Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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18 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />
Das deutsche Berufskonzept<br />
Traditionell bildet in <strong>Deutschland</strong> das Konstrukt des Berufskonzepts den Eckpfeiler des<br />
dualen Systems. Kloas (1997) benennt als Standards des deutschen Berufskonzepts 1. die<br />
qualifizierte Tätigkeit, d.h. die Vermittlung von Fach‐, Sozial‐, und Methodenkompetenz; 2. die<br />
Elastizität der breit angelegten beruflichen Basis; 3. die damit verbundene Transferfähigkeit von<br />
beruflicher Handlungsfähigkeit auf neue Situationen; 4. die Initialqualifikation und Kompetenz<br />
zum Weiterlernen; 5. die Mobilität gewährleistende Transparenz und bundesweite Anerkennung<br />
erworbener Kompetenzen und ferner 6. die Tarif‐ sowie sozialrechtliche Absicherung des<br />
Auszubildenden. Die Qualitätssicherung erfolgt einerseits über die Kontrolle des Outputs der<br />
beruflichen Ausbildung, welche durch die Kammerprüfung realisiert wird; andererseits wird die<br />
Input‐Seite durch die Ausbildereignungsprüfung, die gesetzlichen Anforderungen an die<br />
Ausbildungsbetriebe und die Ausbildungsordnung mit Ausbildungsrahmenlehrplan geregelt (vgl.<br />
Kloas, 1997, S. 22f.; Pilz <strong>2009</strong>(a); Deißinger, 2001, S. 17f.).<br />
Das Berufskonzept setzt auf anerkannte und institutionell geregelte Berufsabschlüsse, die<br />
„für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt<br />
notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche<br />
Handlungsfähigkeit) vermitteln […]“ (§ 1 Abs.3 BBiG). Diese Breite beruflicher Handlungsfähigkeit<br />
ermöglicht den Absolventen des dualen Systems nach ihrer Ausbildung, in mehreren<br />
Berufsfeldern eine Stelle zu finden. Die hohe Mobilität der Ausgebildeten zeigt sich ebenfalls in<br />
der vergleichsweise eher kurzen Verweildauer in Arbeitslosigkeit nach Abschluss einer<br />
Ausbildung im dualen System (vgl. Pilz, 2004, S. 184). Während ein Anteil von 22,9% der<br />
Jugendlichen nach Abschluss der Ausbildung noch etwa einen Monat lang arbeitslos ist, beträgt<br />
dieser acht Monate später nur noch 11% und liegt damit knapp unter der<br />
Jugendarbeitslosenquote von derzeit 11,2% (vgl. BIBB, <strong>2009</strong>(a), S. 189 und Eurostat, <strong>2009</strong>).<br />
Allerdings variiert die Arbeitslosenquote im Anschluss an die Ausbildung zwischen alten und<br />
neuen Bundesländern beträchtlich. Der Anteil der Arbeitslosen einen Monat nach erfolgreich<br />
abgeschlossener Ausbildung betrug 2003 in den neuen Ländern 37,7 % gegenüber 19,4 % in den<br />
alten Bundesländern, was vor allem auf die strukturellen ökonomischen Voraussetzungen<br />
Ostdeutschlands zurückzuführen ist (vgl. ebd.).<br />
Flexibilisierungs‐ und Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen der Neuerungen des<br />
BBiG<br />
Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) in den Jahren 2003/2005 sowie der<br />
jährlichen Modernisierung bestehender Berufsbilder und der Neuschaffung von<br />
Ausbildungsberufen versucht das deutsche berufliche Bildungssystem den immer komplexer und<br />
internationaler werdenden Anforderungen der Arbeitswelt Rechnung zu tragen.<br />
So ergeben sich durch die neuen Regelungen des BBiG mehr Möglichkeiten zur Kooperation<br />
zwischen einzelnen Betrieben einerseits und zwischen Unternehmen und beruflichen (vglollzeit‐)<br />
Schulen andererseits (vgl. Kremer, 2006, S. 30f.). Um mehr kleineren und mittleren Betrieben,