Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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Mobility and Migration 63<br />
Effekt ist signifikant (Wilkens/Leber 2003). Dies ist möglicherweise auf das im Durchschnitt<br />
niedrigere Qualifikationsniveau und die in der Regel geringere berufliche Position<br />
zurückzuführen. Die Weiterbildungsbeteiligung der Deutschen liegt jedoch auch dann deutlich<br />
über der der Ausländer, wenn nur Gruppen mit einem hohen Schulabschluss verglichen werden.<br />
Eine Differenzierung nach Herkunftsländern ergibt, dass keine großen Unterschiede in der<br />
Weiterbildungsbeteiligung von Deutschen und EU‐Ausländern bestehen. Personen aus<br />
Osteuropa weisen überdurchschnittlich hohe Teilnahmequoten auf, türkische Staatsbürger<br />
hingegen unterdurchschnittliche (Leber/Möller 2008). Die unterschiedliche<br />
Weiterbildungsbeteiligung kann darüber hinaus auch in Barrieren seitens der<br />
Weiterbildungsteilnehmer („Selbstselektion“) oder in der Förderbereitschaft der die<br />
Weiterbildung finanzierenden Betriebe („Fremdselektion“) begründet sein (Leber/Möller 2008).<br />
Letztlich dürften auch Sprachschwierigkeiten von Ausländern eine wichtige Rolle für die<br />
geringere Partizipation spielen. – Zur Erklärung der Weiterbildungsbeteiligung wird zum einen<br />
die Humankapitaltheorie herangezogen (Becker 1964), zum anderen auf segregations‐ und<br />
segmentationstheoretische Ansätze zurückgegriffen (Doeringer/Piore 1971). Außerdem wird auf<br />
Diskriminierung verwiesen (Leber/Möller 2008).<br />
Aufgrund der besonderen Situation von Migranten im Bildungs‐ und Erwerbssystem spielt<br />
die öffentlich geförderte Weiterbildung für diesen Personenkreis eine besondere Rolle. Doch<br />
auch bei Weiterbildungsveranstaltungen der Bundesagentur für Arbeit bleibt die Teilnahme der<br />
ausländischen Arbeitslosen hinter denen der deutschen seit Jahren zurück. Eine Hemmnis kann<br />
im besonderen Unterstützungsbedarf gesehen werden (Bethscheider 2008), häufig gerade im<br />
Hinblick auf die unzureichende Kenntnis der deutschen Sprache. In berufsbezogenen<br />
Deutschsprachkursen für Personen mit Migrationshintergrund und Berufserfahrung (Deeke<br />
2004, 2005, 2006a, 2006b, 2006c, Schweigard 2007a) stehen daher die Vermittlung der<br />
Fachsprache und ein Bewerbungstraining im Vordergrund. 26 Doch nur eine Minderheit schafft<br />
im Anschluss den Sprung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (Deeke 2007).<br />
Tendenziell vergrößern solche Kurse die Chancen von Spätaussiedlern am Arbeitsmarkt, kaum<br />
jedoch von Ausländern oder anderen Eingebürgerten. Besondere Schwierigkeiten beim<br />
Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt haben türkische Staatsangehörige (Schweigard 2008).<br />
Unter Migranten ist der Anteil derjenigen, die über keine abgeschlossene Berufsbildung<br />
verfügt, besonders hoch (Granato/Gutschow 2004). Auch sie können die zahlreichen erprobten<br />
Fördermaßnahmen zur Nachqualifizierung nutzen, die den nachholenden Erwerb eines<br />
beruflichen Abschlusses ermöglichen sollen. Andere Maßnahmen verknüpfen<br />
Qualifizierungsbausteine, Sprachförderkurse und Beschäftigungsangebote, führen aber oft nicht<br />
zum erhofften Übergang in Beschäftigung. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Erfolge<br />
solcher Maßnahmen nicht nur in Form von Zertifikaten oder des Verbleibs nach der Maßnahme<br />
26<br />
Demgegenüber sind die sog. Integrationskurse nicht der beruflichen Bildung zuzuordnen. Sie sollen zum einen<br />
grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache vermitteln, zum anderen über die deutsche Kultur, das Rechtssystem<br />
und die Werteordnung informieren.