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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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Benefits of <strong>VET</strong> 23<br />

Arbeitsmarktes orientieren und nicht die individuellen Neigungen und Entwicklungspotenziale<br />

der Lernenden berücksichtigen, […] „gerade für sozial benachteiligte Jugendliche<br />

kontraproduktiv“ (Molzberger, <strong>2009</strong>, S. 159).<br />

Molzberger lässt folglich die Frage für künftige Studien offen, ob und inwiefern die neuen<br />

europäischen Instrumente tatsächlich verbesserte Anerkennungsmöglichkeiten für formale<br />

Bildungsabschlüsse für diejenigen eröffnen, die bisher im Bildungssystem benachteiligt waren<br />

(vgl. ebd., S. 160).<br />

Gesellschaftliches Ansehen der deutschen beruflichen Bildung<br />

Die deutsche berufliche Bildung und insbesondere das duale System der Berufsausbildung<br />

erfahren europaweit große Beachtung. Nicht ohne Grund werden in Großbritannien seit langem<br />

die Strukturen und die Funktionsweise des deutschen Berufsausbildungssystems aufmerksam<br />

registriert. Demnach, so Deißinger (2001), sei es ebenfalls nicht verwunderlich, „[…] wenn in der<br />

jüngeren Vergangenheit das deutsche System der Berufsbildung („modèle allemand“) immer<br />

wieder als Modell für die Weiterentwicklung des französischen Ausbildungssystems angesehen<br />

wurde“ (Deißinger, 2001, S. 22f.). Großbritannien sowie Frankreich ist in erster Linie die Tatsache<br />

gemein, dass die Ausbildung bzw. die eigentliche „Lehre“ in Schule und Betrieb nur einen<br />

marginalen Teil der Berufsbildung ausmacht. So ist beispielsweise in Frankreich das<br />

Berufsbildungswesen überwiegend über die rein schulische Lernform organisiert. Darüber hinaus<br />

ist der Gang des beruflichen Bildungsweges eher keine „Wahl“ seitens des französischen<br />

Schülers, für den dieser tendenziell eine minderwertigere Möglichkeit ist, weil er unter<br />

Umständen im höherwertigen allgemeinbildenden (Hoch‐)Schulsystem keinen Platz gefunden<br />

hat. Des Weiteren erfahren Absolventen beruflicher Bildungsgänge am Arbeitsmarkt eher<br />

Ressentiments seitens der Betriebe, die eher die „allgemeineren“ Zertifikate den „spezielleren“<br />

vorziehen (vgl. ebd., S. 28f.; Lauer, 2003, S. 5f.).<br />

Das deutsche duale System der Berufsausbildung wird jedoch nicht nur im Ausland hoch<br />

geschätzt, sondern innerhalb <strong>Deutschland</strong>s auch immer mehr von Schülern mit<br />

Hochschulzugangsberechtigung als ertragreiche Alternative oder Vorlauf zu einem Studium<br />

gewürdigt und nachgefragt.<br />

„Highpotentials“ im dualen System der Berufsausbildung<br />

Im Zusammenhang der Übergangsforschung gab es bisher verhältnismäßig wenig Studien<br />

darüber, warum Schüler mit (Fach‐) Hochschulabschluss, als so genannte Highpotentials, sich<br />

nach erfolgreichem Abitur (zunächst) gegen die Aufnahme eines Studiums und für die berufliche<br />

Ausbildung im dualen System entscheiden. Daher befragte Pilz (2008) im Zeitraum 2002/2003<br />

mittels Fragebögen 517 Auszubildende mit Hochschulzugangsberechtigung aus dem Banken‐<br />

und Versicherungssektor nach ihren Entscheidungsmotiven für eine Lehre (vgl. Pilz, 2008, S.<br />

224f.). Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung zeigten u.a., dass sich Nichtstudierende bei<br />

Beginn der Ausbildung erhofften, möglichst viel und rasch Geld zu verdienen (85,9%) und<br />

darüber hinaus sich gute Aufstiegsmöglichkeiten mittels entsprechender Weiterbildung

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