VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2018
Energie - Onkologie Pharmazeutische Medizin Einheitliche Finanzierung - ja, aber
Energie -
Onkologie
Pharmazeutische Medizin
Einheitliche Finanzierung - ja, aber
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />
Energie<br />
• Onkologie<br />
• Pharmazeutische Medizin<br />
• Einheitliche Finanzierung – ja, aber
INHALT<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Das, was von innen wirkt<br />
POLITIK<br />
7 Gesundheitspolitik<br />
EFAS: vier Buchstaben und viele Fragen<br />
10 Auf den Punkt gebracht:<br />
Wer definiert den Notfall?<br />
WEITERBILDUNG /<br />
ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
11 «Es steht und fällt mit den Menschen»<br />
14 Laufbahnberatung ist angelaufen<br />
15 Lesen lernen: Balken ist nicht gleich<br />
Balken<br />
16 «Ärzte für Ärzte» für Menschen<br />
in Nordsyrien<br />
FOKUS ENERGIE<br />
25 Erfolg beginnt im Kopf<br />
27 Meister der Energieverwertung<br />
30 «Wie viel Energie darfs denn sein?<br />
32 «Doping» fürs Stromnetz<br />
34 Wenn Helfer hilflos sind<br />
38 Schwimmen in Schwärmen spart<br />
Energie<br />
PERSPEKTIVEN<br />
40 Fachserie – Aktuelles aus der<br />
Onkologie – Spätfolgen nach einer<br />
Krebserkrankung im Kindesalter:<br />
Heilung mit Nebenwirkungen<br />
42 Aus der «Praxis»: Medikamentöse<br />
Senkung des LDL-Cholesterins<br />
50 Das erlesene Objekt: Der letzte Stich<br />
<strong>VSAO</strong><br />
18 Sektion Aargau<br />
19 Sektion Basel<br />
20 Sektion Bern<br />
21 Sektion Zürich/Schaffhausen<br />
22 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
23 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
52 Briefkasten<br />
53 Wie halten Sie es mit Hausrat-,<br />
Privathaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung?<br />
VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />
55 Stabsübergabe bei der Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong><br />
58 Impressum<br />
Lebensqualität<br />
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Telefon +41 33 972 81 11<br />
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
STS 0292<br />
LE<br />
VIGARO<br />
247<br />
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Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizin FAMH, Bereichsleiter Produktion West<br />
Dr. sc. nat. ETH Diana Ciardo, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Corelab, Stv. Leiterin Mikrobiologie<br />
PD Dr. phil. II Christian Kalberer, Spezialist für Labormedizin FAMH, Stv. Leiter Corelab<br />
Dr. med. Sabine Nann-Rütti, FMH Innere Medizin, Hämatologie, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Corelab<br />
Dr. rer. nat. Kristina Vollmer, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Corelab<br />
Dr. phil. II Fabrice Stehlin, Kandidat Spezialist für Labormedizin FAMH, Gruppenleiter Corelab<br />
Redaktion<br />
Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizin FAMH, Bereichsleiter Produktion West
EDITORIAL<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Das, was von innen wirkt<br />
Die ersten Energielieferanten der Menschheit wurden für ihre<br />
Taten nicht eben gut entlöhnt: Prometheus, der das Feuer<br />
brachte, landete als «Vogelfutter» angekettet an einem Felsen,<br />
der Lichtbringer Luzifer wurde gar zum Teufel degradiert.<br />
Obgleich heute kein Stromanbieter mehr den Zorn der Götter<br />
auf sich zieht, ist Energie im engeren Sinn ein höchst umstrittenes<br />
Thema geblieben. In unserem Schwerpunkt befassen wir<br />
uns aber weder mit dem Atomausstieg, noch mit Erdöl, Braunkohle<br />
oder Windrädern, sondern mit einem breiteren Verständnis<br />
des Begriffs. Ursprünglich bedeutete das Wort Energie<br />
«Wirksamkeit» oder «was von innen wirkt». Und so fragen wir<br />
nach der Wirksamkeit von Energiepräparaten oder von modernen<br />
Batterien. Wir widmen uns der mentalen Stärke ebenso<br />
wie den Energie verschleissenden Patienten, aber auch den<br />
ausgeklügelten Energiesparmethoden von Insekten und Fischschwärmen.<br />
Die Rubrik «Gesundheitspolitik» dreht sich hauptsächlich um<br />
die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären<br />
Behandlungen. Eine auf den ersten Blick einleuchtende<br />
Idee, deren Umsetzung aber komplex und umstritten ist. Noch<br />
immer einer definitiven Lösung harrt die Zulassungssteuerung.<br />
Und da bislang kein Vorschlag die Mehrheit der Parlamentarier<br />
zu überzeugen vermochte, zeichnet sich eine weitere Verlängerung<br />
der aktuell gültigen Regelung ab.<br />
«Alles steht und fällt mit den Menschen»: Mit diesen Worten<br />
bilanziert die Pädiaterin Dina-Maria Jakob ihre Weiterbildung.<br />
Sie macht den Auftakt der neuen Serie «Ich als Assistenzärztin<br />
bzw. als Assistenzarzt» in der Rubrik «Weiterbildung».<br />
Die Mischung aus Porträt und Interview lässt ehemalige und<br />
aktuelle Assistenzärztinnen und -ärzte zu Wort kommen und<br />
vermittelt ein Bild ihrer Weiterbildung.<br />
In derselben Rubrik nehmen wir mit der Kolumne «Lesen lernen»<br />
eine bestens bekannte Serie wieder auf. Lukas Staub,<br />
klinischer Epidemiologe und Redaktionsmitglied des <strong>VSAO</strong>-<br />
Journals, wird künftig wiederum Hilfestellung beim Lesen wissenschaftlicher<br />
Studien bieten. Wir werden auch ein Online-<br />
Dossier mit allen bisher erschienenen Beiträgen zusammenstellen.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
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INTERIOR - PRAXIS - MEDICAL
POLITIK<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
EFAS: vier Buchstaben<br />
und viele Fragen<br />
Die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen (EFAS) hat sich zu<br />
einem Topthema der Schweizer Gesundheitspolitik gemausert. Der <strong>VSAO</strong> sagt Ja zum Grundsatz,<br />
aber Nein zum Vorschlag der Nationalratskommission. Störend sind vor allem das Ausblenden<br />
medizinischer Aspekte und die Stärkung der Versicherer.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Bei EFAS trifft «mausern» den Nagel auf<br />
den Kopf. Denn bereits in der Wintersession<br />
2009 hatte Nationalrätin Ruth Humbel<br />
die parlamentarische Initiative «Finanzierung<br />
der Gesundheitsleistungen aus<br />
einer Hand. Einführung des Monismus»<br />
eingereicht. Es sei unbestritten, «dass<br />
grundlegende Fehlanreize in unserem<br />
System auf die unterschiedliche Finanzierung<br />
des ambulanten und stationären<br />
Bereiches zurückzuführen sind», führte<br />
die Aargauer CVP-Vertreterin ins Feld. Bestritten<br />
war dagegen das «Wie weiter?».<br />
Für die Umsetzung liegt deshalb erst jetzt<br />
ein Entwurf auf dem Tisch – geschlagene<br />
neun Jahre später. Denn inzwischen sind<br />
sich alle politischen Kräfte zumindest<br />
darin einig, dass auch in diesem Bereich<br />
handeln nottut. Und zwar eben jetzt.<br />
Milliarden verschieben<br />
Der aktuelle Vorschlag stammt von der<br />
Kommission für soziale Sicherheit und<br />
Gesundheit des Nationalrats (SGK-N). Darum<br />
gehts: Heute werden ambulante Leistungen<br />
komplett durch die Krankenversicherungen<br />
gedeckt, also über Prämien.<br />
Leistungen im stationären Bereich tragen<br />
zu mindestens 55 Prozent die Kantone<br />
und zu maximal 45 Prozent die Versicherer.<br />
Nach dem Willen der SGK-N würden<br />
die Krankenkassen künftig alle ambulanten<br />
und stationären Behandlungen vergüten<br />
(ausgenommen die Langzeitpflege).<br />
Die Kantone wiederum sollen an die Kosten,<br />
die ihnen nach Abzug von Franchise<br />
und Selbstbehalt der Versicherten verbleiben,<br />
einen Beitrag von mindestens 25,5<br />
Prozent leisten. Dieser Prozentsatz, im<br />
Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2015 rund<br />
7,5 Milliarden Franken, sei so festgelegt,<br />
dass der Wechsel zur einheitlichen Finanzierung<br />
für die Kantone wie die Versicherer<br />
insgesamt kostenneutral ausfällt. Sagt<br />
die Kommission.<br />
Verhärtete Fronten<br />
Doch schon in ihren Reihen prallten die<br />
Meinungen hart aufeinander. 15 Mitglieder<br />
stimmten dem Entwurf zu, sieben<br />
lehnten ihn ab. Eine Minderheit aus SP-<br />
Vertreterinnen will im Parlament nicht<br />
auf das Projekt eintreten. Es schaffe neue<br />
Fehlanreize und verpflichte die Kantone<br />
zur Mitfinanzierung von ambulant erbrachten<br />
Leistungen, ohne dass sie den<br />
ambulanten Bereich steuern und die<br />
Rechnungen kontrollieren könnten. Eine<br />
andere, bürgerliche Minderheit möchte<br />
die Kantonsgelder den Versicherern nicht<br />
aufgrund der entstandenen Kosten zuweisen,<br />
sondern als Pauschalbetrag pro<br />
Versichertem. Im Verbund mit dem Risikoausgleich<br />
führe dies dazu, dass die<br />
Versicherer einen stärkeren Anreiz hätten,<br />
sich für eine effiziente Versorgung einzusetzen.<br />
Bei der einheitlichen Finanzierung medizinischer Leistungen geht es um die Umverteilung<br />
von Steuergeldern. So viel steht fest – vieles andere jedoch noch überhaupt nicht.<br />
(® Stockfotos-MG/Fotolia.com)<br />
Bis Mitte September lief die Vernehmlassung<br />
zum Kommissionsentwurf. Auch der<br />
<strong>VSAO</strong> reihte sich unter die Kritiker ein –<br />
obschon er EFAS grundsätzlich begrüsst.<br />
«Aus unserer Sicht gehört die gesundheitliche<br />
Grundversorgung der Bevölkerung<br />
zum Service public», sagt Verbandsvize-<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
POLITIK<br />
präsidentin Patrizia Kündig. So gesehen<br />
weise das Projekt der SGK-N gravierende<br />
Mängel auf. Zwar sei es richtig, die einheitliche<br />
Finanzierung medizinischer<br />
Leistungen als Massnahme mit Potenzial<br />
zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen<br />
zu betrachten – sie könne in der Tat<br />
zur Beseitigung von Fehlanreizen beitragen.<br />
«Die Kommission konzentriert sich<br />
aber einseitig auf eine rechnerische Umverteilung<br />
von Mitteln von den Kantonen<br />
zu den Versicherern. Andere zentrale Faktoren<br />
insbesondere medizinischer und<br />
politischer Natur werden ausser Acht gelassen.»<br />
Wo bleibt die Medizin?<br />
Der <strong>VSAO</strong> erachtet es als wichtig, dass sich<br />
die Ärztinnen und Ärzte beim Entscheid<br />
über eine ambulante oder stationäre Behandlung<br />
einbringen können. Im Zweifelsfall<br />
muss ihre fachliche Beurteilung<br />
den Ausschlag für den Entscheid geben.<br />
Zulassungssteuerung: Fortsetzung des Providuriums?<br />
An ihrer vorletzten Sitzung hat sich die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats<br />
(SGK-N) zur künftigen Zulassungssteuerung beraten (vgl. «<strong>VSAO</strong>-Journal» <strong>Nr</strong>. 4 vom August<br />
<strong>2018</strong>). Dazu fand eine breite Anhörung statt, zu der Vertretungen der Kantone, der Ärzteschaft – darunter<br />
der <strong>VSAO</strong> –, der Spitäler, Apotheker, Patienten und Versicherer eingeladen waren. Im Anschluss<br />
beschloss die SGK-N eine parlamentarische Initiative, um die Geltungsdauer der aktuellen Zulassungsbeschränkung<br />
vorsorglich um weitere zwei Jahre zu verlängern, d.h. bis 30. Juni 2021.<br />
Grund: Die Kommission will die Vorlage des Bundesrats zur Zulassung im Zusammenhang mit ihrem<br />
Entwurf zur einheitlichen Finanzierung der Leistungen im ambulanten und im stationären Bereich<br />
(EFAS, siehe Hauptartikel) beraten. Mit der Initiative will sie verhindern, dass die bestehenden Zulassungsbeschränkungen<br />
Mitte 2019 ersatzlos auslaufen und in der Übergangszeit bis zur definitiven<br />
Regelung viele Ärzte auf den Markt drängen.<br />
Mehr zum Thema: www2.vsao.ch, Rubrik Gesundheitspolitik/Zulassungssteuerung<br />
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Kündig unterstreicht: «Es darf nicht sein,<br />
dass EFAS zu Einbussen bei der Behandlungsqualität<br />
führt. Deshalb muss eine<br />
Änderung des Systems – in welcher Form<br />
sie auch erfolgt – von einer Evaluation<br />
begleitet sein. Denn die Patientinnen und<br />
Patienten sollten bei der Versorgung einen<br />
Mehrwert haben.»<br />
Ein weiterer Schwachpunkt sind die Kompetenzen.<br />
Die Kantone sollen Einweg-<br />
Pauschalüberweisungen leisten. Wie in<br />
Zukunft ihre Mitsprache- und Mitwirkungsrechte<br />
bei der Gesundheitsversorgung<br />
sowohl im ambulanten als auch im<br />
stationären Bereich aussehen, ist ungeklärt.<br />
Klar wäre allerdings, dass die Macht<br />
der Krankenversicherer (nochmals) gestärkt<br />
würde. «Damit sind wir nicht einverstanden»,<br />
erklärt Patrizia Kündig.<br />
«Denn wo bleiben da die demokratischen<br />
Kontrollmöglichkeiten bei der Verwendung<br />
der Steuergelder?»<br />
Keinen Kuhhandel bitte<br />
Ebenso ablehnend steht der <strong>VSAO</strong> der Idee<br />
gegenüber, die Kantone für EFAS zu gewinnen,<br />
indem das Geschäft mit der Neuregelung<br />
der Zulassung zum Arztberuf<br />
verknüpft und bei Letzterer die kantonalen<br />
Kompetenzen erweitert werden – quasi<br />
als Kompensation. «Eine Mitfinanzierung<br />
der ambulanten Leistungen durch<br />
die Kantone muss mit einem angemessenen<br />
Instrumentarium zur direkten Mitsteuerung<br />
einhergehen. Und Mitfinanzierung<br />
bedeutet eine duale Finanzierungslösung<br />
und keinen Monismus der Krankenkassen»,<br />
so die Vizepräsidentin.<br />
Zu guter Letzt: Zwar argumentiert die<br />
SGK-N, dass sie die Verlagerung von statio<br />
när zu ambulant fördern möchte und<br />
ambulante Behandlungen in der Regel<br />
günstiger seien. Was das Kostenwachstum<br />
bremse. Nähere Angaben oder gar Zahlen<br />
zum kostendämpfenden Potenzial des<br />
Modells fehlen aber. Dessen Auswirkungen<br />
auf die Krankenkassenprämien, die<br />
zu begleichen für immer mehr Menschen<br />
zur Herausforderung wird, sind also mit<br />
einem grossen Fragezeichen zu versehen.<br />
Ebenso die Konsequenzen für die Kantonskassen.<br />
■<br />
Mehr zum Thema: www2.vsao.ch,<br />
Rubrik Stellungnahmen/Positionen<br />
8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
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POLITIK<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Wer definiert den Notfall?<br />
Diesen Frühling wurde in den Medien<br />
über einen Todesfall berichtet, der mich<br />
heute noch betrübt und wütend macht.<br />
Letztes Jahr verstarb im Kanton Graubünden<br />
ein Mann an Aids, weil die Krankenkasse<br />
die Gesuche um Übernahme der<br />
Behandlungskosten mehrmals abgelehnt<br />
hatte. Wie kann es so weit kommen, dass<br />
heutzutage in der Schweiz jemand an einer<br />
Krankheit stirbt, mit der man ein<br />
nahezu normales Leben mit üblicher Lebenserwartung<br />
führen kann, sofern sie<br />
medikamentös behandelt wird?<br />
Der Patient stand auf der kantonalen<br />
«schwarzen Liste für säumige Prämienzahler».<br />
Auf dieser Liste werden Menschen<br />
aufgeführt, die auch nach Betreibung und<br />
Lohnpfändungen ihre Krankenkassenprämien<br />
nicht bezahlen können, also<br />
Angelo Barrile<br />
Nationalrat /Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />
diejenigen, bei denen es kein Geld mehr<br />
zu holen gibt. Es handelt sich folglich<br />
nicht um Personen, die nicht zahlen<br />
möchten, sondern schlicht und einfach<br />
nicht mehr dazu in der Lage sind. Bei<br />
Betroffenen dürfen in Kantonen mit solchen<br />
Listen nur Notfallbehandlungen<br />
stattfinden. Das erklärt, warum ein chronisch<br />
kranker Mann mehrmals um die<br />
Bezahlung der für sein Überleben notwendigen<br />
Medikation gebeten, die Krankenkasse<br />
dies jedoch mit Verweis auf einen<br />
nicht vorliegenden Notfall abgelehnt hat.<br />
Als dann der lebensbedrohliche Notfall<br />
eintrat, war es zu spät.<br />
Wenn ich mir vorstelle, was es für das involvierte<br />
medizinische Personal und die<br />
Kranken bedeutet, hilflos zuschauen zu<br />
müssen, wie eine nicht mal so teure Behandlung<br />
verweigert wird, schaudert es<br />
mich. Der hippokratische Eid verkommt<br />
so zur Farce. Seit der Einführung des KVG<br />
vor über 20 Jahren gilt in der Schweiz das<br />
Prinzip, dass niemandem wegen finanziel<br />
ler Probleme die notwendigen medizinischen<br />
Leistungen verweigert werden<br />
sollen. Und trotzdem kommt es immer<br />
wieder vor, dass in Kantonen mit schwarzen<br />
Listen genau dieses Prinzip und das<br />
verfassungsmässige Recht auf Leben wegen<br />
eines administrativen Entscheids<br />
verletzt werden. Das darf einfach nicht<br />
sein!<br />
Wir wissen alle, dass gewisse Erkrankungen<br />
frühzeitig behandelt werden müssen<br />
und können, damit es später nicht zu<br />
Komplikationen und dadurch zu Mehrkosten<br />
und mehr Leiden kommt. Es ist<br />
auch meine ärztliche Pflicht als behandelnder<br />
Arzt, dem Patienten nicht zu<br />
schaden. Wenn ich zum Zuschauen gezwungen<br />
und damit zum Komplizen der<br />
Leistungsverweigerung gemacht werde,<br />
kann und darf ich das nicht akzeptieren!<br />
Folglich ist es richtig, dass die behandelnden<br />
Ärztinnen und Ärzte mehrere Gesuche<br />
an die Krankenkasse geschrieben<br />
haben. Und es entspricht leider dem Gesetz,<br />
dass Letztere eine solche Behandlung<br />
nicht übernehmen musste. Anstatt uns<br />
aber zu fragen, wer nun die Schuld trägt,<br />
sollten wir als Ärztinnen und Ärzte lieber<br />
unsere Konsequenzen ziehen. Das heisst:<br />
einerseits die Verweigerung der Behandlung<br />
verweigern und andererseits dafür<br />
kämpfen, dass sich solche tragischen und<br />
unnötigen Fälle nicht mehr ereignen. Wir<br />
müssen unsere Stimme erheben – stellvertretend<br />
für die kranken Menschen, die<br />
sich nicht wehren können – und den<br />
Krankenkassen, der Politik sowie der Bevölkerung<br />
in Erinnerung rufen, worum es<br />
in der Medizin geht. Wir retten Leben,<br />
behandeln Krankheiten, betreiben Prävention<br />
und setzen uns für das Wohl unserer<br />
Patientinnen und Patienten ein.<br />
Denn wo soll das sonst hinführen, wenn<br />
ich als Hausarzt dazu gezwungen werde,<br />
mir bei jedem Patienten zu überlegen, ob<br />
er schuld ist an seiner Situation oder<br />
nicht? Und ich dann je nach Antwort entscheiden<br />
muss, ob ich alle Therapiemöglichkeiten<br />
ausschöpfen oder ihn mit einer<br />
Minimalmedizin bestrafen soll? ■<br />
10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
«Es steht und fällt mit<br />
den Menschen»<br />
Dina-Maria Jakob als Schreinerin? Doch, kann sie sich vorstellen. Aber höchstens nebenbei,<br />
fürs Kreative. «Denn ich habe das Privileg, jeden Tag eine Arbeit zu tun, die ich will»,<br />
erklärt die Pädiaterin. Mit ihr startet die neue Journal-Serie «Ich als Assistenzärztin», eine<br />
Mischung aus Porträt und Blick auf die Weiterbildung früher und heute.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Wer sich mit Dina-Maria Jakob unterhält,<br />
hört von ihr immer wieder das Wort<br />
Mensch. Alles stehe und falle letztlich mit<br />
den Personen, lautet die Lebenszwischenbilanz<br />
der 37-Jährigen. Sowohl in Bezug<br />
auf ihren eigenen Karriereweg zur Pädiaterin<br />
als auch allgemein, wenn die Rede<br />
von der Weiterbildung ist. Wobei Karriere<br />
die Sache nicht wirklich trifft. Denn geplant<br />
war im Berufsleben der gebürtigen<br />
Thunerin eigentlich gar nichts – oder<br />
wenigstens nicht so, wie es nun gekommen<br />
ist.<br />
Frau Jakob, Ärztin – ein<br />
Traumberuf schon für die<br />
junge Dina?<br />
Gar nicht, nein: Ich sah mich nie im weissen<br />
Doktorkittel. Nach dem Gymnasium<br />
habe ich Betriebswirtschaft und im Nebenfach<br />
Sport zu studieren begonnen.<br />
Doch diese Wahl erwies sich als falsch –<br />
ich fand es langweilig. Ausser die Anatomievorlesung<br />
im Sport. Sie war der Auslöser,<br />
zur Medizin zu wechseln.<br />
Von der Welt der Zahlen in die<br />
des Menschlichen und allzu<br />
Menschlichen? Von aussen<br />
gesehen ein radikaler Bruch.<br />
Auch aus der Innensicht. Rasch habe ich<br />
aber festgestellt, dass mich alles in der<br />
Medizin interessiert, weil es das Leben ist,<br />
etwas Fassbares, das immer mit uns als<br />
Menschen zu tun hat.<br />
Und Sie begannen sich<br />
speziell für die Pädiatrie<br />
zu interessieren?<br />
Nein, das lief ebenfalls anders. Ich wollte<br />
in die Allgemein- oder Innere Medizin.<br />
Das erste Jahr nach dem Staatsexamen<br />
2008 absolvierte ich als Internistin in der<br />
Herz- und Gefässchirurgie des Berner Inselspitals.<br />
Dann folgten fünf Assistenzjahre<br />
in der Pädiatrie, wieder in der Insel und<br />
im Freiburger Kantonsspital. Ja, und anschliessend<br />
legte ich in diesem Gebiet die<br />
Facharztprüfung ab.<br />
Wann und wie hat es auf<br />
diesem Weg bei Ihnen Klick<br />
gemacht?<br />
Entscheidend waren meine erste Vorgesetzte<br />
in der Herz- und Gefässchirurgie<br />
und mein aktueller Chef, damals mein<br />
Doktorvater. Beide sah und sehe ich fachlich<br />
wie persönlich als Vorbilder. Sie verstanden<br />
es, mich nebst meiner eigenen<br />
Neugier zu motivieren und mitzureissen.<br />
Zudem merkte ich bei der Arbeit in der<br />
Pädiatrie, dass Kinderärzte menschlicher<br />
sind. Und Kinder sprechen mich mit ihrer<br />
Naivität, Spontaneität und Ehrlichkeit an.<br />
Heute ist Dina-Maria Jakob erneut im<br />
Inselspital angestellt, als Oberärztin in<br />
der Kinderkardiologie. Nach der Facharztprüfung<br />
brach sie allerdings erst<br />
mal in neue und gefährliche Gefilde<br />
auf: in den Tschad und den Irak, beides<br />
für «Ärzte ohne Grenzen». Sie habe den<br />
Menschen dort mit ihrer medizinischen<br />
Als Assistenzärztin werde einem nicht alles auf dem Serviertablett serviert –<br />
man müsse sich die Informationen auch selber suchen, sagt Dina-Maria<br />
Jakob. «Und sich bewusst sein, dass man bei seinem Berufsweg viel selber<br />
bestimmen kann.» (® Inselspital Bern)<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Tätigkeit etwas geben, etwas schenken<br />
wollen. Aus Dankbarkeit für das sichere<br />
und gute Leben in der Schweiz, das<br />
nicht selbstverständlich sei. «Ich habe<br />
bei diesen rund einjährigen Einsätzen<br />
gelernt, dass das Leben in anderen<br />
Kulturen einen anderen Stellenwert<br />
besitzt als bei uns. Wenn dort ein Kind<br />
stirbt, stirbt es eben – man kann ja<br />
wieder eins haben. So denkt man.»<br />
Man müsse die Welten dort und hier<br />
aber voneinander trennen, in der<br />
Wahrnehmung wie in der Bewertung.<br />
Man dürfe nicht überall und für alles<br />
dieselben Massstäbe anlegen.<br />
Apropos Bewertung und Inselspital:<br />
Sie sprechen sehr positiv<br />
über Ihre Vorgesetzten während<br />
der Assistenzzeit. Gilt das<br />
im Rückblick für die gesamte<br />
Weiterbildung?<br />
Die Einführung durch die erwähnte Leitende<br />
Ärztin im ersten Assistenzjahr war<br />
in der Tat sehr gut. Ich habe ihr Herzblut<br />
für die Sache gespürt, wurde von ihr an<br />
der Hand genommen und geführt, hatte<br />
aber zugleich auch viele Freiheiten und<br />
Entscheidungskompetenzen. Vor den<br />
Nachtschichten – 14 Stunden, in denen<br />
ich in der Herz- und Gefässchirurgie die<br />
alleinige Verantwortung für 30 bis 40 Patienten<br />
trug – gab es eine gute Übergabe.<br />
Meine Chefin nahm sich immer die dafür<br />
nötige Zeit. Und bei Fragen durfte ich sie<br />
nach Feierabend ohne Aussicht auf Tadel<br />
anrufen. Der Oberarzt war ebenfalls mit<br />
Rat und Tat da. Deshalb meine Überzeugung:<br />
Es steht und fällt mit den Menschen.<br />
Zudem hat man immer die Wahl.<br />
Man muss sich in der Weiterbildung bewusst<br />
sein, dass man bezüglich des künftigen<br />
Berufswegs viel selber bestimmen<br />
kann.<br />
Diese Selbstbestimmung: Wie<br />
setzt man sie durch? Sie waren<br />
ja in der Weiterbildung nicht<br />
die einzige Assistenzärztin.<br />
Erstens ist es wichtig zu erkennen, dass<br />
einem nicht alles auf dem Silbertablett<br />
serviert wird. Man muss sich die Informationen<br />
suchen, dann erhält man sie auch.<br />
Gut, da muss man halt manchmal ein<br />
bisschen penetrant sein. Aber sonst lernt<br />
man nichts. Zweitens sollte man zeigen,<br />
dass man verantwortungsbewusst ist, die<br />
Verantwortung erkennt und übernehmen<br />
will. So wird man als Person wahrgenommen<br />
und bleibt nicht einfach eine Nummer.<br />
Hat Ihnen das Studium als<br />
Vorbereitung auf die Arbeit<br />
im Spital geholfen?<br />
Nicht wirklich. Man ist nicht auf das vorbereitet,<br />
was einen erwartet. Aber das ist<br />
auch nicht möglich. Wenn man nachts<br />
bei einem frisch operierten Herzpatienten<br />
zum ersten Mal die Batterie des provisorischen<br />
Herzschrittmachers wechseln muss,<br />
ist das einfach ein Moment, in dem das<br />
Leben an einem seidenen Faden hängt<br />
und die Nerven flattern. Andererseits gab<br />
es im Studium schon Dinge, die fehlten<br />
und die man hätte machen müssen. Kurse<br />
zur Kommunikation etwa oder zum<br />
Umgang mit seinen Ängsten. Oder der<br />
Hinweis, dass man als Ärztin gut organisiert<br />
sein sollte. Das habe ich mir selber in<br />
der praktischen Arbeit angeeignet.<br />
Dina-Maria Jakob sagt, sie habe durch<br />
ihren Job das Privileg, das machen zu<br />
können, was sie wirklich wolle und ihr<br />
gefalle. Sie gehe jeden Tag gerne arbeiten.<br />
Okay, auch in der Medizin drehe<br />
sich immer mehr um Finanzen und<br />
Zahlen und weniger um den Menschen.<br />
Leider. Trotzdem: Etwas anderes<br />
möchte sie nicht. Ausser sich vielleicht<br />
mal in einer Schreinerei ausprobieren.<br />
Natürlich nur als Hobby.<br />
Sie sagt es, wie sie alles sagt bei diesem<br />
Interview: klar, knapp, schnörkellos.<br />
Genauso tritt sie als Mitglied im Geschäftsausschuss<br />
des <strong>VSAO</strong> auf. Nicht als<br />
Vielrednerin, die zu allem und jedem<br />
etwas weiss oder zu wissen meint.<br />
Umso mehr hört man zu, wenn sie sich<br />
äussert. Dann stets eloquent. Manchmal<br />
mehr nach Bauchgefühl und unverblümt<br />
als nach Abwägung sämtlicher<br />
Für und Wider. Man spürt dabei<br />
ihren Drang, dass es vorangeht, in der<br />
Diskussion wie in der diskutierten Sache.<br />
Selbst jetzt, im Zweiergespräch,<br />
wenn sie in ihren Erinnerungen kramen<br />
oder sich die Antwort zurechtlegen<br />
muss: Alles passiert rasch, und ihr aufmerksamer<br />
Blick wendet sich sogleich<br />
wieder neugierig dem Fragesteller zu:<br />
Was kommt als Nächstes?<br />
Die Administration in den Spitälern wächst und wächst. Vieles werde doppelt und dreifach<br />
erfasst – man wolle sich rechtlich absichern, erzählt die Kinderkardiologin. «Früher war<br />
alles auf Papier, nun ist es mehr und mehr elektronisch – und dennoch druckt man sich<br />
alles aus.» (® BillionPhotos.com)<br />
Bei all dem Positiven: Es dürfte<br />
in Ihrer Weiterbildung auch<br />
Tiefpunkte gegeben haben.<br />
Die gabs, ja. Zum Beispiel mein zweites<br />
Assistenzjahr, nach dem Wechsel von der<br />
Herz- und Gefässchirurgie in die Pädiatrie.<br />
Da habe ich mich zunächst wie ein<br />
kleines Mädchen gefühlt, das nichts selber<br />
entscheiden kann. Es wäre in dieser Situation<br />
hilfreich gewesen, wenn mir jemand<br />
vermittelt hätte, was es alles an Berufswe-<br />
12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
gen gibt. Dies sollte frühzeitig geschehen,<br />
weil man es so früh noch nicht selber<br />
weiss. Negativ erlebt habe ich zudem, dass<br />
die Chefs Bewerbungsgespräche mit Kandidaten<br />
für Assistenzstellen hatten, ohne<br />
sich darauf vorzubereiten. Auch der Unterricht<br />
für die Studierenden wurde nicht<br />
geplant. Solche Dinge hatten für viele<br />
Vorgesetzte keinen Stellenwert, angesichts<br />
von vermeintlich Wichtigerem wie der<br />
Forschung.<br />
Wie sah es mit den Arbeitszeiten<br />
und Teilzeit aus?<br />
Damals war noch die Zeit mit Schichten<br />
von zwei bis drei Wochen am Stück. Für<br />
mich persönlich kein Problem; ich hatte<br />
ja danach eine Woche frei. Doch ich weiss,<br />
wie andere darunter gelitten haben. In der<br />
Herz- und Gefässchirurgie gab es nur wenige<br />
Mitarbeitende in Teilzeit. Die Männer<br />
waren in der Mehrheit, und wir sprechen<br />
von der Chirurgie, wo häufig besonders<br />
lange gearbeitet wird. Es herrschte und<br />
herrscht die Meinung, wer früher geht, sei<br />
kein guter Arzt. Mit dem Gesamtarbeitsvertrag<br />
im Kanton Bern ist es wesentlich<br />
besser geworden. Meine Arbeitswoche<br />
dauert bei einem Vollzeitpensum 46 Stunden,<br />
verbunden mit 30 Tagen Ferien. Ich<br />
bin derzeit zu 90 Prozent angestellt.<br />
In der Kinderklinik dürfte die<br />
Mentalität eine etwas andere<br />
sein als bei den Chirurgen.<br />
Dort gibt es seit einigen Jahren mehr Teilzeitstellen,<br />
auch bei den Oberärztinnen,<br />
das stimmt. Allerdings erinnere ich mich<br />
noch an die grossen Debatten, als sich<br />
zwei Assistenzärztinnen eine Stelle teilen<br />
wollten. Und es ist überhaupt nicht so,<br />
dass Frauen als Vorgesetzte immer Verständnis<br />
haben für das Bedürfnis nach<br />
Teilzeit.<br />
Stichwort Administration: zwei<br />
Drittel der Zeit im Büro, ein<br />
Drittel am Krankenbett – eine<br />
«Ich als Assistenzärztin»<br />
In seiner neuen Serie lässt das «<strong>VSAO</strong>-Journal» Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte zu Wort kommen – frühere wie<br />
heutige, mit verschiedenen Biografien und aus allen<br />
Teilen der Schweiz. Die Artikel sollen ein vielschichtiges,<br />
weil persönliches Bild der Weiterbildung und beruflichen<br />
Laufbahnen zeichnen. Sind Sie interessiert, mitzumachen?<br />
Dann schreiben Sie bitte an marti@vsao.ch.<br />
Aufteilung, die Sie aus Ihrem<br />
Alltag kennen?<br />
Ich kann es für mich nicht beziffern. Sicher<br />
ist: Die Administration wächst und<br />
wächst. Vieles wird doppelt und dreifach<br />
erfasst – man will sich rechtlich absichern.<br />
Zu Beginn meiner Laufbahn war<br />
noch vieles auf Papier, nun ist es mehr<br />
und mehr elektronisch – und dennoch<br />
druckt man sich alles aus. Faxgeräte,<br />
sonst fast überall aus der Arbeitswelt verschwunden,<br />
stehen nach wie vor hoch im<br />
Kurs. Ein weiterer Punkt sind die unzähligen<br />
Telefonate, weil Datenerfassungssysteme<br />
nicht kompatibel sind.<br />
Bemerken die Patienten die<br />
Leerläufe hinter den Kulissen?<br />
Ja. Aufmerksame Patienten realisieren<br />
Doppelspurigkeiten und die unzureichende<br />
interne Kommunikation, wenn sie fünf<br />
Personen im weissen Kittel über das Gleiche<br />
informieren oder sich zwei widersprechen.<br />
Nach wie vor wird die administrative<br />
Flut jedoch in den Spitälern nicht als<br />
dringendes Problem wahrgenommen.<br />
Daher ist es richtig, dass der <strong>VSAO</strong> mit<br />
seiner Kampagne «Medizin statt Bürokratie!»<br />
den Finger auf die wunden Punkte<br />
legt und Gegensteuer gibt.<br />
Alles lässt sich nicht ändern. Zumindest<br />
nicht sofort. Umso wichtiger ist es, beim<br />
Blick zurück und auf die nächste Ärztegeneration<br />
die Ansatzpunkte zu erkennen.<br />
Zuerst bei sich. Dina-Maria<br />
Jakob erklärt, sie habe damals als Assistenzärztin<br />
etwas erst spät realisiert:<br />
dass sich ihr nie mehr in ihrem Berufsleben<br />
eine solche Gelegenheit bieten<br />
wird, in derart zahlreiche medizinische<br />
Bereiche hineinzuschauen. Vielleicht<br />
hätte sie die Hauptpersonen in ihrem<br />
beruflichen Umfeld, von denen sie profitieren<br />
durfte, noch mehr ausfragen<br />
sollen.<br />
Und was ist Ihre Haupterkenntnis<br />
auf die Weiterbildung<br />
allgemein bezogen?<br />
Ärztinnen und Ärzte, die ihr ganzes Herzblut<br />
in die Medizin stecken und sich entsprechend<br />
in der Weiterbildung engagieren,<br />
muss man ehren, das muss man<br />
honorieren. Sie gehören für mich mindestens<br />
auf dieselbe Stufe wie die Forscher.<br />
Und die Medizin darf nicht vergessen, dass<br />
der Mensch im Zentrum steht – bereits<br />
beim Staatsexamen nicht: Heute finden<br />
die Prüfungen mit Puppen und Tablets<br />
statt, bei mir seinerzeit mit echten Patienten.<br />
Das ist zentral für die Empathie. Die<br />
Weiterbildung braucht einfach mehr Gewicht,<br />
etwa durch klare Abläufe und Vorgaben,<br />
die eingehalten werden. Man<br />
müsste die Assistenzärzte auch vermehrt<br />
zu kritischem Denken und Hinterfragen<br />
erziehen, wozu Erklärungen zu ihren<br />
Rechten gemäss Arbeitsgesetz gehören.<br />
Nicht zuletzt sollten sie genügend Kapazitäten<br />
für das eigene Lernen haben. Und<br />
ich denke an ganz simple Dinge wie konstruktive<br />
Kritik und Lob – was selbstverständlich<br />
sein sollte, ist zwischen Krankenbett<br />
und Bürotisch zu oft Mangelware.<br />
Womit wir beim Schlusssatz<br />
wären. Bitte formulieren sie<br />
ihn zu Ende: «Ich als Assistenzärztin<br />
…»<br />
… war immer schnell, direkt und eventuell<br />
sogar ein wenig vorlaut – ohne über<br />
sämtliche Folgen meiner Worte nachzudenken.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
13
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Laufbahnberatung ist angelaufen<br />
«Coach my Career» nimmt Fahrt auf. Seit August finden die ersten Laufbahnberatungen von<br />
erfahrenen Ärztinnen und Ärzten für den Nachwuchs statt – erst mal und testweise in der<br />
Deutschschweiz. Die Projektverantwortlichen denken aber bereits an den Sprung über die Saane.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Hinter «Coach my Career» steht die FMH<br />
zusammen mit den Partnern <strong>VSAO</strong>, mfe,<br />
VLSS, swimsa und SIWF. Das Angebot<br />
richtet sich an Personen in der ärztlichen<br />
Weiterbildung. Es soll den Zeitraum vom<br />
letzten Studienjahr bis zur Oberarzttätigkeit<br />
abdecken. Zur Förderung und Beratung<br />
des Nachwuchses gesucht sind sowohl<br />
kürzlich pensionierte als auch aktive<br />
Chef- und Kaderärzte sowie Hausärzte.<br />
Wichtig ist nebst dem fachlichen Beziehungsnetz<br />
die Erfahrung in Weiterbildungsfragen.<br />
Ein Mentee,<br />
zwei Mentoren<br />
Es gehe bei «Coach my Career» aber nicht<br />
um verdeckte Rekrutierungsgespräche,<br />
betont Jürg Unger-Köppel, Mitglied des<br />
Zentralvorstands der FMH. «Deshalb werden<br />
die Mentees stets von zwei Mentoren<br />
betreut: von einem fachkundigen und einem<br />
fachfremden.» Der Leiter des Departements<br />
«Stationäre Versorgung und Tarife»<br />
beim Ärztedachverband betreut das<br />
Projekt seit dessen Start im vergangenen<br />
Jahr. Und freut sich über die Zwischenbilanz:<br />
«Bisher konnten wir zehn jungen<br />
Ärztinnen und Ärzten zwanzig Coaches<br />
zuteilen.» Dabei sind nicht nur die auf dem<br />
Anmeldeformular gewünschten Beratungsschwerpunkte<br />
massgebend. Die geografische<br />
Nähe zum Beispiel spielt wenn<br />
immer möglich ebenfalls eine Rolle.<br />
Mit der Administration und Organisation<br />
befasst sich Markus Gubler vom Verein der<br />
Leitenden Spitalärzte der Schweiz (VLSS).<br />
Der VLSS hat dazu auf seiner Website eine<br />
eigene Rubrik aufgeschaltet. «Wir hoffen<br />
natürlich nach dem guten Echo beim<br />
Start, dass es nun neue Anmeldungen<br />
gibt», so der Vereinssekretär. Vor einigen<br />
Wochen hätten die Treffen zwischen Mentees<br />
und Mentoren begonnen. Vorgesehen<br />
sei im Normalfall ein einmaliges Gespräch<br />
von maximal zwei Stunden Dauer.<br />
«Dafür empfiehlt sich ein ruhiger, neutraler<br />
Ort ausserhalb des Arbeitsumfelds.»<br />
Wünschen es die Mentees und sind die<br />
Coaches einverstanden, können auch Folgegespräche<br />
vereinbart werden. Um zu<br />
überprüfen, wie das Konzept ankommt,<br />
erhalten die Teilnehmenden im Nachgang<br />
einen Fragebogen. «Wir werden die Rückmeldungen<br />
gezielt auswerten und falls<br />
erforderlich Änderungen vornehmen»,<br />
stellt Gubler in Aussicht.<br />
Keine versteckte Rekrutierung,<br />
sondern eine fachneutrale Beratung:<br />
Das ist die Idee des Projekts<br />
unter Federführung der FMH.<br />
(® zvg)<br />
Mit Herzblut statt<br />
für Geld<br />
Die Projektgruppe erwägt derweil schon,<br />
die Laufbahnberatung auch in der Westschweiz<br />
zu lancieren. Konkret entschieden<br />
ist jedoch noch nichts. Fest steht hingegen,<br />
dass «Coach my Career» weiterhin auf<br />
Freiwilligenarbeit beruhen und folglich<br />
eine Herzensangelegenheit der Mentoren<br />
sein soll. Studierende bezahlen für eine<br />
Beratung 50, Assistenzärzte 150 Franken.<br />
«Nicht um Gewinn zu machen», präzisiert<br />
Jürg Unger-Köppel, «sondern zur<br />
Deckung der allgemeinen Unkosten.»<br />
Falls am Ende Geld in der Kasse bleiben<br />
sollte, werde der Betrag für einen wohltätigen<br />
Zweck gespendet. ■<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an ribeaud@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Sabrina<br />
Ribeaud, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (ribeaud@vsao.ch).<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
A B C D E F ...<br />
a b c d e f ...<br />
LESEN LERNEN<br />
Balken ist nicht gleich Balken<br />
Lukas Staub, klinischer Epidemiologe, Redaktionsmitglied des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />
Wissenschaftliche Publikationen und Vorträge<br />
leben von guten grafischen Darstellungen<br />
der Resultate, die uns einen<br />
schnellen Überblick der Daten ermöglichen.<br />
Der Typ der verwendeten Grafik<br />
hängt dabei von der Art der Daten ab.<br />
Bei kategoriellen Daten interessieren uns<br />
die Häufigkeiten der möglichen Kategorien.<br />
Diese werden meist mit Balkendiagrammen<br />
dargestellt (Abbildung 1). In<br />
unserem Beispiel repräsentiert die Höhe<br />
jedes Balkens die absolute Häufigkeit einer<br />
der vier Diagnosen. Die Balken berühren<br />
sich nicht, da die Diagnosen voneinander<br />
unabhängig sind.<br />
Kontinuierliche Daten können wir mithilfe<br />
von Histogrammen darstellen (Abbildung<br />
2). Im Gegensatz zum Balkendiagramm<br />
wird hier nur eine einzige Variable<br />
gebraucht, die in Klassen eingeteilt<br />
wird. Es entstehen konsekutive, nicht<br />
überlappende Intervalle, die in der Regel<br />
die gleiche Breite aufweisen. Die Fläche<br />
der resultierenden Balken ist proportional<br />
zu den Häufigkeiten der Klassen. Eine<br />
gute Grafik zeichnet sich durch eine optimale<br />
Wahl der Anzahl Klassen, Klassengrenzen<br />
und Skalen aus. Um das Kontinuum<br />
der Achse zu unterstreichen, berühren<br />
die Balken sich.<br />
Unabhängig von der Art der Grafik müssen<br />
wir die Achsen immer exakt beschriften,<br />
denn die Y-Achse kann absolute oder<br />
relative Häufigkeiten darstellen. Je einfacher<br />
eine Abbildung, umso klarer ist ihre<br />
Aussage. Dreidimensionale Grafiken sind<br />
in der Wissenschaft verpönt und nur dann<br />
zulässig, wenn die dritte Dimension eine<br />
zusätzliche Information enthält. ■<br />
70<br />
1. Balkendiagramm<br />
60<br />
Absolute Häufigkeit<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Angina pectoris Myokardinfarkt Lungenembolie Pneumothorax<br />
Diagnose<br />
50<br />
2. Histogramm<br />
Relative Häufigkeit [%]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0–10 11–20 21–30 31–40 41–50 51–60<br />
Alter [Jahre]<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
15
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
«Ärzte für Ärzte» für Menschen<br />
in Nordsyrien<br />
100 Ärzte in der Schweiz finanzieren eine Arztstelle in Nordsyrien: Das ist das Ziel von «Ärzte für<br />
Ärzte». Mehr über das Projekt ist demnächst an einer Informationsveranstaltung im Raum Bern zu<br />
erfahren – oder schon jetzt in diesem Artikel.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Wer den Menschen im syrischen Bürgerkriegsgebiet<br />
helfen will, sollte sich den<br />
26. <strong>Oktober</strong> rot in der Agenda anstreichen.<br />
Denn an besagtem Freitag orientiert der<br />
Verein «delta – develop life through action»<br />
Interessierte über sein Projekt «Ärzte<br />
für Ärzte». Der Anlass findet um<br />
19.30 Uhr in der «Heitere Fahne» in Wabern<br />
bei Bern statt. «Seit Beginn des<br />
Kriegs ist die medizinische Versorgung in<br />
Syrien zusammengebrochen», erklärt<br />
Vereinspräsidentin Monika Müller. Drei<br />
Viertel aller Krankenhäuser seien zerstört,<br />
die Hälfte der Ärzteschaft geflohen.<br />
«Nordsyrien, das vom IS besetzt war, weist<br />
die schlechteste Gesundheitsversorgung<br />
im Land auf. Die verbliebenen Mediziner<br />
verrichten ihre Arbeit für die lokale Bevölkerung<br />
unter extrem schwierigen Umständen.»<br />
Deshalb wolle man den dortigen<br />
Berufskollegen beistehen. «Und das<br />
geht nur über internationale Solidarität.<br />
Zudem möchten wir den syrischen Ärzten<br />
eine Perspektive geben, um eine weitere<br />
Abwanderung und damit noch stärkere<br />
Unterversorgung zu verhindern.»<br />
1 Prozent für Dr. Basrawi<br />
Die Hilfe erfolgt über direkte Lohnzahlungen,<br />
Hilfsgüterlieferungen und den Wiederaufbau<br />
von zerstörten Praxen. Gemäss<br />
delta gab es bislang fünf Lieferungen von<br />
Medikamenten sowie Labor- und medizinischem<br />
Material im Gesamtwert von<br />
34 000 Franken. «Seit Januar bezahlen<br />
wir auch die Anstellung von Ali Basrawi,<br />
einem Doktor aus Kobane», führt Müller<br />
aus. «Nach seiner Flucht nach Deutschland<br />
entschied er sich, quartalsweise in<br />
seine Heimat zurückzukehren und dort<br />
zu praktizieren. Er ist Orthopäde und hat<br />
während seiner Einsätze über 1000 Patienten<br />
behandelt und mehr als 100 Operationen<br />
durchgeführt.» Am erwähnten<br />
Informationsanlass Ende <strong>Oktober</strong> werde<br />
er über seine Arbeit vor Ort berichten.<br />
Im Norden Syriens wütete die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Die Folgen<br />
für die Zivilbevölkerung waren und sind verheerend – auch aus medizinischer<br />
Sicht. (® Verein «delta»)<br />
Nun sucht das Projekt in der Schweiz 100<br />
Ärzte, die 2019 ein Prozent ihres Lohns<br />
spenden und so das 100-Prozent-Stellenpensum<br />
von Basrawi zu deutschen Konditionen<br />
finanzieren. Vielleicht lässt sich<br />
die Unterstützung sogar ausdehnen:<br />
«Wenn jeder und jede von uns 50 Franken<br />
im Monat beiträgt, würde es schon für drei<br />
bis fünf syrische Ärzte reichen. Diese ver-<br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
dienen etwa 800 Franken monatlich»,<br />
rechnet die Vereinspräsidentin vor.<br />
Der Appell für die gute Sache trägt erste<br />
Früchte: Aktuell liegen drei verbindliche<br />
Rückmeldungen für ein persönliches<br />
und/oder finanzielles Engagement vor.<br />
Aber es brauche mehr, heisst es bei delta.<br />
Denn bis jetzt stehen das sechsköpfige<br />
Projektteam sowie einzelne Mitglieder für<br />
die Kosten gerade. Davon wurde ein Teil<br />
ergänzend durch kleinere Fundraising-<br />
Kampagnen und zweckneutrale Spenden<br />
gedeckt. «Wir sind also dringend auf weitere<br />
Unterstützung angewiesen», sagt<br />
Monika Müller.<br />
■<br />
Der Verein delta<br />
«delta – develop life through action» ist ein 2011 gegründeter gemeinnütziger Verein<br />
in Bern. Er unterstützt Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status. Derzeit<br />
laufen dazu sieben Projekte in den Bereichen Medizin, Soziales und Bildung, darunter<br />
«Ärzte für Ärzte».<br />
Der Verein zählt 28 Mitglieder und acht freiwillige Mitarbeitende, die alle ehrenamtlich<br />
tätig sind. Auch neun Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte machen mit.<br />
Gemäss Statuten kann bei delta jede Person Mitglied werden, dies nach Einreichung<br />
eines kurzen Motivationsschreibens und Wahl durch den Vorstand. Der Mitgliedschaftsbeitrag<br />
beläuft sich auf 100 Franken jährlich und dient der Bestreitung der<br />
administrativen Kosten. «delta» ist steuerbefreit; Spenden lassen sich somit von den<br />
Steuern abziehen.<br />
Mehr unter www.delta-ngo.ch<br />
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Vorsorge<br />
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC 17
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION AARGAU<br />
Relative<br />
Minuszeiten<br />
Im Umgang mit Spitälern erleben wir als<br />
Sektion teilweise Situationen, bei denen<br />
man nur staunen kann, wie mit Mitarbeitern<br />
umgegangen wird. Als Beispiel ist<br />
nachfolgend die anonymisierte Korrespondenz<br />
einer Assistenzärztin mit einer<br />
Rehabilitationsklinik abgebildet. Die Assistenzärztin<br />
hatte aufgrund eines personellen<br />
Engpasses auf Bitten ihres Chefarztes<br />
auf den Bezug zweier Ferientage verzichtet<br />
und stattdessen gearbeitet. Es war<br />
abgemacht, dass ihr diese zwei Ferientage<br />
dafür ausbezahlt würden, da ihr Arbeitsverhältnis<br />
endete. Entgegen dieser Abmachung<br />
versuchte die Rehabilitationsklinik<br />
dann aber, das Ferienguthaben mit dem<br />
negativen Zeitsaldo bezüglich vertraglich<br />
definierter Sollarbeitszeit von 50 Stunden<br />
pro Woche nachträglich zu verrechnen,<br />
d.h. nicht auszuzahlen. Da können wir<br />
nur den Kopf schütteln.<br />
Hinzu kommt: Der negative Zeitsaldo war<br />
ohne Verschulden der Assistenzärztin entstanden.<br />
An der Klinik sind die normalen<br />
Arbeitstage nämlich mit jeweils 9 Stunden<br />
hinterlegt. Seitens Arbeitgeber wird davon<br />
ausgegangen, dass die Zeitdifferenz zur<br />
vertraglich definierten Sollarbeitszeit von<br />
50 Stunden durch zusätzliche Dienste an<br />
den Wochenenden oder Tage mit Dienstarztfunktion,<br />
die länger als normale Tage<br />
dauern, abgebaut wird. Im Falle der betroffenen<br />
Assistenzärztin entstand die relative<br />
Minuszeit durch das Leisten der<br />
normalen Arbeitstage wie vorgegeben. Die<br />
im normalen Alltag entstandene relative<br />
Minuszeit konnte durch den geplanten<br />
Wochenenddienst und die langen Tage<br />
mit Dienstarztfunktion nicht ausgeglichen<br />
werden. An der Klinik entstehen relative<br />
Minuszeiten auch im Rahmen von<br />
Nachtdiensten aufgrund der darauf folgenden<br />
Kompensationstage.<br />
Relative Minuszeiten bezüglich definierter<br />
Sollarbeitszeit können dann nicht dem<br />
Mitarbeiter angelastet werden, wenn diese<br />
ohne Verschulden des Mitarbeiters entstanden<br />
und beispielsweise im Dienstsystem<br />
begründet sind.<br />
■<br />
Philipp Rahm,<br />
Co-Präsident der Sektion Aargau<br />
Von:<br />
Datum:<br />
An:<br />
Betreff: Re:<br />
Chefarzt<br />
Assistenzärztin<br />
Liebe Frau Kollegin *<br />
Obwohl ich die Gründe Ihrer Kündigung nachvollziehen kann, bedauere ich es sehr,<br />
dass Sie die Klinik * vorzeitig verlassen. Ich schätze Sie persönlich sehr. Dass Sie bereit<br />
sind, bis Ende März uns zur Verfügung zu stehen, schätze ich ebenfalls sehr. Ich habe<br />
noch mit * vom Personaldienst gesprochen. Grundsätzlich wäre es tatsächlich so, dass<br />
Ferien auch ausbezahlt werden können, falls die betrieblichen Gegebenheiten dies<br />
erfordern. Mit dem krankheitsbedingten Ausfall von * sind wir personell momentan<br />
wirklich sehr knapp; obwohl wir aktiv rekrutieren. Wenn es für Sie also in Ordnung<br />
wäre, würden wir gerne Ihr Ferienguthaben auszahlen.<br />
Überlegen Sie es sich in Ruhe. Sie würden uns damit sehr entgegenkommen.<br />
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend<br />
Freundliche Grüsse<br />
Dr. *, Chefarzt<br />
Von:<br />
Datum:<br />
An:<br />
Betreff: Re:<br />
Assistenzärztin<br />
CEO<br />
Sehr geehrter *<br />
Von Januar bis März <strong>2018</strong> war ich in der Klinik * angestellt. Gegen Ende der Anstellung<br />
habe ich auf Bitte von Dr. * aufgrund personeller Engpässe anstelle zweier Ferientage<br />
gearbeitet. Er hat mir versprochen, dass die Ferientage ausbezahlt werden.<br />
Seitens HR verweigert man mir aber trotz expliziter Abmachung die Auszahlung und<br />
verrechnet das Ferienguthaben mit relativer Minuszeit bezüglich einer 50-Std.-Woche,<br />
die aber nicht durch mich verschuldet ist, sondern dadurch zustande kommt, dass die<br />
normalen Arbeitstage mit nur 9 Std. hinterlegt und geplant sind. Seitens HR wird<br />
behauptet, es sei so geregelt, dass diese Minuszeiten durch zusätzliche Dienste bzw.<br />
Mehrstunden durch Tagdienste oder Wochenenddienste aufgeholt werden müssten.<br />
Da die Nichtauszahlung der Ferien und Begründung des HR gemäss meiner Rechtsauffassung<br />
nicht korrekt ist, habe ich mich an unseren Berufsverband gewandt. Demgemäss<br />
wäre es gesetzeswidrig, wenn bestehende relative Minuszeit durch z.B. zusätzliche<br />
Dienste an Wochenenden aufgeholt werden müsste, da damit zwangsläufig die<br />
Höchstarbeitszeitgrenze nicht eingehalten würde. Dem Mitarbeiter nicht durch ihn verschuldete<br />
Minuszeit anzulasten, ist nicht korrekt. In meinem Fall sowieso nicht, da dies<br />
anders vereinbart wurde. Dr. Philipp Rahm, Co-Präsident der Sektion Aargau, wird sich<br />
separat noch bei Ihnen melden, da auch andere Punkte nicht korrekt sind.<br />
Ich bitte Sie um Veranlassen der Auszahlung meines Ferienguthabens – wie mit Herrn<br />
Dr. * vereinbart.<br />
Freundliche Grüsse<br />
Von:<br />
Datum:<br />
An:<br />
Betreff: Re:<br />
HR<br />
Assistenzärztin<br />
Sehr geehrte Frau *<br />
Wir nehmen Bezug auf Ihre untenstehende Nachricht an * und teilen Ihnen in Rücksprache<br />
Folgendes mit: Basierend auf Ihrem rechtsgültigen Arbeitsvertrag mit Festhaltung<br />
der wöchentlichen Arbeitszeit, dem Arbeitszeitmodell für Assistenzärzte mit veranlasster<br />
Information zu Beginn Ihrer Anstellung und unserem Zeiterfassungssystem<br />
PEP, welches sämtliche Soll- und Ist-Stände korrekt und schlüssig abbildet, halten wir<br />
von Seiten Unternehmens- und Geschäftsleitung sowie HR weiter an unserer Handhabung<br />
fest. Wir nehmen jedoch zur Kenntnis, dass Sie nicht bereit sind, für diesen Betrag<br />
aufzukommen und werden daher im Sinne eines grosszügigen Entgegenkommens<br />
sowie ohne Präjudiz und Anerkennung einer Rechtsschuld auf den Betrag verzichten<br />
und Ihnen die zwei Ferientage mit dem Juli-<strong>2018</strong>-Lohn entsprechend vergüten. Zuletzt<br />
möchten wir festhalten, dass wir Ihre Aussagen im Rahmen von Vereinbarungen zur<br />
Kenntnis nehmen, uns diese jedoch nicht bekannt sind.<br />
Ihre Haltung und die Art Ihrer Kommunikation empfinden wir als wenig partnerschaftlich<br />
und bedauern sie sehr.<br />
Besten Dank für Ihre Kenntnisnahme und freundliche Grüsse<br />
HR Klinik *<br />
18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION BASEL<br />
Zähflüssige<br />
GAV-Verhandlungen<br />
in Basel<br />
Das Thema «Spitalfusion» gewinnt in<br />
Basel und Liestal spürbar an Lebendigkeit,<br />
je näher die entscheidenden Schritte kommen,<br />
die in die Zusammenlegung des<br />
Unispitals Basel mit dem Kantonsspital<br />
Basel-Land und dessen Standorte Liestal,<br />
Bruderholz und Laufen münden sollen.<br />
Gemäss dem Stand der Dinge vor Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe des <strong>VSAO</strong>-<br />
Journals zeichnete sich ab, dass eine<br />
Volksabstimmung im Februar 2019 in<br />
beiden Basler Kantonen die grösste und<br />
letzte Hürde vor einer konkreten Umsetzung<br />
der geplanten Fusion bilden dürfte.<br />
Dieses riesige Projekt, das in aller ersten<br />
Linie dem Sparzwang im Gesundheitswesen<br />
geschuldet ist, treibt – logischerweise<br />
– auch den <strong>VSAO</strong> beider Basel seit geraumer<br />
Zeit um. Er ist Teil einer Fachgruppe,<br />
die aus je zwei Delegierten von fünf Berufsverbänden<br />
und Gewerkschaften aus<br />
den einschlägigen Berufen besteht. Diese<br />
Kommission vertritt seit mehreren Monaten<br />
die Arbeitnehmenden in den Verhandlungen<br />
um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag<br />
(GAV) mit der Arbeitgeberseite, die<br />
aus Führungskräften der Spitäler Basel<br />
und Liestal besteht.<br />
Auf der Tischseite der Arbeitgeber ist man<br />
sich, so scheint es, schon bewusst, dass der<br />
GAV-Verhandlungspartner auf der Arbeitnehmerseite<br />
insgesamt rund 10 000 Menschen<br />
aus den verschiedenen Spitalberufen<br />
vertritt. Und damit auch eine beträchtliche<br />
Anzahl potentiell Abstimmender im<br />
kommenden Februar – ohne ein Ja der<br />
Stimmbevölkerung wird es schlicht keine<br />
Spitalfusion geben.<br />
In beiden Kantonen, ausgeprägter aber sicher<br />
im Stadtkanton, könnte es eng werden<br />
und auf jede Stimme ankommen – womit<br />
Parolen an die Mitglieder der fünf Verbände<br />
einiges Gewicht haben werden. Minimalvoraussetzung,<br />
den eigenen Mitgliedern<br />
ein Ja zur Fusion zu empfehlen, wird<br />
aber ohne Zweifel der neue Gesamtarbeitsvertrag<br />
sein, den die Arbeitnehmerverbände<br />
unter dem Strich akzeptieren können.<br />
Nach einigen Verhandlungsmonaten mit<br />
etlichen Sitzungen, an denen mitunter<br />
auch um einen einzigen Begriff gerungen<br />
wurde, ist eine Prognose, wann und in<br />
welcher Form der neue GAV vorliegt, noch<br />
sehr schwierig. Klar ist, dass am Ziel, den<br />
GAV vor Ende <strong>2018</strong> mit klaren Verhandlungsergebnissen<br />
vorlegen zu können,<br />
nicht gerüttelt wird.<br />
Aber ebenso ausser Zweifel steht, dass die<br />
Verhandlungspartner in den ersten Monaten<br />
nicht gut vorankamen. Entsprechend<br />
war auch der Inhalt eines Mediencommuniqués,<br />
das die Arbeitnehmervertretung<br />
im August versandte und das der <strong>VSAO</strong><br />
seinen Mitgliedern auch als Newsletter<br />
zukommen liess.<br />
Darin liessen die fünf Verbände der Arbeitnehmerseite<br />
unter anderem dies verlauten:<br />
«… eine aussagekräftige Zwischenbilanz<br />
zu den Verhandlungen ist nach<br />
mehreren halbtägigen Sitzungen und<br />
bei Halbzeit des geplanten Verhandlungs-Fahrplanes<br />
noch nicht möglich,<br />
da es für nahezu alle relevanten<br />
Kernthemen wie Löhne, Arbeitszeiten,<br />
Nachtarbeits-Zuschläge oder Kündigungsfristen<br />
noch zweite Lesungen<br />
benötigen wird. Dass die Verhandlungen<br />
schleppend und zähflüssig verlaufen,<br />
liegt nach Ansicht der Arbeitnehmer-Vertreter<br />
zum einen an der Komplexität<br />
der Thematik, zum andern an<br />
den teils unterschiedlichen Berufsgattungen,<br />
die im riesigen Gesundheitswesen<br />
tätig sind. Und zum dritten, weil<br />
die Arbeitnehmerverbände nicht akzeptieren<br />
können, dass materielle Konsequenzen<br />
der Fusion auf die Arbeitnehmenden<br />
abgewälzt werden sollen …»<br />
Und den Mitgliedern unserer <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />
sei an dieser Stelle zusätzlich Folgendes<br />
bestätigt: Parallel zu den ordentlichen<br />
GAV-Sitzungen verhandelt der <strong>VSAO</strong> Basel<br />
mit Präsident Miodrag Savic und Geschäftsführerin<br />
Claudia von Wartburg an<br />
der Spitze mit den Arbeitgebern jene GAV-<br />
Bereiche, die innerhalb der Spitalberufe<br />
ausschliesslich Ärzte und Ärztinnen betreffen,<br />
in zusätzlichen Gesprächen. ■<br />
Josef Zindel,<br />
Öffentlichkeitsbeauftragter<br />
der Sektion Basel<br />
IFAS <strong>2018</strong><br />
Überzeugen Sie sich von<br />
unseren Kompetenzen<br />
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
19
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION BERN<br />
Nora Bienz<br />
arbeitet seit dem 1. September<br />
20 Prozent für den <strong>VSAO</strong> Bern<br />
An der Mitgliederversammlung im Frühling<br />
<strong>2018</strong> haben wir einen Aufruf lanciert<br />
und eine Ärztin oder einen Arzt gesucht,<br />
welche/r sich während eines Jahres im<br />
Umfang von 20 Prozent im Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kommunikation<br />
für unsere Anliegen einsetzt. Erfreulicherweise<br />
konnte unsere Präsidentin Nora<br />
Bienz per 1. September <strong>2018</strong> ihr Pensum<br />
im Spital reduzieren und diese Stelle übernehmen.<br />
Diese Konstellation ist ideal und<br />
erlaubt uns, viele Projekte intensiv voranzutreiben.<br />
Die Umsetzung<br />
der bezahlten Pause gestützt auf<br />
Art. 3.6.1 Abs. 1 Ziffer c GAV<br />
Im Gesamtarbeitsvertrag Berner Spitäler<br />
und Kliniken (GAV) ist festgehalten, welche<br />
Pausen vom Arbeitgeber zu bezahlen<br />
sind. Diese Pausenregelungen geben mit<br />
einer Ausnahme zu keinen Diskussionen<br />
Anlass. Im Artikel 3.6.1 GAV Abs. 1 ist unter<br />
Ziffer c festgehalten, dass bei einer<br />
geplanten täglichen Arbeitszeit von mehr<br />
als neun Stunden neben den beiden Kurzpausen<br />
30 Minuten bezahlte Mittagspause<br />
zu entschädigen sind. Dies unabhängig<br />
davon, ob aus zwingenden dienstlichen<br />
Gründen durchgehende Rufbereitschaft<br />
angeordnet wurde oder nicht.<br />
Der <strong>VSAO</strong> Bern hat sich mit den Arbeitgebern<br />
darauf geeinigt, dass diese halbe<br />
Stunde Mittagspause nicht zwingend als<br />
Arbeitszeit gilt. Die halbe Stunde muss<br />
aber 1:1 kompensiert oder ohne Zuschlag<br />
ausbezahlt werden. Wir sind überzeugt,<br />
dass dies eine faire Lösung ist und hoffen,<br />
dass dieser Artikel nun in den dem GAV<br />
angeschlossenen Spitälern flächendeckend<br />
umgesetzt wird.<br />
3.6.1. Bezahlte Pausen<br />
1 Die Arbeit ist durch Pausen von folgender<br />
Mindestdauer zu unterbrechen:<br />
a. eine Viertelstunde bei einer geplanten<br />
täglichen Arbeitszeit von mehr als<br />
4 Stunden,<br />
b. eine halbe Stunde bei einer geplanten<br />
täglichen Arbeitszeit von mehr als<br />
sieben Stunden; diese Pausenzeit wird<br />
in zwei Pausen von je 15 Minuten<br />
bezogen,<br />
c. eine Stunde bei einer geplanten<br />
täglichen Arbeitszeit von mehr als<br />
neun Stunden. Diese Pause beinhaltet<br />
zwei Mal 15 Minuten Kurzpause<br />
und 30 Minuten Essenspause.<br />
2 Pausen sind einzuplanen und zu beziehen.<br />
Nicht bezogene Pausenzeit ergibt<br />
keinen Anspruch auf Kompensation.<br />
3 Wird aus zwingenden dienstlichen<br />
Gründen durchgehende Einsatzbereitschaft<br />
angeordnet, gelten alle Pausen<br />
als Arbeitszeit.<br />
4 Während der Nacht gelten alle Pausen<br />
als Arbeitszeit.<br />
■<br />
Janine Junker,<br />
Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />
auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION ZÜRICH /<br />
SCHAFFHAUSEN<br />
Die Vision<br />
der Mitgliedervernetzung<br />
Seit Ende 2017 verfolgt der <strong>VSAO</strong> Zürich<br />
hartnäckig die Vision, unseren Mitgliedern<br />
einen geschützten digitalen Raum<br />
anzubieten, in dem sie sich vernetzen<br />
können. Etwas Ähnliches gibt es mit dem<br />
deutschen Online-Ärztenetzwerk Coliquio,<br />
einem digitalem Forum exklusiv für<br />
Ärzte, welches den Austausch unter Kolleginnen<br />
und Kollegen ermöglicht.<br />
Nach zahlreichen Vorabklärungen und<br />
einer Evaluation der Möglichkeiten durch<br />
Kommunikationsexperten und unter Mithilfe<br />
von IT-affinen Medizinern haben<br />
wir im März <strong>2018</strong> mittels Umfrage das<br />
Bedürfnis unserer Mitglieder abgeklärt.<br />
Erstaunlicherweise nahmen 427 von unseren<br />
4700 Mitgliedern an der Umfrage<br />
teil, davon 49 Prozent Assistenzärzte und<br />
51 Prozent Oberärzte. Auch wenn sich die<br />
Befragten am Arbeitsplatz grundsätzlich<br />
gut vernetzt fühlen und einen persönlichen<br />
Kontakt bevorzugen, so würden<br />
doch 84 Prozent der Befragten eine <strong>VSAO</strong>-<br />
Plattform begrüssen.<br />
Unsere Vision ist ein Forum, in welchem<br />
einfach und rasch Informationen zu<br />
Arbeitsbedingungen, real gelebter Weiterbildungskultur,<br />
in Bezug auf bestimmte<br />
Arbeitsstellen oder Spitalinternas<br />
in Erfahrung gebracht werden können.<br />
Ein Forum für den Austausch mit<br />
Fachexpertinnen und -experten oder zur<br />
Prüfungsvorbereitung zum Facharzt.<br />
Also wertvolle Insiderinformationen von<br />
Mitglied zu Mitglied, denn unser Knowhow<br />
ist immens.<br />
Durch die Umfrage in unserer Vision<br />
bestätigt, haben wir im Frühling die<br />
Arbeitsgruppe «Online-Plattform» gebildet<br />
und sind nun in technische Sphären<br />
eingetaucht. Wir haben ein Pflichtenheft<br />
für das zu erarbeitende Forum<br />
erstellt, befassen uns nun mit der inhaltlichen<br />
Darstellung, dem Datenschutz<br />
und dem Roll-out-Plan. Da das Projekt<br />
anderes Know-how braucht als das vorhandene<br />
medizinische und juristische<br />
Wissen der Geschäftsleitung und der<br />
operativen Führung, sehen wir uns stetig<br />
neuen Herausforderungen gegenüber,<br />
z.B.: Was kaufen wir an Expertise<br />
ein, was eignen wir uns selber an? Ein<br />
herausforderndes und interdisziplinäres<br />
Projekt, das uns derzeit auf Trab hält.<br />
Immer hin- und hergerissen zwischen<br />
der potentiellen Erfolgsgeschichte und<br />
den Zweifeln, ob das Ganze zum Fliegen<br />
gebracht werden kann. Schliesslich wird<br />
dieses Forum nur abheben, wenn es bei<br />
Euch ankommt, Euch zur Partizipation<br />
motiviert und Euch einen Mehrwert<br />
bringt. <br />
■<br />
«Je üppiger die Pläne blühen, desto<br />
verzwickter wird die Tat!»<br />
<br />
(Zitat von Erich Kästner)<br />
Jana Siroka (Präsidentin) und<br />
Susanne Hasse (Geschäftsführerin)<br />
COACHING<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben<br />
Telefonische Beratung:<br />
044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />
Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />
meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />
bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />
durch die Fachstelle UND.<br />
Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
21
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Christian Bruchez,<br />
Jurist der Sektion Genf<br />
Eine Privatklinik stellt einen<br />
Assistenzarzt an, damit<br />
dieser die Weiterbildung<br />
zur Erlangung des Schwerpunktes<br />
für Ophthalmochirurgie<br />
absolvieren kann.<br />
Sein Arbeitsvertrag hält<br />
fest, dass sich die mutmasslichen<br />
Kosten für<br />
diese Weiterbildung für<br />
die Privatklinik auf<br />
CHF 500 000.– belaufen.<br />
Aufgrund dieser Kosten<br />
beinhaltet der Arbeitsvertrag<br />
eine Klausel, die besagt,<br />
dass der Arzt verpflichtet<br />
ist, nach<br />
Erlangung des Schwerpunktes<br />
weiterhin für eine<br />
Dauer von vier Jahren für<br />
die Privatklinik zu 100 Prozent<br />
als Facharzt zu arbeiten.<br />
Der Arbeitsvertrag beinhaltet<br />
zudem eine<br />
Klausel, wonach der Arzt<br />
verpflichtet ist, die Kosten<br />
dieser Weiterbildung in<br />
Höhe von CHF 300 000.–<br />
zurückzuerstatten, falls er<br />
die Weiterbildung unterbricht<br />
oder den Schwerpunkt<br />
nicht erlangt. Im<br />
Falle einer vorzeitigen Auflösung<br />
des Arbeitsverhältnisses<br />
aufgrund eines Rücktritts<br />
oder einer fristlosen<br />
Kündigung aus wichtigen<br />
Gründen sieht der Arbeitsvertrag<br />
eine Rückzahlungspflicht<br />
der Weiterbildungskosten<br />
in der Höhe von<br />
CHF 300 000.– im ersten<br />
Jahr, von CHF 225 000.– im<br />
zweiten Jahr, von CHF<br />
150 000.– im dritten Jahr<br />
und von CHF 75 000.– im<br />
vierten Jahr vor. Ist eine<br />
solche Klausel zulässig?<br />
Kann der Arzt, falls er nach<br />
Erlangung des Schwerpunktes<br />
für Ophthalmochirurgie<br />
keine vier Jahre<br />
in dieser Privatklinik weiterarbeiten<br />
will, seinen Vertrag<br />
kündigen, ohne die<br />
Summe von CHF 300 000.–<br />
zurückerstatten zu müssen?<br />
Das Gesetz sieht vor, dass der Arbeitgeber<br />
dem Arbeitnehmer alle durch die Ausführung<br />
der Arbeit notwendig entstehenden<br />
Auslagen zu ersetzen hat. Es präzisiert,<br />
dass Abreden, wonach der Arbeitnehmer<br />
die notwendigen Auslagen ganz oder teilweise<br />
selbst zu tragen habe, nichtig sind<br />
(Art. 327a Abs. 3 OR).<br />
Allgemein hat der Arbeitnehmer die Kosten<br />
für eine Ausbildung, die nicht in Zusammenhang<br />
mit einem bestimmten<br />
Arbeitgeber oder einem bestimmten Produkt<br />
steht, selber zu tragen. Als solche<br />
gelten Kosten für Ausbildungen, die dem<br />
Arbeitnehmer einen dauerhaften Vorteil<br />
auf dem Arbeitsmarkt verschaffen (beispielsweise<br />
die Kosten einer universitären<br />
Weiterbildung im Ausland zur Erlangung<br />
eines Weiterbildungstitels). Wenn der Arbeitgeber<br />
die Kosten einer solchen Weiterbildung<br />
übernimmt, die grundsätzlich<br />
vom Arbeitnehmer zu berappen sind,<br />
kann er mit dem Arbeitnehmer eine Vereinbarung<br />
abschliessen, in welcher sich<br />
Letzterer verpflichtet, ihm im Falle eines<br />
Rücktritts vor Ablauf einer bestimmten<br />
Frist die Kosten ganz oder teilweise zurückzuerstatten.<br />
Im vorliegenden Fall ist die Sachlage anders,<br />
da die Privatklinik den Assistenzarzt<br />
beschäftigt und dessen Weiterbildung sicherstellt.<br />
Sie verlangt aber nicht die<br />
Rückerstattung von effektiven Kosten, die<br />
sie dem Assistenzarzt zwecks Finanzierung<br />
einer Weiterbildung ausserhalb des<br />
Spitals mit Nutzen für dessen berufliche<br />
Zukunft vorgeschossen hat. Die Klinik<br />
fordert die Rückerstattung der mutmasslichen<br />
Kosten, die für sie durch diese Weiterbildung<br />
in ihren Räumlichkeiten entstehen.<br />
Wenn eine Klinik einen Assistenzarzt zum<br />
Zwecke der Weiterbildung anstellt, sind die<br />
Betreuung und Weiterbildung Teil der<br />
Pflichten des Arbeitgebers, wie in einem<br />
Lehrvertrag. Entsprechend muss der Chefarzt<br />
oder der für die Weiterbildung verantwortliche<br />
Arzt Gewähr für die Einhaltung<br />
des vorgeschriebenen Weiterbildungsprogramms<br />
bieten. Die Investition des Arbeitgebers<br />
in die Weiterbildung wird zudem<br />
bereits bei der Festsetzung eines gegenüber<br />
einem Facharzt tieferen Lohnes berücksichtigt.<br />
Daher können die Kosten, die<br />
der Arbeitgeber aufgrund dieser internen<br />
Weiterbildung vermutet, nicht mit den<br />
effektiv von einem Dritten in Rechnung<br />
gestellten Kosten für eine Weiterbildung<br />
des Arbeitnehmers ausserhalb des Unternehmens<br />
gleichgesetzt werden.<br />
Aufgrund der Fakten und auch wenn diese<br />
Frage bis heute noch nie vom Bundesgericht<br />
beurteilt wurde, kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die im Arbeitsvertrag<br />
vorgesehene Rückzahlungsverpflichtung<br />
für angebliche interne Weiterbildungskosten<br />
rechtswidrig ist. Falls der Arzt also<br />
nach Erlangung seines Schwerpunktes<br />
unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist<br />
seine Kündigung einreicht, kann<br />
der Arbeitgeber meiner Meinung nach die<br />
Zahlung der gemäss Vertrag vorgesehenen<br />
CHF 300 000.– nicht einfordern. ■<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
-INSIDE<br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
Patrizia Kündig<br />
Wohnort: Bern<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: 2013<br />
Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />
tatkräftig, vernetzt, freundlich<br />
Einem ihrer Hobbys kann sie auch beim<br />
<strong>VSAO</strong> gut nachgehen: dem Lesen. Denn<br />
Patrizia Kündig, zuvor Präsidentin der<br />
Sektion Graubünden, sitzt seit letztem<br />
Dezember im Geschäftsausschuss. Im<br />
Juni übernahm sie im Verband zusätzlich<br />
das zweite Vizepräsidium. In dieser Rolle<br />
kann sich die 30-Jährige nicht über mangelndes<br />
Aktenstudium beklagen. Zu verlieren<br />
droht sie sich darin aber nicht –<br />
ihre Ziele nämlich sind klar: «Ich will,<br />
dass wir in der Medizin vom patriarchalischen<br />
Ideal eines Arztes wegkommen, der<br />
80 Stunden pro Woche schuftet. Was wir<br />
brauchen, ist ein Arbeitsumfeld, in dem<br />
sowohl der einzelne Patient als auch die<br />
Ärztin in Weiterbildung ihren Stellenwert<br />
haben.»<br />
Patrizias Herzblut für Weiterbildungsfragen<br />
und bessere Arbeitsbedingungen<br />
fliesst schon lange. Genauer: «Seit meinem<br />
Studium. Damals habe ich mich in<br />
der swimsa engagiert. Der nächste logische<br />
Schritt war das Engagement im<br />
<strong>VSAO</strong>.» Dabei lerne sie viel über verborgene<br />
Zusammenhänge und treffe spannende<br />
Menschen. An beidem mangelt es<br />
ihr allerdings auch bei ihrer aktuellen<br />
Tätigkeit nicht. In ein, zwei Jahren will<br />
die Assistenzärztin Anästhesiologie im<br />
Inselspital Bern ihren Abschluss als<br />
Fachärztin machen. Und ihren beruflichen<br />
Weg anschliessend als Oberärztin<br />
an einem mittelgrossen Spital fortsetzen;<br />
«mit guter Work-Life-Balance», wie<br />
sie augenzwinkernd unterstreicht. Denn<br />
sonst würden ihre zwei anderen privaten<br />
Leidenschaften, für die ihr der <strong>VSAO</strong><br />
keine Gelegenheit bieten kann, wohl auf<br />
der Strecke bleiben – das Sporttreiben<br />
und das Kochen.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
23
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29. – 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
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KARDIOLOGIE<br />
9. – 10. November <strong>2018</strong><br />
14 h 1A Credits SGK / 15 Credits SGAIM<br />
DIABETES<br />
15. – 17. November <strong>2018</strong><br />
21 Credits SGAIM / 21 Credits SGED /<br />
6 Credits SVDE<br />
ONKOLOGIE /<br />
HÄMATOLOGIE<br />
16. – 17. November <strong>2018</strong><br />
16 Credits SGMO / 16 Credits SGH /<br />
12 Credits SGAIM<br />
PNEUMOLOGIE<br />
30. Nov. – 1. Dez. <strong>2018</strong><br />
14 h<br />
PSYCHOLOGIE<br />
4. – 7. Dezember <strong>2018</strong><br />
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CHIRURGIE<br />
17. – 18. Januar 2019<br />
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UniversitätsSpital Zürich | Congress Center Basel<br />
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Tel.: 041 567 29 80 | Fax: 041 567 29 81<br />
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FOKUS ENERGIE<br />
Erfolg beginnt im Kopf<br />
Muskeln kann man trainieren, die mentale Stärke genauso. Die Erkenntnisse und Techniken der<br />
Sportpsychologie helfen nicht nur Sportlern, ihre Ziele zu erreichen und mit Rückschlägen<br />
umzugehen. Sie unterstützen alle, die sich besser fokussieren und motivieren wollen und die<br />
länger durchhalten möchten. Das Spektrum der Sportpsychologie reicht deshalb weit über<br />
Trainingsräume und Arenen hinaus.<br />
Romana Feldmann, lic. phil., Fachpsychologin für Sportpsychologie FSP<br />
Immer häufiger wird der Kopf als Faktor<br />
genannt, welcher im Spitzensport über<br />
Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Denn<br />
nur ein möglichst optimales Zusammenspiel<br />
von Physis und Psyche schafft die für<br />
Siege nötigen Voraussetzungen. Mentale<br />
Stärke ist jedoch nicht nur im Spitzensport<br />
gefragt. Sportpsychologie dient auch zur<br />
Unterstützung in der Verletzungsrehabilitation<br />
oder kommt all jenen zugute, die<br />
ihren Lebensstil zu mehr Bewegung hin<br />
verändern möchten.<br />
Alle Teile müssen passen<br />
Laura ist professionelle Langläuferin. Ihre<br />
Karriere verläuft erfolgreich, die zahlreichen<br />
Trainings absolviert sie noch immer<br />
mit viel Motivation und Leidenschaft.<br />
Trotzdem war für sie klar, auch Mentaltraining<br />
in ihren Alltag zu integrieren.<br />
«Wenn du im entscheidenden Moment<br />
nicht voll da bist und den Erfolg nicht um<br />
jeden Preis willst, dann wirst du ganz<br />
schnell nach hinten gereicht», berichtet<br />
sie. Dank Mentaltraining hat sie beispielsweise<br />
gelernt, wie sie im Wettkampf ihre<br />
Aufmerksamkeit steuern oder mit dem<br />
Druck gelassener umgehen kann. In regelmässigen<br />
Sitzungen mit dem Sportpsychologen<br />
hat sie aber auch ihren Lebensstil<br />
überdacht und ihre Einstellung optimiert:<br />
Nebst viel physischem Training<br />
muss Laura auch auf eine ausgewogene<br />
Ernährung achten, Zeit in soziale Medien<br />
investieren, sich um Sponsoren kümmern,<br />
sich vermarkten. Und irgendwann<br />
sollte sie noch ihr persönliches Umfeld<br />
pflegen. Das geht nur mit einem guten<br />
Zeitmanagement, ausreichender und gezielter<br />
Erholung und der Überzeugung,<br />
dass der Sport Beruf und Leidenschaft<br />
zugleich sein darf. Denn als Profisportlerin<br />
hat sie einen 24-Stunden-Job, welcher<br />
auch einen Grossteil der Freizeit in Anspruch<br />
nimmt.<br />
Für Laura gehört Mentaltraining genauso<br />
wie das physische Training zu ihrem Alltag.<br />
Das Coaching und ihre Übungen<br />
würden ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />
positiv beeinflussen, sagt sie. Sie übernehme<br />
mehr Verantwortung für ihr Denken,<br />
Fühlen und Handeln. Das stärke auch ihr<br />
Selbstvertrauen.<br />
Negativspirale beenden<br />
Nur in Ausnahmefällen verläuft eine Karriere<br />
geradlinig. Auch Martin, 20-jähriger<br />
Mittelstreckenläufer, macht diese Erfahrung.<br />
Er investiert viel: Fast täglich Training<br />
nach Plan, diverse Trainingslager im<br />
In- und Ausland, eine Ausbildung, welche<br />
mit den vielen Trainingsstunden vereinbar<br />
ist; der soziale Kontakt beschränkt<br />
sich vorwiegend auf Trainingskollegen.<br />
Obwohl er alles dem Sport unterordnen<br />
muss, ist er von seinem Weg überzeugt<br />
und träumt davon, sich an einem Grossanlass<br />
international messen zu können.<br />
Doch seit einigen Jahren ist er immer wieder<br />
verletzt: Muskelzerrungen, Sehnenab<br />
Der Weg zum Sieg wird dank mentalem Training einfacher. (® sportpoint/fotolia.com)<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
25
FOKUS ENERGIE<br />
risse und Verstauchungen zwingen ihn zu<br />
Pausen oder erfordern gar Operationen<br />
und Reha. Durch den Hinweis seines behandelnden<br />
Arztes hat er nach der letzten<br />
Achillessehnenoperation mit einem sportpsychologischen<br />
Coaching gestartet. Die<br />
Vorbehalte, er sei doch nicht psychisch<br />
krank, sind dabei schnell verflogen! Er<br />
macht die Erfahrung, dass er dadurch<br />
auch während der Reha-Phase einen Beitrag<br />
zur Heilung leisten kann, was sich<br />
deutlich positiv auf seine Stimmung auswirkt.<br />
Bisher liessen ihn die Enttäuschung über<br />
die Verletzung und die verpassten Ziele<br />
sowie die nur langsamen Fortschritte in<br />
der Genesung in eine Negativspirale und<br />
depressive Stimmung verfallen. Zusammen<br />
mit dem Sportpsychologen lernt er,<br />
seine Energie auch in dieser Phase zielführend<br />
einzusetzen. Zielsetzungen sind dabei<br />
von besonderer Wichtigkeit. Nicht nur<br />
Leistungsziele auf einen Wettkampf hin,<br />
sondern Tages- und Wochenziele, die dem<br />
sonst leeren Tagesplan Struktur geben:<br />
endlich mal einen Freund anrufen, etwas<br />
Besonderes kochen, einen Spaziergang<br />
machen. Das Leistungsdenken muss dabei<br />
der aktuellen Situation angepasst werden,<br />
so dass auch kleine Fortschritte als Erfolgserlebnisse<br />
erfahren werden können.<br />
Mit Visualisierungsübungen kann sich<br />
Martin zur bewussten Erholung mental<br />
an einen «persönlichen Ort» zurückziehen,<br />
er kann zur Motivationssteigerung<br />
erfolgreiche Karriereerlebnisse abrufen<br />
und sein Schmerz- und Körpergefühl positiv<br />
verändern.<br />
Dass der Rehabilitationsverlauf durch die<br />
Anwendung mentaler Techniken günstig<br />
beeinflusst werden kann, ist wissenschaftlich<br />
belegt. Das psychische Befinden wird<br />
von den Betroffenen positiver eingeschätzt,<br />
und es werden mehr sogenannte secondary<br />
gains erkannt, Vorteile der Verletzung.<br />
So erkennt beispielsweise Martin,<br />
dass er sich vermehrt seiner Erholung<br />
widmen muss, wodurch er Verletzungen<br />
präventiv vorbeugen und ein Übertraining<br />
verhindern kann.<br />
Breite Anwendungspalette<br />
Der Leistungssport ist nur ein Teilbereich<br />
der sportpsychologischen Tätigkeit. Sämtliche<br />
Bereiche, bei welchen es um Leistung<br />
und Entwicklung geht, können von der<br />
Sportpsychologie profitieren. Ob im Beruf<br />
oder beim Hobby: Es geht darum, seine<br />
Leidenschaft dem persönlichen Können<br />
entsprechend auszuüben. Bei allfälligen<br />
Blockaden oder Ängsten, schwierigen systemischen<br />
Gegebenheiten oder beim<br />
Wunsch nach Entwicklung und Optimierung<br />
kann ein (sport-)psychologisches<br />
Coaching Unterstützung bieten. Potentialabklärung,<br />
Problemanalyse, Zielsetzung,<br />
systematisches Training zur Entwicklung<br />
der mentalen Stärke sind einige<br />
Möglichkeiten. Auch im Gesundheitsbereich,<br />
beispielsweise beim Entwickeln eines<br />
aktiven Lebensstils, kann mit sportpsychologischen<br />
Techniken der innere<br />
Schweinehund langfristig gezähmt oder<br />
eine Verletzungsrehabilitation unterstützt<br />
werden.<br />
Mentale Stärke ist nicht etwas, das uns in<br />
die Wiege gelegt wird, mit dem wir von<br />
Natur her ausgestattet sind oder eben<br />
nicht. Mentale Stärke kann erlernt werden.<br />
Dafür braucht es vor allem eins:<br />
Übung! Je nach Anliegen und persönlichen<br />
Voraussetzungen des Ratsuchenden<br />
braucht es unterschiedlich viel Einsatz<br />
und Zeit.<br />
Ziel des sportpsychologischen Coachings<br />
sollte sein, den Ratsuchenden zu unterstützen<br />
und zu befähigen, selbständig an<br />
seinen Themen zu arbeiten. So findet die<br />
Sportpsychologie nicht ausschliesslich in<br />
einem Praxisraum statt, sondern auch im<br />
Alltag – mit konkreten Übungen. In vielen<br />
Fällen ist es sinnvoll, die jeweilige Situation<br />
auch interdisziplinär mit dem Arzt,<br />
Physiotherapeuten oder Trainer zu besprechen.<br />
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die Swiss Association of Sport Psychology<br />
SASP weitere Informationen. Tagungshinweis:<br />
«Umgang mit Angst<br />
und Depression im Spitzensport», 9.<br />
November <strong>2018</strong>, zusammen mit der<br />
SGSM und PUK ZH.
FOKUS ENERGIE<br />
Je nach Lebensalter eine andere Lebensweise: Das Tagpfauenauge als Raupe und als Schmetterling.<br />
(Raupe ® claudiaevans26/fotolia.com; Schmetterling ® Aggi Schmid/fotolia.com)<br />
Meister der Energieverwertung<br />
Insekten bilden nicht nur die grösste Gruppe aller Tierarten, sie sind auch hochgradig spezialisiert.<br />
Das zeigt sich bereits am Lebenszyklus: Vom Ei über die Larve bis hin zum ausgewachsenen Tier<br />
ändern sich z.T. Nahrung und Lebensraum. So wird der Konkurrenzdruck um die dringend benötigte<br />
Energie verringert. Und das Spektrum der Energiequellen reicht vom Nektar bis zum Mist.<br />
PD Dr. Daniel Burckhardt, Naturhistorisches Museum Basel<br />
Energie wird von Insekten, wie auch von<br />
allen anderen Organismen, benötigt, um<br />
leben zu können. Alle Lebensfunktionen<br />
wie Atmung, Verdauung und Ausscheidung,<br />
Synthesen und innere Transportvorgänge,<br />
Fortpflanzung und jegliche Art<br />
von Bewegung hängen davon ab. Die<br />
Umwelt liefert die Energie, und zwar in<br />
Form von chemischer Energie, die als<br />
Nahrung aufgenommen wird. Da das Insekt<br />
ständig Energie braucht, aber nicht<br />
kontinuierlich Nahrung aufnehmen<br />
kann, muss es bei günstigen Bedingungen<br />
mehr Nahrung aufnehmen, als es im Augenblick<br />
braucht. Der Überschuss wird im<br />
Körper gespeichert, manchmal in besonderen<br />
Organen wie dem Fettkörper, und<br />
bei Bedarf wieder mobilisiert. Einige Vorgänge<br />
brauchen besonders viel Energie, so<br />
z.B. die Fortpflanzung oder der Flug, hier<br />
kann der Sauerstoffverbrauch um das<br />
Hundertfache ansteigen. Es ist also wichtig,<br />
dass das Insekt seine Energiereserven<br />
rasch mobilisieren und dann ebenso<br />
rasch wieder zurück zur Anhäufung von<br />
Reserven wechseln kann. Dieser Umschaltprozess<br />
ist gut reguliert und wird<br />
durch Hormone gesteuert.<br />
Vom Ei zur Imago<br />
Die Entwicklung eines Insektes beginnt<br />
mit dem Ei, aus dem eine Larve schlüpft,<br />
je nach Gruppe auch Raupe, Engerling,<br />
Made oder Nymphe genannt, die sich<br />
mehrere Male häutet, bevor dann das ausgewachsene<br />
Insekt, die Imago, schlüpft.<br />
Den Larven kommt im grossen Umfang<br />
die Aufgabe zu, die nötigen Energiereserven<br />
anzulegen. Bei Heuschrecken ernähren<br />
sich die Jugendstadien ähnlich wie die<br />
Adulten und leben im gleichen Lebensraum.<br />
Bei den höher entwickelten Insekten<br />
wie Käfern oder Schmetterlingen bildet<br />
das letzte Larvenstadium eine von<br />
aussen inaktiv scheinende Puppe, die<br />
keine Nahrung aufnehmen kann. Bei<br />
Schmetterlingen und Käfern ernähren<br />
sich die Larven anders als die Adulten und<br />
sind oft auch in anderen Lebensräumen<br />
zu finden. Während die Raupen vom Tagpfauenauge<br />
auf Brennnesseln leben, deren<br />
Blätter sie verzehren, fliegen die Falter<br />
auf Wiesen umher und ernähren sich vom<br />
Nektar der Blumen. Diese Spezialisierung<br />
erlaubt es der Raupe, sich funktionell und<br />
ökologisch ganz an die Nahrungsaufnahme<br />
anzupassen, und dem Falter, sich auf<br />
die Fortpflanzung und Verbreitung zu<br />
konzentrieren. Durch die stark verschiedenen<br />
Lebensweisen der Larven und der<br />
Imagines wirkt ein verschiedener Selektionsdruck<br />
auf die beiden Stadien. Dieses<br />
Phänomen ist eine Erklärung für die<br />
enorme Artenzahl von Insekten mit vollständiger<br />
Entwicklung, den Holometabolen.<br />
Von den etwa 1,5 Millionen Arten<br />
beschriebener Organismen sind etwa eine<br />
Million Insekten und 800 000 Holometabolen.<br />
Durch Spezialisierung haben sich über<br />
Millionen von Jahren verschiedenste Anpassungen<br />
entwickelt, dank derer Insekten<br />
aus allen denkbaren Nahrungsquellen<br />
Energie gewinnen können. Das Spektrum<br />
reicht von den Pflanzenfressern wie<br />
Schmetterlingsraupen oder Blattkäfern<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
27
FOKUS ENERGIE<br />
über Räuber wie Laufkäfer oder Libellenlarven,<br />
die andere Insekten, aber auch<br />
Schnecken oder sogar kleine Wirbeltiere<br />
fressen, über Parasiten und Parasitoide<br />
wie Flöhe, Läuse oder Schlupfwespen, die<br />
sich an oder in anderen Tieren entwickeln,<br />
die Letzteren auf Kosten des Lebens<br />
ihrer Wirte, und über Detritus- und Pilzfresser<br />
wie die Maden der Pilzmücken bis<br />
hin zu den Mistkäfern, deren Engerlinge<br />
sich im Dung von Wirbeltieren entwickeln.<br />
Perfekter Kreislauf<br />
Ein schönes Beispiel solcher Anpassungen<br />
liefern die Pflanzenläuse, die mit den bekannteren<br />
Wanzen und Zikaden verwandt<br />
sind. Wie bei diesen sind die Mundwerkzeuge<br />
zu einem Saugrüssel umgewandelt,<br />
in dem sich je ein Paar von Stech- und<br />
Saugborsten befinden, mit denen die flüssige<br />
Nahrung aufgenommen wird. Zu den<br />
Pflanzenläusen zählen wir die Blattläuse,<br />
Blattflöhe, Schildläuse und Weissen Fliegen.<br />
Es handelt sich hier um kleine Insekten,<br />
unter denen sich aber wichtige Schädlinge<br />
in Land- und Forstwirtschaft befinden.<br />
Blattläuse, deren grösste Artenvielfalt<br />
in der Nordhemisphäre zu finden ist,<br />
können durch ihre komplizierten Entwicklungszyklen<br />
auch kurzlebige, krautartige<br />
Pflanzen rasch besiedeln und diese effizient<br />
als Nahrungsquelle ausschöpfen. Bei<br />
der Grünen Pfirsichblattlaus überwintern<br />
die Eier auf Pfirsich oder Schlehen. Im<br />
Frühling schlüpfen daraus Larven, die sich<br />
zu ungeflügelten Weibchen entwickeln<br />
und sich parthenogenetisch (durch Jungfernzeugung)<br />
vermehren. Es folgen zwei<br />
bis drei Generationen auf dem Winterwirt,<br />
von denen die letzte geflügelte Weibchen<br />
hervorbringt, die rasch auf krautartige<br />
Pflanzen, die Zwischenwirte, fliegen und<br />
sich dort wieder parthenogenetisch und<br />
flügellos vermehren. Im Herbst, wenn die<br />
Nebenwirte welken, werden wieder geflügelte<br />
Tiere produziert, dann aber Weibchen<br />
und Männchen, die zurück auf den Winterwirt<br />
fliegen, wo sie sich paaren und die<br />
Weibchen die Eier zur Überwinterung ablegen.<br />
Blattläuse, die nur kurze Zeit ohne<br />
Nahrungsaufnahme leben können, können<br />
so temporär vorhandene Futterquellen<br />
optimal ausnützen.<br />
Eine andere Art von Anpassung finden wir<br />
bei vielen Schildläusen. Aus dem Ei, das<br />
meist aus zweigeschlechtlicher Fortpflanzung<br />
stammt, schlüpft die Eilarve, die<br />
Beine besitzt und sehr beweglich ist. Diese<br />
sucht sich einen für die Nahrungsaufnahme<br />
günstigen Ort auf der Pflanze aus, wo<br />
sie einen Wachsschild über sich ausscheidet,<br />
unter dem sie sich entwickelt. Die<br />
weiteren Larvenstadien und das Weibchen,<br />
das larvenförmig ist, besitzen keine<br />
Beine und verlassen ihren Schild nicht.<br />
Ihre Mundwerkzeuge sind immer in die<br />
Pflanze eingesenkt und sie saugen kontinuierlich<br />
Pflanzensaft. Die Männchen,<br />
die Beine und Flügel, aber keine Mundwerkzeuge<br />
besitzen, suchen die Weibchen<br />
auf und paaren sich, womit der Zyklus<br />
abgeschlossen ist. Der Schild schützt die<br />
Larven und Weibchen vor dem Austrocknen<br />
sowie vor Räubern wie Marienkäfer<br />
oder Blumenwanzen.<br />
Die Pflanzenläuse ernähren sich von<br />
Pflanzensäften, oft vom Siebteil (Phloem)<br />
mit den Assimilaten, die hauptsächlich<br />
Zucker, Aminosäuren und Wasser enthalten.<br />
Der Phloemsaft bildet eine sehr unausgeglichene<br />
Nahrung für die Insekten,<br />
da ein Überfluss an Zucker und Wasser mit<br />
dem Mangel an Stickstoff einhergeht.<br />
Dank der Symbiose mit Bakterien, die sich<br />
in speziellen Organen, den Bakteriomen,<br />
befinden können, kann Stickstoff angereichert<br />
werden. Um die Verdauung nicht mit<br />
einem Überschuss von Wasser und Zucker<br />
zu belasten, finden wir bei den Pflanzenläusen<br />
eine besondere Anpassung im<br />
Darm, wo Vorder- und Hinterteil vom Mitteldarm<br />
schlingenartig verbunden sind.<br />
Wasser und Zucker werden so zum grossen<br />
Teil vom Vorderdarm direkt in den Enddarm<br />
geleitet und dort als Honigtau ausgeschieden.<br />
Dieser wird mitunter von<br />
Bienen gesammelt und dann vom Menschen<br />
zum sogenannten Waldhonig verarbeitet.<br />
Ob wohl alle Geniesser des Waldhonigs<br />
wissen, woher dieser stammt? ■<br />
28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
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FOKUS ENERGIE<br />
Wie viel Energie darfs denn sein?<br />
Supplemente aufbereitet in Drinks, Riegeln, Tabletten, Gels usw. gibt es in riesiger Zahl und<br />
jährlich kommen viele weitere hinzu. All diese Nahrungsergänzungsmittel sollen Defizite<br />
vermindern bzw. verhindern. Welche aber machen wirklich Sinn und wann? Risiken bergen<br />
Supplemente insbesondere im Sport, da sie mit verbotenen Substanzen kontaminiert sein<br />
könnten.<br />
Dr. Joëlle Flück, Sport- und Ernährungswissenschaftlerin Sportmedizin Nottwil und<br />
Geschäftsführerin Swiss Sports Nutrition Society<br />
Jährlich erscheinen neue Supplemente<br />
bzw. Nahrungsergänzungsmittel auf dem<br />
ohnehin schon riesigen Markt. Es ist<br />
schwierig, den Überblick zu behalten oder<br />
die Supplemente evidenzbasiert einschätzen<br />
zu können. Dieser Artikel erklärt kurz<br />
und knapp, welche Supplemente in spezifischen<br />
Situationen durchaus Sinn machen<br />
können und von welchen man eher<br />
die Finger lassen sollte. Zudem beschreibt<br />
dieser Text, wo man die betreffenden Informationen<br />
zur Wirkung und Anwendung<br />
von Supplementen finden kann.<br />
Supplemente sollen mit Bedacht und<br />
sinnvoll eingesetzt werden. Dies sollte<br />
unter Einbezug einer Fachperson auf die<br />
individuelle Situation abgestimmt erfolgen.<br />
Zudem sind Supplemente als Ergänzung<br />
und nicht als Ersatz für die Basisernährung<br />
gedacht. Grundsätzlich werden<br />
die Supplemente in vier verschiedene<br />
Kategorien klassifiziert (http://www.ssns.<br />
ch / sportsnutrition / supplemente / supplementguide/).<br />
Die Klassifikation berücksichtigt<br />
die Inhaltsstoffe des Supplements,<br />
deren Wirkmechanismen sowie<br />
auch deren Einfluss auf die Gesundheit<br />
und die sportliche Leistungsfähigkeit. Es<br />
wird empfohlen, Supplemente zu verwenden,<br />
deren Wirkung durch evidenzbasierte<br />
Literatur abgestützt ist und somit in<br />
spezifischen Situationen die Leistung<br />
bzw. Erholung positiv beeinflussen können.<br />
Nachfolgend werden die vier Kategorien<br />
näher beleuchtet.<br />
A-Supplemente<br />
Die «A-Supplemente» sind die wirkungsvollsten<br />
Nahrungsergänzungsmittel. Sie<br />
beinhalten jene Supplemente, welche im<br />
Sport in gewissen Situationen durchaus<br />
ihre Berechtigung haben und durch gute<br />
wissenschaftliche Evidenz begründet<br />
werden. In dieser Kategorie findet man<br />
(® ronstik/fotolia.com)<br />
30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
FOKUS ENERGIE<br />
Supplemente verschiedener Art. So gehören<br />
die bekanntesten Sportnahrungsmittel<br />
wie Sportgetränke, Gels, Energieriegel,<br />
Produkte für den Mahlzeitenersatz<br />
sowie auch Produkte zur Regeneration<br />
in diese Kategorie. Gerade bei den Sportgetränken,<br />
Gels und Energieriegeln<br />
konnte klar gezeigt werden, dass der<br />
Einsatz solcher Kohlenhydratpräparate<br />
im Sport durchaus ihre Berechtigung<br />
haben. Bei langen Ausdauereinheiten<br />
oder -wettkämpfen kann es schon einmal<br />
vorkommen, dass die Glykogenspeicher<br />
entleert werden und extern Energie<br />
zugeführt werden muss, um die Leistung<br />
auf gleichem Niveau aufrechterhalten zu<br />
können. So konnte beispielsweise gezeigt<br />
werden, dass die Leistung massiv verbessert<br />
werden kann, wenn statt Wasser<br />
kohlenhydrathaltige Getränke bzw. Supplemente<br />
bei einem Ausdauerwettkampf<br />
zum Einsatz kommen. Auch die medizinischen<br />
Supplemente wie Probiotika,<br />
Eisen, Kalzium, Vitamin D und Multivitaminpräparate<br />
können bei Athleten zur<br />
Anwendung kommen, insbesondere<br />
dann, wenn eine aktuelle Mangelerscheinung<br />
vorliegt oder wenn der Athlet<br />
eine akute Magen-Darm-Erkrankung<br />
auskurieren muss. Weitere Supplemente<br />
dieser Kategorie werden als Performance-Supplemente<br />
beschrieben und<br />
zeigen in gewissen Sportarten mit spezifischen<br />
Anforderungsprofilen (bspw.<br />
Belastungsdauer und -intensität, Produktion<br />
von Milchsäure, Konzentrationsfähigkeit<br />
des Athleten etc.) eine Verbesserung<br />
der Leistung gegenüber einem<br />
Placebopräparat. Diese drei Supplemente<br />
sind namentlich Bicarbonat, Koffein<br />
und Kreatin.<br />
B-Supplemente<br />
Der Einsatz von «B-Supplementen» kann<br />
durchaus Sinn machen, jedoch ist die<br />
wissenschaftliche Evidenz noch nicht ausreichend<br />
vorhanden. Ein Einsatz dieser<br />
Supplemente scheint trotzdem möglich,<br />
jedoch sollte er sehr individuell und personalisiert<br />
erfolgen. Aktuell zählen Beta-<br />
Alanin, Carnitin, Glucosamin, HMB und<br />
Randensaft zu den B-Supplementen. Bei<br />
ihnen allen konnte in gewissen Situationen<br />
ein Effekt auf die Gesundheit, Leistung<br />
oder Regeneration nachgewiesen<br />
werden. Trotzdem ist ein Einsatz nicht in<br />
jedem Fall sinnvoll und muss jeweils von<br />
einer ausgewiesenen Sporternährungs-<br />
Fachperson individuell beurteilt und abgeschätzt<br />
werden.<br />
C- und D-Supplemente<br />
«C- und D- Supplemente» sind Wirkstoffe,<br />
welche man nicht im Einsatz sehen<br />
möchte. Zum einen, weil keine wissenschaftliche<br />
Evidenz gegeben ist (C-Supplemente)<br />
und zum anderen, weil sie ein<br />
erhöhtes Risiko aufweisen, mit verbotenen<br />
Substanzen kontaminiert zu sein (D-<br />
Supplemente). So zum Beispiel Colostrum,<br />
welches generell im Sport nicht verboten<br />
ist, bei dem jedoch unklar ist, ob dessen<br />
Inhaltsstoffe einen positiven Dopingtest<br />
aufgrund von verbotenen Substanzen auslösen<br />
könnten. Die Supplemente dieser<br />
Kategorie sind für alle Sportler tabu!<br />
Risiken<br />
Jede Einnahme eines künstlich hergestellten<br />
Supplements birgt schlussendlich die<br />
Gefahr, dass es durch die Herstellung und<br />
Produktion mit verbotenen Substanzen<br />
kontaminiert wurde. Bei Supplementen,<br />
welche im Internet bestellt werden, ist das<br />
Risiko umso grösser, da meist weder die<br />
Qualität der Herstellung noch jene der<br />
Produktion ersichtlich ist. Gerade solche<br />
Supplemente sind vom Athleten absolut zu<br />
meiden. Es gibt bereits heute Firmen, welche<br />
die Reinheit der Supplemente anhand<br />
einer Prüfung auf verunreinigte Stoffe<br />
untersuchen. Leider ist eine komplette<br />
Prüfung aller verbotenen Substanzen zu<br />
teuer, deshalb wird nur ein gewisser Teil<br />
davon durch die Firmen überprüft. Das<br />
Risiko, ein kontaminiertes Supplement zu<br />
erwischen, kann vermindert werden,<br />
wenn Supplemente nicht aus dem Internet<br />
bestellt werden, Herstellungsprozess und<br />
-qualität ersichtlich sind oder wenn man<br />
Produkte der grössten Schweizer Sportnahrungsfirmen<br />
verwendet, welche ihre<br />
Produkte auf Verunreinigungen testen<br />
lassen.<br />
Empfehlung<br />
Generell wird empfohlen, jede Supplementation,<br />
sei sie medizinisch bedingt<br />
oder sportlich indiziert, mit einer Sporternährungs-Fachperson<br />
abzusprechen.<br />
Zudem soll die Supplementation auf das<br />
Anforderungsprofil der Sportart abgestimmt<br />
werden, so dass eine Supplementation<br />
wirkungsvoll durchgeführt werden<br />
kann. Eine Supplementation bei jugendlichen<br />
Athleten oder Athleten, welche über<br />
Trainingsreize ihr volles Potential noch<br />
nicht ausgeschöpft haben, wird generell<br />
nicht empfohlen. Eine individuelle Betreuung<br />
und Beratung ist so letztlich das<br />
A und O jeder Supplementation. ■<br />
Swiss Sports<br />
Nutrition Society<br />
Die Swiss Sports Nutrition Society<br />
(SSNS) ist der Dachverband aller Fachpersonen<br />
im Bereich der Sporternährung.<br />
Sie stellt unter anderem alle<br />
Informationen zum Supplementguide<br />
und zu den einzelnen Supplementen<br />
öffentlich und in einer für Laien verständlichen<br />
Sprache zur Verfügung.<br />
Als Mitglied der SSNS profitiert man<br />
unter anderem von vergünstigten Konditionen<br />
für Kongresse und Workshops<br />
sowie von aktuellen Updates wissenschaftlich<br />
erschienener Publikationen<br />
zur Sporternährung.<br />
Website: www.ssns.ch<br />
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Kathrin Grüneis<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
31
FOKUS ENERGIE<br />
«Doping» fürs Stromnetz<br />
Die erneuerbaren Energien können das Stromnetz an die Belastungsgrenze bringen: Schwankungen<br />
der Einspeiseleistung von Wind- und Photovoltaikkraftwerken müssen dynamisch ausgeglichen<br />
werden, sonst droht ein Blackout. Doch die Konzession neuer Pumpspeicherkraftwerke ist heutzutage<br />
kaum mehr möglich. Die ETH Zürich forscht daher an Batteriespeichersystemen der Zukunft.<br />
Dr. Ing. André Hillers, Dipl. Ing. Simon Fuchs, Prof. Dr. Ing. Jürgen Biela, Institut für Hochleistungselektronik (HPE) der ETH Zürich<br />
Um körperliche Spitzenleistungen zu erbringen,<br />
verfügt der Mensch über eine<br />
ausgeklügelte Kaskade von biologischen<br />
Energiespeichern: Die am schnellsten abrufbare<br />
Energie lagert in den (Muskel-)<br />
Zellen selbst, ist jedoch in ihrer Menge<br />
stark begrenzt. Mittelfristig kann der Organismus<br />
auf Glykogen und Fett zurückgreifen,<br />
aber auch hier gilt: Irgendwann<br />
muss Nahrung von aussen zugeführt und<br />
in verwertbare Energie umgewandelt werden.<br />
Die grössten Vorräte befinden sich<br />
also im Wanderrucksack, im eigenen<br />
Kühlschrank und auf den Feldern unserer<br />
Bauern.<br />
Auch in der elektrischen Energieerzeugung<br />
ist man auf eine Kaskade von Speichern<br />
angewiesen. Da das Netz den Strom<br />
lediglich leitet, gilt: Alles was verbraucht<br />
wird, muss zum gleichen Zeitpunkt auch<br />
erzeugt werden. Der kurzfristigste Speicher<br />
ist dabei – so kurios das klingen mag<br />
– vom Prinzip her ein einfaches Schwungrad,<br />
wie es aus dem Physikunterricht in<br />
der Mittelschule bekannt ist. Da die meiste<br />
elektrische Energie auch heute noch<br />
mittels grosser drehender Turbinen erzeugt<br />
wird, geht selbst beim Ausfall eines<br />
Kern- oder Kohlekraftwerks das Licht<br />
nicht sofort aus. Die Generatoren der verbleibenden<br />
Kraftwerke werden im Fehlerfall<br />
jedoch erst einmal zunehmend langsamer.<br />
Für diesen Fall haben die Betreiber<br />
natürlich vorgesorgt. Ein paar Schrecksekunden<br />
reichen aus, um im Netz vorgehaltene<br />
zusätzliche Kapazitäten abzurufen<br />
und damit Energieverbrauch und<br />
-erzeugung wieder auszubalancieren. Im<br />
Normalfall ist diese Regelung so schnell<br />
und präzise, dass der Verbraucher davon<br />
gar nichts mitbekommt.<br />
Mit und ohne Schwung<br />
in die Zukunft<br />
Nun haben Solarzellen jedoch keine rotierende<br />
Masse, und Windkraftwerke weisen<br />
aufgrund ihrer aerodynamischen<br />
Eigenschaften nur ein begrenztes Trägheitsmoment<br />
auf. Am Institut für Energieübertragung<br />
und Hochspannung (EEH)<br />
der ETH Zürich wurde entsprechend errechnet,<br />
dass ein zunehmender Ersatz<br />
klassischer Kohle- und Kernkraft durch<br />
erneuerbare Energien das Netzverhalten<br />
im Fehlerfall verschlechtern kann. Genau<br />
hier können Batteriespeichersysteme Abhilfe<br />
schaffen. Im Gegensatz zu Wasserkraftwerken<br />
können sie die gespeicherte<br />
Energie innert Sekundenbruchteilen zur<br />
Verfügung stellen und so einen wertvollen<br />
Teil zur Stabilisierung des Netzes beitragen<br />
[1].<br />
Selbst wenn die Zeiträume etwas anders<br />
sind, ist dieses Prinzip mit der Glykose und<br />
dem Fettstoffwechsel im menschlichen<br />
Organismus vergleichbar: Ein Pumpspeicherkraftwerk<br />
kann sehr viel Energie<br />
speichern, braucht jedoch einen kurzen<br />
Moment zum Anlauf – ähnlich der Fettverbrennung<br />
bei längerer und mässiger<br />
körperlicher Anstrengung. Die Glykogenspeicher<br />
in Muskeln und Leber machen<br />
Energie hingegen nahezu unmittelbar<br />
nach Belastungsbeginn verfügbar, sind<br />
aber nach einem intensiven Workout relativ<br />
rasch entladen. Auch ein Batteriespeicher<br />
muss meist direkt wieder aufgefüllt<br />
werden, nachdem er zum Einsatz<br />
gekommen ist.<br />
Ein vielversprechender Anwendungsfall<br />
für Batteriespeicher im Stromnetz ist daher<br />
das Vorhalten schnell verfügbarer<br />
(Regel-)Energie mit zeitlich begrenzter<br />
Notwendigkeit – der Netzbetreiber spricht<br />
von Primär- und Sekundärregelung.<br />
Ein vom in der Schweiz ansässigen Technologieunternehmen<br />
ABB entwickelter<br />
und im Jahre 2011 von den Elektrizitätswerken<br />
Zürich (EWZ) in Betrieb genommener<br />
Prototyp bestätigt diese Hypothese.<br />
Eine Fallstudie auf Basis der gewonnenen<br />
Betriebsdaten bescheinigt einem zukünftigen,<br />
skalierten System eine positive<br />
wirtschaftliche Bilanz [2]. Dies ist insbesondere<br />
von grosser Bedeutung, da die<br />
geologischen und regulatorischen Gegebenheiten<br />
in der Schweiz einer nennenswerten<br />
Konzession neuer Pumpspeicherkraftwerke<br />
im Wege stehen. Obwohl die<br />
Schweiz aktuell über 50 Prozent des eigenen<br />
Energiebedarfs aus Wasserkraft deckt,<br />
stellen also auch hierzulande wettbewerbsfähige<br />
Batteriespeicher eine Schlüsseltechnologie<br />
für den erfolgreichen Einsatz<br />
von erneuerbaren Energien dar.<br />
Ganzheitliche<br />
Optimierung<br />
Eine wichtige Herausforderung ist dabei<br />
die eigentliche Anbindung der Batterie ans<br />
Stromnetz. Die Chemie erlaubt es einzelnen<br />
Batteriezellen, nur Gleichstrom bei<br />
einer niedrigen Gleichspannung bereitzustellen.<br />
Heutige Netze arbeiten jedoch mit<br />
Wechselspannung, deren Spannungswert<br />
sehr hoch gewählt wird, um eine effiziente<br />
Übertragung zu ermöglichen. Um eine<br />
Batterie ins Netz einzubinden, muss also<br />
die Gleich- in eine Wechselspannung umgeformt<br />
und die Spannung selbst stark<br />
erhöht werden. Dem Bau entsprechender<br />
Konverter ist ein gesamtes Teilgebiet der<br />
Elektrotechnik gewidmet: die Leistungselektronik.<br />
Da fast jeder Anwendungsfall eine ganzheitliche<br />
Betrachtung und Optimierung<br />
erfordert, können leistungselektronische<br />
Systeme in ihrer Gesamtheit sehr komplex<br />
werden. Der Anspruch, ein solches System<br />
so kompakt und so effizient wie möglich<br />
zu bauen, füllt dabei nicht selten gesamte<br />
Doktorarbeiten. Während seiner Dissertation<br />
am Institut für Hochleistungselektronik<br />
(HPE) der ETH Zürich hat André<br />
Hillers zusammen mit ABB Schweiz, dem<br />
Bundesamt für Energie (BFE) und den<br />
Elektrizitätswerken Zürich (EWZ) neue<br />
Lösungen erforscht, um sehr grosse Batteriespeicher<br />
ins Netz einzubinden. Mit<br />
Erfolg. Die neuen Technologien auf Basis<br />
Modularer Multilevel-Konverter erlauben<br />
höchste Effizienzen und geringste Bauvo<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
FOKUS ENERGIE<br />
André Hillers hat während seiner Dissertation über 15 studentische Arbeiten betreut. Sein Prototyp stellt nicht nur<br />
die Grundlage für die Forschung von Simon Fuchs und dessen Studentin Mingkun Liu dar, sondern wird in Zukunft<br />
als integraler Bestandteil der Laborinfrastruktur von anderen Forschenden am Institut für Hochleistungselektronik<br />
genutzt werden (v.l.n.r. Dipl. Ing. Simon Fuchs, MSc. Ing. Mingkun Liu und Dr. Ing. André Hillers vor ihrem Versuchsaufbau).<br />
lumina [3]. Einziger Wermutstropfen: Im<br />
Moment ist man der Chemie noch etwas<br />
voraus. «Obwohl Grund zur Annahme<br />
besteht, dass selbst heutige Batterien den<br />
erhöhten Belastungen der neuen Speichersysteme<br />
gewachsen sind, fehlt ein<br />
formaler Nachweis über die gesamte Nutzungsdauer.<br />
Dieser ist nicht ganz einfach<br />
zu erbringen, denn für Speicher im<br />
Stromnetz sprechen wir von Einsatzzeiträumen,<br />
die ein Jahrzehnt deutlich übersteigen»,<br />
fasst Hillers zusammen.<br />
Die Forschung am Institut für Hochleistungselektronik<br />
konzentriert sich daher<br />
auch nicht nur auf Batteriespeichersysteme.<br />
«Um ein solch komplexes System als<br />
Prototyp zu entwickeln, muss man im<br />
Team zusammenarbeiten. Viele der Technologien,<br />
die wir für den Speicher benötigen,<br />
wurden übergreifend von mehreren<br />
Forschern entwickelt und werden in Zukunft<br />
auch in anderen Projekten sowie in<br />
der Lehre eingesetzt», erläutert Jürgen<br />
Biela. Das hilft den Forschenden, sich auf<br />
die wesentlichen neuen Forschungen zu<br />
konzentrieren.<br />
«Bezogen auf die Anwendung der neuen<br />
Batteriespeichertechnologien gilt es nun<br />
die geschaffenen Möglichkeiten zu nutzen»,<br />
bekräftigt André Hillers. «Denn<br />
momentan existieren noch keine Anreize,<br />
besonders schnelle Regelkraftwerke ins<br />
Netz einzubinden. Dass unlautere Leistungssteigerung<br />
im Radsport verboten ist,<br />
leuchtet mir ein. Im Rennen um das stabilste<br />
und sicherste Stromnetz der Zukunft<br />
könnten jedoch gerade die schnellen Ansprechzeiten<br />
von Batteriespeichersystemen<br />
entscheidende Wettbewerbsvorteile<br />
bieten – ganz legal.»<br />
■<br />
References<br />
[1] T. Borsche, A. Ulbig und G. Andersson, «Impact<br />
of Frequency Control Reserve Provision<br />
by Storage Systems on Power System Operation»<br />
in IFAC World Congress 2014.<br />
[2] M. Koller, «Evaluating the Business Case for<br />
BESS in the Primary Frequency Control Market»<br />
in Energy Storage World Forum 2015.<br />
[3] A. Hillers und J. Biela, «Systematic Comparison<br />
of Modular Multilevel Converter Topologies<br />
for Battery Energy Storage Systems<br />
Based on Split Batteries» in European Conference<br />
on Power Electronics and Applications<br />
(EPE) 2015.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
FOKUS ENERGIE<br />
Wenn Helfer hilflos sind<br />
Sie rauben einem buchstäblich den letzten Nerv, bringen einen an die Grenze der Geduld und des<br />
Mitgefühls und starten einen Teufelskreis, der endlos Energie verschlingt. Schwierige Patienten<br />
sind glücklicherweise eher selten, können jedoch bei Ärztinnen und Ärzte veritable Krisen auslösen.<br />
Was aber macht einen Patienten schwierig und wie soll man darauf reagieren?<br />
Gerhard Dammann, Ärztlicher Direktor, Psychiatrische Dienste Thurgau<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen haben<br />
sich nicht nur für das Medizinstudium<br />
entschieden, weil sie sich für den menschlichen<br />
Körper, die Entstehung von Krankheiten<br />
und die Behandlung interessierten,<br />
sondern weil der Arztberuf zusätzlich eine<br />
intensive interpersonelle Beziehung zwischen<br />
Arzt, Patienten und Angehörigen<br />
ermöglicht und erfordert. Bis vor einigen<br />
Jahren wurde ein Arzt in erster Linie an<br />
seinen fachlichen Qualifikationen gemessen.<br />
War er ein guter Kommunikator oder<br />
gar Gesprächstherapeut, war dies allenfalls<br />
eine willkommene Zusatzqualifikation.<br />
Hier findet gegenwärtig ein gewisses<br />
Umdenken statt. Es gibt sogar Studien, die<br />
zeigen, dass kommunikationsstärkere<br />
Medizinstudenten sich prospektiv in der<br />
Praxis als die erfolgreicheren Mediziner<br />
erweisen, eine Sichtweise, die Einfluss auf<br />
die Entwicklung des problemorientierten<br />
Lernens (PoL) nach dem Harvard-Modell<br />
genommen hat.<br />
Interessanterweise sind die meisten Patientinnen<br />
und Patienten, über alle Altersstufen<br />
hinweg, trotz Leiden, Schmerzen,<br />
Einschränkungen oder Beunruhigung<br />
letztlich erstaunlich «einfach» im Kontakt,<br />
d.h. meist freundlich, interessiert<br />
und geduldig. Selbst viele psychiatrische<br />
Patienten, um die es im Folgenden nicht<br />
primär gehen soll, sind – anders als ihr<br />
Ruf – zwar in einer psychisch schwierigen<br />
Situation, aber deswegen nicht unbedingt<br />
«schwierige Patienten». Sie sind im Gegenteil<br />
oft dankbar, wenn man ihnen mit<br />
etwas Zeit, Respekt und möglichst wenig<br />
informellem Zwang begegnet.<br />
Schwierigkeiten mit bestimmten Patienten<br />
(fast analog zu solchen mit bestimmten<br />
Vorgesetzten) stellen eine erhebliche<br />
Belastung dar. Sie können nicht selten als<br />
einschneidend oder Hilflosigkeit erzeugend<br />
erlebt werden, mehr noch als die rein<br />
physische oder intellektuelle Arbeitsbelastung,<br />
die Ärzte im Alltag eines Operationssaals,<br />
einer Hausarztpraxis, eines Ambulatoriums<br />
oder einer Intensivstation zu<br />
bewältigen haben. Wir Ärzte sind grundsätzlich<br />
bereit, sehr viel Lebenszeit, Kraft<br />
und Energie in die Arbeit zu investieren.<br />
Allerdings erwarten wir dafür (bewusst<br />
oder unbewusst) eine Form von «Belohnung»,<br />
die sich in höherer sozialer Anerkennung,<br />
Gestaltungsmöglichkeiten oder<br />
sehr gutem Gehalt, aber eben auch in<br />
Wertschätzung im Arbeitsumfeld zeigen<br />
kann. Trifft dies nicht zu, dann geraten<br />
Menschen gerade in psychosozialen Berufen<br />
besonders schnell in eine so genannte<br />
Gratifikationskrise.<br />
Unangenehm und<br />
unbeliebt<br />
Was sind nun Faktoren, die dazu führen,<br />
dass wir Patienten als anstrengend oder<br />
gar als «energieraubend» empfinden?<br />
Grundsätzlich gibt es nicht den «schwierigen<br />
Patienten», sondern eine ganze<br />
Reihe von schwierigen Konstellationen,<br />
die zumeist mit bestimmten Verhaltensweisen<br />
von Patienten (oder deren Angehörigen)<br />
zusammenhängen sowie im Behandelnden<br />
bestimmte Gegenübertragungsreaktionen<br />
(Resonanz) hervorrufen.<br />
Verschiedene empirische Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass Ärzte und Pflegepersonal<br />
sehr wohl zwischen «angenehmen»<br />
und «unangenehmen» bzw. «beliebten»<br />
und «unbeliebten» Patienten unterscheiden.<br />
Der «schwierige Patient» ist der Extremfall<br />
des unangenehmen und unbeliebten<br />
Patienten, der uns weit häufiger<br />
begegnet. Sein Gegenteil könnte man als<br />
den «idealen Patienten» bezeichnen. Wiederkehrende<br />
objektive Faktoren (Geschlecht,<br />
Alter, Krankheitsform, selbst<br />
psychopathologische Charakteristika), die<br />
hier unterscheiden würden, gibt es interessanterweise<br />
kaum. Folgende Patientencharakteristika<br />
werden gelegentlich genannt:<br />
• Chronisch kranker Patient (anders als<br />
akut erkrankter Patient) (negative<br />
Vorerfahrungen, Patient wird oft<br />
selbst zum Experten, «Diplom-<br />
Asthmatiker» etc.)<br />
• Psychosomatische Patienten (kein<br />
klarer Organbefund)<br />
• Anspruchsvollere Patienten (Lehrerberuf<br />
u. Ä.)<br />
• Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen<br />
• Alte Patienten (autoritätsgläubiger,<br />
teilweise umständlicher etc.)<br />
• Patienten des eigenen Geschlechts<br />
werden tendenziell (beim Pflegepersonal<br />
untersucht) eher abgelehnt<br />
Der Versuch einer Klassifikation von<br />
«schwierigen Patienten» stammt aus den<br />
80er Jahren von James Groves:<br />
1. Die Abhängigen (dependent clingers)<br />
(unstillbarer Hunger nach Präsenz;<br />
«Dauerredner»; klare Grenzen der Verfügbarkeit<br />
aufzeigen; Dynamik: Verlassenheits-<br />
oder Trennungsängste)<br />
2. Die Forderer (entitled demanders) (haben<br />
das Gefühl, dass man sie nicht<br />
optimal behandelt, teilweise Drohungen;<br />
Dynamik: oft verbirgt sich dahinter<br />
eine narzisstische Selbstwertproblematik)<br />
3. Die manipulativen Hilfeablehner (binden<br />
den Arzt durch immer neue Symptome<br />
und weisen ihn gleichzeitig von<br />
sich, da keine Behandlung etwas bringt;<br />
Dynamik: passiv-aggressive Bindungsproblematik)<br />
4. Die selbstdestruktiven Verleugner (Dynamik:<br />
Wiederholung von oft traumatisierenden<br />
Lebenserfahrungen)<br />
Auf Seiten der Medizinerinnen und Mediziner<br />
werden folgende Aspekte genannt,<br />
die den Umgang mit Patienten generell<br />
erschweren:<br />
• Die Unfähigkeit, mit einer hilflos<br />
machenden Situation umzugehen<br />
(Ungeduld etc.)<br />
• Das Selbstbild/Identität als Arzt<br />
(reiner «Organmediziner»)<br />
34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
FOKUS ENERGIE<br />
• Autoritativer Stil («Ich weiss, was<br />
gut für ihn ist. Er muss sich helfen<br />
lassen.»)<br />
• Verständnis für psychische Probleme<br />
(Kennt man Anteile bei sich selbst?<br />
Berufliche Erfahrungen in der<br />
Psychiatrie/Psychotherapie)<br />
• Eigene Lebenssituation (narzisstische<br />
Krisen, die einen dünnhäutiger<br />
werden lassen)<br />
Es sind dann insbesondere folgende Verhaltensweisen,<br />
die einen Patienten zum<br />
«energieraubenden Patienten» machen<br />
können:<br />
• Aggressives Sprachverhalten<br />
• Fragt zu viel<br />
• Wutausbrüche in der Praxis (bezichtigt<br />
den Arzt, unfähig zu sein, ihm<br />
nicht helfen zu wollen)<br />
• Theatralische Inszenierungen (Übertriebener<br />
Ausdruck von Gefühlen)<br />
• Hohes Misstrauen oder Kränkbarkeit<br />
des Patienten<br />
• Häufiges Anfordern von Hilfe (ruft in<br />
der Nacht an, weil er nicht schlafen<br />
kann)<br />
• Mangelndes Befolgen von Regeln (z.B.<br />
Warten) in der Praxis oder geringe<br />
Compliance (lehnt Untersuchungen<br />
ab; Verweigern der Mitarbeit)<br />
• Andauerndes Verlangen nach<br />
Anerkennung<br />
• Streitsüchtiges Verhalten (Bestehen<br />
auf den eigenen Rechten, Andeutung<br />
von Drohungen juristischer Art) bzw.<br />
überkritische Personen<br />
• Starkes Jammern (demonstratives<br />
Schmerzgebaren und Klagen)<br />
• Aufsuchen auch anderer Ärzte ohne<br />
Überweisung oder auch aus Undankbarkeit<br />
• Erhebliche Sprachprobleme<br />
• Hartnäckiges Schweigen, oder<br />
uninteressiert, indolent<br />
• «Klebrigkeit»<br />
• Suiziddrohungen und Suizidversuche<br />
oder aber selbstverletzendes Verhalten<br />
• «Hypochondrisches» Verhalten (ständiges,<br />
wechselndes Klagen, krank zu<br />
sein)<br />
• Unter-Druck-Setzen des Arztes (etwa<br />
um eine Krankschreibung zu erhalten)<br />
• Distanzlosigkeit bis hin zu sexualisierendem<br />
Verhalten<br />
Dies führt dann in unterschiedlicher Ausprägung<br />
zu folgenden Gegenübertragungsreaktionen:<br />
• Frustration, Ärger beim Arzt<br />
• Vermeidungsverhalten dem Patienten<br />
gegenüber (etwa wenn er anruft)<br />
• Unsicherheit bis zu Ohnmachtsgefühlen<br />
• Insuffizienzgefühle und Scham<br />
• Gegenaggression<br />
• Vermehrte (z.B. diagnostische) Aktivität<br />
(die aber oft nicht weiterhilft)<br />
• Resignatives Aufgeben<br />
Der Behandelnde kann an die Grenzen<br />
seiner Fähigkeiten, seiner Techniken, sei<br />
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
35
FOKUS ENERGIE<br />
Glücklicherweise selten, aber nachhaltig: Schwierige Patienten können Ärztinnen und Ärzte in einen Energie verschleissenden<br />
Teufelskreis ziehen. (® fancystudio – Fotolia.com)<br />
nes Wissens und häufig auch seiner persönlichen<br />
Geduld, seines Mitgefühls und<br />
seiner Integrität kommen. Er wird dann<br />
u. U. ungerecht und zum hilflosen Helfer.<br />
Konsequenzen für die Arzt-Patient-Beziehung<br />
können so sein (manchmal als<br />
Teufelskreis zu verstehen):<br />
• Widerstand beim Patienten<br />
• Stress beim Arzt<br />
• Die Effizienz leidet (Zeit, Kosten,<br />
frustrane Therapien und diagnostische<br />
Abklärungen)<br />
• Behandlungserfolg wird gefährdet<br />
• Behandlungsabbruch (der dann nicht<br />
selten sogar gewünscht wird)<br />
• Unter Umständen auch ökonomische<br />
Folgen (Multiplikatorenfunktion von<br />
unzufriedenen Klienten)<br />
Folgende Überlegung kann hilfreich sein:<br />
«Ich als Helfer erlebe den Patienten als<br />
schwierig, undankbar, uneinsichtig (nicht<br />
compliant). Vielleicht erlebt mich der Patient<br />
auch als schwierig, ich erfülle nicht<br />
seine Erwartungen, gehe nicht genug auf<br />
ihn ein, finde nicht die richtige Lösung für<br />
die Erkrankung etc.»<br />
Hilfreiche Gespräche benötigen neben<br />
objektiver Zeit folgende Voraussetzungen:<br />
Empathie (Verstehen der inneren Erlebniswelt<br />
des Patienten), Wertschätzung und<br />
Echtheit (Authentizität).<br />
Bei der Kommunikation sollte Folgendes<br />
beachtet werden:<br />
• Gut und klar informieren (und Fachsprache<br />
vermeiden)<br />
• Nachfragen und Missverständnisse<br />
auflösen<br />
• Bei Aggression: Grund für den Ärger<br />
herausfinden, Gegenaggression<br />
vermeiden<br />
• Aktiv Bedürfnisse des Gegenübers<br />
ansprechen<br />
• Wahlmöglichkeiten lassen (verhindert<br />
Widerstand und stärkt Autonomie des<br />
Patienten)<br />
Wichtig ist es auch zu versuchen, mögliche<br />
Motive des Patienten zu «übersetzen»:<br />
1. Welche Motive unterstelle ich dem<br />
Patien ten? («Warum äussert er die<br />
Schmerzen so übertrieben?») (Selbstreflexion)<br />
2. Was will der Patient erreichen? (Verständnis)<br />
3. Was sucht er eigentlich? (Dynamik)<br />
4. Wieso trägt er es auf diese (dysfunktionale)<br />
Art und Weise vor? (Konzept des<br />
Widerstandes)<br />
5. Wie könnte vermehrt auf die eigentlichen<br />
Bedürfnisse eingegangen werden?<br />
(Unterstützende Strategie)<br />
6. Kann versucht werden, ihm die Interaktionsproblematik<br />
zu erklären?<br />
Empfehlenswert in einer angespannten<br />
Situation ist ferner folgende Interaktionsbzw.<br />
Kommunikationsstrategie, wenn für<br />
den Behandler die Anerkennung des subjektiven<br />
Faktors und der Bedeutung von<br />
Beziehungen in der Medizin möglich ist:<br />
• Der Umgangston sollte besonders<br />
zuvorkommend sein<br />
• Die Aggression des Patienten zunächst<br />
als solche annehmen<br />
36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
FOKUS ENERGIE<br />
• Bewusstmachen der inhaltlichen<br />
Divergenz («Wir sind uns einig, uneins<br />
zu sein.»)<br />
• Klärung: Ist der Konflikt auf der<br />
Inhalts- oder Beziehungsebene zu<br />
verstehen?<br />
• Überführen des unlösbaren Teils in<br />
ein prinzipiell lösbares Problem<br />
• Den ersten Schritt tun, d.h. auf den<br />
Patienten zugehen<br />
• Weg von einer Problemorientierung<br />
hin zu einer Lösungsorientierung<br />
Hilfe suchen<br />
Deutlich wird, dass diese Verhaltensweisen,<br />
und ob wir sie als stressig erleben,<br />
immer auch mit uns zu tun haben. Nach<br />
dem deutschen Psychosomatikprofessor<br />
Gerd Rudolf sollte der Arzt den (psychosomatisch<br />
kranken) Patienten dann zum<br />
Psychiater, Fachpsychotherapeuten oder<br />
Psychologen etc. überweisen, «wenn er<br />
die Fragen seiner Patienten nicht mehr<br />
beantworten kann». Hilfreich sind auch<br />
so genannte Balint-Gruppen (benannt<br />
nach dem ungarisch-englischen Arzt<br />
Michael Balint), wo geleitete, regelmässige<br />
Diskussionsgruppen zur Besprechung<br />
von Problemsituationen angeboten werden.<br />
Sie dienen der Psychohygiene («anderen<br />
geht es auch so»), einem besseren<br />
Verständnis von Dynamiken, der Auflösung<br />
von Verstrickungen und schliesslich<br />
auch der eigene Persönlichkeitsentwicklung<br />
(Selbsterfahrungsanteil). Allerdings<br />
sind sie zeitlich aufwendig und werden<br />
nicht direkt honoriert (nähere Hinweise:<br />
www.balint.ch).<br />
Babyboomer ticken anders<br />
Grundsätzlich gibt es Hinweise, dass sich<br />
in den kommenden Jahren die narzisstische<br />
Thematik verschärft. Auf die genügsame<br />
Nachkriegsgeneration, die nun ins<br />
Hochbetagtenalter eintritt, folgt die Generation<br />
der 68er, die deutlich anspruchsvoller<br />
ist. Damit wird die Zahl der anspruchsvolleren<br />
Patienten zunehmen.<br />
Dieser Wandel sollte von uns Ärzten aktiv<br />
gestaltet und nicht einfach beklagt werden.<br />
Das weitverbreitete Konzept vom<br />
«schwierigen Patienten» sollte ersetzt<br />
werden durch ein Modell «der nicht gelingenden<br />
Interaktion». Damit fände weniger<br />
eine Distanzierung vom Patienten statt<br />
und der Arzt würde sich selbst als beteiligten<br />
Handelnden sehen. Zusammenfassend<br />
würde so anerkannt, dass der Patient<br />
in einem intensiven Interaktionsprozess<br />
als schwierig «erlebt» wird, dass dieser<br />
Prozess jedoch veränderbar ist. ■<br />
Literaturhinweise:<br />
Gert Kowarowsky, Der schwierige Patient. Kommunikation<br />
und Patienteninteraktion im<br />
Praxisalltag, 2., überarbeitet Auflage, Kohlhammer<br />
2011.<br />
Linus Geisler, Arzt und Patient – Begegnung im<br />
Gespräch, 5., erw. Auflage, pmi Verlag 2008.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
FOKUS ENERGIE<br />
Schwimmen in Schwärmen<br />
spart Energie<br />
Forscher der ETH Zürich klärten die bisher ungelöste Frage, ob Fischschulen Energie sparen.<br />
Dies gelang ihnen, indem sie die komplexen physikalischen Strömungssysteme detailliert auf<br />
dem Supercomputer «Piz Daint» simulierten und mit einem Algorithmus des Verstärkenden<br />
Lernens (Reinforcement Learning) kombinierten.<br />
Simone Ulmer, Redaktorin Wissenschaft und Technologie am Swiss National Supercomputing Centre (CSCS) 1<br />
Das Schwarmverhalten von Fischen fasziniert<br />
Ingenieure wie Biologen gleichermassen.<br />
Denn Fische in Schwärmen schwimmen<br />
in einem Strömungsumfeld, das voll<br />
von mechanischer Energie ist, erzeugt<br />
durch die Bewegungen der Fische. Forscher<br />
vom Computational Science & Engineering<br />
Lab (CSElab) der ETH Zürich<br />
konnten nun die Frage, ob Fische einen<br />
energetischen Vorteil haben, wenn sie in<br />
Schwärmen schwimmen, mit Ja beantworten.<br />
Zugleich erlangten sie über diesen<br />
Vorgang detaillierte Kenntnisse, die sich<br />
auf energieeffiziente Schwärme von<br />
Schwimm- oder Flugrobotern auswirken<br />
könnten.<br />
Präzise Simulation der<br />
Fluiddynamik<br />
Die Wissenschaftler entwickelten in ihrer<br />
Studie eine hochdetaillierte Simulation<br />
des komplexen Zusammenspiels von<br />
schwimmenden Fischen und ihrem Strömungsumfeld.<br />
Bis anhin wurden derartige<br />
Simulationen mit stark vereinfachten<br />
Modellen durchgeführt, die die Fluiddynamik<br />
der schwimmenden Fische nicht<br />
exakt berechneten. Der Supercomputer<br />
«Piz Daint» am Nationalen Hochleistungsrechenzentrum<br />
der Schweiz (CSCS)<br />
ermöglichte nun erstmals rechenintensive<br />
State-of-the-Art-Simulationen ohne Vereinfachungen.<br />
Zugleich kombinierten die Forscher die<br />
realitätsnahen Strömungssimulationen<br />
erstmals mit einem Algorithmus des Verstärkenden<br />
Lernens (Reinforcement Learning),<br />
einem wirkungsstarken Algorithmus<br />
aus dem Bereich Maschinelles Lernen.<br />
Derartige Lernalgorithmen wurden<br />
bis anhin in Computerspielen wie etwa<br />
«Go» genutzt, um es dem Computer zu<br />
ermöglichen, den Menschen zu schlagen.<br />
Reinforcement Learning in komplexen<br />
physikalischen Systemen benötigt Tausende<br />
von Näherungsschritten und wurde<br />
deshalb bis anhin noch nie für solche<br />
verwendet. Der Algorithmus erinnere an<br />
den Pawlow’schen Hund, sagen die Forscher<br />
des CSElab: Die Agenten erlernen,<br />
durch Belohnung eine optimale Strategie<br />
zu entwickeln, um ihr Ziel zu erreichen.<br />
Hier kam dieser Algorithmus nun zum<br />
Einsatz, um die Fische für ein optimales<br />
Schwimmverhalten zu trainieren und<br />
autonom entscheiden zu lassen, wie sie<br />
auf die unsteten Strömungsfelder, die ihre<br />
Artgenossen erzeugen, am effizientesten<br />
reagieren. «Wir schufen die mathematischen<br />
Rahmenbedingungen und gaben<br />
den Fischen lediglich das Ziel vor, so effizient<br />
wie möglich zu schwimmen», sagt<br />
Guido Novati, Doktorand am CSElab und<br />
Entwickler der den Simulationen zugrunde<br />
liegenden Software. Überraschend<br />
seien die Fische, um Energie zu sparen, in<br />
der Wirbelströmung der anderen geschwommen,<br />
auch wenn es ihnen möglich<br />
gewesen sei, unabhängig voneinander<br />
zu schwimmen.<br />
Lernen aus der<br />
Visualisierung<br />
In ihren Simulationen betrachteten die<br />
Forscher sowohl zweidimensional wie<br />
auch dreidimensional das Schwimmverhalten<br />
von bis zu drei Fischen in unterschiedlichen<br />
Konfigurationen. Sie heben<br />
hervor, dass derartige Simulationen bis<br />
anhin nie mehr als einen Fisch in drei<br />
Dimensionen betrachtet hätten. Sie analysierten<br />
jedes Detail jedes einzelnen Strömungswirbels,<br />
um das Verhalten der Fische<br />
zu verstehen.<br />
«Intuitiv nimmt man an, dass die Fische<br />
den unruhigen Bereichen ausweichen<br />
und in ruhigen Bereichen schwimmen.<br />
Ein Nachfolger interagiert sinnvoll mit dem von zwei führenden Fischen erzeugten Wirbelnachlauf,<br />
was seine Schwimmeffizienz erheblich steigert. (® CSElab/ETH Zürich)<br />
1 Dieser Beitrag erschien erstmals am 6. Juni<br />
<strong>2018</strong> am Swiss National Supercomputing<br />
Centre (CSCS).<br />
38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
FOKUS ENERGIE<br />
Doch stattdessen lernen sie, direkt in die<br />
Wirbel hineinzuschwimmen», sagt Siddhartha<br />
Verma, Postdoc am CSE lab.<br />
Verma und Novati haben die Studie, die<br />
kürzlich online in den Proceedings of the<br />
National Academy of Sciences (PNAS)<br />
publiziert wurde, unter der Leitung von<br />
ETH-Professor Petros Koumoutsakos<br />
durchgeführt.<br />
Die Forscher stellten fest, dass die Fische<br />
beim Schwimmen dann am meisten<br />
Energie sparen, wenn sie nicht wie bisher<br />
angenommen hintereinander schwimmen,<br />
sondern sich leicht versetzt zur<br />
Schwimmrichtung ihres Anführers positionieren.<br />
In dieser Position nutzen sie die<br />
durch die Schwimmbewegung des Anführers<br />
generierten Strömungswirbel, indem<br />
sie diese mit ihrem Kopf abfangen und<br />
aufspalten. Die Fragmente leiten sie dann<br />
ihrem Körper entlang. Der Verlauf der<br />
aufgespaltenen Wirbel versorgt dabei die<br />
Fische mit Schub, ohne dem Anführer<br />
Energie zu rauben.<br />
Autonome Roboter<br />
«Damit gelang es uns zu zeigen, dass Fische,<br />
die sich passend in einem Schwarm<br />
positionieren, aus der dort herrschenden<br />
Fluiddynamik Energie ziehen können»,<br />
sagt Verma. Er betont, dass in ihren Simulationen<br />
zwar nicht alle Aspekte effizienten<br />
Schwimmverhaltens von Fischen untersucht<br />
worden seien. Aber es sei klar,<br />
dass die entwickelten Algorithmen und die<br />
dabei gelernte Physik in autonom<br />
schwimmende oder fliegende Roboter<br />
transferiert werden könnten.<br />
Ein autonomer Schwimm- oder Flugroboter<br />
kann unerwartete Strömungsverhältnisse<br />
bewältigen – beispielsweise Ware<br />
anliefernde Flugdrohnen während starker<br />
Winde oder Drohnen bei der Suche und<br />
Rettung in einem Sturm. «Es gibt auch<br />
Überlegungen, Flugzeuge mit ähnlichen<br />
Zielen über bestimmte Strecken in Formationen<br />
fliegen zu lassen, um Treibstoff zu<br />
sparen. Der von uns entwickelte Algorithmus<br />
könnte hier ebenfalls zum Einsatz<br />
kommen», sagt Novati.<br />
Die Forscher sind begeistert von den Möglichkeiten,<br />
die ihnen diese neue Kombination<br />
von präzisen und komplexen Strömungssimulationen<br />
mit Reinforcement<br />
Learning ermöglicht. Sie hoffen, dass<br />
künftig auch andere Forscher beginnen,<br />
maschinelles Lernen vernünftig in ihre<br />
Simulationen einzubeziehen. ■<br />
Literaturhinweis<br />
Verma S, Novati G, Koumoutsakos P: Efficient<br />
collective swimming by harnessing vortices<br />
through deep reinforcement learning,<br />
PNAS published ahead of print May 21, <strong>2018</strong>.<br />
https://doi.org/10.1073/pnas.1800923115<br />
Wir können Ärztinnen und Ärzten einiges bieten, weil wir sie gut verstehen.<br />
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
PERSPEKTIVEN<br />
FACHSERIE – AKTUELLES AUS DER ONKOLOGIE:<br />
SPÄTFOLGEN NACH EINER KREBSERKRANKUNG IM KINDESALTER<br />
Heilung mit Nebenwirkungen<br />
Die Erfolgsquote ist höchst erfreulich: 80 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen<br />
in der Schweiz können geheilt werden. Weniger erfreulich sind die Nebenwirkungen, die teilweise<br />
lange nach Abschluss der Behandlung mit gravierenden Folgen auftreten können. Entsprechend<br />
wichtig ist die kontinuierliche, multidisziplinäre Beobachtung und Behandlung der Betroffenen.<br />
Katrin Scheinemann, Associate Professor of Pediatrics McMaster University Canada 1,2,3<br />
1 Pädiatrische Hämatologie/Onkologie, Universitätskinderspital beider Basel und Universität Basel;<br />
2 Pädiatrische Hämatologie/Onkologie, Klinik für Kinder und Jugendliche Kantonsspital Aarau;<br />
3 Department of Pediatrics, McMaster University Hamilton Canada<br />
Jedes Jahr erkranken in der Schweiz ca.<br />
300 Kinder und Adoleszente (
PERSPEKTIVEN<br />
nimmt die Inzidenz der Spätfolgen über<br />
die Zeit zu, d.h. je länger das Therapie ende<br />
weg ist, desto höher steigen die Risiken, an<br />
einer Spätfolge zu erkranken. Bei den bisherigen<br />
Studien zeichnet sich auch noch<br />
kein Plateau dieser Entwicklung ab – daher<br />
ist eine lebenslange Nachsorge vorgesehen.<br />
Diese Zahlen sind seit der ersten<br />
Survivor-Generation in den späten 1970er<br />
Jahren erhoben worden.<br />
Kinder und Jugendliche mit der Diagnose<br />
eines ZNS (zentrales Nervensystem)-Tumors<br />
weisen die meisten und schwersten<br />
Spätfolgen auf (5). Über 80 Prozent haben<br />
mindestens eine Spätfolge: Am häufigsten<br />
sind hormonelle Ausfälle, gefolgt von neurologischen<br />
Folgekrankheiten. Aber auch<br />
neurokognitive und psychosoziale Spätfolgen<br />
sind sehr prävalent – dies führt zu<br />
einer deutlichen Beeinträchtigung der<br />
Lebensqualität. Die intensive Therapie<br />
eines ZNS-Tumors, insbesondere die<br />
Strahlentherapie, führt zur Abnahme des<br />
Intelligenzquotienten, damit zu einer erniedrigten<br />
Rate einer normalen Schulausbildung,<br />
was sich gravierend auf den Berufseinstieg<br />
und die weitere Berufslaufbahn<br />
auswirkt (6).<br />
Risiken verringern<br />
Die Gestaltung der lebenslangen Nachsorge<br />
wird fortlaufend den neuesten Erkenntnissen<br />
angepasst. Man versucht weltweit,<br />
standardisierte Risikogruppen festzulegen<br />
und damit die Frequenz und Intensität der<br />
Nachsorge zu steuern. Da die Therapieoptionen<br />
der Krebserkrankungen im Kindes-<br />
und Jugendalter von Beobachtung<br />
über alleinige operative Therapie bis zu<br />
sehr intensiver multimodaler Therapie<br />
inklusive Stammzelltransplantation reichen,<br />
machen entsprechende Risikogruppen<br />
in der Nachsorge Sinn. Hiermit stellt<br />
sich auch die Frage, ob man bei genügend<br />
langem, unauffälligem Verlauf bei der<br />
Überprüfung bestimmter Organsysteme<br />
dieses Screening mit der Zeit wieder abschliessen<br />
kann. Diese Frage ist im Moment<br />
für das Screening der Kardiotoxiziät<br />
bei gewissen Grunderkrankungen in Kanada<br />
beantwortet worden: Diese Studie<br />
hat gezeigt, dass nach zehn Jahren mit<br />
unauffälligem Screening mittels Echokardiographie<br />
und Elektrokardiogramm<br />
dieses wieder beendet werden kann (7).<br />
Welches sind nun die häufigsten Spätfolgen?<br />
In der Tabelle sind exemplarisch einige<br />
sehr häufige Spätfolgen erwähnt mit<br />
ursächlichem Agens und den häufigsten<br />
Grunderkrankungen (8).<br />
Spätfolge Ursächliches Agens Grunderkrankung<br />
Nephrotoxizität Ifosfamid, Cisplatin ZNS-Tumore, Weichteilsarkome<br />
Ototoxizität<br />
Platinumderivate,<br />
ZNS-Tumore<br />
Hirnbestrahlung<br />
Knochennekrose Steroide Leukämien, Lymphome<br />
Kardiotoxizität<br />
Anthrazykline/thorakale Leukämien, Lymphome<br />
Bestrahlung<br />
Endokrinologische Defizite Hirnbestrahlung ZNS-Tumore<br />
Zweitmalignome alle alle<br />
Fatigue unklar alle<br />
Posttraumatische Belastungsstörung<br />
alle<br />
alle<br />
Fertilität Cyclophosphamid, Bestrahlung ZNS-Tumore, Leukämien,<br />
Weichteilsarkome<br />
Das Risiko für solide Zweitmalignome<br />
wird im Wesentlichen durch eine Radiotherapie<br />
beeinflusst. Daher sind in den<br />
letzten Jahren Alternativen zur Strahlentherapie<br />
wie zum Beispiel Hochdosistherapie<br />
und anschliessende Stammzelltransplantation<br />
entwickelt worden. Aber<br />
auch die Modifikation der Dosis (kleinstmögliche<br />
wirksame Dosis) und der Bestrahlungstechnik<br />
(Intensitätsmodulierte<br />
Radiotherapie IMRT) sowie der Bestrahlungsart<br />
(Photonen vs. Protonen) in den<br />
letzten Jahren können dieses Risiko verkleinern.<br />
Zusammenfassend hat sich in der jüngeren<br />
Vergangenheit die Nachsorge als eigenständiges<br />
Untergebiet der pädiatrischen<br />
Onkologie entwickelt. Grosse Kinderonkologien<br />
in den USA und Kanada<br />
haben eigenständige Unterabteilungen,<br />
die sich nur mit der Nachsorge (klinische<br />
Versorgung und Forschung) beschäftigen.<br />
Im Vergleich zu anderen Ländern steht in<br />
der Schweiz eine einheitliche nationale<br />
Strategie und Organisation erst am Anfang.<br />
Trotzdem sind in den letzten Jahren<br />
viele kleine Schritte auf dem Gebiet der<br />
Forschung und Versorgung unternommen<br />
worden, um die optimale Nachsorge<br />
der Survivors zu ermöglichen. Nachsorge<br />
ist aber nur als multidisziplinärer Ansatz<br />
erfolgreich – neben vielen medizinischen<br />
Spezialisten sind auch die spezialisierte<br />
Pflege, die Sozialarbeit, Rehabilitationsdienste<br />
wie Ergo- und Physiotherapie als<br />
auch die psychologischen Disziplinen und<br />
verschiedene Berufs- und Karriereberatungsstellen<br />
unter anderem wichtige Akteure.<br />
■<br />
Referenzen<br />
[1] https://www.kinderkrebsregister.ch/fileadmin/KKR08/uploads/pdf/Jahresberichte/<br />
Annual_Report_SCCR_2015_2016_Einzel_web.pdf.<br />
[2] Brock PR, Knight KR, Freyer DR et al.: Platinum-induced<br />
ototoxicity in children: a<br />
consensus review on mechanisms, predisposition,<br />
and protection, including a new International<br />
Society of Pediatric Oncology<br />
Boston ototoxicity scale. J Clin Oncol 2012;<br />
30: 2408–2417.<br />
[3] Phillips SM, Padgett LS, Leisenring WM et<br />
al.: Survivors of childhood cancer in the<br />
United States: prevalence and burden of<br />
morbidity. Cancer Epidemiol Biomarkers<br />
Prev. 2015 Apr; 24(4): 653–63.<br />
[4] Oeffinerger KC, Mertens AC, Sklar CA et al.:<br />
Chronic health conditions in adult survivors<br />
of childhood cancer. N Engl J Med 2006; 355:<br />
1572–82.<br />
[5] Armstrong GT: Long-term Survivors of<br />
Childhood Central Nervous System Malignancies:<br />
The Experience of the Childhood<br />
Cancer Survivor Study. Eur J Paediatr Neurol.<br />
2010; 14(4): 298–303.<br />
[6] Vinchon M, Baroncini M, Leblond P et al.:<br />
Morbidity and tumor-related mortality<br />
among adult survivors of pediatric brain<br />
tumors: a review. Childs Nerv Syst. 2011;<br />
27(5): 697–704.<br />
[7] Ramjaun A, AlDuheiby E, Ahmed S et al.:<br />
Echocardiographic detection of cardiac dysfunction<br />
in childhood cancer survivors: how<br />
long is screening required? Pediatric Blood<br />
and Cancer 2015; 62: 2197–2203.<br />
[8] Langer T, Schuster S, Eggert A: Nachsorge<br />
nach onkologischen Erkrankungen. Monatsschrift<br />
Kinderheilkunde 2015; 163:<br />
112–119.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
41
PERSPEKTIVEN<br />
AUS DER «PRAXIS»<br />
Medikamentöse Senkung<br />
des LDL-Cholesterins<br />
LDL-LOWERING DRUGS<br />
Jens Barthelmes 1 und Isabella Sudano 1,2<br />
1 Kardiologie, Universitäres Herzzentrum, Universitätsspital Zürich<br />
2 Universität Zürich<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis»<br />
(2017), 106 (17): 933–940. <br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Praxis»<br />
zu äusserst günstigen Konditionen abonnieren. Details<br />
siehe unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />
Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />
CETP Cholesterinester-Transferprotein<br />
CK Kreatinkinase<br />
LDL-C LDL-Cholesterin<br />
MTP Mikrosomales Triglycerid-Transferprotein<br />
ULN Upper Limit of Normal / oberer Normwert<br />
PAVK Periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />
PCSK9 Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9<br />
SAMS Statin-assoziiertes Muskelsymptom<br />
Einleitung<br />
Nichtmedikamentöse Massnahmen (Tabakentwöhnung,<br />
Ernährungsumstellung,<br />
regelmässige Bewegung mit mindestens<br />
30–45 min aerobem Training dreimal<br />
wöchentlich, Gewichtsabnahme bei Übergewicht)<br />
sollten immer eine notwendige<br />
medikamentöse Behandlung begleiten<br />
(siehe auch P. Suter in diesem Heft, S.<br />
927–932). Durch Lebensstil-Veränderungen<br />
kann das LDL-Cholesterin nur um<br />
10–20 % reduziert werden. Allerding wird<br />
die Qualität der LDL-Partikel positiv beeinflusst:<br />
Eine Ernährung reich an Antioxidantien<br />
(Früchte, Gemüse, Nüsse, …)<br />
kann die Oxidation von LDL vermindern<br />
und dadurch womöglich einen günstigen<br />
Effekt auf das Herzkreislaufsystem erzielen.<br />
Im Gegensatz zur amerikanischen Richtlinie<br />
empfehlen aktuelle Leitlinien von<br />
AGLA und ESC das Konzept der an Zielwerten<br />
orientierten Senkung des LDL-<br />
Cholesterins in Abhängigkeit von individuellen<br />
Risken [42], s. auch W. Riesen in<br />
diesem Heft, S. 921–926. Die Behandlungsindikation<br />
bei Hypercholesterinämie<br />
hängt grundsätzlich vom jeweiligen kardiovaskulären<br />
Gesamtrisiko ab, das individuell<br />
zu evaluieren ist [42] (Tab. 1).<br />
Statine<br />
Statine hemmen die HMG-Coenzym-A-<br />
Reduktase in der Leber und damit die<br />
Cholesterinproduktion. Als Antwort hierauf<br />
werden die LDL-Rezeptoren hochreguliert<br />
und damit die Entfernung der LDL<br />
in die Leber stimuliert.<br />
Zu dieser Medikamentenklasse gehören<br />
verschiedene Wirkstoffe (Atorvastatin,<br />
Sortis ® 10–80 mg/Tag; Rosuvastatin,<br />
Crestor ® 10–40 mg/Tag; Fluvastatin,<br />
Lescol ® 20–80 mg/Tag; Pravastatin, Selipran<br />
® 10–40 mg/Tag; Simvastatin,<br />
Zocor ® 20–80 mg/Tag; Pitavastatin,<br />
Livazo ® 1, 2 oder 4 mg/Tag) die sich betreffend<br />
Wirksamkeit, Metabolismus und<br />
Interaktionspotenzial unterscheiden<br />
(Tab. 2). Dabei sollte die Statin-Therapie<br />
bis zum Erreichen der LDL-Cholesterinzielwerte<br />
aufdosiert werden.<br />
Bei Hypercholesterinämie sind Statine die<br />
Therapie der ersten Wahl, da der klinische<br />
Nutzen am besten dokumentiert ist.<br />
Die CTT (Cholesterol Treatment Trialists)<br />
Collaboration fasste Daten von 27 randomiserten<br />
Studien (mit ca. 174 000 Teilnehmern)<br />
zusammen, die Statine vs<br />
Plazebo oder High-Intensity- vs Low-Intensity-Statin<br />
verglichen [1, 2]: im Durchschnitt<br />
verminderte die Reduktion des<br />
LDL-Cholesterins um 1 mmol/l die relativen<br />
Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse<br />
um 21 %, für kardiovaskulären Tod<br />
um 20 % und für Gesamtmortalität um<br />
10 %. Diese positiven Effekte von Statinen<br />
wurden sowohl in der Sekundärprävention<br />
(nach einem kardiovaskulären Ereignis)<br />
als auch in der Primärprävention [3,<br />
4] beobachtet. Allerdings ist die absolute<br />
Wirksamkeit dieser Behandlung bei Patien<br />
ten mit hohem Risiko stärker, z.B. in<br />
der Sekundärprävention, als bei Patienten<br />
mit niedrigem Risiko, z.B. in der Primärprävention:<br />
je höher das kardiovaskuläre<br />
Risiko, desto weniger Patienten müssen<br />
zur Vermeidung eines Ereignisses behandelt<br />
werden (Number Needed to Treat,<br />
NNT).<br />
Statine zeichnen sich durch hohe Sicherheit<br />
und befriedigende Verträglichkeit aus.<br />
Häufigste Nebenwirkungen sind Veränderungen<br />
der Leberwerte und diffuse Myalgien<br />
[5, 6]. Trotz ihres in Studien guten<br />
Sicherheitsprofils werden Statine zwei<br />
Jahre nach initialer Verordnung nur noch<br />
von 25 % der Patienten zur primären Prävention<br />
bzw. von 40 % zur sekundären<br />
Prävention nach akutem Koronarsyndrom<br />
eingenommen [7, 8].<br />
Die Prävalenz von Myalgien wird auf<br />
5–10 % geschätzt und ist der häufigste<br />
Grund für einen Therapieabbruch [5] Bemerkenswert<br />
ist, dass unter plazebokontrollierter<br />
Re-Exposition nach Myalgie<br />
unter Statin-Therapie 50 % der Statinintoleranten<br />
auch Symptome unter Plazebo<br />
berichten [9]. Wichtige Risikofaktoren für<br />
das «Statin-assoziierte Muskelsymptom»<br />
(SAMS) sind Alter >80 Jahren, weibliches<br />
Geschlecht, niedriges Körpergewicht, genetische<br />
Faktoren, intensiver Sport,<br />
Schilddrüsen-Dysfunktion, Alkoholkonsum,<br />
Konsum bestimmter Lebensmittel<br />
(Grapefruit oder Cranberry Juice) oder<br />
Einnahme von Medikamenten, die den<br />
Stoffwechsel der Statine beeinflussen können<br />
[5].<br />
Besonders wichtig für die Prävalenz des<br />
SAMS ist das Interaktionspotenzial des<br />
eingenommenen Statins. Die meisten Statine<br />
werden hauptsächlich über das Cytochrom<br />
P450-System metabolisiert. Lova<br />
42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Kardiovaskuläres<br />
Gesamtrisiko<br />
(SCORE) %<br />
LDL-Cholesterin<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Symptome<br />
CK<br />
Muskelbeschwerden Normale CK Wird oft «Myalgie» genannt. Könnte im Zusammenhang mit einer Statin-Therapie<br />
stehen. Die Kausalität ist fraglich wegen mangelnder Evidenz bei sehr seltenen starken<br />
Muskelschmerzen in ranomdomisierten, doppelblinden Studien Statin vs Plazebo.<br />
Muskelbeschwerden<br />
CK > ULN ULN
PERSPEKTIVEN<br />
Soll ein Statin trotz fraglich statinabhängiger Muskelsymptome fortgesetzt oder wieder angesetzt werden?<br />
Symptomatisch + CK
PERSPEKTIVEN<br />
höht. Im Gegensatz dazu dürfen Fenofibrat<br />
oder Bezafibrat zusammen mit einem<br />
Statin verabreicht werden und stellen die<br />
Wirkstoffe erster Wahl bei hypercholesterinämischen<br />
Patienten mit metabolischem<br />
Syndrom dar, wenn diese unter<br />
einem Statin allein keine genügende Senkung<br />
des LDL-Cholesterins erreichen.<br />
Allerdings zeigte in kontrollierten Studien<br />
die Statin/Fenofibrat-Kombination keine<br />
stärkere Senkung der kardiovaskulären<br />
Ereignisse als die Monotherapie mit einem<br />
Statin. In Post-hoc-Analysen fand man<br />
allerdings die Rate kardiovaskulärer Ereignisse<br />
durch ein Fibrat in der Subgruppe<br />
von Patienten mit hohen Triglyzeridund<br />
tiefen HDL-Cholesterinwerten signifikant<br />
gesenkt [19, 20].<br />
Anionenaustauschharze<br />
Cholestyramin, Quantalan ® 4–24 g/Tag;<br />
Colestipol, Celestid ® 5–30 g/Tag.<br />
Anionenaustauschharze binden Gallensäuren<br />
im Darm und unterbrechen damit<br />
den enterohepatischen Kreislauf, was zu<br />
einer Senkung des LDL-Cholesterins<br />
führt. Die Kombination dieses Medikamentes<br />
mit Statin kann bei therapieresistenten<br />
Patienten erwogen werden [21, 22].<br />
Ein Zusatznutzen wurde nie untersucht,<br />
da verfügbare Studien aus der Zeit vor der<br />
Statinentwicklung stammen. Einschränkend<br />
ist zudem die Medikationsadhärenz<br />
vermutlich aufgrund mehrmals täglicher<br />
Einnahme des unangenehm schmeckenden<br />
Pulvers und häufiger gastrointestinal<br />
unerwünschter Wirkungen.<br />
PCSK9-Hemmer<br />
Alirocumab, Praluent ® 75 mg oder<br />
150 mg alle zwei Wochen; Evolocumab,<br />
Repatha ® 140 mg alle zwei Wochen oder<br />
420 mg einmal pro Monat.<br />
Diese vollhumanen monoklonalen Antikörper<br />
senken die Plasma-Konzentration<br />
von PCSK9 und führen dadurch zur Erhöhung<br />
der LDL-Rezeptordichte und somit<br />
Senkung der Plasmaspiegel von LDL-<br />
Cholesterin. Ausserdem wird die Plasma-<br />
Konzentration des Lipoprotein(a) gesenkt<br />
[23] (siehe auch F. Kronenberg in diesem<br />
Heft, S. 949–954).<br />
Zusammenfassung<br />
Hypercholesterinämie ist einer der am umfassendsten dokumentierten modifizierbaren kardiovaskulären<br />
Risikofaktoren. Wir diskutieren die Grundpfeiler der medikamentösen Therapie bei Hypercholesterinämie<br />
in der Primär- und Sekundärprävention. Dabei stehen Indikation, klinisches Outcome<br />
und Verträglichkeit etablierter Therapien mit Statinen, Ezetimib und Fibraten sowie innovative Ansätze<br />
wie die Hemmung der PCSK9 im Fokus. Unser Übersichtsartikel befasst sich auch mit spezifischen<br />
Indikationen wie familiärer Hypercholesterinämie und Sekundärprävention bei Patienten mit kardiovaskulären<br />
Ereignissen sowie mit Therapieoptionen bei Patienten mit Statinintoleranz.<br />
Schlüsselwörter: Cholesterin, Statin, Ezetimib, PCSK9-Hemmer, kardiovaskuläres Risiko<br />
Abstract<br />
Hypercholesterolemia is one of the best documented modifiable cardiovascular risk factors. We discuss<br />
the basics of drug therapy for hypercholesterolemia in primary and secondary prevention. The focus<br />
is on the indication, clinical outcome and tolerability of established therapies, such as statins, ezetimibe,<br />
and fibrates, as well as innovative approaches, such as PCSK9 inhibitors. The article aims to<br />
provide an overview of the available data with special attention to the treatment of familial hypercholesterolemia,<br />
the role of LDL reduction in secondary prevention and therapy options for patients with<br />
statin intolerance.<br />
Keywords: Cholesterol, statin, ezetimibe, PCSK9 inhibitors, cardiovascular risk<br />
Résumé<br />
L’hypercholestérolémie représente l’un des facteurs de risque cardiovasculaire modifiable les mieux<br />
documentés. Seront discutées ici les bases du traitement médicamenteux dans la prévention primaire<br />
et secondaire. L’attention sera portée sur l’indication, le devenir clinique et la tolérance de traitements<br />
bien établis, à savoir les statines, l’ézétimibe et les fibrates, de même que l’approche innovante constituée<br />
par les inhibiteurs de la PCSK9. Cet article a pour but de revoir les données disponibles, avec une<br />
attention particulière portant sur l’hypercholestérolémie familiale, le rôle de la diminution des taux<br />
de LDL-cholestérol dans la prévention secondaire et les options thérapeutiques pour les malades intolérants<br />
aux statines.<br />
Mots-clés: Cholestérol, statine, ézétimibe, inhibiteur de la PCSK9<br />
PCSK9-Hemmer revolutionieren durch<br />
ihre Galenik und starke Wirksamkeit die<br />
Therapieoptionen im Bereich des Lipidmanagements.<br />
Sie sind besonders wichtig<br />
für Hochrisikopatienten und Patienten<br />
mit familiärer Hypercholesterinämie, welche<br />
mit anderen lipidsenkenden Therapien<br />
keine ausreichende LDL-C-Senkung<br />
erreichen können. Zwei Medikamente<br />
dieser Klasse sind in der Schweiz zugelassen,<br />
Alirocumab und Evolocumab, deren<br />
Wirksamkeit und Sicherheit in den Studien<br />
programmen ODYSSEY bzw. PROFI<br />
CIO evaluiert werden. Bei Hochrisiko-Patienten<br />
[11], Patienten mit familiärer<br />
Hypercholesterinämie [24, 25] sowie Patien<br />
ten mit Statinintoleranz [26–28] wurde<br />
gezeigt, dass diese Medikamente sehr<br />
effektiv LDL senken, nämlich um 50–70 %<br />
zusätzlich zur Statinwirkung [29–35]<br />
und um ca. 50 % als Monotherapie ohne<br />
Statin [36, 37]. Dabei werden die PCSK9<br />
Hemmer sehr gut toleriert. Die bisherigen<br />
Resultate relevanter Studien sind in einem<br />
kürzlich publiziertem Review [43] zusammengefasst.<br />
Besonders erwähnenswert sind die Studien<br />
GLAGOV [32] und FOURIER [33], da<br />
diese klinische Endpunkte untersuchten.<br />
In der plazebokontrollierten GLAGOV-<br />
Studie [32] wurden 968 Patienten mit<br />
symptomatischer koronarer Herzerkrankung<br />
eingeschlossen und 1:1 randomisiert<br />
in einen Arm mit Statin-Monotherapie<br />
vs. Statin-Therapie plus Evolocumab<br />
(420 mg/Monat subkutan injiziert).<br />
Die Last der intrakoronaren Atherosklerose<br />
wurde mit intravaskulärem Ultraschall<br />
(IVUS) evaluiert. Nach 18 Monaten Therapie<br />
wurde die IVUS-Messung wiederholt<br />
und der primäre Endpunkt (prozentuale<br />
Änderung der Plaque-Last) sowie der sekundäre<br />
Endpunkt (Änderung des totalen<br />
Plaque-Volumens) bestimmt. Zusätzlicher<br />
Endpunkt war der Anteil an Patienten, die<br />
eine Ab- bzw. Zunahme ihrer Plaque-Last<br />
erfuhren.<br />
Das LDL-Cholesterin wurde unter Kombinationstherapie<br />
im Vergleich zur Statin-<br />
Monotherapie eindrücklich reduziert<br />
(0,95 vs 2,4 mmol/l; p
PERSPEKTIVEN<br />
Key messages<br />
• Erhöhtes LDL-Cholesterin ist mit erhöhter kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität assoziiert.<br />
• Die Senkung des LDL-Cholesterins durch Statine, Ezetimib und PCSK9-Hemmer reduziert das<br />
Risiko kardiovaskulärer Ereignisse.<br />
• Die Zielwerte des LDL sind abhängig vom kardiovaskulären Risiko-Profil des Patienten.<br />
• Die medikamentöse Standardtherapie erfolgt durch Statine. Werden unter maximal tolerierter Statindosis<br />
die Zielwerte für LDL-Cholesterin nicht erreicht, kann Ezetimib ergänzt werden.<br />
• Wenn die Zielwerte weit verfehlt sind, können insbesondere in der Sekundärprävention oder bei<br />
familiärer Hypercholesterinämie Statine mit PCSK9-Hemmern kombiniert werden.<br />
Lernfragen<br />
1. Welche Optionen hat ein Patient, der in der Sekundärprävention unter einer Statin-Monotherapie<br />
seine Zielwerte nicht erreicht? (Mehrfachauswahl)<br />
a) Dosis-Erhöhung<br />
b) Kombination mit Ezetimib<br />
c) Kombination mit Anionenaustauscherharzen<br />
d) Kombination mit Fenofibrat<br />
e) Kombination mit PCSK9-Hemmern<br />
2. Wie ist das optimale Vorgehen bei einer CK-Erhöhung auf das über 4-Fache des oberen Normalwerts?<br />
(Mehrfachauswahl)<br />
a) Bei Muskelschmerzen: Statin weitergeben und nach drei Monaten kontrollieren.<br />
b) Ohne Muskelbeschwerden: Statin stoppen.<br />
c) Bei Muskelschmerzen: Statin absetzen, Kontrolle und Provokationsversuch durch Wiederbeginn<br />
der Statin-Therapie.<br />
d) Statin absetzen und Kontrolle nach vier Wochen.<br />
3. Bei welchen Patienten sollte ein Einsatz von PCSK9-Hemmern erwogen werden? (Mehrfachauswahl)<br />
a) Bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie und LDL-Cholesterin 3,2 mmol/l unter<br />
Statin.<br />
b) Bei Patienten mit Myokardinfarkt und LDL-Cholesterin von 2,8 mmol/l unter Statin und Ezetimib.<br />
c) Bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie, Myokardinfarkt und Statinintoleranz mit<br />
LDL-Cholesterin von 3,7 mmol/l unter Ezetimib.<br />
d) Bei Patienten mit familiärer Hypertriglyzeridämie nicht am Ziel unter Fibraten.<br />
e) Bei Patienten mit progredienter peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) und LDL-<br />
Cholesterin von 3,4 mmol/l unter Kombinationstherapie von Statin und Ezetimib.<br />
notherapie erreicht werden (p
PERSPEKTIVEN<br />
rin oder Dextran-Sulfat enthalten, extrakorporal<br />
entfernt. Das Verfahren wird für<br />
gewöhnlich einmal in der Woche durchgeführt.<br />
Parallel wird die Hypercholesterinämie<br />
weiterhin mit Medikamenten<br />
behandelt. Die klinische Wirksamkeit<br />
dieser Therapie lässt sich nur schlecht<br />
durch klassische randomisierte, plazebokontrollierte<br />
und doppelblinde Studien<br />
evaluieren. Ergebnisse relativ grosser Register-Studien<br />
sprechen dafür, dass durch<br />
diese Therapie kardiovaskuläre Ereignisraten<br />
gesenkt werden. Die Therapie wird<br />
schon heute sehr selten eingesetzt und<br />
ihre Indikation wird durch die PCSK9-<br />
Hemmer noch stärker reduziert [38, 39].<br />
MTP-Hemmer<br />
Ziel des Einsatzes von MTP-Hemmern<br />
(Lomitapid, Juxtapid ® ) ist die Senkung<br />
der Produktion von Lipoproteinen in<br />
Darm und Leber. Obwohl MTP-Hemmer<br />
das LDL-Cholesterin bis ca. 50 % senken,<br />
ist der Einsatz dieser Therapie durch deutliche<br />
Erhöhung der Leberwerte und Leberverfettung<br />
limitiert [40]. ■<br />
Manuskript angenommen: 24.5.2017<br />
Interessenskonflikt: Die Autoren erklären,<br />
dass kein Interessenskonflikt besteht.<br />
PD Dr. med. Isabella Sudano,<br />
PhD<br />
Kardiologie<br />
Universitäres Herzzentrum<br />
Universitätsspital Zürich<br />
Rämistrasse 100<br />
8091 Zürich<br />
isabella.sudano@usz.ch<br />
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48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
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Med 2017; 20: 123–131.<br />
Antworten zu den Lernfragen<br />
1. Alle Antworten sind richtig.<br />
2. Antworten a) und c) sind richtig.<br />
3. Antworten a), b), c) und e) sind richtig.<br />
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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
49
PERSPEKTIVEN<br />
D as erleseneObjekt<br />
Der letzte Stich<br />
Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />
Instrumente wie diese Ahle gehörten zum<br />
Set jedes Sattlers oder Schuhmachers. Der<br />
abgerundete Griff ermöglicht, den langen,<br />
leicht gebogenen Metallstift einhändig zu<br />
führen, denn das spitze Metall gleitet ohne<br />
grosse Kraftanstrengung durch dickes<br />
Leder. Das zugehörige Etui mit hübscher<br />
Bordüre, einer samtenen Innenauskleidung<br />
und zwei zierlichen Verschlüssen<br />
weist allerdings darauf hin, dass dieses<br />
Instrument vermutlich einem bessergestellten<br />
Besitzer gehörte.<br />
auch die Angst, lebendig begraben zu<br />
werden.<br />
Das spitze Instrument bot Abhilfe, und<br />
zwar auf die radikalste Art: Gegen ein<br />
gewisses Entgelt sollten Ärzte nach der<br />
Todesfeststellung den finalen Herzstich<br />
vollziehen. Spätestens nach dieser Anwendung<br />
wurde der Verstorbene definitiv als<br />
tot betrachtet und konnte guten Gewissens<br />
begraben werden. Hatte man testamentarisch<br />
einen Herzstich festgelegt, wie es<br />
beispielsweise der österreichische Schriftsteller<br />
und Arzt Arthur Schnitzler getan<br />
hatte, brauchte man sich nicht zu sorgen,<br />
als Scheintoter gefangen im dunklen Sarg<br />
aufzuwachen, stundenlang um Hilfe zu<br />
schreien und schliesslich verzweifelt zu<br />
sterben. Es waren solche Geschichten, die<br />
zum Bau ausgeklügelter Friedhofsanlagen<br />
mit Bewegungsmeldern führten: Über<br />
einen Glockenzug konnte der lebendig<br />
Begrabene einen Alarm auslösen.<br />
Das Berliner Medizinhistorische Museum<br />
der Charité widmet sich diesem Skandalthema<br />
in einer vielschichtigen und<br />
lehrreichen Ausstellung. Dort trägt das<br />
ahlenförmige Instrument den Namen<br />
«Herzstichmesser», auch wenn es keine<br />
Schneide aufweist. Es stammt aus der<br />
Pathologisch-anatomischen Sammlung<br />
im Wiener Narrenturm, die 1796 gegründet<br />
wurde, aber erst 180 Jahre später mit<br />
dem Sammeln von Instrumenten begann.<br />
Auch das Bestattungsmuseum am Wiener<br />
Zentralfriedhof besitzt ein Herzstichmesser,<br />
das auf 1900 datiert wird und effektiv<br />
einem Messer und nicht einer Ahle gleicht.<br />
Ganz leise regen sich Zweifel, ob das ahlenförmige<br />
Ausstellungsobjekt wirklich<br />
Ärzte zu potentiellen Mördern machte –<br />
oder nicht einfach Löcher durch Leder<br />
bohrte. <br />
■<br />
Sie haben es längst erraten: Es handelt<br />
sich natürlich nicht um eine Schusterahle,<br />
sondern um ein ärztliches Instrument<br />
aus der Zeit um 1800. Doch wozu wurde<br />
es gebraucht? Bereits vor über 200 Jahren<br />
dominierten Skandalthemen die Presse,<br />
die Wissenschaft und schliesslich auch<br />
den Alltag. Sie wurden von einzelnen Meinungsmachern<br />
hochgepuscht, erfassten<br />
die Bevölkerung in Wellen und dauerten<br />
so lange an, wie sie Menschen zu ängstigen<br />
vermochten. Ein solches Thema war<br />
Sonderausstellung «Scheintot – über die<br />
Ungewissheit des Todes und die Angst,<br />
lebendig begraben zu werden»<br />
20. April <strong>2018</strong> bis 31. März 2019<br />
Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Charitéplatz 1, 10117 Berlin<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di, Do, Fr, So 10–17 Uhr<br />
Mi und Sa 10–19 Uhr<br />
Mo<br />
geschlossen<br />
50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />
abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />
Allianz Suisse<br />
• Motorfahrzeugversicherung<br />
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />
• Geschäftsversicherung<br />
• Gebäudeversicherung<br />
• Technische Versicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
• Unfallversicherung UVG<br />
• UVG-Zusatzversicherung<br />
Helvetia<br />
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />
• Geschäftsversicherung<br />
• Technische Versicherung<br />
ZURICH<br />
• Motorfahrzeugversicherung<br />
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />
• Gebäudeversicherung<br />
• Reiseversicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
Visana<br />
• Unfallversicherung UVG<br />
• UVG-Zusatzversicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
AXA-ARAG<br />
• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />
Innova<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />
• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />
Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana<br />
• Krankenzusatzversicherungen<br />
Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />
• Lebensversicherung<br />
Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />
den Vorteilen und Rabatten.<br />
Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />
dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />
Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Telefon 031 350 44 22<br />
info@mediservice-vsao.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
51
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
BRIEFKASTEN<br />
Ich habe kürzlich mein Mietobjekt zurückgegeben und nun von meinem<br />
ehemaligen Vermieter eine hohe Schlussrechnung erhalten. Bei der<br />
Abgabe hatte der Vermieter nur wenige Punkte bemängelt. Muss ich<br />
die Rechnung dennoch vollumfänglich bezahlen?<br />
Nach Beendigung des Mietverhältnisses sehen sich die Mieter von Wohn- oder Geschäftsliegenschaften<br />
manchmal mit beträchtlichen Forderungen des Vermieters konfrontiert,<br />
die unter Umständen nicht alle berechtigt sind. Wer die gesetzlichen Bestimmungen<br />
kennt, kann sich besser vorbereiten – und sich entsprechend wehren.<br />
Sowohl für Wohnungen als auch für Geschäftsräume gilt:<br />
Die normale Abnutzung des Mietobjekts wird durch den Mietzins abgegolten. Vom ausziehenden<br />
Mieter sind lediglich die Kosten für Schäden, die durch übermässige Abnutzung<br />
während der Mietdauer entstanden sind, zu bezahlen. Der Vermieter muss die<br />
Schäden beweisen. Zu übernehmen sind indessen nur jene Schäden, die vom Vermieter<br />
rechtzeitig gerügt werden. Zudem richten sich die zu übernehmenden Kosten für den<br />
Ersatz von beschädigten Gegenständen nach deren Zeitwert. Ist der Zeitwert des beschädigten<br />
Gegenstands bereits vollständig abgelaufen, so können die Ersatzkosten dem<br />
Mieter nicht belastet werden. Kleine Reparaturen hingegen, die ohne Fachwissen selbst<br />
ausgeführt werden können, sind vom Mieter zu übernehmen, ebenso der Ersatz von<br />
Kleingegenständen wie Glühbirnen, selbst wenn der Zeitwert bereits abgelaufen ist.<br />
Alexandra Pestalozzi, Rechtsanwältin<br />
Immobilienrecht AXA-ARAG<br />
AXA-ARAG bietet MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitgliedern<br />
eine Rechtsschutzversicherung zu<br />
sehr vorteilhaften Konditionen an. Haben Sie<br />
noch weitere Fragen? Wenden Sie sich an<br />
Ihren Ansprechpartner bei MEDISERVICE<br />
<strong>VSAO</strong>-ASMAC unter Telefon 031 350 44 22<br />
oder per E-Mail info@mediservice-vsao.ch.<br />
Das Protokoll – Sicherheit für beide Seiten:<br />
Im bei der Rückgabe erstellten Protokoll werden vom Vermieter die vom Mieter zu übernehmenden<br />
Schadenspositionen sowie allfällige weitere Kosten – beispielsweise für die<br />
Nachreinigung – festgehalten. Dieses Protokoll dient dem Vermieter als Basis für die<br />
Schlussrechnung und sollte sorgfältig geprüft werden. Im Zweifelsfall kann der Mieter<br />
einen Vorbehalt anbringen oder die Unterschrift verweigern. In einem beidseitig unterzeichneten<br />
Protokoll festgehaltene Schäden gelten als anerkannt.<br />
Spezialfall Mieterausbauten:<br />
Wenn der Mieter eigene Mieterausbauten in den Mieträumlichkeiten eingebaut hat, gelten<br />
für diese Mieterausbauten spezielle Bestimmungen. Idealerweise sollten die Vereinbarungen<br />
zu der Frage, was bei der Beendigung des Mietverhältnisses mit den Mieterausbauten<br />
geschieht, im Mietvertrag detailliert festgehalten sein. Erfahrungsgemäss sehen entsprechende<br />
Mietvertragsbestimmungen oftmals vor, dass die Mieterausbauten vom Mieter<br />
zurückzubauen sind, sofern der Vermieter die Mieterausbauten nicht übernehmen will.<br />
Zurück zu der eingangs gestellten Frage:<br />
Als Mieterin müssen Sie demnach Schäden – unter Berücksichtigung des Zeitwerts – nur<br />
übernehmen, wenn diese rechtzeitig (im Protokoll oder ggf. auf andere Weise) gerügt wurden<br />
und der Vermieter die Schäden sowie die übermässige Abnutzung nachweisen kann.<br />
Wenn Sie selbst nicht mehr weiterkommen: Bei Streitigkeiten mit Ihrem Vermieter steht<br />
Ihnen Ihre Rechtschutzversicherung zur Seite. ■<br />
Das müssen Sie wissen:<br />
• Kleine Unterhaltsarbeiten und der Ersatz von Kleingegenständen gehen zulasten<br />
des Mieters.<br />
• Normale Abnutzung wird durch die Miete abgegolten.<br />
• Prüfen Sie bei Mieterausbauten Ihren Mietvertrag auf allfällige Regelungen.<br />
• Die Kosten für übermassige Abnutzung sowie allfällige Schäden müssen nur dann<br />
übernommen werden, wenn der betreffende Mangel bei der Abgabe rechtzeitig<br />
gerügt wurde.<br />
• Die Kosten für Ersatz und Schadensbehebung richten sich nach der Lebensdauer<br />
des betreffenden Gegenstands.<br />
• Prüfen Sie das Abgabeprotokoll sorgfältig und bringen Sie gegebenenfalls einen<br />
Vorbehalt an – oder verweigern Sie die Unterschrift.<br />
52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Wie halten Sie es mit Hausrat-,<br />
Privathaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung?<br />
Die Schweizerinnen und Schweizer neigen angeblich dazu, sich zu überversichern. In der Tat<br />
ist nicht jede Versicherung auch wirklich notwendig. Ganz sicher keine Kompromisse sollten Sie<br />
bei der Hausrat-, bei der Privathaftpflicht- und bei der Rechtsschutzversicherung machen. Diese<br />
gehören in jeden Haushalt.<br />
Hannes Bichsel, Produktmanager bei Visana<br />
Hausratversicherung:<br />
empfohlen<br />
Beim Thema Hausratversicherung sind<br />
sich alle Experten für einmal einig: Obwohl<br />
sie von Gesetzes wegen nicht obligatorisch<br />
ist, gehört sie unbedingt in jeden<br />
Haushalt. Bereits ein kleiner Brand oder<br />
ein Rohrbruch können einen Schaden von<br />
mehreren zehntausend Franken anrichten.<br />
Die Hausratversicherung schützt Ihr<br />
Eigentum gegen die finanziellen Schäden<br />
eines solches Ereignisses. Auch bei anderen<br />
Beschädigungen oder bei einem Diebstahl<br />
hilft die Hausratversicherung.<br />
Privathaftpflichtversicherung:<br />
empfohlen<br />
Ebenfalls zu den unverzichtbaren Versicherungen<br />
gehört die Privathaftpflichtversicherung.<br />
Sie kommt jeweils zum Tragen,<br />
wenn Sie jemandem einen Schaden zufügen.<br />
Zum Beispiel bei einem Zusammenstoss<br />
beim Velofahren oder auf den Ski.<br />
Eine Privathaftpflichtversicherung beinhaltet<br />
meist eine Garantiesumme von<br />
mindestens fünf Millionen Franken. Die<br />
Jahresprämie für eine ganze Familie bewegt<br />
sich in bescheidenem Rahmen, wenn<br />
man bedenkt, welche Risiken sie abdeckt.<br />
Sie erhalten eine leistungsstarke Versicherung<br />
bereits ab rund 100 Franken.<br />
Mehr als ein Krankenversicherer<br />
Visana ist nicht «nur» ein Krankenversicherer, wir verfügen auch über mehr als 20 Jahre Erfahrung<br />
mit Hausrat-, Privathaftpflicht-, Rechtsschutz- und Gebäudeversicherungen. Unsere sogenannten<br />
Directa-Produkte belegen in unabhängigen Prämienvergleichen (zum Beispiel des Westschweizer<br />
Konsumentenmagazins «Bon à savoir») stets einen Spitzenplatz. Sie finden den Vergleich auf www.<br />
visana.ch/privathaftpflicht.<br />
Exklusive Prämienrabatte auf die Zusatzversicherungen<br />
Dank der Partnerschaft des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC mit Visana erhalten Sie und alle Mitglieder<br />
in Ihrem Haushalt einmalige Prämienrabatte auf die Zusatzversicherungen der Visana:<br />
• Bis zu 20% Kollektivrabatt auf die Spitalzusatzversicherung<br />
• 20% Gesundheitsrabatt auf die Spitalzusatzversicherung<br />
Unser Geschenk an Sie: Coop-Gutschein im Wert von CHF 30.–<br />
Vereinbaren Sie am besten gleich einen Beratungstermin und erhalten Sie als Dankeschön einen<br />
Coop-Gutschein im Wert von CHF 30.–. Gerne beraten wir Sie in unserer Visana-Geschäftsstelle<br />
oder bei Ihnen zu Hause. Hier können Sie uns erreichen:<br />
Visana Services AG, Weltpoststrasse 19, 3000 Bern 15, Telefon 0848 848 899<br />
www.visana.ch/hk/ms-vsao<br />
Rechtsschutzversicherung:<br />
empfohlen<br />
Die Rechtsschutzversicherung (Privat-,<br />
Verkehrs- und/oder Gesundheitsrechtsschutz)<br />
gehört ebenfalls zu den freiwilligen<br />
und von Experten empfohlenen Versicherungen.<br />
Rechtliche Auseinandersetzungen<br />
am Arbeitsplatz, mit der Vermieterin oder<br />
bei einem Verkehrsunfall können rasch<br />
sehr teuer werden. Da hilft eine professionelle<br />
Beratung und Unterstützung. Gut zu<br />
wissen: Eine Verkehrsrechtsschutzversicherung<br />
ist nicht nur für Automobilistinnen<br />
oder Automobilisten empfehlenswert. Auch<br />
wenn Sie einen Roller, ein E-Bike oder ein<br />
Rennvelo lenken, profitieren Sie vom Verkehrsrechtsschutz.<br />
Ebenso als Buspassagier<br />
oder als Fussgänger.<br />
Das bietet eine gute Rechtsschutzversicherung<br />
• Sie übernimmt Leistungen bis zu<br />
250 000 Franken im versicherten<br />
Schadenfall<br />
• Sie deckt Kosten für Expertisen, Gutachten<br />
oder Prozessentschädigungen<br />
• Sie übernimmt Anwalts- und Prozesskosten<br />
• Sie bietet juristischen Beistand durch<br />
Spezialisten und/oder durch eine kostenlose<br />
telefonische Rechtsauskunft<br />
• Sie hat keinen Selbstbehalt und keine<br />
Mindeststreitwertsumme<br />
Gebäudeversicherung:<br />
meist obligatorisch<br />
Wenn Sie selber über Wohneigentum verfügen,<br />
haben Sie vermutlich eine Gebäudeversicherung<br />
abgeschlossen. In den meisten<br />
Kantonen ist diese obligatorisch. Sie<br />
schützt Ihre eigenen vier Wände gegen<br />
Schäden infolge Feuer- und Elementarereignisse,<br />
Wasserschäden und Glasbruch.<br />
Die Gebäudeversicherung übernimmt auch<br />
Schäden durch Elementarereignisse, beispielsweise<br />
durch Hagel, Erdrutsch,<br />
Schneedruck oder Überschwemmung. Neben<br />
den Basisleistungen der Gebäudeversicherung<br />
können Sie bei Bedarf weitere<br />
Leistungen einschliessen, beispielsweise<br />
Schäden durch Marder, Nager oder Insekten<br />
sowie durch Vandalismus mit Sprayereien.<br />
Sie können zudem Ihre Solaranlagen<br />
mit einer Zusatzversicherung einschliessen<br />
lassen. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
53
Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />
Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />
verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />
Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />
www.mediservice-vsao.ch
VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />
Stabsübergabe bei der<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze der Vorsorgestiftung des <strong>VSAO</strong> tritt Peter Scotton<br />
als Geschäftsführer zurück. Seine Funktion übernimmt der bisherige Leiter der Versichertenverwaltung<br />
Christoph Rytz. Die Pensionskasse der angestellten Ärztinnen und Ärzte<br />
ist sehr robust aufgestellt und geht auch <strong>2018</strong> von einem erfolgreichen Anlagejahr aus.<br />
Christoph Rytz, Leiter der Geschäftsstelle<br />
Liebe Versicherte<br />
Das Geschäftsjahr 2017 war durch ein<br />
aussergewöhnlich positives Börsenjahr<br />
geprägt, von dem auch wir profitieren<br />
konnten. Die Konsumentenstimmung<br />
verbesserte sich spürbar, jedoch blieben<br />
die Zinsen nach wie vor auf einem historisch<br />
tiefen Niveau, was die Anleger dazu<br />
verleitete, grössere Risiken einzugehen.<br />
Mit unserer unveränderten vorsichtigen<br />
Anlagestrategie konnten wir in diesem<br />
Umfeld eine Gesamtperformance von<br />
10,43 Prozent erarbeiten. Im Vergleich<br />
mit anderen Pensionskassen lagen wir<br />
deutlich über dem Branchendurchschnitt<br />
von 7,3 Prozent (gemäss UBS-Barometer).<br />
Die Gefahr einer Blasenbildung und<br />
von Kurskorrekturen, welche zu Beginn<br />
dieses Jahres eingesetzt haben, haben<br />
den Stiftungsrat dazu bewogen, wichtige<br />
Beschlüsse zur Verwendung des sehr guten<br />
Anlageergebnisses zu fällen. Beim<br />
Entscheid, wie das Ergebnis verteilt wurde,<br />
berücksichtigte der Stiftungsrat sowohl<br />
die langfristige finanzielle Stabilität<br />
der Stiftung als auch die Interessen der<br />
Rentnerinnen, Rentner und versicherten<br />
Personen.<br />
In einem ersten Schritt wurden sämtliche<br />
technischen Rückstellungen gebildet sowie<br />
die Wertschwankungsreserve, basierend<br />
auf unserer Risikofähigkeit bei der<br />
Anlagestrategie, auf die maximale Zielgrösse<br />
geäufnet. Zudem wurde eine Rückstellung<br />
für eine künftige Senkung des<br />
technischen Zinssatzes (zu erwartende<br />
Verzinsung des Kapitals der künftigen<br />
Rentnerinnen und Rentner) von heute<br />
zwei Prozent auf 1,5 Prozent vorgenommen.<br />
In einem zweiten Schritt wurde für<br />
die Rentnerinnen und Rentner der bisher<br />
aufgeschobene Teuerungsausgleich eingebaut.<br />
In einem dritten Schritt wurde<br />
aufgrund der bereits im Jahr 2016 beschlossenen<br />
Senkung der Umwandlungssätze<br />
per 1. Januar <strong>2018</strong> allen 45- bis<br />
54-jährigen versicherten Personen eine<br />
Zusatzverzinsung von 0,75 Prozent und<br />
den über 55-jährigen eine solche von 1,5<br />
Prozent zum Ausgleich der künftigen<br />
Rentenkürzung gutgeschrieben. In einem<br />
vierten Schritt wurde allen per Ende 2017<br />
versicherten Personen eine einmalige Zusatzverzinsung<br />
von vier Prozent gutgeschrieben,<br />
dies zusätzlich zu der bereits<br />
im November 2016 beschlossenen Verzinsung<br />
des Alterssparkapitals von 1,25 Prozent.<br />
Zu guter Letzt konnte zu Lasten der<br />
Jahresrechnung 2017 noch eine Rückstellung<br />
für beschlossene Leistungsverbesserungen<br />
(Höherverzinsung <strong>2018</strong> – zwei<br />
Prozentpunkte über der vom Bundesrat<br />
festgelegten Mindestverzinsung von einem<br />
Prozent) gebildet werden. Mit der<br />
Auflösung der vorgenannten Rückstellung<br />
im Jahr <strong>2018</strong> können wir sicherstellen,<br />
dass im laufenden Jahr die Höherverzinsung<br />
trotz möglicher Kurskorrekturen an<br />
den Finanzmärkten gewährleistet ist und<br />
somit die Jahresrechnung <strong>2018</strong> nicht belasten<br />
wird.<br />
Im Frühling dieses Jahres wurde der Jahresabschluss<br />
mit der neuen Verwaltungssoftware<br />
erstellt. Mit dem reibungslosen<br />
Ablauf der Abschlussarbeiten können wir<br />
sehr zufrieden sein. Es bestätigt, dass sich<br />
die Einführung der neuen Software auf<br />
den 1. Januar 2017 gelohnt hat. Mit der<br />
neuen Software und den tiefen Verwaltungskosten<br />
von CHF 111 je Versichertendossier<br />
(die durchschnittlichen Verwaltungskosten<br />
gemäss Swisscanto Vorsorge<br />
AG liegen bei CHF 337 je Versichertendossier)<br />
werden wir auch in Zukunft konkurrenzfähig<br />
bleiben.<br />
Der provisorische Deckungsgrad per 31. Juli<br />
<strong>2018</strong> betrug erfreuliche 114,50 Prozent.<br />
Abschied …<br />
Peter Scotton hat sich nach 21 Jahren erfolgreicher<br />
Geschäftsführung entschieden,<br />
ab dem 1. Juli <strong>2018</strong> kürzerzutreten. Er hat<br />
unsere Stiftung nach unternehmerischen<br />
Grundsätzen sehr umsichtig, effizient und<br />
kostenbewusst geführt. Peter Scotton wird<br />
sich im Mandatsverhältnis weiterhin unseren<br />
noch laufenden und künftigen Bauprojekten<br />
widmen. Zudem bleibt er uns<br />
auch als Verwaltungsratspräsident der vor<br />
zehn Jahren gegründeten PK Immo AG<br />
(100-prozentige Tochtergesellschaft der<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>) erhalten. Diese<br />
kümmert sich vorwiegend um die Bewirtschaftung<br />
unserer Immobilien im Grossraum<br />
Bern, Seeland und Solothurn, betreut<br />
aber ebenso erfolgreich Liegenschaften<br />
anderer Pensionskassen und weitere<br />
Drittmandate. Für den bisher geleisteten<br />
Einsatz danke ich Peter Scotton herzlich.<br />
Peter Scotton<br />
… und Neuanfang<br />
Der Stiftungsrat hat mich per 1. Juli <strong>2018</strong><br />
zum neuen Leiter der Geschäftsstelle gewählt.<br />
Ich freue mich sehr über das mir<br />
geschenkte Vertrauen und ebenso freue<br />
ich mich auf die neue Herausforderung.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
55
• Geriatrie/Depressionen<br />
• TripAdvisor für Ärztejobs<br />
<strong>Nr</strong>. 1 Februar <strong>2018</strong><br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Nachwuchs<br />
A_180522_<strong>VSAO</strong>_1_Editorial_(001_005).indd 1 30.01.18 07:56<br />
Publikation<strong>2018</strong>
VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />
Zu meinem beruflichen Werdegang:<br />
Nach erfolgreichem Abschluss der<br />
kaufmännischen Ausbildung war ich<br />
während vier Jahren beim KIGA des Kantons<br />
Bern, Abteilung Arbeitslosenkasse, als<br />
Sachbearbeiter und Gruppenleiter tätig.<br />
Während der Anstellungszeit beim Altersund<br />
Versicherungsamt der Stadt Bern,<br />
Abteilung Ergänzungsleistungen, begann<br />
ich die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachmann<br />
mit eidgenössischem<br />
Fachausweis und schloss diese im September<br />
2000 erfolgreich ab. Noch während<br />
der Ausbildung zum Sozialversicherungsfachmann<br />
trat ich die Stelle als stv.<br />
Leiter Versichertenverwaltung bei der<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> an und wurde per<br />
1. Januar 2004 zum Abteilungsleiter befördert.<br />
Während den letzten 18 Jahren<br />
absolvierte ich die Ausbildung für Berufsbildnerinnen<br />
und Berufsbildner, besuchte<br />
die Fachschule für Personalvorsorge und<br />
schloss im Herbst 2013 den Lehrgang Pensionskassenleiter<br />
mit dem eidgenössischen<br />
Diplom erfolgreich ab. Mit Besuchen<br />
von gezielten Fachseminaren halte<br />
ich mein Fachwissen stets auf dem Laufenden.<br />
Mit meiner nun langjährigen Erfahrung<br />
im Bereich der beruflichen Vorsorge sowie<br />
mit der Gewissheit, dass ich auf langjährige,<br />
gut ausgebildete, engagierte und<br />
innovative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
zählen kann, können unsere Geschäftspartner,<br />
die Versicherten sowie die<br />
angeschlossenen Arbeitgeber weiterhin<br />
auf unsere professionelle und dienstleistungsorientierte<br />
Arbeit zählen.<br />
Ausblick<br />
Bewegen sich die Finanzmärkte weiterhin<br />
im Bereich der Monate Mai, Juni und Juli<br />
und erfolgen in den kommenden Monaten<br />
keine massiven Kurskorrekturen, so können<br />
wir erneut von einem erfolgreichen<br />
Anlagejahr ausgehen. Sobald die Revision<br />
der EDV und der Informationssicherheit<br />
abgeschlossen ist, werden wir den Versicherten<br />
und allen angeschlossenen Arbeitgebern<br />
unsere Online-Plattform zur Verfügung<br />
stellen. Die Plattform wird den Versicherten<br />
die Möglichkeit bieten, verschiedene<br />
Simulationen von Geschäftsfällen<br />
(Berechnung max. Einkaufssumme,<br />
Pensionierung, Lohnerhöhungen etc.) vorzunehmen.<br />
Ebenfalls können Zivilstandsund<br />
Adressänderungen mutiert und uns<br />
mitgeteilt werden. Sämtliche Arbeitgeber<br />
werden die Möglichkeit haben, die Einund<br />
Austritte, die Lohnänderungen und<br />
weitere Mutationen online zu melden. Wir<br />
erhoffen uns, dass mit der Online-Plattform<br />
die täglich anfallende Papierflut reduziert<br />
werden kann und somit die Umwelt<br />
entsprechend entlastet wird.<br />
Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte gültig ab<br />
01.07.<strong>2018</strong><br />
Libor-Hypotheken<br />
Ich wünsche Ihnen einen schönen, goldenen<br />
Herbst.<br />
Hypothekarzinssätze<br />
3-Monats-Libor-Hypothek in CHF max. 70% des Belehnungswertes 0.800%<br />
Hypothekarzinssätze Variable Hypotheken für Neugeschäfte gültig ab 01.07.<strong>2018</strong><br />
Variable Hypothek 1. Rang max. 70% des Belehnungswertes 1.750%<br />
Variable Hypothek 2. Rang max. 10% des Belehnungswertes (amortisationspflichtig) 2.000%<br />
Libor-Hypotheken<br />
Festhypotheken<br />
3-Monats-Libor-Hypothek Laufzeit 5 Jahre in CHF max. 70% des Belehnungswertes max. 70% des Belehnungswertes 1.000%<br />
0.800%<br />
Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1.200%<br />
Variable Hypotheken<br />
Anpassung bestehende Geschäfte per: –<br />
Variable Änderungen Hypothek der Zinskonditionen 1. Rang bleiben vorbehalten. max. 70% des Belehnungswertes 1.750%<br />
Christoph Rytz<br />
Variable Hypothek 2. Rang max. 10% des Belehnungswertes (amortisationspflichtig) 2.000%<br />
Festhypotheken<br />
Laufzeit 5 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1.000%<br />
Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1.200%<br />
Anpassung bestehende Geschäfte per: -<br />
Änderungen der Zinskonditionen bleiben vorbehalten.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
Taux d'intérêts hypothécaires<br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
57
Logo_Q-Publikation_D_<strong>2018</strong>_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />
IMPRESSUM<br />
KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />
<strong>Nr</strong>. 5 • 37. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88<br />
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />
www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />
Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold, Kerstin<br />
Jost, Lukas Staub, Anna Wang, Sophie Yammine<br />
Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig (Vizepräsidentin),<br />
Angelo Barrile (Vizepräsident), Nora Bienz,<br />
Christoph Bosshard, Michel Clément, Karin Etter,<br />
Marius Grädel-Suter, Dina-Maria Jakob, Gert Printzen,<br />
Miodrag Savic, Sergio Sesia, Hervé Spechbach, Robin<br />
Walter (swimsa)<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />
Telefon +41 31 300 66 66<br />
info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />
Layout<br />
Tom Wegner<br />
Inserate<br />
Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Markus Haas<br />
Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />
Telefon 044 928 56 53<br />
E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />
Auflagen<br />
Druckauflage: 22 500 Expl.<br />
WEMF/SW-Beglaubigung 2017: 21 842 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2018</strong> erscheint im Dezember <strong>2018</strong>.<br />
Thema: Wunder<br />
© <strong>2018</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
AG <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />
8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
BL/BS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />
Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95,<br />
Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />
BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />
bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />
3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
GR<br />
JU<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />
RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />
www.vsao-gr.ch<br />
ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont, marie.maulini@h-ju.ch<br />
NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />
Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />
SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />
Surber@anwaelte44.ch<br />
SO<br />
TI<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />
segretariato@asmact.ch<br />
TG <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />
8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
VD<br />
VS<br />
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />
ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
Publikation<strong>2018</strong><br />
FOKUSSIERT<br />
KOMPETENT<br />
TRANSPARENT<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
ZH/SH<br />
<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, Rechtsanwältin Susanne Hasse,<br />
Rämistrasse 31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />
58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>
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