Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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Mobility and Migration 59<br />
sowie Tab. 4). Die Wahrscheinlichkeit ihrer Einmündung in eine betriebliche Ausbildung, aber<br />
auch in eine vollzeitschulische Berufsausbildung ist deutlich niedriger (Lehmann et al. 2005;<br />
Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008; Beicht et al. <strong>2009</strong>; Beicht/Granato <strong>2009</strong>; einen<br />
Literaturüberblick liefern Boos‐Nünning/Granato 2008). 2008 machten Ausländer 13% der<br />
unversorgten Bewerber aus (BIBB <strong>2009</strong>b). Bezogen auf den Migrationshintergrund zeigen die<br />
Schulabgängerbefragungen des BIBB, dass von den Bewerbern ohne Migrationshintergrund 35%<br />
einen betrieblichen Ausbildungsplatz fanden, von denjenigen mit Migrationshintergrund<br />
dagegen nur 23% (BIBB <strong>2009</strong>b). Mit höherwertigem Schulabschluss steigen die Chancen<br />
derjenigen mit Migrationshintergrund nicht in gleichem Maße, einen betrieblichen<br />
Ausbildungsplatz zu bekommen (Granato 2007); dies lässt sich auch hinsichtlich der Schulnoten<br />
beobachten (Ulrich et al. 2006). Ferner zieht sich der Übergang von Schule und Ausbildung bei<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt länger hin (Reißig et al. 2006; Beicht et<br />
al. 2007a). Letztlich münden 22% dieser Bewerber in die Arbeitslosigkeit oder „jobben“ (Granato<br />
2007; BIBB <strong>2009</strong>b). Diese Zahlen und die Beobachtung, dass der Übergang gerade von jungen<br />
Ausländern mit niedriger Schulbildung, aber abgeschlossener Berufsausbildung in den<br />
Arbeitsmarkt „einfacher und weitgehend analog“ dem von Deutschen verläuft (Autorengruppe<br />
2008: 182; Burkert et al. 2007; Brück‐Klingberg et al. <strong>2009</strong>), zeigen, wie wichtig es ist, die<br />
Partizipation der jungen Migranten in der Berufsausbildung zu erhöhen.<br />
5. Erklärungsansätze für die geringen Chancen von Migranten im beruflichen<br />
Ausbildungssystem<br />
In etlichen Studien wird – wenn auch häufig nur am Rande – der Frage nachgegangen, worin<br />
die Ursachen für die (zunehmende) Benachteiligung von Migranten in der beruflichen Bildung zu<br />
suchen sind. Diese werden hier im Folgenden thematisch gebündelt.<br />
Demografische, regionale, wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen<br />
Der Berufsbildungsbericht (BIBB 2008) führt die geschilderte Entwicklung zum Teil auf<br />
demografische Faktoren zurück. Zum einen haben in den letzten Jahren geburtenstarke<br />
Jahrgänge die Schulen verlassen. Die verbesserte Angebotssituation erlaubte vielen<br />
Unternehmen eine stärkere Selektion, die im System der beruflichen Ausbildung zu<br />
Verdrängungsprozessen führte und tendenziell zulasten von Ausländern ging (z.B. Granato et al.<br />
2006). Zum anderen haben die Reformen des Staatsbürgerschaftsrechts die Ausländerzahlen<br />
verringert (z.B. Uhly/Granato 2006). Da die Einbürgerung jedoch selektiv ist (Zwick 2006;<br />
Beauftragte 2007b; Seibert 2008) und gerade die Migranten mit vergleichsweise wenigen<br />
beruflichen Integrationsproblemen sich für die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft<br />
entscheiden, sind möglicherweise die weniger erfolgreichen Migranten übermäßig unter den<br />
Ausländern vertreten. Ein regionaler Faktor, der die Chancen von Migranten auf einen<br />
Ausbildungsplatz negativ beeinflusst, ist ihre Konzentration in städtischen Ballungsgebieten, wo<br />
nur etwa ein Viertel aller Ausbildungsplätze angeboten wird (Autorengruppe<br />
Bildungsberichterstattung 2008).