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Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

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Transitions 129<br />

denen das zukünftige Leistungsvermögen eingeschätzt werden soll, ist verhältnismäßig begrenzt.<br />

Um belastbare Aussagen zu den nachweislich erfolgreichen Merkmalen der „Ausbildungsreife“<br />

formulieren zu können, sind mehrjährige Längsschnittuntersuchungen erforderlich, die bislang<br />

nicht durchgeführt worden sind. Bis dato liegt jedoch eine Vielzahl normativer Definitionen des<br />

Konstrukts „Ausbildungsreife“ vor, das von verschiedenen Autoren unterschiedlich prononciert<br />

wird (vgl. dazu den Überblick in Eberhard 2006).<br />

Gleichwohl werden in den Veröffentlichungen zu den PISA‐Ergebnissen auch<br />

Schlussfolgerungen gezogen, die sich auf die Möglichkeit der jungen Erwachsenen beziehen,<br />

einen Ausbildungsberuf erfolgreich zu absolvieren: „Anhand der PISA‐Daten ist es zwar nicht<br />

möglich zu bestimmen, welches minimale Niveau der Lesekompetenz erreicht sein muss, um<br />

eine Ausbildung erfolgreich abschließen zu können. Betrachtet man jedoch die Definition der<br />

Kompetenzstufe I, ist zu vermuten, dass Jugendliche, die den entsprechenden Anforderungen<br />

nicht gewachsen sind, erhebliche Schwierigkeiten beim Übergang in das Berufsleben haben<br />

werden“ (Artelt u. a. 2001). Unter Bezug auf die Kompetenzstufe I, welche die unterste Stufe im<br />

Kompetenzstufenmodell darstellt, das für die PISA‐Untersuchungen und die dort beabsichtigte<br />

Beschreibung und Einordnung erfasster Leistungen zugrunde gelegt wurden, werden so<br />

genannte „Risikogruppen“ definiert. Ein relativ hoher Anteil der getesteten Schüler und<br />

Schülerinnen in <strong>Deutschland</strong> verbleibt unterhalb der Kompetenzstufe I. Die Definition der<br />

Risikogruppe schließt darüber hinaus die Schüler und Schülerinnen ein, die im Lernbereich<br />

Mathematik auf der Kompetenzstufe I angesiedelt sind. Insgesamt zählen zur Risikogruppe in<br />

<strong>Deutschland</strong> etwa 20 Prozent der getesteten Schüler und Schülerinnen. Insofern lässt sich unter<br />

dem notwendigen Vorbehalt vertreten, dass aus den PISA‐Ergebnissen auch Schlussfolgerungen<br />

gezogen werden können, die sich auf das Thema Ausbildungsreife beziehen. Demnach erfüllt ein<br />

Großteil der deutschen Schüler und Schülerinnen gegenwärtig offenbar nicht die notwendigen<br />

Voraussetzungen, die eine erfolgreiche Berufsausbildung erwarten ließen.<br />

Schließlich ist in diesem Feld zusätzliche Forschung wichtig: „Die Klärung der Frage, welche<br />

Kompetenzniveaus den Mindeststandard der Ausbildungsreife kennzeichnen und welche<br />

Anforderungsniveaus mit berufsspezifischer Ausbildungseignung für unterschiedliche Berufe<br />

verbunden sind, gehört zu den dringlichsten, sicherlich aber auch anspruchsvollsten Aufgaben<br />

der empirischen Bildungsforschung in den kommenden Jahren“ (Trautwein u. a. 2008).<br />

In den kommenden Jahren sind einschneidende demograische Entwicklungen zu erwarten;<br />

es bleibt abzuwarten, ob der relative Anteil der Übergänge in das Duale System der beruflichen<br />

Bildung an der 1. Schwelle weiterhin fällt oder eher wieder ansteigen wird. Gleichwohl wird es<br />

auch dann weiterhin Passungsprobleme geben, sofern die Angebotsseite, insbesondere in Bezug<br />

auf die Ausbildungsplätze im Dualen System, quantitativ in Relation zur Nachfrage wachsen wird.<br />

Es ist die Frage zu stellen, ob und inwieweit das System der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong><br />

an der 1. Schwelle mit attraktiven Angeboten aufwarten kann, die auch denjenigen<br />

Schulabsolventen und –absolventinnen Anschlussmöglichkeiten bieten, die nicht den<br />

Anforderungen einer vollständigen Berufsausbildung genügen können. Diese Personengruppe<br />

drängt in den Markt der beruflichen Erstausbildung, weil sie ohne eine qualifizierte

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