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Zwischen den Welten

Ethnotourismus in Westneuguinea

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zum Markt weniger beschwerlich,<br />

wenngleich auch teuer. Einige wenige<br />

Männer aus Melius Nachbarschaft<br />

besitzen sogar ein eigenes Motorrad.<br />

Damit wird es leichter, Waren am Markt<br />

in Wamena zu verkaufen. Gemüse und<br />

Früchte, Schweinefleisch, Fisch und<br />

Bauholz. Gleichzeitig wird der Bedarf an<br />

westlichen Gütern geweckt, die meist aus<br />

Kunststoff und anderen zersetzungsresistenten<br />

Materialien bestehen oder<br />

eingepackt sind. Das ist in <strong>den</strong> ländlichen<br />

Gegen<strong>den</strong> relativ neu, daher mangelt es<br />

an der nötigen Infrastruktur zur<br />

Entsorgung dieser Abfälle. Ein massives<br />

Problem, das in dieser Form in <strong>den</strong><br />

Industriestaaten nicht auftritt (vgl 19).<br />

Durch Tourismusattraktionen in <strong>den</strong><br />

Dörfern, bei <strong>den</strong>en sich überdurchschnittlich<br />

viel Müll ansammelt, wird<br />

dieses Problem noch verstärkt (vgl 3).<br />

Das Dorf Osilimo ist mit Strom<br />

versorgt. Es liegt nur eine halbe Stunde<br />

Fußmarsch vom Baliem Valley Resort<br />

entfernt. Melius nutzt <strong>den</strong> Strom zur<br />

Aufladung seines Smartphones und für<br />

Licht am Dorfplatz und in <strong>den</strong> Hütten.<br />

Zum Einsatz kommen Glühbirnenfassungen<br />

mit Energiesparlampen.<br />

Andere Dörfer haben über eine<br />

Satellitenantenne auch Radio und<br />

Fernsehen. Davon hält Melius nichts.<br />

Sein altes, batteriebetriebenes<br />

Transistorradio reicht ihm völlig. Er<br />

versteht auch nicht, warum andere ihre<br />

Hütten aus Holz bauen und teures<br />

Wellblech statt der traditionellen<br />

Baumaterialien verwen<strong>den</strong>. In Wamena<br />

errichten manche Einheimische ihre<br />

Häuser sogar aus Ziegel, orientiert am<br />

Baustil der indonesischen Eindringlinge.<br />

Melius kann sich als Clanoberhaupt<br />

mehrere Ehefrauen nehmen. Vorausgesetzt,<br />

er kann sich mehrere leisten.<br />

Denn beim Stamm der Dani sind vier bis<br />

fünfzehn Schweine an die Brautfamilie<br />

zu übergeben und jede Frau muss eine<br />

eigene Hütte am Dorfplatz bekommen.<br />

Männer und Frauen leben in getrennten<br />

Hütten. Gekocht wird in einem<br />

Langhaus mit angrenzendem<br />

Schweinestall. Melius hat nur eine<br />

Ehefrau, für die er fünf Schweine<br />

bezahlt hat. Ein weiteres Schwein wird<br />

für ein gemeinsames Fest, dem<br />

Schweinekochfest getötet. Schweine sind<br />

richtig teuer, repräsentieren sie doch<br />

einen Wert von mehreren hundert Euro.<br />

Polygamie ist ein anerkanntes Sittenverhalten,<br />

das offensichtlich auch in der<br />

monogam orientierten christlichen<br />

Glaubenswelt keinen Widerspruch<br />

hervorruft. In <strong>den</strong> Dani-Sippen<br />

herrschen Frauen mehrheitlich vor,<br />

weshalb die Polygamie einen<br />

pragmatischen Zweck erfüllt (vgl 12).<br />

Lediglich beim Pfarrer würde es die<br />

Gemeinschaft laut Melius nicht<br />

akzeptieren, würde er sich eine Zweitfrau<br />

nehmen.<br />

Die ersten Missionare sind 1958 im<br />

Hochland angekommen. Mit ihnen auch<br />

die Hoffnung der Bewohner auf Waren<br />

im Überfluss. Die Papuas dachten, dass<br />

der Christengott mit materiellen Gütern<br />

verbun<strong>den</strong> sein muss, da die Missionare<br />

immer mit viel Ausrüstung aus <strong>den</strong><br />

Flugzeugen gestiegen sind. Folgt man<br />

diesem Gott, dann wird man reich wie<br />

die Weißen. Deswegen wur<strong>den</strong> die<br />

meisten Ureinwohner Christen. Heute<br />

beträgt ihr Anteil rund achtundziebzig<br />

Prozent der indigenen Bevölkerung<br />

Westneuguineas. Natürlich wur<strong>den</strong> sie<br />

nicht reich wie die Missionare und<br />

<strong>den</strong>ken nun, dass ihnen ein wichtiger Teil<br />

der neuen Religion vorenthalten wurde<br />

(vgl 18).<br />

Bekommen haben die Dani Kristallsalz,<br />

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