Berliner Kurier 26.11.2018
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SEITE19<br />
BERLINER KURIER, Montag, 26. November 2018<br />
Bürger sollen entlastet<br />
werden. Dasgilt auch für<br />
den Bereich der<br />
Krankenversicherung.<br />
Urteile:VonHörgeräten<br />
biszurBestrahlung<br />
Muss die Kasse das bezahlen<br />
oder bleibe<br />
ich als Patient auf<br />
den Kosten sitzen? Darüber<br />
urteilen letztendlich oft die Sozialgerichte.<br />
Wir haben einige<br />
Beispiele und aktuelle Urteile<br />
für Sie zusammengestellt.<br />
Hörgerät: Ein Mann mit Hörproblemen,<br />
der als Projektleiter<br />
in einem Ingenieurbüro<br />
auch vielfach auf Baustellen<br />
unterwegs ist, hat bei seiner<br />
Krankenkasse erfolgreich ein<br />
hochwertiges Hörgerät erstritten,<br />
das ihm seine „Einschränkungen<br />
der Erwerbsfähigkeit“<br />
so gut es geht nimmt. Das Hessische<br />
Landessozialgericht<br />
entschied, die Kasse müsse ein<br />
höherwertiges Hörgerät bezahlen,<br />
weil behinderte Menschen<br />
einen Anspruch auf medizinische<br />
Rehabilitation<br />
haben, um berufliche Einschränkungen<br />
zu vermeiden.<br />
Hierzu gehörten auch Hilfsmittel<br />
wie Hörgeräte. (Hessisches<br />
LSG, L1KR229/17)<br />
Professionelle Zahnreinigungen:<br />
Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen sind nicht verpflichtet,<br />
ihren Versicherten<br />
die Kosten für eine „professionelle<br />
Zahnreinigung“ zu bezahlen.<br />
Grund: Diese Leistung<br />
ist in den verbindlichen<br />
„Richtlinien des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses“<br />
nicht aufgeführt. Gleichwohl<br />
gibt es Krankenkassen, die diese<br />
Kosten (manche auch teilweise)<br />
übernehmen. Denn verboten<br />
ist das nicht. (SG Stuttgart,<br />
S28KR2889/17)<br />
Fußheber: Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen müssen ihren<br />
Versicherten, die an fortschreitender<br />
multipler Sklerose<br />
leiden, ein Fußhebesystem<br />
finanzieren, auch wenn das<br />
„technisch aufwändig“ ist. Bei<br />
diesem Geräten werden kleine<br />
elektrische Impulse an den<br />
Wadenbeinnerv gesendet, womit<br />
der vordere Schienbeinmuskel<br />
stimuliert wird. Damit<br />
sollen die Behinderung der Patienten<br />
zum Teil ausgeglichen<br />
sowie Gehfähigkeit und Mobilität<br />
verbessert werden. (LSG<br />
Baden-Württemberg, L4KR<br />
531/17 u.a.)<br />
Bestrahlung: Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen sind nicht verpflichtet,<br />
einem Versicherten,<br />
der unter einer schweren<br />
Schuppenflechte leidet, ein<br />
Bestrahlungsgerät für die eigene<br />
Wohnung zu finanzieren.<br />
Ein solches Gerät hatte ein<br />
Mann beantragt, der seine häufigen<br />
Besuche beim Arzt, wo er<br />
regelmäßig bestrahlt wurde,<br />
mit seinen beruflichen Pflichten<br />
koordinieren wollte. Das<br />
Sozialgericht Stuttgart bestätigte<br />
die Ablehnung seiner<br />
Krankenkasse, weil es Sache<br />
des Versicherten sei, seine Zeit<br />
im Beruf mit der der Besuche<br />
beim Arzt in Einklang zu bringen.<br />
(AZ: S19KR1504/17)<br />
Teil davon soll aus der Rückkehr<br />
zur paritätischen Finanzierungstammen.<br />
Private Krankenversicherung:<br />
Gut verdienende Arbeitnehmer<br />
können sich privat<br />
krankenversichern: Die Grenze<br />
dafür steigt 2019 um 1350<br />
Euro auf 60750 Euro pro Jahr.<br />
Und das bedeutet, dass diese<br />
Grenze erstmals die 5000 Euro-Schallmauer<br />
für Monatsverdienste<br />
durchbricht. Nur wer<br />
mehr als 5062,50 Euro brutto<br />
verdient kann dann in die private<br />
Krankenversicherung<br />
(PKV) wechseln.<br />
Liegt der Verdienst unter<br />
5062,50 Euro pro Monat, und<br />
somit durch die Anhebung unterhalb<br />
dieser Grenze, so<br />
rutscht der Versicherte in die<br />
gesetzliche Krankenversicherung.<br />
Es sei denn, er lässt sich<br />
von der Versicherungspflicht<br />
befreien, um in der PKV zu<br />
bleiben.<br />
Günstigere Arbeitslosenversicherung:<br />
Auch das Arbeitsministerium<br />
senkt die Abgabenlast<br />
für Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer etwas. So wird<br />
der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung<br />
von 3,0 Prozent<br />
auf 2,5 Prozent (von maximal<br />
6700 Euro/Osten: 6150 Euro)<br />
gemindert. Auch hier teilen<br />
sich die beiden die Last. Und<br />
die fällt künftig jeweils für beide<br />
Seiten 75 Euro pro Jahr kleiner<br />
aus –auch hier einen Monatsverdienst<br />
von 2500 Euro<br />
brutto angenommen.<br />
Konstante Rentenversicherung:<br />
In der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung gibt es –<br />
beitragsrechtlich gesehen –<br />
nur die Änderung, dass die Beitragsbemessungsgrenze<br />
von<br />
78000 Euro auf 80400 Euro<br />
jährlich steigt, also von 6500<br />
Euro auf 6700 Euro pro Monat.<br />
Wolfgang Büser<br />
und Maik Heitmann<br />
Morgen lesen Sie, wassich<br />
für Minijobber mit dem<br />
Jahreswechsel ändert.<br />
Spezielle Krankenkasse für Rentner<br />
So sindSenioren gut versichert<br />
Rentner benötigen einen<br />
guten Krankenversicherungsschutz,<br />
da bei den<br />
meistenSenioren eine ärztliche<br />
Behandlung deutlich öfter notwendig<br />
wird alsbei jungen Leuten.<br />
Doch wer bezahltdie?<br />
Bis zum Renteneintritt teilten<br />
sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
die Beiträge. Doch<br />
der Arbeitgeberanteil fällt ja<br />
für Rentner weg. Damit Senioren<br />
weiterhin geschützt sind,<br />
gibt es für alle, die einen Großteil<br />
ihres Lebens in einer gesetzlichen<br />
Kasse versichert<br />
waren, die Krankenversicherung<br />
der Rentner (KVdR), hinter<br />
der die gesetzlichen Kassen<br />
stehen.<br />
DieZeit zwischen der erstmaligen<br />
Aufnahme einer Erwerbstätigkeit<br />
und der Rentenantragsstellungwirddabei<br />
in zwei<br />
Hälften geteilt. Wer mindestenszu90Prozent<br />
der zweiten<br />
Hälfte dieses Erwerbslebens<br />
gesetzlich versichert war, der<br />
hat die Vorversicherungszeit<br />
erfüllt und wird in der KvdR<br />
versichert, wenn ein Anspruch<br />
auf Rente aus der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung besteht.<br />
Die Krankenversicherung der<br />
Rentner beginnt mit der Rentenantragsstellung<br />
und endet<br />
mit dem Tod. Hinterbliebene –<br />
meist die Ehepartner – sind<br />
dort nur dann weiterhin<br />
pflichtversichert, wenn der<br />
Verstorbene selbst in der Rentner-Krankenversicherung<br />
versichertwar.<br />
Und was ist zu zahlen? Für<br />
KvdR-Mitglieder gilt der übliche<br />
Beitragssatz,der auch 2019<br />
14,6 Prozent betragen wird. 7,3<br />
Prozent zahlt der Rentner, 7,3<br />
Prozent übernimmt die gesetzliche<br />
Rentenversicherung. Senioren<br />
oder Erwerbsgeminderte,<br />
die nicht versicherungspflichtig,<br />
sondern freiwilliges<br />
Mitglied in einer gesetzlichen<br />
Krankenkasse (oder privat versichert)<br />
sind, erhalten per Antrag<br />
vonihrem Rentenversicherungsträger<br />
Zuschüsse. Besonderheitbei<br />
freiwillig versicherten<br />
Rentnern: für sogenannte<br />
„sonstige Einkünfte“ (z.B. Vermietung<br />
und Verpachtung) gilt<br />
ein ermäßigter Beitragssatz von<br />
14,0 Prozent.<br />
Erhebt die Kasse einen Zusatzbeitrag<br />
(2019 wird der 0,9<br />
Prozent im Durchschnitt ausmachen,<br />
aktuell ist es noch ein<br />
Prozent), so wird auch der zukünftig<br />
je zur Hälfte geteilt.<br />
Derzeit zahlen ihn die Rentner<br />
allein.<br />
Übrigens: Jeder, der in der<br />
Krankenversicherung der<br />
Rentner versichert ist, ist damit<br />
auch in der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung pflichtversichert.