Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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66 Ingrid Wilkens<br />
werden. Das DJI‐Übergangspanel läuft <strong>2009</strong> aus und lässt dann interessante Ergebnisse<br />
erwarten. Andere Daten auf individueller Ebene, die wie das DJI‐Übergangspanel oder die BIBB‐<br />
Übergangsstudie 2006 Längsschnittanalysen erlauben, sind kaum vorhanden. Die genannten<br />
Studien müssten daher dringend weitergeführt werden. Längerfristig verspricht das <strong>2009</strong><br />
gestartete Bildungspanel (NEPS) neue Erkenntnisse, die sich auch auf das Bildungsverhalten und<br />
die Bildungskarrieren von Personen mit Migrationshintergrund erstrecken sollen. Analysen<br />
sollten dabei nach dem jeweiligen Migrationshintergrund differenzieren. Dabei ist zu bedenken,<br />
dass eine Differenzierung der Befunde nach ethnischer Herkunft in <strong>Deutschland</strong> teilweise<br />
umstritten ist 28 , obwohl sie spezifischen Förder‐ und Unterstützungsbedarf identifizieren kann.<br />
Außerdem wären vertiefende Einsichten hinsichtlich der in der Forschung herausgearbeiteten<br />
Faktoren, die Migranten beim Zugang zur dualen Ausbildung tendenziell benachteiligen –<br />
volkswirtschaftliche Entwicklungen, rechtliche Regelungen, sozialräumliche Verteilung,<br />
betriebliche Auswahlverfahren, begrenzte Netzwerke – wünschenswert. Auch existieren kaum<br />
Untersuchungen zu den Gründen, warum junge Migranten unterproportional in das<br />
Schulberufssystem einmünden sowie zu möglichen Selektionsmechanismen in diesem Segment.<br />
Weiterhin liegen wenige systematisch gewonnene Erkenntnisse über die Strategien von<br />
erfolgreichen und nicht erfolgreichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor, zu der<br />
Einschätzung ihrer Situation, ihrem Umgang mit Diskriminierungserfahrungen im Ausbil‐<br />
dungssystem und den Hintergründen ihrer Berufs‐ und Ausbildungspläne. Hier bietet sich die<br />
Durchführung qualitativer Studien an, die aber breit angelegt sein sollten.<br />
Generell wird kritisiert, dass die Förderung und Qualifizierung erwachsener Migranten<br />
gegenüber der jugendlicher Migranten zu wenig beachtet wird (Bethscheider 2008). Dies richtet<br />
sich an die Weiterbildungsforschung, die künftig stärker auf Personen mit Migrationshintergrund<br />
fokussieren sollte. Außerdem sind die förderlichen und hinderlichen Faktoren einer Teilnahme<br />
von Migranten vertieft zu untersuchen.<br />
Gleichzeitig befindet sich die Forschung zum Vorhandensein, zur Nutzung und zum Ausbau<br />
interkultureller Kompetenzen bei Personen mit Migrationshintergrund noch in den Anfängen.<br />
Hier sind in nächster Zeit verstärkte Untersuchungsbemühungen vonnöten. Es ist damit zu<br />
rechnen, dass die aktuelle Wirtschaftskrise die Situation auf dem Ausbildungsstellen‐ sowie dem<br />
Arbeitsmarkt wieder verschärfen wird. Dabei besteht die Gefahr, dass die erwähnten<br />
Verdrängungsprozesse sich beschleunigen. Vor diesem Hintergrund wären Machbarkeitsstudien<br />
sinnvoll, die – auch anhand einer vergleichenden Auswertung der Ergebnisse von<br />
Modellprojekten und der bundesweit in großer Zahl existierenden regionalen<br />
Fördermaßnahmen – untersuchen, mit welchen Instrumenten sich die Partizipation von<br />
Migranten in der dualen Ausbildung, im vollqualifizierenden Schulberufssystem und in der<br />
beruflichen Weiterbildung nachhaltig erhöhen lässt.<br />
28<br />
Im Berliner Integrationskonzept zum Beispiel wird eine solche mit folgender Begründung abgelehnt: „..., dass<br />
Unterschiede zwischen ethnisch‐kulturellen Bevölkerungsgruppen sich aus der sozialen Lage erklären können und oft<br />
nicht ursächlich aus der Einwanderungssituation oder kulturellen Besonderheiten herzuleiten sind“ (o.V. 2007b: 83).