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Pflanzenschutz in Zwiebeln, Teil 1: Falscher Mehltau der Zwiebel ...

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<strong>Pflanzenschutz</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>Zwiebel</strong>n</strong><br />

<strong>Teil</strong> 1: <strong>Falscher</strong> <strong>Mehltau</strong> <strong>der</strong> <strong>Zwiebel</strong><br />

(Peronospora destructor)<br />

Autoren:<br />

Werner E. Heller, Jacob Rüegg, Re<strong>in</strong>hard E<strong>der</strong>, Cornelia<br />

Sauer, Extension Gemüsebau, Forschungsanstalt Agroscope<br />

Chang<strong>in</strong>s-Wädenswil ACW<br />

Verbreitung und Bedeutung<br />

Der Falsche <strong>Mehltau</strong> ist die gefährlichste Krankheit <strong>der</strong><br />

<strong>Zwiebel</strong> <strong>in</strong> den gemässigten Klimazonen. Bei längeren<br />

feucht-kühlen Wetterbed<strong>in</strong>gungen führt die Krankheit zu<br />

hohen Verlusten <strong>in</strong> Bezug auf <strong>Zwiebel</strong>ertrag und -qualität<br />

(Abb. 1).<br />

Abb. 1: <strong>Falscher</strong> <strong>Mehltau</strong> (Peronospora destructor) <strong>in</strong> fortgeschrittenem<br />

Stadium <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Zwiebel</strong>feld <strong>der</strong> Sorte Tamara,<br />

Ende Juli 2005<br />

Foto von Jacob Rüegg ACW Wädenswil<br />

Symptome<br />

Bei feuchter Witterung und starker Taubildung entwickeln<br />

sich an den Spitzen o<strong>der</strong> an Knicken <strong>der</strong> <strong>Zwiebel</strong>röhren<br />

bleiche, ölig sche<strong>in</strong>ende, längsovale Flecken von bis zu<br />

30 cm Länge. Die Sporangienträger des Pilzes bilden<br />

e<strong>in</strong>en dunkelgrauen bis violetten Pilzrasen auf <strong>der</strong> befallenen<br />

Fläche aus (Abb. 2). Der Pilz lässt sich aber auch<br />

oft <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Röhren feststellen. Bei trockenen Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

werden die Infektionsherde des Falschen<br />

<strong>Mehltau</strong>s sehr schnell von schwarzen Pilzen wie<br />

Alternaria (Purpurfleckenkrankheit) und Stemphylium<br />

(Blattfleckenkrankheit) überwuchert. Die befallenen Blätter<br />

welken und sterben frühzeitig ab. Der Verlust an<br />

Blattfläche und <strong>der</strong> folgende Neuaustrieb schwächen die<br />

<strong><strong>Zwiebel</strong>n</strong>, was zu stark reduzierten Erträgen bei befallenen<br />

Kulturen führt. Infizierte <strong><strong>Zwiebel</strong>n</strong> s<strong>in</strong>d weich und<br />

nicht lagerfähig. Die <strong>Zwiebel</strong>sorten unterscheiden sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Anfälligkeit gegenüber dem Falschen <strong>Mehltau</strong>.<br />

Biologie<br />

Der Falsche <strong>Mehltau</strong> befällt neben <strong><strong>Zwiebel</strong>n</strong>, Schalotten,<br />

Lauch, Knoblauch und Schnittlauch auch nicht kultivierte<br />

Allium-Arten. Der Pilz überw<strong>in</strong>tert <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terzwiebeln im<br />

Feld <strong>in</strong> Form von aktivem Pilzgeflecht (Mycel) o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Form von Dauersporen (Oosporen). Auch <strong>in</strong>fizierte <strong><strong>Zwiebel</strong>n</strong><br />

am Lager können dem Pilz helfen, die kalte Jahreszeit<br />

zu überdauern. Verfaulende Lagerbestände sollen<br />

deshalb nicht kompostiert, son<strong>der</strong>n vernichtet werden.<br />

Neben Ausfallzwiebeln im Feld stellt auch das <strong>Zwiebel</strong>-<br />

Saatgut e<strong>in</strong>e mögliche Infektionsquelle dar, die aber eher<br />

von ger<strong>in</strong>ger Bedeutung ist. Unter Schweizerischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

stellen <strong>in</strong>fizierte Bestände von W<strong>in</strong>terzwiebeln<br />

und <strong>in</strong>fizierte Ausfallzwiebeln die wichtigsten Möglichkeiten<br />

des Überw<strong>in</strong>terns <strong>der</strong> Krankheit dar. Bei hohem Infektionsdruck<br />

im Herbst muss deshalb mit e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />

Verseuchungsgrad <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terzwiebelbestände<br />

gerechnet werden, was wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>em hohen<br />

Krankheitsdruck im nächsten Frühl<strong>in</strong>g führt.<br />

Abb. 2: Sporulieren<strong>der</strong> <strong>Falscher</strong> <strong>Mehltau</strong> auf e<strong>in</strong>zelnen Blattröhren<br />

<strong>der</strong> <strong>Zwiebel</strong>sorte Tamara, Anfang Juli 2005<br />

Foto von Jacob Rüegg ACW Wädenswil<br />

Krankheitsverlauf<br />

Für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Infektion ist <strong>der</strong> Pilz auf Wassertropfen<br />

und hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 95 %<br />

während mehrerer Stunden angewiesen. Temperaturen<br />

über 22°C s<strong>in</strong>d für Infektionen ungünstig. Bei hoher Luftfeuchtigkeit<br />

um 80 % und Temperaturen zwischen 15°C<br />

und 20°C gedeiht <strong>der</strong> Falsche <strong>Mehltau</strong> am besten. Bei<br />

solchen Bed<strong>in</strong>gungen muss mit e<strong>in</strong>er Inkubationszeit von<br />

<strong>der</strong> Infektion bis zur Sporulation von 9 bis 16 Tagen<br />

1


gerechnet werden. Die Sporulation e<strong>in</strong>er Infektionsstelle<br />

dauert 1 bis 2 Tage, wobei die Sporangien während <strong>der</strong><br />

Nacht gebildet und während des Tages freigesetzt werden.<br />

Die Sporangien können bei optimalen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

1 bis 3 Tage auf den Wirtspflanzen überleben. Treten<br />

Copyright<br />

2006, Forschungsanstalt Agroscope Chang<strong>in</strong>gs-Wädenswil ACW, Postfach 185, 8820 Wädenswil<br />

Herausgeber: Extension Gemüsebau<br />

www.acw.adm<strong>in</strong>.ch<br />

<strong>in</strong>nerhalb dieser Zeit Infektionsbed<strong>in</strong>gungen auf, keimt<br />

das Sporangium aus und <strong>in</strong>fiziert die Wirtspflanze neu.<br />

Innerhalb von 4 Infektionszyklen kann <strong>der</strong> Falsche <strong>Mehltau</strong><br />

das Laub e<strong>in</strong>es Bestandes vollständig zerstören.<br />

Empfehlungen<br />

1. Sommerzwiebeln möglichst lokal o<strong>der</strong> regional isoliert von W<strong>in</strong>terzwiebelbeständen kultivieren.<br />

2. Abstände <strong>in</strong> und zwischen den Reihen s<strong>in</strong>d so zu wählen, dass die Bestände möglichst schnell abtrocknen; Reihenabstände<br />

von 40 – 50 cm nicht unterschreiten.<br />

3. Unkräuter <strong>in</strong> den <strong>Zwiebel</strong>beständen möglichst vollständig bekämpfen, damit e<strong>in</strong> rasches Abtrocknen gewährleistet<br />

wird.<br />

4. Sorgfältige, saisonal geplante Präparatwahl und Präparatdosierung gemäss Packungsaufschrift.<br />

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