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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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58 Ingrid Wilkens<br />

starken institutionellen Heterogenität. Im Gegensatz zum dualen System qualifiziert das<br />

Schulberufssystem vor allem für Dienstleistungsberufe (z.B. in den Bereichen Gesundheit, Pflege,<br />

Erziehung). Die Tertiarisierung der Wirtschaft erklärt damit teilweise das Wachstum dieses<br />

Sektors (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008). Da dieses Segment für viele<br />

traditionelle Frauenberufe ausbildet, ist der Anteil der Schülerinnen hoch (dazu Krüger 2003).<br />

Siegert (<strong>2009</strong>) zeigt im Integrationsreport des Bundesamts für Flüchtlinge und Migration,<br />

dass sich vor dem Hintergrund der Engpässe im dualen System die Ausbildung an einer<br />

Berufsfachschule offensichtlich gerade für Jugendliche ohne deutsche Staatsbürgerschaft als<br />

wichtige Ausweichmöglichkeit erwiesen hat: Während ihr Anteil an den Schülern im dualen<br />

System zwischen 2000/01 und 2006/07 um 11% (männlich) bzw. 9% (weiblich) gesunken ist, hat<br />

er an den Berufsfachschulen um 9% (männlich) bzw. 6% (weiblich) zugenommen. Insbesondere<br />

für die ausländischen jungen Frauen spielt das Schulberufssystem eine wichtige Rolle: Fast ein<br />

Drittel von ihnen besucht eine Berufsfachschule. Hier sind vor allem Personen mit türkischer<br />

Staatsangehörigkeit vertreten. Die Schulen des Gesundheitswesens bilden weniger Schüler aus,<br />

bieten aber hinsichtlich der Verteilung der Geschlechter ein noch extremeres Bild: Der<br />

Frauenanteil beträgt hier fast 80%. Insbesondere etliche der jungen Frauen mit polnischer oder<br />

russischer Nationalität (zu 17% bzw. 12%) entscheiden sich für diese Form der Ausbildung. –<br />

Problematisch ist, dass in manchen Zweigen des Schulberufssystems erworbene Abschlüsse am<br />

Arbeitsmarkt weniger anerkannt sind als Abschlüsse der dualen Berufsausbildung (Schreier<br />

2008).<br />

Überrepräsentanz von Migranten im „Übergangssystem“<br />

Auch das Übergangssystem ist in den letzten Jahren stark expandiert (z.B. Ulrich 2006). Es ist<br />

sehr heterogen ausgestaltet und umfasst die schulischen Ausbildungsgänge<br />

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), die Berufs(fach)schulen, die<br />

keinen beruflichen Abschluss vermitteln, berufsvorbereitende Maßnahmen der Bundesagentur<br />

für Arbeit, Fördermaßnahmen der Kommunen und Länder und Praktika wie z.B. die<br />

Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ). Zum Teil wird den Jugendlichen die Möglichkeit<br />

geboten, einen Schulabschluss nachzuholen (Autorengruppe 2008).<br />

Dass 60% der jungen Leute im Übergangssystem Ausländer sind, unterstreicht die<br />

problematische Situation von Migranten im deutschen Berufsbildungssystem (Autorengruppe<br />

Bildungsbericht 2008). Vor allem junge Männer sind im Übergangssystem vertreten. Ihre<br />

Bildungsbiografien sind häufig „geprägt durch Umwege, Mehrfachdurchläufe, „Warteschleifen“ ,<br />

aus denen der Weg in eine qualifizierte Berufsausbildung nur schwer zu finden ist“ (Beauftragte<br />

2007b: 70; Eberhard et al. 2006; zu den unterschiedlichen Verläufen vgl. u. a. Beicht/Granato<br />

<strong>2009</strong>).<br />

Resümee<br />

Migrantenjugendliche haben im System der beruflichen Ausbildung in <strong>Deutschland</strong><br />

schlechtere Chancen als diejenigen ohne Migrationshintergrund (s. dazu auch Abb. 1 und 2

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