Berliner Zeitung 24.10.2018
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Hilfe für Palästinenser –Anja Reich über einen schwierigen Kampf in Gaza – Seite 3<br />
Die Macht in<br />
den Ländern<br />
Seite 5<br />
6°/12°<br />
Ein bisschen Sonne<br />
Wetter Seite 2<br />
Auf der Höhe:<br />
Friedenau wächst<br />
Berlin Seite 10<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Die Sorge der AfD vor<br />
dem Verfassungsschutz<br />
Politik Seite 4<br />
Mittwoch, 24. Oktober 2018 Nr.248 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
WieDeutsche gepflegt<br />
werden wollen<br />
Tagesthema Seite 2<br />
Fußball-Kunst<br />
So ein<br />
herrlicher<br />
Mist<br />
VonPaul Linke<br />
Dreck ist bloß minderwertiges<br />
oder wertloses Zeug. Und Mist,<br />
das sind mit Stroh vermischte Exkremente<br />
bestimmter Haustiere, was als<br />
Dünger verwendet wird. Steht so im<br />
Duden. Kann Uli Hoeneß jederzeit<br />
selbst nachlesen. Er wird seine Meinung<br />
über Mesut Özil trotzdem nicht<br />
ändern. Beieiner legendär peinlichen<br />
Pressekonferenz am Freitag wiederholte<br />
ja der Präsident<br />
des FC Bayern,<br />
was er von<br />
dem leider ehemaligen<br />
Nationalspieler<br />
hält.<br />
„Er hat größten<br />
Dreck gespielt“,<br />
hatte Hoeneß im<br />
Mesut Özil,<br />
oft verkannter<br />
Fußballer<br />
Sommer gesagt.<br />
Nun also entschuldigte<br />
er sich<br />
auf seine Art:„Ich<br />
hätte Mist statt Dreck sagen sollen.“<br />
Selbstherrliche Menschen sind<br />
laut Duden übrigens jene,die sich bei<br />
Entscheidungen und Handlungen<br />
aufgrund ihrer Machtvollkommenheit<br />
mit völliger Selbstverständlichkeit<br />
über anderehinwegsetzen.<br />
In diesem Fall über die Meinung<br />
aller,die in Özil einen Fußballkünstler<br />
sehen. Unddie eigentlich keine Lust<br />
mehr haben, auf die Genialität seiner<br />
Pinselführung im Mittelfeld hinzuweisen.<br />
Aber es muss wohl sein. Es<br />
gibt ja sogar Zahlen, die Özils Schaffensperiode<br />
eindrucksvoll einordnen,<br />
vorallem diese: 1032.<br />
So viele Torchancen hat Özil, 30, in<br />
seiner bisherigen Klubkarriere –FC<br />
Schalke, Werder Bremen, Real Madrid,<br />
zurzeit Arsenal London –vorbereitet,<br />
damit war er vor diesem Wochenende<br />
die Nummer eins der Welt<br />
und das weit vor Lionel Messi (861)<br />
oder Cristiano Ronaldo (695).<br />
Seit Montagabend ist der Vorsprung<br />
größer.Denn da hat Özil wunderbaren<br />
Dreck und herrlichen Mist<br />
gespielt beim 3:1 gegen Leicester City.<br />
Dasdritte Torprägte er mit einem Hackentrick<br />
(in den Lauf), einem Doppelpass<br />
ohne Ballkontakt (freiwilliger<br />
Tunnel) und einem Querpass (über<br />
den Torwart gelupft). Das erste selbst<br />
erzielte war nebenbei Özils dreißigstes<br />
in der Premier League.Die deutschen<br />
Kollegen Jürgen Klinsmann und Uwe<br />
Rösler hat er damit überholt.<br />
Vor ein paar Jahren haben die<br />
Schweden das Verb „zlatanieren“ in<br />
ihr nationales Wörterbuch aufgenommen.<br />
Es bedeutet „stark dominieren“<br />
und ehrtden Fußballkünstler<br />
Zlatan Ibrahimovic.Nur so als Tipp.<br />
Kommerz<br />
statt<br />
Kultur<br />
Am Kreuzberger<br />
Oranienplatz muss die<br />
Denkerei ausziehen.<br />
Ein weiteres Beispiel<br />
der Gentrifizierung.<br />
Die Zeiten des Kulturzentrums am Oranienplatz sind vorbei.<br />
VonElmar Schütze<br />
Wohl wenige Plätze in<br />
Berlin zeigen die Zerrissenheit<br />
der Stadt so<br />
exemplarisch wie der<br />
Oranienplatz in Kreuzberg. Einerseits<br />
ist er das Zentrum des widerspenstigen<br />
Kiezes. Andererseits verändert<br />
sich der Oranienplatz –und<br />
damit Kreuzberg –seit Jahren massiv.<br />
Alteingesessene Bewohner und<br />
Gewerbetreibende werden immer<br />
öfter durch Mieterhöhungen vertrieben.<br />
Der Oranienplatz ist der Prototyp<br />
für die Gentrifizierung in Berlin.<br />
Nun erwischt es Bazon Brock,<br />
emeritierter Professor für Ästhetik<br />
und Kulturvermittlung an der Bergischen<br />
Universität Wuppertal. Siebeneinhalb<br />
Jahre hat Brock am Oranienplatz<br />
das Kulturzentrum Denkerei<br />
geführt, einen Raum für Lesungen,<br />
Seminare und Ausstellungen.<br />
Brock verfügt über ein dichtes Netzwerk<br />
von Wissenschaftlern und<br />
Künstlern. Ihnen bot er einen Platz<br />
zum Austausch, ohne dabei auf Gewinnmaximierung<br />
aus zu sein. Jetzt<br />
wurde ihm der Mietvertrag gekündigt<br />
– spätestens Ende April 2019<br />
muss der 82-Jährige ausziehen.<br />
Noch steht nicht endgültig fest,<br />
wer Nachmieter wird. Denkbar sind<br />
Start-ups,sagt der Vermieter,keinesfalls<br />
solle es Gastronomie oder Textil-Einzelhandel<br />
werden. Zwischenzeitlich<br />
hatte der Filialist H&M Interesse<br />
bekundet. „Das mache ich auf<br />
keinen Fall“, sagt Vermieter Dietrich<br />
von Bötticher, er wolle die vielen<br />
Restaurants und kleinen Klamottenläden<br />
in der Oranienstraße nicht gefährden.<br />
Dietrich von Bötticher ist<br />
Spross eines Adelsgeschlechts, das<br />
einen Urahn im 15. Jahrhundertvorweisen<br />
kann. DerWirtschaftsanwalt<br />
aus München ist nicht nur Inhaber<br />
des Gestüts Ammerland am Starnberger<br />
See im Alpenvorland, sondernauch<br />
Besitzer des Hotels Orania<br />
am Oranienplatz. Seit der Eröffnung<br />
voriges Jahr wurde das schick sanierte<br />
Jugendstilhaus rund ein Dutzend<br />
Mal angegriffen und beschädigt,<br />
mal flogen Farbbeutel, mal<br />
Steine. Gegen sie half nicht mal das<br />
Panzerglas.<br />
Dabei hatte Orania-Hotelier Dietmar<br />
Müller-Elmau, Betreiber auch<br />
des Hotels Schloss Elmau in Bayern<br />
und vor drei Jahren Gastgeber des<br />
G7-Gipfels, sovon der Herausforderung<br />
Kreuzberggeschwärmt. Er wolle<br />
„die hereinholen, die hier wohnen“,<br />
sagte er. Doch kurz nach Eröffnung<br />
tauchten Plakate mit Müller-Elmaus<br />
Gesicht auf. Darauf stand: „Was nicht<br />
passt, wirdpassend gemacht.“<br />
„Durch die Mieterhöhungen wird das<br />
Wohnquartier systematisch kaputtgemacht.“<br />
Bazon Brock, emeritierter Professor und Betreiber eines mittlerweile gekündigten<br />
Kulturzentrums am Oranienplatz in Kreuzberg<br />
Wie viele andere hatte auch der<br />
Denker Bazon Brock die Konfrontation<br />
vorhergesehen. Sein Vermieter<br />
wolle mit der Kündigung nur sein<br />
Hotelaufwerten. Dahinter stecke,so<br />
Brock, ohnehin nur eine Idee:<br />
„Durch die Mieterhöhungen wird<br />
das Wohnquartier hier systematisch<br />
ruiniertund kaputtgemacht.“<br />
Dietrich von Bötticher stellt die<br />
Situation natürlich anders dar. Er<br />
sehe sich nicht als Gentrifizierer, als<br />
Zerstörer von Strukturen. Nicht einmal<br />
beim Orania sei das sein Plan gewesen.<br />
„Ich habe wirklich gedacht,<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
dass es in den Kiez passen würde.Ich<br />
habe nicht gesehen, dass es ihn verändert.“<br />
Dass man mit so einem Hotel<br />
andere animieren könnte, inihren<br />
Immobilien höhere Mieten zu<br />
verlangen, habe er nicht bedacht.<br />
Fragt sich, ob man Dietrich von<br />
Bötticher so viel Unbedarftheit abnehmen<br />
kann. Denn der Mann sollte<br />
sich in Berlin auskennen. Bereits in<br />
den 90er-Jahren tauchte er in der<br />
Nachwende-Metropole auf. Er<br />
kaufte Volk +Welt, einst der zweitgrößte<br />
belletristische Verlag der<br />
DDR. Kurz darauf ließ er ihn in seiner<br />
zweiten verlegerischen Unternehmung,<br />
dem Luchterhand-Verlag,<br />
aufgehen. 1995 kaufte Bötticher 75<br />
Prozent der Wochenpost, eine hochangesehene,<br />
aber schwer defizitäre<br />
<strong>Zeitung</strong> – erschienen im <strong>Berliner</strong><br />
Verlag. Böttichers Engagement hielt<br />
nur kurz. Im Mai1996 wurde dieWochenpost<br />
eingestellt, die 55 Beschäftigten<br />
landeten auf der Straße.„Vom<br />
Retter zum Totengräber“, titelte die<br />
taz. Den Luchterhand-Verlag verkaufte<br />
Bötticher 2001 an die Verlagsgruppe<br />
Random House.<br />
Dievielfältigen Erfahrungen hielten<br />
Dietrich vonBötticher 2014 nicht<br />
davon ab, indie marode Münchner<br />
Abendzeitung (AZ) zu investieren,<br />
lange Zeit ein Beispiel gutgemachten<br />
Boulevard-Journalismus. Bis heute<br />
Weniger<br />
Anfragen zu<br />
Radikalisierung<br />
Bilanz des Hilfsangebots vom<br />
Bundesamt für Migration<br />
VonMarkus Decker<br />
Die Zahl der Angehörigen vonIslamisten,<br />
die sich hilfesuchend an<br />
die Beratungsstelle Radikalisierung<br />
des Bundesamtes für Migration und<br />
Flüchtlinge (Bamf) wenden, ist spürbar<br />
zurückgegangen. Das teilte eine<br />
Bamf-Sprecherin der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />
mit. Seit Beginn derTätigkeit der Beratungsstelle<br />
vor sechs Jahren seien bei<br />
der Hotline knapp 4300 Anrufe eingegangen.<br />
Von2012 bis 2015 hätten sich<br />
die Zahlen vervierfacht und seien 2016<br />
und 2017 dann auf einem ähnlich hohen<br />
Niveau konstant geblieben. Im<br />
Jahr 2018 seien die Anrufer-Zahlen allerdings<br />
geschwunden, so die Sprecherin.Von<br />
Jahresbeginn bis jetzt habe<br />
man über 300 Anrufe gezählt.<br />
Der Freiburger Politikwissenschaftler<br />
Heiner Vogel, der auf Islamismus<br />
spezialisiert ist, sieht eine<br />
gewisse Entspannung. „Die Szene ist<br />
wesentlich vorsichtiger geworden“,<br />
sagte er.„Denn sie steht massiv unter<br />
Druck und verliert an Zugkraft.“<br />
Schließlich sei der sogenannte Islamische<br />
Staat (IS) auf dem Rückzug<br />
und habe dadurch an Attraktivität<br />
verloren. Die Leiterin der <strong>Berliner</strong><br />
Beratungsstelle Hayat, Claudia<br />
Dantschke, die für die Hauptstadt<br />
und die fünf Ostländer zuständig ist,<br />
sagte hingegen: „Die Zahl der Anfragen<br />
an uns von Angehörigen, deren<br />
Kinder sich islamistisch radikalisieren,<br />
steigt nach wie vor, wenn auch<br />
nicht mehr in der Größenordnung<br />
wie noch vor einem Jahr.“ Es könne<br />
nicht gesagt werden, dass sich die<br />
Lage insgesamt beruhige.Zugenommen<br />
hätten Fälle,indenen es darum<br />
gehe, dass die nach Syrien oder den<br />
Irak zum IS ausgereisten Söhne oder<br />
Töchter zurückkehren wollten.<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
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Tagesthema<br />
Knapp drei Millionen Pflegebedürftige<br />
gibt es heute in<br />
Deutschland, Tendenz steigend.<br />
Gleichzeitig herrscht<br />
Pflegenotstand, voranderem weil Personal<br />
fehlt. Dasmag die Ergebnisse einer<br />
Umfrage des IT-Branchenverbands<br />
Bitkom zur digitalen Pflege der<br />
Zukunft erklären.VordieWahl gestellt,<br />
ob man selbst als Senior lieber in ein<br />
Alten- oder Pflegeheim ginge oder in<br />
den eigenen vier Wänden per Digitaltechnik<br />
gepflegt wird, votieren fast<br />
zwei Drittel für ein digitalisiertes Zuhause<br />
und nur ein Drittel für das traditionelle<br />
Heim. „Die Menschen wollen<br />
digitale Anwendungen in der Pflege“,<br />
sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />
Bernhard Rohleder. Zugleich wurden<br />
bei der Umfrage aber auch Vorbehalte<br />
deutlich.<br />
Je rund die Hälfte aller gut 1000<br />
Befragten zweifeln beim Einsatz von<br />
Digitaltechnik an der Sicherheit sensibler<br />
Gesundheitsdaten, oder sie<br />
haben Angst vor einer Entmenschlichung<br />
der Pflege sowie zunehmender<br />
Isolation älterer Menschen<br />
durch Überbetonung des Digitalen.<br />
Die Angst vor Datenunsicherheit hält<br />
Rohleder für eine übertriebene.Schon<br />
heute seien viele sensible Gesundheitsdaten<br />
elektronisch bei Krankenversichererngespeichert,<br />
ohne dass es<br />
zu nennenswerten Datenlecks gekommen<br />
sei. Elektronische Daten<br />
seien grundsätzlich sicherer als auf<br />
Papier gespeicherte, was heute vielfach<br />
noch die gängige Praxis sei.<br />
Ortung per GPS<br />
Gesundheit<br />
Ist es technologische<br />
Aufgeschlossenheit oder<br />
der Pflegenotstand?<br />
Deutsche können sich die<br />
digitale Versorgung gut<br />
vorstellen. Roboter werden<br />
aber abgelehnt.<br />
Mein<br />
Pfleger,<br />
der<br />
Roboter<br />
VonThomas Magenheim<br />
Pflegeroboter sollen in Zukunft menschlichen Pflegernzuarbeiten, beispielsweise bei der Essensausgabe.<br />
IMAGO<br />
Der Vorwurf der Entmenschlichung<br />
von Pflege beruhe auf einem Missverständnis,<br />
sagt der Bitkom-Manager.<br />
Bei der Zukunft der digitalen<br />
Pflege gehe es nicht an erster Stelle<br />
um den Einsatz humanoider Roboter,<br />
die Pfleger aus Fleisch und Blut<br />
ersetzen. Pflegeroboter sollen in<br />
Pflegeszenarien der Zukunft vielmehr<br />
menschlichen Pflegern zuarbeiten,<br />
also Co-Robots sein.<br />
Für Rohleder bedeutet digitale<br />
Pflege vor allem den Einsatz von<br />
Sensorik, um es zum Beispiel sofort<br />
zu bemerken, wenn ein Pflegebedürftiger<br />
gestürzt ist, oder die Ortung<br />
Demenzkranker per GPS. Derartige<br />
Einsatzszenarien, zu denen<br />
auch elektronische Pflegeakten oder<br />
intelligente Bettsysteme zählen, die<br />
mitteilen, wenn ein Pflegebedürftiger<br />
aufgestanden ist, werden binnen<br />
zehn Jahren in Deutschland Standard<br />
sein, glauben zwischen gut 70<br />
und 85 Prozent der Befragten. Derartiges<br />
befürworten Deutsche auch<br />
mehrheitlich. Sich von einem Roboter<br />
pflegen lassen wollen dagegen<br />
nur vier von zehn Befragten. Die<br />
Mehrheit lehnt das ab, glaubt aber<br />
gleichzeitig, dass sich der Pflegenotstand<br />
in Deutschland nur noch<br />
durch den Einsatz von Digitaltechnik<br />
mildern lässt. Jeweils rund drei<br />
Viertel aller Befragten glauben zudem,<br />
dass digitale Pflege ein längeres<br />
selbstbestimmtes Wohnen ermöglicht<br />
und mehr Zeit für die eigentliche<br />
Pflege durch Menschen schafft.<br />
Sicherheit für Betroffene<br />
„Digitalisierung kann der Schlüssel<br />
für ein langes Leben in den eigenen<br />
vierWänden sein“, sagt Rohleder und<br />
glaubt an einen doppelten Nutzen<br />
vonDigitaltechnik in der Pflege.Zum<br />
einen schaffe sie mehr Sicherheit für<br />
Betroffene. Zum anderen mache sie<br />
den Pflegeberuf attraktiver, so dass<br />
sich wieder mehr Menschen als Pfleger<br />
ausbilden lassen. Einem verstärkten<br />
Einsatz von Digitaltechnik stehe<br />
in Deutschland aber oft der politische<br />
Ordnungsrahmen entgegen, betont<br />
der Bitkom-Manager.„Bislang fehlt es<br />
an einer gesetzlichen Grundlage,dass<br />
Kranken- und Pflegekassen die Kosten<br />
für digitale Hilfsmittel übernehmen“,<br />
so Rohleder.<br />
VonTimot Szent-Ivanyi<br />
„Ohne gegenseitige Hilfe in Familien bricht das System zusammen“<br />
Die große Koalition will die Unterstützung<br />
von Pflegebedürftigen<br />
und deren Familien weiter verbessern.<br />
Geplant ist unter anderem, dass<br />
Pflegebedürftige für Taxifahrten zum<br />
Arzt künftig keine Genehmigung der<br />
Krankenkasse mehr benötigen. Eine<br />
Entlastung ist auch für pflegende Angehörige<br />
vorgesehen: Müssen sie<br />
selbst in eine Reha-Klinik, können sie<br />
ihr pflegebedürftiges Familienmitglied<br />
mitnehmen und in der gleichen<br />
Einrichtung betreuen lassen. Das sehen<br />
Änderungsanträge zum Pflegepersonal-Gesetz<br />
vor, das gegenwärtig<br />
im Bundestag beraten wird. Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) sagte<br />
dazu: „Bei allem notwendigen Engagement<br />
für Pflegekräfte: Ohne die gegenseitige<br />
Hilfe in den Familien<br />
würde unser Pflegesystem zusammenbrechen.“<br />
Pflegebedürftige und Menschen<br />
mit Behinderungen sind oft auf Taxi-<br />
Bürokratieabbau<br />
fahrten angewiesen, um Arzttermine<br />
wahrnehmen zu können. Bislang<br />
werden die Fahrtkosten dafür nur<br />
auf Antrag und nach vorheriger Genehmigung<br />
durch die Krankenkasse<br />
übernommen. Zwar werden die Anträge<br />
in der Regel vonden Kassen genehmigt.<br />
Doch sie führen bei den<br />
Versicherten, den Angehörigen und<br />
auch bei den Krankenkassen zu einem<br />
erheblichen Aufwand. Künftig<br />
gilt die Genehmigung in einer Vielzahl<br />
von Fällen automatisch als erteilt.<br />
Bedingung ist zum Beispiel,<br />
dass der Pflegebedürftige im Pflegegrad<br />
4oder 5eingestuft ist. DieRegelung<br />
gilt auch bei Pflegegrad 3, wenn<br />
zusätzlich eine dauerhaft eingeschränkte<br />
Mobilität festgestellt<br />
wurde. Eingeschlossen sind ebenso<br />
Behinderte mit einer außergewöhnlichen<br />
Gehbehinderung oder Blinde.<br />
Die zweite Neuregelung soll pflegende<br />
Angehörige entlasten. Sie sind<br />
durch die Pflege häufig besonders<br />
starkbelastet und benötigen oft einen<br />
Reha-Aufenthalt in einer Klinik. Das<br />
stellt sie in der Regel vorunüberwindbare<br />
Probleme, weil dann offen ist,<br />
wer indieser Zeit die Angehörigen<br />
pflegt. Deshalb ist geplant, dass die<br />
Betroffenen parallel auch ihrepflegebedürftigen<br />
Familienmitglieder in<br />
der gleichen Einrichtung betreuen<br />
lassen können. Wenn das nicht in<br />
Frage kommt, muss die Krankenkasse<br />
mit der Pflegekasse die Versorgung<br />
des Pflegebedürftigen während<br />
des Kuraufenthalts koordinieren. In<br />
dem Gesetz ist auch vorgesehen, dass<br />
pflegende Angehörige künftig eine<br />
stationäreReha in Anspruch nehmen<br />
können, selbst wenn medizinisch betrachtet<br />
eine ambulante Unterstützung<br />
ausreichen würde.<br />
Das Pflege-Personalgesetz soll<br />
noch im Herbst im Bundestag beschlossen<br />
werden und zum 1. Januar<br />
2019 in Kraft treten. Zentraler Bestandteil<br />
ist die Finanzierung von<br />
13 000 zusätzlichen Stellen in den<br />
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BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute pendeln sich die Höchstwertebei 9bis 12 Grad ein. Dazu wird der<br />
Sonnenschein gebietsweise durch einen wolkigen Himmel beeinträchtigt.<br />
Der Wind weht inBöen stark bis stürmisch aus nordwestlichen Richtungen.<br />
Inder Nacht herrscht zumeist unbeständiges Schauerwetter. Dabei<br />
sinken die Temperaturen auf 8bis 5Grad.<br />
Biowetter: Die derzeitige Wetterlage<br />
kann inden relativ kalten Morgenstunden<br />
zu vermehrten<br />
rheumatischen Schmerzen führen.<br />
Wittenberge<br />
Auch Atemwegsreizungen und Bronchitis<br />
sind keine<br />
7°/11°<br />
Seltenheit.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 33 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 24 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 16 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 82%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 12Grad.<br />
Wind: frisch aus Nordwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
7°/12° 6°/12°<br />
Luckenwalde<br />
6°/12°<br />
Cottbus<br />
6°/12°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
Regen bedeckt wolkig<br />
8°/13° 9°/12° 4°/10°<br />
Prenzlau<br />
4°/9°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
6°/11°<br />
Mitteleuropa liegt zwischen Ostatlantikhoch Xerxes und Sturmtief Siglinde über<br />
dem Baltikum. Bei teils starken Nordwestwinden und Regenwolken befinden wir<br />
uns im Übergangsbereich von kalter Luft im Nordosten und milder Luft im Südwesten.<br />
Freundlich ist es von Frankreich bis zum westlichen und zentralen Mittelmeerraum.<br />
Hier scheint oftmals die Sonne.<br />
Sylt<br />
8°/13°<br />
Hannover<br />
11°/14°<br />
Köln<br />
13°/15°<br />
Saarbrücken<br />
7°/14°<br />
Konstanz<br />
9°/14°<br />
Hamburg<br />
10°/12°<br />
Erfurt<br />
9°/12°<br />
Frankfurt/Main<br />
13°/16°<br />
Stuttgart<br />
10°/13°<br />
Rostock<br />
8°/10°<br />
Magdeburg<br />
10°/14°<br />
Nürnberg<br />
11°/14°<br />
München<br />
10°/12°<br />
Rügen<br />
7°/11°<br />
Dresden<br />
7°/11°<br />
Deutschland: Heute ziehen teils<br />
dichte Wolken heran und haben mitunter<br />
Regen oder Sprühregen dabei.<br />
Die Höchstwerte belaufen sich zumeist<br />
auf 9bis 16 Grad, die Tiefsttemperaturen<br />
auf 10 bis 5Grad. Der<br />
Wind weht in Böen stark aus Nordwest.<br />
Morgen gibt esbei vielfach<br />
stark bewölktem Himmel lokal auch<br />
Regenfälle, und die Höchstwerte liegen<br />
bei 12bis 18 Grad. Der Wind<br />
weht mäßig, in Böen frisch bis stark<br />
aus West.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 11°-15°<br />
Nordsee: 13°-16°<br />
Mittelmeer: 19°-27°<br />
Ost-Atlantik: 14°-19°<br />
Mondphasen: 24.10. 31.10. 07.11. 15.11.<br />
Sonnenaufgang: 07:48 Uhr Sonnenuntergang: 17:52 Uhr Mondaufgang: 18:19 Uhr Monduntergang: 07:00 Uhr<br />
Lissabon<br />
27°<br />
Las Palmas<br />
26°<br />
Madrid<br />
25°<br />
Reykjavik<br />
10°<br />
Dublin<br />
11°<br />
London<br />
17°<br />
Paris<br />
18°<br />
Bordeaux<br />
21°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
23°<br />
Nizza<br />
24°<br />
Trondheim<br />
6°<br />
Oslo<br />
8°<br />
Stockholm<br />
8°<br />
Kopenhagen<br />
11°<br />
Berlin<br />
12°<br />
Mailand<br />
26°<br />
Tunis<br />
23°<br />
Rom<br />
21°<br />
Warschau<br />
8°<br />
Wien<br />
14° Budapest<br />
15°<br />
Palermo<br />
20°<br />
Kiruna<br />
-2°<br />
Oulu<br />
4°<br />
Dubrovnik<br />
21°<br />
Athen<br />
22°<br />
St. Petersburg<br />
8°<br />
Wilna<br />
7°<br />
Kiew<br />
9°<br />
Odessa<br />
17°<br />
Varna<br />
19°<br />
Istanbul<br />
20°<br />
Iraklio<br />
22°<br />
Archangelsk<br />
3°<br />
Moskau<br />
7°<br />
Ankara<br />
17°<br />
Antalya<br />
24°<br />
Acapulco 34° sonnig<br />
Bali 36° wolkig<br />
Bangkok 33° Gewitter<br />
Barbados 29° sonnig<br />
Buenos Aires 19° Schauer<br />
Casablanca 24° sonnig<br />
Chicago 11° wolkig<br />
Dakar 31° wolkig<br />
Dubai 35° heiter<br />
Hongkong 28° wolkig<br />
Jerusalem 26° wolkig<br />
Johannesburg 25° heiter<br />
Kairo 33° heiter<br />
Kapstadt 33° heiter<br />
Los Angeles 25° sonnig<br />
Manila 32° heiter<br />
Miami 31° wolkig<br />
Nairobi 28° wolkig<br />
Neu Delhi 32° sonnig<br />
New York 15° sonnig<br />
Peking 20° sonnig<br />
Perth 20° bedeckt<br />
Phuket 32° wolkig<br />
Rio de Janeiro 26° Schauer<br />
San Francisco 20° heiter<br />
Santo Domingo 31° wolkig<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 31° Gewitter<br />
Sydney 18° bewölkt<br />
Tokio 25° Regen<br />
Toronto 8° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 3 *<br />
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Seite 3<br />
Wollt ihr uns verjagen?<br />
Das UNRWA-Hauptquartier in Gaza-Stadt LAIF/JONAS OPPERSKALSKI (3)<br />
Neulich mussten sie sogar aus<br />
dem Hotel fliehen. Das Hotel,<br />
das zu ihrem Büro geworden<br />
war, weil sie ihre eigentlichen<br />
Büros nicht mehr betreten konnten. Es war<br />
Anfang Oktober,zweiMonate nach den Entlassungen.<br />
Die Gewerkschaft hatte zum Generalstreik<br />
aufgerufen. Vordem Hauptquartier<br />
der UN-Hilfsorganisation für palästinensische<br />
Flüchtlinge (UNRWA)blockierten Demonstranten<br />
das Gelände.<br />
DieGeschäftsleitung zogsich ins Hotel Al<br />
Deira amStrand von Gaza-Stadt zurück. Sie<br />
wollten beraten, wie sie vorgehen sollen.<br />
Aber die Demonstranten tauchten auch hier<br />
auf. „Ihr müsst raus hier, schnell!“, riefen Sicherheitsleute.<br />
Die UN-Mitarbeiter rannten<br />
zum Ausgang, sprangen in ihre Autos, wollten<br />
losfahren, ein paar Männer warfen sich<br />
auf die Straße,umdie Autos zu stoppen. Die<br />
ersten drei konnten gerade so ausweichen.<br />
Dasvierte blieb in der Menge stecken, wurde<br />
eingekesselt. „Es war richtig brenzlig“, sagt<br />
Matthias Schmale. „Meine Mitarbeiter hatten<br />
Angst. Direkt neben ihrem Auto stand ein<br />
Motorrad, auf dem Gepäckständer befand<br />
sich ein Benzinkanister.Sie dachten, dass sie<br />
gleich in die Luft fliegen.“<br />
Schmale, ein Deutscher, ist der Chef der<br />
UNRWA im Gazastreifen, und in diesen<br />
Stunden im Oktober traf er eine ungewöhnliche<br />
Entscheidung. Er beschloss,seine Mitarbeiter<br />
über die Grenze nach Israel zu schicken,<br />
in Sicherheit. Das kommt sonst nur in<br />
Kriegen vor, bei schweren Bombenangriffen.<br />
Eine symbolische Entscheidung<br />
„Es war auch eine symbolische Entscheidung“,<br />
sagt Matthias Schmale „Wir wollten<br />
den Leuten hier zeigen, dass es so nicht geht,<br />
wollten sie fragen: Istdas eureBotschaft? Wir<br />
sollen aus der Stadt gejagt werden statt hier<br />
zu arbeiten?“ Schmale ist 56 Jahre alt, ein<br />
freundlicher Mann mit weißen Haaren, lila<br />
Hemd, dunkler Hose. Es ist zwei Wochen<br />
später. Die Gewerkschaft hat die Botschaft<br />
verstanden und den Generalstreik abgeblasen,<br />
die Mitarbeiter sind zurück in Gaza,<br />
Schmale kann wieder in sein BüroimHauptquartier,<br />
das jetzt abgeriegelt ist wie ein<br />
Hochsicherheitsgefängnis. Sicherheitsschleusen,<br />
Pass- und Taschenkontrollen,<br />
Chipkarten für die Angestellten. 60 Wachmänner<br />
beschützen das Gelände,sechs sind<br />
allein für Schmale abgestellt.<br />
Einer der Bodyguards steht direkt vor der<br />
Tür zu seinem Büro, einem lichten Raum mit<br />
Korbmöbeln, Grünpflanzen, Klappliege und<br />
Gittern vor den Fenstern. Ein Büro, das<br />
manchmal Schlafzimmer wird. Ende Juli saß<br />
Schmale hier 24 Stunden fest und musste<br />
von der Polizei befreit werden. Die USA hatten<br />
gerade bekanntgegeben, dass sie ihr<br />
Budget für palästinensische Flüchtlinge<br />
komplett streichen werden, 300 Millionen<br />
Dollar alleine in diesem Jahr,ein Drittel aller<br />
Gelder. Die UNRWA betreibt in Gaza 21 Gesundheitszentren,<br />
zwölf Nahrungsmittelausgabestellen<br />
und 278 Schulen. Schmale<br />
musste auf einen Schlag 68 Kollegen kündigen.<br />
Sie besetzten das Gelände, errichteten<br />
auf dem Hof ein Grab, stellten ein Foto von<br />
Schmale darauf und ein Schild: „Du wirst<br />
Gaza nie verlassen.“ Es gab Todesdrohungen:<br />
Wir wissen, wo wir euch finden! Das<br />
nächste Mal seid ihr dran! Wir hängen euch<br />
am nächsten Baum auf!<br />
Schmales Stimme zittert ein wenig, wenn<br />
er davon erzählt. Er ist ein Missionarssohn, in<br />
Botswana geboren, in Südafrika aufgewachsen,<br />
er arbeitete für das Rote Kreuz in Genf<br />
und für die UNRWA in Libanon, bevor er vor<br />
einem Jahr nach Gaza kam. Er ist an Leid gewöhnt<br />
in seiner Arbeit, an schwierige Bedingungen,<br />
aber sowas wie hier hat er noch nicht<br />
erlebt. Es ist ja nicht die Terrororganisation<br />
Hamas,die ihn bedroht, es sind seine ehemaligen<br />
Kollegen, die eigenen Leute.<br />
Das ist das Tragische an dieser Geschichte,<br />
das Unvorstellbare: 70 Jahre nachdem<br />
die Weltgemeinschaft in New York beschlossen<br />
hat, alle palästinensischen Flüchtlinge<br />
weltweit mit einer eigens gegründeten<br />
Hilfsorganisation zu unterstützen, wenden<br />
sich die Flüchtlinge gegen ihre Unterstützer.<br />
Es sind nicht mehr diejenigen, die im ersten<br />
Nahostkrieg 1948 aus ihren HäuserninIsrael<br />
fliehen mussten, es sind ihreKinder und Enkelkinder.<br />
Der Flüchtlingsstatus wird von<br />
Generation zu Generation übertragen. So<br />
sind aus 700 000 Flüchtlingen fünf Millionen<br />
geworden.<br />
Feinden der Hilfsorganisation passt der<br />
Aufruhr in Gaza gut in ihre Argumentation.<br />
Donald Trump wirft den Palästinensern vor,<br />
undankbar zu sein. Er will die gesamte UN-<br />
Agentur zerstören. Seine UN-Botschafterin<br />
Nikki Haley sagt: „Wieso sollen wir jemandem<br />
Geld geben, der uns den Todwünscht?“<br />
Der Jerusalemer Bürgermeister kündigt an,<br />
das UNRWA-Büro inseiner Stadt schließen<br />
zu lassen. Viele UN-Mitgliedsstaaten halten<br />
die Politik der USA für unverantwortlich und<br />
sammelten am Rande der UN-Vollversammlung<br />
im September in NewYork spontan 40<br />
Millionen Dollar.Ironischerweise hat das die<br />
Situation in Gaza noch schwieriger gemacht.<br />
Denn die UNRWA zahlte mit dem Geld einen<br />
hausinternen Kredit ab,der für die Eröffnung<br />
der Schulen in Gaza bereitgestellt worden<br />
war. Die entlassenen Mitarbeiter, die darauf<br />
hofften, ihre Arbeit zurückzubekommen,<br />
fühlen sich nun noch mehr betrogen.<br />
Einer vonihnen ist Ismail Talla, 37 Jahrealt,<br />
verheiratet, fünf Kinder. Erwohnt im Flüchtlingslager<br />
Nuseirat südlich von Gaza-Stadt, in<br />
einem schönen Haus.Die Fassade ist rosa gestrichen,<br />
das Treppenhaus sauber und hell.<br />
Fünf Etagen geht es hoch, in jeder Etage wohnt<br />
ein Sohn der Familie; drei sind arbeitslos, der<br />
vierte betreibt einen kleinen Imbiss im Erdgeschoss.Ismail<br />
ist der zweitälteste und der einzige<br />
der Brüder,der es geschafft hat, hier im Gazastreifen<br />
so eine ArtKarrierezumachen, eine<br />
UNRWA-Karriere, um genau zu sein.<br />
Er wuchs hier im Flüchtlingslager auf,<br />
ging auf eine UNRWA-Schule, machte eine<br />
UNRWA-Ausbildung zum Schmied, eröffnete<br />
seine eigene Werkstatt. Sie lief gut, sagt<br />
er, aber dann wurden an UNRWA-Schulen<br />
Werklehrer gesucht. Talla bewarb sich, bekam<br />
eine Stelle.„Ichdachte,für eine internationale<br />
Organisation zu arbeiten, ist ein super<br />
Job. Damit hast du fürs ganzeLeben ausgesorgt.“<br />
Er warWerklehrer,später Sozialkundelehrer,<br />
Gesundheitserziehung habe er auch gemacht,<br />
sagt er, ersei der Koordinator gewe-<br />
Seit Donald Trump<br />
der<br />
UN-Hilfsorganisation<br />
für palästinensische<br />
Flüchtlinge<br />
alle Gelder strich,<br />
tobt ein<br />
tragischer Kampf<br />
in Gaza:<br />
Die Flüchtlinge<br />
wenden sich gegen<br />
ihre Unterstützer<br />
VonAnja Reich, Gaza-Stadt<br />
Wird von sechs Bodyguards bewacht: Matthias<br />
Schmale, Chef der UNRWA in Gaza.<br />
WarLehrer an einer UNRWA-Schule und<br />
wurde entlassen: Ismail Talla.<br />
sen. „Der beste Koordinator.“ Er steht auf<br />
und kommt mit einer Folie wieder.Inder Folie<br />
sind Urkunden, Zeugnisse, Diplome. Er<br />
breitet sie auf dem Tisch aus. Auf jedem ist<br />
das blaue Zeichen der UNRWA zu sehen. Das<br />
letzte ist vomSeptember,ein Diplom für ein<br />
Fernstudium. Zum Schluss legt er noch seinen<br />
Gehaltsbescheid dazu. Angestelltennummer<br />
10210629, Einsatzgebiet Gaza, Position:<br />
Psychosozialer Schulungsleiter,<br />
973,92 Dollar mit Abzügen.<br />
Ratlos sitzt er vor seinen Zeugnissen, die<br />
nun nichts mehr wert sind und vielleicht nie<br />
wieder etwas wert sein werden. In Gaza arbeitslos<br />
zu werden, heißt ja nicht, dass man<br />
eine Umschulung macht und sich dann nach<br />
einem neuen Job umsieht. Es heißt, dass<br />
man sich einreihen muss in die lange<br />
Schlange derjenigen, die an den Ausgabestellen<br />
der Uno nach Reis und Mehl anstehen,<br />
es heißt, dass man seinen Kredit nicht<br />
abzahlen kann, dass man deshalb womöglich<br />
von der Hamas ins Gefängnis gesteckt<br />
wird. Und für einen Mann wie Ismail Talla<br />
heißt es auch, dass man seinen Stolz verliert,<br />
seine Würde.<br />
Es ist Mittag. DieSöhne kommen vonder<br />
Schule,legen die Rucksäckevors Sofa, setzen<br />
sich dazu, spielen ein bisschen mit dem<br />
Handy desVaters,holen die Katzen der Familie<br />
aus dem Nachbarzimmer, schöne Katzen<br />
mit langem weißem Fell. Ismail sagt, bevor er<br />
den Job bei UNRWA bekam, habe er nur<br />
Töchter gehabt. Aber mit diesem guten, sicheren<br />
Job konnte er sich mehr Kinder leisten.<br />
2005 sei der erste Sohn geboren, genau<br />
ein Jahr,nachdem er die neue Stelle bekommen<br />
habe,2006 der zweite.<br />
Die Söhne sitzen auf dem Sofa, man sieht<br />
ihnen nicht an, was sie darüber denken, dass es<br />
sie ohne die UN-Flüchtlingsgelder gar nicht<br />
geben würde. Der Vater sagt auch, dass die<br />
Söhne nicht mehr in die Schule gehen wollen.<br />
„Sie wollen nur gehen, wenn ichauchdabin.“<br />
InTallas Ratlosigkeit mischt sichWutundTrotz.<br />
Er weigertsich, Lebensmittelrationen abzuholen„wie<br />
ein Bettler“,machtSchulden, bezahlt<br />
keine Rechnungen mehr,verlässt das Haus nur<br />
noch, um auf Demonstrationen zu gehen,<br />
steht immer ganz vorne, heizt die Leute gegen<br />
die UNRWA auf.Talla, der Lehrer,ist mit Schuld<br />
daran, dass die UN-Mitarbeiter aus Gaza evakuiertwurden.<br />
Das mit der Evakuierung verstehe er<br />
nicht, sagt der Lehrer. Sie hätten doch ganz<br />
friedlich demonstriert. Zum Beweis zeigt er<br />
einVideo auf seinem Handy:Man sieht Männer<br />
und Frauen, die vor dem Hoteleingang<br />
stehen, in der Mitte steht er mit dem Megafon,<br />
an der Seite das weiße UN-Auto. Auf<br />
dem Video sieht die Situation wirklich nicht<br />
besonders gefährlich aus, aber es ist nur ein<br />
Ausschnitt.<br />
Was ist mit den Todesdrohungen, mit<br />
dem Sarg vorSchmales Büro?<br />
Das sei er nicht gewesen, sagt Talla. Das<br />
waren andere. Matthias übertreibe.Der Lehrernennt<br />
seinen ehemaligen Chef beim Vornamen.<br />
Es klingt nicht freundschaftlich.<br />
Matthias sei schuld an allem, kaum habe er<br />
sein Amt angetreten, sei seine,Ismails Stelle,<br />
vom Hauptbudget ins Notbudget gerutscht.<br />
Matthias hätte ihn längst wieder aus dem<br />
Nottopfholen müssen, sagt er.<br />
Ismail Talla, der Flüchtling, redet jetzt wie<br />
ein Beamter.SeinBeispiel zeigtdas ganzeDilemma<br />
der UNRWA-Flüchtlingshilfe, einer<br />
Organisation, die seit 70 Jahren vielen Menschen<br />
hilft, aber einige dieser Menschen damitauch<br />
zu einer Selbstgerechtigkeit erzieht,<br />
die ineiner Region wie Gaza schnell inHass<br />
umschlagenkann.<br />
Es ist Herbst 2018, die Hamas ist seit elf<br />
Jahren an der Macht, die Grenze zuIsrael<br />
und Ägypten dicht, die Situation verheerend:<br />
Boykotte von allen Seiten, jeder kämpft gegen<br />
jeden, die Ausschreitungen am Grenzstreifen<br />
dauernbis heute an, die Schüsse der<br />
israelischen Scharfschützen auch. Überall in<br />
Gaza-Stadt sieht man junge Männer auf Krücken<br />
durch die Straßen humpeln. Sie kommen<br />
meist aus armen, kinderreichen Familien,<br />
die –sozynisch es klingt –amehesten<br />
denVerlust eines Kindes verkraften und die<br />
Märtyrerprämien der Hamas am nötigsten<br />
brauchen können. Die Arbeitslosigkeit liegt<br />
bei 53 Prozent, die Suizidrate ist so hoch wie<br />
nie. Die Folgen der Streichung der UNRWA-<br />
Zahlungen sind noch nicht abzusehen.<br />
Zeit derNotlösungen<br />
Matthias Schmale rechnet jederzeit mitneuen<br />
gewalttätigen Protesten, die Gewerkschaften<br />
hierseien sehr militant und die Leute sehr unzufrieden.<br />
„Wenn man Menschen wie Gefangene<br />
behandelt, bekommt man das Verhalten<br />
von Gefangenen“, sagt er. Man spürt, wie der<br />
Deutsche schwankt zwischen demVerständnis<br />
für die Gaza-Bewohner und der Verantwortung<br />
für die UN-Mitarbeiter. Schmale hat angeboten,<br />
bei neuen Ausschreibungen entlassene<br />
Mitarbeiter zu bevorzugen, er will Banken<br />
überzeugen, Kredite zu verlängern. Es sind<br />
Notlösungen, in Wirklichkeit weiß auch er<br />
nicht, wie es weitergehen soll. Er spricht voneiner<br />
„existenziellen Krise der UNRWA“. „Ich<br />
würde mich sehr freuen, wenn ich der letzte<br />
Direktor hier bin, aber wir haben ein Mandat<br />
der Vereinten Nationen, einen Auftrag. Den<br />
müssen wir erfüllen.“<br />
In diesem Moment wirkt Matthias<br />
Schmale fast genauso ratlos wie sein entlassener<br />
Lehrer.<br />
Kennt er Ismail Talla, den Mann mit dem<br />
Megafon? Ja,sagt Schmale,Talla sei ja mehrfach<br />
„durch seine aggressive Wortwahl und<br />
tätliche Angriffe aufgefallen“. Es klingt nicht<br />
so, als könnte sich der Lehrer Hoffnung auf<br />
seine alte Stelle machen.<br />
Warumist Talla so? Warumkämpft er ausgerechnet<br />
gegen Schmale und nicht gegen<br />
Trump oder die Hamas? „Weil Trump weit<br />
wegist und die Hamas auf alle einschlägt, die<br />
sich wehren“, sagt er.Was macht er,wenner<br />
seinen Job nicht zurückbekommt? „Dann<br />
steige ich mit meiner Familie in ein Todesboot,<br />
so eins,mit dem man übers Mittelmeer<br />
nach Libyen flüchtet, das sowieso nie ankommt.“<br />
Falls es aber doch ankomme,sagtIsmail<br />
Talla und sieht zu seinen Söhnen, dann<br />
gehe er mit seiner Familienach Europa. Dorthin,<br />
wo seine Kinder eine Zukunft haben.<br />
Anja Reich hofft, dass<br />
Ismail Talla nicht aufgibt –und<br />
Matthias Schmale auch nicht.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Große Unzufriedenheit mit<br />
Merkels Diesel-Kurs<br />
Diegroße Mehrheit der Bundesbürger<br />
ist laut einer Umfrage unzufrieden<br />
mit dem Kurs vonKanzlerin Angela<br />
Merkel (CDU), Diesel-Fahrverbote<br />
in Städten zu verhindern. Für<br />
fast zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten<br />
tritt Merkel nicht entschieden<br />
genug für die Interessen der Dieselfahrer<br />
ein. Dasergab eine Umfrage<br />
des Meinungsforschungsinstituts<br />
YouGov im Auftrag der<br />
Deutschen Presse-Agentur. (dpa)<br />
Briefbombe bei George<br />
Soros in den USA gefunden<br />
Am US-Wohnsitz des Milliardärs<br />
George Sorosist eine Briefbombe gefunden<br />
worden. EinAngestellter<br />
habe den Sprengsatz im Briefkasten<br />
vonSoros’Anwesen in Bedfordentdeckt,<br />
berichteten Medien am Dienstag<br />
unter Berufung auf die Polizei.<br />
Sprengstoffexperten hätten den Gegenstand<br />
dann explodieren lassen.<br />
Der88-jährige in Ungarngeborene<br />
Holocaust-Überlebende hat sich vor<br />
allem unter Rechtspopulisten weltweit<br />
viele Feinde gemacht. (dpa)<br />
Landgericht Dresden lässt<br />
Klage gegen FraukePetryzu<br />
Muss wegen Meineids vor Gericht: die frühere<br />
AfD-Chefin FraukePetry.<br />
DPA<br />
DasLandgericht Dresden hat die Anklage<br />
gegen die frühereAfD-Chefin<br />
Frauke Petrywegen Meineides zur<br />
Hauptverhandlung zugelassen. Der<br />
43-Jährigen wirdvorgeworfen, bei<br />
ihrer Zeugenvernehmung am 12.<br />
November 2015 vordem sächsischen<br />
Wahlprüfungsausschuss<br />
wahrheitswidrige Angaben gemacht<br />
zu haben, wie das Gericht am Dienstag<br />
mitteilte.Petryhatte einen Irrtum<br />
eingeräumt, zugleich aber versichert,<br />
nicht absichtlich falsch ausgesagt<br />
zu haben. Beiden Vorwürfen<br />
geht es um Angaben zu Darlehen der<br />
Kandidaten für die Finanzierung des<br />
AfD-Wahlkampfes vorder Landtagswahl<br />
2014. (dpa)<br />
Nikab-Verbot verstößt<br />
gegen Menschenrechte<br />
Einallgemeines Verbot des islamischen<br />
Gesichts- oder Ganzkörperschleiers<br />
in der Öffentlichkeit verstößt<br />
gegen die Menschenrechte.Zu<br />
dem Schluss kommt der UN-Menschenrechtsausschuss<br />
in Genf. Er<br />
rügte Frankreich am Dienstag, nachdem<br />
sich zwei Trägerinnen eines<br />
Nikab-Gesichtsschleiers gegen das<br />
seit 2010 in Frankreich gültige Gesetz<br />
beschwerthatten. EinVerschleierungsverbot<br />
gilt etwa auch in Belgien,<br />
Österreich, Dänemark, Bulgarien<br />
und Teilen der Schweiz. (dpa)<br />
Presseteam der Polizei darf<br />
bei Demos nicht fotografieren<br />
DiePolizei darfeinem Gerichtsurteil<br />
zufolge bei Demonstrationen<br />
nicht zum Zweck der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Fotos vonTeilnehmern<br />
machen. Dasstellte das Verwaltungsgericht<br />
Gelsenkirchen am<br />
Dienstag in einem Streit um Fotos<br />
eines Demonstrationszuges klar.<br />
Schon dass die Polizei bei der Demo<br />
für die Demonstranten wahrnehmbar<br />
fotografierthatte,sei rechtswidrig,<br />
urteilten die Richter. (dpa)<br />
Bürgerliche Taktik<br />
Der Verfassungsschutzprüft,obdie Thüringen-AfD beobachtet werden soll.Die Partei trifft Vorbereitungen<br />
VonJan Sternberg<br />
Die Besuchergruppe aus<br />
Westdeutschland absolvierte<br />
die übliche Tour<br />
durch den Bundestag.<br />
Zum Abschluss stand das Gruppenfoto<br />
mit dem Abgeordneten an.<br />
Plötzlich zerfiel die Gruppe, gut die<br />
Hälfte der Besucher drückte sich in<br />
den Hintergrund. Halb laut murmelten<br />
sie Begründungen: „Ich arbeite<br />
im öffentlichen Dienst“, „Was passiert,<br />
wenn ihr jetzt auch noch beobachtet<br />
werdet?“ Der Bundestagsabgeordnete,<br />
der ihnen die Reise organisiert<br />
hat, ist von der AfD. Erzählt<br />
sich zu den Gemäßigten in der Partei<br />
und macht sich zunehmend Sorgen<br />
über die drohende Beobachtung der<br />
AfD durch den Verfassungsschutz –<br />
und darüber,dass der Wegder Partei<br />
ins bürgerliche Spektrum mehr und<br />
mehr versperrtist.<br />
Mandistanziertsich<br />
Die AfD hat sich im parlamentarischen System festgesetzt.<br />
Ende November kommen die Innenminister<br />
und -senatoren von Bund<br />
und Ländern inMagdeburg zusammen.<br />
Die Beobachtung der AfD<br />
könnte dann auf der Tagesordnung<br />
stehen. Laut Spiegel haben 13 Landesämter<br />
für Verfassungsschutz (VS)<br />
bereits Material zugeliefert, zum Teil<br />
mehr als 100 Seiten stark. DerJugendverband<br />
„Junge Alternative“ ist in<br />
Niedersachsen und Bremen bereits<br />
Beobachtungsobjekt. Der Verfassungsschutz<br />
in Thüringen prüft, ob<br />
dortder ganzeLandesverband beobachtet<br />
werden soll. Ebenso wie Parteichef<br />
Alexander Gauland hielt es Thüringens<br />
AfD-Chef Björn Höcke kürzlich<br />
für nötig, sich von organisierten<br />
Rechtsextremen zu distanzieren. Die<br />
Unruhe in der Partei wächst.<br />
Rechter als Höcke sind in der AfD<br />
wenige. Hans-Thomas Tillschneider,<br />
Landtagsabgeordneter in Sachsen-<br />
Anhalt, gehört dazu. Seine Nähe zur<br />
rechtsextremen „Identitären Bewegung“<br />
(IB), ihrerseits Beobachtungsobjekt<br />
der Verfassungsschützer, demonstrierte<br />
er besonders augenfällig:<br />
Er richtete ein Abgeordnetenbüroim<br />
IB-Hausprojekt „Flamberg“ in Halle<br />
an der Saale ein. Kürzlich kündigte er<br />
an, das Büroräumen zu wollen. Denn<br />
auch Tillschneider bereitet sich auf<br />
eine mögliche VS-Beobachtung der<br />
AfD vor. Zusätzlich zum Bürolöste er<br />
auch die vonihm gegründete„Patriotische<br />
Plattform“ auf.<br />
Dass man in dieser Situation noch<br />
eine Abschiedsparty gibt, mag irritieren.<br />
In AfD-Kreisen ist auch das möglich.<br />
Am vergangenen Donnerstag jedenfalls<br />
gingen Tillschneider und der<br />
NRW-Landtagsabgeordnete Roger<br />
Beckamp ins IB-Haus in Halle. Beide<br />
bestätigten, dass sie beim„Staatspolitischen<br />
Salon“ diskutierten –ausgerechnet<br />
über die Gefahr einer Beobachtung<br />
der AfD durch den Verfassungsschutz.Veranstaltet<br />
wirdder Salon<br />
vom „Institut für Staatspolitik“<br />
(IfS) aus Schnellroda, auch dessen<br />
Gründer Götz Kubitschek war an dem<br />
Abend dabei.<br />
Nach Auskunft von Tillschneider<br />
und Beckamp sei man sich einig gewesen,<br />
dass eine Beobachtung<br />
durch den Verfassungsschutz zwar<br />
„Unrecht“ sei, aber dennoch ernst zu<br />
nehmen wäre. Daher habe er sein<br />
Büro gekündigt, sagte Tillschneider.<br />
Beckamp verteidigte seinen Besuch:<br />
„Rechtsextremisten habe ich dort<br />
keine gesehen.“ Eine Zusammenarbeit<br />
mit der IB hält der forsche Kölner<br />
dennoch für „völlig verkehrt“.<br />
IMAGO/EMMANUELE CONTINI<br />
Ebenso falsch seien Großdemonstrationen<br />
wie der „Trauermarsch“ in<br />
Chemnitz, an dem Beckamp selbst<br />
teilnahm. „Auf solche Sachen sollten<br />
wir verzichten –wir geraten in eine<br />
Haftungsgemeinschaft.“ Der Umgang<br />
der AfD mit einer möglichen<br />
VS-Beobachtung sollte auf drei Säulen<br />
beruhen, sagte Beckamp: juristische<br />
Gegenwehr, mediale Offensive,<br />
und Ausschluss vonEinzelpersonen.<br />
Über eine Kurskorrektur redet keiner<br />
vonbeiden. Istalso alles nur Taktik?<br />
In Hessen will Robert Lambrou<br />
mit der AfD am Sonntag in den Landtag<br />
einziehen, die Umfragen versprechen<br />
ihm ein knapp zweistelliges Ergebnis.<br />
Zur Abschlusskundgebung<br />
am Freitag kommt der gesamte Bundesvorstand,<br />
um Einigkeit zu demonstrieren.<br />
Es kommen auch solche,<br />
die dem Hessen-Landeschef<br />
Lambrou eher Sorgen machen: Parteichef<br />
Alexander Gauland, einst<br />
Staatskanzleichef in Wiesbaden,<br />
raunt von einer „neuen friedlichen<br />
Revolution“, will „das System“ stürzenund<br />
wettertgegen das„Establishment“.<br />
Lambrou sagt: „Das ist nicht<br />
meine Wortwahl.“ Mansei bürgerlich<br />
und konservativ. Den Hessen-AfDlernredet<br />
er ins Gewissen, Wortewie<br />
„Lügenpresse“ nicht zu verwenden.<br />
Und die Verfassungsschutz-Debatte?<br />
„Eine Diffamierungskampagne gegen<br />
uns. Leider kennen die meisten<br />
Hessen keine AfD-Mitglieder. Noch<br />
sind wir zu wenige.“ 2800 Mitglieder<br />
hat der Landesverband. Mit den<br />
Rechtsradikalen aus dem Osten, das<br />
macht Lambrou deutlich, wolle man<br />
nichts zu tun haben, und mit der IB<br />
schon gar nicht.<br />
Dabei ist der Wegvon Wiesbaden<br />
nach Halle kürzer, als Lambrou es<br />
glauben macht. Andreas Lichert,<br />
Landtagskandidat auf dem aussichtsreichen<br />
Listenplatz 5, war bis<br />
vor kurzem Vorsitzender von Kubitscheks<br />
IfS. Als Bevollmächtigter der<br />
IfS-nahen Titurel-Stiftung war er am<br />
Kauf des Hallenser Hauses beteiligt.<br />
Lambrou kennt keine „Aussagen von<br />
Herrn Lichert“, mit denen er Probleme<br />
hätte,sagt der Landeschef. Im<br />
Imagefilm der Hessen-AfD kommen<br />
andereKandidaten zu Wort.<br />
Wissenschaftliche Begründung<br />
Die Verfassungsschützer bekommen<br />
bald eine wissenschaftlich fundierte<br />
Begründung für eine Beobachtung an<br />
die Hand. Der Rechtsextremismus-<br />
Forscher Armin Pfahl-Traughber<br />
nennt die AfD in einem noch unveröffentlichten<br />
Aufsatz für das „Jahrbuch<br />
Öffentliche Sicherheit“ eine<br />
„rechtsextremistische Partei“. Ihre<br />
„Extremismusintensität“ sei zwar<br />
„geringer als die der NPD oder Neonazi-Szene“,<br />
dies ändere aber am<br />
Sachverhalt selbst nichts.Nicht mehr<br />
nur am Rande, sondern imZentrum<br />
der Partei fänden sich unter anderem<br />
„die Aberkennung von Individualrechten,<br />
Bekundungen von rassistischen<br />
Positionen, die Delegitimierung<br />
der gewählten Regierung, Forderungen<br />
nach einem Systemwechsel<br />
und die Relativierung der<br />
NS-Vergangenheit“. DieListe ist lang.<br />
Istsie lang genug für die Beobachtung<br />
einer Partei, die sich im parlamentarischen<br />
System festgesetzt hat? DerAbgeordnete,mit<br />
dem sich einige seiner<br />
Besucher nicht fotografieren lassen<br />
wollten, denkt nun zum ersten Malan<br />
Austritt. „Wenn die Beobachtung<br />
durch denVerfassungsschutz kommt,<br />
dann bin ich mir unsicher, ob ich<br />
noch zu dieser Partei gehöre.“<br />
„Die AfD ist eine Bedrohung für die Demokratie“<br />
Der Politologe Butterwegge fordert die etablierten Parteien auf, sich inhaltlich mit den Rechtspopulisten zu beschäftigen<br />
Herr Butterwegge, die AfD wird laut<br />
Umfragen auch in Hessen in den<br />
Landtag einziehen. Damit ist sie in<br />
allen Parlamenten vertreten. Ist die<br />
Partei damit endgültig etabliert?<br />
Der Einzug in den hessischen<br />
Landtag wäre eine historische Zäsur<br />
für unser politisches System. Außer<br />
der Union, der SPD und kurzzeitig<br />
der FDP hat es bislang keine Partei<br />
geschafft, im Bundestag, in allen<br />
Landtagen und dem Europaparlament<br />
gleichzeitig vertreten zu sein.<br />
Die AfD hat sich im parlamentarischen<br />
System der Bundesrepublik<br />
fest etabliert.<br />
Viele sagen, das würde die Demokratie<br />
bereichern. Sehen Siedas auch so?<br />
Die AfD in den Parlamenten ist<br />
keine Bereicherung und Belebung,<br />
sondern eine Belastung und Bedrohung<br />
für die Demokratie.Esist zwar<br />
nicht zu befürchten, dass sie einen<br />
rechten Aufstand anzettelt. Aber sie<br />
nimmt die Demokratie in einen Zangengriff:<br />
durch Aktivitäten auf der<br />
Straße, wosie die Kooperation mit<br />
Neonazis nicht scheut, sowie durch<br />
ihr aggressives,konfrontatives<br />
und provokatives<br />
Auftreten in den Parlamenten.<br />
Sielegt ihr gewissermaßen<br />
Daumenschrauben<br />
an.<br />
Wie agieren die Vertreter<br />
der Abgeordneten in den<br />
Parlamenten?<br />
Es gibt große Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen<br />
Landesparlamenten und<br />
auch innerhalb der AfD-Bundestagsfraktion.<br />
Gerade in den ostdeutschen<br />
Bundesländern treten Abgeordnete<br />
rabiat auf, damit sie sich<br />
nicht von ihrer Basis vorwerfen lassen<br />
müssen, vom System gezähmt<br />
worden zu sein. Aber auch im Bundestag<br />
herrscht seit dem Einzug der<br />
Christoph<br />
Butterwegge<br />
AfD ein ziemlich rauer Umgangston,<br />
der mit parlamentarischer Diskussionskultur<br />
und gesitteten Umgangsformen<br />
nichts mehr zu tun hat. Ich<br />
denke da besonders an den<br />
DPA<br />
<strong>Berliner</strong> Abgeordneten<br />
Gottfried Curio, der von<br />
„Umvolkung“ und „Messermigration“<br />
redet, systematisch<br />
gegen Flüchtlinge<br />
hetzt und Angela Merkel<br />
ausbürgern will. Die AfD<br />
interessiert der Bundestag<br />
nur als Bühne,umihrenationalistischen<br />
und rassistischen<br />
Botschaften via Social<br />
Media an den Mann und die<br />
Frau zu bringen.<br />
Die anderen Parteien suchen noch<br />
nach einem Rezept, der AfD zu begegnen.<br />
Welche Strategien haben Sie beobachtet?<br />
Oft wirdder AfD mit moralisierender<br />
Empörung begegnet. Das bringt<br />
zwar auch Klicks,ist aber keine geeignete<br />
Methode, der Partei das Wasser<br />
abzugraben. Sinnvoller wäre es, die<br />
inhaltlichen Widersprüche und Brüche<br />
ihrer Programmatik aufzuzeigen,<br />
etwa in der Sozial- und Rentenpolitik.<br />
Die AfD ist keine Partei des kleinen<br />
Mannes, wie sie behauptet. So bekennt<br />
Fraktionschefin Alice Weidel in<br />
einem vom Protokoll aufgezeichneten<br />
Zwischenruf, man könne ja beim<br />
Sozialen kürzen. Auch will die Partei<br />
den Solidaritätszuschlag möglichst<br />
sofort abschaffen, der eines der letzten<br />
Umverteilungsinstrumente ist,<br />
weil die ärmere Hälfte der Bevölkerung<br />
von den 20 Milliarden Euro im<br />
Jahr, die er dem Staat einbringt, nur<br />
1,7 Prozent aufbringen muss.Für die<br />
AfD gibt es im Grunde keine sozialen<br />
Probleme und Armut nur als Importprodukt,<br />
das Flüchtlinge, Bulgaren<br />
und Rumänen einschleppen.<br />
DasGespräch führte JanSternberg.<br />
Fall Jalloh und<br />
Fall Amed<br />
ungelöst<br />
Kommission will Feuertod<br />
von Flüchtlingen untersuchen<br />
VonMarkus Decker<br />
Aktivisten, die den Toddes 2005<br />
im Dessauer Polizeigewahrsam<br />
umgekommenen Oury Jalloh aus Sierra<br />
Leone untersuchen, haben Parallelen<br />
zum Fall des am 29. September<br />
in Kleve umgekommenen Syrers<br />
Amed Amed gezogen. Beide waren<br />
unter nicht genau geklärten Umständen<br />
nach Feuerninihren Zellen<br />
verbrannt bzw. an den Folgen des<br />
Feuers gestorben.<br />
„Eine grundlegende Parallele ist<br />
die These des Selbstmords“, sagte<br />
Vanessa E. Thompson als Mitglied<br />
einer internationalen Kommission,<br />
die den Fall Oury Jalloh auf eigene<br />
Initiative hin untersucht, am Dienstag<br />
bei einer Pressekonferenz in Berlin.<br />
Überdies hätten beide gar nicht<br />
eingesperrt sein dürfen. Sie betonte,<br />
der Fall Kleve verweise „erneut darauf,<br />
dass die vermeintlichen Garanten<br />
der Demokratie diese selbst bedrohen<br />
können und es daher einer<br />
kritischen und unabhängigen Beobachtung<br />
bedarf“.<br />
Die Kommission für den Fall Jalloh,<br />
der unter anderem mehrere Aktivisten,<br />
ein italienischer Anwalt und<br />
ein deutscher Arzt angehören, verlangte<br />
weitere Informationen von<br />
den Ermittlungsbehörden in Sachsen-Anhalt.<br />
Sie kritisierte auch, dass<br />
die Generalstaatsanwaltschaft<br />
Naumburgviel zu lange brauche,um<br />
zu prüfen, ob die Einstellung des Ermittlungsverfahrens<br />
zu den Todesumständen<br />
Bestand haben soll. Ein<br />
Ergebnis war für den Herbst angekündigt<br />
worden.<br />
Aktivisten glauben nicht an den Suizid<br />
von OuryJalloh.<br />
DPA<br />
Zur Bewertung der Akten lassen<br />
sich die Abgeordneten des Rechtsausschusses<br />
im Landtag vonzweijuristischen<br />
Experten beraten: dem<br />
ehemaligen Generalstaatsanwalt<br />
Manfred Nötzel und dem Rechtsanwalt<br />
JerzyMontag (Grüne). DieBerater<br />
sollen aber erst tätig werden,<br />
wenn die Ermittlungen der Justiz abgeschlossen<br />
sind. Die linken Landtagsabgeordneten<br />
aus Sachsen-Anhalt<br />
Henriette Quade und Eva von<br />
Angern nannten dies am Dienstag<br />
einen Konstruktionsfehler.<br />
Die Staatsanwaltschaft Halle<br />
hatte die Ermittlungen zum Feuertod<br />
Jallohs im vorigen Jahr beendet,<br />
weil keine weitere Aufklärung zu erwarten<br />
sei, wie es hieß. Bis heute ist<br />
auch nach zwei Prozessen nicht geklärt,<br />
wie es zu dem Brand kommen<br />
konnte. Die Initiative vertritt die<br />
These, dass Polizisten Jalloh anzündeten.<br />
Der 26-jährige Amed Amed hätte<br />
gar nicht inhaftiert sein dürfen. Er<br />
war Opfer einer Namensverwechslung<br />
vonErmittlerngeworden. Auch<br />
hier bestehen mit Blick auf die<br />
Selbstmordthese erhebliche Zweifel.<br />
Aus einem internen Bericht des<br />
nordrhein-westfälischen Justizministers<br />
ergibt sich, dass der Häftling<br />
am Abend des Zellenbrandes die Gegensprechanlage<br />
in seiner Zelle benutzte.<br />
Diese dient gemeinhin nicht<br />
als Notrufknopf.<br />
Für die Aktivisten im Fall Oury Jalloh<br />
sind die Parallelen kein Zufall. Sie<br />
sprechen von„institutionellem Rassismus“<br />
bei Polizei und Justiz.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Hauptstadt<br />
Nach der Wahl ist vor der Wahl<br />
Dauernd wird irgendwo ein neuer Landtag gewählt. Das Ergebnis hat oft Auswirkungen auf die Bundespolitik<br />
VonTanja Brandes und Isabella Galanty (Infografik)<br />
32,0% 27,3%<br />
2,1%<br />
5,9%<br />
3,8%<br />
SSW<br />
3,3%<br />
1,2%<br />
11,5%<br />
12,9%<br />
32,8% 15,1%<br />
Die bayerische Landtagswahl vom<br />
vorvergangenen Sonntag hat den<br />
Freistaat durcheinandergewirbelt.<br />
DieGrünen bejubelten ihren<br />
Höhenflug, die SPD stürzte ab, die FDP<br />
musste um den Einzug in den Landtag bangen.<br />
Unddie CSU muss sich auf einmal einen<br />
Koalitionspartner suchen.<br />
Schon wirdüber die Konsequenzen diskutiert,<br />
die das schlechte Abschneiden vonCSU<br />
und SPD in Bayern für die Bundespolitik hat.<br />
Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer spricht<br />
vonRücktritt. Sein Amt als Innenminister berührt<br />
das nicht –doch auch im Bund wird<br />
Seehofer immer unbeliebter. Das Schicksal<br />
teilt er mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) –<br />
und der angeschlagenen SPD-Chefin Andrea<br />
Nahles. Dabei ist für die Diskussion um Ämter<br />
kaum Zeit, am kommenden Sonntag steht<br />
schon die nächste Wahl an. Auch in Hessen<br />
muss die CDU bangen. Zwar könnte sich das<br />
Wahlergebnis des Koalitionspartners Grüne<br />
gegenüber der letzten Wahl fast verdoppeln –<br />
aktuelle Umfragen sehen die Partei bei 20<br />
Prozent. Dafür droht der CDU mit prognostizierten<br />
26 Prozent das niedrigste Ergebnis in<br />
Hessen seit den 60er-Jahren.<br />
Neben personellen Auswirkungen hat das<br />
Ergebnis von Landtagswahlen –die in den<br />
meisten Bundesländern alle fünf Jahre abgehalten<br />
werden –noch weitere Folgen für die<br />
Republik. DieWahlen können die politischen<br />
Kräfteverhältnisse im Bundesrat und damit<br />
den Einfluss auf die Gesetzgebung in<br />
Deutschland erheblich verändern. Unddadie<br />
Stimmenanteile im Bundesrat von der Einwohnerzahl<br />
der Länder abhängen, ist gerade<br />
Wahlen in bevölkerungsreichen Bundesländerndie<br />
Aufmerksamkeit des Bundes sicher.<br />
Manchmal gelten Landtagswahlen auch<br />
als Gradmesser für die politische Gefühlslage<br />
einer ganzen Region. 2019 wird ingleich drei<br />
ostdeutschen Bundesländern gewählt. In<br />
Thüringen und Sachsen brächte es die CDU<br />
Umfragen zufolge derzeit nur noch auf 30 Prozent<br />
der Stimmen.Die SPD ist auf rund 10 Prozent<br />
abgestürzt. In Brandenburg wiederum<br />
hat die AfD,die am Sonntag in Hessen auch in<br />
das letzte deutsche Länderparlament einziehenkönnte,die<br />
CDU in letzten Umfragen gar<br />
überholt undliegt gleichauf mit der SPD.<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
2017<br />
30,6% 19,0%<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern 13,2%<br />
2016<br />
5,6%<br />
4,8%<br />
NPD 3,0%<br />
3,0%<br />
20,8%<br />
31,9% 18,6%<br />
4,8%<br />
5,5%<br />
Bremen<br />
2015<br />
6,6%<br />
BIW<br />
3,2%<br />
Hamburg<br />
2015<br />
9,5%<br />
45,6% 15,9%<br />
22,4%<br />
8,5%<br />
7,4%<br />
12,3%<br />
2,6% 6,1%<br />
1,6%<br />
33,6% 36,9%<br />
2,4%<br />
6,2%<br />
4,6%<br />
Niedersachsen<br />
2017<br />
7,5%<br />
8,7%<br />
Landtagswahlen<br />
Endgültige Ergebnisse<br />
CDU/CSU<br />
SPD<br />
Grüne<br />
FDP<br />
Linke<br />
AfD<br />
Piraten<br />
Sonstige<br />
Wahlbeteiligung<br />
in Prozent der<br />
Wahlbeteiligten<br />
70,4%<br />
69,7%<br />
65,2%<br />
Bremen<br />
50,2%<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Schleswig-Holstein<br />
Hessen<br />
73,2%<br />
64,2%<br />
Hamburg<br />
56,5%<br />
Niedersachsen<br />
63,1%<br />
Thüringen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
61,1%<br />
61,6%<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen<br />
52,7% 49,1%<br />
Berlin<br />
66,9%<br />
Brandenburg<br />
47,9%<br />
Landtagswahlen<br />
1. September<br />
2019<br />
Landtagswahl<br />
27. Oktober<br />
2019<br />
1,9%<br />
7,4%<br />
12,2%<br />
BVB/Freie Wähler<br />
2,7%<br />
21,6% 17,6%<br />
14,2%<br />
29,8% 16,3%<br />
9,0%<br />
Brandenburg<br />
2014<br />
6,7%<br />
1,5%<br />
NPD 6,2%<br />
2,2%<br />
Berlin<br />
2016<br />
1,7%<br />
Sachsen-Anhalt<br />
2016<br />
24,3%<br />
15,6%<br />
23,0%<br />
4,9%<br />
15,2%<br />
10,6%<br />
5,2%<br />
3,5%<br />
31,2% 33,0%<br />
7,4%<br />
4,9%<br />
36,2% 31,8%<br />
5,0%<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
2017<br />
1,0%<br />
Rheinland-Pfalz<br />
2016<br />
12,6%<br />
12,6%<br />
6,2%<br />
2,8%<br />
6,4%<br />
5,3%<br />
40,7% 29,6%<br />
4,0%<br />
6,2%<br />
Saarland<br />
2017<br />
3,3%<br />
4,0%<br />
12,8%<br />
Baden-Württemberg<br />
70,4%<br />
Sonntagsfrage<br />
vom 18. Oktober<br />
Bayern<br />
72,4%<br />
39,4% 18,9%<br />
5,1%<br />
Sachsen<br />
2014<br />
9,7%<br />
5,7%<br />
NPD<br />
4,9%<br />
38,3% 30,7% 27,0%<br />
30,3%<br />
37,2% 9,7%<br />
33,5% 28,2%<br />
Freie Wähler<br />
11,6%<br />
Hessen<br />
Baden-<br />
2013<br />
Württemberg<br />
Bayern<br />
Thüringen<br />
Wahl am<br />
2016<br />
2018<br />
3,7%<br />
2014<br />
28. Oktober<br />
17,5%<br />
2018<br />
5,0%<br />
3,6%<br />
12,4%<br />
3,7%<br />
11,1% 15,1%<br />
12,7%<br />
5,4%<br />
4,1%<br />
5,1%<br />
2,5%<br />
1,9% 5,2%<br />
2,9% 8,3%<br />
3,2%<br />
10,6%<br />
10,2%<br />
NPD 5,7%<br />
3,6%<br />
12,4%<br />
3,8%<br />
QUELLE: QUELLE LANDESWAHLLEITER<br />
LANDESWAHLLEITER<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Macht<br />
und Schande<br />
Annika Leister<br />
über den Walk of Shame in der Politik<br />
Im Juni dieses Jahres setzte Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer<br />
(CSU) im Dieselskandal ein Zeichen,<br />
ganz einfach, mit großer öffentlicher<br />
Wirkung: Er traf sich mit<br />
Daimler-Chef Dieter Zetsche. Statt<br />
diesen, wie für die Lobbyisten der<br />
Branche üblich, still und heimlich<br />
durch die Hintertür kommen und<br />
wieder gehen zu lassen, musste Zetsche<br />
durch den Haupteingang eintreten<br />
–vorbei an der wartenden, an<br />
der nörgelnden, an der ewig fragenden<br />
Presse.Fotoshooting inklusive.<br />
Ein Walk of Shame für Zetsche.<br />
Der Begriff kommt eigentlich aus<br />
der Partyszene und beschreibt den<br />
schambehafteten Weg indie eigenen<br />
vier Wände nach einer eskalierten<br />
Partynacht und einem One<br />
Night Stand, in der Regel mit einer<br />
eher unbekannten Person.<br />
Der Dieselskandal war Zetsches<br />
Party, Scheuer der OneNight Stand,<br />
den er lieber geheim gehalten hätte.<br />
Der Absturz. Der unübersehbare<br />
Hinweis darauf, dass auf der Party<br />
wenig sauber lief. Immerhin aber<br />
saß Zetsches mächtiger Schnurrbart<br />
und sein Make-up war nicht<br />
verlaufen.<br />
Für Scheuer war es ein Machtgewinn.<br />
Ein vermeintliches Zeichen<br />
von Durchgreifen, ohne irgendetwas<br />
getan zu haben. Voneiner „Demütigung“<br />
für den Daimler-Chef<br />
schrieb die Presse und vonScheuers<br />
„Autorität“, der eine „harte Linie“<br />
fahre. Um die Inhalte ihrer Gespräche<br />
ging es bei dieser Einschätzung<br />
nicht –sondern allein um den Fakt,<br />
dass Zetsche sich den Weg durchs<br />
Regierungsviertel vorbei an Reportern<br />
und Fotografen bahnen<br />
musste. Dass also dieses Treffen der<br />
Öffentlichkeit bekannt war, genügte,<br />
umScheuer Boni einzubringen,<br />
um ihn als harten Hund im<br />
Dienste des Verbrauchers dastehen<br />
zu lassen.<br />
Kurz in den Hintergrund rückte<br />
dank Zetsches neuer Routenführung<br />
das Wissen um die in jeder Regierung<br />
bisher wirkmächtige Autolobby,<br />
um prominente Seitenwechsler<br />
mit besten Verbindungen,<br />
um ungezählte Treffen zwischen<br />
Wirtschaft und Politik, die gelungene<br />
OneNight Stands sind.<br />
Es lohnt in solchen Situationen,<br />
die vor PRquietschen, ein bilanzierender<br />
Rückblick mit zeitlichem Abstand.<br />
Was ist seit Zetsches Auftritt<br />
passiert? Die Autobauer tauschen<br />
die vonihnen manipulierten Wagen<br />
jetzt bei Zahlung von Prämien um<br />
(gegen Wagen, bei denen wiederum<br />
unklar ist, ob der Verbraucher damit<br />
lange fahren darf) und treiben damit<br />
ihren hinkenden Absatz nach<br />
oben. Scheuer will neuerdings,ganz<br />
milde, doch auf eine Form der<br />
Hardware-Nachrüstung bei den<br />
Herstellern drängen. Ganz bald soll<br />
es so weit sein. Also frühestens in 18<br />
Monaten. Ist bis dahin aber vielleicht<br />
auch egal, weil die Kanzlerin<br />
mit Blick auf die Hessenwahl und<br />
ein drohendes Fahrverbot in Frankfurt<br />
fordert, Grenzwert jetzt doch<br />
einfach mal Grenzwert sein zulassen.<br />
Vielleicht sollte man den Walk of<br />
Shame etablieren, aber in ehrlicher<br />
Form. Leicht verwuschelte Haare<br />
stehen Scheuer sicher gut. Und er<br />
hätte es auch nicht weit: VW, Daimler<br />
und BMW haben Geschäftsräume<br />
gleich um die Ecke vomBundestag.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Deutschland<br />
holt in der<br />
Bildung auf<br />
OECD:Soziale Lage ist aber<br />
immer noch entscheidend<br />
Hat der<br />
INF-Vertrag<br />
eine Zukunft?<br />
US-Sicherheitsberater<br />
Bolton trifft Putin in Moskau<br />
VonBasil Wegener<br />
Die soziale Herkunft bestimmt in<br />
Deutschland in stärkerem Maß<br />
über den Schulerfolg als in vielen anderen<br />
Ländern. Allerdings hat<br />
Deutschland den Abstand verringern,<br />
heißt es in einem Bericht der<br />
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung<br />
(OECD).<br />
Abschlüsse: Nur knapp 15 Prozent<br />
der Erwachsenen mit Eltern ohne<br />
Abitur erreichen in Deutschland ein<br />
abgeschlossenes Hochschulstudium.<br />
Im Durchschnitt der meisten<br />
OECD-Länder sind es immerhin 21<br />
Prozent. In Neuseeland schließen<br />
rund 39 Prozent dieser Menschen<br />
ein Studium ab, inFinnland 34 Prozent<br />
–inTschechien dagegen nur 3,6<br />
Prozent. Fast jeder vierte schafft in<br />
Deutschland allerdings einen höherenBildungsabschluss<br />
als die Eltern.<br />
Besonders wichtig ist das, weil die<br />
Abschlüsse über die Berufschancen<br />
entscheiden: Bei den Hochschulabsolventen<br />
liegt die Arbeitslosenquote<br />
nur bei etwa der Hälfte der ohnehin<br />
vergleichsweise geringen<br />
Quote in Deutschland.<br />
Nachteile: Schon in der Schule<br />
kommt es oft nicht zu einer Durchmischung<br />
von benachteiligten und<br />
weniger benachteiligten jungen Leuten.<br />
So zeigt der Bericht, dass 46 Prozent<br />
der Schüler mit sozialer und<br />
ökonomischer Benachteiligung<br />
Schulen besuchen, die viele benachteiligte<br />
Schüler versammeln. Im<br />
OECD-Schnitt sind es allerdings sogar<br />
noch etwas mehr (48 Prozent), in<br />
Finnland sind es hingegen nur 40<br />
Prozent. Und diese Durchmischung<br />
macht oft den Unterschied: Laut den<br />
OECD-Experten erreichen benachteiligte<br />
Schüler in nicht benachteiligten<br />
Schulen deutlich bessere Leistungen.<br />
Verbesserungen: Ob beim Lesen, in<br />
Mathe oder den Naturwissenschaften<br />
–bei den Leistungen sieht man<br />
laut OECD in den vergangenen Jahren<br />
deutliche Verbesserungen in<br />
Deutschland, was die Abhängigkeit<br />
vom sozioökonomischen Status anbelangt.<br />
Zwar erklären die Bildungsexperten<br />
der Organisation etwa bei<br />
den Naturwissenschaften immer<br />
noch 16 Prozent der Unterschiede<br />
der Schülerleistungen mit dem sozialen<br />
Hintergrund (Stand 2015).<br />
Knapp zehn Jahre zuvor waren es<br />
aber noch vier Prozentpunkte mehr.<br />
Auch im Vergleich mit früheren<br />
OECD-Publikationen zeigen sich<br />
positiveTrends. Seit gut zehn Jahren<br />
ist der Anteil der Unter-Drei-Jährigen,<br />
die eine Kita oder einen Kindergarten<br />
besuchen, um 20 Prozentpunkte<br />
gestiegen. In kaum einem<br />
anderen Land ist der Anteil sozialschwacher<br />
Schüler mit soliden Leistungen<br />
so deutlich gewachsen wie in<br />
Deutschland –von 25,2 im Jahr 2006<br />
auf 32,3 Prozent 2015.<br />
Vorgeschichte: Mittlerweile ist der<br />
Pisa-Schock 17 Jahre her. Damals<br />
zeigte die OECD,dass die Leistungen<br />
der deutschen Schüler unterdurchschnittlich<br />
und stark andie soziale<br />
Herkunft gekoppelt waren. Seither<br />
mühten sich die Bundesländer um<br />
zahlreiche Bildungsreformen. (dpa)<br />
Elternhaus ist für den Bildungserfolg immer<br />
noch entscheidend. DPA/BERND WÜSTNECK<br />
Etwa7000 Migranten aus Honduras, El Salvador und Guatemala überqueren die Grenze zu Mexiko, auf dem Wegindie USA.<br />
Auf dem Rücken der Flüchtlinge<br />
US-Präsident Donald Trump mobilisiert auf einer Wahl-Kundgebung seine Basis mit rassistischer Rhetorik<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Seit zwölf Tagen sind sie unterwegs.ZuFuß,<br />
nur mit den<br />
Kleidern anihrem Leib, haben<br />
sie es auf der Flucht vor<br />
Kriminalität und Armut aus El Salvador,Guatemala<br />
und Honduras in den<br />
Süden von Mexiko geschafft. Bis zur<br />
kalifornischen US-Grenze liegen<br />
noch gefährliche 1800 Kilometer vor<br />
ihnen. Doch der verzweifelte Marsch<br />
von7000 Migranten in Richtung Norden<br />
kommt Donald Trump zwei Wochen<br />
vor den schicksalhaften Kongresswahlen<br />
wie gerufen. „Das ist ein<br />
Angriff auf unser Land!“, rief der US-<br />
Präsident einer aufgepeitschten<br />
Menge am Montagabend zu.<br />
„Kriminelle Drogenhändler,<br />
Raubtiere und Terroristen“ dürften<br />
nicht den Boden der USA betreten,<br />
forderte Trump unter großem Beifall<br />
und warnte: „Die massenhafte illegale<br />
Einwanderung wirdunser Land<br />
zugrunde richten.“ Die rassistische<br />
Rhetorik bei der Kundgebung vor<br />
mehr als 10 000 Anhängern imtexanischen<br />
Houston deutet einen Strategiewechsel<br />
des Ober-Republikaners<br />
für die Kongresswahlen an: Statt<br />
seine vermeintlichen oder tatsächlichen<br />
Erfolge anzupreisen, setzt<br />
Trump auf die Mobilisierung der Basis<br />
durch nackte Angst.<br />
Auch in der Vergangenheit hat es<br />
immer wieder Migrantenmärsche<br />
aus Mittelamerika gegeben. Meist<br />
bröckelt die Zahl ihrer Teilnehmer<br />
mit der Zeit ab. Doch der aktuelle<br />
Treck ist in kurzer Zeit zum Top-<br />
Thema der amerikanischen Innenpolitik<br />
geworden. Seit Tagen berichten<br />
nicht nur ultrarechte Nachrichtenseiten<br />
über die „Caravan“ (Karawane).<br />
Auch die New York Times<br />
machte ihre Titelseite am Montag<br />
und Dienstag mit eindrucksvollen<br />
Fotos der Menschenmenge auf.<br />
Trump hat das Thema schnell<br />
aufgegriffen. „Die mexikanische Polizei<br />
und das Militär können die Karawane<br />
leider nicht stoppen. Ich<br />
habe unsereGrenzschutzpolizei und<br />
das Militär alarmiert, weil das ein nationaler<br />
Notstand ist“, twitterte der<br />
Präsident am Montag. Ohne irgendwelche<br />
Beweise behauptete er,„Kriminelle<br />
und Unbekannte aus dem<br />
Nahen Osten“ hätten sich unter die<br />
Flüchtlinge gemischt. Da El Salvador,<br />
Guatemala und Honduras den<br />
Exodus ihrer Bevölkerung nicht gestoppt<br />
hätten, werde den Ländern<br />
die Entwicklungshilfe gestrichen,<br />
drohte er kurzdarauf.<br />
„Wir verteidigen die Grenze“, eröffnete<br />
er abends seine Kundgebung<br />
in Texas, wosich der Republikaner<br />
TedCruz und der unerwartet erfolgreiche<br />
Demokrat Beto O’Rourke ein<br />
Kopf-an-Kopf-Rennen um den Senatssitz<br />
liefern. „Baut die Mauer“,<br />
skandierte die Menge. Obirgendjemand<br />
wisse, wie es zu dem Migrantenmarsch<br />
gekommen sei, fragte<br />
Trump rhetorisch, um zu unken:„Ich<br />
glaube, die Demokraten haben damit<br />
etwas zu tun.“<br />
„Wir gehen nicht, weil wir wollen, sondern<br />
weil wir von Gewalt und Armut<br />
vertrieben werden.“<br />
Aus dem Aufruf in Online-Netzwerken zu dem „Migranten-Marsch“<br />
Erdogan als oberster Ermittler<br />
AP/OLIVER DE ROS<br />
Fast alle Aussagen sind falsch<br />
oder verzerrt. Weder das Hilfswerk<br />
der Vereinten Nationen (UNHCR)<br />
noch die Reporter der US-Nachrichtenagentur<br />
AP haben Menschen<br />
aus dem Nahen Osten unter<br />
den Migranten gesichtet. El Salvador,<br />
Honduras und Guatemala erhalten<br />
laut State Department mit<br />
zusammen gerade mal 182 Millionen<br />
Dollar weniger als 0,1 Prozent<br />
der US-Auslandshilfen, und das<br />
Geld fließt ausgerechnet in die Gewaltprävention<br />
und Drogenbekämpfung.<br />
Für den Bau der Mauer<br />
hat der von den Republikanern dominierte<br />
Kongress die Finanzierung<br />
verweigert. Und esgibt keine Einsatzbefehle<br />
für die US-Grenzschützer<br />
oder das Militär. Trotzdem<br />
könnte die Strategie wirken. „Da<br />
marschieren 7000 Leute auf die US-<br />
Grenze zu. Die eine Partei will sie<br />
hereinlassen, die andere nicht“,<br />
sagte der republikanische Wahlkampfstratege<br />
Barry Bennett der<br />
Washington Post: „Das ist ein politisches<br />
Geschenk für uns.“<br />
Tatsächlich sind die Demokraten<br />
in der Einwanderungsfrage uneins.<br />
Die Parteiführung versucht, das<br />
Thema im Wahlkampf möglichst zu<br />
vermeiden. Stattdessen sollen eigene<br />
Vorhaben wie der Kampf für<br />
eine bezahlbare Krankenversicherung<br />
in den Vordergrund gestellt<br />
werden.Obdas gelingt, ist offen. Seit<br />
Tagen schrumpft der Vorsprung der<br />
Opposition bei Umfragen.<br />
„Es steht zu viel auf dem Spiel“,<br />
mahnte Michael Avenatti, der Anwalt<br />
der Ex-Trump-Geliebten<br />
Stormy Daniels, amDienstag: „Die<br />
Demokraten müssen sich hart zur<br />
Grenzsicherung bekennen.“ Schon<br />
einmal hätte die Partei wegen vermeintlicher<br />
Schwäche bei der innerenSicherheit<br />
verloren. Avenatti,der<br />
sich als Präsidentschaftskandidat<br />
bewerben will, ist im demokratischen<br />
Lager umstritten. Seine Analyse<br />
muss deshalb aber nicht falsch<br />
sein.<br />
KarlDoemens<br />
fürchtet, dass Trumps<br />
Strategie aufgehen könnte.<br />
Der türkische Präsident nennt neue Einzelheiten im Mordfall Khashoggi und fordert die Auslieferung der saudischen Killer<br />
VonGerd Höhler,Ankara<br />
Der türkische Staatschef Recep<br />
Tayyip Erdogan erhöht im<br />
Mordfall Khashoggi den Druck auf<br />
Saudi-Arabien. Die Verantwortlichen<br />
müssten zur Rechenschaft gezogen<br />
werden, „bis hinauf zur<br />
höchsten Spitze“, fordert Erdogan –<br />
offenbar eine Anspielung auf den<br />
saudischen Kronprinzen Mohammed<br />
bin Salman.<br />
Der Mord andem saudischen Regimekritiker<br />
Jamal Khashoggi, der vor<br />
drei Wochen im Konsulat Saudi-Arabiens<br />
in Istanbul verschwand, wurde<br />
offenbar Tage im Voraus sorgfältig geplant.<br />
„Dafür haben wir starke Beweise<br />
in Händen“, sagte Präsident Erdogan<br />
am Dienstag vor der Parlamentsfraktion<br />
seiner Regierungspartei<br />
AKP in Ankara. Erdogan<br />
widersprach damit der offiziellenVersion<br />
der saudischen Regierung. Die<br />
hatte nach langem Leugnen Ende<br />
vergangener Woche eingeräumt,<br />
Khashoggi sei im Konsulat bei einer<br />
Schlägerei getötet worden. Demgegenüber<br />
sprach Erdogan von einem<br />
„grausamen Mord“. Einige Sicherheitsbeamte<br />
und Geheimdienstleute<br />
für den Toddes Journalisten verantwortlich<br />
zu machen, „reicht weder<br />
uns noch der internationalen Gemeinschaft“,<br />
sagte Erdogan. Er<br />
zweifle aber nicht am Willen des saudischen<br />
Königs Salman, die Vorgänge<br />
im Konsulat und die Hintergründe<br />
aufzuklären. Auf die mögliche Rolle<br />
des Kronprinzen Mohammed bin<br />
Salman ging Erdogan nicht ein.<br />
Medien: Folter im Konsulat<br />
Auch zu den Ereignissen im Konsulat,<br />
die zum TodKhashoggis führten,<br />
äußerte sich Erdogan nicht näher.<br />
Regierungsnahe türkische Medien<br />
hatten in den vergangenen Wochen<br />
berichtet, der Regimekritiker und<br />
Washington-Post-Kolumnist sei gefoltertund<br />
anschließend enthauptet<br />
worden. DieTäter hätten dann seine<br />
Leiche zerstückelt und in Koffernaus<br />
dem Konsulat geschafft. Von dem<br />
Mord soll es laut türkischen Medien<br />
Ton- und Videoaufnahmen geben.<br />
Offenbar hatte der türkische Geheimdienst<br />
das Konsulat verwanzt.<br />
Dazu sagte Erdogan nichts. Möglicherweise<br />
will er sich weitere Enthüllungen<br />
für später aufheben. Erdogan<br />
zeichnete aber im Detail<br />
nach, was türkische Ermittler über<br />
die Vorgeschichte wissen. Danach<br />
hat Khashoggi bereits am 28. September<br />
ein erstes Mal amKonsulat<br />
wegen einer Bescheinigung für seine<br />
geplante Hochzeit vorgesprochen.<br />
Mit diesem Besuch startete die Planung<br />
für den Mord, sagte Erdogan.<br />
Am Tagvor Khashoggis Verschwinden<br />
seien drei Teams, insgesamt 15<br />
Personen, aus Riad nach Istanbul geflogen.<br />
Siehätten vordem Mord Örtlichkeiten<br />
im Belgrader Forst bei Istanbul<br />
und inder Ortschaft Yalova<br />
am Marmarameer ausgekundschaftet.<br />
Nach türkischen Medienberich-<br />
ten vermuten die Fahnder, dass<br />
Khashoggis Leiche an einem dieser<br />
beiden Orte „entsorgt“ wurde. Nach<br />
den Ortsbesichtigungen hätten sich<br />
die Teams am späten Vormittag im<br />
Konsulat getroffen und dortdie saudischen<br />
Sicherheitskameras deaktiviert,<br />
bevor Khashoggi wenig später<br />
das Gebäude betrat.<br />
Die Türkei werde ihre Ermittlungen<br />
fortsetzen, „bis alle Fragen beantwortet<br />
sind“, sagte Erdogan. „Es<br />
wäreein Affront gegen das Gewissen<br />
der Menschheit, eine solche Gräueltat<br />
zu vertuschen“, so der Präsident.<br />
„Wer hat diese 15 Männer beauftragt?<br />
Wo ist die Leiche des Ermordeten?<br />
Wirbrauchen Antworten“, sagte<br />
Erdogan. Saudi-Arabien hat die Mitglieder<br />
des mutmaßlichen Killerkommandos<br />
und drei Konsulatsangehörige<br />
inzwischen festnehmen<br />
lassen. Erdogan forderte die Regierung<br />
in Riad auf, sie an die Türkei<br />
auszuliefern, damit sie in Istanbul<br />
vorGericht gestellt werden könnten.<br />
VonStefan Scholl, Moskau<br />
Wladimir Putin verzichtete von<br />
Anfang an auf diplomatische<br />
Artigkeiten. „Ehrlich gesagt, es ist für<br />
uns manchmal erstaunlich, wie die<br />
Vereinigten Staaten gegenüber Russland<br />
Maßnahmen ergreifen, die wir<br />
keineswegs als freundlich bezeichnen<br />
können.“<br />
Am Dienstag empfing Kremlchef<br />
Putin US-Sicherheitsberater John<br />
Bolton. Eineinhalb Stunden raue Offenheit.<br />
Zuvor verhandelte Bolton<br />
mit Nikolai Patruschew, dem Sekretär<br />
des russischen Sicherheitsrates,<br />
mit Außenminister Sergej Lawrow<br />
und mit Verteidigungsminister Sergej<br />
Schoigu. Die Gesprächspartner<br />
erörterten in Moskau den Syrienkonflikt,<br />
das iranische Atomabkommen,<br />
die Terrorismusbekämpfung<br />
und die gegenseitigen Beziehungen.<br />
Besonderes Augenmerk wurde auf<br />
den INF-Vertrag zum Verbot landgestützter<br />
Mittelstreckenraketen gelegt,<br />
den die Sowjetunion und die<br />
USA 1987 abgeschlossen hatten. US-<br />
Präsident Donald Trump hatte am<br />
Sonnabend erklärt, den Vertragkündigen<br />
zu wollen.<br />
Auch in Moskau zeichnete sich<br />
bald ab, dass der INF-Vertrag nur<br />
sehr geringe Überlebenschancen<br />
besitzt. In mehreren Interviews und<br />
auf seiner Pressekonferenz am<br />
Dienstagabend unterstrich Bolton,<br />
dass Russland das Abkommen nach<br />
AnsichtWashingtons schon seit 2008<br />
verletze. Einen Kompromiss verbiete<br />
schon die Logik, sagte Bolton der<br />
<strong>Zeitung</strong> Kommersant. „Man kann<br />
niemanden dazu bewegen, zur Erfüllung<br />
einer Vereinbarung zurückzukehren,<br />
wenn er glaubt, dass er sie<br />
nicht verletzt.“<br />
Wiesein Chef Donald Trumpverwies<br />
der US-Sicherheitsberater auch<br />
darauf, dass der „veraltete und gebrochene“<br />
Vertrag nur Amerika und<br />
Russland zum Verzicht auf atomare<br />
Mittelstreckenraketen verpflichte.<br />
Andere Länder jedoch wie der Iran,<br />
Nordkorea und vorallem China hätten<br />
inzwischen solche Raketen in<br />
großer Zahl aufgestellt. „Wenn Russland<br />
alle Waffen vernichtete, die es<br />
alsVerstoß gegen das Abkommen gebaut<br />
hat, wenn China das ebenfalls<br />
täte,wäredie Lage eine andere. Aber<br />
ich denke, die Wahrscheinlichkeit<br />
dafür ist gleich null.“<br />
Mansieht sich in Paris<br />
Zwar vereinbarten Putin und Bolton<br />
das nächste Treffen beider Präsidenten<br />
bei der Jahrhundertfeier zum Ende<br />
des Ersten Weltkrieges in Parisam11.<br />
November. Und laut Bolton sollen regelmäßige<br />
Außenministertreffen zur<br />
gemeinsamen Terrorbekämpfung<br />
stattfinden. Außerdem lobte er die russischen<br />
Befriedungsbemühungen in<br />
der syrischen Provinz Idlib und stellte<br />
Verhandlungen über den 2021 auslaufenden<br />
New-START-Vertrag zur Begrenzung<br />
strategischer Nuklearwaffen<br />
in Ansicht. Aber dasrettete diefrostige<br />
Stimmung nicht.<br />
So bezeichnete der russische Senator<br />
Konstantin Kosatschjow die<br />
Forderungder Amerikaner,den INF-<br />
Vertragauch auf China auszuweiten,<br />
während sie die Mittelstreckenraketen<br />
ihrer britischen oder französischen<br />
Verbündeten ignorierten, als<br />
„politischen Zynismus auf höchstem<br />
Niveau“.<br />
Wladimir Putin und US-Sicherheitsberater<br />
John Bolton (r.) in Moskau IMAGO/ITAR-TASS
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
▼ 11274,28 (–2,17 %)<br />
24.7.18<br />
23.10.18<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
▼ 76,34 (–4,55 %)<br />
24.7.18<br />
23.10.18<br />
Euro in US-Dollar<br />
▼ 1,1478 (–0,14 %)<br />
Wirtschaft warnt vor<br />
Braunkohleausstieg<br />
Vorder heutigen Sitzung der Kohlekommission<br />
warnt die Wirtschaft<br />
vorsteigenden Strompreisen im Falle<br />
eines schnellen Braunkohleausstiegs.„Diestrukturellen<br />
Nachteile<br />
hoher Stromkosten für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Industrie<br />
verschärfen sich. 2019 steigen<br />
die Netzentgelte fast flächendeckend,<br />
und die höheren Zertifikatspreise<br />
schlagen auf die Unternehmen<br />
durch“, sagte Achim Dercks,<br />
stellvertretender Geschäftsführer<br />
des Deutschen Industrie- und Handelskammertages,der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Der Kohleausstieg würde die<br />
Strompreise deutlich nach oben<br />
treiben.“(rb)<br />
24.7.18<br />
Stand der Daten: 23.10.2018 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Quelle:<br />
23.10.18<br />
BMW ruft erneut<br />
Dieselautos zurück<br />
Gewinner<br />
aus DAXund MDAX vom23.10.zum Vortag<br />
Hochtief 132,10 +1,62 WWW<br />
Fresenius M. C. St. 70,56<br />
+0,80 WW<br />
Osram Licht NA 33,98 +0,53 WW<br />
Lufthansa vNA 18,18 +0,28 W<br />
1&1 Drillisch 38,84 +0,10 W<br />
Lindez.Umt. 219,00 +0,05 W<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 23.10. zumVortag<br />
BayerNA 69,27 WWWWWWWWWWW –9,50<br />
Siltronic NA 85,38 WWWWWWWWWW –8,17<br />
Wirecard 161,05 WWWWWWWWWW –8,13<br />
DeliveryHero 32,88 WWWWWWWWW –7,69<br />
Evotec 16,24 WWWWWWWW –6,53<br />
Puma 398,50 WWWWWW –4,78<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 23.10. ±% z. 22.10.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –1,54<br />
3709/3132 3140,94<br />
CAC 40(FR) – 1,69<br />
5657/4956 4967,69<br />
S&P UK(UK) –1,20<br />
1590/1374 1406,18<br />
RTS (RU) – 0,87<br />
1339/1039 1106,82<br />
IBEX (ES) –0,91<br />
10643/8682 8726,10<br />
Dow Jones (US) –0,34<br />
26952/23243 25231,54<br />
Bovespa (BR) –0,86<br />
88318/69069 84862,94<br />
Nikkei (JP) – 2,67<br />
24448/20347 22010,78<br />
Hang Seng (HK) –3,18<br />
33484/25090 25348,97<br />
Stx Singap. 20 (SG) –1,32<br />
1583/1361 1376,93<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
Moneyou<br />
moneyou.de 3,49 3,49 3,49<br />
SKG Bank<br />
skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,20 3,20 3,20<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
ING-DiBa<br />
ing-diba.de 3,79 3,79 3,79<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,22 4,30 4,40<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
Der Wirkstoff Glyphosat gehörtzuden wirksamsten, inzwischen aber auch umstrittensten Unkrautvernichtern.<br />
Herbizid vernichtet Bayers Börsenwert<br />
Eine US-Richterin kürzt zwar den Schadensersatz für Roundup-Opfer,bleibt aber beim Schuldspruch<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Es ist die höchste und wohl<br />
auch die riskanteste Wette,<br />
auf die sich ein großer deutscherKonzernjemalseingelassenhat.BayerhatdenUS-Saatgutund<br />
Herbizidhersteller Monsanto für<br />
rund 62 Milliarden Dollar übernommen.<br />
Die Gefahren wurden erneut<br />
am Dienstag deutlich, als Anleger panikartigdiePapieredesLeverkusener<br />
Unternehmens verkauften. DieAktie<br />
verlor mehr als zehn Prozent.<br />
HerberRückschlag<br />
Brüssel lehnt Italiens Haushaltsplan ab<br />
Die Regierung in Rom bleibtbei ihrerLinie: Trotz des EU-Vetos soll die Verschuldunghoch bleiben<br />
Von Alkimos Sartoros<br />
Der Haushaltsstreit zwischen<br />
Romund Brüssel droht zu eskalieren.<br />
In einem bisher einmaligen<br />
Vorgang hat die EU-Kommission am<br />
Dienstag die Haushaltspläne Italiens<br />
für das kommende Jahr zurückgewiesen.<br />
DieRegierung in Rommüsse<br />
innerhalb von drei Wochen einen<br />
neuen Entwurf einreichen, teilte der<br />
stellvertretende Kommissionspräsident<br />
Valdis Dombrovskis mit. Die<br />
Budgetpläne seien nicht mit europäischen<br />
Stabilitätsregeln vereinbar.<br />
Die Regierung aus populistischer<br />
Fünf-Sterne-Bewegung und rechter<br />
Lega hatte am 15. Oktober einen<br />
Haushaltsentwurf nach Brüssel geschickt,<br />
der eine Ausweitung der<br />
Neuverschuldung auf 2,4 Prozent der<br />
Der Bayer-Konzern war an<br />
der Börse einmal mehr als<br />
100 Milliarden Euro wert<br />
und damit das teuerste<br />
Unternehmen in Deutschland.<br />
Die Börsenkapitalisierung<br />
wird ermittelt, indem<br />
man die Zahl der ausgegebenen<br />
Aktien mit dem aktuellen<br />
Kurs multipliziert. Im<br />
Frühjahr 2015 notierte die<br />
Bayer-Aktie bei mehr als<br />
140 Euro.<br />
Ausgelöst hat den Einbruch die kalifornische<br />
Richterin Suzanne Ramos<br />
Bolanos. Ihr Urteil klang zunächst<br />
gut für die Deutschen, ist in Wahrheit<br />
aber ein herber Rückschlag: Sie hat<br />
den Schadensersatz für den früheren<br />
Schulhausmeister Dewayne Lee<br />
Johnson zwar deutlich verringert,<br />
aber bestätigt, dass sein Lymphknotenkrebs<br />
auf ein Pflanzenschutzmittel<br />
der neuen Bayer-Tochter Monsanto<br />
zurückzuführen sei. AndereRisikofaktoren<br />
seien jedenfalls nicht<br />
erkennbar.<br />
Johnson hat Monsanto auf Schadensersatz<br />
verklagt, weil er seine Erkrankung<br />
auf den jahrelangen Umgang<br />
mit dem Unkrautvernichter<br />
Roundup mit dem Hauptwirkstoff<br />
Glyphosat zurückführt. Das Mittel<br />
wirdauchalsTotal-Herbizidbezeichnet,<br />
weil es auf einem Acker oder<br />
einer Wiese alles abtötet – bis auf<br />
Pflanzen, die mit Gentechnik dagegen<br />
immunisiertwurden. Entsprechendes<br />
Saatgut und passenden<br />
Dünger hat Monsanto ebenfalls im<br />
Angebot. In der ersten Instanz waren<br />
Johnson sogar 289 Millionen Dollar<br />
zugesprochen worden. Richterin Bolanos<br />
hält nun 78 Millionen Dollar<br />
für angemessen. Dassei ein Schritt in<br />
die richtige Richtung, teilte Bayer<br />
mit. Dennoch bleibt der Fall ein riesiges<br />
Problem für den Konzern: Etwa<br />
8700 Verfahren sind in den USA anhängig.<br />
Bekäme jeder Kläger so viel<br />
Geld zugesprochen wie Johnson,<br />
müsste Bayer kaum vorstellbare 680<br />
Milliarden Dollar aufbringen.<br />
Rechtsexperten betonen, dass das<br />
Urteil nicht formal als Präzedenzfall<br />
Wirtschaftsleistung vorsieht –dreimal<br />
so viel wie vonder Vorgängerregierung<br />
zugesagt. Sie will damit<br />
Wahlversprechen finanzieren, etwa<br />
höherePensionen.Trotz heftiger Kritik<br />
aus Brüssel und Nervosität an den<br />
Finanzmärkten hält die Regierung an<br />
den Plänen fest. Vize-Premier Matteo<br />
Salvini kündigte bereits an, dass der<br />
Entwurf auch jetzt nicht geändert<br />
werde.<br />
Gäbe es einen korrigierten Haushaltsplan<br />
aus Rom, hätte die EU-<br />
Kommission noch einmal drei Wochen<br />
Zeit, um ihre endgültige Meinung<br />
zu bilden. Direkte Sanktionsmöglichkeiten<br />
gibt es jetzt nicht. Die<br />
Kommission könnte in einem weiteren<br />
Schritt ein offizielles Defizitverfahren<br />
gegen Italien einleiten. An<br />
dessen Ende hätten die EU-Finanz-<br />
ANLEGER FLÜCHTEN<br />
Der Aktienkurs geriet schon<br />
bei Ankündigung des Monsanto-Kaufs<br />
im Herbst 2016<br />
unter Druck. Nach dem ersten<br />
Schadensersatzurteil im<br />
August rutschte er steil ab,<br />
das Urteil vomDienstag kostete<br />
erneut mehr als zehn<br />
Prozent an Wert.Bayer ist an<br />
der Börse jetzt noch 66 Milliarden<br />
Euro wert und damit<br />
knapp 40 Prozent weniger<br />
als vorzwölf Monaten.<br />
zu bewerten sei. Allerdings würden<br />
nun die Chancen steigen, dass auch<br />
andere Kläger vor Gericht Recht bekämen.<br />
IanHilliker,Analyst beim Investmenthaus<br />
Jeffries,erwartet, dass<br />
die Glyphosat-Verfahren Bayernoch<br />
über Jahrebeschäftigen werden.<br />
Bayerhat Monsanto vorallem wegen<br />
Roundup übernommen. Es ist<br />
das weltweit erfolgreichste Pflanzenschutzmittel<br />
und wird in130 Ländern<br />
eingesetzt. Um die möglichen<br />
Gesundheitsgefahren tobt ein Gutachterstreit.<br />
Bayerverweist auf zahlreiche<br />
Studien, die bei sachgemäßer<br />
Anwendung keine Gefahren sehen.<br />
Die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation<br />
haben das Mittel<br />
minister theoretisch die Möglichkeit,<br />
finanzielle Sanktionen zu beschließen.<br />
Sehr wahrscheinlich ist das aber<br />
nicht.<br />
Die geplante Neuverschuldung<br />
liegt zwar unter den im Euro-Stabilitätspakt<br />
erlaubten drei Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP). Italien<br />
sitzt aber auf einem enormen Schuldenberg<br />
von 2,3 Billionen Euro oder<br />
130 Prozent der Wirtschaftsleistung.<br />
Hier wären nur 60 Prozent erlaubt.<br />
Es ist nach der griechischen Verschuldung<br />
die höchste in Europa.<br />
Um die Stabilität der Währungsunion<br />
nicht zu gefährden, ist das<br />
Land verpflichtet, mittelfristig seine<br />
Schulden zu reduzieren.<br />
„Die italienische Regierung stellt<br />
sich offen und bewusst gegen die Zusagen,<br />
die sie sich selbst und den an-<br />
als „wahrscheinlich krebserregend“<br />
eingestuft. Undfür Richterin Bolanos<br />
liegen im Fall von Johnson ausreichendwissenschaftlicheErkenntnisse<br />
vor, dass Roundup ein „substanzieller<br />
Faktor“ für die schwere Erkrankung<br />
des Mannes ist. Es gebe<br />
keine plausiblen Hinweise auf eine<br />
andereUrsache.Johnson hat bei der<br />
Pflege der Außenanlagen mehrerer<br />
Schulen über Jahrehinweg regelmäßig<br />
Roundup in großen Mengen versprüht.<br />
Bayer ist dagegen weiter davon<br />
überzeugt, dass der Richterspruch<br />
nicht mit ausreichend Beweisen<br />
unterlegt sei. Der Konzern geht<br />
deshalb in die Berufung.<br />
„Fass ohne Boden“<br />
DPA/LÜDTKE<br />
Bayer-Chef Werner Baumann hatte<br />
die Monsanto-Übernahme wenige<br />
Monate nach seiner Berufung zum<br />
Vorstandsvorsitzenden bekanntgeben.<br />
Vorgänger Marijn Dekkers soll<br />
den Deal dagegen abgelehnt haben.<br />
Umweltschützer kritisierten das Geschäft<br />
heftig, aber auch an der Börse<br />
herrschte viel Skepsis –auch wegen<br />
der Rechtsrisiken bei Monsanto.<br />
Die Grünen-Politikerin Renate<br />
Künast sagte am Dienstag, Bayerbekomme<br />
nun zu spüren, dass der Kauf<br />
von Monsanto eine „klare Fehlentscheidung“<br />
gewesen sei. Statt auf<br />
Warnungen zu hören, habe sich der<br />
Konzern das „System Monsanto“ zu<br />
eigen gemacht. Monsanto sei für<br />
Bayer„finanziell und gesellschaftlich<br />
zu einem Fass ohne Boden geworden“.<br />
deren EU-Staaten gegeben hat“, sagte<br />
Dombrovskis weiter. „Wenn das<br />
Vertrauen erodiert, nehmen alle EU-<br />
Staaten Schaden, unsere Union<br />
nimmt Schaden.“<br />
„Es ist verlockend, zu versuchen,<br />
Schulden mit noch mehr Schulden<br />
zu heilen“, sagte Dombrovskis. Aber<br />
ab einem gewissen Punkt wögen die<br />
Altlasten zu schwer. Italiens Schulden<br />
seien schon jetzt teuer, die Kosten<br />
trügen die Steuerzahler.„Im vergangenen<br />
Jahr hat Italien für den<br />
Schuldendienst ähnlich viel wie für<br />
Bildung ausgegeben.“ Für Italien<br />
wirddie Verschuldung immerteurer,<br />
weil an den Finanzmärkten Zweifel<br />
wachsen, ob das Land auf Dauer seine<br />
Schulden bedienen kann. EntsprechendsteigendieRisikoprämien<br />
für italienische Staatsanleihen. (dpa)<br />
Wegen Problemen mit einem Kühlsystem<br />
für die Abgasrückführungsanlage<br />
muss BMW weltweit mehr als<br />
eine Million weitereAutos in die<br />
Werkstatt holen. In diesem Zusammenhang<br />
ist es bereits der zweite<br />
Rückruf in diesem Jahr,teilteder<br />
Münchner KonzernamDienstag<br />
mit. Beiden betroffenen Dieselmodellen<br />
könne Kühlflüssigkeit austreten.<br />
Im Extremfall drohe Brandgefahr.Bereits<br />
im August hatte<br />
BMWaus diesem Grund 480 000<br />
Dieselfahrzeuge zurückgerufen. Insgesamt<br />
sind somit derzeit 1,6 Millionen<br />
Autos weltweit betroffen. Die<br />
Halter werden benachrichtigt. (dpa)<br />
Ansturm auf das<br />
staatliche Baukindergeld<br />
Traum vom eigenenHaus<br />
Dasvon derBundesregierung geschaffene<br />
Baukindergeld erfreut sich<br />
großer Beliebtheit. Im ersten Monat<br />
gab es bereits 24399 Förderanträge<br />
vonFamilien und Alleinerziehenden.<br />
Dasgeht aus aktuellen Zahlen<br />
der zuständigen KfW-Bank hervor.<br />
Damit sind vonden 3Milliarden<br />
Euro,die proJahr zur Verfügung stehen,<br />
516 Millionen Euro bereits beansprucht.<br />
Dieneue Förderung<br />
kann seit dem 18. September beantragt<br />
werden. Gehen die Anträge in<br />
gleichem Tempo weiter,reicht das<br />
Geld zwar in diesem Jahr aus.2019<br />
könnte der Topf allerdings schon<br />
nach sechs Monaten leer sein. Spitzenreiter<br />
ist Nordrhein-Westfalen<br />
mit 5611 Anträgen. (dpa)<br />
Ikea Deutschland<br />
mit Umsatzrekord<br />
DPA/IMAGEBROKER<br />
Trotz eines nur noch verhaltenen<br />
Wachstums hat der Möbelhändler<br />
Ikea auf seinem größten europäischen<br />
Einzelmarkt Deutschland<br />
erstmals mehr als 5Milliarden Euro<br />
umgesetzt. DieErlöse stiegen im Geschäftsjahr<br />
2018 (30. August) um<br />
2,8 Prozent auf fünf Milliarden Euro,<br />
wie die deutsche Tochter des KonzernsamDienstag<br />
in Hofheim berichtete.Weltweit<br />
legte der Ikea-<br />
Umsatz um 4,7 Prozent zu. Erneut<br />
wuchs hierzulande der Onlineumsatz<br />
mit einem Plus von12,8 Prozent<br />
deutlich schneller als der stationäre<br />
Handel. DerAbstand bleibt allerdings<br />
groß: Weniger als zehn Prozent<br />
des Geschäfts macht der Konzernim<br />
Internet. (dpa)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
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Meinung<br />
Bildungsreform<br />
ZITAT<br />
Zu wenig,<br />
zu langsam<br />
Tobias Peter<br />
gibt die Hoffnung nicht auf, dass die<br />
Lageanden Schulen besser wird.<br />
Man stelle sich nur einmal einen Autobesitzer<br />
vor, der seinenWagen zur<br />
Werkstatt in die Inspektion bringt. Der<br />
Kfz-Mechatroniker sagt das Offensichtliche:<br />
Es gibt Probleme mit dem Motor,die<br />
Hintertür klemmt – und das Rücklicht<br />
funktioniertnicht. DerKunde legt sorgenvoll<br />
seine Stirn inRunzeln. Dann sagt er:<br />
„Das ist ja fürchterlich! Polieren Sie den<br />
Wagen bitte recht ordentlich.“<br />
So in etwa geht es zu in der deutschen<br />
Bildungspolitik –jedenfalls, wenn es um<br />
die Frage der Chancengleichheit geht.<br />
Spätestens seit dem Pisa-Schock im Jahr<br />
2001 muss jedem klar sein, dass in<br />
Deutschland Bildung viel zu eng an die<br />
soziale Herkunft gekoppelt ist. Und jede<br />
neue Untersuchung seither ergibt den immer<br />
gleichen bedrückenden Befund: Die<br />
Möglichkeiten, dieVater und Mutter nicht<br />
hatten, bleiben auch ihren Kindern oft<br />
verstellt. Auch die neue Pisa-Auswertung<br />
zeigt: Nur knapp 15 Prozent der Erwachsenen<br />
mit Elternohne Abitur erreichen in<br />
Deutschland ein abgeschlossenes Hochschulstudium<br />
– deutlich unter dem<br />
OECD-Durchschnitt.<br />
Dieser Missstand verletzt grundlegende<br />
Versprechen, die eigentlich zur<br />
DNA unserer Gesellschaft gehört haben.<br />
Erstens: Es soll den Kindern einmal bessergehen<br />
als den Eltern. Und zweitens:<br />
Wersich anstrengt, wird belohnt. Genau<br />
das gilt noch lange nicht für alle. Das ist<br />
ein Jammer.Nicht nur für die Betroffenen,<br />
sondernfür das ganzeLand.<br />
Denn jungen Menschen –obarm oder<br />
reich, ob mit oder ohne Migrationshintergrund<br />
– Bildungschancen vorzuenthalten,<br />
ist nicht nur fahrlässig. Es ist dumm.<br />
Vielen Branchen droht in Zeiten des demografischen<br />
Wandels Fachkräftemangel.<br />
Zugleich machen die Digitalisierung<br />
und schnelle Schübe in der technologischen<br />
Entwicklung lebenslanges Lernen<br />
notwendig. Deutschland verspielt Zukunftschancen.<br />
Jungen Menschen<br />
Bildungschancen<br />
vorzuenthalten, ist<br />
nicht nur fahrlässig.<br />
Es ist dumm.<br />
Auch einige Verbesserungen in der<br />
OECD-Studie können nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass Reparaturen am Bildungssystem<br />
nicht konsequent genug<br />
umgesetzt werden. Ein Beispiel ist die<br />
frühkindliche Bildung. Immer mehr Kinder<br />
besuchen die Kita. Doch die große<br />
Qualitätsoffensive bleibt aus. Wann wird<br />
so in Personal investiert, dass die Kita ein<br />
Platz des spielerischen Lernens ist?<br />
Die OECD-Daten zeigen: Dort, wo<br />
Schüler aus unterschiedlichen sozialen<br />
Verhältnissen zusammen lernen, schneiden<br />
auch diejenigen mit den schlechteren<br />
Startchancen besser ab. Gerade in Großstädten<br />
gelingt diese Mischung an vielen<br />
Schulen nicht. Wassind Lösungen? Schüler<br />
mit Bussen zwangsweise an andere<br />
Schulen zu bringen, kann nicht die Lösung<br />
sein. FaireBildungschancen sind eigentlich<br />
schon eine städtebauliche Aufgabe<br />
–injedemViertel müsste es für Menschen<br />
unterschiedlicher Einkommen<br />
Wohnraum geben. Das bräuchte Jahrzehnte<br />
–und die Entwicklungen weisen<br />
gerade eindeutig in eine andereRichtung.<br />
Die kurzfristige Möglichkeit ist: Brennpunktschulen<br />
müssen so viele Lehrer,Sozialarbeiter<br />
und eine so gute Ausstattung erhalten,<br />
dass sie ihre Aufgaben bewältigen<br />
können. Im besten Fall müssen sie attraktiv<br />
für alle werden. Dasist auch deshalb wichtig,<br />
damit Schulen die Herausforderungen<br />
bewältigen können, die aus Migration und<br />
einer zunehmend vielfältigen Schülerschaft<br />
entstehen. Denüblichen Personalschlüssel<br />
anwenden und sonst wegschauen – das<br />
kann die Politik zwar machen. Aber das löst<br />
keine Probleme. Und schafft sich immer<br />
neue für die Zukunft.<br />
Exportverbote?... Rüstungsindustrie zeigt sich uneinsichtig.<br />
Im Schuldenstreit mit Italien steckt die<br />
EU in einer Zwickmühle. Wie sich die<br />
Kommission in Brüssel auch verhält,<br />
sie macht sich angreifbar. Lässt sie der<br />
Regierung in Rom amEnde doch noch freie<br />
Hand beim Geldausgeben, so verbuchen die<br />
Populisten das als Sieg. Dreistigkeit zahlt sich<br />
aus,wäredie Botschaft an den Rest Europas.<br />
Beharrt sie auf der Ablehnung des Haushaltsentwurfs,<br />
so wird Europa noch mehr<br />
zum Buhmann. Die Regierung der Anti-<br />
Establishment-Bewegung Fünf Sterne und<br />
der rechten Lega wird erklären, sie hätte Italien<br />
ja mehrWachstum und Arbeitsplätzebeschert,<br />
aber die EU habe das verhindert. Im<br />
anstehenden Europa-Wahlkampf könnten<br />
die Populisten das prächtig ausschlachten.<br />
Die Mehrzahl der Italiener ist schon jetzt<br />
überzeugt, dass die von Brüssel und Berlin<br />
erzwungene Sparpolitik schuld ist an Krise<br />
und Arbeitslosigkeit. Nur44Prozent würden<br />
für einenVerbleib in der EU stimmen. Fast 60<br />
Prozent befürworten die Schuldenpläne der<br />
Regierung. Die Panik-Szenarien von Experten<br />
und Medien, vor allem im Ausland, beeindrucken<br />
nicht. Geht es nach denen, so<br />
führt die Neuverschuldung Roms direkt in<br />
den Bankrott der drittgrößten Volkswirtschaft<br />
der Eurozone, die Europa und den<br />
Euro mit in den Abgrund reißt. Doch es gibt<br />
zum Glück auch Ökonomen mit nüchternem<br />
Blick. Der Anstieg der Risikoaufschläge<br />
auf Italiens Staatsanleihen bedrohe dessen<br />
Zahlungsfähigkeit auf absehbare Zeit nicht,<br />
glaubt etwa der Chef des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung.<br />
Tatsache ist, dass die Wirtschaftsentwicklung<br />
südlich der Alpen seit Jahren die schlechteste<br />
Europas ist. Das Argument der Populisten,<br />
die bisherige Politik sei gescheitert, lässt<br />
sich also schwer widerlegen. Alle sind sich ei-<br />
Ernst Thälmann rostet. Inwendige Korrosion<br />
verzehrt sein Monument in Berlin-<br />
Prenzlauer Berg. Indes, soein Restaurator,<br />
„besteht nicht die Gefahr, dass das System<br />
nun einzustürzendroht“. Thälmann war Arbeiterführer,<br />
Antifaschist und Stalinist. Sein<br />
System wäre wohl nicht später und unverdienter<br />
eingestürzt als das von Erich Honecker.Alles<br />
Gute ist nie zusammen. Dennoch<br />
sollte man „Teddys“ Oxidation stoppen. Geschichte<br />
und ihre Widersprüche versteht<br />
man besser durch Figuren wie ihn, und seien<br />
sie aus Bronze.<br />
Eineinhalb Kilometer Luftlinie entfernt<br />
liegt der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.<br />
Der Bezirk Pankow möchte ihn umbenennen.<br />
Spontan sage ich: Macht doch. Der<br />
„Turnvater“ schenkte mir die Martyrien meiner<br />
frühen Jahre: Leistungskontrollen an<br />
Reck und Barren. ZurMahnung der Nachgeborenen<br />
sei hiermit vorgeschlagen, dass die<br />
Anlage fortan meinen Opfernamen trägt.<br />
Das wäre schlüssig, zumindest verglichen<br />
damit, wie der Pankower Bürgermeister den<br />
Umbenennungswunsch begründete: Jahn<br />
sei „aus heutiger Sicht ein eher schwieriger<br />
Zeitgenosse mit seinem mindestens völkischen<br />
Gesellschaftsverständnis“.<br />
Nun, vorgut 200 Jahren lebte nur schwieriges<br />
Volk. Ewiggestrige mit vonnichts keine<br />
Ahnung. Der Homo postmodernus weiß inzwischen<br />
fast alles besser. Erhat erkannt,<br />
dass Krebs sich mit Globuli kurieren lässt<br />
und Masernungefährlicher sind als die Impfung<br />
dagegen. Meines Wissens würdigt der<br />
Europas Sparpolitik<br />
Italienische<br />
Lösung<br />
Regina Kerner<br />
hofft, dass die EU Italien erlaubt, ein Jahr mehr Schulden<br />
zu machen –umZeit für Reformen zu gewinnen.<br />
nig, dass Italien mehr Wachstum braucht. Die<br />
Populisten glauben, die Konjunktur durch<br />
neue Schulden und Geschenke an die Wähler<br />
anzukurbeln. Ein Bürgereinkommen für Arbeitslose<br />
und Geringverdiener und niedrigere<br />
Steuernsollen den Konsum befeuern. Einfrüherer<br />
Rentenbeginn soll Arbeitsplätze für<br />
Junge freischaufeln.<br />
Doch selbst wenn die simplen Rezepte<br />
funktionieren, sie reichen nicht aus. Die<br />
Wachstums-Prognosen, auf denen die Haushaltsrechnungen<br />
Roms basieren, sind viel zu<br />
optimistisch. Deshalb stellt sich Brüssel<br />
quer, deshalb stufte die Rating-Agentur<br />
Moody’s Italiens Kreditwürdigkeit herab.<br />
Romhat zu wenige Strukturreformen eingeplant.<br />
Schmerzhafte Einschnitte wurden<br />
KOLUMNE<br />
Damals nur<br />
schwieriges<br />
Volk<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
Sportpark Jahns Leibesertüchtigungsfimmel.<br />
In seiner Zweitpassion war der frühe<br />
Fitnesspapst leider ein Nationalist. Warum<br />
nur,warum? Ausheutiger Sicht hätte er doch<br />
Napoleons Einmarsch als europäisches Einigungsprojekt<br />
feiern müssen. Aber wie viele<br />
preußische Intellektuelle war er nicht weltoffen<br />
genug und hatte nur das völkische Vaterland<br />
im Kopf. Damals war das progressiv.<br />
Heute ist es BjörnHöcke.Zwischen Jahn und<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
schon in den vergangenen Jahren verweigert.<br />
Spanien etwa hat das Rentenalter angehoben,<br />
den Arbeitsmarkt liberalisiert, Verwaltungsstrukturen<br />
abgebaut und wächst<br />
wieder.InItalien setzten die sozialdemokratischen<br />
Vorgängerregierungen einzig eine<br />
Lockerung des Kündigungsschutzes durch.<br />
Unternehmen und Betriebsgründern<br />
wird das Leben schwer gemacht: durch eine<br />
kafkaeske Bürokratie,hohe Steuern, Korruption,<br />
kriselnde Banken, die kaum Kredite bewilligen,<br />
eine lahme Justiz. Wer einen Friseursalon<br />
eröffnen will, muss bis zu 65 verschiedene<br />
Anträge bei bis zu 26 Ämternstellen<br />
und bis zu 17 500 Euro zahlen. Wer<br />
säumige Zahlungen von Geschäftspartnern<br />
vor Gericht einklagt, muss sich im Schnitt<br />
drei Jahre gedulden. Bei der Wettbewerbsfähigkeit<br />
ist Italien in Westeuropa abgeschlagen.<br />
Die Produktivität ist niedrig, weil der<br />
Mittelstand und die vielen Familienbetriebe<br />
Modernisierungen verschlafen haben.<br />
Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio, Minister<br />
für wirtschaftliche Entwicklung, hatte im<br />
Wahlkampf versprochen, Hunderte überflüssige<br />
Gesetzeabzuschaffen. Premier Giuseppe<br />
Conte stellt den Unternehmenbürokratische<br />
und steuerliche Vereinfachungen in Aussicht.<br />
DieEU-Kommission sollte im Haushaltsstreit<br />
deshalb auf einen Kompromiss drängen: Geld<br />
gegen schnelle Reformen. Rom sollte wie geplant<br />
mehr Schulden machen dürfen –aber<br />
nur für ein Jahr und mit der strikten Auflage,<br />
zügig Bürokratie abzubauen und in Modernisierung<br />
und Innovation zu investieren. Das<br />
nähme den Populisten im Europa-Wahlkampf<br />
den Wind aus den Segeln. In Italien<br />
müssten sie unter Beweis stellen, dass ihre<br />
Konzepte tatsächlich funktionieren. Wenn<br />
nicht, dann könnten dieItaliener auch schnell<br />
ihrepolitischenVorlieben ändern.<br />
Höcke erlebte die nationale Aufwallung eine<br />
zwölfjährige Kulmination. Höcke weiß das.<br />
Jahn konnte nichts ahnen. Ich werfe dem<br />
Felgaufschwungsfetischisten alles vor:<br />
Sport-Fünfen, Hämatome, kichernde Mädchen.<br />
Aber, Gnade der frühen Geburt, nicht<br />
seinen heftigen Patriotismus. Auch der Vorwurf,<br />
Jahn sei durch judenfeindliche Äußerungen<br />
aufgefallen, ist insofern putzig, als<br />
dass Intellektuelle dadurch weiland eben genau<br />
nicht auffielen –sowie Luther,Kant, Hegel,<br />
Fichte, Arndt, Marx, Heidegger, Wagner,<br />
Voltaire, Rousseau oder Diderot. Für alle Geistesriesen<br />
reicht der Platz nicht. AlbertEinstein<br />
nannte die Chinesen „schmutzige, stumpfsinnige<br />
Menschen“. Tangiertdas seine Relativitätstheorie?<br />
Von Zeitreisen und Lichtgeschwindigkeit<br />
ist bis zur Klärung abzuraten.<br />
Mannutzeeinstweilen die Bahn.<br />
Der Drang zur Eindeutigkeit und Selbstgewissheit<br />
scheint mir derzeit stärker als vor,<br />
sagen wir, 20Jahren. Wernur noch an Leute<br />
erinnern will, die aus heutiger Sicht alles<br />
richtig gedacht und gemacht haben, der<br />
sollte sämtliche Straßen und Steige auf „Jesus“<br />
oder „Lisa Simpson“ taufen. Mitunter<br />
wirkt es, als kämpften manche Mitbürger so<br />
furios gegen gesinnungsbemakelte Ahnen,<br />
um selbst ein lupenreines, zweifelsfrei gedenkkompatibles<br />
Vermächtnis zuhinterlassen.<br />
Wenn es bei ihrer Besänftigung hülfe,<br />
wäre ich dafür, nach ihnen ausnahmsweise<br />
schon zu Lebzeiten Sackgassen, Recyclinghöfe<br />
oder wenigstens ein OberstufenzentrumKörperpflege<br />
zu benennen.<br />
„Die SPD ist<br />
schon so zerstritten,<br />
dass sie gar nicht mehr<br />
kampfkräftig ist.<br />
Daher breitet sich<br />
Resignation aus.“<br />
Wolfgang Thierse, Sozialdemokrat<br />
und ehemaliger Bundestagspräsident,<br />
im Interview mit der <strong>Zeitung</strong> Freie Presse<br />
AUSLESE<br />
Wahlgeschenk für<br />
Dieselfahrer<br />
Die Vorschläge von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel, Dieselfahrverbote zu<br />
vermeiden, lösen unter den deutschen<br />
Kommentatoren Kopfschütteln aus. Die<br />
Idee, die bestehenden Grenzwerte per<br />
Verordnung aufzuweichen, weil sonst<br />
Fahrverbote eine unverhältnismäßige<br />
Maßnahme wären, wirdabgelehnt.<br />
„Statt endlich durch wirksame Maßnahmen<br />
dafür zu sorgen, dass die EU-<br />
Grenzwerte für giftige Stickoxide in allen<br />
deutschen Städten eingehalten werden,<br />
will Merkel nun lieber gesetzlich festlegen,<br />
dass die Grenzwerte nicht mehr gelten“,<br />
heißt es in der <strong>Berliner</strong> Tageszeitung<br />
taz. Das Handelsblatt schreibt von<br />
„aktionistischem Wahlkampfgetöse“,<br />
denn am Sonntag werde inHessen gewählt<br />
und die Kanzlerin habe offenbar<br />
Angst. „Für sie geht es in Hessen um ihr<br />
politisches Überleben.“ Die Politik sollte<br />
sich aber vielmehr fragen, „warum sie<br />
einst verbindliche Abgaswerte festgesetzt<br />
hat und heute nicht in der Lage ist,<br />
diese durchzusetzen“. Besonders harsch<br />
ist das Urteil in der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Was Angela Merkel plant, kann<br />
man als gemeingefährliche Vergiftung<br />
bezeichnen.“ Grenzwerte im Emissionsschutzgesetz<br />
anzuheben, sei der Versuch,<br />
die Fahrverbote der Kommunen<br />
und der Gerichte zu sabotieren. „Diese<br />
gesundheitsschädliche Sabotage soll ein<br />
Wahlgeschenk an die Fahrer von Dieselautos<br />
sein“, meint auch der Kommentator<br />
der SZ. Tobias Miller<br />
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Seite 3: Bettina Cosack.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Nicht reine Elektrizität,<br />
sondernMechanik<br />
beherrscht das Gehirn<br />
Seite 17<br />
In Friedenau entsteht eines der größten Neubau-Viertel Berlins Seite 10<br />
An diesem Mittwoch werden Teile des <strong>Berliner</strong> Doms verkauft Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Die Geister<br />
sind los<br />
Paulina Petek<br />
überlegt, was man als<br />
Schülerin in den Herbstferien<br />
anstellen könnte.<br />
Die Herbstferien haben begonnen,<br />
und passend dazu ist es<br />
nun auch wirklich Herbst geworden.<br />
Wind weht durch die Straßen, wirbelt<br />
die Blätter auf, und man muss die<br />
wärmere Jacke aus dem Schrank holen.<br />
Waskann man nun machen in<br />
diesen kühlen Herbstferientagen?<br />
Daswurde ich gefragt, denn ich sei ja<br />
Schülerin und müsse es wissen, sagt<br />
man. Es könnte immerhin auch eine<br />
Empfehlung für anderesein.<br />
Naja, vielleicht bleibe ich ja einfach<br />
im Bett, esse Süßigkeiten und<br />
absolviere einen Film-Marathon. Zu<br />
meinen Lieblings-Filmreihen gehören<br />
übrigens „Maze Runner“ und<br />
„Die Tribute vonPanem“. Ichkönnte<br />
aber auch ins Magicum in der Großen<br />
Hamburger Straße 17 gehen. DasMuseum<br />
entführt die Besucher in die<br />
Welt von Magie und Mystik. In der<br />
Ausstellung trifft man auf alte Wissenschaften,<br />
Naturvölker,Hexen und<br />
Magier, die Weltreligionen und ihre<br />
gemeinsamen magischen Ursprünge.<br />
Es gibt eine 30-minütige<br />
Magicshow, Knobelspiele und Rätselfragen<br />
(magicum-berlin.de).<br />
Ganz wetterunabhängig ist man<br />
auch im Berlin Dungeon, Spandauer<br />
Straße 2. In elf verschiedenen Liveshows<br />
entführen Schauspieler die<br />
Gäste in die unheimliche Geschichte<br />
Berlins. Dabei begegnet man düsteren<br />
Gestalten, fährt mit einem Floß,<br />
besucht gruselige Orte. Die Zeitreise<br />
endet im Indoor-Freifallturm. Doch<br />
der Fall in dieTiefe ist freiwillig –wie ja<br />
auch der ganze Besuch des ganzen<br />
Dungeons (thedungeons.com).<br />
Gruseln kann man sich auch im<br />
FEZ in derWuhlheide.Bis 4. November<br />
heißt es hier: „Huahhh! Die<br />
Geister sind los“. An allen Ecken erscheinen<br />
die Geister von Burg Eckstein.<br />
Zu den Angeboten gehören<br />
eine Geisterbahn, eine Kammer mit<br />
Kitzelmaschine, ein Schattenkabinett,<br />
Geisterfitness-Übungen. Am<br />
31. Oktober gibt es ein Halloween-<br />
Wünschefeuer und eine Gruselnacht<br />
im Dunkelwald (ferienfez.fezberlin.de/herbstferien).<br />
Mancher interessiert sich vielleicht<br />
auch für Computer? Für diesen<br />
Fall gibt es das Computerspielemuseum<br />
in der Karl-Marx-Allee 93a in<br />
Friedrichshain. Hier findet man viele<br />
„Raritäten und Kuriositäten“ aus 60<br />
Jahren Games-Geschichte und Einblicke<br />
in die virtuelle Welt der Zukunft.<br />
Mankann vieles selbst ausprobieren,<br />
vonRetrogames bis zum futuristischen<br />
Spiel mit 3D-Brille (computerspielemuseum.de).<br />
Mancher will sich aber sicher auch<br />
in den Ferien mal ordentlich bewegen.<br />
Daskann man im Jump House in<br />
der Miraustraße 38 in Reinickendorf.<br />
Hier wartet eine der größten Trampolinhallen<br />
Deutschlands auf die<br />
Sprungbegeisterten (jumphouse.de).<br />
Falls das Wetter doch wieder<br />
freundlicher wird, lohnt sich sicher<br />
am Sonntag von9bis 18 Uhrein kleiner<br />
Ausflug auf den Flohmarkt im<br />
Mauerpark. Aber, wie gesagt: Man<br />
kann auch einfach im Bett bleiben<br />
und Filme gucken. Oder ein Buch lesen.<br />
Mein Buchtipp: „Selection“,<br />
eine schöne Liebesgeschichte von<br />
KieraCass.<br />
Paulina Petek hat ein Schülerpraktikum in der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> absolviert.<br />
Einsatzkräfte der <strong>Berliner</strong> Polizei während einer Groß-Veranstaltung.Künftig kann jeder im Internet melden, wo er wann wieviele Polizisten in Berlin gesehen hat.<br />
Ein linksalternatives <strong>Berliner</strong><br />
Polit-Kollektiv macht<br />
gemeinsam mit einigen<br />
Studenten aus München<br />
der <strong>Berliner</strong> Polizei das Leben<br />
schwer. Auf einer von ihnen entwickelten<br />
Internetplattform rufen sie<br />
User dazu auf, Polizeieinsätze jeglicher<br />
Art, dazu gehören auch verdeckte<br />
und zivile, inEchtzeit öffentlich<br />
zu machen. Gewerkschaftsvertreter<br />
der Polizei warnen vor den<br />
Konsequenzen, die sich daraus für<br />
die Einsatzkräfte ergeben können.<br />
Die <strong>Berliner</strong> CDU fordert sogar die<br />
Löschung der Internetplattform.<br />
DasPrinzip vonCop Mapist simpel.<br />
„Über unser Meldeformular<br />
könnt ihr Personenkontrollen, Zivicops,<br />
berittene Polizei und Streifen<br />
überall in eurer Stadt melden. Dafür<br />
gebt ihr Position, Ortund Artder Aktivität<br />
ein. Gemeldete Cops erscheinen<br />
an der jeweiligen Position auf<br />
der Karte“, heißt es auf der Homepage<br />
mit dem Namen „Drohende<br />
Gefahr.“ Nach Meinung der Münchner<br />
Studenten sowie des Peng!-Kollektiv<br />
ist die Polizei „kein Freund,<br />
sondernGefährder“, heißt es auf der<br />
Internetseite. „People of Color, Obdachlose,Personen<br />
mit ungeklärtem<br />
Aufenthaltsstatus, alternativ aussehende<br />
Menschen, Drogennutzer*innen,<br />
Ultras, Sexarbeiter*innen werden<br />
oft als Verdächtige behandelt<br />
und regelmäßig von Polizist*innen<br />
aufgehalten, kontrolliertund schikaniert<br />
oder gar physischer Gewalt<br />
ausgesetzt.“ Für diese Menschen<br />
stelle die Polizei „eine willkürliche<br />
und gewalttätige Institution dar, vor<br />
der es sich im Alltag immer wieder zu<br />
schützen gilt“. Das gelte in Berlin,<br />
besonders aber in Bayern,denn dort<br />
gibt es das bisher weitreichendste<br />
Polizeiaufgabengesetz (PAG).<br />
Neu ist vor allem die Definition<br />
einer „drohenden Gefahr“. Laut<br />
BKA-Gesetz war dieser Begriff bisher<br />
für Terrorakte reserviert. Er soll nun<br />
durchgehend an die Stelle der „konkreten<br />
Gefahr“ treten und verbunden<br />
mit dem Schutz eines mutmaßlich<br />
„bedeutenden Rechtsgutes“ bestimmte<br />
Polizeimaßnahmen rechtfertigen.<br />
Zu diesen Maßnahmen<br />
gehören unter anderem verdeckte<br />
Ermittlungen, das Abhören vonTelefonen<br />
oder Onlinedurchsuchungen.<br />
Zudem dürfen Sicherheitskräfte genetische<br />
Spuren an Tatorten auf<br />
Merkmale des Trägers hin untersu-<br />
Peng gegen<br />
die Polizei<br />
Linke Politaktivisten veröffentlichen<br />
Internetplattform, die zeigt, wo in Berlin<br />
Peng! ist eine <strong>Berliner</strong> Gruppe<br />
vonKünstlern, Handwerkern<br />
undWissenschaftlern.<br />
DieAktivisten werdendem<br />
linksalternativenSpektrum<br />
zugeordnet.Sie fordern„die<br />
Aufhebungdes Kapitalverhältnissesund<br />
zwar mit alldem,<br />
wasesanAusbeutung,<br />
Armut, Ungleichheit und Entfremdung<br />
mit sich bringt“.<br />
Polizisten gerade im Einsatz sind<br />
VonPhilippe Debionne<br />
DAS PENG!-KOLLEKTIV<br />
Am 28. Februar 2016 bewarf<br />
ein Peng!-Aktivist die<br />
AfD-Politiker Beatrix von<br />
Storch undAlbrecht Glaser in<br />
Kassel bei einem AfD-Treffen<br />
mit einer Sahnetorte.<br />
JanBöhmermann machte<br />
das linksalternative<strong>Berliner</strong><br />
Polit-Kollektiv Ende Juni dieses<br />
Jahres über Nacht bundesweit<br />
bekannt.<br />
Peng! hatte erklärt,das Innenministerium<br />
setze sich dafür<br />
ein, dass bis 2019 alle in<br />
Seenot Geratenen in Deutschland<br />
aufgenommen werden.<br />
Anfang September wurde<br />
das Aktivistenkollektiv mit<br />
dem Aachener Friedenspreis<br />
ausgezeichnet. Es prangere<br />
durch die Kunst der Provokation<br />
Missstände an, hieß es.<br />
Oben Polizei, darunter eine Berlin-Karte mit Einsatzorten: die Webseite Cop-Map. PRIVAT<br />
DPA<br />
chen, also Haar- und Augenfarbe<br />
oder die Herkunft. Die Polizei kann<br />
also weitaus öfter die DNA von Verdächtigen<br />
nehmen, als dies bisher<br />
der Fall war.Eine Neuerung ist überdies,<br />
dass die Polizei Pakete und<br />
Briefe sicherstellen und auswerten<br />
darf, sobald sie eine „drohende Gefahr“<br />
vorhersagt.<br />
Damit, so die Cop-Map-Macher,<br />
werdedie Polizei„zu einer Gefahr für<br />
Grundrechte, für Freiheit und Demokratie“.<br />
MitCop Mapkönne man<br />
nun „Polizeipräsenz und Kontrollen<br />
melden, sehen und vermeiden“.<br />
Bayerns Ministerpräsident Markus<br />
Söder (CSU) hatte das umstrittene<br />
PAGnach mehreren Demonstrationen<br />
mit Zehntausenden Teilnehmernstets<br />
verteidigt, dennoch ist das<br />
neue Gesetz in weiten Teilen auch der<br />
gemäßigten Bevölkerung höchst umstritten.<br />
Und das Peng!-Kollektiv<br />
fürchtet, dass nach bayerischem Vorbild<br />
auch in den anderen Bundesländern<br />
„die Befugnisse der Polizei extrem<br />
ausgeweitet werden“.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Polizei wollte sich<br />
gestern auf Nachfrage nicht zur<br />
Cop Map äußern und verwies auf<br />
ihre Münchner Kollegen. Im dortigen<br />
Innenministerium hieß es nur:<br />
Das„Misstrauen gegenüber der Polizei“<br />
sei „nicht nachvollziehbar“.<br />
Norbert Cioma, <strong>Berliner</strong> Landesvorsitzender<br />
der Gewerkschaft der<br />
Polizei (GdP), kritisierte,dass Polizisten„auf<br />
der Plattformunter Generalverdacht<br />
gestellt“ würden. Zudem<br />
warnte Cioma, die Cop Map könne<br />
„gefährlich für Leib und Leben aller<br />
Beteiligten sein, wenn die Vorbereitung<br />
hoheitlicher Maßnahmen<br />
vorabbekanntwerden“.<br />
Burkard Dregger, Vorsitzender<br />
der <strong>Berliner</strong> CDU-Fraktion, sprach<br />
gegenüber dieser <strong>Zeitung</strong> von „einem<br />
widerlichen Hassportal gegen<br />
unserePolizei, das nichts im Internet<br />
zu suchen hat“. Beamte,die „uns vor<br />
linken Chaoten schützen und für die<br />
Einhaltung von Recht und Ordnung<br />
sorgen“, würden nun „zum Feindbild<br />
erklärt“. Cop Map spiele zudem<br />
„Verbrechern indie Hände, weil sie<br />
in Echtzeit einen Überblick erhalten,<br />
wo gerade Dienstkräfte im Einsatz<br />
sind“. Der CDU-Politiker erwarte<br />
nun von „Innensenator Geisel, dass<br />
er unverzüglich für die Löschung<br />
dieser Seite sorgt“. Doch von dort<br />
gab es trotz Anfrage bis Redaktionsschluss<br />
keine Reaktion.<br />
NACHRICHTEN<br />
Mehr Unterstützung<br />
für pflegende Angehörige<br />
Gesundheitssenatorin Dilek Kolat<br />
(SPD) hat mehr Unterstützung für<br />
Menschen gefordert, die sich um<br />
pflegebedürftige Angehörige kümmern.<br />
DiePflegegesetzeauf Bundesebene<br />
müssten reformiertwerden,<br />
forderte Kolat am Dienstag. Angehörigen-Pflege<br />
und Jobseien weiterhin<br />
unvereinbar und für Arbeitgeber<br />
häufig ein Tabuthema. Allein in Berlin<br />
klagten 30 Prozent der 200 000<br />
pflegenden Angehörigen über Probleme<br />
mit Arbeitgebern. Pflegezeitund<br />
Familienpflegegesetz müssten<br />
reformiertwerden, sagte die Senatorin.<br />
Sieverlangte echte Lohnersatzleistungen<br />
und die rentenrechtliche<br />
Anerkennung vonPflege.Das Pflegezeitgesetz<br />
soll pflegenden Angehörigen<br />
ermöglichen, für sechs Monate<br />
in Teilzeit zu gehen oder sich freistellen<br />
zu lassen. Laut Familienpflegezeitgesetz<br />
können Arbeitnehmer<br />
ihrewöchentliche Arbeitszeit für 24<br />
Monate verkürzen. Dasgelte jedoch<br />
nur auf dem Papier,soKolat. (dpa)<br />
Keine Verhandlung zu<br />
Vize-Gedenkstättenchef<br />
DasArbeitsgericht hat den Prozess<br />
zur Klage des stellvertretenden Direktors<br />
der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen<br />
gegen seine Kündigung<br />
wegen sexueller Belästigung abgesagt.<br />
Es müsse zunächst geklärt<br />
werden,obdie Klage am Arbeitsgericht<br />
richtig oder ein anderes Gericht<br />
zuständig sei, teilte das Gericht am<br />
Dienstag mit. Ursprünglich war für<br />
den 29. Oktoberzunächst eine Güteverhandlunggeplant.Der<br />
59-jährige<br />
Vize-Direktor hatte nach seinem<br />
Rauswurfdie Klage eingereicht. Auch<br />
der geschasste Direktor derGedenkstätte,Hubertus<br />
Knabe,hat eine<br />
Klage gegen seine Kündigung eingereicht.<br />
Ihmwurde vorgeworfen, nicht<br />
entschieden genug gegen die sexuelle<br />
Belästigung vonFrauen durch seinen<br />
Vize vorgegangen zu sein. (dpa)<br />
Nach Sammelabschiebung<br />
Aufklärung gefordert<br />
Abschiebung per Flugzeug –hier ein<br />
Archivbild.<br />
DPA<br />
Linke und Grüne fordernvom Senat<br />
Aufklärung über die Umstände einer<br />
Sammelabschiebung vonAsylbewerbernam6.Juni.<br />
Im Zusammenhang<br />
mit dem Flug nach Madrid soll<br />
es nach Darstellung des Flüchtlingsrates<br />
zu Gewalt und Demütigungen<br />
gekommen sein. „Das sind schwerwiegende<br />
Vorwürfe.Wir erwarten,<br />
dass der Innensenator dazu Stellung<br />
nimmt und sofortfür umfassende<br />
Aufklärung sorgt“, sagte die Linken-<br />
Landesvorsitzende Katina Schubert<br />
am Dienstag. Ähnlich äußerte sich<br />
die Grünen-Abgeordnete Bettina Jarasch.<br />
Beidem Charterflug waren 90<br />
Ausländeraus mindestens 16 Staaten<br />
abgeschoben worden. (dpa)
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Auf dem Heinweg überfallen.<br />
Unbekannte haben am Montagabend<br />
in Neukölln einen Mann an<br />
der Schulter verletzt. Der59-Jährige<br />
war auf dem Wegnach Hause,als<br />
zwei Unbekannte ihn gegen 20.45<br />
Uhrinder Kienitzer Straße gegen einen<br />
Bauzaun schubsten. Sieverdrehten<br />
seinen Arm, was zur Folge<br />
hatte,dass er sich im Bauzaun verfing.<br />
Nachdem die Täter die Geldbörse<br />
des Mannes geraubt hatten,<br />
flüchteten sie.Rettungskräfte befreiten<br />
den Verletzten aus dem Zaun<br />
und brachten ihn in ein Krankenhaus.<br />
Fußgängerin schwer verletzt.<br />
SchwereVerletzungen hat eine Fußgängerin<br />
am Montagnachmittag in<br />
Friedrichshain erlitten. Laut Polizei<br />
lief die 85-jährige Frau gegen 17.40<br />
Uhraneiner Straßenbahnhaltestelle<br />
am Platz der Vereinten Nationen auf<br />
die Fahrbahn und wurde vondem<br />
VW eines 52-jährigen Fahrers erfasst,<br />
der in Richtung Landsberger Allee<br />
fuhr.Die Seniorin wurde mehrere<br />
Meter weit weggeschleudertund zog<br />
sich eine Beckenfraktur zu.<br />
Mit Beil bedroht.<br />
Miteinem Fleischerbeil und einem<br />
Cuttermesser hat ein Unbekannter<br />
in Lichtenbergeine Tankstellenmitarbeiterin<br />
bedroht. Gegen 22.40 Uhr<br />
betrat der Räuber die Tankstelle in<br />
der Siegfriedstraße.Ertratanden<br />
Verkaufstresen und machte Stichbewegungen<br />
in Richtung der 53-Jährigen,<br />
die dabei an der rechten Hand<br />
verletzt wurde.Die Frau öffnete die<br />
Kassenlade und übergab dem Maskierten<br />
das geforderte Geld. In einem<br />
Krankenhaus musste die 53-<br />
Jährige später an ihrer Hand behandelt<br />
werden. DerRäuber entkam unerkannt<br />
mit der Beute.<br />
Erotikmarkt-Einnahmen erbeutet.<br />
In Charlottenburghaben zwei Maskierte<br />
einen Erotikmarkt überfallen.<br />
Kurz nach 21 Uhrbetraten sie das<br />
Geschäft in der Sybelstraße.Einer<br />
der Täter schlug die 28-jährige Mitarbeiterin<br />
zu Boden und bedrohte<br />
sie mit einer Schusswaffe.Auch die<br />
24-jährige Kollegin der Frau, die wegen<br />
des Tumults auf die Tataufmerksam<br />
wurde und sich in das Geschehen<br />
einmischte,wurde voneinem<br />
der Täter bedroht. DieMitarbeiterinnen<br />
wurden gezwungen, an die<br />
Kasse zu gehen und die Tageseinnahmen<br />
zu übergeben. DieTäter<br />
flüchteten mit der Beute aus dem<br />
Geschäft, wo sie voneinem 48-jährigen<br />
Zeugen kurzzeitig verfolgt wurden.<br />
DerMann brach jedoch auf seinem<br />
Fahrrad die Verfolgung ab,<br />
nachdem das Duoihn bemerkt<br />
hatte.Die beiden Mitarbeiterinnen<br />
blieben bei dem Überfall unverletzt.<br />
Radfahrerin schwer verletzt.<br />
Beim Zusammenstoß mit einem<br />
BVG-Bus ist am Montagabend in<br />
Tempelhof eine Radfahrerin schwer<br />
verletzt worden. Laut Polizei fuhr<br />
kurzvor 20 Uhrein 49-jähriger Fahrerder<br />
Linie 184 auf dem Tempelhofer<br />
Damm in Richtung Mariendorfer<br />
Damm. Er bog nach rechts in die Albrechtstraße<br />
ab und erfasste dabei<br />
die 59-jährige Radfahrerin, die in<br />
gleicher Richtung unterwegs war<br />
und die Kreuzung geradeaus überqueren<br />
wollte.Ein Notarzt behandelte<br />
die Schwerverletzte und<br />
brachte sie in ein Krankenhaus.<br />
Verkäufer niedergeschlagen.<br />
Im Hansaviertel in Mitte haben Unbekannte<br />
am Montagabend einen<br />
Spätkauf überfallen. In dem Laden in<br />
der Bartningallee besprühten zwei<br />
Maskierte einen 20-jährigen Mitarbeiter<br />
mit Reizgas und gingen anschließend<br />
hinter den Verkaufstresen.<br />
Dortschlugen sie dem auf dem<br />
Boden liegenden Angestellten auf<br />
den Kopf und forderten die Herausgabe<br />
des Kassenschlüssels.Das Duo<br />
raubte nun das Geld aus der Kasse<br />
und flüchtete mit der Beute in unbekannte<br />
Richtung. Der20-Jährige<br />
wurde bei dem Überfall leicht verletzt<br />
und musste voneinem Rettungssanitäter<br />
am Tatortbehandelt<br />
werden. (kop.)<br />
Friedenau wächst<br />
Auf dem ehemaligen Güterbahnhof Wilmersdorf entsteht eines der größten Neubau-Viertel Berlins<br />
VonUlrich Paul<br />
Lange wurde über das Projekt<br />
diskutiert, jetzt soll es<br />
bald starten: Auf der Brachfläche<br />
des ehemaligen Güterbahnhofs<br />
WilmersdorfimOrtsteil<br />
Friedenau ist ein neues Stadtviertel<br />
geplant. Es soll jedoch überraschend<br />
sehr viel mehr Wohnungen erhalten<br />
als vorgesehen. Während es lange<br />
Zeit hieß, dass rund 940 Wohnungen<br />
auf der 60 000 Quadratmeter großen<br />
Fläche entstehen, sind nun rund<br />
1500 Wohnungen geplant.<br />
Das teilten die zu einem Joint-<br />
Venture zusammengeschlossenen<br />
Bauherren, die OFB-Projektentwicklung<br />
und die BÖAG Projekt AG, jetzt<br />
mit. Die OFB-Projektentwicklung ist<br />
ein Tochterunternehmen der Landesbank<br />
Hessen-Thüringen. Bei der<br />
BÖAG handelt es sich um ein Hamburger<br />
Familienunternehmen, das<br />
in vierter Generation geführtwird.<br />
„Friedenauer Höhe“ haben sie ihr<br />
Wohnquartier getauft, weil die Baufläche<br />
etwas erhöht liegt. Während<br />
sich die meisten der beliebten Friedenauer<br />
Altbauten an ruhigen<br />
Wohnstraßen befinden, ist das neue<br />
Viertel direkt neben dem S-Bahnring<br />
und der Stadtautobahn geplant. Die<br />
Herausforderung beim Bau besteht<br />
deswegen darin, die künftigen Bewohner<br />
vor dem Lärm von S-Bahnzügen<br />
und Autos zu schützen.<br />
Das soll unter anderem dadurch<br />
erreicht werden, dass Nebenräume<br />
wie Küchen und Bäder zur Lärm-<br />
Seite angeordnet werden, Wohnund<br />
Schlafräume hingegen zur lärmabgewandten<br />
Seite entstehen.<br />
Veränderter Wohnungsmix<br />
„Grundsätzlich gehen wir davon aus,<br />
dass das Projekt genehmigungsfähig<br />
ist“, sagte Uwe Klotz, Referent von<br />
Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne),<br />
am Dienstag. Die höhere Zahl an<br />
Wohnungen führe nicht dazu, dass<br />
mehr Fläche errichtet werde. Die<br />
Wohnungen würden kleiner gebaut.<br />
„Durch eine optimierte Planung<br />
konnten zusätzliche Wohnungen gewonnen<br />
werden, ohne die Bebauungsdichte<br />
zu erhöhen“, heißt es in<br />
der Erklärung der Investoren. Der<br />
veränderte Wohnungsmix bilde „die<br />
Struktur der <strong>Berliner</strong> Haushaltsgrößen<br />
ideal ab,bei der über 80 Prozent<br />
Im Innenbereich weitgehend autofrei: Das geplante neue Wohnquartier in Friedenau. OFB<br />
Bundesplatz<br />
Bundesallee<br />
Wexstr.<br />
A100<br />
Neubaugebiet<br />
Hauptstr.<br />
Innsbrucker Platz<br />
100 m<br />
Rockys letzter Fight<br />
A100<br />
BLZ/REEG<br />
der Einwohner in Ein- bis Zweipersonenhaushalten<br />
leben“.<br />
Angesichts steigender Mieten<br />
sind kleinere Wohnungen ohnehin<br />
gefragt, weil sie den Geldbeutel der<br />
Mieter weniger stark strapazieren.<br />
Die geplanten Unterkünfte sollen<br />
ein bis vier Zimmer haben und je<br />
nach Lage über einen Balkon, eine<br />
Dachterrasse oder einen Mietergarten<br />
verfügen. Mehr als 30 Prozent der<br />
Wohnungen sollen barrierefrei sein.<br />
25 Prozent der Unterkünfte sind als<br />
Sozialwohnungen geplant. Mit welchen<br />
Mietpreisen kalkuliert werde,<br />
wollten die Bauherren auf Anfrage<br />
derzeit noch nicht mitteilen. Auch<br />
zur Höhe der Investitionskosten äußerten<br />
sie sich nicht.<br />
Fertigstellung 2023 geplant<br />
Auf den ehemaligen Bahnflächen,<br />
die im Jahr 2010 privatisiertwurden,<br />
entstehen nicht nur Wohnungen.<br />
Vorgesehen sind darüber hinaus ungefähr<br />
20 000 Quadratmeter Gewerbeflächen<br />
sowie viel Grün. So sollen<br />
6900 Quadratmeter öffentliche<br />
Parkanlagen entstehen. Neben zwei<br />
Quartiersplätzen, die als Nachbarschaftstreffpunkte<br />
gedacht sind, ist<br />
ein öffentlicher Fahrradweg und ein<br />
zentraler Spielplatz geplant. Der gesamte<br />
Innenbereich soll weitestgehend<br />
autofrei gehalten werden. Damit<br />
die Kinder in dem neuen Quartier<br />
betreut werden können, ist außerdem<br />
eine Kita geplant.<br />
Für rund 1300 Wohnungen wurden<br />
nach Angaben der Investoren<br />
bereits die Bauanträge eingereicht.<br />
Die Bauherren erwarten die Baugenehmigungen<br />
„in den nächsten Wochen“.<br />
Das Gelände sei für den Bau<br />
bereits vorbereitet, eine Baustraße<br />
angelegt. Die Bauarbeiten sollen im<br />
Frühjahr 2019 im Westen des Areals<br />
beginnen. Bis Ende 2023 soll das gesamte<br />
Quartier fertiggestellt sein.<br />
Die Baustellenzufahrt ist an der<br />
Hauptstraße geplant. So soll die Belastung<br />
der Anwohner durch den<br />
Baustellenverkehr laut Investoren<br />
minimiertwerden.<br />
In Friedenau gibt es indes Kritik<br />
an dem Projekt. So notierte das Internetblatt<br />
Friedenau-Aktuell anlässlich<br />
des Spatenstichs 2016:<br />
„Grünflächen werden zugebaut,<br />
Luftschneisen zerstörtund zukünftiges<br />
Verkehrschaos provoziert.“<br />
Der Film „TNT –Eine Boxerstory“ feiert Premiere –drei Wochen nach dem Todvon Hauptdarsteller Graciano Rocchigiani<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Noch einmal steht er im Ring.<br />
Seine Fäuste versuchen, knallhart<br />
den Gegner zu treffen. Es will<br />
nicht so recht gelingen. Graciano<br />
Rocchigiani starb am 1. Oktober auf<br />
einer sizilianischen Schnellstraße –<br />
den letzten Fight seines Lebens<br />
kämpfte der 54-jährige <strong>Berliner</strong> Boxer<br />
für die Kino-Leinwand. Denn<br />
Monate vor seinem Tod versuchte<br />
sich Rocky erstmals als Schauspieler,<br />
übernahm die Hauptrolle im Kurzspielfilm<br />
„TNT – Eine Boxerstory“,<br />
der am heutigen Mittwoch bei den<br />
Filmtagen im bayerischen Hof seine<br />
Deutschland-Premierehat.<br />
Der etwa 25 Minuten lange Streifen<br />
basiert auf dem gleichnamigen<br />
Boxer-Comic von Nicolas Mahler,<br />
der 1999 in Österreich veröffentlicht<br />
wurde. Gedreht wurde die Verfilmung<br />
zwischen 2016 und 2018 vom<br />
österreichischen Nachwuchsregisseur<br />
Mark Gerstorfer. Das Werk des<br />
39-Jährigen ist seine Abschlussarbeit<br />
an der Filmakademie Wien. Erzählt<br />
wirddarin die Geschichte des alternden<br />
Boxers TNT, der von einem<br />
Sport-Veranstalter geschmiert wird,<br />
damit er absichtlich seinen bevorstehenden<br />
Kampf verliert.<br />
„Für mich stand von Anfang an<br />
fest, dass kein Schauspieler,sondern<br />
ein echter Box-Profi wie Rocky diese<br />
Szene aus dem Film: Rockyliegt erschöpft in der Ring-Ecke.<br />
Rolle übernehmen sollte“, sagt Regisseur<br />
Gerstorfer der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Ich kontaktierte Graciano<br />
über Facebook, schickte ihm das<br />
Drehbuch. Anschließend trafen wir<br />
uns in Berlin. Der Gedanke, schauspielern<br />
zumüssen, amüsierte Rocchigiani<br />
sehr.Ersagte zu.“<br />
TNT –EINE BOXERSTORY/STEVEN SWIRKO<br />
„Graciano Rocchigiani vertraute meinen<br />
Anweisungen, tat sein Bestes. Und das war<br />
sehr passabel für einen Schauspieler-Laien.“<br />
Mark Gerstorfer, österreichischer Nachwuchsregisseur, der für seinen Kurzspielfilm<br />
„TNT –Eine Boxerstory“ die <strong>Berliner</strong> Boxerlegende Rocchigiani vor die Kamera holte.<br />
Rocky hatte sich anscheinend die<br />
Arbeit eines Schauspielers als recht<br />
leicht vorgestellt. Beiden Proben der<br />
Film-Kampfszenen in einem Wiener<br />
Box-Club zeigte sich der einstige<br />
zweifache Weltmeister schlecht vorbereitet.<br />
„Ich war unzufrieden mit<br />
seinen Leistungen, kritisierte ihn.<br />
Graciano und ich hatten viel Streit.<br />
Unsere Unsicherheiten schaukelten<br />
sich hoch, dementsprechend<br />
krachte es“, sagt der Regisseur.<br />
Doch Rocky kämpfte. „Als die<br />
Dreharbeiten begannen, steigerte er<br />
seine Leistungen, gab sich durchweg<br />
professionell. Wir begruben unser<br />
Kriegsbeil“, so Gerstorfer.„Graciano<br />
vertraute meinen Anweisungen, tat<br />
sein Bestes.Und das war sehr passabel<br />
für einen Schauspieler-Laien.“<br />
Der Regisseur erinnert sich, wie<br />
Rocky das erste Mal amSet erschien<br />
und ihm der große Aufwand für einen<br />
Film bewusst wurde. „Er zeigte<br />
großen Respekt für unsere Arbeit“,<br />
sagt Gestorfer. Erschildert Rocky als<br />
sehr disziplinierten Darsteller. „Er<br />
war zu dieser Zeit strikter Antialkoholiker.<br />
Erhielt das durch. Wenn wir<br />
nach dem Dreh in einer Kneipe waren<br />
und uns Bier bestellten, trank<br />
Rocky immer nur seine Espressi.“<br />
Anfang des Jahres lief der Film bereits<br />
bei Festivals in Montreal und in<br />
Mexiko. „Rocky war sehr zufrieden.<br />
Er hatte nur Angst, man würde seine<br />
Person mit der Rolle verwechseln.<br />
Rocky war ja nicht der Typ, der im<br />
Kampf betrog“, sagt Gerstorfer, der<br />
nun ohne den Box-Star zur Deutschland-Premiere<br />
von „TNT“ nach Hof<br />
fahren muss. Der Regisseur hofft,<br />
dass der Film einen Verleih findet,<br />
damit er auch in die Kinos kommt.<br />
Gericht stärkt<br />
bezirkliches<br />
Vorkaufsrecht<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
erneut erfolgreich<br />
VonUlrich Paul<br />
Immer wieder nutzen die Bezirke<br />
in den <strong>Berliner</strong> Milieuschutzgebieten<br />
die Möglichkeit, den Verkauf<br />
eines Wohnhauses an einen privaten<br />
Erwerber zu verhindern –indem sie<br />
ihr Vorkaufsrecht zugunsten eines<br />
Dritten, meist einer landeseigenen<br />
Wohnungsbaugesellschaft, ausüben.<br />
So soll die Verdrängung der<br />
angestammten Mieter abgewendet<br />
werden. Die verhinderten Erwerber<br />
ziehen dagegen immer wieder vor<br />
Gericht. Nun ineinem weiteren Fall<br />
jedoch erfolglos.<br />
Das <strong>Berliner</strong> Verwaltungsgericht<br />
hat zum zweiten Mal das vom Bezirksamt<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
ausgeübte Vorkaufsrecht bestätigt.<br />
Wieaus einer am Dienstag verbreiteten<br />
Mitteilung von Baustadtrat Florian<br />
Schmidt (Grüne) hervorgeht,<br />
hat die 13. Kammer des Gerichts am<br />
9. Oktober die Klage eines Investors<br />
zumVorkaufsfall der Cuvrystraße 44-<br />
45 abgewiesen. Mitdem Urteil werde<br />
das Instrument des Vorkaufsrechts<br />
in Berlin und darüber hinaus weiter<br />
gestärkt, erklärte Schmidt.<br />
Der Bezirk dürfe das Vorkaufsrecht<br />
ausüben, weil zu befürchten<br />
sei, dass die Zusammensetzung der<br />
Wohnbevölkerung ohne Ausübung<br />
des Vorkaufsrechts im konkreten Fall<br />
gefährdet sei. Im Kaufvertrag enthaltene<br />
Regelungen zum Mieterschutz<br />
seien vom Bezirk zuRecht als unzureichend<br />
zurückgewiesen worden.<br />
Manche Häuser sind schwindelerregend<br />
hoch, manche Mieten ebenfalls. DANIEL LANGE<br />
Der Bezirk hatte das Vorkaufsrecht<br />
für das Kreuzberger Gebäude<br />
mit 30 Wohneinheiten im Oktober<br />
2017 zugunsten der landeseigenen<br />
Wohnungsbaugesellschaft Mitte<br />
(WBM) ausgeübt. „Einmal mehr<br />
wird die Rechtsauffassung des Bezirks<br />
bestätigt“, sagte Schmidt. In<br />
Häusern mit hohem Instandsetzungsbedarf<br />
und geringen Mieten<br />
sei der Verdrängungsdruck am<br />
stärksten. Das Gericht habe bestätigt,<br />
dass der Bezirk nicht auf halbherzige<br />
Zugeständnisse vonKäufern<br />
eingehen müsse,soder Politiker.<br />
In Milieuschutzgebieten haben<br />
die Bezirke beim Verkauf von Häusern<br />
zwei Monate Zeit, um in den<br />
Kaufvertrag einzutreten, wenn zu<br />
befürchten ist, dass die Ziele des Milieuschutzes<br />
ausgehebelt werden.<br />
Dies gilt insbesondere dann, wenn<br />
Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt<br />
werden. Nicht zum Zuge<br />
kommt dasVorkaufsrecht, wenn sich<br />
der Käufer in sogenannten Abwendungsvereinbarungen<br />
verpflichtet,<br />
die Ziele des Milieuschutzes einzuhalten.<br />
Zwar müssen bei der Ausübung<br />
des Vorkaufsrechts oftmals<br />
hohe Kaufpreise gezahlt werden.<br />
Doch geht der wohnungspolitische<br />
Effekt weit über die erworbenen<br />
Häuser hinaus –weil sich etliche private<br />
Erwerber in einer Abwendungsvereinbarung<br />
zur Einhaltung der Milieuschutzziele<br />
verpflichten.<br />
Von2015 bis zum 17. September<br />
diesen Jahres haben die Bezirke für<br />
664 Wohnungen das Vorkaufsrecht<br />
zugunsten eines Dritten ausgeübt.<br />
Für 1836 Wohnungen wurden Abwendungsvereinbarungen<br />
unterzeichnet.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 11 *<br />
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Berlin<br />
Die Rückkehr der Müll-Pioniere<br />
In Berlin soll das Sammeln und Wiederverwerten von Altstoffen wieder eine größere Rolle spielen –ähnlich wie damals in der DDR<br />
VonMikeWilms<br />
Pioniere 1973 beim Sammeln von Wertstoffen.<br />
GÜNTER GUEFFROY<br />
Pioniere ziehen mit dem<br />
Handwagen durch die Gegend:<br />
Sie sammeln Wertstoffe<br />
für Sero, das staatliche<br />
Recyclingsystem der DDR. Wer<br />
seine Kindheit „im Osten“ verbracht<br />
hat, der wirdsich erinnern. Sero war<br />
das Zauberwort, mit dem man Papier<br />
und Altglas in Taschengeld verwandelte.<br />
Das Sammeln und Wiederverwerten<br />
von Altstoffen soll im<br />
heutigen Berlin wieder eine größere<br />
Rolle spielen: DerSenat ruft jetzt die<br />
Zero-Waste-Wochen aus. Sero lässt<br />
grüßen!<br />
„Zero Waste“ heißt „null Abfall“.<br />
Und wenn es nach Rot-Rot-Grün<br />
geht, soll Berlin Zero-Waste-City<br />
werden. Also eine Stadt, die möglichst<br />
wenig Müll produziert und ihren<br />
Abfall möglichst komplett recycelt.<br />
Das hat gerade erst der Senat<br />
beschlossen. Auf dem Weg dorthin<br />
soll das Umweltbewusstsein der <strong>Berliner</strong><br />
mit Bürger-Aktionen geschärft<br />
werden. In der DDR hieß der passende<br />
Slogan: „Sammelt Sekundär-<br />
Rohstoffe für die Volkswirtschaft!“<br />
Eine neue Mitmach-Kampagne<br />
von Senat, BSR und der Initiative<br />
„Re-Use Berlin“ ruft dazu auf, bis 16.<br />
November zum Recyclinghof an der<br />
Ruppiner Chaussee 341 zu kommen.<br />
Jeder kann gesammelte, gut erhaltene<br />
Gegenstände abgeben – etwa<br />
Stühle,Textilien und Elektrokleingeräte.„Alles,was<br />
zu schade zum Wegwerfen<br />
ist“, heißt es.Während diese<br />
Sachen sozialen Einrichtungen zugutekommen,<br />
gibt es dort auch eine<br />
Altstoff-Annahmestelle. Lernziel ist<br />
es laut Senat, „Abfälle vorrangig zu<br />
vermeiden und in zweiter Priorität<br />
hochwertig stofflich zu recyceln“.<br />
Schon im Frühjahr hatte das Abgeordnetenhaus<br />
den Beschluss „Abfallpolitik<br />
auf demWegzur Kreislaufwirtschaft“<br />
gefasst –und eine Abkehr<br />
von der Wegwerf-Gesellschaft gefordert.<br />
Bisher werden nur knapp 50<br />
Prozent des Plaste-Mülls in Deutschland<br />
recycelt, obwohl technisch 90<br />
Prozent möglich wären.<br />
Auch Flaschen und Gläser gehörten zu den sogenannten Sekundärrohstoffen.<br />
Dabei hätte man ein ausgereiftes<br />
Recycling-System schon zur Deutschen<br />
Einheit haben können: In der<br />
DDR gab es 17 000 Sero-Annahmestellen,<br />
also an jeder Ecke. Noch im<br />
Wendejahr 1989 wurden 11 000 Tonnen<br />
Plastik für die Herstellung von<br />
Blumentöpfen und Bierkästen sowie<br />
IMAGO<br />
422 000 Tonnen Schrott für den Bau<br />
von Wohnungen und Autos verwertet.<br />
DieIdee,dass das Sammeln auch<br />
sozialen Zwecken dienen soll, gab es<br />
ebenfalls schon. Erlöse von Schüler-<br />
Aktionen wie „Hilfe für den Wiederaufbau<br />
in Vietnam“ wurden gespendet.<br />
Aber nicht alles lässt sich vergleichen:<br />
Der Grünen-Politiker Georg P.<br />
Kössler weist auf das noch recht<br />
neue Problem des Smartphone- und<br />
PC-Schrotts hin. „Je smarter unser<br />
Leben wird, je schneller die technischen<br />
Innovationszyklen, desto<br />
mehr Elektroschrott fällt an“, sagt er.<br />
In dem Abfall schlummernwertvolle<br />
Edelmetalle,die aber noch nicht hinreichend<br />
zweitverwertet werden.<br />
Und esgibt Giftstoffe darin, die lieber<br />
nicht im Hausmüll landen sollten.<br />
Das Start-up „Binee“ arbeitet bereits<br />
an einer Lösung dafür: Esstellt,<br />
etwa in Kooperation mit Supermärkten,<br />
werbefinanzierte Boxen auf, in<br />
denen Geräte gesammelt werden.<br />
Weretwas dortabgibt, der erhält sofort<br />
per E-Mail einen Gutschein für<br />
Online-Shops. Das Prinzip ist exakt<br />
wie früher bei Sero,woman ein paar<br />
Mark für seine abgegebenen Wertstoffe<br />
bekam – zum Beispiel 0,90<br />
Mark proKilo Kupferkabel.<br />
Werweiß, wo wir beim Ressourcen-Sparen<br />
und beim Umweltschutz<br />
heute wären, wenn sich nach der<br />
Wende Umweltminister Klaus Töpfer<br />
(CDU) durchgesetzt und Sero<br />
bundesweit eingeführt hätte. Doch<br />
statt dieses Vorbild zu erhalten,<br />
wurde das Sero-System abgewickelt.<br />
Heute gibt es unter dem Namen Sero<br />
nur noch eine Annahmestelle in<br />
Oranienburg. Sieht so aus,als müssten<br />
wir alles wieder neu lernen –von<br />
der DDR.<br />
Mit Kriegswaffen<br />
gegen Geldtransporter<br />
Jüngster Überfall weist Parallelen zu früheren Taten auf<br />
Die Täter, die einen Geldtransporter<br />
überfallen haben, sind<br />
weiter auf der Flucht. Ermittler<br />
schließen nicht aus,dass die Räuber<br />
einer osteuropäischen Bande angehören.<br />
Im Bereich der Kriminalität<br />
arabischer Clans werden die Täter<br />
eher nicht vermutet.<br />
Einer der Gründe, auf die sich<br />
diese Annahme stützt, ist die Artder<br />
Waffen, die die Täter benutzten: russische<br />
Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow<br />
AK47. Derartige Kriegswaffen<br />
werden vor allem vonTätern<br />
aus dem ehemaligen Jugoslawien<br />
„Die<br />
Vorgehensweise<br />
spricht dafür,<br />
dass Profis amWerk<br />
waren, die einfach<br />
nur Pech<br />
hatten.“<br />
Ein Beamter, der an der Jagd nach<br />
den Räubern beteiligt ist, die einen<br />
Geldtransporter überfallen haben<br />
benutzt. AK 47 und auch Handgranaten,<br />
die in Deutschland bei kriminellen<br />
Taten verwendet werden,<br />
stammen nicht selten aus dem Jugoslawien-Krieg<br />
in den 90er-Jahren.<br />
Auch tschetschenische Banden verwenden<br />
bei ihrenVerbrechen Kriegswaffen<br />
wie die Kalaschnikow. So zum<br />
Beispiel in der Groninger Straße, als<br />
mutmaßlich tschetschenische Kriminelle<br />
aus einem fahrenden Auto<br />
mit einer AK 47 auf ein Lokal feuerten.<br />
DieTäter vomvorigen Freitag waren<br />
Profis –davon geht man bei der<br />
Polizei inzwischen aus.Sie hatten die<br />
Routen des Geldtransporters und<br />
den späteren Tatort genau ausgekundschaftet.<br />
Sie hatten allerdings<br />
das Pech, dass zufällig ein Streifenwagen<br />
der Polizei in der Nähe war<br />
und die Verfolgung aufnahm. Und<br />
dass genau das Auto, in dem die<br />
Beute war, havarierte.Wie berichtet,<br />
war an dem R-Klasse-Mercedes auf<br />
der Flucht vor der Polizei der rechte<br />
Vorderreifen geplatzt. Die Räuber<br />
mussten in das zweite Fluchtfahrzeug<br />
umsteigen und die Beute zurücklassen.<br />
Ein von der Bild-<strong>Zeitung</strong> veröffentlichtes<br />
Video zeigt, wie der Raub<br />
auf den Geldtransporter am vergangenen<br />
Freitag in der Schillingstraße<br />
in Mitte ablief: Ein Täter bedrohte<br />
die beiden Insassen des Transporters<br />
mit einer Kalaschnikow. Dieanderen<br />
vier öffneten die beiden Türen am<br />
Heck mit hydraulischen Spreizern.<br />
Dann räumten sie mehrere Geldkisten<br />
aus und warfen sie in den Mercedes.<br />
Auch diese Vorgehensweise<br />
spreche für Profis, auch wenn die<br />
größte der Geldkisten nicht mehr in<br />
das Auto passte und zurückgelassen<br />
wurde,sagt ein Kriminalist.<br />
Hydraulische Spreizer verwendet<br />
die Feuerwehr, umVerletzte aus Unfallfahrzeugen<br />
zu retten. So wie die<br />
beiden Tatautos, die den Transporter<br />
eingekeilt hatten, waren wahrscheinlich<br />
auch die beiden Spreizer,von denen<br />
ein Gerät mehrereTausend Euro<br />
kostet, gestohlen. In der Vergangenheit<br />
soll im <strong>Berliner</strong> Umland in mehrere<br />
Wachen der Freiwilligen Feuerwehr<br />
eingebrochen worden sein. Gut<br />
möglich, dass dabei auch Spreizer<br />
entwendet wurden, die nun bei dem<br />
Geldraub eingesetzt wurden. Die Polizei<br />
prüft zudem Zusammenhänge<br />
zu weiteren gescheiterten Überfällen<br />
auf Geldtransporter im Mai 2017 in<br />
Marzahn und im November 2015 in<br />
Marienfelde. Auch dabei setzten die<br />
Täter AK 47 ein.<br />
Derweil fahndet das Raubkommissariat<br />
auch nach einem silberfarbenen<br />
2er BMW,der bei der jüngsten<br />
Tateine Rolle gespielt haben könnte.<br />
Es sucht Zeugen, die so ein Auto<br />
rund um den Tatort bemerkt haben<br />
könnten. Hinweise an die Telefonnummer<br />
030/4664-944116. (kop.)<br />
Mutti hat immer gesagt,<br />
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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
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Berlin<br />
Elektro-Lkw<br />
liefert in Berlin<br />
Lebensmittel<br />
Supermarkt-Kette testet<br />
neuen Strom-Laster<br />
VonBernd Röder<br />
Die großen Diesel-Laster bekommen<br />
im <strong>Berliner</strong> Stadtgebiet<br />
Konkurrenz. In einer ersten Erprobungsphase<br />
testet Edeka bei der<br />
Belieferung von Supermärkten den<br />
Einsatz von Elektrolastwagen. Ein<br />
Jahr lang soll ein vollelektrischer 25-<br />
Tonner mit Kühlaufbau von einem<br />
Lager in Berlin-Grünheide Edeka-<br />
Filialen in der Stadt anfahren.<br />
Der Hersteller Mercedes-Benz<br />
Trucks und Edeka haben das Projekt<br />
am Dienstag auf dem Forschungscampus<br />
Euref inSchöneberg vorgestellt.<br />
Bei dem Praxisversuch soll<br />
herausgefunden werden, ob das<br />
Fahrzeug als Ersatz für die herkömmlichen<br />
Diesel-Laster alltagstauglich<br />
ist.<br />
Volle Batterie schafft 200 Kilometer<br />
Mit einer Batterieladung soll ein<br />
solcher Elektrolaster eine Strecke<br />
von rund 200 Kilometern schaffen.<br />
Dieser Wert sei „absolut realistisch“,<br />
sagte Daimler-Lkw-Vertriebschef<br />
Andreas vonWallfeld. Bekommt der<br />
Lastwagen beim Be- und Entladen<br />
zusätzlich Strom, könne die Tagesstrecke<br />
auch länger sein. „Kühlsystem<br />
und Klimaanlage haben auch<br />
bei einem Jahrhundertsommer wie<br />
diesem gut funktioniert“, berichtete<br />
vonWallfeld über erste Ergebnisse.<br />
Mercedes-Benz will zehn Elektro-Lkw<br />
bei 20 Kunden aus verschiedenen<br />
Branchen jeweils ein<br />
Jahr lang testen. Ziel ist es, bis zum<br />
Jahr 2021 ein Serienmodell zu entwickeln.<br />
Auch andereHersteller wie<br />
die VW-Tochter MAN und Renault<br />
Trucks planen die Einführung von<br />
schweren Elektro-Lkw für den städtischen<br />
Lieferverkehr. (dpa)<br />
Strom statt Diesel: Edeka testet neue<br />
Elektro-Laster.<br />
DAIMLER AG<br />
Sandstein-Baluster aus dem Geländer der Spreetreppe warten neben dem <strong>Berliner</strong> Dom auf Käufer.<br />
Ein Stück Dom gibt’sab50Euro<br />
Seltene Gelegenheit: An diesem Mittwoch werden Sandstein-Baluster aus dem Treppengeländer verkauft<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Das gibt’s nur einmal, das<br />
kommt nie wieder –an<br />
diesem Mittwoch besteht<br />
tatsächlich die<br />
Chance,Teile des <strong>Berliner</strong> Domes zu<br />
kaufen. Natürlich keine historischen<br />
oder architektonischen Preziosen,<br />
aber eben doch Teile vomDom.<br />
Es handelt sich um etwa hundert<br />
sogenannte Baluster, kräftige Treppensprossen<br />
aus Sandstein, die einst<br />
die beiden Geländer der zur Terrasse<br />
direkt an der Spree führenden Abgänge<br />
zierten. Sie sind etwa kniehoch,<br />
jedes Stück wiegt 80 Kilo.<br />
DieBauteile waren beim 1975 von<br />
der DDR-Führung betriebenen Wiederaufbau<br />
des Doms in die Geländer<br />
eingebaut worden. Dabei fand für die<br />
Baluster schlesischer Cottar-Sandstein<br />
Verwendung. Dieser hat nach<br />
Auskunft der Sandstein-Expertin des<br />
Doms,Damaris Gorrissen, viele Toneinschlüsse,<br />
die sich bei Feuchtigkeit<br />
vollsaugen und dann bei Frost den<br />
Stein zum Platzen bringen. Vorallem<br />
am Flussufer ein denkbar ungeeigneter<br />
Stein. Deshalb waren nach mehr<br />
als 30 Jahren Oberflächenschichten<br />
Früherer Standortder Baluster:die<br />
Treppen zum Spreeufer SVENJA PELZEL<br />
FAKTEN ZUM OBJEKT<br />
vieler Baluster abgeplatzt. Die beschädigten<br />
Stücke wurden bei der Sanierung<br />
des Spreeuferweges zu Beginn<br />
dieses Jahres durch neue aus<br />
schlesischem Warthauer Sandstein<br />
ersetzt. Dieser ist wesentlich robuster,<br />
weil tonärmer.<br />
Baluster: Das Wort kommt vomgriechischen<br />
Begriff für Granatapfelblüte. Es handelt<br />
sich um die niedrigeEinzelsäule einer<br />
Balustrade. Meist haben Baluster einen runden<br />
Querschnitt,esgibt jedoch auch quadratische<br />
oder vieleckigeAusführungen.<br />
Meist ähneln sie Amphoren oder Vasen.<br />
Balustrade: Die Balustrade ist eine individuell<br />
gestaltete niedrigeReihe säulenartiger<br />
Stützen, die als Brüstung oder Geländer an<br />
Treppen, Terrassen und Balkonen dient. Es<br />
gibt auch schmalere Ausführungen als die<br />
am Dom vorzufindende –zum Beispiel an<br />
der Staatsoper.<br />
DPA/GROGOR FISCHER<br />
Jetzt sieht man am Geländer zwei<br />
Baluster-Generationen: Dieältesten,<br />
an ihrer dunklen Färbung zu erkennenden,<br />
stammen aus der Zeit des<br />
Wiederaufbaus, als sämtliche Baluster<br />
ausgetauscht wurden, da das<br />
Spreeufer durch die Kriegshandlungen<br />
stark zerstört war. Daneben gibt<br />
es die neuen Sandsteine, die mit ihrerstrahlend<br />
hellen Farbe hervorstechen.<br />
Die ausgetauschten, bislang im<br />
Dom gelagerten Steine stehen an<br />
diesem Mittwoch zwischen 16 und<br />
18 Uhr auf dem Bauhof des <strong>Berliner</strong><br />
Domes (Richtung Alte Nationalgalerie)<br />
zum Verkauf bereit. Siekosten 50<br />
Euro,80Eurooder 100 Euro –jenach<br />
Beschädigungsgrad. Ein Schnäppchen.<br />
Pro Person werden maximal<br />
vier Baluster abgegeben. Siemüssen<br />
sofort abtransportiert werden, sonst<br />
wird esnichts mit dem Kauf. SpäteresAbholen<br />
ist nicht möglich.<br />
Der Grund, warum sich der Dom<br />
zum Verkauf entschieden hat, ist<br />
ganz schlicht, wie Svenja Pelzel,<br />
Pressesprecherin des <strong>Berliner</strong> Doms,<br />
sagt: „Wir hatten so viele davon und<br />
wollten sie deshalb weitergeben.“<br />
Sie rechnet mit großem Interesse –<br />
ein Stück Dom hat schließlich nicht<br />
jeder. Wegen des erwarteten Ansturms<br />
solle man frühzeitig erscheinen.<br />
Sonst gilt: „Weg ist weg.“ Weitere<br />
Lieferungen dieser Art werde es mit<br />
großer Sicherheit nicht geben.<br />
Kind lebend<br />
von Brücke<br />
geworfen<br />
Mordanklage: <strong>Berliner</strong><br />
schweigt vor Gericht in Gera<br />
Nach dem Mord an der zehnjährigen<br />
Stephanie aus Thüringen<br />
vor 27Jahren hat vor dem Landgericht<br />
Gera der Prozess gegen einen<br />
66-jährigen Tatverdächtigen begonnen.<br />
Zum Auftakt der Verhandlung<br />
am Dienstag schwieg der Angeklagte<br />
zu den Vorwürfen. Er schloss nach<br />
Angaben einer Gerichtssprecherin<br />
aber nicht aus,sich im Laufe des Prozesses<br />
zu äußern.<br />
Hans-Joachim G., ein Kraftfahrer<br />
aus Berlin, soll das Mädchen am 24.<br />
August 1991 in einem Weimarer Park<br />
in sein Auto gelockt und sie später<br />
von der Teufelstalbrücke an der Autobahn<br />
4indie Tiefe gestoßen haben.<br />
Zuvorsoll er die Zehnjährige auf<br />
einem Waldweg bei Schleiz missbraucht<br />
haben.<br />
Stephanies Leiche wurde zwei<br />
Tage später unter der 56 Meter hohen<br />
Brücke gefunden. Nach Auffassung<br />
der Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte<br />
das noch lebende Kind in<br />
Tötungsabsicht von der Brücke geworfen,<br />
um die Entdeckung seinerTat<br />
zu verhindern. DieMutter des getöteten<br />
Mädchens tritt als Nebenklägerin<br />
auf und ist in der kommendenWoche<br />
auch als Zeugin geladen. Sieerschien<br />
am Dienstag nicht persönlich im Gericht,<br />
sondern ließ sich von einem<br />
Anwalt vertreten.<br />
Der Fall Stephanie hatte bundesweit<br />
für Schlagzeilen gesorgt, weil es<br />
der Polizei nach akribischer Ermittlungsarbeit<br />
gelang, den wegen sexuellen<br />
Kindesmissbrauchs mehrfach<br />
vorbestraften Tatverdächtigen nach<br />
mehr als zweieinhalb Jahrzehnten<br />
aufzuspüren. Er wurde im März in<br />
seiner Wohnung in Berlin-Reinickendorffestgenommen.<br />
In der Vernehmung<br />
legte der gebürtige Thüringer<br />
ein Geständnis ab.<br />
Seit 2016 ermittelte eine Sonderkommission<br />
der thüringischen Polizei<br />
für Altfälle erneut zu Stephanies<br />
Todund zwei weiteren Kindsmorden<br />
aus den Jahren 1993 und 1996. Hans-<br />
Joachim G. kamen die Ermittler<br />
durch moderne Untersuchungsmethoden<br />
und ein neues elektronisches<br />
Fallbearbeitungssystem auf die Spur,<br />
in dem Daten zu den drei ungeklärten<br />
Thüringer Kindermorden ausgewertet<br />
wurden. G. war in den 90er-<br />
Jahren bereits im Zusammenhang<br />
mit dem Mord an einem anderen<br />
Kind im Visier der Ermittler, hatte<br />
damals aber ein Alibi. (AFP,BLZ)<br />
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Berlin<br />
Gesichter aus dem<br />
Schwarzen Block<br />
Fast ein halbes Jahr nach dem 1. Mai<br />
fahndet die Polizei<br />
nach neun Gewalttätern<br />
VonAlexander Schmalz<br />
POLIZEI BERLIN (9)<br />
Noch nie war die „Revolutionäre<br />
1.Mai Demo“ so<br />
friedlich wie in diesem<br />
Jahr. Gleichwohl sucht<br />
die Polizei fast ein halbes Jahr später<br />
mit Fotos nach neun mutmaßlichen<br />
Linksradikalen, die in Kreuzberg gewalttätig<br />
geworden sein sollen. Den<br />
Unbekannten wird schwerer Landfriedensbruch<br />
vorgeworfen. Außerdem<br />
sollen sie Verletzungen von Besuchern<br />
des Myfestes billigend in<br />
Kauf genommen haben.<br />
Fahnder suchten monatelang<br />
vergeblich in der linken Szene nach<br />
den unbekannten Gewalttätern. Als<br />
alle anderen Ermittlungsmöglichkeiten<br />
ausgeschöpft waren, veröffentlichte<br />
die <strong>Berliner</strong> Polizei am<br />
Dienstag neun Fotos,umdie Ermittlungen<br />
voranzutreiben.<br />
Die Gesuchten sollen aus der<br />
nicht angemeldeten „Revolutionären<br />
1.Mai Demo“ heraus agiert haben.<br />
Diese hatte sich um kurz nach<br />
18 Uhr rund um den Oranienplatz<br />
gebildet und war am Abend auf rund<br />
6000 Teilnehmer angewachsen, also<br />
4000 weniger als im Vorjahr. Die<br />
neun Verdächtigen sollen inmitten<br />
einer dunkel gekleideten Gruppe,<br />
dem schwarzen Block, mitgelaufen<br />
sein. Er bildete die Aufzugsspitzeder<br />
Demonstration. „Von Beginn an<br />
wurden aus dieser heraus Pyrotechnik<br />
und Nebeltöpfe entzündet sowie<br />
Vermummungen angelegt“, erklärte<br />
Polizeisprecherin Patricia Brämer.<br />
Im weiteren Verlauf sei die Stimmung<br />
unter den Demonstrationsteilnehmern<br />
immer aggressiver geworden.<br />
Polizisten seien mit Pflastersteinen,<br />
Flaschen und Böllernbeworfen<br />
worden. Ein Beamter erlitt<br />
ein Knalltrauma. „Als es zu den ersten<br />
Festnahmen kam, heizte die<br />
Stimmung innerhalb der Versammlung<br />
weiter auf“, so Brämer.Teilnehmende<br />
des Aufzugs hätten daraufhin<br />
versucht, Festgenommene zu befreien.<br />
Dabei hätten sie erheblichen<br />
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte<br />
geleistet und Polizisten körperlich<br />
angegriffen. Ein Polizist wurde<br />
an der Hand verletzt.<br />
Während der „Revolutionären 1.<br />
Mai Demo“ wurden 84 Verdächtige<br />
festgenommen, zwölf weniger als im<br />
Jahr zuvor. Dass die Zahl der Festnahmen<br />
stieg, obwohl es weniger<br />
Demonstranten und weniger Ausschreitungen<br />
gab, hat vor allem einen<br />
Grund: Je ruhiger die Lage ist,<br />
desto konsequenter können Einsatzkräfte<br />
wiedererkannte Straftäter aus<br />
der Menge fischen.<br />
Die Polizei hatte die neun Verdächtigen<br />
trotz der Bilder bei der Demonstration<br />
nicht festnehmen können,<br />
weil man erst später auf sie aufmerksam<br />
wurde. Die „Soko 1. Mai“<br />
hatte nach der Demonstration umfangreiches<br />
Video- und Fotomaterial<br />
ausgewertet. Das aufwendige Sichten<br />
habe Wochen gedauert. Die Ermittler<br />
hoffen nun auf Hilfe aus der<br />
Bevölkerung.<br />
DerStaatsschutz beim Landeskriminalamt<br />
fragt: Werkennt die Personen<br />
oder kann Hinweise zu den<br />
Wohnorten geben? Hinweise an das<br />
Landeskriminalamt Berlin, Bayernring<br />
44, Tempelhof, oder unter der<br />
Telefonnummer 466495231.<br />
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Leserbriefe<br />
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Am Telefon<br />
Mo–Fr10–16 Uhr<br />
(030) 63 33 11-457<br />
Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Wir Frauen suchen die meiste<br />
Zeit die Fehler bei uns selbst<br />
Meinung: „Die neue Mütterlichkeit“<br />
von Sabine Rennefanz (13. Oktober)<br />
Warum machen wir Frauen uns<br />
überhaupt über solche Wortklaubereien<br />
Gedanken? Das ist in meinen<br />
Augen das eigentliche Problem und<br />
der eigentliche Fehler im System:Wir<br />
Frauen suchen die meiste Zeit die<br />
Fehler bei uns selbst. Dabei machen<br />
wir uns lieber gegenseitig an. Undsei<br />
es, dass wir Frauen uns die falschen<br />
Namen geben.<br />
Meinen Sieernsthaft, dass sich irgendwelche<br />
Männer Gedanken darüber<br />
machen, ob „Papi“ oder „Vati“<br />
autoritärer klingt?<br />
Tanja Lenzen, per E-Mail<br />
Grüner Pfeil gefährdet<br />
die Fußgänger nicht<br />
Die Aussage, dass der Grüne Pfeil<br />
Fußgänger gefährdet, kann ich überhaupt<br />
nicht verstehen. Die Fußgänger<br />
haben für die Geradeausrichtung<br />
eindeutig „Rot“, wenn der Grünpfeil<br />
das Abbiegen erlaubt.<br />
Die Gefahr für Radfahrer und<br />
Fußgänger ist wesentlich größer,<br />
wenn alle Beteiligten Grün haben.<br />
Margrit Beyrer,<br />
per E-Mail<br />
Das Konsulat Saudi-Arabiens in Istabul. Hier wurde der Journalist Khashoggi getötet.<br />
Für die Wahrung der Menschenrechte<br />
Politik: „Gefolterter Journalist: Saudi-Arabien räumt Todvon Khashoggi in<br />
Konsulat ein“<br />
Wie die Welt mit der Ermordung des Journalisten Khashoggi umgeht,<br />
ist empörend und deprimierend. Sind bei Saudia-Arabien wegen Ölhandel<br />
und Waffengeschäften die Menschenrechte und der Schutz des<br />
menschlichen Lebens plötzlich egal? Auch unsereRegierung kann sich<br />
nicht zu einer wirksamen Verurteilung durchringen. Diese Heuchelei<br />
Es wird eng mit der gelebten Demokratie und der Individualität<br />
Report: „Freiheit der Gefühle“ von Regine<br />
Sylvester<br />
(13. Oktober)<br />
Als 63 Jahrealte Frau aus Westberlin,<br />
die als junge sehr angetan und auch<br />
neidisch zugeschaut hat, wie selbstverständlich<br />
DDR-Frauen das leben<br />
konnten, was ich auch für mich gut<br />
fand: Wir sind mitten in einem Rollback,<br />
es wird eng mit der gelebten<br />
Demokratie und der Individualität.<br />
Barbara Esch-Eckert, per E-Mail<br />
Ob allerdings den ewig Gestrigen<br />
endlich ein Licht aufgeht, mag ich<br />
dennoch bezweifeln. Für sie ist und<br />
wirddie DDR ein Unrechtsstaat bleiben.<br />
Soziale Errungenschaften gehen<br />
ihnen auch weiterhin gegen den<br />
Strich, weil sie Profite schmälern.<br />
Heinz Birch, per E-Mail<br />
Als alleinerziehende Mutter zweier<br />
Kinder hatte ich einen Antrag auf Reduzierung<br />
der Arbeitszeit gestellt.<br />
Mein Sohn war ständig krank, ich<br />
wollte ihn nicht bei meinen Eltern<br />
abliefern. Mein Antrag wurde abgelehnt,<br />
mit der Begründung: Wir<br />
könnten unseren Unterhalt und den<br />
ist wirklich beschämend. Entweder bin ich für die Wahrung der Menschenrechte<br />
oder eben nicht. Dieletzten Minuten im Leben des gefolterten<br />
Reporters müssen sehr qual- und angstvoll gewesen sein. Da<br />
muss doch jemand Mitleid und Haltung zeigen und offizielle Anklage<br />
erheben. Wermöchte zu einem so grausamen und intoleranten Herrschaftssystem<br />
freundschaftliche Beziehungen pflegen?<br />
Sabine Presch, per E-Mail<br />
unserer Kinder nicht gewährleisten,<br />
auch das Bewältigen des Arbeitspensums<br />
wurde in Frage gestellt. Uns<br />
wurde unmissverständlich erklärt,<br />
dass „die Vollbeschäftigung unserer<br />
DDR-Frauen“ ihren Preis hat. Nämlich<br />
den, die Wichtigkeit des Gemeinwohls<br />
der sozialistischen Gesellschaft<br />
vordie Bedürfnisse des eigenen<br />
Lebens zu stellen<br />
Ursula Wartenberg<br />
Ich habe drei Kinder großgezogen<br />
(fast alleine), habe dabei studiert<br />
und die volle Unterstützung meines<br />
Betriebes bekommen. Das war Alltag,<br />
guter Alltag, mit Eigenverantwortung<br />
und Selbstentscheidung.<br />
Wir haben kein Aufsehen gemacht<br />
über Frau, Arbeit und Mutter sein,<br />
warum auch. Es ging uns gut, unser<br />
Leben war selbstbestimmt, davon ist<br />
man heute noch Lichtjahreentfernt.<br />
Es wäre unmöglich gewesen, mich<br />
zu entlassen, nur weil ich ein Kind<br />
bekomme. In diesem Land gehört<br />
das zur Praxis,meine Tochter musste<br />
die Erfahrung machen.<br />
Angelika Krauß,<br />
Hohen Neuendorf<br />
AP<br />
Aufstiegstreppe für Menschen<br />
aus einfachen Verhältnissen<br />
Facebook: „#Rolex-Shitstorm: <strong>Berliner</strong><br />
SPD-Politikerin Chebli wird wegen<br />
Luxus-Uhr angefeindet“ (22. Oktober)<br />
Klar guckt man links von der Mitte<br />
den Leuten genauer auf das Handgelenk<br />
und auf die Lebensführung.<br />
Aber die SPD war (eingeschränkt immer<br />
noch) nun mal (was auch eine<br />
sympathische Seite hat) die Aufstiegstreppe<br />
für Menschen aus einfachen<br />
Verhältnissen. Wenn diese sich<br />
das jeden Tag versichern müssen,<br />
dass sie es gepackt haben, kann man<br />
doch milde drüber lächeln.<br />
Harald Gindra<br />
Das hat alles nur mit dem übertriebenen<br />
Luxus zu tun. Den sie sich<br />
freiwillig ans Handgelenk gehangen<br />
hat. Obwohl jeder weiß, dass in einer<br />
kapitalistischen Welt, in der alle anderen<br />
gezwungen sind, für ihren Lebensunterhalt<br />
zu schuften, nicht besonders<br />
gut ankommt.<br />
Franz Hockschmidt<br />
Meine drei Kinder mussten natürlich<br />
nicht monatelang auf Buntstifte warten.<br />
Dafür sind Mama und Papa voll<br />
arbeiten gegangen. Und nach drei<br />
Kindern war Schluss, weil wir mit<br />
unserer Arbeit nicht mehr finanzierenkönnen.<br />
Susanne Wohlgemut<br />
In den Kommentaren ist vor allem<br />
eines zu lesen: Neid! Siearbeitet vielleicht<br />
nicht so hart wie Pflegekräfte,<br />
Feuerwehren, Polizisten, aber sie hat<br />
sich das, was sie hat, selbst erarbeitet!<br />
Auch wenn es einige nicht einsehen<br />
wollen! Hättet Ihr eine andere<br />
Ausbildung genossen, hättet auch<br />
Ihrvielleicht Rolex tragen können.<br />
Daniel Lemitz<br />
Woher weißt du denn, dass sie es<br />
nicht genauso hartund schwer hatte<br />
wie Pflegekräfte,Feuerwehr oder Polizisten?<br />
Ich würde mich da nicht so<br />
weit aus den Fenster hängen. Nur<br />
weil sie Politikerin ist! Tati Offthewall<br />
Ich hab gern Holz gehackt. Kohlen<br />
musste ich auch als Kind aus dem<br />
Keller hochschleppen und meine<br />
Buntstifte hab ich gepflegt. Ausgetrocknete<br />
habe ich versucht, mit Essigwasser<br />
wieder funktionsfähig zu<br />
machen. Übrigens, ich hab ’ne Uhr<br />
im Wert von 10 Euro vom Polenmarkt.<br />
Marcel Thom<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 15 *<br />
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Berlin<br />
Zehn Minuten Angst<br />
Ein 86-jähriger Mann wird in seiner Wohnung überfallen. Er fällt auf den Handwerkertrick herein. Die Zahl derartiger Trickdiebstähle steigt in Berlin<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Die Kette ist neu. Sie verhindert,<br />
dass die Tür zur<br />
Wohnung von Erhard O.<br />
von außen einfach so<br />
aufgedrückt werden kann. Die Tür<br />
öffnet sich nach dem Klingeln auch<br />
nur zögernd und zunächst nur soweit,<br />
wie es die Kette zulässt. Er habe<br />
dazugelernt, entschuldigt sich der<br />
86-Jährige für sein Misstrauen. Erhard<br />
O. ist vor kurzem überfallen<br />
worden, in seinen eigenen vier Wänden<br />
in Johannisthal. Seitdem ist der<br />
Mann, der auf eine Gehhilfe angewiesen<br />
ist, vorsichtig geworden.<br />
Erhard O. ist trotz seines Alters<br />
noch immer ein kräftiger Mann. Er<br />
lässt sich in einen Sessel im Wohnzimmer<br />
fallen, stellt die Krücke an<br />
die Lehne. Dann fängt er an zu erzählen.<br />
Und eshört sich so an, als<br />
könne er das, was ihm widerfahren<br />
ist, noch immer nicht glauben. Der<br />
einstige Zimmermann und Berufskraftfahrer<br />
sagt, ihm sei das geschehen,<br />
wovor die Polizei erst kurz vor<br />
dem Überfall im Fernsehen gewarnt<br />
habe.Erist auf den Handwerkertrick<br />
hereingefallen. „Man hörtvon dieser<br />
Masche, und dann wird man selbst<br />
Opfer vondenen“, sagt er und schüttelt<br />
über sich selbst den Kopf.<br />
Nässe im Bad<br />
Der22. September ist ein Sonnabend.<br />
Als es 16.45 Uhrbei ErhardO.klingelt,<br />
sieht er durch den Spion zwei Männer,<br />
einer trägt eine Akte unter dem<br />
Arm. Der Senior ist arglos und öffnet<br />
die Tür. Die Männer sind freundlich,<br />
vorallem derWortführer.Erentschuldigt<br />
sich. Sie kämen wegen des Wasserschadens,<br />
der gemeldet worden<br />
sei. „Sie wollten schauen, ob auch bei<br />
mirWasser durchgelaufen ist.“<br />
Erhard O.lebt sei sechs Jahren in<br />
der Zwei-Zimmer-Wohnung eines<br />
Mehrfamilienhauses. Er hat die<br />
Wohnung wegen des Aufzugs genommen<br />
–erhat zwei künstlichen<br />
Kniegelenke, Bypässe, erist lungenkrank.<br />
Da klappte das mit dem Treppensteigen<br />
zu seiner alten Wohnung<br />
nicht mehr so recht, sagt er. Erhard<br />
O. lässt die Männer in die Wohnung.<br />
Erhard O. wurde in seiner Wohnung überfallen. Er ist auf Täter hereingefallen, die geschickt vorgegangen sind.<br />
„Sie liefen durch die Wohnung“,<br />
erinnertersich. Dann begibt sich der<br />
Wortführer ins Bad. Er öffnet den<br />
Schrank unter dem Waschbecken,<br />
tastet den Boden des Schranks ab und<br />
erklärt:„Hier haben wir es.“ Er will die<br />
Pfütze zeigen, Erhard O.bückt sich,<br />
um die Nässe in dem Schrank ebenfalls<br />
zu ertasten.„Als ich keine Feuchtigkeit<br />
bemerkte, meinte der Mann,<br />
ich müsse tiefer in den Schrank greifen.“<br />
Dann bekommt er einen Stoß.<br />
Die Tür zum Badezimmer knallt zu.<br />
Erhard O.hat Glück im Unglück. Er<br />
stürzt nicht. „Ich hätte nicht alleine<br />
aufstehen können.“<br />
So aber kann er seinen Körper von<br />
innen gegen die Tür stemmen, die ei-<br />
„Solche Taten traumatisieren jedes Opfer.<br />
Da spielt es auch keine Rolle, obman<br />
Opfer eines ,kleinen‘ oder eines<br />
,großen‘ Verbrechens geworden ist.“<br />
Gisela Raimund, Landessprecherin des Opferhilfevereins Weißer Ring<br />
VOLKMAR OTTO<br />
ner der Täter vonaußen zuhält. Es gelingt<br />
Erhard O., die Tür einen Spalt<br />
breit aufzudrücken.„Ich rief um Hilfe,<br />
aber keiner hat mich gehört.“ Aber er<br />
selbst nimmt wahr, wie der Wortführer<br />
den anderen Mann anweist, das<br />
Wohnzimmer zu durchsuchen. Die<br />
Täter werden fündig. Sie nehmen<br />
eine Kassette mit dem Pass mit,<br />
ebenso wie einen Wandsafe mit dem<br />
gesamten Ersparten.<br />
Zehn Minuten dauert der Überfall.<br />
Zehn Minuten, in denen das Opfer<br />
die Angst aushalten muss.Als die<br />
Täter fliehen, nehmen sie noch den<br />
Schlüssel zur Wohnung mit, der von<br />
innen steckt. Wenig später ist auch<br />
schon die Polizei da. Sie nehmen<br />
eine Anzeige auf, die Täter sind verschwunden.<br />
Laut Polizei ist der Trickdiebstahl<br />
in Wohnungen nach dem Taschendiebstahl<br />
auf der Straße die häufigste<br />
Straftat, vonder ältereMenschen betroffen<br />
sind. Die Zahl steigt. Wurden<br />
2016 insgesamt 1198 Fälle in Berlin<br />
registriert, so waren es im vorigen<br />
Jahr 1284. Ein Plus von 7,2 Prozent.<br />
Beim Handwerkertrick sind meist<br />
deutsche Täter, die durchaus schauspielerisch<br />
begabt sind und angeben,<br />
in offizieller Funktion zu kommen –<br />
geschickt vonder Hausverwaltung.<br />
Erhard O. hat den Überfall<br />
scheinbar gut weggesteckt. Doch Gisela<br />
Raimund, die Landessprecherin<br />
des Opferhilfevereins Weißer Ring,<br />
weiß, dass eine derartige Tatjedes<br />
Opfer traumatisiert. Bei manchen<br />
breche das Trauma Wochen später<br />
aus.„Für die Betroffenen ist es in der<br />
Regel schwer, wieder ins Leben zurückzufinden.“<br />
Da spiele es meist<br />
auch keine Rolle, obsie Opfer eines<br />
„kleinen“ oder eines „großen“ Verbrechens<br />
geworden seien.<br />
NieFremde in die Wohnung lassen<br />
„Wir raten jedem, sich an eine Hilfsorganisation<br />
zu wenden, an uns zum<br />
Beispiel. Wir sind die Lotsen, die Betroffenen<br />
sagen, was sie machen können.“<br />
Unddas kostenfrei. Es sei vielmals<br />
schon gut, wenn man jemanden<br />
zum Reden habe. „Wir bringen die<br />
Zeit mit, um zuzuhören.“ Raimund<br />
sagt, dass die Aufklärung zum Handwerkertrick<br />
schon lange laufe, dass<br />
vor allem ältere Menschen immer<br />
wieder darauf hereinfielen.<br />
„Man sollte niemals einen Fremden<br />
in die Wohnung lassen“, rät sie.<br />
Auch wenn diese einen Ausweis vorweisen<br />
könnten. „Ohne Anmeldung<br />
kommt in der Regel kein Handwerker.“<br />
Wenn also doch einmal jemand<br />
unangemeldet vor der Tür steht,<br />
dann sollte man sich den Ausweis in<br />
die Wohnung reichen lassen und bei<br />
dem Auftraggeber anrufen.<br />
ErhardO.sagt nicht, wie viel Geld<br />
ihm gestohlen wurde. Erhabe sich<br />
davon ein neues Auto kaufen wollen,<br />
sagt er nur. Sein Trost: „Ich wurde<br />
nicht verletzt.“<br />
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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Brandenburger AfD-Portal<br />
gegen Lehrer freigeschaltet<br />
DieAfD-Fraktion im Landtag hat ihr<br />
umstrittenes Internetportal, auf dem<br />
Schüler politische Äußerungen ihrer<br />
Lehrer melden können, am Dienstagabend<br />
freigeschaltet. Dortsollen<br />
Elternund Schüler mitteilen können,<br />
wenn sich Lehrer im Unterricht<br />
kritisch zur AfD äußern. Nach eigener<br />
Darstellung will die AfD damit<br />
dazu beitragen, das Neutralitätsgebot<br />
an den Schulen durchzusetzen.<br />
Sowohl vomBildungsministerium<br />
als auch aus dem Landtag kam<br />
scharfe Kritik. Bildungsministerin<br />
Britta Ernst (SPD) sicherte allen Lehrern<br />
erneut Rechtsschutz zu, falls sie<br />
durch das Portal diskreditiertwerden<br />
sollten. Dieses widerspreche<br />
dem „demokratischen Miteinander<br />
in der Schulgemeinschaft“, schrieb<br />
sie in einem Brief an die Lehrerschaft.<br />
IhrRessortbehalte sich eine<br />
rechtliche Prüfung des Portals vor.<br />
Dieübrigen Fraktionen hatten das<br />
Portal scharfkritisiertund der AfD<br />
vorgeworfen, sie rufe zur Denunziation<br />
vonLehrkräften auf. (dpa)<br />
Unbekannte Täter werfen<br />
Einkaufswagen auf Autobahn<br />
Zwei unbekannte Täter haben in der<br />
Nacht zum Dienstag voneiner Brücke<br />
zwei Einkaufswagen auf die Autobahn<br />
10 bei KönigsWusterhausen<br />
(Dahme-Spreewald) geworfen. Zeugen<br />
alarmierten die Polizei.Wegen<br />
der Spurenlage müsse es in mindestens<br />
einem Fall zu einem Zusammenstoß<br />
mit einem Fahrzeug gekommen<br />
sein, bevor Polizeibeamte die Gefahrenstelle<br />
räumen konnten, teilte die<br />
Polizei mit. DerFahrer habe sich allerdings<br />
nicht gemeldet. Manermittele<br />
nun wegen gefährlichen Eingriffs in<br />
den Straßenverkehr. (dpa)<br />
ElkeMandel ist neue<br />
Behindertenbeauftragte<br />
Elke Mandel<br />
wirdzum 1. November<br />
neue<br />
Brandenburger<br />
Beauftragte für<br />
die Belange von<br />
Menschen mit<br />
Behinderungen.<br />
Sietritt die<br />
Nachfolge von<br />
Jürgen Dusel an,<br />
DPA<br />
ElkeMandel ist ab<br />
November im Amt.<br />
der seit Maidieses Jahres neuer Behindertenbeauftragter<br />
der Bundesregierung<br />
ist. Politik für Betroffene<br />
betreffe alle Lebensbereiche,sagte<br />
Sozialministerin Susanna Karawanskij<br />
(Linke) am Dienstag nach der Kabinettssitzung,<br />
in der der Personalvorschlag<br />
bestätigt wurde.Die 57-<br />
jährige Elke Mandel arbeitet seit<br />
1992 im Arbeits- und Sozialministerium.<br />
Siekoordinierte unter anderemdie<br />
Bürgerberatung im Ministerbüround<br />
arbeitete im Referat Zuwanderung<br />
und Integration. (dpa)<br />
Ferien führen zu langen<br />
Schlangen in Flughäfen<br />
Schlangen vorden Flughafenschaltern:<br />
Wervon den Flughäfen Tegel<br />
oder Schönefeld aus in den Herbsturlaub<br />
starten will, sollte Zeit einplanen.<br />
Für die beiden Ferienwochen<br />
rechnet die Fluggesellschaft mit<br />
rund zwei Millionen Passagieren, die<br />
ab und über Berlin fliegen. Am vergangenen<br />
Wochenende seien bereits<br />
340 000 Menschen vonden beiden<br />
<strong>Berliner</strong> Flughäfen aus in den Urlaub<br />
gestartet, wie der Betreiber am<br />
Dienstag mitteilte.Vor den Schaltern<br />
bildeten sich lange Schlangen. Dies<br />
sei in der Ferienzeit aber normal,<br />
sagte Flughafensprecher Hannes<br />
Stefan Hönemann. „Die Infrastruktur<br />
an den Flughäfen ist wie auf der<br />
A2.“ Wenn mehr Menschen unterwegs<br />
seien, komme es entsprechend<br />
zu längeren Wartezeiten. Fluggäste<br />
sollten sich daher mindestens zwei<br />
Stunden vordem Abflug am Flughafen<br />
einfinden. (dpa)<br />
Joachim Kuntzagk macht die 81-jährige Waltraud Müller mit Alpaka-Hengst Caral bekannt. Alpakas werden auch in Seniorenheimen als Therapietiere eingesetzt.<br />
VonSilvia Passow,Potsdam<br />
In tierischer Mission<br />
Alpakas sorgen im Altersheim für Spaß, Abwechslung und sogar Kuschelei<br />
Siegfried Pfeiffer kommt in<br />
seinem Rollstuhl meist nur<br />
recht schleppend voran.<br />
„Die Krankheit hat mich in<br />
den Rollstuhl gezwungen“, sagt der<br />
80-Jährige leise. Erwirkt fast ein wenige<br />
verzagt. Nur sehr langsam hebt<br />
er den Kopf, der voneiner knallroten<br />
Kappe geschützt wird. Plötzlich ist<br />
da dieses Leuchten in seinen Augen.<br />
Er schaut in den Garten, lächelt sehr<br />
breit und auch sein Rollstuhl erreicht<br />
nun eine ungeahnte Geschwindigkeit.<br />
Pfeiffer hat drei Alpakas entdeckt,<br />
die er noch nie gesehen hat.<br />
Das will er sehen und rollt zu den<br />
Stuten Finja und Oana und zum<br />
prächtigen Hengst Caral.<br />
Die Tiere sind zu Gast beim<br />
Herbstfest im City-Quartier, einem<br />
Pflegewohnstift im Herzen Potsdams,<br />
neben Grillbuffet und Livemusik<br />
sollen sie den Bewohnern einen<br />
abwechslungsreichen Nachmittag<br />
bereiten. Tiereals therapeutische<br />
Assistenten haben sich bewährt,<br />
Hunde, Pferde, Delfine gehören zu<br />
den Bekanntesten, Alpakas sind in<br />
dieser Mission eher selten unterwegs.<br />
Dabei hat das Alpaka gegenüber<br />
den vierbeinigen Kollegen einen<br />
großen Vorteil. Während die<br />
meisten Menschen mit Hund und<br />
Pferd bereits Erfahrungen haben,<br />
möglicherweise nicht nur Gute, ist<br />
die Begegnung mit dem Kleinkamel<br />
Alpaka unbelastet. Alpakas sind sehr<br />
geduldig. Tierschützer mögen gegenhalten,<br />
nicht artgerecht. Die Alpakas<br />
stammen aus der 1. Alpaka-<br />
Farm Havelland, wurden dort geboren,<br />
leben sonst auf einer weitläufigen<br />
Koppel in ihrer Gruppe und<br />
werden eines Tages auch dort sterben.<br />
Begeisterung für Tiereteilen<br />
„Ich war immer selbstständig und<br />
habe für mich und andere gesorgt.“<br />
Diesen Satz hört man hier häufig.<br />
Auch Waltraud Müller sagt ihn. Die<br />
81-jährige ehemalige Kinderkrankenschwester<br />
aus Berlin trägt, wie<br />
sie selbst sagt, das Herz auf der<br />
Zunge. Sie sitzt in Gesellschaft einiger<br />
anderer Damen im Schatten, genießt<br />
die Musik, das Essen, dazu eine<br />
Limo.IhremuntereMaske fällt beim<br />
Spaziergang, der von Caral und Besitzer<br />
Joachim Kuntzagk begleitet<br />
wird. „Ich bin noch nicht lange hier.<br />
Als mein Mann starb, kam ich allein<br />
nicht mehr zurecht“, erzählt Waltraud<br />
Müller. Sie lädt ein in ihr kleines<br />
Reich, ihr Zimmer. Ein Foto auf<br />
der Kommode zeigt sie und ihren<br />
verstorbenen Mann, ein freundlich<br />
in die Kamera blickendes junges<br />
Paar. „Ich kann nicht aufhören zu<br />
trauern“, sagt die Seniorin. Caral<br />
schmiegt sich an die im Sessel sitzende<br />
Frau. Siedrückt ihr Gesicht in<br />
sein Fell, hält ihn mit den Armen<br />
umfangen, liebkost das Tier. Caral<br />
rückt näher,schmiegt sich an.<br />
Joachim Kuntzagk steht still daneben,<br />
wartet bis die Frau sich vondem<br />
Tier löst. Kuntzagk weiß, was die Zuneigung<br />
eines Alpakas bewirken<br />
kann. Er und seine Frau Nora wollen<br />
ihreBegeisterung für die Alpakas teilen.<br />
Dafür kann man sie auf ihrer<br />
Farm besuchen, oder das Paar fährt<br />
mit den Tieren dorthin, wo die Menschen<br />
wohnen und leben.<br />
Bezahlt werden sie dafür nicht, lediglich<br />
Futterspenden nehmen sie<br />
entgegen, für Besuche lassen sie sich<br />
die Kosten ersetzen. Nebenher verkaufen<br />
sie Produkte aus dem Edelhaar<br />
der Tiere. Für Nora Kuntzagk<br />
sind die Tiere Lebensbegleiter. Sie<br />
leitete früher das Kamel-Revier im<br />
<strong>Berliner</strong> Tierpark. Alpakas haben wie<br />
ihre großen Verwandten auch eine<br />
Gaumenspalte, über die Schwitzwasser<br />
direkt wieder ins Maul laufen<br />
Der Geschmack von Blüten<br />
kann. Alpakas spucken auch, allerdings<br />
nur in der Kommunikation mit<br />
anderen Alpakas, erklärt Kuntzagk.<br />
Caralist sogar in gewisser Weise stubenrein,<br />
dringende Bedürfnisse<br />
kündigt er an, der Eimer sollte dann<br />
schnell zur Hand sein.<br />
Streicheleinheiten<br />
Zurück beim Fest wirdCaral vonSiegfried<br />
Pfeiffer in Empfang genommen.<br />
Früher hat Pfeiffer als Schlosser sein<br />
Geld verdient, hatte einen Zwergpudel<br />
und einen Papagei. „Tiere sind<br />
wunderbar“, sagt er und streicht über<br />
Carals schlanken Hals. Margarete<br />
Sommerfeld sitzt etwas verloren an<br />
ihrem Tisch. „Meine Familie hatte<br />
mich schon abgeschrieben. Ich war<br />
viel krank, bin oft gefallen, und nun<br />
bin ich hier“, sagt die 83-Jährige. Die<br />
Potsdamerin sagt, sie fühle sich wohl<br />
hier, und doch hätte sie gern wieder<br />
eine eigene kleine Wohnung. Neben<br />
ihr taucht Caral auf, holt sich Streicheleinheiten<br />
ab,bedankt sich mit einem<br />
Küsschen. Margarete Sommerfeld<br />
lacht, sieht dem Tier lange nach<br />
und wiegt den Oberkörper leicht im<br />
Takt der Musik.<br />
Mehr zur Alpaka-Farm unter:<br />
www.hvl-alpaka.de<br />
In Schöneiche bei Berlin betreibt Martina Göldner-Kabitzsch erfolgreich die Manufaktur von Blythen<br />
VonJeanette Bederke, Schöneiche<br />
Den Anfang hatte ihreBlütenaromaküche<br />
in der Schweiz: Die<br />
gelernte Krankenschwester Martina<br />
Göldner-Kabitzsch schrieb eine Examensarbeit<br />
über ätherische Öle in<br />
der Küche.Später,dalebte sie in Berlin,<br />
begann die gebürtige Dortmunderin<br />
mit Blüten für Likörezuexperimentieren.„Dass<br />
ich darüber einmal<br />
Kochbücher schreiben oder in Fernseh-Kochshows<br />
auftreten würde,<br />
hätte ich mir nicht träumen lassen“,<br />
erzählt die 53-Jährige lächelnd.<br />
Inzwischen ist ihre Manufaktur<br />
von Blythen in Schöneiche (Oder-<br />
Spree) Feinschmeckern ein Begriff.<br />
Vor 21 Jahren hatte Göldner-Kabitzsch<br />
den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
gewagt, ein paar Jahre später<br />
das leerstehende alte Postamt in der<br />
Gemeinde für sich entdeckt. Inzwischen<br />
ist sie mehrfach ausgezeichnete<br />
Unternehmerin mit vier Mitarbeitern<br />
und jeder Menge Experimentierfreude.Denn<br />
Blüten sind bei<br />
ihr längst nicht nur Zutaten für Liköre<br />
oder Marmeladen, sondern<br />
auch Bestandteil von Marinaden,<br />
Balsamico und Saucen.<br />
Handwerkliche Dinge stehen derzeit<br />
hoch im Kurs,sagt Pascal Johanssen,<br />
Kurator im Kunst- und Kulturzentrum<br />
Direktorenhaus Berlin.<br />
„Aufgrund der Omnipräsenz von Digitalem<br />
gibt es eine Art Renaissance<br />
für Materielles,Greifbares.“ Diese Art<br />
der Konsumwende funktioniere in<br />
Ansätzen allerdings bisher nur im Ernährungsbereich.<br />
„Es ist schön zu sehen,<br />
dass beispielsweise die handgemachte<br />
Blütenküche immer mehr<br />
Abnehmer findet. Da ist die Manufaktur<br />
vonBlythen schon etwas sehr Besonderes“,<br />
lobt Johanssen, der die<br />
Ausstellung „Handmade in Germany“<br />
entwickelte, die Arbeiten von<br />
mehr als 300 Manufakturen, Kunsthandwerkernund<br />
Designernzeigt.<br />
Holunderblüten waren laut Göldner-Kabitzsch<br />
lange Zeit Trendprodukte<br />
bei der kulinarischen Verwendung,<br />
später Rosen. „Aktuell gefragt<br />
sind aber vor allem Lavendel-Geschmacksrichtungen<br />
–obnun als Öl,<br />
im Fruchtaufstrich oder in Kombination<br />
mit Lauch für eine Tarte.“ Drei<br />
Kochbücher hat Göldner-Kabitzsch<br />
bereits geschrieben. Gastronomen,<br />
so ihre Erfahrungen, trauten sich jedoch<br />
nach wie vornicht so richtig an<br />
das Thema heran. „Da sind Blüten<br />
eher Dekoration.“ Dafür erfreuen<br />
sich die von ihr geführten, fünfstündigen<br />
Kochkurse großer Beliebtheit.<br />
Blütenpflücken ist die Berufung von<br />
Martina Göldner-Kabitzsch. DPA/PATRICK PLEUL<br />
99 Euro kostet die Teilnahme –gemeinsam<br />
werden Blüten geerntet,<br />
verarbeitet und verspeist.<br />
Fachkundig führt Göldner-Kabitzsch<br />
durch ihren Blütengarten<br />
mit 55 unterschiedlichen Blumen.<br />
Essbare Blüten unterteilt sie in drei<br />
Kategorien: Zunächst gibt es die,die<br />
schmecken wie sie riechen –Jasmin,<br />
Holunder oder Flieder etwa. „Diese<br />
Blüten verschaffen uns ganz neue<br />
Geschmackskomponenten, das<br />
schafft kein Kraut und auch kein Gewürz“,<br />
erläutert die Expertin. In der<br />
zweiten Kategorie sieht die Ge-<br />
THOMAS UHLEMANN<br />
schäftsfrau Blüten ohne eigenen<br />
Duft, aber mit ganz charakteristischem<br />
Aroma, beispielsweise die<br />
pfeffrige Kapuzinerkresse.Und dann<br />
gibt es noch Blüten ohne viel Geschmack,<br />
die wegen ihrer Optik mit<br />
ins Essen kommen, wie etwa Mohn.<br />
Für die Kochseminare pflückt sie<br />
die Zutaten im eigenen Garten. Für<br />
die Produktion von Ölen, Marinaden,<br />
Likören, Gewürzmischungen<br />
oder Marmeladen kauft sie Blüten<br />
aus dem Bio-Handel dazu. Wermit<br />
Blüten kocht, sollte einiges beachten:<br />
Die Blüten müssen tatsächlich<br />
essbar und dürfen nicht giftig sein,<br />
wie etwa Eisenhut oder Maiglöckchen.<br />
Dieverwendeten Pflanzenteile<br />
sollten zudem ungespritzt, also nicht<br />
chemisch behandelt sein, und es<br />
sollten in der Regel tatsächlich nur<br />
die Blütenblätter verwendet werden.<br />
DasGeschäft mit den Blüten läuft<br />
das ganze Jahr über, sagt die Manufakturchefin,<br />
die sich im Vorstand<br />
des Berlin-Brandenburger Unternehmerinnenverbandes<br />
engagiert.<br />
ImWinter werden getrocknete Pflanzenverarbeitet.<br />
Schon jetzt freut sich<br />
die zweifache Mutter auf die Vorweihnachtszeit.<br />
Dann gibt es bei<br />
„von Blythen“ Rosenblütenstollen<br />
und Rosenblüten-Glühwein. (dpa)<br />
Initiative gegen<br />
Beiträge zum<br />
Straßenausbau<br />
Vereinigung will Beteiligung<br />
von Anliegern abschaffen<br />
Die Vereinigung BVB/Freie Wähler<br />
hat eine Volksinitiative zur<br />
Abschaffung der Straßenausbaubeiträge<br />
in Brandenburggestartet. Straßen<br />
seien Güter der Allgemeinheit<br />
und müssten deshalb auch von der<br />
Allgemeinheit finanziert werden,<br />
sagte der Abgeordnete Péter Vida am<br />
Dienstag. Dies sei ein „Gebot der Gerechtigkeit“.<br />
Bislang müssen Anlieger einenTeil<br />
der Kosten übernehmen, wenn Kommunen<br />
zum Beispiel eine Straße<br />
grundhaft erneuern, Gehwege neu<br />
anlegen oder auch eine Straßenbeleuchtung<br />
bauen. Anlieger an Bundes-<br />
oder Landesstraßen sind dagegen<br />
nicht betroffen. Nach Angaben<br />
von Vida kommen auf Hausbesitzer<br />
oftmals fünfstellige Beträge zu, die<br />
etwa von Rentnern mitunter nicht<br />
aufgebracht werden könnten.<br />
DieKosten für den Straßenausbau<br />
sollen der Initiativezufolge vomLand<br />
übernommen werden. Er rechne dabei<br />
mit 30 bis 40 Millionen Euro pro<br />
Jahr, soVida. Das seien lediglich 0,2<br />
bis 0,3 Prozent des Landeshaushalts.<br />
Nach seiner Einschätzung würden<br />
die Kommunen künftig auch sparsamer<br />
bauen, wenn sie nicht 70 bis 90<br />
Prozent der Kosten einfach an die Anwohner<br />
weiterreichen könnten.<br />
Für die Volksinitiativemüssen zunächst<br />
binnen eines Jahres 20 000<br />
Unterschriften gesammelt werden.<br />
Dann müsste sich der Landtag mit<br />
der Initiativebefassen.Weil dieser einen<br />
ähnlichen Antrag von Vida bereits<br />
abgelehnt hat, gilt eine Annahme<br />
als unwahrscheinlich. Als<br />
weitere Schritte wären dann ein<br />
Volksbegehren und danach ein<br />
Volksentscheid denkbar. Laut Vida<br />
wird eszueinem Volksentscheid allerdings<br />
erst nach der Landtagswahl<br />
am 1. September 2019 kommen.<br />
Bundesweit wird bereits seit Jahren<br />
über die Straßenbaubeiträge gestritten.<br />
In Bayern, wo die Freien<br />
Wähler ebenfalls gegen die kommunalen<br />
Gebühren ankämpften, wurden<br />
sie abgeschafft. Derzeit wird bei<br />
den Koalitionsverhandlungen in<br />
Bayern vonCSU und Freien Wählern<br />
darum gerungen, ob schon erhobene<br />
Beiträge für mehrere Jahre zurückerstattet<br />
werden. Nach Angaben<br />
von Vida gibt es bundesweit neben<br />
Brandenburgnur noch vier Bundesländer,<br />
wodie Kommunen Beiträge<br />
erheben müssen. Befürworter der<br />
Beiträge argumentieren, dass mit einem<br />
Straßenausbau auch der Wert<br />
der anliegenden Immobilien steigt.<br />
DerSPD-Abgeordnete BjörnLüttmann<br />
verwies darauf, dass der Landtag<br />
im Maidie Landesregierung aufgefordert<br />
habe, Auswirkungen einer<br />
Änderung der Gesetzeslage zu prüfen.<br />
DerBericht solle in Kürze vorliegen.<br />
„Auf dieser Grundlage und im<br />
Licht einer ergebnisoffenen Diskussion<br />
will die SPD-Fraktion Vorschläge<br />
zur Finanzierung des kommunalen<br />
Straßenausbaus unterbreiten.<br />
Fest steht für mich bereits, dass<br />
wir die Bürgerbeteiligung vorOrt genauer<br />
in den Blick nehmen müssen.“<br />
Der Grünen-Fraktionschef Axel Vogel<br />
meinte: „Diese Volksinitiative<br />
kann man getrost alsWahlkampfmanöver<br />
verbuchen.“ (dpa)<br />
Kosten für Straßen –wie hier in Zepernick<br />
–werden auf Anlieger umgelegt.<br />
DPA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 17<br />
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Wissenschaft<br />
Kinderlähmung<br />
ist noch<br />
nicht besiegt<br />
Experten sorgen sich um<br />
Impfquoten in Deutschland<br />
Trotz weltweit gesunkener Fallzahlen<br />
von Kinderlähmung halten<br />
Experten die Gefahr neuer Polio-Infektionen<br />
in Deutschland nicht für<br />
gebannt. „Das Risiko einer Wiedereinschleppung<br />
ist vorhanden“, sagte<br />
Kathrin Keeren vomRobertKoch-Institut<br />
(RKI) in Berlin zum Welt-Polio-<br />
Tag am heutigen 24. Oktober.<br />
Gründe dafür sieht die Leiterin der<br />
Geschäftsstelle der Nationalen Kommission<br />
für die Polioeradikation in<br />
Deutschland in sinkenden Impfquoten<br />
bei Kindern sowie in der Migration<br />
aus Ländernmit Polio-Vorkommen.<br />
Eradikation bedeutet „mit der<br />
Wurzel ausreißen“.<br />
Kinderlähmung –Poliomyelitis –<br />
ist eine Viruserkrankung, die in<br />
schweren Fällen zum Versagen von<br />
Schluck- und Atemmuskeln führen<br />
kann. Spätfolgen können bleibende<br />
Lähmungen und Muskelschwund<br />
sein. Noch heute leiden in Deutschland<br />
50 000 bis 60 000 Menschen an<br />
den Spätfolgen einer Infektion mit<br />
dem Poliovirus in der Kindheit.<br />
EinKranker auf 200 Infizierte<br />
„Wir müssen darauf achten, dass wir<br />
die Impfzahlen so hoch wie möglich<br />
halten können“, sagte Keeren. Die<br />
Impfquote bei der Schuleingangsuntersuchung<br />
lag 2016 nach aktuellsten<br />
RKI-Daten bei 93,9 Prozent. „Wir sehen<br />
das schon mit Sorge“, sagte Keeren,„weiter<br />
nach unten sollte es wirklich<br />
nicht gehen, wir sollten eher wieder<br />
besser werden“. Zuvor habe der<br />
Wert jahrelang bei 95 Prozent gelegen.<br />
Diese Schwelle erachtet dieWeltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) für<br />
nötig, um die Bevölkerung gegen ein<br />
Wiedereinschleppen des Virus zu<br />
wappnen. Hermann Josef Kahl, Sprecher<br />
des Bundesverbandes der Kinder-<br />
und Jugendärzte, sagte, ersehe<br />
bei Polio keine bröckelnde Impfbereitschaft.<br />
Lediglich in Einzelfällen<br />
müsse man Eltern die unheilbaren<br />
Folgen der Krankheit wie bleibende<br />
Lähmungen in Erinnerung rufen.<br />
Im vergangenen Jahr wurden laut<br />
WHO weltweit 22 Infektionen mit<br />
sogenannten Wildpolioviren erfasst,<br />
ein Rückgang um 99 Prozent seit<br />
1988. Eine in Deutschland erworbene<br />
Ansteckung mit Wildpolioviren<br />
wurde zuletzt 1990 erfasst, 1992 waren<br />
letztmalig importierte Fälle bekannt<br />
geworden. Nachdem es in Syrien<br />
2013 einen Polio-Ausbruch gab,<br />
wurden Stuhlproben syrischer Asylbewerber<br />
in Deutschland untersucht<br />
–ohne,dassWildpolioviren gefunden<br />
wurden. Auch wurde gezeigt,<br />
dass Asylbewerber aus mehreren Poliorisikoländern<br />
ausreichend gegen<br />
Polio geschützt sind, wie Keeren<br />
sagte.<br />
Die WHO warnt indes: Solange<br />
ein einzelnes Kind infiziert ist, bestehe<br />
für Kinder weltweit die Gefahr<br />
einer Ansteckung. „Bei Polio haben<br />
wir die Problematik, dass nur sehr<br />
wenige Fälle klinisch relevant sind.<br />
Das heißt, auf 200 Infizierte kommt<br />
in etwa nur ein Erkrankter“, sagte<br />
Keeren. Deshalb gelte schon die Entdeckung<br />
eines Falles als Ausbruch,<br />
weil man davon ausgehen müsse,<br />
dass es bis zu 200 weitere Infizierte<br />
gibt. Diese scheiden das Virus aus<br />
und können andereanstecken. (dpa)<br />
Das Poliovirus sieht schön aus, kann aber<br />
im Körper verheerend wirken.<br />
IMAGO<br />
Die Zitterpappel-Kolonie im amerikanischen Utah soll das größte Lebewesen der Erde sein. Alle Bäume seien genetisch identisch und miteinander verbunden, sagen Forscher. DPA/LANCE ODITT<br />
Ein riesiges Lebewesen<br />
Die Nervenzelle macht die Welle<br />
Ein Biophysiker behauptet: Nicht reine Elektrizität, sondern Mechanik beherrscht das Gehirn<br />
VonJörg Zittlau<br />
Schon der Begriff „Gedankenblitz“<br />
lässt erahnen, dass<br />
es in unserem Gehirnvor allem<br />
elektronisch zugeht.<br />
Und solernen wir es auch in den<br />
Schulen und Universitäten. Doch<br />
ein deutscher Physiker hält diese<br />
Vorstellung für überholt. Demnach<br />
regiert inunserem Gehirn nicht der<br />
Strom, sonderndie Mechanik.<br />
Schon für den antiken Arzt Galen<br />
stand fest: Die Heimat von Fühlen<br />
und Denken ist das Gehirn. Genauer<br />
gesagt befindet sie sich in einer Hirnflüssigkeit<br />
namens „Spiritus animalis“,<br />
in der Empfindungen und Gedanken<br />
umherwandern wie Nussschalen<br />
auf einem Fluss. Esist eine<br />
Vorstellung, über die heutige Hirnforscher<br />
eher milde lächeln. In deren Fokus<br />
stehen die rund 86 Milliarden<br />
Nervenzellen (Neuronen), die bei ihrer<br />
Arbeit immer wieder „feuern“,<br />
also elektrische Spannung erzeugen.<br />
Was man bekanntlich auch an den<br />
zuckenden Kurven im EEG (Elektroenzephalogramm)<br />
beobachten kann.<br />
Doch den Biophysiker Thomas<br />
Heimburg, mittlerweile Professor<br />
am Niels-Bohr-Institut der Universität<br />
Kopenhagen, hielt dies nicht davon<br />
ab, ein ganz anderes Modell der<br />
Hirnarbeit zu entwickeln. Strom<br />
spielt da nur eine Nebenrolle,und es<br />
gibt auch eine gewisse Nähe zu Galen<br />
und seinem Spiritus.<br />
Wirkung vonFettmolekülen<br />
Die Anstöße zur Entwicklung seines<br />
Modells fand Heimburg bei Klassikern<br />
der Physik wie Hermann von<br />
Helmholtz. Aufihn geht ein bekannter<br />
Kernsatz der Thermodynamik<br />
zurück, wonach Energie wohl ihre<br />
Form ändern, doch weder aus dem<br />
Nichts entstehen noch ins Nichts zurückgehen<br />
kann. Und Helmholtz<br />
hatte damals –Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
–auch schon die Nervenleitgeschwindigkeit<br />
im Auge gehabt.<br />
„Ich halte es für unumgänglich,<br />
diese historischen Werke zulesen“,<br />
Das menschliche Gehirnfunktioniertüber neuronale Vernetzung.<br />
sagt Thomas Heimburg. Denn sie lieferten<br />
die Basis für das Verständnis<br />
vonPhysik.<br />
Bei Heimburg führten sie dazu,<br />
dass er das Anästhesie-Konzept der<br />
Medizin in Frage stellte.Diesem Modell<br />
zufolge wirken Betäubungsmittel<br />
dadurch, dass sie die Kanäle der<br />
Neuronen blockieren, auf denen<br />
sonst Natrium- und Kaliumionen<br />
ein- und ausströmen, wobei elektrische<br />
Ladung entsteht. Das klingt<br />
zwar auf den ersten Blick überzeugend,<br />
doch tatsächlich gibt es sehr<br />
viele Betäubungsmittel wie Lachgas,<br />
Äther und Xenon, alle mit völlig unterschiedlicher<br />
Zusammensetzung.<br />
Trotzdem soll jedes von ihnen imstande<br />
sein, die Ionenkanäle der<br />
Nervenzellen zu blockieren? Diese<br />
Vorstellung findet Heimbergnur wenig<br />
überzeugend. Es müsse da etwas<br />
viel Grundlegenderes am Werk sein:<br />
nämlich die Thermodynamik.<br />
Für Heimburg steht fest, dass<br />
Neuronen keine elektrischen, sondern<br />
mechanische Signale übertragen.<br />
Und als Übertragungsweg benutzen<br />
sie ihre Zellmembranen.<br />
Darin befinden sich Fettmoleküle,<br />
die normalerweise flüssig sind, jedoch<br />
ab einem bestimmten Druck<br />
oder Kompressionszustand eine<br />
flüssigkristalline Konsistenz annehmen.<br />
Manmuss sich also ein aktives<br />
Pando –soheißt ein Wald aus Amerikanischen Zitterpappeln im Fishlake-Nationalforst<br />
im US-Bundesstaat Utah. Er besteht nach Forscherangaben<br />
aus 47 000 Bäumen identischen Erbguts,die unterirdisch durch<br />
Wurzeln verbunden sind. Er ist das womöglich größte und älteste bekannte<br />
Lebewesen der Welt. Forscher der Utah State University haben<br />
jetzt den gesamten„Wald aus einem Baum“ untersucht. Er wachse auf 43<br />
Hektar,schreiben sie im Fachmagazin Plos One.Wahrscheinlich existiere<br />
er schon seit Jahrtausenden,„aber jetzt kollabiertervor unseren Augen“.<br />
Hauptgrund seien Maultierhirsche und anderePflanzenfresser.Sie hätten<br />
schon vor Jahren nahezu alle jungen Baumsprosse gefressen. Der<br />
Wald brauche einen besseren Schutz, etwa durch dichtereZäune.Allerdings<br />
bezweifeln andereForscher,dass Pando tatsächlich das größte Lebewesen<br />
auf der Erde ist. „Selbst wenn es sich um einen Klon handelt, so<br />
bin ich doch skeptisch, dass alle Bäume zusammenhängen“, sagte der<br />
Botaniker Stefan Dressler vom Senckenberg Forschungsinstitut in<br />
FrankfurtamMain.„Wie will man das beweisen, dass nicht ein Teil abgetrennt<br />
ist?“ Solche Bäume könnten sich zwar bei Trockenheit gegenseitig<br />
unterstützen, aber generell sei jeder Baum einzeln lebensfähig. (dpa)<br />
GETTY IMAGES<br />
Neuron als Schlauch vorstellen, in<br />
dessen Hülle sich eine Druckwelle<br />
ausbreitet, bei der die Fettmoleküle<br />
vomflüssig-chaotischen in den kristallin-geordneten<br />
Zustand wechseln,<br />
und wieder zurück, was den<br />
Neuronenschlauch zur Ruhe kommen<br />
lässt. Bei diesem Prozess entsteht<br />
die im EEG sichtbare Elektrizität.<br />
Diese kann auch die Rolle des<br />
Impulsgebers spielen, der die Druckwelle<br />
in der Nervenwand in Gang<br />
setzt – aber sie ist laut Heimburg<br />
nicht mehr die Grundlage der Signalübertragung<br />
selbst.<br />
Dementsprechend wirken Betäubungsmittel<br />
nicht durch Ionenblockade,sonderndadurch,<br />
dass sie sich<br />
in den Neuronenmembranen einlagern<br />
und die Umwandlung der Fettmoleküle<br />
vom flüssigen in den kristallinen<br />
Zustand verhindern. Dies<br />
konnte Heimburg im Laborexperiment<br />
untermauern. Genauso wie<br />
ihm der Nachweis gelang, auf welchemWegman<br />
den Hemmeffekt aushebeln<br />
kann, nämlich durch einen<br />
verstärkten Anfangsimpuls in Gestalt<br />
eines extrastarken Elektroreizes.<br />
Dazu verpasste der deutsche Biophysiker<br />
seinen Testpersonen erst<br />
eine lokale Betäubung mit Lidocain<br />
und danach kräftige Stromschläge in<br />
die Hand. Bis zu40Milliampere, die<br />
normalerweise durch eine Fünf-<br />
Watt-Glühbirne fließen. Danach war<br />
der Nerv in der Hand aktiv,als wenn<br />
er überhaupt nicht betäubt worden<br />
wäre. Unddas spricht laut Heimburg<br />
für die These vonder Druckwelle,die<br />
durch die Stromschläge in Gang gesetzt<br />
wird, und nicht für die These<br />
von den Ionenkanälen, die ja nicht<br />
plötzlich von ihren Betäubungsmittelblockaden<br />
befreit werden, nur<br />
weil man dem Neuron einen Stromschlag<br />
verpasst hat.<br />
Zweifel in der Fachwelt<br />
In Neurologie und Hirnforschung<br />
finden Heimburgs Thesen freilich<br />
noch wenig Anklang. Als Hauptkritik<br />
ist dort zuhören: Die Ionenkanäle<br />
gibt es ja, undWissenschaftler haben<br />
in ihnen Hunderte von Transportproteinen<br />
finden können, deren Veränderung<br />
teilweise großen Einfluss<br />
auf die Signalweiterleitung vonNeuronen<br />
hatte. Mike Brügger von der<br />
Universität Zürich betont allerdings<br />
auch, dass im Hinblick auf die nervöse<br />
Reizweiterleitung noch viele<br />
Fragen offen seien und daher das<br />
Heimburg’sche Modell „nicht unspannend“<br />
sei. Der Schweizer Neuropsychologe<br />
bezweifelt jedoch die<br />
Aussagekraft des Stromschlag-Experiments<br />
mit Lidocain, weil dieses lokale<br />
Betäubungsmittel bei einigen<br />
Menschen sehr schnell im Körper<br />
abgebaut wird.<br />
Der Neurowissenschaftler Niels<br />
Birbaumer von der Universität Tübingen<br />
hält das Druckwellen-Modell<br />
der nervösen Signalübertragung für<br />
„durchaus plausibel“, aber es sei<br />
eben mit heutigen Methoden nur<br />
schwer nachweisbar. Für den an<br />
Locked-in-Patienten arbeitenden<br />
Hirnforscher steht daher fest: „Ich<br />
bleibe erst mal beim Strom.“ Und<br />
den unzähligen operierten Patienten<br />
auf dieser Welt dürfte ohnehin egal<br />
sein, ob das bei ihnen eingesetzte<br />
Betäubungsmittel die Ionenkanäle<br />
verstopft oder die Druckwellen in<br />
den Membranen verhindert – am<br />
Ende zählt nur, dass man nichts von<br />
dem Eingriff mitbekommt.<br />
Nachweis von<br />
Mikroplastik<br />
in Stuhlproben<br />
Gesundheitliches Risiko<br />
derzeit nicht einschätzbar<br />
Bei einer Pilotstudie –der eine größere<br />
Studie folgen soll –haben<br />
Forscher aus Österreich nach eigenen<br />
Angaben erstmals Mikroplastik in<br />
Stuhlproben von Menschen nachgewiesen.<br />
Die Kunststoffpartikel wurden<br />
in den Proben vonallen acht Studienteilnehmern<br />
gefunden, wie die<br />
Medizinische Universität Wien und<br />
das österreichische Umweltbundesamt<br />
am Dienstag mitteilten. DieProbanden<br />
im Alter zwischen 33 und 65<br />
Jahren, die auf verschiedenen Kontinenten<br />
leben, führten eine Woche<br />
lang ein Ernährungstagebuch und<br />
gaben anschließend die Probe ab.<br />
Alle Teilnehmer nahmen in dieser<br />
Zeit in Plastik verpackte Lebensmittel<br />
oder Getränke aus PET-Flaschen zu<br />
sich. DieMehrzahl vonihnen aß auch<br />
Fisch oder Meeresfrüchte, niemand<br />
ernährte sich ausschließlich vegetarisch.<br />
„Inunserem Labor konnten wir<br />
neun verschiedene Kunststoffarten in<br />
der Größe von50bis 500 Mikrometer<br />
nachweisen“, sagte Bettina Liebmann,<br />
Expertin für Mikroplastik-<br />
Analysen im Umweltbundesamt.<br />
Das deutsche Bundesinstitut für<br />
Risikobewertung (BfR) hält es derzeit<br />
nicht für möglich, eine gesundheitliche<br />
Risikobewertung für die Aufnahme<br />
von Mikroplastik über die<br />
Nahrung aufzustellen. Dieösterreichische<br />
Studie überrascht das BfR nicht.<br />
„Die Aufnahme von Mikroplastik in<br />
den Magendarmtrakt und damit der<br />
Nachweis im Kotist erwartbar,daetwa<br />
Zahnpasta mit Mikroplastik auch versehentlich<br />
verschluckt werden kann<br />
oder Lebensmittel solche Teilchen als<br />
Kontaminanten enthalten können“,<br />
teilte das BfR mit. Ein gesundheitliches<br />
Risiko durch Mikroplastik in Peelings<br />
oder Duschgel ist laut BfR jedoch<br />
unwahrscheinlich. Beidieser Partikelgröße<br />
sei eine Aufnahme über gesunde<br />
und intakte Haut nicht zu erwarten.<br />
Allerdings gelangten die Teilchen<br />
ins Abwasser. (dpa)<br />
Nachlass von<br />
Stephen Hawking<br />
wird versteigert<br />
Dazu gehören ein Rollstuhl<br />
und eine Bomberjacke<br />
Gegenstände aus dem Nachlass<br />
des Astrophysikers Stephen<br />
Hawking kommen im Auktionshaus<br />
Christie’s unter den Hammer. Dazu<br />
zählen einer der Rollstühle und eine<br />
Bomberjacke des Wissenschaftlers.<br />
Vom 31. Oktober bis 8. November<br />
werden insgesamt 22 Posten online<br />
versteigert, wie Christie’s in London<br />
mitteilte. Der Erlös für den Rollstuhl<br />
soll an eine medizinische Fachgesellschaft<br />
und die Stephen-Hawking-Stiftung<br />
gehen. Angeboten wird<br />
auf der Auktion neben wissenschaftlichen<br />
Arbeiten auch ein Skript für<br />
die Zeichentrickserie „The Simpsons“,<br />
in der Hawking auftrat.<br />
DerForscher,der am 14. Märzim<br />
Alter von 76 Jahren in Cambridge<br />
starb,litt an der unheilbaren Muskelund<br />
Nervenkrankheit Amyotrophe<br />
Lateralsklerose (ALS) und war seit<br />
Jahrzehnten fast völlig bewegungsunfähig.<br />
Hawking entwickelte Theorien<br />
zum Ursprung des Universums<br />
und zu Schwarzen Löchern. Sein<br />
Buch „Eine kurze Geschichte der<br />
Zeit“ wurde millionenfach verkauft.<br />
Die Asche des Astrophysikers<br />
wurde in der Londoner Kirche Westminster<br />
Abbey bestattet –zwischen<br />
den Gräbern des Universalgelehrten<br />
Isaac Newton und des Naturforschers<br />
Charles Darwin. Auch Briefe<br />
und Manuskripte von Newton und<br />
Darwin sollen auf der Auktion versteigertwerden.<br />
(dpa)
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Das Theater Lichtermeer verschreibt sich seit seiner Gründung 2013 der Neuadaption großer<br />
Kinderliteratur und wird nun erstmals mit „Jan und Henry“ eine bekannte TV-Serie auf die Bühne<br />
bringen. Hierbei handelt essich nicht um ein klassisches Puppentheater. Ähnlich wie in den guten<br />
alten Muppets-Spielfilmen vereinen sich vielmehr Puppen und Menschen zu einem Schauspiel-<br />
Ensemble, indem vor großem, wandlungsfähigen Bühnenbild live gespielt, gesungen, getanzt und<br />
auch musiziert wird. In dieser Bühnenshow leben Jan und Henry in ihrer Erdhöhle unter einem<br />
Mietshaus. Sie kennen und lieben die Geräusche aus dem Haus über Ihnen. Eines Tages zieht ein<br />
neuer Hausmeister ein. Von dableiben viele der geliebten Geräusche aus. Jan und Henry gehen der<br />
Sache detektivisch auf den Grund ... Jan und Henry –auf musikalischer Mission, erstmals auf einer<br />
Theaterbühne, in einer lustigen und spannenden Geschichte mit viel Musik.<br />
Dienstag, 11.12.2018 |Mittwoch, 12.12.2018 |jeweils von 16 Uhr –ca. 17.30 Uhr<br />
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Angebote gelten auf Anfrage und nach Verfügbarkeit, ausgenommen Feiertage.<br />
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<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Eine<br />
Haarprobe<br />
fürs Leben<br />
Christoph Daum blickt auf<br />
65 Lebensjahre zurück<br />
Die Erinnerung an einen der<br />
schönsten Momente seines 65<br />
Jahrelangen Lebens sucht Christoph<br />
Daum mit beiden Zeigefingern. Etwas<br />
hölzerntippt er auf die Tastatur,<br />
nach kurzer Zeit hat er das Lied im<br />
Internet gefunden. Im Büro seiner<br />
Kölner Villa ertönen schräge Klänge,<br />
die sich wie eine exotische Version<br />
von„ZumGeburtstag viel Glück“ anhören.<br />
Es erinnertihn an den 24. Oktober<br />
vor15Jahren.<br />
„Ich war damals Trainer von Fenerbahce<br />
Istanbul und wir hatten an<br />
meinem 50. Geburtstag ein Spiel“,<br />
erzählt Daum. „Ich komme also ins<br />
Stadion, alles wie immer,aber plötzlich<br />
geht das Licht aus. Und dann<br />
leuchten auf einmal 52 000 Wunderkerzen<br />
auf und die Fans singen für<br />
dich.“ Er steht mittlerweile in seinem<br />
Büro und singt mit: „Mutlu Yillar<br />
Sana“, die türkische Version von<br />
„Zum Geburtstag viel Glück“.<br />
An diesem Mittwoch nun wird<br />
Daum wieder Geburtstag feiern. Er<br />
ist mit seinem besten Freund für<br />
eine Woche auf Mallorca. Diebeiden<br />
stehen morgens auf, starten mit „einem<br />
richtig gesunden Frühstück“,<br />
dann geht es für „sechs,sieben Stunden“<br />
auf den Golfplatz und anschließend<br />
zurück in Daums Ferienhaus.<br />
Abends wirdFußball geschaut.<br />
Planen muss er seit dem Aus als<br />
rumänischer Nationaltrainer im<br />
September 2017 nicht mehr. Aufhören<br />
will er nicht, weil ihn der Traum<br />
einer Welt- oder Europameisterschaft<br />
antreibt. Zehn Titel hat er gewonnen.<br />
Aber alles steht im Schatten,<br />
was Daum als die schlimmste<br />
Zeit in seinem Leben beschreibt.<br />
„Natürlich würde ich heute vieles<br />
anders machen. Aber mein Leben ist<br />
nicht mit Bleistift geschrieben. Es<br />
lässt sich nicht ausradieren“, sagt er<br />
mit Blick auf den Kokainskandal, der<br />
ihn 2000 seinen Lebenstraum kostete:<br />
den Job als Bundestrainer. Als<br />
das positive Ergebnis seiner Haarprobe<br />
vorliegt, fliegt der damalige<br />
Coach von Leverkusen schon Stunden<br />
später in die USA. Erst nach Monaten<br />
kehrt Daum zurück und gibt<br />
den Konsum vonKokain zu.<br />
Auch mit 65 Jahren auf dem grünen Rasen:<br />
Christoph Daum IMAGO/HERBERT RUDEL<br />
Weil der Skandal damals so groß<br />
war, ist alles, was folgt, klein. Daum<br />
hat damit abgeschlossen. Den langen<br />
Streit mit Bayern Münchens Präsident<br />
Uli Hoeneß gibt es schon seit<br />
ein paar Jahren nicht mehr. Hoeneß<br />
habe sich nach seiner Zeit im Gefängnis<br />
telefonisch bei ihm gemeldet,<br />
erzählt er. Danke, dass du dich<br />
während meiner Zeit im Gefängnis<br />
nicht kritisch oder schadenfroh geäußert<br />
hast, habe Hoeneß sinngemäß<br />
gesagt. „Aber das wäre mir nie<br />
in den Kopf gekommen. Ich wünsche<br />
keinem, dass er durch so eine<br />
Phase muss.Ich habe 2000 Ähnliches<br />
durchmachen müssen“, sagt Daum.<br />
Daum möchte nicht lange drüber<br />
reden. Es geht um sein Leben. Aber<br />
welche verrückte Geschichte soll<br />
man hervorheben? Die drei Vize-<br />
Meisterschaften mit Leverkusen?<br />
Die 40000 D-Mark, die er zur Motivation<br />
voreinem Bundesligaspiel an<br />
die Kabinentür hat kleben lassen?<br />
Daum: „Ich habe das Gefühl, dass es<br />
viel mehr als 65 Jahrewaren.“ (dpa)<br />
Rücktritt vom Rücktritt: Martin Strobel<br />
Es bleibt nicht mehr viel Zeit<br />
Kann ein Zweitligaspieler die deutschen Handballer bei der WM anführen? Ja, sagt der Bundestrainer<br />
VonMichael Wilkening,Wetzlar<br />
Es wurde erst gar nicht der<br />
Versuch unternommen,<br />
die Spiele zu überhöhen,<br />
vor denen die deutschen<br />
Handballer heute und am Sonntag<br />
stehen. In der EM-Qualifikation trifft<br />
das Team von Christian Prokop an<br />
diesem Mittwoch (19 Uhr) in Wetzlar<br />
auf Israel, anschließend steht die<br />
Partie im Kosovo an. Zwei Siege gegen<br />
die Mannschaften, die international<br />
bestenfalls Mittelmaß darstellen,<br />
sind aber nur eine Begleiterscheinung<br />
auf dem Wegzum großen<br />
Ziel: der Weltmeisterschaft im eigenen<br />
Land im Januar.<br />
Für Martin Strobel sind die Tage<br />
in Wetzlar eine Rückkehr in die Vergangenheit.<br />
Nach den Olympischen<br />
Spielen 2016 hatte der Spielmacher<br />
der HBWBalingen-Weilstetten seine<br />
Karriere inder Nationalmannschaft<br />
für beendet erklärt–die Belastungen<br />
für den Mittelmann waren zu groß<br />
geworden. Seit Sommer 2017 spielt<br />
Strobel mit den Balingern in der<br />
Zweiten Liga und war deshalb der<br />
Überraschungscoup des Bundestrainers<br />
bei der Nominierung des<br />
Kaders für den Oktoberlehrgang.<br />
Strobel soll im Januar die Mannschaft<br />
führen, die Tage in Wetzlar<br />
dienen dazu, den klugen Handballer<br />
in die Mannschaft zu integrieren.<br />
„Martin ist ein taktisch intelligenter<br />
Spieler, der in all seinen Mannschaften<br />
als verlängerter Arm des<br />
Trainers auf dem Feld agiert hat“,<br />
sagte Prokop über den Mann, dessen<br />
großer Vorzug die „Spielsteuerung“<br />
ist. Beider desaströs verlaufenen Europameisterschaft<br />
im Januar, die für<br />
die Deutschen auf dem neunten<br />
Rang endete, fehlte ein Akteur auf<br />
dem Feld, der in hektischen Situationen<br />
die Ruhe bewahrte.<br />
Strobel soll dieses Manko beheben,<br />
und für Prokop ist es kein Hindernis,dass<br />
er mit den Balingerninzwischen<br />
regelmäßig gegen Teams<br />
wie TuSFerndorf oder DJK Rimpar<br />
spielt. „Die Ligazugehörigkeit ist<br />
kein Thema“, sagte Prokop gestern.<br />
Die Begegnungen gegen Israel und<br />
den Kosovo müssen Aufschluss darüber<br />
geben, ob Strobel noch das Niveau<br />
hat, bei der WM die hohen Ambitionen<br />
der deutschen Mannschaft<br />
zu unterfüttern. Ein Statement des<br />
Routiniers gab es gesternnicht, Strobel<br />
soll sich offensichtlich auf die<br />
Wiedereingliederung in die Mannschaft<br />
konzentrieren.<br />
Der32-Jährige ist auserkoren, die<br />
Probleme auf der Spielmacherposi-<br />
„Martin Strobel ist ein taktisch intelligenter<br />
Spieler, der in all seinen Mannschaften<br />
als verlängerter Arm des Trainers<br />
auf dem Feld agiert hat.“<br />
Christian Prokop ist Bundestrainer und qua Amt ein Zweckoptimist.<br />
tion zu beheben, allerdings bekommt<br />
er in dieser Woche nicht die<br />
Möglichkeit, sich mit den Kollegen<br />
im rechten Rückraum vertraut zu<br />
machen. Durch die verletzungsbedingten<br />
Absagen von Fabian Wiede<br />
(Füchse Berlin) und Steffen Weinhold<br />
(THW Kiel) steht nur noch Neuling<br />
Franz Semper (SC DHfK Leipzig)<br />
zur Verfügung, nachdem Kai Häfner<br />
(TSV Hannover-Burgdorf)bereits im<br />
Vorfeld die Teilnahme an dem Lehrgang<br />
absagen musste.Vor allem der<br />
Ohne Center ab durch die Zone<br />
Ausfall von Wiede trifft die Auswahl<br />
des Deutschen Handballbundes<br />
(DHB), denn der <strong>Berliner</strong> war der<br />
wohl formstärkste Bundesligaspieler<br />
der zurückliegenden Wochen. Auf<br />
ihm ruhen große Hoffnungen in<br />
Richtung der Heim-WM.<br />
In zweieinhalb Monaten startet<br />
die Weltmeisterschaft im eigenen<br />
Land mit dem Duell gegen eine Auswahl<br />
aus Nord- und Südkorea. Es<br />
bleibt nicht mehr so viel Zeit, um die<br />
Weichen für ein erfolgreiches Turnier<br />
zu stellen.„Das ThemaWM wird<br />
immer größer“, sagte Oliver Roggisch.<br />
Der Teammanager kann sich<br />
gut vorstellen, was Mannschaft und<br />
Trainer erwarten, denn er war als Abwehrchef<br />
beim Gewinn der Weltmeisterschaft<br />
2007 dabei.<br />
Roggisch rät, den Fokus im Vorfeld<br />
auf das eigene Fortkommen zu<br />
richten und anderen Dingen weniger<br />
Beachtung zu schenken. „Der<br />
Blick sollte nach innen gehen, wir<br />
sollten für uns das Maximale herausholen“,<br />
forderte Roggisch. Die Partien<br />
gegen Israel und Kosovo sind<br />
kein Merkmal für Qualität, Siege gegen<br />
sie müssen vorausgesetzt werden.<br />
Im Grunde handelt es sich um<br />
Testspiele unter Wettkampfbedingungen<br />
–auf dem Wegzueinem erfolgreichen<br />
Turnier im Januar. Martin<br />
Strobel soll dabei eine wichtige<br />
Rolle spielen.<br />
Alba Berlin feiert den dritten Sieg im Eurocup, hat beim 82:68 gegen Gdynia aber mehr Mühe als erwartet<br />
VonChristian Kattner<br />
Irgendwann verzichtete Aito Garcia<br />
Reneses komplett auf seine Center.<br />
Eine Mischung aus Aufbau- und<br />
Flügelspielernsollte das Spiel gewinnen.<br />
Small Ball wird diese Variante<br />
im Englischen genannt und sollte für<br />
Alba Berlin am Dienstagabend in der<br />
Arena am Ostbahnhof im vierten Eurocup-Spiel<br />
den dritten Sieg sichern.<br />
„Es war ein schweres Spiel. Wir haben<br />
aber eine gute Mentalität gezeigt“,<br />
sagte der Alba-Trainer. Sein<br />
Griff in die Taktikkiste zahlte sich<br />
aus: Alba gewann dank eines starken<br />
Schlussviertels 82:68. DerSieg gegen<br />
Gdynia wackelte aber bedenklich.<br />
Dabei hatte man nach den ersten<br />
zehn Minuten das Gefühl, es könnte<br />
mal wieder ein Abend mit einem ungefährdeten<br />
Sieg werden. Temporeich<br />
schenkten sich beide Mannschaften<br />
anfänglich nichts, doch<br />
Alba fand dasWurfgefühl der vergangenen<br />
Wochen. Beim 23:14 lag Alba<br />
mit neun Punkten in Führung, ging<br />
mit 23:16 in den zweiten Abschnitt.<br />
Unaufhaltsam: Peyton Siva (l.) sammelt gegen Gdynia 27 Punkte.<br />
In diesem aber geriet das Alba-Spiel<br />
ins Stocken. Die Würfe fielen nicht<br />
mehr, Ballverluste schlichen sich<br />
ein. Nicht einmal stand Alba an der<br />
Freiwurflinie. Das war auch darin<br />
begründet, dass die Gäste aus Polen<br />
unter dem Korb ordentlich abräumten.<br />
„Wir haben da ein paar Probleme<br />
gehabt, wurden dreimal ge-<br />
CITY-PRESS/POHL<br />
blockt“, sagte der Alba-Trainer. Da<br />
aber auch im zweiten Viertel auf den<br />
Dreier Verlass war, ging es mit einer<br />
40:35-Führung in die Kabinen.<br />
Das Spiel der Albatrosse blieb<br />
auch nach dem Seitenwechsel zu<br />
sehr vom Dreier abhängig. Unter<br />
dem Korb waren die Gäste imVorteil.<br />
Gegen diese Schwäche probierte es<br />
IMAGO<br />
Aito Garcia Reneses mit einem überraschendenWechsel:<br />
Johannes Thiemann<br />
gab sein Comeback. Der Center<br />
hatte seit dem ersten Alba-Spiel<br />
verletzt gefehlt. Thiemann war die<br />
unfreiwillige Pause anzusehen, nach<br />
knapp vier Minuten ging es für ihn<br />
wieder auf die Bank. Sein Team sollte<br />
auch im drittenViertel ohne Freiwurf<br />
bleiben. Mit sinkender Dreierquote<br />
auf <strong>Berliner</strong> Seite wurde das Spiel<br />
aber immer knapper und die Gäste<br />
führten vor dem Ende des dritten<br />
Viertels erstmals seit dem 3:0 zu Beginn<br />
des Spiels (53:52).<br />
Mit Small Ball sollte jetzt gewonnen<br />
werden. Peyton Siva und Martin<br />
Hermannsson wirbelten durch die<br />
Zone. Das veränderte Spiel schlug<br />
sich auch im Ergebnis nieder. Dreieinhalb<br />
Minuten vor dem Ende lag<br />
Alba 68:59 in Führung –der höchste<br />
Vorsprung seit dem ersten Viertel.<br />
Vieles sah jetzt wieder so einfach wie<br />
schon in vielen anderen Spielen der<br />
Saison aus. Und am Ende standen<br />
neben dem Sieg auch acht Freiwürfe<br />
auf dem Spielberichtsbogen.<br />
NACHRICHTEN<br />
DFB-Steuerverfahren landet<br />
vor Oberlandesgericht<br />
FUSSBALL. DasSteuerverfahren um<br />
die WM-Vergabe 2006 ist noch nicht<br />
ad acta gelegt. DieStaatsanwaltschaft<br />
Frankfurthat die einwöchige<br />
Frist gewahrtund Beschwerde gegen<br />
die Entscheidung des Landgerichts<br />
Frankfurteingelegt, auf die Eröffnung<br />
eines Hauptverfahrens gegen<br />
drei ehemalige Spitzenfunktionäre<br />
des Deutschen Fußball-Bundes zu<br />
verzichten.„Die Beschwerde ist erfolgt,<br />
zurzeit formulieren wir die Begründung“,<br />
sagte Oberstaatsanwältin<br />
Nadja Niesen. DieEntscheidung<br />
über den Einspruch fällt das Oberlandesgericht.<br />
Ex-Dynamo-Manager Angelo<br />
Vier in Ingolstadt beurlaubt<br />
FUSSBALL. DerFCIngolstadt hat<br />
sich vonSportdirektor Angelo Vier<br />
getrennt. „Es ist schade,dass es uns<br />
nicht gelungen ist, Kontinuität auf<br />
der Position des Sportdirektors zu erhalten“,<br />
erklärte FCI-Vorstandschef<br />
Peter Jackwerth. Vier,seit Sommer<br />
2017 in Ingolstadt tätig und zuvor in<br />
gleicher Funktion beim BFC Dynamo,gilt<br />
als mitverantwortlich dafür,dass<br />
der Klub Tabellenletzter ist.<br />
Caroline Wozniacki wahrt<br />
mit Sieg Halbfinal-Chance<br />
TENNIS. Titelverteidigerin Caroline<br />
Wozniacki hat die Chance auf den<br />
Halbfinaleinzug bei den WTAFinals<br />
gewahrt. DieNummer drei der Welt<br />
bezwang die zweimalige Wimbledonsiegerin<br />
PetraKvitova aus Tschechien<br />
7:5, 3:6, 6:2 und feierte damit<br />
im zweiten Spiel ihren ersten Sieg.<br />
Die28Jahrealte Dänin hatte zum<br />
Auftakt überraschend klar in zwei<br />
Sätzen gegen KvitovasLandsfrau Karolina<br />
Pliskova verloren. In ihrem abschließenden<br />
Vorrundenspiel trifft<br />
Wozniacki am Donnerstag auf die<br />
Ukrainerin Jelina Switolina.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Champions League, 3. Spieltag<br />
Gruppe E<br />
AEK Athen -BayernMünchen 0:2 (0:0)<br />
Ajax Amsterdam -Benfica Lissabon 1:0 (0:0)<br />
1. Ajax Amsterdam 3 5:1 7<br />
Bayern München 3 5:1 7<br />
3. Benfica Lissabon 3 3:5 3<br />
4. AEK Athen 3 2:8 0<br />
Gruppe F<br />
Schachtjor Donezk -Manchester City 0:3 (0:2)<br />
TSG Hoffenheim -Olympique Lyon 3:3 (1:1)<br />
1. Manchester City 3 6:3 6<br />
2. Olympique Lyon 3 7:6 5<br />
3. TSG Hoffenheim 3 6:7 2<br />
4. Schachtjor Donezk 3 4:7 2<br />
Gruppe G<br />
Real Madrid -Viktoria Pilsen 2:1 (1:0)<br />
AS Rom -ZSKA Moskau 3:0 (2:0)<br />
1. AS Rom 3 8:3 6<br />
2. Reral Madrid 3 5:2 6<br />
3. ZSKA Moskau 3 3:5 4<br />
4. Viktoria Pilsen 3 3:9 1<br />
Gruppe H<br />
Young Boys Bern-FCValencia 1:1 (0:1)<br />
Manchester United -Juventus Turin 0:1 (0:1)<br />
1. Juventus Turin 3 6:0 9<br />
2. Manchester United 3 3:1 4<br />
3. FC Valencia 3 1:3 2<br />
4. Young Boys Bern 3 1:7 1<br />
Gruppe A<br />
FC BrüggeKV-Monaco Mi., 18.55<br />
Borussia Dortmund -Atlético Madrid Mi., 21.00<br />
Gruppe B<br />
PSV Eindhoven-Tottenham Mi., 18.55<br />
FC Barcelona -Inter Mailand Mi., 21.00<br />
Gruppe C<br />
Paris St.Germain -Neapel Mi., 21.00<br />
Liverpool -Roter SternBelgrad Mi., 21.00<br />
Gruppe D<br />
LokomotiveMoskau -FCPorto Mi., 21.00<br />
GalatasarayIstanbul -FCSchalke04 Mi., 21.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Hamburger SV<br />
Nummer<br />
achtzehn geht<br />
Paul Linke<br />
wünscht Trainer Nummer<br />
neunzehn viel Glück.<br />
Vielleicht war Christian Titz der<br />
richtige Mann, vielleicht war es<br />
auch die richtige Zeit, aber es war bestimmt<br />
der falsche Ort, der falsche<br />
Verein, weil: Hamburger SV. Dort ist<br />
man ja panisch bis gar paranoid,<br />
wenn es mal nicht so gut läuft. Wenn<br />
etwa das Saisonziel Wiederaufstieg<br />
weit entfernt ist wie zurzeit, da der<br />
Klub einen ganzen Punkt hinter dem<br />
Relegationsplatz und schier unaufholbare<br />
zwei Punkte hinter dem Tabellenführer<br />
aus Köln liegt.<br />
Die Trainerentlassung am gestrigen<br />
Dienstag war daher auch keine<br />
Überraschung mehr, sie folgte einer<br />
Klublogik, die in Hamburg als Lehre<br />
des folgenschweren Denkens praktiziert<br />
wird. Sportvorstand und Vordenker<br />
Ralf Becker ließ ausrichten:<br />
„Wir sind zu der Erkenntnis gelangt,<br />
dass wir leider nicht die angestrebte<br />
Entwicklung genommen haben und<br />
ein erhöhtes Risiko sehen, dass wir<br />
unser Saisonziel verfehlen werden.“<br />
Titz war Trainer Nummer achtzehn<br />
in den vergangenen zehn HSV-<br />
Jahren, alle Labbadias und andere<br />
Notlösungen eingerechnet. Nummer<br />
neunzehn heißt Hannes Wolf,<br />
der zuletzt bei der seit 2008 zweitgrößten<br />
Trainerverschleißmaschine<br />
VfB Stuttgart als Nummer vierzehn<br />
angestellt war.Nadann, viel Glück!<br />
Ähm, hüstel, hüstel –Kontinuität<br />
Im Sommer hatte Titz, den sie in<br />
Hamburg gewohnt kleinmütig „Big<br />
Titz“ nannten, nur weil es ihm fast<br />
noch gelungen wäre, ihren HSV vor<br />
der ersten Zweitklassigkeit zu retten,<br />
einen Zweijahresvertrag bekommen.<br />
Von Neuanfang war die Rede. Von<br />
Vertrauen. Von–ähm, hüstel, hüstel<br />
–Kontinuität. DieKlubbosse stellten<br />
Titz die jüngste Mannschaft der<br />
Zweiten Liga auf den Trainingsplatz,<br />
es ist mit 28,5 Millionen Euro Gehaltsetat<br />
auch die teuerste,die es im<br />
Fußballunterhaus jemals gab.<br />
Und eslief ja auch zunächst: Der<br />
HSV stand nach fünf Spieltagen ganz<br />
oben, war an Ballbesitz interessiert,<br />
wollte mutig sein, offensiv, schoss<br />
tatsächlich viele Tore und positionierte<br />
im Spielaufbau einen zusätzlichen<br />
Mann, der ligaweit die meisten<br />
Ballkontakte hatte: den beidfüßigen<br />
Julian Pollersbeck, den Torwart. So<br />
etwas hatte man noch nie gesehen.<br />
Titz, 47, der Verfasser von Taktikbüchern,<br />
wurde dafür gelobt, dass<br />
seine Spieler Impulsreferate zum<br />
Thema Ernährung zu hören bekamen<br />
und in ihrem Ruhebereich eine<br />
Bibliothek mit sportwissenschaftlicher<br />
Literatur errichtet wurde. Doch<br />
dann gab es zuletzt fünf Punkte aus<br />
vier Partien –macht Platz fünf. Und<br />
der Aufstieg? Klar, keine Chance<br />
mehr. Und so bleib dem Traditionsverein<br />
HSV eben nichts anders übrig,<br />
als sich auf die traditionellste Kontinuität<br />
zu besinnen: die Entlassung.<br />
Ja, HerrTitz, richtig,dageht es lang zum<br />
Hinterausgang.<br />
DPA/DANIEL REINHARDT<br />
Ein wirbelndes Kollektiv: Und im Vordergrund steht Jadon Sancho.<br />
Jugendlicher Überschwang<br />
Die Entwicklung von Jadon Sancho steht für den größten Wettbewerbsvorteil, den Borussia Dortmund hat<br />
Daniel Theweleit, Dortmund<br />
Natürlich spielte im Hintergrund<br />
auch Borussia<br />
Dortmund eine Rolle,als<br />
die Chefs des FC Bayern<br />
sich in der vorigen Woche entschlossen,<br />
ihre seltsame Pressekonferenz<br />
zu veranstalten. Wenn es sportlich<br />
sehr gut läuft beim BVB, werden die<br />
Herren in München traditionell ein<br />
wenig unruhig, und wer jenseits der<br />
Widersprüchlichkeit der Veranstaltung<br />
etwas genauer hinsah, konnte<br />
sogar einen Hauch von Neid erkennen<br />
in den Erläuterungen von Karl-<br />
Heinz Rummenigge.<br />
Der Vorstandsvorsitzende beschwerte<br />
sich über eine„falsche Darstellung“<br />
zur „Einschätzung des<br />
Spielers Sancho, der ja jetzt bei Borussia<br />
Dortmund spielt“. Wahrscheinlich<br />
ging es um einen Bericht<br />
in der Sport-Bild mit der Überschrift<br />
„Bayern lehnte Shootingstar Sancho<br />
ab“. Dieser 18-Jährige macht die<br />
Münchner nervös, einerseits, weil<br />
sie an der Säbener Straße nicht immer<br />
Glück haben bei ihrer Suche<br />
nach Teenagern mit Weltklassepotenzial.<br />
Und zum anderen weil Sancho<br />
ihnen sportlich wehtun kann.<br />
An diesem Mittwoch (21 Uhr)<br />
spielt Jadon Sancho erstmals gegen<br />
eine Mannschaft aus dem Kreis der<br />
wirklich großen Champions League-<br />
Giganten, Atlético Madrid ist zu Gast<br />
in Dortmund. Nicht nur die Verantwortlichen<br />
beim Bundesligatabellenführer<br />
werden mit Neugier beobachten,<br />
ob der Flügeldribbler die<br />
robusten Spanier in einen Zustand<br />
des Schwindels versetzen wird.<br />
„Tack, tack, tack –mit einem Kontakt“<br />
spiele der Engländer, sagt Trainer<br />
Lucien Favre. Marco Reus bezeichnet<br />
seinen Doppelpasspartner<br />
als„echteWaffe“, in England nennen<br />
sie Sancho „Wonderkid“.<br />
Dass dieser Spieler, der zuvor in<br />
der Jugendakademie von Manchester<br />
City spielte, nach Dortmund<br />
wollte, ist erstaunlich, denn eigentlich<br />
strömen die Migrationsflüsse<br />
des modernen Fußballs eher in die<br />
andere Richtung. „Ich denke, erhat<br />
sich für den BVB entschieden, weil<br />
wir seit mehr als einem Jahrzehnt die<br />
besten europäischen Talente verpflichten,<br />
ihnen vertrauen, viel<br />
Spielzeit geben und sie immer besser<br />
machen“, sagt Michael Zorc in dem<br />
Artikel, der für Diskussionsstoff in<br />
München sorgte. Jenseits der vielen<br />
sportlichen Niederlagen, die der BVB<br />
„Ich habe niemals bessere Spieler<br />
in diesem Alter gesehen.“<br />
Christian Wück<br />
trainiert die deutsche U17 und war bei der EM 2017 begeistert von den<br />
englischen Nachwuchsspielern Jadon Sancho und Phil Foden.<br />
Mit Pingpong und Doppelschlag<br />
AFP/FASSBENDER<br />
zuletzt gegen die Bayern erlitt, haben<br />
sie sich diesen Wettbewerbsvorteil<br />
bewahrt. Mit dem Ergebnis, dass<br />
Sanchos Vertrag Anfang des Monats<br />
bis 2022 verlängertwurde,ohne Ausstiegsklausel.<br />
Denn Sancho, den<br />
Zorc als einen „der spannendsten<br />
Spieler in Europa“ bezeichnet“, ist<br />
ein zentraler Baustein des runderneuerten<br />
BVB. Jenseits der neuen<br />
professionellen und willensstarken<br />
Mentalität, die vonSpielernwie Axel<br />
Witsel oder Thomas Delaney verkörpert<br />
wird und der fachlichen Qualität<br />
von Favre steht Sancho für den<br />
Zauber des jugendlichen Überschwangs.<br />
„Hier entsteht etwas<br />
Großartiges,hier kann ich mich entwickeln“,<br />
sagt Sancho.<br />
Sogar Pep Guardiola ist angesichts<br />
dieser Entwicklung ein wenig<br />
neidisch, denn natürlich hätte der<br />
Durchbruch des Talents auch bei<br />
ihm gelingen können. Doch irgendwie<br />
fehlte Sancho im Sommer 2017<br />
das Vertrauen des Cheftrainers von<br />
Manchester City. Er„entschied damals<br />
zu gehen, weil er nicht mehr<br />
hier sein wollte. das heißt, dass er<br />
wohl keinen guten Eindruck vondiesem<br />
Ort hat“, sagt Guardiola. Der<br />
Transfer war eines der letzten Geschäfte,das<br />
der Scout Sven Mislintat,<br />
der mittlerweile für den FC Arsenals<br />
arbeitet, für die Dortmunder eingefädelt<br />
hat. Sancho kostete acht Millionen<br />
Euro, sein Marktwert liegt<br />
nun bei 45 Millionen Euro.Auchweil<br />
er bei der U17-EM 2017 zum Spieler<br />
des Turnier gekürtwurde.<br />
Zwar verlor England das Finale<br />
gegen Spanien, aber der deutsche<br />
Trainer Christian Wück sagte über<br />
Sancho und den zweiten Turnierstar<br />
Phil Foden: „Ich habe niemals bessere<br />
Spieler in diesem Alter gesehen.“<br />
Im Oktober debütierte Sancho<br />
in der A-Nationalmannschaft, die<br />
Entwicklung schreitet rasant voran.<br />
Bayern überzeugt nicht wirklich beim 2:0 bei AEK Athen, kommt dem Achtelfinale in der Champions League aber näher<br />
VonMaik Rosner,Athen<br />
Kurz bewegte Niko Kovac seine<br />
rechte Hand, er deutete an, doch<br />
bitte wieder mehr Druck auszuüben.<br />
Keine Minute später setzten sich die<br />
Hände des Münchner Trainers wieder<br />
in Bewegung, diesmal zum Jubel.<br />
Eine Hereingabe vonMats Hummels<br />
und einen abgeblockten Torschuss<br />
von Arjen Robben nutzte Javier<br />
Martínezzueinem Seitfallzieher,mit<br />
dem er den Ball zum 1:0 für den FC<br />
Bayern ins Torbeförderte (61.). Ein<br />
Pingpongtor, das ganz gut ins Bild<br />
des hin- und her flippernden Spiels<br />
passte. Dennoch stand schon zwei<br />
Minuten später der glanzlose Sieg<br />
des FC Bayern bei AEK Athen fest,<br />
weil SergeGnabryineinem seltenen<br />
Moment Münchner Spielfreude das<br />
ner Wirbelblockade gar nicht mitgeflogen<br />
war.Der einzige Neue in Bayerns<br />
Anfangself war Rafinha, der den<br />
leicht angeschlagenen David Alaba<br />
als Linksverteidiger vertrat. Womöglich<br />
war die sehr verhaltene Rotation<br />
eine Reaktion auf die jüngste und<br />
auch von Präsident Uli Hoeneß geäußerte<br />
Kritik, wonach sich durch<br />
die vielenWechsel keine eingespielte<br />
Formation bilden könne.<br />
Nach blindem Verständnis sah<br />
der Vortrag der kaum veränderten<br />
Münchner in Athens Olympiastadion<br />
allerdings lange nicht aus. Einige<br />
Missverständnisse fielen nicht<br />
nennenswert ins Gewicht, weil sie<br />
sich auf die eigene Offensive beschränkten<br />
und damit keine direkt<br />
Gefahr für das eigene Torheraufbeschworen.<br />
Gute Chancen der feld-<br />
2:0 mit einem Hackenpass eingeleitet<br />
hatte, den Rafinha vor das Tor<br />
schob, woRobert Lewandowski den<br />
Ball völlig frei verwertete (63.).<br />
Durch den 2:0 (0:0)-Sieg beim<br />
griechischen Meister haben die<br />
Münchner jetzt sieben Punkte, können<br />
im Rückspiel in 14 Tagen mit einem<br />
weiteren Sieg gegen Athen einen<br />
vorentscheidenden Schritt<br />
Richtung Achtelfinale machen.<br />
Begonnen hatte der Abend allerdings<br />
mit einer neuerlichen Enttäuschung,<br />
jedenfalls für Thomas Müller<br />
und Jérôme Boateng. Beide saßen<br />
wie schon bei jüngsten 3:1 in Wolfsburg<br />
zuBeginn auf der Bank, erneut<br />
standen James Rodríguezund Niklas<br />
Süle in der Startformation. Zudem<br />
vertrat Gnabry wie in Wolfsburg<br />
Franck Ribéry, der diesmal wegen eiüberlegenen<br />
Münchner ließen allerdings<br />
auf sich warten. Ziemlich zerfahren<br />
kam die Partie daher,was Kovac<br />
allerdings nur bedingt gestört<br />
haben dürfte.„Es geht in erster Linie<br />
um Siege, in zweiter Linie um die<br />
Ausführung“, hatte der 47 Jahre alte<br />
Kroate wissen gelassen.<br />
Kovac setzte auch zu Beginn der<br />
zweiten Halbzeit auf die vermeintlich<br />
eingespielte Startelf. Zwingender<br />
aber gerieten die Angriffe zunächst<br />
nicht. Das Spiel büßte sogar<br />
noch ein wenig an Unterhaltungswert<br />
ein. Dienicht wirklich überzeugenden<br />
Bayern blieben trotz weiterer<br />
Missverständnisse und Passfehler<br />
tonangebend, allerdings fernab<br />
des Tores des griechischen Meisters.<br />
Doch dann kam der Doppelschlag<br />
vonMartínezund Lewandowski.<br />
Aberwitzige<br />
Abenteuer auf<br />
dem Basar<br />
Schalke-Gegner Galatasaray<br />
muss Spieler in Lira bezahlen<br />
VonTobias Schächter<br />
Die Unterschrift unter seinen<br />
neuen Vertrag als Trainer von<br />
Galatasaray Istanbul machte Fatih<br />
Terimmit einem stolzen Lächeln. Terim<br />
ist ja schon 65 Jahre alt, er war<br />
dreimal Nationaltrainer der Türkei,<br />
scheiterte in Italien beim AC Milan<br />
und trainiert nun zum vierten Mal<br />
Galatasaray.Seinneuer Kontrakt läuft<br />
bis Juni 2021 und beinhaltet eine Option<br />
aufdreiweitere Jahre−und zum<br />
ersten MalseitJahrzehnten wirdsein<br />
Gehalt in Türkischer Liraausbezahlt.<br />
Die Währungskrise verschärft die<br />
wirtschaftliche Krise der türkischen<br />
Klubs existenziell, weil sie die meisten<br />
Gehälter ihrer Spieler ebenso wie<br />
Bankkredite in Euro oder Dollar bezahlen,<br />
Einnahmen aber fast nur in<br />
Lira generieren. DerWert der heimischen<br />
Währung aber hat seit Jahresbeginn<br />
imVergleich zu Euro und Dollar<br />
rund 40 Prozent verloren. Nun<br />
stellen die Klubs die Gehälter aufLira<br />
um, Terim bekommt künftig statt 3,1<br />
Millionen Euro 20 Millionen Lira pro<br />
Jahr. Auch die Spieler sollen bei der<br />
Vertragsumgestaltung keine Einbußen<br />
hinnehmen, verspricht Terim.<br />
Im Sommer war die Schadenfreude<br />
der Galatasaray-Fans groß, als<br />
Stadtrivale Fenerbahce in der Qualifikation<br />
für die Champions League<br />
scheiterte,die garantierten 27 Millionen<br />
Euro für die türkischen Teilnehmer<br />
streicht man nun ganz alleine<br />
ein. Galatasaray empfängt an diesem<br />
Mittwoch zum Hinrundenabschluss<br />
den FC Schalke, nach einem Sieg gegen<br />
LokomotiveMoskau (3:0) und einer<br />
Niederlage in Porto (0:1) liegen<br />
die Türken einen Punkt hinter den<br />
dem deutschenVizemeister.<br />
Hotel statt Stadion<br />
Doch selbst die üppigen Einnahmen<br />
bedeuten für den Klub keine nennenswerte<br />
Linderung der Finanzlast.<br />
In einem ruinösen Wettbewerb um<br />
Ruhm und Ehre trieben sich die Istanbuler<br />
Großklubs auf dem Transfermarkt<br />
in den letzten Jahrzehnten<br />
in aberwitzige Abenteuer. Das Geschäftsmodell<br />
– teure Altstars aus<br />
dem Ausland für viel Geld zu kaufen −<br />
führte bei Galatasaray seit dem Uefa-<br />
Pokal-Gewinn im Jahr 2000 zu einer<br />
negativen Transferbilanz vonfast 175<br />
Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten<br />
türmen sich auf sagenhafte 470<br />
Millionen Euro,die Schulden vonFenerbahce<br />
auf 620 und die von Besiktas<br />
auf 360 Millionen Euro.<br />
Stars sucht man im Kader inzwischen<br />
vergeblich, trotzdem musste<br />
Galatasaray Grundstücke verkaufen,<br />
um zu überleben, und bekam vom<br />
StaatSteuerninHöhe von100 Millionen<br />
Euro erlassen. Im Tausch gegen<br />
das Grundstück, auf dem das alte Stadion<br />
stand, baute der Staatdem Klub<br />
2011 eine neue,moderne Arena an einem<br />
anderen Standort. Angedachte<br />
Bauprojekte wie ein Fünfsternehotel<br />
sollen bald frisches Geldbringen.<br />
75-Millionen-Lira-Prämie bei Champions-<br />
League-Titel: Fatih Terim AFP/FRANCISCO LEONG
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Jutta Wachowiak<br />
erzählt Jurassic Park<br />
in der DT-Box<br />
Seite 23<br />
„Volkspartei ist ja inzwischen kein Erfolgsmodell mehr.“<br />
Robert Habeck im Interview über sein Theaterstück und die Gegenwart – Seite 22<br />
Bibliotheken<br />
Macht die<br />
Türen auf<br />
Nikolaus Bernau<br />
will auch an Sonntagen<br />
öffentlich lesen.<br />
Das Grimm-Zentrum, die geisteswissenschaftliche<br />
Hauptbibliothek<br />
der Humboldt-Universität,<br />
ein Leuchtturm der <strong>Berliner</strong> Bildungslandschaft,<br />
muss sonntags<br />
schließen. DieUni sagt, weil studentische<br />
Hilfskräfte nach einem neuen<br />
Gerichtsurteil nicht beschäftigt werden<br />
dürfen. Die Studenten sagen,<br />
das sei egal, weil eh fast oder gar<br />
keine Hilfskräfte an Sonntagen in der<br />
Bibliothek eingesetzt werden dürfen.<br />
Mal davon abgesehen, wer recht<br />
hat oder nur recht behalten und politischen<br />
Druck aufbauen will: Der<br />
Effekt ist fatal. Tausende von Studierenden<br />
–und gerade diejenigen, die<br />
in der Woche auch noch Nebenjobs<br />
haben, um überhaupt studieren zu<br />
können! –verlieren kostbare Lernstunden<br />
und Lernplätze. Als Ausgleich<br />
kommen weder die Staatsbibliothek<br />
noch die die allgemeinbildenden<br />
Öffentlichen Bibliotheken<br />
infrage. Auch sie müssen sonntags<br />
aufgrund aberwitzig bildungsfeindlicher<br />
Bestimmungen des Arbeitsrechts<br />
schließen. In Berlin entzieht<br />
sich nur die Zentral- und Landesbibliothek<br />
dem Schließzwang mit großem<br />
Organisations- und Kostenaufwand,<br />
indem sie neben der Grundversorgung<br />
auch ein breites Veranstaltungsprogramm<br />
anbietet.<br />
Entsprechend überfüllt sind ihre<br />
Häuser.Die Krise des Bibliothekswesens<br />
wird durch diese Schließtage<br />
noch verschärft, und was wird, wenn<br />
die Neue Staatsbibliothek am Kulturforum<br />
für die seit Jahren anstehende<br />
Sanierung geschlossen wird, will<br />
man sich gar nicht ausmalen. Das<br />
Absurde daran aber ist, dass hier der<br />
von den Gewerkschaften eisern<br />
durchgekämpfte arbeitsfreie Sonntag<br />
für einige ausgerechnet den vielen<br />
schadet, die sich auch mittels Bibliotheken<br />
weiterbilden und damit<br />
die soziale Leiter hochsteigen wollen.<br />
Diese Idiotie kann man Chinesen,<br />
Koreanern, Skandinaviern,<br />
Franzosen oder Amerikanern nicht<br />
einmal mehr als Teil des Sozialstaatprinzips<br />
erklären, sondernnur als typisch<br />
deutsche Selbstlahmlegung.<br />
Zeigen, was war<br />
Chronik der Teilung: „Berlin –Schicksalsjahre einer Stadt“ in dreißig Teilen im RBB<br />
VonFrank Junghänel<br />
Am 15. Februar 1961 war in<br />
Berlin eine totale Sonnenfinsternis<br />
zu erleben, im<br />
Prinzip jedenfalls, denn<br />
weite Teile der Stadt lagen im Nebel.<br />
Auch die Archenhold-Sternwarte im<br />
Treptower Park, wie sich Dieter B.<br />
Herrmann erinnert, der damals an<br />
der Humboldt-Universität studierte<br />
und später viele Jahre lang Direktor<br />
des Observatoriums sein würde. Im<br />
Osten also Suppe, wie der <strong>Berliner</strong><br />
sagt (und er sagt viel, wenn der Film<br />
lang ist). Aus meteorologischen<br />
Gründen blieb die Berichterstattung<br />
über dieses Phänomen buchstäblich<br />
begrenzt. Der Westen war besser<br />
dran. Dort muss es ein paar klare<br />
Momente gegeben haben, was es der<br />
„Abendschau“ erlaubte, einen entsprechenden<br />
Beitrag in ihr Programm<br />
aufzunehmen. EinEreignis –<br />
zwei Perspektiven. Beim Flug vonJuri<br />
Gagarin wenig später war es dann genau<br />
andersherum, im Westen spielte<br />
der Kosmonaut keine Rolle,imDDR-<br />
Fernsehen waren die Schulkinder einer<br />
Ost-<strong>Berliner</strong> Klasse völlig aus dem<br />
Häuschen, als sie von dem historischen<br />
Flug erfuhren.<br />
Das Jahr 1961 bildet den Auftakt<br />
zu einer umfangreichen Filmreihe,<br />
mit der der RBB die Geschichte der<br />
Stadt Berlin in den Jahren derTeilung<br />
dokumentieren will. In 30 Beiträgen<br />
zu jeweils 90 Minuten soll das Leben<br />
der Menschen in beiden Hälften der<br />
Stadt reflektiert werden –und dies<br />
vorallem abseits der Weltgeschichte.<br />
Wobei es dem <strong>Berliner</strong> von jeher<br />
schwerfällt, sich gewissermaßen zu<br />
entmythologisieren. Schicksal ist in<br />
Berlin ein Dauerzustand. Es gibt<br />
wohl kaum eine andere Metropole,<br />
die sich so passioniertmit sich selbst<br />
beschäftigt. Seit Walther Ruttmann<br />
1927 seine „Sinfonie der Großstadt“<br />
inszeniert hat, suchen Filmemacher<br />
jeder Generation immer wieder von<br />
neuem ihreErzählung vonBerlin.<br />
Der RBB hat für sein Projekt nun<br />
die Chance genutzt, die sich aus der<br />
Montage von Archivbeständen des<br />
Senders Freies Berlin (SFB) und des<br />
Deutschen Rundfunkarchivs ergeben,<br />
wo Material des DDR-Fernsehens<br />
aufbewahrtwird. Herzstück der<br />
Dokumentation sind die Beiträge<br />
der SFB-„Abendschau“, die als regionale<br />
Nachrichtensendung seit 1958<br />
1961: Die DDR-Mannschaft der FriedensfahrtamEtappenortOst-Berlin. RBB (3)<br />
1964: Rentner aus dem Osten dürfen ihre Verwandten in West-Berlin besuchen.<br />
1972: Spaziergänger auf dem neu gestalteten Alexanderplatz<br />
vor allem aus und über West-Berlin<br />
berichtet hat. Ein derartiges Format<br />
gab es im DDR-Fernsehen nicht, sodass<br />
der Osten in den Schicksalsjahren<br />
vorwiegend durch die Aktuelle<br />
Kamerarepräsentiertwird.<br />
Was nicht unproblematisch ist,<br />
da das in aller Regel professionell<br />
und politisch geschickt gestaltete<br />
Frontstadtprogramm des SFB mit<br />
der plumpen Propaganda des Staatsfernsehens<br />
verschnitten wird. Die<br />
Herausforderung dürfte darin bestehen,<br />
die gezeigten Archivalien durch<br />
Kommentare von Zeitzeugen nicht<br />
einfach nur zu beglaubigen, sondern<br />
auch zu hinterfragen. Da in jedem<br />
Film Menschen aus beiden Stadthälften<br />
zu Wort kommen und auch<br />
die Autorenschaft gemixt ist, stehen<br />
die Chancen nicht schlecht, dass der<br />
historische Brückenschlag gelingt.<br />
Als das Projekt am Montagabend<br />
im Roten Rathaus dem Publikum<br />
vorgestellt wurde, zudem auch der<br />
Regierende Bürgermeister Michael<br />
Müller gehörte, war nur zu ahnen,<br />
wohin die Zeitreise geht. Gezeigt<br />
wurde ein Potpourri von Beiträgen<br />
aus den Jahren 1961, 1968 und 1973.<br />
Mauerbau, klar. Als dramatischer<br />
Einstieg unverzichtbar. Interessanter<br />
ist dann aber eine Reportage aus<br />
der Silvesternacht, die in der Notrufzentrale<br />
der West-<strong>Berliner</strong> Polizei<br />
spielt, 57 Einsätze, nichts Schlimmes.<br />
Oder das Theater um die Schrippe,<br />
deren Preis sich im Westen von fünf<br />
auf sieben Pfennige erhöhen soll. Es<br />
lässt sich selbst nach diesem kurzen<br />
Einblick schon ahnen, dass die kleinen<br />
Geschichten im Rückspiegel der<br />
Geschichte oft die größeren sind.<br />
Wolfgang Schubert, einer der ersten<br />
Mieter in der Gropiusstadt, der sich<br />
über Fernwärme und Einbauküche<br />
freut. Oder das Pop-Taxi bei den<br />
Weltfestspielen in Ostberlin. Die<br />
Schauspielerin Ruth Reinecke erinnert<br />
sich an einen Zauber wie bei<br />
Christos Reichstagsverhüllung. Peter<br />
Pragal, für die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong><br />
in Berlin und nach dem Mauerfall<br />
Reporter bei der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />
spricht von einer Lockerheit, wie er<br />
sie im Osten nie wieder erlebt hat.<br />
Berlin –Schicksalsjahre einer Stadt gezeigt ab<br />
dem 3. November,20.15 Uhr im RBB.Insgesamt<br />
dreiStaffeln ázehn Teile, dazujeweils 15-minütigeBeiträgeimInforadio.Das<br />
Material wird nach<br />
der Ausstrahlunginder Mediathek bereitgestellt.<br />
NACHRICHTEN<br />
Großer Andrang in Paris bei<br />
Banksy-Versteigerung<br />
Rund zwei Wochen nach der spektakulären<br />
Versteigerung eines Banksy-<br />
Bildes,bei dem sich das Werk selbst<br />
zum Teil zerstörthat, werden in Paris<br />
am Mittwochabend mehrereWerke<br />
des berühmten Street-Art-Künstlers<br />
versteigert. DerAndrang nach dem<br />
Ereignis Anfang Oktober bei Sotheby’sinLondon<br />
sei groß, berichtete<br />
das Auktionshaus Artcurial. In<br />
London hatte sich das für rund<br />
1,2 Millionen Euro verkaufte Bild<br />
nach der Versteigerung teilweise<br />
selbst zerstört, indem es durch einen<br />
im Rahmen versteckten Schredder<br />
lief. DasPariser Auktionshaus befürchtet<br />
zwar keine ähnliche Aktion,<br />
wartet jedoch mit Spannung auf die<br />
Versteigerung. (dpa)<br />
Erste Höhepunkte im<br />
Humboldt-Forum<br />
DasHumboldt Forumim<strong>Berliner</strong><br />
Schloss stellt sich ein Jahr vorseiner<br />
Eröffnung mit ausgewählten Highlights<br />
vor. Unter dem Motto „Erste<br />
Vorboten“ werden in den kommenden<br />
Monaten in Ausstellungen und<br />
Gesprächen insgesamt 15 Objekte<br />
präsentiert, die für das Konzept des<br />
künftigen Kulturzentrums stehen.<br />
„Zentrales Thema für das Humboldt<br />
Forumist derWegvom IchzumWir“,<br />
sagte Generalintendant Hartmut<br />
Dorgerloh am Dienstag bei der Vorstellung<br />
in Berlin. Insgesamt werden<br />
in dem Museums- und Kulturzentrum<br />
mehr als 20 000 Objekte aus<br />
Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien<br />
zu sehen sein. DasHaus soll von<br />
Ende 2019 an schrittweise öffnen.<br />
DieBaukosten sind auf rund 600 Millionen<br />
Euro veranschlagt. (dpa)<br />
600 Künstler beim<br />
Kurt-Weill-Fest in Dessau<br />
Das27. Kurt Weill Fest Dessau 2019<br />
steht unter dem Motto „Mut zur Erneuerung“.<br />
Rund 600 Künstler,u.a.<br />
UteLemper und Katharina Thalbach,<br />
gestalten vom1.bis 17. März<br />
knapp 50 Veranstaltungen, wie die<br />
Organisatoren am Dienstag in Dessau-Roßlau<br />
mitteilten. DerKomponist<br />
der „Dreigroschenoper“ Kurt<br />
Weill (1900–1950) wurde in der Stadt<br />
geboren. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Unterwegs<br />
Gott<br />
auf Sizilien<br />
VonPhilipp Löhle<br />
Sizilien im August. Wir schauen uns Kirchen<br />
an. Jedes Kaff hat einen Dom. Irre.<br />
Ich würde gar nicht in alle reingehen, aber<br />
meine Tochter liebt Kirchen.Wegen Jesus.Sie<br />
flüstert wie eine Nonne und schaut auf den<br />
Gekreuzigten, als habe sie soeben der heilige<br />
Geist durchflutet. Wenn die Leute im Mittelalter<br />
auf dem Wissensstand von heutigen<br />
Vierjährigen waren, kriegt man einen guten<br />
Eindruck, wie Glaube als Machtmittel einst<br />
funktionierthat.<br />
ANNE TRIEBA<br />
Ichsoll ihr das alles noch einmal erzählen.<br />
In jeder Kirche aufs Neue. Mit den Nägeln<br />
und diese Dornen auf seinem Kopf und dieses<br />
riesige Kreuz und ob denn die Bösen<br />
auch Dornen auf den Kopf bekommen haben<br />
oder nur der Jesus.<br />
Ichversuche mal wieder,eine Passionsgeschichte<br />
light zusammenzufassen, betone<br />
ständig, das sei aber alles nur Quatsch, den<br />
sich irgendwer ausgedacht hat. Den lieben<br />
Gott gibt es nicht. Derhat auch nicht dieWelt<br />
erschaffen. Undden Jesus gibt es auch nicht.<br />
Das muss du dir wie Hänsel und Gretel vorstellen,<br />
sage ich. Jesus ist Hänsel, Gretel Maria,<br />
und die Hexe hängt ihn ans Kreuz. Ein<br />
Märchen. Eine Schauergeschichte.<br />
Unddann fängt es an zu regnen. AufSizilien.<br />
Im August! Es regnet nie auf Sizilien im<br />
August. Ich denke mir nichts dabei. Bleibe<br />
standhaft. Glaube ist Quatsch! Die Kirchen<br />
sind schöne Gebäude. Die Statuen und Gräber<br />
pompös, die Selbstinszenierungen der<br />
ehemaligen Bischöfe grotesk.<br />
Ja, daliegt wirklich die Leiche eines Bischofs,<br />
dessen verfaulte Finger man angucken<br />
kann. Auch du als Vierjährige.Aber das<br />
ist Unsinn. Es ist tatsächlich schwer zu ertragen,<br />
wie das Kind in seiner Naivität vonGrusel<br />
und Ehrfurcht gepackt Richtung Religiosität<br />
taumelt.<br />
Es regnet immer noch. Undesstürmt jetzt<br />
auch ziemlich. Werdenn das Wetter macht,<br />
fragt meine Tochter. Ob das auch der liebe<br />
Gott macht. Nein, schreie ich, das Wetter ist,<br />
wie es ist. Dashat mit dem lieben Gott nichts<br />
zu tun.Vergiss den. Denkleinen Drachen Kokosnuss<br />
gibt es ja auch nicht. Ichmag den Jesusehlieber<br />
als den Kokosnuss.Herrgottsakrament!<br />
Vergiss den Jesus! Und die Kirchen!<br />
Undden lieben Gott! Vergiss das alles.Das ist<br />
Unsinn!<br />
Unddann bricht der Ätna aus.Kommt im<br />
Fernsehen. Steht im Internet. Wir flüchten<br />
vor dem schlechten Wetter in die nächste<br />
Kirche. Esist tagsüber dunkel wie nachts.<br />
Blitze zucken durch den grauen Himmel.<br />
Der Jesus hier ist nicht so cool, sagt meine<br />
Tochter. Und ich denke, OhGott, jetzt fängt<br />
sie schon an, den Gekreuzigten in den einzelnen<br />
Kirchen zu vergleichen. Und Gott<br />
sagt, ja, ist ein kluges Mädchen deine Tochter.<br />
Undich sage,lassmich in Ruhe,ich weiß,<br />
dass es dich nicht gibt.<br />
Und Gott fragt, wusstest du, dass schon<br />
Flüge gestrichen wurden wegen Vulkanausbrüchen?<br />
Wenn du das machst, drohe ich ...<br />
aber womit soll man Gott drohen? Auf die<br />
Knie,sagt Gott und ich mach das tatsächlich.<br />
Wie tief kann man sinken. Bitte, flehe ich,<br />
bitte lieber Gott, nicht unseren Flug streichen.<br />
Wasmachst du da?, fragt meine Tochter.<br />
Ich komme mir vor, als hätte ich vor ihren<br />
Augen in die Hosen geschissen. Betest du?<br />
Darf ich auch mal beten? Äh, ja, klar,sage ich,<br />
wenn du willst. Oder wir gehen an den<br />
Strand. Der Regen hat nämlich aufgehört.<br />
Echt? Wieso? Aber darauf will ich nicht antworten.
f<br />
f<br />
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Als Robert Habeck mit seiner<br />
Frau Andrea Paluch<br />
das Theaterstück „1918 –<br />
Revolution in Kiel“ verfasste,engagierte<br />
er sich zwar bereits<br />
in der Kommunal- und Landespolitik<br />
für die Grünen. Er war aber eigentlich<br />
noch Schriftsteller. ImVorwort<br />
zur Buchausgabe des 2008 uraufgeführten<br />
Theaterstücks zitiert<br />
Habeck den Chefredakteur des <strong>Berliner</strong><br />
Tageblatts Theodor Wolff, der die<br />
Novembertage des Jahre 1918 „die<br />
größte aller Revolutionen“ nannte.<br />
Vorder Wiederaufführung am Freitag<br />
an der Niederdeutschen Bühne<br />
in Kiel sprachen wir mit RobertHabeck<br />
über die Aktualität des Stücks.<br />
Herr Habeck, wie kam es, dass Ihr<br />
Theaterstück zum 100. Jubiläum des<br />
Kieler Matrosenaufstands wieder gespielt<br />
wird? Sogar auf Plattdeutsch!<br />
„Negenteihn-Achtteihn“ heißt<br />
das Stück auf Platt. Der frühere<br />
CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang<br />
Börnsen, mit dem ich befreundet<br />
bin, hat es übersetzt und die Niederdeutsche<br />
Bühne führt esauf. Ich<br />
finde das schön.<br />
Eine schwarz-grüne Zusammenarbeit<br />
also.<br />
Bei einem revolutionären Stück.<br />
Quasi mit einer roten Fahne.<br />
Sprechen Sieplattdeutsch?<br />
Ich bin damit groß geworden.<br />
Sechs JahreLandwirtschaftsminister<br />
in Schleswig-Holstein sind dann<br />
noch mal wie ein Crash-Kurs in Sachen<br />
Plattdeutsch. Aber ich spreche<br />
es nicht aktiv.<br />
Wasreizt Sieander Revolution?<br />
Revolutionen sind Umbrüche.Da<br />
gestaltet sich eine Gesellschaft neu.<br />
Wenn man ein politischer Mensch<br />
ist, sind das entscheidende Phasen.<br />
DieRevolution von1918 ist derWendepunkt<br />
der deutschen Neuzeit: Sie<br />
leitete das Ende des Ersten Weltkriegs<br />
ein. Dass junge Männer den<br />
Mut hatten, unter Gefahr für Leib<br />
und Leben für eine radikale politische<br />
Idee, nämlich den Frieden, auf<br />
die Straße zu gehen, beeindruckt<br />
mich nach wie vor. Wirhaben schon<br />
100-Jahres-Feiern gehabt, die bedeutungsloser<br />
waren.<br />
Es gibt im Stück den Revolutionär<br />
Fritz und den <strong>Berliner</strong> SPD-Mann<br />
Gustav Noske. Im Januar 1919 wirder<br />
der „Bluthund“, der den Spartakusaufstand<br />
niederschlagen lässt. Wie<br />
skrupellos ist Noske in diesem Stück?<br />
Noske ist die komplexeste Figur<br />
in dem Stück. Er steht ursprünglich<br />
auf Seiten der Revolution, im Handeln<br />
wirderaber zum Ober-Pragmatiker.Ordnung<br />
und Lebensmittelversorgung<br />
sind für ihn viel entscheidender<br />
als die Frage,obdie alten Eliten<br />
weggewischt werden. Noske ist<br />
auch ein Spiegelbild für das Tragische<br />
in der Politik. Oft genug steckt<br />
„Heute müssen wir<br />
den Staat verteidigen“<br />
Der Grünen-Chef Robert Habeck über sein Theaterstück zur Revolution 1918,<br />
Parallelen der heutigen Zeit zur Weimarer Republik<br />
und über sein Rezept gegen Populismus<br />
Matrosen in der Auseinandersetzung mit einem Bürger in der Inszenierung „1918 –Negenteihn-Achtteihn“ der Niederdeutschen Bühne Kiel.<br />
sie im Dilemma und muss entscheiden,<br />
auch wenn es nur die Wahl ist<br />
zwischen schlecht und vielleicht<br />
schlechter. Die Notwendigkeit und<br />
die Abgründigkeit, das zu tun, wird<br />
in dem Stück ausbalanciert.<br />
Noske ist der Antiheld der deutschen<br />
Sozialdemokratie. Warum schreiben<br />
Sieüber ihn?<br />
Ichhabe versucht, in dieser Figur<br />
zu reflektieren, wo die Grenze zwischen<br />
Pragmatismus und Opportunismus<br />
verläuft. Als wir das Stück uraufführten,<br />
war ich Landesvorsitzender<br />
in Schleswig-Holstein. Der<br />
Noske, den wir als „Bluthund“ kennen,<br />
hat seine Vorgeschichte in Kiel.<br />
Er kam ohne Masterplan nach Kiel.<br />
Er will Teil dieser Revolution werden,<br />
aber durch sein Agieren wird erzu<br />
dem, als der er später bekannt ist.<br />
VON DER LITERATUR IN DIE POLITIK<br />
RobertHabeck, geb. 1969, ist promovierter Literaturwissenschaftler und praktizierender<br />
Politiker.Zusammen mit seiner Frau Andrea Paluch schrieb er nicht nur das Theaterstück<br />
„1918 –Revolution in Kiel“, sondernauch zahlreiche Jugendbücher und Romane wie<br />
„HaukeHaiens Tod“ unter dem Gully liegt das Meer“. Gemeinsam übertrugen sie außerdem<br />
englischsprachigeLyrik ins Deutsche.<br />
Der Bundesvorsitzende der Grünen (neben Annalena Baerbock) veröffentlichte gerade das<br />
Buch „Wer wir sein könnten“ (Kiepenheuer &Witsch, 128 S.,12,99 Euro), das sich mit der<br />
Sprache der Gegenwartbeschäftigt und fragt, wie auch die Wortwahl zur Demokratie gehört.<br />
IMKE NOACK, BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Jetzt sind Sie Vorsitzender einer bürgerlichen<br />
Volkspartei, leicht übertrieben<br />
gesagt ...<br />
…leicht ... Volkspartei ist ja inzwischen<br />
kein Erfolgsmodell mehr. In<br />
der hochindividualisierten Gesellschaft<br />
suchen sie oft nur noch den<br />
kleinsten gemeinsamen Nenner,was<br />
dazu führt, dass irgendwie nichts<br />
mehr vorangeht. Wirtragen in unserem<br />
Namen „Bündnis“. Und darum<br />
geht es: individuelle Unterschiede<br />
anerkennen, sich auf gemeinsame<br />
Ziele einigen, politische Bündnisse<br />
schmieden und dann die enormen<br />
Herausforderungen wie Digitalisierung,<br />
Klimakrise anpacken.<br />
Wiehalten Sieesjetzt mit der revolutionären<br />
Romantik?<br />
Ich bin kein Schriftsteller mehr,<br />
ich bin Politiker.Wir brauchen nicht<br />
noch mehr Bewegungen, die die liberale<br />
Demokratie destabilisieren<br />
und durch Radikalismus die Gesellschaft<br />
spalten. Wir haben in den Institutionen<br />
die Möglichkeit, diese<br />
besser zu machen.<br />
Haben jetzt die Rechten die deutschen<br />
Revolutionen gekapert –speziell<br />
die ostdeutsche von1989?<br />
Sie versuchen es. Westdeutsche<br />
Oberstudienräte und Staatssekretäre...<br />
... also der frühereLehrer Björn Höcke<br />
und der Ex-Staatskanzleichef Alexander<br />
Gauland, beide aus Hessen …<br />
…setzen sich auf eine Unzufriedenheit<br />
drauf und nutzen sie aus.Sie<br />
missbrauchen die friedliche Revolution<br />
in Ostdeutschland für ihrevölkische<br />
Ideologie. Aber um auf die<br />
Frage nach der revolutionären Romantik<br />
zurückzukommen: Heute<br />
werden Errungenschaften, die in der<br />
Revolution von 1848 erkämpft wurden,<br />
wie Freiheits- und Gleichheitsrechte,<br />
ein Rechtsstaat, von Populisten<br />
attackiert. Und wir müssen den<br />
Staat verteidigen. Das tun wir mit<br />
den Mitteln des Rechtsstaats.<br />
Brauchen wir nicht doch mehr soziale<br />
Revolution?<br />
Wir erleben einen Wandel in vielerlei<br />
Hinsicht. Undgerade im Osten<br />
gab es vielleicht schon genugWandel<br />
für zwei Leben. Zu viele haben Angst,<br />
durch Veränderungen ins Bodenlose<br />
abzustürzen. Die Politik muss den<br />
Menschen wieder das Gefühl geben,<br />
sie nimmt die Fäden in die Hand, auf<br />
den Staat ist Verlass. Wir brauchen<br />
deshalb ein soziales Garantieversprechen,<br />
das Menschen ihreWürde<br />
bewahren lässt.<br />
DieRevolution von1918 brachte eine<br />
Republik hervor, mit der sich nur eine<br />
Minderheit der Bürger identifizieren<br />
konnte. Nun werden wieder Vergleiche<br />
mit der Weimarer Republik gezogen.<br />
Sind die alle falsch?<br />
Ja. Ich halte von solchen Vergleichen<br />
nicht viel. Damals gab es ein instabiles<br />
System, eine Illoyalität, ein<br />
Misstrauen und eine Abwehr der Eliten<br />
und des Militärs gegenüber der<br />
jungen demokratischen Republik,<br />
eine tief zerstrittene Gesellschaft,<br />
grassierende Armut, das kann man<br />
nicht mit heute vergleichen. Heute<br />
haben wir eine gefestigte Demokratie.<br />
Aber diese Demokratie steckt in<br />
einerVertrauenskrise.Sie muss –und<br />
sie kann –sich jetzt beweisen.<br />
Und die Revolution findet dann in<br />
den Staatskanzleien statt?<br />
Siefindet in den Köpfen und Herzen<br />
der Menschen statt. Das führt<br />
idealerweise dazu, dass wir die liberale<br />
Demokratie stärken und vorden<br />
Populisten bewahren, die einen autoritären<br />
Staat wollen.<br />
DasGespräch führte JanSternberg.<br />
2 0 1 8<br />
Antwort auf den Irrwitz der Welt<br />
L<br />
Das politische Kabarett feiert 65-jähriges Bestehen. Und im Jubiläumsprogramm<br />
taucht ein Paar auf, das die letzten 65 Jahre abgeschieden in einem Keller verbrachte<br />
eicht haben es seriöse politische Kabarettisten<br />
nicht in der heutigen Zeit<br />
– ist die (politische) Welt doch nicht<br />
selten eine Art Realsatire. Die Distel,<br />
die dieses Jahr ihr 65-jähriges Bestehen feiert,<br />
bemüht sich dennoch – erfolgreich! – auch<br />
diese Gegenwart noch kabarettistisch überhöhen<br />
das En<br />
etzhol<br />
sen: E<br />
freich<br />
und<br />
angep<br />
höhen zu können. Und fürs Jubiläum hat sich<br />
das Ensemble unter Leitung von Dominik Pa<br />
etzholdt etwas ganz Besonderes einfallen las<br />
sen: Eine opulente Kabarettkomödie, in der<br />
freichlich die heutige Zeit mit Call-Centern<br />
und prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />
angeprangert wird, in der dann aber plötzlich<br />
E<br />
Eine Bühne voller Schwäne<br />
Der „größte Schwanensee derWelt“, aufgeführt vom Shanghai Ballett<br />
feiert am 30. November Deutschland-Premiere in Berlin<br />
s ist die beliebteste Ballettaufführung<br />
aller Zeiten: Tschaikowskys<br />
Schwanensee. Üblicherweise wird<br />
das 140 Jahre alte Stück mit 16<br />
Schwänenaufgeführt–fürdasShanghaiBallett<br />
war das aber nicht genug. Das Ensemble<br />
gastiert nun im Theater am Potsdamer Platz<br />
DEUTSCHES THEATER<br />
Nächtliche Begegnungen<br />
THEATER AM POTSDAMER PLATZ<br />
vom30.Novemberbiszum16.Dezembermit nun in Berlin Deutschland-Premiere feiert,<br />
48 Schwänen! Die atemberaubende Choreografie<br />
stammt von Derek Deane. Der Ballett mit. Neben der technischen Perfektion, die<br />
wirkenmehrals100TänzerinnenundTänzer<br />
Maestro, der an der Royal Ballett School stu-<br />
wochenlang geübt wurde, legt Derek Deane<br />
dierte,hatbereitsjahrelangeErfahrungsam-<br />
meln können mit Tschaikowskys Schwanen-<br />
derGefühle,diejaeinzentralesElementvon<br />
besonderes Augenmerk auf die Darstellung<br />
see – auch als Solist. Bei der Produktion, die TschaikowskysWerksind. (Seite6)<br />
K OMÖDIE AM KURFÜRSTENDAMM IM SCHILLERTHEATER<br />
Nachbarschaftliche Herausforderungen<br />
Unsentimental aber voller Liebe: „Stille Trabanten“<br />
Er ist Autist. Sie ist Tänzerin. Beide kommen sich näher.<br />
von Clemens Meyer in den Kammerspielen (Seite 4)<br />
„Die Tanzstunde“ –eine sinnliche, packende Inszenierung (Seite 7)<br />
DEUTSCHES THEATER<br />
Skandal inderPräsidenten-Su<br />
Skandal in der Präsidenten-Suite<br />
Wares sexuelle Belästigung oder pure Lust? Die Wahrheit kennen nur der<br />
prominenten Gast und das schwarze Zimmermächden... (Seite 7)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Feuilleton/Medien<br />
Keine<br />
leisen<br />
Töne<br />
Jutta Wachowiaks „Jurassic<br />
Park“ in der Box des DT<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Hier im Park muss man laut spielen,<br />
brüllen,„nur Gebrüll!“, ruft<br />
der Tyrannosaurus Rex ins Mikro,<br />
„herrlich, herrlich, herrlich!“ Das<br />
Licht ist bläulich-irr gedimmt und<br />
das Mikro multipliziert seine<br />
Stimme ins Bedeutende, sonst aber<br />
verhält sich das Tier ganz menschlich.<br />
Genau genommen ist es auch<br />
ein Mensch. Eine Frau von kleiner,<br />
aber robuster Gestalt, silbernes Haar<br />
und schwarzerHosenanzug und mit<br />
ihren 78 Jahren erfrischend agil.<br />
„Keine leisen Töne!“, wiederholt sie<br />
energisch, es muss ja übertönt werden<br />
–die ganze Werbung! Dem Zuschauer<br />
muss Hören und Sehen vergehen,<br />
ja,„das ist es,was ich will, Hörenund<br />
Sehen!“ Undlangsam meint<br />
man in Gestalt dieser Frau die Kraft<br />
der Dinosaurier-Ästhetik zu begreifen:<br />
Kernig spricht sie, unsentimental,<br />
aber doch empfindsam.<br />
Dann knippst das Licht um, und<br />
im nächsten Moment ist sie schon<br />
nicht mehr T-Rex, auch nicht die<br />
Putzfrau in Steven Spielbergs Dino-<br />
Park, als die sie sich hier auch verdingt,<br />
sonderndie junge Jutta Wachowiak,<br />
die Anfang zwanzigjährig ihr<br />
erstes Engagement am Potsdamer<br />
Hans Otto Theater bekommt und selig<br />
ist, zu spielen.„Theater ist Gottesdienst,<br />
Jutta!“, flüstertjemand ihr zu.<br />
Und weil es ein geschätzter Kollege<br />
ist, hängt die Nachwuchskraft die<br />
goldenen Worte fest in ihr Gedächtnis<br />
ein und zwängt sich darunter,bis<br />
sie Jahre später begreift, dass man<br />
mit Gottesdienst im Kopf Text,<br />
Mensch undWelt nicht glaubhaft auf<br />
die Bühne bringt. Anfang der 70er<br />
muss das gewesen sein, als sie nach<br />
Karl-Marx-Stadt und einigen Filmen<br />
ans Deutsche Theater kam und dort<br />
geradewegs zu einer der großen<br />
Schauspielerinnen wurde.<br />
Auch eine ArtBilanz: Jutta Wachowiak erzählt<br />
und spielt in der DT-Box. ARNO DECLAIR<br />
Soll man nun sagen: zu einer großen<br />
deutschen Schauspielerin oder<br />
Schauspielerin der DDR? Jutta<br />
Wachowiak ist auf besondereArt beides.Das<br />
macht sie in der Boxdes DT<br />
unmissverständlich klar, wosie von<br />
ihrem„Jurassic Park erzählt“ und damit<br />
nicht nur ironisch-kritisch die eigene<br />
Biographie meint, sondern 40<br />
Jahre DDR-Geschichte und die bittereZeit<br />
danach. DerAutor Eberhard<br />
Petschinka und Regisseur Rafael<br />
Sanchezhaben geholfen, das in eine<br />
über weite Strecken geschickte Kollage<br />
aus Science-Fiction-Parodie<br />
und Erlebtem zu bringen und Wachowiak,<br />
die immer auch Dame und<br />
Troll zu sein versteht, lauscht sich<br />
mit spitzen Dino-Ohren durch Zeiten<br />
und Rollen. Enttäuschend taub<br />
wirdsie erst, als es nach dem Zusammenbruch<br />
des geliebt-gehassten<br />
DDR-Geheges in den grausamen<br />
Westen geht. Da sieht Jutta nur noch<br />
Stumpfsinn und Kritiklosigkeit. Ein<br />
starker Autor hätte mehr finden<br />
müssen. Doch tröstet, dass dieser<br />
Jutta-Abend auf loser Bodenscholle<br />
mehr ist als das. Jutta Wachowiak –<br />
eine Charakterfrau, die man auf der<br />
großen Bühne vermisst.<br />
Jutta Wachowiak erzählt Jurassic Park wieder<br />
am 24. und 31. 10., 19.30 Uhr,Tel.: 28 44 12 25<br />
Verbrecher und Bodybuilder<br />
Die Kunst-Werke zeigen eine große Werkschau der Kolumbianerin Beatriz González<br />
VonIrmgard Berner<br />
Es sollte der wohl schönste<br />
Tag ihres Lebens werden.<br />
Das Brautpaar lächelt, die<br />
Hände hält es ineinander<br />
gefaltet. Farbenfroh und im Stil der<br />
PopArt ist der Hintergrund in sattem<br />
Rosa und Orange gemalt, ikonenhaft<br />
wirkt die schwarze Umrahmung. Ein<br />
Hochzeitsbild, das sofort inseinen<br />
Bann zieht –auch, weil es zugleich irritiert.<br />
Denn die Gesichter sind grau<br />
und flach, die hellen Blumen ohne<br />
Details, die Figuren leicht verzerrt,<br />
der Titel verstörend: „Die Selbstmorde<br />
vonSisga“.<br />
Gemalt hat es die Grande Dame<br />
der lateinamerikanischen Malerei,<br />
Beatriz González. Das Bild aus dem<br />
Jahr 1965 gilt längst als Ikone. Im<br />
Oeuvreder kolumbianischen Künstlerin<br />
markiert es zugleich einen<br />
Wendepunkt, denn González hatte<br />
dieses Motiv einer Lokalzeitung, die<br />
über den mystifizierten Freitod des<br />
Paares berichtete, nicht allein des<br />
tragischen Vorfalls wegen entnommen.<br />
Es waren vielmehr die<br />
schlechte Qualität des Bildes und<br />
das Spöttische der Kurznachricht,<br />
die sie inspirierten: Siewollte„unterentwickelte<br />
Bilder für unterentwickelte<br />
Länder“ machen, sagte sie<br />
später. So dienten ihr Pressefotos<br />
und <strong>Zeitung</strong>sberichte, indenen sie<br />
die absurden Verhältnisse ihres<br />
Landes identifizierte,neben Motiven<br />
der Alten Meister fortan als Quelle<br />
für ihr Werk.<br />
PopArt intim<br />
Wiekeine andereKünstlerin thematisiert<br />
Beatriz González inihren Arbeiten<br />
die politischen Ereignisse in<br />
Kolumbien. Dabei bricht sie den anonymen<br />
Stil der Pop Art auf und reichert<br />
ihn mit Subjektivität und Intimität<br />
an. Ihre oft augenzwinkernden,<br />
farbenfrohen Gemälde zeigen<br />
tragikomische Alltagsgeschichten,<br />
Politiker, die Royals oder den Papst,<br />
dem sie einen Sombrero verpasste.<br />
Dasmachte sie über ihr Land hinaus<br />
berühmt – auch wenn sie bei uns<br />
noch viel zu wenig bekannt ist. Gezeigt<br />
werden sie nun in der großen<br />
Retrospektive, die ihr die Kunst-<br />
Werke widmen. Rund 120 Arbeiten<br />
von 1965 bis 2017 umfasst die von<br />
María Inés Rodríguez und KW-Direktor<br />
Krist Gruijthuijsen kuratierte<br />
Ausstellung.<br />
1938 in Bucaramanga, im zentralen<br />
Nordosten des Landes, geboren,<br />
wuchs González imKolumbien der<br />
„Tapen, tapen“ heißt dieses Bild von 1994, in der für Beatriz González typischen klaren<br />
Farbgebung.<br />
FRANK SPERLING<br />
„Die Selbstmorde von Sisga“ –„Los Suicidas del Sisga No 2“ heißt dieses Bild von<br />
1965, Öl auf Leinwand. BEATRIZ GONZÁLEZ/ÓSCAR MONSALVE UND MUSEO LA TERTULIA, CALI<br />
Die Familientombola<br />
40er- und 50er-Jahre auf. Einer Zeit<br />
voller politischer Unruhen, die als La<br />
Violencia, die Gewalt, in die Geschichte<br />
einging. In Vitrinen liegen<br />
Teile ihres Archivs, <strong>Zeitung</strong>sbilder<br />
aus sechs Jahrzehnten über Verbrechen,<br />
Morde und Bodybuilder. Daneben<br />
zeigen kleine farbstarke Heliogravuren,<br />
wie González diese<br />
auch in ihrem grafischen Werk zum<br />
Sujet macht. Jedoch war die Verwendung<br />
kräftiger Farben weniger eine<br />
Hommage an Pop als an ihre Heimatstadt<br />
und die Kirche dortmit der<br />
wunderschönen Deckenmalerei in<br />
Orange, Grün und Violett, die<br />
Gonzálezbeeinflusste.<br />
Düster in Farbe<br />
Später überträgt sie die schwebenden,<br />
silhouettenhaften Farbfelder<br />
auch auf schlichte Blechmöbel, die<br />
sie kauft. Indem sie Narrativedarauf<br />
malt und so deren Ästhetik verfremdet,<br />
bricht sie zugleich mit dem Begriff<br />
des Readymade in seiner ursprünglichen<br />
Bedeutung. Auf einem<br />
Tischchen ist etwa Leonardo da Vincis<br />
Abendmahl-Szene dargestellt. Es<br />
trägt den süffisanten Titel „Der letzte<br />
Tisch“. Museal platziert stehen die<br />
bunten Möbel auf weißen Sockeln in<br />
der großen Ausstellungshalle.<br />
Dominiert wird der Saal allerdings<br />
von wandfüllenden Malereien<br />
auf Vorhangstoffen, vor allem der<br />
nach EdouardManets„Frühstück im<br />
Grünen“ von1978. DerWandteppich<br />
hing damals auf der Venedig Biennale.<br />
Die andere auf Stoff gebrachte<br />
Szenerie einer Champagner-trinkenden,<br />
grotesk grinsenden politischen<br />
Elite als sich wiederholendes<br />
Figurenmotiv auf 20 Metern Länge<br />
von 1981 war letztes Jahr auch auf<br />
der Documenta 14 in Kassel in der<br />
Neuen Neuen Galerie ausgestellt.<br />
So farbig Beatriz González’ Bilder<br />
auch sind, so düster wird bald das<br />
darauf Dargestellte. Denn zu einem<br />
dramatischen Stilwechsel in ihrem<br />
Werk führte das Jahr 1985, nach dem<br />
Guerillaangriff auf den Justizpalast<br />
in Bogotá mit 94 Toten. Das Gefühl,<br />
nicht mehr lachen zu können,<br />
brachte sie dazu, Themen des Todes<br />
und des Drogenhandels mit ästhetischen<br />
Mitteln erforschen. „Warum<br />
weinst du, wenn ich lache?“ heißt<br />
denn auch der aufschlussreiche Dokumentarfilm,<br />
der zu der großartigen<br />
Ausstellung in der Pogo Bar gezeigt<br />
wird.<br />
Beatriz González: Retrospective 1965–2017<br />
bis 6.1., Kunst-Werke, Auguststraße 69<br />
Ein Fest für Schauspieler: Mit „Das Leben vor mir“ läuft eine unterhaltsame Tragikomödie in der ARD<br />
VonTorsten Wahl<br />
Der Besuch der alten Dame<br />
bringt alles aus dem Lot. Cornelius<br />
(Matthias Habich) wollte an diesem<br />
Abend eigentlich mit seinem<br />
jüngeren Lebensgefährten Frank<br />
(Stephan Kampwirth) das 25-jährige<br />
Zusammenleben feiern. Da steht<br />
seine Exfrau (Eleonore Weisgerber)<br />
an der Tür,die er seit 30 Jahren nicht<br />
mehr gesehen hat. „Mein Leben ist<br />
zu Ende und ich wusste nicht wohin“,<br />
begründet Julia ihren Besuch.<br />
Cornelius, ein 68er-Intellektueller,<br />
der in sehr komfortablen Verhältnissen<br />
lebt, nimmt sie großzügig auf,<br />
ohne Frank überhaupt zu fragen.<br />
Allein diese Dreierkonstellation<br />
sorgt schon für eine gewisse Anspannung,<br />
die zugleich sehr unterhaltsam<br />
ist. Denn Julia, die offenbar<br />
schwer erkrankt ist, begnügt sich<br />
nicht damit, geduldeter Gast zu<br />
sein, sondern fordert ihren Exmann,<br />
mit dem sie zwei Kinder hat,<br />
immer wieder heraus, bezeichnet<br />
das Konzept Familie gar als eine<br />
Tombola, die nur Scheiße verlost.<br />
Cornelius wiederum glaubte bisher,<br />
alles richtig gemacht zu haben.<br />
Stephan Kampwirth (vorn) und Matthias Habich spielen Frank und Cornelius.<br />
Er hatte nach der Trennung die Kinder<br />
großgezogen, während seine<br />
Frau in den USA als Journalistin erfolgreich<br />
arbeiten konnte. Doch sowohl<br />
Tochter als auch Sohn, gespielt<br />
vonMaren Eggertund Florian Panzner,<br />
weigern sich, die Eltern zubesuchen<br />
– offenbar ist diese Familiengeschichte<br />
doch nicht so glatt<br />
gelaufen. Ging die Selbstverwirklichung<br />
auf Kosten der Kinder?<br />
Wie unaufdringlich dieser Film<br />
in der Regie von Anna Justice in die<br />
WDR<br />
Umwege und Abgründe der Familie<br />
hineinzieht, wirkt sehr angenehm.<br />
Dabei wird nichts erklärt: Der Zuschauer<br />
sieht und hört, was er wissen<br />
muss,und darfsich sein eigenes<br />
Bild machen. DieDialoge sind klug,<br />
oft pointiert. Die Beziehung zwischen<br />
den beiden Männern wird so<br />
beiläufig inszeniert, als wäre sie<br />
schon das Normalste der Welt.<br />
Doch hinter der ausgestellten<br />
Toleranz stecken Verletzungen.<br />
Selbst die kultivierte Julia brüllt Cor-<br />
nelius unvermittelt an: „Du selbstgerechte<br />
schwule alte Sau!“<br />
Vorallem ist „Das Leben vor mir“<br />
ein Fest für die Schauspieler.Sathyan<br />
Ramesh hat das Buch speziell für<br />
Matthias Habich geschrieben, dessen<br />
Cornelius nicht nur nach den Brüchen<br />
in seinem Leben fragt, sondern<br />
noch mit Mitte Siebzig neue Erfahrungen<br />
machen muss.Sein langjähriger,<br />
deutlich jüngerer Partner Frank<br />
findet einen jüngeren Freund. Allein<br />
wie Habich, der auf vielen Theaterbühnen<br />
gestanden hat, mit der Sprache<br />
arbeitet, ist selten geworden im<br />
Fernsehen. Ob sich Cornelius lässigsouverän<br />
gibt, ob er erstaunt oder<br />
verzweifelt ist –stets findet Matthias<br />
Habich die passende Tonlage.<br />
Aber auch die Figur von Eleonore<br />
Weisgerber ist nicht so verbittert, wie<br />
sie zunächst wirkt. Julia schafft es,bei<br />
Cornelius (und beim Zuschauer) die<br />
Erinnerungen an Zeiten zu wecken,<br />
als die Kinder aufwuchsen: Die Kassetten<br />
mit gemeinsam aufgenommener<br />
Hausmusik werden zu einem Motiv,<br />
das schließlich zu einem sehr anrührenden<br />
Finale führt.<br />
Das Leben vor mir 20.15 Uhr,ARD<br />
NACHRICHTEN<br />
Streit um Livestream des<br />
Springer-Verlags geht weiter<br />
DieBild-<strong>Zeitung</strong> darfweiter ihre<br />
Livestream-Angebote zeigen. Das<br />
<strong>Berliner</strong> Verwaltungsgericht gab einem<br />
entsprechenden Eilantrag des<br />
Medienhauses Axel Springer gegen<br />
die Medienanstalt Berlin-Brandenburgstatt,<br />
wie das Gericht am Dienstag<br />
mitteilte.Gegen den Beschluss<br />
kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht<br />
Berlin-Brandenburg<br />
eingelegt werden. DieMedienanstalt<br />
hatte im Juli 2018 die Internet-Videoformate<br />
„Die richtigen Fragen“,<br />
„Bild live“ und „Bild-Sport–Talk mit<br />
Thorsten Kinhöfer“ beanstandet<br />
und dem Verlag eine Frist für einen<br />
Zulassungsantrag bis zum 3. September<br />
gesetzt. DieFormate seien<br />
als Rundfunk einzustufen und benötigten<br />
deswegen eine Sendelizenz,<br />
hatte die Medienanstalt erklärt. Dieser<br />
Begriff sei laut der 27. Kammer<br />
des Verwaltungsgerichts jedoch umstritten<br />
und in der Rechtsprechung<br />
noch nicht geklärt. EinHauptsacheverfahren<br />
steht noch aus. (dpa)<br />
Ermorderte Journalistin<br />
posthum geehrt<br />
Dievor einem Jahr ermordete maltesische<br />
Journalistin Daphne Caruana<br />
Galizia hat posthum den Anti-Korruptions-Preis<br />
vonTransparency International<br />
erhalten. Ebenfalls ausgezeichnet<br />
wurde am Montagabend<br />
in Kopenhagen die spanische WhistleblowerinAna<br />
Garrido Ramos,derenHinweise<br />
offenlegten, wie tief die<br />
frühereRegierungspartei PP in einen<br />
Korruptionsskandal verstrickt war.<br />
Ziel der gemeinnützigen internationalen<br />
Nichtregierungsorganisation<br />
mit Sitz in Berlin ist die Bekämpfung<br />
und Eindämmung vonKorruption<br />
weltweit. (dpa)<br />
Neue Sat.1-Serie startet<br />
mit mäßigem Erfolg<br />
Dieneue Sat.1-Serie „Alles oder<br />
Nichts“ erwischte am Montag einen<br />
holprigen Start. 760 000 Zuschauer<br />
schalteten um 18.30 Uhrdie neue<br />
Soap an, die fortan werktäglich zu<br />
sehen ist. DerMarktanteil betrug 3,6<br />
Prozent. In der für den Privatsender<br />
wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-<br />
jährigen Zuschauer lag er bei 5,8 Prozent<br />
und damit unter dem Senderschnitt<br />
vongut 8Prozent. (dpa)<br />
Guillermo del Toro verfilmt<br />
Pinocchio für Netflix<br />
Dermexikanische Regisseur Guillermo<br />
del Toro verfilmt die Geschichte<br />
vonPinocchio für die Streaming-PlattformNetflix.<br />
Es wirdder<br />
erste animierte Spielfilm des 54-Jährigen,<br />
wie Netflix am Montag mitteilte.Die<br />
Geschichte der Holzpuppe<br />
mit der Nase,die beim Lügen wächst,<br />
soll im Italien der 30er-Jahrespielen.<br />
„Seit ich denken kann, wollte ich diesen<br />
Film machen“, sagte DelToro, der<br />
2018 für seinen Film„Shape ofWater –<br />
DasFlüsterndesWassers“ mit dem<br />
Oscar für die beste Regie ausgezeichnet<br />
wurde.„Mitkeiner Figur hatte<br />
ich eine tieferepersönliche Verbindung<br />
als mit Pinocchio.“ (dpa)<br />
TOP 10<br />
Montag,22. Oktober<br />
1 Ein Kind wird... ZDF 5,41 17 %<br />
2 Bauer sucht Frau RTL 5,29 17 %<br />
3 Tagesschau ARD 4,96 16 %<br />
4 heute-journal ZDF 4,27 15 %<br />
5 heute ZDF 3,74 15 %<br />
6 RTL aktuell RTL 3,63 16 %<br />
7 GZSZ RTL 3,39 11 %<br />
7 SOKOPotsdam ZDF 3,39 17 %<br />
9 Die Aldi-Brüder ARD 3,26 10 %<br />
10 Extra RTL 3,19 16 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00 F101: Penthesilea ist mager<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Martin Wuttkeliest in Serie: Vernon Subutex<br />
1-3 (von Virginie Despentes)<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
19.30: Messa da Requiem<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
20.00: Die Zofen<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
19.30 Box: Jutta Wachowiak erzählt Jurassic Park<br />
20.00: VorSonnenaufgang<br />
HAU1(&25 90 04 27)<br />
19.00: Exit (Antonia Baehr)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Willkommen bei den<br />
Hartmanns<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Dickicht<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Präsidenten-Suite–Ein modernes Märchen<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30 Saal C: Shakespeare’sLast Play<br />
20.00: Champignol wider Willen<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
19.30: Fidelio –Ein deutscher Albtraum in vier<br />
Folgen: Sturm(Hauen +Stechen)<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
20.00 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher<br />
Theaterdiscounter (& 28 09 30 62)<br />
20.00: Proust 3/267 –435. Aufder Suche nach der<br />
verlorenen Zeit<br />
Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />
20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90 Minuten!)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Ghettolektuell(Idil N. Baydar aka Jilet Ayse)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Ediths Geburtstach (Ades Zabel &Friends)<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />
20.00: 2018: Odyssee im Hohlraum<br />
Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />
20.30: Stars in Concert<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
20.00: Freude ist nur ein Mangel an Information<br />
(Nico Semsrott)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Uli Lohr (Mod.)<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
18.00, 21.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
18.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Groove Symphonies (Double Drums)<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Staunen –Circus of Stars<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Richling und 2084 (Mathias Richling)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
14.00 Werner-Otto-Saal: Thomas Leleu (Tuba), Vashti<br />
Hunter (Violoncello), Espresso-Konzert<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 20.00: Deutsches Kammerorchester<br />
Berlin, Ltg.Gabriel Adorján (Violine), Johann<br />
Strauß (Sohn): Ouvertüre zur Operette„Die Fledermaus“;<br />
Fritz Kreisler:Variationen über ein Thema von<br />
Corelli F-Dur,Werkevon Klavier und Orchester;Robert<br />
Volkmann: Serenade Nr.2F-Dur op.63; Robert<br />
Fuchs: Serenade Nr.3e-Moll op.21<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: Daniel Barenboim (Klavier), Ludwig vanBeethoven:<br />
Sonate c-Moll op. 13 „Pathétique“, Sonate<br />
As-Dur op. 26, Sonate G-Dur op. 79 „Sonatine“,<br />
Sonate A-Dur op. 101<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />
19.30: Vortragsabend TrompetenklasseGabor Tarkövi<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />
8J.)<br />
11.00: Bunte Töne, HipHop-Show(ab 6J.)<br />
Charlottchen (& 324 47 17)<br />
17.00: Wusel und seine Freunde, Theater Katinchen<br />
(ab 3bis 6J.)<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />
10.00: HUAHHH –die Geister sind los! Schöner<br />
Gruseln aufBurg Eckstein –schaurigschöne<br />
Herbstferien<br />
Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00, 16.00: HerrEichhornund der erste Schnee,<br />
puppen etc. (ab 3J.)<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Laura war hier (ab 5J.)<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.30: Flimmer-Billy (ab 5J.)<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Das fliegende Kamel (ab 3bis 8J.)<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (& 34 74 53 46)<br />
10.00: BesonderRaum, KreativeStadtforschung<br />
für die Umwelt: Gemeinsam mit den Initiatoren der<br />
Besondermüll-Projekte, Gemeinschaftsarbeiten aus<br />
der Krippe<br />
Kreativhaus (& 238 09 13)<br />
10.00: Herbstferien –Aktion 2018: „Chaos auf der<br />
Erde“ –Mission Planetenrettung,(ab 5bis 10 J.)<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder(ab 3bis<br />
11 J.)<br />
Museum Lichtenberg (& 57 79 73 88)<br />
11.00: Komm doch mal rüber!?, interaktiveAusstellung<br />
für Kinder zum Thema <strong>Berliner</strong> Mauer (ab 8bis<br />
12 J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
16.00: Das tapfere Schneiderlein, Märchenpuppenspiel<br />
(ab 4J.)<br />
Schaubude Puppentheater (& 423 43 14)<br />
10.00: Der kleine Wassermann, Puppentheater mit<br />
Live-Musik (ab4bis 7J.)<br />
Tierpark Berlin (& 51 53 10)<br />
10.00: Binturong und Amortiger –Mit Pinsel und Stift<br />
auf Pirsch im Tierpark, Workshop (ab 10 bis 14 J.).<br />
Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
aquarium (Skalitzer Str.6)<br />
19.00: Gespräche mit GenialenDilletanten, Jacek<br />
Slaski, Buchpremiere mit Performence und Gespräch<br />
Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />
20.30: Siegfried. Jörg Schröder erzählt Ernst Herhaus<br />
Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />
19.30: Studio LCB:Verzeichnis einiger Verluste,<br />
Judith Schalansky,mit Gespräch mit Jutta Person und<br />
Alexander Cammann, Mod.: Maike<br />
Albath<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />
20.00: Buchpremiere: Brechts Berlin –Literarische<br />
Schauplätze, Michael Bienert, Buchvorstellung und<br />
Gespräch. Mod.: KarlKröhnke<br />
ocelot, not just another bookstore<br />
(& 97 89 45 92) 20.00: Das Gedicht und sein Double,<br />
mit Lydia Daher,Volker Sielaff u.a., Buchpremiere<br />
und Vernissage<br />
Rock<br />
Das Beste<br />
von<br />
Gestern<br />
Die britische Rockband<br />
Pink Floyd besteht nur<br />
noch aus ihren überlebenden<br />
Einzelteilen, wie jeder weiß,<br />
der sich dafürinteressiert. Seit<br />
dem Toddes Keyboarders Rick<br />
Wright vorzehn Jahren pflegen<br />
die drei Hinterbliebenen jeder<br />
für sich das Pink-Floyd-Erbe,<br />
wobei sich vor allem die Darbietungen<br />
der verfeindeten<br />
Ex-Kollegen Roger Waters und<br />
David Gilmour musikalisch<br />
zum Teil erstaunlich ähneln.<br />
Es gibt bei ihnen auch ein paar<br />
Überschneidungen im Repertoire,<br />
während Nick Mason vor<br />
allem das frühe Zeug spielt.<br />
Wenn man sich jetzt bei den<br />
jeweiligen Programmen das<br />
einzige originale Bandmitglied<br />
auch noch wegdenkt, ist man<br />
bei der „weltbesten Pink-<br />
Floyd-Show“ (Reklame), die<br />
unter dem Namen Brit Floyd<br />
um die Welt tourt. Die Tributband<br />
aus Liverpool idolisiert<br />
die Klassiker auf porentief<br />
reine Weise. Frank Junghänel<br />
Brit Floyd 20 Uhr,Admiralspalast,<br />
Friedrichstraße 101/102<br />
Weitgehend<br />
ohne Absicht<br />
Große Namen vom Kult-Dirigenten bis zum<br />
Kult-Orchester geben sich ein Stelldichein –<br />
mit oft verblüffenden Programmen<br />
Mit einer Hommage an Leonard Bernstein: der venezolanische Dirigent Gustavo Dudamel.<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören<br />
und keine Interpreten.<br />
Er sucht Veranstaltungen,<br />
die musikalische Erfahrungen<br />
bieten könnten –<br />
neuartige, begeisternde<br />
oder herzerwärmende.<br />
Stars satt bietet das <strong>Berliner</strong><br />
Klassik-Buffet der nächsten<br />
Woche! Daniel Barenboim<br />
beginnt heute Abend endlich<br />
wieder einen Beethoven-Klaviersonaten-Zyklus<br />
–elf Jahre nach<br />
dem letzten wurde es höchste Zeit,<br />
und wir hoffen, dass auch dieser wieder<br />
veröffentlicht wird, auf SACD,<br />
Bluray,4KUltra-HD und was die Medienwelt<br />
an hochauflösenden Spezialitäten<br />
sonst noch bereit hält.<br />
Star Nummer zwei ist Gustavo<br />
Dudamel, den man vor drei Jahren<br />
ernsthaft für einen Chef-Anwärter<br />
der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker gehalten<br />
hat. In den zwei Programmen,<br />
die er mit ebendiesem Orchester<br />
präsentiert, erweist er dem bedeutendsten<br />
Jubilar des Jahres die Ehre:<br />
Ab morgen dirigiert er Leonard<br />
Bernsteins „Divertimento“ von1980,<br />
ein kurzweiliges Orchesterkonzert<br />
für das Boston Symphony Orchestra<br />
mit Walzern, Märschen und Blues,<br />
am Mittwoch nächster Woche gibt es<br />
die Erste Symphonie von 1942, aus<br />
einer Zeit, in der Bernstein noch eine<br />
Karriere als hauptberuflicher Komponist<br />
ins Auge fasste.Entsprechend<br />
ist die Partitur wesentlich ambitionierter,<br />
weniger auf den raschen Effekt<br />
abgestellt, sorgfältiger entwickelt<br />
und stilistisch eigenwilliger,<br />
und auch der Titel „Jeremiah“ zeugt<br />
nicht von falscher Bescheidenheit,<br />
sondern vom Streben nach Gewicht<br />
und vonInteresse an der eigenen jüdischen<br />
Herkunft. Im letzten der drei<br />
Sätzesingt ein Mezzosopran aus den<br />
Klageliederndes Propheten –mit der<br />
eigenen Vertonung dieser oft komponiertenVerse<br />
stellte sich Bernstein<br />
einer jahrhundertelangen Tradition.<br />
Dudamel kombiniertdiese Werke<br />
mit Komponisten, die Bernstein<br />
nicht nur dirigiert hat, sondern deren<br />
Idee einer nicht radikal neuen,<br />
sondern radikal kommunikativen<br />
Musik erteilt. Gustav Mahlers massige<br />
Fünfte steht neben dem „Divertimento“,<br />
die schrundige, dämonisch-infantile<br />
und surreale Fünfzehnte<br />
von Dmitri Schostakowitsch<br />
neben der knapp 30 Jahrefrüher entstandenen<br />
Ersten vonBernstein.<br />
Derdritte Star ist Teodor Currentzis,<br />
der Kult-Dirigent aus Perm und<br />
Stuttgart, wo er jüngst das Fusionsprodukt<br />
SWR Symphonieorchester<br />
übernommen hat. Im Kammermusiksaal<br />
ist er mit seiner MusicAeterna<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Vorname<br />
15.45, 20.30; 100 JahreArtur Brauner: Hitlerjunge<br />
Salomon 18.00<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Werk ohne Autor<br />
15.15<br />
Delphi LUX (& 322 931040) Dogman 15.30,<br />
18.00, 20.30; Der Vorname 16.00, 18.20, 20.40;<br />
Werk ohne Autor 19.30; Alles ist gut 15.30; Bad<br />
Times atthe El Royale (OmU) 17.40, 20.45; Offenes<br />
Geheimnis 16.30; Dogman (OmU) 13.40,<br />
16.00; Mario 13.50, 18.20; Queer Film Nacht:<br />
Preview: Sorry Angel –Plaire, aimer et courir vite<br />
(OmU) 21.00; AStar Is Born 15.00; AStar IsBorn<br />
(OF) 21.00; Girl 14.00, 19.00; Girl (OmU) 16.30;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 21.20<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Mackie Messer<br />
17.15; Abgeschnitten 20.00;Champagner &Macarons<br />
17.00; Nanouk 18.45; Verliebt in meine Frau<br />
20.30<br />
Kant Kino (& 319 9866) Ballon 14.15, 17.40,<br />
20.30; Die Unglaublichen II14.45, 17.30, 21.00;<br />
Pettersson und Findus 15.00; The Guilty 17.00,<br />
19.00, 21.00; Thilda &die beste Band der Welt<br />
14.00; Book Club 16.00; BlacKkKlansman 18.15;<br />
Mackie Messer 14.45, 20.30; AStar Is Born 17.00,<br />
20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Venom 11.45,<br />
14.30; 3D: Venom 17.15, 20.00, 22.50; Die Unglaublichen<br />
II 11.30; 3D: Die Unglaublichen II<br />
14.20;AStarIsBorn17.15, 20.15; JohnnyEnglish:<br />
Man lebt nur dreimal 23.15; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 11.10, 13.20, 15.30, 17.50; Preview:<br />
25 km/h 20.10; AStar IsBorn 22.50; Book<br />
Club12.15; Ballon 14.45,20.30;3D: DieUnglaublichen<br />
II 17.35;The Nun 23.15; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.00, 14.30; Abgeschnitten<br />
16.50,22.15;Johnny English: Manlebt nur dreimal<br />
19.45; AStarIsBorn11.45;MackieMesser 14.30;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 17.20; Die Unglaublichen II 20.10;<br />
Venom (OF) 23.00; Werk ohne Autor 11.45,15.30;<br />
Abgeschnitten 19.45; Mackie Messer 22.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Why Are We<br />
Creative? (OmU) 11.00; Sweet Country (OmU)<br />
12.45; Welcome to Sodom – Dein Smartphone<br />
ist schon hier 14.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 16.15; Gundermann 18.00; Ballon<br />
20.15; Leave NoTrace (OF) 22.15; 303 (OmU)<br />
11.00; BlacKkKlansman 13.30; Verliebt in meine<br />
Frau (OmU) 15.45; Durch die Wand (OmU) 17.15;<br />
Girl 19.00; Dogman (OmU) 20.45; Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 22.30; Hamburger<br />
Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner<br />
Polizeiarbeit“ 11.00; Ploey –Dufliegst niemals<br />
allein 12.20; Die Abenteuer von Wolfsblut 13.45;<br />
Pettersson und Findus 15.10; Mario 16.30; Why<br />
Are WeCreative? (OmU) 18.30; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 20.00; Venom (OF) 22.15<br />
Intimes (& 29 77 76 40)Christopher Robin 13.00;<br />
Käpt‘n Sharky 15.00; Mackie Messer 16.45; Alles<br />
ist gut 19.00; The Man Who Killed Don Quixote<br />
(OmU) 21.15; Der Himmel über Berlin (OmenglU)<br />
23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Kleine Helden<br />
–Etles mistrals gagnants (OmU) 16.00; Gundermann<br />
17.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(OmU) 20.15; Leave No Trace (OmU) 22.30; Waldheims<br />
Walzer 16.15; Unser Saatgut: Wirernten,was<br />
wir säen–Seed: TheUntoldStory(OmU) 18.00; Die<br />
Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings<br />
20.00;Why Are We Creative? (OmU) 22.00<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Wackersdorf<br />
18.00; Gundermann 20.15; Styx 22.30; AWoman<br />
Captured –Eine gefangeneFrau (OmU)18.00; Afabrica<br />
denada (OmU) 19.45; Sweet Country (OmU)<br />
23.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 0200) AStar IsBorn<br />
13.45, 19.50; Die Unglaublichen II13.50, 16.50;<br />
Venom 14.00; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.00; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.10; 3D: Die Unglaublichen II 14.10, 17.10;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.20,17.20,<br />
20.20; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 16.40, 19.50; 3D: Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 17.00; Book Club 17.10;<br />
3D: Venom 17.15, 20.00; Abgeschnitten 19.40;<br />
Preview: 25km/h 19.45; Ballon 20.10<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Pettersson und Findus<br />
13.00; Christopher Robin 16.45; Mackie Messer<br />
18.15; Sauerkrautkoma 18.35; Wackersdorf 20.20<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Die Unglaublichen<br />
II 12.00, 14.30, 16.15, 17.30; Christopher<br />
Robin 12.00; Pettersson und Findus 12.20; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 12.20, 14.45, 17.50,<br />
20.10; Ploey – Du fliegst niemals allein 12.30,<br />
14.40; Käpt‘n Sharky 12.40; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.45, 15.10, 17.40; 3D:<br />
Die Unglaublichen II 12.50, 17.00, 19.50; Venom<br />
14.20, 20.15; 3D: Smallfoot – Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.30;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 14.50; Seniorenkino:<br />
Hereinspaziert! 15.00; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 16.50, 19.40;<br />
3D: Venom 17.05, 19.50; AStar IsBorn 17.10,<br />
20.00; Blame –VerbotenesVerlangen 17.20; Abgeschnitten<br />
19.30; Ballon 20.00; Preview: 25km/h<br />
20.15<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Bad Timesatthe El Royale<br />
(OmU) 16.00, 18.30, 22.00; Pornfilmfestival:<br />
Filmprogramm 21.30; B BlacKkKlansman (OmU)<br />
19.00<br />
fsk amOranienplatz (& 614 2464) The Guilty<br />
(OmU) 18.00, 22.15; Sandmädchen 18.00; Ex<br />
Libris: Die Public Library von New York 19.45; Girl<br />
(OmU) 20.00<br />
Moviemento (& 692 4785) Pornfilmfestival: It is<br />
not the Pornographer who is Perverse (OF) 12.00;<br />
Pornfilmfestival: Fetish Porn Shorts (OmenglU)<br />
13.45; Pornfilmfestival: Plastic + Fur + Second<br />
Shutter (OF) 15.45; Pornfilmfestival: Fikkefuchs<br />
– Fikkefuchs (OmenglU) 17.30; Pornfilmfestival:<br />
Shakedown (OF) 19.45; Pornfilmfestival: BDSM<br />
Porn Shorts (OmenglU) 21.30; Pornfilmfestival:<br />
Political Porn Shorts (OmenglU) 12.15;Pornfilmfestival:<br />
Professor Marston &The Wonder Women (OF)<br />
14.00; Pornfilmfestival: Gay Porn Shorts (OmenglU)<br />
16.15; Pornfilmfestival: Nights in Black Leather<br />
(OF) 18.15; Pornfilmfestival: Experimental Porn<br />
Shorts (OmenglU) 21.00; Pornfilmfestival: Profani +<br />
Besos de Mazapan +FuckingAgainst Fascism (OF)<br />
23.00; Pornfilmfestival: Fun Porn Shorts (OmenglU)<br />
13.00; Pornfilmfestival: Music Porn Shorts (OmenglU)<br />
14.45; Pornfilmfestival: Adorn +Landlord (OF)<br />
16.30; Pornfilmfestival: Bixa Travesty –Tranny Fag<br />
(OmenglU) 18.30; Pornfilmfestival: Frig (OmenglU)<br />
20.30; Pornfilmfestival: We Are the Flesh –Tenemos<br />
la carne (OmenglU) 22.15<br />
Sputnik (& 694 11 47) Mein Freund Knerten<br />
15.00; Durch die Wand –The Dawn Wall (OmU)<br />
18.45; Kindeswohl –The Children Act(OmU) 20.30;<br />
Offenes Geheimnis –Todos losaben (OmU) 22.15;<br />
Christopher Robin 15.00; Die defekte Katze 16.45;<br />
Wackersdorf 18.30;The Man Who Killed Don Quixote<br />
(OmU)20.45; Kinobar imSputnik B-Movie: Lust<br />
&Sound in West-Berlin (OF) 22.15<br />
Yorck (& 78 91 32 40) DerVorname15.30,17.45,<br />
20.00; The Guilty 22.15; New Pettersson und Findus<br />
14.45; AStar Is Born 16.45; Werk ohne Autor<br />
19.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Thilda &die beste<br />
Band der Welt 10.00; Smallfoot 10.00, 13.15,<br />
15.30; Ploey – Du fliegst niemals allein 10.00,<br />
12.00, 15.30; Pettersson und Findus 10.00,<br />
13.45; Die Unglaublichen II10.00, 13.00, 14.30,<br />
17.15, 20.00; Hotel Transsilvanien 312.15; Johnny<br />
English 12.30, 15.45, 18.00, 20.15; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 14.45; AStar IsBorn<br />
17.00, 20.00; Klassentreffen 1.0 17.30; 3D: Venom<br />
17.45,20.30; Ballon 20.15<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Werk ohne<br />
Autor 10.00, 16.45, 20.30; Nanouk 10.15, 15.45,<br />
20.30; 3D: Smallfoot 13.00, 18.00; Die Abenteuer<br />
von Wolfsblut 13.30; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.25; ICan Only Imagine 15.30; Following<br />
Habeck 18.30; Gundermann 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (& 93 03 02 60) Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 11.30,14.00;<br />
Die Unglaublichen II 11.30, 14.10, 16.55; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 11.30, 14.00; Smallfoot<br />
–Ein eisigartigesAbenteuer 11.40, 14.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 11.45, 14.30,<br />
17.10; Pettersson und Findus 12.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 12.00, 14.30, 17.00,<br />
19.45; Der Vorname 12.30, 15.00, 17.30, 20.15;<br />
Venom 14.10; AStar Is Born 16.30, 19.40; Ballon<br />
16.50, 19.50; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.00, 19.55; 3D: Venom<br />
17.10, 20.00; Abgeschnitten 19.50; Preview:<br />
25 km/h 20.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Das doppelte Lottchen<br />
17.00; Weit. Die Geschichte von einem Weg umdie<br />
Welt 18.45; Gundermann 21.00; Das stille Leuchten<br />
18.00; Unser Saatgut:Wir ernten, was wir säen<br />
–Seed: The Untold Story (OmU) 20.00; Die defekte<br />
Katze 21.45<br />
Babylon (& 242 5969) KinderwagenKino: Glücklich<br />
wie Lazzaro 11.00; Erklärt Pereira –Sostiene<br />
Pereira 17.00; Das Geheimnis von Neapel –Napoli<br />
velata (OmU) 17.15; Der Doktor aus Indien –<br />
The Doctor from India (OmU) 17.45; Fellinis Das<br />
süße Leben –Ladolce vita (OmenglU) 19.00; The<br />
Truth: Lost at Sea (OmenglU; m. Gast, Diskussion<br />
u. Vorfilm) 19.30; Das große Fressen –Lagrande<br />
bouffe (OmU) 19.30; Ginger und Fred –Ginger e<br />
Fred (OmU) 21.00; TheMan Who KilledDon Quixote<br />
(OmU)22.00; 2001: OdysseeimWeltraum –2001:<br />
ASpace Odyssey (OmU) 22.15<br />
CentralHackescher Markt (& 28 59 99 73)Thilda<br />
&die beste Band der Welt 13.00; AStar IsBorn<br />
(OmU) 15.00, 21.00; Bad Times at the ElRoyale<br />
(OmU)18.00; Pettersson undFindus 10.00, 14.30;<br />
AStar IsBorn (OmU) 11.45; Thilda &die beste<br />
Band der Welt 16.15; WhyAre We Creative? (OmU)<br />
18.30; Bad Times atthe El Royale (OmU) 20.30<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 0200) Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 11.00; Der Vorname 11.00,<br />
14.15, 17.00, 20.15, 23.10; Die Unglaublichen II<br />
11.10, 14.30, 17.15, 19.40; 3D: Venom 11.15,<br />
14.00, 17.30, 20.20, 23.10; Smallfoot 11.20,<br />
13.50;Johnny English: Manlebtnur dreimal 11.40,<br />
14.50,17.20, 20.00,22.50; Ballon 11.45, 16.30;<br />
Pettersson und Findus 11.50; 3D: Smallfoot12.00;<br />
3D: Die Unglaublichen II 13.40, 16.45; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 13.50; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.10, 20.10; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.10; Bad Times atthe El Royale 16.30, 22.45;<br />
Book Club 16.50; AStar IsBorn 16.50, 19.30,<br />
22.30; Preview: 25 km/h 19.45; Abgeschnitten<br />
19.50, 22.45; The Nun 20.00, 23.15; The Happytime<br />
Murders 22.40; Searching 23.00<br />
Hackesche Höfe (& 283 4603) Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 14.30; AStar Is Born (OmU) 17.00,<br />
19.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU)<br />
22.30; Wackersdorf 14.30; Offenes Geheimnis –<br />
Todos lo saben (OmU) 17.15; Premiere: Moritz<br />
Daniel Oppenheim (OmU; m. Gästen) 20.00; Nanouk<br />
(OmU) 14.30, 19.30; Mackie Messer 16.45,<br />
21.45; Gundermann 14.45; Die Gentrifizierung bin<br />
ich. Beichte eines Finsterlings (OmenglU) 17.30;<br />
Dogman (OmU) 19.45,22.00; Ex Libris: Die Public<br />
Library von New York –ExLibris: New York Public<br />
Library (OmU) 16.00; Girl (OmU) 20.00<br />
International (& 24 75 60 11) Werk ohne Autor<br />
15.00, 19.30<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Berlin.Dokument:<br />
Allein machen sie dich ein 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Venom 12.00, 14.40, 16.50, 20.00; Smallfoot –<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 12.00, 14.00, 17.20;<br />
Pettersson und Findus 12.00; Meine teuflisch gute<br />
Freundin 12.00; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
12.00, 14.45, 17.30, 20.00; Die Unglaublichen<br />
II 12.00, 13.30, 14.15, 16.30, 19.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 12.00, 14.20,<br />
17.30; Christopher Robin 12.30; Yol Arkadasim II<br />
(OmU) 14.20, 17.00, 19.45; Grüner wirdís nicht<br />
15.00; Das schönste Mädchen der Welt 15.00;<br />
3D: Die Unglaublichen II16.55; Hotel Transsilvanien<br />
3:Ein Monster Urlaub 17.10; Göktasi (OmU)<br />
17.45; AStar Is Born 19.30; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal –Johnny English StrikesAgain (OF)<br />
19.50; Hunter Killer 20.00; AStar Is Born (OF)<br />
20.00; Venom (OF) 20.15<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Dogman (OmU) 15.50;<br />
CourageFilm Festival:Die beste aller Welten 18.00;<br />
Sweet Country (OmU) 20.00; Glücklich wie Lazzaro<br />
–Lazzaro felice (OmenglU) 22.00<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) AStar Is Born (OmU)<br />
17.00, 20.00<br />
Passage (& 68 23 70 18)Alles ist gut 15.30; Bad<br />
Times atthe El Royale (OmU) 17.45, 20.45; Werk<br />
ohne Autor 15.15, 19.30; Die defekte Katze 15.00;<br />
Gundermann 17.15, 20.00; The Guilty 15.00,<br />
19.00; The Guilty – Den skyldige (OmU) 17.00,<br />
21.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) JohnnyEnglish: Manlebt<br />
nur dreimal –Johnny English Strikes Again (OmU)<br />
17.20,19.30; JohnnyEnglish:Man lebt nur dreimal<br />
–Johnny English StrikesAgain (OF) 21.40; Dogman<br />
(OmU) 16.40, 19.00; BlacKkKlansman (OF) 17.15,<br />
20.15; Mario 18.30, 21.20; Bad Times atthe El<br />
Royale (OF) 21.10; Offenes Geheimnis –Todos lo<br />
saben (OmU) 17.30; AStar IsBorn (OF) 20.30<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Die Unglaublichen II 14.30,17.15; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.50, 17.25, 20.15; Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 15.10; Venom<br />
17.40; 3D: Venom 20.00; Preview: 25km/h 20.00<br />
Wolf (& 921 03 93 33) WaldheimsWalzer (OmenglU)<br />
12.00; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(OmU) 12.00, 17.00; Dogman 14.00, 21.10;<br />
Sweet Country (OmU) 14.30; Kurze für Kids: KUKI<br />
ab 4(OF) 16.00; Ava (OmU) 17.00; Leave No Trace<br />
(OmU) 19.00; Ex Libris: Die Public Library von<br />
NewYork –ExLibris: NewYork Public Library (OmU)<br />
19.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Pettersson<br />
und Findus 13.30; Der Vorname 15.00, 18.15,<br />
20.30; Die Unglaublichen II 15.30, 17.15; Ballon<br />
20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Der Vorname<br />
15.30, 17.45, 20.00; Mario 19.00, 22.15;<br />
AStar IsBorn (OmU) 17.30, 20.30; Die Unglaublichen<br />
II 14.45, 16.15; The Guilty 21.40; Pettersson<br />
und Findus 14.15; Dogman 16.45, 19.00; Bad<br />
Timesatthe El Royale (OmU)21.15; Mackie Messer<br />
14.00, 17.20; Gundermann 14.30,20.15
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Die Hungrigen und die Satten, Timur Vermes,<br />
Buchpremiere<br />
KONZERT<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Brit Floyd –Pink FloydShow<br />
AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Roosevelt (Electro)<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Lemaitre &Dagny<br />
Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />
19.00: Monuments<br />
Café Lyrik (& 44 31 71 91)<br />
19.30: Lüül (Gesang,Gitarre, Ukulele) &Kerstin<br />
Kaernbach (Geige, Bratsche, singende Säge), Lüül im<br />
Duo: Fremdenzimmer<br />
Anzeige<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Caligula’sHorse, Circles, IBuilt The Sky<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: Michl<br />
Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />
22.30: MattBianco<br />
VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />
20.00: Conchita &Band<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
21.00: Richard Aramé Band<br />
CLUB<br />
August Fengler (Lychener Str.11)<br />
22.00: DJ S.T.P.<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Slowmojo, Moji u. a.<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: FunnyVinylsfor Fall, Mr.B&MissVergnügen<br />
Schlingensief<br />
zu Gast, und als Kult-Dirigent kann<br />
man es sich leisten, ausschließlich<br />
ein Werk des 21. Jahrhunderts anzusetzen:<br />
Die 75-minütigen „Tristia“<br />
von Philippe Hersant. Auch das ist<br />
wie Schostakowitschs Symphonie<br />
keine neue Musik im radikalen<br />
Sinne, sondern ein Werk mit Aussage:<br />
Zunächst hatte Hersant Texte<br />
vertont, die aus einem Schreibkurs<br />
französischer Gefängnisinsassen<br />
hervorgegangen waren; Currentzis<br />
beauftragte ihn dann, diese kurzen<br />
Chorstücke zu einem großen Werk<br />
auszuarbeiten. Hersant zog auch<br />
russische Texteheran und erweiterte<br />
seine Skizzen zu sieben Zyklen, die er<br />
mit den Danteschen Höllenkreisen<br />
vergleicht. Hier wird gewispert und<br />
geschrien, aber relativ chorgeläufig<br />
gesungen. Am Ende steht die Utopie<br />
einer Welt ohne Gewalt.<br />
Man befürchtet eine einigermaßen<br />
redundante und musikalisch<br />
nicht übermäßig interessante politische<br />
Meinungsäußerung, nach der<br />
alle mit sauberem Gewissen nach<br />
Hause gehen können. Ausgerechnet<br />
die Wiener Philharmoniker, inunserer<br />
Star-Reihe gewissermaßen ein<br />
Star-Kollektiv, versprechen da mehr<br />
KLASSIK<br />
Barenboim: 24. &26.10., 19.30, Pierre<br />
Boulez-Saal, Französische Str.33D<br />
Dudamel mit Mahler: 25. &26.10., 20<br />
Uhr,27.10., 19 Uhr,Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Currentzis: 25.10., 20 Uhr,Kammermusiksaal,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Wiener Philharmoniker: 29.10., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus am Gendarmenmarkt<br />
Dudamel mit Schostakowitsch: 31.10.,<br />
1. &2.11., 20 Uhr,Philharmonie<br />
IMAGO<br />
Aufregung. Das als stockkonservativ<br />
verschriene Orchester wird demnächst<br />
vom Konzerthaus in dessen<br />
Hommage-Reihe geehrt, ist aber<br />
schon am Montag am Gendarmenmarkt<br />
zu Gast und verblüfft mit<br />
neuer Musik: Schönbergs lange<br />
nicht mehr gehörte „Verklärte<br />
Nacht“ ist das älteste Stück, sonst<br />
gibt es Werke des Österreichers Johannes<br />
Maria Staud und von John<br />
Cage.Der benannte in seinen letzten<br />
Jahren seine Stücke nur noch nach<br />
der Zahl der Mitwirkenden, hier<br />
„Sixty-Eight“, und fabrizierte sie mit<br />
Hilfe von sogenannten „Time-brackets“,<br />
die dem Musiker sagen, in<br />
welchem Zeitraum und wie lange er<br />
seine Töne ungefähr spielen soll.<br />
DieseStücke sind in der Regel relativ<br />
wohlklingend, provozieren<br />
aber auch durch weitgehende Abwesenheit<br />
irgendeiner Absicht.<br />
Würde Cage doch Unmenschlichkeit<br />
anprangern, dann wüsste man,<br />
woran man ist! So jedoch bleibt<br />
man allein mit seinem Sinnverlangen<br />
und wird der eigenen Vorstellung<br />
inne, dass die Kunst gefälligst<br />
füllen soll, was die Betriebsamkeit<br />
des Westens leer lässt.<br />
Aber seine<br />
Filme haben<br />
wir noch<br />
Heute würde Christoph<br />
Schlingensief 58 Jahre alt<br />
werden, wenn er nicht im August<br />
2010 gestorben wäre. Berlin<br />
ist noch immer untröstlich.<br />
Zum Beispiel bräuchte man<br />
nicht lange zu überlegen, wem<br />
man die Volksbühne überlassen<br />
sollte. Außerdem hätte<br />
sich, aufgemuntertvon Schlingensief,<br />
der schonganz andere<br />
Sachen verwirklicht hat, die<br />
Verkehrslenkungsbehörde vielleicht<br />
doch getraut, das Dau-<br />
Mauer-Projekt zu genehmigen.<br />
Wenn uns auch seine gute<br />
Laune und sein Schaffensfuror<br />
fehlt, so haben wir doch noch<br />
seine Filme. Soempfiehlt sich<br />
alljährlich zum Tagder deutschen<br />
Einheit die Vorführung<br />
von „Das deutsche Kettensägenmassaker“.<br />
Im Lichtblick<br />
stehen zum Schlingensief-Geburtstag<br />
„United Trash“, „Udo<br />
Kier −Tod einesWeltstars“ und<br />
„Die Schlacht der Idioten“ auf<br />
dem Programm. Ulrich Seidler<br />
Christoph Schlingensief Geburtstagsspecial<br />
ab 19 Uhr im Kino Lichtblick,<br />
Kastanienallee77, Eintritt:8Euro<br />
Columbiahalle (& 69 81 28 14)<br />
20.00: Bullet ForMyValentine, Of Mice &Men,<br />
Nothing More<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: The Kilkennys<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: Brazulka<br />
Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />
20.00: 6Lack<br />
Funkhaus Berlin (& 12 08 54 16)<br />
20.00: Rue Royale, support: Ryan O’Reilly<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
21.00: Mark Guiliana Jazz Quartet<br />
Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />
20.00: William Fitzsimmons &Joshua Radin<br />
Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />
20.00: Master Drummers of Burundi<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Joja Wendt, Stars on 88<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: Carbon Leaf<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.00: TheEskies<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
19.00: The Eskies<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
19.30: Anemone<br />
musicAeterna<br />
TEODOR CURRENTZIS<br />
musicAeterna chorus and orchestra of Perm Opera<br />
Hersant Tristia für gemischten Chor und Ensemble<br />
Mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation<br />
KAMMERMUSIKSAAL<br />
DONNERSTAG<br />
25.10.18<br />
20 UHR<br />
KA<br />
RTEN: 030/254 88-999, www.berliner-philharmoniker.de<br />
Foto: Olya Runyova<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Mittwochs-Party<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
20.00: Oh, excusez moi, Isa Rude, Moodymack u. a.<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
22.00: Heat Wave,Erik Raynal<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 19.00: Box HappyHour<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Thrill Walk xRTS.FM, Sankt Göran, Ron Wilson,<br />
Melina, Cem Orlow<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor NewFaces,Stephno,Marco H, DJ Spit<br />
WaterGate (& 61 28 03 94)<br />
23.55: Shades, MikeDunn, Justin Ramsey, Marie<br />
Midori<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
20.00: TangoVicioso<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso –TangoArgentino<br />
KINO<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
Smallfoot 14.00; Gundermann 14.00, 21.30; 3D:<br />
Die Unglaublichen II 14.00, 16.50; Johnny English<br />
(OmU) 14.15, 16.40, 19.50, 23.00; Die Unglaublichen<br />
II 14.15, 16.40; Der Vorname 14.20,17.30,<br />
20.00, 22.40; Verliebt in meine Frau 14.30; Pettersson<br />
und Findus 14.30; 3D: Smallfoot 16.30;<br />
Champagner &Macarons 16.30; Mackie Messer<br />
16.45; Werk ohne Autor 17.00, 19.00, 21.00;<br />
The Guilty 19.00; Nanouk 19.00; Ballon 19.40;<br />
Preview: 25km/h 19.45; Dogman 21.00; Die Unglaublichen<br />
II (OmU) 22.30; AStar IsBorn (OmU)<br />
22.30; The Guilty (OmU) 23.00<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) AWoman Captured<br />
(OmU) 18.00; Nanouk (OmU) 19.30; Gundermann<br />
21.15<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) United Trash<br />
20.00; Todeines Weltstars 22.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) AStar<br />
Is Born 14.10, 16.40, 19.45; Venom 14.15; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 14.15; Die Unglaublichen<br />
II14.20, 17.15; Die Abenteuer von Wolfsblut<br />
14.20; Smallfoot 14.30; Hotel Transsilvanien 3<br />
14.30; Der Vorname 14.30, 17.00, 20.00, 23.00;<br />
Pettersson und Findus 14.35; Johnny English<br />
15.00, 17.30,20.00, 22.30;Abgeschnitten 16.30,<br />
22.50; Klassentreffen 1.0 16.45, 19.45; 3D: Venom<br />
17.00, 20.15, 23.00; 3D: Smallfoot 17.00;<br />
Ballon17.05, 20.00; DasHausder geheimnisvollen<br />
Uhren 17.10; Bad Times atthe El Royale 19.35,<br />
22.45; Yol kenari (OmU) 19.45; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 19.50, 22.45; Preview: 25km/h 20.00;<br />
Mission: Impossible – Fallout 22.45; The Nun<br />
23.00;The Happytime Murders 23.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 11.00, 14.10; Hotel<br />
Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 11.00; 3D:<br />
Die Unglaublichen II 11.00, 13.30, 16.40, 19.30;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 11.10, 14.10,<br />
16.45, 20.10; Die Abenteuer von Wolfsblut 11.10;<br />
Das Haus der geheimnisvollenUhren 11.10, 13.30;<br />
Die Unglaublichen II 11.20,13.50, 17.00; Christopher<br />
Robin 11.20; Pettersson und Findus 11.30;<br />
Werk ohne Autor 13.30; 3D: Venom 13.50, 16.50,<br />
20.15; Das schönste Mädchen der Welt 13.50;<br />
Der Vorname 14.30, 17.00, 19.30; Ballon 16.20;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 16.30, 20.10; 3D: Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />
16.45; Book Club 17.30; Bad<br />
Times atthe El Royale 19.40; AStar Is Born 19.45;<br />
Preview: 25 km/h 19.45; Abgeschnitten 19.50<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Nanouk 15.30; Book Club 18.00, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Kindeswohl 18.00; Gundermann<br />
20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) AStar Is Born (OmU)<br />
17.30, 20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Menashe (OmU) 18.15;<br />
Mario (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.10,<br />
14.35, 17.20; Pettersson und Findus 10.00, 12.20;<br />
JohnnyEnglish 10.00,12.30,15.00,17.30, 20.00;<br />
Die Unglaublichen II 10.00, 11.50, 13.30, 14.30,<br />
16.30; Grüner wirdís nicht 15.00; Venom 17.10;<br />
Der Vorname 17.20, 19.45; AStar IsBorn 19.40;<br />
Hunter Killer 20.00; Preview: 25 km/h 20.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 3336081) Book<br />
Club 13.30; Das Prinzip Montessori 15.45; Grüner<br />
wirdís nicht 17.45; Mackie Messer 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Der Vorname 15.00,<br />
17.30, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />
12.10, 14.35, 17.00; Pettersson und Findus 10.00,<br />
11.55;JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal10.00,<br />
12.30, 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 10.00; Gans im Glück<br />
10.00; Die Unglaublichen II 10.00, 12.05, 13.30,<br />
13.55, 17.00,19.55,22.40;Das Hausder geheimnisvollen<br />
Uhren 10.00; Käpt‘n Sharky 11.55; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 12.15; Venom 14.00,<br />
16.30; 3D: DieUnglaublichen II 14.45, 17.35; Grünerwirdísnicht<br />
15.00; AStarIsBorn16.45, 19.30,<br />
22.30; Ballon 16.55; Klassentreffen 1.0 19.50;<br />
3D: Venom 20.00, 22.50; Hunter Killer 20.00; Preview:<br />
25km/h 20.00; The Equalizer II 22.50; Bad<br />
Times at the ElRoyale 22.50; The Nun 23.15<br />
Thalia Movie Magic (& 774 3440) Smallfoot –<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 14.00; Pettersson<br />
und Findus 10.00, 14.15; Die Unglaublichen<br />
II 10.00, 14.45, 17.45; Christopher Robin 10.00;<br />
3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 12.00,<br />
16.15; Hotel Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub<br />
12.00,13.45; Das Haus dergeheimnisvollen Uhren<br />
12.00, 15.30; JohnnyEnglish:Man lebt nurdreimal<br />
12.30, 16.00, 18.30, 20.30; Ballon 17.45; Venom<br />
18.15; 3D: Venom 20.30; Klassentreffen 1.0<br />
20.30;AStar IsBorn 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Dene wos guet geit<br />
(OmenglU; m. Gast u.Gespräch) 20.00; Magical<br />
History Tour: Vampyr: Der Traum des Allan Gray<br />
19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 12.30, 15.00,<br />
17.25, 20.10, 22.50; Christopher Robin 12.30;<br />
Der Vorname 12.40, 14.00, 17.20, 19.30, 23.00;<br />
Pettersson und Findus 13.00, 13.50; Die Unglaublichen<br />
II 13.30,17.30, 22.50; Ballon13.40, 16.45,<br />
19.50, 22.20; AStar Is Born 13.40,16.10, 19.40,<br />
22.00; Das schönste Mädchen der Welt 13.45,<br />
15.05, 17.00; Das Hausder geheimnisvollenUhren<br />
13.50, 16.30; Venom 14.00, 19.30; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.00, 17.00, 20.10; 3D: Die Unglaublichen II<br />
14.10, 16.30, 19.40; Verliebt inmeine Frau 14.20;<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 14.20,<br />
17.40; Mamma Mia! Here We GoAgain 14.20,<br />
16.40; Book Club 14.20; Hotel Transsilvanien 3:<br />
Ein Monster Urlaub 15.00; Werk ohne Autor 15.30,<br />
19.30; Bad Times at the ElRoyale 16.00, 19.20,<br />
22.00; 3D: Venom 16.40, 22.00; 3D: Smallfoot –<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 16.50; The Nun 17.00,<br />
20.10; Abgeschnitten 17.00, 20.40, 22.40; The<br />
Happytime Murders 17.10, 22.40; Yol Arkadasim II<br />
(OmU)17.40,20.10, 22.40; TheEqualizer II 19.10;<br />
Halloween –Die Nacht des Grauens 19.30; The<br />
Guilty 19.40, 23.00; Mission: Impossible –Fallout<br />
19.40; BlacKkKlansman 19.40, 22.50; Preview: 25<br />
km/h 20.00; Predator –Upgrade 20.10<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 13.30,<br />
17.00, 23.10; 3D: Die Unglaublichen II –Incredibles<br />
II (OF) 13.45, 16.50, 19.40; Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer (OF) 13.50; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal –Johnny English Strikes Again<br />
(OF) 14.00, 17.45, 20.20, 23.00; The Happytime<br />
Murders (OF) 14.15,16.45; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren–TheHouse with aClock in Its Walls<br />
(OF) 14.15; 3D: Venom (OF) 14.30, 17.30, 20.20,<br />
23.15; AStar Is Born (OF) 14.30, 16.30, 19.45,<br />
23.00; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
(OF) 16.40; BlacKkKlansman (OF) 19.20, 22.40;<br />
Bad Times at the ElRoyale (OF) 19.20, 22.40; The<br />
Nun (OF) 20.10; Crazy Rich –Crazy Rich Asians(OF)<br />
20.10, 23.15; 3D: Mission: Impossible –Fallout<br />
(OF) 22.50<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: ABeautiful<br />
Planet 12.00; 3D: Venom (OF) 13.40, 16.40,<br />
19.35; 3D: Venom 22.35<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) [REC] –Der Film<br />
(OmU) 18.00; Waldheims Walzer (OmenglU) 20.00;<br />
Styx (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 10.00, 14.00, 16.00; Pettersson und<br />
Findus 10.00,12.00; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal10.00, 12.00, 14.00, 16.00, 18.00, 20.15,<br />
22.30; Die Unglaublichen II 10.00, 12.30, 14.00,<br />
16.30;Das Haus der geheimnisvollenUhren10.00,<br />
15.00; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
12.00; Das schönste Mädchen der Welt 12.30; 3D:<br />
Die Unglaublichen II 15.00, 17.30, 20.00; Ballon<br />
17.30; Venom 18.00; 3D: Venom 20.00, 22.30;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 20.00, 22.30; AStar Is Born 20.15;<br />
The Nun 22.30<br />
Casablanca (& 677 57 52) Familie Brasch 16.15;<br />
Kindeswohl 18.15; Ballon 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
3D: Venom 11.30, 14.25, 17.20, 19.50; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 11.30,14.30,16.45; HotelTranssilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 11.35; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 11.40, 14.15, 17.30,<br />
20.15; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
11.45,14.00; Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer<br />
11.45; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
11.45, 14.15,17.00;Pettersson und Findus12.00,<br />
15.00; Die Unglaublichen II 12.00, 14.00, 17.15;<br />
Ballon 14.00, 20.00; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 14.20; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
16.30; Book Club 16.50; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.00; A<br />
StarIsBorn17.10,19.45; Bad Times at theElRoyale<br />
19.30; Preview: 25km/h 19.45; Abgeschnitten<br />
20.00;The Equalizer II 20.10; The Nun 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 12.00, 14.30,<br />
17.00; Pettersson und Findus 12.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 12.00, 14.30, 17.00,<br />
19.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
12.00; Die Unglaublichen II 12.00, 13.30, 14.10,<br />
16.30, 20.00; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
12.00; Yol Arkadasim II(OmU) 14.20, 17.40,<br />
19.45; Venom 14.40, 17.00, 20.10; Grüner wirdís<br />
nicht 15.00; AStarIsBorn17.00; 3D: DieUnglaublichen<br />
II 17.20; Bad Times atthe El Royale 19.30;<br />
Hunter Killer 20.00; Preview: 25 km/h 20.00<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Gundermann<br />
18.30; Ava (OmU) 21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Der Frühling<br />
braucht Zeit 18.00; Kvelaferi adamianebse –Alles<br />
über Menschen (OmU) 20.00; Funeral Parade of<br />
Roses –Bara nosoretsu (OmU) 21.30<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00)Pettersson und Findus<br />
10.15, 15.00; Thilda &die beste Band der Welt<br />
12.45; AStar IsBorn 17.00; Gundermann 20.00;<br />
Gundermann 13.00; Thilda &die beste Band der<br />
Welt 15.45; Ballon 18.00; AStar IsBorn 20.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Glücklich wie<br />
Lazzaro 15.30; Mackie Messer 18.00; Offenes Geheimnis<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Pettersson und<br />
Findus 13.00; Der alte deutsche Film:Anna Favetti<br />
15.45; Ballon 17.45; Champagner &Macarons –<br />
Place publique (OmU) 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Schule, Schule –Die Zeit nach<br />
Berg Fidel 18.00; Glücklich wie Lazzaro 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Offenes Geheimnis 16.30;<br />
Werk ohneAutor 19.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Die<br />
Olsenbande Auf Hoher See 10.00; Papst Franziskus:<br />
Ein Mann seines Wortes 17.00; Home Movie<br />
Come Back: So leben wir –Botschafen an die Familie<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Rudolf,<br />
der schwarze Kater 10.00; Pettersson und Findus<br />
10.00; Mary und die Blume der Hexen 10.00; Lütt<br />
Matten und die weiße Muschel 10.00; Girl 13.00,<br />
15.15;The Guilty 14.00; Ploey –Du fliegst niemals<br />
allein 14.15; Die Abenteuer von Wolfsblut 14.45;<br />
Werk ohne Autor 16.00, 19.45; Gundermann<br />
16.15; Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen –<br />
Seed: The Untold Story (OmU) 16.45; Ex Libris: Die<br />
Public Library von New York 17.30; Sandmädchen<br />
18.45; Der Vorname 18.45, 20.45; AStar IsBorn<br />
20.45; Bad Times atthe El Royale 21.10<br />
UCI Kinowelt PotsdamCenter (& 03 31/233 72 33)<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 11.00, 14.30,<br />
17.15, 20.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 11.00; Die Unglaublichen II11.00, 14.00;<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 11.15,<br />
14.15;Pettersson und Findus11.15; Venom 13.45,<br />
16.50;Das schönsteMädchen der Welt 13.50; Ballon<br />
16.30, 19.50; Klassentreffen 1.016.40, 19.40;<br />
3D: Die Unglaublichen II 17.00; Preview: 25 km/h<br />
20.00; 3D: Venom 20.10<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Grüner<br />
wirdís nicht 15.00; Smallfoot – Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 17.40; Preview: 25 km/h 20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 03375/46 97 77)<br />
Pettersson und Findus 15.00; Wir sind Champions<br />
17.15; Ballon 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 12.00, 14.20;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 12.00, 15.00;<br />
Pettersson und Findus 12.15; Die Unglaublichen<br />
II 12.15, 15.00, 16.45, 19.50; Mamma Mia! Here<br />
We Go Again 12.20; Gans imGlück 12.20; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 12.30, 15.00, 17.45,<br />
20.20;Christopher Robin 12.40; Die Abenteuer von<br />
Wolfsblut 12.45; Käpt‘n Sharky 13.00; Book Club<br />
14.20; 3D: Venom 14.30, 17.30, 20.15; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 14.30, 17.10; Der Vorname14.45,<br />
17.30, 20.20; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 15.00; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
15.00; Werk ohne Autor 16.35; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.00,<br />
20.15; Ballon 17.00, 20.00; 3D: Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 17.20; AStar Is Born 17.20,<br />
20.05; Abgeschnitten 19.45; Preview: 25 km/h<br />
19.45; Bad Times at the ElRoyale 20.00<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Pettersson<br />
und Findus 10.00, 14.00; Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 10.00; Die Unglaublichen<br />
II 10.00, 15.00, 17.45; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 12.00; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal12.30,15.45, 18.00, 20.30; 3D: Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 15.30; Ballon 17.45;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.30; AStar Is Born 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Die Unglaublichen II 12.15, 14.45,17.15; Pettersson<br />
und Findus 12.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 12.45; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 13.15, 16.15; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 14.15, 17.45, 20.00; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 15.00; 3D: Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 15.15; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.30,<br />
20.15; Venom 18.15; Ballon 19.45; 3D: Venom<br />
20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
Die Unglaublichen II15.50; Ballon 18.00; 3D: Venom<br />
20.15<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.00, 16.00, 18.15,<br />
20.15; Die Unglaublichen II 15.00; Mackie Messer<br />
17.45;The Nun 20.45
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
GoEuro erhält<br />
150 Millionen US-Dollar<br />
CHAT<br />
„Internet ist<br />
keine<br />
Parallelwelt“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Kenner<br />
der digitalen Welt zu Wort. Daniel<br />
Höpfner ist Mit-Gründer des Frühphaseninvestors<br />
b10.<br />
Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />
Welt am Morgen?<br />
Mitdem Klingeln des Weckers auf<br />
dem Smartphone. Doch oft schafft<br />
es meine kleine Tochter,mich bereits<br />
vor diesem aus dem Bett zu bekommen.<br />
Dann ist der erste Kontakt der<br />
Blick den Social-Media-Mix, dem<br />
sich heute kaum noch einer entzieht.<br />
Der Blick in die E-Mails von der Arbeit<br />
folgt zuletzt, nach dem Frühstück<br />
mit der Familie.<br />
Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />
zurzeit. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Roboter bestimmen unseren Alltag.<br />
Das ist aber nicht negativ gemeint<br />
–ganz im Gegenteil. DieComputer<br />
werden klüger und mit größerer<br />
Weitsicht handeln als wir Menschen.<br />
Wir alle werden davon profitieren.<br />
Die Technologien werden für den<br />
Menschen arbeiten und ihn unterstützen.<br />
Computer und Roboter werden<br />
zunehmend Aufgaben erledigen,<br />
die heute vonMenschen erledigt werden.<br />
Auf der anderen Seite werden<br />
völlig neue Tätigkeiten und Jobs entstehen.<br />
Darüber hinaus sollten wir als<br />
Gesellschaft über das bedingungslose<br />
Grundeinkommen diskutieren.<br />
Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />
damit wir über unsere Daten<br />
wirklich selbst verfügen können?<br />
Nein. Unsere Daten sind essentiell<br />
für die Entwicklung vonwirklich<br />
nützlichen Künstlichen Intelligenzen.<br />
Auf diesen basiert ihre Intelligenz.<br />
Ohne Zugriff auf meine Daten<br />
wirdder smarte Diener mir nie wirklich<br />
nützliche Empfehlungen geben<br />
können.Wichtiger als über die Daten<br />
zu verfügen ist der Schutz dieser vor<br />
Missbrauch.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt?<br />
Es gibt keine „digitale Welt“. Es<br />
gibt nur eine Welt. Das Digitale ist<br />
Teil dieserWelt, läuft nicht parallel zu<br />
unserem Leben. Leider sehen viele<br />
das Internet als Parallelwelt. Es wäre<br />
doch so schön einfach: Würde sich<br />
jeder wie im normalen Leben verhalten,<br />
den gesunden Menschenverstand<br />
einsetzen und den Mitmenschen<br />
im Internet mit Respekt begegnen,<br />
wäredem Umgang in sozialen<br />
Netzwerken schon viel geholfen.<br />
Welchen Science-Fiction-Film haben<br />
Sienicht nur einmal gesehen?<br />
„Contact“ –Wissenschaftler entdecken<br />
in einem Radiosignal eine<br />
Anleitung für die Reise zwischen<br />
Raum und Zeit. Dieses Signal erhalten<br />
sie von einer anderen LebensformimUniversum.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Spätestens wenn ich meine Frau<br />
und meine Töchter wiedersehe, bin<br />
ich zurück in der „normalen Welt“.<br />
Einzig, wenn wir kurz davor stehen,<br />
in ein Start-up zu investieren, wirdes<br />
manchmal schwierig.<br />
Daniel Höpfner arbeitet für<br />
b10, dem Kapitalgeber für<br />
Legaltech-Start-ups.<br />
Nicht immer ist das Leben so idyllisch für die beiden Brüder,die sich nach dem Toddes Vatersauf der Flucht befinden.<br />
Willkommen in der Wirklichkeit<br />
Das Videospiel „Life is Strange 2“ wagt etwas für die Branche Unerhörtes: Es thematisiert Politik<br />
VonJan Bojaryn<br />
Der ältere Herr wirkt verkniffen,<br />
als ob ihn etwas<br />
Grundlegendes an den<br />
beiden schwarzhaarigen<br />
Jungs mit dunklem Teint stört. Dann<br />
sagt er diesen Satz: „Wegen Typen<br />
wie dir brauchen wir die Mauer.“ Er<br />
sagt das im Hinterland der USA, im<br />
September 2016. Der Satz fällt in<br />
dem Videospiel „Life is Strange 2“,<br />
und das ist außergewöhnlich.<br />
Deralltägliche Rassismus<br />
Rassistische Äußerungen wird esan<br />
diesem Ort, zu dieser Zeit öfter gegeben<br />
haben. Aber nicht in Videospielen.<br />
In diesem Medium trauen sich<br />
nur unabhängige Kleinproduktionen<br />
etwas zu. Spiele von größeren<br />
Publishern sind dagegen in aller Regel<br />
glatt geschliffen. Alles Politische<br />
wird gemieden, es bietet zu viel Angriffsfläche.<br />
InFantasywelten kann<br />
das noch gutgehen, aber realistisch<br />
inszenierte Geschichten in den USA<br />
der Gegenwart müssen sich immer<br />
wieder ganz schön verrenken.<br />
Noch im Märzhat die Spielefirma<br />
Ubisoft einen beachtlichen Spagat<br />
mit dem Videospiel „Far Cry 5“hingelegt.<br />
Ein ganz heißes Eisen wurde<br />
da präsentiert, ohne es anzufassen.<br />
„Far Cry 5“handelt vom Kampf gegen<br />
eine christliche Endzeitsekte in<br />
der ländlichen Mitte der USA. Es<br />
zeigte Extremismus, Waffenfetischismus,<br />
gekränkte weiße Hinterwäldler<br />
–und gab sich doch stets bemüht,<br />
jede klare Aussage zu vermeiden.<br />
Im September stand das dauergutgelaunte<br />
Action-Spektakel „Marvel’s<br />
Spider-Man“ in der Kritik, weil<br />
es die NewYorker Polizei ganz unbedarft<br />
als eine Kraft des Guten feierte.<br />
Vor dem Hintergrund der Black-<br />
Lives-Matter-Bewegung wirkte das<br />
Das Entwicklerteam von<br />
Don’t Nod Entertainment<br />
hat „Life is Strange2“gestaltet.<br />
Vorherhat das Unternehmendurch<br />
Spiele wie<br />
„Remember me“ und„Lifeis<br />
Strange“ auf sich aufmerksam<br />
gemacht.<br />
KLARKOMMEN IM LEBEN<br />
Bei „Life is Strange“ geht<br />
es um ein heranwachsendes<br />
Mädchen, das versucht,<br />
sich in derWelt zurechtzufinden.<br />
Der Spieler muss immer<br />
wieder entscheiden,<br />
was für das Mädchen am<br />
besten ist.<br />
naiv. Das ist der eigentliche Status<br />
Quodes Mediums 2018.<br />
Und dann entwickelt ein französisch-amerikanisches<br />
Team für den<br />
internationalen Spielekonzern<br />
Square Enix ein Spiel, dass sich sehr<br />
deutlich gegen die Tradition stellt.<br />
„Life is Strange 2“ ist ein Download-<br />
Spiel in fünf Episoden. Folge 1ist gerade<br />
erschienen, mit weiteren Episoden<br />
wird alle paar Monate gerechnet.<br />
In dem Spiel starten die Brüder<br />
Sean und Daniel Diaz an der Westküste<br />
und flüchten Richtung Süden.<br />
Die beiden haben glücklich in<br />
Seattle mit ihrem mexikanischen Vater<br />
gelebt. Dann gibt es Streit mit einem<br />
Nachbarsjungen. Ein Polizist,<br />
der die Lage falsch einschätzt, erschießt<br />
den Vater.Soetwas ist in den<br />
USA zuletzt nicht selten vorgekommen,<br />
oft war Rassismus der Hintergrund.<br />
Das Thema Fremdenhass<br />
zieht sich dann durch das Spiel, mal<br />
deutlich zu erkennen, mal eher zu<br />
vermuten. Das mag manchmal wie<br />
ein kleiner Schritt wirken. Aber in<br />
diesem konfliktscheuen Medium ist<br />
er groß.<br />
Das Spiel ist vor allem eine Mystery-Geschichte,<br />
ein Road-Movie,<br />
Das Spiel „Life is Strange2“<br />
handelt vonzweiJungen,<br />
die sich in den USA auch<br />
gegenRassismus behaupten.<br />
Die Episode 1ist für<br />
PC, PS4 und Xbox One erhältlich.Preis:<br />
8Euro, diegesamteStaffel<br />
kostet 40 Euro.<br />
eine überraschend feinsinnige Beobachtung<br />
brüderlicher Liebe und<br />
Fürsorge –und der versuchten Ausgrenzung.<br />
Die Politik gehört eben<br />
einfach dazu, und es wäre eine Verharmlosung,<br />
zwei Jugendliche mit<br />
mexikanischen Wurzeln die Westküste<br />
herabstreunen zu lassen,<br />
ohne dass sie abfällige Bemerkungen<br />
zu hören bekommen.<br />
Natürlich wird das Spiel im aufgeheizten<br />
Klima der USA wegen<br />
seiner linken Perspektive bereits<br />
angegriffen. Aber mutig war die<br />
Serie schon vorher, und das mit<br />
Erfolg. Das erste „Life is Strange“<br />
erzählte in fünf Episoden die Geschichte<br />
einer engen Beziehung<br />
zwischen zwei jungen Frauen.<br />
Auch so etwas ist einigermaßen<br />
unerhört. Spielehelden sind<br />
männlich, sind schlecht gelaunt<br />
und müssen ganz allein die Welt<br />
retten. Das mag ein Klischee sein,<br />
aber es trifft immer noch auf einen<br />
deprimierend großenTeilder Neuerscheinungen<br />
zu.<br />
Die Heldin Max war dagegen<br />
eine verunsicherte junge Frau.<br />
Auch der Spielinhalt war anders.<br />
Max lief zwar durch eine 3D-Welt<br />
und wurde gesteuert wie in einem<br />
Action-Adventure, aber sie<br />
kämpfte nicht. Sielief vorallem über<br />
den Campus ihrer Schule. Spieler<br />
wurden kaum herausgefordert. Wer<br />
eines der einfachen Rätsel verpatzte,<br />
konnte praktischerweise die Zeit zurückspulen.<br />
Die zentrale Herausforderung<br />
für Maxwar trotz eines Mystery-Plots<br />
auch hier wieder unerhört<br />
normal: Sie musste erwachsen werden,<br />
ihreRolle in derWelt finden und<br />
Verantwortung übernehmen.<br />
Auch Pausen zum Luftholen<br />
„Life is Strange 2“ erzählt eine neue<br />
Geschichte, aber es schlägt einen<br />
ähnlichen Ton an. Es interessiert<br />
sich vor allem für das Kleine,<br />
Menschliche. Die Aufgaben sind so<br />
trivial und alltäglich, dass es fast<br />
witzig wird. Hin und wieder fällt<br />
Sean mit den Spielern eine Entscheidung<br />
unter Zeitdruck –klaut<br />
er den Schokoriegel? Gibt er zu,<br />
dass er verknallt ist? Die Spieler<br />
steuern Sean, den großen Bruder,<br />
und sie werden immer wieder mit<br />
ihrer Verantwortung für den jüngeren<br />
Daniel konfrontiert. Sie muntern<br />
ihn auf, sie machen ihm Angst,<br />
sie spielen mit ihm. Dazwischen<br />
fühlt sich die Reise immer wieder<br />
an wie eine Fernsehserie auf Netflix,<br />
nur eben mit interaktiven Unterbrechungen.<br />
Das Spiel ist auch<br />
geschnitten wie ein Film, es wird<br />
musikalisch von modernem Indie-<br />
Popunterlegt und erlaubt sich lange<br />
Atempausen, die man sonst eher im<br />
Programmkino erwartet.<br />
Auf der Flucht entdecken Sean<br />
und Daniel dann einen Felsvorsprung<br />
mit toller Aussicht, lassen<br />
sich erschöpft niedersinken –und<br />
das Spiel sinkt mit ihnen. Es zeigt<br />
den Spielernden schönen Ausblick,<br />
zupft auf der Gitarre und wartet geduldig,<br />
bis irgendjemand den Knopf<br />
zum Wiederaufstehen drückt.<br />
Neues Jugendschutzgesetz auch für Facebook und Co.<br />
Familienministerin Giffey will härter gegen Hass und Propaganda im Netz vorgehen<br />
Die geplante Neugestaltung des<br />
Jugendschutzgesetzes soll<br />
nach dem Willen von Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey<br />
(SPD) auch für ausländische Internet-Dienste<br />
greifen. Die Regeln<br />
müssen so aufgestellt sein, dass<br />
sie für alle gelten egal, ob der Anbieter<br />
in Rheinland-Pfalz sitzt<br />
oder in Kalifornien“, sagte Giffey<br />
in der Zentralstelle jugendschutz.net<br />
in Mainz.<br />
Die Ministerin nannte zwei Bausteine<br />
für den Kinder- und Jugendschutz.<br />
Auf der einen Seite müssten<br />
Prävention und Monitoring gestärkt<br />
und Kinder und Jugendliche fit gemacht<br />
werden gegen Hass und Propaganda.<br />
Auf der anderen Seite gehe<br />
es um wirksame gesetzliche Schutzmaßnahmen.<br />
Das zuletzt 2002/2003<br />
neugefasste Jugendschutzgesetz<br />
stamme noch aus dem „Zeitalter von<br />
CD-Rom und Videokassette“. Ob die<br />
Neufassung schon im kommenden<br />
Jahr dem Kabinett vorgelegt werden<br />
könne, sei noch nicht absehbar. Geplant<br />
sei aber eine Fertigstellung<br />
deutlich vor Ende der Legislaturperiode<br />
2021.<br />
Mitarbeiter von jugendschutz.net<br />
zeigten der Ministerin,<br />
wie Rechtsextremisten angesichts<br />
verstärkter Kontrollen bei Facebook<br />
oder Twitter auf das russische Online-Netzwerk<br />
vk.com ausweichen.<br />
Dieses Angebot gelte in der Szene<br />
als „sicherer Hafen“, da der Betreiber<br />
strafrechtlich relevante Inhalte<br />
selten lösche,heißt es in einem veröffentlichten<br />
Bericht von jugendschutz.net.<br />
Mittlerweile sei dort<br />
„das gesamte Spektrum des Rechtsextremismus“<br />
vertreten. Ohne Alterskontrolle<br />
könnten dort auch<br />
„rechtsextreme Tötungsvideos“ abgerufen<br />
werden.<br />
Das seit einem Jahr wirksame<br />
Netzwerkdurchsetzungsgesetz<br />
(NetzDG) habe rechtsextreme Akteure<br />
veranlasst, alternative Plattformen<br />
zu suchen, sagte jugendschutz.net.<br />
Das NetzDG sei ein<br />
Anfang, sagte Giffey. Nun müsse<br />
überlegt werden, welche Nachbesserungen<br />
sinnvoll sind.<br />
Die Mitarbeiter von jugendschutz.net<br />
erfassten im vergangenen<br />
Jahr 37 500 Hinweise auf sexuelle<br />
Ausbeutung Minderjähriger, rund<br />
neun Mal so viele wie 2016. Bei<br />
rechtsextremer Propaganda registrierten<br />
sie 1340 Gesetzesverstöße,<br />
darunter 595 Mal wegen Volksverhetzung<br />
und 451 Mal wegen Kennzeichen<br />
verfassungswidriger Organisationen.<br />
In über 88 Prozentder Fälle<br />
sei eine Löschung erreicht worden.<br />
Diese Quote erreichte bei YouTube 98<br />
Prozent, beiTwitter 97 Prozent, beiFacebook<br />
95 Prozent und bei vk.com 36<br />
Prozent. (dpa)<br />
Das<strong>Berliner</strong> Reise-Start-up GoEuro<br />
hat vonInvestoren 150 Millionen<br />
(131 Millionen Euro)Dollar für den<br />
Ausbau seines Geschäfts bekommen.<br />
Führende Geldgeber bei der Finanzierungsrunde<br />
sind die Investmentfirmen<br />
Kinnevik aus Schweden<br />
und Temasek aus Singapur.GoEuro<br />
sucht Reiserouten aus dem Angebot<br />
vonZugverbindungen, Fernbussen<br />
und Flügen zusammen. (dpa)<br />
Start-up-Monitor:NRW<br />
überholt Berlin<br />
Nordrhein-Westfalen hat nach einer<br />
aktuellen Erhebung Berlin vomSpitzenplatz<br />
als Standortfür Start-ups in<br />
Deutschland verdrängt. Rund 19<br />
Prozent aller derartigen Jungunternehmen<br />
(Vorjahr:14,4 Prozent) sind<br />
inzwischen im bevölkerungsreichsten<br />
Bundesland ansässig, wie aus<br />
dem vomBundesverband Deutsche<br />
Start-ups und der Unternehmensberatung<br />
KPMG herausgegebenen<br />
Start-up-Monitor hervorgeht. Der<br />
bisherige Spitzenreiter Berlin<br />
kommt demnach lediglich auf einen<br />
Anteil von15,8 Prozent. (dpa)<br />
Videothekensterben: Jede<br />
dritte Filiale hat zugemacht<br />
Immer mehr Videotheken verschwinden<br />
aus dem Stadtbild.<br />
IMAGO<br />
In Konkurrenz zu aufstrebenden Online-Diensten<br />
verschwinden in<br />
Deutschland immer mehr Videotheken<br />
vomMarkt. Von2016 bis 2017<br />
machte jede dritte Verleihstelle zu,<br />
die Zahl der Verleihstellen brach von<br />
rund 900 auf 600 ein, wie aus Zahlen<br />
des Interessenverbandes des Videound<br />
Medienfachhandels in Deutschland<br />
(IVD) hervorgeht. Damit hat<br />
sich der Strukturwandel verschärft,<br />
2016 lag der Filialenrückgang noch<br />
bei etwa einem Fünftel. (dpa)<br />
USA starten Cyberabwehr<br />
gegen Russland<br />
DieUS-Behörden gehen vorden<br />
Kongresswahlen in die Offensivegegen<br />
russische Manipulationsversuche.Wie<br />
die NewYorkTimes berichtete,ist<br />
dies die erste bekannte Cyber-Operation<br />
im Ausland zum<br />
Schutz vonUS-Wahlen. DemBericht<br />
zufolge konzentriertsich die für<br />
elektronische Kriegsführung zuständige<br />
Behörde,USCyber Command,<br />
auf einzelne russische Akteure. Sie<br />
sollen davon abgehalten werden,<br />
Falschinformationen zu verbreiten<br />
und sich in die Wahlen einzumischen.<br />
(dpa)<br />
Telekom erweitert<br />
TV-Angebot<br />
Im härter werdenden Kampf um<br />
Streaming-Kunden rüstet sich die<br />
Deutsche Telekom mit einem neu geschnürten<br />
Fernseh-Paket. Ab Mittwoch<br />
(24. Oktober) werdedas bisherige<br />
Unterhaltungsprogramm EntertainTVper<br />
automatischem Softwareupdate<br />
zu MagentaTV. DieNutzer<br />
erwarten dabei eine einfachereBedienung<br />
mit neuen Funktionen und<br />
mehr Inhalte.Zudem gibt es mit dem<br />
neuen PaketZugang zu ZDF- und<br />
ARD-Produktionen, die in den jeweiligen<br />
Mediatheken zeitlich begrenzt<br />
zurVerfügung stehen. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)Meister des<br />
Alltags 11.15 (für HG)Wer weiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />
Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00<br />
(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />
15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm<br />
der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />
HG) Verrückt nach Camping 17.00 (für HG) Tagesschau<br />
17.15 (für HG)Brisant 18.00 (für HG) Wer<br />
weiß denn sowas? 18.50 (für HG)Rentnercops.<br />
Wieman's macht. Krimiserie 19.45 (für HG)Wissen<br />
voracht –Werkstatt 19.55 (für HG) Börse vor<br />
acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Das Leben vor mir<br />
TV-Komödie,D2018<br />
Mit Matthias Habich, Stephan<br />
Kampwirth, EleonoreWeisgerber u.a.<br />
21.45 (für HG) Plusminus<br />
Das ARD-Wirtschaftsmagazin<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Maischberger<br />
Die unfaire Republik: Reiche bevorzugt,<br />
Arme benachteiligt?<br />
0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.20 (für HG) Das Leben vor mir<br />
TV-Komödie,D2018<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />
Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Hol dir<br />
die Kohle –5.000 €für deine Idee 16.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen<br />
–Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />
18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was<br />
zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Mario Barth präsentiert<br />
Show<br />
Die Wahrheit über Mann und Frau<br />
Kinder erklären brutal ehrlich und urkomisch<br />
die wichtigsten Alltagsfragen<br />
rund um Mann und Frau.<br />
22.15 sternTV<br />
Moderation: Steffen Hallaschka<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 (für HG) CSI: Vegas<br />
Tangerine träumt.Krimiserie<br />
1.20 (für HG) CSI: Vegas<br />
Tatort mit bösartiger Biografie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Schiffsreisen online unter<br />
MDR WDR verunglückteseine Jugendliebe Katjaauf ei-<br />
Arte<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />
(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Mach dich<br />
ran –Spezial 20.15 Exakt 20.45 (für HG) Exakt<br />
–Die Story 21.15 (für HG) Die Spur der<br />
Ahnen 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />
Polizeiruf 110. Jugendwahn. TV-Kriminalfilm, D<br />
2001 23.35 (für HG) Kanzleramt Pforte D<br />
0.20 Das Konzert: Julia Engelmann 1.50 (für<br />
HG) Exakt 2.20 (für HG) Exakt –Die Story<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30<br />
Schnittgut. Alles aus dem Garten 16.00 (für<br />
HG) Rundschau 16.15 (für HG)Wir in Bayern<br />
17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />
Stationen 19.30 (für HG) Dahoam isDahoam<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Jetzt red i21.00 (für HG) Kontrovers 21.45<br />
(für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG)<br />
Dicke Luft! –Der Kampf gegen den Transitverkehr<br />
22.45 (für HG) Young@Heart. Dokumentarfilm,<br />
GB/USA 2006 0.25 kinokino<br />
Vox<br />
13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein<br />
Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 15.00<br />
Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und eine<br />
Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />
Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />
(für HG) The Good Doctor 21.15 (für HG) The<br />
Good Doctor 22.10 (für HG) Take Two 23.05<br />
(für HG) Conviction 0.00 (für HG) Conviction<br />
0.50 nachrichten 1.10 (für HG) Medical Detectives<br />
–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Tödliche Substanzen<br />
Super RTL<br />
14.05 Ninjago –ImLand der Drachen 14.30<br />
Dennis &Fletscher –Blämtastisch! 14.40 Dragons<br />
–Auf zu neuen Ufern 15.10 Bugs Bunny<br />
&LooneyTunes 15.45 Voll zu spät! 16.15 Die<br />
Nektons –Abenteurer der Tiefe 16.45 Hotel<br />
Transsilvanien –Die Serie 17.15 Zak Storm –<br />
Super Pirat 17.45 Sally Bollywood 18.10 Bugs<br />
Bunny &LooneyTunes 18.45 WOW Die Entdeckerzone<br />
19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks<br />
19.45 Angelo! 20.15 (für HG) Dr.<br />
House 21.10 (für HG) Dr.House 22.05 Liar<br />
23.05 Liar 0.05 Böse Mädchen<br />
Sport1<br />
14.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />
Zweites Standbein 15.00 Storage Wars –Die<br />
Geschäftemacher. Zurück zu den Wurzeln<br />
15.30 Texas Flip and Move. Die Wette: Container<br />
vs. Loftwohnung 16.30 StorageWars –Geschäfte<br />
inNew York. Kleider machen Leute<br />
17.00 Storage Wars –Geschäfte in NewYork.<br />
Handeln in Harlem 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />
in Texas. Spiel, Satz, Sieg 18.10 Fußball:<br />
Bundesliga der Frauen. 6. Spieltag 20.15<br />
Fantalk 23.15 Fußball: UEFA Youth League<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante. Verhinderte Liebe<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Am seidenen<br />
Faden 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />
(für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heuteXpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute–inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Wellness biszum<br />
Ende 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG) SOKO Wismar. Leichenschmaus 19.00<br />
(für HG) heute 19.25 (für HG) Die Spezialisten –<br />
Im Namen der Opfer<br />
20.15 (für HG) Aktenzeichen XY ... ungelöst<br />
Zur falschen Zeit am falschen Ort /<br />
Raub auf Rasthof /Umweg mit fatalen<br />
Folgen /Der XY-Preis 2018<br />
Mit Rudi Cerne<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Mord im Krankenhaus<br />
Warumstoppte niemand den Todespfleger?<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Die Tricks der Fleischpanscher –Wie<br />
aus Wasser undAbfall Wurst wird<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! 11.00<br />
Im Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />
Sie! Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />
Stephens, Isabella Schulien 12.00 Anwälte<br />
im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />
14.00 Auf Streife.Reportagereihe 15.00 Auf<br />
Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik am<br />
Südring –Die Familienhelfer 17.30 Schicksale<br />
–und plötzlich ist alles anders. Die kinderlose<br />
Hebamme 18.00 Endlich Feierabend!<br />
Moderation: Annett Möller,Daniel Boschmann<br />
18.30 Alles oder Nichts. Soap 19.00 Genial<br />
daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 The Taste<br />
Jury: Cornelia Poletto, Frank Rosin,<br />
Roland Trettl, Alexander Herrmann<br />
Moderation: Christine Henning<br />
Heute müssen die Kandidaten Mut und<br />
Kreativität beweisen.<br />
23.20 TopTen! Der Geschmacks-Countdown<br />
Schnitzel, Steak &Co<br />
0.15 The Taste<br />
Jury: Cornelia Poletto, Frank Rosin,<br />
Roland Trettl, Alexander Herrmann<br />
Moderation: Christine Henning<br />
2.40 TopTen! Der Geschmacks-Countdown<br />
14.05 (für HG) Edinburgh und die Highlands<br />
14.50 (für HG) Einsam im Atlantik –Die Färöer<br />
Inseln 15.35 (für HG) Zoo-Babies 16.00 (für<br />
HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für<br />
HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Markt 21.00 (für HG) Könnes kämpft<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Die Story<br />
22.55 (für HG) sport inside 23.25 (für HG)<br />
1648 –Der langeWeg zum Frieden. Dokumentarfilm,<br />
D2018 0.55 (für HG) Maischberger<br />
NDR<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
Wie geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Südheide –Wälder,Wiesen,<br />
weites Land 21.00 (für HG) Treckerfahrer dürfen<br />
das! 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG)<br />
Großstadtrevier. Johnny 22.50 (für HG) extra 3<br />
23.20 (für HG) Zapp 23.50 (für HG) 7Tage ...<br />
0.20 Ein Jahr ohne Sonntag. Vertrauenskrisen<br />
0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
6.45 The Mentalist 7.40 EUReKA –Die geheime<br />
Stadt 8.35 EUReKA –Die geheime Stadt<br />
9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.20<br />
Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle<br />
14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Die Glücksritter.<br />
Komödie, USA 1983 22.40 Halloween –Die<br />
Nacht des Grauens. Horrorfilm, USA 1978<br />
0.20 Die Glücksritter. Komödie, USA 1983<br />
RTL 2<br />
8.00 Die Straßencops –Spezial 8.55 Frauentausch<br />
10.55 Family Stories 13.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 14.00 Köln 50667<br />
15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00 Krass Schule<br />
–Die jungen Lehrer 17.00 News 17.10<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Teenie-Mütter<br />
–Wenn Kinder Kinder kriegen 21.15<br />
Teenie-Mütter –Wenn Kinder Kinder kriegen<br />
22.15 Wunschkinder –Der Traum vom Babyglück<br />
23.10 The Suspects –Wahre Verbrechen<br />
1.30 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
13.00 Olympische Spiele. Lands of Legends<br />
13.30 Olympische Spiele. The GoldenGeneration<br />
15.00 Eiskunstlauf: Grand PrixSerie. Skate<br />
America 17.00 Fußball. MLS Highlights 17.30<br />
Snooker:World MainTour 18.30 Springreiten:<br />
Weltcup 19.30 WATTS. Die Wintersport-Spezial-<br />
Ausgabe der Eurosport-Clipshow 19.55 EurosportNews<br />
20.00 Radsport: Sechstagerennen<br />
20.55 Radsport: Sechstagerennen. 2. Tag 23.40<br />
EurosportNews 23.45 Ringen: Weltmeisterschaften<br />
0.15 Snooker:World Main Tour<br />
ARD, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />
Das Leben vor mir<br />
Nach über 30 Jahren stehtvöllig unvermittelt Cornelius’(Matthias Habich)<br />
Exfrau Julia (EleonoreWeisgerber) vor derTür des Alt-68ers. Cornelius verließ<br />
Juliaeinst, nachdem er festgestellt hatte,dasserhomosexuellist.Julia,die in<br />
den USAKarriereals Journalistin gemachthat, stehtmittlerweile vordem Aus:<br />
Völligpleite,vereinsamtund in der Annahme siemüsse baldsterben,bleibtihr<br />
lediglich noch die Zuflucht zu ihrem Ex-Mann. Dieser nimmtseine Ex wieselbstverständlich<br />
bei sich auf. Sehr zumErstaunen vonseinem Lebenspartner Frank,<br />
der immerhin gerne gefragtworden wäre. Die plötzliche Konfrontation mit Cornelius’altem<br />
Lebenwirft schonbald nichtnur ihnselbst,sondern auch seine<br />
Beziehung mit Frank ausder Bahn. Trotzviel Dialogwitz und ironischen Untertönen<br />
einfühlsam inszenierte Tragikomödie vonRegisseurin AnnaJustice.<br />
(Dtl./2018)<br />
Foto: ARD<br />
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ARTE, 20.15 UHR DRAMA<br />
Kreuzfahrten &<br />
Flussreisen 2019<br />
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Grafschaft Norfolk bereiten<br />
sich www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
der ehemalige Gewerkschafter<br />
Geoff (Tom Courtenay)und seine Ehefrau,dieReisen<br />
ehemalige mitLehrerin dem Kate (Charlotte<br />
Rampling) schwimmenden aufihren 45. Hochzeitstagvor,als<br />
Hotel<br />
ein Brief ausder SchweizGeoff mit seiner<br />
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aus: Istsie wirklich Geoffs großeLiebe<br />
oderwar sie nurein Ersatz für die tote Katja?<br />
Vonder Kritik hochgelobtes Beziehungsdrama<br />
vonFilmemacher Andrew Haigh.<br />
(Gbr./2015)<br />
Foto: Arte<br />
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1 6 3 2 8 7 9 4 5<br />
8 5 2 6 9 4 3 1 7<br />
5 9 4 3 2 6 1 7 8<br />
3 8 6 5 7 1 4 2 9<br />
2 1 7 8 4 9 5 3 6<br />
6 4 5 7 1 2 8 9 3<br />
9 2 8 4 5 3 7 6 1<br />
7 3 1 9 6 8 2 5 4<br />
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VOM 23. 10. 2018<br />
vom 23.10.2018<br />
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7 2 9 1 6 3 5 4 8<br />
6 3 8 7 5 4 2 9 1<br />
9 6 2 3 4 1 8 5 7<br />
3 5 4 6 7 8 1 2 9<br />
1 8 7 5 2 9 4 6 3<br />
4 7 3 9 1 5 6 8 2<br />
2 9 6 4 8 7 3 1 5<br />
8 1 5 2 3 6 9 7 4<br />
5.00 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.30 Zoobabies 6.20<br />
Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />
jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25<br />
Zoobabies 12.15 Die Alpen 13.00 rbb24<br />
13.10 Verrückt nach Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24<br />
16.15 Gefragt –Gejagt 17.00 rbb24 17.05<br />
Elefant,Tiger &Co. 17.55 Sandmann 18.00<br />
rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30 zibb.<br />
zuhause in berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau<br />
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21.00 Gute Gene –schlechte Gene<br />
Die Wahrheit über Gentechnik<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Wildes Brasilien<br />
Wenn die Erde brennt<br />
22.45 Die großen Wanderungen<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Opa wird Papa<br />
TV-Komödie, D2018<br />
1.30 rbb Praxis<br />
ProSieben<br />
8.20 Twoand aHalf Men 9.35 The Middle<br />
10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother<br />
11.45 2Broke Girls. Verzockt/Ein befriedigender<br />
Abschluss. Comedyserie 12.40 Mom.<br />
Brunch der Erkenntnis/Der Zeh im Lady-Pool.<br />
Comedyserie 13.30 Twoand aHalf Men. Die<br />
Männergruppe/Alans gefährliche Liebschaften/Opa<br />
stand auf Nutten.Comedyserie 14.45<br />
The Middle. Die Männer-Jagd/Die Weisheit der<br />
Zähne. Comedyserie 15.40 The Big Bang Theory.<br />
Penny und Leonard 2.0/Spaß mit Flaggen/<br />
Die Mitbewohnervereinbarung. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />
Stille Wasser sind adoptiv/Verrückt nach<br />
Mary. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 9-1-1<br />
Echte Helden. Krimiserie<br />
Mit Angela Bassett,Peter Krause,<br />
Connie Britton u.a.<br />
21.15 Atlanta Medical<br />
Aller Anfang ist schwer.Arztserie<br />
22.15 Atlanta Medical<br />
Unabhängigkeitstag.Arztserie<br />
23.10 Two and aHalf Men<br />
23.35 Two and aHalf Men<br />
Her mit deiner Hose. Comedyserie<br />
0.00 Two and aHalf Men<br />
Die Männergruppe. Comedyserie<br />
12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />
Land Kunst 14.10 Verratenes Glück. TV-Drama,<br />
F2018 15.50 (für HG) Grenzflüsse 16.45<br />
(für HG) X:enius 17.10 Begegnung mit den<br />
Meeresvölkern 17.40 360° Geo Reportage<br />
18.35 Auf den Dächern der Stadt 19.20 Arte<br />
Journal 19.40 Re: 20.15 45 Years. Drama, GB<br />
2015 21.45 OttoWagner –Architekt der Wiener<br />
Moderne 22.40 Fever. Kriminalfilm, F<br />
2014 23.55 Arte Journal 0.20 Le Train –Nur<br />
ein Hauch von Glück. Drama, F/I 1973 2.00<br />
Australiens Nationalparks<br />
3Sat<br />
14.50 Die Farben ... der Wüste 15.35 Die Farben<br />
... der Wüste 16.15 Die Farben ... der Wüste<br />
17.00 Märchenhafter Oman 17.45 Märchenhafter<br />
Oman 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Wilhelm<br />
vonHabsburg –Der König der Ukraine<br />
21.05 Die Coudenhove-Kalergis: Europa im Herzen,<br />
zuhause in der Welt 22.00 (für HG) ZIB2<br />
22.25 (für HG) Bergfried. TV-Drama, D/A 2015<br />
23.55 Ara Güler –Ein Photograph und sein<br />
Istanbul 0.40 10vor10 1.05 ECO 1.35 (für HG)<br />
Panorama 2.00 Die Farben ... der Wüste<br />
Phoenix<br />
11.15 Irland ganz anders 12.00 phoenix vor<br />
ort 12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />
14.45 phoenix plus 16.00 SOS Antarktis<br />
16.45 Irland ganz anders 17.30 phoenix der<br />
tag 18.00 planet e. 18.30 Neuseeland von<br />
oben –Ein Paradies auf Erden 19.15 Melbourne<br />
–Australiens Kult-Metropole 20.00 (für<br />
HG)Tagesschau 20.15 Geschichte Mitteldeutschlands<br />
21.00 Geheimnisvolle Orte<br />
21.45 (für HG) heute-journal 22.15 phoenix<br />
runde 23.00 phoenix der tag 0.00 phoenix<br />
runde 0.45 Geschichte Mitteldeutschlands<br />
Kika<br />
11.10 (für HG) Yakari 11.35 (für HG) Doki<br />
12.00 Tom 12.30 Garfield 12.55 Käpt'n Flinn<br />
und die Dino-Piraten 13.15 Max&Maestro<br />
13.40 Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein<br />
15.00 Hank Zipzer 15.30 Mirette ermittelt<br />
16.05 Peter Pan–Neue Abenteuer 16.50 (für<br />
HG) Der kleine Prinz 17.35 Max &Maestro<br />
18.00 Sesamstraßepräsentiert:EineMöhre für<br />
Zwei 18.10 Sam 18.35 Elefantastisch! 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Yakari 19.25 (für HG)<br />
pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka<br />
Live 20.10 (für HG) Durch die Wildnis<br />
Dmax<br />
16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Highway<br />
Cops 17.15 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 17.45 Hardcore Pawn: Das<br />
härteste Pfandhaus Detroits 18.15 Fang des<br />
Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
20.15 Garage Rehab –Die Werkstatt-Retter<br />
21.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />
22.15 Männer(t)räume 23.15 Shark Tank –<br />
Die Business-Profis 0.15 Garage Rehab –Die<br />
Werkstatt-Retter 1.10 Männer(t)räume<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 Panorama310.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.30 Report München<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 Report<br />
München 20.45 Panorama 3. Moderation: Moderation:<br />
Susanne Stichler 21.17 Fakt ist! 22.15<br />
Markt 23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrovers 0.15<br />
defacto 1.00 Nachtmagazin 1.20 extra 3 1.50<br />
Extra 2.02 Tagesschau –Vor 20 Jahren 2.20 Thüringen-Journal<br />
2.50 Extra 3.02 SWR Landesschau<br />
Rheinland-Pfalz 3.47 Extra 4.02 Abendschau 4.30<br />
Aktueller Bericht<br />
ONE<br />
11.05 In aller Freundschaft–Diejungen Ärzte<br />
11.55 Verrückt nach Meer 12.45 Sturmder Liebe<br />
13.30 Sturmder Liebe 14.20 Anderst schön. TV-<br />
Komödie, D2015 15.50 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 16.40 PartyofFive 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hartaberherzlich 18.40 Sturmder<br />
Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Agatha Christies<br />
Poirot Mord nach Fahrplan. TV-Kriminalfilm, GB<br />
1992 21.55 Miss Fishers mysteriöse Mordfälle<br />
22.50 Der Chef. Kriminalfilm, F/I 1972 0.25 AgathaChristiesPoirot<br />
(1)MordnachFahrplan. TV-Kriminalfilm,<br />
GB 1992 2.05 Miss Fishersmysteriöse<br />
Mordfälle 3.05 Startrampe 3.35 Hart aber herzlich<br />
4.20 Lindenstraße 4.50 VerrücktnachMeer<br />
ZDF NEO<br />
9.25 Bares fürRares 10.15 Bares fürRares<br />
11.10 entweder –oder? 11.55 DieRettungsflieger<br />
12.40 Die Rettungsflieger 13.25 Columbo. Die<br />
letzte Party. TV-Kriminalfilm,USA 2003 14.50<br />
Heldt 15.35 Die Rettungsflieger 17.05 Columbo.<br />
Dieletzte Party. TV-Kriminalfilm, USA 2003 18.30<br />
Bares für Rares 19.20 Bares für Rares 20.15 (für<br />
HG) Ein starkes Team. TödlichesSchweigen. TV-<br />
Kriminalfilm, D2011 21.45 (für HG) Wilsberg. Gegen<br />
den Strom. TV-Kriminalfilm, D2013 23.10<br />
Code 37 0.02 AktenzeichenXY... ungelöst 1.30<br />
(für HG) Wilsberg. Gegen denStrom. TV-Kriminalfilm,<br />
D2013 3.00 NeoMagazin Royale Classics<br />
3.30 Neu im Kino 3.35 TerraX4.20 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
8.30 (für HG)Wie gerecht ist Deutschland? 9.10<br />
(für HG) Neues Wirtschaftswunder 10.00 (für HG)<br />
Wo lebt es sich am besten? 10.45 (für HG) Das<br />
verdient Deutschland 11.30 (für HG) Arbeit auf<br />
Zeit 12.00 (für HG) Blauer Brief für die Schule –<br />
Was imSystem schiefläuft 12.30 Leschs Kosmos<br />
13.00 (für HG) ZDF-Reportage 13.30 Aufgedeckt:<br />
Geheimnisse des Altertums 15.00 Aufgedeckt –<br />
Rätsel der Geschichte 15.45 Aufgedeckt: Geheim<br />
nisse desAltertums 18.45 Rätselhafte Tote 21.00<br />
Mythos auf dem Prüfstand 22.25 Die Geheimnisse<br />
der Geschichte 23.10 Mythos auf dem Prüfstand<br />
0.40 heute-journal 1.05 (für HG) Faszination<br />
Universum<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Alexander Borodin: „Fürst Igor”.<br />
Mit Matthias Käther,ca. 56 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Juan Allende-Blin zum 90. Geburtstag<br />
Mit Werken von Allende-Blin, Samazeuilh,<br />
ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial Musik im 30-jährigen<br />
Krieg., ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Die Komponistin Graciela<br />
Paraskevaídis., ca. 56 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Auswärtsspiel –Konzerte aus Europa.<br />
Concerti delle Camelie Locarno –Internationales<br />
Festival für Alte Musik 2018 mit<br />
Werken vonVivaldi, Monteverdi/de Wert,<br />
ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Da capo ja, aber immer anders<br />
Kagel: „Spielplan”, Nr.6aus „Staatstheater”,<br />
Instrumentalmusik in Aktion, ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Natascha Wodin: „Irgendwo in diesem<br />
Dunkel” (3/15). Es liest Martina Gedeck,<br />
ca. 30 Minuten<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Michael Kumpfmüller liest aus seinem<br />
neuen Roman „Tage mit Ora”(2/2),<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Anamnese –Erinnerung an eine Vorgeschichte”<br />
,ca. 60 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
„Der nasse Fisch” Hörspielserie zu „Babylon<br />
Berlin” nach dem Roman vonVolker Kutscher,<br />
ca. 56 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Natascha Wodin: „Irgendwo in diesem<br />
Dunkel” (3/15), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Seltene Seltsamkeiten. 55 Jahre<br />
Werkstatt Rixdorfer Drucke, ca. 26 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Rebekka Bakken., ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett,Comedy &schräge Lieder.Lesen,<br />
labern, Lieder singen. Die Kabarettistin<br />
und Autorin Dagmar Schönleber.Von<br />
Anja Buchmann,ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 248 · M ittwoch, 24. Oktober 2018 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Cristiano Ronaldo hat sich zu den<br />
Vergewaltigungsvorwürfen gegen<br />
ihn geäußert. Undzwar auf die für<br />
ihn recht typische Art, einer Mischung<br />
aus Hybris und Mysterium.<br />
Er würde nicht lügen in dieser Situation<br />
und sei sehr glücklich.Warumer<br />
glücklich sei, sagte der Ausnahmefußballer<br />
indes nicht. „Meine Anwälte<br />
sind sehr zuversichtlich und<br />
natürlich bin ich es auch. DasWichtigste<br />
ist, ich genieße den Fußball,<br />
ich genieße mein Leben. Für den<br />
Rest habe ich Menschen, die sich um<br />
mein Leben kümmern“, so Ronaldo<br />
(33). Die34Jahrealte Kathryn Mayorga<br />
hatte in einem Bericht des Magazins<br />
Spiegel angegeben, sie sei<br />
2009 in LasVegas vonRonaldo vergewaltigt<br />
worden. IhrAnwalt hat voreinem<br />
Gericht in Las Vegas Klage eingereicht.<br />
Schlag gegen Drogenbande<br />
–Clanmitglieder verhaftet<br />
Miteiner Razzia im Ruhrgebiet und<br />
mehreren Festnahmen ist die Polizei<br />
gegen eine Drogen-Bande mit bundesweit<br />
„weitreichenden kriminellen<br />
Verbindungen“ vorgegangen.<br />
Vier Männer seien in Untersuchungshaft<br />
genommen worden, teilten<br />
Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
am Dienstag mit. Es handele sich um<br />
vier Brüder im Alter von22, 28, 30<br />
und 32 Jahren. Siesollen in Bochum<br />
zu einem weit verzweigten arabischlibanesischen<br />
Clan gehören. Dessen<br />
kriminellen Mitgliedernwerden<br />
deutschlandweit Drogenhandel,<br />
Waffenhandel und Prostitution vorgeworfen.<br />
(dpa)<br />
Stefan Mross,eher seltener Gast dieser<br />
Kolumne,will etwas Gutes tun.<br />
Also nicht trompeten oder Schlagersausen<br />
moderieren, sondernfür<br />
Menschen ohne Obdach da sein. Der<br />
42-Jährige wirdals einer vonvielen<br />
prominenten Ehrenamtlichen am<br />
18. Dezember in Bremen bei einem<br />
Festmahl für mehr als 800 Gäste helfen,<br />
denen es nicht so gut geht.<br />
Rosie O’Donnell (56) sagt ihrer Freundin<br />
ständig, dass sie zu alt für sie sei.<br />
Dashat Elizabeth Rooney,Polizistin<br />
aus Boston und zarte 33, offenbar<br />
nicht davon abgehalten,<br />
sich auf die Schauspielerineinzulassen.<br />
Nunhaben<br />
sich die beiden verlobt<br />
und dies natürlich<br />
im Portal für Liebesund<br />
Trauerangelegenheiten<br />
prompt<br />
kundgetan. Ein<br />
Ring mit funkelndem<br />
Stein wurde in<br />
die Kameragehalten,<br />
dazu gab’s Liebesschwüreund<br />
der Hinweis,das<br />
nun aber mit<br />
einer Hochzeit nicht so<br />
bald zu rechnen sei.<br />
(mpw./mit dpa/AFP)<br />
Sie hat sich verlobt und ist<br />
glücklich, glücklich und nochmal<br />
glücklich.<br />
IMAGO<br />
TIERE<br />
Springt hoch, ist aber anfällig für<br />
Krankheiten.<br />
DPA/PETER STEFFEN<br />
Dasist Labrador Harryund die<br />
Chancen stehen nicht schlecht, dass<br />
der schokobraune Hund früher<br />
stirbt als seine schwarzenoder weißen<br />
Artgenossen. Denn einer neuen<br />
Studie zufolge hängt die Lebensspanne<br />
nicht unmaßgeblich auch<br />
vonder Fellfarbe der Tiereab. Die<br />
Forscher der Studie der Universität<br />
Sydney nehmen an, dass dies eine<br />
Folge der besonderen Krankheitsanfälligkeit<br />
der schokobraunen Variante<br />
des Labrador Retrievers ist.<br />
Diese neigen beispielsweise zu Ohrenentzündungen<br />
und Hautkrankheiten.<br />
DieAnfälligkeit könnte durch<br />
die gezielte Züchtung der schokobraunen<br />
Farbe noch verstärkt werden.<br />
Für ihreErgebnisse verglichen<br />
die Forscher Daten vonTausenden<br />
vonLabradoren in Großbritannien<br />
und Irland. Wuff! (mpw.)<br />
Zwischen zwei künstlichen Inseln führtder 55 Kilometer lange Seewegfür ein Stück von 6,7 Kilometernunter dem Wasser hindurch.<br />
Die weltweit größte Meeresbrücke<br />
zwischen<br />
Hongkong und dem<br />
Festland Chinas ist am<br />
Dienstag von Chinas Staats- und<br />
Parteichef Xi Jinping eröffnet worden.<br />
Nach neun Jahren Bauzeit verbindet<br />
die Superbrücke im Perlflussdelta<br />
die asiatische Finanzund<br />
Wirtschaftsmetropole mit<br />
der boomenden Region der<br />
südchinesischen Provinz Guangdong<br />
und soll einen großen<br />
Wirtschaftsraum schaffen.<br />
Die Inbetriebnahme der<br />
Brücke indes verzögerte sich,<br />
was für chinesische Verhältnisse<br />
eine Ausnahme darstellt – das<br />
Mammutprojekt sollte bereits<br />
vorletztes Jahr eröffnet werden.<br />
Sieschlängelt sich<br />
Chinas Präsident Xi Jinping ließ es<br />
sich nicht nehmen, die Brücke bei<br />
einer Feierstunde in Zhuhai persönlich<br />
zu eröffnen. „Ich erkläre<br />
die Hongkong-Zhuhai-Macau-<br />
Brücke offiziell für eröffnet“, sagte<br />
Präsident Xi bei der Feier in der<br />
Stadt Zhuhai, die nördlich an Macau<br />
angrenzt. Die Kosten gab die<br />
chinesische Regierung mit 120 Milliarden<br />
Yuan an, umgerechnet 15<br />
Milliarden Euro. Die 55 Kilometer<br />
lange Verbindung besteht aus einer<br />
sich schlängelnden Brücke und einem<br />
6,7 Kilometer langen Unterwassertunnel<br />
zwischen zwei künstlichen<br />
Inseln – ein „Jahrhundertbauwerk“<br />
nennt die chinesische<br />
Staatsführung die Brücke, mit der<br />
China vor allen Dingen belegt, dass<br />
die ehemalige britische Kronkolonie<br />
Hongkong nun das ist, was sie<br />
seit 21 Jahren nicht sein will –ein<br />
Teil Chinas.<br />
Nicht nur wegen Bauverzögerungen,<br />
Kostenüberschreitungen,<br />
mangelnder Transparenz, Korruption<br />
und tödlichen Unfällen ist das<br />
Projekt umstritten. Viele der sieben<br />
Millionen Hongkonger fürchten<br />
nun eben auch eine stärkere Integration<br />
in die Volksrepublik und<br />
möchten lieber ihre Insellage und<br />
Sonderrolle bewahren. Denn seit<br />
der Rückgabe der früheren britischen<br />
Kronkolonie 1997 an China<br />
wird Hongkong in seinem eigenen<br />
Territorium mit hoheitlichen Grenzen<br />
als chinesische Sonderverwaltungsregion<br />
autonom regiert. Nach<br />
dem gleichen Modell wird auch die<br />
frühere portugiesische Enklave Macao<br />
seit ihrer Rückgabe 1999 an<br />
China eigenständig verwaltet.<br />
DieBrücke reduziertdie Fahrzeit<br />
für Menschen und Fracht in die<br />
Volksrepublik um mehrere Stun-<br />
Brücke<br />
der Tränen<br />
China eröffnet eine der längsten Brücken der Welt.<br />
Der 55 Kilometer lange Bau hat Menschenleben<br />
gekostet und 15 Milliarden Euro.<br />
Er ist vor allem eines: ein politisches Statement<br />
Auch vom Ufer aus ist das Mammutbauwerkgut sichtbar.<br />
CHINA<br />
Zhuhai<br />
Macao<br />
Perlflussdelta<br />
Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke<br />
Tunnel<br />
Lantau<br />
Island<br />
10 km<br />
Schier endlos scheint sich die Brückedurch das Meer zu winden.<br />
HONGKONG<br />
AP/ANDY WONG<br />
BLZ/REEG; QUELLE: DPA<br />
IMAGO<br />
den. Heute dauert es vom Hongkonger<br />
Flughafen bis Zhuhai vier<br />
Stunden –künftig werden es 45 Minuten<br />
sein. VomHongkonger Containerhafen<br />
in das 1,6 Millionen<br />
Einwohner zählende Zhuhai soll es<br />
künftig statt 3,5 Stunden nur noch<br />
75 Minuten dauern.<br />
Allerdings wird die wichtigste<br />
Zufahrtstraße der Brücke zum<br />
Hongkonger Hafen erst im kommenden<br />
Jahr fertiggestellt, was zu<br />
den Kontroversen um das Projekt<br />
noch beiträgt. So wird befürchtet,<br />
dass die bestehenden Straßen<br />
durch den zusätzlichen Verkehr<br />
überlastet werden. Hongkong ist<br />
immerhin einer der größten Containerhäfen<br />
weltweit.<br />
Umstritten ist auch, dass die<br />
Brücke mit dem eigenen Auto nur<br />
mit besonderen Genehmigungen<br />
für einzelne Abschnitte befahren<br />
werden kann. Die meisten Reisenden<br />
müssen spezielle Busse nehmen,<br />
um die Brücke nutzen zu können.<br />
Die Reisezeit in das Spielerparadies<br />
Macao verbessert sich auch<br />
nicht so wesentlich, da es nur eine<br />
Stunde mit der Fähre von Hongkong<br />
entfernt ist.<br />
„Das Ding ist überflüssig“<br />
AP/KIN CHEUNG<br />
Die Regierung in Peking will rund<br />
zehn wirtschaftlich blühende<br />
Städte im Perlflussdelta wie das 13<br />
Millionen Einwohner zählende<br />
Shenzhen auf der anderen Seite der<br />
Grenze sowie Guangzhou mit 14<br />
Millionen Menschen enger mit<br />
Hongkong vernetzen. Nach der Eröffnung<br />
einer neuen Hochgeschwindigkeitsbahn<br />
zwischen der<br />
Ex-Kronkolonie und China im vergangenen<br />
Monat ist die Superbrücke<br />
der nächste Schritt. Doch Kritiker<br />
sind nicht überzeugt. Häufig<br />
wird argumentiert, dass Hongkong<br />
sein Geld besser in die Entwicklung<br />
der Hafenstadt oder soziale Vorhaben<br />
gesteckt hätte.„DasganzeDing<br />
ist überflüssig“, sagte die oppositionelle<br />
demokratische Abgeordnete<br />
des Legislativrates, Claudia Mo.<br />
„Wir haben Verbindungen zu<br />
Lande,zur Seeund in der Luft, in jeder<br />
Weise, wie wir wollen. Warum<br />
brauchen wir diese Brücke?“<br />
Nicht nur Sinn und Zweck des<br />
Bauwerks sind umstritten. Kritiker<br />
des Mammutprojekts beklagen neben<br />
den hohen Kosten und den Korruptionsfällen<br />
bei den beteiligten<br />
Behörden auch die Sicherheitsmängel,<br />
die zum Todmehrerer Arbeiter<br />
geführt haben. Die Arbeiter indes<br />
nennen die Brücke „Bridge of blood<br />
and tears“ –die „Brücke des Blutes<br />
und der Tränen“. (BLZ/mit AFP,dpa)<br />
Fahrer des Unglückszugs<br />
in Taiwan zu schnell<br />
DasschwereZugunglück in Taiwan<br />
ist offensichtlich auf zu hohe Geschwindigkeit<br />
zurückzuführen.<br />
Demnach sagte der Zugführer aus,er<br />
habe die automatische Geschwindigkeitskontrolle<br />
abgeschaltet. Der<br />
Zugwar am Sonntag im BezirkYilan<br />
im Nordosten Taiwans komplett entgleist,<br />
18 Menschen wurden getötet<br />
und 187 weitereverletzt. Beiseiner<br />
Anhörung sagte der Fahrer,erhabe<br />
aufgrund vonProblemen mit der<br />
Stromversorgung im Bahnhof davor<br />
die Geschwindigkeitskontrolle ausgeschaltet<br />
und sie danach nicht<br />
mehr eingeschaltet, weil er in ein Gespräch<br />
mit einem Streckenverwalter<br />
vertieft gewesen sei. (dpa)<br />
Hurrikan „Willa“ dicht vor<br />
mexikanischer Pazifikküste<br />
Die mexikanische Küste erwartet Hurrikan<br />
„Willa“.<br />
AFP/ALFREDO ESTRELLA<br />
Hurrikan „Willa“ rückt langsam auf<br />
die mexikanische Pazifikküste vor<br />
und bringt Windgeschwindigkeiten<br />
vonbis zu 230 Kilometernpro<br />
Stunde mit sich. Er sollte noch am<br />
Dienstag südlich des Badeortes<br />
Mazatlán auf Land treffen, wie das<br />
US-Hurrikan-Zentrum mitteilte.Die<br />
mexikanischen Behörden bereiteten<br />
Evakuierungen vor. Sierechnen mit<br />
Überschwemmungen und Erdrutschen.<br />
Heer und Marine wurden<br />
alarmiert. (dpa)<br />
Mit Jungen vor Zug<br />
gesprungen –Geständnis<br />
Nach dem Sprung voreinen fahrenden<br />
Zugmit einem fremden Kind im<br />
ArminWuppertal hat sich der 23-<br />
jährige Beschuldigte vorGericht geständig<br />
gezeigt. Dempsychisch<br />
kranken Mann wirdvorgeworfen,<br />
Mitte AprilamWuppertaler Hauptbahnhof<br />
einen fünfjährigen Jungen<br />
vonseiner Familie losgerissen zu haben.<br />
DerZug überrollte die beiden<br />
trotz einer Notbremsung. Laut<br />
Staatsanwaltschaft war es allein einem<br />
glücklichen Zufall und dem<br />
Lokführer zu verdanken, dass der<br />
Junge nur leichte Verletzungen am<br />
Kopf erlitt. Wenn der Zugetwas weiter<br />
gefahren wäre, hätte ihn ein tieferliegendes<br />
Teil treffen können. Der<br />
23-Jährige habe versucht, „heimtückisch<br />
einen Menschen zu töten“, so<br />
die Staatsanwaltschaft. (dpa)
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Ich ermächtige den <strong>Berliner</strong> Verlag (Gläubiger-ID-Nr.: DE 87 ZZZ 00000103939) Zahlungen von<br />
meinem Konto mittels SEPA-Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an,<br />
dievom Verlagauf meinKonto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb<br />
vonachtWochen, beginnend mitdem Belastungsdatum,die Erstattungdes belasteten Betrages<br />
verlangen. Es gelten dabeidie mitmeinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Bitteziehen<br />
Sie den Bezugspreis von meinem Konto ein. Die Mandatsreferenz wird separat mitgeteilt. Das<br />
SEPA-Lastschriftmandat kann ichjederzeit widerrufen.<br />
Wir empfehlen Ihnen die Mitteilung von Bankdaten oder anderer sensibler Daten ausschließlich<br />
in verschlossenen Briefumschlägen oder auf einem anderen geschützten Wegvorzunehmen.<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Telefon<br />
Geburtsdatum<br />
E-Mail (Bitte zwingend angeben für Ihre Online-Rechnung per E-Mail.) 1<br />
Nach Ablaufder 6Monateendetdie Belieferung automatisch.<br />
Ihnen steht eingesetzliches Widerrufsrecht zu.AlleInformationenüberdiesesRecht<br />
unddie Widerrufsbelehrung finden Sieunter www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />
1 Sollten Sie keine E-Mail-Adresse besitzen, erhalten Sie Ihre Rechnung selbstverständlich<br />
postalisch.<br />
Das Angebot giltnur in Berlin/Brandenburg und nur solange der Vorrat reicht.<br />
Ich bin einverstanden, dass mich die <strong>Berliner</strong> Verlag GmbH per Telefon, E-Mail, SMS, MMS und<br />
WhatsApp über passendeLeserangebote*zuderenVerlagsproduktenund -services persönlich<br />
informiert bzw. individuell berät und kann dies jederzeit auch teilweise widerrufen (per<br />
Mail: leserservice@berliner-verlag.de oder per Post: <strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Leserservice,<br />
Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin). Die Zustimmung wird ausdrücklich als vertragliche<br />
Gegenleistung für das zur Verfügunggestellte Angebotvereinbart.<br />
*Hierbei handelt es sich um Produkte, die von der oben genannten Gesellschaft angeboten werden:<br />
gedruckte/digitale Presseprodukte ggf. mit Geräten und Zugaben sowie Produkte der Shops des Verlages<br />
unter shop.berliner-zeitung.de oder shop.berliner-kurier.de: Bücher, Kalender, Rabattkarten, Fan-/<br />
Dekoartikel, Schmuck,Wein, Reisen, Brief-und Paketdienste, Veranstaltungen, Wohn-/Freizeitzubehör.<br />
Datum<br />
Unterschrift
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