Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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142 Dietmar Frommberger<br />
2000 und 2006 gehen die Übernahmequoten deutlich zurück (vgl. Autorengruppe<br />
Bildungsberichterstattung 2008, S. 180 ff). In den ostdeutschen Bundesländern gingen nur gut<br />
zwei Fünftel der dualen Ausbildungsabsolventen und Absolventinnen übernommen.<br />
Grundsätzlich existieren hinsichtlich des betrieblichen Übernahmeverhaltens und der<br />
individuellen Übernahmechancen sehr deutliche regionale, branchen‐, ausbildungsberufs‐ und<br />
betriebsspezifische Unterschiede in <strong>Deutschland</strong>. Allerdings signalisiert die verschlechterte<br />
Übernahmesituation auch Passungsprobleme zwischen Ausbildungsplatzangeboten und<br />
Nachfragen nach beruflichen Kompetenzen und Qualifikationen am Arbeitsmarkt. Ein Anzeichen<br />
dafür ist die fallende Ausbildungsadäquanz, das heißt die wachsende Anzahl von Formen der<br />
Erwerbsbeschäftigung nach Abschluss der Berufsausbildung, die nicht mit dem Berufsfeld der<br />
Erstausbildung übereinstimmen: („Beide Sachverhalte, zum einen längere Suchphasen und<br />
gestiegene Arbeitslosigkeit für einen Teil von Ausbildungsabsolventen, zum anderen ein Drittel<br />
nicht ausbildungsadäquat Beschäftigter, sind hervorstechende Merkmale für Schwierigkeiten im<br />
Übergang von Ausbildung in Beschäftigung, die den Jugendlichen berufliche Flexibilität und hohe<br />
Anpassungsleistungen abverlangen. Beide Sachverhalte zeugen aber auch von beträchtlichen<br />
Passungsproblemen zwischen Ausbildungsstrukturen und Arbeitsmarktnachfrage, die mit dem<br />
tradierten Selbstbild des deutschen Ausbildungssystems als einer Institution, für die aufgrund<br />
der engen Marktbindung der Ausbildung relativ friktionsfreie Übergänge in Beschäftigung<br />
charakteristisch sind, nicht übereinstimmt“) (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S.<br />
184 f).<br />
Die Situation für die beruflichen Vollzeitschulen (einschließlich der Angebote im<br />
Übergangssystem) ist dadurch gekennzeichnet, dass über 70 Prozent der vollzeitschulischen<br />
Absolventen und Absolventinnen im Anschluss nicht direkt in den Arbeitsmarkt, sondern in eine<br />
duale Berufsausbildung einmünden. Zur Lösung der Übergangsprobleme sind bildungs‐ und<br />
arbeitsmarktpolitische Strategien vonnöten, die auf die direkte Integration der<br />
Vollzeitschulabsolventen und Absolventinnen in den Arbeitsmarkt abzielen und damit das<br />
Problem der Lehrstellenknappheit nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ entschärfen<br />
(vgl. Ruf 2008). Andererseits existieren etablierte Varianten der beruflichen Vollzeitschulen, die<br />
zu einem relativ friktionslosen Übergang in das Beschäftigungssystem führen.<br />
6. Übergänge im Bildungssystem: Hindernisse und Lösungsansätze<br />
Strukturelle Bedeutung des Berechtigungssystems<br />
Die Übergänge zwischen unterschiedlichen Bildungs‐ und Ausbildungsteilbereichen<br />
unterliegen den diversen Allokations‐ und Selektionsmechanismen sozialer Systeme. Eine<br />
zentrale Bedeutung für die Steuerung der Übergänge besitzen die erworbenen Abschlüsse und<br />
Zertifikate. Schulische Laufbahn und berufliche Entwicklung hängen mithin in einem relativ<br />
hohen Maße vom Erwerb formaler schulischer Berechtigungen ab. Diese Verbindung von<br />
schulischen Abschlüssen und beruflichen Positionszuweisungschancen wird als Meritokratie<br />
oder “Meritokratische Logik” bezeichnet (Lutz 1979).