reformleben Ausgabe Nr. 23

29.10.2018 Aufrufe

Unter STROM Stress und Anspannung machen uns krank. Aber nicht immer. Auf das richtige Maß kommt es an und auf die innere Haltung. Früher forderten Infektionen ihre Opfer. Heute ist es der Alltag. Wissenschaftler sprechen von „Lifestyle-Diseases“, von Krankheiten, die zu großen Teilen auf einem ungesunden Lebenswandel beruhen. Stress gehört zu den größten Risikofaktoren. Die moderne Gesellschaft fordert ihren Tribut. Dabei ist die Reaktion des Körpers auf extreme Belastungen, auf „Stress“, tief in unseren Genen verankert. Sie bereitet uns bei Bedrohung auf Angriff oder Flucht vor. Die Stressreaktion rüstete unsere Vorfahren für den Säbelzahntiger. Stresshormone, wie Adrenalin und Cortisol, sorgen für erhöhte Herz- und Atemfrequenz und hohen Blutdruck. Gehirn und Muskeln werden bevorzugt durchblutet. Wir sind bereit für schnelle Entscheidungen und Reaktionen, können ausdauernd laufen. Stoffwechsel und Verdauung haben das Nachsehen. Auch die Immunabwehr wird gedrosselt. Tiger sind selten geworden, dafür frisst uns heute der Alltag. Im Gegensatz zu den natürli- chen Bedrohungen können wir die beruflichen und privaten Herausforderungen, die sich uns heute in den Weg stellen, aber nicht besiegen und auch nicht vertreiben. Zeitdruck, Mehrfachbelastung und mobile Erreichbarkeit verharren als unterschwellige Dauerbedrohung. Wir verbleiben im Ausnahmezustand und die Stresshormone machen uns somit anfälliger für Magen-Darm-Probleme, Infektionen und Herz-Kreislauf-Leiden. Immer mehr Krankschreibungen gehen auf das Konto zu hoher Belastungen. Gerade zwischen 36 und 45 Jahren, in der „Rush hour“ des Lebens, wo Beruf und Familie unter einen Hut gebracht werden müssen, geben rund 80 Prozent an, unter dauerhaftem Stress zu stehen. Stress macht krank Wo der Stress anhält, zehren Schlafmangel und Daueranspannung beständig an den Kräften. Das Gefühl der Überforderung steigt, bis wir völlig erschöpft, müde und ausgebrannt sind. Der Arzt spricht dann von „Burnout“: Körper und Geist kapitulieren vor der übergroßen Anforderung mit Antriebslosigkeit und Interessenverlust bis zum sozialen Rückzug. Die Übergänge zur Depression sind fließend. 10 | reformleben 06/2018

Dauerhafter Stress führt aber nicht nur geistig und seelisch zur Erschöpfung. Herz-Kreislauf- System, Nervensystem und Stoffwechsel reagieren mit ungünstigen Veränderungen und die Schlagkraft der Immunabwehr geht zurück. Je länger die Belastung anhält, umso kranker werden wir. Unter dem anhaltenden Beschuss mit Stresshormonen steigt zum Beispiel der Blutdruck und der Körper lässt mehr Fett und Zucker in unseren Adern kreisen, damit wir ausdauernder und schneller in unseren Reaktionen werden. Gleichzeitig plagt uns der Heißhunger auf Kalorienreiches für den emotionalen Ausgleich. Nimmt der Stress kein Ende, droht das „Metabolische Syndrom“, ein tödliches Quartett aus Bluthochdruck, erhöhten Blutfett- und Blutzuckerwerten und bauchbetontem Übergewicht. Auf das richtige Maß kommt es an Wann eine Herausforderung zur Überlastung wird ist individuell. Äußere Gegebenheiten, wie die Art und die Dauer einer Belastung, stehen persönlichen Voraussetzungen gegenüber, den erlernten Fähigkeiten, Erfahrungen und der persönlichen Belastbarkeit. Was der eine als angenehm und herausfordernd empfindet, ist für den anderen bedrohlich. Wer ein schlechtes Selbstwertgefühl hat, schnell an sich zweifelt, aber mit hohem Anspruch, Verantwortungsbewusstsein und Perfektionismus an die Aufgaben herangeht, gilt als besonders stressgefährdet. Deshalb jede „Hürde“ zu meiden, wäre jedoch falsch. Der Körper benötigt eine gewisse Stressenergie, um körperlich und geistig leistungsfähig zu sein. Herausforderungen zu meistern stärkt unser Selbstwertgefühl, schult unsere Fähigkeiten und ermöglicht Weiterentwicklung. Erfolg macht glücklich. Dr. rer. nat. Susanne Schwarzer Der Mühle entrinnen Stress-Belastung lässt sich nur durch Veränderungen im Alltag und im Verhalten abwenden. Drei Aspekte sind dabei besonders wichtig: 1. Ausreichend Schlaf: Nachts regeneriert der Körper. Er verbrennt Fett, heilt Wunden, repariert Organverschleiß. Wer ausreichend schläft, bleibt länger leistungsfähig. Spätes Arbeiten am PC oder Fernsehen sind Schlafräuber. Auch wer sich zu wenig bewegt, kommt nicht zur Ruhe. Hilfreich ist ein Abendspaziergang. Intensiver Sport dagegen putscht auf. Der Schlafraum sollte ruhig, kühl und gut gelüftet sein. Verzichten sie abends auf anregende Getränke, wie Cola, Kaffee, schwarzen Tee, Nikotin und Alkohol. Auch üppige Mahlzeiten am Abend erschweren die nächtliche Erholung. 2. Werden Sie gelassener: Es muss nicht immer alles perfekt sein. Planen sie nicht mehr, als sie umsetzen können. Lernen Sie auch mal „nein“ zu sagen. Kurse zum Stressmanagement oder psychotherapeutische Unterstützung helfen bei der Umsetzung. 3. Nehmen Sie sich Auszeiten: Regelmäßige Entspannung ist unerlässlich. Planen Sie Rituale mit ein. Yoga, Wellness, feste Paarzeiten, ein Saunabesuch oder ein Hobby helfen das Chaos im Gehirn zu ordnen und loszulassen und bringen Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht. | 11

Dauerhafter Stress führt aber nicht nur geistig<br />

und seelisch zur Erschöpfung. Herz-Kreislauf-<br />

System, Nervensystem und Stoffwechsel<br />

reagieren mit ungünstigen Veränderungen<br />

und die Schlagkraft der Immunabwehr geht<br />

zurück. Je länger die Belastung anhält, umso<br />

kranker werden wir. Unter dem anhaltenden<br />

Beschuss mit Stresshormonen steigt zum Beispiel<br />

der Blutdruck und der Körper lässt mehr<br />

Fett und Zucker in unseren Adern kreisen,<br />

damit wir ausdauernder und schneller in unseren<br />

Reaktionen werden. Gleichzeitig plagt<br />

uns der Heißhunger auf Kalorienreiches für<br />

den emotionalen Ausgleich. Nimmt der Stress<br />

kein Ende, droht das „Metabolische Syndrom“,<br />

ein tödliches Quartett aus Bluthochdruck,<br />

erhöhten Blutfett- und Blutzuckerwerten und<br />

bauchbetontem Übergewicht.<br />

Auf das richtige Maß kommt es an<br />

Wann eine Herausforderung zur Überlastung<br />

wird ist individuell. Äußere Gegebenheiten,<br />

wie die Art und die Dauer einer Belastung,<br />

stehen persönlichen Voraussetzungen gegenüber,<br />

den erlernten Fähigkeiten, Erfahrungen<br />

und der persönlichen Belastbarkeit. Was der<br />

eine als angenehm und herausfordernd empfindet,<br />

ist für den anderen bedrohlich. Wer ein<br />

schlechtes Selbstwertgefühl hat, schnell an<br />

sich zweifelt, aber mit hohem Anspruch, Verantwortungsbewusstsein<br />

und Perfektionismus<br />

an die Aufgaben herangeht, gilt als besonders<br />

stressgefährdet.<br />

Deshalb jede „Hürde“ zu meiden, wäre jedoch<br />

falsch. Der Körper benötigt eine gewisse Stressenergie,<br />

um körperlich und geistig leistungsfähig<br />

zu sein. Herausforderungen zu meistern<br />

stärkt unser Selbstwertgefühl, schult unsere<br />

Fähigkeiten und ermöglicht Weiterentwicklung.<br />

Erfolg macht glücklich.<br />

Dr. rer. nat. Susanne Schwarzer<br />

Der Mühle entrinnen<br />

Stress-Belastung lässt sich nur durch Veränderungen<br />

im Alltag und im Verhalten<br />

abwenden. Drei Aspekte sind dabei besonders<br />

wichtig:<br />

1. Ausreichend Schlaf: Nachts regeneriert der<br />

Körper. Er verbrennt Fett, heilt Wunden,<br />

repariert Organverschleiß. Wer ausreichend<br />

schläft, bleibt länger leistungsfähig. Spätes<br />

Arbeiten am PC oder Fernsehen sind Schlafräuber.<br />

Auch wer sich zu wenig bewegt,<br />

kommt nicht zur Ruhe. Hilfreich ist ein<br />

Abendspaziergang. Intensiver Sport dagegen<br />

putscht auf. Der Schlafraum sollte ruhig,<br />

kühl und gut gelüftet sein.<br />

Verzichten sie abends auf anregende<br />

Getränke, wie Cola, Kaffee, schwarzen Tee,<br />

Nikotin und Alkohol. Auch üppige Mahlzeiten<br />

am Abend erschweren die nächtliche<br />

Erholung.<br />

2. Werden Sie gelassener: Es muss nicht<br />

immer alles perfekt sein. Planen sie nicht<br />

mehr, als sie umsetzen können. Lernen<br />

Sie auch mal „nein“ zu sagen. Kurse zum<br />

Stressmanagement oder psychotherapeutische<br />

Unterstützung helfen bei der Umsetzung.<br />

3. Nehmen Sie sich Auszeiten: Regelmäßige<br />

Entspannung ist unerlässlich. Planen Sie<br />

Rituale mit ein. Yoga, Wellness, feste Paarzeiten,<br />

ein Saunabesuch oder ein Hobby<br />

helfen das Chaos im Gehirn zu ordnen und<br />

loszulassen und bringen Körper und Geist<br />

wieder ins Gleichgewicht.<br />

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