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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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92 Sandra Bohlinger<br />

Beicht/Krewerth <strong>2009</strong>; Müller <strong>2009</strong>) oder die ausbildenden Betriebe (Ebbinghaus <strong>2009</strong>) in die<br />

Qualitäts‐ und Professionalisierungsdebatte einbezogen. Anders im Bereich der<br />

Erwachsenenbildung bzw. der betrieblichen Weiterbildung: Hier ist per se die Fokussierung auf<br />

das betriebliche Bildungspersonal ausgerichtet. Seit kurzem sind darüber hinaus erste Ansätze<br />

einer integrativen Professionalisierungsdebatte zu erkennen, in der der Fokus nicht auf eine<br />

spezifische Berufsgruppe gerichtet wird, sondern die den Prozess der Professionalisierung als<br />

solchen in den Vordergrund stellt und explizit mit dem Qualitäts‐ und Effektivitätsdiskurs<br />

verknüpft (Kraft 2006; Meyer 2008; Nittel/Schütz 2005).<br />

Bei dem Verhältnis zwischen Qualitätssicherung und Professionalität entstehen allerdings<br />

nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der Praxis massive Konflikte, die wiederum auf die<br />

Theorieentwicklung rückwirken. Qualitätssicherung als Aufgabe von Organisationen<br />

(Berufsschulen, Betrieben, überbetrieblichen Bildungsstätten etc.) gerät in Konflikt mit dem<br />

Selbstverständnis von pädagogisch Handelnden, die ihre Aufgabe darin sehen, professionelles<br />

Wissen in eigener Verantwortung zur Lösung konkreter pädagogisch‐berufsbezogener bzw.<br />

pädagogisch‐tätigkeitsbezogener Probleme und zur Gestaltung von Lernprozessen einzusetzen.<br />

Die Autonomie professionellen pädagogischen Handelns stellt eine zentrale Herausforderung für<br />

die Idee der systematisierten Qualitätssicherung dar. Die Eigenlogik und der individuelle<br />

Fallbezug jeglichen pädagogischen Handelns können nie voll aufgehen in standardisierten<br />

Kriterien, Bewertungsverfahren und Benchmarks, wie sie z.B. in Bildungsstandards oder<br />

Qualitätsmanagementsystemen festgelegt werden. Dies gilt umso mehr, wenn „man anerkennt,<br />

dass pädagogische Prozesse von Pädagogen und Teilnehmern ko‐konstruktiv bestimmt werden.<br />

Die Zuschreibung von Verantwortung allein an Organisationen und darin tätige Professionelle<br />

muss von diesen mit gewissem Recht als Zumutung empfunden werden“ (Klieme/Tippelt 2008:<br />

12).<br />

2.3 Qualitätssicherung in der beruflichen Erstausbildung<br />

Mehr noch als für andere Bildungssubsysteme gilt für den Bereich der beruflichen<br />

Erstausbildung, dass der Qualitätsbegriff vage ist und sich einschlägige Untersuchungen und<br />

Ansätze vorwiegend auf die berufsschulische Ausbildung beziehen, während der betriebliche Teil<br />

der Erstausbildung weitgehend ausgeklammert wird. Zudem beziehen sich einige<br />

Untersuchungen explizit auf das Zusammenspiel der unterschiedlichen Lernorte, durch die eine<br />

deutliche Qualitäts‐ und Effektiviätssteigerung erhofft wird.<br />

Auf der Mikroebene der Qualitätsentwicklung und ‐sicherung des Lehrens und Lernens<br />

lassen sich mehrere Forschungsstränge erkennen, denen hohe Priorität beigemessen wird.<br />

Neben der Einführung und Umsetzung von Standards (für den Unterricht und für die<br />

Lehrerbildung) ist eine deutliche Abwendung von Effizienz‐ und Wirkungsfragen hin zu Ansätzen<br />

der ‚Qualitätssicherung und ‐entwicklung’ zu bemerken, wohl in erster Linie, weil es „anrüchig“<br />

wirkt, Bildung und Unterricht als Managementproblem zu betrachten (Gonon 2003). Dieser<br />

Perspektivwechsel zeigt sich z.B. bei der von Seeber und Squarra (2003) durchgeführten<br />

standardisierten Schülerbefragung, die die Autoren als Beitrag zur Analyse der<br />

Unterrichtsqualität und Schulentwicklung verstehen. Auch Beutner (2006: 55) verortet seine

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