Berliner Kurier 26.11.2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Timot<br />
Szent-Ivanyi<br />
Ein klein wenig<br />
Hoffnung<br />
Wenn die EU-Staaten in<br />
Brüssel etwas beschließen,<br />
geht es in der Regel darum,<br />
die Zusammenarbeit in<br />
Europa zu verbessern. Der<br />
Sondergipfel vom Sonntag<br />
stellt dagegeneine historische<br />
Zäsur dar. Mit der Billigung<br />
des Brexit-Vertrags sollen erstmals<br />
in der Geschichte der<br />
Union die Uhren zurückgedreht<br />
werden. Statt Grenzen<br />
zu überwinden und die Völker<br />
einander näherzubringen,<br />
werden neue Mauern errichtet.<br />
Allerdings: Selten zuvor<br />
herrschte nach einem Gipfel<br />
größere Unsicherheitdarüber,<br />
was denn nun tatsächlich passieren<br />
wird.<br />
DieMusikspielt ab sofort<br />
nichtmehrinBrüssel, sie<br />
spielt ausschließlichinGroßbritannien.<br />
Premierministerin<br />
TheresaMay dürfte große<br />
Schwierigkeiten haben, den<br />
Vertragdurch dasParlament<br />
zu bekommen. Scheitert sie,<br />
sind Neuwahlenmöglich, eine<br />
BitteumNeuverhandlungen<br />
mitder EU odereineneue<br />
Volksabstimmung. Es besteht<br />
also zumindest einklein wenigHoffnung,<br />
dass dieser<br />
ganzeWahnsinndochnoch<br />
beendetwird. Es wäre vor allemden<br />
Briten zu wünschen.<br />
Europa kann ohne Großbritannien,<br />
dieBriten können<br />
aber nichtohneEuropa.<br />
MANN DESTAGES<br />
Antonio Tajani<br />
Der Präsident des EU-Parlaments,<br />
Antonio Tajani (65),<br />
trat mit einem hellroten<br />
Halbkreis unter dem linken<br />
Auge vor die<br />
Mikrofone.<br />
Er nehme<br />
an einer<br />
Kampagne<br />
zum Internationalen<br />
Tag gegen<br />
Gewalt an<br />
Frauen teil,<br />
sagte er auf<br />
Nachfrage.<br />
Gewalt gegen Frauen sei eine<br />
der schlimmsten Taten, die<br />
ein Mann begehen könne.<br />
Kein menschliches Wesen sei<br />
einem anderen überlegen<br />
oder unterlegen. Das habe<br />
ihn seine Mutter gelehrt.<br />
Foto: Olivier Matthys/AP/dpa<br />
Foto: Sean Gallup/Getty (4)<br />
Foto: Sean Gallup/Getty Images<br />
Brexit-Vertrag in der<br />
Tasche: Jetzt muss<br />
Theresa Maydas<br />
Abkommen durch ihr<br />
Parlament bringen.<br />
EU segnet Brexit ab:<br />
Nun muss Mayran<br />
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte hinterher: „Esist ein trauriger Tag“<br />
Brüssel – Um 10.33 Uhr war es<br />
so weit: „EU nimmt Austrittsvertrag<br />
mit Großbritannien<br />
an“, twitterte Ratspräsident<br />
Donald Tusk am Sonntagvormittag.<br />
Damit ist der Weg frei<br />
für das Ende der britischen<br />
EU-Mitgliedschaft – zumindest<br />
aus Sicht der 27 in der<br />
Europäischen Union verbleibenden<br />
Staaten. Zum Jubeln<br />
war jedoch keinem der zum<br />
Sondergipfel nach Brüssel gereisten<br />
Staats- und Regierungschefs<br />
zumute.<br />
Stattdessen herrschte gedrückte<br />
Stimmung. Bundeskanzlerin<br />
Hat in den Kampfmodus<br />
umgeschaltet:<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer.<br />
Angela Merkel sagte, es sei tragisch,<br />
dass Großbritannien die<br />
EU nach 45 Jahren verlasse.<br />
„Das ist ein historischerTag, der<br />
sehr zwiespältige Gefühle auslöst“,<br />
betonte die Kanzlerinnach<br />
dem Ende des Sondergipfels.<br />
EU-Kommissionspräsident<br />
Jean-Claude Juncker fasste es<br />
Kampf um CDU-Vorsitz<br />
kurz und knapp so zusammen:<br />
„Es ist ein traurigerTag.“<br />
Mit dem Beschlusshaben die<br />
EU-Mitglieder erstmals den<br />
Austritt eines Landes aus der<br />
Staatengemeinschaft geregelt.<br />
Sie billigten neben dem 585 Seiten<br />
starken Vertragswerk zum<br />
Austritt Großbritanniens auch<br />
Berlin –Erste scharfe Misstöne<br />
beim Rennen der drei Kandidaten<br />
um den CDU-Vorsitz. Ausgerechnet<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer (AKK), die sich<br />
bislang vornehm zurückgehalten<br />
hat, fährt scharfes Geschütz<br />
auf –und präsentiert sich mit<br />
Nachdruck als Angela Merkels<br />
„Nachlassverwalterin“.<br />
Wenn Mitbewerber Friedrich<br />
Merz behaupte, die CDU<br />
habe die Wahlerfolge der AfD<br />
mit einem „Achselzucken“ zur<br />
Kenntnis genommen, sei das<br />
ein „Schlag ins Gesicht für alle<br />
in der CDU, die vor Ort und in<br />
den Parlamenten seit Jahren<br />
gegen ständige Falschinformationen,<br />
gegen gezielte Vergiftungen<br />
des politischen Klimas,<br />
gegen Anfeindungen sowie