Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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28 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />
Forschern vertretene These, dass das duale System zu starr im Bereich der Produktion verhaftet<br />
sei und sich mittel‐ bis langfristig auf den Handwerkssektor konzentrieren würde.<br />
Somit ist festzuhalten, dass die duale Ausbildung deutlich mit der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung Schritt hält und somit „in der Dienstleistungs‐ und Wissensgesellschaft<br />
angekommen ist“ (Walden, 2007, S. 45). Eine weitere Tendenz in der Entwicklung des dualen<br />
Systems der Berufsausbildung zeigt sich unter anderem darin, dass am deutlichsten Jugendliche<br />
mit Studienberechtigung von den neu geschaffenen Ausbildungsberufen profitiert haben.<br />
Gemessen an der schulischen Vorbildung der Auszubildenden ist ein Höherqualifizierungstrend<br />
zu beobachten (vgl. ebd., S. 243). Ein Grund dafür könnte das steigende Anforderungsniveau in<br />
den Ausbildungsberufen sein. 97% der 2005 im BIBB‐Expertenmonitor befragten Ausbilder und<br />
Lehrer gaben an, dass die Komplexität der Berufswelt in den letzten 15 Jahren gestiegen sei. 93%<br />
der Experten bestätigten auch, dass das erwartete Leistungsniveau der Betriebe an die Bewerber<br />
zugenommen habe (vgl. Ulrich, 2008, S. 27). Diese Veränderungen auf der Angebotsseite wirken<br />
sich auch auf die Übergangschancen der Jugendlichen in die betriebliche Ausbildung aus, eine<br />
Vielzahl von Jugendlichen bleibt ohne Ausbildung, da ihre Einstiegsqualifikation im Wettbewerb<br />
um die Berufsausbildung nicht ausreicht.<br />
Schlussfolgernd bleibt es als Forschungsfrage, aber auch als grundlegende praktische<br />
Gestaltungsaufgabe offen, wie der durch den demografischen Wandel erwartete Bedarf an<br />
qualifizierten Fachkräften unter Einbezug der sich ändernden ökonomischen Bedingungen<br />
gedeckt werden kann. Es ist zu klären, wie beispielsweise benachteiligte, lernbeeinträchtige<br />
Jugendliche am Wandel zur Wissensgesellschaft besser teilhaben können und wie unter<br />
anderem die neuen Maßnahmen des BBiG hier greifen.<br />
Europäisierungstrends in der beruflichen Bildung<br />
Die aktuellen bildungspolitischen Neuerungen im Bereich der beruflichen Bildung, welche als<br />
Antwort auf die fortschreitende Internationalisierung des Arbeitsmarktes gesehen werden<br />
können, gehen vor allem vom Vertrag von Lissabon der Europäischen Union aus. 16 Ein Hauptziel<br />
des Vertrages ist die Schaffung von mehr qualifizierter Beschäftigung in Europa. Demgemäß<br />
sollen eine Reihe an Leistungsdefiziten der nationalen (Berufs‐) Bildungssysteme abgebaut<br />
werden. Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen hier unter anderem die wechselseitige<br />
Abschottung der Bildungssysteme und die damit verbundene Undurchsichtigkeit der beruflichen<br />
Bildungsabschlüsse in Europa, die als Wachstumshindernis gilt (vgl. Severing, 2006, S. 16).<br />
Das gemeinsame bildungspolitische Programm der EU will erstens mit der Anerkennung und<br />
Transparenz von Qualifikationen, zweitens durch die EU‐weite Qualitätssicherung der<br />
beruflichen Bildung und drittens mittels einheitlicher Referenzen zur Einordnung von<br />
Bildungsabschlüssen die Wettbewerbsfähigkeit und Dynamik des europäischen<br />
Wirtschaftsraums stärken.<br />
16 Für weitere Informationen wird verwiesen auf: Webportal der Europäischen Union, <strong>2009</strong>.