Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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Mobility and Migration 51<br />
zugewanderten „Quereinsteigern“ im Bildungs‐ und Erwerbssystem zunehmend beobachtet.<br />
Studien bezüglich der Beteiligung an der betrieblichen Ausbildung zeigen ebenfalls eine<br />
zunehmende Schere zwischen Deutschen und Zugewanderten. Auch in der beruflichen<br />
Weiterbildung, die als „Schlüssel der Beschäftigungsfähigkeit“ gilt (Bundesvereinigung der<br />
Arbeitgeberverbände 2007), sind Migranten deutlich unterrepräsentiert.<br />
Viele junge Migranten bleiben letztlich ohne einen beruflichen Bildungsabschluss 22 (dazu<br />
Krekel et al. <strong>2009</strong>). Eine abgeschlossene Berufsausbildung aber gilt in <strong>Deutschland</strong> zunehmend<br />
als wesentliche Voraussetzung für einen Einstieg ins Berufsleben, die Kontinuität des<br />
Erwerbsverlaufs und als Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und Armut (dazu Bonin et al. 2007;<br />
Klös et al. 2008). Die geschilderte Entwicklung hat damit erhebliche Konsequenzen für die<br />
künftige Position von – noch jungen – Migranten am Arbeitsmarkt und ihre sozioökonomische<br />
Lage.<br />
Auf der anderen Seite zeichnet sich ein Mangel an ausreichend qualifizierten<br />
Nachwuchskräften ab, der sich nachteilig auf die Volkswirtschaft auswirken kann. Im beruflichen<br />
Bildungssystem besteht daher aus mehreren Gründen ein enormer Handlungsbedarf. Die<br />
Bundesregierung hat sich die Erhöhung der Beteiligung von Migranten in der Aus‐ und<br />
Weiterbildung im Nationalen Integrationsplan zum Ziel gesetzt (Beauftragte 2007a).<br />
Der vorliegende Beitrag beschreibt zunächst in groben Zügen das deutsche Berufs‐<br />
bildungssystem, erläutert den Umgang der Statistiken mit dem Begriff „Migrant“, erörtert dann<br />
die aktuellen Forschungsfragen und stellt die in diese Forschung involvierten Institutionen vor.<br />
Darauf folgend skizziert er die zentralen Untersuchungsergebnisse, indem er die Teilhabe von<br />
Migranten in den verschiedenen Segmenten des Berufsbildungssystems nachzeichnet und einen<br />
Überblick über die breite Diskussion der Ursachen der beschriebenen Entwicklung liefert.<br />
Außerdem werden Ansatzpunkte der aufkommenden Diskussion um die Nutzung des Potenzials<br />
junger Migranten aufgezeigt. Die letzten beiden Abschnitte leiten künftigen Forschungsbedarf ab<br />
und schlagen den Bogen zur Diskussion um Migration und Fachkräftemangel<br />
2. Einleitende Informationen<br />
Das deutsche Berufsbildungssystem<br />
Das System der beruflichen Ausbildung umfasst drei Segmente (Autorengruppe 2008;<br />
ausführlich zum deutschen Berufsbildungssystem: Arnold et al. 2006; Hippach‐Schneider et al.<br />
2007). Traditionell ist die Berufsbildung im „Dualen System“ organisiert: Die praktische<br />
Ausbildung wird von Betrieben übernommen und durch Teilzeitunterricht an öffentlichen<br />
Berufsschulen, der theoretische Orientierungen sowie berufliches Wissen vermitteln soll,<br />
22 Im europäischen Vergleich ist der Anteil von Jugendlichen ohne Schulabschluss in <strong>Deutschland</strong> noch vergleichsweise<br />
gering, allerdings entgegen dem Trend leicht steigend (Autorengruppe 2008).