27.11.2018 Aufrufe

Berliner Zeitung 26.11.2018

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Anders leben: Ein Sportwagendesigner entwirft jetzt Lastenräder – Berlin Seite 13<br />

Heute mit<br />

Stadt-<br />

Geschichte<br />

Seite 10<br />

0°/4°<br />

Meist wolkig<br />

Wetter Seite 2<br />

Der neue Spreewaldkrimi<br />

mit Nadja Uhl<br />

Feuilleton Seite 23<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Das Bundesliga-Gefühl:<br />

Union gegen den HSV<br />

Sport Seite 18<br />

Montag,26. November 2018 Nr.276 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Endlich Glühwein:<br />

Katja Berlins Kolumne<br />

Meinung Seite 8<br />

Literaturnobelpreis<br />

Die<br />

Jurorin aus<br />

Neukölln<br />

VonHarry Nutt<br />

Sie liest und schreibt Gedichte,<br />

aber bislang nur für sich. Zu eigenen<br />

Veröffentlichungen wird die 27-<br />

jährige schwedische Literaturkritikerin<br />

Rebecka Kärde in den nächsten<br />

Monaten wohl auch keine Gelegenheit<br />

finden. Die seit etwa vier Jahren<br />

in Neukölln lebende und an der<br />

Humboldt-Universität für ein Master-Studium<br />

eingeschriebene Studentin<br />

muss zunächst<br />

einmal<br />

den Nobelpreis<br />

retten. Zumindest<br />

den für Literatur,der<br />

vonder<br />

Schwedischen<br />

Akademie in<br />

Stockholm ver-<br />

Rebecka Kärde,<br />

schwedische<br />

Literaturkritikerin<br />

geben wird. In<br />

diesem Jahr<br />

musste die traditionell<br />

im Oktober<br />

stattfindende Preisbekanntgabe<br />

abgesagt werden, weil die Akademie<br />

und deren 18 Mitglieder, die in das<br />

einst ehrwürdige Gremium eigentlich<br />

auf Lebenszeit berufen sind, sich<br />

heillos in Vorwürfe um Korruption<br />

und sexuellen Missbrauch verstrickt<br />

hatten, die gegen den Ehemann eines<br />

Jury-Mitglieds erhoben wurden.<br />

Es hagelte Rücktrittsforderungen<br />

und freiwillige Demissionen, und<br />

noch immer kann man in derWelt, in<br />

der man Bücher liest, nicht sicher<br />

sein, ob für 2018 noch ein Preisträger<br />

nachgereicht werden wird. Die Zukunft<br />

des Literaturnobelpreises ist<br />

weiter ungewiss,deshalb hat ja kürzlich<br />

das Telefon bei der jungen<br />

Schwedin in Berlin geklingelt. Rebecka<br />

Kärde gehört zu den externen<br />

neuen Juroren, mit deren Hilfe sich<br />

die beschädigte Akademie frischen<br />

Wind und eine erhöhte Akzeptanz<br />

verschaffen will. Warum ausgerechnet<br />

durch sie,weiß Kärde auch nicht.<br />

Im Interview mit der Tageszeitung<br />

Die Welt hat Kärde versichert,<br />

dass sie keine persönlichen Kontakte<br />

zur Akademie habe. Soviel Absicherung<br />

muss inzwischen wohl sein. Da<br />

die für die schwedische Tageszeitung<br />

Dagens Nyheter schreibende Journalistin<br />

aber bereits einen Kritikerpreis<br />

der Akademie erhalten hatte,<br />

verfügte man dort wohl auch über<br />

ihreTelefonnummer.<br />

Rebecka Kärde ist sich der ihr<br />

plötzlich zugewachsenen Verantwortung<br />

durchaus bewusst. Sie<br />

räumt ein, dass die Aufgabe eine<br />

Überforderung sei. Aber das wäresie<br />

wohl auch für erfahrenere Literaturprofis.Erste<br />

Gehversuche als Kritikerinhat<br />

sie im Kulturteil des schwedischen<br />

Blattes Arbetaren unternommen,<br />

einer kleinen Gewerkschaftszeitung.<br />

Als Lieblingsautoren nennt<br />

sie Thomas Bernhard und Elias Canetti,<br />

und die Vergabe des Literaturnobelpreises<br />

an den Musiker Bob<br />

Dylan hält Kärde zumindest für problematisch.<br />

„Rein als Dichter betrachtet“,<br />

gestand sie der Welt, „ist er<br />

ziemlich mies.“ Für den bevorstehenden<br />

Trubel setzt sie auf ihren klaren<br />

Kopf und die Anonymität des<br />

<strong>Berliner</strong> Großstadtlebens.<br />

Start-ups gegen den Heimatminister<br />

Unternehmen und Politiker kritisieren die Plakat-Kampagne zur freiwilligen Rückkehr von Asylbewerbern<br />

VonMarkus Decker und Stefan Strauß<br />

Yann Leretaille ist wütend,<br />

und deshalb hat der 27-jährige<br />

Geschäftsführer des<br />

<strong>Berliner</strong> Start-ups 1aim<br />

eine E-Mail an das Bundesministerium<br />

von Horst Seehofer (CSU) geschrieben,<br />

zuständig für Inneres,<br />

Bauund Heimat.<br />

Mit dem Slogan „Dein Land.<br />

Deine Zukunft. Jetzt!“ wirbt die Behörde<br />

derzeit bundesweit dafür,<br />

dass Asylbewerber freiwillig in ihre<br />

Herkunftsländer zurückkehren. Die<br />

Plakate hängen in Großstädten wie<br />

Berlin. Mehrsprachig und mit den<br />

Flaggen vieler Länder steht dort:<br />

„Bis zum 31.12. gibt es für freiwillige<br />

Rückkehrer für bis zu zwölf Monate<br />

die Möglichkeit einer Übernahme<br />

von Wohnkosten.“ Im Gegenzug<br />

müssen die Flüchtlinge ihren Asylantrag<br />

zurückziehen und auf alle rechtlichen<br />

Mittel verzichten, „die auf eine<br />

Sicherung des Verbleibs in der Bundesrepublik<br />

Deutschland oder einer<br />

Einreise hierher gerichtet sind“, fordert<br />

die Behörde. Sollten sie erneut<br />

nach Deutschland zurückkehren,<br />

müssen sie alle erhaltenen Beträge<br />

zurückzahlen.<br />

Geld statt Asyl –auf diesen umstrittenen<br />

Deal reagieren Politiker,<br />

Flüchtlingshelfer und Unternehmer<br />

wie Yann Leretaille empört. Leretaille<br />

hat Seehofers Ministerium aufgefordert,<br />

die Kampagne „schnellstmöglich<br />

abzubrechen“ und die Plakate<br />

zu entfernen. „Ich bin mir nicht<br />

sicher, obIhnen klar ist, was für einen<br />

Schaden diese Kampagne anrichtet“,<br />

schreibt er.ImGespräch mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erzählt der<br />

Jungunternehmer mit deutsch-französischen<br />

Wurzeln: „Alle Migranten<br />

dieser Stadt fühlen sich von der<br />

Kampagne angesprochen. Siehaben<br />

das Gefühl, hier nicht erwünscht zu<br />

sein.“ Viele der Plakate sind mittlerweile<br />

beschmiert und mit Farbbeuteln<br />

beworfen worden. „Refugees<br />

welcome“ steht auf manchen –als<br />

Zeichen des Protests.„Geld und Zeit<br />

dieser Kampagne hätte man lieber in<br />

die Integration stecken sollen“, sagt<br />

Berlins Integrationssenatorin Elke<br />

Breitenbach (Linke) der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Viele Geflüchtete können wegen<br />

der unsicheren Lage in ihren<br />

Heimatländern derzeit gar nicht zurückkehren.<br />

Dasist CSU-getriebener<br />

Populismus.“<br />

Auch die Flüchtlingshilfsorganisation<br />

Pro Asyl kritisiert die Kampagne.<br />

„Ich bezweifle, dass das einen<br />

Sinn hat. Es wird nicht funktionieren“,<br />

sagte Karl Kopp, Leiter der Europa-Abteilung<br />

von Pro Asyl dieser<br />

<strong>Zeitung</strong>. Viele Migranten empfänden<br />

das in dieser Penetranz als Affront.<br />

„Das macht nur Sinn, wenn<br />

Menschen freiwillig etwas aufbauen<br />

wollen und ihreHerkunftsländer befriedet<br />

sind.“ Stattdessen verschlechtere<br />

sich die Menschenrechtslage<br />

in vielen Herkunftsländern.<br />

Zudem seien die vomBundes-<br />

Gesprühter Protest: Ein Plakat am U-Bahnhof Weinmeisterstraße in Mitte. THOMAS UHLEMANN<br />

ministerium in Aussicht gestellten<br />

Summen „allzu kümmerlich“.<br />

Yann Leretaille protestiert auch<br />

deshalb gegen die Kampagne, weil<br />

ein Großteil seiner Beschäftigten aus<br />

dem Ausland stamme, aus Ländern<br />

wie Brasilien, Taiwan, Kanada und<br />

Russland. Das Start-up arbeitet im<br />

Bereich Gebäudevernetzung, die<br />

Mitarbeiter sind hoch qualifizierte<br />

Ingenieure. Die Plakate hätten sie<br />

verwirrt, sie hätten gefragt, ob sie<br />

Goodbye<br />

Ein historischer Tag:<br />

Die Europäische Union lässt<br />

Großbritannien ziehen.<br />

Seiten 2und 8<br />

jetzt Deutschland verlassen müssten.<br />

„Diese Kampagne ist völlig unangebracht<br />

für Flüchtlinge“, sagt<br />

Yann Leretaille. Und nicht nur das:<br />

Sie wirke sich auch auf Berlin als Innovationsstandort<br />

„katastrophal“<br />

aus.„Ichhätte ein solches Niveau an<br />

Fremdenfeindlichkeit vom Bund<br />

nicht erwartet“, sagt Leretaille.<br />

Dabei ist das Programm nicht<br />

neu. Vielmehr gibt es Hilfen bei der<br />

freiwilligen Ausreise schon seit 1990.<br />

Flüchtlinge, die Deutschland aus<br />

freien Stücken verlassen, durften<br />

bisher einen Zuschuss von 1 200<br />

Euro erwarten. Ab September 2018<br />

folgte nochmals ein Bonus, mit dem<br />

das Bundesministerium nun wirbt.<br />

DerHilfssatz steigt bis Ende Dezember<br />

um 1000 Euro für Einzelpersonen.Vierköpfige<br />

Familien dürfen mit<br />

bis zu 3000 Euro zusätzlich rechnen.<br />

Mit dem Geld sollen etwa die Miete,<br />

Bau- und Renovierungsarbeiten im<br />

Heimatland gefördert werden. Die<br />

Hilfsprogramme waren bisher nicht<br />

besonders erfolgreich. 2016 haben<br />

laut Bundesamt für Migration und<br />

Flüchtlinge 54 006 Rückkehrer die<br />

Zuschüsse für ihre Ausreise genommen,<br />

2017 waren es noch 29 522 Personen<br />

und 2018 lediglich 14 183.<br />

Yann Leretaille will nun mit anderen<br />

Start-up-Gründern und internationalen<br />

Firmen in Berlin einen Brief<br />

auf einer eigens erstellten Internetseite<br />

veröffentlichen und somit öffentlich<br />

gegen die Plakat-Aktion protestieren.<br />

„Diese Kampagne betrifft<br />

uns alle“, sagt er. „Und jelänger sie<br />

läuft, desto größer wirdder Schaden<br />

für Berlin, für seine internationale<br />

Kultur und für alle Menschen, die in<br />

dieser Stadt zusammenleben.“<br />

DPA/WOLFGANG KUMM<br />

Rückkehr von<br />

Hubertus Knabe<br />

unterbunden<br />

Gedenkstätten-Stiftungsrat<br />

beruft Direktor ab<br />

VonElmar Schütze<br />

ImStreit um den langjährigen Leiter<br />

der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen,<br />

Hubertus Knabe,<br />

hat sich der Stiftungsrat am Sonntag<br />

zu energischem Vorgehen entschlossen.<br />

In einer außerordentlichen Sitzung<br />

wurde Hubertus Knabe mit sofortiger<br />

Wirkung als Vorstand und Direktor<br />

der Gedenkstätte abberufen.<br />

Dasgehtaus einer Mitteilung der Senatskulturverwaltung<br />

vom Sonntagabend<br />

hervor.<br />

DieklareReaktion des Stiftungsrates<br />

erfolgte, nachdem Hubertus<br />

Knabe vordem Landgericht am Freitag<br />

in einer Eil-Entscheidung eine<br />

Einstweilige Verfügung gegen seine<br />

Freistellung vom Dienst erreicht<br />

hatte.Damit war die Möglichkeit entstanden,<br />

dass Knabe an diesem Montag<br />

in der Gedenkstätte erscheinen<br />

und seine Tätigkeit vorläufig hätte<br />

wieder aufnehmen können. Demsoll<br />

der Beschluss des Stiftungsrates entgegenwirken.<br />

Als Begründung wird angeführt,<br />

nach Abschluss der Untersuchungen<br />

habe der Stiftungsrat diverse<br />

Rechtsverstöße festgestellt, „die<br />

gleichzeitig Pflichtverletzungen als<br />

Vorstand darstellen, sowie eine Zerrüttung<br />

des Vertrauensverhältnisses<br />

zwischen Stiftungsrat und Vorstand<br />

in einem Maße festgestellt, dass die<br />

weitereWahrnehmung des Amts als<br />

Vorstand durch Herrn Dr. Hubertus<br />

Knabe ausschließt“.<br />

Die Kulturbeauftragte der Bundesregierung,<br />

Monika Grütters,<br />

CDU, wird gebeten, umgehend das<br />

Ausschreibungs- und Nachbesetzungsverfahren<br />

einzuleiten. Bis zu<br />

dessen Abschluss wird Jörg Arndt,<br />

bis vorkurzemstellvertretender Vorstand<br />

und Verwaltungsleiter der Stiftung<br />

Zentral- und Landesbibliothek,<br />

zum Vorstand und Direktor der Gedenkstätte<br />

bestellt. Gegen dieergangene<br />

Einstweilige Anordnung seien<br />

Rechtsmittel eingelegt worden.<br />

Hintergrund der Freistellung und<br />

Kündigung Knabes war,dassernach<br />

Ansicht des Stiftungsrates nicht entschieden<br />

genug gegen sexistische<br />

Verhaltensweisen unter anderem<br />

seines Stellvertreters gegenüber Mitarbeiterinnen<br />

der Gedenkstätte vorgegangen<br />

war.<br />

Berlin Seite 9<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Tagesthema<br />

Brexit<br />

Die EU verabschiedet sich von Großbritannien –das Austrittsabkommen ist gebilligt. Nun beginnt das bange Warten<br />

auf das Votum des britischen Parlaments. Dort ist keine Mehrheit für den Deal in Sicht<br />

Die Folgen<br />

Ein Vertrag,<br />

der jeden<br />

betrifft<br />

Mit dem Brexit am 29. März<br />

2019 ändert sich im Alltag<br />

im besten Fall erstmal gar nichts.<br />

Der beim Sondergipfel gebilligte<br />

Austrittsvertrag der EU mit Großbritannien<br />

sieht eine Übergangszeit<br />

bis mindestens Ende 2020<br />

vor. Das gilt aber nur, wenn der<br />

Pakt auch ratifiziertwird. Wasbedeutet<br />

das Vertragspaket...<br />

... für Bürger und Unternehmen?<br />

Zentral ist die Übergangsphase<br />

bis Ende 2020. Siekann einmal<br />

bis Ende 2022 verlängertwerden.<br />

In dieser Zeit bleibt Großbritannien<br />

im EU-Binnenmarkt und<br />

in der Europäischen Zollunion,<br />

alle EU-Regeln gelten weiter.<br />

Würde der Vertrag nicht rechtzeitig<br />

vor Ende März ratifiziert, gäbe<br />

es keine Übergangsfrist und es<br />

drohte ein abrupter Bruch, unter<br />

anderem mit langen Wartezeiten<br />

am Zoll und großer Unsicherheit.<br />

... für EU-Bürger in Großbritannien<br />

und Briten in der EU?<br />

DerVertrag sichert zu, dass die<br />

mehr als drei Millionen EU-Bürger<br />

in Großbritannien und eine Million<br />

Briten auf dem Festland auch<br />

nach der Übergangsphase so weiterleben<br />

können wie bisher. Das<br />

betrifft unter anderem ihr Recht<br />

auf Aufenthalt, Erwerbstätigkeit,<br />

Familiennachzug und auf Ansprüche<br />

an die Sozialkassen. Träte der<br />

Vertragnicht in Kraft, würde diese<br />

Rechtssicherheit fehlen.<br />

... für Irland und Nordirland?<br />

Im Vertrag ist garantiert, dass<br />

die Grenze zwischen dem EU-<br />

Staat Irland und dem britischen<br />

Nordirland offen bleibt. Für den<br />

Fall, dass es nicht gelingt, eine<br />

dauerhafte Lösung zu finden,<br />

müsste die Republik Irland eigentlich<br />

die neue EU-Außengrenze<br />

kontrollieren. Eine solche Teilung<br />

der irischen Insel widerspräche<br />

aber dem Karfreitagsabkommen<br />

von 1998, das Jahrzehnte der Gewalt<br />

in Nordirland beendete.<br />

... für den europäischen Steuerzahler?<br />

Großbritannien sagt im Vertrag<br />

zu, für finanzielle Pflichten aus der<br />

Zeit seiner EU-Mitgliedschaft einzustehen.<br />

Geschätzt geht es um 45<br />

Milliarden Euro,die noch vonLondon<br />

an Brüssel fließen. Ohne den<br />

Vertrag müssten EU-Steuerzahler<br />

einspringen. (dpa)<br />

Der erste Schritt ist geschafft, nun muss die britische Premierministerin Theresa Mayhoffen, dass man auch in ihrer Heimat dem Austrittsvertrag zustimmt.<br />

Nach Feiern war niemandem<br />

zumute. „Es ist tragisch,<br />

dass Großbritannien<br />

nach 45 Jahren die<br />

Europäische Union verlässt“, sagte<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel, als<br />

der historische EU-Sondergipfel zum<br />

Brexit am Sonntagmittag nach zwei<br />

Stunden vorbei war.Auch Kommissionspräsident<br />

Jean-Claude Juncker<br />

sprach von einem „traurigen Tag. Er<br />

bringt mich nicht in Hochstimmung.“„Niemand<br />

gewinnt etwas,wir<br />

verlieren alle“, betonte der niederländische<br />

Premier Mark Rutte.<br />

Die EU nimmt Abschied. Zum<br />

ersten Mal inihrer Geschichte. Am<br />

29. März 2019 endet die Mitgliedschaft<br />

des Vereinigten Königreiches.<br />

Doch Zeit für Trauerarbeit bleibt der<br />

Gemeinschaft nicht. Denn ob es<br />

wirklich –wie Merkel sagte –zueinem<br />

„Austritt in geordneten Verhältnissen“<br />

kommt, steht in den Sternen.<br />

Vermutlich am 10. Dezember entscheidet<br />

das britische Parlament.<br />

Eine Mehrheit von Premierministerin<br />

Theresa May ist nicht in Sicht –<br />

obwohl sie in den vergangenen Tagen<br />

einen Strategiewechsel vollzogen<br />

hat und vermehrtandie Öffentlichkeit<br />

geht. „Ein neues Kapitel in<br />

unserem Leben beginnt“, schrieb sie<br />

in einem „Brief an die Nation“, der<br />

am Wochenende in mehreren <strong>Zeitung</strong>en<br />

auf der Insel veröffentlicht<br />

wurde. AmSonntag nutzte sie ihre<br />

Pressekonferenz in Brüssel für eine<br />

Botschaft an ihre Landsleute: „Ich<br />

werde mich mit ganzem Herzen für<br />

diese Vereinbarung einsetzen.“<br />

Dann zählte sie auf, was nun erreicht<br />

würde –„alles im britischen Interesse“:<br />

„Erstens gibt es keine Freizü-<br />

Ein trauriger<br />

Tag<br />

„Niemand gewinnt etwas,<br />

wir verlieren alle.“<br />

gigkeit mehr, sondern wir können<br />

uns die Immigranten danach aussuchen,<br />

ob wir sie brauchen… Zweitens<br />

werden die Zahlungen an die<br />

EU beendet und wir können 395 Millionen<br />

Pfund (441 Millionen Euro),<br />

die wir proWoche nach Brüssel überwiesen<br />

haben, in unser Gesundheitssystem<br />

stecken… Drittens haben<br />

wir die Hoheit über unsere Gesetze<br />

wieder.“ Es waren die gleichen<br />

Positionen und (falschen) Zahlen,<br />

die die Brexit-Befürworter so lange<br />

heruntergebetet haben, bis im Juni<br />

2016 eine knappe Mehrheit der Briten<br />

für den Austritt aus der EU<br />

stimmte. Doch an diesem Sonntag<br />

durften die Staats- und Regierungschefs<br />

nicht widersprechen. „Das ist<br />

VonDetlef Drewes, Brüssel<br />

Mark Rutte, Ministerpräsident der Niederlande,<br />

zum Ausscheiden Großbritanniens aus der EU<br />

der beste und einzige Deal“, hieß es<br />

immer wieder. Der österreichische<br />

Bundeskanzler,Sebastian Kurz –erist<br />

im Rahmen der halbjährlichen wechselnden<br />

Ratspräsidentschaft derzeit<br />

auch EU-Vorsitzender –, wurde noch<br />

deutlicher: „Wichtig ist, dass sich jeder<br />

in Großbritannien bewusst ist,<br />

dass das Ergebnis, das jetzt vorliegt,<br />

auch das Ergebnis ist“, sagte er. „Es<br />

wirdsicher nicht nachverhandelt und<br />

es gibt auch keinen weiteren Spielraum.“<br />

Wirklich nicht? „Von mir bekommen<br />

sie auf eine spekulative<br />

Frage keine Antwort“, sagte Merkel.<br />

Kommissionspräsident Jean-Claude<br />

Juncker konterte eine ähnliche „Was<br />

wäre, wenn…“-Frage gar mit dem<br />

Bonmot: „Wenn der Esel eine Katze<br />

GETTY IMAGES/SEAN GALLUP<br />

wäre, würde er sich täglich in der<br />

Baumkrone aufhalten.“ EU-Chefunterhändler<br />

Michel Barnier versuchte<br />

es dagegen sachlicher: „Wir haben<br />

immer mit den Briten gearbeitet, nie<br />

gegen sie.“ Fazit: Bei den 27 Staatsund<br />

Regierungschefs geht die Angst<br />

vor einer Ablehnung des Deals im<br />

Londoner Unterhaus um.<br />

Da versuchte man es am Sonntag<br />

doch lieber mit Ausblicken in eine rosige<br />

Zukunft, wie sie in der ebenfalls<br />

gebilligten 26-seitigen politischen Erklärung<br />

enthalten ist. „Großbritannien<br />

wird nie ein Drittstaat wie andere<br />

sein“, meinte Juncker. Die jetzt<br />

beschlossenen Dokumente zeigten,<br />

dass die künftigen Beziehungen zum<br />

Vereinigten Königreich „eine noch<br />

nie dagewesene Intensität zu einem<br />

Drittstaat haben werden“, gab sich<br />

die Bundeskanzlerin sicher.Und Parlamentspräsident<br />

Antonio Tajani<br />

kündigte bereits an, die europäische<br />

Volksvertretung werde„spätestens im<br />

Februar“ die Austrittsabkommen ratifizieren.<br />

DieEUgab sich zumindest<br />

an diesem Sonntag alle Mühe, den<br />

Briten zu signalisieren, dass sie zustimmen<br />

sollten. Befürchtungen, angesichts<br />

der geplanten Übergangsfristen<br />

bis Ende 2020 (sie kann bis<br />

Ende 2022 noch einmal verlängert<br />

werden) handele es sich um keinen<br />

„richtigen“ Brexit, wies Merkel sogar<br />

ausdrücklich zurück: „Natürlich ist<br />

das eine Trennung“ –und sie zählte<br />

dann eine ganze Liste von Bereichen<br />

auf, in denen die Insulaner künftig<br />

auf eigenen Füßen stehen werden. Im<br />

Übrigen würden die eigentlichenVerhandlungen<br />

ja erst beginnen, wenn<br />

es um die künftigen Beziehungen<br />

und ein Freihandelsabkommen geht.<br />

Deutsche Stimmen<br />

„Jetzt<br />

ist London<br />

am Zug“<br />

VonMarina Kormbaki<br />

InDeutschland ist die Annahme<br />

des Brexit-Vertrags durch die<br />

verbleibenden 27 EU-Mitgliedstaaten<br />

auf Erleichterung gestoßen.<br />

„Die EU hat in den Verhandlungen<br />

mit Großbritannien bewiesen,<br />

dass sie auch in schweren<br />

Stunden Einigkeit und Zusammenhalt<br />

bewahren kann“, sagte<br />

Achim Post, stellvertretender Vorsitzender<br />

der SPD-Bundestagsfraktion.<br />

„Das ist ein starkes Zeichen<br />

und macht Mut, dass sich<br />

die EU künftig auch bei anderen<br />

Herausforderungen nicht auseinanderdividieren<br />

lässt.“ „Brüssel<br />

hat vorgelegt, jetzt ist London am<br />

Zug“, betonte der SPD-Politiker.<br />

Beim Blick in die nähere Zukunft<br />

überwiegt allerdings Skepsis.<br />

Der FDP-Europaexperte Alexander<br />

Graf Lambsdorff äußerte Zweifel<br />

daran, dass die britische Premierministerin<br />

Theresa May bei<br />

der für den Dezember geplanten<br />

Abstimmung über das Brexit-Abkommen<br />

im britischen Parlament<br />

eine Mehrheit erhalten wird.<br />

Pflicht erfüllt<br />

„Mitleid mit May wäre aber fehl<br />

am Platz, schließlich hat sie sich<br />

dieses Schlamassel durch willkürlich<br />

vorgezogene Neuwahlen<br />

selbst eingebrockt“, sagte Lambsdorff.<br />

Die EUhabe ihre Pflicht erfüllt.<br />

„Vom Kontinent aus können<br />

die europäischen Staats- und Regierungschefs<br />

jetzt nicht mehr<br />

tun, als die Entscheidung des Unterhauses<br />

abzuwarten und an die<br />

Vernunft der britischen Abgeordneten<br />

zu appellieren.“ Hier sieht<br />

Lambsdorff die Sozialdemokraten<br />

in besonderer Verantwortung: „Sie<br />

sollten die pro-europäischen Labour-Abgeordneten<br />

ermuntern,<br />

sich den Aufrufen ihrer Parteiführung<br />

zu widersetzen und klar für<br />

ein EU-Abkommen eintreten.<br />

Denn die Leidtragenden eines<br />

‚No-Deals‘ wären vor allem die<br />

Bürgerinnen und Bürger auf beiden<br />

Seiten des Ärmelkanals.“<br />

Katja Leikert, stellvertretende<br />

Vorsitzende der Unionsfraktion im<br />

Bundestag, sieht in dem Abkommen<br />

„das bestmögliche Ergebnis<br />

unter sehr schwierigen Umständen“.<br />

„Klar ist allerdings: Nach der<br />

aus unserer Sicht falschen Grundsatzentscheidung<br />

für den Brexit<br />

konnte es keine perfekte Lösung<br />

geben“, so die CDU-Politikerin.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute ist der Himmel verbreitet wolkenverhangen. Zwischendurch gibt es<br />

selten etwas Sonnenschein. Die Temperaturen erreichen Wertevon 3bis<br />

5Grad. Der Wind weht mäßig, in Böen frisch aus Nordost. Inder Nacht<br />

finden die Sterne trotz einer Menge Wolken am Himmel auch Lücken. Die<br />

Tiefsttemperaturen belaufen sich auf minus 1bis minus 4Grad.<br />

Biowetter: Die derzeitige Wetterlage<br />

führt zu beschleunigter Durchblutung.<br />

Menschen, die zu hohem<br />

Blutdruck neigen, sollten Anstrengungen<br />

vermeiden und auf aufputschende<br />

Getränke verzichten.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 5µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 21 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 44 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 90%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 1Grad.<br />

Wind: schwach aus Nordost.<br />

Wittenberge<br />

-2°/4°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

-1°/5° 0°/4°<br />

Luckenwalde<br />

1°/4°<br />

Prenzlau<br />

-1°/3°<br />

Cottbus<br />

1°/4°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

wolkig stark bewölkt stark bewölkt<br />

-2°/3° -2°/3° 3°/10°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

0°/4°<br />

Mit böig auffrischenden Nordostwinden gelangt am Südrand von Nordmeerhoch<br />

Dominik allmählich kältere Luft zu uns und lässt die Temperaturen wieder etwas<br />

sinken. Vom nordwestlichen Mittelmeerraum bis zum westlichen Schwarzmeerraum<br />

dominieren Regenwolken. Zwischen Ägäis und Bosporus kann es lokal zu<br />

Unwettern kommen.<br />

Köln<br />

3°/9°<br />

Sylt<br />

2°/5°<br />

Saarbrücken<br />

2°/5°<br />

Hannover<br />

1°/5°<br />

Konstanz<br />

3°/5°<br />

Hamburg<br />

-2°/5°<br />

Erfurt<br />

0°/2°<br />

Frankfurt/Main<br />

3°/7°<br />

Stuttgart<br />

3°/4°<br />

Rostock<br />

-1°/4°<br />

Magdeburg<br />

1°/5°<br />

Nürnberg<br />

1°/5°<br />

München<br />

2°/4°<br />

Rügen<br />

4°/6°<br />

Dresden<br />

0°/4°<br />

Deutschland: Heute fällt bei größtenteils<br />

stark bewölktem Himmel im<br />

Süden örtlich Regen oder Schneeregen.<br />

Dabei werden 2bis 9Grad erreicht,<br />

nachts kühlt esdann auf<br />

2bis minus 4Grad ab. Der Wind<br />

weht mäßig, in Beön frisch aus Nordost.<br />

Morgen werden Höchstwerte<br />

von 0bis 5Grad erzielt. Dazu erwarten<br />

uns bei wechselnder bis starker<br />

Bewölkung vor allem südlich der<br />

Donau Schneeregen oder Schnee<br />

mit Glättegefahr. Der Wind weht<br />

schwach aus östlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 6°-10°<br />

Nordsee: 7°-12°<br />

Mittelmeer: 15°-24°<br />

Ost-Atlantik: 10°-16°<br />

Mondphasen: 30.11. 07.12. 15.12. 22.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:47 Uhr Sonnenuntergang: 16:00 Uhr Mondaufgang: 19:16 Uhr Monduntergang: 10:57 Uhr<br />

Lissabon<br />

16°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

13°<br />

Reykjavik<br />

4°<br />

Dublin<br />

8°<br />

London<br />

9°<br />

Paris<br />

8°<br />

Bordeaux<br />

10°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

20°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

-2°<br />

Stockholm<br />

0°<br />

Kopenhagen<br />

3°<br />

Berlin<br />

4°<br />

Mailand<br />

9°<br />

Tunis<br />

22°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

2°<br />

Wien<br />

5° Budapest<br />

8°<br />

Palermo<br />

18°<br />

Kiruna<br />

-5°<br />

Oulu<br />

-2°<br />

Dubrovnik<br />

18°<br />

Athen<br />

21°<br />

St. Petersburg<br />

1°<br />

Wilna<br />

0°<br />

Kiew<br />

1°<br />

Odessa<br />

12°<br />

Varna<br />

14°<br />

Istanbul<br />

16°<br />

Iraklio<br />

21°<br />

Archangelsk<br />

-5°<br />

Moskau<br />

-3°<br />

Ankara<br />

12°<br />

Antalya<br />

17°<br />

Acapulco 33° heiter<br />

Bali 34° Gewitter<br />

Bangkok 32° wolkig<br />

Barbados 28° heiter<br />

Buenos Aires 26° wolkig<br />

Casablanca 15° Regen<br />

Chicago 2° Schnee<br />

Dakar 30° wolkig<br />

Dubai 28° Schauer<br />

Hongkong 22° bedeckt<br />

Jerusalem 18° heiter<br />

Johannesburg 27° wolkig<br />

Kairo 22° wolkig<br />

Kapstadt 24° wolkig<br />

Los Angeles 22° heiter<br />

Manila 31° heiter<br />

Miami 31° heiter<br />

Nairobi 29° wolkig<br />

Neu Delhi 27° sonnig<br />

New York 14° Regen<br />

Peking 10° wolkig<br />

Perth 24° sonnig<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 27° wolkig<br />

San Francisco 18° wolkig<br />

Santo Domingo 30° sonnig<br />

Seychellen 29° Gewitter<br />

Singapur 31° wolkig<br />

Sydney 23° heiter<br />

Tokio 18° heiter<br />

Toronto 10° Regen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 3· ·<br />

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Seite 3<br />

Gemischte Gefühle<br />

NewYorkerJuden beten an Rosh Hashana, dem Neujahrsfest, am Ufer des Hudson.<br />

GETTY IMAGES<br />

Der Eingangsbereich des Hebrew<br />

Tabernacle im New Yorker<br />

StadtbezirkWashington Heights<br />

ist ein gespenstischer Ort. Es ist<br />

schwer,sich eines Gefühls der Beklemmung<br />

zu erwehren, wenn man durch den niedrigen<br />

Raum geht, der zur großen Andachtshalle<br />

der Synagoge führt. Die Wände hier<br />

dienen als Hintergrund für eine ganz besondere<br />

Fotogalerie. Essind vergilbte Fotos<br />

aus Deutschland vor1938 zu sehen, Erinnerungsstücke<br />

an die prachtvollen Synagogen,<br />

die es damals in Städten wie Frankfurt<br />

am Main, Berlin, Hamburg, München, Heidelberg<br />

und Nürnberg gab. Keine der Synagogen,<br />

die hier abgebildet sind, hat unbeschadet<br />

den 9. November 1938 überstanden.<br />

Seit mehr als 80 Jahren dient die Galerie<br />

den Mitgliedernder Gemeinde als schmerzliche<br />

Gedenkstätte. Schon zu Beginn der<br />

30er-Jahre, als der deutsche Antisemitismus<br />

eine immer hässlichereFratzezeigte,kamen<br />

deutsche Juden hierher in den Norden Manhattans,<br />

woesFachwerkhäuser und großartige<br />

Ausblicke über den Hudson River gibt,<br />

der durch sein weites Taldem Atlantik entgegenrollt.<br />

Sie fanden hier eine neue Heimat.<br />

Aber die gewaltsame Abtrennung vonder alten<br />

schmerzt bis in die zweite und dritte Generation.<br />

Ein Schmerz, der bei jedem Tempelbesuch<br />

wieder in die Glieder fährt.<br />

Mark Hamburger etwa geht es so, dessen<br />

Vater Max 1938 nach Washington Heights<br />

kam, und der seit seiner Kindheit in den<br />

50er-Jahren Mitglied des Hebrew Tabernacle<br />

ist. Auch wenn er keine persönliche Erinnerung<br />

an Deutschland hat, tun ihm die Bilder<br />

vom untergegangenen jüdischen Leben in<br />

der Heimat seines Vaters Maxjedes Malweh.<br />

DerImpuls, die Sachen zu packen<br />

Max Hamburger ist Ende der 80er-Jahre gestorben,<br />

inzwischen gibt es kaum mehr jemanden<br />

in Washington Heights, der sich<br />

noch an Deutschland erinnert. Deshalb stellt<br />

sich Mark Hamburger schon seit langem die<br />

Frage, wie man wohl in Washington Heights<br />

der Schoah gedenken wird, wenn keine Zeitzeugen<br />

mehr da sind.<br />

Seit wenigen Wochen hat Hamburger<br />

seine Antwortgefunden. Beider Gedenkfeier<br />

zur Pogromnacht im Hebrew Tabernacle tritt<br />

der große schlanke Anwalt vordie Gemeinde<br />

und hebt zu einer zornigen Rede an: „Jelänger<br />

diese Ereignisse zurückliegen“, sagt<br />

Hamburger, „desto schärfer rücken sie in<br />

den Blick. So kurz nach den Ereignissen von<br />

Pittsburgh ist uns die Pogromnacht näher<br />

denn je.“<br />

Hamburger spricht aus,was viele Juden in<br />

Amerika empfinden, seit am 27. Oktober<br />

GregoryBrewerwährend der Sabbat-Feier in<br />

die Tree-of-Life-Synagoge marschierte,„Tod<br />

allen Juden“ schrie und 20 Minuten lang mit<br />

einem Sturmgewehr um sich schoss. Am<br />

Juden haben sich in den USA meistens sicher gefühlt. Dann erschoss ein<br />

Mann in einer Pittsburgher Synagoge elf Menschen.<br />

Die Mitglieder einer Gemeinde im Norden Manhattans haben sich<br />

entschieden, die Angst zu besiegen –und für das tolerante Amerika zu<br />

kämpfen, das sie kannten<br />

Ende lagen elf Menschen tot in ihrem Blut,<br />

sieben waren schwer verletzt.<br />

Es war der schlimmste Akt antisemitischer<br />

Gewalt in der Geschichte de USA, ein<br />

Schock, der den amerikanischen Juden ins<br />

Mark fuhr. Amerika, das war bislang für Juden<br />

neben Israel das eine Land in der Welt<br />

war,indem man sich sicher wähnen konnte,<br />

frei von Verfolgung und Diskriminierung.<br />

Nunsteht das plötzlich in Frage.<br />

Susanne Arbitman, die sich als nicht sonderlich<br />

religiös bezeichnet, aber an diesem<br />

Tagtrotzdem zum Gedenkgottesdienst in das<br />

Hebrew Tabernacle gekommen ist, sagt, dass<br />

die Ereignisse in ihr etwas ganz Tiefsitzendes<br />

berührthätten.„Ich bin lange nach dem Krieg<br />

geboren, aber wir tragen alle die Erinnerung<br />

in uns“, sagt die etwa 50-Jährige, die in Pittsburgh<br />

aufgewachsen ist, aber seit mehr als 30<br />

Jahren mit ihrer Familie in Washington<br />

Heights lebt. „Wir Juden haben dann sofort<br />

wieder den Impuls, unsere Sachen zu packen.“<br />

So wie Juden das über Hunderte von<br />

Jahren immer wieder tun mussten.<br />

DieAndachtshalle des Hebrew Tabernacle<br />

ist hell und prachtvoll, das Dach der Rotunde<br />

besteht aus buntem Glas,und auch die hohen<br />

Seitenfenster sind mit Glasmalereien geschmückt.<br />

Man hat hier versucht, ein wenig<br />

von dem Glanz der großen Synagogen von<br />

Deutschland nach New York zutransportieren,<br />

die wiederum alle ein wenig vom Prunk<br />

ihrer christlichen Nachbarninspiriertwaren.<br />

In das Glas der Fenster eingelassen sind<br />

die Namen verdienter langjähriger Gemeindemitglieder,Namen<br />

wie Siegfried und Hedwig<br />

Frank, Norbert Lehmann und Emil<br />

Hartog, Namen deutscher Juden, die hier Zuflucht<br />

gefunden haben. In der Ecke hängt<br />

eine steinerne Tafel zum Gedenken an die<br />

Opfer des Holocaust. „Let us not forget. Our<br />

six million“, steht darauf.<br />

Der Rabbiner Jeffrey Gale steht der Gemeinde<br />

erst seit wenigen Jahren vor, und er<br />

sagt von sich, dass er das Gemeindeleben<br />

nicht mehr so sehr auf das Andenken an den<br />

Holocaust ausrichten möchte. „Wir müssen<br />

nach vorne schauen, wir haben eine neue<br />

Generation.“ Doch heute,amGedenktag zur<br />

Pogromnacht, steht die Vergangenheit im<br />

Mittelpunkt.<br />

VonSebastian Moll, New York<br />

„Wenn Afroamerikaner<br />

wegen ihrer Hautfarbe<br />

erschossen werden,<br />

dann geht uns das alle<br />

an. Wenn Einwanderer<br />

deportiert werden, dann<br />

geht das uns alle an.“<br />

Jeffrey Gale,<br />

Rabbi in Washington Heights<br />

ZumHöhepunkt des Gedenkgottesdienstes<br />

werden in einem Kaddisch feierlich die<br />

Namen der Vernichtungslager von Auschwitz<br />

bis Treblinka verlesen. Es ist eine<br />

schmerzvolle Erinnerungsübung, die alle<br />

Anwesenden erschaudernlässt. Doch in seiner<br />

Ansprache kehrtder 65 JahrealteGeistliche,<br />

dessen Vorfahren aus Russland stammen<br />

und der in seiner Freizeit Romane<br />

schreibt, in die Gegenwartzurück.<br />

Rabbi Gale weiß, was seine Gemeinde bewegt.<br />

Er weiß, welche Gefühle das Massaker<br />

von Pittsburgh bei ihnen ausgelöst hat, er<br />

weiß, dass viele von ihnen wie Susanne Arbitman<br />

den Reflex haben, wieder die Koffer<br />

zu packen. Und das möchte der Rabbiner<br />

heute ansprechen.<br />

Gale berichtet vonden Gesprächen, die er<br />

seit Pittsburgh mit den Nachbarn des Hebrew<br />

Tabernacle geführt habe, mit Anwohnern<br />

und Anführern nicht-jüdischer Gemeinden,<br />

mit christlichen und muslimischen<br />

Geistlichen. Er berichtet von dem<br />

überwältigenden Zuspruch, der Anteilnahme<br />

und der Solidarität. Und das macht<br />

ihm Hoffnung.<br />

„Wir dürfen uns heute nicht zurückziehen<br />

und glauben, dass es wieder einmal die gesamte<br />

nicht-jüdische Welt auf uns abgesehen<br />

hat“, sagt Jeffrey Gale.„Im Gegenteil, wir<br />

müssen uns daran erinnern, dass die Schicksale<br />

aller ethnischen und religiösen Gruppen<br />

in diesem Land miteinander verwoben<br />

sind.“<br />

Gale spielt auf die Gemeinde inWashington<br />

Heights an, einen Stadtbezirk, der stolz<br />

darauf ist, immer wieder Verfolgten und<br />

Minderheiten Zuflucht geboten zu haben.<br />

Hier haben katholische irische Bauern eine<br />

Heimat gefunden, Juden aus Osteuropaund<br />

Deutschland, Afroamerikaner, Kubaner<br />

und Dominikaner. Und sie haben sich nie<br />

gegeneinander gewandt, sonderndie anderenstets<br />

mitEmpathie und Herzlichkeit behandelt.<br />

So ist Washington Heights auch ein Zentrum<br />

des Widerstands gegen Donald Trump.<br />

Seit dessen Anti-Einwanderungstruppen<br />

hier Razzien durchführen, um undokumentierte<br />

Latinos zu verhaften, ist man zusammengerückt.<br />

Die liberalen Juden von Washington<br />

Heights und die dominikanischen<br />

Organisationen, die neue Einwanderer zu<br />

schützen suchen, arbeiten eng zusammen.<br />

Als sich im vergangenen Sommer eine<br />

Gruppe weißer Suprematisten im Fort Tryon<br />

Park,dem zentralen Park des Viertels,getroffen<br />

hatte, gab es am nächsten Tageine massiveGegendemonstration.<br />

Für Rabbi Gale kann nur das die Lehreaus<br />

Pittsburgh sein: Widerstand gegen das Klima<br />

des Hasses in den USA, geschürt durch die<br />

Mächtigen in Washington, die er zwar nicht<br />

mit Namen nennt, aber ganz unmissverständlich<br />

meint. „Wenn Afroamerikaner in<br />

einem Supermarkt wegen ihrer Hautfarbe<br />

erschossen werden, dann geht uns das alle<br />

an“, sagt Gale.„Wenn undokumentierte Einwanderer<br />

eingesperrt und deportiert werden,<br />

dann geht das uns alle an“, sagt er.<br />

„Hasserfüllte Worte führen zu hasserfüllten<br />

Taten.“<br />

Die Botschaft, mit der Gale seine Gemeinde<br />

in die nasskalte Novembernacht von<br />

Washington Heights entlässt, ist die, dem<br />

Impuls zu widerstehen, zu packen und weiterzuziehen<br />

oder sich zumindest einzuigeln.<br />

Gale will, dass die Juden bleiben und für ihr<br />

Amerika kämpfen. Für ein offenes,multikulturelles<br />

Amerika, für das Land, das ihnen seit<br />

Jahrhunderten meistens freundlich begegnet<br />

ist.<br />

Robert Snyder, ein 60 Jahre alter Geschichtsprofessor,<br />

der in Washington<br />

Heights aufgewachsen ist, nimmt diese Botschaft<br />

gerne mit, sie entspricht seiner Überzeugung.<br />

Unddoch kann er nicht verhehlen,<br />

wie sehr ihm das Amerika Donald Trumps<br />

Unbehagen bereitet.<br />

Snyder ist weggezogen aus Washington<br />

Heights, er lebt mit seiner Frau in einem<br />

großzügigen Apartment an der Upper East<br />

Side. Die Bücherwände quellen über, der<br />

Wohnzimmertisch ist mit Papieren übersät.<br />

Snyder entspricht dem Klischee eines jüdischen<br />

Intellektuellen, tief in seinen geistigen<br />

Welten versunken.<br />

Nichtwarten, bis es zu spät ist<br />

Wenn Snyder redet, hat er die Augen halb geschlossen,<br />

so als wolle er seine Gedanken<br />

besser hören, Gedanken, die er überaus<br />

sorgsam und zaudernd artikuliert. „Ich sage<br />

mir, dass viele Afroamerikaner trotz allem,<br />

was ihnen in diesem Land widerfahren ist,<br />

nicht an Amerika verzagen. Also haben wir<br />

erst recht keinen Grund zu verzagen.“<br />

Aber Snyder gibt auch zu, dass er mit<br />

Zweifeln ringt. „Ich habe Gedanken, die ich<br />

lieber nicht hätte“, sagt er. Etwa, sich eine<br />

Waffe zuzulegen. Wasertun würde,wenn jemand<br />

mit einem automatischen Gewehr seinen<br />

Seminarraum stürmt, während er unterrichtet.<br />

Oder wann für ihn der Zeitpunkt gekommen<br />

ist, in den Widerstand gegen das<br />

Regime Trump zu gehen.<br />

Erst vor kurzem, erzählt Snyder, habe er<br />

ein Buch seines Kollegen Sheridan Allen wiedergelesen,<br />

das die Machtübernahme durch<br />

die Nationalsozialisten in einer deutschen<br />

Kleinstadt der 30er-Jahre dokumentiert.<br />

Darin spielt eine Gruppe von Sozialdemokraten<br />

eine Rolle,die während des gesamten<br />

Dritten Reiches auf den Aufruf zum bewaffneten<br />

Aufstand gewartet hat. Doch der kam<br />

nie.<br />

Snyder mag nicht auf den Aufruf warten,<br />

bis es zu spät ist. Er geht regelmäßig auf die<br />

Straße, umgegen Trump zudemonstrieren,<br />

und er hat bei den Zwischenwahlen im November<br />

aktiv demokratische Kandidaten unterstützt.<br />

Er hält zudem viele Vorträge und<br />

leitet Diskussionen.<br />

„Amerikaner müssen heute lernen, dass<br />

Demokratien fragil sind“, sagt Snyder.„Sie<br />

müssen es schnell lernen, und sie müssen<br />

es mit Demut lernen.“ Und sohat Snyder<br />

für sich als Lehre aus Pittsburgh formuliert,<br />

diesen Nachhilfeunterricht anzubieten,<br />

wo er nur kann. Die Koffer kann er<br />

dann immer noch packen, wenn all das<br />

nichts fruchtet.<br />

Sebastian Moll lebt schon langein<br />

Washington Heights und hat nun die<br />

Vergangenheit des Viertels entdeckt.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Verletzte durch Giftgas<br />

im syrischen Aleppo<br />

Diesyrische Regierung hat Rebellen<br />

vorgeworfen, Dutzende Raketen mit<br />

Giftgas auf die Großstadt Aleppo abgefeuertzuhaben.<br />

107 Menschen<br />

seien verletzt worden, berichtete die<br />

staatliche syrische Nachrichtenagentur<br />

Sana. DieOpfer litten unter<br />

teils schweren Atemproblemen.<br />

Rebellengruppen bezeichneten die<br />

Anschuldigungen als Lüge.Die syrische<br />

Luftwaffe griff als Reaktion auf<br />

den Angriff am Sonntag jedoch erstmals<br />

wieder Rebellenstellungen in<br />

einer entmilitarisierten Pufferzone<br />

in Nordsyrien an. DieEskalation<br />

kommt wenige Tage vorneuen Syrien-Verhandlungen<br />

im kasachischen<br />

Astana. Dortwollen ab Mittwoch<br />

Vertreter der syrischen Regierung<br />

und einiger Rebellen sowie der<br />

Garantiemächte Russland, Türkei<br />

und Iran zusammenkommen. (dpa)<br />

Immer mehr Todesfälle<br />

durch Medizinprodukte<br />

Fehlerhafte Medizinprodukte wie<br />

Implantate verursachen nach Medienrecherchen<br />

immer häufiger Verletzungen<br />

und auch Todesfälle.In<br />

Deutschland seien im vergangenen<br />

Jahr 14 034 Fälle gemeldet worden,<br />

bei denen es zuVerletzungen, Todesfällen<br />

oder anderen Problemen gekommen<br />

sei, die im Zusammenhang<br />

mit Medizinprodukten stehen könnten.<br />

Diese Verdachtsfälle nähmen<br />

starkzu, berichteten die Sender NDR<br />

und WDR sowie die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong> am Sonntagabend. (dpa)<br />

Hunderte Migranten stürmen<br />

Grenze zu den USA<br />

Auch Familien mit kleinen Kindernversuchten,<br />

die Grenze zu überwinden.<br />

Hunderte Menschen aus dem Flüchtlingstreck<br />

aus Zentralamerika haben<br />

am Sonntag in der mexikanischen<br />

Stadt Tijuana die Grenzezuden USA<br />

gestürmt. Mindestens 500 Migranten<br />

versuchten, die Sperranlage zu überwinden,<br />

berichtete ein AFP-Reporter.<br />

DieVereinigten Staaten schlossen die<br />

GrenzezwischenTijuana und der US-<br />

Metropole SanDiego,wie der US-<br />

Grenzschutz mitteilte.AmSonntag<br />

hatte zunächst eine friedliche Demonstration<br />

der Migranten stattgefunden.<br />

Schließlich lösten sich mehrere<br />

hundertTeilnehmer aus dem Demonstrationszug,<br />

um die Grenzezu<br />

überwinden und in ihr Zielland zu gelangen.<br />

Unter ihnen waren auch<br />

Frauen mit Kindern. DieUS-Sicherheitskräfte<br />

setzten zum Teil Tränengas<br />

ein, um die Migranten zurückzudrängen.<br />

(AFP)<br />

Schuster bleibt Präsident<br />

des Zentralrats der Juden<br />

Josef Schuster bleibt Präsident des<br />

Zentralrats der Juden in Deutschland.<br />

DasPräsidium wählte den 64-Jährigen<br />

am Sonntag im Rahmen einer<br />

nicht-öffentlichenVersammlung in<br />

Frankfurteinstimmig für eine weitere<br />

vierjährige Amtszeit. DerWürzburger<br />

Arzt hat das Ehrenamt seit dem 30.<br />

November 2014 inne.Von 2010 bis<br />

2014 war SchusterVizepräsident des<br />

Zentralrats.„Auch in Zeiten eines<br />

wachsenden Antisemitismus lassen<br />

wir uns nicht entmutigen“, erklärte<br />

Schuster nach seinerWiederwahl.<br />

„Wir werden unseren Beitrag zu einem<br />

toleranten und weltoffenen<br />

Deutschland leisten.“ (dpa)<br />

AP<br />

Friedrich Merz (r.) wirft den CDU-Verantwortlichen vor,nichts gegen den Aufstieg der AfD unternommen zu haben. Damit greift er auch die Generalsekretärin der CDU an.<br />

Ein Schlag ins Gesicht<br />

Friedrich Merz attackiert die CDU –Annegret Kramp-Karrenbauer verbittet sich die Kritik<br />

VonMarina Kormbaki<br />

Der Wettstreit um den<br />

Vorsitz der CDU geht in<br />

dieser Woche in die<br />

zweite Halbzeit –und er<br />

wird zunehmend härter ausgetragen.<br />

Friedrich Merz hat seiner Partei<br />

am Wochenende vorgeworfen, die<br />

Wahlerfolge der AfD in Bund und<br />

Ländern mit einem „ich will jetzt<br />

mal etwas zugespitzt sagen –Achselzucken“<br />

zur Kenntnis genommen<br />

zu haben. Die Partei sei damit<br />

zufrieden gewesen, selbst so stark<br />

zu sein, dass ohne sie nicht regiert<br />

werden könne.<br />

Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk<br />

beklagte Merz, dass die<br />

CDU „erkennbar keine Antwort“ auf<br />

das Phänomen habe, dass in<br />

Deutschland wieder braune Hemden<br />

auf der Straße zu sehen seien<br />

und der Hitlergruß gezeigt werde. Er<br />

empfinde es daher als persönliche<br />

und staatsbürgerliche Verantwortung,<br />

seiner Partei Hilfe anzubieten.<br />

„Mit mir gibt es keine Achsenverschiebung<br />

der Union nach rechts“,<br />

betonte Merz.<br />

Scharfe Widerworte kamen von<br />

Merz’ Konkurrentin im Rennen um<br />

den CDU-Vorsitz, Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer.„Solche Behauptungen<br />

sind ein Schlag ins Gesicht für alle in<br />

der CDU, die vorOrt und in den Parlamenten<br />

seit Jahren gegen ständige<br />

Falschinformationen, gegen gezielte<br />

Vergiftungen des politischen Klimas,<br />

gegen Anfeindungen sowie gegen in<br />

Teilen offene Hetze durch die AfD<br />

kämpfen und Tagfür Taginder CDU<br />

Haltung zeigen“, sagte die CDU-Generalsekretärin<br />

der „Frankfurter Allgemeinen<br />

Sonntagszeitung“.<br />

Kramp-Karrenbauer betonte: „Das<br />

verkennt alle, die in den extrem harten<br />

Wahlkämpfen der letzten Jahre<br />

um jede Stimme für die CDU und gegen<br />

die AfD gekämpft haben.“<br />

Unterstützung erhielt die Saarländerin<br />

von der Frauen-Union:<br />

„Kramp-Karrenbauers klare Worte<br />

stärken all denen in der Mitte unsererGesellschaft<br />

den Rücken, die sich<br />

aktiv engagiert und persönlich Courage<br />

gezeigt haben“, sagte Annette<br />

Widmann-Mauz, Vorsitzende der<br />

Frauen-Union und Integrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung, dem<br />

Redaktionsnetzwerk Deutschland.<br />

CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer<br />

verteidigte in der „FAS“ zudem<br />

den in der Union umstrittenen<br />

Schritt Merkels, die Grenze im<br />

Herbst 2015 für Flüchtlinge offen gehalten<br />

zu haben. „Ich stand und<br />

stehe immer noch zu der Entscheidung<br />

der Bundesregierung“, sagte<br />

Kramp-Karrenbauer.<br />

Deutschlands Souveränität<br />

Am Montag kommen in Berlin die<br />

Spitzen der Partei zu Gremiensitzungen<br />

zusammen. Am Dienstag folgt<br />

im baden-württembergischen Böblingen<br />

die fünfte vonacht CDU-Regionalkonferenzen,<br />

in denen sich die<br />

Kandidaten Kramp-Karrenbauer,<br />

Merz sowie Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn den Fragen der Basis stellen.<br />

Die letzte Regionalkonferenz ist<br />

für Freitag in Berlin anberaumt –<br />

exakt eine Woche später wählen die<br />

1001 CDU-Delegierten in Hamburg<br />

eine neue Parteispitze.<br />

DieMigrationspolitik dürfte auch<br />

in dieser Woche die parteiinternte<br />

Auseinandersetzung dominieren.<br />

Am Dienstag will die Unionsfraktion<br />

im Bundestag ihrePosition zum UN-<br />

Migrationspakt beschließen. Das<br />

Dokument, das eine weltweit abgestimmte<br />

Steuerung und Ordnung<br />

von Migrationsbewegungen zum<br />

Ziel hat, soll im Dezember bei einer<br />

UN-Tagung in Marokko angenommen<br />

werden. Nachdem die USA,<br />

Australien, Österreich, Ungarn, Polen<br />

und weitere Staaten unter dem<br />

Druck von rechten Parteien und Bewegungen<br />

ihre Mitwirkung zurückgezogen<br />

haben, steht das rechtlich<br />

unverbindliche Abkommen auch in<br />

Deutschland in der Kritik.<br />

Mehrere CDU-Politiker, allen<br />

voran Spahn, hatten gefordert, das<br />

Thema auf dem Parteitag zu debattieren.<br />

Die Unionsfraktion will nun am<br />

Dienstag eine Zusatzerklärung formulieren,<br />

die die rechtliche Souveränität<br />

Deutschlands garantieren soll.<br />

Die AfD erklärt diese für gefährdet,<br />

obwohl der UN-Pakt Einschnitte in<br />

die Souveränität ausschließt. Eine<br />

Zusatzerklärung würde die Kritiker in<br />

der Union besänftigen: Selbst die nationalkonservative<br />

Werteunion kündigte<br />

unter dieser Bedingung ihreZustimmung<br />

zum Abkommen an.<br />

„Europa muss seinen Bürgern mehr anbieten“<br />

Ska Keller,Spitzenkandidatin der europäischen Grünen, über die Herausforderungen, vor denen die EU steht<br />

Die 37-jährige Brandenburgerin<br />

Ska Keller wurde am Samstag<br />

von den europäischen Grünen zur<br />

Spitzenkandidatin bei der Europawahl<br />

im Mai 2019 gewählt. Im Anschluss<br />

sprach sie über ihreZiele.<br />

Frau Keller,Sie waren 2014 schon mal<br />

Spitzenkandidatin bei der Europawahl<br />

und sind es jetzt erneut. Wasist<br />

denn diesmal anders?<br />

Diese Wahl ist existenzieller als<br />

die letzte. Esgeht ja wirklich um die<br />

Frage: Wiestehen wir überhaupt zur<br />

Europäischen Union? Denn wir haben<br />

Angriffe von Rechtsaußen und<br />

Europafeinden. Und esgibt Regierungen,<br />

die die EU zerstören wollen.<br />

Wir halten dagegen und stehen zu<br />

ihren Idealen. Gleichzeitig wissen<br />

wir, dass die EU weit davon entfernt<br />

ist, perfekt zu sein. Wirkämpfen deshalb<br />

für ein soziales, ökologisches<br />

und demokratisches Europa.<br />

Das heißt, wenn es gelänge, die EU<br />

überhaupt zu erhalten, wäre aus IhrerSicht<br />

schon viel gewonnen?<br />

Moment! Das ist nur die Kernvoraussetzung<br />

für weitere Reformen,<br />

ohne die es nicht gehen wird. Denn<br />

wir sehen zwar auch andere Parteien,<br />

die die EU verteidigen wollen.<br />

Aber wenn sie gleichzeitig nur den<br />

Status quo erhalten möchten, etwa<br />

im sozialen Bereich, dann reicht uns<br />

das nicht. Europa muss seinen Bürgerinnen<br />

und Bürgern mehr anbieten.<br />

Da gibt es noch einiges zu tun.<br />

Die EUleidet unter mindestens zwei<br />

Bedrohungen, dem Nationalismus<br />

und der Euro-Krise.Welche ist gefährlicher?<br />

Der Nationalismus. Denn er verhindert<br />

auch eine Lösung der Euro-<br />

Krise. Die Regierungen blockieren<br />

viel mehr, etwa bei der Banken-<br />

Union. Dasgeht nicht. Wirbrauchen<br />

ein gemeinsames europäisches<br />

Vorgehen. Die Kommission<br />

hat Vorschläge gemacht.<br />

Das Parlament hat<br />

sich geäußert. Die Mitgliedstaaten<br />

dürfen jetzt<br />

nicht blockieren.<br />

Wie groß ist die Gefahr einer<br />

Rückkehr der Euro-<br />

Krise, etwa in Italien?<br />

Wir hätten die Instrumente<br />

gegen die Krise voranbringen<br />

müssen. Dann wäre die Bedrohung<br />

nicht so groß. Andererseits ist Italien<br />

eine starke Wirtschaft; wir sollten<br />

also mit Besonnenheit an die Sache<br />

herangehen. Klar ist: Wir brauchen<br />

endlich langfristige Lösungen.<br />

Wie nah sind Sie daanden Vorstellungen<br />

des französischen Präsidenten<br />

Emmanuel Macron?<br />

DieFrage ist: Welchen?<br />

Vorallem denen eines gemeinsamen<br />

Haushalts und eines europäischen<br />

Finanzministers.<br />

Da sind wir sehr nah dran –wobei<br />

es auch eine Finanzministerin sein<br />

Ska Keller,37,<br />

Brandenburgerin.<br />

darf. Beim Haushalt ist uns wichtig,<br />

dass er Teil des EU-Haushalts ist und<br />

parlamentarisch kontrolliertwerden<br />

kann. Außerdem sollte er offen sein<br />

für Nicht-Euro-Länder.Und drittens<br />

ist die Frage: Waswirddann mit dem<br />

Geld gemacht? Wir brauchen nicht<br />

noch mehr Beton, sonderneine ökologische<br />

Transformation der Wirtschaft.<br />

Dann wären wir<br />

sehr dafür.<br />

AFP<br />

Es wird nach der Wahl ein<br />

ziemliches Gerangel geben<br />

um die Zusammensetzung<br />

der nächsten EU-Kommission<br />

und die Auswahl von<br />

deren Präsidenten oder<br />

Präsidentin. Wie positionieren<br />

Siesich da?<br />

Die Mitglieder der<br />

Kommission müssen vorher als Spitzenkandidaten<br />

angetreten sein. Das<br />

ist die Grundvoraussetzung. Denn<br />

wir wollen einen demokratischen<br />

Prozess. Wir wollen nicht, dass die<br />

Mitgliedstaaten jemanden ausgucken<br />

und uns dann vorsetzen. Ferner<br />

müssen sich Kandidatinnen und<br />

Kandidaten klar von Rechtsaußen<br />

abgrenzen. Drittens schauen wir auf<br />

Inhalte. Danach entscheidet sich,<br />

werambesten passt.<br />

Der Spitzenkandidat der Europäischen<br />

Volkspartei, Manfred Weber, ist<br />

für einen CSU-Politiker aus Ihrer<br />

Sicht doch eigentlich ganz manierlich,<br />

oder?<br />

Die Abgrenzung nach Rechtsaußen<br />

müssten wir genauer prüfen. Da<br />

war er bisher nicht immer klar. Und<br />

bei den Inhalten sind wir nicht auf<br />

CSU-Linie. Deshalb wäre Manfred<br />

Weber nicht unser Favorit.<br />

Haben Siedenn einen Favoriten?<br />

Nein. Außerdem haben wir eigene<br />

SpitzenkandidatInnen.<br />

Ehrgeizig, ehrgeizig.<br />

Nein, nein, im Ernst, wir bleiben<br />

auf dem Teppich. Die Inhalte sind<br />

das Entscheidende.<br />

Die Grünen haben beim letzten Mal<br />

6,7 Prozent geholt. Unddiesmal?<br />

Wir sind zuversichtlich, unsere<br />

Fraktion vergrößern zukönnen, was<br />

nicht so einfach ist, weil wir sechs<br />

britische Kolleginnen und Kollegen<br />

durch den Brexit verlieren werden<br />

und kompensieren müssen. Das<br />

wird schon mal eine ganz harte<br />

Nummer.Trotzdem wollen wir Mandate<br />

dazugewinnen. Die Chancen<br />

dafür sind gut.<br />

Haben Sie persönlich für die Zeit<br />

nach der Wahl weitereAmbitionen?<br />

Nein, ich habe die Ambition,<br />

mein Bestes zu geben als grüne Spitzenkandidatin<br />

und den Doppelpack<br />

einer deutschen und europäischen<br />

Spitzenkandidatin zu erledigen. Das<br />

ist schon mal eine Aufgabe.<br />

DasGespräch führte Markus Decker.<br />

DPA<br />

„Ihm war das<br />

nicht mal einen<br />

Cent wert“<br />

Alte Geschichte, neuer Ärger:<br />

Merz und die Obdachlosen<br />

VonJan Sternberg<br />

Die Geschichte klingt wie eine<br />

dieser Legenden der Großstadt.<br />

Ein Spitzenpolitiker verliert<br />

am Bahnhof sein Notebook mit den<br />

Kontaktdaten der gesamten Bundesregierung<br />

darauf. Zwei Obdachlose<br />

finden es,tippen darauf herum.<br />

Sie sehen Angela Merkels Handynummer<br />

und ahnen, wie viel das<br />

Gerät wert sein könnte. Dann aber<br />

geben sie es bei der Polizei ab. Der<br />

Politiker schickt ihnen zum Dank<br />

einen Brief. Darin war kein Geld,<br />

kein Gesprächsangebot, sondern<br />

ein Buch. Der Titel: „Nur wer sich<br />

ändert, wird bestehen. Vom Ende<br />

der Wohlstandsillusion – Kursbestimmung<br />

für unsere Zukunft“. Innen<br />

stand eine Widmung: „Dem<br />

ehrlichen Finder“.<br />

DieGeschichte ist keine Legende.<br />

Sie stimmt höchstwahrscheinlich.<br />

Der Politiker, von dem die Rede ist,<br />

heißt Friedrich Merz, erwill CDU-<br />

Vorsitzender werden. 2004, als er am<br />

Taxistand des <strong>Berliner</strong> Ostbahnhofs<br />

sein Notebook verlor,war er stellvertretender<br />

Fraktionschef der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das<br />

Buch über das „Ende der Wohlstandsillusionen“<br />

stammt aus seiner<br />

Feder, eswar damals ganz frisch erschienen.<br />

Einneues Leben<br />

DieObdachlosen, die sein Notebook<br />

fanden und abgaben, heißen Enrico<br />

und Micha. 14 Jahre später hat Micha<br />

die Stadt verlassen, Enrico aber<br />

ist nach wie vorinBerlin und hat ein<br />

neues Leben begonnen. „Von ihm<br />

dachte ich, der wird demnächst<br />

wieder den Weg<br />

raus aus der<br />

Obdachlosigkeit<br />

schaffen“,<br />

sagt Jutta<br />

Herms, die<br />

seine Geschichte<br />

mit<br />

Merz 2010 in<br />

der Obdachlosenzeitung<br />

„Straßenfeger“<br />

aufgeschrieben<br />

hat. „Er kam<br />

WWW.TAZ.DE<br />

Enrico J. fand<br />

2004 den Laptop<br />

von Friedrich<br />

Merz.<br />

mir helle und aufgeweckt vor“,<br />

sagt sie.IhreVermutung war richtig:<br />

Enrico J. lebt heute nicht mehr auf<br />

der Straße, sondern mit seiner Lebensgefährtin<br />

in einer Wohnung.<br />

Der 53-Jährige arbeitet als Steinsetzerund<br />

sagt: „Mir geht's gut.“<br />

Sauer auf Friedrich Merz ist er immer<br />

noch, hat er derTageszeitung taz<br />

erzählt. „Das fand ich echt total unverschämt.<br />

Ichhabe das Buch sofort<br />

in die Spree geschmissen. Er wusste<br />

ja durch die angegebene Adresse genau,<br />

dass ich obdachlos war, doch<br />

ihm war das nicht mal einen Cent<br />

wert.Richtig scheiße.“<br />

„Ich fand es unverschämt“<br />

Beim Bundesgrenzschutz am Ostbahnhof,<br />

der heutigen Bundespolizei,<br />

hinterließen Enrico und Micha<br />

die Adresse der <strong>Berliner</strong> Treberhilfe.<br />

Vier Wochen später, beim<br />

Grillfest, überreichte ihnen eine<br />

Sozialarbeiterin namens Heike das<br />

Buch.<br />

Die Treberhilfe gibt es nicht<br />

mehr, Heike S. arbeitet heute beim<br />

Verein Gangway in Berlin. Auch sie<br />

erinnert sich noch genau an diese<br />

Geschichte,obwohl sie 14 Jahreher<br />

ist: „Ich fand das richtig unverschämt“,<br />

sagt sie.<br />

„Erhätte einfach mal vorbeikommen<br />

und sich ordentlich bedanken<br />

können“, beschwertsich Enrico S. in<br />

der taz. „Immerhin habe ich verhindert,<br />

dass geheime Infos über wichtige<br />

Politiker in die falschen Hände<br />

geraten.“<br />

Auf Anfragen mehrerer Medien<br />

möchte sich Friedrich Merz nicht<br />

mehr zu den Vorgängen aus dem<br />

Jahr 2004 äußern.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 5 **<br />

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Politik<br />

Härte und Verständnis<br />

Frankreichs Präsident Macron reagiert scharf auf die Ausschreitungen in Paris und verspricht zugleich eine Verbesserung der Lebenssituation in armen Regionen<br />

VonStefan Brändle, Paris<br />

Die „schönste Straße der<br />

Welt“, wie sie die Franzosen<br />

nennen, bot am<br />

Sonntag kein schönes<br />

Bild. Eingeschlagene Schaufenster,<br />

umgestürzte Verkehrsampeln und<br />

zerstörte Bushäuschen zeugten von<br />

schweren Zusammenstößen zwischen<br />

Demonstranten und der Polizei<br />

auf der Avenue des Champs-<br />

Élysées. Auch in die Fenster des Nobelrestaurant<br />

Le Fouquet's flogen<br />

Pflastersteine, von vermummten<br />

Männern aus dem Bürgersteig geklaubt.<br />

ZurPlace de la Concorde hin<br />

hatten sie eine brennende Barrikade<br />

aus Baumaterial errichtet, eine<br />

ganze Baracke ging dabei in Flammen<br />

auf. Bilanz: 24 Verletzte, darunter<br />

fünf Polizisten; 101 Personen<br />

wurden festgenommen.<br />

Sperren vordem Élysée-Palast<br />

Die„gilets jaunes“, wie die Demonstranten<br />

genannt werden, weil sie<br />

gelbe Warnwesten tragen, hatten am<br />

zweiten Samstag in Folge zu Protesten<br />

gegen die geplante Erhöhung der<br />

Diesel- und Benzinsteuer um bis zu<br />

sieben Prozent aufgerufen. Landesweit<br />

gingen laut Regierungsangaben<br />

106 000 „Gelbe Westen“ auf die<br />

Straße, die meisten Blockade-Aktionen<br />

blieben gewaltfrei. Doch alle Augen<br />

waren auf Paris gerichtet, 2500<br />

Bereitschaftspolizisten riegelten das<br />

Sonst der Stolz von Paris: die Champs-Élysées am Sonntag.<br />

Viertel um den Präsidentensitz hermetisch<br />

ab.Anden Sperren vordem<br />

Élyséepalast skandierten die Gelbwesten<br />

immer wieder: „Macron,<br />

démission“, Staatspräsident Macron<br />

solle zurücktreten.<br />

Der Angesprochene dankte den<br />

Ordnungshütern per Twitter und<br />

meinte unüblich scharf: „Schande<br />

über die, welche die Polizei, andere<br />

Bürger und Journalisten angegriffen<br />

haben.“ Innenminister Christophe<br />

Castaner erklärte, Rechts- und –in<br />

geringerem Ausmaß – Linksextremisten<br />

hätten die Bürgerbewegung<br />

unterwandertund auf den Champs-<br />

Elysées die Gewaltakte inszeniert<br />

und angeführt. Geheimdienstberichte<br />

nennen als Drahtzieher vorallem<br />

die rechte Gruppe der Barjols,<br />

die vor Wochen auch einen –ziemlich<br />

amateurhaften – Anschlag auf<br />

Macron geplant hatte; vier Mitglieder<br />

wurden deshalb verhaftet.<br />

Vorallem machte Castaner ausdrücklich<br />

die Rechtsextremistin Marine<br />

Le Pen für die Ausschreitungen<br />

auf den Champs-Elysées verantwortlich.<br />

Siehabe zu der unbewilligten<br />

Aktion aufgerufen, meinte er. Le<br />

Penhatte sich allerdings nur beklagt,<br />

dass die Regierung die„Champs“ am<br />

Samstag für Demonstrationen gesperrt<br />

hatte. Nach dem Krawall warf<br />

sie der Staatsführung vor, sie habe<br />

die „Gelben Westen“ bewusst in eine<br />

AFP/FRANCOIS GUILLOT<br />

Falle gelockt, um sie der Gewaltanwendung<br />

bezichtigen zu können.<br />

Castaner bezeichnete die Demonstranten<br />

zudem als „séditieux“,<br />

Aufständische,eine Wortwahl, die in<br />

Frankreich an die rechtsextremen Ligen<br />

erinnert, die 1934 die Nationalversammlung<br />

in Paris angriffen. Alles<br />

deutet daraufhin, dass Macron<br />

die seit einer Woche anhaltenden<br />

Proteste nicht länger tatenlos hinnehmen<br />

will.<br />

Seine neue Taktik besteht darin,<br />

einen Keil in die Bewegung zu treiben:Während<br />

er gegen die Gewalttäter<br />

mit entsprechender Härte vorzugehen<br />

gelobt, zeigt erVerständnis für<br />

die große Masse der Protestierenden,<br />

die weder parteipolitisch noch<br />

gewerkschaftlich organisiertsind.<br />

Ausdruck sozialer Not<br />

DerPräsident weiß, dass die Proteste<br />

gegen die Erhöhung der Benzinpreise<br />

und -steuern Ausdruck sozialer<br />

Not in ärmeren Landregionen<br />

sind. Am Dienstag will er, wie es aus<br />

dem èlysée heißt, „konkrete Vorschläge“<br />

machen. An der Erhöhung<br />

der Benzin- und Dieselsteuer hält er<br />

fest, dafür will er dezentrale und für<br />

Frankreich neuartige Diskussionsforenschaffen.<br />

Delegierte der Gelbwesten sollen<br />

dabei mit Behördenvertretern, Lokalpolitikern,<br />

Sozialdiensten und<br />

Berufsverbänden greifbare Verbesserungen<br />

des Alltags beschließen<br />

oder zumindest ansprechen. Ein<br />

wichtiges Thema dabei ist die Kombination<br />

sozialer und umweltverträglicher<br />

Maßnahmen. Denn die<br />

Erhöhung der Benzinsteuer wirdvon<br />

der Macron-Regierung ökologisch<br />

begründet.<br />

Viele„gilets jaunes“ haben bereits<br />

erklärt, sie seien nicht gegen solche<br />

Maßnahmen an sich, sie dürften<br />

aber nicht ihre ohnehin knappe<br />

Kaufkraft schmälern.<br />

Konflikt zwischen Moskau<br />

und Kiew spitzt sich zu<br />

Anzeige<br />

Farbprüfung bestanden<br />

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Zwischenfall auf dem Meer sorgt für neue Spannungen<br />

Der Konflikt zwischen Russland<br />

und der Ukraine droht erneut<br />

zu eskalieren. Die Ukraine beschuldigte<br />

Russland am Sonntagabend,<br />

am Schwarzen Meer Schiffe des<br />

Nachbarlandes beschossen zu haben.<br />

Ukrainischen Medienberichten<br />

zufolge wurden dabei sechs Besatzungsmitglieder<br />

verletzt. Russlands<br />

Inlandsgeheimdienst FSB, der auch<br />

für den Grenzschutz zuständig ist,<br />

sprach laut russischen Medien von<br />

drei Verletzten. Es seien Waffen eingesetzt<br />

worden, um die ukrainischen<br />

Schiffe zum Stopp zu zwingen, hieß<br />

es. Drei Boote des Nachbarlandes<br />

seien beschlagnahmt worden.<br />

Zuvor hatte die ukrainische Marine<br />

bereits mitgeteilt, dass ein Schiff<br />

des russischen Grenzschutzes einen<br />

ihrer Marineschlepper gerammt<br />

habe. Ein Motor und der Rumpf des<br />

Schiffes seien dabei beschädigt worden.<br />

Am Abend tagte in der Ukraine<br />

ein Krisenstab.<br />

Die Lage hatte sich bereits am<br />

Morgen zugespitzt, als drei ukrainische<br />

Schiffe nach Angaben aus Kiew<br />

die Meerenge zwischen dem Schwarzen<br />

und dem Asowschen Meer passieren<br />

wollten. Russland stoppte sie<br />

und sperrte die Meerenge ab. Kiew<br />

schickte daraufhin zwei weitere<br />

Schiffe zum Asowschen Meer. Diese<br />

kehrten inzwischen wieder um.<br />

Die Nato rief am Abend zur Zurückhaltung<br />

und Deeskalation auf. In<br />

einer Mitteilung hieß es,man verfolge<br />

die Entwicklungen im Asowschen<br />

Meer und in der Straße von Kertsch<br />

aufmerksam. Die Nato unterstütze<br />

uneingeschränkt die Souveränität<br />

der Ukraine und ihreterritoriale Integrität.<br />

Russland hatte das Passieren der<br />

ukrainischen Schiffe als Provokation<br />

gedeutet. Das Nachbarland wolle<br />

eine „Konfliktsituation“ schaffen, zitierten<br />

Medien aus einer Stellungnahme<br />

der russischen Behörden.<br />

Russland warfdemnach der ukrainischen<br />

Marine vor, die russische<br />

Grenze ohne Erlaubnis passiert zu<br />

haben. Kiew dementierte. Die Russen<br />

sprachen von„gefährlichen Manövern“.<br />

In Kiew hieß es den Angaben zufolge,<br />

Moskau verstoße gegen das<br />

UN-Seerechtsübereinkommen und<br />

den Vertrag zwischen der Ukraine<br />

und Russland zur Nutzung des<br />

Asowschen Meers und der Straße<br />

vonKertsch. DieSchiffe waren demnach<br />

in der Nacht zum Sonntag auf<br />

dem Wegvon der ukrainischen Hafenstadt<br />

Odessa nach Mariupol am<br />

Asowschen Meer.<br />

Das Asowsche Meer nordöstlich<br />

der Halbinsel Krim entwickelt sich zu<br />

einem weiteren Schauplatz des Konflikts<br />

der Nachbarländer.DasVerhältnis<br />

ist wegen der 2014 von Russland<br />

annektierten Krim und der Ostukraine,woMoskau<br />

aus westlicher Sicht<br />

die prorussischen Separatisten militärisch<br />

unterstützt, zerrüttet.<br />

Kiew hatte angekündigt, die Präsenz<br />

der Marine im Asowschen Meer<br />

zu erhöhen. In den vergangenen Monaten<br />

hatten beide Seiten Fischkutter<br />

in dem Meer festgesetzt und beschlagnahmt.<br />

Am Sonntag soll Moskau<br />

auch zwei Kampfhubschrauber<br />

dort eingesetzt haben. Auf Bildern<br />

war zu sehen, dass ein großes Frachtschiff<br />

direkt unter der Brücke zur<br />

Halbinsel quer im Wasser stand und<br />

so die Durchfahrtblockierte. (dpa)<br />

Die Aufgabe war<br />

nicht leicht: Ein<br />

Farbshampoo zu<br />

entwickeln, das<br />

die ersten Grauen<br />

kaschiert und<br />

auch noch hilft,<br />

bis zum Termin<br />

für die nächste<br />

Colorierung<br />

besser<br />

auszusehen.<br />

Die Prüfung bestanden hat dieses<br />

blonde Color Shampoo von<br />

Plantur39. Seine Farbleistung hält<br />

bei regelmäßiger Anwendung erstaunlich<br />

lange vor. Und sobald<br />

die ersten Grauen hervorblitzen,<br />

sind sie mit der nächsten Colorwäsche<br />

auch wieder kaschiert.<br />

Das echte Farbwunder ist die<br />

Farb-Spülung. Denn sie enthält<br />

ungewöhnlich kräftige Farbstoffe.<br />

Sie sind so dosiert, dass sich<br />

der schöne Gesamteindruck der<br />

Haare mit jeder Anwendung noch<br />

intensiviert. Und niemand kriegt<br />

mit, wie Sie das erreicht haben.<br />

(Es sei denn, Sie verraten Ihr Geheimnis.)<br />

Zu guter Letzt: Auch diese Plantur-<br />

Artikel enthalten den Coffein-<br />

Complex, um menopausalem<br />

Haarausfall vorzubeugen.<br />

Plantur 39 Color Blond Phyto-Coffein-<br />

Shampoo mit der farbintensiven Farb-<br />

Spülung erhalten Sie in ausgewählten<br />

Drogerieabteilungen und -märkten.<br />

Farbintensität mit jeder<br />

Haarwäsche steigern.<br />

Gewaschen und gepflegt<br />

mit dem neuen Plantur 39<br />

Color Blond Phyto-Coffein<br />

Shampoo & Farb-Spülung*<br />

Ohne<br />

Color<br />

1x<br />

5x<br />

*Einwirkzeit: mindestens 2 Minuten<br />

Ein Schiff unter der Kerch-Brückeblockiertdie Passage.<br />

DPA


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Israel plant Riesenpipeline<br />

nach Europa<br />

Israel will nach Angaben seines<br />

Energieministers bis 2025 durch<br />

eine Riesenpipeline Erdgas nach<br />

Europa liefern. Einentsprechendes<br />

Abkommen mit Griechenland, Zypernund<br />

Italien solle bis Anfang<br />

Februar unterzeichnet werden, sagte<br />

Minister JuvalSteinitz dem israelischen<br />

Armeesender am Sonntag.<br />

Auch aus Zypernsind Gaslieferungen<br />

vorgesehen. EinJahr nach Abschluss<br />

einer Machbarkeitsstudie<br />

der Europäischen Union mit positivenErgebnissen<br />

hätten die vier beteiligten<br />

Länder sich grundsätzlich<br />

geeinigt, sagte Steinitz. Die2100 Kilometer<br />

lange Pipeline soll ersten<br />

Studien zufolge rund 6Milliarden<br />

Euro kosten. (dpa)<br />

Zahl der Arbeitslosen<br />

sinkt im November<br />

DerArbeitsmarkt in Deutschland<br />

dürfte sich nach Einschätzung von<br />

Experten im November weiter positiv<br />

entwickelt haben. Derauslaufende<br />

Herbstaufschwung und die gute<br />

Konjunktur im Land haben die Zahl<br />

der Arbeitslosen weiter sinken lassen,<br />

berichteten Volkswirte deutscher<br />

Großbanken in einer Umfrage<br />

der Deutschen Presse-Agentur.<br />

Nach den Berechnungen waren im<br />

November etwa 2,183 Millionen<br />

Frauen und Männer ohne Job. Das<br />

wären rund 21 000 weniger als im<br />

Oktober und rund 185 000 weniger<br />

als voreinem Jahr.Die offiziellen<br />

Arbeitsmarktzahlen gibt die Bundesagentur<br />

für Arbeit an diesem<br />

Donnerstag bekannt. (dpa)<br />

Porsche-Chef kritisiert<br />

Diskussion um Abgasskandal<br />

HältTeileder Debatte fürpopulistisch:<br />

Porsche-ChefOliverBlume. KAPPELER/DPA<br />

DerVorstandschef des Sportwagenbauers<br />

Porsche,Oliver Blume,hält<br />

die aktuelle Diskussion um den<br />

Schadstoffausstoß und die Autohersteller<br />

teils für überzogen. „Teile der<br />

aktuellen Debatte um das Automobil<br />

sind populistisch und unsachlich“,<br />

sagte Blume der<strong>Zeitung</strong> „Welt am<br />

Sonntag“.Sowerden aus seiner Sicht<br />

die Emissionswerte vonFeinstaub,<br />

Kohlendioxid (CO 2 )und Stickoxiden<br />

(NO x )vermengt. „Damit tut man weder<br />

den Kunden noch der Umwelt<br />

etwas Gutes.“ Allerdings müssten<br />

sich die Herstellerauch ihrer Verantwortung<br />

bewusst sein. (dpa)<br />

Kunden wechseln<br />

nur selten die Bank<br />

Viele Verbraucher scheuen den<br />

Wechsel ihres Geldhauses.Das zeigt<br />

eine Befragung der Unternehmensberatung<br />

Oliver Wyman unter mehr<br />

als 2000 Bankkunden. Demnach lag<br />

der Anteil der Kunden, die binnen<br />

eines Jahres die Bankbeziehung<br />

wechselten, in den vergangenen<br />

30 Jahren durchschnittlich bei nur<br />

ein bis 2Prozent. In denvergangenen<br />

fünf Jahren sei dieser Wert deutlich<br />

auf 3Prozent gestiegen –immer<br />

noch ein niedriges Niveau. „Die traditionellen<br />

Geldhäuser wie Sparkassen,<br />

Volks- und Raiffeisenbank sowie<br />

andereFilialbanken nehmen<br />

immer noch die Vormachtstellung<br />

in der Rolle als Hausbank ein“, sagt<br />

Studienautor Tobias Dziggel. (dpa)<br />

Steuerlast drücken<br />

WerAusgaben bündelt oder jetzt noch einen Freibetrag beantragt, muss 2019 mit weniger Abgaben rechnen<br />

Von Theresa Dräbing<br />

Arbeitnehmer zahlen regelmäßig<br />

mehr Steuern, als<br />

sie müssten. Schließlich<br />

handelt es sich bei der<br />

Lohnsteuer um eine Vorauszahlung,<br />

die monatlich vom Bruttogehalt abgeht.<br />

Wenn über das Jahr aber hohe<br />

Ausgaben zu einer übermäßigen Belastung<br />

geführthabenwie etwa Spritkosten,<br />

die für den Arbeitsweg anfielen,<br />

oder eine aus eigener Tasche gezahlte<br />

Fortbildung, können sich<br />

Arbeitnehmer ihr Geld mit der<br />

Steuererklärung im folgenden Jahr<br />

zurückholen. Die Rückerstattung<br />

gleicht die zu viel gezahlten Steuern<br />

dann wieder aus. Soist es gängige<br />

Praxis.<br />

Wernunschonweiß,dassimkommenden<br />

Jahr Mehrausgaben anstehen,<br />

die steuerlich geltend gemacht<br />

werden können,für den kann es sich<br />

lohnen,einen Steuerfreibetrag zu beantragen,<br />

damit erst gar nicht so viel<br />

Geld vom monatlichen Einkommen<br />

abgezogen wird.Nicht nur deswegen<br />

hilft zumJahresende ein Blick auf anstehendeAusgaben:Werimaktuellen<br />

JahrnocheinpaarKostenbündelt,für<br />

den fällt die Steuerrückzahlung im<br />

kommenden Jahr womöglich größer<br />

aus.Auf diese und andereTippsweist<br />

der Bund der Steuerzahlerhin.<br />

Steuerfreibetragbeantragen<br />

Wereinen Steuerfreibetrag beantragt,<br />

erhält am Ende des Monats<br />

mehr Nettolohn auf seinem Konto.<br />

Das gilt natürlich nur für Steuerzahler,<br />

die durch hohe Ausgaben wie<br />

Werbungskosten oder außergewöhnliche<br />

Belastungen eine Steuerrückerstattung<br />

erwarten.AbAufwendungen<br />

in einer Höhe von 600 Euro,<br />

die sich auf Werbungskosten wie<br />

doppelte Haushaltsführung oder<br />

Unterhaltsleistungen verteilen, kann<br />

ein Freibetrag beantragt werden. Das<br />

bedeutet dann, dass die Ausgaben,<br />

die sich inZukunft steuermindernd<br />

auswirken, gleich zu Beginn einkalkuliert<br />

werden undgar nicht erst abgezogen<br />

werden.<br />

DerVorteil: direkt mehr Nettovom<br />

Brutto. Ein höherer Nettolohn kann<br />

zudem noch mehr Vorteile mit sich<br />

bringen: So wird beim Elterngeldder<br />

Nettolohn als Berechnungsgrundlage<br />

genutzt. Ein höheres Nettogehalt<br />

führt so zu mehr Elterngeld. Werdavonnoch<br />

dieses Jahr profitieren will,<br />

sollte denAntrag bis Ende November<br />

stellen, empfiehlt der Bundesverband<br />

Lohnsteuerhilfevereine. Wird<br />

ein Freibetrag in Anspruch genommen,<br />

ist der Steuerzahler allerdings<br />

auch verpflichtet, eine Steuererklärung<br />

abzugeben,umdie Mehrausgaben<br />

nachzuweisen.<br />

Geplante Ausgaben vorziehen<br />

Werbis zum Jahresende noch ein<br />

paarAusgabenbündeltund zum Beispiel<br />

erst für 2019 geplante Ausgaben<br />

vorzieht, übersteigt womöglich die<br />

Pauschbeträge für Werbungskosten<br />

oder Gesundheitsausgaben und erhält<br />

letztlich mehr vom Finanzamt<br />

zurück, als wenn sich die Ausgaben<br />

Mehr Zeit: Für die Steuererklärung 2018 gibt<br />

es mehr Zeit, bis spätestens Ende Juli 2019<br />

muss sie beim Finanzamt vorliegen und nicht<br />

mehr wie bisher bis Ende Mai. Eine längere<br />

Frist gilt auch, wenn ein Steuerberater oder<br />

Lohnsteuerhilfeverein zurate gezogen wird.<br />

Dann ist der Stichtag der 28. Februar 2020.<br />

vonrund2,3 Billionen Euro –das entspricht<br />

mehr als 130 Prozent der<br />

Wirtschaftsleistung. Zulässig sind<br />

nach den sogenannten Maastricht-<br />

Kriterien höchstens 60 Prozent. Rom<br />

müsste die Verschuldung deshalb<br />

eigentlich abbauen.<br />

Die Regierung aus populistischer<br />

Fünf-Sterne-Bewegung und rechter<br />

Lega plant für 2019 trotzdem eine<br />

deutlich höhere Neuverschuldung<br />

als die Vorgängerregierung. Damit<br />

will sie unter anderem eine Grundsicherung,<br />

Steuererleichterungen und<br />

ein niedrigeres Renteneintrittsalter<br />

finanzieren.<br />

NEUE FRISTEN<br />

WenigeWochen: Die Neuregelung betrifft<br />

erst das kommende Jahr.Für diejenigen, die<br />

für 2017 noch keine Erklärung abgegeben<br />

haben, bleibt nicht mehr viel Zeit. Werzur Abgabe<br />

verpflichtet ist und Hilfe vonSteuerberater<br />

oder Lohnsteuerhilfeverein bekommt,<br />

hat nur noch bis zum bis 31. Dezember Zeit.<br />

GRAFIK: SASCHA JAECK<br />

gestückelt auf zwei Jahre verteilen.<br />

Der Arbeitnehmerpauschbetrag beträgt<br />

1000 Euro proJahr,Ausgabenin<br />

dieser Höhe berücksichtigt das Finanzamtpauschal.<br />

Liegt der Steuerzahler derzeit nur<br />

nochknapp unter dieser Grenze, hat<br />

also das Jahr über schon einige Kosten<br />

den Job betreffend begleichen<br />

müssen, und steht ohnehin demnächst<br />

die Anschaffung neuer Fachbücher,<br />

Arbeitskleidung oder neuen<br />

Schreibmaterials an, empfiehlt sich<br />

die Anschaffungnochindiesem Jahr,<br />

so der Bund der Steuerzahler.<br />

Denn wird der Pauschbetrag von<br />

1000 Euro in einem Jahr überschritten,<br />

wirken sich auch die Ausgaben<br />

darüber hinaus steuerminderndaus.<br />

Ausgaben werden immer dem Jahr<br />

zugezählt, indem die Rechnung beglichen<br />

wurde. Findet eine Fortbildung<br />

beispielsweise erst im kommenden<br />

Jahr statt, kann der Posten<br />

dem aktuellen Steuerjahr trotzdem<br />

zugerechnet werden. „Wer hingegen<br />

im laufenden Jahr mit seinen Werbungskosten<br />

weit unter demPauschbetrag<br />

liegt und die Grenze nicht<br />

mehr erreicht, sollte mit der Investition<br />

bis ins kommende Jahr warten.<br />

Vielleicht wird dann der Werbungskostenpauschbetrag<br />

geknackt“, rät<br />

der Bund der Steuerzahler.<br />

Arbeitszeit von Minijobs anpassen<br />

DerMindestlohnsteigt vom1.Januar<br />

2019 an von 8,84 Euro auf<br />

9,19 Euro jeStunde. Das hat Auswirkungen<br />

auf Minijobber, die auf 450-<br />

Euro-Basis arbeiten und durch ihren<br />

Status als Minijobber von höheren<br />

Steuern und Sozialabgaben befreit<br />

sind. Arbeiten sie 2019 mit unveränderter<br />

Stundenzahl weiter undüberschreiten<br />

durch den höheren Mindestlohn<br />

die Grenze von 450 Euro,<br />

verlieren sie den Status als Minijob.<br />

Um das zu vermeiden muss die<br />

Arbeitszeit also verringert werden.<br />

Um rund zwei Stunden, hat der Bund<br />

der Steuerzahler errechnet.<br />

Steuerklassewechseln<br />

Wenn sich auch bei sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Ehepaaren<br />

oder eingetragenen Lebenspartnern<br />

voraussichtlich das Gehalt<br />

im kommenden Jahr ändert, sollte<br />

man über einen Wechsel der Steuerklasse<br />

nachdenken. Ändert sich das<br />

Gehaltsverhältnis, kann eine andere<br />

Steuerklassekombinationals die bisherige<br />

sinnvoller sein. Ist die Steuerklassekombination<br />

4/4 bei annähernd<br />

gleichen Einkommen günstig,<br />

wirkt sich die Kombination 4/5 bei<br />

unterschiedlichen Einkommen auf<br />

die Steuerlast besser aus.<br />

„Falls beispielsweise einem Partner<br />

im kommenden Jahr Arbeitslosigkeit<br />

droht, kann mit einer günstigen<br />

Steuerklassedie Höheder Lohnersatzleistung<br />

beeinflusst werden,<br />

wenn die Änderung spätestens mit<br />

Wirkung ab1. Januar eingetragen ist“,<br />

heißt es beim Bundesverband Lohnsteuerhilfevereine.Beantragtwerden<br />

muss der Wechsel bis zum 30. November,<br />

damit er im kommenden<br />

Jahr Gültigkeit erhält.<br />

Rom hofft auf Vermeidung von EU-Sanktionsverfahren<br />

Regierungschef Conte will nicht von den Hauptreformen abweichen, Italien und die EU bleibenaberinVerhandlung<br />

Von Alkimos Sartoros<br />

Der italienische Regierungschef<br />

Giuseppe Conte hofft trotz des<br />

Verstoßes gegen Euro-Schuldenregeln,<br />

ein offizielles Strafverfahren<br />

gegen sein Land abzuwenden. Er sei<br />

zuversichtlich, dass der Dialog dazu<br />

führen könnte, sagte Conte am späten<br />

Samstagabend nach einem Treffen<br />

mit EU-Kommissionschef Jean-<br />

Claude Juncker. Allerdings blieb unklar,<br />

welche Zugeständnisse Italien<br />

machen könnte. Juncker selbst betonte,derDialogsollenichtabreißen.<br />

Italien hat einen Schuldenberg<br />

Conte sagte, er habe selbstverständlich<br />

keine Abkehr der Hauptreformen<br />

des Regierungsprogramms<br />

angeboten. Er sei jedoch immer ehrgeizig,<br />

wenn er verhandele. Italiens<br />

Vizepremier Matteo Salvini sagte, er<br />

billige Contes Taktik. Italien mache<br />

keinen Rückzieher.<br />

Kommissionschef Juncker bezeichnete<br />

die Zusammenkunft mit<br />

Conte als „lebhaftes Treffen“. Die<br />

Kommission und Romsollten in permanentem<br />

Kontakt bleiben, um die<br />

Differenzen zu schmälern, sagte Juncker<br />

am Sonntag am Rande des Treffens<br />

der EU-Staats- und Regierungschefs.<br />

„Ich habe sehr deutlich gemacht,<br />

dass wir nicht im Krieg mit<br />

Italien sind.“<br />

Die EU-Kommission hatte kürzlich<br />

den italienischen Haushalt 2019<br />

wegen einer zu hohen Neuverschuldung<br />

endgültig zurückgewiesen. Aus<br />

Sicht der Brüsseler Behörde verstößt<br />

er gegen die verbindlichen Regeln<br />

der Euro-Zone und gegen Auflagen<br />

der europäischen Finanzminister.<br />

Derzeit wird dies im Kreis der EU-<br />

Staaten analysiert. Die Kommission<br />

könnte das offizielle Defizitverfahren<br />

gegen Italien in den kommenden<br />

Wochen einleiten. (dpa)<br />

Bahn-Chef will<br />

mehr Geld<br />

investieren<br />

Lutz warnt vor einem<br />

langen Wegaus derKrise<br />

Von André Stahl<br />

Bahn-Kunden müssen sich angesichts<br />

der vielen Probleme bei<br />

Technik und Pünktlichkeit auf eine<br />

längereFahrtdes Staatskonzerns aus<br />

der Krise einstellen. Bahn-Chef RichardLutz<br />

sieht zwar Unterstützung<br />

für seinen Kurs, erstellt aber auch<br />

klar: „Zur Wahrheit gehört: Dieser<br />

Wegwirdlänger dauernals gedacht.“<br />

In einemBrief an Führungskräfte<br />

der Bahn schreibt der Konzernchef<br />

weiter:„Wirmüssen mehr Geld in die<br />

Hand nehmen als geplant: mehr für<br />

eine modernere Infrastruktur, mehr<br />

für bessere Fahrzeuge und mehr für<br />

zusätzliches Personal ebenso wie für<br />

Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.“<br />

„Wir setzen in den kommenden<br />

Jahren voll auf Wachstum“, heißt es<br />

in dem am Sonntag bekannt gewordenen<br />

Schreiben weiter.Gleichzeitig<br />

müsse die Ertrags- und Finanzkraft<br />

in den nächsten Jahren deutlich gesteigertwerden.DieaktuellenZahlen<br />

bestätigen laut Lutz, „dass wir die abgesenkte<br />

Ergebnisprognose von<br />

2,1 Milliarden Euro für das Jahr 2018<br />

voraussichtlich erreichen werden,<br />

wenn wir weiterhin konsequent<br />

gegensteuern“. Die Oktober-Zahlen<br />

sehen nach seinen Worten „jedenfalls<br />

für den gesamten Konzernrecht<br />

ordentlich aus“.<br />

Investitionen„auf Rekordniveau“<br />

Am Ende des Mittelfristzeitraums<br />

sollen alle für das Geschäft und die<br />

Zukunft notwendigen Ausgaben ohne<br />

zusätzliche Verschuldung gestemmt<br />

werden, betonte Lutz. „Die<br />

Herausforderungen dabei sind<br />

enorm“, heißt es in dem Brief.<br />

Lutz äußerte sich nach einer zweitägigen<br />

Sitzung des Aufsichtsrates<br />

der bundeseigenen Bahn AG. Das<br />

Kontrollgremium hatte nach der<br />

Klausurtagung Investitionen „auf<br />

Rekordniveau“ in den kommenden<br />

Jahren angekündigt. Allerdings<br />

nannte der Staatskonzernkeine Zahl<br />

zum geplanten Volumen. Damit<br />

bleibt der Umfang der „Agenda für<br />

eine bessere Bahn“ offen. Unklar ist<br />

auch, wie viel der Bund als Eigentümer<br />

beisteuern wird. Dazu sind in<br />

nächster Zeit Gespräche zwischen<br />

Vorstand und Verkehrsministerium<br />

geplant.<br />

5Milliardenaus eigener Kasse<br />

ZuvorwarausdemUnternehmendie<br />

Summe von 5Milliarden Euro bekannt<br />

geworden, die allein in den<br />

kommenden vier Jahren zusätzlich<br />

nötig sei, um Pünktlichkeit und Kapazitäten<br />

zu erhöhen. Diesen Betrag<br />

wolle die Bahn selbst aufbringen,<br />

hatte Lutz jüngst klargestellt. Aus<br />

Aufsichtsratskreisen verlautete, der<br />

Investitionsstau bei der Bahn belaufe<br />

sich derzeit auf 50 Milliarden Euro.<br />

Die Bahn steht wegen vieler Verspätungen<br />

in der Kritik. Im Oktober<br />

kamen nur 71,8 Prozent der Fernzüge,also<br />

ICE und IC, pünktlich an ihre<br />

Ziele. Nach einem Bericht des ARD-<br />

Magazins „Kontraste“ fehlen derzeit<br />

rund 5800 Mitarbeiter im „betriebskritischen<br />

Bereich“ des Zugverkehrs.<br />

Darüber hinaus seien im Sommer<br />

nur 20 Prozent der eingesetzten ICE-<br />

Züge „voll funktionsfähig“ unterwegs<br />

gewesen. (dpa)<br />

„Wirsetzenvoll auf Wachstum“: Bahn-<br />

ChefRichardLutz.<br />

SOEREN STACHE/DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 7· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Staedtler<br />

soll nicht<br />

stiften gehen<br />

Schreibgerätehersteller<br />

verlässt Tarifgemeinschaft<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Nürnberg und Umgebung ist<br />

nicht nur für Lebkuchen bekannt.Nirgendwoweltweitistzudem<br />

das Geschäft mit Blei- und Buntstiften<br />

so auf engem Raum konzentriert<br />

wie dort. Zusammengeschlossen hat<br />

sich die kleine Branche in der Tarifgemeinschaft<br />

Deutsche BleistiftindustrieimIndustrieverbandSchreib-und<br />

Zeichengeräte, der nur aus vier Firmen<br />

besteht. Dassind Faber-Castell,<br />

Schwan Stabilo,Lyraund Staedtler.<br />

Letzterer sorgt nun für Aufruhr,<br />

weshalb vergangene Woche erstmals<br />

überhaupt300Beschäftigtevorallem<br />

vonStaedtler,aber auch der anderen<br />

Firmen zu einer Demonstration auf<br />

die Straße gegangen sind. „Staedtler<br />

darfnicht stiften gehen“, forderndie<br />

Demonstranten. DieIGMetall fürchtet<br />

gar das Ende des Tarifverbunds.<br />

Staedtler tritt dortaus.<br />

ZumEnde des Jahres will das 1835<br />

gegründete Unternehmen ausscheiden.<br />

Beschäftigte und Gewerkschafter<br />

fürchten als Folge geringere Löhne,<br />

längere Arbeitszeiten und<br />

schlechtere Arbeitsbedingungen.<br />

„Die Entscheidung hat keinen Kostenaspekt“,<br />

betont dagegen Staedtler-Geschäftsführer<br />

Mischa Franz.<br />

Ein Haustarifvertrag würde für<br />

Staedtler besser passen. DasQuartett<br />

der vier Bleistifthersteller habe sich<br />

auseinanderentwickelt.<br />

Was Staedtler gern neu geregelt<br />

sehen will, verschweigt das Unternehmen.<br />

Sowohl IG Metall als auch<br />

die Konkurrenz tappen im Dunkeln.<br />

„Wir sind völlig verblüfft vom AusstiegStaedtlersundwissen<br />

nicht,was<br />

die antreibt“, heißt es von örtlichen<br />

1200Menschen stellenfür Staedtler in<br />

Franken Stifteher.<br />

DANIEL KARMANN/DPA<br />

Wettbewerbern. Wirtschaftlich<br />

schlecht geht es jedenfalls weder<br />

Staedtler noch der kleinen Branche<br />

als solcher mit ihren insgesamt<br />

knapp 5000 Beschäftigten allein in<br />

Deutschland. Verschiedene Wege gegangen<br />

ist das Bleistiftquartett aber<br />

zuletzt in der Tat. Schwan Stabilo fertigt<br />

mittlerweile vorallem Kosmetikstifte<br />

und ist dort Weltmarktführer.<br />

Zudem wurde ein Outdoorbereich<br />

mit Marken wie Deuter und Ortovox<br />

zugekauft. Kosmetik hat auch Faber-<br />

Castell im Angebot. Lyra ist seit zehn<br />

Jahren ein kleiner Teil der italienischen<br />

Fila-Gruppe. Staedtler dagegen<br />

ist mit 336 Millionen Euro Jahresumsatz<br />

noch am stärksten auf<br />

Bleistifte und anderes Malgerät konzentriert.<br />

Dazu kommen Modelliermassen.<br />

Produziertwirdzumehr als<br />

80 Prozent in Deutschland an drei<br />

fränkischen Standorten mit 1200 Beschäftigten.<br />

Das passt angeblich<br />

nicht mehr zur Tarifgemeinschaft.<br />

Ein Kenner der örtlichen Verhältnisse<br />

weiß offenbar mehr.Demnach<br />

ist der Ausstieg Staedtlers dem Konkurrenten<br />

Schwan Stabilo geschuldet<br />

und zwar in Person des dortigen<br />

geschäftsführenden Gesellschafters<br />

Sebastian Schwanhäußer. Der habe<br />

sich bei Tarifgesprächen der kleinen<br />

Zunft zuletzt immer wieder als Bremser<br />

erwiesen und vor allem bei<br />

Staedtler Unmut erzeugt. Deshalb<br />

würde man dortwohl nun die Konsequenzen<br />

ziehen. Seitens Schwan Stabilo<br />

will man dagegen nichts von<br />

einem Zerwürfnis wissen.<br />

Wenn die Maschine zur Hand geht: Roboter undMensch arbeiten zunehmend zusammen.<br />

Mensch schlägt Roboter –meistens<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Traut man dem Urteil der<br />

Fachleute und vor allem<br />

den eigenen Augen, sind<br />

die meisten Roboter noch<br />

weit davon entfernt, die besseren<br />

Mitarbeiter zu sein. „Alles, was Sie<br />

hier sehen, kann in fünf bis sieben<br />

Jahren Realität werden“, sagt ein Entwickler<br />

im Forschungszentrum des<br />

Augsburger Roboterherstellers Kuka.<br />

Dabei geht es um mutmaßlich<br />

Einfaches.Geradeist ein Roboterarm<br />

damit beschäftigt, Holzklötzchen zu<br />

greifen. Sie sind gemischt kantigquadratisch<br />

und rund-länglich. Wäre<br />

es immer dasselbe Teil und immer<br />

derselbe Vorgang, hätte der Roboter<br />

wenig Probleme.Variieren Form und<br />

Größe,sieht es anders aus.Der Stand<br />

der Robotertechnik wirkt auf Laien<br />

ernüchternd.<br />

„Der Mensch ist deutlich schneller“,<br />

sagt ein Forscher und meint damit<br />

vermeintlich simple Sortiertätigkeiten.<br />

Refil heißt eines der Programme,<br />

an denen im Kuka-Labor geforscht<br />

wird. Am Ende soll ein fahrbarer<br />

Roboter im Supermarkt leere<br />

Regale auffüllen. So weit wieinAugsburg<br />

sei dabei noch niemand, beschwörtderProjektleiter.Aberbisder<br />

Refil-Robo seine Aufgabe im Alleingang<br />

erfüllen könne, werde wohl<br />

noch ein Jahrzehnt vergehen, schätzt<br />

er. Mobile Inventar-Roboter, die nur<br />

Ware zählen,trauensichdieEntwickler<br />

binnen ein bis zwei Jahren in Serienreife<br />

zu.<br />

„Die Menschen sind zu Recht empört“<br />

CSU-Sozialpolitikerin Emmi Zeulner fordert, Betriebsrenten nicht mehr mit dem vollen Krankenkassenbeitrag zu belegen<br />

Frau Zeulner, an Siewendensichmassenhaft<br />

Menschen, die über die starke<br />

Belastung von Betriebsrenten mit<br />

Krankenkassenbeiträgen erbost sind.<br />

Das Stichwort heißt Doppelverbeitragung.<br />

Erleben Siedas auch?<br />

Ja.UnddieMenschensindzuRecht<br />

empört. Da wird ihnen jahrelang gepredigt,dasssiefürdasAltervorsorgen<br />

sollen.Sie schließen eine Betriebsrente<br />

ab, weil die Politik ihnen zusichert,<br />

dassdieAuszahlungenbegünstigtsind<br />

und nicht mit dem vollen Krankenkassenbeitrag<br />

belegt werden. Aber dann<br />

wird 2004 aus Kostengründen dieses<br />

Versprechen einfach wieder einkassiert–und<br />

zwar auch rückwirkend für<br />

bereitslaufendeVerträge.DieBetroffenen<br />

verlieren dadurchTausendeEuro.<br />

Diese Ungerechtigkeit müssen wir so<br />

schnell wie möglich korrigieren.<br />

Die Maschinen sindauf dem Vormarsch –aber bisher nur in der Assistentenrolle<br />

Der Abgang: Kuka-Vorstandschef<br />

Till Reuter steht<br />

kurz vorder Ablösung.Aufsichtsratschef<br />

AndyGuund<br />

Reuter führten Gespräche<br />

„über die vorzeitigeBeendigung<br />

der Vorstandstätigkeit“,<br />

teilte das börsennotierte<br />

Unternehmen in der Nacht<br />

zum Samstag mit. AusKreisen<br />

verlautete, die Chinesen<br />

wollten im Tagesgeschäft<br />

stärker durchgreifen.<br />

KUKA-VORSTANDSCHEF VOR DER ABLÖSUNG<br />

Der Konzern: Die börsennotierte<br />

Kuka AG mit Sitz in<br />

Augsburg ist einer der führenden<br />

Hersteller vonRobotern.<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

weltweit mehr als<br />

14 000 Mitarbeiter und<br />

macht jährlich 3,5 Milliarden<br />

Euro Umsatz. Reuter ist<br />

seit 2009 Vorstandschef der<br />

Kuka AG.Sein Vertrag wurde<br />

im Frühjahr 2017 bis Ende<br />

März 2022 verlängert.<br />

„Einen Menschen durch einen<br />

Roboter komplett wegzurationalisieren<br />

ist kosteneffizient derzeit meist<br />

nicht möglich“, sagt ein Kuka-Spezialist<br />

nüchtern. Der Programmierungsaufwand<br />

steige mit der Komplexität<br />

der mechanischen Aufgabe<br />

ins Unermessliche.<br />

Unabhängige Roboterexperten<br />

unterstreichen, was man im Kuka-<br />

Labor sieht. „Motorisch können wir<br />

noch gar nichts“, sagt Torsten Kröger<br />

vom Karlsruher Institut für Technologie,<br />

der auch an der US-Elite-Uni<br />

Stanfordlehrt. Mit„wir“ meint er Roboter.<br />

Sein Kollege Stefano Stramigioli<br />

von der niederländischen Universität<br />

Twente pflichtet ihm bei.<br />

Wie?<br />

ZusammenmiteinerReihe<br />

von Abgeordneten der<br />

CDU und der CSU treten wir<br />

dafür ein, dass künftig auf<br />

Betriebsrenten wie vor 2004<br />

nur der Arbeitnehmeranteil<br />

entrichtetwerdenmuss,also<br />

der halbe Beitragssatz.<br />

Denkbar wäre auch, stattder<br />

heutigen Freigrenze einen Freibetrag<br />

von 152 Euro einzuführen. Das heißt,<br />

dieser Betrag bleibt für jeden beitragsfrei,<br />

auch wenn seine Betriebsrente<br />

höher ist.<br />

Wiegeht es jetzt weiter?<br />

Sowohl zum CDU-Parteitag Anfang<br />

Dezember als auch für den CSU-<br />

Parteitag im Januar liegen Anträge für<br />

die beschriebenen Änderungen vor –<br />

Emmi Zeulner<br />

Der Eigentümer: Seit 2016<br />

gehörtKuka dem chinesischen<br />

Haushaltsgerätehersteller<br />

Midea. Die Bundesregierung<br />

versuchte vergeblich,<br />

die Übernahme des<br />

Hightech-Konzerns zu verhindernund<br />

stattdessen ein<br />

deutsches Konsortium zu<br />

bilden. In einer Investorenvereinbarung<br />

wird Kuka bis<br />

2023 weitgehende Unabhängigkeit<br />

garantiert.<br />

„Solange ich lebe,kommt kein Robo-<br />

Klempner bei mir ins Haus“, ist er sicher.<br />

Die menschliche Hand sei für<br />

Robotertechnik noch auf Jahrzehnte<br />

unerreichbar. Ineinzelnen Nischen<br />

sieht das anders aus.<br />

Das sind dann jene Beispiele, die<br />

Öffentlichkeit, Politik und Gewerkschaften<br />

elektrisieren und vielfach<br />

beängstigen. „Brustkrebs erkennen,<br />

eine Gewebeentnahme durchführen<br />

und den Krebs dann direkt entfernen<br />

kann Murab besser als ein Mensch“,<br />

sagt Kuka-Forschungschef Rainer Bischoff.<br />

Murab ist der Prototyp eines<br />

Biopsie-Roboters, andem Kuka zusammen<br />

mit Stramigiolis Team<br />

forscht. Dieser glaubt, dass Murabin<br />

bei der CDU vonder Mittelstandsvereinigung,<br />

bei der<br />

CSU vonder Frauen-Union.<br />

Ichgehe fest davon aus,dass<br />

sie auf beiden Parteitagen<br />

eine Mehrheit bekommen.<br />

Dann haben wir eine klare<br />

Beschlusslage der gesamten<br />

Union.Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn müssen wir allerdings<br />

nicht mehr überzeugen. Er<br />

unterstützt die Änderungen. Jetzt<br />

muss sich die SPD bewegen.<br />

DAVID EBENER/CSU<br />

DieSPD istdochauch dafür?<br />

Das behaupten SPD-Politiker wie<br />

Karl Lauterbach immer wieder. Tatsächlich<br />

habe ich aber noch keine InitiativevonseitendesBundesfinanzministers<br />

Olaf Scholz wahrgenommen.<br />

Klar ist doch, dass die Einnahmeaus-<br />

RÜDIGER WÖLK/IMAGO<br />

etwa acht Jahren serienreif ist. „Robotik<br />

wird das Gesundheitswesen<br />

verändern“, sagt der Experte und<br />

denkt dabei nicht nur an Pflege-Robos,sondernvor<br />

allemansolche zur<br />

Diagnostik. „Bei Bilderkennung sind<br />

Algorithmen besser als Menschen“,<br />

unterstreicht Kröger.<br />

Aber die Fachleute sind sich einig,<br />

dass Roboter nur in den seltensten<br />

Fällen im Alleingang die Arbeit eines<br />

Menschen übernehmen können. In<br />

der Regel gehe es darum, dass sie<br />

einem Menschen assistieren und<br />

ihm einzelne Aufgaben abnehmen.<br />

Fachleute fürchten allerdings um<br />

die deutsche Position auf diesem<br />

Feld. „Deutschland treibt Spezialisten<br />

für künstliche Intelligenz und Robotik<br />

ins Ausland“, warnt Philippe<br />

Lorenz vonder <strong>Berliner</strong> Stiftung neue<br />

Verantwortung. Spezialisten für Robotik<br />

und künstliche Intelligenz (KI)<br />

würden aus aller Welt in die USA und<br />

nach China gelockt. „Einschlägige<br />

Uni-Abgänger werden mit Einstiegsgehältern<br />

von jährlich 300 000 Euro<br />

und mehr geködert“, weiß auch Kröger.US-Firmen<br />

würden KI-Spezialisten<br />

eigene Forschungsbiotope schaffen<br />

und sie gezielt an einer Aufgabe<br />

forschen lassen, einen eigenen Mentor<br />

zur Seite stellen und bei Lösung<br />

des Problems eine Festanstellung zusichern.<br />

„Davon sieht man in<br />

Deutschland nichts“, sagt Lorenz<br />

und sieht traditionelle UnternehmenshierarchienalsBremser.„Esbesteht<br />

die Gefahr, dass wir an kluge<br />

Köpfe nicht mehr rankommen.“<br />

fälle von 2,7 Milliarden Euro nicht allein<br />

vonder Krankenversicherung geschultert<br />

werden können. Deshalb<br />

brauchenwir höhereSteuerzuschüsse<br />

aus dem Bundeshaushalt. Olaf Scholz<br />

muss sich daher bewegen und den<br />

Worten Taten folgen lassen.<br />

Mit der Änderung erreichen Sie aber<br />

nur eine Entlastung für künftige Auszahlungen.<br />

Betroffene fordern jedoch<br />

eine rückwirkende Korrektur.<br />

Eine komplette Rückerstattung ist<br />

unbezahlbar. Das würde fast 40 MilliardenEurokosten.Auchnachderangestrebten<br />

Korrektur bleibt es also bei<br />

Ungerechtigkeiten.Aberdaskannkein<br />

Argument sein, gar nichts zu tun.<br />

DasGesprächführte Timot Szent-Ivanyi .<br />

Vergaberegeln<br />

für 5G<br />

in der Kritik<br />

Vodafone hält Entwurf für<br />

„klar rechtswidrig“<br />

Von Wolf von Dewitz<br />

Vor einer wegweisenden Entscheidung<br />

der Bundesnetzagentur<br />

zum künftigen Mobilfunkausbau<br />

in Deutschland haben Netzbetreiber<br />

scharfe Kritik geäußert. DieVergaberegeln<br />

seien in ihrem finalen Entwurf<br />

„klar rechtswidrig“, teilte Vodafone<br />

mit. Sollten die Regeln wie im Entwurfenthalten<br />

bestätigt werden, behalte<br />

man sich vor, vorGericht zu ziehen.<br />

DieBundesnetzagentur hatte Regeln<br />

im Entwurf publiziert, die nach<br />

einer Sitzung des Beirats der Behörde<br />

an diesem Montag beschlossen werden<br />

könnten. AufBasis dieses Textes<br />

sollen im Frühjahr 2019 die 5G-Frequenzen<br />

für den ultraschnellen Mobilfunk<br />

versteigert werden. Bis Ende<br />

2024 sollen alle Autobahnen, Bundes-<br />

und Landesstraßen sowie Zugstrecken<br />

mit schnellem Internet versorgt<br />

werden. Die Behörde setzt zudem<br />

darauf, dass neue Wettbewerber<br />

in den Marktkommen, was alteingesessene<br />

Netzbetreiber verärgert.<br />

Ultraschnelles Internet<br />

Die5.Mobilfunkgeneration (5G) soll<br />

für die Industrie und andere Wirtschaftszweige<br />

eine zentrale Rolle<br />

spielen, um wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben. Innovationen wie autonomes<br />

Fahren oder Telemedizin benötigen<br />

ultraschnelles Internet. Die<br />

Politik wertet 5G zudem als Chance,<br />

damitDeutschlandbeimInternetauf<br />

die Überholspur kommt.<br />

Auch die Deutsche Telekom ist<br />

kritisch. Der Entwurf der BundesnetzagenturenthaltefürdieFlächenversorgung<br />

„weiter verschärfte Auflagen,<br />

die deutlich über das hinausgehen,<br />

was die Behörde zuvor selbst<br />

als zumutbar und verhältnismäßig<br />

bezeichnet hat“, heißt es in einem<br />

Schreiben der Telekom an die Bundesregierung.<br />

Die Vorgaben wären<br />

zudem „kontraproduktiv für Investitionen“.<br />

LascheRegeln fürWettbewerber<br />

Negativ werten die Netzbetreiber Regeln<br />

für neue Wettbewerber. United<br />

Internet mit seiner Marke 1&1 hat<br />

bisher kein eigenes Mobilfunknetz.<br />

Daskönnte sich ändern. Dann müsste<br />

das Unternehmen schwächere<br />

Auflagen einhalten als die Deutsche<br />

Telekom, Vodafone und Telefónica.<br />

Zunächst soll ein Neueinsteiger<br />

Netze der alteingesessenen Konkurrenz<br />

mitbenutzen dürfen. Nach dem<br />

sogenannten National Roaming sollen<br />

Mobilfunkanbieter ihre Netze<br />

miteinander teilen. Für das National<br />

Roaming schreibt die Bundesnetzagentur<br />

aber keine Pflicht vor, sondern<br />

nur ein Verhandlungsgebot an<br />

Marktteilnehmer.Verweigertsich ein<br />

Unternehmen, schaltet sich die<br />

Netzagentur ein, und es drohen Bußgelder.<br />

Die Netzbetreiber fürchten<br />

hohe Investitionslasten, während die<br />

neue Konkurrenz dank milder Auflagen<br />

erstarken könnte.<br />

Auch Kanzleramtschef Helge<br />

Braun lehnt ein verpflichtendes National<br />

Roaming in ganz Deutschland<br />

ab.„Wenn das schädlich ist für Investitionen,<br />

sollten wir es nicht machen“,<br />

sagte er der ZDF-Sendung<br />

„Berlin direkt“. (dpa)<br />

Der NetzbetreiberVodafone behält sich<br />

vor zu klagen.<br />

OLIVER BERG/DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Meinung<br />

AfD<br />

ZITAT<br />

Eine riskante<br />

Affäre<br />

JanSternberg<br />

findet, dass die AfD unklug mit den<br />

Spendenvorwürfen umgeht.<br />

Schon 2010 hat August von Finck, 88,<br />

für Schlagzeilen gesorgt: Großspenden<br />

des Eigners der Mövenpick-Hotels an<br />

die FDP waren bekannt geworden, gerade<br />

als die Liberalen die Senkung der Mehrwertsteuer<br />

für Hotelübernachtungen<br />

durchgesetzt hatten. Sie brauchten Jahre,<br />

um sich von der sogenannten Mövenpick-Affärezuerholen.<br />

Nun ist offenbar die AfD der Verlockung<br />

des Geldes erlegen. Ein Bevollmächtigter<br />

vonFincks soll sich beim Projekt<br />

einer AfD-nahen Gratiszeitung engagiert<br />

haben, Sponsoringmittel flossen offenbar<br />

in Parteiveranstaltungen, selbst<br />

beim AfD-Goldhandel soll von Finck die<br />

Finger im Spiel gehabt haben. Immer offenkundiger<br />

wird, dass die AfD von Anfang<br />

an ein finanzstarkes Umfeld hatte.<br />

Nicht nur die Ideologie trieb die Gönner<br />

an. Sie verfolgten auch handfeste wirtschaftliche<br />

Interessen und unterstützten<br />

nicht zufällig den libertären Flügel der<br />

Partei. Für die AfD,die sich so gernals Partei<br />

der kleinen Leute inszeniert, ist die Finanzaffäre<br />

hochriskant. Die mantraartig<br />

wiederholte Behauptung, besser als die<br />

etablierten Parteien zu sein, fällt gerade in<br />

sich zusammen. Zumal die AfD die Fehler<br />

anderer Parteien wiederholt. Anstatt aufzuklären,<br />

hält Parteisenior Alexander<br />

Gauland die Reihen geschlossen. Das ist<br />

unklug. Denn die Erfahrung lehrt, dass<br />

am Ende doch alles ans Licht kommt.<br />

Es wird spannend sein, zu sehen, wie<br />

die AfD-Anhänger reagieren. Wenden sie<br />

sich ab oder ist ihre Filterblase inzwischen<br />

so dicht, dass sie auch diese Affäre<br />

einfach ausblenden? Belastete Führungsfiguren<br />

wie Weidel und Parteichef Meuthen<br />

hängen nun endgültig vom Wohlwollen<br />

der rechtsradikalen Teile der AfD<br />

ab.Obdas den reichen Spenderngefällt?<br />

Grüne<br />

Opfer des<br />

Erfolgs<br />

Markus Decker<br />

sieht die Grünen in einem völlig<br />

neuen Dilemma.<br />

Der Siegeszug der Grünen setzt sich<br />

fort. In den Umfragen liegt die Partei<br />

längst stabil über 20 Prozent. Sie hat die<br />

SPD hinter sich gelassen; mittlerweile<br />

sind die Grünen gar der Union auf den<br />

Fersen. Der Vorsitzende Robert Habeck<br />

rangiert auf der Liste der beliebtesten<br />

deutschen Politiker auf Rang zwei. DieUrsachen<br />

für den Erfolg sind ebenso bekannt<br />

wie vielfältig. DieGrünen haben ein<br />

zentrales Thema: die Klimakrise. Inder<br />

Flüchtlingspolitik hörtman vonder Partei<br />

weniger, inder Sozialpolitik dafür umso<br />

mehr. Zugleich ist den Grünen die Erneuerung<br />

an der Spitze gelungen. Dabei<br />

sind Habeck und seine Ko-Vorsitzende<br />

Annalena Baerbock gleichrangig. Beide<br />

haben das Ziel, die Grünen vomRuf einer<br />

elitären Akademikerpartei zu befreien. Sie<br />

wollen in die Mitte der Gesellschaft. Steigende<br />

Mitgliederzahlen sowie die Umfragewerte<br />

belegen, dass ihnen dies gelingt.<br />

DieSchwäche der SPD und der Rechtsruck<br />

der CDU in der einsetzenden Nach-<br />

Merkel-Ära lassen zudem vermuten ,dass<br />

der Höhenflug der Grünen anhält. Würde<br />

Friedrich Merz neuer CDU-Chef, würden<br />

die Christdemokraten in der Mitte verlieren.<br />

Die Grünen hingegen könnten weiter<br />

fleißig einsammeln. An einem Umstieg in<br />

eine Jamaika-Koalition hätten sie deshalb<br />

aktuell kein Interesse. Neuwahlen wären<br />

für die Grünen ein Fest. Zwischen dem Anspruch,<br />

in die Mitte der Gesellschaft auszustrahlen,<br />

und dem Versuch, es allen<br />

recht zu machen, verläuft ein schmaler<br />

Grat. Gut möglich, dass die Grünen dereinst<br />

dastehen wie die SPD –als eine Partei,<br />

deren Profil verschwimmt. Langfristig<br />

könnte den Grünen drohen, was vielen<br />

Parteien droht, die oben angelangt sind:<br />

Siewerden Opfer des eigenen Erfolgs.<br />

Hartz IV –die Diskussion weitet sich aus.<br />

Der EU-Sondergipfel vomSonntag<br />

gehört zuden bedeutsamsten in<br />

der Geschichte der Europäischen<br />

Union –und auch zu den<br />

kürzesten. Viel gab es nicht zu besprechen.<br />

Dasknapp 600 Seiten lange Abkommen zum<br />

EU-Austritt Großbritanniens lag längst vor.<br />

Offengebliebene Fragen konnten in den Tagen<br />

zuvor geklärt werden, sodass der Zustimmung<br />

der EU-Staats- und Regierungschefs<br />

der verbleibenden 27 EU-Mitgliedstaaten<br />

nichts mehr im Wege stand. In nur einer<br />

halben Stunde besiegelten sie an diesem<br />

düsteren Novembermorgen das Ende der 45<br />

Jahre währenden EU-Mitgliedschaft Großbritanniens.<br />

Sämtliche EU-Spitzenpolitiker beteuern<br />

nun ihre Trauer über den bevorstehenden<br />

Brexit. Sie ist so glaubhaft wie berechtigt –<br />

und doch ist nicht zu übersehen, dass die<br />

Spitzen der Union eine Chance erblicken,<br />

eine willkommene Gelegenheit:Wieleicht es<br />

doch plötzlich fällt, sich neben dem chaotischen<br />

Treiben in London als Hüter von Einheit<br />

und Verlässlichkeit zu präsentieren und<br />

darüber die eigenen tiefen Differenzen vergessen<br />

zu machen. Als EU-Kommissionschef<br />

Juncker,Ratspräsident Tusk und Brexit-<br />

Chefverhandler Barnier am Sonntag vor die<br />

Presse traten, sandten sie die markige Botschaft<br />

aus: Wir stehen zusammen, wir bleiben<br />

bei unserer Linie,mögen die Verwerfungen<br />

in London noch so heftig ausfallen. Triumphgehabe<br />

ist tabu. Und doch tritt man<br />

den EU-Spitzen wohl kaum zu nahe, wenn<br />

man ihnen unterstellt, dass sie sich in der<br />

Pose des Überlegenen gefallen.<br />

Dieses Empfinden ist nachvollziehbar.Es<br />

ist ja auch begrüßenswert, wenn es trotz der<br />

Differenzen in der Migrationsfrage, beim<br />

Euro oder im Verhältnis zu Russland noch<br />

Die Adventszeit wird uns von Marketingfachleuten<br />

und Kirchenoberhäuptern<br />

ja gerne als Zeit der Ruhe und Einkehr verkauft.<br />

Keine Ahnung, wie es Ihnen geht, aber<br />

ich bin selten so sehr im Stress wie am Jahresende.Ich<br />

weiß gar nicht, wo ich anfangen<br />

soll. Alle Aufträge müssen noch schnell abgearbeitet<br />

werden, Weihnachtsfeiern stehen<br />

an, Adventskaffeekränzeauch, dann die Feiertagsplanung<br />

und natürlich die elende Geschenkesucherei.<br />

Dabei will ich eigentlich am liebsten<br />

draußen stehen und Glühwein trinken.<br />

Schon seit Wochen sehe ich nämlich in sozialen<br />

Netzwerken einen Veranstaltungshinweis<br />

nach dem nächsten für Berlins riesige<br />

Auswahl an Weihnachtsmärkten. Klassische,<br />

vegane, skandinavische, alternative und sogar<br />

über einen japanisch-koreanischen<br />

Weihnachtsmarkt bin ich bei Facebook gestolpert.<br />

Es scheint, als verwandle sich die<br />

ganze Stadt nun in einen Marktplatz, auf<br />

dem pausenlos „Last Christmas“ läuft.<br />

In manchen dunklen Teilen des Internets<br />

hält sich hartnäckig der rechte Mythos, die<br />

Islamisierung des christlichen Abendlandes<br />

zeige sich schon darin, dass wir jetzt aus religiöser<br />

Rücksichtnahme nicht mehr Weihnachtsmarkt<br />

sagen dürfen. Das fällt allerdings<br />

in die gleiche Kategorie wie „Wir<br />

schenken uns dieses Jahr nichts, ok?“ Hört<br />

man immer wieder,man darfaber bloß nicht<br />

glauben, dass das stimmt.<br />

Immerhin sollte einem eigentlich schon<br />

der gesunde Menschenverstand sagen, dass<br />

Brexit<br />

Nutzen des<br />

Brexits<br />

Marina Kormbaki<br />

erklärt, wie raffiniertdie Spitzenpolitiker der EU den Austritt<br />

Großbritanniens zu ihren Gunsten nutzen.<br />

Verbindendes gibt. Doch die demonstrative<br />

Einigkeit vermag nicht darüber hinwegzutäuschen,<br />

dass der Kontinent von Furchen<br />

durchzogen wird. Und die Verhandlungen<br />

über den Brexit und über die künftigen Beziehungen<br />

mit Großbritannien bergen die<br />

Gefahr,dass diese Furchen sich vertiefen.<br />

Einen Vorgeschmack darauf bot zuletzt<br />

Spanien. Madrid drohte im Streit um das zu<br />

Großbritannien gehörende,von Spanien beanspruchte<br />

Gibraltar mit einem Veto beim<br />

Brexit-Deal. DieKonfrontation konnte rechtzeitig<br />

beigelegt werden. Doch sie hat gezeigt,<br />

dass die so viel beschworene Geschlossenheit<br />

in der EU keine Selbstverständlichkeit<br />

ist. Je konkreter die Austrittsbedingungen für<br />

Großbritannien und die Modalitäten der<br />

KOLUMNE<br />

Glühwein und<br />

herrliche Socken<br />

aus Alpakawolle<br />

Katja Berlin<br />

Autorin<br />

es mit der Islamisierung nicht so weit her<br />

sein kann, wenn man ab September in allen<br />

Supermärkten Schokoladenweihnachtsmänner<br />

kaufen kann.<br />

Nichtsdestotrotz fällt auf, dass tatsächlich<br />

immer mehr Weihnachtsmärkte anders heißen.<br />

In Berlin erwarten uns etwa der Heissa<br />

Holzmarkt, XMAS in FHAIN, Holy Shit Shopping<br />

oder der Naughty Xmas Market. Letzterer<br />

nimmt das Fest der Liebe sehr wörtlich<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

künftigen Beziehung zwischen der EU und<br />

London werden, desto stärker werden die<br />

nationalen Sonderinteressen jedes einzelnen<br />

EU-Mitglieds hervortreten. Polen wird<br />

auf die Rechte polnischer Arbeitnehmer auf<br />

der Insel pochen, Deutschland auf den<br />

Marktzugang für seine Autoindustrie.Mögliche<br />

Sollbruchstellen im Gefüge der EU<br />

zeichnen sich bereits ab –unabhängig davon,<br />

ob es einen Brexit mit oder ohne Abkommen<br />

geben wird.<br />

Zudem ist hinter der Beteuerung von der<br />

Untrennbarkeit der vier Grundfreiheiten des<br />

europäischen Binnenmarktes – also des<br />

freien Verkehrs von Waren, Personen,<br />

Dienstleistungen und Kapital –mit Blick auf<br />

das Austrittsabkommen ein dickes Fragezeichen<br />

zu setzen. Großbritannien soll während<br />

der Übergangsphase und womöglich<br />

darüber hinaus in der Zollunion bleiben,<br />

seine Warenhätten über Nordirland de facto<br />

einen grenzenlosen Zugang zum EU-Binnenmarkt,<br />

während etwa der Personenverkehr<br />

beschränkt wäre. Hier zeichnet sich<br />

eine Aufweichung des Prinzips von den<br />

Grundfreiheiten ab, über die man in Brüssel<br />

nicht gern spricht. Man ist dankbar dafür,<br />

dass alle Augen auf London gerichtet sind.<br />

Premierministerin Theresa May schreibt<br />

Briefe an die Briten, steht ihnen im Radio<br />

Rede und Antwort, um sie davon zu überzeugen,<br />

dass sie keine Wahl haben: ihr Deal oder<br />

die Katastrophe. ObMay ihren Deal durch<br />

das Unterhaus bekommen wird, ist fraglich.<br />

Für kein Austrittsszenario gibt es dort eine<br />

Mehrheit.InBrüssel erschien MayamSonntag<br />

mit großem, silbernen Halsschmuck. Er<br />

erinnerte an eine Eisenkette und sollte wohl<br />

Stärke ausstrahlen. Tatsächlich aber bekräftigte<br />

der Schmuck nur den Eindruck von<br />

May, derGefangenen.<br />

und verkauft Sexspielzeug, falls Sie sich das<br />

gefragt haben.<br />

Ohne jetzt ausgewiesene Religionsexpertin<br />

zu sein, wage ich mal die tollkühne Behauptung,<br />

dass niemand diese Namen aus<br />

Rücksicht auf muslimische Mitbürger gewählt<br />

hat. Ob Pegida jetzt also auch gegen die<br />

Hipsterisierung des christlichen Abendlandes<br />

demonstrieren geht, bleibt abzuwarten.<br />

Für alle,die ihren Glühwein gerne auf traditionelle<br />

Art konsumieren, gibt es immer noch<br />

die klassischen Weihnachtsmärkte etwa in Alt-<br />

Spandau, Köpenick, in der Sophienstraße oder<br />

in Alt-Rixdorf. Sogar Menschen, dieWeihnachten<br />

hassen und ihm nur das Schlechteste wünschen,<br />

werden auf dem Alexanderplatz oder<br />

dem Potsdamer Platz fündig.<br />

Die Begeisterung für ebenso überteuerten<br />

wie überzuckerten Alkohol, wässrige<br />

Bratwürste und Kerzenverkaufsstände kann<br />

ich elf Monate des Jahres nicht nachvollziehen.<br />

Ich weiß aber aus Erfahrung, dass sich<br />

das in dem Moment ändernwird, in dem ich<br />

wegen der kalten Hände den dritten Glühwein,<br />

Glögg oder von mir aus auch Sake<br />

trinke, Mariah Carey aus den Lautsprechern<br />

schmettert und die Menschen alle langsam<br />

gelöster werden. Der Weihnachtsstress fällt<br />

ab. Man sieht die herrlichen Alpakawollsocken<br />

am Verkaufsstand neben sich, und die<br />

Geschenkesuche für die gesamte Familie hat<br />

sich damit dann auch erledigt. Am nächsten<br />

Tagwirdman zwar feststellen, dass die zu 95<br />

Prozent aus Polyacryl bestehen, aber egal,<br />

lustig war es trotzdem.<br />

„Das ist ein<br />

rauschender Malstrom.<br />

Es ist nicht eine Musik,<br />

sondern die Gesamtheit<br />

aller Musik, ein weißes<br />

Rauschen, aber nicht grau.<br />

Eventuell auch rosa.“<br />

Jean-Michel Jarre, Musiker, inder Frankfurter Allgemeinen<br />

Sonntagszeitung über den Klang des Internets<br />

AUSLESE<br />

Macron und<br />

die gelbe Wut<br />

Seit mehr als einer Woche halten Massendemonstrationen<br />

Frankreich in<br />

Atem, am Sonnabend randalierten Menschen<br />

in gelben Warnwesten in Paris auf<br />

den Champs-Élysées. Die Kommentatoren<br />

grübeln, wie Präsident Macron auf<br />

den Gelbwesten-Protest reagieren sollte.<br />

Die Neue Zürcher <strong>Zeitung</strong> am Sonntag<br />

schreibt:„Es sind keine organisierten Kräfte,<br />

die in gelben Warnwesten Straßensperren<br />

errichten und Einkaufszentren blockieren,<br />

sondern Leute, denen es schlicht an Geld<br />

zur Bewältigung ihres Alltags mangelt.<br />

Noch isteskeiner politischen Gruppierung<br />

gelungen, die neue Protestbewegung für<br />

ihre Zwecke zuinstrumentalisieren. Und<br />

genau dies ist das Bedrohliche für den jungen<br />

Präsidenten, der ja auch von (...) einer<br />

zivilgesellschaftlichen Bewegung in den<br />

Elysée-Palast getragen wurde.“<br />

Diefranzösische Libération fragt: „Verhandeln<br />

... Istdas so schwer? Es heißt, die<br />

,Gelbwesten‘ seien bunt zusammengewürfelt,<br />

uneins, widersprüchlich und in<br />

ihren Forderungen manchmal extravagant.<br />

Sicherlich. Doch glaubt man, dass<br />

der Dialog, bei dem Polizisten eingreifen<br />

müssen, die beste Lösung ist?“<br />

Die belgische De Tijd analysiert: „Die<br />

,Gelbwesten‘ stehen für eine neue Form<br />

des Protestes, auf die selbst der ungewöhnliche<br />

Präsident nicht sofort eine<br />

Antwort parat hat. (...) Es scheint, dass<br />

dieser Artvon Protestdie Zukunft gehört,<br />

auch wegen der mobilisierenden Kraft der<br />

sozialen Medien.“ Bettina Cosack<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Wiedie<br />

Weihnachtsmärkte vor<br />

200 Jahren aussahen.<br />

Seite 10<br />

Besuch in einer der sogenannten Problemschulen in Neukölln Seite 11<br />

Warum ein Sportwagendesigner Tret-Transporter für Paketboten baut Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Vonden Alten<br />

lernen<br />

BarbaraWeitzel<br />

wird ab jetzt weniger<br />

jammern<br />

Vor einigen Tagen habe ich eine<br />

alte Freundin wiedergesehen.<br />

Eine Zeit lang haben wir es geschafft,<br />

uns regelmäßig zu treffen, zum Frühstücken<br />

oder zum Spazierengehen.<br />

Dass die Abstände größer werden,<br />

liegt vor allem an meinem ungnädigen<br />

Kalender,aber auch an den vielen<br />

Arztterminen, die sie wahrnehmen<br />

muss. Und daran, dass sie schneller<br />

erschöpft ist, nicht mehr so viele<br />

Ereignisse in einen Tagpacken kann.<br />

Ihr70. Geburtstag ist viele Jahreher.<br />

Spazieren können wir nicht mehr.<br />

Nach mehreren Operationen braucht<br />

sie Krücken auch für kurze Strecken.<br />

Wir gehen ins Café. Langsam. Den<br />

Blick hält meine Freundin gesenkt,<br />

aber nicht, weil sie niedergeschlagen<br />

ist. Im Gegenteil, die Freude über das<br />

Wiedersehen läuft zwischen uns.Unter<br />

uns jedoch fordern Kopfsteinpflaster,Herbstlaub,Müll,<br />

Löcher,wo<br />

früher Steine waren, bis zum Ziel alle<br />

Aufmerksamkeit. Jede Unebenheit ist<br />

eine Falle.AnEis und Schnee will ich<br />

nicht denken, während ich in kleinen<br />

Schritten neben ihr gehe. Ich tue es<br />

natürlich trotzdem.<br />

Undspäter,imCafé, noch einmal.<br />

DieFreundin erzählt, dass ihr Augenlicht<br />

schwindet. Bücher zu lesen sei<br />

schon kaum mehr möglich, das E-<br />

Paper vergrößeresie maximal. Sieberichtet<br />

das ohne jede Klage in der<br />

Stimme. Dass es sie bekümmert, erzählen<br />

ihre Augen. Erzählen können<br />

sie wie eh und je.Dann sprechen wir<br />

über gemeinsame Bekannte, meine<br />

Arbeit und ihre ehrenamtliche, über<br />

den Zustand der Stadt und der Welt,<br />

über Kinder und Enkel, über den langen<br />

Sommer und meine Pläne für das<br />

kommende Jahr.<br />

Sie macht nicht mehr viele Pläne.<br />

Nicht aus Resignation, sondern einfach,<br />

weil ihr Körper zu viele davon in<br />

den letzten Jahren zerschossen hat<br />

wie Tontauben. Sie lässt die Dinge<br />

jetzt auf sich zukommen, wachen Blickes<br />

und mit aller Zuversicht.<br />

Nur manchmal verspüre sie eine<br />

kleine Angst, sagt sie. Dass ihr zu<br />

Hause etwas passieren könnte, und<br />

keiner merkt es oder erst, wenn es zu<br />

spät ist. Meine Freundin hat viele<br />

Freunde,guten Kontakt zu den Nachbarn,<br />

bewegt sich sicher in der digitalen<br />

Welt und fühlt sich nicht einsam,<br />

obwohl sie seit dem Auszug der Kinder<br />

allein lebt. Trotzdem. Manchmal<br />

komme es ja auf Stunden an. Sagt sie,<br />

und verscheucht das Thema mit einem<br />

fast trotzigen Kopfschütteln.<br />

Als wir zurückgehen, gesenkten<br />

Blickes und mit aller gebotenen Vorsicht,<br />

denke ich an all das, worüber<br />

man sich so aufregt und beschwert.<br />

DerBus zu voll, der Fahrer unfreundlich,<br />

das Kind zu laut, der Bote zu faul,<br />

derWinter zu plötzlich, die Familie zu<br />

anstrengend, die Nachbarn zu<br />

schlampig, das Essen zu teuer, der<br />

Zugzuspät, das Internet zu langsam.<br />

Denke, dass ja immer wieder beschworen<br />

wird, wie wichtig es ist, dass<br />

die Generationen in Kontakt bleiben.<br />

Denke mal wieder, dass das stimmt.<br />

Weil wir von den Alten so viel lernen<br />

können. Nicht nur über die Vergangenheit,<br />

sondern auch, wie man es<br />

milde und beherzt mit der Gegenwart<br />

aufnimmt. Und nehme mir vor,<br />

meine Freundin wieder häufiger zu<br />

treffen. Statt über den vollen Kalender<br />

zu jammern.<br />

Roter Invasor auch in Spree und Havel<br />

Der große Rauschmiss<br />

Erst lässt ein Gericht Gedenkstättenleiter Knabe zurück an seinen Arbeitsplatz. Dann kommt die Abberufung<br />

VonElmar Schütze,<br />

Gerhard Lehrkeund Martin Klesmann<br />

Der Fall schien gelöst,<br />

dann wieder offen und<br />

geht nun doch offenbar<br />

in die finale Phase. Hubertus<br />

Knabe, langjähriger Direktor<br />

der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen,<br />

war vom Dienst freigestellt<br />

und schließlich gekündigt<br />

worden, weil er nicht genug gegen<br />

sexistische Verhaltensweisen gegenüber<br />

Mitarbeiterinnen vorgegangen<br />

war. Dann hatte der 59-Jährige am<br />

Freitag einen juristischen Erfolg gegen<br />

seine Freistellung erreicht. Damit<br />

brachte Knabe den Stiftungsratsvorsitzenden,<br />

Kultursenator Klaus<br />

Lederer (Linke), und die Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters<br />

(CDU) in Bedrängnis. Die Reaktion<br />

am Sonntag fiel entschlossen aus:<br />

DerStiftungsrat berief Knabe alsVorstand<br />

und Direktor der Gedenkstätte<br />

ab.Eine schwereZerrüttung des Verhältnisses<br />

mache eine Zusammenarbeit<br />

unmöglich.<br />

Daniel Bartsch, Sprecher des Kultursenators,<br />

bestätigte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>, dass Hubertus Knabe die<br />

Mitteilung am Sonntagabend zur<br />

Kenntnis gebracht wurde.ObKnabe<br />

trotz der Wendung auf dem Gelände<br />

des früheren Stasi-Gefängnisses erscheinen<br />

würde,war allerdings nicht<br />

Leben: Hubertus Knabe<br />

wurde 1959 im westfälischen<br />

Unna geboren, wohin<br />

seine Elternaus der DDR<br />

geflüchtet waren. Der promovierte<br />

Historiker profilierte<br />

sich schon früh als<br />

DDR-Kritiker.Zeitweilig war<br />

ihm die Einreise verboten.<br />

SCHARFER KRITIKER<br />

IMAGO<br />

Werk: Nach seiner Arbeit in<br />

der Forschungsabteilung<br />

der Stasi-Unterlagenbehörde<br />

wurde er am 1. Dezember<br />

2000 wissenschaftlicher<br />

Direktor der Gedenkstätte<br />

Hohenschönhausen.<br />

Kritiker werfen ihm Einseitigkeit<br />

undEngstirnigkeit vor.<br />

absehbar. Ein solcher Auftritt wäre<br />

gleich ein doppelter Affront. Knabe<br />

brächte die Mitarbeiterinnen der<br />

Gedenkstätte in Not, die mit ihren<br />

anonymen Hinweisen und Briefen<br />

den Prozess in Gang gesetzt hatten.<br />

Und ein solcher Auftritt würde Knabes<br />

Interims-Nachfolgerin Marianne<br />

Birthler beschädigen. Die frühere<br />

Chefin der Stasi-Unterlagenbehörde<br />

war im September von Lederer<br />

darum gebeten worden, in<br />

Hohenschönhausen einen Neuanfang<br />

einzuleiten.<br />

Über das Wochenende konnte<br />

sich Knabe über die EinstweiligeVerfügung<br />

des Landgerichts gegen seine<br />

Freistellung freuen. Knabes Kündigung<br />

(zum 31. März 2019) blieb davonnicht<br />

berührt. Zunächst hatte er<br />

versucht, beim Arbeitsgericht gegen<br />

die Entlassung vorzugehen. Wegen<br />

seiner leitenden Position hatte sich<br />

das Gericht für unzuständig erklärt.<br />

Deshalb zog ervor das Landgericht,<br />

seine Klage liegt vor.<br />

Die Gegenseite war bei der Verhandlung<br />

um seine Freistellung<br />

nicht angehört worden, obwohl die<br />

Verwaltung des Stiftungsratsvorsitzenden<br />

Klaus Lederer das rechtliche<br />

Verfahren führt. Das Gericht droht<br />

der Stiftung ein Ordnungsgeld von<br />

25 000 Euro an, falls Knabe nicht an<br />

seinen Arbeitsplatz gelassen wird.<br />

Die Gedenkstättenstiftung kann<br />

DPA/DANIEL BOCKWOLDT<br />

Rote Amerikanische Sumpfkrebse sind in Berlin weiter verbreitet als<br />

bisher angenommen. Bei Probefischungen seien mehrere Exemplare<br />

in der Stadtspree und der Unterhavel entdeckt worden, sagte Derk Ehlertvon<br />

der <strong>Berliner</strong> Umweltverwaltung. Im Vergleich zum massenhaften<br />

Vorkommen der essbaren TiereinGewässernimTiergarten und im<br />

Britzer Garten handele es sich aber bisher nur um „Einzelfunde“. Die<br />

bis zu 15 Zentimeter langen Krebse mit dornigen Scheren haben sich<br />

seit dem ersten Aussetzen 1973 in Spanien in Europa massiv vermehrt<br />

und sind beharrlich Richtung Norden vorgedrungen. Siegelten als Delikatesse;<br />

ein Fischer darf seit diesem Jahr in Berlin die Krebse fangen<br />

und vermarkten. Zurgroßen Gefahr wirdder invasiveZuwanderer aus<br />

Nordamerika für einheimische Arten wie den Edelkrebs,aber auch für<br />

Fische und Amphibien. So überträgt er die Krebspest, die für hiesige<br />

Krebsarten tödlich ist. In Gewässern, in denen sich die nordamerikanische<br />

Flusskrebsart ausbreitet, sterben einheimische Arten aus. Dadie<br />

invasiven Tiere flache, ruhige Gewässer als Lebensraum bevorzugten,<br />

nimmt Dirk Ehlertan, dass sie die Flüsse,wosie jetzt entdeckt wurden,<br />

eher zum Wandernnutzen. (dpa/BLZ)<br />

nach Auskunft des Gerichts Widerspruch<br />

gegen die Verfügung einlegen.<br />

Dann käme es zu einer mündlichen<br />

Verhandlung.<br />

Knabes juristischer Erfolg konnte<br />

bei manchem die Vermutung befeuern,<br />

der langjährige Direktor der<br />

Stasi-Gedenkstätte sei Opfer einer<br />

Intrige geworden. Seine Unterstützer<br />

unterstellen, Kabe sei in seiner<br />

unerbittlichen antikommunistischen<br />

Haltung insbesondere der<br />

Linken als Nach-Nachfolgerin der<br />

SED ein DornimAuge. So sagt CDU-<br />

Politiker Michael Braun, er vermute<br />

eine „Kampagne von Kultursenator<br />

Lederer“. Kritiker finden es seltsam,<br />

dass Knabe gekündigt wurde, obwohl<br />

die Anschuldigungen (gegen<br />

seinen Vize) aus einer Zeit stammten,<br />

in der Knabe nicht die Personalhoheit<br />

über diesen gehabt habe.Zudem<br />

hätte Lederer Knabe in einem<br />

Gespräch über die Vorwürfe aufklärenund<br />

ihm eine Frist vondreiTagen<br />

setzen können. Den Brief mit den<br />

Anschuldigungen habe Knabe im<br />

Übrigen bis heute nicht gesehen.<br />

Stefan Förster vonder FDP wertet<br />

die einstweiligeVerfügung als„deutliches<br />

Signal dafür,dass dem unbequemen<br />

Gedenkstättenleiter eben doch<br />

aus politischen Gründen der Stuhl<br />

vordie Tür gestellt wurde.Dafür sind<br />

Klaus Lederer und Monika Grütters<br />

die Hauptverantwortlichen.“<br />

NACHRICHTEN<br />

8. März soll schon<br />

2019 Feiertag werden<br />

SPD-Fraktionschef Raed Saleh drückt<br />

bei der Einführung des 8. Märzals zusätzlichen<br />

Feiertag in Berlin aufs<br />

Tempo.Erwolle,dass der Feiertag<br />

noch für 2019 eingeführtwerde,sagte<br />

er am Sonntag. Am Sonnabend hatten<br />

sich auch die Grünen als letzter<br />

Koalitionspartner dafür ausgesprochen,<br />

den Internationalen Frauentag<br />

am 8. Märzzum Feiertag zu erheben.<br />

Saleh kündigte an, am Montag mit<br />

den KoalitionspartnernLinke und<br />

Grüne über das weitereVorgehen zu<br />

sprechen. Ziel sei, den Gesetzentwurf<br />

am 13. Dezember in erster Lesung ins<br />

Abgeordnetenhaus einzubringen.<br />

Beschlossen würde der Feiertag dann<br />

voraussichtlich nach der zweiten Lesung<br />

am 24. Januar. (dpa)<br />

Kranzniederlegung für<br />

gestorbene Feuerwehrleute<br />

Hunderte <strong>Berliner</strong> Feuerwehrleute<br />

haben amTotensonntag in Kreuzberg<br />

ihrer im Dienst umgekommenen Kollegen<br />

gedacht. Dietraditionelle<br />

Kranzniederlegung mit Schweigeminute<br />

am Feuerwehr-Ehrenmal auf<br />

dem Mariannenplatz wurde neben<br />

Vertretern der<strong>Berliner</strong> Feuerwehren<br />

vonInnensenator Andreas Geisel<br />

(SPD) begleitet. (dpa)<br />

2022 beginnt Abriss der<br />

Mühlendammbrücke<br />

DieArbeiten für Abriss und Neubau<br />

der Mühlendammbrücke in Berlin-<br />

Mitte sollen im Jahr 2022 beginnen.<br />

DieKosten schätzt die Senatsverwaltung<br />

fürVerkehr auf 44 Millionen<br />

Euro,wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage<br />

sagte.Wegen der Lage am historischen<br />

Zentrum Berlins sei für 2019<br />

ein Realisierungs- und Gestaltungswettbewerb<br />

geplant. DerStraßenverkehr<br />

soll während der Bauzeit aufrechterhalten<br />

werden.Mit täglich<br />

mehr als 72 000 passierenden Fahrzeugen<br />

gehörtdie Brücke zu den<br />

wichtigsten Spreequerungen. (dpa)<br />

Polizist singt gegen<br />

Hasskriminalität<br />

Mitseiner Teilnahme an einer TV-<br />

Gesangsshowstrebt ein <strong>Berliner</strong> Polizist<br />

paradoxerweise nicht den großen<br />

Durchbruch an. „Auf gar keinen<br />

Fall“ gebe er aus diesem Grund seinen<br />

Jobauf, sagte Sebastian Stipp.Er<br />

kam kürzlich in der Sendung „The<br />

Voice of Germany“ eine Runde weiter.Als<br />

Ansprechpartner für<br />

Schwule,Lesben und Transsexuelle<br />

beim LKA in Berlin gehe es ihm<br />

darum, Opfer vonhomo- und transfeindlichen<br />

Straftaten zur Kontaktaufnahme<br />

zu ermutigen. Schon Beleidigungen<br />

seien inakzeptabel und<br />

sollten angezeigt werden, sagt der<br />

33-Jährige. (dpa)<br />

Sebastian Stipp ist der singende Polizist<br />

des <strong>Berliner</strong> LKA.<br />

DPA


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Stadtgeschichte<br />

Könige, Bürger,Bettler:Der Weihnachtsmarkt in der Breiten Straße im Jahr 1776. BesondersinStädten mit protestantischer Mehrheit blühte diese vorweihnachtliche Tradition früh auf. Katholische Städte zogen nach.<br />

BERLIN-LESE/UNBEKANNTER KÜNSTLER<br />

Lichterglanz, Honigkuchen und „derley leckerhafte Dinge“<br />

Berichte von den frühen <strong>Berliner</strong> Weihnachtsmärkten –der größte und berühmteste hatte mehr als 120 Jahre seinen Platz in der Breiten Straße am Schloss<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Am glänzendsten aber sind<br />

die Abendstunden, in welchen<br />

diese breite Straße<br />

von vielen tausend Lichtern<br />

aus den Buden von beiden Seiten<br />

erleuchtet wird, dass fast eine Tageshelle<br />

sich verbreitet, die nur hie<br />

und da durch das Gedränge der<br />

Menschen sich scheinbar verdunkelt“,<br />

so beschrieb der romantische<br />

Dichter Ludwig Tieck seine Empfindungen<br />

beim Gang über den <strong>Berliner</strong><br />

Weihnachtsmarkt in der Breiten<br />

Straße im Jahr 1791.<br />

Voller Sympathie beobachtete er<br />

die Leute und fand alle Arten Volk:<br />

„Alle Stände wogen fröhlich und laut<br />

schwatzend durcheinander. Hier<br />

trägt ein bejahrter Bürgersmann sein<br />

Kind auf dem Arm und zeigt und erklärtdem<br />

laut jubelnden Knaben alle<br />

Herrlichkeiten. Eine Mutter erhebt<br />

dort die kleine Tochter, dass sie sich<br />

in der Nähe der leuchtenden Puppen,<br />

deren Hände und Gesicht von<br />

Wachs die Natur anmuthig nachahmen,<br />

näher betrachten könne. Ein<br />

Kavalier führt die geschmückte<br />

Dame,der Geschäftsmann lässt sich<br />

gernvon dem Getöse und Gewirr betäuben,<br />

und vergisst seiner Akten, ja<br />

selbst der jüngere und ältere Bettler<br />

erfreut sich dieser öffentlichen, allen<br />

zugänglichen Maskerade, und sieht<br />

ohne Neid die ausgelegten Schätze<br />

und die Freude und Lust der Kinder,<br />

von denen auch die geringsten die<br />

Hoffnung haben, dass irgend etwas<br />

für sie aus der vollen Schatzkammer<br />

in die kleine Stube getragen werde.“<br />

Zu kaufen gab es „süßduftende,<br />

mannigfaltige Zucker- und Marzipangebäcke“,<br />

„tausendfaches Spielzeug<br />

aus Holz in allen Größen gebildet,<br />

Männer und Frauen, Hanswürste<br />

und Priester, Könige und<br />

Bettler, Schlitten und Kutschen,<br />

Mädchen, Frauen, Nonnen, Pferde<br />

mit Klingeln, ganzer Hausrat, oder<br />

Jäger mit Hirschen und Hunden, was<br />

der Gedanke nur spielend ersinnt“.<br />

Mehr als 600 Buden<br />

Der größte, prächtigste und weit<br />

über Berlin hinaus bekannte Weihnachtsmarkt<br />

lockte seit 1750 in die<br />

repräsentative Breite Straße nah am<br />

Schloss und blieb dort bis 1872 –in<br />

ständiger Ausdehnung zum Schlossplatz<br />

hin. Im Jahr 1805 standen dort<br />

303 Buden plus zahlreiche Kleinhändler,<br />

die nur über Tische und<br />

Körbe zum Ausstellen derWarenverfügten.<br />

25 Jahrespäter waren es doppelt<br />

so viele Buden.<br />

Friedrich der Große, Sohn des<br />

Soldatenkönigs und seit 1740 selber<br />

Monarch, ging nicht zum Bummeln<br />

auf den Markt, griff aber regulierend<br />

in die Weihnachtsbräuche ein: Er<br />

setzte den 25. Dezember als Tagder<br />

Bescherung fest, zuvor war das am<br />

Neujahrstag üblich gewesen. Bis dahin<br />

lief der Marktvom 11. Dezember<br />

Weihnachtsbäume waren bis Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts nur auf dem Weihnachtsmarkt<br />

zu erwerben. Die Tradition, einen Baum zu<br />

schmücken, soll nach der Reformation unter<br />

Handwerksgesellen aufgekommen sein, die<br />

einen Gabenbaum mit Äpfeln und Oblaten in<br />

ihren Gesellschaftsstuben aufstellten.<br />

bis zum 6. Januar, fortan schloss er<br />

am 27. Dezember. Erst ab etwa 1865<br />

bekamen die Kinder ihreGeschenke<br />

am 24. Dezember.<br />

Ihre Freude an den Adventswochen<br />

hatte eine andere Schlossbewohnerin:<br />

Königin Luise (1776-<br />

1810). Legenden berichten, sie habe<br />

ihren etwas steifen Gatten ins Marktgetümmel<br />

gelotst.<br />

Vorweihnachtlichen Handel mit<br />

Wachskerzen und Pfefferkuchen<br />

hatte es schon vorden Preußenkönigen<br />

gegeben, allerdings liegen die Anfänge<br />

im Dunklen, womöglich im 13.<br />

Jahrhundert. Das Köllnische Stadtbuch<br />

kündet aus der <strong>Berliner</strong> Geschichte,<br />

Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

sei „reellen Krämern der Handel mit<br />

Honigkuchen und anderen Syrupteiggebäcken<br />

gegen ein Stättegeld<br />

vonzweiMariengroschen proTag zur<br />

DER BAUM: EINE NEUE TRADITION<br />

Erste Kunde von einem Baum mit Lichtern<br />

in Berlin gab1815 Caroline vonHumboldt in<br />

einem Brief an ihren Mann Wilhelm: „An zwei<br />

Enden eines langen Tisches brannten zwei<br />

kleine Weihnachtsbäume.“ <strong>Zeitung</strong>sberichte<br />

über grüne Fichten in <strong>Berliner</strong> Wohnstuben<br />

gibt es schon Mitte des 18. Jahrhunderts.<br />

Weihnachtszeit auf dem Petriplatz<br />

und dem Köllnischen Fischmarkt<br />

ausdrücklich gestattet“ worden. Kurfürst<br />

Friedrich III. (König ab 1701) ließ<br />

aus dem Angebot der Buden „Syrupteiggebackenes<br />

und derley leckerhafte<br />

Dinge“ beschaffen. Ein früher<br />

königlicher Besucher wurde aktenkundig:<br />

Friedrich Wilhelm I., der eigentlich<br />

gestrenge und Prunkereien<br />

verschmähende Soldatenkönig, hat<br />

demnach am Heiligabend 1729 die<br />

auf dem „Weynachts-Marckt feilgestelleten<br />

Sachen in den aufgestellten<br />

Boutiquen in Augenschein“ genommen<br />

und „hernach verschiedene<br />

Kostbarkeiten von Silber und allerlei<br />

Spielsachen nach dem Schlosse bringen“<br />

lassen.<br />

Um 1650 breiteten sich die mittlerweile<br />

50 Buden über den Mühlendamm<br />

hinweg aus sowie in Richtung<br />

Molkenmarkt und die Gassen um die<br />

Nikolaikirche. Polizeidirektor Carl<br />

David Kircheisen ersuchte den König<br />

schließlich um die Genehmigung,<br />

das Treiben ordnen zu dürfen –<br />

so kam es 1750 zur Verlegung in die<br />

Breite Straße, verbunden mit immer<br />

mehr Regeln: Aufstellen der Buden<br />

nicht vor sechs Uhr morgens, sonst<br />

drohten zwei Thaler Strafe. Fuhrwerke<br />

durften in der Weihnachtsmarktzeit<br />

die Straße nur in eine<br />

Richtung durchfahren, zwei Gendarmen<br />

kontrollierten den Betrieb tagsüber,amAbend<br />

vier.<br />

Trotz aller Bemühungen um Ordnung<br />

wuchsen die Spannungen mit<br />

den ganzjährig an der Breiten Straße<br />

ansässigen Geschäftsleuten, die ihre<br />

Umsätze in der Adventszeit geschmälertsahen.<br />

Vorallem der Kaufmann<br />

Rudolph Herzog, der 1839 in<br />

der Breiten Straße 13 ein Manufakturwarengeschäft<br />

eröffnet hatte und<br />

unter anderem durch Versandhandel<br />

mit Möbeln, Teppichen, Modewaren<br />

und Stoff zu Erfolg kam, stritt<br />

gegen die Marktbuden. Zumal sein<br />

Geschäft im Lauf der Jahrzehnte entlang<br />

der Straße expandierte. Aber<br />

auch die Kaufleute vomSchlossplatz<br />

klagten. Schließlich verlegten die Behörden<br />

den Markt 1873 auf die andereSeite<br />

des Schlosses in den Lustgarten.<br />

Doch auch dortstieß er recht bald<br />

auf Gegner: ImFortschrittsschwung<br />

der frühen Gründerjahre nach der<br />

Bildung des Deutschen Reiches 1871<br />

fanden einige Übereifrige sogar,<br />

man solle das ganze Traditionsgedöns<br />

vollständig abschaffen, denn<br />

der Weihnachtsmarkt sei eine „in der<br />

That gänzlich veraltete, den Verhältnissen<br />

und der Würde der Reichs-<br />

Hauptstadt in keiner Weise mehr<br />

entsprechende Krämereinrichtung“.<br />

DerStandortLustgarten<br />

1891 scheiterte ein Antrag des Polizeipräsidiums,<br />

den Weihnachtsmarkt<br />

komplett einzustellen, weil er<br />

dem Verkehr im Wege stehe, ander<br />

Stadtverordnetenversammlung. Als<br />

dann aber kurz darauf der Bau des<br />

neuen, gewaltigen Doms beschlossene<br />

Sache war, musste das volkstümliche<br />

Adventsgetümmel auch<br />

aus dem Lustgarten weichen –indie<br />

Nebenstraßen.<br />

1937 kehrte der Marktbis kurzvor<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs in den<br />

Lustgarten zurück und wies in seiner<br />

Hochzeit bis zu 2000 Händler auf.<br />

Dort drehten sich auch im ersten<br />

Friedenswinter 1945 wieder die Karusselle<br />

–aber inmitten von Ruinen<br />

und durch Lebensmittelmarken eingeschränkten<br />

Kauf von Genussmitteln.<br />

Mitder Teilung Berlins etablierten<br />

sich neben den zahllosen kleinen<br />

Weihnachtsmärkten zwei größere:<br />

im Westen auf dem Breitscheidplatz,<br />

im Osten im Lustgarten und dort, wo<br />

bis zur Sprengung 1950 das Schloss<br />

gestanden hatte.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Unbekannte Mitte<br />

Groschenbahn und 6er-Bus<br />

Nikolaus im Dom<br />

Im <strong>Berliner</strong> Stadtkern, dem Ursprungsort der heutigen<br />

Metropole, erinnert nur wenig an deren 800-jährige Geschichte.Bis<br />

auf einige wenige Denkmale,die die Kriegszerstörungen<br />

und späteren Abrisswellen überstanden<br />

haben, gibt es kaum Zeugnisse des historischen Stadtgefüges.<br />

Die Fotoausstellung „Unbekannte Mitte. Straßen<br />

und Plätzeim<strong>Berliner</strong> Stadtkerngesternund heute“, organisiert<br />

von der Planungsgruppe Stadtkern imBürgerforum<br />

Berlin, lädt dazu ein, die unbekannte Mitte Berlins<br />

kennen und lieben zu lernen.<br />

Fotoausstellung, Palais Podewils, Klosterstraße 68, Eröffnung 27. November,17Uhr.Mo-Fr<br />

9bis 17 Uhr,Do9bis 19 Uhr –bis 18. Dezember<br />

Nach den Erfolgen der ersten elektrischen Straßenbahn<br />

der Welt in Lichterfelde, errichtet von Siemens &Halske<br />

und ab dem 1. Mai 1881 betrieben, lösten elektrische<br />

Triebwagen die Pferdebahnen in Berlin ab. 1893 erhielt<br />

die Firma den Vertrag zur Elektrifizierung des gesamten<br />

<strong>Berliner</strong> und Charlottenburger Pferdebahnnetzes. Zunächst<br />

wurde die erste Pferdebahnstrecke Brandenburger<br />

Tor–Charlottenburgauf elektrisch umgestellt, da hier<br />

die 1865 ausgestellte Konzession für die Pferdebahn 1895<br />

auslief. Mit der Elektrifizierung der Straßenbahn erzwang<br />

die Stadt Berlin auch den Einheitsfahrschein für<br />

zehn Pfennige –also für einen Groschen. Dieser Preis ließ<br />

allerdings die Gesellschafter nicht wirtschaftlich arbei-<br />

ten, was am Zustand von Streckennetz und Wagenpark<br />

erkennbar war. Der Fahrpreis gab der <strong>Berliner</strong> Straßenbahn<br />

den Namen „Groschenbahn“. Zudem erweiterten<br />

sich zur gleichen Zeit mit dem Ausbau der Stadtbahn die<br />

Wahlmöglichkeiten für Passagiere –der Pferdeomnibus<br />

verlor Fahrgastanteile. Die Konkurrenz belebte das Geschäft<br />

und wirkte sich günstig für die Kundschaft aus: Es<br />

entbrannte nämlich ein Preiskampf. Der Omnibus warb<br />

mit dem Slogan „Für ’nen 6er mit dem Bus“, was bedeutete,<br />

für fünf Pfennig etwas länger unterwegs zu sein,<br />

aber Geld zu sparen. Groschenbahn und 6er-Bus blieben<br />

über lange Zeit gängige Bezeichnungen für die <strong>Berliner</strong><br />

Verkehrsmittel. (mtk.)<br />

Hauptstadtblech –das sind sechs Musiker, die seit 2005<br />

ihrekünstlerischen Möglichkeiten und ihreHauptstadt-<br />

Liebe in verschiedenen gemeinsamen Orchesterprojekten<br />

ausleben. Jetzt bringen sie bei einem Nikolauskonzert<br />

für die ganze Familie den Dom zum Swingen und<br />

Singen. Auf dem Programm stehen Klassiker wie „Lasst<br />

uns froh und munter sein“, Lieder zum Mitsingen, aber<br />

auch adventliche Musik vonBach und Händel. Dompredigerin<br />

Dr. Petra Zimmermann trägt zwischen den Musikstücken<br />

Texte und Gedanken zum Advent vor.<br />

Nikolauskonzert im <strong>Berliner</strong> Dom, Bläsermusik, Kinder- und Familienkonzert,<br />

6. Dezember,18Uhr,Karten unter Tel.: 20 26 91 36


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 11 *<br />

···························································································································································································<br />

Berlin<br />

Montag, 26.11.18 –Samstag, 01.12.18<br />

Bald kommt<br />

der Nikolaus!<br />

Milka Schokolade<br />

versch. Sorten, 87 –100 g<br />

(-.65 –-.75 /100 g)<br />

Aktion<br />

–. 65 *<br />

Der Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund liegt in Berlin im Schnitt bei 45 Prozent. In manchen Klassen ist er allerdings mehr als doppelt so hoch.<br />

GETTY<br />

Adventskranzoder<br />

Adventsgesteck<br />

Stück<br />

weihnachtlichdekoriert<br />

in versch.Farben<br />

Deutsch als Fremdsprache<br />

Besuch in einer Schule in Neukölln, an der die meisten Kinder aus arabischen Großfamilien stammen<br />

Aktion<br />

VonMartin Klesmann<br />

Astrid-Sabine Busse leitet<br />

das,was man landläufig als<br />

Problemschule bezeichnet.„Wir<br />

sind hier im sozial<br />

schwächsten Gebiet von Neukölln“,<br />

sagt sie. Die High-Deck-Siedlung<br />

grenzt an das Schulgelände, und<br />

auch die Al-Nur-Moschee liegt in der<br />

Nachbarschaft. In dem Bezirk lebt<br />

die größte arabische Community der<br />

Stadt, die Menschen stammen aus<br />

dem Libanon oder Palästina. Dasalles<br />

schlägt sich in den Klassenzimmern<br />

nieder: Unter den 103 Erstklässlernander<br />

Schule in der Köllnischen<br />

Heide ist nur noch ein Schüler<br />

mit Muttersprache Deutsch. Insgesamt<br />

sind 77 Prozent der Schüler<br />

arabischstämmig. „Das ist schon ein<br />

Geflecht hier“, sagt die Schulleiterin.<br />

Undeine Herausforderung.<br />

Astrid-Sabine Busse sitzt in ihrem<br />

Büround schenkt Kaffee nach. An einer<br />

Wand steht ein großes Aquarium,<br />

das soll ihr Ruhe geben, der Erbauung<br />

dienen, erzählt sie. Die 61-<br />

Jährige ist gerne hier, „alles ist so<br />

schön grün hier im südlichsten Teil<br />

von Nord-Neukölln“. Astrid-Sabine<br />

Busse, rote Haare und resoluter Auftritt,<br />

klingt fröhlich. Sieist eine Optimistin,<br />

sagt sie,jemand, der zupackt.<br />

Meistens jedenfalls. Und sie macht<br />

sich Gedanken, wie sie die Herausforderungen<br />

an ihrer Schule meisternsoll.<br />

Zu Hause fehlt der Schreibtisch<br />

Viele Kinder haben zu Hause keinen<br />

eigenen Schreibtisch, sie müssen<br />

sich ein Zimmer mit Geschwistern<br />

teilen. Rektorin Busse wundert sich<br />

über Eltern, die den Geburtstag ihrer<br />

Kinder nicht wahrnehmen oder über<br />

Zweitklässler, die schon komplizierte<br />

deutsche Worte wie „Bolzenschneider“<br />

aussprechen können.<br />

Gerade erst habe ein Zweitklässler<br />

sie nach einem solchen Gerät gefragt,<br />

um sein Fahrradschloss aufzuschneiden.<br />

Er hatte den Schlüssel<br />

vergessen.<br />

Astrid-Sabine Busse führt über<br />

das weitläufige, ansprechend gestaltete<br />

Gelände. Wenn die Kinder am<br />

Nachmittag abgeholt werden, fahren<br />

oft große, teure Autos vor. „Mein<br />

Auto ist dann das älteste auf dem<br />

Parkplatz“, sagt sie. ImFreizeithaus<br />

gibt es eine Lern- und eine Holzwerkstatt<br />

sowie einen Kreativraum,<br />

in dem Schüler und Schülerinnen<br />

sich stylen können. Die Kinder können<br />

am Computer spielen oder im<br />

Astrid-Sabine Busse leitet eine Schule mit einem besonderen Profil.<br />

„Ich wünsche mir eine<br />

andere Arbeitszeit für Lehrer,<br />

eine ganz normale Arbeitswoche<br />

von 8bis 16 Uhr.“<br />

Astrid-Sabine Busse ist Leiterin der Schule in der Köllnischen Heide –einer Schule,<br />

an der 77 Prozent der Schüler arabischstämmig sind<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

Märchenraum in Fantasiewelten<br />

eintauchen. Betreut werden sie von<br />

Honorarkräften oder Ehrenamtlichen.<br />

Die Mutter einer ehemaligen<br />

Schülerin aus der High-Deck-Siedlung<br />

gehört dazu, ein Rentner, eine<br />

portugiesische Künstlerin. Immer<br />

wieder drängen sich Schüler an Astrid-Sabine<br />

Busse, suchen ihre Nähe,<br />

wenn sie den Gang entlang kommt.<br />

Schon seit 40 Jahren ist die Einrichtung<br />

eine Ganztagsschule. Unterricht<br />

und Freizeitangebote wechseln<br />

sich bis in den Nachmittag ab.<br />

„Unsere Schule soll wie ein Zuhause<br />

sein“, sagt die Rektorin. Es gebe kein<br />

„Lehrerzimmer“, sondern ein „Personalzimmer“,<br />

in dem Lehrer und<br />

Erzieher gemeinsam arbeiten.<br />

Über das Bonusprogramm für<br />

Schulen in schwieriger Lage wurden<br />

Ergotherapeuten und Integrationserzieher<br />

geholt. Und unten in der<br />

Mensa werden immer noch Gerichte<br />

mit Schweinefleisch angeboten. Andere<br />

Schulen mit einem geringeren<br />

Anteil an muslimischen Schülern<br />

verzichten längst darauf. „Aber wir<br />

sind ja immer noch eine Schule in<br />

Deutschland“, sagt Busse, die auch<br />

Vorsitzende des Interessenverbandes<br />

<strong>Berliner</strong> Schulleitungen ist. Die<br />

61-Jährige hat aber noch weitergehende<br />

Vorstellungen, die geradezu<br />

revolutionär wären: „Ich wünsche<br />

mir auch eine andere Arbeitszeit für<br />

Lehrer, eine ganz normale Arbeitswoche<br />

von 8bis 16 Uhr“, sagt sie,<br />

und anstelle der Ferien „meinetwegen<br />

35 Tage Urlaub“. Dann wären die<br />

Lehrer wirklich vorOrt präsent.<br />

Am Vortag haben in der Schule<br />

die Elternabende stattgefunden.<br />

„Wir haben gestaunt, dass da plötzlich<br />

viele Väter kommen“, sagt die<br />

Schulleiterin. Früher habe sich, etwas<br />

verschämt, höchstens mal ein<br />

Vater dazu gesellt. Aber immer mehr<br />

Frauen würden mit Kopftuch zum<br />

Elternabend erscheinen, sagt die koordinierende<br />

Erzieherin Mirjana<br />

Reetz-Telalbasic. Gemeinsam mit<br />

Astrid-Sabine Busse bildet sie ein<br />

seit Jahrzehnten eingespieltes Team.<br />

Zwei Frauen, die so leicht nichts erschütternkann.<br />

Oft sprechen die Schüler untereinander<br />

darüber, was „haram“ ist,<br />

und was nicht. Also ob es zum Beispiel<br />

nach islamischem Glauben zulässig<br />

ist, Gummibärchen mit Gelatine<br />

vom Schwein zu essen. Und<br />

auch übers Kopftuch wirddiskutiert.<br />

„Leider tragen auch immer mehr<br />

Schülerinnen Kopftücher, inzunehmenden<br />

Maße auch diese schwarzen<br />

Kopftücher, die als streng islamisch<br />

geltem“, sagt Astrid-Sabine<br />

Busse.„Ichfinde,Frauen sollten erst<br />

abVolljährigkeit entscheiden dürfen,<br />

ob sie Kopftuch tragen wollen“, ergänzt<br />

die aus Kroatien stammende<br />

Erzieherin Mirjana Reetz-Telalbasic.<br />

Erstaunlich ist, dass die Frage des<br />

Kopftuchs an der Schule zwar eine<br />

Rolle spielt, andere religiöse Fragen<br />

allerdings nicht. Letztens war Opferfest.<br />

Doch kaum ein Kind konnte sagen,<br />

was da eigentlich gefeiert wird,<br />

sagt die Schulleiterin. „Es ist ein Bildungsproblem.“<br />

Seit vielen Jahren ist die Quote der<br />

Schüler, die zu Hause eine andere<br />

Sprache als Deutsch sprechen, an<br />

dieser und den umliegenden Schulen<br />

hoch. Auch berlinweit ist der Anteil<br />

vonKindernnichtdeutscher Herkunftssprache<br />

auf 45 Prozent eines<br />

Jahrgangs gestiegen. Bald dürften<br />

Kinder mit einer solchen Erfahrung<br />

an <strong>Berliner</strong> Schulen in der Mehrheit<br />

sein. Die Schulleiterin wünscht sich<br />

deshalb, dass Erstklässler bald mehr<br />

Deutschunterricht erhalten.<br />

EinProblem sind die Sprachdefizite<br />

In einer Erdkundestunde wird erkennbar,<br />

wodie Sprachdefizite liegen.<br />

Zwar sprechen die Kinder umgangssprachlich<br />

einigermaßen gut<br />

Deutsch. Aber es gibt in der deutschen<br />

Sprache viele Spezialworte,<br />

die sie sich nicht erklären können.<br />

„Gebirgskamm“ oder „Talkessel“<br />

sagt ihnen gar nichts.InMathematik<br />

kommen längst sprachvereinfachte<br />

Unterrichtsmaterialien zum Einsatz.<br />

Textaufgaben sind dort besonders<br />

verständlich formuliert.<br />

Früher,Anfang der 80er-Jahre, als<br />

die Schulleiterin und die Erzieherin<br />

hier anfingen, war die Wohngegend<br />

noch beliebt bei der Mittelschicht.<br />

„Das waren schön große Wohnungen,<br />

umgeben von der Mauer –und<br />

teurer als in Charlottenburg“, sagt<br />

Mirjana Reetz-Telalbasic. Doch<br />

dann wurde die Fehlbelegungsabgabe<br />

eingeführt. Nach und nach zogen<br />

die ursprünglichen Bewohner<br />

aus. „Die Politik hat die Gegend<br />

selbst zum sozialen Brennpunkt gemacht“,<br />

sagt sie. Und die Schule vor<br />

immense Herausforderungen gestellt.<br />

Astrid-Sabine Busse glaubt, dass<br />

ein gutes Ganztagskonzept, das die<br />

Eltern einbezieht, für die Kinder am<br />

hilfreichsten ist. „Wir haben nun mal<br />

die Schülerschaft, die wir haben.<br />

Und um die wollen wir uns kümmern.“<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Attackiert.<br />

Am U-Bahnhof Heinrich-Heine-<br />

Straße in Mitte bewarfein 24-Jähriger<br />

am Sonnabend gegen 16 Uhr<br />

zwei Männer mit Steinen aus dem<br />

Gleisbett. Anschließend bedrohte er<br />

weitereFahrgäste mit einem Messer.<br />

Laut Polizei soll er dabei gezielt<br />

Stichbewegungen ausgeführtund<br />

einen U-Bahn-Waggon beschädigt<br />

haben. Diealarmierten Polizeikräfte<br />

beleidigte er zudem. Derunter Drogeneinfluss<br />

stehende 24-Jährige<br />

wurde festgenommen und in ein<br />

Krankenhaus eingewiesen. Er wurde<br />

wegen gefährlicher Körperverletzung,<br />

Bedrohung sowie Sachbeschädigung<br />

angezeigt.<br />

Aufgeflogen.<br />

Einvermeintlicher Rettungseinsatz<br />

führte in der Nacht zu Sonntag in<br />

Weißensee zu einem überraschenden<br />

Fund. Gegen 0.45 Uhralarmierte<br />

eine Bewohnerin eines<br />

Mehrfamilienhauses an der <strong>Berliner</strong><br />

Allee die Polizei. VorOrt berichtete<br />

die Frau, dass seit einigen Tagen<br />

ein Fernsehgerät in der Wohnung<br />

eines Nachbarnununterbrochen<br />

zu hören sei. Sievermute<br />

einen Unglücksfall. Nachdem die<br />

Beamten mehrfach vergeblich geklopft<br />

und geklingelt hatten, öffnete<br />

die ebenfalls alarmierte Feuerwehr<br />

die Wohnung. Statt eines<br />

Bewohners fanden die Einsatzkräfte<br />

jedoch eine Drogenplantage<br />

mit rund 80 Cannabispflanzen.<br />

Jetzt wirdermittelt.<br />

Überschlagen.<br />

Aufder <strong>Berliner</strong> Stadtautobahn<br />

überschlug sich am Sonntag ein<br />

Auto.Vier Menschen wurden verletzt,<br />

einer davon schwer,wie die<br />

Feuerwehr mitteilte.Der Unfall<br />

ereignete sich gegen Mittag in Fahrtrichtung<br />

Neukölln vorder Einfahrtin<br />

den Tunnel Innsbrucker Platz in<br />

Schöneberg. Nach Polizeiangaben<br />

waren vier Fahrzeuge beteiligt. Der<br />

genaue Unfallhergang war zunächst<br />

unklar.Polizei und Feuerwehr rückten<br />

mit einem Großaufgebot aus,<br />

auch das Technische Hilfswerkkam<br />

zum Einsatz. DieAutobahn Richtung<br />

Neukölln wurde gesperrt, der<br />

Verkehr staute sich zeitweise bis zum<br />

Dreieck Funkturm.<br />

Gesunken.<br />

In der Rummelsburger Bucht ist am<br />

Samstagabend ein Boot gesunken.<br />

Wiedie Feuerwehr mitteilte,mussten<br />

die Einsatzkräfte eine Ölsperre<br />

auslegen, damit sich die verschiedenen<br />

umweltschädlichen Betriebsstoffe<br />

aus dem Boot nicht in der<br />

Spreeverteilten. DieFeuerwehr war<br />

mit rund 20 Kräften vorOrt.Weshalb<br />

das Boot unterging, muss nun untersucht<br />

werden. (pde.)<br />

Gespannt auf 2019: Auf dem Landesparteitag der Grünen in Kreuzberg bezeichnete der Bundesvorsitzende RobertHabeck das kommende Jahr als Lackmustest für die Partei. DPA<br />

Arbeiten und nicht abheben<br />

Überflieger Robert Habeck mahnt die <strong>Berliner</strong> Grünen zur Demut –und die Partei jubelt ihm zu<br />

VonElmar Schütze<br />

In Zeiten glänzender Umfragewerte<br />

haben die <strong>Berliner</strong> Grünen<br />

der Versuchung widerstanden,<br />

sich vom schwächelnden<br />

Koalitionspartner SPD abzusetzen.<br />

Aufihrem Landesparteitag am Sonnabend<br />

in einem Kirchenraum in<br />

Kreuzbergbeschäftigten sich die Grünen<br />

vor allem mit Themen, die ihr<br />

Selbstverständnis berühren. Kaum<br />

ein Redner kam auf die prekäre Lage<br />

der SPD zu sprechen, die bei Umfragen<br />

in der Stadt nur noch auf 15 Prozent<br />

kommt. DieGrünen liegen bei 24<br />

Prozent und sind damit mit Abstand<br />

stärkste Partei der Stadt.<br />

ZumAuftakt hatte vorden 150 Delegierten<br />

Robert Habeck den Tongesetzt,<br />

Bundesvorsitzender und Star.<br />

Erst lobte er brav die <strong>Berliner</strong> für„ihre<br />

richtige Mischung aus Lockerheit<br />

und Klarheit“. Dann mahnte er, niemand<br />

solle angesichts des Höhenfluges<br />

„wie ein Orang-Utan“ durch die<br />

Gegend laufen. „Lasst uns arbeiten<br />

und nicht abheben.“<br />

Habeck identifizierte das Jahr 2019<br />

als Zeitraum für den „Lackmustest“,<br />

wie er es nannte. Dasei die Europawahl<br />

Ende Mai. Danach kommen die<br />

„ostdeutschen Wahlen“ in Brandenburg,<br />

Sachsen und Thüringen, „und<br />

da wird die Ente fett. Da entscheidet<br />

es sich“, rief Habeck und erntete stehende<br />

Ovationen.<br />

Landeschef Werner Graf sprach<br />

von „noch drei Jahren vor uns“ im<br />

Werte: Die Grünen befinden<br />

sich seit Monaten auf einem<br />

Höhenflug –das gilt für den<br />

Bund wie für Berlin. Bei der<br />

jüngsten Umfragefür Berlin<br />

würden sie 24 Prozent erhalten<br />

–der mit Abstand<br />

höchste Wert aller Parteien.<br />

<strong>Berliner</strong> Senat. „Wir haben vieles<br />

schon angefangen, aber in den drei<br />

Jahren wollen wir Berlin weiter umbauen.“<br />

Und dalasse man sich von<br />

Umfragen nicht beeinflussen. „Sondernwir<br />

klotzen da weiter ran.“<br />

Also machten sich die Delegierten<br />

an die Arbeit, und die bestand zu großen<br />

Teilen aus zwei Leitanträgen des<br />

Vorstands zur Schulpolitik und zum<br />

ökologischen Stadtumbau.<br />

Mehr als ein Jahr lang war um den<br />

Schulantrag gerungen worden. Um<br />

„bessere Schulen“ sollte es gehen,<br />

„mehr Qualität und gerechtere Bildungschancen“.<br />

Diese Chancen<br />

seien aktuell aus vielen Gründen<br />

stark beschnitten. „Was da gerade<br />

passiert, das raubt den Kindern und<br />

Jugendlichen ihre Chancen“, sagte<br />

Parteichefin Nina Stahr. „Da können<br />

wir nicht einfach danebenstehen und<br />

BEDROHTE STATIK<br />

Wirbel: Die Umfragen bringendie<br />

Statik des rot-rotgrünen<br />

Senats ins Wanken,<br />

ist doch die SPD nur noch<br />

drittstärkste Kraft. Das zu<br />

moderieren wird die Aufgabe<br />

für die kommenden drei<br />

Jahre bis zur nächsten Wahl.<br />

Wahl: Beide Vorsitzende wurden<br />

bestätigt. Nina Stahr erhielt<br />

89 Prozent der Delegiertenstimmen,<br />

Werner Graf<br />

88 Prozent. Zwei Jahre zuvor<br />

hatte Stahr etwa 80 Prozent<br />

erhalten, für Graf hatten<br />

rund 70 Prozent votiert.<br />

zugucken.“ Harsche Töne aus dem<br />

Mund einer Vorsitzenden, deren Partei<br />

in der Regierung sitzt.<br />

In dem Antrag wirdeine Übernahmegarantie<br />

für Studienanfänger gefordert,<br />

aber auch bessere Qualitätssicherung<br />

sowie eine Öffnung von<br />

Schulen nach Unterrichtsschluss.<br />

Das umstrittene Modell des Senats,<br />

bei dem neue Schulbauten über die<br />

landeseigene Wohnungsbaugesellschaft<br />

Howoge finanziertwerden sollen,<br />

sehen die Grünen skeptisch. Sie<br />

lehnen eine Kreditfinanzierung ab<br />

und wollen das Vorhaben lieber mit<br />

Haushaltsmitteln stemmen.<br />

Auffällig ist vorallem, wie sehr die<br />

Gemeinschaftsschule mit der 1. bis<br />

zur 13. Klasse unter einem Dach als<br />

Zukunftsmodell besungen wird. Dagegen<br />

zementiere das gegliederte<br />

Schulsystem mit Integrierter Sekundarschule<br />

und Gymnasium Chancenungleichheit.<br />

Insbesondere die<br />

grundständigen Gymnasien ab Klassenstufe<br />

5seien problematisch, deshalb<br />

wolle man keine weiteren<br />

grundständigen Gymnasien.<br />

Auch die privaten Schulen werden<br />

überaus skeptisch gesehen – diese<br />

seien zu heterogen, Kinder aus ärmeren<br />

und bildungsfernen Schichten<br />

seien dort nur selten anzutreffen.<br />

Künftig solle die öffentliche Finanzierung<br />

für private Schulen mit wenigen<br />

armen Kindernschlechter ausfallen.<br />

In der anschließenden Debatte offenbarte<br />

sich, dass ein Jahr Arbeit am<br />

Antrag nicht immer ausreicht. Besonders<br />

scharf ging Stefanie Remlinger<br />

mit dem Text ins Gericht. Diefrühere<br />

bildungspolitische Sprecherin erkannte<br />

darin „Gewalt, mit der eine<br />

bestimmte Schulform durchgesetzt<br />

werden“ solle. ImÜbrigen mache es<br />

„keinen Sinn, wieder einen Schulkrieg<br />

zu suchen“. Dennoch ging der<br />

Antrag am Ende durch.<br />

Unumstritten war der Leitantrag<br />

„Grün statt Grau“. Darin setzen sich<br />

die Grünen für eine stärkereNachverdichtung<br />

in bestehenden Quartieren<br />

aus. Durch Aufstockung auf Wohnhäusern,<br />

Dachgeschossausbau und<br />

Wohnungsbau über Supermärkten<br />

könnten mehr als 100 000 Wohnungen<br />

entstehen, hieß es. Großbauvorhaben<br />

auf der grünen Wiese wie etwa<br />

Elisabeth-Aue in Pankow, wie sie der<br />

rot-schwarze Vorgängersenat geplant<br />

hatte,werden abgelehnt.<br />

FDP fordert<br />

mehr Hilfe<br />

für Obdachlose<br />

Koordinierungsstelle<br />

soll Leistungen bündeln<br />

Die FDP fordert einen<br />

neuen Ansatz bei der<br />

Unterstützung vonMenschen<br />

ohne eigene Wohnung<br />

oder von Obdachlosen in Berlin.<br />

Statt zahlreicher Einzelmaßnahmen<br />

sei ein ganzheitliches Konzept<br />

nötig, sagte der sozialpolitische<br />

Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus,<br />

Thomas Seerig. Dieses<br />

bleibe der Senat bisher schuldig.<br />

Die FDP schlägt einen ganzen<br />

Strauß von Maßnahmen vor, nicht<br />

zuletzt eine Ausweitung des Angebots<br />

an preiswerten Wohnungen im<br />

sogenannten geschützten Marktsegment<br />

sowie von öffentlichen Trägerwohnungen<br />

für Menschen, die ihre<br />

eigene Unterkunft schon verloren<br />

haben. Antragstellernvon Wohngeld<br />

müssten automatisch begleitende<br />

Hilfen angeboten werden, um ein<br />

Abrutschen in die Wohnungslosigkeit<br />

zu verhindern.<br />

Aus Sicht der FDP ist auch eine<br />

Koordinierungsstelle Wohnungslosigkeit<br />

auf Landesebene nötig, die<br />

die Wirksamkeit von Konzepten<br />

überprüft und diese weiterentwickelt.<br />

In jedem Bezirk müsse es eine<br />

zentrale Fachstelle Wohnungslosigkeit<br />

geben, die alle relevanten Leistungen<br />

unter einem Dach bündele.<br />

Für Menschen, die schon auf der<br />

Straße leben, fordert die FDP eine<br />

bessere medizinische Versorgung<br />

vor allem in Schwerpunktpraxen<br />

und mehr Angebote zur Körperpflege.<br />

Umihnen witterungsabhängig<br />

einen Unterschlupf zu bieten,<br />

könnten modulareUnterkünfte oder<br />

Traglufthallen vorgehalten werden.<br />

Gleichzeitig hält die FDP in einem<br />

Antrag für das Abgeordnetenhaus<br />

eine „Verbesserung des Miteinanders<br />

im öffentlichen Raum“ für nötig.<br />

Dazu müssten Lager von Obdachlosen<br />

in S- und U-Bahn-Stationen<br />

sowie Parks aufgelöst werden,<br />

wenn diese „durch ihr Sozialverhalten“<br />

Störungen verursachten. „Obdachlose<br />

Passagiere inBahnen, bei<br />

denen eine starke Geruchsentwicklung<br />

eine hygienische Gefährdung<br />

der Mitfahrenden auslöst, sind von<br />

der Weiterfahrt auszuschließen und<br />

dem sozialpsychologischen Dienst<br />

zu übergeben“, heißt es weiter.<br />

Diegenaue Zahl der Obdachlosen<br />

in Berlin steht nicht fest. Nach Schätzungen<br />

liegt sie zwischen 4000 und<br />

bis zu 10 000 Menschen. Die Caritas<br />

geht davon aus, dass weit über die<br />

Hälfte vonihnen aus EU-Ländernin<br />

Osteuropa stammt. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 13 *<br />

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Berlin<br />

Ersatzverkehr<br />

Murat Günak hat einst den Mercedes SLK entworfen. Jetzt baut der Sportwagendesigner einen Tret-Transporter für Paketboten –aus Liebe zum Auto<br />

VonJochen Knoblach<br />

Murat Günak klopft sich<br />

den Staub von der<br />

Hose.Erkommt direkt<br />

aus der Werkstatt, einem<br />

mit weißen Spanholzplatten<br />

abgetrennten Teil einer ehemaligen<br />

Fabrikhalle im östlichen Hinterland<br />

des Görlitzer Parks. Der 61-Jährige<br />

hatte schon komfortablere Arbeitsplätze.<br />

Designstudios in Kalifornien<br />

und Barcelona zum Beispiel oder am<br />

Comer See in Norditalien. In den<br />

Neunzigern bis Mitte der 2000er-<br />

Jahre war Günak ein gefeierter Star<br />

unter den Automobildesignern. Er<br />

hat Autos von Peugeot jünger, Mercedes<br />

eleganter und Volkswagen frischer<br />

gemacht, den Mercedes SLK<br />

ebenso entworfen wie etliche Modelle<br />

des VW-Konzerns,woerzuletzt<br />

Chefdesigner war. „Lange her“, sagt<br />

Günak und lacht. 2008 ist er ausgestiegen.<br />

Nun also Treptow statt San<br />

Diego.Alles auf Anfang.<br />

Labor der Mobilität<br />

MotionLab nennt sich die Halle mit<br />

der Werkstatt. Es war einmal die<br />

Halle 20 eines volkseigenen Maschinenbaubetriebs.Jetzt<br />

ist es ein Laboratorium,<br />

in dem ein knappes Dutzend<br />

Start-ups an neuen Spielarten<br />

der Mobilität tüftelt. EinSchmelztiegel<br />

der Ideen samt Selbsthilfewerkstatt<br />

mit 3D-Druck-Studio und Laserschneidtechnik.<br />

Hier ist auch das Start-up Onomotions<br />

zu Hause.Murat Günak hat<br />

es vor zwei Jahren zusammen mit<br />

dem Fahrzeugtechniker Philipp<br />

Kahle und dem Betriebswirt Beres<br />

Seelbach gegründet, um nach Blechdach-Cabrios<br />

und viertürigen Coupés<br />

abermals „eine neue Fahrzeugklasse“<br />

auf die Räder zu stellen. Diesmal<br />

hat das Gefährt allerdings keinen<br />

Tank, sondern Akkus, ist auch<br />

nicht schnell, sondernschafft höchstens<br />

Tempo 25. Es ist ein Hybrid aus<br />

E-Bike und Kleintransporter,der den<br />

wachsenden Lieferverkehr in den urbanen<br />

Zentren nicht nur bewältigen,<br />

sondern leiser, abgasfrei und ohne<br />

zugeparkte Fahrspuren möglich machen<br />

soll. Ein Öko-Transporter, mit<br />

dem ein Sportwagendesigner den<br />

Großstadtverkehr retten will.<br />

MuratGünak, der geläuterte Automobilist,<br />

konvertiertins Lager der Automobilgegner?<br />

Er winkt ab. „Unsinn“,<br />

sagt er. „Ich liebe Autos.“ Tatsächlich<br />

hatte er sich nach seinem<br />

Ausstieg bei VW der Elektromobilität<br />

verschrieben. In Frankreich brachte<br />

er mit einer eigenen Firmadas E-Auto<br />

Der Vermarkter,der Künstler und der Schrauber:Beres Seelbach, Murat Günak und Philipp Kahle (v.l.) wollen den Lieferverkehr revolutionieren.<br />

Mia auf den Markt, bis er nach 2500<br />

verkauften Autos Insolvenz anmelden<br />

musste.„Wirwaren zu früh“, sagt<br />

Günak heute, bleibt aber der Überzeugung,<br />

dass für den Stadtverkehr<br />

neue Lösungen gefunden werden<br />

müssen.„Wenn wir so weitermachen,<br />

geht bald gar nichts mehr“, sagt er<br />

und mag sich das nicht vorstellen.<br />

Dafür fahreerzugernAuto.Draußen<br />

vor der Halle steht sein kleiner Fiat<br />

500. 160 PS. Loslassen fällt schwer.<br />

Dass für das Ono-Mobil in Großstädten<br />

wie Berlin Bedarf besteht,<br />

steht außer Zweifel. Denn der Onlinehandel<br />

floriert, und in der Folge<br />

schwingt sich der Lieferverkehr von<br />

RekordzuRekord. Wurden schon im<br />

vergangenen Jahr in Deutschland<br />

über 3,3 Milliarden Pakete verschickt,<br />

so soll in zwei Jahren die<br />

Vier-Milliarden-Marke geknackt<br />

werden. Allein in Berlin muss demnach<br />

mit wenigstens 580 000 Sen-<br />

Sieht aus wie ein Motorrad, ist<br />

aber ein Transporter.„Paketboten<br />

haben ein cooles Fahrzeug<br />

vedient“, sagen die<br />

Ono-Macher.<br />

ONOMOTIONS<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

dungen am Taggerechnet werden.<br />

Fast 3000 Transporter werden dafür<br />

in der Stadt unterwegs sein.<br />

Das Treptower Start-up<br />

empfiehlt seinen Tret-<br />

Transporter als Ersatz<br />

für die dieselgetriebenen<br />

Sprinter-Flotten.<br />

Ono sei der „neue<br />

Maßstab im E-Cargo-<br />

Markt“ heißt es selbstbewusst<br />

im Motion-<br />

Lab.Ein etwa zwei Meter<br />

langes Dreirad, mit<br />

dem Paketboten die<br />

sogenannte letzte<br />

Meile bis zum Empfänger<br />

zurücklegen sollen.<br />

Es besteht aus einem<br />

Fahrgestell<br />

mit Kabine und einer<br />

abnehmbaren<br />

Transportbox. Rund<br />

50 Pakete sollen sich<br />

darin verstauen lassen. Ist eine Box<br />

leer, wird sie in der Vision der Ono-<br />

Macher in Citydepots gegen eine beladene<br />

ausgetauscht, wie ein Sattelschlepper<br />

seinen Auflieger wechselt.<br />

14 Monate haben sie gebraucht,<br />

um Ono von den ersten Entwürfen<br />

bis zur Prototypenphase zu bringen.<br />

Philipp Kahle nennt das Tempo<br />

sportlich. Als Ingenieur für Fahrzeugtechnik<br />

ist er gewissermaßen der<br />

Schrauber im Team. Während der<br />

Entwicklung haben sie eng mit Lieferdiensten<br />

und Paketboten zusammengearbeitet.<br />

Siehaben gelernt, wie<br />

man ein Lastenrad so konstruiert,<br />

dass das Ein- und Aussteigen den Rücken<br />

des Boten möglichst wenig belastet.<br />

Demnach gleitet der Ono-Fahrer<br />

stehend auf den Sattel und sitzt<br />

aufrecht wie auf einem Fahrrad. Das<br />

Ono-Mobil sei das fahrerfreundlichste<br />

Fahrzeug seiner Art.„Paketboten<br />

machen einen Knochenjob. Die<br />

haben ein cooles Fahrzeug verdient“,<br />

sagte Kahle.Eskann wegen der Tempobegrenzung<br />

auf 25 km/h ohne<br />

Führerschein gefahren werden, verlangt<br />

auch keine separate Versicherung<br />

und ist zudem zuverlässig resistent<br />

gegen Fahrverbote.Lieferdienste<br />

würden mit Onoetwa 20 Prozent der<br />

laufenden Kosten sparen.<br />

Fertigung in Deutschland<br />

Im nächsten Jahr soll eine Testphase<br />

bei den bekannten Lieferdiensten<br />

beginnen. Danach will Onoindie Serienfertigung<br />

einsteigen. Diese soll<br />

in jedem Fall in Deutschland erfolgen.<br />

Man habe einen großen Automobilzulieferer<br />

für die Fertigung gewinnen<br />

können. Namen will man<br />

noch nicht nennen. Die Ziele indes<br />

sind klar: 2023 sollen bereits 5000<br />

Fahrzeuge gebaut werden. In Berlin<br />

könnte Ono bis dahin die Diesel-<br />

Transporter ersetzt haben.<br />

Für die Treptower Lieferdienst-<br />

Revoluzzer ist das Paketbox-Dreirad<br />

allerdings nur ein Anfang. Längst<br />

denkt man dortüber verschiedenste<br />

Varianten nach: über Arbeitswagen<br />

für die BSR, Leih-Transporter für<br />

Ikea und Baumärkte oder über solche<br />

mit zwei Sitzplätzen und gläserner<br />

Box als Kurzstreckentaxi. „Amazon<br />

hat zunächst auch nur mit Büchern<br />

angefangen“, sagt Beres Seelbach.<br />

Und auch Murat Günak<br />

träumt voneiner ganzen Palette von<br />

Fahrzeugen, die stets das markante<br />

Sechseck-Fenster auf der linken<br />

Seite tragen. „Die Spange“, sagt Günak.<br />

Siesei die Signatur einer künftigen<br />

MarkeOno.Das Markenzeichen.<br />

„Die Spange ist der Stern.“<br />

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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Berlin<br />

„Es ist eine Notaufnahme für kaputtes Spielzeug“<br />

Philipp Schünemann repariert seit 22 Jahren Teddys, Puppen und Blechspielzeug. Grund ist seine „Öko-Mentalität“, sagt er<br />

VonMartina Doering<br />

An dieser Stelle berichten<br />

montags <strong>Berliner</strong> über ihren<br />

Berufsalltag. Heute:<br />

Philipp Schünemann. Der<br />

Inhaber eines Spielzeugladens in<br />

der Choriner Straße führt soziemlich<br />

alles, was Kinder glücklich<br />

macht und große Menschen an ihre<br />

Kindheit erinnert. Aber vorallem ist<br />

„Onkel Philipps Spielzeugwerkstatt“<br />

eine Art Rettungsstelle für<br />

Puppen, Teddybären, Blechspielzeug<br />

–sie werden repariert und suchen<br />

dann einen neuen Besitzer.<br />

Der Laden ist eine Wunderkiste:<br />

In den Regalen stehen Teddybären<br />

in allen Größen, Autos aus Holz<br />

oder Plastik sowie Karussells, die<br />

sich per Knopfdruck drehen. Neben<br />

Plüschtieren verstecken sich<br />

kleine Blechkrokodile, und Gesellschaftsspiele<br />

stapeln sich neben<br />

Puppenstuben. Wohlsortiert ist<br />

hier auf den ersten Blick nichts,<br />

aber man kann alles finden.<br />

In einer Ecke warten Sandmännchen,<br />

Trabi-Modelle und andere<br />

Spielzeuge aus DDR-Zeiten<br />

auf Käufer. Philipp Schünemann<br />

fand die Sachen auf Flohmärkten,<br />

oder Kunden und Besucher brachten<br />

sie vorbei. Der 49-Jährige hat<br />

die Stücke gesäubert, repariert,<br />

aufgehübscht und in den Laden gestellt.<br />

Denn Philipp Schünemann<br />

versteht sich nicht nur als Verkäufer,<br />

sondern hauptsächlich als Retter<br />

von altem Spielzeug. Mit dieser<br />

Idee hat er im März 1997 in der<br />

Choriner Straße „Onkel Philipps<br />

Spielzeugwerkstatt“ eröffnet. Der<br />

Laden existiertschon 22 Jahre–das<br />

hatten anfangs weder er noch<br />

Freunde oder Familie erwartet.<br />

Als Beruf hatte er etwas ganz anderes<br />

gelernt. „In unserer Familie<br />

gab es schon immer eine ganz<br />

starke Öko-Mentalität“, sagt Philipp<br />

Schünemann, der 1969 in Braunschweig<br />

geboren wurde. „Also umweltbewusst<br />

leben, Ressourcen sparen,<br />

sich selbst versorgen.“ Er war<br />

noch ein Kind, als seine Elterneinen<br />

Bauernhof kauften und in ein 500-<br />

Einwohner-Dorf in die Nähe von<br />

Goslar zogen. Er hatte dort, sagt er,<br />

eine glückliche Kindheit.<br />

MitHundehütte übernDorfteich<br />

Nach dem Abitur absolvierte Philipp<br />

Schünemann seinen Zivildienst,<br />

studierte dann Verfahrensund<br />

Umwelttechnik in Berlin und<br />

machte hier seine Praktika bei einem<br />

großen Unternehmen. Dabei<br />

verging ihm die Lust, sein Leben<br />

lang in solch einer Firma zuarbeiten.<br />

Kläranlagen bauen, Verfahren<br />

zur Schadstoff-Entsorgung in der<br />

Produktion zu entwickeln: unter<br />

„Umwelttechniker“ hatte er sich<br />

etwas anderes vorgestellt.<br />

„Ich wollte eigentlich schon immer<br />

ein eigenes Geschäft aufmachen,<br />

also selbstständig sein“, erzählt<br />

Philipp Schünemann. Zudem<br />

habe er schon als Kind gern gebastelt,<br />

zum Beispiel aus Brettern<br />

Flugzeuge gebaut. Aus einem mit<br />

Teichfolie bespannten Hundehüttendach<br />

hat er ein Boot gemacht,<br />

mit dem er auf dem kleinen Dorfteich<br />

herumschipperte. „Ich<br />

Philipp Schünemann in seiner Spielzeugwerkstatt<br />

MEINE WOCHE<br />

Name: Philipp Schünemann<br />

Beruf: Diplomingenieur für Verfahrens- und Umwelttechnik<br />

Wasverdient man in dem Beruf? Es reicht für meine Familie und mich.<br />

Wiewar Ihre Ausbildung? Studium, Geschäftsgründung<br />

Wielangearbeiten Sie pro Woche? 60 Stunden<br />

Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen: Immer wieder!<br />

VOLKMAR OTTO<br />

musste also Verkäufer und Bastler<br />

vereinen“, erzählt er. Daerbereits<br />

eine Menge Spielzeug vor dem<br />

Schicksal in der Mülltonne gerettet<br />

hatte, kam Philipp Schünemann<br />

schließlich auf die Idee, Spielzeug<br />

zu reparieren und die Möglichkeit<br />

zu bieten, Spielzeug auszuleihen.<br />

Er fand ein kleines Ladenlokal in<br />

der Choriner Straße und eröffnete<br />

dort „Onkel Philipps Spielzeugwerkstatt“.<br />

In den ersten Jahren<br />

wohnte er dort auch in einem Hinterzimmer.<br />

Später konnte er dann<br />

das Geschäft um einen zweiten Laden<br />

direkt nebenan erweitern und<br />

in einem Raum ein Museum mit<br />

den von ihm gesammelten DDR-<br />

Spielzeugen einrichten.<br />

„Verleih. Reparatur. Annahme.<br />

Verkauf.“ stand auf dem ersten<br />

Handzettel, den er als Werbung<br />

verteilte.„Die ersten fünf Jahre waren<br />

ziemlich schwierig. Aber seither<br />

läuft es ganz gut“, sagt er. Zum<br />

20-jährigen Jubiläum jedenfalls hat<br />

er diese Handzettel noch mal drucken<br />

lassen. „Das Museum habe<br />

ich mittlerweile im Keller eingerichtet,<br />

der Laden ist voller,und ich<br />

führe und verkaufe schon lange<br />

auch neues Spielzeug“, sagt er.<br />

„Aber am Konzept hat sich in den<br />

22 Jahren nichts verändert.“<br />

Von vielen Kunden und Nachbarn<br />

bekommt er kaputtes oder<br />

ausrangiertes Spielzeug geschenkt.<br />

Selbst der Verleih funktioniert: Ab<br />

und an bräuchten Fotografen oder<br />

Filmproduzenten etwas und seien<br />

froh, dass sie die Ausstattungsstücke<br />

nicht kaufen und dann entsorgen<br />

müssten.<br />

Inzwischen wohnt er mit Frau<br />

und drei KinderninSchildow, wo er<br />

demnächst eine Filiale eröffnen<br />

und dort auch eine „Spielzeugklappe“<br />

einrichten will –also eine<br />

Annahme für nicht mehr gebrauchtes<br />

oder kaputtes Spielzeug. Philipp<br />

Schünemann kann inzwischen so<br />

ziemlich alles reparieren: Bei Puppen<br />

die Gummis erneuern und Augen<br />

einsetzen, ferngesteuerte Autos<br />

und mechanische Figuren wieder<br />

zum Laufen bringen oder Teddys flicken.<br />

Nach wie vor haben es ihm<br />

besonders Stücke aus DDR-Zeiten<br />

angetan. „Ich habe die DDR über<br />

das dortproduzierte Spielzeug noch<br />

mal neu kennengelernt“, sagt er.<br />

Einharter Kampf<br />

Inzwischen helfen ihm zwei Mitarbeiter<br />

im Laden und öfter mal seine<br />

Frau. Doch an drei Tagen in der Woche<br />

steht er selbst im Geschäft, berät<br />

Kunden und hilft ihnen, Gewünschtes<br />

in den Regalen und<br />

Schränken aufzuspüren. „Manchmal<br />

muss ich Kunden sagen, dass<br />

ich das Gesuchte ganz sicher im Laden<br />

habe –aber nicht weiß, wo.“ Oft<br />

kämen auch Leute, die etwas Bestimmtes<br />

wollten, aber mit etwas<br />

völlig anderem den Laden verließen.<br />

Natürlich bleibe es ein Kampf,<br />

sich in Zeiten der globalen Konkurrenz<br />

und des Internethandels über<br />

Wasser zu halten, sagt Philipp Schünemann.<br />

Aber was er tue, mache<br />

ihm Spaß. „Und was passt besser in<br />

dieser Zeit wachsender Müllberge<br />

als mein Wiederaufbereitungsunternehmen,<br />

meine Notaufnahme<br />

für kaputtes Spielzeug?“<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Suche nach<br />

DHL-Erpresser<br />

dauert an<br />

Immerhin gab es seit April<br />

keine Paketbombe mehr<br />

Ein Jahr nach dem Versand der<br />

ersten Briefbombe hat die Brandenburger<br />

Polizei trotz intensiver Ermittlungen<br />

noch keinen Täter fassen<br />

können, der den Paketdienstleister<br />

DHL um einen Millionenbetrag erpressen<br />

will. Dennoch spricht Polizeisprecher<br />

Torsten Herbst zumindest<br />

von einem Teilerfolg der Sonderkommission<br />

„Quer“, die seit Dezember<br />

2017 nach dem oder den<br />

Erpressernfahndet.„Seit Aprildieses<br />

Jahres ist keine Paketbombe mehr<br />

vondem oder den Unbekannten verschickt<br />

worden“, sagt Herbst. Das<br />

Ziel der Gefahrenabwehr, die für die<br />

Polizei absoluten Vorrang habe, sei<br />

erreicht worden:„Es gab bisher keine<br />

verletzte Person, es sind keine Menschenleben<br />

durch Paketbomben gefährdet<br />

worden.“<br />

Bei der Auslieferung einer Paketbombe<br />

am Rande des Potsdamer<br />

Weihnachtsmarkts am 1. Dezember<br />

2017 war diese Gefahr sehr groß. Der<br />

Umsicht des Apothekers, der das<br />

Päckchen erhalten hatte, war es mit<br />

zu verdanken, dass keine Menschen<br />

verletzt wurden. Er hatte beim Öffnen<br />

ein Zischen gehörtund bemerkt,<br />

dass Drähte herausragten. Mitarbeiter<br />

trugen das Paket nach draußen,<br />

und es wurde von Spezialisten der<br />

alarmierten Polizei zerlegt. Im Paket<br />

befanden sich eine Sprengvorrichtung,<br />

Nägel und ein als QR-Code verschlüsseltes<br />

Schreiben, mit dem<br />

DHL um eine Millionensumme in<br />

Bitcoins erpresst wurde.<br />

Tausend Spuren und Hinweise<br />

Später stellte sich heraus,dass Anfang<br />

November eine erste explosive Sendung<br />

des DHL-Erpressers im Postzentrum<br />

Frankfurt (Oder) eingegangen<br />

war. Diese geriet beim Öffnen in<br />

Brand, wodurch auch das Erpresserschreiben<br />

zerstörtwurde.Weitereexplosive<br />

Sendungen gingen im Januar<br />

bei einer <strong>Berliner</strong> Bankfiliale und im<br />

April bei der Handwerkskammer in<br />

Berlin ein. Seitdem ist Ruhe.<br />

Nicht so bei der Sonderkommission<br />

„Quer“, die im Dezember mit<br />

rund 50 Beamten die Ermittlungen<br />

aufnahm. „Die Ermittler haben rund<br />

1000 Spuren und Hinweise ausgewertet“,<br />

berichtet Herbst. Unddiese<br />

führten auch dazu, dass Verdächtige<br />

ins Visier der Fahnder gerieten. Es<br />

gab Durchsuchungen, Vernehmungen<br />

und eine Reihe von verdeckten<br />

Maßnahmen. „Das hat allerdings<br />

nicht dazu geführt, dass wir bei irgendeiner<br />

Person einen dringenden<br />

Tatverdacht hätten erhärten können“,<br />

sagt der Polizeisprecher. Seit<br />

August wurde die Sonderkommission<br />

auf 15 Beamte heruntergefahren,<br />

die nun noch etwa 100 Restspurenabarbeiten.<br />

(dpa)<br />

Auf dem Gelände der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung im Süden Brandenburgs werden zum Beispiel Autos in Brand gesetzt, die mit Erdgas betrieben werden. BAM<br />

Brennen für die Sicherheit<br />

Auf einem Gelände in Horstwalde gehören Explosionen zum Alltag. Denn dort werden Produkte geprüft<br />

VonTorsten Müller<br />

Nach 12 Minuten ist es soweit.<br />

Der brennende<br />

Pkw explodiert. Die hintere<br />

Hälfte des Wagens<br />

geht in einem gewaltigen Feuerball<br />

auf. Wissenschaftler,Ingenieureund<br />

Techniker der Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung (BAM)<br />

beobachten das Ereignis durch die<br />

schmalen Fenster eines Schutzbunkers<br />

auf dem behördeneigenen Testgelände<br />

Technische Sicherheit in<br />

Horstwalde (Teltow-Fläming).<br />

Der große Knall in 200 Metern<br />

Entfernung auf dem Sprengfeld<br />

kommt erwartet. Die Experten hatten<br />

einen im Kofferraum eingebauten<br />

Erdgastank auf 200 Bar gefüllt<br />

und das Fahrzeug über einen automatischen<br />

Zündmechanismus in<br />

Brand gesetzt. Trotzdem zucken<br />

selbst die erfahrenen „Feuerwerker“<br />

kurzzusammen, als der Worst Case –<br />

der schlimmste Fall, der eintreten<br />

kann –tatsächlich eintritt.<br />

Beobachtung per Drohne<br />

DieSpezialisten der Bundesbehörde<br />

wollten diesen Fall simulieren. Aus<br />

diesem Grund hatten sie auch die Sicherheitsvorkehrungen<br />

deaktiviert,<br />

die in Gasautos eingebaut sind. „Das<br />

war heftig. Da hätte kein Feuerwehrmann<br />

danebenstehen sollen“, sagt<br />

der Leiter des Testgeländes, Kai Holtappels.<br />

Tatsächlich ist so etwas aber<br />

schon vorgekommen, als sich vor<br />

vier Jahren in Norddeutschland ein<br />

solcher Unfall mit anschließender<br />

Explosion eines LPG-Tanks ereignete.<br />

Mehrere Feuerwehrleute, die<br />

das Löschen vorbereiteten, wurden<br />

verletzt.„Zum Glück gab es keine Toten<br />

und zum Glück tritt dieses Szenario,<br />

bei dem die Sicherungssysteme<br />

komplett versagen, auch nicht<br />

oft ein“, sagt Holtappels. „Aber wir<br />

wollen im Interesse der Gesundheit<br />

der Einsatzkräfte vorOrt wissen, wie<br />

solch ein Ernstfall im Einzelnen abläuft.<br />

Deswegen arbeiten wir seit fast<br />

drei Jahren an diesen Szenarien.“<br />

Es sind Explosionen wie unter<br />

dem Röntgenauge.MehrereSpezialkameras<br />

zeichnen das Geschehen<br />

auf dem Sprengplatz aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven auf, selbst<br />

per Drohne für den Blick von oben<br />

auf das Fahrzeug. DasAuto und sein<br />

Umfeld werden zuvor mit einem<br />

Netz von Leitungen und Sensoren<br />

ausgestattet, um die Druckentwicklung,<br />

das Verhalten der Wärmestrahlung<br />

des Feuers bis hin zur Stichflamme<br />

der eigentlichen Explosion,<br />

die Flugrichtung und -entfernung<br />

der zersprengten Fahrzeugfragmente<br />

und noch vieles mehr minuziös<br />

zu erfassen. Insgesamt überwachen<br />

14 Experten den Testablauf.<br />

„BAM macht bumm“, so heißt es<br />

fast täglich mit einem Augenzwinkern<br />

unter den hoch spezialisierten<br />

Mitarbeitern auf dem 12 Quadratkilometer<br />

großen Gelände im Süden<br />

von Brandenburg. Auf mehreren<br />

Testfeldern und Sprengplätzen sowie<br />

in Falltürmen werden nach dem<br />

Leitspruch der Behörde „Sicherheit<br />

in Technik und Chemie“ Materialien<br />

und Produkte umfassenden Checks<br />

unterzogen –imAuftrag des Bundes,<br />

aber auch vonexternen Firmen, Versicherungen<br />

oder Forschungseinrichtungen.„Wir<br />

haben hier so etwas<br />

wie eine perfekte Spielwiese“, sagt<br />

Kai Holtappels, der vor 20Jahren als<br />

Chemiker in die Behörde kam, dort<br />

seinen Doktor machte und inzwischen<br />

nicht nur das Testgelände,<br />

„Wir appellieren, nur von uns zertifiziertes<br />

Feuerwerk zu verwenden.“<br />

Kai Holtappels, Leiter des Fachbereichs konstruktive Brand- und Explosionsschutz<br />

bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />

sondern auch den Fachbereich konstruktiver<br />

Brand- und Explosionsschutz<br />

leitet.„Aber bei allem, was wir<br />

hier tun, lassen wir selbstredend die<br />

höchsten Sicherheitsstandards gelten,<br />

für die wir ja selber einstehen.“<br />

Nicht nur Gas- und Batterieantriebe<br />

von Autos stehen derzeit im<br />

Fokus der interdisziplinären Teams.<br />

Es wird auch untersucht, wie sich<br />

Fahrzeuge,Laborgeräte,Maschinen,<br />

Klimaanlagen verhalten, in denen<br />

zum Beispiel neue umweltfreundliche<br />

–aber eben leider auch brennbare<br />

– Kühlmittel zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Ein stets aktuelles Thema ist die<br />

Sicherheit der Pyrotechnik, die zu<br />

Silvester und anderen Anlässen millionenfach<br />

in die Luft geschossen<br />

wird. „Wir wissen sehr genau, was da<br />

für Kräfte walten und appellieren aus<br />

gutem Grund, nur von uns zertifiziertes<br />

Feuerwerk zu verwenden“,<br />

sagt der 49-jährige Cheftester.<br />

An einer Referenzbrücke beschäftigen<br />

sich die Forscher zudem mit allen<br />

Fragen rund um die Sicherheit<br />

von Brücken. Aktuelle Themen sind<br />

auch die Standfestigkeit von Off-<br />

Shore-Windkraftanlagen sowie die<br />

„Unzerstörbarkeit“ von Castor-Behältern.<br />

Zu diesem Zweck steht auf<br />

dem Testgelände der weltweit modernste<br />

Fallturm, in dem Lasten von<br />

bis zu 200 Tonnen aus einer Höhe<br />

von35Meternabstürzenkönnen.<br />

Noch brennt zwar das Erdgas-<br />

Versuchsauto. Aber der Sperrkreis<br />

von 1000 Metern, in dem sich während<br />

des Tests bis auf das Team im<br />

Beobachtungs-Bunker kein Mensch<br />

aufhalten durfte, ist mittlerweile<br />

wieder aufgehoben. Einige Kollegen<br />

der Versuchsmannschaft nähern<br />

sich dem Fahrzeug, um sich direkt<br />

am Unfallortein erstes Bild vomAusmaß<br />

der Zerstörungen zu machen.<br />

Die Feuerwehr wartet<br />

Am Rand des Versuchsfeldes stehen<br />

derweil bereits zwei weitere, ebenfalls<br />

schon verkabelte Autos.Sie wird<br />

in den nächsten Tagen das gleiche<br />

Schicksal ereilen, ein simulierter<br />

Motorbrand. ImVerlauf der Untersuchungen<br />

wurden zuvor schon mehrere<br />

mit LPG-Gas betriebene PKW<br />

unterfeuert, wie die Experten es nennen.<br />

„Wenn alle Daten gründlich<br />

ausgewertet sind, werden wir die<br />

wichtigsten Erkenntnisse für die<br />

Feuerwehren zusammenfassen“,<br />

sagt KaiHoltappels.„Wirstehen über<br />

Arbeitsgruppen mit den Verantwortlichen<br />

in Kontakt und wissen, dass<br />

die darauf warten.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Einbruch bei Nachbarnvon<br />

Vizekanzler Scholz<br />

DiePotsdamer Wohnung vonVizekanzler<br />

Olaf Scholz (SPD) wirdvon<br />

Polizisten bewacht –trotzdem ist in<br />

einer anderen Wohnung in dem<br />

Mehrfamilienhaus eingebrochen<br />

worden. DasBrandenburger Polizeipräsidium<br />

bestätigte am Sonntag<br />

den Vorfall. Davorhatten die Potsdamer<br />

Neuesten Nachrichten berichtet.<br />

EinSprecher des Polizeipräsidiums<br />

betonte,die Wohnung des Bundesfinanzministers<br />

sei nicht betroffen<br />

gewesen. DerbesondereObjektschutz<br />

gelte nicht für andereindem<br />

Haus.Der Einbruch ereignete sich<br />

nach Polizeiangaben am Freitag. Unbekannte<br />

öffneten gewaltsam eine<br />

Wohnungstür und erbeuteten EC-<br />

Karten und Wertgegenstände. (dpa)<br />

Claudia Roth kritisiert<br />

Woidkewegen Braunkohle<br />

Bundestags-Vizepräsidentin Claudia<br />

Roth (Grüne) hat in der Kohleausstiegs-Debatte<br />

den brandenburgischen<br />

Ministerpräsidenten Dietmar<br />

Woidke (SPD) kritisiert. Woidke<br />

oder Andrea Nahles müssten verstehen,<br />

dass sich Kohleausstieg und<br />

Verantwortung für die Beschäftigten<br />

nicht ausschließen, sondernbedingen,<br />

sagte Roth am Sonntag auf dem<br />

Landesparteitag der brandenburgischen<br />

Grünen in Wildau. (dpa)<br />

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Superzahl: 1<br />

Spiel 77: 7469537<br />

Landeslotterie Super 6: 997871<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

6=10Euro<br />

02 =25Euro<br />

691 =100 Euro<br />

7332 =1000 Euro<br />

13 799 =10000 Euro<br />

880 330 =100 000 Euro<br />

316 030 =100 000 Euro<br />

Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

10 000 Euro auf die Nummer 7284 676<br />

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8915 458 gewinnt VW-Tiguan<br />

5391 976 gewinnt VW takeup!<br />

5061 853 gewinnt Reise nach Warnemünde<br />

3676 575 gewinnt Reise nach Europa-Park Rust<br />

9611 750 gewinnt 100 000 Euro<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

7189 420 gewinnt 1000 000 Euro<br />

544 434 gewinnt 100 000 Euro<br />

18 053 gewinnt 10 000 Euro<br />

5182 gewinnt 1000 Euro<br />

05 gewinnt 10 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

MachtKrach.<br />

MachtHoffnung.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Vor dem Fest<br />

Die Themen indieser Beilage:<br />

Vordem<br />

Fest<br />

GESCHENKE –Was für<br />

wen passend ist<br />

GLÜHWEIN –Welche<br />

Gewürze dazu gehören<br />

GANS –Wie sie<br />

am besten schmeckt<br />

• Geschenke<br />

Was für wen passend ist<br />

• Glühwein<br />

Welche Gewürze dazu gehören<br />

• Gans<br />

Wie sie am besten schmeckt<br />

• Adventlich bummeln<br />

Weihnachtsmärkte<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Lokalsport<br />

Hat ein Jahr Zeit, um Viktoria in einen Aufstiegskandidaten zu verwandeln: Jörg Goslar<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Positive Dynamik<br />

Viktoria Berlin schlägt nach dem Tabellenführer in einem besonderen Duell auch den zweitplatzierten BAK. Es ist eine erste leise Kampfansage an die Liga<br />

VonChristian Schlodder<br />

Ruhig und fast schon emotionslos<br />

nahm Jörg Goslar,<br />

Trainer des FC Viktoria<br />

1889, das Führungstor in<br />

der 19. Minute zur Kenntnis. Auch<br />

nach Abpfiff des taktikgeprägten 2:0-<br />

Sieges gegen den <strong>Berliner</strong> AK wählte<br />

er die sachliche Analyse statt große<br />

Worte der Freude. Dabei besiegte er<br />

in den letzten zwei Partien den Tabellenführer<br />

aus Chemnitz und nun<br />

dessen Verfolger, den BAK. Bei dem<br />

stand er vor zwei Jahren noch selbst<br />

an der Seitenlinie. Und dessen jetziger<br />

Trainer Ersan Parlatan war ironischerweise<br />

vorher Chefcoach bei<br />

Viktoria. Eigentlich ein besonderes<br />

Duell zweier Trainer,die seit jeher einen<br />

sehr respektvollen Umgang pflegen.<br />

„Ich habe keinerlei Emotionen<br />

mehr, was die Sache angeht“, sagte<br />

Goslar dennoch vor dem Spiel. Goslar<br />

wurde 2016 vomBAK verpflichtet,<br />

um den späteren Aufsteiger Carl<br />

Zeiss Jena noch abzufangen. Nach 18<br />

Spielen und der Niederlage im Direktduell<br />

war trotz durchschnittlich<br />

2,3 Punkten Schluss für ihn. „Es gab<br />

die Idee, aufzusteigen. Als das nicht<br />

klappte, gab es keine Ideen mehr“,<br />

sagt Goslar. Damals schossen viele<br />

Gerüchte ins Feld. Es wurde über ein<br />

Traineramt für Thomas Häßler gemunkelt.<br />

Ein rein auf Jugendarbeit<br />

basierendes Konzept wurde intern<br />

diskutiert. Selbst Spekulationen,<br />

dass Präsident und Investor Ali Han<br />

das Projekt BAK aufgeben wolle,<br />

standen im Raum. In dieser Debatte<br />

endete die kurze Ära Goslar beim<br />

BAK. „Es war damals einzig und allein<br />

eine Strategiefrage gegenüber<br />

Ali Han“, sagt Goslar heute.„Und er<br />

hatte damals keine klareAntwortzur<br />

Zukunft des Vereins. Sohaben wir<br />

uns getrennt. Es gab aber keinen<br />

Streit.“<br />

Die Zukunft der Viktoria wurde<br />

dagegen sehr wohl verortet. Nach<br />

dem Einstieg des chinesischen Hotelmilliardärs<br />

Alex Zheng heißt die<br />

Marschrichtung Profifußball. Dafür<br />

fließen Millionen in dieVereinskasse.<br />

Über die genaue Summe (gerüchteweise<br />

90 Millionen Euro) schweigt<br />

sich der Verein weiterhin aus. Für<br />

den 54-jährigen Cheftrainer ergeben<br />

sich trotzdem weitreichende Möglichkeiten.<br />

Als er den Verein Anfang<br />

der Saison übernahm, startete er mit<br />

18 nominellen Kräften den Kaderumbruch<br />

im Schnelldurchlauf.<br />

Neun davon sind noch an Bord. 22<br />

Neue wurden verpflichtet, darunter<br />

viele bekannte Namen mit Zweitund<br />

Drittligaerfahrung. Neustürmer<br />

Petar Sliskovic kam sogar mit zwei<br />

Bundesligatoren in der Referenzmappe<br />

in den <strong>Berliner</strong> Südwesten.<br />

Sein gestriges Elfmetertor zum 2:0<br />

war sein achter Saisontreffer.<br />

Bestandsaufnahme im Winter<br />

REGIONALLIGA NORDOST<br />

Nordhausen−Altglienicke 2:0<br />

Dynamo −RWErfurt 0:3<br />

Hertha II−Rathenow 1:1<br />

Meuselwitz−Bautzen 2:0<br />

Oberlausitz−Lok Leipzig 0:2<br />

Babelsberg −Auerbach 5:0<br />

Bischofswerda−Chemnitzer FC 2:1<br />

Viktoria−<strong>Berliner</strong> AK 2:0<br />

Fürstenwalde −Halberstadt 2:2<br />

1Chemnitzer FC 17 44: 13 45<br />

2 <strong>Berliner</strong> AK 17 32: 18 35<br />

3 RW Erfurt 17 30: 14 33<br />

4 Hertha II 17 34: 22 31<br />

5 Nordhausen 17 20: 14 30<br />

6 Viktoria 17 25: 17 27<br />

7 Babelsberg 17 28: 21 24<br />

8 Lok Leipzig 17 23: 22 22<br />

9 Bischofswerda 17 15: 25 21<br />

10 Fürstenwalde 17 22: 27 20<br />

11 Dynamo 17 20: 31 20<br />

12 Halberstadt 17 22: 24 19<br />

13 Altglienicke 17 27: 30 19<br />

14 Auerbach 17 18: 27 19<br />

15 Oberlausitz 17 18: 29 19<br />

16 Bautzen 17 11: 25 18<br />

17 Meuselwitz 17 27: 37 16<br />

18 Rathenow 17 15: 35 9<br />

Die großen Namen und das große<br />

Geld können schnell Ungeduld verursachen,<br />

das weiß auch Goslar.„Aktuell<br />

muss man hier mehrereSachen<br />

zusammenführen. Dasist als Trainer<br />

schon herausfordernd. Denn auch in<br />

der Mannschaft ist eine Ungeduld zu<br />

spüren. Die Jungs wollen natürlich<br />

dabei sein, wenn es hier ernsthaft<br />

um Profifußball geht“, sagt er. Noch<br />

bleiben Goslars Ziele trotz der Investoreneuphorie<br />

überschaubar.Zuerst<br />

wolle man zu den Verfolgern des<br />

Chemnitzer FC aufschließen. Die<br />

machen vorerst nichts anderes als<br />

dem Ligaprimus aus Sachsen hinterherzuhecheln<br />

–trotz dessen erneuter<br />

Niederlage.Ist man am Ende besser<br />

als Platz sechs, sosei das schon<br />

ein erster Erfolg. Dort steht der Verein<br />

aktuell. „Im nächsten Jahr wird<br />

der Blick auf Platz eins gerichtet<br />

sein“, sagt Goslar.<br />

Doch trotz der aktuell positiven<br />

sportlichen Dynamik ist der Profifußball<br />

strukturell noch ein gutes<br />

Stück vonLichterfelde entfernt. „Anfangs<br />

gab es keine vorausschauende<br />

Planung, und wir suchen in manchen<br />

Bereichen noch immer händeringend<br />

nach Struktur“, sagt Goslar.<br />

Undinder Liga tummeln sich im Gegensatz<br />

dazu andere bekannte Vereine<br />

mit ähnlich großen Ambitionen<br />

aber auch größerem infrastrukturellen<br />

Umfeld, vom Zuschauerzuspruch<br />

ganz abgesehen. Nur 438 Interessierte<br />

lockte das Stadtderby gegen<br />

den BAK an, worüber sich auch<br />

Goslar enttäuscht zeigte.<br />

„Dennoch ist es bei Viktoria<br />

schon ein ganz anderer Schnack als<br />

beim BAK. Hier ist irgendwie mehr<br />

Verein“, sagt er.Sein Vertragdortendet<br />

nächstes Jahr im Sommer. Noch<br />

im Winter wollen sich alle Verantwortlichen<br />

zusammensetzen und<br />

die erste Bestandsaufnahme machen,<br />

Investor inklusive. Zwei Ligaspiele<br />

stehen bis dahin noch an. „Bis<br />

Weihnachten wollen wir im Fluss<br />

bleiben“, sagt Goslar und befürchtet,<br />

dass die Winterpause vor dem Hintergrund<br />

der aktuellen Leistung vielleicht<br />

ein bisschen zu früh kommen<br />

könnte.<br />

Im letzten Heimspiel der Saison<br />

wirdder FC Viktoria im kommenden<br />

Maidann übrigens ausgerechnet gegen<br />

den Chemnitzer FC antreten. Als<br />

Goslar kurzdarüber nachdenkt, wird<br />

er sogar einen winzigen Moment<br />

emotional:Wasdas bedeuten könne,<br />

solle man doch mal überlegen. „Das<br />

Jahr ist also noch lange nicht vorbei!“,<br />

sagt er dann. Dabei bleibt er im<br />

Tonwieder so ruhig, dass man sich<br />

nicht sicher sein kann, ob das schon<br />

zur Kampfansage an die Liga taugt.<br />

Ein Schub für den Anschieber<br />

Wieder Wechsel zum Bobsport das Sportlerleben des Leichtathleten Eric Franke verändert hat und was eine olympische Silbermedaille für das Familienleben bedeuten kann<br />

VonChristian Kattner<br />

Die Freude ist Eric Franke anzuhören.<br />

Während ein Teil seines<br />

Teams derzeit in Kanada trainiert,<br />

weilt der <strong>Berliner</strong> in der Heimat,<br />

kann ein paar Tage mit der Frau und<br />

dem fast zwei Jahre alten<br />

Sohn verbringen. Die<br />

Stammbesatzung des Viererbobs<br />

von Nico Walther<br />

wird geschont, was nicht<br />

heißt, dass Franke auf der<br />

faulen Haut liegt. Aber:„Es<br />

gibt nichts Besseres, als zu<br />

Hause zu trainieren“, sagt<br />

Familienmensch:<br />

Eric Franke<br />

IMAGO/KOCH<br />

der 29-Jährige. Ingewohnter<br />

Umgebung kann sich<br />

der Anschieber perfekt auf<br />

die bevorstehende Saison<br />

vorbereiten.<br />

In diese geht Franke als Olympiazweiter<br />

von Pyeongchang. Sein bislang<br />

größter, sportlicher Erfolg, der<br />

Veränderungen mit sich brachte.<br />

„Die Wahrnehmung von mir als<br />

Sportler hat sich zum Positiven verändert.<br />

Für manche Leute bin ich<br />

jetzt so eine Art Promi“, sagt der<br />

Sportsoldat. Viele Interviewanfragen<br />

habe er erhalten, viele Termine gehabt.<br />

Einige habe er wahrgenommen,<br />

manche abgesagt. Denn: „Das<br />

Jahr vor Olympia war so entbehrungsreich,<br />

da ist zu Hause viel auf<br />

der Strecke geblieben.“ Gerade deshalb<br />

ist die Familie für den früheren<br />

Leichtathleten ein sehr hohes Gut. Er<br />

habe „die Prioritäten wieder<br />

auf die Familie gelegt“,<br />

sagt Franke.<br />

Doch in den vergangenen<br />

Wochen und Monaten<br />

war er natürlich nicht<br />

untätig. Er habe in Vorbereitung<br />

auf die neue Saison<br />

ein paar neue Übungen<br />

in das Krafttraining<br />

eingebaut, darauf den Fokus<br />

gelegt, um auch zu sehen,<br />

was passiert. „In der<br />

Olympiasaison wollte ich nichts riskieren,<br />

das war nicht das richtige<br />

Jahr,umetwas zu probieren. Da war<br />

mir die Leistung das Wichtigste.“<br />

Und Silber war der Lohn. Das<br />

wurde im Juni mit einer weiteren silbernen<br />

Auszeichnung belohnt. Aus<br />

den Händen von Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier erhielt<br />

Franke das Silberne Lorbeerblatt, die<br />

höchste sportliche Auszeichnung,<br />

Silberlauf: Kevin Kuske, Eric Franke, Nico Walther (v.l.), Alex Roediger (verdeckt) IMAGO<br />

und es hat mich stolz gemacht. Das<br />

Bild davon hängt bei mir zu Hause,<br />

und da hängen nicht viele“, sagt<br />

Franke und lacht.<br />

Auch auf seiner Facebook-Seite<br />

ist das Foto mit Frank-Walter Steinmeier<br />

ebenfalls zu sehen, neben vielen<br />

Trainingseindrücken des Somdie<br />

man in Deutschland erhalten<br />

kann. Selbst für Eric Franke,der sich<br />

sonst nicht so viel aus Auszeichnungen<br />

macht, war das ein ganz besonderer<br />

Moment, als er auf das Schloss<br />

Bellevue zulief, um den obersten<br />

Mann des Staates zu treffen. „Die<br />

Möglichkeit zu bekommen, war toll,<br />

mers und einem Video der Harting-<br />

Challenge. Denn noch immer ist<br />

Franke auch der Leichtathletik eng<br />

verbunden. Dreimal sei er bei der<br />

Europameisterschaft in Berlin im<br />

Stadion gewesen. „Da schlägt mein<br />

Herz noch wie früher“, sagt der frühere<br />

Sprinter. Auch wenn er gerne<br />

ein sehr guter Leichtathlet geworden<br />

wäre und als solcher Medaillen bei<br />

internationalen Wettkämpfen gewonnen<br />

hätte, so ist er jetzt froh,<br />

dass er seine Talente sehr gut in den<br />

Bobsporteinbringen kann.<br />

Immer draußen<br />

EinStück seines früheren Sportlerlebens<br />

ist ihm geblieben. „Ich habe<br />

mich als Leichtathlet ja auch im<br />

Sommer draußen aufgehalten, da<br />

war ich auch auf dem Trainingsplatz“,<br />

sagt er. Aber:„Ich genieße es<br />

jetzt, dass ich mehr Zeit und nur<br />

noch eine Saison habe.“ Als Läufer<br />

hatte er eine Hallen- und Freiluft-<br />

Saison, die fast nahtlos ineinander<br />

übergingen. Nun dient die eine Jahreshälfte<br />

der Vorbereitung auf die<br />

andere.<br />

Dennoch gibt es in der neuen<br />

Sportart Dinge, die eine große Um-<br />

stellung erforderten. „Gewöhnungsbedürftig<br />

war für mich die Witterung.<br />

Als Bobfahrer müssen wir bei<br />

jedem Wetter immer draußen sein,<br />

da wird nicht abgesagt“, erzählt der<br />

29-Jährige. Auch das Gesamtpaket<br />

Bobsport, in dem man nicht nur für<br />

sportliche Leistung, sondern auch<br />

für das Team, das Präparieren und<br />

Beförderndes Schlittens verantwortlich<br />

ist, waren Sachen, an die er sich<br />

erst gewöhnen musste.<br />

In der Woche vom 10. bis 16. Dezember<br />

muss das Material nach<br />

Winterberg zum ersten Weltcup der<br />

Saison gebracht werden. An deren<br />

Ende stehen diesmal keine Winterspiele,<br />

olympisch wird estrotzdem.<br />

Vom25. Februar bis 10. Märzgeht es<br />

in Whistler/Kanada auf die dortige<br />

Olympiabahn. Diesmal wirddortum<br />

den Weltmeistertitel gefahren. Auch<br />

dort hat sich Eric Franke eine Medaille<br />

als Ziel gesetzt und träumt ein<br />

wenig von der Farbe: „Nach Silber<br />

und Bronze spekuliere ich insgeheim<br />

auf Gold. Aber an dem Tag<br />

muss alles passen.“ So,wie an jenem<br />

Tag bei den Olympischen Spielen<br />

2018, der das Sportlerleben des Eric<br />

Franke veränderte.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 17 *<br />

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Sport<br />

Argumente<br />

zum<br />

Abschied<br />

Warum Alba zuversichtlich<br />

in die spielfreie Zeit geht<br />

Clint Chapman hat sich ordentlich<br />

verabschiedet. Albas Center<br />

stand in Würzburg 10:20 Minuten<br />

auf dem Parkett, erzielte acht<br />

Punkte, sammelte zwei Rebounds,<br />

ihm gelangen ein Steal und ein<br />

Block. Der94:75-Sieg im Bundesligaduell<br />

in Franken war der letzte Auftritt<br />

des US-Amerikaners im Trikot<br />

der <strong>Berliner</strong> Basketballer. Chapman<br />

war für die verletzten Dennis Clifford<br />

und Johannes Thiemann mit einem<br />

Ein-Monats-Vertrag eingesprungen.<br />

Der Sieg in Würzburg zeigte,<br />

warum Angebot und Nachfrage im<br />

Fall Chapman nicht zusammenkamen.<br />

Power Forward Thiemann<br />

konnte wieder 17 Minuten absolvieren,<br />

die er zu zehn Punkten und fünf<br />

Rebounds nutzte. Center Clifford<br />

schaffte in 18 Minuten acht Punkte.<br />

Angeführt wurde das Team erneut<br />

von Niels Giffey, 25Zähler, effizientester<br />

Akteur der Gäste, der mit<br />

Tim Schneider nun zum Nationalteam<br />

reist, während die Kollegen<br />

spielfrei haben. Neben den routinierten<br />

Kräften brachten sich die Talente<br />

ein, allen voran Franz Wagner<br />

(13 Punkte, 4 Rebounds). „Es war<br />

schwierig für uns“, sagte Albas Trainer<br />

Aitio Garcia Reneses mit Blick auf<br />

die angeschlagenen Guards Peyton<br />

Siva, Martin Hermannsson und Joshiko<br />

Saibou. „Aber unsere jungen<br />

Spieler haben uns geholfen.“ (BLZ)<br />

Wenn Trainer tüfteln<br />

Die Füchse Berlin bezwingen Aalborg und erreichen die nächste Runde des Europapokals<br />

VonCarolin Paul<br />

AmEnde konnte auch Silvio<br />

Heinevetter wieder lachen.<br />

Er umarmte seine Teamkollegen,<br />

holte die Verletzten<br />

auf das Spielfeld und ließ sich<br />

vom Publikum feiern. Nach einer<br />

atemberaubenden Partie bezwangen<br />

die Handballer der Füchse Berlin<br />

in der dritten Runde der Qualifikation<br />

des EHF-Cups Aalborg 28:23<br />

(11:13). Dabei hatte die Partie so begonnen<br />

wie das Hinspiel geendet<br />

war. Nach der 31:29-Niederlage in<br />

Aalborgwollte es auch in der Schmelinghalle<br />

erst nicht klappen. Die Dänen<br />

punkteten mit Tempospiel, Berlin<br />

lief vonAnfang an hinterher.Trotz<br />

einer zu Beginn ausgeglichenen Partie<br />

nutzten die Gäste ihre Chancen<br />

besser und hatten auch in der Abwehr<br />

den besseren Zugriff. Nach 15<br />

Minuten lagen die Füchse mit vier<br />

Toren zurück, der Rückstand wuchs<br />

weiter an. Denn in der Offensivegab<br />

es viele Abspielfehler, wurden Würfe<br />

schlecht verwertet, sie forderten den<br />

gegnerischen Torhüter nicht.<br />

Matzken bringt Belebung<br />

Füchse-Trainer Velimir Petkovic reagierte,<br />

baute die Abwehr um und<br />

stellte Bjarki Elisson auf die Spitze.<br />

Die Gastgeber begannen, den Aalborgern<br />

Paroli zu bieten, auch weil<br />

Heinevetter einige wichtige Bälle<br />

hielt. Petkovic tüftelte weiter,<br />

brachte den jungen Torben Matzken<br />

im Rückraum, und so gelang es den<br />

Füchsen, einen Rückstand vonsechs<br />

Ballverteiler,Ballreinwerfer:Fabian Wiede<br />

IMAGO<br />

Toren bis zur Halbzeit binnen acht<br />

Minuten auf zwei zu verkürzen.<br />

Kämpferisch kamen die <strong>Berliner</strong><br />

aus der Kabine. Marsenic erzielte in<br />

der 38. Minute die erste Führung für<br />

die Füchse. Johan Koch erhöhte auf<br />

17:15. Die Trommeln der <strong>Berliner</strong><br />

Fans wurden lauter, das Publikum<br />

tobte.Und auf dem Parkett hielt Heinevetter,<br />

was zu halten war, schaffte<br />

insgesamt 20 Paraden. Es war der<br />

Torwart, der Aalborgzeigte,dass hier<br />

nichts mehr zu holen war. Inder 45.<br />

Minute traf Heinevetter noch selbst<br />

ein Tor. Im Angriff funktionierte es<br />

ebenfalls besser.Der zurückgekehrte<br />

Fabian Wiede organisierte das Spiel.<br />

Besonders motiviertzeigten sich dabei<br />

die Dänen im Team: Jacob Holm<br />

traf fünfmal und Hans Lindberg war<br />

mit sechs Treffern erfolgreichster<br />

Werfer der Partie.<br />

„Glücklich eine Runde weiter“<br />

Nach dem Spiel gab sich Heinevetter<br />

gewohnt wortkarg, die Erleichterung<br />

war ihm dennoch anzumerken: „Es<br />

hat bescheiden angefangen, aber<br />

letztlich sind wir ins Spiel gekommen<br />

und sind jetzt glücklich, eine<br />

Runde weiter zu sein“, sagte der<br />

Schlussmann. Nachdem sich am<br />

Sonnabend schon die TSV Hannover-Burgdorf<br />

für die Gruppenphase<br />

des Europapokals qualifiziert hatte,<br />

schafften auch die Füchse Berlin sowie<br />

der THW Kiel den Einzug in die<br />

nächste Runde. Der SC Magdeburg<br />

verpasste dagegen überraschend die<br />

Qualifikation durch eine 27:34-Niederlage<br />

beim FC Porto.<br />

Starke Quote<br />

in<br />

Brandenburg<br />

Im Pokal-Halbfinale treffen<br />

die BR Volleys auf Lüneburg<br />

Imersten Satz ist es für die BR Volleys<br />

imViertelfinale des deutschen<br />

Volleyball-Pokals ein harter Kampf<br />

gewesen bei den Netzhoppers KW-<br />

Bestensee. Da lagen beide Teams<br />

lange gleichauf. „Immer, wenn wir<br />

gegen solche Mannschaften spielen,<br />

schlagen die mit vollen Risiko auf.<br />

Das hat heute bei den Netzhoppers<br />

gut geklappt“, sagte Volleys-Manager<br />

KawehNiroomand. Aber schließlich<br />

setzte sich der deutsche Meister<br />

am Sonntag gegen den Bundesliga-<br />

Konkurrenten aus Brandenburg mit<br />

3:0 (25:20, 25:22, 25:19) durch.<br />

Zuletzt hatte Niroomand beklagt,<br />

dass seinem Team auf der Diagonalposition<br />

eine echte Punktemaschine<br />

fehle. Zuinkonstant hatten sich die<br />

US-Angreifer Benjamin Patch und<br />

Kyle Russell gezeigt. Offenbar wollte<br />

Patch das Gegenteil beweisen. Mit<br />

einer Angriffsquote von 85Prozent<br />

waren er, sowie die Franzosen Nicolas<br />

Le Goff und Samuel Tuia vor 736<br />

Zuschauerndie Sieggaranten.„Patch<br />

hat das heute sehr gut gemacht. Ich<br />

hoffe,dass er so eine Quote auch annähernd<br />

gegen andere Gegner erreicht“,<br />

sagte Niroomand.<br />

Im Halbfinale am 13. Dezember<br />

müssen die <strong>Berliner</strong> bei der SVGLüneburg<br />

ran. Das Spiel findet in der<br />

Hamburger CU Arena statt. Im zweiten<br />

Halbfinale empfängt Friedrichshafen<br />

die Powervolleys Düren. (kah.)<br />

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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

ZAHLEN<br />

Conmebol will alle zwei Jahre<br />

eine Fußball-WM<br />

FUSSBALL.Der südamerikanische<br />

Kontinentalverband Conmebol plädiertfür<br />

die Austragung der WM alle<br />

zwei Jahre. Einen entsprechenden<br />

Vorschlag habe Conmebol-Präsident<br />

AlejandroDomínguezbereits<br />

bei der vergangenen Fifa-Council-<br />

Sitzung Ende Oktober in Kigali/Ruanda<br />

eingereicht, berichtet die New<br />

York Times.Das größte,ertragreichste<br />

Turnier des Weltverbandes<br />

öfter auszurichten, sei die bessere<br />

AlternativezuKontinental-Meisterschaften<br />

wie der EM oder Copa<br />

América. Chancen auf Erfolg dürfte<br />

dieser Vorstoß aber nicht haben.<br />

Dreßen erreicht zum Auftakt<br />

die WM-Norm<br />

SKI ALPIN. Thomas Dreßen ist mit<br />

zwei Top-Ten-Ergebnissen in den<br />

Winter gestartet und hat seine Position<br />

als bester deutscher Speedfahreruntermauert.<br />

Einen Tagnach<br />

Platz sieben in der Abfahrtwurde<br />

Dreßen am Sonntag in Lake Louise<br />

im Super-G Neunter.Die WM-Qualifikation<br />

hat er damit sicher.Dagegen<br />

schied Viktoria Rebensburgbeim<br />

Weltcup-Riesenslalom in Killington/USA<br />

nach einem Fahrfehler aus.<br />

Sané mit Doppelpack beim<br />

Sieg von Manchester City<br />

FUSSBALL. Auch dank eines Doppelpacks<br />

des deutschen Nationalspielers<br />

Leroy Sané hat der englische<br />

Meister Manchester City seine Tabellenführung<br />

verteidigt. DieMannschaft<br />

vonTeammanager PepGuardiola<br />

besiegte West HamUnited souverän<br />

mit 4:0. DerFCLiverpool mit<br />

Teammanager Jürgen Klopp liegt mit<br />

33 ZählernzweiPunkte hinter City<br />

auf Platz zwei. DieReds gewannen<br />

3:0 gegen den FC Watford.<br />

Eisbären besiegen<br />

Tabellennachbar Ingolstadt<br />

EISHOCKEY. DieEisbären Berlin haben<br />

einen wichtigen Auswärtssieg in<br />

der Deutschen Eishockey Liga (DEL)<br />

verbucht. DerTabellensechste gewann<br />

am Sonntag beim Fünften ERC<br />

Ingolstadt mit 4:2 (1:2, 1:0, 2:0) und<br />

verkürzte den Rückstand auf die<br />

Oberbayernauf einen Punkt. Den<br />

Erfolg verdankten die <strong>Berliner</strong> vor<br />

3707 Zuschauerninder Ingolstädter<br />

Arena Treffernvon Brendan Ranford,<br />

Sean Backman, Frank Hördler und<br />

André Rankel sowie einer starken<br />

Leistung ihres Torhüters Kevin Poulin.<br />

„Beide Teams waren sehr gut,<br />

beide Torhüter waren sehr gut. Aber<br />

wir waren aggressiver“, sagte der<br />

<strong>Berliner</strong> Verteidiger Frank Hördler.<br />

Weltmeister Lewis Hamilton<br />

gewinnt auch in Abu Dhabi<br />

FORMEL 1. Weltmeister Lewis Hamilton<br />

hat auch das Saisonfinale in<br />

AbuDhabi gewonnen. Derbritische<br />

Mercedes-Pilot verwies am Sonntag<br />

auf demYasMarina Circuit denWM-<br />

Zweiten Sebastian Vettel im Ferrari<br />

auf den zweiten Platz und feierte seinen<br />

elften Saisonsieg. Dritter wurde<br />

MaxVerstappen im RedBull vor<br />

Teamkollege Daniel Ricciardo.Nico<br />

Hülkenbergschied nach einem<br />

Crash in der ersten Runde aus.<br />

Urlaubsbeginn: Lewis Hamilton kann den<br />

WM-Titel jetzt genießen. GETTY IMAGES/C.MASON<br />

Bundesligareifer Hexenkessel: Im WM-Stadion von Hamburg muss der 1. FC Union heute gegen den HSV bestehen.<br />

Erstklassiges Duell<br />

Das Spiel gegen den HSV wird für Union zum Gradmesser: Sind die Eisernen reif für die Bundesliga?<br />

VonMax Ohlert<br />

Eigentlich ist es nur ein Ligaspiel<br />

mitten in der Saison,<br />

dessen Ausgang keine unmittelbar<br />

konkrete Auswirkung<br />

auf den weiteren Verlauf des<br />

Spieljahres haben dürfte. Eigentlich.<br />

Dennoch blickt alles auf den heutigen<br />

Abend, an dem der 1. FC Union<br />

im Zweitliga-Topspiel gegen den<br />

Hamburger SV (20.30 Uhr) dem großen,<br />

endgültigen und zuletzt dennoch<br />

nur leise geflüsterten Ziel Bundesliga<br />

so nahe kommt, wie nie zuvor.<br />

Denn kaum eine Mannschaft<br />

verkörpert das deutsche Oberhaus<br />

so, wie die „Unabsteigbaren“ vom<br />

HSV, die in der Saison 2017/18 irgendwie<br />

aus Versehen doch erstmals<br />

abgestiegen, in ihrem Selbstverständnis,<br />

ebenso wie sportlich aber<br />

schon längst wieder auf demWegzurück<br />

in die Erstklassigkeit sind.<br />

Eine Partie also, die von Unions<br />

Trainer Urs Fischer und der Mannschaft<br />

zwar als ganz normaler Spieltag<br />

angekündigt wurde, deren Bedeutung<br />

aber fast 6000 mitreisenden<br />

und unzähligen daheim vordem<br />

Fernseher mitfiebernden Unionern<br />

bekannt sein sollte.<br />

Ruhig aus der Defensive<br />

Es ist, nach dem starken 1:1 gegen<br />

den 1. FC Köln im August, der zweite<br />

ultimative Gradmesser um herauszufinden,<br />

wie reif die noch ungeschlagenen,<br />

aber selten richtig überzeugenden<br />

Eisernen nun wirklich<br />

sind. Kurzfristig für den Aufstiegskampf<br />

−langfristig für die Bundesliga.<br />

In die Karten spielt dem 1. FC<br />

Union dabei, dass die Mannschaft in<br />

den vergangenen Monaten stets zur<br />

Höchstformauflief, wenn sie eigentlich<br />

als Underdog in die Partie startete.<br />

Die Eisernen konnten dann ruhig<br />

und ohne Druck aus ihrer vortrefflichen<br />

Defensive (erst acht Gegentore<br />

− Zweitligaspitze) heraus<br />

agieren und mit gefährlichem Umschaltspiel<br />

und dem konzentrierten<br />

Aufrücken der Außenverteidiger<br />

Christopher Trimmel und Ken Reichel<br />

die gegnerische Hintermannschaft<br />

überraschen. So geschehen<br />

bei besagtem Auswärtsspiel in Köln<br />

oder auch beim aufregenden Pokalduell<br />

gegen Borussia Dortmund.<br />

Zusätzlicher Bonus: Statistisch<br />

gesehen gehört der Hamburger SV,<br />

trotz Spitzenposition in der Liga, zu<br />

den konteranfälligsten Teams des<br />

Unterhauses. Unter Neu-Trainer<br />

Hannes Wolf, seit Oktober im Amt,<br />

wurde gar die Stuttgarter Leihgabe<br />

Orel Mangala, eigentlich eher ein<br />

Spielmachertyp,als Absicherung vor<br />

die Abwehr geschoben. Ein Vorteil<br />

im Offensivspiel der „Rothosen“,<br />

aber ein Unsicherheitsfaktor in der<br />

Defensive, den Union besonders im<br />

Konter ausnutzen sollte.<br />

„Natürlich hoffen wir, dass uns<br />

auch der HSV so liegen wird, wie<br />

Köln oder Dortmund“, erklärte Trainer<br />

Fischer im Vorlauf der Begegnung,<br />

betonte aber auch, dass die<br />

Hamburger in ihrer mannschaftlichen<br />

Gesamtheit eine echte Herausforderung<br />

darstellen.<br />

„In einem Zweitligaspiel ist nicht der Name<br />

des Gegenspielers entscheidend,<br />

sondern welche Mannschaft wie viel in die<br />

Waagschale wirft.“<br />

Grischa Prömel kehrt nach abgesessener Sperre gegen den HSV<br />

wieder in die Mannschaft des 1. FC Union zurück<br />

und trifft auf den früheren Premier-League-Spieler Lewis Holtby<br />

„Nicht nur Pierre-Michel Lasogga<br />

oder Lewis Holtby, auch Aaron Hunt,<br />

Khaled Narey, Hee-Chan Hwang oder<br />

Fiete Arp sind brandgefährlich. Hier<br />

ist die gesamte Mannschaft gefragt,<br />

um diese Spieler zu verteidigen“,<br />

warnte der 52 Jahrealte Schweizer.<br />

Das fordert auch Unions Mittelfeldspieler<br />

Grischa Prömel, selbst<br />

wenn die teils großen Namen des favorisierten<br />

gegnerischen Teams keinen<br />

sonderlichen Wert für den Antreiber<br />

besitzen.„Ineinem Zweitligaspiel<br />

ist nicht der Name des Gegenspielers<br />

entscheidend, sondern<br />

welche Mannschaft wie viel in die<br />

Waagschale wirft“, betonte der 23-<br />

Jährige unter der Woche. Nach einer<br />

Comeback nach Plan<br />

IMAGO<br />

Gelb-Rot-Sperre beim 4:0 gegen<br />

Greuther Fürth wird Urs Fischers<br />

wichtigster Mittelfeldmann zum<br />

Topspiel in Hamburg inden Kader<br />

zurückkehren.<br />

Markige Worte<br />

„Die Mannschaft hat sein Fehlen gut<br />

kompensiert, aber wir sind natürlich<br />

froh, dass er wieder zur Verfügung<br />

steht“, erklärte der Trainer am Wochenende<br />

und ließ sich damit vor<br />

dem Spiel ausnahmsweise ein klein<br />

wenig in die Aufstellung schmulen,<br />

sonst für gewöhnlich eine Unmöglichkeit.<br />

Doch vorallem in der Balleroberung<br />

gegen die spielstarken<br />

Hamburger ist die Aggressivität Prömels<br />

ungemein wichtig, schließlich<br />

wirdder,der dem einstigen Bundesliga-Dino<br />

den Ball überlässt, schnell<br />

auskombiniert. „Ohne Ballbesitz<br />

wirdesschwierig für uns“, weiß auch<br />

UrsFischer.<br />

Grischa Prömel wehrtsich jedoch<br />

gegen den Begriff des „Über-Gegners“:<br />

„Man hat im bisherigen Saisonverlauf<br />

gesehen, dass man dem<br />

HSV durchaus Schwierigkeiten bereiten<br />

kann. Wir haben die Qualität,<br />

um sie zu ärgern und fahren nach<br />

Hamburg um zu gewinnen.“ Markige<br />

Worte des Unioners, die dem<br />

Anlass des erstklassigen Duells<br />

durchaus gerecht werden. Und: Mit<br />

übertriebener Demut ist noch niemand<br />

aufgestiegen. Der1.FCUnion<br />

nicht und der HSV schon gar nicht.<br />

Max Ohlert<br />

freut sich auf ein richtungsweisendes<br />

Spiel.<br />

Nach zwei Kreuzbandrissen kehrt Severin Freund in den Skisprung-Weltcup zurück –und freut sich mit einem Kollegen<br />

Severin Freund gratulierte seinem<br />

Kumpel Andreas Wellinger freudestrahlend<br />

zum Podestplatz, selbst<br />

der so knapp verpasste zweite<br />

Durchgang konnte dem früheren<br />

Weltmeister in Finnland nicht die<br />

Freude über die gelungene Rückkehr<br />

in den Skisprung-Zirkus verderben.<br />

„Ich nehme viel Gutes vonhier mit“,<br />

sagte Freund nach seinem Comeback<br />

in Kuusamo:„Zuerwarten, dass<br />

es nur noch Zackbumm und nur<br />

noch vorne reingeht, wäre vermessen.“<br />

Platz 29 und zwei Weltcup-<br />

Punkte am Sonnabend, Rang 31 am<br />

Sonntag: Keine spektakulären Ergebnisse,<br />

dennoch stellten Freunds<br />

erste Wettkämpfe nach knapp 700<br />

Tagen und zwei Kreuzbandrissen<br />

aus deutscher Sicht beinahe selbst<br />

den ganz starken zweiten Platz von<br />

Olympiasieger Wellinger beim zweiten<br />

Sieg des überragenden Japaners<br />

RyoyuKobayashi binnen 24 Stunden<br />

in den Schatten.<br />

„Wenn man so lange wegwar und<br />

so lange gekämpft hat, dann ist das<br />

schon ein sehr schöner Moment,<br />

wieder da oben zu sein“, sagte der 30<br />

Jahre alte Anführer des deutschen<br />

Teams. 0,2 Punkte oder umgerechnet<br />

elf Zentimeter fehlten Freund am<br />

Sonntag zum zweiten Durchgang.<br />

Dass sein alter Erfolgsgarant erstmals<br />

seit dem 1. Januar 2014 (Platz 32<br />

in Garmisch) zur Halbzeit scheiterte,<br />

nahm auch Bundestrainer Werner<br />

Schuster gelassen. „Severin kann<br />

ganz gut mithalten. Es waren seine<br />

ersten Sprünge mit Startnummer<br />

nach fast zwei Jahren. Darauf kann er<br />

aufbauen“, sagte der Österreicher,<br />

der generell bester Laune sein durfte<br />

– im dritten Springen der Saison<br />

sorgteWellinger bereits für den zweiten<br />

deutschen Podestplatz nach<br />

Rang zwei für Stephan Leyhe eine<br />

Wochezuvor in Wisla.<br />

Wellingers zweiten Platz hinter<br />

Überflieger Kobayashi quittierte<br />

Schuster erfreut. „Das ist ein fantastisches<br />

Ergebnis, eswar ein Superwettkampf<br />

vom Andi“, sagte der<br />

Bundestrainer, „aber der Japaner<br />

springt absolut fantastisch vom<br />

Schanzentisch, da ist er der Stärkste.<br />

Er wirdlänger an der Spitzebleiben.“<br />

Wellinger sprang von der Rukatunturi-Schanze<br />

auf 136,0 und 145,5<br />

m(288,4 Punkte) und hatte schließlich<br />

22 Zähler Rückstand auf den<br />

überragenden Kobayashi (310,4/<br />

140,0+147,5), der im zweiten Durchgang<br />

den Schanzenrekorddes Österreichers<br />

Stefan Kraft einstellte und<br />

die Führung im Gesamtweltcup ausbaute.<br />

Dritter wurde der Pole Kamil<br />

Stoch (285,4). (sid)<br />

Fußball<br />

2. Bundesliga, 14. Spieltag<br />

Arm. Bielefeld −Duisburg 0:1<br />

Gr.Fürth −Magdeburg 3:2<br />

Kiel−Sandhausen 2:1<br />

VfL Bochum −Erzg.Aue 2:1<br />

Darmstadt 98 −1.FCKöln 0:3<br />

Regensburg −FCSt. Pauli 1:1<br />

Heidenheim −SCPaderborn 1:5<br />

Dyn. Dresden −Ingolstadt 2:0<br />

Hamburger SV −Union Berlin Mo., 20.30<br />

1 1. FC Köln 14 35: 18 27<br />

2 Hamburger SV 13 17: 12 27<br />

3 FC St. Pauli 14 20: 19 24<br />

4 Union Berlin 13 19: 8 23<br />

5VfL Bochum 14 24: 16 23<br />

6 Gr.Fürth 14 21: 20 23<br />

7 SC Paderborn 14 31: 25 21<br />

8 Regensburg 14 25: 21 21<br />

9 Kiel 14 24: 22 21<br />

10 Dyn. Dresden 14 19: 20 21<br />

11 Heidenheim 14 21: 19 20<br />

12 Darmstadt 98 14 17: 21 17<br />

13 Erzg.Aue 14 14: 20 14<br />

14 Arm. Bielefeld 14 16: 22 13<br />

15 Duisburg 14 13: 20 13<br />

16 Sandhausen 14 14: 22 10<br />

17 Magdeburg 14 18: 27 9<br />

18 Ingolstadt 14 13: 29 8<br />

3. Liga, 16. Spieltag<br />

SF Lotte −Hansa Rostock 1:0<br />

Hallescher FC−Großaspach 2:0<br />

KFC Uerdingen −VfR Aalen 2:0<br />

VfL Osnabrück−Cottbus 3:1<br />

FC CZ Jena −Unterhaching 4:5<br />

Fortuna Köln −Würzb.Kickers 0:0<br />

FSV Zwickau −SVMeppen 1:1<br />

Karlsruher SC−München 3:2<br />

Kaiserslautern−SVWehen 0:0<br />

Pr.Münster −Braunschweig Mo., 19.00<br />

1 VfL Osnabrück 16 24: 11 33<br />

2 Karlsruher SC 16 23: 18 29<br />

3 KFC Uerdingen 16 20: 18 28<br />

4 Unterhaching 16 32: 19 27<br />

5 Hallescher FC 16 20: 15 27<br />

6 Pr.Münster 15 24: 18 26<br />

7 Hansa Rostock 16 24: 24 25<br />

8 SV Wehen 16 32: 23 24<br />

9 SF Lotte 16 18: 19 21<br />

10 Kaiserslautern 16 21: 23 21<br />

11 München 16 25: 19 19<br />

12 FSV Zwickau 16 20: 19 19<br />

12 Würzb.Kickers 16 20: 19 19<br />

14 Großaspach 16 14: 14 19<br />

15 Cottbus 16 20: 25 19<br />

16 Fortuna Köln 16 17: 31 18<br />

17 FC CZ Jena 16 21: 29 17<br />

18 VfR Aalen 16 17: 24 14<br />

19 SV Meppen 16 19: 28 13<br />

20 Braunschweig 15 17: 32 9<br />

Berlin-Liga, 15. Spieltag<br />

TuSMakkabi Berlin−Frohnauer SC 0:1<br />

BFC Preussen−SpVgg Hellas-Nordwest 2:4<br />

SFC Stern−<strong>Berliner</strong> SC 0:1<br />

Reinickend. Füchse −Eintr.Mahlsdorf 1:1<br />

Türkiyemspor −FSV Spandauer Kickers 4:3<br />

SV Sparta Lichtenberg−SVEmpor Berlin 5:3<br />

FSV Berolina Stralau −SCCharlottenburg 0:2<br />

BSV Al-Dersimspor −Tasmania 1900 0:4<br />

TSV Rudow−SDCroatia Berlin 0:0<br />

1SV Sparta Lichtenberg 15 51: 18 35<br />

2 <strong>Berliner</strong> SC 15 26: 15 33<br />

3 Tasmania 1900 15 39: 19 30<br />

4 SFC Stern 15 31: 14 28<br />

5 Eintracht Mahlsdorf 15 34: 20 26<br />

6 TSV Rudow 15 26: 20 24<br />

7 SD Croatia Berlin 15 22: 28 24<br />

8 SpVgg Hellas-Nordwest 15 28: 26 23<br />

9 SV Empor Berlin 15 26: 28 22<br />

10 Türkiyemspor Berlin 15 24: 23 21<br />

11 TuSMakkabi Berlin 15 20: 19 18<br />

12 Frohnauer SC 15 17: 21 17<br />

13 FSV Spandauer Kickers 15 23: 36 14<br />

14 BSV Al-Dersimspor 15 16: 34 14<br />

15 FSV Berolina Stralau 15 16: 26 12<br />

16 BFC Preussen 15 24: 38 12<br />

17 SC Charlottenburg 15 14: 33 12<br />

18 Reinickend. 15 16: 35 7<br />

Basketball<br />

1. Bundesliga<br />

Vechta−Bremerhaven 85:64<br />

Frankfurt−Braunschweig 82:77<br />

Ulm −Bonn 96:85<br />

Göttingen−Bayreuth 80:89<br />

Würzburg −Alba 75:94<br />

Oldenburg−Crailsheim 87:79<br />

Bamberg −Jena 99:67<br />

Bayern−Gießen 94:79<br />

1 Bayern 9 806: 657 18: 0<br />

2 Alba 8 755: 596 14: 2<br />

3 Oldenburg 8 709: 632 12: 4<br />

4 Bamberg 8 720: 684 12: 4<br />

5 Gießen 9 815: 816 12: 6<br />

6 Bayreuth 8 686: 645 10: 6<br />

7 Vechta 9 706: 711 10: 8<br />

8 Bonn 9 760: 768 10: 8<br />

9 Ludwigsburg 8 624: 612 8: 8<br />

10 Göttingen 9 721: 714 8:10<br />

11 Ulm 8 692: 705 6:10<br />

12 Frankfurt 8 633: 667 6:10<br />

13 Jena 8 618: 710 6:10<br />

14 Braunschweig 9 672: 709 6:12<br />

15 Bremerhaven 9 723: 790 6:12<br />

16 Würzburg 8 633: 667 4:12<br />

17 MBC 8 594: 703 2:14<br />

18 Crailsheim 9 732: 813 2:16


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 19 *<br />

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Sport<br />

Runder<br />

Rücken<br />

Gut, dass Koen Casteels<br />

keinen Silberrücken hat,<br />

dafür ist der Belgier mit seinen<br />

26 Jahren einfach noch<br />

zu jung und auch nicht lange<br />

genug Stammtorwart beim<br />

VfL Wolfsburg. Von einem<br />

solch breiten Kreuz<br />

wäre der Ball nach<br />

dem Schuss von<br />

Leipzigs Diego<br />

Demme, den Casteels<br />

in der 48. Minute<br />

erst mit den<br />

Fingerspitzen an<br />

den Pfosten gelenkt<br />

hatte, sicher<br />

direkt ins Torgeflogen.<br />

Auch ein klassisches<br />

Hohlkreuz hätte die<br />

Wolfsburger kaum voreinem<br />

in diesem trüben Spiel wohl<br />

verderblichen Rückstand bewahrt.<br />

Es brauchte schon einen<br />

ausgeprägten Rundrücken,<br />

um die Kugel dazu zu<br />

bewegen, in einem Bogen,<br />

wie ihn sonst höchstens ein<br />

Tischtennisball hinbekommt,<br />

über die Torlatte ins<br />

Auszufliegen.<br />

Die folgende Ecke wehrten<br />

die Wolfsburger locker<br />

VfL Wolfsburg<br />

Lottogewinner:<br />

Casteels IMAGO/HÜBNER<br />

Fortuna Düsseldorf<br />

ab, und während sich die<br />

Leipziger immer noch verwundert<br />

die Augen rieben,<br />

schloss Jérôme Roussillon einen<br />

Konter zum in diesem<br />

trüben Spiel verderblichen<br />

Rückstand für die Gäste aus<br />

Sachsen ab.Das sei<br />

wie ein Sechser im<br />

Lotto gewesen,<br />

sagte ein immer<br />

noch fassungsloser<br />

Demme nach der<br />

0:1-Niederlage seines<br />

RB Leipzig<br />

über die unkonventionelle<br />

Klärungsaktion<br />

des<br />

VfL-Keepers.<br />

Koen Casteels wiederum<br />

hegt weiterhin die Hoffnung,<br />

mal ein Länderspiel für Belgien<br />

bestreiten zu dürfen,<br />

kam aber auch zuletzt bei<br />

den Treffen mit Island und<br />

der Schweiz nicht an Real<br />

Madrids Thibaut Courtois<br />

vorbei. Das könnte sich vielleicht<br />

ändern, wenn es ihm<br />

gelingt, noch Paraden mit<br />

Kniekehle,Ohrläppchen und<br />

Gesäß in sein Repertoire zu<br />

integrieren. (mali.)<br />

Bleischuhe<br />

für den Privatgebrauch<br />

Beim FC Watford dürfte<br />

man am Sonnabend etwas<br />

wehmütig nach München<br />

geschaut haben. Einen<br />

pfeilschnellen Stürmer, der<br />

kurz mal drei Tore gegen ein<br />

Spitzenteam schießt, hätte<br />

der Premier-League-Klub<br />

beim 0:3 gegen den FC Liverpool<br />

gut gebrauchen können.<br />

Doch Watfordhat Dodi Lukebakio<br />

für eine Saison an Fortuna<br />

Düsseldorf ausgeliehen,<br />

und spätestens mit dem Dreierpack<br />

des 21-jährigen Belgiers<br />

beim 3:3 in München<br />

dürfte sich die Gebühr rentierthaben.<br />

Drei Treffer in einem Spiel<br />

gegen die Bayern hatte in jün-<br />

Zu leichtfüßig für Süle und Neuer:Dodi Lukebakio<br />

gerer Zeit nur Cristiano Ronaldo<br />

geschafft, in der Bundesliga<br />

gelang das zuletzt<br />

dem Dänen Ebbe Sand vor17<br />

Jahren. Routiniert floskelte<br />

der Stürmer hinterher auf<br />

Englisch, dass man mit den<br />

Füßen auf dem Boden bleiben<br />

müsse,verriet aber nicht,<br />

dass ihm diese Worte zuvor<br />

ein berüchtigter Spielerflüsterer<br />

vorgegeben hatte.<br />

Er werde Lukebakio<br />

zwecks Bodenhaftung Bleischuhe<br />

verpassen, hatte Fortuna-Trainer<br />

Friedhelm Funkel<br />

diesem auf dem Platz gesagt.<br />

Vonder Bayern-Abwehr<br />

hätte er wohl günstig ein Paar<br />

bekommen können. (mali.)<br />

IMAGO/STRAUBMEIER<br />

BUNDESLIGA<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 Bor.Dortmund 12 9 3 0 35: 13 30<br />

2 M'gladbach 12 8 2 2 30: 14 26<br />

3 Eintr.Frankfurt 12 7 2 3 29: 14 23<br />

4 RB Leipzig 12 6 4 2 22: 10 22<br />

5 München 12 6 3 3 23: 17 21<br />

6 Hoffenheim 12 6 2 4 27: 18 20<br />

7 SV Werder Bremen 12 5 3 4 20: 20 18<br />

8 Hertha BSC 12 4 5 3 19: 20 17<br />

9 VfL Wolfsburg 12 4 3 5 16: 17 15<br />

10 Mainz 05 12 4 3 5 11: 14 15<br />

11 SC Freiburg 12 3 5 4 16: 20 14<br />

12 Leverkusen 12 4 2 6 18: 24 14<br />

13 FC Augsburg 12 3 4 5 20: 21 13<br />

14 FC Schalke04 12 4 1 7 13: 17 13<br />

15 Nürnberg 12 2 4 6 13: 29 10<br />

16 Hannover96 12 2 3 7 15: 26 9<br />

17 Düsseldorf 12 2 3 7 13: 28 9<br />

18 VfB Stuttgart 12 2 2 8 8: 26 8<br />

Bange Momente<br />

13. Spieltag,30.11. bis 03.12. 2018:<br />

Düsseldorf -FSV Mainz Fr., 20.30<br />

Dortmund -SCFreiburg Sa., 15.30<br />

VfB Stuttgart-FCAugsburg Sa., 15.30<br />

Werder Bremen -FCBayern Sa., 15.30<br />

Hannover-Hertha BSC Sa., 15.30<br />

Hoffenheim -FCSchalke Sa., 15.30<br />

RB Leipzig -M’gladbach So., 15.30<br />

Frankfurt-Wolfsburg So., 18.00<br />

1. FC Nürnberg -Leverkusen Mo., 20.30<br />

Torjäger<br />

9Tore: Alcácer (Dortmund), Haller,Jovic<br />

(beide Frankfurt)<br />

8Tore: Reus (Dortmund), Pléa (M’gladbach),<br />

T. Hazard (Mönchengladbach),<br />

7Tore: Finnbogason (Augsburg), Lewandowski<br />

(Bayern München)<br />

6Tore: Duda (Hertha BSC), Werner ,<br />

Poulsen (bde Leipzig), Reiss (Hoffenh.)<br />

IMAGO SPORTFOTODIENST<br />

Dass seine Mannschaft am Ende Hannover mit<br />

einer 1:4-Niederlage vom Platz schickte, hat<br />

Fußball-Nationalspieler Matthias Ginter, 24, am<br />

Sonntagabend allenfalls im Krankenhaus mitbekommen.<br />

Der Mönchengladbacher Profi wurde<br />

nach einem Zusammenprall mit Noah Joel Sarenren<br />

Bazee inder 37. Minute mit einer möglicherweise<br />

schweren Gesichtsverletzung heftig<br />

blutend vom Platz getragen und zehn Minuten<br />

im Krankenwagen behandelt. An seiner Seite<br />

bangten seine Frau Christina und die Eltern. Die<br />

Partie war minutenlang unterbrochen. „Das sah<br />

nicht so gut aus,aber mehr kann ich noch nicht<br />

sagen“, meinte Borussia-Trainer Dieter Hecking.<br />

Schalke 04<br />

Zwei Tore<br />

aus Mitleid<br />

Steven Skrzybski hat das<br />

Kunststück vollbracht, in<br />

Gelsenkirchen zum Publikumsliebling<br />

zu werden,<br />

noch ehe das Publikum ihn<br />

jemals zu Gesicht bekommen<br />

hatte. Eine rührselige Geschichte<br />

brachte ihn schon<br />

bei der Vertragsunterzeichnung<br />

im Sommer in die Herzen<br />

der Schalker: Als Knirps<br />

sah er im Fernsehen traurige<br />

Spieler in blau (Niederlage<br />

gegen Bayern)und wünschte<br />

sich, dass es den Menschen<br />

doch gutgehen solle. Daher<br />

die Sympathie für Schalke.<br />

Dass Skrzybski aus Mitleid<br />

erst Schalke-Fan und dann<br />

Fußballer wurde, darüber<br />

freute man sich zunächst vor<br />

allem beim 1. FC Union, wo<br />

der Junge aus Kaulsdorfnicht<br />

minder geliebt wurde.Weil er<br />

Ehrlichkeit, Einsatzwillen<br />

und Leistung vereint. Wasdie<br />

Schalker so begeistert, ist ja<br />

auch nicht die Geschichte des<br />

Sechsjährigen, der in blauer<br />

Bettwäsche schlief, sondern<br />

die Tatsache,dass sie stimmt.<br />

Dass hier einer in erster Linie<br />

für ihren Verein spielen will<br />

und nicht für den Scheck. Da<br />

tat es der Begeisterung keinen<br />

Abbruch, dass der neue Liebling<br />

bislang nur mal fünf Minuten<br />

eingesetzt wurde.<br />

„Steven war oft im Kader,<br />

aber wir haben nie den richtigen<br />

Zeitpunkt gefunden,<br />

ihn mal spielen zu lassen“,<br />

entschuldigte sich Trainer<br />

Domenico Tedesco. „Immer<br />

Absicht, das lehrt uns das<br />

Leben, ist fest beabsichtigtes<br />

Wollen. Beim Fußball<br />

ist es komplizierter. Etwa bei<br />

einem absichtlichen Handspiel<br />

mit Elfmeterfolge.<br />

Da muss der Schiedsrichter<br />

beachten, ob die Handbewegung<br />

zum Ball geht oder<br />

umgekehrt. Zu bewerten ist<br />

auch die Entfernung zwischen<br />

Spieler und Ball und<br />

damit die Frage, ob einer<br />

eine Chance hatte, den Kontakt<br />

zu vermeiden. Und um<br />

es richtig kompliziertzumachen:<br />

Ist die Handposition<br />

eine unnatürliche, muss ihr<br />

und damit dem Besitzer in<br />

der Elfmeterregel eine Absicht<br />

unterstellt werden.<br />

Für Bastian Dankert ist<br />

das alles natürlich nichts<br />

Neues.Als Schiedsrichter des<br />

Sonntagsspiels Freiburg ge-<br />

Werder Bremen<br />

Natürlich<br />

unabsichtlich<br />

Kein Kind mehr:Steven Skrzybski<br />

IMAGO/TEAM 2<br />

kam etwas dazwischen.“ Erst<br />

die Bundesligaeingewöhnung,<br />

später eine Verletzung,<br />

und dann, nun ja, das ist Tedescos<br />

Geheimnis.<br />

Gegen die bekennenden<br />

Schalke-Freunde vom 1. FC<br />

Nürnberg, war es jetzt soweit:<br />

erster Startelfeinsatz, erstes<br />

Tor(zur Führung), ein zweites<br />

kurz vor Schluss (zur Entscheidung).<br />

Vorher hatten Tedescos<br />

matte Schalker nur acht Treffer<br />

in elf Partien zustande gebracht.<br />

Nun die Erweckung<br />

durch Skrzybski, 5:2, und die<br />

Gewissheit, mit der Erfüllung<br />

seines Kindheitstraums viele<br />

Menschen glücklich gemacht<br />

zu haben. Sie alle riefen bei<br />

der Auswechslung seinen Namen.<br />

Trotzdem wird sich der<br />

26-Jährige bald auch mal wieder<br />

in Berlin blicken lassen,<br />

im Dezember zur Hochzeit<br />

mit Anja. (mbo.)<br />

gen Bremen war er sich trotzdem<br />

nicht sicher,wie (un)natürlich<br />

die Hand von Niklas<br />

Moisander vier Minuten vor<br />

der Pause zum Ball gegangen<br />

war –oder eben umgekehrt.<br />

Also Videobeweis und dann<br />

erst: Elfmeter für Freiburg,<br />

1:0 durch Luca Waldschmidt.<br />

Alles klar? Nicht ganz. Denn:<br />

Man hätte auch anders entscheiden<br />

können. Hat man<br />

sogar schon.<br />

Absicht wollten die Bremer<br />

Dankertnicht unterstellen,<br />

aber gezweifelt an seiner<br />

(un)natürlichen Autorität<br />

haben sie schon. Aus Gründen<br />

der Konfliktentschärfung<br />

entschied sich dann das<br />

Schicksal in der Nachspielzeit,<br />

Ludwig Augustinsson<br />

mit dem 1:1 zu beschenken.<br />

Unabsichtlich natürlich. So<br />

ist das Fußballleben. (pal.)<br />

ZWÖLFTER SPIELTAG<br />

5:2 (2:1)<br />

SCHALKE–NÜRNBERG<br />

1:2 (0:0)<br />

MAINZ–DORTMUND<br />

3:3 (2:1)<br />

BAYERN–DÜSSELDORF<br />

4:1 (2:1)<br />

GLADBACH–HANNOVER<br />

1:0 (0:0)<br />

WOLFSBURG–LEIPZIG<br />

3:3 (1:2)<br />

HERTHA–HOFFENHEIM<br />

1:3 (0:0)<br />

AUGSBURG–FRANKFURT<br />

1:1 (1:0)<br />

FREIBURG–BREMEN<br />

2:0 (0:0)<br />

LEVERKUSEN–STUTTGART<br />

Schalke: Fährmann -Stambouli,<br />

Salif Sané, Nastasic -Caligiuri,<br />

Rudy(80. Mascarell),<br />

Oczipka -Bentaleb,Harit (86.<br />

Schöpf) -Burgstaller,Skrzybski<br />

(88. Wright)<br />

Nürnberg: Mathenia (44. Bredlow)<br />

-Bauer,Margreitter,Mühl,<br />

Leibold -Petrak -Behrens,<br />

Rhein -Kubo (79. Misidjan) -Ishak<br />

(71. Zrelak), Palacios<br />

SR: Guido Winkmann (Kerken)<br />

Zuschauer:62271 (ausverk.)<br />

Tore: 1:0 Skrzybski (26.), 2:0<br />

Harit (32.), 2:1 Palacios (38.),<br />

3:1 Burgstaller (70.), 3:2 Zrelak<br />

(78.), 4:2 Skrzybski (84.), 5:2<br />

Oczipka (90.+3)<br />

Gelb-Rot: Bauer (67.)<br />

Gelbe Karte: Stambouli -<br />

Mainz: Zentner -Brosinski, Bell,<br />

Alexander Hack (77. Boetius),<br />

Niakhate, Martin -Kunde -Gbamin,<br />

Latza (83. Maxim) -Mateta,<br />

Quaison (71. Onisiwo)<br />

Dortmund: Bürki -Piszczek,<br />

Akanji, Zagadou, Hakimi (83.<br />

Diallo) -Delaney, Witsel -Sancho,<br />

Reus, Bruun Larsen (77.<br />

Pulisic) -Mario Götze (64. Paco<br />

Alcácer)<br />

Schiedsrichter:Deniz Aytekin<br />

(Oberasbach)<br />

Tore: 0:1 Paco Alcácer (66.),<br />

1:1 Quaison (70.), 1:2 Piszczek<br />

(76.)<br />

Zuschauer:33305 (ausverk.)<br />

Gelbe Karten: Alexander Hack,<br />

Kunde (2) -Delaney(3)<br />

München: Neuer -Kimmich,<br />

Süle, J. Boateng,Alaba -Martinez<br />

-Sanches (80. Rafinha),<br />

Goretzka -Thomas Müller<br />

(90.+2 Hummels), Lewandowski,<br />

Ribery(71. Robben)<br />

Düsseldorf: Rensing -Matthias<br />

Zimmermann, Bormuth, Kaminski,<br />

Gießelmann -Bodzek (85.<br />

Hennings) -Zimmer,Stöger,<br />

Fink (76. Karaman), Usami (70.<br />

Raman) -Lukebakio<br />

SR: Sven Jablonski (Bremen)<br />

Zuschauer:75000 (ausverk.)<br />

Tore: 1:0 Süle (17.), 2:0 Thomas<br />

Müller (20.), 2:1 Lukebakio<br />

(44.), 3:1 Thomas Müller<br />

(58.), 3:2 Lukebakio (77.), 3:3<br />

Lukebakio (90.+3)<br />

Gelbe Karte: -Fink<br />

Mönchengladbach: Sommer -<br />

Lang,Ginter (40. Jantschke),<br />

Elvedi, Wendt -Strobl -Neuhaus,<br />

Hofmann -T.Hazard,<br />

Stindl (81. Raffael), Pléa (75.<br />

Zakaria).<br />

Hannover: Esser -Korb,Anton,<br />

Elez, Ostrzolek -Bakalorz, Fossum<br />

(65. Wimmer) -Sarenren-<br />

Bazee (45.+3 Haraguchi),<br />

Maina (71. Weydandt) -Füllkrug,Wood.<br />

Schiedsrichter:Daniel Siebert<br />

(Berlin)<br />

Zuschauer:48692<br />

Tore: 0:1 Wood (1.), 1:1 T. Hazard<br />

(7.), 2:1 Lang (44.), 3:1<br />

Stindl (58.), 4:1 Zakaria (77.)<br />

Gelbe Karten: T. Hazard -Ostrzolek<br />

(2)<br />

Wolfsburg: Casteels -William,<br />

Knoche, Brooks, Roussillon -Arnold<br />

-Gerhardt, Rexhbecaj (87.<br />

Uduokhai) -Mehmedi (73. Steffen)<br />

-Weghorst, Ginczek (73.<br />

Brekalo)<br />

Leipzig: Gulacsi -Klostermann,<br />

Konate, Orban (70. Saracchi),<br />

Halstenberg (70. Augustin) -Ilsanker<br />

-Laimer (80. Cunha),<br />

Demme -Bruma -Poulsen, Timo<br />

Werner<br />

Schiedsrichter:Tobias Stieler<br />

(Hamburg)<br />

Zuschauer:22832<br />

Tor: 1:0 Roussillon (50.)<br />

Gelbe Karten: Rexhbecaj -Orban<br />

(2), Konate (3)<br />

Berlin: Jarstein -Lazaro, Luckassen,<br />

Lustenberger,Plattenhardt<br />

-Grujic, Arne Maier -Leckie,<br />

Duda (62. Selke), Kalou -Ibisevic.<br />

Hoffenheim: Baumann -Bicakcic,<br />

Vogt, Akpoguma -Kaderabek,<br />

Nordtveit (88. Nelson),<br />

Schulz -Demirbay, Kramaric<br />

(79. Bittencourt) -Joelinton,<br />

Szalai (70. Belfodil)<br />

Schiedsrichter:Tobias Welz<br />

(Wiesbaden)<br />

Zuschauer:44508<br />

Tore: 0:1 Demirbay(1.), 0:2<br />

Kramaric (10.), 1:2 Ibisevic<br />

(12.), 1:3 Bicakcic (55.), 2:3<br />

Leckie (71.), 3:3 Lazaro (87.)<br />

Gelbe Karten: Leckie (2) -Joelinton,<br />

Kaderabek (4)<br />

Augsburg: Luthe -Schmid, Gouweleeuw,Khedira,<br />

Hinteregger,<br />

Max -Baier -Jensen (46. Richter),<br />

Gregoritsch (82. Cordova),<br />

Caiuby-Schieber (72. Koo)<br />

Frankfurt: Trapp -Abraham (5.<br />

Russ), Hasebe, Ndicka -da<br />

Costa, de Guzman (89. Willems),<br />

Fernandes, Kostic -Rebic<br />

-Haller,Jovic (78. Gacinovic)<br />

Schiedsrichter:Felix Zwayer<br />

(Berlin)<br />

Zuschauer:30660 (ausverk.)<br />

Tore: 0:1 de Guzman (1.), 0:2<br />

Haller (47.), 0:3 Rebic (68.),<br />

1:3 Cordova (90.)<br />

Gelbe Karten: Richter (2) -de<br />

Guzman, Fernandes<br />

Freiburg: Schwolow-Gulde,<br />

Koch, Heintz -Stenzel, Haberer,<br />

Gondorf (80. Frantz), Günter -<br />

Waldschmidt (89. Kammerbauer),<br />

Höler,Terrazzino (68.<br />

Petersen). -Trainer:Streich<br />

Bremen: Pavlenka -Gebre Selassie,<br />

Veljkovic, Moisander,Augustinsson<br />

-M:Eggestein, Sahin<br />

(63. Rashica) -J.Eggestein<br />

(77. Pizarro), Klaassen -Harnik<br />

(63. Osako),<br />

Schiedsrichter:Bastian Dankert<br />

(Rostock)<br />

Zuschauer:24000 (ausverk.)<br />

Tore: 1:0 Waldschmidt (42.,<br />

Handelfmeter,Videobeweis),<br />

1:1 Augustinsson (90.+2)<br />

Gelbe Karten: -Moisander (2),<br />

Sahin (3)<br />

Leverkusen: Hradecky -Lars<br />

Bender (78. Wendell), Tah, Sven<br />

Bender,Jedvaj(66. Weiser) -<br />

Baumgartlinger,Aranguiz (66.<br />

Alario) -Bellarabi, Havertz,<br />

Brandt -Volland<br />

Stuttgart: Zieler -Beck, Pavard,<br />

Kempf, Emiliano Insua -Aogo<br />

(81. Akolo) -Ascacibar,Gentner<br />

(81. Castro) -Maffeo (46.<br />

Thommy), Gonzalez -Gomez<br />

Schiedsrichter:RobertSchröder<br />

(Hannover)<br />

Zuschauer:24632<br />

Tore: 1:0 Volland (76.), 2:0 Volland<br />

(83.)<br />

Gelbe Karten: Jedvaj, Sven Bender<br />

(2), Lars Bender -Gentner,<br />

Maffeo, Kempf


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Endlich Titelkampf<br />

Danke,<br />

Herr Hoeneß!<br />

Matti Lieske<br />

hat kein Mitleid für den<br />

kriselnden FC Bayern.<br />

Das war ein bemerkenswerter<br />

und gleichzeitig verräterischer<br />

Satz, der Lucien Favredaentfleuchte<br />

in der für seine Verhältnisse an Euphorie<br />

grenzenden guten Laune,die<br />

ihm weder der Regen noch ein kurioser<br />

Feueralarm imMainzer Stadion<br />

trüben konnte.Die neun PunkteVorsprung<br />

auf den FC Bayern würden<br />

nichts bedeuten, sagte der Trainer<br />

von Borussia Dortmund, es gebe<br />

noch anderestarke Mannschaften in<br />

der Bundesliga. Konnte das heißen,<br />

dass der sonst so vorsichtige Favre<br />

die Münchner nicht mehr ganz<br />

vorne hat auf der Liste der Meisterkonkurrenten<br />

und stattdessen Gladbach,<br />

Frankfurt, Leipzig fürchtet?<br />

Das ist eine möglicherweise trügerische<br />

Einschätzung, zumindest<br />

wenn es den Bayern gelingt, einmal<br />

mehr Jupp Heynckes aus dem Winterschlaf<br />

zu wecken und ihn die<br />

Dinge in Bayerns Landeshauptstadt<br />

ordnen zu lassen, wo derzeit alles ins<br />

Bröckeln gerät, was einstmals in<br />

Stein gemeißelt schien, vonder CSU<br />

bis hin zu UliHoeneß.<br />

Wie eine vorgezogeneMeisterfeier<br />

Ohne Zweifel ist etwas gekippt an<br />

diesem Spieltag. Daszeigte allein der<br />

Blick in die Dortmunder Kabine,den<br />

Axel Witsel per Smartphone gewährte.<br />

Dort wurde nicht nur das<br />

hart erkämpfte 2:1 gegen die Mainzerbejubelt,<br />

als gäbe es keinen Morgen,<br />

sondern vor allem der späte<br />

Punktverlust der Bayern beim 3:3 gegen<br />

Düsseldorf. Es wirkte wie eine<br />

vorgezogene Meisterfeier,von anderenstarken<br />

Mannschaften hatte hier<br />

jedenfalls keiner was gehört. Natürlich<br />

wurden Favreund Sportdirektor<br />

Michael Zorc nicht müde zu betonen,<br />

dass gerade erst ein Drittel der<br />

Saison absolviert sei. Doch dass erneut<br />

Undenkbares passiert war in<br />

München, sich die Kette der Misslichkeiten<br />

fortsetzt, hat die Konkurrenz<br />

dazu bewogen, ein Scheitern<br />

der Bayern nicht nur für möglich zu<br />

halten, sondern ernsthaft daran zu<br />

glauben. Die Aura der Unantastbarkeit<br />

ist endgültig dahin.<br />

Ähnlich sieht das der Präsident<br />

des FC Bayern, der sich in einer besonders<br />

pikanten Situation befindet.<br />

Eine falsche Kaderplanung, zu langes<br />

Festhalten etwa an verdienten<br />

Spielern, die er nun des Slapstick-<br />

Fußballs bezichtigt, mag Hoeneß auf<br />

keinen Zufall zugeben, das hat er bei<br />

seiner bizarren Grundgesetz-Pressekonferenz<br />

deutlich gemacht. Also<br />

muss er dieVerantwortung demTrainer<br />

zuschreiben, aber er selbst war<br />

es,der mit der Interimslösung Heynckes<br />

die Probleme vertagt und dann<br />

die Verpflichtung von Kovac forciert<br />

hat.Wieman es auch dreht und wendet,<br />

man landet bei Hoeneß, dem gar<br />

nicht genug dafür gedankt werden<br />

kann, dass die Liga endlich mehr zu<br />

bieten hat als Abstiegskampf.<br />

Präsidiale Unzufriedenheit auf der Ehrentribüne:<br />

Uli Hoeneß<br />

DPA/BALK<br />

Fliegt manchmal über den Platz: Valentino Lazaro<br />

Valentino Lazaro hat zurzeit<br />

keine Freundin. Jedenfalls<br />

klang das so. Und<br />

wer zurzeit keinen Freund<br />

hat, darf bei diesem Satz auf amouröse<br />

Gedanken kommen: „Mal<br />

schauen, vielleicht finde ich ja ein<br />

Frauchen, das es besser kann.“<br />

Heißt: Besser als der Kollege Davie<br />

Selke, der Lazaro nach dem späten<br />

Ausgleichstreffer gegen Hoffenheim<br />

erst ein zärtliches Küsschen gab.<br />

„Knutscher“, korrigierte Selke,„und<br />

dann er hat auch noch eine gefangen.<br />

Weil es ein überragendes Tor<br />

war – war einfach geil.“ War: ein<br />

großartiges Fußballspiel.<br />

Hertha BSC hat zum sechsten Mal<br />

in Serie nicht gewonnen in der Bundesliga.<br />

So miesepetrig könnte man<br />

das natürlich sehen. Doch dieses 3:3<br />

am Sonnabend im vorwinterlich abgekühlten<br />

<strong>Berliner</strong> Olympiastadion,<br />

fühlte sich wie eine angenehm nachglühende<br />

Ohrfeige an. Gleich zweimal<br />

zwei Tore musste Hertha aufholen,<br />

ein 0:2 nach zehn Minuten, ein<br />

1:3 zwanzig Minuten vor dem Ende.<br />

Undfast wäreSelke („Man sieht, dass<br />

ich heiß bin, man sieht, dass ich<br />

brenne“) in der Hitzeder Nachspielzeit<br />

noch der Siegtreffer gelungen.<br />

Dieses Unentschieden gegen<br />

nicht minder engagierte Hoffenheimer<br />

werteten viele der beteiligten<br />

Herthaner aber auch so wie einen<br />

halben Sieg, wie einen heimlichen<br />

Zusatzpunkt für Leidenschaft und<br />

Einsatzwillen –und vorallem für die<br />

Bereitschaft, die Wende bis zuletzt<br />

mit spielerischen Mitteln zu erzwingen.<br />

„Mit systematischem Ballbesitz“,<br />

präzisierte Trainer Pal Dardai.<br />

DieEnttäuschung schien daher auch<br />

nicht viel kleiner zu sein als die Zufriedenheit.<br />

„Ach, zufrieden“, sagte<br />

Lazaro auf dem Wegindie Kabine,<br />

„beim Schuss selbst schon, aber mit<br />

dem Spiel allgemein nicht.“ Es sei so<br />

ein Taggewesen, „wo du sechs, sieben,<br />

vielleicht sogar acht Tore machen<br />

kannst“.<br />

Zwei Nikolausgeschenke<br />

Dasist nur die halbeWahrheit, denn<br />

zur ganzen gehörtnun mal auch die<br />

Tatsache, dass Herthas Abwehrarbeit<br />

mit einer ähnlich hohen Anzahl<br />

an Gegentreffernhätte bestraft werden<br />

können. „Wir haben Nikolaus<br />

vorgezogen“, sagte Dardai, „und<br />

zwei Tore geschenkt.“ Die passende<br />

Geschenkanleitung liest sich so:<br />

Hinten bei langen Bällen nicht aufpassen,<br />

sich auf den anderen verlassen,<br />

zu spät loslaufen. Dardai gab<br />

Jordan Torunarigha Mitte der ersten<br />

Halbzeit das Zeichen zum Warm-<br />

56,5<br />

Prozent erfolgreiche Dribblings<br />

Bundesligaplatz 17<br />

Valentino Lazaro ist eine ArtSpielmacher auf dem rechten Flügel.<br />

Mal zieht er mit Temponachinnen,willDoppelpässe,<br />

schießt einfach selbst. Mal sucht er den Zweikampf und<br />

schlängelt sich an seinen Gegenspielernvorbei bis zur Grundlinie.<br />

Der erfolgreichste Dribbler der Bundesligaist übrigens der<br />

Nürnberger Mikael Ishak (83,3).<br />

2,18<br />

Torschussvorlagen<br />

Bundesligaplatz 10<br />

Lazaro hat bislang keine Spielsekunde verpasst, und in seinen<br />

zwölf Einsätzen hat er insgesamt 28 Torschüsse vorbereitet.<br />

Besser ist keiner bei Hertha, und ligaweit liegt er damit auf<br />

Platz zwei hinter dem Gladbacher Thorgan Hazard.<br />

Den besten Schnitt hat übrigens James Rodriguez (3,03)<br />

vom FC Bayern.<br />

0,47<br />

Kreierte Großchancen<br />

Bundesligaplatz 7<br />

Wiewichtig der Rechtsverteidiger für Herthas Offensive ist,<br />

zeigt sich am deutlichsten an dieser Statistik. Sechs<br />

Großchancen hat Lazaro bislang aufgelegt, zweimal warder Ball<br />

drin. Zweimal hat Lazaro auch schon selbst getroffen. Der im<br />

Schnitt beste Chancenvorbereiter der Ligaist übrigens der<br />

Hoffenheimer Joelinton (0,56).<br />

Start: An diesem Montagabend<br />

lädt das Präsidium<br />

des Hertha BSC e. V. die<br />

Klubmitglieder in die Messehalle<br />

18, Masurenallee. Die<br />

Veranstaltung beginnt um<br />

19 Uhr,Einlass ist bereits<br />

eine Stunde früher.<br />

MITGLIEDERVERSAMMLUNG<br />

Spannung: Fünfzehn Tagesordnungspunkte<br />

stehen auf<br />

dem Programm. Neben den<br />

üblichen Berichten und Aussprachen<br />

und der zu erwartenden<br />

Entlastung des Präsidiums<br />

verspricht wie immer<br />

der letzte Punkt Spannung.<br />

Streit: Unter „Vermischtes“<br />

kommt es traditionell zu vielen<br />

Wortmeldungen, die<br />

auch zum Streit werden können.<br />

Zu den wichtigsten Themen<br />

des Abends wird wohl<br />

der Fanstreit und der geplante<br />

Stadionbau gehören.<br />

Zum<br />

Knutschen<br />

Herthas Valentino Lazaro ist<br />

Abwehrspieler und Stürmer in einem,<br />

Fachausdruck: Unterschiedsspieler.<br />

Das weckt natürlich Begehrlichkeiten<br />

VonPaul Linke<br />

OTTMAR WINTER<br />

machen und drohte damit den Innenverteidigern<br />

Fabian Lustenberger<br />

und mehr noch Derrick Luckassen<br />

ein bisschen mit Auswechslung<br />

oder Umstellung auf Dreierkette.<br />

Hinterher sprach der Trainer von<br />

vielen „Chaosmomenten“. Mit Verspätung<br />

kam die Ordnung zurück,<br />

Torunarigha doch nicht zum Einsatz.<br />

Chaos ist das, was auch Lazaro,<br />

22, gestiftet hat am Sonnabend,<br />

ständig und überall, aber nie vor<br />

dem eigenen Tor. Über seinen rechten<br />

Flügel liefen die meisten Angriffe,spielte<br />

sich Hertha einige gute<br />

Chancen heraus. Lazaro, dazu der<br />

erstmals in dieser Saison in die Startelf<br />

gerückte Mathew Leckie und der<br />

wieder genesene Marko Grujic waren<br />

das Bermuda-Passdreieck, in<br />

dem sich die Hoffenheimer immer<br />

wieder verirrten. Trainer Julian Nagelsmann<br />

sagte anerkennend, dass<br />

Hertha sogar „einen Tick besser“ gewesensei.<br />

EinFleißbienchen dazu<br />

Die Linksausleger Marvin Plattenhardt,<br />

Salomon Kalou und Arne<br />

Maier waren deutlich unterlegen im<br />

teaminternen Seitenvergleich. Vor<br />

allem Plattenhardt ist zurzeit nicht<br />

mehr als ein solider Verteidiger.<br />

Vornefehlt seinen Flanken die Präzision,<br />

falls er überhaupt mal dazu<br />

kommt, seinen Teilzeitjob in der Offensiveanzutreten.„Jeder<br />

Spieler hat<br />

heute gezeigt, was er kann“, behauptete<br />

Plattenhardt trotzdem.<br />

Dabei wird auch ihm sicherlich<br />

nicht entgangen sein, dass Lazaro<br />

die Umschulung zum Außenverteidiger<br />

mit Bestnoten bestanden hat<br />

in den vergangenen Monaten, dass<br />

er konsequenter Verteidiger und<br />

kunstvoller Stürmer in einem sein<br />

kann. Gegen Hoffenheim kam ein<br />

Fleißbienchen dazu: für erfolgreiche<br />

Dribblings, Torschussvorlagen und<br />

den wuchtigen Distanzschuss zum<br />

Ausgleich, Lazaros zweiten Saisontreffer.<br />

Dem nach Leverkusen verkauften<br />

Mitchell Weiser trauert keiner<br />

mehr hinterher.<br />

Wenn Valentino Lazaro sich weiterhin<br />

in diesem rasanten Tempo<br />

zum Unterschiedsspieler entwickelt,<br />

wird auch erschon bald Begehrlichkeiten<br />

wecken. Nicht nur die amourösen.<br />

Noch aber dürfen ihn seine<br />

Kollegen knutschen.<br />

Paul Linke<br />

wurde noch nie vonder Kiss<br />

Cam im Stadion erfasst.<br />

Clever<br />

wie ein<br />

Spitzenteam<br />

Eintracht Frankfurt baut<br />

seine erstaunliche Serie aus<br />

VonMaik Rosner,Augsburg<br />

Marco Russ konnte sich nicht erinnern,<br />

in seiner Karriere jemals<br />

solch eine Erfolgsserie erlebt zu<br />

haben. An wettbewerbsübergreifend<br />

neun Siege und ein Unentschieden<br />

aus zehn Spielen war der 33 Jahre<br />

alte Defensivspieler in seiner Laufbahn<br />

zuvor„nie ansatzweise“ herangekommen,<br />

wie er sagte.Und dass er<br />

sich über einen 3:1 (1:0)-Sieg beim<br />

FC Augsburg und den zumindest<br />

vorübergehenden Sprung auf Platz<br />

zwei freuen konnte,obwohl er einige<br />

Unannehmlichkeiten erlebt hatte,<br />

fügte sich ins Bild jenes Laufs, den<br />

Eintracht Frankfurtgerade genießt.<br />

„Caiuby hat mich in der ersten<br />

Halbzeit komplett durch den<br />

Fleischwolf gedreht“, sagte Russ<br />

über seinen Gegenspieler, nachdem<br />

er schon in der fünften Minute ziemlich<br />

unaufgewärmt für den an der<br />

Wade verletzten David Abraham eingewechselt<br />

worden war. Dennoch<br />

und trotz eines ausgeglichenen<br />

Spiels stand am Ende der verdiente<br />

Erfolg zu Buche, der erste Auswärtssieg<br />

der Eintracht beim FCA.<br />

MitEuphorie und Wucht<br />

An der Rechtmäßigkeit des Frankfurter<br />

Sieges bestand trotz etwas Spielglücks<br />

kein Zweifel. Denn die Eintracht<br />

hatte vor allem mit Geschick<br />

und Können agiert, getragen vonder<br />

sichtbaren Selbstgewissheit, die sich<br />

durch jeden weiteren Erfolg verstärkt.<br />

„Frankfurt hat einen Wahnsinnslauf,<br />

eine absolute Überzeugung,<br />

sie spielen sich die Bälle ganz<br />

ruhig zu“, erkannte Augsburgs Manager<br />

Stefan Reuter. Die Eintracht<br />

dagegen nutzte nach 50 Sekunden<br />

auf der Stadionuhr durch Jonathan<br />

de Guzmán gleich kühl die erste<br />

Chance zur Führung. Später sorgten<br />

Sebastién Haller (47.) und Ante Rebic<br />

(68.) für die Vorentscheidung.<br />

Es war eine clevere Darbietung<br />

gewesen. Ein ruhiger Aufbau wechselte<br />

sich mit plötzlichen Tempoverschärfungen<br />

ab. Zwischendurch<br />

sammelten die Gäste immer wieder<br />

Kraft, indem sie die Augsburger anrennen<br />

ließen, um diese dann mit<br />

schnellen Zügen wie beim Blitzschach<br />

zu überlisten. Es war trotz einiger<br />

Abstrichedurchausein Auftritt<br />

im Stile einer ökonomischen Spitzenmannschaft,<br />

die ein eigentlich<br />

recht ausgeglichenes Spiel souverän<br />

für sich entschieden hatte.<br />

VonEuphorie war hinterher allerdings<br />

wenig zu vernehmen bei den<br />

Frankfurtern, sondern vielmehr<br />

Selbstkritik wie jene von Russ mit<br />

dem Fleischwolf. Es war sogar fast so,<br />

als müssten die Chefs ihre Belegschaft<br />

dazu animieren, nicht zu sehr<br />

an den Verbesserungsbedarfzudenken,<br />

sondern auch ein bisschen zu<br />

genießen. Die Ziele seien, sagte<br />

Sportdirektor Bruno Hübner, „dass<br />

wir für Euphorie, Power und Wucht<br />

stehen“.<br />

Zwei kompromisslose Kämpfer und ein<br />

Ball: Caiubyund Marco Russ IMAGO/JAN HUEBNER


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

WarumCharlotte-Link-<br />

Leser recht haben.<br />

Die Lesungskolumne auf<br />

Seite 24<br />

„Das Glück hat sich nicht erfüllt, die Sehnsucht ist geblieben.“<br />

Frank Junghänel über den neuen „Spreewaldkrimi“ Seite 23<br />

Theater in Russland<br />

In der<br />

Gefahrenzone<br />

PetraKohse fragt sich, wie<br />

viele „soziale Partisanen“ es<br />

wohl in Deutschland gibt .<br />

Informationen sind gut, Erfahrungen<br />

sind besser. Klitzekleine wenigstens.Die<br />

den Dingen ein Gesicht<br />

geben, einen Klang (Geruch muss<br />

nicht sein), ein Fitzelchen Authentizität.<br />

Wasden „Fall Serebrennikow“<br />

angeht, bot sich gestern zum Abschluss<br />

des diesjährigen Festivals<br />

„Russischer Theaterfrühling“ bei einer<br />

Matinee im Deutschen Theater<br />

die Gelegenheit, Akteure der unabhängig<br />

operierenden Theaterkunst<br />

Russlands im Gespräch über Zensur<br />

zu erleben. Denn der aktuelle Prozess<br />

gegen den Regisseur Kirill Serebrennikowwegen<br />

angeblicher Geldunterschlagung<br />

zeigt, wie DT-Intendant<br />

Ulrich Khuon sagte, „die Gefährdetheit<br />

einer ganzen Szene“.<br />

Nunbeginnen russische Redebeiträge<br />

meist mit einer biografischen<br />

Vorbemerkung und einem Kommentar<br />

zur Gesamtsituation, bevor<br />

die gestellte Frage diplomatisch umkreist<br />

wird. Dennoch war hier im O-<br />

Ton zu erfahren, dass erstens die<br />

Freiheit der Kunst zwar Gesetz, trotzdem<br />

„Vulgärsprache“ auf der Bühne<br />

verboten ist und die staatlich geförderten<br />

Theater auch durch Personalpolitik<br />

und Subventionsentzug mittlerweile<br />

recht engmaschig in Schach<br />

gehalten werden. Dass es zweitens<br />

trotzdem einige wenige unabhängige<br />

Theater gibt, die mit der –gesetzlich<br />

zunehmend erschwerten –<br />

Hilfe wohlhabender „sozialer Partisanen“<br />

winzige Inseln derWeltoffenheit<br />

schaffen, wie das Theater Doc<br />

oder das Theater 18 plus in Rostow.<br />

Dass drittens die Solidarität unter<br />

jenen wächst, die nicht im nationalen<br />

Blockdenken gefangen sind. Und<br />

dass viertens im Klammergriff des<br />

Nationalismus der internationale<br />

Austausch als das Allerwichtigste angesehen<br />

wird. Weil „Russe“ doch<br />

nicht gleich „Putin“ sei. (Oder Kulturminister<br />

Wladimir Medinski). Mit<br />

dem Berlin der 20er-Jahre, das derzeit<br />

bei uns gerne als Referenzpunkt<br />

des deutschen Heute gesehen wird,<br />

vergleicht der Dramaturg Walerij<br />

Petscheikin übrigens eher das heutige<br />

Moskau. Auch interessant.<br />

Horváth’sche Sozialdemokraten beim geselligen Selbstzerfleischen. Und nebenan im Saal versammeln sich die Nazis.<br />

Wieesheute Brauch ist<br />

Thomas Ostermeier inszeniert Ödön von Horváths „Italienische Nacht“ in der Schaubühne<br />

VonUlrich Seidler<br />

ImBühnendunkel ist zuerst der<br />

Leuchtkasten des Gasthauses<br />

„Lehninger“ zu sehen, der<br />

Handlungsort von Ödön von<br />

Horváths „Italienische Nacht“. Wir<br />

sitzen in einer Thomas-Ostermeier-<br />

Premiere imgroßen Saal der Schaubühne;<br />

das langsam einsickernde<br />

Licht macht die Fassade des sich drehenden<br />

Hauses erkennbar, die bald<br />

in voller Härte eine motivgebende<br />

Tristesse zeigt. Offenbar wurde ein<br />

gasundurchlässiger Kunstharzputz<br />

verwendet, Moos- und Rostflecken<br />

erscheinen auf der Außenhaut wie<br />

Ausschläge kranken Schweißes –<br />

sehr naturalistisch.<br />

Aber dann sieht man –inHöhe einer<br />

Jungfrau-Maria-Statuette –eine<br />

schmale horizontale Auskragung,<br />

denkt noch, diese Banausen haben<br />

es nicht geschafft, Kabelschächte in<br />

den Unterputz zu stemmen, bevor<br />

klar wird, dass es sich um eine Kulissenleiste<br />

handelt. Festgespaxt mit<br />

Aluschrauben, die den Zuschauer<br />

gedanklich sofortzurück in den Saal<br />

holen. Dashier (Bühne: NinaWetzel)<br />

sieht zwar ein bisschen so aus wie<br />

die Welt da draußen, ist aber ehrliches<br />

altes Volkstheater.Sowirdauch<br />

gespielt: Die Figuren sind mit der<br />

Gegenwart und Leiblichkeit ihrer<br />

von Ann Poppel originalgetreu kostümierten<br />

Spieler ausgestattet, lassen<br />

als solche im Gang der Handlung<br />

ordentlich aktualisierten Horváth-<br />

Text und echten Schweiß fließen,<br />

bleiben aber ungeniert zusammengeschraubte<br />

Klischees.<br />

Das Stück stammt von 1931. Der<br />

sozialdemokratische Ortsverband<br />

will den geselligen Jahreshöhepunkt<br />

begehen, seine traditionelle „Italienische<br />

Nacht“. Leider marschieren<br />

gleichzeitig die Faschisten auf und<br />

begehen ihrerseits einen deutschen<br />

Taginebendem Stammlokal der geschäftstüchtigen<br />

Wirtin Josefine<br />

Lehninger (Traute Hoess). Einig ist<br />

sich die Linke gerade mal in ihrem<br />

Hass auf die korrupte Wirtin. Statt<br />

die Faschisten zu verkloppen, zerlegt<br />

man sich selbst: Hier die in trägem<br />

Demokratievertrauen eingeschlafenen<br />

Opportunisten, angeführt vom<br />

Stadtrat (Hans-Jochen Wagner), da<br />

die Radikalen, die sich hinter den<br />

übellaunigen, fanatischen Martin<br />

(Sebastian Schwarz) stellen. Das<br />

Ganze wird dramaturgisch unter<br />

moralisch-libidinösen Heckenbeschuss<br />

genommen, der den Kontrast<br />

der alten sozialdemokratischen und<br />

der jungen faschistischen Bewegung<br />

hinsichtlich von Potenz und Aggression<br />

symbolisiert. In Sachen Frauenverachtung<br />

nehmen sie sich nicht<br />

viel, die Inszenierung spielt es aus.<br />

An diesem Punkt tut der satirische<br />

Abend mal kurzweh. Diebrave<br />

Anna (Alina Stiegler) bewundert ihren<br />

Martin aus reinem Herzen und<br />

soll auf sein Geheiß mit den Faschisten<br />

flirten und deren Pläne ausspionieren.<br />

Es kommt, was kommen<br />

muss: Anna wird von einem hübschen<br />

Faschisten (Laurenz Laufenberg)<br />

erst ganz züchtig angebaggert,<br />

dann aber im Gasthausklo vergewaltigt.<br />

Man sieht es nicht, aber muss<br />

zuhören mit Blick auf die beschriebene<br />

Fassade. Der Faschist schließt<br />

seine Hose, springt auf die Wirtshausbühne,grölt<br />

was von„Deutschland<br />

erwache!“ (angetrieben von einer<br />

dreiköpfigen Liveband, Musik:<br />

Nils Ostendorf), Neonazis tanzen<br />

Pogo, grüßen Hitler. Die Bühne<br />

macht eine Drehung, und auf einmal<br />

herrscht wieder„Italienische Nacht“:<br />

Dieselbe Band spielt nun Schlager<br />

wie „Santa Maria“, die Sozialdemokraten<br />

sind besoffen und lassen den<br />

SCHAUBÜHNE/ARNO DECLAIR<br />

stumpfen Frohsinn in einer internen<br />

Schlägerei enden, während draußen<br />

die Faschisten in Stellung gehen.<br />

Das Stück lässt sich verdächtig<br />

leicht der Gegenwart anpassen: Die<br />

antisemitischen Agitationen aus<br />

dem Original werden verbrämt, wie<br />

es heute Brauch ist. Finanzkapitalismus-<br />

und Globalisierungsverschwörungen<br />

sind leicht eingestrickt, die<br />

Neonazi-Statisten brüllen, was<br />

heute so gebrüllt wird. Aber sind wir<br />

damit tatsächlich im Heute angekommen?<br />

Stehen wir vor dem<br />

nächsten Zivilisationsbruch? Wäre<br />

es sinnvoll, die Faschos und vielleicht<br />

auch gleich die besorgtenWutspießer<br />

ohne falsche Rücksichten<br />

noch rechtzeitig und gründlich<br />

durchzuprügeln? Der Abend endet<br />

offen –vor der Rettung der feiernden<br />

Opportunisten durch die wehrbereiten<br />

linken Kräfte. „Volksverräter!“,<br />

wird draußen gebrüllt, und dann<br />

geht das Licht aus. Dass das Theater<br />

keine Antwort gibt, muss man vielleicht<br />

hinnehmen. Das hier aber tut<br />

in seiner ästhetischen Selbstgerechtigkeit<br />

so,als hätte es gar keine Frage.<br />

Italienische Nacht 26., 27.11., 23., 26.,<br />

31.12.,Schaubühne, Karten unterTel.: 890023<br />

NACHRICHTEN<br />

NDR erhält gestohlenes<br />

Ölbild von Emil Nolde zurück<br />

Ausdem Hamburger NDR-Funkhaus<br />

gestohlen und jahrzehntelang<br />

verschollen: Nach fast 40 Jahren hat<br />

der Norddeutsche Rundfunk sein Ölbild„Sonnenblumen“<br />

des Expressionisten<br />

Emil Nolde (1867–1956) zurückerhalten.<br />

1950 hatte Adolf<br />

Grimme,der erste Generaldirektor<br />

des damaligen NWDR, das 1926 entstandene<br />

Gemälde vondem Maler<br />

aus Seebüll in Schleswig-Holstein für<br />

damals 10 000 Mark gekauft. Pfingsten<br />

1979 sei das Werk dann aus einem<br />

Bürogestohlen worden, sagte<br />

NDR-Intendant Lutz Marmor bei der<br />

Vorstellung des Bildes.Laut NDR taxiertdas<br />

Auktionshaus Sotheby's<br />

den heutigen Wert des Bildes auf<br />

rund eine Million Euro. (dpa)<br />

Zauberer und Schauspieler<br />

RickyJay gestorben<br />

DerZauberkünstler und Schauspieler<br />

Ricky Jayist in Los Angeles gestorben.<br />

Kinozuschauernist Jay, der als<br />

RichardJay Potash 1946 oder 1948 in<br />

NewYorkzur Welt kam, als Techno-<br />

Terrorist HenryGupta aus dem<br />

James-Bond-Film „Der Morgen<br />

stirbt nie“ von1997 bekannt. Auch in<br />

den Dramen „Boogie Nights“, „Magnolia“<br />

und der Fernsehserie „Akte X“<br />

hatte er Auftritte.Jay begann früh mit<br />

Zaubertricks und trat damit bereits<br />

in den 60er-Jahren im „Electric Circus“<br />

in NewYorkauf. Seine Spezialität<br />

waren Kartentricks und das Kartenwerfen.<br />

(dpa)<br />

Rolf Hoppe wird im Weißen<br />

Hirsch in Dresden beerdigt<br />

DerSchauspieler Rolf Hoppe<br />

(1930–2018) wirdauf dem Friedhof<br />

Weißer Hirsch in Dresden die letzte<br />

Ruhe finden. DieBeisetzung ist für<br />

die erste Dezemberwoche und gemäß<br />

dem Wunsch des Verstorbenen<br />

„im engsten Familienkreis“ geplant.<br />

Im Januar oder Februar werdees<br />

eine öffentliche Erinnerungsfeier im<br />

Hoftheater geben, das der Künstler<br />

vorJahren gründete und dessen<br />

Prinzipal er bis zuletzt war.Hoppe<br />

war am 14. November in seinem<br />

Haus im Stadtteil Weißig gestorben,<br />

dreiWochen vorseinem 88. Geburtstag<br />

am 6. Dezember. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Egal<br />

Frühlingsgefühle<br />

im November<br />

VonAhne<br />

Der November gehört eindeutig zu meinen<br />

zwölf Lieblingsmonaten. Bedeckter<br />

Himmel. Sattes Grau. Nieselregen tröpfelt<br />

von oben herab. Ein paar zarte Flöckchen<br />

mischen sich in ihn hinein. Drei Grad Celsius.<br />

Schneidiger Ostwind. Da kann mich<br />

nichts mehr halten, ich muss hinaus.Hinaus<br />

aus meinem zugemüllten Kämmerlein. Hinaus<br />

in den frischen Dunst aus Abgasen.<br />

Die Menschen huschen gebückt herum,<br />

es sieht richtig schön scheiße aus. Als wenn<br />

sie lieber in der Badewanne liegen würden.<br />

Eine Krähe friertauf der Laterne.Eine Sirene<br />

heult. Ein Krankenwagen bahnt sich seinen<br />

Wegdurch eine Blechkarawane unwillig zur<br />

Seite kriechender Personenkraftwagen. Vor<br />

mir drei Jungen im zarten Alter von zehn Jahern,<br />

geschätzt. Sie unterhalten sich über<br />

Scheißeltern, Scheißlehrer und die ganzeandereScheiße,sowie<br />

es seit Menschengedenken<br />

alle zehnjährigen Jungen tun im November<br />

und in den anderen Monaten ebenfalls.<br />

Da unterscheiden sie sich nicht von sämtlichen<br />

anderen Altersgruppen und Geschlechternjeglicher<br />

Klassen und Schichten.<br />

„Primarkist voll geil“, sagt der eine.„Ja,daist<br />

alles billig“, pflichtet der Zweite ihm bei. Der<br />

Dritte gibt zu bedenken: „Meine Alten können<br />

den bloß nicht leiden wegen der Scheißkinderarbeit.“<br />

−„Ist doch scheißegal“, argumentiert<br />

wiederum der Erste. ,Egal?’, denke<br />

ich, was er wohl damit meint?<br />

Mirist meine letzte heile Hose neulich im<br />

Schritt gerissen, deshalb zieht es da ordentlich<br />

durch. Ich versuche mit beiden Händen<br />

mein Gemächt zu schützen, was gar nicht<br />

mal so einfach ist, denn ich habe ein sehr<br />

großes Gemächt und nur sehr kleine Hände.<br />

HENDRICK JONAS<br />

Aber guckt ja sowieso keiner hin im November.Deshalb<br />

liebe ich den November so.Und<br />

Berlin, wo es scheißegal ist, wie man durch<br />

die Gegend rennt und wie oft man scheiße<br />

sagt. „Geht mal aus dem Weg, ihr Scheißkinder“,<br />

blöke ich die drei vonhinten freundlich<br />

voll. Sie machen bereitwillig Platz, nicht<br />

ohne mir natürlich eine saftige Ladung Aule<br />

ins Gesicht zu rotzen. Angenehm warm.<br />

„Scheißblagen“, bedanke ich mich und<br />

sparenicht mit guten Ratschlägen: „Geht arbeiten!“<br />

Manmuss die Kinder vonder Straße<br />

holen, kommt mir, ein Mantra der SPD variierend,<br />

in den Sinn. Passend zum November.<br />

Ein Bauarbeiter lehnt am Gerüst und<br />

klatscht ironisch Beifall. Ob deshalb die ganzen<br />

Touristen nach Berlin kommen? Ist es<br />

woanders vielleicht noch scheißer?<br />

Vormir an der Bushaltestelle traktierteine<br />

wütende Menge das Objekt ihrer Begierde<br />

mit Fäusten und Füßen. Alle Türen scheinen<br />

kaputt zu sein. Siegehen nicht auf. DerFahrer<br />

zuckt mit den Schultern. Vielleicht hat er<br />

ja Pause. Vorsichtig schubse ich mich durch<br />

das Gewühl. „Hau ab“, brüllt es mir hinterher,<br />

„Merkel muss weg“ und „Scheiß Nazi“.<br />

Das darf man alles nicht so ernst nehmen.<br />

Kiez-Slang eben. Mediterran geht anders.<br />

Immerhin ist nun ein Hubschrauber zu hören.<br />

„Polizei!“, schreit jemand. Dann fallen<br />

die ersten Bomben.<br />

Ich aber habe mein Ziel längst erreicht,<br />

das Outlet-Bekleidungsfachgeschäft in der<br />

Oranienburger Straße. Drei Hosen kosten<br />

hier zusammen 29 Euro 90. „Kinderarbeit?“,<br />

frage ich. „Klar“, lächelt die Verkäuferin mit<br />

Blick auf mein heraushängendes Gemächt.<br />

Vielleicht geht ja heute noch was.<br />

UnserAutorAhne liestjeden Sonntag20Uhr beider<br />

Reformbühne Heim &Welt in der Jägerklause<br />

(Grünberger Straße 1), ab 6.1.2019 im Roten Salon


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Feuilleton<br />

Spirale der Desillusionierung<br />

Immerhin bleibt der Vorsatz, sich anzustrengen: Barrie Kosky inszeniert Leonard Bernsteins „Candide“ in der Komischen Oper<br />

VonMartin Wilkening<br />

Seelisch verwundet: Allan Clayton als Candide inmitten des Tanzensembles der Komischen Oper.<br />

Candides Geschichte beginnt<br />

mit einer ArtVertreibung<br />

aus dem Paradies.<br />

Allerdings ist es nur er,der<br />

mit einem Fußtritt aus der unschuldigen<br />

Kindheit hinausbefördert<br />

wird. Seine Liebe zur Königstochter<br />

Kunigunde ist nicht standesgemäß.<br />

Wasfolgt, ist eine Reise durch die alte<br />

und die neueWelt in der Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts. Hier erfährt der Titelheld<br />

von Voltaires philosophischem<br />

Kurzroman nicht nur menschliche<br />

Gräuel –vom schlichten Diebstahl<br />

über Justizterror bis zu Kriegsverbrechen<br />

–, sondern wird auch mit den<br />

Kräften der Natur konfrontiert. Das<br />

Erdbeben von Lissabon krümmt<br />

ihm, dem Gutgläubigen, zwar kein<br />

Haar, aber beim anschließenden Inquisitionsgericht<br />

entkommt er nur<br />

knapp dem Tod.<br />

Szenen wie die des Gerichts gehören<br />

zum Stärksten, was die Neuproduktion<br />

von Leonard Bernsteins<br />

„Candide“ zu bieten hat. Der reine<br />

Tor, der als Schelm durch die Welt<br />

kommt, trägt von Station zu Station<br />

seiner Reise neue Wunden davon,<br />

körperlich, aber auch seelisch, und<br />

in dieser Spirale der Desillusionierung<br />

zieht sich eine immer stärker<br />

werdende Traurigkeit über dem satirisch<br />

aufklärerischem Witz zusammen.<br />

Dasmacht Barrie Koskys Inszenierung<br />

sehr deutlich, indem sie die<br />

Gewalt, die dem Titelhelden widerfährt<br />

und ihn schließlich zum Mörder<br />

macht, zunehmend aus dem Bereich<br />

des Comic Strip herausführt<br />

und in Momente echter Anteilnahme<br />

umkippen lässt.<br />

Als Candide, der ewig Suchende,<br />

wieder seiner Kunigunde gegenübersteht,<br />

muss er erkennen, dass er<br />

einem Trugbild nachgejagt ist. Kosky<br />

zeigt das nicht wie die Vorlage im<br />

simplen Verfall äußerer Attraktivität,<br />

sondern in der Erkenntnis psychischer<br />

Korruption. Hier treten sich<br />

die beiden fern aller Rollenspiele als<br />

echte Menschen gegenüber,und das<br />

Ergebnis ist alles andere als erfreulich.<br />

Liebe jedenfalls existiert nicht<br />

mehr.Was bleibt, ist der guteVorsatz,<br />

sich anzustrengen, „ehrlich und bemüht,<br />

bis unser Garten blüht“.<br />

Gedrechselte Verse wie diese entstammen<br />

einer 2017 für eineWeimarer<br />

Produktion entstandenen deutschen<br />

Übersetzung. Sie stehen der<br />

Pointensicherheit von Bernsteins<br />

Musik ebenso entgegen wie Voltaires<br />

Original, das in Koskys Inszenierung<br />

weite Strecken bestimmt. Wasbeim<br />

bloßen Lesen als spitzzüngig empfunden<br />

werden kann, wirkt als Erzählerstimmevon<br />

derBühne aus zunehmend<br />

angestrengt und öde.<br />

Franz Hawlata ackert sich mit forciertem<br />

Wiener Tonfall durch die<br />

Textmassen, so als glaube er selbst<br />

nicht ganz an deren dramaturgische<br />

MONIKA RITTERSHAUS<br />

Wirkung. Voltaire wusste schon,<br />

warum er hier die Prosa wählte.<br />

Bernsteins für den Broadway geschriebenes<br />

Stück, das man behelfsweise<br />

als Operette bezeichnen kann,<br />

floppte bei seiner Uraufführung<br />

1956. In der Folge fand es eine ganze<br />

Serievon Umarbeitungen. DieAutoren-Riege<br />

auf dem Programmzettel<br />

dieser Aufführung zählt vierzehn Namen<br />

oder Institutionen, die an Text<br />

und Musik beteiligt sind, dazu kommen<br />

noch die kleinen und witzigen<br />

Eingriffe, die Kosky selbst an Voltaires<br />

Text vornimmt, etwa beim Auftritt<br />

einer „Putzfrau, die Martin<br />

hieß“, in deren beißendem Pessimismus<br />

TomErik Lie Abgründe des Komischen<br />

aufreißt. Insgesamt wirkt<br />

diese Version mit mehr als drei Stunden<br />

einfach zu lang.<br />

DieMusikstücke werden so zu Inseln,<br />

an deren Ufer man sich mal<br />

mehr mal weniger gerne rettet. Das<br />

Orchester unter der Leitung vonJordan<br />

de Souza lässt die unterschiedlichen<br />

Tonfälle, mit denen Bernstein<br />

hier jongliert, gekonnt ineinander<br />

umschlagen, das Sentimentale findet<br />

ebenso wie das Zugespitzte seinen<br />

Platz. Allan Clayton in der Titelrolle<br />

wirkt einfarbig und nicht immer<br />

ganz intonationssicher. Nicole<br />

Chevalier verleiht der Kunigunde kapriziöse<br />

Launenhaftigkeit. Als Stargast<br />

spielt Anne Sofie von Otter die<br />

lebenserfahrene Dienerin mit hippiemäßiger<br />

Gelassenheit, leider<br />

mehr sprechend als singend. Innere<br />

Heiterkeit strahlen die von Otto<br />

Pichler choreografierten Tanzszenen<br />

aus, indenen sich Geschlechterrollen<br />

spielerisch auflösen, als Utopie<br />

ein fröhlicher, aber immer fragiler<br />

Kontrapunkt zu der verdorbenen<br />

Welt, in der Candide Stück für Stück<br />

seinen Optimismus ausgetrieben<br />

bekommt.<br />

Candide,wieder am 1., 12.,21. und 31.12.,Komische<br />

Oper,Behrenstr.55-57<br />

Keiner fragt, wohin man jetzt noch will<br />

Die <strong>Berliner</strong> Band 17 Hippies ist mal wieder ins Studio gegangen. Herausgekommen ist eine musikalische „Kirschenzeit“<br />

VonHarry Nutt<br />

Ich bin gekommen, um Adieu zu<br />

sagen“ heißt es in dem Song<br />

„Adieu“ der 17 Hippies. Erbefindet<br />

sich auf dem Album„ElDorado“, das<br />

vor knapp zehn Jahren mit einer Art<br />

Leistungsschau an Musikstilen reüssierte.Die<br />

<strong>Berliner</strong> Fusion-Band, die<br />

in wechselnden Besetzungen meist<br />

13 Musiker zu ihren zahlreichen<br />

Konzerten und der gelegentlichen<br />

Produktion von Studio-Alben versammelt,<br />

schien damals zeigen und<br />

erklingen lassen zu wollen, was sie<br />

kann. Unddas ist eine ganzeMenge.<br />

17 Hippies tupfen Jazz-Elemente,<br />

Gipsy-Rhythmen, Folk, Chanson<br />

und Rock auf die Palette und mischen<br />

es nach eigenem Gutdünken.<br />

Dasist ein etwas altmodisches Wort,<br />

aber 17 Hippies erwecken stets das<br />

Gefühl, nichts mit musikalischen<br />

Moden zu tun zu haben. Gesungen<br />

wird auf Deutsch, Englisch und<br />

Französisch, alles selbstgemacht. Sie<br />

sind auch nicht hippieesk, obwohl<br />

die Lebensläufe der nicht mehr ganz<br />

so jungen Musiker ein Stück gesättigter<br />

und bewegter Popgeschichte<br />

ergeben. Der <strong>Berliner</strong> Musiker Lüül<br />

zum Beispiel, der mit bürgerlichem<br />

Namen Lutz Graf-Ulrich heißt und<br />

vorübergehend mit dem Pop-Mythos<br />

Nico liiertwar und auch mit ihr<br />

musiziert hat. Bei den Hippies spielt<br />

er Banjo,gelegentlich singt er auch.<br />

Der Gestus der Zurückgenommenheit<br />

ist ein markantes Merkmal<br />

der 17 Hippies,und auf ihrem neuen<br />

Album „Kirschenzeit“ haben sie das<br />

noch verfeinert.<br />

Der Titel spielt an auf „Le temps<br />

de cerises“, ein Lied, das heute in der<br />

Regel mit den Revolutionären der<br />

Pariser Kommune assoziiert wird,<br />

tatsächlich aber ein paar Jahrefrüher<br />

als 1871 entstand. Der zugespitzte<br />

symbolische Bezug ist aber einmal<br />

mehr eine Art Irreführung der Hippies,<br />

die Songs handeln von Liebe,<br />

Zerissenheit („Ich lache laut, rauche<br />

viel /eskracht in mir ein Scheißgefühl“)<br />

und Fremdheitsgefühlen<br />

(„Keiner fragt, wohin man jetzt noch<br />

will“). Fast alle Texte stammen von<br />

Kiko Sauer,die auch so etwas wie die<br />

wiedererkennbare Stimme der 17<br />

Hippies ist, wenn da nicht dieses immer<br />

wieder herauszuhörende Prinzip<br />

wäre, dass alles auch ganz anders<br />

sein kann. Mehr als auf den vorangegangenen<br />

Studioalben haben die 17<br />

Hippies aber bei „Kirschenzeit“ so<br />

etwas wie ein Soundgefühl hervorgebracht,<br />

das nicht von Stück zu<br />

Stück wechselt. Da wirdposaunt und<br />

trompetet und dezent mit Klarinettenklang<br />

gemischt. Die fein instrumentierten<br />

Songs sind sorgsam aufeinander<br />

abgestimmt, und man<br />

könnte,wenn es metaphorisch nicht<br />

der Kirschenzeit in die Quere käme,<br />

von einem schönen Herbstalbum<br />

sprechen.<br />

17 Hippies: Kirschenzeit,HipsterRecords/Soulfood<br />

BERLIN<br />

BEWEGER<br />

www.berliner-zeitung.de/sonderbeilagen<br />

BERLIN BEWEGER<br />

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IMMOBILIEN MERCEDES PLATZ UND WOHNUNGSWIRTSCHAFT<br />

IMMOBILIEN UND<br />

WOHNUNGSWIRTSCHAFT<br />

Die Themen in dieser Beilage<br />

Neue Wohnungen braucht die Stadt<br />

Berlin wächstständig –was tun gegendie Wohnungsknappheit?<br />

Lesen Sie<br />

morgen, am<br />

27.11.2018,<br />

in Ihrer<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Büroder Zukunft 16<br />

Digitale Revolution und Co-Working-Spaces<br />

SpannendesErbe 20<br />

Warum Denkmalschutz kein Selbstzweck ist<br />

Spannendes Erbe: Gebäude,die Geschichte atmen<br />

Warum Denkmalschutz kein Selbstzweck ist<br />

Das Büro der Zukunft<br />

Smart Office, digitale Revolution und Co-Working-Spaces<br />

Sie geben Luft und Raum –Berlins Plätze<br />

Wo sind die schönsten, die berühmtesten, die Geheimtipps?<br />

Wohnraum schaffen 02<br />

Mercedes Platz<br />

Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. Nr. 40|27. 38|12. November Oktober 2018


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 23<br />

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Feuilleton<br />

Der Nahtod<br />

wird<br />

lieblich<br />

Spiritualized beim<br />

Synästhesie-Festival<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Geiler Raucherbereich“, so ein<br />

spät ankommender Gast im<br />

Kesselhaus am Prenzlauer Berg, als<br />

hier am Sonnabendabend die vierte<br />

Ausgabe des Synästhesie-Festivals<br />

zu Ende ging. Tatsächlich hat es etwas,umhalb<br />

zehn am Abend bei einer<br />

Rockmusikveranstaltung zu erscheinen,<br />

die bereits seit 14 Uhr<br />

läuft, besonders, wenn diese Veranstaltung<br />

Musikernund Zuhörerngewidmet<br />

ist, die sich verstärkt für die<br />

Effekte erweiterter und gekoppelter<br />

Sinneswahrnehmungen interessieren.<br />

Und als weit nach 23 Uhr der<br />

Headliner des Festivals, die langgediente<br />

britische Opiat-Rock-Band<br />

Spiritualized, die Bühne betrat, hatte<br />

so mancher im Publikum schon<br />

mehrere Wahrnehmungsstufen<br />

transzendiert –mit offenen Armen<br />

tanzte mich ein Mann in„Abercrombie“-Sweater<br />

an und sang das Lied<br />

„Come Together“ eine Oktave höher<br />

mit. Er klang wie ein guter Rod-Stewart-Imitator,<br />

wurde aber dennoch<br />

von anderen ärgerlich weggeschubst.<br />

Wenn man den entschleunigten<br />

Gospel-aus-der-Drogenhölle<br />

von Bandkopf Jason Pierce durchdringen<br />

möchte, will man nicht von<br />

RodStewartangerempelt werden.<br />

Denn seit seinen Anfängen mit<br />

der Drone-Band Spacemen 3 widmet<br />

sich Pierce über simplen Akkorden<br />

und dafür umso komplexerer Instrumentierung<br />

den großen Dingen<br />

im Leben: Sex, Verlust, Gott und<br />

harte Drogen! 1997 erschien mit„Ladies<br />

And Gentlemen We AreFloating<br />

In Space“ sein Opus Magnum, doch<br />

hat Pierce seither beharrlich weitergearbeitet<br />

und seine Mission sehr<br />

ernst genommen –nämlich das musikalische<br />

Äquivalent einer jahrzehntelang<br />

andauernden Nahtoderfahrung<br />

zu kreieren. Dabei hat er<br />

keine Mühe gescheut, Gospelchöre<br />

wurden ebenso eingesetzt wie ein<br />

Krankenwagensirenenorchester.<br />

Das neue Album „And Nothing<br />

Hurt“ist nun so etwas wie ein weises<br />

Alterswerkgeworden; im Kesselhaus<br />

Singt über Sex, Gott und Drogen: Jason<br />

Pierce von Spiritualized ROLAND OWSNITZKI<br />

spielte seine Band im Halbkreis aufgestellt,<br />

Pierce selber sitzend, nach<br />

einigen Klassikern wie „Broken Heart“<br />

das neue Album komplett. Und<br />

obzwar auch hier die typische Spiritualized-Spannung<br />

aus Velvet-Underground-Akkorden,<br />

dicken Klangwänden<br />

und gebrochen emittierten<br />

Beschwörungen des „Lord“ oder eines<br />

„Light“, welches scheinen möge,<br />

erkennbar bleibt, war das Material in<br />

seiner Ganzheit im Kesselhaus etwas<br />

zu lieblich, und man wünschte sich<br />

die furchterregenden Druckwellen<br />

früherer Konzerte zurück.<br />

Immerhin, im walzernden Stück<br />

„The Prize“ schnippten die drei<br />

Backgroundsängerinnen sehr pointiert<br />

die Schläge auf die Snaretrommel<br />

mit, wie wenn man einen Alptraum<br />

hat, in dem Lähmung und<br />

Buddy Holly eine Rolle spielen. Ein<br />

weiterer erleuchteter Mann im Publikum<br />

öffnete die Arme und rief<br />

mehrfach „Jesus“, woraufhin eine<br />

Dame sagte: „Geh mir nicht auf den<br />

Sack, Alter“.<br />

VonFrank Junghänel<br />

Der Film beginnt mit<br />

dem Song „Hurt“, hier<br />

nicht gesungen von<br />

dem todgeweihten<br />

Johnny Cash, sondern von einer<br />

zarten Frauenstimme. „Ihurt myself<br />

today, tosee if Istill feel.“ Ich<br />

habe mich heute selbst verletzt, um<br />

zu sehen, ob ich noch etwas fühle.<br />

Dazu Nadja Uhl inGroßaufnahme.<br />

Damit ist das Leitmotiv gesetzt,<br />

stimmungsmäßig und auch visuell.<br />

Nadja Uhlspielt hier nach fast zehn<br />

Jahren noch einmal die Rolle der<br />

Tanja Bartko, die den Spreewald<br />

einst verlassen hat, nachdem ihr<br />

Mann ermordet worden war.<br />

Nun, da sie zurückkehrt, um mit<br />

ihrem Sohn und ihrem Partner noch<br />

einmal von vorn anzufangen, geschieht<br />

etwas Entsetzliches. AmAnfang,<br />

der das Ende ist, sitzt sie in den<br />

Trümmern ihres Lebens und sieht<br />

sehr traurig aus. Und natürlich sehr<br />

schön. „Ich habe gehofft, dass Sie<br />

kommen werden“, sagt die junge<br />

Frau zum alten Kommissar Krüger<br />

(Christian Redl), dem sie sich auf besondereWeise<br />

verbunden fühlt.<br />

Tiefgreifende Durchwirkung<br />

Der Spreewaldkrimi gehört seit der<br />

Premiere eines Pilotfilms im Jahr<br />

2006 zu den formal interessantesten<br />

Reihen im deutschen Fernsehen.<br />

Das Konzept, regional verwurzelte<br />

Geschichten mit einem Mordfall zu<br />

kombinieren, wird inzwischen flächendeckend<br />

strapaziert, aber meistens<br />

sind die kriminalisierten Gegenden,<br />

ob nun Taunus oder Harz,<br />

austauschbar.Ein bisschen Lokalkolorit,<br />

das war’s dann schon.<br />

Im Spreewald ist das anders und<br />

zu danken ist diese tiefgreifende<br />

Durchwirkung von Landschaft und<br />

Sujet dem <strong>Berliner</strong> Drehbuchautor<br />

Thomas Kirchner („Kruso“, „Der<br />

Turm“), der von Beginn an für die<br />

Reihe verantwortlich zeichnet und<br />

nun auch den elften Fall geschrieben<br />

hat. Obwohl beim vorigen Mal hätte<br />

Schluss sein können. Nach einem<br />

Brandanschlag lag Krüger im Koma<br />

und sah sich schon auf dem Wegins<br />

Totenreich, wo ihm lauter Bekannte<br />

aus früheren Fällen begegnen. Wie<br />

immer im Spreewaldkrimi sind die<br />

Übergänge fließend.<br />

Das Spiel mit den Zeitebenen<br />

macht auch den Reiz des aktuellen<br />

Films aus.Wenn Tanja Bartko in die<br />

Gefilde ihrer Heimat zurückkehrt,<br />

überblenden sich die Bilder von<br />

heute mit jenen vonvor zehn Jahren<br />

(„Der Tote im Spreewald“), da sie<br />

sich von ihrem später getöteten<br />

Mann (Hinnerk Schönemann) im<br />

Dämonen tauchen auf<br />

Eine wundervoll traurige Nadja Uhl im Spreewaldkrimi „Tödliche Heimkehr“<br />

Tanja Bartko(Nadja Uhl) sucht Schutz bei Kommissar Krüger (Christian Redl) HARDY SPITZ<br />

Für die Kunstfreiheit der Politik<br />

Kahn durch die Kanäle staken ließ.<br />

DasGlücksversprechen, an das sie so<br />

fest glaubte, hat sich nicht erfüllt,<br />

aber die Sehnsucht ist geblieben.<br />

Tanja Bartko ist gekommen, um<br />

sich mit ihrem Gefährten Holger<br />

Bingel (Matthias Lier) eine neue<br />

Existenz aufzubauen, von ihrem<br />

Vater hat sie einen Streifen Wiese<br />

gleich am Fließ geerbt, ein „Filetstück“,<br />

wie Bingel meint, der dort<br />

ein Wellness-Hotel hinstellen will.<br />

Tanja ist skeptisch, lässt sich jedoch<br />

überreden, als sie bemerkt,<br />

wie sehr sich ihr Sohn für die sagenhafte<br />

Welt des Spreewalds begeistert.<br />

Besonders fasziniert ist er<br />

vom Plon, einem Flugdrachen, der<br />

Glück und Reichtum verspricht.<br />

Für Kirchner, der seine Geschichten<br />

stets heimat-mythologisch<br />

grundiert, die Gelegenheit, ein<br />

weiteres Fabelwesen aus dem sorbisch-wendischen<br />

Kulturkreis vorzustellen,<br />

im Film von Jan Fehse<br />

flügelschwingend animiert.<br />

Doch nichts an dem, was folgt, ist<br />

aus der Luft gegriffen. Tanja Bartko<br />

gerät mit ihrem Hotelprojekt in die<br />

Fänge globaler Finanzinvestoren, die<br />

im Spreewald ein Spekulationsobjekt<br />

sehen. Auch diese Kritik an den realkapitalistischen<br />

Verhältnissen ist eine<br />

Konstante der Filmreihe, die mit ihrem<br />

Publikumserfolg längst selbst zu<br />

einem Wirtschaftsfaktor in der ökologisch<br />

sensiblen Region geworden ist.<br />

Verratene Ideale<br />

Schließlich wird ein Mensch getötet<br />

und der Heimkehrerin gibt man die<br />

Schuld daran. In einer Vorverhandlung<br />

muss sie sich der Richterin<br />

(Inka Friedrich) und dem Geschehenen<br />

stellen. Nach und nach setzt sich<br />

in Rückblenden und Versatzstücken<br />

(wiederum typisch Spreewaldkrimi)<br />

ein Puzzle aus trügerischen Hoffnungen,<br />

falschen Vorstellungen und<br />

verratenen Idealen zusammen. Die<br />

Kamera sucht immer wieder Tanja<br />

Bartkos Blick und findet doch nur<br />

Verlassenheit.<br />

Kommissar Krüger allerdings hält<br />

zu ihr. Das Koma hat er überlebt,<br />

aber er ist ein anderer geworden.<br />

Weniger grämlich, nahezu milde.<br />

Das Schicksal der Frau geht ihm<br />

nahe und die Begegnungen dieser<br />

beiden zaghaften Menschen, denen<br />

das Leben nicht das geben konnte,<br />

was sie sich erhofft hatten, sind im<br />

Film berührend inszeniert.<br />

Angesichts des fatalen Finales ist<br />

man geneigt, den Showdown für den<br />

Schlusspunkt im Spreewaldkrimi<br />

überhaupt zu halten. Aber die<br />

nächste Episode ist schon abgedreht.<br />

Spreewaldkrimi 20.15 Uhr,ZDF<br />

Nora Abdel-Maksouds Stück „The Sequel“ dreht den Diskurs über Political Correctness im Gorki-Studio durch den Wolf<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Actionfilm-Regisseurin<br />

Gordon<br />

hat eine Grundformel: Ein Film<br />

ist „entweder politisch oder er ist<br />

gut“. Und weil sie selbstredend nur<br />

gute Filme macht, wobei gut heißt:<br />

Kassenschlager, hält sie sich strikt<br />

daran, politisch taub zu sein. Genau<br />

besehen ist das natürlich Unsinn,<br />

denn demonstrative Politikferne,<br />

Gordon nennt es gezielt „politisch<br />

unkorrekt sein“, ist natürlich selbst<br />

durch und durch politisch. Doch<br />

geht es ihr nicht um Sinn oder Genauigkeit,<br />

sondernumGeld.<br />

Um die Politik auch darin geht es<br />

ihrer Erfinderin Nora Abdel-Maksoud,<br />

die uns an diesem Abend in<br />

eine neue Folge ihrer skurril-ironischen<br />

„Making Of“-Reihe im Gorki-<br />

Studio vorein Filmset dieser Gordon<br />

setzt. Bühnenbildnerin Katharina<br />

Faltner hat es hinter eine Wand gelegt,<br />

auf dass wir durch ein Fenster<br />

wie durch eine offene Kinoleinwand<br />

hindurch ins Live-Geschehen des<br />

Filmemachens blicken. Auch dort<br />

wirdnun die x-te Folge der Superhelden-Reihe<br />

„Fledermausmann“ gedreht.<br />

Diesmal aber will Gordon ein<br />

großes „Manifest“ daraus machen:<br />

für die Meinungs- und Kunstfreiheit<br />

–von Politik! „1984 oder DieFreiheit<br />

zu sagen, dass ein Fledermausmann<br />

ein Fledermausmann ist“ heißt der<br />

Schinken, der das Abendland vorder<br />

„Political Correctness“ retten soll.<br />

Denn seit „MeToo“ macht sie der<br />

Superhelden-Filmindustrie das Leben<br />

zur Hölle.„Political Correctness<br />

gehört einfach auf den Müllhaufen<br />

der Gesch...“ nein, das sagt Gordon<br />

nicht, der Stella Hilb schönste Verbissenheit<br />

gibt. Aber es hallt hörbar<br />

mit und schon stecken wir tief drin in<br />

der braun-bunten PC-Gemengelage,<br />

die Abdel-Maksoud mit dieser<br />

schrillen Diskurs-Komödie durch<br />

den Ironiewolf dreht.<br />

„The Sequel“, die Fortsetzung,<br />

heißt sie und schreibt das Stück „The<br />

Making Of“ weiter, das vor knapp<br />

zwei Jahren am selben Ort Erfolge<br />

Rolle hier,Rolle da: Taner Sahintürkals<br />

Dolph Lundgren.<br />

UTE LANGKAFEL/MAIFOTO<br />

feierte. Damals kreisten die hitzigen<br />

Kippfiguren um die brandaktuelle<br />

Frauenempörung gegen Gewalt.<br />

Nun müssen die antifeministische<br />

Hardcore-Kämpferin Gordon und<br />

ihr verirrt-femininer „Fledermausmann“<br />

Mads (Eva Bay) wieder ran<br />

und die vonlinks anrückende Bereinigung<br />

diskriminierender Sprache<br />

bekämpfen. Denn wichtiger als jede<br />

Rücksichtnahme ist Gordon die urwüchsige<br />

Ausdruckskraft zufälligerweise<br />

nun mal meist weißer Männer.<br />

Es muss nach Schweiß und Erde riechen,<br />

und dafür hat Gordon diesmal<br />

einen zweiten Helden engagiert:<br />

Dolph Lundgren persönlich, der groteskerweise<br />

Mads Vater ist und in Taner<br />

Sahintürk einen wunderbar begriffsstutzigen,<br />

öl- und blutverschmierten<br />

Muskelmann bekommt.<br />

Beide müssen sich gegen die linksextreme,<br />

blutrünstige Hashtag-Soldatin<br />

Matteo wehren, die Svenja Liesau<br />

zwischen Naivität und Übermut<br />

schön hölzernparodiert.<br />

Das alles switcht rasant hin und<br />

her zwischen Spiel- und Reflexionsebenen,<br />

Rolle hier,Rolle da, und tatsächlich<br />

führt Nora Abdel-Maksoud<br />

das Verschwinden jeden Gespürs für<br />

Realität und Mythenbildung geschickt<br />

vor. Doch bleibt alles extrem<br />

verwitzelt. Reicht Weglachen noch?<br />

Gorki-Studio,wiederam1., 2.12., 20.30Uhr<br />

Der Herr<br />

der<br />

Bilderrätsel<br />

Zum Toddes britischen<br />

Regisseurs Nicolas Roeg<br />

VonHarry Nutt<br />

Obwohl er seine Zuschauer stets<br />

in opulente Bilderwelten entführte,<br />

hat er es ihnen nie leicht gemacht.<br />

Das lag vor allem an der<br />

nicht-linearen Erzählweise, die für<br />

fast alle Filme des britischen Regisseurs<br />

Nicolas Roeg charakteristisch<br />

ist. Er inszenierte Gefühle und<br />

Ängste, und um deren suggestive<br />

Wirkung noch zu verstärken, löste er<br />

absichtsvoll alles auf, was den Zuschauer<br />

in Sicherheit zu wiegen vermag.<br />

Nachvollziehbare<br />

Plots<br />

sucht man in<br />

Roegs Filmen<br />

meist vergeblich,<br />

weshalb sie in<br />

den frühen 80er-<br />

Jahren zu einem<br />

beliebten Spiel<br />

für Cineasten Nicolas Roeg<br />

wurden. Roegs (1928 –2018)<br />

Filme erschließen<br />

sich oft erst nach dem dritten Sehen,<br />

aber das kam der ästhetischen<br />

Postmoderne gerade recht.<br />

Nicolas Roegs erster Spielfilm gilt<br />

heute als Meisterwerk. „Wenn die<br />

GondelnTrauer tragen“ wurde durch<br />

die gezielte Verwirrung von Raumund<br />

Zeitgefühl zu einer Art Genre-<br />

Klassiker des artifiziellen Horrors.<br />

Donald Sutherland und Julie Christie<br />

spielen darin ein Ehepaar, das seine<br />

Tochter durch einen Unfall verloren<br />

hat und vonder sie annehmen, dass<br />

sie sich ihnen während eines Aufenthalts<br />

in Venedig fortwährend zeigt.<br />

Hauptdarsteller des Films aber ist<br />

die morbid-schöne Lagunenstadt<br />

mit ihren verwinkelten Gassen, die<br />

dem Paar die Orientierung raubt.<br />

DerFilm von1973 war Roegs Debüt<br />

als Regisseur, doch die formale<br />

Sicherheit von „Don’t Look Now“,<br />

wie der Film im Original hieß, ließ erkennen,<br />

dass hier kein Anfänger am<br />

Werk war.Als Kameramann vonFred<br />

Zinneman, John Schlesinger,<br />

François Truffaut („Fahrenheit 451“)<br />

und Richard Lester hatte Roeg bereits<br />

kräftige Spuren im Filmgeschäft<br />

hinterlassen. Durch letzteren hat er<br />

auch die Verknüpfung von Pop und<br />

Kino kennengelernt.Während Lester<br />

John Lennon für das Kino entdeckte,<br />

beschäftigte Roeg Popstars wie David<br />

Bowie („Der Mann, der vom<br />

Himmel fiel“), Mick Jagger („Performance“)<br />

und Art Garfunkel („Black<br />

out“)vor der Kamera. Dabei interessierte<br />

er sich weniger für deren darstellerische<br />

Begabung, sondern für<br />

deren unmittelbarePräsenz. Nicolas<br />

Roeg entwarfseine Filme als psychologische<br />

Rätsel, am heitersten in „Insignificance“,<br />

in dem er eine Begegnung<br />

zwischen Albert Einstein, Marylin<br />

Monroe und dem Kommunistenjäger<br />

McCarthy stattfinden ließ,<br />

in deren Verlauf Monroe anhand herumliegender<br />

Spielzeuge die Relativitätstheorie<br />

erklärt. Dargestellt wird<br />

sie vonTheresa Russel, mit der Roeg<br />

eine Reihe weiterer Filme drehte und<br />

mit der er auch einige Jahreverheiratet<br />

war. AmFreitag ist Nicolas Roeg<br />

im Alter von90Jahren gestorben.<br />

GETTY IMAGES<br />

TOP 10<br />

Sonnabend, 24. November<br />

1 Tagesschau ARD 6,10 22 %<br />

2 Sportschau ARD 5,09 21 %<br />

3 Wer weiß denn...? ARD 4,85 17 %<br />

4 Das Supertalent RTL 3,97 13 %<br />

5 Quiz-Champion ZDF 3,25 11 %<br />

6 Sportschau ARD 3,03 15 %<br />

7 heute ZDF 2,90 12 %<br />

8 Der Bergretter ZDF 2,82 10 %<br />

8 heute-journal ZDF 2,82 13 %<br />

10 RTL aktuell RTL 2,80 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

19.00 Studio: Alles beginnt mit Liebe (Maksim<br />

Averin)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00 Kleines Haus: Aufder Straße<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Zwei wie Bonnie und Clyde<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: Die Glasmenagerie<br />

Glaspalast auf dem Pfefferberg (& 939 35 85 55)<br />

19.30: One Night Stand –Ein Shakespeariment: Maß<br />

für Maß<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

19.30: Anatevka<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Lö Grand Bal Almanya –57Jahre Scheinehe.<br />

Ein Singspiel<br />

Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />

19.00 Märchenhütte: Rotkäppchen /Hase und Igel<br />

19.30: Fischer und sin Fru/Kaiser Trojan<br />

Prime Time Theater (& 49 90 79 58)<br />

20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00 Bruckner-Foyer: Pink –Manchmal braucht’s<br />

nur einen Lippenstift ...<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00: Italienische Nacht<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

18.00: L’incoronazione di Poppea<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.00: Des Menschen Unterhaltsprozess gegen<br />

Gott. Ein Funkoratorium vonB.A.Zimmermann nach<br />

Calderón<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic –English Comedy<br />

(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundART&Comedy Theater<br />

(& 017 95 34 66 96) 20.00: Männer über 40<br />

(MargaBach)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Pss Pss (Camilla Pessi &Simone Fassari)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30: Frauen HAUEN! (Kuhn &Leibold)<br />

20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Deutschland sucht den Weihnachtsmann<br />

(Lars Kemter,Susanne Menner)<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

19.45: Die große radioeins Satireshow(Florian<br />

Schroeder &Gäste)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

19.00: Krimidinner:Der Teufel der Rennbahn<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Hören Sie es riechen...? (UweSteimle)<br />

KLASSIK<br />

Hochschule für MusikHanns Eisler<br />

(& 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Klavierforum –<br />

Tänze auf dem Klavier<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: Boulez Ensemble XVI, Donatienne Michel-<br />

Dansac (Mezzosopran), Ltg.François-Xavier Roth<br />

(Moderation), Pierre Boulez: Le Marteau sans maître<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

15.00 Apollosaal: Recital Alexandre Tharaud (Klavier),<br />

Barocktage2018, Jean-Philippe Rameau: Suite en La<br />

Allemande, Sarabande, Fanfarinette und Gavotte et<br />

doubles aus „Nouvelles suites de pièces de clavecin“;<br />

François Couperin: Sechs Stückefür Klavier –La<br />

Logivière, Les Calotines, Les Rozeaux, Passacaille, Les<br />

Ombres errantes, Tictoc choc; Ludwig vanBeethoven:<br />

Sonate Nr.31As-Dur op. 110<br />

UdK Kammersaal (& 318 50)<br />

19.30: Vortragsabend Studiengang Künstlerisch-Pädagogische<br />

Ausbildung<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />

19.00: Vortragsabend Klavierklasse Prof. Björn<br />

Lehmann<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama<br />

(ab 4bis 8J.)<br />

10.30: Spaghettihochzeit (ab 9J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Ausdie Maus (ab 8J.)<br />

Humboldt-Box (Schlosspl. 5)<br />

9.00: Das ist auch unsere Baustelle!<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

Martin-Gropius-Bau (& 25 48 60)<br />

16.30: Kinderakedemie: Zeitkapsel, zur Ausstellung<br />

„Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ (ab 9<br />

bis 12 J.)<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: ART &KIDS<br />

Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />

21.00 Märchenhütte: Hase und Igel /Der Wolf und<br />

die sieben Geißlein,<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

10.00: Die Zauberflöte, Oper vonMozartals Marionettentheater<br />

(ab 6J.)<br />

Schaubude Puppentheater (& 423 43 14)<br />

10.00: MutigePrinzessin Glücklos, Erzähltheater mit<br />

Zauberfaden und Papier (ab 7bis 12 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Mias Hase lebt im Himmel, PingPonyCompany<br />

(ab 5J.)<br />

Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />

11.00 Alter Orchesterprobensaal: KinderkonzertI,<br />

Barocktage2018 (ab 3bis 5J.)<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Das Tierhäuschen (ab 5bis 9J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Frau Holle, Theater LaKritz, Erzähltheater (ab 3<br />

bis 9J.). Anm. erf.<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

11.00: Just Thirteen, PlatypusTheater,English Theater<br />

(ab 11 bis 14 J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Brasilianische Botschaft (& 72 62 81 31)<br />

19.00: DieHälfte der Neuen Welt, Carola Lambelet,<br />

Mod.: Christiane Quandt. Anm. erf.<br />

Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />

19.30: Der aufblasbare Engel, Zaza Burchuladze<br />

21.00: Wortservierung: Wutist ein Geschenk –Das<br />

Vermächtnis meines Großvaters Mahatma Gandhi,<br />

Arun Gandhi mit Richard Burger<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Der StachelimGesäss der Bourgeoisie, Kaleb<br />

Erdmann &Jakob Mayer<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: LiteraturLive: Die Suche, Charlotte Link,<br />

Buchpremiere<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

Tschechisches Zentrum (& 206 09 89 11)<br />

19.00: Tschechien erlesen: Hana, Alena Mornštajnová<br />

Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />

20.00: offene Lesebühne Pankow<br />

Kino<br />

Zwillinge, nach<br />

der Geburt<br />

getrennt<br />

Für „Mein 20. Jahrhundert“<br />

wurde Ildikó Enyedi 1989<br />

in Cannes als Debütantin mit<br />

der Goldenen Kamera als<br />

beste Nachwuchsregisseurin<br />

ausgezeichnet. Fast 30 Jahre<br />

später gewann sie mit „Körper<br />

und Seele“ bei der Berlinale<br />

den Goldenen Bären. Endlich<br />

gibt es wieder Gelegenheit, ihr<br />

Erstlingswerk imKino zu sehen.<br />

Nach dem Todder Mutter<br />

werden Zwillingsschwestern<br />

getrennt und in verschiedene<br />

Richtungen verschlagen, ehe<br />

sie sich am Silvesterabend<br />

1899 im Orient-Express wiedertreffen.<br />

Der Rückblick auf<br />

die gegensätzlichen Lebenswege<br />

der Schwestern–die eine<br />

ist Anarchistin geworden, die<br />

andere schlägt sich als Hochstaplerin<br />

durch –macht Hoffnungen<br />

und Erwartungen am<br />

Ausgang des 19. Jahrhunderts<br />

deutlich. Dorota Segda meistert<br />

indem Film die Dreifachrolle<br />

der Zwillinge und ihrer<br />

Mutter. Frank Junghänel<br />

Mein 20.Jahrhundert 18 Uhr,Kino in<br />

der Brotfabrik,Caligariplatz 2<br />

Hinter all diesen<br />

Fenstern<br />

Wenn jäh das Grauen über unser Leben<br />

kommt: Die famose Charlotte Link liest in<br />

Berlin aus ihrem Bestseller „Die Suche“<br />

WasSie schon immer über Ihr Leben wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Charlotte Link weiß es und sie schreibt darüber.<br />

Wer nennt die Namen,<br />

zählt die Klagen? Kein<br />

Mensch liest mehr ein<br />

Buch, so heißt es landaus,landein.<br />

Charlotte Link kann da<br />

nur lässig die Augenbraue lupfen. 28<br />

Millionen Bücher stehen auf ihrem<br />

Verkaufskonto. Ihr neuer Roman<br />

„Die Suche“ war auch schon wieder<br />

auf dem Spitzenplatz der Spiegel-<br />

Bestsellerliste. Und wenn sie liest,<br />

wie am heutigen Montag im <strong>Berliner</strong><br />

Pfefferberg-Theater, dann grundsätzlich<br />

vorausverkauften Rängen.<br />

Klar, sagt sie, sei es von Vorteil,<br />

„wenn sich ein Autor, sowie ich, in<br />

einer Zeit aufbauen konnte, als es<br />

dem Buchhandel noch viel besser<br />

ging“. Andererseits gelingt ihr mit<br />

ihren geschmeidig geschriebenen,<br />

psychologisch ausgefeilten Krimis<br />

genau das,was alle wollen und doch<br />

nur so wenige hinbekommen: junge<br />

Menschen zu begeistern, solche, die<br />

das Interesse für bedrucktes Papier<br />

gemeinhin für einen therapieresistenten<br />

Fimmel von Menschen über<br />

50 halten. Was umso erstaunlicher<br />

ist, da man noch bei jedem ihrer<br />

Romane 600 und mehr Seiten zu<br />

bewältigen hat.<br />

Christian Seidl<br />

mag Krimis, erst recht, wenn sie in<br />

Britannien spielen –und umso mehr,<br />

wenn die Klippen und Hochmoore<br />

mehr sind als bloße Kulisse, so wie bei<br />

Charlotte Link: Die erfolgreichste<br />

deutsche Schriftstellerin ist auch die<br />

erfolgreichste deutsche Schriftstellerin in<br />

England. Kate Linville darf in Würde in<br />

Northumberland ermitteln.<br />

Charlotte Link ist viel zu bescheiden,<br />

um in den Umstand, dass „auch<br />

die Jungen, die Anfang bis Mitte<br />

zwanzig sind“, zu ihren Lesungen<br />

strömen, irgendetwas hineinzugeheimnissen:<br />

eine Formel, die sie gefunden<br />

hat, ein Rezept, das nur sie<br />

kennt. In stillen Momenten gesteht<br />

sie gleichwohl ein, dass sie bei allem<br />

genau darauf „besonders stolz“ ist.<br />

„Die Suche“ ist nicht die schlechteste<br />

Wahl, um ihrem Geheimnis zumindest<br />

ansatzweise auf die Spur zu<br />

kommen. Der Roman spielt, wie so<br />

oft bei Charlotte Link, im Nordosten<br />

Englands. Esgeht um drei vermisste<br />

Teenager-Mädchen und um ein viertes,<br />

das von zuHause ausreißt. Ob<br />

die Fälle miteinander zu tun haben,<br />

ist unklar. Sie liegen Jahre auseinander,die<br />

Biografien der Mädchen und<br />

die Umstände vonderen Verschwinden<br />

sind grundverschieden.<br />

Dann wird von einem der Mädchen<br />

die Leiche gefunden, ein anderes<br />

taucht wieder auf und spricht<br />

nicht. Ein vertrackter Fall, der das<br />

aus „Die Betrogene“ bekannte Ermittlerpaar<br />

Caleb Hale und Kate Linville<br />

wieder zusammenbringt: beide<br />

vom Leben selbst und dem Leben<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Vorname<br />

15.00, 20.30; AStar Is Born 17.30<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Cold War: Der Breitengrad<br />

der Liebe 15.15, 20.30; Was uns nicht umbringt<br />

17.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26)Bohemian Rhapsody<br />

14.15,17.20,20.30<br />

Delphi LUX (& 322 931040) ColdWar: Der Breitengrad<br />

der Liebe –Zimna wojna (OmU) 16.00;<br />

#Female Pleasure 18.10; Aufbruch zum Mond<br />

–First Man (OmU) 20.30; Girl 13.40; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 21.00; Loro –Die Verführten 14.00,<br />

17.20;The Cakemaker (OmU) 15.30,20.40; Juliet,<br />

Naked (OmU) 14.15, 17.30; Juliet, Naked 15.00,<br />

20.00; Der Trafikant 15.40, 18.20; Suspiria (OmU)<br />

21.30; Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachtenerfand<br />

14.00, 16.30; Russische Filmwoche: Die<br />

Begleiterin –Provodnik (OmU) 21.00; Werk ohne<br />

Autor 16.30; DerAffront 19.00<br />

Filmkunst 66 (& 882 1753) Auf der Suche nach<br />

dem alten Tibet –Eine Reise zu Buddhas Erben (m.<br />

Gast u. Gespräch) 18.00, 20.00; Wasuns nicht umbringt<br />

17.30; Der Dolmetscher 20.15<br />

Kant Kino (& 319 98 66) 25 km/h 15.10,<br />

17.50, 20.30; Aufbruch zum Mond – First Man<br />

(OmU) 14.30, 17.30, 20.30; The Guilty 14.30,<br />

19.00; Book Club –Das Beste kommt noch 16.40;<br />

BlacKkKlansman 21.00; Jupiter‘s Moon 14.30,<br />

20.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.15; Der Vorname 15.40, 17.50, 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.20,<br />

17.25, 20.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

14.45;Bohemian Rhapsody17.00, 20.00;3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

23.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

13.30, 16.30, 19.40, 22.50; Charles Dickens:<br />

Der Mann, der Weihnachten erfand 15.00;<br />

Nur ein kleiner Gefallen 17.30, 20.10; Bohemian<br />

Rhapsody 22.50; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 15.15; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 17.45; 25km/h 20.15; Halloween 23.00;<br />

Bohemian Rhapsody 15.00; 25 km/h 18.00;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald (OF)<br />

20.40;25km/h 15.10;Charles Dickens: Der Mann,<br />

der Weihnachten erfand 17.50; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 20.15; Abgeschnitten 22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Der Affront<br />

–L‘insulte (OmU) 11.00; 25 km/h 13.00; A<br />

Star Is Born (OmU) 15.15; Reise nach Jerusalem<br />

17.30; Loro –Die Verführten 19.45; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 22.15; Bad Times atthe El Royale<br />

(OmU) 11.00; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel<br />

als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 13.20;<br />

Wo bist du, Joao Gilberto? –Where Are You, Joao<br />

Gilberto? (OmU) 14.50; Mein Bruder heißt Robert<br />

und ist ein Idiot 16.50; Suspiria (OmU) 20.00; Leto<br />

22.40;Venom (OF) 11.00; Isle of Dogs –Ataris Reise<br />

(OmU) 12.50; Elliot, das kleinste Rentier 14.40;<br />

Die Unglaublichen II 16.15; Charles Dickens: Der<br />

Mann, der Weihnachten erfand 18.15; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 20.15; Halloween 22.30<br />

Intimes (& 29 77 76 40) 25 km/h 16.45; Der Trafikant<br />

19.00; Assassination Nation (OmU) 21.15;<br />

Herr Lehmann (OmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Der Vorname<br />

16.00, 20.15; Gundermann 17.45; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 22.00; Unser Saatgut: Wir ernten, was<br />

wir säen –Seed: The Untold Story (OmU) 16.15;<br />

Pink Elephants (OmU) 18.00; Wo bist du, Joao<br />

Gilberto? –Where Are You, Joao Gilberto? (OmU)<br />

19.45;Why AreWeCreative? (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 13.30, 14.10,<br />

16.15, 19.30, 22.45; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 13.50; Die Unglaublichen II 14.00;<br />

Bohemian Rhapsody (OF) 14.00; Smallfoot –Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.05; Juliet, Naked 14.15;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.15, 16.30,<br />

18.45; Verschwörung 14.20, 17.20, 20.20, 23.10;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.30, 17.15, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 14.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />

14.30; Bohemian Rhapsody 14.30, 16.40, 19.50;<br />

Ballon 15.00; IMAX 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 16.45, 20.00, 23.15;<br />

Night School 16.45, 19.30; Nur ein kleiner Gefallen<br />

16.55, 19.45, 22.45; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 16.55; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes<br />

of Grindelwald (OF) 17.00; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.30, 20.15; Aufbruch zum<br />

Mond 17.30; 25km/h 17.30, 20.20; Der Vorname<br />

18.00, 20.30; Verschwörung –The Girl in the<br />

Spider‘s Web (OF) 20.20; Halloween 20.25, 23.00;<br />

Sneak Preview 21.00; Charles Dickens: Der Mann,<br />

der Weihnachten erfand 21.15; Assassination Nation<br />

22.55<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Girl (OmU)<br />

18.00; AStar IsBorn (OmU) 20.00; Gundermann<br />

22.30;Reise nachJerusalem 18.00;Murer –Anatomie<br />

eines Prozesses 20.15; Dogman (OmU) 22.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen II 16.15, 19.30; 25 km/h 16.40; Bohemian<br />

Rhapsody 16.45, 19.50; Der Vorname 16.50;<br />

Verschwörung 17.00, 20.00; Phantastische Tierwesen<br />

II 17.15, 20.30; 3D: Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 17.15, 20.10; Nur ein kleiner Gefallen<br />

19.40; Halloween 19.45<br />

Kino Kiste (& 9987481) The Guilty 14.00; Smallfoot–Ein<br />

eisigartiges Abenteuer16.00;Wuff 17.55;<br />

Gundermann 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00,<br />

17.00, 19.30, 20.00; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />

17.00, 19.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

14.20, 18.10; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 14.20, 19.40; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 14.30; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.40; Die Unglaublichen II 14.45; Elliot, das<br />

kleinste Rentier 14.50; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 15.00, 16.20, 20.15;<br />

Verschwörung 16.50, 19.50; Klassentreffen 1.0 –<br />

Die unglaubliche Reise der Silberrücken 16.50; 25<br />

km/h 17.10;3D: DerNussknacker unddie vier Reiche<br />

17.20; Venom 17.30; Halloween 19.50; Night<br />

School 20.00; Nur ein kleiner Gefallen 20.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B BlacKkKlansman<br />

(OmU) 16.10, 19.00; Suspiria (OF) 22.00<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Back tothe<br />

Fatherland (OmU) 18.00; Leto (OmU) 18.15; Reise<br />

nachJerusalem 19.30; In My Room20.45;Matangi<br />

/Maya /M.I.A.(OmU) 21.45<br />

Moviemento (& 692 47 85) Wunder 12.00; #Female<br />

Pleasure (OmU) 15.15,17.30,19.45, 22.00;<br />

Cinefete: Der kleine Fuchs und seine Freunde: Das<br />

große Kinoabenteuer –Legrand mechant Renard et<br />

autres contes... (OmU) 11.00; Elliot, das kleinste<br />

Rentier 14.15; Der kleine Spirou 16.15; Cold War:<br />

Der Breitengrad der Liebe –Zimna wojna (OmU)<br />

18.15,20.15, 22.15; Die Migrantigen 9.00; Liliane<br />

Susewind –Ein tierisches Abenteuer14.30;Wildhexe<br />

16.45; Der Dolmetscher –The Interpreter (OmU)<br />

19.00; Suspiria (OmU) 21.30<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Afabrica de<br />

nada (OmU) 20.00<br />

Sputnik (& 694 11 47) Der Klang der Stimme<br />

16.00; A Star Is Born (OmU) 17.30; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 20.00; Mandy (OmU) 22.15;<br />

Durch die Wand –The Dawn Wall (OmU) 16.00; #Female<br />

Pleasure (OmU) 18.00; Dogman (DF) 19.45;<br />

Suspiria (OmU) 21.30; Kinobar im Sputnik Why<br />

Are We Creative? (OmU) 19.00; Matangi /Maya /<br />

M.I.A. (OmU) 21.15<br />

Yorck (& 78 91 32 40) 25km/h 17.00, 20.30;<br />

#Female Pleasure 18.15; New Cold War: Der Breitengrad<br />

der Liebe 16.00, 19.40, 21.50<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 14.45; Charles Dickens: Der<br />

Mann, der Weihnachten erfand 15.00, 20.30; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

15.15,17.00,20.00; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 15.45; Bohemian Rhapsody 17.15, 20.15;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.30;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 18.00; Der<br />

Vorname 18.15, 20.15; 25 km/h 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Reise nach<br />

Jerusalem 13.00;ColdWar:Der Breitengradder Liebe<br />

13.00, 18.15, 20.15; 25 km/h 13.00, 17.45;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

15.00, 20.15; Elliot, das kleinste Rentier 15.30;<br />

Bohemian Rhapsody 15.30; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.30; 3D:<br />

Venom 20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 14.00;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00, 16.45,20.00;Der Nussknackerund die vier<br />

Reiche 14.00; Bohemian Rhapsody 14.00, 16.35,<br />

19.45; Die Unglaublichen II 14.10; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.15,<br />

17.10, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />

14.20; Night School 14.45, 19.50; Verschwörung<br />

17.00, 20.00; Nur ein kleiner Gefallen 17.10,<br />

20.05; 25km/h 17.15; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 17.30; 3D: Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 17.30; Abgeschnitten 19.50; Halloween<br />

20.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Wildhexe 17.00; Nanouk<br />

(OmU) 19.00; Glücklichwie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(OmU) 21.00; Wo bist du, Joao Gilberto? –Where<br />

Are You, Joao Gilberto? (OmU) 18.00; Familie<br />

Brasch (DFmenglU) 20.00; The Guilty –Den skyldige<br />

(OmU) 22.00<br />

Babylon (& 242 59 69) Champagner &Macarons:<br />

Ein unvergessliches Gartenfest – Place publique<br />

(OmU) 17.15; Wackersdorf 17.30; Watch! Indonesia:<br />

Lima (OmU; m. Gast u.Diskussion) 18.00;<br />

Rams (OmenglU) 19.30; Dogman (OmU) 20.00;<br />

Watch! Indonesia: Mata tertutup –The Blindfold<br />

(OmenglU) 20.15; 2001: Odyssee imWeltraum –<br />

2001: ASpace Odyssey (OmU) 21.30; Watch! Indonesia:<br />

Paradise Later /Jakarta Disorder (OmU)<br />

22.15; The Guilty –Den skyldige (OmU) 22.15<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />

Cinefete: Ein Sack voll Murmeln –Unsac de billes<br />

(OmU) 8.30; Suspiria (OmU) 11.15; Der Dolmetscher<br />

–The Interpreter (OmU) 14.15, 19.00; The<br />

Cakemaker (OmU) 16.30; AStar Is Born (OmU)<br />

21.30; Elliot, das kleinste Rentier 12.15; Cinefete:<br />

Avoix haute –Laforce de la parole (OmU) 14.00;<br />

Wildhexe 16.15; Suspiria (OmU) 18.30, 21.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 11.00; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 11.00,<br />

13.30, 16.10, 19.30, 23.00; Wuff 11.10; Elliot, das<br />

kleinste Rentier 11.10; Wildhexe 11.20; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 11.30,<br />

14.20, 17.10, 20.30, 22.30; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 11.45, 13.30; Ballon 12.00;<br />

Der Vorname 13.50, 17.50; 3D: Venom 14.00; Die<br />

Unglaublichen II 14.15; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 14.40; 25km/h 15.00; Nur ein kleiner<br />

Gefallen 16.20, 20.00, 22.50; Bohemian Rhapsody<br />

16.40, 19.40, 22.50;AStar Is Born 16.50; 3D:<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 17.00, 19.45;<br />

Night School 17.20, 20.10, 23.00; Verschwörung<br />

17.30, 20.20, 23.15; Aufbruch zum Mond 19.20;<br />

Halloween 20.20, 23.10; Abgeschnitten 23.00<br />

Hackesche Höfe (& 283 4603) Nanouk (OmU)<br />

14.30; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />

16.30,19.30; InMyRoom (DFmenglU) 22.30; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 19.30, 22.15; Girl (OmU)<br />

15.00; Juliet,Naked (OmU) 17.15, 19.30; AStar Is<br />

Born (OmU) 21.45;Was uns nicht umbringt 14.30,<br />

17.15; #Female Pleasure (OmU) 20.00; Touch Me<br />

Not (OmU) 22.15; Cold War: Der Breitengrad der<br />

Liebe (OmU) 15.00, 17.00, 19.00; Mein Bruder<br />

heißt Robert und ist ein Idiot 21.00<br />

International (& 24 75 60 11) Bohemian Rhapsody<br />

16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00,<br />

22.00; MonGay: Preview:Alexander McQueen –Der<br />

Film (OmU) 22.15<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00, 16.00, 19.30; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 14.00, 16.30; Gänsehaut 2 14.10;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.15; HotelTranssilvanien<br />

3:Ein Monster Urlaub 14.15; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 14.20, 17.00; 25<br />

km/h 14.20; Müslüm (OmU) 14.35, 16.45, 20.00;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.30, 19.45; Die Unglaublichen II 16.35;<br />

So viel Zeit 17.05; Night School 17.10, 20.40;<br />

Verschwörung 17.30, 20.15; ultrAslan –AVRUPA<br />

(OmU) 18.50; Bizi Hatirla (OmU) 19.40; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />

Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF) 19.50;<br />

Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak Preview 20.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Girl (OmU) 14.00<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Suspiria (OF) 17.15;<br />

Suspiria (OmU) 20.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Jupiter‘s Moon 14.45;<br />

Bohemian Rhapsody (OmU) 17.30, 20.30; Loro<br />

–Die Verführten (OmU) 16.10; Werk ohne Autor<br />

19.30; Cold War: Der Breitengrad der Liebe 15.15,<br />

20.00; Der Trafikant 17.20; An den Rändern der<br />

Welt 14.45;Juliet,Naked (OmU) 16.45, 19.00;Bad<br />

Times atthe El Royale (OmU) 21.15<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts:<br />

The Crimes of Grindelwald (OmU) 17.15, 20.15;<br />

Bohemian Rhapsody (OF) 17.40,20.40; Verschwörung<br />

–The Girl in the Spider‘s Web (OmU) 16.20,<br />

19.00; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />

17.30, 21.30; AStar IsBorn (OmU) 17.00,20.00<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Die Unglaublichen II13.50; Phantastische Tierwesen:Grindelwalds<br />

Verbrechen 14.00, 16.45; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 14.15; Bohemian<br />

Rhapsody 16.30, 19.45; 3D: PhantastischeTierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 17.10, 20.30; Sneak<br />

Preview 20.15<br />

Wolf (& 921 039333) In My Room (DFmenglU)<br />

12.00, 21.10;Glücklichwie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(Omdt+englU) 12.00; Die andere Seite von allem<br />

–Druga strana svega (OmU) 14.20; Touch Me Not<br />

(OmU) 16.30; Das kleine Gespenst 16.50; Matangi<br />

/Maya /M.I.A. (OmU) 19.00; Dogman (OmU)<br />

19.00; Suspiria (Omdt+englU) 21.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 25 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

mit dem Verbrechen schwer deformiert.<br />

Und beide, wie Hale an einer<br />

Stelle sagt, nur in einem Punkt sicher<br />

–„dass die Eltern bestimmt nicht<br />

alles über ihreTochter wussten“.<br />

Es ist der zentrale Punkt, in „Die<br />

Suche“, aber auch sonst bei Charlotte<br />

Link: die in jedem schlummernde<br />

Furcht, dass sich das Leben<br />

oder das, was man dafür hielt, als<br />

Trugbild erweist: dass man ein kleines<br />

Teil übersehen hat beim mühsamen<br />

Zusammenzimmern dieses Lebens<br />

–und deshalb nun alles zusammenbricht.<br />

Link spielt bravourös mit<br />

diesen Ängsten und schickt ihre Figuren<br />

respektive die Leser durch genau<br />

das Grauen, von dem sie stets<br />

hofften, dass es nur ihren bösen<br />

Träumen entsprang.<br />

Unddas alles nicht um des Grauens<br />

willen. Charlotte Link interessiert<br />

daran, „dass die Fassaden bröckeln,<br />

wenn normalen Menschen etwas<br />

ganzund gar Unerwartetes passiert:<br />

was sie sich aufgebaut haben,<br />

das Bild, das sie nach außen vermitteln.<br />

Dahinter zu schauen und zu sehen,<br />

was steckt wirklich hinter diesem<br />

Menschen, wie konnte er in<br />

diese Situation kommen, in der er<br />

LITERATUR<br />

Charlotte Link: Die Suche<br />

26.11., 20 Uhr,Pfefferberg-Theater,<br />

Schönhauser Allee 176. 14,50 Euro<br />

Maik Brüggemeyer:<br />

I’ve been looking for Frieden<br />

27.11., 19.30 Uhr,Maschinenhaus,<br />

Knaackstr.97. 12 Euro<br />

Kolja Mensing: Fels<br />

30.11., 20 Uhr,Buchhandlung Montag,<br />

Pappelallee 25. 5Euro<br />

WWW.JULIABAIER.DE<br />

jetzt ist – das finde ich das Spannende.“<br />

Für alle, die keine Karte für Charlotte<br />

Links Lesung im Pefferberg-<br />

Theater ergatternkonnten, bietet die<br />

Krimibuchhandlung Miss Marple in<br />

der Weimarer Straße in Charlottenburg<br />

einen kleinen Trost: Dort gibt<br />

die Autorin amDienstag ab 16 Uhr<br />

eine Zugabe und signiertBücher.<br />

Am Abend geht eswieder hoch<br />

nach Prenzlauer Berg: Im Maschinenhaus<br />

in der Kulturbrauerei liest<br />

Maik Brüggemeyer aus seinem sehr<br />

brillanten Essay-Band„I’ve been looking<br />

for Frieden“. DasBuch hat zehn<br />

Kapitel, und jedes ist einem Lied gewidmet,<br />

in dem sich die Geschichte<br />

des Landes widerspiegelt: von den<br />

Capri-Fischern bis Rammstein. Wer<br />

Brüggemeyers in dieser <strong>Zeitung</strong> vorabgedruckten<br />

Aufsatzkennt über die<br />

Liebe der Deutschen zu David Hasselhoff<br />

und was das alles mit dem<br />

Fall der <strong>Berliner</strong> Mauer zutun hat,<br />

der ahnt schon: Um Musik geht es<br />

eher nicht – aber wann ging es<br />

darum je im Pop? Diese und andere<br />

Fragen wird ermit dem Radioeins-<br />

“Literaturagenten“ Thomas Böhm<br />

klären, der die Lesung moderiert.<br />

Pop<br />

Sarah,<br />

sag<br />

was<br />

Indem Video zu Judith Holofernes’<br />

Stück „Sarah, sag<br />

was“ wird recht hübsch mit<br />

der Idee gespielt, den Liedtext<br />

auf Hinweisschilder aller Art<br />

zu projezieren. „Sarah, sag<br />

was“ auf dem blauen Autobahnschild.<br />

Oder die mehr<br />

oder weniger sinnfreie Zeile:<br />

„Du fühlst dich unwohl zwischen<br />

Wildschweinen und<br />

Zahnarztfrauen“ auf der Hinweistafel<br />

für ein Restaurant am<br />

Waldesrand. Judith Holofernes<br />

quäkt dazu mit ihrer unverwechselbaren<br />

Stimme, die einem<br />

nicht mehr aus dem Gedächtnis<br />

geht, seit sie mit den<br />

„Helden“ so etwas wie die<br />

neue Hoffnung einer inzwischen<br />

auch etwas älter gewordenen<br />

Pop-Jugend war. Habe<br />

ich „quäken“ gesagt? Falls ja,<br />

dann spricht daraus eine nicht<br />

vergehende Grundsympathie,<br />

die mich beim immer schwerer<br />

zuertragenden TV-Format<br />

„Sing meinen Song“ bei Laune<br />

gehalten hat. HarryNutt<br />

Judith Holofernes Admiralspalast, 20<br />

Uhr,Friedrichstraße 101,T.: 32533141<br />

FÜHRUNG<br />

Alte Münze Berlin (Molkenmarkt 2)<br />

15.00: Werkshallen, Keller und Tresore –„Alte Münze<br />

neu geprägt“, Eberhard Elfert, Treff: im Hof am Molkenmarkt<br />

2, Eingang zur Ausstellung.. Anm. erf.<br />

17.00: Kuratorenführung Ausstellung –„Alte Münze<br />

neu geprägt“, Eberhard Elfert, Katharina Wolf, Treff: am<br />

Eingang der Ausstellung im Hof<br />

Alter Fritz (& 017 59 50 74 36)<br />

14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />

Schloss in den Reichstag,Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor<br />

Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />

Ansichtssachen (& 99 54 80 53)<br />

11.00: Reichstag &Regierungsviertel: Mit Plenarsaal,<br />

Dachterrasse und Kuppel, Treff: BrandenburgerTor,vor<br />

der Touristeninformation. Anm. erf.<br />

11.00: Bingo, Bunker &Bikini: Geheimnisse des<br />

Kurfürstendamm, Treff: Kurfürstendamm/Ecke Rankestr.,<br />

gegenüber der Gedächtniskirche. Anm. erf.<br />

14.30: 28 Jahre <strong>Berliner</strong> Mauerbau und -fall: Die<br />

Bernauer Straße, Treff: U-Bhf. Eberswalder Str., Schönhauser<br />

Allee/EckeEberswalder Str.. Anm. erf.<br />

14.30: Kreuzberg SO 36: Schillerndster Bezirk<br />

Berlins, Treff: U-Bhf. Kottbusser Tor, Adalbertstr.unterm<br />

Brückenhochhaus. Anm.erf.<br />

<strong>Berliner</strong> Unterwelten (& 49 91 05 17)<br />

12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />

Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

14.00: Die Novembergruppe 1918–1935, Kurator*innenführung<br />

Bärentouren (& 46 06 37 88)<br />

14.00: Berlin auf den zweiten Blick –Insider-Führung<br />

zu historischen Sehenswürdigkeiten, Treff: Granitschale,<br />

Lustgarten. Anm. erf.<br />

14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />

Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />

2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />

Hochstr.. Anm. erf.<br />

16.00: Berlin zur Zeit derRomantik –Literaturführung<br />

vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />

AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />

Anekdoten: Romantiktour zwischen Hackeschem<br />

Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />

U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm.erf.<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

13.00: Europe andthe Sea (in Englisch), Public<br />

guided tour in English in the exhibition<br />

Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />

13.00: Drei berühmte Dreieckplätze zum Prenzlauer<br />

Berg –Rosa-Luxemburg-, Senefelder-, Kollwitzplatz.,<br />

Bernd S. Meyer, Treff: Eing.Volksbühne<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

Schloss Charlottenburg (& 32 09 14 40)<br />

15.30: Der Neue Flügel und dieFestsäle Friedrichs<br />

des Großen, Treff: Gruppenkasse im Ehrenhof,<br />

Führung für blinde und sehbehinderte Besucher<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

21.45: Führung Barocktage, Treff: Kassenfoyer<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />

10.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />

wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />

Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />

Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie –Haus 7<br />

(Ruschestr.103) 15.00: Einblick ins Geheime, Treff:<br />

Foyer<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Nicola Conte &Spiritual Galaxy<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Judith Holofernes<br />

Alte Bahnhofshalle (Bahnhofstr.4a-d)<br />

20.00: Harry Manx<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: guitar4friends –SilkeFell, Kathrin Redlich,<br />

Georg Kempa, Veronika Vogel<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

20.00: SG Lewis<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Lucien Parker,DJayMando, Bravo<br />

Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />

20.00: Blue Moonday Jazzsession hosted by Charlotte<br />

Joerges<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

20.00: Shining,Alithia, Null Positiv<br />

exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />

19.00: The ArtofSelfie: Fridhelm Klein, Matthias<br />

Schwabe &Ensembles des exploratorium, Improvisation<br />

International<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: GaryNuman<br />

KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />

14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />

17.00: Mia Zabelka (Violine), SolistInnen-Konzerte<br />

21.00: Mia Zabelka (Violine), SolistInnen-Konzerte<br />

Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />

21.30: Ido Bukelman, Sarram, Experimontag<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: H.E.A.T,special guests: Shiraz Laneu.a.<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.PianoSeries: Larry Porter<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.00: Deer Tick, Support: Joanna Barbera Assets<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />

Bailey<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: White Noise Trio<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.00: Uncle Acid &The Deadbeats, La Witch<br />

CLUB<br />

Duncker (& 445 95 09)<br />

22.00: Der Møntagsduncker,Terrorwave<br />

KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />

23.00: ElectricMonday, Bert, Phillip Autuori, Frankie<br />

Flowerz<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Matrix (& 293 69 9- 90)<br />

22.00: Scandal!, Meo<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

21.00: Strange Tunes on Monday!<br />

Stereo 33 (& 89 20 93 09)<br />

21.30: Tape!<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59 Globus: House of Waxx: Rawax, Future Beat<br />

Alliance, Thomas Hammann, RobertDrewek<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) 25km/h<br />

15.00, 20.00; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

15.15; Bohemian Rhapsody 17.PRENZLAUER<br />

BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) #Female<br />

Pleasure 15.00; Aufbruch zum Mond –First Man<br />

(OmU) 17.15; Bohemian Rhapsody 20.15; Sneak<br />

Preview 22.00; Juliet, Naked 14.45; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.00, 20.00;<br />

Cold War: Der Breitengrad der Liebe 15.00, 17.15,<br />

19.30; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />

15.30; Gundermann 17.45; AStar Is Born (OmU)<br />

20.30; 25 km/h 15.20,18.00, 20.40<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Was uns nicht umbringt 13.30; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 13.30; Juliet, Naked (OmU)<br />

13.30; 25km/h 13.30, 19.00; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche –The Nutcracker and the Four<br />

Realms (OmU) 13.45; ColdWar:Der Breitengrad der<br />

Liebe –Zimna wojna (OmU) 13.45, 16.15, 19.30;<br />

#Female Pleasure 13.45; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen – Fantastic Beasts: The<br />

Crimes ofGrindelwald (OmU) 14.00, 16.15, 19.30,<br />

22.45; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />

15.50; So viel Zeit 16.00; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 16.20, 19.30, 22.40; Der Trafikant 16.30;<br />

Charles Dickens: Der Mann,der Weihnachtenerfand<br />

16.30; Verschwörung –The Girl inthe Spider‘s Web<br />

(OmU) 17.15, 20.00, 22.50; Around The World in<br />

14 Films: Ray &Liz 19.00;Around TheWorld in 14<br />

Films: The Roundup 19.15; Sneak Preview 20.00;<br />

Around TheWorld in 14 Films: Ruz-egar-e ma–Our<br />

Times 20.45; Around The World in14Films: The<br />

Wild Pear Tree 21.15;Suspiria(OmU) 21.45; Loro –<br />

DieVerführten (OmU) 21.50<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Back to the Fatherland<br />

(OmU) 18.00; Der Dolmetscher –The Interpreter<br />

(OmU) 19.15; Leto (OmU) 21.15<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79)Hamburger Gitter<br />

–Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />

17.00; Reise nach Jerusalem (OmenglU)<br />

18.30; Mädchen in Koffer (OF) 20.30; Matangi /<br />

Maya /M.I.A. (OmU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.15, 16.40, 19.50; Die Unglaublichen II 14.15;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.20; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 14.20; Gänsehaut<br />

2: Gruseliges Halloween 14.25; Elliot, das kleinste<br />

Rentier 14.30; Der Vorname 14.30, 19.55; Verschwörung<br />

14.35, 17.25, 20.10, 22.55;<br />

JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal 14.45, 17.00;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

15.10, 17.00, 20.15, 22.45; Nur ein kleiner<br />

Gefallen 16.40, 19.35; 25km/h 16.55, 19.45;<br />

Bohemian Rhapsody 17.00, 20.15, 22.40; Abgeschnitten<br />

17.05; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 17.20; Aufbruch zum Mond 19.30, 22.30;<br />

Verschwörung –The Girl inthe Spider‘s Web (OF)<br />

20.00; AStar IsBorn 20.00; Bad Times atthe El<br />

Royale 22.35; Operation: Overlord 22.55; Venom<br />

23.00<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />

Juliet,Naked 15.00; AStar IsBorn 17.30, 20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Der Vorname 18.00; Der<br />

Trafikant 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 17.30, 20.30<br />

Xenon (& 78 001530) Becks (OmU) 18.00; The<br />

Cakemaker (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Smallfoot<br />

– Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.20;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

10.00, 12.50, 14.00, 16.10, 19.30; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 10.00, 12.00, 14.40;<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00, 12.10,<br />

14.30, 17.15; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 12.15; Die Unglaublichen II 14.15; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

17.00, 20.10; Verschwörung 17.05, 20.15; Bohemian<br />

Rhapsody 17.10, 19.50; Sneak Preview<br />

20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Eldorado<br />

9.00; Book Club –Das Beste kommt noch<br />

13.30; 25km/h 15.30, 20.15; Ballon 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Der Vorname 15.00,<br />

17.30, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />

12.10, 14.05; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 10.00, 12.50, 14.15, 16.00,<br />

19.30, 22.45;Johnny English: Manlebt nur dreimal<br />

10.00, 12.05, 14.20; Hotel Transsilvanien 3:Ein<br />

Monster Urlaub 10.00; Die Unglaublichen II10.00,<br />

12.00,14.20; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

10.00, 12.10, 14.45, 17.25; Wildhexe 12.00; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 12.30;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.30, 20.00, 23.00; Bohemian Rhapsody<br />

16.40, 19.45, 23.00; Aufbruch zum Mond 17.00,<br />

19.45; Verschwörung 17.15, 20.15, 23.00; 25<br />

km/h 17.15, 20.15; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes<br />

of Grindelwald (OF) 20.00; Venom 22.55; Sneak<br />

Preview (OF) 23.00; Sneak Preview 23.00<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Die Unglaublichen<br />

II 15.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 15.00; Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 15.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />

16.00; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 17.45, 20.30; Bohemian Rhapsody<br />

17.45, 20.30; Verschwörung 18.00, 20.30; Intrigo:<br />

Todeines Autors 18.15; DerVorname 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Filmspotting: Kurzfilmprogramm<br />

(m. Gästen) 19.00; Sergej Paradschanow:<br />

The First Lad –Pervyyparen (OmenglU)19.15;<br />

Filmspotting: Wochenschau I: Requiem für eine<br />

Firma 21.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80806969)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

12.30, 13.30, 16.00, 18.00, 19.30, 22.45; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 12.30; Die Unglaublichen<br />

II 12.30, 15.20, 17.00; Werk ohne Autor 12.55;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

13.00, 14.45, 17.00, 20.30, 21.15, 22.50;<br />

Wuff 13.10; Bohemian Rhapsody 13.20, 16.40,<br />

20.45, 22.10; Night School 13.40, 14.00, 16.40,<br />

19.30, 22.20; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

13.50; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.00, 20.10; Soviel Zeit 14.20, 20.00; Der Vorname<br />

14.40, 17.00, 19.15; Johnny English: Man<br />

lebt nur dreimal 15.00, 16.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 15.30; Klassentreffen 1.0 –<br />

Die unglaubliche Reise der Silberrücken 16.00; Der<br />

Trafikant 16.10; Juliet, Naked 16.30;Nur einkleiner<br />

Gefallen 16.40, 19.45, 22.50; 25 km/h 16.50,<br />

19.05; Aufbruch zum Mond 17.00, 19.00, 22.10;<br />

Verschwörung 17.15, 20.00, 23.00; Cold War:<br />

Der Breitengrad der Liebe 17.15, 20.10; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 17.25; Halloween<br />

18.15, 20.20, 23.15; Bizi Hatirla (OmU) 19.00;<br />

Ballon 19.40; Sneak Preview 20.00;AStar Is Born<br />

20.00; Venom 21.00; Suspiria 22.00; 3D: Venom<br />

22.30; Mission: Impossible –Fallout 22.40; Hunter<br />

Killer 22.40; Abgeschnitten 22.45; Müslüm (OmU)<br />

23.00; Operation: Overlord 23.10<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />

(OF) 13.30; Bohemian Rhapsody (OF) 13.40,<br />

22.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />

(OF) 13.45, 21.30; Charles Dickens: Der<br />

Mann, der Weihnachten erfand –The Man Who Invented<br />

Christmas (OF) 14.00; Verschwörung –The<br />

Girl in the Spider‘s Web (OF) 14.10; 100 Dinge<br />

20.00<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –<br />

Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF)<br />

12.00, 15.15,21.10<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Hard Paint<br />

17.45; HerrLehmann 20.00;Dogman(OmU) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.00, 17.00, 20.15;<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.00; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 14.00, 16.00; Der Vorname<br />

14.00, 16.00; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

15.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.00,19.00,22.00;Bohemian Rhapsody<br />

17.15, 20.00; Verschwörung 18.00, 20.15, 22.30;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 18.00;<br />

25 km/h 20.15; Operation: Overlord 22.30; Night<br />

School 22.30<br />

Casablanca (& 677 57 52) Stanley Kubrick: Eyes<br />

Wide Shut 17.45; Wuff 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

13.50, 16.15, 19.30; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 13.50; Müslüm (OmU) 13.55;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; Die<br />

Unglaublichen II 14.00; Charles Dickens:Der Mann,<br />

der Weihnachten erfand 14.15, 19.50; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30,<br />

17.00, 20.15; Elliot, das kleinste Rentier 14.30;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.50; 25<br />

km/h 16.45; 3D: Venom 16.50; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.05; Bohemian Rhapsody<br />

17.10, 20.00; Verschwörung 17.15, 20.20;<br />

Night School 17.15, 20.00; Der Vorname 17.35; A<br />

Star IsBorn 19.40; Nur ein kleiner Gefallen 19.45;<br />

Halloween 19.55<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00,<br />

16.00, 19.50; Die Unglaublichen II 14.10, 17.10;<br />

Müslüm (OmU) 14.15, 16.50, 20.10; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 14.20, 17.00; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 14.50;3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.30, 20.00;<br />

Verschwörung 17.10, 20.15; Bizi Hatirla (OmU)<br />

17.20; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />

(OF) 19.45; Sneak Preview 20.00; Sneak<br />

Preview (OF) 20.10<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Ildiko Enyedi: Mein<br />

20. Jahrhundert –Az en XX. szazadom (OmenglU)<br />

18.00; Murer –Anatomie eines Prozesses 20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pettersson und<br />

Findus: Findusziehtum12.15; Wildhexe 14.15; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 16.30; ColdWar: Der Breitengrad<br />

der Liebe 18.30, 20.30; Der Dolmetscher<br />

10.00, 17.45; Gundermann 12.30; Wuff 15.15;<br />

Aufbruch zum Mond 20.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Mein Bruder<br />

heißt Robert und ist ein Idiot 15.00; Der Trafikant<br />

18.00; Loro –Die Verführten 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Der Trafikant<br />

15.15; Der Dolmetscher 17.45; Was uns nicht umbringt<br />

20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 4678) Seestück 18.00; Polnische<br />

Filmwochen: Powidoki –Afterimage 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) 25km/h 15.30, 20.30;<br />

ColdWar: Der Breitengrad der Liebe 18.15<br />

30, 20.30; Der Vorname 17.45<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Mein<br />

Bruder heißt Robert und ist ein Idiot 12.45; Der<br />

Vorname 14.00, 21.00; 25km/h 14.00, 18.30;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

–Fantastic Beasts:The Crimes of Grindelwald<br />

(OmU) 15.00, 17.45, 20.30; Juliet, Naked (OmU)<br />

16.00; Der Dolmetscher –The Interpreter (OmU)<br />

16.00; #Female Pleasure (teilw.OmU) 16.30; Was<br />

uns nicht umbringt 18.15; Cold War: Der Breitengrad<br />

der Liebe –Zimna wojna (OmU) 18.45, 20.45;<br />

Bohemian Rhapsody (OmU) 20.45<br />

UCIKinoweltPotsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

13.30, 16.20, 19.45; Smallfoot – Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 13.45; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 13.45; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 14.00, 16.50, 20.20; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 14.10, 17.15; Bohemian<br />

Rhapsody 16.30,19.50; 3D: Der Nussknacker<br />

und dievierReiche17.20; Aufbruch zum Mond<br />

19.35; Halloween 20.05<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.15;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

19.30<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

25 km/h 17.15;Alles ist gut 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.20, 19.30; Bohemian Rhapsody 16.50, 19.55;<br />

Aufbruch zum Mond 16.50; Verschwörung 17.00,<br />

20.00; AStar Is Born 17.00; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 17.05, 20.15; Night<br />

School 17.10, 19.50; 3D: Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 17.20; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 17.25; Nur ein kleiner Gefallen 17.30,<br />

20.15; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 19.50; Der Vorname 20.00; Halloween<br />

20.10; 25 km/h 20.10<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Die<br />

Unglaublichen II 14.45; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 15.00; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 15.15; Bohemian Rhapsody<br />

17.30, 20.30; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 17.45, 20.30; Intrigo: Tod eines<br />

Autors 18.00; 25km/h 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 15.00; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 15.15; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 17.00, 20.00; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 17.15; Bohemian<br />

Rhapsody 17.30; Nur ein kleiner Gefallen 17.45;<br />

Kindeswohl 19.45; Verschwörung 20.15; 25km/h<br />

20.30<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Der Vorname<br />

14.00, 20.45; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 15.30; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 17.15, 20.15; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 18.30


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018<br />

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Spreewild<br />

Klartext<br />

Wählen ab null<br />

Jahren? Quatsch!<br />

VonHannes Beyer, 17Jahre<br />

Hannes findet ein<br />

Mindestalter bei<br />

Wahlen richtig.<br />

PRIVAT<br />

Das Alter, abdem die Deutschen<br />

so einiges dürfen –be-<br />

18.<br />

sonders wichtig: wählen –, sei willkürlich<br />

gewählt, sagen einige. Sie<br />

finden, dass unser Wahlrecht zu Unrecht<br />

eine massive Zahl an Wählern<br />

ausgrenzt. Die radikale Idee, die aus<br />

diesem Gedanken folgt, ist dasWahlrecht<br />

ab null. Dassagte kürzlich Serina<br />

Taylor, 17Jahre alt und Mitglied<br />

im Kinder- und<br />

Jugendbeirat des<br />

Deutschen Kinderhilfswerks,<br />

im<br />

Interview mit radioeins<br />

(„Nur für<br />

Erwachsene“).<br />

Sie argumentiert,<br />

die Erwachsenen<br />

seien nicht<br />

zwangsläufig reif;<br />

man sehe ja an<br />

den vergangen<br />

Jahren, dass sich<br />

auch die über Achtzehnjährigen auf<br />

dem Wahlzettel durchaus „verkreuzen“<br />

könnten, während Jüngeresich<br />

mehr mit Politik auseinandersetzten<br />

als gemeinhin angenommen. Weshalb<br />

also sollten Kinder nicht wählen<br />

dürfen?, fragt Taylor. Und zwar<br />

bitteschön selbst, nicht vertreten<br />

durch die Eltern.<br />

Kinder können nicht mal lesen<br />

Geht man dieser Idee auf den Grund,<br />

so stößt man bald gegen Wände.Wie<br />

soll ein Kind wählen, das noch nicht<br />

reden kann, geschweige denn in der<br />

Lage ist, zu lesen und zu schreiben?<br />

Das Einschätzungsvermögen der<br />

politischen Tragweite des Kreuzchens<br />

sei an dieser Stelle mal dahingestellt.<br />

Dazu kommt, so meine Vermutung,<br />

dass Kinder zunächst kaum<br />

eine andere Meinung als ihre Bezugspersonen<br />

haben –essei denn,<br />

ihnen wird jedes Parteiprogramm<br />

heruntergebrochen und ausführlich<br />

erklärt. Das kann Schule nicht leisten.<br />

Und Eltern tun es nicht. Dass<br />

diese ihreKinder so früh wie möglich<br />

politisch feinfühlig erziehen sollten,<br />

da gebe ich Serina Taylor Recht. Aber<br />

Politisierung braucht eben auch<br />

Zeit, nicht jeder will sich schon in<br />

jungen Jahren mit Haushaltsdebatten<br />

und Mietpreisbremsen auseinandersetzen.<br />

Deshalb ist es nach wie vor richtig,<br />

eine gewisse „Schadensbegrenzung<br />

für Unreflektiertheit“ sicherzustellen,<br />

indem das Wahlrecht mit einem<br />

Mindestalter verknüpft ist. Es<br />

muss ja nichtbei 18 bleiben.<br />

Für Erika Lust sind Pornos kein unangenehmes Thema. Problematisch findet sie, was Jugendliche auf kostenlosen Video-Plattformen zusehen bekommen.<br />

Von Margarathe Neubauer, 24 Jahre,<br />

und Leonie Schlick, 23 Jahre<br />

Mit ihren feministischen<br />

Filmen hat Erika Lust<br />

den Porno revolutioniert.Seit<br />

sie Mutter ist,<br />

sorgt sie sich auch um die Aufklärung<br />

junger Menschen.Deshalb hat<br />

sie das gemeinnützige Projekt „The<br />

Porn Conversation“ (dt.: DasPorno-<br />

Gespräch)ins Leben gerufen.<br />

„Tabus schaffen Neugier“<br />

Sexuelle Aufklärung darf Pornografie nicht ausklammern, findet Erotikfilm-Regisseurin Erika Lust<br />

Sie bieten Beratung für sexuelle Aufklärung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

ab 11 Jahren an. Ist das nicht<br />

ein bisschen jung?<br />

Es gibt kein„richtigesAlter“, um<br />

über Sex zusprechen. Das sollte als<br />

ein angenehmer Teil des Alltagsgesprächs<br />

verstanden werden – und<br />

wenn Kinder noch jung sind, fragen<br />

sie wahrscheinlich ohnehin nach ihremKörper,einschließlich<br />

der Genitalien,<br />

fragen, wie sie in den Bauch<br />

ihrer Mutter gekommen sind, oder<br />

sie werden neugierig, wenn sie eine<br />

schwangere Frau sehen. Wenn Eltern<br />

mit ihren Kindern nicht über<br />

Sex sprechen, dann also nicht aus<br />

Mangel an Gelegenheiten, sondern<br />

weil es ein Thema ist, über das Eltern<br />

nicht sprechen möchten. Vielleicht,<br />

weil sie nicht wissen, wie sie<br />

das Gespräch beginnen sollen, oder<br />

weil sie denken, dass ihre Kinder zu<br />

jungsind undsie sie„schützen“ wollen.<br />

Aber Schweigen ist auch Erziehung.<br />

Ergo: keine Lösung. Gilt das auch für<br />

Pornos?<br />

Selbst wenn es unangenehm ist,<br />

über Pornografie zu sprechen, müssen<br />

wir es tun. Pornografie wirdniemals<br />

einfach verschwinden. Das<br />

Ignorieren macht die Sache nur<br />

schlimmer. Unabhängig von der<br />

Meinung der Eltern zuPornos müssen<br />

sie darüber reden und erklären,<br />

dass Pornos gespielt sind, eine oftmals<br />

unrealistische Darstellung sind<br />

und kein Leitfaden für echten, emotionalen<br />

und sicherenSex.<br />

Sex ist allgegenwärtig. Warum ist es<br />

2018 immer noch soschwierig für<br />

uns, darüber zu sprechen?<br />

Es ist paradox. Als Kinder lernen<br />

wir, dass Sexualität etwas Persönliches<br />

ist, das im Geheimen zu<br />

erforschen ist, mit Gefühlen wie<br />

Schuld und Scham. Aber wie wir alle<br />

wissen, schaffen Tabus Neugier.<br />

Weshalb Kinder und Jugendliche<br />

früher oder später auf Porno-Seiten<br />

landen.<br />

Diese Generation ist die erste,<br />

die mit Smartphones und unmittelbarem<br />

Zugang zum Internet aufwächst.<br />

Kinder und Jugendliche bekommen<br />

ihr Wissen über Sex nicht<br />

vorrangig in der Schule oder von ihrenEltern,<br />

sonderneher vonkostenlosenVideo-Plattformen.<br />

DieArt von<br />

Porno, die siedortsehen, ist oft problematisch:<br />

gewalttätig, rassistisch,<br />

sexistisch und homophob, ohne<br />

Emotionen und Intimität. Auch die<br />

Geschlechterrollen, die da gezeigt<br />

werden, können für junge Menschen<br />

äußerst problematisch sein. Sie sehen<br />

dominanten Männern dabei zu,<br />

wie sie Frauen wie Sex-Maschinen<br />

qualvoll vögeln, bevor sie auf sie abspritzen,<br />

ohne um ihreZustimmung<br />

zu bitten.<br />

Homogen –und trotzdem nicht gleich<br />

Beobachtungen vom Schüleraustausch in St. Petersburg, Teil 3–Thema: Diskriminierung<br />

LUST FILMS<br />

Wie wäre es, Jugendlichen die Art<br />

von Porno anzubieten, die Sie produzieren?<br />

Quasi feministischer Porno<br />

als Aufklärungsmaterial.<br />

Ich hänge an dem Gedanken,<br />

dass das Erwachsenenfilme für …<br />

Erwachsene sind! Genauso wie<br />

Thriller oder Zigaretten und Alkohol.<br />

Es gibt Dinge,die in einem bestimmten<br />

Alter nicht gesehen oder konsumiert<br />

werden sollten. Als Lehrmaterial<br />

würde ich einen „Soft Porno“<br />

vorschlagen, in dem zwei Menschen<br />

zusammenkommen, um etwas<br />

Schönes zu machen: Liebe.<br />

Warum richtet sich „The Porn<br />

Conversation“ eigentlich an Eltern?<br />

Wenn zum Beispiel Schulen diese<br />

Aufgabe übernähmen, bliebe vielen<br />

der ein oder andere peinliche Moment<br />

erspart.<br />

Es ist wichtig, über Sexund Pornografie<br />

in einer anderen Umgebung<br />

als in der Schule zu sprechen.<br />

Zu Hause ist Raum für eine persönlichere<br />

und individuellere Kommunikation<br />

mit einem Erwachsenen, dem<br />

das Kind vertraut. Die Wahrheit ist<br />

außerdem, dass die Schulen bei dieser<br />

Aufgabe versagen. In der Regel<br />

geht es dortdarum, wie Geschlechtsverkehr<br />

funktioniert, wie man ein<br />

Kondom anwendet und sich vor sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten<br />

schützt. Versteht mich nicht falsch,<br />

das ist sehr wichtig, aber esist nur<br />

einTeil vonSex.Für Schüler,die weitergehende<br />

Antworten suchen, nach<br />

denen sie ihre Lehrer nicht fragen<br />

möchten, füllen dann Pornos die<br />

Lücken, die die Aufklärung in den<br />

Schulen offenlässt.<br />

Einfach<br />

mitmachen<br />

und Autor sein<br />

Diese Schreibwettbewerbe<br />

laufen dieses Jahr noch<br />

Von Jessica Schattenberg, 19 Jahre<br />

Wer sich gelegentlich inseinen<br />

Gedanken verliert und diese<br />

auch noch aufschreibt, ist vielleicht<br />

unbemerkt zum Autor geworden.<br />

Bevor die eigenen Reime, Erzählungen<br />

oder gar Theaterstücke in der<br />

Schublade landen und vergessen<br />

werden, könnten sie doch auch der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt werden –<br />

zum Beispiel bei einem dieser<br />

Schreibwettbewerbe für dieJugend:<br />

Mobbing (Kiel &Feder)<br />

Dieses Wort macht traurig und den<br />

Betroffenen Angst. Nun sind Autorinnen<br />

und Autoren zwischen 10 und<br />

19 Jahren aufgerufen, ihre Kurzgeschichten<br />

einzureichen, um zum<br />

Nachdenken anzuregen und Mut<br />

zu machen. Einsendeschluss: 1. Dezember<br />

2018.<br />

Morgengrün (LizzyNet)<br />

Wiewohl die Zukunft unseres Planeten<br />

aussieht? Undwie kann sie gerettet<br />

werden? Finde die Worte für deine<br />

Ängste, deine Visionen und Fragen<br />

und lasse sie deine Protagonisten<br />

durchleben. Einsendeschluss:<br />

5. Dezember 2018.<br />

Bibbernacht (Christoph Kolb)<br />

Warumsieht niemand außer mir das<br />

seltsame Mädchen auf dem Schulhof?<br />

Wieso fallen die Bilder von der<br />

Wand? Wer Fan von „Gänsehaut“<br />

und„Scooby-Doo“ ist, kann sich hier<br />

regelrecht austoben. Einsendeschluss:<br />

31. Dezember 2018.<br />

Wie aus dem Ei gepellt (MTM)<br />

Zwar ist nicht mal Weihnachten,<br />

doch ostert es schon. Hoppelnde<br />

Häschen, singendeKüken und Frühlingsduft.<br />

Für den 5. Band der „Wie<br />

aus dem Ei gepellt“-Reihe werden<br />

Gedichte, Märchen oder Erzählungen<br />

passend zur Osterthematik gesucht.<br />

Einsendeschluss: 31. Dezember<br />

2018.<br />

Die Teilnahmevoraussetzungen<br />

und Informationen stehen auf den<br />

Webseiten der Wettbewerbe.<br />

Leseprobe<br />

MELDUNG<br />

Studie: Angst vor Mobbing<br />

im Netz ist groß<br />

Etwa jeder zweite der 14- bis24-Jährigen<br />

hat Angst, dass peinliche oder<br />

intime Posts vonihm oder ihr im<br />

Internet veröffentlicht werden. Fast<br />

zwei Drittel der Befragten nehmen<br />

eine „Beleidigungskultur“ wahr,die<br />

mehr als einDrittel davon abhält,in<br />

der Netzöffentlichkeit die eigene<br />

Meinung zu äußern. Diese Zahlen<br />

sind Ergebnisse einer repräsentativenStudie<br />

des Deutschen Instituts<br />

für Vertrauen und Sicherheit im<br />

Internet. In der Vorgängerstudie aus<br />

dem Jahr 2014 war die Wahrnehmung<br />

vonNutzen und Risiken des<br />

Internets positiver ausgefallen. (SW)<br />

Von Helene Harnisch, 16 Jahre<br />

Meine russische Gastschwester<br />

hat mir erzählt, dass sie Angst<br />

davor hatte,nach Berlin zu kommen,<br />

weil dort soviele Geflüchtete und<br />

Ausländer leben. Ein anderes Mädchen<br />

hat mir gesagt, dass sie Menschen<br />

mit dunkler Haut komisch<br />

findet und dass sie sich immer erschreckt,<br />

wenn sie „einen von denen“<br />

sieht. Ich wurde auch schon<br />

davor gewarnt, an der Moschee vorbeizulaufen.Wegen<br />

der vielen Muslime,<br />

denn sie könnten mich angreifen.<br />

Eine Freundin vonmir sagt, dass<br />

sie immer ihr Portemonnaie und<br />

Handy ganz doll festhält, wenn sie an<br />

der Moschee vorbeiläuft. Außerdem<br />

soll ich beim Marktaufpassen, denn<br />

dort seien „Zigeuner“, die versuchen,<br />

einen zu hypnotisieren, um<br />

einen dann bestehlen zu können.<br />

Auf die Frage, ob ihnen das denn<br />

schon mal passiertist, haben sie mit<br />

Nein geantwortet –aber die Eltern<br />

haben ihnen ja gesagt …<br />

Muslime, Schwule, starke Frauen: Vor welchem Gespenst rennen die zwei wohl weg?<br />

Das ist genau das Problem: Wie<br />

soll man weltoffen denken, wenn die<br />

Elterneinem vonklein auf erzählen,<br />

dass Menschen anderer Herkunft<br />

gefährlich sind?<br />

Leider mangelt esSt. Petersburg<br />

an Vielfalt. Frauen gibt es hier aber<br />

ausreichend, und trotzdem werden<br />

H. HARNISCH<br />

sie wie Dekoration behandelt. Es<br />

fängt in der Schule an. Im geschlechtergetrennten<br />

Sportunterricht dürfen<br />

wir nur Aerobics machen, und<br />

wenn wir doch mal mit den Jungs<br />

Sporthaben,müssen wir zuschauen.<br />

Mädchen können sich beim Volleyball<br />

javerletzen. Im Deutschunterricht<br />

ist beim Thema „Familie“ –Vater,<br />

Mutter, Kind –der Vater für das<br />

Geldverdienen und das Auto zuständig,<br />

die Mutter kann dafür aber besser<br />

putzen, kochen und sich um die<br />

Kinder kümmern. Als jemand erwähnt,<br />

dass man nicht zwingend jemanden<br />

vom anderen Geschlecht<br />

heiraten muss,sagt unsereLehrerin,<br />

dass sie darüber nicht sprechen will.<br />

Auch wenn immer mehr Jugendliche<br />

hier das Thema LGBTIQ akzeptieren<br />

und unterstützen, sind Sexismus<br />

und Rassismus hier scheinbar<br />

noch normal. Undich weiß nicht so<br />

recht, wie ich damit umgehen soll.<br />

Normalerweise rede ich mit den<br />

Leuten hier wie mit meiner Oma,<br />

wenn sie sich über „die Ausländer“<br />

aufregt –ich lache, stimme zu oder<br />

sage gar nichts. Obdas so richtig ist,<br />

weiß ich nicht. Jedenfalls werde ich<br />

hier auch nichts Politisches mehr in<br />

den sozialen Medien posten. Ich<br />

habe schon mehrereböse Kommentare<br />

von Mitschülern deswegen bekommen.<br />

„To all the boys I’ve loved before“ –<br />

Jenny Han.<br />

An jeden Jungen, in den sie sich<br />

verliebt, schreibt Lara Jean einen<br />

Brief und versteckt ihn in einer Hutschachtel.<br />

Als plötzlich alle Briefe<br />

ungewollt denWegzuihren Adressaten<br />

finden, gerät LaraJeansLiebesleben<br />

völlig außer Kontrolle.Das Buch,<br />

das indiesem Jahr zur Vorlage einer<br />

Netflix-Serie wurde,erzählt eine humorvolle<br />

Geschichte über die Liebe<br />

und die großen und kleinen Probleme<br />

des Erwachsenwerdens. Laura<br />

Krüger,23Jahre<br />

Fazit Für Freunde von tollpatschig-verplanten<br />

Liebesabenteuern.<br />

„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />

Thema berufliche Ausbildung:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

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10171 Berlin<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 27<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)Meister des<br />

Alltags 11.15 (für HG)Wer weiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />

Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />

(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />

15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)Sturm<br />

derLiebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />

HG) Verrückt nach Meer. Nassrasur in Singapur<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)Brisant<br />

18.00 (für HG)Wer weiß denn sowas? 18.50 (für<br />

HG) Großstadtrevier. Pauls Abschied. Krimiserie<br />

19.45 (für HG) Wissen voracht –Zukunft 19.55<br />

(für HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Was Deutschland bewegt<br />

21.00 (für HG) Hart aber fair<br />

Moderator Frank Plasberg diskutiert<br />

mit seinen Gästen ein aktuelles politisches,<br />

wirtschaftliches oder gesellschaftspolitisches<br />

Thema.<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Wölfe –Schützen oder<br />

schießen?<br />

23.30 (für HG) Die Hälfte der Welt gehört<br />

uns Als Frauen das Wahlrecht erkämpften.<br />

Dokumentarfilm, D2018<br />

1.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.15 Der Nächste, bitte! 6.00 Guten Morgen<br />

Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten 9.00 Unter uns. Daily Soap<br />

9.30 Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

10.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 11.00 Der Nächste,bitte! 12.00<br />

Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 15.00 Auf fremden Sofas 16.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />

uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />

18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />

Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Bauer sucht Frau<br />

TV-Romanze mit Inka Bause<br />

Niels überwindet für Laura-Martina<br />

seine größte Angst und Dirk meint,<br />

was sich neckt, das liebt sich.<br />

Hat er recht?<br />

22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.25 SpiegelTVKeine Gaskammern, keine<br />

toten Juden –wie sich Holocaustleugner<br />

auf die Meinungsfreiheit berufen<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Die Alltagskämpfer –ÜberLeben in<br />

Deutschland Gestrandet im Paradies<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

Ab<br />

MDR WDR der sterbende Malchownochden Namen Arte<br />

11.55 (für HG) Inaller Freundschaft 12.40 (für<br />

HG) Wir haun die Pauker in die Pfanne. Komödie,<br />

D1970 14.00 (für HG) MDR um zwei<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG)<br />

MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für<br />

HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00<br />

(für HG) MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />

19.50 (für HG) Mach dich ran! 20.15 (für HG)<br />

Polizeiruf 110. Discokiller.TV-Kriminalfilm, D<br />

1998 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />

Fakt ist! 23.05 (für HG) Herbert. Drama, D<br />

2015 0.45 LastTrain Home. Drama, D2015<br />

Bayern<br />

14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für<br />

HG) Hinter deiner Hecke 16.00 (für HG) Rundschau<br />

16.15 (für HG)Wir in Bayern 17.30 Regional<br />

18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für<br />

HG) Rundschau 19.00 (für HG) Querbeet<br />

19.30 (für HG) Dahoam isDahoam 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Landfrauenküche<br />

21.00 (für HG) Kelten, Klöster,Kraftorte –<br />

Spurensuche im Steigerwald 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />

22.45 Heut’ Abend 23.30 Schlachthof<br />

0.15 Rundschau Nacht 0.25 Ringlstetter<br />

Vox<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 ZwischenTüll<br />

und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Die geheimnisvolle<br />

Welt der Kinder. Wir sind 4! 22.15<br />

Richtig (v)erzogen –Wir erziehen anders 23.20<br />

Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn?<br />

Katharina vs. Sabrina 0.20 nachrichten<br />

Super RTL<br />

12.10 Friends 12.40 Trolls –Die Party geht<br />

weiter! 13.10 Spirit: wild und frei 13.40 Weihnachtsmann<br />

&Co. KG 14.40 Dragons 15.10<br />

Tomund Jerry 15.45 Voll zu spät! 16.15 Zig &<br />

Sharko –Meerjungfrauen frisst man nicht!<br />

16.45 HotelTranssilvanien –Die Serie 17.15<br />

Zak Storm –Super Pirat 17.45 Sally Bollywood<br />

18.15 Weihnachtsmann &Co. KG 18.45<br />

Woozle Goozle und dieWeltentdecker 19.15<br />

Tomund Jerry 19.45 Angelo! 20.15 On the<br />

Case –Unter Mordverdacht 22.20 On the<br />

Case –Unter Mordverdacht 0.30 Infomercials<br />

Sport1<br />

15.30 Storage Hunters 16.30 Container Wars<br />

17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

17.55 Darts: Weltmeisterschaft. Auslosung<br />

18.30 Bundesliga aktuell. Die tägliche News-<br />

Sendung für Fußballfans 19.00 Futeboool! –<br />

Das brasilianische Fußball-Magazin 19.30<br />

Goooal! –Das internationale Fußball-Magazin<br />

20.00 Fußball: Regionalliga Südwest. Vorberichte<br />

20.15 Fußball: Regionalliga Südwest. FC<br />

08 Homburg –VfR Wormatia Worms 22.15 Die<br />

Premier League Highlights 23.30 3. Liga pur<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Krimiserie<br />

11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Krimiserie<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />

HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Im Banne der<br />

Koi. Krimiserie 17.00 (für HG) heute 17.10<br />

(für HG) hallo deutschland 17.45 (für HG)<br />

Leute heute 18.00 (für HG) SOKO München.<br />

Rabaukenhaus. Krimiserie 19.00 (für HG) heute<br />

19.25 (für HG) WISO<br />

20.15 (für HG) Spreewaldkrimi –Tödliche<br />

Heimkehr<br />

TV-Kriminalfilm, D2018. Mit Christian<br />

Redl, Thorsten Merten, Claudia<br />

Geisler-Bading u.a. Regie: Jan Fehse<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Die purpurnen Flüsse<br />

Kreuzzug der Kinder.TV-Kriminalfilm,<br />

F/D/B 2018.Mit Olivier Marchal, Erika<br />

Sainte, Nicolas Grandhomme u.a.<br />

23.50 heute+<br />

0.05 (für HG) 4Könige<br />

Drama, D2015. Mit Paula Beer u.a.<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />

Killing,Christian Wackert, Marlene Lufen, Alina<br />

Merkau 10.00 Alles oder Nichts. Soap 10.30<br />

Total gesund! Mit Britt Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />

12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />

14.00 AufStreife.Reportagereihe 15.00 Auf<br />

Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe 16.00<br />

KlinikamSüdring 17.00 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer 17.30 Promis Privat –Mein (fast)<br />

perfektes Leben 18.00 Endlich Feierabend!<br />

18.30 Alles oder Nichts. Soap 19.00 Genialdaneben<br />

–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Navy CIS<br />

Home Sweet Home.Krimiserie.<br />

Mit Mark Harmon, David McCallum,<br />

Pauley Perrette u.a.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Ausweglos. Krimiserie<br />

22.15 Hawaii Five-0 Jäger des Verlorenen<br />

Grabes. Krimiserie<br />

23.10 Scorpion<br />

Im Minenfeld.Actionserie<br />

0.10 Hawaii Five-0<br />

Heiße Spur.Krimiserie<br />

1.05 MacGyver Actionserie<br />

13.05 (für HG) PlanetWissen 14.05 (für HG)<br />

Morden imNorden 15.45 Erlebnisreisen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Land und lecker 21.00 (für<br />

HG) Land und lecker 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.10 (für HG) Unterwegs im Westen 22.40<br />

(für HG) Westart 23.20 (für HG) Amour fou.<br />

Drama, A/D/LUX 2014 0.50 (für HG) Menschen<br />

hautnah 1.35 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Die<br />

Nordreportage 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Dr.Wimmer:Wissen<br />

ist die beste Medizin 21.45 (für<br />

HG) aktuell 22.00 (für HG) 45 Min 22.45 (für<br />

HG) Kulturjournal 23.15 Herzstein. Drama,<br />

ISL/DK 2016 1.15 (für HG) Anne Will<br />

Kabel eins<br />

5.50 Without aTrace 6.35 The Mentalist 7.35<br />

EUReKA –Die geheime Stadt 9.25 Navy CIS:<br />

L.A. 10.20 Navy CIS 11.10 Without aTrace<br />

12.05 Numb3rs 13.05 Castle 14.00 The Mentalist<br />

14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi<br />

kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern<br />

uns drum 20.15 Fantastic Four. Fantasyfilm,<br />

USA/GB/D/CDN 2005 22.25 Aliens vs. Predator<br />

2.Sci-Fi-Horror,USA 2007 0.15 Fantastic<br />

Four. Fantasyfilm, USA/GB/D/CDN 2005<br />

RTL 2<br />

6.50 Die Straßencops Süd –Jugend im Visier<br />

8.55 Frauentausch 10.55 Family Stories<br />

11.55 Traumfrau gesucht 14.00 Köln 50667<br />

15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00 Hilf mir!<br />

Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />

Leben.Lieben.Leipzig 18.05 Köln 50667<br />

19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die Geissens<br />

–Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />

21.15 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 22.15 Naked Attraction –Dating hautnah<br />

23.15 exklusiv –Die Reportage 0.15 exklusiv<br />

–Die Reportage<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Ski alpin: Weltcup 9.00 Fußball: U17-<br />

WM der Frauen 11.00 Skispringen: Weltcup.<br />

Einzelspringen 12.30 Ski alpin: Weltcup 14.00<br />

Ski alpin: Weltcup 14.30 Fußball: U17-WM der<br />

Frauen 16.30 Eiskunstlauf: Grand Prix Serie<br />

18.30 Olympische Spiele 19.55 News 20.05<br />

Skispringen: Weltcup. Einzelspringen 21.30 Ski<br />

alpin: Weltcup 22.30 Ski alpin: Weltcup 23.00<br />

Ski alpin: Weltcup 23.45 News 23.50 WATTS.<br />

Die Motorsport-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />

0.00 Olympische Spiele 1.25 News<br />

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ARTE, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />

Die feine Gesellschaft<br />

Anfangdes 20. Jahrhunderts fristet die Familie des Jugendlichen Lümmel Rohbrecht<br />

in Nordfrankreich ein LebeninArmut.Daesnichtmal für das nötigste<br />

reicht,gibt sich die Familie der kannibalischenZweitverwertunggut betuchter<br />

Touristen hin. Unter ihnen befindet sich auch die Familie des wohlhabenden Industriellen<br />

AndréVan Peteghem (Fabrice Luchini). Filmemacher Bruno Dumont<br />

bedientsich wiegewohntungewöhnlicher Bilder und beherrschtauchin„Die<br />

feineGesellschaft“ gekonntdas Spiel der Kontraste. Anders als beivielenseiner<br />

anderen Filme entschiedsich Dumontbei dieser Komödie dafür,nichtausschließlich<br />

mit Laiendarstellern zu arbeiten. Bereits im Jahr 2013 machte er eine<br />

Ausnahme und verpflichtete für „Camille Claudel 1915“ die Oscarpreisträgerin<br />

Juliette Binoche,mit der es in „Die feine Gesellschaft“ ein Wiedersehengibt.<br />

(Frk./Dtl./Bel./2016)<br />

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ZDF, 20.15 UHR TV-KRIMINALFILM<br />

Spreewaldkrimi –Tödliche Heimkehr<br />

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Teelichthalter<br />

Elfter Fall fürChristian Redl als Kriminalhauptkommissar<br />

ThorstenKrüger,der<br />

sich diesmalgezwungen sieht, gegeneine<br />

Freundin zu ermitteln: Im Spreewald wird<br />

der Rechtsanwalt Günther Malchowdurch<br />

einen tödlichen Schuss voneiner Armbrust<br />

niedergestreckt. Bevorder Todeintritt, kann<br />

28.November<br />

am<br />

TanjaBartkoflüstern.<br />

Kiosk<br />

Ermittler Thorsten<br />

Krüger (Christian Redl) istinheller Aufregung,handeltessich<br />

beiTanjaBartkodoch<br />

um eine Bekannte, in dieereinst schwer<br />

verliebt war. Gewohntgrundsolide inszenierteKrimiunterhaltungmit<br />

überraschender<br />

Schlusspointe.<br />

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VOM vom24./25. 24.11.2018<br />

2018<br />

MITTEL mittel<br />

7 6 5 2 8 3 9 1 4<br />

9 2 4 5 1 6 8 7 3<br />

3 1 8 4 9 7 6 5 2<br />

4 3 7 6 2 5 1 8 9<br />

8 5 1 3 4 9 2 6 7<br />

6 9 2 1 7 8 4 3 5<br />

1 7 9 8 5 2 3 4 6<br />

2 8 6 7 3 4 5 9 1<br />

5 4 3 9 6 1 7 2 8<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 24./25. 11. 2018<br />

vom 24.11.2018<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

6 8 2 4 1 3 9 5 7<br />

1 3 5 2 7 9 6 8 4<br />

9 7 4 6 8 5 3 2 1<br />

8 9 7 1 3 2 4 6 5<br />

2 4 3 8 5 6 7 1 9<br />

5 1 6 9 4 7 8 3 2<br />

3 5 1 7 9 8 2 4 6<br />

7 6 8 5 2 4 1 9 3<br />

4 2 9 3 6 1 5 7 8<br />

5.15 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.50 Kinder stellen Fragen<br />

6.05 Kinder stellen Fragen 6.20 Rote Rosen<br />

7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />

9.45 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />

10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25 Zoobabies<br />

12.15 Krieg der Ameisen 13.00 rbb24 13.10<br />

Verrückt nach Meer 14.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt<br />

–Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger<br />

&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />

Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />

berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />

Experten beantworten Fragen und<br />

geben nützliche Tipps<br />

21.00 Die Charité –Auf Leben undTod<br />

Doku-Soap<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Tatort<br />

Schuldlos schuldig.TV-Kriminalfilm,<br />

D1988. Mit Heinz Drache u.a.<br />

23.30 Polizeiruf 110<br />

Glassplitter.TV-Kriminalfilm, DDR 1981<br />

0.45 Alles Klara<br />

Hitverdächtig. Krimiserie<br />

ProSieben<br />

7.30 Scrubs –Die Anfänger 9.15 The Middle<br />

10.10 Mike &Molly 10.35 How IMet Your Mother<br />

11.30 2Broke Girls 12.25 Mom. Romantik<br />

mit Hindernissen/Verleih' nie Kohle an eine<br />

Plunkett! Comedyserie 13.20 Twoand aHalf<br />

Men. Unmusikalisch und arrogant/Ein Mann<br />

braucht höhere Ziele/Die Samenspende. Comedyserie<br />

14.40 The Middle. Der Buchstabierwettbewerb/Die<br />

Trennung.Comedyserie 15.40 The<br />

Big Bang Theory. Ein Prosit auf Mrs.Wolowitz/<br />

Die Intimitäts-Beschleunigung/Die Mars-Bewerbung.Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Fett ist fabelhaft/Driving<br />

Miss Marge. Zeichentrickserie 19.05 Galileo.<br />

Generation „Galileo”–Das Tauschexperiment<br />

20.15 The Big Bang Theory<br />

Es waren doch nur Küsse. Comedyserie<br />

20.45 The Big Bang Theory<br />

21.15 The Middle<br />

Die Streithammel. Comedyserie<br />

21.45 The Big Bang Theory Comedyserie<br />

22.15 The Big Bang Theory<br />

Feynmans Van /Zurück nach 2003.<br />

Comedyserie<br />

23.10 Late Night Berlin<br />

Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />

0.05 The Big Bang Theory<br />

Es waren doch nur Küsse. Comedyserie<br />

14.05 Der große Crash –Margin Call. Thriller,<br />

USA 2011 15.50 (für HG) Expedition Sternenhimmel<br />

16.45 X:enius 17.10 3000 Kilometer<br />

Yukon–Mit dem Kanu bis zum Beringmeer<br />

17.40 360° Geo Reportage 18.35 (für HG)<br />

Bahnhofskathedralen –Europas Reise-Paläste<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: Schwerpunkt:<br />

ARTE FilmFest 20.15 Die feine Gesellschaft.<br />

Komödie, F/D/B 2016 22.10 Im Banndes Jadeskorpions.<br />

Krimikomödie, USA/D2001 23.50<br />

Neapolitanische Nächte: Èpiccerella. Drama, I<br />

1922 0.55 'A Santanotte. Kurzfilm,I1922<br />

3Sat<br />

12.30 (für HG) sonntags 13.00 (für HG) ZIB<br />

13.15 Notizen aus dem Ausland 13.20 Das<br />

Wüstenparadies (1-2/2) 14.50 Griechenland<br />

–Von Insel zu Insel .Die Kykladen /Der<br />

Dodekanes /Kreta /Die Ionischen Inseln /<br />

Der Peleponnes 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Südstadt. TV-Drama, D<br />

2018 21.45 (für HG) Fremder Feind. TV-Drama,<br />

D2018 23.15 (für HG) Der Chinese. TV-<br />

Thriller, D/S/A 2011 0.45 (für HG) Mutig,cool<br />

und unverschleiert<br />

Phoenix<br />

9.00 phoenix vor ort 9.30 phoenix plus 10.00<br />

phoenix vor ort 10.30 phoenix plus 12.00<br />

phoenix vor ort 12.45 phoenix plus 14.00<br />

phoenix vor ort 14.45 phoenix plus 16.00<br />

Anne Will 17.00 Aktuelle Reportage 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Zwischen Heimweh und<br />

Harry Potter 18.30 Australiens Küsten 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 Australiens Küsten.<br />

Great Barrier Reef /Tasmanien 21.45 heutejournal<br />

22.15 unter den linden 23.00 phoenix<br />

der tag 0.00 unter den linden 0.45 Australiens<br />

Küsten 2.15 Flanieren mit Nostalgie<br />

Kika<br />

12.00 Tupu –Das wilde Mädchen ausdem Central<br />

Park 12.25 (für HG) DieMaus 12.55 (für<br />

HG) Geronimo Stilton 13.20 Ein Fall für TKKG<br />

13.40 Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein<br />

15.00 Hank Zipzer 15.25 Mirette ermittelt<br />

15.45 (für HG) Miaand me 16.40 Pippi Langstrumpf<br />

17.25 Die Piraten vonnebenan 18.00<br />

Ein Fall für die Erdmännchen 18.10 Sam 18.30<br />

Inui 18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Yakari<br />

19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für<br />

HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live 20.10 (für<br />

HG) Find me in Paris –Tanz durch die Zeit<br />

Dmax<br />

12.15 Die Wildlife-Cops 13.10 YukonMen –<br />

Überleben in Alaska 14.15 Meine Frau, die Wildnis<br />

und ich 15.15 Ed Stafford:Wie ich die Welt<br />

überlebte 16.15 Border Control –Spaniens<br />

Grenzschützer 17.15 Fang des Lebens –Der<br />

gefährlichste JobAlaskas 19.15 A2 –Abenteuer<br />

Autobahn 20.10 Chris &Mäx: Die Oldtimer-<br />

Spezialisten 21.15 Shifting Gears mit Aaron<br />

Kaufman 22.15 Mexicanicos –Die Schrauber<br />

vonGuadalajara 23.15 Die Auto-Messies 0.15<br />

Chris &Mäx: Die Oldtimer-Spezialisten<br />

5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Unterwegs im<br />

Westen 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30<br />

Europamagazin 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Anne Will. Polit-Talk 21.17 Extra 21.30 Zeit<br />

Matinee 22.15 Markt 22.45 Tagesthemen 23.30<br />

Kowalski &Schmidt. Deutsch-polnischesJournal<br />

0.00 sportinside 0.30 Europamagazin 1.00 Dienen<br />

bei der NVA 1.45 Schätzeder Welt 2.00<br />

Nachtmagazin 2.20 Sachsen-Anhalt Heute 2.50<br />

Extra 3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburgaktuell<br />

4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

9.35 Bezaubernde Jeannie 10.25 Lindenstraße<br />

10.55 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

11.45 Verrückt nach Meer 12.35 Sturmder Liebe<br />

13.20 Sturmder Liebe 14.10 DerLieblingdes<br />

Himmels. TV-Beziehungsgeschichte, D2015<br />

15.40 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />

16.30 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

20.15 PrivateEyes 20.55 Private Eyes 21.40 extra<br />

3 22.25 Der Amsterdam-Krimi: Todinder Prinzengracht.<br />

TV-Kriminalfilm, D2018 23.55 Private<br />

Eyes 0.35 Private Eyes 1.20 Lindenstraße 1.50<br />

Hustle –Unehrlich währtamlängsten 2.40 extra 3<br />

3.30 Startrampe 4.05 Hart aber herzlich<br />

ZDF NEO<br />

8.15 Topfgeldjäger 9.10 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.50 Bares für Rares 11.40 kaputt und ... zugenäht!<br />

12.25 DieRettungsflieger 13.50 (für HG)<br />

Columbo. Blumen des Bösen. TV-Kriminalfilm, USA<br />

1972 15.05 DieSpezialisten –ImNamender Opfer<br />

15.45 Die Rettungsflieger 17.15 (für HG) Columbo.<br />

Blumen desBösen. TV-Kriminalfilm, USA<br />

1972 18.30 Baresfür Rares 19.20 Baresfür Rares<br />

20.15 (für HG)Inspector Barnaby. DerTrüffelschwein-Mörder.TV-Kriminalfilm,<br />

GB 2014 21.45<br />

(für HG)Inspector Barnaby. Flieg,Mörder,flieg.<br />

TV-Kriminalfilm, GB 2014 23.15 No Offence 1.35<br />

heute-show 2.05 Die Anstalt 2.55 Die glorreichen<br />

10 3.40 Die glorreichen 10 4.30 Callin’Mr. Brain<br />

ZDF INFO<br />

6.30 Rätselhafte Geschichte 8.00 Mördern auf<br />

der Spur 10.30 Täterjagd 12.00 Warrior Women<br />

12.45 Arena der Gladiatoren –Das Kolosseum<br />

13.30 Gladiatoren –Kampfmaschinen<br />

der Antike 14.15 Ursprung der Technik<br />

16.30 Von der Keule zur Rakete –Die Geschichte<br />

der Gewalt 18.00 Ursprung der Technik<br />

19.30 Von der Keule zur Rakete –Die Geschichte<br />

der Gewalt 20.15 Panzer! Der Erste<br />

Weltkrieg 23.15 Von der Keule zur Rakete –<br />

Die Geschichte der Gewalt. Waffen für jedermann<br />

0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Fukushima<br />

–Tagebuch einer Katastrophe 2.00<br />

Uran –Das unheimliche Element<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Die spanische Violinistin Lina Tur<br />

Bonet. Mit Bernhard Schrammek, ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

In Concert Cécile McLorin Salvant &Aaron<br />

Diehl Trio. Mit Cécile McLorin Salvant (Gesang),<br />

Aaron Diehl (Piano), Paul Sikivie (Bass),<br />

Kyle Poole (Schlagzeug). Moderation: Matthias<br />

Wegner,ca. 87 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Schöne Stimmen Der bulgarische Bass Boris<br />

Christoff, ca. 56 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Die Donaueschinger<br />

Musiktage 2018. Mit Andreas Göbel. Im Zentrum<br />

der diesjährigen Donaueschinger Musiktage<br />

standen Kompositionen, die sich als<br />

Reaktion auf das aktuelle Zeitgeschehen verstehen,<br />

darunter Auseinandersetzungen mit<br />

gesellschaftlichen, sozialen oder technischen<br />

Themen wie Medienarchäologie, Roboter oder<br />

öffentliche Gewalt. Ein akustischer Rückblick.,<br />

ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

2. Raderbergkonzert 2018/2019 Mit Sylvia<br />

Systermans, ca. 105 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik Eine leuchtende Spur.Roman<br />

Pfeifers instrumentales Theater.Von Florian<br />

Neuner Mit seiner 2012 gegründeten Compagnie<br />

‚Kammereletronik' realisiert Roman Pfeifer<br />

Konzertperformances im Kammermusikformat.,<br />

ca. 55 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

„Männer mit Erfahrung“ Kriminalhörspiel<br />

nach dem Roman „Go with me“ von Castle<br />

Freeman. Mit Wolfgang Pregler,Walter Renneisen,<br />

Meike Droste, Stefan Haschke, Karl Kranzkowski,<br />

Berthold Toetzke, Friedhelm Ptok,<br />

Holger Kunkel, Florian von Manteuffel, Thomas<br />

Höhne, Götz Schulte, Robert Besta u.a., Regie:<br />

Irene Schuck, ca. 60 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Judith Schalansky: „Verzeichnis einiger<br />

Verluste“ (11/18), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin „Ganz ohne Kaiserschnitt“.<br />

Schwanger trotz HIV? Von Marie Wildermann,<br />

ca. 26 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Robert Johnson. Mit Ortrun Schütz,<br />

ca. 30 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 276 · M ontag, 26. November 2018 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Harry und Meghan ziehen bald um.<br />

Noch vorder Geburtihres Kindes<br />

verlassen sie den Kensington Palast<br />

in London, wo auch Prinz William<br />

mit seiner Frau Kate wohnt, in Richtung<br />

Windsor ins FrogmoreAnwesen.<br />

Dortnahmen sie schon ihreVerlobungsfotos<br />

auf und feierten ihre<br />

Hochzeitsparty.Romantisch, könnte<br />

man meinen, doch der britische<br />

BoulevardwittertStress.Demnach<br />

sind es keine Sentimentalitäten oder<br />

der Wunsch nach zehn Schlafzimmern,<br />

die die royalen Bald-Eltern<br />

zum Umzug bewegen, sondernStreit<br />

zwischen Harryund William. Eine<br />

Quelle dafür gibt es aber nicht. Und<br />

so scheint es auch möglich, dass die<br />

Queen, die selbst gerne in Windsor<br />

residiert, ihren Lieblingsenkel einfach<br />

gerne bei sich hätte.<br />

Schauspieler<br />

RupertGrint<br />

DPA<br />

RupertGrint (30)<br />

orientiertsich an<br />

Prinz Harry,<br />

nicht nur was die<br />

Haarfarbe angeht.<br />

DerSchauspieler,der<br />

sich<br />

weiterhin von<br />

seiner Rolle aus<br />

den „HarryPotter“-Filmen<br />

zu<br />

emanzipieren<br />

versucht, verkörpertinder Krimi-Serie„Snatch“<br />

einen chaotischen<br />

Kleinkriminellen. Grint sagt: Prinz<br />

Harryhabe ihn zu dieser Figur inspiriert,<br />

auch wenn der Herzog von<br />

Sussex inzwischen artiger geworden<br />

sei. Dasgilt übrigens auch für den<br />

Schauspieler selbst, wenn auch aus<br />

anderen Gründen. „Ich vertrage einfach<br />

nicht mehr so viel Alkohol wie<br />

früher“, sagte er in einem Interview.<br />

„Ich fühle mich richtig alt.“<br />

Joe Bausch (65) reagiertebenfalls auf<br />

sein Alter.Der Gefängnisarzt, der als<br />

Schauspieler im Kölner „Tatort“ den<br />

Gerichtsmediziner Dr.Joseph Roth<br />

spielt, hängt seinen bürgerlichen Berufnach<br />

32 Jahren an den Nagel. Die<br />

neu gewonnene Zeit will er aber<br />

nicht auf dem Golfplatz verplempern,<br />

sondernwieder mehr auf Theaterbühnen<br />

stehen, sich als Bildhauer<br />

versuchen oder als Arzt für<br />

Hilfsorganisationen arbeiten –und<br />

auch dem ARD-Krimi will er treu<br />

bleiben. Klingt nach einem arbeitsreichen<br />

Ruhestand. (dma./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Elegant schnippt sich das Tier den<br />

Wurm in den Schnabel.<br />

AFP<br />

So viel Zeit muss sein. Beieiner Cricket-Partie<br />

zwischen SriLanka und<br />

England in Colombo,der Hauptstadt<br />

des Inselstaates,ließ sich ein Reiher<br />

auf dem Spielfeld nieder,pickte sich<br />

genüsslich einen Wurm aus der Erde<br />

und verspeiste ihn. Für die Athleten<br />

kein Problem, denn Zeitdruck gibt es<br />

beim Cricket nicht –vor allem nicht<br />

bei der klassischen Variante,die aktuell<br />

im Sinhalese Sports Club ausgespielt<br />

wird. Eine Partie kann schonmal<br />

fünf Tage dauern. Übrigens gibt<br />

es nicht nur Cricket, sondernauch<br />

Reiher in vielen verschiedenen Varianten.<br />

Mehr als 100 Arten gibt es auf<br />

der Welt, allein in Südostasien sind<br />

es 24. Beidiesem hungrigen Exemplar<br />

handelt es sich wahrscheinlich<br />

um einen Silberreiher. (dma.)<br />

Seit diesem Monat ist auf<br />

Netflix der Film „Outlaw<br />

King“ zu sehen, in dem<br />

Chris Pine den schottischen<br />

Unabhängigkeitskämpfer Robertthe<br />

Bruce spielt, der im 14. Jahrhundert<br />

gegen die englische Armee ins Feld<br />

zog. Wer auf brutale Historienepen<br />

steht, kommt hier voll auf seine Kosten,<br />

zumindest wenn man sich nicht<br />

von Pines Vokuhila-Frisur ablenken<br />

lässt. Im Interview spricht Pine von<br />

seinem besten Stück, Freundschaften<br />

in Hollywood und seinem „verrückten“<br />

Leben.<br />

Mr. Pine, seit der Weltpremiere<br />

von„Outlaw King“ ist Ihr Körper<br />

Gesprächsthema, man sieht Sie<br />

gleich zu Beginn nackt. Überrascht<br />

Sie diese Aufmerksamkeit<br />

für eine so winzige Szene?<br />

Winzig ist hier das falsche<br />

Wort... Aber ja, das kann man<br />

wohl sagen. Erwachsene Menschen<br />

kichern online über meinen<br />

Penis,als seien sie Schulkinder.<br />

Soganz kann ich die Aufregung<br />

nicht verstehen, immerhin<br />

haben doch die meisten von<br />

uns schon mal einen nackten<br />

Mann gesehen, oder?<br />

Aber dass ein Star mal mehr zeigt<br />

als seinen Hintern, ist in Hollywood<br />

doch wohl eher die Ausnahme...<br />

In den USA ist es kein Problem,<br />

dass 13-Jährige im Kino Filme sehen,<br />

in denen jemandem der Kopf abgesägt<br />

wird. Aber wenn zwei Menschen<br />

Sexmiteinander haben, ist die Sache<br />

gleich nur noch für Zuschauer über<br />

17 Jahren freigegeben. Oder kurzgesagt:<br />

Intimität zu zeigen ist verboten,<br />

Gewalt dagegen wird locker durchgewunken.<br />

Das ist schon absurd.<br />

Undbeweist mal wieder, wie puritanisch<br />

unsere Gesellschaft tickt.<br />

Selbstgeißelung, Scham und Wut<br />

werden groß geschrieben, aber Sex<br />

ist etwas Schlechtes.<br />

Allerdings geht es in diesem Fall ja<br />

nicht allgemein um Sex, sondern<br />

konkret um Ihre nackte Haut. Ärgert<br />

Siedas?<br />

Ich fand es schon ziemlich daneben,<br />

dass selbst Vanity Fair einen Artikel<br />

veröffentlichte, dessen Überschrift<br />

klang, als hätte ein 15-Jähriger<br />

sie geschrieben. Andererseits ist<br />

es vielleicht gar nicht verkehrt, mal<br />

über das Thema zu sprechen. Wenn<br />

meine Filmpartnerin Florence Pugh<br />

ihreBrüste und mehr zeigt, ist das für<br />

niemanden der Rede wert. Von<br />

Frauen wird das einfach erwartet.<br />

Aber warum erwartet niemand von<br />

mir, dass ich mich nackt zeige?<br />

Macht man sich als Mann damit zu<br />

verletzlich?<br />

Sointeressant sie auch sind, wissenschaftliche<br />

Themen können<br />

für den Laien ziemlich ermüdend<br />

sein. Einfacher ist es für Zuhörer von<br />

sogenannten Science-Slams, bei<br />

dem Wissenschaftler ihre Forschungen<br />

in zehnminütigen Vorträgen in<br />

populärwissenschaftlicher Sprache<br />

präsentieren und dabei um den Applaus<br />

des Publikums buhlen.<br />

Das Format gibt es inzwischen<br />

seit zwölf Jahren. Ende 2006 führte<br />

es der Verständlichkeitsforscher<br />

Alex Dreppec in Darmstadt ein.<br />

Seit 2010 gibt es sogar eine deutsche<br />

Meisterschaft. Dieses Jahr<br />

konnte der Metallforscher Aniruddha<br />

Dutta aus Düsseldorf das<br />

Der nackte Mann<br />

Der Schauspieler Chris Pine über das prüde Amerika und wahre Freundschaften<br />

Smartund für<br />

einen Hollywood-Star<br />

bemerkenswert<br />

freizügig:<br />

Schauspieler<br />

Chris Pine GETTY<br />

Angezogen ebenfalls nicht unattraktiv: Pine als schottischer Rabauke. NETFLIX /DAVID EUSTACE<br />

VonMetallen und Keksen<br />

Gabesirgendeinen Grund, weswegen<br />

Siegezögerthätten, die Rolle in „Outlaw<br />

King“ zu spielen? Vielleicht weil<br />

Sie als Amerikaner nicht die naheliegendste<br />

Besetzung für einen schottischen<br />

Volkshelden sind?<br />

Ach kommen Sie, warum sollte<br />

ich da zögern? Ich bin doch Schauspieler.<br />

Glauben Sie, Cate Blanchett<br />

zögert, wenn jemand sie bittet, eine<br />

Amerikanerin zu spielen? Klar, der<br />

schottische Akzent hat mir gehörigen<br />

Respekt eingeflößt. Doch bei<br />

Regisseur David Mackenzie wusste<br />

ich mich in besonders guten Händen.<br />

Weil Mackenzie selbst Schotte ist,<br />

wurde sicher besonders darauf geachtet,<br />

dass auch historisch alles korrekt<br />

gezeigt wird, oder?<br />

Ganz genau. Und natürlich hatten<br />

wir auch diverse historische<br />

Berater dabei. Deswegen weiß ich<br />

zum Beispiel, dass eine Hochzeitsnacht<br />

damals wirklich so ablief,<br />

wie wir es zeigen: irgendwann<br />

während der Feier kam da der<br />

Priester und schickte das Brautpaar<br />

gezielt ins Bett, weil es an der<br />

Zeit war, Sex zu haben. Angeblich<br />

war es sogar üblich, dass die Familien<br />

von Braut und Bräutigam mit<br />

im Raum waren um dafür zu sorgen,<br />

dass die Ehe auch wirklich<br />

vollzogen wird.<br />

Mackenzie bezeichnen Sie auch privatals<br />

Freund.Wieleicht ist es eigentlich<br />

als Hollywoodstar, Freundschaften<br />

zu pflegen?<br />

Es ist natürlich die Frage,wie man<br />

„leicht“ definiert. Oft ist es natürlich<br />

praktisch, wenn man sich gut versteht<br />

mit den Menschen, mit denen<br />

man zusammenarbeitet. Denn die<br />

verstehen mein etwas verrücktes Leben<br />

zwischen Dreharbeiten, Reisen<br />

und roten Teppichen am besten. Allerdings<br />

dauertes, bis ich Leute wirklich<br />

an mich heranlasse.<br />

Warum ist das so?<br />

Dazu müssten wir vielleicht mal<br />

einen Psychologen befragen. Ich<br />

brauche einfach Zeit, um anderen<br />

Menschen mein innerstes Seelenleben<br />

zu präsentieren. Und natürlich<br />

ist es in meinem Job nicht einfach,<br />

viel und lange Zeit miteinander<br />

zu verbringen. Deswegen sind<br />

meine intensivsten Freundschaften<br />

tatsächlich die,die am längsten<br />

bestehen. Zwei Freunde habe ich<br />

noch aus High-School-Zeiten. Wir<br />

sehen uns nicht ständig. Aber<br />

wenn, dann ist das für mich immer<br />

ein Gefühl von nach Hause kommen.<br />

DasGespräch führte<br />

Patrick Heidmann.<br />

Dank Vanillecreme wird ein Düsseldorfer Forscher deutscher Science-Slam-Meister<br />

Er konnte seine Forschung gut an den Laien<br />

bringen: Aniruddha Dutta<br />

DPA<br />

Publikum überzeugen –mit einem<br />

Keksvergleich.<br />

5000 Zuschauer lauschten am<br />

Sonnabend in Mainz den unterhaltsamen<br />

Vorträgen vonDutta und seinen<br />

Kontrahenten. Kurz vor Mitternacht<br />

fiel die Entscheidung: Der<br />

Wissenschaftler vom Max-Planck-<br />

Institut für Eisenkunde bekam den<br />

größten Applaus und wurde so zum<br />

neunten deutschen Science-Slam-<br />

Meister. Inseinem zehnminütigen<br />

Vortrag„Stealing weight from Steel“<br />

(Gewicht von Stahl stehlen) ging es<br />

darum, wie man Stahl leichter machen<br />

kann –etwa um spritsparendereAutos<br />

zu konstruieren. DerMetallkundler<br />

erklärte seinen wissenschaftlichen<br />

Ansatz mit der Hilfe<br />

vonDoppelkeksen, zwischen denen<br />

eine Vanillecreme klebt. Bei dem<br />

Gebäck komme es auf die richtige<br />

Kombination von härteren (Keks)<br />

und weichen (Creme) Materialien<br />

an –und genauso sei es beim leichten<br />

Stahl.<br />

Auf den weiteren Plätzen landeten<br />

die Materialforscherin Anastasia<br />

August aus Karlsruhe,die mit einer<br />

Kerze und einem Messer die<br />

Wärmespeicherung erklärte, und<br />

der Psychologe Moritz Kirchner aus<br />

Potsdam, der erklärte, warum komplexe<br />

Themen in der Politik den Erfolg<br />

vonPopulisten begünstigen.<br />

(BLZ/dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Kinderpornoring in Spanien<br />

hochgenommen<br />

Beieiner großangelegten Operation<br />

gegen einen Kinderpornoring in<br />

Spanien hat die Polizei fast 80 Verdächtige<br />

festgenommen. DerPolizei<br />

ist damit einer der bisher schwersten<br />

Schläge gegen Kinderpornografie in<br />

Spanien gelungen. BeiHausdurchsuchungen<br />

wurden unter anderem<br />

45 Laptops,113 Festplatten und<br />

rund 300 DVDs sichergestellt. Unter<br />

den Inhaftierten ist den Angaben zufolge<br />

auch eine Frau, die ihreTochter<br />

und ihreNichte wiederholt missbraucht<br />

haben soll. (dpa)<br />

Noch immer 249 Vermisste<br />

nach Waldbränden<br />

Nach den verheerenden Waldbränden<br />

in Kalifornien werden noch immer<br />

249 Menschen vermisst. Derweil<br />

wurde die Zahl der Todesopfer<br />

erneut nach oben korrigiert. Beim<br />

„Camp Fire“imNorden des Bundesstaates<br />

starben 87 Menschen, beim<br />

„Woolsey Fire“inder Gegend um<br />

Malibu gab es drei Tote.Immerhin:<br />

98 Prozent der Brände sind inzwischen<br />

unter Kontrolle. (AFP)<br />

Grab eines Chef-Mumifizierers<br />

in Ägypten entdeckt<br />

Ein Archäologe untersucht einen Sarkophag<br />

in Luxor.<br />

DPA<br />

Ägypten hat ein antikes Grab,einen<br />

Sarkophag und weitereBegräbnisartefakte<br />

in der Thebanischen Nekropole<br />

Al-Asasif in der Tempelstadt Luxorenthüllt.<br />

Unter den Funden sind<br />

Sarkophage,Statuen und etwa 1000<br />

Begräbnis-Figürchen aus Holz,<br />

Lehm und Stein. DasGrabstammt<br />

aus dem Mittleren Reich (2137 bis<br />

1781 vorChristus) und gehörte nach<br />

Angaben des Ministeriums Thau-Irchet-If,<br />

dem Chef-Mumifizierer am<br />

Mut-Tempel in der berühmten Karnak-Anlage<br />

in Luxor. (AFP)<br />

Volksabstimmung: Schweiz<br />

gegen Hornkuh-Initiative<br />

DerSchweizer Bergbauer Armin Capaul<br />

hat seinen Kampf für mehr<br />

Kühe mit Hörnerninder Schweiz<br />

verloren. Seine Initiative, Bauernmit<br />

Geld für das Halten vonHornviechernzubelohnen,<br />

ist bei einer<br />

Volksabstimmung gescheitert. 54,7<br />

Prozent der Teilnehmer sprachen<br />

sich am Sonntag gegen den Vorstoß<br />

aus.Capaul hält Kühe mit Hörnern<br />

für glücklicher.AndereBauernhalten<br />

dagegen: Hörner seien eine tödliche<br />

Gefahr.(dpa)<br />

Mindestens 210 Verletzte<br />

bei Erdbeben im Iran<br />

Im Westen des Iran sind am Sonntag<br />

bei einem schweren Erdbeben mehr<br />

als 200 Menschen verletzt worden. In<br />

den benachbarten Städten Sarpol-e<br />

Sahab und Gilan-e Gharb gebe es<br />

mindestens 210Verletzte,sagte der<br />

Gouverneur der Provinz Kermanschah.<br />

Berichte über Todesopfer gebe<br />

es bislang nicht. DasGeophysikalische<br />

Institut des Iran erklärte,nach<br />

dem Beben der Stärke 6,4 habe es<br />

mehrereNachbeben gegeben. (AFP)


LEBEN MIT HANDICAP<br />

EINE VERLAGSBEILAGE DER BERLINER ZEITUNG<br />

Ein Lebensziel:<br />

Die eigenen vier Wände<br />

Eine kleine Sensation:<br />

Die Special Olympics in Berlin<br />

Therapeuten mit Hufen:<br />

Unterricht auf Pferden


2 I LEBEN MIT HANDICAP<br />

MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

Wie genau wirkt sich eine Behinderung auf das Studium aus? Braucht derjenige mehr Zeit, technische Hilfen, eine Assistenzkraft?<br />

Handreichung auf dem Weg zum Abschluss<br />

Hochschulen sind zum individuellen „Nachteilsausgleich“ für Studierende mit Handicap verpflichtet –das erfordert Einfallsreichtum<br />

Elf Prozent der rund 2,8 Millionen<br />

Studierenden in<br />

Deutschland haben eine studienrelevante<br />

Beeinträchtigung,<br />

so die jüngsten Daten. Dabei sind<br />

nur verschwindend wenige auf<br />

den ersten Blick erkennbar, etwa<br />

am Rollstuhl oder dem Blindenstock.<br />

Gut die Hälfte der Betroffenen<br />

hat ein psychisches Leiden<br />

wie Depressionen, rund 20 Prozent<br />

eine chronische Krankheit<br />

wie Rheuma, MS oder Diabetes,<br />

andere eine Sinneseinschränkung<br />

wie Schwerhörigkeit oder eine Teilleistungsstörung<br />

wie Legasthenie<br />

oder Konzentrationsstörungen.<br />

Allen Betroffenen gemeinsam<br />

ist: Sie haben einen gesetzlichen<br />

Anspruch auf die Hilfe, die nötig<br />

ist, damit sie ihr Studium absolvieren<br />

können. Dabei unterstüt-<br />

Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen<br />

• Umbau &Modernisierung<br />

• Gezielt Ihr Leben erleichtern<br />

• Selbstständigkeit im gewohnten Umfeld<br />

• für Barrierefreies &zukunftsgerechtes Wohnen<br />

DOC-DARMER<br />

Rüdiger Darmer ·Pistoriusstr. 33·13086 Berlin<br />

zen sie Menschen wie Katja Barth<br />

oder Georg Classen. Die beiden<br />

arbeiten in der Beratung für Studierende<br />

mit Behinderungen und<br />

chronischen Erkrankungen, Katja<br />

Barth an der Beuth-Hochschule,<br />

Georg Classen an der Freien Universität<br />

Berlin.<br />

Strukturelle Barrieren<br />

Eine solche Stelle gibt es an jeder<br />

Hochschule, hier geht es um das<br />

Studium an sich. Zudem unterhält<br />

das Studierendenwerk drei Beratungsstellen<br />

in Berlin. Es ist für<br />

die sozialen Belange zuständig,<br />

bevorzugt Betroffene beispielsweise<br />

bei der Wohnungsvergabe.<br />

Während die bauliche Barrierefreiheit<br />

etwa an der FU „inzwischen<br />

bei über 90 Prozent der<br />

Gebäude gewährleistet“ ist, gibt<br />

Zuhause wohnen...<br />

...ein Leben lang<br />

Tel.: 030 516 41 330 ·Handy 0162 192 48 20 ·Fax 030 516 41 331<br />

es eine Vielzahl kommunikativer,<br />

struktureller und didaktischer<br />

Barrieren, die das Studium beeinträchtigten<br />

können. Untersuchungen<br />

zeigen: Betroffene brauchen<br />

länger bis zum Abschluss,<br />

unterbrechen öfter. „Es ist wie<br />

Studieren als Alleinerziehender<br />

oder neben einer Erwerbstätigkeit“,<br />

sagt Classen. „Es ist zeitund<br />

energieaufwändiger.“<br />

Die Hochschulen unterstützen,<br />

indem sie einen „Nachteilsausgleich“<br />

ermöglichen. Das kann<br />

mit einer erleichterten Zulassung<br />

beginnen, etwa, wenn eine fortschreitende<br />

Krankheit vorliegt:<br />

Zwei Prozent der Studienplätze<br />

sind für Härtefälle reserviert.<br />

Der Numerus Clausus greift dann<br />

nicht zwingend. Die Formalitäten<br />

sind nicht einfach, daher sollten<br />

sich Betroffene beraten lassen.<br />

Im Studium geht es weiter mit<br />

angepassten Studier- und Prüfungsbedingungen.<br />

„Nur ein kleiner<br />

Prozentsatz der Betroffenen<br />

braucht persönliche Assistenz<br />

oder technische Hilfsmittel, zum<br />

Beispiel eine FM-Anlage für Hörbehinderte<br />

–dafür gibt es beim<br />

Studierendenwerk Berlin einen<br />

Finanztopf“, berichtet Classen.<br />

Viel häufiger geht es um Schreibzeitverlängerungen<br />

in Prüfungen,<br />

die Verteilung von Skripten vorab<br />

oder die Erlaubnis für den Einsatz<br />

von Laptops in Prüfungen. „Die<br />

Herausforderung ist, den Nachteilsausgleich<br />

zu finden, der den<br />

individuellen Nachteil tatsächlich<br />

ausgleicht“, sagt Katja Barth.<br />

„Denn es geht nicht um Erleichterungen,<br />

sondern um die Herstellung<br />

gleicher Bedingungen.<br />

So bekommt ein Rollstuhlfahrer<br />

nicht automatisch eine Schreibzeitverlängerung.<br />

Aber ein Studierender<br />

mit ADHS braucht vielleicht<br />

eine Begleitperson, die ihm<br />

Stabilität vermittelt.“<br />

Gemeinsam Lösungen suchen<br />

GETTY IMAGES/WAVEBREAKMEDIA<br />

Sie berät Betroffene daher am<br />

liebsten vor Studienbeginn und<br />

bespricht, welche spezifischen<br />

Schwierigkeiten auftreten können.<br />

Einige Wochen nach Studienbeginn<br />

wird dann gemeinsam die<br />

Erfahrung beleuchtet.<br />

„Manchmal lösen sich dann<br />

Probleme in Luft auf. So hat ein<br />

Studienanfänger mit Asperger-<br />

Syndrom per Zufall gleich zu Anfang<br />

in eine Arbeitsgruppe gefunden,<br />

in der es perfekt harmoniert.<br />

Er kommt wunderbar zurecht.“<br />

In anderen Fällen treten unvorhergesehene<br />

Schwierigkeiten<br />

auf, für die dann gemeinsam<br />

Lösungen gesucht werden. Oft<br />

ist dies ein Studienhelfer, der als<br />

Assistenzkraft für den Betroffenen<br />

mitschreibt oder seine soziale Interaktion<br />

moderiert. Meist sind es<br />

Kommilitonen, die sich etwas dazuverdienen<br />

können.<br />

Georg Classen erarbeitet gemeinsam<br />

mit seinen „Klienten“<br />

über den konkreten Hilfebedarf hinaus<br />

ein Empfehlungsschreiben,<br />

in dem die Beeinträchtigung und<br />

ihre Auswirkung auf das Studium<br />

möglichst genau skizziert ist.<br />

Darin werden den Lehrenden<br />

Vorschläge macht, wie sie den<br />

Nachteil ausgleichen können.<br />

Zum Beispiel, indem Fragen aus<br />

dem Publikum stets vom Dozenten<br />

wiederholt werden, damit der<br />

Hörbehinderte sie über die FM-<br />

Anlage auch versteht.<br />

Oder indem ein Studierender<br />

mit Sozialphobie von der Aufgabe<br />

ausgenommen wird, einen<br />

Vortrag vor Publikum zu halten<br />

und stattdessen eine schriftliche<br />

Arbeit einreichen kann. „Leider<br />

gibt es in dieser Hinsicht keine<br />

systematischen Fortbildungen<br />

für die Lehrenden“, bedauert<br />

Classen. Er beobachtet aber insgesamt<br />

große Bereitschaft, sich<br />

darauf einzustellen.<br />

Er stellt ebenso wie Katja Barth<br />

fest, dass sich nur ein kleiner Teil<br />

der Betroffenen beraten lässt. Gerade<br />

Studierende mit psychischen<br />

Beeinträchtigungen hätten Hemmungen,<br />

sich zu „outen“ und Hilfe<br />

in Anspruch zu nehmen. (fwo)


MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

LEBEN MIT HANDICAP I3<br />

Neue Ämter geplant<br />

Zweck: Antragstellung für Menschen mit Behinderung<br />

Das Gesetz soll Menschen mit<br />

Behinderung das Leben erleichtern,<br />

sicherstellen, dass<br />

sie ihre Rechte wahrnehmen können<br />

und ihnen Zugang zum gesellschaftlichen<br />

Leben verschaffen:<br />

Das Bundesteilhabegesetz (BTHG)<br />

vom Dezember 2016 wurde als<br />

Meilenstein in der Gesetzgebung<br />

rund ums Thema Behinderung<br />

gefeiert. Zwei Jahre ist das her,<br />

doch die Umsetzung verläuft inder<br />

Hauptstadt stockend, sagt Dominik<br />

Peter, Vorsitzender und Sprecher<br />

des Behindertenverbands Berlin.<br />

Bisher entscheiden Sozialämter<br />

Besonders in einem zentralen<br />

Punkt scheint der Weg zur konkreten<br />

Maßnahme noch weit. Menschen<br />

mit Behinderung sollen es<br />

leichter haben, behördliche Anträge<br />

zu stellen. Da geht es zum Beispiel<br />

darum, dass sie auf einen<br />

Rollstuhl angewiesen sind oder<br />

Assistenzleistungen benötigen. In<br />

Berlin entscheiden das zurzeit die<br />

Sozialämter in den Bezirken. „Und<br />

dabei fällt die Entscheidung –je<br />

nach Bezirk – manchmal unterschiedlich<br />

aus“, sagt Peter.<br />

Im BTHG werden die Bundesländer<br />

aufgefordert, einen Träger<br />

zu schaffen, der als Anlaufstelle<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

dient. In Berlin sind verschiedene<br />

Optionen möglich, sagt Sibyll-<br />

Anka Klotz, die als Leiterin der<br />

Projektgruppe Bundesteilhabegesetz<br />

bei der Senatsverwaltung für<br />

Integration, Arbeit und Soziales<br />

die Umsetzung des BTHG in Berlin<br />

begleitet.<br />

Ein Modell sieht vor, vier zentrale<br />

Teilhabeämter im Land Berlin<br />

zu schaffen. Dieser Vorschlag<br />

wurde kürzlich auf einer Konferenz<br />

vorgestellt, an der Peter sowie<br />

weitere Vertreter von betroffenen<br />

Institutionen und Interessengruppen<br />

teilnahmen. „Die Idee ist<br />

eigentlich gut“, sagt Peter. Es<br />

sei richtig, die Bearbeitung der<br />

Anträge im ganzen Land zu<br />

vereinheitlichen.<br />

Doch die vier Ämter sind noch<br />

nicht beschlossene Sache, betont<br />

Klotz. Es gibt bisher keinen Senatsbeschluss<br />

dazu. Viele Details<br />

müssten noch geklärt werden: wie<br />

die personelle Ausstattung sein<br />

soll, welche Qualifikation die Mitarbeiter<br />

haben müssen und wie<br />

sie bezahlt werden.<br />

Sie verweist auf einen Stichtag,andem<br />

die Bundesländer die<br />

neuen Behörden geschaffen haben<br />

sollen: zum 1. Januar 2020.<br />

In Berlin sei dieser Zeitrahmen<br />

angesichts der Doppelstruktur<br />

aus Land und Bezirken wohl kaum<br />

einzuhalten. Dennoch will Klotz<br />

die Schaffung der neuen Ämter<br />

so schnell es eben geht vorantreiben.<br />

„Bis zum Stichtag sollen die<br />

Weichen gestellt sein.“ Klotz weiß<br />

immerhin die beteiligten Senatsverwaltungen<br />

wie Gesundheit,<br />

Integration, Jugend und Finanzen<br />

dabei hinter sich.<br />

Freizeitaktivitäten koordinieren<br />

Das Bundesteilhabegesetz regelt<br />

viele Bereich des Lebens. Es will<br />

auch fördern, dass Menschen<br />

mit Behinderung ihre Freizeit aktiv<br />

gestalten. Assistenten sollen<br />

sie dabei begleiten. „Das Gesetz<br />

sieht vor, dass mehrere Behinderte<br />

sich bei ihren Freizeitaktivitäten<br />

zusammentun, damit nicht zu viele<br />

Assistenten benötigt werden“,<br />

sagt Peter.<br />

Mehrere solche Fälle seien<br />

beim Verband bekannt geworden.<br />

In einer betreuten Wohngemeinschaft<br />

wolle zum Beispiel ein Mitbewohner<br />

am Wochenende gern<br />

zum Eishockeyspiel der Eisbären,<br />

ein anderer wolle lieber ins Kino<br />

gehen. „Da heißt es dann, die beiden<br />

sollen sich einigen.“ Mit dieser<br />

Vorgehensweise ist Peter nicht einverstanden.<br />

(Mechthild Henneke)<br />

Mit dem Rollstuhl ins Taxi –das wünschen sich viele Menschen mit Behinderung.<br />

Mehr Inklusionstaxis bitte<br />

Droschkenbesitzer erhalten 15 000 Euro für behindertengerechte Umrüstung<br />

Spontan mit Freunden ins<br />

Restaurant gehen? Das ist<br />

für Dominik Peter schwer.<br />

Der Vorsitzende des <strong>Berliner</strong> Behindertenverbands<br />

sitzt im Rollstuhl.<br />

„In Berlin gibt es nur sieben<br />

barrierefreie Taxis, und das bei<br />

insgesamt etwa 8200 Taxis in der<br />

Stadt“, sagt er.<br />

Doch die Situation könnte sich<br />

ändern. Taxifahrer können seit<br />

diesem Monat eine Förderung von<br />

bis zu 15000 Euro beantragen,<br />

wenn sie ihr Auto behindertengerecht<br />

umrüsten. Die Initiative geht<br />

auf Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

(Linke) zurück. Anlaufstelle<br />

für die Taxiunternehmer ist das<br />

Landesamt für Gesundheit und<br />

Soziales (LAGeSo). „Das Inklusionstaxi<br />

ist ein wichtiger Schritt<br />

zur inklusiven Stadt“, sagt Breitenbachs<br />

Sprecherin Regina Kneiding.<br />

Übrigens: Inklusionstaxis<br />

helfen allen Menschen mit „Mobilitätseinschränkung“<br />

–das kann<br />

auch ein Kinderwagen sein.<br />

Sowohl Kleintransporter wie<br />

Pkw können umgerüstet werden.<br />

Die Taxiinnung begrüßt die neue<br />

Regelung. „Wir sind erfreut, dass<br />

wir das Projekt starten können“,<br />

Wohnen für Menschen mit Behinderung<br />

Lebensräume<br />

Berlin<br />

GETTY IMAGES/OSTAPENKOOLENA<br />

sagt der Vorsitzende Leszek Nadolski.<br />

Er hofft, dass rund 100<br />

Taxis innerhalb der Förderzeit von<br />

drei Jahren umgerüstet werden.<br />

Das zur Verfügung gestellte Geld<br />

hält er für ausreichend, es müsse<br />

aber bei den Fahrern noch Überzeugungsarbeit<br />

geleistet werden.<br />

Peter denkt, dass es nicht<br />

nur finanzielle oder technische<br />

Schwierigkeiten sind, die das Taxigewerbe<br />

bisher zurückgehalten<br />

haben. „Es gibt Berührungsängste“,<br />

sagt er. Mancher Taxifahrer<br />

scheue sich davor, Behinderte zu<br />

transportieren. (mh.)<br />

Wir betreuen in unterschiedlichen Wohnformen und an verschiedenen<br />

Standorten Menschen aller Altersstufen mit geistiger<br />

Behinderung, Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung,<br />

Menschen mit speziellen Syndromen (Prader-Willy-Syndrom,<br />

Autismus) und Menschen, die durch Unfall oder Krankheit eine<br />

Behinderung erworben haben.<br />

Wir bieten Wohnen mit rund-um-die-Uhr-Betreuung, Trainingswohngruppen, Wohngemeinschaften<br />

und Betreutes Einzelwohnen sowie Beschäftigungs- und Förderbereiche (BFBTS).<br />

GETTY IMAGES/APEYRON<br />

In Behörden zum Ziel zu kommen, soll in Zukunft leichter werden.<br />

Pastor-Braune-Haus<br />

Wohnen für Kinder, Jugendliche und junge<br />

Erwachsene mit Behinderungen in Lankwitz<br />

In den neuen Gärten 26-28 · 12247 Berlin (Lankwitz)<br />

Tel. (030) 766 82-0 · Fax -220 · E-Mail pbh@ejf.de<br />

Lebensräume Berlin im Verbund Darßer Straße<br />

Gemeinschaftliches Wohnen für erwachsene<br />

Menschen mit Behinderung in Hohenschönhausen,<br />

Biesdorf, Lichtenberg und Köpenick sowie für<br />

Kinder und Jugendliche in Biesdorf<br />

Darßer Straße 103 · 13051 Berlin (Hohenschönhausen)<br />

Tel. (030) 92 90 34-0 · Fax -99 · E-Mail vds@ejf.de<br />

Lebensräume Berlin<br />

im Diakoniezentrum Heiligensee<br />

und im Verbund Alt-Wittenau<br />

Gemeinschaftliches Wohnen für erwachsene<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

in Heiligensee, Wittenau,<br />

Charlottenburg und Marwitz<br />

Keilerstraße 19<br />

13503 Berlin (Heiligensee)<br />

Tel. (030) 4306-297<br />

Fax (030) 4306-418<br />

E-Mail info-lr-dz@ejf.de<br />

Lernen Sie<br />

uns kennen.<br />

Ein Anruf genügt oder<br />

besuchen Sie uns im<br />

Internet unter<br />

www.ejf.de


4 I LEBEN MIT HANDICAP<br />

MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

Das größte Sportfest<br />

2023 gibt es Special Olympics in Berlin<br />

Die Special Olympics World<br />

Games finden 2023, also<br />

in fünf Jahren, erstmals in<br />

Berlin statt. Das hat vor wenigen<br />

Tagen das Präsidium der Special<br />

Olympics International (SOI) bei<br />

einer Tagung in der Dominikanischen<br />

Republik entschieden.<br />

Das teilte der Verband SOI mit.<br />

Konkurrent bei der Entscheidung<br />

war Moskau.<br />

Die Special Olympics World<br />

Games sind eine der größten<br />

Sportveranstaltungen der Welt.<br />

Sie wollen inspirierend und<br />

fördernd wirken für das Ziel<br />

einer Welt der vollständigen Inklusion<br />

für Menschen mit geistiger<br />

Behinderung.<br />

Bei den Special Olympics<br />

World Games 2023 werden voraussichtlich<br />

rund 7000 Athletinnen,<br />

Athleten und Unified<br />

Partner aus 170 Nationen in<br />

25 Sportarten teilnehmen. Sie<br />

werden von mehr als 3000 Betreuenden<br />

sowie 12 000 Familienmitgliedern<br />

begleitet. „Wir<br />

sind sehr, sehr glücklich über die<br />

Entscheidung, die wir auch als<br />

Wertschätzung für unseren Verband,<br />

für Berlin und für Deutschland<br />

wahrnehmen“, sagte Christiane<br />

Krajewski, Präsidentin von<br />

Special Olympics Deutschland.<br />

„Wir freuen uns mit unseren Athletinnen<br />

und Athleten.“<br />

Mit den Weltspielen 2023 sollten<br />

Selbstbestimmung und gleichberechtigte<br />

Teilhabe von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung<br />

in allen Lebensbereichen selbstverständlicher<br />

werden.<br />

Die Inklusion im und durch<br />

Sport wurde zu einem der wichtigsten<br />

Bestandteile der <strong>Berliner</strong><br />

Bewerbung. Dazu zählt das Host<br />

Town-Programm, das die gesamte<br />

Nation in die Aufnahme von<br />

Delegationen aus aller Welt einbindet.<br />

Unter Einbeziehung von<br />

Sportvereinen und Schulen in<br />

ganz Deutschland soll das Programm<br />

ein besseres Bewusstsein<br />

für die Belange von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung,<br />

für kulturelle Vielfalt und Inklusion<br />

bewirken. (mh.)<br />

Vom 14. bis 18. Mai fanden in Kiel die nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung statt. Die Fotos zeigen I<br />

„Ein Meilenstein für Berl<br />

Ein Gespräch mit zwei Athletensprechern des Verbands „Special Olympics De<br />

@ JOERG BRUEGGEMANN / OSTKREUZ<br />

Auch im Schwimmen fand in Kiel ein Wettbewerb statt.<br />

Kontakt:<br />

WIB –Weißenseer Integrationsbetriebe GmbH<br />

Geschftsstelle assostr Berlin<br />

el a <br />

infowibverbundde wwwwibverbundde<br />

Jeder Mensch ist der Experte für seine Lebensgeschichte.<br />

Der WIB Verbund bietet soziale und berufliche Integration für psychisch<br />

kranke, suchtkranke und behinderte Menschen durch Beratung,<br />

Betreuung, rbeit, Wohnen und agesstruktur Mit dem ufzeigen<br />

individueller Lösungswege unterstützen wir die Rehabilitation und eine<br />

selbstbestimmte Lebensführung<br />

ontakt und Beratungsstelle Beschftigungstagessttten<br />

Betreutes Wohnen Integration geflüchteter Menschen<br />

Inklusionsunternehmen rgotherapie<br />

nerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung<br />

Mark Solomeyer und Dennis<br />

Mellentin sind Sportler<br />

und engagieren sich dafür,<br />

dass Menschen mit geistiger Behinderung<br />

mehr Akzeptanz finden<br />

im Breitensport. Im Gespräch erklären<br />

sie, warum die Vergabe der<br />

Special Olympics nach Berlin für<br />

sie besonders ist.<br />

Wieder ein großes Sportfest in<br />

Berlin und dieses Mal ein ganz<br />

besonderes: die Weltspiele von<br />

Special Olympics. Was sagen Sie<br />

dazu?<br />

Mark Solomeyer: Ein Traum ist<br />

wahrgeworden. Es ist ein Meilenstein<br />

für Berlin und für Deutschland.<br />

Die Entscheidung macht<br />

uns unheimlich stolz, denn Inklusion<br />

ist unser zentrales Thema.<br />

Übrigens wird nicht nur Berlin profitieren,<br />

sondern alle Gemeinden<br />

und Städte.<br />

Dennis Mellentin: „Für mich<br />

als <strong>Berliner</strong> sind die Weltspiele<br />

Heimspiele. Die harte Arbeit als<br />

Atlethensprecher trägt jetzt Früchte.<br />

Mehr als drei Jahre haben wir<br />

daran gearbeitet und können jetzt<br />

zeigen, was inuns steckt.<br />

Waren Sie schon einmal bei internationalen<br />

Wettbewerben?<br />

Solomeyer: Ich war 2007 bei<br />

den internationalen Weltfestspielen<br />

in Shanghai 2007 und habe<br />

dort Gold und Bronze im Badminton<br />

geholt. Wir hatten dort ein<br />

Team, das das Herz am rechten<br />

Fleck getragen hat. Das wird<br />

2019 bei unserem Team in Abu<br />

Dhabi auch wieder so sein.<br />

Melletin: An diesen Spielen<br />

werde ich als Radsportler teilnehmen.<br />

Wir fahren dort auf der<br />

Formel 1-Rennstrecke –das wird<br />

ein Highlight.<br />

Treiben Sie Leistungssport, um<br />

sich vorzubereiten?<br />

Mellentin: Es fällt nicht unter<br />

Leistungssport. Wir rufen unser<br />

Pensum ab, was wir schaffen.<br />

Wir stehen nicht so unter Druck<br />

wie andere Sportler,zum Beispiel<br />

in der Bundesliga. Wir trainieren<br />

für uns.<br />

Mark Solomeyer (l.) und Dennis Mellentin s<br />

Solomeyer: Das ist das Besondere<br />

bei Sportlern mit geistiger<br />

Behinderung. Jeder soll es so<br />

machen, wie er es wünscht. Leistungsdruck<br />

gibt es nicht. Special


MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

LEBEN MIT HANDICAP l 5<br />

SPORT<br />

ERMÖGLICHEN<br />

Special Olympics International<br />

(SOI) ist die weltweit<br />

größte Sportbewegung für<br />

Menschen mit geistiger und<br />

mehrfacher Behinderung,<br />

die vom Internationalen Olympischen<br />

Komitee (IOC) offiziell<br />

anerkannt ist.<br />

Im Jahr 1968 wurde Special<br />

Olympics inden USA durch<br />

Eunice Kennedy-Shriver,<br />

einer Schwester des früheren<br />

US-Präsidenten John F. Kennedy,<br />

gegründet.<br />

Die Idee, die dahinter steckte,<br />

war es, Menschen mit geistiger<br />

Behinderung, wie der gemeinsamen<br />

Schwester von<br />

John F. Kennedy und Eunice<br />

Kennedy-Shriver, Rosemary,<br />

eine Teilhabe anSportaktivitäten<br />

und Sportveranstaltungen<br />

zu ermöglichen.<br />

Mit mehr als fünf Millionen<br />

Athleten ist Special Olympics<br />

heute in 174 Ländern vertreten.<br />

Chairman von SOI ist Timothy<br />

Shriver, der Sohn von<br />

Eunice Kennedy-Shriver.<br />

Der Eid der Special-Olympicslautet:<br />

„Ich will gewinnen!<br />

Doch wenn ich nicht gewinnen<br />

kann, so will ich mutig mein<br />

Bestes geben!“ SOI bietet<br />

Menschen mit geistiger Behinderung<br />

mit den Mitteln des<br />

Sports die Chance zu mehr<br />

Selbstbewusstsein, Anerkennung<br />

und Teilhabe.<br />

Unter dem Stichwort Empowerment<br />

fördert Special<br />

Olympics die selbstbestimmte<br />

Partizipation von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung.<br />

Mit dem Athlete Leadership<br />

Programm setzt Special Olympics<br />

den Focus auf die Übernahme<br />

von Leitungsfunktionen<br />

durch Menschen mit<br />

geistiger Behinderung.<br />

In diesem Sinne versteht sich<br />

Special Olympics International<br />

als Organisation, die ihren<br />

Spirit und ihre Ziele von den<br />

Athletinnen und Athleten mit<br />

geistiger Behinderung bezieht<br />

und durch sie und mit ihnen<br />

zum globalen Player für Inklusion<br />

wird.<br />

SASCHA KLAHN/SASCHAKLAHN.COM<br />

mpressionen von den Spielen.<br />

SASCHA KLAHN/SASCHAKLAHN.COM<br />

Handball und Segeln zählen zu den Sportarten, die vertreten waren.<br />

in und für Deutschland“<br />

utschland“, die an dem Sportfest 2023 in Berlin teilnehmen werden<br />

MECHTHILD HENNEKE<br />

ind Athletensprecher bei Special Olympics.<br />

Olympics ist unter Breitensport<br />

zu sehen.<br />

Wie ist es, auf einem internationalen<br />

Wettbewerb zu sein?<br />

Mellentin: Wir gründen demnächst<br />

eine WhatsApp-Gruppe,<br />

mit der wir uns austauschen können.<br />

Vor zwei Wochen war ich im<br />

Trainingslager mit dem Radteam.<br />

Ich habe einen Kontakt zu einem<br />

Sportler aus Dresden. Mit dem<br />

tausche ich mich sehr gut aus.<br />

Es ist ein Team mit sehr viel<br />

Freude. Man muss als Team zusammenhalten.<br />

Vor Ort steht die<br />

eigene Leistung dran und dann<br />

gucken wir, wie es geht.<br />

Solomeyer: Es ist eine Herzenssache.<br />

Das Gemeinsamstark-Gefühl<br />

kommt auch bei den<br />

internationalen Sportlern an.<br />

Fühlen Sie sich als Sportler genügend<br />

anerkannt?<br />

Mellentin: Noch nicht. Wir machen<br />

aber viel Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Zum Beispiel haben wir von<br />

den Special Olympics in Kiel im<br />

Mai Live-Schalten ins Morgenmagazin<br />

gemacht.<br />

Solomeyer: Wir wollen mehr<br />

Akzeptanz. Wir wollen in der<br />

Gesellschaft mehr wahrgenommen<br />

werden. Wir gehören dazu.<br />

Wir wollen uns Ländern angleichen,<br />

die Vorreiter sind. In Holland<br />

ist die Inklusion viel weiter<br />

als bei uns zum Beispiel in<br />

Schwimmbädern.<br />

Nervt Sie etwas an den allgemeinen<br />

Sportlern?<br />

Mellentin: Nerven nicht, aber<br />

manche kennen Special Olympics<br />

nicht. Sie sagen, sie haben<br />

noch nie davon gehört. Wenn<br />

man es erklärt, denken die, wir<br />

seien Paralympcis. Das sind wir<br />

aber nicht. Allgemein geht es<br />

aber. Menschen mit geistiger<br />

Behinderung fallen nicht so auf.<br />

Viele machen deshalb imnormalen<br />

Verein Sport.<br />

Solomeyer: Was für uns<br />

wichtig ist, ist leichte Sprache.<br />

Das brauchen wir zum Beispiel<br />

für Anträge, umMitglied im Verein<br />

zu werden. Da wollen wir<br />

auch gern hin.<br />

(Das Gespräch führte: Mechthild<br />

Henneke)<br />

SASCHA KLAHN/SASCHAKLAHN.COM<br />

Beim Basketball ging es in Kiel um Geschicklichkeit und Teamgeist.<br />

Aus gesundheitlichen<br />

Gründen beruflich<br />

neu orientieren!<br />

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Sie können aus gesundheitlichen Gründen<br />

Ihren Beruf oder Ihre bisherige Tätigkeit<br />

nicht mehr ausüben? Wir bieten Beratung,<br />

berufliche Orientierung, Qualifizierung und<br />

Unterstützung bei Ihrem neuen Start in das<br />

Berufsleben.<br />

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dienstags 10 bis 12 Uhr<br />

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BTZ Berlin:<br />

montags 13 bis 15Uhr


6 I LEBEN MIT HANDICAP<br />

MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

Zora Schemm in ihrer Wohngemeinschaft. Die junge Frau ist Schauspielerin am RambaZamba-Theater.<br />

Ein Lebensziel: die eigenen vier Wände<br />

Eine Wohnung mieten, eine WG gründen –die Lebenshilfe bietet einen sicheren Rahmen für den selbstbestimmten Alltag<br />

Mit guten Freunden eine WG<br />

gründen, tagsüber seinem<br />

Beruf nachgehen, den Alltag<br />

daheim in Gemeinschaft erleben<br />

oder für sich sein –eine ganz<br />

normale Sache für junge Leute.<br />

Für Zora Schemm und ihre fünf<br />

Mitbewohner aber ist dieses Leben<br />

etwas ganz Besonderes.<br />

Die sechs jungen Leute haben<br />

alle ein Handicap und sind von<br />

Beruf Künstler, zum Beispiel spielen<br />

sie am Theater RambaZamba.<br />

Und sie zeigen der Nachbarschaft<br />

und der ganzen Stadt, was möglich<br />

ist. Kürzlich ist die WG aus<br />

ihrer bisherigen Wohnung in den<br />

Möckernkiez umgezogen und fühlt<br />

sich dort richtig wohl.<br />

Unterstützung bekommt Zoras<br />

Wohngemeinschaft von den Angehörigen<br />

und von der Lebenshilfe<br />

Berlin. Die hat auch die Genossenschaftsanteile<br />

gekauft. Die<br />

„Möckernkiez Genossenschaft für<br />

selbstverwaltetes, soziales und<br />

ökologisches Wohnen eG“ hat<br />

das Quartier am Gleisdreieckpark<br />

mit nach ökologischen Standards<br />

gebaut. Es ist durchgehend barriere-<br />

und autofrei.<br />

Der Möckernkiez steht überdies<br />

für selbstbestimmtes,<br />

generationenübergreifendes,<br />

ganzheitliches Wohnen. Wohngemeinschaften<br />

waren hier von Anfang<br />

an auch baulich vorgesehen.<br />

Betreutes Einzelwohnen: Hier<br />

handelt es sich um einen ganz<br />

normalen Mietvertrag zwischen<br />

Vermieter und dem Mieter mit<br />

Handicap. Unterstützung kommt<br />

von der Lebenshilfe, wo sie gebraucht<br />

wird: Hilfe beim Einkaufen,<br />

in rechtlichen Angelegenheiten<br />

oder imBehördenkontakt,<br />

bei der Gestaltung sozialer Kontakte<br />

und der Freizeit.<br />

Wohngemeinschaften: Hier ist<br />

die Lebenshilfe Hauptmieter<br />

der Wohnung, sie schließt mit<br />

„Unsere WG ist hier willkommen,<br />

der Kontakt zu den Nachbarn war<br />

von Anfang an gut und erfreulich“,<br />

berichtet Götz Wegner, bei der<br />

Lebenshilfe Regionalleiter im Geschäftsbereich<br />

Wohnen.<br />

Zoras Truppe ist die prominenteste<br />

von rund 50 solcher Wohngemeinschaften,<br />

die die Lebenshilfe<br />

in Berlin betreut. Doch auch<br />

in den anderen findet täglich statt,<br />

was lange für Menschen mit Handicap<br />

gar nicht vorgesehen war:<br />

Ein selbstbestimmtes Leben nach<br />

eigenen Zielen und Wünschen.<br />

„Personenzentrierung“ ist das<br />

Stichwort: Menschen mit Handicap<br />

wurden bisher meist fremdbestimmt<br />

betreut. „Ich weiß doch<br />

selbst, was ich will“, war zuBeginn<br />

der 1990er Jahre ihr trotziger<br />

Slogan.<br />

Erst 2009 formulierte die UN-<br />

Behindertenrechtskonvention das<br />

„Recht, ihre individuellen politischen,<br />

wirtschaftlichen, sozialen<br />

und kulturellen Interessen zu<br />

verfolgen. Daraus resultiert das<br />

Recht auf Teilhabe an und Inklusion<br />

in die Mehrheitsgesellschaft<br />

und die dazu notwendige, individuelle<br />

Unterstützung“. Das Bundesteilhabegesetz<br />

greift diese Leitlinien<br />

verbindlich auf.<br />

Für die Lebenshilfe sind diese<br />

Ziele längst Verpflichtung.<br />

„Selbstständig zu wohnen ist für<br />

die meisten ein wichtiger Aspekt<br />

und der Start in ein neues Leben.<br />

Zu erleben, dass man das<br />

DIE WOHNFORMEN DER LEBENSHILFE<br />

den Bewohnern Untermietverträge<br />

ab. Täglich kommt jemand<br />

von der Lebenshilfe in die Wohnung.<br />

Wie genau die tägliche<br />

Unterstützung gestaltet ist,<br />

wann und in welchem Umfang<br />

sie stattfindet, hängt vom Bedarf<br />

der Bewohner ab. In der<br />

Regel leben sechs Personen in<br />

einer Wohngemeinschaft.<br />

Mietverträge: Da die Lebenshilfe<br />

nur Gewerbemietverträge abschließen<br />

kann, die vom Gesetzgeber<br />

weit weniger reguliert und<br />

schafft, gibt einem auch Antrieb<br />

für weitere Ziele“, so Wegner.<br />

Die Lebenshilfe organisiert die<br />

Wohngemeinschaften, indem sie<br />

die Wohnungen anmietet oder<br />

über Genossenschaftsanteile ein<br />

Wohnrecht erwirbt.<br />

Unterstützung kommt aber<br />

auch im Alltag in Form engagierter<br />

Mitarbeiter: Je nach Zusammensetzung<br />

ist nachmittags und<br />

abends eine Betreuung vor Ort,<br />

in manchen Fällen kommt auch<br />

früh jemand, um die Bewohner zu<br />

unterstützen. Diese Betreuung ist<br />

unabhängig von der ambulanten<br />

Pflege, die zusätzlich individuell<br />

organisiert wird.<br />

Für Zora Schemm und ihre Mitbewohner<br />

ist ein Mitarbeiter der<br />

geschützt sind als Wohnraummietverträge,<br />

sind die Wohngemeinschaften<br />

zumindest theoretisch<br />

immer von kurzfristiger<br />

Kündigung bedroht. Die Lebenshilfe<br />

bemüht sich daher um Genossenschaftsanteile,<br />

weil in<br />

dieser Rechtsform ein lebenslanges<br />

Wohnrecht garantiert ist.<br />

Wohnstätten: Vollstationäre Einrichtungen,<br />

nur hier gibt eseine<br />

24-Stunden-Betreuung. Oft ist<br />

hier die Lebenshilfe auch Eigentümer<br />

der Immobilie.<br />

JULIA NITZSCHKE<br />

Lebenshilfe da, wenn sie nach<br />

ihrem Arbeitstag im Theater RambaZamba<br />

nachmittags oder nach<br />

den Vorstellungen spätabends<br />

heimkommt. Die Mitarbeiter helfen<br />

ihr auch, wenn sie für Gastspiele<br />

in eine andere Stadt oder<br />

gar ins Ausland reist.<br />

„Wir haben 750 Mitarbeiter im<br />

Bereich Wohnen und Soziale Teilhabe<br />

für rund 1000 Klienten, von<br />

denen etwa 280 in stationären<br />

Wohnstätten, fast 450 in eigenen<br />

Wohnungen mit Unterstützung und<br />

ungefähr 360 in betreuten Wohngemeinschaften<br />

leben“, zählt Wegner<br />

auf. Die Mitarbeiter sind fest<br />

angestellt und haben in der Regel<br />

eine Qualifikation als Heilerziehungspfleger,<br />

Erzieher, Sozialarbeiter<br />

oder Pädagoge.<br />

Weil das Thema Wohnen so<br />

wichtig ist, bieten zwei Mitarbeiterinnen<br />

der Lebenshilfe Wohn-<br />

Vorbereitungs-Gruppen an. Hier<br />

bereiten sich junge Menschen mit<br />

Behinderung auf ihren Auszug –<br />

von Zuhause oder aus einer stationären<br />

Einrichtung –vor. Wohnraum<br />

zu finden ist oft nicht leicht,<br />

gerade weil viele Betroffene von<br />

der Grundsicherung leben, wie<br />

Wegner berichtet. Manche Vermieter<br />

und Nachbarschaften haben<br />

auch Vorbehalte. „Aber die lösen<br />

sich rasch auf, wenn man einander<br />

kennenlernt.“ (fwo)


MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

LEBEN MIT HANDICAP I7<br />

Die Bundes-Kanzlerin ist die<br />

Chefin der Bundes-Regierung.<br />

Zur Bundes-Regierung<br />

gehören: die Bundes-Kanzlerin<br />

und die Bundes-Ministerinnen<br />

und Bundes-Minister. Ein anderes<br />

Wort für Bundes-Regierung ist<br />

Bundes-Kabinett.“ So stellt sich<br />

die Bundeskanzlerin im Internet in<br />

Leichter Sprache vor. Wer schon<br />

einmal auf einer Webseite gelandet<br />

ist, die in diesem Sprachstil<br />

verfasst ist, wundert sich vielleicht<br />

im ersten Moment: Kurze,<br />

einfache Sätze, Bindestriche und<br />

einfache Wörter prägen ihn.<br />

Auto statt Kraftfahrzeug<br />

Ein Satz hat nur acht Wörter<br />

Zahlreiche Menschen können Texte nur in „Leichter Sprache“ verstehen<br />

GETTY IMAGES/MONKEYBUSINESSIMAGES<br />

Das Erfassen von Texten ist nicht für jeden selbstverständlich. Leichte Sprache macht Texte besser lesbar.<br />

„Leichte Sprache“ soll es Menschen<br />

mit geringem Leseverständnis<br />

erleichtern, Texte zu<br />

verstehen. Die Hauptzielgruppe<br />

sind Menschen mit geistiger<br />

Behinderung oder geistiger Einschränkung.<br />

„Auch wer nie richtig<br />

lesen und schrteiben gelernt hat<br />

gehört zur Zielgruppe“, sagt Lyam<br />

Bittar, der in Berlin als Übersetzer<br />

für die Leichte Sprache tätig ist.<br />

Darüber hinaus richten sich so gestaltete<br />

Texte an alle Menschen,<br />

deren Wortschatz gering ist, sowie<br />

an Menschen, die dabei sind,<br />

Deutsch zu lernen.<br />

Sie können Inhalte eher erfassen,<br />

wenn die Sätze kurz und die<br />

Wörter einfach sind: Statt Kraftfahrzeug<br />

benutzt die Leichte Sprache<br />

das Wort Auto. „Sätze haben<br />

etwa acht Wörter, es gibt keine<br />

Nebensätze, im Idealfall wird jeder<br />

Satz bebildert“, sagt Bittar.<br />

Bei zusammengesetzten Hauptwörtern<br />

machen Bindestriche die<br />

Bestandteile erkennbar.<br />

Neben diesen formalen Regeln<br />

gibt es auch gestalterische Vorgaben.<br />

„Man benutzt, eine Schriftgröße<br />

von 14 Punkt und anderthalb<br />

Zeilen Abstand. Jeder Satz<br />

fängt mit einer neuen Zeile an“,<br />

sagt Bittar. Der 37-Jährige hat<br />

erst vor kurzem die Ausbildung in<br />

Leichter Sprache bei der Lebenshilfe<br />

abgeschlossen. Über ein<br />

halbes Jahr lang übte er in einer<br />

Gruppe die Übertragung von Inhalten<br />

in die verständliche Form.<br />

„Das Besondere bei Leichter<br />

Sprache ist, dass die Texte von<br />

Betroffenen geprüft werden“, sagt<br />

Bittar. Erst wenn die sagen, dass<br />

sie den Text verstanden haben,<br />

darf er als „Leichte Sprache“<br />

veröffentlicht werden. Hierin besteht<br />

der wichtigste Unterschied<br />

zur „einfachen Sprache“, einem<br />

Sprachstil, der etwas komplexer<br />

ist, sich aber ebenfalls an Menschen<br />

mit eingeschränktem Leseverständnis<br />

richtet.<br />

Die Lektorin Melanie Willmann<br />

bietet die Übertragung von Texten<br />

in einfache Sprache an. Sie hat<br />

zum Beispiel Texte aus Schulbüchern<br />

in einfache Sprache übertragen.<br />

„Das ist sinnvoll, wenn Inklusionsschüler<br />

mit in der Klasse<br />

lernen“, sagt sie. Der Komplexitätsgrad<br />

sei höher als bei Leichter<br />

Sprache, Satzgefüge seien<br />

möglich, doch auch hier wird der<br />

Sprachschatz eingeschränkt. „Synonyme<br />

sollten nicht verwendet<br />

werden, denn sie könnten den Leser<br />

verwirren.“<br />

In Deutschland gibt es nach<br />

Schätzungen 7,5 Millionen „funktionale<br />

Analphabeten“. Das sind<br />

in der Mehrzahl Menschen, die<br />

nur mit Mühe lesen und schreiben<br />

können. Ihnen fällt es zum<br />

Beispiel schwer, einen <strong>Zeitung</strong>sartikel<br />

oder eine Gebrauchsanweisung<br />

zu lesen und den Inhalt<br />

zu erfassen. So etwas schließt<br />

sie von der Teilhabe an vielen<br />

Lebnesbereichen aus. Spezielle<br />

Angebote versuchen, die Defizite<br />

aufzufangen. Melanie Willmann<br />

weist auf das Nachrichtenportal<br />

in einfacher Sprache www.nachrichtenleicht.de<br />

hin.<br />

Romeo und Julia umgeschrieben<br />

Der Verlag Spaß am Lesen gibt<br />

Belletristik in einfacher Sprache<br />

heraus. „Darunter sind neu geschriebene<br />

Werke, aber auch Klassiker<br />

wie Romeo und Julia werden<br />

nacherzählt“,sagt Willmann.<br />

Die Herausforderung bei der<br />

Übertragung in einfache Sprache<br />

sei, dass nicht nur die Sprache<br />

sondern auch die Struktur beachtet<br />

werden muss. „Manchmal<br />

bietet es sich, an eine neue<br />

Struktur zu wählen“, sagt Willmann.<br />

Abstrakte Wörter werden<br />

durch konkrete ersetzt, Metaphern<br />

werden aufgelöst. „Der<br />

Übersetzer muss aber dafür<br />

sorgen, dass der Inhalt nicht verfälscht<br />

wird“, sagt sie.<br />

Für Willmann ist die Übertragung<br />

in einfache Sprache „fast<br />

eine Art Übersetzung“. Diese<br />

geschehe nicht in eine Fremdsprache,<br />

sondern ineine andere<br />

Sprachebene. „Der Prozess ist<br />

spannend.“ (Mechthild Henneke)<br />

EIN REGELWERK ZUM DOWNLOAD<br />

Für die Leichte Sprache gibt<br />

es ein Regelwerk, das zum<br />

Beispiel auf der Webseite<br />

vom Netzwerk Leichte<br />

Sprache heruntergeladen<br />

werden kann.<br />

www.leichte-sprache.org<br />

Die aufgeführten Regeln beziehen<br />

sich auf Wortwahl, Satzbau<br />

und Darstellung.<br />

Für einfache Sprache gibt es<br />

bisher kein Regelwerk.<br />

Zum Vergleich ein Text im Original,<br />

in einfacher Sprache und<br />

in Leichter Sprache:<br />

Originaltext: Seit Beginn der<br />

Menschheit versuchen<br />

Menschen sich auf der Erde<br />

zu orientieren. Die Art sich<br />

zu orientieren kann sich<br />

von Kulturkreis zuKulturkreis<br />

unterscheiden.<br />

Einfache Sprache: Die Menschen<br />

haben immer versucht,<br />

sich auf der Erde zu orientieren/zurechtzufinden.<br />

Orientieren<br />

bedeutet: den Weg zueinem<br />

Ort suchen und finden. In<br />

verschiedenen Gegenden der<br />

Erde orientieren sich die Menschen<br />

auch unterschiedlich.<br />

Leichte Sprache: Die Menschen<br />

wollen auf der Erde zu<br />

Hause sein. Aber was ist zu<br />

Hause? Und wie soll sich zu<br />

Hause anfühlen? Darauf haben<br />

die Menschen auf der Welt unterschiedliche<br />

Antworten.<br />

Literatur: Der Duden hat ein<br />

Regelwerk Leichte Sprache<br />

herausgegeben. Dazu gehört<br />

auch ein Arbeitsbuch mit<br />

Tipps. Titel: „Theoretische<br />

Grundlagen. Orientierung für<br />

die Praxis“,<br />

Preis: 39,99 Euro.<br />

Inklusive Sportangebote<br />

für Menschen mit und ohne<br />

Beeinträchtigung<br />

selbst.bestimmt.leben.<br />

Mitglied bei<br />

•Fußball<br />

•Tischtennis<br />

•Lauftreff<br />

•Tanzen<br />

•Barrierefreies<br />

Boccia<br />

SC VfJBerlin e.V., Grenzallee 53<br />

Tel. 682 81-492, sportclub@vfj-berlin.de


8 I LEBEN MIT HANDICAP<br />

MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />

Das ganz große Gefühl, getragen zu werden<br />

In der Toulouse-Lautrec-Förderschule stehen Pferde auf dem Stundenplan. Mit tollen Effekten<br />

Wenn es einmal die Woche<br />

rausgeht zum Kosahof<br />

in Pankow, steht für die<br />

14- bis 18-jährigen Schüler der<br />

Toulouse-Lautrec-Schule in Wittenau<br />

der Höhepunkt der Woche<br />

an: Sie freuen sich auf einen Vormittag<br />

mit „ihren“ vier Therapiepferden.<br />

Da wird gestreichelt und<br />

gebürstet, gekrault und gesattelt,<br />

geritten und herumgeturnt<br />

auf dem Pferderücken.<br />

Pferde tun gut, das wissen<br />

Hunderttausende aktive Freizeitreiter<br />

im Land. Wer einmal mit dem<br />

Pferdevirus infiziertist, kann davon<br />

meist sein Leben lang nicht mehr<br />

lassen. Nicht wegen sportlicher<br />

Erfolge, sondern wegen des Umgangs<br />

mit den feinfühligen Tieren,<br />

wegen des einzigartigen Gefühls,<br />

von einem kraftstrotzenden Lebewesen<br />

zuverlässig und behutsam<br />

getragen zu werden, wegen der<br />

Ausritte inder Natur, wodie Seele<br />

zur Ruhe kommt.<br />

Schulleiterin Uta Eling ist selbst<br />

Pferdemensch und hat sich bereits<br />

vor zehn Jahren dafür eingesetzt,<br />

dass die schwer körperbehinderten<br />

Schüler des Sonderpädagogischen<br />

Förderzentrums zur Reittherapie<br />

können. Finanziert wird das<br />

durch den Verein „Herzenswünsche<br />

e.V.“, die Busse des Förderkreises<br />

der Schule übernehmen<br />

den Transport zum Reiterhof, wo<br />

Ergotherapeutin Heidrun Henrichs<br />

den Vormittag mit den Kindern und<br />

den vier Therapiepferden des Kosahofs<br />

gestaltet.<br />

„Es geht natürlich nicht darum,<br />

den Kindern Reiten beizubringen<br />

wie in einer Reitschule. Sie dürfen<br />

Kinder und Ponys –eine magische Verbindung<br />

hier vorsichtig, jeder in seinem<br />

Tempo, Kontakt zu den Tieren<br />

aufnehmen, putzen, bürsten, streicheln,<br />

führen und auf dem Pferd<br />

sitzen“, erzählt Uta Eling. Die Nähe<br />

der zutraulichen Tiere, die speziell<br />

für diesen „Job“ ausgesucht und<br />

ausgebildet wurden, ihre Wärme<br />

Hin und weg<br />

ohne<br />

Barrieren<br />

Brandenburg liegt so nah.<br />

Jetzt Broschüre bestellen auf<br />

barrierefrei-brandenburg.de<br />

und Ruhe wirkt sich sofort positiv<br />

aus: „Da ist viel Emotion im Spiel,<br />

da kann man beobachten, wie sich<br />

körperliche und psychische Verspannungen<br />

lösen.“<br />

Heidrun Henrichs kann hier als<br />

Ergotherapeutin unterstützend eingreifen,<br />

zum Beispiel verkrampfte<br />

Preis für beste Rede<br />

Janis McDavid beim Speaker Slam ausgezeichnet<br />

Fünf Minuten hat die Rede<br />

von Janis McDavid beim 1.<br />

International Speaker Slam<br />

2018 in Hamburg gedauert. Dann<br />

hatte er die Jury für sich gewonnen.<br />

Der<br />

27-Jährige<br />

aus dem<br />

Ruhrgebiet<br />

gewann den<br />

Preis vor wenigen<br />

Tagen.<br />

Die Jury überzeugte<br />

seine<br />

Janis McDavid<br />

GETTY IMAGES/ TANYA MOROZZ<br />

PRIVAT<br />

positive und<br />

mitreißende<br />

Art. Der junge<br />

Mann wurde ohne Arme und Beine<br />

geboren und arbeitet hauptberuflich<br />

als Redner. „Janis McDavid<br />

redet nicht nur über Motivation.<br />

Hände ausstreichen, die dann ihren<br />

Weg zupuscheligen Ponyohren<br />

finden und sie ausgiebig kraulen<br />

können. Wer möchte, kann auch<br />

reiten: auf dem Platz, in der Reithalle<br />

und bei schönem Wetter ins<br />

Gelände. Natürlich wird jedes Pferd<br />

geführt. „Für die Kinderist die Reittherapie<br />

etwas ganz Besonderes,<br />

eine hohe Motivation. Das ist nicht<br />

nur der Umgang mit den Tieren,<br />

auch der Ausflug raus in die Natur<br />

ist für die Stadtkinder wichtig“, berichtet<br />

Uta Eling. Und das Reiten<br />

gebe Selbstvertrauen, es lasse<br />

die körperlichen Einschränkungen<br />

vergessen. Das Gefühl, mit dem<br />

großen, starken Tier umgehen zu<br />

können, mache die Jugendlichen<br />

stolz und zuversichtlich.<br />

Sie berichtet auch von Schülern,<br />

denen eine Projektwoche mit<br />

den Pferden geholfen hat, schwierige<br />

Phasen zu überstehen, ihre<br />

Schuldistanz zu überwinden und<br />

ihnen wieder neuen Mut zu geben.<br />

Und ein Mädchen habe hier den<br />

Einstieg in den Reitsport gefunden,<br />

sie reite mittlerweile so gut wie jeder<br />

andere Reitschüler.<br />

„Die Klassen entscheiden sich<br />

in jedem Jahr, wer zum Reiten fahren<br />

möchte und in welcher Klasse<br />

es organisatorisch möglich ist.<br />

Es muss natürlich auch aus ärztlicher<br />

Sicht in Ordnung sein –für<br />

manchen kommt es aus gesundheitlichen<br />

Gründen leider nicht in<br />

Frage“, so die Schulleiterin. Dann<br />

geht es für diese Gruppe einmal in<br />

der Woche für drei Stunden raus<br />

nach Pankow, das höchste Glück<br />

der Erde suchen. (fwo)<br />

www.toulouse-lautrec-schule.de<br />

Seine Neugier und sein Schaffensdrang<br />

sind vorbildlich“, erklärte<br />

Top-Speaker Hermann Scherer<br />

bei der Preisübergabe.<br />

McDavids Thema war „Lebe<br />

Dein bestes Leben“. Es ging darum,<br />

wie man trotz Hindernissen<br />

positiv leben kann. „Ich sehe<br />

häufig Menschen, die sagen:<br />

Das packe ich nicht“, sagt er.<br />

Solche Gedanken kenne er von<br />

sich selbst. Jahrelang habe er es<br />

nicht geschafft, seinen Körper zu<br />

akzeptieren. „Das hemmt ungemein<br />

–privat und beruflich.“<br />

Inzwischen nimmt er sich an<br />

und möchte seine Energie an andere<br />

weitergeben. Der Preis sei<br />

für ihn „ein besonderer Meilenstein“,<br />

der ihm zeige, das er auf<br />

dem richtigen Weg sei. (mh.)<br />

KINDERWÜNSCHE<br />

ERFÜLLEN<br />

Herzenswünsche e.V. ist ein<br />

bundesweit tätiger Verein, der<br />

schwerkranken Kindern und<br />

Jugendlichen lang gehegte Wünsche<br />

erfüllt. Rund 70 Ehrenamtliche<br />

und drei hauptamtliche Mitarbeiter<br />

bemühen sich, zu Eltern,<br />

Ärzten, Therapeuten und den betroffenen<br />

Kindern einen Kontakt<br />

aufzubauen. So wollen sie herausfinden,<br />

welcher Wunsch einem<br />

Kind neue Kraft geben kann.<br />

Die Erfüllung eines solchen<br />

Traums trägt entscheidend dazu<br />

bei, den oft sehr belastenden Alltag<br />

besser bewältigen zu können.<br />

Ob ein Treffen mit Prominenten,<br />

ein Aufenthalt auf einem Ponyhof,<br />

eine Fahrt mit dem Heißluftballon<br />

oder aber eine schön ausgerichtete<br />

Geburtstagsfeier –viele verschiedene<br />

Wünsche können mit<br />

Hilfe von Spendern und Sponsoren<br />

verwirklicht werden.<br />

Der Verein unterstützt aber auch<br />

Projekte wie die Reittherapie an<br />

der Toulouse-Lautrec-Schule. Seit<br />

2004 bietet er für krebskranke<br />

Jugendliche Husky-Schlittentouren<br />

in Skandinavien an.<br />

Mit einem erfahrenen Schlittenhundeführer<br />

und seinen Huskys<br />

machen sie außergewöhnliche Erfahrungen.<br />

Die Husky-Tour ist eine<br />

tiergestützte Therapie für Menschen,<br />

die durch Krankheit das<br />

Vertrauen inden eigenen Körper<br />

verloren haben.<br />

www.herzenswuensche.de<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Jens Kauerauf<br />

Vermarktung:<br />

BVZ BM Vermarktung GmbH<br />

(Berlin Medien)<br />

Alte Jakobstraße 105<br />

10969 Berlin<br />

Geschäftsführer:<br />

Andree Fritsche<br />

Projektverantwortung:<br />

Renate Werk<br />

Tel. 030 23 27 53 15<br />

berlin.sonderprojekte@dumont.de<br />

Druck:<br />

BVZ <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH<br />

Am Wasserwerk 11,<br />

10365 Berlin<br />

Redaktion:<br />

Peter Brock (verantw.)<br />

Layout, Produktion:<br />

mdsCreative GmbH<br />

Geschäftsführer: Klaus Bartels<br />

Titelbild: Getty Images/Malsveta

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