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Botin aus der Buckligen Welt Oktober 2018 - Nr 199

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REGION<br />

Lost<br />

Places<br />

Spuren <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit, Ideen für die Zuk<br />

Auf Spurensuche nach den verborgenen<br />

Schätzen <strong>der</strong> Region<br />

in Form von alten Gebäuden<br />

und friedlichen Landschaften<br />

ist unser „Lost Places“-Fotograf<br />

Markus Steinbichler in Thernberg<br />

auf ein beson<strong>der</strong>es Kleinod<br />

gestoßen. Und er traf dabei auf<br />

einen Menschen, <strong>der</strong> historischer<br />

B<strong>aus</strong>ubstanz mindestens ebenso<br />

viel abgewinnen kann und diese<br />

seit Jahren behutsam saniert.<br />

Ein Umweg, auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

Region, führte Steinbichler vor<br />

einigen Jahren in den Ofenbachgraben,<br />

ein verträumtes<br />

Seitental des Schlattentales bei<br />

Thernberg. Ein wun<strong>der</strong>schön<br />

saniertes altes Bauernh<strong>aus</strong>,<br />

umgeben von einem grünen<br />

Paradies <strong>aus</strong> Streuobstwiesen,<br />

fiel sofort ins Auge. Nur wenige<br />

Meter weiter folgte ein weiterer<br />

alter Bauernhof und gleich daneben<br />

ein „Kleinhäusel“, also<br />

ein kleines Bauernh<strong>aus</strong>, seit<br />

vielen Jahren unbewohnt.<br />

Der gebürtige Wiener Lukas<br />

Heilingsetzer kam vor über 20<br />

Jahren auf ähnliche Weise in<br />

den Ofenbachgraben. In den<br />

letzten Jahren hat er nicht nur<br />

den oben erwähnten Bauernhof<br />

saniert und als Wohnsitz<br />

für seine achtköpfige Familie<br />

<strong>aus</strong>gebaut, son<strong>der</strong>n rundherum<br />

auch einen botanischen Nutzgarten<br />

angelegt, in dem über<br />

400 Obstsorten zu finden sind.<br />

Aber auch Weinbau wird an den<br />

Hängen des Ofenbachgrabens<br />

betrieben und mit exotischen<br />

Obstsorten wird experimentiert.<br />

Immer wie<strong>der</strong> führt Heilingsetzer<br />

Interessierte durch sein Paradies<br />

und teilt gerne sein Wissen<br />

und seine botanischen Erfahrungen.<br />

Rettung <strong>der</strong> Baukultur<br />

Und weil sein Herz an <strong>der</strong><br />

alten und ursprünglichen Baukultur<br />

<strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong> hängt,<br />

hat er nun den nächsten Schritt<br />

gesetzt und rettet die beiden<br />

alten, teilweise schon verfallenden<br />

Bauernhäuser ein Stück<br />

unterhalb seines Wohnh<strong>aus</strong>es.<br />

Vor zwei Jahren erwarb er die<br />

Objekte und begann diese in<br />

unzähligen Arbeitsstunden<br />

Schritt für Schritt zu sanieren.<br />

Der größere Hof wird nun als<br />

„Josefh<strong>aus</strong>“ reaktiviert, das<br />

Kleinhäusl auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Straßenseite<br />

wird „Maria“ genannt.<br />

Beide Namen finden sich gemeinsam<br />

mit dem Errichtungsjahr<br />

in für alte Häuser typischen<br />

Putzmedaillons wie<strong>der</strong>, die Heilingsetzer<br />

eigenhändig an <strong>der</strong><br />

Fassade angebracht hat.<br />

Im „alten Glanz“<br />

Über das „Mariah<strong>aus</strong>“ ist<br />

wenig bekannt, nur das Erbauungsjahr<br />

1842. Als Markus<br />

Steinbichler das H<strong>aus</strong> vor dem<br />

Umbau besuchte und fotografierte,<br />

war noch nicht abzusehen,<br />

dass diesen einmal im<br />

„neuen alten“ Glanz erstrahlen<br />

wird. Obwohl offenbar schon<br />

länger verlassen, zeugten zurückgelassene<br />

Möbel und verstreute<br />

Habseligkeiten noch<br />

von den einstigen Bewohnern.<br />

Im Bett waren Matratzen und eine<br />

Tuchent zu finden, aber auch<br />

Schnee war durch die mittlerweile<br />

scheibenlosen Fensterflügel<br />

ins Bett geweht worden. Der<br />

Durchzugsbalken, <strong>der</strong> die wun<strong>der</strong>schöne<br />

Tramdecke trägt,<br />

weist das Baujahr 1870 auf.<br />

Auch das „Durchzugsschild“<br />

<strong>aus</strong> Kerbschnitt-Rosetten ist<br />

zu sehen, ein uraltes Segenszeichen<br />

das die Bewohner beschützen<br />

sollte. In <strong>der</strong> Rauchküche<br />

nebenan tauchten neben<br />

einer historischen Nähmaschine<br />

und einem Staubsauger <strong>aus</strong> den<br />

70er-Jahren auch ein unschönes<br />

Fundstück auf – die letzten<br />

Überreste eines Fuchses. Von<br />

all dem ist heute nichts mehr zu<br />

sehen, stattdessen kann man<br />

sich schon gut vorstellen, wie<br />

dieses H<strong>aus</strong> – stimmungsvoll<br />

saniert und eingerichtet – mit<br />

neuem Leben erfüllt wird. Noch<br />

viele Handgriffe und Arbeiten<br />

sind im Inneren des „Maria-<br />

6 <strong>Botin</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong> | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>

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