Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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52 Ingrid Wilkens<br />
ergänzt. Die duale Ausbildung hat über Jahre hinweg den deutschen Fachkräftenachwuchs<br />
gesichert, die Jugendarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich auf niedrigem Niveau gehalten<br />
und Jugendliche aus bildungsschwachen Familien beruflich integriert (Autorengruppe<br />
Bildungsberichterstattung 2008).<br />
Da die Ausbildungsverhältnisse marktvermittelt sind, kann es jedoch insgesamt oder in<br />
branchen‐, berufsspezifischen oder regionalen Teilmärkten zu Ungleichgewichten kommen.<br />
Auch wenn sich die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt seit 2007 entspannt hat, kann sie<br />
immer noch als schwierig für Bewerber eingeschätzt werden. Durch ein Ausweichen der<br />
Jugendlichen auf das überwiegend öffentlich finanzierte Schulberufssystem gewann dieses an<br />
Bedeutung. Hierunter fallen vor allem die Berufsfachschulen mit vollqualifizierendem Angebot,<br />
die auch die Chance der Nachqualifizierung und Berufsvorbereitung bieten, und die Schulen des<br />
Gesundheitswesens. Demgegenüber vermittelt das ebenfalls zunehmend ausgebaute<br />
Übergangssystem mit verschiedenen Angeboten lediglich ausbildungsrelevante, zum Teil auch<br />
berufsfeldbezogene Kenntnisse, soll aber primär eine „Ausbildungsreife“ der Jugendlichen<br />
herstellen. Es führt nicht zu einer beruflichen Qualifikation, aber häufig in sog.<br />
Maßnahmekarrieren.<br />
Im Jahr 2006 verteilten sich die Neuzugänge wie folgt auf die drei Segmente der beruflichen<br />
Ausbildung: 43,5% mündeten in das Duale System ein, 16,8% in das Schulberufssystem und<br />
39,7% in das Übergangssystem (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008).<br />
Für die Beschäftigungssicherung kommt der beruflichen Weiterbildung eine wichtige Rolle zu<br />
(Wilkens 2005). Nach den Trägern bzw. der Art der Finanzierung lässt sich die formelle – also die<br />
in Kursen, Lehrgängen oder Seminaren organisierte – Weiterbildung in betriebliche, individuelle<br />
und öffentlich geförderte differenzieren (Wilkens/Leber 2003). Die Formen und Angebote der<br />
Weiterbildung sind jedoch äußerst vielfältig, was die Erfassung von Weiterbildungsaktivitäten<br />
erschwert (z.B. Bellmann 2003; Seidel 2006).<br />
Zur Definition und statistischen Erfassung von Migranten in <strong>Deutschland</strong><br />
Die Zuwanderung nach <strong>Deutschland</strong> wurde vor allem durch den Zuzug gering qualifizierter<br />
Arbeitsmigranten ab Mitte der 1950er‐Jahre, den Familiennachzug, einen vorübergehenden<br />
Anstieg der Asylbewerberzahlen und die Einwanderung von (Spät‐)Aussiedlern mit im<br />
Durchschnitt mittlerem Ausbildungsniveau geprägt (z.B. Herbert 2001). Bei letzteren handelt es<br />
sich um Nachfahren deutscher Auswanderer, die aufgrund des „ius sanguini“ die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft durch einbürgerungsgleiche Maßnahmen privilegiert erhielten.<br />
Mit den Reformen des Staatsbürgerschaftsrechts (u.a. Einführung von Elementen des „ius<br />
soli“) stiegen die Einbürgerungszahlen der Arbeitsmigranten sowie ihrer Familien und die Zahl<br />
der Migrantenkinder mit deutscher Staatsangehörigkeit. (Zur Zusammensetzung der<br />
Migrationsbevölkerung, gerade im Hinblick auf Bildung, s. Konsortium Bildungsberichterstattung<br />
2006.) Da die gängigen amtlichen Statistiken nur zwischen Personen mit deutscher und<br />
ausländischer Staatsangehörigkeit unterscheiden, eigene oder familiale Migrationserfahrung