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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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Mobility and Migration 61<br />

Kanschat <strong>2009</strong>). Diese Argumente werden zum Teil auch mit der Humankapitaltheorie unterlegt<br />

(basierend auf Becker 1964; z.B. Diefenbach 2008a; Granato 2003 und die dort angegebene<br />

Literatur), die Bildungsanstrengungen als Investitionen interpretiert, die nur dann vorgenommen<br />

werden, wenn sie entsprechende Erträge versprechen (genauer Wilkens <strong>2009</strong>).<br />

Das schlechte Abschneiden der Migranten im Schulsystem wird auch auf eine institutionelle<br />

Diskriminierung zurückgeführt: In kaum einem anderen Land korreliere der Schulerfolg so stark<br />

mit der sozialen Herkunft und dem Sprachvermögen (Baumert et al. 2001; Prenzel et al. 2004,<br />

2007). Dies wird vor allem mit mangelnder Sprachförderung, früher Selektion nach Abschluss der<br />

Primarstufe und Mittelschichtorientierung der Schule (Unterrichtsinhalte, Sprache, Lehrkörper)<br />

begründet (z.B. OECD 2006; Auernheimer <strong>2009</strong>). Fehlende öffentliche Mittel und der immer<br />

noch weit verbreitete Halbtagsunterricht begrenzen die notwendige Förderung finanziell und<br />

zeitlich. So kommt es in der Schule zu einer „sozialen Auslese mit Ethnisierungseffekten, in der<br />

sich die Kombination von Unterschichtzugehörigkeit und nichtdeutscher Familiensprache als<br />

besonders nachteilig auswirkt“ (Britz 2006: 26). Dies gilt vor allem für die „Quereinsteiger“, die<br />

ab dem 6. Lebensjahr zugezogen sind (Beicht et al. 2008).<br />

Orientierung und Suchstrategien<br />

Mitunter wird Migrantenjugendlichen mangelndes Interesse an einer Berufsausbildung und<br />

geringes Engagement bei der Bewerbung vorgeworfen. Während eine Befragung aus dem Jahr<br />

1998 noch belegte, dass die Hälfte der ausländischen Jugendlichen ohne Berufsabschluss gar<br />

keinen Ausbildungsplatz nachgefragt hatte (Ulrich 2005, 2006), ergaben neuere Untersuchungen<br />

des BIBB, dass sich die Präferenzen und das Such‐ bzw. Bewerbungsverhalten zwischen<br />

Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund nur wenig unterscheiden (Ulrich 2006; BIBB<br />

<strong>2009</strong>b; Diehl et al. <strong>2009</strong>; Granato 2008, <strong>2009</strong>). Eine Analyse der Daten des DJI‐Übergangspanels<br />

zeigt allerdings, dass die Absicht, „demnächst eine Ausbildung beginnen zu wollen“ bei<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund weniger verbreitet ist als bei denjenigen ohne diesen<br />

Hintergrund (38% vs. 52%). Stattdessen planten sie häufiger, weiterhin die Schule zu besuchen<br />

(30% vs. 22%). Ferner variiere die Ausbildungsorientierung mit dem Herkunftsland: So erwiesen<br />

sich die Aussiedler wesentlich interessierter an der baldigen Aufnahme einer Berufsausbildung<br />

als die türkeistämmigen Jugendlichen (Reißig et al. 2006; Gaupp et al. 2007; zu möglichen<br />

Gründen: u.a. Skrobanek 2007; Kuhnke et al. 2006).<br />

Betriebliche Auswahlverfahren<br />

Die betrieblichen Entscheidungen über die Einstellung von Auszubildenden orientieren sich<br />

am erwarteten Personalbedarf (differenzierter Dietrich et al. <strong>2009</strong>). Einhergehend mit der<br />

Verdichtung der Aufgaben in der Arbeitswelt und dem technischen Fortschritt wachsen die<br />

Ansprüche in den Ausbildungsberufen und die Anforderungen der Betriebe an die Kompetenzen<br />

der Bewerber (Ehrenthal et al. 2005; zur Selektivität Baethge et al. 2007). Häufig wird von<br />

betrieblicher Seite die mangelnde „Ausbildungsreife“ (gerade auch ausländischer) Jugendlicher<br />

kritisiert (Imdorf 2008; zur Diskussion z.B. Ehrenthal et al. 2005; Müller‐Kohlenberg et al. 2005;<br />

Dressel 2006). Bei der Auswahl lassen sich Personalverantwortliche vor allem von

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