09.10.2018 Aufrufe

Berliner Zeitung 08.10.2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die letzte Diva –zum Todvon Montserrat Caballé – Feuilleton Seite 25<br />

Hilfe im<br />

Streit<br />

mit der<br />

Versicherung<br />

Seite 6<br />

5°/14°<br />

Verbreitet Sonne<br />

Wetter Seite 2<br />

Privatschulen: Senat senkt<br />

Gebühr für arme Familien<br />

Kommentar Seite 8, Berlin Seite 9<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Lesertag in Hoppegarten:<br />

Club holt DuMont-Preis<br />

Brandenburg Seite 17<br />

Montag,8.Oktober 2018 Nr.234 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Gerettet: Union-Torwart<br />

trifft in letzter Minute<br />

Sport Seite 20<br />

Geschreddert<br />

und<br />

gebanksyt<br />

VonKatrin Pribyl<br />

Gerade erst war an diesem Abend<br />

der Hammer für eine Rekordsumme<br />

gefallen. Mehr als eine Million<br />

Pfund wollte ein Bieter für das<br />

Mädchen, das einen roten, herzförmigen<br />

Ballon davonfliegen lässt, bezahlen.<br />

Die Gäste klatschten noch,<br />

als plötzlich eine Live-Performance<br />

begann: Das Werk zerstörte sich<br />

selbst. Eininseinen dicken, gold-barocken<br />

Rahmen<br />

eingebauter<br />

Schredder<br />

machte aus dem<br />

bekannten Bild<br />

„Girl with Balloon“,<br />

eine Re-<br />

„Girlwith Balloon“<br />

vorder Selbstzerstörung<br />

per Schredder<br />

Street Art<br />

produktion des<br />

bekanntesten<br />

Motivs des britischen<br />

Street-Art-<br />

Künstlers<br />

Banksy, Schnipsel.<br />

Die Besucher im Auktionshaus<br />

Sotheby’s inLondon rissen entsetzt<br />

die Augen auf, hielten sich die Hände<br />

vor den Mund. Manche lachten belustigt<br />

auf über „den bisher wohl<br />

kühnsten Streich der Kunstgeschichte“,<br />

wie der Guardian die Aktion<br />

am Freitag nannte.<br />

„Es scheint, als wären wir gerade<br />

gebanksyt worden“, meinte Alex<br />

Branczik, Direktor für zeitgenössische<br />

Kunst. Und tatsächlich kommentierte<br />

der Künstler,dessen Identität<br />

trotz Spekulationen bis heute<br />

nicht zweifelsfrei geklärt ist, auf Instagram<br />

spöttisch: „Going, going,<br />

gone…“, zum Ersten, zum Zweiten,<br />

zum Dritten. Später veröffentlichte<br />

Banksy einVideo,indem er zeigt, wie<br />

er vor einigen Jahren den Zerstörungsmechanismus<br />

in den Rahmen<br />

einbaute –„für den Fall, dass es jemals<br />

versteigert wird“, hieß es im<br />

Untertitel des Clips.<br />

Wer die umgerechnet rund 1,18<br />

Millionen Euro per Telefon geboten<br />

hatte, ist bislang ebenso wenig bekannt<br />

wie dessen Reaktion auf die<br />

ungewöhnliche Aktion. Ob der Bieter<br />

nun noch bezahlen will oder<br />

muss, dürfte sich in den nächsten<br />

Tagen zeigen. Man befinde sich in<br />

Gesprächen, verkündete Sotheby’s.<br />

Beobachter vermuten, dass es<br />

beim Auktionshaus Mitwisser gegeben<br />

haben muss. „Der Drang zur<br />

Zerstörung ist auch ein kreativer<br />

Drang“, ließ der Schablonenmaler<br />

derweil Medien wissen.<br />

Experten gehen bereits davon<br />

aus, dass das Werk aufgrund der<br />

weltweiten Medienaufmerksamkeit<br />

nun sogar noch begehrter wird. „Es<br />

ist in seinem zerschredderten Zustand<br />

Teil der Kunstgeschichte und<br />

wir schätzen, dass Banksy damit<br />

mindestens 50 Prozent an Wert hinzugefügt<br />

hat“, sagte Joey Syer von<br />

der Plattform MyArtBroker.com, die<br />

Banksy-Stücke vertreibt.<br />

Banksy kritisiert mit seinen Arbeiten<br />

immer wieder die Kommerzialisierung.<br />

Er lehnt Ausstellungen<br />

seiner Werke abund zeigt sich erzürnt<br />

darüber, dass seine Street Art<br />

häufig mitsamt dem Putz entfernt<br />

und verkauft wird. Feuilleton Seite 23<br />

Ein Land zerbricht<br />

Allen Missbrauchsvorwürfen zum Trotzist Brett Kavanaugh als Richter ans höchste<br />

US-Gericht aufgerückt. Trump triumphiert, die Demokraten sind bestürzt.<br />

Vergebliche Proteste gegen Kavanaugh: Präsident Trump zementiertmit seinem Kandidaten vermutlich auf Jahrzehnte eine konservative Rechtsprechung.<br />

VonStefan Koch, Washington<br />

Schämt euch, schämt euch“,<br />

rufen die Demonstranten,<br />

als sie gefesselt vonder Polizei<br />

aus dem Kongress abgeführt<br />

werden. Mehrere Dutzend<br />

Frauen und Männer hatten sich als<br />

Besucher ausgegeben, um direkt im<br />

Parlamentsgebäude gegen eine der<br />

umstrittensten Entscheidungen der<br />

vergangenen Jahre zu protestieren.<br />

Draußen, direkt vordem Kongressgebäude,<br />

werden die Festgenomenen<br />

unter dem Jubel von mehreren hundertGleichgesinnten<br />

empfangen, die<br />

vonder Polizei nur mit Mühe zurückgedrängt<br />

werden. Unweit des Parlamentshügels<br />

war die Menge der Regierungskritiker<br />

zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits auf mehrere tausend angewachsen.<br />

„Wir sind eure Wähler!<br />

Glaubt den Überlebenden!“, skandieren<br />

mehrere Gruppen. Und immer<br />

wieder ist „Stoppt Kavanaugh, stoppt<br />

Kavanaugh“ zu hören.<br />

Doch die Wutund Empörung helfen<br />

an diesem mit Spannung erwarteten<br />

Tagnicht weiter: Mit einem der<br />

engsten Ergebnisse, das jemals in<br />

der amerikanischen Geschichte bei<br />

der Berufung eines Richters zum<br />

Supreme Court erzielt wurde,<br />

stimmt der Senat am Sonnabend<br />

dem Wunschkandidaten von Präsident<br />

Donald Trump zu: 50 Senatoren<br />

–einschließlich des Vizepräsidenten<br />

Mike Pence – votieren für<br />

Kavanaugh, 48 gegen ihn. Entgegen<br />

der Parteilinien enthält sich die gemäßigte<br />

Republikanerin Lisa Murkowski<br />

ihrer Stimme, und der konservativeDemokrat<br />

JoeManchin aus<br />

West Virginia stimmt für ihn. DerRepublikaner<br />

SteveDaines blieb der Abstimmung<br />

fern, da seine Tochter an<br />

diesem TaginMontana heiratete.<br />

Bereits wenige Minuten nach der<br />

Abstimmung äußert sich Trump begeistert<br />

und sagt, dass der Richter<br />

„Es geht allein um die Macht. Ich sah<br />

elf Männer, mächtige Männer,<br />

die einem anderen Mann in eine<br />

machtvolle Position verhelfen wollten.“<br />

Elizabeth Warren, Senatorin der Demokratischen Partei<br />

aus dem US-Bundesstaat Massachusetts<br />

eine großartige Leistung für das Land<br />

erbringen werde.<br />

Mehrere Senatoren der Demokratischen<br />

Partei wie Chuck Schumer<br />

sprechen dagegen voneiner dunklen<br />

Stunde, dadas Nominierungsverfahren<br />

nicht den Ansprüchen des modernen<br />

Amerikas entspreche.<br />

Für Empörung sorgt insbesondere<br />

der Umgang mit den Vorwürfen von<br />

Christine Blasey Ford. Die renommierte<br />

Psychologieprofessorin aus<br />

Kalifornien wirft Kavanaugh eine versuchteVergewaltigung<br />

vor.<br />

FordsAussagen vordem Justizausschuss<br />

wurden im Fernsehen live<br />

übertragen und allgemein als glaubwürdig<br />

eingestuft. Die zuständigen<br />

Senatoren und auch Trump stimmten<br />

anschließend zwar einer Untersuchung<br />

durch das FBI zu, allerdings<br />

wurde der Bundespolizei eine Frist<br />

von sieben Tagen gesetzt, in der die<br />

Ermittler weder Ford noch Kavanaugh<br />

und auch nicht mehrere Zeugenverhörte,<br />

diesich freiwillig gemeldet<br />

hatten. Zweifel ander Qualifikation<br />

des Kandidaten meldeten mehrere<br />

oppositionelle Senatoren auch<br />

nach dessen öffentlichem Auftritt an:<br />

DerJurist habe sich zu schweren Vorwürfen<br />

gegen die Demokratische Partei<br />

hinreißen lassen und sogar Verschwörungstheorien<br />

in die Welt gesetzt.<br />

Viele Frauen, dieamWochenende<br />

in Washington demonstrierten, zeigten<br />

sich denn auch sichtlich verbittert<br />

über den Umgang mit der kalifornischen<br />

Professorin und jubelten später<br />

am Abend Elizabeth Warren zu.<br />

Die Senatorin aus Massachusetts<br />

mischte sich nach der Abstimmung<br />

unter die Demonstranten und rief:<br />

„Ich habe die Anhörung genauestens<br />

verfolgt. Es geht allein um die Macht.<br />

Ichsah elf Männer,mächtige Männer,<br />

die einem anderen Mann in eine<br />

AFP/ROBERTO SCHMIDT<br />

machtvolle Position verhelfen wollten.<br />

Ichbin wütend im Namen all der<br />

Frauen, die wieder und wieder zurückgesetzt<br />

werden.“<br />

Die Demonstranten in Washington<br />

finden an diesem Wochenende in<br />

den US-Medien einen enormen Widerhall,<br />

allerdings führt das Ringen<br />

auf Seiten der Republikaner ebenfalls<br />

zu unerwarteten Reaktionen: Laut<br />

jüngster Umfragen von NPR/PBS<br />

mobilisiert die Auseinandersetzung<br />

um Kavanaugh die konservative Basis<br />

mehr als jede andere Streitfrage der<br />

vergangenen Monate.<br />

Anders als im Frühjahr oder im<br />

Sommer schätzen viele Republikaner<br />

die Zwischenwahlen am 6. November<br />

mittlerweile als„überaus bedeutsam“<br />

ein. MitchMcConnell, Fraktionschef<br />

der Republikaner im Senat, gab am<br />

Wochenende gegenüber mehreren<br />

Journalisten denn auch ganz offen zu:<br />

„Mit dem Streit um das Richteramt<br />

bescheren uns die Demokraten ein<br />

großes Geschenk.“ DieAnhänger der<br />

GOP seien nun motivierter denn je,<br />

im NovemberzurWahl zu gehen.<br />

Auch am Obersten Gerichtshof<br />

schafft das Weiße Haus schnell Fakten:<br />

Kavanaugh wurde noch am<br />

Sonnabend vereidigt und nimmt bereits<br />

am Dienstag an denersten Beratungen<br />

desSupreme Courtteil.<br />

In naher Zukunft haben die Richter,<br />

die nun mit einer Mehrheit von<br />

fünf zu vier dem republikanischen<br />

Lager zuneigen, über heikle Streitthemen<br />

wie Abtreibung, Einwanderung<br />

und die Machtbefugnisse<br />

des Präsidenten zu entscheiden.<br />

Elsenbrücke<br />

hat 28 Meter<br />

langen Riss<br />

Ausmaß des Schadens<br />

wird immer deutlicher<br />

VonPeter Neumann<br />

Eswar eine Nachricht, die für Aufsehen<br />

sorgte.Wegen eines Risses<br />

im Beton musste die Elsenbrücke,<br />

die wichtige Straßenverbindung zwischen<br />

Treptow und Friedrichshain<br />

Ende August unverzüglich halbseitig<br />

gesperrt werden. Staus sind die<br />

Folge. Nun wird immer klarer, wie<br />

groß das Ausmaß des Schadens an<br />

der 1968 eröffneten Spreebrücke ist.<br />

Der Riss im nördlichen der drei<br />

Brückenbögen ist rund 28 Meter<br />

lang. Diese Größenordnung wurde<br />

von einem Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung<br />

jetzt bestätigt. Mit<br />

bis zu 1,8 Millimeternist der Riss,der<br />

über dem Nordufer beginnt, auch<br />

ungewöhnlich breit. In einer Tiefe<br />

vonneun bis 14 Zentimeternverläuft<br />

er zu beiden Seiten des Spannkanals,<br />

in dem sich Stahllitzen befinden, die<br />

für die Stabilität der 185 Meter langen<br />

Straßenbrücke wichtig sind.<br />

Elektronische Überwachung<br />

Als Reaktion lässt der Senat das Bauwerk<br />

nun intensiv überwachen. Sensoren<br />

kontrollieren, ob der Riss im<br />

Überbau Südost breiter wird –was<br />

bislang nicht geschehen ist. Der andereÜberbau<br />

wirdalle 14 Tage in Augenschein<br />

genommen. Bislang<br />

wurde die Elsenbrücke dreimal im<br />

Jahr von Experten kontrolliert, alle<br />

drei Jahre fand eine mehrtägige umfangreiche<br />

Brückenprüfung statt.<br />

Das System der Brückenüberwachung<br />

habe sich bewährt und auch<br />

in diesem Fall funktioniert, hieß es in<br />

der Verwaltung. Der Riss war entdeckt<br />

worden, als Ingenieure die<br />

Ende Juni begonnene Hauptprüfung,<br />

die unterbrochen werden<br />

musste, nach acht Wochen fortsetzten.<br />

Die Lücke im Beton war offenbar<br />

in der Zwischenzeit aufgeplatzt.<br />

Die Schadensermittlung dauert<br />

an. Nicht ausgeschlossen wird, dass<br />

die Brücke abgerissen werden muss.<br />

Die Chancen, dass das Bauwerk saniertwerden<br />

kann, gelten derzeit als<br />

gering, weil ein für die Standfestigkeit<br />

wichtiger Teil ausgefallen sei.<br />

Doch noch gibt es keine Entscheidung<br />

darüber, wie es mit der Brücke<br />

weitergeht. „Ob und wenn ja in welcher<br />

Form ein Neubau nötig wird, ist<br />

noch offen“, teilte die Senatsverkehrsverwaltung<br />

mit. Berlin Seite13<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />

leser-blz@dumont.de<br />

Leser-Service: (030)23 27-77, Fax-76;<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />

berlin.anzeigen@dumont.de<br />

Postvertriebsstück A6517<br />

Entgelt bezahlt<br />

Leitartikel Seite 8 4 194050 501504<br />

11041


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Sie hören nicht auf zu klatschen.<br />

Noch ein bisschen<br />

länger und noch ein bisschen<br />

länger. Ralph Brinkhaus<br />

lacht mit weit geöffnetem<br />

Mund.<br />

Er hatte sich als Vorgruppe angekündigt,<br />

als Begleitmusik für den<br />

Deutschlandtag der Jungen Union,<br />

der Jahresversammlung des Unions-<br />

Nachwuchses,mit einem Auftritt am<br />

Vormittag nach einer Partynacht mit<br />

2000 Litern Freibier. Und dann ist<br />

der Saal doch voll und er ist der Star,<br />

umjubelt und beklatscht. Der neue<br />

Unions-Fraktionsvorsitzende, bis<br />

vorzweiWochen noch ein Mann der<br />

zweiten Reihe, ist nun einer derer,<br />

um die es gehen wird, wenn das Merkel-Erbe<br />

verteilt wird.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

haben die jungen CDU- und CSU-<br />

Leute höflich empfangen. Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn, der sich<br />

mit Unterstützung der JU nach oben<br />

gekämpft und sich als Merkels Nachfolger<br />

in Stellung gebracht hat, bekommt<br />

freundliche,aber keine überbordende<br />

Resonanz. Seine Konkurrentin,<br />

die neue CDU-Generalsekretärin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

hält eine sehr durchschnittliche<br />

Rede, und hört immerhin einige<br />

„Annegreat“-Rufe.<br />

Raus aus der Komfortzone<br />

Aber Brinkhaus begeistert die mehreren<br />

100 Zuhörer: „Wir müssen einen<br />

Aufbruch wagen“, ruft er.„Raus<br />

aus der Komfortzone“ müsse die<br />

Union. „Wir sind so stark, dass wir<br />

den Gegnern das Spiel aufzwingen<br />

müssen“, sagt er. „Wir dürfen nicht<br />

immer über die Stöckchen springen,<br />

die andere uns hinhalten.“ Beim<br />

Handelsabkommen TTIP etwa habe<br />

sich die Union „am Nasenring durch<br />

die Manege führen lassen“.<br />

Brinkhaus spricht rein strategisch,<br />

er verzichtet auf inhaltliche<br />

Details und Festlegungen. Die Botschaft<br />

ist klar:Die Union ist zu einem<br />

müden und mutlosen Haufen geworden,<br />

der Absturz inden Umfragewerten<br />

mithin also hausgemacht.<br />

Der Liebling des Abends, Ralph Brinkhaus, sagt, die Union sei ein müder Haufen geworden.<br />

Der Star beim Deutschlandtag ist Fraktionschef Brinkhaus.<br />

Merkel stichelt gegen zu viel Männer und Jens Spahn verblasst.<br />

JungeUnion<br />

VonGreenpeace lernen<br />

VonDaniela Vates, Kiel<br />

Es ist das, was die JU-ler hören wollen.<br />

Am Tag zuvor haben sie mit<br />

knapper Mehrheit dafür gestimmt,<br />

die Amtszeit von Kanzlern auf drei<br />

Wahlperioden zu begrenzen.<br />

Es ist ein Angriff auf die Kanzlerin,<br />

der erfolgt, sobald diese den Saal verlassen<br />

hat. Die stellt auf der Bühne<br />

auch die Frage nach der Zukunft –allerdings<br />

nach der des Landes.Merkel<br />

malt ein Wunschland, das Batteriezellen<br />

herstellt und Computerchips,<br />

eines mit einer tollen Autoindustrie.<br />

Siespricht auch den Zustand der Koalition<br />

an. Enttäuschend seien die vergangenen<br />

Monate gewesen, sagt sie<br />

und appelliert andie eigenen Leute,<br />

sich nun nicht noch weiter selbst zu<br />

zerlegen. Angst, Griesgrämigkeit und<br />

Rumgemosere begeistere die Leute<br />

nicht. Manmüsse sich an die Wähler<br />

DPA/CARSTEN REHDER<br />

wenden, nicht miteinander fingerhakeln.<br />

Nebenbei kommentiert sie süffisant<br />

die rein männliche Führungsriege<br />

der Jungen Union: „Frauen bereichern<br />

das Leben nicht nur im Privaten.<br />

Keine Angst –Sie wissen gar<br />

nicht, was Ihnen entgeht.“<br />

Ein Delegierter aus Bayern findet<br />

dann aber zumindest eine Frau<br />

überhaupt nicht als Bereicherung:<br />

„Wie beabsichtigen Sie, politische<br />

Führung wieder herzustellen?“ fragt<br />

er. „Ich glaube nicht, dass es Ihnen<br />

noch möglich ist.“ Es bleibt der einzige<br />

offene Angriff. Aber JU-Chef<br />

Paul Ziemiak hat es offen gelassen,<br />

ob er eine Wiederwahl Merkels als<br />

Parteivorsitzende auf dem Bundesparteitag<br />

im Dezember unterstützen<br />

wird. Zuvor gibt es noch die Landtagswahlen<br />

in Bayern und Hessen.<br />

DieUmfragewerte für CSU und CDU<br />

sind nicht besonders.<br />

Vonder Mitte denken<br />

Brinkhaus setzt sich von Merkels<br />

Komfortzone ab, das ist hier das<br />

Stichwort. Er distanziert sich auch<br />

von Kramp-Karrenbauer: Die CDU<br />

müsse kampagnenfähig werden und<br />

dazu auch mal schauen, wie Greenpeace<br />

so seine Kampagnen plane.<br />

Und dann ist da noch der Hinweis,<br />

die Union müsse den Zusammenhalt<br />

der Gesellschaft fördern und<br />

dazu „von der Mitte denken, nicht<br />

von den Rändern“. Das ist der Hinweis<br />

an Spahn, derversucht hat, sich<br />

als rechtskonservative Alternativezu<br />

Merkel zu profilieren.<br />

„Ich spring vonLevel zu Level, bis<br />

der Endboss kommt“ hat der<br />

Deutsch-Rapper Marteria vomBand<br />

gesungen, als Spahn bei der JU-Versammlung<br />

einzieht. Spahn spricht<br />

über Gräben, die überwunden werden<br />

müssten. Er bemängelt „Moralkeulen“<br />

in den politischen Debatten<br />

und, dass es „nicht darum geht, Sitzungen<br />

zu leiten, sondern das Land<br />

zu regieren“. DerApplaus ist freundlich.<br />

„Das Beste kommt noch“, ruft<br />

Spahn. „Vieles ist gerade im Rutschen.“<br />

Da steht Brinkhaus’ Auftritt noch<br />

bevor.<br />

Daniela Vates findet: Die<br />

Musik bei Parteiveranstaltung<br />

ist ein Kapitel für sich.<br />

Herr Günther,Union und große Koalition<br />

sind in Berlin zuletzt vor allem<br />

durch Querelen aufgefallen. Wiewollen<br />

Sie verlorenes Vertrauen wieder<br />

aufbauen?<br />

Wir sind dazu verdammt, das zu<br />

schaffen. Sonst können wir die Menschen<br />

nicht dazu bringen, der Politik<br />

insgesamt und der Bundesregierung<br />

wieder zu vertrauen. Man muss sich<br />

nicht wundern, wenn sich Menschen<br />

fragen, ob wir die Zeichen der<br />

Zeit verstanden haben, wenn man<br />

sich wochenlang an Personalfragen<br />

verhakt. Es ist unserePflicht, da entschlossen<br />

gegenzusteuern.<br />

Istdas als eine Aufforderung in die eigenen<br />

Reihen zu verstehen?<br />

Selbstverständlich. Davon darf<br />

sich keine Partei frei machen. Wenn<br />

Politiker einer Partei nach dem Motto<br />

„Die CDU hat die größte Veränderungsbereitschaft“<br />

agieren, dass eigenes Handeln immer<br />

richtig ist und das einer anderen Partei<br />

immer falsch, dann sage ich: So<br />

konnte man vielleicht vor zwanzig<br />

oder dreißig Jahren Politik machen.<br />

Es geht nicht darum, wer etwas<br />

durchgesetzt hat. Die Bevölkerung<br />

achtet darauf, ob vernünftige Politik<br />

gemacht wird. Wenn wir nicht dahin<br />

zurückkommen, schwindet gerade<br />

das Vertrauen in die beiden Volksparteien<br />

CDU und SPD weiter.<br />

In Bayern und Hessen drohen der<br />

Union schwereVerluste bei den Landtagswahlen.<br />

Sehen Siedie Gefahr,dass<br />

die Union ihren Status als letzte große<br />

Volkspartei verliert?<br />

Wir haben vor der Sommerpause<br />

im Streit um Zurückweisungen in den<br />

Abgrund geschaut. Das hat niemandem<br />

gefallen. Deshalb glaube ich,<br />

dass alle den Willen haben,<br />

die Stärke der Union als<br />

Volkspartei zu erhalten. Es<br />

gibt momentan keinen Rückenwind<br />

vomBund für die<br />

Landtagswahlen. Insgesamt<br />

gilt: Die Menschen<br />

wählen eine Partei nur,<br />

wenn sie optimistisch vorangeht.<br />

Bei den Landtagswahlen<br />

muss die verbliebene<br />

Zeit nun genau dafür<br />

genutzt werden.<br />

Muss nach den Landtagswahlen<br />

auch über Veränderungen in der<br />

CDU mit Blick auf den Dezember-<br />

Parteitag nachgedacht werden?<br />

Die CDU hat bisher die höchste<br />

Veränderungsbereitschaft aller Parteien<br />

in der Bundespolitik gezeigt.Wir<br />

haben eine neue Generalsekretärin<br />

Ministerpräsident<br />

Daniel Günther<br />

(CDU), Ministerpräsident<br />

in<br />

Schleswig-Holstein<br />

DPA<br />

und viele neue und auch<br />

jüngere Gesichter im Kabinett.<br />

Ich kann nicht erkennen,<br />

warum uns jetzt eine<br />

Personaldebatte weiterhelfen<br />

sollte. Angela Merkel<br />

hat klargemacht, dass sie<br />

nur gleichzeitig als Kanzlerinund<br />

Parteichefin weiterarbeiten<br />

will. Diese Kontinuität<br />

braucht die CDU im<br />

Moment auch. Die Menschensehnen<br />

sich nach Lösungen<br />

für Probleme und<br />

nicht nach Personaldebatten.<br />

In Berlin hat die Koalition zuletzt eine<br />

Einigung beim Zuwanderungsgesetz<br />

erreicht. Der von Ihnen gewünschte<br />

„Spurwechsel“, die Anerkennungschance<br />

für gut Integrierte aber abgelehnte<br />

Asylbewerber, soll nicht statt-<br />

finden. Hätten Siesich ein anderes Ergebnis<br />

gewünscht?<br />

Ich hätte mir mehr erwünscht.<br />

Aber es ist ein Wert an sich, dass wir<br />

nach Jahren der Diskussion nun endlich<br />

ein Zuwanderungsgesetz in<br />

Deutschland bekommen. Wir geben<br />

den Asylbewerbern eine Chance, die<br />

das tun, was wir vonIhnen erwarten:<br />

sich integrieren, Deutsch lernen, für<br />

ihren Lebensunterhalt sorgen. Das<br />

begrüße ich.<br />

Die Regelung ist dennoch sehr eng.<br />

Verhindert das Ergebnis, dass dringend<br />

gebrauchte Fachkräfte im Land<br />

bleiben können?<br />

Immerhin haben sie nun überhaupt<br />

eine Chance. Aber in der Tat:<br />

Die im Koalitionsausschuss vereinbarten<br />

Regelungen könnten gern<br />

noch ein Stück weiter gehen. Ichkann<br />

keinem Menschen erklären, dass<br />

Menschen, die hier arbeiten und die<br />

Sprache gelernt haben, keine Bleibe-<br />

Perspektivehaben sollen. Aufder anderenSeite<br />

gelingt es nicht, Leute abzuschieben,<br />

die hier ihr Unwesen<br />

treiben und sich nicht an unsere Gesetze<br />

halten. Das muss sich ändern,<br />

daran müssen wir arbeiten. Aber dass<br />

wir einen ersten Schritt gemacht haben<br />

bei den bestehenden Beharrungskräften,<br />

ist nicht schlecht.<br />

Waspassiertnachder Bayern-Wahl?<br />

Ich hoffe, dass nach der Wahl die<br />

Bereitschaft steigt, das politisch Notwendige<br />

in dem Bereich zumachen.<br />

VorWahlen ist das inder Regel komplizierter.<br />

DasInterviewführten<br />

Gordon Repinski undDaniela Vates.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute betragen die Höchstwerte14bis 16 Grad. Dazu ist der Himmel<br />

nach örtlichem Frühnebel nur gering bewölkt. Verbreitet scheint die<br />

Sonne. Der Wind weht nur leicht aus südlichen Richtungen. In der Nacht<br />

ziehen Wolkenfelder durch, die gelegentlich die Sterne verdecken. Dabei<br />

reicht die Temperaturspanne von 7bis 3Grad.<br />

Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />

bringt einige, meist jedoch leichte<br />

Beschwerden. Stoffwechsel und<br />

Durchblutung können beschleunigt<br />

ablaufen. Kopfschmerzen und<br />

Migräneattacken werden verstärkt.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 62 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 11 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 7µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 73%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 14Grad.<br />

Wind: leiser Zug aus Süd.<br />

Wittenberge<br />

2°/14°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

4°/14° 5°/14°<br />

Luckenwalde<br />

3°/15°<br />

Cottbus<br />

3°/16°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

heiter sonnig sonnig<br />

7°/18° 10°/22° 12°/23°<br />

Prenzlau<br />

4°/14°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

4°/15°<br />

Hoch Viktor breitet sich vom Atlantik bis nach Mitteleuropa aus. Nach teils<br />

zähen Nebelfeldern setzt sich im Tagesverlauf das goldene Oktoberwetter in<br />

diesen Regionen durch. Eingerahmt wird der hohe Luftdruck sowohl im Norden<br />

als auch im Süden des Kontinents von mehreren Tiefdruckgebieten. Dadurch<br />

gibt esimNorden Schauerwetter, amMittelmeer örtliche Gewitter.<br />

Sylt<br />

9°/14°<br />

Hannover<br />

3°/15°<br />

Köln<br />

7°/18°<br />

Saarbrücken<br />

7°/19°<br />

Konstanz<br />

14°/18°<br />

Hamburg<br />

3°/16°<br />

Erfurt<br />

3°/14°<br />

Frankfurt/Main<br />

7°/18°<br />

Stuttgart<br />

11°/21°<br />

Rostock<br />

5°/15°<br />

Magdeburg<br />

6°/15°<br />

Nürnberg<br />

8°/20°<br />

München<br />

10°/19°<br />

Rügen<br />

6°/13°<br />

Dresden<br />

5°/16°<br />

Deutschland: Heute gibt es vielfach<br />

Sonnenschein, aber auch einige Wolken<br />

oder zähe Nebel- und Hochnebelfelder.<br />

Die Temperaturen steigen am<br />

Tage auf 13bis 21 Grad. Nachts sinken<br />

die Werte dann auf 12bis<br />

1Grad. Der Wind weht schwach aus<br />

südlichen Richtungen. Morgen lacht<br />

die Sonne amHimmel. Stellenweise<br />

ziehen ein paar Wolken vorüber. Gebietsweise<br />

ist es auch wieder neblig.<br />

Die Höchstwerte belaufen sich auf<br />

14 bis 22Grad, und der Wind weht<br />

schwach aus Südost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 11°-15°<br />

Nordsee: 12°-16°<br />

Mittelmeer: 21°-29°<br />

Ost-Atlantik: 14°-20°<br />

Mondphasen: 09.10. 16.10. 24.10. 31.10.<br />

Sonnenaufgang: 07:19 Uhr Sonnenuntergang: 18:27 Uhr Mondaufgang: 05:56 Uhr Monduntergang: 18:40 Uhr<br />

Lissabon<br />

27°<br />

Las Palmas<br />

31°<br />

Madrid<br />

22°<br />

Reykjavik<br />

6°<br />

Dublin<br />

16°<br />

London<br />

19°<br />

Paris<br />

19°<br />

Bordeaux<br />

19°<br />

Palma<br />

23°<br />

Algier<br />

28°<br />

Nizza<br />

24°<br />

Trondheim<br />

11°<br />

Oslo<br />

16°<br />

Stockholm<br />

13°<br />

Kopenhagen<br />

14°<br />

Berlin<br />

14°<br />

Mailand<br />

23°<br />

Tunis<br />

29°<br />

Rom<br />

24°<br />

Warschau<br />

13°<br />

Wien<br />

20° Budapest<br />

23°<br />

Palermo<br />

25°<br />

Kiruna<br />

1°<br />

Oulu<br />

8°<br />

Dubrovnik<br />

22°<br />

Athen<br />

25°<br />

St. Petersburg<br />

10°<br />

Wilna<br />

13°<br />

Kiew<br />

19°<br />

Odessa<br />

19°<br />

Varna<br />

21°<br />

Istanbul<br />

23°<br />

Iraklio<br />

24°<br />

Archangelsk<br />

6°<br />

Moskau<br />

13°<br />

Ankara<br />

24°<br />

Antalya<br />

28°<br />

Acapulco 34° wolkig<br />

Bali 38° heiter<br />

Bangkok 33° wolkig<br />

Barbados 30° wolkig<br />

Buenos Aires 30° Gewitter<br />

Casablanca 25° heiter<br />

Chicago 29° wolkig<br />

Dakar 31° wolkig<br />

Dubai 38° sonnig<br />

Hongkong 31° heiter<br />

Jerusalem 24° heiter<br />

Johannesburg 27° heiter<br />

Kairo 32° heiter<br />

Kapstadt 34° sonnig<br />

Los Angeles 21° sonnig<br />

Manila 32° heiter<br />

Miami 32° bedeckt<br />

Nairobi 29° Schauer<br />

Neu Delhi 35° sonnig<br />

New York 23° bedeckt<br />

Peking 20° sonnig<br />

Perth 24° wolkig<br />

Phuket 32° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 25° Schauer<br />

San Francisco 25° sonnig<br />

Santo Domingo 30° bewölkt<br />

Seychellen 27° heiter<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 23° wolkig<br />

Tokio 25° bedeckt<br />

Toronto 21° bewölkt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 3 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Seite 3<br />

Über jeden Chinesen soll künftig ein Punktwertentscheiden, ob er dem Wohl der Gesellschaft zuträglich ist. Für manche ist dann vielleicht auch der Donghuamen Markt in Peking zu einer Sperrzone geworden.<br />

EDWIN REMSBERG<br />

Inseinen Apps nennt er sich Yoshi. Er ist<br />

Chinese, aber er hat sich einen japanischen<br />

Namen gegeben –als Anspielung<br />

auf einen Job, denn er arbeitet in einem<br />

Sushi-Restaurant. Yoshi ist 27 Jahre alt,<br />

schwul, und er macht sich zum ersten Malin<br />

seinem Leben Sorgen um die hohe Politik.<br />

„Eigentlich fand ich die Idee mit dem Social<br />

Scoring gut.“ Eigentlich. Yoshi ist jedoch in<br />

den vergangenen Wochen klar geworden,<br />

dass er konkret benachteiligt sein könnte.„Ich<br />

habe gehört, dass Leute mit einem unsteten<br />

Lebenswandel und vielen oberflächlichen<br />

Dates mit Punkteabzug rechnen müssen.“<br />

UndYoshi trifft fast jede Woche neue Leute<br />

über Kontakt-Apps.„So etwas wird doch fast<br />

sicher erfasst.“<br />

Yoshis Generation kennt es eigentlich<br />

nicht anders: In Chinas durchdigitalisierter<br />

Wirtschaftswelt bewerten sich Firmen und<br />

Privatleute bei fast jedem Kontakt gegenseitig.<br />

Das schafft Vertrauen und wird geschätzt.<br />

Jetzt will der Staat die Idee nutzen, um das Sozialverhalten<br />

jedes Bürgers zu erfassen. Offiziell<br />

richtet sich das gegen die schwarzen<br />

Schafe in der Gesellschaft. Doch der Traum<br />

vonden fairen Bewertungen könnte zum Alptraum<br />

für diejenigen werden, die nicht ins<br />

Raster passen. Schon wirkt es sich negativ auf<br />

die Kreditbewertung aus, wenn jemand viel<br />

Zeit mit Computerspielen verbringt. „Dann<br />

bin ich wohl doppelt belastet“, sagt Yoshi.<br />

Denn in seiner Freizeit daddelt er gern.<br />

So sieht das System aus:Wersich aus Sicht<br />

des Staates„richtig“ verhält, bekommt in Datenbanken<br />

Pluspunkte, für „Fehlverhalten“<br />

gibt es Miese. Jenach Punktestand können<br />

die Leute sich auf Privilegien freuen, oder sie<br />

müssen mit herben Nachteilen rechnen. „Die<br />

rechtschaffenen und vertrauenswerten Bürger<br />

sollen sich frei unter dem Himmel bewegen<br />

können.Weraber in Verruf gerät, dessen<br />

Bewegungsfreiheit soll starkeingeschränkt<br />

sein“, so blumig nennt die Regierung das<br />

Ziel des Projekts. „Vertrauenswürdigkeit ist<br />

ehrenvoll!“<br />

Falscher SexführtzuPunktabzug<br />

EinLeben<br />

nach Punkten<br />

In China wird künftig das Sozialverhalten der Menschen bewertet.<br />

Wermehrsammelt, wird belohnt, andere werden bestraft.<br />

Ein gigantisches digitales Überwachungssystem entsteht.<br />

VonFinn Mayer-Kuckuk, Peking<br />

Zu jedem Bürger und jedem Unternehmen<br />

soll es bis dahin eine Datensammlung geben,<br />

die seine Zuverlässigkeit abbildet. Es geht um<br />

die Erziehung einer ganzen Nation zu erwünschtem<br />

Verhalten. Die Regierung baut<br />

derzeit den Rahmen für die Verknüpfung der<br />

zahllosen Informationen auf, die jetzt schon<br />

verfügbar sind.Vorgesehen sind auch Schnittstellen<br />

zu Privatfirmen. Das Profil, das sich<br />

aus der Datenfülle ergibt, hat dann ganz konkrete<br />

Auswirkungen auf das Leben. Behörden<br />

und Unternehmen können das Profil abfragen,<br />

um konkrete Entscheidungen zu treffen.<br />

Erste Ansätzesind jetzt schon umgesetzt.<br />

Wereinmal einen Gerichtsbefehl ignoriert<br />

hat, ist aktuell bereits von Flugbuchungen<br />

ausgeschlossen. Keiner weiß, was das eine mit<br />

dem anderen zu tun haben soll. Ein IT-Experte<br />

aus dem Umfeld chinesischer Sozialmedien<br />

erläutert, wie der Mechanismus sich<br />

auf Yoshi auswirken könnte: Die führende<br />

Schwulen-App „Blued“ ist Teil des Systems<br />

und wirddem Staat automatisch Daten zuliefern.<br />

Jeder Kunde ist dort eindeutig identifiziert:<br />

ZurAnmeldung ist eineTelefonnummer<br />

erforderlich, zum Bezahlen vonZusatzdiensten<br />

eine Verbindung zu einem Dienstleister<br />

wie Alipay.Yoshi lässt sich also trotz des japanischen<br />

Spitznamens seiner Personalausweisnummer<br />

zuordnen. Diese wiederum<br />

dient als zentraler Datenbankschlüssel des<br />

Sozialpunktesystems.<br />

Die Aktivitäten in der App wirken sich auf<br />

den Punktestand aus. Wer sich nur probeweise<br />

anmeldet und sonst nichts macht, dessen<br />

Punkte verändern sich nicht. Werjedoch<br />

im Livestreaming der App bei sexuellen Darstellungen<br />

erwischt wird, erhält in diesem<br />

Szenario einen Abzug. Denn die Verbreitung<br />

vonPornografie ist in China illegal.<br />

Auch das Verhalten bei der Online-Partnerwahl<br />

könnte eine Rolle spielen –und zwar<br />

gleichermaßen für Heteros wie für Homos.<br />

Wernur einmal im Monat ein Date hat, dessen<br />

Verhalten wirdneutral bewertet. Wer, wie<br />

Yoshi, fast täglich auf der Suche ist, bekommt<br />

einen Abzug. Doch aus dem Blued-Universum<br />

können auch Pluspunkte kommen. Die<br />

App bietet schließlich ein voll entwickeltes<br />

Sozialnetz.Wersich dortineiner Gruppe oder<br />

einem Kanal für HIV-Aufklärung einsetzt,<br />

könnte mit positiven Bewertungsbeiträgen<br />

rechnen, schätzen IT-Experten nach heutigem<br />

Kenntnisstand.<br />

Ein großer App-Betreiber wie Blued kann<br />

sich in China der Teilnahme an dem System<br />

nicht verweigern. Jede Internetfirma muss<br />

jährlich die Verlängerung ihrer Lizenz beantragen.<br />

DerStaat kann sie jederzeit entziehen.<br />

Aufder anderen Seite sind Datenaus solchen<br />

Apps für ein staatliches Sozialpunktesystem<br />

besonders wertvoll. Sie bilden das tatsächlicheVerhalten<br />

gut ab.Dementsprechend hoch<br />

wirdder Druck der Regierung sein, vollen Zugriff<br />

zu erhalten. Der Gründer von Blued ist<br />

zudem ein ehemaliger Polizist. Branchenkenner<br />

unterstellen ihm eine staatstragende Haltung.<br />

Auch die internationale Konkurrenz, die<br />

App„Grindr“, gehört übrigens einer chinesischen<br />

Firma; der Appstore unterliegt sowohl<br />

bei Apple als auch bei Android der Zensur.Ein<br />

Ausweichen auf weniger überwachte Alternativen<br />

ist voraussichtlich unmöglich.<br />

DieDaten aus dem Kosmos vonBlued fließen<br />

derVision für das Sozialpunktesystem der<br />

nahen Zukunft gemäß dann in den Bereich<br />

„Lebenswandel“ in der zentralen Sammelstelle<br />

ein. So entsteht ein Spinnennetz aus<br />

Verbindungen und Schnittstellen. Erst Automatisierung<br />

und die Nutzungkünstlicher Intelligenz<br />

macht es möglich, die vielen Daten<br />

in Echtzeit nutzbar zu machen.<br />

Gute Beziehungen helfen immer<br />

Der massive Einsatz von ITinder Überwachung<br />

der Bürger soll dabei auch ein altes<br />

Problem lösen: Bestechlichkeit und Schlampigkeit<br />

der Sicherheitsbehörden. Bisher<br />

konnten gute Beziehungen einem reichen<br />

Mann auch nach schweren Straftaten zuverlässig<br />

aus der Patsche helfen, während einfache<br />

Bürger regelmäßig an der Bürokratie verzweifeln.<br />

Das Sozialpunktesystem soll nun<br />

buchstäblich unbestechlich sein, heißt es.<br />

Für Leute wieYoshi droht dagegen ein Alptraum.<br />

Die kommunistische Partei drückt<br />

dem ganzen Land ihre Moralvorstellungen<br />

auf. Schon jetzt sind Filme mit schwulen Themen<br />

–auch Werke, die den Oscar gewonnen<br />

haben –zensiert,weil sie angeblich zu anstößig<br />

für das chinesische Publikum sind. Der<br />

chinesische Staat hat keinen Sinn für Freiheitsrechte,<br />

Gleichberechtigung und die Vermeidung<br />

von Diskriminierung. Es gibt auch<br />

keinen politischen Freiraum für Interessengruppen,<br />

ihre Anliegen einzubringen und<br />

durchzusetzen.<br />

Noch istoffen, wie das System konkret aussehen<br />

soll. UndYoshi gehörtmit seinen Überlegungen<br />

zu einer Minderheit von Chinesen,<br />

die sich bereits Gedanken über mögliche Folgen<br />

dieses riesigen sozialen Experiments machen.<br />

Andere Bewohner des Landes sind indessen<br />

schon ganz konkret mit ihm konfrontiert:<br />

in mehreren regionalen Pilotprojekten<br />

laufen bereits Sozialpunktesysteme.ImLandkreis<br />

Rongcheng in der Provinz Shandong<br />

beispielsweise hat die Stadtverwaltung<br />

selbst den digitalen Rahmen für ein„wohlgeordnetes<br />

Gemeinwesen“ geschaffen.<br />

So müssen die Bürger in Rongcheng auf<br />

dem Ortsamt eine „Sozialbewertungsabfrage“<br />

beantragen, um bei der Bank einen<br />

Hypothekenkredit zu beantragen. Wer die<br />

Note „A+“ vorweisen kann, erhält günstigere<br />

Konditionen als ein B- oder C-Bürger.Bei einem<br />

„D“ kann sich die Bank überlegen, ob<br />

sie überhaupt einen Kredit vergibt. Werbei<br />

einemVergehen erwischt wirdund beispielsweise<br />

als Gastwirt abgelaufene Lebensmittel<br />

verarbeitet, bekommt Abzug. Wersich dagegen<br />

nachweislich um seine alten Elternkümmert,erhält<br />

Pluspunkte.<br />

Das alles hat aus chinesischer Sicht<br />

durchaus Sinn, weshalb selbst Yoshi zumindest<br />

anfangs nicht gegen die Pläne war. Die<br />

Führung der Volksrepublik China leidet seit<br />

ihrer Gründung unter einem Problem: Es<br />

gibt zwar Gesetze, Verordnungen und Regularien,<br />

aber kaum einer hält sich dran. Oder<br />

jedenfalls nur, wenn er konkret dazu gezwungen<br />

wird, und dann auch nur, solange<br />

der Staat wirklich hinschaut. „Durchsetzung<br />

istschwer“, lautet dieFormel, mit denen die<br />

Vordenker von der Parteischule das Phänomenauf<br />

denPunktbringen.<br />

Ein gutes Beispiel ist die endlose Folge<br />

von Umwelt-, Arbeitsschutz- und Lebensmittelskandalen.<br />

China hat längst Sicherheitsstandards<br />

auf europäischem Niveau<br />

festgelegt. Doch Firmenchefs leiten ihre Abwässer<br />

ungeklärt inden Fluss. Oder sie lassen<br />

ihre Arbeiter ohne Schutzbrille schweißen.<br />

Wenn Inspektorenkommen, dann windensie<br />

sich mit Bestechung heraus.<br />

Tatsächlich beneiden Chinas Regierende<br />

Länder wie Japan oder Deutschland, indenen<br />

sich eine Mehrheit mehr oder minder<br />

klaglos den Regeln fügt. Wo die Haushalte<br />

begeistertihren Müll trennen.Wo Autofahrer<br />

beim Abbiegenauf Fußgänger achten.Wo sie<br />

nur wenig Zigarettenkippen fallen lassen.Wo<br />

die Leute brav in Schlagen anstehen, auch<br />

wenn das Geduld braucht.<br />

Automatisierung vonPolitik<br />

„Die Führungerforscht dieEntwicklung von<br />

neuen, technikgetriebenen Werkzeugen für<br />

verbesserte Sozialkontrolle“, sagt Chinaforscher<br />

Rogier Creemers von der Universität<br />

Leiden in den Niederlanden. „Das Sozialpunktesystem<br />

isthier dasVorzeigeprojekt für<br />

die Informatisierung von Verwaltung und<br />

Politik.“Umgekehrtvertrauen Chinas Bürger<br />

dem Staat nicht. Die Partei weiß das und<br />

sucht nach Lösungen. Mit dem Sozialpunktesystem<br />

weckt sie die Hoffnung auf mehr<br />

Fairness,und dasist derAspekt, derauchYoshi<br />

anspricht. „Wenn jemand ein ehrlicher<br />

Bürger ist, wie ich, dann hat erkünftig vielleicht<br />

Vorteile“, sagt er. „Das zumindest<br />

dachte ich anfangs.“<br />

Ironischerweise ist es jedoch der Einparteienstaat<br />

selbst, derdie größteUngerechtigkeit<br />

schafft. Die Macht der Partei ist durch<br />

nichts beschränkt. Der Einzelne muss in<br />

China dagegen ständig fürchten, dass erzu<br />

Unrechtangeklagt wird.Inden Massenkampagnen<br />

der Sechzigerjahre war das besonders<br />

schlimm: Selbst gute Kommunisten<br />

fanden sich plötzlich am Prangerwieder und<br />

galten als „Rechtsabweichler“. Wenn ein<br />

Lehrer beispielsweise eine Schülerin zurechtwies,<br />

konnte das schon ein Verstoß gegen<br />

den „revolutionären Geist“ sein. Die<br />

Halbstarken durften den Lehrer dann schlagen<br />

und bespucken. Ingenieure bekamen<br />

Ärger, wenn sie auf naturwissenschaftliche<br />

Fakten hinwiesen, die dem sozialistischen<br />

Weltbild oder dem Befehl eines Parteioberen<br />

widersprachen. Diese Zeiten sind zwar vorbei,<br />

doch dieGesellschaft ist traumatisiert.<br />

Heuteherrscht eine andereSorte vonUngerechtigkeit:<br />

Wer Geld und Kontakte hat,<br />

kann fest mit einer Vorzugsbehandlung<br />

rechnen. Das gibt esanderswo zwar auch,<br />

doch zusammen mit denSchreckender Vergangenheit<br />

bleibt in China ein besonderes<br />

Gefühl der Unsicherheit. Eine Idee hinter<br />

dem allgemeinen Sozialpunktesystem ist<br />

nun, auch dasFehlverhalten derBonzenund<br />

Reichen zu erfassen und unbescholtenen<br />

Bürgerneinen Vorteil zu verschaffen.<br />

Yoshi hat sich bereits überlegt, wie erauf<br />

die Bedrohung für seinen Lebensstil reagierenwird:<br />

„Ich gehe wieder mehr in Bars,und<br />

mache wieder mehr offline.“<br />

Finn Mayer-Kuckuk<br />

sieht in der Volksrepublikdie<br />

IT-Diktatur kommen.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Berlin droht Streit mit Rom<br />

um Sammelabschiebungen<br />

Zwischen Deutschland und Italien<br />

bahnt sich ein Streit um Sammelabschiebungen<br />

vonMigranten an.<br />

„Wenn jemand –inBerlin oder Brüssel<br />

–vorhat, Dutzende vonMigranten<br />

mit nicht-autorisierten Charterflügen<br />

abzuladen, sollte er wissen, dass<br />

kein Flughafen verfügbar ist und sein<br />

wird.Wirschließen die Flughäfen, wie<br />

wir bereits die Häfen geschlossen haben“,<br />

erklärte Italiens rechter Innenminister<br />

Matteo Salvini. (dpa)<br />

Bulgarische TV-Journalistin<br />

vergewaltigt und ermordet<br />

In der bulgarischen Donaustadt<br />

Russe ist eine Moderatorin des lokalen<br />

Fernsehsender TVNvergewaltigt<br />

und ermordet worden. DiePolizei<br />

prüft sowohl berufliche als auch persönliche<br />

Gründe für den Mord an<br />

Wiktorija Marinowa. An der jüngsten<br />

Ausgabe der vonMarinowa moderierten<br />

Sendung„Detektor“ nahmen<br />

Investigativjournalisten aus Bulgarien<br />

und Rumänien teil, die über einen<br />

angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldernrecherchierten.<br />

DieLeiche<br />

der 30-Jährigen war am Samstag<br />

in einem Park entdeckt worden. (dpa)<br />

Jüdische Vereinigung<br />

in der AfD gegründet<br />

Diestellvertretende Vorsitzende der<br />

AfD-Fraktion im Bundestag, Beatrix<br />

vonStorch, hat Kritik des Zentralrates<br />

der Juden an der Gründung einer<br />

jüdischen Vereinigung innerhalb der<br />

Alternativefür Deutschland zurückgewiesen.<br />

In der Welt am Sonntag<br />

hielt sie dem Zentralrat vor, die AfD<br />

„unsachlich und unpassend“ zu kritisieren.<br />

Jüdische AfD-Mitglieder<br />

gründeten am Sonntag den Arbeitskreis<br />

„Juden in der AfD“. Einige HundertMenschen<br />

demonstrierten am<br />

Sonntag in FrankfurtamMain dagegen.<br />

Jüdische Organisationen hatten<br />

das Vorhaben scharfkritisiert. Die<br />

AfD sei eine Partei, in der Judenhass<br />

und die Relativierung bis zur Leugnung<br />

der Schoah ein Zuhause hätten,<br />

hieß es in einer Erklärung. (dpa)<br />

Noch 1000 Frauen in<br />

IS-Gefangenschaft<br />

Nach der Vergabe des Friedensnobelpreises<br />

an Nadia Muradhofft der<br />

Zentralrat der Jesiden, dass die Jesidinnen<br />

in IS-Gefangenschaft wieder<br />

stärker in den Fokus geraten. „Es<br />

sind immer noch etwa 1000 Frauen<br />

in den Händen des IS –so, wie es Nadia<br />

Muradwar“, sagte der Vorsitzende<br />

Irfan Ortac der <strong>Zeitung</strong> Heilbronner<br />

Stimme.„Siewerden versklavt<br />

und missbraucht.“ (dpa)<br />

Lettische Regierung<br />

verliertMehrheit<br />

Beider Parlamentswahl in Lettland<br />

haben sich die Wähler für einen<br />

Machtwechsel ausgesprochen. Nach<br />

dem vorläufigen Endergebnis verlor<br />

die regierende Mitte-Rechts-Koalition<br />

in dem baltischen EU- und<br />

Nato-Land ihreMehrheit. Stärkste<br />

Kraft wurde die pro-russische Oppositionspartei<br />

Harmonie,teilte die<br />

Wahlkommission mit. (dpa)<br />

Irans Parlament billigt<br />

Anti-Terrorfinanzierungspakt<br />

Nach monatelangen Diskussionen<br />

hat das iranische Parlament Irans<br />

Beitritt zum Anti-Terrorfinanzierungspakt<br />

CFT gebilligt. 53 Prozent<br />

der Abgeordneten stimmten am<br />

Sonntag einem entsprechenden Gesetz<br />

zu. DerIranmusste dem Pakt<br />

beitreten, um vonder Liste der Länder<br />

gestrichen zu werden, deren Gesetzgebung<br />

zur Bekämpfung von<br />

Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung<br />

nicht den internationalen<br />

Standards entspricht. (dpa)<br />

Obskure Kleriker als Aufklärer<br />

Weil sich ein Pater für einen offenen Umgang mit Homosexuellen einsetzt, wird er nun sanktioniert<br />

VonJoachim Frank<br />

Positive Aussagen zur Homosexualität<br />

und zur Segnung<br />

gleichgeschlechtlicher<br />

Paare haben den Rektor<br />

der Theologisch-Philosophischen<br />

Hochschule Sankt Georgen in<br />

FrankfurtamMain, den Jesuitenpater<br />

Ansgar Wucherpfennig, sein Amt<br />

gekostet. Wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

erfuhr, informierte Wucherpfennig<br />

die Hochschulkonferenz Ende September<br />

über ein Schreiben der römischen<br />

Bildungskongregation an<br />

den Generaloberen des Jesuitenordens.<br />

Darin verweigert die Vatikan-<br />

Behörde dem im Februar für eine<br />

dritte zweijährige Amtszeit mit großer<br />

Mehrheit wiedergewählten<br />

Geistlichen das „Nihil obstat“ (Unbedenklichkeitserklärung)<br />

und verlangt<br />

einen öffentlichen Widerruf<br />

seiner Positionen.<br />

In einem Interview mit der Frankfurter<br />

Neuen Presse hatte Wucherpfennig,<br />

Professor für Neues Testament,<br />

2016 die biblischen Verurteilungen<br />

der Homosexualität als „tiefsitzende,<br />

zum<br />

Teil missverständlich<br />

formulierte<br />

Stellen“ bezeichnet.<br />

Homosexuelle<br />

Beziehungen<br />

in der<br />

Antike seien<br />

starke Abhängigkeits-<br />

und Unter-<br />

Pater Ansgar<br />

Wucherpfennig würfigkeitsver-<br />

hältnisse gewesen.<br />

Dagegen hätten sich neutestamentliche<br />

Autoren wie der Apostel<br />

Paulus gestellt.<br />

„Liebe sollte eine egalitäre, freie<br />

Beziehung sein, keine mit Gefälle.<br />

Das wollte Paulus eigentlich sagen.“<br />

In diesem Sinn sprach sich Wucherpfennig,<br />

der im katholischen Stadtdekanat<br />

Frankfurtauch als Homosexuellen-Seelsorger<br />

wirkt, für eine<br />

stärkere kirchliche Anerkennung<br />

von gleichgeschlechtlich Liebenden<br />

aus. „Wir können das nicht verantworten,<br />

dass wir Menschen, für die<br />

die Homosexualität zur Identität gehört,<br />

von der Kirche ausschließen“,<br />

sagte er zur Begründung. „Wir sind<br />

keine Disziplinaranstalt.“<br />

In konservativen Kreisen und auf<br />

Im Namen des Herrn agiertder Vatikan in eigener Sache autoritär und weltenfern. IMAGO (2)<br />

9,6<br />

Prozent der Täter<br />

hatten eine hohes<br />

Kirchenamt inne<br />

pseudo-katholischen Internetforen<br />

zog Wucherpfennig damit heftige<br />

Kritik auf sich. Ihmwurde vorgeworfen,<br />

das katholische Lehramt zu<br />

ignorieren und mit dem „deutschen<br />

Progressismus“ einen „Sonderweg“<br />

einzuschlagen.<br />

Sein Interview landete auf unbekannten<br />

Wegen bei der Glaubenskongregation<br />

in Rom. Beanstandet<br />

wurden dort auch Äußerungen Wucherpfennigs<br />

zur Diskussion über<br />

den Frauendiakonat und Frauen in<br />

den geistlichen Ämtern. Das „Nihil<br />

obstat“ für katholische Hochschullehrer<br />

in leitender Position setzt die<br />

Zustimmung der Glaubenskongregation<br />

voraus.<br />

Auf Anfrage bestätigte Wucherpfennig<br />

den Vorgang. Sein direkter<br />

Vorgesetzter, Provinzial Johannes<br />

Siebner, habe ihn Ende Juni davon<br />

unterrichtet. Siebner sagte, erstehe<br />

„uneingeschränkt“ hinter Wucherpfennig.<br />

In einem Antwortschreiben<br />

MISSBRAUCHSSTUDIE<br />

1670<br />

Beschuldigte des Kindesmissbrauchs<br />

hat die katholische<br />

Kirche festgestellt.<br />

67,1<br />

Prozent der<br />

Verfahren wurden<br />

eingestellt.<br />

Rechtsrock-Konzert abgebrochen<br />

habe er sich „befremdet“ über das<br />

römische Vorgehen gezeigt.<br />

„An Pater Wucherpfennigs Expertise,seiner<br />

Loyalität und damit auch<br />

an seiner Eignung für das Rektorenamt<br />

bestehen für mich nicht die geringsten<br />

Zweifel.“ Der Aufforderung<br />

zumWiderruf willWucherpfennig jedoch<br />

auch nicht nachkommen.<br />

„Nicht gegen meine Überzeugungen“,<br />

sagte der 52-Jährige.„Ich halte<br />

die Einwände Roms für ein Missverständnis<br />

von Aussagen, mit denen<br />

ich ganz und gar auf dem Boden der<br />

katholischen Lehre stehe. Deshalb<br />

hoffe ich, dass mir das Nihil obstat<br />

doch noch erteilt wird.“<br />

Ohne die römische Zustimmung<br />

darf Wucherpfennig das Rektorenamt<br />

seit dem 1. Oktober nicht ausüben.<br />

Ein mit dem Vorgang Vertrauter<br />

sagte,eshandele sich um einen typischen<br />

Fall von kirchlichem Autoritätsgehabe<br />

und intransparenter<br />

Machtausübung:„Alles soll unter der<br />

Decke gehalten werden. Die Römer<br />

denken, ein interner Zirkel deichselt<br />

da etwas mit dem anderen –über<br />

den Betroffenen hinweg. Die Furcht<br />

vor öffentlichem Aufsehen soll zum<br />

Schweigen führen.“ Dies seien „genau<br />

die Strukturen, deren fatale Folgen<br />

wir auch im Missbrauchs-Skandal<br />

sehen, und das zeigt: Es geht einfach<br />

so weiter.“ Die Kirchenleitung<br />

habe offenkundig „immer noch<br />

nicht den Schuss gehört“.<br />

ObskureGemeinschaft<br />

Der Frankfurter Stadtdekan, Johannes<br />

zu Eltz, reagierte mit Ärger und<br />

Unverständnis. „Ansgar Wucherpfennig<br />

ist ein lauterer Priester und<br />

ein unbestechlicher Wissenschaftler.<br />

Die Infragestellung seiner Integrität<br />

und seine völlig ungerechtfertigte<br />

Bestrafung schmerzen mich.“ Sowohl<br />

die Ordensleitung der Jesuiten<br />

als auch der für Sankt Georgen zuständige<br />

Bischof von Limburg, Georg<br />

Bätzing, hätten Wucherpfennigs<br />

Wiederwahl zugestimmt. Deren<br />

Rechte seien von Rom umstandslos<br />

übergangen worden. „Wie dumm<br />

geht es denn eigentlich noch?“, so zu<br />

Eltz, der seine Kritik an der römischen<br />

Entscheidung mit der Hoffnung<br />

auf späte Einsicht und Korrektur<br />

verband.<br />

In Kirchenkreisen erregt der UmstandUnmut,<br />

dass in Romein österreichischer<br />

Geistlicher aus der Gemeinschaft<br />

„Das Werk“ mit Wucherpfennigs<br />

Fall betraut ist. Ein<br />

weiterer Angehöriger der obskuren<br />

Gruppe, der deutsche Pater Hermann<br />

G., arbeitet in der Glaubenskongregation.<br />

Nach eingestandenen<br />

sexuellen Übergriffen G.s beließen<br />

es dessen Vorgesetzte bei einer „Ermahnung<br />

wegen unklugen Verhaltens“.<br />

Da G. schwerpunktmäßig für Vorgänge<br />

aus dem deutschsprachigen<br />

Raum zuständig ist, gilt es als wahrscheinlich,<br />

dass er nun auch in die<br />

Maßregelung des Falls von Ansgar<br />

Wucherpfennig involviertist.<br />

Joachim Frank empörtsich<br />

über den Umgang der Kirche<br />

mit weltoffenen Patern.<br />

Polizei beendet nach Übergriffen Veranstaltung in Thüringen. Innenminister spricht von einem Angriff auf die Demokratie<br />

Ein Rechtsrock-Konzert im thüringischen<br />

Apolda ist wegen gewalttätigen<br />

Ausschreitungen gegen<br />

Polizisten abgebrochen worden.<br />

Nach Polizeiangaben warfen Rechtsextreme<br />

Steine und Flaschen auf die<br />

Beamten. Dabei wurden acht Polizisten<br />

leicht verletzt. An dem Konzert<br />

auf dem Marktplatz nahmen am<br />

Sonnabend etwa 800 Rechte aus<br />

dem gesamten Bundesgebiet,<br />

Schweden und der Schweiz teil,<br />

mehrere Tausend waren erwartet<br />

worden. An friedlichen Gegenveranstaltungen<br />

eines Bürgerbündnisses,<br />

darunter einem Fest auf dem Markt<br />

und Gottesdiensten, beteiligten sich<br />

laut Polizei 500 Menschen.<br />

Thüringens Innenminister Georg<br />

Maier (SPD) wertete den Gewaltausbruch<br />

als Angriff auf die Demokratie.<br />

DieGewalt habe sich zwar unmittelbar<br />

gegen Polizisten gerichtet, sagte<br />

Maier am Sonntag. „Aber das war<br />

auch ein Angriff auf den öffentlichen<br />

Raum, auf die Zivilgesellschaft, die<br />

wollten diesen Platz stürmen.“ Die<br />

Ausschreitungen machten deutlich,<br />

dass das Gewaltpotenzial der rechten<br />

Szene nicht zu unterschätzen sei.<br />

Die Entscheidung des verantwortlichen<br />

Polizeiführers, den Platz<br />

schließlich von den Rechtsextremen<br />

zu räumen, sei deshalb richtig und<br />

konsequent gewesen. Die Räumung<br />

selbst hätten die Beamten sehr professionell<br />

durchgesetzt, sagte Maier.<br />

Insgesamt stellte die Polizei 31 Anzeigen,<br />

unter anderem wegen des<br />

Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger<br />

Organisationen.<br />

Maier geht davon aus, dass die<br />

Ereignisse in Apolda auch Auswirkungen<br />

auf die Entscheidungen der<br />

Rechtsrocker mit dem Rechtsstaat in<br />

direkter Berührung<br />

DPA<br />

Gerichte über die Rechtmäßigkeit<br />

von Auflagen für Rechtsrock-Konzertehaben.<br />

Diese könnten nun nicht<br />

mehr damit argumentieren, es sei<br />

reine Spekulation, Gewaltausbrüche<br />

bei Rechtsrock-Konzerten zu erwarten.<br />

Das Verwaltungsgericht Weimar<br />

hatte am Freitag die meisten Auflagen<br />

des Landratsamts Weimarer Land als<br />

Versammlungsbehörde für das Treffen<br />

der Rechten in Apolda gekippt,<br />

weil es keinen Nachweis für eine unmittelbare<br />

Gefahr für die öffentliche<br />

Sicherheit oder Ordnung sah.<br />

Innenminister Maier erwartet<br />

nun auch einige Unruhe innerhalb<br />

der rechten Szene. Die Veranstalter<br />

hätten durch den Ticketverkauf bereits<br />

Geld erhalten, aber die zugesagten<br />

Leistungen zum zweiten Mal<br />

hintereinander nicht erbracht. Ende<br />

August war in Mattstedt bei Apolda<br />

mit 3000 erwarteten Teilnehmern<br />

von den Behörden kurzfristig wegen<br />

unklarer Eigentumsverhältnisse die<br />

Nutzung des dafür vorgesehenen<br />

Geländes untersagt worden. Apolda<br />

wurde vonder Szene als Ersatz dafür<br />

beworben. (dpa)<br />

Saudischer<br />

Dissident<br />

verschwunden<br />

Türkei glaubt an Ermordung<br />

Chaschukdschis<br />

VonMartin Gehlen<br />

In dem mysteriösen Fall des seit<br />

Dienstag verschwundenen saudischen<br />

Publizisten und Dissidenten<br />

Dschamal Chaschukdschi gibt es<br />

eine dramatische Wende. AmWochenende<br />

erklärten türkische Regierungsvertreter<br />

gegenüber der <strong>Zeitung</strong><br />

NewYorkTimes und westlichen<br />

Nachrichtenagenturen, ein speziell<br />

angereistes Killerkommando habe<br />

nach bisherigen Erkenntnissen den<br />

Kritiker des Thronfolgers ermordet<br />

und seine Leiche fortgeschafft.<br />

15 saudische Agenten seien am Morgen<br />

des Tattages in zwei Privatjets<br />

eingeflogen, hätten sich zur gleichen<br />

Zeit wie Chaschukdschi im Konsulat<br />

aufgehalten und Istanbul noch am<br />

Abend wieder verlassen.<br />

Sollte sich der Verdacht eines Auftragsmords<br />

durch das Königshaus<br />

bestätigen, könnte das für Saudi-<br />

Arabien unabsehbare Folgen haben.<br />

Dasinternationale Ansehen und der<br />

Reformermythos von Mohammed<br />

bin Salman wäre dahin, das angespannte<br />

Verhältnis der beiden regionalen<br />

Rivalen Türkei und Saudi-Arabien<br />

ruiniert. Auch in den Vereinigten<br />

Staaten wächst die Unruhe über<br />

das autoritäre und unberechenbare<br />

Gehabe des Thronfolgers. Großbritannien<br />

sprach von„extrem ernsten<br />

Anschuldigungen“. Die amerikanische<br />

Regierung allerdings kann einen<br />

Mord an Chaschukdschi bislang<br />

nicht bestätigen, geht aber davon<br />

aus, dass „etwas vorgeht, und sie es<br />

uns nicht sagen“, zitierte die Washington<br />

Post einen hohen Beamten.<br />

Diesaudische Seite dagegen dementiert<br />

alle Vorwürfe kategorisch.<br />

Kronprinz Mohammed bin Salman<br />

erklärte in einem Interview, Chaschukdschi<br />

habe das saudische Konsulat<br />

in Istanbul kurz nach dem Betreten<br />

wieder verlassen und befinde<br />

sich auch nicht in Saudi-Arabien.<br />

Wo befindet sich der Autor und Regimekritiker<br />

Dschamal Chaschukdschi? AFP<br />

Nach wie vorfehlt vondem Mann<br />

jede Spur, der in dem Gebäude eine<br />

Tage zuvor bestellte Scheidungsurkunde<br />

abholen wollte, uminIstanbul<br />

seine türkischeVerlobte zu heiraten.<br />

Chaschukdschi lebte seit einem<br />

Jahr im selbst gewählten Exil in den<br />

USA und pendelte zwischen Washington,<br />

London und Istanbul.<br />

Nach Erkenntnissen der türkischen<br />

Polizei gibt es auf keiner der<br />

Überwachungskameras rund um<br />

das Konsulat eine Spur von Chaschukdschi.<br />

Am Sonnabend lud der<br />

saudische Generalkonsul Mohammad<br />

al-Otaibi Journalisten in das<br />

Gebäude ein, was offiziell als saudisches<br />

Territorium gilt. Er forderte die<br />

Medienvertreter auf, alle sechs<br />

Stockwerke zu inspizieren und sich<br />

davon zu überzeugen, dass der Gesuchte<br />

nicht anwesend ist.<br />

Nach Informationen des saudischen<br />

Whistleblowers Mujtahidd,<br />

der seit 2011 Details aus den inneren<br />

Zirkeln des Königshaus ins Netz<br />

stellt, wurde Chaschukdschi gekidnappt<br />

und nach Saudi-Arabien gebracht.<br />

Die türkische Seite habe die<br />

Regierung in Riad aufgefordert, den<br />

Entführten freizulassen. Mohammedbin<br />

Salman habe in den vergangenen<br />

drei Jahren etwa 1500 Personen<br />

verhaften lassen, Frauenrechtlerinnen,<br />

Intellektuelle und Kritiker.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 5 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

Verschollen, vermisst, verhaftet?<br />

Das chinesische Regime ließinden vergangenen Monaten mehrfach Verdächtige verschwinden. Interpol-Chef Meng Hongwei istmöglicherweise das jüngsteOpfer<br />

VonFinn Mayer-Kuckuk, Peking<br />

Verschwunden? Oder doch<br />

irgendwo verunglückt? Die<br />

chinesischen Behörden<br />

lassen Angehörige und die<br />

Öffentlichkeit immer öfter im Unklarenüber<br />

den Verbleib vonPersonen,<br />

gegen die sie ermitteln. Derzeit betrifft<br />

das Rätselraten einen ganz besonderen<br />

Beamten: den Chef vonInterpol,<br />

Meng Hongwei. Die Gattin<br />

des 64-Jährigen hat sich in Lyon, wo<br />

Interpol sitzt, an die Polizei gewandt:<br />

Vonihrem Mann fehle seit zwei Wochen<br />

jede Spur.<br />

Über der Polizei<br />

Das KP-Mitglied Meng Hongwei warChinas stellvertretender Minister für Öffentliche Sicherheit, bevor er Interpol-Chef wurde.<br />

Es liegt in der Natur des spurlosen<br />

Verschwindens,dass zunächst keiner<br />

weiß, was passiert ist. Hongkonger<br />

Medien berichten, Meng sei von Beamten<br />

der Disziplinarkommission<br />

der Kommunistischen Partei abgeführt<br />

worden. Tatsächlich ist das die<br />

erste Vermutung, wenn ein hoher Beamter<br />

der Volksrepublik plötzlich<br />

nicht mehr zur Arbeit kommt. Die<br />

Disziplinarkommission steht über<br />

der Polizei und dem Rechtsrahmen.<br />

Sieist vor allem für ideologische Vergehen<br />

von Parteimitgliedern zuständig.<br />

Die Behörde teilte am Sonntag<br />

mit, dass gegen Meng seit zwei Wochen<br />

wegen des„Verdachts auf Gesetzesverstöße“<br />

ermittelt werde.<br />

Meng ist ein besonders prominentes<br />

Mitglied der allein regierenden<br />

KP. Bevor er Interpol-Chef<br />

wurde, war er stellvertretender Minister<br />

für Öffentliche Sicherheit. Dieses<br />

Ministerium kontrolliert Chinas<br />

gigantischen, ausufernden und allmächtigen<br />

Sicherheitsapparat.<br />

Meng war für seine besondereHärte<br />

gegen Regimekritiker und Arbeitsrechtler<br />

bekannt. Er ließ auch Frauenrechtlerinnen<br />

überwachen und<br />

einsperren, ebenso LGBT-Aktivisten.<br />

LGBT ist eine aus dem englischen<br />

Sprachraum kommende Abkürzung<br />

für Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />

Transgender. Meng gehörte einst zu<br />

den mächtigsten MännernChinas.<br />

Doch die Disziplinarkommission<br />

ist noch mächtiger –und Meng gehört<br />

zum politischen Lager eines gefallenen<br />

Genossen, der sich einst gegen<br />

Präsident Xi Jinping gestellt hatte.<br />

DieErmittler,soheißt es,finden in so<br />

einem Fall immer etwas. Die Bandbreite<br />

reicht von der Vergabe guter<br />

Posten an Familienmitglieder bis zu<br />

Bestechlichkeit mit Millionenbeträgen.<br />

Seit Parteichef Xi 2013 eine Kampagne<br />

gegen Korruption in den eigenen<br />

Reihen begonnen hat, sind der<br />

Kommission 1,4 Millionen Kader ins<br />

Netz gegangen. Zu den Verhafteten<br />

gehörte ausgerechnet der Leiter der<br />

Antikorruptionsabteilung des Finanzministeriums<br />

oder ein General<br />

der Zentralen Militärkommission.<br />

MengsVerschwinden fällt auch international<br />

auf. China hatte ihn 2016<br />

als Interpol-Chef durchgedrückt. Damals<br />

verband sich mit der Personalie<br />

die Befürchtung, autoritäre Regime<br />

könnten Interpol zunehmend nutzen,<br />

um weltweit Jagd auf Kritiker zu<br />

machen. Interpol koordiniertdie Zusammenarbeit<br />

der Polizeibehörden<br />

der teilnehmenden Länder. Eine<br />

wichtige Funktion ist die Prüfung und<br />

Weiterleitung von Haftbefehlen gegen<br />

Personen, die sich ins Ausland<br />

abgesetzt haben. Am Sonntagabend<br />

gab die internationale Polizeibehörde<br />

den Rücktritt des vermissten Präsidenten<br />

bekannt. Es sei eine Rücktrittserklärung<br />

Mengs mit „sofortiger<br />

Wirkung“ eingegangen.<br />

In China ist offensichtlich niemand<br />

mehr davor sicher,dass Behörden<br />

ihn verschwinden lassen. Das<br />

heutige China hat zwar den Anspruch,<br />

rechtsstaatliche Standards<br />

anzuwenden. Doch in der Praxis ver-<br />

AP/WONG MAYE-E,<br />

schwinden nicht nur Parteimitglieder<br />

immer wieder spurlos. Die Steuerfahnder<br />

und die Polizei nehmen auch<br />

laufend Bürger in Gewahrsam, ohne<br />

dass Anwälte oder Angehörige auch<br />

nur davon erfahren, welche Behörde<br />

beteiligt war. „Systematische Tyrannei“<br />

nennt der Juraprofessor Teng<br />

Biao die Praxis.<br />

Teng lebt heute in Amerika im Exil<br />

und wurde bereits selbst verhaftet<br />

und gefoltert.„Überwachter Arrest an<br />

einem bestimmten Ort“, nennt sich<br />

die Praxis der heimlichen Verhaftung<br />

und Isolation. Da die Ermittler über<br />

geradezu uneingeschränkte Macht<br />

verfügen, nutzen sie dieses Instrument<br />

exzessiv.„DieNatur der Gewaltherrschaft<br />

offenbartsich auch in diesen<br />

kleineren Dingen“, so Teng. In<br />

den vergangenen Monaten sind weitere<br />

Persönlichkeiten zeitweilig verschwunden.<br />

Dasprominenteste Beispiel<br />

ist der Filmstar Fan Bingbing.<br />

Sie wurde, wie nun bekannt ist, von<br />

Steuerfahndern ineinem Luxusressort<br />

unter Arrest gehalten. Am Ende<br />

kommt Fan trotz Steuerhinterziehung<br />

in großem Ausmaß mit einer<br />

Strafzahlung davon: Sieist eben kein<br />

Feind der KP, sondern hat wirklich<br />

Geld vordem Fiskus versteckt.<br />

Schweigen vonoffizieller Stelle<br />

Viel schlimmer trifft es Menschenrechtsaktivisten<br />

und ihre Anwälte.<br />

„Während der Massenverhaftungen<br />

von Anwälten im Jahr 2015 wurde<br />

das erzwungene, gewaltsame Verschwinden<br />

zu einem alltäglichen<br />

Vorgang“, sagt Teng. Der Anwalt<br />

Wang Quangzhang etwa ist seither<br />

verschollen. Seine Frau, Li Wenzu,<br />

hat im Juli 2018 das erste Malwieder<br />

etwas von ihm gehört: Ein befreundeter<br />

Anwalt glaubt, ihn in einem<br />

Gefängnis in Tianjin erkannt zu haben.<br />

Vonden offiziellen Stellen gibt<br />

es nur Schweigen. Die Kanzlei, für<br />

die Wang gearbeitet hatte, war wegen<br />

„Untergrabung der staatlichen<br />

Ordnung“ geschlossen worden.<br />

Doch auch Wirtschaftsbosse sind<br />

nicht sicher. Der damalige Chef des<br />

Fosun-Konglomerats, Guo Guangchang,<br />

war 2015 zeitweilig ebenso verschollen<br />

wie wenig später der Chef<br />

der Versicherungsgruppe Anbang.<br />

Die Staatsmacht verbreitet auf diese<br />

Weise gezielt Angst und Schrecken.<br />

ANZEIGE<br />

ANZEIGE<br />

ImmerwiederDarmbeschwerden?<br />

Achten Sieauf dieSignaleIhres Körpers!<br />

namensB.bifidumMIMBb75.<br />

Dieser legt sich sinnbildlich<br />

wie ein Pflaster auf die<br />

Darmwand und schützt<br />

sie –der Darm kann sich<br />

erholen. Eine klinische Studiemit<br />

demausschließlichin<br />

Kijimea Reizdarm enthaltenen<br />

Bakterienstamm zeigte:<br />

Die Reizdarmbeschwerden<br />

bei Betroffenen wurden<br />

signifikant gelindert. Bei<br />

vielen verschwand der<br />

Reizdarm sogar ganz. Mehr<br />

noch: Auch die Lebensqualität<br />

Betroffener verbesserte<br />

sich deutlich. Kein<br />

anderes Präparat kann<br />

vergleichbare wissenschaft-<br />

liche Ergebnisse aufweisen!<br />

Fragen Sie daherinder Apotheke<br />

gezielt nach Kijimea<br />

Reizdarm.<br />

Wenn der Mensch<br />

gestresst ist, reagiert<br />

oft auch der Darm<br />

gestresst – er ist<br />

gereizt. WiederkehrendeDarmprobleme<br />

sind die Folge. Doch<br />

es gibt wirksame<br />

Hilfe!<br />

ImmerwiederDurchfall,<br />

Bauchschmerzen<br />

oder Blähungen? Diese<br />

Signalesolltemannicht<br />

ignorieren. Häufig<br />

sind wiederkehrende<br />

Darmprobleme ein<br />

klares Signal des Körpers:<br />

Esist zu viel! Denn ist<br />

derMenschgestresst, reagiert<br />

der Darm oftmit den typischen<br />

Beschwerden. Neben<br />

Stress, können auch ungesundeErnährung,mangelnde<br />

Bewegung, Infekte oder<br />

Medikamenteneinnahme den<br />

Darm reizen. Experten sprechen<br />

von einem sogenannten<br />

Reizdarm. Doch was genau<br />

passiert in einem gereizten<br />

Darm? Und was kann man<br />

dagegentun?<br />

Mögliche Ursache:<br />

geschädigteDarmbarriere<br />

Lange Zeit war es unklar,<br />

wie die Beschwerden bei<br />

Durchfall<br />

einem gereizten Darm<br />

entstehen. In den letzten<br />

Jahren hat die Wissenschaft<br />

jedoch große Fortschritte<br />

gemacht: Immer mehr<br />

Experten sind der Meinung,<br />

dass dietypischen Beschwerden<br />

durch eine geschädigte<br />

Darmbarrierehervorgerufen<br />

werden. Sie gehen davon<br />

aus, dass durch kleinste<br />

Schädigungen Erreger und<br />

Schadstoffe in die Darmwand<br />

eindringen und so die<br />

unangenehmen Symptome<br />

Bauchschmerzen<br />

Blähungen<br />

wieDurchfall,BauchschmerzenoderBlähungen<br />

auslösen<br />

können. Mittlerweile haben<br />

Forscher einen Bakterienstamm<br />

entdeckt (enthalten<br />

in Kijimea Reizdarm, Apotheke),<br />

derhierhelfenkann.<br />

Wirksame Hilfe:<br />

einzigartiger<br />

Bifidobakterienstamm<br />

Kijimea Reizdarm enthält<br />

einen weltweit einzigartigen<br />

Bifidobakterienstamm<br />

Unser Tipp:<br />

Probieren Sie Kijimea<br />

Reizdarm (rezeptfrei,<br />

Apotheke) doch auch<br />

einmal aus. Denn die<br />

wissenschaftlichen<br />

Ergebnisse überzeugen.<br />

Übrigens: Im großen<br />

Deutschlandtest 1 erhielt<br />

Kijimea Reizdarm inder<br />

Kategorie agen Darm die<br />

Bestnoten chste irksam<br />

keit und Ausgezeichnete<br />

erträglichkeit.<br />

Begeisterte Anwender berichten:<br />

Kijimea Reizdarm hat schon nach<br />

2Tagen Linderung gebracht. Ich hatte<br />

orher geglaubt, dass das ittel nur<br />

bei Durchfall hilft. Ist aber nicht so.<br />

Auch bei Blähungen und Bauchweh<br />

sehr empfehlenswert. (Ralf N.)<br />

Schon nach der zweiten Einnahme<br />

wurden die Symptome deutlich weniger.<br />

Ich habe mit Kijimea meinen Reizdarm<br />

weg bekommen. (annelore K.)<br />

Die Bauchkrämpfe und auch der<br />

Durchfall, der mich oft inder oche zu<br />

allen mglichen Tageszeiten heimge<br />

sucht hat, hat sich mit Kijimea Reizdarm<br />

erledigt. Ebenso die schmerzhaften<br />

Blähungen. (Stefanie A.)<br />

Für Ihren Apotheker:<br />

Kijimea Reizdarm<br />

Die Nr. 1* bei Reizdarm<br />

(PZN 08813754)<br />

Guglielmetti S. et al. Randomized clinical trial: Bifidobacterium bifidum MIMBb75 significantly alleviates irritable bowel syndrome and improves quality of life: adouble-blind, placebo-controlled study; Alimentary Pharmacology &Therapeutic, 2011 • 1 Kijimea Reizdarm wurde im großen DEUTSCHLAND TEST mit der Bewertung SEHR GUT bei WIRKSAMKEIT und VERTRÄGLICHKEIT in der Kategorie<br />

MAGEN &DARM ausgezeichnet (Focus 23/18 v. 2.6.2018) •*Meistverwendetes Präparat bei Reizdarm in Deutschland laut Insight Health und GfK Medic Scope MAT06/2018 •Abbildungen Betroffenen nachempfunden, Namen geändert


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Jede zweite neu geschaffene<br />

Job mit Ausländernbesetzt<br />

DieZahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Deutschland<br />

ist nach Angaben vomJuli im<br />

Vergleich zum Vorjahr um etwa<br />

700 000 gestiegen, rund 370 000 davonwaren<br />

Ausländer.Das berichtete<br />

die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />

unter Berufung auf Zahlen<br />

der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Dabei handele es sich meist um Erwerbstätige<br />

aus den osteuropäischen<br />

EU-Mitgliedstaaten, vorallem<br />

aus Polen und Rumänien. (AFP)<br />

Verbraucher schätzen den<br />

stationären Handel<br />

Trotz aller Erfolge des Online-Handels:<br />

DerLaden um die Ecke gewinnt<br />

nach eine Umfrage der Unternehmensberatung<br />

PwC wieder an Beliebtheit.<br />

DerAnteil der Konsumenten,<br />

die mindestens einmal proWoche<br />

im stationären Geschäft einkauften,<br />

liege bei knapp 60 Prozent,<br />

berichtete PwC. Dasübertreffe nicht<br />

nur das Niveau vonvor zwei Jahren,<br />

damals 46 Prozent, sondernauch<br />

weit den europäischen Durchschnitt<br />

von43Prozent. (dpa)<br />

EU-Kommissarin: Alte Diesel<br />

vor Exportnachrüsten<br />

Dieselstinker sollen nicht andernorts die<br />

Luft verpesten, findet die EU. DPA/PATRICK PLEUL<br />

DieEU-Kommission hat eine Nachrüstung<br />

schmutziger Dieselautos<br />

aus Deutschland voreinem möglichen<br />

Verkauf ins Ausland gefordert.<br />

Immer mehr ältere, umweltschädliche<br />

Dieselfahrzeuge würden etwa<br />

nach Osteuropa exportiert. „Der<br />

Plan der deutschen Regierung, Fahrverbote<br />

zu umgehen, könnte das<br />

Problem noch intensivieren“, sagte<br />

EU-Industriekommissarin Elzbieta<br />

Bienkowska demTagesspiegel. (dpa)<br />

1,5 Millionen Senioren<br />

beziehen Rente im Ausland<br />

DieZahl der Senioren, die sich ihrein<br />

Deutschland erworbene Rente ins<br />

Ausland schicken lässt, ist seit dem<br />

Jahr 2000 von1,1 auf 1,5 Millionen<br />

gestiegen. Dies berichtete die Saarbrücker<br />

<strong>Zeitung</strong> unter Berufung auf<br />

die Deutschen Rentenversicherung<br />

Bund.Vergangenes Jahr gingen demnach<br />

1,75 Millionen Rentenzahlungen<br />

ins Ausland –dies liegt in etwa<br />

auf dem Niveau des Jahres 2016. Eingerechnet<br />

seien auch Witwen- und<br />

Erwerbsminderungsrenten, viele Senioren<br />

hätten Anspruch auf mehrere<br />

Rentenarten. (dpa)<br />

Sellafield-Castoren<br />

frühestens 2020 in Brokdorf<br />

DerTransportvon sieben Castoren<br />

mit wiederaufbereitetem hochradioaktivem<br />

Atommüll vonEngland<br />

nach Brokdorfwirdfrühestens 2020<br />

erfolgen. „Es ist sehr unwahrscheinlich,<br />

dass dies bereits im nächsten<br />

Jahr umgesetzt werden könnte“,<br />

sagte der Präsident des Bundesamtes<br />

für kerntechnische Entsorgungssicherheit<br />

(BfE), Wolfram König.<br />

„Das Zwischenlager auf dem Gelände<br />

des Atomkraftwerks Brokdorf<br />

hat noch nicht die notwendige Änderungsgenehmigung.“<br />

Es lägen<br />

auch noch keine prüffähigen Antragsunterlagen<br />

des AKW-Betreibers<br />

PreussenElektravor. (dpa)<br />

Schlichter im Streit um hohe Summen<br />

Ein Ombudsmann prüftVersicherungsentscheidungen. In mehr als 40 Prozentder Fälle erhält der Kunde recht<br />

VonMechthild Henneke<br />

Wenn die Versicherung<br />

im Schadensfall nicht<br />

zahlen will, ist die<br />

Klage vor Gericht<br />

nicht der einzige Ausweg. Seit 2001<br />

gibt es die unabhängige Stelle des<br />

Versicherungsombudsmanns in<br />

Berlin. Den Posten hat zurzeit der<br />

ehemalige Präsident des Bundesgerichtshofs,Günter<br />

Hirsch, inne.„Der<br />

Ombudsmann ist kein Verbraucherschützer,<br />

die Schlichtungsstelle<br />

dient jedoch dem Schutz des Verbrauchers,<br />

indem sie ihm bei der<br />

Durchsetzung seiner Rechte und Interessen<br />

hilft“, sagt er über sein Amt.<br />

Im April 2019 wird der ehemalige<br />

Richter des Bundesverfassungsgerichts,<br />

Wilhelm Schluckebier, das<br />

Amt übernehmen, wurde kürzlich<br />

bekannt.<br />

Seit ihrem Bestehen hat die<br />

Schlichtungsstelle bereits rund<br />

270 000 Fälle bearbeitet, jährlich<br />

sind es in der Regel rund 20 000 Verfahren,<br />

die abgearbeitet werden.<br />

Während in der Vergangenheit die<br />

meisten Beschwerden gegen Entscheidungen<br />

zu Lebensversicherungen<br />

eingereicht wurden, stieg in den<br />

letzten Jahren die Zahl der Beschwerden<br />

gegen Rechtschutzversicherungen<br />

deutlich an. Laut Ombudsmann<br />

Hirsch drehten sich viele<br />

dieser Fälle um Entschädigungen im<br />

VW-Abgasskandal, bei denen<br />

Rechtsschutzversicherer nicht die<br />

Kosten von Prozessen übernehmen<br />

wollen.<br />

Bei fast der Hälfte der Beschwerden<br />

hatten die Versicherten 2017<br />

ganz oder teilweise Erfolg –genau<br />

bei 43 Prozent, erklärtder Ombudsmann.<br />

Ausgenommen sind dabei<br />

die Lebensversicherungen, bei denen<br />

es oft um Verständnis- und<br />

nicht um Rechtsprobleme geht.<br />

Hier liegt die Quote aktuell bei<br />

knapp 24 Prozent und ist leicht gestiegen.<br />

Auch Beschwerden gegenVermittler<br />

Der Ombudsmann kann bei Beschwerden<br />

zu allen Versicherungssparten,<br />

ausgenommen Krankenund<br />

Pflegeversicherungen angerufen<br />

werden. Zu seinem Aufgabenbereich<br />

gehören also insbesondere<br />

Hausrat- und Gebäudeversicherungen,<br />

Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen<br />

sowie die Kfz-, Unfall-,<br />

Lebens-, Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherungen.<br />

Ebenso<br />

bearbeitet er Beschwerden gegen<br />

Versicherungsvermittler in diesen<br />

Sparten.<br />

Mehr als 290 Versicherungsunternehmen<br />

haben sich bereit erklärt,<br />

die Entscheidungen des Ombudsmanns<br />

zu akzeptieren. Das entspricht<br />

mehr als 95 Prozent des<br />

Marktes im Privatkundengeschäft.<br />

Der Ombudsmann ist in seiner Verfahrens-<br />

und Amtsführung unabhängig<br />

und keinen Weisungen unterworfen.<br />

So muss der Versicherte vorgehen:<br />

Ist der Verbraucher unzufrieden<br />

mit der Entscheidung seiner<br />

Versicherung, kann er sich an den<br />

Gründung und Finanzierung: Die Organisation<br />

des Versicherungsombudsmanns ist ein<br />

eigenständiger Verein. Dieser wurde vonden<br />

Versicherungsunternehmen gegründet und<br />

wird auch vonihnen finanziert. Dennoch<br />

agiertder Ombudsmann unabhängig.<br />

Das wird durch die Struktur sichergestellt.<br />

UNABHÄNGIGKEIT<br />

Struktur und Ordnung: Ein Beirat berät<br />

den Ombudsmann. Diesem gehören vor<br />

allem Vertreter an, die nicht in der Versicherungswirtschaft<br />

tätig sind, zum Beispiel<br />

Verbraucherschützer.Der Beirat gewährleistet<br />

die institutionelle Unabhängigkeit der<br />

Schlichtungsstelle.<br />

SASCHA JAECK<br />

Ombudsmann wenden. EinOnline-<br />

Check auf der Webseite versicherungsombudsmann.de<br />

stellt sicher,<br />

dass der Ombudsmann die richtige<br />

Adresse für die Beschwerde ist. Ist<br />

dies der Fall, kann die Beschwerde<br />

im Internet eingereicht werden. Neben<br />

persönlichen Daten muss der<br />

Versicherungsnehmer das Ziel nennen,<br />

das er mit der Beschwerde erreichen<br />

will, zum Beispiel die Zahlung<br />

eines Geldbetrags oder die Auflösung<br />

seines Vertrags. Dann muss<br />

er den Sachverhalt kurz beschreiben<br />

und Angaben zur Versicherung<br />

machen. Wichtige Schreiben und<br />

sonstige Unterlagen wie Gutachten,<br />

einen Kostenvoranschlag oder Reparaturrechnungen,<br />

können online<br />

hochgeladen werden.<br />

Für Versicherte kostenlos<br />

Der Ombudsmann prüft anschließend<br />

jede Beschwerde unparteiisch<br />

auf ihreBerechtigung. Sein Maßstab<br />

sind Recht und Gesetz –wie vor Gericht.<br />

Es gibt keine Frist für Beschwerden.<br />

Das Büro des Ombudsmanns<br />

empfiehlt aber nicht zu lange<br />

zu warten, damit ein Anspruch nicht<br />

an der gesetzlichen Verjährung<br />

scheitert. Während des Beschwerdeverfahrens<br />

ist die Verjährung unterbrochen.<br />

Der Ombudsmann setzt das Versicherungsunternehmen<br />

von der<br />

Beschwerde in Kenntnis. Es kann<br />

daraufhin seine Entscheidung noch<br />

einmal prüfen. Hilft es der Beschwerde<br />

ab, hat sich der Streit erledigt.<br />

Hält der Versicherer an seiner<br />

Meinung fest, prüft der Ombudsmann<br />

die Streitfrage unter rechtlichen<br />

Gesichtspunkten. Alle Stellungnahmen<br />

und Unterlagen werden<br />

der jeweils anderen Partei zur<br />

Kenntnis gegeben. Sofern keine einvernehmliche<br />

Lösung zustande<br />

kommt, bescheidet der Ombudsmann<br />

die Beschwerde.<br />

Das Schlichtungsverfahren ist für<br />

den Versicherungskunden kostenlos.Erhat<br />

keine Verfahrenskosten zu<br />

tragen, lediglich Ausgaben für Porto<br />

und Kopien fallen für ihn an. Bis zu<br />

einem Wert von 10000 Euro ist eine<br />

Entscheidung gegen das Versicherungsunternehmen<br />

verbindlich. Bei<br />

einem höheren Beschwerdewert ergeht<br />

bis zu 100 000 Euro lediglich<br />

eine Empfehlung des Ombudsmanns.<br />

Ob eine Beschwerde begründet<br />

ist, entscheidet der Ombudsmann<br />

allein anhand der Fakten<br />

und der Rechtslage.<br />

Die meisten Ombudsmannverfahren<br />

dauern von der Beschwerdeeinlegung<br />

bis zum Abschluss weniger<br />

als drei Monate. Der Ombudsmann<br />

ist gesetzlich verpflichtet eine<br />

Frist von 90Tagen zur Streitbeilegung<br />

einzuhalten. Diese beginnt<br />

aber erst dann, wenn dem Ombudsmann<br />

die Beschwerdeakte vollständig<br />

vorliegt. Einzelne komplizierte<br />

Fälle können etwas länger dauern.<br />

Wenn der Versicherungsnehmer<br />

nach Abschluss der Untersuchung<br />

seines Falls mit der Entscheidung<br />

des Ombudsmanns nicht einverstanden<br />

ist, kann er immer vor Gericht<br />

klagen.<br />

Klempner und Informatiker verzweifelt gesucht<br />

Laut Bundesagentur für Arbeit steigt die Zahl der MINT-Engpassberufe –gefragt sind Gesellen, Meister und Akademiker<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Die Bundesagentur für Arbeit<br />

warnt vor verschärftem Fachkräftemangel<br />

in den sogenannten<br />

MINT-Berufen –also unter anderem<br />

bei Technikern und Informatikern.<br />

„Die Zahl der MINT-Engpassberufe<br />

steigt und betrifft alle Qualifikationsebenen“,<br />

sagteValerie Holsboer,Mitglied<br />

im Vorstand der Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA). „In den letzten<br />

Jahren verstärkt sich aber besonders<br />

der Mangel an Fachkräften mit beruflicher<br />

Ausbildung oder Meisterqualifikation.“<br />

MINT steht für Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik.<br />

Holsboer sagte, die Ursachen für<br />

den Mangel seien vielfältig. Sie hätten<br />

auch damit zu tun, „dass die Auftragsbücher<br />

wegen der anhaltend<br />

guten konjunkturellen Lage voll sind<br />

und immer mehr Fachkräfte auch im<br />

MINT-Bereich gesucht werden“.<br />

Laut einem BA-Report dauerte es<br />

2017 im Schnitt aller MINT-Berufe<br />

119 Tage, umeine freie Stelle neu zu<br />

besetzen, 18 Prozent länger als im<br />

Schnitt aller Berufe. Bei Klempnern,<br />

Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikern<br />

waren es sogar 170 Tage, bei<br />

Softwareentwicklern und Programmierern158<br />

Tage.Laut Bundesagentur<br />

für Arbeit waren 2017 rund<br />

7,7 Millionen MINT-Fachleute sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigt<br />

–sechs Prozent mehr als 2013. In den<br />

Informatikberufen gab es einen Beschäftigungszuwachs<br />

um 19 Prozent.<br />

Insgesamt ist laut BA eine weiter<br />

steigende Nachfrage nach MINT-<br />

Arbeitskräften festzustellen.<br />

Der Frauenanteil in diesen Berufen<br />

ist jedoch unverändertgering. In<br />

den MINT-Studienfächern lag er<br />

nach Angaben der Bundesagentur<br />

zuletzt bei 28 Prozent, in dualen Ausbildungsberufen<br />

mit naturwissenschaftlich-technischem<br />

Hintergrund<br />

waren es lediglich elf Prozent.<br />

Die BAwirbt indes energisch um<br />

weiblichen Nachwuchs für die MINT-<br />

Berufe.„Mein Ratanalle junge Mädchen:<br />

Geht raus in die Betriebe,<br />

macht Praktika und Ferienjobs, fragt<br />

Arbeitgeber in eurer Umgebung, ob<br />

sie euch in das Unternehmen und die<br />

Betriebsabläufe reinschnuppern lassen“,<br />

sagte BA-Vorstand Holsboer.<br />

Rechnungshof<br />

kritisiert Bahn<br />

und Bund<br />

Präsident: Steuergeld wird<br />

unwirtschaftlich ausgegeben<br />

Der Bundesrechnungshof wirft<br />

der Bundesregierung vor, ihre<br />

Aufsicht über die Bahn zu vernachlässigen.<br />

Bei der Bahn laufe „offensichtlich<br />

einiges schief“, sagte Rechnungshof-Präsident<br />

KayScheller der<br />

Funke Mediengruppe. „Wir stellen<br />

immer wieder fest, dass die Bahn die<br />

Bundesmittel für den Schienenwegebau<br />

unwirtschaftlich einsetzt oder<br />

zweckwidrig verwendet.“ Die Bahn<br />

wies die Kritik zurück.<br />

Scheller bemängelte, die Infrastruktur<br />

der Bahn sei „jahrelang auf<br />

Verschleiß gefahren“ worden. Das<br />

Konzept „Gewinnmaximierung und<br />

weltweite Unternehmensbeteiligungen“<br />

vertrage sich nicht mit dem<br />

Auftrag des Bundes, verlässliche<br />

Schienenmobilität für die Bürger sicherzustellen.<br />

Der Rechnungshof-<br />

Präsident forderte, der Staat müsse<br />

„seiner Aufgabe als Eigentümer und<br />

Aufseher über die Geschäfte der<br />

Bahn besser gerecht werden“.<br />

DieBahn wies das zurück: Dieses<br />

Jahr gebe man 9,3 Milliarden Euro<br />

für das Schienennetz aus, das seien<br />

800 Millionen Euro mehr als 2017,<br />

sagte eine Bahn-Sprecherin am<br />

Sonntag. In den vergangenen zwei<br />

bis drei Jahren sei es gelungen, die<br />

Mängel in der Infrastruktur zu halbieren.<br />

Die Sprecherin verwies zudem<br />

auf zusätzliche Investitionen in<br />

neue ICE-Züge und Einzelwagen.<br />

Überaltert, defekt,verdreckt<br />

Scheller bemängelte jedoch auch,<br />

dass der Bund der Bahn Milliarden<br />

Euro gebe, über deren Verwendung<br />

das Unternehmen selbst entscheidet.<br />

Den Einsatz des Geldes nannte<br />

er „teilweise intransparent“. Der<br />

Bundesrechnungshof müsse die Finanzen<br />

der Bahn umfassend kontrollieren<br />

können. Schließlich sei die<br />

Bahn zu 100 Prozent im Eigentum<br />

des Bundes und erhalte derzeit rund<br />

sechs Milliarden Euro Zuschuss pro<br />

Jahr aus Steuergeld.<br />

Auch den Vorwurf der Intransparenz<br />

wies die Bahnsprecherin zurück.<br />

Die Verwendung der Bundesmittel<br />

für die Infrastruktur unterliege<br />

„strengen Qualitätskontrollen“ durch<br />

den Eigentümer,hob sie hervor.<br />

Grüne und Linke schlossen sich<br />

der Kritik an:„Das ist eine schallende<br />

Ohrfeige für die Bundesregierung,<br />

die ihre Pflichten als Eigentümer<br />

und Aufsicht über die Deutsche<br />

Bahn sträflich vernachlässigt“, sagte<br />

der Vizevorsitzende der Linksfraktion,<br />

Fabio De Masi. „Die Bundesregierung<br />

verweigert seit Jahren eine<br />

wirkungsvolle Kontrolle des bundeseigenen<br />

Bahnkonzerns“, erklärte der<br />

Grüne Matthias Gastel. „Wer nicht<br />

anständig kontrolliert, trägt eine erhebliche<br />

Mitverantwortung für alles,<br />

was außer Kontrolle gerät.“ Der Präsident<br />

des Deutschen Städtetags,<br />

Markus Lewe (CDU), forderte die<br />

Bahn und den Bund als ihren Eigentümer<br />

auf, Qualitätsmängel zu beseitigen.<br />

DieBahn habe zunehmend<br />

operative Probleme, sagte Lewe den<br />

Funke-<strong>Zeitung</strong>en. Es gebe Intercitys<br />

mit überalterten, dreckigen Waggons,<br />

imICE seien zu oft Toiletten<br />

oder die Kühlung defekt. „Auch die<br />

Störanfälligkeit von Zügen und Netz<br />

ist zu groß“, kritisierte Lewe. (AFP)<br />

Es ist höchste Eisenbahn für mehr Kontrolle,<br />

so der Rechnungshof. AFP/J. MACDOUGALL


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 7· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Festivalstimmung im Hambacher Forst<br />

50 000 Menschen kommen zu einer zunächst verbotenen Demonstration in den Wald, den der Energiekonzern RWEnun vorerst doch nicht roden darf<br />

VonElkeSilberer<br />

Die Stunden des Triumphs<br />

finden auf einem staubigen<br />

Acker im Rheinischen<br />

Tagebaurevier<br />

statt. Die Sonne scheint. Der uralte<br />

Hambacher Forst ist von hier zu sehen.<br />

Daneben blitzt der Krater des<br />

Braunkohletagebaus Hambach auf.<br />

50 000 Menschen sind am Sonnabend<br />

nach Veranstalterangaben<br />

aus ganz Deutschland zum Protest<br />

von Umweltverbänden wie BUND<br />

und Greenpeace gekommen – die<br />

Polizei wird später von bis zu 30 000<br />

sprechen. „Das ist der größte Anti-<br />

Kohle-Protest, den es bisher gegeben<br />

hat“, ruft eine junge Frau von einer<br />

Bühne begeistert indie Menge. Und<br />

aus dieser brandet stakkatohaft der<br />

Ruf auf: „Hambi bleibt, Hambi<br />

bleibt, Hambi bleibt!“<br />

Neue Baumhäuser errichtet<br />

Entspanntes Abhängen am Sonnabend unweit des Tagebaus<br />

Es ist der bunte und fröhliche Abschluss<br />

dramatischer Wochen im<br />

Hambacher Forst: Am Freitag zuletzt<br />

die überraschende Eilentscheidung<br />

des Oberverwaltungsgerichts Münster,dass<br />

der EnergiekonzernRWE in<br />

dem uralten Wald vorerst keine weiteren<br />

Bäume abholzen darf –bis zu<br />

einer Gerichtsentscheidung über<br />

eine Klage des Bundes für Umwelt<br />

und Naturschutz (BUND). Davordie<br />

wochenlange Räumung der Baumhäuser<br />

junger Waldbesetzer, mit einem<br />

Großaufgebot der Polizei: Beamte<br />

mit Helmen und Schutzschilden.<br />

Und einen Toten. Der junge<br />

Journalist, der von einer Hängebrücke<br />

aus großer Höhe abstürzte, ist<br />

nicht vergessen: In einer Schweigeminute<br />

am Sonnabend weicht die<br />

Festivalstimmung der Betroffenheit.<br />

Undsie weicht noch einmal der Empörung,<br />

dass Landesinnenminister<br />

Herbert Reul (CDU) die Aktivisten<br />

gleich danach aufforderte, von den<br />

Bäumen herunter zu kommen.<br />

Die Empörung über die Landesregierung<br />

hat an diesem Tagviele Facetten:<br />

„Dass Baurecht für die Räumung<br />

missbraucht wurde, das war<br />

für mich eine Machtdemonstration.<br />

Dashat mich wütend gemacht“, sagt<br />

die 50-jährige Düsseldorferin Sandra<br />

Shebeika. DieWut hat sie hergetrieben<br />

auf diesen Acker. Die Landesregierung<br />

hat die Baumhäuser nicht<br />

für die Braunkohle räumen lassen,<br />

sondern erklärtermaßen aus Sicherheitsgründen.<br />

„Ich hatte nicht gedacht, dass Politik<br />

von Geld so eingenommen werden<br />

kann“, kritisiert eine 63-Jährige,<br />

ebenfalls aus Düsseldorf, die<br />

AFP/SASCHA SCHUERMANN<br />

schwarz-gelbe Landesregierung. Für<br />

ihre Enkelkinder sei sie jetzt hier, für<br />

sie will sie den Kohleausstieg. Zu dem<br />

Zeitpunkt sind noch Tausende Menschen<br />

zu Fuß auf dem Wegzudem<br />

Acker – ein Gericht hatte ein Demonstrationsverbot<br />

am Vortag gekippt.<br />

Uwe Brustmeier läuft mit einem<br />

Pappschild um den Hals über das<br />

Gelände, mit einer handgeschriebenen<br />

Feststellung des Philosophen<br />

und Soziologen Jürgen Habermas:<br />

„Der Rechtsstaat braucht des Bürgers<br />

Misstrauen.“ Brustmeier kennt<br />

Menschen, die durch den fortschreitenden<br />

Tagebau Hambach vertrieben<br />

wurden, ihre Häuser verkaufen<br />

und ihre Dörfer verlassen mussten.<br />

„Wenn man sieht, wie die Menschen<br />

ihre Heimat verlieren, fragt man<br />

sich, ob das mit dem Rechtsstaat vereinbar<br />

ist und das den Kapitalinteressen<br />

geschuldet ist“, sagt er.Schon<br />

in den 70er-Jahren hätte es mit der<br />

Kernkraft aus seiner Sicht eine Alternative<br />

zur Braunkohle gegeben, mit<br />

der Energiewende jetzt erst recht.<br />

Es ist der Tagder Kämpfer der ersten<br />

Stunde wie Waldführer Michael<br />

Zobel und seine Frau Eva. 2014<br />

machte er den ersten Protestspaziergang<br />

gegen die drohende Rodung<br />

des Waldes –mit 50 Leuten. Zuletzt<br />

waren es 15 000. Trotzdem kämpfen<br />

sie weiter: „Der Wald ist aus dem<br />

Schussfeld, erst einmal. Wir müssen<br />

dran bleiben, wir dürfen uns nicht<br />

verarschen lassen“, sagt Eva Töller.<br />

Die Polizeipräsenz ist zurückhaltend.<br />

Selten hat man die Polizisten in<br />

den Mannschaftswagen in den letzten<br />

Wochen so entspannt gesehen –<br />

selbst als Menschen in Gruppen gegen<br />

Ende der Kundgebung in den<br />

Hambacher Wald und an die Tagebaukante<br />

vonHambach strömen.<br />

Etwa 100 Braunkohle-Gegner<br />

übernachten in Zelten in dem Waldstück<br />

und beginnen am Sonntag damit,<br />

neue Baumhäuser zu errichten.<br />

Grüne an der Tagebaukante<br />

Sie sind nicht allein im Hambacher<br />

Forst: Die nordrhein-westfälischen<br />

Grünen treffen sich am Sonntag zu<br />

einem kleinen Parteitag auf einem<br />

Grundstück an der Abbaukante des<br />

Braunkohletagebaus. Etwa 80 Delegierte<br />

beraten einen Antrag des Landesvorstands<br />

für eine neue Energiepolitik<br />

in NRW. Landes-Innenminister<br />

Herbert Reul (CDU) kritisiert die<br />

Grünen für die Wahl des Veranstaltungsortes,sie<br />

würden damit „Öl ins<br />

Feuer gießen“. Zugleich kündigt er<br />

für Montag den Abzug der Polizei aus<br />

dem Hambacher Forst an. (dpa)<br />

Shishas retten deutsche Tabakbauern<br />

Die Ernte der einheimischen Landwirte landet zum großen Teil in Wasserpfeifen<br />

Nach Jahren des Schrumpfens<br />

hat sich die Zahl der tabakanbauenden<br />

Betriebe in Deutschland<br />

stabilisiert. „Es war ein mühseliger<br />

Prozess, aber wir haben uns jetzt<br />

konsolidiert und sind optimistisch“,<br />

sagt Sven Plaeschke,Geschäftsführer<br />

des Bundesverbandes Deutscher Tabakpflanzer.<br />

Das liege insbesondere<br />

am boomenden Tabakmarkt für<br />

Wasserpfeifen, sogenannte Shishas.<br />

„Das hat uns gerettet“, sagt auch Jochen<br />

Adam, größter Tabakanbauer<br />

in Baden-Württemberg und Chef<br />

des dortigen Landesverbands. Etwa<br />

96 Prozent des deutschen Tabaks<br />

landeten in einer Shisha, sagt Branchenvertreter<br />

Plaeschke. Die Blätter<br />

enthielten wenig Nikotin und hätten<br />

einen hohen Zuckergehalt.<br />

Rund 100 Betriebe hierzulande<br />

In Deutschland werden nach Worten<br />

Plaeschkes pro Jahr auf knapp<br />

2000 Hektar Fläche etwa 5000 Tonnen<br />

Tabak geerntet. Demiminternationalen<br />

Vergleich schon immer kleinen<br />

Wirtschaftszweig wurde noch<br />

vor wenigen Jahren der endgültige<br />

Tod vorhergesagt. Denn die Zahl<br />

deutscher Tabakbauern, einst vierstellig,<br />

schrumpfte nach dem Ende<br />

der EU-Subventionen im Jahr 2009<br />

nochmals deutlich – von damals<br />

noch 360 auf inzwischen rund<br />

100 Betriebe.<br />

In Baden-Württemberg, dem<br />

Bundesland mit den meisten tabakanbauenden<br />

Betrieben, lag die Zahl<br />

der Tabakbauern imJahr 2010 noch<br />

bei mehr als 60, wie das Landesamt<br />

Baden-württembergische Erntehelfer sortieren<br />

Tabakblätter.<br />

DPA/P. SEEGER<br />

für Statistik mitteilt. Heute sei nur<br />

noch die Hälfte übrig, erklärtTabakbauer<br />

Adam. AufPlatz zwei und drei<br />

der wichtigsten Anbaugebiete folgen<br />

Rheinland-Pfalz und Bayern.<br />

Mit Blick auf die Entwicklung der<br />

vergangenen Jahrespricht Plaeschke<br />

von einem Strukturwandel. „Wenige<br />

große Betriebe machen jetzt das,was<br />

früher viel kleine machten“, sagt der<br />

Chef des Landesverbands Baden-<br />

Württemberg. Seit dem Jahr 2000<br />

habe sich die von einem Betrieb bewirtschaftete<br />

Anbaufläche von sieben<br />

auf durchschnittlich 17 Hektar<br />

gesteigert.<br />

Drei bis fünf Euro proKilo<br />

Gepflanzt wird demnach fast ausschließlich<br />

noch die SorteVirgin, die<br />

im Gegensatz zu Sorten wie Burley<br />

oder Geudertheimer nicht an der<br />

Luft, sondern in Heißluftöfen getrocknet<br />

wird und damit weniger<br />

Aufwand und Lohnkosten verursacht.<br />

„Der Dürresommer hat zwar auch<br />

dem Tabak eher geschadet“, erklärt<br />

der Lobbyist Plaeschke.Inden meisten<br />

Regionen verfügten die Bauern<br />

aber über professionelle Wässerungsmöglichkeiten<br />

für die Tabakfelder.„Insofernsind<br />

wir einigermaßen<br />

optimistisch, dass wir bundesweit<br />

die 5000 Tonnen Ernte halten können“,<br />

sagte er.GenauereZahlen gebe<br />

es aber erst in einigen Wochen. Der<br />

Kilopreis für Tabak –jenach Qualität<br />

zwischen 3und 5Euro –sei in den<br />

vergangenen Jahren zwischen 10<br />

und 20 Prozent gestiegen. (dpa)<br />

Luftfahrtgipfel hilft Fluggästen wenig<br />

Verbraucherschützer beklagen, dass Airlines berechtigte Kunden-Ansprücheoft abblocken<br />

Der Luftfahrtgipfel in Hamburg<br />

hat nach Einschätzung der Verbraucherzentrale<br />

den von Ausfällen<br />

und Verspätungen geplagten Fluggästen<br />

recht wenig gebracht. „Erst<br />

mal hörtsich das nur nach guten Absichten<br />

an. Konkrete Maßnahmen<br />

müssen folgen“, sagte Klaus Müller<br />

vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

der Passauer Neuen Presse.<br />

Für Verbraucher sei wichtig, dass<br />

ihreRechte besser durchgesetzt werden<br />

könnten. „Hierzu fehlen Vorschläge<br />

wie etwa, dass bessereInformationen<br />

über Passagierrechte und<br />

die zuständige Schlichtungsstelle<br />

schon im Flugzeug ausgegeben werden“,<br />

monierte Müller.Der Verbraucherschützer<br />

beklagte,dass viele Airlines<br />

die berechtigten Ansprüche<br />

von Passagieren bei Verspätungen<br />

und Annullierungen grundsätzlich<br />

erst einmal abblockten. Nur wenige<br />

Passagierewendeten sich an die kostenlose<br />

Schlichtungsstelle Öffentlicher<br />

Personenverkehr oder nähmen<br />

andere Unterstützung in Anspruch.<br />

„Das wissen die Airlines und nutzen<br />

das gnadenlos aus.“<br />

Vertreter von Bund, Ländern und<br />

der Luftverkehrswirtschaft hatten<br />

sich am Freitag in Hamburgauf eine<br />

Reihe von Maßnahmen verständigt,<br />

um gegen Missstände im Luftverkehr<br />

vorzugehen. Unter anderem<br />

sollen mehr Fluglotsen ausgebildet<br />

und die Sicherheitskontrollen effektiver<br />

werden. DieStärkung vonFluggastrechten<br />

stand nicht im Mittelpunkt<br />

des Gipfels.<br />

Bundesjustizministerin Katharina<br />

Barley (SPD) kündigte allerdings<br />

an, sie werde jetzt zügig das Gespräch<br />

mit den Fluggesellschaften<br />

suchen, um bei den Entschädigungsverfahren<br />

zu schnellen und<br />

guten Lösungen für die Kunden der<br />

Airlines zu kommen. (dpa)<br />

HIGHSPEED<br />

WOCHEN<br />

JETZTZUM TESTSIEGERWECHSELN!<br />

SCHON AB<br />

19,95€ 1<br />

MTL.<br />

• Bestes Highspeed-Internet<br />

• Flat Telefonieren<br />

• Bestes Fernsehen<br />

Schnell wechseln und zusätzlichbis zu<br />

160€Preisvorteil 3 erhalten!<br />

Jetzt sichern –inIhrem<br />

TelekomShop.MehrInfos unter<br />

telekom.de/highspeedwochen<br />

2<br />

Laut connectIPTV-Test,<br />

Heft 09/2018<br />

Speed Home WiFi<br />

Ihr WLAN-Verstärkerfür<br />

kabelloses Internetim<br />

ganzen Haus.<br />

statt79,95€<br />

nur 19,95€ 4<br />

JetztAktionspreis sichern!<br />

Nursolangeder Vorrat reicht.<br />

1) MagentaZuhause Mund Lkosten inden ersten 6Monaten jeweils 19,95 €/Monat. Danach kostet MagentaZuhause M39,95 €/Monat und MagentaZuhause L44,95 €/Monat.<br />

Angebot gilt bis zum 31.01.2019 für Breitband-Neukunden, die in den letzten 3Monaten keinen Breitbandanschluss bei der Telekom hatten. Der Aufpreis für EntertainTV beträgt<br />

jeweils 9,95 €/Monat (inkl. 4,95 €/Monat für den UHD-Receiver). Voraussetzung ist ein geeigneter Router. Hardware zzgl. Versandkosten inHöhe von 6,95 €. Einmaliger Bereitstellungspreis<br />

für neuen Telefonanschluss 69,95 €.Mindestvertragslaufzeit für MagentaZuhause und EntertainTV24Monate, für den UHD-Receiver 12Monate. MagentaZuhause M<br />

und Lsind invielen Anschlussbereichen verfügbar. Individuelle Bandbreite abhängig von der Verfügbarkeit. 2) Laut connect Test Festnetz, Heft 08/2018, Testsieger „Bundesweite<br />

Anbieter“. MagentaZuhause war nicht Gegenstand des Netztests. 3) Bei Buchung von MagentaZuhause Mund Lerfolgt eine Router-Gutschrift i.H.v. 100 €bei Miete eines<br />

Routers (Endgeräte-Service-Paket ab 4,95 €/Monat, 12Monate Mindestvertragslaufzeit), bei Buchung von MagentaZuhause Mund Lmit EntertainTV/EntertainTVSat/EntertainTV<br />

Plus/EntertainTVSat Plus erfolgteine Router-Gutschrifti.H.v.100 €bei Miete einesRouters (Endgeräte-Service-Paket ab 4,95 €/Monat, 12 MonateMindestvertragslaufzeit) und eine<br />

TV-Gutschrift i.H.v.60€.Die Gutschrift erfolgt auf einer der nächsten Telefonrechnungen. Angebot gilt bis zum 31.10.2018 für Breitband-Neukunden, die in den letzten 3Monaten<br />

keinenBreitbandanschluss beider Telekomhatten. 4) Angebotgilt fürBreitband-Neukunden bei Buchungvon MagentaZuhauseMundL(Bedingungensiehe 1) zzgl.Versandkosten<br />

in Höhe von6,95 €. ProVertrag kann ein Speed Home WiFi zumAktionspreis voneinmalig19,95€erworben werden. Angebotgilt bis zum14.10.2018 oder solange derVorratreicht.<br />

EinAngebot von: TelekomDeutschland GmbH,Landgrabenweg151, 53227 Bonn.


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Privatschulen<br />

ZITAT<br />

Mehr Transparenz<br />

ist hilfreich<br />

Martin Klesmann<br />

findet es richtig,inSachen Schulgeld<br />

klarere Vorgaben zu machen.<br />

Die Zeiten, in denen <strong>Berliner</strong> SPD-Bildungspolitiker<br />

gerne gegen Privatschulen<br />

austeilten, müssten eigentlich<br />

schon aus demografischen Gründen vorbei<br />

sein. Denn nur weil inzwischen jeder<br />

zehnte <strong>Berliner</strong> Schüler eine Privatschule<br />

besucht, kann der Senat angesichts des<br />

Bevölkerungswachstums und eigener<br />

Fehlplanungen überhaupt noch genug<br />

Plätzeanöffentlichen Schulen anbieten.<br />

Wenn der rot-rot-grüne Senat nun<br />

Tempo macht, um eine einheitlichere<br />

Schulgeld-Regelung für alle Privatschulen<br />

zu erreichen, ist das sinnvoll. Denn prinzipiell<br />

sollten auch Kinder aus Hartz IV-<br />

Familien die Möglichkeit haben, eine solche<br />

Einrichtung zu besuchen. Dasfordert<br />

selbst das Grundgesetz. Diebisher gültige<br />

Regelung erlaubt es, arme Familien mit<br />

einem Schulgeld vonbis zu 100 Euro monatlich<br />

zu belasten. Viele Privatschulen,<br />

die sich selbst viel lieber als freie Schulen<br />

bezeichnen, bieten eine Schulgeldbefreiung<br />

für Arme an. Doch längst nicht alle.<br />

Wenn zudem künftig eine vielstufige,<br />

einkommensabhängige Schulgeld-Tabelle<br />

gelten soll, schafft das endlich Transparenz<br />

und würde auch Familien knapp<br />

über Hartz IV-Niveau entlasten. Bisher<br />

herrscht in Sachen Schulgeld Wildwuchs.<br />

Die Änderung kommt nun, bevor ein<br />

neues Finanzierungsmodell für Privatschulen<br />

ausgehandelt ist. Das Land sorgt<br />

bisher dadurch, dass es nur zwei Drittel<br />

der Kosten erstattet, selbst dafür,dass das<br />

Schulgeld eine große Rolle spielt. Änderungen<br />

sind hier nötig. Für viel Streit wird<br />

die SPD-Forderung sorgen, den Privatschulen,<br />

die viele ärmere Kinder aufnehmen,<br />

mehr Zuschüsse zu zahlen –und anderen<br />

entsprechend weniger. Eine gewisse<br />

Lebenswirklichkeit sollten <strong>Berliner</strong><br />

Privatschulen jedenfalls abbilden.<br />

Junge Union<br />

Verkappte<br />

Rücktrittsforderung<br />

Daniela Vates<br />

hält den Beschluss der Jungen<br />

Union für ein Zeichen vonOhmacht.<br />

Eine saftige Ohrfeige hat die Junge<br />

Union da der Kanzlerin erteilt, nicht<br />

auf offener Bühne zwar, aber quasi per<br />

Eilpost hinterhergeschickt. Handzahm<br />

erwies sich der Parteinachwuchs in Angela<br />

Merkels Anwesenheit. Aber sie hatte<br />

ihm kaum den Rücken zugedreht, da<br />

stimmten die Delegierten dafür,die Amtszeit<br />

der deutschen Regierungschefs zu begrenzen.<br />

Praktisch hat das zunächst keine<br />

Folgen –dafür müsste das Grundgesetz<br />

geändert werden. Aber der Beschluss ist<br />

nichts anderes als eine verkappte Rücktrittsforderung<br />

an die Kanzlerin.<br />

Es mutet seltsam an, dass ausgerechnet<br />

die Partei, die mit Konrad Adenauer, Helmut<br />

Kohl und nun Merkel drei Langzeitkanzler<br />

gestellt hat, diese Forderung erhebt.<br />

Die Union dokumentiert damit ihre<br />

Ohnmacht: Gegen ihre Chefs kommt sie<br />

nicht an –außer mit einer Palastrevolution.<br />

Die Forderung nach Amtszeitbegrenzung<br />

hat ihren Reiz. Im Idealfall kommt<br />

damit Leben in die Demokratie, weil Parteien<br />

sich nicht auf ihren Kanzlern und<br />

deren Amtsbonus ausruhen. Und Regierungschefs<br />

kommen nicht in die Verlegenheit,<br />

den richtigen Zeitpunkt für einen<br />

Ausstieg suchen zu müssen. Im Negativfall<br />

geht das Gerangel um die Nachfolge<br />

schon früh los und drängt die Sacharbeit<br />

in den Hintergrund.<br />

Zwei Pointen hat die Forderung der<br />

Jungen Union: Angela Merkel, an die sie<br />

gerichtet ist, wird davon nicht mehr betroffen<br />

sein. Und der konservative Nachwuchs<br />

scheint wie selbstverständlich davon<br />

auszugehen, stets Regierungspartei<br />

zu bleiben. Sie verkauft die Amtszeitbegrenzung<br />

als Möglichkeit der Erneuerung<br />

in der Partei. In der Opposition müsste sie<br />

dafür dann wieder selber sorgen.<br />

Jupp Heynckes geht auf Nummer sicher.<br />

Der Fraktionschef der Republikaner<br />

im US-Senat, Mitch McConnell,<br />

hatte nach der Vereidigung<br />

des neuen Obersten Richters<br />

Brett Kavanaugh am Wochenende eine einfache<br />

Prophezeiung: DerStreit zwischen Republikanern<br />

und Demokraten werde vorüberziehen,<br />

die Zeit werde ihn lösen. Es<br />

klang, als hätten die Parteien eine kleine politische<br />

Auseinandersetzung um ein nicht<br />

weiter wichtiges Gesetz hinter sich. Die Einschätzung<br />

verkennt auf beklemmende<br />

Weise, was in diesen Wochen in Washington<br />

passiert ist. Denn auch in den hysterisch<br />

miteinander streitenden USA des Präsidenten<br />

Trump stellt die Auseinandersetzung um<br />

den obersten Richter eine Zäsur dar.<br />

MitKavanaugh zieht erstmals ein Jurist in<br />

den Supreme Court ein, der am Ende eines<br />

so bitteren Streits vereidigt wurde. Esist der<br />

finale Bruch eines Prinzips,das lange die US-<br />

Politik geprägt hat: Oberste Richter,obgleich<br />

politisch ausgewählt, sollten mit überparteilicher<br />

Mehrheit in das lebenslang geltende<br />

Amt gewählt werden. Die Entscheidungen,<br />

die sie zu treffen haben, sind größer als die<br />

Politik. Mit 50:48 Stimmen wurde Kavanaugh<br />

vom Senat bestätigt. Es ist der geringsten<br />

Rückhalt, den je ein Richter seiner<br />

Position hatte. Dass die Personalie umstritten<br />

ist, bestreiten nicht einmal Republikaner.<br />

DieAnschuldigungen gegen ihn wegen sexuellem<br />

Missbrauch während seiner High-<br />

School-Zeit gelten als glaubwürdig. Seine<br />

Verteidigung vor dem Senat war eine Farce.<br />

Kavanaugh reagierte auf Nachfragen aufbrausend,<br />

er konnte Anschuldigungen nicht<br />

zerstreuen, verlor selbst bei einfachen Fragen<br />

die Kontrolle über seine Worte.<br />

Es passt zu einem Präsidenten, der selbst<br />

wenig Wert auf abgewogene Sprache legt. Ka-<br />

Jetzt wird Brett Kavanaugh Richter am<br />

Obersten Gericht in den USA. Ich saß in<br />

der Lobbyeines Hotels irgendwo in Pennsylvania,<br />

als seine Anhörung vordem Senat live<br />

im Fernsehen lief. Es war so spannend wie<br />

eine dieser wunderbaren amerikanischen<br />

Anwaltsserien, die besser sind als jeder noch<br />

so gute Ethikunterricht.<br />

Anwaltsserien beschreiben das Betriebssystem<br />

derVereinigten Staaten. Denn das beruht<br />

auf der Rechtsprechung. Um dieses<br />

Recht wird mit jedem Urteil gerungen. Deshalb<br />

sind Anwälte und Richter so wichtig wie<br />

Politiker. Das Recht in den USA ist auf Argumente<br />

vor Gericht aufgebaut. Ganz besonders<br />

auf die des Obersten Gerichtes. 20Millionen<br />

Menschen folgten livediesem wichtigen<br />

Ereignis.<br />

Während Brett Kavanaugh auf dem Bildschirm<br />

der Hotellobby wie ein wütendes<br />

Kind alle Beschuldigungen von sich wies,<br />

hielt sich eine Frau neben mir vorEntsetzen<br />

den Mund zu. So, als wollte sie über die<br />

Dreistigkeit der Lügen Kavanaughs einen<br />

Aufschrei unterdrücken.<br />

Ihre Geste erinnerte auch an das,was eine<br />

der Zeuginnen gerade unter Tränen berichtet<br />

hatte. Kavanaugh hätte auf ihr gelegen,<br />

seine Hand umschloss ihren Mund, so dass<br />

sie beinahe erstickt wäre. Auch die Männer<br />

in der Lobbyverfolgten die Szenen stirnrunzelnd<br />

und fassungslos. Alle kommentierten<br />

empört, wie die republikanischen Senatoren<br />

mit rührseligen Fragen an den Kandidaten<br />

die Öffentlichkeit zu manipulieren versuch-<br />

Kavanaughs Vereidigung<br />

Spirale<br />

aus Rache<br />

Gordon Repinski<br />

rät den Demokraten in den USA, jetzt erst recht auf die<br />

Republikaner zuzugehen.<br />

vanaugh ist Donald Trumps Kandidat. Wo<br />

dessen Fehler anderezuFall gebracht hätten,<br />

wuchs die UnterstützungTrumps.Erliebte es,<br />

den Fall in die Arenen zu tragen, sich über die<br />

mutmaßlichen Missbrauchsopfer zu belustigen<br />

und das politische Duell bis zum Ende zu<br />

kämpfen. Trump pfeift auf die Idee vonÜberparteilichkeit,<br />

die Opposition ist der Gegner,<br />

und den mag er am liebsten am Boden.<br />

Längst ist dieser Gegner für Trump nicht<br />

mehr nur das demokratische Lager.Esist die<br />

Welt der politischen Korrektheit, des Umweltschutzes,des<br />

Feminismus.InseinenAugen<br />

weicheWerte, die das Leben nicht besser<br />

gemacht haben; Hindernisse auf dem Weg<br />

zurück zu den „großartigen“ Vereinigten<br />

Staaten der 80er-Jahre, in denen schmutzige<br />

KOLUMNE<br />

Der Populismus<br />

siegt über das<br />

Recht<br />

Anetta Kahane<br />

Amadeu-Antonio-Stiftung<br />

ten. Kavanaughs selbstmitleidigen Antworten<br />

wirkten bizarr, dadie Zeugin keinerlei<br />

Zweifel an ihrer Aussage gelassen hatte.<br />

Washier geschah, ist eine Tragödie. Das<br />

kalte Interesse der Trump-Administration an<br />

diesem Richter, vorgetragen als emotionalisierter<br />

Populismus, hat über das Recht gesiegt.<br />

Nicht die belegbaren Fakten. Dreistigkeit<br />

schlägt Rechtsstaatlichkeit. Das Offensichtliche<br />

wird einfach beiseitegeschoben,<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Autosungestörtumdie Blöcke kreuzten und<br />

das Verhältnis zwischen Mann und Frau<br />

hierarchisch war.<br />

Kavanaugh ist ein Teil dieses Spiels.Inden<br />

90er-Jahren kämpfte er in der Lewinsky-Affäre<br />

gegen Bill Clinton. Jahre später reflektierte<br />

er über die mögliche Absetzung eines<br />

Präsidenten. Er folgerte,man solle ihn besser<br />

in Ruhe sein schweres Amt ausüben lassen.<br />

Mit dieser Kombination aus Kampferprobung<br />

und Demut vor dem Präsidenten ist<br />

Kavanaugh zum perfekten Kandidaten für<br />

Trump geworden, der selbst an der Schwelle<br />

zu einem Amtsenthebungsverfahren steht.<br />

Es sind gute Gründe für die Demokraten in<br />

den USA, wütend zu sein, Vergeltung zu fordern.<br />

Aber es sind giftige Emotionen. Daspolitische<br />

Washington befindet sich seit den<br />

90er-Jahren in einer Spirale aus Tat, Rache<br />

und erneuter Rache, die bis zur völligen Einmauerung<br />

politischer Positionen geführthat.<br />

Wären die Demokraten nicht so kompromisslos<br />

gegen die Republikaner vorgegangen –<br />

wer weiß, vielleicht hätte sich mancher konservative<br />

Senator getraut, seine Zweifelgegen<br />

Kavanaugh zum Ausdruck zu bringen.<br />

Wenn die Demokraten aus diesem Zirkel<br />

ausbrechen wollen, müssen sie lernen, nun<br />

erst recht wieder Schritte in Richtung der Republikaner<br />

zu machen. In eigenem Interesse.<br />

Denn niemals wirdPolitik auf Dauer ohne die<br />

Fähigkeit zum Kompromiss gelingen.<br />

Es ist eine Lehre, die sich auch auf andere<br />

Länder übertragen lässt, in denen die Spaltung<br />

von Politik und Gesellschaft mit Verzögerung<br />

ebenso begonnen hat. Früh gegensteuern<br />

wäre ein gutes Mittel in den Vereinigten<br />

Staaten gewesen, weit vorKavanaugh.<br />

In Deutschland können die,die es jetzt in der<br />

Hand haben, aus dieser Erkenntnis noch lernen.<br />

die Opfer werden erst verlogen bedauertund<br />

dann verhöhnt. Eine Politik, die so über die<br />

Gewalt gegen Frauen hinweggeht, gibt kein<br />

gutes Beispiel für die Welt ab. Die Entscheidung<br />

gegen die Frauenrechte ist eine verheerende<br />

Niederlage für die liberale, westliche<br />

Welt, in der die Gleichberechtigung der Frau<br />

ihre wichtigste Legitimation bildet. Mit Kavanaugh<br />

als oberstem Richter wirdesabjetzt<br />

ein Rollback für Frauen- und Minderheitenrechte<br />

geben.<br />

Dennoch: Die Zivilgesellschaft in den<br />

USA kämpft gegen diese Entwicklung. Unterschiedlichste<br />

Gruppen mobilisieren für<br />

den Erhalt dieser Rechte. Sie diskutieren die<br />

Konsequenzen von Trumps Politik, sie demonstrieren,<br />

wenden sich an Berufsverbände<br />

oder machen Druck auf ihreAbgeordneten.<br />

Es steht die Lebensweise auf dem Spiel,<br />

die –entgegen dem deutschen Vorurteil –<br />

eben nicht nur in vermeintlich rücksichtslosem<br />

Geldscheffeln besteht, sondernineiner<br />

sehr lebendigen, selbstbewussten und vielfältigen<br />

zivilen Gesellschaft mit ausdifferenzierten<br />

und fröhlich gelebten Freiheiten.<br />

Bürgersinn ist Alltag, selbst in armen Vierteln.<br />

Dieses Amerika wirdverteidigt. Mitaller<br />

Kraft und Leidenschaft.<br />

In den Anwaltsserien siegt am Ende meist<br />

das „Richtige“ auch gegen den stärksten Gegenwind.<br />

Ob Kavanaugh für immer Richter<br />

bleiben wird, wenn sich die Mehrheiten ändern?<br />

Warten wir die nächste Staffel ab –wir<br />

dürfen gespannt sein.<br />

„Wer hinter Nazifahnen<br />

herläuft, der ist auch ein<br />

Stück weit ein Nazi. Da<br />

beißt die Maus keinen Faden<br />

ab.Das müssen wir immer<br />

wieder in der Diskussion<br />

ganz deutlich sagen.“<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Generalsekretärin,<br />

beim Deutschlandtag der Jungen Union<br />

AUSLESE<br />

Ein<br />

Volltreffer<br />

Die Entscheidung, die irakische Menschenrechtsaktivistin<br />

Nadia Murad<br />

und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege<br />

für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt<br />

mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis<br />

auszuzeichnen, wurde international<br />

gelobt. Auch in der deutschen Presse trifft<br />

die Wahl (fast) nur auf Zustimmung.<br />

Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> schreibt: „Mit<br />

der Nominierung dieser beiden Menschen<br />

stützt das Nobelpreiskomitee die Stärke<br />

der Schwachen. Es lenkt den Blick auf himmelschreiendes<br />

Unrecht, das sich abseits<br />

der Scheinwerferkegel von Fernsehkameras<br />

abspielt.“ Für die Mittelbayerische <strong>Zeitung</strong><br />

ist die Auszeichnung „zugleich eine<br />

Aufforderung an die internationale Gemeinschaft,<br />

alles zu unternehmen, um die<br />

Verantwortlichen für die schrecklichen<br />

Vergewaltigungen vor ein internationales<br />

Gericht zu stellen.“ Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong><br />

schreibt: „Der Arzt und die Aktivistin<br />

gehen mit ihrer Arbeit hohe persönliche<br />

Risiken ein“. Schließlich: „Der Nobelpreis<br />

ist für sie auch Schutz. Nicht zuletzt deshalb<br />

ist die Entscheidungdes Osloer Komitees<br />

in diesem Jahr ein Volltreffer.“ Die<br />

Nürnberger Nachrichten sind nicht überzeugt.<br />

„Nadia Muradund Denis Mukwege<br />

sind gewiss großartige Preisträger.Sie hätten<br />

jeden Menschenrechtspreis verdient –<br />

aber den Friedensnobelpreis? (...) DieJury<br />

hätte vielleicht erneut die Vereinten Nationen<br />

auszeichnen können, auch wenn<br />

(oder weil) die Weltorganisation derzeit<br />

einenschweren Standhat.“ Tanja Brandes<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Thilo Knott.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

Michael Heun, Michaela Pfisterer.<br />

Textchefin: Bettina Cosack.<br />

Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />

Teams:<br />

Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, MaikeSchultz, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

Sport: Markus Lotter.<br />

Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

ArtDirektion: Annette Tiedge, Felix Scheer.<br />

Newsleader Regio: Sabine Deckwerth, Stefan Henseke.<br />

Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />

DuMont Hauptstadtredaktion: StevenGeyer (Leitung),<br />

Arno Widmann.<br />

Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder.<br />

Istanbul: Frank Nordhausen, London: Sebastian Borger,<br />

Moskau: Stefan Scholl, Paris: Axel Veiel,<br />

Peking: Finn Mayer-Kuckuk, Rom: Regina Kerner,<br />

TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />

Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />

Geschäftsführung: Patrick Wölke, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

Lesertelefon: 030-63 33 11-457, E-Mail: leser-blz@dumont.de<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH Geschäftsführer:Jens Kauerauf.<br />

Postadresse 11509 Berlin. Besucher:Alte Jakobstraße 105,<br />

Telefon: (030) 23 27-9; Fax: (030) 23 27-55 33;<br />

Internet: www.berliner-zeitung.de.<br />

Vertrieb: BVZ <strong>Berliner</strong> Lesermarkt GmbH, KayRentsch.<br />

Leserservice Tel.: (030) 23 27-77, Fax: (030) 23 27-76<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Andree Fritsche.<br />

Postfach 11 05 06, 10835 Berlin;<br />

Anzeigenannahme: (030) 23 27-50; Fax(030) 23 27-66 97<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr.30, gültig seit 1.1.2018.<br />

Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH, Am Wasserwerk 11,<br />

10365 Berlin, Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis<br />

monatlich 42,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und<br />

Brandenburg 46,20 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 48,50 €(nur<br />

in Berlin und Brandenburg), Bezugspreis des Studentenabonnements<br />

monatlich 25,80 €, außerhalb vonBerlin und Brandenburg 26,60 €.<br />

Im Falle höherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung) besteht<br />

kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch.<br />

Erfüllung und Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unaufgeforderteingesandte<br />

Manuskripte oder Fotos wird keine Haftung übernommen.<br />

Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2017 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 305 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 9 **<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Stadtgeschichte:<br />

Wiedie Nazis am<br />

Wohnungsbau<br />

scheiterten<br />

Seite 10<br />

Guter Ton–Gerhard Iben erfand das Da-Dü-Da der S-Bahn. Seite 11<br />

Großer Zuwachs –Berlin soll bald vier Millionen Einwohner haben. Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Auf der<br />

anderen Seite<br />

BarbaraWeitzel<br />

sieht sich die Gräben der<br />

Stadt an.<br />

Wenn man am S-Bahnhof Wollankstraße<br />

auf dem Bahnsteig<br />

steht, schaut man auf der einen Seite<br />

RichtungWedding und auf der anderen<br />

Richtung Pankow. Zwei Teile einer<br />

Stadt und, je tiefer man schaut,<br />

zwei Städte.Wie an vielen Schneisen<br />

Berlins verändert sich die Umgebung<br />

mit jedem Meter mehr und<br />

entfernt sich in ihrem Wesen vonder<br />

anderen Seite. Auf der Weddingseite<br />

wird die Stadt türkischer, auf der<br />

Pankowerteurer.<br />

Es gibt aber noch eine zweite Linie.<br />

Esist die Wollankstraße selbst,<br />

kurz vor dem Bahnhof, von Pankow<br />

aus gesehen. „Glossy Nails“ lockt ein<br />

Schild, „Schöner hausen“ das daneben.<br />

„HappyLahore“ heißt das Lokal<br />

noch ein Haus weiter. Ich mag diese<br />

Dreierkombination, sie hat so etwas<br />

Sorgloses. Es gibt viel glanzvollere<br />

Ladenzeilen, aber wie dieses Glossy<br />

und Happy das nach Höhle-Bauen,<br />

gepflegter Unordnung und Kuscheln<br />

klingende „Hausen“ umrahmen, übt<br />

verlässlich einen Reiz auf mich aus.<br />

Viel mehr als jeder Luxus.Essagt: Alles<br />

ist normal. Es geht uns gut.<br />

Auf der anderen Seite, wo ich<br />

stehe, ist eine Bushaltestelle. Hinter<br />

ihr, auf einer Gehwegkante, die<br />

herbstlich schütter gewordene Hecke<br />

im Rücken, sitzen zwei in der<br />

kraftlosen Mittagssonne und reden<br />

nicht. Beide verkörperndas menschgewordene<br />

Gegenteil von glossy,<br />

happy und Hausen. Ihre verfilzten<br />

Haare und Bärte lassen darauf<br />

schließen, dass sie nirgends und<br />

überall wohnen oder in einer Unterführung.<br />

Ihre Finger sind knotig, die<br />

Nägel gelb, die Kleidung ist schmutzig.<br />

Schuhe trägt nur einer von beiden.<br />

Vor dem anderen liegen zwei<br />

Schweineschnitzel, roh, in einer von<br />

Cellophan umspannten Styroporschale.<br />

Der quietschorangefarbene<br />

Aufkleber weist das Fleisch als Sonderangebot<br />

aus. Vermutlich wegen<br />

desVerfallsdatums.Besser als nichts,<br />

wird sich derjenige gedacht haben,<br />

der es dorthin gelegt hat. Wird sich<br />

der Mann ohne Schuhe denken.<br />

Besser als nichts –das steht wie<br />

eine Überschrift an dieser Bushaltestelle.<br />

Die bucklige Frau, die sich<br />

jetzt nähert, trägt wenigstens Socken.<br />

Eine weitereschlurft in zu großen<br />

Badeschlappen heran. In den<br />

Bus steigt nur sie ein. Die Bucklige<br />

bleibt einfach stehen. Ichsehe sie an,<br />

sehe hinüber zu der Happy-Glossy-<br />

Schöner-Hausen-Reihe, drehe mich<br />

um und sehe das Gebäude,aus dem<br />

die Anwesenden alle kommen. Es ist<br />

die Suppenküche des Franziskanerklosters,<br />

seit der Nachwendezeit<br />

wird dort den Ärmsten der Armen<br />

Essen, Kleidung, Fürsorge gegeben.<br />

Denn alles,auch die kleinste Hilfe,ist<br />

besser als nichts.<br />

An manchen Orten in der Stadt<br />

prallen das Oben und Unten, Glossy<br />

Nails und erloschener Glanz, Happy<br />

Food und altes Fleisch derartaufeinander,dass<br />

einem mit einem flüchtigen<br />

Rundumblick klar wird: Die<br />

Stadtteilgrenzen zerteilen die Stadt<br />

in Welten und in diese Orte, die ihre<br />

Gräben, ihre Risse und Narben zeigen.<br />

Die Wollankstraße, kurz vor<br />

dem Bahnhof, ist so ein Ort. EinOrt,<br />

an dem man denkt: Alles ist zu viel.<br />

Wenig ist besser als nichts. Aber<br />

nicht genug.<br />

Arme zahlen weniger für Privatschulen<br />

Schulgeld soll sich einheitlich nach dem Einkommen der Eltern richten. Derzeit gibt es große Unterschiede<br />

VonMartin Klesmann<br />

Privatschulen gelten vielen<br />

Menschen wegen des oft<br />

erheblichen Schulgeldes<br />

als Angebot für die Kinder<br />

von Besserverdienenden. Das Land<br />

Berlin will nun sicherstellen, dass<br />

auch Kinder aus ärmeren Familien<br />

leichter eine Privatschule besuchen<br />

können. „Privatschulen dürfen von<br />

Familien, die Sozialtransfers beziehen,<br />

dann nur noch ein Schulgeld<br />

von 0bis deutlich unter 50 Euro monatlich<br />

nehmen“, sagte SPD-Bildungspolitikerin<br />

Maja Lasic der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Sie bezieht sich auf eine<br />

neue Verordnung der Bildungsverwaltung,<br />

die in wenigen Tagen vorgestellt<br />

wird. Bisher können Privatschulen<br />

deutlich mehr Geld, maximal 100<br />

Euro monatlich, auch von bedürftigen<br />

Eltern verlangen. Das ist ein<br />

Grund dafür, dass an vielen freien<br />

Schulen relativ wenige Kinder aus är-<br />

NACH EINKOMMEN<br />

Grundgesetz: Berlin ist auch deshalb unter<br />

Handlungsdruck, weil die derzeitige<br />

Privatschul-Regelung nach Ansicht einigerWissenschafter<br />

gegendas Sonderungsverbot<br />

des Grundgesetzes verstößt.<br />

Demnach muss eine Schule allen Schülernoffen<br />

stehen, ungeachtet der wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse der Eltern. In<br />

Berlin planen SPD-Bildungspolitiker zudem,<br />

freien Schulen mit vielen armen<br />

Kindernkünftig mehr Zuschüsse zu gewähren<br />

–und anderen Schulen entsprechend<br />

weniger.Das sorgt koalitionsintern<br />

für Konfliktstoff. Jeder zehnte Schüler besucht<br />

inzwischen eine Privatschule.<br />

Liste:Laut der Privatschul-Liste des SPD-<br />

Abgeordneten Joschka Langenbrinck gibt<br />

es erhebliche Unterschiede. So teilt beispielsweise<br />

die Phorms Schule in Mitte<br />

mit, dass dortlernmittelbefreite Kinder<br />

(immerhin 99 von628 Schülern) monatlich<br />

103 Euro an Schulgeld zahlen müssen.<br />

Die Berlin Metropolitan School in<br />

Mitte lässt die Fragenach der Quote der<br />

armen, lernmittelbefreiten Schüler unbeantwortet.<br />

Das Mindest-Schulgeld liegt<br />

offenbar bei 100 Euro. Man betont, dass<br />

arme Familien den Lehrmittelbeitrag von<br />

100 Euro jährlich nicht zahlen müssen.<br />

Unterschiede: Die Schulen der Montessori-Stiftung<br />

geben wiederum an, dass<br />

immerhin 18 Prozent der Schüler einen<br />

BerlinPass haben, also lernmittelbefreit<br />

sind. Die lmb-Quote an staatlichen Schulen<br />

liegt bei 33 Prozent, an der Platanus-<br />

Schule in Pankow sind es bisher lediglich<br />

3,2 Prozent.An der reformpädagogischen<br />

Freien Waldschule hingegen sind nach<br />

den Angaben immerhin 23 von67Schülernlernmittelbefreit.<br />

Hier beträgt das<br />

monatliche Schulgeld 175 Euro, doch<br />

auch Kinder aus armen Familien müssen<br />

noch 100 Euro monatlich zahlen.Am vom<br />

Jesuitenorden betriebenen Canisius-Kolleg<br />

in Tiergarten sind Kinder aus armen<br />

Familien vomSchulgeld befreit. Die<br />

Schule protestiertdagegen, dass Privatschulen<br />

die lmb-Quote nennen müssen,<br />

staatliche Schulen aber bisher nicht.<br />

Tabelle: Mit der vielstufigen, einkommensabhängigen<br />

Schulgeld-Tabelle soll<br />

künftig auch verhindertwerden, dass Familien<br />

nur knapp über Hartz IV-Niveau<br />

das volleSchulgeld bezahlen müssen.<br />

Privatschulen bieten oft kleinere Klassen und eine behütete Lernatmosphäre. ISTOCKPHOTO<br />

meren Haushalten anzutreffen sind.<br />

Laut der neuen Verordnung soll das<br />

Schulgeld künftig anhand einer vielstufigen,<br />

einkommensabhängigen<br />

Tabelle erhoben werden, ähnlich der<br />

Tabelle,die bis vorkurzemfür die Kitas<br />

galt. Tatsächlich verlangen Privatschulen<br />

derzeit Schulgeld nach unterschiedlichen<br />

Kriterien, die evangelische<br />

Schulstiftung und weitereTräger<br />

sehen bereits heute eine<br />

Schulgeld-Befreiung vonHartz IV-Familien<br />

vor–auf Antrag. AndereSchulen<br />

verlangen selbst vonärmeren Familien<br />

100 Euro Schulgeld und mehr.<br />

DieNeuregelung solle den Zugang zu<br />

Privatschulen erschwinglich, transparent<br />

und kontrollierbar machen,<br />

betonte Lasic. Eine Höchstgrenze für<br />

dasSchulgeld soll es nicht geben.<br />

Der Neuköllner SPD-Abgeordneten<br />

Joschka Langenbrinck hat jetzt<br />

auf seine parlamentarische Anfrage<br />

vom Senat eine lange Liste über die<br />

Schulgeld-Regelung jeder einzelnen<br />

Privatschule erhalten. Gefragt hatte<br />

Langenbrinck auch nach der jeweiligen<br />

Quote der armen, weil lernmittelbefreiten<br />

Kinder an jeder Einrichtung<br />

–der lmb-Quote. Die Erkenntnis:<br />

Es gibt große Unterschiede, einige<br />

Schulen ließen die Frage nach<br />

der Quote der armen Kinder unbeantwortet.<br />

Mit der Neuregelung<br />

werde der Senat Privatschulen stärker<br />

kontrollieren, betonte Langenbrinck.<br />

Parallel wird derzeit über ein<br />

neues Finanzierungsmodell für freie<br />

Schulen verhandelt. Der Privatschulverband<br />

kritisiert seit langem,<br />

dass freie Schulen nur zwei Drittel<br />

ihrer Kosten vom Staat erstattet bekommen,<br />

und das nur nach bestimmten<br />

Wartezeiten.<br />

Tatsächlich<br />

fallen die Haare<br />

vermehrt im<br />

Herbst aus<br />

Gerade wenn die dunkle Jahreszeit beginnt,<br />

haben viele Frauen das Gefühl, dass vermehrt<br />

Haare inihrer Bürste bleiben. In Drogerien<br />

und Apotheken werden zurzeit Produkte zur<br />

Kräftigung der Haare stärker nachgefragt.<br />

Wissenschaftler bestätigen die<br />

Erfahrung vieler Frauen: Unsere<br />

Haare wachsen im Herbst<br />

tatsächlich weniger und fallen<br />

vermehrt aus. Dies weisen Forscherinder<br />

renommierten Zeitschrift<br />

„British Journal of Dermatology“*<br />

nach. Die Forscher<br />

vermuten, dass Haarausfall im<br />

Herbst eine Spätfolge der intensiven<br />

Sonneneinstrahlung im<br />

Sommer ist. Im Frühjahr läuft<br />

die Haarproduktion wieder an,<br />

sie erreicht im März ihren Höhepunkt.<br />

Jahreszeitlich bedingter Haarausfall<br />

ist also kein Grund zur<br />

Panik. Haarexperten weisen<br />

jedoch darauf hin, dass Haarwurzeln<br />

einen wahren Kraftakt<br />

leisten. In derWachstumsphase<br />

*Quelle: British Journal of Dermatology,<br />

1991 Feb;124(2):146–151.<br />

verbrauchensie biszuachtmal<br />

mehr Energie als inder Ruhephase.<br />

Die ganzjährige Versor-<br />

Abgebaggerte<br />

Insel:<br />

Strafanzeige<br />

Senatsumweltverwaltung<br />

sieht mehrere Verstöße<br />

Indem Skandal um eine abgebaggerte<br />

Insel in Schmöckwitz soll die<br />

Senatsumweltverwaltung Strafanzeige<br />

gestellt haben. Die Behörde<br />

entschloss sich laut <strong>Berliner</strong> Morgenpost<br />

zu dem Schritt, da offenbar<br />

gegen mehrere Verordnungen und<br />

Gesetzeverstoßen wurde –unter anderem<br />

gegen das Bundesnaturschutzgesetz<br />

und die Wasserschutzgebietsverordnung.<br />

Ein Investor<br />

hatte die 650 Quadratmeter große<br />

Insel abtragen lassen, wohl um mehr<br />

Platz für Bootsliegeplätzezubekommen.<br />

Dabei hat er offenbar keinen<br />

Antrag auf Genehmigung beim Bezirkgestellt.<br />

Zudem gibt es Vorwürfe<br />

gegen Bezirksumweltstadtrat Bernd<br />

Geschanowski (AfD). Sein Amt soll<br />

nicht zügig gearbeitet haben. (nkk.)<br />

gung (vor allem im Herbst) mit<br />

Nährstoffen ist daher von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

Präparate wie Plantur 39 Haar-<br />

Aktiv-Kapseln sorgen mit ihren<br />

Inhaltsstoffen wie Biotin und<br />

Selen für den Erhalt gesunder<br />

Haare. Das zusätzlich enthaltene<br />

Zink ist ein wichtiges Spurenelement.<br />

Zwei Kapseln täglich<br />

unterstützen mit wichtigen<br />

Vitalstoffen die Versorgungder<br />

Haare.<br />

Tipp: Die Plantur 39 Haar-Aktiv-<br />

Kapseln erhalten Sie in Ihrem<br />

Drogeriemarkt wie z.B.<br />

dm-drogerie markt, ROSSMANN<br />

und Budnikowsky oder in<br />

Apotheken (PZN 07117372)


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Stadtgeschichte<br />

NS-Wohnbauten am Grazer Damm in Schöneberg: Die innerstädtischen Wohnungsbauprojekte der Nazis ähneln dem sozialen Wohnungsbau der 50er-Jahre in Ost und West und sind auch den Zwanzigerjahren nicht fern. MARKUS WÄCHTER (2)<br />

Unter deutschen Satteldächern<br />

Etwa 102 000 Wohnungen entstanden zwischen 1933 und 1944 in Berlin –weit unter dem Bedarf. Die Nazis scheiterten auch im Wohnungsbau<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Sonntagnachmittag, Spaziergang<br />

durch Dahlem, hin zur<br />

Krummen Lanke. Von der<br />

Argentinischen Allee geht es<br />

durch die modernistischen Häuserreihen<br />

der Onkel-Tom-Siedlung aus<br />

den 1920er-Jahren. Ein Musterbeispiel<br />

der <strong>Berliner</strong> Moderne, imWesentlichen<br />

errichtet nach den Plänen<br />

von Bruno Taut. Bunt sind die Häuser<br />

gestrichen, leuchten geradezu.<br />

Einige Straßen weiter ist der<br />

Quermatenweg erreicht. Eine andere<br />

Welt, obwohl auch hier vor allem<br />

Reihenhäuser zu sehen sind.<br />

Aber sie haben tief gezogene Satteldächer,<br />

in hellem Braungrau verputze<br />

Fassaden mit vergleichsweise<br />

kleinen Fenstern, eine einheitliche<br />

Graslandschaft als Vorgarten. An<br />

manchen Gebäuden sind noch die<br />

dunkelrot, kornblumenblau oder<br />

braun gestrichenen Schlagläden<br />

und Blumenfenster zu sehen.<br />

Elitensiedlung für die SS<br />

1938 bis 1940 wurde diese „Waldsiedlung<br />

Krumme Lanke“ als für das<br />

ganze Deutsche Reich musterhafte<br />

„SS-Kameradschaftssiedlung“ errichtet.<br />

600 Wohneinheiten in etwa<br />

300 Häusern. Sie entstanden nach<br />

Entwürfen des Gagfah-Planungsbüros<br />

unter der Leitung des schon seit<br />

1927 für deren Projekte zuständigen<br />

Hans Gerlach und seines extra für<br />

die SS-Siedlung engagierten Mitarbeiters<br />

Engelberger; wie dieser mit<br />

Vornamen heißt, ist nicht einmal Michael<br />

Habens großartigem Buch<br />

(siehe Infobox) zu entnehmen. Er<br />

konnte insgesamt 789 <strong>Berliner</strong> Massenwohnungsbauprojekte<br />

mit<br />

71 675 Wohnungen rekonstruieren.<br />

Mehr als 90 Prozent dieser Bauten<br />

stehen noch, 77 sind sogar in der<br />

Denkmalliste verzeichnet. Nazi-<br />

Bauten sind also in unserer direkten<br />

Umgebung zu finden –aber oft nur<br />

schwer zu erkennen. Denn ästhetisch<br />

schlossen viele dieser Bauten<br />

direkt an die konservativereReform-<br />

Architektur der 1920er-Jahre anund<br />

setzten sich nach 1945 lückenlos in<br />

den Aufbauprojekten der DDR genauso<br />

wie der Bundesrepublik bis<br />

weit in die 1950er-Jahrefort. DerEinfamilienhausbau<br />

ist sogar bis heute<br />

vom Ideal des Satteldachhauses mit<br />

Garten beherrscht.<br />

Die SS-Kameradschaftssiedlung<br />

war aus der Sicht des NS-Staats eine<br />

Elitensiedlung mit mindestens zwei<br />

Zimmer großen Geschosswohnungen,<br />

Reihenhäusernund frei stehenden<br />

Einzelhäusern – der Rang der<br />

Bewohner innerhalb der SS-Hierarchie<br />

konnte an der Größe ihres<br />

neuen Heims abgelesen werden. Die<br />

Entwürfe für die Häuser orientierten<br />

sich dabei an Standardplänen: Die<br />

Siedlungshäuschen haben kleine<br />

Anbauten für Hasenställe sowie<br />

Nutzgärten, die steil ansteigenden<br />

Ziegeldächer –seit dem späten 19.<br />

Jahrhundertals besonders„deutsch“<br />

idealisiert –sind für Schlafzimmer<br />

ausgebaut. Auch die Geschosswohnungsbauten<br />

stehen in der Tradition<br />

der konservativen Reform-Moderne<br />

der 1920er-Jahre mit drei Geschossen,<br />

glatt verputzt mit vergleichsweise<br />

kleinen Fenstern, niedrigem<br />

Sockelgeschoss und ohne Balkone.<br />

Häuser in SS-Kameradschaftssiedlung Krumme Lanke. Es gibt sie auch einstöckig.<br />

Standardwerk: „<strong>Berliner</strong><br />

Wohnungsbau1933–1945“,<br />

vonMichael Haben, erschienen<br />

2017, herausgegeben<br />

vomLandesdenkmalamt<br />

Berlin, erstellt auf Grundlage<br />

einer nahezu flächendeckenden<br />

Bestandsaufnahme.<br />

Ganz ähnlich sehen etwa die zu einer<br />

monumentalen Straßenkomposition<br />

zusammengezogenen Wohnungsbauten<br />

am Grazer Damm aus:<br />

in Wilmersdorf, Niederschönhausen<br />

oder Pankow. Obwohl das schräge<br />

Dach gefordert wurde, entstanden<br />

sogar noch bis Mitte der 1930er Geschosswohnungsbauten<br />

mit flachen<br />

Dächern wie jene am Treptower<br />

BÜCHER ZUM THEMA<br />

Ergänzungen: „Landhäuser<br />

in Berlin 1933–1945“ von<br />

Frank Schmitz, Dissertation<br />

an der FU von2004, erschienen<br />

2007 im Gebr.Mann<br />

Verlag und das 1993 über<br />

die <strong>Berliner</strong> Stadtplanung<br />

vonWolfgang Schäche.<br />

Wissensstand: Angesichts<br />

dessen istkein anderesBundesland<br />

mit Blick auf dieAlltagsarchitektur<br />

der Nationalsozialisten–die<br />

keineswegs<br />

den Monumentalplanungen<br />

Speers entsprach –sogründlich<br />

dokumentiertwie Berlin.<br />

Baumschulenweg oder mit expressionistischen<br />

Details wie am Spandauer<br />

Michelstadter Weg. So schnell,<br />

das zeigte sich auch hier, konnten<br />

selbst die Nazis nicht eine ganzeGesellschaft<br />

umformen.<br />

Manmuss also auch in der einstigen<br />

SS-Kameradschaftssiedlung<br />

wissen, welch terroristisches und<br />

rassistisches Ideal einer angeblich<br />

homogenen „Volksgemeinschaft“<br />

zwischen 1933 und 1945 herrschte,<br />

um es an den Bauten ablesen zu wollen.<br />

Immerhin: Es gibt eine Tafel, die<br />

an diese Geschichte der Waldsiedlung<br />

erinnert.<br />

Lange galten die bis heute oft sehr<br />

wohnlichen, geradezu idyllischen<br />

Kleinhaussiedlungen als Inbegriff der<br />

„Blut- und Boden-Architektur“. Tatsächlich<br />

übernahmen die Nazis die<br />

schon lange vorher im deutschen<br />

Bürgertum weit verbreitete Kritik an<br />

den Großstädten, die in jeder Hinsicht<br />

als verdächtig galten. Diekleine<br />

Stadt und der Bauernhof waren ihr<br />

Ideal. Andererseits erkannten aber<br />

auch radikale Nazis schnell, dass die<br />

Entwicklung der Großstädte nicht so<br />

schnell rückgängig zu machen ist. Die<br />

seit dem 19. Jahrhundert zum politischen<br />

Thema gewordene Lösung der<br />

Wohnungsfrage war also auch für ihre<br />

Legitimierung als „Volks“-Herrschaft<br />

zwingend.<br />

Zuerst einmal wurden die Mieten<br />

festschrieben –mit wohnungswirtschaftlich,<br />

stadtplanerisch und sozial<br />

katastrophalen Folgen bis hin<br />

zum Ende der DDR (siehe <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vom 17.9.). Es wurde auch<br />

versucht, mit der oft erzwungenen<br />

Aufteilung der kaiserzeitlichen Repräsentationswohnungen<br />

neue<br />

Wohneinheiten zu schaffen. Immerhin<br />

30 000 Wohnungen konnten so<br />

aus dem Bestand heraus neu entstehen,<br />

ist bei Michael Haben zu erfahren.<br />

1938 schlug Albert Speer als<br />

neuer Chefarchitekt von Berlin vor,<br />

als Juden betrachtete <strong>Berliner</strong> in eng<br />

gepackte Neubauten am Stadtrand<br />

zu vertreiben –unverhohlen wurde<br />

von „Ghettos“ gesprochen. Ihre Innenstadtwohnungen<br />

sollten für„arische“<br />

Bewohner zur Verfügung gestellt<br />

werden. Dazu kamen noch die<br />

Neubauten von „Volkswohnungen“<br />

und Siedlungen. Dennoch blieben<br />

die Erfolge bescheiden, auch, weil<br />

private Bauherren sich kaum engagierten:<br />

Die Mietpreisbegrenzung<br />

machte den Bau von Häusern mit<br />

Mietwohnungen wenig lohnend.<br />

Rüstung statt Häuser<br />

Zugleich hatte der Staat, der seine<br />

Rüstungsausgaben von sechs Prozent<br />

1933 auf 60 Prozent des Haushaltsjahrs<br />

1939 verzehnfachte, kein<br />

Geld, um wirklich massiv in den<br />

Wohnungsbau einzusteigen.<br />

In der Weimarer Republik mit ihrem<br />

Mischsystem aus privaten Investoren,<br />

Genossenschaften und<br />

kommunalem Wohnungsbau wurden<br />

etwa 185 000Wohnungen in Berlin<br />

errichtet, davon in den nur sieben<br />

Jahren zwischen dem Ende der Hyperinflation<br />

1924 und dem Höhepunkt<br />

der Weltwirtschaftskrise 1931<br />

mehr als 170 000.<br />

In den elf Jahren zwischen 1933<br />

und 1944 entstanden dagegen nur<br />

um die 102 000 Wohnungen in Berlin.<br />

Im Deutschen Reich sah die Situation<br />

nicht anders aus: Zwischen<br />

1924 und 1932 wurden etwa 2,1 Millionen<br />

Wohnungen neu gebaut, bis<br />

1941 nur weitere 1,5 Millionen. Die<br />

Versorgung mit Wohnungen blieb in<br />

Berlin und im ganzen Reich prekär,<br />

die Zuteilung des Wohnraums war<br />

eines der vielen Machtmittel, mit denen<br />

die Gesellschaft im Griff der Nazis<br />

gehalten werden konnte.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Jewish Places<br />

Gesetze zum Ladenschluss<br />

Ideen im Schloss<br />

Das Jüdische Museum Berlin lädt mit einer neuen App<br />

ein, mehr als 8500 aktuelle und historische Daten zu erkunden,<br />

die auf einer interaktiven Karte erfasst und visualisiert<br />

sind. Die partizipative Online-Plattform „Jewish<br />

Places“ richtet den Blick auf Mikrogeschichte, die<br />

an Orte und Personen in der unmittelbaren Umgebung<br />

gebunden ist und Nutzer erkennen lässt, dass jüdisches<br />

Leben Teil der eigenen Geschichte ist. Mittels Zoom-,<br />

Such- und Filterfunktion können User Orte jüdischen<br />

Lebens aus fünf Jahrhunderten finden und erkunden.<br />

Die neue Plattform findet sich unter www.jewish-places.de, die eingangs<br />

in vier Richtungen führt: Einrichtungen, Personen, Orte und Spaziergänge<br />

Im 19. Jahrhunderthatten die Läden in der Regel an sieben<br />

Tagen derWoche zwischen fünf und 23 Uhrgeöffnet.<br />

Von1891 an galt die Regel, dass an Sonntagen nur fünf<br />

Stunden lang verkauft werden darf. 1900 trat im Deutschen<br />

Reich ein erstes LadenschlussgesetzinKraft, besagend,<br />

dass Geschäfte an Werktagen nur noch von fünf<br />

Uhrbis 21 Uhroffengehalten werden durften –mit vielen<br />

Ausnahmen für Kioske oder Bäckereien. Es war eingebettet<br />

in einen seit 1890 mehr oder weniger konsequent<br />

durchgesetzten neuen Kurs hin zu einer arbeiterfreundlicheren<br />

Sozialpolitik. Es waren punktuelle und schrittweise<br />

Erleichterungen für die arbeitenden Massen, die in<br />

einem heute kaum mehr vorstellbaren Maß geplagt wa-<br />

ren. So gab es 1881 eine Verkürzung der Arbeitszeit für<br />

Frauen auf elf Stunden, 1908 dann auf zehn Stunden,<br />

sonnabends acht. Kinderarbeit wurde zunächst in den<br />

Fabriken verboten, von 1903 an auch außerhalb. 1908<br />

wurde dann auch das Preußische Ladenschlussgesetz<br />

geändert und die Öffnungszeit auf 20 Uhr gesenkt. Ziel<br />

war der Schutz der Gesundheit –indiesem Falle der Verkäuferinnen<br />

und Verkäufer. Eine neue gesetzliche Regelung<br />

führte dann ab 1919 die Sonntagsruhe ein und eine<br />

beschränkte Ladenöffnungszeit an Werktagen von 7bis<br />

19 Uhr. Heute gelten in den Bundesländernunterschiedliche,<br />

aber wieder stark ausgedehnte Ladenschlussregeln.(mtk.)<br />

Das Köpenicker Schloss beherbergt ein Museum, es ist<br />

Heimat des Kunstgewerbemuseums.Das Äußeredes Gebäudes<br />

und seine Einrichtung könnten kaum fremder<br />

sein. Wo kommen die Ausstellungsstücke her? Wie sähe<br />

eine ideale Behausung für die ausgestellten Wohn- und<br />

Empfangsräume, Spiegel- und Lackkabinette aus? Hier<br />

sind Ideen gefragt. Mitdem Zeichenstift können Teilnehmer<br />

des Ausstellungsgespräches „Spiegelkabinett sucht<br />

neues Zuhause“ passgenaue Häuser, Schlösser und Paläste<br />

erschaffen.<br />

Ausstellungsgespräche am 14. Oktober,11. November und 9. Dezember,jeweils<br />

14.30 Uhr


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Umwelthilfe<br />

besteht auf<br />

Verbotszone<br />

Am Dienstag verhandelt das<br />

Verwaltungsgericht<br />

Die Deutsche Umwelthilfe<br />

(DUH) will in der Gerichtsverhandlung<br />

über Diesel-Fahrverbote<br />

in Berlin auf eine große Verbotszone<br />

in der Innenstadt bestehen. Zu hohe<br />

Werte der gesundheitsschädlichen<br />

Stickoxide seien ein„flächendeckendes<br />

Problem“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer<br />

Jürgen Resch. Deshalb<br />

genüge es nicht, für ältere Diesel-Fahrzeuge<br />

lediglich einige Straßen<br />

zu sperren.<br />

Das Verwaltungsgericht verhandelt<br />

am Dienstag darüber,obDieselautos<br />

wegen der Luftbelastung nicht<br />

mehr überall in der Stadt fahren dürfen.<br />

Der Verein Umwelthilfe hat in<br />

seiner Klage gegen das Land Berlin<br />

beantragt, innerhalb des S-Bahn-<br />

Rings Dieselfahrverbote zu verhängen.<br />

Der Luftreinhalteplan müsse<br />

entsprechend verschärft werden.<br />

Resch sagte, wenn man in Berlin<br />

einzelne Straßenabschnitte für ältere<br />

Diesel sperre, führe dies nur zu<br />

Ausweichverkehren. „Wir wollen<br />

aber keine Anreizefür Slalomrennen<br />

um gesperrte Straßen.“ Nur mit einem<br />

Fahrverbot in einer großen<br />

Zone könne der Grenzwert von<br />

40 Mikrogramm pro Kubikmeter „so<br />

schnell wie möglich“ erreicht werden.<br />

Resch wertete es als positiv,dass<br />

der Senat anders als andereKommunen<br />

signalisiert habe, zuFahrverboten<br />

bereit zu sein. (dpa)<br />

Der Mann des guten Tons<br />

Gerhard Iben erfand vor 32 Jahren das Da-Dü-Da für die S-Bahn. Dabei ist er gar nicht musikalisch<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Fast 1,4 Millionen Menschen<br />

hören es täglich in der S-<br />

Bahn: Das Da-Dü-Da, das<br />

an jedem Bahnhof im Zug<br />

ertönt, wenn vorder Abfahrtdie Türenschließen.<br />

So geht das schon seit<br />

32 Jahren. Waskaum einer weiß: Das<br />

Warnsignal stammt noch aus DDR-<br />

Zeiten. DerSound wurde damals von<br />

S-Bahn-Mitarbeiter Gerhard Iben<br />

erfunden. Der 69-Jährige lebt heute<br />

als Rentner bei Werneuchen im <strong>Berliner</strong><br />

Umland.<br />

Auch wenn dorthin keine S-Bahn<br />

fährt, beschäftigt sich Iben noch immer<br />

mit den rotgelben Zügen. Im Regal<br />

im Arbeitszimmer stehen viele S-<br />

Bahn-Bücher. Dazu kommen Ordner,<br />

indenen er Dokumente zu den<br />

Fahrzeug-Typen sammelt. Auch ein<br />

Zug-Modell steht dort. Iben kann<br />

vonder S-Bahn nicht loslassen.„Einmal<br />

S-Bahner, immer S-Bahner. 48<br />

Jahre lang war ich dabei“, sagt er. In<br />

den 1990er-Jahren war er Leiter des<br />

Fahrdienstes, zuletzt arbeitete er bei<br />

der DB Immobilien.<br />

Zuerst kam die Klingel<br />

Im Jahr 1966 fing Iben bei der S-Bahn<br />

als Elektriker-Lehrling an und arbeitete<br />

nach dem Studium als Betriebs-<br />

Ingenieur im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk<br />

Schöneweide.<br />

„In dieser Funktion erhielt ich den<br />

Auftrag, mit meinen Mitarbeiternein<br />

Türwarnsignal für die Züge zu entwickeln“,<br />

sagt er. Die Geschichte dazu<br />

begann Ende der 1970er-Jahre. Biszu<br />

Gerhard Iben beschäftigt sich als Rentner noch immer mit dem Thema S-Bahn. UHLEMANN<br />

jenem Zeitpunkt wurden die Züge<br />

von der Bahnhofsaufsicht über Funk<br />

mit dem Ruf „Zurückbleiben“ abgefertigt.<br />

„So mancher Fahrgast, der<br />

noch schnell in den Zug hineinsprang,<br />

hatte sich beim Türschließen<br />

verletzt“, sagt Iben. Daher sollte die S-<br />

Bahn rote Lampen und einen Warnton<br />

bekommen, die den Fahrgästen<br />

das automatische Türschließen ankündigten.<br />

Zunächst kam das Warnsignal<br />

über eine schrille Klingel. Das gefiel<br />

aber wohl DDR-Verkehrsminister<br />

Otto Arndt nicht. So kam 1983 die<br />

Weisung, ein neues Warnsystem einzurichten.<br />

Es sollte über Lautsprecher,die<br />

in den Zügen eingebaut wurden,<br />

in die Abteile übertragen werden,<br />

um so die Stationen durchsagen<br />

zu können.<br />

„Ich saß mit meinen Mitarbeitern<br />

damals im Büro, wir hörten<br />

uns ständig über einen Tongenerator<br />

verschiedene Klangfolgen an“,<br />

erzählt Iben. „Dass dabei das melodiehafte<br />

Da-Dü-Da herauskam,<br />

war ein Zufall. Denn ich bin gar<br />

nicht musikalisch.“ Wichtig sei nur<br />

gewesen, dass der Warnton nicht<br />

schrill ist, um die Fahrgäste nicht<br />

aufzuschrecken, die sich gerne<br />

während der Fahrt ausruhten oder<br />

sogar schliefen.<br />

Musiktheoretisch ist das Signal<br />

ein Zweiklang, sagt Iben. In C-Dur<br />

mit der Tonfolge C-E-C erklang es<br />

erstmals am 26. März 1986 in einem<br />

S-Bahn-Zug. „Dass das Signal bis<br />

heute existiert und sogar bei den<br />

<strong>Berliner</strong>nbeliebt wird, daran war damals<br />

gar nicht zu denken“, sagt Iben.<br />

„Bei den Testfahrten fühlten sich die<br />

Fahrgäste davon zuerst belästigt, es<br />

störte sie beim Schlafen, wenn die<br />

Töne an jedem Bahnhof ertönten.“<br />

Iben sagt, es habe einige Wochen<br />

gedauert, bis sich die <strong>Berliner</strong> daran<br />

gewöhnten und die Beschwerden<br />

aufhörten. Auch habe es ihn überrascht,<br />

dass DJ Paul Kalkbrenner<br />

2008 den Da-Dü-Da-Ton für seinen<br />

Hit„Train“ verwendete.„Gefragt hat<br />

er mich nie.“<br />

Künftig ein schrilles Piepen<br />

Gerhard Iben ist gar nicht begeistert<br />

davon, dass der Da-Dü-Da-Ton in<br />

künftigen S-Bahn-Zügen nicht mehr<br />

zu hören sein wird. Stattdessen wird<br />

in der neuen Baureihe, die ab dem<br />

Jahr 2021 auf der Ringbahn im Einsatz<br />

sein wird, ein schriller Piepton<br />

erklingen. Diesen Türschließwarnton<br />

schreibt die Europäische Union<br />

seit 2015 für alle neuen Bahnfahrzeuge<br />

vor.<br />

Iben hörte ihn erstmals vor ein<br />

paar Monaten, als der neue Zug internvorgestellt<br />

wurde.„Ichbin ja für<br />

Neues bei der S-Bahn, auch dass<br />

man sich vom Da-Dü-Da verabschieden<br />

will“, sagt er. „Aber dieses<br />

künftige Gepiepe nervt wirklich. Das<br />

macht die Fahrgäste nur unruhig.<br />

Ichkann verstehen, dass die <strong>Berliner</strong><br />

schon jetzt darüber meckern.“<br />

Frau offenbar<br />

von ihrem<br />

Mann getötet<br />

Mordkommission und<br />

Nachbarn rätseln<br />

In Neukölln ist eine Frau getötet<br />

worden. Wie die Polizei mitteilte,<br />

alarmierte eine 20-Jährige am Sonntag<br />

gegen 4Uhr die Polizei zu einem<br />

Wohnhaus in die Jansastraße. Die<br />

junge Frau konnte ihre Mutter telefonisch<br />

nicht erreichen, und auch<br />

auf ihr Klingeln öffnete niemand.<br />

DieWohnungstür ließ sich nicht aufschließen.<br />

Feuerwehrleute öffneten gemeinsam<br />

mit Polizisten die Tür zu der<br />

Wohnung. Im Schlafzimmer entdeckten<br />

die Beamten dann die leblose<br />

54-Jährige. Ein Notarzt versuchte<br />

vergeblich, die Frau zu reanimieren.<br />

„Die Verletzungen deuten<br />

auf eine Gewalttat hin“, teilte die Polizei<br />

mit. Nähere Angaben zu den<br />

Verletzungen machte die Polizei aus<br />

„ermittlungstaktischen Gründen“<br />

nicht. In der Wohnung fanden die<br />

Polizisten auch den bewusstlosen<br />

48-jährigen Ehemann. Er kam ins<br />

Krankenhaus. Die Ermittlungen der<br />

Mordkommission richten sich nach<br />

Auskunft einer Polizeisprecherin<br />

derzeit gegen ihn.<br />

Nachbarn indem Haus reagierten<br />

fassungslos. Die Frau, von Beruf<br />

angeblich Krankenschwester, und<br />

ihr Ehemann seien ein ruhiges und<br />

freundliches Paar gewesen, hieß es<br />

übereinstimmend. Man habe nichts<br />

von irgendeinem Streit mitbekommen.<br />

(eri.,kop.)<br />

Kinder<br />

Schneejacke<br />

je<br />

14.99<br />

*<br />

Die Kälte<br />

kann kommen<br />

MÄDCHEN<br />

MÄDCHEN<br />

Ab Montag,<br />

8. Oktober<br />

WÄRMENDES<br />

FUTTER<br />

JUNGEN<br />

JUNGEN<br />

MIT BLINKEFFEKT –<br />

JEDER SCHRITT<br />

BRINGT DIE SOHLE<br />

ZUM LEUCHTEN<br />

Kinder<br />

Schneehose<br />

ÄRMEL-<br />

STULPE MIT<br />

DAUMENLOCH<br />

Kleinkinder<br />

Schneejacke<br />

Kleinkinder<br />

Schneehose<br />

Kleinkinder<br />

Blinkwinterstiefel<br />

je<br />

12.99 *<br />

je<br />

12.99 *<br />

je<br />

9.99 *<br />

je Paar<br />

14.99 *<br />

Artikel mit sind ab sofort auch im Internetunter lidl.de oder telefonisch unter 0800 4353361 (Kostenfrei. Anrufenur innerhalb Deutschlands möglich.) inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten, bestellbar.<br />

Dieser Artikel kann aufgrund begrenzter Vorratsmenge bereits im Laufedes ersten Angebotstages ausverkauft sein. Alle Preise ohne Deko. FürDruckfehler keine Haftung. Ausgezeichnetvon unserer Serien-Familie „die Härtels“. AllePreiseohne Deko. FürDruckfehler keine Haftung.<br />

Filial-Angebote: Lidl Dienstleistung GmbH &Co. KG,Rötelstr. 30,74166 Neckarsulm •Namen und Anschrift der regional tätigen Unternehmen unter www.lidl.de/filialsuche oder0800 4353361. Online-Angebote außerLidl-Blumen undLidl-Fotos: Lidl Digital International GmbH &Co. KG,Stiftsbergstr.1,74172 Neckarsulm


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Bäckereien:<br />

Lohnplus wird<br />

verhandelt<br />

Gewerkschaft will<br />

mehr Geld für Beschäftigte<br />

Für die 7600 Beschäftigten in den<br />

Bäckereien Berlins und Brandenburgs<br />

beginnen in Kürze Tarifverhandlungen.<br />

„Ein kräftiges Lohnplus“<br />

verlangt die Gewerkschaft<br />

Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />

(NGG). Für den „Knochenjob“ am<br />

Ladentresen gebe es in der untersten<br />

Lohnstufe nur 9,10 Euro proStunde,<br />

bei Bäckergesellen seien es<br />

10,36 Euro. „Davon eine bezahlbare<br />

Wohnung in Berlin zu finden, ist<br />

selbst für Vollzeitbeschäftigte<br />

schwer“, sagte NGG-Verhandlungsführerin<br />

Birgit Weiland. Sie fordert<br />

einen Abstand zum Mindestlohn,<br />

der im Januar auf 9,19 Euro steigt.<br />

Dem versperren sich die Arbeitgeber<br />

grundsätzlich nicht, wie der<br />

Geschäftsführer des Bäcker- und<br />

Konditorenverbands, Johannes<br />

Kamm, sagte. Er bemerkte aber<br />

auch: „Man kann nur das verteilen,<br />

was in der Kasse liegt.“ DieArbeitgeber<br />

verwiesen auf die schwierige Situation<br />

für viele Betriebe. Sie litten<br />

darunter, dass immer mehr Supermärkte<br />

und Discounter Brot und<br />

Brötchen verkaufen.<br />

Dorthin wandert nach Gewerkschaftsangaben<br />

nicht nur Kundschaft,<br />

sondern auch Personal aus<br />

den Bäckereien ab. Denn nach dem<br />

Tarif des Einzelhandels verdienten<br />

die Beschäftigten bis zu 14,50 Euro<br />

proStunde,sagte Weiland.<br />

Bäcker-Vertreter Kamm bestritt,<br />

dass es eine „Abwanderungswelle“<br />

gebe.Eskehrten auch immer wieder<br />

Verkäuferinnen zurück. Nach drei<br />

Jahren verdienen sie nach seinen Angaben<br />

10,05 Euro in Berlin und 9,30<br />

Euro in Brandenburg, bei Bäckergesellen<br />

seien es 11,63 Euro in Berlin<br />

und 10,31 in Brandenburg. Teigmacher<br />

kämen auf 12,31 Euro. Hinzu<br />

kämen in der Backstube steuerfreie<br />

Nachtzuschläge.<br />

Auf diesen Tarif hatten sich Arbeitgeber<br />

und Gewerkschaft 2016<br />

verständigt, als der Mindestlohn<br />

noch bei 8,50 Euro lag. Inzwischen<br />

beträgt er 8,84 Euro,imJanuar steigt<br />

er auf 9,19 Euro, ein Jahr später auf<br />

9,35 Euro. (dpa)<br />

Berlin gehörtweiter zu den am stärksten wachsenden Städten in Deutschland.<br />

Wohin wächst die Stadt?<br />

Neue Studie: Berlin hat bis 2045 vier Millionen Einwohner.Ein Festival widmet sich der Stadtentwicklung<br />

VonAnna Gyapjas<br />

Das Festival: „Urbanize!“ ist<br />

eine internationale Plattform<br />

für Menschen, die sich für<br />

Stadtentwicklung interessieren.<br />

Es findet diesmal bis<br />

kommenden Sonntag in Berlin<br />

statt. Das Motto lautet:<br />

„Bewegung macht Stadt.“<br />

URBANIZE!<br />

Das Programm: Es gibt insgesamt<br />

37 Veranstaltungen -<br />

Vorträge, Diskussionen,<br />

Workshops an 20 Standorten,<br />

so im Prinzessinnengarten,<br />

in der Werkstatt am<br />

Haus der Statistik und in der<br />

ExRotaprint „Glaskiste“.<br />

Die Teilnehmer: Als Veranstalter<br />

beteiligen sich Initiativenwie<br />

Kotti &Co., Common<br />

Grounds und Stadt vonUnten<br />

sowie das Bezirksamt<br />

Friedrichshain-Kreuzberg.<br />

Das Programm gibt es unter:<br />

https://berlin.urbanize.at<br />

Ist der Ausverkauf der Stadt<br />

noch zu stoppen? Wie wehren<br />

sich Nachbarschaften gegen<br />

Bodenspekulation und Verdrängung?<br />

Und wo gibt es noch<br />

Raum für Experimente? Mit diesen<br />

und anderen Fragen beschäftigt sich<br />

eine Woche lang bis kommenden<br />

Sonntag das Festival „Urbanize!“<br />

rund um das Thema „Recht auf<br />

Stadt“. Bei Vorträgen, Workshops<br />

und Stadtteilführungen geht es<br />

darum, Ideen für solidarische,kollaborativeund<br />

gemeinwohlorientierte<br />

Stadtentwicklung zu teilen. Ein<br />

Thema, das nicht nur Urbanisten,<br />

Stadtplaner und Architekten umtreibt,<br />

sondern zunehmend immer<br />

mehr Bewohner Berlins.<br />

Laut Deutschland-Report der<br />

Prognos AG gehört Berlin auch in<br />

den nächsten Jahrzehnten zu den<br />

am stärksten wachsenden Städten in<br />

Deutschland. Gutvier Millionen Einwohner<br />

werde Berlin im Jahr 2045<br />

beheimaten, heißt es in der aktuellen<br />

Studie, wobei der größte Zuwachs<br />

bis 2030 zu erwarten sei.<br />

Dann soll Berlin knapp 3,9 Millionen<br />

Einwohner haben. Bisdahin werden<br />

jährlich 25 000 neue <strong>Berliner</strong> hinzukommen.<br />

Damit liegen die Studienautoren<br />

am oberen Rand der Szenarien,<br />

die der Senat für 2030 entworfen<br />

hat. Der Zustrom der Neubürger<br />

treibt auch das Wirtschaftswachstum<br />

weiter voran: DieForscher rechnen<br />

damit, dass das Bruttoinlandsprodukt<br />

jährlich um 1,5 Prozent zulegt<br />

–etwas stärker als im Bundesdurchschnitt,<br />

aber leicht weniger als<br />

in den süddeutschen Bundesländern.<br />

2030 werde die Arbeitslosenquote<br />

auf 7,1 Prozent gesunken sein.<br />

2017 waren es 9Prozent.<br />

Es ist höchste Zeit, städtisches<br />

Engagement ins Bewusstsein zu rücken<br />

–das ist jedenfalls das Interesse<br />

der Macher des „Urbanize!“-Festivals.<br />

Jene, die sich am Freitag zum<br />

Auftakt im Moabiter Zentrum für<br />

Kunst und Urbanistik einfanden, haben<br />

das bereits verinnerlicht. Sie<br />

standen an für gefüllte Paprika, Kürbis<br />

und Hummus, unterhielten sich<br />

unter Lichterketten und blätterten<br />

durch Ausgaben der „dérive“, einer<br />

Zeitschrift, die vom gleichnamigen<br />

Verein für Stadtforschung herausgegeben<br />

wird. DerVerein wurde 2000 in<br />

Wien ins Leben gerufen und versteht<br />

sich als Initiative für die Verwirklichung<br />

einer urbanen Gesellschaft,<br />

IMAGO<br />

an der Schnittstelle von Wissenschaft,<br />

Kunst und Aktivismus. Zum<br />

zehnten Geburtstag ihres Unterfangens<br />

riefen die Wiener das „Urbanize!“<br />

ins Leben, als „Internationales<br />

Festival für urbane Erkundungen“.<br />

Nach einem Gastspiel in Hamburg<br />

ist dieses Jahr Berlin Austragungsort.<br />

Wie lässt sich Stadt gestalten? Antworten<br />

liefern diesmal gut 30 stadtentwicklungspolitische<br />

Akteure aus<br />

Berlin und auswärtige Gäste.<br />

Architekt Mathias Heyden hat gemeinsam<br />

mit Julian Zwicker das Programm<br />

koordiniert. Er konstatierte<br />

am Freitag „ein sehr viel stärkeres<br />

Zugehen aufeinander“ zwischen Regierung<br />

und Regierten, auf Bezirkswie<br />

Landesebene. Ein Beispiel dafür<br />

ist das Zentrum Kreuzberg. Erst vergangenen<br />

Montag hatten dessen<br />

Mieterrat und die Gewobag in einer<br />

Kooperationsvereinbarung festgehalten,<br />

dass Mieter zukünftig mitreden<br />

können, wenn es um Investitionen<br />

und Vermietung geht.<br />

Aber es gibt in puncto Stadtentwicklung<br />

auch noch viele Sorgenkinder.Eines<br />

ist das Kreuzberger Dragoner-Areal.<br />

Wie esdort weitergehen<br />

könnte, soll etwa am Donnerstag in<br />

der Amerika-Gedenkbibliothek diskutiertwerden.<br />

(mit dpa)<br />

Polizei<br />

stoppt<br />

mehrere Raser<br />

Zwei Führerscheine und ein<br />

Auto beschlagnahmt<br />

Bei Rot über Ampeln geprescht<br />

oder immer wieder abrupt den<br />

Fahrstreifen gewechselt: Die Polizei<br />

hat am Wochenende mehrere Raser<br />

verfolgt. Zweimal wurde ein Führerschein<br />

beschlagnahmt, und einer<br />

der Fahrer hatte keine Fahrerlaubnis.<br />

In Schöneberg war Zivilfahndern<br />

in der Nacht zum Sonnabend ein<br />

Auto aufgefallen, weil daran selbstgeschriebene<br />

Kennzeichen aus<br />

Pappe angebracht waren. DieBeamten<br />

forderten den Fahrer in der Potsdamer<br />

Straße zum Anhalten auf –der<br />

Mann gab jedoch Gas. In der Straße<br />

An der Urania wechselte er mit seinem<br />

Wagen den Fahrstreifen und<br />

prallte gegen ein Polizeizivilfahrzeug.<br />

Dann prallte er gegen einen<br />

Funkwagen. Wenig später stieß der<br />

flüchtende Wagen erneut gegen dieses<br />

Polizeiauto. Dann fuhr er auf einen<br />

geparkten Pkw auf. Der Fahrer<br />

wurde vorläufig festgenommen. Der<br />

25-Jährige hat keinen Führerschein.<br />

Zudem stand er laut Polizei offensichtlich<br />

unter Drogeneinfluss. Der<br />

Wagen war stillgelegt und nicht versichert.<br />

Ebenfalls in Schönebergfiel einer<br />

Zivilstreife am Sonnabendabend ein<br />

schnell fahrenderWagen auf. DieBeamten<br />

folgten dem Auto und stoppten<br />

hinter ihm an einer roten Ampel<br />

in der Haupt-/Ecke Rubensstraße.<br />

Der Fahrer trat aufs Gaspedal, überfuhr<br />

mehrere rote Ampeln. Später<br />

verlor auch er die Kontrolle über den<br />

Wagen und prallte auf ein geparktes<br />

Auto.Der 21-Jährige wurde vorläufig<br />

festgenommen und sein Führerschein<br />

beschlagnahmt.<br />

Seinen Führerschein und sein<br />

Auto wurde ein 20-Jähriger los.Auch<br />

sein Wagen war einer Zivilstreife aufgefallen,<br />

weil er am Sonnabendabend<br />

im Tiergartentunnel sehr<br />

schnell unterwegs war. Erwechselte<br />

immer wieder die Fahrstreifen, so<br />

dass andere Fahrer bremsen mussten.<br />

An der Einfahrt zum Parkhaus<br />

des Hauptbahnhofs konnte das Auto<br />

gestoppt werde. DerMann und seine<br />

drei Mitfahrer konnten„ihreWege zu<br />

Fußfortsetzen“, so die Polizei. (dpa)<br />

BERLINER ADRESSEN<br />

KAUFEN &VERKAUFEN<br />

ANTIQUITÄTEN &KUNST<br />

Kaufe Ölgemälde, Münzen, Antiquität.<br />

Dr.Richter, 01705009959<br />

DIENSTLEISTUNGEN<br />

WEITERE<br />

DIENSTLEISTUNGEN<br />

zapf umzüge, 61 061, www.zapf.de<br />

BAUEN &RENOVIEREN<br />

HERZENSWÜNSCHE<br />

TREFFS<br />

TELEFON-SERVICES<br />

Nackte Hilde (67) 0162-9518826<br />

Sofort<br />

Barauszahlung!<br />

Wir kaufen alle EDELMETALLE...<br />

Zahngold - Altgold<br />

Schmuck - Münzen - Platin - Silber<br />

Zinn und Versilbert<br />

rtes<br />

Berlin-Tegel<br />

Faire Preise!<br />

Grußdorfr str. 16, gegenüberder Gorki-Einkaufspassage<br />

Mo.-Fr.: 9.00 -13.00 u. 14.00 -18.00 Uhr, Sa.: 9.00 -14.00 Uhr<br />

seit 40 Jahren<br />

Schwäbische<br />

schwäbisch solide, fleißig und schnell<br />

Goldverwertung Reutlingen<br />

Tel. 07121/38 13 01 Fax 07121/38 03 25<br />

Waimer GmbH<br />

www.waimergold.de<br />

Telefonische Anzeigenannahme: 030 2327-50<br />

Die besten Filme!<br />

Ihr Kulturkalender<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Anzeigenannahme:<br />

030 2327-50<br />

Foto: Roba Press<br />

Ärzte für die Dritte Welt e.V.<br />

Offenbacher Landstr. 224<br />

60599 Frankfurt am Main<br />

Hilfe braucht Helfer.<br />

www.aerzte3welt.de<br />

Tel.: +49 69.707 997-0<br />

Fax +49 69.707 997-20<br />

Spendenkonto<br />

488 888 0<br />

BLZ 520 604 10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Ein langer Riss<br />

im Beton<br />

Das Ausmaß des Schadens an der<br />

Elsenbrücke wird immer deutlicher.<br />

Berlin hatte Glück im Unglück<br />

VonPeter Neumann<br />

Die Elsenbrückezwischen Treptow und Friedrichshain ist halbseitig gesperrt. BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN (3)<br />

Geschah es am Tag? Oder<br />

in der Nacht? Irgendwann<br />

im Juli oder August<br />

ist es passiert. Der Beton<br />

der Elsenbrücke, der stark befahrenen<br />

Verbindung zwischen Treptow<br />

und Friedrichshain, platzte auf. Bald<br />

erreichte die Lücke eine Größe, die<br />

Fachleute später in Erstaunen versetzte.Als<br />

der Riss schließlich durch<br />

einen glücklichen Zufall entdeckt<br />

wurde,war er rund 28 Meter lang.<br />

Diese Größenordnung hat Matthias<br />

Tang, Sprecher derVerkehrssenatorin<br />

Regine Günther (parteilos,<br />

für Grüne), jetzt bestätigt. DieBreite<br />

beträgt bis zu 1,8 Millimeter, die<br />

Tiefe neun bis 14 Zentimeter –esist<br />

einer der größten Schäden dieser<br />

ArtinBerlin. Experten sprechen von<br />

„Totalversagen“. Als Reaktion wird<br />

der Riss elektronisch überwacht.<br />

Sensoren kontrollieren, ob sich die<br />

Breite verändert. Bisher ist das nicht<br />

passiert. Doch die Frage bleibt: Ist<br />

diese Spreebrücke noch zu retten?<br />

Es war eine Nachricht, die viele<br />

überraschte: Die Elsenbrücke hat<br />

einen Riss, sie muss halbseitig gesperrt<br />

werden. Seitdem ballt sich<br />

der Verkehr auf einer Hälfte. Kraftfahrer<br />

müssen Staus einkalkulieren.<br />

Wie konnte es soweit kommen?<br />

Wie bei anderen Bauwerken dieser<br />

Art nehmen Prüfer die 185 Meter<br />

lange Elsenbrücke dreimal im Jahr in<br />

Augenschein. Alle drei Jahre steht<br />

eine große Prüfung an. Eine von der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> beantragte Akteneinsicht<br />

in der Senatsverkehrsverwaltung<br />

zeigt: Bisher war das Bauwerk<br />

Nummer 05002 nicht auffällig<br />

geworden. Seit Jahren hatte die von<br />

1965 bis 1968 errichtete Brücke die<br />

Note 2,3 erhalten. 2,3 heißt: befriedigender<br />

Zustand –esgibt Bauwerke,<br />

die viel schlechter abschneiden. Die<br />

Note wurde auch vergeben, nachdem<br />

Mitarbeiter des Büros IGS Ingenieure<br />

Berlin die Brücke im August<br />

2015 während einer dreitägigen<br />

Hauptprüfung untersucht hatten.<br />

Zwar stellten sie Schäden fest: Beton<br />

war abgeplatzt, Bewehrungsstahl<br />

rostete.Doch die Prüfer kamen<br />

zu dem Ergebnis, dass die Mängel<br />

keinen Einfluss auf die Standfestigkeit<br />

haben. So vergaben sie in dieser<br />

wichtigen Kategorie die beste Note,<br />

eine Null. Die Verkehrssicherheit<br />

wurde mit einer Eins bewertet, die<br />

Dauerhaftigkeit mit einer Zwei.<br />

Prüfer trauten ihren Augen nicht<br />

Natürlich musste auch die Elsenbrücke<br />

schon einmal instand gesetzt<br />

werden. 2007 bis 2010 waren Bauleute<br />

für 4,2 Millionen Euro amWerk.<br />

Sie erneuerten die Abdichtung, die<br />

das Innerevor Feuchtigkeit schützen<br />

soll. Doch Hinweise darauf, dass die<br />

innere Konstruktion schadhaft war,<br />

gab es damals nicht, auch bei der<br />

Hauptprüfung 2015 nicht. Möglich<br />

ist, dass die Prozesse, die zum jetzigen<br />

Schaden führten, vordreiJahren<br />

schon im Gang waren. Da sie aber innerhalb<br />

des Betons stattfanden,<br />

konnten sie nicht entdeckt werden.<br />

Klar ist bisher nur: Ein enormer<br />

Schaden ist entstanden. Klar ist<br />

auch: Die Verantwortlichen und die<br />

Brückennutzer hatten Glück im Unglück.<br />

Denn es hätte sein können,<br />

MühlendammbrückeinMitte: In der 1968 fertiggestellten Brückewurde ebenfalls<br />

Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, der heute als anfällig für Schäden gilt.<br />

Autobahnbrückeüber der Albrechtstraße in Steglitz: Auch die 1968 eröffnete<br />

Hochstraße am Steglitzer Kreisel hat ein Stahlproblem. Sie wird überwacht.<br />

dass der Riss im Überbau Südost erst<br />

später entdeckt –und bis dahin womöglich<br />

noch größer geworden<br />

wäre. Ende Juni, als wieder eine<br />

Hauptprüfung anstand, klaffte noch<br />

keine Lücke im nördlichen der drei<br />

Brückenbögen. Damals konnten die<br />

Experten ihre Prüfung jedoch nicht<br />

beenden, weil sie an einige Bereiche<br />

nicht herankamen. DieTüren zu den<br />

Garagen unter der Brücke am Nordufer<br />

ließen sich nicht öffnen, weil<br />

Schließzylinder beschädigt waren.<br />

Folge war, dass die Arbeit unterbrochen<br />

werden musste, damit die<br />

Schlösser repariertwerden konnten.<br />

Am Mittag des 30. August kehrten<br />

die Prüfer zurück –und trauten ihren<br />

Augen nicht. Jetzt sahen sie den Riss,<br />

der in der Zwischenzeit aufgeplatzt<br />

war. Erbeginnt über dem Nordufer.<br />

Von außen sichtbar, zieht er sich<br />

durch die äußereWand des nordöstlichen<br />

Spannbetonhohlkastens, die<br />

Steg genannt wird. Der Hohlkasten<br />

ist einer der Trägerkonstruktionen<br />

auf der Brückenunterseite. Über der<br />

Spree endet der Riss. Erverläuft beiderseits<br />

des Spannkanals im Innern<br />

des Stegs, indem sich Stahlseile befinden,<br />

die für die Brückenstabilität<br />

wichtig sind. Dergesamte Beton des<br />

äußeren Steges ist gerissen, hieß es.<br />

Bis zu1,8 Millimeter: Für Fachleute<br />

ist ein Betonriss dieser Breite<br />

ungewöhnlich, geradezu spektakulär.<br />

Eine so schnelle und so weitgehende<br />

Rissbildung wurde in Berlin<br />

bisher nicht beobachtet, sagen sie.<br />

Eine der drei Risse im westlichen<br />

Überbau der Salvador-Allende-Brücke<br />

in Köpenick, die zu dessen Sperrung<br />

und dann zum Abriss führten,<br />

war maximal 1,0 Millimeter breit.<br />

Noch am 30. August veranlasste<br />

der Senat, dass die Elsenbrücke für<br />

den Schwerlastverkehr gesperrt<br />

wurde. Gegen 21 Uhr waren dann<br />

auch zwei der drei Fahrstreifen auf<br />

der stadteinwärts führenden Hälfte<br />

dicht –für alle Kraftfahrzeuge.Nachdem<br />

ein Statiker das Bauwerkuntersucht<br />

hatte,wurde am 31. August gegen<br />

14 Uhr die letzte verbliebene<br />

Fahrspur auf dem südöstlichen<br />

Überbau ebenfalls gesperrt. Seitdem<br />

dürfen nur Fußgänger und Radfahrer<br />

diese Hälfte nutzen –auch wenn<br />

Autofahrer zuweilen versuchen, den<br />

Stau auf dem Radweg zu umfahren.<br />

Bauwerkbekommt Stützkorsett<br />

Nicht nur der rissige Überbau wird<br />

überwacht, auch die übrigen Teile<br />

werden intensiv kontrolliert–alle 14<br />

Tage fährt auf der Spree ein Prüfschiff<br />

vor. Fachleute versuchen zu ermitteln,<br />

was sich abgespielt hat.<br />

Nicht ausgeschlossen wird, dass von<br />

den rund 600 Stahlseilen der Spannkonstruktion<br />

einige gerissen sind. In<br />

diesem Fall hätte sie nicht mehr die<br />

nötige Spannkraft. „Ob und wenn ja<br />

in welcher Form ein Neubau nötig<br />

wird, ist noch offen“, sagt Tang. Doch<br />

die Chancen für einen Erhalt gelten<br />

als gering, weil ein für die Standfestigkeit<br />

wichtiger Teil ausgefallen ist.<br />

In der Elsenbrücke wurde Hennigsdorfer<br />

Spannstahl verbaut, der<br />

inzwischen als anfällig für Schäden<br />

gilt. Es gibt ein zweites Spannbetonbauwerk<br />

inBerlin, in dem er ebenfalls<br />

steckt: die Mühlendammbrücke<br />

in Mitte. Aber auch im Westen Berlins<br />

steht eine Brücke, die aus Stahl<br />

mit ähnlichem Problempotenzial<br />

besteht. Beim Bau der Überführung<br />

der A103 über der Albrechtstraße in<br />

Steglitz wurden unzureichende<br />

Spannstahlsorten verbaut, so der Senat.<br />

Einzelne Stähle gelten als sehr<br />

spröde,sie neigen bereits bei kleinen<br />

Korrosionserscheinungen dazu zu<br />

reißen. Darum erhält die Brücke ein<br />

Stützgerüst –wahrscheinlich 2019.<br />

Besetzer gegen Wohnungsnot<br />

Sie protestieren gegen Wohnungsnot,<br />

Zweckentfremdung und<br />

Leerstand: Mehrere Aktivisten sind<br />

am Sonnabend in Häuser in Moabit<br />

und Kreuzberg eingedrungen. Rund<br />

200 Polizisten waren im Einsatz.<br />

In Moabit haben die Beamten am<br />

Sonnabendabend ein besetztes<br />

Haus geräumt. Mehrere Menschen<br />

wurden nach Polizeiangaben aus<br />

dem Gebäude in der Berlichingenstraße<br />

12 geholt. Eine genaue Zahl<br />

nannte ein Sprecher nicht.<br />

Der Einsatz sei weitgehend störungsfrei<br />

verlaufen, sagte er. Esgab<br />

Polizei räumt Haus in Moabit. Demonstration in Kreuzberg<br />

mehrereFestnahmen. MehrereDutzend<br />

Sympathisanten hatten sich<br />

vordem derzeit ungenutzten Haus<br />

versammelt. Sie skandierten Parolen<br />

gegen Mietwucher, Leerstand<br />

und gegen die Polizei.<br />

Die Besetzer wurden offenbar<br />

durch einen Hintereingang nach<br />

draußen gebracht. Im Anschluss<br />

sollten sie erkennungsdienstlich<br />

behandelt werden und, wenn<br />

nichts gegen sie vorliege, auf<br />

freien Fußgesetzt werden. Für den<br />

Einsatz war die Straße gesperrt<br />

worden.<br />

Ein Haus in der Moabiter Berlichingenstraße wurde am Sonnabend besetzt –und dann<br />

von der Polizei geräumt.<br />

DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />

Die Polizei war wegen der Aktionen<br />

in der Hausbesetzer-Szene<br />

am Sonnabendnachmittag mit<br />

circa 180 Einsatzkräften ausgerückt.<br />

Auch in der Skalitzer Straße<br />

106 in Kreuzberg waren Aktivisten<br />

in Aktion. Die Polizei ging davon<br />

aus,dass sich auch dortMenschen<br />

in ungenutzten Räumlichkeiten<br />

aufhalten. Bei einer Überprüfung<br />

sei aber niemand mehr angetroffen<br />

worden, hieß es am Abend.<br />

Eine Kundgebung vor dem Gebäude<br />

sei ohne größereVorkommnisse<br />

verlaufen. Für dieses Gebäude<br />

konnte offenbar zunächst<br />

kein Eigentümer ausgemacht werden.<br />

Dagegen hatte der Eigentümer<br />

oder ein Bevollmächtigter für<br />

das Haus in Moabit die Polizei ersucht,<br />

zu räumen.<br />

In Kreuzbergdemonstriertdie Initiative<br />

#Besetzen nach eigenen Angaben<br />

gegen die Umfunktionierung<br />

leerstehender Räume zu Ferienwohnungen.<br />

In Moabit solidarisiert sich<br />

das Bündnis mit 33 Männern, denen<br />

der Besitzer zuvor gekündigt haben<br />

soll. „Wir wollen nicht weiter zusehen,<br />

wie Menschen auf der Straße<br />

oder in Unterkünften in furchtbaren<br />

Verhältnissen leben müssen, während<br />

weiterhin Häuser leer stehen“,<br />

hieß es in einer Mitteilung auf der<br />

Webseite der Initiative. (dpa)<br />

EINFACH<br />

NACH DEN<br />

KERNEN<br />

GREIFEN…<br />

Das leckere Kraftprotz-Brot® von<br />

Bäcker Wiedemann mit knackigen<br />

Sonnenblumenkernen. Mit frisch<br />

geraspelten Möhren direkt vom Markt.<br />

Und natürlich mit Premiummehl von<br />

Steinmetz®.<br />

Kraftprotz-Brot® 750 gnur<br />

3,99 €/kg 2,99€ Bäcker Wiedemann GmbH, Wilhelm-von-Siemens-Straße 26, 12277 Berlin<br />

BÄCKER WIEDEMANN<br />

DER HAUPTSTADT-BÄCKER<br />

FR&P


EIN VERLAGSTHEMA DER BERLINER ZEITUNG<br />

GRÜNDER- UND UNTERNEHMERTAGE<br />

................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

SEITE 14 NUMMER 234 •8.OKTOBER 2018<br />

ZUM 34. MAL TREFFEN SICH GRÜNDER UND UNTERNEHMER AUF DER DEGUT IN BERLIN. GEBOTEN WERDEN INFORMATIONEN UND EIN UMFANGREICHES SEMINARPROGRAMM<br />

Ausguten Gründen: vernetzen, informieren und austauschen<br />

In diesem Jahr treffen sich am 12. und<br />

13. Oktober wieder Gründer und Unternehmer<br />

zu Kongress und Messe zum<br />

Get-together in Berlin zusammen. Rund<br />

140 Aussteller, Experten und Berater informieren<br />

über alles, was für den Start<br />

in die Selbstständigkeit oder das Führen<br />

eines Unternehmens wichtig ist.<br />

Die größte Messe für Existenzgründung<br />

und Unternehmertum in Deutschland<br />

bietet Information, Beratung und<br />

Inspiration für den Start indie Selbstständigkeit<br />

und das Führen des eigenen<br />

Unternehmens. Im Ausstellerbereich, im<br />

Beraterforum und im kostenfreien Seminar-<br />

und Workshopprogramm stehen<br />

gründungs- und managementrelevante<br />

Themen wie Finanzierung und Förderung,<br />

Recht und Steuern, Marketing und<br />

Vertrieb im Vordergrund. Die Messe ist<br />

ideal, um Kontakte zu Förderern, Mentoren<br />

und Gleichgesinnten zu knüpfen.<br />

Keynote Speaker mit Erfolg<br />

In diesem Jahr bereichern die umfangreichen<br />

Seminartage zwei Keynote<br />

Speaker, die in Berlin fürwahr keine<br />

Unbekannten sind. Am 12. Oktober um<br />

14 Uhr spricht Ansgar Oberholz, Gründer<br />

des 2005 ins Leben gerufenen deutschlandweit<br />

bekannten Co-Working Spaces<br />

„St.-Oberholz“ in Berlin-Mitte.<br />

Oberholz gründete 2016 gemeinsam<br />

mit Tobias Kremkau das „Institut<br />

für Neue Arbeit“, das aktuelle Entwicklungen<br />

und innovative Ansätze in der<br />

Arbeitswelt dokumentiert, Workshops<br />

zum Thema veranstaltet und beratend<br />

tätig ist.<br />

Unter dem Titel „It’s the end of the<br />

work asweknow it“ beschäftigt sich der<br />

Gründer, Mentor und Berater mit dem<br />

Thema, welche Auswirkungen der Wandel<br />

der Arbeitswelt auf Menschen, Unternehmen<br />

und Orte hat. Ein Beitrag zur<br />

Debatte: Was ist Neue Arbeit und wie<br />

wirkt sie sich auf Gebäude und Büros<br />

aus? Was geschieht, wenn wir Digitalisierung<br />

nicht als Naturgewalt, sondern<br />

als Chance zur Gestaltung und Veränderung<br />

wahrnehmen?<br />

Star der Immo-Branche<br />

Im Ausstellerbereich der Arena Berlin werden zahlreiche Informationen für Selbstständige oder die, die es werden wollen, geboten.<br />

deGUT: Die größte Messe<br />

für Existenzgründung<br />

und Unternehmertum in<br />

Deutschland bietet Information,<br />

Beratung und Inspiration<br />

für den Startin<br />

die Selbstständigkeit<br />

und das Führen des eigenen<br />

Unternehmens.<br />

Sie findet in diesem Jahr<br />

bereits zum 34. Mal in<br />

Berlin statt.<br />

WAS,WANN, WO?<br />

Tage im Oktober: Am<br />

12. und 13. Oktober von<br />

10 bis 18 Uhr ist das<br />

Gelände für Besucher<br />

geöffnet.<br />

Keynotes: Die diesjährigen<br />

Keynotes halten die<br />

Gründer Ansgar Oberholz<br />

und der Unternehmer<br />

Arndt Kwiatkowski Gründer<br />

von Immoscout 24.<br />

Aussteller: 140 Vertreter<br />

und Berater bieten<br />

den Besuchern fundiertes<br />

Wissen und Tipps<br />

zum Thema Gründung<br />

und Selbständigkeit an.<br />

Location: ARENA Berlin<br />

in Treptow. EIchenstraße<br />

4, 12436<br />

S-Bahn: Treptower Park<br />

Ohne Arndt Kwiatowski, der am 13. Oktober<br />

um 14 Uhr seine Keynote hält,<br />

sähe nicht nur die Gründerszene, sondern<br />

auch die Welt der Immobilienvermittlung<br />

anders aus. Kwiatkowski revolutionierte<br />

den Immobilienmarkt mit<br />

ImmoScout24. Nach seinem Ausstieg<br />

sah er im Bildungsmarkt ein weiteres<br />

großes Feld, in dem das Internet mit<br />

seiner Fähigkeit zur individualisierten Informationsaufbereitung<br />

großen Nutzen<br />

bringen kann.<br />

Gemeinsam mit Christophe Speroni<br />

und Marianne Voigt gründete er 2008<br />

die interaktive Mathematik-Lernplattform<br />

Bettermarks. Ziel ist es, Millionen<br />

von Schülern das Lernen zu erleichtern<br />

und Lehrern eine individuelle Förderung<br />

zu ermöglichen. Der Wegdahin stellt das<br />

interdisziplinäre Team aus Pädagogen,<br />

Didaktikern, Mathematikern, Internetund<br />

Softwarespezialisten immer wieder<br />

vor spannende Herausforderungen.<br />

„FürVielenützlichsein“,dasistderLeitfaden<br />

für Kwiatkowskis Unternehmensgründungen.<br />

Wie sich dies mit wirtschaftlichem<br />

Erfolg verbinden lässt und welche<br />

Hürden ihm in den letzten 20 Jahren<br />

seiner unternehmerischen Tätigkeit begegnet<br />

sind, erzählt er in seiner Keynote<br />

„Wie kommt das Neue in die<br />

Welt?“: Was macht eine gute Geschäftsidee<br />

aus? Wie wird aus einer Idee ein<br />

Produkt? Wie kommt man in den Markt?<br />

Zu den diesjährigen deutschen Unternehmer<br />

und Gründertagen (deGut)<br />

werden rund 6000 Teilnehmer erwartet.<br />

Die Besucher können sich rund um<br />

Existenzgründung und Unternehmertum<br />

informieren sowie beraten lassen. Veranstaltungsort<br />

der größten Gründermesse<br />

Deutschlands ist auch in diesem<br />

Jahr die ARENA Berlin in Treptow. Rund<br />

140 Aussteller und Berater sowie ein<br />

kostenloses Seminar- und Workshopprogramm<br />

bieten den Besucherinnen<br />

und Besuchern fundiertes Wissen und<br />

Beratung sowie intensive Kontakte zu<br />

JOCHEN KIRCH<br />

Gleichgesinnten, Förderern und Mentoren.<br />

Veranstaltet wird die deGUT von<br />

der Investitionsbank Berlin (IBB) und<br />

der Investitionsbank des Landes Brandenburg<br />

(ILB). Die deGUT wird gefördert<br />

von der Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />

Energie und Betriebe des Landes Berlin<br />

und dem Ministerium für Wirtschaft und<br />

Energie des Landes Brandenburg aus<br />

Mitteln der Länder und des Europäischen<br />

Sozialfonds. Schirmherr ist der<br />

Bundesminister für Wirtschaft und Energie,<br />

Peter Altmaier. (jme.)<br />

Informationen für Besucher und Aussteller<br />

finden sich unter:<br />

www.degut.de<br />

GRÜNDER KACHUN TO BIETET MÖBEL, DIE SICH DER KUNDE PASSEND MACHEN KANN<br />

Die Wohnungonline Einrichten<br />

Personalisierte Möbel sind bei MYCS Standard.<br />

Das könnte nicht nur Neuberliner<br />

interessieren, die ihre Wohnung<br />

einrichten. Design-Möbel, die der<br />

Kunde individuell anpassen kann und<br />

anschließend schneller als branchenüblich<br />

geliefert bekommt –das ist der Ansatz<br />

von Mycs. Hierfür setzt das Unternehmen<br />

auf technologische Innovation<br />

und hat einen eigenen fotorealistischen<br />

3D- Onlinekonfigurator entwickelt. Ziel<br />

war von Beginn an auch, das Angebot zu<br />

einem fairen Preis und damit einem großen<br />

Markt zugänglich zu machen.<br />

Als Mycs im Mai 2014 startete,<br />

wussten die vier Gründer genau, was<br />

sie taten: Sie brachten einschlägige<br />

Erfahrungen im Möbelgeschäft sowie<br />

im Start-up-, IT- und Logistikbereich<br />

mit. CEO Christoph Jung hatte zuvor<br />

den Online-Shop Massivkonzept gegründet,<br />

über den er bereits maßgefertigte<br />

Möbel anbot und den er vier<br />

Jahre später erfolgreich verkaufte. In<br />

dieser Zeit lernte er seinen heutigen<br />

Mitstreiter Kai Sap kennen, der von<br />

Ikea in seine Firma wechselte. Mycs<br />

hat Kai Sap dann von Anfang als Gründer<br />

und COO begleitet.<br />

Claudio Bredfeldt stieg als erfahrener<br />

CTO mit ein. Mycs-Geschäftsführer<br />

Kachun To und Christoph Jung kannten<br />

sich aus ihrer gemeinsamen Zeit<br />

bei McKinsey & Company. To hatte<br />

Locondo, das japanische Zalando, mitgegründet<br />

und brachte aus dieser Zeit<br />

viele Erfahrungen aus dem E-Commerce<br />

und Ideen für die Mitarbeiterführung<br />

mit. Mycs ist eine familienfreundliche<br />

Arbeitsatmosphäre sehr wichtig<br />

und so bietet das Unternehmen in fast<br />

SE7ENTYN9NE<br />

allen Positionen flexible Arbeitszeiten<br />

oder bei Bedarf Teilzeitmodelle.<br />

Christoph Jung und Kachun Toteilen<br />

die gleichen Vorstellungen von<br />

Arbeitsethik und Firmenkultur, ihre<br />

Tätigkeitsbereiche haben sie aber klar<br />

aufgeteilt: Jung betreut alles rund um<br />

das Produkt und den Vertrieb, To die<br />

Bereiche Marketing, Finanzen, Verwaltung<br />

und Personal.<br />

2014 starteten Jung und To mit<br />

einer Seed-Finanzierung, bei der sie<br />

einen siebenstelligen Betrag einsammeln<br />

konnten. Nach einer Serie-A-Finanzierungsrunde<br />

mit über zehn Millionen<br />

schloss Mycs die Serie Bebenfalls<br />

mit zehn Millionen ab. Mit dem Geld<br />

wollen die <strong>Berliner</strong> Unternehmer ihre<br />

Technologie weiterentwickeln und europäische<br />

Märkte erschließen. (jme.)<br />

GRÜNDUNG BRINGT DEN MENSCHEN EIN STÜCK HEIMAT ZURÜCK UND BEFÖRDERT NATURNAHE PRODUKTE<br />

Blühende Landschaften –NagolaRe<br />

Auch ein beruflicher Umstieg kann<br />

eine Gründung beflügeln. Die Lausitzerin<br />

Chrsitina Grätz wechselte<br />

als Gutachterin in die Renaturalisierungstechnik<br />

und produziert jetzt regionales<br />

Saatgut und Begrünungsmaterial.<br />

Schon als Jugendliche empörte sich<br />

Christina Grätz über den Raubbau an<br />

der Natur durch den Menschen und<br />

demonstrierte gegen den Braunkohleabbau<br />

in der Lausitz. Irgendwann war<br />

ihr klar: Mit Protesten allein komme ich<br />

nicht weiter –ich schaue lieber, wie ich<br />

der Natur dabei helfen kann, zu sich<br />

selbst zurückzufinden.<br />

Zunächst einmal wurde sie aber<br />

Diplombiologin im Umweltbereich. Als<br />

2010 eine Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

festlegte, dass freie<br />

Landschaften künftig ausschließlich mit<br />

heimischen Vorkommen begrünt werden<br />

dürfen, sah sie ihre Chance: Endlich<br />

selbst etwas tun, nicht nur dokumentieren,<br />

was verschwunden ist, sondern aktiv<br />

daran arbeiten, Landschaften wieder<br />

aufleben zu lassen.<br />

Hierfür brauchte es aber nicht nur<br />

Know-how über Renaturalisierungstechniken,<br />

sondern auch das entsprechende<br />

Saatgut –und so machte sich Christina<br />

Grätz im Jahr 2011 nicht nur als<br />

Expertin für Rekultivierung selbstständig,<br />

sondern auch gleich als Produzentin<br />

von Wildpflanzen. „Na gola“ kommt<br />

aus dem Sorbischen und bedeutet „auf<br />

der Heide“.<br />

Der Start war rasant, in der Branche<br />

kannte man sie und beauftragte<br />

Christina Grätz mit Gründer-Daumen ZAPPNER<br />

sie gern –bereits im ersten Jahr stellte<br />

sie mehrere Mitarbeiter ein. Heute<br />

beschäftigt sie über 20 Fachleute aus<br />

verschiedenen Bereichen: Vonder Landwirtschaftsmeisterin<br />

über den promovierten<br />

Biologen bis zur Forstwirtin. Alle<br />

arbeiten auf Augenhöhe miteinander,<br />

ergänzen sich gegenseitig, bringen ihre<br />

jeweiligen Perspektiven ein. Auch bevor<br />

neue Stellen geschaffen werden, schaut<br />

das Team gemeinsam: Was brauchen<br />

wir eigentlich genau?<br />

Christina Grätz schätzt die kollegiale,<br />

freundschaftliche Atmosphäre<br />

in ihrer Firma sehr, ist sich aber auch<br />

bewusst, dass sie von ihrem Team<br />

nicht das gleiche Engagement wie von<br />

sich selbst erwarten kann. „Man muss<br />

begreifen, dass man auf der anderen<br />

Seite des Tisches sitzt.“ Ihre Firma ist<br />

ihr Lebenselixier,sie brennt für sie –so<br />

sehr, dass sich ihr Umfeld immer mal<br />

wieder Sorgen macht. Diese Sorge hält<br />

sie aber für unbegründet: „Meine Arbeit<br />

macht mich glücklich, ich brenne nicht<br />

aus, sondern heller, weil ich nur Dinge<br />

tue, die ich gern tue.“<br />

Ein paar hilfreiche Prinzipien hat sie<br />

dabei für sich entwickelt: Zum Beispiel<br />

hält sie Arbeits- und Wohnort strikt getrennt.<br />

Auf dem halbstündigen Hinweg<br />

ist Zeit, umsich auf den Tagvorzubereiten,<br />

und der Rückweg hilft, den Kopf<br />

wieder frei zu bekommen. Außerdem:<br />

„Eine gute Selbsteinschätzung darüber,<br />

welche Tätigkeiten man gut kann und<br />

welche man besser abgeben sollte, halte<br />

ich für essentiell.“ Christina Grätz<br />

schreckt nicht vor weiteren Expansionen<br />

zurück: Gewinnmaximierung ist<br />

dabei nicht das Ziel –noch mehr Landschaften<br />

wiederherzustellen, das ist<br />

und bleibt ihr Antrieb.<br />

Als deGut-Repräsentantin gehört<br />

Grätz zu den Vorzeige-Gründerinnen. Wie<br />

auch die anderen diesjährigen deGUT-<br />

Repräsentanten ist Christina Grätz auf<br />

der Messe persönlich anwesend. Am<br />

13. Oktober um 13.05 Uhr erzählt sie<br />

auf dem „Marktplatz“ ihre Gründungsgeschichte<br />

und steht für Fragen den interessierten<br />

Besuchern, die eine Selbstständigkeit<br />

oder Gründung planen auf<br />

der Messe zur Verfügung. (jme.)


EIN VERLAGSTHEMA DER BERLINER ZEITUNG<br />

GRÜNDER- UND UNTERNEHMERTAGE<br />

................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

NUMMER 234 •8.OKTOBER 2018 SEITE 15<br />

APP FÜR BLINDE UND GEHÖRLOSE<br />

Kinoerlebnis<br />

barrierefrei<br />

Für gehörlose und blinde Menschen<br />

ist der Kinobesuch ein Problem. Die<br />

wenigstens Filme werden mit Untertiteln<br />

gezeigt –mit Audiodeskription erst<br />

recht nicht. Die deGUT Repräsentatin<br />

Seneit Debese hatte bei der Arbeit an<br />

einer Reportage über eine blinde Läuferin<br />

bereits 2012 ihr persönliches Aha-<br />

Erlebnis. Dieses Erlebnis ließ Seneit Debese<br />

nicht mehr los. Ihr wurde bewusst,<br />

dass es beim Thema Inklusion nicht nur<br />

um rechtliche Ansprüche geht, sondern<br />

dass es auch Aufgabe der Gesellschaft<br />

sein muss, im täglichen Leben hinzuschauen<br />

und Lösungen für ein barrierefreies<br />

Miteinander zufinden.<br />

Debese entwickelte zusammen mit<br />

einem technischen Partner die App Greta.<br />

Als sich parallel die Richtlinien in der<br />

deutschen Filmförderung änderten, die<br />

vorsehen, dass nur noch Produktionen<br />

gefördert werden, die Audiodeskriptionen<br />

und Untertitel anbieten, gab ihr dies<br />

einen weiteren Motivationsschub, sowohl<br />

blinden als auch gehörlosen Menschen<br />

ein Angebot zu machen.<br />

Parallel arbeitet das Unternehmen<br />

schon an der nächsten Innovation:<br />

Greta &Starks hat spezielle Headsets<br />

entwickelt, die durch Augmented Reality-Technologie<br />

Untertitel in diversen<br />

Fassungen auf die Leinwand projizieren.<br />

So können weitere Barrieren abgebaut<br />

werden: Nicht nur die zwischen<br />

gehörlosen und hörenden Menschen,<br />

sondern auch die zwischen Menschen<br />

unterschiedlicher Sprachen.<br />

Letztes Jahr ist Greta & Starks im<br />

bundesweiten Unternehmewettbewerb<br />

KfW Award Gründen 2017 als Landessieger<br />

für Berlin ausgezeichnet worden.<br />

Menschen mit kleinen Körpergrößen modeln für Kleidung eines außergewöhnlichen Modelabels.<br />

DEGUT-REPRÄSENTANTIN SEMA GEDIK GRÜNDETE DAS LABEL „AUF AUGENHOEHE“<br />

Webshop mit Kleidungfür kleinwüchsigeMenschen<br />

Kleidung zu entwerfen, die der Persönlichkeit<br />

des Einzelnen Raum<br />

lässt, das motivierte Sema Gedik,<br />

als sie mit ihrem Modedesign-Studium<br />

an der Hochschulde für Technik und<br />

Wirtschaft in Berlin begann. Ihre kleinwüchsige<br />

Cousine teilte die gleiche<br />

Leidenschaft für Mode –doch passende,<br />

schön designte Kleidung fand sie<br />

kaum. Gedik sah die Marktlücke, arbeitete<br />

sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit<br />

ein und stellte fest, dass es allein<br />

schon an Konfektionsgrößen fehlte, die<br />

die Proportionen von kleinwüchsigen<br />

Menschen berücksichtigen.<br />

Es musste also erst einmal eine internationale<br />

Größentabelle her. Zusammen<br />

mit ihren Mitstreitern Elisabeth<br />

Kitzerow, Jan Siegel und Natalia Wisniewski<br />

legte Sema Gedik los, zunächst<br />

auf eigene Kosten, ab Sommer 2017<br />

bekamen sie Unterstützung durch das<br />

<strong>Berliner</strong> Startup Stipendium. Mithilfe<br />

von Reihenmessungen konnten sie die<br />

Größentabelle weiterentwickeln und im<br />

intensiven Austausch mit ihrer Zielgruppe<br />

Prototypen fertigstellen. Im Herbst<br />

2017 gründete die Studentin mit ihrem<br />

Wegbegleiter, dem Produktmanager Jan<br />

Siegel, ihre Firma. Eine Crowdfunding-<br />

Kampagne diente als Starthilfe und als<br />

Testballon, ob ihr Modell funktioniert.<br />

Sowohl finanziell als auch logistisch<br />

ging das Experiment auf: Sie erreichten<br />

ihr Finanzziel und konnten die Ware<br />

in der angepeilten Zeit ausliefern. Im<br />

April 2018 starteten sie den Online-<br />

Shop und erhalten bereits ohne großen<br />

Marketingaufschlag regelmäßig Bestellungen.<br />

Ein besonderer Erfolg: Retouren,<br />

ein massives Problem vieler Webshops,<br />

gab es bisher nicht. In weniger<br />

als einer Handvoll Fällen gab es noch<br />

Änderungswünsche.<br />

So überrascht es nicht, dass ihre<br />

Unternehmung auch schon das Interesse<br />

von Investoren geweckt hat. Gedik<br />

und Siegel bevorzugen ein solides Geschäftsmodell:<br />

Sie möchten nachhaltig<br />

und selbstbestimmt wachsen. Sie setzen<br />

bei der Produktentwicklung und im<br />

Vertrieb auf Kooperationen – und auf<br />

ihre Förderer,die ihnen derzeit beispielsweise<br />

Reisen zu Messen finanzieren<br />

ANNA SPINDELNDREIER<br />

oder sie mit kostenloser Rechtsberatung<br />

unterstützen. Gewinne und Preisgelder<br />

werden transparent im Team aufgeteilt,<br />

feste Gehälter können sie derzeit<br />

noch nicht auszahlen. Dennoch bleiben<br />

alle Beteiligten an Bord.<br />

Denn sie sind davon überzeugt, dass<br />

das Konzept von Auf Augenhoehe aufgehen<br />

wird. Die glücklichen Gesichter ihrer<br />

Kunden zu sehen, wenn sie erstmals<br />

richtig gut sitzende Kleidung tragen,<br />

ist ihnen Bestätigung und Motivation<br />

zugleich. Inklusion bedeutet für Gedik<br />

übrigens nicht, ihr Angebot als „Nische“<br />

zu verstehen.<br />

Am 13. Oktober um 14.45 Uhr erzählt<br />

sie auf dem „Marktplatz“ der de-<br />

Gut ihre Gründungsgeschichte. (jme.)<br />

MEETINGS MIT EXPERTEN<br />

SpeedDating<br />

verfolgen<br />

Auch in diesem Jahr kann das<br />

Messepublikum Start-ups dabei<br />

zuschauen, wie sie auf den Deutschen<br />

Gründer- und Unternehmertagen<br />

(deGUT) ihr Geschäftskonzept vorstellen.<br />

Am 13. Oktober erläutern Gründer<br />

in sieben Minuten ihre Geschäftsidee.<br />

Die besten Konzepte erhalten ein<br />

Coaching zur Weiterentwicklung der<br />

Idee oder des Unternehmens.<br />

Das Erfolgsformat auf der deGUT<br />

wird in Kooperation mit dem Business<br />

Angels Club Berlin-Brandenburg e.V.<br />

(BACB) veranstaltet. Nadine Matthias,<br />

Projektleiterin der deGUT des Landes<br />

Berlin, über die fruchtbare Zusammenarbeit:<br />

„Die Begleitung durch Business<br />

Angels ist eine tolle Möglichkeit,<br />

um Projekten, die in den Startlöchern<br />

stehen, zum Durchbruch zuverhelfen.<br />

Daher freuen wir uns, dass sich auch<br />

in diesem Jahr Unternehmen beim<br />

SpeedDating präsentieren können und<br />

wir dank des BACB den deGUT-Besucherinnen<br />

und -Besuchern damit ein<br />

weiteres Highlight bieten.“<br />

Oliver Kirbach, Vorstandsmitglied<br />

des BACB, erläutert, wie wichtig das<br />

SpeedDating für die Start-ups ist:<br />

„Das SpeedDating 2018 steht unter<br />

dem Motto ‚Gemeinsam können wir<br />

mehr erreichen’. Zusammen mit der<br />

BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg<br />

und der BACB Beteiligungsgesellschaft<br />

bieten wir den Gründern dieses<br />

Jahr eine noch größere Bühne. Der<br />

Sieger qualifiziert sich automatisch<br />

für das BACB Matching Event und darf<br />

vor unseren Business Angels und der<br />

BACB Beteiligungsgesellschaft präsentieren.“<br />

(jme.)<br />

Anzeige<br />

Anzeige<br />

DIE IBB IST EIN STARKER PARTNER AN DER SEITE VON STARTUPS UND GRÜNDERN<br />

Online ganz leicht Förderungsmöglichkeiten finden<br />

Die Investitionsbank Berlin (IBB) ist Berlins Förderbank.<br />

Für Gründerinnen und Gründer bietet<br />

sie interessante Förderprogramme an. Darüber<br />

hinaus ist sie mit vier weiteren Förderinstituten<br />

Entwicklungspartner der neuen webbasierten<br />

„Gründerplattform“. Dessislawa Thordsen ist<br />

Kundenberaterin bei der IBB. Sie erzählt von den<br />

Förderprogrammen der IBB und der Tragweite der<br />

Gründerplattform.<br />

Viele Startups zieht es nach Berlin. Was macht<br />

die Stadt für Existenzgründer so spannend?<br />

Berlin ist nicht nur<br />

Stadt der Gründerinnen<br />

und Gründer, sie ist vor<br />

allem auch ein Ort der<br />

Kreativen. Das zeigt sich<br />

gerade im Bereich der digitalen<br />

Wirtschaft. Hier hat<br />

sich eine lebendige und<br />

innovative<br />

Gründerszene<br />

entwickelt, die auch international<br />

große Beachtung<br />

findet. Diese Szene lockt<br />

Berät Kunden: Des-<br />

inzwischen gut ausgebilsislawa<br />

Thordsen. IBB<br />

dete Menschen mit neuen<br />

Ideen, aber auch kapitalstarke<br />

Investoren aus al-<br />

eg<br />

ler Welt in die Stadt. Das macht die Stadt für<br />

-<br />

Gründer immer interessanter.<br />

opf<br />

Wasbietet die IBB angehenden Unternehmern an?<br />

Wir bieten ein breites Spektrum an Finanzierungsprodukten.<br />

Das fängt mit dem neuen Zu-<br />

-<br />

schussprogramm „GründungsBONUS“ an, führt<br />

über „Mikrokredite“ bis 25 000 Euro in einem<br />

-<br />

vereinfachten Antragsverfahren und geht bis<br />

ist<br />

hin zu „Berlin Start“, einem Kreditprogramm für<br />

-<br />

Gründer und junge Unternehmen mit einem Be-<br />

ist<br />

darf bis 500000 Euro. Für innovative Vorhaben<br />

und Unternehmen gibt es zudem noch weitere<br />

t<br />

Förderangebote, wie etwa unser Technologieförderprogramm<br />

Pro FIT. Wir sind natürlich auf<br />

-<br />

der neuen „Gründerplattform“ aktiv. Last but<br />

auf<br />

not least haben wir mit unserem Produkt „IBB<br />

MikroCrowd“ eine neue Form der Gründungsfinanzierung<br />

etabliert. Dabei werden Vorteile der<br />

-<br />

Crowdfinanzierung mit der Verlässlichkeit eines<br />

-<br />

Förderkredits verbunden. Die Crowd sorgt darü-<br />

-<br />

ber hinaus für einen frühzeitigen Markttest -und<br />

auf<br />

obendrein durch die Verbreitung über die sozialen<br />

Medien für einen zusätzlichen Werbeeffekt.<br />

Aus Begeisterung wird Business –mit der IBB haben Startups einen starken Partner an ihrer Seite.<br />

Bei dem Produkt arbeiten wir eng mit der Crowdfunding-Plattform<br />

„Startnext“ zusammen.<br />

Wo liegen die Vorteile eines staatlichen Förderprogrammes,<br />

das öffentliche Mittel im Rahmen<br />

spezieller Kredite weiterleitet?<br />

Allgemein gesagt, können Förderprogramme<br />

Unternehmensfinanzierungen sinnvoll ergänzen.<br />

Sie können ein wesentlicher Finanzierungsbestandteil<br />

sein, weil sie häufig Zuschüsse beinhalten,<br />

also nicht rückzahlbare Mittel, Bürgschaften<br />

oder auch Zinssubventionen.<br />

Mit welchen Fragen kommen Existenzgründer<br />

auf Sie zu?<br />

Die Gründerinnen und Gründer kommen schon<br />

in erster Linie mit Fragen rund um das Thema Finanzierungsmöglichkeiten<br />

zu uns. Sprechen sie<br />

uns in einer früheren Phase an, machen wir sie<br />

auf das Angebot des Businessplan-Wettbewerbs<br />

Berlin-Brandenburg (BPW) aufmerksam. Der BPW<br />

unterstützt Gründer in Berlin-Brandenburg bei<br />

der Erstellung ihres Geschäftskonzeptes. Hier<br />

können sie das Gründen lernen, ihr eigenes Netzwerk<br />

mit Hilfe des BPW auf- und ausbauen und<br />

mit der Expertise des Beraternetzwerkes offene<br />

Fragen klären. Alles natürlich kostenlos. Auch<br />

die alljährliche Startupnight, die wir unterstützen,<br />

und die ebenfalls einmal im Jahr stattfindende<br />

Gründermesse deGUT sind exzellente Foren für<br />

innovative Gründer.<br />

Was kann die Gründerplattform bewirken?<br />

Die Gründerplattform ist eine intuitiv bedienbare<br />

Plattform imInternet. Sie macht es Menschen,<br />

die gründen möchten, möglich, sich durch<br />

andere Gründerinnen und Gründer inspirieren zu<br />

lassen und eine Idee nach und nach zu einem<br />

Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Einsteiger<br />

können in kurzer Zeit einen detaillierten Businessplan<br />

erstellen. Die Gründerplattform gibt<br />

Orientierung, schlägt die passenden Finanzierungsmöglichkeiten<br />

vor und vermittelt Ansprechpartner,<br />

zum Beispiel bei Banken, Gründerzentren,<br />

Handels- und Handwerkskammern. Kurz<br />

gesagt: eine große Hilfe für alle Beteiligten.<br />

IBB<br />

Was gefällt Ihnen an der Gründerplattform?<br />

Die Gründerplattform kann den Weg in die<br />

Selbstständigkeit deutlich einfacher machen.<br />

Sie bündelt alle Förderangebote - und zwar<br />

genau dort, wosie weiterhelfen. Im laufenden<br />

Prozess können sich Gründer durch die jeweilige<br />

Kammer und Förderinstitution Unterstützung<br />

holen oder man gelangt direkt aus der Plattform<br />

heraus zupassenden Gründungswettbewerben.<br />

Kontakt und Beratung:<br />

Investitionsbank Berlin<br />

Kundenberatung Wirtschaftsförderung<br />

Bundesallee 210, 10719 Berlin<br />

Telefon: 030/21 25 47 47<br />

E-Mail: wirtschaft@ibb.de<br />

IBB: www.ibb.de/gruenden<br />

Gründerplattform: gruenderplattform.de<br />

GründungsBONUS<br />

als Initialzündung<br />

Und wieder gibt es ein neues, starkes Angebot<br />

für Gründer in Berlin. Seit dem Sommer<br />

bieten das Land Berlin und die Investitionsbank<br />

Berlin (IBB) den „GründungsBONUS“ an.<br />

Das Förderprogramm basiert auf Zuschüssen<br />

und richtet sich an Gründer, Kleinstunternehmen<br />

und Freiberufler mit Sitz in Berlin. Mit einer initialen<br />

Gründungsfinanzierung von 50 Prozent der<br />

förderfähigen Ausgaben, maximal 50000 Euro,<br />

sollen Existenzgründungen und Startups bei der<br />

Entwicklung, Umsetzung und Marktetablierung<br />

innovativer Produkte und Dienstleistungen maßgeblich<br />

unterstützt werden. Von der Förderung<br />

können Unternehmen profitieren, die nicht älter<br />

als zwölf Monate sind.<br />

Andreas Bißendorf, Geschäftsführer der programmumsetzenden<br />

IBB Business Team GmbH:<br />

„Das Programm wird sehr gut aufgenommen.<br />

Bereits die vor dem offiziellen Start am1.Juli<br />

eingegangenen knapp 200 formlosen Anträge<br />

haben uns ganz klar gezeigt, dass wir ein Förderinstrument<br />

ins Leben gerufen haben, auf das<br />

viele innovative Köpfe gewartet haben.“<br />

Gründer, die das Programm in Anspruch<br />

nehmen wollen, müssen über das elektronische<br />

Antragssystem einen Ausgabenplan und<br />

Businessplan einreichen. Nach erfolgreicher<br />

Prüfung dürfen sie ihr Vorhaben präsentieren.<br />

Ein Ausschuss entscheidet über die Höhe der<br />

Förderung. Diese kann in bis zu fünf Tranchen<br />

für entstandene Kosten in den folgenden zwei<br />

Jahren nach Antragstellung ausgezahlt werden.<br />

Ist vom Gründungsbonus überzeugt: Andreas Bißendorf,<br />

Geschäftsführer des IBB Business Teams.<br />

IBB


Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. 37|9.Oktober 2018<br />

16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Aus dem Kanal gerettet.<br />

Taucher der Feuerwehr haben am<br />

Sonntagmorgen einen Menschen<br />

aus dem Teltowkanal in Tempelhof<br />

gerettet. Zeugen hatten kurznach<br />

8Uhr die Feuerwehr gerufen. Demnach<br />

hatte zuvor jemand am Uferrand<br />

geangelt und war dann verschwunden.<br />

Beidem Einsatz waren<br />

42 Feuerwehrleute am Ort. DerGerettete<br />

wurde in ein Krankenhaus gebracht.<br />

DerMariendorfer Damm<br />

musste gesperrtwerden.<br />

Beim Raub verletzt.<br />

Eine Rentnerin ist in Wedding bei einem<br />

Handtaschenraub schwer verletzt<br />

worden. Wiedie Polizei mitteilte,habe<br />

die 70-Jährige in der<br />

Nacht zum Sonntag die Müllerstraße<br />

in Höhe derTürkenstraße überquert,<br />

als ihr ein 18-Jähriger die Handtasche<br />

gewaltsam entriss.DreiZeugen<br />

alarmierten die Polizei und verfolgten<br />

den mutmaßlichen Räuber.An<br />

der Ecke Türkenstraße und Edinburger<br />

Straße konnte der junge Mann<br />

schließlich festgenommen werden.<br />

DieRentnerin war bei dem Überfall<br />

gestürzt und musste mit Kopf- und<br />

Armverletzungen ins Krankenhaus<br />

eingeliefertwerden.<br />

Zusammengestoßen.<br />

Beieinem Unfall inWilmersdorfsind<br />

am Sonnabend sechs Menschen verletzt<br />

worden. Am Bundesplatz, Ecke<br />

Wexstraße waren mehrereFahrzeuge<br />

zusammengestoßen. Fünf<br />

Männer und eine Frau erlitten Verletzungen.<br />

Zuvorwar ein 73-Jähriger<br />

mit seinem Auto auf einen anderen<br />

Wagen aufgefahren, der bei Rotwartete.Daraufhin<br />

schleuderte der Senior<br />

mit seinem Wagen gegen weitereFahrzeuge.Die<br />

Feuerwehr war<br />

mit rund 30 Kräften vorOrt.<br />

Angezündet.<br />

Beieinem Oktoberfest auf einem<br />

Rummelplatz in Haselhorst ist ein<br />

Teil des Festzeltes in Brand geraten.<br />

Ausgelöst wurde das Feuer vermutlich<br />

durch einen Zündler.Der Veranstalter<br />

löschte das Feuer im Zitadellenweg<br />

in der Nacht zum Sonntag<br />

selbst. Verletzt wurde niemand. Der<br />

39 Jahrealte Verdächtige war nach<br />

den Löscharbeiten aufgefallen: Er<br />

hielt sich trotz mehrerer Verweise in<br />

einem an das Zelt grenzenden Bereich<br />

auf, der nicht für die Öffentlichkeit<br />

bestimmt war.Der Veranstalter<br />

und ein Gast hielten den<br />

Mann fest, bis die Polizei kam. (BLZ)<br />

An dieser Stelle berichten<br />

montags <strong>Berliner</strong> über ihren<br />

Berufsalltag. Heute:<br />

Jörg Schubbert. Der Bäckermeister<br />

bäckt Brot und Brötchen<br />

nach alter Tradition, auch Kuchen,<br />

Streuselschnecken und Kekse.<br />

Wenn er am frühen Morgen seinen<br />

Laden in der Palisadenstraße in<br />

Friedrichshain öffnet, steht schon<br />

eine Warteschlange vorder Tür.<br />

Im Laden von Bäckermeister Jörg<br />

Schubbert riecht es so, wie es in einem<br />

richtigen Bäckerladen riechen<br />

muss: Intensiv nach frischem Brot<br />

und geröstetem Mehl, süßlich nach<br />

Kuchen und Gewürzenwie Zimt, Vanille,Orange.<br />

In großen Körben liegen die<br />

Schrippen und Roggenbrötchen. In<br />

den Regalen stapeln sich mindestens<br />

ein Dutzend verschiedene Brotsorten.<br />

Hinter dem Glas der Ladentheke<br />

liegen Pflaumen- und Schokoladenkuchen,<br />

Apfeltaschen und<br />

Streuselschnecken. Vom Verkaufsraum<br />

aus kann man in die Backstube<br />

schauen. Es ist kurz nach 10 Uhr an<br />

diesem Morgen. Bäcker Schubbert<br />

und seine Mitarbeiter säubern gerardedie<br />

Maschinen und kehren den<br />

Boden. Nur der Konditor werkelt<br />

noch in einem kleinen Raum.<br />

Für die anderen ist die Arbeit getan.<br />

Damit die Kunden ab 6Uhr ihre<br />

frischen Schrippen kaufen können,<br />

fangen der Bäcker, die Gesellen und<br />

der Lehrling gegen 2Uhr,also mitten<br />

in der Nacht, mit der Arbeit an. Denn<br />

bei Schubbertwerden keineTeigrohlinge<br />

aufgetaut und in den Ofen geschoben.<br />

Hier werden Mehl, Wasser,<br />

Salz und Hefe zu Teig angesetzt, der<br />

dann einige Stunden ruhen darf, bevor<br />

ergewogen, geformt und gebacken<br />

wird. Manchmal werden dem<br />

Teig noch Karotten, Walnüsse oder<br />

Kümmel beigemischt. Es sei wie<br />

beim Wein, sagt der Bäcker.„Zeit ist<br />

Geschmack: Das Produkt muss sich<br />

entwickeln können, es muss reifen.<br />

Erst dann entwickeln sich die Aromen<br />

und auch die Bekömmlichkeit.“<br />

Dassei gutes Handwerk.<br />

Wenn er nach zehn Uhrdie Backstube<br />

verlässt, muss er manchmal<br />

noch Bestellungen und Büroarbeiten<br />

erledigen oder für Laden einkaufen.<br />

Dann fährt ernach Hause, legt<br />

sich um 13 Uhr schlafen, verbringt<br />

den frühen Abend mit seiner Frau<br />

und den zwei Söhnen und geht noch<br />

mal kurz ins Bett. Um 1Uhr ist die<br />

Nacht für ihn vorbei.<br />

Jörg Schubbert, 1969 in Greifswald<br />

geboren, ging schon als Kind<br />

gern für die Familie Frühstücksbrötchen<br />

holen und wusste schon als<br />

Um 1Uhr ist die<br />

Nacht vorbei<br />

Bäckermeister Jörg Schubert backt<br />

noch nach alter Tradition.<br />

Und experimentiert<br />

Qualität ist wieder gefragt: Bäckermeister Jörg Schubbert<br />

Name: Jörg Schubbert<br />

Beruf: Bäckermeister<br />

VonMartina Doering<br />

MEINE WOCHE<br />

BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />

Wasverdient man in dem Beruf? „Ein Geselle verdient bis zu 2200 Euro plus Nachtschicht-<br />

Zuschläge.“<br />

Wiewar Ihre Ausbildung? Lehre, Geselle, Meister<br />

Wielangearbeiten Sie pro Woche? 50 bis 60 Stunden<br />

Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen? Aufjeden Fall!<br />

Knirps, dass er mal Bäcker werden<br />

möchte. 1984 waren die Eltern nach<br />

Berlin gezogen, wo Jörg Schubbert<br />

nach dem Schulabschluss bei einem<br />

Bäcker in Ahrensfelde in die Lehre<br />

ging. Als Geselle arbeitete er nach<br />

dem Mauerfall 1989 dann noch in einigen<br />

anderen Bäckereien, zum Beispiel<br />

in einem Betrieb in Charlottenburg.„Ich<br />

wollte bei den anderen dazulernen,<br />

zumal sich mit der Wende<br />

einiges änderte: Im Westen gab es<br />

mehr Technik, im Osten hatten wir<br />

mehr mit der Hand gemacht,“ erzählt<br />

der 49-Jährige.Von einem Revival<br />

der Ostschrippen-Legende hält<br />

er nix: „Die kann man nicht mehr<br />

nachbacken. Das Mehl heute ist<br />

ganz anders.“<br />

1995 hat Jörg Schubbert seinen<br />

Meister gemacht und den Laden in<br />

der Palisadenstraße übernommen.<br />

Er war zu dieser Zeit der jüngste<br />

Meister mit eigenem Laden in Berlin.<br />

„Am Anfang war es schon etwas<br />

schwierig,“ sagt der Bäcker. „Die<br />

Leute sahen weniger auf die Qualität,<br />

sie achteten mehr auf die –sehr<br />

luftige – Größe und die kleinen<br />

Preise. Große Bäckerei-Ketten hatten<br />

Erfolg, die kleinen hatten immer<br />

mehr Probleme.“<br />

Inzwischen besinnen sich die<br />

Kunden mehr auf Qualität, traditionell<br />

gebackenes Brot ist wieder gefragt.<br />

„Doch man muss immer etwas<br />

Neues ausprobieren,“ sagt Jörg<br />

Schubbert. Die Butter wird zwar in<br />

der Streuselschnecke bleiben, aber<br />

er experimentiert. So hat JörgSchubbert<br />

das „Urkorn-Brot“ ohne Hefe<br />

kreiert, dessen Herstellung 24 Stunden<br />

dauert.<br />

Eine Herausforderung für jede<br />

traditionelle Bäckerei sei es, die Verkaufsmengen<br />

gut zu planen: Werde<br />

zu viel gebacken, bleibe es liegen.<br />

„Wirdzuwenig produziert, meckern<br />

die Leute,wenn sie am Spätnachmittag<br />

leere Regale vorfinden.“ Inzwischen<br />

laufe es aber ganz gut: Einmal<br />

im Monat kommen Kindergruppen<br />

aus Kitas und backen ihr eigenes<br />

Brot –und lernen so auch den Wert<br />

des Brotes schätzen. Im Laden gibt<br />

es einen Imbiss, wo man frühstücken<br />

und Kaffee trinken kann.<br />

DieWeihnachtszeit ist schon vorgeplant.<br />

Jörg Schubbert hat Großbestellungen<br />

für seine Mohnstollen<br />

in einem Buch stehen. Ende Oktober<br />

fangen die Mitarbeiter in der Bäckerei<br />

an, Dominosteine und Stollen<br />

herzustellen. Und ein Wochenende<br />

haben sich die Schubberts freigehalten.<br />

Dann werden beide mehr als<br />

drei Dutzend Hexenhäuschen bauen<br />

–aus Lebkuchenteilen, die sie zusammenkleben<br />

und verzieren.<br />

Dachgeschoss<br />

in<br />

Flammen<br />

85 Feuerwehrleute<br />

waren im Einsatz<br />

Ein Dachgeschossbrand sorgte<br />

am späten Sonntagnachmittag<br />

in Lankwitz für einen Großeinsatz<br />

der Feuerwehr. In der Brotteroder<br />

Straße stand ab 16.30 Uhr aus noch<br />

ungeklärter Ursache ein Dach in<br />

Flammen. Laut Feuerwehr bekämpften<br />

zunächst gut 85 Einsatzkräfte<br />

den Brand. Alle Bewohner<br />

mussten das Haus verlassen. Die<br />

Lage sei unter Kontrolle, der Einsatz<br />

werdeaber noch die ganzeNacht andauern,<br />

teilte die Feuerwehr am<br />

Abend mit. Es würden sich noch<br />

Glutnester in der Dachkonstruktion<br />

des Altbaus befinden, die Nachlöscharbeiten<br />

seien aufwendig. Verletzt<br />

wurde niemand. (kop.)<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Lottozahlen: 2-21-26-27-33-45<br />

Superzahl: 3<br />

Spiel 77: 9009100<br />

Landeslotterie Super 6: 553468<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

8=10Euro<br />

91 =25Euro<br />

600 =100 Euro<br />

5229 =1000 Euro<br />

08 415 =10000 Euro<br />

621 002 =100 000 Euro<br />

455 717 =100 000 Euro<br />

Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

10 000 Euro auf die Nummer 6761 944.<br />

ARD-Fernsehlotterie:<br />

5355 108 gewinnt Mini Cooper<br />

2978 60 gewinnt Mini Cooper<br />

3995 423 gewinnt Reise in den Allgäu<br />

4014 052 gewinnt Reise nach Rügen<br />

8378 084 gewinnt 100 000 Euro<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

5194 525 gewinnt 1000 000 Euro<br />

809 542 gewinnt 100 000 Euro<br />

79 397 gewinnt 10 000 Euro<br />

9822 gewinnt 1000 Euro<br />

45 gewinnt 10 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

BERLIN<br />

BEWEGER<br />

www.berliner-zeitung.de/sonderbeilagen<br />

BERLIN BEWEGER<br />

SICHERHEIT<br />

SICHERHEIT<br />

Lesen Sie<br />

morgen, den<br />

09.10.2018<br />

in Ihrer<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Die Themen in dieser Beilage<br />

Sicherheit in Berlin: Benötigen wir mehr Polizei?<br />

Hat Berlin ein Sicherheitsproblem? Stimmen aus Politik, Wissenschaft und Praxis<br />

Die Digitalisierung als (Un-)Sicherheitsfaktor<br />

DifferenzierteAnalyse vonChancen und Risiken im Datendschungel<br />

Sicher am Smartphone!<br />

Wiekönnen Eltern und Lehrer Risiken, aber auch Potentiale vermitteln?<br />

Sicherheitsberufe mit besonderer Verantwortung<br />

Ob Feuerwehrmann, Türsteher oder Expertefür IT-Sicherheit –die Berufsfelder sind vielfältig<br />

02 Soviel ist sicher


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 17 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Brandenburg<br />

Beim Rennen des DuMont <strong>Berliner</strong> Verlages hat die Braunschimmelstute Sunnylea mit der Startnummer 12 gewonnen, vor El Donno mit der Nummer 6. SABINE GUDATH (7)<br />

Ein Club von Gewinnern<br />

Beim Rennen in Hoppegarten konnten sich viele Besitzer eines Pferdes<br />

über den Preis des DuMont <strong>Berliner</strong> Verlages freuen<br />

Zum Saisonfinale wurde am<br />

Sonntag auf der Rennbahn<br />

Hoppegarten den Besuchernnoch<br />

mal richtig was<br />

geboten. „Silbernes Pferd“, das älteste<br />

Pferderennen Deutschlands,<br />

das seine Premiere 1832 auf dem<br />

Tempelhofer Feld gefeiert hatte,<br />

kehrte nach Hoppegarten zurück,<br />

wo es zuletzt 1944 ausgetragen<br />

wurde. Inzwischen auch schon eine<br />

Tradition ist das Rennen des Du-<br />

Mont <strong>Berliner</strong>Verlages,das um 15.40<br />

Uhr auf dem Rennplan stand und<br />

nach dem Jens Kauerauf, der Geschäftsführer<br />

des Verlages, die Siegerehrung<br />

vornahm. Wobei es zu einem<br />

ungewöhnlichen Gedränge<br />

kam, denn das Siegerpferd, die<br />

Braunschimmelstute Sunnylea, hat<br />

nicht nur einen Besitzer.Kosten und<br />

Gewinne werden unter den Mitgliedern<br />

des erst im Februar gegründeten<br />

Galoppclubs Hoppegarten aufgeteilt.<br />

DerLesertag von<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

und <strong>Berliner</strong> Kurier lockte Tausende<br />

auf die Rennbahn, wo sie von der<br />

schwungvollen Musik des Blasorchesters<br />

Köpenick begrüßt wurden.<br />

Unter den Besuchern waren auch<br />

Claudia und Lutz Fuchs aus Neuenhagen.<br />

Siemag Renntage: „Wenn wir<br />

in Hoppegarten sind, bleibt zu<br />

Hause die Küche kalt.“ Die Wettscheine<br />

liegen vorihr.Lutz Fuchs erklärt<br />

die klare Aufteilung: „Meine<br />

Frau wettet.“ Die Wetterin umschreibt<br />

die Dimension dieser Geschäfte<br />

am Wettschalter:„Da geht es<br />

um ein oder zwei Euro. Manchmal<br />

auch um fünf.“ Ihr Mann klingt zufrieden<br />

mit dem Wettglück der Gattin:<br />

„Insgesamt sind wir immer noch<br />

im Plus.“<br />

Die beiden Freundinnen Claudia<br />

Quandt und Lucyna Recke fielen<br />

durch besonders elegante Hüte auf.<br />

Sie sind möglichst jeden Renntag in<br />

Hoppegarten, was Lucyna Recke<br />

ganz praktisch erklärt: „Wir sind Mitglieder<br />

im Rennklub und wollen das<br />

hier oft nutzen.“<br />

Der 75-jährige Rainer Liebezeit<br />

aus Marzahn kommt seit 1970 regelmäßig<br />

nach Hoppegarten. Auch<br />

diesmal war er wieder perfekt vorbereitet:<br />

Um den Hals trug er sein Fernglas<br />

und in der Innentasche seines<br />

Jacketts das Fachblatt für die Zocker<br />

der Rennbahn: „Das kaufe ich mir<br />

immer schon am Freitag und bereite<br />

mich vor.“<br />

VonAndreas Kurtz<br />

Vonlinks: Chefredakteur Elmar Jehn, Rennbahnbesitzer Gerhard Schöningh, Chefredakteur<br />

Jochen Arntz und Geschäftsführer Jens Kauerauf.<br />

Sylvia Böttger aus Kaulsdorf<br />

kommt zwei oder drei Mal pro Jahr<br />

auf die Rennbahn:„Ja, ich wette ganz<br />

gern mal. Und bin dabei, was Gewinne<br />

und Verluste anbelangt, im<br />

positiven Bereich.“ Eric Szkoda aus<br />

Schönefeld unternahm mit seinen<br />

Freunden Juliane Müller, Jessica<br />

Birkmann und Oliver Birkmann einen<br />

Sonntagsausflug auf die Rennbahn.<br />

Szkoda war in der Gruppe der<br />

Einzige mit Rennbahnerfahrung:<br />

„Ich war voriges Jahr schon mal<br />

hier.“ Jessica Birkmann wundertsich<br />

darüber,dass die meisten Besucher –<br />

anders als vermutet –ohne Kopfbedeckungen<br />

unterwegs waren: „Dass<br />

wir hier neu sind, erkennt man an<br />

den Hüten!“<br />

Innensenator Andreas Geisel verbrachte<br />

den Nachmittag auf der<br />

Klubtribüne: „An meinem Tisch sitzenpferdebegeisterte<br />

Franzosen. Ich<br />

bin ein Laie und taste mich erst langsam<br />

an das Thema heran. Heute mit<br />

einer Dreierwette. Bei der ich auch<br />

gewonnen habe, allerdings nur an<br />

Erfahrung.“ So gesehen ist alles gutgegangen,<br />

denn wenn ein Politiker<br />

gewinnt, könnte das zu Neidattacken<br />

führen.<br />

Ein Großteil des Reizes so eines<br />

Tages auf der Rennbahn besteht im<br />

unmittelbaren Erlebnis der Rennen,<br />

während sonst ja heute vieles auf<br />

mehr oder weniger großen Bildschirmen<br />

passiert. Eines der Rennen<br />

des Tages mussten die Gäste allerdings<br />

auf der 100 Quadratmeter<br />

großen LED-Wand der Rennbahn<br />

verfolgen. Der Prix del’Arc deTriomphe,<br />

das wichtigste Rennen mit<br />

den besten Pferden der Welt, wurde<br />

von der 1094 Kilometer entfernten<br />

Rennbahn Paris-Longchamp direkt<br />

übertragen.<br />

Undweil ein Großteil des Spaßes<br />

an einem Rennen im Wetten darauf<br />

besteht, konnten die Gäste in Hoppegarten<br />

auch dafürWettscheine abgeben.<br />

Der Hoppegartener Rennbahnbesitzer<br />

Gerhard Schöningh<br />

hatte die Gäste schon vordem ersten<br />

Rennen animiert, von Anfang an<br />

kleine Beiträge zu setzen: „Das sind<br />

dann Ihre Pferde und nicht irgendwelche,<br />

die da im Kreis laufen.“ Er<br />

kann genau sagen, wie bei ihm die<br />

Begeisterung für Pferderennen begann:<br />

„Als ich sechs Jahrealt war,begingen<br />

meine Eltern den großen<br />

Fehler, direkt neben eine Rennbahn<br />

zu ziehen …“<br />

Und sie fliegt<br />

Lokalmatadorin Sunnylea siegt beim Preis des DuMont <strong>Berliner</strong> Verlages –die Besitzergemeinschaft ist außer sich vor Freude<br />

Christine Schmidt mit kleinem Gewinn<br />

Susanne Ahrens und Hedwig Adomeit<br />

VonMarkus Lotter<br />

So einen ausgelassenen Jubel<br />

hatte man auf der Rennbahn<br />

Hoppegarten schon lange nicht<br />

mehr erlebt wie am Sonntagnachmittag<br />

nach dem Preis des DuMont<br />

<strong>Berliner</strong> Verlages. Für gewöhnlich<br />

sind die Rennpferdbesitzer, die Galopptrainer<br />

und schließlich auch die<br />

Jockeys doch eher zurückhaltend,<br />

wenn vor dem historischen Waagegebäude<br />

Pokale, Siegerschecks und<br />

dergleichen verteilt werden. Bloß<br />

keine Regung zu viel zeigen, Understatement<br />

als oberste Handlungsmaxime.<br />

Nach dem Rennen ist also<br />

vordem Rennen.<br />

Nach dem Sieg von Sunnylea im<br />

mit 9500 Euro dotierten Ausgleich-<br />

III-Rennen über die Distanz von<br />

1600 Metern ließen die Sieger ihrer<br />

Freude aber freien Lauf. Die Frauen<br />

und Männer der Besitzergemeinschaft,<br />

des erst im Februar gegründeten<br />

GaloppClubs Hoppegarten,<br />

fielen sich in die Arme, immer wieder.<br />

Jörg Sykora, der Vorsitzende der<br />

Besitzergemeinschaft, nahm von da<br />

und dort mit strahlenden Augen der<br />

Reihe nach Glückwünsche entgegen.<br />

Die Glückwünsche von Rennbahnbesitzer<br />

Gerhard Schöningh,<br />

die von Jens Kauerauf, der als Geschäftsführer<br />

des DuMont <strong>Berliner</strong><br />

Verlags die Siegerehrung vollzog,<br />

Geschäftsführer Jens Kauerauf (6.v.r.) und die Besitzergemeinschaft bei der Siegerehrung<br />

und natürlich auch die von all den<br />

anderen, die Teil der Familie Rennbahn<br />

Hoppegarten sind.<br />

Eine Nasenlänge Vorsprung<br />

Es ist schon etwas Besonderes,wenn<br />

eine Lokalmatadorin wie Sunnylea<br />

das Rennen macht. Wenn ein Pferd,<br />

dem man gar nicht so viel zugetraut<br />

hat, plötzlich bei immer wieder<br />

neuen Herausforderungen über sich<br />

hinauswächst. Neunmal war die<br />

vierjährige Stute nun für den GaloppClub<br />

Hoppegarten am Start, ist<br />

dabei sechsmal bereits ins Geld gelaufen,<br />

wobei ihr Auftritt beim Saisonfinale<br />

schon ein außergewöhnlicher<br />

war.<br />

Ruhig hatte es Jockey Andreas<br />

Helfenbein angehen lassen. Für den<br />

einen oder anderen Beobachter<br />

auch einen Tick zu langsam, weil<br />

sich im Schlussbogen zwischen den<br />

enteilten El Donno und Maya und<br />

dem Rest des Feldes doch eine womöglich<br />

viel zu große Lücke aufgetan<br />

hatte.Doch die Tochter vonJukebox<br />

Jury holte mächtig auf, flog an<br />

den von Andre Best gerittenen El<br />

Donno heran, um ihn auf dem letzten<br />

Meter noch um eine Nasenlänge<br />

zu überflügeln, wie das Zielfoto dokumentierte.<br />

DieZuschauer johlten, der Jockey<br />

gab sich mit dem Siegerpferdvor der<br />

Haupttribüne die Ehre, sagte wenig<br />

später: „Unglaublich, wie die heute<br />

wieder gekämpft hat. Ichmusste gar<br />

nicht so viel tun. Im Endeffekt lief alles<br />

nach Plan.“<br />

Im Hauptrennen des Tages, dem<br />

Gruppe-III-Rennen „Silbernes<br />

Pferd“ sicherte sich ein altbekanntes<br />

Erfolgsduo, nämlich Jockey Andrasch<br />

Starke und Trainer Peter<br />

Schiergen aus Köln, den Sieg. Der<br />

von ihnen gerittene beziehungsweise<br />

trainierte dreijährige Hengst<br />

Nikkei erwies sich über die 3000-<br />

Meter-Distanz als der beste Steher<br />

des Tages,rettete sich gegen den aufkommenden<br />

Moonshiner und Adler<br />

ins Ziel.<br />

„Ich wusste nach dem letzten<br />

Rennen, dass er ein gutes Pferd ist,<br />

wusste aber auch, dass es ein gewaltiger<br />

Sprung ist, den er heute bewältigen<br />

musste. Eigentlich war er im<br />

Ausgleich II genannt, die Nachnennung<br />

hat mich selber etwas überrascht.<br />

Diehatte sicher das Ziel, hier<br />

heute eine Platzierung zu ergattern.<br />

Der Rennverlauf war aber perfekt<br />

und die Zeichen standen eigentlich<br />

schon Mitte der Geraden auf Sieg“,<br />

sagte Starke.<br />

Innensenator Andreas Geisel<br />

Die Rennbahn wargut besucht.


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Lokalsport<br />

Regionalliga, 12. Spieltag<br />

FSV Budissa Bautzen−1.FCLok Leipzig 0:2<br />

<strong>Berliner</strong> FC Dynamo−Viktoria 89 Berlin 1:1<br />

VfB Auerbach−FCOberlausitz 0:2<br />

SV Babelsberg 03−Bischofswerdaer FV 1:0<br />

Rot-Weiß Erfurt−ZFC Meuselwitz 2:1<br />

Chemnitzer FC −Wacker Nordhausen 2:0<br />

<strong>Berliner</strong> AK 07−Optik Rathenow 2:0<br />

Union Fürstenwalde−VSG Altglienicke 3:2<br />

Germania Halberstadt −Hertha BSC II 1:1<br />

1Chemnitzer FC 12 31: 9 36<br />

2 <strong>Berliner</strong> AK 07 12 20: 12 26<br />

3 Hertha BSC II 12 26: 14 24<br />

4 Wacker Nordhausen 12 14: 7 23<br />

5Rot-Weiß Erfurt 12 18: 11 20<br />

6 Viktoria 89 Berlin 12 18: 15 18<br />

7 SV Babelsberg 03 12 19: 16 17<br />

8 FC Oberlausitz 12 17: 18 17<br />

9 <strong>Berliner</strong> FC Dynamo 12 13: 22 15<br />

10 Bischofswerdaer FV 12 11: 14 14<br />

11 FSV Budissa Bautzen 12 8: 15 14<br />

12 Germania Halberstadt 12 16: 16 13<br />

13 ZFC Meuselwitz 12 21: 22 13<br />

14 Union Fürstenwalde 12 15: 21 13<br />

15 1. FC Lok Leipzig 12 13: 16 12<br />

16 VSG Altglienicke 12 17: 23 12<br />

17 VfB Auerbach 12 11: 17 12<br />

18 Optik Rathenow 12 9: 29 4<br />

Oberliga, 9. Spieltag<br />

FUSSBALL<br />

Malchow−Lichtenberg 47 0:9 (0:4)<br />

Greifswalder FC−Wismar 1:0 (1:0)<br />

CFC Hertha 06 −Torgelow 5:0 (3:0)<br />

Strausberg−Neustrelitz 2:3 (1:0)<br />

Tennis Borussia−Hansa Rostock II 3:1 (2:1)<br />

Lok Stendal−BSC Süd 4:2 (3:0)<br />

Staaken−Hertha Zehlendorf 2:3 (2:2)<br />

Blu-Weiß 90 −Altlüdersdorf 1:1 (0:0)<br />

1Lichtenberg 47 9 24: 3 23<br />

2 Greifswalder FC 9 21: 9 22<br />

3TeBe 9 18: 10 20<br />

4 Neustrelitz 9 14: 8 18<br />

5CFC Hertha 06 9 19: 15 16<br />

6 Hansa II 9 19: 10 15<br />

7 Hertha Zehlendorf 8 12: 7 15<br />

8Strausberg 9 16: 15 15<br />

9 Staaken 9 18: 18 9<br />

10 Wismar 9 7: 13 9<br />

11 Torgelow 9 10: 20 8<br />

12 Altlüdersdorf 8 10: 16 7<br />

13 BSC Süd 9 10: 19 7<br />

14 Lok Stendal 9 12: 20 5<br />

15 BW 90 Berlin 9 2: 13 5<br />

16 Malchow 9 8: 24 4<br />

Berlin-Liga, 10. Spieltag<br />

Empor Berlin−Rudow 3:1 (1:0)<br />

SFC Stern−TuS Makkabi Berlin 0:0<br />

Frohnau−Spandauer Kickers 0:1 (0:1)<br />

<strong>Berliner</strong> SC−Dersimspor Berlin 4:2 (2:1)<br />

Tasmania Berlin −Croatia Berlin 3:0 (1:0)<br />

Sparta Lichtenberg −BFC Preussen 4:0 (3:0)<br />

Hellas-Nordwest −FSV B. Stralau 3:0 (2:0)<br />

Eintr.Mahlsdorf−Türkiyemspor Berlin 3:1 (2:0)<br />

1Sparta Lichtenberg 10 31: 11 22<br />

2 Eintr.Mahlsdorf 10 25: 10 21<br />

3 <strong>Berliner</strong> SC 10 17: 13 20<br />

4 Tasmania Berlin 10 26: 13 19<br />

5 SFC Stern 10 21: 10 19<br />

6 Empor Berlin 10 19: 15 18<br />

7 Rudow 10 18: 13 16<br />

8 TuSMakkabi Berlin 10 13: 11 14<br />

9 Croatia Berlin 10 15: 22 14<br />

10 Hellas-Nordwest 10 16: 16 13<br />

11 Türkiyems. Berlin 10 14: 15 13<br />

12 Dersimspor Berlin 10 12: 20 12<br />

13 Spandauer Kickers 10 13: 24 10<br />

14 SC Charlottenburg 9 12: 17 9<br />

15 BFC Preussen 10 17: 26 9<br />

16 FSV B. Stralau 10 8: 16 8<br />

17 Frohnau 10 10: 18 5<br />

18 Reinickendorfer Füchse 9 10: 27 2<br />

Brandenburgliga, 7. Spieltag<br />

MSV Neuruppin −Falkensee/Finkenkrug 2:1<br />

Grün-Weiß Lübben−WerderanerFCViktoria 2:4<br />

TuSSachsenhausen−TSG Einheit Bernau 1:0<br />

Grün-Weiss Brieselang−Union Klosterfelde 4:2<br />

SV BW Petershagen −BSC Preußen 07 1:2<br />

1. FC Frankfurt(Oder)−Oranienburger FC 1:1<br />

FSV Bernau−FVPreussen Eberswalde 3:1<br />

1Werderaner FC Viktoria 7 15: 7 19<br />

2 Oranienburger FC 7 14: 6 16<br />

2MSV 1919 Neuruppin 7 14: 6 16<br />

4TSG Einheit Bernau 7 17: 10 15<br />

5 FSV Bernau 7 12: 9 14<br />

61. FC Frankfurt(Oder) 7 15: 8 11<br />

7TuSSachsenhausen 7 12: 7 11<br />

8Victoria Seelow 6 15: 9 10<br />

9Union Klosterfelde 7 14: 17 10<br />

10 Preussen Eberswalde 7 15: 9 8<br />

11 Grün-Weiss Brieselang 7 15: 19 8<br />

12 SV Grün-Weiß Lübben 7 16: 21 6<br />

13 SV BW Petershagen 7 10: 14 4<br />

14 FC Eisenhüttenstadt 6 5: 17 4<br />

15 BSC Preußen 07 7 6: 19 3<br />

16 Falkensee/Finkenkrug 7 4: 21 1<br />

Nächste Spiele:<br />

Victoria Seelow−FCEisenhüttenstadt Mi., 19.30<br />

Einsatz ist Trumpf: Die B-Junioren des 1. FC Union Berlin und von Hertha BSC wollen sich für höhere Aufgaben in der Zukunft empfehlen.<br />

Besuch bei den Euphorischen<br />

WarumimErstligaduell der B-Junioren von Hertha BSC und Union die Spieler-Mütter und Scouts aufgeregt sind<br />

VonMichael Jahn<br />

Sie wollen ganz nah dran<br />

sein am Geschehen. Fünf,<br />

sechs Frauen sitzen dichtgedrängt<br />

und aufgereiht<br />

wie auf einer Perlenschnur auf steinernen<br />

Traversen. Der Schauplatz<br />

ist das Hanns-Braun-Stadion auf<br />

dem Olympiagelände in Berlin. Es<br />

sind die Mütter der jungen Burschen,<br />

die vorihnen auf dem Rasen<br />

hart anihrem Traum arbeiten, einmal<br />

Fußballprofi zu werden. Die<br />

Frauen sind aufgeregter als ihre<br />

Söhne. Sie gestikulieren, sie rufen,<br />

sie fiebern mit. Auch Monika Dardai<br />

ist vor Ort. Die Frau von Herthas<br />

Profi-Cheftrainer Pal Dardai<br />

beobachtet dieses Mal ihren Sohn<br />

Marton, der mit der Rückennummer<br />

8eine der Stützen von Herthas<br />

U17-Bundesligateam ist.<br />

Am Sonnabendmittag herrscht<br />

bestes Fußballwetter, als sich die<br />

jungen Herthaner von Cheftrainer<br />

Andreas „Zecke“ Neuendorf, 43, mit<br />

der U17-Mannschaft des Lokalrivalen<br />

1. FC Union messen. Das ist in<br />

der B-Junioren-Bundesliga, Staffel<br />

Nordost, der Vergleich des Tabellenführers<br />

Hertha gegen den Siebten<br />

Union. Undesist auch ein Duell der<br />

beiden besten Torjäger der Liga.<br />

Unions Mittelstürmer Fisnik Asllani,<br />

ein 1,86 Meter großer Schlacks,steht<br />

nach acht Spieltagen bei stattlichen<br />

elf Treffern. Auf zehn Tore kommt<br />

Herthas Mittelstürmer Emincan Tekin,<br />

ein wendiger, nur 1,66 Meter<br />

großer Angreifer. Unterschiedlicher<br />

könnten zwei zentrale Angreifer<br />

kaum sein. Werwird sich durchsetzenim<strong>Berliner</strong><br />

Derby?<br />

Asllanis schöne Bogenlampe<br />

Auf den Traversen haben sich nicht<br />

nur die Mütter und Väter der jungen<br />

Spieler – die meisten Kicker<br />

vom Geburtsjahrgang 2002 – versammelt.<br />

Auch zahlreiche Scouts<br />

anderer Klubs beobachten das Geschehen.<br />

Sie kommen vor allem<br />

vomVfL Wolfsburg, vonRBLeipzig,<br />

auch von Bayern München. „Oft<br />

tummeln sich auch Abgesandte<br />

von englischen Premier-League-<br />

Klubs bei unseren Spielen“, sagt<br />

Zecke Neuendorf, der einst 149<br />

Bundesligaspiele für Hertha bestritt<br />

und bei den Fans Kultstatus<br />

erlangte. „Dieses Scouting ist<br />

längst normal, aber unsere Jungs<br />

wissen, dass die Chance bei uns<br />

groß ist, einmal Profi zu werden.“<br />

Dass bei Hertha BSC unter dem<br />

Dach der vereinseigenen Akademie<br />

eine hervorragende Jugendarbeit<br />

geleistet wird, ist auch<br />

in anderen europäischen<br />

Ländern längst<br />

angekommen.<br />

Kurz vor dem Anpfiff<br />

am Sonnabend<br />

sagt Neuendorf: „Das<br />

ist ein sehr wichtiges<br />

Spiel für uns. Nach<br />

sechs Siegen und einem<br />

Unentschieden<br />

haben wir zuletzt unglücklich<br />

gegen Tennis<br />

Borussia mit 0:1<br />

verloren. Wir wollen<br />

an der Tabellenspitze<br />

bleiben.“ DemTrainer<br />

fehlt in Mittelfeldmann Lazar Samardzic<br />

eines der größten Talente.<br />

Der erlitt eine Kreuzbandverletzung<br />

und fällt länger aus. „Das ist<br />

auch schlecht für unseren Torjäger<br />

Tekin“, glaubt Monika Dardai,<br />

„denn Samardzic ist ein toller Vorlagengeber.“<br />

Die Frau des Profi-Cheftrainers<br />

ist die wohl meist beschäftigte Fußballer-Mutter<br />

in Berlin. Sohn Palko,<br />

18 Jahre jung, hat es schon in den<br />

Profikader der Hertha geschafft.<br />

Marton, 16, gehört inzwischen zur<br />

deutschen U17-Nationalmannschaft<br />

und Bence, der jüngste Dardai-Sohn,<br />

ist 12 Jahre jung und<br />

spielt bei Herthas U14-Team bereits<br />

eine sehr gute Rolle.<br />

Marton, ein körperlich gut ausgebildeter<br />

Spieler, agiert gegen<br />

Union in der Innenverteidigung, ist<br />

eigentlich ein sogenannter Sechser,<br />

ein defensiver Mittelfeldmann<br />

wie einst sein Vater. Doch in der<br />

deutschen U17-Auswahl sieht man<br />

ihn im Moment eher weiter hinten<br />

in der Defensive.<br />

Unions Nachwuchs beginnt<br />

konzentriert, zwingt den Favoriten<br />

Hertha zu vielen Abspielfehlern. Es<br />

TrainiertHerthas B-Junioren:<br />

ZeckeNeuendorf<br />

dauerteinige Zeit, ehe sich die besseren<br />

Individualisten vom Tabellenführer<br />

in Szene setzen können.<br />

Dafür sorgt Unions Schützenkönig<br />

Asllani für Aufregung. Der Junge,<br />

der für die U17-Auswahl des Kosovo<br />

stürmt, versucht sich an einer<br />

35-Meter-Bogenlampe, daersieht,<br />

dass Herthas Keeper Kilian Schubert<br />

zuweit vor seinem Torsteht.<br />

SABINE GUDATH<br />

Im Rückwärtslaufen<br />

boxt Schubert den<br />

Ball zur Ecke. Nicht<br />

nur die Mütter der<br />

Spieler atmen auf den<br />

Traversen tief durch.<br />

Doch kurz vor der<br />

Pause bedient Herthas<br />

eifriger Luca Netz<br />

seinen Mittelstürmer<br />

Tekin mit einem feinen<br />

Pass.Tekin schafft<br />

das umjubelte 1:0, das<br />

wie eine Befreiung<br />

wirkt. Andre Hofschneider,<br />

seit diesem<br />

Sommer Unions Cheftrainer<br />

im Nachwuchsleistungszentrum<br />

inKöpenick, ist nicht zufriedenmit<br />

demAuftritt derjungen<br />

Unioner. „Zu wenig Durchschlagskraft“,<br />

moniertder 48-Jährige.<br />

Auch bei Hertha redet Zecke<br />

Neuendorf lange auf seine Spieler<br />

ein. „Oben mitmischen“, so derbeliebte<br />

Trainer, wolle man indieser<br />

Saison. So die offizielleSprachregelung.<br />

Intern aber heißt das Ziel:<br />

Meisterschaft in der Staffel<br />

Nord/Nordost. In der Vorsaison<br />

verlor die U17 von Hertha BSC erst<br />

am letzten Spieltag Platzeins an RB<br />

Leipzig. Dassoll nichtwieder passieren.<br />

Insgeheim glauben sie bei Hertha,<br />

dass derJahrgang2002 vielleicht<br />

so stark sein wird wie der goldene<br />

Jahrgang von 1999, der imMai die<br />

deutsche A-Junioren-Meisterschaft<br />

mit Trainer Michael Hartmann gewann.<br />

FrankVogel, SportlicherLeiter der<br />

Jugendakademie, beschreibt die<br />

Mannschaft von Zecke Neuendorf<br />

anschaulich so: „Sie spielen oft euphorischen<br />

Fußball. Wenn man ihnen<br />

etwas Platz lässt, nageln sie alle<br />

an dieWand. Jederkann gutdribbeln<br />

undkombinieren.“<br />

Und Neuendorfs Assistent Jochem<br />

Ziegert sagt: „Wir haben wirklich<br />

vieleguteJungs dabei mit hoher<br />

Qualität.“ Ziegert kennt sich aus mit<br />

jungen Spielern. 1993 erlangte er<br />

selbst große Popularität in Berlin, als<br />

er die Hertha-Bubis, die Amateure,<br />

alsTrainer bis ins Endspiel des DFB-<br />

Pokals gegen Bayer Leverkusen<br />

führte,das 0:1verloren ging.<br />

Tekintrifft dreimal<br />

SABINE GUDATH<br />

Nach 15 Minuten Pause kommen<br />

die Hertha-Kicker mit neuem Elan<br />

aus der Kabine zurück. Schnell gelingt<br />

Jetmir Ameti das 2:0. Danach<br />

zeigt der quirlige und trickreiche<br />

Emincan Tekin seine Torjägerqualitäten.<br />

Er trifft zum 3:0 per Kopf<br />

und auch zum 4:0-Endstand.<br />

„Starker Auftritt“, freut sich Monika<br />

Dardai und klatscht in die<br />

Hände. Sie sieht auch eine souveräne<br />

Leistung ihres Sohnes Marton,<br />

der inder Defensive abgeklärt<br />

und mit viel Übersicht agiert.<br />

Hertha bleibt Tabellenführer<br />

vor den beiden härtesten Konkurrenten<br />

RB Leipzig und VfL Wolfsburg.<br />

Und Tekin, der deutsch-türkische<br />

Angreifer, hat nun schon 13<br />

Treffer auf seinem Konto. Aktuell<br />

ist erder beste Stürmer seiner Altersklasse.<br />

Auch Klubs aus Istanbul<br />

beobachten ihn längst.<br />

Viele der jungen Herthaner sind<br />

aufeinem gutenWeg. Sie sehen die<br />

hohe Durchlässigkeit in ihrem<br />

Klub von den Nachwuchsteams<br />

hoch zu den Profis. Aus der Endspiel-Elf<br />

der Junioren-Meister<br />

(U19) vom Mai diesen Jahres gegen<br />

Schalke (3:1) gehören schon<br />

fünf Spieler zum aktuellen Profikader:<br />

Palko Dardai, Dennis Jastrzembski,<br />

Arne Maier, Dennis<br />

Smarsch undMuhammadKiprit.Vogel,<br />

der Sportliche Leiter der Akademie,sagt:„BessereVorbilder<br />

können<br />

dieJungs derU17 doch kaum haben.<br />

Sie erleben jeden Tag hautnah, was<br />

irgendwann möglich ist.“<br />

Michael Jahn<br />

hat ein Herz für die <strong>Berliner</strong><br />

Fußball-Jugend.<br />

Nur ein<br />

Remis trotz<br />

Doppeltreffers<br />

Der BFC Dynamo und<br />

Viktoria trennen sich 1:1<br />

Petar Sliskovic hat das 1:1 seiner<br />

Mannschaft beim BFC Dynamo<br />

nichts gebracht. Nicht persönlich jedenfalls.Der<br />

Stürmer des FCViktoria<br />

1889 bleibt in der Regionalliga Nordost<br />

bei sieben Treffern, denn bei dem<br />

Ausgleich in der 87. Minute handelte<br />

es sich um ein Eigentor. David Malemba<br />

war der Unglückliche, der einen<br />

Klärungsversuch unhaltbar am<br />

eigenen Schlussmann Bernhard<br />

Hendl vorbeischoss.Die Führung für<br />

die Gastgeber hatte Otis Breustedt in<br />

der 20. Minute erzielt. Ein Konter,<br />

eingeleitet von Marcel Rausch über<br />

Ronny Garbuschewski landete bei<br />

Otis Breustedt. Nach einer kurzen<br />

Täuschung besorgte er die Führung.<br />

Beiden Teams nutzte das 1:1 nicht<br />

allzu viel, abgesehen davon, dass der<br />

FC Viktoria seinen Abstand bei 18<br />

Punkten gegenüber dem BFC Dynamo<br />

mit seinen 15 Zählern stabil<br />

hielt. Beide Mannschaften orientieren<br />

sich eher nach oben in der Tabelle.<br />

Insofern wäre es ein guter<br />

Sonnabendnachmittag im Jahnsportpark<br />

gewesen, hätte der BFC<br />

nicht eine durchwachsene Ausbeute<br />

der letzten sechs Spiele zu verzeichnen<br />

mit zwei Remis,zweiSiegen und<br />

zwei Niederlagen. Aufdie gleiche Bilanz<br />

kommt Viktoria. (BLZ)<br />

NACHRICHTEN<br />

Lichtenberg 47 bleibt nach<br />

9:0 in Malchow Spitzenreiter<br />

FUSSBALL. Lichtenberg47<br />

bleibt in der NOFV Oberliga Nord<br />

das Maßaller Dinge.Die <strong>Berliner</strong> gewannen<br />

am neunten Spieltag beim<br />

MalchowerSV9:0. Dabei tat sich vor<br />

allem Philipp Grüneberghervor, der<br />

in der 47., 75., 88., und 89. Minute für<br />

die Gäste traf. Christian Gawe war<br />

zweimal erfolgreich (18., 21.). Die<br />

übrigen Treffer erzielten am Sonnabend<br />

Maik Haubitz (8.), Gelicio Arelio<br />

Banze(15.) und Thomas Brechler<br />

(61.). DieLichtenberger behaupteten<br />

die Tabellenführung, daVerfolger<br />

Greifswald im Heimspiel gegen Anker<br />

Wismar durch einen Foulelfmeter<br />

vonFrank Rohde 1:0 gewann. Das<br />

Rennen um den Aufstieg bleibt<br />

spannend. Nurein Punkt trennt<br />

Lichtenberg47(23) und den Greifswalder<br />

FC (22). Am kommenden<br />

Sonntag empfangen die Lichtenberger<br />

Blau-Weiß 90 im Hans- Zoschke-<br />

Stadion.<br />

BHC-Frauen mit Sieg<br />

und Niederlage<br />

HOCKEY. <strong>Berliner</strong> Wochen beim<br />

<strong>Berliner</strong> HC: Für die Frauen des Bundesligisten<br />

begann diese Saisonphase<br />

mit einer ausgeglichenen Bilanz.<br />

Am Sonnabend gewann die<br />

Mannschaft vonTrainer Florian Keller<br />

gegen den TSVMannheim 2:1<br />

(1:1), am Sonntag unterlag sie Uhlenhorst<br />

Mühlheim 1:2 (1:0). Biszum<br />

Monatsende bestreiten die Frauen<br />

ebenso wie die Männer des <strong>Berliner</strong><br />

HC ausschließlich Heimspiele.<br />

Lok Bernau verliert<br />

gegen Schwelm<br />

BASKETBALL. Alba Berlins Kooperationspartner<br />

Lok Bernau hat gegen<br />

Schwelm in der 2. Bundesliga ProB<br />

die zweite Niederlage im dritten Saisonspiel<br />

kassiert. Beim 71:79 war<br />

Khris Lane erfolgreichster Werfer der<br />

Bernauer mit 24 Punkten. ZumEinsatz<br />

kamen auch die Doppellizenzspieler<br />

Jonas Mattisseck (9 Punkte)<br />

und Bennet Hundt (8), Kresimir Nikic<br />

(2) und Hendrik Drescher.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 19 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

In seiner eigenen<br />

Umlaufbahn<br />

Lewis Hamilton demütigt Sebastian Vettel erneut –<br />

und das auf dessen Lieblingsstrecke.<br />

Die WM ist nach dem Großen Preis von<br />

Japan so gut wie entschieden<br />

VonElmar Brümmer,Suzuka<br />

Kann mir wirklich niemand folgen? Manchmal kann Lewis Hamilton seine Überlegenheit selbst nicht begreifen.<br />

AFP/BEHROUZ MEHRI<br />

Die Sonne über dem Fahrerlager<br />

war nur noch ein<br />

roter Punkt, so wie in der<br />

Fahne Japans, als Sebastian<br />

Vettel noch einmal Auskunft geben<br />

sollte über jenes Formel-1-Rennen,<br />

das zumindest für diese Saison<br />

wohl seinen Traum vomersten Weltmeistertitel<br />

mit Ferraribeendet. Sein<br />

Gegenspieler Lewis Hamilton hatte<br />

auf der asphaltierten Acht mit 13 Sekunden<br />

Vorsprung auf seinen Teamkollegen<br />

Valtteri Bottas den vierten<br />

Sieg in Folge eingefahren, den neunten<br />

in diesem Jahr,seinen 50. für das<br />

Mercedes-Werksteam. Vettels Hoffnungen<br />

sind, nachdem ein neuerliches<br />

Wochenende voller Fehler mit<br />

einem desillusionierenden sechsten<br />

Platz endete, nur noch ein rotes<br />

Pünktchen.<br />

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene<br />

trug ein schmales,sehr bitteres<br />

Lächeln auf den Lippen. Mattia<br />

Binotto, der Technikboss, stocherte<br />

lustlos in einem Teller Bohnen. Sie<br />

blieben hinter dem sicheren Glas des<br />

Pavillons im Fahrerlager, nachdem<br />

Arrivabenes erste Reaktion vor den<br />

Mikrofonen die war: „Wieso müsst<br />

Ihr immer nach Fehlern fragen?“<br />

Draußen stand nur ein Propagandist,<br />

der zumindest den italienischen<br />

Medien zu erklären versuchte,<br />

dass die Hoffnung nie stirbt. Nicht<br />

die,dass es irgendwann doch wieder<br />

etwas wird mit einem fehlerfreien<br />

Auftritt, und auch nicht die, dass es<br />

bei nur noch vier ausstehenden Rennen<br />

doch noch möglich sei, dassVettel<br />

die jetzt 67 Punkte Rückstand auf<br />

Hamilton aufholen kann. Der Rest<br />

der Welt rechnete genau andersherum:<br />

Holt der Titelverteidiger in<br />

zwei Wochen in Austin mindestens<br />

acht Punkte mehr als Vettel, ist die<br />

WM gelaufen. Sollte Hamilton auch<br />

in Texas gewinnen, müsste der Hesse<br />

mindestens Zweiter werden.<br />

Verstappen macht die Lücke zu<br />

Vettel war mehr Mimik als Aussage<br />

nach dem Desaster von Suzuka, er<br />

kratzte sich am Ohr, rückte am Mützenschirm,<br />

verschränkte die Arme<br />

vor der Brust, zuckte mit den Schultern,<br />

beugte sich mal nach vorn,mal<br />

nach hinten. Die Frage, wie die<br />

Chancen denn nun stünden, beantwortete<br />

er ernsthaft, ohne Anflug<br />

von Zynismus: „Ich finde meine<br />

Hoffnung darin, dass in unserer Garage<br />

immer noch alle voll bei der Sache<br />

sind, der Mannschaftsgeist ist<br />

ungebrochen. Es wird schwierig von<br />

dortaus,wowir gerade stehen –aber<br />

was haben wir noch zu verlieren?Wir<br />

hatten schon einen Haufen Sch…,<br />

ich denke nicht, dass der noch größer<br />

werden kann.“<br />

Ob er da wirklich so sicher sein<br />

kann, das Ende aller rational begründbaren<br />

WM-Hoffnungen hatte<br />

mit einer falschen Reifenwahl in der<br />

Qualifikation ihren Anfang genommen:<br />

Ferrariwar am Sonnabend mit<br />

regentauglichen Reifen rausgefahren,<br />

als es trocken war –und mit Trocken-Pneus,<br />

als der Regen einsetzte.<br />

Startplatz acht, bei dem Abstand von<br />

mehr als einer halben Sekunde des<br />

Ferrari-Motors auf den Mercedes-<br />

Turbo konnte nur noch Renn-Glück<br />

helfen.<br />

Vettel war im Rennen entsprechend<br />

motiviert, schnell Vierter,<br />

dann griff er in der achten Runde<br />

MaxVerstappen an. DerHeppenheimer<br />

hatte den nötigen Batterieüberschuss,sah<br />

die Lücke innen, aber der<br />

„Ich finde meine Hoffnung darin,<br />

dass in unserer Garage immer noch alle<br />

voll bei der Sache sind.“<br />

Ferrrari-Pilot Sebastian Vettel findet nach seinem Fahrfehler zum Abschied aus Japan<br />

beim Blick in die Scuderia-Box noch etwas Positives.<br />

Niederländer machte sie zu. DieKollision<br />

war unvermeidlich, der Ferrari<br />

knallte in die Seite des Red-Bull-<br />

Rennwagen, Vettel drehte sich raus<br />

und musste das Feld passieren lassen.<br />

Dabei wäre Verstappen wegen<br />

einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe<br />

wohl ohnehin beim Boxenstopp hinter<br />

den Ferrari gefallen. Wieder einmal<br />

zu schnell gewollt, wie in Baku<br />

oder Monza? Sagen wir so: Ihm<br />

bleibt auch nichts anderes als der<br />

Mut der Verzweiflung. In der gleichen<br />

Kurvehatte er in der Qualifikation<br />

einen Schnitzer gemacht.<br />

Er sprach im Nachgang lange<br />

über die Szene, über Verstappens<br />

Defizite, dass er, wenn er nicht angreife,<br />

auch Experte bei RTL werden<br />

könne. Aber irgendwann kam er<br />

doch auf den Punkt, wann sich das<br />

Titelrennen entscheide: „Wir haben<br />

heute keine Punkte gutgemacht, da<br />

muss man kein Rechengenie sein.<br />

Wenn wir so weitermachen, fällt es<br />

den anderen in den Schoß.“ Soll heißen:<br />

Es ist praktisch entschieden.<br />

Schlimmer als das verunglückte<br />

und überflüssige Rad-an-Rad-Duell<br />

in der Spoon-Kurve ist der Abfall der<br />

generellen Leistungskurve der Scuderia.<br />

Ende August noch derTop-Favorit<br />

nach dem Sieg in Spafolgte eine Ohrfeige<br />

nach der anderen, Mercedes<br />

wurde schneller,konsequenter,überlegter<br />

–und Hamilton steigerte sich<br />

einmal mehr in die Form seines Lebens.Wie<br />

im letzten Jahr auf der Asientournee<br />

häuften sich bei Ferrari<br />

und Vettel die Fehler.„Inakzeptabel“,<br />

gestand auch Arrivabene,sei dieLeistung<br />

seiner Truppe im Qualifying gewesen,<br />

„ich bin sehr wütend. Solche<br />

Fehler passieren uns nicht zum ersten<br />

Mal.“ Er schloss personelle Konsequenzen<br />

am Jahresende nicht aus:<br />

„Zuerst aber versuchen wir das Unmögliche<br />

möglich zu machen.“<br />

Triumphator Hamilton wurde in<br />

Suzuka hingegen nicht müde, über<br />

die Fähigkeiten der klugen Leute bei<br />

Mercedes zu referieren, die unter<br />

Druck immer noch besser würden:<br />

„Das macht uns zum besten Rennstall<br />

der Welt. Undmich so glücklich<br />

wie nach meinem allerersten Formel-1-Sieg.<br />

Ichliebe dieses Auto,ich<br />

kann gar nicht abwarten, dieses Biest<br />

auch in den USA auf die Strecke zu<br />

jagen“, sagt Lewis Hamilton.<br />

Am Ende war es dem Dauer-Sieger,<br />

der zuvor noch abergläubisch<br />

auf jede Nuance der Motorengeräusche<br />

gehörthatte,solangweilig, dass<br />

er über Funk seinen Renningenieur<br />

Peter Bonnington anpflaumte: „Hey,<br />

Bonno, machst Dugerade Pause?“<br />

Der reagierte mit siegesgewisser<br />

Leichtigkeit:„Ich bin wieder ganz bei<br />

Dir.“Essieht aber so aus, als ob der<br />

Champ ganz gut allein zurechtkommt.<br />

Er schießt in seiner eigenen<br />

Umlaufbahn in die Formel-1-Geschichte.<br />

ZAHLEN<br />

Basketball<br />

BBL-Pokal, Achtelfinale<br />

BG Göttingen -Ludwigsburg 72:67<br />

Skyliners Frankfurt-ratiopharmUlm 78:74<br />

Eisbären Bremerhaven-Bonn 69:89<br />

Brose Bamberg -Würzburg 92:74<br />

Alba Berlin -Bayreuth 88:68<br />

FC Bayern München -Gießen 46ers 106:92<br />

Löwen Braunschweig -Mitteldeutscher BC 83:75<br />

Baskets Oldenburg -Jena 91:94<br />

Eishockey<br />

DEL<br />

Bremerhaven−Wolfsburg 4:3<br />

München−Ingolstadt 2:4<br />

Eisbären −Mannheim 4:1<br />

DEG−Krefeld 3:4<br />

Iserlohn−Augsburg 6:7<br />

Köln−Schweningen 3:1<br />

Straubing−Nürnberg 3:7<br />

1 DEG 9 31: 18 19<br />

2 Mannheim 9 34: 26 18<br />

3 Ingolstadt 9 30: 22 17<br />

4 Straubing 9 29: 26 17<br />

5 München 9 26: 24 16<br />

6 Krefeld 8 29: 28 15<br />

7 Köln 8 20: 15 14<br />

8 Iserlohn 9 38: 37 13<br />

9 Eisbären 9 25: 25 13<br />

10 Augsburg 9 22: 26 13<br />

11 Nürnberg 9 30: 30 11<br />

12 Bre'haven 9 25: 32 10<br />

13 Wolfsburg 9 21: 31 7<br />

14 Schwen'gen 9 7: 27 3<br />

Fussball<br />

PrimeraDivisión, 8. Spieltag<br />

Athletic Bilbao -Real S. San Sebastián 1:3 (1:1)<br />

FC Girona -SDEibar 2:3 (2:2)<br />

FC Getafe -UDLevante 0:1 (0:0)<br />

CD Alaves-Real Madrid 1:0 (0:0)<br />

CD Leganes -RayoVallecano 1:0 (1:0)<br />

Real Valladolid -SDHuesca 1:0 (1:0)<br />

Atlético Madrid -Betis Sevilla 1:0 (0:0)<br />

EspanyolBarcelona -FCVillarreal 3:1 (1:1)<br />

FC Sevilla -Celta Vigo 2:1 (1:0)<br />

FC Valencia -FCBarcelona<br />

Premier League, 8. Spieltag<br />

Brighton -West Ham United 1:0 (1:0)<br />

FC Burnley-Huddersfield Town 1:1 (1:0)<br />

Crystal Palace -Wolverhampton 0:1 (0:0)<br />

Leicester City -FCEverton 1:2 (1:1)<br />

Tottenham Hotspur -Cardiff City 1:0 (1:0)<br />

FC Watford -AFC Bournemouth 0:4 (0:3)<br />

Manchester United -Newcastle United 3:2 (0:2)<br />

FC Fulham -FCArsenal 1:5 (1:1)<br />

FC Southampton -FCChelsea 0:3 (0:1)<br />

FC Liverpool -Manchester City 0:0<br />

Serie A, 8. Spieltag<br />

FC Turin -Frosinone C. 3:2 (1:0)<br />

Cagliari Calcio -FCBologna 2:0 (1:0)<br />

Udinese Calcio -Juventus Turin 0:2 (0:2)<br />

FC Empoli -ASRom 0:2 (0:1)<br />

CFC Genua -ACParma 1:3 (1:3)<br />

Atalanta Bergamo -Sampdoria Genua 0:1 (0:0)<br />

Lazio Rom -ACFlorenz 1:0 (1:0)<br />

AC Mailand -Chievo Verona 3:1 (2:0)<br />

SSC Neapel -Sassuolo Calcio 2:0 (1:0)<br />

AC Spal Ferrara -Inter Mailand<br />

2. Bundesliga, 9. Spieltag<br />

VfL Bochum−Arminia Bielefeld 1:0<br />

SV Darmstadt 98 −Hamburger SV 1:2<br />

SpVgg Greuther Fürth−SSV Jahn Regensburg 1:1<br />

ErzgebirgeAue−Holstein Kiel 2:1<br />

1. FC Magdeburg −Dynamo Dresden 2:2<br />

1. FC Union Berlin −1.FCHeidenheim 1:1<br />

FC Ingolstadt 04 −SCPaderborn07 1:2<br />

FC St. Pauli−SVSandhausen 3:1<br />

11. FC Köln 8 21: 12 19<br />

2 1. FC Union Berlin 9 14: 7 17<br />

3 Hamburger SV 9 12: 11 17<br />

4 SpVgg Greuther Fürth 9 13: 8 16<br />

5FC St. Pauli 9 15: 15 16<br />

6 SC Paderborn07 9 19: 15 15<br />

7 VfL Bochum 9 16: 10 14<br />

8 SSV Jahn Regensburg 9 16: 13 14<br />

9 Dynamo Dresden 9 12: 10 13<br />

10 1. FC Heidenheim 9 14: 12 12<br />

11 Holstein Kiel 9 14: 14 12<br />

12 Arminia Bielefeld 9 12: 14 12<br />

13 ErzgebirgeAue 9 10: 13 10<br />

14 SV Darmstadt 98 9 11: 15 10<br />

15 1. FC Magdeburg 9 13: 14 9<br />

16 SV Sandhausen 9 5: 14 5<br />

17 FC Ingolstadt 04 9 9: 19 5<br />

18 MSV Duisburg 8 7: 17 2<br />

Dritte Liga, 11. Spieltag<br />

FC Hansa Rostock −Karlsruher SC 1:0<br />

Eintracht Braunschweig−Sportfreunde Lotte 2:2<br />

VfR Aalen−Fortuna Köln 0:1<br />

KFC Uerdingen 05 −FCCarlZeiss Jena 2:1<br />

VfL Osnabrück −1.FCKaiserslautern 2:0<br />

SpVgg Unterhaching−SCPreußen Münster 1:1<br />

Energie Cottbus −FSV Zwickau 2:1<br />

SV Meppen −TSV 1860 München 1:0<br />

SV Wehen Wiesbaden−Hallescher FC 2:0<br />

1VfL Osnabrück 11 14: 5 22<br />

2KFC Uerdingen 05 11 15: 12 22<br />

3 SC Preußen Münster 11 20: 14 19<br />

4 Karlsruher SC 11 13: 8 19<br />

5SpVgg Unterhaching 11 18: 12 18<br />

6 Würzburger Kickers 10 18: 12 17<br />

7 SV Wehen Wiesbaden 11 18: 18 16<br />

8 1. FC Kaiserslautern 11 16: 16 14<br />

9 Fortuna Köln 11 13: 14 14<br />

10 FC Hansa Rostock 10 13: 18 14<br />

11 TSV 1860 München 11 18: 13 13<br />

12 Hallescher FC 9 10: 9 13<br />

13 FSV Zwickau 11 13: 14 12<br />

14 Energie Cottbus 10 11: 14 12<br />

15 Sportfreunde Lotte 11 12: 16 12<br />

16 SV Meppen 11 14: 19 12<br />

17 FC CarlZeiss Jena 11 12: 19 12<br />

18 VfR Aalen 11 14: 18 11<br />

19 Sonnenhof Großaspach 10 7: 8 10<br />

20 Eintracht Braunschweig 11 13: 23 8<br />

Nächste Spiele:<br />

Würzburg −Sonnenhof Großaspach Mo., 19.00<br />

Motorsport<br />

Formel 1,<br />

Grand Prix von Japan<br />

Einzelwertung: 1. Lewis Hamilton (Großbritannien)<br />

-Mercedes 1:27:17,062 Std.;<br />

2. Valtteri Bottas (Finnland) -Mercedes<br />

+12,919 Sek.;<br />

3. Max Verstappen (Niederlande) -Red Bull<br />

+14,295; 4. Daniel Ricciardo (Australien) -Red<br />

Bull +19,495; 5. Kimi Räikkönen (Finnland) -Ferrari<br />

+50,998; 6. Sebastian Vettel (Heppenheim) -<br />

Ferrari +1:09,873 Min.; 7. Sergio Perez (Mexiko) -<br />

Racing Point Force India +1:19,379; 8. Romain<br />

Grosjean (Frankreich) -Haas +1:27,198; 9. Esteban<br />

Ocon (Frankreich) -Racing Point Force India<br />

+1:28,055; 10. Carlos Sainz Jr.(Spanien) -Renault<br />

+1Rd.;11. Pierre Gasly (Frankreich) -Toro<br />

Rosso +1Rd.;12. Marcus Ericsson (Schweden) -<br />

Sauber +1Rd.;13. BrendonHartley(Neuseeland)<br />

-Toro Rosso +1Rd.;14. Fernando Alonso<br />

(Spanien) -McLaren +1Rd.;15. Stoffel Vandoorne<br />

(Belgien) -McLaren +1Rd.;Ausfälle: Kevin<br />

Magnussen (Dänemark) -Haas (9. Rd.); Nico<br />

Hülkenberg (Emmerich) -Renault (38. Rd.);<br />

Charles Leclerc (Monaco) -Sauber (39. Rd.)<br />

Pole Position: Lewis Hamilton (Großbritannien) -<br />

Mercedes 1:27,760 Min.<br />

Fahrer-Wertung,Stand nach 17 von 21 Wettbewerben:<br />

1. Hamilton 331 Pkt.; 2. Vettel 264; 3.<br />

Bottas 207<br />

Motorrad-WM,<br />

Grand Prix von Thailand<br />

MotoGP: 1. Marc Marquez (Spanien) -Honda<br />

39:55,722 Min.; 2. Andrea Dovizioso (Italien) -<br />

Ducati +0,115 Sek.; 3. Maverick Vinales (Spanien)<br />

-Yamaha +0,270; 4. Valentino Rossi (Italien)<br />

-Yamaha +1,564.- Fahrerwertung nach 14<br />

von18Wettbewerben: 1. Marquez 271 Pkt.; 2. Dovizioso<br />

194; 3. Rossi 172<br />

Moto2: 1. Francesco Bagnaia (Italien) -Kalex<br />

39:00,009 Min.; 2. Luca Marini (Italien) -Kalex<br />

+1,512 Sek.; 3. Miguel Oliveira (Portugal) -KTM<br />

+1,651; 4. Brad Binder (Südafrika) -KTM +1,808<br />

…Ausfälle: Marcel Schrötter (Pflugdorf) -Kalex (1.<br />

Rd.) .Fahrerwertung: 1. Bagnaia 259 Pkt.; 2. Oliveira<br />

231; 3. Binder 157


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

FC Liverpool trennt sich<br />

von Manchester City 0:0<br />

FUSSBALL. Im Spitzenspiel der englischen<br />

Premier League haben sich<br />

der FC Liverpool mit Trainer Jürgen<br />

Klopp und Meister Manchester City<br />

mit Coach PepGuardiola 0:0 getrennt.<br />

Manchester City blieb wegen<br />

der besseren Tordifferenz Tabellenführer.Nach<br />

furiosem Startder Reds<br />

gaben beide Teams bis zur Pause keinen<br />

direkten Torschuss ab.Inder<br />

zweiten Hälfte brachten die eingewechselten<br />

Daniel Sturridge (Liverpool),<br />

Gabriel Jesus und Leroy Sané<br />

(beide ManCity) Schwung in die Partie.Einen<br />

Foulelfmeter,den Sané<br />

herausgeholt hatte,schoss Riyad<br />

Mahrez (86.) übers Torvon Keeper<br />

Alisson.<br />

Füchse mühen sich in<br />

Ludwigshafen zum Sieg<br />

HANDBALL. DieFüchse Berlin haben<br />

ihreErfolgsserie ausgebaut. Der<br />

EHF-Pokalsieger gewann bei<br />

Schlusslicht Eulen Ludwigshafen<br />

30:26 (14:14). Nationalspieler Fabian<br />

Wiede und Mattias Zachrisson sicherten<br />

als beste Schützen mit jeweils<br />

sieben Torenden sechsten<br />

Pflichtspielsieg in Folge.Mit 12:4-<br />

Punkten belegten die <strong>Berliner</strong> den<br />

sechsten Platz in der Bundesliga. Sie<br />

taten sich in der ersten Hälfte<br />

schwer.Nach der Pause gelang Kevin<br />

Struck mit dem 16:15 die erstmalige<br />

Führung. Sechs Minuten vorSchluss<br />

erzielte Frederik Simak das 25:23 für<br />

die Füchse,und Zachrisson legte<br />

während einer Zeitstrafe der Gastgeber<br />

zum 26:23 nach. Daswar dieVorentscheidung.<br />

Deutschland bezwingt bei<br />

Frauen-WM Favorit Brasilien<br />

VOLLEYBALL. Diedeutschen<br />

Frauen haben zum Auftakt der zweiten<br />

Gruppenphase der WM in Japan<br />

Mitfavorit Brasilien 3:2 bezwungen.<br />

Nach schwachem Startsteigerte sich<br />

das Team vonBundestrainer Felix<br />

Koslowski deutlich. Nach dem vierten<br />

Turniersieg trifft die Auswahl des<br />

Deutschen Volleyball-Verbandes<br />

(DVV)nun auf Europameister Serbien.<br />

Dann folgen Puerto Rico (Mittwoch,<br />

9.10 Uhr) und zum Abschluss<br />

die Dominikanische Republik (Donnerstag,<br />

6.25 Uhr). In der Zwischenrunde<br />

kämpfen 16 Teams um die<br />

Plätzeinder Top-6-Runde.Dann<br />

werden in zwei Gruppen die Halbfinalisten<br />

ermittelt.<br />

Enable wiederholt Triumph<br />

beim Prix de l’Arc<br />

GALOPP.Jockey Lanfranco Dettori<br />

hat auf der vier Jahrealten Stute<br />

Enable erneut den Prix de l’Arcde<br />

Triomphe gewonnen und seinen Erfolg<br />

aus dem Vorjahr wiederholt. Für<br />

den italienischen Rekordsieger war<br />

es der insgesamt sechste Erfolg bei<br />

dem prestigeträchtigsten Galopprennen<br />

der Welt, er strich ein Preisgeld<br />

vonfünf Millionen Euro ein.<br />

Hinter Dettori/Enable kamen nach<br />

2400 Meternder Engländer James<br />

Doyle auf SeaofClass und der Franzose<br />

Vincent Cheminaud auf Cloth<br />

Of Stars ins Ziel.<br />

Jugendspiele in<br />

Buenos Aires eröffnet<br />

OLYMPISCHE JUGENDSPIELE. Mit<br />

einer großen Feier unter freiem Himmel<br />

sind in Buenos Aires die Olympischen<br />

Jugendspiele eröffnet worden.<br />

Hunderttausende Menschen verfolgten<br />

am Wochenende das Spektakel<br />

rund um den Obelisken im Zentrum<br />

der argentinischen Hauptstadt.<br />

Für die 286 Wettkämpfe in 32 Sportarten,<br />

die bis zum 18. Oktober andauernwerden,<br />

sind insgesamt<br />

4012 Sportler aus 206 Länderngemeldet.<br />

Diegrößte Delegation stellt<br />

Argentinien mit 142 Sportlern. Aus<br />

Deutschland reisten 75 Athleten an.<br />

Am falschen Ende des Platzes<br />

Union offenbart gegen den 1. FC Heidenheim Mängel, bricht dank Torwart Gikiewicz aber den Vereinsrekord<br />

VonMax Bosse<br />

und Mathias Bunkus<br />

Inder Nachspielzeit hat es Rafal<br />

Gikiewicz nicht mehr ausgehalten.<br />

Der Trainer hatte dem<br />

Torwart drei Minuten vorher<br />

noch verboten dahin zu stürmen, wo<br />

Tore gemacht und nicht verhindert<br />

werden. „Urs Fischer hat Nein gesagt.<br />

Ich musste an der Mittellinie<br />

bleiben. Dann habe ich nicht mehr<br />

nachgefragt und bin einfach nach<br />

vorne“, erzählte der gefeierte Held<br />

kurzdarauf. Gikiewiczs Ungehorsam<br />

hat Union einen Punkt gerettet und<br />

mit dem 1:1 (0:0) gegen den 1. FC<br />

Heidenheim den Vereinsrekord von<br />

neun Partien zu Saisonbeginn ohne<br />

Niederlage.<br />

Dieerste punktlose Partie der Saison<br />

schien besiegelt, als sich Gikiewicz<br />

über den Willen seines Trainers<br />

hinwegsetzte. Erhatte ein gutes Gefühl,<br />

dass ihn in den gegnerischen<br />

Strafraum trug. Sein Zwillingsbruder<br />

Lukasz ist ja Stürmer und kann auch<br />

gut köpfen. „Ich wollte am zweiten<br />

Pfosten bleiben, weil alle zum Ball<br />

gehen, und habe gehofft, dass Hübi<br />

den Ball direkt zu mir spielt, dann<br />

macht es Andersson. Das ist auch<br />

okay“, sagte Unions Ausgleichstorschütze.<br />

Trotzdem war der Kopfball<br />

eine Wucht, kein glückliches Torhütertor,<br />

sondern ein mustergültiges<br />

Exemplar von Sprungkraft und Kaltschnäuzigkeit.<br />

Da staunte auch Kollege<br />

Christopher Trimmel: „Das haben<br />

wir im Training mit ihm noch<br />

nicht so trainiert. Rafal hat jetzt ein<br />

Torund einen Assist auf dem Konto,<br />

Hutab.“<br />

DieVorlage datiert aus der Partie<br />

gegen Duisburg, als Union in der<br />

Nachspielzeit ebenfalls zurücklag,<br />

ehe Gikiewicz auf Florian Hübners<br />

Kopf platzierte. Die erneute Rettungstat<br />

auf dem für ihn eigentlich<br />

falschen Platzende war nun aber ein<br />

Meisterstück. „Am Schluss musst du<br />

froh sein, dass du noch einen Punkt<br />

geholt hast“, sagte Urs Fischer. „Es<br />

freut mich für Rafal, aber ich habe<br />

mir das anders vorgestellt.“ Denn<br />

seine Mannschaft hatte auf die Taktik<br />

von Heidenheim kein Mittel gefunden.<br />

DieGäste bauten ihr Mittelfeld<br />

als Raute auf und nahmen Manuel<br />

Schmiedebach in Manndeckung.<br />

Weil auch Unions<br />

Innenverteidiger abgeschirmt wurden,<br />

brach der Spielaufbau in sich<br />

zusammen. „Wir haben zu viele<br />

lange Bälle und vorne zuviel flach<br />

Mustergültige Sprungkraft: Rafal Gikiewicz trifft zum 1:1.<br />

Vorbildlich: Im Ost-Derby<br />

zwischen Magdeburg und<br />

Dresden gabesfast alles –<br />

nur glücklicherweise keine<br />

Ausschreitungen. Die Fans<br />

der Erzrivalen verhielten sich<br />

laut der Polizei im Hochsicherheitsspiel<br />

„vorbildlich“.<br />

Best of Poulin<br />

Torwart sichert Eisbären 4:1-Sieg gegen Mannheim<br />

Den größten Applaus erhielt gesternNachmittag<br />

PetriVehanen.<br />

Diesmal aber nicht als Torwart der<br />

Eisbären. Der Finne, seit dem Sommer<br />

Profi a. D.,wollte es sich nicht<br />

nehmen lassen, im Rahmen der Aktion<br />

Pink in The Rink, mit der ein Zeichen<br />

gegen Brustkrebs gesetzt<br />

werden soll, den Puck<br />

einzuwerfen. Es war nicht<br />

zu überhören, wie sehr die<br />

Fans den ehemaligen Goalie<br />

vermissen.<br />

Sein Nachfolger Kevin<br />

Poulin tat beim 4:1 gegen<br />

Mannheim vor 12931 Zuschauern<br />

viel dafür, irgendwann<br />

ähnlich verehrt<br />

zu werden. Denn ohne den<br />

Kanadier, der nun zum vierten Mal<br />

das EHC-Tor hütete und im Schnitt<br />

nur ein Torpro Partie kassierte, wären<br />

die Eisbären kaum in der Lage<br />

gewesen, dieses Spiel zu gewinnen.<br />

Dass es nach 31 Minuten 0:0 stand,<br />

eher der Mannheimer Brent Raedeke<br />

wegen eines Checks gegen Daniel<br />

Fischbuch mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe<br />

vomEis musste und<br />

sich das Spiel wandelte, war angesichts<br />

der <strong>Berliner</strong> Unterlegenheit<br />

ein Wunder. Für Poulins Paraden-<br />

Siegbringer:<br />

Kevin Poulin<br />

Best-Of dieses Arbeitstages braucht<br />

mancher Kollege ein Vielfaches an<br />

Einsätzen.<br />

In den fünf Minuten Überzahl<br />

wegen Raedekes Foul erwachten<br />

dann aber auch seine Kollegen so<br />

richtig zum Leben. In der 33. Minute<br />

staubte James Sheppard<br />

ab. Nur zwei Minuten später<br />

war Micki DuPont Torschütze.<br />

DieTorschussstatistik<br />

von 37 zu 20 für<br />

Mannheim war völlige Makulatur.<br />

Dennoch kann dieser<br />

Sieg und die gute Special-<br />

IMAGO<br />

Team-Ausbeute nicht darüber<br />

hinwegtäuschen,<br />

dass die Eisbären offensiv<br />

immer noch schwächeln. Immerhin<br />

ist Verlass auf Jamie MacQueen, der<br />

einen Konter souverän zum 3:1 (48.)<br />

abschloss. Als die Moral der Gäste<br />

gebrochen war, erhöhte Brendan<br />

Ranfordgar auf 4:1.<br />

Dass Matthias Plachta zwischenzeitlich<br />

noch zum Anschlusstor getroffen<br />

hatte (44.), war auch für Poulin<br />

verschmerzbar. Denn nicht mal<br />

Vehanen konnte nach vier Spielen<br />

einen Schnitt vonnur einem Gegentor<br />

proPartie vorweisen. (pae.)<br />

IRRER KLASSIKER<br />

Dämlich: Im Elb-Klassiker<br />

trennten sich die Zweitligisten<br />

vor23024 Zuschauern<br />

2:2 (0:2), was sich für Dynamo<br />

wie eine Niederlage<br />

anfühlte. „Das war selten<br />

dämlich vonuns“, sagte Kapitän<br />

Marco Hartmann.<br />

CITY-RRESS/JAN-PHILIPP BURMANN<br />

Nachlässig: Die Sachsen<br />

führten lang mit 2:0, sie leisteten<br />

sich ein Eigentor zum<br />

2:1 und verschossen einen<br />

Elfmeter in der Nachspielzeit.<br />

Marius Bülter bestrafte<br />

diese Nachlässigkeit umgehend<br />

mit dem 2:2 (90.+1).<br />

gespielt“, analysierte Gikiewicz, der,<br />

weil kaum beschäftigt, 90 Minuten<br />

den besten Blick aufs Geschehen<br />

hatte.<br />

In der Anfangsviertelstunde hatte<br />

das noch ganz ansehnlich ausgesehen,<br />

was seine Vorderleute fabrizierten,<br />

danach aber hatten die Eisernen<br />

jedoch zu sehr die Ruhe weg. Passten<br />

quer, warteten ab, verhielten sich<br />

passiv und waren irgendwann nur<br />

noch am Hinterherlaufen.<br />

In der Ruhe liegt ja die Kraft, und<br />

die Köpenicker haben sich diese<br />

Ruhe in den vergangenen Monaten<br />

eindrucksvoll erarbeitet − mit einer<br />

stabilen Defensive und späten Toren.<br />

Wenn sich die Gegner schon in<br />

der Halbzeitpause oder der Spielanalyse<br />

wähnten, schlugen die Eisernen<br />

zu. Das beruhigt die Nerven in<br />

den wöchentlich wiederkehrenden<br />

Stresssituationen und gibt Selbstsicherheit.<br />

Undfast schien sich in der<br />

Nachspielzeit der ersten Hälfte die<br />

Ruhe auszuzahlen. Akaki Gogia<br />

nutzte den Fehler seines Gegenspielers<br />

Norman Theuerkauf und legte<br />

zu Sebastian Andersson zurück.<br />

Drüber. Gogia hätte besser selbst<br />

den direkten Weg zum Torsuchen<br />

sollen.<br />

In der Ruhe liegt aber auch das Risiko,<br />

sich selbst einzuschläfern im<br />

Vertrauen auf das bessere Ende. Zunehmend<br />

überließ die Mannschaft<br />

von Fischer den Gästen das Spiel,<br />

was sich in der 56. Minute rächte.Im<br />

Anschluss an eine Ecke wurde der<br />

Ball nicht geklärt, hier hätte ein langer<br />

Schlag mal Wunder gewirkt. Robert<br />

Glatzel bedankte sich und<br />

schloss Heidenheims einzige richtig<br />

gute Chance mit der Führung ab.<br />

Danach gab es erst recht kein Durchkommen<br />

mehr für Union.<br />

DieVerzweiflung des eingewechselten<br />

Sebastian Polter wurde mehrfach<br />

deutlich beim Versuch, einen<br />

Elfmeter einzufordern. Erst hatte er<br />

sich nach einem Foul in den Strafraum<br />

gerollt, bekam aber korrekterweise<br />

nur einen Freistoß zugesprochen,<br />

dann protestierte er gegen die<br />

Schiedsrichter-Entscheidung Ecke<br />

statt Handelfmeter. Grischa Prömel<br />

hatte den Ball aus der Distanz abgefeuert,<br />

Theuerkauf auf strittige Weise<br />

geblockt. „Wenn es zwei so Szenen<br />

gibt, muss es mindestens einen Elfmeter<br />

geben“, fand Trimmel zwar.<br />

Null Elfmeter war aber auch vertretbar.<br />

Und dann schritt ja Gikiewicz<br />

zur Tat, der sich um Diskussionen an<br />

diesem Tagzum Glück nicht scherte.<br />

Erfolg nach Stotterstart<br />

Alba besiegt Bayreuth und steht im Viertelfinale des Pokals<br />

VonChristianKattner<br />

Drittes Spiel, dritter Sieg: Am frühen<br />

Sonntagabend hat Alba<br />

Berlin auch im BBL-Pokal gegen<br />

Bayreuth 88:68 gewonnen. DerMeisterschafts-Zweite<br />

zeigte dabei, dass<br />

er ein Spiel auch abgeklärt<br />

über die Zeit bringen kann.<br />

„Wir haben ab dem zweiten<br />

Viertel schneller gespielt,<br />

besser gestanden<br />

und waren aggressiver“,<br />

sagte Kapitän Niels Giffey,<br />

der mit 18 Punkten Albas<br />

bester Werfer war.<br />

Die Gastgeber benötigten<br />

eine längere Anlaufphase.<br />

2:10 lag das Team<br />

von Trainer Aito Garcia Reneses in<br />

der vierten Minute zurück. Es hatte<br />

nicht nur mit dem Gegner, sondern<br />

auch mit technischen Problemen in<br />

der Schmelinghalle zu kämpfen. Erst<br />

nach zwei Unterbrechungen, die<br />

insgesamt 20 Minuten dauerten,<br />

sorgten zwei mobile Wurfuhren in<br />

den Ecken beider Spielfeldseiten dafür,<br />

dass die Partie richtig beginnen<br />

konnte. Etwas holprig kam sie aus<br />

Alba-Sicht dennoch daher. Peyton<br />

Siva sammelte schnell zwei Fouls<br />

Erfolgscoach:<br />

Atio G. Reneses<br />

und musste nach knapp fünf Minuten<br />

Einsatzzeit wieder auf der Bank<br />

Platz nehmen. Von dort wechselte<br />

Coach Reneses große Offensivgefahr<br />

ein. Zwölf der 19 Alba-Punkte des<br />

ersten Viertels gingen auf das Konto<br />

der Bankspieler. Mit 19:19 stand es<br />

nach Abschnitt eins.<br />

Im zweiten Viertel<br />

schraubte Alba die Trefferquote<br />

von 50auf 63 Prozent,<br />

auf Seiten der Gäste<br />

fielen die Würfe nicht<br />

mehr. Über die Stationen<br />

28:21 (14.) und 43:27 (18.)<br />

DPA<br />

setzte sich Alba zur großen<br />

Pause auf 50:34 ab. Die<br />

Gastgeber zeigten dabei<br />

spektakuläre Blocks, Dunkings,<br />

Dreier: Sie spielten nun nicht<br />

nur besser,sondernauch attraktiv.<br />

Nach dem Seitenwechsel tat Alba<br />

Berlin nicht mehr als nötig. Der<br />

Grundstein für den Sieg war bereits<br />

im zweitenViertel gelegt, die nächste<br />

Runde nach dem Schlusspfiff erreicht.<br />

Die wird am Freitag in der<br />

Halbzeitpause des Heimspiels gegen<br />

Crailsheim (20.30 Uhr, Arena am<br />

Ostbahnhof) ausgelost. Am Mittwoch<br />

aber tritt Alba erst einmal im<br />

EuroCupinZagreb an.<br />

Von<br />

historischem<br />

Ausmaß<br />

Die Krise von Real Madrid<br />

weitet sich aus<br />

Die Krise vonReal Madrid hat mit<br />

dem 0:1 bei Außenseiter CD<br />

Alavés historische Ausmaße angenommen.<br />

Nach der vierten Torlos-<br />

Partie in Seriegibt es für Spaniens Rekordmeister<br />

kaum noch etwas schönzureden.<br />

33 Jahre ist es her, als dem<br />

Klub zuletzt eine solche Blamage unterlief<br />

–damals unter Trainer Amancio,<br />

der umgehend entlassen wurde.<br />

Drei Jahrezuvor erwischte es Vujadin<br />

Boškov, der 1982 nur elf Tage nach<br />

dem vierten torlosen Spiel gehen<br />

musste, wie die Sportzeitung Marca<br />

vorrechnete. „Die Präzedenzfälle geben<br />

keinen Grund zum Optimismus,<br />

was die Zukunft von Julen Lopetegui<br />

betrifft“, so das Blatt.<br />

Der52-Jährige steht nicht erst seit<br />

diesem Wochenende in der Kritik.<br />

Schon nach dem 0:1 in der Champions<br />

League bei ZSKA Moskau in der<br />

vergangenenWoche waren Zweifel an<br />

dem Spanier aufgekommen. „Der<br />

Verantwortliche ist immer der<br />

Coach“, räumte er nun ein, fügte aber<br />

hinzu, dass vorallem die ungewöhnliche<br />

Verletzungswelle dem Team zu<br />

schaffen macht. „Damit alles so<br />

klappt, wie wir es geplant haben, ist es<br />

wichtig, dass alle dabei sind. Diese<br />

vielen Spielerausfälle sind nicht normal.“<br />

Neue Erfahrung: Real Madrids Kapitän<br />

Sergio Ramos.<br />

AFP/GILLENIA<br />

Schon vor dem Liga-Spiel gegen<br />

Alavés war klar, dass Dani Carvajal<br />

und Marcelo verletzungsbedingt<br />

nicht dabei sein würden, zudem fehlt<br />

Isco nach einer Blinddarm-OP bis<br />

Ende Oktober. Dann aber mussten<br />

während der Partie auch noch Karim<br />

Benzema und Gareth Bale angeschlagen<br />

vom Platz gehen. Und auch der<br />

Wechsel von Torgarant Cristiano Ronaldo<br />

zu Juventus Turin macht dem<br />

Team weiter zu schaffen.<br />

Eine Umfrage von Marca bei den<br />

Fans ergab vor wenigen Tagen, dass<br />

87 Prozent der Befragten den Kader in<br />

dieser Saison für schlechter halten als<br />

in den vergangenen Spielzeiten, in<br />

denen Los Blancos immerhin drei<br />

Mal inSerie die Champions League<br />

gewinnen konnten. 77 Prozent erklärten,<br />

dem Team fehle Cristiano Ronaldo,<br />

und 71 Prozent würden gerne<br />

wieder Zinédine Zidane auf der Trainerbank<br />

sehen.<br />

Noch in der Spitzengruppe vertreten<br />

2018 ist für Lopetegui bislang kein gutes<br />

Jahr. ImJuni wurde er kurz vor<br />

dem WM-StartinRussland als Nationaltrainer<br />

freigestellt, weil er ohne<br />

Absprache mit dem Verband mit Real<br />

Madrid verhandelt hatte.Der Startin<br />

die Primera División und die Champions<br />

League glückten dann zwar zunächst,<br />

aber nur bis zum 22. September.<br />

Daschoss Marco Asensio beim<br />

1:0 gegen Espanyol in der 41. Minute<br />

den vorerst letzten Treffer.<br />

In der Tabelle spiegelt sich die<br />

Real-Krise derweil noch nicht wider,<br />

ist das Team doch wegen seines guten<br />

Saisonauftakts immer noch in der<br />

Spitzengruppe vertreten. Dienächste<br />

Partie findet erst am 20. Oktober gegen<br />

UD Levante statt. Die <strong>Zeitung</strong><br />

Mundo Deportivomeinte: „Bis dahin<br />

hat Lopetegui Zeit, Lösungen zu finden<br />

–aber auch (Real-Präsident) Florentino<br />

Pérez hat Zeit denen zuzuhören,<br />

die an Lopetegui zweifeln.“ (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 21 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Werder Bremen<br />

BUNDESLIGA<br />

FC Schalke<br />

Ein Mann für<br />

das Wort<br />

Der gute alte Demosthenes<br />

hätte heute hervorragende<br />

Chancen auf einen<br />

Job in der Bundesliga. Die<br />

Spezialisierung schreitet<br />

voran, nach amerikanischem<br />

Vorbild werden Experten für<br />

alle Bereiche gesucht.<br />

Da braucht<br />

man natürlich auch<br />

einen fähigen Rhetoriker.Werder<br />

Bremen<br />

hat sogar eine<br />

Million Euro an Borussia<br />

Dortmund<br />

gezahlt, um sich die<br />

Dienste einer ausgewiesenen<br />

Koryphäe<br />

auf diesem<br />

Gebiet zu sichern.<br />

Nuri Sahin hat einiges erlebt<br />

in seiner Laufbahn und<br />

kann deshalb eine Menge erzählen.<br />

2011 wechselte der<br />

Mittelfeldspieler nach einer<br />

großartigen Meistersaison<br />

mit Borussia Dortmund zu<br />

Real Madrid, was sich bald<br />

als etwas überambitioniert<br />

erwies. Der dortige Trainer<br />

José Mourinho verwendete<br />

ihn als eine Art Backup-<br />

Backup, nach Leihstationen<br />

in Liverpool und Dortmund<br />

wurde Sahin 2014 wieder fest<br />

Rhetoriker:Nuri<br />

Sahin DPA/JASPERSEN<br />

vom BVB verpflichtet. Dort<br />

entpuppte er sich als treuer<br />

Protagonist des klubeigenen<br />

Rückkehrer-Fluchs, konnte<br />

nie an seine einstigen Leistungen<br />

anknüpfen, wurde zu<br />

Beginn dieser Saison vom<br />

neuen Trainer Lucien<br />

Favre aussortiert<br />

und am letzten<br />

Transfertag<br />

nach Bremen abgegeben.<br />

Der jüngste<br />

Bundesligaspieler<br />

und jüngste Bundesligatorschütze<br />

ist Nuri Sahin seit<br />

seinem 16. Lebensjahr,<br />

ebenso der jüngste türkische<br />

Nationalspieler und<br />

Länderspieltorschütze. Jetzt<br />

ist er der älteste Mittelfeldspieler,<br />

der nicht an Philipp<br />

Bargfrede vorbeikommt.<br />

Macht aber nichts,dafür brilliert<br />

er als Motivationsredner,<br />

sowie vor dem 2:0-Sieg<br />

gegen den VfL Wolfsburg.<br />

Eine flammende Ansprache<br />

war das laut Werder-Trainer<br />

und Auftraggeber Florian<br />

Kohfeldt. Man könnte wohl<br />

auch sagen: eine echte Philippika.<br />

(mali.)<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 Bor.Dortmund 7 5 2 0 23: 8 17<br />

2 RB Leipzig 7 4 2 1 16: 9 14<br />

3 M'gladbach 7 4 2 1 15: 9 14<br />

4 SV Werder Bremen 7 4 2 1 13: 8 14<br />

5 Hertha BSC 7 4 2 1 12: 7 14<br />

6 München 7 4 1 2 12: 8 13<br />

7 Eintr.Frankfurt 7 3 1 3 12: 11 10<br />

8 Mainz 05 7 2 3 2 4: 4 9<br />

9 VfL Wolfsburg 7 2 3 2 10: 11 9<br />

10 FC Augsburg 7 2 2 3 14: 13 8<br />

11 SC Freiburg 7 2 2 3 9: 13 8<br />

12 Nürnberg 7 2 2 3 7: 16 8<br />

13 Hoffenheim 7 2 1 4 11: 12 7<br />

14 Leverkusen 7 2 1 4 7: 13 7<br />

15 FC Schalke04 7 2 0 5 5: 9 6<br />

16 Hannover96 7 1 2 4 8: 14 5<br />

17 Düsseldorf 7 1 2 4 5: 11 5<br />

18 VfB Stuttgart 7 1 2 4 6: 13 5<br />

8. Spieltag,19. bis 21. Oktober:<br />

Frankfurt-Düsseldorf Fr.20.30<br />

Leverkusen -Hannover96 Sa., 15.30<br />

VfB Stuttgart-Dortmund Sa., 15.30<br />

FC Augsburg -RBLeipzig Sa., 15.30<br />

Wolfsburg -BayernMünchen Sa., 15.30<br />

Nürnberg -Hoffenheim Sa., 15.30<br />

Schalke04-Werder Bremen Sa., 18.30<br />

Hertha BSC -SCFreiburg So., 15.30<br />

Mönchengladbach -Mainz So., 18.00<br />

Torjäger:<br />

6Tore: Paco Alcácer (Borussia Dortmund)<br />

5Tore: Ondrej Duda (Hertha BSC), Alassane<br />

Pléa (Mönchengladbach)<br />

4Tore: u.a. Alfred Finnbogason (FC Augsburg),<br />

Vedad Ibisevic (Hertha BSC), Yussuf<br />

Poulsen (Leipzig), Marco Reus (BVB)<br />

Die McKennies konnten<br />

es natürlich nicht ahnen,<br />

dass ihr Sohn eines Tages<br />

als Fußballprofi beim FC<br />

Schalke aktiv sein wird.<br />

Konnten nicht ahnen, dass<br />

der Vorname, den sie vor etwas<br />

mehr als zwanzig Jahren<br />

für ihren Filius ausgewählt<br />

hatten, Anlass zu den wildesten<br />

Wortspielereien geben<br />

würde.<br />

„Weston trifft für Schalke<br />

im Osten“ titelte beispielsweise<br />

eine Boulevardzeitung<br />

vor wenigen Tagen, nachdem<br />

McKennie den FC<br />

Schalke im Gruppenspiel der<br />

Champions League bei Lokomotive<br />

Moskau in letzter<br />

Minute zum 1:0-Sieg geköpft<br />

hatte. Und schon klar, was<br />

sich aus diesem Vornamen<br />

und der geografischen Lage<br />

der Stadt Gelsenkirchen<br />

noch alles zusammenreimen<br />

lässt.<br />

Am Sonnabend brachte<br />

sich McKennie beim 2:0 der<br />

Schalker in Düsseldorf erneut<br />

ins Rampenlicht. Miteiner<br />

ansprechenden Leistung<br />

im Mittelfeld, wofür er von<br />

Manager Christian Heidel<br />

ein dickes Lob bekam („Das<br />

ist einfach ein Mentalitätsmonster,dieser<br />

Junge.Erver-<br />

Alles W<br />

oder was?<br />

Schalker Malocher:<br />

Weston McKennie<br />

DE FODI<br />

körpert soein bisschen das<br />

Malochertum, das auf<br />

Schalke einfach wichtig ist.<br />

Riesenkompliment, was der<br />

Junge in seinem Alter da auf<br />

den Platz bringt“), vor allen<br />

Dingen aber mit seinem Tor<br />

zum 1:0 und dem anschließenden<br />

Jubel. Ein Wformte<br />

der US-Amerikaner dabei<br />

zweifelsfrei mit seinen Armen,<br />

was allerdings keineswegs<br />

selbstbezogen war,<br />

sondern ein Hinweis auf seinen<br />

aktuellen Lieblingsfilm.<br />

W nicht wie Weston oder<br />

Weston-Held, sonder Wwie<br />

die Warriors of Wakanda aus<br />

dem Marvel-Movie Black<br />

Panther. (lot.)<br />

Die Anziehungskraft, die<br />

der Hamburger SV auf<br />

Fußballprofis aus Berlin ausübt,<br />

hat etwas Mysteriöses<br />

und zuletzt auch Fatales. Bei<br />

Jürgen Milewski, Karsten<br />

Bäron, Thomas Doll, Frank<br />

Rohde, Stefan Beinlich oder<br />

Jérôme Boateng ging die Sache<br />

einst noch recht gut aus,<br />

aber das war auch ein ganz<br />

anderer HSV.<br />

Seither führt der Weg an<br />

die Elbe schnurstracks in<br />

eine Karrierefalle, wovon<br />

nicht nur Jaroslav Drobny,<br />

Gojko Kacar oder Pierre-Michel<br />

Lasogga ein Lied singen<br />

Pistolero: BobbyWood<br />

Hannover 96<br />

Raus aus der<br />

Karrierefalle<br />

können, sondern auch<br />

BobbyWood, den es vorzwei<br />

Jahren vom1.FCUnion nach<br />

Hamburg verschlug, Abstieg<br />

inklusive.<br />

Beim HSV ist der 25-Jährige<br />

immer noch, allerdings<br />

bei dem in Hannover. Für die<br />

96er steuerte er am Sonnabend<br />

zwei bildschöne Kopfballtore<br />

zum 3:1 gegen den<br />

VfB Stuttgartbei. Klingt nach<br />

einem wunderbaren neuen<br />

Kapitel in einer stagnierenden<br />

Fußballerlaufbahn, wäre<br />

da nicht eine beunruhigende<br />

Kleinigkeit:Wood ist nur ausgeliehen.<br />

(mali.)<br />

GETTY/HARDT<br />

Leipzigs Kür mit sechs Toren<br />

AP/MEYER<br />

DieKreativität beim Jubel nach seinem Torzum<br />

5:0 hielt sich in Grenzen, vielleicht weil Marcel<br />

Sabitzer vorher schon genug Kreativität in RB<br />

Leipzigs Auftritt eingebracht hatte. 6:0 gewann<br />

sein Team am Ende gegen Nürnberg, der Offensivspieler<br />

sagte später dazu: „Wir waren vorne<br />

mutig, hinten konsequent.“ Nach nicht mal sieben<br />

Minuten führte RB 2:0 durch Kevin Kampl in<br />

dessen 100. Ligaspiel und Yussuf Poulsen (7.).<br />

Der Rest war Kür gegen bemitleidenswerte<br />

Gäste.Der Leipzgier Timo Werner konnte es sich<br />

sogar erlauben, einen Foulelfmeter in der 63. Minute<br />

zu vergeben. Für seine Attacke zuvor hatte<br />

Nürnbergs TimLeibold die Rote Kartegesehen.<br />

Bayer Leverkusen<br />

Herrlich währt<br />

am längsten<br />

Nur um das gleich vorweg<br />

zu sagen: Ein Sportgeschäftsführer<br />

ist nicht immer<br />

auch der Wortgeschäftsführer.<br />

Nurbei BayerLeverkusen<br />

ist das so, woRudi Völler in<br />

beiden Ämtern reüssiert.<br />

Doch auch nur in Leverkusen<br />

gilt: Weil ein Trainer mit<br />

Nachnamen Herrlich heißt,<br />

ist nicht automatisch alles in<br />

Ordnung. Leverkusens 0:0<br />

beim SC Freiburg amgestrigen<br />

Sonntag etwa könnte<br />

Heiko Herrlich langsam in<br />

Schwierigkeiten bringen.<br />

Denn abgesehen von den<br />

oben geschilderten Besonderheiten<br />

gelten in Leverkusen<br />

selbstredend die Gesetzmäßigkeiten<br />

der Branche.<br />

Dazu gehört, dass der Begriff<br />

„Rücken stärken“, der gestern<br />

imZusammenhang mit<br />

Wortgeschäftsführer Völler<br />

und Herrlichs Heiko die<br />

Runde machte, ins Reine<br />

übersetzt heißt: „Hinter dem<br />

Rücken nach Ersatz suchen.“<br />

Lediglich in Kenntnis dieser<br />

Umstände ist zu verstehen,<br />

was Völler mit den Wor-<br />

ten meinte: „Heiko macht<br />

das gut, bleibt ruhig.“ Und<br />

sieht dann, was passiert. Das<br />

meinte Völler,wenn er weiter<br />

sagte,Herrlich hole„alles aus<br />

der Mannschaft raus“. Das<br />

fehlt dann ja auf dem Platz.<br />

Wiedie Chancenverwertung.<br />

In der Europa League gelang<br />

zwar ein 3:2 gegen Ludogorez<br />

Rasgrad und ein 4:2 gegen<br />

AEK Athen, doch in der<br />

Bundesliga rückt Team Herrlich<br />

nach nur zwei Siegen, vier<br />

Niederlagen und dem jüngsten<br />

Unentschieden an die Abstiegszone<br />

heran, aus der ihr<br />

inzwischen sogar Schalke<br />

entgegenkommt. „Die Qualität<br />

im Kader haben wir, dass<br />

wir auch in der Bundesliga<br />

wieder nach oben kommen.“<br />

Originalton Wortgeschäftsführer.<br />

Bewusster Völler sagt deshalb<br />

zur akuten Trainerfrage:<br />

„Natürlich gibt es bei uns<br />

überhaupt keine Diskussion.“<br />

Natürlich. Die nächsten<br />

Schritte stehen ja längst<br />

fest. So läuft das in der Bundesliga.<br />

Herrlich. (cs.)<br />

SIEBTER SPIELTAG<br />

0:3 (0:2)<br />

BAYERN–M’GLADBACH<br />

4:3 (0:1)<br />

DORTMUND–AUGSBURG<br />

2:0 (1:0)<br />

BREMEN–WOLFSBURG<br />

6:0 (4:0)<br />

LEIPZIG–NÜRNBERG<br />

3:1 (2:0)<br />

HANNOVER–STUTTGART<br />

0:0<br />

MAINZ–HERTHA<br />

0:2 (0:0)<br />

DÜSSELDORF–SCHALKE<br />

0:0<br />

FREIBURG–LEVERKUSEN<br />

1:2 (0:1)<br />

HOFFENHEIM–FRANKFURT<br />

Bayern München: Neuer -Kimmich,<br />

Süle, Hummels, Alaba<br />

(55. Sanches) -Thiago-Robben<br />

(46. Ribéry), Müller (46.<br />

Gnabry), Goretzka, James<br />

Rodríguez -Lewandowski<br />

Mönchengladbach: Sommer -<br />

Lang,Ginter,Elvedi, Wendt -<br />

Kramer -Neuhaus (74. P. Herrmann),<br />

Hofmann -T.Hazard<br />

(83. Traoré), Stindl (66. Zakaria),<br />

Pléa<br />

SR: Willenborg (Osnabrück)<br />

Zuschauer:75000<br />

Tore: 0:1 Pléa (10.), 0:2 Stindl<br />

(16.), 0:3 P. Herrmann (88.)<br />

Gelbe Karten: F. Ribéry(1),<br />

James Rodríguez (1) /Hofmann<br />

(1), Zakaria (2)<br />

Dortmund: Bürki -Hakimi,Akanji,<br />

Zagadou, Diallo -Witsel,Weigl (77.<br />

M. Götze) -Sancho, Bruun Larsen<br />

(69. Guerreiro) -Reus -Philipp (59.<br />

Alcácer)<br />

Augsburg: Luthe -Gouweleeuw,R.<br />

Khedira, Hinteregger -Framberger,<br />

Max -Baier (64. Fe. Götze) -Hahn<br />

(75.Moravek),Gregoritsch,Caiuby-<br />

Finnbogason (83. Cordova)<br />

SR: Schmidt -ZS: 81 365<br />

Tore: 0:1 Finnbogason (22.), 1:1<br />

Alcácer (62.), 1:2 Max (71.), 2:2<br />

Alcácer (80.), 3:2 M. Götze (84.),<br />

3:3 Gregoritsch (87.), 4:3Alcácer<br />

(90.+6)<br />

GK: Reus (1) /Baier (2), Hahn (2),<br />

R. Khedira (3), Gouweleeuw (2),<br />

Caiuby(1), Finnbogason (1), Cordova<br />

(1)<br />

Werder Bremen: Pavlenka -Gebre<br />

Selassie, Langkamp, Moisander,Augustinsson<br />

-Bargfrede<br />

-M.Eggestein, Klaassen<br />

(89. Möhwald) -Osako(83. J.<br />

Eggestein), F. Kainz (75. Pizarro)<br />

-M.Kruse<br />

VfL Wolfsburg: Casteels -William,<br />

Knoche, Brooks, Roussillon<br />

-Tisserand (85. Rexhbecaj)<br />

-Steffen (78. Blaszczykowski),<br />

Malli (59. Ginczek), Arnold, Brekalo<br />

-Weghorst<br />

Schiedsrichter:Petersen<br />

Zuschauer:41000<br />

Tore: 1:0 Klaassen (35.), 2:0 J.<br />

Eggestein (86.)<br />

GK: F. Kainz (1) /William (2),<br />

Ginczek (2)<br />

Leipzig: Gulacsi -Mukiele, Upamecano,<br />

Orban, Halstenberg -<br />

Kampl (46. Ilsanker), Demme -<br />

Sabitzer,Forsberg (76. Matheus<br />

Cunha) -Werner,Poulsen (64.<br />

Augustin)<br />

Nürnberg: Bredlow-Valentini<br />

(82. Ro. Bauer), Margreitter,<br />

Mühl, Leibold -Petrak -Kubo<br />

(60. Knöll), Löwen, Behrens,<br />

Vura (46. P. Martínez) -Ishak<br />

SR: Tobias Stieler (Hamburg)<br />

ZS: 37389<br />

Tore: 1:0 Kampl (4.), 2:0 Poulsen<br />

(7.), 3:0 Sabitzer (21.), 4:0<br />

Werner (32.), 5:0 Sabitzer<br />

(55.), 6:0 Werner (59.)<br />

GK: -/Valentini (1) RK: -/Leibold<br />

(62./Taktisches Foulspiel)<br />

Hannover96: M. Esser -Elez,<br />

Anton, Felipe -Bebou, Schwegler<br />

(87. Fossum), Walace, Albornoz<br />

-Asano (14. Haraguchi) -<br />

Wood (76. Bakalorz), Füllkrug<br />

VfB Stuttgart: Zieler -Baumgartl,<br />

Badstuber (46. Thommy), Pavard<br />

-Beck, Ascacibar,Sosa -<br />

Castro (46. Gonzalez), Gentner<br />

(84. Sarpei) -Didavi, Mar.Gomez<br />

Schiedsrichter:Stegemann<br />

Zuschauer:40800<br />

Tore: 1:0 Wood (30.), 2:0 Wood<br />

(45.+1), 2:1 Mar.Gomez (50.),<br />

3:1 Bebou (90.+1)<br />

Gelbe Karten: Albornoz (1) /<br />

Sosa (2), Thommy (2)<br />

FSV Mainz 05: Zentner -Mwene,<br />

Bell, Niakhaté, Martín -Kunde<br />

Malong -Gbamin (88. Maxim),<br />

Baku -Boetius, Burkardt (66.<br />

Ujah) -Mateta (82. Abass)<br />

Hertha BSC: Jarstein -Lazaro, N.<br />

Stark (46. Lustenberger), Rekik,<br />

Plattenhardt -Skjelbred, Maier -<br />

Kalou, Duda, Dilrosun (74. Leckie)<br />

-Ibisevic (61. Selke)<br />

Schiedsrichter:Schlager (Rastatt)<br />

Zuschauer:22408<br />

Gelbe Karten: -/Skjelbred (1),<br />

Maier (1)<br />

Fortuna Düsseldorf: Rensing -J.<br />

Zimmer,Ayhan, Bodzek (63.<br />

Ducksch), Kaminski, Gießelmann<br />

(66. Usami) -Sobottka,<br />

Morales -Mat. Zimmermann,<br />

Hennings, Raman<br />

FC Schalke04: Fährmann -D.<br />

Caligiuri, Salif Sané, Naldo,<br />

Mendyl -McKennie (79. Konopljanka),<br />

N. Bentaleb,Serdar<br />

(62. Uth), Mascarell -Burgstaller,DiSanto<br />

(88. Embolo)<br />

Schiedsrichter:Jablonski<br />

Zuschauer:52000<br />

Tore: 0:1 McKennie (48.), 0:2<br />

Burgstaller (53.)<br />

Gelbe Karten: J. Zimmer (2), Sobottka<br />

(2), Bodzek (2) /Mendyl<br />

(3)<br />

SC Freiburg: Schwolow-Kübler,<br />

Gulde (46. L. Waldschmidt),<br />

Heintz, Günter -R.Koch -Frantz<br />

(89. Höler), J. Gondorf, Höfler,<br />

Sallai -Niederlechner (38. Haberer)<br />

BayerLeverkusen: Hradecky -<br />

Weiser,Tah, S. Bender,Wendell -<br />

Dragovic, Kohr (83. Thelin) -<br />

Brandt (71. Bailey), Havertz, K.<br />

Volland (84. Paulinho) -Alario<br />

Schiedsrichter:Dankert<br />

Zuschauer:23800<br />

Gelbe Karten: Kübler (1), Höfler<br />

(3), Günter (2) /Kohr (3)<br />

1899 Hoffenheim: Baumann -<br />

Akpoguma (66. Joelinton), Vogt,<br />

Posch -Brenet, Grillitsch (60.<br />

Nelson), Demirbay, N. Schulz -<br />

Belfodil, Bittencourt(52. Grifo)<br />

-Szalai<br />

Eintracht Frankfurt: Trapp -M.<br />

Russ, Hasebe, N'Dicka -G.<br />

Fernandes -daCosta, de<br />

Guzmán, Souza (46. Gacinovic),<br />

Kostic (80. Willems) -Jovic<br />

(69. Haller), Rebic<br />

Schiedsrichter:Siebert(Berlin)<br />

Zuschauer:29785<br />

Tore: 0:1 Rebic (40.), 0:2 Jovic<br />

(46.), 1:2 Nelson (82.)<br />

GK: Akpoguma (1), N. Schulz<br />

(2) /Souza (1), Hasebe (1)<br />

Gelb-Rot: -/Rebic (64.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 22 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

VFB Stuttgart<br />

Unterirdische<br />

Bonität<br />

Matti Lieske<br />

bedauert, dassTayfun Korkut<br />

dem Stuttgarter Größenwahn<br />

zum Opfer gefallen ist.<br />

Der heißeste Kandidat für einen<br />

Trainer-Rauswurf am Wochenende<br />

war eigentlich José Mourinho bei<br />

Manchester United. Doch den Portugiesen<br />

rettete (vorläufig) der späte<br />

Siegtreffer gegen Newcastle United.<br />

Also erwischte es Tayfun Korkut. Wie<br />

immer, könnte man sagen, der Mann<br />

scheint zum Sündenbock geboren.<br />

Wahrscheinlich weil er immer so traurig<br />

guckt, wie zuletzt nach dem Sieg<br />

seines VfB Stuttgartgegen Werder Bremen,<br />

dem bisher einzigen in dieser<br />

Saison. Da erweckte er in seiner notorischen<br />

Bescheidenheit wieder einmal<br />

den Eindruck, als habe er mit dem Erfolg<br />

nicht das Geringste zu tun gehabt.<br />

War ein Fehler, die Klubführung<br />

glaubte ihm.<br />

Mourinho beklagte eine „Menschenjagd“<br />

gegen sich, in England<br />

werde erinzwischen sogar schon für<br />

den Regen und den Brexit verantwortlich<br />

gemacht. So weit, dass man<br />

Korkut die Bierpreise beim Cannstatter<br />

Wasen und die miese Luft in der<br />

Stadt anlastet, ist es im Schwabenland<br />

nicht gekommen, man macht ihn nur<br />

für schlechten Fußball verantwortlich.<br />

Fußball wie in der ersten Hälfte beim<br />

1:3 in Hannover. Über die zweite<br />

Hälfte, in der die Stuttgarter nach<br />

Korkuts Umstellungen fast den Ausgleich<br />

erzielten, bevor sie kurz vor<br />

Schluss einen Konter kassierten,<br />

schweigt man großzügig beimVfB.<br />

Da ist er wieder,der Chaos- und Panikklub,der<br />

gerndreiTrainer proSaison<br />

auf dem Wegzum Untergang verschleißt<br />

und einen Sportdirektor hat,<br />

der entweder gut heucheln kann oder<br />

schlecht informiert ist. Die Trainerfrage<br />

stelle sich nicht, sagte Michael<br />

Reschke noch in Hannover und sah<br />

„genug Substanz für einen Neustartin<br />

dieser Konstellation“. Am nächsten<br />

Tagwaren ihm plötzlich „die ausbleibende<br />

sportliche Entwicklung“ und<br />

die „negativen Ergebnisse“ aufgefallen.<br />

Besser erklärte Klubpräsident<br />

Wolfgang Dietrich den kurzen Geduldsfaden:<br />

„Nach dem erfreulichen<br />

Verlauf der vergangenen Saison waren<br />

wir zuversichtlich (…), in der neuen<br />

Spielzeit die positiveEntwicklung weiterführen<br />

zu können.“ Wollten sie allen<br />

Ernstes in die Champions League?<br />

Größenwahn, dein Name istVfB!<br />

Platz 7 hatte Korkut geschafft,<br />

nachdem er das Team Ende Januar in<br />

desolatem Zustand auf Rang 14 übernommen<br />

und sofort stabilisiert hatte.<br />

Ähnliches war ihm 2014 schon bei<br />

Hannover 96gelungen, auch da flog<br />

der Mann mit der unterirdischen Bonität<br />

in der Folgesaison raus. Dabei<br />

war die Situation trotz des letzten Platzesnicht<br />

prekär für denVfB,die Teams<br />

der zweiten Tabellenhälfte liegen eng<br />

beisammen. Absurderscheint dieVorstellung,<br />

dass die Stuttgarter mit MarkusWeinzierl<br />

oder Markus Gisdol oder<br />

wemauch immer plötzlich tollen Fußball<br />

spielen. Da hätten sie schon Tayfun<br />

Korkut holen müssen.<br />

Tayfun Korkut muss mal wieder seinen<br />

Posten räumen.<br />

DPA/PATRICK SEEGER<br />

Entspannt und ausgelassen: Die Herthaner um Vedad Ibisevic (l.) und Javairo Dilrosun gehen zufrieden in die Länderspielpause.<br />

Entspannte Überflieger<br />

Nach dem 0:0 in Mainz geht Hertha BSC zufrieden in die Pause. Nur Starks Ausfall trübt die Stimmung<br />

VonPatrick Berger<br />

Ein ziemlich kalter Wind<br />

wehte am frühen Sonntagmorgen<br />

über dem Schenckendorffplatz.<br />

Pal Dardai<br />

stand trotzdem in kurzer Hose und<br />

dünner, grauer Trainingsjacke da.<br />

Der Trainer von Hertha BSC ist ein<br />

harter Hund, trotzt auch den widrigsten<br />

Bedingungen. Nach dem 0:0<br />

gegen den FSV Mainz 05 wollte Dardai<br />

gerade eine Runde Laufen gehen.<br />

Bevor ersich aber auf die Fersen<br />

machte, stand der Ungar noch<br />

den anwesenden Journalisten Rede<br />

und Antwort. Wie erden Punkt in<br />

Mainz denn jetzt einordnet, wurde<br />

Dardai gefragt. „Es war einfach<br />

nicht mehr drin“, sagte der 42-Jährige,<br />

„das 0:0 müssen wir akzeptieren.“<br />

Drei, vier Spieler seien körperlich<br />

nicht so frisch, wie noch eine<br />

Woche zuvor beim 2:0-Erfolg gegen<br />

die Bayern, gewesen. Dann werde es<br />

für sein Team eben schwierig.<br />

Der ominöse Bayern-Fluch hat<br />

also auch die Blau-Weißen getroffen.<br />

Denn: Von den vergangenen elf<br />

Klubs, die den Rekordmeister besiegen<br />

konnten, gelang nur Leipzig im<br />

darauffolgenden Spiel ein weiterer<br />

Erfolg. „Wenn du zum Flughafen<br />

„VERDAMMTE VERPFLICHTUNG“: PREETZ GEGEN RASSISMUS<br />

fährst und nach Mainz fliegst“ erzählt<br />

Dardai, „reden alle über das<br />

Bayern-Spiel. Nach dem Spiel<br />

kommst du aus Mainz zurück –und<br />

es reden noch immer alle über Bayern.<br />

Es ist schön. Aber wir müssen<br />

dieses Spiel jetzt vergessen.“<br />

Mit 14Punkten aus sieben Spielen<br />

gehen die <strong>Berliner</strong> Überflieger<br />

nun ganz entspannt in die Länderspielpause.<br />

Die vor der Saison so<br />

nicht erwartbare Ausbeute stimmt<br />

freilich auch den Trainer zufrieden.<br />

„Wir haben eine junge Mannschaft<br />

und momentan nicht viel auszusetzen.<br />

Dort oben zu stehen, macht<br />

Michael Preetz, 51, hat mit<br />

deutlichen Worten eine gesellschaftliche<br />

Positionierung<br />

vonFußballklubs gegen<br />

Rassismus gefordert. „Ich<br />

finde, dass wir die verdammte<br />

Verpflichtung haben,<br />

aufzustehen und mindestens<br />

–wenn wir uns nicht<br />

politisch artikulieren wollen –<br />

Haltung zeigen können“,<br />

sagte der Geschäftsführer<br />

vonHertha BSC im ZDF-<br />

Sportstudio. „Und das müssen<br />

wir in einer Zeit, in der jeder<br />

spürt, dass es nicht in<br />

die richtigeRichtung geht“,<br />

erklärte der Ex-Profi weiter.<br />

Der Erstligist hatte sich unter<br />

anderem in der Vorwoche vor<br />

dem Bayern-Spiel mit der<br />

Aufschrift „In Berlin kannst<br />

du alles sein. Außer Rassist.“<br />

warmgemacht.<br />

uns Spaß. Für die Spieler und mich<br />

ist es jetzt einfacher, weil wir in den<br />

Hinterköpfen haben, dass wir auch<br />

mal einen Fehler machen können<br />

und in der Tabelle trotzdem erst mal<br />

oben bleiben. Wenn wir schlau sind<br />

und konsequent punkten, dann<br />

kann es eine angenehme Winterpause<br />

für uns werden. Dazu darf es<br />

aber nicht noch mehr Verletzte geben.“<br />

Dardai machte damit Anspielungen<br />

auf den Ausfall von Niklas Stark.<br />

Der 23-jährige Abwehrspieler war in<br />

Mainz zur Pause mit einer Fußverletzung<br />

ausgewechselt worden und ist<br />

Verunsicherte Solisten<br />

IMAGO/JAN HUEBNER<br />

nach Jordan Torunarigha (Achillessehne)<br />

nun schon der zweite Innenverteidiger,<br />

der zwangspausieren<br />

muss.Auf dem Rückflug an Gate A19<br />

des Frankfurter Flughafens humpelte<br />

Stark, das schwarze Baseballcap<br />

tief ins Gesicht gezogen, auf Krücken<br />

in die Lufthansa-Maschine<br />

LH044. Die Szene, die ihn wohl die<br />

nächsten Wochen außer Gefecht setzen<br />

wird, schilderte Stark so: „Jonathan<br />

Burkhardt erwischt mich, ich<br />

knicke um. Dann fällt er auf mich<br />

drauf. Wir müssen jetzt abwarten,<br />

was die MRT-Untersuchung ergibt.“<br />

Diese soll imLaufe des heutigen Tages<br />

durchgeführt werden. Dardai<br />

ahnt dabei nichts Gutes:„Ich will den<br />

Teufel nicht provozieren, aber es<br />

sieht nicht gut aus.Eskann sein, dass<br />

es eine längerePause wird.“<br />

Dardai wäre aber nicht Dardai,<br />

wenn er auch mit dieser widrigen<br />

Bedingung umzugehen wüsste: „Wir<br />

haben noch Spieler.Fünferkette wird<br />

schwierig, aber Viererkette bekommen<br />

wir hin“, sagte er und scherzte:<br />

„Ich gehe mit Co-Trainer Rainer<br />

Widmayer laufen. Wenn wir jedes<br />

Training in der Nationalmannschaftspause<br />

absolvieren, kriegen<br />

wir es hin. MitseinemStellungsspiel<br />

kann er uns sicher helfen.“<br />

Nach dem 0:3 gegen Mönchengladbach ist sich Niko Kovac des Rückhalts beim FC Bayern nicht mehr sicher<br />

VonMaik Rosner,München<br />

Sogar der Blick in die nahe Zukunft<br />

fiel schwer. Der Oktoberfestbesuch<br />

am Sonntag nach der 0:3 (0:2)-<br />

Niederlage gegen Mönchengladbach<br />

sorgte für weiteres Grauen in der Belegschaft<br />

des FC Bayern. Ein Schaulaufen<br />

auf derWiesn, das Lächeln und<br />

Zuprosten für die Kameras – den<br />

Münchnern schien diese Aussicht<br />

wie eine Qual vorzukommen. Nach<br />

dem nächsten „Schlag ins Gesicht“,<br />

wie es Kapitän Manuel Neuer am<br />

Sonnabend zwar in Bezug auf das<br />

zweite Gegentor formulierthatte,was<br />

aber auch übergeordnet für das uninspirierte<br />

Spiel der Bayern galt.<br />

Dieheftige Niederlage eine Woche<br />

nach dem 0:2 gegen Hertha war das<br />

vierte sieglose Spiel in Serie und hinterließ<br />

den Eindruck, dass der Abwärtstrend<br />

an Fahrtgewinnt.<br />

„Das ist natürlich nicht Bayern<br />

und auch zu wenig“, sagte Neuer<br />

noch über die seltenen Torchancen<br />

seiner Kollegen. Rechtsverteidiger<br />

Joshua Kimmich stellte schonungslos<br />

fest:„Es ist nicht so,dass wir<br />

so viele Chancen versemmelt<br />

haben.Wirhatten einfach<br />

keine.“<br />

Der Blick richtet sich zu<br />

Beginn der Länderspielpause<br />

damit vor allem auf<br />

den neuenTrainer Niko Kovac,<br />

46. „Ich weiß, dass ich<br />

beim FC Bayern bin und<br />

die Zeit hier anders läuft“,<br />

sagte er.Aber er gehe davon<br />

aus, dass er weiterhin Rückhalt im<br />

Verein habe, fügte er an. Sicher ist er<br />

sich dessen nicht mehr. Das erzählt<br />

einiges über den Abschwung, den<br />

seine Mannschaft zuletzt erlebt hat,<br />

nachdem ihn Präsident Uli Hoeneß<br />

in Bezug auf die Rotation schon vor<br />

Gladbach mit der Aussage geschwächt<br />

hatte, amEnde müsse der<br />

Trainer„den Kopf hinhalten“.<br />

Immer deutlicher wird, wie sehr es<br />

beim FC Bayern rumort.<br />

Die Mannschaft vermisst<br />

ganz offensichtlich bei der<br />

Suchenach Lösungen flexible<br />

Vorgaben und Impulse<br />

des Trainers, wie schon vor<br />

dem Spiel gegen Gladbach<br />

AFP/STACHE<br />

durch an die Bild-<strong>Zeitung</strong><br />

durchgesteckte Kritik und<br />

Kopf zum Hinhalten:<br />

NikoKovac müssen uns schon Gedan-<br />

Interna klar wurde. „Wir<br />

ken machen, wie wir Chancen<br />

kreieren können“, sagte Kimmich<br />

nun. „Wir sind mit zu vielen Spielern<br />

in den ungefährlichen Räumen“, präzisierte<br />

Mats Hummels. Bei Stürmer<br />

RobertLewandowski zählten Statistiker<br />

insgesamt zwölf Ballkontakte.<br />

Das lag auch daran, dass die<br />

Münchner oft ohne Tempo anliefen,<br />

mehr quer als tief passten. DasTeam<br />

spielt ohne klares Konzept vor sich<br />

hin. Wie eine Ansammlung von verunsicherten<br />

Solisten, die ohne<br />

Glaube an dieVorgaben agiert.<br />

DerBlick richtet sich aber auch auf<br />

die Kaderkonstruktion, für die Kovac<br />

nichts kann. Serge Gnabry, 23, kann<br />

die an Schwung verlierenden Franck<br />

Ribéry, 35, und Arjen Robben, 34,<br />

noch nicht ersetzen, Tempodribbler<br />

Kingsley Coman, 22, kuriert einen<br />

Syndesmoseriss aus, und nach Corentin<br />

Tolisso und Rafinha fällt nun<br />

auch Linksverteidigers David Alaba<br />

aus. „Jetzt ist genau das eingetreten,<br />

was ich befürchtet habe“, sagte Kovac<br />

und verwies auf die hohe Belastung<br />

seiner Außenverteidiger mangels Alternativen<br />

und damit kritisch auf die<br />

schmale Kaderarchitektur.<br />

Talent<br />

zum großen<br />

Drama<br />

Paco Alcácer lässt beim BVB<br />

Coach und Kollegen staunen<br />

VonDaniel Theweleit, Dortmund<br />

Das Westfalenstadion hat viele ekstatische<br />

Augenblicke erlebt,<br />

aber dieser spezielle, wilde Jubelschrei,<br />

der am Sonnabend um kurz<br />

vor halb sechs in den Spätsommerhimmel<br />

entschwebte,wirdden Menschen<br />

sehr lange in Erinnerung bleiben.<br />

Paco Alcácer zirkelte in der 96.<br />

Minute eines hinreißenden Fußballspiels<br />

einen Freistoß zum finalen 4:3<br />

ins Torund damit zwei zusätzliche<br />

Punkte aufs Konto des Tabellenführers.<br />

Aber die Geschichte hinter diesem<br />

Moment lässtsichnicht mit Zahlen<br />

beschreiben. Der Schrei enthielt<br />

eine Botschaft an das ganze Fußball-<br />

Land. Der BVB ist zweifellos das aufregendste<br />

Fußballprojekt, das<br />

Deutschland gerade zu bieten hat.<br />

„Unfassbar“, stammelte Kapitän<br />

MarcoReus. Dieses 4:3war nichteinfach<br />

ein Drama, es berührte all die<br />

großen Themen, die im Moment<br />

rund um denBVB relevant sind. Zwischenzeitlich<br />

hatte Mario Götze zum<br />

3:2 getroffen (82.) −imersten Bundesligaduell<br />

gegen seinen jüngeren BruderFelixund<br />

nach vier Partien, in denen<br />

er nicht im Kader stand. Für einige<br />

Minuten sah er wie der Gewinner<br />

des Tages aus, amEnde war sein<br />

Kapitel nur ein Nebenstrang.<br />

SechsTorein81Minuten<br />

ZumHelden wurde Paco Alcácer,der<br />

in der 59. Minute in die Partie kam, als<br />

die Dortmunder 0:1 zurücklagen,<br />

und der noch drei Treffer erzielte.„Es<br />

istverrückt“, sagte Manuel Akanji, „er<br />

kommt rein, macht mit seiner ersten<br />

Aktion das 1:1, macht einen Hattrick<br />

und hat dazu noch zwei andere<br />

Chancen, er ist ein unglaublicher<br />

Fußballer.“ Nach sieben Spieltagen<br />

führtder Spanier die Torjägerliste mit<br />

sechs Treffern an, dabei stand er erst<br />

81 Minuten plus diverse Nachspielzeiten<br />

auf dem Rasen. „Das ist ein<br />

sehr, sehr, sehr guter Transfer“, sagte<br />

Lucien Favre, der keine Worte fand,<br />

um seine Wertschätzung angemessener<br />

zu beschreiben. Im Gesicht des<br />

Schweizers war die Begeisterung<br />

über den Leih-Stürmer vom FCBarcelona,der<br />

vorige Woche im Europapokal<br />

gegen AS Monaco erstmals<br />

nach drei Jahren in einem Pflichtspiel<br />

90 Minuten durchspielte und nun<br />

nach zweieinhalb Jahren wieder ins<br />

Nationalteam eingeladen wurde,<br />

nicht zu übersehen.<br />

Auf die Frage, ob dies das beste<br />

Spiel seiner Karriere gewesen sei, erwiderte<br />

der 25-Jährige: „Das kann gut<br />

sein.“ Alcácers Gefühl für den richtigen<br />

Pass macht alle anderen Offensivspieler<br />

stärker. „Er spürt Fußball<br />

einfach“, sagte Favre. DieBrillanz dieses<br />

Profis imTorabschluss ist phänomenal,<br />

unddank Alcácers Talent zum<br />

großen Drama hat der BVB den Kern<br />

der eigenen Identität wieder entdeckt.<br />

Sportdirektor Michael Zorc<br />

sagte: „Ich habe das Stadion selten so<br />

kochen sehen wie ab der 90. Minute.“<br />

Dortmunds Paco Alcácer möchte die ganze<br />

Welt küssen.<br />

AFP/FASSBENDER


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 23 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

MontserratCaballé<br />

sang auch mit Freddie<br />

Mercury. Nachruf auf<br />

Seite 25<br />

„Ich will Europa seine Wurzeln zurückgeben.“<br />

Die Autorin Géraldine Schwarz im Vorspruch zu ihrem Roman „Die Gedächtnislosen“ Seiten 26 und 27<br />

Banksy-Bild<br />

Eine Frage der<br />

Haltung<br />

PetraKohse<br />

hält Zerstörung für ein achtbares<br />

künstlerisches Mittel<br />

Dass das Banksy-Bild „Mädchen<br />

mit Ballon“ nach seiner Versteigerung<br />

bei Sotheby’s für rund 1,2<br />

Millionen Euro durch eine Vorrichtung<br />

im eigenen Rahmen zur Hälfte<br />

geschreddert wurde, gefällt mir.<br />

Schon die erschrockenen Gesichter,<br />

die auf einem Video zu sehen sind,<br />

das auf der Instagram-Seite von<br />

Banksy eingestellt ist, sind es wert.<br />

Manche Anwesende lachen allerdings<br />

auch. Und man muss sich natürlich<br />

fragen, wer das Schreddern<br />

im Moment des fallenden Hammers<br />

in Gang gesetzt hat. Banksy textet in<br />

diesem Video, dass er vor einigen<br />

Jahren ein Bild entsprechend präpariert<br />

hätte, dann sieht man jemanden<br />

einen haifischzahnartigen Riegel<br />

an einem Rahmen anbringen –<br />

und Schnitt zu Sotheby’s. SaßBanksy<br />

da im Publikum und löste den Mechanismus<br />

aus?<br />

Schön ist, wie ein Künstler hier<br />

seinen Verfügungsanspruch gegen<br />

den Betrieb durchsetzt. Es kann einer<br />

seine Zeichnungen ja in einer<br />

Plastiktüte bei strömendem Regen<br />

zur Ausstellung bringen. Sobald er<br />

aber die Schwelle des Leihnehmers<br />

überschreitet, müssen Luftdruck<br />

und Lichtwerte stimmen und darfer<br />

sie nicht mehr ohne Handschuhe<br />

berühren. Undschön ist, wie die Performance<br />

ohne Vorwurf mit dem<br />

Spekulationscharakter des Kunstmarktes<br />

spielt. Denn selbstverständlich<br />

hat sich der Wert von„Mädchen<br />

mit Ballon“ sofort erhöht. Die Überraschung,<br />

die Zerstörung, die Erstmaligkeit<br />

–das alles schlägt zu Buche<br />

und der anonyme Käufer ist viel besser<br />

bedient, als er dachte. Ermuss<br />

sich beim Künstler bedanken.<br />

VomMädchen mit dem herzförmigen<br />

Ballon ist jetzt nur noch der<br />

Ballon übrig. Der Rest hängt in<br />

Streifen. Doch die Reproduktionen<br />

des intakten wie des geschredderten<br />

Bildes werden keine Mühe machen,<br />

vielleicht hat der britische<br />

Künstler beides schon vorbereitet,<br />

auch in identischen Rahmen. Es ist<br />

ja alles nur eine Frage der Idee.Und<br />

der Haltung.<br />

Angekündigte Überraschung<br />

Die Frankfurter Buchmesse findet in dieser Woche in goldenem Herbstlicht statt, bei eher trüber Stimmung<br />

VonCornelia Geißler<br />

Der Hanser Berlin Verlag<br />

zieht um und bekommt<br />

Zuwachs mit dem neuen<br />

Programm Hanser blau.<br />

Er sitzt nicht mehr an der verrückten<br />

Kreuzung am Checkpoint Charlie,<br />

sondern inder öden Lehrter Straße.<br />

Undmiesepetrig, wie die Stimmung<br />

in der Buchbranche gerade ist,<br />

könnte man bemeckern, dass der<br />

Verlag den Wein zur Umzugsparty<br />

am Freitagabend nicht selbst bezahlt<br />

hat, sondern sich vom Autor Robert<br />

Seethaler schenken ließ. Er hatte<br />

nämlich 111 Flaschen Riesling zu<br />

den 11 111 Euro dazubekommen,<br />

mit denen der Rheingau-Literatur-<br />

Preis dotiert ist. Dass Seethaler mit<br />

der Auszeichnung für seinen unter<br />

Toten spielenden Roman („Das<br />

Feld“) die Verlagsparty tränkt, liegt<br />

sicher schlicht daran, dass er nicht<br />

zum Alkoholiker werden möchte.<br />

Als Kiepenheuer &Witsch, eigentlich<br />

in Köln ansässig, am Abend zuvor<br />

inBerlin eine Neuerscheinung<br />

feierte, gab es auch Wein, doch die<br />

Hauptfigur, mehrmals glücklich der<br />

Trunksucht entronnen, trank Eierlikör.<br />

„Udo“ heißt das Buch, für das<br />

Udo Lindenberg dem Journalisten<br />

Thomas Hüetlin sein Leben erzählte.<br />

Es handelt von großen Songs und<br />

Freundschaften, vom Friedensmotto<br />

„Gitarren statt Knarren“, vom Rockerleben<br />

und eben vom Alkohol.<br />

Udo Lindenberg sang in der Bar<br />

Freundschaft mit dem Biografen und<br />

mit seinemVerleger Helge Malchow.<br />

Waspassiertbei Rowohlt?<br />

Kiepenheuer &Witsch gehört zum<br />

Holtzbrinck-Konzern. Dass Malchow<br />

2019 ausscheiden und seinen<br />

Posten bekanntlich an seine Stellvertreterin<br />

Kerstin Gleba abgeben wird,<br />

leuchtet jetzt beispielhaft. Denn<br />

noch immer rumort esbeim Holtzbrinck-Verlag<br />

Rowohlt um die Absetzung<br />

von Barbara Laugwitz und die<br />

Ankündigung von Florian Illies als<br />

Verlagsleiter. Wie sich Rowohlt ab<br />

Mittwoch auf der Buchmesse in<br />

FrankfurtamMain in Halle 3präsentieren<br />

wird, ist eigentlich klar:mit jeder<br />

Menge vorzeigbarer Bücher. Am<br />

heutigen Montag erscheint auf<br />

Deutsch BobWoodwards Auseinandersetzung<br />

mit dem US-amerikanischen<br />

Präsidenten „Furcht. Trump<br />

Für Bücher gibt es weniger Käufer heute, aber noch immer starke Liebhaber.<br />

im Weißen Haus“. Am Abend kann<br />

Inger-Maria Mahlke auf den Deutschen<br />

Buchpreis für „Archipel“ hoffen.<br />

Auch erzählt Natascha Wodin<br />

die Geschichte ihrer Eltern weiter:<br />

„Irgendwo in diesem Dunkel“, gibt<br />

es „Stimmen“ aus dem Nachlass von<br />

Wolfgang Herrndorf. Und dann ist<br />

noch eine Überraschung angekündigt.<br />

Ausgerechnet zu der Zeit, da der<br />

Suhrkamp-Verlag seinen Kritiker-<br />

DPA<br />

empfang abhält, lädt Rowohlt in ein<br />

schickes Hotel, um ein „Buch ohne<br />

Namen“ zu begrüßen.<br />

Auf der Buchmesse in Frankfurt<br />

am Main gab es eigentlich immer<br />

zwei große Partys, eine ausgerichtet<br />

von Rowohlt, eine von S. Fischer.<br />

Beide sparen sich in diesem Jahr das<br />

Geld.Vielleicht sollten mehr Autoren<br />

mit Naturalien geehrt werden? Es<br />

gibt immerhin noch den Julius-<br />

Campe-Preis, mit 99 Flaschen edlen<br />

Weins dotiert. Den bekommt am<br />

Buchmesse-Freitag der Filmemacher<br />

Christian Petzold, er hat jüngst<br />

den Anna-Seghers-Roman „Transit“<br />

lebendig gemacht.<br />

Die Frankfurter Buchmesse, die<br />

am Dienstagabend feierlich eröffnet<br />

wird, rühmt sich zwar immer noch<br />

ihrer Bedeutung. Mitüber 7000 Ausstellern<br />

aus 105 Ländern, an die<br />

300 000 Besuchernund 10 000 akkreditierten<br />

Journalisten und Bloggern<br />

ist sie die größte Fachmesse der<br />

Branche.Diesmal will sie sich stärker<br />

denn je an das Publikum wenden,<br />

das Bookfest bringt Lesungen und<br />

Gespräche in die Stadt. Nachdem<br />

sich seit der deutschen Vereinigung<br />

Leipzig im Frühjahr als der Messeplatz<br />

mit Autorenbegegnungen gegen<br />

die vielfach größere Verkaufsmesse<br />

in Frankfurt profiliert hat,<br />

denkt man nun auch hier um.<br />

18 Prozent Kunden verloren<br />

Das Wachstum an Ausstellerzahlen<br />

kommt aus dem Ausland. Undauch<br />

im Agentenzentrum, wo Lizenzen<br />

verhandelt und Optionen auf Bücher<br />

besprochen werden, haben sich mit<br />

rund 800 Literaturagenten aus 33<br />

Ländern sechs Prozent mehr als im<br />

Vorjahr angemeldet. Doch wenn der<br />

Geschäftsführer des Börsenvereins<br />

des Deutschen Buchhandels Alexander<br />

Skipis sagt, man erwarte die<br />

Buchmesse „voller Tatendrang“,<br />

klingt es leider wie das Pfeifen im<br />

Walde.<br />

In den ersten acht Monaten des<br />

Jahres ist der Umsatz im deutschen<br />

Buchhandel um ein Prozent gefallen.<br />

Das klingt nicht viel, doch die durch<br />

Preissteigerungen etwa gleich gebliebenen<br />

Umsatzzahlen hatten<br />

lange den Blick für das eigentliche<br />

Problem getrübt. Anfang dieses Jahres<br />

veröffentlichte dann der Börsenverein<br />

die schockierende Nachricht,<br />

dass zwischen 2013 und 2017 18 Prozent<br />

der Kunden im Publikumsmarkt<br />

verloren gegangen sind. Konkret<br />

sieht es so aus, dass 8,9 Millionen<br />

Kunden, die 2014 und 2015 noch<br />

mindestens ein Buch gekaufthatten,<br />

2016 für keines mehr Geld ausgaben.<br />

Wenn man wenig sagen kann, bietet<br />

das Wetter einen Ausweg. Eswird<br />

schön in Frankfurt amMain in diesen<br />

Herbsttagen. Vielleicht färbt wenigstens<br />

das die Stimmung positiv.<br />

NACHRICHTEN<br />

Bushido moderiert<br />

Frühprogramm bei KISS FM<br />

Bushido hat einen neuen Job: Ab<br />

Montag moderiertder Deutschrapper<br />

beim <strong>Berliner</strong> Radio 98.8 KISS<br />

FM die Morgensendung. „Ich wollte<br />

schon immer meine eigene Radioshowund<br />

die hab ich mir jetzt gegönnt“,<br />

zitierte der Sender den in<br />

Bonn geborenen Rapper.Zuhören<br />

sei er vonMontag bis Freitag livevon<br />

6bis 10 Uhr. „Wenn Deutschlands<br />

bekanntester Rapper bei mir anruft<br />

und sagt: York,ich habe Bock aufdie<br />

Morningshow, dann sage ich nicht<br />

nein“, sagte der Programmdirektor,<br />

York Strempel. Wiejeder Neuling<br />

habe der Star jetzt Probezeit und<br />

dann „gucken wir mal“, sagte Strempel<br />

weiter. (dpa)<br />

<strong>Berliner</strong> Literaturpreis<br />

für Clemens J. Setz<br />

DieStiftung Preußische Seehandlung<br />

hat auf Beschluss ihrer Preisjury<br />

den österreichischen Schriftsteller<br />

Clemens J. Setz mit dem mit 30 000<br />

Euro dotierten <strong>Berliner</strong> Literaturpreis<br />

2019 ausgezeichnet. DerAutor<br />

nimmt die damit verbundene Berufung<br />

der Freien Universität Berlin auf<br />

die Gastprofessur für deutschsprachige<br />

Poetik im Sommersemester<br />

2019 an. In der Begründung wirdgelobt,<br />

dass Setz nicht nur „in allen<br />

Großgattungen originelle Akzente<br />

gesetzt“ habe,sein Werk voneiner<br />

„schier unerschöpflichen Fabulierlust<br />

und absurder Komik geprägt“ sei<br />

und „mit einem intertextuellen Anspielungsreichtum“<br />

glänze. (BLZ)<br />

Geschenktes Kirchenfenster<br />

von Lüpertz unerwünscht<br />

Altkanzler GerhardSchröder will der<br />

Marktkirche Hannoverein neues<br />

Fenster vonseinem Lieblingskünstler<br />

Markus Lüpertz schenken –doch<br />

der Erbe des Kirchenarchitekten<br />

wehrtsich weiter.Auch in einem Gespräch<br />

konnten Kirchenvertreter<br />

GeorgBissen, den Stiefsohn vonArchitekt<br />

Dieter Oesterlen, nicht von<br />

dem neuen Fenster überzeugen, wie<br />

das NDR-Magazin „Hallo Niedersachsen“<br />

berichtete.Jetzt prüfe der<br />

Kirchenvorstand, ob er vorGericht<br />

eine Chance gegen den Widerspruch<br />

hätte. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Egal<br />

Wieman den<br />

Mangel knapp hält<br />

VonAhne<br />

Esist mir ja eigentlich egal, aber momentan<br />

geht es mir richtig gut. Ich habe geerbt,<br />

8000 Mark, von einem reichen Onkel<br />

aus Amerika, vondem ich gar nichts wusste.<br />

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich<br />

wusste gar nicht, dass jeder von uns ein Anrecht<br />

auf einen reichen Onkel in Amerika<br />

hat. Dasist so ausgehandelt worden, damals,<br />

noch von Helmut Schmidt. Deswegen durften<br />

die Amis Atomraketen aufstellen, in der<br />

Bundesrepublik. Wusste ich auch nicht, dass<br />

das deswegen war. Ich dachte immer Bündnisverpflichtungen<br />

oder weiß der Fuchs.<br />

Warum die das nicht öffentlich gemacht haben?<br />

Hätten sie sich doch jede Menge Ärger<br />

erspart. Die ganze Friedensbewegung? Da<br />

wäre doch niemand mehr auf die Straße gegangen.<br />

Vielleicht wollten sie das als Überraschung<br />

in der Hinterhand halten? Als Trumpf<br />

im Ärmel? Falls mal eine Wende droht? Dann<br />

hätten sie immer noch verkünden können:<br />

„Seid mal kurz still, ihr habt alle einen reichen<br />

Onkel in Amerika.“<br />

Obwohl, hätte auch nach hinten losgehen<br />

können. Wenn ich daran denke, dass zum<br />

Beispiel Günther Schabowski, ja, dass der,<br />

sagen wir mal, am 4. November auf dem Alexanderplatz<br />

in die Massen gerufen hätte:<br />

„Seid mal kurz still, ihr habt alle einen reichen<br />

Onkel in der SU.“ Ich vermute, man<br />

hätte ihm nicht geglaubt, ja, schlimmer<br />

noch, man hätte ihn vielleicht sogar ausgelacht<br />

oder mit Bananen beschmissen. Halt,<br />

Letzteres nehme ich zurück.<br />

Irre wäre, wenn es diese reichen Onkels,<br />

wenn es die tatsächlich gegeben hätte. Und<br />

es bloß niemand sagte,weil man glaubte,das<br />

Volk nähme einem dies nicht ab. Hatte man<br />

HENDRIK JONAS<br />

Angst vor dem Zorn der ahnungslosen Erben?<br />

Waswohl aus jenen Onkels geworden<br />

ist? Bestimmt wurde ihnen nach dem Ende<br />

der Sowjetunion alles weggenommen. Von<br />

den Oligarchen. Dabei gehört das uns, also<br />

würde uns gehören, hätten wir nicht diese<br />

dämliche friedliche Revolution gemacht.<br />

Aber es gab ja zum Glück zwei Systeme.<br />

Danke,Helmut Schmidt! 8000 Mark.Immerhin.<br />

Werweiß schon, für wie viele Menschen<br />

mein reicher Onkel aus Amerika ein reicher<br />

Onkel aus Amerika sein musste? Dasweiß ja<br />

niemand. ZumGlück! Ichnämlich will keine<br />

Hand für mich ins Feuerlegen, dass ich nicht<br />

einige der potenziellen Erben aus dem Weg<br />

geräumt hätte. 8000 Mark sind viel, doch 8<br />

Millionen Mark sind viel mehr, und wenn<br />

man die anderen nicht kennt, sinkt bekanntlich<br />

die Hemmschwelle.<br />

Okay, ich hätte es trotzdem nicht getan.<br />

Aus handwerklichen Gründen. Hätte ja einen<br />

Killer engagieren müssen und dafür bin<br />

ich dann doch wieder zu intelligent, um<br />

nicht zu wissen, dass dieser mich erpresst<br />

hätte womöglich. So was geht sowieso immer<br />

schief, weil der Täter ja zum Tatort zurückkehrt<br />

und dort bereits der Kommissar<br />

lauert. Und deshalb bin ich in keinen Mord<br />

verwickelt, behaupte ich mal, und darum<br />

geht es mir auch so gut, momentan. Aber wie<br />

gesagt, momentan. Heißt ja nicht, dass es<br />

mir immer so gut geht. Kann ja sein, dass ich<br />

eines schönen Tages im Kopfkissen wühle<br />

und merke: Huch,keinGroschen mehr drin!<br />

Doch dann habe ich bereits eine andere<br />

Idee,wie ich an Geld komme.Dann nämlich<br />

werde ich meine Dienste anbieten, als Anschubser,auf<br />

demSpielplatz, an der Kinderschaukel.<br />

Genial, oder?<br />

UnserAutorAhne liest jedenSonntag20Uhr bei der Reformbühne<br />

Heim &Welt in der Jägerklause (Grünberger Straße 1)


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Mord am Nationalfeiertag<br />

Damen in Trachten, Männer mit Matrosenmützen: An der Deutschen Oper nimmt Ole Anders Tandberg Alban Bergs „Wozzeck“ mit in seine norwegische Heimat<br />

VonClemens Haustein<br />

Wozzeck“ spielt in Oslo:<br />

Neu ist das bestimmt,<br />

und es ist auch nicht<br />

wenig skurril. In der<br />

großen Wirtshausszene im zweiten<br />

Akt etwa füllt sich die Bühne der<br />

Deutschen Oper mit Damen in bestickten<br />

Trachten und Männern mit<br />

Matrosenmützen auf dem Kopf<br />

(Kostüme: Maria Geber). Allesamt<br />

wedeln sie mit ihren Norwegenfähnchen<br />

und singen dazu „Ein Jäger aus<br />

der Pfalz“ (sic!) oder später auch:<br />

„Ins Schwabenland mag init“.<br />

Gleich zu Beginn hatte Ole Anders<br />

Tandberg, der Alban Bergs Georg-Büchner-Vertonung<br />

hier in das<br />

Umfeld seiner Heimat verpflanzt<br />

hat, deutlich gemacht, dass er Skurrilitäten<br />

mag. Der Hauptmann (angemessen<br />

schrullig: Burkhard Ulrich),<br />

in norwegische Galauniform<br />

gesteckt, reitet da auf einem ausgestopften,<br />

dramatisch sich aufbäumenden<br />

Pferd, während Wozzeck<br />

nicht ihn rasiert, sondernsechs Mitglieder<br />

der Palastwache. Und zwar<br />

deren Schambehaarung. So muss<br />

man jedenfalls vermuten, denn die<br />

Wachleute stehen mit dem Rücken<br />

zum Publikum, sauber aufgereiht,<br />

die Hosen heruntergelassen. Der<br />

Reihe nach werden sie vonWozzeck,<br />

der sich hinunterbeugt, behandelt.<br />

Fast schon beflissen hat Tandberg<br />

versucht, „Wozzeck“ in die heutige<br />

Zeit zu transportieren, dabei die ein<br />

oder andere surreale Szene wagend<br />

wie zu Beginn. Er verlegt die Handlung<br />

der Oper auf den norwegischen<br />

Nationalfeiertag, der jährlich am 17.<br />

Maibegangen wird, und er hat –das<br />

erfährt man aus dem Programmheft<br />

–als Spielortdas Innereeines Kaffee-<br />

Wozzek (Johan Reuter) erscheint im gut sitzenden Anzug.<br />

hauses in der Nähe des Osloer Königsschlosses<br />

nachbauen lassen.<br />

Der Bühnenbildner Erlend Birkeland<br />

stellt es in schlichter Großräumigkeit<br />

und mit Liebe zum Detail<br />

auf die Bühne. Weil dort amNationalfeiertag<br />

viel Volk vorbeikommt,<br />

das auch in „Wozzeck“ auftaucht<br />

(Militär, Musikkapellen, Vergnügungswillige),<br />

schien Tandberg dieser<br />

Spielortpassend.<br />

Was hier am Feiertag nicht vorbeikommt,<br />

sind mittellose, vom<br />

Kampf um ihre Existenz gezeichnete<br />

Menschen, wie sie Büchner<br />

eigentlich auf die Bühne bringt.<br />

Auch Wozzeck erscheint hier im<br />

gut sitzenden Anzug. In Johan<br />

Reuters Darstellung ist er ein kräftiger<br />

Mann, der manchmal ein wenig<br />

nervös ist, sonst aber recht gesund<br />

zu sein scheint. Marie, seine<br />

Gefährtin, die sich mit einem<br />

Tambourmajor einlässt (staubfrei:<br />

Thomas Blondelle), scheint ebenfalls<br />

von stabiler Bürgerlichkeit zu<br />

MARCUS LIEBERENZ<br />

sein. Elena Zhidkova mit warmem<br />

Sopran gibt ihr stimmlich wie gestisch<br />

eine Anmutung vongesetzter<br />

Souveränität. Ihr Sohn, das „arm’<br />

Hurenkind“, ist ebenfalls in einen<br />

Anzug gesteckt und futtertTorte.<br />

Materielle Probleme scheint es,<br />

anders als bei Büchner,indieserWelt<br />

also nicht zu geben. Insofern ist<br />

Tandberg sicherlich nahe an der<br />

Realität des durchschnittlichen<br />

Operngängers, aber das Stück erscheint<br />

seltsam verkürzt. Denn eigentlich<br />

müsste es nun um rein psychologische<br />

Vorgänge gehen, doch<br />

kann der Betrachter den Figuren<br />

kaum eine Gemütsregung ansehen.<br />

Man sieht flache Charaktere, denen<br />

nicht einmal anzumerken ist, ob sie<br />

etwas verbergen. Dass Wozzeck seiner<br />

Marie am Ende die Gurgel<br />

durchschneidet, das überrascht bei<br />

Tandberg völlig. Zwischen beiden<br />

war zuvor ein eher schwach ausgeprägtes<br />

Interesse zu beobachten.<br />

Dass Wozzeck sich danach auch<br />

selbst noch die Pulsadern öffnet:<br />

ebenso eigenartig, nachdem er zwar<br />

ein wenig herumgestampft hatte in<br />

seiner Eifersucht, aber nie wirklich<br />

angegriffen wirkte. Zwischen den<br />

Szenen erscheint Wozzecks Kopf in<br />

riesenhafter Vergrößerung auf dem<br />

Vorhang, in Frontalansicht voneiner<br />

Videokameraaufgenommen.Wirsehen<br />

die Augenlider sich öffnen und<br />

schließen, die Gesichtsmuskeln hin<br />

und wieder zucken, und es wirdklar:<br />

Nicht einmal in dieser Nähe wirduns<br />

dieser Mann wirklich nah.<br />

Es mag OleAnders Tandbergs Ziel<br />

gewesen sein, die Entfremdung des<br />

Menschen in einer erstarrten Gesellschaft<br />

vorzuführen, in der alle<br />

versuchen, ihre Gefühle zu beherrschen.<br />

Aber was, wenn dem<br />

Publikum jene Vorgänge zwischen<br />

den Figuren, die die Handlung<br />

verständlich machen, nicht einmal<br />

mehr erahnbar werden? Vielleicht<br />

sollte in Tandbergs Konzept<br />

hier die Musik einspringen als<br />

Stimme, die sämtliche inneren<br />

Vorgänge ausdrückt. Aber Alban<br />

Bergs hochdifferenzierte Musik<br />

hat es schwer gegen die weite, oft<br />

grell erleuchtete Bühne, die den<br />

Sehsinn beschäftigt mit ihrer filmisch<br />

realen Ausstattung. Auch<br />

ein glänzender Auftritt des Orchesters<br />

der Deutschen Oper kann<br />

daran wenig ändern. Transparent<br />

und präzise spielt das Ensemble<br />

unter der Leitung von Donald<br />

Runnicles und zugleich mit einnehmendem<br />

Schwung und starker<br />

Empfindung. Auf der Bühne<br />

scheint man davon nichts mitzubekommen.<br />

WeitereAufführungen: 10.,13. und 19. Oktober,<br />

Deutsche Oper,Bismarckstr.35<br />

Hits für eine andere Welt<br />

Er trommelt unsere innersten Widersprüche: Szene-Größe Chris Imler stellte im Arkaoda sein neues Album „Maschinen und Tiere“ vor<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Hab ich verdient zu entgleisen<br />

mit sämtlichen Zügen /Oder ist<br />

Unfall auch Fahrvergnügen?“, singt<br />

der aus Augsburg stammende, seit<br />

den achtziger Jahren in Berlin lebende<br />

Schlagzeuger und Entertainer<br />

Chris Imler im Lied„Fahrvergnügen“<br />

vonseinem neuen Solo-Album „Maschinen<br />

und Tiere“. Kaum einer ist<br />

prädestinierter, so die klassische,<br />

ewig genüsslich scheiternde <strong>Berliner</strong><br />

Künstler-/Musikerexistenz auf den<br />

Punkt zu bringen, eine Existenz, die,<br />

wie wir wissen, nun auch in dieser<br />

Stadt zunehmend vom Bild des sozial<br />

progressiven, ökonomisch aber<br />

konservativen Start-up-Hipster-<br />

Yuppies verdrängt wird.<br />

WerinBerlin in der sogenannten<br />

Musikszene ein wenig stöbert, wird<br />

bald auf Imler stoßen: EinMann mit<br />

akkuratem Oberlippenbart und einer<br />

post-punkigen Demi-Monde-<br />

Aura, trommelte er schon für eine<br />

Vielzahl der interessanteren Künstlerinnen<br />

und Künstler, bei den Tü-<br />

ren, Jens Friebe, Barbara Morgenstern,<br />

um nur wenige zu nennen.<br />

Dabei ließ er sich bis vor drei Jahren<br />

Zeit, sein Solo-Debüt herauszubringen,<br />

„Nervös“ hieß das Album und<br />

fasste den Imler-Sound gut zusammen:<br />

ein gegen sich selbst kämpfender<br />

Elektropop, zusammengehalten<br />

von Imlers toll schleppendem, aber<br />

immer die entscheidende Eins findendem<br />

Schlagzeugspiel; Hits für<br />

eine andere Welt, die besser oder<br />

auch noch viel schlechter ist als die<br />

existierende.<br />

Leider ist die Welt aber,wie sie ist,<br />

und so präsentierte Imler am Freitagabend<br />

sein eingangs erwähntes<br />

Nachfolgealbum im recht kleinen,<br />

dafür aber ausverkauften Neuköllner<br />

Club Arkaoda. Wiestets an Minimalschlagzeug<br />

und elektronischen Geräten<br />

stehend, trommelte er uns unsere<br />

innersten Seelenwidersprüche<br />

vor, so dass wir zur Abwechslung mal<br />

mit ihnen tanzen konnten und nicht<br />

hadern mussten. Eine sehr willkommene<br />

Dienstleistung, gewiss besser<br />

als mancher Therapeut!<br />

Dass dabei außerdem durch<br />

herrlich wirre Ansagen, ratternde<br />

Kraut-Synths, federnde Beats und<br />

Textzeilen wie „Ich bin deine<br />

KPdSU“ auch ein anregendes Konzerterlebnis<br />

herauskam, stellte<br />

natürlich einen Bonus dar, den<br />

eine der Musik gerecht werdende<br />

Lautstärke noch dicker gemacht<br />

hätte. Leider vergaß der Sound-<br />

Mann zunächst, die Regler hochzudrehen!<br />

Obwohl mancher „lauter“-Ruf<br />

aus dem Publikum zu hören<br />

war.<br />

Zum Ende hin schien das Klangvolumen<br />

dann aber doch noch anzuschwellen<br />

und viele Häupter nickten<br />

im Takt. Imler, wie stets sich<br />

selbst widersprechend, erklärte seinen<br />

Hass auf das Konzept der Zugabe,<br />

gab dann aber gleich drei, wie<br />

er auch zu Beginn, entgegen seiner<br />

Abneigung gegen Selfies, eines mit<br />

dem Publikum machte.Man traut es<br />

sich kaum zu wünschen, doch: Möge<br />

Imler sich die Zerrissenheit noch<br />

lange bewahren! Er tut dies, damit<br />

wir es nicht müssen.<br />

Masuren per Rad &Schiff<br />

8-tägige Radreise mit MS Classic Lady, inkl. Besichtigungsprogramm<br />

LeSeRReISen<br />

InfoRMatIonen und BuChung<br />

0800 –131 83 45 (gebührenfrei)<br />

Kennwort: <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Masuren ©DNV Touristik<br />

25.05. –01.06.2019 08.06. –15.06.2019<br />

20.07. –27.07.2019<br />

ab €1.035,–<br />

p. P. im dZ<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•Bahnfahrten Berlin –Warschau –Berlin, 2. Kl.<br />

•Bustransfer Warschau –Schiff –Warschau<br />

•7ÜN/HP in der gebuchten Kabinenkategorie<br />

•Ausflüge &Besichtigungen lt. Programm<br />

•deutschsprachige Reiseleitung vor Ort<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

•Zuschlag Einzelkabine: €395,–<br />

•Radmiete (zahlbar vor Ort): €55,–<br />

auch buchbar ohne Radprogramm:<br />

„Mit MS Classic Lady auf<br />

Schlemmerreise durch Masuren“<br />

• Mehr Informationen unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />

• Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vor Buchung vom Reiseveranstalter.<br />

• Reiseveranstalter (i. S. d. G.): DNV-Touristik GmbH, Bolzstraße 126, 70806 Kornwestheim<br />

Rund um die Masurische Seenplatte erleben Sie bezaubernde<br />

Naturlandschaften und erkunden die Sehenswürdigkeiten<br />

einer mehr als 700-jährigen Geschichte. Die<br />

Radtouren führen u.a. durch die Johannisburger Heide,<br />

zur Stocherkahnfahrt auf dem glasklaren Urwaldflüsschen<br />

Kruttinna, zum Philipponenkloster nach Eckertsdorf<br />

und zur Wolfsschanze. Sie sehen die Festung Boyen, kehren<br />

im Bauernhausmuseum in Zondern ein und bummeln<br />

durch die Hafenstadt Nikolaiken.<br />

Am Ende des Tages erwartet Sie die Besatzung der<br />

MS Classic Lady und Sie genießen von Ihrem Logenplatz<br />

an Bord die malerischen Sonnenuntergänge und<br />

die abendliche Stimmung der Wasserlandschaft.<br />

©Peer Schmidt-Walther


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 25 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton/Medien<br />

Die Höllen<br />

des Hofesh<br />

Shechter<br />

Der israelische Choreograf<br />

gastiert mit „Grand Finale“<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Düster waren die Stücke von Hofesh<br />

Shechter schon immer.<br />

Aber so düster wie das neue Stück<br />

„Grand Finale“, das an diesem Wochenende<br />

im Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele<br />

gezeigt wurde,ging es bei dem<br />

israelischen Choreografen noch nie<br />

zu. In „Political Mother“, die Arbeit,<br />

mit der ihm der internationale<br />

Durchbruch gelang, schrie Shechter<br />

dem Publikum seine Wut regelrecht<br />

ins Gesicht. Mit ohrenbetäubend<br />

lautem Rock und hartem, wildem,<br />

atemlosem Tanz.<br />

Jetzt gibt es Hochkultur auf der<br />

Bühne. Streicherklänge. Die Live-<br />

Musiker in schwarzen Fracks sind<br />

am Anfang noch hinter schwarzen<br />

Mauern verborgen. Davor, im dunklen<br />

Nebel, ein einzelner, insich zusammensackenderTänzer.Die<br />

Mauern<br />

öffnen sich. Aber zu spät. Trost,<br />

so scheint uns Shechter schon in<br />

dem kurzen Prolog zu erzählen, gibt<br />

es nirgendwo. Dann kommen acht<br />

weitere Tänzer auf die Bühne, und<br />

die Hölle bricht los. Ein sich in Wellen<br />

verdichtender Rausch aus Wut<br />

und Zerstörung, dem die Protagonisten<br />

sich mal verzückt, mal nur<br />

noch erschöpft hingeben. Ein leerlaufender<br />

Mechanismus, mit hohlem<br />

Sinn aufgeladen. Das, führt<br />

Shechter vor, ist wohl das, was man<br />

Kultur nennt.<br />

Hofesh Shechtershoffnungsloses, aber assoziationsreiches<br />

Tanzgemetzel RAHI REZVANI<br />

Tschaikowsky und Fritz Léhar,<br />

Techno,Klezmer und die Beatles,alles<br />

wird sich an diesem Abend noch<br />

ineinanderschieben. All you need is<br />

love? In ihren erdfarbenen groben<br />

Leinenhosen wirken die Tänzer zunächst<br />

wie eine strenge Gemeinschaft<br />

Gläubiger. Aber was ist schon<br />

Religion anderes als der Tanz ums<br />

Goldene Kalb? Wasist Gemeinschaft<br />

anderes als eine Zusammenrottung,<br />

um gegen andere Krieg zu führen?<br />

Wild fliegen die Assoziationen vorbei,<br />

zu den Höllen des Hieronymus<br />

Bosch, zu Dantes Inferno, zuGaza-<br />

Streifen und Syrien-Krieg. Irgendwann<br />

in dem großen Tanzgemetzel<br />

liegen die Frauen wie tot am Boden,<br />

und die Männer tanzen weiter mit<br />

diesen gruseligen Gliederpuppen,<br />

als wäre nichts gewesen. Ein starkes<br />

Bild einerseits. Andererseits hätte<br />

man von Shechter geglaubt, dass er<br />

über diese nicht nur im Tanz tradierten<br />

Geschlechterklischees, indenen<br />

das Weibliche als Metapher für das<br />

Gute, für Gefühl und Geborgenheit<br />

herhalten muss,hinaus wäre.<br />

Aber wie auch immer – schon<br />

geht es atemlos weiter. Klebriger<br />

Walzer ertönt. Seifenblasen schweben<br />

vom Bühnenhimmel. Darunter<br />

zerstörte, zuckende Leiber die Party<br />

feiern. DieRestauration hat gesiegt.<br />

Vorsechzehn Jahren hat Hofesh<br />

Shechter Israel im Zorn verlassen.<br />

„Grand Finale“ wirkt wie ein Kommentar,nicht<br />

nur auf die Lage in seinem<br />

Heimatland. Was kann man<br />

noch tun? Tja, weiter tanzen.<br />

VonPeter Uehling<br />

Zu den letzten Takten von<br />

Giacomo Puccinis „Tosca“<br />

soll sich die Titelheldin verzweifelt<br />

von der Engelsburg<br />

indie Tiefe stürzen. Ein heikler<br />

Vorgang, der Sopran muss sich fallen<br />

lassen auf eine Matte, die den Blicken<br />

des Publikums entzogen ist,<br />

und das kann verdammt albernaussehen.<br />

Montserrat Caballé, das<br />

konnte man in den achtziger Jahren<br />

in der Inszenierung von Boleslaw<br />

Barlog sehen, die noch immer auf<br />

dem Spielplan der Deutschen Oper<br />

Berlin steht, sprang nicht und ließ<br />

sich auch nicht fallen. Sie ging zur<br />

Seite ab.Derlei Stolz, derlei souveräner<br />

Verzicht auf szenischen Realismus<br />

zeigt viel vomVerständnis dessen,<br />

was Operngesang einmal war:<br />

Da ging es nicht um dramatische<br />

Wahrhaftigkeit, sondern um eine<br />

musikalische,die indes ganz und gar<br />

vomStar bestimmt wurde.<br />

Auftritte der Caballé oder des<br />

ebenfalls praktisch immobilen Luciano<br />

Pavarotti ragten weit in die Ära<br />

des sogenannten„Regietheaters“ auf<br />

der Opernbühne hinein. Mitmodernen<br />

Anforderungen wie Schauspiel<br />

gaben sich diese Sänger nicht ab.<br />

Ihre Auftritte, die das gesungene<br />

Werk zur Präsentationsgrundlage ihrer<br />

vokalen Mittel degradierten, waren<br />

zugleich albern und grandios.<br />

Dieser Sängertypus ist noch nicht<br />

ausgestorben, gilt aber mittlerweile<br />

als antiquiert. Mit Montserrat<br />

Caballé ist am Samstag in Barcelona<br />

eine der letzten Diven großen Stils<br />

gestorben.<br />

Geboren wurde Montserrat<br />

Caballé am 12. April 1933 in Barcelona<br />

und absolvierte am Konservatorium<br />

ihrer Heimatstadt ein umfassendes<br />

Musikstudium inklusiveHarmonielehre<br />

und Komposition. Ihre<br />

ersten Engagements bekam sie in<br />

Basel und Bremen; sie sprach fließend<br />

Deutsch. Beinah wäre sie an<br />

diesen Häusern inviel zu schweren<br />

Partien verheizt worden; auf Empfehlung<br />

des damaligen Bremer Generalmusikdirektors<br />

Gerd Albrecht<br />

löste sie 1961 ihren Vertrag und begann<br />

ihre Karriere von neuem. Die<br />

große Zeit der Maria Callas ging gerade<br />

zuende,imvon ihr neu zum Leben<br />

erweckten Belcanto-Repertoire<br />

sah die Caballé eine Möglichkeit zur<br />

Die Wahrheit der Diva<br />

Zum Todder großen Sängerin Montserrat Caballé<br />

Montserrat Caballé (1933–2018), hier 1979 in Wien.<br />

Profilierung. Der neue große Name<br />

in diesem Bereich, Joan Sutherland,<br />

verschob bereits die von der Callas<br />

gesetzten Akzente vom Dramatischen<br />

zum Technischen, und als Sutherland<br />

einen Auftritt in der Carnegie<br />

Hall absagen musste,war das für<br />

Montserrat Caballé die Gelegenheit:<br />

Als Lucrezia Borgia in Donizettis<br />

gleichnamiger Oper wurde sie stürmisch<br />

gefeiert.<br />

Technik war die entscheidende<br />

Grundlage. Wie der große deutsche<br />

Gesangsexperte Jürgen Kesting<br />

schrieb,lernte sie vonden Besten der<br />

Besten, wie man den Atem führt, wie<br />

man die zartesten und dennoch tragenden<br />

Pianissimi singt, wie man<br />

Herzensgrüße an C.P.<br />

AFP<br />

der Stimme Farben abgewinnt:<br />

„Meister wird man nur bei Meistern“,<br />

war ihr Motto.Nach ihrer Aufnahme<br />

von Verdis „La Traviata“ von<br />

1967 galt sie als eine der ersten Sängerinnen<br />

des Planeten und war begehrter<br />

Gast all seiner bedeutenden<br />

Opernhäuser. Auch wenn die Violetta<br />

als eine ihrer Paraderollen gelten<br />

muss, waren die Stärke der<br />

Caballé wohl weniger psychologisch<br />

ausgefeilte Rollenporträts; deswegen<br />

hatte sie auch mehr Erfolg mit<br />

Ariensammlungen als mit Operngesangsaufnahmen.<br />

In der noch immer klassischen<br />

„Turandot“ unter Leitung von Zubin<br />

Mehta singt die Titelpartie der kalten<br />

chinesischen Königin ihreältereKonkurrentin<br />

Joan Sutherland, sie selbst<br />

singt die liebende, treue Sklavin Liú.<br />

Der Unterschied des Stimmtypus ist<br />

signifikant: Caballé singt weicher,berührender<br />

– aber das ist fast mehr<br />

eine naturgegebene Qualität ihrer<br />

Stimme als ein Moment ausgefuchster<br />

Absicht. Caballé erfasste den Ausdruck<br />

scheinbar naiv durch ihren klaren<br />

Begriff von den technischen Besonderheiten<br />

einer Partie, nicht<br />

durch deren dramaturgische Analyse.<br />

Montserrat Caballé wurde berühmter,<br />

als es sich heutige Opernsänger<br />

vorstellen können. Huldvoll<br />

wurde ihr von ihrem Bewunderer<br />

Freddy Mercuryangetragen, mit ihm<br />

zusammen aufzutreten. Auch wenn<br />

Puristen dagegen wetterten: Es hatte<br />

seine eigene künstlerische Konsequenz,<br />

wenn sie mit Mercury,<br />

Johnny Hallyday oder Helmut Lotti<br />

im Duett sang –eine Diva mit Angst<br />

vor dem Populären gerät leicht in<br />

den Ruf des Abgehobenen und<br />

Hochmütigen –und daran hatte die<br />

Caballé kein Interesse. Sie betonte<br />

ebenso ihre Identität als Spanierin –<br />

auch wenn die Katalanen sie als eine<br />

der ihren betrachteten –durch das<br />

schon in ihren Anfängen gepflegte<br />

Singen vonZarzuelas.<br />

Ihre enorme Gesangstechnik erlaubte<br />

ihr eine lange Karriere mit<br />

rund 90 Opernpartien, darunter neben<br />

dem italienischen Repertoire<br />

auch Salome und Isolde.Noch mit 74<br />

Jahren trat sie an der Wiener Staatsoper<br />

auf, und im Juni diesen Jahres<br />

in Kiew.Das klang nicht mehr unbedingt<br />

schön –aber wer würde der<br />

letzten großen Diva so etwas ernsthaft<br />

vorwerfen?<br />

Kammerspiele: Nachgeborene feiern Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ –mit wichtigen Szenen im Parkett<br />

VonUlrich Seidler<br />

Claus Peymann wurde in den letzten<br />

Tagen viel zugemutet. Am<br />

vergangenen Mittwoch saß er im<br />

schweizerischen Chur auf einem Podium<br />

und wurde von dem Regisseur<br />

Samuel Schwarz zum Thema Macht<br />

befragt, ein Thema, mit dem sich der<br />

ehemalige Theaterpatriarch auskennt,<br />

hat er doch seine schlechten<br />

Erfahrungen mit der Mitbestimmung<br />

an der Schaubühne gesammelt und<br />

eilt ihm der Rufeines brüllenden Regisseurs<br />

voraus.Schwarzführte,wohl<br />

um eine gewisse Anschaulichkeit zu<br />

bieten, spontan einen Eklat herbei,<br />

indem er seinerseits Peymann zu kujonieren<br />

gedachte und ihn als „dummes,<br />

blödes, chauvinistisches F***<br />

A***!“ (Zitat nach dem Boulevardblatt<br />

Blick) beschimpfte. Peymann verließ<br />

das Podium, Schwarz erhielt Hausverbot.<br />

Freundliche Umarmung<br />

Am Sonnabend folgte passend die<br />

<strong>Berliner</strong> Premiere einer Neuinszenierung<br />

von Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“,<br />

deren Uraufführung<br />

im Jahr 1966 im Frankfurter<br />

TAT Claus Peymann besorgte und<br />

die Bundesrepublik damit einer in<br />

dem Maße sicher nicht voraussehbaren<br />

reinigenden Erschütterung<br />

Birgit Unterweger und Manolo Bertling beim freundlichen Beschimpfungsservice ARNO DECLAIR<br />

unterzog. Und nun also, 52 Jahre<br />

später, saß der eben selbst beschimpfte<br />

Peymann im Publikum<br />

der DT-Kammerspiele. Der fröhliche,<br />

von einem tapferen Buh-Rufer<br />

(nicht Peymann) dekorierte Schlussapplaus<br />

begann gerade zu versiegen,<br />

als der Schauspieler Peter René Lüdicke,<br />

der das Stück mit herrlicher<br />

Schamlosigkeit für seine ausgespielten<br />

Auftritte zweckentfremdete, von<br />

der Bühne stieg und direkt auf Peymann<br />

zuging, um ihn in die Arme zu<br />

nehmen. Wir können nur raten, was<br />

Peymann von der Inszenierung des<br />

erst 1982 nachgeborenen Regisseurs<br />

Martin Laberenz hält, vermuten<br />

aber, dass es nicht leicht ist, einen<br />

längst zur Legende geronnenen Höhepunkt<br />

des eigenen Schaffens neugierig<br />

befühlt, ironisch hinterfragt<br />

und mit Lust zerspielt zu sehen. Wir<br />

glauben es nicht so richtig, wünschen<br />

Peymann und der jüngeren<br />

Theaterwelt aber, dass in der Umarmung<br />

ihr Vater-Kind-Konflikt vielleicht<br />

doch einen Moment –nicht<br />

der Versöhnung –aber doch der Verbundenheit<br />

spürbar gemacht hat.<br />

Peymanns Anwesenheit gab der<br />

an dessen ehemaliger Wirkungsstätte<br />

in Stuttgart herausgekommenen Arbeit<br />

noch einen nostalgischen Sidekick.<br />

Natürlich sind sich die Nachgeborenen<br />

klar darüber,dass der historische<br />

Moment unwiederholbar ist,<br />

was aber ihrer Meinung nach nicht<br />

bedeutet, dass man das Stück vergessen<br />

kann. Denn eigentlich geht es<br />

doch in erster Linie darum, die Fenster<br />

des Theaters aufzustoßen, die<br />

Motten der Konvention aufzuscheuchen<br />

und die frische Luft der Unmittelbarkeit<br />

hereinzulassen. Was tun<br />

wir im Theater? Wasist Spielen, was<br />

Sprechen, was Zuschauen? Die Provokation<br />

der Beschimpfung, auf die<br />

das Ganzedann hinausläuft, ist dann<br />

eigentlich nur als Erlebnisverschaffungsservice<br />

zu verstehen.<br />

RedlicheVerzweiflung<br />

Das einstige Publikum (man sehe<br />

sich die im Internet verfügbare Aufzeichnung<br />

an) nahm das Angebot<br />

mit spürbarer Dankbarkeit an, indem<br />

es sich reichlich echauffierte.<br />

Handke seinerseits feuerte die Buhrufer<br />

noch an. Der besagte einzelne<br />

Buhrufer am Sonnabend aber bemerkte,als<br />

er mit redlicher Verzweiflung<br />

im Gesicht den Saal verließ,<br />

dass er in die Falle gegangen war und<br />

seine Empörung eigentlich nur affirmativ<br />

und als Pointe eines Witzes<br />

von Theaterabend verstanden werden<br />

konnte.Wir empfehlen, einfach<br />

ein bisschen mitzufeiern.<br />

Publikumsbeschimpfung 14., 22. 10., Deutsches<br />

Theater (Kammerspiele), Tel.:28441225<br />

Damenhafte<br />

Mutter<br />

mit Sohn<br />

Hauptrollen zum 80.<br />

für Christiane Hörbiger<br />

VonTorsten Wahl<br />

EineZDF-Serie hatte sie einst dem<br />

breiten TV-Publikum bekannt<br />

gemacht, das ZDF eröffnet Montagabend<br />

auch das Christiane-Hörbiger-Festival<br />

im Fernsehen. Zum 80.<br />

Geburtstag der Schauspielerin laufen<br />

zwei neue Filme –dazu mindestens<br />

zwölf Wiederholungen mit ihr<br />

in der Hauptrolle. Als Krimi-Bestseller-Autorin<br />

namens Madeleine<br />

Montana taucht sie im ZDF-Krimi<br />

„Die Muse des Mörders“ auf, als gefeierte<br />

feministische Publizistin Lilo<br />

Maertens steigt sie am Freitag in die<br />

ARD-Komödie„Einmal Sohn, immer<br />

Sohn“ ein. Beide Figuren haben ein<br />

übergroßes Ego, beide müssen sich<br />

gegen aufstrebende Nachfolgerinnen<br />

zurWehr setzen, beide haben einen<br />

Sohn, den sie immer noch wie<br />

ein Kind behandeln.<br />

Die Konstellationen der Filme<br />

wirken ähnlich –thematische Doubletten<br />

sind ja eine Spezialität von<br />

ARD und ZDF. Jedenfalls darf Christiane<br />

Hörbiger zweimal ihrelangjährige<br />

Paraderolle als Grande Dame<br />

spielen. Als Christine Gräfin vonGuldenburg<br />

hatte sich die Tochter<br />

zweier UFA-Stars nach einer langen<br />

Bühnenkarriere in Österreich und<br />

der Schweiz mit Ende Vierzig auf das<br />

Fernsehen eingelassen. Dass sie weit<br />

mehr kann, beweisen einige der<br />

Werke, die in dieserWoche laufen. So<br />

wiederholt der NDR am Donnerstag<br />

mit „Luises Versprechen“ und „Die<br />

letzte Reise“ zwei Filme, die um<br />

Krebs und selbstbestimmtes Sterben<br />

kreisen. „Auf der Straße“, zu sehen<br />

am Freitag im MDR, zeigt sie als<br />

greise Obdachlose. Die beiden<br />

neuen Geburtstagsfilme aber wollen<br />

keine harten sozialen Themen anpacken,<br />

sondern bedienen brav die<br />

Genrekonventionen. Montags ist im<br />

ZDF nun mal Krimitag, freitags laufen<br />

Familienkomödien in der ARD.<br />

Neue Filmemit Christiane Hörbiger<br />

Mo, 8. 10., 20.15Uhr,ZDF: „Die Muse des Mörders“<br />

(Krimi mit Florian Teichtmeister als Sohn);<br />

Fr,12. 10., 20.15 Uhr,ARD:„Einmal Sohn,immer<br />

Sohn“ (Komödie mit Sebastian Bezzel).<br />

WeitereHörbiger-Filme Do, 11.10.,<br />

22 Uhr,NDR:„Luises Versprechen“ (2010) und<br />

23.30 Uhr,NDR: „Die letzte Reise“ (2017);<br />

Fr,12. 10.,12.30 Uhr,MDR: „Auf der Straße“<br />

(2015) und 21.45 Uhr,ARD: „Die langeWelle<br />

hintermKiel“ (2011); Sa,13. 10.,9Uhr,RBB<br />

„Das Glück istein Kaktus“(2011) u. a. m.<br />

Christiane Hörbiger und Florian Teichtmeister<br />

in „Die Muse des Mörders“<br />

TOP 10<br />

Sonnabend, 6. Oktober<br />

ZDF<br />

1 Tagesschau ARD 5,77 23 %<br />

2 Bundesliga ARD 4,42 22 %<br />

3 Ich weiß alles! ARD 3,94 15 %<br />

4 Das Supertalent RTL 3,91 14 %<br />

5 Gottschalks ... ZDF 3,75 14 %<br />

6 heute journal ZDF 2,97 13 %<br />

7 heute ZDF 2,87 14 %<br />

8 Sportschau ARD 2,71 18 %<br />

9 Sportstudio ZDF 2,59 16 %<br />

10 Die Bergretter ZDF 2,48 11 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Die Vögel<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

19.30: VorSonnenaufgang<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Studio: Jeff Koons<br />

Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Ein gewisserCharles Spencer Chaplin<br />

Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />

20.00: Drei Mal Leben<br />

Zionskirche (& 44 04 36 44)<br />

20.15: Das kleine Uhrwerk-Testament (Mex Schlüpfer)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic –English Comedy<br />

(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00 Studio: Showtime (Khalid Bounouar)<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: The Beatles Close-Up (Les Brünettes)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30 Studio: frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night<br />

(Tilman Luckeund Martin Valenske)<br />

20.00: 2018: Odyssee im Hohlraum<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

20.00: Früher war ichälter (Horst Evers)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Ver(f)logene Gesellschaft (Wühlmäuse-Ensemble)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Gr.Saal: Klassische Philharmonie Bonn,Ltg.<br />

HeribertBeissel, Vasily Gvozdetsky (Klavier), Wiener<br />

Klassik, Ludwig vanBeethoven: Sinfonie Nr.1C-Dur<br />

op. 21; Wolfgang Amadeus Mozart: Konzertfür Klavier<br />

undOrchester c-Moll; Joseph Haydn: Sinfonie Nr.104<br />

D-Dur „Londoner“<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Zürcher Kammerorchester,Daniel Hope<br />

(Violine), Max Richter:Vivaldi’s„Four Seasons“<br />

recomposed<br />

Anzeige<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(& 254 88 -1 32) 20.00: <strong>Berliner</strong> Figuralchor,Cantoresminores,<br />

Berlin Baroque, Ltg.Gerhard Oppelt,<br />

Heinrich Ignaz Franz Biber:Missa Salisburgensis;<br />

Johann Crüger:Magnificat secondi toni; Heinrich<br />

Schütz: „Singet dem Herren ein neues Lied“<br />

St. Matthäus-Kirche (& 262 12 02)<br />

19.30: Dorothee Mields (Sopran), lautten compagney<br />

Berlin, Wenn ick mal tot bin –Krieg und Frieden<br />

1618-1918, Musik des 17. und 20. Jahrhunderts mit<br />

Werken vonFriedrich Holländer,Johann Sebastian<br />

Bach, Heinrich Schütz, Johann Franck u. a., nach<br />

einem Konzeptvon Wolfgang Katschner –CD-Release<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.30: Staatskapelle Berlin, Ltg.Daniel Barenboim,<br />

Kian Soltani (Violoncello), Ludwig vanBeethoven:<br />

Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43a;<br />

Antonín Dvorák: Konzertfür Violoncello undOrchester<br />

h-Moll op.104;Nikos Skalkottas: „Die Heimkehr des<br />

Odysseus“, Symphonie in einemSatz; MauriceRavel:<br />

„Daphnis et Chloé“, Suite Nr.2<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Frau Holle, Frau Holle: NataschaPetz;-<br />

Goldmarie: Konstanze Kromer;Pechmarie:Claudia<br />

Renner,Musiktheater-Inszenierung (ab 5J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

DeutscheOper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

10.30 Tischlerei: Nacht bis acht<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

10.00: Alice im Wunderland: Matthias Meyer-Göllner<br />

(ab 3J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Werversteckt sich vordem kleinen Hund?,<br />

Erzähltheater Sabine Steglich (ab 2J.)<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

18.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

Tickets030.39066550//ww<br />

w w.tipi-am-kanzleramt.de<br />

Comics<br />

Kunst<br />

für<br />

Wortfixierte<br />

Comics,hieß es früher,sind<br />

Bücher für Nichtleser. Eigentlich<br />

ist es aber eher Kunst<br />

für Wortfixierte. Injedem Fall<br />

haben gezeichnete Geschichten<br />

ihren Humorzwang längst<br />

abgelegt und sind als Graphic<br />

Novels zu einer eigenen Kunstform<br />

geworden, die in Berlin<br />

seit diesem Jahr auch mit einem<br />

Stipendium gefördert<br />

wird. Mikael Ross ist der erste,<br />

der es bekommen hat. Der<br />

1984 in München geborene<br />

Absolvent der Kunsthochschule<br />

Berlin-Weißensee kam<br />

während eines Auslandsjahres<br />

in Belgien zum Schreiben und<br />

Zeichnen und veröffentlichte<br />

seine ersten Bücher auf französisch.<br />

Soeben erschien „Der<br />

Umfall“, eine Geschichte aus<br />

der Perspektive eines behinderten<br />

Jungen, der nach dem<br />

Schlaganfall seiner Mutter in<br />

eine Einrichtung umziehen<br />

muss. Mit Andreas Platthaus<br />

spricht Mikael Ross über sein<br />

aktuelles Projekt. PetraKohse<br />

Comic als literarische Form LiteraturforumimBrecht-Haus,<br />

Chausseestr.125<br />

Géraldine Schwarz steigt in ihrem großartigen Buch „Die Gedächtnislosen“ in den Familienkeller und findet in alten Briefen Sätze, die für die d<br />

Ihr Buch hat Géraldine Schwarz<br />

„Erinnerungen einer Europäerin“<br />

untertitelt. Die Autorin<br />

wurde 1974 geboren, ist das<br />

nicht ein bisschen früh für Erinnerungen?<br />

Man sollte sich von dem<br />

Wort nicht auf eine falsche Fährte locken<br />

lassen, denn Géraldine Schwarz<br />

erzählt zwar auch voneigenen Erlebnissen,<br />

doch viel mehr von Erfahrungen,<br />

welche die Generationen ihrer<br />

Eltern und Großeltern prägten.<br />

Dereigentliche Titel des Buches fasst<br />

sie alle: „Die Gedächtnislosen“. Die<br />

Autorin, die am Mittwoch in Berlin<br />

zu erleben ist, reiht sich ein in die<br />

Gruppe der Gesellschaftserkunder,<br />

die derzeit die Franzosen –und in<br />

der Übersetzung auch uns –neu lesen<br />

lassen: Didier Eribon, Tristan<br />

Garcia, Eric Vuillard, Olvier Guez.<br />

Géraldine Schwarzbegibt sich in die<br />

deutsche und französische Geschichte<br />

über achtzig Jahreund zeigt<br />

nicht nur viele schlecht verheilte<br />

Wunden, sondern auch dunkle Stellen,<br />

die grob übertüncht worden<br />

sind. Mit „Die Gedächtnislosen“<br />

schaut sie auf das Verdrängen der juden-<br />

und fremdenfeindlichen Politik<br />

der französischen Vichy-Regierung,<br />

Cornelia Geißler<br />

sieht in dieser Woche,<br />

da die literarischen Kreise nach<br />

FrankfurtamMain blicken,<br />

viel Lohnenswertes auch in Berlin. Und<br />

dort, wo Bremen in der Hauptstadt zu<br />

Hause ist, geht es um Europa.<br />

sie blickt auf Hitlers deutsche Mitläufer,<br />

sie beschäftigt sich mit der<br />

Entnazifizierung im westlichen, dem<br />

Aufbau neuer Strukturen im östlichen<br />

Deutschland, sogar mit dem<br />

Tempo der deutschen Vereinigung.<br />

Dabei traut sie keinen Floskeln, sie<br />

vergleicht Fakten und schaut so genau<br />

hin, dass Verschweigen, Vergessen,<br />

Schönreden offenbar werden.<br />

Géraldine Schwarz wechselt zwischen<br />

dem Recherche- und dem persönlichen<br />

Blick, sie forscht auch in<br />

der eigenen Familie. „Die Gedächtnislosen“<br />

steht auf der Shortlist für<br />

den Europäischen Buchpreis. Erist<br />

der Autorin unbedingt zu gönnen.<br />

Sie sieht sich ja selbst als ein Kind<br />

Europas, als ein Beispiel für die Versöhnung<br />

zwischen einst verfeindeten<br />

Nationen. Als Tochter einer französischen<br />

Mutter und eines deutschen<br />

Vaters ist die Autorin in Frankreich<br />

aufgewachsen. Im Vorspruch<br />

des auf Deutsch im Verlag Secession<br />

erschienenen Bandes (380 Seiten, 25<br />

Euro) sagt sie: „Ich will verstehen,<br />

was war, umzuwissen, was ist, Europa<br />

seineWurzeln zurückgeben, die<br />

die Gedächtnislosen versuchen, ihm<br />

zu entreißen.“ Dieses großartige Ge-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 8551) Werk ohne<br />

Autor 15.45, 19.45<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Offenes Geheimnis<br />

14.30, 17.30, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Werk ohne<br />

Autor 15.00, 19.30<br />

Delphi LUX (& 322 931040) AStar Is Born<br />

14.00, 17.00,20.00; AStar Is Born (OF) 15.00,<br />

18.00, 21.00; Gundermann 14.30, 17.30,<br />

20.30; Die defekte Katze 14.40, 19.00; Alles<br />

ist gut 16.50; BlacKkKlansman (OmU) 21.15;<br />

Kindeswohl 15.00, 20.15; Glücklich wie Lazzaro<br />

17.20; Nachlass 13.40; Durch die Wand –The<br />

Dawn Wall (OmU) 16.00; Venom (OF) 18.30,<br />

21.15; Kindeswohl –The Children Act (OmU)<br />

13.30; Styx 15.50; Wackersdorf 18.00; Offenes<br />

Geheimnis –Todos lo saben (OmU) 20.45<br />

Filmkunst 66(&882 1753) Die defekte Katze<br />

17.00; WhyAre We Creative? (OmU) 18.45; Mackie<br />

Messer –Brechts Dreigroschenfilm 20.15;<br />

Book Club –Das Beste kommt noch 17.00; Menashe<br />

(OmU) 19.00; Sweet Country 20.30<br />

Kant Kino (& 319 98 66) AStar Is Born 14.15,<br />

17.30, 20.30; Die Unglaublichen II 14.30,<br />

17.15, 20.50; Seret Berlin 2018: Filmfestival<br />

20.00; Thilda &die beste Band der Welt 14.15;<br />

Grüner wirdís nicht 16.15; Die brillante Mademoiselle<br />

Neila 18.45; Mackie Messer –Brechts<br />

Dreigroschenfilm 14.00, 17.00, 20.00; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.15; Papst<br />

Franziskus: Ein Mann seines Wortes 16.15;<br />

Book Club – Das Beste kommt noch 18.30;<br />

BlacKkKlansman 20.50<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Die<br />

Unglaublichen II 14.10, 17.00; AStar Is Born<br />

20.00; 3D: Venom 23.10; Venom 14.45; Ballon<br />

17.20, 20.10; 3D: Die Unglaublichen II 23.00;<br />

Ballon 14.30; AStar Is Born 17.20; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

20.20; 3D: Predator –Upgrade 23.10; Die Unglaublichen<br />

II 14.00, 16.50; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 19.45; AStar Is Born 22.40; AStar Is<br />

Born 14.50; 3D: Venom 17.50, 20.30; The Nun<br />

23.10; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

15.00, 20.10; Book Club –Das Beste kommt<br />

noch 17.45; Searching 23.00; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 13.50; Klassentreffen 1.0 –<br />

Die unglaubliche Reise der Silberrücken 16.10;<br />

The Nun 23.00<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) The Rider<br />

(OmU) 11.00; Tully (OmU) 13.00; Utoya 22. Juli<br />

(OmU) 14.45; Styx (OmU) 16.20; Don‘t worry,<br />

weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get<br />

Far OnFoot (OmU) 18.00; Gundermann 20.00;<br />

Leave No Trace (OF) 22.10; Nach dem Urteil<br />

11.00; Deine Juliet 12.45; Das Prinzip Montessori:<br />

Die Lust am Selber-Lernen 14.45; Shut Up<br />

and Play the Piano (OmU) 16.30; Ava (OmU)<br />

18.00; 303 (DFmenglU) 19.45; Ant-Man and the<br />

Wasp (OmU) 22.15; Love, Simon (OmU) 11.00;<br />

Das stille Leuchten 13.00; Hamburger Gitter –<br />

Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />

(DFmenglU) 14.30; Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 15.55; WhyAre We Creative?<br />

(OmU) 17.15; Durch die Wand –The Dawn<br />

Wall (OmU) 18.45; BlacKkKlansman (OmU)<br />

20.30; Cinderella the Cat –Lagatta Cenerentola<br />

(OmenglU) 22.45<br />

Intimes (& 29 77 7640) Ava 16.45; Glücklich<br />

wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 19.00;<br />

BlacKkKlansman (OmU) 21.15; Herr Lehmann<br />

(DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Fly Rocket<br />

Fly 16.00; Durch die Wand –The Dawn Wall<br />

(OmU) 17.45; Gundermann 19.45; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 22.15; Familie Brasch (OmenglU)<br />

16.15; Waldheims Walzer 18.15; Familie Brasch<br />

20.00; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />

ist schon hier (OmU) 22.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Das schönste<br />

Mädchen der Welt 18.00; Styx 20.00; Sweet<br />

Country (OmU) 21.45; Ava (OmU) 18.15; Utoya<br />

22. Juli (OmU) 20.15; 303 22.00<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Werk ohne Autor<br />

16.15, 19.40; AStar Is Born 16.40, 19.50;<br />

3D: Venom 16.50, 20.00; Die Unglaublichen II<br />

17.00; Ballon 17.10, 20.15; Klassentreffen 1.0<br />

–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.20,<br />

20.20; 3D: Die Unglaublichen II 17.30, 20.20;<br />

The Nun 20.10<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Mackie Messer –<br />

Brechts Dreigroschenfilm 13.40; Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 16.00; Wir sind Champions<br />

17.50; Gundermann 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Käpt‘n<br />

Sharky 14.00; Die Unglaublichen II 14.00,<br />

16.00, 17.45; A Star Is Born 14.05, 16.50,<br />

19.50; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />

14.10; Venom 14.30, 20.15; Searching 14.30;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 14.40; 3D: Die<br />

Unglaublichen II 15.00, 17.10, 20.00; Das Haus<br />

der geheimnisvollen Uhren 15.10, 17.40; Werk<br />

ohne Autor 15.45, 19.30; Klassentreffen 1.0 –<br />

Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.00,<br />

19.50; Ballon 17.00, 19.40; 3D: Venom 17.15,<br />

20.00; Durch die Wand –The Dawn Wall 19.30;<br />

The Nun 20.30<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />

(OmU) 17.30, 20.30; B Die defekte Katze 17.20,<br />

19.30, 21.40<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Offenes Geheimnis<br />

(OmU) 18.00, 20.30; Waldheims Walzer<br />

18.00; Alles ist gut 20.00; Ava (OmU) 22.00<br />

Moviemento (& 692 47 85) Thilda &die beste<br />

Band der Welt 10.15; Das Prinzip Montessori: Die<br />

Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est l‘enfant<br />

(OmU) 12.30; Luis und die Aliens 14.45; Liliane<br />

Susewind –Ein tierisches Abenteuer 16.45; Why<br />

Are We Creative? (OmU) 19.00, 23.45; Wackersdorf<br />

21.00; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 12.45; Nachlass 14.45; Wackersdorf 17.15;<br />

Seret Berlin 2018: First Love –WEB Series (OF)<br />

20.00; 303 22.30; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 14.15; Thilda &die beste Band der<br />

Welt 16.15; Gundermann 18.30; The Man Who<br />

Killed Don Quixote (OmU) 21.15<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Das Kongo<br />

Tribunal (OmU) 19.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Das stille Leuchten<br />

16.45; Ava (OmU) 18.15; The Man Who Killed<br />

Don Quixote (OmU) 20.00; Asphaltgorillas (DFmenglU)<br />

22.30; Styx (OmU) 16.45; Die defekte<br />

Katze (OmU) 18.30; Durch die Wand –The Dawn<br />

Wall (OmU) 20.00; The Nun (OF) 21.45; Kinobar<br />

im Sputnik Shut Up and Play the Piano (OmU)<br />

20.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Werk ohne Autor 15.15,<br />

19.40; New AStar Is Born 17.00, 20.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 14.00, 15.45; AStar Is<br />

Born 14.00, 17.00, 20.00; Gundermann 14.30,<br />

17.45; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

14.45; 3D: Die Unglaublichen II 15.00, 17.15,<br />

20.00; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 17.15, 20.15; Ballon<br />

17.30, 20.15; 3D: Venom 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Familie<br />

Brasch 13.00; Werk ohne Autor 13.30, 17.00,<br />

20.15; Das schönste Mädchen der Welt 14.45;<br />

Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />

Silberrücken 15.15, 20.30; Gundermann 17.30;<br />

Ballon 18.00, 20.45<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Venom<br />

14.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 14.00, 17.05, 20.05;<br />

Die Unglaublichen II 14.00, 17.10; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 14.00; AStar Is Born 14.10,<br />

16.30, 19.45; 3D: Die Unglaublichen II 14.15,<br />

17.00, 20.00; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 14.30, 17.15; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />

Monster Urlaub 14.45; Ballon 16.50, 19.50; 3D:<br />

Venom 17.15, 20.00; Book Club –Das Beste<br />

kommt noch 17.30; The Nun 20.10; Searching<br />

20.15; Mile 22 20.15<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Gans im Glück 17.00;<br />

Familie Brasch (DFmenglU) 18.45; Gundermann<br />

20.45; Waldheims Walzer 18.00; Die defekte<br />

Katze 19.45; Symphony ofNow 21.30<br />

Babylon (& 2425969) Menashe (OmU) 17.45;<br />

Mamma Mia! Here We Go Again (OmU) 17.45;<br />

Why Are We Creative? 19.30; B-Movie: Lust &<br />

Sound in West-Berlin (OmenglU) 19.30; Seret<br />

Berlin 2018: Foreign Land (OmenglU) 20.00;<br />

Orson Welles: Mr.Arkadin: Der Satan persönlich<br />

–Mr. Arkadin: Confidential Report (OmU) 21.15;<br />

Orson Welles: Orson Welles‘ Othello (OmenglU)<br />

21.30; Orson Welles: Im Zeichen des Bösen –<br />

Touch of Evil (OmU) 21.45<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />

Kinderfilm des Monats: Die kleine Hexe 10.00<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />

Unglaublichen II 11.00, 13.30, 16.30, 19.30,<br />

22.40; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

11.00, 17.10; Hotel Transsilvanien 3 11.10,<br />

14.10; Ballon 11.15, 14.10, 16.50, 19.40,<br />

22.40; 3D: Venom 11.20, 14.30, 17.20, 20.15,<br />

23.15; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />

11.20, 14.20; 3D: The Meg 11.30; Die Unglaublichen<br />

II 11.30, 14.00, 17.00; Käpt‘n Sharky<br />

11.40; Das schönste Mädchen der Welt 13.40;<br />

AStar Is Born13.40, 16.30, 20.00, 22.50; Klassentreffen<br />

1.0 13.50, 16.15, 19.20; Werk ohne<br />

Autor 16.30, 19.50; Mamma Mia! Here We Go<br />

Again 17.20; Sneak Preview 20.00; Book Club –<br />

Das Beste kommt noch 20.00; Searching 20.40;<br />

3D: Mission: Impossible – Fallout 22.30; The<br />

Equalizer II 23.00; The Nun 23.15; 3D: Predator<br />

–Upgrade 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Wackersdorf<br />

14.30; AStar Is Born (OmU) 17.00, 19.45; The<br />

Man Who Killed Don Quixote (OmU) 22.30; Styx<br />

15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.00, 19.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro<br />

felice (OmU) 22.30; Kindeswohl –The Children<br />

Act (OmU) 14.30; Ava (OmU) 16.45; AStar Is<br />

Born (OmU) 19.00, 21.45; Utoya 22. Juli (OmU)<br />

14.30; Gundermann 16.30; Wackersdorf 19.15;<br />

BlacKkKlansman (OmU) 21.45; Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 15.00, 22.30; Offenes Geheimnis<br />

–Todos lo saben (OmU) 17.00, 19.45<br />

International (& 24 75 60 11) Werk ohne Autor<br />

13.30, 17.45; Siegessäule und Teddy präs.<br />

MonGay: Sorry Angel –Plaire, aimer et courir vite<br />

(OmU; m. Gästen) 22.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Doku.Arts: River<br />

Niger,Black Mother 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

3D: Die Unglaublichen II14.00, 17.00; Die Unglaublichen<br />

II 14.15, 16.30, 19.30; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 14.30, 17.40;<br />

AStar Is Born 14.35, 17.00, 19.30; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.40; Das Haus<br />

der geheimnisvollen Uhren 14.40, 16.50; Venom<br />

14.50, 17.30, 20.00; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 14.50, 17.15; Ballon 17.10, 20.00; The<br />

Nun 17.30; AStar Is Born (OF) 19.45; Sneak<br />

Preview (OF) 20.00; Sneak Preview 20.00; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

20.05; Venom (OF) 20.15<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Cinderella the Cat –La<br />

gatta Cenerentola (OmU) 16.00; Sweet Country<br />

(OmU) 17.40; Utoya 22. Juli (OmenglU) 19.45;<br />

Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmenglU)<br />

21.30<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) AStar Is Born<br />

(OmU) 16.30, 19.30, 22.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Werk ohne Autor<br />

15.40, 20.00; Gundermann 17.15, 20.00; Offenes<br />

Geheimnis 17.30, 20.30; Wackersdorf<br />

16.10, 20.10;Alles ist gut 18.50<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) AStar Is Born (OF)<br />

17.15, 20.15, 21.45; Venom (OF) 17.00, 19.40,<br />

22.15; Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF)<br />

16.15, 19.00, 22.00; BlacKkKlansman (OF)<br />

17.30, 20.30; Offenes Geheimnis –Todos losaben<br />

(OmU) 16.30, 19.15<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen (&<br />

66 68 12 34) 3D: Die Unglaublichen II 14.15,<br />

17.10, 20.00; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 14.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.50; Sneak<br />

Preview 20.15<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Leave No Trace (OmU)<br />

12.00; Ava (OmU) 12.00, 19.00; The Whisper of<br />

the Jaguar (OmU) 14.10, 19.00; Sweet Country<br />

(OmU) 14.10, 21.10; KUKI –Kurze für Kids:<br />

Kinder-Kurzfilmprogramm (OF) 16.00; Glücklich<br />

wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 16.30, 21.10;<br />

Waldheims Walzer (OmU) 17.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die<br />

Unglaublichen II 14.45, 17.00, 19.45; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 15.00; Mackie<br />

Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Gundermann<br />

20.20<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 14.40; AStar<br />

Is Born (OmU) 18.00, 21.00; Sneak Preview<br />

22.00; AStar Is Born 15.00, 17.00, 20.00; Die<br />

Unglaublichen II 14.15, 16.40, 19.20; Gundermann<br />

15.00, 20.30; Offenes Geheimnis 17.40;<br />

Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm<br />

14.30, 17.20; Werk ohne Autor 19.45


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

eutsch-französische Geschichte stehen. Am Mittwoch liest sie in Berlin.<br />

schichtsbuch zielt deutlich ins<br />

Heute. Die Landesvertretung Bremens<br />

beim Bund hat die Autorin eingeladen,<br />

nicht nur, umuns vorzulesen,<br />

sondern sie wird auch mit dem<br />

Erziehungswissenschaftler Micha<br />

Brumlik sprechen.<br />

Von Frankreich und der politischen<br />

Situation dortvon 1933 bis zur<br />

1940 eingesetzten Vichy-Regierung<br />

wirdauch am Abend davor schon die<br />

Rede sein –und wieder in enger Verbindung<br />

mit den deutschen Verhältnissen.<br />

Es geht um Anna Seghers,die<br />

damals schon eine anerkannte<br />

Schriftstellerin war (immerhin mit<br />

dem Kleist-Preis ausgezeichnet), die<br />

aber wegen ihrer jüdischen Herkunft<br />

und ihrerMitgliedschaft in der Kommunistischen<br />

Partei vor den Nazis<br />

aus Deutschland fliehen musste.Paris<br />

konnte für sie, ihren Mann und<br />

die beiden Kinder zeitweise eine<br />

Heimat sein. Wie sie dort lebte, arbeitete,<br />

mit wem sie befreundet war<br />

und unter welchen Mühen sie<br />

schließlich aus Frankreich weg gelangte,<br />

darüber schreibt Monika<br />

Melchert inihrem Buch „Wilde und<br />

zarte Träume –Anna Seghers’ Jahre<br />

im Pariser Exil 1933–1940“. Dasstellt<br />

Wissen,<br />

was war,<br />

verstehen,<br />

was ist<br />

Umverdrängte Vergangenheit, Schuld,<br />

Verantwortung und Literatur in Frankreich und<br />

Deutschland geht es in dieser Woche<br />

LESUNGEN<br />

Monika Melchert liest über Anna<br />

Seghers, 9.10., 19 Uhr,Café Lawrence,<br />

Oranienburger Str.69, Eintritt frei<br />

André Kubiczek und Steve Mekoudja:<br />

Wahlverwandtschaften. 9.10., 20 Uhr,<br />

Maschinenhaus in der Kulturbrauerei,<br />

Knaackstr.97, Eintritt 5Euro<br />

Géraldine Schwarz liest, anschließend<br />

Gespräch mit Micha Brumlik, 10.10.,<br />

19Uhr,Landesvertretung Bremen, Hiroshimastr.24,<br />

Eintritt frei<br />

MATHIAS BOTHOR<br />

sie nun vor. Die Literaturwissenschaftlerin<br />

kennt sich bestens aus<br />

mit Seghers, ist auch Autorin eines<br />

Buches über deren Neubeginn in<br />

Deutschland –„Heimkehr in ein kaltes<br />

Land“ –forschte überhaupt über<br />

weibliches Schreiben und hat selbst<br />

einen besonderen Ton. Sie erzählt<br />

das Biografische wie eine Geschichte.<br />

Und auch das Buch ist ein<br />

besonderes, bibliophil ausgestattet<br />

bei bülbül erschienen (100 Seiten, 15<br />

Euro). Die Zeichnungen von Luna<br />

Al-Mousli darin deuten auf ein Leben,<br />

das mit Papier verknüpft ist. Sie<br />

sind ab Dienstag in dem Café, wo<br />

Monika Melchert liest, ausgestellt.<br />

An diesem Abend muss man sich<br />

(wie ja meistens in Berlin) entscheiden.<br />

Über regionale und Sprachgrenzen<br />

führt auch der Abend<br />

„Wahlverwandtschaften – <strong>Berliner</strong><br />

Autorenbegegnungen“ in der Kulturbrauerei.<br />

Steve Mekoudja, aus Kamerun<br />

stammend und an der TU<br />

Technische Informatik studierend,<br />

debütierte 2015 in Frankreich mit einer<br />

Novelle, schreibt Gedichte und<br />

arbeitet an einem ersten Roman. Er<br />

hat sich den <strong>Berliner</strong> Autor André<br />

Kubiczek zum Gespräch ausgesucht.<br />

Pop<br />

Requiem<br />

für<br />

eine Ära<br />

Der Tag, an dem die Musik<br />

starb, war der 3. Februar<br />

1959. Damals ereignete sich<br />

der verhängnisvolle Flugzeugabsturz,<br />

bei dem die Rock’n’<br />

Roll-Legenden Buddy Holly<br />

und Richie Valens unmittelbar<br />

nach einem Konzert ums Leben<br />

kamen. Don McLean war<br />

gerade 13, als er davon in den<br />

<strong>Zeitung</strong>en las, die er austrug,<br />

um sich etwas Taschengeld zu<br />

verdienen. Noch einmal 13<br />

Jahre später inspirierte ihn<br />

dieses Unglück zu seinem<br />

Song„American Pie“, den man<br />

heute wie eine Art Requiem<br />

zur Geschichte des Pop hören<br />

kann, in dem Bob Dylan und<br />

Joan Baez durch die Textzeilen<br />

geistern, wenn auch hübsch<br />

verklausuliert. Anspielungen<br />

auf Sgt. Pepper von den Beatles<br />

sind ebenso dabei wie eine<br />

auf den Drogen-Hit „Eight Miles<br />

High“ von den Byrds. Es ist<br />

anzunehmen, dass Don<br />

McLean auch heute von all<br />

dem singen wird. HarryNutt<br />

DonMcLean Passionskirche, 20 Uhr,<br />

Marheinekeplatz 1, T.:69401241<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Guten Morgen Rundherum, Lingulino–Kindertheater<br />

unterwegs (ab 2J.)<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

11.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Anna und die Wut, Christiane Kampwirth,<br />

Puppentheater (ab 4bis 10 J.). Anm. erf.<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(& 92 35 59 50) 10.00: Reineke, der gerissene<br />

Fuchs (ab9J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Begine (& 215 14 14)<br />

19.00: Literaturrunde: Die Jahre, AnnieErnaux,<br />

Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />

19.30: Schattenspiel, vonund mit Viivi Luik, mit<br />

Gespräch: Aika Sakova<br />

21.00: Wortservierung: Über den Freitod,David Hume<br />

mit Richard Burger<br />

RBB Haus des Rundfunks (& 97 99 30)<br />

20.00 Kleiner Sendesaal: Im Vulkan. Essays, Martin<br />

Amis &Daniel Kehlmann<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: LiterarischerStreifzug 91: Neinist das neue<br />

Ja, Desiree Nick, Buchpräsentation<br />

Schmalfuss Berlin |contemporaryfine arts<br />

(Knesebeckstr.96) 19.00: Die zwielichtigeStunde,<br />

Kettly Mars, Mod.: Hans Christoph Buch, In französischer<br />

Sprache mit Übersetzung.Anm. erf.<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

19.00: Lesedüne, Marc-UweKling,Julius Fischer,<br />

SebastianLehmann, Maik Martschinkowsky u. a., mit<br />

Musik vonBoris the Beast<br />

FÜHRUNG<br />

Alter Fritz (& 017 59 50 74 36)<br />

14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />

Schloss in den Reichstag,Treff: <strong>Berliner</strong>Schloss,vor<br />

Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />

<strong>Berliner</strong> Unterwelten (& 49 91 05 17)<br />

12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />

Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

14.00: Kuratorenführung in denaktuellen Ausstellungen<br />

14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

13.00: Europe and the Sea, Public guided tour in<br />

English in the exhibition<br />

16.00: Sparen –Geschichte einer deutschen Tugend,<br />

Öffentliche Führung durch die Ausstellung<br />

Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />

11.00: DiezweiGesichter des Hansaviertels –ein<br />

Diskurs., Bernd S. Meyer, Treff: Joseph-Haydn-Str.Nr.1.<br />

Anm. erf.<br />

Secret Tours Berlin (& /82 09 67 51)<br />

19.00: Festival of Lights, Secret Tours Berlin, Treff:<br />

Staatsoper Unterden Linden.Anm. erf.<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />

10.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />

wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />

Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Flatbush Zombies (Rap)<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Claire Parsons Quartett<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

20.00: Spain<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Samiam +TVHaze, Thirtieth AnniversaryTour<br />

Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />

20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />

Joerges<br />

Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />

19.30: Handmade Moments<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

21.00: Damien Jurado<br />

KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />

14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />

17.00: Biliana Voutchkova(Violine und Stimme),<br />

SolistInnen-Konzerte<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Kein Grund zum Feiern: Die 15 Jahre<br />

Zeitstrafe Tour:Captain Planet +Matula +Deutsche<br />

Laichen +Tigeryouth<br />

Maze (& 55 51 84 54)<br />

20.00: The Stanfields, support: Zach Mathieu<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Dawn Landes<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Kiol<br />

Passionskirche (& 69 40 12 41)<br />

20.00: Don McLean<br />

Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />

20.00: Janita<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: Dana Fuchs<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />

Bailey<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Hans Anselm Quintett<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: Lonely Leary+Disgusting Beauty<br />

Südwest-Bar (& 822 07 44)<br />

20.00: Agustin Strizzi &St.A<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

19.30: Philipp Kirkorov<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Nice One, TheStain, Dominik Hisslinger<br />

KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />

23.00: Electric Monday, Alexis Cabrera, Gloria Glanz,<br />

Ricardo Rodriguez<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Matrix (& 293 69 9- 90)<br />

22.00: Scandal!, Flipster<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59 +4Bar:House of Waxx –Rawax, Dana Ruh,<br />

Audiopath, Siamak Amidi<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />

KINO<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

3D: Die Unglaublichen II 13.45, 16.40, 19.45;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00;<br />

Die Unglaublichen II 14.00, 17.00; AStar Is Born<br />

(OmU) 14.00, 16.15, 19.40, 22.45; Die Abenteuer<br />

von Wolfsblut 14.15; Book Club (OmU)<br />

14.15; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

(OmU) 14.20; Werk ohne Autor 15.30, 17.00,<br />

19.30, 21.00; Offenes Geheimnis (OmU) 16.30;<br />

Mackie Messer 16.50, 22.30; Ballon 16.50,<br />

20.00; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />

19.30; Gundermann 19.45; Sneak Preview<br />

20.00; BlacKkKlansman (OmU) 22.30; Mamma<br />

Mia! (OmU) 22.40; Die Unglaublichen II (OmU)<br />

22.40; Kindeswohl (OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Nachlass 17.45;<br />

Waldheims Walzer 19.45; Lemonade (OmU)<br />

21.30<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Das Prinzip<br />

Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 17.00;<br />

Balkan Dreams – Ein Leben im 9/16 Takt<br />

(OmenglU) 18.45; Gundermann 20.15; Der Himmel<br />

über Berlin (OmenglU) 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Venom<br />

14.15; Die Unglaublichen II 14.15, 17.15;<br />

Ballon 14.15, 17.00, 19.55; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 14.20, 17.20, 20.15, 22.50; AStar Is<br />

Born 14.20, 16.40, 19.50, 23.00; Die Abenteuer<br />

von Wolfsblut 14.25, 16.55; Pettersson und Findus:<br />

Findus zieht um 14.30; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 14.30; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 14.55, 17.25; Werk ohne<br />

Autor 15.15, 19.35; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.50, 19.50,<br />

23.00; 3D: Venom 17.10, 20.15, 23.00; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 17.20, 19.55;<br />

Hello, Mrs. Money (OmU) 20.00; AStar Is Born<br />

(OF) 20.00; The Nun 20.05, 23.00; Mile 22<br />

22.35; 3D: Predator –Upgrade 22.55; Offenes<br />

Geheimnis 22.55<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 13.30; 3D: Die<br />

Unglaublichen II 13.30, 16.40, 19.45; Das Haus<br />

der geheimnisvollen Uhren 13.30, 17.10; 3D:<br />

Venom 13.50, 16.50, 20.15; Klassentreffen 1.0<br />

–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 13.50,<br />

16.30, 20.10; Die Unglaublichen II 13.50,<br />

17.00; Die Abenteuer vonWolfsblut 14.20; Werk<br />

ohne Autor 15.45, 19.45; Ballon 16.45, 19.30;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 17.10; A Star Is<br />

Born 17.10, 20.00; Sneak Preview (OF) 20.00;<br />

Book Club –Das Beste kommt noch 20.10; The<br />

Nun 20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Book Club – Das Beste kommt noch 15.00,<br />

17.45, 20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Kindeswohl 18.00;<br />

Gundermann 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) AStar Is Born (OmU)<br />

14.30, 17.30,20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Itzhak Perlman –Ein Leben<br />

für die Musik (OmU) 18.15; It Must Schwing<br />

–The Blue Note Story (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />

12.50; Käpt‘n Sharky 10.00, 12.05; Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00; Die<br />

Unglaublichen II 10.00, 11.50, 13.30, 14.25,<br />

16.30, 20.15; A Star Is Born 10.00, 14.40,<br />

17.20, 19.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />

11.55; 3D: Die Unglaublichen II 14.00, 17.00;<br />

Venom 14.15, 17.40; Ballon 16.50; 3D: Venom<br />

20.00; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 20.00; Sneak Preview<br />

20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81)<br />

Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes 13.45;<br />

Book Club – Das Beste kommt noch 15.45,<br />

20.15; Gundermann 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Werk ohne Autor<br />

15.15, 19.30<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />

12.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

10.00, 14.35; Die Unglaublichen II 10.00,<br />

12.05, 13.30, 14.10, 16.30, 20.00, 23.00; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.20; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 10.00, 12.15,<br />

14.50, 17.20; Christopher Robin 10.00; AStar Is<br />

Born 10.00, 14.00, 17.00, 19.30, 22.45; Gans<br />

im Glück 12.15; Käpt‘n Sharky 12.40; Venom<br />

14.30, 17.10; 3D: Die Unglaublichen II 14.45,<br />

17.40; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.55, 20.10;<br />

Ballon 17.15, 19.50; 3D: Venom 19.55, 22.50;<br />

Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm<br />

19.55; Searching 20.35; The Equalizer II23.00;<br />

Sneak Preview(OF) 23.00; Sneak Preview23.00;<br />

The Nun 23.10<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

15.00, 20.30; Die Unglaublichen II 15.00,<br />

17.45, 20.30; 3D: Venom 15.15, 20.30; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 15.30; Ballon<br />

17.45; AStar Is Born 17.45, 20.30; Kindeswohl<br />

18.15<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Abel Ferrara: Welcome<br />

to New York (OmenglU) 20.00; Magical History<br />

Tour:Der Kuss der Tosca –Ilbacio di Tosca (OmU)<br />

19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (&<br />

040/80 80 69 69) ICan Only Imagine 12.25,<br />

15.20; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />

12.30, 14.45; Käpt‘n Sharky 12.30; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 12.30, 15.00,<br />

17.40; Gans im Glück 12.30; Die Unglaublichen<br />

II 12.40, 14.00, 16.30, 19.00; Die Abenteuer<br />

von Wolfsblut 12.40, 15.00, 16.40; 3D: Die<br />

Unglaublichen II 13.00, 15.00, 16.30, 18.10,<br />

20.00, 23.00; A Star Is Born 13.00, 16.20,<br />

19.40, 23.00; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 13.10, 16.50,<br />

20.00, 22.20; Werk ohne Autor 13.15, 16.00,<br />

19.40; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

13.20, 16.15, 19.15; Book Club –Das Beste<br />

kommt noch 13.50, 20.20; Ballon 13.50, 17.00,<br />

20.00, 22.50; Venom 14.00; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 14.00, 18.10; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 14.10, 17.00; Ant-Man and<br />

the Wasp 14.40; Mile 22 15.05, 21.15, 23.10;<br />

Mamma Mia! Here We Go Again 16.30; Mission:<br />

Impossible –Fallout 17.00, 20.00; 3D: Venom<br />

17.15, 20.20, 22.30; Predator –Upgrade 17.20;<br />

The Nun 17.30, 20.15, 22.20; Offenes Geheimnis<br />

17.30, 20.30; Gundermann 17.30, 20.30;<br />

Bad Spies 19.30; BlacKkKlansman 19.40;<br />

Sneak Preview 20.00; Searching 20.40; The<br />

Equalizer II 20.50, 23.00<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

3D: Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF)<br />

13.30, 16.20, 20.00; Mamma Mia! Here We Go<br />

Again (OF) 13.40; Book Club –Das Beste kommt<br />

noch (OF) 13.40;<br />

Das Haus der geheimnisvollen Uhren –The House<br />

with aClock in Its Walls (OF) 13.50, 16.50; Die<br />

Unglaublichen II – Incredibles II (OF) 14.00,<br />

17.00; Christopher Robin (OF) 14.10; A Star<br />

Is Born (OF) 14.15, 16.30, 19.40; 3D: Venom<br />

(OF) 14.30, 17.30, 20.20; The Man Who Killed<br />

Don Quixote (OF) 16.40; Searching (OF) 16.50,<br />

19.30; BlacKkKlansman (OF) 19.20; Crazy Rich<br />

–Crazy Rich Asians (OF) 19.45; 3D: Mission:<br />

Impossible –Fallout (OF) 19.50; The Nun (OF)<br />

20.30<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />

11.45; 3D: Venom (OF) 13.30, 16.30; 3D:<br />

Venom 19.30<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Ava (OmU)<br />

18.00; Seoul Station (OmU) 20.00; Busanhaeng<br />

–Train to Busan (OmU) 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Die Unglaublichen II<br />

14.00, 16.30; A Star Is Born 14.00, 17.00,<br />

20.00, 22.30; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 15.00, 20.00,<br />

22.30; 3D: Die Unglaublichen II 15.00, 17.30,<br />

20.00, 22.30; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />

15.00; Venom 17.30; Ballon 17.30, 20.00;<br />

3D:Venom 20.00, 22.30; The Nun 23.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) Mackie Messer –<br />

Brechts Dreigroschenfilm 15.45; Hitchcock: Das<br />

Fenster zum Hof 18.15; Eingeimpft 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Die Unglaublichen II 14.00, 17.00; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren 14.00, 17.15; Gundermann<br />

14.10; 3D: Venom 14.15, 17.00, 20.00;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 14.15; 3D: Die<br />

Unglaublichen II 14.30, 17.30, 20.00; Ballon<br />

14.30, 17.25, 20.15; Pettersson und Findus:<br />

Findus zieht um 14.45; Werk ohne Autor 15.30,<br />

19.30; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.45, 19.45; Book Club<br />

–Das Beste kommt noch 16.55; AStar Is Born<br />

16.55, 19.55; Sneak Preview 20.00; The Equalizer<br />

II 20.10; The Nun 20.30<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Venom<br />

14.00, 17.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />

Monster Urlaub 14.00, 17.30; Die Unglaublichen<br />

II 14.00, 16.30; AStar Is Born14.20, 16.40; 3D:<br />

Die Unglaublichen II 14.45, 17.30; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren 14.50, 17.20;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 16.10;<br />

Göktasi (OmU) 18.00; 3D: Venom 19.45; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

19.50; Sneak Preview 20.00; Ballon<br />

20.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Berlin-Film-<br />

Katalog: Ein Polterabend (m. Einführung) 18.00;<br />

Faust Sonnengesang Teil III 20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 13.00, 15.00; AStar Is<br />

Born 17.00, 20.00; Liliane Susewind –Ein tierisches<br />

Abenteuer 10.00; Ballon 12.45, 20.30;<br />

Thilda &die beste Band der Welt 15.30; Gundermann<br />

17.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Familie<br />

Brasch 16.00; Styx 18.00; Mackie Messer –<br />

Brechts Dreigroschenfilm 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Kindeswohl<br />

15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.15; Gundermann 20.00<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Familie Brasch 18.00; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 20.30<br />

Capitol (& 831 6417) Werk ohne Autor 15.00,<br />

19.30<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Familie<br />

Brasch 13.20; Das Prinzip Montessori: Die Lust<br />

am Selber-Lernen 13.45; Papst Franziskus: Ein<br />

Mann seines Wortes 14.00; Offenes Geheimnis<br />

–Todos lo saben (OmU) 15.30, 18.15; Mackie<br />

Messer –Brechts Dreigroschenfilm 15.30, 20.45;<br />

Werk ohne Autor 16.00, 19.45; Die Abenteuer<br />

von Wolfsblut 16.00; AStar Is Born (OmU)<br />

18.00, 20.45; Gundermann 20.45<br />

UCI Kinowelt Potsdam Center (&<br />

03 31/233 72 33) 3D: Die Unglaublichen II<br />

13.45, 16.50, 19.45; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 13.50; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 14.00, 17.00,<br />

19.50; Venom 14.15, 17.00; Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 14.20; AStar Is Born<br />

16.25, 19.35; Ballon 16.45, 20.00; 3D: Venom<br />

20.10<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 15.00; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 17.15; Mackie Messer<br />

–Brechts Dreigroschenfilm 19.45<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Book Club 17.15; Das Prinzip Montessori 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Werk<br />

ohne Autor 16.30, 19.40; 3D: Venom 17.00,<br />

20.30; 3D: Die Unglaublichen II 17.00, 20.00;<br />

Ballon 17.00, 20.25; Klassentreffen 1.0 –Die<br />

unglaubliche Reise der Silberrücken 17.10,<br />

20.15; AStar Is Born 17.15, 20.00; Das Haus<br />

der geheimnisvollen Uhren 17.20; Die Unglaublichen<br />

II 17.30; Book Club –Das Beste kommt<br />

noch 17.40; The Nun 19.50; Searching 20.00;<br />

The Equalizer II 20.20; 3D: Predator –Upgrade<br />

20.20<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) 3D:<br />

Die Unglaublichen II15.00, 17.45, 20.30; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 15.15; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 15.30; AStar Is<br />

Born 17.30, 20.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 17.45, 20.30;<br />

Kindeswohl 18.00<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00; A<br />

Star Is Born 14.15, 17.00, 19.45; Die Unglaublichen<br />

II 14.30, 17.15, 20.20; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 15.15; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 15.45; Klassentreffen 1.0 –Die<br />

unglaubliche Reise der Silberrücken 17.30; Venom<br />

18.00; Die Frau, die vorausgeht 20.00; 3D:<br />

Venom 20.15<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Wildes<br />

Herz 14.00; Grüner wirdís nicht 14.00, 17.45;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 15.45;<br />

Die Unglaublichen II 17.15, 20.30; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

20.00<br />

Union Fürstenwalde (& 033 61/73 64 40)<br />

Gundermann 14.00; Thilda &die beste Band der<br />

Welt 16.15; Kindeswohl 18.15; Familie Brasch<br />

20.15<br />

Union Kino-Center Luckenwalde (&<br />

033 71/40 16 41) Das schönste Mädchen der<br />

Welt 15.30; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 15.30; Die Unglaublichen II 15.30, 17.45,<br />

20.15; Ballon 17.30, 20.00; Sauerkrautkoma<br />

17.45; Klassentreffen 1.0 20.15


28 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Spreewild<br />

Klartext<br />

Hauptsache, was<br />

zum Aufregen<br />

VonNikita Vaillant, 22 Jahre<br />

Klar ist Nikita gegen<br />

Polizeigewalt. Aber<br />

auch für Umsicht.<br />

PRIVAT<br />

This is Germany, NOT the US!“<br />

Ein sobeschriebenes Video hat<br />

in den vergangenen Tagen mehr als<br />

zwei Millionen Klicks auf Facebook<br />

bekommen. Es zeigt eine chaotische<br />

Festnahme am Kottbusser Tor.<br />

Die Bilder erinnern tatsächlich an<br />

Polizeigewalt aus den Staaten: Ein<br />

unbewaffneter schwarzer Mann<br />

liegt zwischen Beamten am Boden,<br />

die auf ihn<br />

einschlagen und<br />

-treten. Ringsherum<br />

stehen<br />

Passanten, einige<br />

werfen mit<br />

Gegenständen<br />

nach den Polizisten,<br />

die Verstärkung<br />

rufen und<br />

Pfefferspray einsetzen.<br />

Das aufwühlende<br />

Video<br />

hat natürlich<br />

gleich eine Debatte in Gang gesetzt:<br />

Washaben wir da gerade gesehen –<br />

und wie ist das zu bewerten?<br />

Wie ist die Gewalt zu bewerten?<br />

Es gibt natürlich eine Vorgeschichte.<br />

Der Mann, ein mutmaßlicher<br />

Fahrraddieb, war von der Polizei<br />

kontrolliert worden. Als die Beamten<br />

ihre Streife fortsetzen wollten,<br />

kam der 22-Jährige laut Polizeibericht<br />

zum Wagen zurück, trat gegen<br />

das Auto und riss die hintere Tür<br />

auf. Einer Festnahme wiedersetzte<br />

er sich dann. Doch rechtfertigt das<br />

die übertriebene Gewalt, die von<br />

den Polizisten ausging? Für mich<br />

nicht. Doch viele Netz-Kommentatoren,<br />

die sich mit den Beamten<br />

solidarisierten, bemerkten, dass<br />

diese sich in einer Extremsituation<br />

befanden, in der so etwas mal<br />

vorkäme – sie seien ja auch nur<br />

Menschen. Dem widerspreche ich:<br />

Polizisten haben eine ganz andere<br />

Rolle als Zivilisten, sie sind für solche<br />

Situationen ausgebildet und<br />

von ihnen wird korrektes Verhalten<br />

erwartet. Fehler sind menschlich,<br />

richtig, aber es ist auch nur richtig,<br />

dass man für Fehler belangt wird.<br />

Und dass ein Mensch wegen der<br />

Unfähigkeit anderer derart leiden<br />

muss, geht überhaupt nicht.<br />

Die Aufregung um das Video<br />

verdeutlicht allerdings auch, dass<br />

sich Menschen jeglicher politischer<br />

Gesinnung auf sensationelle Inhalte<br />

stürzen, Stimmung machen und<br />

ohne Berücksichtigung von Hintergrundinformationen<br />

Rückschlüsse<br />

auf vermeintlich größere gesellschaftlicheProblemeziehen.<br />

Dabei<br />

weiß keiner, obdie Hautfarbe des<br />

Festgenommenen ein Faktor für<br />

die Eskalation der Gewalt war. Und<br />

trotzdem wird sofort Rassismus als<br />

Motiv unterstellt. In solchen Debatten<br />

spielt sicher auch eine Rolle,<br />

dass wir neben Popkultur auch<br />

gesellschaftliche Diskurse aus den<br />

Staatenimportieren.Das ist bei der<br />

unterschiedlichen Ausgangssituation<br />

jedoch einfach verfehlt.<br />

Rechte, Linke –gleicher Fehler<br />

Wasnicht heißen soll, dass ich kein<br />

Verständnis für solche Reaktionen<br />

habe. Esist nichts Neues, dass sich<br />

auch deutsche Polizisten, zum Teil<br />

sogar aus berechtigten Gründen,<br />

Rassismus vorwerfen lassen müssen<br />

und viele nicht weiße Menschen das<br />

auch so erleben. Es ist jedoch wichtig,<br />

sich klarzumachen, dass es nicht<br />

nur „dumme Nazis“ sind, die sich<br />

durch emotionalisierende Inhalte im<br />

Netz zu vorschnellen Urteilen verleiten<br />

lassen. Mehr Besonnenheit täte<br />

auch allen anderen gut.<br />

Von Julia Sauer, 22 Jahre<br />

Wie schaffen die das bloß?<br />

Trotz alternativer Modelle: Die traute Zweisamkeit ist für viele das Ideal. Gar nicht so einfach<br />

Bis dass der Todeuch scheidet:<br />

Für den Rest des Lebens<br />

mit einem einzigen<br />

Partner zusammen zu sein,<br />

war früher das Beziehungs- und Lebensmodell<br />

schlechthin. Heute<br />

scheint es ein Auslaufmodell zu sein.<br />

Liebe kennt – zum Glück! – keine<br />

Grenzen mehr. Ganz egal, obMenschen<br />

hetero-, homo- oder bisexuell<br />

sind, ob einer viel älter oder jünger<br />

als der andere, ob sie One-Night-<br />

Stands haben, offene Beziehungen<br />

führen, Mingles sind oder zudritt,<br />

viert, fünft ... die Polyamorie feiern.<br />

Auch wenn ihre Lebens- bzw. Liebesmodelle<br />

noch nicht alle in der<br />

Mitte der Gesellschaft angekommen<br />

sind, zumindest in Berlin sind sie<br />

kein Tabu mehr.<br />

Gerade junge Leute fühlen sich<br />

bei der Fülle an Möglichkeiten dazu<br />

gedrängt, viele Erfahrungen zu machen,<br />

um dann irgendwann doch<br />

den oder die „Richtige“ zu finden.<br />

Viele Beziehungen gehen unter diesem<br />

Druck kaputt. Lebenslang klingt<br />

eben wie „lebenslänglich“ –Höchststrafe.<br />

Die neue Ungezwungenheit<br />

ist also zugleich Segen und Fluch:<br />

Die Freiheit hat zugenommen, der<br />

Wegins persönliche Glück ist geebnet.<br />

Doch fällt bei so vielen Möglichkeiten<br />

die Wahl eines Partners oder<br />

Beziehungsmodellsziemlich schwer.<br />

Die Journalistin Julia Grosse hat<br />

für ihr Buch „Ein Leben lang“ ganz<br />

unterschiedliche Pärchen interviewt,<br />

die es geschafft haben, sehr<br />

lange glücklich zusammen zu bleiben.<br />

Die beruhigende Hauptbotschaft<br />

des Buches ist wohl, dass es<br />

nicht nur einen Weggibt, eine langfristige<br />

glückliche Beziehung zu führen:<br />

Liebe ist vielfältig, Vergleichen<br />

ist Unsinn. Ein paar generelle Basics<br />

gibt es aber schon. Man müsse sich<br />

auf Augenhöhe begegnen, schreibt<br />

Grosse, und die Arbeit des anderen<br />

schätzen. Kompromisse eingehen<br />

und sich mit der Zeit gegenseitig abschleifen,<br />

bis es passt.<br />

Dazu sind viele Partner nicht bereit.<br />

Nach der „Schmetterlinge im<br />

Bauch“-Kennenlernphase werden<br />

die negativen Seiten des Partners<br />

schnell zum Grund, eine Beziehung<br />

zu beenden. Der Hintergedanke: Irgendwo<br />

gibt es bestimmt jemanden,<br />

der noch besser zu mir passt. Dank<br />

Europäischer Monat der Fotografie –auf Spreewild-Art: Wir zeigen keine Stars, sondern Talente und ihre Lieblingswerke. DARKERDAYS.PHTGRPH<br />

VonLaura Krüger, 23Jahre<br />

Die erfolgreiche Beauty-Influencerin<br />

Mrs. Bella veröffentlicht<br />

nicht nur Videos, sondern hat jetzt<br />

auch ihr erstes eigenes Buch herausgebracht.<br />

In „Contour & Confidence“<br />

schreibt sie über ihre Anfänge<br />

als YouTuberin, ihr heutiges<br />

Leben und gibt Tipps zu: Make-up.<br />

Außerdem erklärt sie, wie man sein<br />

Selbstbewusstsein steigert.„Man“ ist<br />

natürlich weiblich und wahrscheinlich<br />

recht jung.<br />

Es scheint bei YouTubern im<br />

Trend zu liegen, ein Buch zu schreiben.<br />

Wiegehaltvoll dessen Inhalt ist,<br />

ist eine andere Frage. Die Message<br />

von Marcel Scorpion zum Beispiel:<br />

Sieht so die Zukunft aus? Viele wollen jedenfalls im Alter glücklich mit dem Partner sein. FOTOLIA<br />

Die Schöne und das Buch<br />

Glaub an dich selbst! Sei<br />

du selbst! Trau dich was!<br />

Bei den Slimanis vor allem<br />

Selbstbezogenheit, Rezepte<br />

und Stylingtipps. ConCrafter<br />

hat eine Autobiografie<br />

geschrieben –mit 21.<br />

Von einer jungen Frau,<br />

die im Internet ihr Geld<br />

mit Make-up-Videos und<br />

eigenen Beauty-Produkten<br />

verdient, erwartet man entsprechende<br />

Tipps, und genau die<br />

liefert sie in ihrem Buch, das sich<br />

locker durchblätternlässt und voller<br />

schöner Bilder und Texte über Bellas<br />

Leben ist.<br />

Mrs. Bella ist eine sympathische<br />

junge Frau, die sich ihren Platz als<br />

eine der erfolgreichsten<br />

Influencerinnen erkämpft<br />

hat. WirFrauen wissen alle,<br />

dass man sein Selbstbewusstsein<br />

mit ein bisschen<br />

Make-up und Lipgloss unterstützen<br />

kann. So weit in<br />

Ordnung.<br />

Aber unter Mrs. Bellas<br />

Publikum sind eben<br />

auch viele junge Mädchen,<br />

die erst mal lernen<br />

müssen, sich selbst zu akzeptieren<br />

und irgendwann hoffentlich selbst<br />

zu lieben. Mrs. Bella gibt in ihrem<br />

Buch zwar auch Tipps,wie man mit<br />

Mobbing umgeht und wie man sich<br />

selbst treu bleibt. Doch trotz dieser<br />

positiven Message wirkt alles nur<br />

Tinder,Parship &Co. scheint es dann<br />

auch supereinfach, einen neuen<br />

Partner zu finden. Dabei ist die eigentliche<br />

Schwierigkeit nicht das Beginnen,<br />

sondern das Aufrechterhalten<br />

einer Beziehung!<br />

In unserer durchoptimierten Gesellschaft<br />

–Zeitmanagement, Ernährung,<br />

sogar Freizeit –versucht jeder<br />

Einzelne, immer das Beste aus und<br />

für sich rauszuholen. Doch bei dieser<br />

YOLO-Mentalität (You only live<br />

once,man lebt nur einmal –Anm. d.<br />

Red.) ist man häufiger mit dem unzufrieden,<br />

was man hat, und will immer<br />

mehr –auch in Beziehungen.<br />

Ein Konsens, den übrigens alle<br />

von Julia Grosse interviewten Pärchen<br />

teilen, ist, dass wir heute viel zu<br />

schnell aufgeben. Kein Wunder –<br />

Liebe inHollywoodfilmen, Liedern<br />

und Romanen hat wenig mit realen<br />

Beziehungen zu tun. Blöd nur, dass<br />

diese popkulturellen Darstellungen<br />

oft unser erster Kontakt mit dem<br />

Thema sind und dass sie unsereVorstellungen<br />

prägen. Diesen hohen<br />

Erwartungen kann natürlich keiner<br />

gerecht werden. Dass trotzdem die<br />

allermeisten deutschen Paareinmonogamen<br />

Beziehungen leben, zeigt,<br />

dass sie kein Auslaufmodell sind.<br />

Vongestern ist nur, andere Formen<br />

der Liebe zu verurteilen.<br />

Ganz schön<br />

düster<br />

Wenn eine Beauty-YouTuberin das Schreiben anfängt, ist Vorsicht geboten –der jungen Fans wegen<br />

Mrs. Bella hat ein<br />

Buch veröffentlicht.<br />

PICTURE ALLIANCE/EVENTPRESS<br />

Adrian ist eine Bereicherung.<br />

Seit einiger Zeit treibt sich der<br />

Sänger einer Metalband und<br />

passionierte Hobbyfotograf<br />

in der <strong>Berliner</strong> Untergrundszene<br />

rum und hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, Melancholie zu<br />

verbreiten. So denkt man zumindest,<br />

wenn man sich sein<br />

Portfolio voller Kontraste vor<br />

Augen führt. Allerdings ist<br />

in jedem Fall eine Botschaft<br />

wichtig, geistlose Modelbilder<br />

mit amateurhaft gezogener<br />

Vignette sind ihm offenbar ein<br />

Graus. Ein junger Mensch, der<br />

sein Augenmerk auf das legt,<br />

was ihn umgibt, und das ausdrückt,<br />

was ihn bewegt. Was<br />

gibt es denn Wichtigeres? Ein<br />

düsterer,ästhetischer Blick auf<br />

die Welt, der nichts an Schönheit<br />

einbüßt. (hb.)<br />

wie eine Überleitung zum nächsten<br />

Schminktipp und zur nächsten die<br />

Wirklichkeit verzerrenden Erfolgsgeschichte.Was<br />

mag es mit den Fangirls<br />

machen, wenn eine aufgebrezelte<br />

Schönheit auf der einen Seite<br />

schreibt „Liebe dich selbst!“ –und<br />

auf der nächsten Tipps gibt, wie man<br />

am besten jeden Quadratzentimeter<br />

des eigenen Gesichts mit möglichst<br />

vielPuder,Lippenstift, Lidschatten&<br />

Co.bedeckt?<br />

Das Buch ist jetzt schon ein Verkaufsschlager,<br />

und die Make-up-<br />

Tipps sind an sich ja auch nicht<br />

schlecht. Mrs. Bella darf also stolz<br />

auf sich sein. Ihre Leserinnen wissen<br />

hoffentlich, dass es auch andere<br />

Gründe gibt, sichgut zu fühlen.<br />

Früher war<br />

nicht wirklich<br />

alles besser<br />

Erinnerungen täuschen,<br />

die Verklärung schadet<br />

Von Lukas Wohner, 27 Jahre<br />

Ein Jammer,dass wir im Heute leben<br />

müssen. Früher waren die<br />

Bücher schließlich noch aus Papier,<br />

der Winter war noch knackig kalt,<br />

das Essen war viel leckerer,die Musik<br />

sowiesobesser–und das beliebteste<br />

soziale Netzwerkhieß „draußen“. So<br />

heißt es zumindest in unzähligen Artikeln,<br />

die10, 11, 13, 15, 26 Dinge verheißen,<br />

die „früher“ irgendwie cooler<br />

oder wirklich definitiv viel besser<br />

waren. Ernsthaft?<br />

Die so ausgedrückte Sehnsucht<br />

nach dem Gesternbezieht sich meist<br />

auf die 80er und 90er, als Retro,<br />

Vintage oder Nostalgie teils auch auf<br />

frühere Jahrzehnte. Dahinter steckt<br />

eine gehörige Portion Verklärung,<br />

bisweilen Kulturpessimismus. Oder<br />

in seiner ekelhaftesten Form eine<br />

Strategie der Rechten, die sich eine<br />

Zeit zurückwünschen, in der vermeintlich<br />

noch alles in Ordnung war<br />

und in der man den Schokokuss<br />

noch anders nennen durfte.<br />

Dabei wissen wir dank TED-Talk-<br />

Superstars wie Hans Rosling und<br />

Steven Pinker, dass früher mitnichten<br />

alles besser war –imGegenteil.<br />

Da muss man nur mal auf die Zahlen<br />

zu Kindersterblichkeit, HIV-Neuinfektionen,<br />

Kriegstoten, Vergewaltigungen,<br />

Atomwaffen, Morden, Sexismus<br />

etc.gucken.<br />

So verständlich die Romantisierung<br />

der Vergangenheit im Einzelnen<br />

sein mag –Forscher sagenübrigens,<br />

dass wir Positives besser in Erinnerung<br />

behalten als Schlechtes –,<br />

so falsch ist die Botschaft, gerade für<br />

unsereGeneration.<br />

Spreewild bedient sich bei Karl<br />

Valentin und sagt: Früher war alles<br />

besser,sogar die Zukunft! Wir sammeln<br />

Dinge, die heute besser sind.<br />

Teilt sie mit uns!<br />

Hörprobe<br />

Adam Angst –„Neintology“<br />

Dass dieses Album seinen Platz in<br />

die CD- und Plattenregale gefunden<br />

hat, war genauso unwahrscheinlich<br />

wie unerwartet. Felix Schönfuss,<br />

Sänger der Band, hatte seine zwei<br />

vorherigen Projekte Frau Potz und<br />

Escapado nach jeweils einem Album<br />

eingestampft. Doch nun ist das<br />

zweite Album da und es ist fast komplett<br />

antagonistisch zum Erstling.<br />

Immer noch kritisch, kratzig und rabiat,<br />

doch während sich der Erstling<br />

mit den Fehlerneines Einzelnen beschäftigte,ist<br />

nun die ganzeWelt unter<br />

Beschuss. „Einfach mal Nein sagen.<br />

Zu allem“ –solautet das Motto<br />

der Band im Jahre 2018. Zu allem<br />

haben sie allerdings nicht Nein gesagt:<br />

Hand- und Wertarbeit werden<br />

hier bejaht. Hannes Beyer,17Jahre<br />

Fazit Für alle, die dem Punk nicht abgewandt<br />

sind, ein absolutes Muss. Für alle, die<br />

einen Anstoß brauchen, umihr Leben umzustülpen,<br />

ein Ratgeber.<br />

„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />

Thema berufliche Ausbildung:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

10171 Berlin<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

instagram.com/spreewild_de<br />

facebook.com/spreewild<br />

twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 29<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />

Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Verrückt nach Camping 17.00<br />

(für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />

18.00 (für HG)Wer weiß denn sowas? 18.50<br />

(für HG) Morden im Norden. Dornröschen 19.45<br />

(für HG) Wissen voracht –Zukunft 19.55 (für<br />

HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Kriminalreport<br />

Immobilienbetrug /Jugendliche<br />

Straftäter<br />

21.00 (für HG) Hart aber fair<br />

Der Staat schwimmt im Geld -aber warum<br />

haben die Bürger so wenig davon?<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Schweig.Oder Stirb.<br />

Warummussten zwei Journalistensterben?<br />

23.30 (für HG) Betrogen und verraten<br />

Die Krebspatientinnen des Bottroper<br />

Apothekers<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.30 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen<br />

im Einsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />

–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />

uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />

18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />

Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Das Jenke-Experiment<br />

Ich gegen mich –Der Kampf gegen<br />

meine Sucht<br />

Jenke von Wilmsdorff meldet sich mit<br />

seiner wohl härtesten Prüfung zurück.<br />

Er sich das Rauchen abgewöhnen.<br />

22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.25 SpiegelTVDie Unbeugsamen –<br />

Deutschlands starke Frauen<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Justice –Die Justizreportage<br />

Wildschweine im Pool –immer Ärger<br />

mit der Natur! Reportagereihe<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

Lederkordel(biszu1mLänge)<br />

MDR WDR in die Länge) Ermittlungen, um den Mörder zu Arte<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />

17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />

MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Mach dich ran! 20.15 (für HG) Go<br />

Trabi Go 2–Das war der wilde Osten. Komödie,<br />

D1992 21.50 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />

HG) Fakt ist! 23.10 (für HG) Sensationsprozess<br />

Casilla. Drama, D1939 0.40 (für HG)<br />

Antilopen. Kurzfilm, D2013 0.55 (für HG)<br />

Trauerweiden. Komödie, D2017<br />

Bayern<br />

16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />

18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />

Rundschau 19.00 (für HG) Unkraut 19.30 (für<br />

HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) StofferlWells Bayern<br />

21.00 (für HG) Alpenschamanen 21.45 (für<br />

HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />

22.45 (für HG) Operation Zucker.<br />

Jagdgesellschaft. TV-Drama, D2015 0.15 (für<br />

HG) Ringlstetter &Zinner –Live auf der Bühne<br />

1.00 Rundschau Nacht 1.10 Ringlstetter 1.55<br />

(für HG) Dahoam is Dahoam<br />

Vox<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />

und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />

zwei 19.00 Die deutsche Dinner-Meisterschaft<br />

20.00 Prominent! 20.15 Goodbye Deutschland!<br />

Die Auswanderer 22.15 Goodbye<br />

Deutschland! Die Auswanderer 0.15 nachrichten<br />

0.35 (für HG) Medical Detectives – Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Mord nach<br />

Plan 1.30 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Todesschützen<br />

Super RTL<br />

14.45 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.20<br />

Bugs Bunny &LooneyTunes 15.50 5Freunde –<br />

Für alle Fälle 16.20 Die Nektons –Abenteurer<br />

der Tiefe 16.45 Hotel Transsilvanien –Die Serie<br />

17.15 Ninjago –Garmadons Motorrad-Gang<br />

17.45 Inspector Gadget 18.10 Bugs Bunny &<br />

LooneyTunes 18.45 WOW Die Entdeckerzone<br />

19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45<br />

Angelo! 20.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

21.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

22.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

23.10 On the Case –Unter Mordverdacht<br />

Sport1<br />

14.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />

Darrell verdoppelt 15.30 Cajun Pawn Stars –<br />

Pfandhaus Louisiana. Bestens behütet 16.30<br />

StorageWars –Geschäfte inNew York. Zu neuen<br />

Ufern 18.00 Poker 19.00 Bundesliga aktuell.<br />

Die tägliche News-Sendung für Fußballfans<br />

19.25 Goooal! –Das internationale Fußball-<br />

Magazin 19.55 Fußball: Regionalliga Südwest.<br />

Vorberichte 20.15 Fußball: Regionalliga Südwest.<br />

12. Spieltag 22.15 Die Premier League<br />

Highlights 23.30 3. Liga pur<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Das Alibi.<br />

Krimiserie 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Undercover<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00<br />

heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />

(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute<br />

–inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-<br />

Cops. Klassentreffen 17.00 (für HG) heute<br />

17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45 (für<br />

HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Potsdam.<br />

Kalte Fische. Krimiserie 19.00 (für HG)<br />

heute 19.25 (für HG) FalscheVersprechen?<br />

20.15 (für HG) Die Muse des Mörders<br />

TV-Thriller, A/D 2017<br />

Mit Christiane Hörbiger,Fritz Karl,<br />

Florian Teichtmeister, Robert Lohr u.a.<br />

Regie: Sascha Bigler<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Vor ihren Augen<br />

Thriller,USA/GB/E/COR 2015<br />

Mit Chiwetel Ejiofor,Nicole Kidman,<br />

Julia Roberts, Dean Norris u.a.<br />

23.55 heute+<br />

0.10 (für HG) Berg Fidel –Eine Schule für<br />

alle Dokumentarfilm, D2011<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Christian<br />

Wackert, Alina Merkau 10.00 Total gesund!<br />

Mit Britt Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid 10.30<br />

Klinik am Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />

–Wir kämpfen fürSie! Mit Alexander Hold,<br />

Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />

im Einsatz 14.00 AufStreife.Reportagereihe<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik<br />

am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Schicksale<br />

–und plötzlich ist alles anders 18.00 Endlich<br />

Feierabend! Moderation: Annett Möller,Daniel<br />

Boschmann 19.00 Genial daneben–Das<br />

Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Navy CIS<br />

Stimmen Im Kopf. Krimiserie<br />

Mit Mark Harmon, David McCallum,<br />

Pauley Perrette u.a.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Werkstatt des Grauens. Krimiserie<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Vorbei ist vorbei. Krimiserie<br />

23.15 Scorpion<br />

Echte Helden. Actionserie<br />

0.10 Hawaii Five-0<br />

Hochexplosiv.Krimiserie<br />

1.00 MacGyver Befreiungskünstler<br />

14.50 (für HG) Eine Reise in dieToskana<br />

15.35 (für HG) Zoo-Babies 16.00 (für HG)<br />

Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Land und lecker 21.00 (für HG) Das Beste im<br />

Westen 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />

Warum wählt der Finkenberg die AfD? 22.40<br />

(für HG) Westart 23.20 (für HG) Hüter meines<br />

Bruders. Drama, D2014 0.40 (für HG) Menschen<br />

hautnah 1.25 (für HG) Wunderschön!<br />

NDR<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />

17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00<br />

Ländermagazine 18.15 (für HG) Die Nordreportage<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Markt 21.00 (für HG) NDR WissensCheck<br />

21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG)<br />

45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal 23.15<br />

(für HG) Die Gärtnerin von Versailles. Liebesdrama,<br />

GB 2014 1.05 (für HG) AnneWill 2.05<br />

Rute raus, der Spaß beginnt!<br />

Kabel eins<br />

6.45 Ghost Whisperer 7.40 EUReKA –Die geheime<br />

Stadt 8.35 EUReKA –Die geheime<br />

Stadt 9.30 Navy CIS 10.25 Navy CIS 11.20<br />

Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.05 Castle<br />

14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Koch die Box! 20.15<br />

Der Anschlag. Thriller,USA/D/CDN 2002<br />

22.55 Ausnahmezustand. Actionfilm, USA<br />

1998 1.05 Steven Seagal –Kill Switch. TV-<br />

Actionfilm, CDN/USA 2008<br />

RTL 2<br />

10.55 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 11.55 Die Geissens –Eine schrecklich<br />

glamouröse Familie! 13.00 Hilf mir! Jung,<br />

pleite, verzweifelt ... 14.00 Köln 50667 15.00<br />

Berlin –Tag &Nacht 16.00 Krass Schule–Die<br />

jungen Lehrer 17.00 News 17.10 Krass Schule –<br />

DiejungenLehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />

–Tag &Nacht 20.15 Team 13 –Freundschaft<br />

zählt 21.15 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 22.15 Naked Attraction –Dating<br />

hautnah 23.15 The Walking Dead 0.15 The<br />

Walking Dead 1.05 The Walking Dead<br />

Eurosport 1<br />

16.45 Judo Stories 16.50 Snooker:World<br />

Main Tour 18.00 Spirit of Yachting. Das Segelmagazin<br />

18.30 Radsport: Gran Premio Beghelli<br />

19.30 Radsport: Paris-Tours 20.25 Eurosport<br />

spezial. The Minute 20.30 Eurosport News<br />

20.35 Snooker:World Main Tour 21.30 Polo<br />

22.30 Olympische Spiele. Hall of Fame 23.25<br />

Eurosport spezial. The Minute 23.30 Eurosport<br />

News 23.35 WATTS. Die Eurosport-Clipshow<br />

23.45 Radsport: Paris-Tours 0.45 Radsport:<br />

Gran Premio Beghelli<br />

ZDF, 20.15 UHR TV-THRILLER<br />

Die Muse des Mörders<br />

Einstwar Madeleine „Mado“Montana (Christiane Hörbiger) eine erfolgreiche<br />

und sehr gefragte Schriftstellerin. Doch dieseZeiten sind lange vorbei und<br />

die einstige Bestseller-Autorin hat sich in eine tabuloseZynikerinverwandelt,die<br />

mit ihrer Biestigkeit auch Sohn Oliver (Florian Teichtmeister) nicht verschont.<br />

Als in Wien ein Serienmörder sein Unwesentreibt,stellt sich heraus, dasssich<br />

der Killer beiseinen Taten vonMadeleines Romanen inspirieren ließ.Während<br />

KommissarBäumer mit seiner Assistentin fieberhaft nach dem Täter suchen, ist<br />

die Schriftstellerin über die Mordenach ihrerVorlagezunächstschockiert. Dann<br />

jedoch fängtMadeleine an, es zu genießen, erneut im Rampenlicht zu stehen.<br />

DasZDF zeigtden Thriller anlässlich des Geburtstages vonHauptdarstellerin<br />

Christiane Hörbiger, die am 13. Oktober80Jahrealt wird.<br />

(Österr./Dtl./2017)<br />

Anzeige<br />

ZDF, 22.15 UHR THRILLER<br />

Glaube, Liebe,<br />

Vor ihren Augen<br />

Hoffnung, Berlin<br />

Foto: ZDF<br />

LESERSHOP<br />

030–201 64 004<br />

www.berliner-zeitung.de/shop<br />

Ray Kasten und Jess Cobb sind ein gut<br />

aufeinander eingespieltes FBI-Ermittlerteam.Diesändertsichjedoch,<br />

als die<br />

Leiche vonJess’ Tochter in einemHinterhof<br />

gefunden wird.Während sich Jess,nur<br />

Hauptstadtschmuckmit mit Herz<br />

Diestilvolle Verbildlichung des„Hohelied derLiebe“findet ihre<br />

Form in derhochwertigen Edelstahlkette –und in derMitte<br />

steht der<strong>Berliner</strong>Bär.<br />

Bär.<br />

nochein Schatten ihrer Selbst,inihreTrauer<br />

(H/Dicke) zurückzieht, stürzt sich ihr Maße:3,0 ×1,5 cm KollegeRay<br />

Made in Germanyfassen. Unterstützungerhälterdabei von<br />

der Bezirksstaatsanwältin Claire(Nicole<br />

*inkl. MwSt., zzgl. €3,95Versand, ab €75,–versandkostenfrei.<br />

Kidman). Regisseur Billy Ray(„Lügeund<br />

Ein Angebotder M. DuMont SchaubergExpeditionder der Kölnischen <strong>Zeitung</strong> GmbH &Co.<br />

KG,Amsterdamer Str. 192, Wahrheit“) 50735Köln.<br />

drehte das Remake des argentinischen<br />

Krimi-Dramas „Inihren Augen“<br />

mitChiwetel Ejiofor,NicoleKidman und<br />

Julia Robertsinden Hauptrollen.<br />

(USA/Gbr./Span./2015) Foto:ZDF<br />

Ihnensteht eingesetzlichesWiderrufsrechtzu.<br />

Alle Informationen über dieses Rechtund dieWiderrufsbelehrung<br />

finden Sieunter www.berliner-zeitung.de/shop<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

1<br />

1 5 6<br />

9 8 3<br />

9 5<br />

2 4<br />

4 7 3 6<br />

5 3 9<br />

1 4<br />

2 5<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

6<br />

1 4 9<br />

6<br />

4 3<br />

7 1 2<br />

3<br />

2<br />

1 2<br />

5 3<br />

Art.-Nr.<br />

1311030<br />

€29,90 *<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM vom6./7. 6.10.2018<br />

2018<br />

MITTEL mittel<br />

9 4 5 6 8 2 7 1 3<br />

6 3 8 1 7 5 4 2 9<br />

2 1 7 9 3 4 8 5 6<br />

4 5 2 3 9 7 6 8 1<br />

8 9 1 4 5 6 2 3 7<br />

7 6 3 8 2 1 5 9 4<br />

5 7 4 2 1 3 9 6 8<br />

3 8 6 5 4 9 1 7 2<br />

1 2 9 7 6 8 3 4 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 6./7. 10. 2018<br />

vom 6.10.2018<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

3 6 9 7 8 2 1 4 5<br />

5 1 7 4 3 9 2 6 8<br />

2 8 4 1 5 6 7 3 9<br />

4 2 3 9 7 8 6 5 1<br />

1 5 8 6 2 4 3 9 7<br />

7 9 6 3 1 5 4 8 2<br />

6 3 1 5 9 7 8 2 4<br />

8 4 5 2 6 1 9 7 3<br />

9 7 2 8 4 3 5 1 6<br />

5.30 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.50 Mein Gott, Walter!<br />

6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />

jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25<br />

Panda, Gorilla &Co. 12.15 (für HG) Traumrouten<br />

der USA 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />

Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin 15.00 Planet<br />

Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt<br />

17.00 rbb24 17.05 Elefant,Tiger &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />

Moderation: Janna Falkenstein<br />

21.00 Jede Antwort zählt<br />

Das Berlin-Brandenburg Quiz<br />

Moderation: Sascha Hingst<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Tatort Wie einst Lilly<br />

TV-Kriminalfilm, D2010<br />

Mit Ulrich Tukur,Martina Gedeck,<br />

Barbara Philipp u.a.<br />

23.30 Polizeiruf 110<br />

Der Teufel hat den Schnaps gemacht<br />

TV-Kriminalfilm, DDR 1981<br />

ProSieben<br />

10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother<br />

11.50 2Broke Girls. Das Enthüllungsbuch/Das<br />

Chancen-Fenster.Comedyserie<br />

12.40 Mom. Die Liste der Geständnisse/Familientherapie.<br />

Comedyserie 13.30 Twoand a<br />

Half Men. Mund weg von meiner Tochter/Noch<br />

eine Nacht mit Neil Diamond/Die Unterwäsche<br />

der Stars.Comedyserie 14.45 The Middle. Der<br />

Flirt/Das langeWarten. Comedyserie 15.40<br />

The Big Bang Theory. Vierer ohne Sheldon/Die<br />

Wahrheit über den Fahrstuhl/Nie mehr dumme<br />

Typen. Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Weihnachten –Die<br />

nächste Generation/Im Rausch der Macht.<br />

Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 The Big Bang Theory<br />

Das Machtwechsel-Modell<br />

20.45 Young Sheldon Jiu-Jitsu, Bläschenfolie<br />

und die böse Bobbie. Comedyserie<br />

21.15 The Middle Die Mucki-Bude<br />

21.45 The Big Bang Theory Comedyserie<br />

22.15 The Big Bang Theory<br />

Dunkle Materie. Comedyserie<br />

22.40 The Big Bang Theory<br />

Werfen wie ein Mädchen. Comedyserie<br />

23.10 Late Night Berlin<br />

Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />

0.05 The Big Bang Theory<br />

13.00 Stadt Land Kunst 13.50 Liebe auf den<br />

ersten Schlag. Liebeskomödie, F2014 15.25<br />

Frankreichs mythische Orte 15.50 Abenteuer<br />

Türkei 16.45 (für HG) X:enius 17.10 Begegnung<br />

mit den Meeresvölkern 17.40 Dropka –<br />

Tibets letzte Nomaden 18.35 Deltas der Welt<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG)<br />

Eine ganz normale Familie. Drama, USA 1980<br />

22.15 Der Sommer mit Mama. Drama, BRA<br />

2015 0.00 Der Kapitalismus des Traums. Dokumentarfilm,<br />

B/F 2016 1.05 Arte Journal<br />

1.30 Angst. Kriegsdrama,F/CDN 2015<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.20 Island –Weltspitze<br />

14.05 ZDF-History 14.50 ZDF-History 15.35<br />

ZDF-History 16.15 (für HG) Terra X17.00 (für<br />

HG) Superbauten 17.45 Europas Urwälder<br />

18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Inseln<br />

der Schweiz 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25<br />

Jean Ziegler –Der Optimismus des Willens.<br />

Dokumentarfilm, F/CH 2016 23.55 (für HG)<br />

Schmerz, lass nach! –Wenn das Leben zur<br />

Qual wird 0.25 10vor10 0.55 (für HG) Willkommen<br />

Österreich 1.45 Big Pacific<br />

Phoenix<br />

9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort<br />

10.30 phoenix plus 12.00 phoenix vor ort<br />

12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />

14.45 phoenix plus 16.00 Anne Will 17.00<br />

Armee ohne Kompass: Wohin marschiert die<br />

Bundeswehr? 17.30 phoenix der tag 18.00 Im<br />

Netz des Missbrauchs 18.30 Elefantenparadies<br />

Südindien 19.15 Indiens wilde Wölfe<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Geheimnisvolle<br />

Orte 21.45 (für HG) heute-journal 22.15<br />

unter den linden 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

unter den linden 0.45 Geheimnisvolle Orte<br />

Kika<br />

12.00 Tom 12.25 (für HG) Die Maus 12.55<br />

Käpt'n Flinn und die Dino-Piraten 13.20 (für<br />

HG) 4½Freunde 13.40 Die Pfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Dein<br />

großer Tag 15.25 (für HG) Hank Zipzer 15.50<br />

Mirette ermittelt 16.05 Peter Pan –Neue<br />

Abenteuer 16.50 (für HG) Der kleine Prinz<br />

17.35 Max &Maestro 18.00 Der kleine Nick<br />

18.15 Belle und Sebastian 18.35 Petzi 18.50<br />

Sandmann 19.00 Sherazade –Geschichten<br />

aus 1001 Nacht 19.25 pur+ 19.50 (für HG)<br />

logo! 20.00 (für HG) Live 20.10 Die Jungs-WG<br />

Dmax<br />

17.15 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />

Detroits 17.45 Hardcore Pawn: Das härteste<br />

Pfandhaus Detroits 18.15 Fang des Lebens<br />

–Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />

Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />

20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis 21.15<br />

Speed Is the New Black –Hauptsache schnell!<br />

22.15 Texas Custom Cars –Ein Job für Bill<br />

Carlton 23.15 Die Auto-Messies 0.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

1.15 Speed Is the New<br />

Black –Hauptsache schnell!<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.30 Weltspiegel-Reportage<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Europamagazin<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15<br />

Anne Will 21.17 Extra 21.30 Westpol 22.00 Markt<br />

22.45 Tagesschau –Vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 Die Ernährungskünstler 0.00 Exakt<br />

–Die Story 0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 Puzzle 1.50 Brandenburg aktuell<br />

2.20 SachsenSpiegel 2.50 Extra 3.02 SWRLandesschau<br />

aktuell Baden-Württemberg 3.47 Extra<br />

4.02 Abendschau 4.30 Aktueller Bericht<br />

ONE<br />

9.50 PartyofFive (1) 10.35 Lindenstraße 11.05<br />

In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte 11.55 Verrückt<br />

nachMeer 12.45 Sturmder Liebe 13.30<br />

Sturmder Liebe 14.20 DieFarben der Liebe. TV-<br />

Komödie,D2004 15.50 In aller Freundschaft –<br />

Diejungen Ärzte 16.40 PartyofFive 17.20 Linden<br />

straße 17.50 Hart aberherzlich 18.40 Sturmder<br />

Liebe 19.25 Sturm der Liebe 20.15 TheHeart Guy<br />

21.00 The HeartGuy 21.45 Nuhr im Ersten 22.30<br />

Mord aufShetland. TV-Kriminalfilm,GB2014 0.25<br />

The HeartGuy 1.10 TheHeart Guy 1.55 Lindenstraße<br />

2.25 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />

3.15 Kino Spezial 3.25 Hart aber herzlich 4.15<br />

Lindenstraße 4.45 Verrücktnach Meer<br />

ZDF NEO<br />

8.30 Lafer! Lichter! Lecker! 9.15 Baresfür Rares<br />

10.10 Bares für Rares 11.00 Cleverabgestaubt<br />

11.45 DieRettungsflieger 12.30 Die Rettungsflieger<br />

13.15 (fürHG) Columbo. Luzifers Schüler.TV-<br />

Kriminalfilm, USA 1990 14.45 Heldt 15.30 Die<br />

Rettungsflieger 17.00 (für HG) Columbo. Luzifers<br />

Schüler.TV-Kriminalfilm, USA 1990 18.30 Bares<br />

für Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für HG)<br />

InspectorBarnaby. Gesegnet seidie Braut. TV-Kriminalfilm,<br />

GB 2011 21.45 24 Hours–TwoSides<br />

of Crime 23.15 Greyzone–NoWay Out 0.45<br />

Spooks –ImVisier desMI5 1.40 heute-show 2.10<br />

Neo MagazinRoyale 2.55 TerraX3.40 TerraX<br />

4.20 TerraXpress 4.50 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

13.00 Brudermord am Airport 13.45 (für HG) Härter,reicher,besser,<br />

Südkorea! 14.15 Chinas einsame<br />

Söhne 15.00 Südkorea –Erfolg umjeden Preis<br />

15.45 Im Niemandsland –Was Korea teilt 16.30<br />

Korea –Der vergessene Krieg 18.45 Nordkorea<br />

zwischen Führerkult und Autoscooter 19.30 Geheimes<br />

Nordkorea 20.15 Atommacht Nordkorea –Die<br />

Kim-Dynastie 21.00 Geheimakte Kim Jong Un –<br />

Nordkoreas rätselhafter Führer 21.45 Mein Besuch<br />

in Nordkorea 22.30 Gold für Kim –Ein Leben für<br />

Nordkoreas Führer 23.15 Undercover inNordkorea<br />

–Im Reich des Kim Jong Un 0.15 Im Niemandsland<br />

–Was Korea teilt 1.00 (für HG) heutejournal<br />

1.30 Topspione der Geschichte<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Für Kirche und Tafel –Michel Delalande<br />

am Hof des Sonnenkönigs, ca. 56 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Schöne Stimmen Die italienische Sopranistin<br />

Anita Cerquetti. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere<br />

stellte sie die einzig überzeugende Alternative<br />

zuMaria Callas dar., ca. 56 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Die Harfe in der Neuen<br />

Musik. Der Klangfarbenreichtum der Harfe ist<br />

für die zeitgenössische Musik seit langem Inspirationsquelle<br />

für klangliche Neuerungen und<br />

Forschungen und wird immer wieder erweitert.<br />

Ein Überblick mit Aufnahmen führender Vertrerinnen<br />

und Vertreter., ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Gesprächskonzerte „musica reanimata” Bereicherung<br />

für Amerika: Guillermo Graetzer und<br />

Samuel Adler.Mit Georg Beck,<br />

ca. 105 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik „Das ist halt so crossover –oder<br />

nicht?” Szenenwechsel mit Musiker und<br />

Soundkünstler Jonas Urbat. Von Juliam Kämper<br />

Wer invielen Musikszenen zuhause ist, sollte<br />

deren Potenzial und Grenzen kennen. Skeptische<br />

Blicke auf das Crossover-Denken.,<br />

ca. 55 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

„Schwarze Vögel” Kriminalhörspiel nach dem<br />

gleichnamigen Roman von Gunnar Gunnarsson.<br />

Mit Jens Harzer (Eiulfur), Devid Striesow<br />

(Bjarni), Judith Engel (Steinunn), Anjorka Strechel,<br />

Benjamin Kramme, Ernst Jacobi, Matti<br />

Krause, Falk Rockstroh. Regie: Andrea Czesienski,<br />

ca. 60 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Maxim Biller: „Sechs Koffer” (3/12),<br />

ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Dokument: „Aufgefangen oder<br />

verloren im Netz?”Vortrag der Designforscherin<br />

Gesche Joost. Von Ulrike Jährling,ca. 26 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Dinah Washington. Mit Ortrun<br />

Schütz, ca. 30 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

In Concert 15. Möllner Folksfest. Radiokonzer<br />

„Skandinavien anders”. Mit PolkaBjørn &Kleine<br />

Heine, Bäckafall-Quartett. Moderation: Holger<br />

Beythien, ca. 87 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 30 **<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Michael Wendler (46), Schlagersänger<br />

und regelmäßger Kandidat in<br />

Fremdschäm-TV-Formaten, ist wieder<br />

solo.Nach 29 Jahren Beziehung<br />

und neun Jahren Ehe trennte er sich<br />

vonseiner Frau Claudia Norberg, die<br />

nun nach Deutschland zurückkehrenwird.<br />

„Der Wendler“ hingegen<br />

wirdmit Tochter Adeline in den USA<br />

bleiben. Dorthin war die Familie vor<br />

einerWeile ausgewandertund wollte<br />

die Amerikaner vonseiner Musik<br />

überzeugen. Dortstellte er sich kürzlich<br />

in einer Talkshowals „German<br />

King of Pop“ vor. Wenn man irgendwo<br />

neu hinkommt, kann man<br />

eben sein, werman will.<br />

Ex-Regierungschef<br />

Berlusconi<br />

XAP<br />

Silvio Berlusconi<br />

(82), Italiens Ex-<br />

Regierungschef<br />

mit Vorlieben für<br />

ausschweifende<br />

Feste,fängt<br />

ebenfalls neu an<br />

–und zwar erneut<br />

als Fußball-<br />

Klub-Eigner.<br />

Nachdem er<br />

2017 den italienischen Erstligisten<br />

AC Mailand verkaufte,ist er seit einigen<br />

Tagen wieder im Besitz eines<br />

Vereins.Mit dem Drittligisten Monza<br />

1912 will er innerhalb zweier Jahrein<br />

die erste Liga aufsteigen –und hat<br />

dafür unkonventionelle Regeln für<br />

die Kaderplanung ausgegeben. Die<br />

Spieler sollten keine Tattoos,Ohrringe<br />

oder einen Bart tragen, stets<br />

gut gekleidet und immer schön frisiertsein.<br />

„UnsereSpieler müssen<br />

ein Vorbild sein“, sagte er in einem<br />

Interview.Anseine Kabinettsmitglieder<br />

hat der Medienunternehmer<br />

seinerzeit nicht ganz so hohe Ansprüche.<br />

Kanye West (41) hätteinsoeiner<br />

Mannschaft keine Chance.Der Rapper<br />

ist naturgemäß tätowiertund zudem<br />

für seinen Henriquatre, den<br />

Rund-um-den-Mund-Bartbekannt –<br />

und überhaupt scheint er viel zu unbeständig<br />

und sprunghaft für Berlusconis<br />

spezielle Mannschaft. Nachdem<br />

der Mann vonKim Kardashian<br />

vergangeneWoche über die sozialen<br />

Netzwerke ankündigte,fortan„Ye“ zu<br />

heißen, löschte er nun seine Accounts.Was<br />

das für seinen Namen bedeutet,<br />

ist unklar. (dma./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Damhirsch Hannes steht mit einem<br />

Rind auf der Weide.<br />

DPA<br />

Er ist die Nummer zwei. Derjunge<br />

Damhirsch Hannes lebt seit einigen<br />

Wochen bei einer Rinderherde im<br />

schleswig-holsteinisches Holnis an<br />

der Flensburger Förde.Doch er ist<br />

nicht der einzige Geweih-Genosse<br />

unter den Angler-Rindernund Galloways.Bereits<br />

seit vier Jahren lebt<br />

Rothirsch Sven mit der Herde. Hannes<br />

ist –solässt es sich aus seinem<br />

nicht vollständig ausgeprägten Geweih<br />

schließen –imzweiten Lebensjahr<br />

und wurde vonseiner eigenen<br />

Herdevertrieben, um für die neuen<br />

JungtierePlatz zu machen. Washart<br />

klingt, ist in der Welt der Rehe normal.<br />

In seiner neuen Familie zeigt er<br />

sich bisher allerdings alles andereals<br />

pflegeleicht. Immer wieder piekst er<br />

die Rinder an. Bleiben darfertrotzdem.<br />

(dma./mit dpa)<br />

VonAnja Reich, Jerusalem<br />

Wenn es richtig peinlich<br />

wird für Sara Netanjahu,<br />

reden sie auch<br />

noch über die Sache<br />

mit der Wäsche: Ihr Mann, der Premierminister<br />

Israels, soll mehrfach<br />

Schmutzwäsche mit ins Ausland geschmuggelt<br />

haben, weil die First Lady<br />

das Waschmittel so gerne riecht, das<br />

in Hotel-Wäschereien benutzt wird.<br />

IhreWäsche sollte auch so gut duften.<br />

In der Regel waren es vier oder<br />

fünf, einmal sogar acht Koffer, die<br />

mit an Bord der Regierungsmaschine<br />

kamen und auf Staatskosten<br />

um die Welt flogen, um in ausländischen<br />

Luxushotels gereinigt zu werden.<br />

So steht es in einem Transkript<br />

eines Gesprächs aus dem Jahr 2010,<br />

das im Juni dieses Jahres an die Öffentlichkeit<br />

kam, wenige Tage bevor<br />

Israels Generalstaatsanwalt Avichai<br />

Mandelblit Anklage wegen Betrugs<br />

und Veruntreuung öffentlicher Gelder<br />

gegen Israels First Lady erhob.<br />

Am Sonntag begann in Jerusalem<br />

der Prozess gegen sie.<br />

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft<br />

gehen weit über den illegalen<br />

Wäschetransport hinaus. Speisen im<br />

Wert von umgerechnet 83 000 Euro<br />

soll sich Sara Netanjahu aus Jerusalemer<br />

Luxusrestaurants auf Staatskosten<br />

nach Hause bestellt haben, obwohl<br />

die Regierung schon einen<br />

Hauskoch für sie stellte. Teure Geschenke<br />

soll sie empfangen und sogar<br />

eingeforderthaben, Angestellte misshandelt<br />

und angeschrien haben.<br />

Anwälte legten Mandat nieder<br />

Sara Netanjahu bestreitet sämtliche<br />

Vorwürfe. Als Staatsanwalt Mandelblit<br />

ihr einen Deal anbot, um ihr einen<br />

Gerichtsprozess zu ersparen,<br />

lehnte sie empört ab. Zwei ihrer Anwälte,<br />

die ihr vorschlugen, sich vor<br />

Gericht schuldig zu erklären und<br />

eine Geldstrafe zu bezahlen, legten<br />

kurz vor Prozessbeginn ihr Mandat<br />

nieder. Ihre Köchin, die vor der Polizei<br />

gegen sie aussagte, beschimpfte<br />

Netanjahu als „widerwärtige Lügnerin“<br />

und „beschissene Köchin“. Polizisten<br />

beschuldigte sie der Diskriminierung.<br />

Der Prozess musste immer<br />

wieder verschoben werden.<br />

Sara Netanjahu, von Beruf Psychologin,<br />

59 Jahre alt, zwei erwachsene<br />

Kinder, ist eine kleine, sehr<br />

blonde und sehr entschiedene Frau,<br />

die oft an der Seite ihres Mannes zu<br />

sehen ist und über die in Israel das<br />

Gerücht kursiert, sie sei die eigentliche<br />

Chefin im Land. Wersich durch<br />

die Archive der israelischen <strong>Zeitung</strong>en<br />

arbeitet und mit Juristen spricht,<br />

hat das Gefühl, mitten in einem ziemlich<br />

schlechten Thriller gelandet zu<br />

sein. VonVerschleierung von Beweisen<br />

ist die Rede,von Erpressungsversuchen,<br />

auch gegen ihren eigenen<br />

Mann: Wenn er nicht mache, was sie<br />

Schmutzige Wäsche<br />

Am Sonntag begann der Prozess gegen Israels First Lady Sara Netanjahu<br />

Sie soll das Waschmittel von Hotels mögen: Sara Netanjahu<br />

Sara Netanjahu kommt zum Prozessauftakt am Sonntag.<br />

sage,packe sie über seine Affären aus.<br />

EinBuch ihres Ex-Mannes mit pikanten<br />

Details soll unter mysteriösen<br />

Umständen kurz vor der Veröffentlichung<br />

verhindertworden sein.<br />

Israel, muss man wissen, ist ein<br />

kleines Land, in dem fast jeder jeden<br />

kennt, aus der Schule oder aus der<br />

Armeezeit. Daserleichtertden Informationsfluss<br />

–die Medien berichten<br />

erbarmungslos über jedes neue Detail<br />

aus dem Privatleben der Netanjahus<br />

– erschwert aber mitunter<br />

auch die Ermittlungen. Generalstaatsanwalt<br />

Mandelblit beispielsweise,<br />

ein renommierter Jurist,<br />

wurde 2016 von Netanjahu persönlich<br />

berufen. Kritiker vermuten, das<br />

könnte ein Grund dafür sein, warum<br />

es so lange gedauerthat, bis die Vorwürfe<br />

gegen Sara Netanjahu in einer<br />

Anklage mündeten und Ermittlungen<br />

gegen den Premierminister<br />

selbst wegen Wahlmanipulation und<br />

doppelter Abrechnung von Reisekosten<br />

wieder eingestellt wurden.<br />

Aber auch gegen ihn gibt es Korruptionsvorwürfe.<br />

Erst am Freitag<br />

wurde Netanjahu zum bereits zwölften<br />

Mal dazu von der Polizei vernommen.<br />

Auch er könnte noch vor<br />

Gericht landen: Von 2007 bis 2016<br />

soll Netanjahu von einem australischen<br />

Geschäftsmann und einem<br />

Hollywood-Produzenten Geschenke<br />

im Wert von insgesamt 230 000 Euro<br />

empfangen haben: Schmuck, Champagner,<br />

Zigarren, Kleidung. Bei dem<br />

Hollywood-Produzenten handelt es<br />

sich um Arnon Milchan, der Filme<br />

wie „Free Willy“, „Pretty Woman“,<br />

„Der Rosenkrieg“ oder „Gone Girl“<br />

produzierthat.<br />

Spiel mit Steuervorteilen?<br />

Lange rätselte die Polizei, wie Netanjahu<br />

sich für die Geschenke bei ihm<br />

revanchiert hat. Im Februar dieses<br />

Jahres schließlich kam durch die<br />

Aussage des ehemaligen Finanzministers<br />

Yair Lapid heraus, dass der<br />

Regierungschef ein Gesetz durchsetzen<br />

wollte, das Israelis, die aus dem<br />

Ausland in ihre Heimat zurückkehren,<br />

steuerliche Vergünstigungen<br />

verschafft: Statt zehn Jahren sollten<br />

sie 20 Jahre lang von Steuerzahlungen<br />

befreit werden. Der Hollywoodproduzent,<br />

der aus den USA in seine<br />

Heimat zurückgekehrtwar,hätte davon<br />

erheblich profitiert. Netanjahu<br />

soll Milchan außerdem dabei geholfen<br />

haben, Teilhaber des israelischen<br />

Fernsehsenders Channel 2zuwerden.<br />

In weiteren Vorwürfen geht um<br />

Einflussnahme auf israelische Medien<br />

wie die News-Website Walla<br />

oder die Tageszeitung Jediot Achronot.<br />

Netanjahu, der bis 2017 auch<br />

noch Kommunikationsminister war,<br />

soll versucht haben, sich positiveBerichterstattung<br />

zu erkaufen.<br />

Fast täglich werden in Israel Geschäftsleute<br />

und Politiker angeklagt.<br />

Besonders schwer scheint es Israels<br />

Bürgermeistern zu fallen, Bestechungsversuchungen<br />

zu widerstehen.<br />

Rund zehn Prozent aller Kommunen<br />

im Land verlieren ihre Stadtoberhäupter<br />

nicht durch Abwahl,<br />

sonderndurch Festnahmen oder Gerichtsentscheide.Was<br />

einige nicht davonabhält,<br />

danach wieder ins Amt zu<br />

streben. Ein gutes Beispiel dafür ist<br />

Itamar Shimoni, ehemaliger Bürgermeister<br />

von Berlin-Pankows Partnerstadt<br />

Aschkelon. Gerade saß er noch<br />

wegen sexueller Belästigung und Bestechungsvorwürfen<br />

in U-Haft, bei<br />

den Kommunalwahlen Ende dieses<br />

Monats aber tritt er bereits wieder an.<br />

Seine Chancen sind gut: Bei der<br />

jüngsten Umfrage unter den Bürgern<br />

seiner Stadt führte er mit 37,5 Prozent<br />

vorden anderen Kandidaten.<br />

Ein schweres Beben erschüttert den Norden von Haiti<br />

Acht Jahre nach der großen Katastrophe sterben in dem Karibikstaat wieder Menschen nach Erdstößen<br />

Wieder hat ein Erdbeben den Karibikstaat<br />

Haiti heimgesucht.<br />

Automatisch werden Erinnerungen<br />

an die Katastrophe von2010 wach, als<br />

mehr als 220 000 Menschen starben.<br />

Noch immer hat sich das Land nicht<br />

davon erholt. Nun sind wieder mindestens<br />

zehn Menschen gestorben.<br />

Das Erdbeben der Stärke 5,9 traf<br />

das verarmte Land am Samstagabend<br />

(Ortszeit). Das Zentrum lag rund 20<br />

Kilometer von der Stadt Port-de-Paix<br />

im Norden des Landes. Auch in der<br />

Hauptstadt Port-au-Prince waren die<br />

mehrere Sekunden andauernden Erschütterungen<br />

zu spüren. Medienberichten<br />

zufolge stürzten im Norden in<br />

mehreren Orten Gebäude ein oder<br />

wurden schwer beschädigt. In Plaisance<br />

du Nord stürzte die Fassade der<br />

katholischen Kirche ein. Allein in<br />

Port-de-Paix wurden bereits mehr als<br />

130 Verletzte gemeldet. Der Norden<br />

gehört ohnehin schon zu den ärmsten<br />

Teilen des Landes,das neuerliche<br />

Beben wird die Lage nicht verbessern.<br />

Haitis Präsident Jovenel Moïse erklärte<br />

über Twitter, Retter seien bereits<br />

im Einsatz und würden auch<br />

IMAGO<br />

DPA<br />

weiterhin Verstärkung bekommen.<br />

Ministerpräsident Jean-Henry Céant<br />

verkündete in einem Tweet, ein Krisenstab<br />

sei unter anderem unter Beteiligung<br />

der Ministerien für Inneres,<br />

Gesundheit und Verteidigung gebildet<br />

worden. Céant sprach allen Opfern<br />

sein Mitgefühl aus. Erforderte<br />

Haitianer zu„Vorsicht und Ruhe“ auf.<br />

Das verheerende Beben von vor<br />

acht Jahren hatte eine Stärke von7,0<br />

auf der Richterskala. Neben den<br />

zahlreichen Todesfällen wurden<br />

auch mehr als 300 000 Menschen<br />

verletzt, etwa 1,2 Millionen Menschen<br />

wurden obdachlos. Noch immer<br />

leben Tausende von ihnen in<br />

Notunterkünften.<br />

Seither kommt Haiti nicht auf die<br />

Beine. Es ist das ärmste Land der<br />

westlichen Hemisphäre. Drei Viertel<br />

der Bevölkerung leben von weniger<br />

als zwei Dollar am Tag. Zwar pumpte<br />

die internationale Gemeinschaft<br />

Milliarden in das Land, doch viel<br />

wurde verschwendet oder floss in die<br />

Taschen korrupter Politiker.Vor zwei<br />

Jahren warf zudem der Hurrikan<br />

„Matthew“ den Karibikstaat erneut<br />

zurück. (dpa/AFP)<br />

NACHRICHTEN<br />

20 Tote bei Unfall mit<br />

Stretch-Limousine<br />

Beidem Zusammenprall eines Autos<br />

mit einer voll besetzten Limousine<br />

sind bei Schoharie im US-Bundesstaat<br />

NewYork20Menschen ums Leben<br />

gekommen. Nach Angaben der<br />

Polizei waren die beiden Fahrzeuge<br />

am Sonnabend an einer Kreuzung<br />

voreinem Café zusammengestoßen.<br />

MehrereSchwerverletzte seien zudem<br />

in die Klinik eingeliefertworden.<br />

(dpa)<br />

Linienbus rauscht ohne<br />

Fahrer in den Wald<br />

Ohne Fahrer,dafür mit 30 PassagierenanBordist<br />

ein Linienbus im hessischen<br />

Gießen in einen Wald gerauscht.<br />

DasFahrzeug hatte sich am<br />

Sonnabend auf einer abschüssigen<br />

Straße in Bewegung gesetzt, als der<br />

Fahrer vonaußen einen Defekt beheben<br />

wollte.Dabei löste sich die<br />

Bremse.Erst nach 150 Meternkam<br />

der BusimDickicht zum Stehen. Der<br />

Fahrer und drei Passagierewurden<br />

leicht verletzt. (dpa)<br />

Taucher bergen toten<br />

Ruderer aus dem Main<br />

Taucher der Frankfurter Feuerwehr<br />

haben am Sonnabend eine Leiche<br />

im Main bei Offenbach gefunden.<br />

Dabei soll es sich um den Körper eines<br />

83 Jahrealten Ruderers handeln,<br />

der seit Freitagabend vermisst<br />

wurde,nachdem Mitglieder eines<br />

Rudervereins sein Boot gefunden<br />

hatten. Diegenaue Todesursache ist<br />

noch unklar.Die Polizei geht voneinem<br />

Unglück aus. (dpa)<br />

Türstopper entpuppt sich<br />

als wertvoller Meteorit<br />

Der Meteroit. Er landete nach Angaben<br />

des Farmers1930 auf der Erde.<br />

DPA<br />

Dieser Türstopper kam den Besitzern<br />

einer Farm in Grand Rapids im<br />

US-Bundesstaat Michigan immer<br />

komisch vor, also baten sie die Geologieprofessorin<br />

Mona Sirbescu mal<br />

einen Blick darauf zu werfen –und<br />

die hatte überraschende Nachrichten.<br />

Derklobige Stein stammt aus<br />

dem All, ist eigentlich ein Meteorit<br />

und rund 100 000 Dollar wert.Namhafte<br />

Institute bestätigten die Tests<br />

bereits.Der Eisenerz-Brocken zeigte<br />

Eigenschaften, die ausschließlich in<br />

Meteoriten vorkommen und nicht<br />

gefälscht werden können. (dpa)<br />

Prügelei an Bord ruft<br />

Kampfjets auf den Plan<br />

Eine Schlägerei an Bord eines Passagierflugzeugs<br />

im Luftraum über<br />

Deutschland hat die niederländische<br />

Luftwaffe auf den Plan gerufen.<br />

Zwei Kampfjets waren am frühen<br />

Sonnabendmorgen aufgestiegen<br />

und begleiteten den Airbus der Fluggesellschaft<br />

KLM bis zu seinem Ziel.<br />

An Bord der Maschine,die vonAbu<br />

Dhabi nach Amsterdam unterwegs<br />

war,hatte sich zuvor ein 29 Jahrealter<br />

Amerikaner geweigert, wieder auf<br />

seinen Sitz zu gehen. Er sei aggressiv<br />

geworden. Mitglieder der Besatzung<br />

konnten den Mann mit Hilfe anderer<br />

Fluggäste überwältigen. (AFP)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!