Zwischen den Welten
Ethnotourismus in Westneuguinea
Ethnotourismus in Westneuguinea
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Lebensweise. Sie wollen trinkbares<br />
Wasser, Schulen und Krankenhäuser,<br />
Kühlschränke, Fernseher und Mobiltelefone<br />
(vgl 5).<br />
Der Tourist ist im frem<strong>den</strong> Land mit<br />
körperlich und sinnlich wahrnehmbaren<br />
Unterschie<strong>den</strong> sowie kulturellen<br />
Andersartigkeiten konfrontiert. Beispielsweise<br />
Wasser, Speisen, Toiletten,<br />
Ungeziefer, Geräusche, Gerüche, Klima,<br />
Hygiene, Verhaltensweisen, Traditionen,<br />
Einstellungen, Gesten und Sprachen.<br />
Diese vielfältigen Unterschiede erzeugen<br />
Stress, die in Angst, Enttäuschung,<br />
seelischem Ungleichgewicht oder<br />
Orientierungslosigkeit mün<strong>den</strong>. Jeder<br />
Reisende reagiert anders auf diese<br />
Herausforderungen (vgl 20).<br />
Die eine Art des Stressabbaus endet in<br />
Flucht, im Kampf, in der Abscheu und<br />
Ablehnung. Diese Lösung bringt in der<br />
Regel eine Verstärkung von Vorurteilen<br />
und Feindbildern, xenophobe Einstellungen<br />
und rassistische Äußerungen<br />
hervor. Die enttäuschte Illusion führt zur<br />
Rückstufung der Einheimischen, die zu<br />
Unterentwickelten und Barbaren<br />
degradert wer<strong>den</strong> (20). Eine andere<br />
Möglichkeit der Stressbewältigung führt<br />
mit Optimismus und Humor allmählich<br />
zu positiver Einstellung, zu Toleranz und<br />
zur Akzeptanz der Umstände. Man<br />
findet Vorzuüge der lokalen Kultur und<br />
versucht sich auf die Gegebenheiten<br />
einzulassen. Bleibt diese Lösung nicht in<br />
Oberflächlichkeit stecken und mündet es<br />
nicht in einer maßlosen Überhöhung,<br />
wird man sowohl die Depression des<br />
Kulturschocks überwin<strong>den</strong>, als auch<br />
letztlich erfolgreich interkulturelle<br />
Kontakte schließen können (vgl 20).<br />
SICH UND ANDEREN BEGEGNEN<br />
Warum mache ich eine solche Reise und<br />
nehme Entbehrungen auf mich? Wie der<br />
ultimative Zweck jeglicher Reisetätigkeit<br />
letztlich in der Rückkehr besteht, so wird<br />
in diesem Fall eine veränderte<br />
Einstellung, vielleicht sogar ein anderer<br />
Mensch, als Trophäe nach Hause<br />
mitgebracht. Das Erlebnis besteht nicht<br />
im Augenblick, sondern in der<br />
Modifikation von Überzeugungen oder<br />
auch Verhalten bei <strong>den</strong> Reisen<strong>den</strong> (vgl<br />
20).<br />
Wünschenswert wäre, mit dem Reisen<br />
nicht nur das eigene Verhalten sondern<br />
viel mehr das Handeln zu beeinflussen.<br />
Denn Handeln schließt neben dem von<br />
außen beobachtbaren Verhalten auch alle<br />
Gedanken und Gefühle mit ein, die einer<br />
Verhaltensweise vorausgehen, sie<br />
begleiten und rückwirkend bewerten.<br />
Während Verhalten reflexhaft und<br />
unwillkürlich abläuft, sind Handlungen<br />
beeinflussbar, reflektierbar und somit<br />
diskutierbar. Die Fähigkeit, angemessen<br />
handeln zu können sollte man als<br />
Voraussetzung mitbringen, wenn man<br />
mit Menschen aus anderen Kulturen<br />
interagieren will (vgl 29).<br />
Eine direkte Erfahrung mit der<br />
Gastkultur machen und mit <strong>den</strong> Einheimischen<br />
in Face-to-Face Kontakt<br />
treten stehen bei Ethnotouristen ganz<br />
oben auf der Erledigungsliste (vgl 23).<br />
Wenn es sich dabei um einen<br />
festgelegten Ablauf handelt, kann von<br />
Begegnung kaum die Rede sein.<br />
Vielmehr ist ein Moment des<br />
Überraschen<strong>den</strong>, des Neuen notwendig,<br />
auch wenn die Begegnung geplant und<br />
arrangiert ist. Sie ist etwas, was mir<br />
‚zustößt‘. Begegnung ist demnach immer<br />
ein Balanceakt zwischen Sicherheitsbedürfnis<br />
und Risikobereitschaft und<br />
bedarf eines Schrittes ins Ungewisse.<br />
Dabei wird von mir nicht verlangt, alles<br />
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