Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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Benefits of <strong>VET</strong> 35<br />
Externenprüfung die Möglichkeit, sich „[…] unter informell erworbenen Umgebungsbedingungen<br />
sich erworbene Kompetenzen anerkannt zertifizieren zu lassen“ (Straka, 2006, S. 214).<br />
„Große Schwachstellen“ oder auch „weiße Flecken“ (Schopf, 2006, S. 202) in der<br />
Anrechnung informell erworbener Kompetenzen im Kontext der deutschen beruflichen Bildung<br />
sind nach Schopf (2006) unter anderem die Schwierigkeit, dass noch kein langfristig erprobter<br />
nationaler Qualifikationsrahmen für die berufliche Erstausbildung sowie Weiterbildung vorliegt<br />
und darüber hinaus unklar ist, wer zertifizieren darf, und schließlich, so Schopf, fehle es in<br />
deutschen Unternehmen an einer „[…] ‚Kultur’ zur Förderung des nachträglichen Erwerbs<br />
formaler Abschlüsse“ (Schopf, 2006, S. 202).<br />
Auf Basis der Problemlage, dass informelle Kompetenzen, die zwar im aktiven Berufsleben<br />
ständig erworben werden, jedoch nur selten dokumentiert und zuverlässig und verwertbar<br />
zertifiziert werden können, stellte Koch (2006) in einer Betriebsbefragung im Modellversuch<br />
"TbQ‐Transparenz beruflicher Qualifikationen für den Personaleinsatz im KMU" deutschen klein‐<br />
und mittelständischen Unternehmern die Frage, welche Anforderungen sie an Zertifikate stellen,<br />
die außerhalb der formalisierten Berufsbildung erworben wurden (vgl. Koch, 2006, S. 217). Im<br />
Modellversuch wurde ein Instrumentarium entwickelt, das die von Arbeitnehmern im<br />
Berufsleben informell erworbenen Qualifikationen belegt und somit als aussagekräftige<br />
Dokumentation für (künftige) Arbeitgeber dienen kann (vgl. ebd., S. 218) Als Ergebnis der Studie<br />
bleibt zunächst festzuhalten, dass im Großteil der Betriebe sowohl informelle als auch<br />
organisierte Weiterbildung stattfindet. Jedoch dokumentierten und zertifizieren nur 55% der<br />
befragten Unternehmen die Weiterbildungsaktivitäten ihrer Belegschaft regelmäßig (vgl. ebd., S.<br />
220) Vor allem „[…] komplexe soziale und personale Qualifikationen bleiben demnach<br />
weitgehend unsichtbar und können – etwa beim Stellenwechsel – nicht gezielt genutzt werden.<br />
[…] Das ist eine gravierende Lücke im heutigen System berufsbegleitender Zertifizierung“ (ebd.)<br />
Jedoch zeigten die Betriebsbefragungen, dass die befragten Unternehmer, trotz ihrer Defizite in<br />
der bisherigen Dokumentation und Zertifizierung, dennoch genaue Vorstellungen davon haben,<br />
wie brauchbare und aussagekräftige Zertifikate auszusehen haben: 91% der befragten Betriebe<br />
erachteten die Angabe der Dauer der Ausübung einer bestimmten Tätigkeit im Dokument als<br />
‚sehr wichtig’ bzw. ‚wichtig’. Des Weiteren befanden 84% die Auflistung der betrieblichen<br />
Tätigkeiten als ‚wichtig’ bis ‚sehr wichtig’. Schlussendlich sollten nach Ansicht der befragten<br />
Personalverantwortlichen in den Unternehmen die Zertifikate in der Regel auf etwa eine Seite<br />
beschränkt sein und somit die Qualifikationen relativ kompakt dokumentieren (vgl. ebd., S.<br />
222f.).<br />
Als Schlussfolgerung für eine betrieblich praktikable Zertifizierung beurteilt Koch sowohl<br />
EC<strong>VET</strong> 20 als auch andere Creditpoint‐ Systeme als tendenziell nur bedingt geeignet: „Sie sind<br />
20<br />
EC<strong>VET</strong> bedeutet „European credit system for vocational education and training“ und bezeichnet ein<br />
Leistungspunktesystem, das im Zuge der Europäisierung der Berufsbildung im Rahmen des Kopenhagen‐Prozesses<br />
eingeführt werden soll. Mit EC<strong>VET</strong> soll ein Instrument geschaffen werden, das die Übertragung, Validierung und