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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2018

Energie - Onkologie Pharmazeutische Medizin Einheitliche Finanzierung - ja, aber

Energie -
Onkologie
Pharmazeutische Medizin
Einheitliche Finanzierung - ja, aber

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Energie<br />

• Onkologie<br />

• Pharmazeutische Medizin<br />

• Einheitliche Finanzierung – ja, aber


INHALT<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Das, was von innen wirkt<br />

POLITIK<br />

7 Gesundheitspolitik<br />

EFAS: vier Buchstaben und viele Fragen<br />

10 Auf den Punkt gebracht:<br />

Wer definiert den Notfall?<br />

WEITERBILDUNG /<br />

ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

11 «Es steht und fällt mit den Menschen»<br />

14 Laufbahnberatung ist angelaufen<br />

15 Lesen lernen: Balken ist nicht gleich<br />

Balken<br />

16 «Ärzte für Ärzte» für Menschen<br />

in Nordsyrien<br />

FOKUS ENERGIE<br />

25 Erfolg beginnt im Kopf<br />

27 Meister der Energieverwertung<br />

30 «Wie viel Energie darfs denn sein?<br />

32 «Doping» fürs Stromnetz<br />

34 Wenn Helfer hilflos sind<br />

38 Schwimmen in Schwärmen spart<br />

Energie<br />

PERSPEKTIVEN<br />

40 Fachserie – Aktuelles aus der<br />

Onkologie – Spätfolgen nach einer<br />

Krebserkrankung im Kindesalter:<br />

Heilung mit Nebenwirkungen<br />

42 Aus der «Praxis»: Medikamentöse<br />

Senkung des LDL-Cholesterins<br />

50 Das erlesene Objekt: Der letzte Stich<br />

<strong>VSAO</strong><br />

18 Sektion Aargau<br />

19 Sektion Basel<br />

20 Sektion Bern<br />

21 Sektion Zürich/Schaffhausen<br />

22 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

23 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

52 Briefkasten<br />

53 Wie halten Sie es mit Hausrat-,<br />

Privathaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung?<br />

VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

55 Stabsübergabe bei der Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong><br />

58 Impressum<br />

Lebensqualität<br />

CH-3860 Meiringen<br />

Telefon +41 33 972 81 11<br />

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Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />

Wo Patienten auch Gäste sind.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


STS 0292<br />

LE<br />

VIGARO<br />

247<br />

update / 08.<strong>2018</strong><br />

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PD Dr. phil. II Christian Kalberer, Spezialist für Labormedizin FAMH, Stv. Leiter Corelab<br />

Dr. med. Sabine Nann-Rütti, FMH Innere Medizin, Hämatologie, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Corelab<br />

Dr. rer. nat. Kristina Vollmer, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Corelab<br />

Dr. phil. II Fabrice Stehlin, Kandidat Spezialist für Labormedizin FAMH, Gruppenleiter Corelab<br />

Redaktion<br />

Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizin FAMH, Bereichsleiter Produktion West


EDITORIAL<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Das, was von innen wirkt<br />

Die ersten Energielieferanten der Menschheit wurden für ihre<br />

Taten nicht eben gut entlöhnt: Prometheus, der das Feuer<br />

brachte, landete als «Vogelfutter» angekettet an einem Felsen,<br />

der Lichtbringer Luzifer wurde gar zum Teufel degradiert.<br />

Obgleich heute kein Stromanbieter mehr den Zorn der Götter<br />

auf sich zieht, ist Energie im engeren Sinn ein höchst umstrittenes<br />

Thema geblieben. In unserem Schwerpunkt befassen wir<br />

uns aber weder mit dem Atomausstieg, noch mit Erdöl, Braunkohle<br />

oder Windrädern, sondern mit einem breiteren Verständnis<br />

des Begriffs. Ursprünglich bedeutete das Wort Energie<br />

«Wirksamkeit» oder «was von innen wirkt». Und so fragen wir<br />

nach der Wirksamkeit von Energiepräparaten oder von modernen<br />

Batterien. Wir widmen uns der mentalen Stärke ebenso<br />

wie den Energie verschleissenden Patienten, aber auch den<br />

ausgeklügelten Energiesparmethoden von Insekten und Fischschwärmen.<br />

Die Rubrik «Gesundheitspolitik» dreht sich hauptsächlich um<br />

die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären<br />

Behandlungen. Eine auf den ersten Blick einleuchtende<br />

Idee, deren Umsetzung aber komplex und umstritten ist. Noch<br />

immer einer definitiven Lösung harrt die Zulassungssteuerung.<br />

Und da bislang kein Vorschlag die Mehrheit der Parlamentarier<br />

zu überzeugen vermochte, zeichnet sich eine weitere Verlängerung<br />

der aktuell gültigen Regelung ab.<br />

«Alles steht und fällt mit den Menschen»: Mit diesen Worten<br />

bilanziert die Pädiaterin Dina-Maria Jakob ihre Weiterbildung.<br />

Sie macht den Auftakt der neuen Serie «Ich als Assistenzärztin<br />

bzw. als Assistenzarzt» in der Rubrik «Weiterbildung».<br />

Die Mischung aus Porträt und Interview lässt ehemalige und<br />

aktuelle Assistenzärztinnen und -ärzte zu Wort kommen und<br />

vermittelt ein Bild ihrer Weiterbildung.<br />

In derselben Rubrik nehmen wir mit der Kolumne «Lesen lernen»<br />

eine bestens bekannte Serie wieder auf. Lukas Staub,<br />

klinischer Epidemiologe und Redaktionsmitglied des <strong>VSAO</strong>-<br />

Journals, wird künftig wiederum Hilfestellung beim Lesen wissenschaftlicher<br />

Studien bieten. Wir werden auch ein Online-<br />

Dossier mit allen bisher erschienenen Beiträgen zusammenstellen.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


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POLITIK<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

EFAS: vier Buchstaben<br />

und viele Fragen<br />

Die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen (EFAS) hat sich zu<br />

einem Topthema der Schweizer Gesundheitspolitik gemausert. Der <strong>VSAO</strong> sagt Ja zum Grundsatz,<br />

aber Nein zum Vorschlag der Nationalratskommission. Störend sind vor allem das Ausblenden<br />

medizinischer Aspekte und die Stärkung der Versicherer.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Bei EFAS trifft «mausern» den Nagel auf<br />

den Kopf. Denn bereits in der Wintersession<br />

2009 hatte Nationalrätin Ruth Humbel<br />

die parlamentarische Initiative «Finanzierung<br />

der Gesundheitsleistungen aus<br />

einer Hand. Einführung des Monismus»<br />

eingereicht. Es sei unbestritten, «dass<br />

grundlegende Fehlanreize in unserem<br />

System auf die unterschiedliche Finanzierung<br />

des ambulanten und stationären<br />

Bereiches zurückzuführen sind», führte<br />

die Aargauer CVP-Vertreterin ins Feld. Bestritten<br />

war dagegen das «Wie weiter?».<br />

Für die Umsetzung liegt deshalb erst jetzt<br />

ein Entwurf auf dem Tisch – geschlagene<br />

neun Jahre später. Denn inzwischen sind<br />

sich alle politischen Kräfte zumindest<br />

darin einig, dass auch in diesem Bereich<br />

handeln nottut. Und zwar eben jetzt.<br />

Milliarden verschieben<br />

Der aktuelle Vorschlag stammt von der<br />

Kommission für soziale Sicherheit und<br />

Gesundheit des Nationalrats (SGK-N). Darum<br />

gehts: Heute werden ambulante Leistungen<br />

komplett durch die Krankenversicherungen<br />

gedeckt, also über Prämien.<br />

Leistungen im stationären Bereich tragen<br />

zu mindestens 55 Prozent die Kantone<br />

und zu maximal 45 Prozent die Versicherer.<br />

Nach dem Willen der SGK-N würden<br />

die Krankenkassen künftig alle ambulanten<br />

und stationären Behandlungen vergüten<br />

(ausgenommen die Langzeitpflege).<br />

Die Kantone wiederum sollen an die Kosten,<br />

die ihnen nach Abzug von Franchise<br />

und Selbstbehalt der Versicherten verbleiben,<br />

einen Beitrag von mindestens 25,5<br />

Prozent leisten. Dieser Prozentsatz, im<br />

Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2015 rund<br />

7,5 Milliarden Franken, sei so festgelegt,<br />

dass der Wechsel zur einheitlichen Finanzierung<br />

für die Kantone wie die Versicherer<br />

insgesamt kostenneutral ausfällt. Sagt<br />

die Kommission.<br />

Verhärtete Fronten<br />

Doch schon in ihren Reihen prallten die<br />

Meinungen hart aufeinander. 15 Mitglieder<br />

stimmten dem Entwurf zu, sieben<br />

lehnten ihn ab. Eine Minderheit aus SP-<br />

Vertreterinnen will im Parlament nicht<br />

auf das Projekt eintreten. Es schaffe neue<br />

Fehlanreize und verpflichte die Kantone<br />

zur Mitfinanzierung von ambulant erbrachten<br />

Leistungen, ohne dass sie den<br />

ambulanten Bereich steuern und die<br />

Rechnungen kontrollieren könnten. Eine<br />

andere, bürgerliche Minderheit möchte<br />

die Kantonsgelder den Versicherern nicht<br />

aufgrund der entstandenen Kosten zuweisen,<br />

sondern als Pauschalbetrag pro<br />

Versichertem. Im Verbund mit dem Risikoausgleich<br />

führe dies dazu, dass die<br />

Versicherer einen stärkeren Anreiz hätten,<br />

sich für eine effiziente Versorgung einzusetzen.<br />

Bei der einheitlichen Finanzierung medizinischer Leistungen geht es um die Umverteilung<br />

von Steuergeldern. So viel steht fest – vieles andere jedoch noch überhaupt nicht.<br />

(® Stockfotos-MG/Fotolia.com)<br />

Bis Mitte September lief die Vernehmlassung<br />

zum Kommissionsentwurf. Auch der<br />

<strong>VSAO</strong> reihte sich unter die Kritiker ein –<br />

obschon er EFAS grundsätzlich begrüsst.<br />

«Aus unserer Sicht gehört die gesundheitliche<br />

Grundversorgung der Bevölkerung<br />

zum Service public», sagt Verbandsvize-<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


POLITIK<br />

präsidentin Patrizia Kündig. So gesehen<br />

weise das Projekt der SGK-N gravierende<br />

Mängel auf. Zwar sei es richtig, die einheitliche<br />

Finanzierung medizinischer<br />

Leistungen als Massnahme mit Potenzial<br />

zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen<br />

zu betrachten – sie könne in der Tat<br />

zur Beseitigung von Fehlanreizen beitragen.<br />

«Die Kommission konzentriert sich<br />

aber einseitig auf eine rechnerische Umverteilung<br />

von Mitteln von den Kantonen<br />

zu den Versicherern. Andere zentrale Faktoren<br />

insbesondere medizinischer und<br />

politischer Natur werden ausser Acht gelassen.»<br />

Wo bleibt die Medizin?<br />

Der <strong>VSAO</strong> erachtet es als wichtig, dass sich<br />

die Ärztinnen und Ärzte beim Entscheid<br />

über eine ambulante oder stationäre Behandlung<br />

einbringen können. Im Zweifelsfall<br />

muss ihre fachliche Beurteilung<br />

den Ausschlag für den Entscheid geben.<br />

Zulassungssteuerung: Fortsetzung des Providuriums?<br />

An ihrer vorletzten Sitzung hat sich die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats<br />

(SGK-N) zur künftigen Zulassungssteuerung beraten (vgl. «<strong>VSAO</strong>-Journal» <strong>Nr</strong>. 4 vom August<br />

<strong>2018</strong>). Dazu fand eine breite Anhörung statt, zu der Vertretungen der Kantone, der Ärzteschaft – darunter<br />

der <strong>VSAO</strong> –, der Spitäler, Apotheker, Patienten und Versicherer eingeladen waren. Im Anschluss<br />

beschloss die SGK-N eine parlamentarische Initiative, um die Geltungsdauer der aktuellen Zulassungsbeschränkung<br />

vorsorglich um weitere zwei Jahre zu verlängern, d.h. bis 30. Juni 2021.<br />

Grund: Die Kommission will die Vorlage des Bundesrats zur Zulassung im Zusammenhang mit ihrem<br />

Entwurf zur einheitlichen Finanzierung der Leistungen im ambulanten und im stationären Bereich<br />

(EFAS, siehe Hauptartikel) beraten. Mit der Initiative will sie verhindern, dass die bestehenden Zulassungsbeschränkungen<br />

Mitte 2019 ersatzlos auslaufen und in der Übergangszeit bis zur definitiven<br />

Regelung viele Ärzte auf den Markt drängen.<br />

Mehr zum Thema: www2.vsao.ch, Rubrik Gesundheitspolitik/Zulassungssteuerung<br />

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PC statt Patient: Das ist die Realität in Schweizer Spitälern. Gerade junge Ärztinnen und<br />

Ärzte sitzen heute mehr im Büro als am Krankenbett. So nicht, sagt der <strong>VSAO</strong>.<br />

Mit der Kampagne «Medizin statt Bürokratie!» zeigt er Lösungen — konstruktiv und konkret.<br />

Mehr unter www.medizin-statt-bürokratie.ch<br />

Kündig unterstreicht: «Es darf nicht sein,<br />

dass EFAS zu Einbussen bei der Behandlungsqualität<br />

führt. Deshalb muss eine<br />

Änderung des Systems – in welcher Form<br />

sie auch erfolgt – von einer Evaluation<br />

begleitet sein. Denn die Patientinnen und<br />

Patienten sollten bei der Versorgung einen<br />

Mehrwert haben.»<br />

Ein weiterer Schwachpunkt sind die Kompetenzen.<br />

Die Kantone sollen Einweg-<br />

Pauschalüberweisungen leisten. Wie in<br />

Zukunft ihre Mitsprache- und Mitwirkungsrechte<br />

bei der Gesundheitsversorgung<br />

sowohl im ambulanten als auch im<br />

stationären Bereich aussehen, ist ungeklärt.<br />

Klar wäre allerdings, dass die Macht<br />

der Krankenversicherer (nochmals) gestärkt<br />

würde. «Damit sind wir nicht einverstanden»,<br />

erklärt Patrizia Kündig.<br />

«Denn wo bleiben da die demokratischen<br />

Kontrollmöglichkeiten bei der Verwendung<br />

der Steuergelder?»<br />

Keinen Kuhhandel bitte<br />

Ebenso ablehnend steht der <strong>VSAO</strong> der Idee<br />

gegenüber, die Kantone für EFAS zu gewinnen,<br />

indem das Geschäft mit der Neuregelung<br />

der Zulassung zum Arztberuf<br />

verknüpft und bei Letzterer die kantonalen<br />

Kompetenzen erweitert werden – quasi<br />

als Kompensation. «Eine Mitfinanzierung<br />

der ambulanten Leistungen durch<br />

die Kantone muss mit einem angemessenen<br />

Instrumentarium zur direkten Mitsteuerung<br />

einhergehen. Und Mitfinanzierung<br />

bedeutet eine duale Finanzierungslösung<br />

und keinen Monismus der Krankenkassen»,<br />

so die Vizepräsidentin.<br />

Zu guter Letzt: Zwar argumentiert die<br />

SGK-N, dass sie die Verlagerung von statio<br />

när zu ambulant fördern möchte und<br />

ambulante Behandlungen in der Regel<br />

günstiger seien. Was das Kostenwachstum<br />

bremse. Nähere Angaben oder gar Zahlen<br />

zum kostendämpfenden Potenzial des<br />

Modells fehlen aber. Dessen Auswirkungen<br />

auf die Krankenkassenprämien, die<br />

zu begleichen für immer mehr Menschen<br />

zur Herausforderung wird, sind also mit<br />

einem grossen Fragezeichen zu versehen.<br />

Ebenso die Konsequenzen für die Kantonskassen.<br />

■<br />

Mehr zum Thema: www2.vsao.ch,<br />

Rubrik Stellungnahmen/Positionen<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


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POLITIK<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Wer definiert den Notfall?<br />

Diesen Frühling wurde in den Medien<br />

über einen Todesfall berichtet, der mich<br />

heute noch betrübt und wütend macht.<br />

Letztes Jahr verstarb im Kanton Graubünden<br />

ein Mann an Aids, weil die Krankenkasse<br />

die Gesuche um Übernahme der<br />

Behandlungskosten mehrmals abgelehnt<br />

hatte. Wie kann es so weit kommen, dass<br />

heutzutage in der Schweiz jemand an einer<br />

Krankheit stirbt, mit der man ein<br />

nahezu normales Leben mit üblicher Lebenserwartung<br />

führen kann, sofern sie<br />

medikamentös behandelt wird?<br />

Der Patient stand auf der kantonalen<br />

«schwarzen Liste für säumige Prämienzahler».<br />

Auf dieser Liste werden Menschen<br />

aufgeführt, die auch nach Betreibung und<br />

Lohnpfändungen ihre Krankenkassenprämien<br />

nicht bezahlen können, also<br />

Angelo Barrile<br />

Nationalrat /Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />

diejenigen, bei denen es kein Geld mehr<br />

zu holen gibt. Es handelt sich folglich<br />

nicht um Personen, die nicht zahlen<br />

möchten, sondern schlicht und einfach<br />

nicht mehr dazu in der Lage sind. Bei<br />

Betroffenen dürfen in Kantonen mit solchen<br />

Listen nur Notfallbehandlungen<br />

stattfinden. Das erklärt, warum ein chronisch<br />

kranker Mann mehrmals um die<br />

Bezahlung der für sein Überleben notwendigen<br />

Medikation gebeten, die Krankenkasse<br />

dies jedoch mit Verweis auf einen<br />

nicht vorliegenden Notfall abgelehnt hat.<br />

Als dann der lebensbedrohliche Notfall<br />

eintrat, war es zu spät.<br />

Wenn ich mir vorstelle, was es für das involvierte<br />

medizinische Personal und die<br />

Kranken bedeutet, hilflos zuschauen zu<br />

müssen, wie eine nicht mal so teure Behandlung<br />

verweigert wird, schaudert es<br />

mich. Der hippokratische Eid verkommt<br />

so zur Farce. Seit der Einführung des KVG<br />

vor über 20 Jahren gilt in der Schweiz das<br />

Prinzip, dass niemandem wegen finanziel<br />

ler Probleme die notwendigen medizinischen<br />

Leistungen verweigert werden<br />

sollen. Und trotzdem kommt es immer<br />

wieder vor, dass in Kantonen mit schwarzen<br />

Listen genau dieses Prinzip und das<br />

verfassungsmässige Recht auf Leben wegen<br />

eines administrativen Entscheids<br />

verletzt werden. Das darf einfach nicht<br />

sein!<br />

Wir wissen alle, dass gewisse Erkrankungen<br />

frühzeitig behandelt werden müssen<br />

und können, damit es später nicht zu<br />

Komplikationen und dadurch zu Mehrkosten<br />

und mehr Leiden kommt. Es ist<br />

auch meine ärztliche Pflicht als behandelnder<br />

Arzt, dem Patienten nicht zu<br />

schaden. Wenn ich zum Zuschauen gezwungen<br />

und damit zum Komplizen der<br />

Leistungsverweigerung gemacht werde,<br />

kann und darf ich das nicht akzeptieren!<br />

Folglich ist es richtig, dass die behandelnden<br />

Ärztinnen und Ärzte mehrere Gesuche<br />

an die Krankenkasse geschrieben<br />

haben. Und es entspricht leider dem Gesetz,<br />

dass Letztere eine solche Behandlung<br />

nicht übernehmen musste. Anstatt uns<br />

aber zu fragen, wer nun die Schuld trägt,<br />

sollten wir als Ärztinnen und Ärzte lieber<br />

unsere Konsequenzen ziehen. Das heisst:<br />

einerseits die Verweigerung der Behandlung<br />

verweigern und andererseits dafür<br />

kämpfen, dass sich solche tragischen und<br />

unnötigen Fälle nicht mehr ereignen. Wir<br />

müssen unsere Stimme erheben – stellvertretend<br />

für die kranken Menschen, die<br />

sich nicht wehren können – und den<br />

Krankenkassen, der Politik sowie der Bevölkerung<br />

in Erinnerung rufen, worum es<br />

in der Medizin geht. Wir retten Leben,<br />

behandeln Krankheiten, betreiben Prävention<br />

und setzen uns für das Wohl unserer<br />

Patientinnen und Patienten ein.<br />

Denn wo soll das sonst hinführen, wenn<br />

ich als Hausarzt dazu gezwungen werde,<br />

mir bei jedem Patienten zu überlegen, ob<br />

er schuld ist an seiner Situation oder<br />

nicht? Und ich dann je nach Antwort entscheiden<br />

muss, ob ich alle Therapiemöglichkeiten<br />

ausschöpfen oder ihn mit einer<br />

Minimalmedizin bestrafen soll? ■<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

«Es steht und fällt mit<br />

den Menschen»<br />

Dina-Maria Jakob als Schreinerin? Doch, kann sie sich vorstellen. Aber höchstens nebenbei,<br />

fürs Kreative. «Denn ich habe das Privileg, jeden Tag eine Arbeit zu tun, die ich will»,<br />

erklärt die Pädiaterin. Mit ihr startet die neue Journal-Serie «Ich als Assistenzärztin», eine<br />

Mischung aus Porträt und Blick auf die Weiterbildung früher und heute.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Wer sich mit Dina-Maria Jakob unterhält,<br />

hört von ihr immer wieder das Wort<br />

Mensch. Alles stehe und falle letztlich mit<br />

den Personen, lautet die Lebenszwischenbilanz<br />

der 37-Jährigen. Sowohl in Bezug<br />

auf ihren eigenen Karriereweg zur Pädiaterin<br />

als auch allgemein, wenn die Rede<br />

von der Weiterbildung ist. Wobei Karriere<br />

die Sache nicht wirklich trifft. Denn geplant<br />

war im Berufsleben der gebürtigen<br />

Thunerin eigentlich gar nichts – oder<br />

wenigstens nicht so, wie es nun gekommen<br />

ist.<br />

Frau Jakob, Ärztin – ein<br />

Traumberuf schon für die<br />

junge Dina?<br />

Gar nicht, nein: Ich sah mich nie im weissen<br />

Doktorkittel. Nach dem Gymnasium<br />

habe ich Betriebswirtschaft und im Nebenfach<br />

Sport zu studieren begonnen.<br />

Doch diese Wahl erwies sich als falsch –<br />

ich fand es langweilig. Ausser die Anatomievorlesung<br />

im Sport. Sie war der Auslöser,<br />

zur Medizin zu wechseln.<br />

Von der Welt der Zahlen in die<br />

des Menschlichen und allzu<br />

Menschlichen? Von aussen<br />

gesehen ein radikaler Bruch.<br />

Auch aus der Innensicht. Rasch habe ich<br />

aber festgestellt, dass mich alles in der<br />

Medizin interessiert, weil es das Leben ist,<br />

etwas Fassbares, das immer mit uns als<br />

Menschen zu tun hat.<br />

Und Sie begannen sich<br />

speziell für die Pädiatrie<br />

zu interessieren?<br />

Nein, das lief ebenfalls anders. Ich wollte<br />

in die Allgemein- oder Innere Medizin.<br />

Das erste Jahr nach dem Staatsexamen<br />

2008 absolvierte ich als Internistin in der<br />

Herz- und Gefässchirurgie des Berner Inselspitals.<br />

Dann folgten fünf Assistenzjahre<br />

in der Pädiatrie, wieder in der Insel und<br />

im Freiburger Kantonsspital. Ja, und anschliessend<br />

legte ich in diesem Gebiet die<br />

Facharztprüfung ab.<br />

Wann und wie hat es auf<br />

diesem Weg bei Ihnen Klick<br />

gemacht?<br />

Entscheidend waren meine erste Vorgesetzte<br />

in der Herz- und Gefässchirurgie<br />

und mein aktueller Chef, damals mein<br />

Doktorvater. Beide sah und sehe ich fachlich<br />

wie persönlich als Vorbilder. Sie verstanden<br />

es, mich nebst meiner eigenen<br />

Neugier zu motivieren und mitzureissen.<br />

Zudem merkte ich bei der Arbeit in der<br />

Pädiatrie, dass Kinderärzte menschlicher<br />

sind. Und Kinder sprechen mich mit ihrer<br />

Naivität, Spontaneität und Ehrlichkeit an.<br />

Heute ist Dina-Maria Jakob erneut im<br />

Inselspital angestellt, als Oberärztin in<br />

der Kinderkardiologie. Nach der Facharztprüfung<br />

brach sie allerdings erst<br />

mal in neue und gefährliche Gefilde<br />

auf: in den Tschad und den Irak, beides<br />

für «Ärzte ohne Grenzen». Sie habe den<br />

Menschen dort mit ihrer medizinischen<br />

Als Assistenzärztin werde einem nicht alles auf dem Serviertablett serviert –<br />

man müsse sich die Informationen auch selber suchen, sagt Dina-Maria<br />

Jakob. «Und sich bewusst sein, dass man bei seinem Berufsweg viel selber<br />

bestimmen kann.» (® Inselspital Bern)<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Tätigkeit etwas geben, etwas schenken<br />

wollen. Aus Dankbarkeit für das sichere<br />

und gute Leben in der Schweiz, das<br />

nicht selbstverständlich sei. «Ich habe<br />

bei diesen rund einjährigen Einsätzen<br />

gelernt, dass das Leben in anderen<br />

Kulturen einen anderen Stellenwert<br />

besitzt als bei uns. Wenn dort ein Kind<br />

stirbt, stirbt es eben – man kann ja<br />

wieder eins haben. So denkt man.»<br />

Man müsse die Welten dort und hier<br />

aber voneinander trennen, in der<br />

Wahrnehmung wie in der Bewertung.<br />

Man dürfe nicht überall und für alles<br />

dieselben Massstäbe anlegen.<br />

Apropos Bewertung und Inselspital:<br />

Sie sprechen sehr positiv<br />

über Ihre Vorgesetzten während<br />

der Assistenzzeit. Gilt das<br />

im Rückblick für die gesamte<br />

Weiterbildung?<br />

Die Einführung durch die erwähnte Leitende<br />

Ärztin im ersten Assistenzjahr war<br />

in der Tat sehr gut. Ich habe ihr Herzblut<br />

für die Sache gespürt, wurde von ihr an<br />

der Hand genommen und geführt, hatte<br />

aber zugleich auch viele Freiheiten und<br />

Entscheidungskompetenzen. Vor den<br />

Nachtschichten – 14 Stunden, in denen<br />

ich in der Herz- und Gefässchirurgie die<br />

alleinige Verantwortung für 30 bis 40 Patienten<br />

trug – gab es eine gute Übergabe.<br />

Meine Chefin nahm sich immer die dafür<br />

nötige Zeit. Und bei Fragen durfte ich sie<br />

nach Feierabend ohne Aussicht auf Tadel<br />

anrufen. Der Oberarzt war ebenfalls mit<br />

Rat und Tat da. Deshalb meine Überzeugung:<br />

Es steht und fällt mit den Menschen.<br />

Zudem hat man immer die Wahl.<br />

Man muss sich in der Weiterbildung bewusst<br />

sein, dass man bezüglich des künftigen<br />

Berufswegs viel selber bestimmen<br />

kann.<br />

Diese Selbstbestimmung: Wie<br />

setzt man sie durch? Sie waren<br />

ja in der Weiterbildung nicht<br />

die einzige Assistenzärztin.<br />

Erstens ist es wichtig zu erkennen, dass<br />

einem nicht alles auf dem Silbertablett<br />

serviert wird. Man muss sich die Informationen<br />

suchen, dann erhält man sie auch.<br />

Gut, da muss man halt manchmal ein<br />

bisschen penetrant sein. Aber sonst lernt<br />

man nichts. Zweitens sollte man zeigen,<br />

dass man verantwortungsbewusst ist, die<br />

Verantwortung erkennt und übernehmen<br />

will. So wird man als Person wahrgenommen<br />

und bleibt nicht einfach eine Nummer.<br />

Hat Ihnen das Studium als<br />

Vorbereitung auf die Arbeit<br />

im Spital geholfen?<br />

Nicht wirklich. Man ist nicht auf das vorbereitet,<br />

was einen erwartet. Aber das ist<br />

auch nicht möglich. Wenn man nachts<br />

bei einem frisch operierten Herzpatienten<br />

zum ersten Mal die Batterie des provisorischen<br />

Herzschrittmachers wechseln muss,<br />

ist das einfach ein Moment, in dem das<br />

Leben an einem seidenen Faden hängt<br />

und die Nerven flattern. Andererseits gab<br />

es im Studium schon Dinge, die fehlten<br />

und die man hätte machen müssen. Kurse<br />

zur Kommunikation etwa oder zum<br />

Umgang mit seinen Ängsten. Oder der<br />

Hinweis, dass man als Ärztin gut organisiert<br />

sein sollte. Das habe ich mir selber in<br />

der praktischen Arbeit angeeignet.<br />

Dina-Maria Jakob sagt, sie habe durch<br />

ihren Job das Privileg, das machen zu<br />

können, was sie wirklich wolle und ihr<br />

gefalle. Sie gehe jeden Tag gerne arbeiten.<br />

Okay, auch in der Medizin drehe<br />

sich immer mehr um Finanzen und<br />

Zahlen und weniger um den Menschen.<br />

Leider. Trotzdem: Etwas anderes<br />

möchte sie nicht. Ausser sich vielleicht<br />

mal in einer Schreinerei ausprobieren.<br />

Natürlich nur als Hobby.<br />

Sie sagt es, wie sie alles sagt bei diesem<br />

Interview: klar, knapp, schnörkellos.<br />

Genauso tritt sie als Mitglied im Geschäftsausschuss<br />

des <strong>VSAO</strong> auf. Nicht als<br />

Vielrednerin, die zu allem und jedem<br />

etwas weiss oder zu wissen meint.<br />

Umso mehr hört man zu, wenn sie sich<br />

äussert. Dann stets eloquent. Manchmal<br />

mehr nach Bauchgefühl und unverblümt<br />

als nach Abwägung sämtlicher<br />

Für und Wider. Man spürt dabei<br />

ihren Drang, dass es vorangeht, in der<br />

Diskussion wie in der diskutierten Sache.<br />

Selbst jetzt, im Zweiergespräch,<br />

wenn sie in ihren Erinnerungen kramen<br />

oder sich die Antwort zurechtlegen<br />

muss: Alles passiert rasch, und ihr aufmerksamer<br />

Blick wendet sich sogleich<br />

wieder neugierig dem Fragesteller zu:<br />

Was kommt als Nächstes?<br />

Die Administration in den Spitälern wächst und wächst. Vieles werde doppelt und dreifach<br />

erfasst – man wolle sich rechtlich absichern, erzählt die Kinderkardiologin. «Früher war<br />

alles auf Papier, nun ist es mehr und mehr elektronisch – und dennoch druckt man sich<br />

alles aus.» (® BillionPhotos.com)<br />

Bei all dem Positiven: Es dürfte<br />

in Ihrer Weiterbildung auch<br />

Tiefpunkte gegeben haben.<br />

Die gabs, ja. Zum Beispiel mein zweites<br />

Assistenzjahr, nach dem Wechsel von der<br />

Herz- und Gefässchirurgie in die Pädiatrie.<br />

Da habe ich mich zunächst wie ein<br />

kleines Mädchen gefühlt, das nichts selber<br />

entscheiden kann. Es wäre in dieser Situation<br />

hilfreich gewesen, wenn mir jemand<br />

vermittelt hätte, was es alles an Berufswe-<br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

gen gibt. Dies sollte frühzeitig geschehen,<br />

weil man es so früh noch nicht selber<br />

weiss. Negativ erlebt habe ich zudem, dass<br />

die Chefs Bewerbungsgespräche mit Kandidaten<br />

für Assistenzstellen hatten, ohne<br />

sich darauf vorzubereiten. Auch der Unterricht<br />

für die Studierenden wurde nicht<br />

geplant. Solche Dinge hatten für viele<br />

Vorgesetzte keinen Stellenwert, angesichts<br />

von vermeintlich Wichtigerem wie der<br />

Forschung.<br />

Wie sah es mit den Arbeitszeiten<br />

und Teilzeit aus?<br />

Damals war noch die Zeit mit Schichten<br />

von zwei bis drei Wochen am Stück. Für<br />

mich persönlich kein Problem; ich hatte<br />

ja danach eine Woche frei. Doch ich weiss,<br />

wie andere darunter gelitten haben. In der<br />

Herz- und Gefässchirurgie gab es nur wenige<br />

Mitarbeitende in Teilzeit. Die Männer<br />

waren in der Mehrheit, und wir sprechen<br />

von der Chirurgie, wo häufig besonders<br />

lange gearbeitet wird. Es herrschte und<br />

herrscht die Meinung, wer früher geht, sei<br />

kein guter Arzt. Mit dem Gesamtarbeitsvertrag<br />

im Kanton Bern ist es wesentlich<br />

besser geworden. Meine Arbeitswoche<br />

dauert bei einem Vollzeitpensum 46 Stunden,<br />

verbunden mit 30 Tagen Ferien. Ich<br />

bin derzeit zu 90 Prozent angestellt.<br />

In der Kinderklinik dürfte die<br />

Mentalität eine etwas andere<br />

sein als bei den Chirurgen.<br />

Dort gibt es seit einigen Jahren mehr Teilzeitstellen,<br />

auch bei den Oberärztinnen,<br />

das stimmt. Allerdings erinnere ich mich<br />

noch an die grossen Debatten, als sich<br />

zwei Assistenzärztinnen eine Stelle teilen<br />

wollten. Und es ist überhaupt nicht so,<br />

dass Frauen als Vorgesetzte immer Verständnis<br />

haben für das Bedürfnis nach<br />

Teilzeit.<br />

Stichwort Administration: zwei<br />

Drittel der Zeit im Büro, ein<br />

Drittel am Krankenbett – eine<br />

«Ich als Assistenzärztin»<br />

In seiner neuen Serie lässt das «<strong>VSAO</strong>-Journal» Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte zu Wort kommen – frühere wie<br />

heutige, mit verschiedenen Biografien und aus allen<br />

Teilen der Schweiz. Die Artikel sollen ein vielschichtiges,<br />

weil persönliches Bild der Weiterbildung und beruflichen<br />

Laufbahnen zeichnen. Sind Sie interessiert, mitzumachen?<br />

Dann schreiben Sie bitte an marti@vsao.ch.<br />

Aufteilung, die Sie aus Ihrem<br />

Alltag kennen?<br />

Ich kann es für mich nicht beziffern. Sicher<br />

ist: Die Administration wächst und<br />

wächst. Vieles wird doppelt und dreifach<br />

erfasst – man will sich rechtlich absichern.<br />

Zu Beginn meiner Laufbahn war<br />

noch vieles auf Papier, nun ist es mehr<br />

und mehr elektronisch – und dennoch<br />

druckt man sich alles aus. Faxgeräte,<br />

sonst fast überall aus der Arbeitswelt verschwunden,<br />

stehen nach wie vor hoch im<br />

Kurs. Ein weiterer Punkt sind die unzähligen<br />

Telefonate, weil Datenerfassungssysteme<br />

nicht kompatibel sind.<br />

Bemerken die Patienten die<br />

Leerläufe hinter den Kulissen?<br />

Ja. Aufmerksame Patienten realisieren<br />

Doppelspurigkeiten und die unzureichende<br />

interne Kommunikation, wenn sie fünf<br />

Personen im weissen Kittel über das Gleiche<br />

informieren oder sich zwei widersprechen.<br />

Nach wie vor wird die administrative<br />

Flut jedoch in den Spitälern nicht als<br />

dringendes Problem wahrgenommen.<br />

Daher ist es richtig, dass der <strong>VSAO</strong> mit<br />

seiner Kampagne «Medizin statt Bürokratie!»<br />

den Finger auf die wunden Punkte<br />

legt und Gegensteuer gibt.<br />

Alles lässt sich nicht ändern. Zumindest<br />

nicht sofort. Umso wichtiger ist es, beim<br />

Blick zurück und auf die nächste Ärztegeneration<br />

die Ansatzpunkte zu erkennen.<br />

Zuerst bei sich. Dina-Maria<br />

Jakob erklärt, sie habe damals als Assistenzärztin<br />

etwas erst spät realisiert:<br />

dass sich ihr nie mehr in ihrem Berufsleben<br />

eine solche Gelegenheit bieten<br />

wird, in derart zahlreiche medizinische<br />

Bereiche hineinzuschauen. Vielleicht<br />

hätte sie die Hauptpersonen in ihrem<br />

beruflichen Umfeld, von denen sie profitieren<br />

durfte, noch mehr ausfragen<br />

sollen.<br />

Und was ist Ihre Haupterkenntnis<br />

auf die Weiterbildung<br />

allgemein bezogen?<br />

Ärztinnen und Ärzte, die ihr ganzes Herzblut<br />

in die Medizin stecken und sich entsprechend<br />

in der Weiterbildung engagieren,<br />

muss man ehren, das muss man<br />

honorieren. Sie gehören für mich mindestens<br />

auf dieselbe Stufe wie die Forscher.<br />

Und die Medizin darf nicht vergessen, dass<br />

der Mensch im Zentrum steht – bereits<br />

beim Staatsexamen nicht: Heute finden<br />

die Prüfungen mit Puppen und Tablets<br />

statt, bei mir seinerzeit mit echten Patienten.<br />

Das ist zentral für die Empathie. Die<br />

Weiterbildung braucht einfach mehr Gewicht,<br />

etwa durch klare Abläufe und Vorgaben,<br />

die eingehalten werden. Man<br />

müsste die Assistenzärzte auch vermehrt<br />

zu kritischem Denken und Hinterfragen<br />

erziehen, wozu Erklärungen zu ihren<br />

Rechten gemäss Arbeitsgesetz gehören.<br />

Nicht zuletzt sollten sie genügend Kapazitäten<br />

für das eigene Lernen haben. Und<br />

ich denke an ganz simple Dinge wie konstruktive<br />

Kritik und Lob – was selbstverständlich<br />

sein sollte, ist zwischen Krankenbett<br />

und Bürotisch zu oft Mangelware.<br />

Womit wir beim Schlusssatz<br />

wären. Bitte formulieren sie<br />

ihn zu Ende: «Ich als Assistenzärztin<br />

…»<br />

… war immer schnell, direkt und eventuell<br />

sogar ein wenig vorlaut – ohne über<br />

sämtliche Folgen meiner Worte nachzudenken.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Laufbahnberatung ist angelaufen<br />

«Coach my Career» nimmt Fahrt auf. Seit August finden die ersten Laufbahnberatungen von<br />

erfahrenen Ärztinnen und Ärzten für den Nachwuchs statt – erst mal und testweise in der<br />

Deutschschweiz. Die Projektverantwortlichen denken aber bereits an den Sprung über die Saane.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Hinter «Coach my Career» steht die FMH<br />

zusammen mit den Partnern <strong>VSAO</strong>, mfe,<br />

VLSS, swimsa und SIWF. Das Angebot<br />

richtet sich an Personen in der ärztlichen<br />

Weiterbildung. Es soll den Zeitraum vom<br />

letzten Studienjahr bis zur Oberarzttätigkeit<br />

abdecken. Zur Förderung und Beratung<br />

des Nachwuchses gesucht sind sowohl<br />

kürzlich pensionierte als auch aktive<br />

Chef- und Kaderärzte sowie Hausärzte.<br />

Wichtig ist nebst dem fachlichen Beziehungsnetz<br />

die Erfahrung in Weiterbildungsfragen.<br />

Ein Mentee,<br />

zwei Mentoren<br />

Es gehe bei «Coach my Career» aber nicht<br />

um verdeckte Rekrutierungsgespräche,<br />

betont Jürg Unger-Köppel, Mitglied des<br />

Zentralvorstands der FMH. «Deshalb werden<br />

die Mentees stets von zwei Mentoren<br />

betreut: von einem fachkundigen und einem<br />

fachfremden.» Der Leiter des Departements<br />

«Stationäre Versorgung und Tarife»<br />

beim Ärztedachverband betreut das<br />

Projekt seit dessen Start im vergangenen<br />

Jahr. Und freut sich über die Zwischenbilanz:<br />

«Bisher konnten wir zehn jungen<br />

Ärztinnen und Ärzten zwanzig Coaches<br />

zuteilen.» Dabei sind nicht nur die auf dem<br />

Anmeldeformular gewünschten Beratungsschwerpunkte<br />

massgebend. Die geografische<br />

Nähe zum Beispiel spielt wenn<br />

immer möglich ebenfalls eine Rolle.<br />

Mit der Administration und Organisation<br />

befasst sich Markus Gubler vom Verein der<br />

Leitenden Spitalärzte der Schweiz (VLSS).<br />

Der VLSS hat dazu auf seiner Website eine<br />

eigene Rubrik aufgeschaltet. «Wir hoffen<br />

natürlich nach dem guten Echo beim<br />

Start, dass es nun neue Anmeldungen<br />

gibt», so der Vereinssekretär. Vor einigen<br />

Wochen hätten die Treffen zwischen Mentees<br />

und Mentoren begonnen. Vorgesehen<br />

sei im Normalfall ein einmaliges Gespräch<br />

von maximal zwei Stunden Dauer.<br />

«Dafür empfiehlt sich ein ruhiger, neutraler<br />

Ort ausserhalb des Arbeitsumfelds.»<br />

Wünschen es die Mentees und sind die<br />

Coaches einverstanden, können auch Folgegespräche<br />

vereinbart werden. Um zu<br />

überprüfen, wie das Konzept ankommt,<br />

erhalten die Teilnehmenden im Nachgang<br />

einen Fragebogen. «Wir werden die Rückmeldungen<br />

gezielt auswerten und falls<br />

erforderlich Änderungen vornehmen»,<br />

stellt Gubler in Aussicht.<br />

Keine versteckte Rekrutierung,<br />

sondern eine fachneutrale Beratung:<br />

Das ist die Idee des Projekts<br />

unter Federführung der FMH.<br />

(® zvg)<br />

Mit Herzblut statt<br />

für Geld<br />

Die Projektgruppe erwägt derweil schon,<br />

die Laufbahnberatung auch in der Westschweiz<br />

zu lancieren. Konkret entschieden<br />

ist jedoch noch nichts. Fest steht hingegen,<br />

dass «Coach my Career» weiterhin auf<br />

Freiwilligenarbeit beruhen und folglich<br />

eine Herzensangelegenheit der Mentoren<br />

sein soll. Studierende bezahlen für eine<br />

Beratung 50, Assistenzärzte 150 Franken.<br />

«Nicht um Gewinn zu machen», präzisiert<br />

Jürg Unger-Köppel, «sondern zur<br />

Deckung der allgemeinen Unkosten.»<br />

Falls am Ende Geld in der Kasse bleiben<br />

sollte, werde der Betrag für einen wohltätigen<br />

Zweck gespendet. ■<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an ribeaud@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Sabrina<br />

Ribeaud, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (ribeaud@vsao.ch).<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Balken ist nicht gleich Balken<br />

Lukas Staub, klinischer Epidemiologe, Redaktionsmitglied des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />

Wissenschaftliche Publikationen und Vorträge<br />

leben von guten grafischen Darstellungen<br />

der Resultate, die uns einen<br />

schnellen Überblick der Daten ermöglichen.<br />

Der Typ der verwendeten Grafik<br />

hängt dabei von der Art der Daten ab.<br />

Bei kategoriellen Daten interessieren uns<br />

die Häufigkeiten der möglichen Kategorien.<br />

Diese werden meist mit Balkendiagrammen<br />

dargestellt (Abbildung 1). In<br />

unserem Beispiel repräsentiert die Höhe<br />

jedes Balkens die absolute Häufigkeit einer<br />

der vier Diagnosen. Die Balken berühren<br />

sich nicht, da die Diagnosen voneinander<br />

unabhängig sind.<br />

Kontinuierliche Daten können wir mithilfe<br />

von Histogrammen darstellen (Abbildung<br />

2). Im Gegensatz zum Balkendiagramm<br />

wird hier nur eine einzige Variable<br />

gebraucht, die in Klassen eingeteilt<br />

wird. Es entstehen konsekutive, nicht<br />

überlappende Intervalle, die in der Regel<br />

die gleiche Breite aufweisen. Die Fläche<br />

der resultierenden Balken ist proportional<br />

zu den Häufigkeiten der Klassen. Eine<br />

gute Grafik zeichnet sich durch eine optimale<br />

Wahl der Anzahl Klassen, Klassengrenzen<br />

und Skalen aus. Um das Kontinuum<br />

der Achse zu unterstreichen, berühren<br />

die Balken sich.<br />

Unabhängig von der Art der Grafik müssen<br />

wir die Achsen immer exakt beschriften,<br />

denn die Y-Achse kann absolute oder<br />

relative Häufigkeiten darstellen. Je einfacher<br />

eine Abbildung, umso klarer ist ihre<br />

Aussage. Dreidimensionale Grafiken sind<br />

in der Wissenschaft verpönt und nur dann<br />

zulässig, wenn die dritte Dimension eine<br />

zusätzliche Information enthält. ■<br />

70<br />

1. Balkendiagramm<br />

60<br />

Absolute Häufigkeit<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Angina pectoris Myokardinfarkt Lungenembolie Pneumothorax<br />

Diagnose<br />

50<br />

2. Histogramm<br />

Relative Häufigkeit [%]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0–10 11–20 21–30 31–40 41–50 51–60<br />

Alter [Jahre]<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

«Ärzte für Ärzte» für Menschen<br />

in Nordsyrien<br />

100 Ärzte in der Schweiz finanzieren eine Arztstelle in Nordsyrien: Das ist das Ziel von «Ärzte für<br />

Ärzte». Mehr über das Projekt ist demnächst an einer Informationsveranstaltung im Raum Bern zu<br />

erfahren – oder schon jetzt in diesem Artikel.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Wer den Menschen im syrischen Bürgerkriegsgebiet<br />

helfen will, sollte sich den<br />

26. <strong>Oktober</strong> rot in der Agenda anstreichen.<br />

Denn an besagtem Freitag orientiert der<br />

Verein «delta – develop life through action»<br />

Interessierte über sein Projekt «Ärzte<br />

für Ärzte». Der Anlass findet um<br />

19.30 Uhr in der «Heitere Fahne» in Wabern<br />

bei Bern statt. «Seit Beginn des<br />

Kriegs ist die medizinische Versorgung in<br />

Syrien zusammengebrochen», erklärt<br />

Vereinspräsidentin Monika Müller. Drei<br />

Viertel aller Krankenhäuser seien zerstört,<br />

die Hälfte der Ärzteschaft geflohen.<br />

«Nordsyrien, das vom IS besetzt war, weist<br />

die schlechteste Gesundheitsversorgung<br />

im Land auf. Die verbliebenen Mediziner<br />

verrichten ihre Arbeit für die lokale Bevölkerung<br />

unter extrem schwierigen Umständen.»<br />

Deshalb wolle man den dortigen<br />

Berufskollegen beistehen. «Und das<br />

geht nur über internationale Solidarität.<br />

Zudem möchten wir den syrischen Ärzten<br />

eine Perspektive geben, um eine weitere<br />

Abwanderung und damit noch stärkere<br />

Unterversorgung zu verhindern.»<br />

1 Prozent für Dr. Basrawi<br />

Die Hilfe erfolgt über direkte Lohnzahlungen,<br />

Hilfsgüterlieferungen und den Wiederaufbau<br />

von zerstörten Praxen. Gemäss<br />

delta gab es bislang fünf Lieferungen von<br />

Medikamenten sowie Labor- und medizinischem<br />

Material im Gesamtwert von<br />

34 000 Franken. «Seit Januar bezahlen<br />

wir auch die Anstellung von Ali Basrawi,<br />

einem Doktor aus Kobane», führt Müller<br />

aus. «Nach seiner Flucht nach Deutschland<br />

entschied er sich, quartalsweise in<br />

seine Heimat zurückzukehren und dort<br />

zu praktizieren. Er ist Orthopäde und hat<br />

während seiner Einsätze über 1000 Patienten<br />

behandelt und mehr als 100 Operationen<br />

durchgeführt.» Am erwähnten<br />

Informationsanlass Ende <strong>Oktober</strong> werde<br />

er über seine Arbeit vor Ort berichten.<br />

Im Norden Syriens wütete die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Die Folgen<br />

für die Zivilbevölkerung waren und sind verheerend – auch aus medizinischer<br />

Sicht. (® Verein «delta»)<br />

Nun sucht das Projekt in der Schweiz 100<br />

Ärzte, die 2019 ein Prozent ihres Lohns<br />

spenden und so das 100-Prozent-Stellenpensum<br />

von Basrawi zu deutschen Konditionen<br />

finanzieren. Vielleicht lässt sich<br />

die Unterstützung sogar ausdehnen:<br />

«Wenn jeder und jede von uns 50 Franken<br />

im Monat beiträgt, würde es schon für drei<br />

bis fünf syrische Ärzte reichen. Diese ver-<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

dienen etwa 800 Franken monatlich»,<br />

rechnet die Vereinspräsidentin vor.<br />

Der Appell für die gute Sache trägt erste<br />

Früchte: Aktuell liegen drei verbindliche<br />

Rückmeldungen für ein persönliches<br />

und/oder finanzielles Engagement vor.<br />

Aber es brauche mehr, heisst es bei delta.<br />

Denn bis jetzt stehen das sechsköpfige<br />

Projektteam sowie einzelne Mitglieder für<br />

die Kosten gerade. Davon wurde ein Teil<br />

ergänzend durch kleinere Fundraising-<br />

Kampagnen und zweckneutrale Spenden<br />

gedeckt. «Wir sind also dringend auf weitere<br />

Unterstützung angewiesen», sagt<br />

Monika Müller.<br />

■<br />

Der Verein delta<br />

«delta – develop life through action» ist ein 2011 gegründeter gemeinnütziger Verein<br />

in Bern. Er unterstützt Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status. Derzeit<br />

laufen dazu sieben Projekte in den Bereichen Medizin, Soziales und Bildung, darunter<br />

«Ärzte für Ärzte».<br />

Der Verein zählt 28 Mitglieder und acht freiwillige Mitarbeitende, die alle ehrenamtlich<br />

tätig sind. Auch neun Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte machen mit.<br />

Gemäss Statuten kann bei delta jede Person Mitglied werden, dies nach Einreichung<br />

eines kurzen Motivationsschreibens und Wahl durch den Vorstand. Der Mitgliedschaftsbeitrag<br />

beläuft sich auf 100 Franken jährlich und dient der Bestreitung der<br />

administrativen Kosten. «delta» ist steuerbefreit; Spenden lassen sich somit von den<br />

Steuern abziehen.<br />

Mehr unter www.delta-ngo.ch<br />

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Risikoschutz<br />

Vorsorge<br />

RZ_Ins_<strong>VSAO</strong>_Velo_178x133_d.indd 1 15.04.15 14:15<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC 17


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION AARGAU<br />

Relative<br />

Minuszeiten<br />

Im Umgang mit Spitälern erleben wir als<br />

Sektion teilweise Situationen, bei denen<br />

man nur staunen kann, wie mit Mitarbeitern<br />

umgegangen wird. Als Beispiel ist<br />

nachfolgend die anonymisierte Korrespondenz<br />

einer Assistenzärztin mit einer<br />

Rehabilitationsklinik abgebildet. Die Assistenzärztin<br />

hatte aufgrund eines personellen<br />

Engpasses auf Bitten ihres Chefarztes<br />

auf den Bezug zweier Ferientage verzichtet<br />

und stattdessen gearbeitet. Es war<br />

abgemacht, dass ihr diese zwei Ferientage<br />

dafür ausbezahlt würden, da ihr Arbeitsverhältnis<br />

endete. Entgegen dieser Abmachung<br />

versuchte die Rehabilitationsklinik<br />

dann aber, das Ferienguthaben mit dem<br />

negativen Zeitsaldo bezüglich vertraglich<br />

definierter Sollarbeitszeit von 50 Stunden<br />

pro Woche nachträglich zu verrechnen,<br />

d.h. nicht auszuzahlen. Da können wir<br />

nur den Kopf schütteln.<br />

Hinzu kommt: Der negative Zeitsaldo war<br />

ohne Verschulden der Assistenzärztin entstanden.<br />

An der Klinik sind die normalen<br />

Arbeitstage nämlich mit jeweils 9 Stunden<br />

hinterlegt. Seitens Arbeitgeber wird davon<br />

ausgegangen, dass die Zeitdifferenz zur<br />

vertraglich definierten Sollarbeitszeit von<br />

50 Stunden durch zusätzliche Dienste an<br />

den Wochenenden oder Tage mit Dienstarztfunktion,<br />

die länger als normale Tage<br />

dauern, abgebaut wird. Im Falle der betroffenen<br />

Assistenzärztin entstand die relative<br />

Minuszeit durch das Leisten der<br />

normalen Arbeitstage wie vorgegeben. Die<br />

im normalen Alltag entstandene relative<br />

Minuszeit konnte durch den geplanten<br />

Wochenenddienst und die langen Tage<br />

mit Dienstarztfunktion nicht ausgeglichen<br />

werden. An der Klinik entstehen relative<br />

Minuszeiten auch im Rahmen von<br />

Nachtdiensten aufgrund der darauf folgenden<br />

Kompensationstage.<br />

Relative Minuszeiten bezüglich definierter<br />

Sollarbeitszeit können dann nicht dem<br />

Mitarbeiter angelastet werden, wenn diese<br />

ohne Verschulden des Mitarbeiters entstanden<br />

und beispielsweise im Dienstsystem<br />

begründet sind.<br />

■<br />

Philipp Rahm,<br />

Co-Präsident der Sektion Aargau<br />

Von:<br />

Datum:<br />

An:<br />

Betreff: Re:<br />

Chefarzt<br />

Assistenzärztin<br />

Liebe Frau Kollegin *<br />

Obwohl ich die Gründe Ihrer Kündigung nachvollziehen kann, bedauere ich es sehr,<br />

dass Sie die Klinik * vorzeitig verlassen. Ich schätze Sie persönlich sehr. Dass Sie bereit<br />

sind, bis Ende März uns zur Verfügung zu stehen, schätze ich ebenfalls sehr. Ich habe<br />

noch mit * vom Personaldienst gesprochen. Grundsätzlich wäre es tatsächlich so, dass<br />

Ferien auch ausbezahlt werden können, falls die betrieblichen Gegebenheiten dies<br />

erfordern. Mit dem krankheitsbedingten Ausfall von * sind wir personell momentan<br />

wirklich sehr knapp; obwohl wir aktiv rekrutieren. Wenn es für Sie also in Ordnung<br />

wäre, würden wir gerne Ihr Ferienguthaben auszahlen.<br />

Überlegen Sie es sich in Ruhe. Sie würden uns damit sehr entgegenkommen.<br />

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend<br />

Freundliche Grüsse<br />

Dr. *, Chefarzt<br />

Von:<br />

Datum:<br />

An:<br />

Betreff: Re:<br />

Assistenzärztin<br />

CEO<br />

Sehr geehrter *<br />

Von Januar bis März <strong>2018</strong> war ich in der Klinik * angestellt. Gegen Ende der Anstellung<br />

habe ich auf Bitte von Dr. * aufgrund personeller Engpässe anstelle zweier Ferientage<br />

gearbeitet. Er hat mir versprochen, dass die Ferientage ausbezahlt werden.<br />

Seitens HR verweigert man mir aber trotz expliziter Abmachung die Auszahlung und<br />

verrechnet das Ferienguthaben mit relativer Minuszeit bezüglich einer 50-Std.-Woche,<br />

die aber nicht durch mich verschuldet ist, sondern dadurch zustande kommt, dass die<br />

normalen Arbeitstage mit nur 9 Std. hinterlegt und geplant sind. Seitens HR wird<br />

behauptet, es sei so geregelt, dass diese Minuszeiten durch zusätzliche Dienste bzw.<br />

Mehrstunden durch Tagdienste oder Wochenenddienste aufgeholt werden müssten.<br />

Da die Nichtauszahlung der Ferien und Begründung des HR gemäss meiner Rechtsauffassung<br />

nicht korrekt ist, habe ich mich an unseren Berufsverband gewandt. Demgemäss<br />

wäre es gesetzeswidrig, wenn bestehende relative Minuszeit durch z.B. zusätzliche<br />

Dienste an Wochenenden aufgeholt werden müsste, da damit zwangsläufig die<br />

Höchstarbeitszeitgrenze nicht eingehalten würde. Dem Mitarbeiter nicht durch ihn verschuldete<br />

Minuszeit anzulasten, ist nicht korrekt. In meinem Fall sowieso nicht, da dies<br />

anders vereinbart wurde. Dr. Philipp Rahm, Co-Präsident der Sektion Aargau, wird sich<br />

separat noch bei Ihnen melden, da auch andere Punkte nicht korrekt sind.<br />

Ich bitte Sie um Veranlassen der Auszahlung meines Ferienguthabens – wie mit Herrn<br />

Dr. * vereinbart.<br />

Freundliche Grüsse<br />

Von:<br />

Datum:<br />

An:<br />

Betreff: Re:<br />

HR<br />

Assistenzärztin<br />

Sehr geehrte Frau *<br />

Wir nehmen Bezug auf Ihre untenstehende Nachricht an * und teilen Ihnen in Rücksprache<br />

Folgendes mit: Basierend auf Ihrem rechtsgültigen Arbeitsvertrag mit Festhaltung<br />

der wöchentlichen Arbeitszeit, dem Arbeitszeitmodell für Assistenzärzte mit veranlasster<br />

Information zu Beginn Ihrer Anstellung und unserem Zeiterfassungssystem<br />

PEP, welches sämtliche Soll- und Ist-Stände korrekt und schlüssig abbildet, halten wir<br />

von Seiten Unternehmens- und Geschäftsleitung sowie HR weiter an unserer Handhabung<br />

fest. Wir nehmen jedoch zur Kenntnis, dass Sie nicht bereit sind, für diesen Betrag<br />

aufzukommen und werden daher im Sinne eines grosszügigen Entgegenkommens<br />

sowie ohne Präjudiz und Anerkennung einer Rechtsschuld auf den Betrag verzichten<br />

und Ihnen die zwei Ferientage mit dem Juli-<strong>2018</strong>-Lohn entsprechend vergüten. Zuletzt<br />

möchten wir festhalten, dass wir Ihre Aussagen im Rahmen von Vereinbarungen zur<br />

Kenntnis nehmen, uns diese jedoch nicht bekannt sind.<br />

Ihre Haltung und die Art Ihrer Kommunikation empfinden wir als wenig partnerschaftlich<br />

und bedauern sie sehr.<br />

Besten Dank für Ihre Kenntnisnahme und freundliche Grüsse<br />

HR Klinik *<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION BASEL<br />

Zähflüssige<br />

GAV-Verhandlungen<br />

in Basel<br />

Das Thema «Spitalfusion» gewinnt in<br />

Basel und Liestal spürbar an Lebendigkeit,<br />

je näher die entscheidenden Schritte kommen,<br />

die in die Zusammenlegung des<br />

Unispitals Basel mit dem Kantonsspital<br />

Basel-Land und dessen Standorte Liestal,<br />

Bruderholz und Laufen münden sollen.<br />

Gemäss dem Stand der Dinge vor Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe des <strong>VSAO</strong>-<br />

Journals zeichnete sich ab, dass eine<br />

Volksabstimmung im Februar 2019 in<br />

beiden Basler Kantonen die grösste und<br />

letzte Hürde vor einer konkreten Umsetzung<br />

der geplanten Fusion bilden dürfte.<br />

Dieses riesige Projekt, das in aller ersten<br />

Linie dem Sparzwang im Gesundheitswesen<br />

geschuldet ist, treibt – logischerweise<br />

– auch den <strong>VSAO</strong> beider Basel seit geraumer<br />

Zeit um. Er ist Teil einer Fachgruppe,<br />

die aus je zwei Delegierten von fünf Berufsverbänden<br />

und Gewerkschaften aus<br />

den einschlägigen Berufen besteht. Diese<br />

Kommission vertritt seit mehreren Monaten<br />

die Arbeitnehmenden in den Verhandlungen<br />

um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag<br />

(GAV) mit der Arbeitgeberseite, die<br />

aus Führungskräften der Spitäler Basel<br />

und Liestal besteht.<br />

Auf der Tischseite der Arbeitgeber ist man<br />

sich, so scheint es, schon bewusst, dass der<br />

GAV-Verhandlungspartner auf der Arbeitnehmerseite<br />

insgesamt rund 10 000 Menschen<br />

aus den verschiedenen Spitalberufen<br />

vertritt. Und damit auch eine beträchtliche<br />

Anzahl potentiell Abstimmender im<br />

kommenden Februar – ohne ein Ja der<br />

Stimmbevölkerung wird es schlicht keine<br />

Spitalfusion geben.<br />

In beiden Kantonen, ausgeprägter aber sicher<br />

im Stadtkanton, könnte es eng werden<br />

und auf jede Stimme ankommen – womit<br />

Parolen an die Mitglieder der fünf Verbände<br />

einiges Gewicht haben werden. Minimalvoraussetzung,<br />

den eigenen Mitgliedern<br />

ein Ja zur Fusion zu empfehlen, wird<br />

aber ohne Zweifel der neue Gesamtarbeitsvertrag<br />

sein, den die Arbeitnehmerverbände<br />

unter dem Strich akzeptieren können.<br />

Nach einigen Verhandlungsmonaten mit<br />

etlichen Sitzungen, an denen mitunter<br />

auch um einen einzigen Begriff gerungen<br />

wurde, ist eine Prognose, wann und in<br />

welcher Form der neue GAV vorliegt, noch<br />

sehr schwierig. Klar ist, dass am Ziel, den<br />

GAV vor Ende <strong>2018</strong> mit klaren Verhandlungsergebnissen<br />

vorlegen zu können,<br />

nicht gerüttelt wird.<br />

Aber ebenso ausser Zweifel steht, dass die<br />

Verhandlungspartner in den ersten Monaten<br />

nicht gut vorankamen. Entsprechend<br />

war auch der Inhalt eines Mediencommuniqués,<br />

das die Arbeitnehmervertretung<br />

im August versandte und das der <strong>VSAO</strong><br />

seinen Mitgliedern auch als Newsletter<br />

zukommen liess.<br />

Darin liessen die fünf Verbände der Arbeitnehmerseite<br />

unter anderem dies verlauten:<br />

«… eine aussagekräftige Zwischenbilanz<br />

zu den Verhandlungen ist nach<br />

mehreren halbtägigen Sitzungen und<br />

bei Halbzeit des geplanten Verhandlungs-Fahrplanes<br />

noch nicht möglich,<br />

da es für nahezu alle relevanten<br />

Kernthemen wie Löhne, Arbeitszeiten,<br />

Nachtarbeits-Zuschläge oder Kündigungsfristen<br />

noch zweite Lesungen<br />

benötigen wird. Dass die Verhandlungen<br />

schleppend und zähflüssig verlaufen,<br />

liegt nach Ansicht der Arbeitnehmer-Vertreter<br />

zum einen an der Komplexität<br />

der Thematik, zum andern an<br />

den teils unterschiedlichen Berufsgattungen,<br />

die im riesigen Gesundheitswesen<br />

tätig sind. Und zum dritten, weil<br />

die Arbeitnehmerverbände nicht akzeptieren<br />

können, dass materielle Konsequenzen<br />

der Fusion auf die Arbeitnehmenden<br />

abgewälzt werden sollen …»<br />

Und den Mitgliedern unserer <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />

sei an dieser Stelle zusätzlich Folgendes<br />

bestätigt: Parallel zu den ordentlichen<br />

GAV-Sitzungen verhandelt der <strong>VSAO</strong> Basel<br />

mit Präsident Miodrag Savic und Geschäftsführerin<br />

Claudia von Wartburg an<br />

der Spitze mit den Arbeitgebern jene GAV-<br />

Bereiche, die innerhalb der Spitalberufe<br />

ausschliesslich Ärzte und Ärztinnen betreffen,<br />

in zusätzlichen Gesprächen. ■<br />

Josef Zindel,<br />

Öffentlichkeitsbeauftragter<br />

der Sektion Basel<br />

IFAS <strong>2018</strong><br />

Überzeugen Sie sich von<br />

unseren Kompetenzen<br />

direkt vor Ort!<br />

Halle 4 Stand 132<br />

HESS Medizintechnik AG / Grabenstrasse 14 / CH-8865 Bilten<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION BERN<br />

Nora Bienz<br />

arbeitet seit dem 1. September<br />

20 Prozent für den <strong>VSAO</strong> Bern<br />

An der Mitgliederversammlung im Frühling<br />

<strong>2018</strong> haben wir einen Aufruf lanciert<br />

und eine Ärztin oder einen Arzt gesucht,<br />

welche/r sich während eines Jahres im<br />

Umfang von 20 Prozent im Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Kommunikation<br />

für unsere Anliegen einsetzt. Erfreulicherweise<br />

konnte unsere Präsidentin Nora<br />

Bienz per 1. September <strong>2018</strong> ihr Pensum<br />

im Spital reduzieren und diese Stelle übernehmen.<br />

Diese Konstellation ist ideal und<br />

erlaubt uns, viele Projekte intensiv voranzutreiben.<br />

Die Umsetzung<br />

der bezahlten Pause gestützt auf<br />

Art. 3.6.1 Abs. 1 Ziffer c GAV<br />

Im Gesamtarbeitsvertrag Berner Spitäler<br />

und Kliniken (GAV) ist festgehalten, welche<br />

Pausen vom Arbeitgeber zu bezahlen<br />

sind. Diese Pausenregelungen geben mit<br />

einer Ausnahme zu keinen Diskussionen<br />

Anlass. Im Artikel 3.6.1 GAV Abs. 1 ist unter<br />

Ziffer c festgehalten, dass bei einer<br />

geplanten täglichen Arbeitszeit von mehr<br />

als neun Stunden neben den beiden Kurzpausen<br />

30 Minuten bezahlte Mittagspause<br />

zu entschädigen sind. Dies unabhängig<br />

davon, ob aus zwingenden dienstlichen<br />

Gründen durchgehende Rufbereitschaft<br />

angeordnet wurde oder nicht.<br />

Der <strong>VSAO</strong> Bern hat sich mit den Arbeitgebern<br />

darauf geeinigt, dass diese halbe<br />

Stunde Mittagspause nicht zwingend als<br />

Arbeitszeit gilt. Die halbe Stunde muss<br />

aber 1:1 kompensiert oder ohne Zuschlag<br />

ausbezahlt werden. Wir sind überzeugt,<br />

dass dies eine faire Lösung ist und hoffen,<br />

dass dieser Artikel nun in den dem GAV<br />

angeschlossenen Spitälern flächendeckend<br />

umgesetzt wird.<br />

3.6.1. Bezahlte Pausen<br />

1 Die Arbeit ist durch Pausen von folgender<br />

Mindestdauer zu unterbrechen:<br />

a. eine Viertelstunde bei einer geplanten<br />

täglichen Arbeitszeit von mehr als<br />

4 Stunden,<br />

b. eine halbe Stunde bei einer geplanten<br />

täglichen Arbeitszeit von mehr als<br />

sieben Stunden; diese Pausenzeit wird<br />

in zwei Pausen von je 15 Minuten<br />

bezogen,<br />

c. eine Stunde bei einer geplanten<br />

täglichen Arbeitszeit von mehr als<br />

neun Stunden. Diese Pause beinhaltet<br />

zwei Mal 15 Minuten Kurzpause<br />

und 30 Minuten Essenspause.<br />

2 Pausen sind einzuplanen und zu beziehen.<br />

Nicht bezogene Pausenzeit ergibt<br />

keinen Anspruch auf Kompensation.<br />

3 Wird aus zwingenden dienstlichen<br />

Gründen durchgehende Einsatzbereitschaft<br />

angeordnet, gelten alle Pausen<br />

als Arbeitszeit.<br />

4 Während der Nacht gelten alle Pausen<br />

als Arbeitszeit.<br />

■<br />

Janine Junker,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION ZÜRICH /<br />

SCHAFFHAUSEN<br />

Die Vision<br />

der Mitgliedervernetzung<br />

Seit Ende 2017 verfolgt der <strong>VSAO</strong> Zürich<br />

hartnäckig die Vision, unseren Mitgliedern<br />

einen geschützten digitalen Raum<br />

anzubieten, in dem sie sich vernetzen<br />

können. Etwas Ähnliches gibt es mit dem<br />

deutschen Online-Ärztenetzwerk Coliquio,<br />

einem digitalem Forum exklusiv für<br />

Ärzte, welches den Austausch unter Kolleginnen<br />

und Kollegen ermöglicht.<br />

Nach zahlreichen Vorabklärungen und<br />

einer Evaluation der Möglichkeiten durch<br />

Kommunikationsexperten und unter Mithilfe<br />

von IT-affinen Medizinern haben<br />

wir im März <strong>2018</strong> mittels Umfrage das<br />

Bedürfnis unserer Mitglieder abgeklärt.<br />

Erstaunlicherweise nahmen 427 von unseren<br />

4700 Mitgliedern an der Umfrage<br />

teil, davon 49 Prozent Assistenzärzte und<br />

51 Prozent Oberärzte. Auch wenn sich die<br />

Befragten am Arbeitsplatz grundsätzlich<br />

gut vernetzt fühlen und einen persönlichen<br />

Kontakt bevorzugen, so würden<br />

doch 84 Prozent der Befragten eine <strong>VSAO</strong>-<br />

Plattform begrüssen.<br />

Unsere Vision ist ein Forum, in welchem<br />

einfach und rasch Informationen zu<br />

Arbeitsbedingungen, real gelebter Weiterbildungskultur,<br />

in Bezug auf bestimmte<br />

Arbeitsstellen oder Spitalinternas<br />

in Erfahrung gebracht werden können.<br />

Ein Forum für den Austausch mit<br />

Fachexpertinnen und -experten oder zur<br />

Prüfungsvorbereitung zum Facharzt.<br />

Also wertvolle Insiderinformationen von<br />

Mitglied zu Mitglied, denn unser Knowhow<br />

ist immens.<br />

Durch die Umfrage in unserer Vision<br />

bestätigt, haben wir im Frühling die<br />

Arbeitsgruppe «Online-Plattform» gebildet<br />

und sind nun in technische Sphären<br />

eingetaucht. Wir haben ein Pflichtenheft<br />

für das zu erarbeitende Forum<br />

erstellt, befassen uns nun mit der inhaltlichen<br />

Darstellung, dem Datenschutz<br />

und dem Roll-out-Plan. Da das Projekt<br />

anderes Know-how braucht als das vorhandene<br />

medizinische und juristische<br />

Wissen der Geschäftsleitung und der<br />

operativen Führung, sehen wir uns stetig<br />

neuen Herausforderungen gegenüber,<br />

z.B.: Was kaufen wir an Expertise<br />

ein, was eignen wir uns selber an? Ein<br />

herausforderndes und interdisziplinäres<br />

Projekt, das uns derzeit auf Trab hält.<br />

Immer hin- und hergerissen zwischen<br />

der potentiellen Erfolgsgeschichte und<br />

den Zweifeln, ob das Ganze zum Fliegen<br />

gebracht werden kann. Schliesslich wird<br />

dieses Forum nur abheben, wenn es bei<br />

Euch ankommt, Euch zur Partizipation<br />

motiviert und Euch einen Mehrwert<br />

bringt. <br />

■<br />

«Je üppiger die Pläne blühen, desto<br />

verzwickter wird die Tat!»<br />

<br />

(Zitat von Erich Kästner)<br />

Jana Siroka (Präsidentin) und<br />

Susanne Hasse (Geschäftsführerin)<br />

COACHING<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben<br />

Telefonische Beratung:<br />

044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />

Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Christian Bruchez,<br />

Jurist der Sektion Genf<br />

Eine Privatklinik stellt einen<br />

Assistenzarzt an, damit<br />

dieser die Weiterbildung<br />

zur Erlangung des Schwerpunktes<br />

für Ophthalmochirurgie<br />

absolvieren kann.<br />

Sein Arbeitsvertrag hält<br />

fest, dass sich die mutmasslichen<br />

Kosten für<br />

diese Weiterbildung für<br />

die Privatklinik auf<br />

CHF 500 000.– belaufen.<br />

Aufgrund dieser Kosten<br />

beinhaltet der Arbeitsvertrag<br />

eine Klausel, die besagt,<br />

dass der Arzt verpflichtet<br />

ist, nach<br />

Erlangung des Schwerpunktes<br />

weiterhin für eine<br />

Dauer von vier Jahren für<br />

die Privatklinik zu 100 Prozent<br />

als Facharzt zu arbeiten.<br />

Der Arbeitsvertrag beinhaltet<br />

zudem eine<br />

Klausel, wonach der Arzt<br />

verpflichtet ist, die Kosten<br />

dieser Weiterbildung in<br />

Höhe von CHF 300 000.–<br />

zurückzuerstatten, falls er<br />

die Weiterbildung unterbricht<br />

oder den Schwerpunkt<br />

nicht erlangt. Im<br />

Falle einer vorzeitigen Auflösung<br />

des Arbeitsverhältnisses<br />

aufgrund eines Rücktritts<br />

oder einer fristlosen<br />

Kündigung aus wichtigen<br />

Gründen sieht der Arbeitsvertrag<br />

eine Rückzahlungspflicht<br />

der Weiterbildungskosten<br />

in der Höhe von<br />

CHF 300 000.– im ersten<br />

Jahr, von CHF 225 000.– im<br />

zweiten Jahr, von CHF<br />

150 000.– im dritten Jahr<br />

und von CHF 75 000.– im<br />

vierten Jahr vor. Ist eine<br />

solche Klausel zulässig?<br />

Kann der Arzt, falls er nach<br />

Erlangung des Schwerpunktes<br />

für Ophthalmochirurgie<br />

keine vier Jahre<br />

in dieser Privatklinik weiterarbeiten<br />

will, seinen Vertrag<br />

kündigen, ohne die<br />

Summe von CHF 300 000.–<br />

zurückerstatten zu müssen?<br />

Das Gesetz sieht vor, dass der Arbeitgeber<br />

dem Arbeitnehmer alle durch die Ausführung<br />

der Arbeit notwendig entstehenden<br />

Auslagen zu ersetzen hat. Es präzisiert,<br />

dass Abreden, wonach der Arbeitnehmer<br />

die notwendigen Auslagen ganz oder teilweise<br />

selbst zu tragen habe, nichtig sind<br />

(Art. 327a Abs. 3 OR).<br />

Allgemein hat der Arbeitnehmer die Kosten<br />

für eine Ausbildung, die nicht in Zusammenhang<br />

mit einem bestimmten<br />

Arbeitgeber oder einem bestimmten Produkt<br />

steht, selber zu tragen. Als solche<br />

gelten Kosten für Ausbildungen, die dem<br />

Arbeitnehmer einen dauerhaften Vorteil<br />

auf dem Arbeitsmarkt verschaffen (beispielsweise<br />

die Kosten einer universitären<br />

Weiterbildung im Ausland zur Erlangung<br />

eines Weiterbildungstitels). Wenn der Arbeitgeber<br />

die Kosten einer solchen Weiterbildung<br />

übernimmt, die grundsätzlich<br />

vom Arbeitnehmer zu berappen sind,<br />

kann er mit dem Arbeitnehmer eine Vereinbarung<br />

abschliessen, in welcher sich<br />

Letzterer verpflichtet, ihm im Falle eines<br />

Rücktritts vor Ablauf einer bestimmten<br />

Frist die Kosten ganz oder teilweise zurückzuerstatten.<br />

Im vorliegenden Fall ist die Sachlage anders,<br />

da die Privatklinik den Assistenzarzt<br />

beschäftigt und dessen Weiterbildung sicherstellt.<br />

Sie verlangt aber nicht die<br />

Rückerstattung von effektiven Kosten, die<br />

sie dem Assistenzarzt zwecks Finanzierung<br />

einer Weiterbildung ausserhalb des<br />

Spitals mit Nutzen für dessen berufliche<br />

Zukunft vorgeschossen hat. Die Klinik<br />

fordert die Rückerstattung der mutmasslichen<br />

Kosten, die für sie durch diese Weiterbildung<br />

in ihren Räumlichkeiten entstehen.<br />

Wenn eine Klinik einen Assistenzarzt zum<br />

Zwecke der Weiterbildung anstellt, sind die<br />

Betreuung und Weiterbildung Teil der<br />

Pflichten des Arbeitgebers, wie in einem<br />

Lehrvertrag. Entsprechend muss der Chefarzt<br />

oder der für die Weiterbildung verantwortliche<br />

Arzt Gewähr für die Einhaltung<br />

des vorgeschriebenen Weiterbildungsprogramms<br />

bieten. Die Investition des Arbeitgebers<br />

in die Weiterbildung wird zudem<br />

bereits bei der Festsetzung eines gegenüber<br />

einem Facharzt tieferen Lohnes berücksichtigt.<br />

Daher können die Kosten, die<br />

der Arbeitgeber aufgrund dieser internen<br />

Weiterbildung vermutet, nicht mit den<br />

effektiv von einem Dritten in Rechnung<br />

gestellten Kosten für eine Weiterbildung<br />

des Arbeitnehmers ausserhalb des Unternehmens<br />

gleichgesetzt werden.<br />

Aufgrund der Fakten und auch wenn diese<br />

Frage bis heute noch nie vom Bundesgericht<br />

beurteilt wurde, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die im Arbeitsvertrag<br />

vorgesehene Rückzahlungsverpflichtung<br />

für angebliche interne Weiterbildungskosten<br />

rechtswidrig ist. Falls der Arzt also<br />

nach Erlangung seines Schwerpunktes<br />

unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist<br />

seine Kündigung einreicht, kann<br />

der Arbeitgeber meiner Meinung nach die<br />

Zahlung der gemäss Vertrag vorgesehenen<br />

CHF 300 000.– nicht einfordern. ■<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

-INSIDE<br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Patrizia Kündig<br />

Wohnort: Bern<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: 2013<br />

Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />

tatkräftig, vernetzt, freundlich<br />

Einem ihrer Hobbys kann sie auch beim<br />

<strong>VSAO</strong> gut nachgehen: dem Lesen. Denn<br />

Patrizia Kündig, zuvor Präsidentin der<br />

Sektion Graubünden, sitzt seit letztem<br />

Dezember im Geschäftsausschuss. Im<br />

Juni übernahm sie im Verband zusätzlich<br />

das zweite Vizepräsidium. In dieser Rolle<br />

kann sich die 30-Jährige nicht über mangelndes<br />

Aktenstudium beklagen. Zu verlieren<br />

droht sie sich darin aber nicht –<br />

ihre Ziele nämlich sind klar: «Ich will,<br />

dass wir in der Medizin vom patriarchalischen<br />

Ideal eines Arztes wegkommen, der<br />

80 Stunden pro Woche schuftet. Was wir<br />

brauchen, ist ein Arbeitsumfeld, in dem<br />

sowohl der einzelne Patient als auch die<br />

Ärztin in Weiterbildung ihren Stellenwert<br />

haben.»<br />

Patrizias Herzblut für Weiterbildungsfragen<br />

und bessere Arbeitsbedingungen<br />

fliesst schon lange. Genauer: «Seit meinem<br />

Studium. Damals habe ich mich in<br />

der swimsa engagiert. Der nächste logische<br />

Schritt war das Engagement im<br />

<strong>VSAO</strong>.» Dabei lerne sie viel über verborgene<br />

Zusammenhänge und treffe spannende<br />

Menschen. An beidem mangelt es<br />

ihr allerdings auch bei ihrer aktuellen<br />

Tätigkeit nicht. In ein, zwei Jahren will<br />

die Assistenzärztin Anästhesiologie im<br />

Inselspital Bern ihren Abschluss als<br />

Fachärztin machen. Und ihren beruflichen<br />

Weg anschliessend als Oberärztin<br />

an einem mittelgrossen Spital fortsetzen;<br />

«mit guter Work-Life-Balance», wie<br />

sie augenzwinkernd unterstreicht. Denn<br />

sonst würden ihre zwei anderen privaten<br />

Leidenschaften, für die ihr der <strong>VSAO</strong><br />

keine Gelegenheit bieten kann, wohl auf<br />

der Strecke bleiben – das Sporttreiben<br />

und das Kochen.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


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ALLGEMEINE<br />

INNERE<br />

MEDIZIN<br />

7. – 10. November <strong>2018</strong>, Zürich<br />

30. Jan. – 2. Feb. 2019, Basel<br />

32 h<br />

INNERE<br />

MEDIZIN<br />

4. – 8. Dezember <strong>2018</strong>, Zürich<br />

40 h<br />

Update Refresher<br />

EKG<br />

BASISKURS<br />

29. – 30. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

14 Credits SGAIM / 14 h 1A Credits SGK<br />

PÄDIATRIE<br />

29. – 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

24 Credits SGP<br />

KARDIOLOGIE<br />

9. – 10. November <strong>2018</strong><br />

14 h 1A Credits SGK / 15 Credits SGAIM<br />

DIABETES<br />

15. – 17. November <strong>2018</strong><br />

21 Credits SGAIM / 21 Credits SGED /<br />

6 Credits SVDE<br />

ONKOLOGIE /<br />

HÄMATOLOGIE<br />

16. – 17. November <strong>2018</strong><br />

16 Credits SGMO / 16 Credits SGH /<br />

12 Credits SGAIM<br />

PNEUMOLOGIE<br />

30. Nov. – 1. Dez. <strong>2018</strong><br />

14 h<br />

PSYCHOLOGIE<br />

4. – 7. Dezember <strong>2018</strong><br />

28 h<br />

CHIRURGIE<br />

17. – 18. Januar 2019<br />

16 h<br />

Veranstaltungsorte<br />

Technopark Zürich | Novotel Zürich City West |<br />

UniversitätsSpital Zürich | Congress Center Basel<br />

Information / Anmeldung<br />

Tel.: 041 567 29 80 | Fax: 041 567 29 81<br />

info@fomf.ch | www.fomf.ch


FOKUS ENERGIE<br />

Erfolg beginnt im Kopf<br />

Muskeln kann man trainieren, die mentale Stärke genauso. Die Erkenntnisse und Techniken der<br />

Sportpsychologie helfen nicht nur Sportlern, ihre Ziele zu erreichen und mit Rückschlägen<br />

umzugehen. Sie unterstützen alle, die sich besser fokussieren und motivieren wollen und die<br />

länger durchhalten möchten. Das Spektrum der Sportpsychologie reicht deshalb weit über<br />

Trainingsräume und Arenen hinaus.<br />

Romana Feldmann, lic. phil., Fachpsychologin für Sportpsychologie FSP<br />

Immer häufiger wird der Kopf als Faktor<br />

genannt, welcher im Spitzensport über<br />

Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Denn<br />

nur ein möglichst optimales Zusammenspiel<br />

von Physis und Psyche schafft die für<br />

Siege nötigen Voraussetzungen. Mentale<br />

Stärke ist jedoch nicht nur im Spitzensport<br />

gefragt. Sportpsychologie dient auch zur<br />

Unterstützung in der Verletzungsrehabilitation<br />

oder kommt all jenen zugute, die<br />

ihren Lebensstil zu mehr Bewegung hin<br />

verändern möchten.<br />

Alle Teile müssen passen<br />

Laura ist professionelle Langläuferin. Ihre<br />

Karriere verläuft erfolgreich, die zahlreichen<br />

Trainings absolviert sie noch immer<br />

mit viel Motivation und Leidenschaft.<br />

Trotzdem war für sie klar, auch Mentaltraining<br />

in ihren Alltag zu integrieren.<br />

«Wenn du im entscheidenden Moment<br />

nicht voll da bist und den Erfolg nicht um<br />

jeden Preis willst, dann wirst du ganz<br />

schnell nach hinten gereicht», berichtet<br />

sie. Dank Mentaltraining hat sie beispielsweise<br />

gelernt, wie sie im Wettkampf ihre<br />

Aufmerksamkeit steuern oder mit dem<br />

Druck gelassener umgehen kann. In regelmässigen<br />

Sitzungen mit dem Sportpsychologen<br />

hat sie aber auch ihren Lebensstil<br />

überdacht und ihre Einstellung optimiert:<br />

Nebst viel physischem Training<br />

muss Laura auch auf eine ausgewogene<br />

Ernährung achten, Zeit in soziale Medien<br />

investieren, sich um Sponsoren kümmern,<br />

sich vermarkten. Und irgendwann<br />

sollte sie noch ihr persönliches Umfeld<br />

pflegen. Das geht nur mit einem guten<br />

Zeitmanagement, ausreichender und gezielter<br />

Erholung und der Überzeugung,<br />

dass der Sport Beruf und Leidenschaft<br />

zugleich sein darf. Denn als Profisportlerin<br />

hat sie einen 24-Stunden-Job, welcher<br />

auch einen Grossteil der Freizeit in Anspruch<br />

nimmt.<br />

Für Laura gehört Mentaltraining genauso<br />

wie das physische Training zu ihrem Alltag.<br />

Das Coaching und ihre Übungen<br />

würden ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />

positiv beeinflussen, sagt sie. Sie übernehme<br />

mehr Verantwortung für ihr Denken,<br />

Fühlen und Handeln. Das stärke auch ihr<br />

Selbstvertrauen.<br />

Negativspirale beenden<br />

Nur in Ausnahmefällen verläuft eine Karriere<br />

geradlinig. Auch Martin, 20-jähriger<br />

Mittelstreckenläufer, macht diese Erfahrung.<br />

Er investiert viel: Fast täglich Training<br />

nach Plan, diverse Trainingslager im<br />

In- und Ausland, eine Ausbildung, welche<br />

mit den vielen Trainingsstunden vereinbar<br />

ist; der soziale Kontakt beschränkt<br />

sich vorwiegend auf Trainingskollegen.<br />

Obwohl er alles dem Sport unterordnen<br />

muss, ist er von seinem Weg überzeugt<br />

und träumt davon, sich an einem Grossanlass<br />

international messen zu können.<br />

Doch seit einigen Jahren ist er immer wieder<br />

verletzt: Muskelzerrungen, Sehnenab­<br />

Der Weg zum Sieg wird dank mentalem Training einfacher. (® sportpoint/fotolia.com)<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


FOKUS ENERGIE<br />

risse und Verstauchungen zwingen ihn zu<br />

Pausen oder erfordern gar Operationen<br />

und Reha. Durch den Hinweis seines behandelnden<br />

Arztes hat er nach der letzten<br />

Achillessehnenoperation mit einem sportpsychologischen<br />

Coaching gestartet. Die<br />

Vorbehalte, er sei doch nicht psychisch<br />

krank, sind dabei schnell verflogen! Er<br />

macht die Erfahrung, dass er dadurch<br />

auch während der Reha-Phase einen Beitrag<br />

zur Heilung leisten kann, was sich<br />

deutlich positiv auf seine Stimmung auswirkt.<br />

Bisher liessen ihn die Enttäuschung über<br />

die Verletzung und die verpassten Ziele<br />

sowie die nur langsamen Fortschritte in<br />

der Genesung in eine Negativspirale und<br />

depressive Stimmung verfallen. Zusammen<br />

mit dem Sportpsychologen lernt er,<br />

seine Energie auch in dieser Phase zielführend<br />

einzusetzen. Zielsetzungen sind dabei<br />

von besonderer Wichtigkeit. Nicht nur<br />

Leistungsziele auf einen Wettkampf hin,<br />

sondern Tages- und Wochenziele, die dem<br />

sonst leeren Tagesplan Struktur geben:<br />

endlich mal einen Freund anrufen, etwas<br />

Besonderes kochen, einen Spaziergang<br />

machen. Das Leistungsdenken muss dabei<br />

der aktuellen Situation angepasst werden,<br />

so dass auch kleine Fortschritte als Erfolgserlebnisse<br />

erfahren werden können.<br />

Mit Visualisierungsübungen kann sich<br />

Martin zur bewussten Erholung mental<br />

an einen «persönlichen Ort» zurückziehen,<br />

er kann zur Motivationssteigerung<br />

erfolgreiche Karriereerlebnisse abrufen<br />

und sein Schmerz- und Körpergefühl positiv<br />

verändern.<br />

Dass der Rehabilitationsverlauf durch die<br />

Anwendung mentaler Techniken günstig<br />

beeinflusst werden kann, ist wissenschaftlich<br />

belegt. Das psychische Befinden wird<br />

von den Betroffenen positiver eingeschätzt,<br />

und es werden mehr sogenannte secondary<br />

gains erkannt, Vorteile der Verletzung.<br />

So erkennt beispielsweise Martin,<br />

dass er sich vermehrt seiner Erholung<br />

widmen muss, wodurch er Verletzungen<br />

präventiv vorbeugen und ein Übertraining<br />

verhindern kann.<br />

Breite Anwendungspalette<br />

Der Leistungssport ist nur ein Teilbereich<br />

der sportpsychologischen Tätigkeit. Sämtliche<br />

Bereiche, bei welchen es um Leistung<br />

und Entwicklung geht, können von der<br />

Sportpsychologie profitieren. Ob im Beruf<br />

oder beim Hobby: Es geht darum, seine<br />

Leidenschaft dem persönlichen Können<br />

entsprechend auszuüben. Bei allfälligen<br />

Blockaden oder Ängsten, schwierigen systemischen<br />

Gegebenheiten oder beim<br />

Wunsch nach Entwicklung und Optimierung<br />

kann ein (sport-)psychologisches<br />

Coaching Unterstützung bieten. Potentialabklärung,<br />

Problemanalyse, Zielsetzung,<br />

systematisches Training zur Entwicklung<br />

der mentalen Stärke sind einige<br />

Möglichkeiten. Auch im Gesundheitsbereich,<br />

beispielsweise beim Entwickeln eines<br />

aktiven Lebensstils, kann mit sportpsychologischen<br />

Techniken der innere<br />

Schweinehund langfristig gezähmt oder<br />

eine Verletzungsrehabilitation unterstützt<br />

werden.<br />

Mentale Stärke ist nicht etwas, das uns in<br />

die Wiege gelegt wird, mit dem wir von<br />

Natur her ausgestattet sind oder eben<br />

nicht. Mentale Stärke kann erlernt werden.<br />

Dafür braucht es vor allem eins:<br />

Übung! Je nach Anliegen und persönlichen<br />

Voraussetzungen des Ratsuchenden<br />

braucht es unterschiedlich viel Einsatz<br />

und Zeit.<br />

Ziel des sportpsychologischen Coachings<br />

sollte sein, den Ratsuchenden zu unterstützen<br />

und zu befähigen, selbständig an<br />

seinen Themen zu arbeiten. So findet die<br />

Sportpsychologie nicht ausschliesslich in<br />

einem Praxisraum statt, sondern auch im<br />

Alltag – mit konkreten Übungen. In vielen<br />

Fällen ist es sinnvoll, die jeweilige Situation<br />

auch interdisziplinär mit dem Arzt,<br />

Physiotherapeuten oder Trainer zu besprechen.<br />

<br />

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Kontakt:<br />

www.romanafeldmann.ch<br />

Unter www.sportpsychologie.ch bietet<br />

die Swiss Association of Sport Psychology<br />

SASP weitere Informationen. Tagungshinweis:<br />

«Umgang mit Angst<br />

und Depression im Spitzensport», 9.<br />

November <strong>2018</strong>, zusammen mit der<br />

SGSM und PUK ZH.


FOKUS ENERGIE<br />

Je nach Lebensalter eine andere Lebensweise: Das Tagpfauenauge als Raupe und als Schmetterling.<br />

(Raupe ® claudiaevans26/fotolia.com; Schmetterling ® Aggi Schmid/fotolia.com)<br />

Meister der Energieverwertung<br />

Insekten bilden nicht nur die grösste Gruppe aller Tierarten, sie sind auch hochgradig spezialisiert.<br />

Das zeigt sich bereits am Lebenszyklus: Vom Ei über die Larve bis hin zum ausgewachsenen Tier<br />

ändern sich z.T. Nahrung und Lebensraum. So wird der Konkurrenzdruck um die dringend benötigte<br />

Energie verringert. Und das Spektrum der Energiequellen reicht vom Nektar bis zum Mist.<br />

PD Dr. Daniel Burckhardt, Naturhistorisches Museum Basel<br />

Energie wird von Insekten, wie auch von<br />

allen anderen Organismen, benötigt, um<br />

leben zu können. Alle Lebensfunktionen<br />

wie Atmung, Verdauung und Ausscheidung,<br />

Synthesen und innere Transportvorgänge,<br />

Fortpflanzung und jegliche Art<br />

von Bewegung hängen davon ab. Die<br />

Umwelt liefert die Energie, und zwar in<br />

Form von chemischer Energie, die als<br />

Nahrung aufgenommen wird. Da das Insekt<br />

ständig Energie braucht, aber nicht<br />

kontinuierlich Nahrung aufnehmen<br />

kann, muss es bei günstigen Bedingungen<br />

mehr Nahrung aufnehmen, als es im Augenblick<br />

braucht. Der Überschuss wird im<br />

Körper gespeichert, manchmal in besonderen<br />

Organen wie dem Fettkörper, und<br />

bei Bedarf wieder mobilisiert. Einige Vorgänge<br />

brauchen besonders viel Energie, so<br />

z.B. die Fortpflanzung oder der Flug, hier<br />

kann der Sauerstoffverbrauch um das<br />

Hundertfache ansteigen. Es ist also wichtig,<br />

dass das Insekt seine Energiereserven<br />

rasch mobilisieren und dann ebenso<br />

rasch wieder zurück zur Anhäufung von<br />

Reserven wechseln kann. Dieser Umschaltprozess<br />

ist gut reguliert und wird<br />

durch Hormone gesteuert.<br />

Vom Ei zur Imago<br />

Die Entwicklung eines Insektes beginnt<br />

mit dem Ei, aus dem eine Larve schlüpft,<br />

je nach Gruppe auch Raupe, Engerling,<br />

Made oder Nymphe genannt, die sich<br />

mehrere Male häutet, bevor dann das ausgewachsene<br />

Insekt, die Imago, schlüpft.<br />

Den Larven kommt im grossen Umfang<br />

die Aufgabe zu, die nötigen Energiereserven<br />

anzulegen. Bei Heuschrecken ernähren<br />

sich die Jugendstadien ähnlich wie die<br />

Adulten und leben im gleichen Lebensraum.<br />

Bei den höher entwickelten Insekten<br />

wie Käfern oder Schmetterlingen bildet<br />

das letzte Larvenstadium eine von<br />

aussen inaktiv scheinende Puppe, die<br />

keine Nahrung aufnehmen kann. Bei<br />

Schmetterlingen und Käfern ernähren<br />

sich die Larven anders als die Adulten und<br />

sind oft auch in anderen Lebensräumen<br />

zu finden. Während die Raupen vom Tagpfauenauge<br />

auf Brennnesseln leben, deren<br />

Blätter sie verzehren, fliegen die Falter<br />

auf Wiesen umher und ernähren sich vom<br />

Nektar der Blumen. Diese Spezialisierung<br />

erlaubt es der Raupe, sich funktionell und<br />

ökologisch ganz an die Nahrungsaufnahme<br />

anzupassen, und dem Falter, sich auf<br />

die Fortpflanzung und Verbreitung zu<br />

konzentrieren. Durch die stark verschiedenen<br />

Lebensweisen der Larven und der<br />

Imagines wirkt ein verschiedener Selektionsdruck<br />

auf die beiden Stadien. Dieses<br />

Phänomen ist eine Erklärung für die<br />

enorme Artenzahl von Insekten mit vollständiger<br />

Entwicklung, den Holometabolen.<br />

Von den etwa 1,5 Millionen Arten<br />

beschriebener Organismen sind etwa eine<br />

Million Insekten und 800 000 Holometabolen.<br />

Durch Spezialisierung haben sich über<br />

Millionen von Jahren verschiedenste Anpassungen<br />

entwickelt, dank derer Insekten<br />

aus allen denkbaren Nahrungsquellen<br />

Energie gewinnen können. Das Spektrum<br />

reicht von den Pflanzenfressern wie<br />

Schmetterlingsraupen oder Blattkäfern<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


FOKUS ENERGIE<br />

über Räuber wie Laufkäfer oder Libellenlarven,<br />

die andere Insekten, aber auch<br />

Schnecken oder sogar kleine Wirbeltiere<br />

fressen, über Parasiten und Parasitoide<br />

wie Flöhe, Läuse oder Schlupfwespen, die<br />

sich an oder in anderen Tieren entwickeln,<br />

die Letzteren auf Kosten des Lebens<br />

ihrer Wirte, und über Detritus- und Pilzfresser<br />

wie die Maden der Pilzmücken bis<br />

hin zu den Mistkäfern, deren Engerlinge<br />

sich im Dung von Wirbeltieren entwickeln.<br />

Perfekter Kreislauf<br />

Ein schönes Beispiel solcher Anpassungen<br />

liefern die Pflanzenläuse, die mit den bekannteren<br />

Wanzen und Zikaden verwandt<br />

sind. Wie bei diesen sind die Mundwerkzeuge<br />

zu einem Saugrüssel umgewandelt,<br />

in dem sich je ein Paar von Stech- und<br />

Saugborsten befinden, mit denen die flüssige<br />

Nahrung aufgenommen wird. Zu den<br />

Pflanzenläusen zählen wir die Blattläuse,<br />

Blattflöhe, Schildläuse und Weissen Fliegen.<br />

Es handelt sich hier um kleine Insekten,<br />

unter denen sich aber wichtige Schädlinge<br />

in Land- und Forstwirtschaft befinden.<br />

Blattläuse, deren grösste Artenvielfalt<br />

in der Nordhemisphäre zu finden ist,<br />

können durch ihre komplizierten Entwicklungszyklen<br />

auch kurzlebige, krautartige<br />

Pflanzen rasch besiedeln und diese effizient<br />

als Nahrungsquelle ausschöpfen. Bei<br />

der Grünen Pfirsichblattlaus überwintern<br />

die Eier auf Pfirsich oder Schlehen. Im<br />

Frühling schlüpfen daraus Larven, die sich<br />

zu ungeflügelten Weibchen entwickeln<br />

und sich parthenogenetisch (durch Jungfernzeugung)<br />

vermehren. Es folgen zwei<br />

bis drei Generationen auf dem Winterwirt,<br />

von denen die letzte geflügelte Weibchen<br />

hervorbringt, die rasch auf krautartige<br />

Pflanzen, die Zwischenwirte, fliegen und<br />

sich dort wieder parthenogenetisch und<br />

flügellos vermehren. Im Herbst, wenn die<br />

Nebenwirte welken, werden wieder geflügelte<br />

Tiere produziert, dann aber Weibchen<br />

und Männchen, die zurück auf den Winterwirt<br />

fliegen, wo sie sich paaren und die<br />

Weibchen die Eier zur Überwinterung ablegen.<br />

Blattläuse, die nur kurze Zeit ohne<br />

Nahrungsaufnahme leben können, können<br />

so temporär vorhandene Futterquellen<br />

optimal ausnützen.<br />

Eine andere Art von Anpassung finden wir<br />

bei vielen Schildläusen. Aus dem Ei, das<br />

meist aus zweigeschlechtlicher Fortpflanzung<br />

stammt, schlüpft die Eilarve, die<br />

Beine besitzt und sehr beweglich ist. Diese<br />

sucht sich einen für die Nahrungsaufnahme<br />

günstigen Ort auf der Pflanze aus, wo<br />

sie einen Wachsschild über sich ausscheidet,<br />

unter dem sie sich entwickelt. Die<br />

weiteren Larvenstadien und das Weibchen,<br />

das larvenförmig ist, besitzen keine<br />

Beine und verlassen ihren Schild nicht.<br />

Ihre Mundwerkzeuge sind immer in die<br />

Pflanze eingesenkt und sie saugen kontinuierlich<br />

Pflanzensaft. Die Männchen,<br />

die Beine und Flügel, aber keine Mundwerkzeuge<br />

besitzen, suchen die Weibchen<br />

auf und paaren sich, womit der Zyklus<br />

abgeschlossen ist. Der Schild schützt die<br />

Larven und Weibchen vor dem Austrocknen<br />

sowie vor Räubern wie Marienkäfer<br />

oder Blumenwanzen.<br />

Die Pflanzenläuse ernähren sich von<br />

Pflanzensäften, oft vom Siebteil (Phloem)<br />

mit den Assimilaten, die hauptsächlich<br />

Zucker, Aminosäuren und Wasser enthalten.<br />

Der Phloemsaft bildet eine sehr unausgeglichene<br />

Nahrung für die Insekten,<br />

da ein Überfluss an Zucker und Wasser mit<br />

dem Mangel an Stickstoff einhergeht.<br />

Dank der Symbiose mit Bakterien, die sich<br />

in speziellen Organen, den Bakteriomen,<br />

befinden können, kann Stickstoff angereichert<br />

werden. Um die Verdauung nicht mit<br />

einem Überschuss von Wasser und Zucker<br />

zu belasten, finden wir bei den Pflanzenläusen<br />

eine besondere Anpassung im<br />

Darm, wo Vorder- und Hinterteil vom Mitteldarm<br />

schlingenartig verbunden sind.<br />

Wasser und Zucker werden so zum grossen<br />

Teil vom Vorderdarm direkt in den Enddarm<br />

geleitet und dort als Honigtau ausgeschieden.<br />

Dieser wird mitunter von<br />

Bienen gesammelt und dann vom Menschen<br />

zum sogenannten Waldhonig verarbeitet.<br />

Ob wohl alle Geniesser des Waldhonigs<br />

wissen, woher dieser stammt? ■<br />

28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


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HESS Medizintechnik AG ÄRZTEKASSE Gehrig Group AG<br />

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Ihnen Innovationen und Neuheiten<br />

an unserem Stand vor. Bei allen Entwicklungen<br />

stand der Kundennutzen<br />

im Fokus. Zudem sind Stryker und<br />

GREINER mit neuen Produkten am<br />

HESS Stand vertreten. Seien Sie gespannt<br />

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Wir freuen uns, Sie an unserem Stand<br />

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vor die Basis bilden, muss die Informatik<br />

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Daten verschwinden. Die<br />

elektronische Krankengeschichte und<br />

der Zugang zu Kollaborations-Plattformen<br />

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sensibler medizinischer Daten<br />

wie e-Mediplan, e-Zuweisung, e-Impfausweis,<br />

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die Ärztekasse in welche Richtung<br />

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FOKUS ENERGIE<br />

Wie viel Energie darfs denn sein?<br />

Supplemente aufbereitet in Drinks, Riegeln, Tabletten, Gels usw. gibt es in riesiger Zahl und<br />

jährlich kommen viele weitere hinzu. All diese Nahrungsergänzungsmittel sollen Defizite<br />

vermindern bzw. verhindern. Welche aber machen wirklich Sinn und wann? Risiken bergen<br />

Supplemente insbesondere im Sport, da sie mit verbotenen Substanzen kontaminiert sein<br />

könnten.<br />

Dr. Joëlle Flück, Sport- und Ernährungswissenschaftlerin Sportmedizin Nottwil und<br />

Geschäftsführerin Swiss Sports Nutrition Society<br />

Jährlich erscheinen neue Supplemente<br />

bzw. Nahrungsergänzungsmittel auf dem<br />

ohnehin schon riesigen Markt. Es ist<br />

schwierig, den Überblick zu behalten oder<br />

die Supplemente evidenzbasiert einschätzen<br />

zu können. Dieser Artikel erklärt kurz<br />

und knapp, welche Supplemente in spezifischen<br />

Situationen durchaus Sinn machen<br />

können und von welchen man eher<br />

die Finger lassen sollte. Zudem beschreibt<br />

dieser Text, wo man die betreffenden Informationen<br />

zur Wirkung und Anwendung<br />

von Supplementen finden kann.<br />

Supplemente sollen mit Bedacht und<br />

sinnvoll eingesetzt werden. Dies sollte<br />

unter Einbezug einer Fachperson auf die<br />

individuelle Situation abgestimmt erfolgen.<br />

Zudem sind Supplemente als Ergänzung<br />

und nicht als Ersatz für die Basisernährung<br />

gedacht. Grundsätzlich werden<br />

die Supplemente in vier verschiedene<br />

Kategorien klassifiziert (http://www.ssns.<br />

ch / sportsnutrition / supplemente / supplementguide/).<br />

Die Klassifikation berücksichtigt<br />

die Inhaltsstoffe des Supplements,<br />

deren Wirkmechanismen sowie<br />

auch deren Einfluss auf die Gesundheit<br />

und die sportliche Leistungsfähigkeit. Es<br />

wird empfohlen, Supplemente zu verwenden,<br />

deren Wirkung durch evidenzbasierte<br />

Literatur abgestützt ist und somit in<br />

spezifischen Situationen die Leistung<br />

bzw. Erholung positiv beeinflussen können.<br />

Nachfolgend werden die vier Kategorien<br />

näher beleuchtet.<br />

A-Supplemente<br />

Die «A-Supplemente» sind die wirkungsvollsten<br />

Nahrungsergänzungsmittel. Sie<br />

beinhalten jene Supplemente, welche im<br />

Sport in gewissen Situationen durchaus<br />

ihre Berechtigung haben und durch gute<br />

wissenschaftliche Evidenz begründet<br />

werden. In dieser Kategorie findet man<br />

(® ronstik/fotolia.com)<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS ENERGIE<br />

Supplemente verschiedener Art. So gehören<br />

die bekanntesten Sportnahrungsmittel<br />

wie Sportgetränke, Gels, Energieriegel,<br />

Produkte für den Mahlzeitenersatz<br />

sowie auch Produkte zur Regeneration<br />

in diese Kategorie. Gerade bei den Sportgetränken,<br />

Gels und Energieriegeln<br />

konnte klar gezeigt werden, dass der<br />

Einsatz solcher Kohlenhydratpräparate<br />

im Sport durchaus ihre Berechtigung<br />

haben. Bei langen Ausdauereinheiten<br />

oder -wettkämpfen kann es schon einmal<br />

vorkommen, dass die Glykogenspeicher<br />

entleert werden und extern Energie<br />

zugeführt werden muss, um die Leistung<br />

auf gleichem Niveau aufrechterhalten zu<br />

können. So konnte beispielsweise gezeigt<br />

werden, dass die Leistung massiv verbessert<br />

werden kann, wenn statt Wasser<br />

kohlenhydrathaltige Getränke bzw. Supplemente<br />

bei einem Ausdauerwettkampf<br />

zum Einsatz kommen. Auch die medizinischen<br />

Supplemente wie Probiotika,<br />

Eisen, Kalzium, Vitamin D und Multivitaminpräparate<br />

können bei Athleten zur<br />

Anwendung kommen, insbesondere<br />

dann, wenn eine aktuelle Mangelerscheinung<br />

vorliegt oder wenn der Athlet<br />

eine akute Magen-Darm-Erkrankung<br />

auskurieren muss. Weitere Supplemente<br />

dieser Kategorie werden als Performance-Supplemente<br />

beschrieben und<br />

zeigen in gewissen Sportarten mit spezifischen<br />

Anforderungsprofilen (bspw.<br />

Belastungsdauer und -intensität, Produktion<br />

von Milchsäure, Konzentrationsfähigkeit<br />

des Athleten etc.) eine Verbesserung<br />

der Leistung gegenüber einem<br />

Placebopräparat. Diese drei Supplemente<br />

sind namentlich Bicarbonat, Koffein<br />

und Kreatin.<br />

B-Supplemente<br />

Der Einsatz von «B-Supplementen» kann<br />

durchaus Sinn machen, jedoch ist die<br />

wissenschaftliche Evidenz noch nicht ausreichend<br />

vorhanden. Ein Einsatz dieser<br />

Supplemente scheint trotzdem möglich,<br />

jedoch sollte er sehr individuell und personalisiert<br />

erfolgen. Aktuell zählen Beta-<br />

Alanin, Carnitin, Glucosamin, HMB und<br />

Randensaft zu den B-Supplementen. Bei<br />

ihnen allen konnte in gewissen Situationen<br />

ein Effekt auf die Gesundheit, Leistung<br />

oder Regeneration nachgewiesen<br />

werden. Trotzdem ist ein Einsatz nicht in<br />

jedem Fall sinnvoll und muss jeweils von<br />

einer ausgewiesenen Sporternährungs-<br />

Fachperson individuell beurteilt und abgeschätzt<br />

werden.<br />

C- und D-Supplemente<br />

«C- und D- Supplemente» sind Wirkstoffe,<br />

welche man nicht im Einsatz sehen<br />

möchte. Zum einen, weil keine wissenschaftliche<br />

Evidenz gegeben ist (C-Supplemente)<br />

und zum anderen, weil sie ein<br />

erhöhtes Risiko aufweisen, mit verbotenen<br />

Substanzen kontaminiert zu sein (D-<br />

Supplemente). So zum Beispiel Colostrum,<br />

welches generell im Sport nicht verboten<br />

ist, bei dem jedoch unklar ist, ob dessen<br />

Inhaltsstoffe einen positiven Dopingtest<br />

aufgrund von verbotenen Substanzen auslösen<br />

könnten. Die Supplemente dieser<br />

Kategorie sind für alle Sportler tabu!<br />

Risiken<br />

Jede Einnahme eines künstlich hergestellten<br />

Supplements birgt schlussendlich die<br />

Gefahr, dass es durch die Herstellung und<br />

Produktion mit verbotenen Substanzen<br />

kontaminiert wurde. Bei Supplementen,<br />

welche im Internet bestellt werden, ist das<br />

Risiko umso grösser, da meist weder die<br />

Qualität der Herstellung noch jene der<br />

Produktion ersichtlich ist. Gerade solche<br />

Supplemente sind vom Athleten absolut zu<br />

meiden. Es gibt bereits heute Firmen, welche<br />

die Reinheit der Supplemente anhand<br />

einer Prüfung auf verunreinigte Stoffe<br />

untersuchen. Leider ist eine komplette<br />

Prüfung aller verbotenen Substanzen zu<br />

teuer, deshalb wird nur ein gewisser Teil<br />

davon durch die Firmen überprüft. Das<br />

Risiko, ein kontaminiertes Supplement zu<br />

erwischen, kann vermindert werden,<br />

wenn Supplemente nicht aus dem Internet<br />

bestellt werden, Herstellungsprozess und<br />

-qualität ersichtlich sind oder wenn man<br />

Produkte der grössten Schweizer Sportnahrungsfirmen<br />

verwendet, welche ihre<br />

Produkte auf Verunreinigungen testen<br />

lassen.<br />

Empfehlung<br />

Generell wird empfohlen, jede Supplementation,<br />

sei sie medizinisch bedingt<br />

oder sportlich indiziert, mit einer Sporternährungs-Fachperson<br />

abzusprechen.<br />

Zudem soll die Supplementation auf das<br />

Anforderungsprofil der Sportart abgestimmt<br />

werden, so dass eine Supplementation<br />

wirkungsvoll durchgeführt werden<br />

kann. Eine Supplementation bei jugendlichen<br />

Athleten oder Athleten, welche über<br />

Trainingsreize ihr volles Potential noch<br />

nicht ausgeschöpft haben, wird generell<br />

nicht empfohlen. Eine individuelle Betreuung<br />

und Beratung ist so letztlich das<br />

A und O jeder Supplementation. ■<br />

Swiss Sports<br />

Nutrition Society<br />

Die Swiss Sports Nutrition Society<br />

(SSNS) ist der Dachverband aller Fachpersonen<br />

im Bereich der Sporternährung.<br />

Sie stellt unter anderem alle<br />

Informationen zum Supplementguide<br />

und zu den einzelnen Supplementen<br />

öffentlich und in einer für Laien verständlichen<br />

Sprache zur Verfügung.<br />

Als Mitglied der SSNS profitiert man<br />

unter anderem von vergünstigten Konditionen<br />

für Kongresse und Workshops<br />

sowie von aktuellen Updates wissenschaftlich<br />

erschienener Publikationen<br />

zur Sporternährung.<br />

Website: www.ssns.ch<br />

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Kathrin Grüneis<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31


FOKUS ENERGIE<br />

«Doping» fürs Stromnetz<br />

Die erneuerbaren Energien können das Stromnetz an die Belastungsgrenze bringen: Schwankungen<br />

der Einspeiseleistung von Wind- und Photovoltaikkraftwerken müssen dynamisch ausgeglichen<br />

werden, sonst droht ein Blackout. Doch die Konzession neuer Pumpspeicherkraftwerke ist heutzutage<br />

kaum mehr möglich. Die ETH Zürich forscht daher an Batteriespeichersystemen der Zukunft.<br />

Dr. Ing. André Hillers, Dipl. Ing. Simon Fuchs, Prof. Dr. Ing. Jürgen Biela, Institut für Hochleistungselektronik (HPE) der ETH Zürich<br />

Um körperliche Spitzenleistungen zu erbringen,<br />

verfügt der Mensch über eine<br />

ausgeklügelte Kaskade von biologischen<br />

Energiespeichern: Die am schnellsten abrufbare<br />

Energie lagert in den (Muskel-)<br />

Zellen selbst, ist jedoch in ihrer Menge<br />

stark begrenzt. Mittelfristig kann der Organismus<br />

auf Glykogen und Fett zurückgreifen,<br />

aber auch hier gilt: Irgendwann<br />

muss Nahrung von aussen zugeführt und<br />

in verwertbare Energie umgewandelt werden.<br />

Die grössten Vorräte befinden sich<br />

also im Wanderrucksack, im eigenen<br />

Kühlschrank und auf den Feldern unserer<br />

Bauern.<br />

Auch in der elektrischen Energieerzeugung<br />

ist man auf eine Kaskade von Speichern<br />

angewiesen. Da das Netz den Strom<br />

lediglich leitet, gilt: Alles was verbraucht<br />

wird, muss zum gleichen Zeitpunkt auch<br />

erzeugt werden. Der kurzfristigste Speicher<br />

ist dabei – so kurios das klingen mag<br />

– vom Prinzip her ein einfaches Schwungrad,<br />

wie es aus dem Physikunterricht in<br />

der Mittelschule bekannt ist. Da die meiste<br />

elektrische Energie auch heute noch<br />

mittels grosser drehender Turbinen erzeugt<br />

wird, geht selbst beim Ausfall eines<br />

Kern- oder Kohlekraftwerks das Licht<br />

nicht sofort aus. Die Generatoren der verbleibenden<br />

Kraftwerke werden im Fehlerfall<br />

jedoch erst einmal zunehmend langsamer.<br />

Für diesen Fall haben die Betreiber<br />

natürlich vorgesorgt. Ein paar Schrecksekunden<br />

reichen aus, um im Netz vorgehaltene<br />

zusätzliche Kapazitäten abzurufen<br />

und damit Energieverbrauch und<br />

-erzeugung wieder auszubalancieren. Im<br />

Normalfall ist diese Regelung so schnell<br />

und präzise, dass der Verbraucher davon<br />

gar nichts mitbekommt.<br />

Mit und ohne Schwung<br />

in die Zukunft<br />

Nun haben Solarzellen jedoch keine rotierende<br />

Masse, und Windkraftwerke weisen<br />

aufgrund ihrer aerodynamischen<br />

Eigenschaften nur ein begrenztes Trägheitsmoment<br />

auf. Am Institut für Energieübertragung<br />

und Hochspannung (EEH)<br />

der ETH Zürich wurde entsprechend errechnet,<br />

dass ein zunehmender Ersatz<br />

klassischer Kohle- und Kernkraft durch<br />

erneuerbare Energien das Netzverhalten<br />

im Fehlerfall verschlechtern kann. Genau<br />

hier können Batteriespeichersysteme Abhilfe<br />

schaffen. Im Gegensatz zu Wasserkraftwerken<br />

können sie die gespeicherte<br />

Energie innert Sekundenbruchteilen zur<br />

Verfügung stellen und so einen wertvollen<br />

Teil zur Stabilisierung des Netzes beitragen<br />

[1].<br />

Selbst wenn die Zeiträume etwas anders<br />

sind, ist dieses Prinzip mit der Glykose und<br />

dem Fettstoffwechsel im menschlichen<br />

Organismus vergleichbar: Ein Pumpspeicherkraftwerk<br />

kann sehr viel Energie<br />

speichern, braucht jedoch einen kurzen<br />

Moment zum Anlauf – ähnlich der Fettverbrennung<br />

bei längerer und mässiger<br />

körperlicher Anstrengung. Die Glykogenspeicher<br />

in Muskeln und Leber machen<br />

Energie hingegen nahezu unmittelbar<br />

nach Belastungsbeginn verfügbar, sind<br />

aber nach einem intensiven Workout relativ<br />

rasch entladen. Auch ein Batteriespeicher<br />

muss meist direkt wieder aufgefüllt<br />

werden, nachdem er zum Einsatz<br />

gekommen ist.<br />

Ein vielversprechender Anwendungsfall<br />

für Batteriespeicher im Stromnetz ist daher<br />

das Vorhalten schnell verfügbarer<br />

(Regel-)Energie mit zeitlich begrenzter<br />

Notwendigkeit – der Netzbetreiber spricht<br />

von Primär- und Sekundärregelung.<br />

Ein vom in der Schweiz ansässigen Technologieunternehmen<br />

ABB entwickelter<br />

und im Jahre 2011 von den Elektrizitätswerken<br />

Zürich (EWZ) in Betrieb genommener<br />

Prototyp bestätigt diese Hypothese.<br />

Eine Fallstudie auf Basis der gewonnenen<br />

Betriebsdaten bescheinigt einem zukünftigen,<br />

skalierten System eine positive<br />

wirtschaftliche Bilanz [2]. Dies ist insbesondere<br />

von grosser Bedeutung, da die<br />

geologischen und regulatorischen Gegebenheiten<br />

in der Schweiz einer nennenswerten<br />

Konzession neuer Pumpspeicherkraftwerke<br />

im Wege stehen. Obwohl die<br />

Schweiz aktuell über 50 Prozent des eigenen<br />

Energiebedarfs aus Wasserkraft deckt,<br />

stellen also auch hierzulande wettbewerbsfähige<br />

Batteriespeicher eine Schlüsseltechnologie<br />

für den erfolgreichen Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien dar.<br />

Ganzheitliche<br />

Optimierung<br />

Eine wichtige Herausforderung ist dabei<br />

die eigentliche Anbindung der Batterie ans<br />

Stromnetz. Die Chemie erlaubt es einzelnen<br />

Batteriezellen, nur Gleichstrom bei<br />

einer niedrigen Gleichspannung bereitzustellen.<br />

Heutige Netze arbeiten jedoch mit<br />

Wechselspannung, deren Spannungswert<br />

sehr hoch gewählt wird, um eine effiziente<br />

Übertragung zu ermöglichen. Um eine<br />

Batterie ins Netz einzubinden, muss also<br />

die Gleich- in eine Wechselspannung umgeformt<br />

und die Spannung selbst stark<br />

erhöht werden. Dem Bau entsprechender<br />

Konverter ist ein gesamtes Teilgebiet der<br />

Elektrotechnik gewidmet: die Leistungselektronik.<br />

Da fast jeder Anwendungsfall eine ganzheitliche<br />

Betrachtung und Optimierung<br />

erfordert, können leistungselektronische<br />

Systeme in ihrer Gesamtheit sehr komplex<br />

werden. Der Anspruch, ein solches System<br />

so kompakt und so effizient wie möglich<br />

zu bauen, füllt dabei nicht selten gesamte<br />

Doktorarbeiten. Während seiner Dissertation<br />

am Institut für Hochleistungselektronik<br />

(HPE) der ETH Zürich hat André<br />

Hillers zusammen mit ABB Schweiz, dem<br />

Bundesamt für Energie (BFE) und den<br />

Elektrizitätswerken Zürich (EWZ) neue<br />

Lösungen erforscht, um sehr grosse Batteriespeicher<br />

ins Netz einzubinden. Mit<br />

Erfolg. Die neuen Technologien auf Basis<br />

Modularer Multilevel-Konverter erlauben<br />

höchste Effizienzen und geringste Bauvo­<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS ENERGIE<br />

André Hillers hat während seiner Dissertation über 15 studentische Arbeiten betreut. Sein Prototyp stellt nicht nur<br />

die Grundlage für die Forschung von Simon Fuchs und dessen Studentin Mingkun Liu dar, sondern wird in Zukunft<br />

als integraler Bestandteil der Laborinfrastruktur von anderen Forschenden am Institut für Hochleistungselektronik<br />

genutzt werden (v.l.n.r. Dipl. Ing. Simon Fuchs, MSc. Ing. Mingkun Liu und Dr. Ing. André Hillers vor ihrem Versuchsaufbau).<br />

lumina [3]. Einziger Wermutstropfen: Im<br />

Moment ist man der Chemie noch etwas<br />

voraus. «Obwohl Grund zur Annahme<br />

besteht, dass selbst heutige Batterien den<br />

erhöhten Belastungen der neuen Speichersysteme<br />

gewachsen sind, fehlt ein<br />

formaler Nachweis über die gesamte Nutzungsdauer.<br />

Dieser ist nicht ganz einfach<br />

zu erbringen, denn für Speicher im<br />

Stromnetz sprechen wir von Einsatzzeiträumen,<br />

die ein Jahrzehnt deutlich übersteigen»,<br />

fasst Hillers zusammen.<br />

Die Forschung am Institut für Hochleistungselektronik<br />

konzentriert sich daher<br />

auch nicht nur auf Batteriespeichersysteme.<br />

«Um ein solch komplexes System als<br />

Prototyp zu entwickeln, muss man im<br />

Team zusammenarbeiten. Viele der Technologien,<br />

die wir für den Speicher benötigen,<br />

wurden übergreifend von mehreren<br />

Forschern entwickelt und werden in Zukunft<br />

auch in anderen Projekten sowie in<br />

der Lehre eingesetzt», erläutert Jürgen<br />

Biela. Das hilft den Forschenden, sich auf<br />

die wesentlichen neuen Forschungen zu<br />

konzentrieren.<br />

«Bezogen auf die Anwendung der neuen<br />

Batteriespeichertechnologien gilt es nun<br />

die geschaffenen Möglichkeiten zu nutzen»,<br />

bekräftigt André Hillers. «Denn<br />

momentan existieren noch keine Anreize,<br />

besonders schnelle Regelkraftwerke ins<br />

Netz einzubinden. Dass unlautere Leistungssteigerung<br />

im Radsport verboten ist,<br />

leuchtet mir ein. Im Rennen um das stabilste<br />

und sicherste Stromnetz der Zukunft<br />

könnten jedoch gerade die schnellen Ansprechzeiten<br />

von Batteriespeichersystemen<br />

entscheidende Wettbewerbsvorteile<br />

bieten – ganz legal.»<br />

■<br />

References<br />

[1] T. Borsche, A. Ulbig und G. Andersson, «Impact<br />

of Frequency Control Reserve Provision<br />

by Storage Systems on Power System Operation»<br />

in IFAC World Congress 2014.<br />

[2] M. Koller, «Evaluating the Business Case for<br />

BESS in the Primary Frequency Control Market»<br />

in Energy Storage World Forum 2015.<br />

[3] A. Hillers und J. Biela, «Systematic Comparison<br />

of Modular Multilevel Converter Topologies<br />

for Battery Energy Storage Systems<br />

Based on Split Batteries» in European Conference<br />

on Power Electronics and Applications<br />

(EPE) 2015.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


FOKUS ENERGIE<br />

Wenn Helfer hilflos sind<br />

Sie rauben einem buchstäblich den letzten Nerv, bringen einen an die Grenze der Geduld und des<br />

Mitgefühls und starten einen Teufelskreis, der endlos Energie verschlingt. Schwierige Patienten<br />

sind glücklicherweise eher selten, können jedoch bei Ärztinnen und Ärzte veritable Krisen auslösen.<br />

Was aber macht einen Patienten schwierig und wie soll man darauf reagieren?<br />

Gerhard Dammann, Ärztlicher Direktor, Psychiatrische Dienste Thurgau<br />

Viele Kolleginnen und Kollegen haben<br />

sich nicht nur für das Medizinstudium<br />

entschieden, weil sie sich für den menschlichen<br />

Körper, die Entstehung von Krankheiten<br />

und die Behandlung interessierten,<br />

sondern weil der Arztberuf zusätzlich eine<br />

intensive interpersonelle Beziehung zwischen<br />

Arzt, Patienten und Angehörigen<br />

ermöglicht und erfordert. Bis vor einigen<br />

Jahren wurde ein Arzt in erster Linie an<br />

seinen fachlichen Qualifikationen gemessen.<br />

War er ein guter Kommunikator oder<br />

gar Gesprächstherapeut, war dies allenfalls<br />

eine willkommene Zusatzqualifikation.<br />

Hier findet gegenwärtig ein gewisses<br />

Umdenken statt. Es gibt sogar Studien, die<br />

zeigen, dass kommunikationsstärkere<br />

Medizinstudenten sich prospektiv in der<br />

Praxis als die erfolgreicheren Mediziner<br />

erweisen, eine Sichtweise, die Einfluss auf<br />

die Entwicklung des problemorientierten<br />

Lernens (PoL) nach dem Harvard-Modell<br />

genommen hat.<br />

Interessanterweise sind die meisten Patientinnen<br />

und Patienten, über alle Altersstufen<br />

hinweg, trotz Leiden, Schmerzen,<br />

Einschränkungen oder Beunruhigung<br />

letztlich erstaunlich «einfach» im Kontakt,<br />

d.h. meist freundlich, interessiert<br />

und geduldig. Selbst viele psychiatrische<br />

Patienten, um die es im Folgenden nicht<br />

primär gehen soll, sind – anders als ihr<br />

Ruf – zwar in einer psychisch schwierigen<br />

Situation, aber deswegen nicht unbedingt<br />

«schwierige Patienten». Sie sind im Gegenteil<br />

oft dankbar, wenn man ihnen mit<br />

etwas Zeit, Respekt und möglichst wenig<br />

informellem Zwang begegnet.<br />

Schwierigkeiten mit bestimmten Patienten<br />

(fast analog zu solchen mit bestimmten<br />

Vorgesetzten) stellen eine erhebliche<br />

Belastung dar. Sie können nicht selten als<br />

einschneidend oder Hilflosigkeit erzeugend<br />

erlebt werden, mehr noch als die rein<br />

physische oder intellektuelle Arbeitsbelastung,<br />

die Ärzte im Alltag eines Operationssaals,<br />

einer Hausarztpraxis, eines Ambulatoriums<br />

oder einer Intensivstation zu<br />

bewältigen haben. Wir Ärzte sind grundsätzlich<br />

bereit, sehr viel Lebenszeit, Kraft<br />

und Energie in die Arbeit zu investieren.<br />

Allerdings erwarten wir dafür (bewusst<br />

oder unbewusst) eine Form von «Belohnung»,<br />

die sich in höherer sozialer Anerkennung,<br />

Gestaltungsmöglichkeiten oder<br />

sehr gutem Gehalt, aber eben auch in<br />

Wertschätzung im Arbeitsumfeld zeigen<br />

kann. Trifft dies nicht zu, dann geraten<br />

Menschen gerade in psychosozialen Berufen<br />

besonders schnell in eine so genannte<br />

Gratifikationskrise.<br />

Unangenehm und<br />

unbeliebt<br />

Was sind nun Faktoren, die dazu führen,<br />

dass wir Patienten als anstrengend oder<br />

gar als «energieraubend» empfinden?<br />

Grundsätzlich gibt es nicht den «schwierigen<br />

Patienten», sondern eine ganze<br />

Reihe von schwierigen Konstellationen,<br />

die zumeist mit bestimmten Verhaltensweisen<br />

von Patienten (oder deren Angehörigen)<br />

zusammenhängen sowie im Behandelnden<br />

bestimmte Gegenübertragungsreaktionen<br />

(Resonanz) hervorrufen.<br />

Verschiedene empirische Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass Ärzte und Pflegepersonal<br />

sehr wohl zwischen «angenehmen»<br />

und «unangenehmen» bzw. «beliebten»<br />

und «unbeliebten» Patienten unterscheiden.<br />

Der «schwierige Patient» ist der Extremfall<br />

des unangenehmen und unbeliebten<br />

Patienten, der uns weit häufiger<br />

begegnet. Sein Gegenteil könnte man als<br />

den «idealen Patienten» bezeichnen. Wiederkehrende<br />

objektive Faktoren (Geschlecht,<br />

Alter, Krankheitsform, selbst<br />

psychopathologische Charakteristika), die<br />

hier unterscheiden würden, gibt es interessanterweise<br />

kaum. Folgende Patientencharakteristika<br />

werden gelegentlich genannt:<br />

• Chronisch kranker Patient (anders als<br />

akut erkrankter Patient) (negative<br />

Vorerfahrungen, Patient wird oft<br />

selbst zum Experten, «Diplom-<br />

Asthmatiker» etc.)<br />

• Psychosomatische Patienten (kein<br />

klarer Organbefund)<br />

• Anspruchsvollere Patienten (Lehrerberuf<br />

u. Ä.)<br />

• Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen<br />

• Alte Patienten (autoritätsgläubiger,<br />

teilweise umständlicher etc.)<br />

• Patienten des eigenen Geschlechts<br />

werden tendenziell (beim Pflegepersonal<br />

untersucht) eher abgelehnt<br />

Der Versuch einer Klassifikation von<br />

«schwierigen Patienten» stammt aus den<br />

80er Jahren von James Groves:<br />

1. Die Abhängigen (dependent clingers)<br />

(unstillbarer Hunger nach Präsenz;<br />

«Dauerredner»; klare Grenzen der Verfügbarkeit<br />

aufzeigen; Dynamik: Verlassenheits-<br />

oder Trennungsängste)<br />

2. Die Forderer (entitled demanders) (haben<br />

das Gefühl, dass man sie nicht<br />

optimal behandelt, teilweise Drohungen;<br />

Dynamik: oft verbirgt sich dahinter<br />

eine narzisstische Selbstwertproblematik)<br />

3. Die manipulativen Hilfeablehner (binden<br />

den Arzt durch immer neue Symptome<br />

und weisen ihn gleichzeitig von<br />

sich, da keine Behandlung etwas bringt;<br />

Dynamik: passiv-aggressive Bindungsproblematik)<br />

4. Die selbstdestruktiven Verleugner (Dynamik:<br />

Wiederholung von oft traumatisierenden<br />

Lebenserfahrungen)<br />

Auf Seiten der Medizinerinnen und Mediziner<br />

werden folgende Aspekte genannt,<br />

die den Umgang mit Patienten generell<br />

erschweren:<br />

• Die Unfähigkeit, mit einer hilflos<br />

machenden Situation umzugehen<br />

(Ungeduld etc.)<br />

• Das Selbstbild/Identität als Arzt<br />

(reiner «Organmediziner»)<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS ENERGIE<br />

• Autoritativer Stil («Ich weiss, was<br />

gut für ihn ist. Er muss sich helfen<br />

lassen.»)<br />

• Verständnis für psychische Probleme<br />

(Kennt man Anteile bei sich selbst?<br />

Berufliche Erfahrungen in der<br />

Psychiatrie/Psychotherapie)<br />

• Eigene Lebenssituation (narzisstische<br />

Krisen, die einen dünnhäutiger<br />

werden lassen)<br />

Es sind dann insbesondere folgende Verhaltensweisen,<br />

die einen Patienten zum<br />

«energieraubenden Patienten» machen<br />

können:<br />

• Aggressives Sprachverhalten<br />

• Fragt zu viel<br />

• Wutausbrüche in der Praxis (bezichtigt<br />

den Arzt, unfähig zu sein, ihm<br />

nicht helfen zu wollen)<br />

• Theatralische Inszenierungen (Übertriebener<br />

Ausdruck von Gefühlen)<br />

• Hohes Misstrauen oder Kränkbarkeit<br />

des Patienten<br />

• Häufiges Anfordern von Hilfe (ruft in<br />

der Nacht an, weil er nicht schlafen<br />

kann)<br />

• Mangelndes Befolgen von Regeln (z.B.<br />

Warten) in der Praxis oder geringe<br />

Compliance (lehnt Untersuchungen<br />

ab; Verweigern der Mitarbeit)<br />

• Andauerndes Verlangen nach<br />

Anerkennung<br />

• Streitsüchtiges Verhalten (Bestehen<br />

auf den eigenen Rechten, Andeutung<br />

von Drohungen juristischer Art) bzw.<br />

überkritische Personen<br />

• Starkes Jammern (demonstratives<br />

Schmerzgebaren und Klagen)<br />

• Aufsuchen auch anderer Ärzte ohne<br />

Überweisung oder auch aus Undankbarkeit<br />

• Erhebliche Sprachprobleme<br />

• Hartnäckiges Schweigen, oder<br />

uninteressiert, indolent<br />

• «Klebrigkeit»<br />

• Suiziddrohungen und Suizidversuche<br />

oder aber selbstverletzendes Verhalten<br />

• «Hypochondrisches» Verhalten (ständiges,<br />

wechselndes Klagen, krank zu<br />

sein)<br />

• Unter-Druck-Setzen des Arztes (etwa<br />

um eine Krankschreibung zu erhalten)<br />

• Distanzlosigkeit bis hin zu sexualisierendem<br />

Verhalten<br />

Dies führt dann in unterschiedlicher Ausprägung<br />

zu folgenden Gegenübertragungsreaktionen:<br />

• Frustration, Ärger beim Arzt<br />

• Vermeidungsverhalten dem Patienten<br />

gegenüber (etwa wenn er anruft)<br />

• Unsicherheit bis zu Ohnmachtsgefühlen<br />

• Insuffizienzgefühle und Scham<br />

• Gegenaggression<br />

• Vermehrte (z.B. diagnostische) Aktivität<br />

(die aber oft nicht weiterhilft)<br />

• Resignatives Aufgeben<br />

Der Behandelnde kann an die Grenzen<br />

seiner Fähigkeiten, seiner Techniken, sei­<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


FOKUS ENERGIE<br />

Glücklicherweise selten, aber nachhaltig: Schwierige Patienten können Ärztinnen und Ärzte in einen Energie verschleissenden<br />

Teufelskreis ziehen. (® fancystudio – Fotolia.com)<br />

nes Wissens und häufig auch seiner persönlichen<br />

Geduld, seines Mitgefühls und<br />

seiner Integrität kommen. Er wird dann<br />

u. U. ungerecht und zum hilflosen Helfer.<br />

Konsequenzen für die Arzt-Patient-Beziehung<br />

können so sein (manchmal als<br />

Teufelskreis zu verstehen):<br />

• Widerstand beim Patienten<br />

• Stress beim Arzt<br />

• Die Effizienz leidet (Zeit, Kosten,<br />

frustrane Therapien und diagnostische<br />

Abklärungen)<br />

• Behandlungserfolg wird gefährdet<br />

• Behandlungsabbruch (der dann nicht<br />

selten sogar gewünscht wird)<br />

• Unter Umständen auch ökonomische<br />

Folgen (Multiplikatorenfunktion von<br />

unzufriedenen Klienten)<br />

Folgende Überlegung kann hilfreich sein:<br />

«Ich als Helfer erlebe den Patienten als<br />

schwierig, undankbar, uneinsichtig (nicht<br />

compliant). Vielleicht erlebt mich der Patient<br />

auch als schwierig, ich erfülle nicht<br />

seine Erwartungen, gehe nicht genug auf<br />

ihn ein, finde nicht die richtige Lösung für<br />

die Erkrankung etc.»<br />

Hilfreiche Gespräche benötigen neben<br />

objektiver Zeit folgende Voraussetzungen:<br />

Empathie (Verstehen der inneren Erlebniswelt<br />

des Patienten), Wertschätzung und<br />

Echtheit (Authentizität).<br />

Bei der Kommunikation sollte Folgendes<br />

beachtet werden:<br />

• Gut und klar informieren (und Fachsprache<br />

vermeiden)<br />

• Nachfragen und Missverständnisse<br />

auflösen<br />

• Bei Aggression: Grund für den Ärger<br />

herausfinden, Gegenaggression<br />

vermeiden<br />

• Aktiv Bedürfnisse des Gegenübers<br />

ansprechen<br />

• Wahlmöglichkeiten lassen (verhindert<br />

Widerstand und stärkt Autonomie des<br />

Patienten)<br />

Wichtig ist es auch zu versuchen, mögliche<br />

Motive des Patienten zu «übersetzen»:<br />

1. Welche Motive unterstelle ich dem<br />

Patien ten? («Warum äussert er die<br />

Schmerzen so übertrieben?») (Selbstreflexion)<br />

2. Was will der Patient erreichen? (Verständnis)<br />

3. Was sucht er eigentlich? (Dynamik)<br />

4. Wieso trägt er es auf diese (dysfunktionale)<br />

Art und Weise vor? (Konzept des<br />

Widerstandes)<br />

5. Wie könnte vermehrt auf die eigentlichen<br />

Bedürfnisse eingegangen werden?<br />

(Unterstützende Strategie)<br />

6. Kann versucht werden, ihm die Interaktionsproblematik<br />

zu erklären?<br />

Empfehlenswert in einer angespannten<br />

Situation ist ferner folgende Interaktionsbzw.<br />

Kommunikationsstrategie, wenn für<br />

den Behandler die Anerkennung des subjektiven<br />

Faktors und der Bedeutung von<br />

Beziehungen in der Medizin möglich ist:<br />

• Der Umgangston sollte besonders<br />

zuvorkommend sein<br />

• Die Aggression des Patienten zunächst<br />

als solche annehmen<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS ENERGIE<br />

• Bewusstmachen der inhaltlichen<br />

Divergenz («Wir sind uns einig, uneins<br />

zu sein.»)<br />

• Klärung: Ist der Konflikt auf der<br />

Inhalts- oder Beziehungsebene zu<br />

verstehen?<br />

• Überführen des unlösbaren Teils in<br />

ein prinzipiell lösbares Problem<br />

• Den ersten Schritt tun, d.h. auf den<br />

Patienten zugehen<br />

• Weg von einer Problemorientierung<br />

hin zu einer Lösungsorientierung<br />

Hilfe suchen<br />

Deutlich wird, dass diese Verhaltensweisen,<br />

und ob wir sie als stressig erleben,<br />

immer auch mit uns zu tun haben. Nach<br />

dem deutschen Psychosomatikprofessor<br />

Gerd Rudolf sollte der Arzt den (psychosomatisch<br />

kranken) Patienten dann zum<br />

Psychiater, Fachpsychotherapeuten oder<br />

Psychologen etc. überweisen, «wenn er<br />

die Fragen seiner Patienten nicht mehr<br />

beantworten kann». Hilfreich sind auch<br />

so genannte Balint-Gruppen (benannt<br />

nach dem ungarisch-englischen Arzt<br />

Michael Balint), wo geleitete, regelmässige<br />

Diskussionsgruppen zur Besprechung<br />

von Problemsituationen angeboten werden.<br />

Sie dienen der Psychohygiene («anderen<br />

geht es auch so»), einem besseren<br />

Verständnis von Dynamiken, der Auflösung<br />

von Verstrickungen und schliesslich<br />

auch der eigene Persönlichkeitsentwicklung<br />

(Selbsterfahrungsanteil). Allerdings<br />

sind sie zeitlich aufwendig und werden<br />

nicht direkt honoriert (nähere Hinweise:<br />

www.balint.ch).<br />

Babyboomer ticken anders<br />

Grundsätzlich gibt es Hinweise, dass sich<br />

in den kommenden Jahren die narzisstische<br />

Thematik verschärft. Auf die genügsame<br />

Nachkriegsgeneration, die nun ins<br />

Hochbetagtenalter eintritt, folgt die Generation<br />

der 68er, die deutlich anspruchsvoller<br />

ist. Damit wird die Zahl der anspruchsvolleren<br />

Patienten zunehmen.<br />

Dieser Wandel sollte von uns Ärzten aktiv<br />

gestaltet und nicht einfach beklagt werden.<br />

Das weitverbreitete Konzept vom<br />

«schwierigen Patienten» sollte ersetzt<br />

werden durch ein Modell «der nicht gelingenden<br />

Interaktion». Damit fände weniger<br />

eine Distanzierung vom Patienten statt<br />

und der Arzt würde sich selbst als beteiligten<br />

Handelnden sehen. Zusammenfassend<br />

würde so anerkannt, dass der Patient<br />

in einem intensiven Interaktionsprozess<br />

als schwierig «erlebt» wird, dass dieser<br />

Prozess jedoch veränderbar ist. ■<br />

Literaturhinweise:<br />

Gert Kowarowsky, Der schwierige Patient. Kommunikation<br />

und Patienteninteraktion im<br />

Praxisalltag, 2., überarbeitet Auflage, Kohlhammer<br />

2011.<br />

Linus Geisler, Arzt und Patient – Begegnung im<br />

Gespräch, 5., erw. Auflage, pmi Verlag 2008.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


FOKUS ENERGIE<br />

Schwimmen in Schwärmen<br />

spart Energie<br />

Forscher der ETH Zürich klärten die bisher ungelöste Frage, ob Fischschulen Energie sparen.<br />

Dies gelang ihnen, indem sie die komplexen physikalischen Strömungssysteme detailliert auf<br />

dem Supercomputer «Piz Daint» simulierten und mit einem Algorithmus des Verstärkenden<br />

Lernens (Reinforcement Learning) kombinierten.<br />

Simone Ulmer, Redaktorin Wissenschaft und Technologie am Swiss National Supercomputing Centre (CSCS) 1<br />

Das Schwarmverhalten von Fischen fasziniert<br />

Ingenieure wie Biologen gleichermassen.<br />

Denn Fische in Schwärmen schwimmen<br />

in einem Strömungsumfeld, das voll<br />

von mechanischer Energie ist, erzeugt<br />

durch die Bewegungen der Fische. Forscher<br />

vom Computational Science & Engineering<br />

Lab (CSElab) der ETH Zürich<br />

konnten nun die Frage, ob Fische einen<br />

energetischen Vorteil haben, wenn sie in<br />

Schwärmen schwimmen, mit Ja beantworten.<br />

Zugleich erlangten sie über diesen<br />

Vorgang detaillierte Kenntnisse, die sich<br />

auf energieeffiziente Schwärme von<br />

Schwimm- oder Flugrobotern auswirken<br />

könnten.<br />

Präzise Simulation der<br />

Fluiddynamik<br />

Die Wissenschaftler entwickelten in ihrer<br />

Studie eine hochdetaillierte Simulation<br />

des komplexen Zusammenspiels von<br />

schwimmenden Fischen und ihrem Strömungsumfeld.<br />

Bis anhin wurden derartige<br />

Simulationen mit stark vereinfachten<br />

Modellen durchgeführt, die die Fluiddynamik<br />

der schwimmenden Fische nicht<br />

exakt berechneten. Der Supercomputer<br />

«Piz Daint» am Nationalen Hochleistungsrechenzentrum<br />

der Schweiz (CSCS)<br />

ermöglichte nun erstmals rechenintensive<br />

State-of-the-Art-Simulationen ohne Vereinfachungen.<br />

Zugleich kombinierten die Forscher die<br />

realitätsnahen Strömungssimulationen<br />

erstmals mit einem Algorithmus des Verstärkenden<br />

Lernens (Reinforcement Learning),<br />

einem wirkungsstarken Algorithmus<br />

aus dem Bereich Maschinelles Lernen.<br />

Derartige Lernalgorithmen wurden<br />

bis anhin in Computerspielen wie etwa<br />

«Go» genutzt, um es dem Computer zu<br />

ermöglichen, den Menschen zu schlagen.<br />

Reinforcement Learning in komplexen<br />

physikalischen Systemen benötigt Tausende<br />

von Näherungsschritten und wurde<br />

deshalb bis anhin noch nie für solche<br />

verwendet. Der Algorithmus erinnere an<br />

den Pawlow’schen Hund, sagen die Forscher<br />

des CSElab: Die Agenten erlernen,<br />

durch Belohnung eine optimale Strategie<br />

zu entwickeln, um ihr Ziel zu erreichen.<br />

Hier kam dieser Algorithmus nun zum<br />

Einsatz, um die Fische für ein optimales<br />

Schwimmverhalten zu trainieren und<br />

autonom entscheiden zu lassen, wie sie<br />

auf die unsteten Strömungsfelder, die ihre<br />

Artgenossen erzeugen, am effizientesten<br />

reagieren. «Wir schufen die mathematischen<br />

Rahmenbedingungen und gaben<br />

den Fischen lediglich das Ziel vor, so effizient<br />

wie möglich zu schwimmen», sagt<br />

Guido Novati, Doktorand am CSElab und<br />

Entwickler der den Simulationen zugrunde<br />

liegenden Software. Überraschend<br />

seien die Fische, um Energie zu sparen, in<br />

der Wirbelströmung der anderen geschwommen,<br />

auch wenn es ihnen möglich<br />

gewesen sei, unabhängig voneinander<br />

zu schwimmen.<br />

Lernen aus der<br />

Visualisierung<br />

In ihren Simulationen betrachteten die<br />

Forscher sowohl zweidimensional wie<br />

auch dreidimensional das Schwimmverhalten<br />

von bis zu drei Fischen in unterschiedlichen<br />

Konfigurationen. Sie heben<br />

hervor, dass derartige Simulationen bis<br />

anhin nie mehr als einen Fisch in drei<br />

Dimensionen betrachtet hätten. Sie analysierten<br />

jedes Detail jedes einzelnen Strömungswirbels,<br />

um das Verhalten der Fische<br />

zu verstehen.<br />

«Intuitiv nimmt man an, dass die Fische<br />

den unruhigen Bereichen ausweichen<br />

und in ruhigen Bereichen schwimmen.<br />

Ein Nachfolger interagiert sinnvoll mit dem von zwei führenden Fischen erzeugten Wirbelnachlauf,<br />

was seine Schwimmeffizienz erheblich steigert. (® CSElab/ETH Zürich)<br />

1 Dieser Beitrag erschien erstmals am 6. Juni<br />

<strong>2018</strong> am Swiss National Supercomputing<br />

Centre (CSCS).<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


FOKUS ENERGIE<br />

Doch stattdessen lernen sie, direkt in die<br />

Wirbel hineinzuschwimmen», sagt Siddhartha<br />

Verma, Postdoc am CSE lab.<br />

Verma und Novati haben die Studie, die<br />

kürzlich online in den Proceedings of the<br />

National Academy of Sciences (PNAS)<br />

publiziert wurde, unter der Leitung von<br />

ETH-Professor Petros Koumoutsakos<br />

durchgeführt.<br />

Die Forscher stellten fest, dass die Fische<br />

beim Schwimmen dann am meisten<br />

Energie sparen, wenn sie nicht wie bisher<br />

angenommen hintereinander schwimmen,<br />

sondern sich leicht versetzt zur<br />

Schwimmrichtung ihres Anführers positionieren.<br />

In dieser Position nutzen sie die<br />

durch die Schwimmbewegung des Anführers<br />

generierten Strömungswirbel, indem<br />

sie diese mit ihrem Kopf abfangen und<br />

aufspalten. Die Fragmente leiten sie dann<br />

ihrem Körper entlang. Der Verlauf der<br />

aufgespaltenen Wirbel versorgt dabei die<br />

Fische mit Schub, ohne dem Anführer<br />

Energie zu rauben.<br />

Autonome Roboter<br />

«Damit gelang es uns zu zeigen, dass Fische,<br />

die sich passend in einem Schwarm<br />

positionieren, aus der dort herrschenden<br />

Fluiddynamik Energie ziehen können»,<br />

sagt Verma. Er betont, dass in ihren Simulationen<br />

zwar nicht alle Aspekte effizienten<br />

Schwimmverhaltens von Fischen untersucht<br />

worden seien. Aber es sei klar,<br />

dass die entwickelten Algorithmen und die<br />

dabei gelernte Physik in autonom<br />

schwimmende oder fliegende Roboter<br />

transferiert werden könnten.<br />

Ein autonomer Schwimm- oder Flugroboter<br />

kann unerwartete Strömungsverhältnisse<br />

bewältigen – beispielsweise Ware<br />

anliefernde Flugdrohnen während starker<br />

Winde oder Drohnen bei der Suche und<br />

Rettung in einem Sturm. «Es gibt auch<br />

Überlegungen, Flugzeuge mit ähnlichen<br />

Zielen über bestimmte Strecken in Formationen<br />

fliegen zu lassen, um Treibstoff zu<br />

sparen. Der von uns entwickelte Algorithmus<br />

könnte hier ebenfalls zum Einsatz<br />

kommen», sagt Novati.<br />

Die Forscher sind begeistert von den Möglichkeiten,<br />

die ihnen diese neue Kombination<br />

von präzisen und komplexen Strömungssimulationen<br />

mit Reinforcement<br />

Learning ermöglicht. Sie hoffen, dass<br />

künftig auch andere Forscher beginnen,<br />

maschinelles Lernen vernünftig in ihre<br />

Simulationen einzubeziehen. ■<br />

Literaturhinweis<br />

Verma S, Novati G, Koumoutsakos P: Efficient<br />

collective swimming by harnessing vortices<br />

through deep reinforcement learning,<br />

PNAS published ahead of print May 21, <strong>2018</strong>.<br />

https://doi.org/10.1073/pnas.1800923115<br />

Wir können Ärztinnen und Ärzten einiges bieten, weil wir sie gut verstehen.<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE – AKTUELLES AUS DER ONKOLOGIE:<br />

SPÄTFOLGEN NACH EINER KREBSERKRANKUNG IM KINDESALTER<br />

Heilung mit Nebenwirkungen<br />

Die Erfolgsquote ist höchst erfreulich: 80 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen<br />

in der Schweiz können geheilt werden. Weniger erfreulich sind die Nebenwirkungen, die teilweise<br />

lange nach Abschluss der Behandlung mit gravierenden Folgen auftreten können. Entsprechend<br />

wichtig ist die kontinuierliche, multidisziplinäre Beobachtung und Behandlung der Betroffenen.<br />

Katrin Scheinemann, Associate Professor of Pediatrics McMaster University Canada 1,2,3<br />

1 Pädiatrische Hämatologie/Onkologie, Universitätskinderspital beider Basel und Universität Basel;<br />

2 Pädiatrische Hämatologie/Onkologie, Klinik für Kinder und Jugendliche Kantonsspital Aarau;<br />

3 Department of Pediatrics, McMaster University Hamilton Canada<br />

Jedes Jahr erkranken in der Schweiz ca.<br />

300 Kinder und Adoleszente (


PERSPEKTIVEN<br />

nimmt die Inzidenz der Spätfolgen über<br />

die Zeit zu, d.h. je länger das Therapie ende<br />

weg ist, desto höher steigen die Risiken, an<br />

einer Spätfolge zu erkranken. Bei den bisherigen<br />

Studien zeichnet sich auch noch<br />

kein Plateau dieser Entwicklung ab – daher<br />

ist eine lebenslange Nachsorge vorgesehen.<br />

Diese Zahlen sind seit der ersten<br />

Survivor-Generation in den späten 1970er<br />

Jahren erhoben worden.<br />

Kinder und Jugendliche mit der Diagnose<br />

eines ZNS (zentrales Nervensystem)-Tumors<br />

weisen die meisten und schwersten<br />

Spätfolgen auf (5). Über 80 Prozent haben<br />

mindestens eine Spätfolge: Am häufigsten<br />

sind hormonelle Ausfälle, gefolgt von neurologischen<br />

Folgekrankheiten. Aber auch<br />

neurokognitive und psychosoziale Spätfolgen<br />

sind sehr prävalent – dies führt zu<br />

einer deutlichen Beeinträchtigung der<br />

Lebensqualität. Die intensive Therapie<br />

eines ZNS-Tumors, insbesondere die<br />

Strahlentherapie, führt zur Abnahme des<br />

Intelligenzquotienten, damit zu einer erniedrigten<br />

Rate einer normalen Schulausbildung,<br />

was sich gravierend auf den Berufseinstieg<br />

und die weitere Berufslaufbahn<br />

auswirkt (6).<br />

Risiken verringern<br />

Die Gestaltung der lebenslangen Nachsorge<br />

wird fortlaufend den neuesten Erkenntnissen<br />

angepasst. Man versucht weltweit,<br />

standardisierte Risikogruppen festzulegen<br />

und damit die Frequenz und Intensität der<br />

Nachsorge zu steuern. Da die Therapieoptionen<br />

der Krebserkrankungen im Kindes-<br />

und Jugendalter von Beobachtung<br />

über alleinige operative Therapie bis zu<br />

sehr intensiver multimodaler Therapie<br />

inklusive Stammzelltransplantation reichen,<br />

machen entsprechende Risikogruppen<br />

in der Nachsorge Sinn. Hiermit stellt<br />

sich auch die Frage, ob man bei genügend<br />

langem, unauffälligem Verlauf bei der<br />

Überprüfung bestimmter Organsysteme<br />

dieses Screening mit der Zeit wieder abschliessen<br />

kann. Diese Frage ist im Moment<br />

für das Screening der Kardiotoxiziät<br />

bei gewissen Grunderkrankungen in Kanada<br />

beantwortet worden: Diese Studie<br />

hat gezeigt, dass nach zehn Jahren mit<br />

unauffälligem Screening mittels Echokardiographie<br />

und Elektrokardiogramm<br />

dieses wieder beendet werden kann (7).<br />

Welches sind nun die häufigsten Spätfolgen?<br />

In der Tabelle sind exemplarisch einige<br />

sehr häufige Spätfolgen erwähnt mit<br />

ursächlichem Agens und den häufigsten<br />

Grunderkrankungen (8).<br />

Spätfolge Ursächliches Agens Grunderkrankung<br />

Nephrotoxizität Ifosfamid, Cisplatin ZNS-Tumore, Weichteilsarkome<br />

Ototoxizität<br />

Platinumderivate,<br />

ZNS-Tumore<br />

Hirnbestrahlung<br />

Knochennekrose Steroide Leukämien, Lymphome<br />

Kardiotoxizität<br />

Anthrazykline/thorakale Leukämien, Lymphome<br />

Bestrahlung<br />

Endokrinologische Defizite Hirnbestrahlung ZNS-Tumore<br />

Zweitmalignome alle alle<br />

Fatigue unklar alle<br />

Posttraumatische Belastungsstörung<br />

alle<br />

alle<br />

Fertilität Cyclophosphamid, Bestrahlung ZNS-Tumore, Leukämien,<br />

Weichteilsarkome<br />

Das Risiko für solide Zweitmalignome<br />

wird im Wesentlichen durch eine Radiotherapie<br />

beeinflusst. Daher sind in den<br />

letzten Jahren Alternativen zur Strahlentherapie<br />

wie zum Beispiel Hochdosistherapie<br />

und anschliessende Stammzelltransplantation<br />

entwickelt worden. Aber<br />

auch die Modifikation der Dosis (kleinstmögliche<br />

wirksame Dosis) und der Bestrahlungstechnik<br />

(Intensitätsmodulierte<br />

Radiotherapie IMRT) sowie der Bestrahlungsart<br />

(Photonen vs. Protonen) in den<br />

letzten Jahren können dieses Risiko verkleinern.<br />

Zusammenfassend hat sich in der jüngeren<br />

Vergangenheit die Nachsorge als eigenständiges<br />

Untergebiet der pädiatrischen<br />

Onkologie entwickelt. Grosse Kinderonkologien<br />

in den USA und Kanada<br />

haben eigenständige Unterabteilungen,<br />

die sich nur mit der Nachsorge (klinische<br />

Versorgung und Forschung) beschäftigen.<br />

Im Vergleich zu anderen Ländern steht in<br />

der Schweiz eine einheitliche nationale<br />

Strategie und Organisation erst am Anfang.<br />

Trotzdem sind in den letzten Jahren<br />

viele kleine Schritte auf dem Gebiet der<br />

Forschung und Versorgung unternommen<br />

worden, um die optimale Nachsorge<br />

der Survivors zu ermöglichen. Nachsorge<br />

ist aber nur als multidisziplinärer Ansatz<br />

erfolgreich – neben vielen medizinischen<br />

Spezialisten sind auch die spezialisierte<br />

Pflege, die Sozialarbeit, Rehabilitationsdienste<br />

wie Ergo- und Physiotherapie als<br />

auch die psychologischen Disziplinen und<br />

verschiedene Berufs- und Karriereberatungsstellen<br />

unter anderem wichtige Akteure.<br />

■<br />

Referenzen<br />

[1] https://www.kinderkrebsregister.ch/fileadmin/KKR08/uploads/pdf/Jahresberichte/<br />

Annual_Report_SCCR_2015_2016_Einzel_web.pdf.<br />

[2] Brock PR, Knight KR, Freyer DR et al.: Platinum-induced<br />

ototoxicity in children: a<br />

consensus review on mechanisms, predisposition,<br />

and protection, including a new International<br />

Society of Pediatric Oncology<br />

Boston ototoxicity scale. J Clin Oncol 2012;<br />

30: 2408–2417.<br />

[3] Phillips SM, Padgett LS, Leisenring WM et<br />

al.: Survivors of childhood cancer in the<br />

United States: prevalence and burden of<br />

morbidity. Cancer Epidemiol Biomarkers<br />

Prev. 2015 Apr; 24(4): 653–63.<br />

[4] Oeffinerger KC, Mertens AC, Sklar CA et al.:<br />

Chronic health conditions in adult survivors<br />

of childhood cancer. N Engl J Med 2006; 355:<br />

1572–82.<br />

[5] Armstrong GT: Long-term Survivors of<br />

Childhood Central Nervous System Malignancies:<br />

The Experience of the Childhood<br />

Cancer Survivor Study. Eur J Paediatr Neurol.<br />

2010; 14(4): 298–303.<br />

[6] Vinchon M, Baroncini M, Leblond P et al.:<br />

Morbidity and tumor-related mortality<br />

among adult survivors of pediatric brain<br />

tumors: a review. Childs Nerv Syst. 2011;<br />

27(5): 697–704.<br />

[7] Ramjaun A, AlDuheiby E, Ahmed S et al.:<br />

Echocardiographic detection of cardiac dysfunction<br />

in childhood cancer survivors: how<br />

long is screening required? Pediatric Blood<br />

and Cancer 2015; 62: 2197–2203.<br />

[8] Langer T, Schuster S, Eggert A: Nachsorge<br />

nach onkologischen Erkrankungen. Monatsschrift<br />

Kinderheilkunde 2015; 163:<br />

112–119.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


PERSPEKTIVEN<br />

AUS DER «PRAXIS»<br />

Medikamentöse Senkung<br />

des LDL-Cholesterins<br />

LDL-LOWERING DRUGS<br />

Jens Barthelmes 1 und Isabella Sudano 1,2<br />

1 Kardiologie, Universitäres Herzzentrum, Universitätsspital Zürich<br />

2 Universität Zürich<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis»<br />

(2017), 106 (17): 933–940. <br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Praxis»<br />

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siehe unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />

CETP Cholesterinester-Transferprotein<br />

CK Kreatinkinase<br />

LDL-C LDL-Cholesterin<br />

MTP Mikrosomales Triglycerid-Transferprotein<br />

ULN Upper Limit of Normal / oberer Normwert<br />

PAVK Periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />

PCSK9 Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9<br />

SAMS Statin-assoziiertes Muskelsymptom<br />

Einleitung<br />

Nichtmedikamentöse Massnahmen (Tabakentwöhnung,<br />

Ernährungsumstellung,<br />

regelmässige Bewegung mit mindestens<br />

30–45 min aerobem Training dreimal<br />

wöchentlich, Gewichtsabnahme bei Übergewicht)<br />

sollten immer eine notwendige<br />

medikamentöse Behandlung begleiten<br />

(siehe auch P. Suter in diesem Heft, S.<br />

927–932). Durch Lebensstil-Veränderungen<br />

kann das LDL-Cholesterin nur um<br />

10–20 % reduziert werden. Allerding wird<br />

die Qualität der LDL-Partikel positiv beeinflusst:<br />

Eine Ernährung reich an Antioxidantien<br />

(Früchte, Gemüse, Nüsse, …)<br />

kann die Oxidation von LDL vermindern<br />

und dadurch womöglich einen günstigen<br />

Effekt auf das Herzkreislaufsystem erzielen.<br />

Im Gegensatz zur amerikanischen Richtlinie<br />

empfehlen aktuelle Leitlinien von<br />

AGLA und ESC das Konzept der an Zielwerten<br />

orientierten Senkung des LDL-<br />

Cholesterins in Abhängigkeit von individuellen<br />

Risken [42], s. auch W. Riesen in<br />

diesem Heft, S. 921–926. Die Behandlungsindikation<br />

bei Hypercholesterinämie<br />

hängt grundsätzlich vom jeweiligen kardiovaskulären<br />

Gesamtrisiko ab, das individuell<br />

zu evaluieren ist [42] (Tab. 1).<br />

Statine<br />

Statine hemmen die HMG-Coenzym-A-<br />

Reduktase in der Leber und damit die<br />

Cholesterinproduktion. Als Antwort hierauf<br />

werden die LDL-Rezeptoren hochreguliert<br />

und damit die Entfernung der LDL<br />

in die Leber stimuliert.<br />

Zu dieser Medikamentenklasse gehören<br />

verschiedene Wirkstoffe (Atorvastatin,<br />

Sortis ® 10–80 mg/Tag; Rosuvastatin,<br />

Crestor ® 10–40 mg/Tag; Fluvastatin,<br />

Lescol ® 20–80 mg/Tag; Pravastatin, Selipran<br />

® 10–40 mg/Tag; Simvastatin,<br />

Zocor ® 20–80 mg/Tag; Pitavastatin,<br />

Livazo ® 1, 2 oder 4 mg/Tag) die sich betreffend<br />

Wirksamkeit, Metabolismus und<br />

Interaktionspotenzial unterscheiden<br />

(Tab. 2). Dabei sollte die Statin-Therapie<br />

bis zum Erreichen der LDL-Cholesterinzielwerte<br />

aufdosiert werden.<br />

Bei Hypercholesterinämie sind Statine die<br />

Therapie der ersten Wahl, da der klinische<br />

Nutzen am besten dokumentiert ist.<br />

Die CTT (Cholesterol Treatment Trialists)<br />

Collaboration fasste Daten von 27 randomiserten<br />

Studien (mit ca. 174 000 Teilnehmern)<br />

zusammen, die Statine vs<br />

Plazebo oder High-Intensity- vs Low-Intensity-Statin<br />

verglichen [1, 2]: im Durchschnitt<br />

verminderte die Reduktion des<br />

LDL-Cholesterins um 1 mmol/l die relativen<br />

Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse<br />

um 21 %, für kardiovaskulären Tod<br />

um 20 % und für Gesamtmortalität um<br />

10 %. Diese positiven Effekte von Statinen<br />

wurden sowohl in der Sekundärprävention<br />

(nach einem kardiovaskulären Ereignis)<br />

als auch in der Primärprävention [3,<br />

4] beobachtet. Allerdings ist die absolute<br />

Wirksamkeit dieser Behandlung bei Patien<br />

ten mit hohem Risiko stärker, z.B. in<br />

der Sekundärprävention, als bei Patienten<br />

mit niedrigem Risiko, z.B. in der Primärprävention:<br />

je höher das kardiovaskuläre<br />

Risiko, desto weniger Patienten müssen<br />

zur Vermeidung eines Ereignisses behandelt<br />

werden (Number Needed to Treat,<br />

NNT).<br />

Statine zeichnen sich durch hohe Sicherheit<br />

und befriedigende Verträglichkeit aus.<br />

Häufigste Nebenwirkungen sind Veränderungen<br />

der Leberwerte und diffuse Myalgien<br />

[5, 6]. Trotz ihres in Studien guten<br />

Sicherheitsprofils werden Statine zwei<br />

Jahre nach initialer Verordnung nur noch<br />

von 25 % der Patienten zur primären Prävention<br />

bzw. von 40 % zur sekundären<br />

Prävention nach akutem Koronarsyndrom<br />

eingenommen [7, 8].<br />

Die Prävalenz von Myalgien wird auf<br />

5–10 % geschätzt und ist der häufigste<br />

Grund für einen Therapieabbruch [5] Bemerkenswert<br />

ist, dass unter plazebokontrollierter<br />

Re-Exposition nach Myalgie<br />

unter Statin-Therapie 50 % der Statinintoleranten<br />

auch Symptome unter Plazebo<br />

berichten [9]. Wichtige Risikofaktoren für<br />

das «Statin-assoziierte Muskelsymptom»<br />

(SAMS) sind Alter >80 Jahren, weibliches<br />

Geschlecht, niedriges Körpergewicht, genetische<br />

Faktoren, intensiver Sport,<br />

Schilddrüsen-Dysfunktion, Alkoholkonsum,<br />

Konsum bestimmter Lebensmittel<br />

(Grapefruit oder Cranberry Juice) oder<br />

Einnahme von Medikamenten, die den<br />

Stoffwechsel der Statine beeinflussen können<br />

[5].<br />

Besonders wichtig für die Prävalenz des<br />

SAMS ist das Interaktionspotenzial des<br />

eingenommenen Statins. Die meisten Statine<br />

werden hauptsächlich über das Cytochrom<br />

P450-System metabolisiert. Lova­<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Kardiovaskuläres<br />

Gesamtrisiko<br />

(SCORE) %<br />

LDL-Cholesterin<br />


PERSPEKTIVEN<br />

Symptome<br />

CK<br />

Muskelbeschwerden Normale CK Wird oft «Myalgie» genannt. Könnte im Zusammenhang mit einer Statin-Therapie<br />

stehen. Die Kausalität ist fraglich wegen mangelnder Evidenz bei sehr seltenen starken<br />

Muskelschmerzen in ranomdomisierten, doppelblinden Studien Statin vs Plazebo.<br />

Muskelbeschwerden<br />

CK > ULN ULN


PERSPEKTIVEN<br />

Soll ein Statin trotz fraglich statinabhängiger Muskelsymptome fortgesetzt oder wieder angesetzt werden?<br />

Symptomatisch + CK


PERSPEKTIVEN<br />

höht. Im Gegensatz dazu dürfen Fenofibrat<br />

oder Bezafibrat zusammen mit einem<br />

Statin verabreicht werden und stellen die<br />

Wirkstoffe erster Wahl bei hypercholesterinämischen<br />

Patienten mit metabolischem<br />

Syndrom dar, wenn diese unter<br />

einem Statin allein keine genügende Senkung<br />

des LDL-Cholesterins erreichen.<br />

Allerdings zeigte in kontrollierten Studien<br />

die Statin/Fenofibrat-Kombination keine<br />

stärkere Senkung der kardiovaskulären<br />

Ereignisse als die Monotherapie mit einem<br />

Statin. In Post-hoc-Analysen fand man<br />

allerdings die Rate kardiovaskulärer Ereignisse<br />

durch ein Fibrat in der Subgruppe<br />

von Patienten mit hohen Triglyzeridund<br />

tiefen HDL-Cholesterinwerten signifikant<br />

gesenkt [19, 20].<br />

Anionenaustauschharze<br />

Cholestyramin, Quantalan ® 4–24 g/Tag;<br />

Colestipol, Celestid ® 5–30 g/Tag.<br />

Anionenaustauschharze binden Gallensäuren<br />

im Darm und unterbrechen damit<br />

den enterohepatischen Kreislauf, was zu<br />

einer Senkung des LDL-Cholesterins<br />

führt. Die Kombination dieses Medikamentes<br />

mit Statin kann bei therapieresistenten<br />

Patienten erwogen werden [21, 22].<br />

Ein Zusatznutzen wurde nie untersucht,<br />

da verfügbare Studien aus der Zeit vor der<br />

Statinentwicklung stammen. Einschränkend<br />

ist zudem die Medikationsadhärenz<br />

vermutlich aufgrund mehrmals täglicher<br />

Einnahme des unangenehm schmeckenden<br />

Pulvers und häufiger gastrointestinal<br />

unerwünschter Wirkungen.<br />

PCSK9-Hemmer<br />

Alirocumab, Praluent ® 75 mg oder<br />

150 mg alle zwei Wochen; Evolocumab,<br />

Repatha ® 140 mg alle zwei Wochen oder<br />

420 mg einmal pro Monat.<br />

Diese vollhumanen monoklonalen Antikörper<br />

senken die Plasma-Konzentration<br />

von PCSK9 und führen dadurch zur Erhöhung<br />

der LDL-Rezeptordichte und somit<br />

Senkung der Plasmaspiegel von LDL-<br />

Cholesterin. Ausserdem wird die Plasma-<br />

Konzentration des Lipoprotein(a) gesenkt<br />

[23] (siehe auch F. Kronenberg in diesem<br />

Heft, S. 949–954).<br />

Zusammenfassung<br />

Hypercholesterinämie ist einer der am umfassendsten dokumentierten modifizierbaren kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren. Wir diskutieren die Grundpfeiler der medikamentösen Therapie bei Hypercholesterinämie<br />

in der Primär- und Sekundärprävention. Dabei stehen Indikation, klinisches Outcome<br />

und Verträglichkeit etablierter Therapien mit Statinen, Ezetimib und Fibraten sowie innovative Ansätze<br />

wie die Hemmung der PCSK9 im Fokus. Unser Übersichtsartikel befasst sich auch mit spezifischen<br />

Indikationen wie familiärer Hypercholesterinämie und Sekundärprävention bei Patienten mit kardiovaskulären<br />

Ereignissen sowie mit Therapieoptionen bei Patienten mit Statinintoleranz.<br />

Schlüsselwörter: Cholesterin, Statin, Ezetimib, PCSK9-Hemmer, kardiovaskuläres Risiko<br />

Abstract<br />

Hypercholesterolemia is one of the best documented modifiable cardiovascular risk factors. We discuss<br />

the basics of drug therapy for hypercholesterolemia in primary and secondary prevention. The focus<br />

is on the indication, clinical outcome and tolerability of established therapies, such as statins, ezetimibe,<br />

and fibrates, as well as innovative approaches, such as PCSK9 inhibitors. The article aims to<br />

provide an overview of the available data with special attention to the treatment of familial hypercholesterolemia,<br />

the role of LDL reduction in secondary prevention and therapy options for patients with<br />

statin intolerance.<br />

Keywords: Cholesterol, statin, ezetimibe, PCSK9 inhibitors, cardiovascular risk<br />

Résumé<br />

L’hypercholestérolémie représente l’un des facteurs de risque cardiovasculaire modifiable les mieux<br />

documentés. Seront discutées ici les bases du traitement médicamenteux dans la prévention primaire<br />

et secondaire. L’attention sera portée sur l’indication, le devenir clinique et la tolérance de traitements<br />

bien établis, à savoir les statines, l’ézétimibe et les fibrates, de même que l’approche innovante constituée<br />

par les inhibiteurs de la PCSK9. Cet article a pour but de revoir les données disponibles, avec une<br />

attention particulière portant sur l’hypercholestérolémie familiale, le rôle de la diminution des taux<br />

de LDL-cholestérol dans la prévention secondaire et les options thérapeutiques pour les malades intolérants<br />

aux statines.<br />

Mots-clés: Cholestérol, statine, ézétimibe, inhibiteur de la PCSK9<br />

PCSK9-Hemmer revolutionieren durch<br />

ihre Galenik und starke Wirksamkeit die<br />

Therapieoptionen im Bereich des Lipidmanagements.<br />

Sie sind besonders wichtig<br />

für Hochrisikopatienten und Patienten<br />

mit familiärer Hypercholesterinämie, welche<br />

mit anderen lipidsenkenden Therapien<br />

keine ausreichende LDL-C-Senkung<br />

erreichen können. Zwei Medikamente<br />

dieser Klasse sind in der Schweiz zugelassen,<br />

Alirocumab und Evolocumab, deren<br />

Wirksamkeit und Sicherheit in den Studien<br />

programmen ODYSSEY bzw. PROFI­<br />

CIO evaluiert werden. Bei Hochrisiko-Patienten<br />

[11], Patienten mit familiärer<br />

Hypercholesterinämie [24, 25] sowie Patien<br />

ten mit Statinintoleranz [26–28] wurde<br />

gezeigt, dass diese Medikamente sehr<br />

effektiv LDL senken, nämlich um 50–70 %<br />

zusätzlich zur Statinwirkung [29–35]<br />

und um ca. 50 % als Monotherapie ohne<br />

Statin [36, 37]. Dabei werden die PCSK9<br />

Hemmer sehr gut toleriert. Die bisherigen<br />

Resultate relevanter Studien sind in einem<br />

kürzlich publiziertem Review [43] zusammengefasst.<br />

Besonders erwähnenswert sind die Studien<br />

GLAGOV [32] und FOURIER [33], da<br />

diese klinische Endpunkte untersuchten.<br />

In der plazebokontrollierten GLAGOV-<br />

Studie [32] wurden 968 Patienten mit<br />

symptomatischer koronarer Herzerkrankung<br />

eingeschlossen und 1:1 randomisiert<br />

in einen Arm mit Statin-Monotherapie<br />

vs. Statin-Therapie plus Evolocumab<br />

(420 mg/Monat subkutan injiziert).<br />

Die Last der intrakoronaren Atherosklerose<br />

wurde mit intravaskulärem Ultraschall<br />

(IVUS) evaluiert. Nach 18 Monaten Therapie<br />

wurde die IVUS-Messung wiederholt<br />

und der primäre Endpunkt (prozentuale<br />

Änderung der Plaque-Last) sowie der sekundäre<br />

Endpunkt (Änderung des totalen<br />

Plaque-Volumens) bestimmt. Zusätzlicher<br />

Endpunkt war der Anteil an Patienten, die<br />

eine Ab- bzw. Zunahme ihrer Plaque-Last<br />

erfuhren.<br />

Das LDL-Cholesterin wurde unter Kombinationstherapie<br />

im Vergleich zur Statin-<br />

Monotherapie eindrücklich reduziert<br />

(0,95 vs 2,4 mmol/l; p


PERSPEKTIVEN<br />

Key messages<br />

• Erhöhtes LDL-Cholesterin ist mit erhöhter kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität assoziiert.<br />

• Die Senkung des LDL-Cholesterins durch Statine, Ezetimib und PCSK9-Hemmer reduziert das<br />

Risiko kardiovaskulärer Ereignisse.<br />

• Die Zielwerte des LDL sind abhängig vom kardiovaskulären Risiko-Profil des Patienten.<br />

• Die medikamentöse Standardtherapie erfolgt durch Statine. Werden unter maximal tolerierter Statindosis<br />

die Zielwerte für LDL-Cholesterin nicht erreicht, kann Ezetimib ergänzt werden.<br />

• Wenn die Zielwerte weit verfehlt sind, können insbesondere in der Sekundärprävention oder bei<br />

familiärer Hypercholesterinämie Statine mit PCSK9-Hemmern kombiniert werden.<br />

Lernfragen<br />

1. Welche Optionen hat ein Patient, der in der Sekundärprävention unter einer Statin-Monotherapie<br />

seine Zielwerte nicht erreicht? (Mehrfachauswahl)<br />

a) Dosis-Erhöhung<br />

b) Kombination mit Ezetimib<br />

c) Kombination mit Anionenaustauscherharzen<br />

d) Kombination mit Fenofibrat<br />

e) Kombination mit PCSK9-Hemmern<br />

2. Wie ist das optimale Vorgehen bei einer CK-Erhöhung auf das über 4-Fache des oberen Normalwerts?<br />

(Mehrfachauswahl)<br />

a) Bei Muskelschmerzen: Statin weitergeben und nach drei Monaten kontrollieren.<br />

b) Ohne Muskelbeschwerden: Statin stoppen.<br />

c) Bei Muskelschmerzen: Statin absetzen, Kontrolle und Provokationsversuch durch Wiederbeginn<br />

der Statin-Therapie.<br />

d) Statin absetzen und Kontrolle nach vier Wochen.<br />

3. Bei welchen Patienten sollte ein Einsatz von PCSK9-Hemmern erwogen werden? (Mehrfachauswahl)<br />

a) Bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie und LDL-Cholesterin 3,2 mmol/l unter<br />

Statin.<br />

b) Bei Patienten mit Myokardinfarkt und LDL-Cholesterin von 2,8 mmol/l unter Statin und Ezetimib.<br />

c) Bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie, Myokardinfarkt und Statinintoleranz mit<br />

LDL-Cholesterin von 3,7 mmol/l unter Ezetimib.<br />

d) Bei Patienten mit familiärer Hypertriglyzeridämie nicht am Ziel unter Fibraten.<br />

e) Bei Patienten mit progredienter peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) und LDL-<br />

Cholesterin von 3,4 mmol/l unter Kombinationstherapie von Statin und Ezetimib.<br />

notherapie erreicht werden (p


PERSPEKTIVEN<br />

rin oder Dextran-Sulfat enthalten, extrakorporal<br />

entfernt. Das Verfahren wird für<br />

gewöhnlich einmal in der Woche durchgeführt.<br />

Parallel wird die Hypercholesterinämie<br />

weiterhin mit Medikamenten<br />

behandelt. Die klinische Wirksamkeit<br />

dieser Therapie lässt sich nur schlecht<br />

durch klassische randomisierte, plazebokontrollierte<br />

und doppelblinde Studien<br />

evaluieren. Ergebnisse relativ grosser Register-Studien<br />

sprechen dafür, dass durch<br />

diese Therapie kardiovaskuläre Ereignisraten<br />

gesenkt werden. Die Therapie wird<br />

schon heute sehr selten eingesetzt und<br />

ihre Indikation wird durch die PCSK9-<br />

Hemmer noch stärker reduziert [38, 39].<br />

MTP-Hemmer<br />

Ziel des Einsatzes von MTP-Hemmern<br />

(Lomitapid, Juxtapid ® ) ist die Senkung<br />

der Produktion von Lipoproteinen in<br />

Darm und Leber. Obwohl MTP-Hemmer<br />

das LDL-Cholesterin bis ca. 50 % senken,<br />

ist der Einsatz dieser Therapie durch deutliche<br />

Erhöhung der Leberwerte und Leberverfettung<br />

limitiert [40]. ■<br />

Manuskript angenommen: 24.5.2017<br />

Interessenskonflikt: Die Autoren erklären,<br />

dass kein Interessenskonflikt besteht.<br />

PD Dr. med. Isabella Sudano,<br />

PhD<br />

Kardiologie<br />

Universitäres Herzzentrum<br />

Universitätsspital Zürich<br />

Rämistrasse 100<br />

8091 Zürich<br />

isabella.sudano@usz.ch<br />

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Efficacy and tolerability of evolocumab vs<br />

ezetimibe in patients with muscle-related<br />

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48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

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Hemmung mit Antikörpern: die Resultate<br />

der Phase-III Studienprogramme. Cardiovasc<br />

Med 2017; 20: 123–131.<br />

Antworten zu den Lernfragen<br />

1. Alle Antworten sind richtig.<br />

2. Antworten a) und c) sind richtig.<br />

3. Antworten a), b), c) und e) sind richtig.<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


PERSPEKTIVEN<br />

D as erleseneObjekt<br />

Der letzte Stich<br />

Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />

Instrumente wie diese Ahle gehörten zum<br />

Set jedes Sattlers oder Schuhmachers. Der<br />

abgerundete Griff ermöglicht, den langen,<br />

leicht gebogenen Metallstift einhändig zu<br />

führen, denn das spitze Metall gleitet ohne<br />

grosse Kraftanstrengung durch dickes<br />

Leder. Das zugehörige Etui mit hübscher<br />

Bordüre, einer samtenen Innenauskleidung<br />

und zwei zierlichen Verschlüssen<br />

weist allerdings darauf hin, dass dieses<br />

Instrument vermutlich einem bessergestellten<br />

Besitzer gehörte.<br />

auch die Angst, lebendig begraben zu<br />

werden.<br />

Das spitze Instrument bot Abhilfe, und<br />

zwar auf die radikalste Art: Gegen ein<br />

gewisses Entgelt sollten Ärzte nach der<br />

Todesfeststellung den finalen Herzstich<br />

vollziehen. Spätestens nach dieser Anwendung<br />

wurde der Verstorbene definitiv als<br />

tot betrachtet und konnte guten Gewissens<br />

begraben werden. Hatte man testamentarisch<br />

einen Herzstich festgelegt, wie es<br />

beispielsweise der österreichische Schriftsteller<br />

und Arzt Arthur Schnitzler getan<br />

hatte, brauchte man sich nicht zu sorgen,<br />

als Scheintoter gefangen im dunklen Sarg<br />

aufzuwachen, stundenlang um Hilfe zu<br />

schreien und schliesslich verzweifelt zu<br />

sterben. Es waren solche Geschichten, die<br />

zum Bau ausgeklügelter Friedhofsanlagen<br />

mit Bewegungsmeldern führten: Über<br />

einen Glockenzug konnte der lebendig<br />

Begrabene einen Alarm auslösen.<br />

Das Berliner Medizinhistorische Museum<br />

der Charité widmet sich diesem Skandalthema<br />

in einer vielschichtigen und<br />

lehrreichen Ausstellung. Dort trägt das<br />

ahlenförmige Instrument den Namen<br />

«Herzstichmesser», auch wenn es keine<br />

Schneide aufweist. Es stammt aus der<br />

Pathologisch-anatomischen Sammlung<br />

im Wiener Narrenturm, die 1796 gegründet<br />

wurde, aber erst 180 Jahre später mit<br />

dem Sammeln von Instrumenten begann.<br />

Auch das Bestattungsmuseum am Wiener<br />

Zentralfriedhof besitzt ein Herzstichmesser,<br />

das auf 1900 datiert wird und effektiv<br />

einem Messer und nicht einer Ahle gleicht.<br />

Ganz leise regen sich Zweifel, ob das ahlenförmige<br />

Ausstellungsobjekt wirklich<br />

Ärzte zu potentiellen Mördern machte –<br />

oder nicht einfach Löcher durch Leder<br />

bohrte. <br />

■<br />

Sie haben es längst erraten: Es handelt<br />

sich natürlich nicht um eine Schusterahle,<br />

sondern um ein ärztliches Instrument<br />

aus der Zeit um 1800. Doch wozu wurde<br />

es gebraucht? Bereits vor über 200 Jahren<br />

dominierten Skandalthemen die Presse,<br />

die Wissenschaft und schliesslich auch<br />

den Alltag. Sie wurden von einzelnen Meinungsmachern<br />

hochgepuscht, erfassten<br />

die Bevölkerung in Wellen und dauerten<br />

so lange an, wie sie Menschen zu ängstigen<br />

vermochten. Ein solches Thema war<br />

Sonderausstellung «Scheintot – über die<br />

Ungewissheit des Todes und die Angst,<br />

lebendig begraben zu werden»<br />

20. April <strong>2018</strong> bis 31. März 2019<br />

Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Charitéplatz 1, 10117 Berlin<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di, Do, Fr, So 10–17 Uhr<br />

Mi und Sa 10–19 Uhr<br />

Mo<br />

geschlossen<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />

abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />

Allianz Suisse<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

Helvetia<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

ZURICH<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Reiseversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Visana<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

AXA-ARAG<br />

• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />

Innova<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />

• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />

Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana<br />

• Krankenzusatzversicherungen<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

• Lebensversicherung<br />

Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />

den Vorteilen und Rabatten.<br />

Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />

dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

BRIEFKASTEN<br />

Ich habe kürzlich mein Mietobjekt zurückgegeben und nun von meinem<br />

ehemaligen Vermieter eine hohe Schlussrechnung erhalten. Bei der<br />

Abgabe hatte der Vermieter nur wenige Punkte bemängelt. Muss ich<br />

die Rechnung dennoch vollumfänglich bezahlen?<br />

Nach Beendigung des Mietverhältnisses sehen sich die Mieter von Wohn- oder Geschäftsliegenschaften<br />

manchmal mit beträchtlichen Forderungen des Vermieters konfrontiert,<br />

die unter Umständen nicht alle berechtigt sind. Wer die gesetzlichen Bestimmungen<br />

kennt, kann sich besser vorbereiten – und sich entsprechend wehren.<br />

Sowohl für Wohnungen als auch für Geschäftsräume gilt:<br />

Die normale Abnutzung des Mietobjekts wird durch den Mietzins abgegolten. Vom ausziehenden<br />

Mieter sind lediglich die Kosten für Schäden, die durch übermässige Abnutzung<br />

während der Mietdauer entstanden sind, zu bezahlen. Der Vermieter muss die<br />

Schäden beweisen. Zu übernehmen sind indessen nur jene Schäden, die vom Vermieter<br />

rechtzeitig gerügt werden. Zudem richten sich die zu übernehmenden Kosten für den<br />

Ersatz von beschädigten Gegenständen nach deren Zeitwert. Ist der Zeitwert des beschädigten<br />

Gegenstands bereits vollständig abgelaufen, so können die Ersatzkosten dem<br />

Mieter nicht belastet werden. Kleine Reparaturen hingegen, die ohne Fachwissen selbst<br />

ausgeführt werden können, sind vom Mieter zu übernehmen, ebenso der Ersatz von<br />

Kleingegenständen wie Glühbirnen, selbst wenn der Zeitwert bereits abgelaufen ist.<br />

Alexandra Pestalozzi, Rechtsanwältin<br />

Immobilienrecht AXA-ARAG<br />

AXA-ARAG bietet MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitgliedern<br />

eine Rechtsschutzversicherung zu<br />

sehr vorteilhaften Konditionen an. Haben Sie<br />

noch weitere Fragen? Wenden Sie sich an<br />

Ihren Ansprechpartner bei MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC unter Telefon 031 350 44 22<br />

oder per E-Mail info@mediservice-vsao.ch.<br />

Das Protokoll – Sicherheit für beide Seiten:<br />

Im bei der Rückgabe erstellten Protokoll werden vom Vermieter die vom Mieter zu übernehmenden<br />

Schadenspositionen sowie allfällige weitere Kosten – beispielsweise für die<br />

Nachreinigung – festgehalten. Dieses Protokoll dient dem Vermieter als Basis für die<br />

Schlussrechnung und sollte sorgfältig geprüft werden. Im Zweifelsfall kann der Mieter<br />

einen Vorbehalt anbringen oder die Unterschrift verweigern. In einem beidseitig unterzeichneten<br />

Protokoll festgehaltene Schäden gelten als anerkannt.<br />

Spezialfall Mieterausbauten:<br />

Wenn der Mieter eigene Mieterausbauten in den Mieträumlichkeiten eingebaut hat, gelten<br />

für diese Mieterausbauten spezielle Bestimmungen. Idealerweise sollten die Vereinbarungen<br />

zu der Frage, was bei der Beendigung des Mietverhältnisses mit den Mieterausbauten<br />

geschieht, im Mietvertrag detailliert festgehalten sein. Erfahrungsgemäss sehen entsprechende<br />

Mietvertragsbestimmungen oftmals vor, dass die Mieterausbauten vom Mieter<br />

zurückzubauen sind, sofern der Vermieter die Mieterausbauten nicht übernehmen will.<br />

Zurück zu der eingangs gestellten Frage:<br />

Als Mieterin müssen Sie demnach Schäden – unter Berücksichtigung des Zeitwerts – nur<br />

übernehmen, wenn diese rechtzeitig (im Protokoll oder ggf. auf andere Weise) gerügt wurden<br />

und der Vermieter die Schäden sowie die übermässige Abnutzung nachweisen kann.<br />

Wenn Sie selbst nicht mehr weiterkommen: Bei Streitigkeiten mit Ihrem Vermieter steht<br />

Ihnen Ihre Rechtschutzversicherung zur Seite. ■<br />

Das müssen Sie wissen:<br />

• Kleine Unterhaltsarbeiten und der Ersatz von Kleingegenständen gehen zulasten<br />

des Mieters.<br />

• Normale Abnutzung wird durch die Miete abgegolten.<br />

• Prüfen Sie bei Mieterausbauten Ihren Mietvertrag auf allfällige Regelungen.<br />

• Die Kosten für übermassige Abnutzung sowie allfällige Schäden müssen nur dann<br />

übernommen werden, wenn der betreffende Mangel bei der Abgabe rechtzeitig<br />

gerügt wurde.<br />

• Die Kosten für Ersatz und Schadensbehebung richten sich nach der Lebensdauer<br />

des betreffenden Gegenstands.<br />

• Prüfen Sie das Abgabeprotokoll sorgfältig und bringen Sie gegebenenfalls einen<br />

Vorbehalt an – oder verweigern Sie die Unterschrift.<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Wie halten Sie es mit Hausrat-,<br />

Privathaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung?<br />

Die Schweizerinnen und Schweizer neigen angeblich dazu, sich zu überversichern. In der Tat<br />

ist nicht jede Versicherung auch wirklich notwendig. Ganz sicher keine Kompromisse sollten Sie<br />

bei der Hausrat-, bei der Privathaftpflicht- und bei der Rechtsschutzversicherung machen. Diese<br />

gehören in jeden Haushalt.<br />

Hannes Bichsel, Produktmanager bei Visana<br />

Hausratversicherung:<br />

empfohlen<br />

Beim Thema Hausratversicherung sind<br />

sich alle Experten für einmal einig: Obwohl<br />

sie von Gesetzes wegen nicht obligatorisch<br />

ist, gehört sie unbedingt in jeden<br />

Haushalt. Bereits ein kleiner Brand oder<br />

ein Rohrbruch können einen Schaden von<br />

mehreren zehntausend Franken anrichten.<br />

Die Hausratversicherung schützt Ihr<br />

Eigentum gegen die finanziellen Schäden<br />

eines solches Ereignisses. Auch bei anderen<br />

Beschädigungen oder bei einem Diebstahl<br />

hilft die Hausratversicherung.<br />

Privathaftpflichtversicherung:<br />

empfohlen<br />

Ebenfalls zu den unverzichtbaren Versicherungen<br />

gehört die Privathaftpflichtversicherung.<br />

Sie kommt jeweils zum Tragen,<br />

wenn Sie jemandem einen Schaden zufügen.<br />

Zum Beispiel bei einem Zusammenstoss<br />

beim Velofahren oder auf den Ski.<br />

Eine Privathaftpflichtversicherung beinhaltet<br />

meist eine Garantiesumme von<br />

mindestens fünf Millionen Franken. Die<br />

Jahresprämie für eine ganze Familie bewegt<br />

sich in bescheidenem Rahmen, wenn<br />

man bedenkt, welche Risiken sie abdeckt.<br />

Sie erhalten eine leistungsstarke Versicherung<br />

bereits ab rund 100 Franken.<br />

Mehr als ein Krankenversicherer<br />

Visana ist nicht «nur» ein Krankenversicherer, wir verfügen auch über mehr als 20 Jahre Erfahrung<br />

mit Hausrat-, Privathaftpflicht-, Rechtsschutz- und Gebäudeversicherungen. Unsere sogenannten<br />

Directa-Produkte belegen in unabhängigen Prämienvergleichen (zum Beispiel des Westschweizer<br />

Konsumentenmagazins «Bon à savoir») stets einen Spitzenplatz. Sie finden den Vergleich auf www.<br />

visana.ch/privathaftpflicht.<br />

Exklusive Prämienrabatte auf die Zusatzversicherungen<br />

Dank der Partnerschaft des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC mit Visana erhalten Sie und alle Mitglieder<br />

in Ihrem Haushalt einmalige Prämienrabatte auf die Zusatzversicherungen der Visana:<br />

• Bis zu 20% Kollektivrabatt auf die Spitalzusatzversicherung<br />

• 20% Gesundheitsrabatt auf die Spitalzusatzversicherung<br />

Unser Geschenk an Sie: Coop-Gutschein im Wert von CHF 30.–<br />

Vereinbaren Sie am besten gleich einen Beratungstermin und erhalten Sie als Dankeschön einen<br />

Coop-Gutschein im Wert von CHF 30.–. Gerne beraten wir Sie in unserer Visana-Geschäftsstelle<br />

oder bei Ihnen zu Hause. Hier können Sie uns erreichen:<br />

Visana Services AG, Weltpoststrasse 19, 3000 Bern 15, Telefon 0848 848 899<br />

www.visana.ch/hk/ms-vsao<br />

Rechtsschutzversicherung:<br />

empfohlen<br />

Die Rechtsschutzversicherung (Privat-,<br />

Verkehrs- und/oder Gesundheitsrechtsschutz)<br />

gehört ebenfalls zu den freiwilligen<br />

und von Experten empfohlenen Versicherungen.<br />

Rechtliche Auseinandersetzungen<br />

am Arbeitsplatz, mit der Vermieterin oder<br />

bei einem Verkehrsunfall können rasch<br />

sehr teuer werden. Da hilft eine professionelle<br />

Beratung und Unterstützung. Gut zu<br />

wissen: Eine Verkehrsrechtsschutzversicherung<br />

ist nicht nur für Automobilistinnen<br />

oder Automobilisten empfehlenswert. Auch<br />

wenn Sie einen Roller, ein E-Bike oder ein<br />

Rennvelo lenken, profitieren Sie vom Verkehrsrechtsschutz.<br />

Ebenso als Buspassagier<br />

oder als Fussgänger.<br />

Das bietet eine gute Rechtsschutzversicherung<br />

• Sie übernimmt Leistungen bis zu<br />

250 000 Franken im versicherten<br />

Schadenfall<br />

• Sie deckt Kosten für Expertisen, Gutachten<br />

oder Prozessentschädigungen<br />

• Sie übernimmt Anwalts- und Prozesskosten<br />

• Sie bietet juristischen Beistand durch<br />

Spezialisten und/oder durch eine kostenlose<br />

telefonische Rechtsauskunft<br />

• Sie hat keinen Selbstbehalt und keine<br />

Mindeststreitwertsumme<br />

Gebäudeversicherung:<br />

meist obligatorisch<br />

Wenn Sie selber über Wohneigentum verfügen,<br />

haben Sie vermutlich eine Gebäudeversicherung<br />

abgeschlossen. In den meisten<br />

Kantonen ist diese obligatorisch. Sie<br />

schützt Ihre eigenen vier Wände gegen<br />

Schäden infolge Feuer- und Elementarereignisse,<br />

Wasserschäden und Glasbruch.<br />

Die Gebäudeversicherung übernimmt auch<br />

Schäden durch Elementarereignisse, beispielsweise<br />

durch Hagel, Erdrutsch,<br />

Schneedruck oder Überschwemmung. Neben<br />

den Basisleistungen der Gebäudeversicherung<br />

können Sie bei Bedarf weitere<br />

Leistungen einschliessen, beispielsweise<br />

Schäden durch Marder, Nager oder Insekten<br />

sowie durch Vandalismus mit Sprayereien.<br />

Sie können zudem Ihre Solaranlagen<br />

mit einer Zusatzversicherung einschliessen<br />

lassen. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />

Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />

verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />

Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />

www.mediservice-vsao.ch


VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

Stabsübergabe bei der<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze der Vorsorgestiftung des <strong>VSAO</strong> tritt Peter Scotton<br />

als Geschäftsführer zurück. Seine Funktion übernimmt der bisherige Leiter der Versichertenverwaltung<br />

Christoph Rytz. Die Pensionskasse der angestellten Ärztinnen und Ärzte<br />

ist sehr robust aufgestellt und geht auch <strong>2018</strong> von einem erfolgreichen Anlagejahr aus.<br />

Christoph Rytz, Leiter der Geschäftsstelle<br />

Liebe Versicherte<br />

Das Geschäftsjahr 2017 war durch ein<br />

aussergewöhnlich positives Börsenjahr<br />

geprägt, von dem auch wir profitieren<br />

konnten. Die Konsumentenstimmung<br />

verbesserte sich spürbar, jedoch blieben<br />

die Zinsen nach wie vor auf einem historisch<br />

tiefen Niveau, was die Anleger dazu<br />

verleitete, grössere Risiken einzugehen.<br />

Mit unserer unveränderten vorsichtigen<br />

Anlagestrategie konnten wir in diesem<br />

Umfeld eine Gesamtperformance von<br />

10,43 Prozent erarbeiten. Im Vergleich<br />

mit anderen Pensionskassen lagen wir<br />

deutlich über dem Branchendurchschnitt<br />

von 7,3 Prozent (gemäss UBS-Barometer).<br />

Die Gefahr einer Blasenbildung und<br />

von Kurskorrekturen, welche zu Beginn<br />

dieses Jahres eingesetzt haben, haben<br />

den Stiftungsrat dazu bewogen, wichtige<br />

Beschlüsse zur Verwendung des sehr guten<br />

Anlageergebnisses zu fällen. Beim<br />

Entscheid, wie das Ergebnis verteilt wurde,<br />

berücksichtigte der Stiftungsrat sowohl<br />

die langfristige finanzielle Stabilität<br />

der Stiftung als auch die Interessen der<br />

Rentnerinnen, Rentner und versicherten<br />

Personen.<br />

In einem ersten Schritt wurden sämtliche<br />

technischen Rückstellungen gebildet sowie<br />

die Wertschwankungsreserve, basierend<br />

auf unserer Risikofähigkeit bei der<br />

Anlagestrategie, auf die maximale Zielgrösse<br />

geäufnet. Zudem wurde eine Rückstellung<br />

für eine künftige Senkung des<br />

technischen Zinssatzes (zu erwartende<br />

Verzinsung des Kapitals der künftigen<br />

Rentnerinnen und Rentner) von heute<br />

zwei Prozent auf 1,5 Prozent vorgenommen.<br />

In einem zweiten Schritt wurde für<br />

die Rentnerinnen und Rentner der bisher<br />

aufgeschobene Teuerungsausgleich eingebaut.<br />

In einem dritten Schritt wurde<br />

aufgrund der bereits im Jahr 2016 beschlossenen<br />

Senkung der Umwandlungssätze<br />

per 1. Januar <strong>2018</strong> allen 45- bis<br />

54-jährigen versicherten Personen eine<br />

Zusatzverzinsung von 0,75 Prozent und<br />

den über 55-jährigen eine solche von 1,5<br />

Prozent zum Ausgleich der künftigen<br />

Rentenkürzung gutgeschrieben. In einem<br />

vierten Schritt wurde allen per Ende 2017<br />

versicherten Personen eine einmalige Zusatzverzinsung<br />

von vier Prozent gutgeschrieben,<br />

dies zusätzlich zu der bereits<br />

im November 2016 beschlossenen Verzinsung<br />

des Alterssparkapitals von 1,25 Prozent.<br />

Zu guter Letzt konnte zu Lasten der<br />

Jahresrechnung 2017 noch eine Rückstellung<br />

für beschlossene Leistungsverbesserungen<br />

(Höherverzinsung <strong>2018</strong> – zwei<br />

Prozentpunkte über der vom Bundesrat<br />

festgelegten Mindestverzinsung von einem<br />

Prozent) gebildet werden. Mit der<br />

Auflösung der vorgenannten Rückstellung<br />

im Jahr <strong>2018</strong> können wir sicherstellen,<br />

dass im laufenden Jahr die Höherverzinsung<br />

trotz möglicher Kurskorrekturen an<br />

den Finanzmärkten gewährleistet ist und<br />

somit die Jahresrechnung <strong>2018</strong> nicht belasten<br />

wird.<br />

Im Frühling dieses Jahres wurde der Jahresabschluss<br />

mit der neuen Verwaltungssoftware<br />

erstellt. Mit dem reibungslosen<br />

Ablauf der Abschlussarbeiten können wir<br />

sehr zufrieden sein. Es bestätigt, dass sich<br />

die Einführung der neuen Software auf<br />

den 1. Januar 2017 gelohnt hat. Mit der<br />

neuen Software und den tiefen Verwaltungskosten<br />

von CHF 111 je Versichertendossier<br />

(die durchschnittlichen Verwaltungskosten<br />

gemäss Swisscanto Vorsorge<br />

AG liegen bei CHF 337 je Versichertendossier)<br />

werden wir auch in Zukunft konkurrenzfähig<br />

bleiben.<br />

Der provisorische Deckungsgrad per 31. Juli<br />

<strong>2018</strong> betrug erfreuliche 114,50 Prozent.<br />

Abschied …<br />

Peter Scotton hat sich nach 21 Jahren erfolgreicher<br />

Geschäftsführung entschieden,<br />

ab dem 1. Juli <strong>2018</strong> kürzerzutreten. Er hat<br />

unsere Stiftung nach unternehmerischen<br />

Grundsätzen sehr umsichtig, effizient und<br />

kostenbewusst geführt. Peter Scotton wird<br />

sich im Mandatsverhältnis weiterhin unseren<br />

noch laufenden und künftigen Bauprojekten<br />

widmen. Zudem bleibt er uns<br />

auch als Verwaltungsratspräsident der vor<br />

zehn Jahren gegründeten PK Immo AG<br />

(100-prozentige Tochtergesellschaft der<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>) erhalten. Diese<br />

kümmert sich vorwiegend um die Bewirtschaftung<br />

unserer Immobilien im Grossraum<br />

Bern, Seeland und Solothurn, betreut<br />

aber ebenso erfolgreich Liegenschaften<br />

anderer Pensionskassen und weitere<br />

Drittmandate. Für den bisher geleisteten<br />

Einsatz danke ich Peter Scotton herzlich.<br />

Peter Scotton<br />

… und Neuanfang<br />

Der Stiftungsrat hat mich per 1. Juli <strong>2018</strong><br />

zum neuen Leiter der Geschäftsstelle gewählt.<br />

Ich freue mich sehr über das mir<br />

geschenkte Vertrauen und ebenso freue<br />

ich mich auf die neue Herausforderung.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

55


• Geriatrie/Depressionen<br />

• TripAdvisor für Ärztejobs<br />

<strong>Nr</strong>. 1 Februar <strong>2018</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Nachwuchs<br />

A_180522_<strong>VSAO</strong>_1_Editorial_(001_005).indd 1 30.01.18 07:56<br />

Publikation<strong>2018</strong>


VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

Zu meinem beruflichen Werdegang:<br />

Nach erfolgreichem Abschluss der<br />

kaufmännischen Ausbildung war ich<br />

während vier Jahren beim KIGA des Kantons<br />

Bern, Abteilung Arbeitslosenkasse, als<br />

Sachbearbeiter und Gruppenleiter tätig.<br />

Während der Anstellungszeit beim Altersund<br />

Versicherungsamt der Stadt Bern,<br />

Abteilung Ergänzungsleistungen, begann<br />

ich die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachmann<br />

mit eidgenössischem<br />

Fachausweis und schloss diese im September<br />

2000 erfolgreich ab. Noch während<br />

der Ausbildung zum Sozialversicherungsfachmann<br />

trat ich die Stelle als stv.<br />

Leiter Versichertenverwaltung bei der<br />

Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> an und wurde per<br />

1. Januar 2004 zum Abteilungsleiter befördert.<br />

Während den letzten 18 Jahren<br />

absolvierte ich die Ausbildung für Berufsbildnerinnen<br />

und Berufsbildner, besuchte<br />

die Fachschule für Personalvorsorge und<br />

schloss im Herbst 2013 den Lehrgang Pensionskassenleiter<br />

mit dem eidgenössischen<br />

Diplom erfolgreich ab. Mit Besuchen<br />

von gezielten Fachseminaren halte<br />

ich mein Fachwissen stets auf dem Laufenden.<br />

Mit meiner nun langjährigen Erfahrung<br />

im Bereich der beruflichen Vorsorge sowie<br />

mit der Gewissheit, dass ich auf langjährige,<br />

gut ausgebildete, engagierte und<br />

innovative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zählen kann, können unsere Geschäftspartner,<br />

die Versicherten sowie die<br />

angeschlossenen Arbeitgeber weiterhin<br />

auf unsere professionelle und dienstleistungsorientierte<br />

Arbeit zählen.<br />

Ausblick<br />

Bewegen sich die Finanzmärkte weiterhin<br />

im Bereich der Monate Mai, Juni und Juli<br />

und erfolgen in den kommenden Monaten<br />

keine massiven Kurskorrekturen, so können<br />

wir erneut von einem erfolgreichen<br />

Anlagejahr ausgehen. Sobald die Revision<br />

der EDV und der Informationssicherheit<br />

abgeschlossen ist, werden wir den Versicherten<br />

und allen angeschlossenen Arbeitgebern<br />

unsere Online-Plattform zur Verfügung<br />

stellen. Die Plattform wird den Versicherten<br />

die Möglichkeit bieten, verschiedene<br />

Simulationen von Geschäftsfällen<br />

(Berechnung max. Einkaufssumme,<br />

Pensionierung, Lohnerhöhungen etc.) vorzunehmen.<br />

Ebenfalls können Zivilstandsund<br />

Adressänderungen mutiert und uns<br />

mitgeteilt werden. Sämtliche Arbeitgeber<br />

werden die Möglichkeit haben, die Einund<br />

Austritte, die Lohnänderungen und<br />

weitere Mutationen online zu melden. Wir<br />

erhoffen uns, dass mit der Online-Plattform<br />

die täglich anfallende Papierflut reduziert<br />

werden kann und somit die Umwelt<br />

entsprechend entlastet wird.<br />

Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte gültig ab<br />

01.07.<strong>2018</strong><br />

Libor-Hypotheken<br />

Ich wünsche Ihnen einen schönen, goldenen<br />

Herbst.<br />

Hypothekarzinssätze<br />

3-Monats-Libor-Hypothek in CHF max. 70% des Belehnungswertes 0.800%<br />

Hypothekarzinssätze Variable Hypotheken für Neugeschäfte gültig ab 01.07.<strong>2018</strong><br />

Variable Hypothek 1. Rang max. 70% des Belehnungswertes 1.750%<br />

Variable Hypothek 2. Rang max. 10% des Belehnungswertes (amortisationspflichtig) 2.000%<br />

Libor-Hypotheken<br />

Festhypotheken<br />

3-Monats-Libor-Hypothek Laufzeit 5 Jahre in CHF max. 70% des Belehnungswertes max. 70% des Belehnungswertes 1.000%<br />

0.800%<br />

Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1.200%<br />

Variable Hypotheken<br />

Anpassung bestehende Geschäfte per: –<br />

Variable Änderungen Hypothek der Zinskonditionen 1. Rang bleiben vorbehalten. max. 70% des Belehnungswertes 1.750%<br />

Christoph Rytz<br />

Variable Hypothek 2. Rang max. 10% des Belehnungswertes (amortisationspflichtig) 2.000%<br />

Festhypotheken<br />

Laufzeit 5 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1.000%<br />

Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1.200%<br />

Anpassung bestehende Geschäfte per: -<br />

Änderungen der Zinskonditionen bleiben vorbehalten.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

Taux d'intérêts hypothécaires<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

57


Logo_Q-Publikation_D_<strong>2018</strong>_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />

IMPRESSUM<br />

KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />

<strong>Nr</strong>. 5 • 37. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold, Kerstin<br />

Jost, Lukas Staub, Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig (Vizepräsidentin),<br />

Angelo Barrile (Vizepräsident), Nora Bienz,<br />

Christoph Bosshard, Michel Clément, Karin Etter,<br />

Marius Grädel-Suter, Dina-Maria Jakob, Gert Printzen,<br />

Miodrag Savic, Sergio Sesia, Hervé Spechbach, Robin<br />

Walter (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Markus Haas<br />

Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 500 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2017: 21 842 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2018</strong> erscheint im Dezember <strong>2018</strong>.<br />

Thema: Wunder<br />

© <strong>2018</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

AG <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />

8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />

3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont, marie.maulini@h-ju.ch<br />

NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />

Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

TG <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />

8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

VD<br />

VS<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Publikation<strong>2018</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

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des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, Rechtsanwältin Susanne Hasse,<br />

Rämistrasse 31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />

58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>


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