reformleben Ausgabe Nr. 23
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im Juni 2017 zum Anlass, in einem Presidential<br />
Advisory den Ersatz gesättigter Fettsäuren<br />
(die in den USA wie in Europa hauptsächlich<br />
tierischen Ursprungs und lang tätig sind)<br />
durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />
anzuraten. Damit könne, einer Metaanalyse<br />
zahlreicher Studien zufolge, die Häufigkeit<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um rund<br />
30 Prozent reduziert werden.<br />
Auf Schlachtfette und Fleischverzehr – und<br />
bedingt auch auf Milchfett – zu verzichten, ist<br />
ethisch, ökologisch und gesundheitlich sinnvoll.<br />
Problematisch ist jedoch der pauschale<br />
Rat, die gleiche Menge an mehrfach ungesättigten<br />
Fettsäuren aufzunehmen. Weil die<br />
Wirkungen von ungesättigten Omega-6- und<br />
Omega-3-Fettsäuren im Organismus konträr<br />
sind.<br />
Im richtigen Maß<br />
Übermäßige Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren<br />
treibt Entzündungsprozesse in unseren<br />
Körperzellen an – und damit die Zellalterung,<br />
sowie das Entstehen von Zivilisationskrankheiten.<br />
Dennoch soll auf die essentielle Linolsäure,<br />
eine Omega-6-Fettsäure nicht völlig<br />
verzichtet werden. Im richtigen Maß ist sie<br />
für die Immunfunktionen erforderlich. Linolsäure<br />
ist in Distelöl, Hanföl, Sojaöl, Weizenkeimöl,<br />
Maisöl, Sonnenblumenöl reichlich, in<br />
Rapsöl und Leinöl weniger – und in Olivenöl<br />
sowie in Kokosöl nur in kleinen Anteilen<br />
enthalten.<br />
Mit der Zivilisationskost werden aber seit der<br />
Mitte des vorigen Jahrhunderts große Mengen<br />
an Omega-6-Fettsäuren und Arachidonsäure<br />
(aus tierischen Fetten) zugeführt – und dafür<br />
zu wenig Omega-3-Fettsäuren, speziell Alphalinolensäure.<br />
Alphalinolensäure ist im Leinöl<br />
(60–70 Prozent), im Hanföl (25 Prozent) und<br />
im Walnuss- sowie im Rapsöl (jeweils um 15<br />
Prozent) enthalten.<br />
Längere Gesundheit und<br />
weniger Zellalterung<br />
Optimal für längere Gesundheit und weniger<br />
Zellalterung scheint die Aufnahme von 1 g<br />
Omega-3-Fettsäuren pro 3 g Omega-6-Fettsäuren<br />
zu sein (Omega-6-/Omega-3-Quotient<br />
3:1) und für die Hirn- und Nervenfunktionen<br />
sogar die 1:1-Relation. In Deutschland werden<br />
aber derzeit 7–8 mal mehr Omega-6- als<br />
Omega-3-Fettsäuren aufgenommen. Dieses<br />
Missverhältnis trägt zum Entstehen häufiger<br />
Krankheiten bei.<br />
Zusätzlich angefeuert werden entzündliche<br />
und Proliferationsprozesse im Organismus<br />
von üppiger Kohlenhydratzufuhr und davon<br />
stimulierter Insulinausschüttung. Nach langjähriger,<br />
reichlicher Aufnahme von Kohlenhydraten,<br />
vor allem in Form raffinierter Zucker,<br />
und dazu übermäßig vielen Omega-6-Fettsäuren<br />
plus Arachidonsäure können Zivilisationskrankheiten<br />
kaum ausbleiben.<br />
Statt dazu sachlich und differenziert aufzuklären,<br />
sprach sich Frau Prof. Dr. Dr. Karin<br />
Michels heftig gegen das Kokosöl aus. Aber<br />
wie viele Menschen in unserer Gesellschaft,<br />
die von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von Infarkten,<br />
von Schlaganfällen, von Autoimmunleiden,<br />
von entzündlichen und degenerativen<br />
Nervenerkrankungen, von Krebs und Demenz<br />
betroffen sind, hatten davor täglich kleine<br />
oder gar größere Mengen an Kokosöl aufgenommen?<br />
Vermutlich kaum eine(r). Warum<br />
dann die heftige Attacke?<br />
Vielleicht hätten ein paar Gramm Kokosöl<br />
pro Tag anstelle äquikalorischer Mengen von<br />
Kohlenhydraten, Zuckern und/oder Omega-<br />
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