Berliner Zeitung 08.10.2018
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Die letzte Diva –zum Todvon Montserrat Caballé – Feuilleton Seite 25<br />
Hilfe im<br />
Streit<br />
mit der<br />
Versicherung<br />
Seite 6<br />
5°/14°<br />
Verbreitet Sonne<br />
Wetter Seite 2<br />
Privatschulen: Senat senkt<br />
Gebühr für arme Familien<br />
Kommentar Seite 8, Berlin Seite 9<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Lesertag in Hoppegarten:<br />
Club holt DuMont-Preis<br />
Brandenburg Seite 17<br />
Montag,8.Oktober 2018 Nr.234 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Gerettet: Union-Torwart<br />
trifft in letzter Minute<br />
Sport Seite 20<br />
Geschreddert<br />
und<br />
gebanksyt<br />
VonKatrin Pribyl<br />
Gerade erst war an diesem Abend<br />
der Hammer für eine Rekordsumme<br />
gefallen. Mehr als eine Million<br />
Pfund wollte ein Bieter für das<br />
Mädchen, das einen roten, herzförmigen<br />
Ballon davonfliegen lässt, bezahlen.<br />
Die Gäste klatschten noch,<br />
als plötzlich eine Live-Performance<br />
begann: Das Werk zerstörte sich<br />
selbst. Eininseinen dicken, gold-barocken<br />
Rahmen<br />
eingebauter<br />
Schredder<br />
machte aus dem<br />
bekannten Bild<br />
„Girl with Balloon“,<br />
eine Re-<br />
„Girlwith Balloon“<br />
vorder Selbstzerstörung<br />
per Schredder<br />
Street Art<br />
produktion des<br />
bekanntesten<br />
Motivs des britischen<br />
Street-Art-<br />
Künstlers<br />
Banksy, Schnipsel.<br />
Die Besucher im Auktionshaus<br />
Sotheby’s inLondon rissen entsetzt<br />
die Augen auf, hielten sich die Hände<br />
vor den Mund. Manche lachten belustigt<br />
auf über „den bisher wohl<br />
kühnsten Streich der Kunstgeschichte“,<br />
wie der Guardian die Aktion<br />
am Freitag nannte.<br />
„Es scheint, als wären wir gerade<br />
gebanksyt worden“, meinte Alex<br />
Branczik, Direktor für zeitgenössische<br />
Kunst. Und tatsächlich kommentierte<br />
der Künstler,dessen Identität<br />
trotz Spekulationen bis heute<br />
nicht zweifelsfrei geklärt ist, auf Instagram<br />
spöttisch: „Going, going,<br />
gone…“, zum Ersten, zum Zweiten,<br />
zum Dritten. Später veröffentlichte<br />
Banksy einVideo,indem er zeigt, wie<br />
er vor einigen Jahren den Zerstörungsmechanismus<br />
in den Rahmen<br />
einbaute –„für den Fall, dass es jemals<br />
versteigert wird“, hieß es im<br />
Untertitel des Clips.<br />
Wer die umgerechnet rund 1,18<br />
Millionen Euro per Telefon geboten<br />
hatte, ist bislang ebenso wenig bekannt<br />
wie dessen Reaktion auf die<br />
ungewöhnliche Aktion. Ob der Bieter<br />
nun noch bezahlen will oder<br />
muss, dürfte sich in den nächsten<br />
Tagen zeigen. Man befinde sich in<br />
Gesprächen, verkündete Sotheby’s.<br />
Beobachter vermuten, dass es<br />
beim Auktionshaus Mitwisser gegeben<br />
haben muss. „Der Drang zur<br />
Zerstörung ist auch ein kreativer<br />
Drang“, ließ der Schablonenmaler<br />
derweil Medien wissen.<br />
Experten gehen bereits davon<br />
aus, dass das Werk aufgrund der<br />
weltweiten Medienaufmerksamkeit<br />
nun sogar noch begehrter wird. „Es<br />
ist in seinem zerschredderten Zustand<br />
Teil der Kunstgeschichte und<br />
wir schätzen, dass Banksy damit<br />
mindestens 50 Prozent an Wert hinzugefügt<br />
hat“, sagte Joey Syer von<br />
der Plattform MyArtBroker.com, die<br />
Banksy-Stücke vertreibt.<br />
Banksy kritisiert mit seinen Arbeiten<br />
immer wieder die Kommerzialisierung.<br />
Er lehnt Ausstellungen<br />
seiner Werke abund zeigt sich erzürnt<br />
darüber, dass seine Street Art<br />
häufig mitsamt dem Putz entfernt<br />
und verkauft wird. Feuilleton Seite 23<br />
Ein Land zerbricht<br />
Allen Missbrauchsvorwürfen zum Trotzist Brett Kavanaugh als Richter ans höchste<br />
US-Gericht aufgerückt. Trump triumphiert, die Demokraten sind bestürzt.<br />
Vergebliche Proteste gegen Kavanaugh: Präsident Trump zementiertmit seinem Kandidaten vermutlich auf Jahrzehnte eine konservative Rechtsprechung.<br />
VonStefan Koch, Washington<br />
Schämt euch, schämt euch“,<br />
rufen die Demonstranten,<br />
als sie gefesselt vonder Polizei<br />
aus dem Kongress abgeführt<br />
werden. Mehrere Dutzend<br />
Frauen und Männer hatten sich als<br />
Besucher ausgegeben, um direkt im<br />
Parlamentsgebäude gegen eine der<br />
umstrittensten Entscheidungen der<br />
vergangenen Jahre zu protestieren.<br />
Draußen, direkt vordem Kongressgebäude,<br />
werden die Festgenomenen<br />
unter dem Jubel von mehreren hundertGleichgesinnten<br />
empfangen, die<br />
vonder Polizei nur mit Mühe zurückgedrängt<br />
werden. Unweit des Parlamentshügels<br />
war die Menge der Regierungskritiker<br />
zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits auf mehrere tausend angewachsen.<br />
„Wir sind eure Wähler!<br />
Glaubt den Überlebenden!“, skandieren<br />
mehrere Gruppen. Und immer<br />
wieder ist „Stoppt Kavanaugh, stoppt<br />
Kavanaugh“ zu hören.<br />
Doch die Wutund Empörung helfen<br />
an diesem mit Spannung erwarteten<br />
Tagnicht weiter: Mit einem der<br />
engsten Ergebnisse, das jemals in<br />
der amerikanischen Geschichte bei<br />
der Berufung eines Richters zum<br />
Supreme Court erzielt wurde,<br />
stimmt der Senat am Sonnabend<br />
dem Wunschkandidaten von Präsident<br />
Donald Trump zu: 50 Senatoren<br />
–einschließlich des Vizepräsidenten<br />
Mike Pence – votieren für<br />
Kavanaugh, 48 gegen ihn. Entgegen<br />
der Parteilinien enthält sich die gemäßigte<br />
Republikanerin Lisa Murkowski<br />
ihrer Stimme, und der konservativeDemokrat<br />
JoeManchin aus<br />
West Virginia stimmt für ihn. DerRepublikaner<br />
SteveDaines blieb der Abstimmung<br />
fern, da seine Tochter an<br />
diesem TaginMontana heiratete.<br />
Bereits wenige Minuten nach der<br />
Abstimmung äußert sich Trump begeistert<br />
und sagt, dass der Richter<br />
„Es geht allein um die Macht. Ich sah<br />
elf Männer, mächtige Männer,<br />
die einem anderen Mann in eine<br />
machtvolle Position verhelfen wollten.“<br />
Elizabeth Warren, Senatorin der Demokratischen Partei<br />
aus dem US-Bundesstaat Massachusetts<br />
eine großartige Leistung für das Land<br />
erbringen werde.<br />
Mehrere Senatoren der Demokratischen<br />
Partei wie Chuck Schumer<br />
sprechen dagegen voneiner dunklen<br />
Stunde, dadas Nominierungsverfahren<br />
nicht den Ansprüchen des modernen<br />
Amerikas entspreche.<br />
Für Empörung sorgt insbesondere<br />
der Umgang mit den Vorwürfen von<br />
Christine Blasey Ford. Die renommierte<br />
Psychologieprofessorin aus<br />
Kalifornien wirft Kavanaugh eine versuchteVergewaltigung<br />
vor.<br />
FordsAussagen vordem Justizausschuss<br />
wurden im Fernsehen live<br />
übertragen und allgemein als glaubwürdig<br />
eingestuft. Die zuständigen<br />
Senatoren und auch Trump stimmten<br />
anschließend zwar einer Untersuchung<br />
durch das FBI zu, allerdings<br />
wurde der Bundespolizei eine Frist<br />
von sieben Tagen gesetzt, in der die<br />
Ermittler weder Ford noch Kavanaugh<br />
und auch nicht mehrere Zeugenverhörte,<br />
diesich freiwillig gemeldet<br />
hatten. Zweifel ander Qualifikation<br />
des Kandidaten meldeten mehrere<br />
oppositionelle Senatoren auch<br />
nach dessen öffentlichem Auftritt an:<br />
DerJurist habe sich zu schweren Vorwürfen<br />
gegen die Demokratische Partei<br />
hinreißen lassen und sogar Verschwörungstheorien<br />
in die Welt gesetzt.<br />
Viele Frauen, dieamWochenende<br />
in Washington demonstrierten, zeigten<br />
sich denn auch sichtlich verbittert<br />
über den Umgang mit der kalifornischen<br />
Professorin und jubelten später<br />
am Abend Elizabeth Warren zu.<br />
Die Senatorin aus Massachusetts<br />
mischte sich nach der Abstimmung<br />
unter die Demonstranten und rief:<br />
„Ich habe die Anhörung genauestens<br />
verfolgt. Es geht allein um die Macht.<br />
Ichsah elf Männer,mächtige Männer,<br />
die einem anderen Mann in eine<br />
AFP/ROBERTO SCHMIDT<br />
machtvolle Position verhelfen wollten.<br />
Ichbin wütend im Namen all der<br />
Frauen, die wieder und wieder zurückgesetzt<br />
werden.“<br />
Die Demonstranten in Washington<br />
finden an diesem Wochenende in<br />
den US-Medien einen enormen Widerhall,<br />
allerdings führt das Ringen<br />
auf Seiten der Republikaner ebenfalls<br />
zu unerwarteten Reaktionen: Laut<br />
jüngster Umfragen von NPR/PBS<br />
mobilisiert die Auseinandersetzung<br />
um Kavanaugh die konservative Basis<br />
mehr als jede andere Streitfrage der<br />
vergangenen Monate.<br />
Anders als im Frühjahr oder im<br />
Sommer schätzen viele Republikaner<br />
die Zwischenwahlen am 6. November<br />
mittlerweile als„überaus bedeutsam“<br />
ein. MitchMcConnell, Fraktionschef<br />
der Republikaner im Senat, gab am<br />
Wochenende gegenüber mehreren<br />
Journalisten denn auch ganz offen zu:<br />
„Mit dem Streit um das Richteramt<br />
bescheren uns die Demokraten ein<br />
großes Geschenk.“ DieAnhänger der<br />
GOP seien nun motivierter denn je,<br />
im NovemberzurWahl zu gehen.<br />
Auch am Obersten Gerichtshof<br />
schafft das Weiße Haus schnell Fakten:<br />
Kavanaugh wurde noch am<br />
Sonnabend vereidigt und nimmt bereits<br />
am Dienstag an denersten Beratungen<br />
desSupreme Courtteil.<br />
In naher Zukunft haben die Richter,<br />
die nun mit einer Mehrheit von<br />
fünf zu vier dem republikanischen<br />
Lager zuneigen, über heikle Streitthemen<br />
wie Abtreibung, Einwanderung<br />
und die Machtbefugnisse<br />
des Präsidenten zu entscheiden.<br />
Elsenbrücke<br />
hat 28 Meter<br />
langen Riss<br />
Ausmaß des Schadens<br />
wird immer deutlicher<br />
VonPeter Neumann<br />
Eswar eine Nachricht, die für Aufsehen<br />
sorgte.Wegen eines Risses<br />
im Beton musste die Elsenbrücke,<br />
die wichtige Straßenverbindung zwischen<br />
Treptow und Friedrichshain<br />
Ende August unverzüglich halbseitig<br />
gesperrt werden. Staus sind die<br />
Folge. Nun wird immer klarer, wie<br />
groß das Ausmaß des Schadens an<br />
der 1968 eröffneten Spreebrücke ist.<br />
Der Riss im nördlichen der drei<br />
Brückenbögen ist rund 28 Meter<br />
lang. Diese Größenordnung wurde<br />
von einem Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung<br />
jetzt bestätigt. Mit<br />
bis zu 1,8 Millimeternist der Riss,der<br />
über dem Nordufer beginnt, auch<br />
ungewöhnlich breit. In einer Tiefe<br />
vonneun bis 14 Zentimeternverläuft<br />
er zu beiden Seiten des Spannkanals,<br />
in dem sich Stahllitzen befinden, die<br />
für die Stabilität der 185 Meter langen<br />
Straßenbrücke wichtig sind.<br />
Elektronische Überwachung<br />
Als Reaktion lässt der Senat das Bauwerk<br />
nun intensiv überwachen. Sensoren<br />
kontrollieren, ob der Riss im<br />
Überbau Südost breiter wird –was<br />
bislang nicht geschehen ist. Der andereÜberbau<br />
wirdalle 14 Tage in Augenschein<br />
genommen. Bislang<br />
wurde die Elsenbrücke dreimal im<br />
Jahr von Experten kontrolliert, alle<br />
drei Jahre fand eine mehrtägige umfangreiche<br />
Brückenprüfung statt.<br />
Das System der Brückenüberwachung<br />
habe sich bewährt und auch<br />
in diesem Fall funktioniert, hieß es in<br />
der Verwaltung. Der Riss war entdeckt<br />
worden, als Ingenieure die<br />
Ende Juni begonnene Hauptprüfung,<br />
die unterbrochen werden<br />
musste, nach acht Wochen fortsetzten.<br />
Die Lücke im Beton war offenbar<br />
in der Zwischenzeit aufgeplatzt.<br />
Die Schadensermittlung dauert<br />
an. Nicht ausgeschlossen wird, dass<br />
die Brücke abgerissen werden muss.<br />
Die Chancen, dass das Bauwerk saniertwerden<br />
kann, gelten derzeit als<br />
gering, weil ein für die Standfestigkeit<br />
wichtiger Teil ausgefallen sei.<br />
Doch noch gibt es keine Entscheidung<br />
darüber, wie es mit der Brücke<br />
weitergeht. „Ob und wenn ja in welcher<br />
Form ein Neubau nötig wird, ist<br />
noch offen“, teilte die Senatsverkehrsverwaltung<br />
mit. Berlin Seite13<br />
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Leitartikel Seite 8 4 194050 501504<br />
11041
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Sie hören nicht auf zu klatschen.<br />
Noch ein bisschen<br />
länger und noch ein bisschen<br />
länger. Ralph Brinkhaus<br />
lacht mit weit geöffnetem<br />
Mund.<br />
Er hatte sich als Vorgruppe angekündigt,<br />
als Begleitmusik für den<br />
Deutschlandtag der Jungen Union,<br />
der Jahresversammlung des Unions-<br />
Nachwuchses,mit einem Auftritt am<br />
Vormittag nach einer Partynacht mit<br />
2000 Litern Freibier. Und dann ist<br />
der Saal doch voll und er ist der Star,<br />
umjubelt und beklatscht. Der neue<br />
Unions-Fraktionsvorsitzende, bis<br />
vorzweiWochen noch ein Mann der<br />
zweiten Reihe, ist nun einer derer,<br />
um die es gehen wird, wenn das Merkel-Erbe<br />
verteilt wird.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
haben die jungen CDU- und CSU-<br />
Leute höflich empfangen. Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn, der sich<br />
mit Unterstützung der JU nach oben<br />
gekämpft und sich als Merkels Nachfolger<br />
in Stellung gebracht hat, bekommt<br />
freundliche,aber keine überbordende<br />
Resonanz. Seine Konkurrentin,<br />
die neue CDU-Generalsekretärin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />
hält eine sehr durchschnittliche<br />
Rede, und hört immerhin einige<br />
„Annegreat“-Rufe.<br />
Raus aus der Komfortzone<br />
Aber Brinkhaus begeistert die mehreren<br />
100 Zuhörer: „Wir müssen einen<br />
Aufbruch wagen“, ruft er.„Raus<br />
aus der Komfortzone“ müsse die<br />
Union. „Wir sind so stark, dass wir<br />
den Gegnern das Spiel aufzwingen<br />
müssen“, sagt er. „Wir dürfen nicht<br />
immer über die Stöckchen springen,<br />
die andere uns hinhalten.“ Beim<br />
Handelsabkommen TTIP etwa habe<br />
sich die Union „am Nasenring durch<br />
die Manege führen lassen“.<br />
Brinkhaus spricht rein strategisch,<br />
er verzichtet auf inhaltliche<br />
Details und Festlegungen. Die Botschaft<br />
ist klar:Die Union ist zu einem<br />
müden und mutlosen Haufen geworden,<br />
der Absturz inden Umfragewerten<br />
mithin also hausgemacht.<br />
Der Liebling des Abends, Ralph Brinkhaus, sagt, die Union sei ein müder Haufen geworden.<br />
Der Star beim Deutschlandtag ist Fraktionschef Brinkhaus.<br />
Merkel stichelt gegen zu viel Männer und Jens Spahn verblasst.<br />
JungeUnion<br />
VonGreenpeace lernen<br />
VonDaniela Vates, Kiel<br />
Es ist das, was die JU-ler hören wollen.<br />
Am Tag zuvor haben sie mit<br />
knapper Mehrheit dafür gestimmt,<br />
die Amtszeit von Kanzlern auf drei<br />
Wahlperioden zu begrenzen.<br />
Es ist ein Angriff auf die Kanzlerin,<br />
der erfolgt, sobald diese den Saal verlassen<br />
hat. Die stellt auf der Bühne<br />
auch die Frage nach der Zukunft –allerdings<br />
nach der des Landes.Merkel<br />
malt ein Wunschland, das Batteriezellen<br />
herstellt und Computerchips,<br />
eines mit einer tollen Autoindustrie.<br />
Siespricht auch den Zustand der Koalition<br />
an. Enttäuschend seien die vergangenen<br />
Monate gewesen, sagt sie<br />
und appelliert andie eigenen Leute,<br />
sich nun nicht noch weiter selbst zu<br />
zerlegen. Angst, Griesgrämigkeit und<br />
Rumgemosere begeistere die Leute<br />
nicht. Manmüsse sich an die Wähler<br />
DPA/CARSTEN REHDER<br />
wenden, nicht miteinander fingerhakeln.<br />
Nebenbei kommentiert sie süffisant<br />
die rein männliche Führungsriege<br />
der Jungen Union: „Frauen bereichern<br />
das Leben nicht nur im Privaten.<br />
Keine Angst –Sie wissen gar<br />
nicht, was Ihnen entgeht.“<br />
Ein Delegierter aus Bayern findet<br />
dann aber zumindest eine Frau<br />
überhaupt nicht als Bereicherung:<br />
„Wie beabsichtigen Sie, politische<br />
Führung wieder herzustellen?“ fragt<br />
er. „Ich glaube nicht, dass es Ihnen<br />
noch möglich ist.“ Es bleibt der einzige<br />
offene Angriff. Aber JU-Chef<br />
Paul Ziemiak hat es offen gelassen,<br />
ob er eine Wiederwahl Merkels als<br />
Parteivorsitzende auf dem Bundesparteitag<br />
im Dezember unterstützen<br />
wird. Zuvor gibt es noch die Landtagswahlen<br />
in Bayern und Hessen.<br />
DieUmfragewerte für CSU und CDU<br />
sind nicht besonders.<br />
Vonder Mitte denken<br />
Brinkhaus setzt sich von Merkels<br />
Komfortzone ab, das ist hier das<br />
Stichwort. Er distanziert sich auch<br />
von Kramp-Karrenbauer: Die CDU<br />
müsse kampagnenfähig werden und<br />
dazu auch mal schauen, wie Greenpeace<br />
so seine Kampagnen plane.<br />
Und dann ist da noch der Hinweis,<br />
die Union müsse den Zusammenhalt<br />
der Gesellschaft fördern und<br />
dazu „von der Mitte denken, nicht<br />
von den Rändern“. Das ist der Hinweis<br />
an Spahn, derversucht hat, sich<br />
als rechtskonservative Alternativezu<br />
Merkel zu profilieren.<br />
„Ich spring vonLevel zu Level, bis<br />
der Endboss kommt“ hat der<br />
Deutsch-Rapper Marteria vomBand<br />
gesungen, als Spahn bei der JU-Versammlung<br />
einzieht. Spahn spricht<br />
über Gräben, die überwunden werden<br />
müssten. Er bemängelt „Moralkeulen“<br />
in den politischen Debatten<br />
und, dass es „nicht darum geht, Sitzungen<br />
zu leiten, sondern das Land<br />
zu regieren“. DerApplaus ist freundlich.<br />
„Das Beste kommt noch“, ruft<br />
Spahn. „Vieles ist gerade im Rutschen.“<br />
Da steht Brinkhaus’ Auftritt noch<br />
bevor.<br />
Daniela Vates findet: Die<br />
Musik bei Parteiveranstaltung<br />
ist ein Kapitel für sich.<br />
Herr Günther,Union und große Koalition<br />
sind in Berlin zuletzt vor allem<br />
durch Querelen aufgefallen. Wiewollen<br />
Sie verlorenes Vertrauen wieder<br />
aufbauen?<br />
Wir sind dazu verdammt, das zu<br />
schaffen. Sonst können wir die Menschen<br />
nicht dazu bringen, der Politik<br />
insgesamt und der Bundesregierung<br />
wieder zu vertrauen. Man muss sich<br />
nicht wundern, wenn sich Menschen<br />
fragen, ob wir die Zeichen der<br />
Zeit verstanden haben, wenn man<br />
sich wochenlang an Personalfragen<br />
verhakt. Es ist unserePflicht, da entschlossen<br />
gegenzusteuern.<br />
Istdas als eine Aufforderung in die eigenen<br />
Reihen zu verstehen?<br />
Selbstverständlich. Davon darf<br />
sich keine Partei frei machen. Wenn<br />
Politiker einer Partei nach dem Motto<br />
„Die CDU hat die größte Veränderungsbereitschaft“<br />
agieren, dass eigenes Handeln immer<br />
richtig ist und das einer anderen Partei<br />
immer falsch, dann sage ich: So<br />
konnte man vielleicht vor zwanzig<br />
oder dreißig Jahren Politik machen.<br />
Es geht nicht darum, wer etwas<br />
durchgesetzt hat. Die Bevölkerung<br />
achtet darauf, ob vernünftige Politik<br />
gemacht wird. Wenn wir nicht dahin<br />
zurückkommen, schwindet gerade<br />
das Vertrauen in die beiden Volksparteien<br />
CDU und SPD weiter.<br />
In Bayern und Hessen drohen der<br />
Union schwereVerluste bei den Landtagswahlen.<br />
Sehen Siedie Gefahr,dass<br />
die Union ihren Status als letzte große<br />
Volkspartei verliert?<br />
Wir haben vor der Sommerpause<br />
im Streit um Zurückweisungen in den<br />
Abgrund geschaut. Das hat niemandem<br />
gefallen. Deshalb glaube ich,<br />
dass alle den Willen haben,<br />
die Stärke der Union als<br />
Volkspartei zu erhalten. Es<br />
gibt momentan keinen Rückenwind<br />
vomBund für die<br />
Landtagswahlen. Insgesamt<br />
gilt: Die Menschen<br />
wählen eine Partei nur,<br />
wenn sie optimistisch vorangeht.<br />
Bei den Landtagswahlen<br />
muss die verbliebene<br />
Zeit nun genau dafür<br />
genutzt werden.<br />
Muss nach den Landtagswahlen<br />
auch über Veränderungen in der<br />
CDU mit Blick auf den Dezember-<br />
Parteitag nachgedacht werden?<br />
Die CDU hat bisher die höchste<br />
Veränderungsbereitschaft aller Parteien<br />
in der Bundespolitik gezeigt.Wir<br />
haben eine neue Generalsekretärin<br />
Ministerpräsident<br />
Daniel Günther<br />
(CDU), Ministerpräsident<br />
in<br />
Schleswig-Holstein<br />
DPA<br />
und viele neue und auch<br />
jüngere Gesichter im Kabinett.<br />
Ich kann nicht erkennen,<br />
warum uns jetzt eine<br />
Personaldebatte weiterhelfen<br />
sollte. Angela Merkel<br />
hat klargemacht, dass sie<br />
nur gleichzeitig als Kanzlerinund<br />
Parteichefin weiterarbeiten<br />
will. Diese Kontinuität<br />
braucht die CDU im<br />
Moment auch. Die Menschensehnen<br />
sich nach Lösungen<br />
für Probleme und<br />
nicht nach Personaldebatten.<br />
In Berlin hat die Koalition zuletzt eine<br />
Einigung beim Zuwanderungsgesetz<br />
erreicht. Der von Ihnen gewünschte<br />
„Spurwechsel“, die Anerkennungschance<br />
für gut Integrierte aber abgelehnte<br />
Asylbewerber, soll nicht statt-<br />
finden. Hätten Siesich ein anderes Ergebnis<br />
gewünscht?<br />
Ich hätte mir mehr erwünscht.<br />
Aber es ist ein Wert an sich, dass wir<br />
nach Jahren der Diskussion nun endlich<br />
ein Zuwanderungsgesetz in<br />
Deutschland bekommen. Wir geben<br />
den Asylbewerbern eine Chance, die<br />
das tun, was wir vonIhnen erwarten:<br />
sich integrieren, Deutsch lernen, für<br />
ihren Lebensunterhalt sorgen. Das<br />
begrüße ich.<br />
Die Regelung ist dennoch sehr eng.<br />
Verhindert das Ergebnis, dass dringend<br />
gebrauchte Fachkräfte im Land<br />
bleiben können?<br />
Immerhin haben sie nun überhaupt<br />
eine Chance. Aber in der Tat:<br />
Die im Koalitionsausschuss vereinbarten<br />
Regelungen könnten gern<br />
noch ein Stück weiter gehen. Ichkann<br />
keinem Menschen erklären, dass<br />
Menschen, die hier arbeiten und die<br />
Sprache gelernt haben, keine Bleibe-<br />
Perspektivehaben sollen. Aufder anderenSeite<br />
gelingt es nicht, Leute abzuschieben,<br />
die hier ihr Unwesen<br />
treiben und sich nicht an unsere Gesetze<br />
halten. Das muss sich ändern,<br />
daran müssen wir arbeiten. Aber dass<br />
wir einen ersten Schritt gemacht haben<br />
bei den bestehenden Beharrungskräften,<br />
ist nicht schlecht.<br />
Waspassiertnachder Bayern-Wahl?<br />
Ich hoffe, dass nach der Wahl die<br />
Bereitschaft steigt, das politisch Notwendige<br />
in dem Bereich zumachen.<br />
VorWahlen ist das inder Regel komplizierter.<br />
DasInterviewführten<br />
Gordon Repinski undDaniela Vates.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute betragen die Höchstwerte14bis 16 Grad. Dazu ist der Himmel<br />
nach örtlichem Frühnebel nur gering bewölkt. Verbreitet scheint die<br />
Sonne. Der Wind weht nur leicht aus südlichen Richtungen. In der Nacht<br />
ziehen Wolkenfelder durch, die gelegentlich die Sterne verdecken. Dabei<br />
reicht die Temperaturspanne von 7bis 3Grad.<br />
Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />
bringt einige, meist jedoch leichte<br />
Beschwerden. Stoffwechsel und<br />
Durchblutung können beschleunigt<br />
ablaufen. Kopfschmerzen und<br />
Migräneattacken werden verstärkt.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 62 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 11 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 7µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 73%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 14Grad.<br />
Wind: leiser Zug aus Süd.<br />
Wittenberge<br />
2°/14°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
4°/14° 5°/14°<br />
Luckenwalde<br />
3°/15°<br />
Cottbus<br />
3°/16°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
heiter sonnig sonnig<br />
7°/18° 10°/22° 12°/23°<br />
Prenzlau<br />
4°/14°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
4°/15°<br />
Hoch Viktor breitet sich vom Atlantik bis nach Mitteleuropa aus. Nach teils<br />
zähen Nebelfeldern setzt sich im Tagesverlauf das goldene Oktoberwetter in<br />
diesen Regionen durch. Eingerahmt wird der hohe Luftdruck sowohl im Norden<br />
als auch im Süden des Kontinents von mehreren Tiefdruckgebieten. Dadurch<br />
gibt esimNorden Schauerwetter, amMittelmeer örtliche Gewitter.<br />
Sylt<br />
9°/14°<br />
Hannover<br />
3°/15°<br />
Köln<br />
7°/18°<br />
Saarbrücken<br />
7°/19°<br />
Konstanz<br />
14°/18°<br />
Hamburg<br />
3°/16°<br />
Erfurt<br />
3°/14°<br />
Frankfurt/Main<br />
7°/18°<br />
Stuttgart<br />
11°/21°<br />
Rostock<br />
5°/15°<br />
Magdeburg<br />
6°/15°<br />
Nürnberg<br />
8°/20°<br />
München<br />
10°/19°<br />
Rügen<br />
6°/13°<br />
Dresden<br />
5°/16°<br />
Deutschland: Heute gibt es vielfach<br />
Sonnenschein, aber auch einige Wolken<br />
oder zähe Nebel- und Hochnebelfelder.<br />
Die Temperaturen steigen am<br />
Tage auf 13bis 21 Grad. Nachts sinken<br />
die Werte dann auf 12bis<br />
1Grad. Der Wind weht schwach aus<br />
südlichen Richtungen. Morgen lacht<br />
die Sonne amHimmel. Stellenweise<br />
ziehen ein paar Wolken vorüber. Gebietsweise<br />
ist es auch wieder neblig.<br />
Die Höchstwerte belaufen sich auf<br />
14 bis 22Grad, und der Wind weht<br />
schwach aus Südost.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 11°-15°<br />
Nordsee: 12°-16°<br />
Mittelmeer: 21°-29°<br />
Ost-Atlantik: 14°-20°<br />
Mondphasen: 09.10. 16.10. 24.10. 31.10.<br />
Sonnenaufgang: 07:19 Uhr Sonnenuntergang: 18:27 Uhr Mondaufgang: 05:56 Uhr Monduntergang: 18:40 Uhr<br />
Lissabon<br />
27°<br />
Las Palmas<br />
31°<br />
Madrid<br />
22°<br />
Reykjavik<br />
6°<br />
Dublin<br />
16°<br />
London<br />
19°<br />
Paris<br />
19°<br />
Bordeaux<br />
19°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
28°<br />
Nizza<br />
24°<br />
Trondheim<br />
11°<br />
Oslo<br />
16°<br />
Stockholm<br />
13°<br />
Kopenhagen<br />
14°<br />
Berlin<br />
14°<br />
Mailand<br />
23°<br />
Tunis<br />
29°<br />
Rom<br />
24°<br />
Warschau<br />
13°<br />
Wien<br />
20° Budapest<br />
23°<br />
Palermo<br />
25°<br />
Kiruna<br />
1°<br />
Oulu<br />
8°<br />
Dubrovnik<br />
22°<br />
Athen<br />
25°<br />
St. Petersburg<br />
10°<br />
Wilna<br />
13°<br />
Kiew<br />
19°<br />
Odessa<br />
19°<br />
Varna<br />
21°<br />
Istanbul<br />
23°<br />
Iraklio<br />
24°<br />
Archangelsk<br />
6°<br />
Moskau<br />
13°<br />
Ankara<br />
24°<br />
Antalya<br />
28°<br />
Acapulco 34° wolkig<br />
Bali 38° heiter<br />
Bangkok 33° wolkig<br />
Barbados 30° wolkig<br />
Buenos Aires 30° Gewitter<br />
Casablanca 25° heiter<br />
Chicago 29° wolkig<br />
Dakar 31° wolkig<br />
Dubai 38° sonnig<br />
Hongkong 31° heiter<br />
Jerusalem 24° heiter<br />
Johannesburg 27° heiter<br />
Kairo 32° heiter<br />
Kapstadt 34° sonnig<br />
Los Angeles 21° sonnig<br />
Manila 32° heiter<br />
Miami 32° bedeckt<br />
Nairobi 29° Schauer<br />
Neu Delhi 35° sonnig<br />
New York 23° bedeckt<br />
Peking 20° sonnig<br />
Perth 24° wolkig<br />
Phuket 32° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 25° Schauer<br />
San Francisco 25° sonnig<br />
Santo Domingo 30° bewölkt<br />
Seychellen 27° heiter<br />
Singapur 33° Gewitter<br />
Sydney 23° wolkig<br />
Tokio 25° bedeckt<br />
Toronto 21° bewölkt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Über jeden Chinesen soll künftig ein Punktwertentscheiden, ob er dem Wohl der Gesellschaft zuträglich ist. Für manche ist dann vielleicht auch der Donghuamen Markt in Peking zu einer Sperrzone geworden.<br />
EDWIN REMSBERG<br />
Inseinen Apps nennt er sich Yoshi. Er ist<br />
Chinese, aber er hat sich einen japanischen<br />
Namen gegeben –als Anspielung<br />
auf einen Job, denn er arbeitet in einem<br />
Sushi-Restaurant. Yoshi ist 27 Jahre alt,<br />
schwul, und er macht sich zum ersten Malin<br />
seinem Leben Sorgen um die hohe Politik.<br />
„Eigentlich fand ich die Idee mit dem Social<br />
Scoring gut.“ Eigentlich. Yoshi ist jedoch in<br />
den vergangenen Wochen klar geworden,<br />
dass er konkret benachteiligt sein könnte.„Ich<br />
habe gehört, dass Leute mit einem unsteten<br />
Lebenswandel und vielen oberflächlichen<br />
Dates mit Punkteabzug rechnen müssen.“<br />
UndYoshi trifft fast jede Woche neue Leute<br />
über Kontakt-Apps.„So etwas wird doch fast<br />
sicher erfasst.“<br />
Yoshis Generation kennt es eigentlich<br />
nicht anders: In Chinas durchdigitalisierter<br />
Wirtschaftswelt bewerten sich Firmen und<br />
Privatleute bei fast jedem Kontakt gegenseitig.<br />
Das schafft Vertrauen und wird geschätzt.<br />
Jetzt will der Staat die Idee nutzen, um das Sozialverhalten<br />
jedes Bürgers zu erfassen. Offiziell<br />
richtet sich das gegen die schwarzen<br />
Schafe in der Gesellschaft. Doch der Traum<br />
vonden fairen Bewertungen könnte zum Alptraum<br />
für diejenigen werden, die nicht ins<br />
Raster passen. Schon wirkt es sich negativ auf<br />
die Kreditbewertung aus, wenn jemand viel<br />
Zeit mit Computerspielen verbringt. „Dann<br />
bin ich wohl doppelt belastet“, sagt Yoshi.<br />
Denn in seiner Freizeit daddelt er gern.<br />
So sieht das System aus:Wersich aus Sicht<br />
des Staates„richtig“ verhält, bekommt in Datenbanken<br />
Pluspunkte, für „Fehlverhalten“<br />
gibt es Miese. Jenach Punktestand können<br />
die Leute sich auf Privilegien freuen, oder sie<br />
müssen mit herben Nachteilen rechnen. „Die<br />
rechtschaffenen und vertrauenswerten Bürger<br />
sollen sich frei unter dem Himmel bewegen<br />
können.Weraber in Verruf gerät, dessen<br />
Bewegungsfreiheit soll starkeingeschränkt<br />
sein“, so blumig nennt die Regierung das<br />
Ziel des Projekts. „Vertrauenswürdigkeit ist<br />
ehrenvoll!“<br />
Falscher SexführtzuPunktabzug<br />
EinLeben<br />
nach Punkten<br />
In China wird künftig das Sozialverhalten der Menschen bewertet.<br />
Wermehrsammelt, wird belohnt, andere werden bestraft.<br />
Ein gigantisches digitales Überwachungssystem entsteht.<br />
VonFinn Mayer-Kuckuk, Peking<br />
Zu jedem Bürger und jedem Unternehmen<br />
soll es bis dahin eine Datensammlung geben,<br />
die seine Zuverlässigkeit abbildet. Es geht um<br />
die Erziehung einer ganzen Nation zu erwünschtem<br />
Verhalten. Die Regierung baut<br />
derzeit den Rahmen für die Verknüpfung der<br />
zahllosen Informationen auf, die jetzt schon<br />
verfügbar sind.Vorgesehen sind auch Schnittstellen<br />
zu Privatfirmen. Das Profil, das sich<br />
aus der Datenfülle ergibt, hat dann ganz konkrete<br />
Auswirkungen auf das Leben. Behörden<br />
und Unternehmen können das Profil abfragen,<br />
um konkrete Entscheidungen zu treffen.<br />
Erste Ansätzesind jetzt schon umgesetzt.<br />
Wereinmal einen Gerichtsbefehl ignoriert<br />
hat, ist aktuell bereits von Flugbuchungen<br />
ausgeschlossen. Keiner weiß, was das eine mit<br />
dem anderen zu tun haben soll. Ein IT-Experte<br />
aus dem Umfeld chinesischer Sozialmedien<br />
erläutert, wie der Mechanismus sich<br />
auf Yoshi auswirken könnte: Die führende<br />
Schwulen-App „Blued“ ist Teil des Systems<br />
und wirddem Staat automatisch Daten zuliefern.<br />
Jeder Kunde ist dort eindeutig identifiziert:<br />
ZurAnmeldung ist eineTelefonnummer<br />
erforderlich, zum Bezahlen vonZusatzdiensten<br />
eine Verbindung zu einem Dienstleister<br />
wie Alipay.Yoshi lässt sich also trotz des japanischen<br />
Spitznamens seiner Personalausweisnummer<br />
zuordnen. Diese wiederum<br />
dient als zentraler Datenbankschlüssel des<br />
Sozialpunktesystems.<br />
Die Aktivitäten in der App wirken sich auf<br />
den Punktestand aus. Wer sich nur probeweise<br />
anmeldet und sonst nichts macht, dessen<br />
Punkte verändern sich nicht. Werjedoch<br />
im Livestreaming der App bei sexuellen Darstellungen<br />
erwischt wird, erhält in diesem<br />
Szenario einen Abzug. Denn die Verbreitung<br />
vonPornografie ist in China illegal.<br />
Auch das Verhalten bei der Online-Partnerwahl<br />
könnte eine Rolle spielen –und zwar<br />
gleichermaßen für Heteros wie für Homos.<br />
Wernur einmal im Monat ein Date hat, dessen<br />
Verhalten wirdneutral bewertet. Wer, wie<br />
Yoshi, fast täglich auf der Suche ist, bekommt<br />
einen Abzug. Doch aus dem Blued-Universum<br />
können auch Pluspunkte kommen. Die<br />
App bietet schließlich ein voll entwickeltes<br />
Sozialnetz.Wersich dortineiner Gruppe oder<br />
einem Kanal für HIV-Aufklärung einsetzt,<br />
könnte mit positiven Bewertungsbeiträgen<br />
rechnen, schätzen IT-Experten nach heutigem<br />
Kenntnisstand.<br />
Ein großer App-Betreiber wie Blued kann<br />
sich in China der Teilnahme an dem System<br />
nicht verweigern. Jede Internetfirma muss<br />
jährlich die Verlängerung ihrer Lizenz beantragen.<br />
DerStaat kann sie jederzeit entziehen.<br />
Aufder anderen Seite sind Datenaus solchen<br />
Apps für ein staatliches Sozialpunktesystem<br />
besonders wertvoll. Sie bilden das tatsächlicheVerhalten<br />
gut ab.Dementsprechend hoch<br />
wirdder Druck der Regierung sein, vollen Zugriff<br />
zu erhalten. Der Gründer von Blued ist<br />
zudem ein ehemaliger Polizist. Branchenkenner<br />
unterstellen ihm eine staatstragende Haltung.<br />
Auch die internationale Konkurrenz, die<br />
App„Grindr“, gehört übrigens einer chinesischen<br />
Firma; der Appstore unterliegt sowohl<br />
bei Apple als auch bei Android der Zensur.Ein<br />
Ausweichen auf weniger überwachte Alternativen<br />
ist voraussichtlich unmöglich.<br />
DieDaten aus dem Kosmos vonBlued fließen<br />
derVision für das Sozialpunktesystem der<br />
nahen Zukunft gemäß dann in den Bereich<br />
„Lebenswandel“ in der zentralen Sammelstelle<br />
ein. So entsteht ein Spinnennetz aus<br />
Verbindungen und Schnittstellen. Erst Automatisierung<br />
und die Nutzungkünstlicher Intelligenz<br />
macht es möglich, die vielen Daten<br />
in Echtzeit nutzbar zu machen.<br />
Gute Beziehungen helfen immer<br />
Der massive Einsatz von ITinder Überwachung<br />
der Bürger soll dabei auch ein altes<br />
Problem lösen: Bestechlichkeit und Schlampigkeit<br />
der Sicherheitsbehörden. Bisher<br />
konnten gute Beziehungen einem reichen<br />
Mann auch nach schweren Straftaten zuverlässig<br />
aus der Patsche helfen, während einfache<br />
Bürger regelmäßig an der Bürokratie verzweifeln.<br />
Das Sozialpunktesystem soll nun<br />
buchstäblich unbestechlich sein, heißt es.<br />
Für Leute wieYoshi droht dagegen ein Alptraum.<br />
Die kommunistische Partei drückt<br />
dem ganzen Land ihre Moralvorstellungen<br />
auf. Schon jetzt sind Filme mit schwulen Themen<br />
–auch Werke, die den Oscar gewonnen<br />
haben –zensiert,weil sie angeblich zu anstößig<br />
für das chinesische Publikum sind. Der<br />
chinesische Staat hat keinen Sinn für Freiheitsrechte,<br />
Gleichberechtigung und die Vermeidung<br />
von Diskriminierung. Es gibt auch<br />
keinen politischen Freiraum für Interessengruppen,<br />
ihre Anliegen einzubringen und<br />
durchzusetzen.<br />
Noch istoffen, wie das System konkret aussehen<br />
soll. UndYoshi gehörtmit seinen Überlegungen<br />
zu einer Minderheit von Chinesen,<br />
die sich bereits Gedanken über mögliche Folgen<br />
dieses riesigen sozialen Experiments machen.<br />
Andere Bewohner des Landes sind indessen<br />
schon ganz konkret mit ihm konfrontiert:<br />
in mehreren regionalen Pilotprojekten<br />
laufen bereits Sozialpunktesysteme.ImLandkreis<br />
Rongcheng in der Provinz Shandong<br />
beispielsweise hat die Stadtverwaltung<br />
selbst den digitalen Rahmen für ein„wohlgeordnetes<br />
Gemeinwesen“ geschaffen.<br />
So müssen die Bürger in Rongcheng auf<br />
dem Ortsamt eine „Sozialbewertungsabfrage“<br />
beantragen, um bei der Bank einen<br />
Hypothekenkredit zu beantragen. Wer die<br />
Note „A+“ vorweisen kann, erhält günstigere<br />
Konditionen als ein B- oder C-Bürger.Bei einem<br />
„D“ kann sich die Bank überlegen, ob<br />
sie überhaupt einen Kredit vergibt. Werbei<br />
einemVergehen erwischt wirdund beispielsweise<br />
als Gastwirt abgelaufene Lebensmittel<br />
verarbeitet, bekommt Abzug. Wersich dagegen<br />
nachweislich um seine alten Elternkümmert,erhält<br />
Pluspunkte.<br />
Das alles hat aus chinesischer Sicht<br />
durchaus Sinn, weshalb selbst Yoshi zumindest<br />
anfangs nicht gegen die Pläne war. Die<br />
Führung der Volksrepublik China leidet seit<br />
ihrer Gründung unter einem Problem: Es<br />
gibt zwar Gesetze, Verordnungen und Regularien,<br />
aber kaum einer hält sich dran. Oder<br />
jedenfalls nur, wenn er konkret dazu gezwungen<br />
wird, und dann auch nur, solange<br />
der Staat wirklich hinschaut. „Durchsetzung<br />
istschwer“, lautet dieFormel, mit denen die<br />
Vordenker von der Parteischule das Phänomenauf<br />
denPunktbringen.<br />
Ein gutes Beispiel ist die endlose Folge<br />
von Umwelt-, Arbeitsschutz- und Lebensmittelskandalen.<br />
China hat längst Sicherheitsstandards<br />
auf europäischem Niveau<br />
festgelegt. Doch Firmenchefs leiten ihre Abwässer<br />
ungeklärt inden Fluss. Oder sie lassen<br />
ihre Arbeiter ohne Schutzbrille schweißen.<br />
Wenn Inspektorenkommen, dann windensie<br />
sich mit Bestechung heraus.<br />
Tatsächlich beneiden Chinas Regierende<br />
Länder wie Japan oder Deutschland, indenen<br />
sich eine Mehrheit mehr oder minder<br />
klaglos den Regeln fügt. Wo die Haushalte<br />
begeistertihren Müll trennen.Wo Autofahrer<br />
beim Abbiegenauf Fußgänger achten.Wo sie<br />
nur wenig Zigarettenkippen fallen lassen.Wo<br />
die Leute brav in Schlagen anstehen, auch<br />
wenn das Geduld braucht.<br />
Automatisierung vonPolitik<br />
„Die Führungerforscht dieEntwicklung von<br />
neuen, technikgetriebenen Werkzeugen für<br />
verbesserte Sozialkontrolle“, sagt Chinaforscher<br />
Rogier Creemers von der Universität<br />
Leiden in den Niederlanden. „Das Sozialpunktesystem<br />
isthier dasVorzeigeprojekt für<br />
die Informatisierung von Verwaltung und<br />
Politik.“Umgekehrtvertrauen Chinas Bürger<br />
dem Staat nicht. Die Partei weiß das und<br />
sucht nach Lösungen. Mit dem Sozialpunktesystem<br />
weckt sie die Hoffnung auf mehr<br />
Fairness,und dasist derAspekt, derauchYoshi<br />
anspricht. „Wenn jemand ein ehrlicher<br />
Bürger ist, wie ich, dann hat erkünftig vielleicht<br />
Vorteile“, sagt er. „Das zumindest<br />
dachte ich anfangs.“<br />
Ironischerweise ist es jedoch der Einparteienstaat<br />
selbst, derdie größteUngerechtigkeit<br />
schafft. Die Macht der Partei ist durch<br />
nichts beschränkt. Der Einzelne muss in<br />
China dagegen ständig fürchten, dass erzu<br />
Unrechtangeklagt wird.Inden Massenkampagnen<br />
der Sechzigerjahre war das besonders<br />
schlimm: Selbst gute Kommunisten<br />
fanden sich plötzlich am Prangerwieder und<br />
galten als „Rechtsabweichler“. Wenn ein<br />
Lehrer beispielsweise eine Schülerin zurechtwies,<br />
konnte das schon ein Verstoß gegen<br />
den „revolutionären Geist“ sein. Die<br />
Halbstarken durften den Lehrer dann schlagen<br />
und bespucken. Ingenieure bekamen<br />
Ärger, wenn sie auf naturwissenschaftliche<br />
Fakten hinwiesen, die dem sozialistischen<br />
Weltbild oder dem Befehl eines Parteioberen<br />
widersprachen. Diese Zeiten sind zwar vorbei,<br />
doch dieGesellschaft ist traumatisiert.<br />
Heuteherrscht eine andereSorte vonUngerechtigkeit:<br />
Wer Geld und Kontakte hat,<br />
kann fest mit einer Vorzugsbehandlung<br />
rechnen. Das gibt esanderswo zwar auch,<br />
doch zusammen mit denSchreckender Vergangenheit<br />
bleibt in China ein besonderes<br />
Gefühl der Unsicherheit. Eine Idee hinter<br />
dem allgemeinen Sozialpunktesystem ist<br />
nun, auch dasFehlverhalten derBonzenund<br />
Reichen zu erfassen und unbescholtenen<br />
Bürgerneinen Vorteil zu verschaffen.<br />
Yoshi hat sich bereits überlegt, wie erauf<br />
die Bedrohung für seinen Lebensstil reagierenwird:<br />
„Ich gehe wieder mehr in Bars,und<br />
mache wieder mehr offline.“<br />
Finn Mayer-Kuckuk<br />
sieht in der Volksrepublikdie<br />
IT-Diktatur kommen.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Berlin droht Streit mit Rom<br />
um Sammelabschiebungen<br />
Zwischen Deutschland und Italien<br />
bahnt sich ein Streit um Sammelabschiebungen<br />
vonMigranten an.<br />
„Wenn jemand –inBerlin oder Brüssel<br />
–vorhat, Dutzende vonMigranten<br />
mit nicht-autorisierten Charterflügen<br />
abzuladen, sollte er wissen, dass<br />
kein Flughafen verfügbar ist und sein<br />
wird.Wirschließen die Flughäfen, wie<br />
wir bereits die Häfen geschlossen haben“,<br />
erklärte Italiens rechter Innenminister<br />
Matteo Salvini. (dpa)<br />
Bulgarische TV-Journalistin<br />
vergewaltigt und ermordet<br />
In der bulgarischen Donaustadt<br />
Russe ist eine Moderatorin des lokalen<br />
Fernsehsender TVNvergewaltigt<br />
und ermordet worden. DiePolizei<br />
prüft sowohl berufliche als auch persönliche<br />
Gründe für den Mord an<br />
Wiktorija Marinowa. An der jüngsten<br />
Ausgabe der vonMarinowa moderierten<br />
Sendung„Detektor“ nahmen<br />
Investigativjournalisten aus Bulgarien<br />
und Rumänien teil, die über einen<br />
angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldernrecherchierten.<br />
DieLeiche<br />
der 30-Jährigen war am Samstag<br />
in einem Park entdeckt worden. (dpa)<br />
Jüdische Vereinigung<br />
in der AfD gegründet<br />
Diestellvertretende Vorsitzende der<br />
AfD-Fraktion im Bundestag, Beatrix<br />
vonStorch, hat Kritik des Zentralrates<br />
der Juden an der Gründung einer<br />
jüdischen Vereinigung innerhalb der<br />
Alternativefür Deutschland zurückgewiesen.<br />
In der Welt am Sonntag<br />
hielt sie dem Zentralrat vor, die AfD<br />
„unsachlich und unpassend“ zu kritisieren.<br />
Jüdische AfD-Mitglieder<br />
gründeten am Sonntag den Arbeitskreis<br />
„Juden in der AfD“. Einige HundertMenschen<br />
demonstrierten am<br />
Sonntag in FrankfurtamMain dagegen.<br />
Jüdische Organisationen hatten<br />
das Vorhaben scharfkritisiert. Die<br />
AfD sei eine Partei, in der Judenhass<br />
und die Relativierung bis zur Leugnung<br />
der Schoah ein Zuhause hätten,<br />
hieß es in einer Erklärung. (dpa)<br />
Noch 1000 Frauen in<br />
IS-Gefangenschaft<br />
Nach der Vergabe des Friedensnobelpreises<br />
an Nadia Muradhofft der<br />
Zentralrat der Jesiden, dass die Jesidinnen<br />
in IS-Gefangenschaft wieder<br />
stärker in den Fokus geraten. „Es<br />
sind immer noch etwa 1000 Frauen<br />
in den Händen des IS –so, wie es Nadia<br />
Muradwar“, sagte der Vorsitzende<br />
Irfan Ortac der <strong>Zeitung</strong> Heilbronner<br />
Stimme.„Siewerden versklavt<br />
und missbraucht.“ (dpa)<br />
Lettische Regierung<br />
verliertMehrheit<br />
Beider Parlamentswahl in Lettland<br />
haben sich die Wähler für einen<br />
Machtwechsel ausgesprochen. Nach<br />
dem vorläufigen Endergebnis verlor<br />
die regierende Mitte-Rechts-Koalition<br />
in dem baltischen EU- und<br />
Nato-Land ihreMehrheit. Stärkste<br />
Kraft wurde die pro-russische Oppositionspartei<br />
Harmonie,teilte die<br />
Wahlkommission mit. (dpa)<br />
Irans Parlament billigt<br />
Anti-Terrorfinanzierungspakt<br />
Nach monatelangen Diskussionen<br />
hat das iranische Parlament Irans<br />
Beitritt zum Anti-Terrorfinanzierungspakt<br />
CFT gebilligt. 53 Prozent<br />
der Abgeordneten stimmten am<br />
Sonntag einem entsprechenden Gesetz<br />
zu. DerIranmusste dem Pakt<br />
beitreten, um vonder Liste der Länder<br />
gestrichen zu werden, deren Gesetzgebung<br />
zur Bekämpfung von<br />
Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung<br />
nicht den internationalen<br />
Standards entspricht. (dpa)<br />
Obskure Kleriker als Aufklärer<br />
Weil sich ein Pater für einen offenen Umgang mit Homosexuellen einsetzt, wird er nun sanktioniert<br />
VonJoachim Frank<br />
Positive Aussagen zur Homosexualität<br />
und zur Segnung<br />
gleichgeschlechtlicher<br />
Paare haben den Rektor<br />
der Theologisch-Philosophischen<br />
Hochschule Sankt Georgen in<br />
FrankfurtamMain, den Jesuitenpater<br />
Ansgar Wucherpfennig, sein Amt<br />
gekostet. Wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
erfuhr, informierte Wucherpfennig<br />
die Hochschulkonferenz Ende September<br />
über ein Schreiben der römischen<br />
Bildungskongregation an<br />
den Generaloberen des Jesuitenordens.<br />
Darin verweigert die Vatikan-<br />
Behörde dem im Februar für eine<br />
dritte zweijährige Amtszeit mit großer<br />
Mehrheit wiedergewählten<br />
Geistlichen das „Nihil obstat“ (Unbedenklichkeitserklärung)<br />
und verlangt<br />
einen öffentlichen Widerruf<br />
seiner Positionen.<br />
In einem Interview mit der Frankfurter<br />
Neuen Presse hatte Wucherpfennig,<br />
Professor für Neues Testament,<br />
2016 die biblischen Verurteilungen<br />
der Homosexualität als „tiefsitzende,<br />
zum<br />
Teil missverständlich<br />
formulierte<br />
Stellen“ bezeichnet.<br />
Homosexuelle<br />
Beziehungen<br />
in der<br />
Antike seien<br />
starke Abhängigkeits-<br />
und Unter-<br />
Pater Ansgar<br />
Wucherpfennig würfigkeitsver-<br />
hältnisse gewesen.<br />
Dagegen hätten sich neutestamentliche<br />
Autoren wie der Apostel<br />
Paulus gestellt.<br />
„Liebe sollte eine egalitäre, freie<br />
Beziehung sein, keine mit Gefälle.<br />
Das wollte Paulus eigentlich sagen.“<br />
In diesem Sinn sprach sich Wucherpfennig,<br />
der im katholischen Stadtdekanat<br />
Frankfurtauch als Homosexuellen-Seelsorger<br />
wirkt, für eine<br />
stärkere kirchliche Anerkennung<br />
von gleichgeschlechtlich Liebenden<br />
aus. „Wir können das nicht verantworten,<br />
dass wir Menschen, für die<br />
die Homosexualität zur Identität gehört,<br />
von der Kirche ausschließen“,<br />
sagte er zur Begründung. „Wir sind<br />
keine Disziplinaranstalt.“<br />
In konservativen Kreisen und auf<br />
Im Namen des Herrn agiertder Vatikan in eigener Sache autoritär und weltenfern. IMAGO (2)<br />
9,6<br />
Prozent der Täter<br />
hatten eine hohes<br />
Kirchenamt inne<br />
pseudo-katholischen Internetforen<br />
zog Wucherpfennig damit heftige<br />
Kritik auf sich. Ihmwurde vorgeworfen,<br />
das katholische Lehramt zu<br />
ignorieren und mit dem „deutschen<br />
Progressismus“ einen „Sonderweg“<br />
einzuschlagen.<br />
Sein Interview landete auf unbekannten<br />
Wegen bei der Glaubenskongregation<br />
in Rom. Beanstandet<br />
wurden dort auch Äußerungen Wucherpfennigs<br />
zur Diskussion über<br />
den Frauendiakonat und Frauen in<br />
den geistlichen Ämtern. Das „Nihil<br />
obstat“ für katholische Hochschullehrer<br />
in leitender Position setzt die<br />
Zustimmung der Glaubenskongregation<br />
voraus.<br />
Auf Anfrage bestätigte Wucherpfennig<br />
den Vorgang. Sein direkter<br />
Vorgesetzter, Provinzial Johannes<br />
Siebner, habe ihn Ende Juni davon<br />
unterrichtet. Siebner sagte, erstehe<br />
„uneingeschränkt“ hinter Wucherpfennig.<br />
In einem Antwortschreiben<br />
MISSBRAUCHSSTUDIE<br />
1670<br />
Beschuldigte des Kindesmissbrauchs<br />
hat die katholische<br />
Kirche festgestellt.<br />
67,1<br />
Prozent der<br />
Verfahren wurden<br />
eingestellt.<br />
Rechtsrock-Konzert abgebrochen<br />
habe er sich „befremdet“ über das<br />
römische Vorgehen gezeigt.<br />
„An Pater Wucherpfennigs Expertise,seiner<br />
Loyalität und damit auch<br />
an seiner Eignung für das Rektorenamt<br />
bestehen für mich nicht die geringsten<br />
Zweifel.“ Der Aufforderung<br />
zumWiderruf willWucherpfennig jedoch<br />
auch nicht nachkommen.<br />
„Nicht gegen meine Überzeugungen“,<br />
sagte der 52-Jährige.„Ich halte<br />
die Einwände Roms für ein Missverständnis<br />
von Aussagen, mit denen<br />
ich ganz und gar auf dem Boden der<br />
katholischen Lehre stehe. Deshalb<br />
hoffe ich, dass mir das Nihil obstat<br />
doch noch erteilt wird.“<br />
Ohne die römische Zustimmung<br />
darf Wucherpfennig das Rektorenamt<br />
seit dem 1. Oktober nicht ausüben.<br />
Ein mit dem Vorgang Vertrauter<br />
sagte,eshandele sich um einen typischen<br />
Fall von kirchlichem Autoritätsgehabe<br />
und intransparenter<br />
Machtausübung:„Alles soll unter der<br />
Decke gehalten werden. Die Römer<br />
denken, ein interner Zirkel deichselt<br />
da etwas mit dem anderen –über<br />
den Betroffenen hinweg. Die Furcht<br />
vor öffentlichem Aufsehen soll zum<br />
Schweigen führen.“ Dies seien „genau<br />
die Strukturen, deren fatale Folgen<br />
wir auch im Missbrauchs-Skandal<br />
sehen, und das zeigt: Es geht einfach<br />
so weiter.“ Die Kirchenleitung<br />
habe offenkundig „immer noch<br />
nicht den Schuss gehört“.<br />
ObskureGemeinschaft<br />
Der Frankfurter Stadtdekan, Johannes<br />
zu Eltz, reagierte mit Ärger und<br />
Unverständnis. „Ansgar Wucherpfennig<br />
ist ein lauterer Priester und<br />
ein unbestechlicher Wissenschaftler.<br />
Die Infragestellung seiner Integrität<br />
und seine völlig ungerechtfertigte<br />
Bestrafung schmerzen mich.“ Sowohl<br />
die Ordensleitung der Jesuiten<br />
als auch der für Sankt Georgen zuständige<br />
Bischof von Limburg, Georg<br />
Bätzing, hätten Wucherpfennigs<br />
Wiederwahl zugestimmt. Deren<br />
Rechte seien von Rom umstandslos<br />
übergangen worden. „Wie dumm<br />
geht es denn eigentlich noch?“, so zu<br />
Eltz, der seine Kritik an der römischen<br />
Entscheidung mit der Hoffnung<br />
auf späte Einsicht und Korrektur<br />
verband.<br />
In Kirchenkreisen erregt der UmstandUnmut,<br />
dass in Romein österreichischer<br />
Geistlicher aus der Gemeinschaft<br />
„Das Werk“ mit Wucherpfennigs<br />
Fall betraut ist. Ein<br />
weiterer Angehöriger der obskuren<br />
Gruppe, der deutsche Pater Hermann<br />
G., arbeitet in der Glaubenskongregation.<br />
Nach eingestandenen<br />
sexuellen Übergriffen G.s beließen<br />
es dessen Vorgesetzte bei einer „Ermahnung<br />
wegen unklugen Verhaltens“.<br />
Da G. schwerpunktmäßig für Vorgänge<br />
aus dem deutschsprachigen<br />
Raum zuständig ist, gilt es als wahrscheinlich,<br />
dass er nun auch in die<br />
Maßregelung des Falls von Ansgar<br />
Wucherpfennig involviertist.<br />
Joachim Frank empörtsich<br />
über den Umgang der Kirche<br />
mit weltoffenen Patern.<br />
Polizei beendet nach Übergriffen Veranstaltung in Thüringen. Innenminister spricht von einem Angriff auf die Demokratie<br />
Ein Rechtsrock-Konzert im thüringischen<br />
Apolda ist wegen gewalttätigen<br />
Ausschreitungen gegen<br />
Polizisten abgebrochen worden.<br />
Nach Polizeiangaben warfen Rechtsextreme<br />
Steine und Flaschen auf die<br />
Beamten. Dabei wurden acht Polizisten<br />
leicht verletzt. An dem Konzert<br />
auf dem Marktplatz nahmen am<br />
Sonnabend etwa 800 Rechte aus<br />
dem gesamten Bundesgebiet,<br />
Schweden und der Schweiz teil,<br />
mehrere Tausend waren erwartet<br />
worden. An friedlichen Gegenveranstaltungen<br />
eines Bürgerbündnisses,<br />
darunter einem Fest auf dem Markt<br />
und Gottesdiensten, beteiligten sich<br />
laut Polizei 500 Menschen.<br />
Thüringens Innenminister Georg<br />
Maier (SPD) wertete den Gewaltausbruch<br />
als Angriff auf die Demokratie.<br />
DieGewalt habe sich zwar unmittelbar<br />
gegen Polizisten gerichtet, sagte<br />
Maier am Sonntag. „Aber das war<br />
auch ein Angriff auf den öffentlichen<br />
Raum, auf die Zivilgesellschaft, die<br />
wollten diesen Platz stürmen.“ Die<br />
Ausschreitungen machten deutlich,<br />
dass das Gewaltpotenzial der rechten<br />
Szene nicht zu unterschätzen sei.<br />
Die Entscheidung des verantwortlichen<br />
Polizeiführers, den Platz<br />
schließlich von den Rechtsextremen<br />
zu räumen, sei deshalb richtig und<br />
konsequent gewesen. Die Räumung<br />
selbst hätten die Beamten sehr professionell<br />
durchgesetzt, sagte Maier.<br />
Insgesamt stellte die Polizei 31 Anzeigen,<br />
unter anderem wegen des<br />
Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger<br />
Organisationen.<br />
Maier geht davon aus, dass die<br />
Ereignisse in Apolda auch Auswirkungen<br />
auf die Entscheidungen der<br />
Rechtsrocker mit dem Rechtsstaat in<br />
direkter Berührung<br />
DPA<br />
Gerichte über die Rechtmäßigkeit<br />
von Auflagen für Rechtsrock-Konzertehaben.<br />
Diese könnten nun nicht<br />
mehr damit argumentieren, es sei<br />
reine Spekulation, Gewaltausbrüche<br />
bei Rechtsrock-Konzerten zu erwarten.<br />
Das Verwaltungsgericht Weimar<br />
hatte am Freitag die meisten Auflagen<br />
des Landratsamts Weimarer Land als<br />
Versammlungsbehörde für das Treffen<br />
der Rechten in Apolda gekippt,<br />
weil es keinen Nachweis für eine unmittelbare<br />
Gefahr für die öffentliche<br />
Sicherheit oder Ordnung sah.<br />
Innenminister Maier erwartet<br />
nun auch einige Unruhe innerhalb<br />
der rechten Szene. Die Veranstalter<br />
hätten durch den Ticketverkauf bereits<br />
Geld erhalten, aber die zugesagten<br />
Leistungen zum zweiten Mal<br />
hintereinander nicht erbracht. Ende<br />
August war in Mattstedt bei Apolda<br />
mit 3000 erwarteten Teilnehmern<br />
von den Behörden kurzfristig wegen<br />
unklarer Eigentumsverhältnisse die<br />
Nutzung des dafür vorgesehenen<br />
Geländes untersagt worden. Apolda<br />
wurde vonder Szene als Ersatz dafür<br />
beworben. (dpa)<br />
Saudischer<br />
Dissident<br />
verschwunden<br />
Türkei glaubt an Ermordung<br />
Chaschukdschis<br />
VonMartin Gehlen<br />
In dem mysteriösen Fall des seit<br />
Dienstag verschwundenen saudischen<br />
Publizisten und Dissidenten<br />
Dschamal Chaschukdschi gibt es<br />
eine dramatische Wende. AmWochenende<br />
erklärten türkische Regierungsvertreter<br />
gegenüber der <strong>Zeitung</strong><br />
NewYorkTimes und westlichen<br />
Nachrichtenagenturen, ein speziell<br />
angereistes Killerkommando habe<br />
nach bisherigen Erkenntnissen den<br />
Kritiker des Thronfolgers ermordet<br />
und seine Leiche fortgeschafft.<br />
15 saudische Agenten seien am Morgen<br />
des Tattages in zwei Privatjets<br />
eingeflogen, hätten sich zur gleichen<br />
Zeit wie Chaschukdschi im Konsulat<br />
aufgehalten und Istanbul noch am<br />
Abend wieder verlassen.<br />
Sollte sich der Verdacht eines Auftragsmords<br />
durch das Königshaus<br />
bestätigen, könnte das für Saudi-<br />
Arabien unabsehbare Folgen haben.<br />
Dasinternationale Ansehen und der<br />
Reformermythos von Mohammed<br />
bin Salman wäre dahin, das angespannte<br />
Verhältnis der beiden regionalen<br />
Rivalen Türkei und Saudi-Arabien<br />
ruiniert. Auch in den Vereinigten<br />
Staaten wächst die Unruhe über<br />
das autoritäre und unberechenbare<br />
Gehabe des Thronfolgers. Großbritannien<br />
sprach von„extrem ernsten<br />
Anschuldigungen“. Die amerikanische<br />
Regierung allerdings kann einen<br />
Mord an Chaschukdschi bislang<br />
nicht bestätigen, geht aber davon<br />
aus, dass „etwas vorgeht, und sie es<br />
uns nicht sagen“, zitierte die Washington<br />
Post einen hohen Beamten.<br />
Diesaudische Seite dagegen dementiert<br />
alle Vorwürfe kategorisch.<br />
Kronprinz Mohammed bin Salman<br />
erklärte in einem Interview, Chaschukdschi<br />
habe das saudische Konsulat<br />
in Istanbul kurz nach dem Betreten<br />
wieder verlassen und befinde<br />
sich auch nicht in Saudi-Arabien.<br />
Wo befindet sich der Autor und Regimekritiker<br />
Dschamal Chaschukdschi? AFP<br />
Nach wie vorfehlt vondem Mann<br />
jede Spur, der in dem Gebäude eine<br />
Tage zuvor bestellte Scheidungsurkunde<br />
abholen wollte, uminIstanbul<br />
seine türkischeVerlobte zu heiraten.<br />
Chaschukdschi lebte seit einem<br />
Jahr im selbst gewählten Exil in den<br />
USA und pendelte zwischen Washington,<br />
London und Istanbul.<br />
Nach Erkenntnissen der türkischen<br />
Polizei gibt es auf keiner der<br />
Überwachungskameras rund um<br />
das Konsulat eine Spur von Chaschukdschi.<br />
Am Sonnabend lud der<br />
saudische Generalkonsul Mohammad<br />
al-Otaibi Journalisten in das<br />
Gebäude ein, was offiziell als saudisches<br />
Territorium gilt. Er forderte die<br />
Medienvertreter auf, alle sechs<br />
Stockwerke zu inspizieren und sich<br />
davon zu überzeugen, dass der Gesuchte<br />
nicht anwesend ist.<br />
Nach Informationen des saudischen<br />
Whistleblowers Mujtahidd,<br />
der seit 2011 Details aus den inneren<br />
Zirkeln des Königshaus ins Netz<br />
stellt, wurde Chaschukdschi gekidnappt<br />
und nach Saudi-Arabien gebracht.<br />
Die türkische Seite habe die<br />
Regierung in Riad aufgefordert, den<br />
Entführten freizulassen. Mohammedbin<br />
Salman habe in den vergangenen<br />
drei Jahren etwa 1500 Personen<br />
verhaften lassen, Frauenrechtlerinnen,<br />
Intellektuelle und Kritiker.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 5 *<br />
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Politik<br />
Verschollen, vermisst, verhaftet?<br />
Das chinesische Regime ließinden vergangenen Monaten mehrfach Verdächtige verschwinden. Interpol-Chef Meng Hongwei istmöglicherweise das jüngsteOpfer<br />
VonFinn Mayer-Kuckuk, Peking<br />
Verschwunden? Oder doch<br />
irgendwo verunglückt? Die<br />
chinesischen Behörden<br />
lassen Angehörige und die<br />
Öffentlichkeit immer öfter im Unklarenüber<br />
den Verbleib vonPersonen,<br />
gegen die sie ermitteln. Derzeit betrifft<br />
das Rätselraten einen ganz besonderen<br />
Beamten: den Chef vonInterpol,<br />
Meng Hongwei. Die Gattin<br />
des 64-Jährigen hat sich in Lyon, wo<br />
Interpol sitzt, an die Polizei gewandt:<br />
Vonihrem Mann fehle seit zwei Wochen<br />
jede Spur.<br />
Über der Polizei<br />
Das KP-Mitglied Meng Hongwei warChinas stellvertretender Minister für Öffentliche Sicherheit, bevor er Interpol-Chef wurde.<br />
Es liegt in der Natur des spurlosen<br />
Verschwindens,dass zunächst keiner<br />
weiß, was passiert ist. Hongkonger<br />
Medien berichten, Meng sei von Beamten<br />
der Disziplinarkommission<br />
der Kommunistischen Partei abgeführt<br />
worden. Tatsächlich ist das die<br />
erste Vermutung, wenn ein hoher Beamter<br />
der Volksrepublik plötzlich<br />
nicht mehr zur Arbeit kommt. Die<br />
Disziplinarkommission steht über<br />
der Polizei und dem Rechtsrahmen.<br />
Sieist vor allem für ideologische Vergehen<br />
von Parteimitgliedern zuständig.<br />
Die Behörde teilte am Sonntag<br />
mit, dass gegen Meng seit zwei Wochen<br />
wegen des„Verdachts auf Gesetzesverstöße“<br />
ermittelt werde.<br />
Meng ist ein besonders prominentes<br />
Mitglied der allein regierenden<br />
KP. Bevor er Interpol-Chef<br />
wurde, war er stellvertretender Minister<br />
für Öffentliche Sicherheit. Dieses<br />
Ministerium kontrolliert Chinas<br />
gigantischen, ausufernden und allmächtigen<br />
Sicherheitsapparat.<br />
Meng war für seine besondereHärte<br />
gegen Regimekritiker und Arbeitsrechtler<br />
bekannt. Er ließ auch Frauenrechtlerinnen<br />
überwachen und<br />
einsperren, ebenso LGBT-Aktivisten.<br />
LGBT ist eine aus dem englischen<br />
Sprachraum kommende Abkürzung<br />
für Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />
Transgender. Meng gehörte einst zu<br />
den mächtigsten MännernChinas.<br />
Doch die Disziplinarkommission<br />
ist noch mächtiger –und Meng gehört<br />
zum politischen Lager eines gefallenen<br />
Genossen, der sich einst gegen<br />
Präsident Xi Jinping gestellt hatte.<br />
DieErmittler,soheißt es,finden in so<br />
einem Fall immer etwas. Die Bandbreite<br />
reicht von der Vergabe guter<br />
Posten an Familienmitglieder bis zu<br />
Bestechlichkeit mit Millionenbeträgen.<br />
Seit Parteichef Xi 2013 eine Kampagne<br />
gegen Korruption in den eigenen<br />
Reihen begonnen hat, sind der<br />
Kommission 1,4 Millionen Kader ins<br />
Netz gegangen. Zu den Verhafteten<br />
gehörte ausgerechnet der Leiter der<br />
Antikorruptionsabteilung des Finanzministeriums<br />
oder ein General<br />
der Zentralen Militärkommission.<br />
MengsVerschwinden fällt auch international<br />
auf. China hatte ihn 2016<br />
als Interpol-Chef durchgedrückt. Damals<br />
verband sich mit der Personalie<br />
die Befürchtung, autoritäre Regime<br />
könnten Interpol zunehmend nutzen,<br />
um weltweit Jagd auf Kritiker zu<br />
machen. Interpol koordiniertdie Zusammenarbeit<br />
der Polizeibehörden<br />
der teilnehmenden Länder. Eine<br />
wichtige Funktion ist die Prüfung und<br />
Weiterleitung von Haftbefehlen gegen<br />
Personen, die sich ins Ausland<br />
abgesetzt haben. Am Sonntagabend<br />
gab die internationale Polizeibehörde<br />
den Rücktritt des vermissten Präsidenten<br />
bekannt. Es sei eine Rücktrittserklärung<br />
Mengs mit „sofortiger<br />
Wirkung“ eingegangen.<br />
In China ist offensichtlich niemand<br />
mehr davor sicher,dass Behörden<br />
ihn verschwinden lassen. Das<br />
heutige China hat zwar den Anspruch,<br />
rechtsstaatliche Standards<br />
anzuwenden. Doch in der Praxis ver-<br />
AP/WONG MAYE-E,<br />
schwinden nicht nur Parteimitglieder<br />
immer wieder spurlos. Die Steuerfahnder<br />
und die Polizei nehmen auch<br />
laufend Bürger in Gewahrsam, ohne<br />
dass Anwälte oder Angehörige auch<br />
nur davon erfahren, welche Behörde<br />
beteiligt war. „Systematische Tyrannei“<br />
nennt der Juraprofessor Teng<br />
Biao die Praxis.<br />
Teng lebt heute in Amerika im Exil<br />
und wurde bereits selbst verhaftet<br />
und gefoltert.„Überwachter Arrest an<br />
einem bestimmten Ort“, nennt sich<br />
die Praxis der heimlichen Verhaftung<br />
und Isolation. Da die Ermittler über<br />
geradezu uneingeschränkte Macht<br />
verfügen, nutzen sie dieses Instrument<br />
exzessiv.„DieNatur der Gewaltherrschaft<br />
offenbartsich auch in diesen<br />
kleineren Dingen“, so Teng. In<br />
den vergangenen Monaten sind weitere<br />
Persönlichkeiten zeitweilig verschwunden.<br />
Dasprominenteste Beispiel<br />
ist der Filmstar Fan Bingbing.<br />
Sie wurde, wie nun bekannt ist, von<br />
Steuerfahndern ineinem Luxusressort<br />
unter Arrest gehalten. Am Ende<br />
kommt Fan trotz Steuerhinterziehung<br />
in großem Ausmaß mit einer<br />
Strafzahlung davon: Sieist eben kein<br />
Feind der KP, sondern hat wirklich<br />
Geld vordem Fiskus versteckt.<br />
Schweigen vonoffizieller Stelle<br />
Viel schlimmer trifft es Menschenrechtsaktivisten<br />
und ihre Anwälte.<br />
„Während der Massenverhaftungen<br />
von Anwälten im Jahr 2015 wurde<br />
das erzwungene, gewaltsame Verschwinden<br />
zu einem alltäglichen<br />
Vorgang“, sagt Teng. Der Anwalt<br />
Wang Quangzhang etwa ist seither<br />
verschollen. Seine Frau, Li Wenzu,<br />
hat im Juli 2018 das erste Malwieder<br />
etwas von ihm gehört: Ein befreundeter<br />
Anwalt glaubt, ihn in einem<br />
Gefängnis in Tianjin erkannt zu haben.<br />
Vonden offiziellen Stellen gibt<br />
es nur Schweigen. Die Kanzlei, für<br />
die Wang gearbeitet hatte, war wegen<br />
„Untergrabung der staatlichen<br />
Ordnung“ geschlossen worden.<br />
Doch auch Wirtschaftsbosse sind<br />
nicht sicher. Der damalige Chef des<br />
Fosun-Konglomerats, Guo Guangchang,<br />
war 2015 zeitweilig ebenso verschollen<br />
wie wenig später der Chef<br />
der Versicherungsgruppe Anbang.<br />
Die Staatsmacht verbreitet auf diese<br />
Weise gezielt Angst und Schrecken.<br />
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ImmerwiederDarmbeschwerden?<br />
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namensB.bifidumMIMBb75.<br />
Dieser legt sich sinnbildlich<br />
wie ein Pflaster auf die<br />
Darmwand und schützt<br />
sie –der Darm kann sich<br />
erholen. Eine klinische Studiemit<br />
demausschließlichin<br />
Kijimea Reizdarm enthaltenen<br />
Bakterienstamm zeigte:<br />
Die Reizdarmbeschwerden<br />
bei Betroffenen wurden<br />
signifikant gelindert. Bei<br />
vielen verschwand der<br />
Reizdarm sogar ganz. Mehr<br />
noch: Auch die Lebensqualität<br />
Betroffener verbesserte<br />
sich deutlich. Kein<br />
anderes Präparat kann<br />
vergleichbare wissenschaft-<br />
liche Ergebnisse aufweisen!<br />
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gezielt nach Kijimea<br />
Reizdarm.<br />
Wenn der Mensch<br />
gestresst ist, reagiert<br />
oft auch der Darm<br />
gestresst – er ist<br />
gereizt. WiederkehrendeDarmprobleme<br />
sind die Folge. Doch<br />
es gibt wirksame<br />
Hilfe!<br />
ImmerwiederDurchfall,<br />
Bauchschmerzen<br />
oder Blähungen? Diese<br />
Signalesolltemannicht<br />
ignorieren. Häufig<br />
sind wiederkehrende<br />
Darmprobleme ein<br />
klares Signal des Körpers:<br />
Esist zu viel! Denn ist<br />
derMenschgestresst, reagiert<br />
der Darm oftmit den typischen<br />
Beschwerden. Neben<br />
Stress, können auch ungesundeErnährung,mangelnde<br />
Bewegung, Infekte oder<br />
Medikamenteneinnahme den<br />
Darm reizen. Experten sprechen<br />
von einem sogenannten<br />
Reizdarm. Doch was genau<br />
passiert in einem gereizten<br />
Darm? Und was kann man<br />
dagegentun?<br />
Mögliche Ursache:<br />
geschädigteDarmbarriere<br />
Lange Zeit war es unklar,<br />
wie die Beschwerden bei<br />
Durchfall<br />
einem gereizten Darm<br />
entstehen. In den letzten<br />
Jahren hat die Wissenschaft<br />
jedoch große Fortschritte<br />
gemacht: Immer mehr<br />
Experten sind der Meinung,<br />
dass dietypischen Beschwerden<br />
durch eine geschädigte<br />
Darmbarrierehervorgerufen<br />
werden. Sie gehen davon<br />
aus, dass durch kleinste<br />
Schädigungen Erreger und<br />
Schadstoffe in die Darmwand<br />
eindringen und so die<br />
unangenehmen Symptome<br />
Bauchschmerzen<br />
Blähungen<br />
wieDurchfall,BauchschmerzenoderBlähungen<br />
auslösen<br />
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2Tagen Linderung gebracht. Ich hatte<br />
orher geglaubt, dass das ittel nur<br />
bei Durchfall hilft. Ist aber nicht so.<br />
Auch bei Blähungen und Bauchweh<br />
sehr empfehlenswert. (Ralf N.)<br />
Schon nach der zweiten Einnahme<br />
wurden die Symptome deutlich weniger.<br />
Ich habe mit Kijimea meinen Reizdarm<br />
weg bekommen. (annelore K.)<br />
Die Bauchkrämpfe und auch der<br />
Durchfall, der mich oft inder oche zu<br />
allen mglichen Tageszeiten heimge<br />
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erledigt. Ebenso die schmerzhaften<br />
Blähungen. (Stefanie A.)<br />
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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Jede zweite neu geschaffene<br />
Job mit Ausländernbesetzt<br />
DieZahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in Deutschland<br />
ist nach Angaben vomJuli im<br />
Vergleich zum Vorjahr um etwa<br />
700 000 gestiegen, rund 370 000 davonwaren<br />
Ausländer.Das berichtete<br />
die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />
unter Berufung auf Zahlen<br />
der Bundesagentur für Arbeit.<br />
Dabei handele es sich meist um Erwerbstätige<br />
aus den osteuropäischen<br />
EU-Mitgliedstaaten, vorallem<br />
aus Polen und Rumänien. (AFP)<br />
Verbraucher schätzen den<br />
stationären Handel<br />
Trotz aller Erfolge des Online-Handels:<br />
DerLaden um die Ecke gewinnt<br />
nach eine Umfrage der Unternehmensberatung<br />
PwC wieder an Beliebtheit.<br />
DerAnteil der Konsumenten,<br />
die mindestens einmal proWoche<br />
im stationären Geschäft einkauften,<br />
liege bei knapp 60 Prozent,<br />
berichtete PwC. Dasübertreffe nicht<br />
nur das Niveau vonvor zwei Jahren,<br />
damals 46 Prozent, sondernauch<br />
weit den europäischen Durchschnitt<br />
von43Prozent. (dpa)<br />
EU-Kommissarin: Alte Diesel<br />
vor Exportnachrüsten<br />
Dieselstinker sollen nicht andernorts die<br />
Luft verpesten, findet die EU. DPA/PATRICK PLEUL<br />
DieEU-Kommission hat eine Nachrüstung<br />
schmutziger Dieselautos<br />
aus Deutschland voreinem möglichen<br />
Verkauf ins Ausland gefordert.<br />
Immer mehr ältere, umweltschädliche<br />
Dieselfahrzeuge würden etwa<br />
nach Osteuropa exportiert. „Der<br />
Plan der deutschen Regierung, Fahrverbote<br />
zu umgehen, könnte das<br />
Problem noch intensivieren“, sagte<br />
EU-Industriekommissarin Elzbieta<br />
Bienkowska demTagesspiegel. (dpa)<br />
1,5 Millionen Senioren<br />
beziehen Rente im Ausland<br />
DieZahl der Senioren, die sich ihrein<br />
Deutschland erworbene Rente ins<br />
Ausland schicken lässt, ist seit dem<br />
Jahr 2000 von1,1 auf 1,5 Millionen<br />
gestiegen. Dies berichtete die Saarbrücker<br />
<strong>Zeitung</strong> unter Berufung auf<br />
die Deutschen Rentenversicherung<br />
Bund.Vergangenes Jahr gingen demnach<br />
1,75 Millionen Rentenzahlungen<br />
ins Ausland –dies liegt in etwa<br />
auf dem Niveau des Jahres 2016. Eingerechnet<br />
seien auch Witwen- und<br />
Erwerbsminderungsrenten, viele Senioren<br />
hätten Anspruch auf mehrere<br />
Rentenarten. (dpa)<br />
Sellafield-Castoren<br />
frühestens 2020 in Brokdorf<br />
DerTransportvon sieben Castoren<br />
mit wiederaufbereitetem hochradioaktivem<br />
Atommüll vonEngland<br />
nach Brokdorfwirdfrühestens 2020<br />
erfolgen. „Es ist sehr unwahrscheinlich,<br />
dass dies bereits im nächsten<br />
Jahr umgesetzt werden könnte“,<br />
sagte der Präsident des Bundesamtes<br />
für kerntechnische Entsorgungssicherheit<br />
(BfE), Wolfram König.<br />
„Das Zwischenlager auf dem Gelände<br />
des Atomkraftwerks Brokdorf<br />
hat noch nicht die notwendige Änderungsgenehmigung.“<br />
Es lägen<br />
auch noch keine prüffähigen Antragsunterlagen<br />
des AKW-Betreibers<br />
PreussenElektravor. (dpa)<br />
Schlichter im Streit um hohe Summen<br />
Ein Ombudsmann prüftVersicherungsentscheidungen. In mehr als 40 Prozentder Fälle erhält der Kunde recht<br />
VonMechthild Henneke<br />
Wenn die Versicherung<br />
im Schadensfall nicht<br />
zahlen will, ist die<br />
Klage vor Gericht<br />
nicht der einzige Ausweg. Seit 2001<br />
gibt es die unabhängige Stelle des<br />
Versicherungsombudsmanns in<br />
Berlin. Den Posten hat zurzeit der<br />
ehemalige Präsident des Bundesgerichtshofs,Günter<br />
Hirsch, inne.„Der<br />
Ombudsmann ist kein Verbraucherschützer,<br />
die Schlichtungsstelle<br />
dient jedoch dem Schutz des Verbrauchers,<br />
indem sie ihm bei der<br />
Durchsetzung seiner Rechte und Interessen<br />
hilft“, sagt er über sein Amt.<br />
Im April 2019 wird der ehemalige<br />
Richter des Bundesverfassungsgerichts,<br />
Wilhelm Schluckebier, das<br />
Amt übernehmen, wurde kürzlich<br />
bekannt.<br />
Seit ihrem Bestehen hat die<br />
Schlichtungsstelle bereits rund<br />
270 000 Fälle bearbeitet, jährlich<br />
sind es in der Regel rund 20 000 Verfahren,<br />
die abgearbeitet werden.<br />
Während in der Vergangenheit die<br />
meisten Beschwerden gegen Entscheidungen<br />
zu Lebensversicherungen<br />
eingereicht wurden, stieg in den<br />
letzten Jahren die Zahl der Beschwerden<br />
gegen Rechtschutzversicherungen<br />
deutlich an. Laut Ombudsmann<br />
Hirsch drehten sich viele<br />
dieser Fälle um Entschädigungen im<br />
VW-Abgasskandal, bei denen<br />
Rechtsschutzversicherer nicht die<br />
Kosten von Prozessen übernehmen<br />
wollen.<br />
Bei fast der Hälfte der Beschwerden<br />
hatten die Versicherten 2017<br />
ganz oder teilweise Erfolg –genau<br />
bei 43 Prozent, erklärtder Ombudsmann.<br />
Ausgenommen sind dabei<br />
die Lebensversicherungen, bei denen<br />
es oft um Verständnis- und<br />
nicht um Rechtsprobleme geht.<br />
Hier liegt die Quote aktuell bei<br />
knapp 24 Prozent und ist leicht gestiegen.<br />
Auch Beschwerden gegenVermittler<br />
Der Ombudsmann kann bei Beschwerden<br />
zu allen Versicherungssparten,<br />
ausgenommen Krankenund<br />
Pflegeversicherungen angerufen<br />
werden. Zu seinem Aufgabenbereich<br />
gehören also insbesondere<br />
Hausrat- und Gebäudeversicherungen,<br />
Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen<br />
sowie die Kfz-, Unfall-,<br />
Lebens-, Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherungen.<br />
Ebenso<br />
bearbeitet er Beschwerden gegen<br />
Versicherungsvermittler in diesen<br />
Sparten.<br />
Mehr als 290 Versicherungsunternehmen<br />
haben sich bereit erklärt,<br />
die Entscheidungen des Ombudsmanns<br />
zu akzeptieren. Das entspricht<br />
mehr als 95 Prozent des<br />
Marktes im Privatkundengeschäft.<br />
Der Ombudsmann ist in seiner Verfahrens-<br />
und Amtsführung unabhängig<br />
und keinen Weisungen unterworfen.<br />
So muss der Versicherte vorgehen:<br />
Ist der Verbraucher unzufrieden<br />
mit der Entscheidung seiner<br />
Versicherung, kann er sich an den<br />
Gründung und Finanzierung: Die Organisation<br />
des Versicherungsombudsmanns ist ein<br />
eigenständiger Verein. Dieser wurde vonden<br />
Versicherungsunternehmen gegründet und<br />
wird auch vonihnen finanziert. Dennoch<br />
agiertder Ombudsmann unabhängig.<br />
Das wird durch die Struktur sichergestellt.<br />
UNABHÄNGIGKEIT<br />
Struktur und Ordnung: Ein Beirat berät<br />
den Ombudsmann. Diesem gehören vor<br />
allem Vertreter an, die nicht in der Versicherungswirtschaft<br />
tätig sind, zum Beispiel<br />
Verbraucherschützer.Der Beirat gewährleistet<br />
die institutionelle Unabhängigkeit der<br />
Schlichtungsstelle.<br />
SASCHA JAECK<br />
Ombudsmann wenden. EinOnline-<br />
Check auf der Webseite versicherungsombudsmann.de<br />
stellt sicher,<br />
dass der Ombudsmann die richtige<br />
Adresse für die Beschwerde ist. Ist<br />
dies der Fall, kann die Beschwerde<br />
im Internet eingereicht werden. Neben<br />
persönlichen Daten muss der<br />
Versicherungsnehmer das Ziel nennen,<br />
das er mit der Beschwerde erreichen<br />
will, zum Beispiel die Zahlung<br />
eines Geldbetrags oder die Auflösung<br />
seines Vertrags. Dann muss<br />
er den Sachverhalt kurz beschreiben<br />
und Angaben zur Versicherung<br />
machen. Wichtige Schreiben und<br />
sonstige Unterlagen wie Gutachten,<br />
einen Kostenvoranschlag oder Reparaturrechnungen,<br />
können online<br />
hochgeladen werden.<br />
Für Versicherte kostenlos<br />
Der Ombudsmann prüft anschließend<br />
jede Beschwerde unparteiisch<br />
auf ihreBerechtigung. Sein Maßstab<br />
sind Recht und Gesetz –wie vor Gericht.<br />
Es gibt keine Frist für Beschwerden.<br />
Das Büro des Ombudsmanns<br />
empfiehlt aber nicht zu lange<br />
zu warten, damit ein Anspruch nicht<br />
an der gesetzlichen Verjährung<br />
scheitert. Während des Beschwerdeverfahrens<br />
ist die Verjährung unterbrochen.<br />
Der Ombudsmann setzt das Versicherungsunternehmen<br />
von der<br />
Beschwerde in Kenntnis. Es kann<br />
daraufhin seine Entscheidung noch<br />
einmal prüfen. Hilft es der Beschwerde<br />
ab, hat sich der Streit erledigt.<br />
Hält der Versicherer an seiner<br />
Meinung fest, prüft der Ombudsmann<br />
die Streitfrage unter rechtlichen<br />
Gesichtspunkten. Alle Stellungnahmen<br />
und Unterlagen werden<br />
der jeweils anderen Partei zur<br />
Kenntnis gegeben. Sofern keine einvernehmliche<br />
Lösung zustande<br />
kommt, bescheidet der Ombudsmann<br />
die Beschwerde.<br />
Das Schlichtungsverfahren ist für<br />
den Versicherungskunden kostenlos.Erhat<br />
keine Verfahrenskosten zu<br />
tragen, lediglich Ausgaben für Porto<br />
und Kopien fallen für ihn an. Bis zu<br />
einem Wert von 10000 Euro ist eine<br />
Entscheidung gegen das Versicherungsunternehmen<br />
verbindlich. Bei<br />
einem höheren Beschwerdewert ergeht<br />
bis zu 100 000 Euro lediglich<br />
eine Empfehlung des Ombudsmanns.<br />
Ob eine Beschwerde begründet<br />
ist, entscheidet der Ombudsmann<br />
allein anhand der Fakten<br />
und der Rechtslage.<br />
Die meisten Ombudsmannverfahren<br />
dauern von der Beschwerdeeinlegung<br />
bis zum Abschluss weniger<br />
als drei Monate. Der Ombudsmann<br />
ist gesetzlich verpflichtet eine<br />
Frist von 90Tagen zur Streitbeilegung<br />
einzuhalten. Diese beginnt<br />
aber erst dann, wenn dem Ombudsmann<br />
die Beschwerdeakte vollständig<br />
vorliegt. Einzelne komplizierte<br />
Fälle können etwas länger dauern.<br />
Wenn der Versicherungsnehmer<br />
nach Abschluss der Untersuchung<br />
seines Falls mit der Entscheidung<br />
des Ombudsmanns nicht einverstanden<br />
ist, kann er immer vor Gericht<br />
klagen.<br />
Klempner und Informatiker verzweifelt gesucht<br />
Laut Bundesagentur für Arbeit steigt die Zahl der MINT-Engpassberufe –gefragt sind Gesellen, Meister und Akademiker<br />
VonRasmus Buchsteiner<br />
Die Bundesagentur für Arbeit<br />
warnt vor verschärftem Fachkräftemangel<br />
in den sogenannten<br />
MINT-Berufen –also unter anderem<br />
bei Technikern und Informatikern.<br />
„Die Zahl der MINT-Engpassberufe<br />
steigt und betrifft alle Qualifikationsebenen“,<br />
sagteValerie Holsboer,Mitglied<br />
im Vorstand der Bundesagentur<br />
für Arbeit (BA). „In den letzten<br />
Jahren verstärkt sich aber besonders<br />
der Mangel an Fachkräften mit beruflicher<br />
Ausbildung oder Meisterqualifikation.“<br />
MINT steht für Mathematik,<br />
Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik.<br />
Holsboer sagte, die Ursachen für<br />
den Mangel seien vielfältig. Sie hätten<br />
auch damit zu tun, „dass die Auftragsbücher<br />
wegen der anhaltend<br />
guten konjunkturellen Lage voll sind<br />
und immer mehr Fachkräfte auch im<br />
MINT-Bereich gesucht werden“.<br />
Laut einem BA-Report dauerte es<br />
2017 im Schnitt aller MINT-Berufe<br />
119 Tage, umeine freie Stelle neu zu<br />
besetzen, 18 Prozent länger als im<br />
Schnitt aller Berufe. Bei Klempnern,<br />
Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikern<br />
waren es sogar 170 Tage, bei<br />
Softwareentwicklern und Programmierern158<br />
Tage.Laut Bundesagentur<br />
für Arbeit waren 2017 rund<br />
7,7 Millionen MINT-Fachleute sozialversicherungspflichtig<br />
beschäftigt<br />
–sechs Prozent mehr als 2013. In den<br />
Informatikberufen gab es einen Beschäftigungszuwachs<br />
um 19 Prozent.<br />
Insgesamt ist laut BA eine weiter<br />
steigende Nachfrage nach MINT-<br />
Arbeitskräften festzustellen.<br />
Der Frauenanteil in diesen Berufen<br />
ist jedoch unverändertgering. In<br />
den MINT-Studienfächern lag er<br />
nach Angaben der Bundesagentur<br />
zuletzt bei 28 Prozent, in dualen Ausbildungsberufen<br />
mit naturwissenschaftlich-technischem<br />
Hintergrund<br />
waren es lediglich elf Prozent.<br />
Die BAwirbt indes energisch um<br />
weiblichen Nachwuchs für die MINT-<br />
Berufe.„Mein Ratanalle junge Mädchen:<br />
Geht raus in die Betriebe,<br />
macht Praktika und Ferienjobs, fragt<br />
Arbeitgeber in eurer Umgebung, ob<br />
sie euch in das Unternehmen und die<br />
Betriebsabläufe reinschnuppern lassen“,<br />
sagte BA-Vorstand Holsboer.<br />
Rechnungshof<br />
kritisiert Bahn<br />
und Bund<br />
Präsident: Steuergeld wird<br />
unwirtschaftlich ausgegeben<br />
Der Bundesrechnungshof wirft<br />
der Bundesregierung vor, ihre<br />
Aufsicht über die Bahn zu vernachlässigen.<br />
Bei der Bahn laufe „offensichtlich<br />
einiges schief“, sagte Rechnungshof-Präsident<br />
KayScheller der<br />
Funke Mediengruppe. „Wir stellen<br />
immer wieder fest, dass die Bahn die<br />
Bundesmittel für den Schienenwegebau<br />
unwirtschaftlich einsetzt oder<br />
zweckwidrig verwendet.“ Die Bahn<br />
wies die Kritik zurück.<br />
Scheller bemängelte, die Infrastruktur<br />
der Bahn sei „jahrelang auf<br />
Verschleiß gefahren“ worden. Das<br />
Konzept „Gewinnmaximierung und<br />
weltweite Unternehmensbeteiligungen“<br />
vertrage sich nicht mit dem<br />
Auftrag des Bundes, verlässliche<br />
Schienenmobilität für die Bürger sicherzustellen.<br />
Der Rechnungshof-<br />
Präsident forderte, der Staat müsse<br />
„seiner Aufgabe als Eigentümer und<br />
Aufseher über die Geschäfte der<br />
Bahn besser gerecht werden“.<br />
DieBahn wies das zurück: Dieses<br />
Jahr gebe man 9,3 Milliarden Euro<br />
für das Schienennetz aus, das seien<br />
800 Millionen Euro mehr als 2017,<br />
sagte eine Bahn-Sprecherin am<br />
Sonntag. In den vergangenen zwei<br />
bis drei Jahren sei es gelungen, die<br />
Mängel in der Infrastruktur zu halbieren.<br />
Die Sprecherin verwies zudem<br />
auf zusätzliche Investitionen in<br />
neue ICE-Züge und Einzelwagen.<br />
Überaltert, defekt,verdreckt<br />
Scheller bemängelte jedoch auch,<br />
dass der Bund der Bahn Milliarden<br />
Euro gebe, über deren Verwendung<br />
das Unternehmen selbst entscheidet.<br />
Den Einsatz des Geldes nannte<br />
er „teilweise intransparent“. Der<br />
Bundesrechnungshof müsse die Finanzen<br />
der Bahn umfassend kontrollieren<br />
können. Schließlich sei die<br />
Bahn zu 100 Prozent im Eigentum<br />
des Bundes und erhalte derzeit rund<br />
sechs Milliarden Euro Zuschuss pro<br />
Jahr aus Steuergeld.<br />
Auch den Vorwurf der Intransparenz<br />
wies die Bahnsprecherin zurück.<br />
Die Verwendung der Bundesmittel<br />
für die Infrastruktur unterliege<br />
„strengen Qualitätskontrollen“ durch<br />
den Eigentümer,hob sie hervor.<br />
Grüne und Linke schlossen sich<br />
der Kritik an:„Das ist eine schallende<br />
Ohrfeige für die Bundesregierung,<br />
die ihre Pflichten als Eigentümer<br />
und Aufsicht über die Deutsche<br />
Bahn sträflich vernachlässigt“, sagte<br />
der Vizevorsitzende der Linksfraktion,<br />
Fabio De Masi. „Die Bundesregierung<br />
verweigert seit Jahren eine<br />
wirkungsvolle Kontrolle des bundeseigenen<br />
Bahnkonzerns“, erklärte der<br />
Grüne Matthias Gastel. „Wer nicht<br />
anständig kontrolliert, trägt eine erhebliche<br />
Mitverantwortung für alles,<br />
was außer Kontrolle gerät.“ Der Präsident<br />
des Deutschen Städtetags,<br />
Markus Lewe (CDU), forderte die<br />
Bahn und den Bund als ihren Eigentümer<br />
auf, Qualitätsmängel zu beseitigen.<br />
DieBahn habe zunehmend<br />
operative Probleme, sagte Lewe den<br />
Funke-<strong>Zeitung</strong>en. Es gebe Intercitys<br />
mit überalterten, dreckigen Waggons,<br />
imICE seien zu oft Toiletten<br />
oder die Kühlung defekt. „Auch die<br />
Störanfälligkeit von Zügen und Netz<br />
ist zu groß“, kritisierte Lewe. (AFP)<br />
Es ist höchste Eisenbahn für mehr Kontrolle,<br />
so der Rechnungshof. AFP/J. MACDOUGALL
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 7· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Festivalstimmung im Hambacher Forst<br />
50 000 Menschen kommen zu einer zunächst verbotenen Demonstration in den Wald, den der Energiekonzern RWEnun vorerst doch nicht roden darf<br />
VonElkeSilberer<br />
Die Stunden des Triumphs<br />
finden auf einem staubigen<br />
Acker im Rheinischen<br />
Tagebaurevier<br />
statt. Die Sonne scheint. Der uralte<br />
Hambacher Forst ist von hier zu sehen.<br />
Daneben blitzt der Krater des<br />
Braunkohletagebaus Hambach auf.<br />
50 000 Menschen sind am Sonnabend<br />
nach Veranstalterangaben<br />
aus ganz Deutschland zum Protest<br />
von Umweltverbänden wie BUND<br />
und Greenpeace gekommen – die<br />
Polizei wird später von bis zu 30 000<br />
sprechen. „Das ist der größte Anti-<br />
Kohle-Protest, den es bisher gegeben<br />
hat“, ruft eine junge Frau von einer<br />
Bühne begeistert indie Menge. Und<br />
aus dieser brandet stakkatohaft der<br />
Ruf auf: „Hambi bleibt, Hambi<br />
bleibt, Hambi bleibt!“<br />
Neue Baumhäuser errichtet<br />
Entspanntes Abhängen am Sonnabend unweit des Tagebaus<br />
Es ist der bunte und fröhliche Abschluss<br />
dramatischer Wochen im<br />
Hambacher Forst: Am Freitag zuletzt<br />
die überraschende Eilentscheidung<br />
des Oberverwaltungsgerichts Münster,dass<br />
der EnergiekonzernRWE in<br />
dem uralten Wald vorerst keine weiteren<br />
Bäume abholzen darf –bis zu<br />
einer Gerichtsentscheidung über<br />
eine Klage des Bundes für Umwelt<br />
und Naturschutz (BUND). Davordie<br />
wochenlange Räumung der Baumhäuser<br />
junger Waldbesetzer, mit einem<br />
Großaufgebot der Polizei: Beamte<br />
mit Helmen und Schutzschilden.<br />
Und einen Toten. Der junge<br />
Journalist, der von einer Hängebrücke<br />
aus großer Höhe abstürzte, ist<br />
nicht vergessen: In einer Schweigeminute<br />
am Sonnabend weicht die<br />
Festivalstimmung der Betroffenheit.<br />
Undsie weicht noch einmal der Empörung,<br />
dass Landesinnenminister<br />
Herbert Reul (CDU) die Aktivisten<br />
gleich danach aufforderte, von den<br />
Bäumen herunter zu kommen.<br />
Die Empörung über die Landesregierung<br />
hat an diesem Tagviele Facetten:<br />
„Dass Baurecht für die Räumung<br />
missbraucht wurde, das war<br />
für mich eine Machtdemonstration.<br />
Dashat mich wütend gemacht“, sagt<br />
die 50-jährige Düsseldorferin Sandra<br />
Shebeika. DieWut hat sie hergetrieben<br />
auf diesen Acker. Die Landesregierung<br />
hat die Baumhäuser nicht<br />
für die Braunkohle räumen lassen,<br />
sondern erklärtermaßen aus Sicherheitsgründen.<br />
„Ich hatte nicht gedacht, dass Politik<br />
von Geld so eingenommen werden<br />
kann“, kritisiert eine 63-Jährige,<br />
ebenfalls aus Düsseldorf, die<br />
AFP/SASCHA SCHUERMANN<br />
schwarz-gelbe Landesregierung. Für<br />
ihre Enkelkinder sei sie jetzt hier, für<br />
sie will sie den Kohleausstieg. Zu dem<br />
Zeitpunkt sind noch Tausende Menschen<br />
zu Fuß auf dem Wegzudem<br />
Acker – ein Gericht hatte ein Demonstrationsverbot<br />
am Vortag gekippt.<br />
Uwe Brustmeier läuft mit einem<br />
Pappschild um den Hals über das<br />
Gelände, mit einer handgeschriebenen<br />
Feststellung des Philosophen<br />
und Soziologen Jürgen Habermas:<br />
„Der Rechtsstaat braucht des Bürgers<br />
Misstrauen.“ Brustmeier kennt<br />
Menschen, die durch den fortschreitenden<br />
Tagebau Hambach vertrieben<br />
wurden, ihre Häuser verkaufen<br />
und ihre Dörfer verlassen mussten.<br />
„Wenn man sieht, wie die Menschen<br />
ihre Heimat verlieren, fragt man<br />
sich, ob das mit dem Rechtsstaat vereinbar<br />
ist und das den Kapitalinteressen<br />
geschuldet ist“, sagt er.Schon<br />
in den 70er-Jahren hätte es mit der<br />
Kernkraft aus seiner Sicht eine Alternative<br />
zur Braunkohle gegeben, mit<br />
der Energiewende jetzt erst recht.<br />
Es ist der Tagder Kämpfer der ersten<br />
Stunde wie Waldführer Michael<br />
Zobel und seine Frau Eva. 2014<br />
machte er den ersten Protestspaziergang<br />
gegen die drohende Rodung<br />
des Waldes –mit 50 Leuten. Zuletzt<br />
waren es 15 000. Trotzdem kämpfen<br />
sie weiter: „Der Wald ist aus dem<br />
Schussfeld, erst einmal. Wir müssen<br />
dran bleiben, wir dürfen uns nicht<br />
verarschen lassen“, sagt Eva Töller.<br />
Die Polizeipräsenz ist zurückhaltend.<br />
Selten hat man die Polizisten in<br />
den Mannschaftswagen in den letzten<br />
Wochen so entspannt gesehen –<br />
selbst als Menschen in Gruppen gegen<br />
Ende der Kundgebung in den<br />
Hambacher Wald und an die Tagebaukante<br />
vonHambach strömen.<br />
Etwa 100 Braunkohle-Gegner<br />
übernachten in Zelten in dem Waldstück<br />
und beginnen am Sonntag damit,<br />
neue Baumhäuser zu errichten.<br />
Grüne an der Tagebaukante<br />
Sie sind nicht allein im Hambacher<br />
Forst: Die nordrhein-westfälischen<br />
Grünen treffen sich am Sonntag zu<br />
einem kleinen Parteitag auf einem<br />
Grundstück an der Abbaukante des<br />
Braunkohletagebaus. Etwa 80 Delegierte<br />
beraten einen Antrag des Landesvorstands<br />
für eine neue Energiepolitik<br />
in NRW. Landes-Innenminister<br />
Herbert Reul (CDU) kritisiert die<br />
Grünen für die Wahl des Veranstaltungsortes,sie<br />
würden damit „Öl ins<br />
Feuer gießen“. Zugleich kündigt er<br />
für Montag den Abzug der Polizei aus<br />
dem Hambacher Forst an. (dpa)<br />
Shishas retten deutsche Tabakbauern<br />
Die Ernte der einheimischen Landwirte landet zum großen Teil in Wasserpfeifen<br />
Nach Jahren des Schrumpfens<br />
hat sich die Zahl der tabakanbauenden<br />
Betriebe in Deutschland<br />
stabilisiert. „Es war ein mühseliger<br />
Prozess, aber wir haben uns jetzt<br />
konsolidiert und sind optimistisch“,<br />
sagt Sven Plaeschke,Geschäftsführer<br />
des Bundesverbandes Deutscher Tabakpflanzer.<br />
Das liege insbesondere<br />
am boomenden Tabakmarkt für<br />
Wasserpfeifen, sogenannte Shishas.<br />
„Das hat uns gerettet“, sagt auch Jochen<br />
Adam, größter Tabakanbauer<br />
in Baden-Württemberg und Chef<br />
des dortigen Landesverbands. Etwa<br />
96 Prozent des deutschen Tabaks<br />
landeten in einer Shisha, sagt Branchenvertreter<br />
Plaeschke. Die Blätter<br />
enthielten wenig Nikotin und hätten<br />
einen hohen Zuckergehalt.<br />
Rund 100 Betriebe hierzulande<br />
In Deutschland werden nach Worten<br />
Plaeschkes pro Jahr auf knapp<br />
2000 Hektar Fläche etwa 5000 Tonnen<br />
Tabak geerntet. Demiminternationalen<br />
Vergleich schon immer kleinen<br />
Wirtschaftszweig wurde noch<br />
vor wenigen Jahren der endgültige<br />
Tod vorhergesagt. Denn die Zahl<br />
deutscher Tabakbauern, einst vierstellig,<br />
schrumpfte nach dem Ende<br />
der EU-Subventionen im Jahr 2009<br />
nochmals deutlich – von damals<br />
noch 360 auf inzwischen rund<br />
100 Betriebe.<br />
In Baden-Württemberg, dem<br />
Bundesland mit den meisten tabakanbauenden<br />
Betrieben, lag die Zahl<br />
der Tabakbauern imJahr 2010 noch<br />
bei mehr als 60, wie das Landesamt<br />
Baden-württembergische Erntehelfer sortieren<br />
Tabakblätter.<br />
DPA/P. SEEGER<br />
für Statistik mitteilt. Heute sei nur<br />
noch die Hälfte übrig, erklärtTabakbauer<br />
Adam. AufPlatz zwei und drei<br />
der wichtigsten Anbaugebiete folgen<br />
Rheinland-Pfalz und Bayern.<br />
Mit Blick auf die Entwicklung der<br />
vergangenen Jahrespricht Plaeschke<br />
von einem Strukturwandel. „Wenige<br />
große Betriebe machen jetzt das,was<br />
früher viel kleine machten“, sagt der<br />
Chef des Landesverbands Baden-<br />
Württemberg. Seit dem Jahr 2000<br />
habe sich die von einem Betrieb bewirtschaftete<br />
Anbaufläche von sieben<br />
auf durchschnittlich 17 Hektar<br />
gesteigert.<br />
Drei bis fünf Euro proKilo<br />
Gepflanzt wird demnach fast ausschließlich<br />
noch die SorteVirgin, die<br />
im Gegensatz zu Sorten wie Burley<br />
oder Geudertheimer nicht an der<br />
Luft, sondern in Heißluftöfen getrocknet<br />
wird und damit weniger<br />
Aufwand und Lohnkosten verursacht.<br />
„Der Dürresommer hat zwar auch<br />
dem Tabak eher geschadet“, erklärt<br />
der Lobbyist Plaeschke.Inden meisten<br />
Regionen verfügten die Bauern<br />
aber über professionelle Wässerungsmöglichkeiten<br />
für die Tabakfelder.„Insofernsind<br />
wir einigermaßen<br />
optimistisch, dass wir bundesweit<br />
die 5000 Tonnen Ernte halten können“,<br />
sagte er.GenauereZahlen gebe<br />
es aber erst in einigen Wochen. Der<br />
Kilopreis für Tabak –jenach Qualität<br />
zwischen 3und 5Euro –sei in den<br />
vergangenen Jahren zwischen 10<br />
und 20 Prozent gestiegen. (dpa)<br />
Luftfahrtgipfel hilft Fluggästen wenig<br />
Verbraucherschützer beklagen, dass Airlines berechtigte Kunden-Ansprücheoft abblocken<br />
Der Luftfahrtgipfel in Hamburg<br />
hat nach Einschätzung der Verbraucherzentrale<br />
den von Ausfällen<br />
und Verspätungen geplagten Fluggästen<br />
recht wenig gebracht. „Erst<br />
mal hörtsich das nur nach guten Absichten<br />
an. Konkrete Maßnahmen<br />
müssen folgen“, sagte Klaus Müller<br />
vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
der Passauer Neuen Presse.<br />
Für Verbraucher sei wichtig, dass<br />
ihreRechte besser durchgesetzt werden<br />
könnten. „Hierzu fehlen Vorschläge<br />
wie etwa, dass bessereInformationen<br />
über Passagierrechte und<br />
die zuständige Schlichtungsstelle<br />
schon im Flugzeug ausgegeben werden“,<br />
monierte Müller.Der Verbraucherschützer<br />
beklagte,dass viele Airlines<br />
die berechtigten Ansprüche<br />
von Passagieren bei Verspätungen<br />
und Annullierungen grundsätzlich<br />
erst einmal abblockten. Nur wenige<br />
Passagierewendeten sich an die kostenlose<br />
Schlichtungsstelle Öffentlicher<br />
Personenverkehr oder nähmen<br />
andere Unterstützung in Anspruch.<br />
„Das wissen die Airlines und nutzen<br />
das gnadenlos aus.“<br />
Vertreter von Bund, Ländern und<br />
der Luftverkehrswirtschaft hatten<br />
sich am Freitag in Hamburgauf eine<br />
Reihe von Maßnahmen verständigt,<br />
um gegen Missstände im Luftverkehr<br />
vorzugehen. Unter anderem<br />
sollen mehr Fluglotsen ausgebildet<br />
und die Sicherheitskontrollen effektiver<br />
werden. DieStärkung vonFluggastrechten<br />
stand nicht im Mittelpunkt<br />
des Gipfels.<br />
Bundesjustizministerin Katharina<br />
Barley (SPD) kündigte allerdings<br />
an, sie werde jetzt zügig das Gespräch<br />
mit den Fluggesellschaften<br />
suchen, um bei den Entschädigungsverfahren<br />
zu schnellen und<br />
guten Lösungen für die Kunden der<br />
Airlines zu kommen. (dpa)<br />
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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Meinung<br />
Privatschulen<br />
ZITAT<br />
Mehr Transparenz<br />
ist hilfreich<br />
Martin Klesmann<br />
findet es richtig,inSachen Schulgeld<br />
klarere Vorgaben zu machen.<br />
Die Zeiten, in denen <strong>Berliner</strong> SPD-Bildungspolitiker<br />
gerne gegen Privatschulen<br />
austeilten, müssten eigentlich<br />
schon aus demografischen Gründen vorbei<br />
sein. Denn nur weil inzwischen jeder<br />
zehnte <strong>Berliner</strong> Schüler eine Privatschule<br />
besucht, kann der Senat angesichts des<br />
Bevölkerungswachstums und eigener<br />
Fehlplanungen überhaupt noch genug<br />
Plätzeanöffentlichen Schulen anbieten.<br />
Wenn der rot-rot-grüne Senat nun<br />
Tempo macht, um eine einheitlichere<br />
Schulgeld-Regelung für alle Privatschulen<br />
zu erreichen, ist das sinnvoll. Denn prinzipiell<br />
sollten auch Kinder aus Hartz IV-<br />
Familien die Möglichkeit haben, eine solche<br />
Einrichtung zu besuchen. Dasfordert<br />
selbst das Grundgesetz. Diebisher gültige<br />
Regelung erlaubt es, arme Familien mit<br />
einem Schulgeld vonbis zu 100 Euro monatlich<br />
zu belasten. Viele Privatschulen,<br />
die sich selbst viel lieber als freie Schulen<br />
bezeichnen, bieten eine Schulgeldbefreiung<br />
für Arme an. Doch längst nicht alle.<br />
Wenn zudem künftig eine vielstufige,<br />
einkommensabhängige Schulgeld-Tabelle<br />
gelten soll, schafft das endlich Transparenz<br />
und würde auch Familien knapp<br />
über Hartz IV-Niveau entlasten. Bisher<br />
herrscht in Sachen Schulgeld Wildwuchs.<br />
Die Änderung kommt nun, bevor ein<br />
neues Finanzierungsmodell für Privatschulen<br />
ausgehandelt ist. Das Land sorgt<br />
bisher dadurch, dass es nur zwei Drittel<br />
der Kosten erstattet, selbst dafür,dass das<br />
Schulgeld eine große Rolle spielt. Änderungen<br />
sind hier nötig. Für viel Streit wird<br />
die SPD-Forderung sorgen, den Privatschulen,<br />
die viele ärmere Kinder aufnehmen,<br />
mehr Zuschüsse zu zahlen –und anderen<br />
entsprechend weniger. Eine gewisse<br />
Lebenswirklichkeit sollten <strong>Berliner</strong><br />
Privatschulen jedenfalls abbilden.<br />
Junge Union<br />
Verkappte<br />
Rücktrittsforderung<br />
Daniela Vates<br />
hält den Beschluss der Jungen<br />
Union für ein Zeichen vonOhmacht.<br />
Eine saftige Ohrfeige hat die Junge<br />
Union da der Kanzlerin erteilt, nicht<br />
auf offener Bühne zwar, aber quasi per<br />
Eilpost hinterhergeschickt. Handzahm<br />
erwies sich der Parteinachwuchs in Angela<br />
Merkels Anwesenheit. Aber sie hatte<br />
ihm kaum den Rücken zugedreht, da<br />
stimmten die Delegierten dafür,die Amtszeit<br />
der deutschen Regierungschefs zu begrenzen.<br />
Praktisch hat das zunächst keine<br />
Folgen –dafür müsste das Grundgesetz<br />
geändert werden. Aber der Beschluss ist<br />
nichts anderes als eine verkappte Rücktrittsforderung<br />
an die Kanzlerin.<br />
Es mutet seltsam an, dass ausgerechnet<br />
die Partei, die mit Konrad Adenauer, Helmut<br />
Kohl und nun Merkel drei Langzeitkanzler<br />
gestellt hat, diese Forderung erhebt.<br />
Die Union dokumentiert damit ihre<br />
Ohnmacht: Gegen ihre Chefs kommt sie<br />
nicht an –außer mit einer Palastrevolution.<br />
Die Forderung nach Amtszeitbegrenzung<br />
hat ihren Reiz. Im Idealfall kommt<br />
damit Leben in die Demokratie, weil Parteien<br />
sich nicht auf ihren Kanzlern und<br />
deren Amtsbonus ausruhen. Und Regierungschefs<br />
kommen nicht in die Verlegenheit,<br />
den richtigen Zeitpunkt für einen<br />
Ausstieg suchen zu müssen. Im Negativfall<br />
geht das Gerangel um die Nachfolge<br />
schon früh los und drängt die Sacharbeit<br />
in den Hintergrund.<br />
Zwei Pointen hat die Forderung der<br />
Jungen Union: Angela Merkel, an die sie<br />
gerichtet ist, wird davon nicht mehr betroffen<br />
sein. Und der konservative Nachwuchs<br />
scheint wie selbstverständlich davon<br />
auszugehen, stets Regierungspartei<br />
zu bleiben. Sie verkauft die Amtszeitbegrenzung<br />
als Möglichkeit der Erneuerung<br />
in der Partei. In der Opposition müsste sie<br />
dafür dann wieder selber sorgen.<br />
Jupp Heynckes geht auf Nummer sicher.<br />
Der Fraktionschef der Republikaner<br />
im US-Senat, Mitch McConnell,<br />
hatte nach der Vereidigung<br />
des neuen Obersten Richters<br />
Brett Kavanaugh am Wochenende eine einfache<br />
Prophezeiung: DerStreit zwischen Republikanern<br />
und Demokraten werde vorüberziehen,<br />
die Zeit werde ihn lösen. Es<br />
klang, als hätten die Parteien eine kleine politische<br />
Auseinandersetzung um ein nicht<br />
weiter wichtiges Gesetz hinter sich. Die Einschätzung<br />
verkennt auf beklemmende<br />
Weise, was in diesen Wochen in Washington<br />
passiert ist. Denn auch in den hysterisch<br />
miteinander streitenden USA des Präsidenten<br />
Trump stellt die Auseinandersetzung um<br />
den obersten Richter eine Zäsur dar.<br />
MitKavanaugh zieht erstmals ein Jurist in<br />
den Supreme Court ein, der am Ende eines<br />
so bitteren Streits vereidigt wurde. Esist der<br />
finale Bruch eines Prinzips,das lange die US-<br />
Politik geprägt hat: Oberste Richter,obgleich<br />
politisch ausgewählt, sollten mit überparteilicher<br />
Mehrheit in das lebenslang geltende<br />
Amt gewählt werden. Die Entscheidungen,<br />
die sie zu treffen haben, sind größer als die<br />
Politik. Mit 50:48 Stimmen wurde Kavanaugh<br />
vom Senat bestätigt. Es ist der geringsten<br />
Rückhalt, den je ein Richter seiner<br />
Position hatte. Dass die Personalie umstritten<br />
ist, bestreiten nicht einmal Republikaner.<br />
DieAnschuldigungen gegen ihn wegen sexuellem<br />
Missbrauch während seiner High-<br />
School-Zeit gelten als glaubwürdig. Seine<br />
Verteidigung vor dem Senat war eine Farce.<br />
Kavanaugh reagierte auf Nachfragen aufbrausend,<br />
er konnte Anschuldigungen nicht<br />
zerstreuen, verlor selbst bei einfachen Fragen<br />
die Kontrolle über seine Worte.<br />
Es passt zu einem Präsidenten, der selbst<br />
wenig Wert auf abgewogene Sprache legt. Ka-<br />
Jetzt wird Brett Kavanaugh Richter am<br />
Obersten Gericht in den USA. Ich saß in<br />
der Lobbyeines Hotels irgendwo in Pennsylvania,<br />
als seine Anhörung vordem Senat live<br />
im Fernsehen lief. Es war so spannend wie<br />
eine dieser wunderbaren amerikanischen<br />
Anwaltsserien, die besser sind als jeder noch<br />
so gute Ethikunterricht.<br />
Anwaltsserien beschreiben das Betriebssystem<br />
derVereinigten Staaten. Denn das beruht<br />
auf der Rechtsprechung. Um dieses<br />
Recht wird mit jedem Urteil gerungen. Deshalb<br />
sind Anwälte und Richter so wichtig wie<br />
Politiker. Das Recht in den USA ist auf Argumente<br />
vor Gericht aufgebaut. Ganz besonders<br />
auf die des Obersten Gerichtes. 20Millionen<br />
Menschen folgten livediesem wichtigen<br />
Ereignis.<br />
Während Brett Kavanaugh auf dem Bildschirm<br />
der Hotellobby wie ein wütendes<br />
Kind alle Beschuldigungen von sich wies,<br />
hielt sich eine Frau neben mir vorEntsetzen<br />
den Mund zu. So, als wollte sie über die<br />
Dreistigkeit der Lügen Kavanaughs einen<br />
Aufschrei unterdrücken.<br />
Ihre Geste erinnerte auch an das,was eine<br />
der Zeuginnen gerade unter Tränen berichtet<br />
hatte. Kavanaugh hätte auf ihr gelegen,<br />
seine Hand umschloss ihren Mund, so dass<br />
sie beinahe erstickt wäre. Auch die Männer<br />
in der Lobbyverfolgten die Szenen stirnrunzelnd<br />
und fassungslos. Alle kommentierten<br />
empört, wie die republikanischen Senatoren<br />
mit rührseligen Fragen an den Kandidaten<br />
die Öffentlichkeit zu manipulieren versuch-<br />
Kavanaughs Vereidigung<br />
Spirale<br />
aus Rache<br />
Gordon Repinski<br />
rät den Demokraten in den USA, jetzt erst recht auf die<br />
Republikaner zuzugehen.<br />
vanaugh ist Donald Trumps Kandidat. Wo<br />
dessen Fehler anderezuFall gebracht hätten,<br />
wuchs die UnterstützungTrumps.Erliebte es,<br />
den Fall in die Arenen zu tragen, sich über die<br />
mutmaßlichen Missbrauchsopfer zu belustigen<br />
und das politische Duell bis zum Ende zu<br />
kämpfen. Trump pfeift auf die Idee vonÜberparteilichkeit,<br />
die Opposition ist der Gegner,<br />
und den mag er am liebsten am Boden.<br />
Längst ist dieser Gegner für Trump nicht<br />
mehr nur das demokratische Lager.Esist die<br />
Welt der politischen Korrektheit, des Umweltschutzes,des<br />
Feminismus.InseinenAugen<br />
weicheWerte, die das Leben nicht besser<br />
gemacht haben; Hindernisse auf dem Weg<br />
zurück zu den „großartigen“ Vereinigten<br />
Staaten der 80er-Jahre, in denen schmutzige<br />
KOLUMNE<br />
Der Populismus<br />
siegt über das<br />
Recht<br />
Anetta Kahane<br />
Amadeu-Antonio-Stiftung<br />
ten. Kavanaughs selbstmitleidigen Antworten<br />
wirkten bizarr, dadie Zeugin keinerlei<br />
Zweifel an ihrer Aussage gelassen hatte.<br />
Washier geschah, ist eine Tragödie. Das<br />
kalte Interesse der Trump-Administration an<br />
diesem Richter, vorgetragen als emotionalisierter<br />
Populismus, hat über das Recht gesiegt.<br />
Nicht die belegbaren Fakten. Dreistigkeit<br />
schlägt Rechtsstaatlichkeit. Das Offensichtliche<br />
wird einfach beiseitegeschoben,<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Autosungestörtumdie Blöcke kreuzten und<br />
das Verhältnis zwischen Mann und Frau<br />
hierarchisch war.<br />
Kavanaugh ist ein Teil dieses Spiels.Inden<br />
90er-Jahren kämpfte er in der Lewinsky-Affäre<br />
gegen Bill Clinton. Jahre später reflektierte<br />
er über die mögliche Absetzung eines<br />
Präsidenten. Er folgerte,man solle ihn besser<br />
in Ruhe sein schweres Amt ausüben lassen.<br />
Mit dieser Kombination aus Kampferprobung<br />
und Demut vor dem Präsidenten ist<br />
Kavanaugh zum perfekten Kandidaten für<br />
Trump geworden, der selbst an der Schwelle<br />
zu einem Amtsenthebungsverfahren steht.<br />
Es sind gute Gründe für die Demokraten in<br />
den USA, wütend zu sein, Vergeltung zu fordern.<br />
Aber es sind giftige Emotionen. Daspolitische<br />
Washington befindet sich seit den<br />
90er-Jahren in einer Spirale aus Tat, Rache<br />
und erneuter Rache, die bis zur völligen Einmauerung<br />
politischer Positionen geführthat.<br />
Wären die Demokraten nicht so kompromisslos<br />
gegen die Republikaner vorgegangen –<br />
wer weiß, vielleicht hätte sich mancher konservative<br />
Senator getraut, seine Zweifelgegen<br />
Kavanaugh zum Ausdruck zu bringen.<br />
Wenn die Demokraten aus diesem Zirkel<br />
ausbrechen wollen, müssen sie lernen, nun<br />
erst recht wieder Schritte in Richtung der Republikaner<br />
zu machen. In eigenem Interesse.<br />
Denn niemals wirdPolitik auf Dauer ohne die<br />
Fähigkeit zum Kompromiss gelingen.<br />
Es ist eine Lehre, die sich auch auf andere<br />
Länder übertragen lässt, in denen die Spaltung<br />
von Politik und Gesellschaft mit Verzögerung<br />
ebenso begonnen hat. Früh gegensteuern<br />
wäre ein gutes Mittel in den Vereinigten<br />
Staaten gewesen, weit vorKavanaugh.<br />
In Deutschland können die,die es jetzt in der<br />
Hand haben, aus dieser Erkenntnis noch lernen.<br />
die Opfer werden erst verlogen bedauertund<br />
dann verhöhnt. Eine Politik, die so über die<br />
Gewalt gegen Frauen hinweggeht, gibt kein<br />
gutes Beispiel für die Welt ab. Die Entscheidung<br />
gegen die Frauenrechte ist eine verheerende<br />
Niederlage für die liberale, westliche<br />
Welt, in der die Gleichberechtigung der Frau<br />
ihre wichtigste Legitimation bildet. Mit Kavanaugh<br />
als oberstem Richter wirdesabjetzt<br />
ein Rollback für Frauen- und Minderheitenrechte<br />
geben.<br />
Dennoch: Die Zivilgesellschaft in den<br />
USA kämpft gegen diese Entwicklung. Unterschiedlichste<br />
Gruppen mobilisieren für<br />
den Erhalt dieser Rechte. Sie diskutieren die<br />
Konsequenzen von Trumps Politik, sie demonstrieren,<br />
wenden sich an Berufsverbände<br />
oder machen Druck auf ihreAbgeordneten.<br />
Es steht die Lebensweise auf dem Spiel,<br />
die –entgegen dem deutschen Vorurteil –<br />
eben nicht nur in vermeintlich rücksichtslosem<br />
Geldscheffeln besteht, sondernineiner<br />
sehr lebendigen, selbstbewussten und vielfältigen<br />
zivilen Gesellschaft mit ausdifferenzierten<br />
und fröhlich gelebten Freiheiten.<br />
Bürgersinn ist Alltag, selbst in armen Vierteln.<br />
Dieses Amerika wirdverteidigt. Mitaller<br />
Kraft und Leidenschaft.<br />
In den Anwaltsserien siegt am Ende meist<br />
das „Richtige“ auch gegen den stärksten Gegenwind.<br />
Ob Kavanaugh für immer Richter<br />
bleiben wird, wenn sich die Mehrheiten ändern?<br />
Warten wir die nächste Staffel ab –wir<br />
dürfen gespannt sein.<br />
„Wer hinter Nazifahnen<br />
herläuft, der ist auch ein<br />
Stück weit ein Nazi. Da<br />
beißt die Maus keinen Faden<br />
ab.Das müssen wir immer<br />
wieder in der Diskussion<br />
ganz deutlich sagen.“<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Generalsekretärin,<br />
beim Deutschlandtag der Jungen Union<br />
AUSLESE<br />
Ein<br />
Volltreffer<br />
Die Entscheidung, die irakische Menschenrechtsaktivistin<br />
Nadia Murad<br />
und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege<br />
für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt<br />
mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis<br />
auszuzeichnen, wurde international<br />
gelobt. Auch in der deutschen Presse trifft<br />
die Wahl (fast) nur auf Zustimmung.<br />
Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> schreibt: „Mit<br />
der Nominierung dieser beiden Menschen<br />
stützt das Nobelpreiskomitee die Stärke<br />
der Schwachen. Es lenkt den Blick auf himmelschreiendes<br />
Unrecht, das sich abseits<br />
der Scheinwerferkegel von Fernsehkameras<br />
abspielt.“ Für die Mittelbayerische <strong>Zeitung</strong><br />
ist die Auszeichnung „zugleich eine<br />
Aufforderung an die internationale Gemeinschaft,<br />
alles zu unternehmen, um die<br />
Verantwortlichen für die schrecklichen<br />
Vergewaltigungen vor ein internationales<br />
Gericht zu stellen.“ Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong><br />
schreibt: „Der Arzt und die Aktivistin<br />
gehen mit ihrer Arbeit hohe persönliche<br />
Risiken ein“. Schließlich: „Der Nobelpreis<br />
ist für sie auch Schutz. Nicht zuletzt deshalb<br />
ist die Entscheidungdes Osloer Komitees<br />
in diesem Jahr ein Volltreffer.“ Die<br />
Nürnberger Nachrichten sind nicht überzeugt.<br />
„Nadia Muradund Denis Mukwege<br />
sind gewiss großartige Preisträger.Sie hätten<br />
jeden Menschenrechtspreis verdient –<br />
aber den Friedensnobelpreis? (...) DieJury<br />
hätte vielleicht erneut die Vereinten Nationen<br />
auszeichnen können, auch wenn<br />
(oder weil) die Weltorganisation derzeit<br />
einenschweren Standhat.“ Tanja Brandes<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 9 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Stadtgeschichte:<br />
Wiedie Nazis am<br />
Wohnungsbau<br />
scheiterten<br />
Seite 10<br />
Guter Ton–Gerhard Iben erfand das Da-Dü-Da der S-Bahn. Seite 11<br />
Großer Zuwachs –Berlin soll bald vier Millionen Einwohner haben. Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Auf der<br />
anderen Seite<br />
BarbaraWeitzel<br />
sieht sich die Gräben der<br />
Stadt an.<br />
Wenn man am S-Bahnhof Wollankstraße<br />
auf dem Bahnsteig<br />
steht, schaut man auf der einen Seite<br />
RichtungWedding und auf der anderen<br />
Richtung Pankow. Zwei Teile einer<br />
Stadt und, je tiefer man schaut,<br />
zwei Städte.Wie an vielen Schneisen<br />
Berlins verändert sich die Umgebung<br />
mit jedem Meter mehr und<br />
entfernt sich in ihrem Wesen vonder<br />
anderen Seite. Auf der Weddingseite<br />
wird die Stadt türkischer, auf der<br />
Pankowerteurer.<br />
Es gibt aber noch eine zweite Linie.<br />
Esist die Wollankstraße selbst,<br />
kurz vor dem Bahnhof, von Pankow<br />
aus gesehen. „Glossy Nails“ lockt ein<br />
Schild, „Schöner hausen“ das daneben.<br />
„HappyLahore“ heißt das Lokal<br />
noch ein Haus weiter. Ich mag diese<br />
Dreierkombination, sie hat so etwas<br />
Sorgloses. Es gibt viel glanzvollere<br />
Ladenzeilen, aber wie dieses Glossy<br />
und Happy das nach Höhle-Bauen,<br />
gepflegter Unordnung und Kuscheln<br />
klingende „Hausen“ umrahmen, übt<br />
verlässlich einen Reiz auf mich aus.<br />
Viel mehr als jeder Luxus.Essagt: Alles<br />
ist normal. Es geht uns gut.<br />
Auf der anderen Seite, wo ich<br />
stehe, ist eine Bushaltestelle. Hinter<br />
ihr, auf einer Gehwegkante, die<br />
herbstlich schütter gewordene Hecke<br />
im Rücken, sitzen zwei in der<br />
kraftlosen Mittagssonne und reden<br />
nicht. Beide verkörperndas menschgewordene<br />
Gegenteil von glossy,<br />
happy und Hausen. Ihre verfilzten<br />
Haare und Bärte lassen darauf<br />
schließen, dass sie nirgends und<br />
überall wohnen oder in einer Unterführung.<br />
Ihre Finger sind knotig, die<br />
Nägel gelb, die Kleidung ist schmutzig.<br />
Schuhe trägt nur einer von beiden.<br />
Vor dem anderen liegen zwei<br />
Schweineschnitzel, roh, in einer von<br />
Cellophan umspannten Styroporschale.<br />
Der quietschorangefarbene<br />
Aufkleber weist das Fleisch als Sonderangebot<br />
aus. Vermutlich wegen<br />
desVerfallsdatums.Besser als nichts,<br />
wird sich derjenige gedacht haben,<br />
der es dorthin gelegt hat. Wird sich<br />
der Mann ohne Schuhe denken.<br />
Besser als nichts –das steht wie<br />
eine Überschrift an dieser Bushaltestelle.<br />
Die bucklige Frau, die sich<br />
jetzt nähert, trägt wenigstens Socken.<br />
Eine weitereschlurft in zu großen<br />
Badeschlappen heran. In den<br />
Bus steigt nur sie ein. Die Bucklige<br />
bleibt einfach stehen. Ichsehe sie an,<br />
sehe hinüber zu der Happy-Glossy-<br />
Schöner-Hausen-Reihe, drehe mich<br />
um und sehe das Gebäude,aus dem<br />
die Anwesenden alle kommen. Es ist<br />
die Suppenküche des Franziskanerklosters,<br />
seit der Nachwendezeit<br />
wird dort den Ärmsten der Armen<br />
Essen, Kleidung, Fürsorge gegeben.<br />
Denn alles,auch die kleinste Hilfe,ist<br />
besser als nichts.<br />
An manchen Orten in der Stadt<br />
prallen das Oben und Unten, Glossy<br />
Nails und erloschener Glanz, Happy<br />
Food und altes Fleisch derartaufeinander,dass<br />
einem mit einem flüchtigen<br />
Rundumblick klar wird: Die<br />
Stadtteilgrenzen zerteilen die Stadt<br />
in Welten und in diese Orte, die ihre<br />
Gräben, ihre Risse und Narben zeigen.<br />
Die Wollankstraße, kurz vor<br />
dem Bahnhof, ist so ein Ort. EinOrt,<br />
an dem man denkt: Alles ist zu viel.<br />
Wenig ist besser als nichts. Aber<br />
nicht genug.<br />
Arme zahlen weniger für Privatschulen<br />
Schulgeld soll sich einheitlich nach dem Einkommen der Eltern richten. Derzeit gibt es große Unterschiede<br />
VonMartin Klesmann<br />
Privatschulen gelten vielen<br />
Menschen wegen des oft<br />
erheblichen Schulgeldes<br />
als Angebot für die Kinder<br />
von Besserverdienenden. Das Land<br />
Berlin will nun sicherstellen, dass<br />
auch Kinder aus ärmeren Familien<br />
leichter eine Privatschule besuchen<br />
können. „Privatschulen dürfen von<br />
Familien, die Sozialtransfers beziehen,<br />
dann nur noch ein Schulgeld<br />
von 0bis deutlich unter 50 Euro monatlich<br />
nehmen“, sagte SPD-Bildungspolitikerin<br />
Maja Lasic der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. Sie bezieht sich auf eine<br />
neue Verordnung der Bildungsverwaltung,<br />
die in wenigen Tagen vorgestellt<br />
wird. Bisher können Privatschulen<br />
deutlich mehr Geld, maximal 100<br />
Euro monatlich, auch von bedürftigen<br />
Eltern verlangen. Das ist ein<br />
Grund dafür, dass an vielen freien<br />
Schulen relativ wenige Kinder aus är-<br />
NACH EINKOMMEN<br />
Grundgesetz: Berlin ist auch deshalb unter<br />
Handlungsdruck, weil die derzeitige<br />
Privatschul-Regelung nach Ansicht einigerWissenschafter<br />
gegendas Sonderungsverbot<br />
des Grundgesetzes verstößt.<br />
Demnach muss eine Schule allen Schülernoffen<br />
stehen, ungeachtet der wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse der Eltern. In<br />
Berlin planen SPD-Bildungspolitiker zudem,<br />
freien Schulen mit vielen armen<br />
Kindernkünftig mehr Zuschüsse zu gewähren<br />
–und anderen Schulen entsprechend<br />
weniger.Das sorgt koalitionsintern<br />
für Konfliktstoff. Jeder zehnte Schüler besucht<br />
inzwischen eine Privatschule.<br />
Liste:Laut der Privatschul-Liste des SPD-<br />
Abgeordneten Joschka Langenbrinck gibt<br />
es erhebliche Unterschiede. So teilt beispielsweise<br />
die Phorms Schule in Mitte<br />
mit, dass dortlernmittelbefreite Kinder<br />
(immerhin 99 von628 Schülern) monatlich<br />
103 Euro an Schulgeld zahlen müssen.<br />
Die Berlin Metropolitan School in<br />
Mitte lässt die Fragenach der Quote der<br />
armen, lernmittelbefreiten Schüler unbeantwortet.<br />
Das Mindest-Schulgeld liegt<br />
offenbar bei 100 Euro. Man betont, dass<br />
arme Familien den Lehrmittelbeitrag von<br />
100 Euro jährlich nicht zahlen müssen.<br />
Unterschiede: Die Schulen der Montessori-Stiftung<br />
geben wiederum an, dass<br />
immerhin 18 Prozent der Schüler einen<br />
BerlinPass haben, also lernmittelbefreit<br />
sind. Die lmb-Quote an staatlichen Schulen<br />
liegt bei 33 Prozent, an der Platanus-<br />
Schule in Pankow sind es bisher lediglich<br />
3,2 Prozent.An der reformpädagogischen<br />
Freien Waldschule hingegen sind nach<br />
den Angaben immerhin 23 von67Schülernlernmittelbefreit.<br />
Hier beträgt das<br />
monatliche Schulgeld 175 Euro, doch<br />
auch Kinder aus armen Familien müssen<br />
noch 100 Euro monatlich zahlen.Am vom<br />
Jesuitenorden betriebenen Canisius-Kolleg<br />
in Tiergarten sind Kinder aus armen<br />
Familien vomSchulgeld befreit. Die<br />
Schule protestiertdagegen, dass Privatschulen<br />
die lmb-Quote nennen müssen,<br />
staatliche Schulen aber bisher nicht.<br />
Tabelle: Mit der vielstufigen, einkommensabhängigen<br />
Schulgeld-Tabelle soll<br />
künftig auch verhindertwerden, dass Familien<br />
nur knapp über Hartz IV-Niveau<br />
das volleSchulgeld bezahlen müssen.<br />
Privatschulen bieten oft kleinere Klassen und eine behütete Lernatmosphäre. ISTOCKPHOTO<br />
meren Haushalten anzutreffen sind.<br />
Laut der neuen Verordnung soll das<br />
Schulgeld künftig anhand einer vielstufigen,<br />
einkommensabhängigen<br />
Tabelle erhoben werden, ähnlich der<br />
Tabelle,die bis vorkurzemfür die Kitas<br />
galt. Tatsächlich verlangen Privatschulen<br />
derzeit Schulgeld nach unterschiedlichen<br />
Kriterien, die evangelische<br />
Schulstiftung und weitereTräger<br />
sehen bereits heute eine<br />
Schulgeld-Befreiung vonHartz IV-Familien<br />
vor–auf Antrag. AndereSchulen<br />
verlangen selbst vonärmeren Familien<br />
100 Euro Schulgeld und mehr.<br />
DieNeuregelung solle den Zugang zu<br />
Privatschulen erschwinglich, transparent<br />
und kontrollierbar machen,<br />
betonte Lasic. Eine Höchstgrenze für<br />
dasSchulgeld soll es nicht geben.<br />
Der Neuköllner SPD-Abgeordneten<br />
Joschka Langenbrinck hat jetzt<br />
auf seine parlamentarische Anfrage<br />
vom Senat eine lange Liste über die<br />
Schulgeld-Regelung jeder einzelnen<br />
Privatschule erhalten. Gefragt hatte<br />
Langenbrinck auch nach der jeweiligen<br />
Quote der armen, weil lernmittelbefreiten<br />
Kinder an jeder Einrichtung<br />
–der lmb-Quote. Die Erkenntnis:<br />
Es gibt große Unterschiede, einige<br />
Schulen ließen die Frage nach<br />
der Quote der armen Kinder unbeantwortet.<br />
Mit der Neuregelung<br />
werde der Senat Privatschulen stärker<br />
kontrollieren, betonte Langenbrinck.<br />
Parallel wird derzeit über ein<br />
neues Finanzierungsmodell für freie<br />
Schulen verhandelt. Der Privatschulverband<br />
kritisiert seit langem,<br />
dass freie Schulen nur zwei Drittel<br />
ihrer Kosten vom Staat erstattet bekommen,<br />
und das nur nach bestimmten<br />
Wartezeiten.<br />
Tatsächlich<br />
fallen die Haare<br />
vermehrt im<br />
Herbst aus<br />
Gerade wenn die dunkle Jahreszeit beginnt,<br />
haben viele Frauen das Gefühl, dass vermehrt<br />
Haare inihrer Bürste bleiben. In Drogerien<br />
und Apotheken werden zurzeit Produkte zur<br />
Kräftigung der Haare stärker nachgefragt.<br />
Wissenschaftler bestätigen die<br />
Erfahrung vieler Frauen: Unsere<br />
Haare wachsen im Herbst<br />
tatsächlich weniger und fallen<br />
vermehrt aus. Dies weisen Forscherinder<br />
renommierten Zeitschrift<br />
„British Journal of Dermatology“*<br />
nach. Die Forscher<br />
vermuten, dass Haarausfall im<br />
Herbst eine Spätfolge der intensiven<br />
Sonneneinstrahlung im<br />
Sommer ist. Im Frühjahr läuft<br />
die Haarproduktion wieder an,<br />
sie erreicht im März ihren Höhepunkt.<br />
Jahreszeitlich bedingter Haarausfall<br />
ist also kein Grund zur<br />
Panik. Haarexperten weisen<br />
jedoch darauf hin, dass Haarwurzeln<br />
einen wahren Kraftakt<br />
leisten. In derWachstumsphase<br />
*Quelle: British Journal of Dermatology,<br />
1991 Feb;124(2):146–151.<br />
verbrauchensie biszuachtmal<br />
mehr Energie als inder Ruhephase.<br />
Die ganzjährige Versor-<br />
Abgebaggerte<br />
Insel:<br />
Strafanzeige<br />
Senatsumweltverwaltung<br />
sieht mehrere Verstöße<br />
Indem Skandal um eine abgebaggerte<br />
Insel in Schmöckwitz soll die<br />
Senatsumweltverwaltung Strafanzeige<br />
gestellt haben. Die Behörde<br />
entschloss sich laut <strong>Berliner</strong> Morgenpost<br />
zu dem Schritt, da offenbar<br />
gegen mehrere Verordnungen und<br />
Gesetzeverstoßen wurde –unter anderem<br />
gegen das Bundesnaturschutzgesetz<br />
und die Wasserschutzgebietsverordnung.<br />
Ein Investor<br />
hatte die 650 Quadratmeter große<br />
Insel abtragen lassen, wohl um mehr<br />
Platz für Bootsliegeplätzezubekommen.<br />
Dabei hat er offenbar keinen<br />
Antrag auf Genehmigung beim Bezirkgestellt.<br />
Zudem gibt es Vorwürfe<br />
gegen Bezirksumweltstadtrat Bernd<br />
Geschanowski (AfD). Sein Amt soll<br />
nicht zügig gearbeitet haben. (nkk.)<br />
gung (vor allem im Herbst) mit<br />
Nährstoffen ist daher von besonderer<br />
Bedeutung.<br />
Präparate wie Plantur 39 Haar-<br />
Aktiv-Kapseln sorgen mit ihren<br />
Inhaltsstoffen wie Biotin und<br />
Selen für den Erhalt gesunder<br />
Haare. Das zusätzlich enthaltene<br />
Zink ist ein wichtiges Spurenelement.<br />
Zwei Kapseln täglich<br />
unterstützen mit wichtigen<br />
Vitalstoffen die Versorgungder<br />
Haare.<br />
Tipp: Die Plantur 39 Haar-Aktiv-<br />
Kapseln erhalten Sie in Ihrem<br />
Drogeriemarkt wie z.B.<br />
dm-drogerie markt, ROSSMANN<br />
und Budnikowsky oder in<br />
Apotheken (PZN 07117372)
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Stadtgeschichte<br />
NS-Wohnbauten am Grazer Damm in Schöneberg: Die innerstädtischen Wohnungsbauprojekte der Nazis ähneln dem sozialen Wohnungsbau der 50er-Jahre in Ost und West und sind auch den Zwanzigerjahren nicht fern. MARKUS WÄCHTER (2)<br />
Unter deutschen Satteldächern<br />
Etwa 102 000 Wohnungen entstanden zwischen 1933 und 1944 in Berlin –weit unter dem Bedarf. Die Nazis scheiterten auch im Wohnungsbau<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Sonntagnachmittag, Spaziergang<br />
durch Dahlem, hin zur<br />
Krummen Lanke. Von der<br />
Argentinischen Allee geht es<br />
durch die modernistischen Häuserreihen<br />
der Onkel-Tom-Siedlung aus<br />
den 1920er-Jahren. Ein Musterbeispiel<br />
der <strong>Berliner</strong> Moderne, imWesentlichen<br />
errichtet nach den Plänen<br />
von Bruno Taut. Bunt sind die Häuser<br />
gestrichen, leuchten geradezu.<br />
Einige Straßen weiter ist der<br />
Quermatenweg erreicht. Eine andere<br />
Welt, obwohl auch hier vor allem<br />
Reihenhäuser zu sehen sind.<br />
Aber sie haben tief gezogene Satteldächer,<br />
in hellem Braungrau verputze<br />
Fassaden mit vergleichsweise<br />
kleinen Fenstern, eine einheitliche<br />
Graslandschaft als Vorgarten. An<br />
manchen Gebäuden sind noch die<br />
dunkelrot, kornblumenblau oder<br />
braun gestrichenen Schlagläden<br />
und Blumenfenster zu sehen.<br />
Elitensiedlung für die SS<br />
1938 bis 1940 wurde diese „Waldsiedlung<br />
Krumme Lanke“ als für das<br />
ganze Deutsche Reich musterhafte<br />
„SS-Kameradschaftssiedlung“ errichtet.<br />
600 Wohneinheiten in etwa<br />
300 Häusern. Sie entstanden nach<br />
Entwürfen des Gagfah-Planungsbüros<br />
unter der Leitung des schon seit<br />
1927 für deren Projekte zuständigen<br />
Hans Gerlach und seines extra für<br />
die SS-Siedlung engagierten Mitarbeiters<br />
Engelberger; wie dieser mit<br />
Vornamen heißt, ist nicht einmal Michael<br />
Habens großartigem Buch<br />
(siehe Infobox) zu entnehmen. Er<br />
konnte insgesamt 789 <strong>Berliner</strong> Massenwohnungsbauprojekte<br />
mit<br />
71 675 Wohnungen rekonstruieren.<br />
Mehr als 90 Prozent dieser Bauten<br />
stehen noch, 77 sind sogar in der<br />
Denkmalliste verzeichnet. Nazi-<br />
Bauten sind also in unserer direkten<br />
Umgebung zu finden –aber oft nur<br />
schwer zu erkennen. Denn ästhetisch<br />
schlossen viele dieser Bauten<br />
direkt an die konservativereReform-<br />
Architektur der 1920er-Jahre anund<br />
setzten sich nach 1945 lückenlos in<br />
den Aufbauprojekten der DDR genauso<br />
wie der Bundesrepublik bis<br />
weit in die 1950er-Jahrefort. DerEinfamilienhausbau<br />
ist sogar bis heute<br />
vom Ideal des Satteldachhauses mit<br />
Garten beherrscht.<br />
Die SS-Kameradschaftssiedlung<br />
war aus der Sicht des NS-Staats eine<br />
Elitensiedlung mit mindestens zwei<br />
Zimmer großen Geschosswohnungen,<br />
Reihenhäusernund frei stehenden<br />
Einzelhäusern – der Rang der<br />
Bewohner innerhalb der SS-Hierarchie<br />
konnte an der Größe ihres<br />
neuen Heims abgelesen werden. Die<br />
Entwürfe für die Häuser orientierten<br />
sich dabei an Standardplänen: Die<br />
Siedlungshäuschen haben kleine<br />
Anbauten für Hasenställe sowie<br />
Nutzgärten, die steil ansteigenden<br />
Ziegeldächer –seit dem späten 19.<br />
Jahrhundertals besonders„deutsch“<br />
idealisiert –sind für Schlafzimmer<br />
ausgebaut. Auch die Geschosswohnungsbauten<br />
stehen in der Tradition<br />
der konservativen Reform-Moderne<br />
der 1920er-Jahre mit drei Geschossen,<br />
glatt verputzt mit vergleichsweise<br />
kleinen Fenstern, niedrigem<br />
Sockelgeschoss und ohne Balkone.<br />
Häuser in SS-Kameradschaftssiedlung Krumme Lanke. Es gibt sie auch einstöckig.<br />
Standardwerk: „<strong>Berliner</strong><br />
Wohnungsbau1933–1945“,<br />
vonMichael Haben, erschienen<br />
2017, herausgegeben<br />
vomLandesdenkmalamt<br />
Berlin, erstellt auf Grundlage<br />
einer nahezu flächendeckenden<br />
Bestandsaufnahme.<br />
Ganz ähnlich sehen etwa die zu einer<br />
monumentalen Straßenkomposition<br />
zusammengezogenen Wohnungsbauten<br />
am Grazer Damm aus:<br />
in Wilmersdorf, Niederschönhausen<br />
oder Pankow. Obwohl das schräge<br />
Dach gefordert wurde, entstanden<br />
sogar noch bis Mitte der 1930er Geschosswohnungsbauten<br />
mit flachen<br />
Dächern wie jene am Treptower<br />
BÜCHER ZUM THEMA<br />
Ergänzungen: „Landhäuser<br />
in Berlin 1933–1945“ von<br />
Frank Schmitz, Dissertation<br />
an der FU von2004, erschienen<br />
2007 im Gebr.Mann<br />
Verlag und das 1993 über<br />
die <strong>Berliner</strong> Stadtplanung<br />
vonWolfgang Schäche.<br />
Wissensstand: Angesichts<br />
dessen istkein anderesBundesland<br />
mit Blick auf dieAlltagsarchitektur<br />
der Nationalsozialisten–die<br />
keineswegs<br />
den Monumentalplanungen<br />
Speers entsprach –sogründlich<br />
dokumentiertwie Berlin.<br />
Baumschulenweg oder mit expressionistischen<br />
Details wie am Spandauer<br />
Michelstadter Weg. So schnell,<br />
das zeigte sich auch hier, konnten<br />
selbst die Nazis nicht eine ganzeGesellschaft<br />
umformen.<br />
Manmuss also auch in der einstigen<br />
SS-Kameradschaftssiedlung<br />
wissen, welch terroristisches und<br />
rassistisches Ideal einer angeblich<br />
homogenen „Volksgemeinschaft“<br />
zwischen 1933 und 1945 herrschte,<br />
um es an den Bauten ablesen zu wollen.<br />
Immerhin: Es gibt eine Tafel, die<br />
an diese Geschichte der Waldsiedlung<br />
erinnert.<br />
Lange galten die bis heute oft sehr<br />
wohnlichen, geradezu idyllischen<br />
Kleinhaussiedlungen als Inbegriff der<br />
„Blut- und Boden-Architektur“. Tatsächlich<br />
übernahmen die Nazis die<br />
schon lange vorher im deutschen<br />
Bürgertum weit verbreitete Kritik an<br />
den Großstädten, die in jeder Hinsicht<br />
als verdächtig galten. Diekleine<br />
Stadt und der Bauernhof waren ihr<br />
Ideal. Andererseits erkannten aber<br />
auch radikale Nazis schnell, dass die<br />
Entwicklung der Großstädte nicht so<br />
schnell rückgängig zu machen ist. Die<br />
seit dem 19. Jahrhundert zum politischen<br />
Thema gewordene Lösung der<br />
Wohnungsfrage war also auch für ihre<br />
Legitimierung als „Volks“-Herrschaft<br />
zwingend.<br />
Zuerst einmal wurden die Mieten<br />
festschrieben –mit wohnungswirtschaftlich,<br />
stadtplanerisch und sozial<br />
katastrophalen Folgen bis hin<br />
zum Ende der DDR (siehe <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> vom 17.9.). Es wurde auch<br />
versucht, mit der oft erzwungenen<br />
Aufteilung der kaiserzeitlichen Repräsentationswohnungen<br />
neue<br />
Wohneinheiten zu schaffen. Immerhin<br />
30 000 Wohnungen konnten so<br />
aus dem Bestand heraus neu entstehen,<br />
ist bei Michael Haben zu erfahren.<br />
1938 schlug Albert Speer als<br />
neuer Chefarchitekt von Berlin vor,<br />
als Juden betrachtete <strong>Berliner</strong> in eng<br />
gepackte Neubauten am Stadtrand<br />
zu vertreiben –unverhohlen wurde<br />
von „Ghettos“ gesprochen. Ihre Innenstadtwohnungen<br />
sollten für„arische“<br />
Bewohner zur Verfügung gestellt<br />
werden. Dazu kamen noch die<br />
Neubauten von „Volkswohnungen“<br />
und Siedlungen. Dennoch blieben<br />
die Erfolge bescheiden, auch, weil<br />
private Bauherren sich kaum engagierten:<br />
Die Mietpreisbegrenzung<br />
machte den Bau von Häusern mit<br />
Mietwohnungen wenig lohnend.<br />
Rüstung statt Häuser<br />
Zugleich hatte der Staat, der seine<br />
Rüstungsausgaben von sechs Prozent<br />
1933 auf 60 Prozent des Haushaltsjahrs<br />
1939 verzehnfachte, kein<br />
Geld, um wirklich massiv in den<br />
Wohnungsbau einzusteigen.<br />
In der Weimarer Republik mit ihrem<br />
Mischsystem aus privaten Investoren,<br />
Genossenschaften und<br />
kommunalem Wohnungsbau wurden<br />
etwa 185 000Wohnungen in Berlin<br />
errichtet, davon in den nur sieben<br />
Jahren zwischen dem Ende der Hyperinflation<br />
1924 und dem Höhepunkt<br />
der Weltwirtschaftskrise 1931<br />
mehr als 170 000.<br />
In den elf Jahren zwischen 1933<br />
und 1944 entstanden dagegen nur<br />
um die 102 000 Wohnungen in Berlin.<br />
Im Deutschen Reich sah die Situation<br />
nicht anders aus: Zwischen<br />
1924 und 1932 wurden etwa 2,1 Millionen<br />
Wohnungen neu gebaut, bis<br />
1941 nur weitere 1,5 Millionen. Die<br />
Versorgung mit Wohnungen blieb in<br />
Berlin und im ganzen Reich prekär,<br />
die Zuteilung des Wohnraums war<br />
eines der vielen Machtmittel, mit denen<br />
die Gesellschaft im Griff der Nazis<br />
gehalten werden konnte.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Jewish Places<br />
Gesetze zum Ladenschluss<br />
Ideen im Schloss<br />
Das Jüdische Museum Berlin lädt mit einer neuen App<br />
ein, mehr als 8500 aktuelle und historische Daten zu erkunden,<br />
die auf einer interaktiven Karte erfasst und visualisiert<br />
sind. Die partizipative Online-Plattform „Jewish<br />
Places“ richtet den Blick auf Mikrogeschichte, die<br />
an Orte und Personen in der unmittelbaren Umgebung<br />
gebunden ist und Nutzer erkennen lässt, dass jüdisches<br />
Leben Teil der eigenen Geschichte ist. Mittels Zoom-,<br />
Such- und Filterfunktion können User Orte jüdischen<br />
Lebens aus fünf Jahrhunderten finden und erkunden.<br />
Die neue Plattform findet sich unter www.jewish-places.de, die eingangs<br />
in vier Richtungen führt: Einrichtungen, Personen, Orte und Spaziergänge<br />
Im 19. Jahrhunderthatten die Läden in der Regel an sieben<br />
Tagen derWoche zwischen fünf und 23 Uhrgeöffnet.<br />
Von1891 an galt die Regel, dass an Sonntagen nur fünf<br />
Stunden lang verkauft werden darf. 1900 trat im Deutschen<br />
Reich ein erstes LadenschlussgesetzinKraft, besagend,<br />
dass Geschäfte an Werktagen nur noch von fünf<br />
Uhrbis 21 Uhroffengehalten werden durften –mit vielen<br />
Ausnahmen für Kioske oder Bäckereien. Es war eingebettet<br />
in einen seit 1890 mehr oder weniger konsequent<br />
durchgesetzten neuen Kurs hin zu einer arbeiterfreundlicheren<br />
Sozialpolitik. Es waren punktuelle und schrittweise<br />
Erleichterungen für die arbeitenden Massen, die in<br />
einem heute kaum mehr vorstellbaren Maß geplagt wa-<br />
ren. So gab es 1881 eine Verkürzung der Arbeitszeit für<br />
Frauen auf elf Stunden, 1908 dann auf zehn Stunden,<br />
sonnabends acht. Kinderarbeit wurde zunächst in den<br />
Fabriken verboten, von 1903 an auch außerhalb. 1908<br />
wurde dann auch das Preußische Ladenschlussgesetz<br />
geändert und die Öffnungszeit auf 20 Uhr gesenkt. Ziel<br />
war der Schutz der Gesundheit –indiesem Falle der Verkäuferinnen<br />
und Verkäufer. Eine neue gesetzliche Regelung<br />
führte dann ab 1919 die Sonntagsruhe ein und eine<br />
beschränkte Ladenöffnungszeit an Werktagen von 7bis<br />
19 Uhr. Heute gelten in den Bundesländernunterschiedliche,<br />
aber wieder stark ausgedehnte Ladenschlussregeln.(mtk.)<br />
Das Köpenicker Schloss beherbergt ein Museum, es ist<br />
Heimat des Kunstgewerbemuseums.Das Äußeredes Gebäudes<br />
und seine Einrichtung könnten kaum fremder<br />
sein. Wo kommen die Ausstellungsstücke her? Wie sähe<br />
eine ideale Behausung für die ausgestellten Wohn- und<br />
Empfangsräume, Spiegel- und Lackkabinette aus? Hier<br />
sind Ideen gefragt. Mitdem Zeichenstift können Teilnehmer<br />
des Ausstellungsgespräches „Spiegelkabinett sucht<br />
neues Zuhause“ passgenaue Häuser, Schlösser und Paläste<br />
erschaffen.<br />
Ausstellungsgespräche am 14. Oktober,11. November und 9. Dezember,jeweils<br />
14.30 Uhr
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 11 *<br />
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Berlin<br />
Umwelthilfe<br />
besteht auf<br />
Verbotszone<br />
Am Dienstag verhandelt das<br />
Verwaltungsgericht<br />
Die Deutsche Umwelthilfe<br />
(DUH) will in der Gerichtsverhandlung<br />
über Diesel-Fahrverbote<br />
in Berlin auf eine große Verbotszone<br />
in der Innenstadt bestehen. Zu hohe<br />
Werte der gesundheitsschädlichen<br />
Stickoxide seien ein„flächendeckendes<br />
Problem“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer<br />
Jürgen Resch. Deshalb<br />
genüge es nicht, für ältere Diesel-Fahrzeuge<br />
lediglich einige Straßen<br />
zu sperren.<br />
Das Verwaltungsgericht verhandelt<br />
am Dienstag darüber,obDieselautos<br />
wegen der Luftbelastung nicht<br />
mehr überall in der Stadt fahren dürfen.<br />
Der Verein Umwelthilfe hat in<br />
seiner Klage gegen das Land Berlin<br />
beantragt, innerhalb des S-Bahn-<br />
Rings Dieselfahrverbote zu verhängen.<br />
Der Luftreinhalteplan müsse<br />
entsprechend verschärft werden.<br />
Resch sagte, wenn man in Berlin<br />
einzelne Straßenabschnitte für ältere<br />
Diesel sperre, führe dies nur zu<br />
Ausweichverkehren. „Wir wollen<br />
aber keine Anreizefür Slalomrennen<br />
um gesperrte Straßen.“ Nur mit einem<br />
Fahrverbot in einer großen<br />
Zone könne der Grenzwert von<br />
40 Mikrogramm pro Kubikmeter „so<br />
schnell wie möglich“ erreicht werden.<br />
Resch wertete es als positiv,dass<br />
der Senat anders als andereKommunen<br />
signalisiert habe, zuFahrverboten<br />
bereit zu sein. (dpa)<br />
Der Mann des guten Tons<br />
Gerhard Iben erfand vor 32 Jahren das Da-Dü-Da für die S-Bahn. Dabei ist er gar nicht musikalisch<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Fast 1,4 Millionen Menschen<br />
hören es täglich in der S-<br />
Bahn: Das Da-Dü-Da, das<br />
an jedem Bahnhof im Zug<br />
ertönt, wenn vorder Abfahrtdie Türenschließen.<br />
So geht das schon seit<br />
32 Jahren. Waskaum einer weiß: Das<br />
Warnsignal stammt noch aus DDR-<br />
Zeiten. DerSound wurde damals von<br />
S-Bahn-Mitarbeiter Gerhard Iben<br />
erfunden. Der 69-Jährige lebt heute<br />
als Rentner bei Werneuchen im <strong>Berliner</strong><br />
Umland.<br />
Auch wenn dorthin keine S-Bahn<br />
fährt, beschäftigt sich Iben noch immer<br />
mit den rotgelben Zügen. Im Regal<br />
im Arbeitszimmer stehen viele S-<br />
Bahn-Bücher. Dazu kommen Ordner,<br />
indenen er Dokumente zu den<br />
Fahrzeug-Typen sammelt. Auch ein<br />
Zug-Modell steht dort. Iben kann<br />
vonder S-Bahn nicht loslassen.„Einmal<br />
S-Bahner, immer S-Bahner. 48<br />
Jahre lang war ich dabei“, sagt er. In<br />
den 1990er-Jahren war er Leiter des<br />
Fahrdienstes, zuletzt arbeitete er bei<br />
der DB Immobilien.<br />
Zuerst kam die Klingel<br />
Im Jahr 1966 fing Iben bei der S-Bahn<br />
als Elektriker-Lehrling an und arbeitete<br />
nach dem Studium als Betriebs-<br />
Ingenieur im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk<br />
Schöneweide.<br />
„In dieser Funktion erhielt ich den<br />
Auftrag, mit meinen Mitarbeiternein<br />
Türwarnsignal für die Züge zu entwickeln“,<br />
sagt er. Die Geschichte dazu<br />
begann Ende der 1970er-Jahre. Biszu<br />
Gerhard Iben beschäftigt sich als Rentner noch immer mit dem Thema S-Bahn. UHLEMANN<br />
jenem Zeitpunkt wurden die Züge<br />
von der Bahnhofsaufsicht über Funk<br />
mit dem Ruf „Zurückbleiben“ abgefertigt.<br />
„So mancher Fahrgast, der<br />
noch schnell in den Zug hineinsprang,<br />
hatte sich beim Türschließen<br />
verletzt“, sagt Iben. Daher sollte die S-<br />
Bahn rote Lampen und einen Warnton<br />
bekommen, die den Fahrgästen<br />
das automatische Türschließen ankündigten.<br />
Zunächst kam das Warnsignal<br />
über eine schrille Klingel. Das gefiel<br />
aber wohl DDR-Verkehrsminister<br />
Otto Arndt nicht. So kam 1983 die<br />
Weisung, ein neues Warnsystem einzurichten.<br />
Es sollte über Lautsprecher,die<br />
in den Zügen eingebaut wurden,<br />
in die Abteile übertragen werden,<br />
um so die Stationen durchsagen<br />
zu können.<br />
„Ich saß mit meinen Mitarbeitern<br />
damals im Büro, wir hörten<br />
uns ständig über einen Tongenerator<br />
verschiedene Klangfolgen an“,<br />
erzählt Iben. „Dass dabei das melodiehafte<br />
Da-Dü-Da herauskam,<br />
war ein Zufall. Denn ich bin gar<br />
nicht musikalisch.“ Wichtig sei nur<br />
gewesen, dass der Warnton nicht<br />
schrill ist, um die Fahrgäste nicht<br />
aufzuschrecken, die sich gerne<br />
während der Fahrt ausruhten oder<br />
sogar schliefen.<br />
Musiktheoretisch ist das Signal<br />
ein Zweiklang, sagt Iben. In C-Dur<br />
mit der Tonfolge C-E-C erklang es<br />
erstmals am 26. März 1986 in einem<br />
S-Bahn-Zug. „Dass das Signal bis<br />
heute existiert und sogar bei den<br />
<strong>Berliner</strong>nbeliebt wird, daran war damals<br />
gar nicht zu denken“, sagt Iben.<br />
„Bei den Testfahrten fühlten sich die<br />
Fahrgäste davon zuerst belästigt, es<br />
störte sie beim Schlafen, wenn die<br />
Töne an jedem Bahnhof ertönten.“<br />
Iben sagt, es habe einige Wochen<br />
gedauert, bis sich die <strong>Berliner</strong> daran<br />
gewöhnten und die Beschwerden<br />
aufhörten. Auch habe es ihn überrascht,<br />
dass DJ Paul Kalkbrenner<br />
2008 den Da-Dü-Da-Ton für seinen<br />
Hit„Train“ verwendete.„Gefragt hat<br />
er mich nie.“<br />
Künftig ein schrilles Piepen<br />
Gerhard Iben ist gar nicht begeistert<br />
davon, dass der Da-Dü-Da-Ton in<br />
künftigen S-Bahn-Zügen nicht mehr<br />
zu hören sein wird. Stattdessen wird<br />
in der neuen Baureihe, die ab dem<br />
Jahr 2021 auf der Ringbahn im Einsatz<br />
sein wird, ein schriller Piepton<br />
erklingen. Diesen Türschließwarnton<br />
schreibt die Europäische Union<br />
seit 2015 für alle neuen Bahnfahrzeuge<br />
vor.<br />
Iben hörte ihn erstmals vor ein<br />
paar Monaten, als der neue Zug internvorgestellt<br />
wurde.„Ichbin ja für<br />
Neues bei der S-Bahn, auch dass<br />
man sich vom Da-Dü-Da verabschieden<br />
will“, sagt er. „Aber dieses<br />
künftige Gepiepe nervt wirklich. Das<br />
macht die Fahrgäste nur unruhig.<br />
Ichkann verstehen, dass die <strong>Berliner</strong><br />
schon jetzt darüber meckern.“<br />
Frau offenbar<br />
von ihrem<br />
Mann getötet<br />
Mordkommission und<br />
Nachbarn rätseln<br />
In Neukölln ist eine Frau getötet<br />
worden. Wie die Polizei mitteilte,<br />
alarmierte eine 20-Jährige am Sonntag<br />
gegen 4Uhr die Polizei zu einem<br />
Wohnhaus in die Jansastraße. Die<br />
junge Frau konnte ihre Mutter telefonisch<br />
nicht erreichen, und auch<br />
auf ihr Klingeln öffnete niemand.<br />
DieWohnungstür ließ sich nicht aufschließen.<br />
Feuerwehrleute öffneten gemeinsam<br />
mit Polizisten die Tür zu der<br />
Wohnung. Im Schlafzimmer entdeckten<br />
die Beamten dann die leblose<br />
54-Jährige. Ein Notarzt versuchte<br />
vergeblich, die Frau zu reanimieren.<br />
„Die Verletzungen deuten<br />
auf eine Gewalttat hin“, teilte die Polizei<br />
mit. Nähere Angaben zu den<br />
Verletzungen machte die Polizei aus<br />
„ermittlungstaktischen Gründen“<br />
nicht. In der Wohnung fanden die<br />
Polizisten auch den bewusstlosen<br />
48-jährigen Ehemann. Er kam ins<br />
Krankenhaus. Die Ermittlungen der<br />
Mordkommission richten sich nach<br />
Auskunft einer Polizeisprecherin<br />
derzeit gegen ihn.<br />
Nachbarn indem Haus reagierten<br />
fassungslos. Die Frau, von Beruf<br />
angeblich Krankenschwester, und<br />
ihr Ehemann seien ein ruhiges und<br />
freundliches Paar gewesen, hieß es<br />
übereinstimmend. Man habe nichts<br />
von irgendeinem Streit mitbekommen.<br />
(eri.,kop.)<br />
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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Berlin<br />
Bäckereien:<br />
Lohnplus wird<br />
verhandelt<br />
Gewerkschaft will<br />
mehr Geld für Beschäftigte<br />
Für die 7600 Beschäftigten in den<br />
Bäckereien Berlins und Brandenburgs<br />
beginnen in Kürze Tarifverhandlungen.<br />
„Ein kräftiges Lohnplus“<br />
verlangt die Gewerkschaft<br />
Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />
(NGG). Für den „Knochenjob“ am<br />
Ladentresen gebe es in der untersten<br />
Lohnstufe nur 9,10 Euro proStunde,<br />
bei Bäckergesellen seien es<br />
10,36 Euro. „Davon eine bezahlbare<br />
Wohnung in Berlin zu finden, ist<br />
selbst für Vollzeitbeschäftigte<br />
schwer“, sagte NGG-Verhandlungsführerin<br />
Birgit Weiland. Sie fordert<br />
einen Abstand zum Mindestlohn,<br />
der im Januar auf 9,19 Euro steigt.<br />
Dem versperren sich die Arbeitgeber<br />
grundsätzlich nicht, wie der<br />
Geschäftsführer des Bäcker- und<br />
Konditorenverbands, Johannes<br />
Kamm, sagte. Er bemerkte aber<br />
auch: „Man kann nur das verteilen,<br />
was in der Kasse liegt.“ DieArbeitgeber<br />
verwiesen auf die schwierige Situation<br />
für viele Betriebe. Sie litten<br />
darunter, dass immer mehr Supermärkte<br />
und Discounter Brot und<br />
Brötchen verkaufen.<br />
Dorthin wandert nach Gewerkschaftsangaben<br />
nicht nur Kundschaft,<br />
sondern auch Personal aus<br />
den Bäckereien ab. Denn nach dem<br />
Tarif des Einzelhandels verdienten<br />
die Beschäftigten bis zu 14,50 Euro<br />
proStunde,sagte Weiland.<br />
Bäcker-Vertreter Kamm bestritt,<br />
dass es eine „Abwanderungswelle“<br />
gebe.Eskehrten auch immer wieder<br />
Verkäuferinnen zurück. Nach drei<br />
Jahren verdienen sie nach seinen Angaben<br />
10,05 Euro in Berlin und 9,30<br />
Euro in Brandenburg, bei Bäckergesellen<br />
seien es 11,63 Euro in Berlin<br />
und 10,31 in Brandenburg. Teigmacher<br />
kämen auf 12,31 Euro. Hinzu<br />
kämen in der Backstube steuerfreie<br />
Nachtzuschläge.<br />
Auf diesen Tarif hatten sich Arbeitgeber<br />
und Gewerkschaft 2016<br />
verständigt, als der Mindestlohn<br />
noch bei 8,50 Euro lag. Inzwischen<br />
beträgt er 8,84 Euro,imJanuar steigt<br />
er auf 9,19 Euro, ein Jahr später auf<br />
9,35 Euro. (dpa)<br />
Berlin gehörtweiter zu den am stärksten wachsenden Städten in Deutschland.<br />
Wohin wächst die Stadt?<br />
Neue Studie: Berlin hat bis 2045 vier Millionen Einwohner.Ein Festival widmet sich der Stadtentwicklung<br />
VonAnna Gyapjas<br />
Das Festival: „Urbanize!“ ist<br />
eine internationale Plattform<br />
für Menschen, die sich für<br />
Stadtentwicklung interessieren.<br />
Es findet diesmal bis<br />
kommenden Sonntag in Berlin<br />
statt. Das Motto lautet:<br />
„Bewegung macht Stadt.“<br />
URBANIZE!<br />
Das Programm: Es gibt insgesamt<br />
37 Veranstaltungen -<br />
Vorträge, Diskussionen,<br />
Workshops an 20 Standorten,<br />
so im Prinzessinnengarten,<br />
in der Werkstatt am<br />
Haus der Statistik und in der<br />
ExRotaprint „Glaskiste“.<br />
Die Teilnehmer: Als Veranstalter<br />
beteiligen sich Initiativenwie<br />
Kotti &Co., Common<br />
Grounds und Stadt vonUnten<br />
sowie das Bezirksamt<br />
Friedrichshain-Kreuzberg.<br />
Das Programm gibt es unter:<br />
https://berlin.urbanize.at<br />
Ist der Ausverkauf der Stadt<br />
noch zu stoppen? Wie wehren<br />
sich Nachbarschaften gegen<br />
Bodenspekulation und Verdrängung?<br />
Und wo gibt es noch<br />
Raum für Experimente? Mit diesen<br />
und anderen Fragen beschäftigt sich<br />
eine Woche lang bis kommenden<br />
Sonntag das Festival „Urbanize!“<br />
rund um das Thema „Recht auf<br />
Stadt“. Bei Vorträgen, Workshops<br />
und Stadtteilführungen geht es<br />
darum, Ideen für solidarische,kollaborativeund<br />
gemeinwohlorientierte<br />
Stadtentwicklung zu teilen. Ein<br />
Thema, das nicht nur Urbanisten,<br />
Stadtplaner und Architekten umtreibt,<br />
sondern zunehmend immer<br />
mehr Bewohner Berlins.<br />
Laut Deutschland-Report der<br />
Prognos AG gehört Berlin auch in<br />
den nächsten Jahrzehnten zu den<br />
am stärksten wachsenden Städten in<br />
Deutschland. Gutvier Millionen Einwohner<br />
werde Berlin im Jahr 2045<br />
beheimaten, heißt es in der aktuellen<br />
Studie, wobei der größte Zuwachs<br />
bis 2030 zu erwarten sei.<br />
Dann soll Berlin knapp 3,9 Millionen<br />
Einwohner haben. Bisdahin werden<br />
jährlich 25 000 neue <strong>Berliner</strong> hinzukommen.<br />
Damit liegen die Studienautoren<br />
am oberen Rand der Szenarien,<br />
die der Senat für 2030 entworfen<br />
hat. Der Zustrom der Neubürger<br />
treibt auch das Wirtschaftswachstum<br />
weiter voran: DieForscher rechnen<br />
damit, dass das Bruttoinlandsprodukt<br />
jährlich um 1,5 Prozent zulegt<br />
–etwas stärker als im Bundesdurchschnitt,<br />
aber leicht weniger als<br />
in den süddeutschen Bundesländern.<br />
2030 werde die Arbeitslosenquote<br />
auf 7,1 Prozent gesunken sein.<br />
2017 waren es 9Prozent.<br />
Es ist höchste Zeit, städtisches<br />
Engagement ins Bewusstsein zu rücken<br />
–das ist jedenfalls das Interesse<br />
der Macher des „Urbanize!“-Festivals.<br />
Jene, die sich am Freitag zum<br />
Auftakt im Moabiter Zentrum für<br />
Kunst und Urbanistik einfanden, haben<br />
das bereits verinnerlicht. Sie<br />
standen an für gefüllte Paprika, Kürbis<br />
und Hummus, unterhielten sich<br />
unter Lichterketten und blätterten<br />
durch Ausgaben der „dérive“, einer<br />
Zeitschrift, die vom gleichnamigen<br />
Verein für Stadtforschung herausgegeben<br />
wird. DerVerein wurde 2000 in<br />
Wien ins Leben gerufen und versteht<br />
sich als Initiative für die Verwirklichung<br />
einer urbanen Gesellschaft,<br />
IMAGO<br />
an der Schnittstelle von Wissenschaft,<br />
Kunst und Aktivismus. Zum<br />
zehnten Geburtstag ihres Unterfangens<br />
riefen die Wiener das „Urbanize!“<br />
ins Leben, als „Internationales<br />
Festival für urbane Erkundungen“.<br />
Nach einem Gastspiel in Hamburg<br />
ist dieses Jahr Berlin Austragungsort.<br />
Wie lässt sich Stadt gestalten? Antworten<br />
liefern diesmal gut 30 stadtentwicklungspolitische<br />
Akteure aus<br />
Berlin und auswärtige Gäste.<br />
Architekt Mathias Heyden hat gemeinsam<br />
mit Julian Zwicker das Programm<br />
koordiniert. Er konstatierte<br />
am Freitag „ein sehr viel stärkeres<br />
Zugehen aufeinander“ zwischen Regierung<br />
und Regierten, auf Bezirkswie<br />
Landesebene. Ein Beispiel dafür<br />
ist das Zentrum Kreuzberg. Erst vergangenen<br />
Montag hatten dessen<br />
Mieterrat und die Gewobag in einer<br />
Kooperationsvereinbarung festgehalten,<br />
dass Mieter zukünftig mitreden<br />
können, wenn es um Investitionen<br />
und Vermietung geht.<br />
Aber es gibt in puncto Stadtentwicklung<br />
auch noch viele Sorgenkinder.Eines<br />
ist das Kreuzberger Dragoner-Areal.<br />
Wie esdort weitergehen<br />
könnte, soll etwa am Donnerstag in<br />
der Amerika-Gedenkbibliothek diskutiertwerden.<br />
(mit dpa)<br />
Polizei<br />
stoppt<br />
mehrere Raser<br />
Zwei Führerscheine und ein<br />
Auto beschlagnahmt<br />
Bei Rot über Ampeln geprescht<br />
oder immer wieder abrupt den<br />
Fahrstreifen gewechselt: Die Polizei<br />
hat am Wochenende mehrere Raser<br />
verfolgt. Zweimal wurde ein Führerschein<br />
beschlagnahmt, und einer<br />
der Fahrer hatte keine Fahrerlaubnis.<br />
In Schöneberg war Zivilfahndern<br />
in der Nacht zum Sonnabend ein<br />
Auto aufgefallen, weil daran selbstgeschriebene<br />
Kennzeichen aus<br />
Pappe angebracht waren. DieBeamten<br />
forderten den Fahrer in der Potsdamer<br />
Straße zum Anhalten auf –der<br />
Mann gab jedoch Gas. In der Straße<br />
An der Urania wechselte er mit seinem<br />
Wagen den Fahrstreifen und<br />
prallte gegen ein Polizeizivilfahrzeug.<br />
Dann prallte er gegen einen<br />
Funkwagen. Wenig später stieß der<br />
flüchtende Wagen erneut gegen dieses<br />
Polizeiauto. Dann fuhr er auf einen<br />
geparkten Pkw auf. Der Fahrer<br />
wurde vorläufig festgenommen. Der<br />
25-Jährige hat keinen Führerschein.<br />
Zudem stand er laut Polizei offensichtlich<br />
unter Drogeneinfluss. Der<br />
Wagen war stillgelegt und nicht versichert.<br />
Ebenfalls in Schönebergfiel einer<br />
Zivilstreife am Sonnabendabend ein<br />
schnell fahrenderWagen auf. DieBeamten<br />
folgten dem Auto und stoppten<br />
hinter ihm an einer roten Ampel<br />
in der Haupt-/Ecke Rubensstraße.<br />
Der Fahrer trat aufs Gaspedal, überfuhr<br />
mehrere rote Ampeln. Später<br />
verlor auch er die Kontrolle über den<br />
Wagen und prallte auf ein geparktes<br />
Auto.Der 21-Jährige wurde vorläufig<br />
festgenommen und sein Führerschein<br />
beschlagnahmt.<br />
Seinen Führerschein und sein<br />
Auto wurde ein 20-Jähriger los.Auch<br />
sein Wagen war einer Zivilstreife aufgefallen,<br />
weil er am Sonnabendabend<br />
im Tiergartentunnel sehr<br />
schnell unterwegs war. Erwechselte<br />
immer wieder die Fahrstreifen, so<br />
dass andere Fahrer bremsen mussten.<br />
An der Einfahrt zum Parkhaus<br />
des Hauptbahnhofs konnte das Auto<br />
gestoppt werde. DerMann und seine<br />
drei Mitfahrer konnten„ihreWege zu<br />
Fußfortsetzen“, so die Polizei. (dpa)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 13 *<br />
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Berlin<br />
Ein langer Riss<br />
im Beton<br />
Das Ausmaß des Schadens an der<br />
Elsenbrücke wird immer deutlicher.<br />
Berlin hatte Glück im Unglück<br />
VonPeter Neumann<br />
Die Elsenbrückezwischen Treptow und Friedrichshain ist halbseitig gesperrt. BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN (3)<br />
Geschah es am Tag? Oder<br />
in der Nacht? Irgendwann<br />
im Juli oder August<br />
ist es passiert. Der Beton<br />
der Elsenbrücke, der stark befahrenen<br />
Verbindung zwischen Treptow<br />
und Friedrichshain, platzte auf. Bald<br />
erreichte die Lücke eine Größe, die<br />
Fachleute später in Erstaunen versetzte.Als<br />
der Riss schließlich durch<br />
einen glücklichen Zufall entdeckt<br />
wurde,war er rund 28 Meter lang.<br />
Diese Größenordnung hat Matthias<br />
Tang, Sprecher derVerkehrssenatorin<br />
Regine Günther (parteilos,<br />
für Grüne), jetzt bestätigt. DieBreite<br />
beträgt bis zu 1,8 Millimeter, die<br />
Tiefe neun bis 14 Zentimeter –esist<br />
einer der größten Schäden dieser<br />
ArtinBerlin. Experten sprechen von<br />
„Totalversagen“. Als Reaktion wird<br />
der Riss elektronisch überwacht.<br />
Sensoren kontrollieren, ob sich die<br />
Breite verändert. Bisher ist das nicht<br />
passiert. Doch die Frage bleibt: Ist<br />
diese Spreebrücke noch zu retten?<br />
Es war eine Nachricht, die viele<br />
überraschte: Die Elsenbrücke hat<br />
einen Riss, sie muss halbseitig gesperrt<br />
werden. Seitdem ballt sich<br />
der Verkehr auf einer Hälfte. Kraftfahrer<br />
müssen Staus einkalkulieren.<br />
Wie konnte es soweit kommen?<br />
Wie bei anderen Bauwerken dieser<br />
Art nehmen Prüfer die 185 Meter<br />
lange Elsenbrücke dreimal im Jahr in<br />
Augenschein. Alle drei Jahre steht<br />
eine große Prüfung an. Eine von der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> beantragte Akteneinsicht<br />
in der Senatsverkehrsverwaltung<br />
zeigt: Bisher war das Bauwerk<br />
Nummer 05002 nicht auffällig<br />
geworden. Seit Jahren hatte die von<br />
1965 bis 1968 errichtete Brücke die<br />
Note 2,3 erhalten. 2,3 heißt: befriedigender<br />
Zustand –esgibt Bauwerke,<br />
die viel schlechter abschneiden. Die<br />
Note wurde auch vergeben, nachdem<br />
Mitarbeiter des Büros IGS Ingenieure<br />
Berlin die Brücke im August<br />
2015 während einer dreitägigen<br />
Hauptprüfung untersucht hatten.<br />
Zwar stellten sie Schäden fest: Beton<br />
war abgeplatzt, Bewehrungsstahl<br />
rostete.Doch die Prüfer kamen<br />
zu dem Ergebnis, dass die Mängel<br />
keinen Einfluss auf die Standfestigkeit<br />
haben. So vergaben sie in dieser<br />
wichtigen Kategorie die beste Note,<br />
eine Null. Die Verkehrssicherheit<br />
wurde mit einer Eins bewertet, die<br />
Dauerhaftigkeit mit einer Zwei.<br />
Prüfer trauten ihren Augen nicht<br />
Natürlich musste auch die Elsenbrücke<br />
schon einmal instand gesetzt<br />
werden. 2007 bis 2010 waren Bauleute<br />
für 4,2 Millionen Euro amWerk.<br />
Sie erneuerten die Abdichtung, die<br />
das Innerevor Feuchtigkeit schützen<br />
soll. Doch Hinweise darauf, dass die<br />
innere Konstruktion schadhaft war,<br />
gab es damals nicht, auch bei der<br />
Hauptprüfung 2015 nicht. Möglich<br />
ist, dass die Prozesse, die zum jetzigen<br />
Schaden führten, vordreiJahren<br />
schon im Gang waren. Da sie aber innerhalb<br />
des Betons stattfanden,<br />
konnten sie nicht entdeckt werden.<br />
Klar ist bisher nur: Ein enormer<br />
Schaden ist entstanden. Klar ist<br />
auch: Die Verantwortlichen und die<br />
Brückennutzer hatten Glück im Unglück.<br />
Denn es hätte sein können,<br />
MühlendammbrückeinMitte: In der 1968 fertiggestellten Brückewurde ebenfalls<br />
Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, der heute als anfällig für Schäden gilt.<br />
Autobahnbrückeüber der Albrechtstraße in Steglitz: Auch die 1968 eröffnete<br />
Hochstraße am Steglitzer Kreisel hat ein Stahlproblem. Sie wird überwacht.<br />
dass der Riss im Überbau Südost erst<br />
später entdeckt –und bis dahin womöglich<br />
noch größer geworden<br />
wäre. Ende Juni, als wieder eine<br />
Hauptprüfung anstand, klaffte noch<br />
keine Lücke im nördlichen der drei<br />
Brückenbögen. Damals konnten die<br />
Experten ihre Prüfung jedoch nicht<br />
beenden, weil sie an einige Bereiche<br />
nicht herankamen. DieTüren zu den<br />
Garagen unter der Brücke am Nordufer<br />
ließen sich nicht öffnen, weil<br />
Schließzylinder beschädigt waren.<br />
Folge war, dass die Arbeit unterbrochen<br />
werden musste, damit die<br />
Schlösser repariertwerden konnten.<br />
Am Mittag des 30. August kehrten<br />
die Prüfer zurück –und trauten ihren<br />
Augen nicht. Jetzt sahen sie den Riss,<br />
der in der Zwischenzeit aufgeplatzt<br />
war. Erbeginnt über dem Nordufer.<br />
Von außen sichtbar, zieht er sich<br />
durch die äußereWand des nordöstlichen<br />
Spannbetonhohlkastens, die<br />
Steg genannt wird. Der Hohlkasten<br />
ist einer der Trägerkonstruktionen<br />
auf der Brückenunterseite. Über der<br />
Spree endet der Riss. Erverläuft beiderseits<br />
des Spannkanals im Innern<br />
des Stegs, indem sich Stahlseile befinden,<br />
die für die Brückenstabilität<br />
wichtig sind. Dergesamte Beton des<br />
äußeren Steges ist gerissen, hieß es.<br />
Bis zu1,8 Millimeter: Für Fachleute<br />
ist ein Betonriss dieser Breite<br />
ungewöhnlich, geradezu spektakulär.<br />
Eine so schnelle und so weitgehende<br />
Rissbildung wurde in Berlin<br />
bisher nicht beobachtet, sagen sie.<br />
Eine der drei Risse im westlichen<br />
Überbau der Salvador-Allende-Brücke<br />
in Köpenick, die zu dessen Sperrung<br />
und dann zum Abriss führten,<br />
war maximal 1,0 Millimeter breit.<br />
Noch am 30. August veranlasste<br />
der Senat, dass die Elsenbrücke für<br />
den Schwerlastverkehr gesperrt<br />
wurde. Gegen 21 Uhr waren dann<br />
auch zwei der drei Fahrstreifen auf<br />
der stadteinwärts führenden Hälfte<br />
dicht –für alle Kraftfahrzeuge.Nachdem<br />
ein Statiker das Bauwerkuntersucht<br />
hatte,wurde am 31. August gegen<br />
14 Uhr die letzte verbliebene<br />
Fahrspur auf dem südöstlichen<br />
Überbau ebenfalls gesperrt. Seitdem<br />
dürfen nur Fußgänger und Radfahrer<br />
diese Hälfte nutzen –auch wenn<br />
Autofahrer zuweilen versuchen, den<br />
Stau auf dem Radweg zu umfahren.<br />
Bauwerkbekommt Stützkorsett<br />
Nicht nur der rissige Überbau wird<br />
überwacht, auch die übrigen Teile<br />
werden intensiv kontrolliert–alle 14<br />
Tage fährt auf der Spree ein Prüfschiff<br />
vor. Fachleute versuchen zu ermitteln,<br />
was sich abgespielt hat.<br />
Nicht ausgeschlossen wird, dass von<br />
den rund 600 Stahlseilen der Spannkonstruktion<br />
einige gerissen sind. In<br />
diesem Fall hätte sie nicht mehr die<br />
nötige Spannkraft. „Ob und wenn ja<br />
in welcher Form ein Neubau nötig<br />
wird, ist noch offen“, sagt Tang. Doch<br />
die Chancen für einen Erhalt gelten<br />
als gering, weil ein für die Standfestigkeit<br />
wichtiger Teil ausgefallen ist.<br />
In der Elsenbrücke wurde Hennigsdorfer<br />
Spannstahl verbaut, der<br />
inzwischen als anfällig für Schäden<br />
gilt. Es gibt ein zweites Spannbetonbauwerk<br />
inBerlin, in dem er ebenfalls<br />
steckt: die Mühlendammbrücke<br />
in Mitte. Aber auch im Westen Berlins<br />
steht eine Brücke, die aus Stahl<br />
mit ähnlichem Problempotenzial<br />
besteht. Beim Bau der Überführung<br />
der A103 über der Albrechtstraße in<br />
Steglitz wurden unzureichende<br />
Spannstahlsorten verbaut, so der Senat.<br />
Einzelne Stähle gelten als sehr<br />
spröde,sie neigen bereits bei kleinen<br />
Korrosionserscheinungen dazu zu<br />
reißen. Darum erhält die Brücke ein<br />
Stützgerüst –wahrscheinlich 2019.<br />
Besetzer gegen Wohnungsnot<br />
Sie protestieren gegen Wohnungsnot,<br />
Zweckentfremdung und<br />
Leerstand: Mehrere Aktivisten sind<br />
am Sonnabend in Häuser in Moabit<br />
und Kreuzberg eingedrungen. Rund<br />
200 Polizisten waren im Einsatz.<br />
In Moabit haben die Beamten am<br />
Sonnabendabend ein besetztes<br />
Haus geräumt. Mehrere Menschen<br />
wurden nach Polizeiangaben aus<br />
dem Gebäude in der Berlichingenstraße<br />
12 geholt. Eine genaue Zahl<br />
nannte ein Sprecher nicht.<br />
Der Einsatz sei weitgehend störungsfrei<br />
verlaufen, sagte er. Esgab<br />
Polizei räumt Haus in Moabit. Demonstration in Kreuzberg<br />
mehrereFestnahmen. MehrereDutzend<br />
Sympathisanten hatten sich<br />
vordem derzeit ungenutzten Haus<br />
versammelt. Sie skandierten Parolen<br />
gegen Mietwucher, Leerstand<br />
und gegen die Polizei.<br />
Die Besetzer wurden offenbar<br />
durch einen Hintereingang nach<br />
draußen gebracht. Im Anschluss<br />
sollten sie erkennungsdienstlich<br />
behandelt werden und, wenn<br />
nichts gegen sie vorliege, auf<br />
freien Fußgesetzt werden. Für den<br />
Einsatz war die Straße gesperrt<br />
worden.<br />
Ein Haus in der Moabiter Berlichingenstraße wurde am Sonnabend besetzt –und dann<br />
von der Polizei geräumt.<br />
DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />
Die Polizei war wegen der Aktionen<br />
in der Hausbesetzer-Szene<br />
am Sonnabendnachmittag mit<br />
circa 180 Einsatzkräften ausgerückt.<br />
Auch in der Skalitzer Straße<br />
106 in Kreuzberg waren Aktivisten<br />
in Aktion. Die Polizei ging davon<br />
aus,dass sich auch dortMenschen<br />
in ungenutzten Räumlichkeiten<br />
aufhalten. Bei einer Überprüfung<br />
sei aber niemand mehr angetroffen<br />
worden, hieß es am Abend.<br />
Eine Kundgebung vor dem Gebäude<br />
sei ohne größereVorkommnisse<br />
verlaufen. Für dieses Gebäude<br />
konnte offenbar zunächst<br />
kein Eigentümer ausgemacht werden.<br />
Dagegen hatte der Eigentümer<br />
oder ein Bevollmächtigter für<br />
das Haus in Moabit die Polizei ersucht,<br />
zu räumen.<br />
In Kreuzbergdemonstriertdie Initiative<br />
#Besetzen nach eigenen Angaben<br />
gegen die Umfunktionierung<br />
leerstehender Räume zu Ferienwohnungen.<br />
In Moabit solidarisiert sich<br />
das Bündnis mit 33 Männern, denen<br />
der Besitzer zuvor gekündigt haben<br />
soll. „Wir wollen nicht weiter zusehen,<br />
wie Menschen auf der Straße<br />
oder in Unterkünften in furchtbaren<br />
Verhältnissen leben müssen, während<br />
weiterhin Häuser leer stehen“,<br />
hieß es in einer Mitteilung auf der<br />
Webseite der Initiative. (dpa)<br />
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SEITE 14 NUMMER 234 •8.OKTOBER 2018<br />
ZUM 34. MAL TREFFEN SICH GRÜNDER UND UNTERNEHMER AUF DER DEGUT IN BERLIN. GEBOTEN WERDEN INFORMATIONEN UND EIN UMFANGREICHES SEMINARPROGRAMM<br />
Ausguten Gründen: vernetzen, informieren und austauschen<br />
In diesem Jahr treffen sich am 12. und<br />
13. Oktober wieder Gründer und Unternehmer<br />
zu Kongress und Messe zum<br />
Get-together in Berlin zusammen. Rund<br />
140 Aussteller, Experten und Berater informieren<br />
über alles, was für den Start<br />
in die Selbstständigkeit oder das Führen<br />
eines Unternehmens wichtig ist.<br />
Die größte Messe für Existenzgründung<br />
und Unternehmertum in Deutschland<br />
bietet Information, Beratung und<br />
Inspiration für den Start indie Selbstständigkeit<br />
und das Führen des eigenen<br />
Unternehmens. Im Ausstellerbereich, im<br />
Beraterforum und im kostenfreien Seminar-<br />
und Workshopprogramm stehen<br />
gründungs- und managementrelevante<br />
Themen wie Finanzierung und Förderung,<br />
Recht und Steuern, Marketing und<br />
Vertrieb im Vordergrund. Die Messe ist<br />
ideal, um Kontakte zu Förderern, Mentoren<br />
und Gleichgesinnten zu knüpfen.<br />
Keynote Speaker mit Erfolg<br />
In diesem Jahr bereichern die umfangreichen<br />
Seminartage zwei Keynote<br />
Speaker, die in Berlin fürwahr keine<br />
Unbekannten sind. Am 12. Oktober um<br />
14 Uhr spricht Ansgar Oberholz, Gründer<br />
des 2005 ins Leben gerufenen deutschlandweit<br />
bekannten Co-Working Spaces<br />
„St.-Oberholz“ in Berlin-Mitte.<br />
Oberholz gründete 2016 gemeinsam<br />
mit Tobias Kremkau das „Institut<br />
für Neue Arbeit“, das aktuelle Entwicklungen<br />
und innovative Ansätze in der<br />
Arbeitswelt dokumentiert, Workshops<br />
zum Thema veranstaltet und beratend<br />
tätig ist.<br />
Unter dem Titel „It’s the end of the<br />
work asweknow it“ beschäftigt sich der<br />
Gründer, Mentor und Berater mit dem<br />
Thema, welche Auswirkungen der Wandel<br />
der Arbeitswelt auf Menschen, Unternehmen<br />
und Orte hat. Ein Beitrag zur<br />
Debatte: Was ist Neue Arbeit und wie<br />
wirkt sie sich auf Gebäude und Büros<br />
aus? Was geschieht, wenn wir Digitalisierung<br />
nicht als Naturgewalt, sondern<br />
als Chance zur Gestaltung und Veränderung<br />
wahrnehmen?<br />
Star der Immo-Branche<br />
Im Ausstellerbereich der Arena Berlin werden zahlreiche Informationen für Selbstständige oder die, die es werden wollen, geboten.<br />
deGUT: Die größte Messe<br />
für Existenzgründung<br />
und Unternehmertum in<br />
Deutschland bietet Information,<br />
Beratung und Inspiration<br />
für den Startin<br />
die Selbstständigkeit<br />
und das Führen des eigenen<br />
Unternehmens.<br />
Sie findet in diesem Jahr<br />
bereits zum 34. Mal in<br />
Berlin statt.<br />
WAS,WANN, WO?<br />
Tage im Oktober: Am<br />
12. und 13. Oktober von<br />
10 bis 18 Uhr ist das<br />
Gelände für Besucher<br />
geöffnet.<br />
Keynotes: Die diesjährigen<br />
Keynotes halten die<br />
Gründer Ansgar Oberholz<br />
und der Unternehmer<br />
Arndt Kwiatkowski Gründer<br />
von Immoscout 24.<br />
Aussteller: 140 Vertreter<br />
und Berater bieten<br />
den Besuchern fundiertes<br />
Wissen und Tipps<br />
zum Thema Gründung<br />
und Selbständigkeit an.<br />
Location: ARENA Berlin<br />
in Treptow. EIchenstraße<br />
4, 12436<br />
S-Bahn: Treptower Park<br />
Ohne Arndt Kwiatowski, der am 13. Oktober<br />
um 14 Uhr seine Keynote hält,<br />
sähe nicht nur die Gründerszene, sondern<br />
auch die Welt der Immobilienvermittlung<br />
anders aus. Kwiatkowski revolutionierte<br />
den Immobilienmarkt mit<br />
ImmoScout24. Nach seinem Ausstieg<br />
sah er im Bildungsmarkt ein weiteres<br />
großes Feld, in dem das Internet mit<br />
seiner Fähigkeit zur individualisierten Informationsaufbereitung<br />
großen Nutzen<br />
bringen kann.<br />
Gemeinsam mit Christophe Speroni<br />
und Marianne Voigt gründete er 2008<br />
die interaktive Mathematik-Lernplattform<br />
Bettermarks. Ziel ist es, Millionen<br />
von Schülern das Lernen zu erleichtern<br />
und Lehrern eine individuelle Förderung<br />
zu ermöglichen. Der Wegdahin stellt das<br />
interdisziplinäre Team aus Pädagogen,<br />
Didaktikern, Mathematikern, Internetund<br />
Softwarespezialisten immer wieder<br />
vor spannende Herausforderungen.<br />
„FürVielenützlichsein“,dasistderLeitfaden<br />
für Kwiatkowskis Unternehmensgründungen.<br />
Wie sich dies mit wirtschaftlichem<br />
Erfolg verbinden lässt und welche<br />
Hürden ihm in den letzten 20 Jahren<br />
seiner unternehmerischen Tätigkeit begegnet<br />
sind, erzählt er in seiner Keynote<br />
„Wie kommt das Neue in die<br />
Welt?“: Was macht eine gute Geschäftsidee<br />
aus? Wie wird aus einer Idee ein<br />
Produkt? Wie kommt man in den Markt?<br />
Zu den diesjährigen deutschen Unternehmer<br />
und Gründertagen (deGut)<br />
werden rund 6000 Teilnehmer erwartet.<br />
Die Besucher können sich rund um<br />
Existenzgründung und Unternehmertum<br />
informieren sowie beraten lassen. Veranstaltungsort<br />
der größten Gründermesse<br />
Deutschlands ist auch in diesem<br />
Jahr die ARENA Berlin in Treptow. Rund<br />
140 Aussteller und Berater sowie ein<br />
kostenloses Seminar- und Workshopprogramm<br />
bieten den Besucherinnen<br />
und Besuchern fundiertes Wissen und<br />
Beratung sowie intensive Kontakte zu<br />
JOCHEN KIRCH<br />
Gleichgesinnten, Förderern und Mentoren.<br />
Veranstaltet wird die deGUT von<br />
der Investitionsbank Berlin (IBB) und<br />
der Investitionsbank des Landes Brandenburg<br />
(ILB). Die deGUT wird gefördert<br />
von der Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />
Energie und Betriebe des Landes Berlin<br />
und dem Ministerium für Wirtschaft und<br />
Energie des Landes Brandenburg aus<br />
Mitteln der Länder und des Europäischen<br />
Sozialfonds. Schirmherr ist der<br />
Bundesminister für Wirtschaft und Energie,<br />
Peter Altmaier. (jme.)<br />
Informationen für Besucher und Aussteller<br />
finden sich unter:<br />
www.degut.de<br />
GRÜNDER KACHUN TO BIETET MÖBEL, DIE SICH DER KUNDE PASSEND MACHEN KANN<br />
Die Wohnungonline Einrichten<br />
Personalisierte Möbel sind bei MYCS Standard.<br />
Das könnte nicht nur Neuberliner<br />
interessieren, die ihre Wohnung<br />
einrichten. Design-Möbel, die der<br />
Kunde individuell anpassen kann und<br />
anschließend schneller als branchenüblich<br />
geliefert bekommt –das ist der Ansatz<br />
von Mycs. Hierfür setzt das Unternehmen<br />
auf technologische Innovation<br />
und hat einen eigenen fotorealistischen<br />
3D- Onlinekonfigurator entwickelt. Ziel<br />
war von Beginn an auch, das Angebot zu<br />
einem fairen Preis und damit einem großen<br />
Markt zugänglich zu machen.<br />
Als Mycs im Mai 2014 startete,<br />
wussten die vier Gründer genau, was<br />
sie taten: Sie brachten einschlägige<br />
Erfahrungen im Möbelgeschäft sowie<br />
im Start-up-, IT- und Logistikbereich<br />
mit. CEO Christoph Jung hatte zuvor<br />
den Online-Shop Massivkonzept gegründet,<br />
über den er bereits maßgefertigte<br />
Möbel anbot und den er vier<br />
Jahre später erfolgreich verkaufte. In<br />
dieser Zeit lernte er seinen heutigen<br />
Mitstreiter Kai Sap kennen, der von<br />
Ikea in seine Firma wechselte. Mycs<br />
hat Kai Sap dann von Anfang als Gründer<br />
und COO begleitet.<br />
Claudio Bredfeldt stieg als erfahrener<br />
CTO mit ein. Mycs-Geschäftsführer<br />
Kachun To und Christoph Jung kannten<br />
sich aus ihrer gemeinsamen Zeit<br />
bei McKinsey & Company. To hatte<br />
Locondo, das japanische Zalando, mitgegründet<br />
und brachte aus dieser Zeit<br />
viele Erfahrungen aus dem E-Commerce<br />
und Ideen für die Mitarbeiterführung<br />
mit. Mycs ist eine familienfreundliche<br />
Arbeitsatmosphäre sehr wichtig<br />
und so bietet das Unternehmen in fast<br />
SE7ENTYN9NE<br />
allen Positionen flexible Arbeitszeiten<br />
oder bei Bedarf Teilzeitmodelle.<br />
Christoph Jung und Kachun Toteilen<br />
die gleichen Vorstellungen von<br />
Arbeitsethik und Firmenkultur, ihre<br />
Tätigkeitsbereiche haben sie aber klar<br />
aufgeteilt: Jung betreut alles rund um<br />
das Produkt und den Vertrieb, To die<br />
Bereiche Marketing, Finanzen, Verwaltung<br />
und Personal.<br />
2014 starteten Jung und To mit<br />
einer Seed-Finanzierung, bei der sie<br />
einen siebenstelligen Betrag einsammeln<br />
konnten. Nach einer Serie-A-Finanzierungsrunde<br />
mit über zehn Millionen<br />
schloss Mycs die Serie Bebenfalls<br />
mit zehn Millionen ab. Mit dem Geld<br />
wollen die <strong>Berliner</strong> Unternehmer ihre<br />
Technologie weiterentwickeln und europäische<br />
Märkte erschließen. (jme.)<br />
GRÜNDUNG BRINGT DEN MENSCHEN EIN STÜCK HEIMAT ZURÜCK UND BEFÖRDERT NATURNAHE PRODUKTE<br />
Blühende Landschaften –NagolaRe<br />
Auch ein beruflicher Umstieg kann<br />
eine Gründung beflügeln. Die Lausitzerin<br />
Chrsitina Grätz wechselte<br />
als Gutachterin in die Renaturalisierungstechnik<br />
und produziert jetzt regionales<br />
Saatgut und Begrünungsmaterial.<br />
Schon als Jugendliche empörte sich<br />
Christina Grätz über den Raubbau an<br />
der Natur durch den Menschen und<br />
demonstrierte gegen den Braunkohleabbau<br />
in der Lausitz. Irgendwann war<br />
ihr klar: Mit Protesten allein komme ich<br />
nicht weiter –ich schaue lieber, wie ich<br />
der Natur dabei helfen kann, zu sich<br />
selbst zurückzufinden.<br />
Zunächst einmal wurde sie aber<br />
Diplombiologin im Umweltbereich. Als<br />
2010 eine Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
festlegte, dass freie<br />
Landschaften künftig ausschließlich mit<br />
heimischen Vorkommen begrünt werden<br />
dürfen, sah sie ihre Chance: Endlich<br />
selbst etwas tun, nicht nur dokumentieren,<br />
was verschwunden ist, sondern aktiv<br />
daran arbeiten, Landschaften wieder<br />
aufleben zu lassen.<br />
Hierfür brauchte es aber nicht nur<br />
Know-how über Renaturalisierungstechniken,<br />
sondern auch das entsprechende<br />
Saatgut –und so machte sich Christina<br />
Grätz im Jahr 2011 nicht nur als<br />
Expertin für Rekultivierung selbstständig,<br />
sondern auch gleich als Produzentin<br />
von Wildpflanzen. „Na gola“ kommt<br />
aus dem Sorbischen und bedeutet „auf<br />
der Heide“.<br />
Der Start war rasant, in der Branche<br />
kannte man sie und beauftragte<br />
Christina Grätz mit Gründer-Daumen ZAPPNER<br />
sie gern –bereits im ersten Jahr stellte<br />
sie mehrere Mitarbeiter ein. Heute<br />
beschäftigt sie über 20 Fachleute aus<br />
verschiedenen Bereichen: Vonder Landwirtschaftsmeisterin<br />
über den promovierten<br />
Biologen bis zur Forstwirtin. Alle<br />
arbeiten auf Augenhöhe miteinander,<br />
ergänzen sich gegenseitig, bringen ihre<br />
jeweiligen Perspektiven ein. Auch bevor<br />
neue Stellen geschaffen werden, schaut<br />
das Team gemeinsam: Was brauchen<br />
wir eigentlich genau?<br />
Christina Grätz schätzt die kollegiale,<br />
freundschaftliche Atmosphäre<br />
in ihrer Firma sehr, ist sich aber auch<br />
bewusst, dass sie von ihrem Team<br />
nicht das gleiche Engagement wie von<br />
sich selbst erwarten kann. „Man muss<br />
begreifen, dass man auf der anderen<br />
Seite des Tisches sitzt.“ Ihre Firma ist<br />
ihr Lebenselixier,sie brennt für sie –so<br />
sehr, dass sich ihr Umfeld immer mal<br />
wieder Sorgen macht. Diese Sorge hält<br />
sie aber für unbegründet: „Meine Arbeit<br />
macht mich glücklich, ich brenne nicht<br />
aus, sondern heller, weil ich nur Dinge<br />
tue, die ich gern tue.“<br />
Ein paar hilfreiche Prinzipien hat sie<br />
dabei für sich entwickelt: Zum Beispiel<br />
hält sie Arbeits- und Wohnort strikt getrennt.<br />
Auf dem halbstündigen Hinweg<br />
ist Zeit, umsich auf den Tagvorzubereiten,<br />
und der Rückweg hilft, den Kopf<br />
wieder frei zu bekommen. Außerdem:<br />
„Eine gute Selbsteinschätzung darüber,<br />
welche Tätigkeiten man gut kann und<br />
welche man besser abgeben sollte, halte<br />
ich für essentiell.“ Christina Grätz<br />
schreckt nicht vor weiteren Expansionen<br />
zurück: Gewinnmaximierung ist<br />
dabei nicht das Ziel –noch mehr Landschaften<br />
wiederherzustellen, das ist<br />
und bleibt ihr Antrieb.<br />
Als deGut-Repräsentantin gehört<br />
Grätz zu den Vorzeige-Gründerinnen. Wie<br />
auch die anderen diesjährigen deGUT-<br />
Repräsentanten ist Christina Grätz auf<br />
der Messe persönlich anwesend. Am<br />
13. Oktober um 13.05 Uhr erzählt sie<br />
auf dem „Marktplatz“ ihre Gründungsgeschichte<br />
und steht für Fragen den interessierten<br />
Besuchern, die eine Selbstständigkeit<br />
oder Gründung planen auf<br />
der Messe zur Verfügung. (jme.)
EIN VERLAGSTHEMA DER BERLINER ZEITUNG<br />
GRÜNDER- UND UNTERNEHMERTAGE<br />
................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />
NUMMER 234 •8.OKTOBER 2018 SEITE 15<br />
APP FÜR BLINDE UND GEHÖRLOSE<br />
Kinoerlebnis<br />
barrierefrei<br />
Für gehörlose und blinde Menschen<br />
ist der Kinobesuch ein Problem. Die<br />
wenigstens Filme werden mit Untertiteln<br />
gezeigt –mit Audiodeskription erst<br />
recht nicht. Die deGUT Repräsentatin<br />
Seneit Debese hatte bei der Arbeit an<br />
einer Reportage über eine blinde Läuferin<br />
bereits 2012 ihr persönliches Aha-<br />
Erlebnis. Dieses Erlebnis ließ Seneit Debese<br />
nicht mehr los. Ihr wurde bewusst,<br />
dass es beim Thema Inklusion nicht nur<br />
um rechtliche Ansprüche geht, sondern<br />
dass es auch Aufgabe der Gesellschaft<br />
sein muss, im täglichen Leben hinzuschauen<br />
und Lösungen für ein barrierefreies<br />
Miteinander zufinden.<br />
Debese entwickelte zusammen mit<br />
einem technischen Partner die App Greta.<br />
Als sich parallel die Richtlinien in der<br />
deutschen Filmförderung änderten, die<br />
vorsehen, dass nur noch Produktionen<br />
gefördert werden, die Audiodeskriptionen<br />
und Untertitel anbieten, gab ihr dies<br />
einen weiteren Motivationsschub, sowohl<br />
blinden als auch gehörlosen Menschen<br />
ein Angebot zu machen.<br />
Parallel arbeitet das Unternehmen<br />
schon an der nächsten Innovation:<br />
Greta &Starks hat spezielle Headsets<br />
entwickelt, die durch Augmented Reality-Technologie<br />
Untertitel in diversen<br />
Fassungen auf die Leinwand projizieren.<br />
So können weitere Barrieren abgebaut<br />
werden: Nicht nur die zwischen<br />
gehörlosen und hörenden Menschen,<br />
sondern auch die zwischen Menschen<br />
unterschiedlicher Sprachen.<br />
Letztes Jahr ist Greta & Starks im<br />
bundesweiten Unternehmewettbewerb<br />
KfW Award Gründen 2017 als Landessieger<br />
für Berlin ausgezeichnet worden.<br />
Menschen mit kleinen Körpergrößen modeln für Kleidung eines außergewöhnlichen Modelabels.<br />
DEGUT-REPRÄSENTANTIN SEMA GEDIK GRÜNDETE DAS LABEL „AUF AUGENHOEHE“<br />
Webshop mit Kleidungfür kleinwüchsigeMenschen<br />
Kleidung zu entwerfen, die der Persönlichkeit<br />
des Einzelnen Raum<br />
lässt, das motivierte Sema Gedik,<br />
als sie mit ihrem Modedesign-Studium<br />
an der Hochschulde für Technik und<br />
Wirtschaft in Berlin begann. Ihre kleinwüchsige<br />
Cousine teilte die gleiche<br />
Leidenschaft für Mode –doch passende,<br />
schön designte Kleidung fand sie<br />
kaum. Gedik sah die Marktlücke, arbeitete<br />
sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit<br />
ein und stellte fest, dass es allein<br />
schon an Konfektionsgrößen fehlte, die<br />
die Proportionen von kleinwüchsigen<br />
Menschen berücksichtigen.<br />
Es musste also erst einmal eine internationale<br />
Größentabelle her. Zusammen<br />
mit ihren Mitstreitern Elisabeth<br />
Kitzerow, Jan Siegel und Natalia Wisniewski<br />
legte Sema Gedik los, zunächst<br />
auf eigene Kosten, ab Sommer 2017<br />
bekamen sie Unterstützung durch das<br />
<strong>Berliner</strong> Startup Stipendium. Mithilfe<br />
von Reihenmessungen konnten sie die<br />
Größentabelle weiterentwickeln und im<br />
intensiven Austausch mit ihrer Zielgruppe<br />
Prototypen fertigstellen. Im Herbst<br />
2017 gründete die Studentin mit ihrem<br />
Wegbegleiter, dem Produktmanager Jan<br />
Siegel, ihre Firma. Eine Crowdfunding-<br />
Kampagne diente als Starthilfe und als<br />
Testballon, ob ihr Modell funktioniert.<br />
Sowohl finanziell als auch logistisch<br />
ging das Experiment auf: Sie erreichten<br />
ihr Finanzziel und konnten die Ware<br />
in der angepeilten Zeit ausliefern. Im<br />
April 2018 starteten sie den Online-<br />
Shop und erhalten bereits ohne großen<br />
Marketingaufschlag regelmäßig Bestellungen.<br />
Ein besonderer Erfolg: Retouren,<br />
ein massives Problem vieler Webshops,<br />
gab es bisher nicht. In weniger<br />
als einer Handvoll Fällen gab es noch<br />
Änderungswünsche.<br />
So überrascht es nicht, dass ihre<br />
Unternehmung auch schon das Interesse<br />
von Investoren geweckt hat. Gedik<br />
und Siegel bevorzugen ein solides Geschäftsmodell:<br />
Sie möchten nachhaltig<br />
und selbstbestimmt wachsen. Sie setzen<br />
bei der Produktentwicklung und im<br />
Vertrieb auf Kooperationen – und auf<br />
ihre Förderer,die ihnen derzeit beispielsweise<br />
Reisen zu Messen finanzieren<br />
ANNA SPINDELNDREIER<br />
oder sie mit kostenloser Rechtsberatung<br />
unterstützen. Gewinne und Preisgelder<br />
werden transparent im Team aufgeteilt,<br />
feste Gehälter können sie derzeit<br />
noch nicht auszahlen. Dennoch bleiben<br />
alle Beteiligten an Bord.<br />
Denn sie sind davon überzeugt, dass<br />
das Konzept von Auf Augenhoehe aufgehen<br />
wird. Die glücklichen Gesichter ihrer<br />
Kunden zu sehen, wenn sie erstmals<br />
richtig gut sitzende Kleidung tragen,<br />
ist ihnen Bestätigung und Motivation<br />
zugleich. Inklusion bedeutet für Gedik<br />
übrigens nicht, ihr Angebot als „Nische“<br />
zu verstehen.<br />
Am 13. Oktober um 14.45 Uhr erzählt<br />
sie auf dem „Marktplatz“ der de-<br />
Gut ihre Gründungsgeschichte. (jme.)<br />
MEETINGS MIT EXPERTEN<br />
SpeedDating<br />
verfolgen<br />
Auch in diesem Jahr kann das<br />
Messepublikum Start-ups dabei<br />
zuschauen, wie sie auf den Deutschen<br />
Gründer- und Unternehmertagen<br />
(deGUT) ihr Geschäftskonzept vorstellen.<br />
Am 13. Oktober erläutern Gründer<br />
in sieben Minuten ihre Geschäftsidee.<br />
Die besten Konzepte erhalten ein<br />
Coaching zur Weiterentwicklung der<br />
Idee oder des Unternehmens.<br />
Das Erfolgsformat auf der deGUT<br />
wird in Kooperation mit dem Business<br />
Angels Club Berlin-Brandenburg e.V.<br />
(BACB) veranstaltet. Nadine Matthias,<br />
Projektleiterin der deGUT des Landes<br />
Berlin, über die fruchtbare Zusammenarbeit:<br />
„Die Begleitung durch Business<br />
Angels ist eine tolle Möglichkeit,<br />
um Projekten, die in den Startlöchern<br />
stehen, zum Durchbruch zuverhelfen.<br />
Daher freuen wir uns, dass sich auch<br />
in diesem Jahr Unternehmen beim<br />
SpeedDating präsentieren können und<br />
wir dank des BACB den deGUT-Besucherinnen<br />
und -Besuchern damit ein<br />
weiteres Highlight bieten.“<br />
Oliver Kirbach, Vorstandsmitglied<br />
des BACB, erläutert, wie wichtig das<br />
SpeedDating für die Start-ups ist:<br />
„Das SpeedDating 2018 steht unter<br />
dem Motto ‚Gemeinsam können wir<br />
mehr erreichen’. Zusammen mit der<br />
BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg<br />
und der BACB Beteiligungsgesellschaft<br />
bieten wir den Gründern dieses<br />
Jahr eine noch größere Bühne. Der<br />
Sieger qualifiziert sich automatisch<br />
für das BACB Matching Event und darf<br />
vor unseren Business Angels und der<br />
BACB Beteiligungsgesellschaft präsentieren.“<br />
(jme.)<br />
Anzeige<br />
Anzeige<br />
DIE IBB IST EIN STARKER PARTNER AN DER SEITE VON STARTUPS UND GRÜNDERN<br />
Online ganz leicht Förderungsmöglichkeiten finden<br />
Die Investitionsbank Berlin (IBB) ist Berlins Förderbank.<br />
Für Gründerinnen und Gründer bietet<br />
sie interessante Förderprogramme an. Darüber<br />
hinaus ist sie mit vier weiteren Förderinstituten<br />
Entwicklungspartner der neuen webbasierten<br />
„Gründerplattform“. Dessislawa Thordsen ist<br />
Kundenberaterin bei der IBB. Sie erzählt von den<br />
Förderprogrammen der IBB und der Tragweite der<br />
Gründerplattform.<br />
Viele Startups zieht es nach Berlin. Was macht<br />
die Stadt für Existenzgründer so spannend?<br />
Berlin ist nicht nur<br />
Stadt der Gründerinnen<br />
und Gründer, sie ist vor<br />
allem auch ein Ort der<br />
Kreativen. Das zeigt sich<br />
gerade im Bereich der digitalen<br />
Wirtschaft. Hier hat<br />
sich eine lebendige und<br />
innovative<br />
Gründerszene<br />
entwickelt, die auch international<br />
große Beachtung<br />
findet. Diese Szene lockt<br />
Berät Kunden: Des-<br />
inzwischen gut ausgebilsislawa<br />
Thordsen. IBB<br />
dete Menschen mit neuen<br />
Ideen, aber auch kapitalstarke<br />
Investoren aus al-<br />
eg<br />
ler Welt in die Stadt. Das macht die Stadt für<br />
-<br />
Gründer immer interessanter.<br />
opf<br />
Wasbietet die IBB angehenden Unternehmern an?<br />
Wir bieten ein breites Spektrum an Finanzierungsprodukten.<br />
Das fängt mit dem neuen Zu-<br />
-<br />
schussprogramm „GründungsBONUS“ an, führt<br />
über „Mikrokredite“ bis 25 000 Euro in einem<br />
-<br />
vereinfachten Antragsverfahren und geht bis<br />
ist<br />
hin zu „Berlin Start“, einem Kreditprogramm für<br />
-<br />
Gründer und junge Unternehmen mit einem Be-<br />
ist<br />
darf bis 500000 Euro. Für innovative Vorhaben<br />
und Unternehmen gibt es zudem noch weitere<br />
t<br />
Förderangebote, wie etwa unser Technologieförderprogramm<br />
Pro FIT. Wir sind natürlich auf<br />
-<br />
der neuen „Gründerplattform“ aktiv. Last but<br />
auf<br />
not least haben wir mit unserem Produkt „IBB<br />
MikroCrowd“ eine neue Form der Gründungsfinanzierung<br />
etabliert. Dabei werden Vorteile der<br />
-<br />
Crowdfinanzierung mit der Verlässlichkeit eines<br />
-<br />
Förderkredits verbunden. Die Crowd sorgt darü-<br />
-<br />
ber hinaus für einen frühzeitigen Markttest -und<br />
auf<br />
obendrein durch die Verbreitung über die sozialen<br />
Medien für einen zusätzlichen Werbeeffekt.<br />
Aus Begeisterung wird Business –mit der IBB haben Startups einen starken Partner an ihrer Seite.<br />
Bei dem Produkt arbeiten wir eng mit der Crowdfunding-Plattform<br />
„Startnext“ zusammen.<br />
Wo liegen die Vorteile eines staatlichen Förderprogrammes,<br />
das öffentliche Mittel im Rahmen<br />
spezieller Kredite weiterleitet?<br />
Allgemein gesagt, können Förderprogramme<br />
Unternehmensfinanzierungen sinnvoll ergänzen.<br />
Sie können ein wesentlicher Finanzierungsbestandteil<br />
sein, weil sie häufig Zuschüsse beinhalten,<br />
also nicht rückzahlbare Mittel, Bürgschaften<br />
oder auch Zinssubventionen.<br />
Mit welchen Fragen kommen Existenzgründer<br />
auf Sie zu?<br />
Die Gründerinnen und Gründer kommen schon<br />
in erster Linie mit Fragen rund um das Thema Finanzierungsmöglichkeiten<br />
zu uns. Sprechen sie<br />
uns in einer früheren Phase an, machen wir sie<br />
auf das Angebot des Businessplan-Wettbewerbs<br />
Berlin-Brandenburg (BPW) aufmerksam. Der BPW<br />
unterstützt Gründer in Berlin-Brandenburg bei<br />
der Erstellung ihres Geschäftskonzeptes. Hier<br />
können sie das Gründen lernen, ihr eigenes Netzwerk<br />
mit Hilfe des BPW auf- und ausbauen und<br />
mit der Expertise des Beraternetzwerkes offene<br />
Fragen klären. Alles natürlich kostenlos. Auch<br />
die alljährliche Startupnight, die wir unterstützen,<br />
und die ebenfalls einmal im Jahr stattfindende<br />
Gründermesse deGUT sind exzellente Foren für<br />
innovative Gründer.<br />
Was kann die Gründerplattform bewirken?<br />
Die Gründerplattform ist eine intuitiv bedienbare<br />
Plattform imInternet. Sie macht es Menschen,<br />
die gründen möchten, möglich, sich durch<br />
andere Gründerinnen und Gründer inspirieren zu<br />
lassen und eine Idee nach und nach zu einem<br />
Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Einsteiger<br />
können in kurzer Zeit einen detaillierten Businessplan<br />
erstellen. Die Gründerplattform gibt<br />
Orientierung, schlägt die passenden Finanzierungsmöglichkeiten<br />
vor und vermittelt Ansprechpartner,<br />
zum Beispiel bei Banken, Gründerzentren,<br />
Handels- und Handwerkskammern. Kurz<br />
gesagt: eine große Hilfe für alle Beteiligten.<br />
IBB<br />
Was gefällt Ihnen an der Gründerplattform?<br />
Die Gründerplattform kann den Weg in die<br />
Selbstständigkeit deutlich einfacher machen.<br />
Sie bündelt alle Förderangebote - und zwar<br />
genau dort, wosie weiterhelfen. Im laufenden<br />
Prozess können sich Gründer durch die jeweilige<br />
Kammer und Förderinstitution Unterstützung<br />
holen oder man gelangt direkt aus der Plattform<br />
heraus zupassenden Gründungswettbewerben.<br />
Kontakt und Beratung:<br />
Investitionsbank Berlin<br />
Kundenberatung Wirtschaftsförderung<br />
Bundesallee 210, 10719 Berlin<br />
Telefon: 030/21 25 47 47<br />
E-Mail: wirtschaft@ibb.de<br />
IBB: www.ibb.de/gruenden<br />
Gründerplattform: gruenderplattform.de<br />
GründungsBONUS<br />
als Initialzündung<br />
Und wieder gibt es ein neues, starkes Angebot<br />
für Gründer in Berlin. Seit dem Sommer<br />
bieten das Land Berlin und die Investitionsbank<br />
Berlin (IBB) den „GründungsBONUS“ an.<br />
Das Förderprogramm basiert auf Zuschüssen<br />
und richtet sich an Gründer, Kleinstunternehmen<br />
und Freiberufler mit Sitz in Berlin. Mit einer initialen<br />
Gründungsfinanzierung von 50 Prozent der<br />
förderfähigen Ausgaben, maximal 50000 Euro,<br />
sollen Existenzgründungen und Startups bei der<br />
Entwicklung, Umsetzung und Marktetablierung<br />
innovativer Produkte und Dienstleistungen maßgeblich<br />
unterstützt werden. Von der Förderung<br />
können Unternehmen profitieren, die nicht älter<br />
als zwölf Monate sind.<br />
Andreas Bißendorf, Geschäftsführer der programmumsetzenden<br />
IBB Business Team GmbH:<br />
„Das Programm wird sehr gut aufgenommen.<br />
Bereits die vor dem offiziellen Start am1.Juli<br />
eingegangenen knapp 200 formlosen Anträge<br />
haben uns ganz klar gezeigt, dass wir ein Förderinstrument<br />
ins Leben gerufen haben, auf das<br />
viele innovative Köpfe gewartet haben.“<br />
Gründer, die das Programm in Anspruch<br />
nehmen wollen, müssen über das elektronische<br />
Antragssystem einen Ausgabenplan und<br />
Businessplan einreichen. Nach erfolgreicher<br />
Prüfung dürfen sie ihr Vorhaben präsentieren.<br />
Ein Ausschuss entscheidet über die Höhe der<br />
Förderung. Diese kann in bis zu fünf Tranchen<br />
für entstandene Kosten in den folgenden zwei<br />
Jahren nach Antragstellung ausgezahlt werden.<br />
Ist vom Gründungsbonus überzeugt: Andreas Bißendorf,<br />
Geschäftsführer des IBB Business Teams.<br />
IBB
Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. 37|9.Oktober 2018<br />
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Aus dem Kanal gerettet.<br />
Taucher der Feuerwehr haben am<br />
Sonntagmorgen einen Menschen<br />
aus dem Teltowkanal in Tempelhof<br />
gerettet. Zeugen hatten kurznach<br />
8Uhr die Feuerwehr gerufen. Demnach<br />
hatte zuvor jemand am Uferrand<br />
geangelt und war dann verschwunden.<br />
Beidem Einsatz waren<br />
42 Feuerwehrleute am Ort. DerGerettete<br />
wurde in ein Krankenhaus gebracht.<br />
DerMariendorfer Damm<br />
musste gesperrtwerden.<br />
Beim Raub verletzt.<br />
Eine Rentnerin ist in Wedding bei einem<br />
Handtaschenraub schwer verletzt<br />
worden. Wiedie Polizei mitteilte,habe<br />
die 70-Jährige in der<br />
Nacht zum Sonntag die Müllerstraße<br />
in Höhe derTürkenstraße überquert,<br />
als ihr ein 18-Jähriger die Handtasche<br />
gewaltsam entriss.DreiZeugen<br />
alarmierten die Polizei und verfolgten<br />
den mutmaßlichen Räuber.An<br />
der Ecke Türkenstraße und Edinburger<br />
Straße konnte der junge Mann<br />
schließlich festgenommen werden.<br />
DieRentnerin war bei dem Überfall<br />
gestürzt und musste mit Kopf- und<br />
Armverletzungen ins Krankenhaus<br />
eingeliefertwerden.<br />
Zusammengestoßen.<br />
Beieinem Unfall inWilmersdorfsind<br />
am Sonnabend sechs Menschen verletzt<br />
worden. Am Bundesplatz, Ecke<br />
Wexstraße waren mehrereFahrzeuge<br />
zusammengestoßen. Fünf<br />
Männer und eine Frau erlitten Verletzungen.<br />
Zuvorwar ein 73-Jähriger<br />
mit seinem Auto auf einen anderen<br />
Wagen aufgefahren, der bei Rotwartete.Daraufhin<br />
schleuderte der Senior<br />
mit seinem Wagen gegen weitereFahrzeuge.Die<br />
Feuerwehr war<br />
mit rund 30 Kräften vorOrt.<br />
Angezündet.<br />
Beieinem Oktoberfest auf einem<br />
Rummelplatz in Haselhorst ist ein<br />
Teil des Festzeltes in Brand geraten.<br />
Ausgelöst wurde das Feuer vermutlich<br />
durch einen Zündler.Der Veranstalter<br />
löschte das Feuer im Zitadellenweg<br />
in der Nacht zum Sonntag<br />
selbst. Verletzt wurde niemand. Der<br />
39 Jahrealte Verdächtige war nach<br />
den Löscharbeiten aufgefallen: Er<br />
hielt sich trotz mehrerer Verweise in<br />
einem an das Zelt grenzenden Bereich<br />
auf, der nicht für die Öffentlichkeit<br />
bestimmt war.Der Veranstalter<br />
und ein Gast hielten den<br />
Mann fest, bis die Polizei kam. (BLZ)<br />
An dieser Stelle berichten<br />
montags <strong>Berliner</strong> über ihren<br />
Berufsalltag. Heute:<br />
Jörg Schubbert. Der Bäckermeister<br />
bäckt Brot und Brötchen<br />
nach alter Tradition, auch Kuchen,<br />
Streuselschnecken und Kekse.<br />
Wenn er am frühen Morgen seinen<br />
Laden in der Palisadenstraße in<br />
Friedrichshain öffnet, steht schon<br />
eine Warteschlange vorder Tür.<br />
Im Laden von Bäckermeister Jörg<br />
Schubbert riecht es so, wie es in einem<br />
richtigen Bäckerladen riechen<br />
muss: Intensiv nach frischem Brot<br />
und geröstetem Mehl, süßlich nach<br />
Kuchen und Gewürzenwie Zimt, Vanille,Orange.<br />
In großen Körben liegen die<br />
Schrippen und Roggenbrötchen. In<br />
den Regalen stapeln sich mindestens<br />
ein Dutzend verschiedene Brotsorten.<br />
Hinter dem Glas der Ladentheke<br />
liegen Pflaumen- und Schokoladenkuchen,<br />
Apfeltaschen und<br />
Streuselschnecken. Vom Verkaufsraum<br />
aus kann man in die Backstube<br />
schauen. Es ist kurz nach 10 Uhr an<br />
diesem Morgen. Bäcker Schubbert<br />
und seine Mitarbeiter säubern gerardedie<br />
Maschinen und kehren den<br />
Boden. Nur der Konditor werkelt<br />
noch in einem kleinen Raum.<br />
Für die anderen ist die Arbeit getan.<br />
Damit die Kunden ab 6Uhr ihre<br />
frischen Schrippen kaufen können,<br />
fangen der Bäcker, die Gesellen und<br />
der Lehrling gegen 2Uhr,also mitten<br />
in der Nacht, mit der Arbeit an. Denn<br />
bei Schubbertwerden keineTeigrohlinge<br />
aufgetaut und in den Ofen geschoben.<br />
Hier werden Mehl, Wasser,<br />
Salz und Hefe zu Teig angesetzt, der<br />
dann einige Stunden ruhen darf, bevor<br />
ergewogen, geformt und gebacken<br />
wird. Manchmal werden dem<br />
Teig noch Karotten, Walnüsse oder<br />
Kümmel beigemischt. Es sei wie<br />
beim Wein, sagt der Bäcker.„Zeit ist<br />
Geschmack: Das Produkt muss sich<br />
entwickeln können, es muss reifen.<br />
Erst dann entwickeln sich die Aromen<br />
und auch die Bekömmlichkeit.“<br />
Dassei gutes Handwerk.<br />
Wenn er nach zehn Uhrdie Backstube<br />
verlässt, muss er manchmal<br />
noch Bestellungen und Büroarbeiten<br />
erledigen oder für Laden einkaufen.<br />
Dann fährt ernach Hause, legt<br />
sich um 13 Uhr schlafen, verbringt<br />
den frühen Abend mit seiner Frau<br />
und den zwei Söhnen und geht noch<br />
mal kurz ins Bett. Um 1Uhr ist die<br />
Nacht für ihn vorbei.<br />
Jörg Schubbert, 1969 in Greifswald<br />
geboren, ging schon als Kind<br />
gern für die Familie Frühstücksbrötchen<br />
holen und wusste schon als<br />
Um 1Uhr ist die<br />
Nacht vorbei<br />
Bäckermeister Jörg Schubert backt<br />
noch nach alter Tradition.<br />
Und experimentiert<br />
Qualität ist wieder gefragt: Bäckermeister Jörg Schubbert<br />
Name: Jörg Schubbert<br />
Beruf: Bäckermeister<br />
VonMartina Doering<br />
MEINE WOCHE<br />
BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />
Wasverdient man in dem Beruf? „Ein Geselle verdient bis zu 2200 Euro plus Nachtschicht-<br />
Zuschläge.“<br />
Wiewar Ihre Ausbildung? Lehre, Geselle, Meister<br />
Wielangearbeiten Sie pro Woche? 50 bis 60 Stunden<br />
Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen? Aufjeden Fall!<br />
Knirps, dass er mal Bäcker werden<br />
möchte. 1984 waren die Eltern nach<br />
Berlin gezogen, wo Jörg Schubbert<br />
nach dem Schulabschluss bei einem<br />
Bäcker in Ahrensfelde in die Lehre<br />
ging. Als Geselle arbeitete er nach<br />
dem Mauerfall 1989 dann noch in einigen<br />
anderen Bäckereien, zum Beispiel<br />
in einem Betrieb in Charlottenburg.„Ich<br />
wollte bei den anderen dazulernen,<br />
zumal sich mit der Wende<br />
einiges änderte: Im Westen gab es<br />
mehr Technik, im Osten hatten wir<br />
mehr mit der Hand gemacht,“ erzählt<br />
der 49-Jährige.Von einem Revival<br />
der Ostschrippen-Legende hält<br />
er nix: „Die kann man nicht mehr<br />
nachbacken. Das Mehl heute ist<br />
ganz anders.“<br />
1995 hat Jörg Schubbert seinen<br />
Meister gemacht und den Laden in<br />
der Palisadenstraße übernommen.<br />
Er war zu dieser Zeit der jüngste<br />
Meister mit eigenem Laden in Berlin.<br />
„Am Anfang war es schon etwas<br />
schwierig,“ sagt der Bäcker. „Die<br />
Leute sahen weniger auf die Qualität,<br />
sie achteten mehr auf die –sehr<br />
luftige – Größe und die kleinen<br />
Preise. Große Bäckerei-Ketten hatten<br />
Erfolg, die kleinen hatten immer<br />
mehr Probleme.“<br />
Inzwischen besinnen sich die<br />
Kunden mehr auf Qualität, traditionell<br />
gebackenes Brot ist wieder gefragt.<br />
„Doch man muss immer etwas<br />
Neues ausprobieren,“ sagt Jörg<br />
Schubbert. Die Butter wird zwar in<br />
der Streuselschnecke bleiben, aber<br />
er experimentiert. So hat JörgSchubbert<br />
das „Urkorn-Brot“ ohne Hefe<br />
kreiert, dessen Herstellung 24 Stunden<br />
dauert.<br />
Eine Herausforderung für jede<br />
traditionelle Bäckerei sei es, die Verkaufsmengen<br />
gut zu planen: Werde<br />
zu viel gebacken, bleibe es liegen.<br />
„Wirdzuwenig produziert, meckern<br />
die Leute,wenn sie am Spätnachmittag<br />
leere Regale vorfinden.“ Inzwischen<br />
laufe es aber ganz gut: Einmal<br />
im Monat kommen Kindergruppen<br />
aus Kitas und backen ihr eigenes<br />
Brot –und lernen so auch den Wert<br />
des Brotes schätzen. Im Laden gibt<br />
es einen Imbiss, wo man frühstücken<br />
und Kaffee trinken kann.<br />
DieWeihnachtszeit ist schon vorgeplant.<br />
Jörg Schubbert hat Großbestellungen<br />
für seine Mohnstollen<br />
in einem Buch stehen. Ende Oktober<br />
fangen die Mitarbeiter in der Bäckerei<br />
an, Dominosteine und Stollen<br />
herzustellen. Und ein Wochenende<br />
haben sich die Schubberts freigehalten.<br />
Dann werden beide mehr als<br />
drei Dutzend Hexenhäuschen bauen<br />
–aus Lebkuchenteilen, die sie zusammenkleben<br />
und verzieren.<br />
Dachgeschoss<br />
in<br />
Flammen<br />
85 Feuerwehrleute<br />
waren im Einsatz<br />
Ein Dachgeschossbrand sorgte<br />
am späten Sonntagnachmittag<br />
in Lankwitz für einen Großeinsatz<br />
der Feuerwehr. In der Brotteroder<br />
Straße stand ab 16.30 Uhr aus noch<br />
ungeklärter Ursache ein Dach in<br />
Flammen. Laut Feuerwehr bekämpften<br />
zunächst gut 85 Einsatzkräfte<br />
den Brand. Alle Bewohner<br />
mussten das Haus verlassen. Die<br />
Lage sei unter Kontrolle, der Einsatz<br />
werdeaber noch die ganzeNacht andauern,<br />
teilte die Feuerwehr am<br />
Abend mit. Es würden sich noch<br />
Glutnester in der Dachkonstruktion<br />
des Altbaus befinden, die Nachlöscharbeiten<br />
seien aufwendig. Verletzt<br />
wurde niemand. (kop.)<br />
GEWINNZAHLEN<br />
Lottozahlen: 2-21-26-27-33-45<br />
Superzahl: 3<br />
Spiel 77: 9009100<br />
Landeslotterie Super 6: 553468<br />
Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />
8=10Euro<br />
91 =25Euro<br />
600 =100 Euro<br />
5229 =1000 Euro<br />
08 415 =10000 Euro<br />
621 002 =100 000 Euro<br />
455 717 =100 000 Euro<br />
Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />
10 000 Euro auf die Nummer 6761 944.<br />
ARD-Fernsehlotterie:<br />
5355 108 gewinnt Mini Cooper<br />
2978 60 gewinnt Mini Cooper<br />
3995 423 gewinnt Reise in den Allgäu<br />
4014 052 gewinnt Reise nach Rügen<br />
8378 084 gewinnt 100 000 Euro<br />
Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />
5194 525 gewinnt 1000 000 Euro<br />
809 542 gewinnt 100 000 Euro<br />
79 397 gewinnt 10 000 Euro<br />
9822 gewinnt 1000 Euro<br />
45 gewinnt 10 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
BERLIN<br />
BEWEGER<br />
www.berliner-zeitung.de/sonderbeilagen<br />
BERLIN BEWEGER<br />
SICHERHEIT<br />
SICHERHEIT<br />
Lesen Sie<br />
morgen, den<br />
09.10.2018<br />
in Ihrer<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Die Themen in dieser Beilage<br />
Sicherheit in Berlin: Benötigen wir mehr Polizei?<br />
Hat Berlin ein Sicherheitsproblem? Stimmen aus Politik, Wissenschaft und Praxis<br />
Die Digitalisierung als (Un-)Sicherheitsfaktor<br />
DifferenzierteAnalyse vonChancen und Risiken im Datendschungel<br />
Sicher am Smartphone!<br />
Wiekönnen Eltern und Lehrer Risiken, aber auch Potentiale vermitteln?<br />
Sicherheitsberufe mit besonderer Verantwortung<br />
Ob Feuerwehrmann, Türsteher oder Expertefür IT-Sicherheit –die Berufsfelder sind vielfältig<br />
02 Soviel ist sicher
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 17 *<br />
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Brandenburg<br />
Beim Rennen des DuMont <strong>Berliner</strong> Verlages hat die Braunschimmelstute Sunnylea mit der Startnummer 12 gewonnen, vor El Donno mit der Nummer 6. SABINE GUDATH (7)<br />
Ein Club von Gewinnern<br />
Beim Rennen in Hoppegarten konnten sich viele Besitzer eines Pferdes<br />
über den Preis des DuMont <strong>Berliner</strong> Verlages freuen<br />
Zum Saisonfinale wurde am<br />
Sonntag auf der Rennbahn<br />
Hoppegarten den Besuchernnoch<br />
mal richtig was<br />
geboten. „Silbernes Pferd“, das älteste<br />
Pferderennen Deutschlands,<br />
das seine Premiere 1832 auf dem<br />
Tempelhofer Feld gefeiert hatte,<br />
kehrte nach Hoppegarten zurück,<br />
wo es zuletzt 1944 ausgetragen<br />
wurde. Inzwischen auch schon eine<br />
Tradition ist das Rennen des Du-<br />
Mont <strong>Berliner</strong>Verlages,das um 15.40<br />
Uhr auf dem Rennplan stand und<br />
nach dem Jens Kauerauf, der Geschäftsführer<br />
des Verlages, die Siegerehrung<br />
vornahm. Wobei es zu einem<br />
ungewöhnlichen Gedränge<br />
kam, denn das Siegerpferd, die<br />
Braunschimmelstute Sunnylea, hat<br />
nicht nur einen Besitzer.Kosten und<br />
Gewinne werden unter den Mitgliedern<br />
des erst im Februar gegründeten<br />
Galoppclubs Hoppegarten aufgeteilt.<br />
DerLesertag von<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
und <strong>Berliner</strong> Kurier lockte Tausende<br />
auf die Rennbahn, wo sie von der<br />
schwungvollen Musik des Blasorchesters<br />
Köpenick begrüßt wurden.<br />
Unter den Besuchern waren auch<br />
Claudia und Lutz Fuchs aus Neuenhagen.<br />
Siemag Renntage: „Wenn wir<br />
in Hoppegarten sind, bleibt zu<br />
Hause die Küche kalt.“ Die Wettscheine<br />
liegen vorihr.Lutz Fuchs erklärt<br />
die klare Aufteilung: „Meine<br />
Frau wettet.“ Die Wetterin umschreibt<br />
die Dimension dieser Geschäfte<br />
am Wettschalter:„Da geht es<br />
um ein oder zwei Euro. Manchmal<br />
auch um fünf.“ Ihr Mann klingt zufrieden<br />
mit dem Wettglück der Gattin:<br />
„Insgesamt sind wir immer noch<br />
im Plus.“<br />
Die beiden Freundinnen Claudia<br />
Quandt und Lucyna Recke fielen<br />
durch besonders elegante Hüte auf.<br />
Sie sind möglichst jeden Renntag in<br />
Hoppegarten, was Lucyna Recke<br />
ganz praktisch erklärt: „Wir sind Mitglieder<br />
im Rennklub und wollen das<br />
hier oft nutzen.“<br />
Der 75-jährige Rainer Liebezeit<br />
aus Marzahn kommt seit 1970 regelmäßig<br />
nach Hoppegarten. Auch<br />
diesmal war er wieder perfekt vorbereitet:<br />
Um den Hals trug er sein Fernglas<br />
und in der Innentasche seines<br />
Jacketts das Fachblatt für die Zocker<br />
der Rennbahn: „Das kaufe ich mir<br />
immer schon am Freitag und bereite<br />
mich vor.“<br />
VonAndreas Kurtz<br />
Vonlinks: Chefredakteur Elmar Jehn, Rennbahnbesitzer Gerhard Schöningh, Chefredakteur<br />
Jochen Arntz und Geschäftsführer Jens Kauerauf.<br />
Sylvia Böttger aus Kaulsdorf<br />
kommt zwei oder drei Mal pro Jahr<br />
auf die Rennbahn:„Ja, ich wette ganz<br />
gern mal. Und bin dabei, was Gewinne<br />
und Verluste anbelangt, im<br />
positiven Bereich.“ Eric Szkoda aus<br />
Schönefeld unternahm mit seinen<br />
Freunden Juliane Müller, Jessica<br />
Birkmann und Oliver Birkmann einen<br />
Sonntagsausflug auf die Rennbahn.<br />
Szkoda war in der Gruppe der<br />
Einzige mit Rennbahnerfahrung:<br />
„Ich war voriges Jahr schon mal<br />
hier.“ Jessica Birkmann wundertsich<br />
darüber,dass die meisten Besucher –<br />
anders als vermutet –ohne Kopfbedeckungen<br />
unterwegs waren: „Dass<br />
wir hier neu sind, erkennt man an<br />
den Hüten!“<br />
Innensenator Andreas Geisel verbrachte<br />
den Nachmittag auf der<br />
Klubtribüne: „An meinem Tisch sitzenpferdebegeisterte<br />
Franzosen. Ich<br />
bin ein Laie und taste mich erst langsam<br />
an das Thema heran. Heute mit<br />
einer Dreierwette. Bei der ich auch<br />
gewonnen habe, allerdings nur an<br />
Erfahrung.“ So gesehen ist alles gutgegangen,<br />
denn wenn ein Politiker<br />
gewinnt, könnte das zu Neidattacken<br />
führen.<br />
Ein Großteil des Reizes so eines<br />
Tages auf der Rennbahn besteht im<br />
unmittelbaren Erlebnis der Rennen,<br />
während sonst ja heute vieles auf<br />
mehr oder weniger großen Bildschirmen<br />
passiert. Eines der Rennen<br />
des Tages mussten die Gäste allerdings<br />
auf der 100 Quadratmeter<br />
großen LED-Wand der Rennbahn<br />
verfolgen. Der Prix del’Arc deTriomphe,<br />
das wichtigste Rennen mit<br />
den besten Pferden der Welt, wurde<br />
von der 1094 Kilometer entfernten<br />
Rennbahn Paris-Longchamp direkt<br />
übertragen.<br />
Undweil ein Großteil des Spaßes<br />
an einem Rennen im Wetten darauf<br />
besteht, konnten die Gäste in Hoppegarten<br />
auch dafürWettscheine abgeben.<br />
Der Hoppegartener Rennbahnbesitzer<br />
Gerhard Schöningh<br />
hatte die Gäste schon vordem ersten<br />
Rennen animiert, von Anfang an<br />
kleine Beiträge zu setzen: „Das sind<br />
dann Ihre Pferde und nicht irgendwelche,<br />
die da im Kreis laufen.“ Er<br />
kann genau sagen, wie bei ihm die<br />
Begeisterung für Pferderennen begann:<br />
„Als ich sechs Jahrealt war,begingen<br />
meine Eltern den großen<br />
Fehler, direkt neben eine Rennbahn<br />
zu ziehen …“<br />
Und sie fliegt<br />
Lokalmatadorin Sunnylea siegt beim Preis des DuMont <strong>Berliner</strong> Verlages –die Besitzergemeinschaft ist außer sich vor Freude<br />
Christine Schmidt mit kleinem Gewinn<br />
Susanne Ahrens und Hedwig Adomeit<br />
VonMarkus Lotter<br />
So einen ausgelassenen Jubel<br />
hatte man auf der Rennbahn<br />
Hoppegarten schon lange nicht<br />
mehr erlebt wie am Sonntagnachmittag<br />
nach dem Preis des DuMont<br />
<strong>Berliner</strong> Verlages. Für gewöhnlich<br />
sind die Rennpferdbesitzer, die Galopptrainer<br />
und schließlich auch die<br />
Jockeys doch eher zurückhaltend,<br />
wenn vor dem historischen Waagegebäude<br />
Pokale, Siegerschecks und<br />
dergleichen verteilt werden. Bloß<br />
keine Regung zu viel zeigen, Understatement<br />
als oberste Handlungsmaxime.<br />
Nach dem Rennen ist also<br />
vordem Rennen.<br />
Nach dem Sieg von Sunnylea im<br />
mit 9500 Euro dotierten Ausgleich-<br />
III-Rennen über die Distanz von<br />
1600 Metern ließen die Sieger ihrer<br />
Freude aber freien Lauf. Die Frauen<br />
und Männer der Besitzergemeinschaft,<br />
des erst im Februar gegründeten<br />
GaloppClubs Hoppegarten,<br />
fielen sich in die Arme, immer wieder.<br />
Jörg Sykora, der Vorsitzende der<br />
Besitzergemeinschaft, nahm von da<br />
und dort mit strahlenden Augen der<br />
Reihe nach Glückwünsche entgegen.<br />
Die Glückwünsche von Rennbahnbesitzer<br />
Gerhard Schöningh,<br />
die von Jens Kauerauf, der als Geschäftsführer<br />
des DuMont <strong>Berliner</strong><br />
Verlags die Siegerehrung vollzog,<br />
Geschäftsführer Jens Kauerauf (6.v.r.) und die Besitzergemeinschaft bei der Siegerehrung<br />
und natürlich auch die von all den<br />
anderen, die Teil der Familie Rennbahn<br />
Hoppegarten sind.<br />
Eine Nasenlänge Vorsprung<br />
Es ist schon etwas Besonderes,wenn<br />
eine Lokalmatadorin wie Sunnylea<br />
das Rennen macht. Wenn ein Pferd,<br />
dem man gar nicht so viel zugetraut<br />
hat, plötzlich bei immer wieder<br />
neuen Herausforderungen über sich<br />
hinauswächst. Neunmal war die<br />
vierjährige Stute nun für den GaloppClub<br />
Hoppegarten am Start, ist<br />
dabei sechsmal bereits ins Geld gelaufen,<br />
wobei ihr Auftritt beim Saisonfinale<br />
schon ein außergewöhnlicher<br />
war.<br />
Ruhig hatte es Jockey Andreas<br />
Helfenbein angehen lassen. Für den<br />
einen oder anderen Beobachter<br />
auch einen Tick zu langsam, weil<br />
sich im Schlussbogen zwischen den<br />
enteilten El Donno und Maya und<br />
dem Rest des Feldes doch eine womöglich<br />
viel zu große Lücke aufgetan<br />
hatte.Doch die Tochter vonJukebox<br />
Jury holte mächtig auf, flog an<br />
den von Andre Best gerittenen El<br />
Donno heran, um ihn auf dem letzten<br />
Meter noch um eine Nasenlänge<br />
zu überflügeln, wie das Zielfoto dokumentierte.<br />
DieZuschauer johlten, der Jockey<br />
gab sich mit dem Siegerpferdvor der<br />
Haupttribüne die Ehre, sagte wenig<br />
später: „Unglaublich, wie die heute<br />
wieder gekämpft hat. Ichmusste gar<br />
nicht so viel tun. Im Endeffekt lief alles<br />
nach Plan.“<br />
Im Hauptrennen des Tages, dem<br />
Gruppe-III-Rennen „Silbernes<br />
Pferd“ sicherte sich ein altbekanntes<br />
Erfolgsduo, nämlich Jockey Andrasch<br />
Starke und Trainer Peter<br />
Schiergen aus Köln, den Sieg. Der<br />
von ihnen gerittene beziehungsweise<br />
trainierte dreijährige Hengst<br />
Nikkei erwies sich über die 3000-<br />
Meter-Distanz als der beste Steher<br />
des Tages,rettete sich gegen den aufkommenden<br />
Moonshiner und Adler<br />
ins Ziel.<br />
„Ich wusste nach dem letzten<br />
Rennen, dass er ein gutes Pferd ist,<br />
wusste aber auch, dass es ein gewaltiger<br />
Sprung ist, den er heute bewältigen<br />
musste. Eigentlich war er im<br />
Ausgleich II genannt, die Nachnennung<br />
hat mich selber etwas überrascht.<br />
Diehatte sicher das Ziel, hier<br />
heute eine Platzierung zu ergattern.<br />
Der Rennverlauf war aber perfekt<br />
und die Zeichen standen eigentlich<br />
schon Mitte der Geraden auf Sieg“,<br />
sagte Starke.<br />
Innensenator Andreas Geisel<br />
Die Rennbahn wargut besucht.
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Lokalsport<br />
Regionalliga, 12. Spieltag<br />
FSV Budissa Bautzen−1.FCLok Leipzig 0:2<br />
<strong>Berliner</strong> FC Dynamo−Viktoria 89 Berlin 1:1<br />
VfB Auerbach−FCOberlausitz 0:2<br />
SV Babelsberg 03−Bischofswerdaer FV 1:0<br />
Rot-Weiß Erfurt−ZFC Meuselwitz 2:1<br />
Chemnitzer FC −Wacker Nordhausen 2:0<br />
<strong>Berliner</strong> AK 07−Optik Rathenow 2:0<br />
Union Fürstenwalde−VSG Altglienicke 3:2<br />
Germania Halberstadt −Hertha BSC II 1:1<br />
1Chemnitzer FC 12 31: 9 36<br />
2 <strong>Berliner</strong> AK 07 12 20: 12 26<br />
3 Hertha BSC II 12 26: 14 24<br />
4 Wacker Nordhausen 12 14: 7 23<br />
5Rot-Weiß Erfurt 12 18: 11 20<br />
6 Viktoria 89 Berlin 12 18: 15 18<br />
7 SV Babelsberg 03 12 19: 16 17<br />
8 FC Oberlausitz 12 17: 18 17<br />
9 <strong>Berliner</strong> FC Dynamo 12 13: 22 15<br />
10 Bischofswerdaer FV 12 11: 14 14<br />
11 FSV Budissa Bautzen 12 8: 15 14<br />
12 Germania Halberstadt 12 16: 16 13<br />
13 ZFC Meuselwitz 12 21: 22 13<br />
14 Union Fürstenwalde 12 15: 21 13<br />
15 1. FC Lok Leipzig 12 13: 16 12<br />
16 VSG Altglienicke 12 17: 23 12<br />
17 VfB Auerbach 12 11: 17 12<br />
18 Optik Rathenow 12 9: 29 4<br />
Oberliga, 9. Spieltag<br />
FUSSBALL<br />
Malchow−Lichtenberg 47 0:9 (0:4)<br />
Greifswalder FC−Wismar 1:0 (1:0)<br />
CFC Hertha 06 −Torgelow 5:0 (3:0)<br />
Strausberg−Neustrelitz 2:3 (1:0)<br />
Tennis Borussia−Hansa Rostock II 3:1 (2:1)<br />
Lok Stendal−BSC Süd 4:2 (3:0)<br />
Staaken−Hertha Zehlendorf 2:3 (2:2)<br />
Blu-Weiß 90 −Altlüdersdorf 1:1 (0:0)<br />
1Lichtenberg 47 9 24: 3 23<br />
2 Greifswalder FC 9 21: 9 22<br />
3TeBe 9 18: 10 20<br />
4 Neustrelitz 9 14: 8 18<br />
5CFC Hertha 06 9 19: 15 16<br />
6 Hansa II 9 19: 10 15<br />
7 Hertha Zehlendorf 8 12: 7 15<br />
8Strausberg 9 16: 15 15<br />
9 Staaken 9 18: 18 9<br />
10 Wismar 9 7: 13 9<br />
11 Torgelow 9 10: 20 8<br />
12 Altlüdersdorf 8 10: 16 7<br />
13 BSC Süd 9 10: 19 7<br />
14 Lok Stendal 9 12: 20 5<br />
15 BW 90 Berlin 9 2: 13 5<br />
16 Malchow 9 8: 24 4<br />
Berlin-Liga, 10. Spieltag<br />
Empor Berlin−Rudow 3:1 (1:0)<br />
SFC Stern−TuS Makkabi Berlin 0:0<br />
Frohnau−Spandauer Kickers 0:1 (0:1)<br />
<strong>Berliner</strong> SC−Dersimspor Berlin 4:2 (2:1)<br />
Tasmania Berlin −Croatia Berlin 3:0 (1:0)<br />
Sparta Lichtenberg −BFC Preussen 4:0 (3:0)<br />
Hellas-Nordwest −FSV B. Stralau 3:0 (2:0)<br />
Eintr.Mahlsdorf−Türkiyemspor Berlin 3:1 (2:0)<br />
1Sparta Lichtenberg 10 31: 11 22<br />
2 Eintr.Mahlsdorf 10 25: 10 21<br />
3 <strong>Berliner</strong> SC 10 17: 13 20<br />
4 Tasmania Berlin 10 26: 13 19<br />
5 SFC Stern 10 21: 10 19<br />
6 Empor Berlin 10 19: 15 18<br />
7 Rudow 10 18: 13 16<br />
8 TuSMakkabi Berlin 10 13: 11 14<br />
9 Croatia Berlin 10 15: 22 14<br />
10 Hellas-Nordwest 10 16: 16 13<br />
11 Türkiyems. Berlin 10 14: 15 13<br />
12 Dersimspor Berlin 10 12: 20 12<br />
13 Spandauer Kickers 10 13: 24 10<br />
14 SC Charlottenburg 9 12: 17 9<br />
15 BFC Preussen 10 17: 26 9<br />
16 FSV B. Stralau 10 8: 16 8<br />
17 Frohnau 10 10: 18 5<br />
18 Reinickendorfer Füchse 9 10: 27 2<br />
Brandenburgliga, 7. Spieltag<br />
MSV Neuruppin −Falkensee/Finkenkrug 2:1<br />
Grün-Weiß Lübben−WerderanerFCViktoria 2:4<br />
TuSSachsenhausen−TSG Einheit Bernau 1:0<br />
Grün-Weiss Brieselang−Union Klosterfelde 4:2<br />
SV BW Petershagen −BSC Preußen 07 1:2<br />
1. FC Frankfurt(Oder)−Oranienburger FC 1:1<br />
FSV Bernau−FVPreussen Eberswalde 3:1<br />
1Werderaner FC Viktoria 7 15: 7 19<br />
2 Oranienburger FC 7 14: 6 16<br />
2MSV 1919 Neuruppin 7 14: 6 16<br />
4TSG Einheit Bernau 7 17: 10 15<br />
5 FSV Bernau 7 12: 9 14<br />
61. FC Frankfurt(Oder) 7 15: 8 11<br />
7TuSSachsenhausen 7 12: 7 11<br />
8Victoria Seelow 6 15: 9 10<br />
9Union Klosterfelde 7 14: 17 10<br />
10 Preussen Eberswalde 7 15: 9 8<br />
11 Grün-Weiss Brieselang 7 15: 19 8<br />
12 SV Grün-Weiß Lübben 7 16: 21 6<br />
13 SV BW Petershagen 7 10: 14 4<br />
14 FC Eisenhüttenstadt 6 5: 17 4<br />
15 BSC Preußen 07 7 6: 19 3<br />
16 Falkensee/Finkenkrug 7 4: 21 1<br />
Nächste Spiele:<br />
Victoria Seelow−FCEisenhüttenstadt Mi., 19.30<br />
Einsatz ist Trumpf: Die B-Junioren des 1. FC Union Berlin und von Hertha BSC wollen sich für höhere Aufgaben in der Zukunft empfehlen.<br />
Besuch bei den Euphorischen<br />
WarumimErstligaduell der B-Junioren von Hertha BSC und Union die Spieler-Mütter und Scouts aufgeregt sind<br />
VonMichael Jahn<br />
Sie wollen ganz nah dran<br />
sein am Geschehen. Fünf,<br />
sechs Frauen sitzen dichtgedrängt<br />
und aufgereiht<br />
wie auf einer Perlenschnur auf steinernen<br />
Traversen. Der Schauplatz<br />
ist das Hanns-Braun-Stadion auf<br />
dem Olympiagelände in Berlin. Es<br />
sind die Mütter der jungen Burschen,<br />
die vorihnen auf dem Rasen<br />
hart anihrem Traum arbeiten, einmal<br />
Fußballprofi zu werden. Die<br />
Frauen sind aufgeregter als ihre<br />
Söhne. Sie gestikulieren, sie rufen,<br />
sie fiebern mit. Auch Monika Dardai<br />
ist vor Ort. Die Frau von Herthas<br />
Profi-Cheftrainer Pal Dardai<br />
beobachtet dieses Mal ihren Sohn<br />
Marton, der mit der Rückennummer<br />
8eine der Stützen von Herthas<br />
U17-Bundesligateam ist.<br />
Am Sonnabendmittag herrscht<br />
bestes Fußballwetter, als sich die<br />
jungen Herthaner von Cheftrainer<br />
Andreas „Zecke“ Neuendorf, 43, mit<br />
der U17-Mannschaft des Lokalrivalen<br />
1. FC Union messen. Das ist in<br />
der B-Junioren-Bundesliga, Staffel<br />
Nordost, der Vergleich des Tabellenführers<br />
Hertha gegen den Siebten<br />
Union. Undesist auch ein Duell der<br />
beiden besten Torjäger der Liga.<br />
Unions Mittelstürmer Fisnik Asllani,<br />
ein 1,86 Meter großer Schlacks,steht<br />
nach acht Spieltagen bei stattlichen<br />
elf Treffern. Auf zehn Tore kommt<br />
Herthas Mittelstürmer Emincan Tekin,<br />
ein wendiger, nur 1,66 Meter<br />
großer Angreifer. Unterschiedlicher<br />
könnten zwei zentrale Angreifer<br />
kaum sein. Werwird sich durchsetzenim<strong>Berliner</strong><br />
Derby?<br />
Asllanis schöne Bogenlampe<br />
Auf den Traversen haben sich nicht<br />
nur die Mütter und Väter der jungen<br />
Spieler – die meisten Kicker<br />
vom Geburtsjahrgang 2002 – versammelt.<br />
Auch zahlreiche Scouts<br />
anderer Klubs beobachten das Geschehen.<br />
Sie kommen vor allem<br />
vomVfL Wolfsburg, vonRBLeipzig,<br />
auch von Bayern München. „Oft<br />
tummeln sich auch Abgesandte<br />
von englischen Premier-League-<br />
Klubs bei unseren Spielen“, sagt<br />
Zecke Neuendorf, der einst 149<br />
Bundesligaspiele für Hertha bestritt<br />
und bei den Fans Kultstatus<br />
erlangte. „Dieses Scouting ist<br />
längst normal, aber unsere Jungs<br />
wissen, dass die Chance bei uns<br />
groß ist, einmal Profi zu werden.“<br />
Dass bei Hertha BSC unter dem<br />
Dach der vereinseigenen Akademie<br />
eine hervorragende Jugendarbeit<br />
geleistet wird, ist auch<br />
in anderen europäischen<br />
Ländern längst<br />
angekommen.<br />
Kurz vor dem Anpfiff<br />
am Sonnabend<br />
sagt Neuendorf: „Das<br />
ist ein sehr wichtiges<br />
Spiel für uns. Nach<br />
sechs Siegen und einem<br />
Unentschieden<br />
haben wir zuletzt unglücklich<br />
gegen Tennis<br />
Borussia mit 0:1<br />
verloren. Wir wollen<br />
an der Tabellenspitze<br />
bleiben.“ DemTrainer<br />
fehlt in Mittelfeldmann Lazar Samardzic<br />
eines der größten Talente.<br />
Der erlitt eine Kreuzbandverletzung<br />
und fällt länger aus. „Das ist<br />
auch schlecht für unseren Torjäger<br />
Tekin“, glaubt Monika Dardai,<br />
„denn Samardzic ist ein toller Vorlagengeber.“<br />
Die Frau des Profi-Cheftrainers<br />
ist die wohl meist beschäftigte Fußballer-Mutter<br />
in Berlin. Sohn Palko,<br />
18 Jahre jung, hat es schon in den<br />
Profikader der Hertha geschafft.<br />
Marton, 16, gehört inzwischen zur<br />
deutschen U17-Nationalmannschaft<br />
und Bence, der jüngste Dardai-Sohn,<br />
ist 12 Jahre jung und<br />
spielt bei Herthas U14-Team bereits<br />
eine sehr gute Rolle.<br />
Marton, ein körperlich gut ausgebildeter<br />
Spieler, agiert gegen<br />
Union in der Innenverteidigung, ist<br />
eigentlich ein sogenannter Sechser,<br />
ein defensiver Mittelfeldmann<br />
wie einst sein Vater. Doch in der<br />
deutschen U17-Auswahl sieht man<br />
ihn im Moment eher weiter hinten<br />
in der Defensive.<br />
Unions Nachwuchs beginnt<br />
konzentriert, zwingt den Favoriten<br />
Hertha zu vielen Abspielfehlern. Es<br />
TrainiertHerthas B-Junioren:<br />
ZeckeNeuendorf<br />
dauerteinige Zeit, ehe sich die besseren<br />
Individualisten vom Tabellenführer<br />
in Szene setzen können.<br />
Dafür sorgt Unions Schützenkönig<br />
Asllani für Aufregung. Der Junge,<br />
der für die U17-Auswahl des Kosovo<br />
stürmt, versucht sich an einer<br />
35-Meter-Bogenlampe, daersieht,<br />
dass Herthas Keeper Kilian Schubert<br />
zuweit vor seinem Torsteht.<br />
SABINE GUDATH<br />
Im Rückwärtslaufen<br />
boxt Schubert den<br />
Ball zur Ecke. Nicht<br />
nur die Mütter der<br />
Spieler atmen auf den<br />
Traversen tief durch.<br />
Doch kurz vor der<br />
Pause bedient Herthas<br />
eifriger Luca Netz<br />
seinen Mittelstürmer<br />
Tekin mit einem feinen<br />
Pass.Tekin schafft<br />
das umjubelte 1:0, das<br />
wie eine Befreiung<br />
wirkt. Andre Hofschneider,<br />
seit diesem<br />
Sommer Unions Cheftrainer<br />
im Nachwuchsleistungszentrum<br />
inKöpenick, ist nicht zufriedenmit<br />
demAuftritt derjungen<br />
Unioner. „Zu wenig Durchschlagskraft“,<br />
moniertder 48-Jährige.<br />
Auch bei Hertha redet Zecke<br />
Neuendorf lange auf seine Spieler<br />
ein. „Oben mitmischen“, so derbeliebte<br />
Trainer, wolle man indieser<br />
Saison. So die offizielleSprachregelung.<br />
Intern aber heißt das Ziel:<br />
Meisterschaft in der Staffel<br />
Nord/Nordost. In der Vorsaison<br />
verlor die U17 von Hertha BSC erst<br />
am letzten Spieltag Platzeins an RB<br />
Leipzig. Dassoll nichtwieder passieren.<br />
Insgeheim glauben sie bei Hertha,<br />
dass derJahrgang2002 vielleicht<br />
so stark sein wird wie der goldene<br />
Jahrgang von 1999, der imMai die<br />
deutsche A-Junioren-Meisterschaft<br />
mit Trainer Michael Hartmann gewann.<br />
FrankVogel, SportlicherLeiter der<br />
Jugendakademie, beschreibt die<br />
Mannschaft von Zecke Neuendorf<br />
anschaulich so: „Sie spielen oft euphorischen<br />
Fußball. Wenn man ihnen<br />
etwas Platz lässt, nageln sie alle<br />
an dieWand. Jederkann gutdribbeln<br />
undkombinieren.“<br />
Und Neuendorfs Assistent Jochem<br />
Ziegert sagt: „Wir haben wirklich<br />
vieleguteJungs dabei mit hoher<br />
Qualität.“ Ziegert kennt sich aus mit<br />
jungen Spielern. 1993 erlangte er<br />
selbst große Popularität in Berlin, als<br />
er die Hertha-Bubis, die Amateure,<br />
alsTrainer bis ins Endspiel des DFB-<br />
Pokals gegen Bayer Leverkusen<br />
führte,das 0:1verloren ging.<br />
Tekintrifft dreimal<br />
SABINE GUDATH<br />
Nach 15 Minuten Pause kommen<br />
die Hertha-Kicker mit neuem Elan<br />
aus der Kabine zurück. Schnell gelingt<br />
Jetmir Ameti das 2:0. Danach<br />
zeigt der quirlige und trickreiche<br />
Emincan Tekin seine Torjägerqualitäten.<br />
Er trifft zum 3:0 per Kopf<br />
und auch zum 4:0-Endstand.<br />
„Starker Auftritt“, freut sich Monika<br />
Dardai und klatscht in die<br />
Hände. Sie sieht auch eine souveräne<br />
Leistung ihres Sohnes Marton,<br />
der inder Defensive abgeklärt<br />
und mit viel Übersicht agiert.<br />
Hertha bleibt Tabellenführer<br />
vor den beiden härtesten Konkurrenten<br />
RB Leipzig und VfL Wolfsburg.<br />
Und Tekin, der deutsch-türkische<br />
Angreifer, hat nun schon 13<br />
Treffer auf seinem Konto. Aktuell<br />
ist erder beste Stürmer seiner Altersklasse.<br />
Auch Klubs aus Istanbul<br />
beobachten ihn längst.<br />
Viele der jungen Herthaner sind<br />
aufeinem gutenWeg. Sie sehen die<br />
hohe Durchlässigkeit in ihrem<br />
Klub von den Nachwuchsteams<br />
hoch zu den Profis. Aus der Endspiel-Elf<br />
der Junioren-Meister<br />
(U19) vom Mai diesen Jahres gegen<br />
Schalke (3:1) gehören schon<br />
fünf Spieler zum aktuellen Profikader:<br />
Palko Dardai, Dennis Jastrzembski,<br />
Arne Maier, Dennis<br />
Smarsch undMuhammadKiprit.Vogel,<br />
der Sportliche Leiter der Akademie,sagt:„BessereVorbilder<br />
können<br />
dieJungs derU17 doch kaum haben.<br />
Sie erleben jeden Tag hautnah, was<br />
irgendwann möglich ist.“<br />
Michael Jahn<br />
hat ein Herz für die <strong>Berliner</strong><br />
Fußball-Jugend.<br />
Nur ein<br />
Remis trotz<br />
Doppeltreffers<br />
Der BFC Dynamo und<br />
Viktoria trennen sich 1:1<br />
Petar Sliskovic hat das 1:1 seiner<br />
Mannschaft beim BFC Dynamo<br />
nichts gebracht. Nicht persönlich jedenfalls.Der<br />
Stürmer des FCViktoria<br />
1889 bleibt in der Regionalliga Nordost<br />
bei sieben Treffern, denn bei dem<br />
Ausgleich in der 87. Minute handelte<br />
es sich um ein Eigentor. David Malemba<br />
war der Unglückliche, der einen<br />
Klärungsversuch unhaltbar am<br />
eigenen Schlussmann Bernhard<br />
Hendl vorbeischoss.Die Führung für<br />
die Gastgeber hatte Otis Breustedt in<br />
der 20. Minute erzielt. Ein Konter,<br />
eingeleitet von Marcel Rausch über<br />
Ronny Garbuschewski landete bei<br />
Otis Breustedt. Nach einer kurzen<br />
Täuschung besorgte er die Führung.<br />
Beiden Teams nutzte das 1:1 nicht<br />
allzu viel, abgesehen davon, dass der<br />
FC Viktoria seinen Abstand bei 18<br />
Punkten gegenüber dem BFC Dynamo<br />
mit seinen 15 Zählern stabil<br />
hielt. Beide Mannschaften orientieren<br />
sich eher nach oben in der Tabelle.<br />
Insofern wäre es ein guter<br />
Sonnabendnachmittag im Jahnsportpark<br />
gewesen, hätte der BFC<br />
nicht eine durchwachsene Ausbeute<br />
der letzten sechs Spiele zu verzeichnen<br />
mit zwei Remis,zweiSiegen und<br />
zwei Niederlagen. Aufdie gleiche Bilanz<br />
kommt Viktoria. (BLZ)<br />
NACHRICHTEN<br />
Lichtenberg 47 bleibt nach<br />
9:0 in Malchow Spitzenreiter<br />
FUSSBALL. Lichtenberg47<br />
bleibt in der NOFV Oberliga Nord<br />
das Maßaller Dinge.Die <strong>Berliner</strong> gewannen<br />
am neunten Spieltag beim<br />
MalchowerSV9:0. Dabei tat sich vor<br />
allem Philipp Grüneberghervor, der<br />
in der 47., 75., 88., und 89. Minute für<br />
die Gäste traf. Christian Gawe war<br />
zweimal erfolgreich (18., 21.). Die<br />
übrigen Treffer erzielten am Sonnabend<br />
Maik Haubitz (8.), Gelicio Arelio<br />
Banze(15.) und Thomas Brechler<br />
(61.). DieLichtenberger behaupteten<br />
die Tabellenführung, daVerfolger<br />
Greifswald im Heimspiel gegen Anker<br />
Wismar durch einen Foulelfmeter<br />
vonFrank Rohde 1:0 gewann. Das<br />
Rennen um den Aufstieg bleibt<br />
spannend. Nurein Punkt trennt<br />
Lichtenberg47(23) und den Greifswalder<br />
FC (22). Am kommenden<br />
Sonntag empfangen die Lichtenberger<br />
Blau-Weiß 90 im Hans- Zoschke-<br />
Stadion.<br />
BHC-Frauen mit Sieg<br />
und Niederlage<br />
HOCKEY. <strong>Berliner</strong> Wochen beim<br />
<strong>Berliner</strong> HC: Für die Frauen des Bundesligisten<br />
begann diese Saisonphase<br />
mit einer ausgeglichenen Bilanz.<br />
Am Sonnabend gewann die<br />
Mannschaft vonTrainer Florian Keller<br />
gegen den TSVMannheim 2:1<br />
(1:1), am Sonntag unterlag sie Uhlenhorst<br />
Mühlheim 1:2 (1:0). Biszum<br />
Monatsende bestreiten die Frauen<br />
ebenso wie die Männer des <strong>Berliner</strong><br />
HC ausschließlich Heimspiele.<br />
Lok Bernau verliert<br />
gegen Schwelm<br />
BASKETBALL. Alba Berlins Kooperationspartner<br />
Lok Bernau hat gegen<br />
Schwelm in der 2. Bundesliga ProB<br />
die zweite Niederlage im dritten Saisonspiel<br />
kassiert. Beim 71:79 war<br />
Khris Lane erfolgreichster Werfer der<br />
Bernauer mit 24 Punkten. ZumEinsatz<br />
kamen auch die Doppellizenzspieler<br />
Jonas Mattisseck (9 Punkte)<br />
und Bennet Hundt (8), Kresimir Nikic<br />
(2) und Hendrik Drescher.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
In seiner eigenen<br />
Umlaufbahn<br />
Lewis Hamilton demütigt Sebastian Vettel erneut –<br />
und das auf dessen Lieblingsstrecke.<br />
Die WM ist nach dem Großen Preis von<br />
Japan so gut wie entschieden<br />
VonElmar Brümmer,Suzuka<br />
Kann mir wirklich niemand folgen? Manchmal kann Lewis Hamilton seine Überlegenheit selbst nicht begreifen.<br />
AFP/BEHROUZ MEHRI<br />
Die Sonne über dem Fahrerlager<br />
war nur noch ein<br />
roter Punkt, so wie in der<br />
Fahne Japans, als Sebastian<br />
Vettel noch einmal Auskunft geben<br />
sollte über jenes Formel-1-Rennen,<br />
das zumindest für diese Saison<br />
wohl seinen Traum vomersten Weltmeistertitel<br />
mit Ferraribeendet. Sein<br />
Gegenspieler Lewis Hamilton hatte<br />
auf der asphaltierten Acht mit 13 Sekunden<br />
Vorsprung auf seinen Teamkollegen<br />
Valtteri Bottas den vierten<br />
Sieg in Folge eingefahren, den neunten<br />
in diesem Jahr,seinen 50. für das<br />
Mercedes-Werksteam. Vettels Hoffnungen<br />
sind, nachdem ein neuerliches<br />
Wochenende voller Fehler mit<br />
einem desillusionierenden sechsten<br />
Platz endete, nur noch ein rotes<br />
Pünktchen.<br />
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene<br />
trug ein schmales,sehr bitteres<br />
Lächeln auf den Lippen. Mattia<br />
Binotto, der Technikboss, stocherte<br />
lustlos in einem Teller Bohnen. Sie<br />
blieben hinter dem sicheren Glas des<br />
Pavillons im Fahrerlager, nachdem<br />
Arrivabenes erste Reaktion vor den<br />
Mikrofonen die war: „Wieso müsst<br />
Ihr immer nach Fehlern fragen?“<br />
Draußen stand nur ein Propagandist,<br />
der zumindest den italienischen<br />
Medien zu erklären versuchte,<br />
dass die Hoffnung nie stirbt. Nicht<br />
die,dass es irgendwann doch wieder<br />
etwas wird mit einem fehlerfreien<br />
Auftritt, und auch nicht die, dass es<br />
bei nur noch vier ausstehenden Rennen<br />
doch noch möglich sei, dassVettel<br />
die jetzt 67 Punkte Rückstand auf<br />
Hamilton aufholen kann. Der Rest<br />
der Welt rechnete genau andersherum:<br />
Holt der Titelverteidiger in<br />
zwei Wochen in Austin mindestens<br />
acht Punkte mehr als Vettel, ist die<br />
WM gelaufen. Sollte Hamilton auch<br />
in Texas gewinnen, müsste der Hesse<br />
mindestens Zweiter werden.<br />
Verstappen macht die Lücke zu<br />
Vettel war mehr Mimik als Aussage<br />
nach dem Desaster von Suzuka, er<br />
kratzte sich am Ohr, rückte am Mützenschirm,<br />
verschränkte die Arme<br />
vor der Brust, zuckte mit den Schultern,<br />
beugte sich mal nach vorn,mal<br />
nach hinten. Die Frage, wie die<br />
Chancen denn nun stünden, beantwortete<br />
er ernsthaft, ohne Anflug<br />
von Zynismus: „Ich finde meine<br />
Hoffnung darin, dass in unserer Garage<br />
immer noch alle voll bei der Sache<br />
sind, der Mannschaftsgeist ist<br />
ungebrochen. Es wird schwierig von<br />
dortaus,wowir gerade stehen –aber<br />
was haben wir noch zu verlieren?Wir<br />
hatten schon einen Haufen Sch…,<br />
ich denke nicht, dass der noch größer<br />
werden kann.“<br />
Ob er da wirklich so sicher sein<br />
kann, das Ende aller rational begründbaren<br />
WM-Hoffnungen hatte<br />
mit einer falschen Reifenwahl in der<br />
Qualifikation ihren Anfang genommen:<br />
Ferrariwar am Sonnabend mit<br />
regentauglichen Reifen rausgefahren,<br />
als es trocken war –und mit Trocken-Pneus,<br />
als der Regen einsetzte.<br />
Startplatz acht, bei dem Abstand von<br />
mehr als einer halben Sekunde des<br />
Ferrari-Motors auf den Mercedes-<br />
Turbo konnte nur noch Renn-Glück<br />
helfen.<br />
Vettel war im Rennen entsprechend<br />
motiviert, schnell Vierter,<br />
dann griff er in der achten Runde<br />
MaxVerstappen an. DerHeppenheimer<br />
hatte den nötigen Batterieüberschuss,sah<br />
die Lücke innen, aber der<br />
„Ich finde meine Hoffnung darin,<br />
dass in unserer Garage immer noch alle<br />
voll bei der Sache sind.“<br />
Ferrrari-Pilot Sebastian Vettel findet nach seinem Fahrfehler zum Abschied aus Japan<br />
beim Blick in die Scuderia-Box noch etwas Positives.<br />
Niederländer machte sie zu. DieKollision<br />
war unvermeidlich, der Ferrari<br />
knallte in die Seite des Red-Bull-<br />
Rennwagen, Vettel drehte sich raus<br />
und musste das Feld passieren lassen.<br />
Dabei wäre Verstappen wegen<br />
einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe<br />
wohl ohnehin beim Boxenstopp hinter<br />
den Ferrari gefallen. Wieder einmal<br />
zu schnell gewollt, wie in Baku<br />
oder Monza? Sagen wir so: Ihm<br />
bleibt auch nichts anderes als der<br />
Mut der Verzweiflung. In der gleichen<br />
Kurvehatte er in der Qualifikation<br />
einen Schnitzer gemacht.<br />
Er sprach im Nachgang lange<br />
über die Szene, über Verstappens<br />
Defizite, dass er, wenn er nicht angreife,<br />
auch Experte bei RTL werden<br />
könne. Aber irgendwann kam er<br />
doch auf den Punkt, wann sich das<br />
Titelrennen entscheide: „Wir haben<br />
heute keine Punkte gutgemacht, da<br />
muss man kein Rechengenie sein.<br />
Wenn wir so weitermachen, fällt es<br />
den anderen in den Schoß.“ Soll heißen:<br />
Es ist praktisch entschieden.<br />
Schlimmer als das verunglückte<br />
und überflüssige Rad-an-Rad-Duell<br />
in der Spoon-Kurve ist der Abfall der<br />
generellen Leistungskurve der Scuderia.<br />
Ende August noch derTop-Favorit<br />
nach dem Sieg in Spafolgte eine Ohrfeige<br />
nach der anderen, Mercedes<br />
wurde schneller,konsequenter,überlegter<br />
–und Hamilton steigerte sich<br />
einmal mehr in die Form seines Lebens.Wie<br />
im letzten Jahr auf der Asientournee<br />
häuften sich bei Ferrari<br />
und Vettel die Fehler.„Inakzeptabel“,<br />
gestand auch Arrivabene,sei dieLeistung<br />
seiner Truppe im Qualifying gewesen,<br />
„ich bin sehr wütend. Solche<br />
Fehler passieren uns nicht zum ersten<br />
Mal.“ Er schloss personelle Konsequenzen<br />
am Jahresende nicht aus:<br />
„Zuerst aber versuchen wir das Unmögliche<br />
möglich zu machen.“<br />
Triumphator Hamilton wurde in<br />
Suzuka hingegen nicht müde, über<br />
die Fähigkeiten der klugen Leute bei<br />
Mercedes zu referieren, die unter<br />
Druck immer noch besser würden:<br />
„Das macht uns zum besten Rennstall<br />
der Welt. Undmich so glücklich<br />
wie nach meinem allerersten Formel-1-Sieg.<br />
Ichliebe dieses Auto,ich<br />
kann gar nicht abwarten, dieses Biest<br />
auch in den USA auf die Strecke zu<br />
jagen“, sagt Lewis Hamilton.<br />
Am Ende war es dem Dauer-Sieger,<br />
der zuvor noch abergläubisch<br />
auf jede Nuance der Motorengeräusche<br />
gehörthatte,solangweilig, dass<br />
er über Funk seinen Renningenieur<br />
Peter Bonnington anpflaumte: „Hey,<br />
Bonno, machst Dugerade Pause?“<br />
Der reagierte mit siegesgewisser<br />
Leichtigkeit:„Ich bin wieder ganz bei<br />
Dir.“Essieht aber so aus, als ob der<br />
Champ ganz gut allein zurechtkommt.<br />
Er schießt in seiner eigenen<br />
Umlaufbahn in die Formel-1-Geschichte.<br />
ZAHLEN<br />
Basketball<br />
BBL-Pokal, Achtelfinale<br />
BG Göttingen -Ludwigsburg 72:67<br />
Skyliners Frankfurt-ratiopharmUlm 78:74<br />
Eisbären Bremerhaven-Bonn 69:89<br />
Brose Bamberg -Würzburg 92:74<br />
Alba Berlin -Bayreuth 88:68<br />
FC Bayern München -Gießen 46ers 106:92<br />
Löwen Braunschweig -Mitteldeutscher BC 83:75<br />
Baskets Oldenburg -Jena 91:94<br />
Eishockey<br />
DEL<br />
Bremerhaven−Wolfsburg 4:3<br />
München−Ingolstadt 2:4<br />
Eisbären −Mannheim 4:1<br />
DEG−Krefeld 3:4<br />
Iserlohn−Augsburg 6:7<br />
Köln−Schweningen 3:1<br />
Straubing−Nürnberg 3:7<br />
1 DEG 9 31: 18 19<br />
2 Mannheim 9 34: 26 18<br />
3 Ingolstadt 9 30: 22 17<br />
4 Straubing 9 29: 26 17<br />
5 München 9 26: 24 16<br />
6 Krefeld 8 29: 28 15<br />
7 Köln 8 20: 15 14<br />
8 Iserlohn 9 38: 37 13<br />
9 Eisbären 9 25: 25 13<br />
10 Augsburg 9 22: 26 13<br />
11 Nürnberg 9 30: 30 11<br />
12 Bre'haven 9 25: 32 10<br />
13 Wolfsburg 9 21: 31 7<br />
14 Schwen'gen 9 7: 27 3<br />
Fussball<br />
PrimeraDivisión, 8. Spieltag<br />
Athletic Bilbao -Real S. San Sebastián 1:3 (1:1)<br />
FC Girona -SDEibar 2:3 (2:2)<br />
FC Getafe -UDLevante 0:1 (0:0)<br />
CD Alaves-Real Madrid 1:0 (0:0)<br />
CD Leganes -RayoVallecano 1:0 (1:0)<br />
Real Valladolid -SDHuesca 1:0 (1:0)<br />
Atlético Madrid -Betis Sevilla 1:0 (0:0)<br />
EspanyolBarcelona -FCVillarreal 3:1 (1:1)<br />
FC Sevilla -Celta Vigo 2:1 (1:0)<br />
FC Valencia -FCBarcelona<br />
Premier League, 8. Spieltag<br />
Brighton -West Ham United 1:0 (1:0)<br />
FC Burnley-Huddersfield Town 1:1 (1:0)<br />
Crystal Palace -Wolverhampton 0:1 (0:0)<br />
Leicester City -FCEverton 1:2 (1:1)<br />
Tottenham Hotspur -Cardiff City 1:0 (1:0)<br />
FC Watford -AFC Bournemouth 0:4 (0:3)<br />
Manchester United -Newcastle United 3:2 (0:2)<br />
FC Fulham -FCArsenal 1:5 (1:1)<br />
FC Southampton -FCChelsea 0:3 (0:1)<br />
FC Liverpool -Manchester City 0:0<br />
Serie A, 8. Spieltag<br />
FC Turin -Frosinone C. 3:2 (1:0)<br />
Cagliari Calcio -FCBologna 2:0 (1:0)<br />
Udinese Calcio -Juventus Turin 0:2 (0:2)<br />
FC Empoli -ASRom 0:2 (0:1)<br />
CFC Genua -ACParma 1:3 (1:3)<br />
Atalanta Bergamo -Sampdoria Genua 0:1 (0:0)<br />
Lazio Rom -ACFlorenz 1:0 (1:0)<br />
AC Mailand -Chievo Verona 3:1 (2:0)<br />
SSC Neapel -Sassuolo Calcio 2:0 (1:0)<br />
AC Spal Ferrara -Inter Mailand<br />
2. Bundesliga, 9. Spieltag<br />
VfL Bochum−Arminia Bielefeld 1:0<br />
SV Darmstadt 98 −Hamburger SV 1:2<br />
SpVgg Greuther Fürth−SSV Jahn Regensburg 1:1<br />
ErzgebirgeAue−Holstein Kiel 2:1<br />
1. FC Magdeburg −Dynamo Dresden 2:2<br />
1. FC Union Berlin −1.FCHeidenheim 1:1<br />
FC Ingolstadt 04 −SCPaderborn07 1:2<br />
FC St. Pauli−SVSandhausen 3:1<br />
11. FC Köln 8 21: 12 19<br />
2 1. FC Union Berlin 9 14: 7 17<br />
3 Hamburger SV 9 12: 11 17<br />
4 SpVgg Greuther Fürth 9 13: 8 16<br />
5FC St. Pauli 9 15: 15 16<br />
6 SC Paderborn07 9 19: 15 15<br />
7 VfL Bochum 9 16: 10 14<br />
8 SSV Jahn Regensburg 9 16: 13 14<br />
9 Dynamo Dresden 9 12: 10 13<br />
10 1. FC Heidenheim 9 14: 12 12<br />
11 Holstein Kiel 9 14: 14 12<br />
12 Arminia Bielefeld 9 12: 14 12<br />
13 ErzgebirgeAue 9 10: 13 10<br />
14 SV Darmstadt 98 9 11: 15 10<br />
15 1. FC Magdeburg 9 13: 14 9<br />
16 SV Sandhausen 9 5: 14 5<br />
17 FC Ingolstadt 04 9 9: 19 5<br />
18 MSV Duisburg 8 7: 17 2<br />
Dritte Liga, 11. Spieltag<br />
FC Hansa Rostock −Karlsruher SC 1:0<br />
Eintracht Braunschweig−Sportfreunde Lotte 2:2<br />
VfR Aalen−Fortuna Köln 0:1<br />
KFC Uerdingen 05 −FCCarlZeiss Jena 2:1<br />
VfL Osnabrück −1.FCKaiserslautern 2:0<br />
SpVgg Unterhaching−SCPreußen Münster 1:1<br />
Energie Cottbus −FSV Zwickau 2:1<br />
SV Meppen −TSV 1860 München 1:0<br />
SV Wehen Wiesbaden−Hallescher FC 2:0<br />
1VfL Osnabrück 11 14: 5 22<br />
2KFC Uerdingen 05 11 15: 12 22<br />
3 SC Preußen Münster 11 20: 14 19<br />
4 Karlsruher SC 11 13: 8 19<br />
5SpVgg Unterhaching 11 18: 12 18<br />
6 Würzburger Kickers 10 18: 12 17<br />
7 SV Wehen Wiesbaden 11 18: 18 16<br />
8 1. FC Kaiserslautern 11 16: 16 14<br />
9 Fortuna Köln 11 13: 14 14<br />
10 FC Hansa Rostock 10 13: 18 14<br />
11 TSV 1860 München 11 18: 13 13<br />
12 Hallescher FC 9 10: 9 13<br />
13 FSV Zwickau 11 13: 14 12<br />
14 Energie Cottbus 10 11: 14 12<br />
15 Sportfreunde Lotte 11 12: 16 12<br />
16 SV Meppen 11 14: 19 12<br />
17 FC CarlZeiss Jena 11 12: 19 12<br />
18 VfR Aalen 11 14: 18 11<br />
19 Sonnenhof Großaspach 10 7: 8 10<br />
20 Eintracht Braunschweig 11 13: 23 8<br />
Nächste Spiele:<br />
Würzburg −Sonnenhof Großaspach Mo., 19.00<br />
Motorsport<br />
Formel 1,<br />
Grand Prix von Japan<br />
Einzelwertung: 1. Lewis Hamilton (Großbritannien)<br />
-Mercedes 1:27:17,062 Std.;<br />
2. Valtteri Bottas (Finnland) -Mercedes<br />
+12,919 Sek.;<br />
3. Max Verstappen (Niederlande) -Red Bull<br />
+14,295; 4. Daniel Ricciardo (Australien) -Red<br />
Bull +19,495; 5. Kimi Räikkönen (Finnland) -Ferrari<br />
+50,998; 6. Sebastian Vettel (Heppenheim) -<br />
Ferrari +1:09,873 Min.; 7. Sergio Perez (Mexiko) -<br />
Racing Point Force India +1:19,379; 8. Romain<br />
Grosjean (Frankreich) -Haas +1:27,198; 9. Esteban<br />
Ocon (Frankreich) -Racing Point Force India<br />
+1:28,055; 10. Carlos Sainz Jr.(Spanien) -Renault<br />
+1Rd.;11. Pierre Gasly (Frankreich) -Toro<br />
Rosso +1Rd.;12. Marcus Ericsson (Schweden) -<br />
Sauber +1Rd.;13. BrendonHartley(Neuseeland)<br />
-Toro Rosso +1Rd.;14. Fernando Alonso<br />
(Spanien) -McLaren +1Rd.;15. Stoffel Vandoorne<br />
(Belgien) -McLaren +1Rd.;Ausfälle: Kevin<br />
Magnussen (Dänemark) -Haas (9. Rd.); Nico<br />
Hülkenberg (Emmerich) -Renault (38. Rd.);<br />
Charles Leclerc (Monaco) -Sauber (39. Rd.)<br />
Pole Position: Lewis Hamilton (Großbritannien) -<br />
Mercedes 1:27,760 Min.<br />
Fahrer-Wertung,Stand nach 17 von 21 Wettbewerben:<br />
1. Hamilton 331 Pkt.; 2. Vettel 264; 3.<br />
Bottas 207<br />
Motorrad-WM,<br />
Grand Prix von Thailand<br />
MotoGP: 1. Marc Marquez (Spanien) -Honda<br />
39:55,722 Min.; 2. Andrea Dovizioso (Italien) -<br />
Ducati +0,115 Sek.; 3. Maverick Vinales (Spanien)<br />
-Yamaha +0,270; 4. Valentino Rossi (Italien)<br />
-Yamaha +1,564.- Fahrerwertung nach 14<br />
von18Wettbewerben: 1. Marquez 271 Pkt.; 2. Dovizioso<br />
194; 3. Rossi 172<br />
Moto2: 1. Francesco Bagnaia (Italien) -Kalex<br />
39:00,009 Min.; 2. Luca Marini (Italien) -Kalex<br />
+1,512 Sek.; 3. Miguel Oliveira (Portugal) -KTM<br />
+1,651; 4. Brad Binder (Südafrika) -KTM +1,808<br />
…Ausfälle: Marcel Schrötter (Pflugdorf) -Kalex (1.<br />
Rd.) .Fahrerwertung: 1. Bagnaia 259 Pkt.; 2. Oliveira<br />
231; 3. Binder 157
20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
FC Liverpool trennt sich<br />
von Manchester City 0:0<br />
FUSSBALL. Im Spitzenspiel der englischen<br />
Premier League haben sich<br />
der FC Liverpool mit Trainer Jürgen<br />
Klopp und Meister Manchester City<br />
mit Coach PepGuardiola 0:0 getrennt.<br />
Manchester City blieb wegen<br />
der besseren Tordifferenz Tabellenführer.Nach<br />
furiosem Startder Reds<br />
gaben beide Teams bis zur Pause keinen<br />
direkten Torschuss ab.Inder<br />
zweiten Hälfte brachten die eingewechselten<br />
Daniel Sturridge (Liverpool),<br />
Gabriel Jesus und Leroy Sané<br />
(beide ManCity) Schwung in die Partie.Einen<br />
Foulelfmeter,den Sané<br />
herausgeholt hatte,schoss Riyad<br />
Mahrez (86.) übers Torvon Keeper<br />
Alisson.<br />
Füchse mühen sich in<br />
Ludwigshafen zum Sieg<br />
HANDBALL. DieFüchse Berlin haben<br />
ihreErfolgsserie ausgebaut. Der<br />
EHF-Pokalsieger gewann bei<br />
Schlusslicht Eulen Ludwigshafen<br />
30:26 (14:14). Nationalspieler Fabian<br />
Wiede und Mattias Zachrisson sicherten<br />
als beste Schützen mit jeweils<br />
sieben Torenden sechsten<br />
Pflichtspielsieg in Folge.Mit 12:4-<br />
Punkten belegten die <strong>Berliner</strong> den<br />
sechsten Platz in der Bundesliga. Sie<br />
taten sich in der ersten Hälfte<br />
schwer.Nach der Pause gelang Kevin<br />
Struck mit dem 16:15 die erstmalige<br />
Führung. Sechs Minuten vorSchluss<br />
erzielte Frederik Simak das 25:23 für<br />
die Füchse,und Zachrisson legte<br />
während einer Zeitstrafe der Gastgeber<br />
zum 26:23 nach. Daswar dieVorentscheidung.<br />
Deutschland bezwingt bei<br />
Frauen-WM Favorit Brasilien<br />
VOLLEYBALL. Diedeutschen<br />
Frauen haben zum Auftakt der zweiten<br />
Gruppenphase der WM in Japan<br />
Mitfavorit Brasilien 3:2 bezwungen.<br />
Nach schwachem Startsteigerte sich<br />
das Team vonBundestrainer Felix<br />
Koslowski deutlich. Nach dem vierten<br />
Turniersieg trifft die Auswahl des<br />
Deutschen Volleyball-Verbandes<br />
(DVV)nun auf Europameister Serbien.<br />
Dann folgen Puerto Rico (Mittwoch,<br />
9.10 Uhr) und zum Abschluss<br />
die Dominikanische Republik (Donnerstag,<br />
6.25 Uhr). In der Zwischenrunde<br />
kämpfen 16 Teams um die<br />
Plätzeinder Top-6-Runde.Dann<br />
werden in zwei Gruppen die Halbfinalisten<br />
ermittelt.<br />
Enable wiederholt Triumph<br />
beim Prix de l’Arc<br />
GALOPP.Jockey Lanfranco Dettori<br />
hat auf der vier Jahrealten Stute<br />
Enable erneut den Prix de l’Arcde<br />
Triomphe gewonnen und seinen Erfolg<br />
aus dem Vorjahr wiederholt. Für<br />
den italienischen Rekordsieger war<br />
es der insgesamt sechste Erfolg bei<br />
dem prestigeträchtigsten Galopprennen<br />
der Welt, er strich ein Preisgeld<br />
vonfünf Millionen Euro ein.<br />
Hinter Dettori/Enable kamen nach<br />
2400 Meternder Engländer James<br />
Doyle auf SeaofClass und der Franzose<br />
Vincent Cheminaud auf Cloth<br />
Of Stars ins Ziel.<br />
Jugendspiele in<br />
Buenos Aires eröffnet<br />
OLYMPISCHE JUGENDSPIELE. Mit<br />
einer großen Feier unter freiem Himmel<br />
sind in Buenos Aires die Olympischen<br />
Jugendspiele eröffnet worden.<br />
Hunderttausende Menschen verfolgten<br />
am Wochenende das Spektakel<br />
rund um den Obelisken im Zentrum<br />
der argentinischen Hauptstadt.<br />
Für die 286 Wettkämpfe in 32 Sportarten,<br />
die bis zum 18. Oktober andauernwerden,<br />
sind insgesamt<br />
4012 Sportler aus 206 Länderngemeldet.<br />
Diegrößte Delegation stellt<br />
Argentinien mit 142 Sportlern. Aus<br />
Deutschland reisten 75 Athleten an.<br />
Am falschen Ende des Platzes<br />
Union offenbart gegen den 1. FC Heidenheim Mängel, bricht dank Torwart Gikiewicz aber den Vereinsrekord<br />
VonMax Bosse<br />
und Mathias Bunkus<br />
Inder Nachspielzeit hat es Rafal<br />
Gikiewicz nicht mehr ausgehalten.<br />
Der Trainer hatte dem<br />
Torwart drei Minuten vorher<br />
noch verboten dahin zu stürmen, wo<br />
Tore gemacht und nicht verhindert<br />
werden. „Urs Fischer hat Nein gesagt.<br />
Ich musste an der Mittellinie<br />
bleiben. Dann habe ich nicht mehr<br />
nachgefragt und bin einfach nach<br />
vorne“, erzählte der gefeierte Held<br />
kurzdarauf. Gikiewiczs Ungehorsam<br />
hat Union einen Punkt gerettet und<br />
mit dem 1:1 (0:0) gegen den 1. FC<br />
Heidenheim den Vereinsrekord von<br />
neun Partien zu Saisonbeginn ohne<br />
Niederlage.<br />
Dieerste punktlose Partie der Saison<br />
schien besiegelt, als sich Gikiewicz<br />
über den Willen seines Trainers<br />
hinwegsetzte. Erhatte ein gutes Gefühl,<br />
dass ihn in den gegnerischen<br />
Strafraum trug. Sein Zwillingsbruder<br />
Lukasz ist ja Stürmer und kann auch<br />
gut köpfen. „Ich wollte am zweiten<br />
Pfosten bleiben, weil alle zum Ball<br />
gehen, und habe gehofft, dass Hübi<br />
den Ball direkt zu mir spielt, dann<br />
macht es Andersson. Das ist auch<br />
okay“, sagte Unions Ausgleichstorschütze.<br />
Trotzdem war der Kopfball<br />
eine Wucht, kein glückliches Torhütertor,<br />
sondern ein mustergültiges<br />
Exemplar von Sprungkraft und Kaltschnäuzigkeit.<br />
Da staunte auch Kollege<br />
Christopher Trimmel: „Das haben<br />
wir im Training mit ihm noch<br />
nicht so trainiert. Rafal hat jetzt ein<br />
Torund einen Assist auf dem Konto,<br />
Hutab.“<br />
DieVorlage datiert aus der Partie<br />
gegen Duisburg, als Union in der<br />
Nachspielzeit ebenfalls zurücklag,<br />
ehe Gikiewicz auf Florian Hübners<br />
Kopf platzierte. Die erneute Rettungstat<br />
auf dem für ihn eigentlich<br />
falschen Platzende war nun aber ein<br />
Meisterstück. „Am Schluss musst du<br />
froh sein, dass du noch einen Punkt<br />
geholt hast“, sagte Urs Fischer. „Es<br />
freut mich für Rafal, aber ich habe<br />
mir das anders vorgestellt.“ Denn<br />
seine Mannschaft hatte auf die Taktik<br />
von Heidenheim kein Mittel gefunden.<br />
DieGäste bauten ihr Mittelfeld<br />
als Raute auf und nahmen Manuel<br />
Schmiedebach in Manndeckung.<br />
Weil auch Unions<br />
Innenverteidiger abgeschirmt wurden,<br />
brach der Spielaufbau in sich<br />
zusammen. „Wir haben zu viele<br />
lange Bälle und vorne zuviel flach<br />
Mustergültige Sprungkraft: Rafal Gikiewicz trifft zum 1:1.<br />
Vorbildlich: Im Ost-Derby<br />
zwischen Magdeburg und<br />
Dresden gabesfast alles –<br />
nur glücklicherweise keine<br />
Ausschreitungen. Die Fans<br />
der Erzrivalen verhielten sich<br />
laut der Polizei im Hochsicherheitsspiel<br />
„vorbildlich“.<br />
Best of Poulin<br />
Torwart sichert Eisbären 4:1-Sieg gegen Mannheim<br />
Den größten Applaus erhielt gesternNachmittag<br />
PetriVehanen.<br />
Diesmal aber nicht als Torwart der<br />
Eisbären. Der Finne, seit dem Sommer<br />
Profi a. D.,wollte es sich nicht<br />
nehmen lassen, im Rahmen der Aktion<br />
Pink in The Rink, mit der ein Zeichen<br />
gegen Brustkrebs gesetzt<br />
werden soll, den Puck<br />
einzuwerfen. Es war nicht<br />
zu überhören, wie sehr die<br />
Fans den ehemaligen Goalie<br />
vermissen.<br />
Sein Nachfolger Kevin<br />
Poulin tat beim 4:1 gegen<br />
Mannheim vor 12931 Zuschauern<br />
viel dafür, irgendwann<br />
ähnlich verehrt<br />
zu werden. Denn ohne den<br />
Kanadier, der nun zum vierten Mal<br />
das EHC-Tor hütete und im Schnitt<br />
nur ein Torpro Partie kassierte, wären<br />
die Eisbären kaum in der Lage<br />
gewesen, dieses Spiel zu gewinnen.<br />
Dass es nach 31 Minuten 0:0 stand,<br />
eher der Mannheimer Brent Raedeke<br />
wegen eines Checks gegen Daniel<br />
Fischbuch mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe<br />
vomEis musste und<br />
sich das Spiel wandelte, war angesichts<br />
der <strong>Berliner</strong> Unterlegenheit<br />
ein Wunder. Für Poulins Paraden-<br />
Siegbringer:<br />
Kevin Poulin<br />
Best-Of dieses Arbeitstages braucht<br />
mancher Kollege ein Vielfaches an<br />
Einsätzen.<br />
In den fünf Minuten Überzahl<br />
wegen Raedekes Foul erwachten<br />
dann aber auch seine Kollegen so<br />
richtig zum Leben. In der 33. Minute<br />
staubte James Sheppard<br />
ab. Nur zwei Minuten später<br />
war Micki DuPont Torschütze.<br />
DieTorschussstatistik<br />
von 37 zu 20 für<br />
Mannheim war völlige Makulatur.<br />
Dennoch kann dieser<br />
Sieg und die gute Special-<br />
IMAGO<br />
Team-Ausbeute nicht darüber<br />
hinwegtäuschen,<br />
dass die Eisbären offensiv<br />
immer noch schwächeln. Immerhin<br />
ist Verlass auf Jamie MacQueen, der<br />
einen Konter souverän zum 3:1 (48.)<br />
abschloss. Als die Moral der Gäste<br />
gebrochen war, erhöhte Brendan<br />
Ranfordgar auf 4:1.<br />
Dass Matthias Plachta zwischenzeitlich<br />
noch zum Anschlusstor getroffen<br />
hatte (44.), war auch für Poulin<br />
verschmerzbar. Denn nicht mal<br />
Vehanen konnte nach vier Spielen<br />
einen Schnitt vonnur einem Gegentor<br />
proPartie vorweisen. (pae.)<br />
IRRER KLASSIKER<br />
Dämlich: Im Elb-Klassiker<br />
trennten sich die Zweitligisten<br />
vor23024 Zuschauern<br />
2:2 (0:2), was sich für Dynamo<br />
wie eine Niederlage<br />
anfühlte. „Das war selten<br />
dämlich vonuns“, sagte Kapitän<br />
Marco Hartmann.<br />
CITY-RRESS/JAN-PHILIPP BURMANN<br />
Nachlässig: Die Sachsen<br />
führten lang mit 2:0, sie leisteten<br />
sich ein Eigentor zum<br />
2:1 und verschossen einen<br />
Elfmeter in der Nachspielzeit.<br />
Marius Bülter bestrafte<br />
diese Nachlässigkeit umgehend<br />
mit dem 2:2 (90.+1).<br />
gespielt“, analysierte Gikiewicz, der,<br />
weil kaum beschäftigt, 90 Minuten<br />
den besten Blick aufs Geschehen<br />
hatte.<br />
In der Anfangsviertelstunde hatte<br />
das noch ganz ansehnlich ausgesehen,<br />
was seine Vorderleute fabrizierten,<br />
danach aber hatten die Eisernen<br />
jedoch zu sehr die Ruhe weg. Passten<br />
quer, warteten ab, verhielten sich<br />
passiv und waren irgendwann nur<br />
noch am Hinterherlaufen.<br />
In der Ruhe liegt ja die Kraft, und<br />
die Köpenicker haben sich diese<br />
Ruhe in den vergangenen Monaten<br />
eindrucksvoll erarbeitet − mit einer<br />
stabilen Defensive und späten Toren.<br />
Wenn sich die Gegner schon in<br />
der Halbzeitpause oder der Spielanalyse<br />
wähnten, schlugen die Eisernen<br />
zu. Das beruhigt die Nerven in<br />
den wöchentlich wiederkehrenden<br />
Stresssituationen und gibt Selbstsicherheit.<br />
Undfast schien sich in der<br />
Nachspielzeit der ersten Hälfte die<br />
Ruhe auszuzahlen. Akaki Gogia<br />
nutzte den Fehler seines Gegenspielers<br />
Norman Theuerkauf und legte<br />
zu Sebastian Andersson zurück.<br />
Drüber. Gogia hätte besser selbst<br />
den direkten Weg zum Torsuchen<br />
sollen.<br />
In der Ruhe liegt aber auch das Risiko,<br />
sich selbst einzuschläfern im<br />
Vertrauen auf das bessere Ende. Zunehmend<br />
überließ die Mannschaft<br />
von Fischer den Gästen das Spiel,<br />
was sich in der 56. Minute rächte.Im<br />
Anschluss an eine Ecke wurde der<br />
Ball nicht geklärt, hier hätte ein langer<br />
Schlag mal Wunder gewirkt. Robert<br />
Glatzel bedankte sich und<br />
schloss Heidenheims einzige richtig<br />
gute Chance mit der Führung ab.<br />
Danach gab es erst recht kein Durchkommen<br />
mehr für Union.<br />
DieVerzweiflung des eingewechselten<br />
Sebastian Polter wurde mehrfach<br />
deutlich beim Versuch, einen<br />
Elfmeter einzufordern. Erst hatte er<br />
sich nach einem Foul in den Strafraum<br />
gerollt, bekam aber korrekterweise<br />
nur einen Freistoß zugesprochen,<br />
dann protestierte er gegen die<br />
Schiedsrichter-Entscheidung Ecke<br />
statt Handelfmeter. Grischa Prömel<br />
hatte den Ball aus der Distanz abgefeuert,<br />
Theuerkauf auf strittige Weise<br />
geblockt. „Wenn es zwei so Szenen<br />
gibt, muss es mindestens einen Elfmeter<br />
geben“, fand Trimmel zwar.<br />
Null Elfmeter war aber auch vertretbar.<br />
Und dann schritt ja Gikiewicz<br />
zur Tat, der sich um Diskussionen an<br />
diesem Tagzum Glück nicht scherte.<br />
Erfolg nach Stotterstart<br />
Alba besiegt Bayreuth und steht im Viertelfinale des Pokals<br />
VonChristianKattner<br />
Drittes Spiel, dritter Sieg: Am frühen<br />
Sonntagabend hat Alba<br />
Berlin auch im BBL-Pokal gegen<br />
Bayreuth 88:68 gewonnen. DerMeisterschafts-Zweite<br />
zeigte dabei, dass<br />
er ein Spiel auch abgeklärt<br />
über die Zeit bringen kann.<br />
„Wir haben ab dem zweiten<br />
Viertel schneller gespielt,<br />
besser gestanden<br />
und waren aggressiver“,<br />
sagte Kapitän Niels Giffey,<br />
der mit 18 Punkten Albas<br />
bester Werfer war.<br />
Die Gastgeber benötigten<br />
eine längere Anlaufphase.<br />
2:10 lag das Team<br />
von Trainer Aito Garcia Reneses in<br />
der vierten Minute zurück. Es hatte<br />
nicht nur mit dem Gegner, sondern<br />
auch mit technischen Problemen in<br />
der Schmelinghalle zu kämpfen. Erst<br />
nach zwei Unterbrechungen, die<br />
insgesamt 20 Minuten dauerten,<br />
sorgten zwei mobile Wurfuhren in<br />
den Ecken beider Spielfeldseiten dafür,<br />
dass die Partie richtig beginnen<br />
konnte. Etwas holprig kam sie aus<br />
Alba-Sicht dennoch daher. Peyton<br />
Siva sammelte schnell zwei Fouls<br />
Erfolgscoach:<br />
Atio G. Reneses<br />
und musste nach knapp fünf Minuten<br />
Einsatzzeit wieder auf der Bank<br />
Platz nehmen. Von dort wechselte<br />
Coach Reneses große Offensivgefahr<br />
ein. Zwölf der 19 Alba-Punkte des<br />
ersten Viertels gingen auf das Konto<br />
der Bankspieler. Mit 19:19 stand es<br />
nach Abschnitt eins.<br />
Im zweiten Viertel<br />
schraubte Alba die Trefferquote<br />
von 50auf 63 Prozent,<br />
auf Seiten der Gäste<br />
fielen die Würfe nicht<br />
mehr. Über die Stationen<br />
28:21 (14.) und 43:27 (18.)<br />
DPA<br />
setzte sich Alba zur großen<br />
Pause auf 50:34 ab. Die<br />
Gastgeber zeigten dabei<br />
spektakuläre Blocks, Dunkings,<br />
Dreier: Sie spielten nun nicht<br />
nur besser,sondernauch attraktiv.<br />
Nach dem Seitenwechsel tat Alba<br />
Berlin nicht mehr als nötig. Der<br />
Grundstein für den Sieg war bereits<br />
im zweitenViertel gelegt, die nächste<br />
Runde nach dem Schlusspfiff erreicht.<br />
Die wird am Freitag in der<br />
Halbzeitpause des Heimspiels gegen<br />
Crailsheim (20.30 Uhr, Arena am<br />
Ostbahnhof) ausgelost. Am Mittwoch<br />
aber tritt Alba erst einmal im<br />
EuroCupinZagreb an.<br />
Von<br />
historischem<br />
Ausmaß<br />
Die Krise von Real Madrid<br />
weitet sich aus<br />
Die Krise vonReal Madrid hat mit<br />
dem 0:1 bei Außenseiter CD<br />
Alavés historische Ausmaße angenommen.<br />
Nach der vierten Torlos-<br />
Partie in Seriegibt es für Spaniens Rekordmeister<br />
kaum noch etwas schönzureden.<br />
33 Jahre ist es her, als dem<br />
Klub zuletzt eine solche Blamage unterlief<br />
–damals unter Trainer Amancio,<br />
der umgehend entlassen wurde.<br />
Drei Jahrezuvor erwischte es Vujadin<br />
Boškov, der 1982 nur elf Tage nach<br />
dem vierten torlosen Spiel gehen<br />
musste, wie die Sportzeitung Marca<br />
vorrechnete. „Die Präzedenzfälle geben<br />
keinen Grund zum Optimismus,<br />
was die Zukunft von Julen Lopetegui<br />
betrifft“, so das Blatt.<br />
Der52-Jährige steht nicht erst seit<br />
diesem Wochenende in der Kritik.<br />
Schon nach dem 0:1 in der Champions<br />
League bei ZSKA Moskau in der<br />
vergangenenWoche waren Zweifel an<br />
dem Spanier aufgekommen. „Der<br />
Verantwortliche ist immer der<br />
Coach“, räumte er nun ein, fügte aber<br />
hinzu, dass vorallem die ungewöhnliche<br />
Verletzungswelle dem Team zu<br />
schaffen macht. „Damit alles so<br />
klappt, wie wir es geplant haben, ist es<br />
wichtig, dass alle dabei sind. Diese<br />
vielen Spielerausfälle sind nicht normal.“<br />
Neue Erfahrung: Real Madrids Kapitän<br />
Sergio Ramos.<br />
AFP/GILLENIA<br />
Schon vor dem Liga-Spiel gegen<br />
Alavés war klar, dass Dani Carvajal<br />
und Marcelo verletzungsbedingt<br />
nicht dabei sein würden, zudem fehlt<br />
Isco nach einer Blinddarm-OP bis<br />
Ende Oktober. Dann aber mussten<br />
während der Partie auch noch Karim<br />
Benzema und Gareth Bale angeschlagen<br />
vom Platz gehen. Und auch der<br />
Wechsel von Torgarant Cristiano Ronaldo<br />
zu Juventus Turin macht dem<br />
Team weiter zu schaffen.<br />
Eine Umfrage von Marca bei den<br />
Fans ergab vor wenigen Tagen, dass<br />
87 Prozent der Befragten den Kader in<br />
dieser Saison für schlechter halten als<br />
in den vergangenen Spielzeiten, in<br />
denen Los Blancos immerhin drei<br />
Mal inSerie die Champions League<br />
gewinnen konnten. 77 Prozent erklärten,<br />
dem Team fehle Cristiano Ronaldo,<br />
und 71 Prozent würden gerne<br />
wieder Zinédine Zidane auf der Trainerbank<br />
sehen.<br />
Noch in der Spitzengruppe vertreten<br />
2018 ist für Lopetegui bislang kein gutes<br />
Jahr. ImJuni wurde er kurz vor<br />
dem WM-StartinRussland als Nationaltrainer<br />
freigestellt, weil er ohne<br />
Absprache mit dem Verband mit Real<br />
Madrid verhandelt hatte.Der Startin<br />
die Primera División und die Champions<br />
League glückten dann zwar zunächst,<br />
aber nur bis zum 22. September.<br />
Daschoss Marco Asensio beim<br />
1:0 gegen Espanyol in der 41. Minute<br />
den vorerst letzten Treffer.<br />
In der Tabelle spiegelt sich die<br />
Real-Krise derweil noch nicht wider,<br />
ist das Team doch wegen seines guten<br />
Saisonauftakts immer noch in der<br />
Spitzengruppe vertreten. Dienächste<br />
Partie findet erst am 20. Oktober gegen<br />
UD Levante statt. Die <strong>Zeitung</strong><br />
Mundo Deportivomeinte: „Bis dahin<br />
hat Lopetegui Zeit, Lösungen zu finden<br />
–aber auch (Real-Präsident) Florentino<br />
Pérez hat Zeit denen zuzuhören,<br />
die an Lopetegui zweifeln.“ (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 21 *<br />
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Sport<br />
Werder Bremen<br />
BUNDESLIGA<br />
FC Schalke<br />
Ein Mann für<br />
das Wort<br />
Der gute alte Demosthenes<br />
hätte heute hervorragende<br />
Chancen auf einen<br />
Job in der Bundesliga. Die<br />
Spezialisierung schreitet<br />
voran, nach amerikanischem<br />
Vorbild werden Experten für<br />
alle Bereiche gesucht.<br />
Da braucht<br />
man natürlich auch<br />
einen fähigen Rhetoriker.Werder<br />
Bremen<br />
hat sogar eine<br />
Million Euro an Borussia<br />
Dortmund<br />
gezahlt, um sich die<br />
Dienste einer ausgewiesenen<br />
Koryphäe<br />
auf diesem<br />
Gebiet zu sichern.<br />
Nuri Sahin hat einiges erlebt<br />
in seiner Laufbahn und<br />
kann deshalb eine Menge erzählen.<br />
2011 wechselte der<br />
Mittelfeldspieler nach einer<br />
großartigen Meistersaison<br />
mit Borussia Dortmund zu<br />
Real Madrid, was sich bald<br />
als etwas überambitioniert<br />
erwies. Der dortige Trainer<br />
José Mourinho verwendete<br />
ihn als eine Art Backup-<br />
Backup, nach Leihstationen<br />
in Liverpool und Dortmund<br />
wurde Sahin 2014 wieder fest<br />
Rhetoriker:Nuri<br />
Sahin DPA/JASPERSEN<br />
vom BVB verpflichtet. Dort<br />
entpuppte er sich als treuer<br />
Protagonist des klubeigenen<br />
Rückkehrer-Fluchs, konnte<br />
nie an seine einstigen Leistungen<br />
anknüpfen, wurde zu<br />
Beginn dieser Saison vom<br />
neuen Trainer Lucien<br />
Favre aussortiert<br />
und am letzten<br />
Transfertag<br />
nach Bremen abgegeben.<br />
Der jüngste<br />
Bundesligaspieler<br />
und jüngste Bundesligatorschütze<br />
ist Nuri Sahin seit<br />
seinem 16. Lebensjahr,<br />
ebenso der jüngste türkische<br />
Nationalspieler und<br />
Länderspieltorschütze. Jetzt<br />
ist er der älteste Mittelfeldspieler,<br />
der nicht an Philipp<br />
Bargfrede vorbeikommt.<br />
Macht aber nichts,dafür brilliert<br />
er als Motivationsredner,<br />
sowie vor dem 2:0-Sieg<br />
gegen den VfL Wolfsburg.<br />
Eine flammende Ansprache<br />
war das laut Werder-Trainer<br />
und Auftraggeber Florian<br />
Kohfeldt. Man könnte wohl<br />
auch sagen: eine echte Philippika.<br />
(mali.)<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 Bor.Dortmund 7 5 2 0 23: 8 17<br />
2 RB Leipzig 7 4 2 1 16: 9 14<br />
3 M'gladbach 7 4 2 1 15: 9 14<br />
4 SV Werder Bremen 7 4 2 1 13: 8 14<br />
5 Hertha BSC 7 4 2 1 12: 7 14<br />
6 München 7 4 1 2 12: 8 13<br />
7 Eintr.Frankfurt 7 3 1 3 12: 11 10<br />
8 Mainz 05 7 2 3 2 4: 4 9<br />
9 VfL Wolfsburg 7 2 3 2 10: 11 9<br />
10 FC Augsburg 7 2 2 3 14: 13 8<br />
11 SC Freiburg 7 2 2 3 9: 13 8<br />
12 Nürnberg 7 2 2 3 7: 16 8<br />
13 Hoffenheim 7 2 1 4 11: 12 7<br />
14 Leverkusen 7 2 1 4 7: 13 7<br />
15 FC Schalke04 7 2 0 5 5: 9 6<br />
16 Hannover96 7 1 2 4 8: 14 5<br />
17 Düsseldorf 7 1 2 4 5: 11 5<br />
18 VfB Stuttgart 7 1 2 4 6: 13 5<br />
8. Spieltag,19. bis 21. Oktober:<br />
Frankfurt-Düsseldorf Fr.20.30<br />
Leverkusen -Hannover96 Sa., 15.30<br />
VfB Stuttgart-Dortmund Sa., 15.30<br />
FC Augsburg -RBLeipzig Sa., 15.30<br />
Wolfsburg -BayernMünchen Sa., 15.30<br />
Nürnberg -Hoffenheim Sa., 15.30<br />
Schalke04-Werder Bremen Sa., 18.30<br />
Hertha BSC -SCFreiburg So., 15.30<br />
Mönchengladbach -Mainz So., 18.00<br />
Torjäger:<br />
6Tore: Paco Alcácer (Borussia Dortmund)<br />
5Tore: Ondrej Duda (Hertha BSC), Alassane<br />
Pléa (Mönchengladbach)<br />
4Tore: u.a. Alfred Finnbogason (FC Augsburg),<br />
Vedad Ibisevic (Hertha BSC), Yussuf<br />
Poulsen (Leipzig), Marco Reus (BVB)<br />
Die McKennies konnten<br />
es natürlich nicht ahnen,<br />
dass ihr Sohn eines Tages<br />
als Fußballprofi beim FC<br />
Schalke aktiv sein wird.<br />
Konnten nicht ahnen, dass<br />
der Vorname, den sie vor etwas<br />
mehr als zwanzig Jahren<br />
für ihren Filius ausgewählt<br />
hatten, Anlass zu den wildesten<br />
Wortspielereien geben<br />
würde.<br />
„Weston trifft für Schalke<br />
im Osten“ titelte beispielsweise<br />
eine Boulevardzeitung<br />
vor wenigen Tagen, nachdem<br />
McKennie den FC<br />
Schalke im Gruppenspiel der<br />
Champions League bei Lokomotive<br />
Moskau in letzter<br />
Minute zum 1:0-Sieg geköpft<br />
hatte. Und schon klar, was<br />
sich aus diesem Vornamen<br />
und der geografischen Lage<br />
der Stadt Gelsenkirchen<br />
noch alles zusammenreimen<br />
lässt.<br />
Am Sonnabend brachte<br />
sich McKennie beim 2:0 der<br />
Schalker in Düsseldorf erneut<br />
ins Rampenlicht. Miteiner<br />
ansprechenden Leistung<br />
im Mittelfeld, wofür er von<br />
Manager Christian Heidel<br />
ein dickes Lob bekam („Das<br />
ist einfach ein Mentalitätsmonster,dieser<br />
Junge.Erver-<br />
Alles W<br />
oder was?<br />
Schalker Malocher:<br />
Weston McKennie<br />
DE FODI<br />
körpert soein bisschen das<br />
Malochertum, das auf<br />
Schalke einfach wichtig ist.<br />
Riesenkompliment, was der<br />
Junge in seinem Alter da auf<br />
den Platz bringt“), vor allen<br />
Dingen aber mit seinem Tor<br />
zum 1:0 und dem anschließenden<br />
Jubel. Ein Wformte<br />
der US-Amerikaner dabei<br />
zweifelsfrei mit seinen Armen,<br />
was allerdings keineswegs<br />
selbstbezogen war,<br />
sondern ein Hinweis auf seinen<br />
aktuellen Lieblingsfilm.<br />
W nicht wie Weston oder<br />
Weston-Held, sonder Wwie<br />
die Warriors of Wakanda aus<br />
dem Marvel-Movie Black<br />
Panther. (lot.)<br />
Die Anziehungskraft, die<br />
der Hamburger SV auf<br />
Fußballprofis aus Berlin ausübt,<br />
hat etwas Mysteriöses<br />
und zuletzt auch Fatales. Bei<br />
Jürgen Milewski, Karsten<br />
Bäron, Thomas Doll, Frank<br />
Rohde, Stefan Beinlich oder<br />
Jérôme Boateng ging die Sache<br />
einst noch recht gut aus,<br />
aber das war auch ein ganz<br />
anderer HSV.<br />
Seither führt der Weg an<br />
die Elbe schnurstracks in<br />
eine Karrierefalle, wovon<br />
nicht nur Jaroslav Drobny,<br />
Gojko Kacar oder Pierre-Michel<br />
Lasogga ein Lied singen<br />
Pistolero: BobbyWood<br />
Hannover 96<br />
Raus aus der<br />
Karrierefalle<br />
können, sondern auch<br />
BobbyWood, den es vorzwei<br />
Jahren vom1.FCUnion nach<br />
Hamburg verschlug, Abstieg<br />
inklusive.<br />
Beim HSV ist der 25-Jährige<br />
immer noch, allerdings<br />
bei dem in Hannover. Für die<br />
96er steuerte er am Sonnabend<br />
zwei bildschöne Kopfballtore<br />
zum 3:1 gegen den<br />
VfB Stuttgartbei. Klingt nach<br />
einem wunderbaren neuen<br />
Kapitel in einer stagnierenden<br />
Fußballerlaufbahn, wäre<br />
da nicht eine beunruhigende<br />
Kleinigkeit:Wood ist nur ausgeliehen.<br />
(mali.)<br />
GETTY/HARDT<br />
Leipzigs Kür mit sechs Toren<br />
AP/MEYER<br />
DieKreativität beim Jubel nach seinem Torzum<br />
5:0 hielt sich in Grenzen, vielleicht weil Marcel<br />
Sabitzer vorher schon genug Kreativität in RB<br />
Leipzigs Auftritt eingebracht hatte. 6:0 gewann<br />
sein Team am Ende gegen Nürnberg, der Offensivspieler<br />
sagte später dazu: „Wir waren vorne<br />
mutig, hinten konsequent.“ Nach nicht mal sieben<br />
Minuten führte RB 2:0 durch Kevin Kampl in<br />
dessen 100. Ligaspiel und Yussuf Poulsen (7.).<br />
Der Rest war Kür gegen bemitleidenswerte<br />
Gäste.Der Leipzgier Timo Werner konnte es sich<br />
sogar erlauben, einen Foulelfmeter in der 63. Minute<br />
zu vergeben. Für seine Attacke zuvor hatte<br />
Nürnbergs TimLeibold die Rote Kartegesehen.<br />
Bayer Leverkusen<br />
Herrlich währt<br />
am längsten<br />
Nur um das gleich vorweg<br />
zu sagen: Ein Sportgeschäftsführer<br />
ist nicht immer<br />
auch der Wortgeschäftsführer.<br />
Nurbei BayerLeverkusen<br />
ist das so, woRudi Völler in<br />
beiden Ämtern reüssiert.<br />
Doch auch nur in Leverkusen<br />
gilt: Weil ein Trainer mit<br />
Nachnamen Herrlich heißt,<br />
ist nicht automatisch alles in<br />
Ordnung. Leverkusens 0:0<br />
beim SC Freiburg amgestrigen<br />
Sonntag etwa könnte<br />
Heiko Herrlich langsam in<br />
Schwierigkeiten bringen.<br />
Denn abgesehen von den<br />
oben geschilderten Besonderheiten<br />
gelten in Leverkusen<br />
selbstredend die Gesetzmäßigkeiten<br />
der Branche.<br />
Dazu gehört, dass der Begriff<br />
„Rücken stärken“, der gestern<br />
imZusammenhang mit<br />
Wortgeschäftsführer Völler<br />
und Herrlichs Heiko die<br />
Runde machte, ins Reine<br />
übersetzt heißt: „Hinter dem<br />
Rücken nach Ersatz suchen.“<br />
Lediglich in Kenntnis dieser<br />
Umstände ist zu verstehen,<br />
was Völler mit den Wor-<br />
ten meinte: „Heiko macht<br />
das gut, bleibt ruhig.“ Und<br />
sieht dann, was passiert. Das<br />
meinte Völler,wenn er weiter<br />
sagte,Herrlich hole„alles aus<br />
der Mannschaft raus“. Das<br />
fehlt dann ja auf dem Platz.<br />
Wiedie Chancenverwertung.<br />
In der Europa League gelang<br />
zwar ein 3:2 gegen Ludogorez<br />
Rasgrad und ein 4:2 gegen<br />
AEK Athen, doch in der<br />
Bundesliga rückt Team Herrlich<br />
nach nur zwei Siegen, vier<br />
Niederlagen und dem jüngsten<br />
Unentschieden an die Abstiegszone<br />
heran, aus der ihr<br />
inzwischen sogar Schalke<br />
entgegenkommt. „Die Qualität<br />
im Kader haben wir, dass<br />
wir auch in der Bundesliga<br />
wieder nach oben kommen.“<br />
Originalton Wortgeschäftsführer.<br />
Bewusster Völler sagt deshalb<br />
zur akuten Trainerfrage:<br />
„Natürlich gibt es bei uns<br />
überhaupt keine Diskussion.“<br />
Natürlich. Die nächsten<br />
Schritte stehen ja längst<br />
fest. So läuft das in der Bundesliga.<br />
Herrlich. (cs.)<br />
SIEBTER SPIELTAG<br />
0:3 (0:2)<br />
BAYERN–M’GLADBACH<br />
4:3 (0:1)<br />
DORTMUND–AUGSBURG<br />
2:0 (1:0)<br />
BREMEN–WOLFSBURG<br />
6:0 (4:0)<br />
LEIPZIG–NÜRNBERG<br />
3:1 (2:0)<br />
HANNOVER–STUTTGART<br />
0:0<br />
MAINZ–HERTHA<br />
0:2 (0:0)<br />
DÜSSELDORF–SCHALKE<br />
0:0<br />
FREIBURG–LEVERKUSEN<br />
1:2 (0:1)<br />
HOFFENHEIM–FRANKFURT<br />
Bayern München: Neuer -Kimmich,<br />
Süle, Hummels, Alaba<br />
(55. Sanches) -Thiago-Robben<br />
(46. Ribéry), Müller (46.<br />
Gnabry), Goretzka, James<br />
Rodríguez -Lewandowski<br />
Mönchengladbach: Sommer -<br />
Lang,Ginter,Elvedi, Wendt -<br />
Kramer -Neuhaus (74. P. Herrmann),<br />
Hofmann -T.Hazard<br />
(83. Traoré), Stindl (66. Zakaria),<br />
Pléa<br />
SR: Willenborg (Osnabrück)<br />
Zuschauer:75000<br />
Tore: 0:1 Pléa (10.), 0:2 Stindl<br />
(16.), 0:3 P. Herrmann (88.)<br />
Gelbe Karten: F. Ribéry(1),<br />
James Rodríguez (1) /Hofmann<br />
(1), Zakaria (2)<br />
Dortmund: Bürki -Hakimi,Akanji,<br />
Zagadou, Diallo -Witsel,Weigl (77.<br />
M. Götze) -Sancho, Bruun Larsen<br />
(69. Guerreiro) -Reus -Philipp (59.<br />
Alcácer)<br />
Augsburg: Luthe -Gouweleeuw,R.<br />
Khedira, Hinteregger -Framberger,<br />
Max -Baier (64. Fe. Götze) -Hahn<br />
(75.Moravek),Gregoritsch,Caiuby-<br />
Finnbogason (83. Cordova)<br />
SR: Schmidt -ZS: 81 365<br />
Tore: 0:1 Finnbogason (22.), 1:1<br />
Alcácer (62.), 1:2 Max (71.), 2:2<br />
Alcácer (80.), 3:2 M. Götze (84.),<br />
3:3 Gregoritsch (87.), 4:3Alcácer<br />
(90.+6)<br />
GK: Reus (1) /Baier (2), Hahn (2),<br />
R. Khedira (3), Gouweleeuw (2),<br />
Caiuby(1), Finnbogason (1), Cordova<br />
(1)<br />
Werder Bremen: Pavlenka -Gebre<br />
Selassie, Langkamp, Moisander,Augustinsson<br />
-Bargfrede<br />
-M.Eggestein, Klaassen<br />
(89. Möhwald) -Osako(83. J.<br />
Eggestein), F. Kainz (75. Pizarro)<br />
-M.Kruse<br />
VfL Wolfsburg: Casteels -William,<br />
Knoche, Brooks, Roussillon<br />
-Tisserand (85. Rexhbecaj)<br />
-Steffen (78. Blaszczykowski),<br />
Malli (59. Ginczek), Arnold, Brekalo<br />
-Weghorst<br />
Schiedsrichter:Petersen<br />
Zuschauer:41000<br />
Tore: 1:0 Klaassen (35.), 2:0 J.<br />
Eggestein (86.)<br />
GK: F. Kainz (1) /William (2),<br />
Ginczek (2)<br />
Leipzig: Gulacsi -Mukiele, Upamecano,<br />
Orban, Halstenberg -<br />
Kampl (46. Ilsanker), Demme -<br />
Sabitzer,Forsberg (76. Matheus<br />
Cunha) -Werner,Poulsen (64.<br />
Augustin)<br />
Nürnberg: Bredlow-Valentini<br />
(82. Ro. Bauer), Margreitter,<br />
Mühl, Leibold -Petrak -Kubo<br />
(60. Knöll), Löwen, Behrens,<br />
Vura (46. P. Martínez) -Ishak<br />
SR: Tobias Stieler (Hamburg)<br />
ZS: 37389<br />
Tore: 1:0 Kampl (4.), 2:0 Poulsen<br />
(7.), 3:0 Sabitzer (21.), 4:0<br />
Werner (32.), 5:0 Sabitzer<br />
(55.), 6:0 Werner (59.)<br />
GK: -/Valentini (1) RK: -/Leibold<br />
(62./Taktisches Foulspiel)<br />
Hannover96: M. Esser -Elez,<br />
Anton, Felipe -Bebou, Schwegler<br />
(87. Fossum), Walace, Albornoz<br />
-Asano (14. Haraguchi) -<br />
Wood (76. Bakalorz), Füllkrug<br />
VfB Stuttgart: Zieler -Baumgartl,<br />
Badstuber (46. Thommy), Pavard<br />
-Beck, Ascacibar,Sosa -<br />
Castro (46. Gonzalez), Gentner<br />
(84. Sarpei) -Didavi, Mar.Gomez<br />
Schiedsrichter:Stegemann<br />
Zuschauer:40800<br />
Tore: 1:0 Wood (30.), 2:0 Wood<br />
(45.+1), 2:1 Mar.Gomez (50.),<br />
3:1 Bebou (90.+1)<br />
Gelbe Karten: Albornoz (1) /<br />
Sosa (2), Thommy (2)<br />
FSV Mainz 05: Zentner -Mwene,<br />
Bell, Niakhaté, Martín -Kunde<br />
Malong -Gbamin (88. Maxim),<br />
Baku -Boetius, Burkardt (66.<br />
Ujah) -Mateta (82. Abass)<br />
Hertha BSC: Jarstein -Lazaro, N.<br />
Stark (46. Lustenberger), Rekik,<br />
Plattenhardt -Skjelbred, Maier -<br />
Kalou, Duda, Dilrosun (74. Leckie)<br />
-Ibisevic (61. Selke)<br />
Schiedsrichter:Schlager (Rastatt)<br />
Zuschauer:22408<br />
Gelbe Karten: -/Skjelbred (1),<br />
Maier (1)<br />
Fortuna Düsseldorf: Rensing -J.<br />
Zimmer,Ayhan, Bodzek (63.<br />
Ducksch), Kaminski, Gießelmann<br />
(66. Usami) -Sobottka,<br />
Morales -Mat. Zimmermann,<br />
Hennings, Raman<br />
FC Schalke04: Fährmann -D.<br />
Caligiuri, Salif Sané, Naldo,<br />
Mendyl -McKennie (79. Konopljanka),<br />
N. Bentaleb,Serdar<br />
(62. Uth), Mascarell -Burgstaller,DiSanto<br />
(88. Embolo)<br />
Schiedsrichter:Jablonski<br />
Zuschauer:52000<br />
Tore: 0:1 McKennie (48.), 0:2<br />
Burgstaller (53.)<br />
Gelbe Karten: J. Zimmer (2), Sobottka<br />
(2), Bodzek (2) /Mendyl<br />
(3)<br />
SC Freiburg: Schwolow-Kübler,<br />
Gulde (46. L. Waldschmidt),<br />
Heintz, Günter -R.Koch -Frantz<br />
(89. Höler), J. Gondorf, Höfler,<br />
Sallai -Niederlechner (38. Haberer)<br />
BayerLeverkusen: Hradecky -<br />
Weiser,Tah, S. Bender,Wendell -<br />
Dragovic, Kohr (83. Thelin) -<br />
Brandt (71. Bailey), Havertz, K.<br />
Volland (84. Paulinho) -Alario<br />
Schiedsrichter:Dankert<br />
Zuschauer:23800<br />
Gelbe Karten: Kübler (1), Höfler<br />
(3), Günter (2) /Kohr (3)<br />
1899 Hoffenheim: Baumann -<br />
Akpoguma (66. Joelinton), Vogt,<br />
Posch -Brenet, Grillitsch (60.<br />
Nelson), Demirbay, N. Schulz -<br />
Belfodil, Bittencourt(52. Grifo)<br />
-Szalai<br />
Eintracht Frankfurt: Trapp -M.<br />
Russ, Hasebe, N'Dicka -G.<br />
Fernandes -daCosta, de<br />
Guzmán, Souza (46. Gacinovic),<br />
Kostic (80. Willems) -Jovic<br />
(69. Haller), Rebic<br />
Schiedsrichter:Siebert(Berlin)<br />
Zuschauer:29785<br />
Tore: 0:1 Rebic (40.), 0:2 Jovic<br />
(46.), 1:2 Nelson (82.)<br />
GK: Akpoguma (1), N. Schulz<br />
(2) /Souza (1), Hasebe (1)<br />
Gelb-Rot: -/Rebic (64.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 22 *<br />
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Sport<br />
VFB Stuttgart<br />
Unterirdische<br />
Bonität<br />
Matti Lieske<br />
bedauert, dassTayfun Korkut<br />
dem Stuttgarter Größenwahn<br />
zum Opfer gefallen ist.<br />
Der heißeste Kandidat für einen<br />
Trainer-Rauswurf am Wochenende<br />
war eigentlich José Mourinho bei<br />
Manchester United. Doch den Portugiesen<br />
rettete (vorläufig) der späte<br />
Siegtreffer gegen Newcastle United.<br />
Also erwischte es Tayfun Korkut. Wie<br />
immer, könnte man sagen, der Mann<br />
scheint zum Sündenbock geboren.<br />
Wahrscheinlich weil er immer so traurig<br />
guckt, wie zuletzt nach dem Sieg<br />
seines VfB Stuttgartgegen Werder Bremen,<br />
dem bisher einzigen in dieser<br />
Saison. Da erweckte er in seiner notorischen<br />
Bescheidenheit wieder einmal<br />
den Eindruck, als habe er mit dem Erfolg<br />
nicht das Geringste zu tun gehabt.<br />
War ein Fehler, die Klubführung<br />
glaubte ihm.<br />
Mourinho beklagte eine „Menschenjagd“<br />
gegen sich, in England<br />
werde erinzwischen sogar schon für<br />
den Regen und den Brexit verantwortlich<br />
gemacht. So weit, dass man<br />
Korkut die Bierpreise beim Cannstatter<br />
Wasen und die miese Luft in der<br />
Stadt anlastet, ist es im Schwabenland<br />
nicht gekommen, man macht ihn nur<br />
für schlechten Fußball verantwortlich.<br />
Fußball wie in der ersten Hälfte beim<br />
1:3 in Hannover. Über die zweite<br />
Hälfte, in der die Stuttgarter nach<br />
Korkuts Umstellungen fast den Ausgleich<br />
erzielten, bevor sie kurz vor<br />
Schluss einen Konter kassierten,<br />
schweigt man großzügig beimVfB.<br />
Da ist er wieder,der Chaos- und Panikklub,der<br />
gerndreiTrainer proSaison<br />
auf dem Wegzum Untergang verschleißt<br />
und einen Sportdirektor hat,<br />
der entweder gut heucheln kann oder<br />
schlecht informiert ist. Die Trainerfrage<br />
stelle sich nicht, sagte Michael<br />
Reschke noch in Hannover und sah<br />
„genug Substanz für einen Neustartin<br />
dieser Konstellation“. Am nächsten<br />
Tagwaren ihm plötzlich „die ausbleibende<br />
sportliche Entwicklung“ und<br />
die „negativen Ergebnisse“ aufgefallen.<br />
Besser erklärte Klubpräsident<br />
Wolfgang Dietrich den kurzen Geduldsfaden:<br />
„Nach dem erfreulichen<br />
Verlauf der vergangenen Saison waren<br />
wir zuversichtlich (…), in der neuen<br />
Spielzeit die positiveEntwicklung weiterführen<br />
zu können.“ Wollten sie allen<br />
Ernstes in die Champions League?<br />
Größenwahn, dein Name istVfB!<br />
Platz 7 hatte Korkut geschafft,<br />
nachdem er das Team Ende Januar in<br />
desolatem Zustand auf Rang 14 übernommen<br />
und sofort stabilisiert hatte.<br />
Ähnliches war ihm 2014 schon bei<br />
Hannover 96gelungen, auch da flog<br />
der Mann mit der unterirdischen Bonität<br />
in der Folgesaison raus. Dabei<br />
war die Situation trotz des letzten Platzesnicht<br />
prekär für denVfB,die Teams<br />
der zweiten Tabellenhälfte liegen eng<br />
beisammen. Absurderscheint dieVorstellung,<br />
dass die Stuttgarter mit MarkusWeinzierl<br />
oder Markus Gisdol oder<br />
wemauch immer plötzlich tollen Fußball<br />
spielen. Da hätten sie schon Tayfun<br />
Korkut holen müssen.<br />
Tayfun Korkut muss mal wieder seinen<br />
Posten räumen.<br />
DPA/PATRICK SEEGER<br />
Entspannt und ausgelassen: Die Herthaner um Vedad Ibisevic (l.) und Javairo Dilrosun gehen zufrieden in die Länderspielpause.<br />
Entspannte Überflieger<br />
Nach dem 0:0 in Mainz geht Hertha BSC zufrieden in die Pause. Nur Starks Ausfall trübt die Stimmung<br />
VonPatrick Berger<br />
Ein ziemlich kalter Wind<br />
wehte am frühen Sonntagmorgen<br />
über dem Schenckendorffplatz.<br />
Pal Dardai<br />
stand trotzdem in kurzer Hose und<br />
dünner, grauer Trainingsjacke da.<br />
Der Trainer von Hertha BSC ist ein<br />
harter Hund, trotzt auch den widrigsten<br />
Bedingungen. Nach dem 0:0<br />
gegen den FSV Mainz 05 wollte Dardai<br />
gerade eine Runde Laufen gehen.<br />
Bevor ersich aber auf die Fersen<br />
machte, stand der Ungar noch<br />
den anwesenden Journalisten Rede<br />
und Antwort. Wie erden Punkt in<br />
Mainz denn jetzt einordnet, wurde<br />
Dardai gefragt. „Es war einfach<br />
nicht mehr drin“, sagte der 42-Jährige,<br />
„das 0:0 müssen wir akzeptieren.“<br />
Drei, vier Spieler seien körperlich<br />
nicht so frisch, wie noch eine<br />
Woche zuvor beim 2:0-Erfolg gegen<br />
die Bayern, gewesen. Dann werde es<br />
für sein Team eben schwierig.<br />
Der ominöse Bayern-Fluch hat<br />
also auch die Blau-Weißen getroffen.<br />
Denn: Von den vergangenen elf<br />
Klubs, die den Rekordmeister besiegen<br />
konnten, gelang nur Leipzig im<br />
darauffolgenden Spiel ein weiterer<br />
Erfolg. „Wenn du zum Flughafen<br />
„VERDAMMTE VERPFLICHTUNG“: PREETZ GEGEN RASSISMUS<br />
fährst und nach Mainz fliegst“ erzählt<br />
Dardai, „reden alle über das<br />
Bayern-Spiel. Nach dem Spiel<br />
kommst du aus Mainz zurück –und<br />
es reden noch immer alle über Bayern.<br />
Es ist schön. Aber wir müssen<br />
dieses Spiel jetzt vergessen.“<br />
Mit 14Punkten aus sieben Spielen<br />
gehen die <strong>Berliner</strong> Überflieger<br />
nun ganz entspannt in die Länderspielpause.<br />
Die vor der Saison so<br />
nicht erwartbare Ausbeute stimmt<br />
freilich auch den Trainer zufrieden.<br />
„Wir haben eine junge Mannschaft<br />
und momentan nicht viel auszusetzen.<br />
Dort oben zu stehen, macht<br />
Michael Preetz, 51, hat mit<br />
deutlichen Worten eine gesellschaftliche<br />
Positionierung<br />
vonFußballklubs gegen<br />
Rassismus gefordert. „Ich<br />
finde, dass wir die verdammte<br />
Verpflichtung haben,<br />
aufzustehen und mindestens<br />
–wenn wir uns nicht<br />
politisch artikulieren wollen –<br />
Haltung zeigen können“,<br />
sagte der Geschäftsführer<br />
vonHertha BSC im ZDF-<br />
Sportstudio. „Und das müssen<br />
wir in einer Zeit, in der jeder<br />
spürt, dass es nicht in<br />
die richtigeRichtung geht“,<br />
erklärte der Ex-Profi weiter.<br />
Der Erstligist hatte sich unter<br />
anderem in der Vorwoche vor<br />
dem Bayern-Spiel mit der<br />
Aufschrift „In Berlin kannst<br />
du alles sein. Außer Rassist.“<br />
warmgemacht.<br />
uns Spaß. Für die Spieler und mich<br />
ist es jetzt einfacher, weil wir in den<br />
Hinterköpfen haben, dass wir auch<br />
mal einen Fehler machen können<br />
und in der Tabelle trotzdem erst mal<br />
oben bleiben. Wenn wir schlau sind<br />
und konsequent punkten, dann<br />
kann es eine angenehme Winterpause<br />
für uns werden. Dazu darf es<br />
aber nicht noch mehr Verletzte geben.“<br />
Dardai machte damit Anspielungen<br />
auf den Ausfall von Niklas Stark.<br />
Der 23-jährige Abwehrspieler war in<br />
Mainz zur Pause mit einer Fußverletzung<br />
ausgewechselt worden und ist<br />
Verunsicherte Solisten<br />
IMAGO/JAN HUEBNER<br />
nach Jordan Torunarigha (Achillessehne)<br />
nun schon der zweite Innenverteidiger,<br />
der zwangspausieren<br />
muss.Auf dem Rückflug an Gate A19<br />
des Frankfurter Flughafens humpelte<br />
Stark, das schwarze Baseballcap<br />
tief ins Gesicht gezogen, auf Krücken<br />
in die Lufthansa-Maschine<br />
LH044. Die Szene, die ihn wohl die<br />
nächsten Wochen außer Gefecht setzen<br />
wird, schilderte Stark so: „Jonathan<br />
Burkhardt erwischt mich, ich<br />
knicke um. Dann fällt er auf mich<br />
drauf. Wir müssen jetzt abwarten,<br />
was die MRT-Untersuchung ergibt.“<br />
Diese soll imLaufe des heutigen Tages<br />
durchgeführt werden. Dardai<br />
ahnt dabei nichts Gutes:„Ich will den<br />
Teufel nicht provozieren, aber es<br />
sieht nicht gut aus.Eskann sein, dass<br />
es eine längerePause wird.“<br />
Dardai wäre aber nicht Dardai,<br />
wenn er auch mit dieser widrigen<br />
Bedingung umzugehen wüsste: „Wir<br />
haben noch Spieler.Fünferkette wird<br />
schwierig, aber Viererkette bekommen<br />
wir hin“, sagte er und scherzte:<br />
„Ich gehe mit Co-Trainer Rainer<br />
Widmayer laufen. Wenn wir jedes<br />
Training in der Nationalmannschaftspause<br />
absolvieren, kriegen<br />
wir es hin. MitseinemStellungsspiel<br />
kann er uns sicher helfen.“<br />
Nach dem 0:3 gegen Mönchengladbach ist sich Niko Kovac des Rückhalts beim FC Bayern nicht mehr sicher<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Sogar der Blick in die nahe Zukunft<br />
fiel schwer. Der Oktoberfestbesuch<br />
am Sonntag nach der 0:3 (0:2)-<br />
Niederlage gegen Mönchengladbach<br />
sorgte für weiteres Grauen in der Belegschaft<br />
des FC Bayern. Ein Schaulaufen<br />
auf derWiesn, das Lächeln und<br />
Zuprosten für die Kameras – den<br />
Münchnern schien diese Aussicht<br />
wie eine Qual vorzukommen. Nach<br />
dem nächsten „Schlag ins Gesicht“,<br />
wie es Kapitän Manuel Neuer am<br />
Sonnabend zwar in Bezug auf das<br />
zweite Gegentor formulierthatte,was<br />
aber auch übergeordnet für das uninspirierte<br />
Spiel der Bayern galt.<br />
Dieheftige Niederlage eine Woche<br />
nach dem 0:2 gegen Hertha war das<br />
vierte sieglose Spiel in Serie und hinterließ<br />
den Eindruck, dass der Abwärtstrend<br />
an Fahrtgewinnt.<br />
„Das ist natürlich nicht Bayern<br />
und auch zu wenig“, sagte Neuer<br />
noch über die seltenen Torchancen<br />
seiner Kollegen. Rechtsverteidiger<br />
Joshua Kimmich stellte schonungslos<br />
fest:„Es ist nicht so,dass wir<br />
so viele Chancen versemmelt<br />
haben.Wirhatten einfach<br />
keine.“<br />
Der Blick richtet sich zu<br />
Beginn der Länderspielpause<br />
damit vor allem auf<br />
den neuenTrainer Niko Kovac,<br />
46. „Ich weiß, dass ich<br />
beim FC Bayern bin und<br />
die Zeit hier anders läuft“,<br />
sagte er.Aber er gehe davon<br />
aus, dass er weiterhin Rückhalt im<br />
Verein habe, fügte er an. Sicher ist er<br />
sich dessen nicht mehr. Das erzählt<br />
einiges über den Abschwung, den<br />
seine Mannschaft zuletzt erlebt hat,<br />
nachdem ihn Präsident Uli Hoeneß<br />
in Bezug auf die Rotation schon vor<br />
Gladbach mit der Aussage geschwächt<br />
hatte, amEnde müsse der<br />
Trainer„den Kopf hinhalten“.<br />
Immer deutlicher wird, wie sehr es<br />
beim FC Bayern rumort.<br />
Die Mannschaft vermisst<br />
ganz offensichtlich bei der<br />
Suchenach Lösungen flexible<br />
Vorgaben und Impulse<br />
des Trainers, wie schon vor<br />
dem Spiel gegen Gladbach<br />
AFP/STACHE<br />
durch an die Bild-<strong>Zeitung</strong><br />
durchgesteckte Kritik und<br />
Kopf zum Hinhalten:<br />
NikoKovac müssen uns schon Gedan-<br />
Interna klar wurde. „Wir<br />
ken machen, wie wir Chancen<br />
kreieren können“, sagte Kimmich<br />
nun. „Wir sind mit zu vielen Spielern<br />
in den ungefährlichen Räumen“, präzisierte<br />
Mats Hummels. Bei Stürmer<br />
RobertLewandowski zählten Statistiker<br />
insgesamt zwölf Ballkontakte.<br />
Das lag auch daran, dass die<br />
Münchner oft ohne Tempo anliefen,<br />
mehr quer als tief passten. DasTeam<br />
spielt ohne klares Konzept vor sich<br />
hin. Wie eine Ansammlung von verunsicherten<br />
Solisten, die ohne<br />
Glaube an dieVorgaben agiert.<br />
DerBlick richtet sich aber auch auf<br />
die Kaderkonstruktion, für die Kovac<br />
nichts kann. Serge Gnabry, 23, kann<br />
die an Schwung verlierenden Franck<br />
Ribéry, 35, und Arjen Robben, 34,<br />
noch nicht ersetzen, Tempodribbler<br />
Kingsley Coman, 22, kuriert einen<br />
Syndesmoseriss aus, und nach Corentin<br />
Tolisso und Rafinha fällt nun<br />
auch Linksverteidigers David Alaba<br />
aus. „Jetzt ist genau das eingetreten,<br />
was ich befürchtet habe“, sagte Kovac<br />
und verwies auf die hohe Belastung<br />
seiner Außenverteidiger mangels Alternativen<br />
und damit kritisch auf die<br />
schmale Kaderarchitektur.<br />
Talent<br />
zum großen<br />
Drama<br />
Paco Alcácer lässt beim BVB<br />
Coach und Kollegen staunen<br />
VonDaniel Theweleit, Dortmund<br />
Das Westfalenstadion hat viele ekstatische<br />
Augenblicke erlebt,<br />
aber dieser spezielle, wilde Jubelschrei,<br />
der am Sonnabend um kurz<br />
vor halb sechs in den Spätsommerhimmel<br />
entschwebte,wirdden Menschen<br />
sehr lange in Erinnerung bleiben.<br />
Paco Alcácer zirkelte in der 96.<br />
Minute eines hinreißenden Fußballspiels<br />
einen Freistoß zum finalen 4:3<br />
ins Torund damit zwei zusätzliche<br />
Punkte aufs Konto des Tabellenführers.<br />
Aber die Geschichte hinter diesem<br />
Moment lässtsichnicht mit Zahlen<br />
beschreiben. Der Schrei enthielt<br />
eine Botschaft an das ganze Fußball-<br />
Land. Der BVB ist zweifellos das aufregendste<br />
Fußballprojekt, das<br />
Deutschland gerade zu bieten hat.<br />
„Unfassbar“, stammelte Kapitän<br />
MarcoReus. Dieses 4:3war nichteinfach<br />
ein Drama, es berührte all die<br />
großen Themen, die im Moment<br />
rund um denBVB relevant sind. Zwischenzeitlich<br />
hatte Mario Götze zum<br />
3:2 getroffen (82.) −imersten Bundesligaduell<br />
gegen seinen jüngeren BruderFelixund<br />
nach vier Partien, in denen<br />
er nicht im Kader stand. Für einige<br />
Minuten sah er wie der Gewinner<br />
des Tages aus, amEnde war sein<br />
Kapitel nur ein Nebenstrang.<br />
SechsTorein81Minuten<br />
ZumHelden wurde Paco Alcácer,der<br />
in der 59. Minute in die Partie kam, als<br />
die Dortmunder 0:1 zurücklagen,<br />
und der noch drei Treffer erzielte.„Es<br />
istverrückt“, sagte Manuel Akanji, „er<br />
kommt rein, macht mit seiner ersten<br />
Aktion das 1:1, macht einen Hattrick<br />
und hat dazu noch zwei andere<br />
Chancen, er ist ein unglaublicher<br />
Fußballer.“ Nach sieben Spieltagen<br />
führtder Spanier die Torjägerliste mit<br />
sechs Treffern an, dabei stand er erst<br />
81 Minuten plus diverse Nachspielzeiten<br />
auf dem Rasen. „Das ist ein<br />
sehr, sehr, sehr guter Transfer“, sagte<br />
Lucien Favre, der keine Worte fand,<br />
um seine Wertschätzung angemessener<br />
zu beschreiben. Im Gesicht des<br />
Schweizers war die Begeisterung<br />
über den Leih-Stürmer vom FCBarcelona,der<br />
vorige Woche im Europapokal<br />
gegen AS Monaco erstmals<br />
nach drei Jahren in einem Pflichtspiel<br />
90 Minuten durchspielte und nun<br />
nach zweieinhalb Jahren wieder ins<br />
Nationalteam eingeladen wurde,<br />
nicht zu übersehen.<br />
Auf die Frage, ob dies das beste<br />
Spiel seiner Karriere gewesen sei, erwiderte<br />
der 25-Jährige: „Das kann gut<br />
sein.“ Alcácers Gefühl für den richtigen<br />
Pass macht alle anderen Offensivspieler<br />
stärker. „Er spürt Fußball<br />
einfach“, sagte Favre. DieBrillanz dieses<br />
Profis imTorabschluss ist phänomenal,<br />
unddank Alcácers Talent zum<br />
großen Drama hat der BVB den Kern<br />
der eigenen Identität wieder entdeckt.<br />
Sportdirektor Michael Zorc<br />
sagte: „Ich habe das Stadion selten so<br />
kochen sehen wie ab der 90. Minute.“<br />
Dortmunds Paco Alcácer möchte die ganze<br />
Welt küssen.<br />
AFP/FASSBENDER
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 23 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
MontserratCaballé<br />
sang auch mit Freddie<br />
Mercury. Nachruf auf<br />
Seite 25<br />
„Ich will Europa seine Wurzeln zurückgeben.“<br />
Die Autorin Géraldine Schwarz im Vorspruch zu ihrem Roman „Die Gedächtnislosen“ Seiten 26 und 27<br />
Banksy-Bild<br />
Eine Frage der<br />
Haltung<br />
PetraKohse<br />
hält Zerstörung für ein achtbares<br />
künstlerisches Mittel<br />
Dass das Banksy-Bild „Mädchen<br />
mit Ballon“ nach seiner Versteigerung<br />
bei Sotheby’s für rund 1,2<br />
Millionen Euro durch eine Vorrichtung<br />
im eigenen Rahmen zur Hälfte<br />
geschreddert wurde, gefällt mir.<br />
Schon die erschrockenen Gesichter,<br />
die auf einem Video zu sehen sind,<br />
das auf der Instagram-Seite von<br />
Banksy eingestellt ist, sind es wert.<br />
Manche Anwesende lachen allerdings<br />
auch. Und man muss sich natürlich<br />
fragen, wer das Schreddern<br />
im Moment des fallenden Hammers<br />
in Gang gesetzt hat. Banksy textet in<br />
diesem Video, dass er vor einigen<br />
Jahren ein Bild entsprechend präpariert<br />
hätte, dann sieht man jemanden<br />
einen haifischzahnartigen Riegel<br />
an einem Rahmen anbringen –<br />
und Schnitt zu Sotheby’s. SaßBanksy<br />
da im Publikum und löste den Mechanismus<br />
aus?<br />
Schön ist, wie ein Künstler hier<br />
seinen Verfügungsanspruch gegen<br />
den Betrieb durchsetzt. Es kann einer<br />
seine Zeichnungen ja in einer<br />
Plastiktüte bei strömendem Regen<br />
zur Ausstellung bringen. Sobald er<br />
aber die Schwelle des Leihnehmers<br />
überschreitet, müssen Luftdruck<br />
und Lichtwerte stimmen und darfer<br />
sie nicht mehr ohne Handschuhe<br />
berühren. Undschön ist, wie die Performance<br />
ohne Vorwurf mit dem<br />
Spekulationscharakter des Kunstmarktes<br />
spielt. Denn selbstverständlich<br />
hat sich der Wert von„Mädchen<br />
mit Ballon“ sofort erhöht. Die Überraschung,<br />
die Zerstörung, die Erstmaligkeit<br />
–das alles schlägt zu Buche<br />
und der anonyme Käufer ist viel besser<br />
bedient, als er dachte. Ermuss<br />
sich beim Künstler bedanken.<br />
VomMädchen mit dem herzförmigen<br />
Ballon ist jetzt nur noch der<br />
Ballon übrig. Der Rest hängt in<br />
Streifen. Doch die Reproduktionen<br />
des intakten wie des geschredderten<br />
Bildes werden keine Mühe machen,<br />
vielleicht hat der britische<br />
Künstler beides schon vorbereitet,<br />
auch in identischen Rahmen. Es ist<br />
ja alles nur eine Frage der Idee.Und<br />
der Haltung.<br />
Angekündigte Überraschung<br />
Die Frankfurter Buchmesse findet in dieser Woche in goldenem Herbstlicht statt, bei eher trüber Stimmung<br />
VonCornelia Geißler<br />
Der Hanser Berlin Verlag<br />
zieht um und bekommt<br />
Zuwachs mit dem neuen<br />
Programm Hanser blau.<br />
Er sitzt nicht mehr an der verrückten<br />
Kreuzung am Checkpoint Charlie,<br />
sondern inder öden Lehrter Straße.<br />
Undmiesepetrig, wie die Stimmung<br />
in der Buchbranche gerade ist,<br />
könnte man bemeckern, dass der<br />
Verlag den Wein zur Umzugsparty<br />
am Freitagabend nicht selbst bezahlt<br />
hat, sondern sich vom Autor Robert<br />
Seethaler schenken ließ. Er hatte<br />
nämlich 111 Flaschen Riesling zu<br />
den 11 111 Euro dazubekommen,<br />
mit denen der Rheingau-Literatur-<br />
Preis dotiert ist. Dass Seethaler mit<br />
der Auszeichnung für seinen unter<br />
Toten spielenden Roman („Das<br />
Feld“) die Verlagsparty tränkt, liegt<br />
sicher schlicht daran, dass er nicht<br />
zum Alkoholiker werden möchte.<br />
Als Kiepenheuer &Witsch, eigentlich<br />
in Köln ansässig, am Abend zuvor<br />
inBerlin eine Neuerscheinung<br />
feierte, gab es auch Wein, doch die<br />
Hauptfigur, mehrmals glücklich der<br />
Trunksucht entronnen, trank Eierlikör.<br />
„Udo“ heißt das Buch, für das<br />
Udo Lindenberg dem Journalisten<br />
Thomas Hüetlin sein Leben erzählte.<br />
Es handelt von großen Songs und<br />
Freundschaften, vom Friedensmotto<br />
„Gitarren statt Knarren“, vom Rockerleben<br />
und eben vom Alkohol.<br />
Udo Lindenberg sang in der Bar<br />
Freundschaft mit dem Biografen und<br />
mit seinemVerleger Helge Malchow.<br />
Waspassiertbei Rowohlt?<br />
Kiepenheuer &Witsch gehört zum<br />
Holtzbrinck-Konzern. Dass Malchow<br />
2019 ausscheiden und seinen<br />
Posten bekanntlich an seine Stellvertreterin<br />
Kerstin Gleba abgeben wird,<br />
leuchtet jetzt beispielhaft. Denn<br />
noch immer rumort esbeim Holtzbrinck-Verlag<br />
Rowohlt um die Absetzung<br />
von Barbara Laugwitz und die<br />
Ankündigung von Florian Illies als<br />
Verlagsleiter. Wie sich Rowohlt ab<br />
Mittwoch auf der Buchmesse in<br />
FrankfurtamMain in Halle 3präsentieren<br />
wird, ist eigentlich klar:mit jeder<br />
Menge vorzeigbarer Bücher. Am<br />
heutigen Montag erscheint auf<br />
Deutsch BobWoodwards Auseinandersetzung<br />
mit dem US-amerikanischen<br />
Präsidenten „Furcht. Trump<br />
Für Bücher gibt es weniger Käufer heute, aber noch immer starke Liebhaber.<br />
im Weißen Haus“. Am Abend kann<br />
Inger-Maria Mahlke auf den Deutschen<br />
Buchpreis für „Archipel“ hoffen.<br />
Auch erzählt Natascha Wodin<br />
die Geschichte ihrer Eltern weiter:<br />
„Irgendwo in diesem Dunkel“, gibt<br />
es „Stimmen“ aus dem Nachlass von<br />
Wolfgang Herrndorf. Und dann ist<br />
noch eine Überraschung angekündigt.<br />
Ausgerechnet zu der Zeit, da der<br />
Suhrkamp-Verlag seinen Kritiker-<br />
DPA<br />
empfang abhält, lädt Rowohlt in ein<br />
schickes Hotel, um ein „Buch ohne<br />
Namen“ zu begrüßen.<br />
Auf der Buchmesse in Frankfurt<br />
am Main gab es eigentlich immer<br />
zwei große Partys, eine ausgerichtet<br />
von Rowohlt, eine von S. Fischer.<br />
Beide sparen sich in diesem Jahr das<br />
Geld.Vielleicht sollten mehr Autoren<br />
mit Naturalien geehrt werden? Es<br />
gibt immerhin noch den Julius-<br />
Campe-Preis, mit 99 Flaschen edlen<br />
Weins dotiert. Den bekommt am<br />
Buchmesse-Freitag der Filmemacher<br />
Christian Petzold, er hat jüngst<br />
den Anna-Seghers-Roman „Transit“<br />
lebendig gemacht.<br />
Die Frankfurter Buchmesse, die<br />
am Dienstagabend feierlich eröffnet<br />
wird, rühmt sich zwar immer noch<br />
ihrer Bedeutung. Mitüber 7000 Ausstellern<br />
aus 105 Ländern, an die<br />
300 000 Besuchernund 10 000 akkreditierten<br />
Journalisten und Bloggern<br />
ist sie die größte Fachmesse der<br />
Branche.Diesmal will sie sich stärker<br />
denn je an das Publikum wenden,<br />
das Bookfest bringt Lesungen und<br />
Gespräche in die Stadt. Nachdem<br />
sich seit der deutschen Vereinigung<br />
Leipzig im Frühjahr als der Messeplatz<br />
mit Autorenbegegnungen gegen<br />
die vielfach größere Verkaufsmesse<br />
in Frankfurt profiliert hat,<br />
denkt man nun auch hier um.<br />
18 Prozent Kunden verloren<br />
Das Wachstum an Ausstellerzahlen<br />
kommt aus dem Ausland. Undauch<br />
im Agentenzentrum, wo Lizenzen<br />
verhandelt und Optionen auf Bücher<br />
besprochen werden, haben sich mit<br />
rund 800 Literaturagenten aus 33<br />
Ländern sechs Prozent mehr als im<br />
Vorjahr angemeldet. Doch wenn der<br />
Geschäftsführer des Börsenvereins<br />
des Deutschen Buchhandels Alexander<br />
Skipis sagt, man erwarte die<br />
Buchmesse „voller Tatendrang“,<br />
klingt es leider wie das Pfeifen im<br />
Walde.<br />
In den ersten acht Monaten des<br />
Jahres ist der Umsatz im deutschen<br />
Buchhandel um ein Prozent gefallen.<br />
Das klingt nicht viel, doch die durch<br />
Preissteigerungen etwa gleich gebliebenen<br />
Umsatzzahlen hatten<br />
lange den Blick für das eigentliche<br />
Problem getrübt. Anfang dieses Jahres<br />
veröffentlichte dann der Börsenverein<br />
die schockierende Nachricht,<br />
dass zwischen 2013 und 2017 18 Prozent<br />
der Kunden im Publikumsmarkt<br />
verloren gegangen sind. Konkret<br />
sieht es so aus, dass 8,9 Millionen<br />
Kunden, die 2014 und 2015 noch<br />
mindestens ein Buch gekaufthatten,<br />
2016 für keines mehr Geld ausgaben.<br />
Wenn man wenig sagen kann, bietet<br />
das Wetter einen Ausweg. Eswird<br />
schön in Frankfurt amMain in diesen<br />
Herbsttagen. Vielleicht färbt wenigstens<br />
das die Stimmung positiv.<br />
NACHRICHTEN<br />
Bushido moderiert<br />
Frühprogramm bei KISS FM<br />
Bushido hat einen neuen Job: Ab<br />
Montag moderiertder Deutschrapper<br />
beim <strong>Berliner</strong> Radio 98.8 KISS<br />
FM die Morgensendung. „Ich wollte<br />
schon immer meine eigene Radioshowund<br />
die hab ich mir jetzt gegönnt“,<br />
zitierte der Sender den in<br />
Bonn geborenen Rapper.Zuhören<br />
sei er vonMontag bis Freitag livevon<br />
6bis 10 Uhr. „Wenn Deutschlands<br />
bekanntester Rapper bei mir anruft<br />
und sagt: York,ich habe Bock aufdie<br />
Morningshow, dann sage ich nicht<br />
nein“, sagte der Programmdirektor,<br />
York Strempel. Wiejeder Neuling<br />
habe der Star jetzt Probezeit und<br />
dann „gucken wir mal“, sagte Strempel<br />
weiter. (dpa)<br />
<strong>Berliner</strong> Literaturpreis<br />
für Clemens J. Setz<br />
DieStiftung Preußische Seehandlung<br />
hat auf Beschluss ihrer Preisjury<br />
den österreichischen Schriftsteller<br />
Clemens J. Setz mit dem mit 30 000<br />
Euro dotierten <strong>Berliner</strong> Literaturpreis<br />
2019 ausgezeichnet. DerAutor<br />
nimmt die damit verbundene Berufung<br />
der Freien Universität Berlin auf<br />
die Gastprofessur für deutschsprachige<br />
Poetik im Sommersemester<br />
2019 an. In der Begründung wirdgelobt,<br />
dass Setz nicht nur „in allen<br />
Großgattungen originelle Akzente<br />
gesetzt“ habe,sein Werk voneiner<br />
„schier unerschöpflichen Fabulierlust<br />
und absurder Komik geprägt“ sei<br />
und „mit einem intertextuellen Anspielungsreichtum“<br />
glänze. (BLZ)<br />
Geschenktes Kirchenfenster<br />
von Lüpertz unerwünscht<br />
Altkanzler GerhardSchröder will der<br />
Marktkirche Hannoverein neues<br />
Fenster vonseinem Lieblingskünstler<br />
Markus Lüpertz schenken –doch<br />
der Erbe des Kirchenarchitekten<br />
wehrtsich weiter.Auch in einem Gespräch<br />
konnten Kirchenvertreter<br />
GeorgBissen, den Stiefsohn vonArchitekt<br />
Dieter Oesterlen, nicht von<br />
dem neuen Fenster überzeugen, wie<br />
das NDR-Magazin „Hallo Niedersachsen“<br />
berichtete.Jetzt prüfe der<br />
Kirchenvorstand, ob er vorGericht<br />
eine Chance gegen den Widerspruch<br />
hätte. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Egal<br />
Wieman den<br />
Mangel knapp hält<br />
VonAhne<br />
Esist mir ja eigentlich egal, aber momentan<br />
geht es mir richtig gut. Ich habe geerbt,<br />
8000 Mark, von einem reichen Onkel<br />
aus Amerika, vondem ich gar nichts wusste.<br />
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich<br />
wusste gar nicht, dass jeder von uns ein Anrecht<br />
auf einen reichen Onkel in Amerika<br />
hat. Dasist so ausgehandelt worden, damals,<br />
noch von Helmut Schmidt. Deswegen durften<br />
die Amis Atomraketen aufstellen, in der<br />
Bundesrepublik. Wusste ich auch nicht, dass<br />
das deswegen war. Ich dachte immer Bündnisverpflichtungen<br />
oder weiß der Fuchs.<br />
Warum die das nicht öffentlich gemacht haben?<br />
Hätten sie sich doch jede Menge Ärger<br />
erspart. Die ganze Friedensbewegung? Da<br />
wäre doch niemand mehr auf die Straße gegangen.<br />
Vielleicht wollten sie das als Überraschung<br />
in der Hinterhand halten? Als Trumpf<br />
im Ärmel? Falls mal eine Wende droht? Dann<br />
hätten sie immer noch verkünden können:<br />
„Seid mal kurz still, ihr habt alle einen reichen<br />
Onkel in Amerika.“<br />
Obwohl, hätte auch nach hinten losgehen<br />
können. Wenn ich daran denke, dass zum<br />
Beispiel Günther Schabowski, ja, dass der,<br />
sagen wir mal, am 4. November auf dem Alexanderplatz<br />
in die Massen gerufen hätte:<br />
„Seid mal kurz still, ihr habt alle einen reichen<br />
Onkel in der SU.“ Ich vermute, man<br />
hätte ihm nicht geglaubt, ja, schlimmer<br />
noch, man hätte ihn vielleicht sogar ausgelacht<br />
oder mit Bananen beschmissen. Halt,<br />
Letzteres nehme ich zurück.<br />
Irre wäre, wenn es diese reichen Onkels,<br />
wenn es die tatsächlich gegeben hätte. Und<br />
es bloß niemand sagte,weil man glaubte,das<br />
Volk nähme einem dies nicht ab. Hatte man<br />
HENDRIK JONAS<br />
Angst vor dem Zorn der ahnungslosen Erben?<br />
Waswohl aus jenen Onkels geworden<br />
ist? Bestimmt wurde ihnen nach dem Ende<br />
der Sowjetunion alles weggenommen. Von<br />
den Oligarchen. Dabei gehört das uns, also<br />
würde uns gehören, hätten wir nicht diese<br />
dämliche friedliche Revolution gemacht.<br />
Aber es gab ja zum Glück zwei Systeme.<br />
Danke,Helmut Schmidt! 8000 Mark.Immerhin.<br />
Werweiß schon, für wie viele Menschen<br />
mein reicher Onkel aus Amerika ein reicher<br />
Onkel aus Amerika sein musste? Dasweiß ja<br />
niemand. ZumGlück! Ichnämlich will keine<br />
Hand für mich ins Feuerlegen, dass ich nicht<br />
einige der potenziellen Erben aus dem Weg<br />
geräumt hätte. 8000 Mark sind viel, doch 8<br />
Millionen Mark sind viel mehr, und wenn<br />
man die anderen nicht kennt, sinkt bekanntlich<br />
die Hemmschwelle.<br />
Okay, ich hätte es trotzdem nicht getan.<br />
Aus handwerklichen Gründen. Hätte ja einen<br />
Killer engagieren müssen und dafür bin<br />
ich dann doch wieder zu intelligent, um<br />
nicht zu wissen, dass dieser mich erpresst<br />
hätte womöglich. So was geht sowieso immer<br />
schief, weil der Täter ja zum Tatort zurückkehrt<br />
und dort bereits der Kommissar<br />
lauert. Und deshalb bin ich in keinen Mord<br />
verwickelt, behaupte ich mal, und darum<br />
geht es mir auch so gut, momentan. Aber wie<br />
gesagt, momentan. Heißt ja nicht, dass es<br />
mir immer so gut geht. Kann ja sein, dass ich<br />
eines schönen Tages im Kopfkissen wühle<br />
und merke: Huch,keinGroschen mehr drin!<br />
Doch dann habe ich bereits eine andere<br />
Idee,wie ich an Geld komme.Dann nämlich<br />
werde ich meine Dienste anbieten, als Anschubser,auf<br />
demSpielplatz, an der Kinderschaukel.<br />
Genial, oder?<br />
UnserAutorAhne liest jedenSonntag20Uhr bei der Reformbühne<br />
Heim &Welt in der Jägerklause (Grünberger Straße 1)
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
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Feuilleton<br />
Mord am Nationalfeiertag<br />
Damen in Trachten, Männer mit Matrosenmützen: An der Deutschen Oper nimmt Ole Anders Tandberg Alban Bergs „Wozzeck“ mit in seine norwegische Heimat<br />
VonClemens Haustein<br />
Wozzeck“ spielt in Oslo:<br />
Neu ist das bestimmt,<br />
und es ist auch nicht<br />
wenig skurril. In der<br />
großen Wirtshausszene im zweiten<br />
Akt etwa füllt sich die Bühne der<br />
Deutschen Oper mit Damen in bestickten<br />
Trachten und Männern mit<br />
Matrosenmützen auf dem Kopf<br />
(Kostüme: Maria Geber). Allesamt<br />
wedeln sie mit ihren Norwegenfähnchen<br />
und singen dazu „Ein Jäger aus<br />
der Pfalz“ (sic!) oder später auch:<br />
„Ins Schwabenland mag init“.<br />
Gleich zu Beginn hatte Ole Anders<br />
Tandberg, der Alban Bergs Georg-Büchner-Vertonung<br />
hier in das<br />
Umfeld seiner Heimat verpflanzt<br />
hat, deutlich gemacht, dass er Skurrilitäten<br />
mag. Der Hauptmann (angemessen<br />
schrullig: Burkhard Ulrich),<br />
in norwegische Galauniform<br />
gesteckt, reitet da auf einem ausgestopften,<br />
dramatisch sich aufbäumenden<br />
Pferd, während Wozzeck<br />
nicht ihn rasiert, sondernsechs Mitglieder<br />
der Palastwache. Und zwar<br />
deren Schambehaarung. So muss<br />
man jedenfalls vermuten, denn die<br />
Wachleute stehen mit dem Rücken<br />
zum Publikum, sauber aufgereiht,<br />
die Hosen heruntergelassen. Der<br />
Reihe nach werden sie vonWozzeck,<br />
der sich hinunterbeugt, behandelt.<br />
Fast schon beflissen hat Tandberg<br />
versucht, „Wozzeck“ in die heutige<br />
Zeit zu transportieren, dabei die ein<br />
oder andere surreale Szene wagend<br />
wie zu Beginn. Er verlegt die Handlung<br />
der Oper auf den norwegischen<br />
Nationalfeiertag, der jährlich am 17.<br />
Maibegangen wird, und er hat –das<br />
erfährt man aus dem Programmheft<br />
–als Spielortdas Innereeines Kaffee-<br />
Wozzek (Johan Reuter) erscheint im gut sitzenden Anzug.<br />
hauses in der Nähe des Osloer Königsschlosses<br />
nachbauen lassen.<br />
Der Bühnenbildner Erlend Birkeland<br />
stellt es in schlichter Großräumigkeit<br />
und mit Liebe zum Detail<br />
auf die Bühne. Weil dort amNationalfeiertag<br />
viel Volk vorbeikommt,<br />
das auch in „Wozzeck“ auftaucht<br />
(Militär, Musikkapellen, Vergnügungswillige),<br />
schien Tandberg dieser<br />
Spielortpassend.<br />
Was hier am Feiertag nicht vorbeikommt,<br />
sind mittellose, vom<br />
Kampf um ihre Existenz gezeichnete<br />
Menschen, wie sie Büchner<br />
eigentlich auf die Bühne bringt.<br />
Auch Wozzeck erscheint hier im<br />
gut sitzenden Anzug. In Johan<br />
Reuters Darstellung ist er ein kräftiger<br />
Mann, der manchmal ein wenig<br />
nervös ist, sonst aber recht gesund<br />
zu sein scheint. Marie, seine<br />
Gefährtin, die sich mit einem<br />
Tambourmajor einlässt (staubfrei:<br />
Thomas Blondelle), scheint ebenfalls<br />
von stabiler Bürgerlichkeit zu<br />
MARCUS LIEBERENZ<br />
sein. Elena Zhidkova mit warmem<br />
Sopran gibt ihr stimmlich wie gestisch<br />
eine Anmutung vongesetzter<br />
Souveränität. Ihr Sohn, das „arm’<br />
Hurenkind“, ist ebenfalls in einen<br />
Anzug gesteckt und futtertTorte.<br />
Materielle Probleme scheint es,<br />
anders als bei Büchner,indieserWelt<br />
also nicht zu geben. Insofern ist<br />
Tandberg sicherlich nahe an der<br />
Realität des durchschnittlichen<br />
Operngängers, aber das Stück erscheint<br />
seltsam verkürzt. Denn eigentlich<br />
müsste es nun um rein psychologische<br />
Vorgänge gehen, doch<br />
kann der Betrachter den Figuren<br />
kaum eine Gemütsregung ansehen.<br />
Man sieht flache Charaktere, denen<br />
nicht einmal anzumerken ist, ob sie<br />
etwas verbergen. Dass Wozzeck seiner<br />
Marie am Ende die Gurgel<br />
durchschneidet, das überrascht bei<br />
Tandberg völlig. Zwischen beiden<br />
war zuvor ein eher schwach ausgeprägtes<br />
Interesse zu beobachten.<br />
Dass Wozzeck sich danach auch<br />
selbst noch die Pulsadern öffnet:<br />
ebenso eigenartig, nachdem er zwar<br />
ein wenig herumgestampft hatte in<br />
seiner Eifersucht, aber nie wirklich<br />
angegriffen wirkte. Zwischen den<br />
Szenen erscheint Wozzecks Kopf in<br />
riesenhafter Vergrößerung auf dem<br />
Vorhang, in Frontalansicht voneiner<br />
Videokameraaufgenommen.Wirsehen<br />
die Augenlider sich öffnen und<br />
schließen, die Gesichtsmuskeln hin<br />
und wieder zucken, und es wirdklar:<br />
Nicht einmal in dieser Nähe wirduns<br />
dieser Mann wirklich nah.<br />
Es mag OleAnders Tandbergs Ziel<br />
gewesen sein, die Entfremdung des<br />
Menschen in einer erstarrten Gesellschaft<br />
vorzuführen, in der alle<br />
versuchen, ihre Gefühle zu beherrschen.<br />
Aber was, wenn dem<br />
Publikum jene Vorgänge zwischen<br />
den Figuren, die die Handlung<br />
verständlich machen, nicht einmal<br />
mehr erahnbar werden? Vielleicht<br />
sollte in Tandbergs Konzept<br />
hier die Musik einspringen als<br />
Stimme, die sämtliche inneren<br />
Vorgänge ausdrückt. Aber Alban<br />
Bergs hochdifferenzierte Musik<br />
hat es schwer gegen die weite, oft<br />
grell erleuchtete Bühne, die den<br />
Sehsinn beschäftigt mit ihrer filmisch<br />
realen Ausstattung. Auch<br />
ein glänzender Auftritt des Orchesters<br />
der Deutschen Oper kann<br />
daran wenig ändern. Transparent<br />
und präzise spielt das Ensemble<br />
unter der Leitung von Donald<br />
Runnicles und zugleich mit einnehmendem<br />
Schwung und starker<br />
Empfindung. Auf der Bühne<br />
scheint man davon nichts mitzubekommen.<br />
WeitereAufführungen: 10.,13. und 19. Oktober,<br />
Deutsche Oper,Bismarckstr.35<br />
Hits für eine andere Welt<br />
Er trommelt unsere innersten Widersprüche: Szene-Größe Chris Imler stellte im Arkaoda sein neues Album „Maschinen und Tiere“ vor<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Hab ich verdient zu entgleisen<br />
mit sämtlichen Zügen /Oder ist<br />
Unfall auch Fahrvergnügen?“, singt<br />
der aus Augsburg stammende, seit<br />
den achtziger Jahren in Berlin lebende<br />
Schlagzeuger und Entertainer<br />
Chris Imler im Lied„Fahrvergnügen“<br />
vonseinem neuen Solo-Album „Maschinen<br />
und Tiere“. Kaum einer ist<br />
prädestinierter, so die klassische,<br />
ewig genüsslich scheiternde <strong>Berliner</strong><br />
Künstler-/Musikerexistenz auf den<br />
Punkt zu bringen, eine Existenz, die,<br />
wie wir wissen, nun auch in dieser<br />
Stadt zunehmend vom Bild des sozial<br />
progressiven, ökonomisch aber<br />
konservativen Start-up-Hipster-<br />
Yuppies verdrängt wird.<br />
WerinBerlin in der sogenannten<br />
Musikszene ein wenig stöbert, wird<br />
bald auf Imler stoßen: EinMann mit<br />
akkuratem Oberlippenbart und einer<br />
post-punkigen Demi-Monde-<br />
Aura, trommelte er schon für eine<br />
Vielzahl der interessanteren Künstlerinnen<br />
und Künstler, bei den Tü-<br />
ren, Jens Friebe, Barbara Morgenstern,<br />
um nur wenige zu nennen.<br />
Dabei ließ er sich bis vor drei Jahren<br />
Zeit, sein Solo-Debüt herauszubringen,<br />
„Nervös“ hieß das Album und<br />
fasste den Imler-Sound gut zusammen:<br />
ein gegen sich selbst kämpfender<br />
Elektropop, zusammengehalten<br />
von Imlers toll schleppendem, aber<br />
immer die entscheidende Eins findendem<br />
Schlagzeugspiel; Hits für<br />
eine andere Welt, die besser oder<br />
auch noch viel schlechter ist als die<br />
existierende.<br />
Leider ist die Welt aber,wie sie ist,<br />
und so präsentierte Imler am Freitagabend<br />
sein eingangs erwähntes<br />
Nachfolgealbum im recht kleinen,<br />
dafür aber ausverkauften Neuköllner<br />
Club Arkaoda. Wiestets an Minimalschlagzeug<br />
und elektronischen Geräten<br />
stehend, trommelte er uns unsere<br />
innersten Seelenwidersprüche<br />
vor, so dass wir zur Abwechslung mal<br />
mit ihnen tanzen konnten und nicht<br />
hadern mussten. Eine sehr willkommene<br />
Dienstleistung, gewiss besser<br />
als mancher Therapeut!<br />
Dass dabei außerdem durch<br />
herrlich wirre Ansagen, ratternde<br />
Kraut-Synths, federnde Beats und<br />
Textzeilen wie „Ich bin deine<br />
KPdSU“ auch ein anregendes Konzerterlebnis<br />
herauskam, stellte<br />
natürlich einen Bonus dar, den<br />
eine der Musik gerecht werdende<br />
Lautstärke noch dicker gemacht<br />
hätte. Leider vergaß der Sound-<br />
Mann zunächst, die Regler hochzudrehen!<br />
Obwohl mancher „lauter“-Ruf<br />
aus dem Publikum zu hören<br />
war.<br />
Zum Ende hin schien das Klangvolumen<br />
dann aber doch noch anzuschwellen<br />
und viele Häupter nickten<br />
im Takt. Imler, wie stets sich<br />
selbst widersprechend, erklärte seinen<br />
Hass auf das Konzept der Zugabe,<br />
gab dann aber gleich drei, wie<br />
er auch zu Beginn, entgegen seiner<br />
Abneigung gegen Selfies, eines mit<br />
dem Publikum machte.Man traut es<br />
sich kaum zu wünschen, doch: Möge<br />
Imler sich die Zerrissenheit noch<br />
lange bewahren! Er tut dies, damit<br />
wir es nicht müssen.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 25 *<br />
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Feuilleton/Medien<br />
Die Höllen<br />
des Hofesh<br />
Shechter<br />
Der israelische Choreograf<br />
gastiert mit „Grand Finale“<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Düster waren die Stücke von Hofesh<br />
Shechter schon immer.<br />
Aber so düster wie das neue Stück<br />
„Grand Finale“, das an diesem Wochenende<br />
im Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele<br />
gezeigt wurde,ging es bei dem<br />
israelischen Choreografen noch nie<br />
zu. In „Political Mother“, die Arbeit,<br />
mit der ihm der internationale<br />
Durchbruch gelang, schrie Shechter<br />
dem Publikum seine Wut regelrecht<br />
ins Gesicht. Mit ohrenbetäubend<br />
lautem Rock und hartem, wildem,<br />
atemlosem Tanz.<br />
Jetzt gibt es Hochkultur auf der<br />
Bühne. Streicherklänge. Die Live-<br />
Musiker in schwarzen Fracks sind<br />
am Anfang noch hinter schwarzen<br />
Mauern verborgen. Davor, im dunklen<br />
Nebel, ein einzelner, insich zusammensackenderTänzer.Die<br />
Mauern<br />
öffnen sich. Aber zu spät. Trost,<br />
so scheint uns Shechter schon in<br />
dem kurzen Prolog zu erzählen, gibt<br />
es nirgendwo. Dann kommen acht<br />
weitere Tänzer auf die Bühne, und<br />
die Hölle bricht los. Ein sich in Wellen<br />
verdichtender Rausch aus Wut<br />
und Zerstörung, dem die Protagonisten<br />
sich mal verzückt, mal nur<br />
noch erschöpft hingeben. Ein leerlaufender<br />
Mechanismus, mit hohlem<br />
Sinn aufgeladen. Das, führt<br />
Shechter vor, ist wohl das, was man<br />
Kultur nennt.<br />
Hofesh Shechtershoffnungsloses, aber assoziationsreiches<br />
Tanzgemetzel RAHI REZVANI<br />
Tschaikowsky und Fritz Léhar,<br />
Techno,Klezmer und die Beatles,alles<br />
wird sich an diesem Abend noch<br />
ineinanderschieben. All you need is<br />
love? In ihren erdfarbenen groben<br />
Leinenhosen wirken die Tänzer zunächst<br />
wie eine strenge Gemeinschaft<br />
Gläubiger. Aber was ist schon<br />
Religion anderes als der Tanz ums<br />
Goldene Kalb? Wasist Gemeinschaft<br />
anderes als eine Zusammenrottung,<br />
um gegen andere Krieg zu führen?<br />
Wild fliegen die Assoziationen vorbei,<br />
zu den Höllen des Hieronymus<br />
Bosch, zu Dantes Inferno, zuGaza-<br />
Streifen und Syrien-Krieg. Irgendwann<br />
in dem großen Tanzgemetzel<br />
liegen die Frauen wie tot am Boden,<br />
und die Männer tanzen weiter mit<br />
diesen gruseligen Gliederpuppen,<br />
als wäre nichts gewesen. Ein starkes<br />
Bild einerseits. Andererseits hätte<br />
man von Shechter geglaubt, dass er<br />
über diese nicht nur im Tanz tradierten<br />
Geschlechterklischees, indenen<br />
das Weibliche als Metapher für das<br />
Gute, für Gefühl und Geborgenheit<br />
herhalten muss,hinaus wäre.<br />
Aber wie auch immer – schon<br />
geht es atemlos weiter. Klebriger<br />
Walzer ertönt. Seifenblasen schweben<br />
vom Bühnenhimmel. Darunter<br />
zerstörte, zuckende Leiber die Party<br />
feiern. DieRestauration hat gesiegt.<br />
Vorsechzehn Jahren hat Hofesh<br />
Shechter Israel im Zorn verlassen.<br />
„Grand Finale“ wirkt wie ein Kommentar,nicht<br />
nur auf die Lage in seinem<br />
Heimatland. Was kann man<br />
noch tun? Tja, weiter tanzen.<br />
VonPeter Uehling<br />
Zu den letzten Takten von<br />
Giacomo Puccinis „Tosca“<br />
soll sich die Titelheldin verzweifelt<br />
von der Engelsburg<br />
indie Tiefe stürzen. Ein heikler<br />
Vorgang, der Sopran muss sich fallen<br />
lassen auf eine Matte, die den Blicken<br />
des Publikums entzogen ist,<br />
und das kann verdammt albernaussehen.<br />
Montserrat Caballé, das<br />
konnte man in den achtziger Jahren<br />
in der Inszenierung von Boleslaw<br />
Barlog sehen, die noch immer auf<br />
dem Spielplan der Deutschen Oper<br />
Berlin steht, sprang nicht und ließ<br />
sich auch nicht fallen. Sie ging zur<br />
Seite ab.Derlei Stolz, derlei souveräner<br />
Verzicht auf szenischen Realismus<br />
zeigt viel vomVerständnis dessen,<br />
was Operngesang einmal war:<br />
Da ging es nicht um dramatische<br />
Wahrhaftigkeit, sondern um eine<br />
musikalische,die indes ganz und gar<br />
vomStar bestimmt wurde.<br />
Auftritte der Caballé oder des<br />
ebenfalls praktisch immobilen Luciano<br />
Pavarotti ragten weit in die Ära<br />
des sogenannten„Regietheaters“ auf<br />
der Opernbühne hinein. Mitmodernen<br />
Anforderungen wie Schauspiel<br />
gaben sich diese Sänger nicht ab.<br />
Ihre Auftritte, die das gesungene<br />
Werk zur Präsentationsgrundlage ihrer<br />
vokalen Mittel degradierten, waren<br />
zugleich albern und grandios.<br />
Dieser Sängertypus ist noch nicht<br />
ausgestorben, gilt aber mittlerweile<br />
als antiquiert. Mit Montserrat<br />
Caballé ist am Samstag in Barcelona<br />
eine der letzten Diven großen Stils<br />
gestorben.<br />
Geboren wurde Montserrat<br />
Caballé am 12. April 1933 in Barcelona<br />
und absolvierte am Konservatorium<br />
ihrer Heimatstadt ein umfassendes<br />
Musikstudium inklusiveHarmonielehre<br />
und Komposition. Ihre<br />
ersten Engagements bekam sie in<br />
Basel und Bremen; sie sprach fließend<br />
Deutsch. Beinah wäre sie an<br />
diesen Häusern inviel zu schweren<br />
Partien verheizt worden; auf Empfehlung<br />
des damaligen Bremer Generalmusikdirektors<br />
Gerd Albrecht<br />
löste sie 1961 ihren Vertrag und begann<br />
ihre Karriere von neuem. Die<br />
große Zeit der Maria Callas ging gerade<br />
zuende,imvon ihr neu zum Leben<br />
erweckten Belcanto-Repertoire<br />
sah die Caballé eine Möglichkeit zur<br />
Die Wahrheit der Diva<br />
Zum Todder großen Sängerin Montserrat Caballé<br />
Montserrat Caballé (1933–2018), hier 1979 in Wien.<br />
Profilierung. Der neue große Name<br />
in diesem Bereich, Joan Sutherland,<br />
verschob bereits die von der Callas<br />
gesetzten Akzente vom Dramatischen<br />
zum Technischen, und als Sutherland<br />
einen Auftritt in der Carnegie<br />
Hall absagen musste,war das für<br />
Montserrat Caballé die Gelegenheit:<br />
Als Lucrezia Borgia in Donizettis<br />
gleichnamiger Oper wurde sie stürmisch<br />
gefeiert.<br />
Technik war die entscheidende<br />
Grundlage. Wie der große deutsche<br />
Gesangsexperte Jürgen Kesting<br />
schrieb,lernte sie vonden Besten der<br />
Besten, wie man den Atem führt, wie<br />
man die zartesten und dennoch tragenden<br />
Pianissimi singt, wie man<br />
Herzensgrüße an C.P.<br />
AFP<br />
der Stimme Farben abgewinnt:<br />
„Meister wird man nur bei Meistern“,<br />
war ihr Motto.Nach ihrer Aufnahme<br />
von Verdis „La Traviata“ von<br />
1967 galt sie als eine der ersten Sängerinnen<br />
des Planeten und war begehrter<br />
Gast all seiner bedeutenden<br />
Opernhäuser. Auch wenn die Violetta<br />
als eine ihrer Paraderollen gelten<br />
muss, waren die Stärke der<br />
Caballé wohl weniger psychologisch<br />
ausgefeilte Rollenporträts; deswegen<br />
hatte sie auch mehr Erfolg mit<br />
Ariensammlungen als mit Operngesangsaufnahmen.<br />
In der noch immer klassischen<br />
„Turandot“ unter Leitung von Zubin<br />
Mehta singt die Titelpartie der kalten<br />
chinesischen Königin ihreältereKonkurrentin<br />
Joan Sutherland, sie selbst<br />
singt die liebende, treue Sklavin Liú.<br />
Der Unterschied des Stimmtypus ist<br />
signifikant: Caballé singt weicher,berührender<br />
– aber das ist fast mehr<br />
eine naturgegebene Qualität ihrer<br />
Stimme als ein Moment ausgefuchster<br />
Absicht. Caballé erfasste den Ausdruck<br />
scheinbar naiv durch ihren klaren<br />
Begriff von den technischen Besonderheiten<br />
einer Partie, nicht<br />
durch deren dramaturgische Analyse.<br />
Montserrat Caballé wurde berühmter,<br />
als es sich heutige Opernsänger<br />
vorstellen können. Huldvoll<br />
wurde ihr von ihrem Bewunderer<br />
Freddy Mercuryangetragen, mit ihm<br />
zusammen aufzutreten. Auch wenn<br />
Puristen dagegen wetterten: Es hatte<br />
seine eigene künstlerische Konsequenz,<br />
wenn sie mit Mercury,<br />
Johnny Hallyday oder Helmut Lotti<br />
im Duett sang –eine Diva mit Angst<br />
vor dem Populären gerät leicht in<br />
den Ruf des Abgehobenen und<br />
Hochmütigen –und daran hatte die<br />
Caballé kein Interesse. Sie betonte<br />
ebenso ihre Identität als Spanierin –<br />
auch wenn die Katalanen sie als eine<br />
der ihren betrachteten –durch das<br />
schon in ihren Anfängen gepflegte<br />
Singen vonZarzuelas.<br />
Ihre enorme Gesangstechnik erlaubte<br />
ihr eine lange Karriere mit<br />
rund 90 Opernpartien, darunter neben<br />
dem italienischen Repertoire<br />
auch Salome und Isolde.Noch mit 74<br />
Jahren trat sie an der Wiener Staatsoper<br />
auf, und im Juni diesen Jahres<br />
in Kiew.Das klang nicht mehr unbedingt<br />
schön –aber wer würde der<br />
letzten großen Diva so etwas ernsthaft<br />
vorwerfen?<br />
Kammerspiele: Nachgeborene feiern Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ –mit wichtigen Szenen im Parkett<br />
VonUlrich Seidler<br />
Claus Peymann wurde in den letzten<br />
Tagen viel zugemutet. Am<br />
vergangenen Mittwoch saß er im<br />
schweizerischen Chur auf einem Podium<br />
und wurde von dem Regisseur<br />
Samuel Schwarz zum Thema Macht<br />
befragt, ein Thema, mit dem sich der<br />
ehemalige Theaterpatriarch auskennt,<br />
hat er doch seine schlechten<br />
Erfahrungen mit der Mitbestimmung<br />
an der Schaubühne gesammelt und<br />
eilt ihm der Rufeines brüllenden Regisseurs<br />
voraus.Schwarzführte,wohl<br />
um eine gewisse Anschaulichkeit zu<br />
bieten, spontan einen Eklat herbei,<br />
indem er seinerseits Peymann zu kujonieren<br />
gedachte und ihn als „dummes,<br />
blödes, chauvinistisches F***<br />
A***!“ (Zitat nach dem Boulevardblatt<br />
Blick) beschimpfte. Peymann verließ<br />
das Podium, Schwarz erhielt Hausverbot.<br />
Freundliche Umarmung<br />
Am Sonnabend folgte passend die<br />
<strong>Berliner</strong> Premiere einer Neuinszenierung<br />
von Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“,<br />
deren Uraufführung<br />
im Jahr 1966 im Frankfurter<br />
TAT Claus Peymann besorgte und<br />
die Bundesrepublik damit einer in<br />
dem Maße sicher nicht voraussehbaren<br />
reinigenden Erschütterung<br />
Birgit Unterweger und Manolo Bertling beim freundlichen Beschimpfungsservice ARNO DECLAIR<br />
unterzog. Und nun also, 52 Jahre<br />
später, saß der eben selbst beschimpfte<br />
Peymann im Publikum<br />
der DT-Kammerspiele. Der fröhliche,<br />
von einem tapferen Buh-Rufer<br />
(nicht Peymann) dekorierte Schlussapplaus<br />
begann gerade zu versiegen,<br />
als der Schauspieler Peter René Lüdicke,<br />
der das Stück mit herrlicher<br />
Schamlosigkeit für seine ausgespielten<br />
Auftritte zweckentfremdete, von<br />
der Bühne stieg und direkt auf Peymann<br />
zuging, um ihn in die Arme zu<br />
nehmen. Wir können nur raten, was<br />
Peymann von der Inszenierung des<br />
erst 1982 nachgeborenen Regisseurs<br />
Martin Laberenz hält, vermuten<br />
aber, dass es nicht leicht ist, einen<br />
längst zur Legende geronnenen Höhepunkt<br />
des eigenen Schaffens neugierig<br />
befühlt, ironisch hinterfragt<br />
und mit Lust zerspielt zu sehen. Wir<br />
glauben es nicht so richtig, wünschen<br />
Peymann und der jüngeren<br />
Theaterwelt aber, dass in der Umarmung<br />
ihr Vater-Kind-Konflikt vielleicht<br />
doch einen Moment –nicht<br />
der Versöhnung –aber doch der Verbundenheit<br />
spürbar gemacht hat.<br />
Peymanns Anwesenheit gab der<br />
an dessen ehemaliger Wirkungsstätte<br />
in Stuttgart herausgekommenen Arbeit<br />
noch einen nostalgischen Sidekick.<br />
Natürlich sind sich die Nachgeborenen<br />
klar darüber,dass der historische<br />
Moment unwiederholbar ist,<br />
was aber ihrer Meinung nach nicht<br />
bedeutet, dass man das Stück vergessen<br />
kann. Denn eigentlich geht es<br />
doch in erster Linie darum, die Fenster<br />
des Theaters aufzustoßen, die<br />
Motten der Konvention aufzuscheuchen<br />
und die frische Luft der Unmittelbarkeit<br />
hereinzulassen. Was tun<br />
wir im Theater? Wasist Spielen, was<br />
Sprechen, was Zuschauen? Die Provokation<br />
der Beschimpfung, auf die<br />
das Ganzedann hinausläuft, ist dann<br />
eigentlich nur als Erlebnisverschaffungsservice<br />
zu verstehen.<br />
RedlicheVerzweiflung<br />
Das einstige Publikum (man sehe<br />
sich die im Internet verfügbare Aufzeichnung<br />
an) nahm das Angebot<br />
mit spürbarer Dankbarkeit an, indem<br />
es sich reichlich echauffierte.<br />
Handke seinerseits feuerte die Buhrufer<br />
noch an. Der besagte einzelne<br />
Buhrufer am Sonnabend aber bemerkte,als<br />
er mit redlicher Verzweiflung<br />
im Gesicht den Saal verließ,<br />
dass er in die Falle gegangen war und<br />
seine Empörung eigentlich nur affirmativ<br />
und als Pointe eines Witzes<br />
von Theaterabend verstanden werden<br />
konnte.Wir empfehlen, einfach<br />
ein bisschen mitzufeiern.<br />
Publikumsbeschimpfung 14., 22. 10., Deutsches<br />
Theater (Kammerspiele), Tel.:28441225<br />
Damenhafte<br />
Mutter<br />
mit Sohn<br />
Hauptrollen zum 80.<br />
für Christiane Hörbiger<br />
VonTorsten Wahl<br />
EineZDF-Serie hatte sie einst dem<br />
breiten TV-Publikum bekannt<br />
gemacht, das ZDF eröffnet Montagabend<br />
auch das Christiane-Hörbiger-Festival<br />
im Fernsehen. Zum 80.<br />
Geburtstag der Schauspielerin laufen<br />
zwei neue Filme –dazu mindestens<br />
zwölf Wiederholungen mit ihr<br />
in der Hauptrolle. Als Krimi-Bestseller-Autorin<br />
namens Madeleine<br />
Montana taucht sie im ZDF-Krimi<br />
„Die Muse des Mörders“ auf, als gefeierte<br />
feministische Publizistin Lilo<br />
Maertens steigt sie am Freitag in die<br />
ARD-Komödie„Einmal Sohn, immer<br />
Sohn“ ein. Beide Figuren haben ein<br />
übergroßes Ego, beide müssen sich<br />
gegen aufstrebende Nachfolgerinnen<br />
zurWehr setzen, beide haben einen<br />
Sohn, den sie immer noch wie<br />
ein Kind behandeln.<br />
Die Konstellationen der Filme<br />
wirken ähnlich –thematische Doubletten<br />
sind ja eine Spezialität von<br />
ARD und ZDF. Jedenfalls darf Christiane<br />
Hörbiger zweimal ihrelangjährige<br />
Paraderolle als Grande Dame<br />
spielen. Als Christine Gräfin vonGuldenburg<br />
hatte sich die Tochter<br />
zweier UFA-Stars nach einer langen<br />
Bühnenkarriere in Österreich und<br />
der Schweiz mit Ende Vierzig auf das<br />
Fernsehen eingelassen. Dass sie weit<br />
mehr kann, beweisen einige der<br />
Werke, die in dieserWoche laufen. So<br />
wiederholt der NDR am Donnerstag<br />
mit „Luises Versprechen“ und „Die<br />
letzte Reise“ zwei Filme, die um<br />
Krebs und selbstbestimmtes Sterben<br />
kreisen. „Auf der Straße“, zu sehen<br />
am Freitag im MDR, zeigt sie als<br />
greise Obdachlose. Die beiden<br />
neuen Geburtstagsfilme aber wollen<br />
keine harten sozialen Themen anpacken,<br />
sondern bedienen brav die<br />
Genrekonventionen. Montags ist im<br />
ZDF nun mal Krimitag, freitags laufen<br />
Familienkomödien in der ARD.<br />
Neue Filmemit Christiane Hörbiger<br />
Mo, 8. 10., 20.15Uhr,ZDF: „Die Muse des Mörders“<br />
(Krimi mit Florian Teichtmeister als Sohn);<br />
Fr,12. 10., 20.15 Uhr,ARD:„Einmal Sohn,immer<br />
Sohn“ (Komödie mit Sebastian Bezzel).<br />
WeitereHörbiger-Filme Do, 11.10.,<br />
22 Uhr,NDR:„Luises Versprechen“ (2010) und<br />
23.30 Uhr,NDR: „Die letzte Reise“ (2017);<br />
Fr,12. 10.,12.30 Uhr,MDR: „Auf der Straße“<br />
(2015) und 21.45 Uhr,ARD: „Die langeWelle<br />
hintermKiel“ (2011); Sa,13. 10.,9Uhr,RBB<br />
„Das Glück istein Kaktus“(2011) u. a. m.<br />
Christiane Hörbiger und Florian Teichtmeister<br />
in „Die Muse des Mörders“<br />
TOP 10<br />
Sonnabend, 6. Oktober<br />
ZDF<br />
1 Tagesschau ARD 5,77 23 %<br />
2 Bundesliga ARD 4,42 22 %<br />
3 Ich weiß alles! ARD 3,94 15 %<br />
4 Das Supertalent RTL 3,91 14 %<br />
5 Gottschalks ... ZDF 3,75 14 %<br />
6 heute journal ZDF 2,97 13 %<br />
7 heute ZDF 2,87 14 %<br />
8 Sportschau ARD 2,71 18 %<br />
9 Sportstudio ZDF 2,59 16 %<br />
10 Die Bergretter ZDF 2,48 11 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Vögel<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
19.30: VorSonnenaufgang<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30 Studio: Jeff Koons<br />
Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Ein gewisserCharles Spencer Chaplin<br />
Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />
20.00: Drei Mal Leben<br />
Zionskirche (& 44 04 36 44)<br />
20.15: Das kleine Uhrwerk-Testament (Mex Schlüpfer)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic –English Comedy<br />
(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00 Studio: Showtime (Khalid Bounouar)<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: The Beatles Close-Up (Les Brünettes)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30 Studio: frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night<br />
(Tilman Luckeund Martin Valenske)<br />
20.00: 2018: Odyssee im Hohlraum<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
20.00: Früher war ichälter (Horst Evers)<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Ver(f)logene Gesellschaft (Wühlmäuse-Ensemble)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Klassische Philharmonie Bonn,Ltg.<br />
HeribertBeissel, Vasily Gvozdetsky (Klavier), Wiener<br />
Klassik, Ludwig vanBeethoven: Sinfonie Nr.1C-Dur<br />
op. 21; Wolfgang Amadeus Mozart: Konzertfür Klavier<br />
undOrchester c-Moll; Joseph Haydn: Sinfonie Nr.104<br />
D-Dur „Londoner“<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: Zürcher Kammerorchester,Daniel Hope<br />
(Violine), Max Richter:Vivaldi’s„Four Seasons“<br />
recomposed<br />
Anzeige<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 20.00: <strong>Berliner</strong> Figuralchor,Cantoresminores,<br />
Berlin Baroque, Ltg.Gerhard Oppelt,<br />
Heinrich Ignaz Franz Biber:Missa Salisburgensis;<br />
Johann Crüger:Magnificat secondi toni; Heinrich<br />
Schütz: „Singet dem Herren ein neues Lied“<br />
St. Matthäus-Kirche (& 262 12 02)<br />
19.30: Dorothee Mields (Sopran), lautten compagney<br />
Berlin, Wenn ick mal tot bin –Krieg und Frieden<br />
1618-1918, Musik des 17. und 20. Jahrhunderts mit<br />
Werken vonFriedrich Holländer,Johann Sebastian<br />
Bach, Heinrich Schütz, Johann Franck u. a., nach<br />
einem Konzeptvon Wolfgang Katschner –CD-Release<br />
Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />
19.30: Staatskapelle Berlin, Ltg.Daniel Barenboim,<br />
Kian Soltani (Violoncello), Ludwig vanBeethoven:<br />
Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43a;<br />
Antonín Dvorák: Konzertfür Violoncello undOrchester<br />
h-Moll op.104;Nikos Skalkottas: „Die Heimkehr des<br />
Odysseus“, Symphonie in einemSatz; MauriceRavel:<br />
„Daphnis et Chloé“, Suite Nr.2<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Frau Holle, Frau Holle: NataschaPetz;-<br />
Goldmarie: Konstanze Kromer;Pechmarie:Claudia<br />
Renner,Musiktheater-Inszenierung (ab 5J.)<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
DeutscheOper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
10.30 Tischlerei: Nacht bis acht<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />
10.00: Alice im Wunderland: Matthias Meyer-Göllner<br />
(ab 3J.)<br />
Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Werversteckt sich vordem kleinen Hund?,<br />
Erzähltheater Sabine Steglich (ab 2J.)<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
18.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
Tickets030.39066550//ww<br />
w w.tipi-am-kanzleramt.de<br />
Comics<br />
Kunst<br />
für<br />
Wortfixierte<br />
Comics,hieß es früher,sind<br />
Bücher für Nichtleser. Eigentlich<br />
ist es aber eher Kunst<br />
für Wortfixierte. Injedem Fall<br />
haben gezeichnete Geschichten<br />
ihren Humorzwang längst<br />
abgelegt und sind als Graphic<br />
Novels zu einer eigenen Kunstform<br />
geworden, die in Berlin<br />
seit diesem Jahr auch mit einem<br />
Stipendium gefördert<br />
wird. Mikael Ross ist der erste,<br />
der es bekommen hat. Der<br />
1984 in München geborene<br />
Absolvent der Kunsthochschule<br />
Berlin-Weißensee kam<br />
während eines Auslandsjahres<br />
in Belgien zum Schreiben und<br />
Zeichnen und veröffentlichte<br />
seine ersten Bücher auf französisch.<br />
Soeben erschien „Der<br />
Umfall“, eine Geschichte aus<br />
der Perspektive eines behinderten<br />
Jungen, der nach dem<br />
Schlaganfall seiner Mutter in<br />
eine Einrichtung umziehen<br />
muss. Mit Andreas Platthaus<br />
spricht Mikael Ross über sein<br />
aktuelles Projekt. PetraKohse<br />
Comic als literarische Form LiteraturforumimBrecht-Haus,<br />
Chausseestr.125<br />
Géraldine Schwarz steigt in ihrem großartigen Buch „Die Gedächtnislosen“ in den Familienkeller und findet in alten Briefen Sätze, die für die d<br />
Ihr Buch hat Géraldine Schwarz<br />
„Erinnerungen einer Europäerin“<br />
untertitelt. Die Autorin<br />
wurde 1974 geboren, ist das<br />
nicht ein bisschen früh für Erinnerungen?<br />
Man sollte sich von dem<br />
Wort nicht auf eine falsche Fährte locken<br />
lassen, denn Géraldine Schwarz<br />
erzählt zwar auch voneigenen Erlebnissen,<br />
doch viel mehr von Erfahrungen,<br />
welche die Generationen ihrer<br />
Eltern und Großeltern prägten.<br />
Dereigentliche Titel des Buches fasst<br />
sie alle: „Die Gedächtnislosen“. Die<br />
Autorin, die am Mittwoch in Berlin<br />
zu erleben ist, reiht sich ein in die<br />
Gruppe der Gesellschaftserkunder,<br />
die derzeit die Franzosen –und in<br />
der Übersetzung auch uns –neu lesen<br />
lassen: Didier Eribon, Tristan<br />
Garcia, Eric Vuillard, Olvier Guez.<br />
Géraldine Schwarzbegibt sich in die<br />
deutsche und französische Geschichte<br />
über achtzig Jahreund zeigt<br />
nicht nur viele schlecht verheilte<br />
Wunden, sondern auch dunkle Stellen,<br />
die grob übertüncht worden<br />
sind. Mit „Die Gedächtnislosen“<br />
schaut sie auf das Verdrängen der juden-<br />
und fremdenfeindlichen Politik<br />
der französischen Vichy-Regierung,<br />
Cornelia Geißler<br />
sieht in dieser Woche,<br />
da die literarischen Kreise nach<br />
FrankfurtamMain blicken,<br />
viel Lohnenswertes auch in Berlin. Und<br />
dort, wo Bremen in der Hauptstadt zu<br />
Hause ist, geht es um Europa.<br />
sie blickt auf Hitlers deutsche Mitläufer,<br />
sie beschäftigt sich mit der<br />
Entnazifizierung im westlichen, dem<br />
Aufbau neuer Strukturen im östlichen<br />
Deutschland, sogar mit dem<br />
Tempo der deutschen Vereinigung.<br />
Dabei traut sie keinen Floskeln, sie<br />
vergleicht Fakten und schaut so genau<br />
hin, dass Verschweigen, Vergessen,<br />
Schönreden offenbar werden.<br />
Géraldine Schwarz wechselt zwischen<br />
dem Recherche- und dem persönlichen<br />
Blick, sie forscht auch in<br />
der eigenen Familie. „Die Gedächtnislosen“<br />
steht auf der Shortlist für<br />
den Europäischen Buchpreis. Erist<br />
der Autorin unbedingt zu gönnen.<br />
Sie sieht sich ja selbst als ein Kind<br />
Europas, als ein Beispiel für die Versöhnung<br />
zwischen einst verfeindeten<br />
Nationen. Als Tochter einer französischen<br />
Mutter und eines deutschen<br />
Vaters ist die Autorin in Frankreich<br />
aufgewachsen. Im Vorspruch<br />
des auf Deutsch im Verlag Secession<br />
erschienenen Bandes (380 Seiten, 25<br />
Euro) sagt sie: „Ich will verstehen,<br />
was war, umzuwissen, was ist, Europa<br />
seineWurzeln zurückgeben, die<br />
die Gedächtnislosen versuchen, ihm<br />
zu entreißen.“ Dieses großartige Ge-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 8551) Werk ohne<br />
Autor 15.45, 19.45<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Offenes Geheimnis<br />
14.30, 17.30, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Werk ohne<br />
Autor 15.00, 19.30<br />
Delphi LUX (& 322 931040) AStar Is Born<br />
14.00, 17.00,20.00; AStar Is Born (OF) 15.00,<br />
18.00, 21.00; Gundermann 14.30, 17.30,<br />
20.30; Die defekte Katze 14.40, 19.00; Alles<br />
ist gut 16.50; BlacKkKlansman (OmU) 21.15;<br />
Kindeswohl 15.00, 20.15; Glücklich wie Lazzaro<br />
17.20; Nachlass 13.40; Durch die Wand –The<br />
Dawn Wall (OmU) 16.00; Venom (OF) 18.30,<br />
21.15; Kindeswohl –The Children Act (OmU)<br />
13.30; Styx 15.50; Wackersdorf 18.00; Offenes<br />
Geheimnis –Todos lo saben (OmU) 20.45<br />
Filmkunst 66(&882 1753) Die defekte Katze<br />
17.00; WhyAre We Creative? (OmU) 18.45; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 20.15;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 17.00; Menashe<br />
(OmU) 19.00; Sweet Country 20.30<br />
Kant Kino (& 319 98 66) AStar Is Born 14.15,<br />
17.30, 20.30; Die Unglaublichen II 14.30,<br />
17.15, 20.50; Seret Berlin 2018: Filmfestival<br />
20.00; Thilda &die beste Band der Welt 14.15;<br />
Grüner wirdís nicht 16.15; Die brillante Mademoiselle<br />
Neila 18.45; Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 14.00, 17.00, 20.00; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.15; Papst<br />
Franziskus: Ein Mann seines Wortes 16.15;<br />
Book Club – Das Beste kommt noch 18.30;<br />
BlacKkKlansman 20.50<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Die<br />
Unglaublichen II 14.10, 17.00; AStar Is Born<br />
20.00; 3D: Venom 23.10; Venom 14.45; Ballon<br />
17.20, 20.10; 3D: Die Unglaublichen II 23.00;<br />
Ballon 14.30; AStar Is Born 17.20; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.20; 3D: Predator –Upgrade 23.10; Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 16.50; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 19.45; AStar Is Born 22.40; AStar Is<br />
Born 14.50; 3D: Venom 17.50, 20.30; The Nun<br />
23.10; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
15.00, 20.10; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 17.45; Searching 23.00; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 13.50; Klassentreffen 1.0 –<br />
Die unglaubliche Reise der Silberrücken 16.10;<br />
The Nun 23.00<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) The Rider<br />
(OmU) 11.00; Tully (OmU) 13.00; Utoya 22. Juli<br />
(OmU) 14.45; Styx (OmU) 16.20; Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get<br />
Far OnFoot (OmU) 18.00; Gundermann 20.00;<br />
Leave No Trace (OF) 22.10; Nach dem Urteil<br />
11.00; Deine Juliet 12.45; Das Prinzip Montessori:<br />
Die Lust am Selber-Lernen 14.45; Shut Up<br />
and Play the Piano (OmU) 16.30; Ava (OmU)<br />
18.00; 303 (DFmenglU) 19.45; Ant-Man and the<br />
Wasp (OmU) 22.15; Love, Simon (OmU) 11.00;<br />
Das stille Leuchten 13.00; Hamburger Gitter –<br />
Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
(DFmenglU) 14.30; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 15.55; WhyAre We Creative?<br />
(OmU) 17.15; Durch die Wand –The Dawn<br />
Wall (OmU) 18.45; BlacKkKlansman (OmU)<br />
20.30; Cinderella the Cat –Lagatta Cenerentola<br />
(OmenglU) 22.45<br />
Intimes (& 29 77 7640) Ava 16.45; Glücklich<br />
wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 19.00;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 21.15; Herr Lehmann<br />
(DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Fly Rocket<br />
Fly 16.00; Durch die Wand –The Dawn Wall<br />
(OmU) 17.45; Gundermann 19.45; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 22.15; Familie Brasch (OmenglU)<br />
16.15; Waldheims Walzer 18.15; Familie Brasch<br />
20.00; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />
ist schon hier (OmU) 22.00<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 18.00; Styx 20.00; Sweet<br />
Country (OmU) 21.45; Ava (OmU) 18.15; Utoya<br />
22. Juli (OmU) 20.15; 303 22.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Werk ohne Autor<br />
16.15, 19.40; AStar Is Born 16.40, 19.50;<br />
3D: Venom 16.50, 20.00; Die Unglaublichen II<br />
17.00; Ballon 17.10, 20.15; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.20,<br />
20.20; 3D: Die Unglaublichen II 17.30, 20.20;<br />
The Nun 20.10<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Mackie Messer –<br />
Brechts Dreigroschenfilm 13.40; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 16.00; Wir sind Champions<br />
17.50; Gundermann 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Käpt‘n<br />
Sharky 14.00; Die Unglaublichen II 14.00,<br />
16.00, 17.45; A Star Is Born 14.05, 16.50,<br />
19.50; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.10; Venom 14.30, 20.15; Searching 14.30;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 14.40; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 15.00, 17.10, 20.00; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 15.10, 17.40; Werk<br />
ohne Autor 15.45, 19.30; Klassentreffen 1.0 –<br />
Die unglaubliche Reise der Silberrücken 17.00,<br />
19.50; Ballon 17.00, 19.40; 3D: Venom 17.15,<br />
20.00; Durch die Wand –The Dawn Wall 19.30;<br />
The Nun 20.30<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.30, 20.30; B Die defekte Katze 17.20,<br />
19.30, 21.40<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Offenes Geheimnis<br />
(OmU) 18.00, 20.30; Waldheims Walzer<br />
18.00; Alles ist gut 20.00; Ava (OmU) 22.00<br />
Moviemento (& 692 47 85) Thilda &die beste<br />
Band der Welt 10.15; Das Prinzip Montessori: Die<br />
Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est l‘enfant<br />
(OmU) 12.30; Luis und die Aliens 14.45; Liliane<br />
Susewind –Ein tierisches Abenteuer 16.45; Why<br />
Are We Creative? (OmU) 19.00, 23.45; Wackersdorf<br />
21.00; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 12.45; Nachlass 14.45; Wackersdorf 17.15;<br />
Seret Berlin 2018: First Love –WEB Series (OF)<br />
20.00; 303 22.30; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.15; Thilda &die beste Band der<br />
Welt 16.15; Gundermann 18.30; The Man Who<br />
Killed Don Quixote (OmU) 21.15<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Das Kongo<br />
Tribunal (OmU) 19.30<br />
Sputnik (& 694 11 47) Das stille Leuchten<br />
16.45; Ava (OmU) 18.15; The Man Who Killed<br />
Don Quixote (OmU) 20.00; Asphaltgorillas (DFmenglU)<br />
22.30; Styx (OmU) 16.45; Die defekte<br />
Katze (OmU) 18.30; Durch die Wand –The Dawn<br />
Wall (OmU) 20.00; The Nun (OF) 21.45; Kinobar<br />
im Sputnik Shut Up and Play the Piano (OmU)<br />
20.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Werk ohne Autor 15.15,<br />
19.40; New AStar Is Born 17.00, 20.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 14.00, 15.45; AStar Is<br />
Born 14.00, 17.00, 20.00; Gundermann 14.30,<br />
17.45; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
14.45; 3D: Die Unglaublichen II 15.00, 17.15,<br />
20.00; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.15, 20.15; Ballon<br />
17.30, 20.15; 3D: Venom 20.30<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Familie<br />
Brasch 13.00; Werk ohne Autor 13.30, 17.00,<br />
20.15; Das schönste Mädchen der Welt 14.45;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 15.15, 20.30; Gundermann 17.30;<br />
Ballon 18.00, 20.45<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Venom<br />
14.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 14.00, 17.05, 20.05;<br />
Die Unglaublichen II 14.00, 17.10; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.00; AStar Is Born 14.10,<br />
16.30, 19.45; 3D: Die Unglaublichen II 14.15,<br />
17.00, 20.00; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.30, 17.15; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.45; Ballon 16.50, 19.50; 3D:<br />
Venom 17.15, 20.00; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 17.30; The Nun 20.10; Searching<br />
20.15; Mile 22 20.15<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Gans im Glück 17.00;<br />
Familie Brasch (DFmenglU) 18.45; Gundermann<br />
20.45; Waldheims Walzer 18.00; Die defekte<br />
Katze 19.45; Symphony ofNow 21.30<br />
Babylon (& 2425969) Menashe (OmU) 17.45;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again (OmU) 17.45;<br />
Why Are We Creative? 19.30; B-Movie: Lust &<br />
Sound in West-Berlin (OmenglU) 19.30; Seret<br />
Berlin 2018: Foreign Land (OmenglU) 20.00;<br />
Orson Welles: Mr.Arkadin: Der Satan persönlich<br />
–Mr. Arkadin: Confidential Report (OmU) 21.15;<br />
Orson Welles: Orson Welles‘ Othello (OmenglU)<br />
21.30; Orson Welles: Im Zeichen des Bösen –<br />
Touch of Evil (OmU) 21.45<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />
Kinderfilm des Monats: Die kleine Hexe 10.00<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />
Unglaublichen II 11.00, 13.30, 16.30, 19.30,<br />
22.40; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
11.00, 17.10; Hotel Transsilvanien 3 11.10,<br />
14.10; Ballon 11.15, 14.10, 16.50, 19.40,<br />
22.40; 3D: Venom 11.20, 14.30, 17.20, 20.15,<br />
23.15; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
11.20, 14.20; 3D: The Meg 11.30; Die Unglaublichen<br />
II 11.30, 14.00, 17.00; Käpt‘n Sharky<br />
11.40; Das schönste Mädchen der Welt 13.40;<br />
AStar Is Born13.40, 16.30, 20.00, 22.50; Klassentreffen<br />
1.0 13.50, 16.15, 19.20; Werk ohne<br />
Autor 16.30, 19.50; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again 17.20; Sneak Preview 20.00; Book Club –<br />
Das Beste kommt noch 20.00; Searching 20.40;<br />
3D: Mission: Impossible – Fallout 22.30; The<br />
Equalizer II 23.00; The Nun 23.15; 3D: Predator<br />
–Upgrade 23.15<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Wackersdorf<br />
14.30; AStar Is Born (OmU) 17.00, 19.45; The<br />
Man Who Killed Don Quixote (OmU) 22.30; Styx<br />
15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.00, 19.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro<br />
felice (OmU) 22.30; Kindeswohl –The Children<br />
Act (OmU) 14.30; Ava (OmU) 16.45; AStar Is<br />
Born (OmU) 19.00, 21.45; Utoya 22. Juli (OmU)<br />
14.30; Gundermann 16.30; Wackersdorf 19.15;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 21.45; Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00, 22.30; Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 17.00, 19.45<br />
International (& 24 75 60 11) Werk ohne Autor<br />
13.30, 17.45; Siegessäule und Teddy präs.<br />
MonGay: Sorry Angel –Plaire, aimer et courir vite<br />
(OmU; m. Gästen) 22.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Doku.Arts: River<br />
Niger,Black Mother 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
3D: Die Unglaublichen II14.00, 17.00; Die Unglaublichen<br />
II 14.15, 16.30, 19.30; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.30, 17.40;<br />
AStar Is Born 14.35, 17.00, 19.30; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.40; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 14.40, 16.50; Venom<br />
14.50, 17.30, 20.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 14.50, 17.15; Ballon 17.10, 20.00; The<br />
Nun 17.30; AStar Is Born (OF) 19.45; Sneak<br />
Preview (OF) 20.00; Sneak Preview 20.00; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.05; Venom (OF) 20.15<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Cinderella the Cat –La<br />
gatta Cenerentola (OmU) 16.00; Sweet Country<br />
(OmU) 17.40; Utoya 22. Juli (OmenglU) 19.45;<br />
Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmenglU)<br />
21.30<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) AStar Is Born<br />
(OmU) 16.30, 19.30, 22.30<br />
Passage (& 68 23 70 18) Werk ohne Autor<br />
15.40, 20.00; Gundermann 17.15, 20.00; Offenes<br />
Geheimnis 17.30, 20.30; Wackersdorf<br />
16.10, 20.10;Alles ist gut 18.50<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) AStar Is Born (OF)<br />
17.15, 20.15, 21.45; Venom (OF) 17.00, 19.40,<br />
22.15; Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF)<br />
16.15, 19.00, 22.00; BlacKkKlansman (OF)<br />
17.30, 20.30; Offenes Geheimnis –Todos losaben<br />
(OmU) 16.30, 19.15<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (&<br />
66 68 12 34) 3D: Die Unglaublichen II 14.15,<br />
17.10, 20.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.50; Sneak<br />
Preview 20.15<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Leave No Trace (OmU)<br />
12.00; Ava (OmU) 12.00, 19.00; The Whisper of<br />
the Jaguar (OmU) 14.10, 19.00; Sweet Country<br />
(OmU) 14.10, 21.10; KUKI –Kurze für Kids:<br />
Kinder-Kurzfilmprogramm (OF) 16.00; Glücklich<br />
wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 16.30, 21.10;<br />
Waldheims Walzer (OmU) 17.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die<br />
Unglaublichen II 14.45, 17.00, 19.45; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 15.00; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Gundermann<br />
20.20<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.40; AStar<br />
Is Born (OmU) 18.00, 21.00; Sneak Preview<br />
22.00; AStar Is Born 15.00, 17.00, 20.00; Die<br />
Unglaublichen II 14.15, 16.40, 19.20; Gundermann<br />
15.00, 20.30; Offenes Geheimnis 17.40;<br />
Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm<br />
14.30, 17.20; Werk ohne Autor 19.45
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 27<br />
· ·<br />
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Tagestipp<br />
KALENDER<br />
eutsch-französische Geschichte stehen. Am Mittwoch liest sie in Berlin.<br />
schichtsbuch zielt deutlich ins<br />
Heute. Die Landesvertretung Bremens<br />
beim Bund hat die Autorin eingeladen,<br />
nicht nur, umuns vorzulesen,<br />
sondern sie wird auch mit dem<br />
Erziehungswissenschaftler Micha<br />
Brumlik sprechen.<br />
Von Frankreich und der politischen<br />
Situation dortvon 1933 bis zur<br />
1940 eingesetzten Vichy-Regierung<br />
wirdauch am Abend davor schon die<br />
Rede sein –und wieder in enger Verbindung<br />
mit den deutschen Verhältnissen.<br />
Es geht um Anna Seghers,die<br />
damals schon eine anerkannte<br />
Schriftstellerin war (immerhin mit<br />
dem Kleist-Preis ausgezeichnet), die<br />
aber wegen ihrer jüdischen Herkunft<br />
und ihrerMitgliedschaft in der Kommunistischen<br />
Partei vor den Nazis<br />
aus Deutschland fliehen musste.Paris<br />
konnte für sie, ihren Mann und<br />
die beiden Kinder zeitweise eine<br />
Heimat sein. Wie sie dort lebte, arbeitete,<br />
mit wem sie befreundet war<br />
und unter welchen Mühen sie<br />
schließlich aus Frankreich weg gelangte,<br />
darüber schreibt Monika<br />
Melchert inihrem Buch „Wilde und<br />
zarte Träume –Anna Seghers’ Jahre<br />
im Pariser Exil 1933–1940“. Dasstellt<br />
Wissen,<br />
was war,<br />
verstehen,<br />
was ist<br />
Umverdrängte Vergangenheit, Schuld,<br />
Verantwortung und Literatur in Frankreich und<br />
Deutschland geht es in dieser Woche<br />
LESUNGEN<br />
Monika Melchert liest über Anna<br />
Seghers, 9.10., 19 Uhr,Café Lawrence,<br />
Oranienburger Str.69, Eintritt frei<br />
André Kubiczek und Steve Mekoudja:<br />
Wahlverwandtschaften. 9.10., 20 Uhr,<br />
Maschinenhaus in der Kulturbrauerei,<br />
Knaackstr.97, Eintritt 5Euro<br />
Géraldine Schwarz liest, anschließend<br />
Gespräch mit Micha Brumlik, 10.10.,<br />
19Uhr,Landesvertretung Bremen, Hiroshimastr.24,<br />
Eintritt frei<br />
MATHIAS BOTHOR<br />
sie nun vor. Die Literaturwissenschaftlerin<br />
kennt sich bestens aus<br />
mit Seghers, ist auch Autorin eines<br />
Buches über deren Neubeginn in<br />
Deutschland –„Heimkehr in ein kaltes<br />
Land“ –forschte überhaupt über<br />
weibliches Schreiben und hat selbst<br />
einen besonderen Ton. Sie erzählt<br />
das Biografische wie eine Geschichte.<br />
Und auch das Buch ist ein<br />
besonderes, bibliophil ausgestattet<br />
bei bülbül erschienen (100 Seiten, 15<br />
Euro). Die Zeichnungen von Luna<br />
Al-Mousli darin deuten auf ein Leben,<br />
das mit Papier verknüpft ist. Sie<br />
sind ab Dienstag in dem Café, wo<br />
Monika Melchert liest, ausgestellt.<br />
An diesem Abend muss man sich<br />
(wie ja meistens in Berlin) entscheiden.<br />
Über regionale und Sprachgrenzen<br />
führt auch der Abend<br />
„Wahlverwandtschaften – <strong>Berliner</strong><br />
Autorenbegegnungen“ in der Kulturbrauerei.<br />
Steve Mekoudja, aus Kamerun<br />
stammend und an der TU<br />
Technische Informatik studierend,<br />
debütierte 2015 in Frankreich mit einer<br />
Novelle, schreibt Gedichte und<br />
arbeitet an einem ersten Roman. Er<br />
hat sich den <strong>Berliner</strong> Autor André<br />
Kubiczek zum Gespräch ausgesucht.<br />
Pop<br />
Requiem<br />
für<br />
eine Ära<br />
Der Tag, an dem die Musik<br />
starb, war der 3. Februar<br />
1959. Damals ereignete sich<br />
der verhängnisvolle Flugzeugabsturz,<br />
bei dem die Rock’n’<br />
Roll-Legenden Buddy Holly<br />
und Richie Valens unmittelbar<br />
nach einem Konzert ums Leben<br />
kamen. Don McLean war<br />
gerade 13, als er davon in den<br />
<strong>Zeitung</strong>en las, die er austrug,<br />
um sich etwas Taschengeld zu<br />
verdienen. Noch einmal 13<br />
Jahre später inspirierte ihn<br />
dieses Unglück zu seinem<br />
Song„American Pie“, den man<br />
heute wie eine Art Requiem<br />
zur Geschichte des Pop hören<br />
kann, in dem Bob Dylan und<br />
Joan Baez durch die Textzeilen<br />
geistern, wenn auch hübsch<br />
verklausuliert. Anspielungen<br />
auf Sgt. Pepper von den Beatles<br />
sind ebenso dabei wie eine<br />
auf den Drogen-Hit „Eight Miles<br />
High“ von den Byrds. Es ist<br />
anzunehmen, dass Don<br />
McLean auch heute von all<br />
dem singen wird. HarryNutt<br />
DonMcLean Passionskirche, 20 Uhr,<br />
Marheinekeplatz 1, T.:69401241<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Guten Morgen Rundherum, Lingulino–Kindertheater<br />
unterwegs (ab 2J.)<br />
Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />
11.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />
Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />
10.00: Anna und die Wut, Christiane Kampwirth,<br />
Puppentheater (ab 4bis 10 J.). Anm. erf.<br />
Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />
(& 92 35 59 50) 10.00: Reineke, der gerissene<br />
Fuchs (ab9J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Begine (& 215 14 14)<br />
19.00: Literaturrunde: Die Jahre, AnnieErnaux,<br />
Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />
19.30: Schattenspiel, vonund mit Viivi Luik, mit<br />
Gespräch: Aika Sakova<br />
21.00: Wortservierung: Über den Freitod,David Hume<br />
mit Richard Burger<br />
RBB Haus des Rundfunks (& 97 99 30)<br />
20.00 Kleiner Sendesaal: Im Vulkan. Essays, Martin<br />
Amis &Daniel Kehlmann<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: LiterarischerStreifzug 91: Neinist das neue<br />
Ja, Desiree Nick, Buchpräsentation<br />
Schmalfuss Berlin |contemporaryfine arts<br />
(Knesebeckstr.96) 19.00: Die zwielichtigeStunde,<br />
Kettly Mars, Mod.: Hans Christoph Buch, In französischer<br />
Sprache mit Übersetzung.Anm. erf.<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
19.00: Lesedüne, Marc-UweKling,Julius Fischer,<br />
SebastianLehmann, Maik Martschinkowsky u. a., mit<br />
Musik vonBoris the Beast<br />
FÜHRUNG<br />
Alter Fritz (& 017 59 50 74 36)<br />
14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />
Schloss in den Reichstag,Treff: <strong>Berliner</strong>Schloss,vor<br />
Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />
<strong>Berliner</strong> Unterwelten (& 49 91 05 17)<br />
12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />
Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
14.00: Kuratorenführung in denaktuellen Ausstellungen<br />
14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
13.00: Europe and the Sea, Public guided tour in<br />
English in the exhibition<br />
16.00: Sparen –Geschichte einer deutschen Tugend,<br />
Öffentliche Führung durch die Ausstellung<br />
Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />
11.00: DiezweiGesichter des Hansaviertels –ein<br />
Diskurs., Bernd S. Meyer, Treff: Joseph-Haydn-Str.Nr.1.<br />
Anm. erf.<br />
Secret Tours Berlin (& /82 09 67 51)<br />
19.00: Festival of Lights, Secret Tours Berlin, Treff:<br />
Staatsoper Unterden Linden.Anm. erf.<br />
Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />
10.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />
Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />
AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Flatbush Zombies (Rap)<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Claire Parsons Quartett<br />
Badehaus (& 95 59 27 76)<br />
20.00: Spain<br />
Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Samiam +TVHaze, Thirtieth AnniversaryTour<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />
19.30: Handmade Moments<br />
Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />
21.00: Damien Jurado<br />
KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />
14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />
17.00: Biliana Voutchkova(Violine und Stimme),<br />
SolistInnen-Konzerte<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Kein Grund zum Feiern: Die 15 Jahre<br />
Zeitstrafe Tour:Captain Planet +Matula +Deutsche<br />
Laichen +Tigeryouth<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
20.00: The Stanfields, support: Zach Mathieu<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Dawn Landes<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Kiol<br />
Passionskirche (& 69 40 12 41)<br />
20.00: Don McLean<br />
Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />
20.00: Janita<br />
Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />
22.30: Dana Fuchs<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />
Bailey<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.00: Hans Anselm Quintett<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: Lonely Leary+Disgusting Beauty<br />
Südwest-Bar (& 822 07 44)<br />
20.00: Agustin Strizzi &St.A<br />
Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />
19.30: Philipp Kirkorov<br />
CLUB<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Nice One, TheStain, Dominik Hisslinger<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Electric Monday, Alexis Cabrera, Gloria Glanz,<br />
Ricardo Rodriguez<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (& 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, Flipster<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 +4Bar:House of Waxx –Rawax, Dana Ruh,<br />
Audiopath, Siamak Amidi<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
KINO<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
3D: Die Unglaublichen II 13.45, 16.40, 19.45;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00;<br />
Die Unglaublichen II 14.00, 17.00; AStar Is Born<br />
(OmU) 14.00, 16.15, 19.40, 22.45; Die Abenteuer<br />
von Wolfsblut 14.15; Book Club (OmU)<br />
14.15; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
(OmU) 14.20; Werk ohne Autor 15.30, 17.00,<br />
19.30, 21.00; Offenes Geheimnis (OmU) 16.30;<br />
Mackie Messer 16.50, 22.30; Ballon 16.50,<br />
20.00; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />
19.30; Gundermann 19.45; Sneak Preview<br />
20.00; BlacKkKlansman (OmU) 22.30; Mamma<br />
Mia! (OmU) 22.40; Die Unglaublichen II (OmU)<br />
22.40; Kindeswohl (OmU) 23.00<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Nachlass 17.45;<br />
Waldheims Walzer 19.45; Lemonade (OmU)<br />
21.30<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Das Prinzip<br />
Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 17.00;<br />
Balkan Dreams – Ein Leben im 9/16 Takt<br />
(OmenglU) 18.45; Gundermann 20.15; Der Himmel<br />
über Berlin (OmenglU) 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Venom<br />
14.15; Die Unglaublichen II 14.15, 17.15;<br />
Ballon 14.15, 17.00, 19.55; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 14.20, 17.20, 20.15, 22.50; AStar Is<br />
Born 14.20, 16.40, 19.50, 23.00; Die Abenteuer<br />
von Wolfsblut 14.25, 16.55; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 14.30; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.30; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.55, 17.25; Werk ohne<br />
Autor 15.15, 19.35; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.50, 19.50,<br />
23.00; 3D: Venom 17.10, 20.15, 23.00; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 17.20, 19.55;<br />
Hello, Mrs. Money (OmU) 20.00; AStar Is Born<br />
(OF) 20.00; The Nun 20.05, 23.00; Mile 22<br />
22.35; 3D: Predator –Upgrade 22.55; Offenes<br />
Geheimnis 22.55<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 13.30; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 13.30, 16.40, 19.45; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 13.30, 17.10; 3D:<br />
Venom 13.50, 16.50, 20.15; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 13.50,<br />
16.30, 20.10; Die Unglaublichen II 13.50,<br />
17.00; Die Abenteuer vonWolfsblut 14.20; Werk<br />
ohne Autor 15.45, 19.45; Ballon 16.45, 19.30;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 17.10; A Star Is<br />
Born 17.10, 20.00; Sneak Preview (OF) 20.00;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 20.10; The<br />
Nun 20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Book Club – Das Beste kommt noch 15.00,<br />
17.45, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Kindeswohl 18.00;<br />
Gundermann 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) AStar Is Born (OmU)<br />
14.30, 17.30,20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Itzhak Perlman –Ein Leben<br />
für die Musik (OmU) 18.15; It Must Schwing<br />
–The Blue Note Story (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
12.50; Käpt‘n Sharky 10.00, 12.05; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00; Die<br />
Unglaublichen II 10.00, 11.50, 13.30, 14.25,<br />
16.30, 20.15; A Star Is Born 10.00, 14.40,<br />
17.20, 19.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />
11.55; 3D: Die Unglaublichen II 14.00, 17.00;<br />
Venom 14.15, 17.40; Ballon 16.50; 3D: Venom<br />
20.00; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 20.00; Sneak Preview<br />
20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81)<br />
Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes 13.45;<br />
Book Club – Das Beste kommt noch 15.45,<br />
20.15; Gundermann 17.45<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Werk ohne Autor<br />
15.15, 19.30<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
12.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
10.00, 14.35; Die Unglaublichen II 10.00,<br />
12.05, 13.30, 14.10, 16.30, 20.00, 23.00; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.20; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 10.00, 12.15,<br />
14.50, 17.20; Christopher Robin 10.00; AStar Is<br />
Born 10.00, 14.00, 17.00, 19.30, 22.45; Gans<br />
im Glück 12.15; Käpt‘n Sharky 12.40; Venom<br />
14.30, 17.10; 3D: Die Unglaublichen II 14.45,<br />
17.40; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.55, 20.10;<br />
Ballon 17.15, 19.50; 3D: Venom 19.55, 22.50;<br />
Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm<br />
19.55; Searching 20.35; The Equalizer II23.00;<br />
Sneak Preview(OF) 23.00; Sneak Preview23.00;<br />
The Nun 23.10<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
15.00, 20.30; Die Unglaublichen II 15.00,<br />
17.45, 20.30; 3D: Venom 15.15, 20.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 15.30; Ballon<br />
17.45; AStar Is Born 17.45, 20.30; Kindeswohl<br />
18.15<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Abel Ferrara: Welcome<br />
to New York (OmenglU) 20.00; Magical History<br />
Tour:Der Kuss der Tosca –Ilbacio di Tosca (OmU)<br />
19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (&<br />
040/80 80 69 69) ICan Only Imagine 12.25,<br />
15.20; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
12.30, 14.45; Käpt‘n Sharky 12.30; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 12.30, 15.00,<br />
17.40; Gans im Glück 12.30; Die Unglaublichen<br />
II 12.40, 14.00, 16.30, 19.00; Die Abenteuer<br />
von Wolfsblut 12.40, 15.00, 16.40; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 13.00, 15.00, 16.30, 18.10,<br />
20.00, 23.00; A Star Is Born 13.00, 16.20,<br />
19.40, 23.00; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 13.10, 16.50,<br />
20.00, 22.20; Werk ohne Autor 13.15, 16.00,<br />
19.40; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
13.20, 16.15, 19.15; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 13.50, 20.20; Ballon 13.50, 17.00,<br />
20.00, 22.50; Venom 14.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 14.00, 18.10; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.10, 17.00; Ant-Man and<br />
the Wasp 14.40; Mile 22 15.05, 21.15, 23.10;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 16.30; Mission:<br />
Impossible –Fallout 17.00, 20.00; 3D: Venom<br />
17.15, 20.20, 22.30; Predator –Upgrade 17.20;<br />
The Nun 17.30, 20.15, 22.20; Offenes Geheimnis<br />
17.30, 20.30; Gundermann 17.30, 20.30;<br />
Bad Spies 19.30; BlacKkKlansman 19.40;<br />
Sneak Preview 20.00; Searching 20.40; The<br />
Equalizer II 20.50, 23.00<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
3D: Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF)<br />
13.30, 16.20, 20.00; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again (OF) 13.40; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch (OF) 13.40;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren –The House<br />
with aClock in Its Walls (OF) 13.50, 16.50; Die<br />
Unglaublichen II – Incredibles II (OF) 14.00,<br />
17.00; Christopher Robin (OF) 14.10; A Star<br />
Is Born (OF) 14.15, 16.30, 19.40; 3D: Venom<br />
(OF) 14.30, 17.30, 20.20; The Man Who Killed<br />
Don Quixote (OF) 16.40; Searching (OF) 16.50,<br />
19.30; BlacKkKlansman (OF) 19.20; Crazy Rich<br />
–Crazy Rich Asians (OF) 19.45; 3D: Mission:<br />
Impossible –Fallout (OF) 19.50; The Nun (OF)<br />
20.30<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />
11.45; 3D: Venom (OF) 13.30, 16.30; 3D:<br />
Venom 19.30<br />
Filmrauschpalast (& 394 4344) Ava (OmU)<br />
18.00; Seoul Station (OmU) 20.00; Busanhaeng<br />
–Train to Busan (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Die Unglaublichen II<br />
14.00, 16.30; A Star Is Born 14.00, 17.00,<br />
20.00, 22.30; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 15.00, 20.00,<br />
22.30; 3D: Die Unglaublichen II 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.30; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
15.00; Venom 17.30; Ballon 17.30, 20.00;<br />
3D:Venom 20.00, 22.30; The Nun 23.00<br />
Casablanca (& 677 57 52) Mackie Messer –<br />
Brechts Dreigroschenfilm 15.45; Hitchcock: Das<br />
Fenster zum Hof 18.15; Eingeimpft 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
Die Unglaublichen II 14.00, 17.00; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 14.00, 17.15; Gundermann<br />
14.10; 3D: Venom 14.15, 17.00, 20.00;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 14.15; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 14.30, 17.30, 20.00; Ballon<br />
14.30, 17.25, 20.15; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 14.45; Werk ohne Autor 15.30,<br />
19.30; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.45, 19.45; Book Club<br />
–Das Beste kommt noch 16.55; AStar Is Born<br />
16.55, 19.55; Sneak Preview 20.00; The Equalizer<br />
II 20.10; The Nun 20.30<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Venom<br />
14.00, 17.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.00, 17.30; Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 16.30; AStar Is Born14.20, 16.40; 3D:<br />
Die Unglaublichen II 14.45, 17.30; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 14.50, 17.20;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 16.10;<br />
Göktasi (OmU) 18.00; 3D: Venom 19.45; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
19.50; Sneak Preview 20.00; Ballon<br />
20.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Berlin-Film-<br />
Katalog: Ein Polterabend (m. Einführung) 18.00;<br />
Faust Sonnengesang Teil III 20.00<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 13.00, 15.00; AStar Is<br />
Born 17.00, 20.00; Liliane Susewind –Ein tierisches<br />
Abenteuer 10.00; Ballon 12.45, 20.30;<br />
Thilda &die beste Band der Welt 15.30; Gundermann<br />
17.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Familie<br />
Brasch 16.00; Styx 18.00; Mackie Messer –<br />
Brechts Dreigroschenfilm 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Kindeswohl<br />
15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.15; Gundermann 20.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Familie Brasch 18.00; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 20.30<br />
Capitol (& 831 6417) Werk ohne Autor 15.00,<br />
19.30<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Familie<br />
Brasch 13.20; Das Prinzip Montessori: Die Lust<br />
am Selber-Lernen 13.45; Papst Franziskus: Ein<br />
Mann seines Wortes 14.00; Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 15.30, 18.15; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 15.30, 20.45;<br />
Werk ohne Autor 16.00, 19.45; Die Abenteuer<br />
von Wolfsblut 16.00; AStar Is Born (OmU)<br />
18.00, 20.45; Gundermann 20.45<br />
UCI Kinowelt Potsdam Center (&<br />
03 31/233 72 33) 3D: Die Unglaublichen II<br />
13.45, 16.50, 19.45; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 13.50; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 14.00, 17.00,<br />
19.50; Venom 14.15, 17.00; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 14.20; AStar Is Born<br />
16.25, 19.35; Ballon 16.45, 20.00; 3D: Venom<br />
20.10<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 15.00; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 17.15; Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm 19.45<br />
Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Book Club 17.15; Das Prinzip Montessori 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Werk<br />
ohne Autor 16.30, 19.40; 3D: Venom 17.00,<br />
20.30; 3D: Die Unglaublichen II 17.00, 20.00;<br />
Ballon 17.00, 20.25; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 17.10,<br />
20.15; AStar Is Born 17.15, 20.00; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 17.20; Die Unglaublichen<br />
II 17.30; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 17.40; The Nun 19.50; Searching 20.00;<br />
The Equalizer II 20.20; 3D: Predator –Upgrade<br />
20.20<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) 3D:<br />
Die Unglaublichen II15.00, 17.45, 20.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 15.15; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 15.30; AStar Is<br />
Born 17.30, 20.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.45, 20.30;<br />
Kindeswohl 18.00<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00; A<br />
Star Is Born 14.15, 17.00, 19.45; Die Unglaublichen<br />
II 14.30, 17.15, 20.20; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.15; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.45; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 17.30; Venom<br />
18.00; Die Frau, die vorausgeht 20.00; 3D:<br />
Venom 20.15<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Wildes<br />
Herz 14.00; Grüner wirdís nicht 14.00, 17.45;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 15.45;<br />
Die Unglaublichen II 17.15, 20.30; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.00<br />
Union Fürstenwalde (& 033 61/73 64 40)<br />
Gundermann 14.00; Thilda &die beste Band der<br />
Welt 16.15; Kindeswohl 18.15; Familie Brasch<br />
20.15<br />
Union Kino-Center Luckenwalde (&<br />
033 71/40 16 41) Das schönste Mädchen der<br />
Welt 15.30; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 15.30; Die Unglaublichen II 15.30, 17.45,<br />
20.15; Ballon 17.30, 20.00; Sauerkrautkoma<br />
17.45; Klassentreffen 1.0 20.15
28 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Klartext<br />
Hauptsache, was<br />
zum Aufregen<br />
VonNikita Vaillant, 22 Jahre<br />
Klar ist Nikita gegen<br />
Polizeigewalt. Aber<br />
auch für Umsicht.<br />
PRIVAT<br />
This is Germany, NOT the US!“<br />
Ein sobeschriebenes Video hat<br />
in den vergangenen Tagen mehr als<br />
zwei Millionen Klicks auf Facebook<br />
bekommen. Es zeigt eine chaotische<br />
Festnahme am Kottbusser Tor.<br />
Die Bilder erinnern tatsächlich an<br />
Polizeigewalt aus den Staaten: Ein<br />
unbewaffneter schwarzer Mann<br />
liegt zwischen Beamten am Boden,<br />
die auf ihn<br />
einschlagen und<br />
-treten. Ringsherum<br />
stehen<br />
Passanten, einige<br />
werfen mit<br />
Gegenständen<br />
nach den Polizisten,<br />
die Verstärkung<br />
rufen und<br />
Pfefferspray einsetzen.<br />
Das aufwühlende<br />
Video<br />
hat natürlich<br />
gleich eine Debatte in Gang gesetzt:<br />
Washaben wir da gerade gesehen –<br />
und wie ist das zu bewerten?<br />
Wie ist die Gewalt zu bewerten?<br />
Es gibt natürlich eine Vorgeschichte.<br />
Der Mann, ein mutmaßlicher<br />
Fahrraddieb, war von der Polizei<br />
kontrolliert worden. Als die Beamten<br />
ihre Streife fortsetzen wollten,<br />
kam der 22-Jährige laut Polizeibericht<br />
zum Wagen zurück, trat gegen<br />
das Auto und riss die hintere Tür<br />
auf. Einer Festnahme wiedersetzte<br />
er sich dann. Doch rechtfertigt das<br />
die übertriebene Gewalt, die von<br />
den Polizisten ausging? Für mich<br />
nicht. Doch viele Netz-Kommentatoren,<br />
die sich mit den Beamten<br />
solidarisierten, bemerkten, dass<br />
diese sich in einer Extremsituation<br />
befanden, in der so etwas mal<br />
vorkäme – sie seien ja auch nur<br />
Menschen. Dem widerspreche ich:<br />
Polizisten haben eine ganz andere<br />
Rolle als Zivilisten, sie sind für solche<br />
Situationen ausgebildet und<br />
von ihnen wird korrektes Verhalten<br />
erwartet. Fehler sind menschlich,<br />
richtig, aber es ist auch nur richtig,<br />
dass man für Fehler belangt wird.<br />
Und dass ein Mensch wegen der<br />
Unfähigkeit anderer derart leiden<br />
muss, geht überhaupt nicht.<br />
Die Aufregung um das Video<br />
verdeutlicht allerdings auch, dass<br />
sich Menschen jeglicher politischer<br />
Gesinnung auf sensationelle Inhalte<br />
stürzen, Stimmung machen und<br />
ohne Berücksichtigung von Hintergrundinformationen<br />
Rückschlüsse<br />
auf vermeintlich größere gesellschaftlicheProblemeziehen.<br />
Dabei<br />
weiß keiner, obdie Hautfarbe des<br />
Festgenommenen ein Faktor für<br />
die Eskalation der Gewalt war. Und<br />
trotzdem wird sofort Rassismus als<br />
Motiv unterstellt. In solchen Debatten<br />
spielt sicher auch eine Rolle,<br />
dass wir neben Popkultur auch<br />
gesellschaftliche Diskurse aus den<br />
Staatenimportieren.Das ist bei der<br />
unterschiedlichen Ausgangssituation<br />
jedoch einfach verfehlt.<br />
Rechte, Linke –gleicher Fehler<br />
Wasnicht heißen soll, dass ich kein<br />
Verständnis für solche Reaktionen<br />
habe. Esist nichts Neues, dass sich<br />
auch deutsche Polizisten, zum Teil<br />
sogar aus berechtigten Gründen,<br />
Rassismus vorwerfen lassen müssen<br />
und viele nicht weiße Menschen das<br />
auch so erleben. Es ist jedoch wichtig,<br />
sich klarzumachen, dass es nicht<br />
nur „dumme Nazis“ sind, die sich<br />
durch emotionalisierende Inhalte im<br />
Netz zu vorschnellen Urteilen verleiten<br />
lassen. Mehr Besonnenheit täte<br />
auch allen anderen gut.<br />
Von Julia Sauer, 22 Jahre<br />
Wie schaffen die das bloß?<br />
Trotz alternativer Modelle: Die traute Zweisamkeit ist für viele das Ideal. Gar nicht so einfach<br />
Bis dass der Todeuch scheidet:<br />
Für den Rest des Lebens<br />
mit einem einzigen<br />
Partner zusammen zu sein,<br />
war früher das Beziehungs- und Lebensmodell<br />
schlechthin. Heute<br />
scheint es ein Auslaufmodell zu sein.<br />
Liebe kennt – zum Glück! – keine<br />
Grenzen mehr. Ganz egal, obMenschen<br />
hetero-, homo- oder bisexuell<br />
sind, ob einer viel älter oder jünger<br />
als der andere, ob sie One-Night-<br />
Stands haben, offene Beziehungen<br />
führen, Mingles sind oder zudritt,<br />
viert, fünft ... die Polyamorie feiern.<br />
Auch wenn ihre Lebens- bzw. Liebesmodelle<br />
noch nicht alle in der<br />
Mitte der Gesellschaft angekommen<br />
sind, zumindest in Berlin sind sie<br />
kein Tabu mehr.<br />
Gerade junge Leute fühlen sich<br />
bei der Fülle an Möglichkeiten dazu<br />
gedrängt, viele Erfahrungen zu machen,<br />
um dann irgendwann doch<br />
den oder die „Richtige“ zu finden.<br />
Viele Beziehungen gehen unter diesem<br />
Druck kaputt. Lebenslang klingt<br />
eben wie „lebenslänglich“ –Höchststrafe.<br />
Die neue Ungezwungenheit<br />
ist also zugleich Segen und Fluch:<br />
Die Freiheit hat zugenommen, der<br />
Wegins persönliche Glück ist geebnet.<br />
Doch fällt bei so vielen Möglichkeiten<br />
die Wahl eines Partners oder<br />
Beziehungsmodellsziemlich schwer.<br />
Die Journalistin Julia Grosse hat<br />
für ihr Buch „Ein Leben lang“ ganz<br />
unterschiedliche Pärchen interviewt,<br />
die es geschafft haben, sehr<br />
lange glücklich zusammen zu bleiben.<br />
Die beruhigende Hauptbotschaft<br />
des Buches ist wohl, dass es<br />
nicht nur einen Weggibt, eine langfristige<br />
glückliche Beziehung zu führen:<br />
Liebe ist vielfältig, Vergleichen<br />
ist Unsinn. Ein paar generelle Basics<br />
gibt es aber schon. Man müsse sich<br />
auf Augenhöhe begegnen, schreibt<br />
Grosse, und die Arbeit des anderen<br />
schätzen. Kompromisse eingehen<br />
und sich mit der Zeit gegenseitig abschleifen,<br />
bis es passt.<br />
Dazu sind viele Partner nicht bereit.<br />
Nach der „Schmetterlinge im<br />
Bauch“-Kennenlernphase werden<br />
die negativen Seiten des Partners<br />
schnell zum Grund, eine Beziehung<br />
zu beenden. Der Hintergedanke: Irgendwo<br />
gibt es bestimmt jemanden,<br />
der noch besser zu mir passt. Dank<br />
Europäischer Monat der Fotografie –auf Spreewild-Art: Wir zeigen keine Stars, sondern Talente und ihre Lieblingswerke. DARKERDAYS.PHTGRPH<br />
VonLaura Krüger, 23Jahre<br />
Die erfolgreiche Beauty-Influencerin<br />
Mrs. Bella veröffentlicht<br />
nicht nur Videos, sondern hat jetzt<br />
auch ihr erstes eigenes Buch herausgebracht.<br />
In „Contour & Confidence“<br />
schreibt sie über ihre Anfänge<br />
als YouTuberin, ihr heutiges<br />
Leben und gibt Tipps zu: Make-up.<br />
Außerdem erklärt sie, wie man sein<br />
Selbstbewusstsein steigert.„Man“ ist<br />
natürlich weiblich und wahrscheinlich<br />
recht jung.<br />
Es scheint bei YouTubern im<br />
Trend zu liegen, ein Buch zu schreiben.<br />
Wiegehaltvoll dessen Inhalt ist,<br />
ist eine andere Frage. Die Message<br />
von Marcel Scorpion zum Beispiel:<br />
Sieht so die Zukunft aus? Viele wollen jedenfalls im Alter glücklich mit dem Partner sein. FOTOLIA<br />
Die Schöne und das Buch<br />
Glaub an dich selbst! Sei<br />
du selbst! Trau dich was!<br />
Bei den Slimanis vor allem<br />
Selbstbezogenheit, Rezepte<br />
und Stylingtipps. ConCrafter<br />
hat eine Autobiografie<br />
geschrieben –mit 21.<br />
Von einer jungen Frau,<br />
die im Internet ihr Geld<br />
mit Make-up-Videos und<br />
eigenen Beauty-Produkten<br />
verdient, erwartet man entsprechende<br />
Tipps, und genau die<br />
liefert sie in ihrem Buch, das sich<br />
locker durchblätternlässt und voller<br />
schöner Bilder und Texte über Bellas<br />
Leben ist.<br />
Mrs. Bella ist eine sympathische<br />
junge Frau, die sich ihren Platz als<br />
eine der erfolgreichsten<br />
Influencerinnen erkämpft<br />
hat. WirFrauen wissen alle,<br />
dass man sein Selbstbewusstsein<br />
mit ein bisschen<br />
Make-up und Lipgloss unterstützen<br />
kann. So weit in<br />
Ordnung.<br />
Aber unter Mrs. Bellas<br />
Publikum sind eben<br />
auch viele junge Mädchen,<br />
die erst mal lernen<br />
müssen, sich selbst zu akzeptieren<br />
und irgendwann hoffentlich selbst<br />
zu lieben. Mrs. Bella gibt in ihrem<br />
Buch zwar auch Tipps,wie man mit<br />
Mobbing umgeht und wie man sich<br />
selbst treu bleibt. Doch trotz dieser<br />
positiven Message wirkt alles nur<br />
Tinder,Parship &Co. scheint es dann<br />
auch supereinfach, einen neuen<br />
Partner zu finden. Dabei ist die eigentliche<br />
Schwierigkeit nicht das Beginnen,<br />
sondern das Aufrechterhalten<br />
einer Beziehung!<br />
In unserer durchoptimierten Gesellschaft<br />
–Zeitmanagement, Ernährung,<br />
sogar Freizeit –versucht jeder<br />
Einzelne, immer das Beste aus und<br />
für sich rauszuholen. Doch bei dieser<br />
YOLO-Mentalität (You only live<br />
once,man lebt nur einmal –Anm. d.<br />
Red.) ist man häufiger mit dem unzufrieden,<br />
was man hat, und will immer<br />
mehr –auch in Beziehungen.<br />
Ein Konsens, den übrigens alle<br />
von Julia Grosse interviewten Pärchen<br />
teilen, ist, dass wir heute viel zu<br />
schnell aufgeben. Kein Wunder –<br />
Liebe inHollywoodfilmen, Liedern<br />
und Romanen hat wenig mit realen<br />
Beziehungen zu tun. Blöd nur, dass<br />
diese popkulturellen Darstellungen<br />
oft unser erster Kontakt mit dem<br />
Thema sind und dass sie unsereVorstellungen<br />
prägen. Diesen hohen<br />
Erwartungen kann natürlich keiner<br />
gerecht werden. Dass trotzdem die<br />
allermeisten deutschen Paareinmonogamen<br />
Beziehungen leben, zeigt,<br />
dass sie kein Auslaufmodell sind.<br />
Vongestern ist nur, andere Formen<br />
der Liebe zu verurteilen.<br />
Ganz schön<br />
düster<br />
Wenn eine Beauty-YouTuberin das Schreiben anfängt, ist Vorsicht geboten –der jungen Fans wegen<br />
Mrs. Bella hat ein<br />
Buch veröffentlicht.<br />
PICTURE ALLIANCE/EVENTPRESS<br />
Adrian ist eine Bereicherung.<br />
Seit einiger Zeit treibt sich der<br />
Sänger einer Metalband und<br />
passionierte Hobbyfotograf<br />
in der <strong>Berliner</strong> Untergrundszene<br />
rum und hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, Melancholie zu<br />
verbreiten. So denkt man zumindest,<br />
wenn man sich sein<br />
Portfolio voller Kontraste vor<br />
Augen führt. Allerdings ist<br />
in jedem Fall eine Botschaft<br />
wichtig, geistlose Modelbilder<br />
mit amateurhaft gezogener<br />
Vignette sind ihm offenbar ein<br />
Graus. Ein junger Mensch, der<br />
sein Augenmerk auf das legt,<br />
was ihn umgibt, und das ausdrückt,<br />
was ihn bewegt. Was<br />
gibt es denn Wichtigeres? Ein<br />
düsterer,ästhetischer Blick auf<br />
die Welt, der nichts an Schönheit<br />
einbüßt. (hb.)<br />
wie eine Überleitung zum nächsten<br />
Schminktipp und zur nächsten die<br />
Wirklichkeit verzerrenden Erfolgsgeschichte.Was<br />
mag es mit den Fangirls<br />
machen, wenn eine aufgebrezelte<br />
Schönheit auf der einen Seite<br />
schreibt „Liebe dich selbst!“ –und<br />
auf der nächsten Tipps gibt, wie man<br />
am besten jeden Quadratzentimeter<br />
des eigenen Gesichts mit möglichst<br />
vielPuder,Lippenstift, Lidschatten&<br />
Co.bedeckt?<br />
Das Buch ist jetzt schon ein Verkaufsschlager,<br />
und die Make-up-<br />
Tipps sind an sich ja auch nicht<br />
schlecht. Mrs. Bella darf also stolz<br />
auf sich sein. Ihre Leserinnen wissen<br />
hoffentlich, dass es auch andere<br />
Gründe gibt, sichgut zu fühlen.<br />
Früher war<br />
nicht wirklich<br />
alles besser<br />
Erinnerungen täuschen,<br />
die Verklärung schadet<br />
Von Lukas Wohner, 27 Jahre<br />
Ein Jammer,dass wir im Heute leben<br />
müssen. Früher waren die<br />
Bücher schließlich noch aus Papier,<br />
der Winter war noch knackig kalt,<br />
das Essen war viel leckerer,die Musik<br />
sowiesobesser–und das beliebteste<br />
soziale Netzwerkhieß „draußen“. So<br />
heißt es zumindest in unzähligen Artikeln,<br />
die10, 11, 13, 15, 26 Dinge verheißen,<br />
die „früher“ irgendwie cooler<br />
oder wirklich definitiv viel besser<br />
waren. Ernsthaft?<br />
Die so ausgedrückte Sehnsucht<br />
nach dem Gesternbezieht sich meist<br />
auf die 80er und 90er, als Retro,<br />
Vintage oder Nostalgie teils auch auf<br />
frühere Jahrzehnte. Dahinter steckt<br />
eine gehörige Portion Verklärung,<br />
bisweilen Kulturpessimismus. Oder<br />
in seiner ekelhaftesten Form eine<br />
Strategie der Rechten, die sich eine<br />
Zeit zurückwünschen, in der vermeintlich<br />
noch alles in Ordnung war<br />
und in der man den Schokokuss<br />
noch anders nennen durfte.<br />
Dabei wissen wir dank TED-Talk-<br />
Superstars wie Hans Rosling und<br />
Steven Pinker, dass früher mitnichten<br />
alles besser war –imGegenteil.<br />
Da muss man nur mal auf die Zahlen<br />
zu Kindersterblichkeit, HIV-Neuinfektionen,<br />
Kriegstoten, Vergewaltigungen,<br />
Atomwaffen, Morden, Sexismus<br />
etc.gucken.<br />
So verständlich die Romantisierung<br />
der Vergangenheit im Einzelnen<br />
sein mag –Forscher sagenübrigens,<br />
dass wir Positives besser in Erinnerung<br />
behalten als Schlechtes –,<br />
so falsch ist die Botschaft, gerade für<br />
unsereGeneration.<br />
Spreewild bedient sich bei Karl<br />
Valentin und sagt: Früher war alles<br />
besser,sogar die Zukunft! Wir sammeln<br />
Dinge, die heute besser sind.<br />
Teilt sie mit uns!<br />
Hörprobe<br />
Adam Angst –„Neintology“<br />
Dass dieses Album seinen Platz in<br />
die CD- und Plattenregale gefunden<br />
hat, war genauso unwahrscheinlich<br />
wie unerwartet. Felix Schönfuss,<br />
Sänger der Band, hatte seine zwei<br />
vorherigen Projekte Frau Potz und<br />
Escapado nach jeweils einem Album<br />
eingestampft. Doch nun ist das<br />
zweite Album da und es ist fast komplett<br />
antagonistisch zum Erstling.<br />
Immer noch kritisch, kratzig und rabiat,<br />
doch während sich der Erstling<br />
mit den Fehlerneines Einzelnen beschäftigte,ist<br />
nun die ganzeWelt unter<br />
Beschuss. „Einfach mal Nein sagen.<br />
Zu allem“ –solautet das Motto<br />
der Band im Jahre 2018. Zu allem<br />
haben sie allerdings nicht Nein gesagt:<br />
Hand- und Wertarbeit werden<br />
hier bejaht. Hannes Beyer,17Jahre<br />
Fazit Für alle, die dem Punk nicht abgewandt<br />
sind, ein absolutes Muss. Für alle, die<br />
einen Anstoß brauchen, umihr Leben umzustülpen,<br />
ein Ratgeber.<br />
„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />
Thema berufliche Ausbildung:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
10171 Berlin<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />
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facebook.com/spreewild<br />
twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 29<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />
Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Camping 17.00<br />
(für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />
18.00 (für HG)Wer weiß denn sowas? 18.50<br />
(für HG) Morden im Norden. Dornröschen 19.45<br />
(für HG) Wissen voracht –Zukunft 19.55 (für<br />
HG) Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Kriminalreport<br />
Immobilienbetrug /Jugendliche<br />
Straftäter<br />
21.00 (für HG) Hart aber fair<br />
Der Staat schwimmt im Geld -aber warum<br />
haben die Bürger so wenig davon?<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Schweig.Oder Stirb.<br />
Warummussten zwei Journalistensterben?<br />
23.30 (für HG) Betrogen und verraten<br />
Die Krebspatientinnen des Bottroper<br />
Apothekers<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
5.30 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen<br />
im Einsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Das Jenke-Experiment<br />
Ich gegen mich –Der Kampf gegen<br />
meine Sucht<br />
Jenke von Wilmsdorff meldet sich mit<br />
seiner wohl härtesten Prüfung zurück.<br />
Er sich das Rauchen abgewöhnen.<br />
22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTVDie Unbeugsamen –<br />
Deutschlands starke Frauen<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Justice –Die Justizreportage<br />
Wildschweine im Pool –immer Ärger<br />
mit der Natur! Reportagereihe<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Lederkordel(biszu1mLänge)<br />
MDR WDR in die Länge) Ermittlungen, um den Mörder zu Arte<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Mach dich ran! 20.15 (für HG) Go<br />
Trabi Go 2–Das war der wilde Osten. Komödie,<br />
D1992 21.50 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />
HG) Fakt ist! 23.10 (für HG) Sensationsprozess<br />
Casilla. Drama, D1939 0.40 (für HG)<br />
Antilopen. Kurzfilm, D2013 0.55 (für HG)<br />
Trauerweiden. Komödie, D2017<br />
Bayern<br />
16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />
18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />
Rundschau 19.00 (für HG) Unkraut 19.30 (für<br />
HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) StofferlWells Bayern<br />
21.00 (für HG) Alpenschamanen 21.45 (für<br />
HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />
22.45 (für HG) Operation Zucker.<br />
Jagdgesellschaft. TV-Drama, D2015 0.15 (für<br />
HG) Ringlstetter &Zinner –Live auf der Bühne<br />
1.00 Rundschau Nacht 1.10 Ringlstetter 1.55<br />
(für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />
und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />
zwei 19.00 Die deutsche Dinner-Meisterschaft<br />
20.00 Prominent! 20.15 Goodbye Deutschland!<br />
Die Auswanderer 22.15 Goodbye<br />
Deutschland! Die Auswanderer 0.15 nachrichten<br />
0.35 (für HG) Medical Detectives – Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Mord nach<br />
Plan 1.30 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Todesschützen<br />
Super RTL<br />
14.45 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.20<br />
Bugs Bunny &LooneyTunes 15.50 5Freunde –<br />
Für alle Fälle 16.20 Die Nektons –Abenteurer<br />
der Tiefe 16.45 Hotel Transsilvanien –Die Serie<br />
17.15 Ninjago –Garmadons Motorrad-Gang<br />
17.45 Inspector Gadget 18.10 Bugs Bunny &<br />
LooneyTunes 18.45 WOW Die Entdeckerzone<br />
19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45<br />
Angelo! 20.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
21.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
22.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
23.10 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
Sport1<br />
14.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />
Darrell verdoppelt 15.30 Cajun Pawn Stars –<br />
Pfandhaus Louisiana. Bestens behütet 16.30<br />
StorageWars –Geschäfte inNew York. Zu neuen<br />
Ufern 18.00 Poker 19.00 Bundesliga aktuell.<br />
Die tägliche News-Sendung für Fußballfans<br />
19.25 Goooal! –Das internationale Fußball-<br />
Magazin 19.55 Fußball: Regionalliga Südwest.<br />
Vorberichte 20.15 Fußball: Regionalliga Südwest.<br />
12. Spieltag 22.15 Die Premier League<br />
Highlights 23.30 3. Liga pur<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Das Alibi.<br />
Krimiserie 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Undercover<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00<br />
heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />
(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute<br />
–inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-<br />
Cops. Klassentreffen 17.00 (für HG) heute<br />
17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45 (für<br />
HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Potsdam.<br />
Kalte Fische. Krimiserie 19.00 (für HG)<br />
heute 19.25 (für HG) FalscheVersprechen?<br />
20.15 (für HG) Die Muse des Mörders<br />
TV-Thriller, A/D 2017<br />
Mit Christiane Hörbiger,Fritz Karl,<br />
Florian Teichtmeister, Robert Lohr u.a.<br />
Regie: Sascha Bigler<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Vor ihren Augen<br />
Thriller,USA/GB/E/COR 2015<br />
Mit Chiwetel Ejiofor,Nicole Kidman,<br />
Julia Roberts, Dean Norris u.a.<br />
23.55 heute+<br />
0.10 (für HG) Berg Fidel –Eine Schule für<br />
alle Dokumentarfilm, D2011<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Christian<br />
Wackert, Alina Merkau 10.00 Total gesund!<br />
Mit Britt Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid 10.30<br />
Klinik am Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen fürSie! Mit Alexander Hold,<br />
Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 AufStreife.Reportagereihe<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Schicksale<br />
–und plötzlich ist alles anders 18.00 Endlich<br />
Feierabend! Moderation: Annett Möller,Daniel<br />
Boschmann 19.00 Genial daneben–Das<br />
Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Navy CIS<br />
Stimmen Im Kopf. Krimiserie<br />
Mit Mark Harmon, David McCallum,<br />
Pauley Perrette u.a.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Werkstatt des Grauens. Krimiserie<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Vorbei ist vorbei. Krimiserie<br />
23.15 Scorpion<br />
Echte Helden. Actionserie<br />
0.10 Hawaii Five-0<br />
Hochexplosiv.Krimiserie<br />
1.00 MacGyver Befreiungskünstler<br />
14.50 (für HG) Eine Reise in dieToskana<br />
15.35 (für HG) Zoo-Babies 16.00 (für HG)<br />
Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Land und lecker 21.00 (für HG) Das Beste im<br />
Westen 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />
Warum wählt der Finkenberg die AfD? 22.40<br />
(für HG) Westart 23.20 (für HG) Hüter meines<br />
Bruders. Drama, D2014 0.40 (für HG) Menschen<br />
hautnah 1.25 (für HG) Wunderschön!<br />
NDR<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />
17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00<br />
Ländermagazine 18.15 (für HG) Die Nordreportage<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Markt 21.00 (für HG) NDR WissensCheck<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG)<br />
45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal 23.15<br />
(für HG) Die Gärtnerin von Versailles. Liebesdrama,<br />
GB 2014 1.05 (für HG) AnneWill 2.05<br />
Rute raus, der Spaß beginnt!<br />
Kabel eins<br />
6.45 Ghost Whisperer 7.40 EUReKA –Die geheime<br />
Stadt 8.35 EUReKA –Die geheime<br />
Stadt 9.30 Navy CIS 10.25 Navy CIS 11.20<br />
Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.05 Castle<br />
14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Koch die Box! 20.15<br />
Der Anschlag. Thriller,USA/D/CDN 2002<br />
22.55 Ausnahmezustand. Actionfilm, USA<br />
1998 1.05 Steven Seagal –Kill Switch. TV-<br />
Actionfilm, CDN/USA 2008<br />
RTL 2<br />
10.55 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 11.55 Die Geissens –Eine schrecklich<br />
glamouröse Familie! 13.00 Hilf mir! Jung,<br />
pleite, verzweifelt ... 14.00 Köln 50667 15.00<br />
Berlin –Tag &Nacht 16.00 Krass Schule–Die<br />
jungen Lehrer 17.00 News 17.10 Krass Schule –<br />
DiejungenLehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />
–Tag &Nacht 20.15 Team 13 –Freundschaft<br />
zählt 21.15 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 22.15 Naked Attraction –Dating<br />
hautnah 23.15 The Walking Dead 0.15 The<br />
Walking Dead 1.05 The Walking Dead<br />
Eurosport 1<br />
16.45 Judo Stories 16.50 Snooker:World<br />
Main Tour 18.00 Spirit of Yachting. Das Segelmagazin<br />
18.30 Radsport: Gran Premio Beghelli<br />
19.30 Radsport: Paris-Tours 20.25 Eurosport<br />
spezial. The Minute 20.30 Eurosport News<br />
20.35 Snooker:World Main Tour 21.30 Polo<br />
22.30 Olympische Spiele. Hall of Fame 23.25<br />
Eurosport spezial. The Minute 23.30 Eurosport<br />
News 23.35 WATTS. Die Eurosport-Clipshow<br />
23.45 Radsport: Paris-Tours 0.45 Radsport:<br />
Gran Premio Beghelli<br />
ZDF, 20.15 UHR TV-THRILLER<br />
Die Muse des Mörders<br />
Einstwar Madeleine „Mado“Montana (Christiane Hörbiger) eine erfolgreiche<br />
und sehr gefragte Schriftstellerin. Doch dieseZeiten sind lange vorbei und<br />
die einstige Bestseller-Autorin hat sich in eine tabuloseZynikerinverwandelt,die<br />
mit ihrer Biestigkeit auch Sohn Oliver (Florian Teichtmeister) nicht verschont.<br />
Als in Wien ein Serienmörder sein Unwesentreibt,stellt sich heraus, dasssich<br />
der Killer beiseinen Taten vonMadeleines Romanen inspirieren ließ.Während<br />
KommissarBäumer mit seiner Assistentin fieberhaft nach dem Täter suchen, ist<br />
die Schriftstellerin über die Mordenach ihrerVorlagezunächstschockiert. Dann<br />
jedoch fängtMadeleine an, es zu genießen, erneut im Rampenlicht zu stehen.<br />
DasZDF zeigtden Thriller anlässlich des Geburtstages vonHauptdarstellerin<br />
Christiane Hörbiger, die am 13. Oktober80Jahrealt wird.<br />
(Österr./Dtl./2017)<br />
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ZDF, 22.15 UHR THRILLER<br />
Glaube, Liebe,<br />
Vor ihren Augen<br />
Hoffnung, Berlin<br />
Foto: ZDF<br />
LESERSHOP<br />
030–201 64 004<br />
www.berliner-zeitung.de/shop<br />
Ray Kasten und Jess Cobb sind ein gut<br />
aufeinander eingespieltes FBI-Ermittlerteam.Diesändertsichjedoch,<br />
als die<br />
Leiche vonJess’ Tochter in einemHinterhof<br />
gefunden wird.Während sich Jess,nur<br />
Hauptstadtschmuckmit mit Herz<br />
Diestilvolle Verbildlichung des„Hohelied derLiebe“findet ihre<br />
Form in derhochwertigen Edelstahlkette –und in derMitte<br />
steht der<strong>Berliner</strong>Bär.<br />
Bär.<br />
nochein Schatten ihrer Selbst,inihreTrauer<br />
(H/Dicke) zurückzieht, stürzt sich ihr Maße:3,0 ×1,5 cm KollegeRay<br />
Made in Germanyfassen. Unterstützungerhälterdabei von<br />
der Bezirksstaatsanwältin Claire(Nicole<br />
*inkl. MwSt., zzgl. €3,95Versand, ab €75,–versandkostenfrei.<br />
Kidman). Regisseur Billy Ray(„Lügeund<br />
Ein Angebotder M. DuMont SchaubergExpeditionder der Kölnischen <strong>Zeitung</strong> GmbH &Co.<br />
KG,Amsterdamer Str. 192, Wahrheit“) 50735Köln.<br />
drehte das Remake des argentinischen<br />
Krimi-Dramas „Inihren Augen“<br />
mitChiwetel Ejiofor,NicoleKidman und<br />
Julia Robertsinden Hauptrollen.<br />
(USA/Gbr./Span./2015) Foto:ZDF<br />
Ihnensteht eingesetzlichesWiderrufsrechtzu.<br />
Alle Informationen über dieses Rechtund dieWiderrufsbelehrung<br />
finden Sieunter www.berliner-zeitung.de/shop<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
1<br />
1 5 6<br />
9 8 3<br />
9 5<br />
2 4<br />
4 7 3 6<br />
5 3 9<br />
1 4<br />
2 5<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
6<br />
1 4 9<br />
6<br />
4 3<br />
7 1 2<br />
3<br />
2<br />
1 2<br />
5 3<br />
Art.-Nr.<br />
1311030<br />
€29,90 *<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM vom6./7. 6.10.2018<br />
2018<br />
MITTEL mittel<br />
9 4 5 6 8 2 7 1 3<br />
6 3 8 1 7 5 4 2 9<br />
2 1 7 9 3 4 8 5 6<br />
4 5 2 3 9 7 6 8 1<br />
8 9 1 4 5 6 2 3 7<br />
7 6 3 8 2 1 5 9 4<br />
5 7 4 2 1 3 9 6 8<br />
3 8 6 5 4 9 1 7 2<br />
1 2 9 7 6 8 3 4 5<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 6./7. 10. 2018<br />
vom 6.10.2018<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
3 6 9 7 8 2 1 4 5<br />
5 1 7 4 3 9 2 6 8<br />
2 8 4 1 5 6 7 3 9<br />
4 2 3 9 7 8 6 5 1<br />
1 5 8 6 2 4 3 9 7<br />
7 9 6 3 1 5 4 8 2<br />
6 3 1 5 9 7 8 2 4<br />
8 4 5 2 6 1 9 7 3<br />
9 7 2 8 4 3 5 1 6<br />
5.30 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.50 Mein Gott, Walter!<br />
6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />
jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25<br />
Panda, Gorilla &Co. 12.15 (für HG) Traumrouten<br />
der USA 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />
Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin 15.00 Planet<br />
Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt<br />
17.00 rbb24 17.05 Elefant,Tiger &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />
Moderation: Janna Falkenstein<br />
21.00 Jede Antwort zählt<br />
Das Berlin-Brandenburg Quiz<br />
Moderation: Sascha Hingst<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tatort Wie einst Lilly<br />
TV-Kriminalfilm, D2010<br />
Mit Ulrich Tukur,Martina Gedeck,<br />
Barbara Philipp u.a.<br />
23.30 Polizeiruf 110<br />
Der Teufel hat den Schnaps gemacht<br />
TV-Kriminalfilm, DDR 1981<br />
ProSieben<br />
10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother<br />
11.50 2Broke Girls. Das Enthüllungsbuch/Das<br />
Chancen-Fenster.Comedyserie<br />
12.40 Mom. Die Liste der Geständnisse/Familientherapie.<br />
Comedyserie 13.30 Twoand a<br />
Half Men. Mund weg von meiner Tochter/Noch<br />
eine Nacht mit Neil Diamond/Die Unterwäsche<br />
der Stars.Comedyserie 14.45 The Middle. Der<br />
Flirt/Das langeWarten. Comedyserie 15.40<br />
The Big Bang Theory. Vierer ohne Sheldon/Die<br />
Wahrheit über den Fahrstuhl/Nie mehr dumme<br />
Typen. Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Weihnachten –Die<br />
nächste Generation/Im Rausch der Macht.<br />
Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Das Machtwechsel-Modell<br />
20.45 Young Sheldon Jiu-Jitsu, Bläschenfolie<br />
und die böse Bobbie. Comedyserie<br />
21.15 The Middle Die Mucki-Bude<br />
21.45 The Big Bang Theory Comedyserie<br />
22.15 The Big Bang Theory<br />
Dunkle Materie. Comedyserie<br />
22.40 The Big Bang Theory<br />
Werfen wie ein Mädchen. Comedyserie<br />
23.10 Late Night Berlin<br />
Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />
0.05 The Big Bang Theory<br />
13.00 Stadt Land Kunst 13.50 Liebe auf den<br />
ersten Schlag. Liebeskomödie, F2014 15.25<br />
Frankreichs mythische Orte 15.50 Abenteuer<br />
Türkei 16.45 (für HG) X:enius 17.10 Begegnung<br />
mit den Meeresvölkern 17.40 Dropka –<br />
Tibets letzte Nomaden 18.35 Deltas der Welt<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG)<br />
Eine ganz normale Familie. Drama, USA 1980<br />
22.15 Der Sommer mit Mama. Drama, BRA<br />
2015 0.00 Der Kapitalismus des Traums. Dokumentarfilm,<br />
B/F 2016 1.05 Arte Journal<br />
1.30 Angst. Kriegsdrama,F/CDN 2015<br />
3Sat<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.20 Island –Weltspitze<br />
14.05 ZDF-History 14.50 ZDF-History 15.35<br />
ZDF-History 16.15 (für HG) Terra X17.00 (für<br />
HG) Superbauten 17.45 Europas Urwälder<br />
18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Inseln<br />
der Schweiz 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25<br />
Jean Ziegler –Der Optimismus des Willens.<br />
Dokumentarfilm, F/CH 2016 23.55 (für HG)<br />
Schmerz, lass nach! –Wenn das Leben zur<br />
Qual wird 0.25 10vor10 0.55 (für HG) Willkommen<br />
Österreich 1.45 Big Pacific<br />
Phoenix<br />
9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort<br />
10.30 phoenix plus 12.00 phoenix vor ort<br />
12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />
14.45 phoenix plus 16.00 Anne Will 17.00<br />
Armee ohne Kompass: Wohin marschiert die<br />
Bundeswehr? 17.30 phoenix der tag 18.00 Im<br />
Netz des Missbrauchs 18.30 Elefantenparadies<br />
Südindien 19.15 Indiens wilde Wölfe<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Geheimnisvolle<br />
Orte 21.45 (für HG) heute-journal 22.15<br />
unter den linden 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
unter den linden 0.45 Geheimnisvolle Orte<br />
Kika<br />
12.00 Tom 12.25 (für HG) Die Maus 12.55<br />
Käpt'n Flinn und die Dino-Piraten 13.20 (für<br />
HG) 4½Freunde 13.40 Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Dein<br />
großer Tag 15.25 (für HG) Hank Zipzer 15.50<br />
Mirette ermittelt 16.05 Peter Pan –Neue<br />
Abenteuer 16.50 (für HG) Der kleine Prinz<br />
17.35 Max &Maestro 18.00 Der kleine Nick<br />
18.15 Belle und Sebastian 18.35 Petzi 18.50<br />
Sandmann 19.00 Sherazade –Geschichten<br />
aus 1001 Nacht 19.25 pur+ 19.50 (für HG)<br />
logo! 20.00 (für HG) Live 20.10 Die Jungs-WG<br />
Dmax<br />
17.15 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />
Detroits 17.45 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 18.15 Fang des Lebens<br />
–Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis 21.15<br />
Speed Is the New Black –Hauptsache schnell!<br />
22.15 Texas Custom Cars –Ein Job für Bill<br />
Carlton 23.15 Die Auto-Messies 0.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
1.15 Speed Is the New<br />
Black –Hauptsache schnell!<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 Weltspiegel-Reportage<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Europamagazin<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15<br />
Anne Will 21.17 Extra 21.30 Westpol 22.00 Markt<br />
22.45 Tagesschau –Vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 Die Ernährungskünstler 0.00 Exakt<br />
–Die Story 0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin<br />
1.20 Puzzle 1.50 Brandenburg aktuell<br />
2.20 SachsenSpiegel 2.50 Extra 3.02 SWRLandesschau<br />
aktuell Baden-Württemberg 3.47 Extra<br />
4.02 Abendschau 4.30 Aktueller Bericht<br />
ONE<br />
9.50 PartyofFive (1) 10.35 Lindenstraße 11.05<br />
In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte 11.55 Verrückt<br />
nachMeer 12.45 Sturmder Liebe 13.30<br />
Sturmder Liebe 14.20 DieFarben der Liebe. TV-<br />
Komödie,D2004 15.50 In aller Freundschaft –<br />
Diejungen Ärzte 16.40 PartyofFive 17.20 Linden<br />
straße 17.50 Hart aberherzlich 18.40 Sturmder<br />
Liebe 19.25 Sturm der Liebe 20.15 TheHeart Guy<br />
21.00 The HeartGuy 21.45 Nuhr im Ersten 22.30<br />
Mord aufShetland. TV-Kriminalfilm,GB2014 0.25<br />
The HeartGuy 1.10 TheHeart Guy 1.55 Lindenstraße<br />
2.25 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />
3.15 Kino Spezial 3.25 Hart aber herzlich 4.15<br />
Lindenstraße 4.45 Verrücktnach Meer<br />
ZDF NEO<br />
8.30 Lafer! Lichter! Lecker! 9.15 Baresfür Rares<br />
10.10 Bares für Rares 11.00 Cleverabgestaubt<br />
11.45 DieRettungsflieger 12.30 Die Rettungsflieger<br />
13.15 (fürHG) Columbo. Luzifers Schüler.TV-<br />
Kriminalfilm, USA 1990 14.45 Heldt 15.30 Die<br />
Rettungsflieger 17.00 (für HG) Columbo. Luzifers<br />
Schüler.TV-Kriminalfilm, USA 1990 18.30 Bares<br />
für Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für HG)<br />
InspectorBarnaby. Gesegnet seidie Braut. TV-Kriminalfilm,<br />
GB 2011 21.45 24 Hours–TwoSides<br />
of Crime 23.15 Greyzone–NoWay Out 0.45<br />
Spooks –ImVisier desMI5 1.40 heute-show 2.10<br />
Neo MagazinRoyale 2.55 TerraX3.40 TerraX<br />
4.20 TerraXpress 4.50 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
13.00 Brudermord am Airport 13.45 (für HG) Härter,reicher,besser,<br />
Südkorea! 14.15 Chinas einsame<br />
Söhne 15.00 Südkorea –Erfolg umjeden Preis<br />
15.45 Im Niemandsland –Was Korea teilt 16.30<br />
Korea –Der vergessene Krieg 18.45 Nordkorea<br />
zwischen Führerkult und Autoscooter 19.30 Geheimes<br />
Nordkorea 20.15 Atommacht Nordkorea –Die<br />
Kim-Dynastie 21.00 Geheimakte Kim Jong Un –<br />
Nordkoreas rätselhafter Führer 21.45 Mein Besuch<br />
in Nordkorea 22.30 Gold für Kim –Ein Leben für<br />
Nordkoreas Führer 23.15 Undercover inNordkorea<br />
–Im Reich des Kim Jong Un 0.15 Im Niemandsland<br />
–Was Korea teilt 1.00 (für HG) heutejournal<br />
1.30 Topspione der Geschichte<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Für Kirche und Tafel –Michel Delalande<br />
am Hof des Sonnenkönigs, ca. 56 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schöne Stimmen Die italienische Sopranistin<br />
Anita Cerquetti. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere<br />
stellte sie die einzig überzeugende Alternative<br />
zuMaria Callas dar., ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Die Harfe in der Neuen<br />
Musik. Der Klangfarbenreichtum der Harfe ist<br />
für die zeitgenössische Musik seit langem Inspirationsquelle<br />
für klangliche Neuerungen und<br />
Forschungen und wird immer wieder erweitert.<br />
Ein Überblick mit Aufnahmen führender Vertrerinnen<br />
und Vertreter., ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Gesprächskonzerte „musica reanimata” Bereicherung<br />
für Amerika: Guillermo Graetzer und<br />
Samuel Adler.Mit Georg Beck,<br />
ca. 105 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik „Das ist halt so crossover –oder<br />
nicht?” Szenenwechsel mit Musiker und<br />
Soundkünstler Jonas Urbat. Von Juliam Kämper<br />
Wer invielen Musikszenen zuhause ist, sollte<br />
deren Potenzial und Grenzen kennen. Skeptische<br />
Blicke auf das Crossover-Denken.,<br />
ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Schwarze Vögel” Kriminalhörspiel nach dem<br />
gleichnamigen Roman von Gunnar Gunnarsson.<br />
Mit Jens Harzer (Eiulfur), Devid Striesow<br />
(Bjarni), Judith Engel (Steinunn), Anjorka Strechel,<br />
Benjamin Kramme, Ernst Jacobi, Matti<br />
Krause, Falk Rockstroh. Regie: Andrea Czesienski,<br />
ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Maxim Biller: „Sechs Koffer” (3/12),<br />
ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Dokument: „Aufgefangen oder<br />
verloren im Netz?”Vortrag der Designforscherin<br />
Gesche Joost. Von Ulrike Jährling,ca. 26 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Dinah Washington. Mit Ortrun<br />
Schütz, ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert 15. Möllner Folksfest. Radiokonzer<br />
„Skandinavien anders”. Mit PolkaBjørn &Kleine<br />
Heine, Bäckafall-Quartett. Moderation: Holger<br />
Beythien, ca. 87 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 234 · M ontag, 8. Oktober 2018 – S eite 30 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Michael Wendler (46), Schlagersänger<br />
und regelmäßger Kandidat in<br />
Fremdschäm-TV-Formaten, ist wieder<br />
solo.Nach 29 Jahren Beziehung<br />
und neun Jahren Ehe trennte er sich<br />
vonseiner Frau Claudia Norberg, die<br />
nun nach Deutschland zurückkehrenwird.<br />
„Der Wendler“ hingegen<br />
wirdmit Tochter Adeline in den USA<br />
bleiben. Dorthin war die Familie vor<br />
einerWeile ausgewandertund wollte<br />
die Amerikaner vonseiner Musik<br />
überzeugen. Dortstellte er sich kürzlich<br />
in einer Talkshowals „German<br />
King of Pop“ vor. Wenn man irgendwo<br />
neu hinkommt, kann man<br />
eben sein, werman will.<br />
Ex-Regierungschef<br />
Berlusconi<br />
XAP<br />
Silvio Berlusconi<br />
(82), Italiens Ex-<br />
Regierungschef<br />
mit Vorlieben für<br />
ausschweifende<br />
Feste,fängt<br />
ebenfalls neu an<br />
–und zwar erneut<br />
als Fußball-<br />
Klub-Eigner.<br />
Nachdem er<br />
2017 den italienischen Erstligisten<br />
AC Mailand verkaufte,ist er seit einigen<br />
Tagen wieder im Besitz eines<br />
Vereins.Mit dem Drittligisten Monza<br />
1912 will er innerhalb zweier Jahrein<br />
die erste Liga aufsteigen –und hat<br />
dafür unkonventionelle Regeln für<br />
die Kaderplanung ausgegeben. Die<br />
Spieler sollten keine Tattoos,Ohrringe<br />
oder einen Bart tragen, stets<br />
gut gekleidet und immer schön frisiertsein.<br />
„UnsereSpieler müssen<br />
ein Vorbild sein“, sagte er in einem<br />
Interview.Anseine Kabinettsmitglieder<br />
hat der Medienunternehmer<br />
seinerzeit nicht ganz so hohe Ansprüche.<br />
Kanye West (41) hätteinsoeiner<br />
Mannschaft keine Chance.Der Rapper<br />
ist naturgemäß tätowiertund zudem<br />
für seinen Henriquatre, den<br />
Rund-um-den-Mund-Bartbekannt –<br />
und überhaupt scheint er viel zu unbeständig<br />
und sprunghaft für Berlusconis<br />
spezielle Mannschaft. Nachdem<br />
der Mann vonKim Kardashian<br />
vergangeneWoche über die sozialen<br />
Netzwerke ankündigte,fortan„Ye“ zu<br />
heißen, löschte er nun seine Accounts.Was<br />
das für seinen Namen bedeutet,<br />
ist unklar. (dma./mit dpa)<br />
TIERE<br />
Damhirsch Hannes steht mit einem<br />
Rind auf der Weide.<br />
DPA<br />
Er ist die Nummer zwei. Derjunge<br />
Damhirsch Hannes lebt seit einigen<br />
Wochen bei einer Rinderherde im<br />
schleswig-holsteinisches Holnis an<br />
der Flensburger Förde.Doch er ist<br />
nicht der einzige Geweih-Genosse<br />
unter den Angler-Rindernund Galloways.Bereits<br />
seit vier Jahren lebt<br />
Rothirsch Sven mit der Herde. Hannes<br />
ist –solässt es sich aus seinem<br />
nicht vollständig ausgeprägten Geweih<br />
schließen –imzweiten Lebensjahr<br />
und wurde vonseiner eigenen<br />
Herdevertrieben, um für die neuen<br />
JungtierePlatz zu machen. Washart<br />
klingt, ist in der Welt der Rehe normal.<br />
In seiner neuen Familie zeigt er<br />
sich bisher allerdings alles andereals<br />
pflegeleicht. Immer wieder piekst er<br />
die Rinder an. Bleiben darfertrotzdem.<br />
(dma./mit dpa)<br />
VonAnja Reich, Jerusalem<br />
Wenn es richtig peinlich<br />
wird für Sara Netanjahu,<br />
reden sie auch<br />
noch über die Sache<br />
mit der Wäsche: Ihr Mann, der Premierminister<br />
Israels, soll mehrfach<br />
Schmutzwäsche mit ins Ausland geschmuggelt<br />
haben, weil die First Lady<br />
das Waschmittel so gerne riecht, das<br />
in Hotel-Wäschereien benutzt wird.<br />
IhreWäsche sollte auch so gut duften.<br />
In der Regel waren es vier oder<br />
fünf, einmal sogar acht Koffer, die<br />
mit an Bord der Regierungsmaschine<br />
kamen und auf Staatskosten<br />
um die Welt flogen, um in ausländischen<br />
Luxushotels gereinigt zu werden.<br />
So steht es in einem Transkript<br />
eines Gesprächs aus dem Jahr 2010,<br />
das im Juni dieses Jahres an die Öffentlichkeit<br />
kam, wenige Tage bevor<br />
Israels Generalstaatsanwalt Avichai<br />
Mandelblit Anklage wegen Betrugs<br />
und Veruntreuung öffentlicher Gelder<br />
gegen Israels First Lady erhob.<br />
Am Sonntag begann in Jerusalem<br />
der Prozess gegen sie.<br />
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft<br />
gehen weit über den illegalen<br />
Wäschetransport hinaus. Speisen im<br />
Wert von umgerechnet 83 000 Euro<br />
soll sich Sara Netanjahu aus Jerusalemer<br />
Luxusrestaurants auf Staatskosten<br />
nach Hause bestellt haben, obwohl<br />
die Regierung schon einen<br />
Hauskoch für sie stellte. Teure Geschenke<br />
soll sie empfangen und sogar<br />
eingeforderthaben, Angestellte misshandelt<br />
und angeschrien haben.<br />
Anwälte legten Mandat nieder<br />
Sara Netanjahu bestreitet sämtliche<br />
Vorwürfe. Als Staatsanwalt Mandelblit<br />
ihr einen Deal anbot, um ihr einen<br />
Gerichtsprozess zu ersparen,<br />
lehnte sie empört ab. Zwei ihrer Anwälte,<br />
die ihr vorschlugen, sich vor<br />
Gericht schuldig zu erklären und<br />
eine Geldstrafe zu bezahlen, legten<br />
kurz vor Prozessbeginn ihr Mandat<br />
nieder. Ihre Köchin, die vor der Polizei<br />
gegen sie aussagte, beschimpfte<br />
Netanjahu als „widerwärtige Lügnerin“<br />
und „beschissene Köchin“. Polizisten<br />
beschuldigte sie der Diskriminierung.<br />
Der Prozess musste immer<br />
wieder verschoben werden.<br />
Sara Netanjahu, von Beruf Psychologin,<br />
59 Jahre alt, zwei erwachsene<br />
Kinder, ist eine kleine, sehr<br />
blonde und sehr entschiedene Frau,<br />
die oft an der Seite ihres Mannes zu<br />
sehen ist und über die in Israel das<br />
Gerücht kursiert, sie sei die eigentliche<br />
Chefin im Land. Wersich durch<br />
die Archive der israelischen <strong>Zeitung</strong>en<br />
arbeitet und mit Juristen spricht,<br />
hat das Gefühl, mitten in einem ziemlich<br />
schlechten Thriller gelandet zu<br />
sein. VonVerschleierung von Beweisen<br />
ist die Rede,von Erpressungsversuchen,<br />
auch gegen ihren eigenen<br />
Mann: Wenn er nicht mache, was sie<br />
Schmutzige Wäsche<br />
Am Sonntag begann der Prozess gegen Israels First Lady Sara Netanjahu<br />
Sie soll das Waschmittel von Hotels mögen: Sara Netanjahu<br />
Sara Netanjahu kommt zum Prozessauftakt am Sonntag.<br />
sage,packe sie über seine Affären aus.<br />
EinBuch ihres Ex-Mannes mit pikanten<br />
Details soll unter mysteriösen<br />
Umständen kurz vor der Veröffentlichung<br />
verhindertworden sein.<br />
Israel, muss man wissen, ist ein<br />
kleines Land, in dem fast jeder jeden<br />
kennt, aus der Schule oder aus der<br />
Armeezeit. Daserleichtertden Informationsfluss<br />
–die Medien berichten<br />
erbarmungslos über jedes neue Detail<br />
aus dem Privatleben der Netanjahus<br />
– erschwert aber mitunter<br />
auch die Ermittlungen. Generalstaatsanwalt<br />
Mandelblit beispielsweise,<br />
ein renommierter Jurist,<br />
wurde 2016 von Netanjahu persönlich<br />
berufen. Kritiker vermuten, das<br />
könnte ein Grund dafür sein, warum<br />
es so lange gedauerthat, bis die Vorwürfe<br />
gegen Sara Netanjahu in einer<br />
Anklage mündeten und Ermittlungen<br />
gegen den Premierminister<br />
selbst wegen Wahlmanipulation und<br />
doppelter Abrechnung von Reisekosten<br />
wieder eingestellt wurden.<br />
Aber auch gegen ihn gibt es Korruptionsvorwürfe.<br />
Erst am Freitag<br />
wurde Netanjahu zum bereits zwölften<br />
Mal dazu von der Polizei vernommen.<br />
Auch er könnte noch vor<br />
Gericht landen: Von 2007 bis 2016<br />
soll Netanjahu von einem australischen<br />
Geschäftsmann und einem<br />
Hollywood-Produzenten Geschenke<br />
im Wert von insgesamt 230 000 Euro<br />
empfangen haben: Schmuck, Champagner,<br />
Zigarren, Kleidung. Bei dem<br />
Hollywood-Produzenten handelt es<br />
sich um Arnon Milchan, der Filme<br />
wie „Free Willy“, „Pretty Woman“,<br />
„Der Rosenkrieg“ oder „Gone Girl“<br />
produzierthat.<br />
Spiel mit Steuervorteilen?<br />
Lange rätselte die Polizei, wie Netanjahu<br />
sich für die Geschenke bei ihm<br />
revanchiert hat. Im Februar dieses<br />
Jahres schließlich kam durch die<br />
Aussage des ehemaligen Finanzministers<br />
Yair Lapid heraus, dass der<br />
Regierungschef ein Gesetz durchsetzen<br />
wollte, das Israelis, die aus dem<br />
Ausland in ihre Heimat zurückkehren,<br />
steuerliche Vergünstigungen<br />
verschafft: Statt zehn Jahren sollten<br />
sie 20 Jahre lang von Steuerzahlungen<br />
befreit werden. Der Hollywoodproduzent,<br />
der aus den USA in seine<br />
Heimat zurückgekehrtwar,hätte davon<br />
erheblich profitiert. Netanjahu<br />
soll Milchan außerdem dabei geholfen<br />
haben, Teilhaber des israelischen<br />
Fernsehsenders Channel 2zuwerden.<br />
In weiteren Vorwürfen geht um<br />
Einflussnahme auf israelische Medien<br />
wie die News-Website Walla<br />
oder die Tageszeitung Jediot Achronot.<br />
Netanjahu, der bis 2017 auch<br />
noch Kommunikationsminister war,<br />
soll versucht haben, sich positiveBerichterstattung<br />
zu erkaufen.<br />
Fast täglich werden in Israel Geschäftsleute<br />
und Politiker angeklagt.<br />
Besonders schwer scheint es Israels<br />
Bürgermeistern zu fallen, Bestechungsversuchungen<br />
zu widerstehen.<br />
Rund zehn Prozent aller Kommunen<br />
im Land verlieren ihre Stadtoberhäupter<br />
nicht durch Abwahl,<br />
sonderndurch Festnahmen oder Gerichtsentscheide.Was<br />
einige nicht davonabhält,<br />
danach wieder ins Amt zu<br />
streben. Ein gutes Beispiel dafür ist<br />
Itamar Shimoni, ehemaliger Bürgermeister<br />
von Berlin-Pankows Partnerstadt<br />
Aschkelon. Gerade saß er noch<br />
wegen sexueller Belästigung und Bestechungsvorwürfen<br />
in U-Haft, bei<br />
den Kommunalwahlen Ende dieses<br />
Monats aber tritt er bereits wieder an.<br />
Seine Chancen sind gut: Bei der<br />
jüngsten Umfrage unter den Bürgern<br />
seiner Stadt führte er mit 37,5 Prozent<br />
vorden anderen Kandidaten.<br />
Ein schweres Beben erschüttert den Norden von Haiti<br />
Acht Jahre nach der großen Katastrophe sterben in dem Karibikstaat wieder Menschen nach Erdstößen<br />
Wieder hat ein Erdbeben den Karibikstaat<br />
Haiti heimgesucht.<br />
Automatisch werden Erinnerungen<br />
an die Katastrophe von2010 wach, als<br />
mehr als 220 000 Menschen starben.<br />
Noch immer hat sich das Land nicht<br />
davon erholt. Nun sind wieder mindestens<br />
zehn Menschen gestorben.<br />
Das Erdbeben der Stärke 5,9 traf<br />
das verarmte Land am Samstagabend<br />
(Ortszeit). Das Zentrum lag rund 20<br />
Kilometer von der Stadt Port-de-Paix<br />
im Norden des Landes. Auch in der<br />
Hauptstadt Port-au-Prince waren die<br />
mehrere Sekunden andauernden Erschütterungen<br />
zu spüren. Medienberichten<br />
zufolge stürzten im Norden in<br />
mehreren Orten Gebäude ein oder<br />
wurden schwer beschädigt. In Plaisance<br />
du Nord stürzte die Fassade der<br />
katholischen Kirche ein. Allein in<br />
Port-de-Paix wurden bereits mehr als<br />
130 Verletzte gemeldet. Der Norden<br />
gehört ohnehin schon zu den ärmsten<br />
Teilen des Landes,das neuerliche<br />
Beben wird die Lage nicht verbessern.<br />
Haitis Präsident Jovenel Moïse erklärte<br />
über Twitter, Retter seien bereits<br />
im Einsatz und würden auch<br />
IMAGO<br />
DPA<br />
weiterhin Verstärkung bekommen.<br />
Ministerpräsident Jean-Henry Céant<br />
verkündete in einem Tweet, ein Krisenstab<br />
sei unter anderem unter Beteiligung<br />
der Ministerien für Inneres,<br />
Gesundheit und Verteidigung gebildet<br />
worden. Céant sprach allen Opfern<br />
sein Mitgefühl aus. Erforderte<br />
Haitianer zu„Vorsicht und Ruhe“ auf.<br />
Das verheerende Beben von vor<br />
acht Jahren hatte eine Stärke von7,0<br />
auf der Richterskala. Neben den<br />
zahlreichen Todesfällen wurden<br />
auch mehr als 300 000 Menschen<br />
verletzt, etwa 1,2 Millionen Menschen<br />
wurden obdachlos. Noch immer<br />
leben Tausende von ihnen in<br />
Notunterkünften.<br />
Seither kommt Haiti nicht auf die<br />
Beine. Es ist das ärmste Land der<br />
westlichen Hemisphäre. Drei Viertel<br />
der Bevölkerung leben von weniger<br />
als zwei Dollar am Tag. Zwar pumpte<br />
die internationale Gemeinschaft<br />
Milliarden in das Land, doch viel<br />
wurde verschwendet oder floss in die<br />
Taschen korrupter Politiker.Vor zwei<br />
Jahren warf zudem der Hurrikan<br />
„Matthew“ den Karibikstaat erneut<br />
zurück. (dpa/AFP)<br />
NACHRICHTEN<br />
20 Tote bei Unfall mit<br />
Stretch-Limousine<br />
Beidem Zusammenprall eines Autos<br />
mit einer voll besetzten Limousine<br />
sind bei Schoharie im US-Bundesstaat<br />
NewYork20Menschen ums Leben<br />
gekommen. Nach Angaben der<br />
Polizei waren die beiden Fahrzeuge<br />
am Sonnabend an einer Kreuzung<br />
voreinem Café zusammengestoßen.<br />
MehrereSchwerverletzte seien zudem<br />
in die Klinik eingeliefertworden.<br />
(dpa)<br />
Linienbus rauscht ohne<br />
Fahrer in den Wald<br />
Ohne Fahrer,dafür mit 30 PassagierenanBordist<br />
ein Linienbus im hessischen<br />
Gießen in einen Wald gerauscht.<br />
DasFahrzeug hatte sich am<br />
Sonnabend auf einer abschüssigen<br />
Straße in Bewegung gesetzt, als der<br />
Fahrer vonaußen einen Defekt beheben<br />
wollte.Dabei löste sich die<br />
Bremse.Erst nach 150 Meternkam<br />
der BusimDickicht zum Stehen. Der<br />
Fahrer und drei Passagierewurden<br />
leicht verletzt. (dpa)<br />
Taucher bergen toten<br />
Ruderer aus dem Main<br />
Taucher der Frankfurter Feuerwehr<br />
haben am Sonnabend eine Leiche<br />
im Main bei Offenbach gefunden.<br />
Dabei soll es sich um den Körper eines<br />
83 Jahrealten Ruderers handeln,<br />
der seit Freitagabend vermisst<br />
wurde,nachdem Mitglieder eines<br />
Rudervereins sein Boot gefunden<br />
hatten. Diegenaue Todesursache ist<br />
noch unklar.Die Polizei geht voneinem<br />
Unglück aus. (dpa)<br />
Türstopper entpuppt sich<br />
als wertvoller Meteorit<br />
Der Meteroit. Er landete nach Angaben<br />
des Farmers1930 auf der Erde.<br />
DPA<br />
Dieser Türstopper kam den Besitzern<br />
einer Farm in Grand Rapids im<br />
US-Bundesstaat Michigan immer<br />
komisch vor, also baten sie die Geologieprofessorin<br />
Mona Sirbescu mal<br />
einen Blick darauf zu werfen –und<br />
die hatte überraschende Nachrichten.<br />
Derklobige Stein stammt aus<br />
dem All, ist eigentlich ein Meteorit<br />
und rund 100 000 Dollar wert.Namhafte<br />
Institute bestätigten die Tests<br />
bereits.Der Eisenerz-Brocken zeigte<br />
Eigenschaften, die ausschließlich in<br />
Meteoriten vorkommen und nicht<br />
gefälscht werden können. (dpa)<br />
Prügelei an Bord ruft<br />
Kampfjets auf den Plan<br />
Eine Schlägerei an Bord eines Passagierflugzeugs<br />
im Luftraum über<br />
Deutschland hat die niederländische<br />
Luftwaffe auf den Plan gerufen.<br />
Zwei Kampfjets waren am frühen<br />
Sonnabendmorgen aufgestiegen<br />
und begleiteten den Airbus der Fluggesellschaft<br />
KLM bis zu seinem Ziel.<br />
An Bord der Maschine,die vonAbu<br />
Dhabi nach Amsterdam unterwegs<br />
war,hatte sich zuvor ein 29 Jahrealter<br />
Amerikaner geweigert, wieder auf<br />
seinen Sitz zu gehen. Er sei aggressiv<br />
geworden. Mitglieder der Besatzung<br />
konnten den Mann mit Hilfe anderer<br />
Fluggäste überwältigen. (AFP)