Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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134 Dietmar Frommberger<br />
Freizügigkeit, Niederlassungsfreiheit und Dienstleistungsfreiheit zwischen und innerhalb der<br />
Mitgliedsstaaten der EU bzw. das Prinzip des Gleichbehandlungsgebots sowie das Grundrecht<br />
auf den freien Zugang zur Beschäftigung in den EU‐Mitgliedsstaaten haben bereits früh zu<br />
Maßnahmen der Anerkennung, Angleichung und Entsprechung beruflicher Befähigungen und<br />
später auch zu Transparenzansätzen geführt. Neben der Förderung der Mobilität im Bereich der<br />
allgemeinen und beruflichen Bildung stehen diese Maßnahmen im Kontext der Förderung der<br />
Arbeitskräftemobilität und sind damit mittelbar Teil der Europäischen Bildungs‐ und<br />
Berufsbildungspolitik (vgl. ausführlich Frommberger 2006b).<br />
Aktuell werden der Ansatz eines Leistungspunktesystems in der beruflichen Bildung sowie<br />
der Ansatz des Europäischen und der Nationalen Qualifikationsrahmen forciert. Für die<br />
Schaffung eines Europäischen Berufsbildungsraums sind die Transparenz von Qualifikationen<br />
und der Transfer von Lernleistungen zentral. Im Kommuniqué von Maastricht vom Dezember<br />
2004 haben sich deshalb die für die Berufsbildung zuständigen Minister, die Sozialpartner und<br />
die Europäische Kommission dafür ausgesprochen, einen Europäischen Qualifikationsrahmen<br />
(EQR) zu entwickeln und umzusetzen. Im November 2007 wurde der EQF durch den<br />
Bildungsministerrat der EU förmlich beschlossen. Der Transfer von Lernleistungen und deren<br />
Anrechnung soll durch die Einführung eines Kreditpunktesystems in der Berufsbildung<br />
erleichtert werden, dem sogenannten EC<strong>VET</strong> (European Credit (Transfer) System for Vocational<br />
Education and Training) (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2008).<br />
Diese Entwicklungen beeinflussen den fachlichen Diskurs und die interessenpolitische<br />
Diskussion in Fragen der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong>. Einerseits sollen die genannten<br />
Instrumente die Übergänge zwischen den Teilsystemen der Berufsbildung national und<br />
international fördern, andererseits treffen die damit einhergehenden Veränderungen der<br />
beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> auf einen breiten Widerstand. Die Einführung eines<br />
Leistungspunktesystems nach den EC<strong>VET</strong>‐Empfehlungen ist in deutschen Diskussionen heftiger<br />
umstritten als bisherige Standardisierungsbemühungen der EU. Die Aufsplittung von<br />
Gesamtqualifikationen in zertifizierbare Teilqualifikationen stellt aus Sicht vieler Akteure eine<br />
Gefährdung für einen der Eckpfeiler des Dualen Systems dar, das Ausbildungsberufsprinzip, das<br />
gesetzlich und auch ordnungspolitisch als übergeordnetes Ziel beruflicher Ausbildung verankert<br />
ist. Diese Diskussion um die Frage der Gefährdung des Ausbildungsberufsprinzips vor dem<br />
Hintergrund modularisierter Gestaltungsansätze der beruflichen Bildung wird in <strong>Deutschland</strong><br />
intensiv geführt. Zunächst unabhängig von den europäischen Entwicklungen und allein auf die<br />
nationalen Problemlagen bezogen sind die unterschiedlichen Argumente auch in den<br />
Vorschlägen von Euler und Severing (2007) und den anschließenden Reaktionen (vgl. Kruse u. a.<br />
2008) nachzuvollziehen.<br />
4. Übergänge von der Berufsbildung in die Hochschulbildung<br />
Die Frage des Überganges von der Berufsbildung in die Hochschule ist eng verknüpft mit der<br />
berufsbildungstheoretischen Argumentation der Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher