IEG-Forschungsprogramm 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
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Die Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe »Glaubenskämpfe« analysierte – die übergreifende<br />
Leitperspektive zeitlich und räumlich ausbauend – die Auseinandersetzungen<br />
um die öffentliche Rolle der katholischen Kirche und Religion zwischen 1848<br />
und 1914 in drei vergleichenden Studien.<br />
Modul 3 widmete sich Repräsentationen religiös-politischer Differenz und Differenzbeilegung.<br />
Das Projekt zu Migrationserfahrungen im frühneuzeitlichen Istanbul<br />
wandte die Frage, welche Bedeutung soziale und regionale neben religiösen und<br />
ethnischen Zugehörigkeiten für gesellschaftliche Grenzziehungen hatten, auf<br />
innerosmanische Aushandlungen der Etablierung von Differenz und ihre textlichen<br />
bzw. visuellen Verarbeitungen an. Das internationale Kooperationsprojekt »Friedensrepräsentationen<br />
in der Vormoderne« zeigte in interdisziplinärer Perspektive,<br />
wie visuelle, akustische und sprachliche »Bilder des Friedens« vermittelnd und<br />
handlungsorientierend auf den konsensstiftenden Umgang mit religiös-politischer<br />
Differenz einwirkten und damit eine weitreichende gesellschaftliche Bedeutung<br />
erlangen konnten. Diese Problemperspektive wurde in einem Projekt zu »Kriegspredigten<br />
im Ersten Weltkrieg« weitergeführt und mit Blick auf die sinnstiftende<br />
Deutung des Kriegs anders akzentuiert.<br />
Alle Teilprojekte des Forschungsbereichs rückten gesellschaftliche Konstellationen<br />
von Religion und Politik in den Mittelpunkt, in denen sich einerseits deren<br />
Verhältnis bis zur wechselseitigen Instrumentalisierung verdichtet, andererseits<br />
beide Sphären dezidiert auseinandergehalten werden. Der sich in diesen Konstellationen<br />
abzeichnende Wandel der verschiedenen Verflechtungen wird in einer<br />
»Geschichte von Konjunkturen« des neuzeitlichen Verhältnisses von Religion, Politik<br />
und Gesellschaft perspektiviert. Dadurch wurde einerseits den Eigendynamiken<br />
der jeweiligen konfessionellen bzw. religiös-politischen Kontexte (innerchristlich:<br />
katholisch, orthodox, protestantisch; muslimisch; jüdisch; säkular) vergleichend<br />
Rechnung getragen, andererseits der polyzentrische und reversible Charakter von<br />
gesellschaftlichen Differenzierungsphänomenen gegenüber einlinigen Säkularisierungs-<br />
und Modernisierungstheorien betont.<br />
Eveline G. Bouwers,<br />
Sara Mehlmer,<br />
Péter Techet<br />
Denise Klein<br />
Henning P. Jürgens<br />
Andrea Hofmann