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Erstklassiges Heu auch bei holsteinischem Wetter ernten

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<strong>Erstklassiges</strong> <strong>Heu</strong> <strong>auch</strong> <strong>bei</strong> <strong>holsteinischem</strong> <strong>Wetter</strong> <strong>ernten</strong><br />

Moderne <strong>Heu</strong>trocknungs-Verfahren mit Kältetechnik jetzt <strong>auch</strong> in Schleswig-Holstein<br />

<strong>Heu</strong> ist das beste Pferdefutter überhaupt – wenn es von guter Qualität ist. Norddeutsche<br />

<strong>Wetter</strong>verhältnisse gestalten die <strong>Heu</strong>ernte aber oft schwierig, daher sind mangelnde<br />

<strong>Heu</strong>qualität und überwiegende Fütterung von Silage/<strong>Heu</strong>lage hierzulande üblich. Husten und<br />

Kotwasser sind die häufigsten Probleme, die dadurch entstehen. Pferdewirtschaftsmeisterin<br />

Carin Weiß vom Shagya-Araber Gestüt Mühlen und ihr Mann, der Unternehmer und<br />

Landwirt Udo Weiß, haben daher nach Möglichkeiten gesucht, qualitativ hochwertiges <strong>Heu</strong><br />

für ihre Pferde zu produzieren.<br />

<strong>Heu</strong>ernte mit dem Silowagen ohne Schneidwerk und Dosierwalzen - schonende Ernte- und Trockungsverfahren<br />

garantieren <strong>Heu</strong> von bisher in Schleswig-Holstein kaum erreichter Qualität<br />

Bevor die Silagetechnik sich entfaltete, gab es in Schleswig-Holstein bereits Erfahrungen mit<br />

Unterdach-<strong>Heu</strong>trocknungsanlagen, die mit Lüftern kalte oder angewärmte Luft durch das <strong>Heu</strong><br />

bliesen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in Norddeutschland war das Verfahren aber<br />

aufwendig (viel Heizenergie!) oder nur begrenzt erfolgreich. In Österreich hat sich die Technik von<br />

Trocknungsanlagen weiterentwickelt, da es ein „<strong>Heu</strong>milchprogramm“ gibt, <strong>bei</strong> dem Bauern höhere<br />

Milchpreise für Milch von Kühen erzielen, wenn diese nur mit <strong>Heu</strong> und Gras, aber ohne Silage<br />

gefüttert werden. „<strong>Heu</strong>milch“ wird für die Produktion von Käse benötigt und ist <strong>auch</strong> für viele<br />

Menschen verträglich, die sonst allergisch auf Kuhmilch reagieren. Dadurch gibt es dort<br />

verschiedene Anbieter von Trocknungsanlagen mit modernen Technologien.<br />

Im Jahr 2011 ergab sich die Möglichkeit, den ehemals als Milchviebetrieb geführten elterlichen Hof<br />

von Udos Bruder in Wildenhorst zu übernehmen. So entstand die Idee, eine große<br />

Trocknungsanlage zu bauen und <strong>Heu</strong> nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern <strong>auch</strong> für den<br />

Verkauf zu produzieren.<br />

Die Firma <strong>Heu</strong>trocknung SR, die in Österreich und Bayern bereits größere Anlagen installiert hat,<br />

plante für 2012 die Expansion in den Norden und so wurde für die <strong>Heu</strong>wirtschaft in Wildenhorst die<br />

erste <strong>Heu</strong>trocknungsanlage mit Kapazitäten von bis zu 40 ha gleichzeitig zu trocknendem <strong>Heu</strong><br />

gebaut. Um die Schlagkraft für solche Mengen zu haben, wurde eine sogenannte Lose-<strong>Heu</strong>-<br />

Trocknung gewählt. Da<strong>bei</strong> wird das <strong>Heu</strong> nach dem Vortrocknen auf dem Feld mit Ladewagen<br />

geborgen und in die <strong>Heu</strong>halle gebracht, wo es mit dem Kran in die <strong>Heu</strong>boxen auf Gitterroste gelegt<br />

wird.


Nach dem Abladen vom Ladewagen wird das lose <strong>Heu</strong> mit dem <strong>Heu</strong>kran<br />

in die <strong>Heu</strong>boxen gelegt Foto: Carin Weiß 2012<br />

Die Trocknung erfolgt mit entfeuchteter Luft, die mit riesigen Lüftern von unten in den <strong>Heu</strong>stock<br />

geblasen wird. Da<strong>bei</strong> kann angewärmte Luft (<strong>bei</strong> Sonnenschein) unter dem Blechdach der Halle<br />

abgesaugt werden (Dachabsaugung) oder die aufsteigende Luft über dem <strong>Heu</strong>stock<br />

(Umlauftverfahren) dem Entfeuchter zugefügt werden. Um der zugeführten Luft die Feuchtigkeit zu<br />

entziehen, wird diese abgekühlt (Kühlschrank-Prinzip) und die anfallende Feuchtigkeit in<br />

Schläuchen abgeführt. Die Dachabsaugung nutzt <strong>bei</strong> gutem <strong>Wetter</strong> die Sonnenenergie für die<br />

kostengünstige Trocknung. Nachts und <strong>bei</strong> schlechtem <strong>Wetter</strong> mit hoher Luftfeuchtigkeit erhält das<br />

Umluftverfahren das erhöhte Temperaturniveau in der Halle und ermöglicht so die fortgesetzte<br />

Trocknung trotz widriger <strong>Wetter</strong>verhältnisse.<br />

Schematische Darstellung der Lose-<strong>Heu</strong>-Trocknung in der <strong>Heu</strong>-Halle: die<br />

entfeuchtete, angewärmte Luft wird von unten durch den <strong>Heu</strong>stock geblasen


und nimmt die Feuchtigkeit aus dem <strong>Heu</strong> auf. Bei Sonnenschein wird<br />

warme Luft unter dem Dach abgesaugt, entfeuchtet und energiesparend<br />

durch das <strong>Heu</strong> geblasen. Nachts und <strong>bei</strong> schlechtem <strong>Wetter</strong> wird<br />

auf Umluftverfahren umgestellt.<br />

Die <strong>bei</strong>m Abkühlen gewonnene Wärme wird der trockenen Luft vor dem Einblasen in das <strong>Heu</strong><br />

wieder zugeführt, so dass diese ca 5 – 10°C wärmer ist als die Ausgangsluft. Die in das <strong>Heu</strong><br />

eingeblasene Luft weist dann Temperaturen von ca. 25 - 40° C <strong>bei</strong> Feuchtigkeitsgehalten von 15 –<br />

30 % auf. Diese trockene, mäßig warme Luft hat ein sehr hohes Aufnahmevermögen für<br />

Feuchtigkeit und nimmt daher die Restfeuchtigkeit des <strong>Heu</strong>s sehr schnell auf. Durch die hohe<br />

Luftumsatzrate der großen Lüfter wird daher <strong>bei</strong> moderaten Temperaturen das <strong>Heu</strong> sehr zügig<br />

getrocknet, bevor es überhaupt anfangen kann, sich zu erwärmen. Dieses Verfahren gewährleistet,<br />

dass das <strong>Heu</strong> nicht über die magische Grenze von 40° C erwärmt wird.<br />

Bei Temperaturen über 40°C werden die ätherischen Öle zerstört, die für den typischen Wohlgeruch<br />

guten <strong>Heu</strong>s verantwortlich sind. In der Nachschwitzphase werden <strong>bei</strong> konventioneller <strong>Heu</strong>ernte oft<br />

Temperaturen von 50°C und mehr erreicht. Vitamine und Aminosäuren werden da<strong>bei</strong> zerstört oder<br />

umgewandelt und Schimmelpilze können sich <strong>bei</strong> Wärme und Feuchtigkeit schlagartig vermehren,<br />

was sich dann später in muffigem Geruch und staubiger Beschaffenheit bemerkbar macht.<br />

Die äußerst zügige Trocknung mittels Luftentfeuchter <strong>bei</strong> moderaten Temperaturen entzieht den<br />

Keimen und Pilzen jedoch schnell die Nahrungs- und Lebensgrundlage, so dass sie sich kaum<br />

vermehren können.<br />

Die Vermeidung von Pilzbefall beginnt jedoch bereits auf dem Feld, wenn es gilt den optimalen<br />

Schnittzeitpunkt zu finden. Je älter und damit höher und dichter das Gras auf dem Feld steht, desto<br />

besser können sich die natürlich im Boden befindlichen Pilze auf dem Gras vermehren. Für Pferde<br />

strebt man aber einen eher späten Schnittzeitpunkt an, um genügend Struktur im <strong>Heu</strong> zu haben. Des<br />

weiteren lässt sich älteres Gras schneller trocknen, da im Laufe der Pflanzenentwicklung die Halme<br />

bereits vor dem Schneiden etwas verholzen und weniger Pflanzensaft enthalten. Für die Boden-<br />

Trocknung in wenigen Schönwettertagen war das stets ein wesentlicher Vorteil. Die schnelle<br />

Unterdach-Trocknung ist darauf nicht angewiesen, sondern kann <strong>auch</strong> frischeres, noch nicht so<br />

stark mit Pilzen belastetes Gras schnell und umfassend trocknen.<br />

Auch die Umwandlung von Vitaminen und Aminosäuren wird durch den schnellen<br />

Feuchtigkeitsentzug und die moderaten Temperaturen gebremst, so dass das bekannte<br />

Nachschwitzen nur abgeschwächt und verkürzt stattfindet. An die intensive Trocknung nach dem<br />

Einfahren schließt sich eine Nachtrocknungsphase von ca. 10 – 14 Tagen an, in der das <strong>Heu</strong> täglich<br />

für ca. eine Stunde belüftet wird. Diese Phase ist abschlossen, wenn die Luft <strong>bei</strong>m Durchströmen<br />

durch das <strong>Heu</strong> keine Feuchtigkeit mehr aufnimmt. Für die Steuerung der Anlage wird an<br />

verschiedenen Stellen die Temperatur und Luftfeuchtigkeit ständig gemessen, so dass der<br />

Unterschied zwischen eingeblasener und austretender Luft leicht festgestellt werden kann.<br />

Nach dem Abschluß der Nachtrocknungsphase kann das <strong>Heu</strong> in Ballen gepresst werden, ohne dass<br />

die Gefahr der Erwärmung und des Nachschwitzens besteht. Diese Ballen können daher sehr fest<br />

gepresst werden, so dass das Transportvolumen möglichst gering ausfällt, ohne dass das <strong>Heu</strong><br />

dadurch Schaden nimmt. Im Gegenteil, in diesen festen Ballen ist das <strong>Heu</strong> weniger der<br />

Umgebungsluft ausgesetzt, von der es wieder Feuchtigkeit annehmen kann.<br />

Die Qualität des <strong>Heu</strong>s wird <strong>auch</strong> entscheidend vom Ausgangsmaterial auf dem Feld geprägt. Der<br />

<strong>Heu</strong>betrieb in Wildenhorst verfügt über viele verschiedene, zum Teil mit genetisch alten Grassorten<br />

bewachsenen Wiesen und Weiden, die weit abgelegen sind von stark befahrenen Strassen. Durch


ausgewogene Düngung werden die wertvollen Gräser und Kräuter gefördert. Bereits <strong>bei</strong>m Mähen<br />

wird mit einem speziellen Aufbereiter, der die Wachsschicht des Grases aufrauht ohne die Halme zu<br />

knicken, die besonders zügige Trocknung des <strong>Heu</strong>s begonnen. Der Trocknungsvorgang beginnt<br />

daher direkt nach dem Mähen sehr intensiv und ein Wendevorgang kann entfallen. Jeder<br />

Zettvorgang führt zu sogenannten Bröckelverlusten. Da<strong>bei</strong> brechen besonders die zarten<br />

Blattspitzen der Pflanzen ab und bleiben auf dem Feld. Je trockener das Material wird, desto größer<br />

die Gefahr der Bröckelverluste. Nach nur wenigen Trocknungstagen kann das halbfeuchte <strong>Heu</strong> ohne<br />

große Bröckelverluste mit Ladewagen in die Trocknungsanlage eingefahren werden. Da<strong>bei</strong> werden<br />

Ladewagen ohne Messer und mit Förderschwingen eingesetzt, um das Gras zu schonen.<br />

Wenn die Ballen später geöffnet werden, fällt ein Teil dieser leicht zerbrechlichen Pflanzenteile, die<br />

<strong>bei</strong> konventioneller <strong>Heu</strong>produktion als Bröckelverlust auf dem Feld bleiben, aus den Ballen. Ein<br />

großer Teil bleibt jedoch im <strong>Heu</strong> erhalten – es sind die besonders schmackhaften und nahrhaften<br />

Blattanteile des Gras, die <strong>auch</strong> für die frische grüne Farbe und das besondere Aroma verantwortlich<br />

sind.<br />

Die <strong>Heu</strong>halle in Wildenhorst umfasst 2 große (ca 180 m² Grundfläche) und<br />

2 kleine (90 m²) <strong>Heu</strong>boxen, die jeweils bis zu 7 m hoch mit dem Kran befüllt<br />

werden können und von unten belüftet werden. Foto: Carin Weiß 2012<br />

Im Shagya-Araber Gestüt in Mühlen wird bereits <strong>Heu</strong> aus Wildenhorst verfüttert. Die Pferde fressen<br />

es sehr gern und <strong>auch</strong> staubempfindliche Pferde haben bisher nicht mit Husten darauf reagiert. Dort<br />

freut man sich auf einen Winter ohne Silage und Kotwasser-Probleme, dafür mit aromatisch<br />

duftendem <strong>Heu</strong>!<br />

Am 1. September sowie am 6. Oktober öffnet die <strong>Heu</strong>wirtschaft Wildenhorst ihre Türen und Udo<br />

Weiß wird die Trocknungsanlage allen Interessierten zeigen und erläutern. Natürlich kann man dann<br />

<strong>auch</strong> das Aroma-<strong>Heu</strong> sehen, riechen, anfassen und erwerben. Weitere Informationen im web unter<br />

www.heuboy.de oder telefonisch <strong>bei</strong> Hauke Funck unter 04342 76 14 119.

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