Film, Sound, Media, N° 7
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
november 2018<br />
<strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Das Magazin für die<br />
österreichische Entertainment-<br />
& Medienbranche<br />
Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“
2
EDITORIAL<br />
Inhalt<br />
november 2018<br />
Österreichischer Content ist international sehr gefragt. Bei der kürzlich<br />
abgehaltenen TV-Messe Mipcom in Cannes etwa, hatten österreichische Formate<br />
wie „Universum“, „Schnell ermittelt“ oder „Beer-Tastic“ große Verkaufserfolge, wie<br />
die ORF-Enterprise vermeldet (siehe auch Seite 48).<br />
Auch im Musical-Bereich sind heimische Produktionen international sehr<br />
gefragt. Immerhin über eine Million BesucherInnen (doppelt soviel wie in Österreich)<br />
strömen jährlich zu Aufführungen wie „Elisabeth“ oder „Rebecca“ in Theatern<br />
auf der ganzen Welt, berichtet VBW-Chef Franz Patay im Interview (ab Seite 14).<br />
Dass heimischer Content auch hierzulande auf entsprechendes Interesse<br />
stößt, zeigt nicht nur die aktuelle Diskussion um die Neuausrichtung der Ö3-Austria<br />
Top 40 (Sie wissen schon, RAF Camora & Co), sondern auch die bereits 13. Auflage<br />
der Edition Österreichischer <strong>Film</strong>, die die Firma Hoanzl kürzlich präsentierte<br />
(Seite 29). Umso gefragter sind auch entsprechende Ausbildungsstätten für künftige<br />
kreative Content-GestalterInnen. Zwei davon sind in vorliegender Ausgabe<br />
vorgestellt. Die neugestaltete SAE und die renommierte Donauni, die mit neuen<br />
Programmen und Studienangeboten den kreativen Zeitgeist abdecken wollen.<br />
Dieser FS&M-Ausgabe ist ein Folder von WH-<strong>Media</strong> beigelegt, der die<br />
Neuausrichtung des Wiener Medienhauses darstellt. Im Interview (Seite 44) geben<br />
die beiden Geschäftsführer Einblick über ihre künftige Strategie.<br />
Die nächste <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Ausgabe erscheint Anfang Dezember<br />
- mit entsprechenden Rück- und Ausblicken der Branche.<br />
Hannes Hochstöger, Herausgeber<br />
PS: Newsletter einfach auf www.filmsoundmedia.at bestellen!<br />
Cover: Aufbruch zum Mond (Universal Pictures)<br />
Er gehört zu den größten Helden des 20. Jahrhunderts: Neil<br />
Armstrong, der erste Mann auf dem Mond. „Aufbruch zum<br />
Mond“ erzählt aus Armstrongs Leben und von den enormen<br />
Konflikten und Entbehrungen, mit denen der Pilot vor<br />
und während seiner legendären Mission konfrontiert war.<br />
Gleichzeitig schildert der <strong>Film</strong> auf ergreifende Weise die<br />
hochdramatischen Ereignisse des amerikanischen Raumfahrtprogramms<br />
zwischen 1961 und 1969. Das Drehbuch zu<br />
„Aufbruch zum Mond“ basiert auf der offiziellen Biografie von Historiker James R. Hansen.<br />
Dieses „herausragende, makellos recherchierte Glanzstück” (London Times) avancierte<br />
zu einem New-York-Times-Bestseller. „Aufbruch zum Mond“ führt erneut ein gefeiertes<br />
Kreativ-Duo zusammen: Regisseur Damien Chazelle und Kultdarsteller Ryan Gosling<br />
(Blade Runner 2045, Drive, Crazy, Stupid, Love). Mit dem sechsfach Oscar-prämierten La<br />
La Land, für das Damien Chazelle als bester Regisseur ausgezeichnet und Gosling bereits<br />
zum zweiten Mal für seine darstellerische Leistung nominiert wurde, sorgten beide für<br />
eine der großen Kinosensationen der letzten Jahre. An Goslings Seite ist Shootingstar<br />
Claire Foy als Armstrongs Ehefrau zu sehen, bekannt aus der Erfolgsserie The Crown. Für<br />
ihre darstellerische Leistung als Elizabeth II. wurde sie mit einem Golden Globe und einem<br />
Screen Actors Guild Award ausgezeichnet. Auch hinter der Kamera konnten Chazelle &<br />
Gosling die Top-Talente Hollywoods für „Aufbruch zum Mond“ vereinen – angefangen<br />
bei Drehbuchautor Josh Singer, der für sein Skript zu Spotlight einen Oscar® erhielt und<br />
aktuell für das Drehbuch Die Verlegerin verantwortlich zeichnet. Wyck Godfrey und Marty<br />
Bowen, die mit der Twilight-Saga eines der erfolgreichsten <strong>Film</strong>-Franchises der jüngeren<br />
Vergangenheit in die Kinos brachten, produzieren „Aufbruch zum Mond“ gemeinsam mit<br />
Chazelle und Gosling. Außerdem sind weitere hochkarätige frühere Mitstreiter des Regisseurs<br />
dabei, darunter Kameramann Linus Sandgren und Komponist Justin Hurwitz – beide<br />
Oscar-preisgekrönt für La La Land – sowie Cutter Tom Cross, der die begehrte Statuette für<br />
Chazelles Whiplash in Empfang nehmen konnte.<br />
Aufbruch zum Mond, ab 8. November im Kino<br />
musicbiz<br />
4 news<br />
12 SAe: das Studium als Auftakt<br />
14 vbW: Rekordsaison<br />
15 Glamour: Hollywood in Vienna<br />
18 Donauuni: Pimp Up Your Career<br />
20 Außenwirtschaft: Back To The Future<br />
filmbiz<br />
22 news<br />
26 Sodom: der digitale Sündenfall<br />
29 Ö. <strong>Film</strong>: Edition Vol. 13<br />
32 <strong>Film</strong>porträt: Womit haben wir das verdient?<br />
34 Leinwand: Gartenbaukino als Wahrzeichen<br />
36 Kino: Golden Tickets 2018<br />
media<br />
40 news<br />
44 WH-media: Kernkompetenz „mediare“<br />
46 IP-Österreich: Programmpräsentations-Reigen<br />
48 mipcom: Erfolge für ORF-Enterprise<br />
50 orF-Kultur: Immer einen Schritt voraus<br />
rubriken<br />
35 brief von der Akademie<br />
49 reden-wir.at<br />
52 bücher, DvDs & Co<br />
54 soundmobil<br />
55 dates<br />
58 Steirer-mika & Comp.<br />
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85,<br />
e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion:<br />
Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & Handels-<br />
GmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />
3
musicbiz<br />
Foto © Dietmar Lipkovich<br />
Platinregen für EAV<br />
Thomas Spitzer, Dietmar Lienbacher (Managing Director Sony Music Austria),<br />
Klaus Eberhartinger<br />
„Alles ist erlaubt“ - dieser Titel des neuen, aber letzten Studioalbums<br />
der Ersten Allgemeinen Verunsicherung wurde bei<br />
einem Pressetermin von den zahlreich erschienenen Medienvertretern<br />
allzu wörtlich genommen. Als der EAV-Mastermind<br />
Thomas Spitzer und Ausnahmeperformer Klaus Eberhartinger<br />
vor einem monströsen EAV-Logo für die Kameras posierten,<br />
kam es in der Hermanngasse in 1070 Wien vor dem traditionsreichen<br />
Musikerlokal der 80er und 90er Jahre, dem Restaurant<br />
Wiener, zu einem Verkehrsstau, der aber rasch aufgelöst<br />
werden konnte. Nach kurzer Begrüßung der Gäste überreichte<br />
Dietmar Lienbacher, Managing Director Sony Music Austria,<br />
für das letzte äußerst erfolgreiche Album „Werwolf Attacke“<br />
Platinawards an Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger. Das<br />
Wort ergriff daraufhin der steirische Kabarettist und Musiker<br />
Paul Pizzera, der es mit seiner überaus launigen Laudatio<br />
schaffte, den Bogen von den alten EAV-Hits bis hin zum neuen<br />
Werk „Alles ist erlaubt“ zu spannen. Die EAV hat „uns gezeigt,<br />
dass Tradition nicht bedeutet, die Asche aufzubewahren, sondern<br />
das Feuer weiterzugeben.“, so Paul Pizzera.<br />
Thomas Spitzer zitierte in einer Dankesrede aus seinem Lieblingssong<br />
„Gegen den Wind“ als Appell für alle Kunstschaffenden:<br />
„Wird die Liebe erst zur Lanze und zum Schwert unser<br />
Verstand, legen wir die Waffen nieder Hand in Hand“ Klaus<br />
Eberhartinger: „Bevor wir nach 40 Jahren EAV in den unverdienten<br />
Unruhestand gehen haben wir ab Februar 2019 70<br />
Konzerte zu absolvieren! Da ist kein Platz für Sentimentalitäten!“<br />
Goldener Ben Zucker<br />
Im Rahmen der TV-Sendung „Starnacht aus der Wachau“<br />
wurde an den Musiker Ben Zucker Gold für das im Juni 2017<br />
erschienene Debüt-Album „Na und!?“(Universal) verliehen.<br />
Mit der gleichnamigen Singleauskopplung eroberte er die<br />
Herzen seiner österreichischen Fans im Sturm. Das Video zum<br />
Nachfolgehit „Was für eine geile Zeit“ drehte der charismatische<br />
Berliner sogar in Österreich. Auch live konnte Ben Zucker<br />
die Österreicher begeistern: als Support für niemand Geringeren<br />
als Helene Fischer bei ihrem Stadionkonzert am 11. Juli in<br />
Wien. Sein Erfolg in Österreich ist kein Wunder, sondern das<br />
Ergebnis seiner außergewöhnlichen<br />
rau-warmen<br />
Stimme, seiner sympathischen<br />
Persönlichkeit<br />
und seiner Songs. Diese<br />
Lieder sind Geschichten,<br />
die mitten aus dem<br />
Leben stammen und<br />
dadurch so ehrlich und<br />
erfrischend sind und<br />
zugleich berühren.<br />
Ben Zucker dazu: „Mit<br />
dem Album ist es wie<br />
mit Tattoos: Drauf<br />
Cornelius Ballin & Ben Zucker<br />
kommt nur, was mich<br />
nicht mehr loslässt.“ Ob Ballade oder Up-Tempo-Song, es sind<br />
viele verschiedene Facetten, die Ben Zucker auf seinem Debüt-<br />
Album präsentiert und die die Menschen nicht mehr loslassen.<br />
Cornelius Ballin, General Manager Universal Music Austria:<br />
„Mit Ben Zucker bekommt ein überaus sympathischer und<br />
talentierter Künstler eine Gold-Auszeichnung, der erst vor<br />
gut einem Jahr seinen ersten österreichischen TV-Auftritt bei<br />
der „Starnacht am Wörthersee“ hatte. Da ist es eine besondere<br />
Freude, dass wir ihn nun in der Wachau mit Gold ehren<br />
können. Wir sind uns sicher, dass noch viele Preise und Erfolge<br />
folgen werden.<br />
Zweikanalton & UMA<br />
Die aus der Nähe<br />
von Linz stammenden<br />
Brüder Markus<br />
(Piano, Gesang) und<br />
Thomas Danninger<br />
(Gitarre, Gesang)<br />
machen schon seit<br />
Kindesbeinen an<br />
gemeinsam Musik<br />
und veröffentlichten<br />
früh Hitcovers und<br />
eigene Songs auf<br />
YouTube. Eigene<br />
Markus & Thomas Danninger alias Zweikanalton<br />
Kompositionen<br />
standen danach mehr und mehr im Fokus der Beiden und mit<br />
Songs wie „Es fühlt sich wie Fliegen an“, „Momente“ und den<br />
Fan-Hits „Wunder“ und „Zukunfts-Ich“ stieg ihr Bekanntheitsgrad<br />
im Jahr 2017 rasch an. Ö3 entdeckte die Band und lud sie<br />
zu einem gefeierten Auftritt zum Ö3 Weihnachtswunder nach<br />
Linz ein. Auch in Deutschland wurde man auf das österreichische<br />
Duo aufmerksam: Im März 2018 wurde ihnen der Steiger<br />
Award in der Kategorie „Newcomer“ verliehen. Eine Ehre, die<br />
sie mit Stars wie Tokio Hotel oder Tim Bendzko teilen. Mit<br />
„Ohne dich kann das kein Sommer sein“ lieferten Markus und<br />
Thomas den österreichischen Sommerhit 2018 ab und mit bislang<br />
knapp 700 Einsätzen und einer Top-Platzierung von 34 in<br />
den Airplay-Charts, einen der meistgespielten österreichischen<br />
4
Titel des Jahres. Von nun an ist neben dem Musikmanager Christian<br />
Knoll, auch Universal Music als starker Partner mit im Boot und<br />
gemeinsam arbeitet man bereits an der Folgesingle und an einem<br />
Album, welches für 2019 geplant ist. „Wir sind unfassbar stolz und<br />
dankbar für das, was wir Beide gemeinsam mit unseren Fans bis hierhin<br />
geschafft haben. Durch die Zusammenarbeit mit dem Team von<br />
Universal hat sich für uns nicht nur ein Traum verwirklicht, sondern<br />
wir haben jetzt auch einen starken Label Partner, der uns hilft unsere<br />
Ideen und Pläne für die Zukunft umzusetzen – wir können´s kaum<br />
erwarten“, sagen Zweikanalton. Cornelius Ballin, Geschäftsführer<br />
Universal Music Austria ergänzt: „Markus und Thomas haben uns<br />
sofort fasziniert, weil sie durch ihren zweistimmigen Gesang einen<br />
unverwechselbaren <strong>Sound</strong> haben. Dazu haben uns ihre gefühlvollen<br />
und authentischen Texte und ihr Talent zum Songschreiben voll<br />
überzeugt. Wir freuen uns auf gemeinsame weitere Erfolge!“<br />
Norbert Schneider im Studio 44<br />
Dietmar Hoscher & Norbert Schneider<br />
Ob Blues, Wienerlied, Chanson oder Rock & Pop – Norbert Schneider<br />
fühlt sich in so vielen Genres heimisch, dass er jeden Stilwechsel<br />
virtuos meistert und immer wieder mit gewagten Kombinationen zu<br />
überzeugen weiß. Genau darin liegt auch die Stärke des Tonträgers<br />
„So wie’s is“, den Norbert Schneider am Mittwoch, den 3. Oktober,<br />
im Studio 44 von Casinos Austria und den Österreichischen<br />
Lotterien im Rahmen der Casinos Austria Music Line präsentierte.<br />
„Norbert Schneider ist ein unglaublich vielseitiger Musiker, der<br />
in keine Schublade passt“, zeigte sich Casinos Austria Vorstandsdirektor<br />
Dietmar Hoscher beeindruckt, „seine Musik ist auf ihre<br />
Weise zutiefst wienerisch und zugleich sehr international. Casinos<br />
Austria sieht es als Teil seiner gesellschaftlichen Verantwortung,<br />
derartige, heimische Musikproduktionen zu fördern.“ Nachdem<br />
Norbert Schneider mit seiner letzten CD „Neuaufnahme“ in die<br />
Welt des verstorbenen Georg Danzer eingetaucht war (die CD<br />
wurde mittlerweile mit Gold ausgezeichnet), legt er auf „So wie’s is“<br />
wieder ausschließlich eigene Songs vor. Die Texte sind durchwegs<br />
im Wiener Dialekt gehalten, musikalisch reicht der Bogen von der<br />
bereits als Single erfolgreichen Gute-Laune-Nummer „Ollas wiad<br />
guat“ über Blues („Magnolie“) bis zur rein instrumentalen Gypsy-<br />
Jazz-Improvisation „Rendezvous in Badekleidung“.<br />
Licht ins Dunkel Vol. 6<br />
Die Aktion „Licht ins Dunkel“ fördert alljährlich hunderte Sozial- und<br />
Behindertenprojekte in ganz Österreich. Darunter die Anschaffung<br />
von Heilbehelfen, die Errichtung und Modernisierung von Therapieund<br />
Behinderteneinrichtungen, berufsbegleitende Maßnahmen und<br />
persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderung sowie rasche<br />
und unbürokratische Hilfe für Familien und Kinder in Not. Allein im<br />
Vorjahr konnten mit 14,2 Millionen Euro 388 Projekte unterstützt und<br />
durch den „Licht ins Dunkel“-Soforthilfefonds über 15.592 Kindern<br />
und ihren Familien geholfen werden.<br />
Zum sechsten<br />
Mal gibt es nun<br />
– mittlerweile ist<br />
es schon Tradition<br />
geworden – eine<br />
Silberscheibe<br />
mit Beiträgen<br />
prominenter<br />
österreichischer<br />
Künstlerinnen<br />
und Künstler, die<br />
„Licht ins Dunkel“<br />
unterstützen.<br />
Sie ist ein perfektes Geschenk (eventuell an sich selbst): als tönende<br />
Jahresschau, als Mitbringsel, als kleine Aufmerksamkeit mit großem<br />
Inhalt. Diese CD besitzt zudem einen entscheidenden Mehrwert:<br />
5 Euro gehen direkt an eine der größten Spendenkampagnen des<br />
Landes. Die diesjährige CD ist der früh verstorbenen Sissy Mayerhoffer<br />
gewidmet, die dieses Projekt immer tatkräftig unterstützte und<br />
liebevoll begleitete. Als Leiterin der ORF-Abteilung Humanitarian<br />
Broadcasting war sie ein mächtiger Aktivposten für „Licht ins Dunkel“<br />
und seelenverwandte Aktionen.<br />
Die heurige Compilation versammelt Fixsterne der österreichischen<br />
Musiklandschaft – von Wolfgang Ambros bis Parov Stelar, von Christina<br />
Stürmer über Ina Regen und Conchita Wurst bis zur EAV (um nur<br />
ein paar zu nennen). Und natürlich auch Newcomer, junge Kräfte und<br />
aktuelle Bands wie etwa Mavi Phoenix, Avec, Josh., Wenzel Beck oder<br />
die Prater WG.<br />
So ist „Licht ins Dunkel 2018/2019“ die aktuelle Fortsetzung einer<br />
jährlich erscheinende Compilation, die einen repräsentativen<br />
Querschnitt durch die Szene bietet und generell Aufmerksamkeit für<br />
Musik aus Österreich schafft. Im Vorjahr wurden mit diesem Tonträger<br />
annähernd 20.000 Euro Spenden für „Licht ins Dunkel“ erlöst. Als<br />
Galionsfiguren der diesjährigen CD treten Robert Palfrader und Rudi<br />
Roubinek in Erscheinung – in ihren Paraderollen als Kaiser Robert<br />
Heinrich I. und Obersthofmeister Seyffenstein.<br />
Sieben Organisationen sind Mitglieder des Vereins „Licht ins Dunkel“:<br />
Lebenshilfe Österreich, „Rettet das Kind“, Gesellschaft Österreichischer<br />
Kinderdörfer, Österreichische Kinderfreunde, Österreichisches<br />
Komitee für UNICEF, Caritas Österreich und Diakonie Österreich.<br />
5
musicbiz<br />
Warner Music Night Vienna<br />
Auch bei den Streamingplattforen mischt Josh. ganz vorne mit:<br />
Platz 1 bei iTunes, Platz 1 in den Spotify Viral Top 50 Charts<br />
Österreich, Platz 2 in den Shazam Top 100 Charts Österreich,<br />
mittlerweile knapp 10.557.000 Streams bei Youtube. Mit rund<br />
22.000 Singleverkäufen (Mitte Oktober) erhielt er seinen ersten<br />
Goldaward anlässlich der Warner Music Night beim Waves Vienna<br />
verliehen. Und auch in Deutschland hinterlässt „Cordula<br />
Grün“ ihre Spuren: Dauer-Airplay auf Bayern 3, Radio OHR,<br />
1 Live, Delta Radio oder Sputnik, Auftritte bei diversen Shows<br />
und Erfolge in den deutschen Playlists sollten Josh. auch beim<br />
großen Nachbarn zum Erfolg führen.<br />
l-r: Franz Pleterski (Marketing Director, Warner Music Austria), Klaus Hoffmann<br />
(Management Josh.), Florian Cojocaru (Produzent/Echopilot), Martin Kromar<br />
(Produzent/Echopilot), Stephan Mattner (A&R Consultent), Martina Büttner<br />
(Brand Manager Marketing, Warner Music Austria)<br />
Warner Music Austria lud zur bereits fünften Warner Music<br />
Night Vienna und präsentierte im Rahmen des Waves Festival<br />
im Wiener WUK talentierte, neue Künstler. Das großartige<br />
Line-Up bestand aus dem österreichischen Chart-Stürmer<br />
Josh., der die Labelnight gebührend eröffnete und für seine<br />
Single „Cordula Grün“ an diesem Abend auch noch mit Gold<br />
ausgezeichnet wurde! UK-Newcomer Ten Tonnes ist mit<br />
seinem bisherigen EPs und der aktuellen Single G.I.V.E gerade<br />
am Durchstarten und konnte mit seinem Auftritt ebenso neue<br />
Fans gewinnen, wie auch Soulsänger Zak Abel, der nach<br />
seinem Debütalbum 2017 nun auch live mit seiner Energie und<br />
Stimme das Festivalpublikum überzeugte. Für beide Engländer<br />
war es die erste Österreich Show. Den Abschluss macht die<br />
Niederländerin Kovacs, die mit ihrem enigmatischen <strong>Sound</strong><br />
das voll gefüllte WUK begeisterte. Franz Pleterski, Marketing<br />
Director Warner Music Austria resümiert: „19 Künstler sind<br />
in den vergangenen 5 Jahren bei der Labelnight aufgetreten<br />
und haben einige Tausend musikinteressierte Festivalbesucher<br />
begeistert. Unter ihnen waren auch Kwabs, Jamie Lawson oder<br />
Anne-Marie, die in den Monaten und Jahren darauf beachtliche<br />
Erfolge feiern konnten. Die Warner Music Night in Wien<br />
ist für einen Abend im Jahr der Platz, wo Musik entdeckt und<br />
auch Geschichte geschrieben wird. Im Falle von Josh. war es<br />
seine erste Goldene und auch das erste Edelmetall, das jemals<br />
auf der Warner Music Night Vienna überreicht wurde.“<br />
Josh. auf<br />
Erfolgswelle<br />
Mit „Cordula Grün“<br />
schwebt Josh. nun schon<br />
seit Wochen auf einer<br />
Erfolgswelle. So ist der Hit<br />
seit über sieben Wochen<br />
in den Charts auf Platz 5<br />
(Stand Mitte Oktober) Am<br />
Münchner Oktoberfest<br />
wurde er zum „Wiesn Hit<br />
des Jahres 2018“ gewählt.<br />
Josh.<br />
Wiener Stadthalle:<br />
Programm 18/19<br />
Wolfgang Fischer, Kurt Gollowitzer, Peter Hanke<br />
Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Wiener Stadthalle,<br />
präsentierte gemeinsam mit Wien Holding Geschäftsführer<br />
Kurt Gollowitzer und Peter Hanke, amtsführender Stadtrat<br />
für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales,<br />
das Programm der Wiener Stadthalle. „Vom Rockkonzert über<br />
klassische Musik bis hin zu Sportereignissen und TV-Shows:<br />
Kaum eine Veranstaltungs-Location in Österreich kann mit<br />
so vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aufwarten wie die Wiener<br />
Stadthalle. Wir freuen uns sehr auf die neue Saison in der<br />
wieder ein Programmhighlight auf das nächste folgen wird“,<br />
stimmte Wolfgang Fischer auf die nächsten Monate ein.<br />
Bei der Präsentation des Programms wurde ein Wegbegleiter<br />
der Wiener Stadthalle der letzten Jahre geehrt: Kurt Gollowitzer,<br />
früherer Stadthallen-Geschäftsführer und jetziger Wien<br />
Holding-Chef erhielt den von Künstler Tomas Eller geschaffenen<br />
„Wiener Stadthallen Flügel“. Wolfgang Fischer überreichte<br />
den Preis an Kurt Gollowitzer für seine Verdienste als langjähriger<br />
kaufmännischer Geschäftsführer der Wiener Stadthalle und<br />
seine Freundschaft gegenüber der Wiener Institution.<br />
„Die Wiener Stadthalle ist eines der Flaggschiffe im Kulturbereich<br />
der Wien Holding. Vielfalt ist hier Programm. Das zeigen<br />
auch die Konzerte, Shows und Sportevents, die in der kommenden<br />
Saison in der Wiener Stadthalle über die Bühne gehen.<br />
Eine große Arena, wie die Wiener Stadthalle, hat einen enormen<br />
Stellenwert für die Kultur und den Tourismus in der Stadt,<br />
aber auch für die Wienerinnen und Wiener selbst. Abend für<br />
Abend kann man hier nicht nur Entertainment auf höchstem<br />
Niveau, sondern vor allem jede Menge Emotionen und große<br />
Gefühle erleben“, so Wien Holding-Chef Kurt Gollowitzer.<br />
Stadtrat Peter Hanke betonte: „Wien ist eine der attraktivsten<br />
Städte für weltweit tätige VeranstalterInnen, denn so gut wie<br />
Foto © Tuma<br />
6
musicbiz<br />
alle europäischen Tourneerouten laufen in Wien zusammen<br />
oder überschneiden sich hier. Die Wiener Stadthalle ist darüber<br />
hinaus mit über 100 Millionen Euro Wertschöpfung pro<br />
Jahr ein wesentlicher Wirtschaftsmotor in der Stadt und sichert<br />
mit rund 300 Veranstaltungen und 1 Million BesucherInnen<br />
pro Jahr nachhaltig Arbeitsplätze.“<br />
Für Vorfreude auf das Programm sorgten zwei Künstler mit<br />
ihren Live-Auftritten: Der österreichische Newcomer und<br />
Singer-Songwriter Luke Andrews sowie Willi Resetarits, der mit<br />
seinen Bands einen Vorgeschmack auf seine „Geburtstagskonzerte<br />
zum 70er“ am 04. und 05. Jänner präsentierte.<br />
So folgt nach der Jubiläumssaison wieder ein abwechslungsreicher<br />
Mix mit internationalen Stars wie Elton John, Paul<br />
McCartney, österreichischen Top-Acts wie Andreas Gabalier,<br />
EAV und Pizzera & Jaus. Herbert Grönemeyer tritt 2019 gleich<br />
zweimal auf und auch die Lachmuskeln werden mit dem 4. Kabarettgipfel<br />
und Programmen von Martina Schwarzmann und<br />
Monika Gruber beansprucht. Die Weihnachtszeit wird wieder<br />
besinnlich bis rockig und ab 19. Dezember ziehen die meisten<br />
Schwäne mit dem Shanghai Ballett ein. Eine Bandbreite an<br />
Musicals von ABBA über Andrew Lloyd Webber bis hin zu<br />
einem Best Of spielen in der Halle F groß auf und die <strong>Sound</strong>tracks<br />
großer Leinwandstücke werden auf die Bühne gebracht.<br />
Glockenspiel, Melodika ... Mit dieser breiten Palette bestritt<br />
Die Kammer, angeführt von den beiden Bandleadern, Gründern<br />
und (Akustik-)Gitarristen Marcus Testory und Matthias<br />
Ambré, das exklusive Konzert am Mittwoch, 10. Oktober, im<br />
Studio 44 von Casinos Austria und den Österreichischen Lotterien.<br />
Die acht Virtuosen präsentierten bei diesem Anlass ihr<br />
jüngstes Album „Season 4 – Some T#ings Wrong“. Produktion<br />
und Präsentation des Tonträgers wurden von der Casinos<br />
Austria Music Line unterstützt. „Es ist ein wahres Vergnügen,<br />
mitanzuhören, wie kraftvoll akustische Musik rocken kann“,<br />
Anna-Fay lebt den Augenblick<br />
„Leb den Augenblick“<br />
- dieser Satz<br />
aus Anna-Fay`s<br />
Debütalbum „Augenblick“<br />
könnte die<br />
Persönlichkeit der<br />
Wiener Sängerin<br />
wohl kaum besser<br />
beschreiben. So wurde<br />
sie 2016 für ihren<br />
Song „Ich kick dich<br />
raus“ als beste Komponistin<br />
Österreichs<br />
(ÖKB Award) nominiert<br />
und erzielte mit<br />
weiteren Singles, wie Anna-Fay & Erwin Bader<br />
z.B. „Rückenwind“ Airplay`s in Deutschland, Österreich, der<br />
Schweiz, Italien und den Niederlanden. Die Künstlerin lebt für<br />
ihre Musik - ihre Songs, ihre Texte, sie singt über das Leben<br />
und die Liebe, den Alltag und ihre Träume.<br />
Anna-Fay präsentierte die CD live mit ihren musikalischen<br />
Mitstreitern Dominik Kostal (drums), Simon Fleischanderl<br />
(bass), Bernhard Krinner (guit) und Andi Vanura (key). Produziert<br />
wurde das Album „Augenblick“ von Erwin Bader.<br />
Die Kammer im Studio 44<br />
Schon der Aufmarsch auf der Bühne fällt bei der Band Die<br />
Kammer beeindruckend aus: eine achtköpfige Formation in<br />
rein akustischer Besetzung, neben Gitarren, Bass und Drums<br />
steht ein bunter Reigen an Instrumenten bereit, wie Cello,<br />
Violine, Viola, Tuba, Mandoline, Zither, Drehorgel, Bouzouki,<br />
©<br />
Foto © Gary Milanog<br />
Dietmar Hoscher im Kreise der Kammer<br />
freute sich Casinos Austria Vorstand Dietmar Hoscher, „auch<br />
wenn einem bei den Texten dann manchmal das Lächeln im<br />
Gesicht gefriert. Diese Mischung aus tiefschürfender Lyrik<br />
und spannend arrangierter Musik macht Die Kammer zu<br />
einem unverwechselbaren Erlebnis.“ Casinos Austria hat dieses<br />
Projekt im Rahmen seiner CSR-Partnerschaften gefördert, und<br />
Hoscher weiter: „Wir sehen es als Teil unserer gesellschaftlichen<br />
Verantwortung, die kulturelle Vielfalt in der österreichischen<br />
Musikszene zu unterstützen.“ Der Titel der aktuellen<br />
Produktion verweist übrigens auf die Arbeitsweise der Kammer:<br />
Die Musiker teilen ihr Schaffen in sogenannte „Seasons“<br />
ein, die jeweils unter einem bestimmten Motto stehen. Mit<br />
„Some T#ings Wrong“ wird die vierte Season eingeläutet,<br />
auf die Präsentation wird eine ausgedehnte Tournee folgen.<br />
Der Albumtitel enthält auch bereits das Motto der Season: Es<br />
geht um die großen und kleinen Widrigkeiten des Daseins, um<br />
Niederlagen und Konflikte, die in teils melancholischen, teils<br />
trotzig-wilden Songs abgehandelt werden.<br />
Großaufgebot an Stargästen<br />
Mit einem großartigen Konzert – genau am 20. Geburtstag<br />
- feierte radio klassik Stephansdom seine ersten 20 Jahre und<br />
zugleich auch den Sendestart in Graz.<br />
Ein Großaufgebot an Stargästen gratulierte musikalisch: die<br />
Sopranistin Chen Reiss, das Sängerehepaar Monica und Adrian<br />
Eröd, der Arnold Schoenberg Chor unter der Leitung von<br />
Erwin Ortner, der Percussionist Christoph Sietzen, Organist<br />
Peter Frisée, der am Sender die wöchentliche Sendung „Orgel<br />
City Vienna“ betreut, und der international gefragte junge<br />
Stargeiger Emmanuel Tjeknavorian, der auf radio klassik<br />
7
musicbiz<br />
Foto © Franz Josef Ruprecht<br />
l-r: Chen Reiss, Christoph Sietzen und<br />
Emmanuel Tjeknavorian<br />
Stephansdom<br />
seine nach seinem<br />
Spitznamen<br />
„Klassik-Tjek“<br />
genannte monatliche<br />
Sendung hat.<br />
Und, für Insider<br />
fast eine Sensation:<br />
Peter Planyavsky,<br />
emeritierter<br />
Orgelprofessor und<br />
langjähriger Domorganist,<br />
kehrte<br />
nach vielen Jahren<br />
an die alte Stätte<br />
seines Wirkens zurück und spielt die österreichische Erstaufführung<br />
seines Werkes „Noch eine Toccata“.<br />
Rock in der WKO angekommen<br />
Seit 2002 verleiht die<br />
Sparte Handel der<br />
WKO Steiermark den<br />
„Handelsmerkur“.<br />
Der „Handelsmerkur“<br />
ist ein Preis, der<br />
jährlich an Unternehmen<br />
bzw. Unternehmerpersönlichkeiten<br />
vergeben wird, die herausragende<br />
Leistungen<br />
in der heimischen<br />
Wirtschaft erbracht haben. Aus nahezu 100 Bewerbungen war<br />
eine Endauswahl getroffen und von einer hochrangigen Jury<br />
bewertet. In der Kategorie über 10 Mitarbeiter, konnte sich<br />
Napalm Records den Preis sichern. Mit Büros in Eisenerz,<br />
Berlin & New York, sowie den neuesten Signings von The<br />
Smashing Pumpkins und Limp Bizkit, zählt das Label zu den<br />
weltweit führenden Plattenfirmen in Sachen Rock & Metal.<br />
Napalm Records CEO Markus Riedler über die Auszeichnung:<br />
„Was für eine wunderbare Auszeichnung der WKO Steiermark,<br />
ein Preis für besondere unternehmerische Leistung, vielen<br />
Dank! Dieser Preis steht für die großartige Arbeit unseres<br />
Teams über die letzten 25 Jahre, aus einer Kinderzimmer Idee<br />
wurde ein international erfolgreiches Unternehmen, welches<br />
noch lange nicht am Ende ist!“ Napalm Records CEO Thomas<br />
Caser, der den Preis auch persönlich entgegennahm:<br />
„Ein schönes und für uns sehr wertvolles Zeichen der Wertschätzung<br />
in unserer Heimat, worauf wir sehr stolz sind. Diese<br />
Auszeichnung motiviert uns auch weiterhin hart zu arbeiten<br />
und wir blicken positiv in die Zukunft!<br />
Tennis & Kultur<br />
l-r: Peter Buchmüller (WKO), Martin Schaller<br />
(Raiffeisen), Thomas Caser (Napalm Records),<br />
Jürgen Roth (WKO), Gerhard Wolmuth (WKO)<br />
Auf den Tennisplätzen rund um den Globus spielen sie die<br />
erste Geige, kurz vor Beginn des Tennisturniers in der Wiener<br />
Stadthalle schauten die Tennis-Asse Kevin Anderson, Kei<br />
Nishikori, Lucas Pouille und Philipp Kohlschreiber, in der<br />
Staatsoper vorbei, um in den Genuss einer exklusiven Führung<br />
zu kommen. Kurz vor einer Probe schlenderte das Quartett<br />
über die Bühne und genoss anschließend den Blick von<br />
der Mittelloge in den Zuschauerbereich. Danach zeigte Eva<br />
Dintsis, die Generalsekretärin des Opernballs und Leiterin des<br />
l-r: Kei Nishikori, Kevin Anderson, Dominique Meyer, Lucas Pouille,<br />
Philipp Kohlschreiber<br />
Führungsreferates, den interessierten Stars auch den Teesalon,<br />
ehe es auf der Feststiege noch zu einem kurzen Treffen mit<br />
Staatsoperndirektor Dominique Meyer kam.<br />
„Die Wiener Staatsoper ist ein sehr imposantes Bauwerk. Ich<br />
war zwar schon einige Mal in Wien, bin aber jedes Mal aufs<br />
Neue überrascht, was diese Stadt an Sehenswürdigkeiten<br />
zu bieten hat“, zeigte sich der Weltranglisten-Achte Kevin<br />
Anderson von der Sightseeing-Tour durch das Haus am Ring<br />
beeindruckt.<br />
Sommernachwehen<br />
Mit Jonas Kaufmann nochmals den Sommer zurück zu holen,<br />
ist auch nicht das Schlechteste und zwar am besten mit dem<br />
Album „Eine italienische Nacht“ (Sony), das eine Liveeinspielung<br />
seines Konzertes aus der Waldbühne Berlin ist.<br />
Es war ein traumhafter italienischer Konzertabend für zehntausende<br />
begeisterte Besucher der Berliner Waldbühne und<br />
für Millionen Zuschauer am TV-Bildschirm. Und für Jonas<br />
Kaufmann ein weiterer triumphaler Erfolg in der einzigartigen<br />
Karriere des deutschen Klassik-Superstars. Mit dem großartigen<br />
Rundfunk-Sinfonieorchester<br />
Berlin und einer<br />
umwerfenden Gastsolistin,<br />
der Mezzosopranistin<br />
Anita Rachvelishvili, bot<br />
Jonas Kaufmann ein Konzert<br />
voller wunderschöner<br />
Melodien: eine „italienische<br />
Nacht“ mit Highlights<br />
aus der berühmten Oper<br />
„Cavalleria Rusticana“ von<br />
Mascagni, teilweise im Duett<br />
mit der umwerfenden<br />
Anita Rachvelishvili, die als derzeit beste „Carmen“ der Welt<br />
Furore macht, mit nostalgischen italienischen Hits von „Voglio<br />
vivere così“ bis zu „Non ti scordar di me“ und Pop-Hits wie<br />
„Caruso“. Zum Dahinschmelzen und sogar für eingefleischte<br />
Klassikfans eine Empfehlung, da es viele der Titel noch nicht<br />
auf CD gab, zumindest von Jonas Kaufmann. Und weil er ja<br />
auch so ansehnlich ist, kann man sich überhaupt gleich die filmische<br />
Version des Konzerts auf DVD oder Blu-ray besorgen.<br />
8
musicbiz<br />
Unübertroffen:<br />
Qualtinger singt!<br />
Provokant, feingeistig, auf den Punkt gebracht: Helmut<br />
Qualtinger war ein Unikat. Wie kein zweiter verstand er es<br />
sich an Grenzen zu begeben und seinem Publikum den Spiegel<br />
vorzuhalten. Die Sammlung der „Schwarzen Lieder“ hat zum<br />
Gesamtbild der Qualtinger-Saga Erhebliches beigetragen.<br />
Am 08.10.2018 wäre Helmut Qualtinger 90 Jahre als geworden.<br />
Zu diesem Anlass veröffentlicht Preiser Records in Zusammenarbeit<br />
mit Austro Vinyl die „Schwarzen Lieder“ in der<br />
Sonderausführung Vinyl inklusive CD in limitierter Auflage.<br />
„Back to the<br />
roots“ sozusagen.<br />
Seit dem Abgang<br />
Helmut Qualtingers<br />
von der<br />
Kabarett-Szene<br />
im Jahr 1961<br />
wurde immer<br />
wieder versucht,<br />
eine Nachfolge<br />
für Gerhard<br />
Bronners maßgeschneiderte<br />
Chansons zu<br />
finden. Erfolglos.<br />
Genauso wenig<br />
ist es Gerhard Bronner gelungen, mit einem anderen Interpreten<br />
die Qualtinger-Nummern neu zu beleben; die Beiden<br />
waren voneinander abhängig. Qualtinger als Sänger brodelte<br />
allerdings im Hintergrund. Bereits bestehende Gedichte von<br />
H.C. Artmann wurden erstmals 1963 auf der Platte „Kinderverzahrer<br />
und andere Wiener“ veröffentlicht. Es folgten 1964<br />
Moritaten von Friedrich Polakovics editiert und ebenfalls in der<br />
Vertonung von Ernst Kölz. Neben Helmut Qualtinger erschien<br />
zum ersten Mal kurt Sowinetz als Sänger auf einer Schallplatte.<br />
Beide Produktionen wurden vom Publikum gefeiert, weshalb<br />
man sich 1966 entschloss insgesamt 9 weitere Artmann<br />
Gedichte, sowie fünf Vertonungen von Gedichten Gerhard<br />
Rühms aufzunehmen. „Helmut Qualtinger singt Schwarze<br />
Lieder“ war geboren.<br />
Willemsensche Liebeserklärungen<br />
an die Musik<br />
Wenn man diese Geschichten über Musik liest – und man kann<br />
wahllos eine aussuchen – wird einem wieder das Fehlen des leider<br />
viel zu früh verstorbenen Roger Willemsen bewusst. Der so<br />
umfassend Gebildete, der als Dozent, Übersetzer, Korrespondent,<br />
Moderator, Regisseur und Produzent tätig war und das<br />
Publikum mit seiner eigenen Begeisterung ansteckte, verehrte<br />
wohl von allen Künsten die Musik am meisten.<br />
Sie war von früh an Komplizin, als es darum ging, das Leben<br />
zu verdichten. Willemsens Liebeserklärungen an den Jazz, seine<br />
Verbeugungen vor den klassischen Komponisten, seine scharfe<br />
Verteidigung der künstlerischen Existenz, vor allem aber sein<br />
tiefes Verständnis für die Musiker<br />
und ihre Themen sind legendär.<br />
Seine einzigartigen Texte „Über<br />
Musik“ sind weit mehr als das:<br />
Sie sind Ausdruck eines Lebens<br />
„entlang jener Linie, an der man<br />
Dinge macht, die aus Freude bestehen<br />
oder aus Aufregung, aber<br />
nie aus Gleichgültigkeit“. Roger<br />
Willemsens Hommage an die<br />
Musik und ihre Heldinnen und<br />
Helden gibt einem das Gefühl, am<br />
Leben zu sein.<br />
Roger Willemsen: Musik!<br />
Über ein Lebensgefühl<br />
(S. Fischer)<br />
Morak live in der<br />
Albertinapasage<br />
Im Rahmen der Präsentation seines neuen Albums in der<br />
Wiener Albertinapassage war Franz Morak nach Jahren wieder<br />
einmal live auf der Bühne zu erleben. Nachzuhören sind die<br />
Songs auf „Leben frisst rohes Fleisch“ (Hoanzl) sowie der Box<br />
„morak/alles“ mit dem Gesamtwerk. Franz Morak dankte<br />
Freunden und Weggefährten,<br />
allen voran<br />
Christian Kolonovits,<br />
der ihn als Komponist<br />
und gemeinsam mit<br />
anderen Musikern<br />
auch live auf der<br />
Bühne begleitet hatte,<br />
für sein „unvorstellbares<br />
Einfühlungsvermögen“.<br />
Gottfried<br />
Helnwein, der mit dem<br />
neuen Cover eine jahrelange<br />
Arbeit zu Ende<br />
Franz Morak<br />
gebracht hatte und Rudi Dolezal für die Videos zum Album<br />
und „für seine professionelle Zuwendung, er ist ein Glücksfall“.<br />
Mit einem kurzen Konzert lud Morak dann dazu ein, sich mit<br />
ihm auf die (künstlerische) Suche nach dem Unmöglichen zu<br />
machen. „Das Album ist aus einer neuen Verfasstheit entstanden,<br />
die, wie ich meine, dem Zeitgeist entspricht.“<br />
Neue Songs über den Lärm der Zeit, ihre Gier, ihre Ängste<br />
und ihre Einsamkeit – Franz Morak meldet sich mit neuem Album<br />
und einer CD-Box zum musikalischen Gesamtkunstwerk<br />
zurück. In „Leben frisst rohes Fleisch“ seziert er den Lärm der<br />
Zeit, ihre Gier, ihre Ängste und ihre Einsamkeit.<br />
Seine Programmatik umfasst das „Wägbare als das Ausweglose,<br />
die Ausnahme als Zustand, die Dinge als Maß“. In gewohnter<br />
Schärfe und tiefgründiger Abstraktion gibt Morak – wie<br />
immer, wenn es um Kunst und Politik geht – alles. Das Album<br />
ist Teil der CD-Box „morak/alles“ mit dem musikalischen Gesamtkunstwerk<br />
von Franz Morak. Neben einer DVD mit seiner<br />
legendären Lesung der „Walpurgnisnacht“ von Karl Kraus<br />
umfasst die Box auch ein umfangreiches Booklet mit Fotos,<br />
Textpassagen und Kommentaren über Franz Morak.<br />
9
musicbiz<br />
25 Jahre Franui<br />
In nahezu gleicher<br />
Besetzung seit 25<br />
Jahren spielen<br />
Franui heute nicht<br />
mehr im Heustadel<br />
am Talschluss,<br />
wo alles begann,<br />
sondern auf den<br />
großen Bühnen<br />
Europas: im Jänner<br />
2019 geben sie<br />
mit „Himmelerde“<br />
Franui<br />
ihr Debüt an der Staatsoper Unter den Linden Berlin und<br />
spielen in der Philharmonie de Paris „Alles wieder gut“, ein<br />
Liederabend mit dem Bariton Florian Boesch. Neben zahlreichen<br />
weiteren Höhepunkten (u.a. die Wiederaufnahmen „Wien<br />
ohne Wiener“ am Volkstheater Wien und „Ausschließlich<br />
Inländer“ am Schauspielhaus Zürich) sind Franui in der Saison<br />
2018/2019 Porträtkünstler im Wiener Konzerthaus und gestalten<br />
dort, inklusive dem Festival Gemischter Satz, insgesamt<br />
sieben Abende mit Gästen wie den Schauspielern Sven-Eric<br />
Bechtolf, Regina Fritsch und André Wilms.<br />
25 Jahre Franui - das muss gefeiert werden!; und gefeiert wird<br />
groß: am 11.11. geben Franui ihr Geburtstagskonzert im<br />
Wiener Konzerthaus. Mit zahlreichen Freunden und Wegbegleitern,<br />
den Schauspielern Sven-Eric Bechtolf, Dörte Lyssewski<br />
und Peter Simonischek sowie Florian Boesch, Nikolaus<br />
Habjan, Wolfgang Mitterer, Karsten Riedel und Christian<br />
Seiler, lassen Franui an diesem Abend das letzte Vierteljahrhundert<br />
hochleben.<br />
Die Jubiläums-CD „Ständchen der Dinge“ (col legno) ist eben<br />
mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2018<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Voice Mania: Stimmkunst<br />
at its best!<br />
Zum 21. Mal findet das internationale<br />
Konzert-Festival der<br />
Vokal-Akrobatik in Wien statt.<br />
Mehr als 300 Gruppen und Soli<br />
aus aller Welt hat Voice Mania die<br />
A-cappella-Szene, Gesang ohne<br />
Instrumente, von der Geburt als<br />
neues Genre vokalakrobatischer<br />
Stimmkunst bis heute begleitet,<br />
mitgeprägt und auf Bühnen etabliert.<br />
Mit 28 Acts aus 12 Ländern<br />
(Europa, USA, Kanada, Mexiko, Zimbabwe, Chile, Ägypten,<br />
Israel) ist das internationale Festival wie nie zuvor pulsierendes<br />
Stimmungsbarometer für Kreativ-Konzepte, was die menschliche<br />
Stimme alles kann. Als Auftakt zu 21 Jahren Voice Mania<br />
findet am 9. November „Balcanto“ statt. Bei freiem Eintritt<br />
singen, schmettern, swingen KünstlerInnen auf Balkonen der<br />
City Jodler-Funk bis Pop-Jazz und Gospel-Blues.<br />
Voice Mania: 9. Nov.-2. Dez. www.voicemania.at<br />
Yiddish Culture Festival<br />
Roman Grinberg<br />
Als Kurt Rosenkranz vor fast einem Vierteljahrhundert den<br />
„Jüdischen Kulturherbst“ ins Leben rief, ahnte er vielleicht<br />
nicht, wie wertvoll seine Idee bald sein würde. Heute scheint<br />
alles, was Juden und Nicht-Juden miteinander verbinden kann,<br />
unverzichtbar. Längst überwunden geglaubte Vorurteile gegen<br />
jüdische Österreicherinnen und<br />
Österreicher sind in den letzten<br />
Jahren wieder zum Vorschein<br />
gekommen. Toleranz zwischen<br />
Menschen verschiedener Religion<br />
und ethnischer Herkunft ist<br />
heute alles andere als selbstverständlich.<br />
Unter Roman<br />
Grinbergs neuer Führung hat<br />
der Kulturherbst nicht nur einen<br />
neuen Namen bekommen –<br />
„Yiddish Culture Festival“ -, es<br />
wurden auch neue künstlerische<br />
Akzente gesetzt. Gesang und<br />
Erzählung ergänzen einander<br />
bei jeder Vorstellung. Im Mittelpunkt<br />
steht das Jiddische – jene<br />
Sprache, die selbst so musikalisch<br />
klingt, und die mit ihrem reichen Wortschatz Ost und<br />
West verbindet. Der Völkermord der Nazis hat auch das Jiddische<br />
beinahe ausgelöscht. Umso wichtiger ist es den Veranstaltern<br />
des Festivals, die Sprache eines Sholem Aleichem oder<br />
Mordechai Gebirtig wieder funkeln zu lassen. Im Mittelpunkt<br />
des Festivals stehen das Jiddische, Gesang und Erzählungen.<br />
Das Festival geht heuer vom 25.11- 13.12 über die Bühnen<br />
vom Theater am Spittelberg, Muth, Vindobona und Metropol.<br />
Coldplay im Kino<br />
20 Jahre als Band - Coldplay haben es geschafft<br />
und blicken in diesem Dokumentarfilm<br />
auf ihre zwei Dekaden als Band,<br />
Freunde und musikalische Superstars<br />
zurück. Der <strong>Film</strong> ist betitelt wie das letzte<br />
Album, „A Head Full Of Dreams“ (2015)<br />
und hält Material aus 20 Jahren Bandgeschichte<br />
bereit. „We’ve been through so<br />
much together, but what’s incredible to<br />
me is that we’ve stuck together as a pack“,<br />
so Leadsänger Chris Martin, „The truth is that, really, without the other three,<br />
each of us would be kind of screwed“.<br />
„A Head Full Of Dreams“ wird am 14. November für einen Abend in mehr als<br />
2.000 Kinos auf der ganzen Welt gezeigt. In Österreich sind folgende Kinos<br />
dabei: UCI Millennium/SCS/Annehof, FMZ Kino Imst, CineCity Hollywood Megaplex<br />
Gasometer/Pluscity/St. Pölten, Metropol Kino, Stadtkino Villach, <strong>Film</strong>casino,<br />
Haydn, Cinema Paradiso Baden/St. Pölten<br />
Kurz nach Kinorelease wird der <strong>Film</strong> dann exklusiv auf Amazon Prime Video zu<br />
streamen sein.<br />
10
musicbiz<br />
11
musicbiz<br />
„Dein Studium ist erst<br />
der Auftakt“<br />
Getreu diesem Motto wurde kürzlich der neue SAE-Campus im ersten Wiener Bezirk eröffnet. Campus Manager<br />
und Geschäftsführer SAE Austria Christian Ruff bat <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> zu einem Lokalaugenschein, der es<br />
wahrlich in sich hatte.<br />
„Wir haben mit<br />
dem neuen Campus<br />
etwas entworfen,<br />
das uns ein<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
bringt.“<br />
Digital <strong>Film</strong> Production Studio<br />
vom Feinsten<br />
Wie kam es zur Errichtung<br />
des neuen SAE-Campus in<br />
Wien?<br />
CHRISTIAN RUFF: Das SAE-<br />
Institute (ursprünglich School<br />
of Audio Engineering) wurde<br />
1977 von Tom Misner gegründet<br />
(2011 vom weltweit größten<br />
privaten australischen Bildungsanbieter<br />
Navitas gekauft)<br />
und betreibt mittlerweile 54<br />
Standorte in 26 Ländern. Das<br />
Wiener Institut wurde 1987<br />
eröffnet und war damit der<br />
achte SAE-Standort und nach<br />
München und Frankfurt der<br />
dritte im deutschsprachigen<br />
Raum. Nach durchaus erfolgreichen<br />
20 Jahren mit Sitz an<br />
der linken Wienzeile und einem<br />
stetigen Wachstum an Studierenden<br />
wurde es nun Zeit für<br />
Christian Ruff<br />
einen Neustart. Und wir versuchen mit dem neuen<br />
Standort in der Hohenstaufengasse im ersten Bezirk<br />
einen Flagship-Campus zu errichten, der zeigen soll,<br />
was eine moderne Bildungseinrichtung in den Bereichen<br />
<strong>Film</strong>-, Musik- und Games-Business inklusive<br />
Animation, Web und Crossmedia möglich ist. Wien<br />
ist dafür der ideale Standort,<br />
hier atmet man Kultur und ich<br />
denke, wir haben mit dem neuen<br />
Campus etwas entworfen,<br />
das uns ein Alleinstellungsmerkmal<br />
bringt.<br />
Wie ist Ihr Bildungsansatz?<br />
RUFF: Unser Motto lautet: Dein<br />
Studium ist erst der Anfang. Damit<br />
meinen wir die Rolle unseres<br />
Instituts als kreativen Hub<br />
im Herzen der Stadt, in dem<br />
sich künftig Kultur- und Medienschaffende,<br />
AbsolventInnen,<br />
StudentInnen und KünstlerInnen<br />
permanent begegnen,<br />
unterstützen und inspirieren.<br />
Wir wollen das State-of-The<br />
Art-Institut sein und haben auf<br />
sieben Stockwerken entsprechenden<br />
Platz für aktuell an die<br />
570 Studierende, eine Zahl, die<br />
wir künftig gerne noch weiter erhöhen wollen. Derzeit<br />
machen sich jährlich 150 AbsolventInnen auf<br />
den Weg, von Wien aus die Welt der Medienbranche<br />
zu erobern. Ab sofort haben unsere StudentInnen<br />
die Möglichkeit, mit modernster Technik gepaart<br />
mit spezialisierten Vortragenden aus Wissenschaft<br />
und Praxis, das Maximum an Ausbildung in ihren<br />
jeweiligen Spezialgebieten zu erhalten. Die Fachbereiche<br />
umfassen Digital <strong>Film</strong> Production, Webdesign<br />
& Development, Audio Engeneering, Music Business,<br />
Visual FX & 3D Animation, Games Programming<br />
und Game Art & 3D Animation sowie Cross <strong>Media</strong><br />
Production – jeweils als SAE Diploma und als Bachelorstudium<br />
in Partnerschaft mit der Middlesex<br />
University in London. Wir bieten also umfassende<br />
Möglichkeiten, von Beginn an Theorie und Praxis<br />
auf optimale Weise zu verbinden, bis hin zu berufsbegleitenden<br />
Angeboten.<br />
Wie lauten die Kursgebühren?<br />
RUFF: Für die Diploma Lehrgänge, die 24 Monate<br />
dauern, fallen 14.000.- Euro an, für den nachfolgenden<br />
Bachelor rund 9.000.- Euro. Generell wollen wir<br />
den Campus über den Studien-Betrieb hinaus der<br />
Kultur- und Kunstszene dieser Stadt öffnen. Er soll<br />
ein Ort der Begegnung werden. Und von Beginn an<br />
12
musicbiz<br />
liegt ein großer Fokus auf Praxis und Networking. Eine Besonderheit<br />
möchte ich noch hervorheben: im dritten Stock des<br />
neuen SAE-Campus haben unsere AbsolventInnen die Möglichkeit,<br />
im Anschluss an das Studium direkt einen neuen Arbeitsplatz<br />
zu beziehen. Der offene Co-Working-Space bietet<br />
bis zu 44 Arbeitsplätze für AbsolventInnen und externe Interessierte<br />
aus der Medienbranche. Unser Institut ist eigentlich<br />
auch eine Verneigung vor der Stadt Wien. Die diversen Studios<br />
sind nach Künstlern benannt – von Bilderbuch bis Falco, die<br />
Klassenräume nach Bezirken, usw. Wir wollen einen Ort der<br />
Begegnung und des Austausches schaffen. Nur ein aktuelles<br />
Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, stellvertretend für<br />
viele andere: Anfang Oktober gewährte Hollywood-FX-Spezialist<br />
Yafes Sahin persönliche Einblicke in seine künstlerische<br />
Arbeit als Technical Director von Disney, DNEG und Sony Pictures<br />
im Rahmen einer exklusiven SAE-Masterclass. In Los Angeles<br />
wirkte Yafes Sahin als Technical Director der Walt Disney<br />
Animation Studios unter anderem federführend an den 3D-<br />
Animationsfilmen „Zootopia“ und „Moana“ mit, die weltweit<br />
ein Millionenpublikum in die Kinos lockten. Seitdem hauchte<br />
der österreichische FX-Spezialist mit seinen Computeranimationen<br />
für das britische Unternehmen DNEG (Double Negativ)<br />
zahlreichen Science-Fiction- und Action-<strong>Film</strong>en wie „Pacific<br />
Rim II“, „American Assasin“ oder „Dunkirk“ Leben ein. Seit 2017<br />
steht Yafes Sahin bei Sony Pictures Imageworks unter Vertrag<br />
und ist aktuell für die Visualisierung des nächsten Animations-<br />
Blockbusters „Spiderman: Into the Spider-Verse“ verantwortlich.<br />
Ich denke hier zeigt sich der Spirit unseres europäischen<br />
Flagship-Campus sehr deutlich.<br />
Wird das Kurs-Portfolio weiter ausgebaut?<br />
RUFF: Wie schon erwähnt sind wir interessiert, die Studentinnen–Zahlen<br />
weiter zu erhöhen. Wir passen unser Angebot natürlich<br />
den aktuellsten Strömungen der Branchen an – inhaltlich<br />
wie technisch. Für 2019 ist gerade ein neuer Studiengang<br />
„Music-Business“ in Vorbereitung.<br />
Individuell gestaltetes State-of-the-Art-Tonstudio<br />
Hörsaal einmal anders<br />
Ifpi-Studie zum Musikverhalten<br />
Pro Woche hören die Menschen weltweit<br />
17,8 Stunden Musik und zwar am häufigsten<br />
im Auto. Das sind Ergebnisse des von der<br />
International Federation of the Phonographic<br />
Industry (IFPI), veröffentlichten „Music<br />
Consumer Insight Report 2018“. Die von<br />
AudienceNet durchgeführte Studie hat die<br />
Musiknutzung in insgesamt 20 der weltweit<br />
größten Musikmärkte untersucht. Befragt<br />
wurden Internet-Nutzer im Alter zwischen<br />
16 und 64 Jahren in Argentinien, Australien,<br />
Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland,<br />
Italien, Japan, Mexiko, den Niederlanden,<br />
Polen, Russland, Südafrika, Südkorea,<br />
Spanien, Schweden, UK und den USA. Die<br />
Untersuchung wurde darüber hinaus in China<br />
und Indien durchgeführt, diese Ergebnisse<br />
sind jedoch nicht in die globalen Zahlen<br />
eingeflossen.<br />
Die wichtigsten Erkenntnisse des Reports:<br />
• Der mit 66 Prozent der Befragten am häufigsten genannte Ort, an dem Musik<br />
gehört wird, ist das Auto. Deutschland liegt hier mit 77 Prozent deutlich über dem<br />
Durchschnitt nach Südafrika (80 Prozent) und vor den USA (75 Prozent).<br />
• Streaming ist praktisch allgegenwärtig: 86% hören Musik über On-Demand-<br />
Dienste. Junge Musikkonsumenten sind die aktivsten Streamer, hierbei nutzen<br />
57% der 16- bis 24-Jährigen einen kostenpflichtigen Audio-Streaming-Dienst.<br />
• Auf den wachstumsstarken Musikmärkten ist lizenzierte Musik vorherrschend: In<br />
China und Indien etwa nutzen jeweils 96% der Verbraucher lizenzierte Angebote.<br />
• User-Upload-Dienste dominieren weiterhin die On-Demand-Nutzung: Fast die<br />
Hälfte der Zeit, in der Musik gestreamt wird, wird auf YouTube verbracht.<br />
• Urheberrechtsverletzungen bleiben ein erhebliches Problem: Mehr als ein Drittel<br />
(38%) der Verbraucher beziehen Musik auf rechtsverletzenden Wegen, wobei die<br />
vorherrschende Methode (32%) hier das Streamripping ist.<br />
13
musicbiz<br />
VBW: Rekordsaison<br />
Die Vereinigten Bühnen Wien verzeichnen die erfolgreichste Saison seit Bestehen. Geschäftsführer Franz Patay zieht<br />
im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview Bilanz und gibt Einblick hinter die Kulissen von Raimund Theater, Ronacher<br />
und Theater an der Wien.<br />
Foto © Johannes Ifkovits<br />
Franz Patay<br />
„Zwischen 250.000<br />
und 300.000 BesucherInnen<br />
müssen<br />
bei den VBW eine<br />
Produktion sehen,<br />
um einen Erfolg zu<br />
ermöglichen.“<br />
Wie sieht Ihre Bilanz<br />
der abgelaufenen<br />
VBW-Saison aus?<br />
FRANZ PATAY: Es war<br />
die erfolgreichste Saison<br />
der VBW seit es Aufzeichnungen<br />
gibt, also seit<br />
rund 30 Jahren. In der<br />
Saison 2017/18 konnten<br />
wir in unseren Theatern<br />
über 640.000 BesucherInnen<br />
begrüßen. „Tanz<br />
der Vampire“ verzeichnete<br />
rund 252.100 BesucherInnen<br />
und erzielte<br />
eine Auslastung von 99,8<br />
%. Ähnlich bilanziert<br />
auch „I Am From Austria“<br />
mit rund 301.200 BesucherInnen und ebenfalls<br />
einer Auslastung des Raimund Theaters von annähernd<br />
100 %. Unsere Opernaufführungen im Theater<br />
an der Wien erreichten eine Auslastung von<br />
95,4 %. Wir befinden uns mit den VBW-Theatern<br />
am obersten Limit, viel mehr ist eigentlich nicht<br />
möglich. Neben dem äußerst<br />
erfreulichen Zuschauerzuspruch<br />
waren auch die Kritiken<br />
durchwegs positiv. Quantität<br />
und Qualität unserer<br />
Aufführungen stimmen und<br />
wir versuchen nun alles, um<br />
weiterhin auf dieser Erfolgswelle<br />
zu schwimmen.<br />
Die Herbstsaison hat vor<br />
kurzem gestartet. Welches<br />
Potenzial sehen Sie?<br />
PATAY: Aufgrund des großen<br />
Erfolges haben wir „I Am<br />
From Austria“ um eine Saison<br />
verlängert, und der Vorverkauf<br />
hat auch für die neue<br />
Spielzeit sehr ermutigend begonnen.<br />
Selbiges gilt für „Bodyguard“,<br />
das jeden Abend<br />
Publikumshit „Bodyguard“<br />
Standing Ovations des Publikums erhält und als<br />
drittes VBW-Musical in Folge bereits bei der Premiere<br />
einen Rekordticketvorverkauf verzeichnen<br />
konnte. Das ist natürlich sehr erfreulich, zumal wir<br />
ein höchst volatiles Geschäft betreiben mit einigen<br />
unabwägbaren Parametern. Man entscheidet<br />
sich Jahre vor einer Premiere für das eine oder<br />
andere Stück, ungewiss wie sich die politische Situation<br />
entwickelt, oder wohin der jeweilige Publikumsgeschmack<br />
tendiert. Auch unabwägbare<br />
Einflüsse wie zB. der Terroranschlag auf ein Pariser<br />
Theater, das dort im Anschluss den Theaterbetrieb<br />
der ganzen Stadt nahezu lahmgelegt hat, etc. Zwischen<br />
250.000 und 300.000 BesucherInnen müssen<br />
bei den VBW eine Musical-Produktion sehen,<br />
um einen Erfolg zu ermöglichen. Das ist schon ein<br />
großes Rad, an dem wir drehen und ein großes<br />
ökonomisches Risiko.<br />
Wie drückt sich das in Zahlen aus?<br />
PATAY: Die VBW erhalten ca. 50% ihres Jahresbudgets<br />
von ca. 80 Millionen als Subvention der Stadt<br />
Wien. Wir beschäftigen rund 700 bis 800 MitarbeiterInnen,<br />
davon 60 % in der Technik, 30 % KünstlerInnen<br />
und 10 % Administration. Um Musiktheater<br />
zu machen, benötigt man Menschen, alles ist live<br />
und kein <strong>Film</strong>. Allein das Theater an der Wien feiert<br />
jeden Monat eine Premiere. Die hervorragenden<br />
Zahlen der abgelaufenen Saison machen daraus<br />
einen Rekord. Wir hoffen diesen Schwung auch<br />
weiterhin mitnehmen zu können, für diese Saison<br />
schaut es jedenfalls sehr gut aus.<br />
Die VBW sind auch international tätig, wie<br />
entwickelt sich dieser Markt?<br />
PATAY: Im vergangenen Jahr gab es über 1.000<br />
Vorstellungen von VBW-Musicals außerhalb Wiens<br />
mit rund einer Million BesucherInnen, fast doppelt<br />
so viele wie in Österreich. Wir sind in 21 Ländern<br />
aktiv. Produktionen wie „Elisabeth“, „Rebecca“ oder<br />
Foto © Deen van Meer<br />
14
musicbiz<br />
„Rudolf“ sind in vielen Regionen dieser Welt nach<br />
wie vor sehr nachgefragt. Speziell im asiatischen<br />
Raum werden unsere „Tragödien“ sehr gefeiert.<br />
Dieser Tage geht der Sprechtheater-Preis Nestroy<br />
im Theater an der Wien über die Bühne.<br />
Wie das?<br />
PATAY: Der Nestroy-Preis ist eine der wichtigsten<br />
Auszeichnungen im Sprechtheater-Bereich und<br />
wird vom Wiener Bühnenverein veranstaltet – bestehend<br />
aus den Bundestheatern, VBW, Theater in<br />
der Josefstadt, Volkstheater und Theater der Jugend.<br />
Mit dem Theater an der Wien als Opernhaus haben<br />
wir sozusagen einen neutralen Ort für die Gala gefunden.<br />
36 Nominierte und drei bereits fixierte Preisträger<br />
in 13 Kategorien stehen am 17. November im<br />
Theater an der Wien im Mittelpunkt der 19. Nestroy-<br />
Gala. Durch den Abend führen Maria Happel, Viktor<br />
Gernot und Peter Fässlacher. Die Gestaltung der<br />
Preisverleihung einerseits für das Publikum im Saal,<br />
das aus den größten Schauspielerinnen und Schauspielern,<br />
Kreativen und Theatermachern der heimischen<br />
Kulturszene besteht, und dem theaterinteressierten<br />
Publikum vor den Fernsehern andererseits,<br />
ist eine besondere Herausforderung. Durch die enge<br />
Kooperation mit ORF III, dem Moderatoren-Trio mit<br />
Publikumslieblingen beider Welten – dem Theater<br />
und dem Fernsehen – sowie der musikalischen Begleitung<br />
von Musikerinnen und Musikern des VBW-<br />
Orchesters gelingt dieser Spagat. In einer populären<br />
Spezialkategorie darf zudem auch wieder das Publikum<br />
mitentscheiden und eine Preisträgerin oder<br />
einen Preisträger selbst wählen.<br />
Hollywood in Vienna<br />
Die beiden Musiker Martin Gellner & Werner Stranka (Beat4Feet) standen schon immer für große musikalische<br />
Offenheit, in ihrem Studio wurden die unterschiedlichsten Stile produziert, wobei in den letzten Jahren ein Schwerpunkt<br />
dem Musical galt. Nun dirigierte Martin Gellner heuer erstmals die Konzerte von „Hollywood in Vienna“.<br />
Wie kommen Sie – aus dem Pop-/Musicalbereich<br />
stammend- zur Ehre des Dirigats bei den Konzerten<br />
„Hollywood in Vienna“?<br />
MARTIN GELLNER: Nachdem ich durch mein Studium<br />
von der klassischen Musik komme und seit<br />
Jahren als Arrangeur und musical supervisor für<br />
diese Veranstaltung und auch der aktuellen Tour «<br />
The World of Hans Zimmer » tätig bin, war es naheliegend,<br />
diese Aufgabe dieses Jahr zu übernehmen.<br />
Orchestrale Musik zu arrangieren ist eine meiner<br />
Lieblingstätigkeiten überhaupt und es ist künstlerisch<br />
sehr inspirierend, für Komponisten wie James<br />
Horner, Randy Newman usw zu arrangieren. Für die<br />
konzertante Realisation von <strong>Film</strong>musik gehört auch,<br />
gerade im musikalischen Bereich, viel Recherche<br />
dazu. Die Scores, die man aus <strong>Film</strong>en kennt, werden<br />
im Studio aufgenommen, sind aber vorerst nicht für<br />
eine Livedarbietung mit großem Orchester geplant.<br />
Unsere Arbeit fängt daher schon in einem sehr frühen<br />
Stadium an, vorhandenes Material zu sichten,<br />
für große Besetzung zu orchestrieren sowie teilweise<br />
aus mehreren kurzen cues für die Aufführung im<br />
Konzertsaal einen großen musikalischen Bogen zu<br />
arrangieren, der auch ohne <strong>Film</strong>handlung für sich<br />
alleine steht. Mich fasziniert die Beschäftigung mit<br />
<strong>Film</strong>musik auch, weil sie zur Geschichte Österreichs<br />
gehört, in diesem Fall leider zur unrühmlichen.<br />
Opernkomponisten wie Max Steiner oder Erich Maria<br />
Korngold, die Österreich verlassen mussten, wurden<br />
in Hollywood zu gefragten <strong>Film</strong>komponisten,<br />
da sie es perfekt verstanden,<br />
dramatische Musik zu schreiben.<br />
Sie kreierten mit umfangreicher<br />
Orchestrierung und<br />
romantischer Melodieführung<br />
den typischen »Hollywood<br />
<strong>Sound</strong>«, <strong>Film</strong>musik und Sinfonien<br />
sind einander sehr ähnlich.<br />
Um nochmals auf Ihre Erfolge<br />
im Musical zu kommen,<br />
Sie sind sozusagen eher für<br />
das Große, Pathetische zu<br />
haben als für den simplen<br />
Popsong?<br />
GELLNER: Ich schließe nichts<br />
aus, aber mir gefällt bei dieser<br />
Arbeit – ob Musical, Oper oder<br />
<strong>Film</strong> – eben der Umstand, dass<br />
Musik ein Teil des Ganzen ist.<br />
Erst durch das Zusammenspiel<br />
von Bühne, Licht, Schauspiel,<br />
Choreografie und Musik entstehen<br />
herausragende Performances oder wie bei<br />
„Hollywood in Vienna“ eben durch Musik und <strong>Film</strong>.<br />
Es macht Spaß einen großen Chor und Orchester<br />
zu leiten und das Entstehen solcher Konzerte von<br />
Anfang an zu begleiten. Man braucht unglaublich<br />
viel Energie, um so viele hochtalentierte Musiker zu<br />
einer Einheit zu bilden und viel Zeit in der Vorbereitung.<br />
Aber um auf den erwähnten Popsong zurück-<br />
Martin Gellner<br />
15
musicbiz<br />
Hollywoodfeeling im Wiener<br />
Konzerthaus<br />
zukommen, möchte ich gerne eine Anekdote mit<br />
Ute Lemper erzählen. Nachdem wir auch den Life<br />
Ball seit Jahren musikalisch betreuen, wurden wir<br />
letztes Jahr von Ute Lemper persönlich gefragt, ob<br />
wir für sie „Sag mir, wo die Blumen sind“ für die Eröffnung<br />
am Rathausplatz arrangieren würden. Das war<br />
sehr ungewöhnlich, da es doch ein ganz reduzierter<br />
Folksong ist, aber so wie Ute Lemper es dann in unserer<br />
Umsetzung sang, war es Gänsehautfeeling pur<br />
– und das mit großer Besetzung!<br />
Was ist der Unterschied zu einem herkömmlichen<br />
Dirigat und dem eines mit Bildbegleitung?<br />
GELLNER: Letzteres ist sehr technisch, ich sitze quasi<br />
in einem Cockpit und steuere auch die, Timecodes<br />
- man muss sehr fokussiert sein, denn im Gegensatz<br />
zu einer normalen konzertanten Aufführung müssen<br />
der Score und <strong>Film</strong> synchron sein, damit das<br />
Geschehen am Screen mit der Musik entsprechend<br />
dramatisch unterstützt wird. Das funktioniert mit<br />
optischen und/oder akustischen synchronisations<br />
tracks (Clicks, Punches, Streamers) – auch eine Technik,<br />
die z.B. Max Steiner pioniert hat.<br />
Kommen die Leute wegen der Musik oder wegen<br />
der <strong>Film</strong>e ins Konzert?<br />
GELLNER: Ich denke beides, überraschend für viele<br />
ist wohl der Aufwand, der hinter konzertant aufgeführter<br />
symphonischer <strong>Film</strong>musik steckt. Ich spreche<br />
jetzt nicht nur von den Arrangements, sondern<br />
tatsächlich von der Anzahl an Musikern. Wenn ikonografische<br />
Stücke wie King Kong, Der weiße Hai,<br />
König der Löwen uvm. dann von Chor und Orchester<br />
in voller Lautstärke mit voller Wucht erklingen,<br />
lässt das niemanden kalt und das Schöne ist, dass<br />
<strong>Film</strong>musik für jeden etwas zu bieten hat, sie umfasst<br />
alle Genres, es gibt keine Abgrenzungen. <strong>Film</strong>musik<br />
bringt auch ein neues Publikum in den klassischen<br />
Konzertsaal.<br />
Haben SIe persönlich LIeblingsfilmmusikkomponisten?<br />
GELLNER: Alle, die bis dato mit dem Max Steiner<br />
Award ausgezeichnet wurden, waren es wert, in dieser<br />
hochkarätigen Liste fehlen glaube ich nur mehr<br />
John Williams und Ennio Morricone. Der heuer ausgezeichnete<br />
Hans Zimmer ist ein ganz Großer in seinem<br />
Bereich, von den einen wird er als „Rockstar der<br />
<strong>Film</strong>musik“ beschrieben, für die anderen gilt er seit<br />
mehr als 20 Jahren als einer der innovativsten Symphoniker<br />
der Traumfabrik. Zimmer führt mit Remote<br />
Control Productions ein großes Musikunternehmen,<br />
aus dem schon viele andere Komponisten selbst zu<br />
Stars wurden. Bei « Hollywood in Vienna » präsentieren<br />
wir „Highlights“ der Produktion „The World of<br />
Hans Zimmer“, wo wir ( Beat4Feet) als Music Supervisor<br />
agierten, Produzenten: Semmel Concerts und<br />
RCI Global - künstlerische Produktion Sandra Tomek.<br />
Sie persönlich leben die Hälfte des Jahres in<br />
den USA, haben Sie dadurch einen anderen<br />
Blickwinkel auf die Musikbranche bzw. mehr<br />
Kontakt?<br />
GELLNER: Als wir mit Beat4Feet begannen, war es<br />
immer unser Traum, in den USA Erfolg zu haben<br />
bzw. dort zu arbeiten, das hat sich aber im Zuge der<br />
technischen Entwicklungen insofern geändert, da<br />
durch die globale Vernetzung der physische Wohnsitz<br />
nicht mehr so relevant ist. Wir arbeiten viel mit<br />
amerikanischen Künstlern zusammen, und es ist oft<br />
umgekeht, dass jeder gerne nach Wien, die Stadt der<br />
Musik, kommt, um hier zu produzieren. Was mir zB.<br />
in den US-Städten gefällt ist der Livecharakter der<br />
Musikbranche, da kann man in eine x-beliebige Bar<br />
gehen und es werden dort fast immer ausgezeichnete<br />
Musiker auftreten. Ich bin auch ein genauer<br />
Beobachter der Musicalszene und da gilt das Gesetz<br />
des Broadways: man muss dort auftreten, um zu einer<br />
gewissen Relevanz zu kommen. Mag sein, dass<br />
oft Stücke dort wirtschaftlich ein Minusgeschäft<br />
sind, aber sie brauchen den Stempel Broadway, um<br />
danach auf Tournee gehen zu können und auf internationalen<br />
Märkten Geld zu verdienen. Das ist wie<br />
mit CDs heutzutage, die sind auch oft mehr ein Marketingtool<br />
für Bands und nicht so wie früher eine für<br />
sich stehende Verdienst Möglichkeit. Und es wird in<br />
den Highschools viel mehr Wert auf Musik gelegt,<br />
fast jede Schule hat ihren eigenen Chor und Orchester,<br />
witzigerweise bekamen wir sogar Anfragen,<br />
ob unser Song „Ching Ching Bling Bling“ aus dem<br />
Musical „Rockville“ für Chorwettbewerbe verwendet<br />
werden darf. Popkultur nimmt im normalen Bildungslauf<br />
einen anderen Stellenwert ein als bei uns.<br />
Was sind Ihre weiteren Pläne?<br />
GELLNER: Wir arbeiten gerade an einem schrägen<br />
Horromusical, die Verbindung von Magic Show<br />
und Musical finde ich vielversprechend, wir würden<br />
gerne auch mehr für <strong>Film</strong>projekte arbeiten, da<br />
wir uns da eine Expertise erarbeitet haben und wir<br />
das Zusammenspiel von mehreren künstlerischen<br />
Richtungen extrem interessant und herausfordernd<br />
finden. Und nachdem wir schon so lange in der Musikbranche<br />
tätig sind, begegnen wir dem Berufsleben<br />
mit einer gewissen Entspanntheit: Irgendetwas<br />
ergibt sich immer!<br />
ORF III sendet den Mitschnitt des Konzerts<br />
„Hollywood in Vienna“ am 18. November 2018<br />
um 21.15 Uhr.<br />
16
musicbiz<br />
17
musicbiz<br />
Pimp up Your Career in der<br />
<strong>Film</strong>- & Medienindustrie<br />
Im Februar 2019 startet an der Donau-Universität Krems das berufsbegleitendes Studienangebot „Music<br />
Production for Applied <strong>Media</strong>“, das KomponistInnen und MusikproduzentInnen für eine Karriere in der <strong>Film</strong>und<br />
Medienindustrie fit machen soll. Das Programm vermittelt fundierte theoretische Kenntnisse in Verbindung<br />
mit hands-on Workshops mit international erfolgreichen KomponistInnen und ProduzentInnen, darunter<br />
Oscar- und Grammy-Gewinner.<br />
Donau-Universität Krems<br />
Die <strong>Film</strong>- und Medienindustrie hat im letzten Jahrzehnt<br />
einen dramatischen Paradigmenwechsel<br />
vollzogen, Musik ist unverzichtbarer Bestandteil von<br />
Medieninhalten geworden. Das macht die <strong>Film</strong>- und<br />
Medienindustrie zu einem der wichtigsten, wenn<br />
nicht zu DEM Zukunftsmarkt für Musikschaffende.<br />
Die Donau-Universität Krems bietet mit ihrem<br />
neuen berufsbegleitenden Studienprogramm „Music<br />
Production for Applied <strong>Media</strong>“ eine modulare,<br />
fachspezifische Weiterbildung auf internationalem<br />
Top-Niveau für KomponistInnen, ProduzentInnen,<br />
Ton- und MedienkünstlerInnen, MusikerInnen und<br />
MusikwissenschaftlerInnen an, die eine Karriere in<br />
der <strong>Film</strong>-, Gaming- oder Medienindustrie anstreben.<br />
Zum Lehrkörper gehören unter anderen:<br />
Dan Forden, Produzent für Warner Interactive<br />
Games, Komponist der „Mortal Kombat“ Serie und<br />
vom Mega Hit Game „Injustice“<br />
John Groves, Musikproduzent und internationaler<br />
<strong>Sound</strong> Branding Experte<br />
Andy Hill, Grammy Award Gewinner und ehemaliger<br />
Disney Musik-Supervisor, u.a. für “König der<br />
Löwen” und “Die Schöne und das Biest”<br />
Miguel Kertsman, international erfolgreicher<br />
Orchesterkomponist, preisgekrönter Produzent,<br />
Pädagoge und Musikmanager<br />
Darcy Proper, Oscar- und Grammy Gewinnerin im<br />
Bereich Audio Mastering, tätig für Bob Dylan, Miles<br />
Davis, Eric Clapton, Johnny Cash, Ray Charles, Toto ...<br />
Music Production for Applied <strong>Media</strong> (AE)<br />
Start: 4. Februar 2019<br />
Dauer: 3 Semester (60 ECTS Credits) berufsbegleitend;<br />
3 Module am Campus der Donau-Universität Krems<br />
+ E-Learning + Abschlussprojekt<br />
Abschluss: Akademischer Experte<br />
Jetzt bewerben – bis 1. Dezember 2018<br />
andrea.kaufmann@donau-uni.ac.at<br />
www.donau-uni.ac.at/music-for-media<br />
18
musicbiz<br />
„Arroganz und Diventum daheim lassen“<br />
Miguel Kertsman ist ein international erfolgreicher Orchesterkomponist,<br />
preisgekrönter Produzent, Solokünstler, Pädagoge<br />
und Musikmanager. Seit 2012 ist er als Lehrgangsleiter am<br />
Zentrum für Angewandte Musikforschung der Donau-Universität<br />
Krems tätig und wird ab Februar 2019 auch das neue akademische<br />
Expertenprogramm „Music Production for Applied <strong>Media</strong>“ leiten.<br />
Wie kamen Sie auf die Idee, einen Studiengang für Musik und<br />
interaktive Medien ins Leben zu rufen?<br />
MIGUEL KERTSMAN: Als ich 2008 an der Tribeca Flashpoint <strong>Media</strong><br />
Arts Academy in Chicago als Artist-in-Residence und Vortragender<br />
tätig war, erkannte ich den Bedarf für eine strukturierte Ausbildung<br />
im Bereich Musikkomposition und -produktion für Medien. Diese<br />
sollte Musiker und Komponisten unabhängig von musikalischen<br />
Genres oder ihrem persönlichen Background ansprechen und musikalische<br />
Aspekte mit technischem, wissenschaftlichem, juristischem<br />
und kaufmännischem Know-how verbinden.<br />
Was zeichnet dieses Programm aus?<br />
KERTSMAN: Das Studium ist international ausgerichtet und thematisch<br />
breit angelegt, es spannt in drei Studiensemestern einen inhaltlichen<br />
Bogen von Ästhetik, Akustik, <strong>Sound</strong> Design<br />
und Musikproduktion hin zu Komposition<br />
und Orchestrierung.<br />
Was macht die <strong>Film</strong>- und Medienindustrie<br />
so reizvoll für (junge) KomponistInnen?<br />
Welche Herausforderungen sehen Sie?<br />
KERTSMAN: Musik für Medien zu schreiben<br />
und zu produzieren ist in vielerlei Hinsicht sehr<br />
spannend. Die große künstlerische Bandbreite<br />
in Verbindung mit Teamarbeit macht Medienmusikaktivitäten<br />
für viele junge Musikschaffende<br />
attraktiv. Wenn man selbst <strong>Film</strong>e oder Games<br />
liebt, ist es faszinierend einen Beitrag zu solch<br />
einem Großprojekt zu liefern. In diesem Sinne<br />
hat man in diesem Berufsfeld eine doppelte Dosis<br />
von „tun, was man liebt.“<br />
Die Herausforderungen sind dieselben wie in<br />
vielen anderen Berufsfeldern: die Frage von<br />
Angebot und Nachfrage, sinkende Vergütung<br />
aufgrund höherer Konkurrenz, die kostengünstige<br />
und daher leicht verfügbare Technologie<br />
Miguel Kertsman<br />
verringert die Kluft zwischen Profis, Halbprofis<br />
und Laien. Die Grundlagen für den Beruf bleiben jedoch dieselben:<br />
Man muss sein Handwerk beherrschen, sich überzeugend präsentieren,<br />
wissen, wie man mit anderen kommuniziert und wie man seine<br />
Musik verkauft, und vor allem: Arroganz und Diventum sollte man<br />
zuhause lassen! Mit diesen Fähigkeiten, einem guten Netzwerk gibt<br />
es wunderbare Chancen, die nur darauf warten, ergriffen zu werden.<br />
Sie hatten Mitte September einen weltweiten Album Release<br />
mit über 60.000 Streams auf Spotify und 100.000 Video-Klicks<br />
auf Facebook und Youtube alleine in den ersten vier Wochen. Ist<br />
der Markt für klassische Aufnahmen doch nicht „tot“?<br />
KERTSMAN: Das hat mich sehr gefreut, denn für zeitgenössische<br />
klassische Musik sind diese Zahlen wirklich großartig! Klassische Musikaufnahmen<br />
sind definitiv nicht „tot“. Ich glaube, dass Menschen<br />
Musik immer lieben werden, da Musik ein wesentlicher Teil des<br />
Menschseins ist. Natürlich ist der Markt für Aufnahmen und klassische<br />
Konzertmusik nicht mehr das, was er vor 25 Jahren war. ABER<br />
– obwohl die Dimensionen heutzutage andere sind, ist die Verbindung<br />
zur Musik dennoch da, solange Menschen Musik genießen und<br />
KomponistInnen Musik schreiben.<br />
Was empfehlen Sie jungen KomponistInnen, um im internationalen<br />
Musik-Business Erfolg zu haben?<br />
KERTSMAN: Definiere Erfolg für dich selbst! Sei geduldig und verstehe,<br />
dass Dinge Zeit brauchen, um sich zu entwickeln; Sei unvoreingenommen,<br />
selbstbewusst aber bleib’ am Boden. Sei immer professionell<br />
und suche nach potenziellen Projektpartnern in Schulen, Foren,<br />
Chats, Konferenzen ... Denn: die eine junge Dame oder der eine junge<br />
Herr, der gerade ein Bier an der Ecke trinkt, könnte der nächste Spielberg<br />
sein!<br />
Sie sind ein international erfolgreicher Orchesterkomponist.<br />
Welche Berührungspunkte hatten Sie bislang mit der <strong>Film</strong>- und<br />
Medienbranche?<br />
KERTSMAN: Als ich im Alter von 22 Jahren meine Karriere in New<br />
York begann, schrieb ich einige ziemlich profitable Medienkompositionen<br />
als Auftragswerke in fremdem Namen. Ich hätte zwar auf<br />
diesem Weg weitermachen können, aber eine Tätigkeit als <strong>Film</strong>- und<br />
Medienkomponist hätte mich wohl daran gehindert, als Komponist<br />
für die klassische Konzertbühne erfolgreich zu werden. Und das war<br />
nun einmal mein Ziel. Für einen Künstler, der als Medienkomponist<br />
bekannt wurde, ist es schwierig, in der klassischen Musikszene Fuß zu<br />
fassen. Ich finde es bedauerlich, dass das alles in Schubladen eingeteilt<br />
werden muss. Ein Komponist ist ein Komponist – ob für Bühne,<br />
Theater oder <strong>Film</strong> sollte keinen Unterschied machen.<br />
2008/09 an der Tribeca Flashpoint <strong>Media</strong> Arts Academy hatte ich<br />
größere Medien- und <strong>Film</strong>projekte. Die Regisseure waren begeistert,<br />
mit einem „international etablierten klassischen Komponisten“<br />
zu arbeiten. Ich arbeite heute mit Indie-Künstlern zusammen und<br />
schreibe Musik für künstlerisch anspruchsvolle <strong>Film</strong>projekte, Game<br />
<strong>Sound</strong>tracks oder neuartige Medienprojekte. Im Moment stehe ich<br />
kurz vor der Veröffentlichung des Game-<strong>Sound</strong>tracks „Knight Light“,<br />
in dem stilistisch eher Progressive Rock im Vordergrund steht.<br />
Foto © Elle Halley<br />
19
musicbiz<br />
„Back To The Future“<br />
Die Creative Industries der Außenwirtschaft Austria in der Wirtschaftskammer sind sehr bemüht, österreichische<br />
Companies aus der Musik- und <strong>Film</strong>industrie international zu vernetzen. Reanne Leuning, Projektleiterin des<br />
„Go International“-Programms für die Kreativwirtschaft, erläutert im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview die<br />
Strategie und kommende Projekte.<br />
Wie sind die Creative Industries<br />
der WKO strukturiert?<br />
REANNE LEUNING: Die Creative<br />
Industries sind in der<br />
Außenwirtschaft angesiedelt,<br />
das Budget kommt vom<br />
Wirtschaftsministerium und<br />
wird vom sogenannten „Go<br />
International“-Programm finanziert.<br />
Dieses hat zum Ziel<br />
österreichische Unternehmen<br />
beim Export zu unterstützen.<br />
Seit einem Jahr haben wir dafür<br />
auch eine neue Innovationsabteilung<br />
etabliert, die speziell unter anderem inter-<br />
Reanne Leuning<br />
nationales Know How nach Österreich bringen soll.<br />
Wie sieht die Export-Unterstützung<br />
konkret aus?<br />
LEUNING: Die Unterstützung<br />
setzt sich aus Beratung, Veranstaltungen<br />
und Events bis hin<br />
zu finanziellen Förderungen<br />
zusammen. Hier sollen der Europa-Scheck<br />
für KMU und der<br />
Export-Scheck für Fernmärkte<br />
entsprechende Mittel bereitstellen.<br />
Bis zu 8.000.- Euro für europäische<br />
Projekte oder bis zu<br />
12.000.- Euro in den Fernmärkten<br />
werden bereitgestellt. Vor-<br />
Produzent Veit Heiduschka mit Kollegen aus Indien<br />
aussetzung dafür ist eine Wirtschaftskammer-Mitgliedschaft<br />
und ein neues Auslands-Projekt.<br />
Diese Schecks sind im Moment<br />
zwar leider ausgebucht, wir gehen<br />
aber fix davon aus, dass das<br />
Programm ab April 2019 fortgesetzt<br />
wird. Darüber hinaus<br />
bieten wir auch ein Programm<br />
zum Austausch von Mitarbeiterinnen<br />
mit vergleichbaren internationalen<br />
Firmen. Alle die genannten<br />
Förderungen sind sehr<br />
leicht zu beantragen und man<br />
Austrian Performance bei der SXSW in Austin<br />
erhält umgehend Feedback.<br />
Was bieten Sie speziell den Companies aus der<br />
Musik- und <strong>Film</strong>branche?<br />
LEUNING: Stichworte wie Streaming, Digitalisierung<br />
und New Business-Modelle betreffen im Grunde<br />
alle Branchen gleich. Wir versuchen besonderen<br />
Augenmerk auf entsprechend<br />
fundierte Beratung zu legen<br />
und als Schnittstelle zwischen<br />
den speziellen Bedürfnissen<br />
und den internationalen Märkten<br />
zu fungieren. Hier können<br />
wir ein umfangreiches Netzt<br />
von AußenwirtschaftsCentern<br />
anbieten. 110 Büros in 70 Ländern<br />
sind da, um die Unternehmen<br />
vor Ort zu unterstützen<br />
und zu vernetzen. Regelmäßige,<br />
sehr fokussierte Veranstaltungen<br />
und Events sollen dazu<br />
beitragen, individuell und maßgeschneidert in neue<br />
Märkte zu kommen. Als ein repräsentatives aktuelles<br />
Beispiel sei unser Music-Tech-Hackathon in Tel<br />
Aviv erwähnt, wo wir Protagonisten aus Österreich<br />
und Israel zu einem intensiven Workshop geladen<br />
haben. Hieraus haben sich bereits sehr interessante<br />
Projekte entwickelt.<br />
Welchen Stellenwert stellen Messeauftritte o.ä.<br />
dar?<br />
LEUNING: Einen ganz wesentlichen. Zum einen gibt<br />
es Messeauftritte, die wir selber organisieren wie zB.<br />
im Musikbereich unser Stand auf der Womex oder<br />
bei der Jazzahead in Bremen. Hier sind jeweils bis<br />
zu 30 Firmen aus Österreich vertreten. Daneben<br />
unterstützen wir auch den Austrian Music Export<br />
etwa beim Reeperbahnfestival in Hamburg oder<br />
beim Eurosonic Noorderslag Festival in Groningen.<br />
Die Musikbranche ist ein Bereich, der viel Aufmerksamkeit<br />
verdient, weil sie ein wichtiger und herausragender<br />
Image-Faktor für Österreich ist. Dasselbe<br />
gilt auch für den <strong>Film</strong>bereich. Dieser wird zB. bei<br />
unserem Messeauftritt bei der SouthbySouthwest,<br />
kurz SXSW, in Austin Texas in den Vordergrund gestellt.<br />
Hier treffen sich 400.000 Besucherinnen an der<br />
Schnittstelle zwischen Innovation, Technologie und<br />
Content. Die Außenwirtschaft Austria lädt daher aktuell<br />
zur Zukunftsreise Digital Impact: Investitionen<br />
in die digitale Zukunft. Im Verlauf der Reise bieten<br />
wir einen Überblick über die wichtigsten Trends und<br />
Leitlinien digitaler Transformation für die nächsten<br />
zehn Jahre, ermöglichen den Austausch mit über<br />
500 Startups und innovativen Unternehmen, geben<br />
gezielte Fachinputs und führen durch eine Auswahl<br />
von 600 Detailvorträgen zu allen Branchen und<br />
Aspekten des digitalen Lebens. An die SXSW ist im<br />
März 2019 auch ein Musikfestival angegliedert, wo<br />
20
musicbiz<br />
auch österreichische Bands im Rampenlicht stehen.<br />
Erwähnenswert ist auch unser Bollywood-Schwerpunkt.<br />
Mit dem Ziel, Österreich als Kulisse für künftige<br />
Bollywood-<strong>Film</strong>e zu erkunden, waren Anfang<br />
September sechs Produzentinnen und Produzenten<br />
der renommiertesten Produktionshäuser Indiens<br />
zu Gast in Österreich. Neben Wien und Tirol - einer<br />
bereits sehr beliebten Destination für indische<br />
<strong>Film</strong>schaffende – besuchte die Delegation auch<br />
Graz, die Regionen Schladming-Dachstein und<br />
Zell am See- Kaprun sowie Salzburg. Als besonderes<br />
Highlight wurde ein Memorandum of Understanding<br />
zwischen beiden Ländern unterzeichnet.<br />
Organisiert wurde die Reise von der Außenwirtschaft<br />
Austria, der Internationalisierungs- und Innovationsagentur<br />
der österreichischen Wirtschaft,<br />
in Kooperation mit Robinville, dem zentralen Ansprechpartner<br />
für Bollywood-<strong>Film</strong>produktionen in<br />
Österreich und Repräsentant von österreichischen<br />
Tourismusverbänden und -Unternehmen sowie<br />
<strong>Film</strong> Commissions in Indien.<br />
Gibt es konkrete Projekte 2019?<br />
LEUNING: Im März unsere schon erwähnte Initiative<br />
auf der SXSW in Texas. In deren Anschluss planen wir<br />
ein Teaser-Event für unser neues Projekt „Landing<br />
Zones“, wo wir Co-Working-Spaces an verschiedenen<br />
Hot Spots der Kreativ-Szenen anbieten. Den Beginn<br />
machen wir in Los Angeles. Generell wollen wir<br />
unseren Fokus künftig verstärkt auf den Musik- und<br />
<strong>Film</strong>bereich legen, weil hier sehr großes Potential<br />
vorhanden und der Imagefaktor für Österreich sehr<br />
groß ist. Im April 2019 wird das neue Go International-Programm<br />
für weitere vier Jahre festgelegt.<br />
Reggae-Feeling mit Inner Circle in der WKO<br />
Foto © Patrick Muennich<br />
Waves Clubfestival fest etabliert<br />
Ende September machte<br />
das Festival Waves Vienna<br />
den neunten Wiener<br />
Gemeindebezirk erneut<br />
zum Hotspot für Musikschaffende<br />
und Musikfans<br />
aus aller Welt. Rund 100<br />
Acts traten in der Festivalzentrale,<br />
dem WUK,<br />
und in Off-Locations auf.<br />
Das Entdeckerfestival bot<br />
neuen internationalen und<br />
heimischen Künstlerinnen<br />
und Künstlern eine Bühne.<br />
Gleichzeitig waren etablierte Gruppen wie Neneh Cherry (SE), The<br />
Go Team! (UK) und Mile me Deaf (AT) im genrereichen Line-Up<br />
vertreten. Für Gänsehaut sorgte der portugiesische Komponist<br />
Rodrigo Leao mit einer beeindruckenden, neuen Bühnenshow.<br />
WWWater aus Belgien, mit Soulwax-Drummer Steve Slingeneyer,<br />
brachten das Publikum in der HLMW9 zum Tanzen. Und bei der<br />
Labelnight von Warner Music waren Zac Abel und Kovacs echte<br />
Bühnenprofis. „Wir spüren, dass wir einen festen Platz in der Festivallandschaft<br />
eingenommen haben – österreichweit und darüber<br />
hinaus“, freut sich Festivaldirektor Thomas Heher. Denn zahlreiche<br />
der Festivalgäste reisen für das Showcasefestival aus dem Ausland<br />
an – ob aus den diesjährigen Partnerländern Portugal und Slowakei,<br />
ob aus dem UK, der Schweiz, der Ukraine oder Amerika.<br />
Auch eine Conference, Workshops und der Music Hack Day zählen<br />
zum Programm des österreichweit einzigartigen Festivalkonzepts.<br />
Musik-Exportpreis verliehen<br />
l-r: Thomas Heher, Dora de Goederen, Franz Hergovich, Tamara Leichtfried,<br />
Susi Ondrusova, Viktoria Kirner, Tatjana Domany<br />
Auch zahlreiche österreichische Acts konnten am Waves<br />
Vienna gehört und kennengelernt werden. Eine der<br />
am Festival auftretenden österreichischen Bands hatte<br />
die Chance, den Musik-Exportpreis „XA“ verliehen zu<br />
bekommen. Eine Expertenjury aus Labelbetreibern, Veranstaltern,<br />
Bookern und Musikjournalisten bewertete die<br />
Auftritte der neun nominierten Acts und wählte DIVES<br />
zum Sieger. Neben einem Preisgeld von 3.500 Euro hat<br />
sich das Trio damit auch die Unterstützung von Austrian<br />
Music Export, FM4 und Waves Vienna gesichert, zum<br />
Beispiel durch Einladung zu Partnerfestivals. „XA“ ist eine<br />
Initiative von mica - music austria, Austrian Music Export,<br />
SKE/Austromechana, FM4 und Waves Vienna.<br />
21
filmbiz<br />
Europaquote für<br />
Streamingportale<br />
Das Europa-Parlament hat für eine verpflichtende 30-Prozent-<br />
Quote von europäischen <strong>Film</strong>produktionen auf Videoplattformen<br />
wie Netflix und Amazon Prime gestimmt. Das neue Gesetz<br />
legt auch einheitliche Regeln für Jugendschutz, Werbung und<br />
Produktplatzierung fest. Ab Dezember 2018 sollen die neuen<br />
Regeln in Kraft treten, zusätzlich können die Länder eigene<br />
Subklauseln einführen wie zB. eine eigene Quote für nationale<br />
<strong>Film</strong>e. Auswirkungen werden die neuen Regelungen aber erst ab<br />
2020 haben, da die EU-Mitgliedsstaaten 21 Monate Zeit haben,<br />
um ihre individuellen Richtlinien festzusetzen. Auch wenn behauptet<br />
wird, dass zB. Netflix schon beinahe 30 % europäischen<br />
<strong>Film</strong>anteil in seiner Bibliothek hat, wird man an den bald zu<br />
veröffentlichten Zahlen die richtige Größenordnung erkennen.<br />
In jedem Fall wird mit dieser Entscheidung des EU-Parlaments<br />
die europäische Vielfalt an FIlmkultur verstärkt.<br />
Neue GF für VIS<br />
Das internationale Kurzfilmfestival VIS Vienna Shorts freut<br />
sich sehr, die neue kaufmännische Leitung ab der Saison<br />
2018/19 bekanntgeben zu dürfen: Doris Bauer, langjährige<br />
Geschäftsführerin der Delikatessen-Videothek <strong>Film</strong>galerie 8½<br />
und Mitgründerin sowie Leiterin des Freiluftkinos espressofilm,<br />
hat mit September die Agenden des bisherigen Geschäftsführers<br />
Benjamin Gruber übernommen, der das Festival nach acht<br />
Jahren verlässt. Doris Bauer, die dem Festival seit vielen Jahren<br />
eng verbunden ist und seit 2011 als Programmleiterin des internationalen<br />
Wettbewerbs „Fiction & Documentary“ fungiert,<br />
übernahm bereits im Frühjahr interimistisch einige Agenden<br />
der Geschäftsführung und wird VIS künftig gemeinsam mit<br />
Content-Schutz Treffen in Wien<br />
Die Bekämpfung von illegalen kommerziellen Internet-Portalen, die den<br />
legalen Markt schädigen, sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung,<br />
zählen zu den Kernaufgaben von Content-Schutz-Organisationen. Dazu<br />
gehören auch die enge Zusammenarbeit und der regelmäßige Erfahrungsaustausch<br />
auf regionaler und internationaler Ebene, um die legale audiovisuelle<br />
Wirtschaft zu stärken. Zu diesem Zweck haben sich die deutsche Gesellschaft<br />
zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU), der österreichische<br />
Verein für Anti-Piraterie der <strong>Film</strong>- und Videobranche (VAP) sowie die Schweizerische<br />
Vereinigung zur Bekämpfung der Piraterie (SAFE) Mitte Oktober in<br />
Wien zum strategischen Austausch getroffen. Unter anderem diskutiert wurde<br />
die (teilweise sehr unterschiedliche) Entwicklung in der Rechtsverfolgung und<br />
Urheberrechtspolitik in den deutschsprachigen Ländern und Erkenntnisse aus<br />
Best Practices, etwa zu Follow the Money (Verhinderung von Werbeplatzierung<br />
in rechtswidrigen Werbeumfeldern). Engere Kooperation auf der Kommunkationsebene<br />
wurde vereinbart. Die Entwicklung der europäischen Urheberrechtspolitik<br />
mit Schwerpunkt Rechtsverfolgung unter der Ägide der österreichischen<br />
Ratspräsidentschaft bildete einen wesentlichen Schwerpunkt.<br />
Foto © Wolfgang Wössner<br />
Daniel Ebner leiten. Ebner ist<br />
seit 2010 für die künstlerischen<br />
Belange des Festivals verantwortlich.„Ein<br />
<strong>Film</strong>festival muss heute<br />
aufmerksam und neugierig sein,<br />
teils streitbar und widerständig, mit<br />
deutlichem Profil und klarer Haltung“,<br />
so die neue Geschäftsführerin.<br />
„VIS Vienna Shorts soll daher<br />
zeitgenössisches Kino am Puls der<br />
Zeit präsentieren und sich verstärkt<br />
als kulturelles Ereignis und internationales<br />
Aushängeschild der Stadt<br />
Doris Bauer<br />
Wien positionieren.“<br />
VIS Vienna Shorts wird 2019 zum 16. Mal stattfinden. Die<br />
Einreichperiode für die nächste Festivalausgabe ist gestartet.<br />
Das Festival erhält jährlich mehr als 4.000 Kurzfilme aus aller<br />
Welt zugesandt und lockt in der Festivalwoche rund 10.000<br />
BesucherInnen und über 500 Akkreditierte aus aller Welt an.<br />
Österreichische Kurzfilmschau<br />
2018 - around the world!<br />
Die Österreichische Kurzfilmschau 2018 – ein Kooperationsprojekt<br />
des Bundesministeriums für Europa, Integration und<br />
Äußeres & der Akademie des Österreichischen <strong>Film</strong>s – tourt<br />
seit Jänner bereits zum sechsten Mal um den Globus. Ihr Ziel:<br />
dem jungen österreichischen Kurzfilm ein internationales<br />
Publikum zu erschließen. Die zum Österreichischen <strong>Film</strong>preis<br />
2018 eingereichten Kurzfilme umfassen Kurzspielfilm und<br />
Dokumentarfilm ebenso wie Musikvideo, Animations- und<br />
Experimentalfilm.<br />
Neben europäischen Ländern wie Spanien oder Großbritannien<br />
gastierte man heuer unter anderem wieder in Mexiko:<br />
Im September wurde die Schau beim größten Kurzfilmfestival<br />
Lateinamerikas, dem Shorts Mexiko, gezeigt. Dabei werden die<br />
<strong>Film</strong>e aus Österreich bis Ende des Jahres insgesamt 24-mal vorgeführt<br />
– ein neuer Rekord an Präsentationen in einem Land!<br />
Und noch einen weiteren Grund zur Freude gibt es: 2018 wird<br />
die Österreichische Kurzfilmschau im Rahmen des <strong>Film</strong>festivals<br />
Cine Europa erstmals auf den Philippinen zu sehen sein.<br />
Screening: Österreichische<br />
Kurzfilmschau 2019<br />
Das erste öffentliche Screening der zum Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>preis 2019 eingereichten 14 Kurzfilme findet am Sonntag,<br />
den 11. November 2018 von 11.00 bis 18.00 Uhr im mumok<br />
Kino statt. Erwartet werden die <strong>Film</strong>schaffenden selbst sowie<br />
Mitglieder der Wahlgruppe Kurzfilm, bestehend aus jeweils zwei<br />
Vertreter/innen aller Berufsgruppen der Akademie. Weiters vor<br />
Ort: der Kooperationspartner VIS Vienna Shorts und Vertreter/<br />
22
innen der Shortynale Kurzfilmfestival Klosterneuburg. Neben<br />
der Möglichkeit zur <strong>Film</strong>betrachtung bietet der Tag somit auch<br />
Gelegenheit für professionellen Austausch in Sachen Kurzfilm.<br />
Der Eintritt ist für alle frei!<br />
40 Jahre Medienwerkstatt<br />
Seit 40 Jahren ist<br />
die Medienwerkstatt<br />
Wien eine<br />
Schlüsselstelle in<br />
der österreichischen<br />
Medienlandschaft.<br />
Als Verein<br />
Medienzentren<br />
wurde 1978 ein<br />
nichtkommerzielles<br />
Videostudio<br />
gegründet, das im<br />
Gefolge alternativer<br />
und emanzipatorischer Bewegungen (wie der Arena-<br />
Besetzung) als Ort künstlerischer Praxis dienen sollte – und<br />
konnte. Als Kollektiv geführt, wurde die Medienwerkstatt zum<br />
nationalen Knotenpunkt unabhängiger Medienproduktion,<br />
der Künstler/innen eine Infrastruktur für kontinuierliche<br />
Arbeit bot und im Lauf der Jahre als wachsendes Archiv mit<br />
Vertrieb und regelmäßigen Veranstaltungen zum international<br />
renommierten, umfassenden Vermittlungszentrum. Die<br />
kritisch-gesellschaftspolitische Grundtendenz der Anfangsjahre<br />
(aufs Schönste belegt im Gegenöffentlichkeits-Interventions-<br />
Programm Bewegtes Wien) erweiterte sich dabei schnell zu experimenteller<br />
Vielfalt, in der die Handschrift von Generationen<br />
wesentlicher heimischer Künstler/innen gedeihen konnte. Zwischen<br />
eigensinnigem dokumentarischem Blick und Videokunst-<br />
Abstraktion ist alles möglich: Partly truth and partly fiction,<br />
aber dabei eben keine walking contradiction, sondern unter<br />
dem Medienwerkstattbanner geeinte Vielfältigkeit.<br />
Dem <strong>Film</strong>museum ist es ein Fest, das Medienwerkstatt-Jubiläum<br />
mitzufeiern und einen Querschnitt durch die Bandbreite ihrer<br />
Produktion zu präsentieren, erweitert um kleine Partnerfilm-<br />
Perlen: Vom Widerstandsklassiker Küchengespräche mit Rebellinnen<br />
(1984) über faszinierende Feldforschung im Reich der<br />
Grenzwissenschaften (Paranormal, 1997) bis zur Premiere von<br />
Manfred Neuwirths neuestem Dokumentar-Essay „Snowischnee“<br />
(2018). Die historischen Videos der Medienwerkstatt werden in<br />
digitalen Versionen – größtenteils neu remastered – gezeigt.<br />
22. bis 26. November 2018, Österreichisches <strong>Film</strong>museum<br />
This Human World<br />
Zum bereits elften Mal findet heuer das International Human<br />
Rights <strong>Film</strong> Festival this human world statt. Vom 29. November<br />
bis 10. Dezember 2018 werden in vier Wiener Kinos und<br />
diversen Side-Locations die Rechte der Menschen und deren<br />
Durchsetzung in den Fokus gerückt. In seinem elften Jahr und<br />
zeitgleich dem 70jährigen Bestehen der UN-Menschenrechts-<br />
Charta hat ‚this human world‘ mit all seinen massiven Themenspektren<br />
absolut nichts an Relevanz verloren sondern wird,<br />
im Gegenteil, immer wichtiger. An den insgesamt 12 Festivaltagen<br />
wird eine enorme Bandbreite an rund 90 Spiel-, Dokumentar-<br />
und Kurzfilmen, bewegend, dreckig, erschütternd,<br />
grausam und doch immer wieder mit einem Augenzwinkern<br />
samt umfangreichem Rahmenprogramm zu sehen sein.<br />
www.thishumanworld.com.<br />
Auf der Suche nach<br />
Geschichten<br />
Anlässlich des<br />
20. Geburtstages<br />
von Cine<br />
Tirol wurden 14<br />
deutschsprachige<br />
DrehbuchautorInnen<br />
nach<br />
Tirol eingeladen,<br />
um sich<br />
im Rahmen der<br />
Veranstaltung<br />
„Cine Tirol &<br />
Script“ auf die<br />
Suche nach<br />
l-r: Tereza Kotyk/Drehbuchautorin & Regisseurin, Linda<br />
Seger/Script Consultant, Johannes Köck/Leiter Cine Tirol<br />
packenden, berührenden und unterhaltsamen Geschichten mit<br />
hohem regionalen Bezug zu machen. Das Programm führte<br />
die Gruppe mit den Innsbrucker Nordkettenbahnen bis aufs<br />
Hafelekar, ins Tiroler Volkskunstmuseum und die Hofkirche<br />
sowie ins geschichtsträchtige Hotel Goldener Adler. „Heimgeleuchtet“<br />
wurden die interessierten TeilnehmerInnen von<br />
einem Nachtwächter, der sie auf den Stadtturm und durch<br />
die dunklen Gassen Innsbrucks führte. Den Abschluss der<br />
Veranstaltung bildete ein eintägiger, exklusiver Workshop mit<br />
Linda Seger, einer der renommiertesten amerikanischen Drehbuchberaterinnen,<br />
die als Begründerin des Script-Consulting<br />
gilt. „Tirol ist reich an Geschichte und voll von Geschichten”,<br />
betonte der Cine Tirol Leiter Johannes Köck. “Das Programm<br />
unserer Veranstaltung möge die DrehbuchautorInnen inspirieren,<br />
neue <strong>Film</strong>stoffe in unserem Land zu entdecken und<br />
darüber erfolgversprechende Drehbücher zu schreiben, damit<br />
über die Zeit spannende, berührende und unterhaltsame <strong>Film</strong>e<br />
mit starkem Tirol-Bezug entstehen können. Es ist ein besonderer<br />
Glücksfall, dass wir die sehr bekannte Drehbuchberaterin<br />
Linda Seger gewinnen konnten, einen Workshop mit den TeilnehmerInnen<br />
aus Österreich und Deutschland durchzuführen.<br />
Linda Segers langjährige Erfahrung und ihr beeindruckender<br />
Erfolg sind die Grundlage ihrer überaus wertvollen Tipps, aus<br />
ersten Ideen oder aus Romanvorlagen tolle Drehbücher zu verfassen.<br />
Denn nach wie vor gilt das Billy Wilder zugeschriebene<br />
Zitat: Für einen guten <strong>Film</strong> braucht man drei Dinge – ein gutes<br />
Buch, ein gutes Buch, ein gutes Buch!”<br />
Foto © Cine Tirol<br />
23
filmbiz<br />
Foto © Timm Fleissgarten<br />
Rekord bei den Cannes<br />
Corporate <strong>Media</strong> &<br />
TV Awards<br />
Die Rekordausgabe der Cannes Corporate <strong>Media</strong> & TV<br />
Awards mit 1029 Einreichungen endete mit der Vergabe des<br />
Grand Prix im Zuge der Preisverleihung in Cannes. Das Festival<br />
knackte erstmals die Hürde von 1.000 Einreichungen und<br />
freut sich somit über anhaltende Beliebtheit bei Auftraggebern,<br />
Produzenten und Agenturen. Die über 200 Gold-, Silber- und<br />
Schwarz-Preisträger der diesjährigen Ausgabe stammen aus<br />
mehr als 30 Ländern.<br />
Internationale Auszeichnungen<br />
für „Joy“<br />
Nach den Auszeichnungen in Venedig mit dem begehrten Label<br />
von Europa Cinemas als Bester Europäischer <strong>Film</strong> und dem<br />
mit 10.000 Euro dotierten Hearst <strong>Film</strong> Award für die beste<br />
weibliche Regie darf sich Sudabeh Mortezais Spielfilm Joy über<br />
weitere Auszeichnungen bei den eben zu Ende gegangenen <strong>Film</strong><br />
Festivals in Chicago<br />
und London freuen:<br />
Hauptpreis im Wettbewerb<br />
für den besten<br />
Spielfilm beim BFI<br />
London <strong>Film</strong> Festival<br />
und Silberner Hugo<br />
Special Jury Preis<br />
beim Chicago International<br />
<strong>Film</strong> Festival.<br />
Begründung London<br />
von Lenny Abrahamson,<br />
Official Competition<br />
President: “Joy<br />
is a provocative and<br />
unique film offering a<br />
Sudabeh Mortezai & Lenny Abrahamson<br />
devastating portrait of human resilience in the most inhuman of<br />
environments. A raw, fresh view on sex trafficking with a sharp<br />
feminist perspective sewn in throughout — director Sudabeh<br />
Mortezai successfully immerses us in the women’s lives with her<br />
documentarist approach exploring the traps of abuse and extortion<br />
without ever becoming exploitative itself.”<br />
Der reguläre Kinostart in Österreich ist am 18.1.2019.<br />
Festival-Chef Alexander Kammel (r) überreicht den Weißen Delphin an die<br />
britische Produktionsfirma <strong>Media</strong> Zoo Ltd.<br />
Die Abräumer des Abends<br />
Der weiße Delphin, der Grand Prix, ging dieses Jahr zum<br />
ersten Mal seit Bestehen des Festivals an eine Produktionsfirma<br />
aus Großbritannien. <strong>Media</strong> Zoo Ltd. konnte sich mit ihrer<br />
Produktion „Santander – Losing Mr Renton“ für das Unternehmen<br />
Santander den weißen Delphin sichern. „Dieses Video<br />
bewegt und lässt am Ende keinen Zuschauer unberührt. Es<br />
bedarf großen Mutes, dass ein Unternehmen ein so sensibles<br />
internes Problem thematisiert und damit eine intelligente Debatte<br />
innerhalb der Bank startet.“, kommentiert der Jurypräsident<br />
Sebastian Pfotenhauer.<br />
Der blaue Delphin für die erfolgreichste Produktionsfirma des<br />
Jahres ging mit sechs Prämierungen bereits zum zweiten Mal<br />
an M2<strong>Film</strong> aus Dänemark. „Dass der blaue Delphin zwei Jahre<br />
in Folge an dieselbe Produktionsfirma gegangen ist, gab es bei<br />
den Cannes Corporate <strong>Media</strong> & TV Awards noch nie. Ich<br />
kann M2<strong>Film</strong> nur zu ihrem kontinuierlichen Erfolg gratulieren.“,<br />
kommentiert der Festivaldirektor Alexander V. Kammel.<br />
Der DACH-Raum<br />
Auch dieses Jahr konnten Produktionen aus der DACH-Region<br />
die Jury überzeugen. Insgesamt wurden 66 Preise an Einreicher<br />
aus dem deutschsprachigen Raum vergeben. Zu den<br />
Gewinnern durften sich unter anderem Siemens Schweiz, Cinecore,<br />
Serviceplan, Terra Mater Factual Studios, Royal <strong>Film</strong><br />
Company, Birkenstock und viele weitere zählen.<br />
Deutscher Menschenrechtspreis für „Styx“<br />
Bei der Berlinale ist er heuer im Februar in der Sektion Panorama Special<br />
gestartet, im Sommer zum regulären Kinostart in Deutschland erhielt Styx<br />
fulminante Kritiken (zB. SZ), zu uns kommt er am 23. 11. in die Kinos, davor<br />
gibt es wieder eine erfreuliche Meldung : Der <strong>Film</strong> des österreichischen Regisseurs<br />
Wolfgang Fischer mit<br />
Susanne Wolff in der Hauptrolle<br />
wurde soeben mit dem<br />
Deutschen Menschenrechts-<br />
Preis ausgezeichnet.<br />
Rike - Ärztin aus Europa,<br />
40 Jahre alt - verkörpert<br />
eine westliche Vorstellung<br />
von Glück und Erfolg. Sie<br />
ist gebildet, selbstbewusst,<br />
zielstrebig und engagiert. Alleine sticht sie im Mittelmeer mit ihrem Segelboot<br />
in See, als sie sich nach einem Sturm auf hoher See in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
eines überladenen, havarierten Fischerbootes wieder findet. Mehrere<br />
Dutzend Menschen drohen zu ertrinken. Rike folgt zunächst der gängigen<br />
Rettungskette und fordert per Funk Unterstützung an. Als ihre Hilfsgesuche<br />
unbeantwortet bleiben, die Zeit drängt und sich eine Rettung durch Dritte als<br />
unwahrscheinlich herausstellt, wird Rike gezwungen zu handeln. Bildgewaltig<br />
erzählt Regisseur Wolfgang Fischer in „Styx“ von einer starken Frau, die auf<br />
einem Segeltörn unvermittelt aus ihrer heilen Welt gerissen wird.<br />
24
filmbiz<br />
Österreichische EU-Ratspräsidentschaft<br />
und das Urheberrecht –<br />
Behind the Scenes<br />
Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft geht in<br />
die Halbzeit und – wie man hört – das EU-Urheberrechtspaket<br />
in die entscheidende Schlussphase des<br />
sogenannten Trilogs – ein Verhandlungsprozess, in<br />
dem die Positionen des Kommissionsvorschlags mit<br />
den Beschlüssen des Parlaments und des Rats verhandelt<br />
werden.<br />
Zu den wesentlichen Punkten dieses Pakets gibt es<br />
Beschlüsse der EU-Organe, die sich aber juristisch in<br />
manchen Details recht einschneidend unterscheiden.<br />
Wenn also aus diesem Trilog-Prozess auch keine<br />
neuen In- oder Outputs zu erwarten sind, kommt es<br />
doch auf die gescheite Mischkulanz der bestehenden<br />
Vorschläge an. Es scheint ein großes Interesse zu<br />
geben, im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft,<br />
das große Paket abzuschließen oder zumindest<br />
der nächsten Präsidentschaft 2019 „schlüsselfertig“<br />
zu übergeben.<br />
Derzeit ist keine Absicht zu beobachten, den Prozess<br />
so lange zu strecken, dass nach der EU-Parlamentswahl<br />
im Frühjahr 2019, sich die nächste Kommission<br />
und das neue Parlament mit diesem Paket befassen<br />
sollen. Das wäre auch keine begrüßenswerte Taktik,<br />
steht doch hinter diesem Paket ein mehrjähriger Behandlungsprozess.<br />
Nicht alle Ergebnisse sind bislang<br />
befriedigend. So wurde zwar die Value-GAP-Bestimmung,<br />
die Lizenzierungspflichten für die „YouTubes<br />
dieser Welt“ (Online-Sharing-Services) vorsehen,<br />
vom EU-Parlament am 12.9. beschlossen, die Detailvorschriften<br />
sind aber noch in Diskussion und geben<br />
durchaus Anlass zur Sorge. Will man urheberrechtliche<br />
Verpflichtungen wirklich von der Größe des jeweiligen<br />
Online-Sharing-Services abhängig machen<br />
(Ausnahmebestimmung für kleine Unternehmen)?<br />
Will man das bestehende und an sich bewährte Content-ID-Verfahren<br />
von Youtube vielleicht gar in Frage<br />
stellen und den Rechteinhaber selbst zwingen, das<br />
Internet nach Rechtsverletzungen zu untersuchen.<br />
Das wäre wohl das Gegenteil der geplanten Rechtssicherheit<br />
für die Urheber.<br />
Auch das Urhebervertragsrecht wird vor allem die<br />
<strong>Film</strong>wirtschaft und ihre Kreativen noch weiter beschäftigen,<br />
machen sich in dieser Branche die Änderungen<br />
am ehesten bemerkbar. Natürlich stehen wir<br />
für faire, angemessene und transparente Vergütung<br />
der Urheber ein – die <strong>Film</strong>produktionswirtschaft<br />
selbst leidet ja gelegentlich unter mangelnder Transparenz<br />
ihrer Vertragspartner.<br />
Ein Administrations-Gau à la DSGVO nützt aber weder<br />
der <strong>Film</strong>produktion, noch den Urhebern, noch<br />
der Entwicklung und Herstellung von <strong>Film</strong>-Content in<br />
Europa und der kulturellen Diversität. Hier gilt es, die<br />
angemessenen Ziele mit Augenmaß zu verfolgen und<br />
sich auch daran zu erinnern, dass es zwischen allen Beteiligten<br />
der Wirtschaft und Urhebern und Interpreten<br />
eine Vielzahl von geschäftlichen Transaktionen gibt,<br />
bei welchen es keine über das ursprünglich vereinbarte<br />
Entgelt hinausgehenden Verwertungseinnahmen<br />
gibt und bei denen daher obligatorische Transparenz-<br />
Bestimmungen oder gar Widerrufsbestimmungen<br />
nichts gebären außer Bürokratie-Monster.<br />
Über das Ursprungslandprinzip in der SAT/CAP-<br />
Verordnung (ein Teil des EU-Urheberpakets) wurde<br />
wiederholt berichtet. Warum gerade ein im internationalen<br />
Umfeld relativ kleiner öffentlich-rechtlicher<br />
Sender wie der ORF dieses Prinzip befürwortet,<br />
bringt es ihm doch auch Probleme in der Exklusivität<br />
seiner fernsehnahen Online-Dienstleistungen, habe<br />
ich allerdings nie verstanden. Und ein Ergebnis, das<br />
ein erfolgreiches Koproduktionsmodell, zwischen<br />
Fernsehproduzentinnen und Sendern gefährdet,<br />
wäre ein Widerspruch zu einer jahrelangen Doktrin<br />
auch innerhalb der EU – nämlich, dass die unabhängige<br />
Produktionswirtschaft, der beste Garant für innovative-<br />
und kostengünstige Entwicklung, Herstellung-<br />
und Verwertung von Produktionen ist. Wenn<br />
die in Diskussion befindlichen Interpretationen über<br />
die Reichweite des Ursprungslandsprinzip diesen<br />
Effekt hätten, wäre das hochgradig kontraproduktiv.<br />
Österreich versteht sich im Rahmen seiner Präsidentschaft<br />
als <strong>Media</strong>tor und nicht als Opinion-Leader.<br />
Trotzdem wäre es wünschenswert, dass auch die<br />
Stimme der österreichischen Produktionswirtschaft<br />
in diesem Prozess entsprechend Gehör findet. Letztlich<br />
ist es die europäische Content-Wirtschaft, die<br />
unter fehlgeleiteten Bestimmungen, noch viele Jahre<br />
leiden würde, wenn die Verkehrszeichen in die falsche<br />
Richtung zeigten.<br />
Werner Müller, GF FAMA<br />
25
filmbiz<br />
Der digitale Sündenfall<br />
Bis jetzt ein Hit bei über dreißig internationalen <strong>Film</strong>festivals, der schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet<br />
wurde, sollte der Dokumentarfilm „Welcome to Sodom“ auch im normalen Kino (23.11.) für Interesse sorgen.<br />
Der ganze Wahnsinn auf der größten Müllhalde der Welt wird so eindringlich gezeigt, dass man sich vielleicht<br />
überlegt, auf das nächste Handy zu verzichten. Ein Gespräch mit den beiden <strong>Film</strong>emachern Christian Krönes<br />
& Florian Weigensamer.<br />
Christian Krönes<br />
Florian Weigensamer<br />
Was war Ihre Intention, einen <strong>Film</strong> über die<br />
größte Elektromüllhalde der Welt zu drehen?<br />
CHRISTIAN KRÖNES: Das Thema „Elektromüll“ ist in<br />
jüngster Zeit durch unterschiedliche Medien zunehmend<br />
in unser Bewusstsein gerückt. Wir wollten diese<br />
Sensibilisierung der Öffentlichkeit ganz bewusst<br />
nutzen und mit „Welcome to Sodom“ erstmals jenen<br />
Menschen ein Gesicht und eine Stimme geben, die<br />
am untersten und schmutzigsten<br />
Ende der Wertschöpfungskette<br />
des Technologiezeitalters<br />
stehen.<br />
FLORIAN WEIGENSAMER:<br />
Unser Ziel war es, über einen<br />
längeren Zeitraum in den<br />
einzigartigen Kosmos von<br />
Agbogbloshie einzutauchen<br />
und die Geschichte von diesem<br />
Schauplatz ausgehend<br />
zu entwickeln. Der <strong>Film</strong> ist<br />
keine Anklage, sondern eine<br />
Reflexion auf die globalisierte<br />
Gesellschaft, die einmal<br />
mehr zum Nachdenken über<br />
Konsumverhalten und Nachhaltigkeit<br />
anregen soll.<br />
“Sodom is like a Beast.<br />
Sometimes you kill the Beast. Sometimes the<br />
Beast kills you,” schildert einer der Protagonisten<br />
Ihres <strong>Film</strong>s, wie haben Sie die Dreharbeiten<br />
überstanden?<br />
KRÖNES: Sodom ist zwar einer der unwirtlichsten<br />
Orte unseres Planeten, aber auch ein wunderbares<br />
Universum aus Einfallsreichtum, Phantasie und<br />
menschlichem Geschick. An diesem Ort wird wirklich<br />
alles verwertet und es bleibt eigentlich nichts<br />
übrig. Wenn man das erste Mal dorthin kommt, verschlägt<br />
es einem sprichwörtlich den Atem, man wird<br />
erschlagen vom Lärm, von der Hitze, vom Schmutz,<br />
dem Rauch, der einen metallischen Geschmack im<br />
Mund hinterlässt, aber man gewöhnt sich langsam<br />
daran. Es wird ja empfohlen, sich nicht länger als 2<br />
Stunden an diesem Ort aufzuhalten, der als einer der<br />
giftigsten der Erde gilt. Wir haben insgesamt knapp<br />
drei Monate dort verbracht, die prägend waren.<br />
WEIGENSAMER: Wir pendelten täglich zwischen<br />
ganz unterschiedlichen Welten. Nach langen Drehtagen<br />
in diesem apokalyptischen Setting konnten<br />
wir abends zum Glück in unser Hotel zurückkehren,<br />
wo wir ein wenig Normalität vorfanden, sauberes<br />
Wasser und Elektrizität. Und natürlich war es wichtig<br />
vor Ort einen erfahrenen Line - Producer zu haben,<br />
der die Hierarchien kannte. Der wusste, wie man auf<br />
die Leute zugeht, Situationen einschätzen konnte<br />
und uns warnte, wenn die Stimmung mal kippte,<br />
denn ungefährlich war das Unternehmen nicht.<br />
Wie gelang es Ihnen, das Vertrauen der Menschen<br />
zu gewinnen?<br />
WEIGENSAMER: Das war ein sehr langwieriger Prozess,<br />
da die Bewohner sehr misstrauisch sind, speziell<br />
Medien und NGOs gegenüber, die es zwar gut<br />
meinen, wenn sie von der Notwendigkeit der Schließung<br />
der Müllhalde sprechen, aber damit würde<br />
natürlich die Existenzgrundlage dieser Menschen<br />
vernichtet. Wichtig war, dass wir den Menschen auf<br />
Augenhöhe begegnet sind. Wir haben versucht, unseren<br />
europäischen Blick auf das Geschehen vor Ort<br />
abzulegen und ihre Perspektive auf diesen Ort, auf<br />
das Leben zu entdecken. Anfangs war das schwierig,<br />
weil als weißer Europäer mit Kameraequipment<br />
agiert man dort ja nicht gerade unauffällig.<br />
KRÖNES: Aber nachdem wir jeden Tag aufs Neue<br />
wieder da waren, hat sich diese Distanz nach einigen<br />
Wochen in Neugier verwandelt. Die Menschen<br />
wollten wissen: Was wollen die eigentlich hier. Und<br />
nachdem sie erkannt haben, dass wir sie nicht benutzen<br />
wollen, aus ihren Geschichten keinen Profit<br />
schlagen wollen, sondern uns ernsthaft mit ihnen<br />
auseinandersetzen, sind dann immer mehr Leute<br />
auf uns zugekommen und haben uns ihre Geschich-<br />
26
filmbiz<br />
ten anvertraut. Diese Menschen und ihre Schicksale<br />
werden leider oft von Journalisten auf der Suche<br />
nach einer schnellen, reißerischen Story, aber auch<br />
von so manchen NGOs, die nur ihrem Eigeninteresse<br />
nach handeln, missbraucht.<br />
Wenn man sich so lange so intensiv in außergewöhnlichen<br />
Umständen befindet, fehlt dann<br />
irgendwann die professionelle Distanz?<br />
KRÖNES: Das war grundsätzlich ein Thema, das wir<br />
viel diskutierten, wie sehr kann man Abstand halten,<br />
wieviel Distanz braucht man als <strong>Film</strong>emacher. Aber<br />
um so einen <strong>Film</strong> zu realisieren, ist es auch wichtig,<br />
den Menschen Empathie entgegenzubringen. Und<br />
wir haben natürlich in schwierigen Situationen<br />
ausgeholfen, wenn es um Essen oder notwendige<br />
Medikamente ging. Aber es gab auch Momente, in<br />
denen wir an unsere Grenzen gestoßen sind, etwa<br />
als uns eine Frau bat, ihr Kind doch nach Europa mitzunehmen.<br />
WEIGENSAMER: Europa wird als das utopische<br />
Schlaraffenland gesehen. Aber die Vorstellungen<br />
der Leute sind von falschen Bildern geprägt. Sie<br />
selbst kämpfen um das tägliche Überleben und<br />
finden dann auf den alten Mobiltelefonen und<br />
nicht gelöschten Festplatten der Computer Bilder<br />
von Festen und Urlauben. Das weckt natürlich den<br />
Wunsch, diese fremde Welt kennenzulernen. Wir<br />
hoffen, dass unser <strong>Film</strong> auch dazu beitragen kann,<br />
das überall in Europa forcierte Vorurteil, das Bild<br />
über Wirtschaftsflüchtlinge ein wenig zurechtzurücken.<br />
Wer „Welcome to Sodom“ gesehen hat, wird<br />
wahrscheinlich das Wort „Wirtschaftsflüchtling“<br />
nicht mehr abwertend gebrauchen.<br />
Wie war die Kameraarbeit angelegt?<br />
KRÖNES: Wir sind mit einem Grundsatz in die<br />
Dreharbeiten gegangen und haben ihn auch konsequent<br />
umgesetzt: Nämlich nichts zu inszenieren,<br />
sondern genau zu beobachten und sensibel zu dokumentieren.<br />
Wir wollten den Zuschauern dasselbe<br />
Kameramann Christian Kermer<br />
Gefühl vermitteln, das wir während der ersten Zeit<br />
verspürten, als wir an diesen Ort kamen. Entdecken,<br />
schauen, anfangs nicht verstehen. Unser Kameramann<br />
Christian Kermer hat eine sehr zurückhaltende,<br />
epische Bildsprache gefunden, die es dem<br />
Zuseher ermöglicht, selbst zu entdecken. Wir wollten<br />
nicht allzu sehr leiten. Die Protagonisten waren<br />
völlig frei in dem, was sie vor der Kamera tun.<br />
WEIGENSAMER: Durch die subtile Kameraarbeit<br />
von Christian Kermer wird dieser apokalyptische<br />
Schauplatz, werden die Lebensumstände der Menschen<br />
für den Zuseher erfahrbar. Um diesen Un-Ort<br />
zu verstehen, muss man tiefer blicken. Das gelingt<br />
nicht mit Bildern, die schockieren oder noch schlimmer,<br />
die Armut ästhetisieren. Wir wollten den Zuschauer<br />
in dieses unwirkliche Setting eintauchen<br />
und fühlen lassen, was Arbeit und Leben an einem<br />
so gnadenlosen Ort bedeutet.<br />
Wie lange sind Sie am Schnitt gesessen?<br />
KRÖNES: Sehr lange, da wir auch sehr viel Material<br />
hatten. Der Schnitt war eine besondere Herausforderung,<br />
um den vielen Facetten an diesem unglaublichen<br />
Ort gerecht zu werden. Uns Europäer erinnert<br />
diese Deponie an ein apokalyptisches Endzeitszenario<br />
wie aus einem Science-Fiction <strong>Film</strong>, aber für<br />
die Menschen die dort arbeiten, ist es auch ein Ort<br />
voller Perspektiven und Lebensfreude. Auch diese<br />
Gegensätze hat Christian Kermer, der auch für den<br />
<strong>Film</strong>schnitt verantwortlich war, sehr ausgewogen<br />
verbunden.<br />
Der Frauenanteil im <strong>Film</strong> entspricht einem<br />
durchschnittlichen Hollywood-Action-<strong>Film</strong>. Wo<br />
sind sie geblieben?<br />
WEIGENSAMER: Agbogbloshie wird hauptsächlich<br />
von Moslems aus dem Norden Ghanas bewohnt,<br />
da gibt es eine strikte Trennung. Es ist eine durchaus<br />
männlich dominierte Gesellschaft. Die Frauen<br />
kümmern sich ausschließlich um die Zubereitung<br />
der Mahlzeiten, verkaufen Waren und versorgen die<br />
Arbeiter mit Wasser. Außerdem haben wir mit dem<br />
Mädchen, das vorgibt ein Junge zu sein, denke ich,<br />
eine besonders interessante Figur im <strong>Film</strong>.<br />
Wollen und können Sie mit Ihren Dokumentarfilmen<br />
die Welt verbessern?<br />
KRÖNES: Ich glaube nicht,<br />
dass wir mit <strong>Film</strong>en die Welt<br />
verändern können, aber die<br />
Hoffnung bleibt, dass wir mit<br />
unseren Projekten zumindest<br />
ein wenig zum Nachdenken<br />
anregen. Sodom ist<br />
das Ergebnis eines globalen<br />
Problems, es gäbe nur systemische<br />
Lösungen, aber da<br />
ist von keiner Seite Aktivität<br />
zu bemerken. Für Europa ist<br />
diese Art der Müllentsorgung<br />
die billigste Möglichkeit den<br />
Elektroschrott los zu werden,<br />
für die Ghanaer ist es ein Weg,<br />
zumindest ein wenig Geld zu<br />
verdienen. Zynisch betrachtet<br />
ist es also eine win-win-Situation für beide Seiten.<br />
WEIGENSAMER:<br />
Es ist der Sündenfall der westlichen Welt, der aber<br />
in Afrika stattfindet und es werden die Falschen<br />
bestraft. Es würde schon genügen, diesen Kontinent<br />
nicht länger auszubeuten. Unser <strong>Film</strong> ist ein<br />
Versuch, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen,<br />
einen Blickwinkel aufzuzeigen und eventuell auch<br />
zu verändern.<br />
„Welcome to Sodom“<br />
Der Dokumentarfilm „Welcome to<br />
Sodom“ lässt die Zuschauer hinter<br />
die Kulissen von Europas größter<br />
Müllhalde mitten in Ghana, Afrika<br />
blicken und portraitiert die Verlierer<br />
der digitalen Revolution. Dabei<br />
stehen nicht die Mechanismen des<br />
illegalen Elektroschrotthandels<br />
im Vordergrund, sondern die<br />
Lebensumstände und Schicksale<br />
von Menschen, die das recyclen<br />
was die Erste Welt nicht mehr<br />
braucht. Elektronik-Hersteller<br />
vermelden Rekordabsätze, dank<br />
immer rascherer Produktzyklen-<br />
Smartphones, Flatscreens und<br />
Computer sind in kürzester Zeit<br />
„Altware“. Die Müllhalde von<br />
Agbogbloshie bei Accra wird<br />
höchstwahrscheinlich auch<br />
letzte Destination für die Tablets,<br />
Smartphones und Computer sein,<br />
die wir heute in Europa kaufen.<br />
Regie: Florian Weigensamer &<br />
Christian Krönes<br />
Kamera & Schnitt:<br />
Christian Kermer<br />
Buch: Roland Schrotthofer &<br />
Florian Weigensamer<br />
Produktion: Blackbox <strong>Film</strong> &<br />
Medienproduktion<br />
Kinostart: 23. November<br />
27
filmbiz<br />
„Wie macht man Gestank<br />
hörbar?“<br />
Wenn man den beiden jungen Musikern Jürgen Kloihofer & Felix Sturmberger gegenüber sitzt, kann man nicht<br />
anders, als sich von ihrem Enthusiasmus anstecken zu lassen. Das <strong>Sound</strong>design für den Dokumentarfilm „Welcome<br />
to Sodom“ zu gestalten, betrachten sie als eines ihrer bisherigen beruflichen Highlights, wobei die Kundenliste ihres<br />
Tonstudios „heimwerk.audio“ auch sonst nicht schlecht klingt.<br />
Jürgen Kloihofer &<br />
Felix Sturmbeger<br />
Was waren Ihre Ausgangsüberlegungen zum<br />
Thema <strong>Sound</strong> für einen <strong>Film</strong>, der auf einer Müllhalde<br />
gedreht wurde, wo Höllenlärm herrscht?<br />
JÜRGEN KLOIHOFER: Man ist anfangs etwas erschlagen,<br />
aber je länger man sich mit dem befasst,<br />
was man als Lärm bezeichnen könnte, desto mehr<br />
entdeckt man darin rhythmische, fast musikalische<br />
Strukturen, die diesen Ort auch auszeichnen. Für uns<br />
war also schnell klar, dass wir erstens diesen einzigartigen<br />
<strong>Sound</strong> auch in der <strong>Film</strong>musik aufgreifen müssen<br />
und zweitens, dass der <strong>Film</strong> nach einer flächigen<br />
<strong>Film</strong>musik verlangt, da in Sodom allein die Arbeit in<br />
Form des Hämmerns den Rhythmus vorgibt.<br />
FELIX STURMBERGER: Es geht aber auch um ein<br />
Sichtbar- , oder eher um ein Hörbarmachen der<br />
Menschen, die dort leben. Die <strong>Sound</strong>ebene eines<br />
<strong>Film</strong>es steht meistens im Schatten der Bilder, weil sie<br />
unbewusst wahrgenommen wird. Das kann durchaus<br />
sehr nützlich sein, um subtile Botschaften zu<br />
transportieren. Auch Sodom ist ein blinder, versteckter<br />
Ort, den man nicht sehen will und ihn verdrängt.<br />
Im <strong>Sound</strong>track haben wir daher durch das Sampeln<br />
unserer Alltags- und Arbeitsgeräte einen Hinweis<br />
aus Europa versteckt. Man kann seine Augen vor<br />
dem Elend verschließen, deshalb wollten wir unsere<br />
Mitverantwortung dafür im <strong>Sound</strong>track hörbar<br />
machen. Dafür haben wir spezielle Geräte namens<br />
Elektrosluch und Priezor verwendet.<br />
Was sind das für Geräte?<br />
KLOIHOFER: Das sind vom slowakischen <strong>Sound</strong>künstler<br />
Jonáš Gruska (LOM) entwickelte Geräte, die<br />
nach einem ähnlichem Prinzip wie die Tonabnehmer<br />
einer E-Gitarre funktionieren. Kurz gesagt kann<br />
man damit elektomagnetische Felder hörbar machen.<br />
Wir nahmen die elektronischen Alltagsgeräte,<br />
deren Entsorgung im <strong>Film</strong> die Hauptkomponente<br />
der Arbeit ist, auf, recycelten sie und komponierten<br />
daraus musikalische Flächen. Für die Aufbereitung<br />
der Samples wie etwa eines Laptops oder einer<br />
Playstation, nutzen wir einen Granularsynthesizer,<br />
den Granulator von Robert Henke. Die O-Töne haben<br />
wir auf ähnliche Weise in die Musik einfließen<br />
lassen. So wurden verschiedene perkussive <strong>Sound</strong>s<br />
wie, Hämmer, aber auch der Ruf des Muezzins und<br />
Motorengeräusche gesampelt, um so den „<strong>Sound</strong> of<br />
Sodom“ in der Musik hörbar zu machen.<br />
STURMBERGER: Der <strong>Film</strong> war für uns eine Herzensangelegenheit.<br />
Wir haben uns richtig hineingelebt.<br />
Es war eine sehr intensive Zeit und daher gut von<br />
Produzentenseite eine Deadline zu haben. Auch Martin<br />
Löcker, der die Mischung übernommen hat, war<br />
eine große Hilfe, um die richtige Balance zu finden<br />
was den Musikeinsatz angeht. Er hat uns mit seinen<br />
frischen Ohren etwas eingebremst und uns geraten,<br />
einige Tracks aus dem <strong>Film</strong> zu streichen. Das ist zwar<br />
manchmal bitter, aber auch unglaublich wichtig, weil<br />
es sonst passieren kann, dass man den Überblick verliert.<br />
Wir saßen drei Monate an dem <strong>Film</strong> und hätten<br />
sicher auch nochmal so lang daran gearbeitet, hätten<br />
wir tatsächlich jede einzelne Idee umgesetzt.<br />
Wieviel ist davon im <strong>Film</strong> zu hören?<br />
KLOIHOFER: Durch das <strong>Sound</strong> Design wollten wir<br />
Sodom für die ZuseherInnen fühlbar machen. Es<br />
gibt gewisse Perspektiven die man allein durch Bilder<br />
nicht darstellen kann. Das sind kleine Details,<br />
die viele ZuseherInnen nicht bewusst wahrnehmen,<br />
aber einen großen Einfluss auf die Erscheinung einer<br />
Szene haben. Ein simples Beispiel: Wie kann<br />
man Gestank hörbar machen? Wir haben da viel mit<br />
<strong>Sound</strong>s von Fliegen gearbeitet und fast jede einzelne,<br />
die durchs Bild fliegt, nachvertont. Wir haben sogar<br />
eine Lieblingsfliege, die in einer Szene direkt auf<br />
das Publikum zufliegt. (lacht)<br />
STURMBERGER: Für den Charakter Americo, der<br />
28
filmbiz<br />
sich selbst als Businessman bezeichnet, haben wir<br />
aus Samples von Geräuschen von Ölfässern eine<br />
surreale <strong>Sound</strong>scape erstellt, um seinen Traum vom<br />
großen Deal zu transportieren. So haben wir uns<br />
Szene für Szene durch den <strong>Film</strong> gearbeitet. So wie<br />
die Menschen im <strong>Film</strong> unseren Elektromüll recyceln,<br />
haben wir probiert den O-Ton zu recyclen und daraus<br />
die Musik zu gestalten.<br />
Inwieweit hat Sie die Thematik des <strong>Film</strong>s berührt?<br />
KLOIHOFER: Wenn man soviel Zeit mit dem <strong>Film</strong><br />
verbringt wie wir, dann beginnt man sich stark mit<br />
den Charakteren zu identifizieren. Wenn man ein<br />
zwölfjähriges Kind sieht, welches im verbrannten<br />
Boden nach Metallresten sucht, um Geld damit zu<br />
verdienen, denkt man natürlich sofort was man<br />
selbst in dem Alter gemacht hat. Wir sind mit Spielekonsolen<br />
aufgewachsen, von denen sicher viele in<br />
Agbogbloshie gelandet sind.<br />
STURMBERGER: Im Studio denkt man oft: „Das wär<br />
doch noch ein netter neuer Synthesizer“ oder „Dieses<br />
Mikrofon sollte ich mir vielleicht noch kaufen.“<br />
Wenn man dann mit einem Musiker konfrontiert<br />
wird, der auf der Müllhalde lebt und arbeitet und<br />
dort in einem improvisierten Tonstudio seine Musik<br />
produziert, landet man schnell wieder am Boden<br />
der Realität. Dann lernt man das, was man hat wieder<br />
ganz neu zu schätzen.<br />
Was sind Ihre weiteren Pläne?<br />
STURMBERGER: Vielleicht sollten wir endlich unser<br />
Album fertigstellen. Wir kennen uns ja bereits seit<br />
dem gemeinsamen Multimediaart Studium an der<br />
FH Salzburg und da ist schon seit dieser Zeit viel Material<br />
zusammengekommen. Es fehlt nur mehr der<br />
letzte, entscheidende Schritt.<br />
Auf www.heimwerk.audio findet man auch ein<br />
Making Of zum <strong>Sound</strong> Design von „Welcome To<br />
Sodom“ und andere Arbeiten.<br />
Edition „Der österreichische<br />
<strong>Film</strong>“ Vol. 13<br />
Der „Kanon des österreichischen <strong>Film</strong>s“ ist um eine Staffel reicher und steht jetzt bei der Glückszahl 13: in der Reihe<br />
„Der österreichische <strong>Film</strong>. Edition Der Standard“, die von der Firma Hoanzl ins Leben gerufen wurde, sind soeben<br />
15 neue Titel, von Dokumentation über Drama bis zur Komödie, die allesamt das Zeug zum Klassiker haben - oder<br />
es schon sind, erschienen. Mehr als 300 hochwertige Produktionen sind bis dato in dieser DVD-Reihe versammelt.<br />
Fotos © Markus Wache<br />
Bei der traditionellen Präsentation im Metro Kino<br />
herrschte - trotz vieler Unkenrufe zum Tode der DVD<br />
- unter den Anwesenden Aufbruchsstimmung, vermittelt<br />
am besten vom Chef Georg Hoanzl: „Ich habe<br />
nicht gewusst, ob ich mit diesem Projekt baden<br />
gehe. Aber ich habe mir gedacht: wenn ich scheitere,<br />
dann für so eine gute Idee. […] Der österreichische<br />
<strong>Film</strong> ist das Risiko wert.“<br />
Gerlinde Seitner, Georg Hoanzl, Roland Teichmann<br />
Nach einführenden Worten<br />
von Florian Widegger (<strong>Film</strong>archiv<br />
Austria) und Begrüßung<br />
durch den Gastgeber<br />
Georg Hoanzl sprach unter<br />
der Moderation von Standard-<strong>Film</strong>kritiker<br />
Dominik<br />
Kamalzadeh Kulturstadträtin<br />
Veronica Kaup-Hasler<br />
über die kulturpolitische<br />
Bedeutung der Edition. Im<br />
Anschluss daran gab Daniela<br />
Padalewski-Gerber, die<br />
Obfrau des Verband <strong>Film</strong>schnitt<br />
Austria mit ihrem<br />
Team einen Einblick in das<br />
Thema <strong>Film</strong>schnitt.<br />
Sehr erfreulich auch, dass<br />
Wiens Kulturstadträtin Veronica<br />
Kaup-Hasler in die<br />
Fußstapfen ihres Vorgängers tritt und sich als ebenso<br />
große <strong>Film</strong>freundin ausweist. Und trotz ihrer visionären<br />
Gedanken, die ihr für viele Projekte in Wien<br />
Georg Hoanzl<br />
29
filmbiz<br />
vorschweben, glaubt sie an das „alte“ Medium DVD:<br />
„Die Edition ist ein Grund, für alle die keinen mehr<br />
haben, sich einen DVD-Player anzuschaffen und<br />
an das Medium zu glauben. Es ist so wichtig, diese<br />
Bandbreite zu haben. Auch für Bereiche des <strong>Film</strong>s,<br />
die einer Verwertungslogik wie wir sie sonst kennen<br />
einfach nicht standhalten […] die aber maßgebliche<br />
Kunstwerke sind.“<br />
Beim geselligen Miteinander mit Speis und Trank<br />
klang der Abend schließlich aus.<br />
Die 15 aktuellen Titel<br />
#296: Wilde Maus (Josef Hader)<br />
#297: Untitled (Michael Glawogger / Monika Willi)<br />
#298: Hotel Rock‘n‘Roll (Michael Ostrowski / Helmut Köpping)<br />
#299: L‘ANIMALE (Katharina Mückstein)<br />
#300: 1918 - Augenblicke der Geschichte (Archivaufnahmen)<br />
#301: Die Liebhaberin (Lukas Valenta Rinner)<br />
#302: Was uns bindet (Ivette Löcker)<br />
#303: Die Hölle (Stefan Ruzowitzky)<br />
#304: Menschenfrauen (Valie Export)<br />
#305: Wie die anderen (Constantin Wulff)<br />
#306: Western (Valeska Grisebach)<br />
#307: Im Keller (Ulrich Seidl)<br />
#308: Bewegung in der Timeline: Audiovisionen aus der Medienwerkstatt<br />
Wien<br />
#309: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika (Maria<br />
Schrader)<br />
#310: Was hat uns bloß so ruiniert (Marie Kreutzer)<br />
„Best of Kabarett“<br />
Und weiter geht es mit dem heißen Herbst für Hoanzl,<br />
denn auch die Edition „Best of Kabarett“ feiert<br />
den 10. Geburtstag gleich mit fünf neuen Titeln.<br />
2008 startete die Edition „Best of Kabarett“ mit 40<br />
Titeln; heute, 10 Jahre später, ist die Edition mit 158<br />
Titeln die umfassendste Sammlung von österreichischem<br />
Kabarett und Satire.<br />
Die jüngste Staffel bringt eine Hommage von Andreas<br />
Vitásek an Otto Grünmandl („Grünmandl“) und<br />
Lukas Resetarits‘ mittlerweile 26. Soloprogramm<br />
„70er - leben lassen“. Den Generationssprung machen<br />
Klaus Eckel („Zuerst die gute Nachricht“), Alex<br />
Kristan („Jetlag für Anfänger“) und Thomas Stipsits &<br />
Manuel Rubey („Gott & Söhne“).<br />
Qualtinger-Jubiläumsbox<br />
Ein fixer Bestandteil der Edition Best of Kabarett ist<br />
(seit der allerersten DVD!) Helmut Qualtinger. Der<br />
Kabarettist, Schauspieler, Satiriker und Ausnahmekünstler<br />
wäre heuer 90 Jahre alt geworden. Zu diesem<br />
Anlass veröffentlicht Hoanzl eine umfassende<br />
Jubiläumsbox, die<br />
auf 10 DVDs im<br />
wertigen Schuber<br />
zahlreiche Klassiker<br />
enthält wie<br />
Herr Karl, Kurzer<br />
Prozess, alle Teile<br />
der Alpensaga<br />
und auch ein<br />
<strong>Film</strong>portrait seines<br />
Freundes und<br />
We g g e f ä h r t e n<br />
André Heller.<br />
Erhältlich sind<br />
die DVDs im<br />
Handel sowie<br />
auf www.hoanzl.<br />
Österreichischer <strong>Film</strong>preis 2019<br />
Insgesamt wurden 42 österreichische<br />
Das zweistufige Wahlverfahren ist geheim<br />
Kinofilme – plus 14 Kurzfilme – zum Auswahlverfahren<br />
für den 9. Österreichischen<br />
sicht der 21 Spielfilme, 21 Dokumentarfil-<br />
und wird notariell überwacht: Nach An-<br />
<strong>Film</strong>preis angemeldet. Teilnahmekriterien<br />
me und 14 Kurzfilme stimmen die wahlberechtigten<br />
(Ordentlichen) Mitglieder über<br />
der Spiel- und Dokumentarfilme sind laut<br />
Richtlinien ein Kinostart im Zeitraum 1.<br />
die Nominierungen in 16 Preiskategorien<br />
Oktober 2017 bis 30. November 2018,<br />
ab. Diese werden der Öffentlichkeit am 6.<br />
der Nachweis einer erheblichen österreichischen<br />
kulturellen Prägung, sowie<br />
renz präsentiert. Anschließend startet der<br />
Dezember im Rahmen einer Pressekonfe-<br />
bei internationalen Koproduktionen die<br />
2. Wahldurchgang, bei dem die Preisträgerinnen<br />
und Preisträger bestimmt werden.<br />
Anerkennung der Koproduktion durch das<br />
Bundesministerium für Digitalisierung und Marlene Ropac & Michael Sturminger<br />
Am 24. Jänner findet in der Burg<br />
Wirtschaftsstandort (bmdw). Kurzfilme<br />
Perchtoldsdorf (Niederösterreich) der<br />
qualifizieren sich aufgrund von Auszeichnungen und Festivalerfolgen<br />
des vergangenen Jahres für die Teilnahme.<br />
Am 30. Jänner geht schließlich die Preisverleihung im<br />
Abend der Nominierten statt.<br />
Die <strong>Film</strong>e werden den derzeit 513 Akademie-Mitgliedern (430 Wiener Rathaus über die Bühne. Beide Abende werden von<br />
Ordentliche, 78 Außerordentliche und 5 Fördernde Mitglieder) Regisseur und Akademiemitglied Michael Sturminger inszeniert.<br />
zur Sichtung als Video-on-Demand zur Verfügung gestellt. Die Das öffentliche Screening der 14 eingereichten Kurzfilme<br />
Akademie kooperiert hierfür auch heuer wieder mit dem österreichischen<br />
VOD-Portal Flimmit (www.flimmit.com).<br />
im mumok kino statt. Eintritt<br />
findet am Sonntag, 11. November 2018 ganztätig ab 11 Uhr<br />
frei!<br />
30
filmbiz<br />
31
filmbiz<br />
„Das Private ist<br />
immer politisch“<br />
Drehbücher wurden von Eva Spreitzhofer schon etliche verfilmt, nun bekam sie die Chance, für ihr Herzensprojekt<br />
selbst Regie zu führen. Warum ihr <strong>Film</strong> „Womit haben wir das verdient?“ genau jetzt wichtig ist und was sich an<br />
der Geschlechterverteilung ändern sollte, erklärt die eloquente <strong>Film</strong>expertin im FSM-Interview.<br />
Eva Spreitzhofer<br />
„Es ist doch völlig<br />
absurd, dass<br />
wir jetzt ernsthaft<br />
wieder ein<br />
Religionsthema auf<br />
der Tagesordnung<br />
haben, dass es<br />
einen Backlash in<br />
der Frauenbewegung<br />
gibt, dass das<br />
konservative<br />
Frauenbild exakt<br />
mit dem von<br />
vielen Islamisten<br />
korrespondiert.“<br />
Was ist Ihr erstes Erkenntnis als Neoregisseurin?<br />
EVA SPREITZHOFER: Es war großartig, mein<br />
Drehbuch genauso umzusetzen, wie ich das für<br />
richtig halte. Ich werde deshalb in Zukunft auch<br />
kein Buch von mir mehr aus der Hand geben. Ich<br />
wusste, welche Stimmung ich beim Drehen haben<br />
will und mit wem ich gerne arbeiten möchte. Meine<br />
Dialoge sind sehr genau auf Pointe und Timing<br />
geschrieben. Ich weiß, warum ich welche Figur was<br />
und wann sagen lasse und weiß dadurch auch,<br />
wenn von den SchauspielerInnen etwas anderes<br />
kommt, als im Buch steht, ob es für die Geschichte<br />
gut ist oder nur gerade jetzt am Set lustig ist.<br />
Die Schauspielriege ist beeindruckend, von<br />
Burgtheaterstar Caroline Peters über den<br />
vielbeschäftigten Simon Schwarz, dem Nachwuchstalent<br />
Chantal Zitzenbacher bis zu den<br />
kleinsten Nebenrollen. Wie gelang es Ihnen<br />
als Regiedebütantin die Créme de la créme in<br />
kürzester Zeit für Ihr Projekt zu begeistern ?<br />
SPREITZHOFER: Sie mochten das Buch unheimlich<br />
gerne und es hat jede Rolle, egal wie klein sie<br />
ist, eine große Wichtigkeit. Nahezu jeder Satz ist<br />
eine Pointe, das lieben komödiantische SchauspielerInnen<br />
natürlich. Und dass wir ein Thema behandeln,<br />
das so politisch aktuell und brisant ist, war natürlich<br />
auch ein Kriterium. Meine Casterin Eva Roth<br />
und ich haben im Vorfeld auch sehr genau überlegt,<br />
wen wir uns ansehen wollen und haben sehr<br />
gezielt gecastet. Und Caroline Peters hat sich großartigerweise<br />
sehr viel Zeit genommen, um auszuprobieren,<br />
wer in diese Patchwork-Familie passt.<br />
Sie sprachen gerade das Thema Politik an: wie<br />
weit ist das Kopftuch die tragende Message<br />
des <strong>Film</strong>s?<br />
SPREITZHOFER: Wir saßen vor einigen Jahren in<br />
einer Runde von Eltern zusammen, unsere Kinder<br />
waren gerade am Beginn der Pubertät, und<br />
wir haben uns darüber unterhalten, was jetzt<br />
wohl alles auf uns zukommen wird. Alle haben<br />
die für sie schlimmsten Dinge aufgezählt: Drogen,<br />
Schwangerschaft, Schule abbrechen, dass<br />
das Kind rechtsradikal werden könnte ... Ich hab<br />
gesagt, das Schlimmste für mich als Atheistin und<br />
Feministin wäre, wenn meine Tochter plötzlich mit<br />
Kopftuch vor mir stehen und mir erklären würde,<br />
sie ist jetzt voll religiös geworden. Die Vorstellung<br />
fanden alle total lustig und die Idee zur Komödie<br />
war geboren. Dass das Thema so eskalieren würde,<br />
war damals noch nicht absehbar. Ich denke, wir<br />
haben den <strong>Film</strong> genau zur richtigen Zeit gedreht.<br />
Wir dürfen wichtige Themen nicht den rechten<br />
Parteien überlassen. Es ist doch völlig absurd, dass<br />
wir jetzt ernsthaft wieder ein Religionsthema auf<br />
der Tagesordnung haben, dass es einen Backlash<br />
in der Frauenbewegung gibt, dass das konservative<br />
Frauenbild exakt mit dem von vielen Islamisten<br />
korrespondiert. Es geht eben nicht um irgendeine<br />
Kopfbedeckung, sondern um ein Thema das von<br />
allen Seiten ideologisch vereinnahmt wird. Der<br />
Spruch „alles Private ist politisch“ bewahrheitet<br />
sich immer wieder.<br />
Im <strong>Film</strong> wird so ziemlich jedes Milieu gezeigt:<br />
die liberale Patchworkfamilie mit ihrem erweiterten<br />
Freundeskreis, die Gläubigen in der<br />
Moschee, die türkische Bäckerin, die katholische<br />
Braut, - wie vertraut waren Sie mit diesen<br />
Umfeldern?<br />
SPREITZHOFER: Ich liebe es, zu recherchieren und<br />
habe für diesen <strong>Film</strong> mit sehr vielen, sehr unterschiedlichen<br />
Menschen geredet, sehr viel beobachtet<br />
und viel gelernt und bin zur Islamspezialistin<br />
geworden, obwohl ich komplett antireligiös<br />
32
filmbiz<br />
bin. Im <strong>Film</strong> kommen viele verschiedene Perspektiven<br />
vor, die immer wieder eine andere Sicht auf die<br />
Dinge ermöglichen. Ich wollte, dass unterschiedliche<br />
Gruppen über unterschiedliche Dinge gemeinsam<br />
lachen können, wie in den erfolgreichen<br />
Disneyfilmen à la „Findet Nemo“, wo Kinder über<br />
anderes lachen, als Erwachsene. Und ich wollte<br />
eine Komödie machen, die wie eine französische<br />
Komödie wirkt – ein gesellschaftspolitisches Thema<br />
über das man lachen kann und nachdenken.<br />
Eine Stärke des <strong>Film</strong>s sind die spritzigen Dialoge,<br />
offenbar Ihr Markenzeichen, es stand somit<br />
außer Frage eine Komödie zu drehen?<br />
SPREITZHOFER: Für die Hauptperson Wanda tritt<br />
das Schlimmste ein, was sie sich vorstellen kann,<br />
als ihre Tochter zur gläubigen Muslima mutiert<br />
und das ist immer die beste Voraussetzung für eine<br />
Komödie. So ein komplexes Thema eignet sich am<br />
Besten für eine Komödie, weil man dann überspitzter<br />
erzählen kann. Außerdem lache ich selbst gerne<br />
und viel zu selten im Kino. Es ist intelligente Unterhaltung<br />
und je mehr Menschen sich differenziert<br />
mit dieser Thematik auseinandersetzen, umso besser.<br />
Alles, was in meinem <strong>Film</strong> vorkommt, gibt es in<br />
Wirklichkeit. Für jedes einzelne YouTube-Video im<br />
<strong>Film</strong>, gibt es eine Vorlage, wir haben es nur nachgedreht<br />
bzw. so verändert, dass wir keine Rechteprobleme<br />
bekommen. Es gibt im Internet Anleitungen<br />
für Frauen, die Niqab tragen, wie sie am Besten<br />
damit essen und trinken, es gibt Antworten auf<br />
die Frage, ob Schnurrbart tragen haram ist und es<br />
gibt natürlich viele Diskussionssendungen zu dem<br />
Thema, in denen man alle Positionen irgendwann<br />
mal auswendig mitsprechen kann. Ich habe sehr<br />
aufgepasst, keine Codes zu verletzen. Zum einen<br />
aus inhaltlichen Gründen, weil ich wollte, dass alles<br />
stimmt und weil die Realität sowieso immer lustiger<br />
ist als das, was man sich ausdenkt.<br />
Im Gender Report des Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>instituts wurde genauestens belegt, wie<br />
ungleich das Geschlechterverhältnis nach wie<br />
vor ist und dass das nicht nur die Positionen<br />
am Set betrifft, sondern auch die Rollen. Was<br />
gehört geändert?<br />
SPREITZHOFER: Ich wundere mich immer wieder,<br />
dass heutzutage ständig <strong>Film</strong>e gedreht werden, in<br />
denen die Frauenrollen dermaßen eindimensional<br />
gezeigt werden. Aber auch die Männerrollen sind<br />
meist solche Klischees, dass man sich nur wundert.<br />
Es ist einfach wichtig, eine Vielfalt abzubilden.<br />
Frauen sind 51% der Weltbevölkerung und deshalb<br />
kann es doch auch keine Diskussion mehr darüber<br />
geben, dass wir das auch in der <strong>Film</strong>branche<br />
abgebildet haben wollen.<br />
Der <strong>Film</strong> startet Ende November in den österreichischen<br />
Kinos, welche Wünsche außer<br />
einen Kassaerfolg haben Sie noch in petto?<br />
SPREITZHOFER: Wir hatten Weltpremiere in Zürich<br />
und die ZuschauerInnen haben gekreischt vor Lachen,<br />
es war großartig, das zu erleben. Gleichzeitig<br />
ist es ein <strong>Film</strong>, der Diskussionen auslöst und unterschiedlichste<br />
Perspektiven zeigt. Ich werde auch<br />
bei möglichst vielen Premieren in Österreich, in<br />
Deutschland und der Schweiz dabei zu sein, weil<br />
mir das Gespräch mit dem Publikum wichtig ist.<br />
Und wenn es mit „Womit haben wir das verdient“<br />
gelingt, zu einem Diskurs beizutragen, fände ich das<br />
wunderbar. Und der österreichischen <strong>Film</strong>branche<br />
wünsche ich mehr <strong>Film</strong>e mit Frauenrollen, die sich<br />
nicht nur um Beziehungen und Männer drehen.<br />
Womit haben wir<br />
das verdient?<br />
Die atheistische, feministische Ärztin Wanda fällt aus allen<br />
Wolken, als ihre pubertierende Tochter Nina ihr eröffnet, sie<br />
sei zum Islam übergetreten. Die Weltoffenheit der liberalen<br />
Patchwork-Familie steht nun auf dem Prüfstand. Weltanschauungen<br />
prallen aufeinander, Sichtweisen verändern<br />
sich. Eine Komödie über die Suche nach Erklärungen, nach<br />
Zugehörigkeit, nach Identität, nach Zusammenhalt und paradiesischen<br />
Zuständen.<br />
Drehbuch & Regie: Eva Spreitzhofer<br />
Produzenten: Thomas Hroch, Gerald Podgornig<br />
Bildgestaltung: Andreas Thalhammer, Xiaosu Han<br />
Montage:<br />
Alarich Lenz<br />
Szenenbild: Katrin Huber, Gerhard Dohr<br />
Kostüm:<br />
Martina List<br />
Ton:<br />
Claus Benischke-Lang<br />
<strong>Film</strong>komposition: Iva Zabkar<br />
Casting:<br />
Eva Roth<br />
Kinostart: 30. November<br />
DarstellerInnen: Caroline Peters (Wanda), Chantal Zitzenbacher<br />
(Nina), Simon Schwarz (Harald), Marcel Mohab (Toni),<br />
Anna Laimanee (Klara), Hilde Dalik (Sissy) uvm.<br />
<strong>Film</strong>förderstellen: <strong>Film</strong>institut, <strong>Film</strong>fonds Wien,<br />
<strong>Film</strong>standort Austria<br />
Fernsehbeteiligung ORF (<strong>Film</strong>/Fernseh-Abkommen)<br />
Caroline Peters (r) &<br />
Chantal Zitzenbacher<br />
33
filmbiz<br />
„Gartenbaukino ist ein<br />
Wahrzeichen der Stadt“<br />
Während des <strong>Film</strong>festivals Viennale, das Eigentümer des Gartenbaukinos ist, herrscht Hochbetrieb am Parkring,<br />
doch wie läuft das Kino unterjährig bzw. welche Aufgaben sieht der seit 10 Jahren amtierende Geschäftsführer<br />
Norman Shetler für ein Kommunalkino dieser Größenordnung? Soviel vorweg, es ist von Vorteil, ein optimistischer<br />
Mensch zu sein.<br />
Fotos © Astrid Johanna Ofner<br />
Norman Shetler<br />
Wie oft im Jahr ist das Gartenbaukino mit seinen<br />
736 Plätzen außerhalb der Viennale ausverkauft?<br />
NORMAN SHETLER: Mit der Viennale, unsere Muttergesellschaft,<br />
betreiben wir eine sehr schöne Kooperation,<br />
die zur gegenseitigen Befruchtung dient.<br />
Ende Oktober ist im Kino Ausnahmezustand, das<br />
<strong>Film</strong>geschehen ist verdichtet in 10 Tagen hier vor<br />
Ort, großartig, sicherlich einer der Höhepunkte für<br />
alle Cineasten. Grundsätzlich sind wir ein subventionierter<br />
Betrieb, der auch nach Auslastung agieren<br />
muss, aber eben nicht nur, wie die privaten Betreiber.<br />
Wir dürfen uns den Luxus leisten, auch <strong>Film</strong>e zu<br />
zeigen, die wir als wichtig erachten, im Wissen, dass<br />
es eine überschaubare Zielgruppe sein wird. Es gibt<br />
immer wieder Enttäuschungen und zum Glück auch<br />
die positiven Ausreißer.<br />
Um es konkret zu benamsen: nennen Sie dafür<br />
Beispiele?<br />
SHETLER: Aktuell war ich enttäuscht, dass die Spike<br />
Lee-Reihe nicht besser angenommen wurde, bis auf<br />
den neuen <strong>Film</strong> „Blackkklansman“, erfreulich hingegen,<br />
dass sich der <strong>Film</strong> „Shut Up And Play The Piano“<br />
offenbar mit Mundpropaganda so verbreitet hat,<br />
dass er viel bessere Zuschauerzahlen hatte als erwartet.<br />
Ein besonderes Erlebnis war auch „2001: Odyssey<br />
Im Weltraum“ im 70mm <strong>Film</strong>format, der <strong>Film</strong> war<br />
mehrmals hintereinander ausverkauft, man konnte<br />
eine Stecknadel fallen hören, so konzentriert war die<br />
Spannung. So ein gemeinsames <strong>Film</strong>erlebnis gibt<br />
es nur im Kino! Übrigens ergibt sich da ein roter Faden,<br />
denn die Eröffnung des Gartenbaukinos am 19.<br />
Dezember 1960 wurde mit einem anderen <strong>Film</strong> von<br />
Stanley Kubrick begangen und zwar mit „Spartacus“.<br />
Es ist sehr wichtig, ein Stammpublikum zu haben<br />
und mit vielen verschiedenen Zusatzaktivitäten<br />
neue Zuseher anzulocken. Wir haben viele verschiedene,<br />
mittlerweile etablierte Reihen wie zB Schinken,<br />
maschek zu Silvester, 70mm, Strahler 80, Stand<br />
Up Vienna etc. Das verpachtete Büffet an das Team<br />
der erweiterten Buchhandlung „phil“ macht eigenständige<br />
Abende mit Musik und Tanz, die auch sehr<br />
gut ankommen. Eventcinema hat sich etabliert, wobei<br />
mir ein niederschwelliger Zugang noch immer<br />
sehr wichtig ist. Es wäre schön, wenn jede(r) BewohnerIn<br />
der Stadt mindestens einmal in seinem Leben<br />
im Gartenbaukino war.<br />
Warum?<br />
SHETLER: Das Gartenbaukino gehört zu den Wahrzeichen<br />
der Stadt, es ist ein unveränderter, klassischer<br />
Bau aus den 1960-er Jahren und nach vielen<br />
Gesprächen mit den Behörden stehen wir demnächst<br />
unter Denkmalschutz. Es ist eines der verbliebenen<br />
Beispiele für Freizeitarchitektur, das seinen<br />
Retrocharme bewusst ausspielt, weil es eben historisch<br />
bedeutsam ist. Aber das würde nicht reichen,<br />
um Leute zu einem Kinobesuch zu animieren, da<br />
spielen andere Kriterien wie Programm, Erreichbarkeit,<br />
Bild, Ton, Bequemlichkeit etc. eine Rolle, ob man<br />
sich in einem Kino wohlfühlt. Ich sehe das Gartenbau<br />
als einen ungewöhnlich ansprechenden Ort<br />
mit sorgsamer Programmierung, als Zuschauer fühlt<br />
man sich hoffentlich gut abgeholt.<br />
Nach welchen Kriterien programmieren Sie die<br />
<strong>Film</strong>e?<br />
SHETLER: Wir schauen wie alle anderen, was wir bekommen<br />
können, lustigerweise ist das recht kurzfristig,<br />
wir planen oft wenige Monate meist ein Monat<br />
voraus und dann heißt es noch immer sehr flexibel<br />
sein. In der <strong>Film</strong>vertriebsökonomie sind die Kinos ja<br />
die letzten in der Verwertungskette. Unser Ziel ist es,<br />
ein Erstaufführungskino zu sein, das mit guter Projektion<br />
und gutem Ton punkten kann.<br />
34
filmbiz<br />
Neben dem Gartenbau führen Sie auch<br />
das Stadtkino im Künstlerhaus, wie sind<br />
da die Verhältnisse: Ergänzung, Konkurrenz?<br />
SHETLER: Dieses Kino bekamen wir heuer<br />
dazu, es gab einiges aufzuarbeiten, die Evaluierungsphase<br />
ist abgeschlossen, da wollen<br />
wir demnächst durchstarten. Das Team<br />
ist sehr engagiert, es gibt sehr viele Ideen,<br />
es fehlen fast die zeitlichen Möglichkeiten<br />
noch Specials durchzuführen. Früher war das<br />
Stadtkino einem recht radikalen Autorenkinoanspruch<br />
unterworfen, wir wollen etwas in<br />
die Breite gehen, mehr in die Popkultur, mehr<br />
mit Festivals, <strong>Film</strong>schulen etc. zusammen arbeiten.<br />
Grundsätzlich aber müssen beide Kinos<br />
getrennt voneinander funktionieren.<br />
Sie betrieben jahrelang eine anspruchsvolle<br />
Arthouse-Videothek, die die Entwicklungen<br />
der Zeit nicht überlebte, wird<br />
Kino Bestand haben?<br />
SHETLER: Das Alphaville lief jahrelang sehr<br />
gut, da wir eben ungewöhnliche <strong>Film</strong>e anboten,<br />
alle natürlich im Original und es eine<br />
kleine Heimstätte für die Cineasten der Stadt<br />
war. Zum Glück erkannten wir rechtzeitig die<br />
Zeichen. Das Internet hat auch viel Positives<br />
hervorgerufen wie zB. die social media-Kanäle.<br />
Wir als Kinobetreiber, der kein großes<br />
Marketingbudget hat, sind dort gut aufgehoben,<br />
um Promotion zu betreiben. Es ist<br />
zwar kleinteilige Arbeit, aber es funktioniert,<br />
um eine Kundennähe zu erlangen bzw. in<br />
Kontakt mit unserem Publikum zu sein. Wir<br />
haben im Gartenbau in der Vergangenheit<br />
schon einige Aktionen durchgeführt, die<br />
wunderbar angenommen wurden wie zB.<br />
der Verkauf von Umhängetaschen aus der<br />
ehemaligen Leinwand u.a. ähnlich gelagerte<br />
Projekte. Ob Kino Bestand haben wird, hängt<br />
von den nachkommenden Generationen ab.<br />
Wir Kinobetreiber ziehen an einem Strang,<br />
wollen noch mehr für die Vermittlung machen,<br />
aber generell bin ich überzeugt, wenn<br />
man einmal einen <strong>Film</strong> auf dem 70mm-Format<br />
gesehen hat, wenn man die Größe und<br />
Schönheit hervorragender <strong>Film</strong>e erkennt, ist<br />
man mit dem Kinovirus angesteckt.<br />
Seit der Übernahme durch die Viennale im Jahre 2002<br />
und der Installierung einer eigenen Betriebsgmbh<br />
namens Entuziasm hat sich das Gartenbaukino<br />
wieder als DAS wesentliche Premierenkino der Stadt<br />
etabliert, sich mit einem täglichen, im wesentlichen<br />
einem Arthouse-Kino angelehnten Mischprogramm<br />
aus anspruchsvollem Mainstream, Dokumentarfilmen<br />
und kleinen Entdeckungen selbstbewusst positioniert<br />
und sich als spannender Ort für Lesungen, Performances<br />
und Konzerte einen Namen gemacht.<br />
BRIEF VON DER<br />
AKADEMIE<br />
Das Format, das auch mal scheitern darf<br />
Wenn ich durch den Streaming-Anbieter meines Vertrauens browse, entdecke ich in<br />
letzter Zeit immer öfter Kurzfilme und Kurzdokus im Sortiment. Kleine Schätze im<br />
Schatten der großen Produktionen, die man nicht einmal als eigenes Genre filtern<br />
kann. Aber immerhin – sie sind da. Die Länge und generell das Format eines <strong>Film</strong>s<br />
werden durch non-lineares Fernsehen und Streaming-Anbieter immer unwichtiger.<br />
Ebenso Herkunft und Sprache. So sickern Kurzfilme nun langsam zu einem<br />
Mainstream-Publikum durch, und ich glaube, dass diese Entwicklung viel zum<br />
Selbstverständnis des Formats beitragen wird. Egal ob auf Vimeo oder Netflix: der<br />
Lebenslauf von Kurzfilmen beschränkt sich durch das Internet nicht mehr, wie bis<br />
vor wenigen Jahren, auf seine Festival-Verwertung.<br />
Was heißt das für uns <strong>Film</strong>emacherinnen und <strong>Film</strong>emacher? Leider nicht, dass man<br />
von Kurzfilmen leben kann. Mein Kurzfilm „Spitzendeckchen“ zählt inzwischen auf<br />
YouTube über 4 Millionen Views. Eingespielt hat er insgesamt ein paar hundert Euro.<br />
Das Geld haben wir dafür ausgegeben, um ihn online noch mehr zu promoten. Denn<br />
als Visitenkarte funktionieren Kurzfilme noch immer hervorragend. Ohne „Spitzendeckchen“<br />
hätte ich nicht meine ersten abendfüllenden Spielfilme drehen können.<br />
Es gibt noch einen wunderbaren Aspekt von Kurzfilmen, über den viel zu wenig<br />
geredet wird: Sie dürfen scheitern! So gut es mit „Spitzendeckchen“ gelaufen ist, so<br />
schlecht ist es mit anderen Projekten gelaufen, die gleich nach der Team-Premiere<br />
wieder in der Schublade verschwunden sind. Zitat zu einem dieser <strong>Film</strong>e von<br />
meinem damaligen Regie-Professor an der <strong>Film</strong>akademie: „Tja, es ist was es ist ...“<br />
Das war im Moment natürlich nicht so toll, aber auch schnell wieder vergessen. Und<br />
tatsächlich habe ich bei solchen Projekten immer am meisten dazugelernt.<br />
Scheitern zu dürfen ist ein großes Privileg. Zugang zu einem internationalen Publikum<br />
ebenso. Insofern gab es wahrscheinlich noch keine bessere Zeit, um Kurzfilme<br />
zu machen. Ich werde selbst kommendes Jahr wieder einen Kurzfilm drehen. Es ist<br />
das ideale Format, um Neues auszuprobieren, ohne viel Druck von außen.<br />
Und ich sitze heuer zum ersten Mal in der Wahlgruppe Kurzfilm für den Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>preis 2019, weshalb ich mich auch von der Zuschauer-Seite aus gerade<br />
intensiv mit dem Format beschäftige. Am 11. November findet im mumok wieder<br />
die Österreichische Kurzfilmschau statt, bei der alle Kurzfilme gezeigt werden, die<br />
sich für das Auswahlverfahren zum Österreichischen <strong>Film</strong>preis 2019 qualifiziert<br />
haben – und zwar in einem Kinosaal auf der großen Leinwand. Egal welche Verbreitungsmöglichkeiten<br />
es noch geben wird – das ist natürlich nach wie vor der Ort, an<br />
dem man <strong>Film</strong>e am besten genießen kann!<br />
Dominik Hartl, Regisseur, Drehbuchautor<br />
Mitglied der Akademie des Österreichischen <strong>Film</strong>s<br />
www.dominikhartl.com<br />
Österreichische Kurzfilmschau – Akademie-Screening.<br />
11. November, 11 bis 18 Uhr, mumok Kino. Freier Eintritt!<br />
35
filmbiz<br />
Golden Tickets 2018<br />
Mitte Oktober fand die diesjährige Verleihung der „Golden- und Austria-Tickets“ an die besucherstärksten<br />
Kinofilme des abgelaufenen Kinojahres in Wien statt.<br />
Foto © Katharina Schiffl<br />
Golden- und Austria-Ticket-<br />
GewinnerInnen<br />
Neun „Golden-Tickets“ (ab 300.000 Besucher) und<br />
fünf „Austria-Tickets“ (ab 75.000 Besucher) wurden<br />
dabei an die erfolgreichsten <strong>Film</strong>verleihe und –vertriebe<br />
vergeben. „Die Kinowirtschaft lebt von der<br />
Qualität der <strong>Film</strong>e und wir sind froh, dass aus der<br />
<strong>Film</strong>schmiede Hollywood nach wie vor ein großartiges<br />
Produkt geliefert wird“, freut sich der Kinosprecher<br />
in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ),<br />
Christian Dörfler, mit den Preisträgern. „Aber auch<br />
der österreichische <strong>Film</strong> gibt mit insgesamt fünf<br />
Auszeichnungen ein kräftiges Lebenszeichen von<br />
sich“, lobte Dörfler die gute Performance der heimischen<br />
Produktionen. „Die Fülle an Golden Tickets<br />
und Austria Tickets ist ein schlagkräftiger Beweis für<br />
die Attraktivität des Kinos. Besonders erfreulich ist,<br />
dass sich hier die ganze Bandbreite des aktuellen<br />
<strong>Film</strong>schaffens abbildet: vom Hollywood-Blockbuster<br />
bis zum österreichischen Dokumentarfilm“, so Michael<br />
Stejskal, Obmann der Berufsgruppe <strong>Film</strong>verleih-<br />
und Vertrieb des Fachverbandes der <strong>Film</strong>- und<br />
Musikwirtschaft (WKÖ). „Kino ist aber bei weitem<br />
mehr als ‚<strong>Film</strong>e schauen‘. Kino ist Kultur, weggehen,<br />
Freunde treffen und vor allem Garant für ein intensives<br />
<strong>Film</strong>erlebnis. Die Kinos sind ein wichtiger kultureller<br />
Nahversorger der Bevölkerung in Städten,<br />
Regionen und Gemeinden. Um dieses gemeinsame<br />
Erlebnis am Puls der Zeit und attraktiv zu gestalten,<br />
investieren die österreichischen Kinobetreiber laufend<br />
enorm hohe Beträge in die neuesten technischen<br />
Errungenschaften der digitalen Vorführtechnik,<br />
was jeden Kinobesuch zu einem besonderen<br />
Erlebnis werden lässt. Nicht umsonst haben unsere<br />
Kinobetriebe international einen ausgezeichneten<br />
Ruf und es sind einmal mehr österreichische Unternehmen,<br />
die mit modernster Vorführtechnik und<br />
Ausstattung an der europäischen Spitze stehen“, so<br />
Dörfler abschließend.<br />
Golden Ticket 2018/17 (ab 300.000 Besucher)<br />
Verleiher <strong>Film</strong> Start-Datum Besucher<br />
Warner Bros Es 29.09.2017 333.857<br />
Constantin Fack Ju Göhte 3 26.10.2017 529.912<br />
Walt Disney Star Wars: Die letzten Jedi 14.12.2017 527.396<br />
Sony Jumanji: Willkommen im Dschungel 22.12.2017 317.612<br />
Universal Fifty Shades Of Grey - Befreite Lust 08.02.2018 402.777<br />
Walt Disney Avengers: Infinity War 26.04.2018 411.646<br />
Fox Deadpool 2 17.05.2018 300.464<br />
Sony Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub 16.07.2018 321.423<br />
Universal Mamma Mia! Here We Go Again 19.07.2018 478.027<br />
Austria Ticket 2018/17 (ab 75.000 Besucher)<br />
Verleiher <strong>Film</strong> Start-Datum Besucher<br />
Luna Die Migrantigen 09.06.2017 80.307<br />
Polyfilm Die beste aller Welten 08.09.2017 98.417<br />
Sony Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft 19.01.2018 122.956<br />
<strong>Film</strong>laden Arthur & Claire 16.02.2018 87.828<br />
<strong>Film</strong>laden The Green Lie 08.03.2018 76.334<br />
36
37
filmbiz<br />
Demnächst im Kino:<br />
8./9. November<br />
Operation: Overlord (Constantin)<br />
Angelo (<strong>Film</strong>laden)<br />
Gruß vom Krampus (Thimfilm)<br />
Nur ein kleiner Gefallen (Constantin)<br />
Rememory (Kinostar)<br />
Touch Me Not (Polyfilm)<br />
Elliot – das kleinste Rentier (Einhorn)<br />
Druga Strana Svega – Die andere Seite von<br />
allem (Stadtkino)<br />
Aufbruch zum Mond (UIP)<br />
15./16. November<br />
Verliebt in meine Frau (<strong>Film</strong>laden)<br />
Juliet, Naked<br />
Suspiria (Polyfilm)<br />
Leto (<strong>Film</strong>laden)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen (Warner)<br />
Was uns nicht umbringt (Thimfilm)<br />
Night School (UIP)<br />
Female Pleasure (<strong>Film</strong>laden)<br />
22./23. November<br />
Welcome to Sodom (Stadtkino)<br />
Styx (<strong>Film</strong>laden)<br />
Verschwörung (Sony)<br />
Matangi/Maya/M.I.A. (Stadtkino)<br />
29./30. November<br />
Der Grinch 3D (UPI)<br />
Womit haben wir das verdient (Luna <strong>Film</strong>)<br />
Das krumme Haus (Centfox)<br />
The House, that Jack built (<strong>Film</strong>laden)<br />
Cold War (Polyfilm)<br />
Die unglaubliche Reise des Fakirs...<br />
(Polyfilm)<br />
Alles ist gut (Polyfilm)<br />
Peppermint : Angel of Vengeance<br />
(Constantin)<br />
Alexander McQueen (Constantin)<br />
Thilda & die beste Band der Welt (Einhorn)<br />
6./7. Dezember<br />
Anna und die Apokalypse (Einhorn)<br />
Unknow User : Dark Web (UIP)<br />
Climax (Thimfilm)<br />
Tabaluga 3D (Sony)<br />
Widows- Tödliche Witwen (Centfox)<br />
Astrid (<strong>Film</strong>laden)<br />
38
39
media<br />
Foto © Katharina Jauk<br />
Foto © Satel <strong>Film</strong><br />
Denk mit Kultur Vol.5<br />
Birgit Denk mit den Gästen Mirjam Weichselbraun & Wolfgang Puschnig<br />
Im ORF-III-Talkformat der Dialektsängerin und Moderatorin<br />
Birgit Denk wird wieder abseits der üblichen Talkshowfragen<br />
geplaudert und gemeinsam gesungen. Erfreulicherweise geht<br />
diese spritzige, unkonventionelle Sendung schon in die fünfte<br />
Runde und hat höchst unterschiedliche Gäste aufzubieten:<br />
Wenn „Medicopter“-Star und Schwiegersohn der Nation Serge<br />
Falck ein französisches Chanson trällert, die zierliche Mirjam<br />
Weichselbraun von ihrer Box-Leidenschaft berichtet und dann<br />
auch noch die deutsche Rockband „Madsen“ interpretiert,<br />
Viktor Gernot im Duett mit Birgit Denk mit der Schmusenummer<br />
„Stumblin‘ In“ die Herzen zum Schmelzen bringt<br />
und Schauspielgröße Johannes Krisch erzählt, warum eine<br />
Reitgerte eine Rolle in seinem Leben spielte, dann kann es sich<br />
nur um eines handeln: Die neue Staffel „Denk mit Kultur“. In<br />
der fünften Staffel, die seit Mitte Oktober auf ORF III läuft<br />
noch zu sehen: Serge Falck und Ankathie Koi,Elfi Eschke und<br />
Voodoo Jürgens, Roland Düringer und Elisabeth Görgl, Gery<br />
Seidl und Hilde Dalik und zum Abschluss Peter Rapp und<br />
Rebecca Horner.<br />
„Freud“ auf Mörderjagd<br />
Sigmund Freud steht im Mittelpunkt<br />
eines neuen internationalen Serienprojekts,<br />
das von ORF, Satel, Netflix<br />
und Bavaria entwickelt wurde und<br />
voraussichtlich ab Jänner 2019 in<br />
Wien und Prag gedreht wird. Knapp<br />
80 Jahre nach dem Tod des Erfinders<br />
der Psychoanalyse schlüpft Robert<br />
Finster in die Rolle des jungen Sigmund<br />
Freud – allerdings nicht auf<br />
der Couch zwischen Theorie und<br />
Analyse, sondern rastlos, schillernd<br />
Marvin Kren<br />
und wild auf Mörderjagd.<br />
Das ausschweifende Wien um 1890, berühmt für seine Dekadenz<br />
und die Abgründe der illustren Gesellschaft, bildet in<br />
den acht 45-minütigen Folgen der österreichisch-deutschen<br />
Produktion die Bühne für mysteriöse Mordfälle und politische<br />
Intrigen. Regie führt der bereits mehrfach ausgezeichnete Marvin<br />
Kren, der gemeinsam mit Stefan Brunner und Benjamin<br />
Hessler auch für die Drehbücher verantwortlich zeichnet.<br />
Dazu ORF- GD Alexander Wrabetz: „Mit diesem Serienprojekt<br />
geht der ORF die erste Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen<br />
Streaming-Anbieter Netflix ein und baut damit seine<br />
Bedeutung als starker und verlässlicher Partner für internationale<br />
Content-Allianzen weiter aus. Ich freue mich sehr, dass bei<br />
dieser internationalen Zusammenarbeit ein hochkarätiges österreichisches<br />
Team vor und hinter der Kamera steht und das<br />
Wien der Jahrhundertwende zur imposanten Kulisse wird. Mit<br />
,Freud‘ schaffen wir eine moderne, internationale Eventserie,<br />
die sich aus einem überraschenden Blickwinkel heraus einer<br />
österreichischen Persönlichkeit widmet, deren Wirkungskreis<br />
weit über die Landesgrenzen hinausgeht.“<br />
Regisseur und Autor Marvin Kren: „Ich möchte einen ,Freud‘<br />
zeigen, den wir so nicht kennen und noch nie gesehen haben –<br />
einen Mann auf der Suche nach Anerkennung, zwischen zwei<br />
Frauen, zwischen Vernunft und Trieben. Seine Psychoanalyse<br />
und das Konzept von Es, Ich und Über-Ich entstanden ja nicht<br />
im luftleeren Raum – sie beruhen auf Erfahrungen, Erlebnissen<br />
eines zerrissenen Genies, dem nichts Menschliches fremd ist.“<br />
Werbegeschichten ausgezeichnet<br />
Im Rahmen<br />
des ProPKo<br />
Branded<br />
Entertainment<br />
Summit<br />
wurde Pro-<br />
SiebenSat.1<br />
PULS 4 der<br />
PPA verliehen.<br />
Mit dem<br />
Preis werden<br />
herausragende<br />
Projekte<br />
PPA-Award an Puls 4<br />
im Bereich „Branded Entertainment“ ausgezeichnet. Pro-<br />
SiebenSat.1 PULS 4 erhält den internationalen Award in<br />
der Kategorie TV für die 10-teilige-Reihe „Unternehmer,<br />
erfolgreich, sucht...“, die gemeinsam mit dem Gründerservice<br />
der WKO umgesetzt wurde. Schon seit mehreren Jahren<br />
unterstützt die ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe Marken beim<br />
perfekten Auftritt on air, sei es im Rahmen von Cafe Puls oder<br />
mit eigenentwickelten Shows. Branded Entertainment bietet<br />
Marken und Produkten viele Vorteile: Den Kunden wird die<br />
Möglichkeit geboten, ihre Marken zu inszenieren und diese<br />
spielerisch und unterhaltsam in einen Kontext zu setzen. Bei<br />
Branded Entertainment Formaten geht es weniger um den<br />
Produktkauf an sich, sondern darum potenzielle Kunden<br />
für die Marke zu begeistern und die Themen in einer redaktionellen<br />
Weise zu transportieren. Die Marke wird dabei<br />
contentnah, glaubwürdig und authentisch in ein TV-Format<br />
integriert. Zu den bisherigen Formaten zählen unter anderem<br />
Promi Poker powered by Casinos Austria, Österreichs nächster<br />
Topwinzer zusammen mit Hofer, Eure Brauerei mit Zipfer,<br />
Kekserlzeit - Backen mit den Stars mit ichkoche.at oder Die<br />
Große Simply-Clever-Show.<br />
40
Neue Krimiserie auf<br />
ServusTV<br />
Fritz Karl & Ulrike C. Tscharre ermitteln für Servus TV in Salzburg<br />
Am 06. November ist es soweit: Die neue Krimiserie „Meiberger<br />
– Im Kopf des Täters“ startet bei ServusTV Österreich.<br />
ServusTV-Zuseher können sich auf acht höchst spannende<br />
Folgen mit Fritz Karl, Cornelius Obonya, Ulrike C. Tscharre,<br />
Hilde Dalik und Otto Schenk dienstags zur besten Sendezeit<br />
um 20:15 Uhr freuen. Meibergers erster Fall: eine mörderische<br />
Schlafwandlerin.<br />
Mit „Meiberger – Im Kopf des Täters“ verwirklicht ServusTV<br />
nach „Trakehnerblut“ die zweite fiktionale Serie in Eigenproduktion.<br />
Bei der Besetzung setzt der Sender auf hochkarätige<br />
Schauspieler und Regisseure aus Österreich und Deutschland,<br />
die mit ihrem jeweils eigenen Stil den Charme dieser neuen<br />
Krimiserie ausmachen. Zuseher können sich auf eine sehenswerte<br />
und originelle Serie freuen, die mit ernsten Kriminalfällen<br />
für höchste Spannung, aber dank der charismatischen<br />
Figuren und dem typisch österreichischen Humor auch für<br />
einige Lacher sorgt.<br />
Die Hauptrolle des Gerichtspsychologen Thomas Meiberger<br />
übernimmt Publikumsliebling Fritz Karl („Falk“). In weiteren<br />
Hauptrollen sind Cornelius Obonya („Egon Schiele“), der die<br />
Rolle von Kripo-Chef Nepo Wallner übernimmt, sowie Ulrike<br />
C. Tscharre („Im Angesicht des Verbrechens“) als Staatsanwältin<br />
Barbara Simma zu sehen. Außerdem mit dabei sind Hilde<br />
Dalik („Vorstadtweiber“), Otto Schenk, Jaschka Lämmert, Lino<br />
Gaier, Brigitte Karner, Harald Schrott, Aaron Karl, Heidi<br />
Berger uvm.<br />
Servus Krimiwettbewerb<br />
Im Rahmen eines Schreibwettbewerbs sucht der Servus<br />
Buchverlag nach den besten Kurzkrimis mit Alpenbezug. Die<br />
Siegergeschichte wird in einem Sammelband veröffentlicht.<br />
Außerdem warten viele weitere Preise auf die Gewinner. In der<br />
Jury befindet sich unter anderem Wolfgang Brandstetter, Drehbuchautor<br />
der ServusTV Krimiserie „Meiberger – Im Kopf<br />
des Täters“. Einreichungen können ab dem 6. November auf<br />
www.servus.com/krimiwettbewerb hochgeladen werden.<br />
Beste TV-Dokumentation 2018<br />
Die WDR-Koproduktion „Im Schatten der Netzwelt - The<br />
Cleaners“ hat in Berlin den Prix Europa als beste TV-Dokumentation<br />
des Jahres bekommen.<br />
Der Dokumentarfilm deckt eine gigantische Schattenindustrie<br />
digitaler Zensur in Manila auf, dem weltweit größten Standort<br />
für Content-Moderation. Dort löschen Zehntausende<br />
Menschen in Zehn-Stunden-Schichten im Auftrag der großen<br />
Silicon-Valley-Konzerne belastende Fotos und Videos von<br />
Facebook, YouTube, Twitter & Co. Komplexe Entscheidungen<br />
über Zensur oder Sichtbarkeit von Inhalten werden an die<br />
Content-Moderatoren<br />
abgegeben.<br />
Die Kriterien und<br />
Vorgaben, nach<br />
denen sie arbeiten,<br />
sind eines der am<br />
besten geschützten<br />
Geheimnisse<br />
des Silicon Valley.<br />
Die <strong>Film</strong>emacher<br />
Moritz Riesewieck<br />
und Hans Block<br />
The Cleaners<br />
enthüllen in ihrem Debütfilm die Schattenseiten der sozialen<br />
Medien und der mächtigen Konzerne, die dahinterstehen. Er<br />
erzählt wie Fake News und Hass durch die sozialen Netzwerke<br />
verbreitet und verstärkt werden und wie Löschvorgänge zur<br />
Online-Zensur führen können.<br />
„Im Schatten der Netzwelt - The Cleaners“ ist eine Koproduktion<br />
der gebrueder beetz filmproduktion mit dem WDR<br />
(Federführung), NDR und rbb in Zusammenarbeit mit ARTE<br />
und zahlreichen anderen internationalen Partnern. Er feierte<br />
seine Weltpremiere beim Sundance <strong>Film</strong> Festival und wurde<br />
u.a. beim <strong>Film</strong>festival in Moskau als bester Dokumentarfilm<br />
ausgezeichnet. Mit dem PRIX EUROPA werden seit 1987<br />
die besten Medienproduktionen des Kontinents geehrt. Der<br />
Preis wird von zahlreichen europäischen Medienhäusern und<br />
anderen Partnern getragen.<br />
Hoher Besuch auf der Wache<br />
Stolze 200 Mal ging das unermüdliche Team der SOKO<br />
Donau (SATEL <strong>Film</strong>) seit der Erstausstrahlung im Jahr 2005<br />
schon auf Mörderjagd. Am Set der Jubiläumsfolge „Dünne<br />
Luft“ auf der „Wache“ am Wiener Handelskai gratulierten<br />
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin<br />
Veronica Kaup-Hasler den Darstellern Stefan Jürgens, Lilian<br />
Klebow, Michael Steinocher, Brigitte Kren, Helmut Bohatsch<br />
und Regisseurin Sophie Allet-Coche zu dieser Leistung.<br />
„In über 20 Ländern wurde und wird die Serie bereits ausgestrahlt<br />
und ist damit ein toller Botschafter von Wien in der<br />
Welt. Ich gratuliere zur 200. Folge von SOKO Donau und<br />
danke allen Mitwirkenden für ihren Einsatz und ihr Engagement“,<br />
so Bürgermeister Michael Ludwig. Auch Kulturstadträtin<br />
Veronica Kaup-Hasler gratulierte der Crew: „Fernsehserien<br />
Foto © Gebrüder Beetz<br />
41
media<br />
Foto © Satel <strong>Film</strong><br />
werden ja manchmal gerne belächelt. Gerade die SOKO<br />
Donau beweist jedoch, dass sich Unterhaltung und Qualität<br />
nicht ausschließen. Millionen Zuseher wissen den besonderen<br />
Charme dieser Erfolgsserie zu schätzen. Die Wiener<br />
Tourismusbranche sowieso!“<br />
Wiens Bürgermesiter Michael Ludwig am Set der 200. Folge von SOKO Donau<br />
Der geschäftsführende Gesellschafter der SATEL <strong>Film</strong>,<br />
Heinrich Ambrosch, bedankte sich beim Team. „Eine Serie<br />
14 Staffeln lang auf Erfolgskurs zu halten, ist nur mit einem<br />
eingespielten und kreativen Team zu stemmen. Das beginnt<br />
mit der Entwicklung der Story, einer treffsicheren Besetzung<br />
der Rollen und einer Storyline, mit der sich die Zuseher auf<br />
der ganzen Welt identifizieren können. Dafür möchte ich<br />
mich bei allen Beteiligten und unseren vielen Partnern auf<br />
das herzlichste bedanken“, so Ambrosch. On-Air gehen die<br />
16 Fälle der 14. Staffel ab dem 13. November, jeweils Dienstag<br />
um 20.15 Uhr auf ORFeins<br />
KM 330 ist zurück!<br />
1992 flimmerte KM 330<br />
in der Erstausstrahlung<br />
zum letzten Mal über<br />
die Bildschirme. Es war<br />
das erste TV-Format,<br />
das sich ausschließlich<br />
mit deutschsprachiger<br />
Country-Musik befasste.<br />
Das Interesse der Fans an<br />
dieser Sendung und die<br />
Liebe zur Countrymusik<br />
blieben bis heute ungebrochen.<br />
Im Bonanza- Linda Feller & Johnny Hill<br />
Saloon in der Schweiz<br />
fanden die Aufzeichnungen für die 60-minütige Pilotsendung<br />
statt und das Publikum vor Ort war begeistert.<br />
„Wir freuen uns, 26 Jahre später sagen zu können, KM 330<br />
ist zurück,“ so Jonny Hill. So wie damals ist auch heute er<br />
der Moderator dieser Kultsendung. Als Co-Moderatorin<br />
wünschte sich Jonny Hill seine langjährige Kollegin, Linda<br />
Feller, die ohne zu zögern zusagte. Die Freunde der Countrymusik<br />
dürfen sich auf „Modern Country“ genauso freuen,<br />
wie auf die Country-Klassiker, in deutscher und englischer<br />
Sprache, auf tolle Künstler aus Deutschland, Österreich, der<br />
Schweiz und auf ein stimmungsvolles Publikum.<br />
TV-Premiere am Sonntag, 18.11.2018 | 20:15 Uhr<br />
exklusiv auf Melodie TV<br />
Foto © Marion Schröder<br />
VÖP-Heuriger 2018<br />
Beim „privatsender HEURIGEN“, zu dem der VÖP in diesem<br />
Jahr zum neunten Mal einlud, übertraf die Anzahl der Gäste alle<br />
Erwartungen. „Dieses Event ist zu einem Fixpunkt im Branchenkalender<br />
geworden ist. Neben vielen Vertretern des Privatrundfunks<br />
konnten wir erfreulich viele Freunde und Partner aus anderen<br />
Mediensektoren, aus der Werbung und aus der Politik willkommen<br />
heißen“, so Corinna Drumm, Geschäftsführerin des VÖP.<br />
In seinen Begrüßungsworten hielt Ernst Swoboda, Vorstandsvorsitzender<br />
des VÖP und Geschäftsführer von Kronehit, aus<br />
aktuellem Anlass zunächst ganz klar fest: „Medien sind für das<br />
Funktionieren einer Demokratie absolut unverzichtbar. Jede<br />
Einschränkung der Medienfreiheit oder des freien Zugangs von<br />
Medien zu staatlichen Informationen, jeder Versuch einer Sanktionierung<br />
von Medien für ihre Berichterstattung muss und wird von<br />
uns als Angriff auf<br />
eine tragende Säule<br />
unserer demokratischen<br />
Gesellschaft<br />
entschieden zurückgewiesen<br />
werden!“<br />
Anschließend analysierte<br />
Swoboda die<br />
Wettbewerbssituation<br />
am österreichischen<br />
Markus Breitenecker, Corinna Drumm, Ernst Swoboda<br />
Rundfunkmarkt, die<br />
sich seit dem Hinzutreten globaler Online-Medienplattformen<br />
drastisch verschärft hat: „Wenn wir unsere bisherige Situation mit<br />
einem Fußballspiel vergleichen, so war es bisher so, als wäre unser<br />
Konkurrenz ORF mit 30 oder 40 Spielern am Platz – was schwer<br />
genug war. Mit Google & Co ist nun eine weitere Mannschaft im<br />
Turnier, die nochmal deutlich mehr Spieler aufbietet und die sich<br />
vor allem nicht an die üblichen Spielregeln wie Abseits oder Foul<br />
halten muss.“ Die Lösung dieser Wettbewerbsproblematik liegt aus<br />
Sicht von Swoboda in einer Stärkung des Medienstandorts von<br />
innen heraus: „Die Schlüsselworte heißen ‚Level Playing Field‘ und<br />
‚Kooperation‘. Wobei Bundesminister Blümel den Weg zu einem<br />
von Kooperation geprägten Medienstandort bereits vorgezeichnet<br />
hat: Der ORF soll anders als bisher nicht mehr Konkurrent der<br />
privaten Medien sein, sondern er muss zum Förderer des gesamten<br />
Medienstandorts und zum Partner der Privaten werden.“<br />
Markus Breitenecker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des<br />
VÖP und Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 PULS 4, erläuterte<br />
sodann, welche Voraussetzungen für erfolgreiche Kooperation gegeben<br />
sein müssen: „Das Konkurrenzverhältnis zwischen den privaten<br />
Medien und dem ORF muss entspannt werden. Ansonsten<br />
ist eine faire, partnerschaftliche und damit erfolgreiche Kooperation<br />
kaum möglich. Wir brauchen daher vor allem eine Entschärfung<br />
des Kampfs um Werbebudgets und außerdem mehr Raum<br />
für Kooperationen im Bereich Infrastruktur und Content.“ Neben<br />
der Regulierung des nationalen Wettbewerbs ist für Breitenecker<br />
auch eine stärkere medienrechtliche Regulierung der großen<br />
Online-Medienplattformen sowie eine faire und effektive Besteuerung<br />
dieser Unternehmen unverzichtbar: „Den Digitalgiganten<br />
muss mehr Verantwortung abverlangt werden. Es kann nicht länger<br />
so sein, dass diese Plattformen Wirtschaftskraft aus Österreich<br />
absaugen, ohne hier einen relevanten Beitrag zu leisten. Für sie<br />
müssen die gleichen Spielregeln gelten wie für klassische Medien,<br />
und sie müssen dort, wo sie ihre Umsätze generieren, einen fairen<br />
finanziellen Beitrag leisten, etwa in Form einer Digitalsteuer.“<br />
42
media<br />
Neue Geschäftsführerin<br />
der Verwertungsgesellschaft<br />
Rundfunk<br />
Die Verwertungsgesellschaft<br />
Rundfunk<br />
GmbH<br />
(VGR) beruft<br />
die Juristin<br />
Ursula Sedlaczek,<br />
M.A.<br />
ab sofort<br />
zur neuen<br />
Geschäftsführerin.<br />
Ursula Sedlaczek<br />
Sie folgt auf<br />
Rechtsanwalt Stefan Korn, der<br />
die Gesellschaft einige Monate<br />
interimistisch geführt hat und die<br />
Gesellschaft auch zukünftig weiter<br />
als Rechtsbeistand beraten wird.<br />
Die studierte Juristin und Betriebswirtin<br />
leitete viele Jahre als Direktorin<br />
die Verwertungsgesellschaft<br />
austro mechana GmbH. Danach<br />
sammelte sie Erfahrungen in anderen<br />
Branchen, zuletzt als stellvertretende<br />
Geschäftsführerin einer<br />
Wiener Non-Profit-Organisation<br />
im Sozialbereich, die sie nun zu<br />
Gunsten der VGR verlässt. „Wir<br />
freuen uns sehr, Ursula Sedlaczek<br />
als neue Geschäftsführerin für die<br />
VGR gewonnen zu haben“, erklären<br />
Gabriela Krassnigg-Kulhavy,<br />
Vertreterin des Gesellschafters,<br />
und Stefan Sporn, Vorsitzender<br />
der Mitgliederhauptversammlung<br />
der VGR. „Sie bringt langjährige<br />
wertvolle verwertungsgesellschaftliche<br />
Erfahrung und hohe<br />
medien- und urheberrechtliche<br />
Expertise mit, die wir für die<br />
Weiterentwicklung der VGR und<br />
die anstehenden geschäftlichen<br />
Herausforderungen unbedingt<br />
benötigen.“ Die VGR nimmt die<br />
Rechte einer Vielzahl von in- und<br />
ausländischen Rundfunkveranstaltern<br />
(darunter ORF, ARD, ZDF<br />
sowie die Mediengruppe RTL<br />
Deutschland und die ProSieben-<br />
Sat.1 <strong>Media</strong> SE) hinsichtlich der<br />
integralen Weitersendung an<br />
u.a. Kabel- und IP-Plattformen,<br />
hinsichtlich bestimmter Ausprägungen<br />
der öffentlichen Wiedergabe<br />
sowie betreffend gesetzlicher<br />
Vergütungsansprüche wahr.<br />
REDEN-WIR.AT<br />
Ulrike Wittmann, Kommunikationsberaterin<br />
Wir glauben, was wir sehen<br />
Wir leben in einer Welt, in der das, was real erscheint und<br />
was nicht, für uns noch weniger erkennbar sein wird, als<br />
bisher. Wir sind es gewohnt, dass unsere (sind sie echt oder<br />
fake?) Nachrichten, die wir online lesen oder sehen, durch<br />
Algorithmen bestimmt werden. Wir haben Cookies bis zu<br />
dem Punkt akzeptiert, an dem die personalisierte Werbung<br />
uns zu nerven beginnt.<br />
Weitere „Errungenschaft“ dieser Entwicklung: Deepfakes<br />
- Videos mit Fakepersonen. Das Wort, das sowohl für die<br />
Technologien als auch für die damit erstellten Videos gilt, ist<br />
ein Mix aus «Deep Learning» und «Fake». Die Videos zeigen,<br />
wie unsere digitale Realität ohne unser Eingreifen schon<br />
morgen komplett neu verdrahtet werden kann. Es ist ein<br />
Trend, der unser Leben und unsere Wahrnehmung ändert.<br />
Ein kurzes Gedankenspiel:<br />
<br />
macht und dieses online stellt.<br />
werken.<br />
Gehen Sie davon aus, dass diese Person von Interesse ist.<br />
Wenn Sie denken, dass all dies möglich ist, brauchen wir für<br />
Deepfake-Videos nur noch eines: eine Software. Einerseits<br />
muss diese Gesichter erkennen und digitalisieren können.<br />
Andererseits muss das Programm die digitalisierten Gesichter<br />
präzise und automatisch Bild für Bild tauschen können<br />
(und den Stil einer Person auf eine andere Person übertragen).<br />
Grobe Verfehlungen im Persönlichkeitsbereich sind<br />
die Folge. Prominente tauchen plötzlich in dubiosen Situationen<br />
auf, Präsidenten halten die Rede des Vorgängers<br />
oder aber auch für uns unbekannte Personen, die ihr Bild<br />
in den Sozialen Medien veröffentlicht haben, können plötzlich<br />
in diesem Fake-Reigen zum Hauptdarsteller werden.<br />
Und der Aufschrei der breiten Öffentlichkeit ist groß. Den<br />
transportierten Bildern wird sichtlich Glaube geschenkt. Im<br />
übrigen, diese Software gibt es. Sie heißt FakeApp und ist<br />
im Netz gratis erhältlich.<br />
Aber welche Strahlkraft besitzen Bilder, dass sie unser<br />
Leben so beeinflussen können? Der Psychologe Frank Keil<br />
von der Yale University sagt, „es ist ein Grundproblem der<br />
Menschen: Wir glauben, was wir sehen. Leider, denn wir<br />
sehen längst nicht so gut, wie wir glauben.“ Die Sicherheit,<br />
durch Bilder informiert zu sein, sei ein trügerisches Gefühl.<br />
Prof Thomas Knieper, Kommunikationswissenschafter von<br />
der Uni Passau weiß: „Wenn Menschen zum Beispiel einen<br />
Fernsehbeitrag betrachten, bei dem Text und Bild einander<br />
widersprechen, denken sie, die Bilder seien wahr und die<br />
Texte falsch.“ Der Grund dafür: Das Auge ist der wichtigste<br />
Sinn des Menschen. Ihm vertraut er mehr als sämtlichen<br />
anderen Wahrnehmungen.<br />
Die sozialen Netzwerke werden der Internationalität des<br />
Internets gerecht: Ein Bild wird global verstanden, Texte<br />
meist nur innerhalb einer Kulturgemeinschaft. Oder, um<br />
es mit den Worten des Grafikdesign-Papstes Wolfgang Beinert<br />
zu sagen: „Information ist das, was andere verstanden<br />
haben. So gesehen ist es natürlich leichter, ein Foto oder ein<br />
Bild zu verstehen, als ein Wort oder eine Sprache.“<br />
Wir nehmen 83% aller Informationen mit unseren Augen<br />
auf. In knapp zwei Sekunden haben wir eine Bildinformation<br />
verarbeitet, dagegen können wir uns in der gleichen Zeit<br />
in etwa sieben Wörter merken. In puncto Geschwindigkeit<br />
schlägt die Bildsprache also jeden Text und übernimmt eine<br />
Schlüsselstellung bei der raschen Beurteilung der Informationsqualität.<br />
Weil unser Gehirn so arbeitet, erhalten Sprache<br />
und Logik viel mehr Gewicht in Verbindung mit Bildern.<br />
Der Mensch verarbeitet Bilder in der rechten Gehirnhälfte,<br />
wo auch die Erinnerung sitzt. Sprache und Logik hingegen<br />
werden in der linken Gehirnhälfte verarbeitet. Und da im<br />
Gehirn genauso wie im Straßenverkehr die Vorfahrtsregel<br />
„rechts vor links“ gilt, sind die mit den Bildern verbundenen<br />
Emotionen dominant. Andreas Jacobs, Vorsitzender der<br />
Allianz deutscher Designer, erklärt dies so: „Alle Entscheidungen,<br />
die wir treffen, treffen wir zuerst mit der rechten<br />
Gehirnhälfte – und die linke erklärt dann, warum. Diese<br />
Tatsache zu berücksichtigen, ist schon bei der Entwicklung<br />
eines Firmenlogos sinnvoll. Reine Wortmarken wirken weniger<br />
nachhaltig als Wort-Bildmarken.“<br />
Aber was bedeutet all dies nun für Unternehmen? Eine der<br />
zentralen Aufgaben der visuellen Kommunikation ist es,<br />
eine unverwechselbare Bildsprache zu entwickeln. Somit ist<br />
auch die Differenzierung von Mitbewerbern möglich. Aber<br />
wie wird eine unternehmenseigene Bildsprache entwickelt?<br />
sprache,<br />
indem Sie zunächst „sehen lernen“ und ihren Blick<br />
für gute Bilder und deren Sprache illustrieren. Sammeln Sie<br />
Beispiele, die Ihnen zusagen und analysieren Sie, warum,<br />
wie und womit die ausgesuchten Bilder bei Ihnen etwas<br />
auslösen.<br />
<br />
Ihres Unternehmens- bzw Markenauftritts.<br />
<br />
und Ihre Zielgruppe sich wohl fühlen.<br />
Jedes Unternehmen, das diese Regeln einhält und es<br />
schafft, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, läuft nicht<br />
Gefahr, im Fake-Reigen unterzugehen. Denn zuordenbare<br />
Bilder, die die Handschrift eines Unternehmens tragen, entlocken<br />
dem Zuseher, sich nicht nur einfach „ein Bild davon<br />
zu machen“, sondern auch seinen Verstand einzusetzen.<br />
www.reden-wir.at<br />
43
media<br />
WH <strong>Media</strong>: Kernkompetenz<br />
„mediare“<br />
Die WH <strong>Media</strong> GmbH, eine 100-Prozent-Tochter der Wien Holding, bündelt die Medienunternehmungen des<br />
Konzerns und kümmert sich um die strategische Weiterentwicklung dieses Standbeines. Die Geschäftsführer Marcin<br />
Kotlowski und Markus Pöllhuber geben im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview Einblick in die jüngsten strategischen<br />
Entscheidungen und erläutern die künftige Ausrichtung der WH-<strong>Media</strong>.<br />
Fotos © Eva Keletey<br />
Marcin Kotlowski<br />
Markus Pöllhuber<br />
Aus WH Medien wurde in diesem Jahr WH <strong>Media</strong><br />
– was beinhaltet dieser Relaunch über die<br />
Namensänderung hinaus?<br />
MARCIN KOTLOWSKI: „<strong>Media</strong>“ stammt vom Rahmenbegriff<br />
„mediare“, dem Vermitteln ab. Im Zentrum<br />
unserer Arbeit stehen regionaler, hochwertiger<br />
Wiener Content sowie Wiener Know-how. Diese Arbeit<br />
umfasst konkret unsere Medienproduktionen<br />
und Vermittlungs-Prozesse wie Delegationen, das<br />
Finden von Lösungen und Konsortien, Workshops<br />
im In- und Ausland, Reports in Form von erstellten<br />
oder programmierten Datenbanken, Webseiten,<br />
Newslettern, moderierten TV-Shows, Social <strong>Media</strong> -<br />
Beiträgen, recherchierten Texten, Bildern, erstellten<br />
Grafiken, Designs und vielem mehr. Wir sehen unsere<br />
Aufgabe im Vermitteln („mediare“) dieses Contents,<br />
des damit verbundenen Know-how und umfassender<br />
Technologien. Damit steht die neue Dachmarke<br />
zugleich für die neue Ausrichtung der gewachsenen<br />
Gesamtgruppe.<br />
MARKUS PÖLLHUBER: Wir wollten die Gruppe ein<br />
wenig verschlanken. WH <strong>Media</strong> steht im Zentrum des<br />
Medienclusters der Stadt Wien. Die WH <strong>Media</strong> zeichnet<br />
nun verantwortlich für den TV-Sender W24, der<br />
zu den größten Content-Produzenten in Österreich<br />
zählt. Die WH-Interactive GmbH entwickelt individuelle<br />
Internetauftritte, reichweitenstarke Portale,<br />
Newsletter, multimediale Erlebniswelten<br />
oder intelligente, vertriebsorientierte E-<br />
Commerce-Lösungen. Die Eurocomm-PR<br />
GmbH, zu 100% im Eigentum der WH <strong>Media</strong>,<br />
hat seit Jänner 2016 die Aufgabe übernommen<br />
für die Politik, alle Dienststellen<br />
des Magistrats, die Stadt Wien-Unternehmungen<br />
und andere, Kommunikationsinstrumente<br />
grenzüberschreitend weiterzuentwickeln<br />
und zur Verfügung zu stellen.<br />
Sie betreibt acht Büros in Zentraleuropa.<br />
KOTLOWSKI: Die WH <strong>Media</strong> GmbH umfasst<br />
nunmehr also drei grundlegende<br />
Säulen: WH Digital und Interactive, Eurocomm-PR<br />
und R9 Regional TV Austria. Der Wiener<br />
TV-Sender W24 ist nun direkt bei der Mutter WH<br />
<strong>Media</strong> angesiedelt. Der Hintergrund dafür war, im<br />
Zusammenhang mit unserer Digitalisierungs-Offensive<br />
die Struktur zu verschlanken, um noch bessere<br />
Synergien erzielen zu können.<br />
Wie entwickelt sich W24 bzw. der Fernsehbereich?<br />
PÖLLHUBER: Wir haben W24 2012 sozusagen bei<br />
Null gestartet und seither sämtliche Businesspläne<br />
erfüllen können. Heuer liegen wir bei einem Vertriebsumsatz<br />
von zwei Millionen Euro, das Ziel für<br />
2019 lautet 2,3 Millionen. Die Digitalisierungs-Strategie<br />
soll auch bei W24 mithelfen, unser Wachstum<br />
weiterhin voranzutreiben.<br />
KOTLOWSKI: Aufbauend auf W24 haben wir mit starken<br />
Partnern wie der Kobza und der Holzhey-Gruppe<br />
das Unternehmen R9 Regional TV 2013 gegründet<br />
und damit ein neues Kapitel in der österreichischen<br />
Fernsehgeschichte aufgeschlagen: die wichtigsten<br />
Regionalfernsehsender Österreichs bündelten ihre<br />
Kräfte und wuchsen unter dem Dach des überregionalen<br />
Fernseh- und Contentvermarkters R9 zu einem<br />
österreichweiten Verbund zusammen, der sich mittlerweile<br />
erfolgreich etabliert hat. Die Vertriebspartnerschaft<br />
mit IP Österreich läuft sehr zufriedenstellend<br />
und bringt gute Umsätze. Seit kurzem bietet R9<br />
auch einen Live-Stream und ist damit voll in unsere<br />
Digitalisierungsoffensive eingebunden.<br />
KOTLOWSKI: W24 setzt gerade im Studiobereich<br />
eine komplett neue Produktionsumgebung um, die<br />
sehr viel schneller und flexibler auf neue Formate<br />
reagieren kann. In der Beitragsproduktion haben<br />
wir zum Teil auf sogenannte Moving-Jockeys (Mojo)<br />
umgestellt, die auf Basis iPhone Acht (mit entsprechender<br />
Zusatzausrüstung) hochwertigen Content<br />
schnellstmöglich liefern können – und das für sämtliche<br />
Kanäle der WH <strong>Media</strong>-Gruppe. Wir wollen einheitliche<br />
Lösungen aus einer Hand bieten, eine Art<br />
Dach-Strategie – Online, Mobile, Bewegtbild und in<br />
der Vermarktungsberatung. Ein aktuelles Beispiel: auf<br />
den sogenannten „Siemensäcker“-Gründen in Floridsdorf<br />
soll ein attraktives Wohnquartier mit 1.000<br />
bis 1.200 Wohnungen und Nahversorgungs- und<br />
Bildungseinrichtungen entstehen. Hier arbeiten wir<br />
mit unseren Partnern an der Gesamtkommunikation<br />
– Online, TV bis hin zu <strong>Media</strong>-Umsetzungen. Mit 1,2<br />
Millionen Kontakten und bis zu 100.000 ZuseherIn-<br />
44
media<br />
nen pro Tag ist W24 gleichzeitig der am schnellsten<br />
wachsende Stadt-Sender in Österreich.<br />
Wie resümieren Sie das Jahr 2019 aus Sicht von<br />
WH-<strong>Media</strong>?<br />
PÖLLHUBER: Unser Resümee für heuer lautet: starke<br />
Konzentration auf das Kerngeschäft, Produktion von<br />
hochwertigem Bewegtbild für unterschiedlichste<br />
Formate bei gleichzeitiger Verschlankung der Struktur,<br />
die Tochter Eurocomm ist gut in die Gruppe integriert.<br />
WH <strong>Media</strong> beschäftigt 150 MitarbeiterInnen,<br />
der Gesamtumsatz beträgt 13 Millionen Euro. Der<br />
mittelfristige Ausblick lautet: konstante Ergebnisse<br />
mit moderatem Wachstum, vor allem getrieben<br />
durch die Digitalisierungs-Maßnahmen.<br />
KOTLOWSKI: Unser Wunsch an die Branche ist, das<br />
Schlagwort der Coopetition, das spätestens seit der<br />
Medienenquete en vogue ist, verstärkt umzusetzen.<br />
Es gibt seitens des ORF bereits zarte Versuche<br />
in diese Richtung, aber hier gibt es noch viel Luft<br />
nach oben. Allianzen sind künftige sehr wichtig<br />
und notwendig, um in seinem eigenen Kleingarten<br />
überleben zu können. Wenn man im Zuge der Digitalisierungs-Prozesse<br />
immer am letzten Stand sein<br />
möchte, ist das jährliche Investment ein sehr hohes.<br />
Hier wären intelligente Kooperationen sehr sinnvoll.<br />
WH <strong>Media</strong> sucht jedenfalls nach glaubwürdigen inhaltlichen<br />
Partnern und bietet diesen entsprechende<br />
Möglichkeiten an. Im Sinne des <strong>Media</strong>re, des „Vermitteln“<br />
und der gemeinsamen Findung von Lösungen<br />
in verschiedenen hochwertigen Contentwelten der<br />
regionalen und kommunalen Ebene. Hier sehen wir<br />
unsere Kernkompetenz.<br />
Sky sticht mit „Das Boot“ in See<br />
Die mit Spannung erwartete Eventserie<br />
„Das Boot“ sticht exklusiv bei Sky in<br />
See. Ab dem 23. November sind alle<br />
acht Episoden der ersten Staffel für<br />
Kunden des Sky Entertainment-Pakets<br />
auf Abruf verfügbar. Die lineare Ausstrahlung<br />
erfolgt ebenfalls ab dem 23.<br />
November immer freitags ab 20.15 Uhr<br />
in Doppelfolgen auf Sky 1. Weitere Wiederholungen<br />
finden auf Sky 1 HD, Sky<br />
Andreas Prochaska<br />
Cinema HD und Sky Atlantic HD statt.<br />
„Gemeinsam mit Bavaria Fiction und Sonar Entertainment haben wir<br />
eine beeindruckende High-End-Serie erschaffen, die den Zuschauer von<br />
der ersten bis zur letzten Minute in Atem halten wird“, sagt Marcus Ammon,<br />
Senior Vice President <strong>Film</strong> und Entertainment bei Sky: „Unsere neue<br />
junge U-Boot-Crew, unter anderem mit Rick Okon, Franz Dinda, August<br />
Wittgenstein und Leonard Scheicher, wird auf eine nervenaufreibende<br />
Mission geschickt. Daneben haben wir auch einen zweiten Erzählstrang<br />
an Land, in La Rochelle, etabliert, der sich mit der aufkeimenden<br />
Résistance-Bewegung beschäftigt, in dessen Zentrum Vicky Krieps, Lizzy<br />
Caplan und Tom Wlaschiha stehen. ‚Das Boot‘ besticht mit großartigen<br />
Bildern, einer fantastischen Besetzung sowie einer spannenden und<br />
emotionalen Story.“<br />
„Die Entscheidung, eine originäre Geschichte mit neuen Charakteren zu<br />
erzählen, fiel schon sehr früh im Entwicklungsprozess der Serie“, sagt<br />
Moritz Polter, Executive Producer International Television Series bei<br />
Bavaria Fiction. „Wir wollten mit der Serie nicht nur die Sinnlosigkeit<br />
des Krieges thematisieren, sondern auch erleben, wie Menschen durch<br />
äußere Einflüsse verbogen werden oder an den eigenen Überzeugungen<br />
zerbrechen. Die beiden Handlungsstränge zwingen unsere Figuren in<br />
Situationen, die das Grauen des Krieges zur See und an Land greifbar machen.<br />
Wir hoffen, dass unsere Serie auch eine neue Zuschauergeneration<br />
erreicht, denn leider hat das Thema Krieg auch nach mehr als 70 Jahren<br />
nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht an Relevanz verloren.“<br />
„Das Boot“:<br />
Die Geschichte der neuen Event-Serie Das Boot beginnt im Herbst 1942, zu einer Zeit in<br />
der die U-Boot-Kriegsführung während des Zweites Weltkrieges immer brutaler wird. Im<br />
Herbst 1942 ist die U-612 im besetzten Frankreich bereit für ihre Jungfernfahrt. Unter der<br />
Mannschaft befindet sich auch der neue Kaleun des U-Bootes, Klaus Hoffmann (Rick Okon).<br />
Schnell hat die 40-köpfige Besatzung mit den beengten und klaustrophobischen Bedingungen<br />
unter Wasser zu kämpfen. Sie werden körperlich und mental an ihre Grenzen getrieben<br />
und schließlich beginnen zwischenmenschliche Spannungen die Loyalitäten an Bord auf<br />
eine harte Probe zu stellen. In der Zwischenzeit gerät die Welt von Simone Strasser (Vicky<br />
Krieps) in der Hafenstadt La Rochelle außer Kontrolle. Simone ist hin- und hergerissen<br />
zwischen ihrem Zugehörigkeitsgefühl gegenüber Deutschland, der Résistance und einer<br />
gefährlichen und verbotenen Liebe. Dabei lernt sie mehr über sich selbst als jemals zuvor<br />
und begibt sich in Lebensgefahr.<br />
Originaltitel:<br />
„Das Boot“<br />
Dramaserie, D/USA 2018<br />
8 Episoden à ca. 60 Min.<br />
Regie: Andreas Prochaska<br />
Drehbuch: Tony Saint, Johannes<br />
W. Betz<br />
Produzenten: Moritz Polter, Oliver<br />
Vogel, Jan S. Kaiser für Bavaria<br />
Fiction; Marcus Ammon und Frank<br />
Jastfelder für Sky Deutschland; Jenna<br />
Santoianni für Sonar Entertainment.<br />
Darsteller: Rick Okon, August<br />
Wittgenstein, Franz Dinda, Leonard<br />
Scheicher, Vicky Krieps, Lizzy Caplan,<br />
Tom Wlaschiha, Vincent Kartheiser,<br />
Robert Stadlober uvm.<br />
45
media<br />
IP Österreich:<br />
Programmpräsentation I<br />
Werbezeiten-Vermarkter IP Österreich lud gemeinsam mit den Programmverantwortlichen der Sender RTL, VOX,<br />
SUPER RTL, NITRO, RTL II, n-tv und RTLplus zur jährlichen Programmpräsentation.<br />
Foto © IP Österreich/Mila Zytka<br />
professionellen Sängern, um diesen zu begeistern - und im besten<br />
Fall zum Mitsingen zu bewegen. Gänsehaut garantiert! Mit „Showdown<br />
- Die Wüsten-Challenge“ interpretiert RTL den Trend der Physical<br />
Challenge Shows neu: Erstmals müssen sich die Kandidaten<br />
unter knallharten Bedingungen im heißen Wüstensand beweisen.<br />
Hinzu kommen bewährte Quotenerfolge wie „Das Supertalent“,<br />
„Ninja Warrior Germany“, „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“<br />
oder auch „Deutschland sucht den Superstar“.<br />
l-r: Bernd Reichart (VOX), Oliver Schablitzki (NITRO), Claude Schmit (SUPER RTL),<br />
Walter Zinggl (IP Österreich), Hans Demmel (n-tv), Tom Sänger (RTL), Andreas Bartl<br />
(RTLII), Jan Peter Lacher (RTLplus)<br />
Eigenproduktionen stehen auch in der kommenden Season wieder<br />
klar im Fokus. „Als Vermarkter der Mediengruppe RTL sehen wir einen<br />
deutlichen Wettbewerbsvorteil durch die starken Investitionen<br />
in Eigenproduktionen. Unsere Inhalte sind exklusiv auf unseren TV-<br />
Sendern bzw. Online <strong>Media</strong>theken verfügbar. Somit bieten wir zum<br />
einen Zusehern ein verlässliches Umfeld und zum anderen Werbekunden<br />
die Möglichkeit, ihre Botschaft sowohl linear als auch nonlinear<br />
stets in einem gewohnten aber vor allem Brand Safen Umfeld<br />
zu platzieren. Das gibt uns einen klaren Vorteil am Markt, vor allem<br />
gegenüber globalen Playern wie Netflix, Amazon & Co“, so Walter<br />
Zinggl, Geschäftsführer der IP Österreich.<br />
RTL - Fiction, Primetime-Shows & Live-Sportrechte<br />
RTL investiert massiv in eigenproduzierte Fiction und neue Primetime-Shows,<br />
exklusive Live-Sportrechte sowie in eine neue Daytime<br />
mit studiobasierten Shows und einer weiteren, täglichen Serie. Der<br />
Anteil an eigenen, selbst produzierten Inhalten von aktuell bereits<br />
80 Prozent in der Primetime soll somit weiter wachsen. Mit insgesamt<br />
rund 40 neuen Formaten in der Pipeline geht der Sender daher<br />
in die kommende Saison. Nach der jüngsten Fiction-Offensive,<br />
die mit diversen Serien-Fortsetzungen, der neuen Primetime-Serie<br />
„Die Klempnerin“ und der Verfilmung des Bestsellers „Passagier<br />
23“ von Autor Sebastian Fitzek ausgebaut wird, liegt ein weiterer<br />
Schwerpunkt der Neuentwicklungen auf dem Showbereich. Hier<br />
bringt RTL allein sechs neue Formate on air: Beauty, Style und Glamour<br />
versprechen „Sylvies Dessous Models“, denn die erfolgreiche<br />
Businessfrau & Moderatorin Sylvie Meis sucht jetzt das neue Gesicht<br />
für ihre Dessous- und Wäschekollektion. In „Sing mit mir“, der<br />
Adaption des britischen Erfolgsformats „All Together Now“, treten<br />
Gesangstalente nicht vor eine Jury, sondern einen Chor aus 100<br />
VOX mit neuer eigenproduzierten Fiction-Serie<br />
Mit einer Mischung aus neuen und bereits etablierten Programmen<br />
und einer noch größeren Bandbreite an Themen ist VOX auch<br />
für die Season 2018/19 bestens aufgestellt: So erweitert der Sender<br />
sein Portfolio im Bereich Non-Fiction um das Genre Comedy. Dafür<br />
sorgen „True Story“ – eine bisher noch nie dagewesene Kombination<br />
aus Fiction und authentischen Geschichten - mit Comedian<br />
Michael Mittermeier und Starkoch Roland Trettl sowie das ungewöhnliche<br />
Versteckte-Kamera-Format „Endlich kapiert?!“ mit Lutz<br />
van der Horst. Ein besonderes Highlight erwartet Fans von Mode<br />
und Guido Maria Kretschmer mit der neuen Primetime-Sendung<br />
„Guidos Masterclass“. In der neuen Personality-Doku „7 Töchter“ berichten<br />
Sprösslinge prominenter Eltern ganz offen und ehrlich über<br />
ihre Kindheit mit großem Namen. In der Beziehungs-Doku „Eine<br />
Nacht mit dem Ex“ nutzen zwei Ex-Paare die Chance, sich nach ihrer<br />
Trennung auf neutralem Boden noch einmal richtig auszusprechen.<br />
Im Bereich Fiction steht mit „Milk & Honey“ in der neuen TV-Season<br />
ein absolutes Highlight für Serienfreunde in den Startlöchern: In<br />
der zweiten fiktionalen Eigenproduktion nach dem Riesenerfolg<br />
von „Club der roten Bänder“ nimmt VOX erneut die Herausforderung<br />
an, eine besondere Geschichte lebensfroh, einfühlsam und<br />
menschlich zu erzählen. Eine frische Drama-Serie von „Dr. House“-<br />
Schöpfer David Schore zeigt VOX mit „The Good Doctor“: Der u. a.<br />
in den USA und Frankreich erfolgreichste Serienneustart der letzten<br />
Season handelt vom jungen Chirurgen Shaun Murphy, der als<br />
Autist besondere Stärken, aber auch Schwächen hat. Neue Folgen<br />
gibt es darüber hinaus u. a. von den beliebten VOX-Dauerbrennern<br />
„Kitchen Impossible“, „Die Höhle der Löwen“, „Sing meinen Song –<br />
Das Tauschkonzert“, „6 Mütter“, „Ewige Helden“ sowie erstmals auch<br />
„Ewige Helden – die Winterspiele“.<br />
Männlich, markant, echt: NITRO<br />
Auch in der neuen Season geht es bei Nitro wieder richtig rund.<br />
Nicht nur „100% Bundesliga – Fußball bei Nitro“ startet mit Neuerungen<br />
in die Saison, sondern auch die UEFA Europa League kommt<br />
zum erfolgreichen Männersender. Mit „Kobras – Die Mofagang“ heftet<br />
sich Nitro in zehn Folgen an den kultigen Mofa-Club aus dem<br />
Ruhrgebiet auf dem Weg zu neuen Abenteuern. Im unterhaltsa-<br />
46
media<br />
men Docutainment-Format „Die Abenteuer des Florian Lukas“ (AT)<br />
wird der Berliner Schauspieler zur Vorbereitung auf neue Rollen auf<br />
spannende Missionen geschickt. Außerdem wird es neue Staffeln<br />
der spektakulären Physical-Challenge-Show „American Ninja Warrior“<br />
sowie des weltweit größten Auto-Magazins „Top Gear“ als Free-<br />
TV-Premiere geben.<br />
RTLplus in Österreich auf Erfolgskurs<br />
Mit seiner einzigartigen Programmfarbe begeistert RTLplus in Österreich<br />
die Zuseher und legte hierzulande einen Senkrechtstart<br />
hin. Im Winter bringt RTLplus mit „Die Schlagernacht 2018“ die erfolgreichste<br />
Schlagerparty-Reihe präsentiert von Inka Bausim ins<br />
Fernsehen. Anfang 2019 feiert RTL sein großes Jubiläum: 35 Jahre<br />
RTLplus. Angela Finger-Erben und Wolfram Kons blicken in einer<br />
abendfüllenden Show gemeinsam mit vielen Gästen auf die einmalige<br />
Erfolgsgeschichte des Senders zurück . Und wenn im Januar<br />
2019 bei RTL „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ startet, ist auch<br />
RTLplus wieder mit dem täglichen Talk-Event „Die Stunde danach“<br />
dabei. Und natürlich gibt es auch in der neuen Season ein Wiedersehen<br />
mit starken RTL-Klassikern. Neu im Programm sind u. a. „Sinan<br />
Toprak ist der Unbestechliche“ mit Erol Sander, „Matchball“ mit<br />
Howard Carpendale sowie „Die Cleveren“ und „Die Sitte“. Außerdem<br />
stehen die Real Life Hits „Das Jenke Experiment“ und „Undercover<br />
Boss“ auf dem Programm.<br />
Mit n-tv in Österreich gut informiert<br />
Der Nachrichtenanbieter n-tv steht auch in der kommenden Season<br />
für die umfangreichste Nachrichten- und Wirtschaftsberichterstattung<br />
im deutschen Fernsehen. Im Doku-Bereich setzt n-tv auf den<br />
Ausbau des Labels „Current Affairs“. Mit Doku-Reihen wie „Empire<br />
Games“, „Giganten der Geschichte“ oder „Auto-Biographie“ erwarten<br />
die Zuschauer zudem wieder mehrere erstklassige Koproduktionen<br />
bei n-tv. Bei den Eigen- und Auftragsproduktionen werden<br />
die erfolgreichen Reihen „Mega Brands“ und „Familiendynastien“<br />
fortgesetzt und um die neue Doku-Reihe „Mega Places“ ergänzt.<br />
Darüber hinaus gibt es in den Bereichen Wirtschaft und Wissen mit<br />
„Das Geschäft mit …“ und „Wie macht man eigentlich?“ gleich zwei<br />
weitere neue Reihen.<br />
SUPER RTL: Kindersender Nr.1 in Österreich<br />
Bei SUPER RTL dürfen sich die kleinen Zuschauer auf die zweite<br />
Staffel der Neuauflage vom „Super Toy Club“ freuen. Da das Comeback<br />
im vergangenen Jahr extrem erfolgreich verlief, führt Moderator<br />
Florian Ambrosius als „Flommander“ pünktlich zur In-Season<br />
erneut durch die legendäre Kinderspielshow. Voller Spaß und Spannung<br />
messen sich Mädchen- und Jungsteams in XXL-Versionen<br />
bekannter Gesellschaftsspiele. Darüber hinaus kommt das Wissensmagazin<br />
„Woozle Goozle und die Weltentdecker“ im Herbst zurück<br />
– jedoch mit neuem Partner für die titelgebende Puppe. Mit Beginn<br />
der neuen Staffel übernimmt Simón Albers die Co-Moderation an<br />
Woozles Seite. Außerdem wird die britische Animationsserie „Dennis<br />
& Fletscher - Blämtastisch“ ab dem vierten Quartal beim erfolgreichen<br />
Kindersender zu sehen sein.<br />
RTL II zeigt mehr!<br />
RTL II baut seine Position als deutschsprachiger Reality-Sender Nr. 1<br />
weiter aus. Ob starke Dokus, emotionale Dating-Formate oder aufregende<br />
Young Fiction: Reality hat viele Facetten und RTL II zeigt sie alle.<br />
Mit seinen Sozialdokumentationen trifft RTL II derzeit den Nerv besonders<br />
vieler Zuschauer. Die Formate „Hartz und herzlich“ und „Armes<br />
Deutschland“ werden seit 2016 ausgestrahlt. Etablierte Programmmarken<br />
wie „Love Island – Heiße Flirts und wahre Liebe“ gehen bei RTL<br />
II in eine weitere Staffel. Erfolgsgaranten sind nach wie vor die Daily-<br />
Soaps „Berlin – Tag & Nacht“ und „Köln 50667“. Neu in der kommenden<br />
Season ist „Game of Clones – Ein Klon zum Verlieben“. Die RTL II-Eigenproduktion<br />
„F4lkenb3rg“ verbindet Fiction mit Reality-Elementen.<br />
IP Österreich Programmpräsentation II:<br />
Sky Österreich, R9 und schauTV<br />
spielen werden. Mit Sky Österreich, insbesondere Sky Sport Austria,<br />
decken wir zudem das gesamte Feld des Live-Sports im High-Level<br />
Sektor ab. Alle drei Sender bieten attraktive und besondere Werbemöglichkeiten<br />
für Partner und Werbekunden. Uns als Vermarkter<br />
macht das natürlich große Freude“, so Walter Zinggl, Geschäftsführer<br />
IP Österreich, bei der Präsentation in Wien.<br />
l-r: Michael Radelsberger (Sky), Florian Pacheiner (KT1/R9), Marius Holzer<br />
(RTS/R9), Josef Aichinger (RTS/R9), Evelyn Unterfrauner (TirolTV/R9), Walter Zinggl<br />
(IP Österreich), Thomas Kralinger (schauTV/KURIER), Sandra Haider (R9),<br />
David Koppensteiner (Sky)<br />
„Mit R9 und schauTV bieten wir die stärksten Regionalsender des<br />
Landes in unserem Vermarktung-Portfolio an. Wir sind davon überzeugt,<br />
dass Eigenproduktionen, Regionalität und die Nähe zu den<br />
Zusehern in Zukunft eine immer wichtigere Rolle am TV-Markt<br />
Sky<br />
Sky gehört in Österreich mit rund 400.000 Kunden und einem Jahresumsatz<br />
von über 170 Millionen Euro (Stand: Juni 2018) zu den erfolgreichsten<br />
privaten Fernseh-Unternehmen. Das Programmangebot<br />
besteht aus Live-Sport, Spielfilmen, Serien, Kinderprogrammen<br />
und Dokumentationen. Sky Sport Austria ist und bleibt die Heimat<br />
des Live-Sports in Österreich. Denn hier finden Zuschauer und Marken<br />
das, was den Sport ausmacht: Spannung und Top-Sportler aus<br />
den besten Ligen und bei den faszinierendsten Sport-Events der<br />
Welt. Fans können dabei genau wie werbungtreibende Unternehmen<br />
wählen zwischen Live-Übertragungen der Tipico Bundesliga<br />
und der UEFA Champions League, der Deutschen 1. und 2. Bundes-<br />
47
media<br />
liga, dem DFB-Pokal, der ATP World Tour sowie Weltklasse-Golf von<br />
der European Tour, der US PGA Tour oder Bundesliga Eishockey und<br />
Basketball. All dies präsentiert von einer ausgezeichneten Redaktion<br />
und berühmten Experten und angereichert mit Innovationen: Augmented<br />
Reality, UHD sowie neue Formate und Sonderwerbeformen<br />
lassen Raum für eine erstklassige Markenpräsentation.<br />
„Wir bieten unseren Kunden bei Sky mit fantastischen Inhalten aus<br />
dem Live-Sport-, <strong>Film</strong>- & Serien- sowie Show-Bereich ein auf dem österreichischen<br />
TV-Markt unvergleichliches 360 Grad Entertainment-<br />
Erlebnis. Diese Betrachtung verfolgen wir bei Sky auch im Hinblick auf<br />
die Vermarktung: neben starken linearen Umfeldern auf dem Sky Sport<br />
Austria Sender, bieten wir Unternehmen hierzulande auch via On Demand<br />
perfekte Plattformen zur Markeninszenierung“, erläutert Michael<br />
Radelsberger, Director Go to Market Strategy bei Sky Österreich.<br />
R9<br />
Die Vereinigung der TV-Sender W24 (Wiener Stadtfernsehsender),<br />
Ländle TV (Vorarlberg), Tirol TV (Tirol), RTS (Salzburg), LT1 (Oberösterreich),<br />
KT1 (Kärnten), Kanal 3 (Steiermark), schauTV (Burgenland) und<br />
N1 (Niederösterreich) ermöglicht die bedeutendsten Ereignisse aus<br />
den einzelnen Bundesländern auf einem Sender zu erleben.<br />
Seit 2013 ist R9 Bestandteil der österreichischen Fernsehlandschaft<br />
und auch am österreichischen Satellitenkanal Astra HD (19,2°, Transponder<br />
1005; Frequenz 11273 MHz) empfangbar.<br />
R9-Geschäftsführer Marcin Kotlowski ist stolz auf die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
mit IP Österreich: „Durch die IP Österreich haben wir<br />
in der Vermarktung einen großen gemeinsamen Schritt gesetzt und<br />
können unseren Kunden einen Ansprechpartner für die Buchung ihrer<br />
TV-Kampagne auf nationaler und regionaler Ebene bieten.“<br />
Geschichten und Informationen aus der Heimat bieten die vielfältigen<br />
Bundesland-Formate, die bei R9 kompakt zusammengefasst<br />
werden. Regionale Highlights aller 9 Sender und somit aus ganz Österreich,<br />
stehen bei dem Wochenmagazin „ÖsterreichBlick – Die Woche“<br />
im Fokus. Lokale und internationale Persönlichkeiten aus Kunst,<br />
Kultur und Wirtschaft lädt Moderator Gerald Matt regelmäßig zu seinem<br />
Wiener Talkformat „Matt spricht mit…“. Der „Talk im Riesenrad“<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hauptstadt näher mit Vorarlberg<br />
zu verbinden und lädt erfolgreiche Persönlichkeiten aus dem<br />
westlichsten Bundesland über die Dächer Wiens ein. Bei der „Rapid<br />
Viertelstunde“ kommen auch Sportfans auf ihre Kosten. In dem Magazin<br />
gibt R9 exklusive und persönliche Einblicke hinter die Kulissen<br />
des österreichischen Fußballrekordmeisters Rapid Wien.<br />
schauTV<br />
Nach nur knapp einem Jahr, blickt der Regionalsender für Wien,<br />
Niederösterreich und das Burgenland bereits auf eine erfolgreiche<br />
Bilanz: Die Technische Reichweite liegt aktuell bei 98 Prozent in der<br />
Ostregion und mit den starken Eigenformaten erreicht schauTV täglich<br />
bis zu 77.000 Zuseher.<br />
„schauTV hat sich im letzten Jahr von einem kleinen Regionalsender<br />
zu einem relevanten Player im regionalen TV-Geschäft in Ostösterreich<br />
entwickelt – seit der Übernahme durch das Kurier Medienhaus<br />
ist die Reichweite deutlich gestiegen. Das bestätigt unseren Weg,<br />
relevante TV-Formate mit Fokus Ostregion in zeitgemäßer Form zu<br />
entwickeln. Unsere Partner finden bei uns ein perfektes Umfeld und<br />
innovative Lösungen, um effektiv und nachhaltig bei ihrer Zielgruppe<br />
zu landen“, führt schauTV-Geschäftsführer Thomas Kralinger aus.<br />
schauTV bietet nicht nur den Zusehern sondern auch Werbekunden<br />
ein umfangreiches und einzigartiges Programm für Markenbotschaften.<br />
Besondere Werbeformen wie Infomercial, Advertorials oder<br />
auch auf den Kunden angepasste Sonderwerbeformen lassen sich<br />
somit in einem perfekt abgestimmten Umfeld präsentieren.<br />
In der tagesaktuellen Berichterstattung – in den „Kurier News“, im „talk<br />
Kurier“ und in „Warum eigentlich?“ – verschmilzt die hohe journalistische<br />
Kompetenz der Kurier-Redaktion mit exklusiven Fernsehinhalten<br />
zu News, Analysen und Hintergrundberichten.Um Lifestyle und<br />
Trendthemen zu Gesundheit, Technik, Freizeit, Reisen, Kochen und<br />
Kultur geht es im täglichen TV-Magazin „schau Leben“. Regionale<br />
Highlights und damit perfekte Umfelder für regionale Marken, bietet<br />
der Sender mit den wöchentlichen Formaten „schau Leben Niederösterreich“<br />
und „schau Leben Burgenland“. Jeden Samstag werden<br />
ab 19.15 Uhr in dem Eventformat „Vorbei g’schaut“ aktuelle Events<br />
wie z.B. Gemeindefeste, Clubbings oder auch Shoperöffnungen präsentiert.<br />
Sportfans kommen auch bei schauTV nicht zu kurz: jeden<br />
Montag und Donnerstag zeigt „Die heißeste Liga Österreichs“ 30 Minuten<br />
geballte Fußballhighlights aus der Regionalliga Ost.<br />
Mipcom: ORF-Enterprise erfolgreich<br />
Drei Tage lang präsentierte das Content-Sales-Team der ORF-Enterprise österreichische Programmhighlights auf<br />
der Mipcom in Cannes. Mehr als 4.000 Programmeinkäufer aus der ganzen Welt besuchten die Fachmesse für<br />
Programm und Content. Neben den mehrfach ausgezeichneten und stark nachgefragten ORF-„Universum“-<br />
Natur- und -Dokumentarfilmen ist der ORF auch mit fiktionalen Produktionen erfolgreich.<br />
„Die Nachfrage nach österreichischem Content ist nochmals gewachsen,<br />
insbesondere bei Subscription-Video-on-Demand-Plattformen.<br />
Allen voran die bekannten US-Plattformen: Sie suchten auf<br />
dieser Messe verstärkt europäischen Content, um die lokalen Märkte<br />
konkret anzusprechen. Dabei gehen sie auch Kopartnerschaften<br />
mit linearen Fernsehsendern ein. ORF-<strong>Film</strong>e und -Serien werden<br />
aufgrund ihrer hohen Qualität und außergewöhnlichen Storylines<br />
geschätzt. Mit Factual Content wie ‚Universum‘ oder der neuen Serie<br />
‚Beer-Tastic‘ haben wir Titel dabei, die auf ein internationales Publikum<br />
ausgerichtet sind. Diese werden auch in Asien, im Mittleren Osten<br />
oder Lateinamerika nachgefragt. Die Präsenz der ORF-Enterprise<br />
und der <strong>Film</strong> Austria auf Märkten wie Mipcom trägt zur Sichtbarmachung<br />
heimischer Produktionen wesentlich bei“, bilanziert ORF-<br />
Enterprise-Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder.<br />
Die sechste Staffel von „Schnell ermittelt“ knüpft an die Erfolge der<br />
letzten Staffel an und wird in Kürze in zahlreichen Ländern zu se-<br />
48
media<br />
hen sein. Die ORF-Serienproduktion rund um<br />
Hauptdarstellerin Ursula Strauss wurde in der<br />
Vergangenheit bereits von Fernsehsendern und<br />
Video-on-Demand-Anbietern in Deutschland,<br />
Italien, Frankreich, der Schweiz, Slowenien, den<br />
Vereinigten Staaten, Ungarn, Bulgarien, Usbekistan,<br />
Dänemark, dem Oman und Litauen gekauft.<br />
Der tschechische Sender FTV Prima entschied<br />
sich für 11 Folgen der beliebten „Landkrimis“<br />
und vier „Tatort“-Folgen. Discovery Italien kaufte<br />
weitere neun „Tatort“-Folgen für seinen Sender<br />
Beatrice Cox- Riesenfelder<br />
Giallo, nachdem die ersten acht ausgestrahlten<br />
Folgen bereits für hohes Publikumsinteresse sorgten.<br />
Die auf im Ausland lebende Deutsche (Expats) ausgerichtete Video-on-<br />
Demand-Plattform Pantaflix unterschrieb einen Deal für ein umfangreiches<br />
Programmpaket, das neben österreichischen <strong>Film</strong>en auch frühere<br />
Staffeln von „Soko Kitzbühel“<br />
und „Schnell ermittelt“<br />
umfasst.<br />
Al Jazeera Documentary<br />
Channel setzt die<br />
enge Zusammenarbeit<br />
mit der ORF-Enterprise<br />
fort und unterschrieb<br />
ein mehrstündiges Doku-Paket.<br />
Darin enthalten<br />
ist unter anderem<br />
der in 4K produzierte<br />
Naturfilm-Dreiteiler<br />
„Faszinierende Karibik“<br />
sowie „Lungau – Wildnis<br />
im Herzen der Tau-<br />
Auch international gefragt: „Schnell ermittelt“<br />
ern“. Das Paket wird<br />
von zahlreichen Lifestyle- und Politikmagazinen sowie Wissenschaftsdokumentationen<br />
aus dem reichen Programmkatalog der ORF-Enterprise<br />
abgerundet.<br />
Der dreiteilige ORF-„Universum“-Naturfilm „Brahmaputra – Der große<br />
Fluss vom Himalaya“ verkaufte sich an das kanadische Knowledge Network,<br />
die italienische RAI und RSI in der Schweiz.<br />
Mit TRT (Türkei) konnte sich die ORF-Enterprise über einen sehr umfangreichen<br />
Programmdeal verständigen. Darin enthalten sind auch die<br />
mehrfach ausgezeichneten ORF-„Universum“-Produktionen „Lionsrock –<br />
Die Heimkehr des Königs“ und „Wüstenkönige – Die Löwen der Namib<br />
II“. Für weitere Sender der TRT-Gruppe entwickelt die ORF-Enterprise<br />
zusätzliche Programmpakete. Sie unterstreichen die internationale Rolle<br />
der ORF-Enterprise als Lieferant von Premium-Content.<br />
Russia-K setzt ebenfalls auf hochwertige Produktionen aus Österreich. In<br />
Kürze darf sich das Publikum auf „Faszinierende Karibik“, „Kitz & Co. – Die<br />
Kunst des Verschwindens“, „Azoren – Tanz um den Vulkan“ und „Maria<br />
Theresia – Europas Schwiegermutter“ aus der Reihe ORF-„Universum History“<br />
freuen. Seit 2013 spielt der ORF mit den hochwertig produzierten<br />
„History“-Dokumentationen eine gewichtige Rolle auf dem Weltmarkt. Sie<br />
werden unter der renommierten Dachmarke „Universum“ platziert.<br />
Sky Network Television aus Neuseeland wird in Kürze eine Aufführung<br />
der „Internationalen Barocktage“ und ein Konzert aus der jährlichen Highlight-Produktion<br />
„Barocke Schätze – Vom Ospedale zu Concordia“ senden.<br />
Der italienische Sender TV2000 sicherte sich das weltweit begehrte<br />
Weihnachtskonzert „Christmas in Vienna“, bei dem renommierte Solistinnen<br />
und Solisten gemeinsam mit dem ORF Radio-Symphonieorchester<br />
Wien und den Wiener Sängerknaben auftreten. Zudem entschied sich<br />
der Sender für Aufzeichnungen zahlreicher von Herbert von Karajan dirigierter<br />
Konzerte.<br />
Foto © Florian Wieser<br />
Erfolgslauf für die Terra Mater Factual Studios<br />
Trippelerfolg für Terra Mater<br />
Factual Studios<br />
Bei Europas<br />
größtem Naturfilm-<br />
Festival, dem Green<br />
Screen Festival<br />
wurden gleich drei<br />
Produktionen des<br />
Wiener Produktionshaus<br />
Terra Mater<br />
Factual Studios<br />
ausgezeichnet und zwar in den Kategorien „Bester <strong>Film</strong> des Festivals“,<br />
„Bester Meeresfilm“ und „Beste Story“. Zusätzlich gab eine Nominierung<br />
für die britischen Grierson Awards.<br />
„Bester <strong>Film</strong>“ wurde ein intimes Porträt einer Raubtierart, die bisher<br />
kaum gefilmt werden konnte: „Die weißen Wölfe von Ellesmere<br />
Island“ zeigt ein Rudel Polarwölfe im äußersten Norden Kanadas bei<br />
ihrem Kampf ums Überleben und den enormen Einsatz bei der Aufzucht<br />
der Welpen. Der bemerkenswerte <strong>Film</strong> entstand als Koproduktion<br />
von Doclights/NDR Naturfilm, Morag loves Wolves, Terra Mater<br />
Factual Studios und Thirteen Productions LLC in Zusammenarbeit mit<br />
NDR, WNET, CBS, WDR, NHK, SVT, ARTE.<br />
Die zweite Produktion aus dem Hause Terra Mater Factual Studios, die<br />
den Preis für die „Beste Story“ erhielt, war „Das Gesetz der<br />
Löwen - Feindesland“. Die bereits mehrfach preisgekrönte Doku<br />
besticht durch einen ungeschminkten Blick auf das außergewöhnliche<br />
Verhalten der Löwen im Nationalpark Ruaha in Tansania. Beim<br />
Storytelling wurde auf eine horizontale Erzählweise mit narrativen<br />
Elementen gesetzt. Walter Köhler, CEO der Terra Mater Factual Studios:<br />
„Wir sind bei unserer Löwen-Trilogie einen neuen Weg gegangen,<br />
indem wir die Geschichte so erzählt haben, wie man es sonst nur von<br />
<strong>Film</strong>en und Serien kennt. Dass diese Art des Storytellings bei Europas<br />
größtem Naturfilmfestival mit einem Preis belohnt wird, ist eine schöne<br />
Bestätigung unserer Arbeit und eine große Freude.“ Partner bei der<br />
Produktion waren ARTE, National Geographic und der NDR.<br />
Die dritte ausgezeichnete Produktion war „Galapagos – Die Macht des<br />
Meeres“, die als „Bester Meeresfilm“ prämiert wurde. Der erste von<br />
zwei Teilen über die Insel, auf der einst Charles Darwins Evolutionstheorie<br />
entstand, zeigt, wie die Kreuzung zweier mächtiger Meeresströmungen<br />
eine Welt erschaffen hat, auf der Pinguine und Korallen<br />
nebeneinander leben können, auf der<br />
Jahreszeiten direkt am Äquator existieren und das Meer über Leben<br />
und Tod entscheidet. Die Serie wurde als Koproduktion von Blue<br />
Planet <strong>Film</strong>, NDR Naturfilm und Terra Mater Factual Studios realisiert.<br />
Das prestigeträchtige deutsche Green Screen Festival fand zum zwölften<br />
Mal in Eckernförde/Schleswig-Holstein statt. Über 200<br />
<strong>Film</strong>emacher aus der ganzen Welt reichten 309 <strong>Film</strong>e ein, die<br />
sowohl die faszinierenden Seiten der Natur zeigen, als auch kritische<br />
Themen wie die Gefährdung der Umwelt und Artenschutz beleuchten.<br />
Mit rund 20.0000 verkauften Tickets konnte das Festival einen<br />
neuen Besucherrekord erzielen und gilt als das größte Naturfilmfestival<br />
Europas.<br />
Fast gleichzeitig erhielt Terra Mater Factual Studios aus London eine<br />
prestigeträchtige Nominierung beim britischen Grierson Documentary<br />
Award. Für die Dokumentation „Die Superkolonie - Waldameisen ganz<br />
groß“ versucht der legendäre Naturfilmer Sir David Attenborough<br />
der Frage auf den Grund zu gehen, ob wir Menschen von den wenige<br />
Millimeter großen Ameisen etwas lernen können.<br />
49
media<br />
„Immer einen halben Schritt<br />
voraus“<br />
Mit der Dokumentation „Wiener Nächte“ startete die ORF-TV-Kultur in den Herbst. Was die derzeitige<br />
Wiener Szene so interessant macht und welche Anforderungen er an sein Team stellt, berichtet ORF-TV-Kulturchef<br />
Martin Traxl im FSM-Interview.<br />
Fotos © ORF<br />
Martin Traxl<br />
Was für eine Ehre: Szenetypen<br />
wie Voodoo Jürgens<br />
oder Sibylle Kefer<br />
werden in der Dokumentation<br />
„Wiener Nächte“<br />
gefeatured. Hat die<br />
Popkultur die Hochkultur<br />
im TV abgelöst?<br />
MARTIN TRAXL: Wir versuchen<br />
allen Genres und Gattungen<br />
gleichermaßen gerecht<br />
zu werden, aber diese<br />
Dokumentation hat sich<br />
aufgrund der rasanten Entwicklung im Musikbereich<br />
geradezu aufgedrängt. „Wiener Nächte“ ist auf<br />
Augenhöhe mit den Künstlerinnen und Künstlern,<br />
fast alle kommen vor, Galionsfigur ist der brillante,<br />
poetische, leicht subversive Ernst Molden als heimlicher<br />
Kapellmeister der Wiener Szene. Aber um auf<br />
Ihre Frage zurück zu kommen: wir forcieren Popkultur<br />
schon sehr lange, insbesondere in der ZiB24<br />
haben wir sehr viele Konzert- und <strong>Film</strong>berichte. Freitags<br />
haben wir mit den Empfehlungen von Künstlern<br />
eine sehr erfolgreiche Rubrik in der ZiB 24, die<br />
mit eigener Ästhetik überzeugt. Im kulturMontag<br />
könnte es mehr sein, aber es kommt immer darauf<br />
an, ob es genügend interessante Geschichten gibt.<br />
Man könnte immer wieder einzelne Künstlerportraits<br />
machen, aber mein Anspruch ist es, das kulturelle<br />
Geschehen in all seinen Facetten abzubilden,<br />
das kann historisch, gesellschaftspolitisch, visionär<br />
sein – in jedem Fall breitgefächert.<br />
Um den Stellenwert der ORF-TV-Kultur einordnen<br />
zu können, verraten Sie ein paar Fakten zu<br />
Ihrer Arbeit, wieviele MitarbeiterInnen etc.?<br />
TRAXL: Die gesamte Abteilung umfasst an die 70<br />
Personen, da sind aber auch Dokus sowie die Übertragungen<br />
der jährlichen Großereignisse aus dem<br />
Kulturbereich inkludiert. Rein journalistisch tätig<br />
sind in etwa 30 Personen, wobei wir jährlich allein<br />
für die aktuelle Kultur ca 2.000 Berichte abliefern.<br />
Wir beginnen mit der ZiB um 9 Uhr bis zur ZiB 24, im<br />
Schnitt sind es 5-6 Beiträge pro Tag, die sich meist<br />
nicht wiederholen.<br />
Wer ist die Zielgruppe des kulturMontag?<br />
TRAXL: Die ist wahnsinnig heterogen und gleichzeitig<br />
sehr treu. Die genauen Zahlen der Medienforschung<br />
bekomme ich erst, aber bis dato sind wir in<br />
den Zahlen äußerst stabil, sogar leicht steigend.<br />
Woran liegt es?<br />
TRAXL: Der kulturMontag bietet Berichterstattung<br />
über die wichtigsten kulturellen Ereignisse der<br />
Woche, spannende Talks mit populären und provokanten<br />
Zeitgenossen, intime Künstler-Porträts, feuilletonistische<br />
Betrachtungen und kulturpolitische<br />
Analysen. Wir schauen über den Tellerrand hinaus<br />
und das wird ganz offensichtlich honoriert. Dazu<br />
kommt, dass Kultur in Österreich einen sehr hohen<br />
Stellenwert besitzt. Neben dem inhaltlichen, versuchen<br />
wir im gestalterischen eine besondere Qualität<br />
an den Tag zu legen. Wir haben da einen großen Ehrgeiz<br />
und wollen immer state of the art sein. Es sind<br />
nicht nur die Themen, sondern eben die Form, dazu<br />
kommt, dass wir sehr in die Gesellschaftspolitik hineingegangen<br />
sind, da gerade Kulturschaffende<br />
Trends vorab spüren.<br />
Welche Strömungen liegen in der Luft?<br />
TRAXL: Der besprochene Boom des Wienerlieds<br />
oder zB. das große Thema Schönheit und Ästhetik.<br />
Wir haben daraus einen Schwerpunkt entwickelt,<br />
der sich aller Facetten dieser Begriffe annimmt.<br />
Oder die Magie der Museen, wie eine ab Dezember<br />
beginnende, achtteilige Reihe bei uns heißt.<br />
Darin führen berühmte Künstlerinnen und Künstler<br />
durch Weltmuseen, wie zB. Modemacherin Vivienne<br />
Westwood durch das Wiener KHM oder Opernsängerin<br />
JoyceDiDonato durch den Prado in Madrid.<br />
Geboten wird nicht weniger als ein emotionales,<br />
filmisches Kunsterlebnis. Die Entstehungsgeschichte<br />
dafür dauerte sehr lange, aber offenbar hat uns<br />
die Geduld geholfen und es wurde eine unglaublich<br />
interessante Produktion daraus.<br />
Wie finanzieren sich solche Megaprojekte bzw.<br />
wie ist das Verhältnis Eigen- zu Auftragsproduktionen?<br />
TRAXL: Beide Modelle sind aufgrund der finanziellen<br />
Rahmenbedingungen die Ausnahme, also<br />
setzen wir hauptsächlich auf Koproduktionen, wo<br />
der Produzent um Förderung ansucht und dann<br />
versuchen wir gemeinsam eine zweite TV-Anstalt<br />
an Bord zu holen oder wie im Falle der erwähnten<br />
Museumsreihe ist es eine deutsche Produktionsfir-<br />
50
media<br />
ma, die uns ganz besonders entgegen gekommen<br />
ist. Die deutschsprachigen Sender sowie arte sind<br />
unsere wichtigsten Koproduktionspartner, ohne die<br />
könnten wir vieles nicht machen.<br />
Und sogar das scheint in den Augen von<br />
300.000 ÖsterreicherInnen schon zu viel zu sein,<br />
wie man am soeben abgehandelten ORF-Volksbegehren<br />
sehen kann.<br />
TRAXL: Fakt ist, dass es bei einem solidarisch finanzierten<br />
Beitragsmodell immer auch einen gewissen<br />
Grad an Unzufriedenheit gibt. Auch mangelt<br />
es noch an Kenntnis in der Bevölkerung über die<br />
Verwendung der Gis-Gebühren. Die 320.000 Unterschriften<br />
entsprechen fünf Prozent der Wahlberechtigten<br />
bzw. fünf Prozent aller, die mindestens<br />
einmal pro Woche ein ORF-Angebot konsumieren.<br />
Trotzdem müssen wir diese Stimmen ernst nehmen,<br />
denn wir haben den Anspruch, allen Österreicher/<br />
innen etwas bieten zu können. Das hat auch die<br />
ORF-Publikumsbefragung vom Frühjahr gezeigt.<br />
Aktuell präsentieren wir in Spots, Inseraten und<br />
Magazinbeiträgen, welche Publikumswünsche der<br />
ORF bereits umsetzt. Auch die TV-Kultur trägt dazu<br />
bei: Wir fahren jährlich durch die Bundesländer und<br />
führen sehr viele, intensive Publikumsgespräche, da<br />
ich persönlich wissen möchte, was die Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer wollen bzw. was sie stört, das ist<br />
wichtig und befruchtend.<br />
Ist der ORF notwendig für Österreich?<br />
TRAXL: Er ist unverzichtbar! Das sieht zum Glück<br />
auch der Großteil der Österreicher/innen so. In immer<br />
unübersichtlicheren Zeiten sind unsere Verlässlichkeit<br />
und unsere Kompetenz ein unschätzbares<br />
Gut und Auftrag zugleich. Mit Sicherheit braucht es<br />
also einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk genauso<br />
wie im Printbereich Qualitätsblätter. Es ist ein guter<br />
Weg, dass wir mit anderen Medienhäusern Kooperationen<br />
eingehen und gemeinsam überlegen, wie<br />
man die Notwendigkeiten und Stärken einer pluralistischen<br />
Medienwelt aufrechterhält und fördert.<br />
Sie sind seit mehr als 10 Jahren Leiter der ORF-<br />
TV-Kultur, sind Sie beruflich damit am Plafond<br />
angelangt?<br />
TRAXL: Wenn man im Kulturbereich tätig ist, kann<br />
ich mir nichts Schöneres vorstellen, jedoch überprüfe<br />
ich immer wieder, ob ich noch firm und fit für<br />
das heutige Geschehen bin, denn nach 20 Jahren<br />
in einem Unternehmen kann sich Routine breitmachen.<br />
Ich versuche, durch die erwähnten Publikumsgespräche<br />
aber natürlich vor allem durch<br />
Feedback meines Teams bzw. von Kollegen und<br />
Gesprächspartnern wach zu bleiben. Der Kulturbegriff<br />
– um wieder an den Anfang unseres Interviews<br />
zurückzukommen – hat sich unglaublich<br />
gewandelt. Als ich hier begonnen habe, war noch<br />
die respektvolle Sendung „Aus Burg und Oper“ das<br />
Highlight, jetzt berichten wir auch von dort, wenn<br />
es spannende Produktionen gibt, aber der Großteil<br />
unserer Themen ist eher abseits des sogenannten<br />
Kulturbürgertums zu finden.<br />
Ist die Zeit der sogenannten Großkritiker vorbei,<br />
braucht es keine Leitstimmen mehr?<br />
TRAXL: Mein Anspruch ist es, dass wir immer einen<br />
halben Schritt voraus sein müssen, damit uns die Zuseher<br />
spannend finden. Gerade, weil die Welt noch<br />
unübersichtlicher geworden ist, ist Einordnung und<br />
Orientierung eines unserer wesentlichen Goodies.<br />
Stärke und Schwäche des Internet ist es ja, dass man<br />
sich dort alles holen kann, profundes Wissen wie fake<br />
news. Ich sage immer zu meinem Team, dass es wichtig<br />
ist, seine eigene Meinung zu vertreten, durchaus<br />
subjektiv zu sein, wenn man die passenden Argumente<br />
hat. Es geht nicht um das Aburteilen, denn es<br />
ist nichts einfacher als einen Verriss zu machen, viel<br />
schwieriger ist es, ein gut formuliertes Lob abzugeben.<br />
Wir brauchen Kritiker, die kraft ihrer Kompetenz<br />
das Vertrauen haben und den Leuten sagen, was<br />
gut oder schlecht ist. In Zeiten der wirtschaftlichen<br />
Verunsicherung und des Wandels der Gesellschaft<br />
durch migrantische Bewegungen kommt der Kultur<br />
ein besonderer Stellenwert zu, indem sie Vorurteile<br />
hinterfrägt und Denkprozesse in Gang setzt. Ich bin<br />
dankbar, in diesem Land mit seiner reichen Kultur<br />
Vermittler sein zu dürfen, ich möchte das Publikum<br />
sensibilisieren, Fragen aufwerfen, die Antworten<br />
aber muss jeder für sich selbst finden.<br />
Spannende Inhalte, außergewöhnliche Schauwerte und<br />
seltene Einblicke bietet eine ganze Reihe neuer ORF-Kulturdokumentationen<br />
in diesem Herbst . Ausgestrahlt werden<br />
die <strong>Film</strong>e, die als Eigen-, Auftrags- oder Koproduktionen<br />
entstanden sind bzw. sich derzeit noch in Herstellung befinden,<br />
vorwiegend auf den ORF-2-Sendeplätzen „matinee“,<br />
„kulturMontag“ und „dok<strong>Film</strong>“.<br />
Ausgewählte, kommende Highlights:<br />
Orte der Kindheit – Kristina Sprenger<br />
Orte der Kindheit – Harald Krassnitzer<br />
New European Songbook 2018 – War & Peace<br />
Der Geschmack Europas – Bregenzerwald<br />
Die Kinder von Zaatari<br />
Magie der Museen<br />
Brioni - Insel der Millionäre<br />
Kulturdoku mit Vodoo Jürgens &<br />
Der Nino aus Wien<br />
51
media<br />
BÜCHER, DVD & CO<br />
„Du wirst nie ein Künstler sein“<br />
Man weiß nicht, ob der Originaltitel „The Italian<br />
Teacher“ oder doch der durchtriebenere,<br />
aber leicht banale Titel „Die Gesichter“ passender<br />
zu diesem Schelmenroman aus der<br />
Kunstszene passt, Fakt ist, man verschlingt<br />
den neuen Roman von Bestsellerautor Tom<br />
Rachman in einem. Es geht um die Geschichte<br />
von Pinch, Lieblingssohn des gefeierten<br />
Malers Bear Bavinsky, der in einer Liga mit<br />
den besten seines Faches aus dem 20. Jahrhundert<br />
gehandelt wird. Aufgrund seiner<br />
vielen verschiedenen Frauen verlässt er auch<br />
die Mutter von Pinch als dieser 11 Jahre ist,<br />
wird aber von Pinch weiterhin vergöttert. Die Mutter fördert sein zeichnerisches<br />
Talent, der Vater wischt mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung dessen Ambitionen<br />
weg und so desillusioniert, beschließt er Kritiker zu werden. Auch dies<br />
gelingt nicht, aber was ihm gelingt ist solch ein Schelmenstück, dass man im<br />
Laufe des Buches immer überraschter von den zahllosen Wendungen, die die<br />
Geschichte nimmt, wird. Es ist eine Satire auf den Kunstbetrieb, eine Coming-of-<br />
Age-Geschichte, ein Vater-Sohn-Drama und eine Gesellschaftsanalyse in einem.<br />
Tom Rachman hat einen elektrisierenden und immer wieder auch nachdenklich<br />
stimmenden Roman geschrieben über das Streben nach Anerkennung – im Leben<br />
und in der Kunst.<br />
Tom Rachman: Die Gesichter (dtv)<br />
Blumen für die Frau Direktor<br />
Spätestens seit Joachim Meyerhoffs unübertroffene Erinnerungen an seinen Beginn<br />
als Schauspieler in der Provinz, haben diese oft sehr verdienstvollen Stadttheater<br />
einen etwas zweifelhaften Ruf. Und jetzt setzt die Schauspielerin/Regisseurin<br />
Adriana Altaras auch noch eines drauf: in ihrem neuesten Buch inszeniert<br />
sie „Die Entführungs aus dem Serail“ in einer deutschen Stadt, wo sie sich zwischen<br />
billiger Absteige, Aldi, Chinese und Probenraum<br />
bewegt. Aber es kommt noch heftiger, die<br />
aufdringliche Souffleuse Sissele will unbedingt etwas<br />
von ihr und zwar nicht weniger als die Zusammenbringung<br />
ihrer Familie. Sie sieht in der Jüdin<br />
Adriana eine Leidensverbundene und versucht mit<br />
deren Hilfe, ihre Verwandten, die nach dem zweiten<br />
Weltkrieg in alle Winde zerstreut wurden, zu<br />
finden. Mit hinreißender Tragikomik erzählt dieser<br />
Roman von den Absurditäten des Theateralltags<br />
(Bier für die Gewerke, individuelle Geschenke für<br />
die Solisten, Blumen für die Frau Direktor) und der<br />
abenteuerlichen Reise dieser beiden Frauen. Und gerade weil Altaras eine Alltagssprache<br />
schreibt, kommen einem die Grausamkeiten wie zB. Die Aufführung einer<br />
Kinderoper (Brundibär“ im „Künstler“-KZ Theresienstadt nochmals unglaublicher<br />
vor. Kleine Spitzen gegen Österreich („Wenn man in Österreich arbeitet braucht<br />
man einiges, vor allem gute Nerven“) Von einer unverhofften Familienzusammenführung<br />
und davon, wie sich unvergessliche Geschichten des 20. Jahrhunderts mit<br />
jenen der Nachgeborenen verbinden.<br />
Adriana Altaras: Die jüdische Souffleuse (KiWi)<br />
Eine Leidensstunde pro Tag<br />
Ein älteres Ehepaar aus Glasgow, Gerry und Stella Gilmore, fliegt für ein verlängertes<br />
Wochenende nach Amsterdam. Die kleine Reise soll die beiden aufmuntern, sie<br />
wollen die Stadt erkunden und etwas für ihre Ehe tun. Sie lieben sich noch, man<br />
kennt einander samt allen kleinen Fehlern – aber in den vier Tagen treten tiefe<br />
Risse in ihrer Beziehung zutage. Der irische<br />
Schriftsteller Bernard MacLaverty verwebt<br />
in dieser Ehenovelle offenbar viele Erlebnisse<br />
seines eigenen Lebens, so lässt er die<br />
beiden ebenfalls von Belfast nach Glasgow<br />
emigrieren, lässt sie vor der irischen Politik<br />
und Gewalt flüchten, Auswege findet die<br />
Frau im Glauben, der Mann im Alkohol,<br />
das Alter bringt Wehwehchen, aber mehr<br />
als eine Stunde Wehklagen am Tag darf<br />
dafür nicht verschwendet werden, Stella<br />
weiß alles und sorgt vor, ihm fehlt jegliche<br />
„Storyboarding-Fähigkeit“, er als Architekt<br />
arbeitet für die Ewigkeit, ihre Zeit vergeht<br />
im Alltagstrott und Amsterdam im Winter<br />
scheint keinen besonderen Reiz auszuüben (die Iren tun sich schwer mit den Beneluxländern,<br />
wenn man zB. an den <strong>Film</strong> „In Bruge“ denkt). Die Könnerschaft des<br />
Autors liegt in seinem überaus genauen Blick für Details, seiner Allgemeinbildung,<br />
seinen souveränen Perspektivenwechsel und seinen trockenen Dialogen. Und der<br />
Schluss wird nicht verraten.<br />
Bernard MacLaverty: Schnee in Amsterdam (C.H.Beck)<br />
Starker Tobak<br />
Wenn der Großvater seine Enkelin „Liebchen“<br />
nennt, dann wird sogar der 14-jährigen<br />
Turtle weich ums Herz und als LeserIn<br />
wird eieinem bewusst, wie wenig es es<br />
braucht, um das junge Mädchen emotional<br />
zu berühren. Sie hat kein leichtes Leben und<br />
will es doch nicht anders. Mit dem besitzergreifenden<br />
– in jeder Hinsicht - Vater Martin<br />
lebt sie sie in einem heruntergekommenen<br />
Haus in den Wäldern in Nordkalifornien, die<br />
Mutter ist bei einem Tauchunfall gestorben,<br />
die Lehrerin Anna bemüht sich zwar, ihr intellektuelles<br />
Selbstvertrauen zu stärken, aber wohl fühlt Turtle sich nur in der Natur<br />
und mit ihren Waffen. Am Morgen essen sie rohe Eier zum Frühstück, der Vater<br />
bringt sie mit abscheulicher Gewalt zu sportlichen Ertüchtigungen und abends<br />
putzt sie ihre Pistolen. Als sie einen Jungen aus der Schule besser kennenlernt,<br />
dreht sich etwas das Blatt. Es ist harter Tobak, den dieser junge Schriftsteller mit<br />
seinem Debüt vorlegt, Stephen King bezeichnet es sogar als absolutes Meisterwerk<br />
und da man während der spannenden Lektüre schon einen Horrorfilm vor<br />
sich sieht, kann es nicht lange dauern, bis Hollywood zuschlägt. Dieser Roman<br />
über ein junges Mädchen hat Amerikas Leserschaft überwältigt und gespalten.<br />
Denn Turtle Alveston, so verletzlich wie stark, ist eine der unvergesslichsten Heldinnen<br />
der zeitgenössischen Literatur.<br />
Gabriel Tallent: Mein Ein und Alles (Penguin)<br />
52
media<br />
BÜCHER, DVD & CO<br />
10 Biere sind genug…<br />
für die Autoren Martin Schlosser & Max Goldt,<br />
konstatiert letzterer nach einem gemeinsamen<br />
Kneipenabend. Da ist der Held aus Gerhard<br />
Henschels epischer Autobiografie schon in Berlin<br />
gelandet und kann von seinen literarischen<br />
Ergüssen leben – oder zumindest darben. Das<br />
ist der erste große Unterschied zum vorherigen<br />
Buch (Arbeiterroman), wo er sich noch mit körperlicher<br />
Arbeit durchschlug. Geblieben sind<br />
die literarischen Helden Walter Kempowski,<br />
Karl Kraus, Eckhard Henscheid, das Spiegel-<br />
Abo, die Verehrung von Bob Dylan und die gnadenlose Entlarvung des Zeitgeists,<br />
anno 1990. Was hatte diese Zeit nicht alles zu bieten: Jonglierfestivals, Wiedervereinigungsfeier,<br />
Atheistenkongress, Tantra-Workshops und gleichzeitig das<br />
Aufkommen von vielen, verschiedenen, satirischen Printmedien, neben Titanic.<br />
Dadurch kommen vermehr Autoren wie der o.g. Max Goldt, Wiglaf Droste, Michael<br />
Rutschky oder Eugen Egner zu Wort und man lacht sich an deren feingeschliffenen<br />
Formulierungen halbtot. Neu ist auch, dass der Endzwanziger zu einem Womanizer<br />
mutiert und er kaum mehr Probleme hat, junge Frauen abzuschleppen. Aber es<br />
wäre nicht Martin Schlosser, wenn sie ihn nicht bald darauf wieder verlassen würden.<br />
Und der belesene Autor findet bei Jacob Burckhardt ein geeignetes Zitat, um<br />
seine Erinnerungen ins bescheidene Licht zu rücken: „Jeder hält nämlich seine Zeit<br />
für die Erfüllung der Zeiten und nicht bloß für eine der vorübergehenden Wellen.“<br />
Gerhard Henschel: Erfolgsroman (Hoffmann & Campe)<br />
Nadeche bleibt hängen<br />
Hier trifft der Terminus vom kongenialen<br />
Duo wirklich zusammen: Timur Vermes &<br />
Christoph Maria Herbst, der eine schreibt<br />
und der andere liest. Der neue Roman des<br />
Bestsellerautors ist eine Gesellschaftssatire<br />
bei der niemand ungeschoren davon<br />
kommt. Es beginnt ganz harmlos, die Figuren<br />
werden peu à peu in die Geschichte eingeführt, man kichert ein wenig mit,<br />
dann geht er los der große Flüchtlingszug, man wird hineingesogen, weil man<br />
unbedingt wissen will, wie der Marsch der 400.000 auf Deutschland zu endet und<br />
zum Schluss packt einem noch das Grauen. Vermes hat gründlich recherchiert,<br />
sei es im Medienmilieu, das sein besonderes Steckenpferd zu sein scheint, in<br />
der deutschen Innenpolitik, aber auch in den Strukturen von Flüchtlingslagern.<br />
So amüsant vor allem die Passagen um die deutsche Starmoderatorin Nadeche<br />
Hackenbusch und ihre gesamte Entourage sind, so ernsthaft werden doch Fragen<br />
gestellt, in welchem Land man eigentlich leben will. Österreich, nur so nebstbei,<br />
kriegt für seine Abschottungspolitik ordentlich Fett ab. Aber nun zum ganz großen<br />
Highlight und das ist der Schauspieler Christoph Maria Herbst: was ihm gelingt, ist<br />
einfach überwältigend. Jeder einzelnen Person verleiht er durch seine Stimmfärbung<br />
eine unübertroffene Individualisierung, wie er Nadeche englisch sprechen<br />
lässt, wird kaum zu toppen sein, diese schrille Stimme kriegt man nicht mehr so<br />
leicht los. Das Ende mag unbefriedigend sein, weil zu polemisch bzw. tragisch,<br />
aber im Grunde möchte man eh nicht, dass Herbst zu lesen aufhört.<br />
Timur Vermes: Die Hungrigen und die Satten (Lübbe Audio)<br />
Gelesen von Christoph Maria Herbst<br />
Für Paris-LiebhaberInnen<br />
Der Nobelpreisträger Patrick Modiano bleibt sich auch in seinem aktuellen Buch<br />
treu: er lässt ein vergangenes Paris aufleben. Diesmal erinnert er sich an die Zeit,<br />
als er knapp vor dem Erwachsenwerden stand und mit vielen Nichtbürgerlichen<br />
seine Zeit verbrachte, denn der Vater trifft sich mit dubiosen Russen auf dem<br />
Schwarzmarkt, die Mutter spielt als Schauspielerin in Pigalle. Der Sohn, in Paris<br />
auf sich allein gestellt, verkehrt<br />
mit rätselhaften Frauen: Madeleine<br />
Peraud, eine Esoterikspezialistin,<br />
mit der er die Liebe zu<br />
bestimmten Büchern teilt, bietet<br />
ihm an, bei ihr einzuziehen. Madame<br />
Hubersen, die den heißen<br />
Sommertag schnapstrinkend im<br />
Café verbringt, soll er abends nach<br />
Hause bringen. Mit einer dritten,<br />
namenlosen, die in einer fremden<br />
Wohnung nachts einen Mann erschossen<br />
hat, wird er fliehen und ihr helfen, die Spuren zu verwischen. Gekonnt<br />
werden Traum und Wirklichkeit vermischt, Details rekonstruiert und wieder verwischt<br />
und man fühlt sich selbst in eine Zeit versetzt, die man nur aus Büchern<br />
und <strong>Film</strong>en kennt. Gelesen wird das vom frankophilen Frank Arnold, der dieses<br />
Namedropping ganz besonders charmant klingen lässt.<br />
Patrick Modiano: Schlafende Erinnerungen (Hörbuch Hamburg)<br />
Ein Guru wie aus dem <strong>Film</strong><br />
Anfänglich ist es für ÖsterreicherInnen ein wenig schwer zu verstehen, wenn die<br />
jungen Ossies sich gegenseitig anpflaumen, aber authentisch wirkt es in jedem<br />
Fall. Das Drama Kruso erzählt von der Utopie der Freiheit, die eine kleine Gruppe<br />
von Aussteigern 1989 im letzten Sommer vor dem Zusammenbruch der DDR zu<br />
leben versucht. Die Insel Hiddensee ist Grenzgebiet der DDR. Mit Dänemark in<br />
Sichtweite stranden dort jeden Sommer scharenweise junge Systemüberdrüssige<br />
und -flüchtlinge. Auch Ed sieht für sich keine Zukunft in der Republik und<br />
ist kurz davor, die gefährliche Flucht<br />
über die Ostsee zu riskieren. Doch<br />
dann trifft er auf Kruso, der schon<br />
lange auf der Insel lebt und so etwas<br />
wie der Guru für alle anderen ist,<br />
wenn er mit seinem blonden Bart<br />
am Strand entlangstreift, hat er fast<br />
etwas Jesus-ähnliches.<br />
Als Zuschauer ist man froh, dass man<br />
weiß, dass es sich um den letzten<br />
DDR-Sommer handelte und die Menschen,<br />
die man im <strong>Film</strong> sieht, nicht<br />
mehr die gefährliche Flucht antreten<br />
müssen.<br />
Kruso basiert auf dem gleichnamigen<br />
Erfolgsroman von Lutz Seiler, der 2014 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet<br />
wurde, in den beiden Hauptrollen überzeugen Albrecht Schuch als<br />
Kruso und Jonathan Berlin.<br />
Kruso: (Universum) R: Thomas Stuber<br />
53
media<br />
BÜCHER, DVD & CO<br />
Gekonnte Verfilmung vom Altmeister<br />
Einen Bestseller zu verfilmen ist immer ein Wagnis, viel zu viele Menschen<br />
haben sich schon nach der Lektüre ihr eigenes Bild gemacht. Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass Regisseur Roman Polanski mit 83 Jahren auch nicht mehr<br />
der Jüngste ist und ob er sich noch<br />
in die Psyche zweier Frauen „in den<br />
besten Jahren“ hineinversetzen kann,<br />
war ein Wagnis. Zum Glück stand ihm<br />
Olivier Assayas („Personal Shopper“)<br />
als Drehbuchautor zur Seite und mit<br />
den beiden französischen Charakterdarstellerinnen<br />
Emmanuelle Seigner<br />
(„Venus im Pelz“) und Eva Green<br />
(„Casino Royale“) zwei erstklassige<br />
Schauspielerinnen vor der Kamera.<br />
Die Verfilmung „Nach einer wahren<br />
Geschichte“ des gleichnamigen<br />
Bestsellers von Delphine de Vigan ist ein hintersinniges Spiel um Macht und<br />
Identität, um Wahrheit und Fiktion - ein großartiges Pas de Deux. Man ahnt<br />
natürlich in welche Richtung sich der <strong>Film</strong> entwickeln wird, aber sein bevorzugtes<br />
Genre, das subtile Kammerspiel mit Suspense beherrscht Polanski<br />
noch immer aus dem effeff.<br />
Nach einer wahren Geschichte (Studiocanal)<br />
Life goes on<br />
Wenn jetzt die trüben Tage kommen, ist es umso schöner, sich einen gemütlichen<br />
DVD-Abend zu machen, wahlweise mit französischen <strong>Film</strong>en. Unbedingt<br />
dabei sein sollte der <strong>Film</strong> „Madame Aurora…“, der jegliche depressive Gedanken<br />
sogleich verdrängt. Die Geschichte um die sehr jung wirkende 50-jährige<br />
Frau Aurora hat trotz aller Alltagsprobleme denselben Reiz wie Hugh Grant<br />
<strong>Film</strong>e. Sie sind nett anzuschauen, haben eine schwungvolle Handlung, spritzige<br />
Dialoge und spielen meist in wundervollen Landschaften.<br />
In diesem Fall an der sonnigen<br />
Atlantikküste im hübschen<br />
Hafenort La Rochelle, wo die<br />
Mutter zweiter Töchter und<br />
bald auch Großmutter, einen<br />
fürchterlichen Chef hat, arbeitslos<br />
wird, vergeblich ihre<br />
Jugendliebe zu treffen versucht,<br />
unter Wallungen leidet<br />
und sich trotzdem nicht unterkriegen<br />
lässt. Dazwischen<br />
wird viel gesungen, alte Kassetten<br />
hervorgeholt und mit<br />
der Freundin ganz witzige<br />
Scherze durchgezogen. Die<br />
Schauspielerin Agnès Jaoui<br />
hat eine so überbordernde Ausstrahlung (und eine wahnsinnige Ähnlichkeit<br />
mit Martina Gedeck) dass man ihr bei allem zuschauen könnte. Die Werbezielgruppe<br />
14-49 wird mit diesem <strong>Film</strong> ganz locker weggewischt - live goes on!<br />
Madame Aurora und der Duft von Frühling (Tiberius),<br />
R: Blandine Lenoir<br />
SOUNDMOBIL<br />
KIA STINGER GT-LINE<br />
Eines ist gewiss: mit dem Kia Stinger erzeugt man sehr, sehr hohe Aufmerksamkeit.<br />
Die wirklich formschöne Sport-Limousine - 4,83 Meter lang, 1,87 Meter breit und<br />
1,40 Meter flach – beeindruckt mit auffälligen LED-Scheinwerfern, einem Coupéartigen<br />
Karosserie-Aufbau mit anständiger Heckklappe und mit der mächtigen<br />
Doppelrohrauspuffanlage und dem Heckdiffusor als Abschluss. Gleichzeitig wirkt<br />
der Stinger aber hoch elegant und für sein bemerkenswertes Innenleben geradezu<br />
dezent. Stinger leitet sich vom englischen sting für Stachel ab und dieses Kia-<br />
Modell könnte sich zu einem eben solchen für die in diesem Segment etablierten<br />
Audi A5 Sportback oder BMW 4er Grand Coupé entwickeln. Denn der Kia Stinger<br />
weist etliche bemerkenswerte Features auf. Das hier getestete 2.0 T-GDI-Modell<br />
leistet 255 PS und bringt mit vier unterschiedlichen Fahr-Modi (eco, comfort, sport,<br />
sport+) per Knopfdruck höchste Fahrfreude für jedweden Anlass. Die Acht-Stufen-<br />
Automatik treibt den Stinger gefühlvoll und vor allem sportlich-flott voran. Auch<br />
auf den deutschen Autobahnen sahen die Verkehrsteilnehmer bei unserer Testfahrt<br />
zumeist nur kurz die Front mit dem Kia-“Tiger-Nose“-Grill und wesentlich länger<br />
das Heck mit den fetten<br />
Doppel-Endrohren. Im Innenraum<br />
bieten die Koreaner<br />
eine Vielzahl an Bequemlichkeit,<br />
ohne unnötigen Schnick-<br />
Schnack, alle Funktionen<br />
sind in bester Griffweite und<br />
extrem handlich angeordnet.<br />
Das serienmäßige Head-Up-<br />
Display wirft alle Infos bestens<br />
ablesbar auf die Windschutzscheibe. Der Stinger ist mit allen erdenklichen<br />
technischen Features ausgestattet, die hier aufzuzählen den Rahmen sprengen<br />
würde. Sensationell: das 720 Watt starke Harman Kardo Premium <strong>Sound</strong>system<br />
mit 15 Lautsprechern, darunter der erste Subwoofer von Kia, der unter dem Fahrerund<br />
Beifahrersitz angebracht ist. Man muss sich entscheiden: Klangerlebnis auf<br />
höchstem Niveau oder das satte Motorengeräusch bei der sportlichen Beschleunigung<br />
von 6 Sekunden von Null auf Hundert. Kia bietet mit dem Stinger (auch als<br />
2.2 CRDi (200 PS), 2.0 und 3.3 T-GDI V6 (370 PS) erhältlich) eine echte Alternative<br />
zu den deutlich teureren Konkurrenten etwa aus Deutschland. Unschlagbar ohnedies:<br />
die sieben Jahre Herstellergarantie bei maximal 150.000 km.<br />
255 PS, Verbrauch 8,3 L, Höchstgeschwindigkeit 240 km/h<br />
Beschleunigung: 6,0 (0-100 km/h)<br />
Preis: ab 44.090.- Euro (inkl. aller Steuern)<br />
54
dates<br />
KYLIE MINOGUE<br />
14.11., Wien,<br />
Gasometer<br />
CRO<br />
Mit dem Release von<br />
„tru.“ schreibt Cro<br />
ein weiteres Kapitel<br />
seiner Erfolgsstory<br />
und kommt nach dem<br />
„Sold Out“ der dazugehörigen<br />
Clubtour<br />
jetzt auch auf große<br />
Hallentour!<br />
15.11., Wien,<br />
Stadthalle<br />
HÄMATOM<br />
Während die Welt im Umbruch ist, werden Stimmen<br />
laut, die gegen alle Werte der Menschlichkeit hetzen.<br />
Stimmen, die nach Mauern und Zäunen schreien.<br />
Doch sie ahnen<br />
ja nicht, was sie<br />
damit eigentlich<br />
herbeirufen<br />
und zum Leben<br />
erwecken: Eine<br />
zornige, hungrige<br />
Bestie. Die genau<br />
das verteidigt,<br />
was es um jeden<br />
Preis zu verteidigen gilt – unsere Freiheit, die Freiheit<br />
der Gedanken, des Wortes, der Kunst und der Liebe.<br />
„Bestie der Freiheit“ (Sony)<br />
15.+ 16.11., Graz, Explosiv, Kufstein, Kulturfabrik<br />
TOM ODELL<br />
„Jubilee Road“ (Sony)<br />
16.11., Wien, Gasometer<br />
20 JAHRE GEMÜSEORCHESTER<br />
Die legendäre Wiener Musikinstitution mit den kurzlebigsten<br />
Instrumenten feiert ein Wochenende lang im<br />
Semperdepot ihre bereits 20-jährige Haltbarkeit. Erster<br />
Teil: Das Jubiläumskonzert des gesamten Orchesters<br />
samt obligatorischer Gemüsesuppe zum Abschluss.<br />
Zweiter Teil: Die im Gemüseorchester versammelten<br />
Allstars der Wiener Elektronik- und Improvisationsszene<br />
präsentieren verschiedenste Solos, Ensembles und<br />
Side-Projects aus ihren Reihen.<br />
17.11., Wien, Semperdepot<br />
KETTCAR<br />
17.11., Wien, Gasometer<br />
THE GARDENER & THE TREE<br />
Das Debüt-Album von The Gardener & The Tree überzeugt<br />
mit Facettenreichtum, gibt Songs einer langen<br />
Bandgeschichte wieder und zeigt Bilder der Zukunft.<br />
69591, LAXÅ (Universal), 17.11., Wien, Chelsea<br />
THE BOSSHOSS VS. SEILER&SPEER<br />
17.11., Wien, Marx Halle<br />
CHICK COREA<br />
Der Pianist, der mit Miles Davis die Fusion erfand, der<br />
mit Kompositionen wie «Spain» dem Jazz eine lebendige<br />
neue Latin-Richtung gab und der stets brillant<br />
zwischen akustischer und elektrischer Instrumentation<br />
wechselte, hat bereits 22 Grammys gewonnen – so<br />
viele wie kein anderer Jazzer, besinnt sich auf seine<br />
Wurzeln und kehr zum Solospiel zurück. Es gibt den<br />
Tastenkünstler live & unplugged.<br />
18.11., Wien, Konzerthaus<br />
257ERS<br />
So wie Yung Hurn der Donaustadt frönt, haben sich<br />
diese beiden Spaßhiphopper ihren Namen aus der PLZ<br />
ihres Heimatorts - 45257 Essen Kupferdreh entliehen.<br />
Mit ihrer berühmt-berüchtigten Live-Show haben die<br />
Essener jede Halle von Deutschland bis nach Österreich<br />
und in die Schweiz abgerissen, sich eine sektenähnliche<br />
Anhängerschaft von »Mutanten«erspielt, die<br />
Jugendsprache durch Begrifflichkeiten wie »Akk!« und<br />
»Abgehn!« geprägt und Ende 2014 mit ihrem Album<br />
»Boomshakkalakka« die Chartspitze erklommen.<br />
Seither gehts bergauf!<br />
18.11., Wien, Gasometer<br />
KATIE MELUA<br />
Die Britin mit<br />
georgischen<br />
Wurzeln<br />
kommt zu ihren<br />
aktuellen Konzerten<br />
mit dem<br />
großartigen Gori<br />
Women’s Choir,<br />
der sich um den<br />
mehrstimmigen,<br />
georgischen<br />
Gesang verdient<br />
gemacht hat.<br />
Vom feinsten<br />
Pianissimo bis<br />
zum lautesten<br />
Fortissimo hört man die spezielle Technik der Sängerinnen<br />
mit ihrem schwebenden Klang und dazu die<br />
wundervolle Katie.<br />
„In Winter“<br />
18.+19.11., Bregenz, Festspielhaus, Wien,<br />
Stadthalle<br />
TOM WALKER<br />
Der in Glasgow geborene und in Manchester<br />
aufgewachsene Singer-Songwriter startet mit seiner<br />
aktuellen Single „Leave A Light On“ gerade weltweit<br />
durch.<br />
19.11., Wien, Ottakringer Brauerei<br />
GODSMACK<br />
Ob die US-Rocker auf ihren eigenen Legendenstatus<br />
mit dem Albumtitel anspielen? Fakt ist, sie sind auf<br />
Scheibe etwas zurückhaltender, live wird sicherlich<br />
wieder die volle Power rausgelassen.<br />
„When Legends rise“ (Universal)<br />
20.11., Wien, Arena<br />
DITA VON TEESE<br />
Die USamerikanische<br />
Tänzerin und<br />
Schauspielerin<br />
Dita von Teese ist<br />
der größte Star<br />
des sogenannten<br />
„New Burlesque“,<br />
einer kunstvollen<br />
und glamourösen<br />
Variante des erotischen<br />
Tanzes.<br />
Ab 16 Jahre!<br />
20.11., Wien,<br />
Stadthalle<br />
GRIGORI LEPS<br />
Grigori Leps ist seit Jahren unbestrittener Superstar<br />
der russischen Rock-Szene und wird auch gerne als der<br />
„Russische Joe Cocker“ bezeichnet.<br />
21.11., Wien, Stadthalle<br />
SLAYER<br />
Die kalifornischen Metaller hauen einmal noch drauf,<br />
packen noch einmal den Hammer aus und haben mit<br />
„Lamb of God“, „Anthrax“ und „ Obituary“ ein wahrlich<br />
unfassbares Line Up am Start.<br />
23.11., Wien, Stadthalle<br />
55
dates<br />
CLUESO<br />
Der sympathische Deutsche reist mit wenig, die Gitarre<br />
und Notizblock sind aber immer dabei, denn gerade<br />
beim sich Treiben lassen kommen dem Popmusiker die<br />
besten Ideen. Resultat ist ein überaus zurückgenommenes<br />
Album, mit vielen interessanten Gedanken und<br />
einer doch recht musikalischen Vielfalt.<br />
„Handgepäck“ (Universal)<br />
24.1+ 25.11., Wien, Arena, Graz, Orpheus<br />
BRYAN ADAMS<br />
Die Idee seines aktuellen „Best Of“-Albums ist es,<br />
den umfangreichen Backkatalog des kanadischen<br />
Gitarristen & Sänger, der immerhin 13 Studioalben, 5<br />
Livealben, 5 Compilations und über 75 Singles umfasst,<br />
auf 21 Tracks herunterzudampfen, die den Kern der<br />
gefeierten Karriere des Hitmusikers erfassen.<br />
„Best Of“ (Universal)<br />
18.11.+25.11.,Graz, Stadthalle Salzburg<br />
DIE SCHLAGERNACHT DES JAHRES<br />
Alte Bekannte wie Semino Rossi, DJ Ötzi , Nik P treffen<br />
auf den Nachwuchs.<br />
25.11., Wien, Stadthalle<br />
ALEX CARE<br />
Die Seele existiert direkt unter der Oberfläche. Zieht<br />
man die einzelnen Schichten zurück und entfernt das<br />
Drumherum, zeigt sie sich in ihrer pursten Form. Ob nur<br />
mit Akustikgitarre oder mitreißender elektronischen<br />
Orchestrierung – der mit einem BRIT Award ausgezeichnete<br />
Brite Alex Clare, der inzwischen in Jerusalem<br />
lebt, transportiert dieselbe Leidenschaft, Tapferkeit<br />
und Kraft. Mit seinem ersten akustischen Album „Three<br />
Days At Greenmount“ bringt er die Favoriten seiner drei<br />
Vorgänger-Studioalben und ein Cover von Bill Withers<br />
„Hope She’ll Be Happier“ auf die Bühne, während er<br />
seiner Stimme noch mehr Kraft verleiht.<br />
27.11. Wien, Wuk<br />
FLUT<br />
Angefangen hat alles mit einem tragbaren VHS-<br />
Rekorder und der audiovisuellen Obsession der 5<br />
Jungs mit der bunten, aber auch dreckigen Ästhetik<br />
der 1980er Jahre. Sie gründeten die Musikgruppe Flut,<br />
zogen nach Wien und veröffentlichten ihre Debüt-EP<br />
Nachtschicht. Auf den großen und kleinen Bühnen im<br />
deutschen Sprachraum und dem Asphalt dazwischen<br />
hat die Band im letzten Jahr ihren <strong>Sound</strong> geschliffen,<br />
der zwischen Synthesizer-Minimalismus und bombastischem<br />
Stadionrock abwechselt.<br />
28.11., Wien, Wuk<br />
HOT PANTS ROAD CLUB<br />
Wenn es eine Band mehr als 25 Jahre gibt, kommt es<br />
zwangsläufig zu Veränderungen, beim HPRC führte<br />
der frische Wind, der durch die Jugend der neuen<br />
Bandmitglieder Einzug gefunden hat, zu einem Update<br />
in Sachen Club-Groove.<br />
30.11., Wien, Wuk<br />
BOSSE<br />
Der Braunschweiger strotzt vor frischen musikalischen<br />
Ideen, unnachahmlichem Wortwitz und bemerkenswerter<br />
Tiefenschärfe in seinem Blick auf die Dinge<br />
und macht daraus deutschsprachige Popmusik. Er<br />
wirbelt auf. Künstlerisch, thematisch, emotional.<br />
Mit Hüftschwung und Haltung. Mit Leichtigkeit und<br />
Bodenhaftung.<br />
„Alles ist jetzt“ (Universal)<br />
20.11.+1.12., Salzburg, Rockhouse, Wien, Wuk<br />
YUNG HURN<br />
Yung Hurn wird seit seinen ersten musikalischen<br />
Ausrufezeichen eine ganze Menge zugeschrieben. Er ist<br />
(u.a.) Punk, Dadaist, Avantgardist, Stilikone, oder auch:<br />
»krank offiziell«! Selbstverständlich ist all das wahr.<br />
Yung Hurn ein Star wider Willen. Einer, der sich den<br />
Gesetzmäßigkeiten der HipHop-Welt verweigert und<br />
gerade deshalb Künstler aller Couleur, Schriftsteller<br />
oder Modemacher anspricht, die in ihm einen Dadaisten<br />
für’s 21. Jahrhundert sehen. Und natürlich die Tausenden<br />
Fans, die ihn zu einem Youtube-Star machten,<br />
von dem man wenig weiß. Journalisten beißen sich<br />
die Zähne an ihm aus, da er grundsätzlich Gespräche<br />
mit Medienvertretern ablehnt. Heuer erschien erstmals<br />
ein ganzes Album, das er seinem Heimatbezirk der<br />
Donaustadt widmete: 1220. Ein Debüt, obwohl er in<br />
den wenigen Jahren seiner Präsenz schon etliche Hits<br />
hatte wie zB : Nein, Opernsänger, Bianco<br />
Gemeinsam mit DJ Stickle als ausführendem Produzenten<br />
sind für 1220 14 Ohrwürmer voller lyrischer Perlen<br />
zwischen Nonsens und großer Kunst entstanden und<br />
als Featuregast tritt Freund Jonny 5 auf.<br />
1.+2.12., Linz, Brucknerhaus, Wien, Gasometer<br />
CONCHITA<br />
Wenn sich wer mit Hildegard Knef messen kann, dann<br />
ist es Conchita und so sagt sie zB. über die Single<br />
„Für mich solls’s rote Rosen regnen“: „„Dieses Lied<br />
muss für Seelen geschrieben worden sein, die wie ich<br />
davon überzeugt sind, dass sie das Beste und Schönste<br />
bekommen sollten – weil das jedem zusteht. Dass<br />
Hildegard Knef schon zu damaligen Zeiten als Frau so<br />
öffentlich ‚ich habe alles verdient‘ gesagt hat, beeindruckt<br />
mich auch heute noch.” Taugt sich!<br />
„From<br />
Vienna with<br />
Love (Sony)<br />
2.-8.12,.<br />
Graz, Linz,<br />
Salzburg,<br />
Innsbruck,<br />
Wien<br />
56
dates<br />
4U: A SYMPHONIC CELEBRATION<br />
OF PRINCE<br />
Erstmalig wurde in enger Kooperation mit The Prince<br />
Estate eine symphonische Interpretation der besten<br />
und bekanntesten Prince Songs auf die Beine gestellt.<br />
Zusätzlich zum Orchester wird eine Band und eine<br />
Gruppe von Sängern seine Lieder spielen. Wer dann<br />
genau das Gegenteil hören möchte, soll sich das<br />
wahnsinnig intime Album zulegen.<br />
„Piano & A Microphone (Warner)<br />
4.12., Wien, Stadthalle<br />
5.+6. 12., Wien, Stadthalle<br />
PAUL<br />
MCCARTNEY<br />
Die Legende ist zurück<br />
und präsentiert<br />
sich auf dem neuen<br />
Album flockiger<br />
denn je. Er kann noch<br />
immer alles ob gefühlvolle<br />
Ballade oder<br />
Power-Rock und ganz<br />
offensichtlich hält ihn<br />
die Musik jung.<br />
„Egypt Station“<br />
(Universal)<br />
BOCK AUF KULTUR<br />
„Wir treten auf, solange Flüchtlinge auf der Straße<br />
stehen!“ Das Wir sind beim legendären Bock auf Kultur<br />
2018 folgende Bands: Buben im Pelu, Onk Lou (solo),<br />
Paenda und Lausch.<br />
6.12., Wien, Wuk<br />
BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE<br />
„Panikherz“ war eine<br />
Reise ins Innere des<br />
Ichs. Nun geht es in<br />
die andere Richtung:<br />
nach draußen, zu<br />
den anderen. Mit<br />
Boris Becker schaut<br />
er in Wimbledon das<br />
berühmte Finale von<br />
Wimbledon. Mit Helmut<br />
Dietl scheitert<br />
er in Berlin wegen<br />
Berlin an Berlin. Dem Freund Christian Ulmen schaut<br />
er zu bei der Verwandlung in „Christian Ulmen“. Mit<br />
Ferdinand von Schirach schweigt er in der Schreibklausur<br />
über das Schreiben. Remix 1 war gut. Remix 2 war<br />
besser. Remix 3 toppt alles.<br />
7.12., Wien, Wuk<br />
MADELEINE PEYROUX<br />
Natürlich sind die<br />
Geschichten, die die<br />
Sängerin vorträgt<br />
auch interessant zum<br />
Lauschen, aber im<br />
Grunde geht es um<br />
ihre eindringliche<br />
Stimme und die<br />
jazzigen Melodien.<br />
„Anthem“<br />
(Universal)<br />
8.12. Wien, Porgy<br />
DER HERR DER RINGE<br />
Seit Tolkien sein dreiteiliges Epos im Jahr 1954<br />
veröffentlichte, hat „Der Herr der Ringe“ Millionen<br />
LeserInnen beeindruckt und in die Welt von Mittelerde<br />
entführt. 2001 kam „Der Herr der Ringe“ endlich in<br />
einer atemberaubenden Verfilmung in die Kinos, als<br />
größte und aufwändigste <strong>Film</strong>produktion aller Zeiten.<br />
<strong>Film</strong>musik-Komponist Howard Shore gestaltete dazu<br />
ein voll durchkomponiertes Oscar- und Grammyprämiertes<br />
musikalisches Werk, das die Handlung mit<br />
emotionalen, komplex verwobenen Themen begleitet<br />
und jeder Kultur in Mittelerde eigene Motive zuweist.<br />
Grund genug, um diese wunderbare Musik live zum<br />
<strong>Film</strong> zu erleben!<br />
8.12., Wien, Stadthalle<br />
SNOW PATROL<br />
Nach 7 Jahren Pause kommen die britischen Alternativerocker<br />
mit neuem Studioalbum und alter Kraft<br />
zurück.<br />
„Wildness“ (Universal), 9.12., Wien, Gasometer<br />
IAN ANDERSON PRESENTS JETHRO TULL<br />
10.12., Wien, Stadthalle<br />
SIMON LEWIS<br />
Sein Debütalbum präsentiert der Wiener, der als Straßensänger<br />
entdeckt wurde und man wird sich wieder<br />
glücklich schätzen,<br />
dass solche Perlen<br />
von den richtigen<br />
Leuten gehört und<br />
gefunden wurden.<br />
Das Album lässt<br />
sich am besten<br />
als eine Mischung<br />
aus „The Calling“,<br />
„Lifehouse“ und<br />
„James Morrison“<br />
beschreiben.<br />
Und dann diese<br />
verrauchte Stimme von Simon Lewis, die einen alles<br />
vergessen lässt, die einen in seinen Bann zieht und<br />
nicht wieder los lässt.<br />
„Pilot“ (Sony), 11.12., Wien, Wuk<br />
ANGELO KELLY & FAMILY<br />
Mit seiner Familie schaffte Angelo Kelly letztes Jahr,<br />
was viele für unmöglich hielten: Ein sensationelles<br />
Comeback! Jetzt wird ein neues Kapitel im spannenden<br />
Leben des gerade mal 36-jährigen Musikers geschrieben:<br />
„Irish Heart“ ist das neue Album von Angelo Kelly<br />
& Family.<br />
„Irish Heart“ (Universal)<br />
14.12., Wien, Stadthalle<br />
LEFT BOY<br />
Mehrere Jahre war es still um Left Boy, das Rap<br />
Wunderkind mit dem seltsamen und einmaligen<br />
<strong>Sound</strong>. Da liegen verschiedene Spekulationen nahe:<br />
Er hat sein Pulver verschossen, ihm fällt nichts mehr<br />
ein, Eintagsfliege, die Angst vor dem zweiten Album.<br />
Aber nichts davon stimmt. Left Boy hat nur einen<br />
kreativen, musikalischen Wechsel vollzogen und frönt<br />
als Ferdinand auf dem aktuellen Album good old Rock<br />
nach nach seinen eigenen Maßstäben. Natürlich ist das<br />
noch Pop, natürlich ist das noch Rap - aber vor allem ist<br />
das Rock. Nach Jahren des Samplewahnsinns und einer<br />
gesunden „Been there - done that“-Attitüde, beschloss<br />
Ferdinand weiter zu gehen und hat nach langer Suche<br />
plötzlich die Gitarre für sich entdeckt. Die Gitarre als<br />
neue Herausforderung - das älteste Instrument der<br />
Rockgeschichte, plötzlich als neues, freshes Tool.lassic<br />
Rock nach Art von AC/DC.<br />
„Ferdinand“ (Warner)<br />
15.12., Wien, Gasometer<br />
57
Beteiligung von Mitarbeiter_innen am Unternehmen – wirtschaftliche und steuerliche Überlegungen<br />
Zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die weibliche Form verwendet, die<br />
männliche ist selbstverständlich mitgemeint.<br />
Die Beteiligung von Mitarbeiterinnen am Unternehmen ist in Österreich eher die<br />
Ausnahme. Solche Modelle gibt es vorwiegend bei größeren Aktiengesellschaften.<br />
Doch auch bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung und Personengesellschaften<br />
besteht oft der Wunsch, für das Unternehmen wesentliche Mitarbeiterinnen<br />
am Unternehmen zu beteiligen. Häufig ist auch die Beteiligung am<br />
Unternehmen ein erster Schritt zu einer stufenweisen Übergabe. Oder bei einem<br />
wachsenden Unternehmen besteht Bedarf an weiteren unternehmerisch mitarbeitenden<br />
Partnerinnen.<br />
Soll eine neue Gesellschafterin am Unternehmen beteiligt werden, die bisher als<br />
Mitarbeiterin tätig war, sind eine Reihe von Aspekten zu prüfen. Zunächst ist zu<br />
überlegen, ob es eine „echte“ Beteiligung am Unternehmen sein soll oder nur eine<br />
Erfolgsbeteiligung.<br />
Erfolgsbeteiligung<br />
Bei der reinen Erfolgsbeteiligung bekommt die Mitarbeiterin einen vereinbarten<br />
Prozentsatz am Unternehmensgewinn oder auch am Gewinn von bestimmten<br />
Projekten, die die Mitarbeiterin betreut. Wichtig ist eine klare und für alle Betroffenen<br />
nachvollziehbare Formel. Soll beispielsweise eine Erfolgsbeteiligung für die<br />
ein Projekt – zum Beispiel eine <strong>Film</strong>produktion – leitende Mitarbeiterin vereinbart<br />
werden, ist genau zu klären, was als Gewinn des Projekts zu sehen ist. Sind<br />
Gemeinkosten vom Projekterfolg abzuziehen? In welcher Höhe?<br />
Derartige Erfolgsbeteiligungen sind steuerlich genauso Einkünfte aus nichtselbständiger<br />
Arbeit wie das Gehalt und werden entsprechend besteuert. Es fallen<br />
auch sämtliche Lohnnebenkosten dafür an.<br />
Kapitalbeteiligung<br />
Bei einer echten Kapitalbeteiligung ist die Mitarbeiterin nicht nur am Ergebnis<br />
beteiligt, sondern auch am Wert des Unternehmens – also beispielsweise im Fall<br />
eines Unternehmensverkaufs. Je nach Beteiligungshöhe kommen auch Mitspracherechte<br />
mehr oder weniger stark zum Tragen.<br />
Bei Beteiligung an einer GmbH unterliegen die Gewinnausschüttungen der Kapitalertragsteuer<br />
in Höhe von 27,5%. Unabhängig davon besteht das Dienstverhältnis<br />
weiter – nur bei einem Beteiligungsausmaß von mehr als 25% liegt steuerlich<br />
kein Dienstverhältnis mehr vor, sondern ist die Gesellschafterin selbständig.<br />
Bei Beteiligung an einer Personengesellschaft (OG oder KG) wird die bisherige<br />
Dienstnehmerin zur Mitunternehmerin und damit steuerlich selbständig.<br />
Bewertung der Gesellschaft<br />
Sollen Gesellschaftsanteile übertragen werden ist eine wesentliche Frage die Bewertung<br />
des Unternehmens. Und es ist zu überlegen, ob ein Kaufpreis gezahlt<br />
werden soll oder in welcher Form die Mitarbeiterin den Wert des Anteils begleicht.<br />
Wobei es leichter geschrieben als tatsächlich errechnet ist, wie hoch der Wert ist.<br />
Die betriebswirtschaftlichen Methoden zur Bewertung von Unternehmen sind<br />
zum einen recht aufwendig anzuwenden und damit sind entsprechende Gutachten<br />
teuer, zum anderen gibt es auch hier eine große Bandbreite an möglichen<br />
Ergebnissen. Denn der Wert des Unternehmens hängt wesentlich von den zukünftigen<br />
Gewinnen ab – und diese können naturgemäß nur geschätzt werden.<br />
Besteuerung der Anteilsübertragung<br />
Bei der Mitarbeiterbeteiligung sind steuerliche Aspekte sehr wichtig – denn bekommt<br />
eine Mitarbeiterin einen Anteil am Unternehmen, ohne dafür einen angemessenen<br />
Preis zu bezahlen, liegt ein sogenannter Vorteil aus dem Dienstverhältnis<br />
vor. Nur bis zu einem Wert von 3.000 Euro hat dies keine steuerlichen Folgen.<br />
Bei einem höheren zugewendeten Wert muss der Vorteil versteuert werden.<br />
Die Steuerbefreiung gilt nur für Anteile an Kapitalgesellschaften (nicht Personengesellschaften)<br />
und hat folgende Voraussetzungen:<br />
<br />
<br />
angeboten und<br />
Bei kleineren Unternehmen werden aber nicht mit der Gießkanne Beteiligungen<br />
verteilt, sondern wird ganz gezielt einer bestimmten Mitarbeitern der Einstieg als<br />
Gesellschafterin angeboten. Daher ist hier zu überlegen, ob eine Gruppe definierbar<br />
ist, die nur diese Person umfasst.<br />
Insgesamt ist bei Umsetzung einer Mitarbeiterbeteiligung eine Reihe an wirtschaftlichen,<br />
gesellschaftsrechtlichen und steuerlichen Fragen zu klären. Und nicht<br />
zuletzt müssen sich beide Seiten über ihre Wünsche und Vorstellungen klar werden.<br />
MMag. Petra Egger<br />
Wirtschaftsprüferin<br />
philippi@vinyl-music.at<br />
und Steuerberaterin<br />
www.steirer-mika.at<br />
58
59
60