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Berliner Kurier 06.11.2018

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SPORT<br />

Sechs<br />

Jahrenach<br />

derSkandal-<br />

Relegation<br />

Pyro, Platzsturm,<br />

geklaute Eckfahnen,<br />

zerschnittener<br />

Rasen –das letzte Duell<br />

von Düsseldorf und<br />

Hertha BSC am 15. Mai<br />

2012 in der Relegation<br />

wird zum größten<br />

Skandal der jüngeren<br />

Bundesliga-Geschichte.<br />

Die Blau-Weißen<br />

steigen nach 1:2 und 2:2<br />

erst zehn Tage später<br />

am Grünen Tisch in die<br />

2. Liga ab. Sechseinhalb<br />

Jahre danach<br />

gibt’s das Wiedersehen.<br />

Der KURIER rollt<br />

den Fall mit allen Beteiligten<br />

noch mal auf.<br />

BUNDESLIGA<br />

Hannover–Wolfsburg ••••••••••••••<br />

Fr., 20.30<br />

Hoffenheim–Augsburg ••••••••••••<br />

Sa., 15.30<br />

Bremen–Gladbach •••••••••••••••••<br />

Sa., 15.30<br />

Freiburg–Mainz •••••••••••••••••••••<br />

Sa., 15.30<br />

Düsseldorf–Hertha BSC ••••••••••<br />

Sa., 15.30<br />

Nürnberg–Stuttgart • ••••••••••••••<br />

Sa., 15.30<br />

Dortmund–FC Bayern •••••••••••••<br />

Sa., 18.30<br />

Leipzig–Leverkusen • ••••••••••••••<br />

So., 15.30<br />

Frankfurt–Schalke • •••••••••••••••<br />

So., 18.00<br />

1. Dortmund 10 30:10 24<br />

2. Gladbach 10 23:12 20<br />

3. FC Bayern 10 18:11 20<br />

4. Leipzig 10 19:9 19<br />

5. Frankfurt 10 23:13 17<br />

6. Bremen 10 18:16 17<br />

7. Hoffenheim 10 22:14 16<br />

8. Hertha BSC 10 15:13 16<br />

9. Augsburg 10 18:16 13<br />

10. Freiburg 10 14:16 13<br />

11. Wolfsburg 10 14:15 12<br />

12. Mainz 10 7:11 12<br />

13. Leverkusen 10 16:21 11<br />

14. Schalke 10 8:12 10<br />

15. Nürnberg 10 11:22 10<br />

16. Hannover 10 12:21 6<br />

17. Stuttgart 10 6:24 5<br />

17. Düsseldorf 10 6:24 5<br />

TV-TIPP<br />

SPORT1<br />

19.55 -22.30 Eishockey,Champions<br />

League, Achtelfinale, Hinspiel:<br />

RB München-EV Zug<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

E-Mail: berlin.sport@dumont.de<br />

Herthas Alptraum Düsseldorfwird wiederlebendig<br />

„Dieses Spiel war<br />

unmöglich“<br />

Ex-Kapitän Niemeyer über die Gruselshow<br />

auf dem Spielfeld und dann vor Gericht<br />

Von<br />

MICHAEL JAHN<br />

Berlin – Peter Niemeyer ist<br />

hin- und hergerissen. In der<br />

vorigen Woche, beim DFB-<br />

Pokalspiel zwischen Darmstadt<br />

98 und Hertha BSC<br />

(0:2), wurde der 34-Jährige in<br />

der Halbzeitpause vom aktiven<br />

Fußball verabschiedet.<br />

Der Rahmen passte, waren<br />

doch die beiden Kontrahenten<br />

auf dem Rasen zwei seiner<br />

wichtigsten Stationen in<br />

seiner Karriere.<br />

Zwischen 2010 und 2015 erlebte<br />

er bei Hertha BSC zahlreiche<br />

Turbulenzen –den Aufstieg in<br />

die Bundesliga 2011, den dramatischen<br />

Abstieg samt Relegation<br />

2012 und den Wiederaufstieg<br />

mit ihm als starkem Kapitän.<br />

Später nahm ihn Trainer<br />

Jos Luhukay aus „sportlichen<br />

Gründen“ (er habe keinen<br />

Stammplatz mehr sicher) die<br />

Binde wieder weg und machte<br />

Fabian Lustenberger zum<br />

Spielführer. 67 Erstligaspiele<br />

und 53 Duelle in der Zweiten<br />

Liga für Hertha stehen in seiner<br />

Vita.<br />

Auf die Frage, ob die beiden<br />

Relegationsspiele im Mai 2012<br />

gegen Fortuna Düsseldorf (1:2<br />

und 2:2), die mit dem Abstieg<br />

der Blau-Weißen und einem<br />

handfesten Skandal endeten,<br />

sein schlimmstes Erlebnis als<br />

Profi waren, muss Niemeyer<br />

überlegen. „Ich weiß nicht genau,<br />

ob das skandalöse Spiel in<br />

Düsseldorf am schlimmsten<br />

war oder wenn man wie ich zuletzt<br />

fast ein Jahr verletzt außen<br />

vor ist.“ Wegen zahlreicher<br />

Verletzungen musste er auch<br />

seine Karriere beenden.<br />

In der Spielzeit 2011/12 gehörte<br />

Peter Niemeyer zu den<br />

wichtigsten Profis bei Hertha<br />

BSC. In 31 Saisonspielen war er<br />

dabei, erlebte die Entlassungen<br />

der Trainer Markus Babbel und<br />

Michael Skibbe, den Frust der<br />

Fans und die vergebliche Rettungsaktion<br />

durch Altmeister<br />

Otto Rehhagel. Niemeyer, der<br />

auf dem Platz immer hundert<br />

Prozent gab, stand in den beiden<br />

Mannschaften, die Rehhagel<br />

in der Relegation aufbot –<br />

bei der 1:2-Niederlage im Olympiastadion<br />

und beim 2:2 im<br />

Tollhaus der Düsseldorfer Arena.<br />

In der Relegation führte<br />

Andre Mijatovic die Mannschaft<br />

noch als Kapitän, ehe<br />

Niemeyer danach als neuer<br />

Spielführer auserkoren wurde.<br />

„Dieses zweite Spiel war unmöglich“,<br />

sagt Niemeyer<br />

schließlich, „man hätte es wegen<br />

irregulärer Bedingungen<br />

unbedingt abbrechen und wiederholen<br />

müssen. Das ging gar<br />

nicht.“ Doch nicht die Leiden<br />

auf dem Rasen waren das heftigste<br />

Erlebnis für Niemeyer. In<br />

der Nachschau sagt er: „Das<br />

Schlimmste für mich waren unsere<br />

Auftritte nach den Spielen<br />

vor dem DFB-Sportgericht in<br />

Frankfurt am Main. Als Zeuge<br />

kam man sich vor wie ein Angeklagter!<br />

Unmöglich!“<br />

Niemeyer gehörte als Führungsspieler<br />

damals zur Hertha-Delegation,<br />

die zuerst vor<br />

dem Sportgericht und später<br />

vor dem DFB-Bundesgericht<br />

erscheinen musste und als Zeugen<br />

aussagten.<br />

Niemeyer spricht nicht mehr<br />

gern über die Relegation. „Da<br />

kann einem schlecht werden“,<br />

sagt er nur. Mit seiner alten Liebe<br />

Hertha BSC wird es garantiert<br />

im nächsten Jahr ein Wiedersehen<br />

geben. Er besitzt<br />

schließlich einen Anschlussvertrag<br />

bei Hertha, der aber<br />

noch nicht genau definiert ist.<br />

Im Moment ist Niemeyer ein<br />

Suchender. Er will im Fußballgeschäft<br />

bleiben und hat etwa<br />

bei Ajax Amsterdam und<br />

Twente Enschede hospitiert.<br />

Auch bei der Plattform DAZN<br />

war er als Experte aktiv. Und er<br />

macht seinen Trainerschein.<br />

„Ich möchte mich breit aufstellen“,<br />

sagt er. Am liebsten aber<br />

hätte Niemeyer noch gern weiter<br />

Fußball gespielt. Doch der<br />

Körper setzte ein Stoppzeichen.<br />

Die Ferse entpuppte sich<br />

als Schwachstelle. „Nie wieder<br />

Relegation“, sagt er noch am<br />

Telefon, „das möchte man nicht<br />

mehr erleben.“<br />

Peter Niemeyer(2.v. l.),<br />

Trainer Otto Rehhagel (2.v. r.)und<br />

die Anwälte beim Gang zum Sportgericht.<br />

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