Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB
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124 Dietmar Frommberger<br />
Übergänge in die vollqualifizierenden schulischen Berufsausbildungsgänge<br />
Die Alternativen zum Dualen System und zur weiterführenden Allgemeinbildung an der 1.<br />
Schwelle sind nur weit weniger geringer attraktiv und mit deutlich weniger Chancen für den<br />
erfolgreichen Einstieg in die Erwerbsbeschäftigung und den beruflichen Karriereweg verbunden.<br />
Eine Ausnahme stellen die schulischen Berufsbildungsgänge dar, die zu anerkannten<br />
Abschlüssen in den Gesundheits‐ und Pflegediensten sowie in den kaufmännischen<br />
Assistenzberufen führen (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008). In den Jahren von<br />
1992 bis 2007 ist der Anteil dieser Formen der Berufsausbildung an der 1. Schwelle deutlich<br />
angestiegen (vgl. Feller 2004; Ulrich 2008), während die Ausbildungsangebote im Dualen System<br />
absolut und im Verhältnis zu den alternativen Berufsbildungsformen deutlich zurückgegangen<br />
sind.<br />
Übergänge in das Berufliche Übergangssystem<br />
Das so genannte Übergangssystem ist in den letzten zwei Jahrzehnten stark gewachsen. Cum<br />
grano salis handelt es sich um ein Angebot, das diejenigen SchulabgängerInnen wahrnehmen,<br />
die in keine attraktive berufliche Ausbildungsmöglichkeit oder in eine weiterführende<br />
allgemeine Bildung auf der Ebene der Sekundarstufe II einmünden können. Im Nationalen<br />
Bildungsbericht 2006 zählen zum beruflichen Übergangssystem „(Aus‐)Bildungsangebote, die<br />
unterhalb einer qualifizierten Berufsausbildung liegen bzw. zu keinem anerkannten<br />
Ausbildungsabschluss führen, sondern auf eine Verbesserung der individuellen Kompetenzen<br />
von Jugendlichen zur Aufnahme einer Ausbildung oder Beschäftigung zielen und zum Teil das<br />
Nachholen eines allgemein bildenden Schulabschlusses ermöglichen“ (Konsortium<br />
Bildungsberichterstattung 2006, S. 79).<br />
Es handelt sich um ein Angebot sehr heterogener Art, das an unterschiedlichen staatlichen<br />
und privaten Berufsbildungseinrichtungen stattfindet und ein breites Spektrum verschiedener<br />
Berufsbildungsgänge aufweist (vgl. Kutscha 2005). Häufig werden die Angebote der beruflichen<br />
Orientierung und Qualifizierung im Übergangssystem durch außerordentliche<br />
Finanzierungsprogramme des Bundes, der Länder und der Kommunen unterstützt (vgl. Werner<br />
u. a. 2008). <strong>Deutschland</strong>weit ist das Angebot im Übergangssystem kaum zu überblicken. Nur zum<br />
Teil erfolgt in den Angeboten des Übergangssystems eine inhaltliche und organisatorische<br />
Abstimmung zu den weiterführenden schulischen oder betrieblichen beruflichen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
Zudem handelt es sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Übergangssystem<br />
um eine äußerst heterogene Zielgruppe (vgl. Bohlinger 2004, Friese / Siecke 2008): junge<br />
Menschen mit Lernbeeinträchtigung, nicht berufs‐ oder ausbildungsberufsreife junge Menschen,<br />
junge Menschen mit Behinderung, Un‐ und Angelernte, sozial Benachteiligte und bildungsferne<br />
Jugendliche, junge Menschen mit Migrationshintergrund, benachteiligte junge Frauen mit<br />
geringen Ausbildungsplatzchancen sowie junge Mütter, Jugendliche mit soliden schulischen<br />
Abschlüssen, die aufgrund der regionalen und konjunkturellen Bedingungslage keinen<br />
attraktiven Ausbildungsplatz finden, usw.