Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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Effectivness and quality assurance 87<br />
Während Qualitätssicherung und Effektivitätsorientierung in der Erwachsenen‐ und<br />
Hochschulbildung sowie insbesondere in der betrieblichen Weiterbildung langjährige Tradition<br />
haben und eine beinahe unüberschaubare Vielfalt aufweisen, haben sie im (Berufs‐)Schulwesen<br />
erst in jüngerer Zeit Einzug gehalten. Auffällig ist zudem, dass mit Blick auf die Ausbildung im<br />
dualen System der betrieblichen Ausbildungsqualität bei Forschungsaktivitäten eine weit<br />
geringere Aufmerksamkeit zuteil wird als der berufsschulischen Ausbildungsqualität.<br />
Bei den zentralen Ideen aktueller Forschungsaktivitäten lässt sich zudem feststellen, dass sie<br />
der Curriculum‐ und Evaluationsforschung der 1960er und 1970er Jahre entspringen. Dies gilt<br />
etwa für die Forderung nach der flächendeckenden Einführung von standardisierten Tests oder<br />
für die Orientierung an Lernzielen, die heute unter den Stichworten Standards und<br />
Lernergebnisorientierung diskutiert werden. Deutlich verändert hat sich dabei allerdings die<br />
wissenschaftliche Haltung gegenüber derartigen Neuerungen. Während sich für die frühen<br />
Ansätze eine „naiv technokratische Haltung“ (Klieme/Tippelt 2008: 8) konstatieren lässt, die<br />
Reformwiderstand, Steuerungsfragen, Kontexte und Langzeitfolgen weitgehend außer Acht ließ,<br />
finden sich heute Untersuchungsansätze, die diese Aspekte explizit und teilweise bis hin auf die<br />
Ebene des konkreten Lehr‐/Lernprozesses analysieren. Besonders bemerkenswert sind die<br />
Untersuchungen, die zudem gezielt die Wechselwirkung zwischen internationalen bzw.<br />
supranationalen und nationalen Reformen, Ansätzen und Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
und Wirksamkeit beruflicher Bildung aufgreifen. Dabei lautet die Ausgangsthese dieser<br />
Untersuchungen: Der Vergleich mit a) anderen Staaten, die teilweise eine wesentliche längere<br />
Erfahrung mit Qualitätssicherungsverfahren und Wirksamkeitsforschung aufweisen können,<br />
sowie b) die voranschreitende europäische Integration im Bildungsbereich, die sich in<br />
zahlreichen Papieren, Maßnahmen und Projekten zur Schaffung eines europäischen<br />
Bildungsraums manifestiert, haben zu starken Verbündeten, aber auch zu starkem<br />
Konkurrenzdruck geführt, in dem sich das deutsche Berufsbildungssystem behaupten muss.<br />
Kernfrage ist hier, wie die berufliche Bildung international ausgerichtet und attraktiv gestaltet<br />
werden kann, so dass Bildungsgänge mobilitätsfördernd, anschlussfähig und Abschlüsse<br />
transparent gestaltet werden können.<br />
2. Zentrale Forschungsergebnisse und deren Bewertung<br />
Die Rekonstruktion der im Folgenden skizzierten Forschungsaktivitäten und ‐ergebnisse<br />
enthalten die aktuellen arbeits‐ und bildungswissenschaftlichen Konsens‐ und Dissenslinien über<br />
Qualität und Effektivität beruflicher Bildung, sofern das Thema Qualitätssicherung nicht<br />
grundlegend zurückgewiesen wird. Darin sind zunächst praktische Fragen zu erkennen, die einer<br />
wissenschaftlichen Klärung bedürfen, wie etwa jene nach dem Umgang mit der Vielfalt der<br />
Qualitätsperspektiven und ‐kriterien oder die Rolle der Professionellen und der<br />
Bildungsgangteilnehmenden im Prozess der Qualitätssicherung. Implizit findet sich zudem immer<br />
wieder die Frage, inwieweit eine Kundenorientierung – ausgerichtet am individuellen<br />
Teilnehmer und dessen sozialen Umfeld – als tragfähiges, realistisches und wünschenswertes<br />
Konzept auf Bildungsprozesse übertragbar ist. Damit verbunden ist die Frage, ob Qualität allein