IEG-Forschungsprogramm 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
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Mit Blick auf die historische Friedensforschung leistet, erstens, die im Open<br />
Access zugängliche Edition von Religionsfrieden Pionierarbeit in der Erschließung<br />
und Zusammenführung der europaweit vertraglich geschlossenen bzw. obrigkeitlich<br />
promulgierten Beschlüsse zur Beilegung konfessioneller Konflikte (Dingel<br />
Hg. 2013ff.). Die Arbeit an der Edition ist, zweitens, mit Auswertungsperspektiven<br />
verbunden, welche vergleichend die kontextuell sehr unterschiedlichen Funktionsweisen<br />
von solchen Religionsfriedensschlüssen herausarbeiten (Dingel 2014),<br />
bzw. beim Fehlen solcher Religionsfrieden die überraschend konstruktive Rolle<br />
theologischer Eliten aufzeigen, die – besonders im lutherischen Fall – in einer auf<br />
Ambiguitäten setzenden Duldungspolitik durch Identifikation normativer Grauzonen<br />
religiöse und konfessionelle Koexistenz ermöglichten (Voigt-Goy 2015).<br />
Die über die Frühe Neuzeit hinausführende Beschäftigung mit den Medien der<br />
Friedensvermittlung zeigt jedoch auch die konfliktverschärfende (neben ihrer<br />
sinnstiftenden und kritisch den Frieden anmahnenden) Rolle protestantischer<br />
Prediger für den Umgang mit religiös-politischen Differenzen während des Ersten<br />
Weltkriegs auf (Hofmann 2017).<br />
Auch für die stärkere Berücksichtigung der jüdischen und osmanischen Frühen<br />
Neuzeit sind grundlegende Beiträge aus den Projekten des Forschungsbereichs<br />
hervorgegangen. Die visuelle Ordnung jüdischer Gemeinschaften ist auf der internationalen<br />
Tagung »Body, Beard, and Dress« (28./29.04.2015) behandelt worden, die<br />
zugleich grundsätzliche Fragen nach Repräsentation und Identitätszuschreibung<br />
auch für den christlichen Kontext aufgeworfen hat. Diese wurden auf der Tagung<br />
»Clothes Make the (Wo)man: Dress and Cultural Difference in Early Modern Europe«<br />
vertieft, in der jüdische, christliche und muslimische Fallbeispiele miteinander<br />
verglichen wurden (26.–28.10.2017). Die komplexen Verhältnisse der Religionskulturen<br />
im »osmanischen Europa« der Frühen Neuzeit hat ein Forschungsüberblick<br />
erfasst (Klein/Rohdewald 2014), der einen wichtigen Baustein für die Entwicklung<br />
einer gesamteuropäisch vergleichend verfahrenden Geschichte des Verhältnisses<br />
Religion und Politik darstellt.<br />
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