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ocean7 6/2018

Das vergessene Paradies. Türkische Riviera – das Comeback. Smarter chartern. Top-Tipps und Trends für 2019. Drohnen. Plage oder Segen? Verstrahlt,verbeult, verbraucht. Wann ein Segel wirklich kaputt ist. Über den großen Teich. Gemeinsam oder doch lieber einsam? Lepoard 50 Katamaran. Segelyacht, Wohnheim, Urlaubsparadies. Sirenen im Wind. MY Sirena 58 und 64, getestet in Istanbul. Europa-Premiere. Aquila 44 Powercat, getestet in Cannes. Weihnacht unter Wasser. So festlich schmückt sich das Meer.

Das vergessene Paradies. Türkische Riviera – das Comeback. Smarter chartern. Top-Tipps und Trends für 2019. Drohnen. Plage oder Segen? Verstrahlt,verbeult, verbraucht. Wann ein Segel wirklich kaputt ist. Über den großen Teich. Gemeinsam oder doch lieber einsam? Lepoard 50 Katamaran. Segelyacht, Wohnheim, Urlaubsparadies. Sirenen im Wind. MY Sirena 58 und 64, getestet in Istanbul. Europa-Premiere. Aquila 44 Powercat, getestet in Cannes. Weihnacht unter Wasser. So festlich schmückt sich das Meer.

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Yachting, reisen und Meer<br />

6/<strong>2018</strong> November/Dezember<br />

Paradise<br />

Lost?<br />

Verwünscht<br />

und versunken schlummert die<br />

türkische Riviera im Dornröschenschlaf. Wie konnte<br />

das geschehen? Und welcher Prinz wird sie wachküssen?<br />

Urlaubstörn<br />

Smarter<br />

Charter<br />

Neue Trends und coole<br />

Angebote für 2019<br />

Katamaran<br />

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mit Segelohren<br />

Der Leopard 50 aus dem<br />

Hause Robertson & Caine<br />

Motoryacht<br />

Sirenen<br />

im Wind<br />

Betörend: Sirena 58<br />

und Sirena 64 im Test<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA, MSVÖ und Sail Austria


7. - 10. März 2019<br />

österreichs BootsMesse Nr. 1<br />

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Willkommen in tulln. Volle Vielfalt voraus: AUstriAN BoAt shoW<br />

– Boot tULLN 2019. Das Nr. 1 Event für Boote, Yachten, Wassersport-Touristik<br />

und Tauch sport zeigt die wichtigsten Trends, die interessantesten Neuheiten und<br />

einzig artige Auswahl: Von Motorbooten über Luxus yachten bis zum breit ge fächerten<br />

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Editorial<br />

Vorsicht, ansteckend!<br />

„Nicht die Politik oder die Wirtschaft machen den Menschen, sondern das Land und seine<br />

Kultur“, sagte mir einst ein weiser Mann. „Und die türkische Küche ist einfach die beste“,<br />

fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.<br />

Eh klar, dass er ein Türkei-<br />

Special schreibt“, werden sich<br />

nun vielleicht einige Leser<br />

denken. Eine gute Gelegenheit für<br />

mich, um etwas Aufklärungsarbeit<br />

in eigener Sache zu leisten: Ich bin<br />

zwar in Ankara geboren, wurde<br />

aber bereits im zarten Alter von<br />

sechs Monaten von meinen Eltern<br />

als Kind der ersten Gastarbeiter-<br />

Generation per Orient-Express<br />

nach Österreich verfrachtet. „Auf<br />

dem Bahnhof in Lienz hat zur Begrüßung<br />

die Blaskapelle aufgespielt“,<br />

erinnerte sich mein Vater zu<br />

Lebzeiten an das Jahr 1972.<br />

Kindergarten in St. Veit an der<br />

Glan, Gymnasium in Villach, Studium<br />

in Wien. Die Türkei kannte<br />

ich nur von den zweijährlichen<br />

Verwandtenbesuchen in den<br />

Sommerferien in der Heimat am<br />

Schwarzen Meer.<br />

Doch dann machte ich Bekanntschaft<br />

mit einem großen Segler, der<br />

die Türkei besser kannte als seine<br />

Westentasche. Nicht nur die Küste,<br />

sondern auch das gesamte Hinterland,<br />

die Menschen und ihre Kultur.<br />

Sein Wissen und die Leidenschaft<br />

in seinen Erzählungen über<br />

ein Land, in dem ich geboren und<br />

dennoch ein Fremder war, machten<br />

mich neugierig.<br />

Ich erkundete die Türkei entlang<br />

der Küste von Istanbul bis Antalya<br />

nach seinen Empfehlungen – und<br />

tue das noch heute. Warum, möchte<br />

ich hier verständlicherweise<br />

nicht an die große Glocke hängen.<br />

Aber ein aktuelles Beispiel bringe<br />

ich von Herzen gerne:<br />

Im Rahmen meines Recherche-<br />

Törns für die Geschichte „Das vergessene<br />

Paradies“ diesen Sommer<br />

(ab Seite 18) lagen wir mit unserer<br />

Tahsin Özen<br />

Journalist, Segler und<br />

Liebhaber aller Reviere<br />

und Yachten, Skipper,<br />

Chefredakteur.<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Dufour von Phoenix Yachting für<br />

eine Nacht vor Anker in Aşı Koyu.<br />

Schnell war klar, dass wir in dieser<br />

Bucht kein Handynetz hatten – ein<br />

Unikum auf diesem Törn.<br />

Am nächsten morgen geisterte<br />

ein kleines Motorboot um unsere<br />

Pandeia, der Fahrstil des Skippers<br />

erinnerte mich an die Schlangenlinien<br />

eines alkoholisierten Autofahrers<br />

auf der Straße. Der Skipper<br />

war aber nicht betrunken, sondern<br />

rief laut meinen Namen. Als ich<br />

ihm antwortete, stellte er den<br />

Außen border ab und winkte mich<br />

an Bord – ich schwamm hinüber,<br />

vielleicht konnte ich ihm helfen.<br />

Wie sich herausstellte, war er mir<br />

zu Hilfe geeilt. Meine Lebensgefährtin<br />

in Wien hatte erstmals seit<br />

mehr als 24 Stunden nichts mehr<br />

von uns gehört und hatte vor Sorge<br />

die Base-Managerin Canan in Marmaris<br />

angerufen. Canan kontaktierte<br />

mit dem richtigen Gespür<br />

alle in Frage kommenden Wirte<br />

auf unserer Strecke (also auch das<br />

Restaurant Aşı Koyu weit hinten<br />

im Scheitel der Bucht) und bat sie,<br />

Ausschau zu halten. „Da bin ich<br />

halt gleich rausgefahren um nachzusehen,<br />

obwohl ich gar nicht Boot<br />

fahren kann. Ich bin ja nur der<br />

Koch und sonst ist noch keiner da<br />

um die Zeit …“<br />

Danke Thomas für deine tollen<br />

Erzählungen zu Lebzeiten – und<br />

den Virus, mit dem du mich angesteckt<br />

hast.<br />

Foto: Fritz Abl<br />

Thomas D. Dobernigg (8/1948–10/2016),<br />

Gründervater von <strong>ocean7</strong>, hier auf einem<br />

Archivfoto in seinem Lieblingsrevier.<br />

6/<strong>2018</strong> 3


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA, MSVÖ und Sail Austria<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 12Z039473 M<br />

<strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

Doppeltest.<br />

Sirena 58 und Sirena 64,<br />

ab Seite 62<br />

inhalt<br />

rUbriken<br />

3 Editorial<br />

6 Schaufenster<br />

8 Kolumne In den Wind<br />

gesprochen: Das lange Leiden<br />

der Wado Ryu. Teil 3.<br />

17 Kolumne Ocean Woman<br />

Just the two of us!<br />

34 Kolumne Wissen und Meer<br />

Fluch und Segen im Hafen.<br />

42 Kolumne Do it yourself<br />

Über Sinn und Unsinn eines<br />

Holding Tanks<br />

47 Kolumne Alles was Recht ist<br />

Nicht Schuldig!<br />

82 Kolumne Sailing Poetry<br />

Der Löwe von Lissa.<br />

reisen & meer<br />

18 Das vergessene Paradies<br />

Einst Top-Destination, ist die<br />

Türkei heute für viele ein rotes<br />

Tuch. Zu Recht?<br />

28 Affen und Krokodile<br />

Wenn im Dschungel der<br />

malayischen Insel Sabah die<br />

Makaken brüllen, droht Gefahr.<br />

Features<br />

12 Charter-News<br />

Die Top-Tipps für 2019.<br />

25 Kids for freedom<br />

Charity-Segeln 4 Kids.<br />

26 Best of boats<br />

Die Finalisten <strong>2018</strong>.<br />

36Weihnacht<br />

unter Wasser<br />

So schön schmückt sich das Meer.<br />

Fotos: Jeff Brown, Reinhard Kikinger, Harri Skrach, Leopard<br />

CoverFoto: shutterstock<br />

YACHTi N g, R eiS e N uND MeeR<br />

Paradise<br />

6/<strong>2018</strong> November/Dezember € 4,50<br />

Verwünscht und versunken schlummert die<br />

türkische riviera im dornröschenschlaf. Wie konnte<br />

LoST? das geschehen? Und welcher Prinz wird sie wachküssen?<br />

UrlaUbstörn<br />

Katamaran<br />

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Charter mit segelohren im Wind<br />

Neue Trends und coole Der Leopard 50 aus dem Betörend: Sirena 58<br />

Angebote für 2019 Hause Robertson & Caine und Sirena 64 im Test 9 190001 016481<br />

6/<strong>2018</strong><br />

Impressum<br />

GmbH<br />

Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt, +43 463/461 90 25, www.<strong>ocean7</strong>.at,<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at, office@<strong>ocean7</strong>.at, Firmenbuchnummer 105347 y, Landes gericht Klagenfurt, UID ATU 25773801 ·<br />

Anwendbare Vorschrift: Österreichische Gewerbeordnung, Mediengesetz (www.ris.bka.gv.at) · Geschäftsführer:<br />

Wolfgang Forobosko · Chef redaktion: Tahsin Özen, Witthauergasse 31, 1180 Wien, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · Art-Direktion:<br />

Catharina Pichler · Grafisches Konzept: Thomas Frik, www.viertelbogen.at · Mitarbeiter dieser Ausgabe: Anette<br />

Bengelsdorf, Bruno Cianci, Nikolas Claris, Stefan Detjen, Dr. DI Christian Feldbauer, Mag. Wolfgang Gemünd, MMag. Birgit<br />

Hackl, Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter, Horst Kainz, Dr. Reinhard Kikinger, Wolfgang Kröger, Zoi Krzywon, Arek<br />

Rejs, Gottfried Titzl Rieser, Dr. Bobby Schenk, Dr. Friedrich Schöchl, Alexandra Schöler-Haring, Harri Skrach, Anna Karolina<br />

Stock, Dr. Alfred Zellinger · Produktion und Druck: Satz- und Druck-Team GmbH · Anzeigen: Bernd Hofstätter<br />

+43 664/552 09 32, b.hof staetter@<strong>ocean7</strong>.at · Einzelverkaufspreis: Österreich € 4,50 · Abo-Preise: Bezugspreis Inland für<br />

sechs Ausgaben: € 25,– · Abo- bestellung: abo@<strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · Vertrieb: Presse Großvertrieb Austria Trunk<br />

GmbH, St. Leonharder Straße 10, 5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf der Zustimmung des<br />

Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der<br />

Herausgeber das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine<br />

Haftung übernommen. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheberschutzgesetz, sind durch den<br />

Herausgeber genehmigungspflichtig. Bei Nichtbelieferung ohne Heraus geber-Verschulden oder wegen Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegenüber dem Herausgeber.<br />

Jury-Mitglied<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des Sail Austria: Verein Sail Austria, Lagerstraße 1–5, 2103 Langenzersdorf, www.sailaustria.at<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht Club Austria, Generalsekretariat 4020 Linz, Lederergasse 88, www.yca.at<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des MSVÖ: Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich, Ketzergasse 30, 1230 Wien, www.msvoe.at<br />

4 6/<strong>2018</strong>


Liebes Nest.<br />

Türkische Riviera,<br />

ab Seite 18<br />

Familienfest.<br />

Katamaran Leopard 50,<br />

ab Seite 58<br />

33 Boot Tulln 2019<br />

Die Vor bereitungen laufen bereits<br />

auf Hochtouren.<br />

44 Drohnen: Plage oder Segen?<br />

Die einen würden sie am liebsten<br />

vom Himmel holen, die anderen<br />

haben sie als Hobby entdeckt.<br />

48 Wann Segel kaputt sind<br />

Wenn es 140 Wenden im Wettkampf<br />

hinter sich hat? Oder wenn<br />

das Leukoplast aufgebraucht ist?<br />

54 Atlantik-Überquerung<br />

Gemeinsam (ARC) oder lieber<br />

einsam über den großen Teich?<br />

Yachten<br />

58 Welcome Home<br />

Katamaran Leopard 50: wo die<br />

Nutzung von Yacht und Haus<br />

verschwimmt.<br />

62 Sirena 58 und Sirena 64<br />

Sirena 58 und Sirena 64 im Test<br />

in heimischen Gewässern nahe<br />

Istanbul.<br />

68 Die 91-jährige Brautjungfer<br />

Geschichte der Maid of Honour:<br />

vom ehemaligen Patrouillenboot<br />

der Royal Navy zum Schmuckstück<br />

im Rahmi M. Koç-Museum.<br />

72 Breitensport<br />

Aquila 44: Probefahrt mit dem<br />

neuen Power-Katamaran.<br />

im verband<br />

74 YCA<br />

News vom Yacht Club Austria.<br />

78 MSVÖ<br />

News vom Motorbootsport<br />

und Seefahrts<br />

Verband Österreich.<br />

80 Sail Austria<br />

News vom Verein Sail Austria.<br />

Besuchen Sie uns<br />

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Schaufenster<br />

6 6/<strong>2018</strong>


69 Ideen<br />

zur Rettung des<br />

Great Barrier Reef<br />

Foto: Shutterstock<br />

Text Tahsin Özen<br />

Bis zu 18 Millionen Jahre hat<br />

das größte Riff der Welt<br />

bereits auf dem Buckel, doch<br />

in nur 33 Jahren hat das (noch)<br />

aus dem Weltraum zu sehende<br />

UNESCO-Weltnaturerbe mehr als<br />

die Hälfte seiner Korallen eingebüßt.<br />

Anfang <strong>2018</strong> lobte Australien<br />

ein Förderprogramm für unkonventionelle<br />

Ideen zur Rettung des<br />

Great Barrier Reefs aus, 69 Vorschläge<br />

folgten, sechs sollen nun<br />

auf ihre Tauglichkeit getestet werden.<br />

Erste Erfolge konnte man bereits<br />

mit der Zucht widerstandsfähiger<br />

Korallen verbuchen.<br />

Ins ge samt will Australien im Rahmen<br />

des „Reef 2050“-Plans 1,27<br />

Milliarden Euro investieren – ein<br />

bescheidener Betrag zur Rettung<br />

der artenreichsten Region der Welt.<br />

Foto: Reef Restoration Foundation<br />

Neue Hoffnung<br />

Der Reef Restoration Foundation gelang die<br />

Verpflanzung und Züchtung besonders resistenter<br />

Korallen am Great Barrier Reef. Innerhalb<br />

kürzester Zeit haben sich die kleinen<br />

Korallenstücke zu im posanten Korallengebilden<br />

verwandelt. Unter natürlichen Umständen<br />

dauert es bis zu zehn Jahre, bis sich Korallenriffe<br />

regenerieren. Mithilfe von künstlich<br />

geschaffenen Korallengärten kann dieser<br />

Prozess nun stark beschleunigt werden.<br />

è www.reefrestorationfoundation.org<br />

6/<strong>2018</strong> 7


In den Wind gesprochen<br />

Das jahrzehntelange<br />

Sterben der Wado Ryu Teil 3<br />

Im ersten Teil und zweiten Teil des Berichtes über die Wado Ryu erfuhren wir, wie Klaus‘ Stahlyacht über<br />

Nacht abbrannte, woraufhin er von seiner Versicherung aufgrund dubioser Gutachten der Brandstiftung<br />

bezichtigt wurde. Das lässt sich der Skipper nicht gefallen und holt ein Gegengutachten ein …<br />

Für den Experten liefern die in<br />

den Akten enthaltenen Angaben<br />

und Bilder keinen Hinweis<br />

auf eine mögliche Brandstiftung<br />

unter Einsatz von Diesel als<br />

Brandbeschleuniger. Sie liefern<br />

auch keine Hinweise darauf, dass<br />

überhaupt eine Brandstiftung vorgelegen<br />

haben könnte.“<br />

Und dann kassieren die von der<br />

Versicherung beauftragten Gutachter<br />

für ihre Ausführungen schallende<br />

Ohrfeigen: „Die Brandspureninterpretationen<br />

des XY-Gutachters<br />

waren fehlerhaft, die durch den<br />

YZ-Gutachter angeführten Spuren<br />

lassen auch andere Erklärungen bezüglich<br />

ihrer Entstehung zu bzw.<br />

sind deren Interpretationen so grob<br />

falsch, dass der Aussage des ...-Gutachtens<br />

insgesamt nicht gefolgt<br />

werden kann und die darin enthaltenen<br />

Interpretationen demzufolge<br />

nicht als Alternativerklärungen<br />

dienen können. Die tatsächliche<br />

Brandursache kann aufgrund der<br />

unzureichenden Untersuchung vor<br />

Ort und der inzwischen erfolgten<br />

Eingriffe am Brandobjekt nicht<br />

mehr geklärt werden.“<br />

Wer nun meint, dass damit der<br />

Prozess beendet war und die Versicherung<br />

die Klage nach dieser blamablen<br />

Niederlage anerkannt hätte,<br />

irrt. Die Versicherung teilte vier<br />

Jahre nach dem Brand mit: „… dass<br />

sie den an der SY Wado Ryu am<br />

26. März 2007 entstandenen Brandschaden<br />

dem Grunde nach anerkennt.“<br />

Also Sieg auf der ganzen Linie?<br />

Weit gefehlt! Schon die Formulierung<br />

„der an der SY entstandene<br />

Brandschaden“ lässt den Insider<br />

Böses ahnen. Der Erfindungsreichtum<br />

der Versicherung ist bewundernswert,<br />

denn plötzlich war von<br />

der festen Taxe (das bei Versicherungsabschluss<br />

vereinbarte Fixum<br />

im Schadensfall) keine Rede mehr.<br />

Sie machte geltend, dass gar kein<br />

Totalschaden vorliege, sie wolle nur<br />

die Kosten für die Wiederinstandsetzung<br />

des Wracks, das immer<br />

noch in Thailand herumlag, übernehmen.<br />

95.587 Euro hielt man für<br />

den angemessenen Kostenaufwand.<br />

Hand aufs Herz, lieber Leser:<br />

Wollten sie dieses Brandopfer<br />

repariert zurück? Von gesundheit -<br />

lichen Risiken abgesehen – wenn<br />

ich allein an den ewigen Brand -<br />

geruch denke!<br />

Klaus kämpft weiter<br />

Das war für Klaus kein Thema und<br />

so machte er sich die nächsten Jahre<br />

daran zu beweisen, dass eine ordnungsgemäße<br />

Wiederinstandsetzung<br />

des Wracks nicht möglich sei<br />

oder den Wert der Yacht, also die<br />

fixe Taxe, weit überschreiten würde.<br />

Jahrelang wurde wieder gerungen,<br />

zum Teil unter Einsatz weiterer<br />

Kann mein diese abgebrannte Yacht wieder instand setzen?<br />

Bobby Schenk<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Sachverständiger. So war auch Gutachtenthema,<br />

ob die tagelang in<br />

Löschwasser (Gemisch aus Wasser,<br />

Öl, Diesel, Salz und Schwefelsäure)<br />

getränkten Segel gewaschen werden<br />

können! Wer hätte da nicht entnervt<br />

klein beigegeben? Wohl die meisten<br />

– aber nicht der zähe Klaus!<br />

Am 26.5.2017 – also nach mehr<br />

als zehn langen Jahren – erging<br />

dann das Endurteil, in dem Klaus<br />

die feste Taxe zugesprochen wurde.<br />

„Lediglich“ die Kosten für die von<br />

ihm in Auftrag gegebenen Gutachten<br />

plus Nebenkosten (immerhin<br />

65.848,41 Euro, mit der Klaus<br />

glaubte, sich gegen die gegnerischen<br />

Gutachten und das Vorbringen<br />

der Versicherung verteidigen<br />

zu müssen, um seine Unschuld zu<br />

beweisen, blieben an ihm hängen.<br />

Was sich wohl der Sachbearbeiter<br />

bei der Versicherung gedacht hat,<br />

als er die Akten nach zehnjähriger<br />

Ausschöpfung aller Möglichkeiten<br />

zur Abwehr der berechtigten Ansprüche<br />

von Klaus geschlossen hat?<br />

Wahrscheinlich so etwas Ähnliches<br />

wie „Ist vom Tisch. Was gibt’s heut<br />

wohl zum Abendessen?“ <br />

„Ja“ – so die Gutachter der Ver sicherung von Skipper Klaus.<br />

8 6/<strong>2018</strong>


Salonfähig in Genua<br />

Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Genua Boat Show <strong>2018</strong>. Die<br />

Salone nautico war lt. Messeorganisation<br />

ein großer Erfolg. Über<br />

176.000 Besucher kamen in die ligurische<br />

Hauptstadt, um sich über die<br />

neuesten Trends und nautischen Angebote<br />

zu informieren. Auf 200.000<br />

Quadratmetern präsentierten 951<br />

Aussteller – davon 62 Vertreter<br />

neuer Marken – Yachten, Boote und<br />

technisches Equipment speziell aus<br />

dem italienischen Raum. Neben<br />

Sunbeam lieferten auch viele weitere<br />

österreichische Top-Marken vor<br />

Ort eine tolle Show.<br />

è www.salonenautico.com<br />

Schöne Aussichten<br />

Modellvorstellung. Im Hanse-<br />

Konzern für Powerboote mit puristisch<br />

offenem Layout zuständig, präsentierte<br />

Fjord in Cannes mit der<br />

Fjord 44 coupé erstmals ein Modell,<br />

dessen Decksaufbau vollständig geschlossen<br />

werden kann. Das aus Glas,<br />

Edelstahl und Komposit hergestellte<br />

Deckhaus ist vollklimatisiert und<br />

kann oben, an der Seite und achtern<br />

geöffnet werden. Zwei Volvo Penta<br />

IPS 600-Motoren beschleunigen die<br />

neue Fjord auf bis zu 36 Knoten. Vier<br />

Schlafplätze und ein Bad sorgen für<br />

Weekender-Qualitäten.<br />

è www.yachts.group<br />

Flüchtlingsdrama<br />

Filmtipp. Einhandseglerin<br />

bricht mit ihrer 11-Meter-Yacht<br />

von Gibraltar Richtung Ascension<br />

auf und trifft nach einem<br />

schweren Sturm auf ein überladenes,<br />

havariertes Flüchtlingsboot.<br />

So die Ausgangslage der<br />

deutsch-österreichischen Koproduktion<br />

Styx, die bei der<br />

diesjährigen<br />

Berlinale<br />

Premiere<br />

gefeiert hat und dort mit dem<br />

– Die Heiner-Carow-Preis See aus - hat „10 Meter gekocht!“<br />

hohe Wellen – Die See hat gezeichnet wurde. Fesselnd ist<br />

nicht nur die Story des Films,<br />

sondern war auch der Dreh,<br />

der größtenteils unter reellen<br />

Bedingungen auf offener See<br />

stattfand.<br />

Styx. Regie: Wolfgang Fischer,<br />

Hauptrolle: Susanne Wolf.<br />

Ab 23. November in den<br />

österreichischen Kinos.<br />

è www.amourfoufilm.com/film/styx/<br />

AUT118152 / 0818<br />

AUT118152 / 0818<br />

gar kein Seemannsgarn Und wenn das am Ende kein Seemannsgarn ist?<br />

den kommen Die klar meisten unserer auf Kunden kommen See,<br />

klar auf unerwarteten auch mit Situationen.<br />

schwierigen und unerwarteten lbst jahrelange<br />

verlost unter allen Teilnehmern<br />

3 x 2 Tickets für den Kinofilm Styx.<br />

Erfahrung Doch manchmal reichen selbst jahrelange und<br />

Erfahrung chaft nicht aus. Dann hervorragende Seemannschaft sind nicht aus. Dann wir sind für Sie da. Seit 50 Jahren.<br />

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ist der 6. November <strong>2018</strong>, die Gewinner werden per<br />

E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />

- Newsletter (unverbindlich, jederzeit kündbar)<br />

per E-Mail zu erhalten. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />

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ist 0 ausgeschlossen.<br />

Wien · Tel. +43 1 710 92 22 · pantaenius.at


Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Miljenko Zanic<br />

wurde 70. Die Lieblingsbeschäftigung<br />

des<br />

Jubilars? Segeln mit<br />

den Enkerln!<br />

Happy Birthday Seebär<br />

Schulschiff Kraljica Mora<br />

Inbetriebnahme 2010<br />

Bau: Werft von Vela Luka, Dubrovnik<br />

Länge ü. a.<br />

44 m<br />

Masthöhe<br />

36 m<br />

Segelfäche ca. 890 m²<br />

Permanente Crew<br />

5 Pers.<br />

Schüleranzahl<br />

28 Pers.<br />

Jede kroatische Ausbildungsklasse für<br />

Seewesen absolviert eine Woche an Bord.<br />

Kroatische Seglerlegende. Bei uns<br />

ist er als Repräsentant des kroatischen<br />

Wassersports auf zahlreichen Messen bekannt,<br />

in Kroatien ist Miljenko Zanic hingegen<br />

eine solche Legende, dass bei seinen<br />

Geburtstagen Folkloregruppen auftreten<br />

und Minister Reden halten. Im Hauptberuf<br />

war Zanic 40 Jahre lang Hafenkapitän<br />

von Novi Vinodolski, berühmt wurde er<br />

jedoch als Präsident des kroatischen Segelverbandes<br />

in den Jahren 1995 bis 2002. In<br />

dieser Zeit intensivierte er die Jugendarbeit,<br />

wobei diese Bemühungen mit drei<br />

WM-Titeln in der Klasse Optimist belohnt<br />

wurden. Zu Ehren von Zanic’ 70er, den er<br />

Mitte August feierte, machte in Novi Vinodolski<br />

das Schulschiff Kraljica Mora des<br />

kroatischen Ministeriums für Seewesen<br />

fest, mit dem Zanic selbst zweimal an der<br />

Barcolana teilnahm.<br />

Kroatische<br />

Kur taxe<br />

neu –<br />

der Preis<br />

bleibt heiß<br />

Tarife für 2019. Kroatien<br />

hat neue, überarbeitete<br />

Aufenthaltsgebühren beschlossen.<br />

Schlechte Nachricht:<br />

Eigner von Booten bis<br />

neun Meter Länge, die sich bis<br />

zu 90 Tage in kroatischen Gewässern<br />

befinden, müssen im<br />

nächsten Jahr bis zu 50 Prozent<br />

mehr berappen. Gute<br />

Nachricht: Jahreslieger dürfen<br />

mit zehn Prozent weniger<br />

rechnen. Für größere Yachten<br />

wurden die Tarife generell<br />

gesenkt, Chartergäste müssen<br />

hingegen zehn statt bisher<br />

acht Kuna pro Tag zahlen.<br />

Immerhin: Die Kurtaxe soll<br />

jetzt auch in den Marinas und<br />

an den Anlegestellen entrichtet<br />

werden können. Mehr Infos<br />

unter<br />

è www.sea-help.eu/skipperkurtaxe-2019-verabschiedet/<br />

Endless Summer Wave<br />

Azimut in Šibenik. Yachtwerk<br />

und Azimut Yachts luden im Oktober<br />

zum letzten Event der „Azimut<br />

Summer Wave“-Tour ins kroatische<br />

Šibenik. Yachtwerk-Chef Stefan<br />

Breck und sein Team von Splendid ­<br />

yachting konnten zahlreiche Yachteigner<br />

und Stammkunden willkommen<br />

heißen. Mit der Azimut 72 und<br />

der Azimut S7 wurde ein Trip zu den<br />

benachbarten Inseln gemacht, wobei<br />

man sich während der Fahrt vom<br />

tollen Ambiente an Bord überzeugen<br />

konnte. Im D-Marin Beach Club ließ<br />

man den Abend bei Buffet und Live-<br />

Musik ausklingen. Ein Highlight war<br />

die Auszeichnung des Stefan Breck<br />

(Azimut-Händler für Österreich und<br />

Deutschland) als „Azimut Dealer of<br />

the Year“.<br />

Davide Bergantino, Azimut Sales Dept.; Jad Zakkak Migliorini, Azimut Sales Manager<br />

Europe; Paola Territo, Azimut Marketing; Luigi Gambelli, CEO Timone Yachts,<br />

Stefan Breck, CEO Yachtwerk/Splendid Yachting, Azimut Dealer of the Year.<br />

è www.splendidyachting.com<br />

è www.yacht-werk.com<br />

Der schnellste Segler<br />

Buchtipp. Extremsegler Boris Herrmann<br />

wurde vom Yacht-Magazin als<br />

schnellster Segler der Welt gefeiert.<br />

In „Nonstop – Süchtig nach Segeln“<br />

ist nun alles über das Ausnahmetalent<br />

nachzulesen. Von seiner Karriere<br />

und seinen Erlebnissen bis hin zu<br />

seinem nächsten großen Coup: allein<br />

im Segelboot bei der Vendée Globe,<br />

natürlich nonstop.<br />

Boris Hermann: Nonstop – süchtig<br />

nach Segeln. Ab 15.11. im Verlag<br />

Delius Klasing, € 30,80.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

10 6/<strong>2018</strong>


30. 11.–2. 12. 2019, Chiemsee<br />

Boatshow Bernau<br />

Top-Event. Am 1. Adventwochenende<br />

findet die Boatshow Bernau im<br />

Yachtzentrum von Yachten Meltl<br />

statt. Es werden sich auch heuer<br />

wieder zahlreiche Aussteller am<br />

Chiemsee einfinden, die ihre Neuigkeiten<br />

auf einer der größten Hausmessen<br />

nördlich der Alpen präsentieren.<br />

So werden nicht weniger als<br />

zwölf Segelyachten aus der Flotte<br />

von Bavaria, Dehler und Hanse zu<br />

sehen sein. Das Vortragsprogramm<br />

vom Vorjahr wird wieder aufgegriffen,<br />

die Schwerpunkte: Segeltrimm,<br />

Rigg-Pflege und -Einstellung, Bootspflege,<br />

Wasserversorgung auf Yachten<br />

und Stromversorgung mit Solarzellen.<br />

Für leibliches Wohl während<br />

der Veranstaltung sorgt übrigens die<br />

Wasserwacht Bernau. Detaillierte<br />

Infos online unter News/Events auf<br />

è www.hanseyachtsvertrieb.de<br />

Dehler 46, das Flaggschiff<br />

auf der Boatshow Bernau.<br />

„ Den Himmelsstrich, nicht ihr Innerstes<br />

wechseln, die das Meer überschiffen.“<br />

Horaz (65–8 v.Chr.), eigentlich Quintus Horatius Flaccus,<br />

römischer Satiriker und Dichter<br />

Container zum Einwintern an der Adria.<br />

Sicher verwahrt<br />

Winterservice. Die in<br />

Monfalcone liegende Marina<br />

Lepanto verfügt<br />

nicht nur über Lager plätze<br />

an Land für Yachten bis 28<br />

Meter Länge sowie über<br />

eine Halle mit Lagerplätzen<br />

für Boote bis 16 Meter<br />

Länge, sondern auch über<br />

neue, 15 Quadratmeter<br />

große Container, in die<br />

man Dinge, die man nicht<br />

mit nach Hause nehmen<br />

möchte, über den Winter<br />

sicher in der Marina lagern<br />

kann. Weitere winterliche<br />

Serviceleistungen:<br />

Aufladen der Batterie einmal<br />

im Monat, Schadenkontrolle<br />

nach Unwettern<br />

oder Stürmen und natürlich<br />

das ausgezeichnete<br />

Restaurant, das während<br />

der kalten Monate Ver -<br />

anstaltungen wie z. B.<br />

„Dinner & Theater“<br />

organisiert.<br />

è www.marinalepanto.it<br />

NEUHEIT<br />

MF 605 MF 695 MF 795 MF 895 MF 1095<br />

Der aparte weekender<br />

- © Boris Basic - Jérôme Kélagopian – Jeanneau - 918655 - 10/<strong>2018</strong><br />

Lernen Sie die MERRY FISHER 795 und eine Auswahl der Modellen von Merry Fisher<br />

kennen : auf der BOOT DÜSSELDORF von 19. bis 27. Januar 2019. (Halle 9)<br />

Merry Fisher 695<br />

BOOTE MAYER<br />

Klausenbachstr. 26<br />

4040 LINZ<br />

ÖSTERREICH<br />

Tel : + 43 664 3409786<br />

office@bootemayer.at<br />

www.bootemayer.at


xxxxx xxxx<br />

Smarter char<br />

Ob Monohull oder<br />

Katamaran, Segel<br />

oder Motor, Adria<br />

oder Atlantik: hier<br />

die Trends und<br />

Angebote für Ihren<br />

nächsten Charterurlaub.<br />

Vier Fragen, acht Antworten:<br />

Margit Grassl von Trend<br />

Travel Yachting und Klaus<br />

Pitter von Pitter Yachting über<br />

Tops und Flops der letzten Chartersaison,<br />

Trends im neuen Jahr<br />

und den persönlichen Lieblingsurlaub.<br />

Was waren die Renner <strong>2018</strong>?<br />

Margit Grassl: Bei den Revieren<br />

war heuer neben Kroatien – hier<br />

vor allem Pula/Veruda, Split/<br />

Kaštela und Trogir – Griechenland<br />

am meisten gefragt, insbesondere<br />

Athen und Lavrion, Korfu, Lefkas<br />

und Kos. Skiathos und Volos werden<br />

wegen der Ursprünglichkeit<br />

und Schönheit dieser Region immer<br />

beliebter. Sehr stark im Aufwind<br />

waren bei uns auch die Kapverden,<br />

da das Flugangebot nach<br />

Mindelo immer besser wird. Bei<br />

den Modellen waren Mono und<br />

Kat gleichauf, Power-Kats wurden<br />

hingegen sehr wenig angefragt.<br />

Große Yachten waren sehr im<br />

Trend, es ist nun keine Seltenheit,<br />

dass, wenn fünf Personen buchen,<br />

jeder seine eigene Kabine haben<br />

möchte. Bei Familien sieht das anders<br />

aus: Familien mit ein bis zwei<br />

Kindern be vor zugen kleine Yachten.<br />

Wenn sich allerdings zwei Familien<br />

ein Schiff teilen, buchen die<br />

Kunden oft einen Kat, so haben die<br />

Kinder Platz und Spaß – die Eltern<br />

auch.<br />

Klaus pitter: Kroatien ist nach<br />

wie vor am beliebtesten, aber<br />

auch die Türkei ist wieder stark<br />

im Kommen, Griechenland boomt<br />

ebenfalls. Eindeutiger Trend waren<br />

heuer Kurzchartertörns für den<br />

„kleinen Urlaub zwischendurch“,<br />

besonders auf unserer Basis in<br />

Veruda, die mit dem Auto von Österreich<br />

und Deutschland aus am<br />

nächsten liegt. Ebenfalls stark im<br />

Kommen waren exklusivere Yachten<br />

in Eignerversion mit weniger<br />

Ka binen, dafür mehr Platz und<br />

Kom fort. Besonders Katamarane<br />

waren sehr beliebt, hier gab es auch<br />

eine starke Nachfrage nach Charter<br />

mit Skipper. Die Leute wollen es<br />

sich im Urlaub gut gehen lassen<br />

und lassen sich das auch etwas<br />

kosten.<br />

Was hat eher gefloppt und warum?<br />

Margit Grassl: Spanien und<br />

Mallorca, ebenso die Türkei. Mallor -<br />

ca wegen der hohen Preise in der<br />

Saison, vielleicht auch wegen des<br />

Ballermanns, obwohl es in Mallorca<br />

sehr viele schöne und ruhige Ankerplätze<br />

gibt. Gegen die Türkei sprach<br />

wohl die politische Unsicherheit.<br />

„ Ganzjahresreviere muss<br />

man frühzeitig buchen,<br />

um die besten Yachten<br />

zu bekommen.“<br />

Margit Grassl, Trend Travel Yachting<br />

12 6/<strong>2018</strong>


Foto: Tahsin Özen<br />

tern<br />

Festmachen in der<br />

My Marina bei Ekincik<br />

nahe der Felsengräber Klaus pitter: Flops gab es<br />

und des Sandstrandes eigentlich keine, jedoch waren<br />

am Dalyan-Fluss im<br />

Süden der Türkei. zur Zeit der Fußball-WM schon<br />

merkliche Einbrüche auf dem<br />

Markt zu erkennen.<br />

Was sind die Trends für 2019?<br />

Margit Grassl: Bei den Trends<br />

muss man zwischen Winter- und<br />

Sommerrevieren unterscheiden.<br />

Ganzjahresreviere wie z. B. die<br />

Seychellen oder Kapverden muss<br />

man frühzeitig buchen, um die<br />

besten Yachten zu bekommen.<br />

Zum Karneval auf den Kapverden<br />

z. B. sind unsere Schiffe für 2019<br />

bereits ausgebucht.<br />

Klaus pitter: Bei den Yachten<br />

werden auch weiterhin größere<br />

und komfortablere Schiffe, gerne<br />

mit Skipper, gebucht werden. Bei<br />

den Revieren sehen wir für nächstes<br />

Jahr die Türkei und Griechenland<br />

ganz groß im Aufwind.<br />

„ Die Leute wollen es<br />

sich im Urlaub gut<br />

gehen lassen und<br />

lassen sich das auch<br />

etwas kosten.“<br />

Klaus Pitter, Pitter Yachting<br />

Wo werden/würden Sie<br />

2019 Urlaub machen und mit<br />

welchem Boot?<br />

Margit Grassl: Wenn ich mit<br />

meinem Mann segle, würde ich<br />

gerne die neue Sun Odyssey 349 ab<br />

Kaštela segeln, die mit Lattengroß,<br />

Heizung, Bugstrahlruder und Solar<br />

ausgestattet ist. Wenn wir mit Familie<br />

und Großeltern segeln, nehmen<br />

wir den Katamaran Bali 4.1.<br />

ab Pula-Veruda, dieser bietet viel<br />

Platz und Komfort.<br />

Klaus pitter: Von unserer neuen<br />

Basis in Volos aus, mit einer Bavaria<br />

Cruiser 40 S, mit der Familie.<br />

Wir wollen es im Urlaub richtig<br />

fein haben, und natürlich kombiniere<br />

ich den Urlaubsgenuss mit dem<br />

Genuss des sportlichen Segelns.<br />

Zwischen Adria und Karibik<br />

Sunsail. Der deutsche Charter-<br />

Routinier Sunsail hat sein Programm<br />

für 2019 mit Schwerpunkten im<br />

Mittelmeer und auf den Britischen<br />

Jungferninseln vorgestellt. Zwischen<br />

Bosporus und Gibraltar wurde in<br />

elf neue Katamarane und 30 neue<br />

Monohulls investiert. Die 40- und<br />

45-Fuß-Katamarane stammen aus<br />

der südafrikanischen Werft Robertson<br />

& Caine (Leopard Catamarans),<br />

die neuen Monohulls in der Länge<br />

von 34 bis 46 Fuß sind Jeanneau-<br />

Yachten. Erfreulicherweise hat sich<br />

die Situation auf den Britischen<br />

Jungferninseln nach nur einem Jahr<br />

nach dem verheerenden Wirbelsturm<br />

wieder gefestigt: Buchungen<br />

und Umsatz liegen fast wieder auf<br />

dem gleichen Niveau wie vor Irma.<br />

In Kroatien, Griechenland und<br />

jetzt auch neu in der Karibik wird<br />

das kürzlich eingeführte Angebot<br />

„Mit segeln“ weitergeführt, bei der<br />

man in einer Flottille von bis zu zehn<br />

anderen Yachten eine private Kabine<br />

buchen kann.<br />

è www.sunsail.de<br />

Mitsegeln in der Flottille.<br />

www.hofinger-yachtcharter.com


Charter-News<br />

Luxus-Kats<br />

und mehr<br />

Foto: Shutterstock<br />

Nobel unterwegs in Kroatien.<br />

Weiterhin dem Trend zum großen<br />

und luxuriösen Charter folgt<br />

Master Yachting Österreich<br />

mit seinem Kroa tien-Angebot für<br />

nächstes Jahr. So wird in der Marina<br />

Kaštela ab 2019 neben der wohldimensionierten<br />

Lagoon 620 und der<br />

Lagoon 560 auch eine äußerst edel<br />

bestückte Lagoon Seventy 7 zu finden<br />

sein. Edle Segelkatamarane werden<br />

nächstes Jahr auch in Sukošan<br />

angeboten, wo eine Lagoon 620 und<br />

eine Lagoon 630 demnächst zu Hause<br />

sind. Bei den Motorkats erwartet<br />

man in Kroatien eine nagelneue<br />

Aquila 44, die Basis steht derzeit allerdings<br />

noch nicht fest. Ein paar<br />

Meter kleiner, dafür aber noch feiner:<br />

In Kaštela hat eine Frauscher<br />

017 GT festgemacht, die sich chartern<br />

lässt, aber auch für potentielle<br />

Käufer zu Testfahrten bereitsteht.<br />

Um rechtzeitige Reservierung wird<br />

in jedem Fall gebeten.<br />

è www. masteryachting.com<br />

Eine Frauscher 1017 GT<br />

für die Marina Kaštela.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Alles Müller<br />

Müller Yachtcharter Linz.<br />

Übernahme in der ober österrei -<br />

chischen Charterbranche: Nachdem<br />

Chefin Elfriede Müller nach<br />

35 Jahren im Chartergeschäft in<br />

den wohlverdienten Ruhestand<br />

gegangen ist, führt nun das Team<br />

von Müller Yacht charter Linz die<br />

Auftragsabwicklung der Firma<br />

Müller Yachtcharter Attersee weiter.<br />

Den Stammkunden von Elfie Müller<br />

werden damit auch weiterhin bester<br />

Service, per sön li che Betreu ung und<br />

passende Wie der bucherkonditionen<br />

ange boten.<br />

è www.yachtcharter-mueller.at<br />

„ Nicht wer<br />

rennen kann,<br />

gewinnt das<br />

Rennen, sondern<br />

wer bis zum<br />

Ende rennen<br />

kann.“<br />

Aus Jamaika<br />

Über das Üben<br />

Aichfeld Yachting.<br />

Diesen Herbst und Winter<br />

stehen bei Aichfeld<br />

Yachting wieder Skippertrainings<br />

und Prüfungstörns<br />

auf dem Programm –<br />

darunter die Ausbildung<br />

für Segel- und Motoryachten<br />

in Theorie und Praxis<br />

(Fahrtenbereich 1 bis 4,<br />

Kursstart im Dezember).<br />

Mit dem Toptrainer<br />

Christian Kargl können<br />

weiters Regatta-, Spinnaker-<br />

und Gennakertraining<br />

absolviert werden, die<br />

Kooperation mit ihm wird<br />

2019 aufgrund der großen<br />

Nachfrage fortgeführt.<br />

Für die Salona 380, mit<br />

der das Aichfeld Yachting<br />

Racing Team übrigens<br />

auch die „Race 1000<br />

Miles“-Regatta segelt,<br />

gibt es derzeit noch<br />

15 Prozent Frühbucher -<br />

bonus für 2019.<br />

è www.aichfeld-yachting.at<br />

14 6/<strong>2018</strong>


My Home is<br />

my Marina<br />

Bayern meets Göcek<br />

Bavaria in der Südtürkei. Die<br />

von Gül und Taner Gümüş geführte<br />

Premium-Charterbasis Gena Yacht<br />

& charter in der Marintürk Village<br />

Port Marina in Göcek ist ideale Ausgangsbasis<br />

für die Erkundung des<br />

Buchtenparadieses an der Westküste<br />

des Golfs von Fethiye. Sieben Bavaria-Yachten<br />

s tehen dafür zur Ver -<br />

fügung – mit attraktiven Früh -<br />

bucher rabatten für die Saison 2019<br />

zu chartern über den österreichischen<br />

Partner Pitter Yachting.<br />

In der Marintürk<br />

Village Port<br />

Marina in Göcek<br />

betreibt Gena<br />

Yachtcharter eine<br />

Basis mit sieben<br />

Bavaria-Yachten.<br />

Preisbeispiele: Bavaria Cruiser 41,<br />

drei Ka binen, 6.–13. Juli 2019,<br />

€ 2.990,–, abzgl. 20 Prozent Früh -<br />

bucher rabatt um € 2.392,–. Oder<br />

Bavaria Cruiser 51, fünf Ka binen,<br />

6.–13. Juli 2019, € 5.000,–, abzgl.<br />

20 Prozent Frühbucher rabatt um<br />

€ 4.000,–. Warum Bavaria-Yachten?<br />

Weil Gena in der Türkei auch der<br />

General importeur für die Boote aus<br />

dem bayrischen Giebelstadt ist.<br />

è www.gena-yachtcharter.com<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

Marina Baotić. Die unter deutsch-kroatischer<br />

Leitung stehende Marina in Seget<br />

Donji steht für mehr Platz und Luxus an<br />

Land und auf dem Wasser. Neben elf Top-<br />

Appartements in der Marina werden jetzt<br />

auch zwei in der Nähe des Yacht hafens gelegene<br />

Luxus villen mit fünf Wohneinheiten<br />

angeboten. An den Stegen warten 2019 mit<br />

der Lagoon 50 (sechs Kabinen plus Skipperkabine<br />

für max. 14 Personen, Klima und Generator)<br />

und der Lagoon 450 (vier Kabinen<br />

plus Salon und Skipperkabine für max. 12<br />

Personen, Klima und Generator) zwei neue<br />

Katamarane, auf denen selbst Großfamilien<br />

keine Platzangst bekommen dürften.<br />

è www.baotic-yachting.com<br />

Von Cannes nach Šibenik<br />

Yachting 2000. Der oberösterreichische<br />

Kroatien-Spezialist Yachting<br />

2000 hat ab nächstem Jahr in seiner<br />

Basis in der Marina Mandalina Šibenik<br />

zwei der großen Motorkatamarane<br />

im Programm, die derzeit bei<br />

Charterkunden sehr begehrt sind.<br />

Bei den Neuzugängen handelt es sich<br />

um eine Fountaine Pajot MY 44 und<br />

eine Lagoon 630. Letztere ist sogar<br />

eine kleine Berühmtheit, handelt es<br />

sich doch um genau jenes Exemplar,<br />

das beim mondänen Yachting Festival<br />

in Cannes am Lagoon-Messe -<br />

stand zu sehen war.<br />

è www.yachting2000.at<br />

Die M/C Lagoon 630 Aegir, Modell 2019!


Charter-News<br />

Fotos: Shutterstock<br />

Mehr Rumpf ist Trumpf!<br />

Master Yachting Deutschland.<br />

Bei den Chartertrends für 2019<br />

prognostiziert Master Yachting<br />

Deutschland einen rasanten Aufstieg<br />

von Ferndestinationen wie z. B. die<br />

Seychellen, Thailand oder – noch<br />

exotischer – Französisch-Polynesien<br />

oder Kanada.<br />

Zweiter Trend, den die Bayern für<br />

nächstes Jahr sehen: Mehr Rumpf ist<br />

Trumpf! Katamarane werden weltweit<br />

immer beliebter, unabhängig<br />

vom Revier. Deshalb bietet Master<br />

Yachting nun auch vermehrt drei-<br />

oder sogar siebentägige Katamaran-<br />

Trainingslager an.<br />

Inhaltlich greifen die Kurse vor allem<br />

grundlegende Themenfelder auf:<br />

vom An- und Ablegen über Navigation<br />

und Sicherheit an Bord bis hin zu<br />

Hafen- und Segelmanövern. Zum<br />

Einsatz kommen dabei Katamarane<br />

der Marken Leopard oder Nautitech.<br />

Als Reviere stehen Kroatien (ab<br />

Rogoznica) im Mai 2019 oder der<br />

Golf von Marmaris in der türkischen<br />

Ägäis im März 2019 zur Wahl.<br />

è www.master-yachting.de<br />

So segelt man gerne: am Paradise-Beach<br />

auf den Seychellen, in Thailand und im Kat.<br />

Türkei reloaded<br />

Argos Yachtcharter. Bereits ab<br />

Frühjahr 2019 können Segler ab der<br />

neuen Ausgangsbasis in Göcek im Golf<br />

von Fethiye in See stechen. Der neue<br />

Stützpunkt liegt in der größten Bucht<br />

im Südwesten der Türkei, rund 60 Kilometer<br />

östlich von Marmaris und nur<br />

18 Kilometer vom Flughafen Dalaman<br />

entfernt. Charterseglern erschließt sich<br />

ab der neuen Basis des Argos-Pre -<br />

mium partners Dream Yacht Charter<br />

ein wahres Eldorado an kleinen Inseln.<br />

Die Preise reichen von € 1.500,– pro<br />

Woche für eine Sun Odyssey 389 mit<br />

drei Kabinen bis zu € 3.400,– für eine<br />

Dufour 520 GL mit fünf Kabinen.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Die Sarsala-Bucht im Golf von Fethiye.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Karibikträume in Blau<br />

Dream Yacht Charter. Mit mehr<br />

als tausend Schiffen in über 50 Stützpunkten<br />

ist Dream Yacht Charter das<br />

größte Charterunternehmen der<br />

Welt. In der nächsten Saison kommen<br />

mit St. Lucia und Belize zwei<br />

neue Charterbasen in karibischen<br />

Gefilden hinzu. In St. Lucia liegt die<br />

neue Basis in der Rodney Bay Marina.<br />

Durch die zentrale Lage der Insel<br />

inmitten der Kleinen Antillen eröffnen<br />

sich Seglern vielfältige Törn -<br />

varian ten Richtung Norden nach<br />

Martinique oder Richtung Süden<br />

nach St. Vincent und zu den Grena-<br />

dinen. Zur Verfügung steht eine große<br />

Flotte von Katamaranen und Einrumpfbooten,<br />

Flaggschiff ist die<br />

Lagoon 450 mit Flybridge und vier<br />

komfortabel ausgestatteten Doppelkabinen.<br />

In Belize, an der Grenze zur<br />

Karibik, Mexiko und Guatemala, befindet<br />

sich ein ausgedehntes Naturschutzgebiet<br />

mit 450 isolierten Inselchen.<br />

In der Robert Grove Marina,<br />

Placencia, vermietet Dream Yacht<br />

Charter fünf Kats, mit denen sich z. B.<br />

das zweitlängste lückenlose Barriere-<br />

Riff der Welt erkunden lässt.<br />

è www.dreamyachtcharter.de<br />

Foto: Shutterstock<br />

16 6/<strong>2018</strong>


Ocean Woman<br />

Just the two of us!<br />

Der Jungskipper ist diesmal nicht dabei – Zivildienst bei den Johannitern<br />

und Freundin. Erstmals nach 18 Jahren wieder zu zweit!<br />

Mist, jetzt musste ich wieder<br />

Anlegen an der Boje üben,<br />

und erstaunlicherweise<br />

ging es ganz wunderbar, das Anlegen.<br />

Das Nest – pardon, die Koje –<br />

im Steuerbordrumpf ist leer. Durch<br />

die Weltumsegelung war unser<br />

Schiff ein wirkliches Zuhause und<br />

Teil der Kindheit unseres Sohnes,<br />

und so ist seine Abwesenheit doch<br />

sehr spürbar.<br />

Am schmerzhaftesten ist sie jedoch,<br />

wenn ich beim Vorsegel-Einpacken<br />

zupacken muss. Jahrelang<br />

habe ich das schon nicht mehr gemacht<br />

– in der kroatischen Gluthitze<br />

treibt mir diese anstrengende Tätigkeit<br />

Schweißperlen auf die Stirn.<br />

Unser Schiff, ein Wharram-Katamaran,<br />

ist alles andere als gewöhnlich<br />

und verlangt nach vielen Hand -<br />

griffen. Es gibt keine elektrische<br />

Ankerwinsch und kein Rollsegel,<br />

die Sonnendächer werden je nach<br />

Einstrahlung gespannt. Und es gibt<br />

einen Skipper, der selbst aus der<br />

lauesten Brise zwischen Poreč und<br />

Rovinj drei Knoten rausschinden<br />

will: „Wir sind kein Motorboot …“<br />

Also Spinnaker rauf. Gleichzeitig<br />

steuern, blaue Leine einholen,<br />

grüne rauslassen, auf Kurs bleiben.<br />

3,4 Knoten – geht doch! Gerade als<br />

ich meinen E-Reader aus dem<br />

Schwalbennest fischen will, frischt<br />

der Wind auf. „Läuft super!“, jubelt<br />

der Skipper und die Skipperin<br />

denkt sich, dass das Bergen des<br />

Spi-Segels mit dem Jungskipper<br />

selbst bei viel Wind kein Problem<br />

war. Aber jetzt – seufz!<br />

Ich gehe in mich. Wie war das<br />

vor Kinderzeiten? Diese ersten<br />

Foto: Stefan Haring<br />

Alexandra Schöler<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Segeljahre in der Ägäis. Und in den<br />

Kleinkindjahren auf Weltreise. War<br />

ich da stärker, cooler, schneller?<br />

Ich war routinierter. Und die letzen<br />

Jahre ein bisschen fauler. Na ja,<br />

ist doch auch schön, bei Bora im<br />

Kvarner in der Koje zu liegen und<br />

zu lesen, während draußen an<br />

Deck die Männer beseelt in die<br />

Wellen surfen. „Wir reffen!“ –<br />

„Braucht’s mich?“ – „Nööö!“ Oder<br />

bei der Nachtfahrt nach Italien zu<br />

dritt zu sein. „Alles ok?“ – „Alles<br />

bestens!“ – „Schlaf weiter!“ Oder<br />

wenn die beiden Seemänner das<br />

Dinghi für den Landgang fertig-<br />

„Ein Wharram-Katamaran ist alles andere als gewöhnlich …“<br />

machten und mein Beitrag dazu<br />

auf möglichst elegantes Einsteigen<br />

beschränkt war.<br />

Dieses Jahr sah das alles ziemlich<br />

anders aus und ich muss gestehen:<br />

Es machte mir große Freude. Mit<br />

höllischem Vergnügen knackte ich<br />

die völlig unverständlich geschriebene<br />

Anleitung unseres neuen<br />

Auto piloten und fuhr fröhliche<br />

Kreise zwischen Ilovik und Olib.<br />

Zu zweit ist so ein Autopilot nämlich<br />

schon sehr gemütlich.<br />

Das tägliche Segel setzen, Einpacken,<br />

Trimmen wurde zum Oberarmtraining<br />

par exellence, und keine<br />

fixen Mahlzeiten einhalten zu<br />

müssen, weil sonst der Teenager<br />

verhungert, war auch cool.<br />

Der Skipper nahm es gelassen.<br />

Selbst spontanes Lossegeln mit der<br />

Morgenbrise um 6.30 Uhr nach einer<br />

kleinen Runde Yoga auf dem<br />

Vordeck bürgerte sich ein.<br />

„Senile Bettflucht“, diagnostizierte<br />

der angehende Zivildienst-Sanitäter<br />

beim wöchentlichen Telefoncheck.<br />

Nichtsdestotrotz hörte man die<br />

Sehnsucht des Seglers aus seiner<br />

medizinisch angehauchten Sprache<br />

heraus. Vielleicht lag es auch an den<br />

zahllosen Foto- und Video-Messages,<br />

die Frau Mama schickte, um ja<br />

in Kontakt zu bleiben …<br />

Der Skipper und die Skippern<br />

genossen die Zweisamkeit – wenn<br />

auch oft unterbrochen von beseelten<br />

Gesprächen über den besten<br />

Jungskipper, Zivi, Sohn der Welt.<br />

Jetzt sind wir also wieder da, wo<br />

wir vor 18 Jahren schon waren und<br />

eines sei verraten: Wir können es<br />

noch immer richtig gut! <br />

eigene Basen<br />

in Kroatien<br />

CHARTER I SALE<br />

MANAGEMENT<br />

YACHTING 2000<br />

4112 St. Gotthard/Linz<br />

Am Steinberg 8<br />

Tel. 0043 7234 / 845 45<br />

office@yachting2000.at


Das ver<br />

Türkische Riviera<br />

18 6/<strong>2018</strong>


Beeindruckende Naturlandschaft,<br />

überschaubare Anzahl von Yachten:<br />

So ursprünglich wie heute<br />

war die Dirsek Bucht im Hisarönü<br />

Golf schon lange nicht mehr.<br />

gessene<br />

Die<br />

Paradies<br />

Einst Urlaubsdestination Nummer eins, ist die Türkei heute für viele<br />

aus verschiedenen Gründen ein rotes Tuch. Zu Recht? war<br />

im Sommer ab Marmaris auf Recherche zwischen Datça und Göcek –<br />

und hat die betroffenen Menschen vor Ort zu Wort kommen lassen.<br />

Text Tahsin Özen | Fotos Harri Skrach, Zoi KrzyWon<br />

erste Station auf<br />

unserem Kurs gen<br />

Westen führt uns –<br />

nachdem wir in der<br />

Basis von Phoenix Yachting in<br />

der Adaköy-Marina bei Marmaris<br />

von der ebenso taffen wie<br />

liebenswerten Base-Managerin<br />

Canan unsere Dufour 450 mit<br />

dem klingenden Namen<br />

Pandeia übernommen haben –<br />

zu „Captain Nemo“ in die Serçe<br />

Limanı. Als Ortsunkundiger<br />

würde man die schmale Einfahrt<br />

in diese Bucht glatt übersehen,<br />

ist man aber erst einmal<br />

eingelaufen, wird klar, warum<br />

sie unter Seglern so beliebt ist:<br />

Bestens geschützt liegt man an<br />

der Boje inmitten einer grünen<br />

Oase, auf den kahlen Berghängen<br />

ringsum meckern Ziegen,<br />

hinter dem Restaurant grasen<br />

Kühe im satten Grün.<br />

Zum Abendessen empfängt<br />

uns Wirt Hasan alias Captain<br />

Nemo in heiterer englischer<br />

Sprache und ist den ganzen<br />

Abend hindurch nicht nur der<br />

perfekte Gastgeber, sondern<br />

auch amüsanter Entertainer für<br />

die hungrigen Segler an den<br />

6/<strong>2018</strong> 19


xxxxx Türkische xxxxRiviera<br />

Kräutersammler auf<br />

der Suche nach Salbei<br />

und Oregano, beides<br />

wächst wild und in<br />

rauen Mengen an den<br />

Hängen der Buchten im<br />

Hisarönü Golf. Rechts<br />

vor Anker unsere Charteryacht<br />

Pandeia,<br />

eine Dufour 450 GL von<br />

Phoenix Yachting.<br />

wenigen besetzten Tischen im Garten.<br />

Als bereits nach 21 Uhr die<br />

letzten Gäste an Bord zurückkehren,<br />

bitte ich ihn zu uns. Erschöpft<br />

vom 15-Stunden-Arbeitstag (ohne<br />

freien Tag während der Saison)<br />

lässt er sich in den Stuhl fallen.<br />

Das ist noch gar nichts, früher sind<br />

wir auch mit nur fünf bis sechs<br />

Stunden Schlaf ausgekommen. Das<br />

war aber nicht so schlimm, weil wir<br />

viele Gäste aus Europa hatten, die<br />

Tische waren voll und wir hatten<br />

immer viel Spaß miteinander. Seit<br />

2015 kommen sie nicht mehr – ich<br />

verstehe das nicht. Wir haben doch<br />

immer unser Bestes gegeben …<br />

Ich verweise ihn auf mögliche<br />

Sicherheitsbedenken.<br />

Es ist hier noch nie einem Touristen<br />

etwas geschehen, und wenn man<br />

Angst vor den Flughäfen hat, dann<br />

darf man ja gar nicht mehr verreisen,<br />

auch nicht innerhalb der EU.<br />

In der Türkei kommt man jetzt<br />

nicht einmal mehr von der Straße<br />

in das Flughafengebäude, ohne<br />

vorher die Security zu passieren.<br />

„ Man kommt jetzt nicht einmal<br />

mehr in das Flughafengebäude<br />

ohne Security-Check.“<br />

Wirt Hasan, Captain Nemo Restaurant in der Serçe Bucht<br />

Ich frage ihn, ob er denn auch so<br />

gut über die Runden komme.<br />

Wir sind wie die meisten hier an der<br />

Küste ein Familienbetrieb, bauen<br />

selbst an und züchten selbst Ziegen<br />

und Kühe – sonst hätten wir die<br />

letzten Jahre nicht überlebt. Ein russisches<br />

Unternehmen hat mir bereits<br />

ein Übernahmeangebot gemacht.<br />

Ich hoffe, ich muss es nicht annehmen,<br />

ich glaube immer noch auf die<br />

Rückkehr meine Gäste aus Europa.<br />

Wir bitten ihn um die Rechnung<br />

und bezahlen für Speisen (Meze,<br />

Fisch, Zicklein, Salate u.v.m.) und<br />

Getränke (Rotwein von der autoch -<br />

tonen Rebsorte Öküzgözu / „Bullenauge“)<br />

für sechs Personen nicht einmal<br />

100 Euro inklusive Trinkgeld.<br />

Zu Besuch bei Bigfoot<br />

Die Runde durch den Hisarönü-<br />

Golf führt uns mit Badestopp in<br />

der nach wildem Salbei duftenden<br />

Dirsek-Bucht und einem Landgang<br />

im idyllischen Ferienort Selimiye<br />

zu den rostroten Tuffsteinfelsen in<br />

der Karasüleyman Bükü. Türkei-<br />

Kenner und Yacht-Korrespondent<br />

Udo Hinnerkopf erklärte dieses<br />

Kleinod zu einem seiner Lieblingsplätze<br />

und taufte sie Bigfoot-Bucht.<br />

Die Frage nach dem „Warum“<br />

stellte sich uns nicht, wir genossen<br />

den Anblick erste Reihe yachtfrei<br />

und kehrten erst am nächsten Morgen<br />

wieder in die Zivilisation zurück.<br />

Diese hat in der Bozukkale-<br />

Bucht bereits in der Antike ihre<br />

20 6/<strong>2018</strong>


JETZT CHARTER-<br />

KATALOG 2019<br />

BESTELLEN<br />

Blick vom Garten des Captain<br />

Nemo auf die Serçe Bucht.<br />

Der Eingang ins „Bauern -<br />

wirtshaus“ ist nicht zu verfehlen.<br />

Türkischer Kaffee, serviert im<br />

Alibaba Restaurant in Bozukkale.<br />

Selbst gebackenes<br />

Bauernbrot morgens<br />

frisch geliefert frei Boot.<br />

Spuren hinterlassen – die Reste<br />

der Festung Loryma sind bei Ansteuerung<br />

schon von Weitem zu<br />

sehen. Keine Straße führt in diese<br />

riesige Bucht gegenüber der Insel<br />

Rhodos, jedoch machen gleich<br />

drei Wirte den über dem Seeweg<br />

einkehrenden Yachties ihre Aufwartung.<br />

Wir entscheiden uns für<br />

Alibaba gleich am Fuße der Ruine<br />

und wagen den Aufstieg – das<br />

Abendessen auf der luftigen Holzterrasse<br />

über dem Wasser will<br />

schließlich verdient sein.<br />

„Wir nehmen große Entbehrungen<br />

hin, um unseren Gästen ein<br />

Mindestmaß an Komfort zu bieten. “<br />

Wirt Dursun, Alibaba Restaurant, Bozukkale-Bucht<br />

LAND IST<br />

NICHT GENUG<br />

TEL. +49 (0)9333 90 440-0<br />

WWW.MASTER-YACHTING.AT


28° 16‘ E<br />

36° 51‘ N<br />

Marmaris<br />

Adaköy<br />

Ekincik<br />

Dalyan<br />

0 sm 25<br />

Karasüleyman Bükü<br />

Göcek<br />

Dirsek Bükü<br />

Selimiye<br />

Sarıgerme<br />

Tomb Bay<br />

Küçük Sarsala<br />

Kapı creek<br />

Fethiye<br />

Koçabük<br />

Serçe Limanı<br />

Bozukkale<br />

Ägäisches Meer<br />

Rhodos<br />

„Wir haben viel investiert,<br />

jetzt müssen wir eine<br />

Durststrecke hinnehmen. “<br />

Doğa, My Marina & Restaurant, Ekincik<br />

Lustwandeln in der<br />

My Marina in Ekincik.<br />

Das My Marina Restaurant?<br />

Hinter dem Blütenmeer!<br />

Höhenflug auf der Burgruine<br />

Loryma in Bozukkale.<br />

Wirt Dursun erzählt uns nach<br />

dem Festmahl, dass bereits sein<br />

Vater als Hirte diesen Ort für sich<br />

entdeckt und Yachties zunächst nur<br />

mittels Kühlbox kalte Getränke –<br />

vor allem das begehrte Efes-Bier –<br />

angeboten hat. Dursun hat expandiert,<br />

Alibaba kann mühelos eine<br />

ganze Flottille aufnehmen. Besser<br />

gesagt, „könnte“…<br />

Bis vor drei Jahren waren alle Stege<br />

in der Bucht schon am frühen Nachmittag<br />

voll belegt, heute kämpfen wir<br />

um jeden einzelnen Gast. Der Diesel<br />

für den Generator ist teuer, das Wasser<br />

für die Zisternen muss mühevoll<br />

vom Tankschiff auf die Anhöhe über<br />

den Sanitäranlagen gepumpt werden.<br />

Wir nehmen große Entbehrungen<br />

hin, um unseren Gästen in dieser<br />

schönen Wildnis ein Mindestmaß an<br />

Komfort zu bieten.<br />

Worin denn seiner Meinung nach<br />

der Grund für das Ausbleiben der<br />

Gäste liege?<br />

Es ist die einseitige Berichterstattung<br />

über die Türkei. Wenn weit weg im<br />

Osten die Landesgrenzen verteidigt<br />

und der Terror bekämpft wird, so<br />

ist das doch auch im Sinne unserer<br />

Gäste. Und selbst wir hier erfahren<br />

nur über die Medien davon.<br />

Meze, fangfrischer Fisch und<br />

Kalamari schlagen sich mit rund 70<br />

Euro zu Buche, der türkische Kaffee<br />

geht aufs Haus.<br />

Bootstour auf dem Dalyan<br />

Der konstante Meltemi weht uns<br />

mit bis zu 25 Knoten im wahrsten<br />

Wortsinn über Nacht zurück nach<br />

Marmaris, sodass wir am nächsten<br />

Tag reichlich Gelegenheit haben, in<br />

das quirlige Leben der Stadt einzutauchen.<br />

Doch wollen wir nun auch<br />

den Osten bis in den Golf von<br />

Fethiye erkunden, Canan winkt uns<br />

zum Abschied um 8 Uhr am nächsten<br />

Morgen.<br />

Im Schmetterling und im kleinen<br />

Bogen fliegen wir mit dem Meltemi<br />

südlich an der Insel Yilancik (militärisches<br />

Sperrgebiet) vorbei, um<br />

ebenso freundlich winkend von<br />

Doğa in der My Marina in Ekincik<br />

empfangen zu werden. Gerade einmal<br />

eine Handvoll Yachten liegen an<br />

den erstkalssig gewarteten Stegen<br />

mit Strom und Wasseranschluss<br />

(rund 20 Euro Liegegebühr).<br />

In der Blütezeit haben wir viel investiert<br />

und die Bauarbeiten abgeschlossen,<br />

jetzt müssen wir eine Durst -<br />

strecke hinnehmen. Mit Politik habe<br />

ich nicht viel am Hut, bin aber zuversichtlich,<br />

dass Gäste aus Europa<br />

schon bald wieder unsere Stege mit<br />

Leben füllen werden.<br />

22 6/<strong>2018</strong>


Die Tour mit dem<br />

Ausflugsboot führt<br />

über das Dalyan-<br />

Flussdelta und die<br />

Ausgrabungen des<br />

antiken Kaunos<br />

bis zum Ferienort<br />

Dalyan vor der<br />

prächtigen Kulisse<br />

der Felsengräber<br />

– und auf Wunsch<br />

noch weiter ins<br />

Hinterland.<br />

Noch an Bord organisiert der<br />

Herr über die im osmanischen Stil<br />

errichtete luxuriöse Anlage gleich<br />

das Ausflugsboot für den nächsten<br />

Tag – das Dalyan-Delta ruft! Doch<br />

ehe wir dem Ruf folgen, genießen<br />

wir beim Dinner die gehobene<br />

Küche des Panorama-Restaurants.<br />

Um Punkt 9 Uhr empfängt uns<br />

Cafer auf seinem Ausflugsboot,<br />

das mindestens 25 Personen Platz<br />

bietet – wir haben es zum<br />

Schnäppchenpreis von 100 Euro<br />

für uns allein reserviert …<br />

Die Preise sind im Keller, da uns die<br />

Gäste aus Europa fehlen. Sie boykottieren<br />

die Politik unseres Präsidenten,<br />

was ich nicht nachvollziehen<br />

kann. Er hat viel Gutes für uns getan,<br />

hat wie Mandela die Apartheid<br />

abgeschafft (Weiße Türken/gebildete<br />

urbane Elite, Schwarze Türken/<br />

weniger gebildete Landbevölkerung,<br />

Anm. d. Red.). Heute haben<br />

auch unsere Kinder Zugang zu<br />

höheren Schulen und wir sind alle<br />

gesetzlich sozialversichert. Trump<br />

schafft diese wieder ab, aber das<br />

kümmert offenbar niemanden …<br />

Cafer pocht auf das immer noch<br />

höhere Wirtschaftswachstum als in<br />

Europa und ist überzeugt, dass die<br />

nun besser verdienende heimische<br />

Bevölkerung die „Ekonomi“ und<br />

somit auch sein Geschäft wieder<br />

ankurbeln werde.<br />

Stolz schippert er mit uns durch<br />

das tückische Schilfdelta des Dalyan-Flusses<br />

und zeigt uns die staatlich<br />

geführte Zuchtstation für Blauscherenkrabben<br />

und Unechte<br />

Karettschildkröten. Zu den Aus-<br />

Das Amphitheater der<br />

antiken Stadt Kaunos.<br />

„ Heute haben auch unsere Kinder<br />

Zugang zu höheren Schulen und wir<br />

sind alle gesetzlich sozialversichert.“<br />

Cafer, Ausflugsbootskapitän am Dalyan-Fluss<br />

Die Blauscherenkrabbe –<br />

eine Delikatesse.<br />

6/<strong>2018</strong> 23


Türkische Riviera<br />

„ Ich kümmere<br />

mich nicht um<br />

Politik, sondern<br />

um meine Gäste.“<br />

Sezgin, Gözde Restaurant im süd -<br />

west lichen Eck der Sarsala-Bucht, Göcek<br />

grabungen der antiken Stadt<br />

Kaunos bahnen wir uns selbst auf<br />

dem Landweg, auch das Städtchen<br />

Dal yan mit den imposanten<br />

Felsen gräbern im Hintergrund<br />

erkunden wir auf eigene Faust.<br />

Blick von der Dachterrasse des<br />

Gobun Restaurants in Kapi Creek.<br />

Göcek – Insel der Seligen<br />

Nach so viel Kulturgenuss dürstet<br />

es uns wieder nach Genusskultur –<br />

und damit liegen wir am Ende<br />

unseres Törns in Göcek genau richtig.<br />

Der Ort hat sich vom Fischerdorf<br />

zum mondänen Hotspot gemausert<br />

– viele Yachten säumen<br />

die nahen Traumbuchten zwischen<br />

Festland und den vorgelagerten Inseln.<br />

So auch am Steg von Wirt<br />

Sezgin in der Sarsala-Bucht, der<br />

uns persönlich beim Anlegen hilft.<br />

Seine Meinung?<br />

Ich kümmere mich nicht um Politik,<br />

ich kümmere mich um meine Gäste!<br />

Auch Muammer, Wirt des Restaurants<br />

Gobun in der Kapi Creek<br />

auf der gegenüberliegenden Seite<br />

des Golfes, kann nicht klagen.<br />

Wir sind dank unserer Top-Lage<br />

zum Glück ganz gut ausgelastet.<br />

Das kann Berni Blaha von<br />

Phoenix Yachting nur bestätigen.<br />

Die Türkei zieht wieder an – und<br />

zwar schneller, als die Vercharterer<br />

nachziehen. Wenn das so bleibt, wird<br />

die Nachfrage für 2019 das Angebot<br />

an Yachten deutlich übersteigen. <br />

„Wir sind dank<br />

unserer Top-Lage<br />

zum Glück ganz<br />

gut ausgelastet.“<br />

Muammer, Gobun Restaurant,<br />

Kapi Creek, Göcek<br />

Frisches Fleisch und Gemüse aus dem Holzofen,<br />

serviert im Gözde Restaurant in der Sarsala-Bucht.<br />

Basisleiterin Canan und Skipper Tarkan<br />

im Einsatz in der Adaköy Marina, Marmaris.<br />

Türkische Riviera<br />

Das Revier. Dank der zentralen Lage ist Marmaris gute<br />

Ausgangsbasis für Törns im weiten Bogen hinauf bis nach<br />

Bodrum an der Westküste oder im Osten bis in den Golf<br />

von Fethiye. Wer nur die Südküste im Visier hat, startet<br />

von Fethiye in westlicher Richtung bis nach Marmaris oder<br />

weiter nach Datça, in östlicher Richtung bis nach Kas oder<br />

weiter nach Kekova. Handlicher Revierführer von Andreas<br />

Fritsch mit vielen Infos und detaillierten Karten: Charterführer<br />

Türkische Südküste, Bodrum–Marmaris–Fethiye.<br />

Die Marinas. Phoenix Yachting mit Sitz in Wien verlegt<br />

2019 seine Flotte in Marmaris von der Adaköy Marina in<br />

die zentral gelegene Netsel Marina. Die Flotte in Fethiye<br />

bleibt in der Ece Saray Marina in Top-Lage. Beide Basen<br />

sind über den Flughafen Dalaman gut erreichbar.<br />

Die Yachten. Phoenix Yachting verfügt über 46 Segelyachten<br />

und Katamarane (35 bis 56 Fuß) sowie ab 2019<br />

über die einzige Dufour Exclusive 63 im Charter.<br />

Das Angebot. Das österreichische und auf die Türkei<br />

spezialisierte Team von Phoenix Yachting (seit 2007) <br />

bietet individuelle Beratung, Betreuung und maßgeschneiderte<br />

Charterangebote, auf Wunsch auch inkl.<br />

Flüge und Transfers an.<br />

Preisbeispiel für die uns zur Verfügung gestellte Segelyacht:<br />

Dufour 450 GL, 8 Kojen, 1 Woche ab Marmaris ab <br />

€ 2.570,–. Segelkatamaran: Lagoon 400 S2, 10 Kojen, <br />

1 Woche ab Fethiye ab € 2.550,–.<br />

è www.phoenix-yachting.com<br />

24 6/<strong>2018</strong>


Kids for<br />

Freedom<br />

Sorgenfrei unter Segeln auf See – ein für viele Kids<br />

und Teens unerreichbarer Traum. Der Verein<br />

Kids for Freedom lässt ihn mit Unterstützung<br />

von Phoenix Yachting in der Türkei wahr werden.<br />

Text Tahsin Özen | Fotos K4F<br />

Bernhard Blaha<br />

Gründer und gute Seele<br />

von K4f, Obmann des<br />

Vereins, Organisator<br />

und Koordinator der K4f-<br />

Woche in der Südtürkei.<br />

info@k4f.at<br />

Schwierige familiäre Verhältnisse,<br />

Armut, Orientierungs-<br />

und Hoffnungslosigkeit<br />

sind oft das Übel, aus dem<br />

sozial schwächer gestellte Kinder<br />

und Jugendliche aus eigener Kraft<br />

nicht herauskommen. „Ich schätze<br />

daher die Arbeit sozialer Institutionen<br />

sehr, sie leisten Unglaubliches<br />

– tagtäglich“, so Berni Blaha von<br />

Phoenix Yachting, der bereits im<br />

Jahr 2002 den Verein „Kids for<br />

Freedom“ (K4f) gründete.<br />

Seitdem segelt die K4f-Flotte<br />

alljährlich eine Woch lang mit Kindern<br />

und Jugendlichen aus aller<br />

Welt entlang der wunderschönen<br />

Küste in der Südtürkei. „Selbstverständlich<br />

gibt es viel zu tun an<br />

Bord und an Land. Für eine spannende<br />

sowie abwechslungsreiche<br />

Woche sorgen die vielen kleinen<br />

Events und Spiele, die wir vorbereiten.<br />

Da die Kids aus verschiedenen<br />

Ländern kommen, müssen sie<br />

auch sämtliche Vorurteile über<br />

Bord werfen und alle Möglichkeiten<br />

der Kommunikation ausschöpfen<br />

– so ist es schon oft vorgekommen,<br />

dass am Ende der Woche eine<br />

völlig neue Sprache entstanden ist.<br />

Kinder sind eben sehr kreativ und<br />

diese Krea tivität wollen wir fördern“,<br />

sagt Berni Blaha.<br />

Wenn man eine Woche auf einer<br />

Yacht segelt, geht das natürlich nicht<br />

ohne klare Regeln und Aufgaben,<br />

die gleichmäßig und fair auf alle<br />

Crew-Mitglieder verteilt werden.<br />

Das wiederum fördert die soziale<br />

Kompetenz und den Zusammenhalt<br />

im Team. Als gemein nütziger<br />

Verein ist K4f natürlich dankbar<br />

für jede Unterstützung. Wer mehr<br />

über die K4f-Woche erfahren will,<br />

kann sich Erlebnisberichte auf der<br />

Homepage sowie Fotos und Videos<br />

auch auf Facebook ansehen. Der<br />

nächste Termin steht jedenfalls<br />

schon fest, von 13. bis 20. Juli 2019<br />

heißt es wieder: Anker lichten,<br />

Sorgen los!<br />

<br />

è www.k4f.at<br />

è www.facebook.com/Kids4Freedom/<br />

6/<strong>2018</strong> 25


Best of Boats Award <strong>2018</strong><br />

Die Besten im Finale<br />

Zum fünften Mal wird heuer im Rahmen des Best of Boat Award die größte europäische Auszeichnung<br />

für die Motorboote des Jahres vergeben. Am Abend des ersten Messetages auf dem Cannes Yachting<br />

Festival war es soweit: Die Nominierten für das Finale <strong>2018</strong> wurden offiziell präsentiert.<br />

Silver Fox Avant/BR (FIN),<br />

„Best for Beginners“.<br />

Beneteau Barracuda 6 (FRA),<br />

„Best for Fishing“.<br />

Parker Monaco 110 (POL),<br />

„Best for Family“.<br />

Mehr als 550 Bootstests waren<br />

es in diesem Jahr, um<br />

aus allen Neuvorstellungen<br />

die besten Motorboote <strong>2018</strong><br />

für den Best of Boats Award zu<br />

destillieren. Zur Auswahl der besten<br />

Serienboote für Familien, Anfänger,<br />

Traveller, Sportfischer und<br />

für den Funsport waren 18 Jurorinnen<br />

und Juroren aus ganz Europa<br />

die gesamte Saison über zum<br />

Testen unterwegs.<br />

„And the winner is …“ wird es<br />

am 29. November <strong>2018</strong> heißen,<br />

wenn im Rahmen der Boot & Fun<br />

Berlin die Gewinner des Best of<br />

Boats Awards verkündet werden.<br />

Dann wird im Beisein von Vertretern<br />

internationaler Werften eine<br />

der begehrtesten Auszeichnungen<br />

für Motorboote in Europa vergeben.<br />

Der rote Teppich wird für 21<br />

Finalisten ausgerollt. Sie konnten<br />

sich gegen die Konkurrenz durchsetzen<br />

und wurden in fünf Kategorien<br />

ins Finale gewählt.<br />

Fun Made in Austria<br />

Bei den sportlichen Booten, die<br />

sich auch fürs Wasserskifahren<br />

und andere Fun-Sportarten eignen,<br />

hat sich neben der Buster<br />

Magnum und der Grandezza 25 S<br />

aus Finnland auch die Frauscher<br />

858 Fantom Air aus Österreich in<br />

der Kategorie „Best for Fun“ qualifiziert.<br />

Mit dem Nachfolger der legendären<br />

Frauscher 858 Fantom<br />

machte sich die traditionsreiche<br />

Werft am Traunsee selbst zum<br />

90-Jahre-Jubiläum ein Geschenk,<br />

das als Day-Cruiser im Premium-<br />

Bereich alle Stückerl spielt und<br />

keine Wünsche offen lässt.<br />

„Mit der Frauscher 858 Fantom<br />

Air möchten wir an den Erfolg<br />

der 686 Lido, der 747 Mirage Air<br />

und der 1017 Lido – allesamt<br />

Yachten mit freistehendem Mittelsteuer<br />

– anknüpfen, die in den<br />

letzten Jahren mehr als 200-fach<br />

verkauft wurden“, so Geschäftsführer<br />

Michael Frauscher. <br />

Best of Boats – die Finalisten <strong>2018</strong><br />

Best for Beginners<br />

AMT 190 R (FIN)<br />

Falcon BR 7 (FIN)<br />

Silver Fox (FIN)<br />

Zodiac Open 5.5 (FRA)<br />

Best for Fishing<br />

Beneteau Barracuda 6 (FRA)<br />

Boston Whaler 170 Montauk (USA)<br />

Invictus 200 HX (ITA)<br />

Wellcraft 202 Fisherman (USA)<br />

Best for Family<br />

Jeanneau NC 33 (FRA)<br />

Parker 110 Monaco (POL)<br />

Targa 27.2 (FIN)<br />

Best for Fun<br />

Buster Magnum (FIN)<br />

Grandezza 25 S (FIN)<br />

Frauscher 858 Fantom Air (AUT)<br />

Glastron GTD 220 (USA)<br />

Jeanneau Cap Camarat 9.0 CC (FRA)<br />

Jeanneau Cap Camarat 9.0 WA (FRA)<br />

Best for Travel<br />

Beneteau Swift Trawler 35 (FRA)<br />

Eastbay 44 (MYS)<br />

Linssen Grand Sturdy 45.0 Sedan (NL)<br />

Prestige 520 (FRA)<br />

Seafaring 44 Flybridge (SLO)<br />

Greenline 39 (SLO)<br />

Frauscher 858 Fantom Air (AUT),<br />

„Best for Fun“.<br />

Grand Banks Eastbay 44<br />

(MYS), „Best for Travel“.<br />

26 6/<strong>2018</strong>


Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Überwachen<br />

der Wächter<br />

Tophändler Europas<br />

Auszeichnung. Der Reifnitzer<br />

MasterCraft-Händler Mureny<br />

wurde Mitte September beim internationalen<br />

Händlermeeting<br />

von MasterCraft Boats in Florida<br />

zum weltweit drittbesten Bootshändler<br />

und damit zum besten<br />

Team Europas gekürt. Für Chef<br />

René Mureny auch persönlich ein<br />

MasterCraft-Liebling René Mureny.<br />

schöner Erfolg, übernahm er den<br />

Betrieb am Südufer des Wörthersees<br />

doch vor fast 30 Jahren als<br />

reine Wasserskischule. Für die<br />

Region gilt das Unternehmen inzwischen<br />

als wichtiger Standort,<br />

rund 20 Mitarbeiter sind hier beschäftigt.<br />

è www.mastercraft.at<br />

Siena Marine_58_ilan Hırvatistan 210x137,5 mm.pdf 1 05/10/<strong>2018</strong> 14:25<br />

Marina Punat. Mit der von Marina cloud<br />

entwickelten Software Proactive Boat<br />

Care informiert die auf Krk gelegene Marina<br />

Punat die Bootseigner auch im Winter<br />

über die Aufsichtsaktivitäten am Boot.<br />

Das Marinapersonal unternimmt<br />

täglich Kontrollgänge<br />

über die Steganlage<br />

und führt elektronisch<br />

Buch über das vom Steg erkennbare<br />

äußere Erscheinungsbild.<br />

Einmal wöchentlich<br />

fotografiert das Personal<br />

das Boot und schickt das Foto<br />

zusammen mit einem Tätigkeitsbericht<br />

per E-Mail an den<br />

Eigner. Wer mehr Infos haben<br />

möchte, kann sich auch Sensoren<br />

einbauen lassen, die u. a. die<br />

Bilge und die Batterien überwachen.<br />

è www.marina-punat.hr


Affen und Krok<br />

xxxxx xxxx<br />

Viel Lärm um nichts? Im malayischen<br />

Dschungel niemals. Wenn auf der Insel<br />

Sabah die Makaken brüllen, dann schleicht<br />

womöglich ein Waran oder ein Krokodil um<br />

den Picknick-Platz im Schatten der Bäume<br />

auf dem einsamen Strand.<br />

Text und Fotos Wolfgang Hausner<br />

Tiga ist eine kleine Insel<br />

südlich von Kota Kinabalu,<br />

der Hauptstadt von<br />

Sabah, das zu Malaysien<br />

gehört. Ein Platz, den ich in guter<br />

Erinnerung hatte, als ich mit Taboo<br />

III einige Jahre in Borneo weilte.<br />

Dichter Urwald säumte weiße<br />

Strände und aus dem Inneren der<br />

Insel war das Gekreische von Affen<br />

zu hören. Wir ankerten in drei<br />

Metern Wassertiefe und konnten<br />

auf dem Sandgrund Seesterne<br />

und kleine Muscheln erkennen.<br />

Tiga – nicht zu verwechseln mit<br />

der gleichnamigen Insel im Norden<br />

von Kudat, wo wir ursprünglich<br />

einklariert hatten – ist ein Natur-<br />

schutzgebiet, das bekannt wurde,<br />

als dort einige Survivor-Episoden<br />

für das internationale Fernsehen<br />

gedreht wurden. Das ist aber auch<br />

schon etwas länger her, der Rummel<br />

hatte sich bald gelegt und jetzt<br />

ist die Insel fast wieder in Vergessenheit<br />

geraten, abgesehen von den<br />

wenigen Besuchern, die sich dorthin<br />

verirren.<br />

Einige davon fanden wir am<br />

nächsten Vormittag im Schlamm.<br />

Loida und ich wanderten zu dem<br />

kleinen Vulkan, der vor Jahren ein<br />

zwei Meter hoher Kegel war und<br />

in regelmäßigen Abständen graues<br />

Zeug ausgespuckt hatte. Jetzt befand<br />

sich an derselben Stelle ein<br />

28 6/<strong>2018</strong>


Wo vor ein paar Jahren noch ein zwei Meter hoher Vulkankegel war, ist heute ein Schlammloch für die<br />

wenigen Touristen, die sich hierher verirren.<br />

Fotos: Shutterstock<br />

genseitig zu entlausen. Im Urwald<br />

krochen große Warane auf Futtersuche<br />

durch das Unterholz. Wir beobachten<br />

einen, der gerade mit einer<br />

erbeuteten Krabbe im Maul<br />

vom Strand zurückkehrte.<br />

Bei weiteren Wanderungen am<br />

Ufer der Insel kamen wir bei umgefallenen<br />

Bäumen und angeschwemmten<br />

Holzstämmen vorbei.<br />

Eine Situation, die auf den Philippinen<br />

undenkbar wäre. Sofort würden<br />

dort Motorsägen zum Einsatz kommen,<br />

um Brennholz daraus zu machen<br />

und die größeren Stücke zu<br />

brauchbaren Brettern oder Pfosten<br />

zu verarbeiten. Zweimal machten<br />

wir ein Barbeque am Strand. Wir<br />

hörten Affen hinter uns im Urwald<br />

– aber erst, als wir wieder im Dinghi<br />

waren, kamen sie raus und suchten<br />

den Platz nach Essensresten ab.<br />

Nach ein paar Tagen war es wieder<br />

an der Zeit, nach Kota Kinabalu<br />

zu segeln. Unser erster Ankerplatz<br />

vor dem Yacht Club war nett, aber<br />

das an-Land-gehen war nicht einfach<br />

aufgrund der brechenden Wellen<br />

am Ufer. Vor dem Tanjung Aru<br />

Hotel, einst ein beliebter Ankerplatz,<br />

gab es keine<br />

Möglichkeit mehr an Land<br />

zu kommen, also ankerodile<br />

Ein Delta auf Borneo ist<br />

ten wir etwas weiter vor einem Water<br />

Village, das aus hunderten auf<br />

Stelzen stehenden Häusern bestand,<br />

die teilweise eine bedenkliche<br />

Schlagseite aufwiesen. Auch nicht<br />

optimal, aber tags darauf fanden wir<br />

den idealen Ankerplatz in einem<br />

Seitenarm hinter dem Sutera Harbor<br />

Golfplatz, praktisch direkt vor der<br />

Stadt.<br />

Auch wollte ich jetzt den neuen<br />

Riemen für den Autopiloten abholen,<br />

der in der Zwischenzeit eingetroffen<br />

sein sollte. Vorgesehen war<br />

eine Sendung per EMS von Postamt<br />

zu Postamt, in dem Fall zum Haupt -<br />

postamt in Koto Kinabalu. Sollte im<br />

Prinzip klappen – ich hatte aber<br />

nicht mit United Parcel Service<br />

(UPS) gerechnet, die den Transport<br />

übernahmen, aber nur an eine Hausadresse<br />

liefern. Bei der Paketverfolgung<br />

konnte ich sehen, dass die Sendung<br />

aufgrund der „unvollständigen<br />

Adresse“ irgendwo in Malaysien<br />

steckte. Mittlerweile hatte ich auch<br />

herausgefunden, dass UPS überhaupt<br />

kein Büro in Kota Kinabalu<br />

hat, aber eine Dropschlammgefülltes<br />

Loch in Minipool-Größe,<br />

in dem sich gerade<br />

Touristen suhlten. Ab und zu<br />

blubberte es und Blasen stiegen<br />

zwischen den Leuten auf. Später<br />

wanderte die grau eingefärbte<br />

Truppe zurück, um sich in das<br />

Meer zu stürzen.<br />

Holz vor schiefer Hütte<br />

Auf unseren Streifzügen durch die<br />

Insel sahen wir öfter Makaken. Diese<br />

Affen turnten in Bäumen herum<br />

oder suchten auf dem Boden nach<br />

etwas Essbarem. Beindruckend war<br />

eine Gruppe, die am späten Nachmittag<br />

auf einer Lichtung auftauchte,<br />

um dort zu spielen oder sich ge-<br />

oft auch Jagdrevier für<br />

Krokodile und Warane<br />

stattlicher Größe.<br />

Immer zu hören,<br />

selten zu sehen:<br />

Makaken im<br />

Urwald.<br />

6/<strong>2018</strong> 29


Foto: Shutterstock<br />

Malaysia<br />

Schwemmholz rückt man auf<br />

den Philippinen sogleich mit<br />

der Motorsäge zuleibe.<br />

„ Nach der üblichen Frage wo wir<br />

herkämen, warnten sie uns vor<br />

den Kroko dilen in dieser Gegend.“<br />

off location, bei der man Sendungen<br />

abholen konnte. Nichts war jetzt einfacher<br />

als über E-Mail Customer<br />

Care von UPS zu kontaktieren. Ich<br />

füllte das Formular aus und gab Instruktionen,<br />

das Paket an die Drop-off<br />

location in Kota Kinabalu zu schicken,<br />

nämlich „Mail Boxes Etc.“<br />

Ein Tag verging – keine Antwort.<br />

Ich verschickte ein weiteres Formular<br />

mit demselben Misserfolg.<br />

Es war eine Telefonnummer angegeben,<br />

aber da wurde man per<br />

Tonband auf eine Internet-Seite<br />

verwiesen. Am nächsten Tag – einem<br />

Sonntag – dasselbe Theater.<br />

Loida machte die Adresse von Mail<br />

Boxes Etc. ausfindig, die auf der<br />

UPS-Seite falsch angegeben war.<br />

Montagvormittag waren wir dort –<br />

ich hatte vor, Radau zu machen.<br />

Aber die Frau war so hilfsbereit,<br />

dass innerhalb von 20 Minuten<br />

und unzähligen Anrufen das<br />

Problem gelöst war und wir das<br />

Päckchen zwei Stunden später abholen<br />

konnten. Wir erledigten un-<br />

sere Einkäufe, am Schiff montierten<br />

wir den Riemen und unserer<br />

Abfahrt am nächsten Tag stand<br />

nichts mehr im Weg.<br />

Bissige Krokodile<br />

Zuerst ankerten wir bei Pulau Gaya<br />

in einer kleinen Bucht mit dem<br />

üblichen Affengekreische, das aus<br />

dem Urwald kam. Später trottete<br />

ein Wildschwein mit einer schwarzen<br />

Schnauze über den Strand, es<br />

hatte anscheinend im Schlamm<br />

herumgewühlt.<br />

Am nächsten Tag machten wir<br />

weiter, stoppten an der Küste und<br />

liefen dann in der Nacht in Kudat<br />

ein. Aber nicht ohne vorher einen<br />

gehörigen Schreck abbekommen<br />

zu haben. Zweimal hielt ein großes<br />

Fischerboot, das gerade aus dem<br />

Hafen kam, in voller Fahrt auf uns<br />

zu, obwohl ich den Kurs geändert<br />

hatte, und drehte erst in letzter Sekunde<br />

ab. Dieses rücksichtslose<br />

Verhalten kannte ich von vorherigen<br />

Besuchen – es wird hauptsäch-<br />

Barbeque am Strand<br />

auf Tiga, einer<br />

kleinen Insel südlich<br />

von Kota Kinabalu,<br />

der Hauptstadt von<br />

sabah, Malaysien.<br />

lich in Malaysien praktiziert. Nach<br />

dem Ausklarieren segelten wir vorbei<br />

an einer kleinen Moschee und<br />

hielten auf Balambangan zu. Wir<br />

hatten vor dieser Insel auf der<br />

Fahrt nach Sabah geankert und einer<br />

meiner Gäste schwamm gemächlich<br />

an den Strand, kam aber<br />

in Rekordzeit wieder zurück, ein<br />

kleines Krokodil hatte ihn zu einer<br />

Höchstleistung angespornt. Es hätte<br />

aber genausogut ein größerer<br />

Waran sein können. Jetzt waren<br />

nur Loida und ich auf dem Schiff,<br />

also hatten wir Zeit, diesem interessanten<br />

Thema auf den Grund zu<br />

gehen.<br />

30 6/<strong>2018</strong>


Besuch von einer<br />

Antiterrorgruppe<br />

in dunklen Tarn -<br />

anzügen mit kugelsicheren<br />

Westen<br />

und vollautomatischen<br />

Gewehren.<br />

In der ersten Bucht fanden wir einen<br />

verrotteten Anlegeplatz mit einer<br />

Hütte darauf. Vor der Bruch -<br />

bude flatterte eine große malaysische<br />

Flagge im Wind, es war weit und<br />

breit niemand zu sehen. Mit dem<br />

Beiboot erkundeten wir die Gegend,<br />

sahen aber außer Mangroven nicht<br />

viel. Kurz vor Sonnenuntergang<br />

nahm allerdings ein Krokodil eine<br />

Abkürzung über einen Arm der<br />

Bucht. Loida hatte es zuerst gesichtet<br />

und dachte, es wäre ein schartiger<br />

Baumstamm, der sich allerdings bei<br />

näherem Hinsehen sehr langsam<br />

weiterbewegte. Die Größe schätzte<br />

ich auf drei bis vier Meter.<br />

Am nächsten Morgen kam ein<br />

schwarzes Boot auf uns zugebraust.<br />

An Bord befanden sich sieben<br />

Männer einer Antiterrorgruppe in<br />

dunklen Tarnanzügen, die sich in<br />

kugelsicheren Westen abschwitzten<br />

und mit vollautomatischen Gewehren<br />

behangen waren. Erst wollten<br />

sie längsgehen, aber das verweigerte<br />

ich aufgrund des seitlichen Profils<br />

von Taboo III, also unterhielten<br />

wir uns auf eine Entfernung von<br />

wenigen Metern. Nach der üblichen<br />

Frage wo wir herkämen,<br />

warnten sie uns vor den Krokodilen<br />

in dieser Gegend.<br />

Nach einem kurzen Landgang<br />

fuhren sie wieder mit Vollgas ab<br />

und wir segelten eher gemächlich<br />

weiter rauf in die Bucht, um das<br />

Dorf Selamat zu besuchen. Dort errichtete<br />

die British East India Company<br />

um 1770 einen Stützpunkt,<br />

um den Handel mit China zu fördern.<br />

Das Abkommen mit dem Sul-<br />

tan von Sulu war aber nicht viel<br />

wert, weil Piraten von denselben<br />

Sulu-Inseln die Niederlassung dauernd<br />

überfielen. Nach zwei Jahren<br />

hatten die Engländer die Nase voll<br />

und übersiedelten nach Kudat, das<br />

später die Hauptstadt von British<br />

Borneo werden sollte.<br />

Jetzt standen ordentliche Häuser<br />

auf einer Anhöhe, alle mit großen<br />

Plastiktanks ausgestattet, um das<br />

Regenwasser von den Dächern aufzufangen.<br />

Auf die Frage nach Krokodilen<br />

wurde uns gesagt, dass diese<br />

beim Anlegesteg anzutreffen<br />

sind – also dort, wo wir das Dinghi<br />

gelassen hatten – und in dem kleinen<br />

Fluss daneben, die beste Zeit<br />

wäre allerdings in der Nacht. Die<br />

letzte tödliche Attacke ereignete<br />

sich vor einigen Jahren, als ein Fili-<br />

#meinfernwehbuch<br />

© fotolia - eyetronic | amrtialred<br />

Besucht uns auf:<br />

€ 25,60 [A]<br />

ISBN 978-3-667-11424-2<br />

Mit dem Wind einmal um den Globus – Seglerin<br />

Mareike Guhr lebt ihren Traum. In einzigartigen Fotos<br />

wandert der Blick dabei nicht nur über, sondern<br />

auch unter Wasser. Ein absolutes Sehnsuchtsbuch<br />

für Fernwehfreunde und Meeresliebhaber!


Malaysia<br />

Auf Balambangan und<br />

Banggi haben sich Krokodile<br />

und Warane breitgemacht.<br />

Ein Gebiet, in dem<br />

Weltumsegler Wolfgang<br />

Hausner zuletzt noch<br />

bedenkenlos mit Gästen<br />

schnorcheln gegangen ist.<br />

pino mit Freunden in der Nacht Fische<br />

harpunierte. Aber nicht alle<br />

Angriffe verlaufen tödlich. So wurde<br />

am 13. April <strong>2018</strong> der 40-jährige<br />

Nur Sahim Nusiri in der Nacht von<br />

einem Krokodil gebissen, während<br />

er fischte. Er konnte sich jedoch<br />

befreien und kam mit einer gebrochenen<br />

Rippe und perforierter<br />

Lunge davon.<br />

Wir fuhren ein paar hundert<br />

Meter dieses stille Wasser hoch, erwarteten<br />

aber, nicht viel zu sehen.<br />

Aus der Zeit, als ich Krokodile in<br />

Australien jagte, wusste ich, dass<br />

sich diese während des Tages im<br />

Schatten überhängender Bäume<br />

am Ufer verstecken, nur die Augen<br />

und die Nasenlöcher ragen dann<br />

über die Wasseroberfläche. Damit<br />

haben sie alles im Blickfeld, sind<br />

aber selbst praktisch unsichtbar.<br />

Am nächsten Tag segelten wir<br />

die wenigen Meilen rüber zur<br />

Nachbarinsel Banggi. Die langen<br />

weißen Strände sahen nicht gerade<br />

nach einem Krokodil-Habitat aus,<br />

aber die Einheimischen konnten<br />

doch von ein paar Attacken berichten.<br />

Natürlich meinten alle, dass<br />

die Krokodile von Balambangan<br />

rübergeschwommen wären, weil es<br />

ja drei oder vier Jahre zuvor noch<br />

keine Zwischenfälle gegeben hat.<br />

Die Bewohner von Banggi hoffen,<br />

dass die Regierung etwas unternehmen<br />

wird. Es war die Rede davon,<br />

die Reptilien einzufangen und<br />

in einem Naturpark unterzubringen,<br />

aber mit den verzweigten<br />

Buchten und hunderten von<br />

Schlupfwinkeln gebe ich dem<br />

Unterfangen keine Chance. Außerdem<br />

leben die ca. 3.000 Leute auf<br />

Banggi am Rande der Gesellschaft,<br />

Geld wird eher für wichtigere Projekte<br />

in Kota Kinabalu ausgegeben,<br />

als hier einen Versuch zu starten,<br />

Krokodilen nachzustellen.<br />

Egal wie, jetzt war es eindeutig,<br />

dass sich Krokodile auf Balambangan<br />

und Banggi breitgemacht hatten,<br />

in einem Gebiet, in dem ich<br />

noch vor wenigen Jahren bedenkenlos<br />

mit Gästen schnorcheln<br />

ging. Um eine<br />

Erfahrung reicher<br />

segelten wir weiter. Palawan<br />

Südchinesisches<br />

Meer<br />

Balambangan<br />

Pulau Banggi<br />

Kudat<br />

6° 53‘ N<br />

Pulau<br />

Gaya<br />

Kota Kinabalu<br />

Sabah<br />

32 6/<strong>2018</strong><br />

0 sm 200<br />

Pulau Tiga<br />

Malysia<br />

116° 50‘ E


Austrian Boat Show Boot Tulln 2019<br />

Go! für die Show<br />

Das Ende der Wassersportsaison ist für das Team der Messe Tulln zugleich der Startschuss für die intensive Vor -<br />

bereitungsphase auf die Boot Tulln. Für 2019 wird wieder ein großes Angebot für alle Wassersportler aufbereitet.<br />

Thomas Diglas<br />

Messeleiter der Austrian<br />

Boat Show – Boot Tulln.<br />

è messe@tulln.at<br />

Große Yachten, kleine Jollen,<br />

alles rund um den Tauchsport,<br />

Bootsausrüstungen,<br />

maritime Dienstleistungen und Infos<br />

über die schönsten Destinationen<br />

für den nächsten Urlaub. Das<br />

macht die Austrian Boat Show in<br />

Tulln einzigartig und somit zur bedeutendsten<br />

Fachmesse für Zentralund<br />

Osteuropa.<br />

Schon jetzt steht ein Highlight<br />

der Austrian Boat Show fest:<br />

Baotic Yachting präsentiert die<br />

Absolute Navetta 48 – absoluter<br />

Komfort und absolute Flexibilität<br />

sind die Attribute der 15,1-Meter-<br />

Luxusyacht. Absolute ist ein ital ienischer,<br />

weltweit angesehener<br />

Bootshersteller, Experten schätzen<br />

das Unternehmen für die herausragende<br />

handwerkliche Qualität und<br />

für die innovativen Ideen und weitblickenden<br />

Visionen.<br />

Nach turbulenten Zeiten blickt<br />

man bei Bavaria Yachtbau wieder<br />

optimistisch in die Zukunft<br />

und wird sich auch dem österreichischen<br />

Publikum auf der Boot<br />

Tulln präsentieren. Yachten<br />

Meltl als Österreich-Importeur<br />

für Segelyachten und das Yachtcenter<br />

aus Mannheim werden mit<br />

Bavaria-Yachten aus dem bestehenden<br />

Portfolio vor Ort sein.<br />

Captiva Yachting vertritt seit<br />

kurzem in Österreich die Marke<br />

Grand Soleil der traditionsreichen<br />

Werft Cantiere del Pardo. Mit der<br />

neuen Grand Soleil 48 bringt die<br />

italienische Werft einen schicken<br />

Cruiser-Racer auf den Markt. Neben<br />

der schlichten Eleganz ist es<br />

die hohe Flexibilität in Bezug auf<br />

Baumaterialien und -techniken, die<br />

besticht. Die Besucher der Boot<br />

Tulln können sich somit auf ein<br />

besonderes Schmuckstück freuen.<br />

Messeleiter Thomas Diglas: „Die<br />

Stimmung in der Wassersport -<br />

branche ist bedingt durch den langen<br />

und schönen Sommer sehr positiv.<br />

Das spiegelt sich in der<br />

Buchungssituation der Aussteller<br />

für die Boot Tulln 2019 wider. Un-<br />

sere Besucher können sich auf viele<br />

Neuentwicklungen und Österreich-<br />

Neuheiten freuen. Wir werden<br />

über die Neuigkeiten und Premieren<br />

auch in den nächsten Ausgaben<br />

von berichten.“ <br />

Austrian Boat Show – Boot Tulln<br />

Messegelände 85.000 m²<br />

Hallenfläche 30.000 m²<br />

Parkplätze (mit Gratis-Shuttle-Service) 7.000<br />

Aussteller <strong>2018</strong> 380<br />

Vertretene Nationen <strong>2018</strong> 20<br />

Termin 2019<br />

7. bis 10. März<br />

Öffnungszeiten<br />

10 bis 18 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

<br />

Erwachsene<br />

€ 13,–<br />

Senioren- und Studentenkarte<br />

€ 11,–<br />

Jugendkarte (6–15 Jahre) € 3,–<br />

Gruppenkarte (ab 20 Pers.)<br />

€ 11,–<br />

Kinder bis 6 Jahre<br />

Eintritt frei<br />

è www.messe-tulln.at<br />

Foto: Messe Tulln<br />

Bavaria Yachtbau wird<br />

auch 2019 wieder auf der<br />

Boot Tulln vertreten sein.<br />

Absolute Navetta 48<br />

Grand Soleil 48<br />

Illu: Kurt Arrigo, Grand Soleil Foto: Werft<br />

6/<strong>2018</strong> 33


Wissen und Meer<br />

Foto: Shutterstock<br />

Fluch und Segen im Hafen<br />

Wer kennt das nicht: enge Boxengassen, Wind von der falschen Seite, unerfahrene Crew und jetzt<br />

noch die Muringleine aufnehmen und belegen … Die folgende köstliche Geschichte habe ich kürzlich<br />

in einem Internet-Forum gelesen – sie trifft genau mein Thema.<br />

Ich will anlegen, römisch-katholisch.<br />

Der letzte, etwas enge Platz<br />

an der Mole, Wind von Bb voraus,<br />

5 bis 10 Knoten, nichts Aufregendes.<br />

Ich fahre die Parklücke an, bremse<br />

rechtzeitig ab, fahr’ rein, schieb’ dabei<br />

die Boote links und rechts etwas<br />

auseinander – und passt.<br />

Da steht doch akkurat hinten an<br />

der Mole eine panisch dreinblickende<br />

Frau, die mir hektisch die Muring<br />

entgegenstreckt – genau in der Mitte<br />

der Lücke, achteraus, wo in zehn Sekunden<br />

meine Schraube sein wird.<br />

Ich gebe ihr Handzeichen, die Muring<br />

abzusenken, sie schreit mir zu:<br />

„Die Muring, nimmdademuring!“<br />

Ich drauf: „Wart noch bitte, die Muring<br />

kommt ganz zum Schluss!“ Sie<br />

schaut völlig entgeistert und plärrt<br />

mir entgegen: „Nimmdademuring!“<br />

Ich nehme sie nicht, bleibe ca. 1,5<br />

Meter vor der Mole stehen, der<br />

Marinero nimmt meine Luv-Achterleine<br />

und belegt sie am Poller.<br />

Der Herr vom Nachbarboot<br />

nimmt meine Lee-Leine entgegen.<br />

Ich: „Bitte um den Poller, mach’ einfach<br />

fest.“ Er schaut mich mitleidig<br />

an: „Nimm da erscht amoi de Muring“,<br />

tut nix und legt nach der dritten<br />

Aufforderung meine Leine um<br />

den Poller, um sie mir, anstatt festzumachen,<br />

mit einem belehrenden<br />

„Då håst, måch das glei auf slip“ zurückzugeben.<br />

Und weiter: „Und jetzt<br />

nimmdademuring!“ Darauf sie zu<br />

ihm: „Der sågt, Muring am Schluss,<br />

konsta des vurstöhn? Wo håt‘n dea<br />

gleant, der kau jo goanix!“<br />

So eine Muringleine ist eine tolle Erfindung.<br />

Wer den Ankersalat in den<br />

Häfen Griechenlands und in der Türkei<br />

erlebt hat, kann dieses System nicht<br />

hoch genug schätzen. Eine Muringleine<br />

kann aber auch schneller in der<br />

Schiffsschraube sein, als man denkt.<br />

Die Muringleine ist in der Regel<br />

mit ihrem Ende an einem Betonklotz<br />

oder an einer stärkeren, quer im Hafenbecken<br />

verlaufenden Kette (Mooringkette)<br />

befestigt, die auf dem<br />

Grund des Hafenbeckens aufgespannt<br />

ist. Sie besteht aus der Belegleine,<br />

diese ist massiv ausgeführt und<br />

wird an der Bugklampe der Yacht belegt.<br />

An der Belegleine ist die sogenannte<br />

Pilotleine eingeschoren oder<br />

verknotet, die wiederum an Land angeschlagen<br />

ist. Mit der Pilotleine<br />

wird die Muringleine angehoben, damit<br />

sie die Crew am Schiff aufnehmen<br />

kann. Durch das Anheben kann<br />

es nun passieren, dass die Leine unter<br />

den Rumpf kommt und damit in gefährlicher<br />

Nähe zur Schiffsschraube<br />

und zum Kiel läuft. Gründe dafür<br />

gibt es genug, sei es, dass die falsche<br />

Leine angehoben wird, dass der<br />

Wind die Yacht vertreibt, dass<br />

schlampig angehoben wird – und<br />

noch vieles mehr.<br />

Kommt die Muringleine tatsächlich<br />

in die Schiffsschraube, dann sind<br />

grobe Schäden vorprogrammiert:<br />

Die Welle kann aus der Verankerung<br />

gerissen werden, sie kann einen<br />

Schlag bekommen, das Schiff ist<br />

manövrierunfähig und kann dadurch<br />

noch größere Kalamitäten auslösen.<br />

Gottfried<br />

Titzl Rieser<br />

ist Ausbildungs referent<br />

des Yacht Club Austria,<br />

dem größten Yachtclub<br />

Österreichs. Er ist passionierter<br />

Fahrtensegler<br />

und hat insgesamt so<br />

um die 20.000 See -<br />

meilen in seinen Log -<br />

büchern dokumentiert.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Am liebsten sind mir Häfen und<br />

Marinas, wo niemand die Muringleine<br />

hochhält und ich sie selbst<br />

aufnehmen kann. Das komfortabelste<br />

Anlegemanöver geht nach wie<br />

vor so:<br />

1. Ich fahre rückwärts zur Hafenmole,<br />

belege die luvseitige Heckleine und<br />

dampfe mit Vorwärtsschub ein. Nun<br />

die leeseitige Heckleine. Erst dann<br />

nehme ich die Muringleine auf, bringe<br />

sie zum Bug, wo sie belegt wird.<br />

2. Dann lege ich den Rückwärtsgang<br />

ein, dadurch wird die Muringleine<br />

durchgesetzt, ich kann mit den Heckleinen<br />

die Spannung gut tarieren.<br />

Beim Ablegen läuft es umgekehrt ab:<br />

1. Ich starte den Motor und lege bei<br />

Standgas (windabhängig) den Vorwärtsgang<br />

ein, die Heckleinen sind<br />

nun straff gespannt, ich habe bereits<br />

die Kontrolle über das Schiff.<br />

2. Nun lasse ich die Muring fallen –<br />

ich warte einige Zeit, bis die Leine<br />

tatsächlich abgesunken ist.<br />

3. Jetzt wird die Lee-Leine eingeholt<br />

und zum Schluss die Luv-Leine gefiert<br />

und gelöst. Ich verlasse langsam<br />

und kontrolliert meinen Liegeplatz.<br />

Erwartet mich dennoch am Steg<br />

der Marinero, so werden zwei Crewmitglieder<br />

abgestellt, die die Muringleine<br />

zum Bug bringen. Die<br />

Heckleinen werden dem Marinero<br />

übergeben, auch hier wieder die<br />

Luv-Leine zuerst. Wie bei allen Manövern<br />

wird der Ablauf mit der ganzen<br />

Crew im Vorhinein besprochen<br />

– nur so bleiben uns unliebsame<br />

Überraschungen erspart. <br />

34 6/<strong>2018</strong>


Cooler Sportler<br />

Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Leichtbau-Segler. Die erst vor<br />

fünf Jahren in Salvirola bei Mailand<br />

gegründete Werft ICE Yachts hat<br />

sich auf sportliche Custom- und<br />

Semi-Custom-Segelyachten spezialisiert.<br />

Das neueste Modell ICE 60 ist<br />

die größere Schwester der ICE 52,<br />

die 2016 als „Boat of the Year“ nominiert<br />

war. Ganz oben im Lastenheft<br />

stand Gewichtsersparnis, die moderne<br />

Carbon-Hybrid-Konstruktion<br />

soll sich daher durch exzellente<br />

Segel eigenschaften und extreme<br />

Belast barkeit bei Regatten auszeichnen.<br />

Nicht nur unter Segeln, auch<br />

mit Motor sind schnelle Fahrten<br />

garantiert – über zehn Knoten<br />

Cruising Speed sollen mühelos<br />

zu erreichen sein.<br />

è www.iceyachts.it<br />

Luxuriös, schnell und<br />

ultraleicht: die ICE 60.<br />

Kabellos funken<br />

Funkgeräte. Die neuen UKW-Funkanlagen<br />

Ray90 und Ray91 von Raymarine<br />

sind neben den kabelgebun denen auch optio<br />

nal mit drei kabellosen Handgeräten verfügbar.<br />

Beide Anlagen sind mit einem leistungsstarken<br />

25 W-Sender und kommerzieller<br />

Elektronik für eine lange Lebensdauer<br />

ausgestattet. Kanalsuchdurchlauf, Dual-<br />

Watch, Tri-Watch und Wetterwarnung sind<br />

serienmäßig. Die Ray91 besitzt zudem auch<br />

einen integrierten automatischen Identifikationssystem-Empfänger<br />

(AIS).<br />

Ray90 € 954,–, Ray91 € 1.194,–, inkl. USt.<br />

è www.yachtelektronik.at<br />

Brasiliens Segelparadies<br />

Segeltipp. Brasilien ist für<br />

vieles, aber nicht unbedingt<br />

als Segelrevier berühmt. Dabei<br />

gibt es an der fast 7.500 Kilometer<br />

langen Küste sehr viele<br />

Spots, an denen man gerne<br />

den Anker fallen lässt. Zum<br />

Beispiel die Baía de Todos<br />

os Santos, die größte Bucht<br />

Brasiliens, die vor der rauen<br />

See des Atlantiks einigermaßen<br />

gut geschützt ist. Eine<br />

schöne Ausgangsbasis ist<br />

die Kolonial stadt Salvador da<br />

Bahia mit ihren zahlreichen<br />

Yachthäfen. Ziele gibt es genug:<br />

tropische Strände und<br />

malerisch historische Städte<br />

an der Küste sowie über 54<br />

Inseln, darunter die größte<br />

Insel des Landes Itaparica.<br />

è www.visitbrasil.com<br />

24.11. – 30.11.<br />

HAUSMESSE<br />

SÜDDEUTSCHLANDS GRÖSSTE AUSSTELLUNG<br />

FÜR NEUE UND GEBRAUCHTE MOTORBOOTE.<br />

STÄNDIG ÜBER 150 BOOTE VOR ORT!<br />

In der Baía de Todos os Santos, Brasilien.<br />

Wahlweg 6 | 97525 Schwebheim / Schweinfurt | +49 (0)9723 / 93710<br />

www.bootepfister.de


Festlich geschmückte Weihnachtsbäume<br />

werden demnächst<br />

wieder Plätze und<br />

Auslagen unserer Städte<br />

zieren. Sogar unter Wasser<br />

wird der eine oder andere<br />

Weihnachtsbaum zu finden<br />

sein. Es gehört zur Tradition<br />

von Tauchclubs, Wasserrettung<br />

und Feuerwehren,<br />

dieses Symbol christlicher<br />

Festtage in heimischen Seen<br />

zu versenken und an geeigneter<br />

Stelle aufzustellen.<br />

Oder es werden zuvor versenkte<br />

und geschmückte<br />

Christbäume im Advent<br />

hochgetaucht. Die Idee dahinter<br />

ist der Dank an den<br />

„Gott des Meeres“ für ein<br />

tauchunfallfreies Jahr bzw.<br />

ein Gedenken an die im<br />

Wasser tödlich verunglückten<br />

Menschen. Neben diesen<br />

zeremoniell versenkten<br />

Christbäumen gibt es aber<br />

auch etwas, das auf natür -<br />

liche Art auf dem Meeresgrund<br />

wächst und dessen<br />

Schönheit mit den prächtigsten<br />

Christbäumen an<br />

Land konkurrieren kann.<br />

Text und Fotos<br />

Reinhard Kikinger<br />

Weihna<br />

36 6/<strong>2018</strong>


Ein Wald voller Christbäume.<br />

Die doppelte Fiederkrone ist<br />

bei jedem der Würmer unterschiedlich<br />

gefärbt, dadurch<br />

ergibt sich ein ausgesprochen<br />

buntes Bild. Spirobranchus<br />

giganteus besiedelt mit Vorliebe<br />

die Oberfläche massiver<br />

Steinkorallen.<br />

chtsschmuck<br />

unter Wasser<br />

6/<strong>2018</strong> 37


Versenkbarer<br />

Christbaum. Die<br />

Doppelkrone eines<br />

Wurms ist voll<br />

entfaltet. Sein<br />

Nachbar hat sich<br />

jedoch in seine<br />

Kalkröhre zurückgezogen<br />

und<br />

diese mit einem<br />

kleinen Deckel<br />

verschlossen.<br />

Radiäre Symmetrie.<br />

Der Indische Federwurm,<br />

Sabellastarte<br />

sanctijosephi,<br />

besitzt eine spiralig<br />

gedrehte Fiederkrone.<br />

Damit werden organische<br />

Teilchen aus<br />

der Wasserströmung<br />

entnommen und<br />

verzehrt.<br />

Wie Miniatur-Christbäume schmücken die kleinen Röhrenwürmer<br />

diesen Korallenstock. Der englische Name „Christmas Tree Worm“<br />

beschreibt perfekt das Aussehen dieser Kalkröhrenwürmer, deren<br />

wissenschaftlicher Name Spirobranchus giganteus ist.<br />

Pinke Schönheit. Die<br />

großpolypige Dendrophyllia-Koralle<br />

ist lichtscheu.<br />

Ihr bevorzugter<br />

Lebensraum sind Überhänge<br />

und die Decken<br />

von Höhlen. Sie kann sich<br />

diese lichtarmen Standorte<br />

leisten, weil sie im<br />

Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Korallenarten<br />

keine symbiontischen<br />

Algen besitzt, die auf<br />

Licht zur Photosynthese<br />

angewiesen sind.<br />

Christmas Tree Worm. Der<br />

englische Trivialname sagt<br />

schon alles. Es handelt sich<br />

um einen Wurm, der aussieht<br />

wie ein bunt geschmückter<br />

Christbaum. Wie ist das möglich?<br />

Den Begriff „Wurm“ werden die<br />

meisten Menschen mit etwas<br />

Unscheinbarem in Verbindung<br />

bringen, das ist doch das genaue<br />

Gegenteil von einem prächtigen<br />

Christbaum! Aber dieser Wurm<br />

hat es in sich: Er besitzt eine doppelte<br />

spiralförmige Fiederkrone,<br />

und diese wird mit einem genau<br />

passenden Deckel, dem Operculum,<br />

verschlossen. Als Taucher<br />

braucht man nur etwas Geduld,<br />

dann kann man beobachten, wie<br />

sich der Deckel nach kurzer Zeit<br />

hebt und sich der wunderbare<br />

„Christbaum“ wieder zu voller<br />

Pracht entfaltet.<br />

Jeder, der in tropischen Korallenriffen<br />

schnorchelt oder taucht, hat<br />

beste Chancen, dieses Schauspiel<br />

zu beobachten, denn der Christmas<br />

Tree Worm ist weltweit verderen<br />

Färbung extrem variabel ist.<br />

Es kommen sowohl einfarbige als<br />

auch bunt gemusterte Tiere direkt<br />

nebeneinander vor. Die spiralförmige<br />

Tentakelkrone dient zum<br />

Fang von Plankton und Kleinpartikeln,<br />

von denen sich der Wurm<br />

ernährt.<br />

Aber das ist noch nicht alles,<br />

denn dieser „Christbaum“ ist versenkbar.<br />

Bei unvorsichtiger Annäherung<br />

zieht sich der Wurm blitzschnell<br />

zurück, die Fiederkrone<br />

verschwindet in einer Kalkröhre,<br />

38 6/<strong>2018</strong>


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Bunte Ballons. Wenn die Pracht -<br />

anemone Heteractis magnifica<br />

voll entfaltet ist, sind die intensiven<br />

Farben ihrer Körperwand kaum zu<br />

sehen. Sind die Anemonen jedoch so<br />

wie hier kontrahiert, dann erinnern<br />

sie an bunte Ballons. Der mit ihnen<br />

vergesellschaftete Anemonenfisch<br />

Amphiprion nigripes hat dann<br />

Schwierigkeiten, sich zwischen den<br />

zurückgezogenen Tentakeln der<br />

Anemonen zu verstecken.<br />

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breitet. Auf sonnenbeschienen Riffdächern<br />

besiedelt er am liebsten<br />

massive Korallenstöcke, von denen<br />

er seine Kalkröhre komplett überwachsen<br />

lässt, nur die Öffnung<br />

seiner Wohnröhre bleibt sichtbar.<br />

Sein wissenschaftlicher Artname<br />

ist Spirobranchus giganteus. Der<br />

Gattungsname Spirobranchus<br />

bezieht sich auf die spiralförmige<br />

Fiederkrone, der Artname giganteus<br />

ist bei einer Gesamtgröße des<br />

Wurmes von vier Zentimetern jedoch<br />

kühn gewählt.<br />

Blumentiere<br />

Ein schöner, aber widersprüchlicher<br />

Name. Handelt es sich nun<br />

um Blumen, also Pflanzen, oder<br />

um Tiere? Das haben sich frühe<br />

Naturforscher auch gefragt, als sie<br />

begannen, Korallen zu untersuchen.<br />

Korallen sind festgewachsen<br />

und die Köpfchen ihrer Polypen<br />

erinnern an Blumen. Die Korallenpolypen<br />

aber sind zu raschen Kontraktionen<br />

fähig, besitzen eine<br />

Mundöffnung und andere Merkmale<br />

von Tieren. Als Ausweg aus<br />

Schmuckes Heim. Die<br />

Margeriten-Koralle<br />

macht ihrem Namen<br />

alle Ehre. Wie eine<br />

Blumenwiese sieht<br />

die Umgebung<br />

die ses Muränen-<br />

Unterschlupfs in<br />

einem Korallenstock<br />

von Goniopora<br />

planulata aus. Die<br />

langstieligen Polypen<br />

haben ein blütenartiges<br />

Köpfchen und<br />

wiegen sich leicht in<br />

der Strömung.<br />

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Weihnachtsschmuck unter Wasser<br />

Edler Teppich. Die Teppich-<br />

Anemone Stichodactyla<br />

haddoni ist eine Seeanemone<br />

aus dem Roten Meer<br />

und Indopazifik. Sie wird hier<br />

von einem Pärchen des<br />

Anemonenfisches Amphiprion<br />

sebae bewohnt. Der<br />

dunkle Fleck am linken<br />

unteren Bildrand ist das<br />

Gelege des Fischpärchens.<br />

„ Extravagante Formen, edles Design und biologische<br />

Raff inessen aller Art zeichnen die zahlreichen<br />

Bewohner tropischer Korallenriffe aus.“<br />

diesem Dilemma verpasste man<br />

dieser Organismengruppe den Namen<br />

Anthozoa, also Blumentiere.<br />

Heute weiß man natürlich längst,<br />

dass es sich dabei um Tiere handelt.<br />

Der Name Blumentiere ist<br />

aber nach wie vor gültig und bezeichnet<br />

die größte Gruppe der<br />

Nesseltiere, zu denen auch die Korallen<br />

gehören. Selbst Seeanemonen<br />

zählen zu den Blumentieren<br />

und können, wenn sie voll entfaltet<br />

sind, tatsächlich wie prächtige Blüten<br />

aussehen. Aber diese Blütenpracht<br />

ist vergänglich. Je nach Art<br />

reagieren Seeanemonen auf Störung<br />

oder innerhalb tagesperiodischer<br />

Zyklen mit Kontraktion ihrer<br />

Tentakel, mit komplettem Rückzug<br />

in Spalten oder sie sehen plötzlich<br />

nicht mehr wie Blumen, sondern<br />

wie gut gefüllte Ballons aus. In jedem<br />

Fall sind viele von ihnen sehr<br />

attraktive Bewohner submariner<br />

Böden.<br />

Schwebende Schmuckstücke<br />

Quallen haben einen schlechten<br />

Ruf, und der ist teilweise auch begründet.<br />

Einige Arten können unangenehm<br />

nesseln, aber nicht alle<br />

Arten haben starkes Nesselgift.<br />

Hat man gelernt, die gefährlichen<br />

Arten von den harmlosen zu<br />

unterscheiden, dann kann man<br />

entspannt gemeinsam mit diesen<br />

Wunderwesen im Wasser<br />

schweben. Ihre eingehende<br />

Beobachtung<br />

enthüllt grazile<br />

Bewegungen,<br />

zarte Körperstrukturen,<br />

interessante<br />

Verhaltensweisen und mit etwas<br />

Glück wird man blinde Passagiere<br />

in Form kleiner Krebse oder Jungfische<br />

entdecken. Besonders<br />

schwer zu sehen sind die sogenannten<br />

Rippenquallen, die nahezu<br />

transparent sind. Sie besitzen<br />

keine Nesselzellen und sind für uns<br />

daher völlig harmlos. Am ehesten<br />

entdecken wir sie, wenn wir nach<br />

irisierenden Lichtreflexen Ausschau<br />

halten, die durch den Schlag<br />

ihrer winzigen Wimperplättchen<br />

entstehen. Dieser irisierende<br />

Feinstes Perlmutt. Einem edlen<br />

Schmuckstück gleich glänzt<br />

das Perlmutt der Schalen-Innenseite<br />

von Haliotis tuberculata.<br />

Die ohrförmige Gestalt<br />

der Schale hat dieser Schnecke<br />

den deutschen Namen Seeohr<br />

verliehen.<br />

40 6/<strong>2018</strong>


Wie Marzipan. Der<br />

Walzen-Seestern<br />

Choriaster granulatus<br />

wirkt mit<br />

seinen abgerundeten<br />

Armen und seiner<br />

dezenten Farbe wie<br />

ein Weihnachtsstern<br />

aus Marzipan. Er<br />

harmoniert perfekt mit<br />

dem prächtigen Riff<br />

am Außenhang einer<br />

Malediveninsel.<br />

Knallig-bunt. Der kleine Seestern Fromia<br />

nodosa fällt weniger durch seine Größe<br />

als vielmehr durch knallige Farben auf.<br />

Er ist hier in einem Korallenriff zwischen<br />

kleinen, sackförmigen Manteltieren der<br />

Art Didemnum molle unterwegs.<br />

Fünfstern. Die<br />

Unterseite des Kissensterns<br />

Culcita<br />

sp. zeigt strenge<br />

fünfstrahlige Radiär -<br />

symmetrie. Fünf<br />

Ambulacral-Rinnen<br />

verlaufen von der<br />

zentralen Mundöffnung<br />

zu den fünf<br />

Armspitzen, die beim<br />

Kissenstern in den<br />

Gesamtumriss des<br />

Körpers eingebettet<br />

sind.<br />

Glanz im Blau des Meeres kann<br />

mit jeder funkelnden Christbaumkugel<br />

an Schönheit mithalten.<br />

Klassischer Stern<br />

Als Vergleichsobjekt zu Weihnachtssternen<br />

bieten sich natürlich<br />

Seesterne an. Sie zählen zum Tierstamm<br />

der Stachelhäuter, deren<br />

Körper fünfstrahlig-radiärsymme -<br />

trisch ist. Die meisten Seesternarten<br />

haben fünf Arme, einige Arten<br />

besitzen aber meist sieben und<br />

manchmal noch wesentlich mehr<br />

Arme. Die gefürchtete, weil korallenfressende<br />

Dornenkrone,<br />

Acanthaster planci, kann es auf<br />

über zwanzig Arme bringen. Der<br />

<strong>ocean7</strong> 210x665 <strong>2018</strong>0803dp_Layout 1 06.08.<strong>2018</strong> 16:55 Seite 1<br />

Name des Seesterns, Dornenkrone,<br />

bezieht sich auf sein Aussehen, das<br />

wegen seiner massiv bestachelten<br />

Arme tatsächlich der Dornenkrone<br />

des gekreuzigten Jesus Christus ähnelt.<br />

Womit wir bei jener charismatischen<br />

historischen Person wären,<br />

deren Geburt wir zu Weihnachten<br />

feiern.<br />

<br />

Edles Design. Auf den ersten<br />

Blick ist wohl schwer zu<br />

erkennen, worum es sich hier<br />

handelt. Es ist eine Nahaufnahme<br />

der Schwanzflosse des<br />

Napoleon-Fisches Cheilinus<br />

undulatus. Dieser größte<br />

aller Lippfische kann über<br />

zwei Meter groß werden, ist<br />

neugierig und kommt oft nahe<br />

an Taucher heran, sodass<br />

solche Detailaufnahmen<br />

möglich sind.<br />

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Do it yourself<br />

Gülle-Hülle oder: das<br />

Kettensägenmassaker<br />

Über Sinn und Unsinn eines Holding Tanks: Vierzehn Jahre – also die bisherige<br />

Dauer meiner Eignerschaft – hat es gedauert, bis ich endlich meinen sich durch<br />

Schwerkraft entleerenden Holding-Tank ausgebaut und entsorgt habe.<br />

Wenn das Ablassventil für<br />

zwei bis drei Tage in<br />

Bucht oder Hafen geschlossen<br />

war, Schwebstoffe durch<br />

die Schwerkraft absanken und trotz<br />

Einbau eines E-WCs (siehe Ausgabe<br />

5/2017) eine Verstopfung des<br />

Auslasses verursachten, war spätestens<br />

beim nächsten Stopp (Hafen<br />

oder Bucht) wieder einmal ein<br />

Tauchgang mit langem Kabel oder<br />

Relingdraht zum Durchstochern<br />

fällig. Was den Einsatz eines solchen<br />

Tanks meiner Meinung nach<br />

ad absurdum führt, zumal dann<br />

der gesamte Inhalt auf einmal in<br />

die eigentlich zu schützenden<br />

Gewässer abläuft. Ganz abgesehen<br />

vom eher geringen Unterhaltungswert<br />

dieser immer wieder nötigen<br />

Gülletauchgänge.<br />

Im Laufe der Jahre entwickelten<br />

wir eine fast schon paranoide Sensibilität<br />

für den Holding Tank, immer<br />

häufiger gingen wir aber dazu<br />

über, das Ablaufventil geöffnet zu<br />

halten, um eine Verstopfung erst<br />

gar nicht zuzulassen. Es erübrigt<br />

sich zu erwähnen, dass bei uns<br />

selbstverständlich kein Papier o. ä.<br />

in die Toilette kommt.<br />

Da eine minimalinvasive Modifikation<br />

durch erst seit kurzem verfügbare<br />

Werkzeuge möglich war<br />

und ich trotz aller Unbilden noch<br />

immer an die Sinnhaftigkeit eines<br />

Fäkalientanks glaubte, habe ich mit<br />

dem ultimativen Rausschmiss lange<br />

gezögert und zuvor folgende<br />

Gedanken dazu entwickelt:<br />

Die Biomasse mariner Lebensformen<br />

übersteigt jene der Seefahrer<br />

noch immer bei weitem.<br />

Ich segle zu 98 Prozent zu zweit<br />

mit meiner Frau, die Menge an Abwässern<br />

ist marginal – es macht die<br />

schiere Masse in überfüllten Buchten,<br />

die diese verunreinigen.<br />

Würde ich auf einem 470er, Kielzugvogel,<br />

Shark o. ä. segeln, müsste<br />

ich auch auf die Pütz und ab ins Meer.<br />

Und jetzt kommt‘s: Alle von mir<br />

befragten Yachties haben ähnliche<br />

Probleme mit den Holding Tanks<br />

und schütten zu Reinigungszwecken<br />

Chlor oder gar Salzsäure in die meist<br />

unzugänglichen Abwasserbehälter.<br />

Oder verwenden die Bypass-Schaltung,<br />

um die Tanks erst gar nicht zu<br />

benutzen! Macht das Sinn? Schont<br />

das die Gewässer? Ich selbst habe gelegentlich<br />

Essig oder lebensmittelechte<br />

Zitronensäure zum Spülen benutzt.<br />

Und wer je den Kurs eines<br />

Kreuzfahrtschiffes gekreuzt hat, das<br />

gerade seine Tanks leert, der weiß,<br />

was Verunreinigung der See wirklich<br />

bedeutet – denn da ist alles drin.<br />

Das folgende Kettensägenmassaker<br />

war nötig, um den auf den ersten<br />

Blick leicht auszubauenden Holding<br />

Tank herauszubekommen.<br />

Mein Tank hatte links oben Einlass<br />

und Entlüftung, geführt durch die<br />

Öffnung in einer Schottwand, die<br />

nach oben vergrößert werden musste,<br />

um den Tank später anheben zu<br />

können. Das wäre aus Platzgründen<br />

mit einer Stichsäge unmöglich gewesen.<br />

So suchte und fand ich die Bosch<br />

Nanoblade-Minikettensäge, mit der<br />

man selbst in Ecken durch dicke, anlaminierte<br />

Holzwände fräsen und den<br />

Druck so dosieren kann, dass man<br />

nicht zwangsläufig in hinter Schottwand<br />

oder Kastenkorpus liegende<br />

Horst Kainz<br />

ist Eigner einer Sunbeam<br />

40 Baujahr 1999,<br />

der Apollonia II​,<br />

und Do-it-yourself-<br />

Experte an Bord.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Mehr Stauraum dort, wo<br />

einst der Holding Tank war.<br />

Fäkalientank raus …<br />

Kabel oder Schläuche schneidet.<br />

Offensichtlich wurde werftseitig zuerst<br />

der Tank, dann durch einen begnadeten<br />

Schiffszimmermann ein für<br />

maximale Platzausbeute asymmetrisch<br />

gestalteter Kasten rechts davon<br />

eingebaut, den ich, um ihn ausbauen<br />

zu können, zersägen musste.<br />

Danach habe ich den Schrank mit<br />

Holzplatten und Zündhölzern in Stärke<br />

des Sägespalts als Distanzstücke<br />

wieder verschraubt und eingebaut<br />

sowie die Rückwand verleimt und mit<br />

Winkelstücken verspannt. Den Sägeschnitt<br />

hatte ich vorsorglich in der<br />

Höhe des oberen Einlagebodens gesetzt,<br />

damit dieser nach dem Zusammenbau<br />

nicht mehr zu sehen ist.<br />

Anstelle des Holding Tanks legte<br />

ich einen Schlauchbogen, der dem<br />

Volumen nach eine komplette Spülung<br />

ohne primärer Abwasseransaugung<br />

gewährleistet. Der zuvor gar<br />

nicht erwogene Zugewinn an Stauraum<br />

für Ersatzteilboxen stellt einen<br />

zusätzlichen Vorteil dar. Und sollte in<br />

den von mir bevorzugten Segelrevieren<br />

ein Holding Tank gesetzlich vorgeschrieben<br />

werden, baue ich mir<br />

einfach einen kleineren, leicht zu<br />

wartenden Tank ein. <br />

<br />

5/<strong>2018</strong> 42<br />

… Spülbogen rein.<br />

42 6/<strong>2018</strong>


Die Sonne im Tank<br />

Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Solar-Katamaran. Mit der Silent 55 hat<br />

die österreichisch-schweizer-türkische Koproduktion<br />

Silent-Yachts auf dem Cannes<br />

Yachting Festival den ersten, rein elektrisch<br />

betriebenen, hochseetauglichen Katamaran<br />

in Serienfertigung vorgestellt. Das in Cannes<br />

ausgestellte Modell wird von zwei 135 kW<br />

starken Elektromotoren angetrieben, die den<br />

Kat auf 14 Knoten beschleunigen können.<br />

Angeboten werden noch eine Cruiser-Ver -<br />

sion mit zwei 30 kW-Elektromotoren, eine<br />

Hybrid-Version mit 2 x 220 PS-Dieselmaschinen<br />

und zwei 14 kW-Elektromotoren und ein<br />

Segelmodell. Die gesamte Energie beziehen<br />

die E-Versionen ausschließlich aus einer<br />

Fotovoltaikanlage, deren 30 Solarmodule<br />

die Optik des 16,70 Meter langen Bootes prägen.<br />

Ausschließlich? Nun ja, einen Generator<br />

hat die Silent auch an Bord, für Notfälle oder<br />

sehr lange Fahrten mit Topspeed, wie Silent-<br />

Yachts betont. Viel Auswahl gibt es nicht nur<br />

beim Antrieb, sondern auch bei der Innengestaltung<br />

– von drei bis sechs Kabinen kann jeder<br />

Käuferwunsch erfüllt werden.<br />

è www.solarwave-yachts.com<br />

Viel Platz an Bord der<br />

Silent 55 – auch für<br />

die Solarmodule.<br />

Hund spricht!<br />

Buchtipp. Spätestens seit dem Buch „Einhundsegeln“<br />

ist Stephan Bodens Parson-Russell-<br />

Hündin Polly der wohl bekannteste Segelhund<br />

Deutschlands. In seinem neuen<br />

Buch verlässt Boden das Segelrevier<br />

und widmet sich ganz seiner<br />

Hündin, wobei er Polly im Gespräch<br />

auf amüsante und in typischer<br />

Terrier-Manier ihre Sicht<br />

der Dinge erklären lässt. Ein<br />

Tipp für alle, die Hunde lieben.<br />

Stephan Boden: Gespräche mit<br />

meinem Hund – Was Sie schon<br />

immer über Hunde wissen<br />

wollten. Eigenverlag, 93 Seiten,<br />

€ 13,90. Zu bestellen bei<br />

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… segeln unter einem guten Stern!<br />

Unser Tipp: SCHWEDEN<br />

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Der Katalog 2019 ist da<br />

haben Sie unser neues Programm<br />

schon erhalten?<br />

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Foto: Udo Reichmann<br />

Alpe Adria Sailing<br />

Week – Segeln mit<br />

Freundinnen und<br />

Freunden.<br />

19.–23. Mai 2019, Punat/Kroatien<br />

Alpe Adria Sailing Week<br />

Segeln unter Freunden.<br />

Einige Tage intensives Regattasegeln<br />

und gleichzeitig eine<br />

schöne Zeit auf dem Meer, an<br />

Land und in der Marina zu verbringen<br />

– das ist das erfolgreiche<br />

Konzept der von der Crew<br />

Kärnten des Yacht Club<br />

Austria organisierten Alpe<br />

Adria Sailing Week, die 2019<br />

vom 19. bis 23. Mai in Punat<br />

übers Wasser gehen wird. An<br />

diesen Tagen wird der Austria<br />

Cup bereits zum 30. Mal ausgefochten.<br />

„Die Einheitsklasse<br />

und die ORC-Klasse haben sich<br />

in den letzten Jahren so gut<br />

entwickelt, dass hier schon<br />

hochkarätiger Segelsport zu erleben<br />

ist“, so Organisator Fritz<br />

Abl, „aber auch Neueinsteiger<br />

sollen bei uns ein Ambiente<br />

vorfinden, bei dem sie sich sowohl<br />

auf der Regattabahn als<br />

auch an Land unter Freunden<br />

fühlen. So finden sie auch Freude<br />

daran, mit uns zu wachsen<br />

und die nächsten Jahre wiederzukommen.“<br />

Infos/Anmldung:<br />

è www.yca-crew-ktn.at<br />

6/<strong>2018</strong> 43<br />

Tel.: 0732 / 65 10 05 · sail@yachtcharter-mueller.at · www.yachtcharter-mueller.at


Foto: Shutterstock<br />

Drohnen-Test<br />

Daran scheiden sich die Geister: Die einen würden am liebsten eine<br />

Schrotflinte zur Hand nehmen und sie allesamt abschießen, die<br />

anderen haben sie als neues Hobby für Technikbegeisterte entdeckt.<br />

Gemeint sind Drohnen, die in diesem Jahr gefühlt in jeder Bucht und<br />

in jeder Marina über den Köpfen der Skipper kreisten.<br />

Text Wolfgang Kröger/SeaHelp<br />

Drohnen: Plage<br />

oder Segen?<br />

Ob Plage oder Segen – darüber<br />

entscheidet letztlich die<br />

Anwendung. Wer Drohnen<br />

nutzt, um seinen Nachbarn in der<br />

Ankerbucht auszuspähen, wird<br />

kaum Zuspruch ernten. Ernsthafte<br />

Drohnenfilmer sind aber viel mehr<br />

daran interessiert, die Schönheit<br />

der Landschaft und den besonderen<br />

Reiz des Wassersports auf die<br />

Festplatte zu bannen bzw. später<br />

mit Freunden zu teilen.<br />

Wie so etwas aussehen kann,<br />

zeigt der SeaHelp-Revierführer:<br />

Weit über 100 Videos mit zum Teil<br />

atemberaubenden Luftaufnahmen<br />

der kroatischen Küste offenbaren<br />

die ganze Schönheit dieser einmaligen<br />

Landschaft und den Reiz des<br />

Wassersports an sich. Hier können<br />

Skipper voller Vorfreude ihren Urlaub<br />

planen oder einen Törn zum<br />

Teil noch einmal nachvollziehen.<br />

Wer sich selbst mit dem Gedanken<br />

trägt, künftig seine Törns aus der<br />

Luft zu dokumentieren, sollte keine<br />

Angst vor der Technik an den Tag<br />

legen: Der Umgang mit modernen<br />

Drohnen wie beispielsweise die Go-<br />

Pro Karma, die DJI-Phantom-Serie<br />

oder den DJI-Mavic-Modellen ist<br />

relativ einfach und für erste Aufnahmen<br />

schnell zu lernen.<br />

Doch letztlich gilt trotz ausgereifter<br />

Assistenzsysteme: Übung macht<br />

den Meister. Dabei hat das Fliegen<br />

von Drohnen so etwas wie Golf<br />

spielen: Man wird immer besser,<br />

aber nie ganz perfekt. Zunächst gilt<br />

jedoch: Bevor es mit der neuen<br />

Drohne aufs Wasser geht, sollte<br />

ausgiebig an Land geübt werden.<br />

Alle Hersteller bieten Tutorials<br />

auf ihren Homepages an, die den<br />

Drohnenpiloten nicht nur als Hilfestellung<br />

vor dem Erstflug dienen,<br />

sondern zusätzlich über die gewissen<br />

Extras der einzelnen Flugobjekte<br />

anschaulich informieren und so<br />

zur Kaufentscheidung mit beitragen<br />

können. Hier zunächst einmal ein<br />

Überblick über die drei gängigsten<br />

Drohnenmodelle, die jedoch sehr<br />

unterschiedlich daherkommen:<br />

GoPro Karma<br />

Die GoPro Karma zählt wohl zu<br />

den universellsten aller Drohnen:<br />

Sie ist faltbar, lässt sich in einen<br />

handlichen Rucksack verstauen<br />

und bietet in Kombination mit der<br />

GoPro Hero eine überragende<br />

Bildqualität. Der Clou: Bei der Karma<br />

lassen sich sowohl der Gimbal,<br />

ein spezielles Ausgleichssystem für<br />

verwackelungsfreie Videos, als auch<br />

die Kamera separat verwenden.<br />

Skipper können mit dem Copter<br />

Videoaufnahmen und Fotos in luftiger<br />

Höhe schießen, mit dem separaten<br />

Gimbal von Bord aus erstklassige<br />

Videos aufnehmen und<br />

44 6/<strong>2018</strong>


GoPro Hero 7 Black – erster Test<br />

GoPros neues Flaggschiff setzt neue Maßstäbe im Produktsegment<br />

der Actionkameras. Die integrierte Videostabilisierung<br />

„HyperSmooth“ ersetzt in vielen Situationen den<br />

Gimbal, richtungsweisend bei Unterwasser-Aufnahmen! Ein<br />

Quantensprung auch die Funktion „SuperFoto“: Profi-Fotos<br />

gelingen wie bei keiner anderen Action-Cam dank HDR und<br />

Szenenanalyse. Dabei passt die Hero 7 Black in jede Hosentasche,<br />

ist bis zu einer Tiefe von zehn Metern wasserdicht<br />

und lässt sich mit dem fast unbegrenzten Zubehör-Portfolio<br />

überall in Sekundenschnelle anbringen. Mit der GoPro Karma<br />

lässt sich die Hero 7 selbstverständlich auch in die Lüfte<br />

bewegen. Ein Must-have für alle Skipper, dem wir uns noch<br />

ausführlicher widmen werden.<br />

è https://de.gopro.com<br />

Bei der GoPro Karma lässt sich der Gimbal separat für verwacklungsfreie Aufnahmen bei voller Fahrt nutzen.<br />

Drohnen gelten als angesagtes<br />

Spielzeug für<br />

Skipper. Die surrenden<br />

Fluggeräte können<br />

hochklassige Videos<br />

heimbringen, wenn<br />

man ein paar Punkte<br />

beachtet. Wie so etwas<br />

aussehen kann, zeigt<br />

beispielsweise der<br />

SeaHelp-Revierführer<br />

für Kroatien:<br />

è www.sea-help.eu/<br />

revierfuehrer<br />

die wiederum eigenständig funktionierende<br />

Kamera bei eventuellen<br />

Tauchgängen nutzen. Nachteil der<br />

so universell verwendbaren Drohne:<br />

Es fehlen die kleinen Helferlein,<br />

die das Fliegen noch angenehmer<br />

machen: Eine effektive Kollisionsvermeidung<br />

und eine punktgenaue<br />

Landung am Startort vermisst man<br />

doch manchmal schmerzlich. Max.<br />

Flugreichweite 3.000 Meter, max.<br />

Bildübertragung 1.000 Meter.<br />

Tipp: Da GoPro das Karma-Konzept<br />

nicht weiterentwickeln und<br />

sich aus dem Drohnen-Markt wieder<br />

verabschieden will, dürften<br />

„Schnäpp chenkäufe“ zu erwarten<br />

sein. Wer in Verbindung mit der<br />

neuen GoPro Hero 7, die im September<br />

<strong>2018</strong> auf den Markt kam<br />

(siehe Info-Box), nach einer Möglichkeit<br />

für qualitativ herausragende<br />

Luftaufnahmen und Videos<br />

sucht, wird derzeit keine bessere<br />

Kombination in diesem Preissegment<br />

auf dem Markt finden.<br />

Wer mit der Karma keine fliegerischen<br />

Kunststücke erbringen will<br />

und in ihr ein Hilfsmittel sieht, einmal<br />

aus anderer Perspektive zu fotografieren<br />

oder zu filmen, der sollte<br />

sich schnell noch eine der auf dem<br />

Markt verfügbaren Karmas sichern.<br />

DJI Mavic Pro<br />

Die kleine Mavic kann alles, was<br />

auch die Großen können, vieles sogar<br />

noch besser. Sie lässt sich schon<br />

in der Tasche einer Cargo-Hose<br />

oder einer Jacke verstauen und<br />

kann bequem über den Bildschirm<br />

eines Handys gesteuert werden.<br />

Komfortabler funktioniert das allerdings<br />

mit einem Tablet. Die Bild -<br />

qualität bleibt hinter der GoPro<br />

Hero zurück, doch das ist wohl<br />

eher schon Jammern auf hohem<br />

Niveau. Denn ebenso wie die Karma<br />

liefert die Mavic hervorragende<br />

Aufnahmen in 4K, die wohl den<br />

meisten Filmproduktionen zur<br />

Ehre gereichen würden. Sie lässt<br />

sich sogar innerhalb von Gebäuden<br />

fliegen und dank der Kollisionsvermeidung<br />

sind bei vollständiger<br />

Aktivierung aller Systeme Zusammenstöße<br />

mit Hindernissen fast<br />

unmöglich. Außerdem fotografiert<br />

sie den Startpunkt und landet dort<br />

selbst nach längerem Flug wieder<br />

punktgenau. Im SeaHelp-Test betrug<br />

die maximale Abweichung<br />

zwei Zentimeter.<br />

Max. Flugreichweite: 7 Kilometer,<br />

max. Bildübertragung zum Piloten<br />

3,5 Kilometer. Mit der erst kürzlich<br />

gelaunchten neuen Hasselblad-<br />

Kamera unter der kleinen Mavic<br />

schließt sie in der Bildqualität zu<br />

den deutlich größeren Phantom-<br />

Modellen auf.<br />

DJI Mavic Air<br />

Brandneu auf dem Markt: die<br />

Mavic Air von DJI. Sie gilt als das<br />

neue Einsteigermodell, kommt von<br />

den Abmessungen her noch etwas<br />

kleiner daher und kann fast alles,<br />

was auch die Pro kann. Video-Fans<br />

freuen sich über die Möglichkeit,<br />

Karma, die erste und letzte Drohne von GoPro.<br />

Drohne DJI Mavic Pro.<br />

Drohne DJI Mavic Air.<br />

Drohne DJI Phantom IV Pro.<br />

è www.dji.com<br />

6/<strong>2018</strong> 45


Drohnen-Test<br />

Tipps der Redaktion<br />

Drohnenanfänger sollten erst einmal an Land üben und sich<br />

vor dem Erstflug in diversen Tutorials informieren. Ein abgelegener<br />

Sportplatz oder ein großer Garten eignen sich perfekt<br />

für erste Übungsflüge.<br />

Beim Start von Bord merkt sich jede Drohne zunächst die<br />

GPS-Daten des Startpunkts und versucht, exakt zu diesem<br />

zurückzukehren. Ist das Boot auch nur um einen Meter abgetrieben,<br />

landet sie unweigerlich im Wasser. Deshalb empfiehlt<br />

es sich, die Drohne in Teamarbeit wieder zurückzuholen<br />

und nicht die „Return-to-Home-Taste“ zu nutzen bzw. diesen<br />

Modus bei Annäherung zu deaktivieren. Mit ein wenig Übung<br />

an Land lassen sich Drohnen auch gut per Hand wieder „einfangen“.<br />

Aber Vorsicht ist dabei geboten, bei ungeübten Piloten<br />

kann dieses Manöver zu Verletzungen führen.<br />

Vorsicht bei großen Yachten: Sie haben oftmals eine „Drohnenabwehr“<br />

an Bord, die bei Annäherung zu einem Abreißen<br />

der Funkverbindung führt.<br />

Auf Wind und Akkustand sollte man während des Fluges<br />

peinlichst achten: Wer sich mit dem Wind vom Ausgangspunkt<br />

entfernt, sollte bedenken, dass für die Rückkehr gegen<br />

den Wind deutlich mehr Strom benötigt wird.<br />

Wer im sonnigen Süden oder auch generell bei Sonnenschein<br />

mit der Drohne filmen oder fotografieren will, sollte sich in<br />

jedem Fall einen Satz Graufilter besorgen, damit die weißen<br />

Boote beim Betrachten nicht „ausgebrannt“ erscheinen, weil<br />

sie überbelichtet wurden.<br />

Beachten Sie die rechtlichen Voraussetzungen zum Fliegen<br />

von Drohnen im jeweiligen Land, belästigen sie niemanden<br />

mit ihrem Copter und vermeiden Sie das Überfliegen sensibler<br />

Ziele, aber das kann man ja auch andernorts zur Genüge<br />

lesen. Rechtliche Hinweise zur Nutzung von Coptern in den<br />

einzelnen Ländern findet man unter<br />

è https://my-road.de/drohnen-gesetze-in-europa<br />

So klappt die Landung an<br />

Bord: Der Pilot steuert die<br />

Drohne zum Fänger, dieser<br />

greift dann beherzt zu<br />

wie auf diesem Foto. Doch<br />

Vorsicht: Die Rotoren können<br />

bei Berührung mit den<br />

Fingern üble Verletzungen<br />

nach sich ziehen. Tipp:<br />

Aufgrund des großen Landebügels<br />

eignet sich die<br />

DJI-Phantom-Reihe bestens<br />

für Handlandungen<br />

auf schwankendem Deck.<br />

Die Drohne steht still in<br />

der Luft, lässt sich gut<br />

und relativ ungefährlich<br />

greifen.<br />

4K-Aufnahmen mit bis zu 100<br />

Mbps und 30 Bildern pro Sekunde<br />

aufnehmen zu können, während<br />

die Mavic Pro derzeit nur 24 Bilder<br />

pro Sekunde schafft.<br />

DJI Phantom IV Pro<br />

Die DJI Phantom IV pro kann alles,<br />

was die Mavic auch kann, verfügt<br />

aber zusätzlich auch über eine<br />

seitliche Hinderniserkennung. Die<br />

Bildqualität zeigt sich gegenüber<br />

der Mavic leicht erhöht, was aber<br />

letztlich nur Experten wirklich<br />

feststellen können. Die Phantom ist<br />

aufgrund ihrer Ausmaße deutlich<br />

schwieriger zu transportieren als<br />

die kleine, faltbare Mavic.<br />

Max. Flugreichweite 3 Kilometer,<br />

max. Bildreichweite 3.500 Kilometer.<br />

Aufgrund des ausladenden<br />

Fahrgestells funktionieren aber sogenannte<br />

„Handlandungen“, bei<br />

denen der Pilot die Drohne im<br />

Flug fängt, deutlich besser und einfacher.<br />

Auf Schiffen, insbesondere<br />

bei Seegang, ein nicht zu unterschätzender<br />

Vorteil.<br />

Fazit<br />

Wer ein Set sucht, mit dem er in<br />

Profiqualität Luftaufnahmen, Bodenaufnahmen<br />

und Unterwasseraufnahmen<br />

schießen will, findet mit<br />

der GoPro Karma in Verbindung<br />

mit der Hero 7 wohl das beste<br />

Preis-/Leistungsverhältnis vor.<br />

Fehlende Assistenzsysteme erfordern<br />

beim Fliegen allerdings höchste<br />

Aufmerksamkeit. Schade, das<br />

GoPro die Fertigung der Karma<br />

eingestellt hat und auf dem Markt<br />

nur noch Restbestände verfügbar<br />

sind.<br />

Die Mavic ist da von ganz anderem<br />

Schlag: Hier kann man sich<br />

beim Fliegen ganz auf die Aufnahmen<br />

konzentrieren, entsprechend<br />

eingestellt erledigt sie alle Flugmanöver<br />

quasi vollautomatisch, einschließlich<br />

der Landung.<br />

Die Phantom IV Pro entspricht<br />

bis auf wenige Ausnahmen der<br />

Mavic, doch Skipper, die Wert auf<br />

eine kleine, handliche Drohne legen,<br />

sollten aufgrund der Packmaße<br />

eher zur Mavic greifen, auch, wenn<br />

Handlandungen schwieriger sind.<br />

Tipp: Wer eine Drohnen erwerben<br />

möchte, sollte sich vorher nach<br />

Zusatzpaketen und der Abwicklung<br />

möglicher Reparaturen des jeweiligen<br />

Anbieters erkundigen. <br />

Zu verkaufen!<br />

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Alles was Recht ist<br />

Nicht schuldig!<br />

Nachfolgender Fall ist exemplarisch für viele Situationen, in denen die<br />

Charter-Kaution vom Skipper widerrechtlich einbehalten wird: Schäden,<br />

die im Wartungsmangel oder in Konstruktionsfehlern ihre Ursache haben.<br />

Schäden aus Wartungsmangel<br />

oder Konstruktionsfehlern<br />

sind nach herrschender<br />

Rechtsprechung vom Vercharterer<br />

zu vertreten. Der Skipper (und seine<br />

Crew) haften dagegen für Schäden,<br />

die durch sie schuldhaft verursacht<br />

wurden. Auch haftet der Skipper<br />

nicht für Schäden, die aufgrund höherer<br />

Gewalt erfolgen, wie z. B. vom<br />

Blitzeinschlag, der die Elektronik<br />

der Charteryacht zerstört.<br />

Manche Charterfirmen sehen das<br />

anders. Sie gehen davon aus, dass<br />

das Schiff in dem Zustand zurückgegeben<br />

werden muss, in dem es<br />

übernommen wurde und schreiben<br />

das mehr oder weniger deutlich in<br />

die Charterverträge. Diese Rechtsauffassung<br />

ist allerdings falsch. So<br />

sah das auch ein öster reichisches<br />

Gericht, als die Charterfirma den<br />

Skipper und seine Crew verklagte,<br />

weil sich beim Streifen der Genua<br />

ein am Mast befestigter Radarreflektor<br />

löste und auf das Deck fiel.<br />

Das Gericht belehrte im Urteil den<br />

irrenden Vercharterer, dass er dafür<br />

zu sorgen hat, dass das Schiff in<br />

einem seetauglichen technischen<br />

Zustand ist. Die Klausel im Chartervertrag,<br />

mit der „vereinbart“ wurde,<br />

dass das Schiff so zurückzugeben<br />

ist, wie es übergeben wurde, stellt<br />

Vorstag hängt gerade noch …<br />

eine Benachteiligung des Charterkunden<br />

dar, die über die gesetzliche<br />

Haftung hinausgeht. Eine solche<br />

Bestimmung in den Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen – und darum<br />

handelt es sich bei Charterverträgen<br />

in der Regel – ist unwirksam.<br />

Die Faustregel: Allgemein wiederkehrende<br />

Standardverträge wie ein<br />

Chartervertrag dürfen geltende Gesetze<br />

nicht „aushebeln“. Es darf der<br />

Charterkunde also nicht schlechter<br />

gestellt werden als durch das Gesetz.<br />

… am gebrochenen Bolzen.<br />

Dr. Friedrich<br />

Schöchl<br />

ist Skipper aus Leidenschaft<br />

und Gründer der<br />

Versicherungsgesellschaft<br />

Yacht-Pool.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Ein durchgerosteter<br />

Bolzen des Vorstags<br />

kann lebensgefährlich<br />

sein. Der Vercharterer<br />

ist dafür verantwortlich,<br />

dass das Schiff in einem<br />

seetauglichen Zustand<br />

übergeben wird.<br />

Und dieser Fall ist noch dramatischer:<br />

Skipper M. überprüft auf seinem<br />

Törn mit einer gecharterten<br />

Dufour 560 routinemäßig das Schiff.<br />

Was er entdeckt, verhindert ein potenziell<br />

lebensgefährliches Unglück:<br />

Der Befestigungsbolzen des Vorstags<br />

ist gebrochen, es hängt „gerade noch<br />

so“ im Pütting. Beim geringsten<br />

Lastwechsel hätte sich das Vorstag<br />

gelöst und der Mast wäre gefallen.<br />

Der Wartungs- bzw. Konstruktionsmangel<br />

ist ohne jeden Zweifel<br />

ersichtlich, der Bolzen ist einfach<br />

durchgerostet (Foto). Ein solcher<br />

Schaden kann gar nicht durch Skipper<br />

oder Crew verursacht werden.<br />

Der Vercharterer verweigerte die<br />

Herausgabe der hinterlegten Kau -<br />

tion. Der Skipper blieb jedoch beharrlich,<br />

zu Recht: „Last Minute“,<br />

unter Androhung des Rechtsweges,<br />

gab man die Kaution frei.<br />

Gut, wenn Charterer und Vercharterer<br />

im gleichen Land sitzen und so<br />

ihren Rechtsstreit vor einem heimischen<br />

Gericht austragen können. In<br />

der Regel sitzt jedoch der Vercharterer<br />

im Ausland, was die Rechtslage<br />

erschwert. Aber nicht ganz. Denn die<br />

Regelungen des europäischen Verbraucherschutzes<br />

bestimmen, dass<br />

der private Skipper beim Gericht seines<br />

Heimatwohnsitzes klagen kann –<br />

wenn sowohl Vercharterer als auch<br />

Charterkunde Angehörige eines EU-<br />

Staates sind.<br />

Aus objektiver Sicht muss gesagt<br />

werden, dass es – wie überall –<br />

schwarze Schafe gibt. Eine Gesamtverurteilung<br />

wäre grundfalsch. Aber<br />

leider müssen wir bei den Tausenden<br />

von Schadenfällen oft feststellen, dass<br />

die Neigung zur einseitigen Rechtsauslegung<br />

bei einigen Charterfirmen<br />

sehr ausgeprägt ist. Immer wieder<br />

werden wir deshalb gefragt: „Haben<br />

Sie keine Liste der schwarzen Schafe?“<br />

Haben wir – können wir aber nicht<br />

veröffentlichen. Aber wir haben eine<br />

„Positiv-Liste“. Dazu gehören alle<br />

Agenturen und Flottenbetreiber, die<br />

von uns geprüft wurden und deren<br />

Leistungen durch unsere Kunden positiv<br />

bewertet werden. Charterfirmen,<br />

deren Geschäftsgebaren positiv geprüft<br />

wurden, führen das Qualitätssiegel<br />

Checked & Trusted by<br />

Yacht-Pool. Um dieses Siegel kann<br />

sich jede Charteragentur, jeder Vercharterer<br />

bewerben. Es ist kostenlos<br />

und die Schiffe müssen auch nicht bei<br />

Yacht-Pool versichert sein.<br />

Mit dem Charter-Fairtrag hat<br />

Yacht-Pool auch die „international<br />

Terms & Conditions“ geschaffen, die<br />

fair und ausgeglichen sowohl für Vercharterer<br />

als auch für Charterer sind.<br />

Sie können in jeder Charter-relevanten<br />

Sprache kostenlos heruntergeladen<br />

und genutzt werden. Rund 30<br />

führende Charterfirmen haben sie fix<br />

übernommen, weitere kommen kontinuierlich<br />

hinzu.<br />

<br />

è www.charterfairtrag.de<br />

6/<strong>2018</strong> 47


Verstrahlt,<br />

verbeult, verbraucht<br />

Wann ist ein Segel kaputt? Für den einen, wenn es schimmlig und fleckig nicht mehr zum gepflegten<br />

Image und zur hochglanzpolierten Yacht passt. Für den anderen, wenn es 140 Wenden im Wettkampf<br />

hinter sich hat. Und dann gibt es noch die, die ihr Segel nicht so schnell verloren geben. Bis ihnen eines<br />

Tages das Leukoplast ausgeht. Die lustigste Antwort war jedoch auf einer Internetseite zu finden:<br />

„Wird dein Boot versenkt, haben die Segel 100 Prozent Schaden.“ Alles klar?<br />

Text und Fotos Anette Bengelsdorf<br />

Die häufigste Todesursache<br />

bei Genuas ist definitiv das<br />

misshandelte Achterliek.<br />

Eine beliebte und weitverbreitete<br />

Methode ist, das Achterliek – sei es<br />

aus Dacron oder Mylarfolie – ungeschützt<br />

in der Sonne zu backen,<br />

bis es auseinanderfällt.<br />

Ist das Achterliek bei einer horizontal<br />

geschnittenen Dacron-Genua<br />

so stark UV-geschädigt, dass<br />

das Tuch reißt, gibt es nur eine<br />

Rettung: Der geschädigte Streifen<br />

muss abgeschnitten werden. Vom<br />

Kopf bis zum Schothorn wird eine<br />

Straklatte angelegt und sichelförmig<br />

so weit in das Segel hineingezogen,<br />

bis die Latte im gesunden<br />

Tuch liegt. Die kaputte Kante,<br />

meist zwischen 20 und 30 Zentimeter<br />

breit, wird abgeschnitten,<br />

das Segel neu gesäumt. Die Genua,<br />

im Achterliek jetzt deutlich hohler,<br />

hat etwas an Fläche verloren, dafür<br />

48 6/<strong>2018</strong>


ersetzt werden. 15 Meter langes Abtrennen<br />

und Abpulen spröder<br />

Tuchreste braucht Geduld und Zeit.<br />

Zuschneiden und Aufnähen des<br />

neuen UV-Schutzes dauert. Da Zeit<br />

bekanntlich Geld ist, muss der Gesamtzustand<br />

der Genua schon gut<br />

sein, damit sich ein solcher Aufwand<br />

lohnt. In Zweifelsfällen oder<br />

um ein Segel über die Saison zu retten<br />

kann wie oben beschrieben die<br />

Achter- und Unterliekskante samt<br />

Biotop abgeschnitten werden. In anderen<br />

Fällen dient das Segel bestenfalls<br />

noch zum Abdecken des<br />

Brenn holzes hinterm Haus.<br />

steht sie ruhiger und das Achterliek<br />

klappert nicht mehr.<br />

Bei einem radial geschnittenen<br />

Mylarsegel oder einer Membrankonstruktion<br />

kann ebenso verfahren<br />

werden. Die neue Achterliekskante<br />

wird mit Gewebetape beklebt<br />

und mit einem Dacronstreifen eingefasst.<br />

Zweimal abgeschnitten<br />

und trotzdem kaputt<br />

Steht der beratungsresistente Persenning-Verweigerer<br />

jedoch nach<br />

zwei Jahren mit dem gleichen Problem<br />

wieder in der Tür, wird es<br />

schwierig: Das Segel kann nicht<br />

mehr hohler geschnitten werden.<br />

Da in der Zwischenzeit auch die<br />

Schotecke und das Unterliek irreparabel<br />

Schaden genommen haben,<br />

kann jetzt bei einem horizontalen<br />

Dacronsegel hinten und<br />

unten so viel abgeschnitten werden,<br />

dass sich eine neue Schotecke<br />

ergibt. Diese muss mit Verstärkungen<br />

neu aufgebaut und mit einer<br />

neuen Öse ausgerüstet werden. Das<br />

ist nicht optimal, da die Tuchbahnen<br />

nicht mehr exakt im rechten<br />

Winkel zum Achterliek liegen. Die<br />

Last, die vorher vom Schussfaden<br />

aufgenommen wurde, verläuft jetzt<br />

ein wenig diagonal zur Gewebeausrichtung.<br />

Das Segel dehnt daher im<br />

Achterlieksbereich mehr als vorher.<br />

Zudem ist die Genua nun im Unterund<br />

im Achterliek kürzer. Diese<br />

Maßnahme ist höchstens eine Notlösung,<br />

bis das neue Segel fertig ist.<br />

Und sinnvoll auch nur dann, wenn<br />

die Kosten für eine solche Rettungsaktion<br />

in einem vernünftigen Verhältnis<br />

zum Gesamtzustand des Segels<br />

stehen.<br />

Bei radial geschnittenen Segeln<br />

und Membranen kommt dagegen<br />

jede Hilfe zu spät. Da sich sowohl<br />

die Bahnen als auch die Fasern<br />

exakt in der Ecke schneiden und<br />

dort für höchste Festigkeit sorgen,<br />

kann diese nicht verlegt werden. Die<br />

Fasern oder Tuchbahnen könnten<br />

die Last dann nicht mehr optimal<br />

aufnehmen. Hier wird besser über<br />

ein neues Segel nachgedacht.<br />

Algenbiotop<br />

fürs Brennholz<br />

Auch ein UV-Schutz-Streifen auf<br />

Achter- und Unterliekskante ist leider<br />

keine Lebensversicherung. Auch diese<br />

Tuche altern. Dabei haben schwere<br />

Acrylgewebe eine längere Lebensdauer<br />

als die leichteren, vor allem in<br />

Binnenrevieren bevorzugten Polyestergewebe.<br />

Ist dieser Streifen so geschädigt,<br />

dass er an ein in Auflösung<br />

begriffenes Biotop für Algen und<br />

Schimmelpilze erinnert, müsste er<br />

Der Klassiker – die<br />

Latten tasche reißt aus<br />

dem verbrauchten Tuch.<br />

Segel leiden an Killophobie<br />

Weniger subtil als Strahlung, aber<br />

hochwirksam, ist auch das Killen.<br />

Flattert ein Vorsegel flaggengleich<br />

im Sturm, da jetzt gerade die Rollerleine<br />

gerissen ist oder die Trommel<br />

der Rollanlage blockiert, so<br />

handelt es sich um unterlassene<br />

Hilfeleistung, wenn das Fall nicht<br />

umgehend gefiert und das Segel geborgen<br />

wird. Auch in diesem Schadensfall<br />

kann der Segelmacher nur<br />

noch bedingt Leben retten.<br />

Bei Dacron bricht zunächst<br />

durch das andauernde Flattern das<br />

Harz, das dem Tuch seine Festigkeit<br />

gibt. Flattert dieses weiter, wird<br />

es förmlich rausgeschüttelt. Solche<br />

Tuche fühlen sich nach dieser<br />

Misshandlung weich und kreidig<br />

an und gehen sprichwörtlich „aus<br />

dem Leim“. Stufe zwei bedeutet das<br />

Auftrennen der Nähte. Meist ausgehend<br />

vom Saum oder Achterlieksstreifen<br />

löst sich das ohnehin<br />

immer UV-belastete Nähgarn in<br />

seine Bestandteile auf. Bleibt jetzt<br />

noch die umherfliegende Trimmleine<br />

in der Saling hängen, sind der<br />

Zerstörung keine Grenzen mehr<br />

gesetzt. Saum oder Streifen reißen<br />

ab, die Horizontalnähte trennen<br />

auf und die Tuchbahnen reißen<br />

durch das fortgesetzte Umherschlagen<br />

ein.<br />

Je nach Breite der Schädigung<br />

kann bei einer Reparatur ähnlich<br />

verfahren werden wie bei einer UV-<br />

6/<strong>2018</strong> 49


Wann ist ein Segel kaputt?<br />

Schädigung. Wo möglich, werden<br />

Nähte wieder verschlossen, wo Tuch<br />

noch geharzt ist, können Reparatur-<br />

Flicken eingesetzt werden, der Rest<br />

wird abgeschnitten. Häufig sind solche<br />

Segel jedoch nicht mehr zu retten<br />

und stellen nur noch einen wirtschaftlichen<br />

Totalschaden für die<br />

Mülltonne dar.<br />

Laminierte Segel verabschieden<br />

sich bei einer solchen Tortur deutlich<br />

früher. Besonders Kevlar ist<br />

extrem knickempfindlich und<br />

leidet unter „Killophobie“. Doch<br />

nicht nur die Faser verliert ihre<br />

ursprüngliche Festigkeit. Der<br />

Verbund zwischen Fasern und<br />

Mylarfolie löst sich und das Segel<br />

delaminiert. Häufig sind nur noch<br />

einzelne Fasern Zeuge eines einstmals<br />

hochpreisigen Produktes.<br />

Bei radialen Pannelsegeln kann<br />

unter Umständen zerstörtes Tuch<br />

ersetzt werden. Dies ist jedoch teuer<br />

und zeitaufwändig. Bei Membransegeln,<br />

die ja keine Nähte haben,<br />

kann nur noch mit Klebetuch<br />

gearbeitet werden. Bei großflächiger<br />

Zerstörung kommt jede Hilfe<br />

zu spät. Ab in den gelben Sack.<br />

GroSSsegel leben länger<br />

Großsegel leben im Allgemeinen<br />

länger. Sie sind durch Baum- oder<br />

Ganzpersenninge besser geschützt<br />

als ihre Kollegen an der Front, sind<br />

jedoch nicht unsterblich. Auch hier<br />

nagt der Zahn der Zeit und Schäden<br />

werden spätestens beim Killen<br />

sichtbar. Hierbei spielen die Segellatten<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Die vorderen Enden kurzer Latten<br />

sind dabei der Drehpunkt, um den<br />

das Segel schleudert. In der Folge<br />

reißt das Tuch entlang der Stichperforation<br />

der Lattentasche ein<br />

und häufig nach oben und unten<br />

weiter. Ist das Tuch in akzeptablem<br />

Zustand, lässt sich ein solcher<br />

„ An jedem Segel nagt der<br />

Zahn der Zeit und Schäden<br />

werden sichtbar.“<br />

Beginnende Delamination – Lufteinschlüsse statt Verbund.<br />

Schaden mit einem großen Flicken<br />

unter dem Lattenende beheben.<br />

Bei altem, sprödem Tuch sind solche<br />

Schäden jedoch ein deutliches<br />

Signal für eine anstehende Investition.<br />

Wo keine Nadel mehr im<br />

Tuch hält, da kann nur noch geklebt<br />

werden – vorübergehend.<br />

Im Vorliek des Segels, eingezogen<br />

in einen separat aufgenähten<br />

Tuchstreifen, befindet sich das<br />

Liek tau. Dieses soll verhindern,<br />

dass die Vorliekspannung das Tuch<br />

verzieht. Am Unterliek dient es der<br />

Führung in der Baumnut. Durch<br />

Licht und Wärme schrumpft das<br />

Tauwerk und es wird kürzer. Ein<br />

Indiz dafür ist ein stark gekräuseltes<br />

Vorliek, das sich auch mit Hilfe<br />

der Winsch nicht mehr durchsetzen<br />

lässt, um die Falten aus dem<br />

Großsegel zu ziehen.<br />

Abhilfe kann der Segelmacher<br />

schaffen, indem er die Stiche, die<br />

es am Hochrutschen hindern, am<br />

Hals und an den Reffs auftrennt.<br />

Er lässt es absichtlich so weit nach<br />

oben rutschen, bis die Vorliekspannung<br />

stimmt und die Tuchfältchen<br />

mit moderatem Zug am Tau glattgezogen<br />

werden können und sticht<br />

es erneut fest. Das Segel kann nun<br />

mit Hilfe des Cunninghams wieder<br />

flach getrimmt werden.<br />

Liektau wurde früher jedoch<br />

nicht eingezogen, sondern an die<br />

Vorderkante des Tuches angenäht<br />

(angeliekt). Dabei wurde jedes Kardeel<br />

vom Garn umschlungen und<br />

am Vor- und Unterliek festgenäht.<br />

Schrumpft dieses altmodische<br />

Liektau, ist das Ergebnis häufig<br />

ein gardinenartiges Vor- und sogar<br />

Unterliek. Das Großsegel steht wie<br />

ein Ballon und kann auch mit brachialer<br />

Gewalt nicht flachgetrimmt<br />

werden. Das Liektau müsste ersetzt<br />

werden. Da das Segel insgesamt<br />

sehr alt ist, lohnt der Aufwand, der<br />

hierfür betrieben werden müsste,<br />

meist nicht mehr. Für ein neues<br />

Großsegel bedankt sich ihr Boot<br />

mit optimierten Am- und Starkwindeigenschaften.<br />

Eine Frage der Rentabilität<br />

Fliegen Spinnaker aufgrund einfallender<br />

heftiger Böen aus den<br />

Lieken, reißt also der Kopf samt<br />

Liekstreifen und eventuell der<br />

50 6/<strong>2018</strong>


schaftlicher Rentabilität nicht mehr<br />

repariert werden können, ist Ersatz<br />

nötig.<br />

Erschöpftes Material, das unter<br />

Last auseinanderbricht, wird im<br />

besten Fall zum Spaßverderber,<br />

im schlimmsten Fall zur Gefahr.<br />

Hier kommt jede Hilfe zu spät – UV-geschädigte Genua nach dem Killen.<br />

Schotecken ab, ist dies unter Umständen<br />

reparabel. Entscheidend<br />

ist jedoch der Gesamtzustand des<br />

Tuches. Spinnakertuch verliert unter<br />

dauernder Sonneneinstrahlung<br />

innerhalb eines Monats zirka 40<br />

Prozent seiner Festigkeit. Hat das<br />

gute Stück bereits eine Atlantiküberquerung<br />

hinter sich, lohnt eine<br />

solche zeitintensive Reparatur unter<br />

Umständen nicht mehr.<br />

Manche alten Spinnakertuche<br />

haben gegen das Licht betrachtet<br />

die Struktur eines Nudelsiebes.<br />

Hier ist im Schadensfall ein Abschied<br />

– so schmerzhaft er auch<br />

sein mag – die bessere Entscheidung.<br />

Auch für den Fall, dass Bord -<br />

ratte Rudi sich quer durch den<br />

Sack mit dem geliebten Buntsegel<br />

gearbeitet hat, ist die Wiederherstellung<br />

– je nach Aktivität des<br />

sympathischen Nagers – nicht<br />

mehr rentabel. Das Rekonstruieren<br />

und Ersetzen der sphärischen Bahnen<br />

ist mühsam und großflächig<br />

eingesetzte Ornamente nicht jedermanns<br />

Sache.<br />

Ist also der Grad der Zerstörung<br />

erheblich oder der Zerfallsprozess<br />

der im Segel verarbeiteten Materialien<br />

so weit fortgeschritten, dass<br />

Schäden mangels technischer<br />

Machbarkeit oder fehlender wirt-<br />

Das Profil ist kein<br />

Zufallsprodukt<br />

Doch viele Segel sterben einen anderen,<br />

schleichenden und für den<br />

Laien schwer erkennbaren Tod.<br />

Dieser wirkt sich auf die Leistung<br />

und die Segeleigenschaften aus,<br />

ohne dass ihm dabei das Material<br />

um die Ohren fliegt.<br />

Das Profil eines Segels ist kein<br />

Produkt des Zufalls. Sowohl der<br />

vertikalen als auch der horizontalen<br />

Wölbungsverteilung liegen<br />

Erfahrungswerte und aerodynamische<br />

Erkenntnisse zugrunde, die<br />

ein Segel optimal an das Boot oder<br />

den Einsatzbereich anpassen sollen.<br />

Es gibt keine ideale Wölbung,<br />

die für alle Boote, alle Windstärken<br />

und Windrichtungen für Flachwasser<br />

oder Seegang und unterschiedliches<br />

Crew-Gewicht gleich gut geeignet<br />

wäre. Dieser Umstand<br />

macht deutlich, wie aufwändig,<br />

zeit- und kostenintensiv die Entwicklung<br />

eines Segels für One-Design-<br />

und generell Regattaboote ist,<br />

und warum diese oft mehrere verschiedene<br />

Vorsegel mitführen.<br />

Zieht man bei windgefüllter Genua<br />

eine horizontale Linie vom Vorzum<br />

Achterliek und sucht man<br />

von dieser Sehne aus den Punkt<br />

der tiefsten Wölbung, so wird<br />

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Wann ist ein Segel kaputt?<br />

Foto: Shutterstock<br />

Wann ist ein Segel kaputt?<br />

Diese Frage muss<br />

jeder Segler im Rahmen<br />

seiner eigenen Ansprüche<br />

und seines Budgets<br />

selbst beantworten.<br />

man feststellen, dass sich dieser bei<br />

neuwertigen und intakten Segeln<br />

in der vorderen Hälfte des Segels<br />

befindet. Bei Genuas für leichten<br />

Wind ist dabei die Profiltiefe insgesamt<br />

größer und der Punkt der<br />

tiefsten Wölbung befindet sich<br />

ungefähr bei 45 bis 48 Prozent der<br />

Sehnenlänge – vom Vorliek gemessen.<br />

Nimmt der Wind zu, führt das<br />

tiefe Profil zu vermehrter Krängung<br />

und schlechten Amwindeigenschaften.<br />

Hier kommt ein Segel<br />

mit weniger Wölbung und einer<br />

maximalen Profiltiefe bei 38 bis<br />

40 Prozent der Sehne zum Einsatz.<br />

Im achterlichen Bereich sollte<br />

es zudem flach auslaufen. Unter<br />

diesen Bedingungen liegt die Strömung<br />

am besten an und der Windmotor<br />

läuft auf Hochtouren. Bei<br />

Großsegeln ist die Position der<br />

größten Profiltiefe nicht so kritisch.<br />

Sie liegt zwischen 48 und 50 Prozent.<br />

Wichtig ist jedoch beim<br />

Großsegel – da man es ja während<br />

der Fahrt nicht wechselt –, dass<br />

man das Achterliek mit zunehmendem<br />

Wind flacher trimmen kann.<br />

Durch Dichtholen des Cunninghams<br />

wandert das Profil um bis zu<br />

fünf Prozent nach vorne, ein Effekt<br />

wie beim Vorsegelwechsel. Ein zu<br />

volles Achterliek führt bei starkem<br />

Wind zu Strömungsabriss und zunehmender<br />

Krängung.<br />

Wenn der Bauch<br />

nach hinten wandert<br />

Segel werden für einen bestimmten<br />

Einsatzbereich gebaut. Für Binnenrevier,<br />

Küste oder die Weltumsegelung.<br />

Für steife Einrumpfboote,<br />

Trimarane und ranke Racer. Für<br />

den Leichtwindbereich oder für<br />

Sturm. Entsprechend wählt der<br />

Segelmacher das Material. Tuchstärke,<br />

Fasertyp und Faserdichte<br />

werden von guten Segelmachereien<br />

auf den Einsatzbereich abgestimmt.<br />

Wird die Bodensee-Leichtwindgenua<br />

im Urlaub auf der Ostsee bis<br />

zum Umfallen gefahren, die leichte<br />

Genua I in der Regatta nicht gewechselt,<br />

obwohl der Wind auffrischt,<br />

oder das Membransegel auf<br />

dem Matchraceboot 150 Mal geschiftet,<br />

dann wird das Material außerhalb<br />

seines idealen Belastungsfensters<br />

strapaziert und die Folgen<br />

sind irreparabel. Dacrongewebe<br />

sind bis zu einem bestimmten<br />

Punkt elastisch. Überschreitet die<br />

Belastung diese Grenze, dehnt das<br />

Tuch irreversibel. Vor allem im<br />

Achterlieksbereich, wo die Last<br />

am intensivsten einwirkt.<br />

Dies gilt für Vorsegel wie Großsegel<br />

gleichermaßen. Membran -<br />

segel reagieren in Abhängigkeit zu<br />

den verarbeiteten Fasern. Einlaminierte<br />

Polyesterfasern dehnen<br />

bei Überbeanspruchung. Kevlar<br />

da gegen verliert durch häufiges<br />

Knicken an Festigkeit. In allen<br />

Fällen leidet die Mylarfolie und<br />

die Performance des Segels.<br />

Bemerkbar machen sich solche<br />

Schäden auf dem Wasser. Nicht selten<br />

sehen 25 Jahre alte Dacronsegel<br />

optisch einwandfrei aus. Die Rea li -<br />

tät dagegen ist eine andere. Hat das<br />

Material erst einmal nachgegeben,<br />

sitzt der einstmals festgelegte<br />

Punkt der größten Profiltiefe garantiert<br />

nicht mehr am ursprünglichen<br />

Ort. Überschreitet dieser den<br />

Scheitelpunkt der Wölbung, liegt<br />

also jenseits der 50 Prozent vom<br />

Vorliek entfernt, sackt die Leistung<br />

ab. Strömungsabriss, Widerstand,<br />

kein Vortrieb, aber jede Menge<br />

Krängung sind die Folge. Je stärker<br />

der Wind, desto deutlicher. Achterlieken<br />

an Genuas flattern und können<br />

nur noch mit starkem Dicht -<br />

holen der Trimmleine be ruhigt<br />

werden, was zu einer ausgeprägten<br />

Kralle führt, die – zumindest bei<br />

starkem Wind – jeder aerodyna -<br />

mischen Theorie widerspricht.<br />

Großsegel vom Typ Badewanne<br />

lassen sich auch mit Unterliekstrecker,<br />

Cunningham und Achterstag<br />

nicht mehr für Starkwind flachtrimmen.<br />

Viel Krängung und angezogene<br />

Handbremse sind wieder<br />

die typischen Symptome.<br />

Während sich mancher Fahrtensegler<br />

von der suboptimalen Leistung<br />

seines Freizeitbootes wenig<br />

beeindrucken lässt, ist für den<br />

Regattaprofi auf seinem Hightech-<br />

Racer die Genua nach einer<br />

Regatta serie definitiv hinüber.<br />

Wann ist ein Segel<br />

also kaputt?<br />

Diese Frage muss jeder Segler,<br />

solange das Tuch nicht komplett<br />

auseinanderfällt, im Rahmen seiner<br />

eigenen Ansprüche und seines<br />

Budgets wohl ganz persönlich beantworten.<br />

Uneingeschränkt gültig<br />

ist offenbar nur die auf den ersten<br />

Blick lustige Antwort: „Wird dein<br />

Boot versenkt, haben die Segel<br />

hundert Prozent Schaden.“ <br />

52 6/<strong>2018</strong>


Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Bella Figura!<br />

Ciao bella! Die neue Cranchi E26<br />

ist eine zeitlose Schönheit.<br />

Neuer Daycruiser. Zeitlose ital<br />

ienische Eleganz in höchster Vollendung:<br />

Mit der Cranchi E26 ist Designer<br />

Christian Grande ein grandioser<br />

Wurf gelungen. Der neue trailerbare<br />

Daycruiser der Werft Cranchi am<br />

Comer See erinnert stark an die Tradition<br />

der Boote der oberitalienischen<br />

Seen. An Deck sorgen ein faltbares<br />

Bimini, eine große Liegefläche über<br />

dem Motorraum und eine L-Sitzbank<br />

mit einem steckbaren Tisch in der<br />

Mitte für Komfort. Im Bug des 7,85<br />

Meter langen Sportlers verbergen sich<br />

eine Kajüte und ein Toilettenabteil.<br />

Derzeit sind drei Motorisierungen<br />

geplant: ein V6-Benziner mit 280 PS,<br />

ein V8-Benziner mit 350 PS und ein<br />

Vier zy linder-Diesel mit 300 PS.<br />

è www.topyacht.eu<br />

Vollen Umweltschutz<br />

Sauberes Anti-Fouling. In der bei<br />

Oslo gelegenen Vollen Marina läuft<br />

derzeit ein vom WWF unterstütztes<br />

Green-Marina-Projekt, bei dem<br />

u. a. untersucht wird, mit welchen umweltschonenden<br />

Mitteln der Bewuchs<br />

an Schiffsrümpfen am wirkungsvollsten<br />

gestoppt werden kann. Die besten Ergebnisse<br />

lieferte die Kombination von<br />

drei Maßnahmen: eine reibungsmindernde<br />

Rumpf-Beschichtung, ein Sonihull<br />

Ultraschall Bio Fouling-Schutz und<br />

eine Unterwasser-Waschanlage, durch<br />

die das Boot hin und wieder geschickt<br />

wird. Resultat: Null Biozid-Belastung<br />

der Umwelt sowie weniger Kosten und<br />

Erhaltungsaufwand für den Eigner.<br />

è www.nrgmarine.com<br />

Die Unterwasser-Waschanlage der Vollen Marina.<br />

Segel-Abenteuer Albanien<br />

Vortrag. Ein Land an der Adria,<br />

in dem es weder Charterfirmen und<br />

nur eine einzige Marina gibt? In<br />

dem die Preise moderat und die<br />

Leute freundlich sind? In dem pro<br />

Jahr nur rund hundert Segelyachten<br />

unterwegs sind? Dabei ist Albanien<br />

per Flug nach Korfu und bei Charter<br />

einer griechischen Yacht gut und<br />

einfach erreichbar. Was kann man<br />

sich davon erwarten, wo liegen Probleme<br />

und wie geht das überhaupt?<br />

Christian Winklers Albanien-<br />

Stille Bucht nahe der Hafenstadt<br />

Vlora in Südalbanien.<br />

Vortragsreihe,<br />

die ab 13. 11. zu<br />

buchen ist, gibt<br />

Antworten. Mit<br />

Seekarten, Wetterund<br />

Behördeninfos,<br />

Lokaltipps,<br />

Montenegro-Ergänzung<br />

und tollen<br />

Segelaufnahmen.<br />

Alle Infos/<br />

Termine:<br />

è www.moresail.at<br />

Christian Winkler<br />

ist Skipper und Adria-<br />

Experte, der nun auch<br />

sein Wissen über das<br />

exotische Segelrevier<br />

Albanien teilt.<br />

Steuerfreie<br />

Marina<br />

Die Karpaz Gate Marina<br />

auf der Halbinsel Karpas.<br />

Nord-zypern. Die Halbinsel<br />

Karpas, der lange Finger<br />

im türkischen Norden<br />

von Zypern, besitzt mit der<br />

Karpaz Gate Marina einen<br />

der leistungsfähigsten<br />

Yachthäfen im östlichen<br />

Mittelmeer. Die letztes Jahr<br />

von der Yacht Harbour<br />

Association’s zur „International<br />

Marina of the Year“<br />

gekürte Anlage hat Platz<br />

für 300 Yachten von 5 bis<br />

60 Metern Länge, besitzt<br />

einen 300 Tonnen-Travellift<br />

und eines der größten<br />

Trockendocks im östlichen<br />

Mittelmeer. Neben den<br />

erstklassigen Freizeiteinrichtungen<br />

(z. B. ein 33<br />

Meter langer Meerespool)<br />

punktet die Marina vor allem<br />

mit günstigen Preisen<br />

– als nicht EU-Land hebt<br />

Nord-Zypern nämlich auf<br />

einige Leistungen keine<br />

Umsatzsteuer ein.<br />

è www.karpazbay.com<br />

6/<strong>2018</strong> 53


ARC<br />

Gemeinsam – oder doc<br />

Als wir vor sieben Jahren von Kroatien<br />

aus in unser Cruiserleben aufbrachen,<br />

waren wir unerfahrene Segler. Die meisten<br />

unserer Freunde und Bekannten hatten<br />

keine Ahnung vom Segeln und fanden<br />

die Vorstellung eines kleinen Bootes so<br />

ganz allein auf hoher See furchterregend.<br />

Diejenigen, die ein wenig Ahnung hatten,<br />

fragten gleich nach, ob wir denn zu -<br />

mindest aus Sicherheitsgründen mit der<br />

ARC (Atlantik Rally for Cruisers) über<br />

den Atlantik segeln würden.<br />

Text und Fotos<br />

Birgit Hackl, Christian Feldbauer<br />

In der langen Vorbereitungszeit<br />

auf unser Cruiser-Leben verschlangen<br />

wir sämtliche Literatur,<br />

die wir zum Thema Langfahrt fanden.<br />

Uns gefiel der Ansatz von Segelpionieren,<br />

die Selbstständigkeit<br />

und gute Seemannschaft predigten<br />

und Beispiele brachten, wie man<br />

sich bei Problemen auf See auf die<br />

eigenen Talente und Mittel besinnen<br />

muss.<br />

Routenplanung basierend auf historischen<br />

wie aktuellen Wetterdaten<br />

ist Teil der Törnvorbereitung. Im<br />

Gegensatz zu den Pionieren steht<br />

uns modernen Seglern dafür eine<br />

Vielfalt an elektronischen Vorhersagemodellen<br />

zur Verfügung. Beim<br />

Studieren von Karten mit vorherrschenden<br />

Winden wurde uns bald<br />

klar, dass uns weder das Abfahrtsdatum<br />

der ARC noch deren Route<br />

zusagte. Es klingt anmaßend, wenn<br />

zwei Segelneulinge die Weisheit einer<br />

lang etablierten Rally in Frage<br />

stellen, aber die direkte Route von<br />

den Kanarischen Inseln Richtung<br />

Karibik ist nicht der beste Zugang<br />

zu den Passatwinden, und November<br />

ist zu früh, um stabile Wetterbedingungen<br />

zu erwarten. In den Jahren<br />

zuvor war die ARC-Flotte in<br />

Flauten gedriftet oder musste nach<br />

Sturmschäden nach Mindelo (Kapverden)<br />

zu Reparaturen humpeln.<br />

Wir entschlossen uns gegen die<br />

ARC und für den traditionellen<br />

Umweg über die Kapverden<br />

(„Nach Süden segeln, bis die Butter<br />

schmilzt“) und besuchten den populären<br />

Yachthafen Mindelo. Auch<br />

dort kreisten beim Sundowner die<br />

54 6/<strong>2018</strong>


Foto: Shutterstock<br />

Die Atlantic Rally for<br />

Cruisers bietet Neulingen die<br />

Möglichkeit der gemeinsamen<br />

Atlantiküberquerung …<br />

h lieber einsam?<br />

Oben: Alleine in „unserer“<br />

kleinen Bucht auf Brava<br />

(Kapverden).<br />

Unten: Wir düsen dahin mit<br />

zwei ausgebaumten Genuas.<br />

Gespräche nur um Törnvorbereitungen<br />

und Wetterfenster und die<br />

allgemeine Nervosität stieg von Tag<br />

zu Tag. Während sich einige Crews<br />

schon mit einem „See you on the<br />

other side“ verabschiedeten, warteten<br />

andere noch händeringend ab.<br />

Wir hingegen ließen den Trubel<br />

hinter uns und segelten stattdessen<br />

nach Brava, der südwestlichsten<br />

Insel der Kapverden, wo wir einen<br />

wunderbar entspannten Monat<br />

vor Anker in einer atemberaubend<br />

schönen Bucht samt romantischem<br />

kleinen Fischerdorf verbrachten.<br />

Die bevorstehende Atlantiküberquerung<br />

schien weit weg – nur wenn<br />

uns unsere ausgedehnten Wanderungen<br />

an den Rand der steilen<br />

Klippen führten, erinnerte uns der<br />

Blick auf die hohen Wellen samt<br />

Schaumkronen an den langen Törn<br />

über so viel weißgeflecktes Blau.<br />

Meist waren wir allein in „unserer“<br />

Bucht, doch eines Tags ankerte<br />

ein kleines Ferrozement-Boot gleich<br />

neben uns und wir waren ganz<br />

schön baff, als sich herausstellte,<br />

dass die junge Einhandseglerin ihren<br />

„Schwimmstein“ (wie sie das<br />

Boot liebevoll nannte) alleine via<br />

die Karibik nach Südafrika über -<br />

stellen würde.<br />

Es war schon ihre achte Atlantiküberquerung<br />

und wir wollten natürlich<br />

am reichen Erfahrungsschatz<br />

einer so erfahrenen Seglerin teil -<br />

haben. Sie lachte nur, als wir sie zu<br />

Wetterberichten befragten: „Was soll<br />

schon schiefgehen, wenn man Ende<br />

Dezember über den Atlantik segelt?<br />

Es bläst aus Osten!“<br />

Mit dieser erfrischenden Perspektive<br />

feierten wir Weihnachten in<br />

Brava und ein paar Tage später setzten<br />

wir die Segel. Die Wettervorhersage<br />

sah gut aus (ja, wir hatten trotz<br />

der optimistischen Einschätzung<br />

der Einhandseglerin weiterhin täglich<br />

Wetterberichte geschaut), Pitufa<br />

war seeklar und wir fühlten uns<br />

mental bereit, den langen Törn anzugehen.<br />

Selbst ist die Steueranlage<br />

Wir segelten unter zwei ausgebaumten<br />

Genuas los und schon bald<br />

rauschte Pitufa mit sieben Knoten<br />

in zwanzig Knoten Passatwind dahin.<br />

Wir feierten das neue Jahr mit<br />

einem Schluck Sekt, stellten dann<br />

die Uhren in die nächste Zeitzone<br />

um und gönnten uns eine Stunde<br />

6/<strong>2018</strong> 55


ARC<br />

„ Gute Seemannschaft basiert auf der eigenen Einschätzung<br />

der Situation und nicht darauf, was andere tun oder raten.“<br />

Oben: Elf Tage lang Handsteuern,<br />

abwechselnd in<br />

2-Stunden-Schichten.<br />

Unten: Und die Welt<br />

steht still – nach 1.900<br />

Seemeilen angekommen<br />

in Suriname!<br />

später noch einen Schluck.Alles<br />

schien perfekt zu laufen, als am dritten<br />

Tag plötzlich die Welle unseres<br />

Hydrovane-Windpiloten brach. Alle<br />

Reparaturversuche, um das Ruder<br />

Atlantic Rally for Cruisers<br />

Die Atlantic Rally for Cruisers (ARC) ist ein alljährlich<br />

stattfindender Wettbewerb für Fahrten- und Regattasegler.<br />

Ziel der ARC ist die Atlantiküberquerung mit dem Ausgangspunkt<br />

Las Palmas auf Gran Canaria und dem Zielhafen<br />

Rodney Bay (St. Lucia) auf den Kleinen Antillen.<br />

Die ARC unterscheidet zwischen Fahrtenyachten (meist<br />

Amateure mit eigenen oder gecharterten Booten) und Regattayachten.<br />

Für die Gruppe der Fahrtenyachten bietet die<br />

ARC primär die Möglichkeit, den Atlantik in einer sicheren<br />

Gemeinschaft zu überqueren. In der Regattagruppe steht<br />

hauptsächlich die Wettkampfeigenschaft im Vordergrund.<br />

Die Boote werden nach dem internationalen IRC-Rating<br />

bewertet, der die Segelleistungen der verschiedenen <br />

Yachten vergleichbar macht.<br />

Für die ca. 2.700 Seemeilen lange Strecke benötigen die<br />

Yachten je nach Bootsgröße und Windstärke zwischen 12<br />

und 24 Tage. Gesegelt wird auf der Barfußroute im Nordäquatorialstrom<br />

mit dem Nordostpassat. Die Rally startet<br />

mit Einsetzen des Passatwindes Ende November und endet<br />

vor Weihnachten in der Karibik.<br />

Die Rally findet seit 1986 statt und zieht seitdem jährlich<br />

mehr als 200 teilnehmende Yachten an. Organisator der<br />

ARC ist der World Cruising Club in England, einem Teil der<br />

Yacht-Racing-Agentur Challenge des britischen Segelpioniers<br />

Sir Chay Blyth.<br />

è www.worldcruising.com<br />

Quelle: Wikipedia<br />

des Windpiloten mit Manschetten<br />

und Verstärkungen zu fixieren,<br />

scheiterten unter der Gewalt der<br />

etwa zwei Meter hohen folgenden<br />

Wellen. Wir hatten zwar einen elektrischen<br />

Autopiloten – dieser war<br />

aber hochgradig unzuverlässig.<br />

Dummerweise hatten wir es nie der<br />

Mühe wert gefunden ihn ordentlich<br />

zu reparieren, weil wir ohnehin immer<br />

die Windsteueranlage verwendeten.<br />

Jetzt präsentierte er uns die<br />

Rechnung für diese böswillige Vernachlässigung<br />

und schaltete sich<br />

nach etwa zehn Minuten Dienst mit<br />

anklagendem Piepsen aus. Wir waren<br />

erschöpft, verzweifelt und wären<br />

um Hilfe froh gewesen.<br />

Doch wie hätte uns eine Rallye in<br />

dieser Situation helfen können? Sie<br />

hätten wohl kaum eine neue Welle<br />

oder einen neuen Autopiloten auf<br />

den Atlantik geliefert.<br />

Nach einem Blick auf die Wellen<br />

entschieden wir uns gegen die Möglichkeit<br />

für Reparaturen gegenan<br />

Richtung Kapverden aufzukreuzen.<br />

Der Versuch Pitufas Segel so auszubalancieren,<br />

dass sie sich selbst steuern<br />

würde, erschien uns bei den<br />

rauen Bedingungen viel zu riskant.<br />

Nicht auszudenken, was bei einem<br />

Querschlagen in den hohen Wellen<br />

passieren würde. Wir entschlossen<br />

uns stattdessen, in Zweistunden-<br />

Schichten handzusteuern und die<br />

unmöglich scheinende Aufgabe<br />

wurde schnell zur Routine. Wir<br />

tranken kübelweise heißen Tee, verwendeten<br />

den elektrischen Autopiloten<br />

für kurze Pausen und mampften<br />

permanent, um genug Energie<br />

zu haben. Bewölkte Nächte mit keinem<br />

Fokuspunkt außer den hüpfenden<br />

orangen Zahlen auf dem Kompass<br />

brachten uns an den Rand<br />

unserer Kapazitäten. Der Passat<br />

blieb stark und stetig und nur elf<br />

Tage später feierten wir in Suriname<br />

die glücklichste Ankunft unseres<br />

Cruiserlebens.<br />

Kamerad oder Mitstreiter?<br />

Retrospektiv hätten wir nie ohne ein<br />

zweites, alternatives Selbststeuersystem<br />

wegsegeln dürfen, aber sowohl<br />

die Segelroute als auch das Timing<br />

hätten nicht besser sein können.<br />

Wir würden eine zweite Atlantiküberquerung<br />

nicht anders planen.<br />

Eine Rallye hilft unerfahrenen Seglern<br />

mit Seminaren zu verschiedensten<br />

Themen im Vorfeld, assistiert<br />

beim Umgang mit Behörden und<br />

das Wissen, dass eine Ankunftsparty<br />

wartet, versüßt lange Nachtwachen.<br />

Das Gefühl von Kameradschaft<br />

macht den Sprung über den großen<br />

Teich leichter, doch können fixe Abfahrtstermine<br />

damit enden, dass<br />

eine ganze Flotte in widriges Wetter<br />

läuft.<br />

Gute Seemannschaft basiert auf der<br />

eigenen Einschätzung der Situation<br />

und nicht darauf, was andere tun<br />

oder raten. In einer Flotte kommt<br />

leicht ein Gefühl von Wettbewerb<br />

auf und unerfahrene Crews überfordern<br />

sich oder ihr Boot im Gruppenzwang.<br />

Zu spätes Reffen, um im<br />

„Rennen“ nicht zu versagen, zeugt<br />

nicht von verantwortungs bewusster<br />

Seemannschaft.<br />

Eine Rallye verleiht ein falsches Gefühl<br />

von Sicherheit und kann zum<br />

bösen Erwachen führen, wenn im Fall<br />

einer Havarie auf hoher See dann<br />

doch nicht der ÖAMTC zu Hilfe<br />

braust. Am Ende liegt die Verantwortung<br />

bei Herr/Frau Kapitän und jede<br />

Crew ist beim Lösen von Problemen<br />

letztlich auf sich alleine gestellt. <br />

Birgit, Christian und Schiffskatze<br />

Leeloo starteten ihre Reise auf Pitufa<br />

im Juni 2011 in Kroatien und überquerten<br />

den Atlantik Ende Dezember<br />

2011. Nach etwas Zeit in der süd -<br />

lichen Karibik ging es durch den<br />

Panama-Kanal und seit fünf Jahren<br />

erkunden sie die Inseln Polynesiens.<br />

Mehr Info zu ihrer Reise gibt’s auf<br />

è www.de.pitufa.at<br />

56 6/<strong>2018</strong>


Nobel verkauft<br />

Panorama<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Edle Katamarane. Mit gleich fünf<br />

Modellen war Sunreef Yachts auf<br />

dem Cannes Yachting Festival vertreten.<br />

Der Stress scheint sich für die<br />

Edel-Katamaran-Schmiede aus Danzig<br />

ausgezahlt zu haben: Neben einer<br />

Auszeichnung der 40 Open Sunreef<br />

Power als bester Motorkat bei der<br />

World Yachts Trophies-Gala konnten<br />

die Polen auch gleich zwei Super -<br />

yacht-Kaufverträge mit nach Hause<br />

nehmen: Eine Sunreef 80 (die in<br />

Cannes Weltpremiere feierte) und<br />

eine 80 Sunreef Power (die in Cannes<br />

nur als Konzeptstudie zu besichtigen<br />

war) wechselten die Besitzer. Neuigkeiten<br />

gab es auch für den deutschsprachigen<br />

Markt: Ab sofort bilden<br />

Florian Zimmermann und Federico<br />

Baici ein neues Verkaufsteam für<br />

Österreich, Deutschland und die<br />

Schweiz.<br />

è sunreef-yachts.com<br />

Neues Modell und Verkaufsteam<br />

bei Sunreef:<br />

Florian Zimmermann<br />

und Federico Baici<br />

beraten auch bei der<br />

Sunreef 80.<br />

Blauwasser für Gutbetuchte<br />

Meira: ein Traum in Stahl und Blau.<br />

Stahlsegler. Die türkische Werft<br />

Neta Marina hat mit der 50 Meter<br />

langen Meira ihre bis dato größte<br />

Yacht ausgeliefert. Der klassische<br />

Motorsegler in Stahlbauweise verfügt<br />

über sechs Kabinen für zwölf<br />

Gäste und nimmt eine elfköpfige<br />

Crew in sechs weiteren Kabinen<br />

auf. Die Spielzeug-Auswahl ist beeindruckend:<br />

zwei Jetskis, Windsurf-,<br />

Wasserski- und Wakeboard-<br />

Equipment, SUP-Boards, Tubes …<br />

Der Luxussegler steht über Ocean<br />

Independence für 15,5 Millionen<br />

Euro zum Verkauf, Chartergäste<br />

können sie im östlichen Mittelmeer<br />

(Griechenland, Türkei) auch um<br />

rund € 100.000,– pro Woche buchen.<br />

è www.netamarine.com<br />

è www.oceanindependence.com<br />

Eigner de luxe<br />

Superyacht-Co-Ownership. SeaNet bietet<br />

das in den USA bereits etablierte Modell<br />

der Co-Ownership von Yachten jetzt auch in<br />

Europa an. Das Prinzip: Man teilt sich den<br />

Kauf und den Betrieb einer Superyacht mit<br />

drei weiteren Eignern, um das ganze Drumherum<br />

– Bau, Management und Service –<br />

kümmert sich SeaNet, das sich auf Super -<br />

yachten der Azimut-Benetti-Gruppe<br />

spezialisiert hat.<br />

è www.seanetco.eu<br />

Werner Werner Ober GmbH Ober & GmbH Co KG<br />

& Co KG<br />

Yachtelektronik<br />

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Jetzt Frühbucherpreise – auch Für unsere salona 380<br />

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Ausbildung<br />

www.aichfeld-yachting.at


Welcome Hom<br />

xxxxx xxxx<br />

Blauer Himmel, blaues<br />

Meer, das Laisser-faire an<br />

der Côte d’Azur bringt<br />

diese Leichtigkeit des<br />

Seins und plötzlich geht alles ganz<br />

leicht im Leben, Unmögliches<br />

scheint machbar, Frau Nachbar.<br />

Pourquoi pas? Mit diesem Feeling<br />

stehe ich am Steuer der neuen Leopard<br />

50 und lasse Saint-Raphaël im<br />

Kielwasser.<br />

Zum Glück sind wir noch vor<br />

Mittag ausgelaufen, so kann der<br />

Kat schon einmal zeigen, was er bei<br />

lauen Lüftchen draufhat. Und siehe<br />

da, er bewegt sich. Und wie! Ganz<br />

erstaunlich für die rund 20 Tonnen,<br />

die mit diesem Windhauch<br />

transportiert werden. Die bewährt<br />

schlanken Rümpfe tragen sicherlich<br />

ebenso dazu bei wie der gut<br />

gewählte Segelplan mit ausgestelltem<br />

Fullbatten-Groß und leicht<br />

überlappender Genua. Und die<br />

Verwendung von Karbon beim Bau<br />

sorgt für ein Plus an Steifigkeit und<br />

ein Minus beim Gesamtgewicht.<br />

Links von mir blicke ich über die<br />

Flybridge mit dem großzügigen<br />

Sunpad-Teil. Hier können neun<br />

Personen am Tisch sitzen und zwei<br />

liegend Sonne tanken. Wer mehr<br />

Wert auf Segelperformance legt,<br />

verzichtet auf die Flybridge und<br />

erspart sich so 600 Kilo an – zugegeben<br />

schönem und praktischen –<br />

Ballast. Testhalber würde ich gerade<br />

auch gerne auf das mitgeführte<br />

Equipment verzichten, denn in Luv<br />

58 6/<strong>2018</strong>


e<br />

Es gibt Yachten für einen Nachmittag, fürs Wochenende, für eine Ferienwoche<br />

– und dann gibt es die Yachtkategorie, wo die Nutzung von Yacht<br />

und Haus verschwimmt. Leben auf dem Wasser – und das erst noch mehr<br />

als komfortabel. Wer davon träumt, soll jetzt bitte weiterlesen – der Traum<br />

könnte mit einem Leopard-Katamaran zum Greifen nah kommen.<br />

Text Stefan Detjen | Fotos Werft, Stefan Detjen<br />

habe ich eine am Wind segelnde<br />

Monohull-Yacht so um die 44 Fuß<br />

mit gleichem Kurs entdeckt.<br />

Der Jagdinstinkt ist geweckt, ich<br />

trimme die Raubkatze noch etwas<br />

gewissenhafter. Eine Viertelstunde<br />

später hat sie uns noch nicht abhängen<br />

können. Oder haben wir<br />

sogar Boden gutgemacht? Da soll<br />

noch einer sagen, Katamarane können<br />

nicht am Wind segeln! Das gilt<br />

für diesen Leoparden ganz bestimmt<br />

nicht. Die Performance-<br />

Version (P) verfügt anstelle der<br />

Flybridge über ein Hardtop und<br />

der etwas längere Baum wird zudem<br />

etwas tiefer angeschlagen. Das<br />

Leistungsplus resultiert also aus<br />

weniger Gewicht bei größerer<br />

Segel fläche.<br />

Die Nachmittagsbrise baut sich<br />

langsam auf und ich falle etwas ab.<br />

Alle Manöver kann ich ganz alleine<br />

bequem vom erhöhten Steuerstand<br />

aus erledigen. Durch das Dachfenster<br />

habe ich das Großsegel bestens<br />

im Blick. Dabei bin ich nicht isoliert<br />

vom Bordleben – im Gegenteil,<br />

hier oben lässt es sich gut Big<br />

Brother spielen, man überblickt<br />

nach achtern die Szenerie in der<br />

(unteren) Decklounge und der<br />

Blick nach unten gibt Aufschluss<br />

zur Lage im Salon. Doch im Moment<br />

erfreue ich mich noch an den<br />

Segelleistungen. Der Wind nimmt<br />

von 11,8 auf 14,3 Knoten zu, unser<br />

Speed steigt von 7,4 auf 8,1 Knoten<br />

an. Berauschend …<br />

6/<strong>2018</strong> 59


Leopard 50<br />

Work & Life Balance<br />

auf zwei Rümpfen<br />

Das Schöne an Katamaranen ist die<br />

saubere Aufteilung der Schlafbereiche<br />

auf zwei Rümpfe. Das ergibt<br />

die Privacy, die auf Monohulls<br />

manchmal flöten geht und zu<br />

Unstimmigkeiten im Bordleben<br />

führen kann. Die Leopard 50 umschifft<br />

dieses Risiko auch mit ihrer<br />

Größe ganz locker und bietet gleich<br />

mehrere abgetrennte Zonen an, wo<br />

sich verschiedene Crewgruppen<br />

oder Generationen zurückziehen<br />

können.<br />

In die vordere Decklounge geht<br />

es durch die typische Leopard-<br />

Fronttüre im Salon. Das weit nach<br />

vorne gezogene Dachteil sorgt für<br />

Sonnenschutz auf den Sitzplätzen,<br />

Sonnenanbeter wiederum genießen<br />

die Liegeplätze in bester Poleposition.<br />

In der Cockpit-Lounge<br />

finden neun Personen Platz am<br />

Tisch, mit zwei Stühlen erhöht sich<br />

die Runde um zwei Tischgenossen<br />

und man sitzt immer noch nicht<br />

eng aufeinander. Dabei ist die<br />

großzügige Räkelecke an Steuerbord<br />

immer noch frei …<br />

Die Außen- und Innenzone lassen<br />

sich per Glasschiebetüre verbinden,<br />

der Salontisch von klein<br />

auf groß ausklappen. Die großzügige<br />

Küche glänzt mit Profi-Equipment<br />

und passt sich perfekt dem<br />

modernen Interieur an. Graues<br />

Corian macht den minimalistischen<br />

Look perfekt, ohne ihn jedoch<br />

allzu kalt erscheinen zu lassen.<br />

Die Navigationsecke schaut in<br />

Die Verwendung von Karbon beim<br />

Bau sorgt für ein Plus an Steifigkeit<br />

und ein Minus beim Gesamtgewicht<br />

des Leopard 50.<br />

Schiffrichtung nach vorne und alle<br />

nötigen Navigationsinstrumente<br />

sind übersichtlich untergebracht.<br />

Ausgerüstet mit jeder Menge USB-<br />

Anschlüssen bietet sie jedoch noch<br />

immer genug Platz, dass man auch<br />

eine ganz normale Seekarte aus Papier<br />

ausbreiten kann. Kompliment.<br />

Die Salonfenster verschaffen eine<br />

fast komplette Rundumsicht und<br />

lassen so den Raum noch viel größer<br />

erscheinen. Sehr schön gedacht:<br />

das Fensterband, das sich als Lichtund<br />

Sehstreifen links vom Mast<br />

über die ganze Decke durchzieht.<br />

Die Verwendung von Carbonfasern<br />

bei so viel Luftigkeit war fast zwingend,<br />

um eine möglichst leichte und<br />

trotzdem steife Yacht zu realisieren.<br />

Alexander Simonis, dem Ingenieur<br />

der Yachtdesignfirma Simonis<br />

Voogd, ist es mit einer ausgeklügelter<br />

Baugeometrie gelungen, Erkenntnisse<br />

von modernen Rennkats<br />

in die versteifende Rahmenkonstruktion<br />

einfließen zu lassen.<br />

Den Leopard-Kat gibt es wahlweise<br />

mit vier oder fünf Kabinen<br />

mit jeweils eigener Nasszelle und<br />

Duschoption. Wer Platz, Komfort,<br />

Stauraum und Wohnlichkeit auf<br />

seiner Wunschliste stehen hat,<br />

kommt um einen Multihull nicht<br />

herum. Der Eigner kann sich einen<br />

kleinen Luxus erlauben, seine Kabine<br />

Steuerbord-Rumpf vorne mit<br />

einem eignen Salonzugang zu ordern.<br />

Die Doppelkoje im Kingsize-<br />

Format ist dann quer eingebaut,<br />

was aber zu Lasten des Vorschiff-<br />

Cockpits geht. Wer Segeln mit<br />

Robertson & Caine -<br />

die Leopard-Bauer<br />

John Robertson und der verstorbene Jerry Caine haben<br />

die Robertson & Caine LTD, die größte Bootswerft Südafrikas,<br />

1991 gegründet. In mehr als 30 Jahren Werftgeschichte<br />

ließen sie über 1.000 Boote vom Stapel und sie<br />

sind derzeit einer der führenden Produzenten auf dem<br />

internationalen Markt für Katamarane und Südafrikas<br />

größter für den Exportmarkt arbeitender Bootsbauer.<br />

Ursprünglich baute das Unternehmen noch Segelyachten<br />

im Kundenauftrag, das Angebotsspektrum reichte von<br />

elf Meter langen 36-Fuß-Einrumpfbooten aus Glasfasern<br />

bis zu hochmodernen 21,5-Meter-Regattabooten<br />

(70 Fuß) aus Kohlenstofffasern. Die Modelle sind für die<br />

exotischsten Segelreviere der Welt bestimmt, etwa für<br />

die Ostküste der USA, die Karibik, die Seychellen, das<br />

Mittelmeer, Asien und den Südpazifik. Nun bauen Sie<br />

ausschließlich für Leopard. Die Leopard-Katamarane aus<br />

dem Hause Robertson & Caine sind zurzeit die meistverkaufte<br />

Katamaranmarke in Nordamerika. Die Hauptverwaltung<br />

des Fertigungsbetriebes von Robertson & Caine<br />

hat ihren Sitz in Woodstock, wenige Kilometer entfernt<br />

vom Stadtzentrum Kapstadts und vom Hafen.<br />

Per Frachter kommen die Kats nach Südfrankreich, wo<br />

nur noch letzte Finetuning-Arbeiten erledigt werden, um<br />

dem Kunden eine segelfertige Yacht zu übergeben.<br />

è www.robertsonandcaine.com<br />

Arbeiten verbinden möchte (oder<br />

muss), lässt sich anstatt einer Kabine<br />

ein größeres Büro einbauen. So<br />

soll ein russischer Spieleentwickler<br />

mitsamt Familie auf einem Leopard<br />

sein Leben genießen und sein<br />

Geld verdienen, während er um die<br />

Welt segelt.<br />

Optionen für<br />

noch mehr Komfort<br />

Wenn die Yacht zum schwimmenden<br />

Heim (und Office) werden soll,<br />

genügen Standardversionen nicht<br />

mehr. Deshalb bietet Leopard eine<br />

lange Optionsliste an, mit der man<br />

sich das Leben so leicht wie möglich<br />

gestalten kann. Wer das mühsame<br />

Dinghi-Handling auf einem<br />

Monohull kennt, ist mit einem Kat<br />

besser bedient.<br />

Richtig luxuriös wird es mit einer<br />

elektrisch absenkbaren Badeplattform,<br />

mit der das Beiboot mühelos<br />

auf Knopfdruck gewassert<br />

werden kann. Die Plattform senkt<br />

sich nicht nur ab, sondern fährt dabei<br />

sogar noch weiter nach achtern,<br />

sodass man bequem ab- und andocken<br />

kann. Standard ist der für<br />

60 6/<strong>2018</strong>


Das weit nach vorne gezogene<br />

Dachteil sorgt für Sonnenschutz<br />

auf der Freiluftbühne.<br />

Die großzügige Küche glänzt<br />

ebenso wie die Nasszellen mit<br />

Profi-Equipment.<br />

Den Leopard-50-Kat gibt es wahlweise<br />

mit vier oder fünf Kabinen.<br />

Die Flybridge bringt noch mehr Komfort,<br />

aber auch 600 Kilogramm mehr an Ballast.<br />

Segelyacht, Wohnheim, Urlaubs -<br />

paradies: der Lepoard 50 Katamaran.<br />

Leopard übliche Bügel, der das<br />

Prozedere fast ebenso einfach<br />

und unkompliziert macht.<br />

Kaufen – oder<br />

zuerst chartern?<br />

Jetzt kommt der Haken an der<br />

Sache: Wer mit dem Leopard 50<br />

liebäugelt, muss Geduld haben.<br />

Die Produktion ist bis 2020 ausverkauft,<br />

selbst das Demomodell<br />

hat bereits einen Eigner gefunden.<br />

Wie wäre es, den Leopard<br />

zuerst auf Herz und Nieren zu<br />

prüfen? Als Charterversion findet<br />

man ihn als „Moorings<br />

5000“ an ausgewählten Destinationen<br />

bei Moorings. Kleiner<br />

Tipp: Wer mehr als drei Wochen<br />

im Jahr chartert, kann mit dem<br />

Eignerprogramm besser fahren.<br />

Lassen Sie sich über die beiden<br />

möglichen Varianten<br />

(garantiertes Einkommen<br />

oder Kaufoption) bei Moorings<br />

beraten. Sie werden<br />

staunen, wie nahe Sie dem<br />

Traum eines eigenen Leopards<br />

sind! <br />

<br />

Infos und Auskünfte:<br />

è www.leopardcatamarans.de<br />

è www.mooringsyachteigner.de<br />

Leopard 50<br />

Länge ü. a.<br />

15,4 m<br />

Wasserlinie<br />

14,9 m<br />

Breite ü. a. <br />

8,04 m<br />

Tiefgang <br />

1,6 m<br />

Masthöhe<br />

23,52 m<br />

Motorisierung<br />

2 x 57 PS<br />

Kraftstoff<br />

920 l<br />

Wassertank<br />

700 l<br />

Verdrängung<br />

20.000 (50P)/20.600 (50L) kg<br />

Ladekapazität<br />

6.000 (50P) 5.400 (50L) kg<br />

Segelfläche 505 m 2<br />

Design<br />

Simonis & Voogd Yachtdesign<br />

Werft<br />

Robertson & Caine LTD<br />

Preis ab USD 689.000<br />

6/<strong>2018</strong> 61


xxxxx xxxx<br />

Die nahe Istanbul ansässige<br />

Werft Sirena<br />

Marine ist eher für<br />

ihre Segelyachten der<br />

Marken Azuree und<br />

Euphoria bekannt.<br />

Weit weniger bekannt<br />

sind die Motoryachten<br />

der jungen Werft,<br />

die unter dem eigenen<br />

Namen Sirena Yachts<br />

angeboten werden.<br />

hatte die<br />

Gelegenheit, mit der<br />

Sirena 58 und der<br />

Sirena 64 zwei Riesen<br />

auf dem Wasser kennenzulernen<br />

– und<br />

natürlich auch zu<br />

fahren.<br />

Sirenen im<br />

62 6/<strong>2018</strong>


WindText Arek Rejs, Tahsin Özen<br />

Fotos Jeff Brown, Tahsin Özen<br />

6/<strong>2018</strong> 63


Sirena 58 und 64<br />

Standard bei allen Sirena-Yachten:<br />

die hydraulische Badeplattform.<br />

Die separate Küche ist im Salon zwischen<br />

der Essecke und dem Steuerstand zu finden.<br />

Unsere Probefahrt in den<br />

ersten Frühlingstagen<br />

beginnt in der Pendik-<br />

Marina, einem großen<br />

und modernen Yachthafen auf der<br />

asiatischen Seite von Istanbul. Im<br />

Hafen liegen zwei Motoryachten,<br />

die Sirena 58 und Sirena 64. Beide<br />

Schiffe wurden im Studio von<br />

Tommaso Spadolini entworfen –<br />

und zeigen erkennbar die Handschrift<br />

eines Konstrukteurs, dessen<br />

Renommeé sich auf Entwürfen im<br />

Superyachtbereich aus vier Jahrzehnten<br />

gründet. Ich bin den beiden<br />

Riesen bereits während des<br />

Unendliche Weiten: Die<br />

Flybridge der Sirena 64.<br />

Eine von bis zu vier Kabinen<br />

an Bord des modernen Trawlers.<br />

Cannes Yachting Festivals begegnet.<br />

Aber es ist etwas anderes, mit<br />

diesen Schiffen auf offener See<br />

zu fahren als mit einem Dutzend<br />

anderer Gäste in der Schlange zu<br />

stehen, um an Bord zu kommen.<br />

Eine Überraschung<br />

auf dem Vordeck<br />

Die Sirena 64 ist die erste große<br />

Motoryacht, die von Sirena Yachts<br />

gebaut und 2014 eingeführt wurde.<br />

Der Entwurf ist damit streng genommen<br />

vier Jahre alt. Das macht<br />

aber in diesem Segment nicht so viel<br />

aus, denn als Semi-Custom-Schiffe<br />

unterscheiden sich alle ausgelieferten<br />

Boote stark im Design: Stoffe,<br />

Holz, Rumpffarbe und Inneneinrichtung<br />

werden in der Regel individuell<br />

gewählt.<br />

Angetrieben wird die gefahrene<br />

Sirena 64 durch Zwillingsmotoren<br />

des Typs Cat C12.9 mit je 850 PS.<br />

Es braucht einige Zeit um in Fahrt<br />

zu kommen. Bis zum Erreichen der<br />

Gleitfahrt – ja, das geht tatsächlich –<br />

vergehen 13 Sekunden. Die Höchst -<br />

geschwindigkeit beträgt 25 Knoten<br />

– bei 2.250 U/min und einem<br />

Kraftstoffverbrauch von 162 l/h pro<br />

Motor, in Summe 324 Liter pro<br />

Stunde. Da braucht es schon das<br />

nötige Kleingeld.<br />

Die Sirena 64 vor prächtiger Kulisse am<br />

Goldenen Horn in Istanbul.<br />

64 6/<strong>2018</strong>


Es mag merkwürdig klingen bei<br />

diesen Dimensionen, aber in jeder<br />

Geschwindigkeit ist das 64-Fuß-<br />

Schiff einfach zu fahren. Der Gashebel<br />

ist für meinen Arm etwas zu<br />

weit vom Steuerrad entfernt und<br />

auf der linken Seite platziert. Das<br />

wirkt zunächst seltsam. Doch gefällt<br />

mir die Position, die sich beim<br />

Fahren als ziemlich komfortabel<br />

erweist.<br />

Die von uns gefahrene Sirena 64<br />

wurde für einen Eigner in Me xiko<br />

endgefertigt, der auf dem Vorschiffsdeck<br />

anstelle einer groß -<br />

zügigen Sonnenliegefläche doch<br />

lieber einen Whirlpool haben<br />

wollte. Ein Jacuzzi ganz vorn ist<br />

sicher nicht die am einfachsten<br />

umsetzbare Idee, da sich damit die<br />

Gewichtsverteilung des Bootes<br />

spürbar ändert, wenn man zusätzlich<br />

200 Kilogramm Gewicht aufs<br />

Bugdeck stellt. Aber der Kunde ist<br />

schließlich König, warum also<br />

nicht? Und „geht nicht“ gibt‘s<br />

nicht, also wurde auch dieser Sonderwunsch<br />

gekonnt erfüllt.<br />

Als modernes Trawlerschiff ist<br />

die Sirena 64 mit drei oder vier Kabinen<br />

plus einer Doppelkabine für<br />

die Crew lieferbar. Eine unglaubliche<br />

Größe hat das Flybridge-Deck.<br />

Die standardmäßig vorhandene<br />

Dusche ist in den Antennenmast<br />

integriert. Standard bei allen Sirena-Yachten<br />

ist auch die hydraulische<br />

Badeplattform. Nur optional<br />

erhältlich ist hingegen der klapp -<br />

bare An ten nenmast, um niedrige<br />

Brücken passieren zu können.<br />

Eine Nummer kleiner<br />

ist immer noch riesig<br />

Nach dem Test der 64 wechseln wir<br />

die Boote und gehen an Bord der<br />

Sirena 58, dem neuesten Modell.<br />

Das hat fast alles, was das größere<br />

Schwestermodell auch hat – abge-<br />

Die Sirena 58 hat fast<br />

alles, was die größere<br />

Schwester auch hat und<br />

punktet mit ihrer luftigen<br />

Vorschiffskabine<br />

mit privatem Zugang<br />

zum Loungebereich auf<br />

dem Bugdeck.<br />

Zwischenstopp mit der Sirena 58 auf den<br />

Prinzeninseln nahe dem Bosporus.<br />

6/<strong>2018</strong> 65


Sirena 58 und 64<br />

sirena 58 sirena 64<br />

Motorisierung 2 x Cat C8.7 / 650 PS <br />

Optional<br />

2 x Cat C12.9 / 850 PS<br />

Höchstgeschwindigkeit 28 kn 25 kn<br />

Länge ü. a. 18,58 m 20,74 m<br />

Breite max. 5,36 m 5,90 m<br />

Gewicht 28–36 t 38–46 t<br />

Tiefgang 1,24 m 1,48 m<br />

Kabinen 2–3 3–4<br />

Wassertank 800 l 1,48 m<br />

Dieseltank 3600 l 1,48 m<br />

Preis netto ab € 940.000,– ab € 1.570.000,–<br />

Händler für Österreich: Robert Yachting D.O.O., Marina Dalmacija, <br />

23206 Sukošan, Kroatien, Tel. +385 (0)98 974 74 74.<br />

è www.robertyachting.com<br />

è www.sirenayachts.com<br />

Von der Auftragsfertigung für Azimut<br />

zu den eigenen Mini-Megayachten<br />

Sirena 64 ohne Jacuzzi,<br />

dafür mit Sonnendeck …<br />

Sirena Marine wurde 2006 von der Kiraça Holding gegründet, einer<br />

der größten Unternehmensgruppen in der Türkei, wie wir bei der<br />

Firmenpräsentation am Hauptsitz der Werft in Bursa Orhangazi, einem<br />

Vorort von Istanbul, erfahren. Der Start auf der internationalen<br />

Bühne beginnt für Sirena durch eine Partnerschaft mit der italienischen<br />

Werftgruppe Azimut-Benetti. Hier am Bosporus werden noch<br />

zwei Modelle der sehr beliebten Motoryachtserie Azimut Magellano<br />

produziert. Mit Unterstützung der Muttergesellschaft führt man bei<br />

Sirena sehr bald auch eigene Bootsmarken ein.<br />

Augenblicklich produziert die Werft als Auftragsfertiger noch die<br />

Azimut Magellano 43. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch längst auf<br />

den Marken Sirena Yachts, Azuree und Euphoria. Diese Schiffe entstehen<br />

in den inzwischen erweiterten Produktionsstätten.<br />

Auf 155.000 m 2 Produktionsfläche bauen, so die Werftangaben,<br />

mehr als 550 Mitarbeiter drei Modelle von Sirena Yachts und sechs<br />

Segelyachtmodelle der Marken Azuree und Euphoria. Alles wird<br />

unter einem Dach produziert – von den Formen bis zum Stapellauf.<br />

Neben der Größe der Fabrik ist die Professionalität der Abläufe in<br />

den modernen Fertigungsanlagen äußerst beeindruckend.<br />

… und beeindruckender Flybridge.<br />

66 6/<strong>2018</strong>


Sirena 64 und 58 im Test<br />

vor den prinzeninseln<br />

nahe Istanbul.<br />

„Das Mittelmeer, die Ägäis und das Schwarze<br />

Meer sind Quellen der Inspiration für unsere<br />

Segel- und Motoryachten.“<br />

Ipek Kırac, CEO Sirena Marine<br />

sehen vom Jacuzzi auf dem Vordeck.<br />

Die schöne Neuheit wartet<br />

mit einer um werfenden Vorschiffskajüte<br />

auf. Die Rückwand der Kabine<br />

ist zum Niedergang hin offen<br />

und bietet einen eigenen privaten<br />

Zugang zum Loungebereich auf<br />

dem Bugdeck.<br />

Die offene Kabine lässt den<br />

verfügbaren Raum unter Deck<br />

deutlich größer erscheinen, als er<br />

ohnehin schon ist. Ein überzeugendes<br />

Beispiel für ergo nomisch optimale<br />

Gestaltung. Am besten, man<br />

geht auf einer Messe an Bord der<br />

Sirena 58, um zu sehen, wie gut das<br />

durchdachte Konzept (und das<br />

Herz des Betrachters) aufgeht.<br />

Unterschiedliche<br />

Innenraumkonzepte<br />

Die Sirena 58 wird mit zwei oder<br />

drei Kabinen und einer Einzelkabine<br />

im Heck für den Skipper angeboten.<br />

Die Bordküche ist im Salon<br />

relativ weit hinten platziert und<br />

somit vom Achterdeck leicht zugänglich.<br />

Auf der Sirena 64 ist die<br />

Pantry im Salon zwischen der Essecke<br />

und dem Steuerstand – ganz<br />

im Stil einer großen Motoryacht.<br />

Das „kleine“ Testschiff<br />

überrascht uns beim<br />

Beschleunigen<br />

Das 58-Fuß-Schiff wird mit der<br />

gleichen Motorisierung angetrieben<br />

wie das größere 64-Fuß-Schiff.<br />

Das „kleinere“ Testschiff schafft damit<br />

eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 28 Knoten bei 2.300 U/min<br />

und einem Kraftstoffverbrauch von<br />

163 l/h pro Motor. Die Beschleunigung<br />

ist interessanterweise nicht<br />

besser als bei der größeren Yacht.<br />

In Summe hatten wir, die wir<br />

üblicherweise Boote von sechs bis<br />

18 Metern Länge fahren, das größere<br />

Fahrvergnügen mit der Sirena<br />

58 – auch wenn es ziemlich kühl<br />

war. Denn leider hatten wir kein<br />

Glück mit dem Wetter. Eine warme<br />

Jacke war Pflicht, um die Boote am<br />

Bosporus von der Flybridge aus zu<br />

steuern.<br />

<br />

6/<strong>2018</strong> 67


Maid of Honour<br />

Die 91-jährige<br />

Brautjungfer<br />

Zufrieden betrachten Rahmi M. Koç und Mike Summers das restaurierte Objekt: ein ehemaliges<br />

Patrouillenboot der Royal Navy. In Zukunft wird es im Rahmi M. Koç Museum in Istanbul zu<br />

sehen sein – mit rund 13.500 anderen Exponaten. Der Weg dahin war lang und beschwerlich.<br />

Text Bruno Cianci, Anna Karolina Stock | Fotos Bruno Cianci, ZVG<br />

Diejenigen, die von Rahmi M.<br />

Koç bereits gehört haben<br />

oder ihn sogar kennen, wissen,<br />

dass es für ihn keine leichten<br />

Herausforderungen gibt. Klassische<br />

Boote – am besten aus der Zeit vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg – vor dem<br />

Verrotten zu retten, ist zu einer Art<br />

Markenzeichen seiner unermüdlichen<br />

philanthropischen Arbeit geworden.<br />

Zu seinen bisherigen Errungenschaften<br />

gehören Schmuckstücke<br />

wie die von William Fife<br />

entworfene Yacht Lady Edith<br />

(1925), eine schwedische Ketsch<br />

namens Cassiopeia, der niederländische<br />

Schlepper Rosalie (1873),<br />

die britischen Barkassen Esra<br />

(1888) und Ysolt (1893) und ein<br />

ehemaliger Minenleger, der in eine<br />

Yacht namens Gonca umgewandelt<br />

wurde.<br />

Der 1930 in Ankara geborene<br />

Rahmi M. Koç ist bis heute Ehrenvorsitzender<br />

der Koç-Gruppe, die<br />

sein verstorbener Vater Vehbi 1926<br />

ins Leben gerufen hatte. Die Kollektion<br />

des leidenschaftlichen<br />

Sammlers Rahmi M. Koç ist im<br />

Laufe der Jahre derart gewachsen,<br />

dass er 1994 ein eigenes Museum<br />

errichten musste, um alle Sammlerstücke<br />

unterzubringen. Als 2001<br />

die Möglichkeit aufkam, eine Werft<br />

aus dem 19. Jahrhundert am Ufer<br />

des Goldenen Horns zu restaurieren,<br />

wurde das Museum nochmals<br />

Rahmi M. Koç<br />

ist leidenschaftlicher<br />

Sammler von alten<br />

Schiffen – am besten<br />

aus der Zeit vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg. Die<br />

Kollektion ist in den<br />

Museen Lengerhane und<br />

Tersane am Goldenen<br />

Horn in Istanbul zu<br />

sehen.<br />

è www.rmkmuseum.org.tr<br />

erweitert. Die Gesamtfläche der<br />

beiden Standorte Lengerhane<br />

(„Ankerhaus“) und Tersane<br />

(„Werft“) übersteigt 27.000 Quadratmeter<br />

und ist damit sogar größer<br />

als der Petersplatz in Rom.<br />

Die jüngste Errungenschaft des<br />

Museums ist das Patrouillenboot<br />

Maid of Honor (übersetzt: Brautjungfer),<br />

welches 1927 in der Werft<br />

von J. Samuel White & Co. in East<br />

Cowes, Großbritannien, für die<br />

britische Royal Navy gebaut wurde<br />

und als eines der ersten Exemplare<br />

zwei Dieselmotoren bekam. Anders<br />

als ihre älteren Schwesternschiffe,<br />

die mit einer Dampfmaschine<br />

und einem zentralen<br />

Propeller ausgerüstet waren, wurde<br />

die Maid of Honor mit zwei Schiffsschrauben<br />

ausgestattet. Auch ihr<br />

verlängertes rundes Heck war für<br />

jene Zeit eher ungewöhnlich.<br />

Brautjungfer auf Patrouille.<br />

Bewegte Geschichte<br />

Im Zweiten Weltkrieg diente das Patrouillenboot<br />

mehreren Einheiten<br />

der Royal Navy, unter anderem den<br />

beiden Schlachtschiffen der Nelson-<br />

Klasse HMS Nelson und HMS Rodney,<br />

und dem Schlachtkreuzer der<br />

Admiral-Klasse HMS Hood. Letzterer<br />

war jahrelang das größte Kriegsschiff<br />

der Welt, bis er am 24. Mai<br />

1941 in einer Schlacht in der Dänemarkstraße<br />

von der Besatzung der<br />

deutschen Bismarck versenkt wurde<br />

und mit 1415 Mann an Bord unterging.<br />

Glück im Unglück könnte<br />

man sagen, denn die Pinasse Maid<br />

of Honor wurde unversehrt zurückgelassen<br />

und diente für den Rest des<br />

Krieges dem Flaggenoffizier in Maltas<br />

Grand Harbour.<br />

Als die Royal Navy die Maid of<br />

Honor im Jahr 1958 stilllegte, ergriff<br />

J. H. Millar, Esq. die Chance<br />

68 6/<strong>2018</strong>


Die Maid of Honor wurde 1927 in<br />

der Werft von J. Samuel White & Co.<br />

in East Cowes, Großbritannien, für die<br />

britische Royal Navy gebaut.<br />

XX/<strong>2018</strong> 69


Maid of Honour<br />

Die ursprünglichen Baupläne<br />

fehlten, doch Restaurateur<br />

Michael Summers wusste<br />

sich zu helfen und schlug vor,<br />

die Maid of Honor mittels<br />

Laser zu scannen und so ihren<br />

ursprünglichen Aufbau nach -<br />

zuvollziehen.<br />

und machte sie zum Begleitschiff<br />

des damaligen America’s Cup-Herausforderers<br />

Sceptre, einem zwölf<br />

Meter langen Segelschiff der Royal<br />

Yacht Squadron. Gemeinsam überquerten<br />

sie den Atlantischen Ozean,<br />

gingen jedoch erfolglos aus<br />

dem Rennen gegen die Columbia<br />

des New York Yacht Clubs heraus.<br />

An der amerikanischen Küste angekommen,<br />

wurde die Maid of Honor<br />

von Pierre (Pete) Dupont gekauft,<br />

der damit seine Gäste und<br />

Proviant aus Connecticut in sein<br />

Sommerhaus auf der vorgelagerten<br />

Insel Fishers Island (NY) befördern<br />

wollte. 1981 wurde sie dann vom<br />

Vorsitzenden des bekannten Yachtherstellers<br />

Palmer Johnson Mike<br />

Kelsey Sr. übernommen und in<br />

dessen Marina in Sturgeon Bay,<br />

Wisconsin, verlegt.<br />

Jahre vergingen, weitere Stationen<br />

folgten, bevor Rahmi M. Koç<br />

die Maid of Honor im Jahr 2014<br />

aufkaufte. Ihr desolater Zustand<br />

offenbarte, dass ihre vorherigen<br />

Besitzer sie äußerst vernachlässigt<br />

hatten. Der ursprünglich hölzerne<br />

Rumpf und das Deck waren im<br />

Laufe der Jahre sogar mit glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff ummantelt<br />

worden, was ebenfalls zum Verfall<br />

des Bootes beigetragen hatte.<br />

Glücklicherweise war die Ummantelung<br />

nicht mechanisch an der Beplankung<br />

befestigt, sodass das Boot<br />

buchstäblich aus seinem Glaskokon<br />

herausgezogen werden konnte.<br />

70 6/<strong>2018</strong>


Lasergenau<br />

rekonstruiert<br />

Auf einem Containerschiff erreichte<br />

die Maid of Honor den Bosporus<br />

Anfang 2015, um dort restauriert<br />

und danach im Museum von Rahmi<br />

M. Koç ausgestellt zu werden.<br />

Die Restaurierung sollte der<br />

Schiffsbauer Michael „Mike“ Summers<br />

übernehmen. Dieser wurde<br />

von Peter Freebody, dem wahrscheinlich<br />

besten Restaurator von<br />

Sportbooten in ganz England, ausgebildet<br />

und arbeitete schon seit<br />

mehreren Jahren für Herrn Koç.<br />

Erst kürzlich hatte Summers für<br />

seinen Chef eine Riva Florida aus<br />

dem Jahr 1962 (Rumpfnummer<br />

508) auf Vordermann gebracht.<br />

Im Gegensatz zum italienischen<br />

Runabout schien die Maid of Honor<br />

ein sehr kompliziertes Projekt<br />

zu werden: Nur wenige Originalteile<br />

konnten gerettet werden und<br />

zu allem Überfluss fehlten die<br />

ursprünglichen Baupläne. Doch<br />

Restaurateur Mike wusste sich zu<br />

helfen und schlug vor, die Maid of<br />

Honor mittels Laser zu scannen<br />

und so ihren ursprünglichen Aufbau<br />

nachzuvollziehen. Bevor die<br />

fehlenden Originalteile nachgebaut<br />

werden konnten und das Boot bis<br />

auf den Kiel zerlegt wurde, wurde<br />

es vermessen und fotografiert. Und<br />

dann ging es auch schon los: Ein<br />

neuer Rumpf aus Mahagoni, lami-<br />

nierte Eichenholzböden, Kielbolzen<br />

aus Edelstahl und vieles mehr<br />

mussten organisiert oder selbst<br />

gebaut werden.<br />

Es wurde gebohrt, genietet, lamelliert<br />

und angepasst. Insbesondere<br />

die unvorteilhafte Vorderkabine<br />

mit den hässlichen Bullaugen<br />

sollte der Vergangenheit angehören.<br />

Mike Summers gestaltete sie<br />

so um, dass sie optisch zum Boot<br />

passte: ohne Bullaugen, dafür mit<br />

einem wunderschönen Dachfenster<br />

aus Mahagoni. Auch die Sanitäranlagen<br />

wurden generalüberholt.<br />

Einige Ersatzteile wie die Ankerwinde<br />

mussten bei Spezial-Unternehmen<br />

in Großbritannien bestellt<br />

werden. Mike Summers erinnert<br />

sich noch sehr gut an diese Restaurierungsphase:<br />

„An diesem Punkt<br />

fing ich endlich wieder an, nachts<br />

zu schlafen.“<br />

perfektion fordert<br />

Nachdem alles eingebaut und Restaurateur<br />

Mike Summers zufrieden<br />

war, konnte die Maid of Honor im<br />

Marmarameer für eine Testfahrt zu<br />

Wasser gelassen werden. Selbst mit<br />

ihren relativ alten 130 PS Detroit-<br />

Dieselmotoren schaffte das ehe -<br />

malige Patrouillenboot eine Geschwindigkeit<br />

von 14 Knoten – ein<br />

allerletztes Mal, bevor es seinen<br />

Dienst im Museum antrat. Die Frage,<br />

warum eine solch minutiöse<br />

Restaurierung an einem Boot<br />

durchgeführt wird, das für immer<br />

an Land bleiben soll, stellt sich allemal.<br />

Doch alle, die Rahmi M. Koç<br />

und seine Philosophie kennen,<br />

können sie sich ohne Umschweife<br />

selbst beantworten: Es wäre keine<br />

Herausforderung im Sinne des<br />

Rahmi M. Koç, wenn nicht all<br />

seine Sammlerstücke in perfekt<br />

funktionierendem Zustand sein<br />

müssten.<br />

<br />

Maid of Honor (seit 1958)<br />

Baujahr 1927<br />

Werft J. Samuel White & Co., East Cowes (Großbritannien)<br />

Typ Patrouillenboot 1694<br />

Länge über Deck<br />

15,24 m<br />

Breite<br />

3,17 m<br />

Tiefgang<br />

0,92 m<br />

Kiel (Original)<br />

Eiche<br />

Rahmen<br />

Stahl<br />

Beplankung<br />

Mahagoni (zwei Schichten)<br />

Deck<br />

Teakholz<br />

Verdrängung<br />

15 t<br />

Motoren<br />

2 x 130 PS Detroit-Dieselmotoren<br />

Auf ihrer Test- und<br />

letzten Fahrt im<br />

Marmarameer schaffte<br />

die Maid of Honor<br />

selbst mit ihren relativ<br />

alten 130 PS Detroit-<br />

Dieselmotoren eine<br />

Geschwindigkeit von<br />

14 Knoten.<br />

6/<strong>2018</strong> 71


Breitensport<br />

Auch wenn Aquila nicht gerade amerikanisch klingt, ist dieser Powerkat durch<br />

und durch amerikanisch, obwohl er in China gebaut wird. Klingt verwirrend?<br />

Ist es aber nicht, wie sich bei einer Testfahrt im Rahmen des Cannes<br />

Yacht Festival <strong>2018</strong> überzeugen konnte.<br />

Text Bernd Hofstätter | Fotos Nicolas Claris<br />

Wenn sich der größte<br />

Bootshändler und Vercharterter<br />

der USA Marine<br />

Max und eine chinesische Werft<br />

(in diesem Fall Sino Eagle) zusammentun,<br />

um einen komfortablen<br />

Powerkat zu bauen, kommt eben<br />

ein sehr amerikanisches Boot<br />

he raus.<br />

Dass das Resultat aber auch sehr<br />

gut ins Mittelmeer passt, dafür sorgen<br />

einerseits das Design der slowenischen<br />

Brüder Japec and Jernej<br />

Jakopin und andrerseits Franz<br />

Schillinger und sein Team von<br />

Master Yachting, das die Aquila 44<br />

exklusiv nach Europa importiert.<br />

Der beste Platz? An der Theke!<br />

Im Hafen von Cannes empfing uns<br />

ein sehr imposantes Boot, bei dem<br />

schon während des Betretens das<br />

Platzangebot angenehm auffällt.<br />

Im Cockpit können es sich sechs<br />

bis acht Personen gemütlich machen.<br />

Ein besonders netter Platz<br />

findet sich an der Theke mit zwei<br />

Bar hockern zwischen Cockpit und<br />

Salon, wo sich bei hochgeklappter<br />

Glasscheibe ein direkter Kontakt<br />

zur Küche bietet. Gleich hinter der<br />

Küche befinden sich die Abgänge<br />

zu den Kabinen, die in den beiden<br />

Rümpfen untergebracht sind und<br />

mit je zwei Doppelbetten, viel Stauraum<br />

und einer Nasszelle ausgestattet<br />

wurden. Im Frontbereich<br />

befindet sich die Eignerkabine mit<br />

einem freistehenden Doppelbett,<br />

natürlich ebenfalls reichlich Platz<br />

und einem großdimensionierten<br />

Bad. Wie viel Raum jeder Gast für<br />

sich zur Verfügung hat, hängt auch<br />

vom Kabinenlayout ab. Die Aquila<br />

44 ist in einigen Varianten zu haben,<br />

etwa von der Eignerversion<br />

mit drei Kabinen bis zur Chartervariante<br />

mit vier Kabinen oder mit<br />

zusätzlichem Steuerstand im Salon.<br />

72 6/<strong>2018</strong>


Scheibe hoch und die Bar ist eröffnet.<br />

Viel Licht, Luft und<br />

gute Sicht im Salon.<br />

Flottes Cruisen, viel Platz:<br />

die neue Aquila 44.<br />

Auf höchster Ebene<br />

Die Motorisierung mit zwei Volvo<br />

Penta D4-Motoren mit je 300 PS<br />

lässt auf ein flottes Fahren hoffen.<br />

Mit 17 Knoten Cruising Speed<br />

und 20 Knoten Spitze reden wir<br />

hier von einem echten Motorboot<br />

und nicht einem Segelkat, dem<br />

der Mast gekappt wurde. Aber die<br />

Aquila 44 kann auch gemütlich<br />

gefahren werden und entpuppt<br />

sich dann als Meilenfresser: Bei 7,5<br />

Knoten Fahrt und 12,5 l Verbrauch<br />

sind ca. 625 Seemeilen drinnen.<br />

Die Flybridge spielt in puncto<br />

Platz alle Stückerl. Backbord und<br />

steuerbord neben dem mittig platzierten<br />

Steuerstand finden sich<br />

zahlreiche Sitzplätze, dahinter eine<br />

Wetbar mit Grill, Herdplatte, Abwasch<br />

und einem gut dimensio-<br />

nierten Kühlschrank sowie ganz<br />

hinten eine große U-förmige Sitzecke.<br />

Etwas Besonderes ist der Abgang<br />

über drei Stufen von der Fly -<br />

bridge auf das Vorschiff, wo sich<br />

viel Platz zum Sonnenbaden bietet.<br />

Im vorderen Bereich der beiden<br />

Rümpfe befinden sich große Stauräume<br />

für Fender & Co. Zurück in<br />

den Heckbereich geht es über angenehm<br />

breite Sidedecks, die mit<br />

ihren Haltegriffen auch bei rauer<br />

See ein sicheres Gehen garantieren.<br />

Für alle, die nach einem Boot mit<br />

bester Raumausnützung und viel<br />

Fahrspaß auch auf längeren Distanzen<br />

suchen, kommt die Aquila 44<br />

wohl in die engere Wahl. Sie werden<br />

ihre Freude mit dem derzeit meistverkauften<br />

Motorkat in den USA<br />

haben.<br />

<br />

Über drei Stufen von der<br />

Flybridge aufs Sonnendeck.<br />

Aquila 44<br />

Länge ü. a.<br />

13,44 m<br />

Breite ü. a.<br />

6,56 m<br />

Tiefgang<br />

1,16 m<br />

Verdrängung<br />

18.240 kg<br />

Motorisierung 2 x Volvo D4 300 PS<br />

Kabinen 3/4<br />

Nasszellen 3<br />

Wassertank<br />

1.200 l<br />

Dieseltank<br />

1.500 l<br />

Basispreis 3 Kabinen ab € 577.000,–<br />

Basispreis 4 Kabinen ab € 595.000,–<br />

Kontakt: Master Yachting, 1140 Wien<br />

Tel. +43 699/1448144<br />

è www.masteryachting.com<br />

6/<strong>2018</strong> 73


Yacht Club Austria<br />

News November/Dezember <strong>2018</strong><br />

Text und Fotos<br />

Rotina Mihai<br />

YCA-Clubtörn <strong>2018</strong>:<br />

Midsommar in den<br />

Stockholmer Schären<br />

Die Stockholmer Schären sind<br />

ein faszinierender Schärengarten<br />

mit ca. 30.000 Inseln,<br />

Schären und zerklüfteten Felsen,<br />

die sich fächerförmig 80 Kilometer<br />

östlich vom Stadtzentrum in die<br />

Ostsee erstrecken – und somit ein<br />

traumhaftes Paradies für Segler.<br />

Während des Midsommars (Sommer-Sonnenwende),<br />

dem zweitwichtigsten<br />

Fest nach Weihnachten,<br />

zieht es die Stockholmer wie magisch<br />

hinaus in die faszinierende Inselwelt.<br />

Für den Yacht Club Austria<br />

Grund genug, sich diesem Treiben<br />

mit sieben Yachten anzuschließen.<br />

So ging unser Clubtörn <strong>2018</strong> von<br />

der Marina Gåshaga auf der Stockholmer<br />

Insel Lidingö über Grinda,<br />

einem sehr beliebten Naturschutzgebiet,<br />

nach Sandhamn auf der Insel<br />

Sandön, die als das Zentrum der<br />

Segler und Bootstouristen gilt.<br />

Der Ort Sandhamn besticht nicht<br />

nur durch entzückende und typische<br />

skandinavische Häuser wie aus dem<br />

Ikea-Bilderbuch – hier wurde 1897<br />

auch das Clubhaus des Königlich<br />

Schwedischen Segelclubs (KSSS) errichtet.<br />

Im Sandhamns Värdshus<br />

(seit 1672) trifft man sich – so wie<br />

wir – um zu essen oder auch nur um<br />

ein Bier zu trinken.<br />

Aufgrund einer Island-Schlechtwetterfront<br />

mit Windböen bis zu<br />

8 Beaufort schaffen es nur zwei unserer<br />

sieben Boote über Namdö bis<br />

nach Utö, dem südlichsten Punkt<br />

unserer ursprünglich geplanten<br />

Runde durch den Schärengarten.<br />

Die anderen fünf Crews verlängern<br />

um einen Tag in Sandhamn, um die<br />

Schlechtwetterfront abzuwettern,<br />

denn auch hier im einigermaßen geschützten<br />

Hafen pfeift uns der Wind<br />

immer noch mit gut 20 Knoten um<br />

die Ohren.<br />

Tags darauf steuern wir Namdö<br />

für eine Mittagspause in einer geschützten<br />

Ankerbucht an; jedoch ist<br />

uns das Ankern mit Bug voraus und<br />

Heckanker so nahe an den Schären<br />

nicht ganz geheuer. Wir ankern daher<br />

einmal als Übung mit der kompletten<br />

15 (!)-Meter-Bugankerkette<br />

auf sechs Meter Tiefe und einmal<br />

dann doch mit dem Heckanker, aber<br />

eben nicht zu knapp an den Schären.<br />

Am Nachmittag geht es weiter<br />

nach Dalarö, welches durch eine<br />

Brücke mit dem Festland verbunden<br />

ist und als Tor zum südlichen Schärengarten<br />

gilt, da hier bereits im<br />

YCA-Clubtörn <strong>2018</strong>:<br />

mit sieben Crews<br />

durch die Stockholmer<br />

Schären,<br />

bei Regen und bei<br />

Sonnenschein.<br />

74 6/<strong>2018</strong>


Mittelalter der Schiffsverkehr nach<br />

Stockholm durch die Fahrrinne vor<br />

Dalarö passierte.<br />

Auf dem Weg von Dalarö zurück<br />

nach Stockholm legen wir einen<br />

Zwischenstopp in Saltsjöbaden ein,<br />

wo wir eine weitere „Zweigstelle“<br />

vom Königlich Schwedischen Segelclub<br />

ansteuern.<br />

Eine der schönsten Routen ist danach<br />

die Fahrt zwischen den vorgelagerten<br />

Inseln kurz vor Stockholm.<br />

Und so liegen wir am vorletzten Tag<br />

in der Wasahamnen Marina nur<br />

wenige Meter vom berühmten Vasa-<br />

Museum entfernt. Jedoch macht uns<br />

das Wetter einen Strich durch die<br />

Rechnung. Schon beim Anlegemanöver<br />

schüttet der verdunkelte Himmel<br />

seine ganze Regenpracht über<br />

uns herab, sodass uns Stockholm in<br />

einem nassen Grau präsentiert wird.<br />

Unsere Sightseeing-Tour in der<br />

schwedischen Hauptstadt Stockholm<br />

führt uns u. a. nach Gamla<br />

Stan, die mittelalterliche Altstadt,<br />

das Vasa-Museum, das ABBA-Museum<br />

und das Freilichtmuseum<br />

Skansen, das 1881 seine Pforten als<br />

erstes Freilichtmuseum der Welt öffnete.<br />

Unbedingt gebührend Zeit einplanen!<br />

Am letzten Abend gibt es<br />

das traditionelle Abschlussessen der<br />

Teilnehmer am Clubtörn im Restaurant<br />

Pier16, da wird dann rege<br />

ausgetauscht, berichtet, gescherzt<br />

und gelacht.<br />

Fazit: Ein toller Clubtörn in einem<br />

traumhaftschönen Segelrevier –<br />

Stockholm und der Skärgården laden<br />

zum Nachahmen ein. Und ja,<br />

das Wetter findet statt!<br />

Stockholmer Schären<br />

Wir verwendeten den Törnführer „Schweden Band 2/Südküste-Ostküste“ von Gerti und<br />

Harm Claußen, erschienen im Delius Klasing Verlag.<br />

Empfehlenswert sind die amtlichen schwedischen Sportbootkartensätze, wir verwendeten<br />

aber auch die Seekarten von Delius Klasing „Ostküste Schweden 2“, sie sind übersichtlich<br />

und handlich.<br />

Segelsaison. Die großen Ferien der Schweden beginnen mit dem Mittsommerfest (dem<br />

ersten Wochenende nach dem 25. Juni) und dauern bis Mitte August. Dann herrscht in<br />

Häfen und Ankerbuchten Hochbetrieb. Vorher und nachher kann es einsam sein. Im Juni<br />

gibt es die meisten Sonnenstunden, im August kann es schon anständig regnen.<br />

Navigation. Das GPS-Gerät ist in den Schären sehr nützlich, man verliert rasch den Überblick<br />

im Labyrinth der Inseln. Wir navigierten aber auch auf Sicht, die Karte in der einen<br />

Hand und das Fernglas in der anderen.<br />

Seewetterberichte. Im Internet gibt es eine Reihe von kostenlosen Diensten, wir hielten<br />

uns an è www.passageweather.com und an è www.smhi.se<br />

Stockholm Radio sendet jeweils um 6 Uhr UTC (im Sommer 8 Uhr Lokalzeit) und 18 UTC<br />

(im Sommer 20 Uhr Lokalzeit) den Seewetterbericht auf Englisch.<br />

Liegeplätze. Gästehäfen und -plätze sind mit einer Tafel gekennzeichnet. Festgemacht<br />

wird meist zwischen Boje und Steg (oft mehrere Boote an einer Boje!) oder an Schwimmstegen<br />

mit Auslegern. Das Hafengeld bezahlt man (unaufgefordert) im Büro des Hafenmeisters.<br />

Wo es kein solches gibt, kommt der Hafenmeister am Abend zum Boot. Es gibt<br />

aber mittlerweile auch Automaten.<br />

Naturhäfen. In den Schären gibt es ungezählte Naturhäfen. Üblicherweise wird der<br />

Heckanker ausgebracht und mit dem Bug am Felsen festgemacht. Das Festmachen am<br />

Fels ist keineswegs obligatorisch – vielerorts bleibt genug Platz zum Schwojen, sodass<br />

man frei ankern kann.<br />

Sprache. Mit Englisch sind wir überall durchgekommen.<br />

Bei Freunden in Venedig<br />

Wir nahmen la Festa del Redentore zum Anlass und besuchten<br />

unseren neuen YCA-Partner, die Marina Certosa.<br />

Text und Fotos Christian Schifter<br />

Wir reisten mit dem Auto bis<br />

Tronchetto und weiter mit der<br />

Fähre zum Lido, dort gibt es genügend<br />

kostenlose Parkplätze. Vom<br />

Lido wurden wir mit dem Motorboot<br />

abgeholt.<br />

Untergebracht waren wir im Hotel<br />

auf der Insel Certosa, die unmittelbar<br />

vor Venedig liegt. Mit dem Vaporetto<br />

ist Certosa leicht erreichbar, sie wird<br />

im 20-Min-Takt von den Linien 4.1<br />

und 4.2 angefahren, Fahrkarten sind<br />

Festa del Redentore<br />

Am 4. September 1576 gelobte der Senat von Venedig, eine<br />

Kirche zu Ehren des Erlösers (Il Redentore) zu bauen, wenn<br />

die Stadt von der Pest erlöst würde. Fast 25 % der Bevölkerung<br />

(ca. 50.000 Menschen) starben bei dieser Plage.<br />

Seit dieser Zeit wird das Redentore-Fest gefeiert, es findet<br />

jedes Jahr am dritten Sonntag im Juli statt und beginnt in<br />

der Nacht vom Samstag zu Sonntag mit einem fulminanten<br />

Feuerwerk.<br />

Vom Militär wird eigens eine Pontonbrücke über den<br />

Canale della Giudecca zur Kirche Il Redentore gebaut, <br />

da am Sonntag ganz Venedig auf den Beinen ist und in<br />

dieseKirche geht. Übrigens finden an diesem Sonntag<br />

auchRegatten mit typisch venezianischen Booten statt.<br />

an der Rezeption der Marina/Hotel<br />

erhältlich. Die Insel ist wunderbar<br />

grün und lädt zum Spazieren ein.<br />

Auf Certosa verleiht die Firma<br />

Classic Boats Venice kleine traditionelle<br />

Boote mit Torqeedo-Motoren<br />

und GPS mit fix pro grammierten<br />

Routen. Mit diesen Booten sind tolle<br />

Ausflüge in die Lagune möglich. Wir<br />

haben ein solches gechartert, schipperten<br />

von Certosa nach Murano<br />

und gingen fein essen. Danach gondelten<br />

wir über San Michele und die<br />

Nordseite von Venedig zurück.<br />

Am Samstag besuchten wir mit einem<br />

Freund und seinem Boot die<br />

brodelnde Altstadt, um vor dem<br />

Markusplatz das beeindruckende<br />

Feuerwerk zu erleben, das geschlagene<br />

50 Minuten lang dauerte.<br />

Wir waren zwar nur ein verlängertes<br />

Wochenende in Venedig (per<br />

ÖBB von Wien ab € 29,–), aber mit<br />

der Bootsfahrt, dem Feuerwerk, der<br />

Il Redentore-Kirche und der Altstadt<br />

von Venedig war es ein tolles Erlebnis,<br />

das wir hoffentlich nächstes Jahr<br />

mit Clubkollegen wiederholen können.<br />

Wer Interesse hat, schickt bitte<br />

ein E-Mail an unser nautisches Kompetenz-Zentrum:<br />

è office@yca.at<br />

Pontonbrücke über den<br />

Canale della Giudecca.<br />

Unten: Traditionelles Boot<br />

mit Torqeedo-Motor und<br />

GPS mit fix pro grammierten<br />

Routen. Buchbar bei Classic<br />

Boats Venice auf der Insel<br />

Certosa, Tel. +39 393 8024751<br />

è www.classicboatsvenice.com<br />

6/<strong>2018</strong> 75


xxxxx xxxx Yacht Club Austria<br />

Vom Glück, mit<br />

Frauen zu segeln<br />

Ladies only: Das<br />

YCA-Seminar Segeln<br />

von Frauen für Frauen<br />

fand heuer aufgrund<br />

der großen Nachfrage<br />

viermal statt.<br />

Text Andrea Gellner-Tinnauer | Fotos Rotina Mihai<br />

Ladies only, das klingt doch toll!<br />

Segeltraining nur mit Frauen,<br />

zudem ist eines dieser wunderschönen,<br />

sonnigen Wochenenden<br />

dieses Sommers angesagt. Seglerinnenherz,<br />

was willst du mehr?<br />

Wir sind uns einig: Wir wollen etwas<br />

lernen, aber auch Spaß haben.<br />

Im Gastgarten irrt eine Frau suchend<br />

herum: „Seid ihr die Skipperinnen?“<br />

Wir schauen uns an, lachen<br />

– ja stimmt, damit sind ja wir gemeint,<br />

bloß: „Ich habe zwar viele Seemeilen<br />

auf dem Buckel, aber Anlegen<br />

tut immer mein Mann.“ Gerhild segelt<br />

auch viel, jedoch „Letztverantwortung<br />

hatte immer wer anderer“.<br />

Auch die ortsansässige Claudia will<br />

Erfahrung sammeln und heuer endlich<br />

den FB 2 machen. Und so ist das<br />

Motto des Wochen endes klar: lernen,<br />

üben, Sicherheit gewinnen.<br />

Großes Hallo, als Weltumseglerin<br />

Ingrid Schnabl, unsere YCA-Trainerin,<br />

eintrifft – und dann begrüßen<br />

wir endlich unser Schiff: das YCA-<br />

Clubschiff, die SY Isabell, eine 35 Fuß<br />

lange Comet schaukelt in der Box<br />

und wartet nur auf uns.<br />

Wir laufen aus und lernen als erstes:<br />

Auf einem YCA-Trainingsschiff<br />

hat Frau stets Schuhe zu tragen. Ingrid<br />

versorgt uns mit vielen abenteuerlichen<br />

Geschichten und Wissen aus<br />

ihrem Erfahrungsschatz, Claudia<br />

kennt quasi jedes Schiff und jedes<br />

Haus am Attersee und die Anekdoten<br />

dazu. Wir „fachsimpeln“ über Rad -<br />

effekt, Segelführung, Knoten, Motor<br />

und sogar Motorreparatur. Ingrid erklärt<br />

und beantwortet jede Frage<br />

kompetent. Wir setzen und bergen<br />

Segel, wir üben Wenden und Halsen,<br />

Beidrehen und Beiliegen (Es hat über<br />

30 Grad! Und Frau muss auch einmal<br />

schwimmen gehen …). Zwischendurch<br />

immer wieder Ausrufe: „Oh, ist<br />

das schön!“, „Mei, geht’s uns gut!“,<br />

„Der See schimmert karibisch-türkis“.<br />

Abends üben alle noch An- und<br />

Ablegen an der Boje, das Rückwärtsfahren<br />

mit der Pinne ist nämlich ganz<br />

schön tricky …<br />

Der örtliche Segelclub Attersee hat<br />

am Abend Stegfest, wir vertreten den<br />

YCA würdig und merken, dass wir<br />

als Frauenschiff offenbar schon Aufsehen<br />

erregt haben. „Wir haben euch<br />

heute eh beobachtet.“ Was, wie bitte<br />

…? „Ja, durch das Fernglas.“<br />

Na super, wir lernen einen neuen<br />

Ausdruck: „Schnecken schauen!“<br />

Ein Schiff, auf dem nur Frauen sind,<br />

scheint immer noch eine Seltenheit<br />

zu sein.<br />

Der Sonntag startet mit An- und<br />

Ablegemanövern, mit Eindampfen in<br />

die Spring. Wir üben mutig und mit<br />

Erlaubnis am Steg des Segelclubs,<br />

zwischen auslaufenden Regattabooten<br />

und streng beäugt von den Bojenliegern.<br />

Es wird ein traumhafter Segeltag,<br />

mit vielen Wenden und Halsen.<br />

Ingrid entspannt sich merklich und<br />

alle sind stolz, als sie meint: „Beim<br />

Segeln brauch’ ich euch wirklich<br />

nicht mehr viel beibringen.“<br />

Wir merken, was wir doch schon<br />

alles können und sind mit Begeisterung<br />

dabei. Die Manöver gehen leicht<br />

von der Hand, jede probiert eine andere<br />

Position aus. Es ist auch ein guter<br />

Tag um die Vorfahrtsregeln zu<br />

wiederholen, es herrscht echtes Getümmel<br />

auf dem See.<br />

Bei der Nachbesprechung sind wir<br />

uns alle einig: Die Zeit ist viel zu<br />

schnell vergangen, wir wiederholen<br />

das sicher wieder! Ja, es war ein ganz<br />

besonderes Erlebnis, eine spezielle<br />

Atmosphäre, einmal nur mit Frauen<br />

zu segeln. Keine Frage ist zu blöd,<br />

keine will sich hervortun, wir lernen<br />

von- und miteinander und haben<br />

auch noch Riesenspaß dabei. Und<br />

ganz nebenbei ergibt das wieder ein<br />

gutes Stück mehr an Sicherheit, Kompetenz<br />

und Selbstvertrauen.<br />

Also, liebe Seglerinnen – probiert<br />

das unbedingt einmal aus! Übrigens:<br />

Der Yacht Club Austria führte dieses<br />

Seminar heuer aufgrund der großen<br />

Nachfrage gleich viermal durch.<br />

Kontakt: è office@yca.at<br />

76 6/<strong>2018</strong>


Bootsbau: Frischer<br />

Wind im Segelsport<br />

Text und Fotos Josef Wagner<br />

Die Lago 26 revolutioniert den österreichischen Segelsport mit einem innovativen<br />

Bootskonzept. Sie vereint komfortables Freizeit-Segeln mit einer Hightech-Performance-Yacht<br />

für Spitzenplätze bei jeder beliebigen Regatta. Hans Spitzauer, erfolgreichster<br />

Segler Österreichs, Weltmeister und mehrfacher Olympiateilnehmer<br />

präsentierte einer Regatta-Crew des Yacht Club Austria seine Konzepte.<br />

Es war an einem der heißen Augusttage<br />

am Neusiedler See in<br />

Weiden, als wir uns zu einer Testfahrt<br />

mit Hans Spitzauer und einer<br />

Lago 26 trafen. Ende Juni <strong>2018</strong> hatten<br />

wir die „Round about“-Regatta<br />

(rund um den Neusiedler See) unter<br />

ziemlich stürmischen Wetterbedingungen<br />

noch mit einer Sprinto 22<br />

heil überstanden. Unsere 3-Mann-<br />

Crew fand nach sechs Stunden ins<br />

Ziel, die beiden gestarteten Lago 26<br />

brauchten dagegen nur etwas über<br />

drei Stunden.<br />

Umso neugieriger waren wir natürlich<br />

auf das, was diesen Riesenunterschied<br />

zu üblichen Regattayachten<br />

ausmacht, abgesehen von einer<br />

eingespielten Crew. Auffallend ist<br />

das klare und dezente Design mit<br />

markanter Optik sowie der Sandwich<br />

Vacuum-Leichtbauweise aus<br />

Glasfaser/Carbon mit hochwertigen<br />

Materialien. Beschläge und Leinenführung<br />

sind kaum sichtbar, da alles<br />

unter Deck geführt wird. Das geräumige,<br />

stolperfreie Cockpit garantiert<br />

optimale Bewegungsfreiheit für zwei<br />

bis sechs Personen. Einfaches Handling<br />

entsteht dank kleinem Vorsegeldreieck<br />

mit der Reduktion auf eine<br />

wesentliche Trimmung. Neben der<br />

Binnensee-Ausführung mit minimalem<br />

20 Zentimeter Tiefgang und<br />

Ballastschwert (760 Kilogramm)<br />

gibt es auch die Kielversion für küstennahe<br />

Gewässer (790 Kilogramm)<br />

und der von Hugh Welbourne entwickelten<br />

Foiling-Version mit nur<br />

540 Kilogramm, bei der bereits bei<br />

nur wenig Wind vollständig aus<br />

dem Wasser abgehoben werden<br />

kann.<br />

Jedenfalls übertraf dieser Segeltag<br />

alle unsere Erwartungen bei weitem.<br />

Beeindruckt von dem einfachem<br />

Handling bei der Trimmung, der<br />

vollen Speed bei nur wenig Wind<br />

und der geringen Abdrift verabschiedeten<br />

wir uns mit einer Revanche:<br />

zur nächsten Roundabout 2020<br />

auf dem Neusiedler See, möglichst<br />

mit unserer eigenen Lago 26!<br />

Für YCA-Mitglieder gibt es natürlich<br />

die Möglichkeit, diese begehrte<br />

Rennyacht neben anderen üblichen<br />

Regattayachten wie Sunbeam 22,<br />

Jod 24, Surprise 22 etc. über unsere<br />

Segelflotte auf dem Neusiedler See<br />

in Rust zu chartern (boats 2sail.com,<br />

ab € 132,– an Werktagen). Nur eine<br />

kurze vorhergehende Einschulung<br />

zur Lizenzierung ist dabei zweckmäßigerweise<br />

vorgesehen. Rückfragen<br />

zu diesem Angebot:<br />

è rotina.mihai@yca.at<br />

Hans Spitzauer<br />

lud den YCA zu einer<br />

Testfahrt der Lago 26<br />

an den Neusiedler See.<br />

Die Lago 26 ist neben<br />

der Binnensee-Ausführung<br />

mit 20 Zentimeter<br />

Tiefgang und Ballastschwert<br />

auch als Kielversion<br />

für küstennahe<br />

Gewässer und in der von<br />

Hugh Welbourne entwickelten<br />

Foiling-Version<br />

erhältlich.<br />

Yacht Club Austria<br />

Generalsekretariat<br />

Neue Adresse: Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

Crew Wien, NÖ, Burgenland<br />

Crew-Commander<br />

Christian Schifter<br />

+43(0)1 7109222<br />

cschifter@pantaenius.com<br />

Generalsekretär<br />

Harald Mahringer<br />

+43(0)699 11317599<br />

harald.mahringer@yca.at<br />

Crew Salzburg<br />

Crew-Commander<br />

Hubert Kraft<br />

+43(0)664 9645011<br />

hubert.kraft@yca.at<br />

Crew Oberösterreich<br />

Crew-Commander<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

Crew Tirol und Vorarlberg<br />

Crew-Commander<br />

Johannes Lindig<br />

+43(0)660 5208136<br />

j.lindig@tsn.at<br />

Crew Kärnten<br />

Crew-Commander Fritz Abl<br />

+43(0)664 2436871<br />

office@yca-crew-ktn.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

Crew Steiermark<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43/(0)676 86643046<br />

mike.hecker@yca.at<br />

Crew Jugend<br />

Jugendbeauftragter<br />

Matthias Eckerstorfer<br />

+43(0)650 5583470<br />

matthias.eckerstorfer@gmail.com<br />

Ausbildung<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

6/<strong>2018</strong> 77


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

Motorbootsport und SeefahrtsVerband Österreich<br />

News November/Dezember <strong>2018</strong><br />

Alles klar<br />

in Italien?<br />

Nach mehreren Jahren stillschweigender Duldung<br />

der nicht gemeldeten Ein- und Ausreisen über den<br />

Seeweg legt Italien plötzlich Wert auf eine korrekte<br />

Abwicklung der Grenzformalitäten.<br />

Text Ernst Kocher<br />

Ernst Kocher,<br />

gerichtlich beeideter<br />

Sachverständiger für<br />

Binnen-, Küsten- und<br />

Hochseeschifffahrt<br />

am Landesgericht<br />

Innsbruck.<br />

Die Grenzformalitäten auf<br />

dem Seeweg wurden in Italien<br />

schon immer auf die<br />

leichte Schulter genommen. Dies<br />

mag auch damit in Zusammenhang<br />

stehen, dass – anders als in anderen<br />

Mittelmeeranrainerstaaten – die<br />

behördlichen Einrichtungen in<br />

vielen Häfen gänzlich fehlen bzw.<br />

die dort tätigen Beamten an einem<br />

formalen Ein- oder Ausreisevorgang<br />

schlichtweg kein Interesse<br />

gezeigt haben.<br />

Nach mehreren Jahren stillschweigender<br />

Duldung der nicht<br />

gemeldeten Ein- und Ausreisen<br />

über den Seeweg legt nun aber<br />

Italien als Schengen-Außengrenze<br />

plötzlich Wert auf eine korrekte<br />

Abwicklung der Grenzformalitäten<br />

und kontrolliert speziell bei der<br />

Ausreise dies auch fallweise in den<br />

italienischen Hoheitsgewässern.<br />

Wie schwierig sich der Behördengang<br />

allerdings in der Praxis<br />

gestaltet, sei an Hand des folgenden<br />

Beispiels dargestellt:<br />

Liegeplatz des Schiffes ist die<br />

Marina Sant’Andrea in San Giorgio<br />

di Nogaro. Erster Versuch im<br />

Handelshafen Porto Nogaro (hier<br />

kommen Frachtschiffe aus dem gesamten<br />

Mittelmeerraum an). Dem<br />

aus klarierungswilligen Eigner wird<br />

der Zutritt zum Hafengelände von<br />

der „Guardia di Finanza“ verwehrt<br />

und man wird an das örtliche Hafenamt<br />

verwiesen.<br />

Zweiter Versuch beim Hafenamt.<br />

Hier stellt sich heraus, dass dort<br />

Der italienische Beamte mit Stempelbefugnis ist erst ab 14 Uhr wieder da …<br />

nur der Hafenkapitän residiert,<br />

also ebenfalls Fehlanzeige.<br />

Dritter Versuch bei den Carabinieri<br />

in San Giorgio (ca. neun<br />

Kilometer von der Marina entfernt).<br />

Man nimmt Ausreiseformular und<br />

Pässe entgegen und erklärt, der zuständige<br />

Beamte (also der, der die<br />

Befugnis zum Stempeln hat) sei erst<br />

am Nachmittag ab 14 Uhr wieder<br />

da. Auf den Hinweis, dass dann<br />

aber die Behörden in Kroatien nach<br />

einer fünf- bis sechsstündigen<br />

Überfahrt schon längst geschlossen<br />

haben, folgt nur ein Schulterzucken.<br />

Anschließend konnten – nach<br />

zweimaliger Rücksprache bei einem<br />

Vorgesetzten – Formular und Pässe<br />

wieder zurückgeholt werden,<br />

nachdem erklärt wurde, die Ausreise<br />

aus dem Schengenraum in<br />

Piran behördlich abzuwickeln.<br />

In Piran dauerte der ganze Vorgang<br />

keine fünf Minuten und die<br />

Schiffsbesatzung hatte ordnungsgemäß<br />

aus dem Schengenraum<br />

ausklariert. Das kann aber nicht<br />

die generelle Lösung dieses Problems<br />

sein.<br />

Leider steht die Möglichkeit, einen<br />

slowenischen Grenzübertrittshafen<br />

anzulaufen, nur Skippern im<br />

Golf von Triest zur Verfügung. Es<br />

kann doch nicht sein, dass in einer<br />

Station der Carabinieri nur ein<br />

Beamter willens und fähig ist, auf<br />

einem bereits ausgefüllten Formular<br />

einen Stempel aufzudrücken.<br />

Daher bedarf es einer grundsätzlichen<br />

Regelung, zumindest<br />

bis Kroatien ebenfalls Schengen-<br />

Außengrenze ist.<br />

Vielleicht können Verbände und<br />

Fachzeitschriften diese unhaltbare<br />

Situation aufzeigen und auch die<br />

österreichische Außenministerin<br />

beim italienischen Innenministerium<br />

dahingehend intervenieren,<br />

dass hier in den Polizeistationen<br />

Vorkehrungen getroffen werden,<br />

um Ein- und Ausreisevorgänge<br />

flüssiger abzuwickeln.<br />

78 6/<strong>2018</strong>


Wissenwertes<br />

Foto: Shutterstock<br />

Fahrtenskipper. Das Formular<br />

zum „Fahrtenskipper“ kann<br />

ganz einfach von der Homepage<br />

„www.msvoe.at -> Mitglieder -><br />

Fahrtenskipper“ als *.pdf heruntergeladen<br />

und direkt am Rechner<br />

ausgefüllt werden. Anmeldung<br />

bis 31. Jänner 2019, spätere<br />

Meldungen können aus organisatorischen<br />

Gründen nicht mehr<br />

angenommen werden. Auch die<br />

Bedingungen für die Vergabe<br />

sind auf der oben angeführten<br />

Seite der Homepage ersichtlich.<br />

Für Fragen stehen Ihnen DI Hans<br />

Lux oder das MSVÖ-Büro per<br />

E-Mail gerne zur Verfügung.<br />

è msvoe@msvoe.at<br />

Wanderbucht Wien Reichsbrücke.<br />

Die Bucht bei bei<br />

Strom-km 1929,2 am linken<br />

Ufer wurde ausgebaggert und<br />

ist seit Mitte <strong>2018</strong> wieder befahrbar.<br />

In der Bucht gibt es<br />

einen Gästesteg der Stadt Wien,<br />

der entsprechend bezeichnet<br />

ist (Magistrat), wo tagsüber für<br />

Sportboote freies Liegen gestattet<br />

ist. Ausgehängte Liegeordnung<br />

beachten, Benützung auf<br />

MSVÖ-Donauhandbuch. Ein<br />

unentbehrlicher Begleiter für<br />

Wasserwanderer auf der Donau<br />

von Kelheim bis Mohacs von<br />

Dkfm. Helmut Knotzinger, herausgegeben<br />

unter der Patronanz<br />

des MSVÖ. Das Handbuch gibt<br />

es seit 1978 und wird im 3-Jahres-Zyklus<br />

aktualisiert, im März<br />

<strong>2018</strong> erschien zur Tullner Bootsmesse<br />

die derzeit aktuelle Fassung<br />

bzw. Ergänzungslieferung<br />

und brachte damit das Loseblattbuch<br />

wieder auf<br />

den neuesten<br />

Stand.<br />

Die Donau.<br />

Handbuch für<br />

die Sportschifffahrt.<br />

MSVÖ,<br />

13. Auflage,<br />

Lose blattausgabe in Ringmappe,<br />

Übersichtskarten. EAN-Code:<br />

9995190010346, € 55,–, erhältlich<br />

bei Freytag & Berndt.<br />

eigene Gefahr! Stegverwaltung<br />

und Sicherheitsinformationen in<br />

der Bar „Porto Pollo“ (13 bis 22<br />

Uhr, Tel. +43(0)699/13300013).<br />

Weitere Gastronomie auf der<br />

Donauinsel beim Leuchtturm.<br />

In 5–7 Minuten ist die U1 mit<br />

Direktverbindung ins Stadtzentrum<br />

erreichbar. Über nachtungs -<br />

möglichkeit für Bootswanderer<br />

in der nahen Marina Wien bei<br />

Strom-km 1926,5, rechtes Ufer.<br />

Drei neue Häfen<br />

bieten Schutz<br />

Im Vinodolski-Kanal zwischen der<br />

Insel Krk und dem Velebitgebirge, einer<br />

der eindruckvollsten Landschaften<br />

Kroatiens, der für seine starke Bora<br />

berüchtigt ist und daher oft gemieden<br />

wird, sind drei neue, gegen Bora geschützte<br />

Häfen entstanden.<br />

Die Marina Novi, ein exklusiver Yachthafen,<br />

liegt in der Bucht von Novi<br />

Vinodolski und soll als 5-Sterne-Marina eingestuft<br />

werden. Die Marina bietet 204 Liegeplätze<br />

mit allem Komfort für Crew und<br />

Schiff, Pool, Bar und Restaurant für gehobene<br />

Ansprüche.<br />

Die Marina Mitan, ungefähr eine Meile<br />

weiter östlich, ist seit zirka Ende Juli in Betrieb.<br />

Sie bietet 180 Liegeplätze für Boote bis<br />

15 Meter und ist für diese und die Crews<br />

komplett ausgestattet. Weiters gibt es ein<br />

Café, zwei Restaurants sowie Appartements.<br />

è www.mitanmarina.com<br />

Sonnenuntergang<br />

im Novi Vinodolski-<br />

Kanal, ein bei Bora<br />

sehr ungemütlicher<br />

Ort.<br />

Die Marina Klenovica liegt zwei Meilen<br />

südöstlich von der Marina Mitan in einer<br />

schönen Bucht mit einem kleinen Fischerhafen<br />

und ist nicht nur gegen Bora, sondern<br />

auch gegen den hier manchmal ex trem stark<br />

wehenden Jugo geschützt. Der erste Bauabschnitt<br />

im Gemeindehafen ist fertig, im<br />

Endausbau soll die Marina 120 Liegeplätze<br />

mit der notwendigen Infrastruktur bieten.<br />

6/<strong>2018</strong> 79


Sail Austria<br />

News November/Dezember <strong>2018</strong><br />

Theorie und<br />

Praxis an Bord<br />

Foto: Shutterstock<br />

Raus aus dem Hörsaal und rauf aufs Schiff. Unsere<br />

Partnerschule B3onWater vermittelt das Handwerk<br />

der verantwortungsvollen Schiffsführung auf hoher See.<br />

Text Richard Gansterer<br />

Die Theorie wird auf dem<br />

Schiff unterrichtet, direkt<br />

angewendet und mit der<br />

Praxis verbunden. Statt trockenen<br />

Abendkursen stehen Umsetzung,<br />

Austausch und Training im Vordergrund.<br />

Inspiriert von der englischen Seefahrt<br />

ist das Kernelement ein Unterricht<br />

auf Augenhöhe und eine optimale<br />

Ausbildung für jeden Einzelnen.<br />

Das Feedback der erfahrenen<br />

Ausbildner ist für eine selbstbewusste<br />

Schiffsführung ebenso wichtig<br />

wie das Lernen von und mit den<br />

Kollegen. Über die Mindestanforderungen<br />

der Prüfungen hinaus wird<br />

ein Gesamtpaket geschnürt. Neben<br />

den praktischen und theoretischen<br />

Skipper-Fähigkeiten sind Aspekte<br />

der Sicherheit ein wichtiger Teil des<br />

Segel-Handwerks. Damit vermittelt<br />

B3onWater verantwortungsvolle<br />

und professionelle Schiffsführung,<br />

wobei der Spaß-Faktor selbst -<br />

verständlich auch nicht zu kurz<br />

kommt.<br />

Deine Ausbildung und Prüfung<br />

für folgende Fahrtbereiche bieten<br />

wir in Kooperation mit B3onWater<br />

an:<br />

– A-Schein (Binnen)<br />

– FB2<br />

– FB3<br />

Sicher mit Christian Kargl<br />

Safety First – World Sailing Training für Fortgeschrittene.<br />

Foto: 2Sail<br />

Christian Kargl<br />

überquerte als erster<br />

Österreicher mit einem<br />

nur 6,5 Meter langen<br />

Racer den Atlantik von<br />

Frankreich nach Brasilien<br />

und brachte die<br />

ISAF-Sicherheitstrainings<br />

nach Österreich.<br />

Weltweit nimmt die Anzahl der<br />

Unfälle über die Meere zu.<br />

Allein die DGzRS (Deutsche Gesellschaft<br />

zur Rettung Schiffsbrüchiger)<br />

verzeichnet pro Jahr rund<br />

2.500 Einsätze allein in den Küstengewässern<br />

Deutschlands. Auch<br />

in der vermeintlichen „Badewanne“<br />

Adria kommt es immer wieder<br />

zu schweren Unfällen, die nicht<br />

selten mit plötzlich auftretendem<br />

Starkwind einhergehen oder beispielsweise<br />

im Rahmen einer Bergung<br />

eines havarierten Schiffes<br />

passieren.<br />

Das im Winter von B3onwater in<br />

Kooperation mit Christian Kargl<br />

angebotene World Sailing Sicherheitstraining<br />

hilft Skipper<br />

und Crew beim Umgang mit Seenot-Rettungsmitteln<br />

und Sicherheitsausrüstung.<br />

Bei vielen Regatten<br />

muss zumindest der Schiffsführer<br />

bzw. die Schiffsführerin der<br />

Crew ein Sicherheitstraining absolviert<br />

haben! Das World Sailing<br />

Training wird übrigens auch als<br />

Basic Sea Survival Training für die<br />

Ausstellung des Comercial Endorsement<br />

der RYA anerkannt.<br />

Christian Kargl hat das inter -<br />

natio nal anerkannte World Sailing<br />

Sicherheitstraining nach der Einhand-Transatlantik-Regatta<br />

Mini -<br />

transat im Jahr 2006 nach Österreich<br />

gebracht, von Jahr zu Jahr<br />

weiterentwickelt und mit immer<br />

neuen spannenden Geschichten<br />

veranschaulicht.<br />

Foto: Shutterstock<br />

80 6/<strong>2018</strong>


Sail Austria<br />

Let’s go FB3!<br />

Mit einem zweitägigen Theorie-Seminar ins nächste Level.<br />

Verein zur Förderung des Segelsportes<br />

Lagerstraße 1–5, 2103 Langenzersdorf<br />

+43(0)664/88254204, office@sailaustria.at<br />

www.sailaustria.at<br />

Die Berechtigung für die Schiffsführung<br />

im Fahrtbereich 3 ist der<br />

logische nächste Schritt für Segler und<br />

FB2-Besitzer, die bereits Skippererfahrung<br />

gesammelt haben. Jetzt gilt<br />

es neue Gewässer und Reviere zu erkunden<br />

und daher braucht es tiefer -<br />

gehendes Wissen für das sichere Befahren<br />

des Fahrtbereich 3 (bis 200<br />

Seemeilen vor die Küste). Vor allem<br />

für zukünftige Skipper und Skipperinnen<br />

von Katamaranen sollte erwähnt<br />

werden, dass man in Kroatien mit<br />

dem FB2 nur Schiffe bis 30 BRT (Bruttoregistertonnen)<br />

chartern kann. Kats<br />

ab 40 Fuß (z. B. von Lagoon) und Monos<br />

um die 55 Fuß liegen gewichtsmäßig<br />

darüber. Für das Führen solcher<br />

Yachten benötigt man verpflichtend<br />

den FB3, um die Versicherungsdeckung<br />

nicht zu gefährden. In diesem<br />

zweitägigen Theorieseminar mit ab-<br />

schließender Prüfung wird besonders<br />

die Navigation in Tidengewässern vermittelt:<br />

– Ebbe & Flut<br />

– Was ist ein Tidenrevier?<br />

– Tidenkalender<br />

– Spring-Nipptide<br />

– Berechnen von Tidenhöhen<br />

– Standard & Secondary Ports<br />

– Strömungsatlas<br />

– Zeichen von Stromdreiecken<br />

– Praktische Übungen<br />

– Theorieprüfung<br />

Für die Ausstellung des Scheines<br />

braucht es diverse Meilen und Bordtage,<br />

die auch nach dem Kurs nachgereicht<br />

werden können. Wer vor dem<br />

Kurs schon 1.500 Meilen, davon 500<br />

Skippermeilen, 48 Bordtage und fünf<br />

Nachtfahrten mit fünf Ansteuerungen<br />

mitbringt, erhält am Ende bei bestandener<br />

Prüfung den FB3 direkt vor Ort.<br />

Obmann<br />

Klemens Bayr<br />

Stv. Obmann<br />

Alexander Bayr<br />

Prüfungsreferent<br />

Bernhard Fischer<br />

Bereichsleiterin<br />

Seefahrt<br />

Mana Samadzadeh<br />

Wetterfest mit Bernhard Fischer<br />

Wetterkurs für Mittelmeersegler.<br />

Das Wetter ist einer der wichtigsten<br />

Faktoren auf jedem Segeltörn.<br />

„Können wir diese Nacht in der Bucht<br />

vor Anker bleiben oder sollen wir<br />

doch besser einen Hafen ansteuern?“<br />

oder „Was tun, wenn die Bora weht?“<br />

sind Fragen, die sich viele Skipperinnen<br />

und Skipper wohl schon einmal<br />

gestellt haben. Und oft entsteht dann<br />

noch zusätzliche Verunsicherung<br />

durch das Unwetter-Seemannsgarn,<br />

das im Sommer in so manchen Marinas<br />

und im Winter am Stammtisch<br />

gesponnen wird.<br />

Das Mittelmeer hat den Ruf einer<br />

Badewanne, doch aufgrund seiner besonderen<br />

geografischen Lage ist gerade<br />

das Mittelmeer in Bezug auf das<br />

Wetter durchaus anspruchsvoll. Dieser<br />

Kurs richtet sich an alle Schiffsführerinnen<br />

und Schiffsführer, die ihr<br />

Wissen zum Thema Wetter auffrischen<br />

und vertiefen möchten, um<br />

an Bord besser schlafen zu können …<br />

Der Schwerpunkt des Kurses liegt in<br />

der praktischen Anwendung des eigenen<br />

Wetterwissens und der Interpretation<br />

vorhandener Seewetterberichte<br />

und Bodendruckkarten.<br />

Bernhard Fischer besegelt das Mittelmeer<br />

seit über 15 Jahren und ist seit<br />

rund zehn Jahren in der Seefahrt-Ausbildung<br />

in Theorie und Praxis tätig.<br />

Seit 2013 ist er Ausbildungsskipper bei<br />

B3onWater, der größten Seefahrt -<br />

schule Österreichs sowie Prüfer für die<br />

Fahrtenbereiche FB2 und FB3 bei der<br />

Prüfungsorganisation Sail Austria.<br />

Medienreferent<br />

Richard Gansterer<br />

Partnerschulen<br />

B3onWater<br />

è www.b3-onwater.at<br />

MCO Sailing Academy<br />

è www.mco-sailingacademy.com<br />

Free Skippers<br />

è www.freeskippers.at<br />

Kurs Termin Ort preis<br />

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è b3-onwater.at/theoriekurs<br />

6/<strong>2018</strong> 81


Sailing Poetry<br />

Der Löwe von Lissa<br />

Wie steuern Lissa an, heute Vis, gedenken jener Seeschlacht, in der Admiral Tegetthoff hier gegen<br />

eine technisch überlegene italienische Flotte siegte und widmen uns dem europäischen Gedanken,<br />

graviert auf einer dem „Löwen von Lissa“ gewidmeten Gedenktafel.<br />

Jeder österreichische Segler<br />

sollte in Erinnerung an die<br />

maritime Geschichte seines<br />

Landes einmal im Leben einige<br />

Häfen angesteuert haben: Venedig,<br />

Grado, Triest, Pola, Abazia – und<br />

Lissa.<br />

Wir steuern also die Insel an, gehen<br />

an den Kai von Komiza. Nordöstlich<br />

von hier fand am 20 Juli<br />

1866 jene Seeschlacht statt:<br />

Die österreichische Flotte ist gegen<br />

die technisch wie zahlenmäßig<br />

überlegene italienische in scheinbar<br />

aussichtsloser Lage. „Seht her,<br />

die Fischdampfer kommen“, spottet<br />

angeblich der italienische Admiral,<br />

Graf Persano, angesichts der österreichischen<br />

Flotte. Doch zwei<br />

Wochen nach der Niederlage bei<br />

Königsgrätz siegt hier Österreich.<br />

Tegetthoff ist offensichtlich ein genialer<br />

Marineur: Ausgebildet am<br />

österreichischen Marinekollegium<br />

in Venedig macht er schnell Karriere,<br />

nimmt teil an weltweiten Expeditionen<br />

der kaiserlichen Marine,<br />

schlägt sich für Österreich erfolgreich<br />

im Seegefecht von Helgoland<br />

und sollte im Jahr darauf auf der<br />

Novara den in Mexiko getöteten<br />

Erzherzog Ferdinand Maximilian<br />

nach Triest „heimholen“.<br />

Die österreichische Flotte, nach<br />

raschem Entschluss Tegetthofs von<br />

Fazana bei Pola ausgelaufen, um<br />

dem angegriffenen Lissa beizustehen,<br />

nähert sich in Dreiecksformation;<br />

das Signal Tegethoffs lautet:<br />

Distanzen schließen. Feindliche<br />

Schiffe anrennen.<br />

Und dann rammt Tegetthoff mit<br />

der Ferdinand Max das italienische<br />

Flaggschiff Re d’Italia, das kentert<br />

und innerhalb von Minuten sinkt,<br />

nach heftigen Feuergefechten<br />

Alfred Zellinger<br />

ist Schriftsteller und<br />

erlernte das Segeln in<br />

der O-Jolle des Vaters<br />

auf dem Traunsee. Dort<br />

segelt er heute einen<br />

30er-Schärenkreuzer,<br />

auf dem Meer eine 46er<br />

Grand Soleil.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

dampfen die Italiener ab, Tegetthoffs<br />

Flotte läuft Lissa an, unter<br />

lautem „Hurra“ der Bewohner der<br />

Insel, die während des Gefechts<br />

von einer Bergspitze aus den<br />

Kampf beobachtet hatten. Die<br />

Italie ner, erfährt man später, hätten<br />

sich gewundert über „das brutale<br />

Benehmen der Österreicher“.<br />

Lissa ist die größte Seeschlacht<br />

seit Trafalgar, die letzte mit Holzschiffen,<br />

die letzte mit Segelschiffen,<br />

die erste mit Panzerschiffen,<br />

die erste mit Dampfschiffen.<br />

Der steinerne „Löwe von Lissa“<br />

ist heute nicht mehr jener, der 1867<br />

dort als Denkmal errichtet wurde:<br />

1918, nach dem 1. Weltkrieg, hatten<br />

Italiener die Insel besetzt und<br />

das Löwendenkmal sozusagen als<br />

verspätete Kriegsbeute in den Park<br />

ihrer Accademia Navale in Livorno<br />

verbracht. Verhandlungen über<br />

dessen Rückstellung blieben ergebnislos,<br />

so schaffte es eine private<br />

Initiative der sog. „Militärkanzlei“<br />

in Wien, 1998 einen neuen, in Österreich<br />

hergestellten Löwen samt<br />

Marmortafel auf der Insel aufzustellen<br />

– unter freundlicher Teilnahme<br />

der jungen kroatischen Marine,<br />

die sich vielleicht ein wenig<br />

mit der früheren k.u.k. Marine<br />

identifiziert, an der sie stets einen<br />

hohen personellen Anteil hatte.<br />

Und wir widmen uns dem europäischen<br />

Gedanken der in deutscher<br />

und kroatischer Sprache auf<br />

der Marmortafel des neuen Löwen<br />

zum Ausdruck kommt: „Europas<br />

Einheit ruht auf der Vielfalt seiner<br />

historischen Konflikte“ – gut, dieser<br />

Satz ist zweideutig, wenn auch<br />

einzusehen ist, dass selbst eine gemeinsame<br />

kriegerische Geschichte<br />

verbinden kann; der zweite Satz ist<br />

Anton Romako, Tegetthoff vor Lissa, in der<br />

Ausstellung „Beginn der Moderne“ im<br />

Leopold-Museum, Wien, <strong>2018</strong>.<br />

dafür umso schöner: „Betrachtet<br />

die Wellen der Adria. Wie sie die<br />

Botschaft des Friedens und der<br />

Verständigung an alle Küsten tragen.“<br />

Woran allerdings heute noch<br />

ein wenig zu arbeiten wäre …<br />

Im nächsten Sailing Poetry, meine<br />

Damen und Herren, steuern wir<br />

Hvar an, nehmen dort teil an der<br />

legendären Full Moon Party und ich<br />

erzähle eine Fabel von den Katzen<br />

der Palmizana. Dann segeln wir<br />

nach Spalato, heute Split, und<br />

tref-fen dort den römischen Kaiser<br />

Dio kletian in seinem die Altstadt<br />

beherrschenden Palast.<br />

<br />

82 6/<strong>2018</strong>


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