Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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Transitions 147<br />
dürfen aber nicht dazu beitragen, dass die Verantwortung für die Bildungsstandards in eine<br />
Beliebigkeit abschweift. Durchlässigkeit und die Entkopplung von Abschlüssen und<br />
Ausbildungswegen erfordern daher mindestens eine Standardisierung der Nachweisverfahren<br />
zur Erfassung, Dokumentation, Bewertung und Zertifizierung; ansonsten werden Abschlüsse<br />
erworben, die nicht den Kompetenzstandard gewährleisten, der nachfolgend vorausgesetzt<br />
wird.<br />
Zentral ist diesem Ansatz, die learning outcomes nicht mehr in der Gestalt von Abschlüssen,<br />
sondern als erreichte Kompetenzen zu messen. Da über die traditionellen Input‐Regelungen<br />
auch eine Qualitätssicherung der formalen Bildungsgänge stattfand, müssen nun darüber hinaus<br />
auch neue Qualitätssicherungsinstrumente und ‐verfahren, die der Outcome‐Orientierung<br />
Rechnung tragen, erprobt und etabliert werden. Die traditionelle Input‐Orientierung in<br />
Verbindung mit dem Ausbildungsberufsprinzip führt auch dazu, dass in der deutschen Diskussion<br />
die Akkumulation von Lerneinheiten unabhängig von der Art ihres Erwerbs zu einer Qualifikation<br />
sehr skeptisch betrachtet wird, da eine „Beliebigkeit“ des Qualifikationserwerbs befürchtet wird<br />
(vgl. Frommberger <strong>2009</strong>).<br />
Abschlussbemerkungen<br />
Vernachlässigt wird in der Diskussion um die Verbesserung der Übergänge der Ansatz, der<br />
auf die Entwicklung des Wissens und der Fähigkeiten in den vorgängigen Bildungs‐ und<br />
Ausbildungsprozessen zielt. Die Öffnung über Zulassung und Anrechnung allein führt sehr<br />
wahrscheinlich zu wachsenden Erlebnissen des Scheiterns, falls die benötigten Kompetenzen<br />
nicht erworben werden konnten. Da die faktische Bildungsmobilität, etwa mit Blick auf die<br />
europäische Mobilität in der beruflichen Bildung oder hinsichtlich der Übergänge zwischen der<br />
Berufsbildung und Hochschulbildung, ausgesprochen gering bleibt, ist zu fragen, welche<br />
Maßnahmen ergriffen werden, um den Zielgruppen nicht nur die Berechtigung, sondern auch<br />
diejenigen Kenntnisse und Kompetenzen zu vermitteln, die für eine erhöhte<br />
Mobilitätsbereitschaft und ‐fähigkeit als zwingend notwendig erscheinen. Die Förderung der<br />
Übergänge, ja immer auch zum Zwecke der Reduzierung sozialer Selektions‐ und<br />
Segmentationsmechanismen, ist als problematisch einzuschätzen, solange den Absolventen und<br />
Absolventinnen nicht die Möglichkeit offeriert wird, diejenigen Kompetenzen zu erwerben, die<br />
sie in den nachfolgenden Bildungsgängen und Karriereoptionen benötigen (Stichwort „materiale<br />
Chancengleichheit“).<br />
Bezogen auf den zuletzt genannten Aspekt sind Studien notwendig, mit denen<br />
Übergangsverläufe sowie Übergangsbereitschaften nicht nur quantitativ erfasst, sondern auch<br />
qualitativ analysiert werden. Damit ‐ so ist zu erwarten – können vermehrt Hinweise zu den<br />
individuellen und strukturellen Bedingungen gewonnen werden, die zu erfolgreichen bzw.<br />
weniger erfolgreichen Übergängen führen.