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Kapitel 12, Reinigung und Desinfektion - Wooly Pigs

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landwirtschaftskammer<br />

österreich<br />

www.lfi.at<br />

Qualitätshandbuch für Fleisch<br />

<strong>und</strong> Fleischerzeugnisse aus<br />

bäuerlicher Produktion<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong>: <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Desinfektion</strong>


Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse<br />

aus bäuerlicher Produktion<br />

Dr. Martina Ortner, Dr. Franz Siegfried Wagner<br />

Inhaltsverzeichnis <strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong>, <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Desinfektion</strong><br />

DI Hubert Gernig<br />

<strong>12</strong>. <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong> .............................................................................. 4<br />

<strong>12</strong>.1. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Reinigung</strong>...................................................................................................... 4<br />

Ziele der <strong>Reinigung</strong>......................................................................................................................... 5<br />

Angaben auf Etiketten <strong>und</strong> Sicherheitsdatenblättern ..................................................................... 7<br />

Wirkung der <strong>Reinigung</strong>skomponenten ........................................................................................... 7<br />

Einflussfaktoren bei <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong> ........................................................................... 8<br />

<strong>12</strong>.2. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Desinfektion</strong>.................................................................................................. 9<br />

<strong>Desinfektion</strong>sverfahren ................................................................................................................... 9<br />

Herausgeber: LK Österreich, Schauflergasse 6, 1014 Wien, vermarktung@lk-oe.at<br />

Gefördert aus Mitteln der EU, des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, Stand: September 2006


<strong>Kapitel</strong>übersicht <strong>und</strong> Gesamtinhaltsverzeichnis<br />

1. Qualität<br />

1.1. Der Begriff „Qualität“<br />

1.2. Dimensionen der Qualität<br />

1.3. Qualitätsansprüche der Konsumenten<br />

1.4. Fleisch <strong>und</strong> Fleischprodukte in der Ernährung<br />

1.5. Qualitätssicherung bei Lebensmitteln<br />

1.6. HACCP<br />

1.7. Qualitätssicherung für bäuerliche Betriebe<br />

2. Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

2.1. Gewerberecht<br />

2.2. Sozialversicherungsrecht<br />

2.3. Haftung, Schadenersatz, Versicherung<br />

2.4. Lebensmittelsicherheits- <strong>und</strong> Verbraucherschutzgesetz (LMSVG)<br />

2.5. Codex alimentarius austriacus<br />

2.6. Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (LMKV)<br />

2.7. Zusatzstoffverordnung<br />

3. Fütterung <strong>und</strong> Rasse<br />

3.1. Einfluss von Fütterung <strong>und</strong> Rasse auf die Qualität von Frischfleisch<br />

3.2. Mastschweinefütterung als Beispiel für eine definierte Fleisch- <strong>und</strong> Fettqualität<br />

3.3. Einfluss der Rasse auf die Qualität von Frischfleisch <strong>und</strong> Dauerwaren (Schwein)<br />

3.4. Schweinerassen<br />

3.5. Qualitätsparameter beim Rind<br />

4. Transport, Schlachtung, Zerlegung, Kühlung<br />

4.1. Transport <strong>und</strong> Unterbringung von lebenden Tieren<br />

4.2. Betäubung <strong>und</strong> Schlachtung<br />

5. Frischfleisch<br />

5.1. Qualitätskriterien<br />

5.2. Fleischreifung<br />

5.3. Fleischfehler<br />

5.4. Verpackung <strong>und</strong> Lagerung<br />

5.5. Haltbarkeit <strong>und</strong> Verderb<br />

5.6. Kennzeichnung<br />

6. Fleischerzeugnisse<br />

6.1. Rohmaterial<br />

6.2. Beschreibung Fleischerzeugnisse (Codex)<br />

6.3. Einteilung Rohmaterial<br />

6.4. Herstellungsrichtlinien<br />

6.5. Haltbarkeit <strong>und</strong> Verderb<br />

6.6. Verpackung <strong>und</strong> Kennzeichnung<br />

6.7. Zusatzstoffe <strong>und</strong> Zusätze<br />

6.8. Grenzwerte (Codex)<br />

6.9. Quantitative Kennzeichnung von Zutaten<br />

6.10. Fleischerzeugnisse aus anderen Tierarten<br />

7. Pökeln<br />

7.1. Die Technologie des Pökelns<br />

7.2. Pökelstoffe <strong>und</strong> ihre Wirkung<br />

7.3. Pökelmethoden<br />

7.4. Die Herstellung der Pökellake<br />

7.5. Pökeldauer


<strong>Kapitel</strong>übersicht <strong>und</strong> Gesamtinhaltsverzeichnis<br />

8. Wursten<br />

8.1. Rohmaterialien für die Wurstherstellung<br />

8.2. Zerkleinerungstechniken bei der Herstellung von Wurstwaren<br />

8.3. Wursthüllen<br />

8.4. Das Füllen<br />

8.5. Die Herstellung von Brühwürsten<br />

8.6. Die Herstellung von Rohwürsten<br />

8.7. Die Herstellung von Kochwürsten<br />

9. Das Reifen von Dauerwaren<br />

9.1. Einflussgrößen bei der Herstellung <strong>und</strong> Lagerung von Dauerwaren<br />

9.2. Die Haltbarkeit von Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnissen<br />

10. Das Räuchern<br />

10.1. Die Technologie des Räucherns<br />

10.2. Inhaltsstoffe <strong>und</strong> technologische Wirkung von Räucherrauch<br />

10.3. Die Entstehung des Räucheraromas<br />

10.4. Die Entstehung der Räucherfarbe<br />

10.5. Die Raucherzeugung<br />

10.6. Verschiedene Räucherverfahren<br />

10.7. Die Räucherkammer<br />

10.8. Räucherfehler <strong>und</strong> ihre möglichen Ursachen<br />

11. Sensorik<br />

11.1. Sensorische Qualität<br />

11.2. DLG-Prüfschemata<br />

<strong>12</strong>. <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

<strong>12</strong>.1. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Reinigung</strong><br />

<strong>12</strong>.2. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Desinfektion</strong><br />

13. Herstellungsabläufe<br />

13.1. Hühner, Puten, Gänse, Enten, Wachteln<br />

13.2. Wild aus Gatterhaltung<br />

13.3. Schweinefleisch, Kaninchenfleisch<br />

13.4. Rindfleisch <strong>und</strong> Rindfleischprodukte<br />

13.5. Würste aus Rind-, Lamm-, Schweine-, Gatterwild-, Ziegenfleisch<br />

13.6. Gepökelte/Gesurte Fleischerzeugnisse aus Rind-, Lamm-, Schweine-, Gatterwild-, Ziegenfleisch<br />

13.7. Geselchte/Geräucherte Fleischerzeugnisse aus Rind-, Lamm-, Schweine-, Gatterwild-,<br />

Ziegenfleisch<br />

14. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen für die Fleischvermarktung<br />

14.1. Übersicht der gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

14.2. Wichtige Internetadressen<br />

14.3. „Leitlinie für eine gute Betriebspraxis <strong>und</strong> die Anwendung der Gr<strong>und</strong>sätze des HACCP in<br />

Schlachthöfen <strong>und</strong> Zerlegungsbetrieben für Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen <strong>und</strong> Pferde<br />

sowie Herstellungsbetrieben von Fleischerzeugnissen“ – Anhang I<br />

14.4. „Lebensmittelcodex: <strong>Kapitel</strong> B 14 Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse“ – Anhang II


<strong>12</strong>. <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

Jede Schlachtung <strong>und</strong> Verarbeitung von rohem Fleisch birgt ein nicht zu unterschätzendes hygienisches<br />

Risiko. Daher sind Gr<strong>und</strong>kenntnisse der Mikrobiologie, sowie Hygieneschulungen unerlässlich.<br />

Oberstes Gebot bei der Erzeugung von Lebensmitteln ist die Einhaltung der Hygienevorschriften in<br />

allen Bereichen (Personal-, Arbeits- <strong>und</strong> Produktionsbereich). Leitlinien <strong>und</strong> Checklisten (siehe Anhang)<br />

sollen die Umsetzung der Hygienevorschriften erleichtern.<br />

Die hygienische Qualität von Frischfleisch ist eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die Herstellung von Fleischerzeugnisse.<br />

Rohprodukte mit zu hohen Keimzahlen können in der Verarbeitung zu Fehlfermentationen<br />

<strong>und</strong> zur Vermehrung von ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Mikroorganismen führen. Es ist daher an<br />

allen Punkten der Verarbeitung auf peinlichste Sauberkeit zu achten– von der Schlachtung <strong>und</strong> Zerlegung<br />

bis zur richtigen Lagerung samt Verkauf des fertigen Produktes. Das Gr<strong>und</strong>prinzip der Hygienevorschriften<br />

ist das Wahrnehmen von Selbstverantwortung <strong>und</strong> Eigenkontrolle. Kritische Kontrollpunkte<br />

im Produktionsprozess <strong>und</strong> Einflussfaktoren, die die Qualität der hergestellten Produkte beeinflussen,<br />

müssen für den eigenen Betrieb erkannt <strong>und</strong> mit geeigneten Maßnahmen überprüft, sowie gegebenenfalls<br />

dokumentiert werden.<br />

Sorgfältige <strong>und</strong> ordnungsgemäße <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong> sind die Basis für die Erzeugung sicherer<br />

Lebensmittel, die den Anforderungen an Produktqualität, Haltbarkeit <strong>und</strong> mikrobiologische Unbedenklichkeit<br />

entsprechen.<br />

Dazu sind nachfolgende Voraussetzungen zu schaffen:<br />

• Personalhygiene (z.B. regelmäßige Schulungen <strong>und</strong> Arbeitsanweisungen für Hilfskräfte)<br />

• Produkthygiene (z.B. Überprüfung der Rohware)<br />

• Produktionshygiene (z.B. Trennung von reinen <strong>und</strong> unreinen Bereichen,...)<br />

• <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong> (z.B. Verwendung entsprechender Mittel, richtiger Einsatz, Hygienepläne,<br />

Aufzeichnungen,...)<br />

• Schädlingsbekämpfung (z.B. Schädlinge am Eindringen hindern, Haustiere von Produktionsräumen<br />

fernhalten, Schließen von Fenstern/Türen)<br />

• Abfallentsorgung (z.B. Müll verschlossen aufbewahren <strong>und</strong> spätestens bei Arbeitsende aus den<br />

Verarbeitungsräumen entfernen)<br />

<strong>12</strong>.1. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Reinigung</strong><br />

Was ist <strong>Reinigung</strong>?<br />

Unter <strong>Reinigung</strong> ist die Entfernung von Produktresten <strong>und</strong> Schmutz im weitesten Sinne zu verstehen.<br />

Mit einer gründlichen <strong>Reinigung</strong> ist auch eine Entfernung eines großen Anteils von Mikroorganismen<br />

<strong>und</strong> ihrer Stoffwechselprodukte verb<strong>und</strong>en. Unlösliche Partikel wie Knochensplitter, Verpackungsreste<br />

etc. werden entfernt. <strong>Reinigung</strong> hat, abgesehen vom ästhetischen <strong>und</strong> psychologischen Stellenwert<br />

die Funktion, Bakterien <strong>und</strong> Pilze mechanisch zu beseitigen bzw. ihnen den Nährboden zu entziehen.<br />

Durch eine gründliche <strong>Reinigung</strong> ist eine beträchtlichen Keimreduktion (50 bis 90 %) möglich. Zeit,<br />

Temperatur, Mechanik <strong>und</strong> Chemie sind die 4 Fakoren, die für eine effektive <strong>Reinigung</strong><br />

ausschlaggebend sind. Wird einer der 4 Faktoren verkleinert, so müssen eine oder mehrere andere<br />

Faktoren vergrößert werden, um den gleichen <strong>Reinigung</strong>seffekt zu erzielen. Verringert man die<br />

Einwirkzeit, so muss eben die mechanische <strong>Reinigung</strong> (Bürsten) verstärkt werden.<br />

4 Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse


<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

Was ist zu reinigen?<br />

Tab. <strong>12</strong>.1 <strong>Reinigung</strong>sverfahren sind abzustimmen auf…<br />

<strong>Reinigung</strong>sverfahren sind abzustimmen auf…<br />

Betriebsstätten Produktionsbetrieb, Verkaufsstätte etc.<br />

Bereiche Warenannahme, Lager, Kühlräume, Produktionsräume, Abfüllung,<br />

Verpackung, Verkaufsräume <strong>und</strong> Aufenthaltsräume, Sanitäranlagen etc.<br />

Einrichtungen Wände, Fußböden, Abflüsse, Lüftung, Fenster, Dunstabzugshauben etc.<br />

Anlagen Abfüllanlage, Waagen, Transport- oder Verpackungsstrecke, Vorratstanks,<br />

Rohrleitungen, Erhitzer etc.<br />

Geräte Kutter, Räucherschrank, Fleischwolf, Schneidemaschinen, Rührwerke,<br />

Kochkessel etc.<br />

Gegenstände Messer, Kisten, Wannen, Geschirr, Bestecke, Schalen etc.<br />

Materialien Keramik, Glas, Kunststoffe, Edelstahl, Leichtmetall etc.<br />

Rückstände Art, Menge, Antrocknungsgrad von: Fetten, Fleisch, Fisch, Milch, Speisen,<br />

Knochenresten, Gräten, Schuppen, Haaren, Splittern, Verpackungsteilen,<br />

Schmutz, Staub, Erde, Pestiziden, Insektiziden etc.<br />

Ziele der <strong>Reinigung</strong><br />

• Verhinderung der Kontaminierung mit „Fremdkörpern“<br />

• Vorbeugung gegen Lebensmittelvergiftungen<br />

• Verbesserung der Lagerfähigkeit von Produkten<br />

• Erzielung <strong>und</strong> Sicherung optimaler Produktqualität<br />

• Verlängerung der Lebensdauer von Anlagen <strong>und</strong> Geräten<br />

• Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit von Anlagen <strong>und</strong> Geräten<br />

• Erfüllung ästhetischer Ansprüche<br />

Tab. <strong>12</strong>.2 Rückstände <strong>und</strong> Reinigbarkeit<br />

Rückstände <strong>und</strong> Reinigbarkeit<br />

Art des Rückstandes Reinigbarkeit Verfahren Hinweise<br />

Zucker, Salz, Blut wasserlöslich auflösen, abspülen<br />

Fette, Öle emulgierbar<br />

Stärke, Eiweiß<br />

zersetzbar,<br />

u.U. aufquellen<br />

alkalischer Reiniger, ausreichend<br />

hohe Temperatur<br />

alkalischer Reiniger, ausreichend<br />

hohe Temperatur<br />

Gerbstoffe, Farbstoffe zersetzbar Oxidationsmittel<br />

Kalk, Steinreste zersetzbar saurer Reiniger<br />

Zellulose, Fasern dispergierbar<br />

Erde, Pappe, Folien,<br />

Glas, Verschlusskappen<br />

unlöslich<br />

alkalischer oder neutraler<br />

Reiniger<br />

vorher entfernen, Schmutzsiebe<br />

vorsehen<br />

Schmelzpunkt muss<br />

überschritten werden<br />

ausreichend lange Einwirkzeit<br />

Säuremenge muss<br />

ausreichen<br />

Magnet,<br />

Siebe reinigen<br />

Je nach Art der Rückstände sind <strong>Reinigung</strong>sverfahren <strong>und</strong> <strong>Reinigung</strong>smittel mit entsprechenden<br />

Eigenschaften auszuwählen. Die Angaben der Hersteller sind zu beachten.<br />

Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse 5


Geeignete <strong>Reinigung</strong>sverfahren<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

Allgemeine Anforderungen<br />

Nach den vorhin angeführten Kriterien sind die am besten geeignetesten <strong>Reinigung</strong>sverfahren <strong>und</strong> -<br />

mittel auszuwählen. In jedem Fall muss als erstes eine Grobreinigung erfolgen.<br />

Wichtig ist, dass bei der <strong>Reinigung</strong> alle kontaminierten Teile, innen <strong>und</strong> außen, erreicht werden.<br />

Arbeitsmaschinen <strong>und</strong> Geräte müssen zerlegt werden, damit keine Toträume vorhanden sind.<br />

Zur Vorreinigung kommt kaltes bis warmes Wasser zur Anwendung. Kaltes Wasser deshalb, weil das<br />

Eiweiß sonst koaguliert Nach erfolgter <strong>Reinigung</strong>, wird abschließend mit Wasser, das<br />

Trinkwasserqualität aufweist, nachgespült, dass alle Rückstände von <strong>Reinigung</strong>s- <strong>und</strong><br />

<strong>Desinfektion</strong>smitteln entfernt sind. Besonders wichtig ist die Trocknung, denn in feuchten Bereichen<br />

können sich Keime ideal vermehren..<br />

Tab. <strong>12</strong>.3 Manuelle <strong>Reinigung</strong>sverfahren<br />

Manuelle <strong>Reinigung</strong>sverfahren<br />

Trockenreinigungsverfahren Nassreinigungsverfahren<br />

• Auskehren<br />

• Abbürsten<br />

• Abspachteln<br />

• Ausblasen<br />

• Ausspritzen<br />

• Abspritzen<br />

• Wischen<br />

• Bürsten<br />

• Einschäumen<br />

• Einweichen<br />

• Tauchen<br />

Bei manuellen <strong>Reinigung</strong>sverfahren wird zwischen Trocken- <strong>und</strong> Nassreinigungsverfahren unterschieden.<br />

In jedem Fall muss eine Verteilung von Schmutz <strong>und</strong> Keimen durch eine <strong>Reinigung</strong>smaßnahme<br />

ausgeschlossen sein. Mechanische Hilfsmittel wie Besen <strong>und</strong> Schrubber müssen einwandfrei sauber<br />

sein, sonst entstehen auf den Borsten <strong>und</strong> Lappen neue Brutstätten für Mikroorganismen. Daher<br />

müssen diese nach der <strong>Reinigung</strong> gründlich gereinigt, desinfiziert <strong>und</strong> trocken gelagert werden.<br />

Schaumreinigung<br />

Bei Schaumreinigern hingegen wird stabiler Schaum zum längeren Einwirken der <strong>Reinigung</strong>skomponenten<br />

eingesetzt, Mobile Niederdruck-Schaumreinigungsgeräte eignen sich besonders für die<br />

Lebensmittelindustrie. Der Schaum ist von trocken bis nass regulierbar <strong>und</strong> kann so eingestellt<br />

werden, dass z.B. mit längeren Einwirkzeiten ein deutlich verbessertes <strong>Reinigung</strong>sergebnis erzielt<br />

wird. Schaumverfahren werden vorzugsweise für vertikale Flächen <strong>und</strong> die Außenreinigung von<br />

Anlagen eingesetzt<br />

Der Schaum haftet optimal auf den angewendeten Flächen <strong>und</strong> löst dabei sämtliche Verschmutzungen<br />

ohne weitere Mechanik <strong>und</strong> ohne dabei andere Einrichtungsgegenstände zu kontaminieren.<br />

Es ist gründlich nachzuspülen, um eine streifenfreie rückstandsfreie Oberfläche zu erhalten.<br />

Hochdruckreiniger sollen im Lebensmittelbereich nicht mehr Verwendung finden, weil durch die<br />

starke Aerosolbildung die Gefahr eine Rekontamination <strong>und</strong> Verteilung von Schadkeimen besteht.<br />

Zwei-Eimer-Wischverfahren mit Wechsel der Mops sowie Sprühverfahren, bei denen Trinkwasser<br />

aus der Leitung mit <strong>Reinigung</strong>smittel versetzt wird, haben sich bewährt. Ausbauteile insbesondere mit<br />

eingetrockneten oder verkrusteten Rückständen werden häufig in entsprechende Reinigerlösungen<br />

eingelegt.<br />

6 Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse


<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

Eigenschaften von <strong>Reinigung</strong>smitteln<br />

Auf den Etiketten von <strong>Reinigung</strong>smitteln stehen die wesentlichen Angaben über das <strong>Reinigung</strong>smittel<br />

<strong>und</strong> dessen korrekter Anwendung. Ausführlichere Informationen enthält das Sicherheitsdatenblatt, das<br />

der Hersteller für jedes seiner Produkte zur Verfügung stellen muss.<br />

Angaben auf Etiketten <strong>und</strong> Sicherheitsdatenblättern<br />

Etikett Sicherheitsdatenblatt<br />

Name<br />

Hersteller<br />

Inhaltsstoffe<br />

Einsatzgebiete<br />

Konzentration<br />

Einwirkzeit<br />

Temperaturbereich<br />

Gefahrenhinweise <strong>und</strong> Sicherheitsratschläge<br />

Warnungen<br />

Name<br />

Hersteller<br />

Inhaltsstoffe<br />

Einsatzgebiete<br />

Angaben zum Einsatz<br />

Gutachten<br />

Angaben zur Toxizität<br />

Angaben für Abwasser<br />

Materialverhalten<br />

Gefahrenhinweise <strong>und</strong> Sicherheitsratschläge<br />

Warnungen<br />

In Be- <strong>und</strong> Verarbeitungsräumen <strong>und</strong> dem Produktionsprozess nachfolgenden Räumen, dürfen nur<br />

<strong>Reinigung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong>smittel verwendet werden, die eine Kennzeichnung haben, dass sie für<br />

den Lebensmittelbereich zugelassen sind.<br />

Prüfen Sie, ob für jedes verwendete <strong>Reinigung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong>smittel folgende Informationen vorliegen:<br />

Gebrauchsanweisung (Konzentration, Temperatur, Einwirkzeit)<br />

ev. Sicherheitsdatenblatt<br />

Nach der Anwendung chemischer <strong>Reinigung</strong>s- oder <strong>Desinfektion</strong>smittel (ausgenommen z.B. auf Alkoholbasis)<br />

muss unbedingt gründlich mit Trinkwasser nachgespült werden!<br />

Wirkung der <strong>Reinigung</strong>skomponenten<br />

Alkalische <strong>Reinigung</strong>smittel<br />

Alkalische Reiniger bewirken eine Aufquellung auch angetrockneter <strong>und</strong> verkrusteter eiweiß- <strong>und</strong><br />

stärkehaltiger Rückstände <strong>und</strong> deren Zersetzung zu löslichen Abbauprodukten. Oxidativ wirkende<br />

Zusätze wie Aktivchlor oder Aktivsauerstoff unterstützen diese Wirkung. Sie bewirken außerdem eine<br />

Zersetzung von Gerb- <strong>und</strong> Farbstoffen.<br />

Saure <strong>Reinigung</strong>smittel<br />

Saure Reiniger werden bevorzugt, wenn es sich um die Entfernung kalkhaltiger Rückstände oder von<br />

Steinen wie Milch-, Wein- oder Bierstein handelt. Oft heißen sie Entkalker oder Steinlöser.<br />

Neutrale <strong>Reinigung</strong>smittel<br />

Neutral eingestellte Produkte (pH-Wert zwischen 6 <strong>und</strong> 8) basieren meist auf Tensiden <strong>und</strong> sind mit<br />

anderen Komponenten, z.B. Enzymen, Lösungsvermittlern, Salzen <strong>und</strong> Schaum stabilisierenden oder<br />

Schaum dämpfenden Zusätzen konfektioniert. Sie werden bevorzugt für empfindliche Oberflächen<br />

<strong>und</strong> manuelle <strong>Reinigung</strong>sverfahren eingesetzt.<br />

Abspülbarkeit<br />

<strong>Reinigung</strong>smittelreste sollten von den Oberflächen leicht abzuspülen sein. Keinesfalls dürfen Reste<br />

verbleiben, die zu einer sensorischen Beeinträchtigung des Lebensmittels führen oder eine toxische<br />

Wirkung haben.<br />

Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse 7


Biologische Abbaubarkeit<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

Alle Komponenten des <strong>Reinigung</strong>smittels müssen entsprechend biologisch abbaubar sein.<br />

Herstellerangaben<br />

Die Herstellerangaben sind zu beachten. Dies betrifft insbesondere die Gefahrenhinweise <strong>und</strong><br />

Sicherheitsratschläge, sowie die Hinweise zur Lagerung <strong>und</strong> Haltbarkeit.<br />

Einflussfaktoren bei <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

Die Effizienz einer <strong>Reinigung</strong>s- <strong>und</strong> einer <strong>Desinfektion</strong>smaßnahme wird von vier besonders wichtigen<br />

Parametern beeinflusst:<br />

• Einwirkzeit<br />

• Chemie durch Art des <strong>Reinigung</strong>smittels <strong>und</strong> Konzentration<br />

• Temperatur<br />

• Art <strong>und</strong> Intensität einer mechanischen Unterstützung<br />

Einflussfaktoren auf den <strong>Reinigung</strong>serfolg:<br />

• Art <strong>und</strong> Menge des Ausgangsschmutzes<br />

• Antrocknungsgrad des Schmutzes<br />

• Qualität des Betriebswassers<br />

• verwendete Materialien<br />

• konstruktiven Merkmale von Geräten <strong>und</strong> Ausstattung<br />

• Beschaffenheit der zu behandelnden Oberflächen<br />

Zusammenwirken der wichtigsten <strong>Reinigung</strong>sfaktoren<br />

Abb: <strong>12</strong>. 1. Einflussfaktoren bei <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

8 Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse


<strong>Kapitel</strong> <strong>12</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Desinfektion</strong><br />

<strong>12</strong>.2. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Desinfektion</strong><br />

Was ist <strong>Desinfektion</strong>?<br />

Unter <strong>Desinfektion</strong> sind Verfahren zu verstehen, die zur Abtötung von Mikroorganismen <strong>und</strong> zur<br />

Reduktion unerwünschter Keime eingesetzt werden, damit diese auf ein Niveau, das erfahrungsgemäß<br />

weder zu einer Beeinträchtigung der Qualität oder der Haltbarkeit von Lebensmittel, noch zu<br />

einer Ges<strong>und</strong>heitsschädigung des Verbrauchers führt.<br />

Eiweißfehler<br />

Eine <strong>Desinfektion</strong>smaßnahme ist um so wirkungsvoller, je sauberer der Gegenstand, die Anlage oder<br />

die Fläche ist. Eine sorgfältige <strong>Reinigung</strong> ev. samt Vorreinigung ist auch unter dem Aspekt der<br />

Wirtschaftlichkeit vor der <strong>Desinfektion</strong> durchzuführen. Die Beeinträchtigung der <strong>Desinfektion</strong>sleistung<br />

durch den so genannten „Eiweißfehler“, d.h. die Abnahme der <strong>Desinfektion</strong>sleistung durch Reaktion<br />

mit eiweißhaltigem Schmutz, beinhaltet unvorhersehbare Risiken.<br />

<strong>Desinfektion</strong>sverfahren<br />

Allgemeines<br />

Bei der <strong>Desinfektion</strong> wird zwischen thermischen Verfahren (Heißwasser) <strong>und</strong> chemischen Verfahren<br />

(kalte oder erhitzte <strong>Desinfektion</strong>smittellösungen) unterschieden.<br />

Das <strong>Desinfektion</strong>sverfahren tötet schädliche <strong>und</strong> unschädliche Mikroorganismen ab. Einige Gruppen<br />

von Mikroorganismen sind unempfindlich (resistent), andere empfindlicher gegenüber einer<br />

<strong>Desinfektion</strong>smaßnahme. Es ist deshalb wichtig zu wissen, von welchen Mikroorganismen (z.B. von<br />

Pilzen, Hefen, Lactophagen) eine besondere Gefahr im Fleischbereich ausgeht.<br />

Thermische <strong>Desinfektion</strong><br />

Eine <strong>Desinfektion</strong> mit Heißwasser bei 85 °C darf nur auf sauberen Oberflächen eingesetzt werden, da<br />

sonst eiweißhaltige Schmutzbestandteile denaturieren. Im denaturierten Eiweiß können Mikroorganismen<br />

überleben. Bereits bei Temperaturen über 45° C denaturiert Eiweiß, wenn nicht gleichzeitig<br />

eine Zersetzung durch <strong>Reinigung</strong>smittel bewirkt wird. Mikrobielle Verunreinigungen können mit freiem<br />

Auge nicht gesehen werden <strong>und</strong> sind nur durch einen Abklatschtest nachweisbar.<br />

Chemische <strong>Desinfektion</strong><br />

Bei chemischen <strong>Desinfektion</strong>sverfahren werden wässrige Lösungen von <strong>Desinfektion</strong>swirkstoffen<br />

eingesetzt. Die Lösungen können durch Einschäumen, Wischen, Bürsten oder Eintauchen mit den<br />

Mikroorganismen in Kontakt gebracht werden <strong>und</strong> diese abtöten.<br />

Alkoholische Präparate werden als Konzentrat aufgesprüht oder zur Händedesinfektion durch<br />

Verreiben auf der Haut eingesetzt. Bei der <strong>Desinfektion</strong> von Kühleinrichtungen ist zu beachten, dass<br />

tiefere Temperaturen längere Einwirkungszeiten des <strong>Desinfektion</strong>smittels erfordern.<br />

Wirklich effektiv ist eine <strong>Desinfektion</strong> nur bei gründlich gereinigten Flächen <strong>und</strong> Gegenständen. Durch<br />

eine entsprechende <strong>Reinigung</strong> erfolgt eine Keimreduktion bis zu 90%, durch eine <strong>Desinfektion</strong> werden<br />

99% der Keime abgetötet. Eine den Herstellerangaben entsprechende Dosierung ist einzuhalten.<br />

Jede Unterdosierung ist mit einer unzureichenden Wirkung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> fördert die Bildung von<br />

Resistenzen bei Mikroorganismen. Alle Flächen <strong>und</strong> Geräte, die mit Lebensmitteln in Berührung<br />

kommen, müssen nach der <strong>Desinfektion</strong> mit Trinkwasser nachgespült werden. Flächen <strong>und</strong><br />

Gegenstände müssen nach Beendigung trocknen – keine Pfützenbildung!<br />

Qualitätshandbuch Fleisch <strong>und</strong> Fleischerzeugnisse 9

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