Berliner Kurier 26.11.2018

8 I LEBEN MIT HANDICAP
MONTAG, 26. NOVEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE
Das ganz große Gefühl, getragen zu werden
In der Toulouse-Lautrec-Förderschule stehen Pferde auf dem Stundenplan. Mit tollen Effekten
Wenn es einmal die Woche
rausgeht zum Kosahof
in Pankow, steht für die
14- bis 18-jährigen Schüler der
Toulouse-Lautrec-Schule in Wittenau
der Höhepunkt der Woche
an: Sie freuen sich auf einen Vormittag
mit „ihren“ vier Therapiepferden.
Da wird gestreichelt und
gebürstet, gekrault und gesattelt,
geritten und herumgeturnt
auf dem Pferderücken.
Pferde tun gut, das wissen
Hunderttausende aktive Freizeitreiter
im Land. Wer einmal mit dem
Pferdevirus infiziertist, kann davon
meist sein Leben lang nicht mehr
lassen. Nicht wegen sportlicher
Erfolge, sondern wegen des Umgangs
mit den feinfühligen Tieren,
wegen des einzigartigen Gefühls,
von einem kraftstrotzenden Lebewesen
zuverlässig und behutsam
getragen zu werden, wegen der
Ausritte inder Natur, wodie Seele
zur Ruhe kommt.
Schulleiterin Uta Eling ist selbst
Pferdemensch und hat sich bereits
vor zehn Jahren dafür eingesetzt,
dass die schwer körperbehinderten
Schüler des Sonderpädagogischen
Förderzentrums zur Reittherapie
können. Finanziert wird das
durch den Verein „Herzenswünsche
e.V.“, die Busse des Förderkreises
der Schule übernehmen
den Transport zum Reiterhof, wo
Ergotherapeutin Heidrun Henrichs
den Vormittag mit den Kindern und
den vier Therapiepferden des Kosahofs
gestaltet.
„Es geht natürlich nicht darum,
den Kindern Reiten beizubringen
wie in einer Reitschule. Sie dürfen
Kinder und Ponys –eine magische Verbindung
hier vorsichtig, jeder in seinem
Tempo, Kontakt zu den Tieren
aufnehmen, putzen, bürsten, streicheln,
führen und auf dem Pferd
sitzen“, erzählt Uta Eling. Die Nähe
der zutraulichen Tiere, die speziell
für diesen „Job“ ausgesucht und
ausgebildet wurden, ihre Wärme
Hin und weg
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Barrieren
Brandenburg liegt so nah.
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und Ruhe wirkt sich sofort positiv
aus: „Da ist viel Emotion im Spiel,
da kann man beobachten, wie sich
körperliche und psychische Verspannungen
lösen.“
Heidrun Henrichs kann hier als
Ergotherapeutin unterstützend eingreifen,
zum Beispiel verkrampfte
Preis für beste Rede
Janis McDavid beim Speaker Slam ausgezeichnet
Fünf Minuten hat die Rede
von Janis McDavid beim 1.
International Speaker Slam
2018 in Hamburg gedauert. Dann
hatte er die Jury für sich gewonnen.
Der
27-Jährige
aus dem
Ruhrgebiet
gewann den
Preis vor wenigen
Tagen.
Die Jury überzeugte
seine
Janis McDavid
GETTY IMAGES/ TANYA MOROZZ
PRIVAT
positive und
mitreißende
Art. Der junge
Mann wurde ohne Arme und Beine
geboren und arbeitet hauptberuflich
als Redner. „Janis McDavid
redet nicht nur über Motivation.
Hände ausstreichen, die dann ihren
Weg zupuscheligen Ponyohren
finden und sie ausgiebig kraulen
können. Wer möchte, kann auch
reiten: auf dem Platz, in der Reithalle
und bei schönem Wetter ins
Gelände. Natürlich wird jedes Pferd
geführt. „Für die Kinderist die Reittherapie
etwas ganz Besonderes,
eine hohe Motivation. Das ist nicht
nur der Umgang mit den Tieren,
auch der Ausflug raus in die Natur
ist für die Stadtkinder wichtig“, berichtet
Uta Eling. Und das Reiten
gebe Selbstvertrauen, es lasse
die körperlichen Einschränkungen
vergessen. Das Gefühl, mit dem
großen, starken Tier umgehen zu
können, mache die Jugendlichen
stolz und zuversichtlich.
Sie berichtet auch von Schülern,
denen eine Projektwoche mit
den Pferden geholfen hat, schwierige
Phasen zu überstehen, ihre
Schuldistanz zu überwinden und
ihnen wieder neuen Mut zu geben.
Und ein Mädchen habe hier den
Einstieg in den Reitsport gefunden,
sie reite mittlerweile so gut wie jeder
andere Reitschüler.
„Die Klassen entscheiden sich
in jedem Jahr, wer zum Reiten fahren
möchte und in welcher Klasse
es organisatorisch möglich ist.
Es muss natürlich auch aus ärztlicher
Sicht in Ordnung sein –für
manchen kommt es aus gesundheitlichen
Gründen leider nicht in
Frage“, so die Schulleiterin. Dann
geht es für diese Gruppe einmal in
der Woche für drei Stunden raus
nach Pankow, das höchste Glück
der Erde suchen. (fwo)
www.toulouse-lautrec-schule.de
Seine Neugier und sein Schaffensdrang
sind vorbildlich“, erklärte
Top-Speaker Hermann Scherer
bei der Preisübergabe.
McDavids Thema war „Lebe
Dein bestes Leben“. Es ging darum,
wie man trotz Hindernissen
positiv leben kann. „Ich sehe
häufig Menschen, die sagen:
Das packe ich nicht“, sagt er.
Solche Gedanken kenne er von
sich selbst. Jahrelang habe er es
nicht geschafft, seinen Körper zu
akzeptieren. „Das hemmt ungemein
–privat und beruflich.“
Inzwischen nimmt er sich an
und möchte seine Energie an andere
weitergeben. Der Preis sei
für ihn „ein besonderer Meilenstein“,
der ihm zeige, das er auf
dem richtigen Weg sei. (mh.)
KINDERWÜNSCHE
ERFÜLLEN
Herzenswünsche e.V. ist ein
bundesweit tätiger Verein, der
schwerkranken Kindern und
Jugendlichen lang gehegte Wünsche
erfüllt. Rund 70 Ehrenamtliche
und drei hauptamtliche Mitarbeiter
bemühen sich, zu Eltern,
Ärzten, Therapeuten und den betroffenen
Kindern einen Kontakt
aufzubauen. So wollen sie herausfinden,
welcher Wunsch einem
Kind neue Kraft geben kann.
Die Erfüllung eines solchen
Traums trägt entscheidend dazu
bei, den oft sehr belastenden Alltag
besser bewältigen zu können.
Ob ein Treffen mit Prominenten,
ein Aufenthalt auf einem Ponyhof,
eine Fahrt mit dem Heißluftballon
oder aber eine schön ausgerichtete
Geburtstagsfeier –viele verschiedene
Wünsche können mit
Hilfe von Spendern und Sponsoren
verwirklicht werden.
Der Verein unterstützt aber auch
Projekte wie die Reittherapie an
der Toulouse-Lautrec-Schule. Seit
2004 bietet er für krebskranke
Jugendliche Husky-Schlittentouren
in Skandinavien an.
Mit einem erfahrenen Schlittenhundeführer
und seinen Huskys
machen sie außergewöhnliche Erfahrungen.
Die Husky-Tour ist eine
tiergestützte Therapie für Menschen,
die durch Krankheit das
Vertrauen inden eigenen Körper
verloren haben.
www.herzenswuensche.de
IMPRESSUM
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Vermarktung:
BVZ BM Vermarktung GmbH
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