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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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26 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

EU‐Durchschnitt von 19,5% oder etwa Spanien (36,9%) und Frankreich (23,9%) eher gering<br />

ausfällt (vgl. Eurostat, <strong>2009</strong>).<br />

Bei Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen dualem System und Arbeitsmarkt stellt<br />

sich an dieser Stelle die Frage, inwiefern die eher hohe Rate an gelösten Ausbildungsverträgen<br />

im dualen System in <strong>Deutschland</strong> negative Folgen auf die beruflichen Perspektiven der<br />

Jugendlichen hat bzw. ob dadurch jungen Menschen der Weg in die Erwerbstätigkeit<br />

verschlossen bleibt.<br />

Um unter anderem Auskünfte über den Verbleib von Auszubildenden nach der<br />

Vertragslösung zu erhalten, befragte das BIBB im Herbst 2002 mittels Fragebögen über 2 000<br />

Jugendliche, die im Ausbildungsjahr 2001/2002 einen Ausbildungsvertrag aufgelöst hatten.<br />

Zunächst bleibt als Ausgangspunkt der Studie festzuhalten, dass in der Zeit von 1997 bis 2000 die<br />

Zahl der Vertragslösungen in der betrieblichen Berufsausbildung kontinuierlich anstieg. Im<br />

Erhebungsjahr 2001 der Studie stagnierte diese zwar im Vergleich zum Vorjahr, dennoch betrug<br />

die Quote, bezogen auf die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, 24,7% und<br />

betraf damit etwa jeden vierten Vertrag (vgl. Schöngen, 2003, S. 35). Der überwiegende Teil der<br />

Vertragslösungen erfolgte bereits im ersten Ausbildungsjahr, davon knapp zur Hälfte bereits in<br />

der Probezeit. Die Gründe für die Vertragslösungen sind sowohl aufseiten der Auszubildenden<br />

als auch auf der der Betriebe vielschichtig: 46% der befragten Jugendlichen erwähnten<br />

persönliche Gründe (Gesundheit oder auch familiäre Veränderungen). Des Weiteren gab etwa<br />

jeder Dritte Gründe im Bereich Berufswahl und beruflicher Orientierung an (vgl. ebd., S. 36). „Bei<br />

den betrieblichen Gründen für Vertragslösungen dominierten eindeutig Konflikte mit Ausbildern<br />

oder Betriebsinhabern (rund 60 % der Befragten). Ein vergleichsweise hoher Anteil (43 %)<br />

nannte die schlechte Vermittlung von Ausbildungsinhalten.“ (Ebd.)<br />

Die Ergebnisse der BIBB‐Studie wiesen jedoch nach, dass die Lösung eines<br />

Ausbildungsvertrags für die Mehrheit der Jugendlichen nicht die Einstellung weiterer<br />

Bildungsbemühungen bedeutet und damit einen „endgültigen Ausschluss“ aus dem<br />

Arbeitsmarkt nach sich zieht. Auch wenn die vorzeitige Lösung eines Ausbildungsvertrages<br />

meistens einen (kurzzeitigen) Rückschlag in der Berufsbiografie der Jugendlichen zur Folge hat,<br />

begann doch die Hälfte der befragten Jugendlichen erneut eine betriebliche Berufsausbildung im<br />

dualen System. Des Weiteren wechselten „fast 9 % […] in eine Ausbildung an einer<br />

Berufsfachschule oder orientierten sich auf ein Studium […]. Damit befanden sich fast zwei<br />

Drittel der Befragten (62 %) nach Lösung ihres Ausbildungsvertrags weiter im Bildungssystem. In<br />

eine Erwerbstätigkeit gingen 9 % der Befragten. Arbeitslos nach der Vertragslösung wurden 17 %<br />

[…]“ (Ebd., S. 36).<br />

Die Zahlen belegen, dass eine vorzeitige Vertragslösung nicht immer eine persönliche<br />

„Katastrophe“ bedeuten muss. In vielen Fällen ist sie eine sinnvolle berufliche Umorientierung,<br />

insbesondere wenn der Beruf/ Betrieb nicht den Vorstellungen oder den Ansprüchen an die<br />

Qualität der Ausbildung entspricht. Dennoch muss konstatiert werden, dass hier<br />

bildungsökonomisch eine Ressourcenvergeudung vorliegt, die durch geeignete Instrumente wie<br />

verbesserte Berufsberatung und stärkere Individualbetreuung (z.B. Fallmanagement,

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