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23.10.2018 Aufrufe

informationen für aktive 17. Jahrgang · Nummer 15 27. Oktober 2018 www.verdi-news.de ver.di vereinte dienstleistungsgewerkschaft A58247 100 Jahre Tarifautonomie festakt – Frank Bsirske: Der Tarifflucht von Unternehmen entgegenwirken Vor 100 Jahren, am 15. November 1918, wurde das sogenannte Stinnes-Legien-Abkommen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften unterzeichnet. Damit haben die betriebliche Mitbestimmung und der Abschluss kollektiver Vereinbarungen in Deutschland ihren Anfang genommen. Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten oder Entlohnung werden zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt, in Tarifverträgenfestgelegt.AusAnlass des Jubiläums gab es Mitte Oktober einen gemeinsamen Festakt von DGB und Arbeitgeberverbänden: „100 Jahren Tarifautonomie“. Derver.di-VorsitzendeFrankBsirskehobbeidieserGelegenheitderen überragende Bedeutung für die Gestaltung der Wirtschafts- und Sozialordnung in der Bundesrepublik hervor. Doch weder der Festakt noch die dort geäußerte Anerkennung der Tarifautonomie könnten darüber hinwegtäuschen, dass die Tarifbindung in Deutschland seit Jahren rückläufig ist. Daher müsse überlegt werden, wie der Tarifflucht vieler Unternehmenentgegengewirktwerdenkönne. Bsirskesprachsichdafüraus,„einen Teil des tarifgebundenen Arbeitsentgelts steuerfrei zu stellen“. Gewerkschaftsmitglieder, die in tarifgebundenenUnternehmenarbeiten, sollen demnach einen zusätzlichen Steuerfreibetrag in Höhe von 1300 bis 1700 Euro – dem Drei- bis VierfacheneinesGewerkschaftsbeitrags bei einem Durchschnittsentgelt – öpp Kein Schadenersatz Klage von A1 mobil vor dem Langgericht hannover gescheitert seite 2 wahl In Bayern alles beim Alten? Verschiebungen innerhalb der Lager seite 3 bekommen. Vorteile sieht Bsirske auch für Unternehmen, die durch ihre Tarifbindung so einen zusätzlichenAnreizfürbegehrteFachkräfte schaffen können. Außerdem will der ver.di-Vorsitzende die Vergabe öffentlicher Aufträge künftig an „tariflicheEntgeltsätzedereinschlägigen Tarifverträge“ binden. arbeitgeber für flexibilität celenus Voller Erfolg vor Gericht Kündigungen waren unwirksam seite 4 lvz Gegenwehr formiert sich Schließung der Druckerei angekündigt seite 5 Auch die Arbeitgeber erklärten im ZusammenhangmitdiesemJubiläum, wie sie die Tarifbindung aus ihrer Perspektive wieder attraktiver machen wollen. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sprach sich in einem Beitrag für die Tageszeitung „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) für mehrFlexibilitätundmehrÖffnungsklauseln aus. Tarifverträge möchte er künftig in Modulen gestalten. Arbeitgeber und Betriebsräte sollen dann gemeinsam entscheiden, welche sie für ihren Betrieb anwenden möchten oder auch nicht. „Rosinenpickerei“ sei das, sagt derLeiterdertarifpolitischenGrundsatzabteilung von ver.di, Norbert Reuter. Der gesamte Tarifvertrag stelle immer das Ergebnis eines Gesamtkompromisses dar. „Der Sinn von Branchentarifverträgen ist, für alle Unternehmen einer Branche gleiche Bedingungen zu schaffen“, sagt er. Sie verhinderten, „dass sich Unternehmen Wettbewerbsvorteile durch simples Lohn- und Arbeitszeitdumping verschaffen“. Übrigens hat das Weltwirtschaftsforum Deutschland jüngst als innovativstes Land der Welt bezeichnet. EinerderPunkte,diedazubeitragen: die betriebliche Mitbestimmung. Heike Langenberg gesetz Maulkorb für Beschäftigte Manager sollen künftig Geschäftsgeheimnisse definieren seite 6 katalog Eine Woche aktiv sein Angebote für eine Aktivwoche in ganz Deutschland seite 7 k n a p p e i n e h a l b e . . . ... Million Menschen machten sich am vergangenen Wochenende in London gegen den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der EU, stark. Sie forderten ein zweites Referendum, wollen über das finale Abkommen zu den Bedingungen des Austritts abstimmen. Es wird gerade zwischen der britischen Regierung und der EU ausgehandelt. Wegen des Brexits hatten zwei Wochen zuvor bereits Zehntausende in Edinburgh für die Unabhängigkeit Schottlands demonstriert. Mitte Oktober waren 242 000 Menschen durch Berlin gezogen – für eine offene und freie Gesellschaft, für Solidarität statt Ausgrenzung. Allen drei Ereignissen ist gemeinsam, dass es jeweils die größten Demonstrationen seit vielen Jahren für diese Länder gewesen sind. Demos, bei denen die Beteiligten ihren Positionen eindrucksvoll Gehör verschafft haben. Und das macht Mut! hla Große Debatte „Wir brauchen größere Antworten auf größere Sorgen und müssen die Digitalisierung einbetten in eine Sozialstaatsdebatte.“ Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, SPD, zum Abschluss seiner Bundesratspräsidentschaft

informationen für aktive<br />

17. Jahrgang · Nummer <strong>15</strong><br />

27. Oktober <strong>2018</strong><br />

www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />

ver.di vereinte<br />

dienstleistungsgewerkschaft<br />

A58247<br />

100 Jahre Tarifautonomie<br />

festakt – Frank Bsirske: Der Tarifflucht von Unternehmen entgegenwirken<br />

Vor 100 Jahren, am <strong>15</strong>. November<br />

1918, wurde das sogenannte Stinnes-Legien-Abkommen<br />

zwischen<br />

Arbeitgebern und Gewerkschaften<br />

unterzeichnet. Damit haben die betriebliche<br />

Mitbestimmung und der<br />

Abschluss kollektiver Vereinbarungen<br />

in Deutschland ihren Anfang<br />

genommen. Arbeitsbedingungen<br />

wie Arbeitszeiten oder Entlohnung<br />

werden zwischen Gewerkschaften<br />

und Arbeitgebern ausgehandelt, in<br />

Tarifverträgenfestgelegt.AusAnlass<br />

des Jubiläums gab es Mitte Oktober<br />

einen gemeinsamen Festakt von<br />

DGB und Arbeitgeberverbänden:<br />

„100 Jahren Tarifautonomie“.<br />

Derver.di-VorsitzendeFrankBsirskehobbeidieserGelegenheitderen<br />

überragende Bedeutung für die Gestaltung<br />

der Wirtschafts- und Sozialordnung<br />

in der Bundesrepublik<br />

hervor. Doch weder der Festakt<br />

noch die dort geäußerte Anerkennung<br />

der Tarifautonomie könnten<br />

darüber hinwegtäuschen, dass die<br />

Tarifbindung in Deutschland seit<br />

Jahren rückläufig ist.<br />

Daher müsse überlegt werden,<br />

wie der Tarifflucht vieler Unternehmenentgegengewirktwerdenkönne.<br />

Bsirskesprachsichdafüraus,„einen<br />

Teil des tarifgebundenen Arbeitsentgelts<br />

steuerfrei zu stellen“. Gewerkschaftsmitglieder,<br />

die in tarifgebundenenUnternehmenarbeiten,<br />

sollen demnach einen zusätzlichen<br />

Steuerfreibetrag in Höhe von 1300<br />

bis 1700 Euro – dem Drei- bis VierfacheneinesGewerkschaftsbeitrags<br />

bei einem Durchschnittsentgelt –<br />

öpp<br />

Kein Schadenersatz<br />

Klage von A1<br />

mobil vor dem<br />

Langgericht<br />

hannover gescheitert<br />

seite 2<br />

wahl<br />

In Bayern<br />

alles beim<br />

Alten?<br />

Verschiebungen<br />

innerhalb<br />

der Lager<br />

seite 3<br />

bekommen. Vorteile sieht Bsirske<br />

auch für Unternehmen, die durch<br />

ihre Tarifbindung so einen zusätzlichenAnreizfürbegehrteFachkräfte<br />

schaffen können. Außerdem will<br />

der ver.di-Vorsitzende die Vergabe<br />

öffentlicher Aufträge künftig an<br />

„tariflicheEntgeltsätzedereinschlägigen<br />

Tarifverträge“ binden.<br />

arbeitgeber für flexibilität<br />

celenus<br />

Voller Erfolg<br />

vor Gericht<br />

Kündigungen<br />

waren unwirksam<br />

seite 4<br />

lvz<br />

Gegenwehr<br />

formiert sich<br />

Schließung<br />

der Druckerei<br />

angekündigt<br />

seite 5<br />

Auch die Arbeitgeber erklärten im<br />

ZusammenhangmitdiesemJubiläum,<br />

wie sie die Tarifbindung aus ihrer<br />

Perspektive wieder attraktiver machen<br />

wollen. Arbeitgeberpräsident<br />

Ingo Kramer sprach sich in einem<br />

Beitrag für die Tageszeitung „Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung“ (FAZ) für<br />

mehrFlexibilitätundmehrÖffnungsklauseln<br />

aus. Tarifverträge möchte<br />

er künftig in Modulen gestalten. Arbeitgeber<br />

und Betriebsräte sollen<br />

dann gemeinsam entscheiden, welche<br />

sie für ihren Betrieb anwenden<br />

möchten oder auch nicht.<br />

„Rosinenpickerei“ sei das, sagt<br />

derLeiterdertarifpolitischenGrundsatzabteilung<br />

von ver.di, Norbert<br />

Reuter. Der gesamte Tarifvertrag<br />

stelle immer das Ergebnis eines Gesamtkompromisses<br />

dar. „Der Sinn<br />

von Branchentarifverträgen ist, für<br />

alle Unternehmen einer Branche<br />

gleiche Bedingungen zu schaffen“,<br />

sagt er. Sie verhinderten, „dass<br />

sich Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />

durch simples Lohn- und<br />

Arbeitszeitdumping verschaffen“.<br />

Übrigens hat das Weltwirtschaftsforum<br />

Deutschland jüngst als innovativstes<br />

Land der Welt bezeichnet.<br />

EinerderPunkte,diedazubeitragen:<br />

die betriebliche Mitbestimmung.<br />

Heike Langenberg<br />

gesetz<br />

Maulkorb für<br />

Beschäftigte<br />

Manager<br />

sollen künftig<br />

Geschäftsgeheimnisse<br />

definieren<br />

seite 6<br />

katalog<br />

Eine Woche<br />

aktiv sein<br />

Angebote<br />

für eine Aktivwoche<br />

in ganz<br />

Deutschland<br />

seite 7<br />

k n a p p e i n e h a l b e . . .<br />

... Million Menschen<br />

machten sich am vergangenen<br />

Wochenende in<br />

London gegen den Brexit,<br />

den Austritt Großbritanniens<br />

aus der EU, stark.<br />

Sie forderten ein zweites<br />

Referendum, wollen über<br />

das finale Abkommen zu<br />

den Bedingungen des<br />

Austritts abstimmen.<br />

Es wird gerade zwischen<br />

der britischen Regierung<br />

und der EU ausgehandelt.<br />

Wegen des Brexits<br />

hatten zwei Wochen zuvor<br />

bereits Zehntausende<br />

in Edinburgh für die Unabhängigkeit<br />

Schottlands<br />

demonstriert.<br />

Mitte Oktober waren<br />

242 000 Menschen durch<br />

Berlin gezogen – für eine<br />

offene und freie Gesellschaft,<br />

für Solidarität<br />

statt Ausgrenzung. Allen<br />

drei Ereignissen ist gemeinsam,<br />

dass es jeweils<br />

die größten Demonstrationen<br />

seit vielen Jahren<br />

für diese Länder gewesen<br />

sind. Demos, bei denen<br />

die Beteiligten ihren<br />

Positionen eindrucksvoll<br />

Gehör verschafft haben.<br />

Und das macht Mut!<br />

hla<br />

Große Debatte<br />

„Wir brauchen<br />

größere Antworten<br />

auf größere Sorgen<br />

und müssen die Digitalisierung<br />

einbetten<br />

in eine Sozialstaatsdebatte.“<br />

Der Regierende Bürgermeister<br />

von Berlin,<br />

Michael Müller, SPD,<br />

zum Abschluss seiner<br />

Bundesratspräsidentschaft


p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />

2 ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong> ·····················································································································································<br />

l e s e t i p p<br />

Nachdenken über<br />

Deutschland<br />

(hla) <strong>15</strong> Jahre ist das<br />

Projekt www.nachdenk<br />

seiten.de jetzt alt. Seither<br />

hat es sich zu einem<br />

kritischen Begleiter des<br />

politischen Alltagsgeschehens<br />

entwickelt, ein<br />

wichtiges Gegengewicht<br />

zum politischen Medien-<br />

Mainstream. Die immer<br />

noch wachsenden täglichen<br />

Besucherzahlen der<br />

Website zeigen, wie notwendig<br />

es ist. Nach eigenen<br />

Angaben klicken<br />

im Schnitt 125 000 Besucher<br />

das Internetangebot<br />

an. Das Aufdecken<br />

von Meinungsmanipulationen<br />

gehört ebenso<br />

dazu wie die kritische<br />

Einordung aktueller Themen.<br />

Einmal im Jahr erscheint<br />

das kritische<br />

Jahrbuch der Nachdenkseiten<br />

in gedruckter<br />

Form. In diesem Jahr legen<br />

Albrecht Müller und<br />

Jens Berger den 12.<br />

Band dieser Reihe vor.<br />

Hier sind die wichtigsten<br />

Artikel des zurückliegenden<br />

Jahres zu finden. In<br />

diesem Jahr zählt die Bewertung<br />

der Bundestagswahl<br />

und ihrer Folgen<br />

ebenso dazu wie die<br />

Frage, warum wir eine<br />

Gegenöffentlichkeit<br />

brauchen und wie sich<br />

die Medien zum Steigbügelhalter<br />

für die AfD entwickelt<br />

haben. Aber die<br />

ausgewählten Beiträge<br />

zeigen auch, wie die neoliberale<br />

Wirtschaft die<br />

Politik fest im Griff hat<br />

und welche Folgen die<br />

globalisierte Verantwortungslosigkeit<br />

nach sich<br />

zieht.<br />

albrecht müller, jens<br />

berger: nachdenken<br />

über deutschland. das<br />

kritische jahrbuch<br />

<strong>2018</strong>/2019, westend-verlag,<br />

frankfurt/main,<br />

256 seiten, 16 euro,<br />

isbn 978-3864892325<br />

Kein Schadenersatz<br />

öffentlich-private partnerschaft – Klage von A1 mobil vor dem Landgericht Hannover gescheitert<br />

(hla) Das Landgericht Hannover hat<br />

Anfang September eine Klage der<br />

privaten Betreibergesellschaft A1<br />

mobil abgewiesen. Die Gesellschaft<br />

hatte 2008 die Konzession für Ausbau<br />

und Erhalt eines 73 Kilometer<br />

langen Teilstücks der Autobahn 1<br />

bekommen. Ein Jahr später übernahm<br />

sie auch noch die Aufgaben<br />

des Straßenbetriebsdienstes. Im<br />

Gegenzug sollte sie bis 2038 einen<br />

Teil der Einnahmen aus der Lkw-<br />

Maut bekommen (siehe „ver.di <strong>news</strong>”<br />

13/2017).<br />

DochdieEinnahmenreichtendem<br />

Konsortium nicht. Es verklagte den<br />

Bund auf die Zahlung von 778 Millionen<br />

Euro. Die Begründung: WegenderFinanz-undWirtschaftskrise<br />

Flashmob auf 47 Bahnhöfen! Die<br />

„Thüringer Allgemeine“ berichtet,<br />

dass der Verein Weimarer Republik<br />

vom 3. bis 9. November bundesweit<br />

andieNovemberrevolutionerinnern<br />

wird: „1918 begehrte das Volk auf<br />

gegen das Kaiserreich, [...] Die Revolutionäre<br />

reisten von Bahnhof zu<br />

Bahnhof, um den Sturz der alten<br />

Machthaber voranzutreiben. Diese<br />

Ereignisse werden in der Aktion ,Die<br />

Revolution rollt’ öffentlich nachgestellt.<br />

Bei <strong>15</strong>-minütigen Flashmobs<br />

geben Schauspieler und Komparsen<br />

einen Eindruck davon, wie<br />

vor 100 Jahren die Demokratie erkämpft<br />

wurde“, so die „Thüringer<br />

Allgemeine”.<br />

das scheitern der deutschen<br />

Aber die Revolutionäre rollen schon<br />

längst. In der ARD lief im September<br />

der Dreiteiler „Krieg der Träume“,<br />

der mit dem Ende des 1. Weltkrieges<br />

unddemBeginnderRevolution1918<br />

beginnt. Der „Spiegel“ Nr. 42 macht<br />

gar gleich mit den Revolutionen von<br />

sei der Verkehr um 20 Prozent eingebrochen,<br />

die Einnahmen hätten<br />

sich nahezu halbiert. Diese Klage<br />

hat das Landgericht Hannover jetzt<br />

abgewiesen.<br />

„ZwarseidasRisikodesRückgangs<br />

desmautpflichtigenVerkehrsexplizit<br />

nicht in den Vertrag aufgenommen<br />

worden, allerdings habe sich aus<br />

den Vertragsverhandlungen eindeutig<br />

ergeben, dass der Bund das<br />

Verkehrsmengenrisiko nicht habe<br />

übernehmen wollen, weshalb etwa<br />

auch das Modell einer MindestvergütungnichtinBetrachtgekommen<br />

sei“, begründete die zuständige<br />

KammerlauteinerPressemitteilung<br />

ihre Entscheidung. Mittlerweile hat<br />

A1 mobil beim Oberlandesgericht<br />

ErfolggegenBefristungen<br />

bamf –BundesfinanzministeriumhatneueStellenundEntfristungenzugesagt<br />

Seitlangemkämpftver.digegendas<br />

„Befristungsunwesen“ beim Bund<br />

und hatte jetzt Erfolg für die Beschäftigten<br />

des Bundesamtes für<br />

Migration und Flüchtlinge (BAMF).<br />

Das Bundesfinanzministerium hat<br />

1650zusätzlicheStellensowie4500<br />

weitereEntfristungenzugesagt.Die<br />

1848, 1918, 1968 und 1989 auf, um<br />

innendarüberaufzuklären,„warum<br />

dieDeutschensooftscheitern“.Eine<br />

stille Revolution dieser Tage ist auf<br />

Seite20zubetrachten:„Gruppenbild<br />

mitMerkel“.DaraufistBundeskanzlerin<br />

Angela Merkel, CDU, allein mit<br />

rund drei Dutzend weiblichen SPD-<br />

Bundestagsabgeordneten zu sehen.<br />

Angeblich ging es allein um „frauenpolitische<br />

Themen“, aber innerhalb<br />

der SPD war sogleich vom Aufstand<br />

der Frauen die Rede.<br />

Den gab es vor 100 Jahren auch<br />

schon mal. So berichtet das „Neue<br />

Deutschland“voneinemSymposium<br />

in Berlin über 100 Jahre Frauenwahlrecht,<br />

auf dem Joachim Käppner<br />

von der „Süddeutschen Zeitung“<br />

vortrug: „Es gab nicht nur Rosa Luxemburg.“<br />

Um dann zu schildern, wie sich in<br />

einer Berliner Pension in jenen Novembertagen<br />

Frauen und Mädchen<br />

herausputzten und von der Wirtin<br />

gefragt, wohin es denn ginge, antworteten:<br />

„Wir gehen in die Revolution.“<br />

CelleBerufungeingereicht.DieVergabe<br />

an ein privates Konsortium ist<br />

ein Beispiel für eine öffentlich-private<br />

Partnerschaft (ÖPP).<br />

Hierbei übernehmen Firmen der<br />

Privatwirtschaft öffentliche Aufgaben,<br />

beispielsweise den Bau oder<br />

die Sanierung von öffentlicher Infrastruktur.<br />

Im Gegenzug erhalten<br />

sie über Jahrzehnte Einnahmen aus<br />

demBetriebderGebäudeoderStraßen.<br />

Häufig kommt das auf lange<br />

Sichtteureralswenndieöffentliche<br />

HanddieseAufgabenselbstrealisiert,<br />

hatderBundesrechnungshofbereits<br />

2014 festgestellt. ver.di wehrt sich<br />

bereits seit Jahren gegen diese Privatisierung<br />

öffentlicher Aufgaben<br />

und ihre Folgen.<br />

neuenStellenunddieEntfristungen<br />

sindnochindenaktuellenBundeshaushaltaufgenommenwordenund<br />

werden seit September umgesetzt.<br />

d i e p r e s s e - s h o w ···························································································<br />

Christina Holtz-Bacha, Professorin<br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

zeigte daraufhin auf, was sich<br />

nach 100 Jahren dann doch nicht<br />

geändert hat. „Als Politikerin würde<br />

man von den Medien nur ernsthaft<br />

wahrgenommen, wenn man Kanzlerin<br />

ist oder sich einen Fehler geleistet<br />

habe. Ansonsten dominiere<br />

das Beiwerk: Der Rock zu kurz, die<br />

Mundwinkel hängen etc..“ Also entweder<br />

herausgeputzt oder nicht.<br />

Enden wir mitdem Jubiläum 60<br />

JahreSchlümpfe,dielautdemStreiflicht<br />

der „Süddeutschen Zeitung“<br />

vom 19. Oktober ja immer schon<br />

„die Mützen der blutigen Jakobiner“<br />

aus der Französischen Revolution<br />

tragen. Weiter heißt es dort: „Der<br />

SchlumpfisteinGarantfürStabilität<br />

und Biedersinn – es leben in seiner<br />

Heimat exakt hundert Schlümpfe,<br />

Zuwanderungistunerwünscht,Frauen<br />

auch, die Parteifarbe ist Blau –<br />

also mal ehrlich, Freunde, wer von<br />

unsmöchtedorternsthaftwohnen?“<br />

UndwiederentlässteineRevolution<br />

ihre Kinder. Petra Welzel


p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />

··········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong> 3<br />

In Bayern alles beim Alten?<br />

landtagswahl – Verschiebungen innerhalb der Lager – Schwarz-Grün wohl chancenlos<br />

(hem) Das Ergebnis der bayerischen<br />

Landtagswahl ist bei näherer Betrachtung<br />

weniger spektakulär als<br />

von den meisten Beobachter/innen<br />

zunächsteingeschätzt.Zwarhatdie<br />

CSU ihre absolute Mehrheit eingebüßt.<br />

Das hatte sie im „Freistaat“<br />

aberbereitsbeiderBundestagswahl<br />

2017.DafürhabendieWunschpartner<br />

der Christsozialen für eine Regierungskoalition,<br />

die Freien Wähler,<br />

jedoch ihr Soll erreicht, so dass in<br />

der Landespolitik das meiste weitergehen<br />

kann wie gehabt. In der<br />

Opposition haben die Grünen der<br />

SPD souverän die Führungsrolle abnehmen<br />

können.<br />

wenig veränderung<br />

Die These, eine höhere Wahlbeteiligung<br />

sei stets für den linken Flügel<br />

des Parteienspektrums vorteilhaft,<br />

hat sich damit auch beim jüngsten<br />

Urnengang nicht bestätigt. Im Gegenteil:<br />

Im „Freistaat“ sind Sozialdemokraten<br />

und Linke nach zwei<br />

Landtagswahlen mit jeweils kräftigen<br />

Steigerungen der Wahlbeteiligung<br />

zusammengenommen bei einemStimmenanteilvon12,9Prozent<br />

gelandet, gemessen an der Zahl der<br />

Wahlberechtigten gar nur bei 9,2<br />

Prozent.<br />

(pm)InderFilm-undFernsehbranche,<br />

aberauchimTheater-undIT-Bereich<br />

sind Beschäftigte häufig in Kurzzeit-Projekten<br />

tätig. ver.di fordert,<br />

ihrenAnspruchaufArbeitslosengeld<br />

deutlich zu verbessern. Anlass war<br />

die Debatte eines entsprechenden<br />

Gesetzesvorhabens Mitte Oktober<br />

erst in erster Lesung im Bundestag<br />

und anschließend im Bundesrat. Es<br />

bringe,soderstellvertretendever.di-<br />

Vorsitzende Frank Werneke, nicht<br />

die von ver.di geforderten Verbesserungen.<br />

Es sei höchste Zeit, die<br />

Bei einer Berechnung der Werte für<br />

ein fiktives rot-rot-grünes Bündnis<br />

hat sich dessen gemeinsamer Stimmenanteil<br />

zwischen 2013 und <strong>2018</strong><br />

in Bayern fast überhaupt nicht verändert:<br />

Bei der Landtagswahl 2013<br />

warensiezusammenauf31,3Prozent<br />

gekommen,beiderBundestagswahl<br />

2017 (in Bayern) auf 31,2 Prozent und<br />

jetzt <strong>2018</strong> auf 30,4 Prozent. Bei kräftigenVerschiebungeninnerhalbder<br />

jeweiligen politischen Lager ist also<br />

eine stabile Entwicklung auf traditionellem<br />

bayerischen Niveau festzustellen.<br />

Nach zurückliegenden<br />

Urnengängen wurden in der Vergangenheit<br />

schlechte Ergebnisse<br />

oftschöngeredetmitderBemerkung,<br />

man habe die eigene Klientel nicht<br />

ausreichend mobilisieren können.<br />

Das gehörte und gehört genauso<br />

zu den Ritualen an Wahlabenden<br />

wie etwa die Erklärung, man habe<br />

sich der Wähler/innenschaft nicht<br />

hinreichend verständlich machen<br />

können, oder eben Schuldzuweisungen<br />

an die politischen Konkurrenten.<br />

Was jedoch bei solcher Gelegenheit<br />

nie zu hören ist: ein<br />

Eingeständnis irgendeines oder irgendeiner<br />

der gewichtigen Interviewpartner/innen,<br />

dass die eigene<br />

Politik in dieser oder jener Hinsicht<br />

wohl falsch gewesen sei.<br />

schmerzhafte realität<br />

ver.di fordert Verbesserungen<br />

gesetzentwurf – Arbeitslosengeldansprüche bei Beschäigung auf Projektdauer<br />

(pm) Als „bedeutende Entlastung<br />

fürhunderttausendeSelbstständige<br />

mit geringen Einkommen“ hat der<br />

stellvertretende ver.di-Vorsitzende<br />

Frank Werneke das Mitte Oktober<br />

im Bundestag beschlossene GKV-<br />

Entlastungsgesetz bezeichnet. „Die<br />

Neuregelung der Mindestbeiträge<br />

Die realen Stimmenanteile<br />

Wahlen zum Landtag von Bayern<br />

(in Prozent der Wahlberechtigten)<br />

zehn andere<br />

Parteien 2,6<br />

Bayern 1,2<br />

Linke 2,3<br />

FDP<br />

Sinkende Krankenkassenbeiträge<br />

solo-selbstständige – Neuregelung macht Altersvorsorge möglich<br />

SPD<br />

AfD<br />

Freie<br />

Wahlbeteiligung<br />

<strong>2018</strong><br />

2013<br />

2008<br />

3,6<br />

7,0<br />

7,3<br />

8,3<br />

71,5%<br />

62,8%<br />

56,9%<br />

QUELLEN: BUNDESWAHLLEITER /<br />

EIGENE BERECHNUNGEN<br />

Nichtwählende<br />

28,5<br />

Grüne<br />

12,6<br />

CSU<br />

26,6<br />

Für aktive Gewerkschafter/innen<br />

schmerzhaft, aber Realität: Bei den<br />

Gewerkschaftsmitgliedernunterden<br />

bayerischen Wähler/innen hat nach<br />

einer repräsentativen Umfrage der<br />

Forschungsgruppe Wahlen (im AuftragdesDGB-Newsletters„einblick“)<br />

die politisch weit rechts stehende<br />

„AlternativefürDeutschland“einen<br />

überdurchschnittlichen Stimmenanteil<br />

von 14,5 Prozent erzielt, 42<br />

Prozent mehr als die 10,2 Prozent<br />

bei allen Wähler/innen.<br />

soziale Sicherung an die Realitäten<br />

inderArbeitsweltanzupassen.„Dazu<br />

gehört eine realistische Chance,<br />

bei häufiger Arbeitslosigkeit auch<br />

Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung<br />

zu erhalten“, sagte<br />

Werneke.<br />

Selbstständiger bei gesetzlichen<br />

Krankenkassen sorgt dafür, dass<br />

sich viele von ihnen die im Koalitionsvertrag<br />

angekündigte Altersvorsorgepflicht<br />

überhaupt leisten<br />

können. Das schafft mehr Gerechtigkeit<br />

im System”, so Werneke.<br />

ver.diistmitüber30 000selbstständigen<br />

Mitgliedern die größte deutsche<br />

Berufsorganisation für Solo-<br />

Selbstständige. Konkret senkt das<br />

Gesetz den Mindestbeitrag SelbstständigerfürdieKranken-undPflegeversicherung<br />

von derzeit rund<br />

400 Euro pro Monat auf zukünftig<br />

knapp unter 200 Euro.<br />

henrik müller war<br />

viele jahre redakteur<br />

bei gewerkschaftszeitungen<br />

k o m m e n t a r<br />

Ein Vorschuss<br />

an Vertrauen<br />

Die Gewerkschaften des<br />

DGB legen – aus guten<br />

Gründen – großen Wert<br />

auf ihre Unabhängigkeit,<br />

insbesondere in parteipolitischer<br />

Hinsicht. Aber<br />

deshalb sind sie nicht<br />

etwa strikt neutral, sondern<br />

versuchen im Interesse<br />

ihrer Mitglieder,<br />

Einfluss zu nehmen auf<br />

Programmatik und praktische<br />

Politik der politischen<br />

Parteien. Die sind<br />

es nämlich, die in unserem<br />

parlamentarischen<br />

System als Gesetzgeber<br />

die Rahmenbedingungen<br />

gestalten, unter denen<br />

eine wirksame Interessenvertretung<br />

der abhängig<br />

Beschäftigten<br />

möglich wird und bleibt<br />

– oder auch nicht. Eine<br />

Partei wie die SPD, die<br />

es bei Parlamentswahlen<br />

– wenn auch im bürgerlich-konservativ<br />

geprägten<br />

Bayern – in etlichen<br />

Stimmkreisen soeben<br />

über die Fünf-Prozent-<br />

Hürde geschafft hat, gestaltet<br />

gar nichts mehr.<br />

Ihre Rolle und ihre Verantwortung<br />

hat ein<br />

beachtlicher Teil der<br />

Wahlbevölkerung im<br />

süddeutschen „Freistaat“<br />

jetzt zunächst einmal der<br />

Partei der Grünen übertragen.<br />

Die tun gut daran,<br />

sich dieses Vertrauensvorschusses<br />

bewusst<br />

und ihm gerecht zu werden.


4<br />

t a r i f & b e t r i e b<br />

ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong> ·····················································································································································<br />

l e s e t i p p<br />

Schattenbericht<br />

Voller Erfolg vor Gericht<br />

celenus – Kündigungen waren unwirksam<br />

(red.) Die Nationale Armutskonferenz<br />

(nak) hat<br />

jüngst ihren Schattenbericht<br />

vorgelegt. Darin<br />

zeigt sie unter anderem,<br />

welche Folgen es hat,<br />

dass sich die Erwerbsarmut<br />

in den vergangenen<br />

zehn Jahren verdoppelt<br />

hat. 1,2 Millionen Erwerbstätige<br />

verdienen so<br />

wenig, dass sie auf zusätzliche<br />

Hartz-IV-Leistungen<br />

angewiesen sind.<br />

In dem Bericht gibt die<br />

nak der Armut ein Gesicht,<br />

Betroffene können<br />

ihre prekäre Situation<br />

schildern. „Armut stört“,<br />

heißt es im Vorwort. „Armut<br />

stört Eltern, wenn<br />

sie ihre Kinder nicht mit<br />

genug Schulsachen ausstatten<br />

können. Obdachlose,<br />

die auf der Straße<br />

verelenden; langzeitarbeitslose<br />

Menschen, die<br />

sich seit Jahren vergeblich<br />

um einen guten Arbeitsplatz<br />

bewerben.<br />

Armut stört viele Menschen<br />

empfindlich in ihrem<br />

Leben.“ Da die nak<br />

überzeugt ist, dass die<br />

Betroffenen am besten<br />

wissen, was Armut bedeutet,<br />

wie sie bekämpft<br />

und Ausgrenzungen<br />

überwunden werden<br />

können, unterstützt sie<br />

die Selbstorganisation<br />

Betroffener. Als Mitglied<br />

der nak fordert der DGB<br />

die Bundesregierung auf,<br />

sich für gute Arbeit und<br />

mehr sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

einzusetzen.<br />

der schattenbericht<br />

<strong>2018</strong> kann kostenlos<br />

heruntergeladen werden<br />

unter https://www.<br />

nationale-armutskonfe<br />

renz.de/veroeffentli<br />

chungen/schattenbe<br />

richt/final_nak_schat<br />

tenbericht-<strong>2018</strong>_armutstoert_18-09-<strong>2018</strong>/<br />

(ml)CarmenLaueundHeikeSchmidt<br />

haben ihre Arbeit zurück. Das Arbeitsgericht<br />

Nordhausen hat die<br />

KündigungderbeidenBeschäftigten<br />

der Celenus-Klinik in Bad Langensalza<br />

Mitte Oktober für unrechtmäßig<br />

erklärt. Die aktiven GewerkschafterinnenwarenimAprilfristlos<br />

gekündigt worden, weil sie ver.di-<br />

Flugblätter verteilt hatten.<br />

„Das Urteil stellt wieder Gerechtigkeit<br />

her und ist ein voller Erfolg“,<br />

sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />

Sylvia Bühler. Die betroffenen<br />

Beschäftigten bleiben Arbeitnehmerinnen<br />

von Celenus, ihr Gehalt<br />

muss nachgezahlt werden. Das Gericht<br />

begründete, dass der den Mitarbeiterinnengegenübererhobene<br />

Vorwurf nicht von solchem Gewicht<br />

sei, dass er – wenn überhaupt –<br />

ohne eine vorherige Abmahnung<br />

zu einer Kündigung führen könne.<br />

Ziel der Celenus-Spitze war es offensichtlich,<br />

die Belegschaft davon<br />

papierverarbeitung – (pm) Die<br />

erste Verhandlungsrunde für die<br />

rund 100 000 Beschäftigten der Papier,<br />

Pappe und Kunststoffe verarbeitenden<br />

Industrie (PPKV) ist Mitte<br />

OktoberergebnisloszuEndegegangen.<br />

Der Hauptverband Papier- und<br />

Kunststoffverarbeitung (HPV) hatte<br />

kein Verhandlungsangebot vorgelegt.<br />

ver.di fordert eine Erhöhung<br />

der Löhne und Gehälter um 6,0 Prozent.<br />

Die Ausbildungsvergütungen<br />

sollen in allen Ausbildungsjahren<br />

um einen Betrag von 90 Euro monatlich<br />

steigen. Die Auftragsbücher<br />

seien voll, die Produktionskapazitäten<br />

der Betriebe bis zum Anschlag<br />

ausgelastet, Überstunden und Sonderschichten<br />

seien die Regel, die<br />

Umsätze steigen, sagte der stellvertretendever.di-VorsitzendeundVerhandlungsführer<br />

Frank Werneke.<br />

Auch die Papierpreissteigerungen<br />

seien kein Argument gegen Lohnerhöhungen.DieArbeitgeberseitehätte<br />

in den Verhandlungen diese Tatsachen<br />

nicht ernsthaft bestritten,<br />

aber dennoch die ver.di-Forderung,<br />

die Beschäftigten der Branche an<br />

der derzeitigen positiven Lohnentwicklung<br />

in Deutschland teilhaben<br />

zu lassen, in ungewöhnlich aggres-<br />

abzuhalten, ihr Recht auf Streik für<br />

einefaireBezahlungwahrzunehmen.<br />

Bemerkenswert sei, wie die Beschäftigten<br />

in der Klinik in Bad Langensalzazusammengehaltenhaben,<br />

sagte Sylvia Bühler. Trotz der ungerechtfertigten<br />

Kündigungen und<br />

der Aussperrung von fünf weiteren<br />

Beschäftigten, sei der Kampf um<br />

den Entgelttarifvertrag weitergegangen.<br />

Konzerne, die auf der Jagd<br />

nach Maximalprofiten mit dem<br />

Schicksal von Menschen spielen,<br />

hättenimGesundheitswesennichts<br />

zu suchen.<br />

solidaritätsbekundungen<br />

kamen auch aus dem ausland<br />

Celenus gehört zur französischen<br />

Orpea-Gruppe. Für Carmen Laue<br />

und Heike Schmidt hatte es zuletzt<br />

etliche Solidaritätsbotschaften aus<br />

demIn-undAuslandgegeben,unter<br />

anderemvonGewerkschafter/innen<br />

siverFormzurückgewiesen.DieFrie-<br />

denspflicht in der Tarifrunde endet<br />

am 1. November <strong>2018</strong>. Die Verhandlungen<br />

sollen am 20. November<br />

fortgesetzt werden.<br />

deutsche funkturm – (red.) Das<br />

Verhandlungsergebnis zum Entgelt<br />

bei der Deutschen Funkturm GmbH<br />

(DFMG) vom 1. Oktober <strong>2018</strong> ist geprägtvonderTarifeinigungdesOperativen<br />

Segments Deutschlands,<br />

Deutsche Telekom AG, das im Frühjahr<br />

erkämpft wurde. Nun sollen die<br />

Beschäftigten der DFMG ähnliche<br />

Entgeltsteigerungen bekommen:<br />

zum1.November<strong>2018</strong>um2,7Prozent<br />

und zum 1. November 2019 um 2,1<br />

Prozent. Der Tarifvertrag läuft bis<br />

zum 30. September 2020. Der Rationalisierungsschutzwurdebiszum<br />

31. Dezember 2020 verlängert und<br />

regelt Ausgleich bei Mobilität, EntgeltsicherungbeiHerabgruppierung,<br />

Abfindungen und Regelungen zu<br />

Qualifizierung und Vermittlung.<br />

aus Frankreich, Österreich, Belgien,<br />

ItalienundSpanien.Auchausdiesen<br />

Ländern liegen Berichte über Verstöße<br />

des Konzerns gegen grundlegende<br />

Beschäftigtenrechte vor.<br />

So gab es Frankreich 2014 einen<br />

Skandal, als Orpea bezahlte Beobachter<br />

einsetzte, um die Beschäftigtenzubespitzeln.InPariswurden<br />

zwei Mitarbeiterinnen entlassen,<br />

weil sie einen unzulässigen Dienstplan<br />

zurückgewiesen haben. In der<br />

Schweiz ist eine Orpea-Tochter wegenschlechterPflegequalitätdurch<br />

zu wenig Personal in den Schlagzeilen.<br />

In Polen haben 59 Prozent<br />

der Beschäftigten einen befristeten<br />

Arbeitsvertrag. In Spanien hält das<br />

Unternehmen gesetzliche Arbeitszeiten<br />

und Tarifverträge nicht ein.<br />

Und in Belgien weigerte sich das<br />

Management,mitdenBeschäftigten<br />

zusprechen.Dortkonntendennoch<br />

bessereArbeitsbedingungendurchgesetzt<br />

werden.<br />

t a r i f l i c h e s ······························································································<br />

druckindustrie – (red.) Die dritte<br />

Verhandlungsrunde für die rund<br />

134 000 Beschäftigten der DruckindustrieistMitteOktoberergebnislos<br />

zu Ende gegangen. Die Vertreter/innen<br />

des Bundes- verbands Druck<br />

und Medien (bvdm) hatten einen<br />

Lohnabschluss davon abhängig gemacht,<br />

dass es „eine Regelung zur<br />

Verfahrensweise“ beim Manteltarifvertrag<br />

gibt. Allerdings waren sie<br />

nicht dazu in der Lage, ihre Vorstellungen<br />

zum Manteltarif konkret zu<br />

machen. Stattdessen hatten sie auf<br />

den nächsten Verhandlungstermin<br />

am 30. Oktober verwiesen.<br />

vitanasriesaundbautzen–(pm)<br />

Die sächsischen Pflegebetriebe in<br />

RiesaundBautzengehöreninnerhalb<br />

der 47 Vitanas-Pflegebetriebe bundesweit<br />

zu den rentablen Einrichtungen.<br />

Die Beschäftigten fordern<br />

deshalb von der Arbeitgeberseite<br />

die Anwendung des Tarifvertrages,<br />

der in Schleswig-Holstein die Lohnund<br />

Gehaltsentwicklung regelt. Damit<br />

sollen auch junge Menschen<br />

motiviert werden, sich für eine Ausbildung<br />

bei Vitanas zu entscheiden.<br />

Derzeit beträgt die Gehaltsdifferenz<br />

durchschnittlich500EuroproMonat<br />

bei vergleichbaren Tätigkeiten. Damit<br />

wollten sich die Beschäftigten<br />

nicht mehr abfinden, sagt die zuständige<br />

Gewerkschaftssekretärin<br />

Monika Conrad.


t a r i f & b e t r i e b<br />

··········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong><br />

Gegenwehr formiert sich<br />

leipziger volkszeitung – Schließung der Druckerei angekündigt<br />

(pm) Für die Beschäftigten in Krankenhäusern<br />

ist im Oktober das Jahr<br />

schon beendet gewesen. Denn in<br />

diesem Jahr wäre das vorhandene<br />

Personal bereits am 22. Oktober aufgebraucht,<br />

wenn die Schichten so<br />

besetzt würden, wie es für eine sichere<br />

Versorgung der Patient/innen<br />

notwendig wäre. Auf diese Personalnot<br />

haben sie am 22. und 23. Oktober<br />

bundesweit mit Aktionen zum<br />

„Jahreswechsel“ hingewiesen. Auf<br />

Grundlage einer Befragung, an der<br />

Ein Kind der SPD<br />

Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) gehörte<br />

– als Kind der SPD – von 1894 bis zu ihrem<br />

Verbot durch die Nazis 1933 laut Wikipedia<br />

zu den „bedeutendsten sozialdemokratischen<br />

Zeitungen“. Zu DDR-Zeiten<br />

war sie das Organ der SED-Bezirksleitung<br />

Leipzig. 1991 ergatterten die westdeutschen<br />

Verlage Madsack und Axel Springer<br />

die LVZ von der Treuhand. Seit 2009<br />

gehört sie zu 100 Prozent dem Madsack-<br />

Konzern, an dem zu 23 Prozent die SPD<br />

beteiligt ist. Wenn die Druckerei geschlossen<br />

wird, bleiben am Standort<br />

Leipzig nur noch die Verlagsabteilung<br />

und eine extrem ausgedünnte Redaktion.<br />

(bela) Nach vielen anderen soll nun<br />

die Druckerei der Leipziger Volkszeitung<br />

(LVZ) Ende 2019 dicht gemacht<br />

werden. Das teilte die Geschäftsführung<br />

den Beschäftigten<br />

am 1. Oktober mit, obwohl sie es<br />

wenige Wochen zuvor noch geleugnet<br />

hatte. Von der Schließung des<br />

Betriebs in Leipzig-Stahmeln sind<br />

rund60BeschäftigteinderDruckerei<br />

undrund200inderausgegliederten<br />

Zeitungsweiterverarbeitung betroffen.<br />

Pikant: Die LVZ-Druckerei gehört<br />

zurMadsack-Mediengruppe,ander<br />

die SPD-eigene Medienholding<br />

DDVG mit 23 Prozent beteiligt ist.<br />

Deshalb hatte Jörg Tischler, stellvertretender<br />

Betriebsratsvorsitzender<br />

der LVZ-Druckerei, Kontakt zum<br />

Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert<br />

und der Leipziger SPD-Bundestagsabgeordneten<br />

Daniela Kolbe aufgenommen.<br />

Ersterer hatte Tischler seine Unterstützungzugesagt;Kolbebetonte<br />

aufNachfrage,dassihreParteinicht<br />

Gegner, sondern Verbündete der<br />

Druckereibelegschaft sei. „Wir werden<br />

alle Möglichkeiten zum Fortbestand<br />

oder eines fairen Sozialplans<br />

für die Beschäftigten prüfen“,<br />

versicherte sie.<br />

Die Geschäftsleitung plant, die<br />

LVZ ab 2020 in der nicht tarifgebundenenDruckereiderMitteldeutschen<br />

Zeitung in Halle herzustellen.<br />

Dieser Akt der Tarifflucht ist für den<br />

Betriebsrat und seine Unterstützer<br />

Kündigungen zurückgenommen<br />

resmed – Solidaritätskampagne hat Wirkung gezeigt<br />

(red.) Bei dem Medizintechnikunternehmen<br />

ResMed kündigte die<br />

Geschäftsführung im Frühjahr kurz<br />

nach den Betriebsratswahlen drei<br />

ver.di-Betriebsrät/innen („ver.di<br />

<strong>news</strong>“berichtete).Derneugewählte<br />

Betriebsrat stellte sich hinter die<br />

Kolleg/innen, ver.di unterstützte sie<br />

nicht nur mit GemaßregeltenunterstützungundRechtsschutz,sondern<br />

der zuständige Fachbereich „Besondere<br />

Dienstleistungen” organisierteaucheineSoli-Kampagne.Die<br />

hat Wirkung gezeigt. Nach vielen<br />

sich bundesweit rund 600 Stationsteams<br />

beteiligt haben, hat ver.di<br />

dieses Datum ausgerechnet.<br />

Das Ergebnis zeigt keine signifikanten<br />

Unterschiede zwischen Regionen<br />

und Trägerformen und trifft<br />

auch auf psychiatrische Einrichtungen<br />

zu. „Zwischen dem 23. Oktober<br />

und dem 31. Dezember bricht die<br />

Versorgung in den Krankenhäusern<br />

nur deshalb nicht zusammen, weil<br />

Pflegekräfte regelmäßig über ihre<br />

Grenzen gehen, um Patient/innen<br />

5<br />

aber noch nicht ausgemacht: „Wir<br />

werden jetzt nicht mehr verzichten<br />

und bis zur Schließung den vollen<br />

Lohn für die Drucker einfordern“,<br />

kündigt Tischler an.<br />

Gemeinsam mit ver.di will der Betriebsrat<br />

einen Sozialtarifvertrag<br />

aushandeln und strebt die Bildung<br />

einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft<br />

an. Es gelte,<br />

zwölf Monate Kurzarbeitergeld zu<br />

sichern und Zeit zu gewinnen: „Die<br />

Mehrzahl unserer Kolleginnen und<br />

Kollegen sind über 50, seit Jahrzehnten<br />

im Betrieb und haben noch<br />

nie eine Bewerbung geschrieben.“<br />

Unterstützunggibtesu.a.vonder<br />

Fraktion „Die Linke“ im Leipziger<br />

Stadtrat: Sie fordert von Oberbürgermeister<br />

Burkhard Jung (SPD)<br />

eineöffentlicheStellungnahmeund<br />

fragt u.a., wo Druckaufträge der<br />

Stadt Leipzig (insbesondere das<br />

„Amtsblatt“) erledigt werden und<br />

welche städtischen Mittel seit 1993<br />

in Gebäude und Technik der Druckerei<br />

geflossen seien.<br />

Die Geschichte der LVZ-Druckerei<br />

ist noch nicht zu Ende geschrieben.<br />

Gesprächen hat die Geschäftsführungangekündigt,dieKündigungen<br />

nach den ersten Gerichtsterminen<br />

zurückzuziehen, falls die Tendenz<br />

desGerichtseindeutigsei.JetztwurdendieKündigungenendgültigvom<br />

Arbeitgeber zurückgenommen.<br />

Jahreswechsel schon im Oktober<br />

krankenhäuser – Aktionen der Beschäigten setzen Zeichen gegen hohe Arbeitsbelastung<br />

und ihr Team nicht im Stich zu<br />

lassen und dabei ihre Gesundheit<br />

ruinieren“,sagtever.di-Bundesvorstandsmitglied<br />

Sylvia Bühler.<br />

Sie sieht auch die Politik in der<br />

Pflicht.„DiebisherigenReformpläne<br />

derBundesregierungsindStückwerk<br />

undlegitimierendenPflegenotstand<br />

teilweise noch“, so die Gewerkschafterin.<br />

Stattdessen müsse es<br />

schnellstens verbindliche, am tatsächlichenPflegebedarfausgerichtete<br />

Personalvorgaben geben.<br />

jörg tischler ist<br />

stellvertretender<br />

betriebsratsvorsitzender<br />

und arbeitet seit<br />

mai 1990 als drucker<br />

bei der lvz<br />

i n t e r v i e w<br />

Sozial nur<br />

im Namen?<br />

Wie beurteilst Du<br />

den Personalabbau in<br />

eurem Betrieb seit<br />

rund 20 Jahren aus<br />

heutiger Sicht?<br />

Das ist eine Frage, die in<br />

den vergangenen Jahren<br />

immer wieder neu ausdiskutiert<br />

werden musste.<br />

Ich glaube aber, dass unsere<br />

Bereitschaft zum<br />

Lohnverzicht richtig war,<br />

solange die Aufträge<br />

längerfristig vergeben<br />

wurden und wir damit<br />

Jobs sichern konnten.<br />

Hat sich euer Lohnverzicht<br />

für den Erhalt<br />

von Arbeitsplätzen<br />

ausgezahlt?<br />

Mit der Reduzierung der<br />

Druckerlöhne um zehn<br />

Prozent im letzten Jahr<br />

war die Schmerzgrenze<br />

erreicht. Aus jetziger<br />

Sicht könnte das die<br />

Schließung der Druckerei<br />

verzögert haben und jeder<br />

Monat Beschäftigung<br />

zählt. Jetzt gilt es,<br />

die Drucker wieder in<br />

der Lohngruppe 7 zu beschäftigen,<br />

um die Berechnungsgrundlage<br />

für<br />

das ALG I zu erhöhen.<br />

Dafür werden wir uns<br />

u.a. stark machen. Spannend<br />

wird die Rolle der<br />

SPD, denn unser Verzicht<br />

füllte auch über Jahre<br />

die Parteikasse. Wir werden<br />

sehen, wofür das<br />

„Sozial“ im Parteinamen<br />

steht.


6<br />

r<br />

e c h t & r a t<br />

ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong> ·····················································································································································<br />

auch das noch<br />

„Reichsbürger“<br />

aus dem Polizeidienst<br />

geworfen<br />

(dgb-rs) Das Verwaltungsgericht<br />

Trier hat die<br />

Entfernung eines Polizeibeamten<br />

aus dem Dienst<br />

bestätigt, der mehrfach<br />

schriftlich zum Ausdruck<br />

gebracht hatte, dass er<br />

die verfassungsrechtliche<br />

Ordnung der Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

nicht anerkenne. Auch<br />

Schriftstücke, die er im<br />

behördlichen Disziplinarverfahren<br />

und im Gerichtsverfahren<br />

eingereicht<br />

hatte, seien<br />

Belege seiner Hinwendung<br />

zum ideologischen<br />

Gedankengut der<br />

„Reichsbürger“, so das<br />

Gericht in einer Pressemitteilung.<br />

U.a. habe er<br />

die Klagfähigkeit seines<br />

Dienstvorgesetzten infrage<br />

gestellt und ihn als<br />

„Polizeivorstand und<br />

Bandenführer“ bezeichnet.<br />

Auch durch sein unentschuldigtes<br />

Ausbleiben<br />

im Termin zur<br />

mündlichen Verhandlung<br />

habe der Beklagte nachdrücklich<br />

zu erkennen<br />

gegeben, dass er weder<br />

Exekutive, Legislative<br />

noch Judikative akzeptiere,<br />

sondern sein Leben<br />

ausschließlich nach<br />

seiner eigenen Weltanschauung<br />

führen wolle.<br />

– Bei „Reichsbürgern“<br />

handelt es sich eine<br />

wachsende Zahl von in<br />

der Regel rechtsextrem<br />

verirrten Menschen, die<br />

behaupten, das 1945<br />

untergegangene Deutsche<br />

Reich bestehe fort,<br />

und die sich deshalb<br />

nicht an die Rechtsordnung<br />

der Bundesrepublik<br />

gebunden fühlen.<br />

Aktenzeichen:<br />

3 K 2486/18.TR<br />

Maulkorb für Beschäftigte<br />

gesetzentwurf – Manager sollen künig Geschäsgeheimnisse definieren können<br />

(hla) Von einem „Maulkorb für die<br />

Beschäftigten“sprichtAnnelieBuntenbach<br />

vom DGB-Bundesvorstand,<br />

wenn es um das geplante Gesetz<br />

zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen<br />

geht. Die Gewerkschafterin<br />

befürchtet, dass es die Arbeit von<br />

Betriebsrätenzusätzlicherschweren<br />

und Beschäftigte kriminalisieren<br />

werde.DasBundesjustizministerium<br />

hatte den Entwurf vorgelegt, mit<br />

dem eine EU-Richtlinie von 2016 in<br />

Bundesrecht umgesetzt werden<br />

soll.<br />

als strafe drohen bis zu<br />

drei jahre freiheitsentzug<br />

aktuelle<br />

anwesenheitsprämiezähltmit<br />

beimmindestlohn–(bs)Zahlen<br />

ArbeitgeberihrenBeschäftigteneine<br />

„Anwesenheitsprämie”alsAnreiz,<br />

beikleinerenUnpässlichkeitennicht<br />

gleichdenArztaufzusuchen,so<br />

zähltdieserLohnanteilmitbeider<br />

Feststellung,obdergesetzlicheMindestlohn(aktuell:8,84Euro/Stunde,<br />

ab1.Januar2019dann9,<strong>15</strong>Euro/Stunde)erreichtist.DasBundesarbeitsgericht:<br />

Mit der Prämie werde<br />

„NormalleistungderArbeitnehmer<br />

abgegolten”.<br />

Aktenzeichen:5AZR621/17<br />

Bereits den im Frühjahr vorgelegten<br />

Referentenentwurf hatte der DGB<br />

heftig kritisiert. In einer Stellungnahme<br />

heißt es, der Entwurf greife<br />

„massiv und weit“ über das von der<br />

EU-Richtlinie vorgegebene Maß in<br />

bestehende Rechte der Mitbestimmungsorgane<br />

auf Betriebs- und Unternehmensebene<br />

ein. Auch Journalistenorganisationen<br />

wie die<br />

DeutscheJournalistinnen-undJournalisten-Union<br />

(dju) in ver.di hatten<br />

damals schon den Entwurf kritisiert.<br />

Sie befürchteten Einschränkungen<br />

der journalistischen Arbeit und der<br />

Pressefreiheit. Der daraufhin vorgelegte<br />

Regierungsentwurf hat diese<br />

Kritik kaum aufgenommen.<br />

Annelie Buntenbach bemängelt<br />

vor allen Dingen, dass Unternehmer/innenundManager/innenpraktisch<br />

allein entscheiden könnten,<br />

was in ihrem Betrieb als Geschäftsgeheimnis<br />

gelte und was nicht. In<br />

einem Beitrag für die „Frankfurter<br />

Rundschau“ die Gewerkschafterin<br />

dieSchließungvonStandortenebenso<br />

als Beispiel wie den Einsatz einer<br />

Software, die Abgaswerte manipuliere.DeklarieredieUnternehmensleitung<br />

solche Informationen zum<br />

Geschäftsgeheimnis, könnten BeschäftigteundInteressenvertretungen<br />

dafür rechtlich belangt werden,<br />

wennsieDetailsöffentlichmachten.<br />

Die Information von Belegschaften<br />

undÖffentlichkeitkannsokomplett<br />

unterbunden werden. Schon der<br />

Verdacht reiche, um gegen Arbeitnehmer/innen<br />

vorzugehen, denen<br />

Freiheitsentzug bis zu drei Jahren<br />

drohe.<br />

Damit werden auch Whistleblower/innen<br />

noch stärker gefährdet,<br />

Menschen also, die aus einem geschützten<br />

Raum heraus für die AllgemeinheitwichtigeInformationen<br />

öffentlich machen. Dazu zählt u.a.<br />

das Aufdecken von Missständen,<br />

vondenender/dieWhistleblower/in<br />

im Rahmen der Berufstätigkeit erfährt<br />

– wie beispielsweise von der<br />

Manipulation von Abgaswerten<br />

durch eine spezielle Software. In<br />

der EU-Richtlinie steht zwar ausdrücklich,dasssienichtdazudienen<br />

solle,Whistleblowingzuerschweren.<br />

Und Annelie Buntenbach hält europaweiteStandardsfürdenSchutz<br />

von Unternehmen etwa vor Wirtschaftsspionage<br />

für sinnvoll: „Es<br />

wäreabereinschwererFehler,diese<br />

Regelungen auf die individuellen<br />

undkollektivenArbeitsbeziehungen<br />

anzuwenden“, schreibt sie in der<br />

„Frankfurter Rundschau“.<br />

arbeitnehmer-kenntnisse<br />

als geschäftsgeheimnis?<br />

Im Arbeitsleben erhielten Interessenvertreter/innenvieleInformationen,<br />

einige wollten und müssten sie<br />

verwenden, um ihre gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Aufgaben erfüllen<br />

zu können. Auch für Beschäftigte<br />

sei es wichtig, dass ihre Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten nicht plötzlich zum<br />

Geschäftsgeheimnis deklariert werdenkönnen.DaskönntezumBeispiel<br />

einenJobwechselerschweren.–Der<br />

Gesetzentwurf soll jetzt in den zuständigen<br />

Gremien des Bundestags<br />

beraten werden.<br />

urteile·······················································································<br />

arbeitslosengeldinachträglich<br />

erhöht–(bs)HatteeinArbeitsloser<br />

inseinemletztenBeschäftigungsverhältnisaufeinenTeilseines<br />

Verdienstesverzichtet,„umeinen<br />

BeitragzurStabilisierungdesArbeitsverhältnisseszuleisten”,das<br />

allerdingsmitderZusatzvereinbarung,dassderArbeitgebernachzuzahlenhabe,wenndergeplante<br />

Zwecknichterreichtwordenist,so<br />

wirktsichdasnacheinerEntscheidungdesBundessozialgerichtsauch<br />

aufdasArbeitslosengeldIaus.Das<br />

heißt:DieAgenturfürArbeitmuss<br />

dieLohnersatzleistungnachträglich<br />

erhöhen,indemsiedennunendgültigenArbeitsverdienstihrerBerechnungzugrundelegtunddieDifferenznachzahlt.<br />

Aktenzeichen:B11AL16/16R<br />

beisittenwidrigkeitinsolvenzgeldnachtariflohn–(hem)Die<br />

BundesagenturfürArbeit(BA)muss<br />

InsolvenzgeldaufderGrundlage<br />

desüblichenTariflohnsbemessen<br />

undnichtinHöheeinessittenwidrig<br />

niedrigenEntgelts,wieeseinMaurer<br />

zuletztgemäßeinerindividuellen<br />

Vergütungsabredeerhaltenhatte.<br />

SohateslauteigenerPressemitteilungdasSozialgerichtMainzentschieden.DiezuständigeKammer<br />

verurteiltedieBAzurZahlungvon<br />

InsolvenzgeldinHöhevon1421,99<br />

Euroanstellederbisdahinbewilligten396,80Euro,diedemsittenwidrigenStundenlohnvon2,27Euro<br />

entsprochenhatten.DasGericht<br />

konnteauchkeinrechtsmissbräuchlichesVerhaltendesKlägersdarin<br />

sehen,dassermonatelangdieZahlungeinesuntertariflichenLohnes<br />

hingenommenhabe,nunabervon<br />

derBAInsolvenzgeldaufderGrundlagetariflichenLohnesverlange.GeradeinFällenvonLohnwuchersei<br />

esregelmäßigso,dassArbeitnehmer<br />

sichunterdemZwangderArbeitsmarktverhältnisseaufeinenungünstigenVertrageinlassenmüssten.<br />

Aktenzeichen:S<strong>15</strong>AL101/14


i n t e r n e s<br />

··········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong><br />

Eine Woche aktiv sein<br />

katalog 2019 – Angebote für eine Aktivwoche in ganz Deutschland<br />

7<br />

Gesundheit ist ein wertvolles Gut.<br />

Vorbeugen ist wichtig. Der ver.di-<br />

Mitgliederservicekooperiertdeshalb<br />

mit dem Dienstleister GSM, einem<br />

bundesweitenAnbieterfürGesundheitsmaßnahmen.<br />

Gemeinsam bieten<br />

sie ver.di-Mitgliedern die Möglichkeit,<br />

an Aktivwochen in ganz<br />

Deutschlandteilzunehmen.Dasumfangreiche<br />

Angebot in 2019 umfasst<br />

insgesamt 119 Programme für Bewegung,<br />

Entspannung und Ernährung.EinenschnellenÜberblickverschaffen<br />

sich ver.di-Mitglieder im<br />

aktuell erschienenen Katalog oder<br />

aufderWebseitedesAnbieters.Dort<br />

könnensiedievielenAngebotenach<br />

ihren Interessen und Ortswünschen<br />

filtern.<br />

finanzielle vorteile<br />

Die Aktivwoche umfasst ein Sieben-<br />

Tages-Programm,dasver.di-Mitglieder<br />

schon ab <strong>15</strong>3 Euro Eigenanteil<br />

bekommen, sofern ihre Krankenkasse<br />

sie mit dem vollen Kassenzuschuss<br />

von 160 Euro unterstützt.<br />

Dazu arbeitet GSM mit vielen Krankenkassen<br />

eng zusammen. Doch<br />

auch ohne den (vollen) Zuschuss ist<br />

die Aktivwoche eine gute Entscheidung<br />

für die Gesundheit. Zudem bekommen<br />

ver.di-Mitglieder exklusiv<br />

nach erfolgreicher Teilnahme zusätzlichnocheinenBüchergutschein<br />

im Wert von 20 Euro.<br />

alte und neue angebote<br />

Die Aktivwochen finden in landschaftlichreizvollerUmgebungstatt;<br />

fast alle Orte haben ein Bad im Namen.ZumAktiv-Programmgehören<br />

Bewegung, Entspannung und auch<br />

gesunde Ernährung oder spezielle<br />

Kost. Für jedes Alter ist etwas bei<br />

denSportangebotendabei:Geboten<br />

Vorteile für Mitglieder<br />

Der Katalog kann bestellt werden unter<br />

www.verdi-mitgliederservice.de/aktivwo<br />

che. Hier ist es auch möglich, die Aktivwochen<br />

online zu buchen. Unter<br />

www.verdi-mitgliederservice.de finden<br />

sich zudem viele weitere Angebote, die<br />

nur ver.di-Mitglieder in Anspruch nehmen<br />

können. Aber sie bieten auch gute<br />

Argumente, um neue Mitglieder von<br />

ver.di zu überzeugen.<br />

werden als Schwerpunkte Muskelaufbau,<br />

Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems,<br />

Stressabbau und<br />

Stärkung des Rückens. Für junge<br />

MenschenistdasneueSpezialWork-<br />

Life-Balance in Berlin interessant.<br />

Außerdemgibteswiederdasbereits<br />

sehr erfolgreiche Bootcamp in Bad<br />

Tölz.<br />

seit 25 jahren<br />

Integration gelungen<br />

arbeitsmarkt – Kadir Bobbasa-Gofar darf weiter in Deutschland arbeiten<br />

(hla)Zweieinhalb Jahrelanghatder<br />

Äthiopier Kadir Bobbasa-Gofar im<br />

Paketzentrum der Deutschen Post<br />

AG in Regensburg gearbeitet. 25 bis<br />

30 Stunden war er pro Woche im<br />

Einsatz. Die Pakete aus den Lkw auf<br />

Förderbänder zu packen ist körperlich<br />

schwere Arbeit. Ein Job, für den<br />

dieDeutschePostAGineinerGegend<br />

mit nahezu Vollbeschäftigung händeringend<br />

gute Leute sucht.<br />

Im Sommer sollte von heute auf<br />

morgendamitSchlusssein.DieZentrale<br />

Ausländerbehörde der Oberpfalz<br />

hatte Anfang Juli in einem<br />

Briefangekündigt,die„Zustimmung<br />

zur Aufnahme einer Beschäftigung<br />

beimPaketzentrum“nichtzuerteilen.<br />

BeiseinerEinreisenachDeutschland<br />

warBobbasa-Gofarmitgefälschten<br />

Papieren aufgefallen. Seinen Reisepass<br />

hatte er auf dem Weg von<br />

ÄthiopiennachLampedusaverloren.<br />

In Rom hatte er sein letztes Geld in<br />

einenErsatzausweisinvestiert,doch<br />

wegenfehlenderSprachkenntnisse<br />

war ihm nicht aufgefallen, dass es<br />

sich nicht um ein amtliches Dokument<br />

handelt, sagt er.<br />

gericht erkannte politische<br />

verfolgung nicht an<br />

InDeutschlandangekommen,stellte<br />

er einen Asylantrag, der ist mittlerweile<br />

abgelehnt worden, weil das<br />

AmtkeinepolitischeVerfolgungausmachenkonnte.InderZwischenzeit<br />

istauchseineFraunachDeutschland<br />

gekommen, die beiden Kinder des<br />

Ehepaares sind hier geboren. Der<br />

Asylantrag seiner Frau läuft derzeit<br />

noch.<br />

Bobbasa-Gofar hat die Zeit in<br />

Deutschlandgenutzt,umsichArbeit<br />

zusuchenunddiedeutscheSprache<br />

zu lernen. Durch seinen Verdienst<br />

brauchtedieFamiliekeinestaatliche<br />

Die Aktivwoche hat sich als Gesundheitsangebot<br />

bewährt. Es gibt sie<br />

bereitsseit25Jahren.DasProgramm<br />

orientiertsichandenneuestenStandards.<br />

Sämtliche Angebote werden<br />

durch eine zentrale Prüfstelle nach<br />

den Vorgaben des Sozialgesetzbuches<br />

V, Paragraf 20, zu Prävention<br />

und Gesundheitsförderung geprüft<br />

und zertifiziert und haben das Prüfsiegel<br />

„Deutscher Standard Prävention“.<br />

Die gute Lage der Angebote<br />

und das geprüfte Gesundheitsprogramm<br />

tragen sicher mit zur Zufriedenheitbei.EineinterneAuswertung<br />

hat ergeben, dass 96,6 Prozent der<br />

Teilnehmer/innen gerne wieder an<br />

einer Aktivwoche teilnehmen würden.<br />

Unterstützung, sogar Steuern hat<br />

er gezahlt. Als „Idealbild einer gelungenen<br />

Integration“ bezeichnet<br />

Petra Paul, ver.di-Betriebsrätin des<br />

Paketzentrums, diese Familie. Der<br />

Brief der Zentralen Ausländerbehörde<br />

hat dort für viel Aufsehen gesorgt.<br />

Als der Arbeitskreis „Aktiv<br />

gegen rechts“ von ver.di München<br />

MitteOktoberdazuaufgerufenhatte,<br />

E-Mails an den RegierungspräsidentenunddieZentraleAusländerbehörde<br />

zu schreiben, um sich für<br />

Bobbasa-Gofar einzusetzen, kam<br />

Bewegung in die Sache. Bereits<br />

zehnMinutennachStartderAktion<br />

ging der erste Anruf bei ver.di-Sekretärin<br />

Hedwig Krimmer ein. Die<br />

Bezirksregierung hat mittlerweile<br />

die Verweigerung der Arbeitserlaubniswiderrufen.JetztkannBobbasa-Gofar<br />

erst einmal für weitere<br />

sechsMonateindemPaketzentrum<br />

arbeiten.<br />

wolfgang kremer ist<br />

geschäftsführer der<br />

ver.di service gmbh<br />

i n t e r v i e w<br />

Vergünstigungen<br />

weltweit<br />

Was macht der ver.di-<br />

Mitgliederservice?<br />

Wir unterstützen die Organisation<br />

bei der Bindung<br />

und Gewinnung<br />

von Mitgliedern. Dazu<br />

gibt es bei uns eine Reihe<br />

an geprüften Angeboten,<br />

mit dem Schwerpunkt<br />

auf Vorsorge und<br />

Absicherung beruflicher<br />

und privater Risiken und<br />

Themen wie Wohnen/<br />

Bausparen, Gesundheit,<br />

Reise und Freizeit. Außerdem<br />

ist der Mitgliederservice<br />

eine Plattform<br />

für Unterstützungs- und<br />

Beratungsangebote wie<br />

den ver.di-Lohnsteuerservice<br />

oder die GUV/<br />

FAKULTA.<br />

Was ist gerade aktuell<br />

im Programm?<br />

Unser Schwerpunktthema<br />

ist derzeit das Thema<br />

Berufsstart. Wir wollen<br />

junge Leute ansprechen.<br />

Die meisten haben das<br />

Thema Gewerkschaft<br />

noch gar nicht auf dem<br />

Zettel. Doch wir haben<br />

einiges für sie zu bieten,<br />

etwa das Portal ÖffentlicherDienst.de,<br />

unsere<br />

Bewerbungsberatung,<br />

die Beratung zu Vermögenswirksamen<br />

Leistungen<br />

und Sparen mit<br />

staatlichen Zuschüssen,<br />

einen kostenlosen Versicherungscheck<br />

oder die<br />

ISIC-Card mit vielen Freizeit-Vergünstigungen<br />

weltweit.


u n t e w i e s e<br />

8 ver.di <strong>news</strong> <strong>15</strong> · 27. Oktober <strong>2018</strong><br />

tv-tipp:<br />

aufstand der matrosen,<br />

arte, 30. oktober,<br />

20.<strong>15</strong> uhr. das dokudrama<br />

ist auftakt des<br />

arte-schwerpunkts<br />

„1918 – das ende des<br />

schlachtens“; kaisersturz,<br />

zdf, mittwoch,<br />

31. oktober, 20.<strong>15</strong> uhr<br />

ver.di <strong>news</strong><br />

erscheint 14-täglich<br />

herausgeber:<br />

vereinte dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di,<br />

frank bsirske, vorsitzender<br />

chefredaktion:<br />

dr. maria kniesburges<br />

redaktion: heike langenberg<br />

(verantwortlich), marion<br />

lühring, jenny mansch<br />

layout: helmut mahler<br />

infografik: klaus niesen<br />

cartoon: thomas plassmann<br />

druck: alpha print medien ag,<br />

darmstadt<br />

adresse: redaktion ver.di <strong>news</strong>,<br />

paula-thiede-ufer 10,<br />

10179 berlin,<br />

tel.: 030 / 69 56 1069,<br />

fax: 030 / 69 56 3012<br />

verdi-<strong>news</strong>@verdi.de<br />

www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />

hinweis: die ausgabe 16<br />

erscheint am 17. november <strong>2018</strong><br />

www.verdi.de<br />

Erzählung<br />

„Die Erzählung von<br />

der Industrie 4.0 ist<br />

schon eine überaus<br />

erfolgreiche<br />

Werbekampgane.“<br />

Die Soziologin<br />

Nicole Mayer-Ahuja im<br />

Interview mit der „taz“<br />

zu der Nutzung des<br />

Begriffs durch die<br />

Industrie<br />

Eine Zeitenwende<br />

t v - t i p p – Zwei Dokudramen beleuchten die Novemberrevolution von 1918<br />

Am 9. November 1918 häutete sich<br />

das Deutsche Reich, streifte die Monarchie<br />

ab, die Republik entfaltete<br />

sich.WährenddasDokudrama„Aufstand<br />

der Matrosen“ auf Arte die<br />

dramatischen Tage in Kiel mit der<br />

Perspektive von „unten“ präsentiert,<br />

beleuchtetdasZDF-Dokudrama„Kaisersturz“<br />

die Auseinandersetzung<br />

um die Macht im künftigen Staat in<br />

den Wochen vor der Revolution,<br />

nimmtalsodiePerspektivevon„oben”<br />

ein: Kaiser Wilhelm II fühlt sich angesichts<br />

der drohenden Kriegsniederlage<br />

von seinen Militärs hintergangen,<br />

er fürchtet den Niedergang<br />

des Reiches.<br />

Dabei ignoriert er aber die aufbegehrende<br />

Arbeiterschaft wie auch<br />

dieKriegsmüdigkeitimVolke.Hinter<br />

seinem Rücken schmieden der SPD-<br />

VorsitzendeFriedrichEbertundPrinz<br />

Max von Baden eine Allianz, die<br />

zuvor als undenkbar galt. Ist die<br />

Rettungdurcheineparlamentarische<br />

Die 4. Konferenz gewerkschaftliche<br />

Erneuerungfindetvom<strong>15</strong>bis<br />

17. Februar 2019 in Braunschweig<br />

statt. Getragen wird sie von den regionalen<br />

DGB-Gewerkschaften und<br />

derRosa-Luxemburg-Stiftung.Dabei<br />

geht es darum, Streiks auszuwerten,<br />

Strategien zu entwickeln und politischer<br />

zu werden. Das genaue Programm<br />

wird im November veröffentlicht.MehrInfos:www.rosalux.<br />

de/streikkonferenz<br />

ver.di lädt am 11. und 12. Februar<br />

2019 ein zur Energie- und Tarifpolitischen<br />

Arbeitstagung nach<br />

Berlin. Dabei geht es auch um die<br />

EnergiepolitikderBundesregierung<br />

unddieenergiepolitischenVorschlägevonver.dizurweiterenGestaltung<br />

der Energiewende. Anmeldung ist<br />

bis zum 18. November möglich.<br />

https://ver-und-entsorgung.ver<br />

di.de/service/termine/<br />

Monarchie möglich? Diese Frage<br />

zieht sich als roter Faden durch die<br />

SpielhandlungdesZDF-Dokudramas,<br />

die mit zeitgeschichtlichen Dokumenten<br />

unterlegt wird. Diese Zeitenwende<br />

habe in der Erinnerung<br />

noch nicht den Stellenwert, den der<br />

9. November 1918 verdiene, argumentiert<br />

der Redaktionsleiter Zeitgeschichte,StefanBrauburger.Aber<br />

zu kurz kommt hier, wie die aufbegehrendeArbeiterschaftdiesenProzess<br />

beeinflusst hat.<br />

kessel gelöscht<br />

DerMatrosenaufstandbeginntEnde<br />

Oktober 1918: Auf Kriegsschiffen<br />

werden die Kessel gelöscht. Fünfzig<br />

MatrosenwerdeninKielwegenMeuterei<br />

inhaftiert. Matrose Karl Artelt,<br />

eine reale Figur, betreibt im arte-<br />

Dokudrama die Befreiung der Inhaftierten<br />

und trägt zum Aufstand in<br />

Kiel maßgeblich bei. Sein Gegenspieler,derGouverneurundAdmiral<br />

Wilhelm Souchon, unterschätzt den<br />

Aufstand. Zur Vermittlung kommt<br />

dersozialdemokratischeReichstagsabgeordnete<br />

Gustav Noske nach<br />

Kiel, stellt sich an die Spitze der Arbeiter-<br />

und Soldatenräte und entmachtet<br />

Souchon, aber mit dem Ziel,<br />

dieRevolutionin„geordneteBahnen“<br />

zu lenken. Das Dokudrama ist reich<br />

anzeitgeschichtlichenDokumenten,<br />

zudem ordnen Sahra Wagenknecht<br />

(Die Linke), Björn Engholm (SPD)<br />

und Admiral Kai-Achim Schönbach<br />

das Geschehene mit Kommentaren<br />

zeitgeschichtlich ein.<br />

Dokudramensindnichtunumstritten.<br />

Arte-Redakteurin Ulrike Dotzer<br />

sieht die Notwendigkeit, derartige<br />

Ereignisse für das Publikum medial<br />

in den Fokus zu rücken, als Aufgabe<br />

desöffentlich-rechtlichenRundfunks.<br />

BeideProduktionentragenzumVerständnis<br />

der Novemberrevolution<br />

bei.<br />

Gunter Lange<br />

t e r m i n e ························· g e l b e h a n d ···················· f r a u e n ··························<br />

Bis zum <strong>15</strong>. Januar 2019 läuft noch<br />

die Bewerbungsfrist für den Wettbewerb<br />

„Die gelbe Hand“ <strong>2018</strong>/19.<br />

TeilnehmenkönnenGewerkschaftsjugend,Schüler/innen<br />

an Berufsschulen/-kollegs<br />

und alle Jugendlichen,<br />

die sich derzeit in einer beruflichen<br />

Ausbildung befinden. Sie<br />

sind aufgerufen, sich mit einem<br />

Wettbewerbsbeitrag zu beteiligen,<br />

dereinkreativesZeichensetztgegen<br />

Fremdenfeindlichkeit, Rassismus,<br />

Rechtsextremismus,Diskriminierung<br />

undfüreinsolidarischesMiteinander.<br />

Die Form des Beitrags ist dabei frei.<br />

Zu gewinnen sind drei Hauptpreise<br />

und drei Sonderpreise, sie alle sind<br />

mit Geldbeträgen von je 300 bis<br />

1000 Euro dotiert. Der Wettbewerb<br />

wird in diesem Jahr zum 13. Mal ausgeschrieben.<br />

Mehr Infos:<br />

www.gelbehand.de/wettbewerb<br />

Der ver.di-Bereich Frauen und<br />

Gleichstellungspolitik lädt im<br />

kommenden Jahr wieder zu drei<br />

zentralen Seminaren in das ver.di-<br />

Bildungszentrum Clara Sahlberg in<br />

Berlin-Wannsee ein. Vom <strong>15</strong>. bis<br />

17. März 2019 geht es bei „Macht<br />

macht Spaß!“ um die Frage, warum<br />

FrauenoftwichtigeEntscheidungen<br />

immer noch Männern überlassen.<br />

Vom 17. bis 19. Mai 2019 sind Frauen<br />

in der rechtsextremen Szene das<br />

Thema. Vom 25. bis 27. Oktober 2019<br />

ist es die Frage, was Feminismus<br />

mit mir zu tun hat. Für ver.di-Mitglieder<br />

ist der Besuch der Wochenendseminarekostenlos.DerBereich<br />

Frauen und Gleichstellungspolitik<br />

ermuntertbesondersjüngereFrauen,<br />

sich für die Seminare anzumelden.<br />

Mehr Infos:<br />

https://frauen.verdi.de/service/<br />

seminare-und-veranstaltungen

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