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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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24 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

ausrechneten (68,8%). Daneben wurde vor allem der hohe Praxisbezug innerhalb der Lehre von<br />

knapp 80% der befragten Abiturienten ohne Studierabsicht honoriert (vgl. ebd., S. 228f.). Die<br />

erhofften Erträge aus einer Ausbildung im dualen System bestätigen sich auch für einen Großteil<br />

der Absolventen in der retroperspektivischen Bewertung ihrer Lehre: Demgemäß stimmen 96%<br />

der jungen Menschen zu, die nach ihrer Ausbildung noch ein Studium angeschlossen hatten,<br />

dass sie „während der Ausbildung die Praxis der Arbeitswelt kennen lernen [konnten], was für<br />

ein Studium von Vorteil ist“ (ebd., S. 240). Des Weiteren verneinen sogar 95% der sogenannten<br />

Doppelqualifizierten, dass die Ausbildung verschwendete Zeit gewesen sei, und fühlen sich zum<br />

Großteil durch die Ausbildung in ihrer Persönlichkeit und Berufswahlorientierung gereift (vgl.<br />

ebd.).<br />

Schüler mit Studierberechtigung schätzen jedoch nicht nur die betriebliche Ausbildung, denn<br />

daneben entscheiden sich ca. 22% der Abiturienten auch für einen berufsqualifizierenden<br />

Bildungsgang an einer Berufsfachschule (vgl. Hall and Schade, 2005, S. 25).<br />

Existente Forschungsdesiderate z.B. hinsichtlich der langfristigen Karriereerfolge von additiv<br />

doppelqualifizierten Personen (Ausbildung plus Studium) ergeben sich hier insbesondere vor<br />

dem Hintergrund, dass in der deutschen Diskussion einerseits die Gefahr der Verdrängung von<br />

Haupt‐ und Realschülern durch Hochschulzugangsberechtigte thematisiert wird, auf der anderen<br />

Seite die Abiturienten im Berufsausbildungssystem dieses aber gerade auch in seiner Qualität<br />

stützen, die Reputation fördern und das Ausbildungssystem in neu entstehende Berufsbereiche<br />

mit hohen qualifikatorischen Anforderungen öffnen.<br />

Der Stellenwert der beruflichen Vollzeitschulen<br />

Der Stellenwert der beruflichen Vollzeitschulen im deutschen Berufsbildungssystem wird in<br />

aktuellen Forschungsbeiträgen durchaus unterschiedlich bewertet.<br />

Einerseits zeigen beispielsweise Hall und Schade (2005) anhand der Daten des Mikrozensus<br />

2003, dass die Erwerbslosenrate unter Absolventen des dualen Systems um 2,5% höher ist als<br />

die ehemaliger Berufsfachschüler. Dies lässt sich, so die Autoren, vor allem auf den großen Anteil<br />

(78,1%) an sach‐ und personenbezogenen Dienstleistungsberufen in berufsfachschulischen<br />

Bildungsgängen zurückführen. Während die Beschäftigungsaussichten im für die betriebliche<br />

Ausbildung markanten Bereich der gewerblich‐ technischen Berufe aufgrund des<br />

gesamtwirtschaftlichen Wandels tendenziell schrumpfen, ist die Erwerbslosenrate von Personen,<br />

die im Dienstleistungsbereich ausgebildet wurden, eher gering (vgl. ebd., S. 25).<br />

Andererseits wurden seit jeher, so Feller (2005), schulische Berufsbildungsgänge im<br />

Gegensatz zum dualen System „[…] eher halbherzig betrieben und im Ganzen nicht weiter<br />

thematisiert, eher benachteiligt, bis zur Tabuisierung aus Respekt vor dem dualen System und<br />

aus Angst um seine Existenz. […] In den Köpfen setzte sich speziell bei kaufmännischen<br />

Ausbildungen, obwohl mit Berufsabschlussprüfung und –bezeichnung versehen, das Bild fest,<br />

dass schulische Berufsausbildung nicht vollwertig sei für den Einstieg in einen adäquaten Beruf.“<br />

(Feller. 2005, S. 18).

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