Zwischen den Welten
Ethnotourismus in Westneuguinea
Ethnotourismus in Westneuguinea
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In unserer Vorstellung gibt es kaum einen<br />
wilderen Flecken Erde als Westneuguinea.<br />
Menschenfresser, Steinzeitwerkzeuge und<br />
Grashütten beflügeln unsere Fantasie. Sie<br />
wecken die Sehnsucht nach dem unberührt<br />
Ursprünglichen und nach Teilhabe am<br />
echten Leben der Einheimischen. Einer<br />
Fiktion, die der Ethnotourist mit Hingabe<br />
nachjagt. Indem er es findet, zerstört er<br />
jedoch das, was er sucht. Mit seinem<br />
Eindringen in das Sozialsystem der<br />
Indigenen bringt er Strukturen ins wanken<br />
und weckt Begehrlichkeiten von<br />
materiellem Wohlstand und vermeintlicher<br />
Fortschrittlichkeit. Tradition verliert an<br />
Wert, Althergebrachtes wird aufgegeben.<br />
Authentizität muss in Folge inszeniert<br />
wer<strong>den</strong>, um <strong>den</strong> Erwartungen der<br />
zahlungskräftigen Besucher zu entsprechen.<br />
Das unreflektierte Rollenspiel<br />
auf der Bühne der Tourismusindustrie<br />
führt bei allen Beteiligten zu<br />
Orientierungslosigkeit. Es bringt einen<br />
Verlust an I<strong>den</strong>tität und Realitätsbezug.<br />
Aus dem stolzen Krieger und<br />
Lebenskünstler der Subsistenzwirtschaft<br />
wird ein Bittsteller und Lumpenträger. Der<br />
kulturinteressierte Reisende mutiert<br />
unbewusst zu einem Eroberer in<br />
Kolonialmanier. Gegensätze wie Urlaub<br />
und Alltag, Ablehnung und Begehren,<br />
Tradition und modernes Leben kollidieren<br />
auf unserer Reise zwischen <strong>den</strong> <strong>Welten</strong>.<br />
JOSEF BLASCHKO . FOTOGESCHICHTEN | ZWISCHEN DEN WELTEN