IEG-Forschungsprogramm 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
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religiösen Souveränitätsansprüchen innerhalb Europas fort. Zudem schufen die<br />
europäische Kolonialherrschaft in Übersee und weltweite Migrationsströme neue<br />
Konfliktfelder zwischen staatlichen Ansprüchen und den religiösen Lebenswelten<br />
insbesondere nichtchristlicher Migranten. Drittens schließlich wurde Kultur als<br />
aktive Propaganda wie auch als informelle »soft power« in neuartiger Weise strategisch<br />
eingesetzt. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Kultur<br />
als politische Ressource genutzt, als Menschenrecht reklamiert und in ungekanntem<br />
Ausmaß wissenschaftlich reflektiert. Kulturelle Souveränität als heuristisches<br />
Konzept ermöglicht es hier, die vielfältigen Akteure und Aushandlungsprozesse im<br />
20. Jahrhundert auch jenseits des Staates aufzugreifen und in einem erweiterten<br />
und dynamisierten Verständnis von Souveränität zu beleuchten.<br />
Das Spektrum der Forschungsprojekte hat die gemeinsame Arbeit am heuristischen<br />
Konzept der »kulturellen Souveränität« befördert. 3 Modul 1 (Ordnungsentwürfe<br />
und Deutungsmacht) vereinte ein Interesse an diskursiven Aushandlungsprozessen<br />
und der Übertragung und Grenzüberschreitung von Deutungs- und<br />
Handlungsmacht. Es umfasste ein Projekt zur Erfahrung, Bewältigung und Planung<br />
industriellen Lebens in der Tschechoslowakei sowie eines zu Religionsbegriffen<br />
und Religionskritik bei arabischen Säku laristen und ihren Gegnern. Hinzu kam ein<br />
Projekt zur Figur des Antikatalanismus in spanischen Staats- und Nationskonzepten<br />
nach dem Verlust der überseeischen Kolonien. Die Forschungen teilten ein<br />
gemeinsames Interesse an den Semantiken und Auseinandersetzungen um die<br />
Deutungsmacht zentraler Begriffe der politisch-religiösen Sprache, wie »Arbeit«,<br />
»Religion«, »Nation« oder »Versöhnung«. Letztere stand im Zentrum eines Projekts,<br />
das sich mit katholischen Diskursen in Deutschland, Frankreich und Polen über<br />
»Versöhnung« nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Daraus hervorgegangen ist<br />
überdies ein am <strong>IEG</strong> koordiniertes, internationales und interdisziplinäres Netzwerk,<br />
das die Zusammenhänge religiöser und politischer Faktoren im deutsch-polnischen<br />
Versöhnungsprozess analysierte. Wie auch das Forschungsprojekt zu christlichen<br />
Intellektuellennetzwerken in Großbritannien in den 1930er und 1940er Jahren<br />
Gregor Feindt<br />
Manfred Sing<br />
Jorge Sánchez Luengo<br />
Urszula Pękala<br />
Urszula Pękala,<br />
Irene Dingel<br />
John Carter Wood<br />
3 Die beteiligten Personen, die Laufzeit und die Finanzierung der einzelnen Projekte sind im<br />
Anhang zusammengestellt (s.u. S. 49).