IEG-Forschungsprogramm 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
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aus: Mit dem Rekurs auf Humanität als Leitidee zielten historische Akteure seit dem<br />
18. Jahrhundert darauf ab, religiöse, soziale, politische oder kulturelle Differenzen<br />
zu überspannen bzw. teilweise auch zu überwinden. Solche Versuche der Differenzbewältigung<br />
– so die Ausgangshypothese – waren jedoch stets ambivalent,<br />
da sie systematisch neue Hierarchien und Asymmetrien hervorbrachten, etwa bei<br />
der Unterscheidung von Helfenden und Hilfsbedürftigen oder durch gewaltsame<br />
humanitäre Interventionen.<br />
Zunächst galt es den methodischen und konzeptionellen Zugang zur Erforschung<br />
der »Bewältigung von Differenz« zu schärfen. Die Schwerpunkte lagen auf dem<br />
Verhältnis von Diskurs und Praxis, der Rolle politischer Machtverhältnisse sowie<br />
der Frage, wer in verschiedenen Kontexten und zu unterschiedlichen Zeiten als<br />
legitimes Objekt humanitärer Bemühungen angesehen wurde. Um Vorstellungen<br />
von »Humanität« und humanitäre Praktiken historisch angemessen zu kontextualisieren,<br />
wurde der begriffsgeschichtliche Wandel aus allgemein- und aus<br />
religionsgeschichtlicher Perspektive reflektiert. Im Zuge dieser konzeptionellen<br />
Schärfung band der Forschungsbereich den Humanitätsbegriff an verschiedene<br />
Praxisfelder in spezifischen historischen Kontexten und Raum-Zeit-Konstellationen.<br />
So gerieten unter anderem transnationale (christliche, jüdisch-diasporische und<br />
islamisch-arabische) Handlungsräume in den Blick und wurden mit global- und<br />
kolonialgeschichtlichen Fragestellungen verknüpft.<br />
Die Modulstruktur des Forschungsbereichs bündelte zentrale Praxisfelder von<br />
»Humanität«. 2 Die Projekte in Modul 1 (Entstehung und Entwicklung humanitärer<br />
Normen) beschäftigten sich mit dem Antisklaverei-Diskurs in Spanien und im<br />
iberoamerikanischen Raum, der Frage der humanitären Intervention sowie mit<br />
dem humanitären Handeln in europäisch-außereuropäischen Kontexten am Beispiel<br />
des Ägyptischen und des Osmanischen Roten Halbmonds. Zudem war der<br />
Forschungsbereich über einzelne Projekte in Modul 1 an einem internationalen<br />
Forschungsnetzwerk zur Geschichte sozioökonomischer Rechte beteiligt. Modul 2<br />
(Humanität in Mission und »World Christianity«) wurde zunächst von der Nach-<br />
Thomas Weller<br />
Fabian Klose<br />
Esther Möller,<br />
Ceren Aygül<br />
Fabian Klose<br />
2 Die beteiligten Personen, die Laufzeit und die Finanzierung der Projekte sind im Anhang zusammengestellt<br />
(s.u. S. 48).