Berliner Kurier 08.11.2018
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34 PANORAMA BERLINER KURIER, Donnerstag, 8. November 2018*<br />
Die Palette reicht vonfermentierten Sojabohnen aus Japan (gr.<br />
Foto) zur frittierten Tarantel –einer Spezialität aus Kambodscha.<br />
Nicht lesen,wenn Sie einen schwachen Magen haben<br />
So eklig kannEssensein<br />
Museum in Malmö zeigt ungewöhnliche Speisen, die ungenießbar scheinen und doch als Delikatesse gelten<br />
Malmö –Achtung, dieses Museum<br />
kann Würgereflexe auslösen.<br />
Denn im Disgusting Food<br />
Museum im schwedischen Malmö<br />
werden Speisen gezeigt, die<br />
alles andere als gewöhnlich sind.<br />
Hält der Magen den Anblick aus,<br />
darf auch probiert werden.<br />
Tote Mäuse auf dem Grund<br />
der Weinflasche aus China, stinkender<br />
Gammel-Hai aus Island,<br />
Maden-Käse aus Sardinien oder<br />
ein gekochter Bullenpenis sind<br />
nur einige Exponate, die gerade<br />
im ehemaligen Schlachthof der<br />
schwedischen Stadt Malmö ausgestellt<br />
sind. Die Schauträgt ihren<br />
Namen „Disgusting Food<br />
Museum“ offenbar wirklich<br />
nicht umsonst.<br />
Die meisten der 80 Exponate<br />
sind echt, werden regelmäßig<br />
frisch ausgestellt, man kann sie<br />
anfassen, riechen. So zum Beispiel<br />
den Surströmming –eine<br />
schwedische Spezialität, aber<br />
auch ein übelriechender eingelegter<br />
Hering.<br />
Besonders wagemutige Besucher<br />
können am Probiertisch<br />
zwischen frisch zubereiteten<br />
Ekligkeiten wählen. Das Interesse<br />
ist groß, für besonders wagemutige<br />
Besucher gibt esteils<br />
Szenenapplaus – auch wenn<br />
mancher Bissen dezent in der<br />
Spucktüte landet.<br />
Doch als einseitige kulinarische<br />
Freak-Show will Kurator<br />
Samuel West das Museum nicht<br />
verstanden wissen. Zu jedem<br />
Essen erfährt man auch etwas<br />
zu seinerGeschichteund seiner<br />
Herstellung. Etwa zum Schlangenschnaps<br />
Habushu aus Japan,<br />
für den die Schlange erst gekühlt,<br />
ausgenommen und zugenäht<br />
wird. Taut sie später im<br />
Wein auf, stirbt sie schnell in angriffslustiger<br />
Pose. Das Museum<br />
sei nicht nur eine Speisenschau,<br />
sondern auch eine Ausstellung<br />
Ein gekochter<br />
Bullenpenis ist eine<br />
der Attraktionen<br />
im Museum.<br />
menschlicher Grausamkeit, darüber<br />
sollten die Besucher nachdenken,<br />
sagt West, während er<br />
zwischen den Exponaten herumspringt<br />
und zum Riechen<br />
und Probieren animiert.<br />
Auch die Emotion<br />
des Ekels ansich will<br />
das Museum erklären.<br />
Besucher sollen sehen,<br />
dass Ekel in jedem Land anders<br />
ist, sagt West. Man mag das<br />
Essen, mit dem man groß wird.<br />
Was des einem Delikatesse ist,<br />
mag beim anderen allerdingszu<br />
heftigen Würgereaktionen führen.<br />
Eigentlich gut, denn würden<br />
alle die gleichen Speisen essen,<br />
gäbe es dieses Museum sicher<br />
nicht.<br />
Fotos: dpa