Der Prozess ist<br />
spannend.“ (Mechthild Henneke)<br />
EIN REGELWERK ZUM DOWNLOAD<br />
Für die Leichte Sprache gibt<br />
es ein Regelwerk, das zum<br />
Beispiel auf der Webseite<br />
vom Netzwerk Leichte<br />
Sprache heruntergeladen<br />
werden kann.<br />
www.leichte-sprache.org<br />
Die aufgeführten Regeln beziehen<br />
sich auf Wortwahl, Satzbau<br />
und Darstellung.<br />
Für einfache Sprache gibt es<br />
bisher kein Regelwerk.<br />
Zum Vergleich ein Text im Original,<br />
in einfacher Sprache und<br />
in Leichter Sprache:<br />
Originaltext: Seit Beginn der<br />
Menschheit versuchen<br />
Menschen sich auf der Erde<br />
zu orientieren. Die Art sich<br />
zu orientieren kann sich<br />
von Kulturkreis zuKulturkreis<br />
unterscheiden.<br />
Einfache Sprache: Die Menschen<br />
haben immer versucht,<br />
sich auf der Erde zu orientieren/zurechtzufinden.<br />
Orientieren<br />
bedeutet: den Weg zueinem<br />
Ort suchen und finden. In<br />
verschiedenen Gegenden der<br />
Erde orientieren sich die Menschen<br />
auch unterschiedlich.<br />
Leichte Sprache: Die Menschen<br />
wollen auf der Erde zu<br />
Hause sein. Aber was ist zu<br />
Hause? Und wie soll sich zu<br />
Hause anfühlen? Darauf haben<br />
die Menschen auf der Welt unterschiedliche<br />
Antworten.<br />
Literatur: Der Duden hat ein<br />
Regelwerk Leichte Sprache<br />
herausgegeben. Dazu gehört<br />
auch ein Arbeitsbuch mit<br />
Tipps. Titel: „Theoretische<br />
Grundlagen. Orientierung für<br />
die Praxis“,<br />
Preis: 39,99 Euro.<br />
Inklusive Sportangebote<br />
für Menschen mit und ohne<br />
Beeinträchtigung<br />
selbst.bestimmt.leben.<br />
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SC VfJBerlin e.V., Grenzallee 53<br />
Tel. 682 81-492, sportclub@vfj-berlin.de
8 I LEBEN MIT HANDICAP<br />
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Das ganz große Gefühl, getragen zu werden<br />
In der Toulouse-Lautrec-Förderschule stehen Pferde auf dem Stundenplan. Mit tollen Effekten<br />
Wenn es einmal die Woche<br />
rausgeht zum Kosahof<br />
in Pankow, steht für die<br />
14- bis 18-jährigen Schüler der<br />
Toulouse-Lautrec-Schule in Wittenau<br />
der Höhepunkt der Woche<br />
an: Sie freuen sich auf einen Vormittag<br />
mit „ihren“ vier Therapiepferden.<br />
Da wird gestreichelt und<br />
gebürstet, gekrault und gesattelt,<br />
geritten und herumgeturnt<br />
auf dem Pferderücken.<br />
Pferde tun gut, das wissen<br />
Hunderttausende aktive Freizeitreiter<br />
im Land. Wer einmal mit dem<br />
Pferdevirus infiziertist, kann davon<br />
meist sein Leben lang nicht mehr<br />
lassen. Nicht wegen sportlicher<br />
Erfolge, sondern wegen des Umgangs<br />
mit den feinfühligen Tieren,<br />
wegen des einzigartigen Gefühls,<br />
von einem kraftstrotzenden Lebewesen<br />
zuverlässig und behutsam<br />
getragen zu werden, wegen der<br />
Ausritte inder Natur, wodie Seele<br />
zur Ruhe kommt.<br />
Schulleiterin Uta Eling ist selbst<br />
Pferdemensch und hat sich bereits<br />
vor zehn Jahren dafür eingesetzt,<br />
dass die schwer körperbehinderten<br />
Schüler des Sonderpädagogischen<br />
Förderzentrums zur Reittherapie<br />
können. Finanziert wird das<br />
durch den Verein „Herzenswünsche<br />
e.V.“, die Busse des Förderkreises<br />
der Schule übernehmen<br />
den Transport zum Reiterhof, wo<br />
Ergotherapeutin Heidrun Henrichs<br />
den Vormittag mit den Kindern und<br />
den vier Therapiepferden des Kosahofs<br />
gestaltet.<br />
„Es geht natürlich nicht darum,<br />
den Kindern Reiten beizubringen<br />
wie in einer Reitschule. Sie dürfen<br />
Kinder und Ponys –eine magische Verbindung<br />
hier vorsichtig, jeder in seinem<br />
Tempo, Kontakt zu den Tieren<br />
aufnehmen, putzen, bürsten, streicheln,<br />
führen und auf dem Pferd<br />
sitzen“, erzählt Uta Eling. Die Nähe<br />
der zutraulichen Tiere, die speziell<br />
für diesen „Job“ ausgesucht und<br />
ausgebildet wurden, ihre Wärme<br />
Hin und weg<br />
ohne<br />
Barrieren<br />
Brandenburg liegt so nah.<br />
Jetzt Broschüre bestellen auf<br />
barrierefrei-brandenburg.de<br />
und Ruhe wirkt sich sofort positiv<br />
aus: „Da ist viel Emotion im Spiel,<br />
da kann man beobachten, wie sich<br />
körperliche und psychische Verspannungen<br />
lösen.“<br />
Heidrun Henrichs kann hier als<br />
Ergotherapeutin unterstützend eingreifen,<br />
zum Beispiel verkrampfte<br />
Preis für beste Rede<br />
Janis McDavid beim Speaker Slam ausgezeichnet<br />
Fünf Minuten hat die Rede<br />
von Janis McDavid beim 1.<br />
International Speaker Slam<br />
2018 in Hamburg gedauert. Dann<br />
hatte er die Jury für sich gewonnen.<br />
Der<br />
27-Jährige<br />
aus dem<br />
Ruhrgebiet<br />
gewann den<br />
Preis vor wenigen<br />
Tagen.<br />
Die Jury überzeugte<br />
seine<br />
Janis McDavid<br />
GETTY IMAGES/ TANYA MOROZZ<br />
PRIVAT<br />
positive und<br />
mitreißende<br />
Art. Der junge<br />
Mann wurde ohne Arme und Beine<br />
geboren und arbeitet hauptberuflich<br />
als Redner. „Janis McDavid<br />
redet nicht nur über Motivation.<br />
Hände ausstreichen, die dann ihren<br />
Weg zupuscheligen Ponyohren<br />
finden und sie ausgiebig kraulen<br />
können. Wer möchte, kann auch<br />
reiten: auf dem Platz, in der Reithalle<br />
und bei schönem Wetter ins<br />
Gelände. Natürlich wird jedes Pferd<br />
geführt. „Für die Kinderist die Reittherapie<br />
etwas ganz Besonderes,<br />
eine hohe Motivation. Das ist nicht<br />
nur der Umgang mit den Tieren,<br />
auch der Ausflug raus in die Natur<br />
ist für die Stadtkinder wichtig“, berichtet<br />
Uta Eling. Und das Reiten<br />
gebe Selbstvertrauen, es lasse<br />
die körperlichen Einschränkungen<br />
vergessen. Das Gefühl, mit dem<br />
großen, starken Tier umgehen zu<br />
können, mache die Jugendlichen<br />
stolz und zuversichtlich.<br />
Sie berichtet auch von Schülern,<br />
denen eine Projektwoche mit<br />
den Pferden geholfen hat, schwierige<br />
Phasen zu überstehen, ihre<br />
Schuldistanz zu überwinden und<br />
ihnen wieder neuen Mut zu geben.<br />
Und ein Mädchen habe hier den<br />
Einstieg in den Reitsport gefunden,<br />
sie reite mittlerweile so gut wie jeder<br />
andere Reitschüler.<br />
„Die Klassen entscheiden sich<br />
in jedem Jahr, wer zum Reiten fahren<br />
möchte und in welcher Klasse<br />
es organisatorisch möglich ist.<br />
Es muss natürlich auch aus ärztlicher<br />
Sicht in Ordnung sein –für<br />
manchen kommt es aus gesundheitlichen<br />
Gründen leider nicht in<br />
Frage“, so die Schulleiterin. Dann<br />
geht es für diese Gruppe einmal in<br />
der Woche für drei Stunden raus<br />
nach Pankow, das höchste Glück<br />
der Erde suchen. (fwo)<br />
www.toulouse-lautrec-schule.de<br />
Seine Neugier und sein Schaffensdrang<br />
sind vorbildlich“, erklärte<br />
Top-Speaker Hermann Scherer<br />
bei der Preisübergabe.<br />
McDavids Thema war „Lebe<br />
Dein bestes Leben“. Es ging darum,<br />
wie man trotz Hindernissen<br />
positiv leben kann. „Ich sehe<br />
häufig Menschen, die sagen:<br />
Das packe ich nicht“, sagt er.<br />
Solche Gedanken kenne er von<br />
sich selbst. Jahrelang habe er es<br />
nicht geschafft, seinen Körper zu<br />
akzeptieren. „Das hemmt ungemein<br />
–privat und beruflich.“<br />
Inzwischen nimmt er sich an<br />
und möchte seine Energie an andere<br />
weitergeben. Der Preis sei<br />
für ihn „ein besonderer Meilenstein“,<br />
der ihm zeige, das er auf<br />
dem richtigen Weg sei. (mh.)<br />
KINDERWÜNSCHE<br />
ERFÜLLEN<br />
Herzenswünsche e.V. ist ein<br />
bundesweit tätiger Verein, der<br />
schwerkranken Kindern und<br />
Jugendlichen lang gehegte Wünsche<br />
erfüllt. Rund 70 Ehrenamtliche<br />
und drei hauptamtliche Mitarbeiter<br />
bemühen sich, zu Eltern,<br />
Ärzten, Therapeuten und den betroffenen<br />
Kindern einen Kontakt<br />
aufzubauen. So wollen sie herausfinden,<br />
welcher Wunsch einem<br />
Kind neue Kraft geben kann.<br />
Die Erfüllung eines solchen<br />
Traums trägt entscheidend dazu<br />
bei, den oft sehr belastenden Alltag<br />
besser bewältigen zu können.<br />
Ob ein Treffen mit Prominenten,<br />
ein Aufenthalt auf einem Ponyhof,<br />
eine Fahrt mit dem Heißluftballon<br />
oder aber eine schön ausgerichtete<br />
Geburtstagsfeier –viele verschiedene<br />
Wünsche können mit<br />
Hilfe von Spendern und Sponsoren<br />
verwirklicht werden.<br />
Der Verein unterstützt aber auch<br />
Projekte wie die Reittherapie an<br />
der Toulouse-Lautrec-Schule. Seit<br />
2004 bietet er für krebskranke<br />
Jugendliche Husky-Schlittentouren<br />
in Skandinavien an.<br />
Mit einem erfahrenen Schlittenhundeführer<br />
und seinen Huskys<br />
machen sie außergewöhnliche Erfahrungen.<br />
Die Husky-Tour ist eine<br />
tiergestützte Therapie für Menschen,<br />
die durch Krankheit das<br />
Vertrauen inden eigenen Körper<br />
verloren haben.<br />
www.herzenswuensche.de<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Jens Kauerauf<br />
Vermarktung:<br />
BVZ BM Vermarktung GmbH<br />
(Berlin Medien)<br />
Alte Jakobstraße 105<br />
10969 Berlin<br />
Geschäftsführer:<br />
Andree Fritsche<br />
Projektverantwortung:<br />
Renate Werk<br />
Tel. 030 23 27 53 15<br />
berlin.sonderprojekte@dumont.de<br />
Druck:<br />
BVZ <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH<br />
Am Wasserwerk 11,<br />
10365 Berlin<br />
Redaktion:<br />
Peter Brock (verantw.)<br />
Layout, Produktion:<br />
mdsCreative GmbH<br />
Geschäftsführer: Klaus Bartels<br />
Titelbild: Getty Images/Malsveta