17.12.2012 Aufrufe

Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

Deutschland VET Research Report 2009 - BiBB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ute Hippach-Schneider; Bernadette Toth (Hrsg.)<br />

ReferNet-<strong>Research</strong> <strong>Report</strong><br />

<strong>Deutschland</strong><br />

Übersc<br />

hrift<br />

<strong>VET</strong> <strong>Research</strong> <strong>Report</strong> <strong>2009</strong><br />

Setzen Sie hi er I hre Botsc haft ei n. Di e best e Wirkung erzi elen Sie, wenn Sie sich auf z wei oder dr ei Sätz e besc hränken.


<strong>Research</strong> <strong>Report</strong> <strong>2009</strong><br />

November <strong>2009</strong>


Autorinnen und Autoren:<br />

Susanne Berger (Kapitel 1)<br />

Prof. Dr. Sandra Bohlinger (Kapitel 3)<br />

Prof. Dr. Dietmar Frommberger (Kapitel 4)<br />

Prof. Dr. Matthias Pilz (Kapitel 1)<br />

Dr. Ingrid Wilkens (Kapitel 2)<br />

Herausgeber:<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

Robert‐Schuman‐Platz 3<br />

53175 Bonn<br />

http://www.bibb.de<br />

Bestell‐Nr.: 60.003<br />

© Copyright:<br />

Die veröffentlichten Inhalte sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

dar. Dieser Bericht gehört zu einer Serie von nationalen ReferNet‐Forschungsberichten. Die<br />

Erstellung des <strong>Report</strong>s wurde von der Europäischen Gemeinschaft kofinanziert.<br />

ISBN 978‐3‐88555‐875‐0


Vorwort<br />

<strong>Research</strong> <strong>Report</strong> <strong>2009</strong><br />

Was beschäftigt die „Berufsbildungsforscher“ eines Landes? Gibt es überhaupt nennenswerte<br />

Forschung? Welches sind die Themen, die untersucht und bearbeitet werden, welches dabei die<br />

relevanten Fragestellungen und wesentliche Ergebnisse? Die Antworten hierauf ermöglichen<br />

einen ganz eigenen Blick auf das Berufsbildungssystem eines Staates, denn sie zeichnen<br />

brennpunktartig die „Baustellen“ auf und sind Indikator für Ansehen und Wichtigkeit beruflicher<br />

Bildung.<br />

In allen Ländern, die im ReferNet vertreten sind, wurde im Jahr <strong>2009</strong> versucht, diese Fragen in<br />

vier inhaltlichen Schwerpunktbereichen zu beantworten.<br />

Gemeinsame Themen für alle Netzwerkmitglieder sind „Benefits of <strong>VET</strong>“ sowie „Mobility and<br />

Migration“. Da es darüber hinaus zahlreiche aktuelle Fragestellungen gibt, die in den<br />

Mitgliedsstaaten völlig unterschiedliche Relevanz haben, wurde den nationalen Koordinatoren<br />

die Entscheidung überlassen, zwei weitere Themen auszuwählen.<br />

Für <strong>Deutschland</strong> sind dies „Effectiveness and quality assurance“ sowie „Transitions“.<br />

Interessanterweise haben das Thema „Effectiveness and quality assurance“ sieben weitere<br />

Staaten gewählt und es ist somit der am häufigsten bearbeitete Schwerpunkt; der<br />

Themenkomplex „Transitions“ wurde von vier weiteren Staaten als wichtiger Forschungsbereich<br />

eingestuft und steht in der Beliebtheitsskala auf Rang 3. Das zeigt, wie zentral insbesondere die<br />

Bedeutung der Themen Qualität und Effektivität in Europa ist.<br />

Im Vergleich zu den anderen ReferNet‐Berichten, wie dem Politikbericht 2008 und dem<br />

Länderbericht <strong>2009</strong>, gab es für den ReferNet‐Forschungsbericht <strong>2009</strong> kaum gemeinsame<br />

Guidelines für die nationalen Konsortia. Es sollte hier gezielt ein möglichst großer Spielraum für<br />

Analyse und Beschreibung der nationalen Berufsbildungsforschung gesichert bleiben.<br />

Für den deutschen ReferNet‐Bericht konnten ausgewiesene Experten als Autorinnen und<br />

Autoren für die einzelnen Schwerpunkte gewonnen werden. Dies macht den Bericht zu einer<br />

nützlichen und hilfreichen Quelle für alle, die sich einen Überblick über die wesentlichen<br />

Forschungsfragen in diesen Teilgebieten verschaffen wollen.<br />

Der Bericht ist Teil des Cedefop ReferNet Arbeitsprogramms <strong>2009</strong>.<br />

Ute Hippach‐Schneider Bernadette Toth<br />

Koordinatorin des deutschen Mitarbeiterin im deutschen<br />

ReferNet‐Konsortiums ReferNet‐Team<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

Bonn, im Januar 2010


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 3<br />

Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Benefits of <strong>VET</strong> 6<br />

Ingrid Wilkens<br />

Mobility and Migration 50<br />

Sandra Bohlinger<br />

Effectiveness and quality assurance 86<br />

Dietmar Frommberger<br />

Transitions and research on transitions in <strong>VET</strong> 117<br />

Abkürzungsverzeichnis 154<br />

Autorinnen und Autoren 156


Benefits of <strong>VET</strong><br />

____________________________________<br />

Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

1. Aktuelle Forschungsaktivitäten zur Beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> der<br />

letzten fünf Jahre 6<br />

2. Synthese der wesentlichen Forschungsergebnisse nach Zielgruppen 7<br />

2.1 Betrieblicher Nutzen 7<br />

2.2 Sozialer und gesellschaftlicher Nutzen 17<br />

2.3 Volkswirtschaftlicher Nutzen 25<br />

2.4 Individueller Nutzen der Teilnehmer 32<br />

3. Resümee und offene Fragen 38<br />

4. Bibliografie 40<br />

1. Aktuelle Forschungsaktivitäten zur Beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> der<br />

letzten fünf Jahre<br />

Die strukturellen Veränderungen im Wirtschafts‐ und Beschäftigungssystem, die<br />

zunehmende Globalisierung und der demografische Wandel beeinflussen die Anforderungen am<br />

Arbeitsplatz und heben gerade in den letzten Jahren die Bedeutung und den Wert einer<br />

umfassenden beruflichen Bildung hervor (vgl. Kremer, 2008(a), S. 2).<br />

Im Rahmen der Erarbeitung des ReferNet Forschungsberichtes von <strong>2009</strong> sollen daher in der<br />

vorliegenden Analyse die wichtigsten aktuellen Forschungsaktivitäten in <strong>Deutschland</strong> zum<br />

Thema „Benefits of <strong>VET</strong>“ dargestellt und knapp diskutiert werden.<br />

Wird von der Beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> gesprochen, so wird diese oft<br />

(vglereinfachend) mit dem dualen Berufsausbildungssystem gleichgesetzt, obgleich diese<br />

spezifische Ausbildungsform einer parallelen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule lediglich<br />

einen Teil in der Gesamtheit der zur beruflichen Aus‐ und Fortbildung zählenden Maßnahmen<br />

des Deutschen Bildungssystems ausmacht.<br />

In der beruflichen Erstausbildung haben sich in <strong>Deutschland</strong>, im Gegensatz zu beispielsweise<br />

der Schweiz oder Österreich, die beiden Systeme der betrieblichen Berufsausbildung im dualen<br />

System einerseits und der ausschließlich schulischen Berufsausbildung andererseits weitgehend<br />

unabhängig voneinander entwickelt (Kremer, 2006, S. 28). Da das duale<br />

Berufsausbildungssystem in <strong>Deutschland</strong> sowohl quantitativ als auch qualitativ das wichtigste<br />

Subsystem des Berufsbildungssystems darstellt, soll in der vorliegenden Darstellung


Benefits of <strong>VET</strong> 7<br />

insbesondere hierauf der Schwerpunkt gesetzt werden. Dies schließt jedoch die Betrachtung<br />

anderer, vor allem vollzeitschulischer beruflicher Bildungsgänge nicht aus.<br />

2. Synthese der wesentlichen Forschungsergebnisse nach Zielgruppen<br />

Im Folgenden sollen die wesentlichen Forschungsaktivitäten und Ergebnisse zum Nutzen und<br />

zu den Erträgen der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> für den Zeitraum 2004 bis <strong>2009</strong><br />

vorgestellt werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und zur besseren Abgrenzung werden die<br />

Forschungsresultate je nach Zielgruppen separat voneinander aufgeführt und dabei jeweils die<br />

forschungsrelevanten Hauptpositionen hervorgehoben. Interdependenzen werden an<br />

geeigneten Stellen ergänzend dargestellt.<br />

Bei Betrachtung der aktuellen Forschungsanstrengungen im Bereich der positiven Effekte<br />

und des Nutzens der beruflichen Bildung fällt nicht nur die fast ausschließliche Beschäftigung mit<br />

den Erträgen des dualen Systems auf, weiterhin heben sich vor allem die anteilsmäßig großen<br />

Forschungsaktivitäten im Bereich der betrieblichen Vorteile hervor, welche daher als erste im<br />

nachstehenden Kapitel behandelt werden. Darauf folgend sollen aktuelle<br />

Forschungsanstrengungen und Ergebnisse im Bezug auf die Vorteile der deutschen beruflichen<br />

Bildung für die Gesamtgesellschaft, die Volkswirtschaft und schließlich für das Individuum<br />

aufgezeigt werden. Es versteht sich von selbst, dass etwaige Überschneidungen in der<br />

Darstellung der Forschungsergebnisse zwischen den einzelnen Zielgruppen nicht ausbleiben<br />

können und auch sollen, da diese wiederum auf die umfassenden Wechselwirkungen der<br />

Beziehungen zwischen allen Beteiligten im Bereich der beruflichen Bildung aufmerksam machen.<br />

2.1 Betrieblicher Nutzen<br />

Aktuelle Forschungen zum betrieblichen Nutzen der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong><br />

beschäftigen sich vorrangig mit den unternehmerischen Erträgen aus der beruflichen<br />

Erstausbildung im dualen System. Dies ist vor allem damit zu erklären, dass in vielen<br />

Beschäftigungsfeldern die betriebliche Ausbildung mitunter der wichtigste Einstiegspfad in den<br />

Arbeitsmarkt ist (vgl. Deißinger, 2005, S. 143).<br />

Die Investitions‐ und Standortentscheidungen von Unternehmen sind im Zuge der<br />

Globalisierung mitunter in hohe Maße von der Qualifizierung der Arbeitskräfte in einem Land<br />

beeinflusst. Neben beispielsweise dem nationalen Lohnniveau ist somit auch die Gestaltung<br />

beruflicher Bildung ein entscheidender Standortfaktor im Wettbewerb von Industrie‐ und<br />

Exportnationen. Die berufliche Bildung in <strong>Deutschland</strong> wird, wie bereits oben angemerkt, vor<br />

allem durch das sogenannte duale System, d.h. der Verknüpfung von schulischem und<br />

betrieblichem Lernort, realisiert. Jährlich beginnen etwa Zweidrittel eines Schülerjahrgangs eine<br />

duale Berufsausbildung und finden damit einen Einstieg in die Berufs‐ und Arbeitswelt (vgl. BIBB,<br />

<strong>2009</strong>(a), S. 77 und Döring; Sailmann, 2005).


8 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Absolventinnen und Absolventen 1 des dualen Systems zeichnen sich durch eine „berufliche<br />

Handlungsfähigkeit“ (§1 Abs.3 BBiG) aus, die es ihnen erlaubt, innerhalb eines beruflichen<br />

Handlungsfeldes selbstständig und weitgehend eigenverantwortlich zu arbeiten (vgl. Frank,<br />

<strong>2009</strong>, S. 5). Um jedoch mit der Entwicklung der Betriebe hinsichtlich beispielsweise des<br />

technologischen Fortschritts oder aber auch den sich ändernden Arbeitsstrukturen Schritt zu<br />

halten, ist auch die berufliche Bildung einem ständigen Wandel unterzogen. Die<br />

Anpassungsfähigkeit auf die Anforderungen der Betriebe und die Offenheit des dualen Systems<br />

zeigen sich nicht nur in den jährlich neu geschaffenen und modernisierten Ausbildungsberufen,<br />

sondern beispielsweise auch in den Neuerungen im Rahmen der Reform des<br />

Berufsbildungsgesetzes im Jahr 2005 (vgl. Kapitel 2.3).<br />

Unternehmungsbefragungen zeigen, dass Betriebe das „hochwertige Produkt“ (Kremer,<br />

2006) der dualen Ausbildung schätzen und durch dessen Qualität und Anpassungsfähigkeit vor<br />

allem im Blick auf die Deckung des eigenen Fachkräftebedarfs profitieren, was Gegenstand des<br />

Folgekapitels sein soll.<br />

Die Bereitschaft der Betriebe, in die Berufsausbildung zu investieren und hiermit auch<br />

zunächst Kosten auf sich zu nehmen, ist vor allem durch den zukünftigen Personalbedarf<br />

motiviert. Dieses sogenannte Investitionsmotiv ist neben dem Reputations‐ und<br />

Kosteneinsparungsmotiv ein in der einschlägigen Literatur diskutierter theoretischer Ansatz zur<br />

Beschreibung und Zuordnung unternehmerischer Beweggründe zur Ausbildungsbeteiligung (vgl.<br />

z.B. Beicht et al., 2004).<br />

Die betriebliche Ausbildung zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses<br />

Das Investitionsmotiv ist unabhängig von Branche und Größe der Unternehmen allgemeinhin<br />

von großer Bedeutung für die Ausbildungsbeteiligung, was auch die Schlussfolgerungen von<br />

Ebbinghaus und Ulmer (<strong>2009</strong>) aus einer Umfrage von 15 000 Betrieben bestätigen. In dieser<br />

Befragung gab jeder sechste von zehn Unternehmern an, dass die Deckung des zukünftigen<br />

Personalbedarfs von großer Bedeutung für die Ausbildungsbeteiligung sei. 2 Die ausbildenden<br />

Betriebe schätzen nicht nur die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der selbst ausgebildeten und<br />

damit auch betrieblich spezialisierten Fachkräfte, sie gehen dadurch auch ein minderes Risiko<br />

bezüglich der Fehleinschätzung bei der Rekrutierung von externem Personal ein (vgl. Ebbinghaus<br />

und Ulmer, <strong>2009</strong>, S. 21; Walden et al., 2003, S. 45). Diese These wird desgleichen durch die<br />

Aussage des Leiters der Siemens AG Professional Education, Herrn Günther Hohlweg, im<br />

Interview mit dem f‐bb untermauert: „[…] Die Siemens AG hält das duale Ausbildungssystem für<br />

die zeitgemäße Form der Berufsausbildung und auch für die Zukunft entwicklungsfähig. […]<br />

1<br />

Die nun folgende Darstellung verzichtet zugunsten der besseren Lesbarkeit auf die sprachliche Differenzierung<br />

zwischen den Geschlechtern. Selbstverständlich sind stets sowohl Frauen als auch Männer angesprochen. [Anm. d.<br />

Verf.]<br />

2 Ähnliche Ergebnisse lieferten bereits in 2004 Beicht et al.


Benefits of <strong>VET</strong> 9<br />

Unternehmen bilden den eigenen Nachwuchs im Unternehmen aus und können ihn so frühzeitig<br />

auf die betrieblichen Belange vorbereiten. […] Die Einarbeitungszeit für die spätere Tätigkeit ist<br />

in die Ausbildungszeit integriert.“<br />

Ein weiteres Motiv von Unternehmen, in die eigene Ausbildung zu investieren, ist die<br />

demografische Entwicklung in <strong>Deutschland</strong>. Einerseits ist ein fortdauernder<br />

Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen, andererseits geht mit der zunehmenden Überalterung<br />

der Gesellschaft (2030 werden schätzungsweise knapp zehn Prozent mehr Menschen als heute<br />

das 65. Lebensjahr überschritten haben) ein Mangel an Fachkräften einher (vgl. Statistisches<br />

Bundesamt, 2006). Daraus könnte gefolgert werden, dass die Betriebe zur Qualifizierung von<br />

Fachkräften auf die duale Berufsausbildung zurückgreifen müssen, um sich dadurch ihren<br />

eigenen betrieblichen Nachwuchs zu sichern. Ausgehend von dieser These untersuchte Troltsch<br />

(2008) auf der Datenbasis des BIBB‐Ausbildungsmonitors von 2007, inwiefern die<br />

Ausbildungsbereitschaft von Betrieben am künftigen Fachkräftebedarf orientiert ist. 3 Die ersten<br />

Ergebnisse der Erhebung 4 zeigten, dass diejenigen Unternehmen, die in der Vergangenheit<br />

Fachkräfte mittleren Qualifikationsniveaus eingestellt hatten, tendenziell auch bereit dazu sind,<br />

Ausbildungsstellen anzubieten, um weiterhin ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern zu<br />

decken. Des Weiteren belegten die Ergebnisse der Befragung, dass die Bereitschaft der Betriebe<br />

Ausbildungsplätze anzubieten, nicht durch die bisherige oder geplante Einstellung von (Fach‐)<br />

Hochschulabsolventen gemindert werden.<br />

Ähnliche Ergebnisse wie Troltsch gewann auch Ebbinghaus (<strong>2009</strong>) im Rahmen des<br />

Forschungsprojekts „Qualitätssicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“ des<br />

Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). 5 Aus der Befragung ging hervor, dass die eigene<br />

Ausbildung für die Betriebe eines der wichtigsten Instrumente zur Deckung ihres<br />

Fachkräftebedarfs ist, insbesondere dann, wenn mit einer hohen Nachfrage nach qualifizierten<br />

Arbeitskräften gerechnet wird. Ist hingegen der erwartete betriebliche Bedarf eher gering,<br />

setzen sowohl Kleinstbetriebe als auch Großunternehmen auf das Mittel der Fort‐ und<br />

Weiterbildung des bestehenden Mitarbeiterpools. Hingegen wird die Deckung des künftigen<br />

Fachkräftebedarfs vielfach von den Betrieben weder durch die Einstellung von Hochschul‐ oder<br />

3<br />

Stichprobe: Telefonische Kontaktierung von 13 000 Betrieben, von denen 5 000 an der Untersuchung<br />

teilnahmen. Es wurden drei Erhebungswellen von TNS Infratest Sozialforschung im Jahr 2007 durchgeführt(vgl.<br />

Troltsch, 2008).<br />

4<br />

Die Gesamtergebnisse der BIBB Kosten‐ Nutzenerhebung 2007 werden zu Anfang des Jahres 2010<br />

veröffentlicht(vgl. Auskunft von Reinhold Weiß, Ständiger Vertreter des Präsidenten und Forschungsdirektor des<br />

Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Eröffnung der BIBB‐Fachtagung „Die Ausbildungsentscheidung von<br />

Betrieben: Ökonomische Forschungsansätze und Analysen" vom 23. bis 24.09.<strong>2009</strong> in Bonn.).<br />

5<br />

Stichprobe: Befragt wurden ca. 2 600 Betriebe, die in einem oder mehreren der Jahre 2005, 2006 oder 2007<br />

gemäß BBiG/HwO ausgebildet haben. Die Befragung erfolgte schriftlich‐postalisch mit einem standardisierten<br />

Fragebogen. Für weitere Informationen wird verwiesen an: Ebbinghaus, <strong>2009</strong>, S. 9‐18.


10 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Fachhochschulabsolventen noch durch die Beschäftigung von Leiharbeitskräften anvisiert (vgl.<br />

Ebbinghaus, <strong>2009</strong>, S. 28). 6 Getreu der ersten Befunde der Betriebsbefragung des BIBB zu Kosten‐<br />

und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung von 2007 7 begründeten 84% der Betriebe ihre<br />

Bereitschaft zur Ausbildung damit, auf diese Weise den betrieblichen Anforderungen<br />

entsprechende Nachwuchskräfte zu qualifizieren. Weiterhin beurteilten 70% der ausbildenden<br />

Unternehmen die Option bei der Übernahme der eigenen Auszubildenden, ‚die Besten’<br />

auszuwählen, als ‚sehr wichtig’ bzw. ‚wichtig’. Als weitere wichtige Gründe für die<br />

betriebseigene Qualifikation wurden ebenso die Vermeidung des Risikos, Fehleinschätzungen<br />

bei der Personalwahl einzugehen und zu hohen Personalfluktuationen vorzubeugen, genannt<br />

(vgl. BIBB <strong>2009</strong>(a), S. 240). Diese Umfrageergebnisse bestätigte ebenfalls der Leiter der<br />

beruflichen Ausbildung der Knorr‐Bremse AG, Herr Josef Stanglmaier, in einem Interview mit<br />

dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f‐bb): „Fazit: Im System der dualen Ausbildung und<br />

bei Ausnutzung der Möglichkeiten hat ein nach dem dualen System ausbildendes Unternehmen<br />

im Anschluss an die Ausbildung genau den Mitarbeiter, den es braucht. […]“ (Loebe, Severing,<br />

2008, S. 182).<br />

In einer zwischen <strong>Deutschland</strong> und Großbritannien vergleichenden Studie zum<br />

Ausbildungsverhalten konnte Pilz (<strong>2009</strong>(a)) auf Basis von Betriebsbefragungen gleichfalls<br />

feststellen, dass in <strong>Deutschland</strong> die Kosten für die Ausbildungsbereitschaft nicht allein<br />

dominieren, sondern die gesicherte und langfristige Bindung gut qualifizierter Arbeitskräfte in<br />

Kombination mit einem gesellschaftlichen Anspruch, der erfüllt werden soll und zu<br />

Reputationsgewinnen führt, entscheidende Parameter sind.<br />

Die Kosten‐ und Nutzenabwägungen der Betriebe für die eigene Ausbildung<br />

In die Kosten‐ Nutzenabwägung der betrieblichen Berufsausbildung fließen auch Elemente<br />

mit ein, die nur bedingt quantifiziert werden können. Um im Folgenden die Überlegungen der<br />

Unternehmer und das Zusammenspiel von Investitions‐, Reputations‐ und<br />

6<br />

Ähnliche Ergebnisse lieferte bereits Walden et al. (2003) bei einer Befragung von ausbildenden und nicht‐<br />

ausbildenden Unternehmen im Jahr 2001. Danach stuften 70% der ausbildenden Betriebe die eigene gewerblich‐<br />

technische bzw. 52% die eigene kaufmännische Ausbildung in der künftigen Deckung ihres Qualifikationsbedarfs im<br />

Fachkräftebereich als ‚sehr wichtig’ bzw. ‚wichtig’ ein(vgl. ebd., S. 45).<br />

6<br />

Die Kosten‐ und Nutzenerhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) beruht auf der konzeptionellen<br />

Grundlage der Sachverständigenkommission von 1974. Insgesamt führte das BIBB vier Erhebungen in den Jahren<br />

1980, 1991, 2000 und 2007 durch. Im Jahr 2007 wurden Personal‐ und Ausbildungsverantwortliche in 2 986<br />

Ausbildungsbetrieben persönlich befragt. Untersucht wurden die 51 am stärksten besetzen Ausbildungsberufe in den<br />

Bereichen Industrie und Handel, Handwerk, öffentlicher Dienst, Landwirtschaft und den freien Berufen. Für weitere<br />

Informationen zur aktuellen Erhebung wird verwiesen auf: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), <strong>2009</strong>(a).


Benefits of <strong>VET</strong> 11<br />

Kosteneinsparungsmotiv besser nachvollziehen zu können, sollen in Anlehnung an Beicht et al.<br />

(2004) die Ausbildungskosten dem Nutzen schematisch gegenübergestellt werden.<br />

Abbildung 1: Übersicht über die Kosten der betrieblichen Berufsausbildung für die<br />

Unternehmen 8<br />

Abbildung 2: Übersicht über den Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung für die<br />

Unternehmen<br />

Erträge aus<br />

produktiven<br />

Personalkosten der<br />

Auszubildenden<br />

(Bruttojahresge‐<br />

hälter und<br />

gesetzliche sowie<br />

freiwillige<br />

Leistungen der<br />

Auszubildenden<br />

Sozialleistungen)<br />

Personalkosten des<br />

Ausbildungs‐personals<br />

(haupt‐ und<br />

nebenberufliche<br />

Ausbilder sowie externes<br />

Personal)<br />

(Eingesparte) Kosten<br />

für die Rekrutierung<br />

externer Fachkräfte<br />

(z.B. Bewerbungs‐<br />

verfahren inkl.<br />

Inserierungskosten,<br />

Personalkosten etc.)<br />

Kosten<br />

Anlage‐ und Sachkosten<br />

(Materialien für den<br />

Arbeitsplatz, die<br />

Lehrwerkstatt und den<br />

innerbetrieblichen<br />

Unterricht, z.B. auch<br />

Sonstige Kosten<br />

(z.B. Kammer‐<br />

gebühren, Kosten<br />

für externe Kurse<br />

8<br />

Beicht et al., (2004) bezogen in ihrer Untersuchung zwei verschiedene Wege zur Berechnung der<br />

Personalkosten für das Ausbildungspersonal mit ein: Kosten unter Ausschluss für Teilzeitausbildungspersonal und<br />

Kosten unter Berücksichtigung derselben. [Anm. d. Verf.]<br />

etc.)<br />

Erträge Leistungs‐<br />

Angebotsnutzen<br />

(Image des Betriebs)<br />

(Eingesparte)<br />

Ausfallkosten für<br />

Fachkräfteman‐gel<br />

und personelle<br />

Fehlentscheidungen<br />

unterschiede<br />

zwischen selbst<br />

ausgebildetem<br />

und externem<br />

Personal


12 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Mittels des am Institut für Technik und Wirtschaft (ITB) der Universität Bremen von Felix<br />

Rauner et al. (2007) entwickelten Selbstevaluationsinstruments für Ausbildungsbetriebe<br />

„Qualität – Erträge – Kosten“ (QEK) wird aktuell den Unternehmen selbst ein Werkzeug an die<br />

Hand gegeben, das ihnen ermöglichen soll, die zentrale Kosten‐Nutzen‐ Frage sowie die Qualität<br />

ihrer betrieblichen Ausbildung aufzuschlüsseln. Das QEK‐ Instrument orientiert sich bei der<br />

Gegenüberstellung von Bruttokosten und Erträgen der Ausbildung an dem oben aufgeführten<br />

Verfahren nach Beicht et al. (2004). Durch den Einsatz des Selbstevaluationsinstruments<br />

„erkennen sie [die Betriebe], welche Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich der Organisation<br />

und Gestaltung ihrer Ausbildung bestehen. Außerdem stellt das Instrument Durchschnittswerte<br />

zur Verfügung, damit die jeweiligen Betriebe feststellen können, wie sie […] hinsichtlich<br />

Kosten/Nutzen und Qualität ihrer Ausbildung abschneiden“ (Heinemann and Rauner, 2008, S.<br />

90). 9<br />

Im methodischen Rückgriff auf das QEK‐ Instrument erhob und bilanzierte Haasler (2008) die<br />

Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung der „Feintechnik GmbH“, einem kleinen<br />

nordrhein‐westfälischen Unternehmen mit sieben Auszubildenden. Die Erhebung zeigte, dass<br />

auch schon kleine und mittlere Unternehmen nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch<br />

kostendeckend ausbilden können. Demnach konnte das oben genannte Unternehmen über die<br />

gesamte Ausbildungsdauer hinweg einen Gewinn erwirtschaften, der sich auf etwa 2 000 €<br />

jährlich belief (vgl. Haasler, 2008, S. 168f.).<br />

Insgesamt gesehen, so die Bewertung von Wenzelmann et al. (<strong>2009</strong>) der ersten Ergebnisse<br />

der BIBB Kosten‐ und Nutzenerhebung 2007, bleibt festzuhalten, dass „Ausbildungsbetriebe in<br />

der Regel von der Ausbildung Jugendlicher profitieren. Zwar entstehen den Betrieben durch die<br />

Ausbildung vielfach Kosten, diese können aber durch die Übernahme und die damit<br />

eingesparten Personalgewinnungs‐ und Einarbeitungskosten neuer Fachkräfte und durch<br />

weniger gut messbare Faktoren, wie etwa Imagegewinn, kompensiert werden“ (Wenzelmann et<br />

al., <strong>2009</strong>, S.10).<br />

Ausbildungsbeteiligung als Imagegewinn<br />

Ausgehend von der oben zitierten Aussage ist es nicht verwunderlich, dass für viele<br />

Unternehmen bei der Ausbildungsbeteiligung nicht nur die Qualifizierung künftiger Fachkräfte<br />

im Vordergrund steht, sondern die Betriebe ebenfalls stark durch das Reputationsmotiv geleitet<br />

sind (vgl. Ebbinghaus, Ulmer, <strong>2009</strong>, S. 22).<br />

Je größer dabei ein Unternehmen ist, desto mehr errechnet es sich durch die Ausbildung<br />

eine Profilierung des Betriebsimages in der Öffentlichkeit, bei Kunden und Lieferanten sowie<br />

eine Steigerung der Attraktivität des Betriebs für leistungsfähige Arbeitskräfte(vgl. ebd.). Dies<br />

bestätigte ebenfalls Richard Hartmann, Ausbildungsleiter bei BASF SE, der durch die eigene<br />

9<br />

Für weitere Informationen zum QEK Forschungstool wird verwiesen auf: Rauner, 2007.<br />

Erste ausgewählte Ergebnisse zum Einsatz des Tools in der Forschungspraxis finden sich in Piening and Rauner 2008.


Benefits of <strong>VET</strong> 13<br />

betriebliche Ausbildung das Ansehen des Unternehmens am Arbeitsmarkt und in der<br />

Öffentlichkeit gestärkt sieht. 10<br />

Im direkten Vergleich dazu spielen reine Kostenüberlegungen im Sinne des<br />

Kosteneinsparungsmotivs eher eine untergeordnete Rolle. Im Allgemeinen sind es eher kleine<br />

Betriebe von einem bis neun Mitarbeiter, für die die Auszubildenden vor allem ein<br />

kostengünstiges Äquivalent zu regulären Arbeitskräften darstellen und demnach ein Ersatz für<br />

Hilfskräfte und Geringqualifizierte bzw. in geringem Ausmaß auch für Fachkräfte sind (Bellmann<br />

et al., 2007, S. 5, Ebbinghaus, <strong>2009</strong>, S. 25). Dies, so Bellmann, kann unter anderem durch die in<br />

Kleinbetrieben häufiger auftretenden Auftragsschwankungen begründet werden, sodass<br />

beispielsweise in Auftragsspitzen die Auszubildenden verschärft produktiv eingesetzt werden<br />

können.<br />

Überblick über die Nettokosten betrieblicher Ausbildung<br />

„Die Ausbildung ist für die Betriebe günstiger geworden und für viele Unternehmen mehr<br />

denn je eine lohnende Investition“ konstatiert Weiß, Vizepräsident des BIBB, anlässlich der BIBB‐<br />

Fachtagung „Die Ausbildungsentscheidung von Betrieben: Ökonomische Forschungsansätze und<br />

Analysen" (vgl. Wiedemann, <strong>2009</strong>) Weiß bezieht sich hier auf die ersten Daten der aktuellen<br />

Kosten‐ Nutzenerhebung des BIBB. Demgemäß belaufen sich die jährlichen Nettokosten der<br />

betrieblichen Ausbildung für das einzelne Unternehmen pro Auszubildendem auf 3596 €.<br />

Gegenüber der vorhergehenden BIBB Kosten‐ Nutzenanalyse von 2000 sind damit, begründet<br />

vor allem durch den erhöhten produktiven Einsatz der Auszubildenden, die<br />

Ausbildungsnettokosten für deutsche Unternehmen um 40% gesunken. Zwischen den einzelnen<br />

Betrieben ist hier jedoch eine hohe Varianz zu beobachten: „So erwirtschaften, auf <strong>Deutschland</strong><br />

hochgerechnet, etwa ein Drittel der Auszubildenden bereits während der Ausbildung<br />

Nettoerträge für ihren Betrieb, während für 10% der Auszubildenden die Nettokosten bei mehr<br />

als 15 000 Euro im Jahr liegen“ (Wenzelmann et al., <strong>2009</strong>, S. 3). Eine Erklärung für diese große<br />

Streuung sehen Wenzelmann et al. erstens in unterschiedlich hohen Gehältern in Ost‐ und<br />

Westdeutschland. Zweitens, so die Autoren, steigen auch mit der Größe des Betriebes die<br />

Nettokosten pro Auszubildendem an (z.B. wg. Beschäftigung hauptamtlichen<br />

Ausbildungspersonals). ‐ Eher überraschend scheint daher der mit wachsender Betriebsgröße<br />

zusammenhängende Anstieg der Zufriedenheit mit dem Kosten‐ Nutzenverhältnis der<br />

betrieblichen Ausbildung: 77% der Großbetriebe mit über 500 Mitarbeitern sind gemäß der BIBB<br />

Kosten‐ Nutzenerhebung 2007 ‚sehr zufrieden’ bzw. ‚zufrieden’ (vgl. ebd.). Eine dritte Erklärung<br />

für die hohe Varianz in den Ausbildungsnettokosten zwischen den einzelnen Betrieben sind die<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Während beispielsweise vor allem im<br />

Öffentlichen Dienst sowie in Industrie und Handel relativ hohe Ausbildungsnettokosten anfallen,<br />

sind diese in der Landwirtschaft, sowie auch im Hotel‐ und Gastgewerbe eher gering. Des<br />

10<br />

Vortrag von Herrn Dr. Richard Hartmann, BASF SE; in der BIBB‐Fachtagung „Die<br />

Ausbildungsentscheidung von Betrieben: Ökonomische Forschungsansätze und Analysen" vom 23.<br />

bis 24.09.<strong>2009</strong> in Bonn.


14 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Weiteren sind die Kosten für Auszubildende, die zum Teil in Lehrwerkstätten ausgebildet<br />

werden, relativ hoch: „Die Bruttokosten betragen in diesem Fall durchschnittlich 20 063 Euro,<br />

während nur relativ geringe Erträge in Höhe von 6 890 Euro erwirtschaftet werden“<br />

(Wenzelmann et al., <strong>2009</strong>, S. 4).<br />

Wenzelmann et al. schlussfolgern, dass auch, wenn die Ausbildung und die daran<br />

anschließende Übernahme der betriebseigenen Absolventen „[…] keine zwingende<br />

Voraussetzung für eine positive Kosten‐Nutzenbilanz ist […]“, die Ausbildungsbetriebe meist von<br />

der Ausbildung junger Menschen profitieren (ebd., S. 10).<br />

Es kann daher aus den vorgestellten Untersuchungsergebnissen abgeleitet werden, dass<br />

eine Investition in die berufliche Bildung eine lukrative Investition für deutsche Betriebe sein<br />

kann, vor allem, wenn diese damit verbunden wird, den eigenen betrieblich qualifizierten<br />

Nachwuchs zu sichern. Die zunächst aufgewandten Kosten könnten sich darüber hinaus für den<br />

ausbildenden Betrieb noch weiter amortisieren, wenn über die Weiterbeschäftigung nach der<br />

Erstausbildung hinaus der Mitarbeiter innerhalb der beruflichen Weiterbildung zusätzlich<br />

qualifiziert und für die Anforderungen des Betriebes spezialisiert wird.<br />

Die subjektive Einschätzung der Unternehmen ist, dass die betriebliche Ausbildung sich<br />

wirtschaftlich lohnt: 60% der Betriebe sind mit dem Kosten‐ Nutzen‐ Verhältnis der Ausbildung<br />

‚sehr zufrieden’ bzw. ‚zufrieden’, nur 11% sind unzufrieden (vgl. ebd.).<br />

Mit dem Fokus auf den Vergleich der Nettokosten der betrieblichen Ausbildung zwischen<br />

<strong>Deutschland</strong> und der Schweiz wurden in einer aktuellen Studie von Dionisius et al. gegenwärtig<br />

Werte aus beiden Ländern gegenübergestellt 11 (vgl. Dionisius et al., 2008). Ausgehend von dem<br />

beträchtlichen Unterschied in den Nettokosten der betrieblichen Ausbildung, ‐ im Gegensatz zu<br />

deutschen Betrieben, welche durch die Ausbildungsbeteiligung jährlich Nettokosten von ca. 7<br />

528 € pro Auszubildendem 12 auf sich nehmen, erzielen schweizerische Unternehmen einen<br />

Ertrag von ca. 913 € ‐, gingen Dionisius et al. der Frage nach, welche Parameter diese Differenz<br />

beeinflussen und inwiefern eine Veränderung der Einflussgrößen Auswirkungen auf die<br />

Nettokosten der betrieblichen Ausbildung haben. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der<br />

große Unterschied zwischen <strong>Deutschland</strong> und der Schweiz in den Nettokosten betrieblicher<br />

Ausbildung nicht allein auf strukturelle Differenzen zwischen beiden Ländern zurückgeführt<br />

11<br />

Für die Gegenüberstellung der Datensätze aus <strong>Deutschland</strong> und der Schweiz wurden aufseiten der<br />

Bruttokosten der Ausbildung die Personalkosten für Ausbildungspersonal und Auszubildende sowie Material‐ und<br />

Sachkosten miteingerechnet(vgl. Zusammensetzung der Bruttokosten der Ausbildung in Abb. 1). Aufseiten der<br />

Nettokosten wurden in der Aufbereitung der Daten lediglich die Erträge durch die produktiven Leistungen des<br />

Auszubildenden herangezogen (vgl. Dionisius et al. 2008, S. 4) [Anm. d. Verf.].<br />

12<br />

Die abweichenden Nettokosten der Studie von Dionisius et al. (2008) von denen der BIBB Kosten‐Nutzen‐<br />

Analyse (vgl. Kapitel 2.1.2.3) erklären sich durch unterschiedliche methodische Vorgehensweisen und Berechnungen<br />

(siehe vorherige Fußnote)


Benefits of <strong>VET</strong> 15<br />

werden kann: Die Erträge bei der Ausbildung junger Menschen fundieren vor allem auf dem<br />

weitaus größeren Anteil an produktiver Arbeit der Auszubildenden im Betrieb. Während<br />

deutsche Auszubildende im Betrieb etwa zu 57% produktive Arbeiten erledigen, beteiligen sich<br />

die Auszubildenden aus dem Nachbarland mit 83% ihrer Arbeitszeit an produktiven Tätigkeiten<br />

im Unternehmen (vgl. ebd., S. 7).<br />

In ihrer Studie simulierten Dionisius et al. darüber hinaus, inwiefern beispielsweise nach<br />

schweizerischem Vorbild eine Anhebung des Pensums an produktiver Arbeit der Auszubildenden<br />

im Betrieb die Nettokosten für deutsche Unternehmen senken würde. Zwar zeigten die<br />

Ergebnisse der Simulation, dass hierdurch sicherlich eine Kosteneinsparung zu erwarten wäre,<br />

jedoch schränken Dionisius et al. gleichzeitig ein, dass dies mit den Gegebenheiten am<br />

deutschen Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft nur schwer in die Praxis umzusetzen wäre: (vgl.<br />

ebd., S. 16f.) Warum deutsche Betriebe trotz anfallender Nettokosten dennoch auf die<br />

Ausbildung im dualen System setzen, versuchen Dionisius et al. in einem vorläufigen Fazit durch<br />

die höhere zukunftsgerichtete Investitionsstrategie deutscher Unternehmen zu begründen, da<br />

die Betriebe durch die Ausbildung junger Menschen den eigenen Bedarf an qualifizierten<br />

Fachkräften sichern wollen. Die Zahlen zur Mobilität junger Absolventen bestätigen diese<br />

Annahme, nach denen in der Schweiz nur etwa 36% der Jugendlichen nach der Ausbildung in<br />

ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben, während die Hälfte der deutschen Absolventen eine<br />

Anstellung im ehemaligen Ausbildungsunternehmen erhält (vgl. ebd., S. 16). Fazit: Der Nutzen<br />

der Ausbildung für die Betriebe in der Schweiz ist bereits so gut, dass eine Übernahme nach der<br />

Ausbildung nicht notwendig ist.<br />

Exkurs: Aufwendungen der Betriebe für die berufliche Weiterbildung<br />

Obwohl der Schwerpunkt dieses Kapitels vorrangig auf den unternehmerischen Kosten und<br />

Nutzen der beruflichen Erstausbildung liegt (vgl. Kapitel 2.1), soll ein Blick auf die Tendenzen und<br />

Kosten der Weiterbildung aus Sicht der Betriebe nicht ganz ausbleiben.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1.2 angedeutet, wird davon ausgegangen, dass in Zukunft viele<br />

Unternehmen aufgrund der rasanten technologischen und strukturellen Entwicklung sowie des<br />

demografischen Wandelns vor der Herausforderung der Deckung ihres Fachkräftebedarfs stehen<br />

werden. Demgemäß gewinnt nicht nur die berufliche Erstausbildung, sondern auch das<br />

Lebenslange Lernen künftig mehr und mehr an Bedeutung. Übereinstimmend gehen nach einer<br />

repräsentativen Umfrage bei deutschen Unternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />

Köln („IW‐ Weiterbildungserhebung 2005“) 56% der befragten Betriebe von einem steigenden<br />

Weiterbildungsbedarf aus. „Der wichtigste Antrieb für betriebliche Weiterbildung wird auch<br />

künftig ein konkret vorliegender Qualifizierungsbedarf für Mitarbeiter sein. Drei Viertel der<br />

befragten Unternehmen wollen ihre Weiterbildung daraufhin konzipieren. Dabei will mehr als<br />

jedes zweite Unternehmen Wünsche und Vorschläge der Mitarbeiter stärker berücksichtigen“<br />

(Werner, 2006, S. 14).<br />

Gemäß der IW‐ Weiterbildungserhebung 2005, welche bereits die fünfte Studie in Folge des<br />

IW zu den Trends sowie Kosten der beruflichen Weiterbildung bei deutschen Unternehmen ist,


16 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

waren im Geschäftsjahr 2004 hochgerechnet auf alle Betriebe in <strong>Deutschland</strong> 84,4% in der<br />

Weiterbildung ihrer Mitarbeiter aktiv. 13 Auffallend ist hier die mit der Betriebsgröße ansteigende<br />

Weiterbildungsbeteiligung der Unternehmen: So bildeten im Jahr 2004 93,2% der Unternehmen<br />

mit 500 und mehr Mitarbeitern weiter (vgl. ebd., S. 2f).<br />

Die Aufwendungen der Unternehmen je Mitarbeiter beliefen sich durchschnittlich auf 1 072<br />

Euro, wovon ein Drittel auf direkte Kosten, d.h. unmittelbare Ausgaben z.B. für<br />

Teilnahmegebühren oder Lern‐ und Arbeitsmittel und zwei Drittel auf indirekte Kosten<br />

(Opportunitätskosten) entfielen (vgl. ebd., S. 9f). „Dieser Wert liegt deutlich höher als der Wert<br />

von 869 Euro der vierten IW‐Weiterbildungserhebung für 2001, allerdings noch unter dem<br />

entsprechenden Wert der Erhebung für 1998, der bei 1128 Euro lag“ (ebd.). Im Gegensatz zum<br />

Erhebungsjahr 2001 investierten deutsche Unternehmen drei Jahre später vor allem in externe<br />

Lehrveranstaltungen, was zugleich zu einer Erhöhung der indirekten Kosten aufgrund der<br />

Freistellung der Mitarbeiter führte. Daneben intensivierte (und damit verteuerte) sich<br />

zunehmend das selbst gesteuerte Lernen mit Medien gegenüber 2001 (vgl. ebd., S. 11).<br />

Mit dem Blick in die Zukunft hoben die befragten Betriebe in der Untersuchung vor allem die<br />

Bedeutung der Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter bezüglich der Weiterbildung, auch um ihre<br />

eigene Beschäftigungsfähigkeit zu sichern, hervor: Dem stimmten knapp 70% der Unternehmen<br />

zu (vgl. ebd., S. 17).<br />

Ausblick<br />

Zusammenfassend bietet somit die Aus‐ und Weiterbildungsbeteiligung vor allem mit Blick in<br />

die Zukunft für Betriebe eine Chance, von der sich durch Modernität, Flexibilität und<br />

Anpassungsfähigkeit auszeichnenden Struktur der deutschen beruflichen Bildung zu profitieren.<br />

In vertiefenden Analysen wird es nun darauf ankommen, nicht nur die Kosten‐Nutzen‐Frage<br />

sowie die Qualität der Ausbildung separat voneinander zu erforschen, sondern auch die Prozess‐<br />

und Outputqualität der Ausbildung sowie deren Planung, Gestaltung und Durchführung mit der<br />

tatsächlichen Ausbildungsbeteiligung in Bezug zu setzen. So könnte es in diesem Rahmen<br />

interessant sein danach zu fragen, ob oder inwiefern beispielsweise ein Zusammenhang<br />

13<br />

Zum Weiterbildungsbegriff des IW: „In der IW‐Weiterbildungserhebung wird traditionell ein weit gefasster<br />

Weiterbildungsbegriff zugrunde gelegt. Demzufolge zählen neben den klassischen organisierten<br />

Weiterbildungsveranstaltungen in Form externer und interner Seminare auch Informationsveranstaltungen,<br />

Umschulungen sowie arbeitsplatznahe und selbst gesteuerte Lernformen zur betrieblichen Weiterbildung. Relevant ist<br />

dabei ein beruflicher Bezug in Abgrenzung zur allgemeinen Weiterbildung. Neben formalisierter Weiterbildung<br />

werden auch die zunehmenden nicht‐formalen sowie intendierten informellen Lernprozesse berücksichtigt“ (ebd.,<br />

S.2).


Benefits of <strong>VET</strong> 17<br />

zwischen der Übernahmequote von Ausbildungsabsolventen und der Ausprägung der<br />

Betriebsspezifität der Ausbildung in deutschen Ausbildungsbetrieben besteht. 14<br />

2.2 Sozialer und gesellschaftlicher Nutzen<br />

Das deutsche duale Berufsausbildungssystem hat sich seit Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

trotz massiver Änderungen in Wirtschaft und Gesellschaft in hervorragender Weise immer<br />

wieder bewährt sowie auch qualitativ und quantitativ weiterentwickelt (vgl. Kremer, 2006)<br />

Demnach profitiert nicht nur das einzelne Unternehmen von dessen Leistungsfähigkeit,<br />

sondern auch die Gesamtgesellschaft.<br />

Das duale System im Wandel von Gesellschaft und Arbeitswelt<br />

Selbstverständlich bleibt auch die berufliche Bildung von weltwirtschaftlichen,<br />

technologischen und beschäftigungsstrukturellen Veränderungen nicht unberührt und versucht<br />

durch ihre Innovationskraft den neuen Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.<br />

Als Beispiel ließe sich unter anderem der Beitrag des dualen Systems im Wiederaufbau<br />

<strong>Deutschland</strong>s nach dem Zweiten Weltkrieg nennen, das durch seine qualitativ hochwertige<br />

Erstausbildung und die darauf aufbauende fachliche Weiterbildung in den zwei Jahrzehnten der<br />

Nachkriegszeit den rasch steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften weitgehend<br />

befriedigte. Weiterhin wurden vor allem in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

weitreichende Neuerungen innerhalb des dualen Systems vorgenommen, wie beispielsweise die<br />

„Stufenausbildung“, die die schrittweise Spezialisierung in den vorrangig breiter angelegten<br />

Berufsfeldern ermöglichte (vgl. Burkart, 2004, S. 208f.)<br />

Gegenwärtig kann nach Fulst‐Blei (2003) zunächst festgehalten werden, dass durch den<br />

oben beschriebenen strukturellen Wandel bedingt vor allem Tätigkeiten zunehmend entfallen<br />

werden, die keine oder nur eine geringe Qualifikation voraussetzen. Darüber hinaus werden<br />

allgemeinhin die Ansprüche an das Qualifikationsniveau der Beschäftigten steigen, von denen<br />

nicht nur eine optimale Kombination von fachlichen und sozialen Kompetenzen, Flexibilität und<br />

Anpassungsbereitschaft, aber auch die Bereitschaft zur Eigeninitiative und<br />

Verantwortungsübernahme erwartet werden (vgl. dazu auch ausführlich die Studie zum<br />

Qualifikationsbedarf bis 2020 im Auftrag der Bund‐Länder‐Kommission, Bonn 2007).<br />

Inwiefern das duale Berufsausbildungssystem auch dem momentanen Wandel der<br />

Gesellschaft und Arbeitswelt gerecht wird und somit auch zum sozialen Frieden beiträgt, soll<br />

anhand aktueller Forschungsaktivitäten in den folgenden Unterkapiteln erörtert werden.<br />

14 Zur „Breite“ der Berufsausbildung im dualen System, bzw. im Umkehrschluss deren „Betriebsspezifität“ vgl.<br />

auch Kapitel 2.2


18 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Das deutsche Berufskonzept<br />

Traditionell bildet in <strong>Deutschland</strong> das Konstrukt des Berufskonzepts den Eckpfeiler des<br />

dualen Systems. Kloas (1997) benennt als Standards des deutschen Berufskonzepts 1. die<br />

qualifizierte Tätigkeit, d.h. die Vermittlung von Fach‐, Sozial‐, und Methodenkompetenz; 2. die<br />

Elastizität der breit angelegten beruflichen Basis; 3. die damit verbundene Transferfähigkeit von<br />

beruflicher Handlungsfähigkeit auf neue Situationen; 4. die Initialqualifikation und Kompetenz<br />

zum Weiterlernen; 5. die Mobilität gewährleistende Transparenz und bundesweite Anerkennung<br />

erworbener Kompetenzen und ferner 6. die Tarif‐ sowie sozialrechtliche Absicherung des<br />

Auszubildenden. Die Qualitätssicherung erfolgt einerseits über die Kontrolle des Outputs der<br />

beruflichen Ausbildung, welche durch die Kammerprüfung realisiert wird; andererseits wird die<br />

Input‐Seite durch die Ausbildereignungsprüfung, die gesetzlichen Anforderungen an die<br />

Ausbildungsbetriebe und die Ausbildungsordnung mit Ausbildungsrahmenlehrplan geregelt (vgl.<br />

Kloas, 1997, S. 22f.; Pilz <strong>2009</strong>(a); Deißinger, 2001, S. 17f.).<br />

Das Berufskonzept setzt auf anerkannte und institutionell geregelte Berufsabschlüsse, die<br />

„für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt<br />

notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche<br />

Handlungsfähigkeit) vermitteln […]“ (§ 1 Abs.3 BBiG). Diese Breite beruflicher Handlungsfähigkeit<br />

ermöglicht den Absolventen des dualen Systems nach ihrer Ausbildung, in mehreren<br />

Berufsfeldern eine Stelle zu finden. Die hohe Mobilität der Ausgebildeten zeigt sich ebenfalls in<br />

der vergleichsweise eher kurzen Verweildauer in Arbeitslosigkeit nach Abschluss einer<br />

Ausbildung im dualen System (vgl. Pilz, 2004, S. 184). Während ein Anteil von 22,9% der<br />

Jugendlichen nach Abschluss der Ausbildung noch etwa einen Monat lang arbeitslos ist, beträgt<br />

dieser acht Monate später nur noch 11% und liegt damit knapp unter der<br />

Jugendarbeitslosenquote von derzeit 11,2% (vgl. BIBB, <strong>2009</strong>(a), S. 189 und Eurostat, <strong>2009</strong>).<br />

Allerdings variiert die Arbeitslosenquote im Anschluss an die Ausbildung zwischen alten und<br />

neuen Bundesländern beträchtlich. Der Anteil der Arbeitslosen einen Monat nach erfolgreich<br />

abgeschlossener Ausbildung betrug 2003 in den neuen Ländern 37,7 % gegenüber 19,4 % in den<br />

alten Bundesländern, was vor allem auf die strukturellen ökonomischen Voraussetzungen<br />

Ostdeutschlands zurückzuführen ist (vgl. ebd.).<br />

Flexibilisierungs‐ und Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen der Neuerungen des<br />

BBiG<br />

Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) in den Jahren 2003/2005 sowie der<br />

jährlichen Modernisierung bestehender Berufsbilder und der Neuschaffung von<br />

Ausbildungsberufen versucht das deutsche berufliche Bildungssystem den immer komplexer und<br />

internationaler werdenden Anforderungen der Arbeitswelt Rechnung zu tragen.<br />

So ergeben sich durch die neuen Regelungen des BBiG mehr Möglichkeiten zur Kooperation<br />

zwischen einzelnen Betrieben einerseits und zwischen Unternehmen und beruflichen (vglollzeit‐)<br />

Schulen andererseits (vgl. Kremer, 2006, S. 30f.). Um mehr kleineren und mittleren Betrieben,


Benefits of <strong>VET</strong> 19<br />

die bisher nicht die vollen Rahmenbedingungen für die betriebliche Ausbildung erfüllten, die<br />

Möglichkeit zu geben, den Einstieg in die Ausbildungsbeteiligung und damit die Chance zur<br />

Qualifizierung des eigenen Fachkräftenachwuchses zu geben, können sich nach den neuen<br />

Regelungen des BBiG mehrere natürliche und juristische Personen, darunter auch<br />

berufsbildende Schulen, zu einem sogenannten Ausbildungsverbund zusammenschließen (vgl.<br />

ebd.).<br />

Darüber hinaus können Jugendliche nach einer entsprechenden gleichwertigen<br />

Berufsausbildung an der beruflichen Vollzeitschule zur sogenannten Kammerprüfung zugelassen<br />

werden.<br />

Auch vor der Einführung von Qualifizierungsbausteinen in der<br />

Berufsausbidlungsvorbereitung (vgl. Kapitel 2.2) wird eine Vielzahl an Vorteilen erwartet, „diese<br />

liegen beispielsweise in einer erhöhten Systemflexibilität (Wahlmodule in Ausbildungsberufen<br />

und beruflichen Fortbildungsgängen, Mehrfachverwendbarkeit einzelner Module für<br />

verschiedene Berufe und Zielgruppen), in einer Vereinfachung der Ordnungsarbeit […] und in der<br />

Chance, auf der Ebene von Modulen eher zu Entsprechungen/Anerkennungen von<br />

Teilqualifikationen zu gelangen als bei kompletten Berufsbildern […]“ (Kloas, 2006, S. 41).<br />

Darüber hinaus besteht die Hoffnung, insbesondere leistungsschwachen und sozial<br />

benachteiligten Jugendlichen, Teilqualifikationen zu zertifizieren, die ihnen bessere Chancen am<br />

Arbeitsmarkt ermöglichen sollen.<br />

Langfristig angelegte Untersuchungen über die Nutzung der neuen Möglichkeiten des BBiG<br />

durch alle Beteiligten und die Effizienz der aufgeführten Maßnahmen stehen noch aus. Inwiefern<br />

des Weiteren auf diese Weise eine annähernde Gleichwertigkeit der betrieblichen und<br />

schulischen Berufsausbildung erreicht werden kann, muss in Zukunft noch erörtert werden.<br />

So hält zwar Feller (2006) fest, dass viele berufliche Vollzeitschulen bereits von den neuen<br />

Möglichkeiten, die ihnen das BBiG bietet, profitieren sowie vorbildlich mit der Wirtschaft<br />

kooperieren und so zum Beispiel mit den Betrieben technische Geräte und Schulungen<br />

austauschen, jedoch kaum von einer flächendeckenden Verbreitung solcher Handlungsweisen<br />

gesprochen werden kann (vgl. Feller, 2006, S. 51).<br />

Qualifizierungsbausteine in der betrieblichen und schulischen<br />

Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Beispielhaft soll an dieser Stelle auf Forschungsaktivitäten zum Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen in der betrieblichen sowie schulischen Berufsausbildungsvorbereitung<br />

eingegangen werden.<br />

Erste Erkenntnisse über den Umgang mit Qualifizierungsbausteinen liefert eine im Jahr 2004<br />

durchgeführte Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), nach der über 80%<br />

der befragten Betriebe bereits die Qualifizierungsbausteine erfolgreich einsetzen (vgl. Kloas and<br />

Kramer, 2005, S. 15).


20 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Während in anderen Branchen ein separiertes Nebeneinander verschiedener<br />

Qualifizierungsbausteine herrscht, entwickelte das Handwerk im Jahr 2003 etwa 100<br />

Qualifizierungsbausteine für die 17 meist frequentierten Handwerksberufe, welche seither<br />

bundesweit in der betrieblichen Einstiegsqualifizierung (EQJ) ihre Anwendung finden. Nach<br />

erfolgreicher Absolvierung erhalten die Jugendlichen ein betriebliches Zeugnis und ein Zertifikat<br />

der Handwerkskammer (vgl. ebd.).<br />

Die Evaluation des im schulischen Kontext stattfindenden Modellversuchs<br />

‚Qualifizierungsbausteine in der Ausbildungsvorbereitung’ (QUAV) des Landes Rheinland‐Pfalz<br />

lieferte im Jahr 2006 positive Beurteilungen bei Schülern und Lehrern. Das Konzept des QUAV ist<br />

in Rheinland‐Pfalz in das Berufsvorbereitungsjahr eingebettet und soll vor allem Schüler mit<br />

besonderem Förderbedarf darin unterstützen, einen Ausbildungsplatz zu erwerben (vgl.<br />

Hörmann, 2006, S. 37). Eine erste Erhebung zeigte, dass mehr als die Hälfte der ursprünglich aus<br />

Haupt‐ sowie Förderschulen stammenden Schülerschaft die Prüfung zum Qualifizierungsbaustein<br />

mit Erfolg absolvierte. Etwa 90% der Schüler bejahten sowohl die Aussage, an der Arbeit mit<br />

dem Qualifizierungsbaustein Spaß gehabt zu haben, als auch darüber hinaus etwas dazugelernt<br />

zu haben. Aus Sicht der Lehrkräfte wurden unter anderem eine erhöhte Motivation und ein<br />

Zuwachs an sozialen Kompetenzen bescheinigt (vgl. ebd., S. 39). Letztendlich bleibt dennoch<br />

festzuhalten, dass aktuell vor allem umfassende, d.h. branchen‐ und länderübergreifende<br />

Evaluationsergebnisse zum Einsatz und zur Bewährung der Qualifizierungsbausteine noch<br />

ausstehen. Von besonderem Interesse wäre hierbei, inwiefern den Jugendlichen durch die<br />

Qualifizierungsbausteine tatsächlich die Aufnahme einer Ausbildung im dualen System<br />

erleichtert wird und die absolvierten Bausteine auch zeitlich angerechnet werden.<br />

Das Programm “JOBSTARTER CONNECT”<br />

Die oben beschriebenen „Qualifizierungsbausteine“ in der beruflichen<br />

Ausbildungsvorbereitung sind von den sogenannten Ausbildungsbausteinen (ABBS) im Rahmen<br />

des Programms JOBSTARTER CONNECT wie folgt zu unterscheiden: Während das Ziel im Rahmen<br />

der Qualifizierungsbausteine ist, durch die Vermittlung von Grundlagen an eine<br />

Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf heranzuführen (vgl. § 1, Abs. 2 BBiG),<br />

fokussiert JOBSTARTER CONNECT durch den Einsatz der Ausbildungsbausteine<br />

ausbildungsfähigen, aber marktbenachteiligten Jugendlichen eine Berufsausbildung in einem<br />

anerkannten Ausbildungsberuf zu ermöglichen (vgl. BMBF, <strong>2009</strong>(a)).<br />

Gemäß der Definition des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sind<br />

Ausbildungsbausteine „[…] abgegrenzte und bundesweit standardisierte Einheiten innerhalb der<br />

Gesamtstruktur eines Ausbildungsberufsbildes. […] Ausbildungsbausteine bilden insgesamt die<br />

relevanten berufstypischen und einsatzgebietsüblichen Arbeits‐ und Geschäftsprozesse ab, die<br />

das berufliche Handeln der ausgebildeten Fachkräfte in ihrer Gesamtheit maßgeblich bestimmen<br />

und die didaktisch (als Lernprozess sinnvoll) abgebildet werden können. Ausbildungsbausteine<br />

entstehen aus einer Reformulierung und inhaltlichen Zusammenführung der geltenden<br />

Ordnungsmittel: Ausbildungsrahmenplan und Rahmenlehrplan. Die einzelnen ABBS entstehen<br />

aus einem ganzheitlichen Ausbildungsberufsbild, umgekehrt repräsentieren sie in ihrer


Benefits of <strong>VET</strong> 21<br />

Gesamtheit die Einheit des Berufsbildes und bilden die Berufsbildpositionen vollständig ab“<br />

(BMBF, <strong>2009</strong>(a)).<br />

Bisher liegen für 14 Berufsausbildungen Ausbildungsbausteine zur modellhaften Erprobung<br />

vor, die innerhalb 27 ausgewählter Projekte der ersten Förderrunde seit dem 1. April <strong>2009</strong> ihren<br />

Weg in die Praxis fanden. Aktuelle Forschungsergebnisse zur Akzeptanz der<br />

Ausbildungsbausteine am Arbeitsmarkt, in der Gesellschaft und durch die Jugendlichen selbst<br />

stehen bisher noch aus (vgl. Pilz <strong>2009</strong>(b), S. 163).<br />

Berufliche Bildung als soziales Aufstiegsmittel<br />

Die betrieblich verankerte Berufsausbildung „eröffnet Menschen aus allen gesellschaftlichen<br />

Gruppen die Chance auf Beschäftigung als qualifizierte Fachkraft und schafft damit eine wichtige<br />

Grundlage für soziale Integration und gesellschaftliche Teilhabe“ (Kremer, 2008(a), S. 2).<br />

Allerdings können in den letzten Jahren durch die enorm angestiegene Zahl an Absolventen aus<br />

allgemein bildenden Schulen, einer tendenziell schwierigen Wirtschaftslage und dem daraus<br />

resultierenden eingeschränkten Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen immer weniger<br />

Jugendliche von dieser Chance profitieren (vgl. Weber, 2008, S. 190)<br />

Durch die Schaffung eines sogenannten Übergangssystems sollen diejenigen Schüler<br />

aufgefangen werden, die nach der allgemeinbildenden Schule keinen Ausbildungsplatz erhalten.<br />

Die Zielgruppe solcher Maßnahmen sind vor allem die als benachteiligt geltenden Jugendlichen<br />

mit oder ohne Hauptschulabschluss sowie in der Regel leistungsschwache Schüler mit mittlerem<br />

Bildungsabschluss.<br />

Soziale Integration benachteiligter Jugendlicher<br />

Obwohl es für die Aufnahme einer Ausbildung im dualen System keine formalen<br />

Zugangsvoraussetzungen gibt, erlangen immer weniger benachteiligte junge Menschen die<br />

Möglichkeit, eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren. Zu dieser Zielgruppe zählen vor<br />

allem Jugendliche mit oder ohne Hauptschulabschluss, Abgänger aus<br />

Sonderschulen/Förderschulen für Lernbehinderte (unabhängig vom erreichten Schulabschluss),<br />

jedoch aber auch immer mehr leistungsschwächere Schulabgänger mit mittlerem<br />

Bildungsabschluss. Als sozial benachteiligt gelten des Weiteren junge Menschen, die nach<br />

Feststellung des Psychologischen Dienstes verhaltensgestört sind, Legastheniker, ehemals<br />

drogenabhängige Jugendliche, strafentlassene und strafgefangene Jugendliche sowie aber auch<br />

junge Menschen mit Migrationshintergrund (vgl. § 211 SGB III).<br />

Wie bereits in den Vorjahren bestätigen die Daten des Bildungsberichts(vgl. Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung, 2008) für das Jahr 2008, dass im dualen System annähernd zwei<br />

Drittel der Ausbildungsplätze mit Absolventen mit mittlerem oder höherem Schulabschluss<br />

besetzt waren und nur noch etwa ein Drittel von Schülern mit und ohne Hauptschulabschluss<br />

eingenommen wurden (vgl. ebd., S. 158) Diese Einmündungsquoten zeigen, so die<br />

Autorengruppe, „[…] dass das duale System eine seiner traditionell großen Stärken, Kinder aus


22 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

den bildungsschwächeren Gruppen durch Ausbildung beruflich zu integrieren, tendenziell<br />

einbüßt“ (ebd.).<br />

Beicht et al. (2008(b)) werfen jedoch ein, dass diese Problematik auch hinsichtlich der<br />

Integrationskraft anderer Systeme, vor allem des Schulberufssystems, beleuchtet werden müsse,<br />

und halten fest, dass „obwohl dieses System [das Schulberufssystem] [Anm. d. Verf.] deutlich<br />

weniger von wirtschaftskonjunkturellen Schwankungen abhängig ist, […] [und] sein Beitrag zur<br />

Integration der ‚Schwächeren’ weitgehend [ausbleibt]“. (Beicht et al. 2008(b), S. 308). Die<br />

Aufnahme vollqualifizierender schulischer Bildungsgänge ist formal oft an den<br />

Hauptschulabschluss oder Mittleren Schulabschluss gebunden. Darüber hinaus sind diese<br />

Bildungsgänge stärker im tertiären Sektor verortet und richten sich damit tendenziell eher an ein<br />

höheres Anforderungsprofil (vgl. ebd., S. 308f.). Beicht et al., (2008(b)) bringen demzufolge zum<br />

Ausdruck, dass prinzipiell „die Frage im Raum stehe“, warum in der Vergangenheit das<br />

Schulberufssystem nicht stärker in die Verantwortung gezogen wurde, sich an der Ausbildung<br />

‚benachteiligter’ Jugendlicher zu beteiligen (vgl. ebd.) 15<br />

Als ein möglicher Ansatz zur Verbesserung der Beteiligungsmöglichkeiten von Hauptschülern<br />

im dualen System wird die Einführung von zweijährigen Ausbildungsberufen diskutiert. In einer<br />

Studie im Bereich der Metall‐ und Elektroindustrie untersuchte Weber (2008) u.a. mittels<br />

Experteninterviews mit Ausbildungsverantwortlichen aus 25 Betrieben in Bayern, die im Jahr<br />

2004 innerhalb von zwei Jahren Jugendliche zum Maschinen‐ und Anlageführer im Bereich<br />

Metall‐ und Kunststofftechnik ausgebildet haben, inwiefern diese Ausbildung Jugendlichen mit<br />

Integrationsschwierigkeiten neue Chancen eröffnet (vgl. Weber, 2008, S. 194). Die Ergebnisse<br />

der Studie zeigten, „[…] dass im Vergleich zu den dreieinhalbjährigen Ausbildungsberufen im<br />

Metallbereich überdurchschnittlich viele Jugendliche mit Hauptschulabschluss [mündeten]“<br />

(Ebd., S. 195.). Darüber hinaus verlief auch die Integration der Absolventen an zweiter Schwelle<br />

durchaus positiv: 78% der ausgebildeten Maschinen‐ und Anlageführer wurden von den<br />

Betrieben direkt übernommen oder setzen ihre Ausbildung in einem Anschlussberuf fort. Dessen<br />

ungeachtet muss jedoch auch festgehalten werden, dass einige (leistungsschwächere)<br />

Auszubildende enorme Schwierigkeiten hatten, dem Unterricht in den heterogen<br />

zusammengesetzten Berufsschulklassen zu folgen. Demgemäß fordert auch Weber (2008) in<br />

seinem Fazit, für die als benachteiligt geltenden Jugendlichen mehr zielgruppenspezifische Lehr‐<br />

Lernkonzepte und Unterstützungsmaßnahmen im schulischen Teil der Ausbildung anzubieten<br />

(vgl. ebd., S. 197).<br />

Über die Notwendigkeit differenzierter pädagogischer Förderkonzepte hinaus fordert<br />

Molzberger (<strong>2009</strong>) institutionelle Reformansätze in der Integration benachteiligter Jugendlicher,<br />

die sich auch in den Europäisierungsmaßnahmen der beruflichen Bildung(vgl. Kapitel zu<br />

European Trends) implementieren ließen. Demgemäß sei, nach Molzberger, eine Ausrichtung<br />

der Anerkennung der Kompetenzen, sei es durch den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR)<br />

oder das Europäische Leistungspunktesystem (EC<strong>VET</strong>), die sich primär an den Interessen des<br />

15 Zu den beruflichen Vollzeitschulen vgl. auch Kapitel 2.2.4.2


Benefits of <strong>VET</strong> 23<br />

Arbeitsmarktes orientieren und nicht die individuellen Neigungen und Entwicklungspotenziale<br />

der Lernenden berücksichtigen, […] „gerade für sozial benachteiligte Jugendliche<br />

kontraproduktiv“ (Molzberger, <strong>2009</strong>, S. 159).<br />

Molzberger lässt folglich die Frage für künftige Studien offen, ob und inwiefern die neuen<br />

europäischen Instrumente tatsächlich verbesserte Anerkennungsmöglichkeiten für formale<br />

Bildungsabschlüsse für diejenigen eröffnen, die bisher im Bildungssystem benachteiligt waren<br />

(vgl. ebd., S. 160).<br />

Gesellschaftliches Ansehen der deutschen beruflichen Bildung<br />

Die deutsche berufliche Bildung und insbesondere das duale System der Berufsausbildung<br />

erfahren europaweit große Beachtung. Nicht ohne Grund werden in Großbritannien seit langem<br />

die Strukturen und die Funktionsweise des deutschen Berufsausbildungssystems aufmerksam<br />

registriert. Demnach, so Deißinger (2001), sei es ebenfalls nicht verwunderlich, „[…] wenn in der<br />

jüngeren Vergangenheit das deutsche System der Berufsbildung („modèle allemand“) immer<br />

wieder als Modell für die Weiterentwicklung des französischen Ausbildungssystems angesehen<br />

wurde“ (Deißinger, 2001, S. 22f.). Großbritannien sowie Frankreich ist in erster Linie die Tatsache<br />

gemein, dass die Ausbildung bzw. die eigentliche „Lehre“ in Schule und Betrieb nur einen<br />

marginalen Teil der Berufsbildung ausmacht. So ist beispielsweise in Frankreich das<br />

Berufsbildungswesen überwiegend über die rein schulische Lernform organisiert. Darüber hinaus<br />

ist der Gang des beruflichen Bildungsweges eher keine „Wahl“ seitens des französischen<br />

Schülers, für den dieser tendenziell eine minderwertigere Möglichkeit ist, weil er unter<br />

Umständen im höherwertigen allgemeinbildenden (Hoch‐)Schulsystem keinen Platz gefunden<br />

hat. Des Weiteren erfahren Absolventen beruflicher Bildungsgänge am Arbeitsmarkt eher<br />

Ressentiments seitens der Betriebe, die eher die „allgemeineren“ Zertifikate den „spezielleren“<br />

vorziehen (vgl. ebd., S. 28f.; Lauer, 2003, S. 5f.).<br />

Das deutsche duale System der Berufsausbildung wird jedoch nicht nur im Ausland hoch<br />

geschätzt, sondern innerhalb <strong>Deutschland</strong>s auch immer mehr von Schülern mit<br />

Hochschulzugangsberechtigung als ertragreiche Alternative oder Vorlauf zu einem Studium<br />

gewürdigt und nachgefragt.<br />

„Highpotentials“ im dualen System der Berufsausbildung<br />

Im Zusammenhang der Übergangsforschung gab es bisher verhältnismäßig wenig Studien<br />

darüber, warum Schüler mit (Fach‐) Hochschulabschluss, als so genannte Highpotentials, sich<br />

nach erfolgreichem Abitur (zunächst) gegen die Aufnahme eines Studiums und für die berufliche<br />

Ausbildung im dualen System entscheiden. Daher befragte Pilz (2008) im Zeitraum 2002/2003<br />

mittels Fragebögen 517 Auszubildende mit Hochschulzugangsberechtigung aus dem Banken‐<br />

und Versicherungssektor nach ihren Entscheidungsmotiven für eine Lehre (vgl. Pilz, 2008, S.<br />

224f.). Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung zeigten u.a., dass sich Nichtstudierende bei<br />

Beginn der Ausbildung erhofften, möglichst viel und rasch Geld zu verdienen (85,9%) und<br />

darüber hinaus sich gute Aufstiegsmöglichkeiten mittels entsprechender Weiterbildung


24 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

ausrechneten (68,8%). Daneben wurde vor allem der hohe Praxisbezug innerhalb der Lehre von<br />

knapp 80% der befragten Abiturienten ohne Studierabsicht honoriert (vgl. ebd., S. 228f.). Die<br />

erhofften Erträge aus einer Ausbildung im dualen System bestätigen sich auch für einen Großteil<br />

der Absolventen in der retroperspektivischen Bewertung ihrer Lehre: Demgemäß stimmen 96%<br />

der jungen Menschen zu, die nach ihrer Ausbildung noch ein Studium angeschlossen hatten,<br />

dass sie „während der Ausbildung die Praxis der Arbeitswelt kennen lernen [konnten], was für<br />

ein Studium von Vorteil ist“ (ebd., S. 240). Des Weiteren verneinen sogar 95% der sogenannten<br />

Doppelqualifizierten, dass die Ausbildung verschwendete Zeit gewesen sei, und fühlen sich zum<br />

Großteil durch die Ausbildung in ihrer Persönlichkeit und Berufswahlorientierung gereift (vgl.<br />

ebd.).<br />

Schüler mit Studierberechtigung schätzen jedoch nicht nur die betriebliche Ausbildung, denn<br />

daneben entscheiden sich ca. 22% der Abiturienten auch für einen berufsqualifizierenden<br />

Bildungsgang an einer Berufsfachschule (vgl. Hall and Schade, 2005, S. 25).<br />

Existente Forschungsdesiderate z.B. hinsichtlich der langfristigen Karriereerfolge von additiv<br />

doppelqualifizierten Personen (Ausbildung plus Studium) ergeben sich hier insbesondere vor<br />

dem Hintergrund, dass in der deutschen Diskussion einerseits die Gefahr der Verdrängung von<br />

Haupt‐ und Realschülern durch Hochschulzugangsberechtigte thematisiert wird, auf der anderen<br />

Seite die Abiturienten im Berufsausbildungssystem dieses aber gerade auch in seiner Qualität<br />

stützen, die Reputation fördern und das Ausbildungssystem in neu entstehende Berufsbereiche<br />

mit hohen qualifikatorischen Anforderungen öffnen.<br />

Der Stellenwert der beruflichen Vollzeitschulen<br />

Der Stellenwert der beruflichen Vollzeitschulen im deutschen Berufsbildungssystem wird in<br />

aktuellen Forschungsbeiträgen durchaus unterschiedlich bewertet.<br />

Einerseits zeigen beispielsweise Hall und Schade (2005) anhand der Daten des Mikrozensus<br />

2003, dass die Erwerbslosenrate unter Absolventen des dualen Systems um 2,5% höher ist als<br />

die ehemaliger Berufsfachschüler. Dies lässt sich, so die Autoren, vor allem auf den großen Anteil<br />

(78,1%) an sach‐ und personenbezogenen Dienstleistungsberufen in berufsfachschulischen<br />

Bildungsgängen zurückführen. Während die Beschäftigungsaussichten im für die betriebliche<br />

Ausbildung markanten Bereich der gewerblich‐ technischen Berufe aufgrund des<br />

gesamtwirtschaftlichen Wandels tendenziell schrumpfen, ist die Erwerbslosenrate von Personen,<br />

die im Dienstleistungsbereich ausgebildet wurden, eher gering (vgl. ebd., S. 25).<br />

Andererseits wurden seit jeher, so Feller (2005), schulische Berufsbildungsgänge im<br />

Gegensatz zum dualen System „[…] eher halbherzig betrieben und im Ganzen nicht weiter<br />

thematisiert, eher benachteiligt, bis zur Tabuisierung aus Respekt vor dem dualen System und<br />

aus Angst um seine Existenz. […] In den Köpfen setzte sich speziell bei kaufmännischen<br />

Ausbildungen, obwohl mit Berufsabschlussprüfung und –bezeichnung versehen, das Bild fest,<br />

dass schulische Berufsausbildung nicht vollwertig sei für den Einstieg in einen adäquaten Beruf.“<br />

(Feller. 2005, S. 18).


Benefits of <strong>VET</strong> 25<br />

Wie bereits im vorherigen Kapitel angedeutet, bleibt an dieser Stelle für künftige<br />

Forschungsaktivitäten die Frage offen, inwiefern von den Neuerungen im BBiG eine in Richtung<br />

Gleichwertigkeit gerichtete Verschmelzung der verschiedenen Segmente der Berufsbildung<br />

(duales System, Berufsfachschulen, Schulen des Gesundheits‐ und Sozialwesens sowie<br />

Beamtenausbildung) erwartet werden kann und wie dadurch auch die Bekanntheit und<br />

Akzeptanz der schulischen Berufsausbildung in Gesellschaft und Wirtschaft gefördert wird.<br />

2.3 Volkswirtschaftlicher Nutzen<br />

Die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft beruht zu einem<br />

wesentlichen Teil auf der Leistungsfähigkeit der beruflich qualifizierten Fachkräfte und damit<br />

auch auf dem Potenzial der beruflichen Bildung (vgl. Kremer, 2008(b)). Die gut ausgebaute<br />

Berufsbildung gilt als eine der Stärken des deutschen Bildungssystems. Sie wurde vor allem in<br />

den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts als einer der Schlüssel für die<br />

erfolgreiche ökonomische Entwicklung der Bundesrepublik betrachtet (vgl. Pechar, 2006, S. 111).<br />

So trägt auch nach wie vor das System der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> dazu bei, sich<br />

nicht nur den sektoralen Veränderungen in der Wirtschaft anzupassen, sondern auch den<br />

strukturellen Veränderungen auf der Nachfrageseite des Ausbildungsmarktes nachzukommen.<br />

Vermeidung von Friktion durch die berufliche Bildung<br />

Die betriebliche Ausbildung im dualen System, welche einerseits den Jugendlichen einen<br />

arbeitsplatznahen Erwerb praktischer Fertigkeiten und Fähigkeiten ermöglicht und andererseits<br />

zugleich durch das schulische Curriculum betriebs‐ und branchenübergreifende Lerninhalte<br />

sicherstellt, bietet den Absolventen eine breite, nicht ausschließlich betriebsspezifische und<br />

daher „marktverwertbare“ Ausbildung (vgl. ebd., S. 112f.).<br />

In mancher Hinsicht der Humankapitaltheorie widersprechend, welche u.a. davon ausgeht,<br />

dass die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben vor allem der Theorie nach an einer rein<br />

firmenspezifischen und nicht am Arbeitsmarkt verwertbaren Ausbildung ausrichtet sein müsste,<br />

beteiligen sich deutsche Betriebe dennoch an der Ausbildung junger Menschen, da sie<br />

beispielsweise durch innerbetriebliche Karriereleitern das Abwandern der eigenen<br />

Auszubildenden verhindern und so längerfristig von deren Qualifizierung profitieren.<br />

Gangl (2003) zeigte anhand vergleichender empirischer Analysen auf der Basis der Daten<br />

von 12 europäischen Ländern, dass „[…] ein höheres Bildungsniveau und berufliche<br />

Spezialisierung dazu beitragen, Arbeitslosigkeit und gering qualifizierte Beschäftigung zu<br />

vermeiden“ (Gangl, 2003, S. 72). Die Ergebnisse seiner Studie belegten, dass im allgemeinen die<br />

duale Ausbildung durch ihre Kombination von beruflicher Qualifizierung und konkreter<br />

Arbeitserfahrung die Arbeitslosigkeitsrisiken minimieren(vgl. ebd., S. 73) und folglich am<br />

Arbeitsmarkt entsprechend geschätzt werden.<br />

Dieser positive Effekt der Ausbildung im dualen System trägt ebenfalls dazu bei, dass die<br />

Jugendarbeitslosigkeit in <strong>Deutschland</strong> mit einer Quote von 11,2% in Mitte <strong>2009</strong> im Vergleich zum


26 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

EU‐Durchschnitt von 19,5% oder etwa Spanien (36,9%) und Frankreich (23,9%) eher gering<br />

ausfällt (vgl. Eurostat, <strong>2009</strong>).<br />

Bei Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen dualem System und Arbeitsmarkt stellt<br />

sich an dieser Stelle die Frage, inwiefern die eher hohe Rate an gelösten Ausbildungsverträgen<br />

im dualen System in <strong>Deutschland</strong> negative Folgen auf die beruflichen Perspektiven der<br />

Jugendlichen hat bzw. ob dadurch jungen Menschen der Weg in die Erwerbstätigkeit<br />

verschlossen bleibt.<br />

Um unter anderem Auskünfte über den Verbleib von Auszubildenden nach der<br />

Vertragslösung zu erhalten, befragte das BIBB im Herbst 2002 mittels Fragebögen über 2 000<br />

Jugendliche, die im Ausbildungsjahr 2001/2002 einen Ausbildungsvertrag aufgelöst hatten.<br />

Zunächst bleibt als Ausgangspunkt der Studie festzuhalten, dass in der Zeit von 1997 bis 2000 die<br />

Zahl der Vertragslösungen in der betrieblichen Berufsausbildung kontinuierlich anstieg. Im<br />

Erhebungsjahr 2001 der Studie stagnierte diese zwar im Vergleich zum Vorjahr, dennoch betrug<br />

die Quote, bezogen auf die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, 24,7% und<br />

betraf damit etwa jeden vierten Vertrag (vgl. Schöngen, 2003, S. 35). Der überwiegende Teil der<br />

Vertragslösungen erfolgte bereits im ersten Ausbildungsjahr, davon knapp zur Hälfte bereits in<br />

der Probezeit. Die Gründe für die Vertragslösungen sind sowohl aufseiten der Auszubildenden<br />

als auch auf der der Betriebe vielschichtig: 46% der befragten Jugendlichen erwähnten<br />

persönliche Gründe (Gesundheit oder auch familiäre Veränderungen). Des Weiteren gab etwa<br />

jeder Dritte Gründe im Bereich Berufswahl und beruflicher Orientierung an (vgl. ebd., S. 36). „Bei<br />

den betrieblichen Gründen für Vertragslösungen dominierten eindeutig Konflikte mit Ausbildern<br />

oder Betriebsinhabern (rund 60 % der Befragten). Ein vergleichsweise hoher Anteil (43 %)<br />

nannte die schlechte Vermittlung von Ausbildungsinhalten.“ (Ebd.)<br />

Die Ergebnisse der BIBB‐Studie wiesen jedoch nach, dass die Lösung eines<br />

Ausbildungsvertrags für die Mehrheit der Jugendlichen nicht die Einstellung weiterer<br />

Bildungsbemühungen bedeutet und damit einen „endgültigen Ausschluss“ aus dem<br />

Arbeitsmarkt nach sich zieht. Auch wenn die vorzeitige Lösung eines Ausbildungsvertrages<br />

meistens einen (kurzzeitigen) Rückschlag in der Berufsbiografie der Jugendlichen zur Folge hat,<br />

begann doch die Hälfte der befragten Jugendlichen erneut eine betriebliche Berufsausbildung im<br />

dualen System. Des Weiteren wechselten „fast 9 % […] in eine Ausbildung an einer<br />

Berufsfachschule oder orientierten sich auf ein Studium […]. Damit befanden sich fast zwei<br />

Drittel der Befragten (62 %) nach Lösung ihres Ausbildungsvertrags weiter im Bildungssystem. In<br />

eine Erwerbstätigkeit gingen 9 % der Befragten. Arbeitslos nach der Vertragslösung wurden 17 %<br />

[…]“ (Ebd., S. 36).<br />

Die Zahlen belegen, dass eine vorzeitige Vertragslösung nicht immer eine persönliche<br />

„Katastrophe“ bedeuten muss. In vielen Fällen ist sie eine sinnvolle berufliche Umorientierung,<br />

insbesondere wenn der Beruf/ Betrieb nicht den Vorstellungen oder den Ansprüchen an die<br />

Qualität der Ausbildung entspricht. Dennoch muss konstatiert werden, dass hier<br />

bildungsökonomisch eine Ressourcenvergeudung vorliegt, die durch geeignete Instrumente wie<br />

verbesserte Berufsberatung und stärkere Individualbetreuung (z.B. Fallmanagement,


Benefits of <strong>VET</strong> 27<br />

Stützungsangebote) minimiert werden sollte. Hierzu sind weitere Modellversuche und<br />

Forschungsvorhaben vorzuschlagen.<br />

Schöngen (2003) hält in seinem Fazit zur BIBB Studie fest, dass beispielsweise für diejenigen<br />

Jugendlichen, die zum Zeitpunkt ihrer Vertragslösung höchstens einen Hauptschulabschluss<br />

vorweisen konnten, die Situation am Ausbildungs‐ und Arbeitsmarkt eher problematisch ist und<br />

weil „[…] die Kommunikations‐ und Konfliktfähigkeit auf beiden Seiten [Betriebe und<br />

Auszubildende] [Anm. d. Verf.] unzureichend entwickelt ist und ein erheblicher Nachholbedarf<br />

an professionellem Ausbildungsmanagement, einschlägigen Schulungen, Mediation und<br />

Ausbildungscoaching besteht“ (ebd., S. 38).<br />

Sicherung von Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit durch Anpassungsleistungen des<br />

dualen Systems<br />

In <strong>2009</strong> gab es insgesamt 340 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe; davon wurden im<br />

Zeitraum von 1996 bis <strong>2009</strong> 82 neue Ausbildungsberufe entwickelt und 219 modernisiert (vgl.<br />

BIBB, <strong>2009</strong>(b)). Die Sozialpartner sind in diesen Prozessen von Anfang an beteiligt. So fließen<br />

insbesondere die Qualifikationsanforderungen aus Sicht der Unternehmen mit ein. Damit trägt<br />

das duale System dazu bei, die Jugendlichen in der Ausbildung angemessen auf die dem<br />

ständigen Wandel unterworfene Arbeitswelt vorzubereiten.<br />

Wie schon in Kapitel 2.2 angesprochen, wird durch die Vermittlung einer gewissen Breite an<br />

Kenntnissen und Fähigkeiten innerhalb des Ausbildungsberufes den Absolventen des dualen<br />

Systems zu Zeiten branchenabhängiger Krisen die Chance eingeräumt, auch auf anderen<br />

Teilarbeitsmärkten eine Stelle zu finden (vgl. Pilz, 2004).<br />

Seit den 80er‐Jahren des letzten Jahrhunderts nimmt der Anteil der im Dienstleistungssektor<br />

Beschäftigten stetig zu. Betrug Anfang der 1990er Jahre der Anteil der im tertiären Sektor<br />

Berufstätigen noch 59,5%, stieg dieser in 2007 auf 72,3% an (vgl. Statistisches Bundesamt,<br />

2008(a), S. 115).<br />

Uhly (2007) ging der Frage nach, „[…]inwieweit [sich] die berufsstrukturellen Entwicklungen<br />

in der Beschäftigung auch in der dualen Ausbildung widerspiegeln“ (Uhly, 2007, S. 219). Die<br />

Ergebnisse der Studie belegen, dass, obwohl lediglich etwa ein Drittel der staatlich anerkannten<br />

Ausbildungsberufe dem Dienstleistungsberuf zugeordnet werden kann, seit 1996 die Anzahl der<br />

hier neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im dualen System stetig ansteigt. In den<br />

Dienstleistungsberufen fanden sich im Jahr 2005 knapp 57% aller Neuabschlüsse, gegenüber<br />

etwa 43% in den produktionsorientierten Berufen (vgl. ebd., S. 221).<br />

Ulrich (2008) kommt in seiner Studie zu ähnlichen Ergebnissen und bestätigt den stetigen<br />

Rückgang der Ausbildungsplätze in den Fertigungsberufen und hier vor allem in den Bauberufen,<br />

deren Umfang sich zwischen 1994 und 2005 etwa halbierte (vgl. Ulrich, 2008, S. 23f.).<br />

Des Weiteren wird ein Rückgang der im Handwerk abgeschlossenen Lehrverträge von 1995<br />

38,7% auf 2007 28,7% verzeichnet. Diese Zahlen widerlegen, so Ulrich, die noch 2004 von vielen


28 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Forschern vertretene These, dass das duale System zu starr im Bereich der Produktion verhaftet<br />

sei und sich mittel‐ bis langfristig auf den Handwerkssektor konzentrieren würde.<br />

Somit ist festzuhalten, dass die duale Ausbildung deutlich mit der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung Schritt hält und somit „in der Dienstleistungs‐ und Wissensgesellschaft<br />

angekommen ist“ (Walden, 2007, S. 45). Eine weitere Tendenz in der Entwicklung des dualen<br />

Systems der Berufsausbildung zeigt sich unter anderem darin, dass am deutlichsten Jugendliche<br />

mit Studienberechtigung von den neu geschaffenen Ausbildungsberufen profitiert haben.<br />

Gemessen an der schulischen Vorbildung der Auszubildenden ist ein Höherqualifizierungstrend<br />

zu beobachten (vgl. ebd., S. 243). Ein Grund dafür könnte das steigende Anforderungsniveau in<br />

den Ausbildungsberufen sein. 97% der 2005 im BIBB‐Expertenmonitor befragten Ausbilder und<br />

Lehrer gaben an, dass die Komplexität der Berufswelt in den letzten 15 Jahren gestiegen sei. 93%<br />

der Experten bestätigten auch, dass das erwartete Leistungsniveau der Betriebe an die Bewerber<br />

zugenommen habe (vgl. Ulrich, 2008, S. 27). Diese Veränderungen auf der Angebotsseite wirken<br />

sich auch auf die Übergangschancen der Jugendlichen in die betriebliche Ausbildung aus, eine<br />

Vielzahl von Jugendlichen bleibt ohne Ausbildung, da ihre Einstiegsqualifikation im Wettbewerb<br />

um die Berufsausbildung nicht ausreicht.<br />

Schlussfolgernd bleibt es als Forschungsfrage, aber auch als grundlegende praktische<br />

Gestaltungsaufgabe offen, wie der durch den demografischen Wandel erwartete Bedarf an<br />

qualifizierten Fachkräften unter Einbezug der sich ändernden ökonomischen Bedingungen<br />

gedeckt werden kann. Es ist zu klären, wie beispielsweise benachteiligte, lernbeeinträchtige<br />

Jugendliche am Wandel zur Wissensgesellschaft besser teilhaben können und wie unter<br />

anderem die neuen Maßnahmen des BBiG hier greifen.<br />

Europäisierungstrends in der beruflichen Bildung<br />

Die aktuellen bildungspolitischen Neuerungen im Bereich der beruflichen Bildung, welche als<br />

Antwort auf die fortschreitende Internationalisierung des Arbeitsmarktes gesehen werden<br />

können, gehen vor allem vom Vertrag von Lissabon der Europäischen Union aus. 16 Ein Hauptziel<br />

des Vertrages ist die Schaffung von mehr qualifizierter Beschäftigung in Europa. Demgemäß<br />

sollen eine Reihe an Leistungsdefiziten der nationalen (Berufs‐) Bildungssysteme abgebaut<br />

werden. Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen hier unter anderem die wechselseitige<br />

Abschottung der Bildungssysteme und die damit verbundene Undurchsichtigkeit der beruflichen<br />

Bildungsabschlüsse in Europa, die als Wachstumshindernis gilt (vgl. Severing, 2006, S. 16).<br />

Das gemeinsame bildungspolitische Programm der EU will erstens mit der Anerkennung und<br />

Transparenz von Qualifikationen, zweitens durch die EU‐weite Qualitätssicherung der<br />

beruflichen Bildung und drittens mittels einheitlicher Referenzen zur Einordnung von<br />

Bildungsabschlüssen die Wettbewerbsfähigkeit und Dynamik des europäischen<br />

Wirtschaftsraums stärken.<br />

16 Für weitere Informationen wird verwiesen auf: Webportal der Europäischen Union, <strong>2009</strong>.


Benefits of <strong>VET</strong> 29<br />

Im Rahmen des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) sollen in Zukunft auch auf<br />

europäischer Ebene die Qualität und Vergleichbarkeit von beruflicher Bildung gesichert werden<br />

(vgl. Frommberger et al., 2008, S. 5f.). Den Teilnehmern beruflicher Bildung in <strong>Deutschland</strong><br />

sollen durch den EQR folgende Chancen ermöglicht werden: Einerseits wird ihnen die Bildungs‐<br />

und Arbeitsmarktmobilität in Europa durch die Transparenz der Bildungsinhalte und Abschlüsse<br />

erleichtert; andererseits wird auch die Durchlässigkeit innerhalb der nationalen<br />

Bildungssysteme, also zwischen allgemeinbildenden, beruflichen und hochschulischen<br />

Bildungssystemen gefördert, d.h., Teilqualifikationen können besser anerkannt werden; darüber<br />

hinaus wird durch die europaweite Anerkennung von (Teil‐) Qualifikationen und Abschlüssen<br />

auch das lebenslange Lernen ausgebaut (vgl. Kuda and Stauß, 2008).<br />

Es wird in Zukunft Aufgabe der Berufsbildungsforschung sein zu untersuchen, wie sich die<br />

europäischen Anerkennungs‐ und Transparenzinstrumente auf nationale Zertifizierungssysteme<br />

auswirken, d.h., inwiefern sie zur Mobilität der Teilnehmer und damit zu einem einheitlichen<br />

europäischen Arbeitsmarkt beitragen oder inwiefern vielleicht sogar eine Inkompatibilität<br />

verschiedener Bewertungs‐ und Zertifizierungsschemata die Mobilität und Flexibilität eher<br />

hemmt.<br />

Ein weiterer Schritt zu einer europäischen Öffnung wurde in 2004 im BBiG durch die<br />

Möglichkeit, zeitlich begrenzte Abschnitte der Berufsausbildung auch im Ausland zu absolvieren,<br />

verankert. „Damit wird der Auslandsaufenthalt rechtlich als Teil der Berufsausbildung behandelt,<br />

sofern er dem Ausbildungsziel dient. […] Da der Auslandsabschnitt in diesen Fällen das<br />

Ausbildungsverhältnis nicht unterbricht, erübrigen sich zusätzliche Regelungen etwa zur<br />

Vergütungspflicht, zur Annerkennung der im Ausland erworbenen Fertigkeiten, Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten oder zum Status als Auszubildender hinsichtlich sozialversicherungs‐ und<br />

steuerrechtlicher Fragen“ (Sondermann, 2005, S. 6).<br />

In <strong>Deutschland</strong> hat seither die Zahl der beantragten und bewilligten Auslandsaufenthalte im<br />

Rahmen des Einzelprogramms Leonardo da Vinci 17 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich<br />

zugenommen. Allein in der Erstausbildung hat sich die Anzahl der Auszubildenden und<br />

Berufsschüler, die einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren, gegenüber 2001 mehr als<br />

verdoppelt (vgl. BIBB, <strong>2009</strong>(a), S. 307).<br />

Zusammenfassend bleibt für alle dargestellten Maßnahmen im Rahmen einer europäischen<br />

Öffnung der beruflichen Bildung in Europa festzuhalten, dass langfristige Studien bezüglich der<br />

Wechselwirkungen mit der volkswirtschaftlichen Entwicklung bisher ausstehen.<br />

Bildungsökonomische Dimensionen<br />

Zuletzt ist im Rahmen der Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens auch auf die<br />

bildungsökonomischen Vorteile der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> hinzuweisen. Die<br />

<strong>2009</strong>.<br />

17 Für weitere Informationen zum Leonardo da Vinci Programm wird verwiesen auf: Europäische Kommission,


30 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Ökonomie als Bezugsdisziplin der Bildungsforschung gewinnt zu Zeiten, in denen „knappe<br />

Ressourcen möglichst effizient und effektiv wie auch gerecht“ (Hummelsheim and Timmermann,<br />

<strong>2009</strong>, S. 93) für Bildungszwecke eingesetzt werden müssen, immer mehr an Bedeutung. Die<br />

Bildungsökonomie nimmt an, dass sich der Wohlstand eines Landes vom eingesetzten Kapital,<br />

von der Zahl der Erwerbstätigen und deren Lebens‐ sowie Jahresarbeitszeit sowie von der<br />

Arbeitsproduktivität der Erwerbstätigen, folglich von deren Qualifikation, abhängig ist (vgl.<br />

Klemm, <strong>2009</strong>, S. 21).<br />

„Arbeitsproduktivität lässt sich auf dreierlei Weise erhöhen ‐ durch eine Steigerung der<br />

Qualifikation der Erwerbstätigen, durch eine qualitative Verbesserung des eingesetzten Kapitals<br />

(z.B. der eingesetzten Maschinen) sowie durch eine Optimierung beim Zusammenwirken der<br />

einzelnen Produktionsfaktoren, etwa des Zusammenwirkens der Erwerbstätigen untereinander<br />

[…]. Verbesserungen in allen drei Bereichen erfordern einen Vorlauf in Bildung und<br />

Qualifikation“ (ebd.).<br />

Die Investition in Bildung dient in der modernen Wissensgesellschaft somit nicht nur dem<br />

Einzelnen, sondern auch der gesamten Volkswirtschaft eines Landes.<br />

Die Bildungsausgaben des Staates und die Ressourcenverteilung<br />

In den letzten Jahren wurde seitens der Kultusministerien der Länder eine Reihe von<br />

Reformmaßnahmen im Schulbereich eingeleitet, die die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems<br />

erhöhen sollten. Damit einhergehend sollen einerseits die Bildungsbereiche an die<br />

Anforderungen der globalisierten Wissensgesellschaft angepasst werden, andererseits soll der<br />

demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung getragen werden. In erster Linie<br />

kann davon ausgegangen werden, dass diese Maßnahmen zu höheren Staatsausgaben führen<br />

(vgl. Statistisches Bundesamt, 2008(b), S. 34). So gab der Staat im Jahr 2005 für allgemein‐<br />

bildende und berufliche Schulen 50,2 Mrd. Euro aus. Das waren rund 0,2 % mehr als im Vorjahr<br />

oder 12,8 % mehr als im Jahre 1995 (vgl. ebd.). Allerdings bestehen enorme Differenzen<br />

zwischen den einzelnen Bundesländern: Während beispielsweise in Mecklenburg‐Vorpommern,<br />

Brandenburg und Thüringen die Bildungsausgaben von 1995 auf 2005 um 15% und mehr<br />

reduziert wurden, steigerten sowohl Nordrhein‐Westfalen als auch Baden‐Württemberg ihre<br />

Aufwendungen innerhalb der angegebenen 10 Jahre um 23,7% bzw. 26,3%. (vgl. ebd., S. 36).<br />

Diese regionalen Differenzen können einerseits auf den Rückgang der Schülerzahlen und<br />

andererseits auf die zunehmende Verschuldung der öffentlichen Haushalte der Länder<br />

zurückgeführt werden.<br />

Im internationalen Vergleich betrugen in 2005, gemäß OECD, in <strong>Deutschland</strong> die Ausgaben<br />

für Bildungseinrichtungen in öffentlicher und privater Trägerschaft insgesamt 115,2 Mrd. €, was<br />

einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5,2% entspricht. Damit liegt <strong>Deutschland</strong> unter<br />

dem OECD‐ Durchschnitt von 5,7%. Island (8,0%), die USA (7,4%) und Korea (7,2%) nehmen<br />

bezüglich ihrer Bildungsausgaben die Spitzenpositionen ein (vgl. Hummelsheim and<br />

Timmermann, <strong>2009</strong>, S. 122f.). Diese Zahlen sind jedoch nicht ohne Einschränkungen zu<br />

betrachten, da die OECD in ihren Berechnungen beispielsweise weder die Aufwendungen für die


Benefits of <strong>VET</strong> 31<br />

Weiterbildung(vgl. Kapitel 2.3.4.2), noch die aus‐ und weiterbildungsrelevanten Zuschüsse der<br />

Bundesagentur für Arbeit berücksichtigt (vgl. Klemm, <strong>2009</strong>, S. 18). Darüber hinaus fallen zum<br />

Beispiel in <strong>Deutschland</strong> durch den im dualen System stattfindenden Teilzeitunterricht in der<br />

Berufsschule folglich weniger Kosten an, als in Ländern mit vorwiegend, oder ausschließlich,<br />

schulisch organisierter Berufsbildung.<br />

Aufwendungen im Bereich der beruflichen Bildung<br />

Der Anteil der öffentlichen Ausgaben für berufsbildende Schulen lag mit 3500€ pro Schüler<br />

in 2005 unter dem Durchschnitt der Ausgaben für die schulische Bildung der Sekundarstufe I und<br />

II in Höhe von 4 700 € 18 (vgl. Statistisches Bundesamt, 2008(a), S. 57).<br />

Die auf den im Rahmen des dualen Systems stattfindenden Teilzeitunterricht<br />

zurückführenden geringeren Ausgaben von 2200€ je Schüler stehen den überdurchschnittlich<br />

hohen Aufwendungen für die rein schulische Berufsbildung von 4250€ in 2005 gegenüber. Die<br />

betriebliche Berufsausbildung wird in <strong>Deutschland</strong> vornehmlich durch die ausbildenden<br />

Unternehmen selbst finanziert. Darüber hinaus werden die Betriebe unter anderem durch den<br />

öffentlichen Haushalt mit teil‐ oder vollsubventionierten Ausbildungsplätzen unterstützt (vgl.<br />

Hummelsheim; Timmermann, <strong>2009</strong>, S. 121).<br />

Neben der beruflichen Erstausbildung stellt das Lebenslange Lernen eine wichtige<br />

Voraussetzung hinsichtlich der Bewältigung der technischen, wirtschaftlichen, demografischen<br />

und gesellschaftlichen Veränderungen dar. Demgemäß ist die berufliche Weiterbildung ein<br />

wesentlicher Bestandteil des lebenslangen Lernens (vgl. Pütz, 2005, S.2).<br />

An der Finanzierung beruflicher Weiterbildung sind die Betriebe, der Staat, die öffentliche<br />

Hand (Bund, Länder und Gemeinden), die Bundesagentur für Arbeit, die Europäische Union,<br />

Gewerkschaften, Kammern, Betriebe, Dachorganisationen, Verbände und nicht zuletzt das<br />

Individuum selbst beteiligt (vgl. Expertenkommission „Finanzierung Lebenslanges Lernen“, 2004)<br />

Allerdings stehen bisher detaillierte Aufschlüsselungen der Finanzierung aus: „Der aktuelle<br />

Finanzmix hat sich historisch entwickelt, differenzierte sich nach Zielgruppen und Trägern<br />

vielfältig aus und ist vergleichsweise intransparent, da verlässliche Daten über<br />

Finanzierungsvolumina lediglich trägerselektiv, abgrenzungsheterogen und zeitlich unregelmäßig<br />

verfügbar sind“ (ebd., S.82).<br />

Gemäß der Berechnungen von Klemm (<strong>2009</strong>) auf Basis der Daten des Statistischen<br />

Bundesamtes betrugen die Ausgaben der öffentlichen Hand zur Förderung der betrieblichen<br />

Weiterbildung sowie auch der Unterstützung einzelner Teilnehmer an<br />

Weiterbildungsmaßnahmen (siehe unten) in 2005 etwa 14Mrd. Euro und damit 0,6% des BIS.<br />

18<br />

Die Angaben beziehen sich auf die durchschnittlichen Ausgaben pro Schüler innerhalb eines Jahres und<br />

beinhalten Personalkosten (darunter Lehrer, aber auch Verwaltungspersonal), Sachaufwand und Investitionen. [Anm.<br />

d. Verf.]


32 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

So fördern nach SGB III (Drittes Buch Sozialgesetzbuch) die Arbeitsagenturen die berufliche<br />

Weiterbildung des Einzelnen nach vorheriger Beratung durch sogenannte „Bildungsgutscheine“,<br />

wenn die Weiterbildungsmaßnahme für die weitere berufliche Karriere des Einzelnen<br />

erforderlich ist, bzw. insbesondere dann, wenn diese zur beruflichen Integration oder zur<br />

Vermeidung drohender Arbeitslosigkeit dienlich ist. Diese Aufwendungen zur Förderung von<br />

Teilnehmern an Weiterbildungsmaßnahmen betrugen 2005 1,3Mrd. Euro und damit 0,1% des<br />

BIS.<br />

Nach Forderungen der Expertenkommission „Finanzierung Lebenslanges Lernen“ (2004)<br />

kann, im Zuge des Wandels zu einer Wissensgesellschaft und dem damit verbundenen<br />

gestiegenen Lern‐ und Qualifikationsbedarf der Menschen, jedoch nicht nur einseitig die<br />

Erhöhung der Bildungsausgaben seitens des Staates beansprucht werden und verlangt darüber<br />

hinaus auch einen höheren Ressourceneinsatz von den Individuen selbst.<br />

2.4 Individueller Nutzen der Teilnehmer<br />

Nachdem in den vorangegangen Kapiteln eher auf die von der Berufsbildung mit<br />

beeinflussten Bereichen eingegangen worden ist, sollen schließlich die aktuellen<br />

Forschungsergebnisse, insbesondere zu den Vorteilen der beruflichen Bildung, aus Sicht der<br />

Teilnehmenden beleuchtet werden.<br />

Beiträge zu Fragen der Sicherung eines attraktiven Bildungsweges<br />

Auf nationaler Ebene sorgen in der beruflichen Bildung die Ausbildungsordnungen und<br />

(Rahmen‐) Lehrpläne sowie später die rechtliche Zertifizierung der Bildungsgänge im Rahmen<br />

der geregelten Fortbildung für einen einheitlichen Standard. Die Rechtstitel in der beruflichen<br />

Bildung sichern den Inhabern unbedingte Rechte auf bestimmte weiterführende Qualifikationen<br />

im Bildungssystem selbst sowie bedingte Rechte im Beschäftigungssystem als Voraussetzung für<br />

die Bewerbung auf bestimmte Positionen (vgl. Severing, 2006, S. 22).<br />

Wie schon in Kapitel 2.2.2.2 angedeutet, soll durch die Einführung von<br />

Qualifizierungsbausteinen in der beruflichen Bildung ebenfalls die Anerkennung von<br />

Teilqualifikationen normiert werden. Dadurch sollen die Übergänge in die Ausbildung und später<br />

in die Erwerbstätigkeit für junge Erwachsene erleichtert werden, unter anderem auch, weil<br />

Qualifizierungsbausteine durch ihre berufsübergreifende Verwendbarkeit eine Verzahnung mit<br />

der Weiterbildung erleichtern (vgl. Zeller, 2008, S. 145).<br />

Berufliche Weiterbildung<br />

Vor dem Hintergrund des technischen Fortschritts, der strukturellen Veränderung der<br />

Wirtschaft und des demografischen Wandels wird von einer ansteigenden Wichtigkeit der<br />

beruflichen Weiterbildung ausgegangen (vgl. Bellmann and Leber, 2005).<br />

Innovative Technologien, neue Produkte und Produktionsprozesse „verkürzen die<br />

Halbwertszeit des Wissens“ (ebd.) und machen damit eine ständige Angleichung des Wissens


Benefits of <strong>VET</strong> 33<br />

sowie der beruflichen Fähigkeiten und Fertigkeiten für den Einzelnen erforderlich (vgl. auch<br />

Kapitel 2.3.).<br />

„Es ist heute unbestritten, dass dem lebenslangen Lernen eine wichtige Bedeutung<br />

zukommt. Als ein besonderes Ziel des kontinuierlichen Lernens wird es dabei angesehen, dass es<br />

zu einem Abbau sozialer Ungleichheit beitragen soll“ (ebd., S. 14).<br />

In <strong>Deutschland</strong> sind die Studien des BIBB, des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, des<br />

Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung und der europäischen<br />

Betriebsbefragungen Continuing Vocational Training Survey (CVTS) die wichtigsten<br />

Informationsquellen in der betrieblichen Weiterbildung (vgl. ebd.).<br />

Da im Rahmen dieses Berichts nicht die gesamte Bandbreite an Erhebungen präsentiert<br />

werden kann, bezieht sich die folgende Darstellung vorrangig auf die Studien des BIBB, welche<br />

bereits in einschlägigen vertiefenden Analysen zur beruflichen Weiterbildung in <strong>Deutschland</strong> als<br />

Datenbasis herangezogen wurden (vgl. z.B. Hartmann, 2008).<br />

Im Mittelpunkt der BIBB‐Studie „Kosten und Nutzen beruflicher Weiterbildung“ stand die<br />

Zielsetzung, die direkten und indirekten Kosten formeller und informeller<br />

Weiterbildungsmaßnahmen, an denen Personen im Laufe eines Jahres (2002/2003)<br />

teilgenommen hatten, den Nutzenaspekten gegenüberzustellen, um so auch Motive für die<br />

Weiterbildungsbeteiligung auszumachen (vgl. Beicht et al., 2006).<br />

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die individuellen Motive beruflicher Weiterbildung<br />

vor allem in der persönlichen Weiterentwicklung und Kompetenzerweiterung liegen (vgl. ebd., S.<br />

7). Die Hälfte der befragten Weiterbildungsteilnehmer erachtete es als ‚sehr wichtig’, sich durch<br />

die Weiterbildung an neue Tätigkeitsanforderungen anzupassen. Weitere Beweggründe zur<br />

Weiterbildung lagen in der Hoffnung, auf diese Weise mehr Sicherheit vor Arbeitsplatzverlust zu<br />

erreichen sowie evtl. ein höheres Gehalt beziehen zu können. Der tatsächliche Nutzen wurde<br />

von mehr als der Hälfte der Weiterbildungsteilnehmer als sehr hoch eingeschätzt. Des Weiteren<br />

gab etwa ein Viertel der Befragten an, dass der Nutzen deutlich höher als der Aufwand war. Nur<br />

etwa 9% bemessen den Nutzen im Vergleich zu den Investitionen an Zeit und Geld negativ (vgl.<br />

ebd, S. 8).<br />

Zur Beschreibung der Entwicklung betrieblicher Weiterbildungsbeteiligung in <strong>Deutschland</strong><br />

liegen aktuell keine eindeutigen Ergebnisse vor, da der zugrunde gelegte Weiterbildungsbegriff<br />

je nach Forschungsinstitution variiert. „So kommen Analysen auf der Grundlage von Daten des<br />

IAB‐ Betriebspanels, in denen ein eher enger Weiterbildungsbegriff zugrunde gelegt wird, für<br />

den Zeitraum ab 2001 eher zu einer Steigerung der betrieblichen Weiterbildungsbeteiligung“<br />

(Walden, in BIBB, <strong>2009</strong>(a), S. 243). Die Weiterbildungsbeteiligung gemäß IAB lag im Jahr 2005 bei<br />

43%, dagegen lag diese nach Daten des CVTS im selben Jahr bei 69% (vgl. BIBB, <strong>2009</strong>(a), S. 235).<br />

Folglich sollen im Rahmen dieses Berichts vertiefende Darstellungen über Teilnahmequoten<br />

und Teilnahmestunden an Weiterbildungs‐veranstaltungen aufgrund intransparenter Datenlage


34 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

ausbleiben. Ein kurzer Einblick in die Weiterbildungsbeteiligung von deutschen Unternehmen<br />

wurde bereits in Kapitel 2.1 gegeben.<br />

Allerdings bleibt hinsichtlich der individuellen Beteiligung des Arbeitnehmers an<br />

Weiterbildungsmaßnahmen dennoch anzumerken, dass hier nicht von uneingeschränkten<br />

Zugangsmöglichkeiten und Voraussetzungen ausgegangen werden kann. So geben<br />

Hummelsheim und Timmermann (<strong>2009</strong>) zu bedenken, dass „[…] größere gesellschaftliche<br />

Gruppen […] [den erhöhten Aufwand an] [Anm. d. Verf.] Motivation, Zeit und Geld nicht leisten<br />

[können], da die Ressourcenausstattung zwischen den gesellschaftlichen Gruppen ungleich<br />

verteilt ist.“ (Hummelsheim and Timmermann, <strong>2009</strong>, S. 129).<br />

Arens und Quinke (2003) halten bei der Betrachtung, welche Determinanten die Bereitschaft<br />

des Einzelnen in Bildung zu investieren fest, dass neben soziodemografischen Faktoren, (vgl.<br />

Schiersmann, 2007, S. 153) vor allem die Investitionsbereitschaft der privaten Haushalte für die<br />

(Weiter‐) Bildungsbeteiligung entscheidend ist. So nahmen im Jahr 2003 bundesweit lediglich<br />

43% der un‐ oder angelernten Arbeiter gegenüber 79% der leitenden Angestellten an informeller<br />

beruflicher Weiterbildung teil (Arens und Quinke, 2003).<br />

Denn obwohl Unternehmen und Staat im Rahmen der Finanzierung beruflicher<br />

Weiterbildung einen erheblichen monetären Anteil tragen, liegt die finanzielle Hauptlast<br />

dennoch mit 38 % bei den einzelnen Weiterbildungsteilnehmern selbst (vgl. Beicht et al., 2005,<br />

S. 264 und Kapitel 2.1 und Kapitel 2.3).<br />

Anerkennung von informell erworbener Bildung<br />

Wie bereits in Kapitel 2.3.3 angedeutet wurde, sollen aktuelle Europäisierungstrends in der<br />

beruflichen Bildung in erster Linie dazu beitragen, die Transparenz und gegenseitige<br />

Anerkennung beruflicher Bildungsabschlüsse in Europa zu verbessern. Jedoch sollen sich<br />

europäische sowie nationale Qualifizierungsraster in Zukunft nicht nur auf formale Abschlüsse 19<br />

und quantitativen Lerninput konzentrieren, „[...] sondern auf Kompetenzen – unabhängig von<br />

Art und Umfang ihres Erwerbs. Damit steht informeller Kompetenzerwerb gleichrangig neben<br />

Kompetenzerwerb als Ergebnis formalisierter Bildungsprozesse“ (Schopf, 2006, S. 200).<br />

In <strong>Deutschland</strong> ist die Anerkennung informellen Lernens, im Gegensatz beispielsweise zu<br />

Großbritannien, Frankreich oder auch Finnland, eher begrenzt (vgl. ebd., S. 202).<br />

Als Beispiele für Möglichkeiten, sich in <strong>Deutschland</strong> informell erworbene Kompetenzen<br />

bescheinigen zu lassen oder diese als Zugangsvoraussetzung für den weiteren Bildungsweg zu<br />

nutzen, können u.a. folgende zwei Wege genannt werden: Erstens das Instrument der<br />

Zusatzqualifikationen in der beruflichen Erstausbildung, das jungen Menschen ermöglicht,<br />

bereits zu Beginn ihrer Karriere Elemente der beruflichen Weiterbildung nach dem BBiG<br />

zertifizieren zu lassen (vgl. ebd., S. 201) Zweitens besteht nach BBiG mit der Regelung der<br />

19 Wie beispielsweise das ISCED97‐Raster. [Anm. d. Vef.]


Benefits of <strong>VET</strong> 35<br />

Externenprüfung die Möglichkeit, sich „[…] unter informell erworbenen Umgebungsbedingungen<br />

sich erworbene Kompetenzen anerkannt zertifizieren zu lassen“ (Straka, 2006, S. 214).<br />

„Große Schwachstellen“ oder auch „weiße Flecken“ (Schopf, 2006, S. 202) in der<br />

Anrechnung informell erworbener Kompetenzen im Kontext der deutschen beruflichen Bildung<br />

sind nach Schopf (2006) unter anderem die Schwierigkeit, dass noch kein langfristig erprobter<br />

nationaler Qualifikationsrahmen für die berufliche Erstausbildung sowie Weiterbildung vorliegt<br />

und darüber hinaus unklar ist, wer zertifizieren darf, und schließlich, so Schopf, fehle es in<br />

deutschen Unternehmen an einer „[…] ‚Kultur’ zur Förderung des nachträglichen Erwerbs<br />

formaler Abschlüsse“ (Schopf, 2006, S. 202).<br />

Auf Basis der Problemlage, dass informelle Kompetenzen, die zwar im aktiven Berufsleben<br />

ständig erworben werden, jedoch nur selten dokumentiert und zuverlässig und verwertbar<br />

zertifiziert werden können, stellte Koch (2006) in einer Betriebsbefragung im Modellversuch<br />

"TbQ‐Transparenz beruflicher Qualifikationen für den Personaleinsatz im KMU" deutschen klein‐<br />

und mittelständischen Unternehmern die Frage, welche Anforderungen sie an Zertifikate stellen,<br />

die außerhalb der formalisierten Berufsbildung erworben wurden (vgl. Koch, 2006, S. 217). Im<br />

Modellversuch wurde ein Instrumentarium entwickelt, das die von Arbeitnehmern im<br />

Berufsleben informell erworbenen Qualifikationen belegt und somit als aussagekräftige<br />

Dokumentation für (künftige) Arbeitgeber dienen kann (vgl. ebd., S. 218) Als Ergebnis der Studie<br />

bleibt zunächst festzuhalten, dass im Großteil der Betriebe sowohl informelle als auch<br />

organisierte Weiterbildung stattfindet. Jedoch dokumentierten und zertifizieren nur 55% der<br />

befragten Unternehmen die Weiterbildungsaktivitäten ihrer Belegschaft regelmäßig (vgl. ebd., S.<br />

220) Vor allem „[…] komplexe soziale und personale Qualifikationen bleiben demnach<br />

weitgehend unsichtbar und können – etwa beim Stellenwechsel – nicht gezielt genutzt werden.<br />

[…] Das ist eine gravierende Lücke im heutigen System berufsbegleitender Zertifizierung“ (ebd.)<br />

Jedoch zeigten die Betriebsbefragungen, dass die befragten Unternehmer, trotz ihrer Defizite in<br />

der bisherigen Dokumentation und Zertifizierung, dennoch genaue Vorstellungen davon haben,<br />

wie brauchbare und aussagekräftige Zertifikate auszusehen haben: 91% der befragten Betriebe<br />

erachteten die Angabe der Dauer der Ausübung einer bestimmten Tätigkeit im Dokument als<br />

‚sehr wichtig’ bzw. ‚wichtig’. Des Weiteren befanden 84% die Auflistung der betrieblichen<br />

Tätigkeiten als ‚wichtig’ bis ‚sehr wichtig’. Schlussendlich sollten nach Ansicht der befragten<br />

Personalverantwortlichen in den Unternehmen die Zertifikate in der Regel auf etwa eine Seite<br />

beschränkt sein und somit die Qualifikationen relativ kompakt dokumentieren (vgl. ebd., S.<br />

222f.).<br />

Als Schlussfolgerung für eine betrieblich praktikable Zertifizierung beurteilt Koch sowohl<br />

EC<strong>VET</strong> 20 als auch andere Creditpoint‐ Systeme als tendenziell nur bedingt geeignet: „Sie sind<br />

20<br />

EC<strong>VET</strong> bedeutet „European credit system for vocational education and training“ und bezeichnet ein<br />

Leistungspunktesystem, das im Zuge der Europäisierung der Berufsbildung im Rahmen des Kopenhagen‐Prozesses<br />

eingeführt werden soll. Mit EC<strong>VET</strong> soll ein Instrument geschaffen werden, das die Übertragung, Validierung und


36 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

nicht praxistransferierbar und berücksichtigen nicht die für Unternehmen relevante<br />

tätigkeitsbezogene Ebene“ (Ebd., S. 225).<br />

Infolgedessen könnte es für künftige Forschungsaktivitäten von Interesse sein,<br />

Qualifizierungsraster zu entwickeln, die einerseits mit den aktuellen Entwicklungen auf<br />

europäischer Ebene kompatibel sind, anderseits darüber hinaus auch ohne großen<br />

„Übersetzungs“‐ sowie fachlichen Abstraktionsaufwand von den Betrieben in der Praxis genutzt<br />

werden können.<br />

Vorzüge des betrieblichen Lernorts<br />

Beiträge aus der Lehr‐ Lernforschung<br />

Beschäftigt man sich mit dem individuellen Nutzen und den Vorteilen der deutschen<br />

beruflichen Bildung für die Teilnehmer sind schließlich insbesondere auch die Vorzüge des<br />

betrieblichen Lernorts im System der dualen Berufsausbildung hervorzuheben.<br />

Zunächst bleibt jedoch festzuhalten, dass speziell in der pädagogisch‐psychologisch<br />

orientierten Berufsbildungsforschung aktuell ein Mangel an Längsschnittstudien, aber auch an<br />

echten Experimenten mit Kontrollgruppen sowie an Vergleichsstudien besteht, die verschiedene<br />

Berufsgruppen umfassen.<br />

Oberth et al. (2006) halten im Allgemeinen fest, dass das praxisnahe Lernen und Arbeiten im<br />

betrieblichen Kontext „[…] eine Ausbildung [ermöglicht], die anschaulich ist und sich durch<br />

unmittelbare Erfahrung des Nutzens des Erlernten auszeichnet. Lernfortschritte werden<br />

unmittelbar erlebbar“ (Oberth et al., 2006, S. 7). Darüber hinaus werden im beruflichen Handeln<br />

personale und soziale Kompetenzen entwickelt, die nur im eigenen praktischen Tun erfahrbar<br />

werden. Die sinnvolle Verknüpfung der an Berufsschule und Betrieb theoretisch erworbenen<br />

Inhalte mit der praktischen Erfahrung kann vor allem für eher lernschwache Schüler eine gute<br />

Motivation sein. „Die praktische Relevanz vermeintlich ‚abstrakten’ beruflichen Wissens wird<br />

erfahren. Das Selbstwertgefühl kann im Zuge der Erfahrung erfolgreich bewältigter<br />

Arbeitsaufgaben – auch Problemsituationen – gesteigert und stabilisiert werden“ (Ebd., S. 16).<br />

Seifried und Sembill (2005) greifen in der AUDI‐Studie speziell das psychologische „Konstrukt<br />

der Emotionalen Befindlichkeit“ 21 und dessen Bedeutung für berufsschulische und betriebliche<br />

Lehr‐ Lernprozesse auf. Die Untersuchung zielte darauf ab zu erforschen, inwiefern sich die<br />

emotionale Befindlichkeit als relevante Rahmenbedingung an den Lernorten Betrieb und<br />

Bildungszentrum in der gewerblich‐technischen Erstausbildung darstellt (vgl. Seifried and<br />

Anerkennung von Lernergebnissen erleichtert. Für weitere Informationen wird verwiesen an: Deutscher<br />

Bildungsserver, <strong>2009</strong>.<br />

21<br />

„Das Konstrukt ‚Emotionale Befindlichkeit’, das im Übrigen auch eine medizinische Konnotation des ‚Befindens’<br />

mit einschließt, spiegelt das emotional‐ motivational geprägte, subjektive und situationsspezifische Erleben eines<br />

Zustandes wider, das sowohl als Auslöser, Begleiterscheinung und/ oder Folge kognitiver Prozesse auftritt.“ (Seifried<br />

und Sembill 2005, S. 658)


Benefits of <strong>VET</strong> 37<br />

Sembill, 2005, S. 666f.). In einer auf zwei Jahre angelegten Längsschnittstudie wurden mittels<br />

Fragebögen die Auszubildenden der AUDI‐AG wöchentlich zu ihrer „Ausprägung von<br />

Lernmotivation“ befragt (ebd., S. 667). Die zentralen Ergebnisse der Studie zeigten, dass die<br />

Auszubildenden die Arbeitsatmosphäre am Arbeitsplatz deutlich positiver bewerten als die im<br />

eher auf Theorie ausgerichteten Bildungszentrum. In ihrer betrieblichen Tätigkeit erfahren die<br />

befragten Jugendlichen tendenziell mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten, können selbstständig<br />

arbeiten und fühlen sich darüber hinaus im Kollegium sozial eingebunden und ernst genommen<br />

(vgl. ebd., S. 668).<br />

Seifried und Sembill kommen daher zu dem Fazit, dass die Orientierung der Ausbildung in<br />

Schule und Betrieb an den Erfahrungen und Bedürfnissen der Jugendlichen und auch die<br />

Übernahme von Eigenverantwortung seitens der Auszubildenden „wichtige<br />

Gelingensbedingungen von Lehr‐Lernprozessen“ darstellen (ebd.).<br />

Auf ein bestehendes Forschungsdesiderat muss an dieser Stelle im Kontext der international<br />

vergleichenden Berufsbildungsforschung eingegangen werden. Noch immer stehen valide<br />

Leistungsvergleichsuntersuchungen für die berufliche Bildung aus, die in der Qualität mit den<br />

Studien im allgemeinbildenden Bereich konkurrieren können. Erste Entwicklungsansätze liegen<br />

hier bereits vor, sind aber zukünftig weiter auszubauen (Baethge et al. 2006).<br />

Zumindest die leistungsvergleichende Untersuchung von Fulst‐Blei (2003) zwischen<br />

deutschen und britischen Jugendlichen im berufsbildenden Bereich deutet an, dass die<br />

Leistungsniveaus insgesamt sowie in Bezug auf einzelne Kompetenzdimensionen zwischen den<br />

Ländern zum Teil stark differieren und z.B. die bisherigen Niveaustufen auf EU‐Ebene wenig<br />

aussagekräftig sind und <strong>Deutschland</strong> eher benachteiligen.<br />

Ergebnisse aus Befragungen von Auszubildenden<br />

In dem Forschungsprojekt ‚Ausbildungsqualität in <strong>Deutschland</strong> aus Sicht der Auszubildenden’<br />

von 2008 wurden rund 6000 Berufsschüler, die sich im zweiten Ausbildungsjahr innerhalb der 15<br />

meist besetzten Ausbildungsberufe befanden, dazu befragt, „[…] welche Qualitätsaspekte [sie] in<br />

ihren Betrieben und Berufsschulen als wichtig ansehen und inwieweit ihre Qualitätsansprüche<br />

tatsächlich erfüllt werden“ (Beicht and Krewerth, 2008(a), S. 4). Erste Ergebnisse der Umfrage<br />

zeigten, dass die Jugendlichen besonderen großen Wert auf die verständliche Erklärung der<br />

Lerninhalte durch den Berufsschullehrer (75%) und durch den Ausbilder (67%) legt. Des<br />

Weiteren erwarten Berufsschüler von ihren Lehrern eine gute Beherrschung der Lerninhalte.<br />

70% der befragten Auszubildenden beurteilten ein gutes Arbeitsklima und eine respektvolle<br />

Behandlung durch die Kollegen als ‚sehr wichtig’. Die Ausbildungsrealität wird nicht ganz den<br />

Ansprüchen der Jugendlichen gerecht, dennoch bescheinigten 74% der Befragten ihren<br />

Ausbildern eine sehr gute Beherrschung der Ausbildungsinhalte, während dies 52% der<br />

Auszubildenden auch für ihre Berufsschullehrer bestätigten. Auch wenn beispielsweise die<br />

Berufsschullehrer bei ihren Schülern bei dem am wichtigsten erachteten Qualitätskriterium der<br />

‚Verständlichkeit der Erklärung der Inhalte’ eher schlecht abschnitten, waren die befragten<br />

Jugendlichen insgesamt mit ihren Ausbildungsbedingungen in Schule und Betrieb zufrieden. So


38 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

trifft es beispielsweise für 71% der Auszubildenden ‚(sehr) stark’ zu, dass ihnen im Betrieb<br />

jederzeit ein Ausbilder als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Die beste Durchschnittsnote für<br />

ihre duale Ausbildung gaben angehende Bankkaufleute.<br />

Künftige Untersuchungen sollten folglich die Stärken und Schwächen innerhalb der<br />

einzelnen Berufe näher beleuchten, um so konkrete Maßnahmen zur Sicherung der<br />

Ausbildungsqualität in Ausbildungsordnung und Rahmenlehrplan vornehmen zu können, wie<br />

es beispielsweise jährlich durch die Modernisierung bestehender Berufsbilder und der<br />

Neuschaffung von Ausbildungsberufen der Fall ist.<br />

3. Resümee und offene Fragen<br />

Der vorliegende Bericht dokumentiert, dass das deutsche System der beruflichen<br />

Erstausbildung (und hier insbesondere das duale Ausbildungssystem) in Kombination mit der<br />

Weiterbildung einen wichtigen Beitrag zur Bildung und Qualifizierung der nachwachsenden<br />

Generation liefert sowie Garant für eine qualifizierte Arbeitnehmerschaft ist. Zwar sind die<br />

monetären und nicht monetären Kosten für alle beteiligten Gruppen (siehe Syntheseübersicht<br />

und Einleitung) unübersehbar, allerdings überwiegen die Vorteile, die sich nicht nur monetär<br />

quantifizieren lassen, die Kosten bei Weitem.<br />

Allerdings, und dies muss klar benannt werden, lassen sich diverse Aspekte nicht oder nur<br />

sehr begrenzt in Vergleichseinheiten „umrechnen“. Berufszufriedenheit bei Arbeitnehmern kann<br />

beispielsweise ebenso wenig in Geldeinheiten gemessen werden, wie ein Imagegewinn von<br />

Betrieben, die ausbilden.<br />

Problematisch ist auch die Tatsache, dass ein Vergleich von Kosten und Nutzen beruflicher<br />

Bildung, der über die reine ökonomische Kostenberechnung in Geldeinheiten hinausgeht,<br />

diverse unterschiedliche fachwissenschaftliche Zugänge inkludieren muss, wie auch aus dem hier<br />

vorliegenden Bericht ersichtlich wird.<br />

Folglich sind verschiedenste Wissenschaftskulturen und Forschungsmethoden z.B. aus den<br />

Bereichen der Ökonomie, der Soziologie, der Psychologie, der Arbeitsmarktforschung, der<br />

Pädagogik, der Lehr‐Lernforschung etc. zu vereinen, um auch nur annähernd ein umfassendes<br />

Bild zu der Thematik zu erhalten.<br />

Aufgabe der Berufsbildungsforschung kann es in diesem Zusammenhang sein, die<br />

verschiedenen Disziplinen, Ansätze und Befunde sinnvoll zusammenzuführen sowie<br />

bereichsnahe Forschungsdesiderate selber zu füllen oder aber andere tangierte<br />

Forschungsdisziplinen zu weitergehenden Forschungsaktivitäten zu ermuntern. Der vorliegende<br />

Bericht hat versucht, an diversen Stellen dazu entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.<br />

Weiterhin kann die deutsche Berufsbildungsforschung dahingehend Anstrengungen<br />

unternehmen, ein mehrdimensionales sowie konsistentes und tragfähiges Modell des Kosten‐<br />

Nutzenverhältnisses der Berufsbildung zu entwickeln. Dieser nationale Ansatz kann dann in


Benefits of <strong>VET</strong> 39<br />

einem zweiten Schritt zu einem europatauglichen Modell ausgebaut werden, was<br />

mehrdimensionale Vergleiche zwischen den Mitgliedstaaten ermöglichen würde. Ein erster<br />

nationaler Schritt ist hierzu mit der eingangs vorgelegten grafischen Darstellung gemacht, die<br />

ggf. zu weiteren Entwicklungen Anstoß geben kann. Nur wenn die Befunde der verschiedenen<br />

involvierten Wissenschaften sinnvoll gebündelt werden, kann das Konstrukt „Benefits of <strong>VET</strong>“<br />

mit Leben gefüllt werden und Motor für nationale und europäische Innovationen im Kontext der<br />

Berufsbildungspolitik sein.


40 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

4. Bibliografie<br />

Arens, T., Quinke, H. (2003): Bildungsbedingte öffentliche Transfers und<br />

Investitionspotentiale privater Haushalte in <strong>Deutschland</strong>. Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2008): Bildung in <strong>Deutschland</strong><br />

2008: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen<br />

im Anschluss an den Sekundarbereich I. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

http://www.bildungsbericht.de/daten2008/bb_2008.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Baethge, M. Achtenhagen, F. Arends, L. Babic, E. Baethge‐Kinsky, V.<br />

Weber, S. (2006): Berufsbildungs‐Pisa ‐Machbarkeitsstudie. München:<br />

Steiner.<br />

Baethge, M., Solga, H., Wieck, M. (2007): Berufsbildung im Umbruch:<br />

Signale eines überfälligen Aufbruchs. Berlin Friedrich‐Ebert‐Stiftung.<br />

http://library.fes.de/pdf‐files/stabsabteilung/04258/studie.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Beicht, U., Walden, G., Herget, H. (2004): Kosten und Nutzen der<br />

betrieblichen Berufsausbildung in <strong>Deutschland</strong>. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Beicht, U., Berger, K., Moraal D. (2005): Aufwendungen für berufliche<br />

Weiterbildung in <strong>Deutschland</strong>. In: Sozialer Fortschritt, Vol. 54, pp. 256–<br />

266.<br />

Beicht, U., Krekel, E.M., Walden, G. (2006): Berufliche Weiterbildung: Welche<br />

Kosten und welchen Nutzen haben die Teilnehmenden? Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

Beicht, U., Krewerth, A. (2008(a)): Ausbildungsqualität in <strong>Deutschland</strong> aus<br />

Sicht der Auszubildenden: Erste Ergebnisse einer Umfrage des<br />

Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BIBB) unter Teilzeitberufsschülern<br />

und –schülerinnen. Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/Erster_Ergebnisbericht_Druckversion_04‐02‐<br />

<strong>2009</strong>.pdf [cited 02/20/<strong>2009</strong>]<br />

Beicht, U., Friedrich, M., Ulrich, J.G. (eds.) (2008(b)): Ausbildungschancen<br />

und Verbleib von Schulabsolventen. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Bellmann, L., Leber, U. (2005): Berufliche Weiterbildung in <strong>Deutschland</strong>:<br />

Motive, Anlässe und Hemmnisse. In: Arbeit und Beruf, Vol. 56, No 7, pp. 202–203.<br />

Bellmann, L., Hartung, S., Janik, F. (2007): Lohnt sich die betriebliche<br />

Ausbildung? Der Nutzen für die Ausbildungsbetriebe. Vortrag auf dem


Benefits of <strong>VET</strong> 41<br />

Thementag Berufliche Bildung des Kompetenzfeldes Berufliche Bildung<br />

der GTZ in Eschborn am 20.12.2006 zum Thema<br />

Berufsbildungsökonomie: Einzel‐und gesamtwirtschaftliche Überlegungen<br />

zur Rentabilität von Investitionen in berufliche Aus‐und Weiterbildung.<br />

Eschborn. http://www.fachportal‐<br />

paedagogik.de/fis_bildung/suche/fis_set.html?FId=773653<br />

[cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Bonin, Holger/Schneider, Marc/Quinke, Hermann/Arens, Tobias (2007): Zukunft von Bildung<br />

und Arbeit. Perspektiven von Arbeitskräftebedarf und ‐angebot bis 2020. IZA <strong>Research</strong><br />

<strong>Report</strong> Nr. 9. Bonn.<br />

http://www.iza.org/en/webcontent/publications/reports/report_pdfs/iza_report_09.<br />

pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (<strong>2009</strong>(a)): Datenreport zum<br />

Berufsbildungsbericht: Informationen und Analysen zur Entwicklung der<br />

beruflichen Bildung. Bonn:<br />

http://datenreport.bibb.de/media<strong>2009</strong>/datenreport_bbb_vorversion_090401.pdf [cited<br />

02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (<strong>2009</strong>(b)): Neue und modernisierte<br />

Ausbildungsberufe <strong>2009</strong>. Kurzbeschreibungen. Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a41_NMA<strong>2009</strong>.pdf [cited 02/20/<strong>2009</strong>]<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (<strong>2009</strong>(c)): Bildungswege und<br />

Berufsbiographie (BIBB‐Übergangsstudie) Bonn . http://www.bibb.de/de/wlk16029.htm<br />

[cited12.09.<strong>2009</strong>].<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2005):<br />

Berufsbildungsgesetz (BBiG). Fassung vom 23.03.2005.<br />

http://www.bmbf.de/pub/bbig_20050323.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (<strong>2009</strong>(a)):<br />

Jobstarter. Für die Zukunft ausbilden. Available from Internet:<br />

http://www.jobstarter.de [cited 12.09.<strong>2009</strong>].<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (<strong>2009</strong>(b)):<br />

Europass‐Info. http://www.europassinfo.de [cited 22.08.<strong>2009</strong>].<br />

Burkart, L. (2004): Zukunft der Berufsausbildung in <strong>Deutschland</strong>.<br />

Empirische Untersuchungen und Schlußfolgerungen. Ergebnisse der<br />

BIBB‐Fachtagung am 4./5. November 2003 in Bonn.<br />

Deißinger, T. (2001): Zum Problem der historisch‐kulturellen Bedingtheit<br />

von Berufsbildungssystemen. ‐Gibt es eine "Vorbildfunktion" des


42 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

deutschen Dualen Systems im europäischen Kontext? In: Deißinger, T.<br />

(ed.): Berufliche Bildung zwischen nationaler Tradition und globaler<br />

Entwicklung: Beiträge zur vergleichenden Berufsbildungsforschung.<br />

Baden‐Baden: Nomos‐Verl.‐Ges., pp. 13–44.<br />

Deißinger, T. (2005): Zur Frage der Verwertbarkeit schulischer<br />

Berufsbildung am Beispiel des baden‐württembergischen<br />

Berufskollegs: Welchen Beitrag leisten didaktische Innovationen? In:<br />

Institut für Arbeitsmarkt‐und Berufsforschung (ed.): Perspektiven des<br />

Berufskonzepts: Die Bedeutung des Berufs für Ausbildung und<br />

Arbeitsmarkt, Nürnberg, pp. 143–158.<br />

Deutscher Bildungsserver (<strong>2009</strong>) EC<strong>VET</strong> ‐Europäisches<br />

Leistungspunktesystem für die berufliche Bildung. Frankfurt.<br />

http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=5664. [cited 22.08.<strong>2009</strong>].<br />

Dionisius, R., Muehlemann, S., Pfeifer, H., Walden, G., Wenzelmann, F.<br />

(2008): Cost and benefit of apprenticeship training: A comparison of<br />

Germany and Switzerland. Bonn: IZA. http://ftp.iza.org/dp3465.pdf [cited 02/20/<strong>2009</strong>]<br />

Döring, O., Sailmann G. (2005): Bewährtes Qualitätsprodukt:<br />

Berufsbildung als Faktor internationaler Standortkonkurrenz. Bonn. In:<br />

Unternehmermagazin 2005, No 4, p. 32.<br />

Ebbinghaus, M., (<strong>2009</strong>): Ideal und Realität betrieblicher<br />

Ausbildungsqualität:. Sichtweisen ausbildender Betriebe, Bonn. BIBB Wissenschaftliche<br />

Diskussionspapiere. 109.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_109_ideal_und_realitaet_betrieblicher_ausbil<br />

dungsqualitaet.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Ebbinghaus, M., Ulmer, P. (<strong>2009</strong>): Schlussfolgerungen aus einer<br />

Befragung von 15.000 Betrieben: Gründe betrieblicher<br />

Ausbildungsbeteiligung und ihr Einfluss auf die Ausbildungsqualität. In:<br />

Wirtschaft und Berufserziehung, Vol. 61, No 1, pp. 20–27.<br />

Europäische Kommission (<strong>2009</strong>): Allgemeine & Berufliche Bildung.<br />

Leonardo‐da‐Vinci‐Programm.<br />

http://ec.europa.eu/education/lifelong‐learning‐programme/doc82_de.htm.<br />

[cited 15.08.<strong>2009</strong>].<br />

Eurostat (<strong>2009</strong>): Harmonisierte Arbeitslosenquote ‐nach Alter 15‐24.<br />

http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=


Benefits of <strong>VET</strong> 43<br />

de&pcode=teilm021&plugin=1. [cited 15.08.<strong>2009</strong>].<br />

Expertenkommission "Finanzierung Lebenslangen Lernens" (2004):<br />

Finanzierung Lebenslangen Lernens ‐der Weg in die Zukunft:<br />

Schlussbericht. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

http://www.bmbf.de/pub/schlussbericht_kommission_lll.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Feller, G. (2005): Stellenwert der Berufsfachschulen im neuen Gesetz:<br />

Initiative für eine Reform des Bildungssystems? In: Berufsbildung in<br />

Wissenschaft und Praxis, Vol 34, No 2, pp. 17–22.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H2‐17ff.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Feller, G. (2006): Aus der Not eine Tugend machen: Zum Glück<br />

Berufsfachschulen?! In: Berufsbildung, Vol. 60, No 100/101, pp. 49–51.<br />

Frank, I. (<strong>2009</strong>) Berufsbildung in <strong>Deutschland</strong> ‐Aktuelle Entwicklungen und<br />

strukturelle Herausforderungen. In: Berufsbildung in Wissenschaft und<br />

Praxis, No 3, pp. 5–8.<br />

Frommberger, D. [et al.] (2008): Leistungspunktesystem in der beruflichen Bildung:<br />

Pilotinitiative und berufs‐ und wirtschaftspädagogisch relevante<br />

Fragestellung. Berufs‐und Wirtschaftspädagogik Online. 2008, No 14<br />

http://www.bwpat.de/ausgabe14/milolaza_etal_bwpat14.shtml [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Fulst‐Blei, S. (2003): Im Spannungsfeld von Modularisierung und<br />

Europäisierung: die deutsche duale Berufsausbildung im Test: Ein<br />

deutsch‐englischer Leistungsvergleich. München.<br />

Gangl, M. (2003): Bildung und Übergangsrisiken beim Einstieg in den<br />

Beruf: Ein europäischer Vergleich zum Arbeitsmarktwert von<br />

Bildungsabschlüssen. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Vol. 6, pp.<br />

72‐89.<br />

Haasler, B. (2008): Wertschöpfende Arbeit im Zentrum der<br />

Berufsausbildung: Ein Praxisbeispiel aus einem KMU. In: Piening, D.,<br />

Rauner, F. (eds.): Innovative Berufsbildung ‐auf die Attraktivität für<br />

Jugendliche und Unternehmen kommt es an! Berlin, Münster: LIT, pp.<br />

158–171.<br />

Hall, A., Schade, H.‐J. (2005): Welche Ausbildung schützt besser vor<br />

Erwerbslosigkeit? Der erste Blick kann täuschen! Duale Berufsausbildung<br />

und Berufsfachschulen im Vergleich. In: Berufsbildung in Wissenschaft und<br />

Praxis, Vol. 34, No 2, pp. 23–27. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐<br />

H2‐23ff.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]


44 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Hartmann, P. (2008): Kosten und Nutzen von beruflicher Weiterbildung.<br />

Hamburg: Igel‐Verlag.<br />

Hartmann, R. (23.‐24‐09.<strong>2009</strong>): Kosten und Nutzen der Berufsausbildung<br />

aus der Sicht der BASF. Veranstaltung vom 23.‐24‐09.<strong>2009</strong>, BIBB‐<br />

Fachtagung „Die Ausbildungsentscheidung von Betrieben: Ökonomische<br />

Forschungsansätze und Analysen". Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_veranstaltung_programm_ausbildungsentsch<br />

eidung_23‐240909..pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Heinemann, L., Rauner, F. (2008): Evaluation von Kosten, Erträgen und<br />

Qualität der betrieblichen Ausbildung im Land Bremen. In: Piening, D.,<br />

Rauner, F. (eds.): Innovative Berufsbildung ‐auf die Attraktivität für<br />

Jugendliche und Unternehmen kommt es an! Berlin, Münster: LIT, pp. 90–106.<br />

Hörmann, M., (2006): "Durch den Qualifizierungsbaustein kam<br />

Abwechslung in die Schule!" Schulische Ausbildungsvorbereitung im<br />

Modellversuch QUAV. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Vol.<br />

35, No 3, pp. 37–40. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2006‐H3‐37ff.pdf<br />

[cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Hummelsheim, S., Timmermann, D. (<strong>2009</strong>): Bildungsökonomie. In: Tippelt,<br />

R., Schmidt, B. (eds.): Handbuch Bildungsforschung. Wiesbaden: VS<br />

Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 93–134.<br />

Klemm, K. (<strong>2009</strong>): Bildungsausgaben im föderalen System: Zur<br />

Umsetzung der Beschlüsse des "Bildungsgipfels"; Studie: Zukunft 2020.<br />

Berlin: Friedrich‐Ebert‐Stiftung. http://library.fes.de/pdf‐files/stabsabteilung/06218.pdf<br />

[cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Kloas, P.‐W. (ed.) (1997): Modularisierung in der beruflichen Bildung:<br />

Modebegriff, Streitthema oder konstruktiver Ansatz zur Lösung von<br />

Zukunftsproblemen? Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Kloas, P.‐W., Kramer, B. (2005): Qualifizierungsbausteine im Handwerk:<br />

Eine Chance für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf. In:<br />

Berufsbildung, Vol. 59, pp. 14‐16.<br />

Kloas, P.‐W. (2006): Qualifizierungsbausteine als "deutsche Antwort" auf<br />

Modularisierungserfordernisse in der beruflichen Bildung. In:<br />

Berufsbildung, Vol. 60, pp. 39–43.<br />

Koch, C. (2006): Betriebliche Anforderungen an die Zertifizierung informell<br />

erworbener Kompetenzen. Ergebnisse aus zwei Betriebsbefragungen im


Benefits of <strong>VET</strong> 45<br />

Modellversuch "TbQ‐Transparenz beruflicher Qualifikationen für den<br />

Personaleinsatz im KMU". In: Eckert, M., Zöller, A. (eds.): Der europäische<br />

Berufsbildungsraum:‐Beiträge der Berufsbildungsforschung. 6. Forum der<br />

Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN) vom 19.‐<br />

20. September 2005 an der Universität Erfurt. Bielefeld: Bertelsmann, pp.<br />

217–225.<br />

Kommission der europäischen Gemeinschaften (2008): Bericht der<br />

Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die erste<br />

Evaluierung der Europass‐Initiative, Brüssel.<br />

Kremer, M. (2006): Berufsausbildung an beruflichen Schulen ‐ein<br />

notwendiger Beitrag zu nachhaltigen Ausbildungsstrukturen. In:<br />

Berufsbildung, Vol. 60, pp. 27–31. http://www.friedrich‐<br />

verlag.de/data/3AB7755CB3F94C15A561B53CDFE22DDB.0.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Kremer, M., (2008(a)): Situation der Berufsbildung in <strong>Deutschland</strong>. Rede<br />

von Manfred Kremer Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung<br />

(BIBB) im Rahmen des Kontaktseminars deutschsprachiger<br />

Berufsbildungsinstitute, 25. Juni 2008, Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_veranstaltung_kontaktseminar_vortrag_kre<br />

mer_25‐270608.pdf [cited 02/10/009]<br />

Kremer, M. (2008(b)): Was Berufsbildung wert ist: Kompetenzentwicklung als Chance und<br />

Herausforderung, München.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/Kremer_Komptenzentwicklung_als_Chance_un<br />

d_Herausforderung.pdf [cited 02/210/<strong>2009</strong>]<br />

Kuda, E., Strauß, J. (2008): Der europäische Qualifikationsrahmen:<br />

Chancen und Risiken der Arbeitnehmer und ihre berufliche Bildung. In: denk‐doch‐<br />

mal.de 2008. http://www.denk‐doch‐mal.de/node/45 [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Lauer, C. (2003): Bildungspolitik in Frankreich. Universität Mannheim:<br />

ZEW Discussion Paper 03‐43. ftp://ftp.zew.de/pub/zew‐docs/dp/dp0343.pdf [cited<br />

02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Loebe, H., Severing, E. (eds.) (2008): Berufsausbildung im Umbruch:<br />

Ansätze zur Modernisierung des dualen Systems. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Molzberger, G. (<strong>2009</strong>): Differenzielle Qualifizierungswege. ‐neue<br />

Perspektiven für sozial benachteiligte junge Menschen. In: Zimmer, G.,<br />

Dehnbostel, P. (eds.): Berufsausbildung in der Entwicklung ‐Positionen<br />

und Leitlinien. Duales System, schulische Ausbildung, Übergangssystem,


46 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Modularisierung, Europäisierung., Bielefeld: Bertelsmann, pp. 153–164.<br />

Oberth, C., Zeller, B., Krings, U. (2006): Lernort Betrieb ‐Berufliche<br />

Qualifizierung von benachteiligten Jugendlichen: Methodische Ansätze für<br />

Ausbilder und Ausbilderinnen. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(Eigendruck).<br />

Pechar, H. (2006): Bildungsökonomie und Bildungspolitik. Münster; New<br />

York; München; Berlin: Waxmann<br />

Piening, D., Rauner, F. (eds.) (2008): Innovative Berufsbildung ‐auf die<br />

Attraktivität für Jugendliche und Unternehmen kommt es an! Berlin,<br />

Münster: LIT.<br />

Pilz, M. (2004): Die Übergangsproblematik im Kontext beruflicher<br />

Erstausbildung in <strong>Deutschland</strong>. In: Bildung und Erziehung, Vol. 57, pp.<br />

175–194.<br />

Pilz, M. (2008): Bildungswahlmotive von Abiturienten mit und ohne<br />

Studierabsicht im dualen Ausbildungssystem:<br />

Begründungszusammenhänge, empirische Befunde im Kontext von<br />

Finanzdienstleistungsberufen sowie bildungspolitische Konsequenzen. In:<br />

Bildung und Erziehung, Vol. 61, pp. 221–246.<br />

Pilz, M., (<strong>2009</strong>(a)): Initial vocational training from a company perspective: a<br />

comparison of British and German in‐house training cultures. In: Vocations<br />

and Learning,Vol.2, pp. 57‐74.<br />

Pilz, M, (<strong>2009</strong>(b)): Vier Länder, vier Modularisierungsansätze ‐Ein<br />

Vergleich und die Ableitung perspektivischer Konsequenzen. In: Pilz, M.<br />

(ed.), Modularisierungsansätze in der Berufsbildung ‐<strong>Deutschland</strong>,<br />

Österreich, Schweiz sowie Großbritannien im Vergleich. Bielefeld:<br />

Bertelsmann, pp 153‐187.<br />

Pütz, H. (02.‐03.06.2005): Eröffnung und Begrüßung zur BIBB‐Fachtagung<br />

„Kosten, Nutzen, Finanzierung beruflicher Weiterbildung“. Veranstaltung<br />

vom 02.‐03.06.2005. Veranstalter: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn.<br />

Rauner, F. (2007): Kosten, Nutzen und Qualität der beruflichen<br />

Ausbildung. ITB‐Forschungsberichte 23/2007 http://www.ibb.uni‐<br />

bremen.de/fileadmin/user/Publikationen/FB_23_Felix_Rauner__Kosten_Nutzen.pdf<br />

[cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Schiersmann, C. (2007): Berufliche Weiterbildung. Wiesbaden: VS Verl. für


Benefits of <strong>VET</strong> 47<br />

Sozialwissenschaften.<br />

Schöngen, K. (2003): Ausbildungsvertrag gelöst = Ausbildung<br />

abgebrochen? Ergebnisse einer Befragung. In: Berufsbildung in<br />

Wissenschaft und Praxis, Vol. 32, No 5, 35–39.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2003‐H5‐35ff.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Schopf, M. (2006): Nach ECTS und EC<strong>VET</strong> jetzt ELC für informelles<br />

Lernen? In: Eckert, M., Zöller, A. (eds.): Der europäische<br />

Berufsbildungsraum ‐Beiträge der Berufsbildungsforschung. 6. Forum der<br />

Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN) vom 19.‐<br />

20. September 2005 an der Universität Erfurt. Bielefeld: Bertelsmann, pp.<br />

199–203.<br />

Seifried, J., Sembill, D. (2005): Emotionale Befindlichkeit in Lehr‐Lern‐<br />

Prozessen in der beruflichen Bildung. In: Zeitschrift für Pädagogik, Vol. 51,<br />

pp. 656–672.<br />

Severing, E. (2006): Europäische Zertifizierungsstandards in der<br />

Berufsbildung. In: Zeitschrift für Berufs‐und Wirtschaftspädagogik, Vol. 102, pp. 15‐29.<br />

Sondermann, T. (2005): The German Vocational Training Reform Act of<br />

2005. What is new, what is different? In: Berufsbildung in Wissenschaft<br />

und Praxis, Vol. 34, No 2 pp. 18‐21. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐<br />

2005‐SE‐18ff.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Statistisches Bundesamt (2006): Bevölkerung <strong>Deutschland</strong>s bis 2050.<br />

Übersicht der Ergebnisse der 11. koordinierten<br />

Bevölkerungsvorausberechnung ‐Varianten und zusätzliche<br />

Modellrechnungen.<br />

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Conte<br />

nt/Statistiken/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkerung/Content75/B<br />

evoelkerungsentwicklung2050<strong>Deutschland</strong>,property=file.pdf. [cited 15.08.<strong>2009</strong>].<br />

Statistisches Bundesamt (2008(a)): Datenreport 2008: Ein Sozialbericht für<br />

die Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>. Bonn: Bundeszentrale für politische<br />

Bildung.<br />

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Pub<br />

likationen/Querschnittsveroeffentlichungen/Datenreport/Downloads/Datenreport20<br />

08,property=file.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Statistisches Bundesamt (2008(b)): Bildungsfinanzbericht 2008: Im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Ständigen


48 Susanne Berger und Matthias Pilz<br />

Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong>. Wiesbaden. https://www‐<br />

ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.<br />

csp&ID=1023152 (cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Straka, G.A. (2006): Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen‐neu<br />

für die bundesdeutsche Berufsbildung? In: Eckert, M., Zöller, A. (eds.): Der<br />

europäische Berufsbildungsraum ‐Beiträge der Berufsbildungsforschung.,<br />

6. Forum der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG<br />

BFN) vom 19. ‐20. September 2005 an der Universität Erfurt. Bielefeld:<br />

Bertelsmann, pp. 205–216.<br />

Troltsch, K. (2008): Ausbildungsbereitschaft von Betrieben ‐am künftigen<br />

oder bisherigen Fachkräftebedarf orientiert? In: Berufsbildung in<br />

Wissenschaft und Praxis, Vol. 37, No 3, pp. 14–18.<br />

Uhly, A. (2007): Der berufstrukturelle Wandel in der dualen<br />

Berufsausbildung: Empirische Befunde auf Basis der<br />

Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes. In: Walden, G.<br />

(ed.): Qualifikationsentwicklung im Dienstleistungsbereich:<br />

Herausforderungen für das duale System der Berufsausbildung, Bonn, pp.<br />

209–257.<br />

Ulrich, J.G. (2008): Jugendliche im Übergangssystem. ‐eine<br />

Bestandsaufnahme, Hochschultage Berufliche Bildung 2008.<br />

bwp@Spezial, pp. 1–21. http://www.bwpat.de/ht2008/ws12/ulrich_ws12‐<br />

ht2008_spezial4.pdf [cited 02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Vertrag von Lissabon. Webportal der Europäischen Union, <strong>2009</strong>.<br />

http://europa.eu/lisbon_treaty/index_de.htm. [cited 23.08.<strong>2009</strong>].<br />

Walden, G., Beicht, U., Herget, H. (2003): Warum Betriebe (nicht)<br />

ausbilden. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Vol. 32, No 2, pp. 42– 46.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2003‐SA‐42ff.pdf [cited<br />

02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Walden, G. (2007): Duale Berufsbildung in der Dienstleistungsgesellschaft.<br />

Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Vol. 36, No 6, pp. 43–46.<br />

Weber, H. (2008): Berufe für benachteiligte Jugendliche. Zwischen<br />

bildungspolitischem Anspruch und betrieblichen Bedarf. In: Münk, D.,<br />

Gonon, P., Breuer, K., Deißinger, T. (eds.): Modernisierung der<br />

Berufsbildung: Neue Forschungserträge und Perspektiven der Berufs‐und


Benefits of <strong>VET</strong> 49<br />

Wirtschaftspädagogik. Opladen: Budrich, pp. 189–198.<br />

Wenzelmann, F., Schönfeld, Gudrun et al. (<strong>2009</strong>): Betriebliche<br />

Berufsausbildung: Eine lohnende Investition für die Betriebe. Ergebnisse<br />

der BIBB‐Kosten‐und Nutzenerhebung 2007. BIBB <strong>Report</strong>, Vol. 8, pp. 1– 12.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_<strong>2009</strong>_08.pdf [cited<br />

02/10/<strong>2009</strong>]<br />

Weiß, R. (23.‐24.09.<strong>2009</strong>): Eröffnungsbeitrag der Veranstaltung vom 23.‐24.09.<strong>2009</strong>, BIBB‐<br />

Fachtagung „Die Ausbildungsentscheidung von Betrieben: Ökonomische<br />

Forschungsansätze und Analysen". Bonn.<br />

Werner, D. (2006): Trends und Kosten der betrieblichen Weiterbildung:<br />

Ergebnisse der IW‐Weiterbildungserhebung 2005. In: IW‐Trends –<br />

Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung, Vol. 33, No 1,<br />

pp. 1–19. http://www.iwkoeln.de/Portals/0/pdf/trends01_06_2.pdf [cited:<br />

22.09.<strong>2009</strong>].<br />

Wiedemann, G. M. (<strong>2009</strong>): Ausbildung für Unternehmen günstiger. In:<br />

Kölner Stadtanzeiger, 24.09.<strong>2009</strong>.<br />

Zeller, B. (2008): Ausbildungsbausteine ‐neue und flexible Wege in der<br />

Berufsbildung. In: Loebe, H., Severing, E. (eds.): Berufsausbildung im<br />

Umbruch. Ansätze zur Modernisierung des dualen Systems. Bielefeld:<br />

Bertelsmann, pp. 135–147.


Mobility and Migration<br />

___________________________________<br />

Ingrid Wilkens<br />

1. Vorwort 50<br />

2. Einleitende Informationen 51<br />

3. Forschungslandschaft in <strong>Deutschland</strong> 54<br />

4. Junge Migranten im System der Berufsausbildung 57<br />

5. Erklärungsansätze für die geringen Chancen von Migranten im beruflichen<br />

Ausbildungssystem 59<br />

6. Migranten in der beruflichen Weiterbildung 62<br />

7. Neuere Ansätze zur Nutzung des Potentials von Migranten 64<br />

8. Forschungsdesiderate 65<br />

9. Ausblick 67<br />

10. Bibliografie 71<br />

1. Vorwort<br />

Im weltweiten Vergleich hat <strong>Deutschland</strong> nach den USA in den vergangenen Jahrzehnten die<br />

stärkste Zuwanderung erfahren (OECD 2008). In letzter Zeit ist die Immigration jedoch deutlich<br />

zurückgegangen. Ein Großteil der in <strong>Deutschland</strong> lebenden Migranten lässt sich damit als<br />

„Altzuwanderer“, die schon zehn oder mehr Jahre in <strong>Deutschland</strong> leben, bezeichnen. Deren<br />

Integration, die noch nicht vollständig gelungen ist, voranzutreiben, ist momentan in<br />

<strong>Deutschland</strong> ein Thema höchster Aktualität.<br />

Als wichtiger Faktor der sozialen Integration von Migranten gilt ihre Partizipation am<br />

Erwerbsleben (OECD 2007; Beauftragte 2007a). Allerdings entwickeln sich die Arbeits‐<br />

losenquoten von Deutschen und Zugewanderten seit den 1980er‐Jahren zunehmend<br />

auseinander; mittlerweile ist die der Ausländer bundesweit etwa doppelt so hoch. Dies kann<br />

auch darauf zurückgeführt werden, dass sie – im Vergleich mit den Einwanderern anderer<br />

Länder – über ein deutlich unterdurchschnittliches Ausbildungsniveau verfügen (z.B. Commission<br />

of the European Communities 2007): Ein Großteil der arbeitslosen Altzuwanderer hat lediglich<br />

eine niedrige Schulbildung und besitzt keine abgeschlossene Berufsausbildung (z.B. Grundig et<br />

al. 2006). Daher wird die Situation der jetzt heranwachsenden Generation sowie von neu


Mobility and Migration 51<br />

zugewanderten „Quereinsteigern“ im Bildungs‐ und Erwerbssystem zunehmend beobachtet.<br />

Studien bezüglich der Beteiligung an der betrieblichen Ausbildung zeigen ebenfalls eine<br />

zunehmende Schere zwischen Deutschen und Zugewanderten. Auch in der beruflichen<br />

Weiterbildung, die als „Schlüssel der Beschäftigungsfähigkeit“ gilt (Bundesvereinigung der<br />

Arbeitgeberverbände 2007), sind Migranten deutlich unterrepräsentiert.<br />

Viele junge Migranten bleiben letztlich ohne einen beruflichen Bildungsabschluss 22 (dazu<br />

Krekel et al. <strong>2009</strong>). Eine abgeschlossene Berufsausbildung aber gilt in <strong>Deutschland</strong> zunehmend<br />

als wesentliche Voraussetzung für einen Einstieg ins Berufsleben, die Kontinuität des<br />

Erwerbsverlaufs und als Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und Armut (dazu Bonin et al. 2007;<br />

Klös et al. 2008). Die geschilderte Entwicklung hat damit erhebliche Konsequenzen für die<br />

künftige Position von – noch jungen – Migranten am Arbeitsmarkt und ihre sozioökonomische<br />

Lage.<br />

Auf der anderen Seite zeichnet sich ein Mangel an ausreichend qualifizierten<br />

Nachwuchskräften ab, der sich nachteilig auf die Volkswirtschaft auswirken kann. Im beruflichen<br />

Bildungssystem besteht daher aus mehreren Gründen ein enormer Handlungsbedarf. Die<br />

Bundesregierung hat sich die Erhöhung der Beteiligung von Migranten in der Aus‐ und<br />

Weiterbildung im Nationalen Integrationsplan zum Ziel gesetzt (Beauftragte 2007a).<br />

Der vorliegende Beitrag beschreibt zunächst in groben Zügen das deutsche Berufs‐<br />

bildungssystem, erläutert den Umgang der Statistiken mit dem Begriff „Migrant“, erörtert dann<br />

die aktuellen Forschungsfragen und stellt die in diese Forschung involvierten Institutionen vor.<br />

Darauf folgend skizziert er die zentralen Untersuchungsergebnisse, indem er die Teilhabe von<br />

Migranten in den verschiedenen Segmenten des Berufsbildungssystems nachzeichnet und einen<br />

Überblick über die breite Diskussion der Ursachen der beschriebenen Entwicklung liefert.<br />

Außerdem werden Ansatzpunkte der aufkommenden Diskussion um die Nutzung des Potenzials<br />

junger Migranten aufgezeigt. Die letzten beiden Abschnitte leiten künftigen Forschungsbedarf ab<br />

und schlagen den Bogen zur Diskussion um Migration und Fachkräftemangel<br />

2. Einleitende Informationen<br />

Das deutsche Berufsbildungssystem<br />

Das System der beruflichen Ausbildung umfasst drei Segmente (Autorengruppe 2008;<br />

ausführlich zum deutschen Berufsbildungssystem: Arnold et al. 2006; Hippach‐Schneider et al.<br />

2007). Traditionell ist die Berufsbildung im „Dualen System“ organisiert: Die praktische<br />

Ausbildung wird von Betrieben übernommen und durch Teilzeitunterricht an öffentlichen<br />

Berufsschulen, der theoretische Orientierungen sowie berufliches Wissen vermitteln soll,<br />

22 Im europäischen Vergleich ist der Anteil von Jugendlichen ohne Schulabschluss in <strong>Deutschland</strong> noch vergleichsweise<br />

gering, allerdings entgegen dem Trend leicht steigend (Autorengruppe 2008).


52 Ingrid Wilkens<br />

ergänzt. Die duale Ausbildung hat über Jahre hinweg den deutschen Fachkräftenachwuchs<br />

gesichert, die Jugendarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich auf niedrigem Niveau gehalten<br />

und Jugendliche aus bildungsschwachen Familien beruflich integriert (Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008).<br />

Da die Ausbildungsverhältnisse marktvermittelt sind, kann es jedoch insgesamt oder in<br />

branchen‐, berufsspezifischen oder regionalen Teilmärkten zu Ungleichgewichten kommen.<br />

Auch wenn sich die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt seit 2007 entspannt hat, kann sie<br />

immer noch als schwierig für Bewerber eingeschätzt werden. Durch ein Ausweichen der<br />

Jugendlichen auf das überwiegend öffentlich finanzierte Schulberufssystem gewann dieses an<br />

Bedeutung. Hierunter fallen vor allem die Berufsfachschulen mit vollqualifizierendem Angebot,<br />

die auch die Chance der Nachqualifizierung und Berufsvorbereitung bieten, und die Schulen des<br />

Gesundheitswesens. Demgegenüber vermittelt das ebenfalls zunehmend ausgebaute<br />

Übergangssystem mit verschiedenen Angeboten lediglich ausbildungsrelevante, zum Teil auch<br />

berufsfeldbezogene Kenntnisse, soll aber primär eine „Ausbildungsreife“ der Jugendlichen<br />

herstellen. Es führt nicht zu einer beruflichen Qualifikation, aber häufig in sog.<br />

Maßnahmekarrieren.<br />

Im Jahr 2006 verteilten sich die Neuzugänge wie folgt auf die drei Segmente der beruflichen<br />

Ausbildung: 43,5% mündeten in das Duale System ein, 16,8% in das Schulberufssystem und<br />

39,7% in das Übergangssystem (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008).<br />

Für die Beschäftigungssicherung kommt der beruflichen Weiterbildung eine wichtige Rolle zu<br />

(Wilkens 2005). Nach den Trägern bzw. der Art der Finanzierung lässt sich die formelle – also die<br />

in Kursen, Lehrgängen oder Seminaren organisierte – Weiterbildung in betriebliche, individuelle<br />

und öffentlich geförderte differenzieren (Wilkens/Leber 2003). Die Formen und Angebote der<br />

Weiterbildung sind jedoch äußerst vielfältig, was die Erfassung von Weiterbildungsaktivitäten<br />

erschwert (z.B. Bellmann 2003; Seidel 2006).<br />

Zur Definition und statistischen Erfassung von Migranten in <strong>Deutschland</strong><br />

Die Zuwanderung nach <strong>Deutschland</strong> wurde vor allem durch den Zuzug gering qualifizierter<br />

Arbeitsmigranten ab Mitte der 1950er‐Jahre, den Familiennachzug, einen vorübergehenden<br />

Anstieg der Asylbewerberzahlen und die Einwanderung von (Spät‐)Aussiedlern mit im<br />

Durchschnitt mittlerem Ausbildungsniveau geprägt (z.B. Herbert 2001). Bei letzteren handelt es<br />

sich um Nachfahren deutscher Auswanderer, die aufgrund des „ius sanguini“ die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft durch einbürgerungsgleiche Maßnahmen privilegiert erhielten.<br />

Mit den Reformen des Staatsbürgerschaftsrechts (u.a. Einführung von Elementen des „ius<br />

soli“) stiegen die Einbürgerungszahlen der Arbeitsmigranten sowie ihrer Familien und die Zahl<br />

der Migrantenkinder mit deutscher Staatsangehörigkeit. (Zur Zusammensetzung der<br />

Migrationsbevölkerung, gerade im Hinblick auf Bildung, s. Konsortium Bildungsberichterstattung<br />

2006.) Da die gängigen amtlichen Statistiken nur zwischen Personen mit deutscher und<br />

ausländischer Staatsangehörigkeit unterscheiden, eigene oder familiale Migrationserfahrung


Mobility and Migration 53<br />

aber nicht berücksichtigen, werden sie dem zunehmenden Informationsbedarf über die sich<br />

ausdifferenzierende Gesellschaft und deren Bildungsbedarfe und ‐erfolge nicht mehr gerecht:<br />

Personen, die in <strong>Deutschland</strong> als Kinder von Arbeitsmigranten geboren sind und der „zweiten<br />

Generation“ angehören, werden als Zuwanderer, (Spät‐)Aussiedler aber trotz eigener<br />

Migrationserfahrung und möglicherweise geringen Deutschkenntnissen als deutsche<br />

Staatsbürger erfasst. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde das Konzept des<br />

„Migrationshintergrundes“ entwickelt. Einen solchen haben Personen, „die selbst oder deren<br />

Eltern oder Großeltern nach 1949 zugewandert sind, ungeachtet ihrer gegenwärtigen<br />

Staatsangehörigkeit“ (Autorengruppe Bildungsbericht‐erstattung 2008: VIII; Alda 2008). Bis eine<br />

entsprechende Anpassung der Statistiken stattgefunden hat, arbeiten auf amtlichen Daten<br />

basierende Studien zur Ausbildungsteilhabe von Migranten 23 daher in der Regel mit dem<br />

Ausländerkonzept, während empirische Untersuchungen sowie bereits auch der Mikrozensus<br />

das Konzept des Migrationshintergrundes verwenden. Dies verursacht Brüche in der<br />

Argumentation und steht einer differenzierten Offenlegung von Integrationsproblemen in der<br />

beruflichen Bildung im Wege.<br />

Der Anteil der Ausländer unter den in <strong>Deutschland</strong> Lebenden liegt heute bei etwa 10%, der<br />

von Personen mit Migrationshintergrund dagegen bei gut 18%. Bei der Betrachtung jüngerer<br />

Kohorten steigt er an; so beträgt er bei Personen bis 25 Jahre 27% und bei Kindern teilweise (in<br />

Großstädten) um die 50%. Die Ausländer verteilen sich sehr unterschiedlich auf die<br />

Bundesländer, und der Stand der Integration variiert von Region zu Region (dazu Riesen <strong>2009</strong>;<br />

Woellert et al. <strong>2009</strong>). Als Folge der Anwerbepraxis leben sie überwiegend in den<br />

Ballungsgebieten im Westen. Während der Ausländeranteil unter den 18‐ bis 21‐jährigen in<br />

Westdeutschland knapp 12% beträgt, liegt er in der ehemaligen DDR bei nur 2% (BIBB 2008).<br />

Analysen zu jungen Ausländern in der Berufsausbildung beziehen sich daher vorrangig auf die<br />

alte Bundesrepublik. Sie besitzen zum großen Teil eine Staatsbürgerschaft der früheren<br />

Anwerbeländer Türkei (41%), ehemaliges Jugoslawien (11%), Italien (10%) und Griechenland<br />

(4%) (Siegert <strong>2009</strong>). Der Anteil der EU‐Bürger an den ausländischen Auszubildenden beträgt<br />

insgesamt etwa ein Viertel (BIBB 2008).<br />

Maße der Integration<br />

Die Indikatoren, die Aufschluss über die Integration von Migranten in das Bildungs‐ bzw.<br />

Erwerbssystem geben, sind zum einen der Ausländeranteil an einer bestimmten Gruppe (z.B.<br />

den Auszubildenden), der mit dem Ausländeranteil an der Bevölkerung verglichen werden kann,<br />

und zum anderen die ausländerspezifischen Quoten. Ein zentraler Indikator ist die<br />

ausländerspezifische Ausbildungsbeteiligungsquote, die angibt, wie groß der Anteil der<br />

ausländischen Jugendlichen ist, die einen Ausbildungsvertrag neu abgeschlossen haben,<br />

gemessen an den ausländischen Jugendlichen im ausbildungsrelevanten Alter (BIBB <strong>2009</strong>b). Es<br />

wird davon ausgegangen, dass sich die Teilhabechancen der Ausländer denen der Deutschen<br />

23 In diesem Text wird der Begriff „Migranten“ als Oberbegriff für Ausländer und Personen mit Migrationshintergrund<br />

verwendet.


54 Ingrid Wilkens<br />

umso stärker annähern, je mehr sich die ausländerspezifischen Quoten auf die der deutschen<br />

Vergleichsgruppe zubewegen.<br />

3. Forschungslandschaft in <strong>Deutschland</strong><br />

Forschungsfragen zur beruflichen Bildung von Migranten und Datenquellen<br />

Die zentralen Fragen der deutschen Forschung im Hinblick auf die berufliche Ausbildung von<br />

Migranten sind, wie sich deren Chancen im Vergleich zu denen der Deutschen (bzw. der<br />

Deutschen ohne Migrationshintergrund) in der (v.a. dualen) Berufsbildung entwickeln, worin die<br />

Ursachen ihrer Schwierigkeiten in den verschiedenen Segmenten des Berufsbildungssystems<br />

liegen und welcher politische Handlungsbedarf identifiziert werden kann. Die Untersuchung<br />

dieser Fragen basiert überwiegend auf den Daten der Berufsbildungsstatistik, die über die<br />

Ausbildung im dualen System Auskunft gibt, sowie der Statistik der beruflichen Schulen. Daher<br />

sind die Analysen eher deskriptiv ausgerichtet.<br />

Ergänzend liegen im Bereich der beruflichen Ausbildung repräsentative Umfragen vor, die<br />

sich allerdings nicht schwerpunktmäßig auf Migranten beziehen. Darauf aufbauende Analysen<br />

differieren in der Regel nach dem Vorhandensein eines Migrationshintergrundes, so dass sich<br />

Migranten und Vergleichsgruppen ohne Migrationshintergrund bilden lassen. Zu diesen<br />

Erhebungen zählen die regelmäßig durchgeführten BIBB‐Schulabgängerbefragungen (z.B. BIBB<br />

2008; Friedrich 2006, 2008), die sich mit den beruflichen Orientierungen von Jugendlichen,<br />

ihrem Berufswahlverhalten und ihrer Einmündung in die betriebliche Ausbildung befassen. Die<br />

unregelmäßig stattfindenden BA/BIBB‐Bewerberbefragungen (letzte Erhebung 2008)<br />

untersuchen Bewerbungsverhalten und Verbleib nach Beginn des Ausbildungsjahres<br />

(Ulrich/Granato 2006; Granato 2008, <strong>2009</strong>). Die BIBB‐Übergangsstudie (2006) versuchte, mit<br />

einer retrospektiven Längsschnittdatenerhebung Aussagen über Erfolg versprechende, aber<br />

auch nicht zielführende Ausbildungswege zu gewinnen und lieferte dabei auch Erkenntnisse zur<br />

Einmündung in die berufsfachschulische Ausbildung (z.B. Beicht et al. 2007b, 2008;<br />

Beicht/Granato <strong>2009</strong>). Um Informationen über die Zusammenhänge zwischen sozio‐<br />

demografischen Merkmalen von Jugendlichen mit niedrigem Bildungsniveau (Hauptschule),<br />

ihren Orientierungen und Wegen durch das Übergangssystem zu gewinnen, wurde das DJI‐<br />

Übergangspanel initiiert (2004‐<strong>2009</strong>; Gaupp et al. 2008). Mit dem Panel werden auch<br />

Informationen zu der Frage nach der Bedeutung von Unterstützungspotenzialen, schulischer und<br />

außerschulischer Förderung, Handlungsstrategien der Jugendlichen und ihren Kompetenzen<br />

erhoben. Die Auswertungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen.<br />

Studien zur Weiterbildungsbeteiligung beruhen zum großen Teil ebenfalls auf Befragungen<br />

von Personen oder Unternehmen. Noch liegen allerdings wenige Untersuchungen vor, die sich<br />

explizit mit der Weiterbildungsbeteiligung von Migranten befassen. Meist wird dann am Rande<br />

untersucht, wie sich die Teilnahmechancen von Migranten gegenüber denen von Deutschen<br />

entwickeln (z.B. Kuwan et al. 2006; Leber/Möller 2005, 2008).


Mobility and Migration 55<br />

Daneben werden auch migrantenspezifische Forschungsvorhaben, die häufig qualitativ sind,<br />

durchgeführt. Sie untersuchen beispielsweise die Wege der Nutzbarmachung interkultureller<br />

Kompetenzen von Migranten (s. dazu Abschnitt 6), die Möglichkeiten der spezifischen Förderung<br />

ausländischer Lernender (z.B. durch die Kursgestaltung) und die Anforderungen, denen sich das<br />

Lehrpersonal an beruflichen Schulen und bei Trägern der Weiterbildung aufgrund der<br />

wachsenden Heterogenität der Lerngruppen gegenübersieht. Behandelt werden auch<br />

soziologische Fragestellungen, indem beispielsweise untersucht wird, inwieweit kulturelle<br />

Praktiken oder ihre gesellschaftliche Bewertung den Verlauf der Statuspassage bei Migrantinnen<br />

zwischen Schule und Berufsausbildung beeinflussen (Schittenhelm 2005a, 2005b).<br />

Ferner liegen Fallstudien, Evaluationen und Berichte wissenschaftlicher Begleitungen zu<br />

bundesweiten oder regionalen Programmen und Projekten zur Förderung benachteiligter<br />

Jugendlicher – darunter junger Migranten – in der beruflichen Bildung vor. Diese beschreiben<br />

auch best practices und leiten Handlungsempfehlungen ab (stellvertretend z.B. Schaub 2007 für<br />

das Berufliche Qualifizierungsnetzwerk BQN; einen Überblick geben Linten et al. <strong>2009</strong>). In den<br />

letzten Jahren wurden außerdem etliche Studien zur Begleitforschung oder Evaluation von<br />

Kursen der berufsbezogenen (Sprach‐)Förderung von Personen mit Migrationshintergrund oder<br />

ähnlichen Maßnahmen durchgeführt (z.B. Deeke 2004, 2005, 2006, 2007; Schweigard 2006,<br />

2007, 2008; Karg <strong>2009</strong>; Badel et al. 2008).<br />

Vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Vertrags von Lissabon ist es nicht nur Ziel<br />

der Europäischen Kommission, die Transparenz zwischen den Berufsbildungssystemen und die<br />

Vergleichbarkeit zwischen den in den einzelnen Mitgliedstaaten während der beruflichen<br />

Ausbildung erworbenen Kenntnisse herzustellen, sondern auch die grenzüberschreitenden<br />

Ausbildungsaktivitäten zu fördern. In <strong>Deutschland</strong> lassen sich einige Beispiele binationalen<br />

Erfahrungsaustausches und grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung<br />

beobachten. Das Berufsbildungsgesetz eröffnet auch seit kurzem die Möglichkeit, einen Teil der<br />

Berufsausbildung im Ausland zu absolvieren, was einige internationale Unternehmen auch<br />

aufgreifen. 24 Forschungsaktivitäten zur grenzüberschreitenden Ausbildung oder zur Migration<br />

mit dem Motiv, beruflicher Bildung in <strong>Deutschland</strong> nachzugehen, lassen sich augenblicklich<br />

jedoch (noch) nicht beobachten.<br />

Beteiligte Forschungseinrichtungen und ‐verbünde<br />

Die zentrale deutsche Forschungseinrichtung im Bereich der Berufsbildungsforschung ist das<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das die berufliche Aus‐ und Weiterbildung in<br />

<strong>Deutschland</strong> beobachtet und erforscht, Zukunftsaufgaben der Berufsausbildung benennt,<br />

Innovationen fördert und praxisorientierte Vorschläge zur Förderung der beruflichen Aus‐ und<br />

Weiterbildung entwickelt (Rechtsgrundlage: Berufsbildungsgesetz vom 23. März 2005). Das BIBB<br />

kooperiert dabei mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen (BIBB <strong>2009</strong>c). Es<br />

24 Einige Branchen fordern aufgrund des drohenden Fachkräftemangels gerade in Ostdeutschland, Auszubildende aus<br />

den grenznahen Regionen in Polen oder Tschechien anzuwerben (Ulmer/Ulrich 2008).


56 Ingrid Wilkens<br />

erarbeitet jährlich den Berufsbildungsbericht, der Stand und voraussichtliche<br />

Weiterentwicklung der Berufsbildung beschreiben soll. Darin findet sich regelmäßig ein – relativ<br />

kurz gehaltener Teil – zur Partizipation von Migrantenjugendlichen.<br />

Die Autorengruppe Bildungsberichterstattung (früher: Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung) verfolgt das Ziel, anhand eines Sets von Indikatoren „über<br />

Rahmenbedingungen, Verlaufsmerkmale, Ergebnisse und Erträge von Bildungsprozessen“ zu<br />

informieren (Konsortium 2005). Dabei werden zum einen die institutionellen Angebote<br />

beschrieben, zum anderen deren Nutzung innerhalb der Lernbiografie. Die Autorengruppe<br />

erläutert die Entwicklung des Bildungswesens, arbeitet seine Stärken und Schwächen heraus und<br />

unterstützt die Identifikation politischen Handlungsbedarfs. Die Indikatoren werden aus<br />

amtlichen Daten und sozialwissenschaftlichen Erhebungen in Zeitreihen abgebildet, wobei,<br />

soweit möglich, zwischen Deutschen bzw. Deutschen ohne Migrationshintergrund und<br />

Ausländern bzw. Personen mit Migrationshintergrund differenziert wird.<br />

Zu den Institutionen, die – wenn auch nicht schwerpunktmäßig – Forschungsaktivitäten zur<br />

Integration von Migranten in das (berufliche) Bildungssystem und den Arbeitsmarkt durch‐<br />

führen, zählen ferner das Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung (IAB) (z.B. Burkert et al.<br />

2007, 2008; Leber 2006; Bellmann 2003) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge<br />

(BAMF) (Siegert 2008, <strong>2009</strong>). Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) forscht zu Kindern, Jugendlichen<br />

und Familien. Der Arbeitsschwerpunkt „Übergänge in Arbeit“, dem auch das DJI‐Übergangspanel<br />

zugeordnet ist, untersucht die Lebenslagen und ‐verläufe in verschiedenen Bildungssystemen,<br />

wobei junge Migranten besonders berücksichtigt werden.<br />

Infratest Sozialforschung gibt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

im dreijährigen Turnus das Berichtssystem Weiterbildung heraus, das auf einer repräsentativen<br />

Befragung der Bevölkerung basiert (Kuwan/Thebis 2004; Kuwan et al. 2006). Das Deutsche<br />

Institut für Erwachsenenbildung (DIE) stellt Informationen über Weiterbildungsaktivitäten sowie<br />

die Träger solcher Bildungsmaßnahmen bereit.25 Das Institut der Deutschen Wirtschaft (iw) und<br />

das Statistische Bundesamt führen Unternehmensbefragungen zur betrieblichen Weiterbildung<br />

durch.<br />

Weiterhin spielt universitäre Forschung zur (beruflichen) Bildung von Migranten eine Rolle.<br />

Stellvertretend für verschiedene Institute seien hier das Interdisziplinäre Zentrum für Bildung<br />

und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) der Universität Oldenburg und das Institut<br />

für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück angeführt.<br />

25 Dabei konzentriert sich die Darstellung allerdings überwiegend auf die allgemeine Weiterbildung.


Mobility and Migration 57<br />

4. Junge Migranten im System der Berufsausbildung<br />

Unterrepräsentanz von Migranten im dualen System<br />

Der Berufsbildungsbericht <strong>2009</strong> (BIBB <strong>2009</strong>b) weist aus, dass sich 2007 in <strong>Deutschland</strong> gut<br />

1,5 Mio. junge Menschen in einer dualen Ausbildung befanden. Der Ausländeranteil betrug 4%.<br />

Dass der Ausländeranteil in der relevanten Altersgruppe im selben Jahr bei fast 10% lag, zeigt,<br />

dass die jugendlichen Ausländer im dualen System unterrepräsentiert sind. Die<br />

ausländerspezifische Ausbildungsbeteiligungsquote erreichte 24%, die der Deutschen dagegen<br />

58%. Junge Frauen gehen – unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft – seltener einer dualen<br />

Ausbildung nach als Männer (s. dazu Tab. 1 und 2).<br />

Die Unterschiede zwischen Ausländern und Deutschen in der Beteiligung an der dualen<br />

Ausbildung werden als „dramatisch“ eingeschätzt (Granato 2006: 36; Beauftragte 2007b). Als<br />

bedenklich gilt vor allem, dass die beiden genannten Quoten in den letzten Jahren stärker als bei<br />

den Deutschen gesunken sind: Der Ausländeranteil ist zwischen 2000 und 2007 von 6% auf 4%<br />

gefallen, und während die Ausbildungsbeteiligungsquote der Deutschen im gleichen Zeitraum<br />

von 63% auf 58% sank, fiel die der Ausländer von 30% auf 24% (s. Tab. 1). Die Teilhabechancen<br />

der Migranten haben sich in der dualen Ausbildung demnach verschlechtert. Dies betraf gerade<br />

die männlichen Migranten – und hier vor allem die Serben/Montenegriner, Griechen und Türken<br />

(Siegert <strong>2009</strong>).<br />

Die Untersuchung der Ausbildungsbeteiligung nach Nationalitäten zeigt, dass sie am<br />

höchsten bei jungen Leuten mit einer Staatsbürgerschaft aus Kroatien liegt, gefolgt von Italien<br />

und Bosnien/Herzegowina, am niedrigsten dagegen bei Personen aus Serbien/Montenegro<br />

(Siegert <strong>2009</strong>).<br />

Wichtig für die Frage der Chancengleichheit ist nicht nur die Untersuchung der Beteiligung<br />

von Migranten im dualen System, sondern auch der Verteilung auf verschiedene<br />

Ausbildungsberufe. Ausländer besetzen häufig unattraktive Einfacharbeitsplätze und sind auch<br />

bei der Ausbildung tendenziell in den weniger beliebten Berufsfeldern anzutreffen. Einige<br />

Studien weisen darauf hin, dass das Berufs(wahl)spektrum der ausländischen Jugendlichen sehr<br />

eng ist (BIBB 2008; Siegert <strong>2009</strong>): Obwohl etwa 350 Ausbildungsberufe existieren, wird fast die<br />

Hälfte der ausländischen Auszubildenden (45%) in nur zehn Berufen ausgebildet. Ein Teil dieser<br />

Berufe bietet eine vergleichsweise geringe Übernahmewahrscheinlichkeit, eine<br />

unterdurchschnittliche Entlohnung und begrenzte Aufstiegschancen (Granato 2003; Gogolin et<br />

al. 2003; Boos‐Nünning 2006; dazu auch DGB 2007). Der öffentliche Dienst, der im Hinblick auf<br />

die Ausbildung junger Ausländer eine Vorreiterrolle übernehmen könnte, bildet augenblicklich<br />

kaum Jugendliche ohne deutsche Staatsangehörigkeit aus.<br />

Migranten im Schulberufssystem<br />

Dieses Segment der beruflichen Bildung umfasst Berufsfachschulen (BFS), Fachschulen (FS)<br />

und Schulen des Gesundheitswesens (SdG). Die Kulturhoheit der Bundesländer führt zu einer


58 Ingrid Wilkens<br />

starken institutionellen Heterogenität. Im Gegensatz zum dualen System qualifiziert das<br />

Schulberufssystem vor allem für Dienstleistungsberufe (z.B. in den Bereichen Gesundheit, Pflege,<br />

Erziehung). Die Tertiarisierung der Wirtschaft erklärt damit teilweise das Wachstum dieses<br />

Sektors (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008). Da dieses Segment für viele<br />

traditionelle Frauenberufe ausbildet, ist der Anteil der Schülerinnen hoch (dazu Krüger 2003).<br />

Siegert (<strong>2009</strong>) zeigt im Integrationsreport des Bundesamts für Flüchtlinge und Migration,<br />

dass sich vor dem Hintergrund der Engpässe im dualen System die Ausbildung an einer<br />

Berufsfachschule offensichtlich gerade für Jugendliche ohne deutsche Staatsbürgerschaft als<br />

wichtige Ausweichmöglichkeit erwiesen hat: Während ihr Anteil an den Schülern im dualen<br />

System zwischen 2000/01 und 2006/07 um 11% (männlich) bzw. 9% (weiblich) gesunken ist, hat<br />

er an den Berufsfachschulen um 9% (männlich) bzw. 6% (weiblich) zugenommen. Insbesondere<br />

für die ausländischen jungen Frauen spielt das Schulberufssystem eine wichtige Rolle: Fast ein<br />

Drittel von ihnen besucht eine Berufsfachschule. Hier sind vor allem Personen mit türkischer<br />

Staatsangehörigkeit vertreten. Die Schulen des Gesundheitswesens bilden weniger Schüler aus,<br />

bieten aber hinsichtlich der Verteilung der Geschlechter ein noch extremeres Bild: Der<br />

Frauenanteil beträgt hier fast 80%. Insbesondere etliche der jungen Frauen mit polnischer oder<br />

russischer Nationalität (zu 17% bzw. 12%) entscheiden sich für diese Form der Ausbildung. –<br />

Problematisch ist, dass in manchen Zweigen des Schulberufssystems erworbene Abschlüsse am<br />

Arbeitsmarkt weniger anerkannt sind als Abschlüsse der dualen Berufsausbildung (Schreier<br />

2008).<br />

Überrepräsentanz von Migranten im „Übergangssystem“<br />

Auch das Übergangssystem ist in den letzten Jahren stark expandiert (z.B. Ulrich 2006). Es ist<br />

sehr heterogen ausgestaltet und umfasst die schulischen Ausbildungsgänge<br />

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), die Berufs(fach)schulen, die<br />

keinen beruflichen Abschluss vermitteln, berufsvorbereitende Maßnahmen der Bundesagentur<br />

für Arbeit, Fördermaßnahmen der Kommunen und Länder und Praktika wie z.B. die<br />

Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ). Zum Teil wird den Jugendlichen die Möglichkeit<br />

geboten, einen Schulabschluss nachzuholen (Autorengruppe 2008).<br />

Dass 60% der jungen Leute im Übergangssystem Ausländer sind, unterstreicht die<br />

problematische Situation von Migranten im deutschen Berufsbildungssystem (Autorengruppe<br />

Bildungsbericht 2008). Vor allem junge Männer sind im Übergangssystem vertreten. Ihre<br />

Bildungsbiografien sind häufig „geprägt durch Umwege, Mehrfachdurchläufe, „Warteschleifen“ ,<br />

aus denen der Weg in eine qualifizierte Berufsausbildung nur schwer zu finden ist“ (Beauftragte<br />

2007b: 70; Eberhard et al. 2006; zu den unterschiedlichen Verläufen vgl. u. a. Beicht/Granato<br />

<strong>2009</strong>).<br />

Resümee<br />

Migrantenjugendliche haben im System der beruflichen Ausbildung in <strong>Deutschland</strong><br />

schlechtere Chancen als diejenigen ohne Migrationshintergrund (s. dazu auch Abb. 1 und 2


Mobility and Migration 59<br />

sowie Tab. 4). Die Wahrscheinlichkeit ihrer Einmündung in eine betriebliche Ausbildung, aber<br />

auch in eine vollzeitschulische Berufsausbildung ist deutlich niedriger (Lehmann et al. 2005;<br />

Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008; Beicht et al. <strong>2009</strong>; Beicht/Granato <strong>2009</strong>; einen<br />

Literaturüberblick liefern Boos‐Nünning/Granato 2008). 2008 machten Ausländer 13% der<br />

unversorgten Bewerber aus (BIBB <strong>2009</strong>b). Bezogen auf den Migrationshintergrund zeigen die<br />

Schulabgängerbefragungen des BIBB, dass von den Bewerbern ohne Migrationshintergrund 35%<br />

einen betrieblichen Ausbildungsplatz fanden, von denjenigen mit Migrationshintergrund<br />

dagegen nur 23% (BIBB <strong>2009</strong>b). Mit höherwertigem Schulabschluss steigen die Chancen<br />

derjenigen mit Migrationshintergrund nicht in gleichem Maße, einen betrieblichen<br />

Ausbildungsplatz zu bekommen (Granato 2007); dies lässt sich auch hinsichtlich der Schulnoten<br />

beobachten (Ulrich et al. 2006). Ferner zieht sich der Übergang von Schule und Ausbildung bei<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt länger hin (Reißig et al. 2006; Beicht et<br />

al. 2007a). Letztlich münden 22% dieser Bewerber in die Arbeitslosigkeit oder „jobben“ (Granato<br />

2007; BIBB <strong>2009</strong>b). Diese Zahlen und die Beobachtung, dass der Übergang gerade von jungen<br />

Ausländern mit niedriger Schulbildung, aber abgeschlossener Berufsausbildung in den<br />

Arbeitsmarkt „einfacher und weitgehend analog“ dem von Deutschen verläuft (Autorengruppe<br />

2008: 182; Burkert et al. 2007; Brück‐Klingberg et al. <strong>2009</strong>), zeigen, wie wichtig es ist, die<br />

Partizipation der jungen Migranten in der Berufsausbildung zu erhöhen.<br />

5. Erklärungsansätze für die geringen Chancen von Migranten im beruflichen<br />

Ausbildungssystem<br />

In etlichen Studien wird – wenn auch häufig nur am Rande – der Frage nachgegangen, worin<br />

die Ursachen für die (zunehmende) Benachteiligung von Migranten in der beruflichen Bildung zu<br />

suchen sind. Diese werden hier im Folgenden thematisch gebündelt.<br />

Demografische, regionale, wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Der Berufsbildungsbericht (BIBB 2008) führt die geschilderte Entwicklung zum Teil auf<br />

demografische Faktoren zurück. Zum einen haben in den letzten Jahren geburtenstarke<br />

Jahrgänge die Schulen verlassen. Die verbesserte Angebotssituation erlaubte vielen<br />

Unternehmen eine stärkere Selektion, die im System der beruflichen Ausbildung zu<br />

Verdrängungsprozessen führte und tendenziell zulasten von Ausländern ging (z.B. Granato et al.<br />

2006). Zum anderen haben die Reformen des Staatsbürgerschaftsrechts die Ausländerzahlen<br />

verringert (z.B. Uhly/Granato 2006). Da die Einbürgerung jedoch selektiv ist (Zwick 2006;<br />

Beauftragte 2007b; Seibert 2008) und gerade die Migranten mit vergleichsweise wenigen<br />

beruflichen Integrationsproblemen sich für die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft<br />

entscheiden, sind möglicherweise die weniger erfolgreichen Migranten übermäßig unter den<br />

Ausländern vertreten. Ein regionaler Faktor, der die Chancen von Migranten auf einen<br />

Ausbildungsplatz negativ beeinflusst, ist ihre Konzentration in städtischen Ballungsgebieten, wo<br />

nur etwa ein Viertel aller Ausbildungsplätze angeboten wird (Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008).


60 Ingrid Wilkens<br />

Mehrere Studien (Burkert et al. 2008; Brück‐Klingberg et al. 2008; Beicht et al. <strong>2009</strong>) weisen<br />

darauf hin, dass auch volkswirtschaftliche Entwicklungen eine Rolle spielen. In den letzten<br />

Jahren war in <strong>Deutschland</strong> ein massiver Abbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung vor<br />

allem in der Industrie – dem traditionellen Arbeitsfeld vieler Migranten – zu verzeichnen, der mit<br />

einer Verringerung des Ausbildungsplatzangebots einherging. In der Industrie hat die Zahl der<br />

ausländischen Auszubildenden seit 1995 um 62% abgenommen. Dass ihre Zahl auch im<br />

Dienstleistungssektor um 22% gesunken ist, ist allerdings ein Hinweis darauf, dass Tertiarisierung<br />

und berufsstruktureller Wandel die Verschlechterung der Chancen von Migranten im<br />

Berufsbildungssystem lediglich zum Teil erklären können.<br />

In der Diskussion kaum beleuchtet wird dagegen der Aspekt, dass auch rechtliche<br />

Regelungen des Arbeits‐ und Ausbildungsstellenmarktes Ausländer benachteiligen können.<br />

Durch die Erweiterung der EU wurden etliche Arbeitsmigranten und ihre Nachkommen ohne<br />

deutsche Staatsangehörigkeit zu EU‐Bürgern und erhielten Zugang zum Arbeitsmarkt. Ein großer<br />

Teil der ausländischen Jugendlichen hat jedoch die türkische Nationalität und zählt damit zu den<br />

„Drittstaatlern“, für die z. T. Beschäftigungsbeschränkungen bestehen. Von gewerkschaftlicher<br />

Seite wird darauf hingewiesen, dass „Betriebe […] bürokratische Verfahren [fürchten] und […]<br />

von vornherein Jugendliche aus[schließen], die in ihrer Bewerbung nicht auf das Vorhandensein<br />

einer Daueraufenthaltserlaubnis verweisen“ (Roßocha 2008: 20).<br />

Bildungsdefizite und Diskriminierung im vorgelagerten Schulsystem<br />

Im Zentrum der Debatte um die Chancen von Migranten im Bildungssystem steht der Aspekt<br />

der häufig vorhandenen sprachlichen Defizite (zur sprachlichen Selbsteinschätzung von<br />

Migranten s. Frick/Wagner 2001; Schweigard 2007b) und mangelnden schulischen und<br />

familiären Bildungsvoraussetzungen (Beauftragte 2007b). Auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

befinden sich Jugendliche ohne und mit Schulabschlüssen verschiedener Art und Güte. Junge<br />

Leute mit einem mittleren Bildungsabschluss oder Abitur haben deutlich bessere Aussichten auf<br />

einen Ausbildungsplatz als Hauptschulabsolventen (Eberhard et al. 2005; s.a. Ulrich 2008; zum<br />

besseren Verständnis der möglichen Übergänge s. Abb. 3). Die Schüler mit ausländischer<br />

Staatsbürgerschaft bzw. Migrationshintergrund konnten in den letzten Jahren ihre schulischen<br />

Vorqualifikationen verbessern. Sie sind jedoch bundesweit immer noch in den Realschulen leicht<br />

und auf den Gymnasien stark unterrepräsentiert, an den Hauptschulen dagegen übermäßig<br />

vertreten (zu den Bildungsabschlüssen nach Nationalitäten s. Tab. 3; zu den Bildungschancen<br />

von Migrantenkindern z.B. von Below 2003; Fuchs et al. 2008). Allerdings sind hier erhebliche<br />

Unterschiede zwischen den Bundesländern und vor allem auch nach Herkunftsland zu<br />

beobachten (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006; Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008); insbesondere Kinder und Jugendliche mit türkischem<br />

Migrationshintergrund haben Schwierigkeiten in der Schule (Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung 2006). Schüler, deren Eltern einen geringen Bildungshintergrund<br />

haben bzw. schulisch nicht in <strong>Deutschland</strong> sozialisiert worden sind, gelten als tendenziell<br />

benachteiligt (ebda.). Viele Eltern können weder die Bedeutung einer beruflichen Ausbildung<br />

einschätzen noch ihre Kinder bei der Ausbildungsplatzsuche unterstützen (Schreier 2008;


Mobility and Migration 61<br />

Kanschat <strong>2009</strong>). Diese Argumente werden zum Teil auch mit der Humankapitaltheorie unterlegt<br />

(basierend auf Becker 1964; z.B. Diefenbach 2008a; Granato 2003 und die dort angegebene<br />

Literatur), die Bildungsanstrengungen als Investitionen interpretiert, die nur dann vorgenommen<br />

werden, wenn sie entsprechende Erträge versprechen (genauer Wilkens <strong>2009</strong>).<br />

Das schlechte Abschneiden der Migranten im Schulsystem wird auch auf eine institutionelle<br />

Diskriminierung zurückgeführt: In kaum einem anderen Land korreliere der Schulerfolg so stark<br />

mit der sozialen Herkunft und dem Sprachvermögen (Baumert et al. 2001; Prenzel et al. 2004,<br />

2007). Dies wird vor allem mit mangelnder Sprachförderung, früher Selektion nach Abschluss der<br />

Primarstufe und Mittelschichtorientierung der Schule (Unterrichtsinhalte, Sprache, Lehrkörper)<br />

begründet (z.B. OECD 2006; Auernheimer <strong>2009</strong>). Fehlende öffentliche Mittel und der immer<br />

noch weit verbreitete Halbtagsunterricht begrenzen die notwendige Förderung finanziell und<br />

zeitlich. So kommt es in der Schule zu einer „sozialen Auslese mit Ethnisierungseffekten, in der<br />

sich die Kombination von Unterschichtzugehörigkeit und nichtdeutscher Familiensprache als<br />

besonders nachteilig auswirkt“ (Britz 2006: 26). Dies gilt vor allem für die „Quereinsteiger“, die<br />

ab dem 6. Lebensjahr zugezogen sind (Beicht et al. 2008).<br />

Orientierung und Suchstrategien<br />

Mitunter wird Migrantenjugendlichen mangelndes Interesse an einer Berufsausbildung und<br />

geringes Engagement bei der Bewerbung vorgeworfen. Während eine Befragung aus dem Jahr<br />

1998 noch belegte, dass die Hälfte der ausländischen Jugendlichen ohne Berufsabschluss gar<br />

keinen Ausbildungsplatz nachgefragt hatte (Ulrich 2005, 2006), ergaben neuere Untersuchungen<br />

des BIBB, dass sich die Präferenzen und das Such‐ bzw. Bewerbungsverhalten zwischen<br />

Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund nur wenig unterscheiden (Ulrich 2006; BIBB<br />

<strong>2009</strong>b; Diehl et al. <strong>2009</strong>; Granato 2008, <strong>2009</strong>). Eine Analyse der Daten des DJI‐Übergangspanels<br />

zeigt allerdings, dass die Absicht, „demnächst eine Ausbildung beginnen zu wollen“ bei<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund weniger verbreitet ist als bei denjenigen ohne diesen<br />

Hintergrund (38% vs. 52%). Stattdessen planten sie häufiger, weiterhin die Schule zu besuchen<br />

(30% vs. 22%). Ferner variiere die Ausbildungsorientierung mit dem Herkunftsland: So erwiesen<br />

sich die Aussiedler wesentlich interessierter an der baldigen Aufnahme einer Berufsausbildung<br />

als die türkeistämmigen Jugendlichen (Reißig et al. 2006; Gaupp et al. 2007; zu möglichen<br />

Gründen: u.a. Skrobanek 2007; Kuhnke et al. 2006).<br />

Betriebliche Auswahlverfahren<br />

Die betrieblichen Entscheidungen über die Einstellung von Auszubildenden orientieren sich<br />

am erwarteten Personalbedarf (differenzierter Dietrich et al. <strong>2009</strong>). Einhergehend mit der<br />

Verdichtung der Aufgaben in der Arbeitswelt und dem technischen Fortschritt wachsen die<br />

Ansprüche in den Ausbildungsberufen und die Anforderungen der Betriebe an die Kompetenzen<br />

der Bewerber (Ehrenthal et al. 2005; zur Selektivität Baethge et al. 2007). Häufig wird von<br />

betrieblicher Seite die mangelnde „Ausbildungsreife“ (gerade auch ausländischer) Jugendlicher<br />

kritisiert (Imdorf 2008; zur Diskussion z.B. Ehrenthal et al. 2005; Müller‐Kohlenberg et al. 2005;<br />

Dressel 2006). Bei der Auswahl lassen sich Personalverantwortliche vor allem von


62 Ingrid Wilkens<br />

Schulabschlüssen und ‐noten leiten (ausführlicher Ulrich 2006), wobei Migranten tendenziell<br />

schlechter abschneiden. Studien zeigen jedoch, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

auch dann erheblich geringere Chancen haben, wenn sie vergleichbare Schulabschlüsse oder<br />

gute Noten haben (Boos‐Nünning 2006; Uhly et al. 2006; o.V. 2007a; Ulrich 2008). Dies wird auf<br />

die Unterschiede nivellierende Betrachtung von Migranten, kulturspezifischen Auswahlverfahren<br />

in Betrieben sowie Vorbehalte bei Personalverantwortlichen zurückgeführt (Granato 2003,<br />

2006), die auch mit signaltheoretischen Ansätzen erklärt werden (Solga 2005). Offenbar<br />

unterstellen viele Personalentscheider Bewerbern mit Migrationshintergrund „unzureichende<br />

Kenntnis der deutschen (Betriebs‐) Kultur“ sowie das Fehlen bestimmter Kompetenzen. Auch<br />

„Problemvermeidung“ und vermutete Kundenvorbehalte können eine Rolle spielen (Imdorf<br />

2008). Weitere Gründe sind möglicherweise das durch häufigere Rückstufungen und<br />

Klassenwiederholungen teilweise deutlich erhöhte Alter von Bewerbern mit<br />

Migrationshintergrund (Ulrich 2006) sowie sprachliche Probleme (Kalter 2006). Die<br />

Personalauswahl folgt offenbar teilweise ethnischen Linien, worunter vor allem türkeistämmige<br />

Jugendliche zu leiden haben (Boos‐Nünning 2006; Kalter 2006).<br />

Verschärfend tritt hinzu, dass Migrantenjugendliche weniger auf Netzwerke bzw. informelle<br />

Beziehungen in den Betrieben zurückgreifen können, die möglicherweise bei der Ausbil‐<br />

dungsplatzvergabe von erheblichem Nutzen sind (Boos‐Nünning 2006). Eine ältere<br />

Untersuchung hat ergeben, dass 25% der deutschen, aber nur 13% der ausländischen<br />

Auszubildenden ihre Stelle den persönlichen Beziehungen ihrer Eltern verdanken (Rieker 1991;<br />

zitiert nach Granato 2003).<br />

Resümee<br />

Offenbar lassen sich die schlechteren Chancen von jugendlichen Migranten im<br />

Ausbildungssystem auf ein Bündel von Ursachen zurückführen. Die angespannte Marktlage<br />

begünstigt Verdrängungsprozesse aus dem dualen System, bei denen eine ausländische<br />

Staatsangehörigkeit bzw. ein Migrationshintergrund ein besonders wichtiger Faktor zu sein<br />

scheint (Granato 2003; Uhly et al. 2006; Granato 2006; Diehl et al. <strong>2009</strong>). Stärker untersucht<br />

werden müsste künftig der Einfluss der deutschen Sprachkompetenz auf die Einmündung ins<br />

Ausbildungssystem.<br />

6. Migranten in der beruflichen Weiterbildung<br />

Die in <strong>Deutschland</strong> vorliegenden Studien zur beruflichen Weiterbildung unterscheiden sich<br />

im Hinblick auf Definitionen, Erhebungseinheiten und Untersuchungszeiträume stark<br />

voneinander, weshalb ihre Ergebnisse nur bedingt vergleichbar sind. Trotzdem kommen sie zu<br />

ähnlichen Befunden und machen deutlich, dass die Weiterbildungsbeteiligung in Abhängigkeit<br />

von Qualifikation, beruflichem Status, Art des Beschäftigungsverhältnisses und Staatsbürger‐<br />

schaft variiert (Kuwan et al. 2006; Wilkens 2005; Bellmann 2003; Schröder et al. 2003). Deutsche<br />

haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Weiterbildung zu partizipieren als Ausländer; der


Mobility and Migration 63<br />

Effekt ist signifikant (Wilkens/Leber 2003). Dies ist möglicherweise auf das im Durchschnitt<br />

niedrigere Qualifikationsniveau und die in der Regel geringere berufliche Position<br />

zurückzuführen. Die Weiterbildungsbeteiligung der Deutschen liegt jedoch auch dann deutlich<br />

über der der Ausländer, wenn nur Gruppen mit einem hohen Schulabschluss verglichen werden.<br />

Eine Differenzierung nach Herkunftsländern ergibt, dass keine großen Unterschiede in der<br />

Weiterbildungsbeteiligung von Deutschen und EU‐Ausländern bestehen. Personen aus<br />

Osteuropa weisen überdurchschnittlich hohe Teilnahmequoten auf, türkische Staatsbürger<br />

hingegen unterdurchschnittliche (Leber/Möller 2008). Die unterschiedliche<br />

Weiterbildungsbeteiligung kann darüber hinaus auch in Barrieren seitens der<br />

Weiterbildungsteilnehmer („Selbstselektion“) oder in der Förderbereitschaft der die<br />

Weiterbildung finanzierenden Betriebe („Fremdselektion“) begründet sein (Leber/Möller 2008).<br />

Letztlich dürften auch Sprachschwierigkeiten von Ausländern eine wichtige Rolle für die<br />

geringere Partizipation spielen. – Zur Erklärung der Weiterbildungsbeteiligung wird zum einen<br />

die Humankapitaltheorie herangezogen (Becker 1964), zum anderen auf segregations‐ und<br />

segmentationstheoretische Ansätze zurückgegriffen (Doeringer/Piore 1971). Außerdem wird auf<br />

Diskriminierung verwiesen (Leber/Möller 2008).<br />

Aufgrund der besonderen Situation von Migranten im Bildungs‐ und Erwerbssystem spielt<br />

die öffentlich geförderte Weiterbildung für diesen Personenkreis eine besondere Rolle. Doch<br />

auch bei Weiterbildungsveranstaltungen der Bundesagentur für Arbeit bleibt die Teilnahme der<br />

ausländischen Arbeitslosen hinter denen der deutschen seit Jahren zurück. Eine Hemmnis kann<br />

im besonderen Unterstützungsbedarf gesehen werden (Bethscheider 2008), häufig gerade im<br />

Hinblick auf die unzureichende Kenntnis der deutschen Sprache. In berufsbezogenen<br />

Deutschsprachkursen für Personen mit Migrationshintergrund und Berufserfahrung (Deeke<br />

2004, 2005, 2006a, 2006b, 2006c, Schweigard 2007a) stehen daher die Vermittlung der<br />

Fachsprache und ein Bewerbungstraining im Vordergrund. 26 Doch nur eine Minderheit schafft<br />

im Anschluss den Sprung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (Deeke 2007).<br />

Tendenziell vergrößern solche Kurse die Chancen von Spätaussiedlern am Arbeitsmarkt, kaum<br />

jedoch von Ausländern oder anderen Eingebürgerten. Besondere Schwierigkeiten beim<br />

Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt haben türkische Staatsangehörige (Schweigard 2008).<br />

Unter Migranten ist der Anteil derjenigen, die über keine abgeschlossene Berufsbildung<br />

verfügt, besonders hoch (Granato/Gutschow 2004). Auch sie können die zahlreichen erprobten<br />

Fördermaßnahmen zur Nachqualifizierung nutzen, die den nachholenden Erwerb eines<br />

beruflichen Abschlusses ermöglichen sollen. Andere Maßnahmen verknüpfen<br />

Qualifizierungsbausteine, Sprachförderkurse und Beschäftigungsangebote, führen aber oft nicht<br />

zum erhofften Übergang in Beschäftigung. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Erfolge<br />

solcher Maßnahmen nicht nur in Form von Zertifikaten oder des Verbleibs nach der Maßnahme<br />

26<br />

Demgegenüber sind die sog. Integrationskurse nicht der beruflichen Bildung zuzuordnen. Sie sollen zum einen<br />

grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache vermitteln, zum anderen über die deutsche Kultur, das Rechtssystem<br />

und die Werteordnung informieren.


64 Ingrid Wilkens<br />

gemessen werden sollten, weil sie ebenfalls „Sozialisation, berufliche Orientierung und die<br />

Entwicklung überfachlicher Kompetenzen“ förderten (Badel et al. 2008).<br />

7. Neuere Ansätze zur Nutzung des Potentials von Migranten<br />

Personen mit Migrationshintergrund können besondere migrationsbedingte Erfahrungen,<br />

erweiterte Perspektiven und interkulturelle sowie fremdsprachliche Kompetenzen haben. Diese<br />

persönlichen Ressourcen, die sich teilweise beruflich nutzen lassen, werden jedoch in der<br />

deutschen Wirtschaft noch deutlich unterbewertet (Granato <strong>2009</strong>). Erst allmählich findet in der<br />

politischen Debatte ein Umdenken statt: Ein Migrationshintergrund wird zunehmend als<br />

Ressource und weniger als Defizit begriffen.<br />

Gleichzeitig betonen einzelne Autoren (z.B. Settelmeyer 2008), dass nicht nur bei Tätigkeiten<br />

mit internationalen Bezügen (Außenhandel etc.) interkulturelle Kommunikation eine immer<br />

größere Rolle spielt. Auch der wachsende Anteil von Migranten an der Bevölkerung macht eine<br />

entsprechende Kunden‐ bzw. Klientenorientierung und eine Anpassung des Waren‐ und<br />

Dienstleistungsangebots notwendig. In besonderem Maße gilt dies für die personenbezogenen<br />

Dienstleistungen, für die – z.B. im medizinischen oder sozialen Bereich – eine kultursensiblere<br />

Ausgestaltung gefordert wird. Kontakte und Kommunikation können durch Mitarbeiter mit<br />

Migrationshintergrund und interkultureller Kompetenz erleichtert werden, indem sie<br />

beispielsweise erklären oder dolmetschen, die Klientel gezielter ansprechen oder<br />

Missverständnisse abbauen helfen (z.B. BIBB 2006; sehr detailliert Settelmeyer <strong>2009</strong>).<br />

Um die Ressourcen von Personen mit Migrationshintergrund besser zu erschließen, werden<br />

in den vorliegenden Arbeiten verschiedene Empfehlungen gegeben. Zum einen wird eine<br />

interkulturelle Öffnung der beruflichen Bildung gefordert. Beispielsweise sollten die<br />

Institutionen „produktiver“ mit der zunehmenden Heterogenität umgehen (z.B. Kimmelmann<br />

<strong>2009</strong>a, <strong>2009</strong>b; El‐Mafaalani <strong>2009</strong>a, <strong>2009</strong>b; ein praktisches Beispiel zur Entwicklung<br />

interkultureller Kompetenzen an Berufsschulen beschreibt Seibt <strong>2009</strong>). Die besondere<br />

Lernsituation wird nach Untersuchungen des BIBB in Weiterbildungsveranstaltungen mit<br />

gemischter Teilnehmerstruktur – Deutsche und Migranten – nicht ausreichend berücksichtigt,<br />

ließe sich aber mit wenig Aufwand verbessern (Bethscheider 2008). Im Vordergrund stünden<br />

dabei die methodisch‐didaktischen Kompetenzen der Lehrenden sowie weiterbildungs‐<br />

begleitende Unterstützung. Zum anderen sollten die Grundsätze des Diversity Managements in<br />

den Unternehmen verstärkt umgesetzt werden, d.h. die „Verschiedenartigkeit der Beschäftigten<br />

[ist] bewusst zum Bestandteil des Personalmanagements und der Organisationsentwicklung“ zu<br />

machen (Kimmelmann <strong>2009</strong>a: 7). 27<br />

Es gilt aber nicht nur, Wirtschaft und Gesellschaft für Diversität zu sensibilisieren, sondern<br />

auch, vorhandene Bilingualität und interkulturelle Kompetenzen im schulischen und beruflichen<br />

27<br />

Im internationalen Vergleich weisen die deutschen Unternehmen eine besonders geringe kulturelle Heterogenität auf<br />

(Kanschat <strong>2009</strong>), was den besonderen Handlungsbedarf erklärt.


Mobility and Migration 65<br />

Bildungssystem gezielt zu fördern (Beauftragte 2007: 71). Experten (z.B. Granato et al. 2006;<br />

Settelmeyer 2008, <strong>2009</strong>) erachten einen ergänzenden erstsprachlichen (Fach‐)Unterricht, aber<br />

auch ein berufsbegleitendes Training nach der beruflichen Ausbildung als wichtig, denn die dabei<br />

erworbenen Kenntnisse wären in der Regel für die Praxis nicht ausreichend. So müssten<br />

Fachtermini, ein gehobenes Sprachniveau, Schriftsprache sowie geschäftliche Konventionen in<br />

der beruflichen Aus‐ und Weiterbildung systematisch erlernt und vertieft werden.<br />

Problematisch ist, dass Personen mit Migrationshintergrund oft selbstverständlich<br />

interkulturelle Kompetenzen unterstellt werden (für den Bereich der Pädagogik Mecheril 2002).<br />

Doch nicht alle bringen entsprechende Fähigkeiten mit, auf die sich in Aus‐ oder Weiterbildung<br />

aufbauen lässt (Settelmeyer 2008). Außerdem zeigt die Forschung, dass der Einsatz<br />

migrationsspezifischer Kompetenzen bei der beruflichen Tätigkeit schwierig sein (Benneker et al.<br />

2005) und zusätzliche Belastungen sowie Ambivalenzen bei Migranten hervorrufen kann, weil<br />

für sie ihre Fachlichkeit im Vordergrund steht, sie sich nicht als Personen mit<br />

Migrationshintergrund fühlen oder nicht als solche angesehen werden möchten (Settelmeyer<br />

<strong>2009</strong>; für die Soziale Arbeit Braun <strong>2009</strong>).<br />

8. Forschungsdesiderate<br />

Ausländer bzw. Personen mit Migrationshintergrund sind im deutschen Bildungssystem in<br />

vieler Hinsicht benachteiligt. Dies verhindert ihre erfolgreiche Integration in das Erwerbssystem<br />

und stellt damit ihre gesellschaftliche Integration und soziale Teilhabe infrage. Der erhebliche<br />

Anteil an niedrigqualifizierten Ausländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt und die hohe<br />

ausländerspezifische Arbeitslosenquote werden so reproduziert, die soziale Aufwärtsmobilität<br />

von Migranten behindert.<br />

Wie in anderen migrationsspezifischen Forschungsfeldern ist auch im Bereich der<br />

beruflichen Bildung die mangelhafte Datenlage in den amtlichen Statistiken zu kritisieren, die<br />

erhebliche Informationslücken hinterlässt. Dies liegt zum einen in der noch verbreiteten<br />

Verwendung des Ausländerkonzeptes begründet, das den Anteil von Personen mit<br />

Migrationshintergrund unterschätzt, zum anderen darin, dass wesentliche Merkmale der<br />

Schüler wie Alter oder schulische Vorbildung und andere Daten mit hohem Informationsgehalt –<br />

z.B. die Erfolgsquoten bei den Abschlussprüfungen – nicht differenziert nach Herkunft<br />

ausgewiesen werden. Hinzu kommt, dass die institutionelle Heterogenität des<br />

Schulberufssystems und die Ausdifferenziertheit des Übergangs‐ sowie des<br />

Weiterbildungssystems zu einer Unübersichtlichkeit der Angebote führen und einer detaillierten<br />

Analyse der Leistungsfähigkeit dieser Segmente – gerade auch im Hinblick auf die Integration<br />

von Migranten – entgegensteht (Autorengruppe 2008; Planque 2006).<br />

Soll das Problem der Chancenungleichheit von Migranten in der beruflichen Bildung<br />

erfolgreich angegangen werden, müssen mehr Informationen über die individuellen und<br />

sozioökonomischen Einflussfaktoren, die die Chancen von Migranten am Ausbildungsmarkt, im<br />

Schulberufssystem sowie bei der beruflichen Weiterbildung negativ beeinflussen, bereitgestellt


66 Ingrid Wilkens<br />

werden. Das DJI‐Übergangspanel läuft <strong>2009</strong> aus und lässt dann interessante Ergebnisse<br />

erwarten. Andere Daten auf individueller Ebene, die wie das DJI‐Übergangspanel oder die BIBB‐<br />

Übergangsstudie 2006 Längsschnittanalysen erlauben, sind kaum vorhanden. Die genannten<br />

Studien müssten daher dringend weitergeführt werden. Längerfristig verspricht das <strong>2009</strong><br />

gestartete Bildungspanel (NEPS) neue Erkenntnisse, die sich auch auf das Bildungsverhalten und<br />

die Bildungskarrieren von Personen mit Migrationshintergrund erstrecken sollen. Analysen<br />

sollten dabei nach dem jeweiligen Migrationshintergrund differenzieren. Dabei ist zu bedenken,<br />

dass eine Differenzierung der Befunde nach ethnischer Herkunft in <strong>Deutschland</strong> teilweise<br />

umstritten ist 28 , obwohl sie spezifischen Förder‐ und Unterstützungsbedarf identifizieren kann.<br />

Außerdem wären vertiefende Einsichten hinsichtlich der in der Forschung herausgearbeiteten<br />

Faktoren, die Migranten beim Zugang zur dualen Ausbildung tendenziell benachteiligen –<br />

volkswirtschaftliche Entwicklungen, rechtliche Regelungen, sozialräumliche Verteilung,<br />

betriebliche Auswahlverfahren, begrenzte Netzwerke – wünschenswert. Auch existieren kaum<br />

Untersuchungen zu den Gründen, warum junge Migranten unterproportional in das<br />

Schulberufssystem einmünden sowie zu möglichen Selektionsmechanismen in diesem Segment.<br />

Weiterhin liegen wenige systematisch gewonnene Erkenntnisse über die Strategien von<br />

erfolgreichen und nicht erfolgreichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor, zu der<br />

Einschätzung ihrer Situation, ihrem Umgang mit Diskriminierungserfahrungen im Ausbil‐<br />

dungssystem und den Hintergründen ihrer Berufs‐ und Ausbildungspläne. Hier bietet sich die<br />

Durchführung qualitativer Studien an, die aber breit angelegt sein sollten.<br />

Generell wird kritisiert, dass die Förderung und Qualifizierung erwachsener Migranten<br />

gegenüber der jugendlicher Migranten zu wenig beachtet wird (Bethscheider 2008). Dies richtet<br />

sich an die Weiterbildungsforschung, die künftig stärker auf Personen mit Migrationshintergrund<br />

fokussieren sollte. Außerdem sind die förderlichen und hinderlichen Faktoren einer Teilnahme<br />

von Migranten vertieft zu untersuchen.<br />

Gleichzeitig befindet sich die Forschung zum Vorhandensein, zur Nutzung und zum Ausbau<br />

interkultureller Kompetenzen bei Personen mit Migrationshintergrund noch in den Anfängen.<br />

Hier sind in nächster Zeit verstärkte Untersuchungsbemühungen vonnöten. Es ist damit zu<br />

rechnen, dass die aktuelle Wirtschaftskrise die Situation auf dem Ausbildungsstellen‐ sowie dem<br />

Arbeitsmarkt wieder verschärfen wird. Dabei besteht die Gefahr, dass die erwähnten<br />

Verdrängungsprozesse sich beschleunigen. Vor diesem Hintergrund wären Machbarkeitsstudien<br />

sinnvoll, die – auch anhand einer vergleichenden Auswertung der Ergebnisse von<br />

Modellprojekten und der bundesweit in großer Zahl existierenden regionalen<br />

Fördermaßnahmen – untersuchen, mit welchen Instrumenten sich die Partizipation von<br />

Migranten in der dualen Ausbildung, im vollqualifizierenden Schulberufssystem und in der<br />

beruflichen Weiterbildung nachhaltig erhöhen lässt.<br />

28<br />

Im Berliner Integrationskonzept zum Beispiel wird eine solche mit folgender Begründung abgelehnt: „..., dass<br />

Unterschiede zwischen ethnisch‐kulturellen Bevölkerungsgruppen sich aus der sozialen Lage erklären können und oft<br />

nicht ursächlich aus der Einwanderungssituation oder kulturellen Besonderheiten herzuleiten sind“ (o.V. 2007b: 83).


Mobility and Migration 67<br />

9. Ausblick<br />

Die demografische Entwicklung führt in <strong>Deutschland</strong> zu einer zunehmenden Alterung der<br />

Gesellschaft. Bis 2025 wird sich der Anteil junger Leute zwischen 15 und 30 Jahren an der<br />

Bevölkerung um fast 20% reduziert haben (Badel et al. 2008). Für die deutsche Wirtschaft<br />

zeichnet sich schon jetzt ein erheblicher Fachkräftemangel ab. Das Nachfragepotenzial nach<br />

dualer Ausbildung schrumpft bereits (z.B. Ulmer/Ulrich 2008). Dies wirft immer wieder die Frage<br />

auf, ob sich der Fachkräftemangel nicht durch qualifizierte Zuwanderung entschärfen ließe.<br />

Zuwanderung nach <strong>Deutschland</strong> ist zurzeit jedoch überwiegend durch<br />

Familienzusammenführung/‐gründung motiviert. Damit steht zu befürchten, dass sie tendenziell<br />

niedrigqualifiziert bleibt. Es existieren zwar etliche Regelungen für die Aufnahme einer<br />

befristeten – auch qualifizierten – Beschäftigung durch Personen aus dem Ausland, doch fehlt es<br />

augenblicklich noch an einem Gesamtkonzept der Zuwanderungssteuerung und an Maßnahmen,<br />

die Attraktivität <strong>Deutschland</strong>s für wanderungswillige Personen mit guter Qualifikation zu<br />

erhöhen (z.B. Schultze 2007).<br />

Nicht nur aus sozialpolitischer, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es daher<br />

dringend geboten, die Bevölkerung – und hier vor allem die nicht gut Ausgebildeten – zu<br />

qualifizieren. Dazu kann ein ganzes Zielbündel abgeleitet werden (Ulmer/Ulrich 2008). Es<br />

umfasst die Senkung der Quote der Schulabbrecher bzw. ‐verweigerer, den Abbau von<br />

Warteschleifen im Übergangssystem, eine Begleitung des Berufsorientierungs‐ und<br />

Berufsfindungsprozesses und die Verringerung der Ausbildungsabbrüche. Wichtig ist ebenfalls<br />

die Nachqualifikation von Personen ohne Bildungsabschluss und der Ausbau der Weiterbildung<br />

gerade für diejenigen, die bislang wenig daran partizipiert haben. Ferner kann versucht werden,<br />

die Motivation von Abiturienten, eine duale Ausbildung aufzunehmen, zu stärken. Um solche<br />

Pakete zu realisieren ist zum einen eine Verbesserung des sogenannten regionalen<br />

Übergangsmanagements nötig. Zum anderen gilt es, gezielte Maßnahmen für Migranten zu<br />

entwickeln, deren Anteil an der Bevölkerung steigen wird, die aber zunehmend im beruflichen<br />

Bildungssystem benachteiligt sind.werden, die Motivation von Abiturienten, eine duale<br />

Ausbildung aufzunehmen, zu stärken. Um solche Pakete zu realisieren ist zum einen eine<br />

Verbesserung des sogenannten regionalen Übergangsmanagements nötig. Zum anderen gilt es,<br />

gezielte Maßnahmen für Migranten zu entwickeln, deren Anteil an der Bevölkerung steigen wird,<br />

die aber zunehmend im beruflichen Bildungssystem benachteiligt sind.


68 Ingrid Wilkens<br />

Annex: Tables and Figures<br />

Tabelle 1: Entwicklung der Ausbildungsbeteiligungsquoten 2000 und 2007<br />

(Angaben in Prozent)<br />

2000 2007<br />

Deutsche 63,4 57,6<br />

- Männer 73,5 68,5<br />

- Frauen 53,0 46,1<br />

Ausländer 30,0 23,9<br />

- Männer 34,6 26,3<br />

- Frauen 25,2 21,3<br />

Quelle: BIBB <strong>2009</strong>b: 159<br />

Tabelle 2: Schüler nach Staatsangehörigkeit an Berufsschulen 2007/2008<br />

(Angaben in Prozent)<br />

Deutsche Ausländer<br />

Teilzeit‐Berufsschulen (duales System) 94,2 5,8<br />

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) 82,5 17,5<br />

Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) 88,9 11,1<br />

Berufsfachschule 90,2 9,8<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2, 2007/08: 14<br />

Tabelle 3: Ausländische und deutsche Abgänger allgemeinbildender Schulen nach<br />

Schulabschluss, Staatsangehörigkeit und Geschlecht (Angaben in Prozent)<br />

Abschluss Deutsche Schulentlassene Ausländische Schulentlassene<br />

M W m w<br />

Ohne 8,0 4,8 18,8 13,0<br />

Hauptschul‐ 25,1 18,6 43,2 40,1<br />

Realschul‐ 40,9 42,3 28,9 33,9<br />

Studienberechtigung 26,0 34,2 9,1 13,1<br />

Quelle: BIBB <strong>2009</strong>b: 133


Mobility<br />

and Miigration<br />

Tabbelle<br />

4: Ausbbildungs‐<br />

unnd<br />

Berufsweege<br />

von Schulabgängerrn,<br />

die sich iim<br />

Frühjahr r für<br />

einee<br />

betrieblichhe<br />

Ausbildung<br />

interessiierten<br />

(Herb bst 2008), nnach<br />

Migrattionshinterg<br />

grund<br />

(Anggaben<br />

in Prrozent)<br />

betriiebliche<br />

Ausbilddung<br />

außeerbetriebliche/<br />

schulische<br />

Ausbilduung<br />

Schulberufs‐<br />

oder<br />

Beammtenausbildungg<br />

Studium<br />

allgemeinbildende<br />

und beruflichee<br />

Schule<br />

berufliche<br />

Vollzeitschule,<br />

die nicht<br />

zu einem<br />

Bildungsaabschluss<br />

führt<br />

arbeitslos,<br />

ohne Beschäftigung<br />

Sonstige<br />

Abbbildung<br />

1: VVerteilung<br />

dder<br />

Schüler auf die ber ruflichen Schhulen<br />

im Scchuljahr<br />

200 06/2007<br />

nach<br />

Nationalität<br />

und Gesschlecht<br />

(Anngaben<br />

in Prozent) P<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

m<br />

Deutschhe<br />

Quelle: in Anlehnung an Siegert (<strong>2009</strong>: 442)<br />

w<br />

ohnee<br />

Migrationshin ntergrund<br />

m<br />

54<br />

4<br />

6<br />

4<br />

5<br />

11<br />

5<br />

12<br />

Ausländder<br />

w<br />

mit Miigrationshinter<br />

rgrund<br />

sonnstige<br />

SdGG<br />

BFSS<br />

duaal<br />

32<br />

2<br />

4<br />

3<br />

9<br />

17<br />

11<br />

23<br />

BVGG<br />

+ BGJ<br />

69<br />

Source:<br />

S


70<br />

Abbilduung<br />

2: Verteeilung<br />

der SSchüler<br />

auf die beruflic chen Schuleen<br />

im Schuljjahr<br />

2006/2 2007<br />

nach Naationalität<br />

uund<br />

Geschleecht<br />

(Angabben<br />

in Proze ent)<br />

1100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

m w<br />

D<br />

m w m<br />

GR<br />

w m w<br />

I PL<br />

Quelle: in Anleehnung<br />

an Siegeert<br />

(<strong>2009</strong>: 43)<br />

m w m<br />

Quelle: Autorengruppe<br />

Bildunngsberichterstattung<br />

2008: 156<br />

w m w m w m w<br />

BIH HR R SRB/MNE RUS TK<br />

Ingrid Wilke ens<br />

sonnstige<br />

Abbbildung<br />

3: ÜÜbergänge<br />

von Jugendlichen<br />

im Anschluss an die allggemeinbilde<br />

ende<br />

Schuule<br />

SdGG<br />

BFSS<br />

duaal<br />

BVG<br />

+ BGJ


Mobility and Migration 71<br />

10. Bibliografie<br />

Alda, Holger (2008): Personen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt. In: Migration und<br />

Soziale Arbeit, Heft 3+4, S. 180‐184.<br />

Auernheimer, Georg (<strong>2009</strong>): Schieflagen im Bildungssystem, 3. Aufl. Wiesbaden.<br />

Arnold, Rolf/Lipsmeier, Antonius (Hrsg.) (2006): Handbuch der Berufsbildung. 2. Aufl. Opla‐<br />

den.<br />

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2008): Bildung in <strong>Deutschland</strong> 2008. Studie im<br />

Auftrag der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bielefeld.<br />

http://www.bildungsbericht.de/daten2008/bb_2008.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Bade, Klaus/Bommes, Michael (Hrsg.) (2004): Migration – Integration – Bildung. Grundfragen<br />

und Problembereiche. Osnabrück, IMIS‐Beiträge 23. http://www.imis.uni‐<br />

osnabrueck.de/pdffiles/imis23.pdf [cited 07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Badel, Steffi/Matthäus, Sabine/Kronenwett, Julia (2008): Förderung junger Migranten mit<br />

geringer Qualifikation – eine Berliner Bildungsmaßnahme auf dem „Prüfstand“. In:<br />

Migration und Soziale Arbeit 3/4, S. 237‐243.<br />

Baethge, Martin (2006): Das deutsche Bildungsschisma: Welche Probleme ein<br />

vorindustrielles Bildungssystem in einer nachindustriellen Gesellschaft hat. In: SOFI‐<br />

Mitteilungen Nr. 34, S. 13‐27.<br />

Baethge, Martin (2008a): Berufliche Ausbildung dual oder plural? Perspektiven zur<br />

Weiterentwicklung der Berufsbildung. In: Neß, Harry/Kimmig, Thomas (Hrsg.):<br />

Kompendium zu aktuellen Herausforderungen beruflicher Bildung in <strong>Deutschland</strong>,<br />

Polen und Österreich. Vorarbeiten zu einem europäischen Handbuch. Frankfurt, S. 28‐<br />

39.<br />

Baethge, Martin (2008b): Das berufliche Bildungswesen in <strong>Deutschland</strong> am Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts. In: Cortina, Kai S./Baumert, Jürgen/Leschinsky, Achim/Mayer, Karl<br />

Ulrich/ Trommer, Luitgard (Hrsg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong>. Reinbek, S. 541‐598.<br />

Baethge, Martin/Solga, Heike/Wieck, Marcus (2007): Berufsbildung im Umbruch. Signale<br />

eines längst überfälligen Aufbruchs. Netzwerk Bildung/Friedrich‐Ebert‐Stiftung. Berlin.<br />

Baumert, Jürgen et al. (Hrsg.) (2001): PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und<br />

Schülern im internationalen Vergleich. Deutsches PISA‐Konsortium. Opladen.<br />

Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2007a): Der<br />

Nationale Integrationsplan. Neue Wege – neue Chancen. Berlin.<br />

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2007/07/Anlage/2007‐10‐18‐<br />

nationaler‐integrationsplan,property=publicationFile.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2007b): Siebter<br />

Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in <strong>Deutschland</strong>. Berlin.


72 Ingrid Wilkens<br />

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/auslaenderberi<br />

cht‐7‐barrierefrei,property=publicationFile.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Becker, Gary S. (1993): Human capital. A theoretical and empirical analysis with special<br />

reference to education. 3rd edition (1st edition 1964). Cambridge.<br />

Beicht, Ursula/Friedrich, Michael/Ulrich, Joachim Gerd (2007a): Deutlich längere Dauer bis<br />

zum Ausbildungseinstieg. Schulabsolventen auf Lehrstellensuche. In: BIBB‐<strong>Report</strong> 2.<br />

Bonn. http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_2007 [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Beicht, Ursula/Friedrich, Michael/Ulrich, Joachim Gerd (2007b): Steiniger Weg in die<br />

Berufsausbildung – Werdegang von Jugendlichen nach Beendigung der<br />

allgemeinbildenden Schule. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Vol.36, Nr.<br />

2., S. 5‐9.<br />

Beicht, Ursula/Friedrich, Michael/Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.) (2008): Ausbildungschancen<br />

und Verbleib von Schulabsolventen. Bielefeld.<br />

Beicht, Ursula/Granato, Mona (<strong>2009</strong>): Vielfalt als Chance – Junge Menschen mit<br />

Migrationshintergrund im Ausbildungssystem. In: Theorie und Praxis der Sozialen<br />

Arbeit, Nr. 3, S. 190‐197.<br />

Beicht, Ursula/Krewerth, Andreas/Eberhard, Verena/Granato, Mona (<strong>2009</strong>): Viel Licht – aber<br />

auch Schatten. Qualität dualer Ausbildung in <strong>Deutschland</strong> aus Sicht der<br />

Auszubildenden. In: BIBB‐ <strong>Report</strong> 9. Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_<strong>2009</strong>_09.pdf cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Beicht, Ursula/Ulrich, Joachim Gerd (2008): Welche Jugendlichen bleiben ohne Berufsaus‐<br />

bildung? Analyse wichtiger Einflussfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Bildungsbiographie. In: BIBB‐<strong>Report</strong> 6. Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_2008_06.pdf [cited<br />

31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Bellmann, Lutz (2003): Datenlage und Interpretation der Weiterbildung in <strong>Deutschland</strong>.<br />

Hrsg.: Expertenkommission Finanzierung Lebenslanges Lernen. Bielefeld.<br />

Below, Susanne von (2003): Schulische Bildung, berufliche Ausbildung und Erwerbstätigkeit<br />

junger Migranten. Ergebnisse des Integrationssurveys des BiB. Materialien zur<br />

Bevölkerungswissenschaft,105 b. http://www.bib‐<br />

demographie.de/nn_750526/DE/Publikationen/Materialien/Hefte/105b.html [cited<br />

22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Benneker, Gerburg/Dorau, Ralf/Hörsch, Karola/Settelmeyer, Anke (2005): Interkulturelle<br />

Kompetenzen von Arzthelferinnen mit Migrationshintergrund. In: Berufsbildung in<br />

Wissenschaft und Praxis, Vol. 33, Nr. 4, S. 48 – 50.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H4‐48ff.pdf [cited<br />

22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Bethscheider, Monika (2008): Qualifikation – Weiterbildung – Arbeitsmarktintegration?<br />

Migrantinnen und Migranten in der Beruflichen Weiterbildung. In: BIBB‐<strong>Report</strong> 4.


Mobility and Migration 73<br />

Bonn. http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_2008_04.pdf [cited<br />

22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Bethscheider, Monika/Schwerin, Christine (2005): Anforderungen an Trainerinnen und<br />

Trainer in der beruflichen Weiterbildung von Lerngruppen mit Teilnehmenden<br />

deutscher und anderer Herkunft – Grundlagen einer Zusatzqualifikation. Bonn. In:<br />

Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Vol. 33, Nr. 6, S. 40‐43.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H6‐40ff.pdf [cited<br />

22/09/<strong>2009</strong>]<br />

BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2006): Berufsbildungsbericht 2006. Bonn.<br />

http://www.bmbf.de/pub/bbb_2006.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2008): Berufsbildungsbericht 2008. Bonn.<br />

http://www.bmbf.de/pub/bbb_08.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (<strong>2009</strong>a): Berufsbildungsbericht <strong>2009</strong>. Vorver‐<br />

sion. Bonn. http://www.bmbf.de/pub/bbb_09.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (<strong>2009</strong>b): Datenreport zum Berufsbildungs‐<br />

bericht <strong>2009</strong>. Vorversion. Bonn.<br />

http://datenreport.bibb.de/media<strong>2009</strong>/datenreport_bbb_vorversion_090401.pdf<br />

[cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (<strong>2009</strong>c): Leitbild des Bundesinstituts für<br />

Berufsbildung (BIBB) – Forschen – Beraten – Zukunft gestalten.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/leitbild.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Bonin, Holger/Schneider, Marc/Quinke, Hermann/Arens, Tobias (2007): Zukunft von Bildung<br />

und Arbeit. Perspektiven von Arbeitskräftebedarf und ‐angebot bis 2020. IZA <strong>Research</strong><br />

<strong>Report</strong> Nr. 9. Bonn. http://www.iza.org/en/webcontent/publications/reports‐<br />

/report_pdfs/iza_report_09.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Boos‐Nünning, Ursula (2006): Berufliche Bildung von Migrantinnen und Migranten. Ein ver‐<br />

nachlässigtes Potenzial für Wirtschaft und Gesellschaft. In: Friedrich‐Ebert‐Stiftung<br />

(Hrsg.): Kompetenzen stärken, Qualifikationen verbessern, Potentiale nutzen.<br />

Berufliche Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund.<br />

Dokumentation einer Fachkonferenz. Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a24_veranstaltung_migranten‐kompetenzen‐<br />

staerken_tagungsdokumentation.pdf [cited 31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Braun, Andrea (<strong>2009</strong>): Differenzerfahrungen und sozialpädagogische Professionalität: Mi‐<br />

grantInnen als Professionelle der Sozialen Arbeit. Migration und Soziale Arbeit, H. 3/4.<br />

Britz, Lisa (2006): Bildungsbe(nach)teiligung von MigrantInnen. In: Reiberg, Ludger (Hrsg.):<br />

Berufliche Integration in der multikulturellen Gesellschaft. Beiträge aus Theorie,<br />

Schule und Jugendhilfe zu einer interkulturell sensiblen Berufsorientierung.<br />

Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn.


74 Ingrid Wilkens<br />

Brosi, Walter (2005): Aktuelle Probleme der dualen Ausbildung in <strong>Deutschland</strong>. In:<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): „Wir brauchen hier jeden, hoffnungslose<br />

Fälle können wir uns nicht erlauben!“ Wege zu Sicherung der beruflichen Zukunft in<br />

<strong>Deutschland</strong>. Bielefeld.<br />

Brück‐Klingberg, Andrea/Burkert, Carola/Damelang, Andreas/Deeke, Axel/Haas, Anette/<br />

Schweigard, Eva/Seibert, Holger/Wapler, Rüdiger (<strong>2009</strong>): Integration von Migranten in<br />

Arbeitsmarkt und Bildungssystem. In: Möller, Joachim/Walwei, Ulrich (Hrsg.):<br />

Handbuch Arbeitsmarkt <strong>2009</strong>. Bielefeld, S. 283‐316.<br />

Bundesministerium des Innern (Hrsg.) (2008): Evaluation der Integrationskurse nach dem<br />

Zuwanderungsgesetz. Abschlussbericht und Gutachten bei der Umsetzung der<br />

Integrationskurse. Rambøll Management. Berlin.<br />

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (2007): Berufliche Weiterbildung –<br />

Schlüssel zu Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit, Berlin.<br />

Bundesverwaltungsamt (2008): Berufsausbildung in der Bundesverwaltung. Köln.<br />

http://www.bva.bund.de/cln_152/nn_375714/DE/Aufgaben/Abt__VIII/Berufsbildung<br />

/Publikationen/n01__berufsausbildung__bundesverwaltung,templateId=raw,property<br />

=publicationFile.pdf/n01_berufsausbildung_bundesverwaltung.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Burkert, Carola/Seibert, Holger (2007): Labour market outcomes after vocational training in<br />

Germany – Equal opportunities for migrants and natives? IAB Discussion Paper No. 31.<br />

Nuremberg. http://doku.iab.de/discussionpapers/2007/dp3107.pdf [cited<br />

31/07/<strong>2009</strong>]<br />

Burkert, Carola/Seibert, Holger (2007): Integrationspotenziale der dualen Berufsausbildung<br />

für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Berlin. http://www.migration‐<br />

boell.de/web/integration/47_1635.asp [cited 03/08/<strong>2009</strong>]<br />

Commission of the European Communities (2007): Europe`s demographic future. Facts and<br />

figures. Luxembourg.<br />

http://ec.europa.eu/employment_social/spsi/docs/social_situation/demo_report_20<br />

07_en.pdf [cited 03/08/<strong>2009</strong>]<br />

Deeke, Axel (2004): Die Umsetzung des ESF‐BA‐Programms in der Zeit von Anfang 2000 bis<br />

Ende 2002. In: Deeke, Axel et al. (Hrsg.): Halbzeitbewertung des „ESF‐BA‐Programm<br />

2000‐2006“. Beiträge zur Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung 283. Nürnberg, S. 21‐<br />

149.<br />

Deeke, Axel (2005): Das ESF‐BA‐Programm im Kontext der arbeitsmarktpolitischen<br />

Neuausrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Zur Umsetzung des Programms von<br />

2000 bis Anfang 2005. Nürnberg. IAB‐Forschungsbericht 26.<br />

http://doku.iab.de/forschungsbericht/2005/fb2605.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Deeke, Axel (2006a): Begleitforschung zum veränderten ESF‐BA‐Programm. Aktuelle<br />

Zwischenergebnisse, Stand der Arbeiten und Ausblick. IAB‐Projektbericht, 10‐534. IAB.<br />

Nürnberg.


Mobility and Migration 75<br />

Deeke, Axel (2006b): Die Vermittlung berufsbezogener Deutschkenntnisse für Arbeitslose mit<br />

Migrationshintergrund. Förderansatz und Umsetzung im ESF‐BA‐Programm bis Ende<br />

2005. IAB‐Projektbericht 10‐534. IAB. Nürnberg.<br />

Deeke, Axel (2007): Arbeitslose mit Migrationshintergrund: Sprachförderung allein greift<br />

häufig zu kurz. IAB‐Kurzbericht 3. Nürnberg.<br />

http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb0307.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Deutsches Jugendinstitut (<strong>2009</strong>): Projekte – Das Übergangspanel. München.<br />

http://www.dji.de/cgi‐bin/projekte/output.php?projekt=276 [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

DGB – Deutscher Gewerkschaftsbund Bundesvorstand [2007): DGB‐Ausbildungsreport 2007.<br />

Berlin.<br />

http://www.dgb.de/themen/themen_a_z/abisz_doks/a/ausbildungsreport2007.pdf‐<br />

/view?showdesc=1 [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Diefenbach, Heike (2008a): Bildungschancen und Bildungs(miss)erfolg von ausländischen<br />

Schülern oder Schülern aus Migrantenfamilien im System schulischer Bildung. In:<br />

Becker, Rolf/Lauterbach, Werner (Hrsg.): Bildung als Privileg. Erklärungen und<br />

Befunde zu den Ursachen der Bildungsungleichheit. 2. Aufl. Wiesbaden, S. 225‐250.<br />

Diefenbach, Heike (2008b): Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien im deutschen<br />

Bildungssystem: Erklärungen und empirische Befunde. Wiesbaden.<br />

Diehl, Claudia/Friedrich, Michael/Hall, Anja (<strong>2009</strong>): Jugendliche ausländischer Herkunft beim<br />

Übergang in die Berufsausbildung: Vom Wollen, Können und Dürfen. In: Zeitschrift für<br />

Soziologie, Jg. 38, H. 1, S. 48‐67.<br />

Dietrich, Hans/Dressel, Kathrin/Janik, Florian/Ludwig‐Mayerhofer, Wolfgang (<strong>2009</strong>):<br />

Ausbildung im dualen System und Maßnahmen der Berufsvorbereitung. In: Möller,<br />

Joachim/Walwei, Ulrich (Hrsg.): Handbuch Arbeitsmarkt <strong>2009</strong>. Bielefeld, S. 317‐357.<br />

Dressel, Katrin (2006): Ausbildungsreife. Nürnberg.<br />

Drever, Anita/Spieß, Katharina C. (2006): Netzwerke sind bei der Stellenfindung von<br />

Migranten bedeutend. Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 22. Berlin.<br />

http://www.diw.de/documents/publikationen/73/44369/06‐22‐2 [cited 03/09/<strong>2009</strong>]<br />

Eberhard, Verena/Krewerth, Andreas (2006): Bewerbungsverhalten der Jugendlichen, in:<br />

Eberhard, Verena/Krewerth, Andreas/Ulrich, Joachim Gerd (2006) (Hrsg.):<br />

Mangelware Lehrstelle. Zur aktuellen Lage der Ausbildungsplatzbewerber in<br />

<strong>Deutschland</strong>. Berichte zur beruflichen Bildung, Heft 279. Bonn, S. 83‐98.<br />

Eberhard, Verena/Krewerth, Andreas/Ulrich, Joachim Gerd (2005): „Man muss geradezu<br />

perfekt sein, um eine Ausbildungsstelle zu bekommen.“ Die Situation auf dem<br />

Lehrstellenmarkt aus Sicht der Lehrstellenbewerber. In: Berufsbildung in Wissenschaft<br />

und Praxis, H. 3, S. 10‐13. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H3‐<br />

10ff.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]


76 Ingrid Wilkens<br />

Eberhard, Verena/Krewerth, Andreas/Ulrich, Joachim Gerd (2006) (Hrsg.): Mangelware<br />

Lehrstelle. Zur aktuellen Lage der Ausbildungsplatzbewerber in <strong>Deutschland</strong>. Berichte<br />

zur beruflichen Bildung, Heft 279. Bonn.<br />

Ehrenthal, Bettina/Eberhard, Verena/Ulrich, Joachim Gerd (2005): Ausbildungsreife – auch<br />

unter den Fachleuten ein heißes Eisen. Ergebnisse des BIBB‐Expertenmonitors.<br />

http://www. bibb.de/de/21840.htm [cited 03/08/<strong>2009</strong>]<br />

El‐Mafaalani, Aladin (<strong>2009</strong>a): Heterogenität als Potenzial nutzen. Möglichkeiten individueller<br />

Förderung in der vollzeitschulischen beruflichen Bildung. In: Berufsbildung in<br />

Wissenschaft und Praxis 1, S. 11‐14.<br />

El‐Mafaalani, Aladin (<strong>2009</strong>b): Diversität in der beruflichen Benachteiligtenförderung. Heraus‐<br />

forderungen für Unterrichts‐, Personal‐ und Organisationsentwicklung. In: Migration<br />

und Soziale Arbeit, H. 3/4 .<br />

Frick, Joachim/Wagner, Gert (2001): Deutsche Sprachfähigkeit und Umgangssprache von<br />

Zuwanderern. Berlin. Wochenbericht des DIW Berlin 24.<br />

Friedrich‐Ebert‐Stiftung (Hrsg.) (2006): Übergänge zwischen Schule und Beruf und darauf<br />

bezogene Hilfesysteme in <strong>Deutschland</strong>. Bonn. http://library.fes.de/pdf‐<br />

files/asfo/03790.pdf [cited 03/09/<strong>2009</strong>]<br />

Friedrich, Michael/Hall, Anja (2007): Jugendliche mit Hauptschulabschluss: Weniger<br />

Wahlmöglichkeiten und geringere Chancen auf eine vollqualifizierende<br />

Berufsausbildung. In: Berufsausbildung in Wissenschaft und Praxis 36, H. 4.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12bwp_04_2007_beitrag_friedrich‐hall.pdf<br />

[cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Fuchs, Marek/Sixt, Michaela (2008): Die Bildungschancen von Aussiedlerkindern. SOEPpapers<br />

Nr. 105. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin.<br />

http://www.diw.de/documents/publikationen/73/85419/diw_sp0105.pdf [cited<br />

03/08/<strong>2009</strong>]<br />

Gaupp, Nora/Reißig, Birgit (2007): Junge Migrantinnen und Migranten auf dem Weg von der<br />

Hauptschule in den Beruf. München.<br />

Gaupp, Nora/Lex, Tilly/Reißig, Birgit (2008a): Ohne Schulabschluss in die Berufsausbildung.<br />

Ergebnisse einer Längsschnittuntersuchung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft,<br />

Heft 3, S. 388‐405.<br />

Gaupp, Nora/Lex, Tilly/Reißig, Birgit/Braun, Frank (2008b): Von der Hauptschule in<br />

Ausbildung und Erwerbsarbeit. Ergebnisse des DJI‐Übergangspanels. Hrsg. vom BMBF.<br />

Bonn. http://www.bmbf.de/pub/dji_uebergangspanel.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Gogolin, Ingrid/Neuman, Ursula/Roth, Hans‐Joachim (2003): Förderung von Kindern und<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Gutachten für die Bund‐Länder‐Kommission<br />

für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Materialien zur Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung, H. 107. Bonn. http://www.blk‐bonn.de/papers/heft107.pdf<br />

[cited 08/08/<strong>2009</strong>]


Mobility and Migration 77<br />

Granato, Mona (2003): Jugendliche mit Migrationshintergrund in der beruflichen Bildung, in:<br />

WSI Mitteilungen 8, S. 474‐482.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a24_jugendliche‐migranten_08‐<br />

2003_granato.pdf [cited 06/08/<strong>2009</strong>]<br />

Granato, Mona (2004): Feminisierung der Migration ‐ Chancengleichheit für (junge) Frauen<br />

mit Migrationshintergrund in Ausbildung und Beruf. Kurzexpertise für den<br />

Sachverständigenrat für Zuwanderung und Integration. Bundesinstitut für<br />

Berufsbildung. Bonn. http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a24_feminisierung‐<br />

migration_04‐2004_granato.pdf [cited 06/08/<strong>2009</strong>]<br />

Granato, Mona (2005): Junge Männer und Frauen mit Migrationshintergrund: Ausbildung<br />

ade? In: Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt‐ und Sozialpolitik (INBAS) (Hrsg.):<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund im Übergang Schule – Beruf. Berichte und<br />

Materialien, Bd. 15. Offenbach a.M., S. 32‐42.<br />

Granato, Mona (2007): Berufliche Ausbildung und Lehrstellenmarkt: Chancengerechtigkeit<br />

für Jugendliche mit Migrationshintergrund verwirklichen. Wiso direkt, September.<br />

http://li‐brary.fes.de/pdf‐files/wiso/04813.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Granato, Mona (2008): Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund in der beruflichen<br />

Ausbildung. In: Migration und Soziale Arbeit, Heft 3/4, S. 172‐200.<br />

Granato, Mona (<strong>2009</strong>): Perspektiven und Potenziale: Junge Menschen mit Migra‐<br />

tionshintergrund in der beruflichen Ausbildung. In: Berufliche Bildung in der Einwan‐<br />

derungsgesellschaft: Diversity als Herausforderung für Organisationen, Lehrkräfte und<br />

Ausbildende, S. 7‐16.<br />

Granato, Mona/Bethschneider, Monika/Friedrich, Michael/Gutschow, Katrin/Paulsen, Bernd/<br />

Schwerin, Christine/Settelmeyer, Anke/Uhly, Alexandra/Ulrich, Joachim Gerd (2006):<br />

Integration und berufliche Ausbildung. Expertise des Bundesinstituts für Berufsbildung<br />

(<strong>BiBB</strong>), www.bibb.de/doku‐mente/pdf/a24_integratoin‐und‐berufliche‐<br />

ausbildung.pdf. [cited 22/06/<strong>2009</strong>]<br />

Granato, Mona/Gutschow, Katrin (2004): Eine zweite Chance: Abschlussbezogene<br />

Nachqualifizierung für junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. In:<br />

Informationen für die Beratungs‐ und Vermittlungsdienste der Bundesagentur für<br />

Arbeit (ibv) Heft 15. Nürnberg.<br />

Granato, Nadia (2003): Ethnische Ungleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Opladen.<br />

Grundig, Beate/Pohl, Carsten (2006): Qualifikationsspezifische Arbeitslosigkeit: Gibt es<br />

Unterschiede zwischen Deutschen und Immigranten?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 4,<br />

S. 33‐36.<br />

Haug, Sonja (2005): Familienstand, Schulbildung und Erwerbstätigkeit. Eine Analyse der<br />

ethnischen und geschlechtsspezifischen Ungleichheiten. In: Haug, Sonja/Diehl, Claudia<br />

(Hrsg.): Aspekte der Integration. Eingliederungsmuster und Lebenssituation<br />

italienisch‐ und türkischstämmiger junger Erwachsener in <strong>Deutschland</strong>. Wiesbaden, S.<br />

51‐75.


78 Ingrid Wilkens<br />

Herbert, Ulrich (Hrsg.) (2001): Geschichte der Ausländerpolitik in <strong>Deutschland</strong>.<br />

Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge. München.<br />

Hippach‐Schneider, Ute/Krause, Martina/Woll, Christian (2007): Vociational education and<br />

training in Germany. Short description. Cedefop panorama series 138. Luxembourg.<br />

http://www.cedefop.europa.eu/etv/Upload/Information_resources/Bookshop/465/5<br />

173_en.pdf [cited 08/0(/<strong>2009</strong>]<br />

Hönekopp, Elmar (2007): Situation und Perspektiven von Migranten auf dem Arbeitsmarkt in<br />

<strong>Deutschland</strong> – ein Problemaufriss in 14 Befunden. Statement für einen Workshop des<br />

Gesprächskreises Migration und Integration der Friedrich‐Ebert‐Stiftung, 23. April.<br />

Berlin. http://www.migration‐online.de/beitrag._aWQ9NTA2OQ_.html [cited<br />

08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Imdorf, Christian (2005): Schulqualifikation und Berufsfindung. Wie Geschlecht und nationale<br />

Herkunft den Übergang in die Berufsbildung strukturieren. Wiesbaden.<br />

Imdorf, Christian (2008): Migrantenjugendliche in der betrieblichen Ausbildungsplatzvergabe<br />

– auch ein Problem für Kommunen. In: Bommes, Michael/Krüger‐Potratz, Marianne<br />

(Hrsg.): Migrationsreport 2008. Fakten – Analysen – Perspektiven. Frankfurt a.M., S.<br />

113‐158.<br />

Kalter, Frank (2006): Auf der Suche nach einer Erklärung für die spezifischen Arbeitsmarkt‐<br />

nachteile von Jugendlichen türkischer Herkunft. In: Zeitschrift für Soziologie Nr. 35, H.<br />

2, S. 144‐160.<br />

Kanschat, Katharina (<strong>2009</strong>): Diversity – Erfolgsfaktor in Unternehmen. Die Charta der Vielfalt.<br />

In: Berufsausbildung in Wissenschaft und Praxis 1, S. 20‐21.<br />

Karg, Ludwig (<strong>2009</strong>): Das Alphabetisierungs‐ und Grundbildungsangebot. Erste Zahlen des<br />

Alpha‐Monitors. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Bonn. http://www.die‐<br />

bonn.de/doks/karg0901.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Kimmelmann, Nicole (2008): Herausforderungen und Ansätze im Umgang mit der kulturellen<br />

Vielfalt der Lernenden in der Beruflichen Bildung. In: Bals, Thomas/Hegmann, Kai/<br />

Wilbers, Karl (Hrsg.): Qualität in Schule und Beruf. Forschungsergebnisse und gute<br />

Praxis. Tagungsband zu den 15. Hochschultagen Berufliche Bildung 2008 in Nürnberg.<br />

Köln.<br />

Kimmelmann, Nicole (<strong>2009</strong>a): Diversity Management – (k)ein Thema für die berufliche<br />

Bildung? In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 1, S. 7‐10.<br />

Kimmelmann, Nicole (<strong>2009</strong>b): Diversity Management in der beruflichen Bildung –<br />

Herausforderungen und Ansätze eines professionellen Umgangs mit kulturell diversen<br />

Lernenden. In: Migration und Soziale Arbeit, H. 3/4.<br />

Klemm, Klaus (2005): Bildungsausgaben in <strong>Deutschland</strong>: Status Quo und Perspektiven. Bonn.<br />

http://library.fes.de/pdf‐files/stabsabteilung/03052.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Klemm, Klaus (2006): Übergänge aus dem allgemein bildenden Schulwesen. Beitrag im<br />

Rahmen des Expertenworkshops „Übergänge Schule – Berufsausbildung – Hochschule


Mobility and Migration 79<br />

– Arbeitsmarkt“ am 4. Dezember. http://www.bildungsbericht.de/daten/klemm‐<br />

txt.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Klös, Hans‐Peter/Riesen, Ilona (2008): Migration, Bildung und Arbeitsmarktintegration:<br />

Reformpolitische Handlungsfelder in einer bildungsökonomischen Perspektive. In:<br />

Migration und Soziale Arbeit 3+4, S. 275‐283.<br />

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2008): Green paper "Migration and Mobility:<br />

Challenges for EU Education Systems" – Citizen's summary.<br />

http://ec.europa.eu/education/school21/com423_en.pdf [cited 23/06/<strong>2009</strong>]<br />

Konsortium Bildungsberichterstattung (2005): Gesamtkonzeption der Bildungsberichterstat‐<br />

tung. Frankfurt a.M. http://www.bildungsbericht.de/daten/gesamtkonzeption.pdf<br />

[cited 22(07/<strong>2009</strong>]<br />

Konsortium Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2006): Bildung in <strong>Deutschland</strong>. Ein<br />

indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Bericht im<br />

Auftrag der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bielefeld.<br />

http://www.bildungsbericht.de/daten/gesamtbericht.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Krekel, Elisabeth M./Ulrich, Joachim Gerd (<strong>2009</strong>): Jugendliche ohne Berufsabschluss –<br />

Handlungsempfehlungen für die berufliche Bildung. Hrsg. von der Friedrich‐Ebert‐<br />

Stiftung. Berlin. http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_gutachten_jugendliche‐<br />

ohne‐berufsabschluss.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Kristen, Cornelia (2002): Hauptschule, Realschule oder Gymnasium? Ethnische Unterschiede<br />

am ersten Bildungsübergang. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsy‐<br />

chologie, Nr. 54, H. 3, S. 534‐552.<br />

Kristen, Cornelia/Granato, Nadia (2004): Bildungsinvestitionen in Migrantenfamilien. In:<br />

Bade, Klaus/Bommes, Michael (Hrsg.): Migration – Integration – Bildung. Grundfragen<br />

und Problembereiche. Osnabrück, S. 123‐141.<br />

Krüger, Helga (2003): Berufliche Bildung. Der deutsche Sonderweg und die<br />

Geschlechterfrage. In: Berliner Journal für Soziologie 13, H. 4, S. 497‐510.<br />

Kuwan, Helmut/Bilder, Frauke/Gnahs, Dieter/Seidel, Sabine (2006): Berichtssystem<br />

Weiterbildung IX. Integrierter Gesamtbericht zur Weiterbildungssituation in<br />

<strong>Deutschland</strong>. Hrsg. vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Berlin.<br />

http://www.bmbf.de/pub/berichtssystem_weiterbildung_neun.pdf [cited<br />

22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Kuwan, Helmut/Thebis, Frauke (2004): Berichtssystem Weiterbildung IX. Ergebnisse der<br />

Repräsentativbefragung zur Weiterbildungssituation in <strong>Deutschland</strong>. Im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung. München.<br />

Leber, Ute (2006): Das IAB‐Betriebspanel als Datengrundlage für Weiterbildungsfragen. In:<br />

Feller, Gisela (Hrsg.): Weiterbildungsmonitoring ganz öffentlich. Entwicklungen,


80 Ingrid Wilkens<br />

Ergebnisse und Instrumente zur Darstellung lebenslangen Lernens. Bielefeld, S. 89‐<br />

102.<br />

Leber, Ute/Möller, Iris (2005): Weiterbildungsbeteiligung ausgewählter Personengruppen.<br />

RatSWD <strong>Research</strong> Note 8. Berlin.<br />

http://www.ratswd.de/download/workingpapers2007/12_07.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Leber, Ute/Möller, Iris (2008): Weiterbildungsbeteiligung ausgewählter Personengruppen. In:<br />

Schmollers Jahrbuch. Zeitschrift für Wirtschafts‐ und Sozialwissenschaften, Jg. 128, H.<br />

3, S. 405‐429.<br />

Lex, Tilly/Gaupp, Nora/Reißig, Birgit (2005): Durchaus integrationsbereit! Jugendliche aus<br />

Zuwandererfamilien an der Schwelle zur Arbeitswelt. In: Jugendpolitik 1, Jg. 31, S. 19‐<br />

21.<br />

Linten, Markus/Prüstel, Sabine (<strong>2009</strong>): Demographischer Wandel und Berufliche Bildung.<br />

Auswahlbibliographie. Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a1bud_auswahlbibliographie‐demografischer‐<br />

wandel.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Mecheril, Paul (2002): `Kompetenzlosigkeitskompetenz`. Pädagogisches Handeln unter<br />

Einwanderungsbedingungen. In: Auernheimer, Georg (Hrsg.): Interkulturelle<br />

Kompetenz und pädagogische Professionalität. Opladen.<br />

Möller, Iris/Stegmaier, Jens/Schöngen, Klaus (2008): Das Ausbildungsverhalten deutscher<br />

Betriebe 2006. Ergebnisse des IAB‐Betriebspanels. Nürnberg u.a.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_99_ausbildungsverhalten_deutscher_betrie<br />

be_2006.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Müller‐Kohlenberg, Lothar/Schober, Karen/Hilke, Reinhard (2005): Ausbildungsreife –<br />

Numerus clausus für Azubis? Ein Diskussionsbeitrag zur Klärung von Begriffen und<br />

Sachverhalten. In: Berufsausbildung in Wissenschaft und Praxis 3, S. 19‐23.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H3‐19ff.pdf [cited<br />

08/08/<strong>2009</strong>]<br />

OECD (2006): Where immigrant students succeed: A comparative review of performance and<br />

engagement in PISA 2003. Paris. http://www.oecd.org/dataoecd/2/38/36664934.pdf<br />

[cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

OECD (2007): International Migration Outlook. Paris.<br />

OECD – Organisation for Economic Cooperation and Development (2008): A profile of<br />

immigrant populations in the 21st century. Data from OECD countries. Paris.<br />

o.V. (2007a): Betriebe bevorzugen deutsche Azubis. In: BöcklerImpuls 20. Hans‐Böckler‐<br />

Stiftung. http://www.boeckler.de/32014_89926.html [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

o.V. (2007b): Ein Integrationsmonitoring für Berlin: Empfehlungen des transnationalen EU‐<br />

Projekts „Indikatoren zur Integration“. In: Beauftragter für Integration und Migration:<br />

Indikatoren zur Messung von Integrationserfolgen. Ergebnisse des transnationalen


Mobility and Migration 81<br />

Projekts „Indikatoren für die Zuwandererintegration“. Berliner Beiträge zur<br />

Integration und Migration. Berlin, S. 79 – 85.<br />

Planque, Matthias (2006): Jugendarbeitslosigkeit: Ein ungelöstes Problem in <strong>Deutschland</strong>.<br />

Hrsg. vom DGB‐Bundesvorstand. Berlin. http://www.dgb‐<br />

jugend.de/mediabig/5842A.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Prenzel, Manfred et al. (Hrsg.) (2004): PISA 2003. Der Bildungsstand der Jugendlichen in<br />

<strong>Deutschland</strong> – Ergebnisse des zweiten internationalen Vergleichs. Münster.<br />

Prenzel, Manfred et al. (Hrsg.) (2007): PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen<br />

Vergleichsstudie. Münster.<br />

Ramthun, Christian (2006): Ausbildung: Frust statt Freude. In: WirtschaftsWoche vom 5.<br />

September. http://www.wiwo.de/karriere/frust‐statt‐freude‐154292/2/ [cited<br />

08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Reißig, Birgit/Gaupp, Nora (2006): Schwierige Übergänge? Junge Migrantinnen und<br />

Migranten an der Schwelle zur Arbeitswelt. In: Institut für berufliche Bildung,<br />

Arbeitsmarkt‐ und Sozialpolitik (INBAS) (Hrsg.): Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

im Übergang Schule – Beruf. Berichte und Materialien, Bd. 15, Offenbach a.M., S. 20‐<br />

31.<br />

Reißig, Birgit/Gaupp, Nora/Lex, Tilly (2004): Hoffnungen und Ängste ‐ Jugendliche aus<br />

Zuwandererfamilien an der Schwelle zur Arbeitswelt. Längsschnittstudie zum<br />

Übergang Schule – Beruf. In: DJI Bulletin.<br />

Reißig, Birgit/Gaupp, Nora/Hofmann‐Lun, Irene/Lex, Tilly (2006): Schule — und dann?<br />

Schwierige Übergänge von der Schule in die Berufsausbildung. München.<br />

Reißig, Birgit/Gaupp, Nora/Lex, Tilly (2005): Sie wollen Bildung und haben wenig Chancen.<br />

DJI‐Studie: Junge Migranten. In: Erziehung und Wissenschaft, Jg. 57, H. 2, S. 20‐22.<br />

Rieker, Peter (1991): Unverständnis – Verständnis – Missverständnis: Schwierigkeiten beim<br />

Zugang junger Ausländer zur Berufsausbildung. Berlin.<br />

Riesen, Ilona (<strong>2009</strong>): Der iw‐Integrationsmonitor. iw‐trends 1. Institut der deutschen<br />

Wirtschaft. Köln. http://www.iwkoeln.de/Portals/0/pdf/trends01_09_5.pdf [cited<br />

08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Roßocha, Volker (2008): Partizipation in beruflicher Ausbildung und Beschäftigung, in:<br />

caritas, S. 19‐20.<br />

Schaub, Günther (2007): Verbesserung der Qualifizierungschancen von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergrund durch lokale Netzwerke. Auswertung von zehn Fallstudien.<br />

Wissenschaftliche Texte 3. München.<br />

Schittenhelm, Karin (2005a): Primäre und sekundäre Effekte kultureller Praktiken: Der<br />

Ausbildungseinstieg junger Migrantinnen im interkulturellen Vergleich. In: Kölner<br />

Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Nr. 57, H. 4, S. 691‐713.<br />

Schittenhelm, Karin (2005b): Soziale Lagen im Übergang. Junge Migrantinnen und<br />

Einheimische zwischen Schule und Berufsausbildung. Wiesbaden.


82 Ingrid Wilkens<br />

Schreier, Claudia (2008): Junge Migrantinnen und Migranten in der Benachteiligten‐<br />

förderung. In: Migration und Soziale Arbeit, Heft 3/4, S. 201‐205.<br />

Schröder, Helmut/Schiel, Stefan/Aust, Folkart (2003): Nichtteilnahme an beruflicher<br />

Weiterbildung. Motive, Beweggründe, Hindernisse. Bonn.<br />

Schultze, Günther (2007): Einwanderungsland ohne Einwanderungspolitik‐ Chancen einer<br />

gesteuerten Zuwanderung nach <strong>Deutschland</strong>. WISO direkt. Friedrich‐Ebert‐Stiftung,<br />

Bonn.<br />

Schweigard, Eva (2006): Die Umsetzung der berufsbezogenen ESF‐BA‐Sprachkurse. Erste<br />

Ergebnisse aus regionalen Fallstudien. IAB‐Projektbericht, 10‐534.9. Nürnberg.<br />

Schweigard, Eva (2007a): Berufsbezogene Deutschkurse im Rahmen des ESF‐BA‐Programms.<br />

Ergebnisse aus regionalen Fallstudien zur Umsetzung. IAB‐Forschungsbericht 6.<br />

Nürnberg. http://doku.iab.de/forschungsbericht/2007/fb0607.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Schweigard, Eva (2007b): Sprachförderung für arbeitslose ALG‐II‐Bezieher mit<br />

Migrationshintergrund. Eine explorative Untersuchung zur Umsetzung. IAB‐<br />

Forschungsbericht 8. Nürnberg.<br />

http://doku.iab.de/forschungsbericht/2007/fb0807.pdf 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Schweigard, Eva (2008): Berufsbezogene Sprachkurse für Arbeitslose mit<br />

Migrationshintergrund als Instrument aktiver Arbeitsmarktförderung – Ergebnisse der<br />

Begleitforschung. In: Migration und Soziale Arbeit 3/4, S. 244‐250.<br />

Seibert, Holger (2008): Junge Migranten am Arbeitsmarkt. Bildung und Einbürgerung verbes‐<br />

sern die Chancen. IAB‐Kurzbericht Nr. 17. Nürnberg.<br />

http://doku.iab.de/kurzber/2008/kb1708.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Seibt, Markus (<strong>2009</strong>): Interkulturelles Lernen durch Soziale Dienste an Schulen.<br />

Exemplarische Darstellung eines interkulturellen Schulprojekts im Rahmen der<br />

Schulsozialarbeit und/oder der Schulpastoral. In: Migration und Soziale Arbeit, H. 3/4.<br />

Seidel, Sabine (2006): Erhebungen zur Weiterbildung in <strong>Deutschland</strong>. Pfade durch den<br />

Statistikdschungel. In: Gisela Feller (Hrsg.): Weiterbildungsmonitoring ganz öffentlich.<br />

Entwicklungen, Ergebnisse und Instrumente zur Darstellung lebenslangen Lernens.<br />

Bielefeld, S. 35‐61.<br />

Settelmeyer, Anke (2004): Interkulturelle Kompetenz von jungen Fachkräften mit<br />

Migrationshintergrund: Erfassung und beruflicher Nutzen. In: BIBBforschung H. 2.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12voe_bibbforschung_2004_02.pdf [cited<br />

08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Settelmeyer, Anke (2008): Unternehmen können richtig punkten: Interkulturelle Kompetenz<br />

als Erfolgsfaktor. http://www.denk‐doch‐mal.de/node/35 [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Settelmeyer, Anke (<strong>2009</strong>): Interkulturelle Kompetenz von Medizinischen Fachkräften mit<br />

Migrationsgeschichte: „Pluspunkt“ und Anforderung. In: Migration und Soziale Arbeit,<br />

H. 3/4.


Mobility and Migration 83<br />

Siegert, Manuel (2008): Schulische Bildung von Migranten in <strong>Deutschland</strong>. Working Paper 13<br />

der Forschungsgruppe des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Nürnberg.<br />

http://www.bamf.de/cln_101/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Fors<br />

chung/WorkingPapers/wp13‐schulische‐<br />

bildung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/wp13‐schulische‐bildung.pdf<br />

[cited 08/8/<strong>2009</strong>]<br />

Siegert, Manuel (<strong>2009</strong>): Berufliche und akademische Ausbildung von Migranten in Deutsch‐<br />

land. Working Paper 22 der Forschungsgruppe des Bundesamts für Migration und<br />

Flüchtlinge. Nürnberg.<br />

http://www.bamf.de/cln_101/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Fors<br />

chung/WorkingPapers/wp22‐berufliche‐<br />

ausbildung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/wp22‐berufliche‐<br />

ausbildung.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Solga, Helga (2005): Ohne Abschluss in die Bildungsgesellschaft. Opladen.<br />

Statistisches Bundesamt (2006): Fachserie 11, Reihe 1. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (2007): Hochschulstandort <strong>Deutschland</strong> 2007. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (2008a): Bildung und Kultur: Berufliche Schulen (Fachserie 11, Reihe<br />

2), 2007/08. http://www‐<br />

ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath= struktur,vollan‐<br />

zeige.csp&ID=10229 57 [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Statistisches Bundesamt (2008b): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Bevölkerung mit<br />

Migrationshintergrund. Ergebnisse des Mikrozensus 2006 (Fachserie 1 Reihe 2.2).<br />

Wiesbaden.<br />

Uhly, Alexandra/Granato, Mona (2006): Werden ausländische Jugendliche aus dem dualen<br />

System der Berufsausbildung verdrängt? In: Berufsausbildung in Wissenschaft und<br />

Praxis 35, Nr 3, S. 51‐53. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2006‐H3‐<br />

51ff.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Ulmer, Philipp/Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.) (2008): Der demografische Wandel und seine<br />

Folgen für die Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses. Wissenschaftliche<br />

Diskussionspapiere. Heft 106. Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_106_demografischer_wandel_und_seine_fo<br />

lgen.pdf [cited 22/09/<strong>2009</strong>]<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2004): Wege zwischen dem Verlassen der allgemein bildenden Schule<br />

und dem Beginn einer beruflichen Ausbildung. Ein Rückblick auf die Entwicklung der<br />

vergangenen Jahre. In: Informationen für die Beratungs‐ und Vermittlungsdienste<br />

(ibv), Nr. 23 vom 24. November, S. 49‐60.<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2005a): Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshinter‐<br />

grund. In: INBAS (Hrsg.): Werkstattbericht 2005. Frankfurt u.a.


84 Ingrid Wilkens<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2005b): Probleme bei der Bestimmung von Ausbildungsplatznachfrage<br />

und Ausbildungsplatzangebot. Definitionen, Operationalisierungen, Messprobleme.<br />

In: Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Der Ausbildungsmarkt und seine<br />

Einflussfaktoren. Dokumentation der Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Berufsbil‐<br />

dungsforschungsnetz vom 1./2. Juli. Bonn, S. 5‐36.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12voe_ausbildungsmarkt‐einflussfaktoren.pdf<br />

[cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2006): Erfolgschancen von Lehrstellenbewerbern mit und ohne Migra‐<br />

tionshintergrund. In: Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt‐ und Sozialpolitik<br />

(INBAS) (Hrsg.): Jugendliche mit Migrationshintergrund im Übergang Schule – Beruf.<br />

Berichte und Materialien, Bd. 15. Offenbach a.M., S. 43‐70.<br />

Ulrich, Joachim Gerd/Eberhard, Verena/Granato, Mona/Krewerth, Andreas (2006): Bewerber<br />

mit Migrationshintergrund: Bewerbungserfolg und Suchstrategien, in: Eberhard,<br />

Verena/ Krewerth, Andreas/Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.): Mangelware Lehrstelle. Zur<br />

aktuellen Lage der Ausbildungsplatzbewerber in <strong>Deutschland</strong>. Berichte zur beruflichen<br />

Bildung, Heft 279. Bundesinstitut für Berufsbildung. Bonn, S. 197‐211.<br />

Ulrich, Joachim Gerd/Friedrich, Michael (2008): Förderliche Faktoren für die erfolgreiche<br />

Suche eines Ausbildungsplatzes: Ergebnisse aus der BIBB‐Schulabgängerbefragung<br />

und der BA‐BIBB‐Bewerberbefragung. In: Knüpper‐Heger, Ursula/Strohmaier, Eckart<br />

(Hrsg.): Potenziale mobilisieren – Veränderungen gestalten: Zukunft berufliche<br />

Bildung 5. BIBB‐Fachkongress 2007. Ergebnisse und Perspektiven.<br />

Ulrich, Joachim Gerd/Granato, Mona (2006): „Also, was soll ich noch machen, damit die mich<br />

nehmen?“ Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Ausbildungschancen. In:<br />

Friedrich‐Ebert‐Stiftung (Hrsg.): Kompetenzen stärken, Qualifikationen verbessern,<br />

Potenziale nutzen: Berufliche Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen mit<br />

Migrationshintergrund. Bonn, S. 30‐50.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a24_veranstaltung_migranten‐kompetenzen‐<br />

staerken_tagungsdokumentation.pdf [cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Unternehmer/‐innen mit Migrationshintergrund bilden aus (<strong>2009</strong>). In: Berufsbildung in<br />

Wissenschaft und Praxis 1, S. 30‐34.<br />

Wilkens, Ingrid (2005): Weiterbildung/Lebenslanges Lernen und soziale Segmentation. In:<br />

SOFI, IAB, ISF, INIFES (Hrsg.): Berichterstattung zur sozio‐ökonomischen Entwicklung in<br />

<strong>Deutschland</strong> – Arbeit und Lebensweisen. Erster Bericht. Wiesbaden, S. 505‐521.<br />

Wilkens, Ingrid (2008): Migration, Bildung und Beschäftigung – Die Situation in <strong>Deutschland</strong>.<br />

In: Migration und Soziale Arbeit, Heft 3+4, S. 172‐179.<br />

Wilkens, Ingrid (<strong>2009</strong>) im Erscheinen: Migration, Bildung und Beschäftigung in der<br />

Europäischen Union – Eine Betrachtung anhand der Humankapitaltheorie. In: Baros,<br />

Wassilios/Hamburger, Franz/Mecheril, Paul (Hrsg.): Zwischen Praxis, Politik und<br />

Wissenschaft. Die vielfältigen Referenzen Interkultureller Bildung. Berlin.


Mobility and Migration 85<br />

Woellert, Franziska/Kröhnert, Steffen/Sippel, Lilli/Klingholz, Reiner (<strong>2009</strong>): Ungenutzte Po‐<br />

tenziale. Zur Lage der Integration in <strong>Deutschland</strong>. Berlin‐Institut für Bevölkerung und<br />

Entwicklung. Berlin. http://www.migration‐boell.de/web/integration/47_1986.asp<br />

[cited 08/08/<strong>2009</strong>]<br />

Zwick, Martin (2006): Nur die halbe Wahrheit: „Ausländerstatistik“ verdeckt Integrations‐<br />

erfolge. In: AiD Integration in <strong>Deutschland</strong> 4, 22. Jg., 15. Dezember.


Effectiveness and quality assurance<br />

___________________________________<br />

Sandra Bohlinger<br />

1. Fragestellungen und Forschungsthemen aus deutscher Perspektive 86<br />

2. Zentrale Forschungsergebnisse und deren Bewertung 87<br />

2.1 Qualitäts‐ und Effektivitätsverständnis 88<br />

2.2 Architektur der Qualitäts‐ und Effektivitätsforschung 90<br />

2.3 Qualitätssicherung in der beruflichen Erstausbildung 92<br />

2.4 Qualitätssicherung in der Weiterbildung 94<br />

2.5 Qualitätssicherung in der Hochschulbildung 97<br />

2.6 Bildungsstandards 101<br />

3. Implikationen für künftige Forschungsvorhaben und die Qualität der<br />

Qualitätssicherung 103<br />

4. Bibliografie 107<br />

1. Fragestellungen und Forschungsthemen aus deutscher Perspektive<br />

Qualität und Effektivität sind keine genuin pädagogischen Begriffe. Dementsprechend haben<br />

sie lange Jahre in der deutschsprachigen Berufsbildungsforschung kaum eine Rolle gespielt,<br />

sondern wurden vielmehr aufgrund der jahrhundertelangen Tradition der Meisterlehre und der<br />

hochgradig geregelten Institutionalisierung beruflicher Erstausbildung als systemimmanent<br />

verstanden. Dennoch ist zu erkennen, dass die Begriffe seit rund 20 Jahren Einzug in die<br />

Bildungspolitik, die Bildungspraxis und in den bildungswissenschaftlichen Diskurs gehalten<br />

haben. Ihre zentrale Funktion für alle Bereiche der beruflichen Bildung ist mittlerweile unstrittig<br />

und spiegeltn sich deutlich in der Ausrichtung aktueller Ziele und Leitbilder wider, die sich um<br />

die Themenkomplexe Sicherung, Entwicklung, Effektivität und Effizienz qualitativ hochwertiger<br />

Bildung bewegen.<br />

Die veränderte Zielausrichtung an Qualität und die Implementierung von<br />

Qualitätssicherungsverfahren hat das deutsche Berufsbildungssystem in den vergangenen zehn<br />

Jahren grundlegend verändert. Erkennen lässt sich dies an der Schwächung der traditionell<br />

hohen Selbstreferenz und starken professionellen Autonomie, die mit eher geringer<br />

Transparenz, schwachen Aufsichtsstrukturen und einem niedrigen Rechtfertigungszwang<br />

gegenüber Außenstehenden verbunden war. Gewandelt hat sich dabei die Erkenntnis, dass<br />

Zielklarheit, Erfolgskontrolle und Qualitätssicherung auch im deutschen System notwendig sind,<br />

um erfolgreich zu agieren und auf den internationalen, zumindest aber europäischen Arbeits‐<br />

und Bildungsmärkten konkurrenz‐ und anschlussfähig zu bleiben. Unumstritten ist dabei auch,<br />

dass die einzelnen Bildungssubsysteme unterschiedliche Entwicklungsfortschritte aufweisen:


Effectivness and quality assurance 87<br />

Während Qualitätssicherung und Effektivitätsorientierung in der Erwachsenen‐ und<br />

Hochschulbildung sowie insbesondere in der betrieblichen Weiterbildung langjährige Tradition<br />

haben und eine beinahe unüberschaubare Vielfalt aufweisen, haben sie im (Berufs‐)Schulwesen<br />

erst in jüngerer Zeit Einzug gehalten. Auffällig ist zudem, dass mit Blick auf die Ausbildung im<br />

dualen System der betrieblichen Ausbildungsqualität bei Forschungsaktivitäten eine weit<br />

geringere Aufmerksamkeit zuteil wird als der berufsschulischen Ausbildungsqualität.<br />

Bei den zentralen Ideen aktueller Forschungsaktivitäten lässt sich zudem feststellen, dass sie<br />

der Curriculum‐ und Evaluationsforschung der 1960er und 1970er Jahre entspringen. Dies gilt<br />

etwa für die Forderung nach der flächendeckenden Einführung von standardisierten Tests oder<br />

für die Orientierung an Lernzielen, die heute unter den Stichworten Standards und<br />

Lernergebnisorientierung diskutiert werden. Deutlich verändert hat sich dabei allerdings die<br />

wissenschaftliche Haltung gegenüber derartigen Neuerungen. Während sich für die frühen<br />

Ansätze eine „naiv technokratische Haltung“ (Klieme/Tippelt 2008: 8) konstatieren lässt, die<br />

Reformwiderstand, Steuerungsfragen, Kontexte und Langzeitfolgen weitgehend außer Acht ließ,<br />

finden sich heute Untersuchungsansätze, die diese Aspekte explizit und teilweise bis hin auf die<br />

Ebene des konkreten Lehr‐/Lernprozesses analysieren. Besonders bemerkenswert sind die<br />

Untersuchungen, die zudem gezielt die Wechselwirkung zwischen internationalen bzw.<br />

supranationalen und nationalen Reformen, Ansätzen und Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />

und Wirksamkeit beruflicher Bildung aufgreifen. Dabei lautet die Ausgangsthese dieser<br />

Untersuchungen: Der Vergleich mit a) anderen Staaten, die teilweise eine wesentliche längere<br />

Erfahrung mit Qualitätssicherungsverfahren und Wirksamkeitsforschung aufweisen können,<br />

sowie b) die voranschreitende europäische Integration im Bildungsbereich, die sich in<br />

zahlreichen Papieren, Maßnahmen und Projekten zur Schaffung eines europäischen<br />

Bildungsraums manifestiert, haben zu starken Verbündeten, aber auch zu starkem<br />

Konkurrenzdruck geführt, in dem sich das deutsche Berufsbildungssystem behaupten muss.<br />

Kernfrage ist hier, wie die berufliche Bildung international ausgerichtet und attraktiv gestaltet<br />

werden kann, so dass Bildungsgänge mobilitätsfördernd, anschlussfähig und Abschlüsse<br />

transparent gestaltet werden können.<br />

2. Zentrale Forschungsergebnisse und deren Bewertung<br />

Die Rekonstruktion der im Folgenden skizzierten Forschungsaktivitäten und ‐ergebnisse<br />

enthalten die aktuellen arbeits‐ und bildungswissenschaftlichen Konsens‐ und Dissenslinien über<br />

Qualität und Effektivität beruflicher Bildung, sofern das Thema Qualitätssicherung nicht<br />

grundlegend zurückgewiesen wird. Darin sind zunächst praktische Fragen zu erkennen, die einer<br />

wissenschaftlichen Klärung bedürfen, wie etwa jene nach dem Umgang mit der Vielfalt der<br />

Qualitätsperspektiven und ‐kriterien oder die Rolle der Professionellen und der<br />

Bildungsgangteilnehmenden im Prozess der Qualitätssicherung. Implizit findet sich zudem immer<br />

wieder die Frage, inwieweit eine Kundenorientierung – ausgerichtet am individuellen<br />

Teilnehmer und dessen sozialen Umfeld – als tragfähiges, realistisches und wünschenswertes<br />

Konzept auf Bildungsprozesse übertragbar ist. Damit verbunden ist die Frage, ob Qualität allein


88 Sandra Bohlinger<br />

durch die Akkreditierung von Bildungsgängen und ‐institutionen ex ante erzeugt werden kann<br />

oder ob diese Akkreditierung immer auch durch die Evaluation tatsächlich erworbener<br />

Lernergebnisse ex post gesichert werden muss. Und wie kann man dabei – als Kern der Frage der<br />

Qualitätssicherung – eine objektive, zuverlässige und vergleichende Feststellung von<br />

Lernergebnissen und Kompetenzen theoretisch und methodisch absichern? Diese Frage führt<br />

auch zu einem eher vernachlässigten Problem der Qualitäts‐ und Effektivitätsdebatte, nämlich<br />

jener nach der Qualität der Qualitätssicherung, die im letzten Kapitel gesondert behandelt<br />

werden soll.<br />

2.1 Qualitäts‐ und Effektivitätsverständnis<br />

In den Referenzjahren 2005‐<strong>2009</strong> finden sich nur wenige Studien, die den Qualitäts‐ und<br />

Effektivitätsbegriff allgemeingültig zu definieren versuchen. Die Omnipräsenz der beiden<br />

Begriffe und die damit verbundene Selbstverständlichkeit mag ein Grund für die begriffliche<br />

Unschärfe sein, ein anderer liegt unzweifelhaft in der Vielzahl der vorhandenen Auffassungen,<br />

Verfahren und Instrumente, die einer kohärenten Definition entgegensteht. In der beruflichen<br />

Bildung wird „Qualität“ meist als relativistischer Ansatz aufgefasst, d.h. als kontextbezogen,<br />

relational und als eine im Idealfall auf Konsens beruhende Zuschreibung, die de facto allerdings<br />

meist durch rechtliche oder ordnungspolitische Machtpositionen diktiert und dabei durch<br />

Teilaspekte von Qualität festgelegt und evaluiert wird. Im (berufs‐)schulischen Bereich wird<br />

Qualität dagegen eher als multidimensionales Konzept verstanden, das sich in die Bereiche<br />

Orientierung, Struktur, Qualität, Outcomes und Organisation/Management gliedert, die<br />

wiederum evaluiert werden können und den Ausgangspunkt für konkrete Qualitätsentwicklung<br />

und ‐sicherung bieten. Insofern – und an dieser Stelle stimmen die Qualitätsauffassungen<br />

wiederum überein – bedürfen Qualitätsfeststellungen zunächst einer impliziten Setzung von<br />

Gütekriterien, die nachvollziehbar legitimiert und objektivierbar sein müssen, bevor<br />

evaluationsbezogene Aussagen zu erreichten Qualitätsniveaus getroffen werden können. Dies<br />

gilt auch für die Qualitätssicherung der Qualitäts‐ und Effektivitätsforschung, die im<br />

Qualitätsdiskurs eine Sonderstellung einnimmt.<br />

Noch schwieriger als der Qualitätsbegriff verhält es sich mit dem Begriff „effectiveness“, den<br />

die deutsche Berufsbildungsdebatte weitgehend auszugrenzen versucht. Er verschwand<br />

spätestens nach dem Scheitern des Bildungsgesamtplans weitgehend aus bildungspolitischen<br />

Debatten und hielt erst wieder im Rahmen von Leistungsvergleichsstudien und den<br />

europäischen Meilensteinen Bologna, Lissabon und Brügge‐Kopenhagen Einzug in die<br />

bildungswissenschaftliche Agenda. Eine Ausnahme bildet dabei der Bereich öffentlich<br />

finanzierter beruflicher (Weiter‐)Bildungsmaßnahmen (konkret: Maßnahmen aktiver<br />

Arbeitsmarktpolitik, ALMP) an der Schnittstelle zur Arbeitsmarktforschung und ‐politik. Hier<br />

herrscht eine langjährige Tradition in der Evaluation dieser Maßnahmen mit dem Ziel, die<br />

Ausgabe öffentlicher Mittel zu rechtfertigen. „Effektivität“ und „Qualität“ werden dabei<br />

mehrheitlich am Merkmal der (Re‐)Integration in den Arbeitsmarkt und an der Verweildauer in<br />

Lohnsubventionen gemessen, während der Lern‐ bzw. Bildungsprozess von untergeordneter<br />

Bedeutung ist.


Effectivness and quality assurance 89<br />

Bezüglich der „effectiveness“ herrscht allerdings noch größere Unklarheit als bezüglich der<br />

„quality assurance“. Eine klare Abgrenzung zwischen „Effektivität“, „Effizienz“, „Wirksamkeit“,<br />

„Impact“ oder schlicht „Auswirkungen“ ist kaum zu finden. Das gilt gleichermaßen für die<br />

Berufsbildungsforschung wie für den Bereich der Active Labour Market Policies (ALMP). Die enge<br />

Verbindung zum Qualitätsbegriff zeigt sich verstärkt dort, wo „effectiveness“ als fester<br />

Bestandteil des Qualitätszyklus verstanden und als Ouput oder Outcomes beruflicher Bildung<br />

definiert wird.<br />

Dort, wo diese enge Verbindung nicht existiert, wird „effectiveness“ eher im Sinne von<br />

Kosten und Nutzen verstanden, so etwa bei den vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) seit<br />

Jahren regelmäßig durchgeführten Untersuchungen zu Kosten und Nutzen der dualen<br />

Berufsausbildung aus Sicht von Betrieben (von Bardeleben et al. 1995; Beicht et al. 2004;<br />

Wenzelmann et al. <strong>2009</strong> 29 ). Auf dieses Effektivitätsverständnis wird hier allerdings nicht weiter<br />

eingegangen.<br />

Ein deutlicher Unterschied zwischen Forschung zu Active Labour Market Policies (ALMP) und<br />

Berufsbildungsforschung besteht allerdings darin, dass aus berufsbildungswissenschaftlicher<br />

Perspektive die Prozessabläufe im Gegensatz zu Input, Output und Outcomes den zentralsten<br />

Stellenwert einnehmen, weil sie den Kern beruflichen Lernens, Lehrens und Handelns<br />

einnehmen.<br />

29 Die aktuelle Studie ist noch nicht abgeschlossen und kann unter http://www.bibb.de/de/wlk28857.htm<br />

eingesehen werden.


90 Sandra Bohlinger<br />

2.2 Architektur der Qualitäts‐ und Effektivitätsforschung<br />

Qualitätsdimension<br />

/ Qualitätsebenen<br />

Inputqualität Prozessqualität Outputqualität Outcomequalität<br />

Mikroebene Ausstattung der<br />

Lernumgebung,<br />

individuelle Lern‐ und<br />

Handlungsvoraus‐<br />

setzungen,<br />

soziodemografische<br />

Kontexte von Lehrenden<br />

und Lernenden<br />

Mesoebene Infrastruktur, Curriculum,<br />

Bildungsangebote und ‐<br />

gänge,<br />

Professionalisierung der<br />

Lehrkräfte<br />

Makroebene Regeln, Gesetze,<br />

Verordnungen,<br />

Ressourcenzuweisungen,<br />

institutionelle<br />

Rahmenbedingungen<br />

Erfassung,<br />

Bewertung und<br />

Standardisierung<br />

des Lehr‐<br />

/Lernprozesses,<br />

individuelle<br />

Haltung,<br />

Verhalten und<br />

Engagement<br />

Leitbilder,<br />

Change<br />

Management‐<br />

und Feedback‐<br />

Kultur,<br />

Lernatmosphäre,<br />

Methodik und<br />

Didaktik<br />

Nationale<br />

Standards<br />

Zertifizierter<br />

Lernerfolg,<br />

Lernergebnisse<br />

Jahresberichte,<br />

Absolventenstatistik,<br />

Lern‐ und<br />

Arbeitsbedingungen,<br />

organisationale<br />

matching‐Prozesse<br />

Nationale und<br />

internationale<br />

Vergleiche von<br />

Indikatoren,<br />

Benchmarks, Deckung<br />

von<br />

Arbeitsmarktbedarfen<br />

/ Effectiveness<br />

Berufliche Karriere<br />

und Einkommen,<br />

langfristiger Einsatz<br />

des Erlernten,<br />

bürgerschaftliche<br />

Teilhabe<br />

HRD‐Strategien,<br />

Erträge und<br />

Leistungsfähigkeit<br />

der Anbieter bzw.<br />

Unternehmen<br />

Wirksamkeit<br />

nationaler Politiken<br />

und des<br />

Berufsbildungs‐<br />

systems<br />

Qualitätssicherung kann somit verstanden werden als die Gesamtheit von formalisierten und<br />

institutionalisierten Verfahren, mit denen die Qualität von Organisationen im Bildungssystem,<br />

insbesondere deren Prozess‐ und Ergebnisqualität, beschrieben und vergleichend bewertet wird.<br />

Auffallend ist, dass sich Qualitätssicherungsverfahren meist auf einzelne Handlungseinheiten<br />

(Berufsschulen, Betriebe) beziehen, selten jedoch auf ein gesamtes System. Damit nähert sich<br />

Qualitätssicherung dem Konzept des Qualitätsmanagements und umfasst neben der Feststellung<br />

und Bewertung beruflicher Lehr‐/Lernprozesse auch die Bereiche Qualitätsentwicklung sowie<br />

Implementierung bzw. Veränderung von Qualitätssicherungsverfahren.<br />

Allerdings fällt der Forschungsstand – einschließlich einschlägiger empirischer<br />

Untersuchungen – je nach erziehungswissenschaftlicher Teildisziplin unterschiedlich aus, was im<br />

Zusammenhang mit den eigenständigen und teils divergierenden Qualitätsdiskursen je nach


Effectivness and quality assurance 91<br />

Bildungssubsystem zu sehen ist. So war und ist etwa in der Weiterbildung der Qualitätsdiskurs<br />

seit rund 20 Jahren eng mit jenem um Professionalität verbunden. In diesem Verständnis kann<br />

Qualität nur durch die Professionalisierung des Bildungspersonals bzw. aller Akteure verstanden<br />

werden. Dies bezieht sich auf drei Bereiche, nämlich<br />

Programmqualität durch theoretische Reflexion, Bedarfsermittlung, Transparenz und<br />

Systematik der Angebote sowie wissenschaftlich orientierte curriculare Bausteine;<br />

Durchführungsqualität durch Teilnehmerberatung, Dozentenauswahl und ‐fortbildung,<br />

Begleitmaterialien, Kurshospitationen etc.;<br />

Ergebnisqualität durch operationalisierte Tests und Prüfungen, durch Befragungen der<br />

Beteiligten und Programmevaluation (Schlutz 1996: 28).<br />

Für die Berufs‐ und Wirtschaftspädagogik lässt sich dagegen festhalten, dass<br />

Professionalisierung sich in der Mehrheit der Studien nur auf die Lehrerbildung in der ersten<br />

Phase bezieht und hier mehr konzeptuelle Arbeiten als empirische Befunde darüber vorliegen,<br />

wie diese zu konzipieren sei (Bauer/Grollmann 2006: 271; Buchmann/Kell 2000; Terhart 2000). 30<br />

Zudem liegen die wenigen empirischen Untersuchungen außerhalb des Referenzzeitraums<br />

und/oder beziehen sich nur auf Lehrer an allgemeinbildenden Schulen (z.B. Lamprecht/Korneck<br />

2008; Münk 2001; Oser/Oelkers 2001; Terhart 2006). Die wenigen empirischen Befunde (Bauer<br />

2006; Grollmann 2005) lassen allerdings nicht auf eine hohe Professionalisierung unter<br />

inhaltlichen Aspekten von Lehr‐/Lernprozessen schließen (Anwendung von Kompetenzen,<br />

Bewältigung von Aufgaben des beruflichen Alltags); vielmehr bezieht sich die hohe<br />

Professionalisierung in erster Linie auf formale Aspekte wie Ausbildungsniveau, Bezahlung,<br />

Interessenvertretung, das heißt auf eine andere Form von Qualität und Effektivität. Auch hier<br />

zeigt sich somit das Problem, das offensichtlich quer durch alle Bereiche des Qualitätsdiskurses<br />

zu finden ist: Je mehr sich Qualitätsentwicklungs‐ und ‐sicherungsbestrebungen dem Kern der<br />

beruflichen Bildung nähern, also den Lehr‐/Lernprozessen, desto weniger greifen offensichtlich<br />

die unterschiedlichen Qualitätssicherungsmaßnahmen, ‐ansätze und ‐managementsysteme. Je<br />

weiter sich diese von dem Kern der beruflichen Bildung entfernen und auf formale, strukturelle<br />

oder ressourcenbezogene Aspekte ausgerichtet sind, desto mehr scheinen die Prozesse<br />

tatsächlich durch Qualitätsbestrebungen steuerbar und Effizienzbemühungen und ‐evaluationen<br />

realisierbar zu sein.<br />

Nur zögerlich werden in diesen Diskurs auch andere Akteure wie etwa betriebliches<br />

Ausbildungspersonal, die Lernenden bzw. Auszubildenden selbst (Beicht et al. <strong>2009</strong>;<br />

30<br />

Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Ausgabe 12 der online‐Zeitschrift bwp@ unter dem Stichwort<br />

„Qualifizierung von Berufs‐ und Wirtschaftspädagogen zwischen Professionalisierung und Polyvalenz“. Hier beziehen<br />

sich sämtliche Artikel auf die Lehrerausbildung, während die Qualifizierung von Berufs‐ und Wirtschaftspädagogen z.B.<br />

in der Wirtschaft oder Wissenschaft ebenso ausgeklammert wird wie betriebliches Ausbildungspersonal.<br />

(http://www.bwpat.de/archiv/#a13)


92 Sandra Bohlinger<br />

Beicht/Krewerth <strong>2009</strong>; Müller <strong>2009</strong>) oder die ausbildenden Betriebe (Ebbinghaus <strong>2009</strong>) in die<br />

Qualitäts‐ und Professionalisierungsdebatte einbezogen. Anders im Bereich der<br />

Erwachsenenbildung bzw. der betrieblichen Weiterbildung: Hier ist per se die Fokussierung auf<br />

das betriebliche Bildungspersonal ausgerichtet. Seit kurzem sind darüber hinaus erste Ansätze<br />

einer integrativen Professionalisierungsdebatte zu erkennen, in der der Fokus nicht auf eine<br />

spezifische Berufsgruppe gerichtet wird, sondern die den Prozess der Professionalisierung als<br />

solchen in den Vordergrund stellt und explizit mit dem Qualitäts‐ und Effektivitätsdiskurs<br />

verknüpft (Kraft 2006; Meyer 2008; Nittel/Schütz 2005).<br />

Bei dem Verhältnis zwischen Qualitätssicherung und Professionalität entstehen allerdings<br />

nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der Praxis massive Konflikte, die wiederum auf die<br />

Theorieentwicklung rückwirken. Qualitätssicherung als Aufgabe von Organisationen<br />

(Berufsschulen, Betrieben, überbetrieblichen Bildungsstätten etc.) gerät in Konflikt mit dem<br />

Selbstverständnis von pädagogisch Handelnden, die ihre Aufgabe darin sehen, professionelles<br />

Wissen in eigener Verantwortung zur Lösung konkreter pädagogisch‐berufsbezogener bzw.<br />

pädagogisch‐tätigkeitsbezogener Probleme und zur Gestaltung von Lernprozessen einzusetzen.<br />

Die Autonomie professionellen pädagogischen Handelns stellt eine zentrale Herausforderung für<br />

die Idee der systematisierten Qualitätssicherung dar. Die Eigenlogik und der individuelle<br />

Fallbezug jeglichen pädagogischen Handelns können nie voll aufgehen in standardisierten<br />

Kriterien, Bewertungsverfahren und Benchmarks, wie sie z.B. in Bildungsstandards oder<br />

Qualitätsmanagementsystemen festgelegt werden. Dies gilt umso mehr, wenn „man anerkennt,<br />

dass pädagogische Prozesse von Pädagogen und Teilnehmern ko‐konstruktiv bestimmt werden.<br />

Die Zuschreibung von Verantwortung allein an Organisationen und darin tätige Professionelle<br />

muss von diesen mit gewissem Recht als Zumutung empfunden werden“ (Klieme/Tippelt 2008:<br />

12).<br />

2.3 Qualitätssicherung in der beruflichen Erstausbildung<br />

Mehr noch als für andere Bildungssubsysteme gilt für den Bereich der beruflichen<br />

Erstausbildung, dass der Qualitätsbegriff vage ist und sich einschlägige Untersuchungen und<br />

Ansätze vorwiegend auf die berufsschulische Ausbildung beziehen, während der betriebliche Teil<br />

der Erstausbildung weitgehend ausgeklammert wird. Zudem beziehen sich einige<br />

Untersuchungen explizit auf das Zusammenspiel der unterschiedlichen Lernorte, durch die eine<br />

deutliche Qualitäts‐ und Effektiviätssteigerung erhofft wird.<br />

Auf der Mikroebene der Qualitätsentwicklung und ‐sicherung des Lehrens und Lernens<br />

lassen sich mehrere Forschungsstränge erkennen, denen hohe Priorität beigemessen wird.<br />

Neben der Einführung und Umsetzung von Standards (für den Unterricht und für die<br />

Lehrerbildung) ist eine deutliche Abwendung von Effizienz‐ und Wirkungsfragen hin zu Ansätzen<br />

der ‚Qualitätssicherung und ‐entwicklung’ zu bemerken, wohl in erster Linie, weil es „anrüchig“<br />

wirkt, Bildung und Unterricht als Managementproblem zu betrachten (Gonon 2003). Dieser<br />

Perspektivwechsel zeigt sich z.B. bei der von Seeber und Squarra (2003) durchgeführten<br />

standardisierten Schülerbefragung, die die Autoren als Beitrag zur Analyse der<br />

Unterrichtsqualität und Schulentwicklung verstehen. Auch Beutner (2006: 55) verortet seine


Effectivness and quality assurance 93<br />

Untersuchung zur Gestaltung organisatorisch und technisch lernförderlicher Arbeitsplätze im<br />

Bereich der Qualitätssicherung, obschon sie sich gleichermaßen mit Aspekten der Effektivität<br />

befasst. Kern der neueren Qualitätsdiskussion ist zudem die Frage nach Standards. Ausgehend<br />

von den Ergebnissen der international vergleichenden PISA‐Studie wird auch für die<br />

Berufsbildung eine solche unter dem Titel <strong>VET</strong>‐LSA (Large Scale Assessment) gefordert und<br />

derzeit hinsichtlich ihrer Machbarkeit untersucht (Achtenhagen/Baethge 2008; Baethge et al.<br />

2008). Die Festlegung und Einführung von Standards ist dabei für die berufliche Erstausbildung<br />

insofern zentral, als dass sie dabei helfen sollen, Qualitätsmanagement und ‐sicherung über<br />

organisationale Ebenen hinauszuführen (Ebner 2006: 184ff; Fach‐Overhoff 2004; siehe<br />

ausführlich unten). Oser und Kern (2006) analysieren in „Qualität der beruflichen Bildung“ eine<br />

Reihe von Fragestellungen, die die Rolle und Effektivität von Akteuren in Lehr‐/Lernprozessen<br />

betreffen. Ziel ist dabei die Erklärung, Beschreibung und Verbesserung der Handlungskompetenz<br />

von Berufsbildungsverantwortlichen, wobei die Verbesserung durch die Nutzung von Standards<br />

und die damit erhoffte Steuerung des Outputs erzielt werden soll. Zu Recht kritisieren Beck<br />

(2006) und Hallmann (2006), dass dieses Vorhaben durch die vielfältige Einbindung beruflichen<br />

Lehrens und Lernens in mehrere Lernorte und Berufsfelder sehr fragwürdig erscheint.<br />

Studien, die auf der Mikroebene anzusiedeln sind, erweisen sich insofern als problematisch,<br />

als dass sie sich mit individuellen Lehr‐/Lernprozessen befassen. Dass dabei eine<br />

Qualitätsentwicklung bzw. ‐sicherung bislang weitgehend ergebnislos blieb, sofern sie sich nicht<br />

mit den Rahmenbedingungen der Lehr‐/Lernprozesse befasst, wurde oben bereits gezeigt.<br />

Die Mesoebene der Qualitätssicherung bezieht sich auf Bildungseinrichtungen als<br />

Organisationen und gilt als „klassische Domäne“ (Gonon 2008a: 98), bei der Qualitätssicherung<br />

an den Aufgaben des betrieblichen Controllings ausgerichtet wird. Im Zentrum steht dabei die<br />

Adaption von Konzepten, Verfahren und Instrumenten, die zwar an DIN ISO, TQM, EFQM etc.<br />

ausgerichtet sind, aber im Gegensatz zu diesen den Besonderheiten von Lehr‐/Lernprozessen<br />

verstärkt Rechnung tragen und nicht versuchen, diese auf ihren Produktcharakter zu reduzieren.<br />

Die Wirksamkeit dieser Ansätze bleibt allerdings unklar: Für den Bereich der beruflichen Schulen<br />

hat z.B. Niedersachsen 2005 das EFQM als verpflichtendes Qualitätsmanagement in<br />

Berufsschulen eingerichtet, verweist bei ersten Erfahrungen damit allerdings nur auf sein<br />

Potenzial für eine erfolgreiche Umsetzung anstatt auf seine tatsächlichen Effekte (Spöttl/Becker<br />

2006; Szewczyk/Alexander 2006: 231). Ähnliches zeigt sich bei einem Vergleich der<br />

Bundesländer im Hinblick auf innerschulische Entwicklungen zur Qualitätssicherung (Becker et<br />

al. 2006). Auch Gessler (2006) kommt bei einer kritischen Untersuchung zum<br />

Qualitätsmanagements in beruflichen Schulen zu dem Urteil, dass es sich hierbei eher um<br />

„Mythen“ und „Sehnsüchte“ handelt denn dass die Gestaltung des Unterrichts tatsächlich und<br />

empirisch nachweisbar verbessert würde. Zudem lassen sich mit Blick auf die Qualitätssicherung<br />

in beruflichen Schulen die Schulentwicklung und die Schulautonomie als zwei weitere zentrale<br />

Forschungsaspekte identifizieren (Becker/Spöttl 2008; Schmidt 2007; Zöller 2008).<br />

Für den betrieblichen Bereich der Ausbildung lässt sich eine deutliche Verschränkung<br />

zwischen a) der Mikro‐ und der Mesoebene sowie zwischen beruflicher Erstausbildung und


94 Sandra Bohlinger<br />

beruflicher Weiterbildung konstatieren. Das zeigt sich z.B. anhand einer Untersuchung von<br />

Scheib et al. (2008), die die betriebliche Qualitätsdebatte unter den Aspekten<br />

Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen, Fachkräfteaus‐ und Weiterbildung und berufliche<br />

Erstausbildung vergleichend analysieren. Auch Ebbinghaus (2007) folgt diesem Ansatz, indem<br />

konkrete Ansätze der Qualitätssicherung aus der Ausbildungspraxis darstellt und<br />

Orientierungshilfen für in der Ausbildung tätige Fachkräfte entwickelt werden.<br />

Auf der Makroebene lässt sich seit vielen Jahren die zunehmende Akzeptanz von Qualität als<br />

Steuerungsvorgabe erkennen. Dies gilt zum einen für das Zusammenspiel von supranationaler<br />

und nationaler Ebene als auch (gerade für den berufsschulischen Bereich) für das Interagieren<br />

zwischen Bund und Ländern: Durch die Maßnahmen und Vorgaben auf europäischer Ebene<br />

(CQAF, Benchmarks, EQF etc.) soll zum einen ein Planungs‐ und Umsetzungsmodell geschaffen<br />

werden, das zu erhöhter Transparenz und gegenseitigem Vertrauen beiträgt und die Länder zu<br />

verstärkter Good‐Practice anregt (EC 2005; 2006; 2008a; 2008b; 2008c). Zum anderen soll die<br />

Qualitätsdebatte dadurch insgesamt eine stärkere Gewichtung erhalten und damit die Skepsis<br />

zumindest einzelner Akteure der Berufsbildungsforschung und ‐politik reduzieren. Dazu trägt<br />

auch die Novellierung des BBiG von 2005 bei, die die schulische Berufsausbildung stärken, die<br />

Ausbildungsqualität im Betrieb entwickeln helfen und die Ausbildungsabbruchquoten deutlich<br />

senken soll. Auf dieser Ebene sind in erster Linie Stellungnahmen (Bünning/Richter 2005;<br />

Hanf/Hippach‐Schneider 2005), konzeptionelle Arbeiten zur Adaption europäischer Instrumente<br />

an nationale Gegebenheiten sowie die (meist sehr pessimistische) Entwicklung von<br />

Zukunftsszenarien (Drexel 2005; Rauner et al. 2006; Severing 2005) zu finden. Nur sehr wenige<br />

Untersuchungen sind – zumindest teilweise – empirisch ausgerichtet und untersuchen die<br />

Effektivität und Qualität der nationalen und suprationalen Qualitätssicherungsansätze (Bohlinger<br />

2008; Langer 2008).<br />

Insgesamt fällt auf, dass die Fachliteratur zur Qualitätssicherung und Effektivität sich<br />

mehrheitlich aus Ratgebern, Erfahrungsberichten, Dokumentationen und Stellungnahmen<br />

zusammensetzt. Eine fundierte Forschung über Wirksamkeit und Effektivität, Probleme,<br />

Widerstände und langfristige Konsequenzen von Qualitätssicherungsansätzen fehlt dagegen<br />

weitgehend. Im Referenzzeitraum entstanden zudem nur wenige Untersuchungen, die einen<br />

Überblick über die gesamte Thematik liefern, so etwa jene von Euler (2005) oder Bülow‐<br />

Schramm (2006), die sich beide jedoch auf bestimmte Bildungssubsysteme konzentrieren.<br />

2.4 Qualitätssicherung in der Weiterbildung<br />

Der Qualitätsdiskurs in der Weiterbildung ist deutlich älter als der aktuelle Qualitätsdiskurs,<br />

der den gesamten Bereich der Berufsbildung umfasst. Ursprünglich ausgerichtet an Fragen zur<br />

Professionalisierung des Bildungspersonals, wurde die Qualitätsdiskussion in der Weiterbildung<br />

in den letzten Jahren auf unterschiedlichen Ebenen weitergeführt, nämlich<br />

der Ebene der Weiterentwicklung des Weiterbildungssystems insgesamt, i.e. einschließlich<br />

der allgemeinen, der beruflich‐betrieblichen und der politischen Weiterbildung und


Effectivness and quality assurance 95<br />

Erwachsenenbildung. Zentrale Aspekte sind hier ordnungspolitische Rahmenbedingungen,<br />

gesellschaftliche Bedarfe, Ressourcen und die Systemgestaltung;<br />

der Ebene der Organisationsentwicklung, ‐strukturen und ‐abläufe;<br />

der Ebene der pädagogischen Interaktion, d.h. die Ausgestaltung der Lehr‐/Lernprozesse der<br />

Erwachsenen.<br />

Die Zuordnung einzelner Studien oder Diskurse zu diesen Ebenen erfolgt meist indirekt und<br />

variiert stark zeit‐ und interessenabhängig. Zugleich lassen sich mehrere „Orientierungen“ in den<br />

Auseinandersetzungen identifizieren (Meisel 2008; Hartz/Meisel 2006; Müller 1998; Peters<br />

2004). So geht es bei inhaltlichen Auseinandersetzungen um Fragen des Selbstverständnisses,<br />

der Ziele und der Aufgaben der Weiterbildung im Kontext des lebenslangen Lernens.<br />

Professionstheoretisch orientierte Untersuchungen analysieren die Sicherstellung und die<br />

Entwicklung der pädagogischen Qualität und stellen ein professionsangemessenes<br />

Handlungssystem in den Vordergrund (während in ökonomisch ausgerichteten Untersuchungen<br />

Aspekte wie Marktanteile, Finanzierungsmöglichkeiten und Effizienz von Bedeutung sind).<br />

Darüber hinaus existieren ordnungspolitisch orientierte Untersuchungen, die auf die<br />

Transparenz der Angebote – auch unter dem Aspekt Verbraucherschutz –, die Anerkennung der<br />

Angebote und des Erlernten sowie die finanzielle Förderung fokussieren.<br />

Der eingangs genannten Logik folgend kann die Mehrheit der Untersuchungen zudem zur<br />

Mikro‐, Meso‐ oder Makroebene der Qualitäts‐ und Effektivitätsforschung zugeordnet werden.<br />

Auf der Mikroebene der Lehr‐/Lernprozesse liegen mehrere groß angelegte Studien vor<br />

(Berichtssystem Weiterbildung (jetzt: Adult Education Survey), das IAB 31 ‐Betriebspanel, die<br />

BIBB 32 /IAB‐Untersuchungen sowie die Continuing Vocational Training Surveys (CVTS), die für<br />

wissenschaftliche Untersuchungen genutzt werden). Die hier gewonnen Daten geben Aufschluss<br />

über Teilnehmerzahlen und ‐fälle, Kosten, Finanzierung, Weiterbildungsformen und tw. auch<br />

Motive. Sie werden häufig in Kombination mit anderen Daten (häufig Fallstudien) für detaillierte<br />

sektor‐ bzw. berufsspezifische Analysen genutzt (Diettrich/Kohl 2007; Meyer 2006; Molzberger<br />

et al. 2008).<br />

Auf der Mesoebene finden sich im Referenzzeitraum vor allem Ansätze zur<br />

Qualitätssicherung und ‐steigerung beruflicher Weiterbildung durch die Entwicklung von<br />

transparenten und validen Verfahren zur Anerkennung non‐formalen und informellen Lernens<br />

(Bretschneider 2008; Käpplinger 2007) sowie zur Umsetzung von<br />

Qualitätsmanagementsystemen in Betrieben (Knedel 2005).<br />

Auf der Makroebene steht die Umsetzung von europapolitischen Leitideen zum<br />

lebenslangen Lernen unter dem Fokus der Qualitätssicherung im Vordergrund. Zentrale Aspekte<br />

31 Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung, Nürnberg.<br />

32 Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn.


96 Sandra Bohlinger<br />

sind dabei die Entwicklung nationaler Strategien lebenslangen Lernens im Kontext der<br />

beruflichen Weiterbildung (Benz 2007; BMBF 2008; Loebe/Severing 2006).<br />

Auffällig ist hier, dass viele der Untersuchungen aus dem Referenzzeitraum explizit eine<br />

Verschränkung von mindestens zwei der drei Ebenen vornehmen, so etwa eine Untersuchung<br />

zur Weiterbildungsbeteiligung von Schiersmann (2007), die aus den Erkenntnissen der<br />

Teilnahmeforschung Konsequenzen für die Gestaltung qualitativ hochwertiger<br />

Weiterbildungsangebote ableitet. Ähnliches lässt sich für die Habilitationsschrift von Iller (2006)<br />

konstatieren, die der Frage nach der Qualität und Effektivität implizit nachgeht, indem sie<br />

Aspekte zur Laufbahngestaltung aus der Perspektive von Betrieben (Makroebene) und<br />

Beschäftigten (Mikroebene) analysiert und Konsequenzen für die Gestaltung künftiger Lern‐ und<br />

Erwerbsbiografien ableitet. Die Perspektivverschränkung findet sich auch in den Studien der<br />

Arbeiten der KAW 33 : Sie hat im Zuge der jahrzehntelangen und sehr ausdifferenzierten Debatte<br />

um die Qualitätssicherung in der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung eine Reihe von<br />

Strukturelementen für eine systemorientierte Qualitätspolitik entwickelt (KAW 2002). Dazu<br />

zählen u.a. die Entwicklung eines Leitbilds und Referenzrahmens für die Qualitätsentwicklung,<br />

die Verknüpfung des Qualitätsmanagements mit Konzepten der Organisations‐ und<br />

Personalentwicklung, die Professionalitätsförderung des Weiterbildungspersonals und die<br />

Erhöhung der Angebotstransparenz. Zu den im Referenzzeitraum entwickelten Ansätzen und<br />

durchgeführten Untersuchungen gehört z.B. die konzeptionelle Ausarbeitung der<br />

Strukturelemente der KAW für die politische Weiterbildung (Meisel 2005), die Entwicklung des<br />

„Bildungs‐Qualitäts‐Management BQM“ für die berufliche Weiterbildung durch den<br />

Bundesverband der Träger beruflicher Bildung (2005), die Eckpunkte für ein Rahmenmodell zur<br />

Qualitätsentwicklung im Verbund von Bildungseinrichtungen (Liebald/Seiverth 2005) sowie das<br />

Bund‐Länder‐Verbundprojekt „Qualitätstestierung in der Weiterbildung“ (Hartz et al. 2006; Zech<br />

2005) mit dem Ziel der bundesweiten Implementierung eines Qualitätstestierungsverfahrens.<br />

Insgesamt haben sich in der Weiterbildungslandschaft mittlerweile drei überregionale<br />

Qualitätsmanagementmodelle als relevant erwiesen:<br />

Das DIN‐EN‐ISO 9000ff, das im Weiterbildungsbereich vornehmlich von der<br />

Zertifizierungsfirma CERTQUA vermarktet wird. Diese Modell basiert auf einem Regelkreis<br />

(ausgehend von den Kundenerwartungen bis zur Erreichung der Kundenzufriedenheit) und wird<br />

trotz seines hohen Dokumentations‐ und Kostenaufwands vor allem aufgrund seines starken<br />

Wiedererkennungswertes seitens der Betriebe als positiv eingeschätzt (Hartz/Meisel 2006:<br />

66ff.). Kritisch anzumerken ist, dass es aufgrund seiner Produktzyklusorientierung kaum<br />

Bezugnahmen auf die Lehr‐/Lerninteraktion zulässt.<br />

Das EFQM‐Modell, das von einer Selbstbewertung von Befähigerkriterien (Leitung,<br />

Mitarbeitende, Strategie, Ressourcen etc.) und von Ergebniskriterien ausgeht und besonders<br />

33<br />

Konzentrierte Aktion Weiterbildung: Ein Zusammenschluss der wichtigsten überregionalen Träger der<br />

allgemeinen und beruflichen Bildung, die als Politikberatungsorgan des Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung eingesetzt wird.


Effectivness and quality assurance 97<br />

häufig in der allgemeinen Weiterbildung zu finden ist. Auch hier ist festzustellen, dass es weniger<br />

auf die pädagogische Qualität ausgerichtet ist als vielmehr auf die Struktur und innere Logik von<br />

Organisationen.<br />

Die „Lernerorientierte Qualitätstestierung“ (Ehses et al. 2001). Hierbei werden in elf<br />

Qualitätsbereichen wie Leitbild, Infrastruktur, Lehr‐/Lernprozesse, Führung etc. jeweils<br />

Mindestanforderungen beschrieben, über deren Umsetzung die Bildungseinrichtung in einem<br />

Selbstbericht Auskunft geben muss. Im Gegensatz zu den anderen beiden Modellen<br />

berücksichtigt dieses explizit die Ziele, Bedingungen und Lehr‐/Lerninteraktionen in<br />

Bildungseinrichtungen. Dennoch haben Bosche und Veltjens (2005) sowie Hartz et al. (2006) in<br />

wissenschaftlichen Begleituntersuchungen festgestellt, dass das Modell in der Praxis eher an<br />

organisatorischen Aspekten der Weiterbildung ausgerichtet wird.<br />

Gemeinsam ist diesen und weiteren Modellen, dass sie – wenn auch in unterschiedlicher<br />

Form – Selbst‐ und Fremdevaluation kombinieren, die Umsetzung des Qualitätsmanagements<br />

prozessorientiert angehen und sich auf Kernaspekte des Weiterbildungsmanagements<br />

konzentrieren (Hartz/Meisel 2006: 89ff; Meisel 2008: 116f.). Zugleich zeugen die zahlreichen und<br />

vielfältigen Qualitätsanstrengungen im Weiterbildungssystem nicht nur von einer erstaunlichen<br />

Produktivität, sondern haben auch zwei negative Aspekte mit sich gebracht: So ist die Kehrseite<br />

der Vielfältigkeit die mangelnde Transparenz für individuelle und institutionelle Nachfragende,<br />

aber auch die fehlende Forschung über die maßnahmenübergreifende Wirksamkeit der Ansätze<br />

und eine stringente Anknüpfung an Grundlagenforschung zur Entwicklung von<br />

Qualitätsindikatoren. Auffällig ist zudem, dass die einzelnen Modelle zwar mit ihrem spezifischen<br />

Zugang den Anspruch erheben, auch der Qualitätsentwicklung bzw. ‐sicherung der Lehr‐<br />

/Lernprozesse Rechnung zu tragen, doch in der Praxis letztlich auf die organisationale Seite der<br />

Qualitätssicherung und ‐entwicklung ausgerichtet sind.<br />

2.5 Qualitätssicherung in der Hochschulbildung<br />

Seit Mitte der 1990er Jahre haben umfassende Reformbestrebungen zu einer massiven<br />

Veränderung der deutschen Hochschullandschaft geführt. Gefördert wurde dies noch massiver<br />

durch die Bologna‐Deklaration (1999) und ihrer Folgekonferenzen von Prag (2001) bis London<br />

(2007), in denen die europäische Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung verbrieftes Ziel<br />

war. Zwei Bereiche, nämlich die Akkreditierung und die Qualitätssicherung in der Lehre, haben<br />

dabei mehr als alle anderen Aspekte für eine Veränderung der Hochschullandschaft gesorgt;<br />

zugleich stellen sie eine Art Vorbild für den Berufsbildungsbereich dar und sollen daher hier<br />

ausführlicher skizziert werden.<br />

Akkreditierung ist „der begründete, widerrufbare und auf nachvollziehbaren Kriterien<br />

aufbauende Vertrauensvorschuss (Kredit), den die Gesellschaft bzw. der Staat den Institutionen<br />

gibt“ (Daxner 1999: 47). Dieser Logik folgen im Übrigen auch die beiden „credit point systems“,<br />

also die Leistungspunktesysteme für die Hochschulbildung und Berufsbildung (ECTS und EC<strong>VET</strong>).


98 Sandra Bohlinger<br />

Akkreditierung zielt gleichermaßen auf Qualitätssicherung, auf einen veränderten<br />

Steuerungsmodus (weg von der staatlichen Steuerung hin zur Deregulierung und<br />

hochschulautonomen Regulierung), auf die stärkere institutionelle Differenzierung des<br />

Hochschulsystems (Stichwort: Exzellenzinitiative) sowie auf die Umsetzung des Bologna‐<br />

Prozesses und der Internationalisierung der Hochschullandschaft insgesamt. In <strong>Deutschland</strong><br />

lassen sich derzeit vier Formen von Akkreditierung differenzieren, nämlich<br />

‐ die Akkreditierung von Studiengängen (Programm‐ oder Clusterakkreditierung),<br />

‐ die Akkreditierung der Qualitätssicherungsagenturen,<br />

‐ die Akkreditierung von Qualitätsmanagementkonzepten von Hochschulen<br />

(Systemakkreditierung) und<br />

‐ die institutionelle Akkreditierung von Hochschulen, die bislang fast ausschließlich bei<br />

nicht‐staatlichen Hochschulen Anwendung findet.<br />

Als einer der zentralen Akteure kommt dabei die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zum<br />

Einsatz. Als freiwilliger Zusammenschluss der staatlichen und staatlich anerkannten<br />

Universitäten und Hochschulen in <strong>Deutschland</strong> befasst sie sich gleichermaßen mit aktuellen<br />

Problem‐ und Handlungsfeldern, die Forschung, Lehre und Studium, wissenschaftliche<br />

Weiterbildung, Wissens‐ und Technologietransfer, internationale Kooperationen sowie die<br />

akademische Selbstverwaltung betreffen. Im Bereich der Qualitätssicherung stehen die Qualität<br />

von Lehre und Studium sowie die Mobilität von Studierenden im Vordergrund. Im<br />

Referenzzeitraum konzentrieren sich die Projekte und Studien der HRK zur Qualitätssicherung<br />

und Effektivität auf die Konsequenzen aus dem Bologna‐Prozess und deren Folgekonferenzen<br />

(Forum der Hochschulpolitik der HRK 2004), auf Fragen zur Evaluation (HRK 2004; 2005a; 2005b)<br />

sowie auf die Entwicklung von Instrumenten zur Qualitätssicherung und hier speziell zur<br />

Akkreditierung (HRK 2007; 2008), die sich in den vergangenen Jahren zum zentralen Aspekt der<br />

Qualitätssicherung entwickelt hat.<br />

Die Hauptaufgabe der Akkreditierung von Studiengängen besteht in der Gewährleistung<br />

fachlich‐inhaltlicher Mindeststandards, der Berufs‐ bzw. Arbeitsmarktrelevanz, der<br />

Beschäftigungsfähigkeit und der Gewährleistung international vergleichbarer bzw.<br />

gleichwertiger Studienabschlüsse. Die Akkreditierung selbst wird dabei von einer der sechs<br />

deutschen Akkreditierungsagenturen 34 durchgeführt, die ihrerseits wiederum vom Deutschen<br />

Akkreditierungsrat akkreditiert sind. Akkreditierungsvorhaben werden in der Regel erfolgreich<br />

abgeschlossen. Nach Wolter und Kerst (2008) wurden bis Mitte 2006 nur 30 von über 6.600<br />

Anträgen abschlägig entschieden. Allerdings wurden die Akkreditierungen in mehr als der Hälfte<br />

aller Fälle mit Auflagen vergeben (Akkreditierungsrat 2007a, b). Insofern scheint „Akkreditierung<br />

34<br />

FIBAA (spezialisiert auf Wirtschaftswissenschaften), ASIIN (spezialisiert auf Ingenieur‐ und Naturwissenschaften),<br />

AHPGS (spezialisiert auf Heilpädagogik, Gesundheit, Pflege, soziale Arbeit), AQAS (regionale Spezialisierung auf<br />

NRW und RP), ACQUIN (Bayern, Ba‐Wü., neue Länder), ZEvA (Niedersachsen).


Effectivness and quality assurance 99<br />

die ihr zugeschriebene Erwartung, ein Instrument der Qualitätssicherung zu bilden, durchaus zu<br />

erfüllen“ (Wolter/Kerst 2008: 147).<br />

Neben der Akkreditierung von Studiengängen spielen für den Bereich „Lehre“ die<br />

Lehrevaluationen (einschließlich der studentischen Lehrveranstaltungskritik),<br />

hochschulübergreifende Evaluationsnetzwerke, Rankingverfahren und Lehrberichte zentrale<br />

Rollen. Einen wichtigen Part nimmt hier die studiengangbezogene Qualitätssicherung ein, die mit<br />

dem Paradigmenwechsel vom „Lehren zum Studieren“ bzw. vom „Lehren zum Lernen“<br />

verbunden ist. Die Qualität und Effektivität von Lehre wird dabei durch vier Kategorien<br />

bestimmt, nämlich<br />

‐ den Studienprogrammen, die die Rahmen für die Lehr‐/Lernprozesse bilden,<br />

‐ die Lehr‐/Lernprozesse selbst, deren Ausgestaltung maßgeblich von den Lehrenden<br />

abhängt,<br />

‐ die Hochschulen, die den Rahmen für Studium und Lehre schaffen und gleichzeitig<br />

von der Lehre mitgeprägt werden und<br />

‐ das Handeln der einzelnen Akteure sowie deren Interaktion.<br />

Qualität kann dabei zunächst auf der Ebene der Lehrveranstaltungen hergestellt werden,<br />

spiegelt sich aber auch in angemessenen Angebotsstrukturen und adäquaten institutionellen<br />

Rahmenbedingungen wider. Dementsprechend lassen sich für alle vier Bereiche Indikatoren<br />

identifizieren, die Auskunft über die Qualität für die Mikro‐, Meso‐ und Makroebene der Lehr‐<br />

/Lernprozesse geben sollen. Für die Mikroebene wird gewöhnlich auf das subjektive Urteil der<br />

Studierenden über eine Lehrveranstaltung zurückgegriffen, wobei allerdings die individuellen<br />

Lernvoraussetzungen völlig ausgeblendet werden und die Ergebnisse daher kritisch zu<br />

betrachten sind. Dennoch ist die studentische Veranstaltungskritik – sofern sie in<br />

standardisierter Form vorliegt – ein gängiges Instrument zur Qualitätstestierung (Kromrey 2005;<br />

Schmidt/Tippelt 2005) und dient seit einiger Zeit zugleich der Effektivitätsbeurteilung von<br />

Hochschullehrenden.<br />

Auf der Mesoebene haben sich mittlerweile Hochschulranking und Evaluationen von<br />

Fachbereichen bzw. Fakultäten durchgesetzt, die auf einer Kombination von internen und<br />

externen Evaluationen (in Form von Selbstberichten) beruhen. Diese sind häufig von einer<br />

unzureichenden Selbstreflexion geprägt, die wieder auf die Angst vor Mittelkürzungen,<br />

fehlendes Interesse an der Rechenschaftslegung und mangelnden personellen Ressourcen<br />

zurückzuführen ist. Um diesen Schwachpunkten zu begegnen, bietet sich die Einführung<br />

allgemeiner Standards für derartige Lehrevaluationen an.<br />

Auf der Makroebene der Outcomes von Lehr‐/Lernprozessen, die ebenfalls Auskunft über<br />

Effektivität und Qualität geben könnten, herrscht allerdings ein massiver Mangel an Daten. Zu<br />

erheben wären hier Daten über den Verbleib von Absolventen und Absolventinnen, deren<br />

Karriere‐ und Einkommensverläufe sowie Weiterbildungs‐ und Lernpfade. Sofern solche Daten


100 Sandra Bohlinger<br />

überhaupt vorhanden sind, beziehen sie sich meist nur auf einzelne Fächer bzw. Abschlüsse und<br />

sind oft regional begrenzt. Beispiele hierfür finden sich mit Blick auf den Verbleib nach der<br />

Ausbildung im dualen System z.B. bei Hall und Schade (2005), Schumann (2005) und Zlatkin‐<br />

Troitschanskaia (2005).<br />

Im Kontext der neuen Steuerungsverfahren, die zu verbesserter Effektivität und Qualität<br />

führen sollen, geht es allerdings auch um indikator‐ bzw. kennzahlenorientierte<br />

Mittelzuweisung, um die Evaluation von Zielvereinbarungen oder Hochschulverträgen und seit<br />

jüngster Zeit auch um die individuelle Bewertung (hier: assessment) von<br />

Hochschullehrerleistungen. Im Zuge neuer Steuerungsverfahren sollen die Qualität und die<br />

Effektivität wiederum durch die Anwendung verschiedener zielorientierter, strategischer<br />

Instrumente gesichert und gesteigert werden. Zu diesen Instrumenten gehören verschiedene<br />

Formen des Kontraktmanagements wie etwa Hochschulverträge, Leistungs‐ und<br />

Zielvereinbarungen oder leistungsorientierte Mittelverteilung. Mehr Autonomie und größere<br />

Rechenschaftspflicht erscheinen dabei als zwei Seiten einer Medaille und werden mittlerweile<br />

als accountability akzeptiert, d.h. als die ex‐post‐Legitimation gesellschaftlicher Ressourcen<br />

durch Leistungstransparenz, Nachweis der Zielerreichung sowie effektiver und effizienter<br />

Leistungserbringung. Konkret handelt es sich dabei um neue Formen der Koordination und der<br />

Rechenschaftslegung z.B. durch Beteiligung von Hochschulräten oder Hochschulberichten, die<br />

auch u.a. Kosten‐/Leistungsrechnungen umfassen (vgl. Wolter/Kerst 2008: 140f.).<br />

Eine Alternative zu den hier aufgezeigten Formen der institutionellen, der System‐ und<br />

Programmakkreditierung bietet die Prozessakkreditierung, bei der nicht einzelne Studiengänge<br />

oder ganze Hochschulen, sondern hochschuleigene Prozesse und Verfahren der<br />

Qualitätssicherung und somit ein hochschulinternes Qualitätsmanagementsystem akkreditiert<br />

werden. Ein 2006 initiiertes Pilotprojekt, das die Akkreditierungsagentur ACQUIN an vier<br />

Hochschulen durchgeführt hat, zeigt, dass die Prozessakkreditierung durchaus zur<br />

Qualitätsoptimierung geeignet ist (ACQUIN 2006). Dennoch lehnt der Akkreditierungsrat (2007a;<br />

b) eine flächendeckende Einführung der Prozessakkreditierung und eine Abschaffung anderer<br />

Formen der Akkreditierung und Qualitätssicherung ab und folgt damit der Kritik von Banscherus<br />

und Staack (2007). Diese hatten bemängelt, dass einer flächendeckenden Einführung eine<br />

zeitlich unzureichende Erfahrung mit diesen neuen Steuerungsinstrumenten entgegen stehe, die<br />

aber – so zeigen die Autoren in ihrem internationalen Vergleich von Hochschulsystemen –<br />

notwendig ist, um zuverlässige Prozessakkreditierung durchführen zu können. Zugleich muss<br />

kritisch festgehalten werden, dass es sich bei der Prozessakkreditierung weniger um eine<br />

inhaltliche Steuerungsform handelt, als vielmehr um ein neues Konzept von<br />

Hochschulmanagement und Organisationsentwicklung. Obwohl die Qualitätssicherung damit<br />

indirekt steuerbar ist, bleibt das Grundproblem der direkten Steuerung der Qualität und<br />

Effektivität von Lehr‐/Lernprozessen damit ungelöst. Zu den weiteren offenen Fragen gehört<br />

jene, ob die Hauptziele der Akkreditierung (Qualitätssicherung, Profilbildung, Deregulierung<br />

durch neue Steuerungsformen) tatsächlich erreicht werden und ob Akkreditierung tatsächlich zu<br />

dauerhafter Qualitätsverbesserung führt oder nur eine Momentaufnahme der jeweils aktuellen<br />

Qualitätssituation darstellt. Hier müsste ebenfalls untersucht werden, ob und inwiefern


Effectivness and quality assurance 101<br />

Akkreditierung tatsächlich zu Innovation, Exzellenz und individueller Profilbildung von<br />

Hochschulen beiträgt, oder ob hier nur ein zeit‐ und kostenaufwändiges Dokumentationskorsett<br />

entwickelt wird, das zwar formalen Aspekten der Qualitätssicherung gerecht wird, die<br />

eigentlichen Lehr‐, Lern‐, Forschungs‐ und Entwicklungsprozesse aber unberührt lässt.<br />

2.6 Bildungsstandards<br />

Bildungsstandards gelten seit einiger Zeit als Lösung für das hier an mehreren Stellen<br />

offensichtlich gewordene Grundproblem der schwierigen Steuerung von Qualität und Effektivität<br />

individueller Lernprozesse. Das gilt maßgeblich für die allgemeinbildenden Schulen, den<br />

Hochschulbereich und die Lehrerbildung, gerät aber auch zunehmend für den Bereich der<br />

beruflichen Erstausbildung und Weiterbildung in die Diskussion.<br />

Bildungsstandards beschreiben den von Bildungsinstitutionen zu garantierenden bzw.<br />

garantiert anzustrebenden Ertrag von Bildungsgängen. Sie bestehen i.d.R. aus einer Aufzählung<br />

von Fertigkeiten, Fähigkeiten, Wissen und Kompetenzen, die die Lernenden bis Ende des<br />

Bildungsgangs erreichen. Sie sollen gleichermaßen zur Qualitätssicherung und Steuerung eines<br />

Bildungsgangs und ganzer Bildungssysteme beitragen. Sie gelten zugleich als Richtmaße für<br />

Sollgrößen und sind in diesem Sinne politische Instrumente. Weiterhin können Standards ganz<br />

unterschiedlich klassifiziert werden, wobei gängig zwischen curricularen, instruktionalen,<br />

organisationalen und Evaluationsstandards differenziert wird. Bildungsstandards scheinen daher<br />

– zusammen mit der Lernergebnisorientierung – optimal mehrere grundlegende<br />

Modernisierungs‐, Reform‐ sowie Qualitätssicherungsbedarfe zu erfüllen:<br />

‐ Sie sichern Qualität durch die Definition von Zielen und die Überprüfung ihrer<br />

Einhaltung;<br />

‐ sie definieren Leistungsnormen durch die Festlegung von Bildungsoutcomes<br />

(Erreichung bestimmter Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Kompetenz und<br />

Haltungen zu einem bestimmten Zeitpunkt);<br />

‐ sie überlassen die Entscheidung, mit welchen Methoden die Ziele erreicht werden<br />

sollen, den Bildungsinstitutionen;<br />

‐ bei der Ausformulierung von Standardklassen (z.B. Minimal‐, Maximalstandards)<br />

erhalten die Bildungsinstitutionen Handlungsfreiräume und<br />

‐ sie können zentral oder dezentral geprüft und verglichen werden (vgl. Heid 2003:<br />

176; Klieme et al. 2003: 7).<br />

Mit Hilfe von Bildungsstandards sollen allgemein gültige (Berufs‐)Bildungsziele aufgegriffen<br />

werden und durch die Beschreibung von Kompetenzen konkretisiert werden. Daher können<br />

Bildungsstandards auch als Kompetenzstandards verstanden werden, die so konkret beschrieben<br />

und in Aufgabenstellungen umgesetzt werden, dass sie mit Hilfe von Testverfahren erfasst und<br />

verglichen werden können. Insbesondere in <strong>Deutschland</strong> wird dabei diskutiert, ob und inwieweit


102 Sandra Bohlinger<br />

das für den allgemeinbildenden Bereich entwickelte Konzept der Bildungsstandards auf den<br />

beruflichen Bereich übertragbar ist. Kern dieser Debatte ist die Frage nach der Vereinbarkeit des<br />

kognitionswissenschaftlich verorteten Kompetenzbegriffs in der Allgemeinbildung mit dem<br />

Konzept der beruflichen Handlungskompetenz in der Berufsbildung (vgl. Baethge 2006;<br />

Bohlinger <strong>2009</strong>; Klieme et al. 2003). Auch wenn sich die in dieser Diskussion vorherrschende<br />

Abgrenzung der beiden Kompetenzauffassungen wissenschaftlich nicht nachvollziehen lässt (vgl.<br />

Bohlinger 2008), wird die Trennung dennoch aufrechterhalten und führt zur Entwicklung<br />

unterschiedlicher (Berufs‐)Bildungsstandards. Diese beziehen sich nicht nur auf das jeweilige<br />

Kompetenzverständnis, sondern auch auf das Niveau (Minimal‐, Regel‐ und Maximalstandards)<br />

sowie auf die Verortung innerhalb des Lernprozesses (Input‐, Prozess‐ und Output‐ bzw.<br />

Outcomestandards).<br />

Aus dem Referenzzeitraum liegt eine Reihe von Untersuchungen zur Klassifizierung und zum<br />

möglichen Einsatzbereich von Standards vor. So liefert z.B. die von Oelkers und Reusser (2005)<br />

vorgenommene Differenzierung zwischen curricularen, Leistungs‐ und Lehr‐<br />

/Lernbedingungsstandards zugleich die Grundlage für den Ansatz der KMK (2005), die darüber<br />

hinaus auch zwischen Minimal‐, Regel‐ und Maximalstandards unterscheidet. Sloane und Dilger<br />

(2005) kritisieren die aus ihrer Sicht zu kurz greifende Differenzierung zwischen Input und<br />

Output und fordern zusätzlich Prozess‐ und Outcomestandards. Beutner (2007) und Ziener<br />

(2006) betonen in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, die Standards nicht nur zu<br />

entwickeln und zu implementieren, sondern diese (regelmäßig) zu evaluieren, denn nur so<br />

können sie für Qualitätsaussagen herangezogen werden. Trotz des Aufrufs zu (regelmäßiger)<br />

Evaluation von Standards überwiegen nicht‐empirische Arbeiten. Dazu gehört auch die Kritik von<br />

Heid (2007), der sehr skeptisch der Frage nachgeht, ob die Standardisierung wünschenswerter<br />

Lernoutputs tatsächlich zu einer Qualitätsverbesserung von Bildungssystemen führt. Er kommt<br />

zu dem Schluss, dass hierzu bislang keine Hinweise vorliegen und eine Konzentration auf die<br />

Lehrerkompetenzen daher sinnvoller sei. Auch Oser (2007) wendet sich den Kompetenzen und<br />

Standards in der Lehrerbildung zu, die er zwar als eine pädagogische Notwendigkeit betrachtet,<br />

bei denen es aber immer auch Handlungsbereiche gibt, in denen eine Standardisierung nicht<br />

sinnvoll ist. Auffallend ist, dass beide Autoren ebenso wie Ruhloff (2007) oder Merkens (2003;<br />

2007) zu dem Schluss kommen, dass neben dem Einsatz von Standards immer ausreichend nicht‐<br />

standardisierter (Handlungs‐)Freiraum notwendig ist, um der Komplexität von pädagogischen<br />

Prozessen gerecht zu werden. Die offenkundige Unmöglichkeit der Erfassung pädagogischen<br />

Handelns mit Hilfe von Standards oder standardisierten Qualitätssicherungsverfahren zeigt sich<br />

also auch hier.<br />

Für die konkrete Einführung von Standards leiten Berner et al. (2008) mehrere zentrale<br />

Aspekte aus einem internationalen Vergleich von neun Ländern ab. Sie zeigen, dass die<br />

Implantierung von Bildungsstandards maßgeblich davon abhängt, inwieweit die mit ihnen<br />

verfolgten Ziele (curriculare Gestaltung von Lehr‐/Lernprozessen) mit anderen<br />

Systemkomponenten kompatibel sind. Dieser Aspekt bezieht sich nicht nur auf die Nutzung von<br />

Systemressourcen, sondern auch auf die zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen,<br />

politischen und praxisorientierten Unterstützungssysteme. Die Autoren verweisen in diesem


Effectivness and quality assurance 103<br />

Kontext auf den „sensiblen Punkt im Sinne der Austarierung von regulativen Vorgaben, Lern‐<br />

und Unterstützungsangeboten sowie professionellen Handlungsfreiräumen auf dem Weg zur<br />

Erreichung vorgegebener Ziele“ (Berner et al. 2008: 224). Wenn es dabei gelingt, politische mit<br />

pädagogischen Ansprüchen in Übereinstimmung zu bringen und nicht gegeneinander<br />

auszuspielen, könnten Standards auch in der beruflichen Bildung einen expliziten Beitrag zur<br />

Qualitätssicherung leisten.<br />

3. Implikationen für künftige Forschungsvorhaben und die Qualität der<br />

Qualitätssicherung<br />

Bei den bis hierher getroffenen Aussagen wurde bislang eine Frage vollständig ausgeblendet,<br />

nämlich jene, wer auf welche Weise die Qualität der Qualitätssicherung gewährleistet. Im<br />

Vordergrund stehen bei dieser Frage – entsprechend der Ausrichtung des vorliegenden Berichts<br />

– wissenschaftliche Einrichtungen, die sich mit der Qualitätsthematik befassen, und nicht<br />

einzelne Unternehmen oder Agenturen wie etwa jene für Akkreditierung.<br />

Die Notwendigkeit der Qualitätsprüfung und Forschungsevaluation von wissenschaftlichen<br />

Studien, Ansätzen und Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und ‐sicherung bildet die<br />

Grundlage für eine kontinuierliche Qualitätssicherung und für eine autonome Selbststeuerung<br />

von den Arbeitseinheiten, die sich mit der Thematik befassen. Zugleich dient sie der<br />

Legitimierung gegenüber Geldgebern und fördernden öffentlichen Institutionen. Insofern<br />

müssen die Mittel nach systematischen und klaren Qualitätskriterien vergeben werden. Die<br />

Forschungsevaluationen dienen also der Steuerung von relativ autonomen gesellschaftlichen<br />

Funktionsbereichen, die sich kompetitiv bewähren müssen. Entsprechende<br />

Evaluationskommissionen müssen daher in ihren Entscheidungen unabhängig sein und dürfen in<br />

keiner zu großen Nähe zu den zu evaluierenden Forschungseinheiten stehen.<br />

Im Idealfall sind Forschungsevaluationen aktuell, beachten aber gleichzeitig<br />

Trendbeschreibungen der vorgehenden Jahre. Selbstverständlich ist zudem, dass die Pluralität<br />

der methodischen Zugangsweisen ein erwünschtes Merkmal der Qualitätssicherung der<br />

Qualitätssicherung ist, und so stehen Fallstudien, Feldstudien, Begleitevaluationen und<br />

Modellversuche zunächst gleichwertig nebeneinander, sofern sie dem Gebot von Validität,<br />

Reliabilität und Objektivität folgen und die Forschungsresultate nachvollziehbar, nachprüfbar<br />

und öffentlich zugänglich sind (z.B. durch Veröffentlichungen). Werden Forschungseinrichtungen<br />

oder ‐einheiten evaluiert, orientiert sich die Qualitätsbewertung – und davon abgeleitet meist<br />

auch die Effektivitätsbeurteilung – meist an Aspekten wie Strukturmerkmalen,<br />

Mittelausstattung, Personal, Service und Arbeitsergebnissen. Die Bewertung Letzterer ist dabei<br />

ebenso sehr umstritten wie bei der Qualitätsforschung insgesamt, da es hier um die Bewertung<br />

der Inhalte der Forschung (Methodendesign, Theorieansätze, Ergebnisse) bzw. der Lehr‐<br />

/Lernprozesse (erworbenes Wissen, Kenntnisse, Kompetenzen, Fähigkeiten, Fertigkeiten,<br />

Anwendung und Transfer des Erworbenen – und zwar nicht nur auf Lernendenseite!) geht.<br />

Während die Qualität der Qualitätssicherung in der Forschungslandschaft längst Einzug gehalten


104 Sandra Bohlinger<br />

hat, fehlt eine umfassende Forschung zur Überprüfung von Qualitätsverfahren und der Beweis<br />

ihrer positiven Auswirkung im Bereich der beruflichen Aus‐ und Weiterbildung bislang gänzlich<br />

(Gonon 2008b).<br />

Grundsätzlich sind alle Qualitätssicherungsmodelle, ‐verfahren und ‐instrumente darauf<br />

angewiesen, dass Erkenntnisse zur Effektivität bzw. Wirkung von pädagogischen Prozessen im<br />

jeweiligen Bildungsbereich vorliegen, auf deren Basis Kriterien und Indikatoren bestimmt und<br />

Befunde bewertet werden können. Solche Erkenntnisse sollten sich nicht nur auf<br />

Querschnittsdaten (Vergleichsstudien, Benchmarks, Rankings) beschränken, sondern auch die<br />

Chancen und Hürden für Entwicklungsprozesse in pädagogischen Organisationen aufdecken.<br />

Zugespitzt formuliert: Qualitätssicherung ist letztlich nur dann wissenschaftlich seriös, wenn<br />

abgesicherte Erkenntnisse darüber vorliegen, a) welche Beobachtungen und Messungen<br />

tatsächlich als Indikatoren für mehr oder weniger hohe (pädagogische) Qualität gelten können<br />

und b) welche Konsequenzen (Strukturveränderungen, konkrete Maßnahmen etc.) gezogen<br />

werden können, um Qualität weiter zu verbessern. Nicht in allen Bildungssektoren ist aber die<br />

Wirkungs‐ und Interventionsforschung weit genug fortgeschritten, um solche Aussagen<br />

abzusichern. Dies gilt vor allem für den Bereich der berufliche Erstausbildung und Weiterbildung.<br />

Während eine Vielzahl von konzeptionellen Arbeiten zur Entwicklung von Standards, von<br />

Qualitäts‐ und Professionalitätsentwicklung sowie von Qualitäts‐ und Effektivitätsindikatoren<br />

vorliegt, fehlen nach wie vor empirische Erhebungen, die diese Konzepte stützen – oder<br />

widerlegen. Erst durch solche empirischen Arbeiten könnten Faktoren der Bildungsqualität<br />

valide erforscht und in fundierte Standards und Qualitätssicherungssysteme eingebunden<br />

werden. Im Idealfall entwickelt sich Grundlagenwissen über Qualitätssicherung und Effektivität<br />

durch und mit konkreter Qualitäts‐ und Effektivitätssicherung in der Praxis. Das setzt zugleich<br />

eine klare Vorstellung darüber voraus, was mit Qualitätssicherung und Effektivitätsbestrebungen<br />

erreicht werden soll. Hier hat sich gezeigt, dass die Vorstellungen darüber variieren:


Effectivness and quality assurance 105<br />

Qualitätsziele von (Hoch‐)Schulen aus unterschiedlichen Perspektiven. In Anlehnung<br />

an Euler (2005)<br />

Perspektive Ziel von Qualität Maßnahmen<br />

pädagogisch<br />

maximal verantwortbares Maß an<br />

Autonomie soll zu Kommunikation<br />

und Kooperation, hohem Ethos,<br />

selbstbewusster Schulkultur,<br />

kritischer Selbstbeurteilung und<br />

ausgeprägter Leistungsorientierung<br />

führen<br />

Merkmal: Entwicklung von Qualität<br />

durch bottom‐up‐ und top‐down‐<br />

Bewegungen. Gewährleistung durch<br />

Gestaltungsfreiräume, Nutzung der<br />

Kompetenzen aller Beteiligten,<br />

Verantwortungsübertragung,<br />

Veränderung der Umgebungskultur<br />

bildungsorganisatorisch weitgehend autonome Steuerung der<br />

Organisationen/ Institutionen/<br />

Einrichtungen<br />

bildungspolitisch Entwicklung attraktiver<br />

Bildungsangebote, Aufgabe der<br />

„Lückenbüßer‐Rolle“ von Schulen in der<br />

Berufsausbildung, Bereitstellung<br />

vollzeitschulischer Angebote, „regionale<br />

Kompetenzzentren“<br />

ökonomisch Abbau von Überregulierung und<br />

Bürokratie, Kompetenzverlagerung<br />

Motto: Der Weg ist das Ziel<br />

unklar<br />

Entwicklung von<br />

Qualitätsmanagementsystemen<br />

Globalbudgets mit Delegation von<br />

Mittel‐ und Budgetentscheidungen<br />

an den jeweiligen Bildungsträger<br />

Für jede Perspektive ist zudem zu hinterfragen, wer bzw. welche Institution mit Berufung auf<br />

welche Legitimationsquellen die konkreten Ziele der Qualitätssicherung festlegt. Weiterhin<br />

wurde gezeigt, dass die deutsche Qualitätssicherungsdebatte derzeit sehr eng mit jener um<br />

Bildungsstandards verknüpft ist. Mit ihrer Hilfe sollen allgemein gültige (Berufs‐)Bildungsziele<br />

aufgegriffen und durch die Beschreibung von Kompetenzen konkretisiert werden. Daher können<br />

Bildungsstandards auch als Kompetenzstandards verstanden werden, die so konkret beschrieben<br />

und in Aufgabenstellungen umgesetzt werden, dass sie mit Hilfe von Testverfahren erfasst und<br />

verglichen werden können. In <strong>Deutschland</strong> wird dabei diskutiert, ob und inwieweit<br />

Bildungsstandards auf die berufliche Bildung übertragbar sind und welcher Kompetenzbegriff<br />

dabei zugrunde gelegt werden soll. Damit verbunden sind wiederum unterschiedliche Ziele der<br />

Einführung von Standards, die sich wiederum auf die Nivellierung von Kompetenzen (Minimal‐,<br />

Regel‐ und Maximalstandards) sowie auf die Verortung innerhalb des Lernprozesses (Input‐,<br />

Prozess‐ und Output‐ bzw. Outcomestandards) auswirken.


106 Sandra Bohlinger<br />

Während Standards also festlegen, welche Qualität akzeptiert wird, dienen die<br />

unterschiedlichen Komponenten eines Qualitätsmanagementsystems als Vorgabe für den<br />

konkreten Umsetzungsprozess für das Erreichen und den Erhalt eines spezifischen<br />

Qualitätsniveaus. Während sich Evaluationsstandards dabei zur Orientierung der<br />

Qualitätskontrolle und des Qualitäts‐Audits eignen, sind curriculare, instruktionale und<br />

organisationale Standards die Bezugsgrößen für die Qualitätssicherung, ‐prüfung und ‐<br />

verbesserung. Offen bleiben dabei allerdings zwei Fragen: Erstens jene danach, welche<br />

konkreten Qualitätssicherungsmaßnahmen für einen spezifischen Bereich angewendet werden<br />

sollen: Die Wahl zwischen z.B. Q2E (Qualitätsevaluation und ‐entwicklung), dem EFQM‐Modell<br />

für „Education Excellence“, TQM‐Modellen, DIN ISO‐Modellen oder die Entwicklung neuer<br />

Modelle bleibt derzeit weitgehend den jeweiligen Bildungsinstitutionen überlassen. Zweitens<br />

bleibt unklar, welche Indikatoren für die Vergleichsqualität genutzt werden können und wer<br />

diese festlegt, zumal der konkrete Nutzen bzw. die Wirksamkeit von<br />

Qualitätssicherungsverfahren im Bildungsbereich bislang unklar ist. Das mag zunächst daran<br />

liegen, dass sich viele der Verfahren noch in der Entwicklung befinden bzw. noch nicht lange<br />

genug implementiert sind, um ausreichendes Evaluationsmaterial zu liefern; es kann aber auch<br />

daran liegen, dass weder die europäischen Instrumente (CQARF – Common Quality Assurance<br />

Reference Framework, EC<strong>VET</strong> – European Credit System for Vocational Education and Training,<br />

EQF – European Qualifications Framework) noch die nationalen Einrichtungen wie die<br />

Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK; ehemals: Bund‐Länder‐Kommission) oder die<br />

Kultusministerkonferenz (KMK) konkrete Indikatoren vorsehen. Vielmehr werden hier als einzige<br />

„Indikatoren“ die europäischen Benchmarks (Council of the European Union <strong>2009</strong> 35 ; European<br />

Commission 2002) genutzt, die allerdings sowohl für die berufliche als auch für die allgemeine<br />

Bildung gelten und nur indirekt einen Beitrag zur Qualitätssicherung und Wirksamkeit<br />

beruflicher Bildung leisten können.<br />

Und nicht zuletzt sollte bedacht werden, dass Qualität als tertium comparationis ebenso<br />

wenig eindeutig und objektiv festlegbar ist wie bei spezifischen<br />

Qualitätssicherungsinstrumenten. Es ist nicht absehbar, dass hier in naher Zukunft eindeutige<br />

Definitionen von Qualität und einheitliche Indikatoren zu finden sein werden. Vielmehr besteht<br />

ganz eindeutig der Wunsch, das, was nicht sinnvoll standardisierbar und durch normierte<br />

Verfahren erfassbar ist, dem notwendigen Freiraum in pädagogischen Handlungsfeldern zu<br />

überlassen und diesen Freiraum durch gegenseitiges Vertrauen zu regeln.<br />

35<br />

Für den Zeitraum 2010‐2020 gehören dazu u.a. die Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen auf min.<br />

15% steigern, die Steigerung des Erwerbs von Hochschulabschlüssen auf min. 40% der 30‐40‐Jährigen und die<br />

Reduktion des Anteils der frühzeitigen Schul‐ und Ausbildungsabgänger auf weniger als 10%.


Effectivness and quality assurance 107<br />

4. Bibliografie<br />

Achtenhagen, F.; Baethge, M.: (2008): Kompetenzdiagnostik als Large‐Scale‐Assessment im<br />

Bereich der beruflichen Aus‐ und Weiterbildung. In: Prenzel, M.; Gogolin, I.; Krüger,<br />

H.‐H. (Hrsg.): Kompetenzdiagnostik. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Sonderheft<br />

8/2007. Wiesbaden: VS Verlag, S. 51‐70.<br />

ACQUIN (2006): Reakkreditierungsantrag an den Akkreditierungsrat. Freiburg.<br />

http://www.akkreditierungsrat.de/fileadmin/Seiteninhalte/Beschluesse_AR/AHPGS_a<br />

ntrag.pdf [cited 30/06/<strong>2009</strong>]<br />

Akkreditierungsrat (2007a): Allgemeine Regeln zur Durchführung von Verfahren zur<br />

Akkreditierung und Reakkreditierung von Studiengängen. Bonn: HRK.<br />

Akkreditierungsrat (2007b): Kriterien für die Akkreditierung von Akkreditierungsagenturen.<br />

Bonn: HRK.<br />

Baethge, M. (2006): Der europäische Berufsbildungsraum – Herausforderungen für die<br />

Berufsbildungsforschung. In: Eckert, M.; Zöller, A. (Hrsg.): Der europäische<br />

Berufsbildungsraum – Beiträge der Berufsbildungsforschung. Bielefeld: Bertelsmann,<br />

S. 23‐33.<br />

Baethge, M.; Achtenhagen, F.; Arends, L. (2008): How to Compare the Performance of <strong>VET</strong><br />

Systems in Skill Formation. In: Mayer, K. U.; Solga, H. (Hrsg.): Skill Formation.<br />

Interdisciplinary and Cross‐National Perspectives. New York: Cambridge University<br />

Press, S. 230‐254.<br />

Banscherus, U.; Staack, S. (2007): Reformchance oder Abwicklung? Zur Zukunft des<br />

Akkreditierungssystems. In: Forum Wissenschaft, 24. Jg., Nr. 1, S. 38‐41.<br />

Von Bardeleben, R.; Beicht, U.; Fehér, K. (1995): Betriebliche Kosten und Nutzen der<br />

Ausbildung. Repräsentative Ergebnisse aus Industrie, Handel und Handwerk.<br />

Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Bauer, W. (2006): Einstellungsmuster und Handlungsprinzipien von Berufsschullehrern. Eine<br />

empirische Studie zur Lehrerarbeit im Berufsfeld Elektrotechnik. Bielefeld:<br />

Bertelsmann, S. 270‐276<br />

Bauer, W.; Grollmann, P. (2006): Berufsbildungsforschung zur Professionalisierung von<br />

Berufsschullehrern. In: Rauner, F. (Hrsg.): Handbuch Berufsbildungsforschung.<br />

Bielefeld: Bertelsmann, S. 270 ‐ 276.<br />

Beck, K. (2006): Standards – ein Mittel zur Qualitätsentwicklung in der Lehrerbildung? In:<br />

Wirtschaft und Erziehung, Nr. 2, S. 44‐54.<br />

Becker, M.; Spöttl, G. (2008): Mehr Eigenständigkeit für berufliche Schulen ‐ führt das zu<br />

mehr Qualität? In: Die berufsbildende Schule, 60. Jg., Nr. 2, S. 43‐49.<br />

Becker, M.; Spöttl, G.; Dreher, R.; Doose, C.‐H.; (2006): Berufsbildende Schulen als<br />

eigenständig agierende lernende Organisationen : Stand der Weiterentwicklung<br />

berufsbildender Schulen zu eigenständig agierenden lernenden Organisationen als<br />

Partner der regionalen Berufsbildung (BEAGLE). Bonn: Bund‐Länder‐Kommission für


108 Sandra Bohlinger<br />

Bildungsplanung und Forschungsförderung.<br />

http://www.pedocs.de/volltexte/2008/225/pdf/heft135.pdf [cited 13/08/09]<br />

Beicht, U.; Krewerth, A. (2008): Ausbildungsqualität in <strong>Deutschland</strong> aus Sicht der<br />

Auszubildenden. Erste Ergebnisse einer Umfrage des Bundesinstituts für<br />

Berufsbildung (BIBB) unter Teilzeitberufsschülern und ‐schülerinnen. Bonn.<br />

http://www.bibb.de/de/wlk29213.htm [cited 13/08/09]<br />

Beicht, U.; Krewerth, A.; Eberhard, V.; Granato, M. (<strong>2009</strong>): Viel Licht – aber auch Schatten.<br />

Qualität dualer Berufsausbildung in <strong>Deutschland</strong> aus Sicht der Auszubildenden. In:<br />

BIBB‐<strong>Report</strong>, Nr. 9/<strong>2009</strong>, S. 1‐15 http://www.bibb.de/de/51844.htm.[cited 13/08/09]<br />

Beicht, U.; Walden, G.; Herget, H. (2004): Kosten und Nutzen der betrieblichen<br />

Berufsausbildung in <strong>Deutschland</strong>. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Benz, E. (2007): Auf dem Weg zum lebenslangen Lernen? Die Berufsbildungspolitik der<br />

Europäischen Union und die tatsächliche und rechtliche Situation der beruflichen<br />

Weiterbildung in der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>. Frankfurt am Main: Lang.<br />

Berner, E.; Oelkers, J.; Reusser, K. (2008): Implementation von Bildungsstandards:<br />

Bedingungen des Gelingens. In: Klieme, E.; Tippelt, R. (Hrsg.): Qualitätssicherung im<br />

Bildungswesen. Eine aktuelle Zwischenbilanz. Zeitschrift für Pädagogik. 53. Beiheft.<br />

Weinheim und Basel: Beltz, S. 210‐226.<br />

Beutner, M. (2007): Bildungsstandards in der Berufsbildung – Kompetenzen messen auf Basis<br />

des Rasch‐Modells. In: Kremer, H.‐H.; Sloane, P.F.E. (Hrsg.): Paderborner Forschungs‐<br />

und Entwicklungswerkstatt. Paderborn: Eusl, S. 175‐196.<br />

Bohlinger, S. (<strong>2009</strong>): Die Rolle von Qualifikationen und Kompetenzen in der europäischen<br />

Bildungspolitik. In: Der pädagogische Blick, 17. Jg., Nr. 3, S.168‐181.<br />

Bohlinger, S. (2008): Kompetenzentwicklung für Europa. Wirksamkeit europäischer<br />

Politikstrategien zur Förderung von Kompetenzen in der beruflichen Bildung.<br />

Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Bosche, B.; Veltjens, B. (2005): LQW: Ein Qualitätsmanagementsystem in der Praxis. In: Die<br />

Österreichische Volkshochschule, Heft 215, S. 15‐21.<br />

Bretschneider, M. (2008): Dynamische Veränderungen der Berufswelt und lebenslanges<br />

Lernen – Qualität und Nutzen berufsbezogener Weiterbildung. In: Berufs‐ und<br />

Wirtschaftspädagogik online, Spezial Nr. 4<br />

http://www.bwpat.de/ht2008/ft06/bretschneider_ft06‐ht2008_spezial4.shtml) [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Buchmann, U.; Kell, A. (2001): Abschlußbericht zum Projekt Konzepte zur<br />

Berufsschullehrerbildung. Bonn: BMBF.<br />

Bülow‐Schramm, M. (2006): Qualitätsmanagement in Bildungseinrichtungen. Studienreihe<br />

Bildungs‐ und Wissenschaftsmanagement, Bd. 6. Münster: Waxmann.<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2008): Empfehlungen des<br />

Innovationskreises Weiterbildung für eine Strategie zur Gestaltung des Lernens im


Effectivness and quality assurance 109<br />

Lebenslauf. Bonn<br />

http://www.bmbf.de/pub/empfehlungen_innovationskreis_weiterbildung.pdf) [cited<br />

13/08/09]<br />

Bundesverband der Träger Beruflicher Bildung e.V. (BBB) (2005): Bildungs‐Qualitäts‐<br />

Managementsystem. Kompendium. BQM – Der Qualitätsstandard für Bildungsträger.<br />

2. Auflage. Hamburg: Bundesverband der Träger der Beruflichen Bildung e.V.<br />

Bünning, F.; Richter, A. (2005): Lissabon – Brügge – Kopenhagen. Grundsätze, Beschlusslagen<br />

und zu lösende Probleme für einen europäischen Berufsbildungssektor. In: Die<br />

berufsbildende Schule, 57. Jg., Nr. 7‐8, S. 172‐175.<br />

Council of the European Union (<strong>2009</strong>): Council Conclusions of 12 May <strong>2009</strong> on a strategic<br />

framework for European cooperation in education and training ("ET 2020"). 9845/09.<br />

Brussels. http://eur‐<br />

lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:<strong>2009</strong>:119:0002:0010:en:PDF [cited<br />

13/08/09]<br />

Daxner, M. (1999): Evaluation, Indikatoren und Akkreditierung. Auf dem Wege in die<br />

Rechtfertigungsgesellschaft. In: Hochschulrektorenkonferenz (Hrsg.): „Viel Lärm um<br />

nichts?“ Evaluation von Studium und Lehre und ihre Folgen. Bonn: HRK, S. 41‐50.<br />

Dietrich, A.; Kohl, M. (2007): Qualifizierung von IT‐Fachkräften zwischen<br />

arbeitsprozessorientiertem Lernen und formalisierter Weiterbildung. Eine empirische<br />

Untersuchung und Bewertung der Qualifizierungspraxis auf Ebene der operativen und<br />

strategischen Professionals. Wissenschaftliches Diskussionspapier des BIBB Nr. 91.<br />

Bonn. http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_91_qualifizierung‐von‐it‐<br />

fachkraeften.pdf [cited 13/08/09]<br />

Drexel, I. (2005): Das duale System und Europa. Ein Gutachten im Auftrag von ver.di und IG<br />

Metall. München. http://www.igmetall‐<br />

wap.de/publicdownload/Gutachten_Drexel.pdf [cited 07/09/<strong>2009</strong>]<br />

Ebbinghaus, M. (<strong>2009</strong>): Ideal und Realität betrieblicher Ausbildungsqualität. Sichtweisen<br />

ausbildender Betriebe. Wissenschaftliche Diskussionspapiere. Bonn: BIBB.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_109_ideal_und_realitaet_betrieblicher_aus<br />

bildungsqualitaet.pdf [cited 07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Ebbinghaus, M. (2007): Qualität betrieblicher Ausbildung sichern: Lösungen aus der Praxis.<br />

Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Ebner, H. (2006): Standards als Instrumente des Qualitätsmanagements im Bildungsbereich.<br />

In: Eckert, M.; Zöller, A. (Hrsg.): Der europäische Berufsbildungsraum – Beiträge der<br />

Berufsbildungsforschung. 6. Forum der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsnetz (AG<br />

BFN). Bielefeld: Bertelsmann, S. 179‐188.<br />

European Commission (2002): European benchmarks in education and training: follow‐up to<br />

the Lisbon European Council. COM(2002) 629 final. Brussels.


110 Sandra Bohlinger<br />

European Commission (2005): Fundamentals of a ‘Common Quality Assurance Framework’<br />

(CQAF) for <strong>VET</strong> in Europe. Brussels.<br />

European Commission (2006): European Network on Quality Assurance in <strong>VET</strong>. Guiding<br />

Principles and Governance. Brussels.<br />

European Commission (2008): Proposal for a Recommendation of the European Parliament<br />

and of the Council on the establishment of a European Quality Assurance Reference<br />

Framework for Vocational Education and Training. Brussels. http://eur‐<br />

lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2008:0179:FIN:EN:PDF [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

European Union (2008): Recommendation of the European Parliament and of the Council on<br />

the establishment of the European Qualifications Framework for lifelong learning.<br />

Brussels.<br />

European Commission (2008): Recommendation of the European Parliament and of the<br />

council on the establishment of the European Credit system for Vocational Education<br />

and Training (EC<strong>VET</strong>). Brussels. http://eur‐<br />

lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2008:0180:FIN:EN:PDF [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Ehses, C.; Heinen‐Tenrich, J.; Zech, R. (2001): Das lernerorientierte Qualitätsmodell für<br />

Weiterbildungsorganisationen. Hannover: Expressum‐Verlag.<br />

Euler, D. (2005): Qualitätsentwicklung in der Berufsausbildung. Materialien zu<br />

Bildungsförderung Heft 127. Bonn: Bund‐Länder‐Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung. http://www.blk‐bonn.de/papers/heft127.pdf [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Fach‐Overhoff, M. (2004): Qualitätsstandards für die Unterrichtspraxis. In: Rützel, J.; Bendig,<br />

B.; Herzog, C.; Sloane, P.F.E. (Hrsg.): BerufsBildung in der globalen<br />

Netzwerkgesellschaft. Bielfeld: Bertelsmann, S. 237‐260.<br />

Forum der Hochschulpolitik der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2004): Neue<br />

Herausforderungen nach der Berlin‐Konferenz. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Gessler, M. (2006): Mythen des Qualitätsmanagements in der beruflichen Bildung. In: Lernen<br />

und Lehren. 21. Jg., Nr. 82, S. 75‐80.<br />

Gonon, P. (2008a): Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung. In: Klieme, E.; Tippelt, R.<br />

(Hrsg.): Qualitätssicherung im Bildungswesen. Eine aktuelle Zwischenbilanz. Zeitschrift<br />

für Pädagogik. 53. Beiheft. Weinheim und Basel: Beltz, S. 98‐107.<br />

Gonon, P. (2008b): Wirkung oft ungewiss: Qualitätsentwicklung, ‐management und ‐<br />

sicherung – die Qualität der Qualität. In: Weiterbildung: Zeitschrift für Grundlagen,<br />

Praxis und Trends. 19. Jg., Nr. 1, S. 12‐15.<br />

Gonon, P. (2003): Qualität als Qualitätssicherung – eine Herausforderung für die<br />

(Berufs)Schule? In: Zöller, A.; Gerd, P. (Hrsg.): Qualität sichern und steigern. Personal‐


Effectivness and quality assurance 111<br />

und Organisationsentwicklung als Herausforderung für berufliche Schulen. Bielefeld:<br />

Bertelsmann, S. 11‐24.<br />

Grollmann, P. (2005): Professionelle Realität von Berufspädagogen im internationalen<br />

Vergleich. Eine empirische Studie anhand ausgewählter Beispiele aus Dänemark,<br />

<strong>Deutschland</strong> und den USA. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Hall, A.; Schade, H.‐J. (2005): Welche Ausbildung schützt besser vor Erwerbslosigkeit? Der<br />

erste Blick kann täuschen! Duale Berufsausbildung und Berufsfachschulen im<br />

Vergleich. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Jg. 34, H. 2, S. 23‐27.<br />

http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H2‐23ff.pdf [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Hallmann, P. (2006): Nationale Bildungsstandards – Motor der Qualitätsentwicklung auch an<br />

beruflichen Schulen oder nur Lernziel‐Retrospektive? In: Wirtschaft und Erziehung, Nr.<br />

1, S. 20‐25.<br />

Hanf, G.; Hippach‐Schneider, U. (2005): Wozu dienen Nationale Qualifikationsrahmen? Ein<br />

Blick in andere Länder, in: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 35. Jg., Nr.1, S. 9‐<br />

14. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2005‐H1‐09ff.pdf [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Hartz, S.; Meisel, K. (2006): Qualitätsmanagement. Studientext Erwachsenenbildung. 2. Aufl.<br />

Bielefeld: Bertelsmann<br />

Hartz, S.; Herr, M.; Veltjens, B. (2006): Qualitätstestierung in der Weiterbildung. Bonn: DIE.<br />

Heid, H. (2007): Was vermag die Standardisierung wünschenswerter Lernoutputs zur<br />

Qualitätsverbesserung des Bildungswesens beizutragen? In: Benner, D. (Hrsg.):<br />

Bildungsstandards. Chancen und Grenzen, Beispiele und Perspektiven. Paderborn u.a.:<br />

Schöningh, S. 29‐48.<br />

Heid, H. (2003): Standardsetzung. In: Zeitschrift für Pädagogik. Beiheft zum 47. Jg., S. 176‐<br />

193.<br />

Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2004): Evaluation – ein Bestandteil des<br />

Qualitätsmanagements an Hochschulen. Dokumentation der Tagung: „Evaluation –<br />

ein Bestandteil des Qualitätsmanagements an Hochschulen“, Universität Hamburg am<br />

3. und 4. Juni 2004. Beiträge zur Hochschulpolitik 9/2004. Bonn.<br />

http://www.hrk.de/de/download/dateien/BzH_9‐2004.pdf [cited 13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2005a): Akkreditierung und Evaluation. Zwei Ziele, ein<br />

Verfahren? Dokumentation zum Expertengespräch „Akkreditierung und Evaluation –<br />

Zwei Ziele, ein Verfahren?“, Wissenschaftszentrum Bonn, 19./20. April 2004. Beiträge<br />

zur Hochschulpolitik 03/2005. Bonn.<br />

http://www.hrk.de/de/download/dateien/Beitr3‐2005‐Experten.pdf [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2005b): Qualität messen – Qualität managen.<br />

Leistungsparameter in der Hochschulentwicklung. Dokumentation zur gleichnamigen


112 Sandra Bohlinger<br />

Tagung am 26./27. Oktober 2004 in Köln. Beiträge zur Hochschulpolitik 6/2005. Bonn<br />

http://www.hrk.de/de/download/dateien/Beitr6‐2005‐QHerbsttagung2004.pd [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2007): Verfahren der Qualitätssicherung und<br />

Qualitätsentwicklung. Projekt Qualitätsmanagement. Beiträge zur Hochschulpolitik<br />

8/2007. Bonn.http://www.hrk.de/de/download/dateien/Beitr8‐2007‐<br />

VerfahrenQS.pdf [cited 13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2008): Aktuelle Themen der Qualitätssicherung und<br />

Qualitätsentwicklung: Systemakkreditierung – Rankings – Learning Outcomes.<br />

Beiträge zu einer Veranstaltung des Projekts Qualitätsmanagement der<br />

Hochschulrektorenkonferenz am 5./6.11.2007. Beiträge zur Hochschulpolitik 6/2008.<br />

Bonn..http://www.hrk.de/de/download/dateien/Beitr6‐2008_Projekt‐Qm.pdf [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Iller, C. (2006): Altern gestalten ‐ berufliche Entwicklungsprozesse und Weiterbildung im<br />

Lebenslauf. Bonn : Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. http://www.die‐<br />

bonn.de/esprid/dokumente/doc‐2005/iller05_01.pdf [cited 13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Käpplinger, B. (2007): Abschlüsse und Zertifikate in der Weiterbildung. Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

KAW – Konzentrierte Aktion Weiterbildung (2002): Stellungnahme des Ständigen<br />

Ausschusses der Konzentrierten Aktion Weiterbildung zur Qualitätssicherung in der<br />

Weiterbildung. Bonn: KAW.<br />

Klieme, E.; Tippelt, R. (2008): Qualitätssicherung im Bildungswesen. Eine aktuelle<br />

Zwischenbilanz. Zeitschrift für Pädagogik. 53. Beiheft. Weinheim und Basel: Beltz.<br />

Klieme, E. u.a. (2003): Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Expertise. Frankfurt<br />

a.M.: DIPF.<br />

KMK (2005): Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz. Erläuterungen zur Konzeption<br />

und Entwicklung. Darmstadt: Luchterhand.<br />

Knedel, V. (2005): Qualitätsmanagement in der Erwachsenenbildung: Überlegungen zur<br />

Affinität des Qualitätsmanagements in beruflicher und allgemeiner<br />

Erwachsenenbildung. München: Grin Verlag.<br />

Kraft, S. (2006): Aufgaben und Tätigkeiten von Weiterbildner/inne/n – Herausforderungen<br />

und Perspektiven einer weiteren Professionalisierung in der Weiterbildung. Bonn: DIE.<br />

http://www.die‐bonn.de/esprid/dokumente/doc‐2006/kraft06_02.pdf [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Kromrey, H. (2005): Studierendenbefragungen in Lehrveranstaltungen: Instrument der<br />

Evaluation oder „nur“ der Qualitätsentwicklung? In: Hochschulrektorenkonferenz<br />

(Hrsg.): Hochschule entwickeln, Qualität managen: Studierende als (Mittel)punkt.<br />

Beiträge zur Hochschulpolitik 10/2005. Bonn: HRK, S. 57‐71.


Effectivness and quality assurance 113<br />

Lamprecht, J.; Korneck, F. (2008): Professionelle Handlungskompetenz von Quereinsteigern<br />

und Absolventen der ersten Phase (I) – Vorstellung des Erhebungsdesigns. In:<br />

Höttecke, D. (Hrsg.): Kompetenzen, Kompetenzmodelle, Kompetenzentwicklung.<br />

Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik. Jahrestagung in Essen 2007.<br />

Münster: Lit, S. 101‐103.<br />

Langer, R (2008): „Warum tun die das?“ Governanceanalysen zum Steuerungshandeln in der<br />

Schulentwicklung. Wiesbaden: VS.<br />

Liebald, C.; Seiverth, A. (2005): Qualitätsentwicklung und Zertifizierung – Aufgaben für die<br />

Evangelische Erwachsenenbildung. In: Forum Erwachsenenbildung, Heft 1, S. 28‐32.<br />

Loebe, H.; Severing, E. (2006): Weiterbildung auf dem Prüfstand: Mehr Innovation und<br />

Integration durch neue Wege der Qualifizierung. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Markert, W. (2006): Qualität des beruflichen Lernens in der Weiterbildung. Baltmannsweiler:<br />

Schneider, S. 48‐56.<br />

Meisel, K. (2008): Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung. In:<br />

Klieme, E.; Tippelt, R. (Hrsg.): Qualitätssicherung im Bildungswesen. Eine aktuelle<br />

Zwischenbilanz. Zeitschrift für Pädagogik. 53. Beiheft. Weinheim und Basel: Beltz, S.<br />

108‐121.<br />

Meisel, K. (2005): Qualitätsentwicklung in der politischen Bildung. In: Redaktion Politische<br />

Bildung & kursiv – Journal für politische Bildung (Hrsg.): Bildungsstandards: Evaluation<br />

in der politischen Bildung. Schwalbach/Ts.: Bildung und Kursiv‐Verlag, S. 121‐133.<br />

Merkens, H. (2007): Rückmeldungen von Schülerleistungen. In: Benner, D. (Hrsg.):<br />

Bildungsstandards. Chancen und Grenzen, Beispiele und Perspektiven. Paderborn u.a.:<br />

Schöningh, S. 83‐101.<br />

Merkens, H. (2003): Lehrerbildung in der Diskussion. Opladen: Leske und Budrich.<br />

Meyer, R. (2008): Professionalisierung als Konzept zur Qualitätssicherung – Perspektiven für<br />

das Berufsbildungspersonal und ‐forschung. In: bw@ Spezial 4 zu den Hochschultagen<br />

Berufliche Bildung 2008, Ausgabe September 2008.<br />

http://www.bwpat.de/ht2008/ws25/][cited 30/06/<strong>2009</strong><br />

Meyer, R. (2006): Theorieentwicklung und Praxisgestaltung in der beruflichen Bildung:<br />

Berufsbildungsforschung am Beispiel des IT‐Weiterbildungssystems. Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

Molzberger, G.; Schröder, T.; Dehnbostel, P.; Harder, D. (2008): Weiterbildung in den<br />

betrieblichen Arbeitsprozess integrieren: Erfahrungen und Erkenntnisse in kleinen und<br />

mittelständischen IT‐Unternehmen. Münster: LIT.<br />

Müller, W. (<strong>2009</strong>): Die Einbindung von Auszubildenden in die betriebliche Expertenkultur als<br />

ein Element einer qualifizierenden Berufsausbildung. In: Münk, D.; Weiß, R. (Hrsg.):<br />

Qualität in der beruflichen Bildung. Bielefeld: Bertelsmann, S. 115‐128.


114 Sandra Bohlinger<br />

Müller, U. (1998): Professionalisierung der beruflichen Weiterbildung durch pädagogische<br />

Qualifizierung der Mitarbeiter. Bildungstheoretische und konzeptionelle Grundlagen.<br />

Habilitationsschrift Universität Eichstätt.<br />

Münk, D. (2001): Der Gewerbelehrer als Anpassungsvirtuose. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Nittel, D.; Schütz, J. (2005): Veränderte Aufgaben und neue Profile. Professionalisierung und<br />

Professionalität in der Erwachsenenbildung. In: Erwachsenenbildung, H. 2, 54‐59<br />

Oelkers, J.; Reusser, K. (2008): Qualität entwickeln – Standards sichern – mit Differenz<br />

umgehen (Bildungsforschung Band 27). Bonn, Berlin: BMBF.<br />

http://www.bmbf.de/pub/bildungsforschung_band_siebenundzwanzig.pdf [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Oser, F. (2007): Willkür als Feind der Spontaneität. In: Benner, D. (Hrsg.): Bildungsstandards.<br />

Chancen und Grenzen, Beispiele und Perspektiven. Paderborn u.a.: Schöningh, S. 103‐<br />

123.<br />

Oser, F.; Kern, M. (2006): Qualität in der beruflichen Bildung – eine Forschungsbaustelle.<br />

Bern: hep.<br />

Oser, F.; Oelkers, J. (2001): Die Wirksamkeit der Lehrerbildungssysteme. Von der<br />

Allrounderbildung zur Ausbildung professioneller Standards. Zürich: Rüegger.<br />

Peters, R. (2004): Erwachsenenbildungs‐Professionalität. Ansprüche und Realitäten.<br />

Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Rauner, F.; Grollmann, P.; Spöttl, G. (2006): Den Kopenhagen‐Prozess vom Kopf auf die Füße<br />

stellen: Das Kopenhagen‐Lissabon‐Dilemma. Arbeitspapier des ITB. Bremen.<br />

http://www.itb.uni‐bremen.de/downloads/Forschung/fb_20_06.pdf [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Ruhloff, J. (2007): Grenzen der Standardisierung im pädagogischen Kontext. In: Benner, D.<br />

(Hrsg.): Bildungsstandards. Chancen und Grenzen, Beispiele und Perspektiven.<br />

Paderborn u.a.: Schöningh, S. 49‐59.<br />

Scheib, T.; Spöttl, G.; Windelband, L. (2008): Qualität betrieblicher Ausbildung sichern und<br />

entwickeln ‐ eine ständige Herausforderung! In: Berufsbildung in Wissenschaft und<br />

Praxis, 37. Jg., Nr. 3, S. 36‐39.<br />

Schiersmann, C. (2007): Weiterbildungsbeteiligung – Stand der Forschung und<br />

Vergewisserung des Gegenstandes. In: <strong>Report</strong>: Zeitschrift für<br />

Weiterbildungsforschung, 30. Jg., Nr. 2, S. 33‐43.<br />

Schlutz, E. (1996): Zur Qualitätssicherung als Professionsaufgabe. In: Meisel, K. (Hrsg.):<br />

Qualität in der Weiterbildung. Frankfurt am Main: DIE Materialien für<br />

Erwachsenenbildung, Band 3, S. 27‐33.<br />

Schmidt, B.; Tippelt, R. (2005): Lehrevaluation. In: Gogolin, I.; Krüger, H.‐H.; Lenzen, D.;<br />

Rauschenbach, T. (Hrsg.): Standards und Standardisierung in der<br />

Erziehungswissenschaft. Beiheft der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.<br />

Wiesbaden: VS, S. 227‐242.


Effectivness and quality assurance 115<br />

Schmidt, L. (2007): Qualität an Schulen ‐ eine ganzheitliche Betrachtung dargestellt am<br />

Beispiel der beruflichen Schulen ‐ kaufmännisch‐wirtschaftlicher Bereich. In:<br />

Wirtschaft und Erziehung, 59. Jg.; Nr. 2, S. 56‐61.<br />

Schumann, S. (2005): Übergangsprozesse von Absolventen nichtbetrieblicher<br />

Ausbildungsgänge unter besonderer Berücksichtigung der Aufnahme einer<br />

Zweitausbildung. In: bildungsforschung, Jahrgang 2, Ausgabe<br />

2,http://www.bildungsforschung.org/Archiv/2005‐02/berufseinstieg/ [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Seeber, S.; Squarra, D. (2003): Lehren und Lernen in beruflichen Schulen. Schülerurteile und<br />

Unterrichtsqualität. Frankfurt am Main: Lang.<br />

Severing, E. (2005): Europäisierung der beruflichen Bildung? Die Diskussion in <strong>Deutschland</strong>.<br />

In: IAB (Hrsg.): Dokumentation der Konferenz deutschsprachiger<br />

Berufsbildungsforschungsinstitute 2005. Nürnberg, S. 203‐219.<br />

Sloane, P.F.E. ; Dilger, B. (2005): The Competence Clash – Dilemmata bei der Übertragung<br />

des ‚Konzepts der nationalen Bildungsstandards‘ auf die berufliche Bildung. In: bwp@<br />

Nr. 8, http://www.bwpat.de/ausgabe8/sloane_dilger_bwpat8.shtml [cited<br />

13/08/<strong>2009</strong>]<br />

Spöttl, G.; Becker, M. (2006): Qualität in der beruflichen Bildung – Perspektiven für einen<br />

Handlungsrahmen. In: lernen & lehren, Nr. 82, S. 52‐60.<br />

Szewczyk, M.; Alexander, P. (2006): Qualitätsverbesserungen durch EFQM – ein Ansatz zur<br />

Stärkung der Selbsterhaltungsfähigkeit (Autopoiese) Berufsbildender Schulen. In:<br />

Wirtschaft und Erziehung, Heft 8, S. 223‐235.<br />

Terhart, E. (2006): Kompetenzen von Grundschullehrerinnen und ‐lehrern. Kontext,<br />

Entwicklung, Beurteilung. In: Hanke, P. (Hrsg.): Grundschule in Entwicklung. Münster<br />

u.a.: Waxmann, S. 233‐248<br />

Terhart, E. (2000): Perspektiven der Lehrerbildung in <strong>Deutschland</strong>. Abschlussbericht der von<br />

der Kultusministerkonferenz eingesetzten Kommission. Im Auftrag der Kommission<br />

herausgegeben. Weinheim und Basel: Beltz.<br />

Wenzelmann, F.; Schönfeld, G.; Pfeifer, H.; Dionisius, R. (<strong>2009</strong>): Betriebliche<br />

Berufsausbildung: Eine lohnende Investition für die Betriebe. Ergebnisse der BIBB‐<br />

Kosten‐ und Nutzenerhebung 2007. In: BIBB‐<strong>Report</strong>. Heft 8/<strong>2009</strong>, S. 1‐12.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_<strong>2009</strong>_08.pdf [cited<br />

07/08/<strong>2009</strong>]<br />

Wenzelmann, F.; Schönfeld, G.; Pfeifer, H.; Dionisius, R. (<strong>2009</strong>): Betriebliche<br />

Berufsausbildung: Ergebnisse der Kosten‐ und Nutzenerhebung 2007. In:<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht.<br />

Bonn, S. 230‐242. http://datenreport.bibb.de/ [cited 13/08/09]<br />

Wolter, A.; Kerst, C. (2008): Akkreditierung als Verfahren der Qualitätssicherung von<br />

Studiengängen in <strong>Deutschland</strong>. In: Klieme, E.; Tippelt, R. (Hrsg.): Qualitätssicherung im


116 Sandra Bohlinger<br />

Bildungswesen. Eine aktuelle Zwischenbilanz. Zeitschrift für Pädagogik. 53. Beiheft.<br />

Weinheim und Basel: Beltz, S. 135‐155.<br />

Zech, R. (2005): Lernorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung. LQW II.3.<br />

Hannover: Expressum‐Verlag.<br />

Ziener, G. (2006): Bildung des Standards in der Praxis. Kompetenzorientierter Unterricht.<br />

Seelze/Velber: Klett/Kallmeyer.<br />

Zlatkin‐Troitschanskaia, O. (2005): Zur Funktionalität der vollzeitschulischen Bildungsgänge.<br />

Effizienz und Effektivität aus berufspädagogischer Sicht. In: Buer, van J.; Zlatkin‐<br />

Troitschanskaia, O. (Hrsg.): Adaptivität und Stabilität der Berufsausbildung.<br />

Theoretische und empirische Untersuchungen zur Berliner Berufsbildungslandschaft.<br />

Frankfurt a. M.: Lang, 255‐280.<br />

Zöller, A. (2008): Von der Schulentwicklung zum Qualitätsmanagement ‐ Stationen einer<br />

bildungspolitischen Innovation. In: Faßhauer, U.; Münk, D.; Paul‐Kohlhoff, A. (Hrsg.):<br />

Berufspädagogische Forschung in sozialer Verantwortung : Festschrift für Josef Rützel<br />

zum 65. Geburtstag. Stuttgart: Steiner, S. 141‐157.


Transitions and <strong>Research</strong> on Transitions in<br />

Vocational Education and Training<br />

___________________________________<br />

Dietmar Frommmberger<br />

1. Übergänge und Übergangsforschung in <strong>Deutschland</strong> – Begriffliche Klärungen 117<br />

2. Übergänge von der Schule in die berufliche Bildung 119<br />

3. Übergänge innerhalb der beruflichen Bildung 130<br />

4. Übergänge von der Berufsbildung in die Hochschulbildung 134<br />

5. Übergänge von der Berufsbildung in Beschäftigung 140<br />

6. Übergänge im Bildungssystem: Hindernisse und Lösungsansätze 142<br />

7. Bibliografie 148<br />

1. Übergänge und Übergangsforschung in <strong>Deutschland</strong> – Begriffliche Klärungen<br />

Der Wechsel von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen von einem Bildungs‐,<br />

Sozialisations‐ und Ausbildungsabschnitt in einen anderen wird als „Übergang“ [transition]<br />

bezeichnet. Die wissenschaftlichen Analysen, die sich den damit verbundenen Phänomenen und<br />

Fragen widmen, werden dem speziellen Zweig der sogenannten „Übergangsforschung“<br />

subsumiert. Verschiedene Wissenschaftsdisziplinen thematisieren den „Übergang“,<br />

insbesondere die Soziologie, die Psychologie sowie die Bildungs‐und Berufsbildungsforschung.<br />

„Übergänge“ finden an typischen Schwellen der persönlichen, schulischen und beruflichen<br />

biografischen Entwicklung statt. Beispiele sind der Wechsel von der vorschulischen<br />

frühkindlichen Hort‐ und Kindergartenerziehung in den Primarbereich des Bildungssystems, die<br />

Wechsel in die verschiedenen Varianten der schulischen, beruflichen und akademischen Bildung<br />

in den niederen, mittleren und höheren Sekundarstufen sowie in den Hochschulbereich, der<br />

Wechsel in die Erwerbsbeschäftigung bzw. ‐losigkeit oder auch der Wechsel von der<br />

Erwerbstätigkeit in den Ruhestand. In der Übergangsforschung werden die Übergangsprozesse<br />

auf der Individualebene sowie die relevanten Kontextbedingungen betrachtet. Von Interesse<br />

sind in diesem Zusammenhang die individuellen und strukturellen Faktoren und Korrelate, die zu<br />

erfolgreichen bzw. nicht erfolgreichen Übergangsprozessen beitragen. Üblicherweise wird<br />

zwischen kontextuellen, soziodemografischen, biografischen, arbeitsbezogenen, sozialen sowie<br />

personalen Faktoren und Korrelaten unterschieden (vgl. hierzu überblicksartig Eckert 2007).


118 Dietmar Frommberger<br />

Im vorliegenden Beitrag wird eine Eingrenzung des breiten Forschungsfeldes vorgenommen.<br />

Es werden allein ausgewählte Forschungsergebnisse zu den Übergängen an den Schwellen in die<br />

Berufsbildung, innerhalb der Berufsbildung sowie von der Berufsbildung in die<br />

Erwerbsbeschäftigung in <strong>Deutschland</strong> thematisiert. Im Mittelpunkt steht die Bearbeitung der<br />

Thematik aus dem Blickfeld der Berufsbildungsforschung.<br />

Einen Bedeutungszuwachs hat in der Berufsbildungspolitik und im Fachdiskurs der Begriff<br />

der „Durchlässigkeit“ [„permeability“] erfahren. Der Bedeutungsakzent des Begriffs<br />

Durchlässigkeit im Kontext von Bildung und Berufsbildung liegt in der Zu‐ und<br />

Übergangsmöglichkeit zwischen verschiedenen Bildungsgängen und Bildungsstufen, und zwar<br />

innerhalb des nationalen Bildungssystems und der verschiedenen Bildungsteilbereiche sowie in<br />

internationaler und vor allem europapolitischer Hinsicht zwischen unterschiedlichen<br />

Bildungssystemen. Das Ziel durchlässiger Bildungsstrukturen und Ausbildungswege liegt in der<br />

Förderung der Möglichkeit individueller Mobilität und Mobilitätsbereitschaft. Diese umfassen<br />

die Bildungsmobilität, geografische Mobilität, berufliche Mobilität sowie grundsätzlich die<br />

soziale Mobilität, welche auf die Chance der sozialen Integration und des Aufstiegs zielt.<br />

Der Bedeutungszuwachs, den die Frage der Durchlässigkeit in den letzten Jahren erfahren<br />

hat, geht mit einer Zunahme der Forschungs‐ und Entwicklungsaktivitäten in diesem Feld einher.<br />

Auf ausgesuchte Programme wird im nachfolgenden Text verwiesen. Politisch entstammen der<br />

Bedeutungszuwachs und der Maßnahmenkatalog zur Förderung der Durchlässigkeit im Bildungs‐<br />

und Berufsbildungssystem unterschiedlichen Argumentationslinien und Interessen (vgl. dazu<br />

ausführlich Frommberger <strong>2009</strong>). Traditionell dominiert diesbezüglich das sozial‐ und<br />

bildungspolitische Argument der Förderung der Chancengleichheit. Kurzfristig rückt für den<br />

Bereich der beruflichen Bildung regelmäßig das wirtschaftspolitische Argument der Sicherung<br />

des Fachkräftenachwuchses in den Vordergrund. In den letzten Jahren ist es aber vor allem auch<br />

die Politik der Organe der Europäischen Union, die zur Förderung der Durchlässigkeit im<br />

Bildungssystem und zwischen Bildungs‐ und Beschäftigungssystem maßgeblich beiträgt: “At the<br />

same time, <strong>VET</strong>, despite its specific social and economic significance, is increasingly looked upon<br />

in a similar way as higher education, which means that the socalled „Bologna Process” and the<br />

“Lisbon‐Copenhagen Process” have to be seen as two sides of one medal as they follow similar<br />

principles of harmonisation (within the legal framework of the EU treaty) and as they clearly aim<br />

at transparency as well as ease of transition and progression within a permeable and unified<br />

education system” (Deißinger 2008).<br />

Die Frage der Durchlässigkeit wird in <strong>Deutschland</strong> in der Berufsbildungspolitik und<br />

Berufsbildungsforschung insbesondere mit Blick auf die diversen Schnittstellen thematisiert, die<br />

nachfolgend in den Abschnitten 2, 3 und 4 behandelt werden. In Abschnitt 5 wird der<br />

bedeutsame Übergang von der Berufsbildung in die Erwerbsbeschäftigung aufgegriffen.


Transitions 119<br />

2. Übergänge von der Schule in die berufliche Bildung<br />

Auf der Basis der schulischen Abschlüsse in der Sekundarstufe I erfolgt entweder der<br />

Übergang in die weiterführende Allgemeinbildung oder der Übergang in die diversen Angebote<br />

der beruflichen Bildung. Generell sind vier Wege des Übergangs von der Sekundarstufe I in die<br />

Sekundarstufe II verfügbar: Duales System, Schulberufssystem, Übergangssystem, Eintritt in die<br />

Klasse 11 des allgemeinen oder beruflichen Gymnasiums (siehe 2.2). Über die Hälfte eines<br />

Jahrganges wechselt in die berufliche Bildung, in welcher das Angebot und die Nachfrage im<br />

Dualen System klar dominiert (siehe 2.3). Auch die vollzeitschulische Berufsausbildung besitzt<br />

eine wachsende Bedeutung (siehe 2.4). Allerdings stehen für die Nachfrage nach<br />

Ausbildungsplätzen im Dualen System und im Schulberufssystem nicht genügend<br />

Ausbildungsplätze zur Verfügung. Viele junge Erwachsene finden keinen Ausbildungsplatz.<br />

Ebenso absolvieren viele junge Erwachsene, die einen Ausbildungsplatz gefunden haben, eine<br />

Berufsausbildung, die nicht ihren Interessen entspricht. Schulabgänger/‐innen ohne Abschluss<br />

oder mit Hauptschulabschluss sind überproportional stark im sogenannten Übergangssystem<br />

vertreten und können um attraktive beruflicher Erstausbildungsplätze im Dualen System oder im<br />

Schulberufssystem mit den Absolventen und Absolventinnen mittlerer Schulabschlüsse oder<br />

Abiturienten nicht konkurrieren. Die quantitativen und qualitativen Passungsprobleme an der 1.<br />

Schwelle können mit Blick auf die Angebotsstruktur beruflicher Bildung und den individuellen<br />

Nachfragebedingungen und Berufswahlverhalten erklärt werden (siehe 2.6).<br />

Im Mittelpunkt der Berufsbildungsforschung zu den Übergängen an der 1. Schwelle stehen<br />

die quantitativen und qualitativen Entwicklungen des Angebots und der Nachfrage nach<br />

beruflicher Bildung. Differenzierte statistische Analysen liegen zur Angebots‐Nachfragesituation<br />

auf dem Ausbildungsstellenmarkt in <strong>Deutschland</strong> vor. Zudem liegen wichtige Ergebnisse zur<br />

Frage der Benachteiligung von jungen Erwachsenen vor, insbesondere mit Blick auf<br />

benachteiligten Personengruppen in der beruflichen Bildung. Eine wachsende Aufmerksamkeit<br />

haben in den letzten Jahren die Frage der Ausbildungsreife und das Ausbildungswahlverhalten<br />

gewonnen.<br />

The lower secondary level and the three sectors at the first threshold in Germany<br />

In der Berufsbildungsforschung wird der Übergang von der Schule in die berufliche Bildung<br />

üblicherweise als „Übergang an der 1. Schwelle“ bezeichnet. Nachdem in den 1960er‐ und<br />

1970er‐Jahren noch die Frage der Übergänge innerhalb der allgemeinen Bildung, insbesondere<br />

vom schulischen Primar‐ in den Sekundarbereich, dominierte, gewinnt der Wechsel bzw. die<br />

„Statuspassage“ von der schulischen Allgemeinbildung in eine berufliche Erstqualifizierung am<br />

Ende der 1970er‐Jahre in <strong>Deutschland</strong> (West) entscheidend an Bedeutung. Die Gründe dafür<br />

liegen in den demografischer Entwicklung, den zunehmend heterogenen Schulabschlüssen beim<br />

Eintritt in die Berufsbildung, der Veränderung des Übergangsverhaltens auf der Nachfrageseite<br />

und schließlich in den veränderten Ausbildungsstellenentwicklungen und


120 Dietmar Frommberger<br />

Rekrutierungsstrategien auf der Angebotsseite. In der Tendenz ist das Übergangsgeschehen an<br />

der 1. Schwelle in <strong>Deutschland</strong> seit dem Ende der 1970er‐Jahre von quantitativen und<br />

qualitativen Passungsproblemen gekennzeichnet.<br />

Der Übergang an der 1. Schwelle erfolgt nach der Absolvierung der Vollzeitschulpflicht in der<br />

Sekundarstufe I. In <strong>Deutschland</strong> endet die Vollzeitschulpflicht für Jugendliche in den meisten<br />

Bundesländern nach neun Schuljahren, in einigen Bundesländern allerdings erst nach zehn<br />

Schuljahren. Die Jugendlichen erwerben am Ende ihrer Pflichtschulzeit Schulabschlüsse, die sich<br />

in ihrer Wertigkeit und den damit verbundenen Berechtigungen deutlich voneinander<br />

unterschieden. Viele Jugendliche verlassen die Schule ohne einen Abschluss (so genannte<br />

„Abgänger“).<br />

Das zentrale Kennzeichen der Sekundarstufe I in <strong>Deutschland</strong> liegt in der Differenzierung der<br />

Schulformen. In Abhängigkeit von den schulischen Leistungen, den Empfehlungen der Lehrkräfte<br />

und den Wünschen der Erziehungsberechtigten wechseln die Kinder nach Beendigung ihrer<br />

Grundschulzeit in eine von prinzipiell 3 Schulformen, die Hauptschule, die Realschule oder das<br />

Gymnasium. Eine spezielle Schulform stellt die Sonderschule bzw. Förderschule dar, wo Kinder<br />

und Jugendliche mit besonderen Lernschwierigkeiten oder Lernbehinderungen sowie geistig und<br />

körperlich behinderte junge Menschen entsprechend der Behinderungsarten mit besonderen<br />

Konzepten unterrichtet werden.<br />

Der Unterschied zwischen den Schulformen in der Sekundarstufe I liegt zunächst in der<br />

Annahme der unterschiedlichen Lernleistungsvoraussetzungen der Schüler und Schülerinnen.<br />

Diejenigen, von denen vergleichsweise höhere Schulleistungen auf Grundlage ihrer bisher<br />

gezeigten Schulnoten erwartet werden, wechseln auf das Gymnasium. Die Schulformen bzw.<br />

Bildungsgänge der Realschule und der Hauptschule werden auch an Schularten mit mehreren<br />

Bildungsgängen mit nach Bundesländern unterschiedlichen Bezeichnungen angeboten. Hierzu<br />

zählen die Mittelschule (Sachsen), Regelschule (Thüringen), Sekundarschule (Bremen, Sachsen‐<br />

Anhalt), Erweiterte Realschule (Saarland), Integrierte Haupt‐ und Realschule (Hamburg),<br />

Verbundene oder Zusammenfassende Haupt‐ und Realschule (Hessen, Mecklenburg‐<br />

Vorpommern, Berlin) und Regionale Schule (Rheinland‐Pfalz) sowie die Gesamtschule.<br />

Entscheidend für den Besuch einer der drei prinzipiellen Schulformen ist die damit<br />

verknüpfte Erwartung, einerseits gemäß der eigenen Lernvoraussetzungen und –möglichkeiten<br />

lernen zu können und unterrichtet zu werden, um damit den „Gebrauchswert des Wissens für<br />

komplexe Lebenssituationen zu erhöhen” (Kutscha 1995, S. 16). Andererseits jedoch soll ein<br />

schulischer Abschluss erworben werden, der gemäß eines Berechtigungssystems zu<br />

weiterführenden Bildungsgängen und/oder beruflichen Chancen berechtigt.<br />

Abgesehen von den vielfältigen Besonderheiten und Ausnahmeregelungen, die in den<br />

verschiedenen Bundesländern existieren und unregelmäßig aktualisiert werden, können in den<br />

verschiedenen Schulformen der Sekundarstufe I der Hauptschulabschluss und der mittlere<br />

Bildungsabschluss erlangt werden:


Transitions 121<br />

Am Ende der Jahrgangsstufe 9 besteht in allen Ländern die Möglichkeit, den<br />

Hauptschulabschluss als einen ersten allgemeinbildenden Schulabschluss zu erwerben. Er wird in<br />

der Mehrzahl der Länder als Hauptschulabschluss bezeichnet. Am Ende der Jahrgangsstufe 10<br />

kann in den Ländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg‐Vorpommern, Niedersachsen,<br />

Nordrhein‐Westfalen und Schleswig‐Holstein ein erweiterter Hauptschulabschluss oder die<br />

erweiterte Berufsbildungsreife nach den Bestimmungen dieser Länder erworben werden. In<br />

Baden‐Württemberg wird für entsprechend qualifizierte Schülerinnen und Schüler der<br />

Hauptschulbildungsgang mit dem Ziel des Erwerbs eines Mittleren Schulabschlusses um ein Jahr<br />

verlängert. 36<br />

Der Mittlere Schulabschluss wird an allgemeinbildenden Schularten nach der 10.<br />

Jahrgangsstufe erworben. Der Mittlere Schulabschluss wird in der Mehrzahl der Länder als<br />

Realschulabschluss bezeichnet. Bei besonderen Leistungen und Noten wird der „Erweiterte<br />

Sekundarstufen I – Abschluss“ vergeben, der zum Eintritt in die gymnasiale Oberstufe berechtigt.<br />

Mit den Abschlüssen der Sekundarstufe I und der Erfüllung der Vollzeitschulpflicht können<br />

verschiedene Berechtigungen für den Übergang an der 1. Schwelle in die höhere allgemeine<br />

sowie berufliche Bildung erworben werden. Für den Einstieg in eine Berufsausbildung im Dualen<br />

System ist in formaler Hinsicht kein bestimmter schulischer Abschluss notwendig, da die<br />

Berufsausbildung auf der Basis eines privatrechtlichen Ausbildungsvertrages zwischen dem<br />

Ausbildungsbetrieb und dem Auszubildenden aufgenommen wird. Faktisch sind die Chancen auf<br />

einen Ausbildungsplatz jedoch eng an die erworbenen schulischen Abschlüsse geknüpft.<br />

Zunehmend findet eine Entkopplung der Abschlüsse von den Schulformen statt. Die<br />

Hauptschulabschlüsse werden immer häufiger an Realschulen oder im beruflichen<br />

Bildungswesen erworben, die mittleren Schulabschlüsse auch an den Hauptschulen, aber vor<br />

allem zunehmend im beruflichen Bildungswesen (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2008, S. 87 ff).<br />

Für die erfolgreichen Absolventen sowie die AbgängerInnen ohne Abschluss aus der<br />

Sekundarstufe I stellt sich die Herausforderung der Fortsetzung ihres Bildungsganges in der<br />

Sekundarstufe II. Generell sind vier Wege des Übergangs von der Sekundarstufe I in die<br />

Sekundarstufe II verfügbar: Duales System, Schulberufssystem, Übergangssystem, Eintritt in die<br />

Klasse 11 des allgemeinen oder beruflichen Gymnasiums. Für diejenigen in <strong>Deutschland</strong>, die an<br />

der 1. Schwelle in die berufliche Bildung wechseln, sah die Verteilung auf die drei Sektoren der<br />

beruflichen Bildung in 2006 folgendermaßen aus (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

36<br />

Schülerinnen und Schüler, die nach dem erfolgreichen Besuch des neunten Schuljahrs der Realschule<br />

vorzeitig von dieser Schule abgehen, erhalten ebenfalls den Hauptschulabschluss. Schülerinnen und Schüler, die bei<br />

Eintritt in die neunte Klasse der Hauptschule bereits neun Schuljahre absolviert haben, weil sie eine Klassenstufe<br />

wiederholen mussten, können ein zehntes Schuljahr an der Hauptschule durchlaufen, um auf diese Weise noch den<br />

Hauptschulabschluss zu erreichen. Wer diese Möglichkeit nicht ergreift oder nach neun Schuljahren das Ziel des<br />

achten Schuljahrs nicht erreicht hat, muss die Hauptschule ohne Schulabschluss verlassen.


122 Dietmar Frommberger<br />

2008): Duales System: 43,5 Prozent; Schulberufssystem: 16,8 Prozent; Berufliches<br />

Übergangssystem: 39,7 Prozent. Im Verlauf der letzten Jahre ist diesbezüglich für das Duale<br />

System eine abnehmende Tendenz, für das Schulberufssystem sowie wie für das<br />

Übergangssystem eine zunehmende Tendenz zu verzeichnen. Die relative Bedeutung des<br />

Übergangs in die duale Berufsausbildung nimmt ab.<br />

Die denkbare fünfte Möglichkeit, der unmittelbare Übertritt in die Arbeitswelt als ungelernte<br />

Arbeitskraft, ist in <strong>Deutschland</strong> ausgeschlossen. In den Schulgesetzen der Länder ist neben der<br />

neun‐ oder zehnjährigen Vollzeitschulpflicht eine Teilzeitschulpflicht verankert, die mindestens<br />

drei Jahre dauert. Alternativ kann durch den einjährigen Besuch einer beruflichen Vollzeitschule<br />

die dreijährige Teilzeitschulpflicht erfüllt werden.<br />

Die Übergänge von der Sekundarstufe I und der allgemein bildenden Sekundarstufe II in die<br />

berufsbildende Sekundarstufe II an der 1. Schwelle werden maßgeblich durch die mitgebrachten<br />

schulischen Abschlüsse bestimmt (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S. 157 f).<br />

SchulabgängerInnen ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss sind überproportional stark<br />

im Übergangssystem (s. 2.4) vertreten und können um attraktive beruflicher<br />

Erstausbildungsplätze im Dualen System oder im Schulberufssystem mit den Absolventen und<br />

Absolventinnen mittlerer Schulabschlüsse oder Abiturienten nicht konkurrieren.<br />

Übergänge in die Berufsausbildung im Dualen System<br />

Quantitativ dominiert in <strong>Deutschland</strong> das Duale System der Berufsausbildung, das heißt der<br />

Einstieg in eine Form der beruflichen Erstausbildung, in welcher auf der Basis eines<br />

Ausbildungsvertrages mit einem Ausbildungsbetrieb das berufsbezogene Lernen überwiegend<br />

im Betrieb stattfindet und durch den Besuch einer Berufsschule flankiert wird. Auch hinsichtlich<br />

der Attraktivität dominiert das Duale System klar das Ausbildungswahlverhalten der<br />

SchulabgängerInnen (Bundesinstitut für Berufsbildung <strong>2009</strong>, S. 70 ff).<br />

Die Nachfrage nach einer Berufsausbildung im Dualen System dominiert das<br />

Berufswahlverhalten derjenigen, die keine Hochschulzugangsberechtigung erworben haben;<br />

zusätzlich bestimmt es aber auch maßgeblich die Wahl derjenigen, die in die Hochschule<br />

wechseln könnten (vgl. Friedrich 2008): Etwa 75 Prozent der Hauptschul‐, 60 Prozent der<br />

Realschulabsolventen und 25 Prozent der Studienberechtigten sind an einem zeitnahen Beginn<br />

einer dualen Berufsausbildung interessiert. Von den Abgängern und Abgängerinnen aus dem<br />

schulischen Berufsvorbereitungsjahr sind es 85 Prozent, aus dem vollzeitschulischen<br />

Berufsgrundbildungsjahr 90 Prozent, aus der Fachoberschule und aus den Fachgymnasien<br />

jeweils 50 Prozent und aus den grundbildenden Berufsfachschulen 65 Prozent. Auch das<br />

Nachfragepotenzial aus dem Kreis der „Altbewerber“, also derjenigen Personengruppe, die<br />

direkt nach dem Verlassen der allgemein bildenden Schule keinen Ausbildungsplatz im Dualen<br />

System erhalten hat und alternative berufliche Orientierungs‐ und Qualifizierungsprozesse,<br />

insbesondere im Übergangssystem, durchlief, ist immens (vgl. Friedrich 2008).


Transitions 123<br />

Für das System der dualen Berufsausbildung votieren also Schulabsolventen und<br />

Absolventinnen mit allen Formen allgemein bildender Abschlüsse. Deutlich angestiegen sind die<br />

Anteile derjenigen, die eine Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulzugangsberechtigung<br />

mitbringen. Knapp 20 Prozent der Auszubildenden (vgl. BMBF 2008) besitzen eine<br />

Hochschulzugangsberechtigung. Im großstädtischen Bereich liegt die Rate der Abiturienten in<br />

der betrieblich‐dualen Berufsausbildung teilweise bei über 30 Prozent. Es dominieren die<br />

Schulabsolventen mit einem mittleren Bildungsabschluss. Der Anteil der Schulabsolventen mit<br />

Hauptschulabschluss ist deutlich zurück gegangen. Diese Personengruppe wechselt überwiegend<br />

in das Übergangssystem (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung <strong>2009</strong>, S. 128 ff).<br />

Quantitativ wird der Übergang in das Duale System auf der Basis der Angebots‐Nachfrage‐<br />

Relation beschrieben und bewertet, und zwar gemäß § 86 Berufsbildungsgesetz. Die Relation<br />

von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt gibt Auskunft darüber, wie hoch<br />

die Chancen von Jugendlichen sind, eine qualifizierte Ausbildung absolvieren zu können bzw. wie<br />

groß das Reservoir ist, aus dem Betriebe und andere Ausbildungseinrichtungen die<br />

Auszubildenden auswählen können. Die Werte für die Angebots‐Nachfrage‐Relation gemäß § 86<br />

Berufsbildungsgesetz stützen sich auf das bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Angebot<br />

von Ausbildungsplätzen und die gemeldete Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Die Angebote<br />

und die Nachfragen im Schulberufssystem und im Übergangsystem werden nicht berücksichtigt.<br />

Daher und aus diversen anderen Gründen (vgl. Ulrich 2008) ist die Angebots‐Nachfrage‐Relation,<br />

welche die öffentliche Debatte um die berufliche Bildung in <strong>Deutschland</strong> wesentlich prägt, nur<br />

begrenzt aussagekräftig.<br />

Neben den genannten quantitativen Passungsproblemen zwischen Angebot und Nachfrage<br />

auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist der Übergang in die betrieblich‐duale Berufsausbildung<br />

dadurch geprägt, dass viele junge Erwachsene, die einen Ausbildungsvertrag unterschreiben und<br />

eine Berufsausbildung beginnen, nicht den persönlichen Wunschberuf erlernen können (vgl.<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung <strong>2009</strong>, S. 72 ff). Oftmals werden attraktive Angebote der<br />

Berufsausbildung, zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, sehr stark nachgefragt, so dass viele<br />

Bewerbungen zunächst erfolglos bleiben. Häufig beginnen die BewerberInnen dann eine<br />

Ausbildungsrichtung, die nur in einem begrenzten Maß oder gar nicht der eigenen<br />

Interessenlage entspricht. Es ist davon auszugehen, dass eine starke Abkehr von den eigenen<br />

Interessen bei Abschluss des Ausbildungsvertrages in einem überdurchschnittlich hohen Maße<br />

zur Abbruchbereitschaft und dem tatsächlichen Abbruchverhalten führt. Umgekehrt sind viele<br />

Ausbildungsberufe aus Sicht der Schulabsolventen und Absoventinnen unattraktiv, so dass nicht<br />

selten bestimmte Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

<strong>2009</strong>, S. 30).<br />

Eine Berufsausbildung im Dualen System ist für die meisten jungen Erwachsenen und<br />

Schulabgänger die 1. Wahl. Insgesamt ist die Bedeutung der betrieblich‐dualen Berufsausbildung<br />

daher als ausgesprochen hoch einzuschätzen. In Summe, also einschließlich derjenigen, die<br />

zunächst eine allgemein bildende Hochschulzugangsberechtigung abschließen, erwerben zwei<br />

Drittel eines Altersjahrganges einen beruflichen Abschluss dieser Art.


124 Dietmar Frommberger<br />

Übergänge in die vollqualifizierenden schulischen Berufsausbildungsgänge<br />

Die Alternativen zum Dualen System und zur weiterführenden Allgemeinbildung an der 1.<br />

Schwelle sind nur weit weniger geringer attraktiv und mit deutlich weniger Chancen für den<br />

erfolgreichen Einstieg in die Erwerbsbeschäftigung und den beruflichen Karriereweg verbunden.<br />

Eine Ausnahme stellen die schulischen Berufsbildungsgänge dar, die zu anerkannten<br />

Abschlüssen in den Gesundheits‐ und Pflegediensten sowie in den kaufmännischen<br />

Assistenzberufen führen (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008). In den Jahren von<br />

1992 bis 2007 ist der Anteil dieser Formen der Berufsausbildung an der 1. Schwelle deutlich<br />

angestiegen (vgl. Feller 2004; Ulrich 2008), während die Ausbildungsangebote im Dualen System<br />

absolut und im Verhältnis zu den alternativen Berufsbildungsformen deutlich zurückgegangen<br />

sind.<br />

Übergänge in das Berufliche Übergangssystem<br />

Das so genannte Übergangssystem ist in den letzten zwei Jahrzehnten stark gewachsen. Cum<br />

grano salis handelt es sich um ein Angebot, das diejenigen SchulabgängerInnen wahrnehmen,<br />

die in keine attraktive berufliche Ausbildungsmöglichkeit oder in eine weiterführende<br />

allgemeine Bildung auf der Ebene der Sekundarstufe II einmünden können. Im Nationalen<br />

Bildungsbericht 2006 zählen zum beruflichen Übergangssystem „(Aus‐)Bildungsangebote, die<br />

unterhalb einer qualifizierten Berufsausbildung liegen bzw. zu keinem anerkannten<br />

Ausbildungsabschluss führen, sondern auf eine Verbesserung der individuellen Kompetenzen<br />

von Jugendlichen zur Aufnahme einer Ausbildung oder Beschäftigung zielen und zum Teil das<br />

Nachholen eines allgemein bildenden Schulabschlusses ermöglichen“ (Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung 2006, S. 79).<br />

Es handelt sich um ein Angebot sehr heterogener Art, das an unterschiedlichen staatlichen<br />

und privaten Berufsbildungseinrichtungen stattfindet und ein breites Spektrum verschiedener<br />

Berufsbildungsgänge aufweist (vgl. Kutscha 2005). Häufig werden die Angebote der beruflichen<br />

Orientierung und Qualifizierung im Übergangssystem durch außerordentliche<br />

Finanzierungsprogramme des Bundes, der Länder und der Kommunen unterstützt (vgl. Werner<br />

u. a. 2008). <strong>Deutschland</strong>weit ist das Angebot im Übergangssystem kaum zu überblicken. Nur zum<br />

Teil erfolgt in den Angeboten des Übergangssystems eine inhaltliche und organisatorische<br />

Abstimmung zu den weiterführenden schulischen oder betrieblichen beruflichen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

Zudem handelt es sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Übergangssystem<br />

um eine äußerst heterogene Zielgruppe (vgl. Bohlinger 2004, Friese / Siecke 2008): junge<br />

Menschen mit Lernbeeinträchtigung, nicht berufs‐ oder ausbildungsberufsreife junge Menschen,<br />

junge Menschen mit Behinderung, Un‐ und Angelernte, sozial Benachteiligte und bildungsferne<br />

Jugendliche, junge Menschen mit Migrationshintergrund, benachteiligte junge Frauen mit<br />

geringen Ausbildungsplatzchancen sowie junge Mütter, Jugendliche mit soliden schulischen<br />

Abschlüssen, die aufgrund der regionalen und konjunkturellen Bedingungslage keinen<br />

attraktiven Ausbildungsplatz finden, usw.


Transitions 125<br />

Viele junge Erwachsene, die direkt an der 1. Schwelle beim Übergang von der allgemeinen<br />

in die berufliche Bildung zunächst in das Übergangssystem wechseln (müssen), beginnen später<br />

eine Berufsausbildung im Dualen System. Das Übergangssystem dient vielen<br />

SchulabgängerInnen als Warte‐ oder Orientierungsschleife, um anschließend eine betrieblich‐<br />

duale Berufsausbildung absolvieren zu können. Diese Personengruppe der „AltbewerberInnen“<br />

erhöht jährlich die Nachfrage nach attraktiven Ausbildungsplätzen auf dem<br />

Ausbildungsstellenmarkt. Dadurch wird die Situation für die regelmäßigen SchulabgängerInnen<br />

zusätzlich erschwert. Es kann allerdings gezeigt werden (vgl. Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008, S. 161 ff), dass sich der hohe Anteil der Absolventen und<br />

Absolventinnen im Übergangssystem nach 12 bis 30 Monaten deutlich verringert und die jungen<br />

Erwachsenen in attraktivere Formen der beruflichen Bildung einmünden. Jedoch ist diese<br />

„Warteschleife“ aus individueller und gesellschaftlicher Perspektive nicht zufriedenstellend.<br />

Insgesamt bleiben knapp 15 Prozent eines Altersjahrganges in <strong>Deutschland</strong> ohne eine<br />

qualifizierte Berufsausbildung (vgl. Beicht u.a. 2008).<br />

Obwohl der Wunsch, eine vollqualifizierende Berufsausbildung im Anschluss an die<br />

Schulpflicht zu absolvieren, zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund ähnlich<br />

stark ausgeprägt ist, sind die Chancen für die Migranten und Migrantinnen sehr viel ungünstiger<br />

(vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S. 157 ff; vgl. Gaupp u. a. 2008). Insgesamt<br />

sind insbesondere die Jugendlichen mit Hauptschulabschluss im Übergangssystem vertreten.<br />

Aber auch viele Jugendliche mit einem mittleren Schulabschluss absolvieren zunächst alternative<br />

Berufsbildungsangebote im Übergangssystem – in der Hoffnung, baldmöglichst eine attraktive<br />

Berufsausbildung im Dualen System oder im Schulberufssystem zu finden.<br />

Erklärungsansätze zu den Passungsproblemen beim Übergang von der allgemeinen<br />

Bildung in die berufliche Bildung an der 1. Schwelle in <strong>Deutschland</strong><br />

Mit Blick auf die Angebotsstruktur beruflicher und berufsvorbereitender Bildung werden<br />

nachfolgend die wesentlichen Sachverhalte hervorgehoben, die als Erklärungsansätze für die<br />

Passungsprobleme beim Übergang an der 1. Schwelle dienen können:<br />

1) Im Vergleich zur Situation in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern wird<br />

das Angebot der beruflichen Erstausbildung an der 1. Schwelle in <strong>Deutschland</strong> in erster Linie<br />

durch einen Ausbildungsstellenmarkt gesteuert, der in einem hohen Maß privatwirtschaftlich<br />

organisiert ist. Zwar unterliegen die abgeschlossenen Ausbildungsverträge zwischen<br />

Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden direkt den qualitativen Standards des<br />

Berufsbildungsgesetzes und indirekt weiteren staatlichen Regulierungsinstanzen (z. B.<br />

Betriebsverfassungsgesetz, Jugendschutzgesetz). In quantitativer Hinsicht obliegt die<br />

Entscheidung für oder gegen die Schaffung von Ausbildungsplätzen jedoch allein den<br />

Unternehmen – sofern man von den staatlich geförderten Ersatzmaßnahmen absieht. So<br />

beteiligen sich etwa drei Viertel der Unternehmen in <strong>Deutschland</strong> nicht an der beruflichen


126 Dietmar Frommberger<br />

Erstausbildung im dualen System (vgl. BMBF 2008). 37 Insofern wird die Situation an der 1.<br />

Schwelle von der Allgemeinbildung in die Berufsbildung in <strong>Deutschland</strong> maßgeblich durch die<br />

betriebs‐ bzw. personalwirtschaftlichen Prioritäten und Rekrutierungsstrategien geprägt. Damit<br />

ist einerseits der besondere Vorteil verbunden, dass diejenigen, die ausgebildet werden, relativ<br />

gute Chancen der Einmündung in ein Erwerbsbeschäftigungsverhältnis an der 2. Schwelle<br />

erhalten (siehe Kapitel 5). Andererseits führt diese Situation zu verhältnismäßig gering<br />

ausgeprägten beruflichen Entwicklungschancen für diejenigen, die diese Form der betrieblich‐<br />

dualen Ausbildungsmöglichkeit nicht erhalten. Diese Problematik ist als die Achillesferse des<br />

Dualen Systems zu verstehen.<br />

2) Das Angebot beruflicher Bildung im System der beruflichen Bildung gemäß<br />

Berufsbildungsgesetz, das die dominierende Form der beruflichen Erstausbildung in <strong>Deutschland</strong><br />

darstellt, ist in einem sehr starken Maße abhängig von der ökonomischen Gesamtentwicklung<br />

und damit von der allgemeinen Beschäftigungsstruktur und der Konjunktur. Diese Abhängigkeit<br />

hat in den letzten Jahren zugenommen (vgl. Troltsch / Walden 2007). Auch weitere zentrale<br />

Rahmenbedingungen, zum Beispiel die demografische Entwicklung, wirkt direkt auf die<br />

Angebotssituation auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Der Vorteil dieser unmittelbaren Kopplung<br />

der Angebote der Berufsausbildung an die wirtschaftsstrukturelle Entwicklung liegt in den<br />

verhältnismäßig guten Übergangschancen an der 2. Schwelle in eine weiterführende<br />

Erwerbsbeschäftigung für diejenigen, die eine Berufsausbildung im Dualen System absolviert<br />

haben. Zugleich ist der Ausbildungsstellenmarkt aus Sicht der Schulabsolventen unberechenbar.<br />

Konjunkturelle Schieflagen wirken sich direkt auf die Chancen auf eine attraktive<br />

Berufsausbildung aus.<br />

Das Gefälle zwischen hochattraktiven und chancenreichen betrieblich‐dualen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten einerseits und deutlich weniger attraktiven schulischen<br />

Berufsbildungsangeboten andererseits trägt wesentlich dazu bei, dass der Übergang von der<br />

Allgemeinbildung in die Berufsbildung an der 1. Schwelle in <strong>Deutschland</strong> für viele junge<br />

Erwachsene zu sehr guten Startchancen in eine erfolgreiche weiterführende berufliche Karriere<br />

führt, gleichzeitig jedoch für viele derjenigen, die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />

erhalten, zu ersten frustrierenden Erlebnissen und persönlichen Niederlagen und deutlich<br />

geringeren Chancen der Integration in die Erwerbsbeschäftigung und der damit verbundenen<br />

sozialen Reputation. Bezeichnender Weise wird diese Personengruppe, welcher der Einstieg in<br />

die berufliche Ausbildung innerhalb des Dualen Systems bzw. in attraktive Schulberufe nicht<br />

gelingt, in <strong>Deutschland</strong> als „benachteiligt“ bezeichnet. Hierzu zählen auch die sogenannten<br />

„marktbenachteiligten“ Jugendlichen, diejenigen also, die zwar hochwertige schulische<br />

allgemein bildende Abschlüsse erworben haben, diese jedoch für den Einstieg in das Duale<br />

System nicht erfolgreich nutzen können, da das Ausbildungsplatzangebot aus regionalen,<br />

37<br />

Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass hinsichtlich der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung starke<br />

Differenzierungen in Bezug auf die Betriebsgröße vorliegen. So ist die Beteiligungsquote der Unternehmen mit<br />

höheren Mitarbeiterzahlen tendenziell höher.


Transitions 127<br />

konjunkturellen oder demografischen Gründen knapp oder sehr knapp ist. Damit verpasst auch<br />

diese Personengruppe den Einstieg in den Erfolg versprechenden beruflichen Bildungsweg –<br />

obwohl diese Personengruppe aufgrund der teilweise sehr erfolgreichen individuellen<br />

Schullaufbahnen den bis dahin üblichen Ansprüchen gerecht geworden ist, die sie in einem<br />

Bildungssystem erlernt haben, das den meritokratischen Prinzipien gehorcht. Trotz der Erfüllung<br />

dieser Ansprüche, und zwar durch den Erwerb hochwertiger schulischer Abschlüsse, an der 1.<br />

Schwelle dennoch erfolglos um attraktive Formen der beruflichen Erstausbildung werben zu<br />

müssen, ist den jungen Erwachsenen kaum zu erklären.<br />

Die berufliche Ausbildung im Dualen System, also das Lernen im betrieblichen und<br />

aufgabenbezogenen Arbeits‐ und Sozialisationszusammenhang, genießt in <strong>Deutschland</strong> ein Maß<br />

der Reputation, das im internationalen Vergleich als ausgesprochen hoch einzuschätzen ist. Die<br />

Wahl einer betrieblich‐dualen Berufsausbildung an der 1. Schwelle ist für die jungen<br />

Erwachsenen hoch attraktiv. Zusätzlich votiert eine hohe Anzahl derjenigen, die eine allgemeine<br />

Hochschulzugangsberechtigung in der höheren Allgemeinbildung erworben haben, ebenfalls für<br />

eine solche Form der beruflichen Ausbildung. Dies nun wiederum führt dazu, dass die<br />

Konkurrenz zwischen den Schulabsolventen und Absolventinnen um attraktive betriebliche<br />

Ausbildungsstellen sehr stark ausgeprägt ist, so dass die Absolventen und Absolventinnen der<br />

Sekundarstufe I in Zeiten knapper Ausbildungsstellenangebote schlechte Chancen auf einen<br />

Ausbildungsplatz und faktisch keine Chance des Einstiegs in die gefragten und attraktiven<br />

Ausbildungsvarianten erhalten. So besitzen die Auszubildenden beispielsweise in den<br />

Ausbildungsberufen im kaufmännisch‐verwaltenden Bereich mittlerweile überwiegend die<br />

allgemeine Hochschulzugangsberechtigung (BMBF 2008).<br />

Weitere zentrale Thesen von hoher Bedeutung zur Erklärung der Passungsprobleme an der<br />

1. Schwelle zielen auf die Nachfragebedingungen, so vor allem auf die Frage der<br />

Berufsorientierung in der Allgemeinbildung sowie die Ausbildungsreife der jungen Erwachsenen:<br />

1) Es existiert in der schulischen Allgemeinbildung in den verschiedenen Bundesländern<br />

vergleichsweise wenig berufsorientierender Fachunterricht. Daher ist die individuelle<br />

Ausbildungsberufswahl relativ unsicher. So können Untersuchungen zeigen (vgl. Krewerth u. a.<br />

2004), dass die Bezeichnung des Ausbildungsberufes eine gewichtige Bedeutung im Rahmen der<br />

Ausbildungsplatzwahl besitzt, ohne dass die Schulabgänger wissen, welche Anforderungen und<br />

Kompetenzen in diesem Ausbildungsberuf vermittelt werden. Insgesamt ist der<br />

Ausbildungsberufsfindungsprozess an der 1. Schwelle in <strong>Deutschland</strong> in einem hohen Maße<br />

durch die externe Bedingungslage geprägt und bestimmt. Individuelle Interessenlagen können in<br />

den ausbildungsplatzknappen Zeiten nur diejenigen Jugendlichen realisieren, die vergleichsweise<br />

die höchsten schulischen allgemein bildenden Abschlüsse nachweisen können oder über<br />

wichtige soziale Kontakte verfügen.<br />

2) Im Zuge der Suche nach Erklärungen für die – scheinbar – sinkende einzelbetriebliche<br />

Ausbildungsbereitschaft rückt häufig und in unterschiedlichen Befragungen der Unternehmen<br />

das Argument der „mangelnden“ Ausbildungsreife der Bewerber und Bewerberinnen in den<br />

Vordergrund. Es sei schwierig, kompetente Auszubildende zu finden (vgl. BDA 2003; DIHK 2005;


128 Dietmar Frommberger<br />

IW 2003; IHK‐Schwerin 2002). Die mangelnde Ausbildungsreife der Jugendlichen wird als ein<br />

entscheidender Grund dafür genannt, dass viele Ausbildungsplätze nicht angeboten oder besetzt<br />

werden (vgl. Dorn / Nackmeyer 2004). Anders als in schulischen Berufsbildungsstrukturen, die in<br />

vielen Ländern Europas zu finden sind, erfolgt der Übergang in das Duale System der<br />

Berufsbildung überwiegend marktgesteuert, das heißt auf der Basis der Angebote und der<br />

Nachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Auszubildende müssen sich um die<br />

Ausbildungsstellen bewerben. Die Einstiege bzw. Übergänge in dieses System der beruflichen<br />

Bildung sind damit – anders als in schulischen Systemen ‐ nicht primär abhängig von erworbenen<br />

und mitgebrachten formalen schulischen Bildungsabschlüssen. Vielmehr sind es die<br />

tatsächlichen Kenntnisse und Kompetenzen der Schulabsolventen und Absolventinnen, die für<br />

eine erfolgreiche Ausbildungsplatzbewerbung von hoher Relevanz sind. Zwar besitzen die<br />

Schulzeugnisse im Rahmen des betrieblichen Bewerberauswahlverfahrens für die Besetzung von<br />

Ausbildungsplätzen in der Regel eine hohe Bedeutung, allerdings sind die<br />

Ausbildungsunternehmen bei ihren Einstellungsentscheidungen nicht an diese Schulabschlüsse<br />

gebunden.<br />

Das Thema „Ausbildungsreife“, das in den vergangenen Jahren in der<br />

Berufsbildungslandschaft der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> eine zunehmende Aufmerksamkeit<br />

erfahren hat, betrifft das Verhältnis zwischen mitgebrachten individuellen Kenntnissen und<br />

Kompetenzen der jungen Bewerber und Bewerberinnen auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

einerseits und den Erwartungen und Anforderungen der Ausbildungsbetriebe andererseits.<br />

Besonders virulent ist das Thema „Ausbildungsreife“ aktuell deswegen, weil offenbar wachsende<br />

Diskrepanzen zwischen den mitgebrachten und den erwarteten Eingangsvoraussetzungen<br />

wahrgenommen werden. Aus der Sicht betrieblicher Ausbildungseinrichtungen wird häufig<br />

argumentiert, die Bewerber und Bewerberinnen würden (zunehmend) nicht „geeignet“ seien,<br />

um die zur Verfügung stehenden oder einzurichtenden Ausbildungsplätze besetzen zu können.<br />

Damit stelle die (mangelnde) Ausbildungsreife der Nachfragenden auf dem<br />

Ausbildungsstellenmarkt ein Ausbildungshemmnis dar.<br />

Aufgrund der ausgeprägten Marktsteuerung des Einstiegs in eine betriebliche Erstausbildung<br />

sind verlässliche Erkenntnisse hinsichtlich der Mindestbedingungen für eine tatsächlich<br />

erfolgreiche Ausbildungssuche kaum möglich. Die betrieblichen Einstiegsbedingungen verändern<br />

sich üblicherweise in Abhängigkeit von der Quantität und Qualität der Bewerberlage, aber auch<br />

vor dem Hintergrund veränderter technologischer und arbeitsorganisatorischer Bedingungen. Es<br />

liegen auch keine gesicherten empirischen Erkenntnisse darüber vor, welche Kenntnisse,<br />

Kompetenzen und Eigenschaften bzw. welcher „Reifegrad“ den jungen Erwachsenen den<br />

erfolgreichen Einstieg und vielmehr noch die erfolgreiche Absolvierung einer Berufsausbildung<br />

sichern. Lediglich empirische Untersuchungen verschiedener Befragungen zur subjektiven<br />

Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Bewerber und Bewerberinnen wurden durchgeführt<br />

(vgl. z. B. Ehrental/Eberhardt/Ulrich 2005; vgl. im Überblick Frommberger <strong>2009</strong>). Hierbei handelt<br />

es sich also nicht um die Erfassung der Leistungsstände der Auszubildenden, sondern um die<br />

Abfrage der Einschätzung der Personen, die mit den Jugendlichen direkt oder indirekt zu tun<br />

haben. Auch ist die prognostische Validität diverser Auswahlverfahren und Einstiegstests, in


Transitions 129<br />

denen das zukünftige Leistungsvermögen eingeschätzt werden soll, ist verhältnismäßig begrenzt.<br />

Um belastbare Aussagen zu den nachweislich erfolgreichen Merkmalen der „Ausbildungsreife“<br />

formulieren zu können, sind mehrjährige Längsschnittuntersuchungen erforderlich, die bislang<br />

nicht durchgeführt worden sind. Bis dato liegt jedoch eine Vielzahl normativer Definitionen des<br />

Konstrukts „Ausbildungsreife“ vor, das von verschiedenen Autoren unterschiedlich prononciert<br />

wird (vgl. dazu den Überblick in Eberhard 2006).<br />

Gleichwohl werden in den Veröffentlichungen zu den PISA‐Ergebnissen auch<br />

Schlussfolgerungen gezogen, die sich auf die Möglichkeit der jungen Erwachsenen beziehen,<br />

einen Ausbildungsberuf erfolgreich zu absolvieren: „Anhand der PISA‐Daten ist es zwar nicht<br />

möglich zu bestimmen, welches minimale Niveau der Lesekompetenz erreicht sein muss, um<br />

eine Ausbildung erfolgreich abschließen zu können. Betrachtet man jedoch die Definition der<br />

Kompetenzstufe I, ist zu vermuten, dass Jugendliche, die den entsprechenden Anforderungen<br />

nicht gewachsen sind, erhebliche Schwierigkeiten beim Übergang in das Berufsleben haben<br />

werden“ (Artelt u. a. 2001). Unter Bezug auf die Kompetenzstufe I, welche die unterste Stufe im<br />

Kompetenzstufenmodell darstellt, das für die PISA‐Untersuchungen und die dort beabsichtigte<br />

Beschreibung und Einordnung erfasster Leistungen zugrunde gelegt wurden, werden so<br />

genannte „Risikogruppen“ definiert. Ein relativ hoher Anteil der getesteten Schüler und<br />

Schülerinnen in <strong>Deutschland</strong> verbleibt unterhalb der Kompetenzstufe I. Die Definition der<br />

Risikogruppe schließt darüber hinaus die Schüler und Schülerinnen ein, die im Lernbereich<br />

Mathematik auf der Kompetenzstufe I angesiedelt sind. Insgesamt zählen zur Risikogruppe in<br />

<strong>Deutschland</strong> etwa 20 Prozent der getesteten Schüler und Schülerinnen. Insofern lässt sich unter<br />

dem notwendigen Vorbehalt vertreten, dass aus den PISA‐Ergebnissen auch Schlussfolgerungen<br />

gezogen werden können, die sich auf das Thema Ausbildungsreife beziehen. Demnach erfüllt ein<br />

Großteil der deutschen Schüler und Schülerinnen gegenwärtig offenbar nicht die notwendigen<br />

Voraussetzungen, die eine erfolgreiche Berufsausbildung erwarten ließen.<br />

Schließlich ist in diesem Feld zusätzliche Forschung wichtig: „Die Klärung der Frage, welche<br />

Kompetenzniveaus den Mindeststandard der Ausbildungsreife kennzeichnen und welche<br />

Anforderungsniveaus mit berufsspezifischer Ausbildungseignung für unterschiedliche Berufe<br />

verbunden sind, gehört zu den dringlichsten, sicherlich aber auch anspruchsvollsten Aufgaben<br />

der empirischen Bildungsforschung in den kommenden Jahren“ (Trautwein u. a. 2008).<br />

In den kommenden Jahren sind einschneidende demograische Entwicklungen zu erwarten;<br />

es bleibt abzuwarten, ob der relative Anteil der Übergänge in das Duale System der beruflichen<br />

Bildung an der 1. Schwelle weiterhin fällt oder eher wieder ansteigen wird. Gleichwohl wird es<br />

auch dann weiterhin Passungsprobleme geben, sofern die Angebotsseite, insbesondere in Bezug<br />

auf die Ausbildungsplätze im Dualen System, quantitativ in Relation zur Nachfrage wachsen wird.<br />

Es ist die Frage zu stellen, ob und inwieweit das System der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong><br />

an der 1. Schwelle mit attraktiven Angeboten aufwarten kann, die auch denjenigen<br />

Schulabsolventen und –absolventinnen Anschlussmöglichkeiten bieten, die nicht den<br />

Anforderungen einer vollständigen Berufsausbildung genügen können. Diese Personengruppe<br />

drängt in den Markt der beruflichen Erstausbildung, weil sie ohne eine qualifizierte


130 Dietmar Frommberger<br />

Berufsausbildung auch in einem Beschäftigungssystem mit hohem Arbeitskräftebedarf keine<br />

beruflichen Entwicklungschancen besitzen. Während diese Personengruppe vor Jahrzehnten<br />

noch erfolgreich in Beschäftigungssegmente auf einem un‐ und angelernten Qualifikationsniveau<br />

integriert werden konnte, sind diese Bereiche vermehrt weggefallen. Diese „Integrationslücke“<br />

ist zu schließen. Die Ansätze und der Forschungs‐ und Entwicklungsbedarf der<br />

„Benachteiligtenforschung“ werden in Bojanowski (2006) sowie Bojanowski u. a. (2005)<br />

beschrieben. Zu verweisen ist an dieser Stelle auch auf das Memorandum „Zur<br />

Professionalisierung des pädagogischen Personals in der Integrationsförderung aus<br />

berufsbildungswissenschaftlicher Sicht“ der Sektion Berufs‐ und Wirtschaftspädagogik der<br />

Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (2008).<br />

3. Übergänge innerhalb der beruflichen Bildung<br />

Wie oben ausgeführt, werden in der Analyse der Angebote der beruflichen Erstausbildung<br />

drei verschiedene Sektoren unterschieden, das Duale System, das Schulberufssystem sowie das<br />

Übergangssystem. Diese Angebote prägen die Formen der beruflichen Erstausbildung und<br />

beruflichen Ausbildungsvorbereitung in <strong>Deutschland</strong>. Hinzu kommt das System der beruflichen<br />

Weiterbildung, insbesondere das Angebot der förderfähigen Maßnahmen gemäß<br />

Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz. Die Übergänge zwischen diesen vier Bereichen der<br />

beruflichen Bildung sind das Thema dieses Kapitels. Die Übergänge zwischen diesen vier<br />

Bereichen werden auch als „Schnittstellen“ bezeichnet, in der Berufsbildungspolitik und der<br />

Berufsbildungsforschung wird diesbezüglich häufig von einer „Schnittstellenproblematik“<br />

gesprochen. Offenbar funktionieren die Übergänge zwischen den vier verschiedenen<br />

Berufsbildungsteilsystemen nicht zufriedenstellend.<br />

Die Fragen des Übergangs von der beruflichen Vorbereitung bzw. Ausbildungsvorbereitung<br />

in die berufliche Erstausbildung bestimmten den Diskurs in den letzten Jahrzehnten. Aktuell<br />

gewinnen die Fragen des berufsfeldbezogenen Überganges innerhalb des Dualen System,<br />

zwischen der vollzeitschulischen Berufsausbildung und der Berufsausbildung im Dualen System<br />

sowie zwischen Erstausbildung und Fortbildung an Bedeutung. Auch die Erprobung eines<br />

Leistungspunktesystems in der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> widmet sich<br />

schwerpunktmäßig der Frage der Verbesserung der Übergänge zwischen den verschiedenen<br />

Berufsbildungsteilsystemen.<br />

Vier Schnittstellen im System der beruflichen Bildung<br />

Nachfolgend werden die vier „Schnittstellen“ der beruflichen Bildung und die angenommen<br />

und diagnostizierten Übergangshindernisse skizziert:<br />

Übergang zwischen Berufsausbildungsvorbereitung und beruflicher Erstausbildung: Die<br />

Berufsausbildungsvorbereitung ist nach Berufsbildungsgesetz (§ 1 Abs. 1) Teil der Berufsbildung.<br />

Die Berufsausbildungsvorbereitung dient der Vermittlung von Grundlagen für den Erwerb<br />

beruflicher Handlungsfähigkeit und kann insbesondere durch inhaltlich und zeitlich abgegrenzte


Transitions 131<br />

Lerneinheiten erfolgen, die aus den Inhalten anerkannter Ausbildungsberufe entwickelt werden<br />

(sogenannte Qualifizierungsbausteine, vgl. Berufsbildungsgesetz, § 69). Idealtypisch erfolgt der<br />

Übergang von der Berufsausbildungsvorbereitung in eine anschließende Berufsausbildung unter<br />

Berücksichtigung und Anrechnung der abgeschlossenen Qualifizierungsbausteine. In der Praxis<br />

der Berufsbildung erfolgt der Übergang an dieser Schnittstelle jedoch nicht reibungslos, weil eine<br />

Anrechnung der Berufsausbildungsvorbereitung im Dualen System durch die<br />

Ausbildungsbetriebe nicht gesichert ist und in der Regel nicht geschieht. Die absolvierten<br />

Qualifizierungsbausteine in der Berufsausbildungsvorbereitung werden lediglich als eine<br />

zusätzliche Qualifizierung bzw. Voraussetzung für den Einstieg in eine Berufsausbildung<br />

gewertet. Auch die Angebote und Maßnahmen, die darüber hinaus im Übergangssystem<br />

absolviert werden, können lediglich die Chancen auf eine erfolgreiche<br />

Ausbildungsplatzbewerbung erhöhen. Eine Anrechnung der Leistungen, die nicht selten über<br />

einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren erworben werden, erfolgt meistens nicht. Eine<br />

gelegentliche Ausnahme stellt hier das Berufsgrundbildungsjahr dar, sofern dieses regional von<br />

den Ausbildungsbetrieben für den Einstieg in eine Berufsausbildung vorausgesetzt wird.<br />

Übergang zwischen verschiedenen Ausbildungsrichtungen im Dualen System: In der<br />

Berufsausbildung im Dualen System wird auf der Basis unterschiedlicher Ausbildungsberufe<br />

ausgebildet. Diese Ausbildungsberufe sind Berufsfeldern zugeordnet, beispielsweise dem metall‐<br />

oder elektrotechnischen oder dem kaufmännisch‐verwaltenden Berufsfeld. Häufig existiert eine<br />

curriculare Schnittmenge zwischen verschiedenen Ausbildungsrichtungen innerhalb eines<br />

Berufsfeldes und gegebenenfalls auch zwischen verschiedenen Berufsfeldern. Die Frage ist, wie<br />

beim Wechsel von einer Ausbildungsrichtung in eine andere bereits absolvierte Lernleistungen<br />

für die neue Ausbildungsrichtung anerkannt und angerechnet werden können, um Lernschleifen<br />

und ‐redundanzen zu vermeiden. Diese Frage ist auch deswegen von besonderer Relevanz, weil<br />

ein hoher Prozentsatz der Ausbildungsverträge aus unterschiedlichen Gründen vorzeitig<br />

aufgelöst wird und die Auszubildenden in eine alternative Berufsausbildung wechseln (müssen).<br />

Bislang liegen für diese Anerkennungs‐ und Anrechnungsfrage keine transparenten Regelungen<br />

vor.<br />

Übergang zwischen vollzeitschulischer und außerschulischer Berufsausbildung: Trotz § 39<br />

Berufsbildungsgesetz, wonach der Prüfungsausschuss der zuständigen Stellen für die<br />

Berufsbildung zur Bewertung einzelner, nicht mündlich zu erbringender Prüfungsleistungen im<br />

Rahmen der Abschlussprüfung im Dualen System gutachterliche Stellungnahmen Dritter,<br />

insbesondere der Berufsbildenden Schulen, einholen kann, besitzt die Anerkennung<br />

berufsschulisch erbrachter Lern‐ und Ausbildungsleistungen im System der außerschulischen<br />

bzw. betrieblichen Berufsbildung praktisch kaum eine Bedeutung. Auch der § 43 Abs. 2<br />

Berufsbildungsgesetz, wonach zur Abschlussprüfung zuzulassen ist, wer in einer berufsbildenden<br />

Schule oder einer sonstigen Berufsbildungseinrichtung ausgebildet worden ist, wenn dieser<br />

Bildungsgang der Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf entspricht, spielt in<br />

der Praxis selbst in Zeiten einer schwierigen Ausbildungsplatzsituation nur eine untergeordnete<br />

Bedeutung. Die Anerkennung und Anrechnung schulischer Teilleistungen bzw. vollzeitschulisch


132 Dietmar Frommberger<br />

erworbener Abschlüsse für die Berufsausbildung im Dualen System funktioniert in den meisten<br />

Regionen <strong>Deutschland</strong>s nicht.<br />

Übergang zwischen Berufsausbildung und beruflicher Weiterbildung: Grundsätzlich erfolgt<br />

der Einstieg in das Angebot der förderfähigen Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung<br />

gemäß Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz auf der Basis einer erfolgreich abgeschlossenen<br />

und einschlägigen betrieblichen oder vollzeitschulischen beruflichen Erstausbildung sowie einer<br />

zusätzlichen mindestens zweijährigen Berufstätigkeit. Die Zulassung für eine Form der<br />

beruflichen Weiterbildung erfolgt auf der Basis transparenter Kriterien. Die Frage ist jedoch,<br />

inwieweit Lernleistungen, die in der beruflichen Erstausbildung oder im Rahmen der beruflichen<br />

Erfahrungen im Anschluss an die Erstausbildung erbracht wurden, auf eine berufliche<br />

Weiterbildung angerechnet werden können. Damit im Zusammenhang steht die Frage, wie die<br />

beiden Teilbereiche Aus‐ und Weiterbildung, die im deutschen System der beruflichen Bildung<br />

strukturell und zeitlich relativ weit auseinander liegen, stärker aufeinander bezogen werden<br />

können.<br />

Übergangsprobleme aufgrund unterschiedlicher gesetzlicher Grundlagen<br />

Die öffentlich‐rechtlichen Angebote der beruflichen Bildung basieren in <strong>Deutschland</strong> auf<br />

unterschiedlichen Gesetzen. Übergänge bzw. Anerkennungen und Anrechnungen stoßen also<br />

bereits an dieser Stelle auf Hindernisse. Die rechtliche Verortung der Berufsbildung in<br />

<strong>Deutschland</strong> ist gekennzeichnet durch die Trennung wesentlicher Zuständigkeiten und<br />

Verantwortlichkeiten zwischen dem Bund bzw. Bundesministerien einerseits und den<br />

Bundesländern bzw. den Landesministerien andererseits. Die Verantwortlichkeit für das<br />

Bildungswesen – und damit in wesentlichen Bestandteilen auch für das Berufsbildungswesen –<br />

wird in <strong>Deutschland</strong> durch die föderale Staatsstruktur bestimmt. Gemäß Grundgesetz ist der<br />

Bund im Rahmen der konkurrierenden Gesetzgebung für das Recht der Wirtschaft und das<br />

Arbeitsrecht zuständig (Art. 74 Abs. 1 Nr. 11 und 12 Grundgesetz). Daraus wird die Zuständigkeit<br />

des Bundes für die betriebliche Berufsbildung abgeleitet. Die Gesetzgebungs‐ und<br />

Verwaltungskompetenzen für Schulangelegenheiten sind den Bundesländern zugewiesen<br />

(„Kulturhoheit der Länder“). Damit sind die Länder für das Schulwesen zuständig und demnach<br />

auch für die Berufsbildung in den öffentlichen und gleichgestellten privaten (berufsbildenden)<br />

Schulen und Berufsschulen. Das Schulrecht umfasst die Gesamtheit der Rechtsnormen, die sich<br />

auf die Schule und das Schulwesen beziehen: Schulgesetze, Rechtsverordnungen, Satzungen,<br />

Verwaltungsvorschriften der Länder. 38<br />

Die deutsche Berufsbildung ist insofern von einer legislativen Dualität und Polyvalenz<br />

geprägt. Für den Bereich der dominierenden Form der Berufsbildung in Kombination<br />

38<br />

Eine Sonderrolle mit Blick auf die hier vorgenommene Unterteilung zwischen Bundes‐ und Landesrecht für<br />

den Bereich der Berufsbildung nimmt die Berufsausbildung im Bereich des Gesundheitswesens ein. Dort wird die<br />

Berufsausbildung in großen Teilen nach Bundesrecht geregelt (z. B. Krankenpflegegesetz), wobei die Ausbildung in<br />

diesen Berufen den staatlich anerkannten Schulen vorbehalten ist.


Transitions 133<br />

betrieblicher und berufsschulischer Anteile („Duales System“) gelten bundes‐ und<br />

landesrechtliche Grundlagen, für die weiteren Formen schulischer Berufsbildung an<br />

Berufsbildenden Schulen gelten allein die landesrechtlichen Grundlagen. Auch die Angebote der<br />

beruflichen Fortbildung werden nach Berufsbildungsgesetz, also konkret in der Verantwortung<br />

der zuständigen Stellen für die Berufsbildung, oder nach den Landesgesetzen geregelt. Die<br />

landesrechtlichen Grundlagen, im Wesentlichen also die Schulgesetze, sind wiederum<br />

unterschiedlich in den sechzehn verschiedenen Bundesländern.<br />

Das Leistungspunktesystem als Lösungsansatz für die Förderung der Übergänge in der<br />

beruflichen Bildung<br />

Die Übergangsfragen innerhalb der beruflichen Bildung werden aktuell in <strong>Deutschland</strong> unter<br />

anderem im Rahmen des Pilotprogrammes DEC<strong>VET</strong> des Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung behandelt. Im Fokus der Initiative DEC<strong>VET</strong> steht die Durchführung von Pilotprojekten<br />

zur systematischen Erprobung eines Leistungspunktesystems zur Erfassung, Übertragung und<br />

Anrechnung von Lernergebnissen bzw. Kompetenzen von einem Teilbereich des beruflichen<br />

Bildungssystems in einen anderen. Ziel der Initiative ist es, mögliche Anrechnungspotenziale an<br />

den Schnittstellen rund um das duale System zu identifizieren und zu erproben und dadurch<br />

einen Beitrag zur Erhöhung der horizontalen und vertikalen Durchlässigkeit zu leisten (vgl.<br />

www.decvet.net). Im Hinblick auf die Aus‐ und Weiterbildungssituation in der Bundesrepublik<br />

wird hiermit vor allem eine Verbesserung der Zu‐ und Übergangsoptionen zwischen den<br />

Subsystemen des deutschen Berufsbildungssystems, aber auch eine Flexibilisierung innerhalb<br />

der beruflichen Bildung angestrebt. Mit dem Pilotprogramm sind folgende weitere Ziele<br />

verbunden:<br />

‐ Erhöhung der Transparenz von Qualifikationen und Lernergebnissen,<br />

‐ Öffnung und Flexibilisierung der Zu‐ und Übergänge beruflicher Bildungswege,<br />

‐ Vermeidung von Warteschleifen, redundanten Qualifizierungen und Bildungssackgassen,<br />

‐ Bessere Verknüpfung der Lernorte und Erhöhung der Kooperation der<br />

Bildungseinrichtungen,<br />

‐ Validierung und Anrechnung von informell erworbenen Lernergebnissen und<br />

‐ Steigerung der internationalen Mobilität von Einzelpersonen in der Berufsausbildung.<br />

Die Frage des Übergangs innerhalb der beruflichen Bildung tangiert also auch die<br />

grenzüberschreitende Mobilität, insbesondere innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />

Union. Insofern wird die berufliche Bildung in <strong>Deutschland</strong> und speziell die Frage der Übergänge<br />

zwischen den verschiedenen Angeboten der beruflichen Bildung unmittelbar durch die<br />

berufsbildungspolitischen Maßnahmen und Instrumente der Organe der Europäischen Union zur<br />

Förderung der europäischen Mobilität der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf dem<br />

Arbeitsmarkt sowie im Aus‐ und Weiterbildungssystem beeinflusst. Das prinzipielle Recht auf


134 Dietmar Frommberger<br />

Freizügigkeit, Niederlassungsfreiheit und Dienstleistungsfreiheit zwischen und innerhalb der<br />

Mitgliedsstaaten der EU bzw. das Prinzip des Gleichbehandlungsgebots sowie das Grundrecht<br />

auf den freien Zugang zur Beschäftigung in den EU‐Mitgliedsstaaten haben bereits früh zu<br />

Maßnahmen der Anerkennung, Angleichung und Entsprechung beruflicher Befähigungen und<br />

später auch zu Transparenzansätzen geführt. Neben der Förderung der Mobilität im Bereich der<br />

allgemeinen und beruflichen Bildung stehen diese Maßnahmen im Kontext der Förderung der<br />

Arbeitskräftemobilität und sind damit mittelbar Teil der Europäischen Bildungs‐ und<br />

Berufsbildungspolitik (vgl. ausführlich Frommberger 2006b).<br />

Aktuell werden der Ansatz eines Leistungspunktesystems in der beruflichen Bildung sowie<br />

der Ansatz des Europäischen und der Nationalen Qualifikationsrahmen forciert. Für die<br />

Schaffung eines Europäischen Berufsbildungsraums sind die Transparenz von Qualifikationen<br />

und der Transfer von Lernleistungen zentral. Im Kommuniqué von Maastricht vom Dezember<br />

2004 haben sich deshalb die für die Berufsbildung zuständigen Minister, die Sozialpartner und<br />

die Europäische Kommission dafür ausgesprochen, einen Europäischen Qualifikationsrahmen<br />

(EQR) zu entwickeln und umzusetzen. Im November 2007 wurde der EQF durch den<br />

Bildungsministerrat der EU förmlich beschlossen. Der Transfer von Lernleistungen und deren<br />

Anrechnung soll durch die Einführung eines Kreditpunktesystems in der Berufsbildung<br />

erleichtert werden, dem sogenannten EC<strong>VET</strong> (European Credit (Transfer) System for Vocational<br />

Education and Training) (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2008).<br />

Diese Entwicklungen beeinflussen den fachlichen Diskurs und die interessenpolitische<br />

Diskussion in Fragen der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong>. Einerseits sollen die genannten<br />

Instrumente die Übergänge zwischen den Teilsystemen der Berufsbildung national und<br />

international fördern, andererseits treffen die damit einhergehenden Veränderungen der<br />

beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> auf einen breiten Widerstand. Die Einführung eines<br />

Leistungspunktesystems nach den EC<strong>VET</strong>‐Empfehlungen ist in deutschen Diskussionen heftiger<br />

umstritten als bisherige Standardisierungsbemühungen der EU. Die Aufsplittung von<br />

Gesamtqualifikationen in zertifizierbare Teilqualifikationen stellt aus Sicht vieler Akteure eine<br />

Gefährdung für einen der Eckpfeiler des Dualen Systems dar, das Ausbildungsberufsprinzip, das<br />

gesetzlich und auch ordnungspolitisch als übergeordnetes Ziel beruflicher Ausbildung verankert<br />

ist. Diese Diskussion um die Frage der Gefährdung des Ausbildungsberufsprinzips vor dem<br />

Hintergrund modularisierter Gestaltungsansätze der beruflichen Bildung wird in <strong>Deutschland</strong><br />

intensiv geführt. Zunächst unabhängig von den europäischen Entwicklungen und allein auf die<br />

nationalen Problemlagen bezogen sind die unterschiedlichen Argumente auch in den<br />

Vorschlägen von Euler und Severing (2007) und den anschließenden Reaktionen (vgl. Kruse u. a.<br />

2008) nachzuvollziehen.<br />

4. Übergänge von der Berufsbildung in die Hochschulbildung<br />

Die Frage des Überganges von der Berufsbildung in die Hochschule ist eng verknüpft mit der<br />

berufsbildungstheoretischen Argumentation der Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher


Transitions 135<br />

Bildung. Daher besitzt das Thema in der Berufsbildungsforschung eine lange Tradition (vgl.<br />

Husemann/Münch/Pütz 1995; Bremer u. a. 1993). Aktuell wird das Thema in der<br />

Berufsbildungsforschung nur sehr begrenzt bearbeitet, jedoch werden hierzu neue Forschungs‐<br />

und Entwicklungsprogramme durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

aufgelegt.<br />

Die klassischen Bildungswege in die Hochschulen<br />

Der Einstieg in das Studium an den Fachhochschulen und Universitäten erfolgt mehrheitlich<br />

über die Abschlüsse der Sekundarstufe II der allgemein bildenden Schulen (Gymnasium,<br />

Gesamtschule). Die strukturelle und inhaltliche Verknüpfung zwischen Allgemeinbildung und<br />

Hochschulbildung ist in <strong>Deutschland</strong> traditionell fest verankert (vgl. Wolter 1987). Dieser<br />

„Königsweg“ zur Hochschule wird ergänzt durch den sogenannten 2. Bildungsweg, namentlich<br />

über das Abendgymnasium und das Kolleg. Berufstätige Personen, die nachträglich eine<br />

Hochschulzugangsberechtigung erwerben möchten, um studieren zu können, absolvieren diese<br />

schulrechtlich geregelten Angebote des 2. Bildungsweges, die sich am allgemeinbildenden Abitur<br />

ausrichten. Auch über die Begabtenprüfung ist der Zugang zur Hochschule auf der Basis<br />

allgemein bildender Standards möglich. Diese Prüfung soll hervorragend begabten Bewerbern,<br />

die für ein bestimmtes Fachgebiet eine herausragende Befähigung besitzen, die aber wegen<br />

ihres Entwicklungsganges keine Abiturprüfung ablegen konnten, durch den Erwerb der<br />

allgemeinen Hochschulreife den Zugang zum Hochschulstudium ermöglichen. Die<br />

Begabtenprüfung ist jedoch keine Einrichtung des Zweiten Bildungsweges, die über einen<br />

schulischen Bildungsgang zum Abitur führt. Die Vorbereitung auf die Prüfung erfolgt privat.<br />

Quantitativ ist der Zugang zur Hochschule über die Begabtenprüfung nicht von Bedeutung.<br />

Der berufliche Bildungsweg in die Hochschulen<br />

Für die Berufsbildung interessant ist der 3. Bildungsweg, also der Erwerb der<br />

Hochschulzugangsberechtigung und Zulassungsmöglichkeit auf der Basis beruflicher<br />

Bildungswege und berufsqualifizierender Abschlüsse. 39 Dieser Bildungsweg steht seit einigen<br />

Jahren im Mittelpunkt der bildungs‐ und berufsbildungspolitischen Debatte. Es geht um die<br />

Öffnung der Hochschulen für Berufstätige bzw. für Personen, die den beruflichen Bildungsweg<br />

beschreiten. Der zentrale Beweggrund im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Öffnung der<br />

Hochschulen liegt in politischer Hinsicht in der Erhöhung des Nachfragepotenzials für ein<br />

Studium an den Hochschulen, insbesondere vor dem Hintergrund einer in internationalen<br />

Vergleichsuntersuchungen diagnostizierten relativ niedrigen Studierendenrate in <strong>Deutschland</strong><br />

39<br />

Streng genommen muss der Begriff Hochschulzugangsberechtigung von der Hochschulzulassung<br />

unterschieden werden. Der Begriff Hochschulzugang bezieht sich auf die Gesamtheit von Vorbedingungen,<br />

Möglichkeiten, Hindernissen und Strömungen beim Eintritt in die Hochschule. Der Hochschulzugang ist verbunden mit<br />

einem formulierten Rechtsanspruch im Hochschulrahmengesetz. Das Problem der Hochschulzulassung bezieht sich<br />

hingegen auf die konkreten Regelungen zur Selektion unter bereits qualifizierten Bewerbern oder auf den Prozess der<br />

Aufnahme in die Hochschule (vgl. Frommberger 1999).


136 Dietmar Frommberger<br />

(vgl. OECD 2008). Gleichwohl liegen die originären Beweggründe für die Möglichkeit des Erwerbs<br />

der Hochschulreife über den beruflichen Bildungsweg in der beruflichen Bildung selbst. Diese<br />

Argumentation kann hier aus Platzgründen nicht ausgeführt werden (vgl. dazu Frommberger<br />

1999, S. 265 ff). Jedoch sei darauf hingewiesen, dass diese Frage der Öffnung der Hochschulen in<br />

berufsbildungstheoretischer und auch in empirischer Hinsicht seit Jahrzehnten im Prinzip<br />

beantwortet ist, jedoch politisch nicht durchsetzbar war und regelrecht blockiert wurde. Erst der<br />

internationale Vergleich mit Bezug auf die Rate der Studierenden sowie die Notwendigkeit der<br />

Attraktivitätssteigerung beruflicher Bildung führte in <strong>Deutschland</strong> zur Akzeptanz dieser alten<br />

Forderung. 40<br />

Große Vielfalt hochschulrechtlicher Zulassungs‐ und schulrechtlicher<br />

Zugangsregelungen für die berufliche Bildung<br />

Für die Frage des Übergangs von der Berufsbildung in die Hochschulbildung ist zwischen den<br />

hochschulrechtlichen Zulassungsregelungen einerseits und den schulrechtlichen<br />

Zugangsregelungen andererseits zu unterscheiden. Die Anzahl der verschiedenen<br />

hochschulrechtlichen Zulassungsregelungen in <strong>Deutschland</strong> ist umfangreich. In einer Publikation<br />

der KMK (2006b) ist eine Übersicht zu finden. Die Zulassungsvarianten haben sich jedoch in den<br />

letzten Jahren stark weiter entwickelt. Eine Typisierung der Palette der Möglichkeiten der<br />

hochschulrechtlichen Zulassungsregelungen ist in Frommberger (1999, S. 283 ff) zu finden.<br />

Bundesweit liegt ein „bunter Strauß“ vor. Im Bundesland Bayern etwas wird in Art. 45 des<br />

Bayerischen Hochschulgesetzes Folgendes festgelegt: „(…) Absolventen und Absolventinnen der<br />

Meisterprüfung wird der fachgebundene Zugang zur Fachhochschule für die der Meisterprüfung<br />

fachlich entsprechenden Studiengänge eröffnet, wenn sie eine Beratungsgespräch an der<br />

Fachhochschule absolviert haben (…).“ Das heißt, dass in Bayern mit der erfolgreichen<br />

Absolvierung der beruflichen Weiterbildung die Hochschulzugangsberechtigung erworben wird,<br />

allerdings ausschließlich fachbezogen und für die Fachhochschulen sowie unter der Bedingung<br />

eines durchgeführten Beratungsgespräches. Im Hochschulgesetz des Bundeslandes Sachsen‐<br />

Anhalt etwa heißt es in § 27 Abs. 4: „Besonders befähigte Berufstätige, die aufgrund ihrer<br />

Begabung, ihrer Persönlichkeit und ihrer Vorbildung für ein Studium in Frage kommen, aber<br />

keine Hochschulreife besitzen, können die für das Studium einer bestimmten Fachrichtung<br />

40<br />

Der Anlass für die Forderung nach einer „Attraktivitätssteigerung“ beruflicher Ausbildung und für die<br />

Befürchtung, in Zukunft einen Mangel an qualifizierten Facharbeitern konstatieren zu müssen, ist auf das Jahr 1990 zu<br />

datieren, als erstmals in der deutschen Bildungsgeschichte die Zahl der Studierenden an den Hochschulen und<br />

Universitäten die Zahl der Auszubildenden übertraf. Obwohl der Vergleich dieser beiden Zahlen äußerst<br />

problematisch ist, wurden sie als ein Alarmsignal für die weitere Entwicklung der Berufsausbildung gedeutet. Über die<br />

Möglichkeit des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung in der beruflichen Bildung sollte die Wahl für eine Form<br />

der Berufsbildung anstatt für den klassischen Königsweg über die Allgemeinbildung attraktiver werden. Eine<br />

Sammlung diverser interessenpolitischer Stellungnahmen, welche die Akzeptanz der Öffnung der Hochschulen bereits<br />

für die 1990er Jahre auf breiter Ebene dokumentiert, ist in Mucke/Schwiedrzik (1995) zu finden.


Transitions 137<br />

erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten durch ein erfolgreiches Ablegen einer Prüfung zur<br />

Feststellung der Studienbefähigung nachweisen (…) Das Nähere regeln die Hochschulen in einer<br />

Ordnung (…).“ Das zuletzt genannte Beispiel zeigt, dass es nicht nur verschiedene<br />

hochschulrechtliche Regelungen zur Frage der Zulassung in verschiedenen Bundesländern gibt,<br />

sondern auch innerhalb der Bundesländer diverse fachhochschulische, universitäre sowie<br />

fachgebietsbezogene Regelungen vorliegen.<br />

Die schulrechtlichen Zugangsregelungen beziehen sich auf Abschlüsse, die in schulischen<br />

Formen mit ausgeprägter beruflicher Orientierung erworben werden können, die nach den<br />

Landesgesetzen der Bundesländer geordnet sind. An erster Stelle steht hier das berufliche<br />

Gymnasium, in welchem auf der Basis einer fachrichtungsbezogenen Vertiefung (Bautechnik,<br />

Elektrotechnik, Hauswirtschaft, Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung etc.) die allgemeine<br />

oder fachrichtungsbezogene Hochschulzugangsberechtigung erworben werden kann. Von<br />

besonderer Bedeutung sind diesbezüglich auch die Schulformen der Fachoberschule und der<br />

Berufsoberschule, in welchen – ebenfalls fachrichtungsbezogen und in Berücksichtigung<br />

betrieblich‐beruflicher Erfahrungen – die Fachhochschulzugangsberechtigung bzw. allgemeine<br />

oder fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung erworben werden kann. Daneben ist es<br />

zum Teil auch möglich, in den Berufsfachschulen und Fachschulen der Berufsbildenden Schulen<br />

eine Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben. Grundsätzlich ist das Potenzial für den<br />

Übergang in die Hochschule auf der Basis schulrechtlicher Angebote der beruflichen Bildung in<br />

<strong>Deutschland</strong> als sehr hoch einzuschätzen (vgl. Köller u. a. 2004).<br />

Während also die schulrechtlich geregelten Berufsbildungswege in den Bundesländern eine<br />

wichtige Bedeutung für den Übergang von der Berufsbildung in die Hochschulbildung besitzen,<br />

sollen die hochschulrechtlich geregelten Zulassungswege den Absolventen der außerschulischen<br />

Berufsbildung dienen, mithin denjenigen Personen, die eine Berufsausbildung im Dualen System<br />

und/oder einen beruflichen Weiterbildungsabschluss nach Berufsbildungsgesetz erworben<br />

haben.<br />

Die Förderung des beruflichen Bildungsweges in die Hochschulen: Ansätze und<br />

Diskussionen<br />

Im Mittelpunkt der beruflichen Bildung in <strong>Deutschland</strong> stehen das Duale System sowie die<br />

berufliche Weiterbildung. Hierbei ist zwischen schulnaher, betriebsnaher und betrieblicher<br />

Weiterbildung zu unterscheiden.<br />

Der potenzielle berufliche Bildungsweg in die Fachhochschulen und Universitäten führt über<br />

die schul‐ und betriebsnahe berufliche Weiterbildung.<br />

Schulnahe berufliche Weiterbildung erfolgt in den Fachschulen der Berufsbildenden Schulen,<br />

in der Regel führt diese berufliche Weiterbildung zu den Abschlüssen Staatlich anerkannte(r)<br />

TechnikerIn sowie BetriebswirtIn.<br />

Die betriebsnahe berufliche Weiterbildung erfolgt in Angeboten unter der Zuständigkeit der<br />

„zuständigen Stellen“ in der Berufsbildung gemäß Berufsbildungsgesetz (Industrie‐ und


138 Dietmar Frommberger<br />

Handelskammern, Handwerkskammern, Landwirtschaftskammern, Kammerorganisationen der<br />

freien Berufe). Diese Form der beruflichen Weiterbildung führt im gewerblich‐technischen und<br />

handwerklichen Bereich zu den bekannten Meisterabschlüssen (Industriemeister, Polier etc.), im<br />

kaufmännischen Bereich überwiegend zu den branchen‐ oder aufgabenbezogenen Abschlüssen<br />

Fachwirt/in (Bankfachwirt/in, Handelsfachwirt/in etc.) oder Fachkaufmann/frau<br />

(Bilanzbuchhalter/in, Personalkaufmann/frau etc.).<br />

Der Übergang in die Hochschulen auf der Basis der außerschulischen Berufsbildung<br />

(Erstausbildung im Dualen System sowie berufliche Weiterbildung) besitzt in <strong>Deutschland</strong> derzeit<br />

quantitativ so gut wie keine Bedeutung (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S.<br />

170 ff). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert derzeit jedoch Programme,<br />

die mittels Stipendien das Studium „besonders befähigter“ Personen aus der beruflichen Bildung<br />

fördern sollen.<br />

Absolventen und Absolventinnen der Berufsbildung im Dualen System befinden sich als<br />

Angestellte und Facharbeiter/innen in relativ stabilen Beschäftigungsverhältnissen in<br />

betrieblichen Aufgaben‐ und Funktionsbereichen mit guten beruflichen Aufstiegschancen (vgl.<br />

dazu Harney/Kissmann 2000; Plicht 1998), die in anderen Staaten nicht selten von<br />

Hochschulabsolventen und ‐absolventinnen ausgeübt werden und besetzt sind (vgl.<br />

Maurice/Sellier/Silvestre 1979; später Heidenreich 1991; Drexel 1993; Backes‐Gellner 1996;<br />

Brauns/Müller/Steinmann 1997).<br />

Auf der Basis der curricular verankerten Mindeststandards und der gesetzlich normierten<br />

Qualitätskriterien trägt die Berufsausbildung im Dualen System sowie das Angebot der<br />

beruflichen Weiterbildung gemäß Berufsbildungsgesetz in einem hohen Maß zur fachlichen und<br />

persönlichen Entwicklung der Teilnehmer bei. Diese Form der beruflichen<br />

Kompetenzentwicklung ist deswegen für viele junge Erwachsene hoch attraktiv. Hierdurch<br />

unterscheidet sich die Situation von der Berufsbildung in den meisten anderen Ländern<br />

innerhalb und außerhalb Europas. Dort besitzt die betriebliche berufliche Qualifizierung einen<br />

verhältnismäßig niedrigen Status und wird überwiegend von den Schulabsolventen und<br />

Absolventinnen mit geringwertigen Schulabschlüssen absolviert. Die Situation in <strong>Deutschland</strong> ist<br />

daher von einer relativ attraktiven Alternative für die jungen Erwachsenen an der 1. Schwelle<br />

geprägt. Anstatt über die allgemeine Bildung den weiteren persönlichen und beruflichen<br />

Karrierewegen zu folgen, steht ein konkurrenzfähiges berufliches Bildungssystem zur Verfügung.<br />

Dennoch sind mit diesen Abschlüssen traditionell keine flächendeckend und systematisch<br />

verankerten allgemein bildenden Berechtigungen für die weiterführenden<br />

Hochschulbildungsgänge verknüpft. Dieses strukturelle Manko wird in <strong>Deutschland</strong> derzeit<br />

intensiv diskutiert, zunehmend scheint Übereinstimmungen darin zu bestehen, dass auch in der<br />

betrieblich‐beruflichen Bildung Kompetenzen erworben werden, die einen Beitrag zur<br />

Studierfähigkeit leisten können.<br />

So wurde vor kurzem das Pilotprogramm ANKOM abgeschlossen, mit welchem das<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung das übergeordnete bildungspolitische Ziel


Transitions 139<br />

verfolgte, Bildungswege zu öffnen und durchlässiger zu gestalten. Es sollen Übergänge zwischen<br />

Bildungsinstitutionen geebnet und dabei bereits vorhandene Qualifikationen und Kompetenzen<br />

berücksichtigt werden. Die Entwicklung und exemplarische Erprobung von<br />

Anrechnungsverfahren standen im Mittelpunkt der Arbeit der Pilotprojekte. Laut Förderrichtlinie<br />

sollten „jene Kompetenzen, die beruflich Gebildete in Aus‐ und Weiterbildung sowie im Beruf<br />

erworben haben, bei Hochschulstudiengängen in einer Höhe anerkannt werden, die den<br />

Leistungsanforderungen des jeweiligen Studiengangs entspricht“ (vgl. www.ankom.his.de).<br />

Konzeptionell wird das System der beruflichen Weiterbildung in <strong>Deutschland</strong> vermehrt mit<br />

dem Hochschulbereich verknüpft. So liegt mit dem 2002 eingeführten IT‐Weiterbildungssystem<br />

ein innovatives Modell vor, welches einen grundlegenden Reformansatz in der beruflichen<br />

Weiterbildung darstellt und die Durchlässigkeit zwischen Weiterbildung und Hochschulstudium<br />

gewährleisten soll (vgl. Ehrke/Hesse 2002). Dieses Ziel besitzt bisher jedoch lediglich den Status<br />

von Absichtserklärungen (vgl. Weißmann 2008).<br />

Darüber hinaus ist die Argumentation für die Abschlüsse der beruflichen Weiterbildung auf<br />

das Verhältnis zum hochschulischen Bachelorabschluss bezogen (vgl.<br />

Dobischat/Fischell/Rosendahl 2008; Diart u.a. 2008). Der berufliche Weiterbildungsabschluss<br />

(„Bachelor Professional“) wird in seiner Wertigkeit mit dem hochschulischen<br />

berufsqualifizierenden Bachelorabschluss gleichgesetzt (vgl. Diekmann 2007). Die formale<br />

Anschlussfähigkeit der außerschulischen beruflichen Bildung an den Hochschulsektor soll<br />

dadurch verbessert werden.<br />

In den aktuellen Diskursen um die Frage der Öffnung von Hochschulen für Berufstätige wird<br />

auf Entwicklungen in anderen Ländern verwiesen. Es wird vor allem auf die Aktivitäten der<br />

Hochschulen hingewiesen, die Zugänge für Berufstätige und andere Personengruppen („nicht<br />

traditionell Studierende“ oder „nicht regulär Studierende“) zu öffnen und auf diese<br />

Personengruppen mit besonderen Maßnahmen zu reagieren (vgl. Doering/Hanft 2008;<br />

Hanft/Knust 2008; Wolter 2008). Es geht dabei primär um die Weiterbildungsstrategien der<br />

Hochschulen. Diese Hinweise sind wichtig und zeigen, wie groß die Gestaltungsspielräume im<br />

Umgang mit den Studierenden für die deutschen Hochschulen sein könnten. Gleichwohl ist diese<br />

Problem‐ und Lösungssicht auf die Hochschulen beschränkt. Mit Blick auf die berufliche Bildung<br />

wird schlicht davon ausgegangen, dass dort die Studierfähigkeit erworben wird und die<br />

zusätzlichen Zugangsberechtigungen, soweit notwendig, gesetzlich neu zu regeln sind. Es fehlt<br />

der Blick auf die berufliche Bildung selbst. Die Berufsbildungsforschung thematisiert den<br />

Übergang in die Hochschulen auf der Basis eines beruflichen Werdeganges bereits seit mehreren<br />

Jahrzehnten. Es hat hierzu umfangreiche Diskurse und verschiedene Modellversuche gegeben<br />

(vgl. Kutscha 2003; <strong>2009</strong>).<br />

Traditionell absolvieren diejenigen in <strong>Deutschland</strong>, die eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

sowie einen beruflichen Abschluss erwerben wollen, zunächst die allgemeinbildende<br />

Sekundarstufe II zum Abitur, um anschließend einen Beruf zu erlernen, oder sie erwerben die<br />

Hochschulreife im Anschluss an die Berufsbildung in speziellen Bildungseinrichtungen auf dem<br />

sogenannten 2. Bildungsweg. In <strong>Deutschland</strong> wählen Gymnasiasten, die im Anschluss an das


140 Dietmar Frommberger<br />

Abitur eine berufliche Erstausbildung absolvieren, sowie Facharbeiter, Angestellte und Gesellen,<br />

die im Anschluss an den Erwerb eines Berufsabschlusses eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

erwerben, formal betrachtet zweimal die Sekundarstufe II. Dafür benötigen sie fünf bis sechs<br />

Jahre.<br />

Die fehlende Anschlussfähigkeit herzustellen, während gleichzeitig die hohe<br />

berufsqualifizierende Funktionsleistung der Berufsbildung gemäß Berufsbildungsgesetz erhalten<br />

bleibt, gilt aus der berufsbildungstheoretischen Sicht als eine besondere Herausforderung. In der<br />

Geschichte der Entwicklung des Bildungs‐ und Berufsbildungssystems ging die Verleihung<br />

zusätzlicher allgemeinbildender Berechtigungen, z. B. der Hochschulzugangsberechtigung, häufig<br />

mit einer Verschulung des Curriculum und der Ausbildungsorganisation einher. Insofern scheint<br />

es notwendig zu sein, über eine curriculare und didaktische Verbindung bzw. Integration der<br />

unterschiedlichen Ausbildungswege und ‐stufen nachzudenken, um Funktionsverluste der<br />

beruflichen Bildung im Zuge der Veränderung der Berechtigungen zu vermeiden.<br />

Der Weg über die Berufsbildung in die Hochschule erfolgt in <strong>Deutschland</strong> also vorwiegend<br />

auf der Basis der diversen additiven Doppelqualifikationen (vgl. Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008, S. 173). Dieses Übergangsverhalten nimmt statistisch gesehen<br />

tendenziell ab, betrifft aber immer noch knapp 17 Prozent der Studierenden an den<br />

Hochschulen. Diesbezüglich sind Möglichkeiten, mittels der Berufsausbildung nicht nur einen<br />

berufsqualifizierenden Abschluss zu erwerben, sondern auch die Hochschulreife (integrative<br />

Doppelqualifikationen) sehr attraktiv. In allen anderen europäischen Ländern, mittlerweile auch<br />

in Österreich und in der Schweiz, wird der massiven Nachfrage nach beiden Abschlüssen durch<br />

ein flächendeckendes Angebot doppelqualifizierender Bildungsgänge nachgekommen. Junge<br />

Erwachsene können so – und sie tun dies in einer beträchtlichen Anzahl – im Rahmen von drei<br />

bis vier Jahren einen berufsqualifizierenden Abschluss und gleichzeitig die Zugangsberechtigung<br />

für ein Hochschulstudium erwerben (vgl. Frommberger 2006).<br />

Die Herausforderung liegt in einem Angebot beruflicher Bildungsgänge, in denen einerseits<br />

anerkannte berufsqualifizierende Abschlüsse erworben werden und andererseits systematisch<br />

Kompetenzen vermittelt werden, die der Studierfähigkeit dienen. Hierfür liegt keine<br />

flächendeckende Praxis in <strong>Deutschland</strong> vor. In der außerschulischen beruflichen Bildung besitzt<br />

die Vermittlung der Hochschulreife keine Bedeutung, in der schulischen berufsorientierten<br />

Bildung, z. B. über das berufliche Gymnasium, die Fachoberschule oder die Berufsfachschule,<br />

werden keine vollwertigen berufsqualifizierenden Abschlüsse vermittelt.<br />

5. Übergänge von der Berufsbildung in Beschäftigung<br />

Dieses Themenfeld wird relativ intensiv aus der Sicht der Arbeitsmarktforschung und der<br />

Personalökonomie behandelt. In der Berufsbildungsforschung besitzt hier die Beschreibung und<br />

Analyse der Ausbildungs‐ und Übernahmebereitschaft der Ausbildungsbetriebe eine wichtige<br />

Bedeutung. Zudem wird in diesem Zusammenhang häufig die Bedeutung und vor allem die<br />

Allokationsfunktion des Ausbildungsberufskonzeptes diskutiert.


Transitions 141<br />

Der dominierende Teil der Berufsbildung in <strong>Deutschland</strong>, das Duale System der beruflichen<br />

Erstausbildung, ist eng an die Situation auf dem Arbeitsmarkt und die konjunkturelle<br />

Entwicklung geknüpft (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung <strong>2009</strong>, S. 173 ff). Prinzipiell erfolgt<br />

eine unmittelbare Abstimmung zwischen der betrieblichen Auftrags‐ und<br />

Beschäftigungssituation und der Entscheidung für oder gegen die Ausbildung von jungen<br />

Erwachsenen für den eigenen Fachkräftenachwuchs. Dieses Strukturmerkmal trägt dazu bei,<br />

dass eine relativ ausgeprägte Kopplung zwischen dem Bedarf an Facharbeitskräften und<br />

Ausbildungsplätzen existiert, wodurch die Situation des Übergangs von der Berufsausbildung in<br />

die weiterführende Erwerbsbeschäftigung in quantitativer Hinsicht in <strong>Deutschland</strong> traditionell<br />

relativ gut funktioniert.<br />

Hinzu kommt, dass die Berufsausbildung im Dualen System zwar bezogen auf ein<br />

einzelbetriebsübergreifendes Ausbildungsberufskonzept erfolgt, die betriebliche Qualifizierung<br />

selbst in der Regel jedoch sehr betriebs‐ und auftragsnah stattfindet. Die Absolventen und<br />

Absolventinnen des Dualen Systems übernehmen häufig bereits während der Ausbildungszeit,<br />

insbesondere im dritten Ausbildungsjahr, Teilaufgaben, die ansonsten von Gesellen,<br />

Facharbeitern oder kaufmännischen Angestellten ausgeführt werden. Insofern sind die<br />

Beschäftigungs‐ und Arbeitsmarktfähigkeit und die Voraussetzung für einen erfolgreichen<br />

Übergang in die Beschäftigung in qualitativer Hinsicht traditionell sehr gut. Aus der betrieblichen<br />

Sicht fallen Kosten für die Einarbeitung nach Abschluss der Berufsausbildung sowie die<br />

risikoreiche Akquirierung von Arbeitskräften auf den externen Arbeitsmärkten weg (vgl. Kutscha<br />

2006).<br />

Die ausgeprägte strukturelle Kopplung des Dualen Systems an das Beschäftigungssystem<br />

führt prinzipiell zu Vorteilen beim Übergang an der 2. Schwelle. Gegenüber schulischen<br />

Berufsbildungssystemen werden durch das Duale System mit Blick auf das Beschäftigungssystem<br />

in einem verhältnismäßig hohen Maße die betrieblichen Erwartungen an die systemische<br />

Funktionserbringung der Qualifizierung, Sozialisation, Allokation sowie Absorption erfüllt (vgl.<br />

Kutscha 2006). Diesem komparativen Vorteil, der zumindest bis in die Mitte der 1990er‐Jahre für<br />

<strong>Deutschland</strong> mit einer relativ geringen Jugendarbeitslosenrate einherging, steht der komparative<br />

Nachteil gegenüber, dass die Abschlüsse des Dualen Systems der Berufsausbildung nicht oder<br />

nur sehr begrenzt anschlussfähig an das Bildungs‐ und Hochschulsystem sind.<br />

Allerdings ist der Übergang von der Berufsausbildung in die Beschäftigung in <strong>Deutschland</strong> in<br />

den letzten Jahren deutlich fragiler geworden (vgl. Kock 2008). Auch die deutsche<br />

Jugendarbeitslosenrate bewegt sich mittlerweile in das Mittelfeld der Länder in der<br />

Europäischen Union (vgl. Eurostat 2007). Zum einen ist die Sucharbeitslosigkeit der Absolventen<br />

des Dualen Systems direkt nach Ende der Ausbildung seit 2000 stark angestiegen und erreicht<br />

2005 ca. 36% der erfolgreichen Ausbildungsabsolventen. Zum anderen steigt bereits seit Anfang<br />

der 1990er‐Jahre die Jugendarbeitslosenquote kontinuierlich (vgl. Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008).<br />

Ein wesentlicher Grund für die Verschlechterung der Übergangssituation an der 2. Schwelle<br />

ist in einem veränderten Übernahmeverhalten der Ausbildungsbetriebe zu sehen. Zwischen


142 Dietmar Frommberger<br />

2000 und 2006 gehen die Übernahmequoten deutlich zurück (vgl. Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2008, S. 180 ff). In den ostdeutschen Bundesländern gingen nur gut<br />

zwei Fünftel der dualen Ausbildungsabsolventen und Absolventinnen übernommen.<br />

Grundsätzlich existieren hinsichtlich des betrieblichen Übernahmeverhaltens und der<br />

individuellen Übernahmechancen sehr deutliche regionale, branchen‐, ausbildungsberufs‐ und<br />

betriebsspezifische Unterschiede in <strong>Deutschland</strong>. Allerdings signalisiert die verschlechterte<br />

Übernahmesituation auch Passungsprobleme zwischen Ausbildungsplatzangeboten und<br />

Nachfragen nach beruflichen Kompetenzen und Qualifikationen am Arbeitsmarkt. Ein Anzeichen<br />

dafür ist die fallende Ausbildungsadäquanz, das heißt die wachsende Anzahl von Formen der<br />

Erwerbsbeschäftigung nach Abschluss der Berufsausbildung, die nicht mit dem Berufsfeld der<br />

Erstausbildung übereinstimmen: („Beide Sachverhalte, zum einen längere Suchphasen und<br />

gestiegene Arbeitslosigkeit für einen Teil von Ausbildungsabsolventen, zum anderen ein Drittel<br />

nicht ausbildungsadäquat Beschäftigter, sind hervorstechende Merkmale für Schwierigkeiten im<br />

Übergang von Ausbildung in Beschäftigung, die den Jugendlichen berufliche Flexibilität und hohe<br />

Anpassungsleistungen abverlangen. Beide Sachverhalte zeugen aber auch von beträchtlichen<br />

Passungsproblemen zwischen Ausbildungsstrukturen und Arbeitsmarktnachfrage, die mit dem<br />

tradierten Selbstbild des deutschen Ausbildungssystems als einer Institution, für die aufgrund<br />

der engen Marktbindung der Ausbildung relativ friktionsfreie Übergänge in Beschäftigung<br />

charakteristisch sind, nicht übereinstimmt“) (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008, S.<br />

184 f).<br />

Die Situation für die beruflichen Vollzeitschulen (einschließlich der Angebote im<br />

Übergangssystem) ist dadurch gekennzeichnet, dass über 70 Prozent der vollzeitschulischen<br />

Absolventen und Absolventinnen im Anschluss nicht direkt in den Arbeitsmarkt, sondern in eine<br />

duale Berufsausbildung einmünden. Zur Lösung der Übergangsprobleme sind bildungs‐ und<br />

arbeitsmarktpolitische Strategien vonnöten, die auf die direkte Integration der<br />

Vollzeitschulabsolventen und Absolventinnen in den Arbeitsmarkt abzielen und damit das<br />

Problem der Lehrstellenknappheit nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ entschärfen<br />

(vgl. Ruf 2008). Andererseits existieren etablierte Varianten der beruflichen Vollzeitschulen, die<br />

zu einem relativ friktionslosen Übergang in das Beschäftigungssystem führen.<br />

6. Übergänge im Bildungssystem: Hindernisse und Lösungsansätze<br />

Strukturelle Bedeutung des Berechtigungssystems<br />

Die Übergänge zwischen unterschiedlichen Bildungs‐ und Ausbildungsteilbereichen<br />

unterliegen den diversen Allokations‐ und Selektionsmechanismen sozialer Systeme. Eine<br />

zentrale Bedeutung für die Steuerung der Übergänge besitzen die erworbenen Abschlüsse und<br />

Zertifikate. Schulische Laufbahn und berufliche Entwicklung hängen mithin in einem relativ<br />

hohen Maße vom Erwerb formaler schulischer Berechtigungen ab. Diese Verbindung von<br />

schulischen Abschlüssen und beruflichen Positionszuweisungschancen wird als Meritokratie<br />

oder “Meritokratische Logik” bezeichnet (Lutz 1979).


Transitions 143<br />

Historisch betrachtet stellt die Entwicklung von Schule, Ausbildung und Berechtigungssystem<br />

gemäß der „Meritokratischen Logik“ einen großen Fortschritt gegenüber den traditionellen<br />

absolutistischen Verteilungs‐, Selektions‐ und Aufstiegsprinzipien dar. Doch die alte und neue<br />

Forderung nach „durchlässigen“ Bildungsstrukturen und damit die Forderung nach einer<br />

Verbesserung der Übergänge lässt erkennen, dass die positive Funktion eines<br />

Berechtigungssystems auch nachteilige Wirkungen entfalten kann, so beispielsweise im Falle<br />

steigender individueller Aspirationsbemühungen, die über den Erwerb Erfolg versprechender<br />

Abschlüsse befriedigt werden und schließlich in Summe in einer Inflation der Bildungsabschlüsse<br />

münden. Dadurch werden die „wertvollen“ Abschlüsse wichtiger und zugleich wertloser: Wer<br />

keinen weiterführenden Abschluss erreicht, verliert berufliche und soziale Chancen, wer aber<br />

einen weiterführenden Abschluss erreicht, gewinnt nicht in dem Maße Chancen wie mit dem<br />

Zertifikatserwerb erwartet („Qualifikationsparadox“). Informelle Unterscheidungsmerkmale,<br />

institutionelle Zugehörigkeiten und diverse Zusatzleistungen gewinnen an Bedeutung, wodurch<br />

die Funktion des meritokratischen Prinzips ausgehöhlt wird und das qua Geburt gewonnene<br />

soziale Kapitel erneut eine zentrale Bedeutung gewinnt (vgl. dazu aktuell Glaesser 2007;<br />

Konietzka 2007).<br />

Im Zuge der Bildungsexpansion ist dieses „Qualifikationsparadox“ in vielen Staaten sichtbar<br />

geworden und insofern zunächst kein originär deutsches Problem. Dennoch unterscheidet sich<br />

die deutsche Situation dadurch, dass eine sehr enge Verknüpfung zwischen schulischen<br />

und/oder berufsqualifizierenden Abschlüssen und den nachfolgenden Zugängen im Bildungs‐<br />

und/oder Beschäftigungssystem besteht (vgl. Müller/ Shavit 1998). Für die nachfolgenden, sprich<br />

aufnehmenden Institutionen, ist der substanzielle Wert der mitgebrachten Abschlüsse<br />

elementar, da sie traditionell kaum eigene Auswahlmöglichkeiten besitzen.<br />

Die Abschottungen zwischen unterschiedlichen Bildungs‐ und Ausbildungswegen sind also<br />

einerseits das Produkt großer Vielfalt und Heterogenität, die in dem Versuch einer<br />

zielgruppenspezifischen und inhaltlichen Profilierung münden; andererseits besitzen die<br />

grenzziehenden Interessen der Teilhaber chancenreicher Ausbildungsmöglichkeiten eine große<br />

Bedeutung für die Gestaltung der Zugangsoptionen und Zugangshindernisse.<br />

Steigerung der Bildungsmobilität durch Anerkennung und Anrechnung erworbener<br />

Kompetenzen: Möglichkeiten und Grenzen für die berufliche Bildung in <strong>Deutschland</strong><br />

Aus der bildungs‐ und berufsbildungstheoretischen Sicht sind die skizzierten und<br />

knappheitsbedingten Allokations‐ und Selektionsprinzipien an den Schnittstellen im<br />

Bildungssystem problematisch, da sie die Mobilität und damit die individuellen Bildungs‐ und<br />

Ausbildungsverläufe hemmen oder sogar verhindern. Menschen sind lern‐ und<br />

entwicklungsfähig. Sie benötigen die Chance, ihre Potenziale entfalten zu können.<br />

Zugangsbarrieren können sich nachteilig auswirken. Aus der bildungspolitischen Sicht hat derzeit<br />

die Tendenz Hochkonjunktur, dieser Sichtweise zu folgen, insbesondere deswegen, weil die Rate<br />

der Abschlüsse und Übergänge in weiterführende Bildungseinrichtungen vielfach zu gering<br />

erscheint und die Förderung der individuellen Bildungsmobilität zu besseren Ergebnisse führen<br />

soll.


144 Dietmar Frommberger<br />

Es gibt sehr unterschiedliche Ansätze der Förderung der Übergänge an den Schnittstellen.<br />

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen der Frage des Zugangs bzw. der Zulassung zu<br />

weiterführenden Bildungsgängen und der Frage der Anrechnung erworbener Teilleistungen auf<br />

den nachfolgenden Bildungsgang. Für die Verbesserung der Übergänge der Absolventen der<br />

beruflichen Bildung dominiert aktuell der Ansatz, der auf eine Anrechnung der erworbenen<br />

Abschlüsse, Teilabschlüsse bzw. Kompetenzen zielt. Wie in den obigen Ausführungen für die<br />

verschiedenen Schnittstellen gezeigt, besteht die Herausforderung darin, funktionierende und<br />

akzeptable Mechanismen zu entwickeln und zu etablieren, die eine inhaltlich vertretbare,<br />

transparente und verlässliche Anrechnung ermöglichen.<br />

In der Berufsbildungspraxis und im Fachdiskurs werden unterschiedliche Modelle der<br />

Regelung von Zugängen und Anrechnungen realisiert und diskutiert (vgl. Frommberger <strong>2009</strong>).<br />

Eine besondere Herausforderung stellt die Anrechnung von Teilleistungen dar. So sind<br />

beispielsweise die Übergänge von der Berufsbildung in die Hochschulbildung in den<br />

Bundesländern und an den Hochschulen ganz überwiegend reine Zugangs‐ bzw.<br />

Zulassungsregelungen, die nicht mit Anrechnungsmodalitäten verknüpft sind. Gleichwohl gibt es<br />

hierzu eine weitreichende Regelung durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2002), wonach bis<br />

zu 50 Prozent der Anforderungen eines Hochschulstudiums durch Anrechnung außerhalb der<br />

Hochschule erbrachter Leistungen abgedeckt werden können.<br />

Die besondere Schwierigkeit, Teilleistungen aus der beruflichen Bildung innerhalb der<br />

beruflichen Teilsysteme sowie in weiterführenden Bildungsgängen anzurechnen, liegt darin, dass<br />

einzelne Lern‐ und Ausbildungsabschnitte in der beruflichen Bildung, insbesondere in der<br />

betrieblichen Ausbildung, nicht separat bewertet und zertifiziert werden. Die Zielstellung der<br />

Anrechnung von Teilleistungen aus der beruflichen Bildung für die Verbesserung der Übergänge<br />

innerhalb und außerhalb der beruflichen Bildung steht mithin im Konflikt mit der deutschen<br />

Tradition der beruflichen Bildung und „Beruflichkeit“ im Dualen System. Das heißt, dass es sich<br />

in <strong>Deutschland</strong> um ein System der beruflichen Bildung (Duales System) handelt, in welchem<br />

Kompetenzen, Einstellungen und Abschlüsse erworben werden, die mit einer ausgesprochen<br />

hohen Anerkennung auf dem Arbeitsmarkt einhergehen. Die Abschlüsse der FacharbeiterInnen,<br />

Gesellen und Gesellinnen und Fachangestellten besitzen einen starken Gebrauchs‐ und<br />

Tauschwert, es handelt sich traditionell um eine „harte Währung“ im Beschäftigungssystem, die<br />

zum Teil konkurrenzfähig gegenüber akademischen Abschlüssen ist. Ein wesentlicher Grund für<br />

diese Stärke liegt in dem traditionell entwickelten und von den beteiligten Akteuren<br />

akzeptierten ganzheitlichen Ausbildungsberufskonzept, in welchem die unmittelbaren<br />

betrieblichen Arbeits‐ und Lernprozesse mit funktions‐ und betriebsübergreifenden<br />

Ausbildungsanteilen verknüpft werden, um Praxis und Theorie in der Berufsbildung aufeinander<br />

zu beziehen. Im Rahmen der Veränderung und notwendigen Differenzierung der bewährten<br />

Strukturen und Prinzipien ist also in besonderer Weise darauf zu achten, diese starken<br />

Alleinstellungsmerkmale des deutschen Berufsbildungssystems nicht zu verlieren<br />

Grundsätzlich liegt für <strong>Deutschland</strong> das wohl stärkste Hindernis auf dem Weg zur<br />

Verbesserung der Übergänge darin, dass Absolventen und Absolventinnen allgemeiner,


Transitions 145<br />

hochschulischer und beruflicher Bildung Kompetenzen und Abschlüsse erwerben, die nicht<br />

aufeinander bezogen sind und wegen des Fehlens abgestimmter Kriterien kaum valide<br />

miteinander verglichen werden können. Es mangelt an einer Art gemeinsamer deutscher und<br />

europäischer „Währung“, die es erlauben würde, erworbene individuelle Kompetenzen und<br />

Leistungen aus dem Bildungs‐ und Berufsbildungssystem transparent auszuweisen und mit<br />

akzeptierten Anerkennungen und Anrechnungen in alternativen, weiterführenden in‐, aber auch<br />

ausländischen Teilsystemen zu verknüpfen.<br />

Daneben sind es vor allem die folgenden Punkte, die den Prozess der Anrechnung<br />

erschweren (vgl. Frommberger <strong>2009</strong>):<br />

Übergänge werden – insbesondere mit Blick auf die Frage der Anrechnung – dadurch<br />

erschwert, dass innerhalb und zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen und<br />

Bildungsstufen a) unterschiedliche Inhalte gelernt werden, b) auf unterschiedlichen<br />

Anspruchsniveaus gelernt wird und c) unterschiedliche Ausbildungsziele angestrebt werden.<br />

Es bestehen also große Vorbehalte bei den handelnden und entscheidenden Akteuren<br />

dahingehend, Lernleistungen, die fachlich und hinsichtlich des Ausbildungsniveaus und der<br />

Ausbildungsziele unterschiedlich definiert sind, für einen anderen Bildungsgang anzuerkennen.<br />

Die Ausbildungskulturen an verschiedenen Lernorten, die sich in der Art und Weise der<br />

Ausbildungs‐ und Lernprozesse widerspiegeln, sind disparat. So können stärker<br />

erfahrungsgebundene stärker theoriebezogenen Lernmilieus gegenüber stehen.<br />

Es ist nicht immer klar, worin der Nutzen der Anerkennung/Anrechnung für die beteiligten<br />

Akteure in der beruflichen Bildung besteht. Teilweise liegen auch kollidierende Interessen vor.<br />

Während der Vorteil für die Absolventen und Absolventinnen aufgrund einer Zeit‐ und<br />

Kostenersparnis evident erscheint, dominiert speziell für die Ausbildungsbetriebe in vielen Fällen<br />

die Skepsis gegenüber möglichen oder gar notwendigen Anrechnungsmechanismen, da etwa<br />

eine Verkürzung der Ausbildungszeit nicht immer im Interesse der Ausbildungseinrichtung liegt.<br />

Ein weiterer Grund, der den Übergang erschwert, liegt in der Unkenntnis des anderen<br />

Systems oder Teilsystems. Daraus erwächst Misstrauen. Das Misstrauen ist vor allem bezogen<br />

auf die Frage der Qualität der Abschlüsse.<br />

Eine wichtige Ursache liegt in dem ausgeprägten Berechtigungssystem, speziell in<br />

<strong>Deutschland</strong>, in dem traditionell die mitgebrachten Leistungen aus einem zuvor durchlaufenden<br />

Bildungsgang als eine valide Prognose für die angenommenen zukünftigen Fähigkeiten<br />

verstanden werden. Damit sind Zugänge in einem hohen Maß an mitgebrachte Abschlüsse<br />

gebunden.<br />

Schließlich sind es die Traditionen gewachsener Abschottungen zwischen den Teilsystemen<br />

sowie die Interessen bzw. Überzeugungen der Akteure, die eine Durchlässigkeit erschweren.<br />

Eine besondere Herausforderung stellt die Anrechnung von Leistungen zwischen<br />

unterschiedlichen Anspruchsniveaus dar. Es ist häufig der Fall, dass Lerninhalte in


146 Dietmar Frommberger<br />

unterschiedlichen Bildungsgängen bzw. Prüfungen zwar große Ähnlichkeiten aufweisen, die<br />

Form des Erwerbs und der damit gewonnenen Kompetenzen jedoch unterschiedlich ist. Ebenso<br />

schwierig ist die Anrechnung von Leistungen für fachlich sehr spezielle Bildungsgänge und<br />

Abschlüsse. Je mehr ein Bildungsgang und ein Abschluss auf die Ausübung einer speziellen<br />

beruflichen Tätigkeit zielt und gegebenenfalls sogar als ein reglementierter Beruf geführt wird,<br />

desto schwieriger ist die Anrechnung der Leistung aus „fremden“ Bereichen.<br />

Learning Outcomes – ein aktueller Ansatz zur Förderung der Übergänge<br />

Eine aktuelle Curriculumstrategie, die auch einen Beitrag zur Lösung der<br />

Anerkennungsproblematik leisten und damit die Übergänge zwischen den Bildungssystemen und<br />

Bildungsteilbereichen fördern soll, stellt die Orientierung an den sogenannten „Learning<br />

Outcomes“ dar. Die Kodifizierung der Aus‐ und Weiterbildungsprofile und die Steuerung der<br />

gewünschten Lernprozesse soll nicht primär – wie gewohnt – auf der Basis der Angaben zu den<br />

fachlichen Inhalten, Lernzielen, Lernzeiten und Lernorten erfolgen („Inputs“), sondern mittels<br />

der Formulierung von „Lernergebnissen“, die für den Erwerb von Abschlüssen, Zertifikaten und<br />

Anrechnungsberechtigungen durch das Individuum in standardisierten Evaluationsprozessen<br />

nachgewiesen werden müssen. In den „Lernergebnissen“ bzw. „Outcomes“ werden die<br />

Kenntnisse, das Verständnis und die Fähigkeiten formuliert, die als Grundlage für die Erfassung<br />

und Bewertung der individuell erworbenen Kompetenzen dienen sollen. Je nachdem, wie die<br />

„Outcomes“ formuliert werden, wird es möglich, von strukturellen und inhaltlichen<br />

Unterschieden zu abstrahieren und die individuellen Verhaltensdispositionen verstärkt in den<br />

Vordergrund zu rücken. Damit sollen die diversen Formen und Institutionen für den Erwerb der<br />

gewünschten Kompetenzen an Bedeutung verlieren, um verstärkt informelle und non‐formale<br />

Lernprozesse für das Gesamtsystem allgemeiner und beruflicher Bildung berücksichtigen zu<br />

können.<br />

Eine besondere Herausforderung im Zusammenhang mit der Outcome‐Orientierung liegt<br />

darin, die verbindlichen Standards für die Möglichkeit des Erwerbs der gewünschten<br />

Kompetenzen zu gewährleisten. Je weniger die Ziele der allgemeinen und beruflichen Bildung<br />

inhaltlich und fachlich bestimmt bleiben und je weniger Vorgaben und Rahmenbedingungen zu<br />

den Lernorten, Lernprozessen und Lernzeiten erfolgen, desto mehr liegt die Verantwortung für<br />

die Lernprozesse bei den Individuen. Diese grundsätzlich als positiv einzuschätzende Möglichkeit<br />

der Entfaltung und Einbringung individueller Bildungs‐ und Berufslaufbahnen kann zugleich dazu<br />

führen, dass diejenigen, die in einem höheren Maße eine institutionelle Unterstützung für die<br />

Entwicklung ihrer Bildungspotentiale benötigen, benachteiligt und gegebenenfalls ihrer Chancen<br />

beraubt bleiben. Diese „Öffnung“ der Bildungs‐ und Ausbildungsstrukturen kann also auch zu<br />

einem offenen Wettbewerb zwischen den BildungsteilnehmerInnen führen. Daher setzt eine<br />

curriculare Orientierung an den Outcomes voraus, dass eine Bindung an den strukturellen<br />

Rahmenbedingungen der Ausbildungsprozesse erhalten bleibt und die Outcomes vielmehr<br />

ausschließlich unter der didaktischen Perspektive dazu dienen, die Lernprozesse stärker in den<br />

Zusammenhang mit der Erreichung der individuellen Verhaltens‐ und Dispositionsspielräumen<br />

zu stellen. Nur so können Outcomes den Erfolg gewünschter Lernprozesse erhöhen. Outcomes


Transitions 147<br />

dürfen aber nicht dazu beitragen, dass die Verantwortung für die Bildungsstandards in eine<br />

Beliebigkeit abschweift. Durchlässigkeit und die Entkopplung von Abschlüssen und<br />

Ausbildungswegen erfordern daher mindestens eine Standardisierung der Nachweisverfahren<br />

zur Erfassung, Dokumentation, Bewertung und Zertifizierung; ansonsten werden Abschlüsse<br />

erworben, die nicht den Kompetenzstandard gewährleisten, der nachfolgend vorausgesetzt<br />

wird.<br />

Zentral ist diesem Ansatz, die learning outcomes nicht mehr in der Gestalt von Abschlüssen,<br />

sondern als erreichte Kompetenzen zu messen. Da über die traditionellen Input‐Regelungen<br />

auch eine Qualitätssicherung der formalen Bildungsgänge stattfand, müssen nun darüber hinaus<br />

auch neue Qualitätssicherungsinstrumente und ‐verfahren, die der Outcome‐Orientierung<br />

Rechnung tragen, erprobt und etabliert werden. Die traditionelle Input‐Orientierung in<br />

Verbindung mit dem Ausbildungsberufsprinzip führt auch dazu, dass in der deutschen Diskussion<br />

die Akkumulation von Lerneinheiten unabhängig von der Art ihres Erwerbs zu einer Qualifikation<br />

sehr skeptisch betrachtet wird, da eine „Beliebigkeit“ des Qualifikationserwerbs befürchtet wird<br />

(vgl. Frommberger <strong>2009</strong>).<br />

Abschlussbemerkungen<br />

Vernachlässigt wird in der Diskussion um die Verbesserung der Übergänge der Ansatz, der<br />

auf die Entwicklung des Wissens und der Fähigkeiten in den vorgängigen Bildungs‐ und<br />

Ausbildungsprozessen zielt. Die Öffnung über Zulassung und Anrechnung allein führt sehr<br />

wahrscheinlich zu wachsenden Erlebnissen des Scheiterns, falls die benötigten Kompetenzen<br />

nicht erworben werden konnten. Da die faktische Bildungsmobilität, etwa mit Blick auf die<br />

europäische Mobilität in der beruflichen Bildung oder hinsichtlich der Übergänge zwischen der<br />

Berufsbildung und Hochschulbildung, ausgesprochen gering bleibt, ist zu fragen, welche<br />

Maßnahmen ergriffen werden, um den Zielgruppen nicht nur die Berechtigung, sondern auch<br />

diejenigen Kenntnisse und Kompetenzen zu vermitteln, die für eine erhöhte<br />

Mobilitätsbereitschaft und ‐fähigkeit als zwingend notwendig erscheinen. Die Förderung der<br />

Übergänge, ja immer auch zum Zwecke der Reduzierung sozialer Selektions‐ und<br />

Segmentationsmechanismen, ist als problematisch einzuschätzen, solange den Absolventen und<br />

Absolventinnen nicht die Möglichkeit offeriert wird, diejenigen Kompetenzen zu erwerben, die<br />

sie in den nachfolgenden Bildungsgängen und Karriereoptionen benötigen (Stichwort „materiale<br />

Chancengleichheit“).<br />

Bezogen auf den zuletzt genannten Aspekt sind Studien notwendig, mit denen<br />

Übergangsverläufe sowie Übergangsbereitschaften nicht nur quantitativ erfasst, sondern auch<br />

qualitativ analysiert werden. Damit ‐ so ist zu erwarten – können vermehrt Hinweise zu den<br />

individuellen und strukturellen Bedingungen gewonnen werden, die zu erfolgreichen bzw.<br />

weniger erfolgreichen Übergängen führen.


148 Dietmar Frommberger<br />

7. Bibliografie<br />

Artelt, C. / Stanat, P. / Schneider, W. / Schiefele, U. (2001): Lesekompetenz: Testkonzeption<br />

und Ergebnisse. In: Baumert, J. / Klieme, E./ Neubrand, M. / Prenzel, M. / Schiefele, U.<br />

/ Schneider, W. / Stanat, P. / Tillmann, K.‐J. / Weiß, M. (Hrsg.): PISA 2000:<br />

Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich.<br />

Opladen, S. 69‐137.<br />

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2008): Bildung in <strong>Deutschland</strong> 2008. Ein<br />

indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den<br />

Sekundarbereich I. Bielefeld 2008.<br />

http://www.bildungsbericht.de/daten2008/bb_2008.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Backes‐Gellner, U. (1996): Betriebliche Bildungs‐ und Wettbewerbsstrategien im deutsch‐<br />

britischen Vergleich. Ein Beitrag der Personalökonomie zur internationalen<br />

Betriebswirtschaftslehre. München.<br />

Beicht, U. / Friedrich, M. / Ulrich, J. G. (Hrsg.) (2008): Ausbildungschancen und Verbleib von<br />

Schulabsolventen. Bielefeld.<br />

BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) (2005): Berufsbildungsgesetz. Bonn.<br />

http://www.bmbf.de/pub/bbig_20050323.pdf [cited 10/10/<strong>2009</strong>]<br />

BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) (2008): Berufsbildungsbericht. Bonn.<br />

http://www.bmbf.de/pub/bbb_08.pdf [cited 10(08/<strong>2009</strong>]<br />

Bohlinger, Sandra (2004): Der Benachteiligtenbegriff in der beruflichen Bildung. In: Zeitschrift<br />

für Berufs‐ und Wirtschaftspädagogik, 230 – 241.<br />

Bojanowski, A.; Eckardt, P.; Ratschinski, G. (2005): Annäherung an die<br />

Benachteiligtenforschung. Verortungen und Strukturierungen. In: Bojanowski, A. /<br />

Ratschinski, G. / Straßer, P. (Hrsg.) (2005): Diesseits vom Abseits – Studien zur<br />

beruflichen Benachteiligtenförderung. Bielefeld, S.10‐40.<br />

Bojanowski, Arnulf (2006): Ergebnisse und Desiderata zur Förderung Benachteiligter in der<br />

Berufspädagogik – Versuch einer Bilanz. In: Zeitschrift für Berufs‐ und<br />

Wirtschaftspädagogik 102 (2006) 2.<br />

Brauns, H. / Müller, W. / Steinmann, S. (1997): Educational Expansion and Returns to<br />

Education. A comparative study on Germany, France, the UK, and Hungary.<br />

Mannheim.<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (<strong>2009</strong>): Datenreport zum Berufsbildungsbericht <strong>2009</strong>.<br />

Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn.<br />

http://datenreport.bibb.de/ [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Bundesverband der Deutschen Arbeitgeberverbände (2003). Auswertung der BDA‐Branchen‐<br />

Umfrage zur Ausbildungsplatzsituation 2003. Berlin: Bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände.<br />

Deutsche Industrie‐ und Handelskammer (2005). Ausbildung 2005. Ergebnisse einer Online‐<br />

Unternehmensbefragung im Mai 2005 . Berlin: Deutsche Industrie‐ und


Transitions 149<br />

Handelskammer. http://www.dihk.de/inhalt/download/Ausbildung2005.pdf [cited<br />

10/10/<strong>2009</strong>]<br />

Doering, S. / Hanft, A.: Studium für beruflich Qualifizierte. In: Buhr, R. u. a. (Hrsg.) (2008):<br />

Durchlässigkeit gestalten! Wege zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung.<br />

Münster u. a., S. 176‐186.<br />

Dorn, B. / Nackmeyer, T. (2004). Ausbildung: So entstehen mehr Lehrstellen. Arbeitgeber, 56<br />

(10), 23‐25.<br />

Drexel, I. (1993): Das Ende des Facharbeiteraufstiegs? Neue mittlere Bildungs‐ und<br />

Karrierewege in <strong>Deutschland</strong> und Frankreich ‐ ein Vergleich. Frankfurt a. M. / New<br />

York.<br />

Eberhard, V. (2006): Das Konzept der Ausbildungsreife – ein ungeklärtes Konstrukt im<br />

Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen. Bonn: Schriftenreihe des Bundesinstituts<br />

für Berufsbildung, Nr. 83.<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_83_konzept_der_ausbildungsreife.pdf<br />

[cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Eckert, T. (2007) (Hrsg.): Übergänge im Bildungswesen. Münster.<br />

Ehrental, B.; Eberhard, V.; Ulrich, J. G. (2005): Ausbildungsreife – auch unter Fachleuten ein<br />

heißes Eisen. Ergebnisse des BIBB‐Expertenmonitors. Bonn: Bundesinstitut für<br />

Berufsbildung. http://www.bibb.de/de/21840.htm [cited 26/05/<strong>2009</strong>]<br />

Euler, Dieter/Eckart Severing (2007): Flexible Ausbildungswege in der Berufsbildung.<br />

Nürnberg.<br />

http://www.bmbf.de/pub/Studie_Flexible_Ausbildungswege_in_der_Berufsbildung.p<br />

df [cited 10710/<strong>2009</strong>]<br />

Eurostat (2007): Arbeitslosigkeit in der EU. Statistisches Amt der Europäischen<br />

Gemeinschaften.<br />

Feller, G. (2004): Ausbildungen an Berufsfachschulen – Entwicklungen, Defizite und Chancen.<br />

In: BWP 33, 4, S. 48–52. http://www2.bibb.de:8080/bwp/pdf/artikel/BWP‐2004‐H4‐<br />

48ff.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Friedrich, M. (2008): Berufliche Pläne und realisierte Bildungs‐ und Berufswege nach<br />

Verlassen der Schule. Ergebnisse der BIBB‐Schulabgängerbefragungen 2004 bis 2006<br />

(Wissenschaftliche Diskussionspapiere des Bundesinstituts für Berufsbildung). Bonn.<br />

Friese, M. / Siecke, B. (2008): Benachteiligtenförderung und berufliche Integration von<br />

(jungen) Menschen mit Behinderungen – kooperative und interdisziplinäre<br />

Perspektiven der Berufspädagogik. In: Münk, D. et al. (Hrsg.): Modernisierung der<br />

Berufsbildung. Neue Forschungserträge und Perspektiven der Berufs‐ und<br />

Wirtschaftspädagogik. Opladen, S. 207‐216.<br />

Frommberger, D. (1999): Zur Anbindung beruflicher Weiterbildung an den tertiären Bereich<br />

des nationalen Bildungssystems. Ein Beitrag zur Berufsbildungsforschung in deutsch‐<br />

niederländischer Perspektive. Markt Schwaben.


150 Dietmar Frommberger<br />

Frommberger, D. (2006): Berufliche Bildung in Europa. Entwicklungen im Vergleich. In: Lisop,<br />

I. (Hrsg.): Der Europäische Qualifizierungsweg ‐ kritische Zwischenbilanz der<br />

Deutschen Entwicklung. Frankfurt, 87‐138.<br />

Frommberger, D. (2006b): Europa: Europäische Berufsbildungspolitik (1). In: Lauterbach,<br />

Uwe u. a. (Hrsg.): Internationales Handbuch der Berufsbildung (IHBB). Bielefeld.<br />

Frommberger, D. (<strong>2009</strong>): Durchlässigkeit in Bildung und Berufsbildung: Begriff,<br />

Begründungen, Modelle und Kritik. In: Diettrich, A./ Frommberger, D. / Klusmeyer, J.<br />

(Hrsg.): Akzentsetzungen in der Berufs‐ und Wirtschaftspädagogik. In: Berufs‐ und<br />

Wirtschaftspädagogik – online, Profil 2<br />

http://www.bwpat.de/profil2/frommberger_profil2.shtml [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Frommberger, D. (<strong>2009</strong>b): Ausbildungsreife und Ausbildungsfähigkeit beim Übergang von der<br />

Allgemeinbildung in die Berufsbildung. Magdeburger Schriften der Berufs‐ und<br />

Wirtschaftspädagogik, Heft 1. Lehrstuhl Berufspädagogik der Universität Magdeburg.<br />

Gaupp, Nora [et al.](2008): Von der Hauptschule in Ausbildung und Erwerbsarbeit:<br />

Ergebnisse des DJI‐Übergangspanels. Bonn (BMBF). 2008.<br />

http://www.bmbf.de/pub/dji_uebergangspanel.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Glaesser, J. (2007): Soziale und individuelle Einflüsse auf den Erwerb von<br />

Bildungsabschlüssen. Konstanz.<br />

Hanft, A. / Knust, M. (Hrsg.) (2008): Weiterbildung im Elfenbeinturm?! Münster u. a.<br />

Harney, K. / Kissmann, G. (2000): Maßstabsbildung, lokale Anpassung und hochschulischer<br />

Raumgewinn: Europa als Umwelt der beruflichen Ausbildung in <strong>Deutschland</strong>. In:<br />

Forschungsinstitut für Arbeiterbildung (Hrsg.): Jahrbuch Arbeit, Bildung, Kultur; Bd.<br />

18. Recklinghausen, S. 43‐68.<br />

Heidenreich, M. (1991): Bildungsexpansion und Informatisierungsprozesse – Ein Drei‐Länder‐<br />

Vergleich. In: Soziale Welt 42, S. 46‐67<br />

Industrie‐ und Handelskammer zu Schwerin (2002): Die Qualifikation der Schulabgänger aus<br />

der Sicht der Unternehmen. Eine Umfrage der IHK zu Schwerin zur<br />

Ausbildungssituation und zur Qualifikation der Schulabgänger. Schwerin: Industrie‐<br />

und Handelskammer zu Schwerin.<br />

Institut der Deutschen Wirtschaft (2003): Angebotsrückgang am Ausbildungsmarkt: Ursachen<br />

und Maßnahmen. iw‐trends 2/2003.<br />

http://www.iwkoeln.de/Portals/0/pdf/trends02_03_6.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

KMK (2002) (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der<br />

Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>): Anrechnung von außerhalb des Hochschulwesens<br />

erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten auf ein Hochschulstudium. Bonn.<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/pdf/PresseUndAktuelles/2003/anrechnung.pdf [cited<br />

10/08/<strong>2009</strong>]<br />

KMK (2006) (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der<br />

Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>): Vereinbarung über die Schularten und Bildungsgänge


Transitions 151<br />

im Sekundarbereich I (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 03.12.1993 i.d.F.<br />

vom 02.06.2006). Bonn.<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/pdf/PresseUndAktuelles/Beschluesse_Veroeffentlichu<br />

ngen/allg_Schulwesen/Schulart_Bildungsg_Sek1.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

KMK (2006b) (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der<br />

Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>): Synoptische Darstellung der in den Ländern<br />

bestehenden Möglichkeiten des Hochschulzugangs für beruflich qualifizierte<br />

Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung auf der Grundlage<br />

hochschulrechtlicher Regelungen. Bonn.<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2007/2007_10_01‐<br />

Synopse‐Hochschulzugang‐ohne‐Abi.pdf [cited 10/09/<strong>2009</strong>]<br />

Kock, K. (2008): Auf Umwegen in den Beruf : Destandardisierte und prekäre Beschäftigung<br />

von Jugendlichen an der zweiten Schwelle ‐ eine Auswertung empirischer Befunde.<br />

Dortmund ( Sozialforschungsstelle Dortmund). http://www.sfs‐<br />

dortmund.de/odb/Repository/Publication/Doc%5C1070%5Cbadf_band_162.pdf [cited<br />

10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2008): Vorschlag für eine Empfehlung des<br />

Europäischen Parlaments und des Rates zur Einrichtung des Europäischen<br />

Leistungspunktesystems für die Berufsbildung (EC<strong>VET</strong>). Brüssel.<br />

http://www.decvet.net/files.php?dl_mg_id=13&file=dl_mg_1215708936.pdf [cited<br />

10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Köller, O./Watermann, R./Trautwein, U./Lüdtke, O. (Hrsg.) (2004): Wege zur Hochschulreife<br />

in Baden‐Württemberg. Opladen.<br />

Konietzka, D. (2007): Berufliche Ausbildung und der Übergang in den Arbeitsmarkt. In:<br />

Becker, R. / Lauterbach, W. (Hrsg.): Bildung als Privileg: Erklärungen und Befunde zu<br />

den Ursachen der Bildungsungleichheit. Wiesbaden, S. 273‐302.<br />

Konsortium Bildungsberichterstattung (2006): Bildung in <strong>Deutschland</strong>. Ein<br />

indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Bielefeld<br />

2006. http://www.bildungsbericht.de/daten/gesamtbericht.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Kruse, W. / Strauß, J. / Braun, F. / ;Müller, M. (2008): Rahmenbedingungen der<br />

Weiterentwicklung des Dualen Systems der beruflichen Bildung. Dortmund<br />

(Sozialforschungsstelle Dortmund, Technische Universität Dortmund).<br />

Kutscha, G. (1995): Integriertes Lernen in berufs‐ und studienbezogenen Bildungsgängen der<br />

Sekundarstufe II. Entwicklungen und Konzepte in der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>.<br />

(Erstellt als Beitrag für das OECD‐Programm Changing Role of Vocational and<br />

Technical Education and Training. New Approaches to Integrated Learning.) Paris<br />

1995.<br />

Kutscha, G. (2003): Zum Verhältnis von allgemeiner und beruflicher Bildung im Kontext<br />

bildungstheoretischer Reformkonzepte ‐ Rückblick und Perspektiven. In: Zeitschrift für<br />

Berufs‐ und Wirtschaftspädagogik 99 (2003) 3, S. 328‐349.


152 Dietmar Frommberger<br />

Kutscha, G. (2005): Berufsvorbereitung im Spannungsfeld zwischen Chancenförderung und<br />

Selektion benachteiligter Jugendlicher. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.):<br />

„Wir brauchen hier jeden, hoffungslose Fälle können wir uns nicht erlauben“ – Wege<br />

zur Sicherung der beruflichen Zukunft in <strong>Deutschland</strong>. Bielefeld, 71‐94.<br />

Kutscha, G. (2006): Berufsbildung und Beschäftigungssystem. In: Kaiser, F.‐J. / Pätzold, G.<br />

(Hrsg.): Wörterbuch Berufs‐und Wirtschaftspädagogik. Bad Heilbrunn (2. Auflage), S.<br />

113‐118.<br />

Kutscha, G. (<strong>2009</strong>): Durchlässigkeit und Aufstieg über den Weg der Berufsausbildung im<br />

Dualen System? – Schrittmacher zur Verbesserung der Lehrlingsausbildung seit den<br />

Empfehlungen des Deutschen Bildungsrats bis zur Wiedervereinigung – Eine<br />

Retrospektive in kritischer Sicht. In: Pädagogische Rundschau 63(<strong>2009</strong>)2, S. 179‐192.<br />

Lutz, B. (1979): Die Interdependenz von Bildung und Beschäftigung und das Problem der<br />

Erklärung der Bildungsexpansion. In: MATTHES, J. (Hrsg.): Sozialer Wandel in<br />

Westeuropa ‐ Verhandlungen des 19. Deutschen Soziologentages. Frankfurt a. M.<br />

Maurice, M. / Sellier, F. / Silvestre, J.‐J. (1979): Die Entwicklung der Hierarchie in<br />

Industrieunternehmen. Ein Vergleich Frankreich‐Bundesrepublik. In: Soziale Welt 30,<br />

S. 295‐327.<br />

Memorandum „Zur Professionalisierung des pädagogischen Personals in der<br />

Integrationsförderung aus berufsbildungswissenschaftlicher Sicht“ der Sektion Berufs‐<br />

und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft<br />

(2008). http://www.good‐<br />

practice.de/memorandum_integrationsfoerderung_0409.pdf [cited 16/07/<strong>2009</strong>].<br />

Mucke, K. / Schwiedrzik, B. (1995): Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung.<br />

Hochschulzugang für Berufserfahrene ‐ Stellungnahmen und Vorschläge.<br />

Herausgegeben vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Berlin 1995.<br />

Müller, W./ Shavit, Y. (1998): Bildung und Beruf im institutionellen Kontext. Eine ver‐<br />

gleichende Studie in 13 Ländern. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 1, 4, 501‐<br />

533.<br />

OECD (Organisation für Economic Cooperation and Development) (2008): Bildung auf einen<br />

Blick: OECD‐Indikatoren. Bielefeld.<br />

Ruf, M. (2008): Akzeptanz vollzeitschulischer Berufsabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Übergangsprobleme, Ursachen und Erklärungsansätze der Berufsbildungsforschung.<br />

Saarbrücken.<br />

Trautwein, U. / Lüdtke, O. / Becker, M. / Neumann, M. / Nagy, G. (2008): In: Schlemmer, E. /<br />

Gerstberger, H. (Hrsg.): Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen<br />

Wissenschaft, Politik und Praxis. Wiesbaden, S. 91‐108.<br />

Troltsch, K./ Walden, G. (2007): Beschäftigungssystem dominiert zunehmend<br />

Ausbildungsstellenmarkt. Zur Responsivität des dualen Ausbildungssystems. In:<br />

Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 36, H. 4, 5‐9.


Transitions 153<br />

Ulrich, J. G. (2008): Jugendliche im Übergangssystem‐ ein Bestandsaufnahme. In: Berufs‐und<br />

Wirtschaftspädagogik –online, bwp@spezial4<br />

http://www.bwpat.de/ht2008/ws12/ulrich_ws12‐ht2008_spezial4.pdf [cited<br />

10/08/<strong>2009</strong>]<br />

Werner, D. / Neumann, D. / Schmidt, J. (2008): Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang<br />

von der Schule in die Arbeitswelt. Eine Studie zu den direkten und indirekten Kosten<br />

des Übergangsgeschehens sowie Einspar‐ und Wertschöpfungspotenzialen<br />

bildungspolitischer Reformen. DIW Köln. http://www.bertelsmann‐<br />

stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_26143_26517_2.pdf [cited 10/08/<strong>2009</strong>].<br />

Wolter, A. (1987): Das Abitur. Eine bildungssoziologische Untersuchung zur Entstehung und<br />

Funktion der Reifeprüfung. Oldenburg.<br />

Wolter, A. (2008): Aus Werkstatt und Büro in den Hörsaal? Anrechnung beruflicher<br />

Leistungen und Kompetenzen auf das Studium als bildungspolitisches Projekt. In:<br />

Buhr, R. u. a. (Hrsg.) (2008): Durchlässigkeit gestalten! Wege zwischen beruflicher und<br />

hochschulischer Bildung. Münster u. a., S. 81‐9


154<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

abH Ausbildungsbegleitende Hilfen<br />

AES Adult Education Survey<br />

AEVO Ausbildereignungsverordnung<br />

AFBG Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz<br />

AGBFN Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz<br />

AZWV Anerkennungs‐ und Zulassungsverordnung – Weiterbildung<br />

BA Bundesagentur für Arbeit<br />

BAföG Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />

BAVBVO Rechtsverordnung über die Bescheinigung von Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit im<br />

Rahmen der Berufsausbildungsvorbereitung<br />

BBiG Berufsbildungsgesetz<br />

BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

BDBA Bundesverband Deutscher Berufsausbilder<br />

BFB Bundesverband der Freien Berufe<br />

BMAS Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung<br />

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

BQF Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf<br />

BSW Berichtssystem Weiterbildung<br />

BvB Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />

DGB Deutscher Gewerkschaftsbund<br />

DIE Deutsches Institut für Erwachsenenbildung e.V.<br />

DIHK<br />

DJI<br />

Deutscher Industrie‐ und Handelskammertag<br />

Deutsche Jugend Institut<br />

DQR Deutscher Qualifikationsrahmen<br />

ECTS European Credit Transfer System<br />

EC<strong>VET</strong> European Credit System for Vocational Education and Training<br />

ENQA‐<strong>VET</strong> European Network on Quality Assurance in Vocational Education and Training


EQJ Einstiegsqualifizierung Jugendlicher<br />

EQF European Qualifications Framework<br />

ESF<br />

GDR<br />

GWK<br />

HEI<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

German Democratic Republic<br />

Gemeinsame Wissenschaftskonferenz<br />

Higher Education Institution<br />

HRK Hochschulrektorenkonferenz<br />

HwO Handwerksordnung<br />

IAB Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung<br />

IHK Industrie‐ und Handelskammer<br />

IKBB Innovationskreis Berufliche Bildung<br />

IKWB Innovationskreis Weiterbildung<br />

INQA Initiative Neue Qualität der Arbeit<br />

ISCED Internationale Standardklassifikation für das Bildungswesen<br />

IW Institut der deutschen Wirtschaft<br />

KMK Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong><br />

NEC National Europass Centre<br />

SGB Sozialgesetzbuch [Social Code]<br />

StBa Statistisches Bundesamt<br />

ÜBS Überbetriebliche Berufsbildungsstätte<br />

ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks<br />

ZVEH Zentralverband der Deutschen Elektro‐ und Informationstechnischen Handwerke<br />

ZVEI Zentralverband Elektrotechnik‐ und Elektroindustrie<br />

ZWH Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk<br />

155


156<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Susanne Berger<br />

Magistra Artium im Europaorientierten Bilingualen Unterrichten, Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschafts‐ und Sozialpädagogik der Universität zu Köln,<br />

Projektbetreuerin.<br />

Werdegang: Zwischen 2005 und <strong>2009</strong> Studium der Fächer Französisch, Politikwissenschaft und<br />

Wirtschaftslehre an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. 2005/2006 sechsmonatiger<br />

Auslandsaufenthalt als Fremdsprachenassistentin am Lycée Hélène Boucher und Collège Charles<br />

Peguy Paris. Juli bis September <strong>2009</strong> Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pädagogischen<br />

Hochschule Freiburg, Institut für Berufs‐ und Wirtschaftspädagogik, Abteilung<br />

Wirtschaftspädagogik und Wirtschaftslehre. Seit Juli <strong>2009</strong> Projektbetreuerin des EU‐ Projekts „Fit<br />

for Business – Developing business competencies in school“.<br />

Forschungsschwerpunkt: International‐vergleichende (Berufs‐)bildungsforschung.<br />

Sandra Bohlinger<br />

ist seit <strong>2009</strong> als Professorin für Berufspädagogik an der Universität Osnabrück tätig, nachdem sie<br />

zuvor als Nationale Abgeordnete beim Cedefop, dem Europäischen Zentrum für die Entwicklung<br />

beruflicher Bildung in Thessaloniki (Griechenland) und als Vertretungsprofessorin an der TU<br />

Berlin tätig war. Neben ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten<br />

Karlsruhe und Darmstadt wurde sie 2005 zum Vorstand von eurodoc, dem europäischen Rat für<br />

junge Wissenschaftler, gewählt und erhielt <strong>2009</strong> für ihre Habilitation über<br />

„Kompetenzentwicklung für Europa“ einen Preis für herausragende wissenschaftliche Leitungen.<br />

Ihre Forschungsschwerpunkte sind Europäische Berufsbildungsforschung und ‐politik,<br />

Kompetenzentwicklung sowie Benachteiligung und Inklusion.<br />

Dietmar Frommberger<br />

Dr. rer. pol. habil., Dipl.‐Hdl.<br />

Lehrstuhlinhaber Berufspädagogik an der Otto‐von‐Guericke‐Universität Magdeburg (vgl.<br />

www.ibbp.uni‐magdeburg.de); Forschungsschwerpunkt: International‐vergleichende<br />

Berufsbildungsforschung.<br />

Matthias Pilz<br />

Prof. Dr. Diplom‐Handelslehrer, Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts‐ und Sozialpädagogik an der<br />

Universität zu Köln.<br />

Zwischen 1990 und 1995 Studium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Göttingen,<br />

1992/93 Studium der Ökonomie an der University of Edinburgh/Schottland, 1996 bis 1998<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Wirtschaftspädagogik der TU Dresden, 1999


Promotion an der Universität Konstanz, nach einem Referendariat bis 2002 Lehrkraft an der<br />

Wirtschaftsschule Herrenhausen‐Hannover und Berater für EU‐Bildungsprojekte bei der<br />

Bezirksregierung Hannover, 2002 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für<br />

Wirtschaftspädagogik der Universität St. Gallen/Schweiz, 2005 bis <strong>2009</strong> Professor für<br />

Wirtschaftslehre und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.<br />

Forschungsschwerpunkte: International‐vergleichende Berufsbildungsforschung, Übergangs‐<br />

forschung zwischen Bildungs‐ und Beschäftigungssystem, Lehr‐Lernforschung<br />

Ingrid Wilkens<br />

Dr. ist Volkswirtin und Soziologin. In den vergangenen Jahren arbeitete sie als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an der Universität Hamburg, dem Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI)<br />

Göttingen, dem Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung (IAB), der Universität Erlangen‐<br />

Nürnberg und dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS), Frankfurt, unterbrochen<br />

von einem Forschungsaufenthalt am Social Policy <strong>Research</strong> Centre (SPRC) der University of New<br />

South Wales, Sydney. Die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit lagen auf Arbeitsmarkt, Bildung,<br />

Sozialpolitik sowie auf der Integration von Zugewanderten. Seit kurzem leitet Frau Wilkens das<br />

Referat "Integrationsforschung, Monitoring, Rechtsfragen" am Hessischen Ministerium der<br />

Justiz, für Europa und Integration.<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!